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German Pages 1192 [1136] Year 2017
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe
Johann Wolfgang Goethe Briefe Historisch-kritische Ausgabe In Verbindung mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur im Auftrag der Klassik Stiftung Weimar Goethe- und Schiller-Archiv herausgegeben von Georg Kurscheidt, Norbert Oellers und Elke Richter
Johann Wolfgang Goethe Briefe Band 8 I 20. Juni 1788 – Ende 1790 Texte
Herausgegeben von Volker Giel und Norbert Oellers unter Mitarbeit von Yvonne Pietsch
De Gruyter
IV Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Textredaktion: Eva Beck
Zitiertitel: GB 8 I
ISBN 978-3-11-046071-1 e-ISBN (PDF) 978-3-11-046607-2 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-046591-4 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2017 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Gestaltung der Einbände und Schutzumschläge: deblik, Berlin Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen Ü Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
Verzeichnis der Briefe
V
Verzeichnis der Briefe 1. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Juni 1788〉 . . . . . . . 2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 26. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. An Albert-Guillaume Berczy, 30. Juni 1788 . . . . . . . . . . . . 4. An Georg Joachim Göschen, 15. Juli 1788 . . . . . . . . . . . . . 5. An Friedrich Heinrich Jacobi, 21. Juli 1788 . . . . . . . . . . . . 6. An Christian Gottlob Heyne, 24. Juli 1788 . . . . . . . . . . . . 7. An Unbekannt, 〈vermutlich Juni oder Juli 1788〉 . . . . . . . . 8. An Giuseppe Zahra, 〈vermutlich Juni oder Juli 1788〉 . . . . . 9. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈wahrscheinlich Juli 1788〉 10. An Charlotte von Stein, 〈wahrscheinlich zweite Hälfte Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . 11. An Johann Gottfried Herder, 〈wahrscheinlich Anfang August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . 12. An Charlotte von Stein, 〈zwischen 22. Juli und 2. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . 13. An Samuel Thomas Soemmerring, 8. August 1788 . . . . . . 14. An Charlotte von Stein, 12. August 1788 . . . . . . . . . . . . . . 15. An Christian Gottlob Voigt, 16. August 1788 . . . . . . . . . . . 16. An Charlotte von Stein, 24. August 1788 . . . . . . . . . . . . . . 17. An Christoph Martin Wieland, 〈Mitte oder Ende August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18. An Charlotte von Stein, 31. August 1788 . . . . . . . . . . . . . . 19. An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 30. August und 1. September 1788〉 . . . . . . . . . . 20. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21. An Georg Joachim Göschen, 1. September 1788 . . . . . . . . 22. An Carl Ludwig von Knebel, 2. September 1788 . . . . . . . . 23. An Johann Gottfried Herder, 〈3.? und〉 4. September 〈1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24. An Friedrich Heinrich Jacobi, 9. September 1788 . . . . . . . 25. An Dorothea Kayser, 9. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . 26. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 19. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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VI
Verzeichnis der Briefe
27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 19. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28. An Christoph Heinrich Kniep, 19. September 1788 . . . . . 29. An Johann Heinrich Meyer, 19. September 1788 . . . . . . . 30. An Carl Ludwig von Knebel, 20. September 1788 . . . . . . 31. An Johann Gottfried Herder, 22. September 1788 . . . . . . . 32. An Caroline Herder, 〈22. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . 33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 23. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34. An Georg Joachim Göschen, 24. September 1788 . . . . . . . 35. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈28. August 1788〉 . 36. An Georg Joachim Göschen, 28. August 1788 . . . . . . . . . 37. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. Oktober 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38. An Carl Ludwig von Knebel, 1. Oktober 1788 . . . . . . . . . 39. An Friedrich Heinrich Jacobi, 3. Oktober 1788 . . . . . . . . 40. An Georg Joachim Göschen, 9. Oktober 1788 . . . . . . . . . 41. An Johann Gottfried Herder, 〈8.? und〉 10. Oktober 1788 . 42. An Carl Ludwig von Knebel, 11. Oktober 1788 . . . . . . . . 43. An Georg Joachim Göschen, 24. Oktober 1788 . . . . . . . . 44. An Friedrich Heinrich Jacobi, 24. Oktober 1788 . . . . . . . 45. An Carl Ludwig von Knebel, 25. Oktober 1788 . . . . . . . . 46. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 31. Oktober 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47. An Johann Gottfried Herder, 31. Oktober 1788 . . . . . . . . 48. An Friedrich Heinrich Jacobi, 31. Oktober 1788 . . . . . . . 49. An Philipp Christoph Kayser, 〈wahrscheinlich 31. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50. An Friedrich Justin Bertuch, 〈zwischen Anfang September und Anfang November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51. An Georg Joachim Göschen, 6. November 1788 . . . . . . . . 52. An Johann Christian Kestner, 〈wahrscheinlich 7.〉 November 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . 53. An Carl Ludwig von Knebel, 8. November 1788 . . . . . . . 54. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich 8. und 9.〉 November 1788 . . .
29 30 32 34 34 35 36 37 38 38 39 40 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 53
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Verzeichnis der Briefe
55. An Johann Heinrich Merck, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788 . . . . . . . . . . . . 56. An Heinrich August Ottokar Reichard, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788 . . . . . . . . . . . . 57. An Georg Joachim Göschen, 〈wahrscheinlich 14. oder 15. November 1788〉 . . . . . . . . . . 58. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 16. November 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59. An Friedrich von Stein, 〈16. November〉 1788 . . . . . . . . . . 60. An Friedrich von Stein, 18. November 1788 . . . . . . . . . . . 61. An Heinrich August Ottokar Reichard, 24. November 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62. An Wilhelm Friedrich Hufnagel, 26. November 1788 . . . . 63. An Johann Heinrich Lips, 28. November 1788 . . . . . . . . . 64. An Jacob Friedrich von Frisch, 5. Dezember 1788 . . . . . . . 65. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 5. Dezember 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66. An Georg Joachim Göschen, 8. Dezember 1788 . . . . . . . . 67. An Christian Gottlob Voigt, 10. Dezember 1788 . . . . . . . . 68. An Georg Joachim Göschen, 15. Dezember 1788 . . . . . . . 69. An Georg Joachim Göschen, 27. Dezember 1788 . . . . . . . 70. An Johann Gottfried Herder, 〈wahrscheinlich 27. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 71. An Carl Ludwig von Knebel, 5. Januar 1789 . . . . . . . . . . . 72. An Georg Joachim Göschen, 26. Januar 1789 . . . . . . . . . . . 73. An Friedrich Wilhelm Eugen Doell?, 28. Januar 1789 . . . . 74. An Carl Ludwig von Knebel, 28. Januar 1789 . . . . . . . . . . 75. An Philipp Seidel, 〈vermutlich Anfang Februar 1789〉 . . . . 76. An Friedrich Heinrich Jacobi, 2. Februar 1789 . . . . . . . . . 77. An Johann Christian Kestner, 2. Februar 1789 . . . . . . . . . . 78. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 2. Februar 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 4. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 5. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
59 60 61 61 63 64 65 65 66 67 67 69 72 72 73 74 76 76 77 77 78 78 79 79 80 81
VIII
Verzeichnis der Briefe
81. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 6. Februar 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82. An Christian Gottlob Voigt, 6. Februar 1789 . . . . . . . . . . 83. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 9. und 16. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 84. An Christian Gottlob Voigt, 16. Februar 1789 . . . . . . . . . 85. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 19. Februar 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86. An Charlotte von Stein, 20. Februar 1789 . . . . . . . . . . . . . 87. An Christoph Heinrich Kniep, 〈23. Februar 1789〉 . . . . . . 88. An Johann Heinrich Meyer, 〈wahrscheinlich 25. oder 26. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . 89. An das Direktorium der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften, 27. Februar 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90. An Friedrich Anton von Heinitz, 2. März 1789 . . . . . . . . 91. An Johann Gottfried Herder, 2. März 1789 . . . . . . . . . . . . 92. An Caroline Herder, 〈7.? März〉 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . 93. An Christian Friedrich Schnauß, 15. März 1789 . . . . . . . . 94. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich zwischen 1784 und Mitte März 1789〉 . . . 95. An Carl Christian von Herda, 20. März 1789 . . . . . . . . . . 96. An Johann Heinrich Lips, 23. März 1789 . . . . . . . . . . . . . 97. An Christian Friedrich Schnauß, 24. März 1789 . . . . . . . . 98. An Christian Gottlob Voigt, 〈zwischen 25. und 30. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 6. April 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100. An Wilhelm Friedrich Hufnagel, 15. April 1789 . . . . . . . . 101. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, wahrscheinlich 〈14. und〉 17. April 1789 . . . . . . 102. An Georg Joachim Göschen, 23. April 1789 . . . . . . . . . . . 103. An Johann Heinrich Meyer, 27. April 1789 . . . . . . . . . . . 104. An Johann Gottfried Herder, 〈10. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . 105. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈10. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Briefe
106. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 12. Mai 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈etwa 18. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108. An Carl Ludwig von Knebel, 〈zwischen 8. und 20. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109. An Caroline Herder, 〈29. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 110. An Charlotte von Stein, 〈wahrscheinlich zwischen Anfang September 1788 und Ende Mai 1789〉 . . . . . . . . . . 111. An Johann Heinrich Lips, 1. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . 112. An Charlotte von Stein, 1. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . 113. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈vermutlich Anfang Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . 114. An Cornelius Johann Rudolf Ridel, 〈wahrscheinlich 4. oder 5. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . 115. An Christian Friedrich Schnauß, 5. Juni 1789 . . . . . . . . . . 116. An Georg Joachim Göschen, 8. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . . 117. An Charlotte von Stein, 8. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . 118. An Johann Gottfried Herder, 〈14. oder 15. Juni 1789〉 . . . . 119. An Johann Friedrich Reichardt, 15. Juni 1789 . . . . . . . . . . 120. An August Johann Georg Carl Batsch, 18. Juni 1789 . . . . . 121. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 18. oder 19. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . 122. An Gottfried August Bürger, 19. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . 123. An Sophie La Roche, 〈wahrscheinlich 19. Juni 1789〉 . . . . 124. An Georg Joachim Göschen, 22. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . 125. An Georg Joachim Göschen, 29. Juni 1789 . . . . . . . . . . . . 126. An Johann Friedrich Reichardt, 29. Juni 1789 . . . . . . . . . . 127. An Carl Ludwig von Knebel, 4. Juli 1789 . . . . . . . . . . . . . 128. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 5. und 10. Juli 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129. An Carl Christian von Herda, 10. Juli 1789 . . . . . . . . . . . . 130. An Johann Gottfried Herder, 〈wahrscheinlich 10. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131. An Johann Gottfried Herder, 〈Mitte Juli 1789?〉 . . . . . . . . . 132. An Christian Friedrich Schnauß, 18. Juli 1789 . . . . . . . . . . 133. An Carl Christian von Herda, 20. Juli 1789 . . . . . . . . . . . .
IX
108 110 112 114 114 115 116 118 119 119 120 121 124 125 126 126 127 127 128 128 129 130 130 132 132 133 133 134
X
Verzeichnis der Briefe
134. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 22. Juli 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135. An Georg Joachim Göschen, 23. Juli 1789 . . . . . . . . . . . . 136. An Johann Gottfried Herder, 〈wahrscheinlich 27. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137. An Johann Gottfried Herder, 2. August 1789 . . . . . . . . . . 138. An Johann Gottfried Herder, 10. August 1789 . . . . . . . . . 139. An Johann Gottfried Herder, 〈18.? August 1789〉 . . . . . . . 140. An Johann Heinrich Lips, 〈wahrscheinlich zwischen 10. und 19. August 1789〉 . . . . . 141. An Georg Joachim Göschen, 20. August 1789 . . . . . . . . . 142. An Johann Heinrich Meyer, 21. August 1789 . . . . . . . . . . 143. An Johann Gottfried Herder, 〈24.? August 1789〉 . . . . . . . 144. An Georg Joachim Göschen, 27. August 1789 . . . . . . . . . 145. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 31. August 1789 146. An Georg Joachim Göschen, 9. September 1789 . . . . . . . . 147. An Ernst August Anton von Göchhausen, 〈wahrscheinlich zwischen 11. und 16. September 1789〉 . . 148. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich Mitte September 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . 149. An Johann Gottfried Herder, 〈17. September 1789〉 . . . . . 150. An Christian Gottlob Voigt, 19. September 1789 . . . . . . . 151. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 27. oder 28. September 1789〉 . . . . . . . . . 152. An Georg Joachim Göschen, 13. Oktober 1789 . . . . . . . . 153. An Carl Ludwig von Knebel, 17. Oktober 1789 . . . . . . . . 154. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 18. Oktober 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155. An Philipp Christoph Kayser, 18. Oktober 1789 . . . . . . . . 156. An Johann Friedrich Reichardt, 18. Oktober 1789 . . . . . . 157. An Johann Friedrich Reichardt, 2. November 1789 . . . . . 158. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 5. November 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159. An Georg Forster, 16. November 1789 . . . . . . . . . . . . . . . 160. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 20. November 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161. An Johann Friedrich Reichardt, 10. Dezember 1789 . . . .
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Verzeichnis der Briefe
162. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 11. Dezember 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 14. Dezember 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164. An August Johann Georg Carl Batsch, 18. Dezember 1789 165. An Christian Friedrich Schnauß, 18. Dezember 1789 . . . . 166. An Carl Ludwig von Knebel, 22. Dezember 1789 . . . . . . . 167. An Christian Gottlob Voigt, 〈27. Dezember 1789〉 . . . . . . . 168. An Christian Friedrich Schnauß, 2. Januar 1790 . . . . . . . . 169. An Georg Joachim Göschen, 4. Januar 1790 . . . . . . . . . . . . 170. An Adam Friedrich Oeser?, 4. Januar 1790 . . . . . . . . . . . . 171. An Carl Ludwig von Knebel, 〈wahrscheinlich 13. oder 14. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . 172. An Christian Gottlob Voigt, 〈vermutlich Mitte Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173. An Georg Joachim Göschen, 23. Januar 1790 . . . . . . . . . . . 174. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 6. Februar 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175. An Christian Friedrich Schnauß, 〈8. Februar 1790〉 . . . . . . 176. An Christian Gottlob Voigt, 〈wahrscheinlich 14. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177. An Carl Chassot von Florencourt, 17. Februar 1790 . . . . . 178. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈19.〉 Februar 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 179. An Johann Friedrich Reichardt, 28. Februar 1790 . . . . . . . 180. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . 181. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 28. Februar 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. März 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183. An Johann Christian Kestner, 2. März 1790 . . . . . . . . . . . . 184. An Georg Joachim Göschen, 3. März 1790 . . . . . . . . . . . . 185. An Friedrich Heinrich Jacobi, 3. März 1790 . . . . . . . . . . . 186. An Friedrich Justin Bertuch, 5. März 1790 . . . . . . . . . . . . . 187. An Johann Gottfried Herder, 〈10. März 1790〉 . . . . . . . . . . 188. An Jacob Friedrich von Fritsch, 12. März 1790 . . . . . . . . .
XI
158 159 160 161 162 162 163 163 164 164 164 165 165 167 167 168 169 170 171 174 176 176 177 177 178 181 181
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189. 190. 191. 192. 193. 194. 195. 196. 197. 198. 199. 200. 201. 202. 203. 204. 205. 206. 207. 208. 209. 210. 211. 212. 213. 214. 215. 216.
Verzeichnis der Briefe
An Jacob Friedrich von Fritsch, 12. März 1790 . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 12. März 1790 . . . . . . . . . . . An Friedrich von Stein, 12. März 1790 . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 15. März 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈2. und〉 3. April 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 3. April 1790 . . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 〈wahrscheinlich zwischen 12. und 14. April 1790〉 . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 15. April 1790 . . . . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 23. April 1790 . . . . . . . . . . . An Charlotte von Kalb, 30. April 1790 . . . . . . . . . . . . . . . An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 2. Mai 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Caroline Herder, 4., 5. und 7. Mai 1790 . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 28. Mai 1790 . An Carl Ludwig von Knebel, 31. Mai 1790 . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 9. Juni 〈1790〉 . . . . . . . . . . . An Georg Joachim Göschen, 21. Juni 1790 . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 22. Juni 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1. Juli 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An August Johann Georg Carl Batsch, 9. Juli 1790 . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 9. Juli 1790 . . . . . . . . . . . . . An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 26. Juli 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 30. Juli 1790 . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 10. und 12. August 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried Herder, 21. August 1790 . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 21. August 1790 . . . . . . . . . . An Joseph Friedrich von Racknitz, 26. August 1790 . . . . . An Friedrich von Stein, 31. August 1790 . . . . . . . . . . . . . An Johann Gottfried und Caroline Herder, 11. September 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
182 187 188 188 189 190 195 195 196 199 200 202 204 205 206 207 207 208 210 210 212 213 213 214 216 217 217 218
217. 218. 219. 220. 221. 222. 223. 224. 225. 226. 227. 228.
Verzeichnis der Briefe
XIII
An Philipp Seidel, 12. September 1790 . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 12. September 1790 . . . . . . . . An Joseph Friedrich von Racknitz, 18. September 1790 . . An Cornelius Johann Rudolf Ridel, 3. Oktober 1790 . . . . An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 〈14.〉 Oktober 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottlob Voigt, 〈15. Oktober 1790〉 . . . . . . . . An Carl Ludwig von Knebel, 17. Oktober 1790 . . . . . . . . An Gottlieb Hufeland, 20. Oktober 1790 . . . . . . . . . . . . . . An Christian Gottfried Körner, 21. Oktober 1790 . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 25. Oktober 1790 . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 8. November 1790 . . . . . . An Caspar Friedrich von Schuckmann, 25. November 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
219 220 221 222 222 223 225 226 226 227 228 229
Konzepte 4K. An Georg Joachim Göschen, 〈15. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . 233 88K. An Johann Heinrich Meyer, 〈wahrscheinlich 25. oder 26. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . 233 103K. An Johann Heinrich Meyer, 27. April 1789 . . . . . . . . . . . 234
Erschlossene Briefe EB EB EB EB EB
1. 2. 3. 4. 5.
EB 6. EB 7. EB 8. EB 9. EB 10.
An Angelika Kauffmann, 〈20. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈20. Juni 1788〉 . . . . . . . . An Barbara Schultheß, 〈20. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . An Georg Joachim Göschen, 〈22. Juni 1788〉 . . . . . . . . An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈23. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈25. Juni 1788〉 . . . . . . . . An Angelika Kauffmann, 〈26. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . An Friedrich Carl Kayser, 〈26. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . An Friedrich Bury, 〈27. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈30. Juni 1788〉 . . . .
239 239 240 240 240 240 241 241 241 241
XIV
Verzeichnis der Briefe
EB 11. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈30. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 12. An Barbara Schultheß, 〈30. Juni 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 13. An Anton Ott, 〈4. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 14. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈4. Juli 1788〉 . . . . . EB 15. An Barbara Schultheß, 〈4. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 16. An Schramm & Kerstens, 〈8. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . EB 17. An Johann Heinrich Schinz?, 〈9. Juli 1788〉 . . . . . . . . . EB 18. An Barbara Schultheß, 〈9. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 19. An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈11. Juli 1788〉 . . . . . . . . EB 20. An Ferdinand Kobell, 〈11. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 21. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, 〈11. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 22. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing, 〈11. Juli 1788〉 EB 23. An Christian August Vulpius, 〈11. Juli 1788〉 . . . . . . . . EB 24. An Johanne Susanne Bohl, 〈12. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . EB 25. An Johann Christian Kestner, 〈14. Juli 1788〉 . . . . . . . . EB 26. An Johanna Maria Melber, 〈14. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . EB 27. An Christian August Vulpius, 〈14. Juli 1788〉 . . . . . . . . EB 28. An Barbara Schultheß, 〈16. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 29. An Angelika Kauffmann, 〈18.? Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . EB 30. An Barbara Schultheß, 〈18. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 31. An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈21. Juli 1788〉 . . . . . . . . EB 32. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈23. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 33. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing, 〈23. Juli 1788〉 EB 34. An Friedrich Carl Kayser, 〈24. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . EB 35. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈25. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 36. An Dorothea Kayser, 〈28. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 37. An Barbara Schultheß, 〈30. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 38. An Unbekannt, 〈30. Juli 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 39. An Friedrich Bury, 〈4. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 40. An Georg Abraham Hackert, 〈4. August 1788〉 . . . . . . EB 41. An Angelika Kauffmann, 〈4. August 1788〉 . . . . . . . . . EB 42. An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈4. August 1788〉 . . . . . . EB 43. An Johann Heinrich Lips, 〈4.? August 1788〉 . . . . . . . .
242 243 243 243 243 243 244 244 244 244 245 245 245 245 245 246 246 246 246 247 247 247 247 248 248 248 248 248 249 249 249 249 250
Verzeichnis der Briefe
EB EB EB EB EB
44. 45. 46. 47. 48.
EB 49. EB 50. EB 51. EB 52. EB 53. EB 54. EB 55. EB 56. EB 57. EB EB EB EB EB EB EB EB
58. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65.
EB 66. EB EB EB EB EB EB EB
67. 68. 69. 70. 71. 72. 73.
An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈4. August 1788〉 . . . An Barbara Schultheß, 〈4. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . An Johann Georg Schütz, 〈4. August 1788〉 . . . . . . . . . An Carl Wilhelm Thurneysen, 〈4. August 1788〉 . . . . . An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, 〈wahrscheinlich zwischen 20. Juli und 5. August 1788〉 An Carl Theodor von Dalberg, 〈6. August 1788〉 . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈8. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈9. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈11. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈11. August 1788〉 . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈13. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Gabriel Gottlieb Kayser?, 〈13. August 1788〉 . . . . . . An Sophie La Roche, 〈13. August 1788〉 . . . . . . . . . . . An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 〈13. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Barbara Schultheß, 〈13. August 1788〉 . . . . . . . . . . . An Philipp Seidel, 〈18. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈18. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Carl Theodor von Dalberg, 〈20. August 1788〉 . . . . An Barbara Schultheß, 〈20. August 1788〉 . . . . . . . . . . . An Christian August Vulpius, 〈20. August 1788〉 . . . . . An Ambrosio Moldi & Donati, 〈25. August 1788〉 . . . . An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈25. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 〈25. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈26. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈26. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈26. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈26. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈26. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈29. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈29. August 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . .
XV
250 250 250 251 251 251 252 252 252 252 253 253 253 253 254 254 254 254 254 255 255 255 255 255 256 256 256 256 256 257
XVI
Verzeichnis der Briefe
EB 74. An Angelika Kauffmann, 〈1. September 1788〉 . . . . . . . EB 75. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach?, 〈2. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 76. An Philipp Christoph Kayser, 〈2. September 1788〉 . . . EB 77. An Johann Heinrich Lips, 〈2. September 1788〉 . . . . . . EB 78. An Christian August Vulpius, 〈2. September 1788〉 . . . EB 79. An Unbekannt, 〈3. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 80. An Johann Jacob Willemer, 〈wahrscheinlich zweite Hälfte August oder erste Septemberwoche 1788〉 . . . . . EB 81. An Friedrich Rehberg, 〈9. September 1788〉 . . . . . . . . EB 82. An Friedrich Carl Kayser, 〈11. September 1788〉 . . . . . EB 83. An Barbara Schultheß, 〈11. September 1788〉 . . . . . . . EB 84. An Barbara Schultheß, 〈11. September 1788〉 . . . . . . . EB 85. An Christian August Vulpius, 〈11. September 1788〉 . . EB 86. An Friedrich Bury, 〈19. September 1788〉 . . . . . . . . . . EB 87. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 〈19. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 88. An Johann Jacob Willemer, 〈19. September 1788〉 . . . . EB 89. An Barbara Schultheß, 〈22. September 1788〉 . . . . . . . EB 90. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 〈24. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 91. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra, 〈29. September 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 92. An Johann Christian Stark, 〈30. September 1788〉 . . . . EB 93. An Hans Wilhelm von Thümmel, 〈30. September 1788〉 EB 94. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈6. Oktober 1788〉 . EB 95. An Angelika Kauffmann, 〈zwischen 6. und 16. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 96. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Oktober 1788〉 EB 97. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈20. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 98. An Unbekannt, 〈20. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 99. An Barbara Schultheß, 〈24. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . EB 100. An Maximilian von Verschaffelt, 〈vermutlich zweite Hälfte Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . EB 101. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈31. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
257 257 257 258 258 258 258 259 259 259 259 260 260 260 260 261 261 261 261 261 262 262 262 262 263 263 263 263
Verzeichnis der Briefe
EB 102. An Christian August Vulpius, 〈wahrscheinlich 31. Oktober 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 103. An Johann Jacob Willemer, 〈6. November 1788〉 . . . . . EB 104. An Albert-Guillaume Berczy, 〈7. November 1788〉 . . . . EB 105. An L’Abbé Bernardin Bonfiglioli?, 〈7. November 1788〉 EB 106. An Jeannette Brossard, 〈7. November 1788〉 . . . . . . . . . EB 107. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing, 〈7. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 108. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, 〈7. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 109. An Johann Georg Schlosser, 〈7. November 1788〉 . . . . . EB 110. An Unbekannt, 〈8. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 111. An Friedrich Bury, 〈wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788〉 . . . . . . . . . EB 112. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788〉 . . . . . . . . . EB 113. An August Friedrich Standtke, 〈wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788〉 . . . . . . . . . EB 114. An Unbekannt, 〈24. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 115. An Unbekannt, 〈24. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 116. An Christian August Vulpius?, 〈wahrscheinlich 26. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 117. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈28. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 118. An Barbara Schultheß, 〈28. November 1788〉 . . . . . . . . EB 119. An Justus Christian Loder, 〈30. November 1788〉 . . . . . EB 120. An Barbara Schultheß, 〈wahrscheinlich 30. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 121. An Unbekannt, 〈30. November 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 122. An Karl Kopp?, 〈8. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 123. An August Friedrich Standtke, 〈8. Dezember 1788〉 . . . EB 124. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel, 〈zwischen 1. und 9. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 125. An Heinrich Anton Ackermann, 〈9. oder 10. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 126. An Christian Wilhelm Büttner, 〈15. Dezember 1788〉 . EB 127. An Carlo Ambrogio Riggi, 〈15. Dezember 1788〉 . . . .
XVII
264 264 264 264 265 265 265 265 265 266 266 266 266 267 267 267 267 268 268 268 268 268 269 269 269 269
XVIII
Verzeichnis der Briefe
EB 128. An Johann Siegmund Friedrich Waitz?, 〈15. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 129. An Benjamin Wolf?, 〈15. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . EB 130. An August Friedrich Standtke, 〈18. Dezember 1788〉 . EB 131. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈24. Dezember 1788〉 EB 132. An Johann Leonhard Kellner & Johann Karl Städel?, 〈24. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 133. An Georg Joachim Göschen, 〈25. Dezember 1788〉 . . . EB 134. An Karl Kopp?, 〈29. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 135. An Johanne Susanne Bohl, 〈30. Dezember 1788〉 . . . . EB 136. An Unbekannt, 〈30. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 137. An Unbekannt, 〈30. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 138. An Unbekannt, 〈30. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 139. An Unbekannt, 〈30. Dezember 1788〉 . . . . . . . . . . . . . EB 140. An Angelika Kauffmann, 〈wahrscheinlich zwischen Ende November und Ende Dezember 1788〉 EB 141. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈9. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 142. An Friedrich Bury, 〈16. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 143. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈16. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 144. An Johann Christian Conrad Moritz, 〈16. Januar 1789〉 EB 145. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈16. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 146. An Friedrich Bury, 〈26. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 147. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈26. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 148. An Carl August von Hardenberg, 〈26. Januar 1789〉 . . . EB 149. An Christoph Heinrich Kniep, 〈26. Januar 1789〉 . . . . EB 150. An Carl Christian Heinrich Rost?, 〈26. Januar 1789〉 . EB 151. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈28. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 152. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈28. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 153. An Barbara Schultheß, 〈28. Januar 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 154. An Johann Christian Conrad Moritz, 〈29. Januar 1789〉 EB 155. An Ernst von Valentini?, 〈30. Januar 1789〉 . . . . . . . . .
270 270 270 270 271 271 271 271 271 272 272 272 272 273 273 273 273 274 274 274 274 275 275 275 275 276 276 276
Verzeichnis der Briefe
EB 156. An Unbekannt, 〈1. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 157. An Johann August Arens, 〈wahrscheinlich Januar oder Anfang Februar 1789〉 . . . . EB 158. An Franz Ludwig von Cancrin, 〈2. Februar 1789〉 . . . . EB 159. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈2. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 160. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈2. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 161. An Barbara Schultheß, 〈2. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 162. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈5. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 163. An Louise von Göchhausen, 〈6. Februar 1789〉 . . . . . . . EB 164. An Angelika Kauffmann, 〈6. Februar 1789〉 . . . . . . . . . EB 165. An Barbara Schultheß, 〈6. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 166. An Karl Philipp Moritz?, 〈9. Februar 1789〉 . . . . . . . . . EB 167. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈13. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 168. An Karl Philipp Moritz, 〈wahrscheinlich 19. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 169. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈20. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 170. An Georg Abraham Hackert, 〈23. Februar 1789〉 . . . . . EB 171. An Carlo Ambrogio Riggi?, 〈23. Februar 1789〉 . . . . . . EB 172. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈25. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 173. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈25. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 174. An Jeannette Brossard, 〈27. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . EB 175. An Christian Heigelin, 〈27. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . EB 176. An Johann Lorenz Streiber, 〈27. Februar 1789〉 . . . . . . . EB 177. An Unbekannt, 〈28. Februar 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 178. An Johann August Arens, 〈2. März 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 179. An Katharina Sophie Hedwig Flebbe, 〈2. März 1789〉 . EB 180. An August Friedrich Standtke, 〈2. März 1789〉 . . . . . . . EB 181. An Unbekannt, 〈3. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 182. An Johann Heinrich Meyer, 〈9. März 1789〉 . . . . . . . . . EB 183. An Unbekannt, 〈9. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XIX
276 276 277 277 277 278 278 278 278 279 279 279 279 280 280 280 280 281 281 281 281 281 282 282 282 282 282 283
XX
Verzeichnis der Briefe
EB 184. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈11. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 185. An Unbekannt, 〈16. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 186. An Johann Friedrich August Göttling, 〈21. März 1789〉 EB 187. An Johann August Arens, 〈27. März 1789〉 . . . . . . . . . EB 188. An Jeannette Brossard, 〈27. März 1789〉 . . . . . . . . . . . . EB 189. An Philipp Christoph Kayser, 〈27. März 1789〉 . . . . . . EB 190. An Karl Philipp Moritz, 〈9. April 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 191. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈21. April 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 192. An Unbekannt, 〈23. April 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 193. An Sophie La Roche, 〈27. April 1789〉 . . . . . . . . . . . . EB 194. An Barbara Schultheß, 〈27. April 1789〉 . . . . . . . . . . . . EB 195. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈29. April 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 196. An Unbekannt, 〈6. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 197. An Friedrich Philipp Karl Graf von Pückler-Limpurg, 〈8. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 198. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈8. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 199. An Friedrich Justin Bertuch, 〈wahrscheinlich 10. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 200. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈13. Mai 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 201. An Unbekannt, 〈1. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 202. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈8. Juni 1789〉 . EB 203. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈13. Juni 1789〉 EB 204. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈13. Juni 1789〉 EB 205. An Justus Christian Loder, 〈13. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . EB 206. An Unbekannt, 〈13. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 207. An Albrecht Heinrich Baumgärtner, 〈19. Juni 1789〉 . . EB 208. An Georg Forster, 〈19. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 209. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈19. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 210. An Angelika Kauffmann, 〈19. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . EB 211. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈22. Juni 1789〉 EB 212. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈22. Juni 1789〉
283 283 283 284 284 284 284 285 285 285 285 286 286 286 286 286 287 287 287 287 287 288 288 288 288 288 289 289 289
Verzeichnis der Briefe
EB 213. EB 214. EB 215. EB 216. EB 217. EB 218. EB 219. EB 220. EB 221. EB 222. EB 223. EB 224. EB 225. EB 226. EB 227. EB 228. EB 229. EB 230. EB 231. EB 232. EB 233. EB 234. EB 235. EB 236. EB 237. EB 238. EB 239.
An Johann Wilhelm Chryselius?, 〈22. Juni 1789〉 . . . . . An Georg Abraham Hackert, 〈22. Juni 1789〉 . . . . . . . . An Karl Philipp Moritz?, 〈22. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 〈22. Juni 1789〉 . . . . . . An Unbekannt, 〈22. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich August Göttling, 〈23. Juni 1789〉 . An Friedrich Bury, 〈zwischen Anfang Mai und 25. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . An Friedrich Bury, 〈zwischen Anfang Mai und 25. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 〈25. Juni 1789〉 . . . . . . An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 〈25. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈29. Juni 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, 〈1. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈zwischen Ende März und Anfang Juli 1789〉 . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈zwischen Ende März und Anfang Juli 1789〉 . . . . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈3. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Karl Philipp Moritz?, 〈6. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . An Johann August Arens, 〈10. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈10. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich von Luxburg?, 〈10. Juli 1789〉 . . . An Angelika Kauffmann, 〈wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . An Karl Philipp Moritz?, 〈wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . . . An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach?, 〈wahrscheinlich 23. Juli 1789〉 . . . . . . . . . . . An Christian August Vulpius, 〈3. August 1789〉 . . . . . . An Barbara Schultheß, 〈19. August 1789〉 . . . . . . . . . . . An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈21. August 1789〉 . . An Justus Christian Loder, 〈23. August 1789〉 . . . . . . . . An Unbekannt, 〈23. August 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . .
XXI
289 289 290 290 290 290 291 291 291 291 291 292 292 292 292 293 293 293 293 294 294 294 295 295 295 295 296
XXII
Verzeichnis der Briefe
EB 240. An Christian August Vulpius, 〈31. August 1789〉 . . . . . EB 241. An Friedrich Bury, 〈11. September 1789〉 . . . . . . . . . . EB 242. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈11. September 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 243. An Johann August Arens, 〈14. September 1789〉 . . . . . EB 244. An Carl Theodor von Dalberg, 〈16. September 1789〉 . EB 245. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈16. September 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 246. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈16. September 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 247. An Christian Wilhelm Schneider, 〈16. September 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 248. An Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, 〈28. September 1789〉 . . . . . . . . . . EB 249. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim, 〈28. September 1789〉 . . . . . . . . . . EB 250. An Unbekannt, 〈wahrscheinlich 28. oder 29. September 1789〉 . . . . . . EB 251. An Johann August Arens, 〈wahrscheinlich zwischen 8. und 10. Oktober 1789〉 . . EB 252. An Karl Philipp Moritz?, 〈19. Oktober 1789〉 . . . . . . . EB 253. An Barbara Schultheß, 〈19. Oktober 1789〉 . . . . . . . . . EB 254. An Johann Heinrich Lips, 〈9. November 1789〉 . . . . . . EB 255. An Adam Friedrich Oeser, 〈9. November 1789〉 . . . . . EB 256. An Johann August Arens, 〈16. November 1789〉 . . . . . EB 257. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈16. November 1789〉 EB 258. An Johann Caspar Lavater, 〈16. November 1789〉 . . . . EB 259. An Simon Ludwig Eberhard de Marées?, 〈16. November 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 260. An Johann Heinrich Meyer, 〈16. November 1789〉 . . . EB 261. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈21. November 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 262. An Johann August Arens, 〈7. Dezember 1789〉 . . . . . . EB 263. An Carl Theodor von Dalberg, 〈9. Dezember 1789〉 . . EB 264. An Adam Friedrich Oeser, 〈10. Dezember 1789〉 . . . . EB 265. An Johann Heinrich Merck, 〈14. Dezember 1789〉 . . . EB 266. An Barbara Schultheß, 〈18. Dezember 1789〉 . . . . . . . .
296 296 296 296 297 297 297 297 298 298 298 298 299 299 299 299 300 300 300 300 300 301 301 301 301 301 302
Verzeichnis der Briefe
XXIII
EB 267. An Friedrich von Stein?, 〈23. Dezember 1789〉 . . . . . . EB 268. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈28. Dezember 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 269. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈28. Dezember 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 270. An Barbara Schultheß, 〈28. Dezember 1789〉 . . . . . . . . EB 271. An Unbekannt, 〈Dezember 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 272. An Unbekannt, 〈Dezember 1789〉 . . . . . . . . . . . . . . . . EB 273. An Georg Joachim Göschen, 〈10. Januar 1790〉 . . . . . . . EB 274. An Angelika Kauffmann, 〈10. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . EB 275. An Adam Friedrich Oeser, 〈10. Januar 1790〉 . . . . . . . . EB 276. An Barbara Schultheß, 〈10. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . EB 277. An Friedrich Bury, 〈11. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 278. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel, 〈11. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 279. An Louise von Göchhausen, 〈11. Januar 1790〉 . . . . . . . EB 280. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈11. Januar 1790〉 . . EB 281. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈11. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 282. An Carl Wilhelm Thurneysen, 〈13. Januar 1790〉 . . . . . EB 283. An Carl Theodor von Dalberg, 〈15. Januar 1790〉 . . . . . EB 284. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈15. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 285. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈16. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 286. An Carl Theodor von Dalberg? und Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg?, 〈18. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 287. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈23. Januar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 288. An Johann August Möller, 〈6. Februar 1790〉 . . . . . . . . EB 289. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈6. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 290. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈6. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 291. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg?, 〈13. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
302 302 302 303 303 303 303 303 304 304 304 304 305 305 305 305 306 306 306
307 307 307 308 308 308
XXIV
Verzeichnis der Briefe
EB 292. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈17. Februar 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 293. An Christian Lucas von Cranach, 〈17. Februar 1790〉 . EB 294. An Johanne Susanne Bohl, 〈wahrscheinlich 17. oder 18. Februar 1790〉 . . . . . . . . . EB 295. An Johann Georg Lenz, 〈wahrscheinlich 17. oder 18. Februar 1790〉 . . . . . . . . . EB 296. An August Johann Georg Carl Batsch, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 297. An Johann Friedrich August Göttling, 〈3. März 1790〉 . EB 298. An Philipp Christoph Kayser, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . EB 299. An Johann Georg Lenz, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . EB 300. An Johann Heinrich Meyer, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . EB 301. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈3. März 1790〉 . . . . EB 302. An Carlo Ambrogio Riggi, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . . EB 303. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 304. An Barbara Schultheß, 〈3. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . . EB 305. An Johann August Arens, 〈8. März 1790〉 . . . . . . . . . . EB 306. An Johann Christian Kestner?, 〈8. März 1790〉 . . . . . . . EB 307. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing?, 〈8. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 308. An Johann Friedrich Reiffenstein?, 〈8. März 1790〉 . . . EB 309. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈wahrscheinlich 9. oder 10. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . EB 310. An August Herder, 〈12. März 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 311. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈2. Mai 1790〉 . . . . . EB 312. An August Herder, 〈wahrscheinlich 4. Mai 1790〉 . . . . EB 313. An Christoph Erhard Sutor, 〈wahrscheinlich 28. Mai 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 314. An Friedrich Bury, 〈21. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 315. An Carl Theodor von Dalberg, 〈21. Juni 1790〉 . . . . . . EB 316. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈21. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 317. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈21. Juni 1790〉 . . . . . EB 318. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈21. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
308 309 309 309 309 312 312 312 312 313 313 313 313 314 314 314 314 315 315 315 315 316 316 316 316 317 317
Verzeichnis der Briefe
EB 319. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 〈zwischen 19. und 25. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 320. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 321. An Carl Theodor von Dalberg, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . EB 322. An Georg Abraham Hackert, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . . . EB 323. An Carl Ludwig von Knebel?, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . . EB 324. An Christoph Heinrich Kniep, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . . EB 325. An Johann Christian Stark, 〈28. Juni 1790〉 . . . . . . . . . . EB 326. An Johann Georg Lenz, 〈4. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 327. An Johann August Arens?, 〈möglicherweise 5. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 328. An Johann Christian Kestner?, 〈5. Juli 1790〉 . . . . . . . . . EB 329. An Johann Friedrich Reiffenstein?, 〈5. Juli 1790〉 . . . . . EB 330. An Giuseppe Carlo Zucchi, 〈5. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . EB 331. An Carl Theodor von Dalberg?, 〈7. Juli 1790〉 . . . . . . . EB 332. An Georg Joachim Göschen, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . . EB 333. An Angelika Kauffmann, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . EB 334. An Philipp Christoph Kayser, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . EB 335. An Johann Heinrich Meyer, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . . EB 336. An Johann Friedrich Reiffenstein, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . EB 337. An Barbara Schultheß, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 338. An Unbekannt, 〈12. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 339. An Christiane Vulpius?, 〈zwischen 28. und 31. Juli 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 340. An Christiane Vulpius?, 〈6. August 1790〉 . . . . . . . . . . . EB 341. An Christiane Vulpius?, 〈12. August 1790) . . . . . . . . . . EB 342. An Christian Ferdinand Georg von WerthernBeichlingen?, 〈12. August 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 343. An Christiane Vulpius?, 〈14. August 1790〉 . . . . . . . . . . EB 344. An Christoph Erhard Sutor, 〈21. August 1790〉 . . . . . . . EB 345. An Christiane Vulpius?, 〈21. August 1790〉 . . . . . . . . . . EB 346. An das Königlich Preußische Postamt Hirschberg, 〈31. August 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 347. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈31. August 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 348. An Christiane Vulpius?, 〈31. August 1790〉 . . . . . . . . . .
XXV
317 317 318 318 318 318 319 319 319 320 320 320 320 321 321 321 321 322 322 322 322 323 323 323 323 323 324 324 324 324
XXVI
Verzeichnis der Briefe
EB 349. An Christiane Vulpius?, 〈1. September 1790〉 . . . . . . . . EB 350. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, 〈11. September 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 351. An Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein?, 〈12. September 1790〉 . . . . . . . . . . . . . EB 352. An Friedrich Wilhelm Graf von Reden, 〈12. September 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 353. An Christiane Vulpius?, 〈12. September 1790〉 . . . . . . . EB 354. An Friedrich Justin Bertuch, 〈18. September 1790〉 . . . EB 355. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈18. September 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 356. An Christiane Vulpius?, 〈18. September 1790〉 . . . . . . . EB 357. An Christiane Vulpius?, 〈28. September 1790〉 . . . . . . . EB 358. An Georg Abraham Hackert, 〈3. Oktober 1790〉 . . . . . EB 359. An Christiane Vulpius?, 〈3. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . EB 360. An Georg Abraham Hackert, 〈8. Oktober 1790〉 . . . . . EB 361. An Carlo Ambrogio Riggi, 〈9. Oktober 1790〉 . . . . . . EB 362. An Johann Friedrich August Göttling, 〈wahrscheinlich zwischen 1. und 14. Oktober 1790〉 . . EB 363. An Johann August Arens, 〈14. Oktober 1790〉 . . . . . . . EB 364. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈18. Oktober 1790〉 . . EB 365. An Christian Wilhelm Büttner, 〈19. Oktober 1790〉 . . EB 366. An Jeannette Brossard, 〈20. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . EB 367. An Carl Wilhelm Ettinger, 〈20. Oktober 1790〉 . . . . . . EB 368. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈20. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 369. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈20. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 370. An Barbara Schultheß, 〈20. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . EB 371. An Johann Friedrich Bause, 〈21. Oktober 1790〉 . . . . . EB 372. An Friedrich Wilhelm Graf von Reden, 〈21. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 373. An Justus Christian Loder, 〈23. Oktober 1790〉 . . . . . . EB 374. An Johann Christoph Gottlob Vent, 〈23. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 375. An Johann Heinrich Meyer, 〈25. Oktober 1790〉 . . . . .
324 325 325 325 325 325 326 326 326 326 326 327 327 327 328 328 328 328 329 329 329 330 330 330 331 331 331
Verzeichnis der Briefe
XXVII
EB 376. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈27. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 377. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈27. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 378. An Unbekannt, 〈27. Oktober 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . EB 379. An Unbekannt, 〈1. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 380. An Unbekannt, 〈1. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . EB 381. An Johann Friedrich Reichardt, 〈4. November 1790〉 . . EB 382. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈8. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 383. An Unbekannt, 〈10. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . EB 384. An Unbekannt, 〈14. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . EB 385. An Unbekannt, 〈20. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . EB 386. An Catharina Elisabeth Goethe, 〈26. November 1790〉 . EB 387. An Johann Georg Lenz, 〈27. November 1790〉 . . . . . . . EB 388. An Jeannette Brossard, 〈29. November 1790〉 . . . . . . . . EB 389. An Catharina Bury, 〈29. November 1790〉 . . . . . . . . . . EB 390. An Heinrich Sebastian Hüsgen, 〈29. November 1790〉 . EB 391. An Johann Heinrich Meyer, 〈29. November 1790〉 . . . . EB 392. An Johann Christoph Jakob Paulsen, 〈29. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 393. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 〈29. November 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 394. An Fries?, 〈4. Dezember 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 395. An Justus Christian Loder, 〈16. Dezember 1790〉 . . . . . EB 396. An Johann Christian Conrad Moritz?, 〈16. Dezember 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EB 397. An Karl Philipp Moritz?, 〈16. Dezember 1790〉 . . . . . . EB 398. An Elisabeth Fürstin von Putiatin?, 〈20. Dezember 1790〉 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
332 332 332 332 332 333 333 333 333 333 334 334 334 334 335 335 335 336 336 336 336 337 337
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Verzeichnis der Briefe
Amtliches A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 8. Oktober 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 2. An Johann Christoph Schmidt (Herzogliches Kammerkollegium), 8. Oktober 1788 . . . . . A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium, 9. Dezember 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 4. An Johann Christoph Schmidt, 12. Juli 1789 . . . . . . . . . . . A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 21. November 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A 6. An Johann Christoph Schmidt, 14. Oktober 1790 . . . . . . A 7. An das Bergbauamt zu Ilmenau, 15. Oktober 1790 . . . . . .
341 341 342 343 344 344 345
Unechtes U 1. An Anton Klein, 17. April 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 349
Nachträge GB 2/43A. An Unbekannt, 〈Mai/Juni 1773?〉 . . . . . . . . . . . . . 353 GB 6/155A. An Christian Gottlob Voigt, 〈etwa zwischen Juli und September 1785〉 . . . . . . . 353 GB 6/158A. An Johann Christoph Döderlein, 7. Oktober 1785 353
Verzeichnis der Briefe
XXIX
Schriftarten, Siglen und Zeichen recte Kapitälchen Sperrung Sperrung grotesk Sperrung
kursiv G? G1 ××× abcd 〈abcd〉 〈 〉 l ⎡abcd⎤ ⎣abcd⎦ |abcd| ⎡abcd ⎡ ⎤ abcd⎤ ↓abcd↓ ∫ ∩ abcd abcd abcd efgh abcd efgh ijkl abcd efgh
gestr. ab / |:abcd:|
Brieftext Briefkopf des Editors Hervorhebung doppelte Hervorhebung lateinische Schrift Hervorhebung in lateinischer Schrift Editortext zweifelhafte Eigenhändigkeit (bei Korrekturen) eigenhändige Korrekturen mit Bleistift unlesbare Buchstaben im Text Goethes und in den Varianten unsichere Lesung im Text Goethes und in den Varianten Zusätze des Editors im Text Goethes Textverlust der Vorlage im edierten Text Abbrechungszeichen über der Zeile ergänzt unter der Zeile ergänzt in der Zeile ergänzt am rechten Rand oder in der rechten Spalte ergänzt am linken Rand oder in der linken Spalte ergänzt am unteren Rand ergänzt nachträgliche Trennung nach Zusammenschreibung nachträgliche Zusammenschreibung gestrichen Streichung in der Streichung Streichung vor der Niederschrift des folgenden Wortes oder Zeichens (Sofortkorrektur) später ersatzlos gestrichen (Tilgung) Stützwort zur eindeutigen Zuordnung einer varianten Textstelle gestrichen a überschrieben durch A oder korrigiert zu A Seitenwechsel in der Handschrift; Absatzzeichen in den Varianten historische Klammerzeichen
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Verzeichnis der Briefe
BRIEFE 20. JUNI 1788 – ENDE 1790
TEXTE
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1. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 20. Juni 1788. Freitag〉 〈Konzept〉
Des Herrn Hofrath Reifenstein Wohlgebl werden ersucht nachstehende Besorgungungen gütig und freundschaftlich zu übernehmen. 1.) Es werden nächstens f ü n f Exemplare des fünften Bandes meiner Schriften anlangen und auch die übrigen Bände zu ihrer Zeit folgen, welche ich nachstehender Massen auszutheilen bitte. 1. Ex. in roth Saffian. Mad. Angelica 1. Ex. Hl. Hofr. Reifenstein. 1. Hl. Hackert. 1. des Hl. Senators Exzell 1. Hl. Lips. = 2.) Unter nachstehenden Nahmen wird an Ew Wohlgebl nach und nach Geld ausgezahlt werden welches ich auf solche Weise zu notiren bitte. für Rechnung des Durchl Herzogs v. S. Weimar für Rechnung des Geh. Raths v. Goethe. fur Rechnung Philipp Seidels zu Weimar. / 3.) Auszuzahlen wird seyn. Hl. Lips zwey Zeichnungen welche ich schon erhalten. _ _ _ _ _ Zech. 10: — Vier biß sechs Köpfe von Meyern die gewöhnlichen Preyse. Eine Schachtel mit weisen 10 Scudi. Pasten von Dolce,
2 bBesorgungungen 6 ×anlangen 26 Zwey ⎡Eine⎤ Schachteln 27 welche Meyer aussuchen und überliefern wird jede 10
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BRIEF 2
Aquarell Zeichnungen von Meyer und Buri, deren Preise noch zu bestimmen sind. Vier Zeichnungen von Verschaffelt noch zu bestimmende Preise. Ein Intaglio an Hl. Pichler die Figur der Nemesis. Die Form über Raphaels Schädel Ausgüße desselben. Ein Intaglio mein Profil vorstellend an Hl. Hecker. Eine Zeichnung von Hl. Schmidt die ich schon erhalten _ _ _ _ _ _ Zech. 10: — / Ein Titelkupfer und eine Vignette zu meinen Wercken an Hl. Lips. Titelkupfer zum 8ten Band. Moritzens Schuld Reise Geld an Jenckins Banck.
Bury Vorschuß biß auf 50 Sc. 20
Jupiters Stirn mit der Form 80 Scudi Jenkins Banck
2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich 26. Juni 1788. Donnerstag〉 Ich hoffte Sie noch heute früh zu sehen, verzeihen Sie daß ich Ihnen untreu werde. Diesen Mittag gehe ich nach Tiefurt, heute Abend wünscht mich Herder sehr. Morgen früh wünschte ich eine privat
10 Itntaglio 16 ⎡Titelkupfer zum 8ten Band.⎤ (dunklere Tinte) 19 650 20–21 Jupiters Stirn mit der Form 80 Scudi Jenkins Banck G1
JUNI 1788
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Abb. 1: Goethe an Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Juni 1788〉 (Nr 1), S. 1
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BRIEFE 3–4
((Abbildung Seite 2))
Abb. 2: Goethe an Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Juni 1788〉 (Nr 1), S. 3
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JUNI/JULI 1788
Conferenz mit Prinz August, dann erwarte ich Ihre Befehle. Von Rom habe ich gute Nachrichten. Meyer und Büry sind so glücklich gewesen ein Bild von Carrache zu erwischen Wovon sie mir gleich eine Zeichnung schicken die ich beylege. Die guten Menschen sind über diesen Glücksfall sehr froh und ich mit ihnen. Bitte gelegentlich um die Grotta di Trofonio. Moritz läßt sich Ihnen zu Gnaden empfehlen, er hofft wenn Sie eine gute Meynung von ihm faßen könnten, daß sein Glück dadurch sehr befördert und beschleunigt werden dürfte. Leben Sie recht wohl G.
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3. An Albert-Guillaume Berczy Weimar, 30. Juni 1788. Montag Beykommende zwey Kästchen Pasten gehören Hl. Thurneyßen in Franckfurt, welcher mir den Auftrag giebt, sie Ihnen übersenden zu laßen. Haben Sie die Güte solche, nach der, mit ihm genommenen Abrede, an ihn zu überschicken. Ich bin glücklich zu Hause angekommen und schicke diesen Brief nach Rom daß er mit den Kästchen wieder nac〈h〉 Florenz zurückgehe. Grüßen Sie mir die liebe kleine Frau und behalten mich in gütigem Andencken. Weimar dl. 30 Juni 88.
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JWvGoethe
4. An Georg Joachim Göschen Weimar, 15. Juli 1788. Dienstag Ich habe auf die Ankunft der sämtlichen Exemplare gewartet um Ihnen zu schreiben, sie sind nun endlich, leider sehr spat angekommen. Auch haben sich verschiedne Irrthümer in Absicht auf die Qualität der Ex-
2–6 ↓Meyer und Büry sind 〈…〉 Grotta di Trofonio.↓ (mit Einfügungszeichen: #) 3 wWovon
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BRIEF 5
emplare gefunden, welche ich nicht weitläuftig auseinander setzen, sondern nur so viel sagen will: daß ich gegen 4 gebundne und 3 auf holländisch Papier gedruckte rohe Exemplare, welche ich entweder Hl. Leg. R. Bertuch einhändigen oder Ihnen grade zurück schicken kann, 7 r o h e Exemplare auf ordinair Schreibpapier sobald als möglich zu erhalten wünschte. Ehe ich von Rom abging und selbst auf der Reise suchte ich zwey Bände den 6ten und 8ten dergestalt vorzubereiten daß solche noch auf Michäl erscheinen sollten, allein ich finde mich nach meiner Ankunft hierher / von so mancherley Zerstreuungen umgeben, daß ich in nichts weiter geruckt bin und fürchte daß ich vor einigen Monathen nicht in die Lage kommen möchte nur Einen Band zu endigen, dessen Ausgabe auf Michaelis nicht mehr besorgt werden könnte indeßen werde ich mein möglichstes thun, denn es ist mir sehr viel daran gelegen daß ich die übernommne Verbindlichkeit einmal loß werde. Für die TitelK. und Vignetten zu denen übrigen Bänden will ich sorgen. Zum sechsten Band sind sie sehr gut gerathen. Ich wünsche wohl zu leben und hoffe bald von Ihnen zu hören. Weimar dl. 15. Jul. 88. JWvGoethe 〈Beilage〉
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Der jüngere Breitkopf, der jetzt in Petersburg ist, hat in den Jahren 68 odl. 69 N e u e L i e d e r m i t M e l o d i e n herausgegeben, in seines Vaters Verlag. Schicken Sie mir doch ein Exemplar davon. Es sind einige drunter die ich in den letzten Band meiner Schriften aufnehmen werde.
5 47 8 36ten 16 Titel|K.|
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5. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 21. Juli 1788. Montag Ja mein Lieber ich bin wieder zurück und sitze in meinem Garten, hinter der Rosen Wand, unter den Aschenzweigen und komme nach und nach zu mir selbst. Ich war in Italien sehr glücklich, es hat sich so mancherley in mir entwickelt, das nur zulange stockte, Freude und Hoffnung ist wieder ganz in mir lebendig geworden. Mein hiesiger Aufenthalt wird mir sehr nützlich seyn. Denn da ich ganz mir selbst wiedergegeben bin; so kann mein Gemüth, das die größten Gegenstände der Kunst und Natur fast zwey Jahre auf sich würcken ließ, nun wieder von innen heraus würcken, sich weiter kennen lernen und ausbilden. Hamans Verlust ist hart, ich hatte nie gerechnet ihn zu sehn, seine geistige Gegenwart war mir immer nah. Und doch was muß die Nähe solch eines Menschen seyn! Was muß er dir geworden seyn! und wie sehr mußt du seinen Abschied empfinden. Laß uns solang wir leben einander was möglich ist seyn und bleiben. / Mich erfreut sehr daß dir an Egmont manches gefällt, ich habe nun die beste Unterhaltung mit meinen entfernten Freunden, da ich meine Schriften ausarbeite. Jetzt bin ich an Tasso, Faust soll eine Winterarbeit werden und sobald ich die 8 Bände vom Stapel habe, soll Wilhelm dran, zu dem ich große Neigung fühle. Empfiel mich der Fürstinn. Ihre Worte sind mir wahre Wohlthat, ich dancke dir daß du mir sie verschafft hast. Ich meynte es so herzlich zu ihr und begriff nicht daß sie mir nicht schrieb. Gelegentlich schicke ich ihr einige Zeichnungen. Grüße deine Schwestern, und deine Kinder, gedenckt mein, liebe mich und laß manchmal von dir hören. Herder geht in vierzehn Tagen ab. Ich verliere viel an ihm. Weimar dl. 21 Jul. 1788 Goethe
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BRIEF 6
Abb. 3: Goethe: „Gartenhaus am Ilmpark (Rückseite)“, Bleistift-, Feder- und Pinselzeichnung, laviert (1779/80?)
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6. An Christian Gottlob Heyne Weimar, 24. Juli 1788. Donnerstag Sie kommen mir durch Ihr gütiges Schreiben auf eine freundliche Weise zuvor, und beschämen mich dadurch um so mehr, als ich gewissermassen Ihr Schuldner geblieben bin. Ich mußte fürchten daß Sie mich für inkonsequent halten möchten, da ich, bey meinem Eintritt nach Rom, mein Verlangen Ihnen zu dienen bezeigte und nachher, ausser einer vorläufigen Antwort, nichts wieder von mir hören ließ. Allein ich darf zu meiner Entschuldigung sagen: daß es mir sonderbar genug und im Grunde doch ganz natürlich gegangen ist. Ich erkenne es jetzt selbst erst nach meiner Rückkunft, aus den Briefen die ich von dorther an meine Freunde schrieb und die mir jetzt wieder zu Gesicht kommen. Im Anfange hatte ich noch Lust und Muth das einzelne zu bemercken, es nach meiner Art zu behandeln und zu beurtheilen; allein je weiter in in die Sachen kam, je mehr ich den Umfang der Kunst übersehen lernte desto we/niger unterstand ich ich mich zu sagen und meine letzten Briefe sind eine Art von Verstummen oder, wie Herder sich ausdrückt: Schüsseln in denen man die Speisen vermißt. Wenn ich mich werde gesammelt haben, werde ich erst selbst erkennen was ich mir erworben habe und dann wird leider gleich das Gefühl eintreten von dem was mir noch abgeht. Was ich dem Publiko vorlegen könnte sind Bruchstücke, die wenig bedeuten und niemand befriedigen. Daß Herder zu eben der Zeit als ich hier ankomme, weggeht, ist mir ein sehr leidiger Vorfall. So sehr ich ihm die Reise gönne; so mußte ich doch nothwendig wünschen: daß er mir entweder hier oder ich ihm dort nützlich seyn möchte. Nach meinen Verhältnißen kann ich nicht hoffen Ihnen sobald in Göttingen aufzuwarten, ob ich es gleich herzlich / wünsche, denn der größte Theil von dem was mir abgeht, ist eben das was Sie im Uberfluße besitzen. Sollte ich über das was ich an alter und neuer Kunst bemerckt ein allgemeines Glaubensbekenntniß hersetzen, so würde ich sagen: daß man 8 natürligch 14 |ich|
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BRIEFE 7/8
zwar nicht genug Ehrfurcht für das, was uns von alter und neuerer Zeit übrig ist, empfinden kann, daß aber ein ganzes Leben dazu gehört diese Ehrfurcht recht zu bedingen, den Werth eines jeden Kunstwercks in seiner Art zu erkennen und davon, als einem Menschenwercke, weder zu viel zu verlangen, noch auch wieder sich allzuleicht befriedigen zu lassen. Wenn ich geneigt wäre etwas auf das Papier zu bringen; so wären es vorerst sehr einfache Sachen. Z.B. inwiefern die Materie, woraus gebildet worden, den / klugen Künstler bestimmt, das Werck so und nicht anders zu bilden. So geben die verschiednen Steinarten gar artige Aufschlüße über Baukunst, jede Veränderung des Materials und des Mechanismus, giebt dem Kunstwercke eine andere Bestimmung und Beschränckung. Die Alten waren, nach allem was ich bemercken konnte, auch besonders hierin unausprechlich klug und ich habe mich oft mit großem Interesse in diese Betrachtungen vertieft. Sie sehen daß ich sehr von der Erde anfange und daß es manchem scheinen dürfte als behandelte ich die geistigste Sache zu irdisch; aber man erlaube mir zu bemercken: daß die Götter der Griechen nicht im siebenten oder zehnten Himmel, sondern auf dem Olymp trohnten und nicht von Sonne zu Sonne, sondern allenfalls von Berg zu Berg einen riesenmäsigen Schritt thaten. Es ist gut daß mich der Raum nötigt aufzuhören. Ich empfehle mich Ihnen bestens und bitte mich mit Ihrem Angedencken zu erfreuen. Weimar dl. 24 Jul 1788. Goethe
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〈Weimar, vermutlich Juni oder Juli 1788〉
Apres avoir fini mon tour par la Sicile il y a un an il falloit partir de Messine sans avoir eu le bonheur de Vous y trouver. J’avois abandonné le projet d’aller a Malte et je finnissois ma course plus vite que je n’avois pensé. Tout ce temps je me suis arreté a Rome plein d’espoir de retourner
16 manhchem 28 arretté
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une autre fois a Naples et peutetre en Sicile, mais les circonstances mont empeche et il faut apresant retourner en allemang sans avoir le plaisir, de revoir une autre fois le beau pais qui Vous posseda. Je ne scaurois partir sans renouveller ma Memoire aupres de Vous Monsieur sans Vous assurer des sentimens que Vous avez / scu m’inspirer des le premier Moment de notre Connaissance a Palerme. Que n’ai je pu profiter de vos lumieres en parcourant d’un oeil triste la situation deplorable de votre Patrie. Ayes la bonté Monsieur de Me donner de Vos nouvelles. Je joins en bas du ma lettre l’adreesse sous la quelle elles me parviendront surement. Je serai charmé d’entendre que Vous Vous portes bien et que Vous poursvivres toujours vos recherches. Sil le traite que Vous penseres de publier voit je Jour ju Vous prie de vouloir m’en avertir. Je joins ici une petite brochure asses interessante Sil Vous desiries dé posseder / une collection dont elle donne la description je me ferois un devoir de Vous en offrir une. elle pourroit Vous parvenir par la voye de Hambourg avec dautres choses que j’espere de pouvoir envoyer a Mr le Chevalier Goeni. Je prie de vouloir bien faira avoir a Mr Zara l’incluse, et de Vous souvenir quelques fois de Votre treshumble et tres obeissant serviteur.
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An Giuseppe Zahra 〈Weimar, vermutlich Juni oder Juli 1788〉
〈Konzept〉 M.
Avant mon depart de Catane ie Vous temoignoi– Mr. le desir de posseder une Collection des Mineraux de la Sicile et je crois pouvoir faire une une
4 scasurois 5 dues 7 vous 8 ×donner 8 Vous 9 Ldu 9 l’adereesse 11 vVous 12 penseres a 13 joi×ns 13 un|e| 13 li brochure 13 interessante du Secretaire du dupartement 13 dée 14 telle collection 14 ⎡telle dont elle donne la description⎤ 15–17 ↓Vo×us parvenir par la voye de Hambourg avec dautres choses que j’espere de pouvoir envoyer a Mr le Chevalier ×Goeni.↓ (mit Einfügungszeichen: #) 18 Zarra 21 mVous 22 × pouvoir 22 une ×une
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proposition a son Excellen Mr le Chevalier Goeni de trocque contre des mineraux de l’allemagne Et particulierement de la Saxe. J’avois l’intention Mr de dresser avant mon depart de l’italie un petit Memoire lequel Vous auries eu la bonte de presenter a son Exc. Mais en reflechisant muremen j’ai cru devoir attendr mon retour en Allemagne pour pouvoir, plus n ce que je pourrois promettre contre
9. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, wahrscheinlich Juli 1788〉
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Hier l. Mutter ist ein Steinchen mit einem Minervenkopfe Es wird Ihnen gefallen es ist gar klein und zierlich. Wenn Sie es faßen laßen darf das Gold nicht weiter als das weiße Riefchen gehn der übrige Stein steht vor. Adieu. G
10. An Charlotte von Stein 〈Weimar, wahrscheinlich zweite Hälfte Juli 1788〉
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Ich dancke dir für das überschickte und für die Besorgung das Geld will ich dir gleich oder allenfalls Fritzen geben der doch deine Haushaltung fortführt. Diesen Nachmittag will ich suchen bey Zeit von Hof abzukommen, ich komme zu dir hinüber. Heute früh komm ich auch noch einen Augenblick. Gerne will ich alles horen was du mir zu sagen hast, ich muß nur bitten daß du es nicht zu genau mit meinem jetzt so zerstreuten, ich will nicht sagen zerriß-
1 lMr 1 d’un troc de 1 tro|c|que 2–3 l’allemagne Ayant eu tout ce tem / C’est un an que je me suis arretè a Rome d ⎤J’esperois⎤ ×E×t particulierement 3 Saxe. Je Vous priois Mr. avant Mr. de pouvoir avant mon d J’avois 4 Idepart 4 M×emoire 5 p×resenter 9 gefallesn 17 dzu
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Abb. 4: Goethe an Giuseppe Zahra, 〈vermutlich Juni oder Juli 1788〉 (Nr 8)
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BRIEFE 11–13
nen Wesen nehmest. Dir darf ich wohl sagen daß mein innres nicht ist wie mein ausres. Lebe wohl. G
11. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich Anfang August 1788〉
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Hier lieber, die Papiere zurück. Es liegt diese Vorstellungs art soweit von meiner daß ich das Rauschen eines Wasserfalls besser verstehe als solch einen Diskurs, ich habe nichts drauf zu sagen: als daß mich Gott bewahren möge einen Arm oder Finger als einen Conus anzusehen. Ubrigens muß es jedem erlaubt seyn um den Felsen, den niemand ersteigt, nach seiner Art sich herumzutummeln, auf seinem Steckenpferde herumzureiten, welches Rechts ich mich ja auch weidlich bedient habe. Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungern aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. Ich weiß schon wie es geht. So was sieht immer noch einer und wieder einer, es wird noch einmal abgeschrieben und endlich habe ich / den Verdruß diese Pudenda irgendwo gedruckt zu sehn. Denn es ist im Grunde sehr dummes Zeug, das mich jetzt anstinckt. Du kannst sie nirgends brauchen als in Verona. Auf dem Rückwege würde sie dir fatal seyn und ich bin in Unruhe wenn ich das Zeug auf Reisen weiß. Es ist nicht Knauserey sondern redliche Schaam daß ich die Blätter nicht hergeben mag. Ich sehe dich noch heute. Adieu. G
12. An Charlotte von Stein 〈Weimar, zwischen 22. Juli und 2. August 1788〉
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Die Papiere der Voß habe ich in der Stadt, ich will sie ihr bringen oder schicken, ich weiß daß sie solche nicht durch die Hände der Meyern will gehen laßen. Ich dancke dir fürs Frühstück. Fritz soll mir lieb seyn, es freut mich immer seine Gegenwart, und wenn ich ihm was seyn kann. Laß mir die Archiv Scheine zurück und Lebe wohl. Mögest du in
AUGUST 1788
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dem stillen Kochberg vergnügt und vorzüglich gesund seyn. Ich will so fortleben wie ich kann ob es gleich eine sonderbare Aufgabe ist. Kayser geht mit der Herzoginn wieder fort, das sage nicht weiter, ob ich gleich dencke es ist kein Geheimniß mehr und so schließt sich alle Hoffnung auf die schöne Tonkunst ganz für mich zu. Der trübe Himmel verschlingt alle Farben. Herder geht nun auch und – so lebe tausendmal wohl G
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13. An Samuel Thomas Soemmerring Weimar, 8. August 1788. Freitag Ew Wohlgebl habe die Ehre wieder auf deutschem Grund und Boden zu begrüßen, von dem ich so lange entfernt gewesen. Gegenwärtiges erlaße ich auf Befehl meines gnädigsten Herrn, welchem die Nachricht zugekommen daß der Kriegsrath Merck in Darmstadt sich in einer traurigen Gemüthslage befinde und daß seine Freunde seinetwegen in Sorgen seyen. Da es uns nun sehr interessirt von diesem werthen Manne einige Nachricht zu erhalten und Ew Wohlgebl als sein Freund bekannt sind; so soll ich Sie ersuchen: Sich doch bald möglichst um die Gesundheits und Gemüths Umstände unsres Freundes zu erkundigen und / an mich einige gefällige Nachricht zu ertheilen. Ich hoffe bey dieser Gelegenheit von Ihrem Befinden und Ihren Arbeiten zu hören, der ich mich mit aller Hochachtung unterzeichne
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Ew Wohlgel Weimar dl. 8 Aug 88.
ergebenen Diener JWvGoethe
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14. An Charlotte von Stein Weimar, 12. August 1788. Dienstag
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Es war mir sehr erfreulich Fritzen wieder zu sehen, er wird mir wohl bleiben wenn alles sich entfernt. Herder ist nun fort, die Herzoginn geht auf den Freytag, der Herzog hat einen bösen Fuß, sonst wäre er Sonnabends mit den Gores gegangen. Ich soll im Sept. mit nach Dresden, wenn ich es ablehnen kann thue ichs. Gores sind recht gut, wenn man in ihrer Art mit ihnen lebt, sie sind aber in sittlichen und Kunstbegriffen so eingeschränckt, daß ich gewissermassen gar nicht mit ihnen reden kann. Sie sind glücklich, ich mag sie auch nicht in ihrem Glück stören, so wenig ich daran Theil nehmen kann. Mein achter Band ist bald zusammengeschrieben. Wenn ihn Wieland durchgesehn hat, erhältst du ihn eh er nach Leipzig geht, er soll auf Michael herauskommen. Tasso rückt auch obgleich langsam ich habe noch immer Zutrauen zu dem Stück. Lebe wohl. Liebe mich. Danck fürs Frühstück. W. dl. 12 Aug 88 G
15. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 16. August 1788. Samstag
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Mit Freuden höre ich daß alles so gut geht daß Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit getroffen haben. Das Rad muß würcklich eine ansehnliche Maschine seyn und sich ehrwürdig in der Finsterniß herumdrehen. Daß Sie einige Lachter schon gewältigt haben, ist auch ein guter Anfang. Wie sehr ich mit Ihnen zu seyn wünsche konnen Sie dencken. Das Geschäfte in Ilmenau muß mir immer werth bleiben und Ihre Gegenwart dabey, Ihr Würcken macht mir alles doppelt interessant. Güßfeld hat von mir Abschied genommen, ich bin in allgemeinen Terminis mit ihm geblieben, er schien ganz leidlich disponirt.
9 wenig, (Komma gestrichen) 17 musß
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Die Herzoginn Mutter ist gestern weg, heute der Herzog, die Englische Familie auch und wir sind nun im kleineren Kreise. Kehren Sie bald wieder damit wir manche Stunde froher und nützlicher Unterhaltung erneuern. Herder hat von Bamberg geschrieben er ist wohl. Leben Sie wohl! grüßen Sie die Ihrigen bestens. W. dl. 16 Aug 88. G.
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16. An Charlotte von Stein Weimar, 24. August 1788. Sonntag Den Herzog hat sein Fuß gezwungen zurückzukehren, er wird nicht zum Regimente und wahrscheinlich auch nicht nach Dresden gehen können. Es ist wieder ein rechtes Probestückchen wie er sich und andern das Leben sauer macht. Ich mache so ein gut Gesicht als möglich und bin in einer innerlichen Verzweiflung, nicht über diesen besondern Fall, sondern weil dieser Fall wieder sein und unser ganzes Schicksal repräsentirt. Ich mag nichts weiter sagen und klagen. In einiger Zeit schicke ich dir die Abschriften meiner Gedichte Wieland hat sie jetzt. Fritz ist gar gut, nur helfe ich auch ihm wenig, wie ich denn überhaupt gänzlich unnütz bin. Herders Briefe sind gar interessant. Wie viel menschlicher ist er, wie viel menschlicher reiste er als ich. Lebe wohl, erfreue dich deiner Einsamkeit! es wird nicht lange währen; so hab ich, wills Gott, sie auch wieder gewonnen, um sie nie zu verlassen. Adieu. W. dl. 24 Aug 88. G.
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17. An Christoph Martin Wieland 〈Weimar, Mitte oder Ende August 1788〉
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Indem du beschäfftigt bist mir einen Freundschaftsdienst zu erzeigen, komme ich dir einen Gegendienst anzubieten, der nicht ganz so uneigennützig ist. Du hast mir neulich gesagt daß du wünschtest ich möchte dir von meinen Reise Bemerckungen manchmal etwas für den Merkur geben. Bisher habe ich meine Journale, die Briefe, die ich hierher geschrieben, unzähliche zerstreute Blätter durchgesehn und wünsche selbst nach und nach etwas in Ordnung zu sehen. Allein ohne Compelle ist dazu bey mir keine Hoffnung. Ich wollte dich also fragen ob du Lust hättest eine Folge solcher kleinen Aufsätze nach und nach in den Merkur aufzunehmen und zwar so daß ich mich engagirte monatlich vom nächsten Sept biß zu Ende des Jahrs 89 mehr oder weniger zu liefern, damit ich theils eine Art Austheilung machen, einen Aufsatz mit dem andern verbinden, einen durch den andern erläutern kann. Ich habe so vielerley, so mancherley / das doch nach meiner Vorstellungs und BemerckensArt immer zusammenhängt und verbunden ist. Naturgeschichte, Kunst, Sitten pp alles amalgamirt sich bey mir. Heute früh dicktirte ich einen Beytrag zur Witterungs Lehre der sich ganz natürlich mit der Luftperspecktiv endigte. Genug es steht dir mancherley nach und nach zu Dienste. Nun wünschte ich zu wissen ob dir der Vorschlag annehmlich sey? Ob du monatlich etwas magst? Wieviel ohngefahr an Blätter und Bogenzahl dir recht wäre? Und, damit unser Contract ganz rein werde, was du mir dagegen an Gold oder Silber geben willst? Ob ich gleich keine Kinder zu ernähren habe; so muß ich doch darauf dencken etwas in den Beutel zu leiten, da so viel hinaus geleitet wird. Lebe wohl. Wenn wir einig sind arbeite ich dir gleich auf ein Paar Monate voraus. Lebe wohl und liebe mich. G
13 Au×stheilung 13 Aufzsatz 21 ×zu
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18. An Charlotte von Stein 〈Weimar〉, 31. August 1788. Sonntag Vergieb mir meine Liebe, wenn mein letzter Brief ein wenig konfus war, es wird sich alles geben und auflösen, man muß nur sich und den Verhältnißen Zeit laßen. Ich fürchte mich dergestalt für Himmel und Erde daß ich schwerlich zu dir kommen kann. Die Witterung macht mich ganz unglücklich und ich befinde mich nirgends wohl als in meinen Stübchen, da wird ein Caminfeuer angemacht und es mag regnen wie es will. Deiner Schwester fällt der Tod ihres Mannes sehr empfindlich, sie wird auch einsehn lernen daß er zu ihrem Glück gestorben sey. Den Herzogs Fuß geht sehr viel besser, nur fürchte ich, er wird die Cur nicht ganz auswarten und es wird wieder umschlagen. Es sind schon vier Wochen. Sey doch so gut mir die Briefe die ich auf der Reise an dich geschrieben zu schicken wenn du sie mit hast, oder anzuzeigen wo sie liegen, wenn sie noch hier sind, ich will nach und nach etwas daraus zusammen / schreiben und es dem Wiel. in den Merckur geben. So sehe ich nach und nach selbst was ich habe und ob ich was habe. Ohne einen solchen Vorsatz hätte ich die alten Papiere gar nicht wieder ansehen mögen. Von Rom hab ich eine sehr schöne Muse in einen Sardonix geschnitten erhalten. Fritz hat dir sagt er davon geschrieben. Er ist recht gut und artig. Lebe wohl, grüße Stein und behalte mich lieb. dl. 31 Aug 88. G
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19. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 30. August und 1. September 1788〉 Ich dancke dir für deinen Brief und für die Stille Feyer meines Geburtstags. Wir haben daran getanzt biß nach Mitternacht. Auch sind mir sonst allerley freundliche Dinge begegnet welche guten Augurii sind. Wir wollen der besten Hoffnungen leben.
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BRIEFE 20/21
Fahre wohl einmal wieder in die Berge. Mir sind meine Vulkanischen Sachen angekommen und einiges erfreuliche aus Sicilien. Besonders eine Schwerspat Druse von der ersten Schönheit. Mit dem Herzog geht es recht gut. Das heißt die Wunde bessert sich mercklich. Wenn er Geduld hat auszuharren; so wird er bald kurirt seyn. Lebe wohl. Gedencke mein. G.
20. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. September 1788. Montag
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In der Hoffnung daß meine gnädigste Fürstinn glücklich in Mayland anlangen werde, schicke ich dieses Briefchen ab um Sie daselbst zu begrüßen. Ich bin Ihnen, wie so viele andre im Geiste nachgefolgt, doch gewiß mit eignen Gedancken und Empfindungen. Mögen Sie recht rein das manigfaltige Gute genießen das Ihnen auf Wegen und Stegen von nun an begegnen muß. Mehr kann ich fast nicht sagen. Von hier ist wenig zu erzählen. Des Herzogs Fuß beßert sich sehr, er wird wohl noch ins sächsische Lager gehn. Alles ist übrigens still und ich arbeite ganz leise fort. Behalten Sie mich in gnädigem Andencken und halten die Fraülein an daß sie mir schreibe, biß jezt habe ich noch keine Zeile gesehen. Ich empfehle mich zu Gnaden. W. dl. 1 Sept. 88. Goethe
2 einigses 3 sSchwerspat 5 wWenn 16 abrbeite
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21. An Georg Joachim Göschen Weimar, 1. September 1788. Montag Ich dancke für die übeschickten Vasen, sie sind glücklich angekommen. Die Arbeit daran ist recht schön. Der achte Band ist meist beysammen, ich laße ihn nochmal abschreiben und gehe ihn durch. An dem Titelkupfer wie an der Vignette wird in Rom gearbeitet, wenn wir sie nur zeitig erhalten. Ich will die Platten auf der reitenden Post kommen laßen. Schreiben Sie mir den letzten Termin, wenn Sie das Manuscript haben müßen. Die kleinen Zeichnungen von Hl. Rath Krause werden nicht wohl angebracht werden können. Die Einrichtung die ich dem Bande gegeben leidet keine Zwischen Kupfer und die Kupfer zum Titul erhalten wir wie gesagt von Rom. Ich werde mit dem Manuscript ein Verzeichniß schicken wie ich die Abgabe der / Exemplare künftig erwarte. Das letztemal ist wieder zu meinem und Ihrem Schaden und zu niemandes Nutzen allerley versehen worden. Die Exempl. die ich zurückgebe hat Hl. Rath Bertuch. Ein junger Mann Nahmens Vu l p i u s hat ein Paar Bändchen Operetten geschrieben, davon auch ein Theil komponirt ist, er wünscht dazu einen Verleger zu finden. Konnen Sie ihm hierinn und sonst behülflich seyn; so geschieht auch mir ein Gefalle. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir wann das Mspt ankommen muß damit ich mich darnach richte. Empfehlen Sie mich Ihrer Gattinn. W. dl. 1 Sept. 88 Goethe
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22. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 2. September 1788. Dienstag Du bist wieder zu Hause angekommen wozu ich Glück wünsche. Sey doch so gut mir so bald als möglich die Memoires de l’Academie des Sciences 5
von 1751. Zu schicken der Band wird wohl gebunden seyn. Ich habe wieder einen schönen geschnittnen Stein von Rom erhalten. Lebe wohl. W. dl. 2 S. 88.
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23. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar〉, 〈3.? und〉 4. September 〈1788〉. 〈Mittwoch? und〉 Donnerstag 〈Druck〉 10
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Nun l. Br. sollst Du auch einmal etwas von mir finden, ich habe mich der Briefe an deine Frau sehr gefreut. Mögest du immer gleich vergnügt und empfänglich immer weiter reisen. Des Herzogs böser Fuß hält ihn wider seinen Willen hier und auf dem Canape, er nimmt sich jetzt da er die Nothwendigkeit sieht sehr zusammen und läßt sich nicht merken wie fatal es ihm ist; innerlich aber ist er in einer schlimmen Lage. Er hat sich in der Neigung zu dem Mädchen so ganz indulgiert, wie in seinem politischen Getreibe, beydes hat keinen Zweck wie soll es Zufriedenheit gewähren. Die Herzoginn leistet ihm treue Gesellschaft mit guter Laune und Geduld, ich esse alle Mittage mit ihnen und bin auch einen großen Theil des Tages dorten, wenn niemand anders da ist, so vergeht eine Zeit nach der andern, man wird des Lebens weder gewahr noch froh. Deinen IV. Band habe ich größtentheils gelesen. Im 16. Buche habe ich mich sehr gefreut zu sehen, wie du die Völkerwanderungen, von
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dem beginnst was noch geblieben ist, von den ersten in die Gebirge getriebenen Völkern. Es giebt ein gar gutes und faßliches Bild. Das Xthum hast du nach Würden behandelt, ich danke dir für mein Theil. Ich habe nun auch Gelegenheit von der Kunstseite es näher anzusehen und da wirds auch recht erbärmlich. Ueberhaupt sind mir bei dieser Gelegenheit so manche Gravamina wieder rege geworden. Es bleibt wahr: Das Mährchen von Cristus ist Ursache daß die Welt noch 10/m Jahre stehen kann und niemand recht zu Verstand kommt weil es ebensoviel Kraft des Wissens, des Verstandes, des Begriffs braucht um es zu vertheidigen als es zu bestreiten. Nun gehen die Generationen durch einander, das Individuum ist ein armes Ding es erkläre sich für welche Parthey es wolle, das G a n z e ist nie ein G a n z e s und so schwankt das Menschengeschlecht in einer Lumperey hin und wieder, das alles nichts zu sagen hätte, wenn es nur nicht auf Punkte, die dem Menschen so wesentlich sind, so großen Einfluß hätte. Wir wollen es gut sein lassen. Sieh du dich nur in der römischen Kirche recht um und ergötze dich an dem was in ihr ergötzlich ist. In meinen Schriften bin ich nur wenig vorgerückt. Der achte Band ist beynahe zusammen. Wieland hat ihn gegenwärtig in der Revision. Es sind noch einige Kleinigkeiten dazugekommen, das Uebrige kennst du. Sonst weiß ich dir beinahe nichts zu sagen. Daß Frau und Kinder wohl sind, erfährst du von ihnen selbst sie haben mich mit einer Biskuit Torte und ein Paar Kringen nebst fremden Früchten erfreut. Das Wetter ist immer sehr betrübt und ertödet meinen Geist; wenn das Barometer tief steht und die Landschaft keine Farben hat, wie kann man leben. Lebe wohl und glücklich. Du hast ja unerwartet eine Reisegefährtinn gefunden; möge das eurer Reise nicht schaden. Fast hätte ich vergessen dir für die Meistersängersprüche zu danken. Es ist sehr artig zu sehen, wie sie mit den platten Lebens und Handwerksbegriffen gespielt haben. d 4 Sept. Prinz August ist gekommen, mit dem ich vielleicht die nächste Woche nach Gotha gehe, Morgen fahre ich mit deiner Frau und der kleinen Schardt nach Kochberg. Es scheint, wir werden gut Wetter haben.
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Uebrigens drücken wir uns unter dem cimmerischen Himmel, der unglaublich auf mich lastet. Alles wollte ich gerne übertragen, wenn es nur immer heiter wäre. Lebe wohl du wirst nun wissen was eine reine Athmosphäre ist und wirst es noch mehr erfahren. Grüße deine Reisegesellschaft. Wie der Mensch ist, muß es ihm werden. Da hast du nun gar noch ein zierlich Weibchen im Wagen. Lebe wohl. Gedenke mein. Du brauchst mir nicht zu schreiben. Die Briefe an die Frau werden mir ganz oder zum Theil mitgetheilt. Grüße Dalberg. In Rom findest du die versprochene Nachricht über die deutschen Künstler zu Eurem Gebrauch. W. den 4. S. 88. G.
24. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 9. September 1788. Dienstag
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Die Kuxe will ich dir besorgen. Noch haben wir Ursache das Beste zu hoffen, wir sind auf dem Wege die Wasser zu gewältigen die uns vertrieben hatten, eben als wir die ungeheure Masse Gips durchsuncken hatten und auf das Dachgestein, das über dem Flöz liegt kamen. Der Bergsekretair und der Hofrath Voigt werden sich deines Grußes freuen, der Bergs. ist ein recht wackrer Mann und sehr brauchbar sein Bruder ein sehr vorzüglicher Mann in vielem Betracht. Du verlangst einen jungen Mann zum Sekretair und zum Unterricht deiner Kinder, und ich habe eben einen, den ich gar gerne unterbringen möchte, ich wünschte nur daß er auch dir recht wäre. Sonderbar ists daß ich neulich ihn dir empfehlen wollte, auch etwa der Fürstinn, weil euch doch manches vorkommt und daß eben mit deinem Brief einer von ihm ankommt, worinn er mir seine Noth klagt und meine Intercession anruft. / Er hat von Jugendauf Disposition zu den Wissenschaften gezeigt, und hat früh aus Neigung und Noth geschrieben und drucken laßen.
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Er heißt Vu l p i u s, du hast seinen Nahmen irgendwo gelesen. Das ist nun nicht eben die beste Rekommandation. Wir erschröcken über unsre eigne Sünden, wenn wir sie an andern erblicken. Es ward ihm sauer genug auf eine solche Weise sich und einige Geschwister zu unterhalten, er kam nicht zeitig genug hier in eine gewiße Carriere, sehnte sich nach einem Posten und ward Sekretair bey einem Kreisgesandten von Soden in Nürnberg, der ihn als ein ächter Geizhals behandelte und ihm nun den Abschied giebt, weil ein andrer für weniger Geld noch mehr Arbeit im Hause übernehmen will. Er schreibt eine Hand, die nicht schön aber gemüthlich ist. Von seinem französch kann ich / nicht sagen wie weit es geht, er versteht es, soviel weiß ich daß er artich Italiänisch kann. Er hat eine gute Bildung und aus seinen Handlungen und Ausserungen schließe ich ein gutes Gemüth. Ich habe mich seiner vor einigen Jahren angenommen, ich meiner Abwesenheit, verlohr er jede Unterstützung und ging wie schon gesagt nach Nürnberg. Freylich kann ich nicht sagen daß ich ihn genau kenne. Ich habe mich für ihn interessirt ohne ihn zu beobachten, ich habe ihm einige Unterstützung verschafft, ohne ihn zu prüfen. Seit mehr als zwey Jahren habe ich ihn nicht gesehn und kann dir ihn also nur bedingt empfehlen. So viel kann ich sagen daß ich ihn, wenn ich einen solchen Menschen brauchte, zum Versuch selbst nehmen würde, das ist aber noch nicht genug für dich. Bedencke nun was ich da gesagt habe, ich will ihm schreiben, dich nicht / nennen, ihn über sein latein französch u.s.w. befragen. Für ihn wäre es ein großes Glück wenn du ihn nähmst, aber es ist die Frage ob du auch bedient wärest. Sonst weiß ich jetzt niemanden, will mich aber doch erkundigen. Ich dancke dir für das Vertrauen. Von deinem Georg habe ich immer das beste gehoft und war unzufrieden mit Euch daß Ihr immer mit dem Kinde unzufrieden waret. Ein Blat das groß werden soll, ist voller Runzeln und Knittern eh es sich entwickelt, wenn man nun nicht Geduld hat und es gleich so glat haben will wie ein Weidenblat dann ists übel. Ich wünsche dir Glück zu dieser Vaterfreude.
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BRIEFE 25–27
Ich bin wohl und wunderlich. Laß bald wieder von dir hören. Wegen des jungen Menschen schreibe ich bald wieder. Grüße die deinigen, die Fürstinn und den wiederbelebten Hemsterhuis. Liebe mich. W. dl. 9. Sept. 88. G Eigentlich hat der junge V. den ich dir empfehle Jura studirt, sich auch auf Geschichte und Diplomatick gelegt. Verschaffe mir doch Abdrücke in Siegellack von der Fürstinn geschnittnen Steinen. Mich interessiren jetzt diese Kunstwercke mehr weil ich sie beßer verstehe.
25. An Dorothea Kayser Weimar, 9. September 1788. Dienstag
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Ihr Bruder hat wegen einiger unvermutheter Vorfälle, seine Reise nach Italien, mit Durchl der Herzoginn, nicht fortgesetzt, sondern seinen Weg nach Zürch genommen. Er ersucht mich Ihnen solches anzuzeigen und wird sobald er in Zürch anlangt sowohl Ihnen als Ihren Eltern deßhalb schreiben. Leben Sie wohl und grüßen unsre Landsleute. W. dl. 9 S. 88. v. Goethe
26. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. September 1788. Freitag
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Seyn Sie mir meine beste und gnädigste Fürstinn, in dem großen Rom aufs beste willkommen. Eh Sie diesen Brief erhalten, hoffe ich noch manche gute Nachricht von Ihnen zu hören. Aus Verona haben Sie mich mit einigen Zeilen erfreut, möge die Reise eben so glücklich fortgehen. Daß Kayser sich getrennt hat, thut mir für beyde Theile leid, er ist sehr danckbar für jede ihm erzeigte Gnade und Wohlthat. Ich wünsche daß Collina seine Schuldigkeit zu Ew Durchl Nutzen und 8–10 ⎤Verschaffe mir doch 〈…〉 sie beßer verstehe.⎤ (quer zur Schreibrichtung)
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Vergnügen thun möge. Genießen Sie nun, alles so lang gewünschten Guten und kehren Sie bald und völlig befriedigt zu uns zurück. Mehr weiß ich nicht zu sagen. Alles ist wohl hier und Ew Durchl werden davon erfreuliche Nachrichten haben. Ich lebe sehr still hin und bin fleißig. Der achte Band ist bald zusammengestoppelt, dann soll es an Tasso gehn. Ich empfehle mich tausendmal. Der unartigen Fräulein auch einen Grus. W. dl. 19 Sept. 1788. Goethe
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27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. September 1788. Freitag Von Gotha bin ich zurück mit dem Herzog und der Herzoginn gekommen, welche nach Dessau gingen. Ich habe drüben gute Stunden gehabt, auch ist mein Aufenthalt daselbst in mehr als Einem Sinne fruchtbar gewesen. Von Ihnen höre ich daß Sie wohl sind und ich hoffe daß Sie Ihr Dresdner Aufenthalt doppelt befriedigt haben wird. Wegen der Merckischen Sache habe ich Briefe. Ein Capitaliste, der die Summe als Capital herschöße findet sich in diesem Augenblicke nicht, dagegen will Banquier Willemer in Franckfurt sie vorstrecken und verlangt auch nur 4 prCnt. Nach seinem Briefe will er die 4000 f gegen einen von Ihnen unterzeichneten / Wechsel auf eins oder zwey Jahre vorschießen biß man entweder sieht, ob Merck solche wieder abtragen kann, oder sich ein Capitalist findet. Ich habe geantwortet: daß Sie nicht in loco seyen, daß ich aber gleich schreiben und eine eigenhändige Versicherung von Ihnen, worin Sie Ihren Credit für Mercken interponirten beybringen wollte. Haben Sie also die Güte mir schleunigst ein Blatt ohngefähr des Inhalts zu senden:
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BRIEF 28
Daß Sie für die 4000 f welche Merck bey Hl. Banq. Willemer in Franckfurt am Mayn auf zwey Jahre negotiirt gutsagten, dergestalt daß Sie, wenn Merck gedachte Summe in bemeldter / Zeit abzuführen nicht im Stande seyn sollte, für solche, als wäre sie Ihnen selbst dargeliehen worden, haften und solche dem Gläubiger restituiren wollten, wie Sie denn auch die Intressen zu 4 pcnt inzwischen abzutragen sich engagirten. Man wird sehen ob Willemer mit einer solchen Erklärung zufrieden seyn wird. Leben Sie recht wohl und kommen wohl und zufrieden zu uns zurück. K ü n s t l e r s A p o t h e o s e ein Pendant zu K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n im Puppenspiel ist in Gotha fertig worden. Es ist spät ich schließe mit der alten Bitte: Lieben Sie mich. W. dl. 19 S. 88. G.
28. An Christoph Heinrich Kniep 〈Weimar〉, 19. September 1788. Freitag 〈Konzept〉
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Mein l. Kniep. Ich hoffe Sie sind mit der Bestellung für Tourneyßen vorgerückt, ich wünsche zu hören, wie weit Sie sind. Schreiben Sie mir doch auch was ich noch auserdem bei Ihnen bestellt habe? ich habe es würklich vergeßen Nun aber habe ich Ihnen eine gute Nachricht zu geben. Ich habe Ihre Zeichnungen an mehreren Orten gezeicht u Sie dadurch, auch durch das, was ich von Ihnen gesprochen dergestallt empfohlen, daß ich Ihnen sogleich eine ansehnliche Bestellung ankündigen und Ihnen auf einige Jahr Arbeit vielleicht verschaffen kann. Sie müßen mir aber vorher einige Fragen beantworten. 1) Was ist gegenwärtig bey Ihnen bestellt und wie lang haben Sie zu Arbeiten, biß Sie damit fertig sind?
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Zeit (Abstandskorrektur zum Seitenrand) 16 Tourneiyßen
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2) Wenn ich sogleich 20 Zeichnungen von verschiednen Formate bestelle, wie lang denken Sie wohl daran zu arbeiten, und in welcher Zeit ohngefähr könnten die Blatter von Neapel abgehn? / 3) Was verlangen Sie für die Zeichnungen von verschiednen Formate? G a n z g r o ß. wie das Theater von Tauromina. M i t t e l g r ö ß e. wie Neapel Pestum pp. K l e i n wie die Ruinen des Herkules Tempel. NB. Es sollen 14 Blätter in Farben und sechse in Braun seyn. Ferner gestehe ich Ihnen gerne zu, daß Sie etwas mehr als bisher für das Blatt nehmen. Dagegen müßen die Zeichnungen mit der größten Sorgfalt – gemacht werden und besonders am Pappier u am aufkleben keine Sorgfalt gespart seyn. Denn die Liebhaber für die Sie arbeiten sind sehr akkurat 4) Das Geld wird wie bisher an Hl. Hakert gezahlt, und Sie erhalten es gegen Ablieferung der Zeichnungen. Dabei sichern Sie mir zu daß ein für meine Bestellung gearbeitetes Blatt, nicht etwa einem durchreisenden Liebhaber über laßen werde. 5) Melden Sie mir ob Sie diesen Sommer die Tour von welcher Sie mir schrieben gemacht, und von welchen besonders schönen Gegenständen Sie Contoure u / und Studien gemacht haben. Schreiben Sie mir ein Verzeichniß von 20 bis 30 Zeichnungen und ihren Gegenständen, welche farbig oder braun zu machen sind, damit ich wählen kann. Auch die Formate. 6) Studiren Sie die Bäume und Vordergründe und Figuren wohl nach der Natur, überhaupt wenden Sie allen möglichen Fleiß an, denn wenn diese Bestellung gut ausfällt; so kann eine doppelt stärkere erfolgen; allein wie schon gesagt, Sie müßen sich dazu halten, damit die Lust nicht verrauche. Und wenn das Glück gut ist; so kann diese Einleitung für Sie von wichtigen Folgen seyn. Ich bitte Meyern in einem Briefe daß er sorgt daß ich bald und recht deutliche Antwort habe, da er doch der Sekretair des Haußes ist und beßer schreibt als Ihr andern; so ist er wohl so gut selbst die Antwort abzufaßen.
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Nun wünsche ich Ihnen Glück mein lieber Kniep zu der neuen Einrichtung und der guten Gesellschaft von Meyer und Tischbein. Ihr seyd gewiß recht vergnügt und fleisig. Genießen Sie der guten Tage / Der Herzogin von Weimar habe ich auch von Ihnen gesagt, und wünsche daß Sie für diese Dame einige recht schone Stücke machen und sie ihr in Neapel prasentiren möchten. Ich bezahle Sie durch Hl Hackert. dl 19 Sept. 88.
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Ihren Brief mein l. Meyer habe ich mit vieler Freude gelesen und mich dabey der schönen Stunden erinnert, die wir mit einander zubrachten. Fahren Sie ja fort mir manchmal zu schreiben und durch Ihre Worte den nordischen Himmel aufzuhellen. Glauben Sie mir daß ich Ihre Liebe und Freundschaft recht lebhaft erkenne und erwiedre, wir wollen treu und eifrig jeder auf seinem Wege fortwandeln, biß wir einander wieder einmal antreffen und indessen durch Briefe eine Verbindung erhalten, die beyden Theilen gleich werth ist. Ich kann und darf nicht sagen wieviel ich bey meiner Abreise von Rom gelitten habe, wie schmerzlich es mir war das schöne Land zu verlaßen, mein eifrigster Wunsch ist Sie dort wieder zu finden. Mich hat besonders vergnügt daß Sie das Bild von der Circe im Farnesischen Pallaste sosehr loben, es war immer eine meiner Favoritkompositionen. Leider ist der Sinn in welchem es komponirt ist, sehr verschwunden und erloschen und unser lebendes Geschlecht / möchte wohl meist das lobenswürdige daran zu tadeln geneigt seyn. Es ist dieses Bild eins von den Mustern wie der Mahler dichten soll und kann, Carrache habe es nun aus sich selbst oder von einem Alten. Was mich gegenwärtig umgiebt, lädt nicht sehr zu Ubung und Betrachtung der Kunst ein. Ich spinne den Faden im Stillen fort, in Hoff-
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nung mich dereinst an demselben wieder in’s glückliche Land zu finden. Leider ist meine Ankunft zu Ihnen nicht so nah, wie sie Ihr zweyter Brief aus einigen Ausdrücken eines Briefes an Tischbein vermuthet. Im Geiste bin ich bey Ihnen, laßen Sie mich bald wieder von Sich hören. Wegen des Carrache hat mir Büry geschrieben und mir Ihre gemeinschaftliche Absicht bekannt gemacht. Ich habe aus diesem Anerbieten Ihre freundschaftliche Gesinnungen mit herzlicher Freude erkannt. Verzeihen Sie wenn ich sie vielleicht nicht so zart erwiedre. Am Ende ist das Geld doch das Zeichen aller Nothwendigkeiten und Be/quemlichkeiten des Lebens, ich finde es billig daß sie beyde aus diesem Funde einigen Vortheil ziehen. Ich kenne einen Liebhaber der ein so gutes Bild zu besitzen verdient und der in dem Falle ist auch einen billigen Preiß dafür zu bezahlen. Es ist eine Person mit der ich in nahen Verhältnißen stehe, wollten sie beyde ihr das Bild überlassen; so würde ich es auch genießen. Kommen Sie mit Büry überein was man fordern könnte und zeigen mirs an. Sie hören weiter von mir. Beharrten Sie aber auf Ihrem ersten Gedancken und wollten das Eigenthum dieses schönen Bildes sich vorbehalten und mich freundlich zum Verwahrer desselben machen; so laßen wir es zuförderst in Rom, biß ich sehe was aus mir werden kann. Sie werden mich sehr verbinden wenn Sie von Zeit zu Zeit an mich dencken und einige gezeichnete Köpfe in den verschiednen bekannten Manieren schicken. Einige Freunde wünschen sehr auch etwas von Ihnen zu besitzen. Wäre der / Raphaelische Johannes Kopf, den Tischbein besitzt nicht ein Gegenstand den Sie mir zeichnen möchten. Grüßen Sie Tischbein, mit nächstem schreibe ich ihm. Der Herzog von Gotha, welchen ich diese Tage gesprochen, ist gegen ihn sehr gut gesinnt und disponirt, ich werde deßhalb weitläufig schreiben. Hierbey ein Brief an Kniep. Ich bitte Sie zu würcken daß ich bald und recht bestimmte Antwort auf alle Punckte erhalte. Mehreren Personen hat Knieps Arbeit wohlgefallen und wenn er die erste Bestellung, die ich bey ihm mache, gut und zur gerechten Zeit liefert; so kann er sich eine gute Kundschafft machen. 2 iIhr 3 aufs 3 Ausdrücken in einems Brief|es| 15 vVerhältnißen 27 Tischbein meh 27 dDer 30 sSie
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BRIEF 30–32
Leben Sie wohl. Ich gedencke Ihrer oft mit warmer Liebe. Mein Wunsch ist eifrig Ihnen irgendwo in der Welt wieder zu begnen, am liebsten an dem Orte wo wir uns zuerst kannten und wo wir beyde im eigentlichen Elemente sind. Adieu. dl. 19 Sept. 88. Weimar. G.
30. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 20. September 1788. Samstag
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Auf den Dienstag mein Lieber komme ich mit einigen kleinen Freunden zu dir und bitte dich um ein frugales Mittagessen. Wäre dirs ungelegen; so schreibe mir, fiele mir etwas vor; so ließe ich’s Montags sagen. Ich hoffe das Wetter soll sich erhohlen. In Gotha ist mirs recht wohl gegangen und ich kann in mehr als Einem Betracht von meinem Aufenthalte zufrieden seyn. Lebe wohl. W. dl. 20 S. 88. G
31. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar〉, 22. September 1788. Montag 〈Abschrift〉
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Ich kann wohl wenig zu dem hinzufügen, was Dein treues Weib in beyliegendem Brief Dir wird gesagt haben. Wenn es noch Zeit ist und Du Dich nicht durch ein gutmüthiges Point d’honneur außer Besitz gesetzt hast: so bitte ich Dich inständig unserm Rath zu folgen, Dalbergen männlich und einfach zu sprechen, von ihm das bedürfende Geld zu nehmen und lieber sein Schuldner zu bleiben, als Dich und die Deinigen in die fatale Verlegenheit zu setzen.
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Danks ihm im Grunde der Teufel, Du brauchst ihm gar kein gut Wort dafür zu geben, es ist in jedem Betracht schurkisch, denn es ist kein Spas einen dahin zu locken wo er nicht sieht wie er zurück kann. Das Zurückgehen muß Dein Hauptbegriff seyn, denn Du stickst nun einmal drin. Vor Ostern ists nicht möglich. Laß Dir bis dahin die Frau das Geld sammeln. Ich gebe Dir den Creditbrief in Rom und Du gehst neugeboren zurück. O mein Bruder, welcher böse Geist treib Dich mich zurückzuberufen? Ich hätte Dich nun auffangen können und wir hätten sie alle ausgelacht. Es wende sich Dir Alles zum Besten, nur um Gotteswillen keine Gutmüthigkeit, die pelicanmäßig ihren Busen aufreißt um Bastarde zu säugen. Ich lebe sehr wunderlich, sehr zusammengenommen und harre auf Zeit und Stunde. Mein 8r Band ist in Ordnung. K ü n s t l e r s A p o t h e o s e soll Dir eine gute Stunde machen. Nun bin ich am Tasso, der auch vorrückt. Behalte ich Frieden von außen, so geräth auch der. Leb wohl. Morgen fahr ich mit dem Erbprinzen nach Jena. Wir nehmen Augusten mit. Daß Du Kaysern in Botzen antreffen solltest und auf solche Weise war wunderlich genug. Er ist den 10. September in Zürch angelangt. Sehr verlangend bin ich von Dir zu hören. Daß doch Dein Reiseglück nicht beständiger war. Möge sich eine neue Epoche machen. Den 22. 7. 88. G.
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32. An Caroline Herder 〈Weimar, 22. September 1788. Montag〉 〈Druck〉
Hier schick’ ich noch ein Blättchen an den Mann. Ich habe mich etwas stark herausgelassen; warum soll man aber nicht die Wahrheit sagen? Ihm ist ja so ungeheuer manquirt, daß er ein für allemal nicht zu nachgiebig und guthmüthig sein muß. Leben Sie wohl, Beste! G
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33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 23. September 1788. Dienstag
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Mit herzlicher Theilnehmung seh ich aus Ihrem Briefe Ihr Mißbehagen, Ihren Unmuth, die mir um so schmerzlicher sind, da sie ganz ausser dem Kreise meines Raths und meiner Hülfe liegen. Beynahe darf ich sagen ich habe jetzt keine Leiden als die Ihrigen, wie soll es mich freuen wenn Sie nach Ihrer Rückkehr im Vertrauen wenigstens einigen Trost finden. Heute war ich mit Ihrem Kleinen in Jena, Riedel und Herders August fuhren mit. Der Kleine war gar artig und aufmercksam, er faßt die sinnlichen Gegenstände sehr leicht und richtig und hat für Nahmen ein sehr gutes Gedächtniß. Knebel gab uns zu essen und halb achte waren wir wieder zu Hauße. Ich habe unter anhoffender Genehmigung einer großen Deliberation und Verlegenheit ein Ende gemacht. Eichhorn ist / die letzten Tage zu Lodern gezogen und die Studenten haben sich in Kopf gesetzt ihm ein Ständchen zu bringen. Nun waren alle Pro und Contras in Bewegung besonders weil der Schloßhof in Frage kam. Das Concilium arctius votirte schriftlich indeß die Studenten schon auf einer Mühle versammelt waren und nur auf den Einbruch der Nacht warteten. Ich fragte den Commandanten ob er seine Gatter zu machen wolle. Er antwortete nein, den da haben wir den Tumult fertig und Döderleins vielleicht Griesbachs fenster sind eingeschmißen; Nun sagte ich: da in dem engen Raum vor der Hauptwache ohne neue Unordnung kein Ständchen gebracht werden kann, will ich dem Schloßvoigt befehlen, auch das Hofthor nicht zu zu machen und übrigens alles / nach Ihrer Ordre zu thun. Der alte Bentheim, der Prorecktor, und Loder waren sehr mit dieser Auskunft zufrieden Die Jungen Bursche werden ihren Spaß haben, alles wird hoffentlich ohne Händel abgehen. Bentheim wird selbst mit den Officieren auf der Wache seyn und nach seiner alten Pracktick und Studenten Tacktick, alles ordnen und leiten.
21 festnster 24 hHofthor
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Das überschickte Papier will ich gleich weiter befördern. Leben Sie recht wohl. Ich habe mein letztes Opus weggegeben und kann es nicht gleich vom Abschreiber haben sonst schickte ich es Ihnen. Vielleicht nächstens. Lieben Sie mich. W. dl. 23. S. 88.
G
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34. An Georg Joachim Göschen Weimar, 24. September 1788. Mittwoch Hier kann ich endlich den Anfang des 8ten Bandes übersenden. Das Ubrige ist nun alles fertig und wird nach und nach folgen. Dieser Band wird nicht starck, es kann also nicht schaden, wenn besonders das gegenwärtige Puppenspiel, so viel es sich schicken will weitläufig gedruckt wird. Der Rest ist meistentheils schon Seite für Seite eingetheilt. Gleichfalls hat der Setzer bey gegenwärtigem Puppen/spiel mit Uberlegung zu handeln, besonders was mit größeren Buchstaben, was mit kleinren zu drucken ist, daß alles wohl in die Augen falle. Das Manuscript wird wenigstens zu keinem Fehler verleiten, man kann aber hie und da dem Leser noch mehr zu Hülfe kommen. – Laßen Sie doch einen klugen Korrecktor auch darauf sehen. Ubrigens hoffe ich daß dieser Band an Manigfaltigkeit ersetzen soll, was / ihm an Bogenzahl, besonders gegen den fünften abgeht. Die Kupfer von Rom werden auch nicht ausenbleiben. Leben Sie wohl und melden mir den Empfang. W. dl. 24 S. 88.
Goethe
3 aAbschreiber 7 und mnach 10 für ×Seite 13 dDas
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BRIEFE 35–37
35. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 28. September 1788. Sonntag〉 〈Druck, Fragment〉
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Ew. Wohlgeb. danke für das überschickte Verzeichniss. Sie können versichert seyn, dass ich Ihren Charackter nicht verkenne und den Eigennutz von dem Wunsche zu unterscheiden weiss: auf dem betretenen Wege weiter fortzugehen und auf demselben nützlich zu seyn. Haben Sie die Güte mir ehstens ein ostensibles Promemoria zu überschicken, worin Sie angeben: welchen Theil des Fürstengartens Sie wünschen 〈…〉
36. An Georg Joachim Göschen Weimar, 28. September 1788. Sonntag
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Ich hoffe das Puppenspiel ist glücklich angelangt, das Ubrige kann folgen, sobald Sie es verlangen. Schicken Sie mir doch jedesmal 2 Aushängebogen. Ich erinnre mich nicht ob ich schon im letzten Briefe solches verlangt habe. Senden Sie mir doch: Linné Genera Plantarum cur. Reichard. Francof. ad. M. 1778.
auch wünschte ich Linné Systema Naturae ed. XII. Holm. 1766 – 68 / 20
zu besitzen. Es müßte aber nicht der Wiener Nachdruck sondern das Original seyn. Es hat sich das Buch vergriffen, allein Sie finden es wohl irgendwo auf, es hat so große Eile nicht damit. Leben Sie wohl und laßen mich bald ein Wort hören. W. dl. 28 S. 88. Goethe
13 ×Linné 19 zu / zu
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37. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Oktober 1788. Mittwoch Sie bleiben, höre ich, länger aussen als Anfangs Ihre Absicht war, darum schicke ich noch einige Zeilen und erzähle wie mir es ergangen. Ich war mit dem Prinzen in Jena, der nach seiner Art ganz vergnügt, u. aufmercksam auf dieser kleinen Tour war. Es wird ihm gewiß wohl thun wenn man ihm von Zeit zu Zeit eine kleine Verändrung dieser Art macht. Giebt es noch einen schönen Tag; so möcht ich ihn wohl einmal nach Erfurt bringen. Dann ritt ich nach Ilmenau wo sie ernstlich beschäftigt sind die Wasser zu gewältigen. Sobald ein Saz steht sind die Lachter geschwind ausgepumpt, aber die Sätze hineinzubringen ist ein umständliches, ja gefährliches Arbeiten. Inzwischen scheint das Rad sehr gut gebaut und sieht mit seinen Krummzapfen und Kreutzen gar ernsthaft in der Finsterniß aus. Die zwölf und eilfzöllichen Sätze heben einen gewal/tigen Schwall Wasser. Die Wasser sind jetzt 25 Lachter unter dem Stollen gewältigt. Ich bin biß auf sie hinab gefahren, um die Arbeit selbst zu besehn die nötig ist, die Sätze zu stellen und einzurichten. Ubrigens sieht alles recht artig und ordentlich aus. Seit meiner Rückkunft habe ich fleißig an meinen Operibus gearbeitet und hoffe nun bald über den Tasso das Ubergewicht zu kriegen. Es ist einer der sonderbarsten Fälle in denen ich gewesen bin, besonders da ich nicht allein die Schwürigkeit des Süjets, sondern auch I h r Vorurteil zu überwinden arbeiten muß. Je weiter ich komme, desto mehr Hoffnung habe ich zu reüissiren. In der Litteratur Zeitung steht eine Recension meines Egmonts welche den sittlichen Theil des Stücks gar gut zergliedert. Was den poetischen Theil betrift; möchte Rec. andern noch etwas / zurückgelaßen haben. Ich empfange Ihren lieben Brief mit meinem Gedichte. Es freut mich sehr wenn es Ihnen einigermassen gefallen und Gelegenheit zu frommen Betrachtungen gegeben hat.
4 ⎡u.⎤ 14 St×ollen 25 Stück×s 26 so möchte
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BRIEFE 38–40
Gebe uns der Himmel den Sinn uns ans nächste zu halten, man verwöhnt sich nach und nach so sehr, daß einem das natürliche unnatürlich wird. Ich habe zwar hierüber nicht mehr mit mir zu kämpfen, doch mich immer daran zu erinnern. Leben Sie recht wohl und kommen bald und gesund zurück. W. dl. 1. Ockt. 88. G.
38. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 1. Oktober 1788. Mittwoch
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Ich dancke dir für dein Andencken und die Früchte. Hier etwas aus meinem Garten. Ich lege des K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n d a z u weil du es vielleicht nicht bey der Hand hast und es doch voraus gelesen werden muß. Nun bin ich eifrig an Ta s s o er geht von statten. Es wird ihm aber doch nicht jemand leicht wenn er fertig ist die Arbeit ansehn die er kostet und man solls auch nicht. Lebe wohl. Gedencke mein. Vielleicht besuche ich dich bald wieder. Schreibe mir wenn Weinlese ist. W. dl. 1 Octbr 88. G.
39. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 3. Oktober 1788. Freitag
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Ich erinnere mich kaum ob ich dir versprochen habe von dem jungen Mann den ich dir empfahl noch einige Nachricht zu geben. Ich erhalte einen Brief von ihm, sein voriger Patron hat ihm auf eine sehr unwürdige Weise mitgespielt und ihm das übertriebenste Zeugniß zum Abschied gegeben. Er wartet nun in Erlangen auf Entscheidung seines
13 ⎡jemand⎤ 22 eEntscheidung
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Schicksals und bezeigt sich gar vernünftich obgleich sehr niedergeschlagen. Von seinem Französch schreibt er: er könne soviel um sich fortzuhelfen, andre zu lehren getraue er sichs nicht. Eher ein wenig Italiänisch. Geographie, Historie, Mythologie pp. Will er mit den Kindern gern tracktiren. Ubrigens hoffte ich solltest du mit ihm zufrieden seyn. Laß mich bald etwas hören, er ist / in einer gar klemmen Lage, wenn er für dich nach der Beschreibung nicht wäre; so suche ich ihn sonst zu empfehlen und sehe mich für dich weiter um. Adieu du lieber. Mehr kann ich nicht sagen. Ich lebe jetzt wie eine Schnecke, eingezogen in s Haus. Grüße die Deinigen. W. dl. 3 Oktbr 88. G.
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40. An Georg Joachim Göschen Weimar, 9. Oktober 1788. Donnerstag Das übersendete Geld habe erhalten, wofür ich dancke. Hierbey folgt die Fortsetzung des Manuscripts. Ich habe dabey zu bemercken daß diese Gedichte Seite für Seite abgedruckt werden müssen und ich glaube es wird meist angehen. Lassen Sie es durch einen Setzer durchgehen und schreiben mir Ihre Meynung. Bey dem einzigen Gedicht: L i l i s P a r c k, glaube ich mich verrechnet zu haben und ich fürchte daß es nicht auf sechs Seiten gehen wird. Sollte eine siebente nöthig seyn; so wollen wir es so einrichten. Ich schicke Ihnen ein klein Gedicht das pag. 36 einnimmt, das Gedicht L i l . P fängt alsdenn pag. 37 an und reicht zwey Seiten weiter und die übrigen Gedichte welche, wegen gewisser Verhaltnisse gegen einander über stehen, werden nicht verrückt. Lassen Sie, wie gesagt doch das Ganze durchgehen. Es ist mir dran gelegen daß nichts verruckt werde. Ich habe noch eine ähnlich paginirte Abschrift hier, Sie können sich also auf die Zahlen des gegenwärtigen Manuscripts beziehen, welche / übrigens auf das gedruckte Exemplar keinen Einfluß haben.
20 nöthichg 24 stehen, rucken 26 ähnlich fohliirte Ab 27 Ggegenwärtigen
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BRIEFE 41/42
Hier schicke ich zugleich die Platten zum 8ten, gegenwärtigen Bande. Das Titelkupfer ist eine sehr reizende Composition, sollte die Vignette ein wenig zu hoch seyn; so kann man von der Platte so viel abnehmen. Von beyden ersuche ich Sie mir eine Anzahl guter Abdrücke auf schön Papier, wie von dem Kupfer zu Egmont baldigst machen zu lassen. Auch Hl. Lips hat sich sehr wohl gehalten. Die Platten zum 6ten Band sind auch in meinen Händen. Für alle Vier habe ich Hl. Lips 24 Dukaten bezahlt, welche ich mir zu ersetzen bitte. Für das Kupfer zum 7ten Band sorge ich auch ingl. für die Vignette. Vielleicht kann ich es dahin bringen daß die Platten zum holländischen Abdruck meiner Schriften auch in Rom gefertigt werden. Senden Sie mir doch Adelungs Schrift deren Titel hier beyliegt. Ich wünsche wohl zu leben. W. dl. 9. Octbr 88. Goethe
41. An Johann Gottfried Herder Weimar, 〈8.? und〉 10. Oktober 1788. 〈Mittwoch? und〉 Freitag 〈Abschrift〉
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Sei mir herzlich in Rom gegrüßt und an jeder Stelle die Du betreten wirst. Keine merkwürdige wirst Du betreten, an der ich nicht Deiner gedacht hätte. Ihr habt Tadel verdient daß ihr biß Ancona so schnell, Lob daß ihr von daher die merkwürdigen Sachen mit Ruhe und einigem stillen Genuß angeschaut habt. Verzeihe Deiner Frauen wenn sie mir mehr als Du wolltest vertraut hat, verzeih mir wenn ich mich etwas heftiger gegen – erklärt habe. Sie muß nichts wichtiges ganz in sich verschließen wenn sie Deine Abwesenheit tragen soll, u. wie ich die Sachen nehme und trage weißt Du ja auch. Mich freuts wenn Du Angeliken und sie Dir einige gute Stunden machst. Wenn Dir Büry lieb wird. Sey doch ja gegen Rath Reifenstein
1 8ten|,| Bande gegenwärtigen 5 Egmont mach 8 Dukaten welc 26 Reisfenstein
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recht artig und rühme ihm wie sehr ich seine Freundschaft gerühmt. Ich bleibe immer der wunderliche Heilige Gottes, der wunderlich geführt wird. Wenn Du in mein hold Quartierchen kommst; so laß Dichs einen Augenblick reuen daß Du mich herausgejagt hast. Dies Blat ist liegen geblieben, nun kommt Dein Brief der Deinen Einzug in Strada Condotta benachrichtiget. Die S. ist eigentlich ein Racker und spielt ihre Person in der Gesellschaft am besten, Du bist auf alle Weise zu honnett, da es aber Deine Natur ist, so bleibe dabey u. laß sie Dirs nur nicht zu grob machen. Der Dalb. ist wie alle schwache Menschen freylich sehr vergnügt wenn Du ihm das Leben leicht machst, da Du’s ihm sauer machen solltest, indes jene die’s ihm leicht machen sollte es ihm lästig macht. Ich lobe sie indessen wie der Herr den ungerechten Haushalter. Es geht doch nichts über die Huren, dagegen kann kein ehrlicher Mann, keine ehrliche Frau, kein ehrlich Mädchen aufkommen. Lebe wohl Du guter, der Du auch unter Wilhelms Verwandten dich auszeichnest. Genieße Rom, sorge daß ihr nach dem Carnaval nach Neapel geht bis Ostern p und vergiß nie was Du bist und was dir der Sperling schuldig ist. Liebe mich. Grüße die Landsleute. W. dl 10. Okt. 88. G.
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42. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 11. Oktober 1788. Samstag Wahrscheinlich m. l. komme ich etwa Dienstag oder Mittwoch zu dir, ich habe einiges drüben zu thun, Wedel wird wohl mitkommen. Es soll mich freuen wenn die Weinlese schön Wetter hat. Es ist mir sehr lieb daß dir mein kleines Gedicht gefallen hat. Tasso rückt nur langsam. An natürliche Gegenstände wird nur selten Gedacht, die Kunst steht auch fast stille. Die Bezahlung der alten Buchbinder Schuld hab ich besorgt. Auch wird der alte zum künftigen Einbinden jährlich etwas erhalten. Repositorien sollen auch gemacht werden.
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Mit Batschens Gesuch möchte es jetzt schwerlich die Zeit seyn. Man muß abwarten und hoffen. / Von Spalanzani habe ich nur beykommendes. In Italien hab ich an diese Gegenstände gar nicht gedacht. Lebe wohl. und gedencke mein. W. dl. 11 Oktbr 88. G Vielleicht bring ich den Prinzen zur Weinlese.
43. An Georg Joachim Göschen Weimar, 24. Oktober 1788. Freitag
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Bey dieser zweyten Sammlung habe ich einiges zu erinnern, worauf ich genau zu achten bitte. Es ist mir gleichfalls, wie bey der ersten, viel daran gelegen daß sie Seite für Seite abgedruckt werde. Sollte sich ein Hinderniß finden; so werden Sie mich sogleich davon benachrichtigen. Ich erkläre mich deutlicher. Bey Gedichten, deren mehrere in dieser Sammlung sich befinden, welche mehr als eine Seite einnehmen, wo aber die letzte Seite noch Raum hat, kann mir es einerley seyn wie man die Seiten des Gedichts eintheilt nur daß ein solches Gedicht sich nicht auf mehr Seiten ausdehne Z. E. daß M a h o m e t s G e s a n g 4 Seiten M e i n e G ö t t i n n / 4 Seiten einnehme, welches auch recht gut angeht. Bey zwey einzigen Gedichten, welche auf einander folgen, möchte eine Schwierigkeit entstehn, welche aber auch zu heben ist. Die Gedichte: G r ä n z e n d e r M e n s c h h e i t p. 116 und d a s G ö t t l i c h e p 118 nehmen f ü n f Seiten ein sollten sie, wie ich vermuthe, im Druck nicht auf 5 Seiten gehn; so müssen sie beyde um eine Seite ausgedehnt werden, damit sie s i e b e n Seiten füllen und das Epigramm H e r z o g L e o p o l d gegen das Ende des vorhergehenden Gedichts über zu stehen komme, auch alle Epigramme, so gegeneinander über stehen, wie
17 manir 23 ⎡p. 116⎤ 24 ⎡p 118⎤ 27 Gedichts zu st
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sie im Manuscripte geschrieben sind. / Hieran ist mir s e h r v i e l gelegen, und ich bitte also g e n a u darauf acht zu haben und wenn sich ein Hinderniß zeigte mir es zu schreiben. Vom Gedichte d e r Wa n d r e r an p. 133 kann mirs einerley seyn wenn die Gedichte allenfalls um eine Seite rücken. Und das Gedicht d i e N e c k t a r t r o p f e n p. 132 noch eine Seite mehr einnähme. Könnten Sie nicht selbst auf diese Sache achten; so ersuche ich Sie mir darüber eine Korrespondenz mit jemanden zu eröffnen dem Sie deßhalb Auftrag thun. Ich erwarte einige Nachricht daß dieser Transport und einige andre angelangt sind. W. dl. 24 O. 88. JWvGoethe Die Gedichte von Seite 161 an können auch nach Nothwendigkeit abgedruckt werden. Hier ist die Seitenzahl von keiner Bedeutung.
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44. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 24. Oktober 1788. Freitag Verzeih mir l. Br. wenn ich in einer ernstlichen Sache ein wenig nachlässiger verfahren habe, ich war einige Zeit her gedrängt und zerstreut. Du erlaubst mir acht Tage, daß ich ein wenig überlege und dir meine Meynung schreibe. Deine Anweisung lasse ich von Göschen einkassieren. Von meiner Mutter habe ich noch kein Geld erhalten. Gestern empfange ich einen Brief von ihr vom 21 ten Oktbr, in dem sie mir einige Posten meldet, die sie für mich eingenommen, von deiner Summe sagt sie nichts. Hier schicke ich dir ein Stückchen des achten Bandes, den du bald ganz sehen wirst. D e s K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n, erinnerst du dich noch aus dem Puppenspiel. Lebe wohl. dl. 24 Octl 88. G.
2 haben undn|d| 4 ×Vom 4 ⎡an⎤ 6 einnähmen 8 ⎡zu⎤ 9 aAuftrag 18 tTage
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45. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar〉, 25. Oktober 1788. Samstag
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Wofür du danckst l. Br. habe ich zu dancken, glaube mir daß ich deine Liebe und Freundlichkeit erkenne. Ich bin hier fast ganz allein. Jedermann findet seine Convenienz sich zu isoliren, und mir geht es nun gar wie dem Epimenides nach seinem Erwachen. Es ist wenig gethan worden. Da nichts recht vom Flecke wollte habe ich indessen geordnet, unzählige kleine Scizzen die ich mitgebracht habe in Bücher gebracht, daß sie nur einigermassen geniesbar werden. Die Genci soll auf dich warten, ich mag sie nicht schicken aus Furcht es begegne ihr etwas. Dancke für das Kleeblat der Dichter, ich besaß es nicht. Göttlingen hab ich eine Partie Bologneser Spat zu Versuchen gegeben, ich will die mineralogische Beschreibung machen der Art wie er bricht und es Trebra in / seine Acta geben. Du kennst das Unternehmen wohl noch kaum, hier schicke ich das Einladungsschreiben mit den ersten Bogen. Tasso hat einen Stillstand gemacht. Der achte Band ist indess auf dem Sprunge. Ein Summa Summarum so mancher Empfindungen eines ganzen Lebens ist ein wunderlich Ding und es konnte noch viel bunter aussehn, ich mußte zu viel weglaßen. Es hat mich gereut daß ich von dir gegangen bin, wir waren auf guten Wegen. Ich wünsche daß du in Jena seyn mögest wenn ich meinen anatomischen Curs antrete. Den ersten Band der hinterlaßnen Wercke des großen Alten habe ich gelesen. Es ist doch was einziges um diesen Menschen. Die Aneckdotenschreiber will ich doch aufsuchen. / Lebe wohl und liebe mich. dl. 25. O. 88. G
4 issoliren
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46. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 31. Oktober 1788. Freitag Wie sehr mich jede Nachricht von meiner theuersten Fürstinn aus Rom freut, kann ich nicht ausdrücken, ich sehe zugleich Ihre und meine herzlichsten Wünsche erfüllt. Da Sie gesund sind, haben Sie nun alles wornach Sie Sich solange sehnten und können im Anschauen der herrlichsten Gegenstände, Sich einen Schatz aufs ganze Leben sammeln. Sie sind mit Collinas Bedienung zufrieden, ich wünsche daß er sich immerfort bemühen möge nützlich zu seyn. Sie kennen nun Mad Angelika und diese werthe Frau muß Ihnen in mehr als Einem Sinne interessant seyn. Der gute Alte Rath wird nichts versäumen, Sie in alles Schöne und Genießbare einzuweihen. Was ist nicht für gutes jetzt in Ihrer Nähe! Büry höre ich hat auch Beyfall gefunden. Die passionirte Existenz dieses jungen Menschen gehört mit zur Staffage jener / glücklichen Gegend. Thun Ew Durchl auch um meinetwillen wohl an ihm, er hat viel an mir verlohren. Herder schreibt mit großer Freude wie er Sie empfangen und wie Sie ihm als ein guter Geist erschienen. Erfreuen Sie ihn durch Zutrauen und Mitgenuß. Ein solches Zusammenseyn knüpft die schönsten Bande fürs ganze Leben. Warum bin ich doch zurückverschlagen! Um meintwillen mehr als um Ew Durchl willen wünsche ich es, denn aus allem sehe ich daß Sie alles genießen eben auf die Art wie ich es Ihnen zu verschaffen wünschte. So gehe es denn fort. Die glückliche Zeit verfließe Ihnen langsam und schöne Tage mögen Sie uns zurückbringen. Indessen verwahre ich mich gegen Schnee und Kälte und bin fleißich wie es einem Norden geziemt. Behalten Sie mich im gnädigen Andencken. W. dl. 31 Okbr. 88. G/
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(Ich habe bey Verschaffelt, welcher sich Ew Durchl wird haben präsentiren lassen, vier Landschaften bestellt, welche ich von Hier aus bezahlen werde. Gefallen Sie Ew Durcl so stehen sie zu befehl, sonst kann ich sie vielleicht auch andrer Orten anbringen, indessen bitte ich sie anzunehmen und wohl zu verwahren. Uberhaupt wünschte ich daß Sie die Zeichnungen von Büry pp etwa der Angelika in Verwahrung gäben, wenn Sie von Rom nach Neapel gehn, es geht gar leicht etwas daran zu Grunde.)
47. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar〉, 31. Oktober 1788. Freitag 〈Abschrift〉 10
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Mein lieber, Du verzeihst einer treuen Meinung wenn sie Dir einen unangenehmen Tag machte. Es ist so gefährlich in die Ferne sittlich zu wirken. Spricht man mit einem Freund, so fühlt man seine Lage und mildert die Worte nach dem Augenblick. Entfernt spricht man nicht recht oder es trifft nicht zur rechten Zeit. Dein letzter Brief erquickt mich. Was ich wünsche und bitte das thust Du; setze Dich zusammen, laß das Verlohrne verlohren seyn, a u s D i r wir Dir’s gewiß wohl. Ich bin einsam und fleißig. Des alten Königs nachgelassene Werke machen mir gute Tage. Deine Frau und Kinder sind wohl. Der Herzog ist nach einer beinahe zweimonatlichen Abwesenheit zurückgekommen. Knebel sitzt in Jena. Die Herzogin lebt still wie immer. Adieu, genieße der Zeit. D. 31. O. 88. G.
1–9 (Ich habe 〈…〉 zu Grunde.) (Klammer mit hellerer Tinte; G?)
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48. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 31. Oktober 1788. Freitag Alles betrachtet mein lieber, so sehe ich an deinem Briefe daß du so sehr nicht eilst einen solchen jungen Mann zu haben. Deßwegen hab ich noch einmal an Vulpius geschrieben und erkundige mich noch um verschiednes. Ich möchte dir nicht falsch rathen aber ich möchte auch nicht versäumen einem guten jungen Menschen ein Glück zu verschaffen, denn wenn du ihn auch nur mäßig bezahlst, wenn du ihn auch nur einige Jahre behältst; so ist es keine Kleinigkeit in deiner Nähe gelebt zu haben, unter den deinigen gewesen zu seyn. Die Menschen werden nur von Menschen gebildet die Guten von Guten. Ich habe auf meiner Reise das / Schicksal und den Carackter einiger jungen Leute zu würcken, ich habe ihnen und andern daurende Vortheile verschaft. Möge es mir öfter gelingen. Daß dieser Brief nicht ganz leer gehe hier ein E r o t i k o n. Wenn ich manchmal zu lange im Schneckenhause stecken sollte, so klopfe freundlich an der Thüre an. Gieb mir manchmal ein Zeichen des Lebens. Grüße die deinen. Adieu. dl. 31 O. 88. G.
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〈Beilage〉 Morgen Klagen O du loses leidig liebes Mädchen Sag mir an womit hab ich’s verschuldet, Daß du mich auf diese Folter spannest Daß du dein gegeben Wort gebrochen. Drucktest doch so freundlich gestern Abend Mir die Hände, lispeltest so lieblich: Ja ich komme, komme gegen Morgen Ganz gewiß, mein Freund, auf deine Stube.
14 Schneckenhasuse
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BRIEF 48
Angelehnet ließ ich meine Thüre Hatte wohl die Angeln erst geprüfet Und mich recht gefreut daß sie nicht knarrten Welche Nacht des Wartens ist vergangen! Wacht ich doch und zählte jedes Viertel. Schlief ich ein auf wenig Augenblicke, War mein Herz beständig wach geblieben Weckte mich von meinem leisen Schlummer
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Ja da segnet’ ich die Finsterniße, Die so ruhig alles überdeckten. / Freute mich der allgemeinen Stille, Horchte lauschend immer in die Stille, Ob sich nicht ein Laut bewegen möchte.
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„Hätte sie Gedancken wie ich dencke, „Hätte sie Gefühl wie ich empfinde, „Würde sie den Morgen nicht erwarten, „Würde schon in dieser Stunde kommen.“
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Hüpft ein Kätzchen oben über’n Boden, Knisterte das Mäuschen in der Ecke, Regte sich, ich weis nicht was, im Hause, Immer hofft ich deinen Schritt zu hören, Immer glaubt ich deinen Tritt zu hören.
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Und so lag ich lang und immer länger, Und es fing der Tag schon an zu grauen Und es rauschte hier und rauschte dorten.
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„Ist es ihre Thüre? Wärs die meine! Saß ich aufgestemmt in meinem Bette, Schaute nach der Halberhellten Thüre /
12 Llauschend
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Ob sie nicht sich wohl bewegen möchte. Angelehnet blieben beyde Flügel Auf den leisen Angeln ruhig hangen. Und der Tag ward immer hell und heller; Hört ich schon des Nachbars Thüre gehen Der des Taglohn zu gewinnen eilet, Hört ich bald darauf die Wagen raßeln, War das Thor der Stadt nun auch eröffnet, Und es regte sich der ganze Plunder Des bewegten Marcktes durcheinander.
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Ward nun in dem Hauß ein Gehn und Kommen, Auf und ab die Stiegen, hin und wieder Knarrten Thüren, klapperten die Tritte. Und ich konnte, wie vom schönen Leben, Mich noch nicht von meiner Hoffnung scheiden.
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Endlich als die ganzverhaßte Sonne Meine Fenster traf und meine Wände, Sprang ich auf und eilte nach dem Garten Meinen heissen, sehnsuchtsvollen Athem / Mit der kühlen Morgenluft zu mischen. Dir vielleicht im Garten zu begegnen Und nun bist du weder in der Laube Noch im hohen Lindengang zu finden. -
2 blieb|en| die gute Thüre ⎡beyde Flügel⎤ 3 guten ⎡leisen⎤
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BRIEF 48
Abb. 5: Goethe: „Morgenklagen“, Gedicht, egh. Abschrift (Beilage zu Nr 48), S. 1
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OKTOBER/NOVEMBER 1788
49. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, wahrscheinlich 31. Oktober 1788. Freitag〉 Hier ein Briefchen zu dem ich nur den Wunsch hinzufüge daß es Ihnen wohl gehn möge.
50. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar, zwischen Anfang September und Anfang November 1788〉 Bey Ew Wohlgebl bringe ich das römische Carneval wieder in Erinnerung. Wollte man es auf Ostern herausgeben, so wäre es Zeit nun daran zu dencken. Ich bin eben dran einiges für den Merkur aufzusetzen und könnte bey der Gelegenheit auch die einige Bogen zusammenschreiben welche die Kupfer begleiten sollen. Dem Künstler mit dem ich in Abrechnung stehe habe ich 1 5 D u k a t e n zu gute gethan, er wird damit zufrieden seyn, in Betracht daß wir doch nicht alle Blätter brauchen können. Ich bitte gelegentlich um deren Ersatz und erwarte was Sie übrigens über diese Entreprise beschließen.
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Goethe
51. An Georg Joachim Göschen Weimar, 6. November 1788. Donnerstag Es ist mir angenehm zu hören daß sich mit dem Manuscripte alles sogut schickt, der Uberrest soll auch in Zeiten nachkommen. Uberschicken Sie mir nur, wie ich Sie schon ersucht habe gleich die Aushänge Bogen doppelt.
3 Canrneval 10 wirdr
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BRIEF 52
Abb. 6: Goethe an Philipp Christoph Kayser, 〈wahrscheinlich 31. Oktober 1788〉 (Nr 49)
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NOVEMBER 1788
Hl. Lips werde ich wegen der Kupfer schreiben und seine Antwort mittheilen. Schicken Sie doch ein geheftetes Exemplar meiner Schriften, auf ordinair Schreibpapier, an Hl. Pastor Plessig nach Wernigerode, mit dem Ersuchen solches seinem Sohne, Hl. Prof. Plessig in Duisburg am Rheine mit Gelegenheit zu übersenden. Ein Verzeichniß, wie ich die Exemplare meiner Schriften nun abgeliefert wünsche will ich auch überschicken, damit wir einmal in Ordnung kommen. Das Geld ist wohl angekommen; nähml. 68 rh für Hl. Lips. Auch Adelungs Orthographie. / Senden Sie mir doch baldigst. von Adelungs Wörterbuch den letzten Band. Die vier ersten besitze ich. So dann Anfangsgründe der Muskellehre. Wien bey Geßler. Klein Folio mit Kupfern.
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Weimar dl. 6. Nov. 88. vGoethe Ich habe Ursachen warum ich die zwey letzten Gedichte der ersten Sammlung G e n u ß und d e r B e s u c h nicht abdrucken laßen will, haben Sie also die Güte solche aus dem Manuscript zu schneiden und mir sie zurück zu schicken.
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52. An Johann Christian Kestner Weimar, 〈wahrscheinlich 7.〉 November 1788. 〈Freitag〉 Es ist wohl nicht artig daß ich solang in Deutschland bin und noch kein Zeichen des Lebens von mir gegeben habe. Ihr seyd deßhalb sehr artig, daß ihr mir zuvorkommt und mir Nachricht ertheilt wie es Euch und den Eurigen geht. Ich freue mich daß Ihr alle zusammen wohl seyd und Euch noch immer vermehrt.
6 R|h|eine 13 |von| Adelungs 21 eschneiden 27 eEuch
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BRIEFE 53/54
Warum meine Mutter nicht geantwortet hat begreife ich nicht. Es wäre sonderbar wenn durch diesen Zufall die Tochter der Mutter ominosen Nahmen fortführen sollte. In Italien ist mirs sehr wohl gegangen, ich habe ganz nach meinem Sinne gelebt und brav studirt. Ich wollte nur ich hätte das zwanzig Jahre früher haben können! Da hätte man die Sachen aber auch nicht so solid genommen. Rehberg hat sich sehr gut zu uns gefunden. Mit ganz neuen Menschen laß ich es gern eine Weile so hingehn. Es hatte sich aber zuletzt recht artig gemacht. Nur schade daß ich mich trennen mußte. Er schreibt mir oft. Herder ist jetzt in Rom, / auch unsre verwittibte Herzoginn ist dort vor kurzem angelangt. Riedel ist ein sehr guter Mann und findet sich immer beßer. Anfangs hatte er in mehr als einem Betracht einen schweren Stand. Es lößt sich aber alles zu seinem besten auf. Das Kind ist froh und gesund. Ihr habt mir einigemal wegen einer Präsentation beym Cammergerichte geschrieben. Schreibt mir doch ob Euch noch daran gelegen ist und wie man die Sache einfädlen könnte. Ich bin zwar meist ausser politischen Relationen, doch kann ich vielleicht etwas würcken. Lebt indeß recht wohl. Grüßt die Eurigen. Wann und wo werden wir uns denn endlich einmal wiedersehen? W. dl. 10 Nov. 88. Goethe
53. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 8. November 1788. Samstag
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Morgen Sonntag dl. 9 ten treffe ich bey dir ein und bleibe wohl acht Tage, ich bringe Fritzen mit, der früher wieder nach Hause reiten wird. Ich will die Myologie nochmals angreifen und sehn ob ich Breche schießen und sie mit Sturm erobern kann. Ich freue mich auf unser stilles Zusammenseyn. Lebe wohl. Mündlich mehr. W. dl. 8 Nov. 88. G 14 bBetracht 28 Zus×ammenseyn
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54. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg Weimar, 〈wahrscheinlich 8. und 9.〉 November 1788. 〈Samstag und Sonntag〉 Durchlauchtigster Herzog Gnädigster Herr, Den aufrichtigsten Danck für die gnädigen Merckmale Ihrer Gesinnungen! Es ruht ein großer Theil meines Glücks auf der Gnade die mir Ew Durchl schencken. Ich habe mich nie auf den kleinen Handel verstanden, wodurch in der Welt soviel ausgerichtet wird, desto erfreuter und beschämter bin ich, wenn ich mich eines so großen Kapitals unverdienter Weise versichert sehe. Die Papiere belieben Ew Durchl zu behalten. Für den ansehnlichen Beytrag zu Abbüßung meiner Palermitanischen Sünden dancke unterthänig. Die Risse behalten Ew Durchl solang / Ihnen gefällig ist. Das Gemälde von Guido mache ich in Rom gleich feste. Es wird auf Ew Durchl ankommen, ob gleich ein Rahm dazu gemacht werden soll, oder ob man es simpel herzuschicken hat. Man schnitzt und verguldet dort sehr schön. Die Zeichnung davon sollen Sie bald haben, sie muß nur aufgezogen und ausgebessert werden. Angelika schreibt mir: „Ein Brustbild von einem Jungen der mit Tauben spielt ist meisterlich gemahlt und gar gefällig, könnte wohl von Guido seyn.“ Nun noch eine Aneckdote die das Bild merckwürdig macht. S. Volckmanns Nachrichten von Italien Artickel Modena und den D o m daselbst. p. 364. / „Ein Simeon im Tempel von Guido. Eine artige Episode des Gemäldes ist ein Kind, welches mit Tauben spielt, die in den Tempel gebracht worden; der Meister hat dieser kleinen Figur einen sehr naiven Ausdruck gegeben.“
7 wenn ich wenn ich 17 ⎡davon⎤ 18 mit ⎡von⎤ 23 3264 27 Ausdrüuck
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BRIEF 55
Wenn nun wie ich vermuthe das römische Bild der erste Gedancke ist, wie ihn Guido von der Natur scisirt und nachher in’s große Gemälde übergetragen hat; so giebt es dem Bilde einen höhern Werth. Denn daß es Copie sey, ist nach dem was Angelika und andre sagen nicht möglich. Den andern Gedancken den ich hegte war, Ew Durchl auch zu den beyden andern Bildern zu rathen, zu dem Carrache und Baroccio. Davon nächstens mehr. Ich bin für diese nicht so entschieden als für / das Knäbchen. Mit der Zeichnung wird auch der Maasstab kommen, der zu dem Landhauße gehört. Beydes bestelle ich eh ich von hier auf einige Zeit nach Jena gehe. Es soll Myologie getrieben werden. Meiner gnädigsten Fürstinn lege ich mich zu Füßen und wünsche das beste Befinden. Unsre gnädigste Herzoginn giebt uns gute Hoffnung, Sie erwiedert nebst dem Herzoge Ew Durchl freundschaftl Grüße. Verzeihen Ew Durchl die Sudeley des gegenwärtigen. Von einem gestrigen Ball und Punschgelag bin ich an Leib und Seel verstimmt. Nächstens mehr da Sie mir so gütig erlauben öfters zu schreiben. Ew Durchl Weimar dl. 11 Nov. unterthänigster 1788. Goethe / Unterthänige Nachschrift.
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Das Kind mit den Tauben folgt sogleich, ich habe es vor meiner Abreise zurück erhalten. Hl. Rath Reichart sende ich den dritten Theil der französchen Phisiognomick mit einigen Anfragen. An Kniep ist umständlich geschrieben, ich erwarte Antwort. An Tischbein nur vorläufig. Ehstens sende ich einen Brief an ihn zur Einsicht. Sollten Ew Durchl gelegentlich an Rath Reifenstein schreiben; so bitte ich daß Durchl mit einem Worte gedencken, wie sehr ich seine
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Gefälligkeit gerühmt. Ich bin überzeugt daß er um Ew Durchl Willen seine Aufmercksamkeit gegen mich vermehrt hat. / Wenn die Muskellehre in Jena durchgearbeitet ist wünschte ich nichts so sehr als auf dem Friedenstein, unter Ew Durchl Auspiciis und der Anleitung des Herrn Döll, die Natur und Antike einmal wieder recht ernstlich anzusehen. Vielleicht wird es mir nach dem neuen Jahre so wohl.
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55. An Johann Heinrich Merck Weimar, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788. 〈Samstag oder Sonntag〉 Dein Brief, lieber Freund, wenn er mich gleich seinem Inhalte nach betrübt, hat mir doch Freude gemacht daß du ihn nur hast schreiben mögen. Es ist gewiß eine Erleichterung, wenn man es nur sagen kann und mag wie weh einem ist. Schreibe mir manchmal, vertraue mir deine Zustände und glaube daß du mir auch mit Klagen nicht lästig bist. Nimm dich was du kannst zusammen separire durch den Verstand die phisischen moralischen, oekonomischen Ubel so gut es gehen will und suche Heilung, Mittel und Hülfe in dir selbst und deinen Freunden. Ich hoffe es steht dir Schleiermacher im Ordnen des Ganzen bey, wenn du gleich im Einzelnen selbst wirst arbeiten müssen. Lebe wohl, ich bin zufrieden und vergnügt. W. dl. 10 Nov. 88. Goethe
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56. An Heinrich August Ottokar Reichard Weimar, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788. 〈Samstag oder Sonntag〉 〈Druck〉
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Ew. Wohlgeb. nehme ich mir die Freyheit mit einigen Aufträgen beschwerlich zu seyn. Durchl. der Herzog haben vor einigen Jahren den ersten Band der französischen Phisiognomik von mir erhalten, ich erinnere mich aber nicht, daß der zweyte durch meine Hände gegangen sey. Nun überliefert man mir den dritten, welchen ich hiermit übersende, auch liegt ein Exemplar für H. Oberstallmeister mit bey. Wollten Sie die Güte haben, beyde abzugeben und Sich zu erkundigen ob etwa der zweyte Band schon angelangt, wo nicht so werde ich mich darnach erkundigen. Ferner wollte ich Sie ersuchen Sich zu erkundigen ob etwa damals noch jemand ein Exemplar des ersten Bandes von mir erhalten? Es ist so lange und dieß kleine Geschäft ist mir ganz aus dem Sinn u. Gedächtniß gekommen. Ebenso ist es mit dem Preise um den ich mich erst wieder erkundigen muß. Es liegt noch ein besonder Packet an Durchl. den Herzog, ein kleineres an des Prinzen August Durchl. bey. Viele Empfehlungen an Ihre liebe Gattinn, sie wird sich doch mit dem Kleinen recht wohl befinden? Ich bitte um Vergebung dieser Beschwerde und unterzeichne mich Ew. Wohlgeb. ergebensten Dr W. d. 10 Nov. Goethe. 88
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57. An Georg Joachim Göschen 〈Jena, wahrscheinlich 14. oder 15. November 1788. Freitag oder Samstag〉 Ich habe das Paquet Bücher sowohl als den Correcktur Bogen richtig erhalten nebst den ausgeschnittnen Gedichten. Auf die letzte Seite der e r s t e n S a m m l u n g, statt der zwey ersten Verse des Gedichtes G e n u ß setzen Sie nachfolgendes Epigramm. Süße Sorgen Weichet Sorgen von mir! — Doch ach den sterblichen Menschen Lässet die Sorge nicht loß eh ihn das Leben verläßt. Soll es einmal denn seyn; so kommt ihr Sorgen der Liebe, Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein Herz. -
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58. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Jena, 16. November 1788. Sonntag Hier überschicke ich die Wünsche des alten Pflanzers, inwiefern sie zu erfüllen sind mag der Förster nachsehen. Sie werden dem ehrlichen Mandarinen jawohl die Stämmchen unentgeltlich verabfolgen laßen. Ich bin fleißig in Anatomicis und fleißig einige andre gute Lehren zu befolgen, auch habe ich Ihre Aufträge nicht versäumt. Schon habe ich ein Blat frommer öffentlicher und Privat Wünsche. Ich halte mich besonders an Griesbachs, welches sehr wackre, verständige Leute sind. Im Conzert, Club und überall suche ich jeden zu sprechen und ihm Zutrauen einzuflößen. 1 Paqu|e|t 8 loß, (Komma gestrichen) 15 Pfalanzers 17 ungentgeltlich
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Die Gräfinn Pagda aus Prag ist angekommen, ihren Eyerstock Starcken anzuvertrauen. Ich habe sie im Conzert gesehen und will sie morgen besuchen. Es ist eine Frau in mittlern Jahren, die wohl aussieht. / Die wiederhohlte Hierherkunft des Prinzen giebt den Einwohnern die Hoffnung, daß er dereinst einige Zeit hier zubringen könnte. Dieser Gedancke verbreitet eine besondere Heiterkeit, man vergleicht sich auch von dieser Seite mit Göttingen, welches die Englischen Prinzen besitzt, ich nähre diese Hoffnung auf eine bescheidne Weise. Sie würckt gewiß Gutes. Leben Sie recht wohl und genießen der Tage. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlinn. Jena dl. 16. Nov. 88. Goethe
Hier ein Eroticon. /
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Weichet Sorgen von mir! — doch ach den sterblichen Menschen Lässet die Sorge nicht loß, biß ihn das Leben verläßt. Soll es einmal denn seyn; so kommt ihr Sorgen der Liebe, Treibt die Geschwister hinaus, nehmt und behauptet mein Herz. -
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Ich höre mit Vergnügen daß Sie Sich Venten zueignen wollen, ich bin überzeugt daß Sie mit dieser Acquisition zufrieden seyn werden. Nur bitte ich, da er gegenwärtig durch seine Informationen sich auf einen guten Punckt gebracht hat und ein ehrliebender Mensch ist, der auf eine bescheidne Weise vorwärts strebt, daß Sie ihn in utili und honori-
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fico so setzen, daß er in Ihrer Nähe auch mit Freude arbeite und seinem
künftigen Schicksal getrost entgegen gehe. Leben Sie bestens wohl. / Ich fange noch einmal an, um zu melden daß wir in Drackendorf gewesen sind das Zigesarische Blut zu beschauen. Die großgewachsnen Mädchen haben uns sehr in die Augen gestochen. Die jüngste wird eben konfirmirt und kann die Propheten nicht mercken, die mittelste ist würcklich ein Schatz, die ältste nähert sich schon der Mutter. Der Vicekanzler setzte das Capitel der Königlichen Aneckdoten: v o m H a ß g e g e n d i e G e i s t l i c h e n, sehr lebhaft fort, als wenn des alten Königs Geist ihn angehaucht hätte und wenn die Mädchen bey einigen Consistorial Geschichten auf die Teller schauten waren sie darum nichts häßlicher. Mutter, Töchter und Söhne werden uns beyde Hagenstolzen ehstens besuchen und wir werden bey Gelegenheit des Naturalienkabinets uns zu empfehlen trachten. Leben Sie wohl. Ich schäme mich vor Ihnen der Studenten Ader nicht, die sich wieder in mir zu beleben anfängt.
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59. An Friedrich von Stein Jena, 〈16. November〉 1788. 〈Sonntag〉 〈Druck〉
J e n a, (ohne Datum) 1788. Hier schicke ich Deine Uebersetzung corrigirt mit Dank zurück, schreibe sie nun ab, so ist das auch abgethan. Herr von Knebel grüßt Dich, und will sehen, daß er Dir einen solchen Hausrath verschaffen kann, wie Du ihn brauchst. Ich habe mich recht wohl befunden, auf dem Balle habe ich viel getanzt, bin in Lobda und Drackendorf gewesen, vorgestern bei Grießbach zum Abendessen, gestern im Conzert, und so geht es immer fort. Du siehst, daß Jena zum lustigen Leben inspirirt.
7 eist 11 gGeschichten 13 unds
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Das Fegefeuer von der andern Seite wird auch immer gräulicher. Sage Deiner Mutter, daß ich viel lerne und viel denke. Mit Knebel wird viel geschwätzt, und er muntert mich auf, Manches niederzuschreiben. Was meine Tugend betrifft, so kann ich mich nur italiänisch ausdrücken: Crescono le mie virtù, ma la mia virtù cala. Es freut mich, daß Dir Egmont zum zweiten Male gefällt. Das Stück ist so oft durchgedacht, daß man es auch wohl öfters wird lesen können. Lebe wohl. Grüße Deinen Vater. Ich komme bald wieder. G.
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J e n a, den 18. November 1788. Zur Nachricht dient, mein lieber Fritz, daß ich Freitag Abends noch zum Balle komme. Es geht mir recht wohl, und ich bin sehr fleißig. Von der Muskellehre habe ich lange nicht, was ich wünsche, auffassen können, man schießt eine solche Wissenschaft nicht im Fluge. Indessen ist sie doch einmal in der Ordnung durchgehört, und der Himmel wird weiter helfen. Zugleich habe ich die Münzwissenschaft angefangen näher zu betrachten, ein Feld, das von jenem sehr weit abzuliegen scheint. Grüße Deine Mutter, Deinen Vater, und liebe mich. Ich lege Dir das Portrait einer Schönen, nach der Natur gezeichnet, bei. G.
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61. An Heinrich August Ottokar Reichard Weimar, 24. November 1788. Montag 〈Druck〉 Ew. Wohlgeb. übersende das Exemplar des dritten Bandes der fr. Phisiognomick, für des Prinzen August Durchlaucht. Herr Leg. Rath Bertuch wird den zweiten Band übersenden, auch die Zahlung sowohl des zweyten als dritten annehmen. Verzeihen Ew. Wohlgeboren diese abermalige Bemühung und behalten mich mit den werthen Ihrigen in geneigtem Andencken. Weimar d. 24. Nov. 88.
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J. W. v. G o e t h e .
62. An Wilhelm Friedrich Hufnagel Weimar, 26. November 1788. Mittwoch 〈Druck〉 Wo h l g e b o r n e r H o c h g e e h r t e s t e r H e r r P ro f e s s o r, Bey Ew. Wohlgeb. Aufenthalte in Weimar habe ich das Vergnügen entbehren müssen Ihre Bekanntschaft zu machen, welches mir doppelt unangenehm war da ich mich zugleich einer angenehmen und nützlichen Unterhaltung und der Gelegenheit beraubt sah Ew. Wohlgeb. einen jungen Mann zu empfehlen der sich gegenwärtig in Erlangen aufhält. Er heisst Vulpius und ich nehme mir die Freyheit einen Brief an denselben, mit einigem Gelde beschwert, hier bey zu schliessen. Ew. Wohlgeb. werden ihn, wenn Sie ihn einer Unterhaltung und Prüfung würdigen leicht selbst beurtheilen. Er hat Fähigkeiten, ist fleissig gewesen, und nur ein Zusammenfluss von Umständen hat verursacht dass er weder in seinem Vaterland noch auswärts bisher hat sein Glück finden können. Ew. Wohlgeb. mir bekannte menschen freundliche Gesinnungen flössen mir das Vertrauen ein Ihnen diesen jungen Menschen zu emp-
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fehlen. Er ist bescheiden genug um nicht überlästig zu seyn, könnten Sie aber bey Ihren mannigfaltigen Connexionen irgend etwas für ihn würcken, das ihm auf eine Zeitlang oder gar auf sein ganzes künftiges Leben Vortheil brächte; so würden Sie gewiss keinen Undankbaren verbinden und mich zu angenehmen Gegendiensten dadurch auffordern. Gönnen Sie ihm indessen einigen Zutritt, stehen Sie ihm indessen mit gutem Rath bey und lassen mich von seiner Aufführung einige Nachricht hören. Der ich mit besonderer Hochachtung unterzeichne Ew. Wohlgeb. Weimar ergebenster d. 26. Nov. 88. J. W. v. Goethe.
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Ich habe die Platten zur rechten Zeit, wohl erhalten und mich über die Arbeit sehr gefreut, ich dancke Ihnen für die gute und schnelle Besorgung. Nun eine Anfrage: wollten Sie wohl übernehmen zu einer neuen Auflage meiner Wercke vors erste die fünf Titel kupfer der fünf ersten Theile nochmals zu stechen. Zweye sind schon von Ihrer Hand, zur I p h i g e n i e und zum E g m o n t, letzteres würden Sie nur kopiren, ersteres könnten Sie noch einmal durchdencken und vielleicht eins und das andre daran verändern. Die übrigen dreye, zu We r t h e r G ö t z v. B e r l i c h i n g e n, S t e l l a könnten Sie, je nach dem Sie damit zufrieden wären, entweder beybehalten und sie nur mit mehrerer Correcktion und Qualität nachbilden, oder sie gar anders komponiren, oder sich aus den Stücken andre Gegenstände wählen. Eben so mit den Vignetten. welche meistens schlecht sind und ganz umge/arbeitet werden müßen.
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Alles bliebe in demselbigen Formate. Wollen Sie mir nur mit wenigem sagen: ob Sie diese Arbeit zu übernehmen gedächten? Sie könnten nach und nach daran arbeiten. Schreiben Sie mir doch von Zeit zu Zeit wie es Ihnen geht und was Sie vornehmen? Ich füge noch ein Blat bey mit dem Ersuchen die verlangte Vignette sobald als möglich zu fertigen Arbeiten Sie solche recht fleißig, sie kommt zu einem artigen Werckchen. Grüßen Sie Landsleute. Prof. Moriz ist noch nicht angekommen. Leben Sie recht wohl. W. dl. 28 Nov. 1788 Goethe
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64. An Jacob Friedrich von Fritsch Weimar, 5. Dezember 1788. Freitag Ew Exzell die versprochne Zeichnung zu überschicken, nehme ich mir hiermit die Freyheit. Es stellt solche eine berühmte Gruppe Bäume vor, welche bey Terracina stand und aus einigen Pinien, Cypressen und einem Palmbaum zusammengesetzt war. Gegenwärtig ist sie nicht mehr so schön. Erinnern Sich Ew Exzell bey Betrachtung dieses ausländischen Gegenstandes desjenigen der nie aufhören wird mit besonderer Verehrung zu seyn Ew. Exzell VHß. dl. 5. Dez. 88. ganz gehorsamster Diener Goethe
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65. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg Weimar, 5. Dezember 1788. Freitag Die natürlichste Empfindung, mein bester, ist daß ich mich zu dir wünsche, daß ich in diesem Augenblicke des Schreibens überhoben seyn könnte, daß ich dich an mein Herz schließen und dein Leiden theilen könnte. Du hast gewiß, indem du mir die traurige Nachricht schriebst,
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Abb. 7: Jakob Philipp Hackert: „Weg mit Bäumen (a Terracina)“, Bleistift-, Feder- und Pinselzeichnung, laviert
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gefühlt welchen Anteil ich an deinem Verluste nehmen würde. Diese Botschaft hat mich in einer guten freudigen Stunde überfallen und mich so verstimmt, daß mein Sinn noch immer auf traurige Gedancken gerichtet ist. Ich kenne das Schicksal der Menschen, es wird selten gefunden was du an ihr hattest, mögen die Kinder die sie dir zurückließ durch ein glückliches und fröhliches Wachsthum, dir das Leben und die Liebe der Verlohrnen immer vergegenwärtigen und die Bemühungen / deiner Geschwister und Freunde deinen Schmerz lindern. Ich sage dir heute nichts mehr. Ich bitte dich mir wieder zu schreiben und mir Nachricht zu geben wo du bist. Liebe mich und laß uns solang wir leben auch in der Entfernung ungetrennt bleiben. Grüße deinen Bruder recht herzlich. W. dl. 5. Dez. 88.
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Goethe
66. An Georg Joachim Göschen Weimar, 8. Dezember 1788. Montag Ich habe die Bogen F. G. H. meines achten Bandes vor einiger Zeit in duplo erhalten, die vorhergehenden aber sind nicht angekommen. Haben Sie die Güte Sich zu erkundigen wo sie geblieben sind. Zugleich überschicke ich den Uberrest des Manuscripts und ersuche Sie um Nachricht des Empfangs wie auch um Auskunft wegen obenstehenden Puncktes. Die Abdrücke der Platten erwarte ich auch sehnlichst. Ich wünsche wohl zu leben. W. dl. 8 Dez. 88. vGoethe
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Abb. 8: Goethe an Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 5. Dezember 1788 (Nr 65), S. 1
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Abb. 9: Goethe an Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 5. Dezember 1788 (Nr 65), S. 2
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67. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 10. Dezember 1788. Mittwoch
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Es ist mir sehr angenehm wenn die Sicilianische Aussicht Ihnen Freude macht. Damit ich keinen Unfrieden unter Ehleute bringe werde ich gelegentlich der Frau Hofräthinn auch ein Bildchen in’s Zimmer stiften. Wegen der Zeugwarter haben Sie die Güte nach Ihrem Vorschlage zu verordnen. Beyliegenden Brief an Akermann bitte ich der Depesche nach Ilmenau beyzuschließen. Moritzens Gegenwart macht mir imer viel Freude. d. 10 Dez. 88. Goethe
68. An Georg Joachim Göschen Weimar, 15. Dezember 1788. Montag
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Von der kleinen Schrift: Uber die bildende Nachahmung des Schönen, von Moritz Wünschte ich s e c h s E x e m p l a r e, sobald als möglich zu erhalten. Die Aushänge Bogen biß M sind angelangt, haben Sie die Güte von Zeit zu Zeit die übrigen zu senden. W. dl. 15. Dez. 88. Goethe Senden Sie mir doch auch noch zwey Exemplare von Adelungs vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie.
16 dzu 19 ein ⎡zwey⎤ 19 Exemplar|e|
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69. An Georg Joachim Göschen Weimar, 27. Dezember 1788. Samstag Es versteht sich von selbst und ich glaube es auch geschrieben zu haben, daß der Band welchen wir gegenwärtig herausgeben der a c h t e ist. Es wird wohl nicht nötig seyn dem Publiko über dieß Hinderstzuförderst etwas zu sagen. Haben Sie die Güte mir die Exemplare welche ich zu erhalten habe, so schnell als möglich zu schicken, allenfalls die brochirten voraus. Schicken Sie mir aber alle Exemplare, ich will die Versendung nach Rom und Franckfurt selbst besorgen. An Exemplaren wünsche ich zu erhalten wie auf der andern Seite geschrieben ist. Die Bücher sind angekommen. Ich erwarte die Abdrücke mit Verlangen. Leben Sie recht wohl. W. dl. 27 Dez 88. Goethe / Gebundene Saffian Holländisch Pap. Engl. Band Holl. Pap Engl. Band Ord Pap.
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Brochir te Sämmtl. ordl. Papir
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70. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich 27. Dezember 1788. Samstag〉 〈Abschrift〉
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Ich bin mit Dir, theils im Geiste, theils durch Deine Briefe an Deine Frau, immer in Unterhaltung geblieben; ich danke Dir, daß Du auch ein Wörtchen aus der Stadt an mich richtest. Ich habe herzlich mit Dir gelitten, dagegen freue ich mich, daß alles gut geht. Daß meine römischen Freunde an mich denken, ist sehr billig, ich kann eine leidenschaftliche Erinnerung an jene Zeiten nicht aus meinem Herzen tilgen. Mit welcher Rührung ich des Ovids Verse oft wiederhole kann ich Dir nicht sagen: Cum subit illius tristissima noctis imago Quae mihi supremum tempus in urbe fuit.
Ich fühle nur zu sehr was ich verloren habe, seit ich mich aus jenem Elemente wieder hierher versetzt sehe, ich suche mir es nicht zu verbergen, aber mich soviel als möglich auch hier wieder einzurichten. Ich fahre in meinen Studien fort und hoffe Dir in manchem entgegenzuarbeiten. Es ist ganz natürlich daß Du Dich gleichsam ausschließlich an die Statuen hältst. Sie sind uns ja allein von den besseren Zeiten der Kunst übrig, bei Gemälden muß man schon, wie Spinozas Gott zum Irrthume, noch etwas hinzudenken, anstatt daß jene uns mit einem vollkommenen Begriff schon entgegenkommen. In phisiognomischen Entdeckungen, die sich auf die Bildung idealer Charactere beziehen, bin ich sehr glücklich gewesen. Ich bin noch immer gegen jedermann darüber geheimnißvoll und werde mich um so mehr beeifern etwas zu thun, weil ich Dich, noch wenn Du von Rom kommst, in Verwunderung setzen möchte, das viel unternommen ist. Tasso ist noch immer nicht fertig. Bald darf ich nicht mehr davon reden. Der a c h t e Band ist bald gedruckt, ich schicke das erste Exemplar gleich an Angelika, damit Ihr es bald habt. Moritz ist nun schon 3. Wochen hier und thut uns allen sehr wohl, besonders haben ihn die Frauen sehr in Affection genommen, denen er allerlei Lichter aufsteckt. Es ist ein grundguter Mensch und sein Aufenthalt hier wir ihm viel nutzen.
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Ich freue mich, daß Du Hirten auf den Grad wohlwillst, um ihn gelegentlich zu rüffeln, welches ihm sehr nöthig ist. Es ist wirklich ein guter und brauchbarer Mensch. Er mag den Brief immer an mich richten, wenn es ihm Spaß macht. Gieb ihm nur die Erlaubniß dazu. Wahrscheinlich wird Dir dieser Brief nach Neapel folgen, möge er Dich recht froh unter dem schönen Himmel finden. Mit der Herzogin Mutter geht ja alles recht schön und gut. Wenn der Rückzug dem Eintritt gleich ist, wird es ihr soviel Ehre als Freude machen. Deine Frau seh ich von Zeit zu Zeit und öfter wenn der geistliche Arzt nöthig seyn will. Ich habe manche Dose moralischen Cremor tartari gebraucht, um die Schwingungen ihrer Elektraischen Anfälle zu bändigen. Jetzt ist sie sehr vergnügt. Daß Emil so glücklich durch die Blattern gekommen ist, ohne an seiner Gestalt oder seinem Humor etwas zu verlieren, ist gar schön. Wenn ich nur Deiner Frau, wie auch der Fr. v. Stein die verwünschte Aufmerksamkeit auf Träume wegnehmen könnte. Es ist doch immer das Traumreich wie ein falscher Loostopf, wo unzählige Nieten und höchstens kleine Gewinnstchen unter einander gemischt sind. Man wird selbst zum Traum, zur Niete, wenn man sich ernstlich mit diesen Phantomen beschäftigt. Lebe wohl und vollende glücklich Deinen Lauf. Grüße alles. Gedenke mein. W. d. 22. Dez. 88. G. Wir haben tiefen Schnee und große anhaltende Kälte mitunter entsetzlichen Sturm. Ich habe mich in meinem Stübchen ganz eingepackt, indessen Du in der freyen schönen Welt herumwandelst. Jeder muß an die Reihe kommen. Uebrigens sey nur ruhig. Die guten Menschen gönnen Dir alle die Reise und wer wollte nach den anderen fragen?
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71. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 5. Januar 1789. Montag 〈Druck〉 Weimar den 5. Januar 1789.
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Ich habe einige Tage das Zimmer, ja sogar das Bett hüten müssen, Du erhältst also später ein Wort auf Deinen Trauerbrief. Der gute Wiedeburg hat mich sehr gedauert, mehr, daß er des Lebens nicht sonderlich froh ward, als daß er gestorben ist. Hier schicke ich die versprochenen Kupfer, theile sie unter die Wohlwollenden aus. Komm doch bald wieder, Du wirst doch nicht den 12. hujus in Jena zubringen wollen? Moritz grüßt. Er lehrt den Herzog Englisch, es geht unglaublich schnell. G.
72. An Georg Joachim Göschen Weimar, 26. Januar 1789. Montag
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Vergebens habe ich bißher auf die letzten Bogen des achten Bandes gewartet. Haben Sie die Güte mir solche sobald als möglich zu überschicken. Auch wünschte ich zu wissen: in welcher Zeit Sie die bey Hl. Lips bestellten Titel Kupfer zu haben wünschten. Er fragt darnach, um sich mit andern Arbeiten einrichten zu können. Leben Sie wohl. W. dl 26 Jan 1789 vGoethe
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73. An Friedrich Wilhelm Eugen Doell? Weimar, 28. Januar 1789. Mittwoch 〈Druck, Fragment〉 Ew Hochedelgeb. überschicke hier die schuldigen fünf Thaler zwölf Groschen und frage zugleich an was Sie verlangten das Brustbild des Genius, welches Sie mir in Gyps gesendet in Carrarischem Marmor 〈…〉 zu arbeiten? 〈…〉 Weimar, d. 28. Jan. 1789 vGoethe.
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74. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar〉, 28. Januar 1789. Mittwoch Ich habe an dir bemerckt und habe durch Moritzen ausführlicher gehört daß du über den Brief im Merkur böse bist. Hätte ich vermuthet dich dadurch verletzen zu können; so würdest du ihn weder gedruckt sehn, noch würde ich schriftlich oder mündl dieser Sache weiter erwähnt haben. Gegenwärtig kann ich nichts weiter sagen als daß ichs ernstlich und aufrichtig gemeynt habe, daß meine Absicht war: einen Grundstein zu künftigem gemeinschaftlichen Bau manches wissenschaftlichen Denckmals zu setzen. Gelingt das nicht und wir stehen in Prinzipien zu weit auseinander; so ist es ja besser es behandelt jeder die Sache auf seine Weise, als daß wir uns einander immer anzuähnlichen suchen und uns dann am weitsten entfernt finden wo wir uns eben zu begegnen glaubten. Es ist mir sehr Ernst in allem was die großen ewigen Verhältniße der Natur betrifft und meine Freunde sollten über die Art wie ich meine Erkänntniße manchmal mittheile / einigermassen nachsichtig werden. Was übrigens in diesem Falle zu entschuldigen und zurecht zu legen ist, das überlaße ich deinem freundschaftlichen Herzen das das Beste dabey thun muß. dl. 28. Jan. 89 G.
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75. An Philipp Seidel 〈Weimar, vermutlich Anfang Februar 1789〉 Ich wünschte sehr dich über unsre Angelegenheit zu sprechen, ich bin den ganzen Morgen zu Hause. Erst um zwey Uhr gehe ich weg. Laß mir doch wissen ob und wann du ab kommen kannst? G.
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Beynah zwey Monate habe ich meinen auswärtigen Freunden geschwiegen, desto mehr bin ich innerlich beschäftigt gewesen. Prof. Moritz war auf seiner Rückreise von Rom bey mir. Ich wünschte dir ihn zur Stärckung in allem Guten auf einen Monat an die Seite. Ich kann den Vortheil nicht aussprechen, den mir seine Gegenwart gebracht hat. Die Geldsachen sind in Ordnung, hierbey eine Quittung vom Bergwesen und dem Heinsius, es thut mir leid daß dich der Esel incommodirt hat. Wegen des empfohlnen jungen Mannes hatte ich auf deine nähere Erklärung und nähere Beurtheilung seiner einiges Bedencken, drum ließ ich es ruhen und habe mich hier und da indeßen umgesehen aber niemand gefunden, vielleicht wenn ich / nach Jena komme findet sich ein Subjeckt. Ich habe diese Zeit her nichts zu Stande gebracht als eine B e s c h r e i b u n g d e s r ö m i s c h e n C a r n e v a l s. Bertuch und Krause wollen es auf Ostern mit illuminirten Kupfern herausgeben. Ich empfehle dir dieß Werckchen und schicke dir ihre Ankündigung. Es wird hoffe ich niemand gereuen einen Blick auf das m o d e r n e S a t u r n a l zu thun. Empfiel es deinen Freunden. Ich habe bey der Entreprise keinen Vortheil, ich wünschte aber daß ihn die Unternehmer hätten, weil
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ich ihnen Muth zu einem wichtigern und kostbareren Wercke machen möchte. Nächstens erhälst du einige illuminirte Blätter, hier indeß das Titelkupfer zum achten Bande. Lebe recht wohl. W. dl. 2 Febr. 89. G
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77. An Johann Christian Kestner Weimar, 2. Februar 1789. Montag Euren Brief habe ich zur rechten Zeit, durch den Umweg erhalten. Ich habe euren Wünschen die Zeit oft nachgedacht und mich hie und da erkundigt, habe aber nichts gefunden das Euch direckt befriedigen könnte. Doch bin ich auf einen Gedancken gekommen, der vielleicht würckt. Schreibt mir durch welchen Weeg ich mich näher erklären soll. Verzeiht daß ich heut nicht mehr sage. Grüßt die Eurigen und gedenckt mein. W. dl. 2 Febr. 89 G.
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78. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg Weimar, 2. Februar 1789. Montag Du verzeihst daß ich solang geschwiegen habe. Dieser Monat war für mich reich und fruchtbar, aber auch so nah voll gepfropt daß ich kaum einen Blick in die Ferne werfen konnte. Prof Moritz war auf seiner Rückreise von Rom sechs Wochen bey mir. Ein trefflicher Mann, dessen nähere Bekanntschaft ich jedem fühlenden und denckenden Menschen wünsche. Ich nehme mehr Theil als du glaubst an der tröstlichen Erfahrung die mir dein Brief mittheilt: daß deine liebe Agnes in den letzten Zeiten, sich dir reiner, himmlischer, verklärter als in ihrem ganzen Leben dar-
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gestellt und daß Sie dir scheidend einen Vorschmack, eine Ahndung seligen und vollendeten Bleibens zurückgelaßen. / Wenn ich auch gleich für meine Person an der Lehre des Lucrez mehr oder weniger hänge und alle meine Prätensionen in den Kreis des Lebens einschließe; so erfreut und erquickt es mich doch immer sehr, wenn ich sehe daß die allmütterliche Natur für zärtliche Seelen auch zartere Laute und Anklänge in den Undulationen ihrer Harmonien leise tönen läßt und dem endlichen Menschen auf so manche Weise ein Mitgefühl des Ewigen und Unendlichen gönnt. Grüße die Deinigen und laß mich von Zeit zu Zeit erfahren wo du bist und wie dirs geht. Die Herdern sagt mir: daß Ihr Anteil an den Auszügen im Merkur nehmt. Ich wünsche Euch von / Zeit zu Zeit etwas angenehmes zu liefern. Bald erhaltet Ihr wieder einen Band meiner Schriften, auch habe ich eine Beschreibung des römischen Carnevals gearbeitet. Bertuch und Krause geben sie mit Kupfern heraus. Ich hoffe es wird niemand gereuen einen Blick auf dieß moderne Saturnal zu thun. Lebe wohl. Nächstens mehr. W. dl. 2 Feb. 89 G.
79. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 4. Februar 1789. Mittwoch〉
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Hier M. Ideen über die B i l d u n g d e s S c h ö n e n zusammengerückt und mit einem Köpfchen und Schwänzchen versehn, wie es wohl als Rec. in der Lit. Zeit. passiren möchte. Schicke mirs Morgen früh zurück und sage mir deine Meynung. G.
6 sehre 9 eEwigen
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80. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 5. Februar 1789. Donnerstag〉 〈Druck〉
Hier zu deinem Briefe auch etwas von der guten Bohl. Hatten wir wohl gedacht daß wir die gute Frau nicht eher wieder sehen sollten als biß das Vögelchen aus der Nachbarschaft ausgeflogen wäre. Das nächstemal wenn wir sie sehen werden wir wohl schwerlich den angenehmen Kirchhof besuchen, da das Grab unserer Leichfertigkeiten westwärts nicht ostwärts liegt. Adieu. Ich habe heute am Tasso Glück gehabt und werde nicht aus der Stube gehn. G.
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81. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. Februar 1789. Freitag Wäre es nicht Schuldigkeit Ew Durchl mich wieder einmal ins Gedächtniß zu bringen; so würde ich auch jetzt die Feder nicht ansetzen können. Was soll man aus dem mittelländischen Thüringen, den Glücklichen schreiben, die sich jetzt am Anblick des mittelländischen Meeres weiden. Genießen Ew Durchl alles Guten in vollem und reichen Maaße wie es Ihnen mein Herz wünscht und gönnt. Alle Nachrichten die uns von Ihnen kommen sind so erwünscht daß uns das Vergangne auch gleichsam für die Zukunft sicher macht. Sie werden Nachbarinn von der Angelika. Dazu wünsche ich Ihnen Glück. Die Villa ist herrlich gelegen, bewohnen Sie das Paradies gesund und froh und gedencken mein. / Alles ist hier wohl, die gute Hoffnung unsrer Herzoginn wächst mit jedem Tage, der Herzog ist am 1 Febr nach Berlin und hat Moritzen mitgenommen der fast 2 Monate bey uns war, in meinem Hause wohnte, sehr zufrieden lebte und aller Welt wohlgefiel. Wir suchen übrigens uns en detail zu unterhalten wenn es en gros nicht recht gehen will.
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Haben Ew Durchl doch ja die Gnade die schönen Wercke die über Pestum, Neapel, Puzzol pp geschrieben sind anzuschaffen |:Hammiltons Campi Phlegraei haben wir schon hier:| Ferner laßen Sie Sich doch ja die K u p f e r geben soweit solche gestochen sind v o m M u s e u m v o n P o r t i c i, wenn auch das Werck selbst noch nicht heraus wäre. Venuti kann das leicht verschaffen. / Kommen Ew Durchll nach Rom zurück; so lassen Sie Sich ja eine Auswahl aus der Schwefel Sammlung des Abbate Dolce machen. Ingleichen subscribiren Sie auf die Pichlerische Pasten Sammlung die er herausgeben wird. Es wird uns dieses für die Folge ein großer Schatz. Wie oft habe ich in meiner Einsamkeit jetzt Ursach den abscheulichen Raub des Grafen Wallenstein den er an Ew Durchl begangen, zu bedauren. Einige große Wercke wie Z. E. das Museum Pio Clementinum, werden Ew Durchl ohnedieß mitbringen und andre Schätze an die wir nicht dencken. Am meisten wünschen wir Sie Selbst zur rechten Zeit und Stunde wieder zu sehen, wenn Sie von allem / Guten erfüllt und gesättiget sind. Ausser Frl. v. Göchhausen schreibe ich heute Ihrer Reisegesellschaft nichts. Allen ist sowohl daß ein Paar Worte von mir nichts dazu thun können. Grüßen Sie alles was jetzt so glücklich ist in Ihrer Nähe zu seyn. (Noch eins! Am Ostertage wird in Rom, in der Peterskirche, von der päbstlichen Kapelle eine Sequenz von Simonelli: Victimae paschali laudes immolent Christiani pp aufgeführt. Bitten Sich Ew Durchl ia eine Copie dieses merckwürdigen Stücks, vollständig aus. Es freut mich daß der gute Verschaffelt für Sie in der Villa arbeitet.) Sorgen Sie für das gute Kind den Büry. Es freut mich wenn Ew Durchl die Birmannischen Zeichnungen gefallen, sie waren für mich bestellt, stehen aber wie alles das meinige Ew Durchl. zu Befehl. Sie sind noch nicht bezahlt. Ich empfehle mich tausendmal zu Gnaden. W. dl. 6 Febr. 89. G.
14 Durchl H 23–27 (Noch eins! 〈…〉 der Villa arbeitet.) (Klammer mit hellerer Tinte; G?) 24 Kapelle die 24 Sequensz 24–25 l×audes 26 der ieses 29 waren waren 30 a×ber
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82. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 6. Februar 1789. Freitag 〈Faksimile〉 Der seel. Oberm. v. Witzleben soll schöne A h o r n e B o h l e n, die sehr alt sind, hinterlaßen haben. Sollte man deren nicht 6 biß 8, gegen Erlegung des Werthes, erhalten können? Wollten Ew Wohlgebl wohl deßhalb bey der Fr. Oberm. anfragen und sie dazu disponiren? Verzeihen Sie daß meine Plage sich auch auf Bretter waare erstreckt und behalten mich lieb. W. dl. 6. Febr 89 G
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83. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 9. und 16. Februar 1789〉 Ew Wohlgebl. ersuche Uberbringern dieses den jungen Hunnius einige Augenblicke zu sprechen und ihn ein wenig zu prüfen. Es ist ein armer verlaßner Mensch. Leider haben alle diese Junge Leute nicht was man eben braucht. Dießer kann wieder wenig Französch. Verse machen können sie alle.
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Der Ihrige G.
84. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar〉, 16. Februar 1789. Montag 〈Faksimile〉
Hl. v. Wedel wird Ihnen heute eine Sache vorlegen in welcher ich ihm nach Ihrer gewohnten Klugheit und Mäßigkeit zu rathen bitte. Ich 17 dürfte ⎡bitte⎤
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habe ihm schon gesagt daß ich nicht wohlgethan glaube daß er sich einzeln und persönlich vor den Riß stellt. Er schien auch selbst sich zu der Meynung zu lencken. Ich schicke einige Sachen zurück und wünsche wohl zu leben. dl. 16. Febr. 89. G.
85. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. Februar 1789. Donnerstag
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Wir hören das Carneval sey zu Ihren Ehren verlängert worden, ich wünsche daß es auch zu Ihrer Freude möge geschehen seyn. Bey uns ist es desto ruhiger. Seit dem Abscheiden der Frau v. Zig. welche von Graf Marsch. magnetisirt, von Mephistopheles aber würcklich kurirt worden und ihre Wundergaben wohl schwerlich in Weimar wieder produciren wird, sind die Pistolenschüße in Fiesko von Genua das lauteste gewesen was wir hier vernommen haben. Die Engländer haben sich, weil sie weggehen, hiesige Hofuniformen machen laßen und gefallen sich zwischen ihren Epauletten auserordentlich wohl. Ich bin fleißig, leider giebt es aber nicht viel aus. Tasso wächst wie ein Orangebaum sehr langsam. Daß er nur auch wohlschmeckende Früchte trage. Mit S. der mir gleich ist habe ich ein lang Gespräch in der Commödie gehabt. Es kamen einige Sachen vor von denen Sie mir zu schreiben erlauben. Es ist im Wercke daß man dem Seiler Wächter neben der Buchholzen die Erlaubniß Schläuche zu verfertigen geben will. Wir fürchten beyde / es werde die Operation dem Gewerbe mehr schaden als nutzen. Es ist nicht so ausgebreitet daß mehrere Personen mit entschiedenem Vortheil sich darin sollten theilen können. Die Concurrenz wird geringere Preise erzwingen, die Fremden werden davon profitiren und
9 sSeit 25 beyde wir f
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die Waare wird wahrscheinlich geringer und beyde reiben sich auf. Die B. ist betriebsam, und verdient wohl daß man auf ihre Erhaltung dencke und ihr einigen Vortheil gönne, um so mehr als sie nicht schuldenfrey, ja der Kriegskasse noch 700 schuldig ist, die sie richtig verinteressirt und nach und nach abzutragen sucht. Käme sie zurück; so bliebe nichts übrig als ihr väterlich Hauß anzuschlagen und eine Person zu Grunde zu richten die sich bisher wacker gehalten hat und deren Unternehmungen eine Folge und Glück hatten. Ich will nicht wie andre behaupten daß es eine Privat absicht des Maj. G. sey mit dem sie sich von Anfang her nicht vertragen hat. Etwas menschliches kann aber doch dabey zum Grunde liegen. Der Pr. und ich dencken überein und bitten nur daß Sie es nochmals überlegen möchten! es ist mir unbekannt was man für die Theilung / des Gewerbs angeführt hat. Sodann wird das hiesige Rentamt, durch Wirsings gebetene Retraite leer. Der C. Seidel hat sich dazu gemeldet, man traut ihm die Fähigkeiten zu, für seine Redlichkeit bin ich bürge. Die Cammer scheint wohl für ihn gesinnt und ich glaube ihn besonders vor seinen Competenten empfehlen zu dürfen. Ich bin überzeugt daß ausser den gewöhnlichen Dienst Verrichtungen er der erste seyn wird, der den magischen Schleyer, welcher die Renth Amts Geschäfte noch immer zudeckt, gerne und freywillig wegzieht. Er kennt das Hockuspockus recht gut, wodurch man Cammer und Fürsten in ewigen Zweifeln und Dunckelheit zu halten weiß und selbst einiger Verlust an eignen Einkünften wird ihn nicht abhalten manches zu entdecken, das auf die allgemeine Ordnung und Klarheit von nicht geringem Einfluß seyn wird. Pr. Schütz von Jena schreibt mir und bittet sein Gesuch um eine Zulage in Erinnrung zu bringen Da Hasse nicht kommt und Mag. Paulus mit der blosen Besoldung ex fisco academico zufrieden seyn will; so wären die 200 rh welche jenem angeboten worden vacant. / Von Moritz habe ich noch nichts gehört, ich bitte ihm inliegendes Blättchen zu geben. Von Arends habe ich auch noch keine Antwort, mich verlangt sehr darnach. Der Präsident hat mich auf eine freundliche Weise eingeladen an dem wichtigen Wercke des Schloßbaues pro virili Theil zu nehmen.
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Das beste was man für die Sache thun kann ist für die Menschen zu sorgen, die das was geschehen soll klug angeben und genau ausführen. Wir verstehns ja alle nicht und höchstens können wir wählen. Alles gehe nach Wunsch und da Sie bauen wollen, werden Sie uns ja auch den lieben Frieden erhalten helfen. Ich bin sehr neugierig auf die Schilderung einiger Personen wenn Sie zurück kommen. Ihre Frau Gemahlinn scheint sich wohl zu befinden, der Prinz auch. Riedeln habe ich mercken laßen daß Sie gute Gesinnungen gegen ihn geäussert, es hat ihn sehr aufgemuntert und ein muntrer Mensch thut wenigstens alles was er kann, wenn ohne dieß ein Trieb in ihm liegt. Leben Sie recht wohl. Empfehlen mich den Schönheiten und gedencken mein zur guten Stunde. W. dl. 19 Febr. 89 G.
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Gestern Abend war ich einige Augenblicke recht in Sorgen als mir die Kammerjungfer deiner Schwester, wie ich wohl merckte ein Geheimniß machte, ich wußte nicht aus was und warum. Es hat mir sehr leid gethan daß dich das geschmackloße, elende Stück durch Erinnerung an eine traurige Würcklichkeit so geschmerzt hat. Ich will dich diesen Abend erwarten. Laß uns freundlich Leid und Freude verbinden damit die wenigen Lebenstage genoßen werden. / Mirabeaus Buch will ich schicken wenn mirs möglich ist. Die Herzoginn hat es wiederhohlen laßen und es soll fort. Du verlierst nichts an dieser Lecktüre. Lebe recht wohl und liebe mich dl. 20 Febr 89. G
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87. An Christoph Heinrich Kniep 〈Weimar, 23. Februar 1789. Montag〉 〈Abschrift〉
Hier ist nun mein lieber Kniep die angekündigte Commission. Ich bitte daß Sie mit aller Sorgfalt arbeiten und möglichst die Arbeit fördern. Ich hoffe es soll diese Bestellung mehrere nach sich ziehen. Also zwanzig Zeichnungen. Sechs große zu 8 Unzen — 48. Sechs mitlere zu 7 — — 42 acht kleinere zu 4 — — 32. zwanzig Stück 122 Unzen Sie werden ein Briefchen durch Bury erhalten haben worinn ich Ihnen zwey grose anzeige welche Sie einstweilen anfangen solten, diese gehören mit unter die zwanzig Man wünscht daß alle S e c h s g r o ß e Farbig seyen und überhaupt nur ein Drittel der Bestellung, also h ö c h s t e n s S e c h s s i e b e n, braun in braun, Wäre die Grotte von Bonea braun in braun zu machen; so nahme ich sie allenfals noch besonders. Außer diesen bestelle ich bey Ihnen noch vier Stück 7 Unzen 1.) Veduta di Napoli Vesuvio — 1.) Ein Pendant welcher Ihrer Aus Wahl überlassen bleibt —7— 1.) Das Meer Capri zur linken zur rechten Cap Minervae vorne den Fischer auf dem Felsen diese drey Farbig - - - - 4 — / 1.) Eine große Landschaft braun in braun 8 Unzen ——— 4 Stück 26 Unzen Diese viere wünschte ich daß sie mit der ersten Hälfte der Bestellung abgesendet würden. Versäumen Sie nicht mir in einigen Monaten zu schreiben wie weit Sie sind, damit ich den Liebhabern ein Wort sagen kann. An Hl Hackert werde ich ehstens die Hälfte der Summe, auszahlen lassen, Sie liefern wieder die Zeichnungen an ihn ab und erhalten das Geld nach und nach. Lassen Sie nur gleich ein großes schönes Portefeuille, nach der Größe der größten Zeichnung machen, damit sie 7 ⎤acht⎤ Sechs kleinere G1 29 ab, (Komma gestrichen)
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BRIEF 88
gleich wohl verwahrt werden, und beym Einpaken geben Sie ja die größte Sorgfalt daß das Portefeuille erst in Wachstuch eingenäht werde ehe es in den Kasten kommt und daß der Kasten wohl emballirt werde. Da die Zeichnungen für Hl noch nicht abgesendet sind; so bitten Sie Hl Hackert gleiche Sorgfalt beym Einpacken dieser Versendung obwalten zu lassen. Die Auslagen will ich mit Dank ersetzen
88. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, wahrscheinlich 25. oder 26. Februar 1789. Mittwoch oder Donnerstag〉
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Ihre beyden Briefe haben mir viel Freude gemacht, sagen Sie mir ja von Zeit zu Zeit etwas. Von Ihnen ganz allein höre ich einen ernsthaften Wiederklang meiner ächten italiänischen Freuden. Wie sehr wünsche ich daß wir uns irgend in der Welt wieder begegnen möchten. Danck für die Zeichnung der Figuren von der Vase. Es ist eine kostbare Composition. Oder wie Moritz will, man soll nicht Composition sagen, denn solch ein Werck ist nicht von a u s s e n z u s a m m e n g e s e t z t, e s i s t v o n i n n e n e n t f a l t e t. E i n Gedancke in mehreren Figuren verkörpert. Die symmetrische Art die Figuren zu stellen, hatte eigentlich die Absicht daß die Gestalten zugleich ein Zierrath werden sollten. Auch bin ich überzeugt daß in dieser symmetrischen Art mehr Manigfaltigkeit / zu zeigen war als in unsrer neueren. Dieß scheint ein tolles Paradox. Vielleicht sind Sie aber auch schon meiner Meynung. Ein andermal sage ich mehr davon. Man ist in den neuern Zeiten, nach meinen Begriffen selten wieder auf die Spur der alten Denckart gekommen, und wenn auch ein Meister sich ihr näherte, so verließen die Nachfolger solche gleich. In unsern Tagen scheint sie mir ganz verschwunden. Eben der Punckt wo wir uns wegen Circe vereinigten, ist ein Hauptpunckt. Die Alten sahen das Bild als ein a b- und e i ngeschloßnes Ganze an, sie wollten in dem
8 vVon 9 wWie 16 stellen, war hatte zug 18 mManigfaltigkeit 19 pParadox 22 |s|neilte|n|
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Raume alles z e i g e n, man sollte sich nicht etwas b e y dem Bilde dencken sondern man sollte d a s B i l d dencken und in demselben alles s e h e n. Sie / rückten die verschiednen Epochen des Gedichtes, der Tradition zusammen und stellten uns auf diese Weise die S u c c e s s i o n vor die Augen denn unsre l e i b l i c h e n A u g e n sollen das Bild sehen und genießen. Das hat Carrache wohl gefaßt. Merkur legt eine Pflanze in den Becher, wenn er beym Homer dem Ulyß die antimagische Pflanze lang vorher giebt. u. s. w. Wie erbärmlich quälen sich nicht neuere Künstler um die kleinsten historischen Umstände. Aber freylich jenes ist nicht jedem gegeben. Raphael hatte diese Sinnes art penetrirt, seine Verklarung ist ein deutlicher Beweiß. Verzeihen Sie ich bin heute zerstreut und von Carnevals Lustbarkeiten ist mir der Kopf wüste; doch soll dieser Brief fort und er ist beßer als nichts. / Den Johannes Kopf, für welchen ich im Voraus dancke, schicken Sie mir ja mit der Thurneysischen Sendung, auch etwa die Juno und was Sie sonst haben. Kniep wird auch für mich etwas hinzufügen. Sorgen Sie doch daß man ein Zettelchen zu Thurneysens Nachricht beylegt, was für mich ist. Könnten Sie nicht eine Gypsform über die schöne Münze machen, welche der Beichtvater der Königinn besitzt, und mir solche zuschicken. Vielleicht können Sie die Erlaubniß haben. In Deutschland wird viel erbärmliches über die Kunst geschrieben. Die Berliner Akademie, wovon Riem Sekretair ist, zeichnet sich besonders aus. Schreiben Sie mir ja, wie es mit dem Rufe geht den Sie nach Zürch haben, noch wünsche ich und hoffe ich es möge sich fügen daß wir einander näher kommen. Schicken Sie mir auch etwas von Ihren eignen Produckten und blicken in den achten Band meiner Schriften der bald anlangen wird. Leben Sie wohl und schreiben mir bald wieder. G.
1 z e i g e n, wir 4 die Traditi 5 unsre A 13–14 lLustbarkeiten
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89. An das Direktorium der Königlich Preussischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften Weimar, 27. Februar 1789. Freitag Wohlgebohrne Insonders hochgeehrteste Herren,
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Für die anhaltenden Bemühungen, welche ich seit mehreren Jahren auf die Künste gewendet, ist es mir eine schmeichelhafte Belohnung daß die Königl. Akademie mich zu Ihrem Ehrenmitgliede hat ernennen wollen. Zugleich sehe ich dadurch meine Verbindungen mit Männern, denen es Ernst um die Ausbreitung der Kunst ist, erweitert / und die angenehmste Hoffnung sowohl für mich als für die Sache eröffnet. Meinem aufrichtigen Dancke füge ich die Versicherung hinzu: daß ich eifrig wünsche, zu dem rühmlichen Entzweck, welchen sich die Akademie vorgesteckt, nach meinen wenigen Kräften mitwürcken zu können. Der ich mich mit vollkommner Hochachtung unterzeichne Ew Wohlgebl
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Weimar dl. 27 Febr 1789.
ergebenster Diener JWvGoethe
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90. An Friedrich Anton von Heinitz Weimar, 2. März 1789. Montag Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders hochzuverehrender Herr,
Ew Exzell gnädigen Gesinnungen verdancke ich es vorzüglich, daß die königliche Akademie der Künste auch mich zu einem Ehrenmitgliede ernennt, ich verfehle nicht meinen schuldigsten Danck dafür abzustatten. / Der Einfluß den Ew Exzell. auf dieses schöne Institut haben wird die Schwierigkeiten überwinden, mit welchen jedes Unternehmen dieser Art zu kämpfen hat. Ich würde es mir zur angenehmsten Pflicht rechnen wenn ich nach meinen wenigen Kräften nur einiges zu Beforderung so rühmlicher Absichten beytragen könnte. / Der ich mich mit vollkommner, empfundener Verehrung unterzeichne Ew Exzell
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ganz gehorsamsten Diener JWvGoethe
91. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar〉, 2. März 1789. Montag Tischbeins Verhältniß zum Herzog steht sehr fatal, ich hatte alles auf gutem Wege, der H. war in den besten Intentionen, ein Brief von Reif. hat alles umgeworfen. Ich habe den Brief nicht gesehen auch den H. diese Zeit her nicht gesprochen, ich kann also nur ohngefähr rathen wie der Alte zu Wercke gegangen ist.
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Der Herz v. Gotha will von einem Mahler den er pensionirt auch was sehen und will doch auch diesen Mahler einmal bey sich wissen, wenigstens voraussehen daß er einmal kommen wird. Tischbein dagegen ließ sich auf das ungeheure Bild der Helena ein, das er zuletzt stehn ließ. Schickte in 3 Jahren nichts an den Herzog, glaubte zuletzt ihn entbehren zu können und zog die Pension nicht mehr. Dieses geschah von der Zeit an als er nach Neapel ging und erklärte mir selbst: daß er sich von dem Herzog getrennt ansähe. Tischbein ist mit allen guten Qualitäten und wunderliches Thier, eine Art Hasenfuß, ist faul, unzuverläßig, seitdem er von den Italiänern in das Metier der Falschheit / Wort und Bundbrüchigkeit zu pfuschen gelernt hat. Sich zwischen den Herzog und ihn zu stellen ist ein böses Unternehmen, doch habe ich es nach meiner Rückkunft gewagt weil ich aus Tischbeins Briefen merckte daß es mit seinem neapolitanischen Zustande nicht ganz just war. Jetzt aber kann ich nichts weiter thun, weil ich um den Eindruck von Reif. Brief auszulöschen mich stärcker für Tischb. verbürgen müßte, das ich nicht kann und mag. Denn eigentlich ist es Tischb mit der Gothaischen Pension und Retraite nach Deutschland gar nicht ernst. Er will nur eine Hinterthüre offen behalten, woran er auch ganz recht hat. Wenn es unser Herzog wäre, dem sagte ich gerade wie die Sache steht und der wäre großmüthig genug das so gehn zu laßen. Der H. v. Gotha aber will für sein Geld was haben und was man ihm zusagt soll man halten. Ich habe es voraus gesehen daß Tischbein nicht reüissiren würde. Er hält sich für fein und ist nur kleinlich, er glaubt intriguiren zu / können und kann höchstens die Leute nur verwirren. Er ist unternehmend hat aber weder Kraft noch Fleiß zum ausführen. Einen Subalternen impiccio weiß er noch leidlich zu leiten. Uber Deutsche hat er durch die Exuvien von Redlichkeit mit denen er sich aufstutzt und durch seine harmlos scheinende naive Hasenfüßereyen eine Weile ein ascendant. Ein Nachklang von G e m ü t h schwanckt noch in seiner Seele. Es ist Schade um ihn. Ich kenne ihn recht gut und wußte daß er mich in einigen Jahren würde sitzen laßen, ich habe aber doch gewagt ihm den Herzog zu ver-
6 etntbehren 16 stärcker gegen 27 sSubalternen 28 Ggen ⎡Uber⎤ 28 die Euv
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söhnen. Interim aliquid fit! dachte ich. Allein der Alte hat mit seiner Tatze mir alles verdorben. D e r und H a c k e r t verstehen das Handwerck und Tischbein wird zwischen zwey Stühlen niedersitzen ohne daß ihm jemand helfen kann. So steht das ohngefähr. Laß meinen Brief niemand sehen, vorzüglich um Tischbeins willen. Ich sage niemand wie ich von ihm dencke. Wer mit ihm zu thun hat mag ihn selbst kennen lernen. / Dein Leben in Neapel freut mich es wird dir ein heller lichter Blick durchs ganze Leben bleiben. Ich habe mich schon wieder eingehamstert und bin wohl auch nach meiner Art recht vergnügt. Truz Schnee u Himmelgrau laß ich mir das beste von Kunst und Natur fürtreflich schmecken und habe meine ganze Einrichtung ad intus gemacht. Vom Tasso, der nun seiner Verklärung sich nähert, habe ich die erste Scene im Kreis der Freunde publicirt. Deine Frau und Knebel haben sie am meisten genoßen und durchgefühlt. Ich habe diesen Prologus mit Fleiß dem Wercke selbst vorausgeschickt. Lebe wohl. Empfiel mich der Herzoginn und allen. Ich kann niemanden schreiben. Meine Schriften 8 Band sind nach Rom. Sobald Tasso fertig ist, soll eine Abschrift an Angelika abgehn. Das mag denn für eine Menge Briefe gelten. Frau und Kinder sind wohl. Heut Abend werde ich dort seyn und dein gedencken. dl. 2 März 89. Amalien Tag.
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Weimar, 〈7.? März〉 1789. 〈Samstag?〉
Ich halte nicht für gut noch für nöthig, daß Sie Sich mit dem Gelde übereilen. 1) Heißt das wieder in seine eigne Eingeweide wühlen. 2) Ist es recht gut, daß Sie ihm 500 Rthlr. zu seiner Rückreise bestimmen. 1 aliqui×d 22 aAbend
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Es ist ja aber immer besser, er läßt sich das Geld dort von Einsiedeln zahlen, wie er es braucht oder soviel er braucht, und man zahlt es an Ludecus zurück. 3) Wenn er es auf der Reise braucht, so ist es ja besser, man verschafft ihm einen Brief nach Venedig oder sonst wohin. 4) Wenn ich jetzt das Geld durch Paulsen zahlen lasse, so empfängt ers dort in Papieren (Bankzetteln); Briefporto, Provision, Interessen müssen gezahlt werden. Will er es auf der Reise brauchen, so muß er es wieder mit Schaden umsetzen. Das ist ja eben das, wodurch die Kaufleute reich werden und wodurch eine Reise immer theurer wird. Es ist also nichts simpler, als: „Wenn er von Rom verreisen will, läßt er sich von irgend einem Banquier einen Creditbrief auf die Orte geben, wo er durchreisen will. Auf das Wort der Herzogin, ja auf Reiffensteins Wort (den er aber vielleicht nicht brauchen will), kriegt er ihn gleich. Wie er dort abreist, so schickt man gleich 100 Ducaten auf Abschlag an den Banquier, damit keine Interessen aufwachsen, und den Rest, wie er ihn aufnimmt oder wie er zurückkommt.“ Schreiben Sie ihm das, schicken Sie ihm allenfalls das Blättchen. Uebrigens bleibe ich auf dem Sinne, daß Dalberg nicht los zu lassen ist. Leben Sie wohl, ich sehe Sie bald. (Weimar 1789.)
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Auf Ew. Hochwohlgeboren Veranlassung habe ich mich sogleich nach den Wiedeburgischen hinterlassenen Maschinen erkundigt. Es liegt ein Verzeichniß hierbey nebst der Taxe. Es sind mancherley brauchbare Sachen drunter, besonders was sich auf die Statik bezieht. Vieles veraltete freylich auch darneben. Außer diesem Verzeichniß sind noch Kleinigkeiten vorhanden, die sich etwa auf 20 Thlr. schätzen lassen. Wollten Sereniss. für alles weg 150 bis 160 Thlr. geben; so wäre es eine Gnade für die armen Kinder und es würde denn doch manches accquirirt, was theils Prof. Göttlingen in seinen Lehrstunden nützlich seyn, theils auch in dem Museo seinen Platz finden könnte. Allenfalls könnte man den Handel durch Professor Göttling schließen, er behielte was er benutzen
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kann und gäbe das Uebrige, nebst einer Quittung über die Stücke, die bey ihm verblieben an das Museum, so daß bey seinem dereinstigen Abgang die Sachen wieder vindicirt werden können. Eben so könnte es mit dem kleinen Laboratorio gehalten werden, welches bisher in meiner Verwahrung stand und welches ich an denselben nunmehr abgegeben habe. V. H. d. 15. März 1789. Ew. Hochwohlgeboren gehorsamster Goethe.
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94. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 1784 und Mitte März 1789〉 Ich schicke Ihnen hier l. Hl. Hofrath einen Clienten. Es ist der Sohn des Pfarrers in Berka. Haben Sie doch die Güte ihn anzusehn und ein wenig zu tentiren, der Vater hat mich sehr gebeten mich für ihn zu verwenden. Wenn er brauchbar ist findet sich ja vielleicht in der Folge ein Platzchen für ihn. Der Alte unterstützt ihn gern noch eine Weile. Ich wünsche gegenwartig nur daß Sie ein wenig beurtheilen was an ihm ist. Verzeihen Sie diese Bitte. G.
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95. An Carl Christian von Herda Weimar, 20. März 1789. Freitag 〈Druck〉 Hochwohlgebohrner Hochgeehrtester Herr Geheimderath, Ew. Hochwohlgeb. sind meines Anteils versichert, den ich an allem nehme was Ihnen begegnen kann und Sie zweifeln nicht daß ich den schmerzlichen Verlust mitempfinde, den Sie durch den Tod des Herrn Schwagers erlitten haben.
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Mögen die Wünsche erfüllt werden, die ich bey dieser Gelegenheit, mit vielen Freunden thue, daß Ew. Hochwohlgeb. dagegen Sich lange Jahre an dem Wohl der Ihrigen erfreuen mögen. Der ich mit vollkommenster Hochachtung die Ehre habe mich zu unterzeichnen Ew. Hochwohlgeb. ganz gehorsamster Diener Weimar d. 20 März 1789. J.W.v. Goethe.
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Ich hoffe mein lieber Hl. Lips daß die bestellten MaskenPlättchen, wenn dieser Brief anlangt, schon werden abgegangen, vielleicht auch schon in unsern Händen seyn, gegenwärtig schreibe ich Ihnen wegen einer Angelegenheit die Sie näher angeht. Ich werde veranlaßt Sie einzuladen ob Sie nicht zu uns ziehen wollen? Ich kenne Ihre Lage nicht, weiß nicht Ihre Plane noch Ihre Aussichten, ich setze also meinen Antrag pure hin, Sie werden ihn überlegen, allenfalls nähere Erleuterung verlangen und Sich entschließen. Wir sind hier in Absicht auf Buchhändlerische Entreprisen, die in Deutschland gemacht werden, gleichsam im Mittelpunckt. Leipzig ist nahe, Gotha näher und die Betriebsamkeit einiger Gelehrten und Künstler, die weite Würckung der Litteratur Zeitung zu Jena und andre Vortheile setzen uns in den Stand manches zu unternehmen und an manchem Theil / zu nehmen, wäre ein geschickter Kupferstecher hier am Orte; so könnte noch manches mehr geschehen. Freylich kann Ihnen die Aussicht nicht ganz reizend seyn, sich dem Buchhandel und seinen Entreprisen zu subordiniren, allein es käme darauf an ob nicht Ihre Lage so werden könnte, daß Sie zu eignen Arbeiten noch Raum und Zeit übrig behielten.
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Vorerst also soll ich Ihnen 150 rh jährlich anbieten, welche Durchl der Herzog zahlen, wogegen nichts von Ihnen gefordert wird: als daß Sie einigen jungen Leuten, welche bißher sich im Kupferstechen ein wenig geübt haben und denen die sich in der Folge auf diese Kunst zu legen Lust hätten, Anleitung gäben und überhaupt unsrer Zeichenschule nützlich zu seyn, mit bedacht wären, welches aber mit größter Schonung der Zeit geschehen kann. Für die 150 rh können Sie bey uns Quartir und Tisch bestreiten und diese Summe wäre also als der Grund der Haußhaltung anzu/sehen. Hl. Legations Rath Bertuch versichert mir ferner: daß er gleich auf einige Jahre Ihnen auf 500 rh Bestellungen verschaffen wolle. Welche sich in der Folge eher vermehren als vermindern würden. Chodowieky wird alt und schwach. Schon jetzt wird manches sich eher an Sie und in der Folge alles an Sie wenden. Nun müßte man gleich sich so hoch als möglich im Preiße setzen, um mit weniger Arbeit viel zu gewinnen und seine Zeit alsdann nach Eingebungen des eignen Genius gebrauchen zu können. Und nach meiner Kenntniß der Lage sollte ich dencken es müßte bald gehen. Sie kommen in einen Zirckel, der die ganze Buchhändlerische und Kunstlage von Deutschland übersieht und darauf würckt, man wird Ihnen auch übrigens alles zu erleichtern suchen. Ferner haben / Sie Dresden in der Nähe, Berlin Cassel, Gotha, wo mehr oder weniger Kunstschätze aufbewahrt werden und hier am Orte finden Sie eine Lebensart und Umgang wie sie einem denckenden, und freygebohrnen Künstler gemäß sind. Vielleicht unternehmen wir einmal zusammen ein ernsteres Werck, ich habe viele Ideen die nach und nach reif werden. Die jungen Leute welche Sie bilden helfen, können nachher die untersten und mittleren Bestellungen, unter Ihrer Anleitung arbeiten und Sie dadurch auch andern in einem weiteren Kreiße als gewöhnlich der Künstler findet nützlich werden. Wie sehr ich persönlich wünsche Ihnen bey dieser Gelegenheit zu zeigen wie ich Ihren Carackter und Ihr Talent schätze brauche ich nicht hinzuzufügen. Leben Sie Wohl und antworten mir bald. Wenn Sie nicht abgeneigt sind; so wird auf der nächsten Leipziger Messe schon präludirt. W. dl. 23. März 89. G… 4–5 ↓und denen die sich 〈…〉 zu legen Lust hätten,↓ (mit Einfügungszeichen: #) 5 fernere Anleitung 21 ⎡Berlin⎤ 27 hbilden
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97. An Christian Friedrich Schnauss 〈Weimar, 24. März 1789. Dienstag〉 〈Druck〉
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Ew. Hochwohlgeboren habe die Ehre hiermit das Grießbachische Billet zu übersenden, wodurch der Handel der Wiedeburgischen Instrumente geschlossen worden. Ew. Hochwohlgeboren werden die Güte haben, die Auszahlung gedachter Gelder an die W. Kinder zu besorgen. Die Uebernahme werden Herr Loder und Prof. Göttling gemeinschaftlich besorgen. Recht herzlichen Antheil nehme ich an der fortdauernden Unpäßlichkeit Ihrer Frau Gemahlin und wünsche baldige Besserung. Dero gehorsamster Freund und Diener Goethe.
98. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 25. und 30. März 1789〉 〈Druck〉
Durchl. der Herzog gehn Dienstag weg. Kommt indeß Herr v. Wedel nicht zurück und es ist schön Wetter so fahren wir etwa zusammen hinüber und machen das Geschäfte gelegentlich ab. 15
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99. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. April 1789. Montag Ein wahrer Scirocco hat uns endlich von dem Schnee befreyt und Sie werden auch wohl trocknern Boden haben. Die Ilm war groß, ist aber nur an den niedrigsten Plätzen aus getreten, über den unteren Weg nach dem Brauhauße und hinten an der Quelle, weil das Wehr nicht eröffnet
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werden konnte, doch ohne Schaden und zum großen Vergnügen der Enten welche in völliger Uberzeugung waren, diese Anstalt sey um ihrentwillen getroffen. Unsre Commissarischen Uberlegungen haben wir fortgesetzt, es ist sehr angenehm mit diesen drey Männern etwas verhandeln, sie sehen auf die Sache, wollen das Rechte und ich bin überzeugt daß die Einleitung, die wir dem Geschäft geben, rein und für die Folge heilsam seyn werde. Jena war, wie Sie wißen mit einer L o g e bedroht, Bertuch ging gleich von dem Gedancken ab und hat auch Hufelanden recktificirt, Bode hält zu fest an dieser Puppe, als daß man sie ihm soleicht abdisputiren sollte, indeß habe ich ihm mit der größten Aufrichtichkeit das Verhältniß hingelegt und ihm gezeigt warum Sie, weder zu einer solchen Einrich/tung Ihre Einwilligung geben, noch durch die Finger sehen könnten. Ihre Erklärung gegen Bertuch kommt also recht erwünscht und der Gedancke ein Collegium uber das Unwesen der Geh. Gesellschafften lesen zu laßen ist trefflich. Ich habe den Direcktoren der Litt. Zeitung auch einen Vorschlag gethan den sie angenommen haben, wodurch allen geh. Verbindungen ein harter Stoß versetzt wird. Sie werden es bald gedruckt lesen. Und so ist es gut daß man öffentlich Feindschaft setze zwischen sich und den Narren und Schelmen. Die rechtlichen Leute gewinnen alle durch Publicität. Der Tod der Gr. Ingenheim ist wohl jedermann sehr unerwartet gewesen, niemand macht aber dabey eine andre Reflexion, als daß der Platz nicht lang unbesetzt bleiben werde. Reichart schreibt mir: er werde mich ehstens besuchen und seine Composition der Claudine mitbringen. Wenn er mich nur das Vergnügen, das ich dabey empfinden kann, nicht allzu theuer bezahlen läßt. Ihre Fr. Gemahlinn sagt mir daß Sie Freude an den ersten Scenen des Tasso gehabt, dadurch ist ein Wunsch, den ich bey dieser gefährlichen Unternehmung vorzüglich gehegt, erfüllt und ich gehe desto muthiger dem Ende entgegen. Ich habe noch drey Scenen zu / schreiben die mich wie lose Nymphen zum besten haben, mich bald anlächlen und sich nahe zeigen, dann wieder spröde thun und sich entfernen.
7 Feolge 17 zu lesen 17 treff×lich 18 ⎡auch⎤ 31 ⎡Unternehmung vorzüglich⎤
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Der erste Versuch in der Wachsmahlerey ist sehr artig gerathen. Krauße hat eine Landschaft gemahlt, an welcher nun freylich Lehrgeld mußte gegeben werden. Für eine leichte Art Mahlerey hat diese Methode viel Vorzüge. Lipsen hingegen ist ein Versuch ausgeführter zu mahlen, wie er mir schreibt, mißlungen. Knebel hat eine Elegie des Properz recht glücklich übersetzt. Die Frauen sagen: ich könne sie gemacht haben; da sies aber auf den C h a r a c k t e r und nicht aufs p o e t i s c h e Ve r d i e n s t nehmen; so ists nicht sehr schmeichelhaft. Auch hat Knebel ein gut Quartier gemiethet an der Ecke des Marcktes, wo ehmals die Batsch wohnte. Er ist Ihnen so näher und auf den Sommer fixirt. Ich liege ihm sehr an daß er zu übersetzen fortfahre und die Erotica den schönen Herzen nahlege. Ich leugne nicht daß ich ihnen im Stillen ergeben bin. Ein Paar neue Gedichte sind dieser Tage zu Stande gekommen, / sie liegen mit den andern unter Raphaels Schädel, wohin das Cahier in meinem Schrancke durch Zufall kam und nun, um des ominosen willen, da bleiben soll. Moritzen amüsirte diese Combination gar sehr. Moritz hat mir geschrieben. Er empfielt sich Ihnen, es geht ihm sehr gut. Die guten Götter erhalten ihm Heynitzen lang ! Gelegentlich will ich ihnen etwas zur Monatschrift schicken. Unger hat den ersteren Bogen des Carnevals und zwey der Iphigenie gesendet, beyde sehr schön gedruckt, nur möcht ich sagen, bey jenem die Lettern zu groß, bey dieser zu klein. Wenn ich vor den Feyertagen die letzte Scene des ersten Acktes, wo Antonio zu den vier Personen, die wir nun kennen, hinzutritt, fertigen könnte, wäre ich sehr glücklich. Fast zweifle ich dran. Sobald sie geschrieben ist, schicke ich Sie. Sagen Sie mir gelegentlich ein Wort wie Sie Sich befinden. Ich fürchte das leidige Ubel hat Sie noch nicht verlaßen. Ich werde ihm ehstens in Hexametern und Pentametern aufs schmählichste begegnen, das hilft aber nicht zur Cur. Leben Sie wohl und lieben mich. W. dl. 6 Apr 89. G.
13 sStillen 17 diesere
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100. An Wilhelm Friedrich Hufnagel Weimar, 15. April 1789. Mittwoch 〈Druck〉 Ew. Wohlg. gefälliges Schreiben mit dem beygefügten Kupfer, habe zu seiner Zeit wohl erhalten. Es thut mir leid dass Ihre gütigen Bemühungen für den jungen Vulpius, sowie die meinigen bissher fruchtloss gewesen sind. Wie er mir schreibt, will er Erlangen verlassen und sich nach Leipzig wenden. Wollten Sie die Güte haben, da er es wahrscheinl. bedarf, ihm zwey Carolin bey seinem Abschiede reichen, ich werde nicht verfehlen Ew. Wohlgeb. sogleich zu remboursiren. In der Hoffnung dass Sie mir die neue Beschwerde, welche ich verursache, verzeihen werden, unterzeichne ich mich mit aller Hochachtung Ew. Wohlgeb. ergebenster Diener Weimar J. W. v. Goethe d. 15. April 1789. t. s. V. p. N. S. Ich werde gehindert Hrn. V. selbst zu schreiben und ihm einen Empfehlungsbrief nach Leipzig zu schicken. Wenn er dort anlangt; so soll er sich bey Hrn. Göschen melden dort soll er Briefe finden. –
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101. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, wahrscheinlich 〈14. und〉 17. April 1789. 〈Dienstag und〉 Freitag Durchlauchtigste Fürstinn gnädigste Frau,
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Unmöglich war es mir diese Zeit her nach meiner Schuldigkeit an Ew Durchl zu schreiben! Die Charwoche, die mir immer vor den Gedancken lag, brachte mich fast zur Verzweiflung und ich mußte alles thun um meine Gedancken von jenen glücklichen Gegenden wegzuwenden. Nun ist der Herr wieder auferstanden und hat auch mich von der unmäßigen Begierde erlößt, Ew Durchl, wenigstens in gewißen Stunden, näher zu seyn. Ich freue mich schon herzlich zu vernehmen wie sehr Sie die Feyerlichkeiten der Sixtinischen Capelle erquickt und erbaut haben. Mit dem Carneval höre ich sind Sie weniger zufrieden gewesen, ich wünsche daß Sie es mehr mit der / B e s c h r e i b u n g d e s r ö m i s c h e n C a r n e v a l s seyn mögen, welche diese Ostermeße herauskommt. Wenn es mir gelingt, wie ich hoffe, durch diesen kleinen Aufsatz, etwas ungenießbares genießbar zu machen; so wird es mich sehr freuen. So eben betrübt uns ein zweyter Prinz in dem Augenblick da er uns erfreute, indem er bald nach der Geburt wieder stirbt. Der Herzog wird stündlich von Aschersleben erwartet, dem wir nun leider mit einer traurigen Nachricht begegnen müßen. Ew Durchl gnädiges Schreiben habe ich das Glück zu erhalten und dancke daß Sie meiner mit freundlicher Vorsorge gedencken wollen. Sehnlich erwarte ich die angezeigten Pasten, sie sollen mir einigen Ersatz bringen für alles was ich jetzt entbehre, indem es Ew Durchl / genießen. So wohl es mir im übrigen geht; so muß ich, was die Kunst betrifft mich sparsam nähren.
4 dDie 13 waelche 13 Ostermeße in Leipzig
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Herder wird Ew Durchl einige Scenen von Tasso vorgelegt haben, es kommt hauptsächlich darauf an wie sie sich in Rom lesen laßen. Wahrscheinlich erhalten Ew Durchl den Uberrest des Stücks wenn Sie Sorrent, seinen Geburtsort aus Ihrem Fenster sehen können. Möge Ihr Aufenthalt zu Neapel recht gesegnet seyn, und meine Furcht ungegründet seyn: daß Sie Sich durch diesen Vorsatz in eine Reihe von Ausgaben verwickeln, die Ihnen am Ende beschwerlich werden könnten. Ew Durchl verzeihen diese zwar wohlgemeynte, aber freylich nach einem Ex Cammerpräsidenten schmeckende Aüsserung. Den achten Theil meiner Schriften haben Sie nun auch wohl erhalten. Das Ihnen eigentlich gehörige Exemplar habe ich an / Jagemann zur Bibliotheck gegeben. Seit einiger Zeit haben wir gutes Wetter nachdem wir vom Schnee unglaublich ausgestanden. Moritz hat mir den beschwerlichsten Theil des Winters gar freundlich überstehen helfen. Daß Tischbein an Ew Durchl eine Beschützerinn findet freut mich sehr. Was Sie für die einigen jungen Leute Mayern und Büry thun können, versäumen Sie nicht. Es ist keine schönere Wohlthat als jungen Menschen in gewißen Zeitpunckten beyzustehn. Vielleicht find ich in der Folge Gelegenheit für diese guten Menschen weiter zu sorgen. Ew Durchl überlaße ich dem schönen Himmel und allen Musen. Vergeßen Sie uns nicht. Nochmals Danck für die Pasten und viel Glück zum schönen Intaglio. Ew Durchl W. dl. 17 Apr unterthänigster 1789. Goethe
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102. An Georg Joachim Göschen Weimar, 23. April 1789. Donnerstag In einiger Zeit wird sich ein junger Mann bei Ihnen melden, der Vulpius heißt und dem ich einliegenden Brief einzuhändigen bitte. Er ist von guter Art und nicht ohne Talente, können Sie ihm, da er sich in Leipzig aufzuhalten gedenckt Arbeit verschaffen, ihm durch Empfehlung oder sonst nützlich seyn; so werden Sie mich verbinden.
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Da ich mich seit langer Zeit für ihn interessire, ihn aber in einigen Jahren nicht gesehen habe; so wünschte ich Sie schrieben mir ein Wort: wie Sie ihn finden. Aus seinen Briefen muß ich vermuthen daß sein Gemüth durch verdrüßliche Schicksale gelitten hat. Die Meße macht Ihnen gegenwärtig wohl voll auf zu thun. Wenn sie vorbey ist werden wir wohl an den Druck des sechsten Bandes gehen können. Leben Sie wohl mit Ihrer Gattinn und gedencken mein. W. dl. 23 Apr. 89. JWvGoethe
103. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 27. April 1789. Montag
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Sie haben mir l. Meyer durch Ihre wiederhohlten Briefe und durch die beyden Zeichnungen große Freude gemacht. Der Hauch der mir von Süden kommt ist mir immer erquicklich wenn er mich gleich eher traurig macht als erfreut. Besonders angenehm war mir die Nachricht daß Sie Sich wieder wohl befinden und muthig und munter sind. Gesegnet sey die werthe Familie die Sie so gepflegt hat! ich gönne ihr, aber auch ihr allein, den Johannes Kopf auf den ich mich so sehr gefreut hatte. Was Sie mir künftig arbeiten wollen, soll mir willkommen seyn, ich sehe in Ihren Arbeiten, mit doppeltem Antheil, den Künstler und den Freund. Ihre beyden Compositionen haben meinen völligen Beyfall. Sie komponiren aus denselben Grundsätzen wornach ich urtheile und wenn ich recht urtheile; so haben Sie auch recht. Nach meiner Uberzeugung ist die höchste Absicht der Kunst menschliche Formen zu zeigen, so s i n n l i c h bedeutend und schön als möglich ist. Von s i t t l i c h e n Gegenständen soll sie nur diejenige wählen / die mit dem sinnlichen innigst verbunden sind und sich durch Gestalt und Gebärde bezeichnen laßen. Ihre Süjets haben diese Eigenschaften in einem hohen Grade. 5 iIhnen 17 ianusf (Verbesserung von n zu u durch Hinzufügung eines u-Bogens) 22 Grüundsätzen 28 ausdrücken ⎡bezeichnen⎤
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Die Z u s a m m e n s e t z u n g ist nach meinem Begriffe keinen Regeln unterworfen, sie ist die Beste, wenn sie bey Beobachtung der zartesten Gesetze der Eurythmie, die Gegenstände so ordnet daß man aus ihrer Stellung schon ihr Verhältniß erkennen und das Facktum wie ein Mährchen daraus abspinnen kann. Die schönsten einfachsten Beyspiele geben uns Raphaels Bibel, Domenichins Exorcismus in Grotta Ferrata. Ihre beyden Compositionen haben auch diesen Vorzug. Ich habe beyde genau durchgedacht und glaube Ihre Absichten eingesehen zu haben und finde sie durch aus rein und gründlich. Möchten Sie Lust und Zeit haben sie als größere Zeichnungen auszuarbeiten und sie mir zu bewahren. Es kann niemand Ihre Arbeiten mehr schätzen als ich und niemand arbeitet meinen Wünschen so entgegen wie Sie. Bey der Homerischen Scene habe ich zu erinnern daß Ulyß beym ersten Anblicke zu klein erscheint. Es mag eine doppelte Ursache haben / theils weil er zusammengebogen ist, theils weil der robuste Charackter die Länge unmercklicher macht. Ich wüßte aber nicht ob und wie etwas zu verändern wäre. Denn die Superiorität der Prinzessinn als Geberinn, seine edle Subordination als Empfangender, kann nicht besser als durch diese Formen und Weiten ausgedruckt werden. Die Maschinen womit die Bälle geschlagen werden wünschte ich weg, sie sehen gar zu modern aus. Es hat gar nichts zu bedeuten, daß Ihr Oedipus dem Pylades auf der Vase einigermaßen gleicht. In dem Kreise, in welchem Sie arbeiten, liegen die Nüancen gar nah beysammen. Die menschliche Figur ist von den Alten so durchgearbeitet, daß wir schwerlich eine ganz neue Stellung hervorbringen werden, ohne aus den Gränzen des guten Geschmacks zu schreiten. Es kommt nur darauf an daß sie das ausdrucke was wir gedacht haben und daß wir sie zu u n s r e r A b s i c h t w i e d e r hervorbringen können.
5 ⎡einfachsten⎤ 9 ⎡Sie⎤ 15 zusammengebgogen 26–27 ⎡eine⎤ ganz neue Stellungen
19 ausgetdruckt
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Grüßen Sie alle Guten. Ich habe Lips einen Antrag gethan: er solle sich nach Weimar wenden. vielleicht bin ich glücklich genug auch einmal einen solchen Antrag an Sie richten zu können. Leben Sie recht wohl. W. dl. 27. Apr. 89 5
G/ Sagen Sie doch Hl. Schütz: es soll mir angenehm seyn, wenn er mir das Siegel gelegentlich senden will.
104. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 10. Mai 1789. Sonntag〉
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Ich wünsche dir mit diesem Blatt noch irgendwo zu begegnen, da ich von deiner Frauen höre daß du, mehr als gut ist, dem Gedancken nachhängst: von hier zu scheiden und nach Göttingen zu gehen. Wenn es dein Glück, dein oekonomischer Vortheil ist; so will ich dir es gern gönnen und selbst rathen; aber wenn man vortheilhaft tauschen will; so muß man das nicht verachten was man besitzt. Entschließe dich zu nichts biß du wieder da bist, laß uns alles erwägen und dein und deiner Kinder Heil soll entscheiden. Jetzt beruhige / dich! Allein, unberathen, ohne Stimme eines Freundes, agitirt von so vielen Gegenständen, unbehaglich mitten in den Unbequemlichkeiten der Reiße, da ist warrlich nicht der Platz einen Entschluß zu faßen der das künftige Schicksal bestimmen soll. Hier ist zu rechnen und nicht zu fühlen, zu erwägen und nicht in einen Loostopf zu greifen. Dein und deiner Frauen jetziger Zustand macht mir recht Bange. Wenn ihr euch nicht im Glauben und Zutrauen an einen Freund halten / mögt, den ihr lange genug kennt; so seyd ihr in Gefahr euch auf Zeitlebens zu Grunde zu richten. Ich wiederhohle: Mir ist nicht an Weimar noch Göttingen gelegen, sondern an dir und den deinigen. Bedencke daß du nicht als ein junger
2–3 einenmal ⎡einen⎤ 8 Balatt 8 ich aus 26 Bedenuncke (Verbesserung von u zu n durch Streichung des u-Bogens)
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Mensch dein einzeln Schicksal aufs Spiel setzest, das in der Folge sich immer wieder bessern kann, wenn man es auch einmal verpfuscht, sondern daß du in Jahren, mit einer großen Familie dich veränderst und daß dein Gemüth, wie das / deiner Frau nicht aushalten würde, wenn der Göttinger Zustand mißlingen und euch drückend werden sollte. Reiße glücklich und komm gebadet zu uns, dann wollen wir consultiren und dein Heil soll das höchste Gesetz seyn. Lebe wohl. Ich habe mich wacker durchgehalten und bin wohl und vergnügt. Ich brauche noch auf mehr als eine Weise deinen Segen und deine Hülfe, die du mir nicht versagen wirst, wenn auch dein Entschluß sich zum Scheiden von uns neigen sollte. Leb wohl. G.
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105. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 10. Mai 1789. Sonntag〉 Indessen Sie im Staub und Getümmel Ihre Stunden zubringen, um Sich zu einer brillanten Scene vorzubereiten, leben wir ganz still und hängen unsern Gedancken unter blühenden Bäumen und bey dem Gesange der Nachtigallen nach, wir haben unsern Lohn dahin, möge Ihnen auch der Ihrige werden. Ich habe nichts gethan dessen ich mich rühmen könnte, manches dessen ich mich freuen darf und so gehn die Tage vorbey. Gestern laß ich Ihrer Frau Gemahlinn den Tasso vor, sie schien zufrieden. Die feh/lenden Scenen erzählte ich so gut es möglich war. Wenn ich Arends nicht erwartete; so hätte ich mich von der Welt retirirt um das Stück fertig zu machen. Ihre Frau Gem. schien einen Vorschlag zu billigen, den ich that: ich wollte im Juni mit dem Prinzen und Riedeln auf einige Zeit nach Belvedere ziehen. Es ist ein sehnlicher Wunsch des Kindes, dessen Erfüllung ihm wohl thun wird und ich könnte es eine Zeitlang bequem beobachten und doch ohne Zerstreuung manche Dinge vollenden. /
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Leider zeigt Herder in seinen Briefen einen großen Hang nach Göttingen, der die Frau selbst verlegen macht. Ich habe ihm wieder geschrieben keinen Entschluß zu faßen biß er wiederkommt. Lips ist nicht abgeneigt zu kommen, nur hat er mich leider an meiner schwachen Seite angegriffen und mir geschrieben: daß er auf mein Wort kommen wolle, da ich ihm versichert, daß er der Kunst nicht ganz abzusterben und dem Handwerck nicht allein zu leben brauche. / Das ist nun gefährich! Für Deutschland mag ich mich nicht verbürgen. Ich habe deßwegen an Bertuch nach Leipzig geschrieben um alle Preiße zu erfahren, ich will sie an Lipsen schicken, er mag berechnen, was er machen kann. Das Reisegeld würde man ihm wohl zugestehen, es könnte einige Hundert Thaler betragen. Ubrigens ist diese Acquisition wichtiger, als man dencken möchte, es hängt so viel an so einem Manne, das sich erst in der Folge zeigen wird. Leben Sie recht wohl und gedencken mein unter den Waffen. Dafür bereite ich Ihnen auch ein Lobgedicht, an einem Platze wo Sie es am wenigsten vermuthen und bitte schon im Voraus um Verzeihung. G.
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Vor einigen Tagen habe ich Ihnen, nach einer nicht zu entschuldigenden Pause, ein Brieflein gesiegelt und es dem G. R. Schmidt gesandt, wahrscheinlich erhalten Sie es mit diesem. Die schöne Zeit, die mich früh in’s Thal lockt und recht zum Müßiggang einlädt, hat mich auch abgehalten Ihnen zu schreiben, besonders da alles um uns ganz stille ist, die Empfindungen sich wenig und die Begebenheiten gar nicht regen.
1 Zzeigt 8 gefähr×ich 8 Deu|t|schland 9 geschrieben und 10 sie oh
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Arends bleibt noch immer aus und ich bin ein wenig verdrüßlich, weil ich ohne die Erwartung seiner, wohl mit Ihnen den nordische Campus Martius besucht hätte. Das Programm, das Sie mir schicken, macht mir / Lust auch so etwas einmal zu sehen. Es ist unerlaubt daß ich noch keine Revüe gesehen habe. Uber das Jahr wollen wir den Zuschnitt darauf machen. Es ist doch eins der merckwürdigsten Dinge welche die Welt hat und gehabt hat. Indessen treibe ich’s in meiner Art immer fort und hoffe Ihnen in der Folge auf mehr als eine Weise Freude zu machen. Mit gar manchen Dingen bin ich auf dem rechten Weg und muß sie nur auf die Spitze treiben. Tasso scheint den Beyfall Ihrer Fr. Gemahlinn zu haben. Wenn ich ganz fertig wäre, wollt ich mich sehr glücklich schätzen. Von den Eroticis habe ich Wielanden wieder vorgelesen, dessen / gute Art und anticker Sinn sie anzusehn mir viel Freude gemacht hat. Bald habe ich Hoffnung daß diese kleine Sammlung, sowohl an Poesie, als Versbau den Nachfolgern manches wegnehmen werde. Die Wissenschaften gehn ihren Weg. Gelesen habe ich die Mem. de St. Simon ein sehr schätzbar Buch und Abends mache ich indeßen den Wirth Ihrer Promenaden und suche bald durch Thee, bald durch saure Milch die Gemüther der Frauen zu gewinnen, indeß die Männer von der gewaltsamen Parce an den Spieltisch gefeßelt sind. Knebel ist nach Jena / und giebt der Gesellschaft dadurch Gelegenheit, kleine Lustreisen zu machen, heut ist die Imhof Schardts und Steins zu ihm hinüber. Schiller ist nach Jena. Schulz nach Paris. Der letzte empfielt sich zu Gnaden. Er hat mir beym Abschied noch von seiner Geschichte erzählt, die recht artich und merckwürdig ist. Von Moritz hör ich nichts. Hier schicke ich die Beschr. des röm. Carnevals. Die Druckfehler kommen auch mit auf seine Rechnung. Einige Blätter müssen umgedruckt werden. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. Wedel ist von Ilmenau zurück und hat gar verständige Bemerckungen von daher mitgebracht. Dieses Vikariat wird viel gutes stiften. G. /
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N. S. Noch füge ich hinzu daß ich wegen Schäfers mit Ihrer Frau Gem. gesprochen habe. Sie ist es wohl zufrieden, daß er von Zeit zu Zeit Riedeln ablöße, es wird diesem wohl thun und dem Kinde auch vortheilhaft seyn. Ich wünschte daß Sie ihm |:Schäfern:| noch 50 rh zugeständen, damit er das Opfer seiner übrigen Stunden nicht fühle und daß man auch etwas von ihm fordern könne. Eine meiner vorzüglichen Sorgen ist nun Herders Schicksal. Sie werden mir erlauben, daß ich einmal gelegentlich über diesen Fall und verwandte Fälle, ein / Wort aus dem Herzen sage. Es wird einem Fürsten, der so mancherley Mittel in Händen hat, leicht das Glück von manchem, besonders der Nächsten zu machen, wenn er es wie eine Baumschule behandelt, nach und nach und immer so fort wenig, aber das wenige zur rechten Zeit thut. So kann der Mensch, dem nachgeholfen wird, von sich selber wachsen. Und am Ende von allem, was unterscheidet den Mächtigen? als daß er das Schicksal der seinigen macht, es bequem, manigfaltig und im großen machen kann, anstatt daß ein Par/tikulier sein ganz Leben sich durchdrücken muß, um ein Paar Kindern oder Verwandte in einige Aisance zu versetzen.
107. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, etwa 18. Mai 1789〉
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Lichtenbergen, den Sie berufen haben, kann ich ohne ein Paar Worte nicht reisen lassen, um somehr als es die letzten sind, die ich Ihnen wahrscheinlich senden kann. Ihr liebes Brieflein erhielt ich gestern. Wir leben stille, stille fort. Wenn ich nur irgend wüßte Ihrer Frau Gemahlinn Freude zu machen. Es hat sie der Fall mehr angegriffen als sie es mercken läßt. Ich habe ihr die Abende einigemal etwas gelesen und eile nun den Tasso zu endigen, da sie das Stück zu interessiren scheint.
4 undwohl 5 ⎡|:Schäfern:|⎤ 12 nNächsten 19 Kinder|n| 25 als ×sie 27 inter iessiren
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Abb. 10: Goethe: „Das Römische Carneval“ (1789), Titelblatt mit Kupferstichvignette von Johann Heinrich Lips
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Es geht mir damit wie es einem im Traum zu gehn pflegt, man ist so nahe am Gegenstand und kann ihn nicht fassen. Sonst bedencke und besorge ich allerley in der Stille das / Ihnen nach und nach entgegen wachsen soll. Von Lips versprech ich mir viel. Fritz nimmt sich über meine Erwartung heraus, Sie werden in einigen Jahren über ihn erstaunen. Er hat vieles gute von Wedeln, dazu Gelegenheit sich zu unterrichten und den glücklichsten Humor zum Lernen und Erfahren. Leben Sie recht wohl und zeigen recht glücklich an den Tagen wo es gilt das was Sie bißher so eifrig geübt. Sehen Sie Sich doch in Magdeburg nach einem honetten Menschen um, an den ich mich halten könnte, wenn ich einmal zur Revüe hinkäme, um alles gut und bequem zu sehen. Kommen Sie gesund zurück. / Um das Räthsel noch räthselhafter zu machen, sage ich Ihnen: daß Sie das bewußte Lobgedicht der einst in den Eroticis antreffen werden. G
108. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 8. und 20. Mai 1789〉
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Hier schicke ich Dir die Hexameter und Pentameter des Heräus, auf welche man wohl nicht eifersüchtig zu seyn braucht. Wenn es Amorn gefällt; so regalire ich dich beym nächsten Wiedersehn mit einigen Späßen im Antikerm Styl. Ich kann von diesem Genre nicht laßen, ob mich gleich mein Heidenthum in wunderliche Lagen versetzt. In Jena mags wohl sehr schön seyn, da unser Thal, schon so lieblich ist. Reichard hat mir wohl gethan und sein Psalm, den wir am letzten Tag probirten ist recht brav. Nun erwarte ich den Baukünstler und hoffe von dem auch viel / zu lernen. Mir ist nur lieb daß ich in allen Kunst Ideen auf dem rechten Weg bin und daß ich hoffen kann in Kenntniß und Ausübung noch
2 naghe 6 alles ⎡vieles⎤ 10–11 Magdeburg an 15 ×das 19 gefällt:; (Semikolon aus Doppelpunkt) 20 Styl,. iIch (Punkt aus Komma) 22 seyn, das da 25 edien
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vorwärts zu kommen. Lips hat mir zugeschrieben, nun bin ich auf künftigen Winter geborgen. Vor Herbst wird er wohl nicht kommen. Ich dancke dir für deinen Brief. An Tasso muß ich nun es koste was es wolle. Bey euch mag es sehr schön seyn, es ist aber doch nicht artich / daß du jetzt weg bist. Ich war einige mal im Begrif zu dir zu gehen und dich einladen zu lassen. Frage doch Batsch ob einliegende Blätter nicht
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Tussilago farfara
sind. Es scheint mir dasselbe Geschlecht als die Pflanze vom Adriatischen Meere Ich habe an den Blättern dieses Gewächses, das immer mastiger treibt, zu bemercken geglaubt, daß sie sich vorwärts und rückwärts nach einander sehnen und wenn sie sich erreichen können sich einander ergreifen sich um/rollen und gleichsam festhalten. Grüße alles und lebe wohl. Schreibe mir manchmal. Heute geb ich einen großen Thee im Garten. Es ist auch sehr schön in meinem Thale. Ein Versuch in Hendekasylben hat noch nicht gelingen wollen, ich will nicht nachlaßen biß ich in diesem Genre dir auch etwas zu Danck mache. Lebe wohl. Indessen ist ein Nagelneues Erotikon angelangt. Adieu. G.
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〈Beilage〉 Mächtigster Herrscher der Welt, vom Himmel die Fürsten zu richten Einig erwähleter Fürst, unüberwindlichster Held Gönne der eifrigen Pflicht dieß nimmer gesehene Dichten Von nicht gesehenem Ruhm, welchen dein Adler erhält. Heräus.
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109. An Caroline Herder 〈Weimar (Belvedere), 29. Mai 1789. Freitag〉
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Folgen Sie mir und laßen den Brief in Ve n e d i g l i e g e n, schreiben dem guten Alten sogleich nach B o l o g n a einen guten Extrackt von allem was wir w ü n s c h e n und d e n c k e n . Daß Sie nach C a r l s b a d gehen wollen und daß ich vielleicht auch hinkomme. Daß wir ihn herzlich lieben und ihn f r e u n d l i c h s t erwarten. Nur bitte ich thun Sie von nun an nichts im E l e c k t r a Sinne, und fragen mich hübsch. Ich kann in e i n z e l n e n Sachen irren, a u f s Ganze werde ich nie fehlen. Der Brief in Venedig liegt ohne Wort ganz ruhig, geht er nach Venedig; so findet er ihn, geht er nicht hin; so laßen wir ihn zurück kommen. / Schreiben Sie ihm nun aber und abermal daß er sich mit Göttingen nicht weiter einläßt. Sonntags komme ich wohl in die Stadt. Ich möchte euch wohl einen schönen Morgen einladen. Wir wollen es abreden, daß es ohne weitere Gefahr geschehe. Morgen sage ich noch ein Wort. Tasso ist so gut als fertig. Noch aber darf ich nicht groß thun. Adieu Liebe. Thun Sie nur jetzt nichts ohne meinen Rath. Der ist immer zu haben. Adieu. Hier oben geht alles nach Wunsch. G.
110. An Charlotte von Stein 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen Anfang September 1788 und Ende Mai 1789〉 Wenn du es hören magst; so mag ich dir gerne sagen, daß deine Vorwürfe, wenn sie mir auch im Augenblicke empfindlich sind, keinen Verdruß und Groll im Herzen zurücklaßen. Auch s i e weiß ich zurecht
1 l i e g e n., (Komma aus Punkt) 2 aAlten 6 Sinne., (Komma aus Punkt) 14 iIch
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zulegen und wenn du manches an mir dulden mußt; so ist es billig daß ich auch wieder von dir leide. Es ist auch so viel besser daß man freundlich abrechnet, als daß man sich immer einander anähnlichen will und wenn das nicht reuissirt, einander aus dem Wege geht. / Mit dir kann ich am wenigsten rechten, weil ich bey jeder Rechnung dein Schuldner bleibe. Wenn wir übrigens bedencken wie viel man an allen Menschen zu tragen hat; so werden wir ja noch lieber einander nachsehn. Lebe wohl und liebe mich. Gelegentlich sollst du wieder etwas von den schönen Geheimnißen hören G
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111. An Johann Heinrich Lips Weimar (belvedere), 1. Juni 1789. Montag Weimar dl. 1 Juni 1789. Da ich aus Ihrem ersten Brief zu sehen glaubte daß Sie erst gegen den Herbst von Rom abzugehn Lust hätten, wollte ich erst Ihren zweyten erwarten, den Sie mir damals ankündigten und den ich jetzt erhalte. Ich freue mich daß ich nun völlige Gewißheit Ihrer Ankunft habe und ob ich gleich nicht gern viel verspreche; so hoffe ich doch daß Sie Sich Ihres Hierseyns auf manche Weise freuen werden. Sie sind thätig und klug und ich werde Sie gleich in den Stand setzen Ihre Lage übersehen zu können. Wir wollen manches zusammen dencken und arbeiten. Auch werden Sie viele gute und unterrichtete Menschen finden. Zu Ihren Reisekosten wird Ihnen ein Beytrag gern bewilligt werden und man wird auf alle Weise suchen Sie zufrieden zu stellen. Wenn Sie durch Siena gehen, besehen Sie doch mit Aufmercksamkeit ein Bild des Guido von Siena, ich weiß nicht in welcher Kirche. / Es stellt eine Mutter Gottes mit dem Kinde vor und ist das erste Bild worauf eine Jahrzahl steht. Die Figur ist über Lebensgröße und mich deucht in einem großen Sinn gemacht. Die Gewänder scheinen mir
23–24 aAufmercksamkeit
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fürtrefflich gedacht und wenn das Bild beym ersten Anblick ein gemeines Auge erschröckt, so möchte es bey nähererer Untersuchung in einem geübten Auge gewinnen. Finden Sie es so interessant wie ich es gefunden habe, so machen Sie doch eine kolorirte Zeichnung davon, wenn Sie Sich auch in Siena etwas länger aufhalten sollten. Es kommt mir auf den Contour und die Lokalfarben an, auszuführen ist so nichts dran. Es ist auch dieß Bild in der Geschichte der Kunst merckwürdig. Sie müßten aber die Zeichnung schon in einiger Größe machen. Sonst habe ich Ihnen auf dem Wege nichts zu empfehlen was Ihnen nicht schon empfohlen ist. Leben Sie wohl. Reisen Sie glücklich. G.
112. An Charlotte von Stein Weimar (Belvedere), 1. Juni 1789. Montag
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Ich dancke dir für den Brief, den du mir zurückließest, wenn er mich gleich auf mehr als eine Weise betrübt hat. Ich zauderte darauf zu antworten, weil es in einem solchen Falle schwer ist aufrichtig zu seyn und nicht zu verletzen. Wie sehr ich dich liebe, wie sehr ich meine Pflicht gegen dich und Fritzen kenne, hab ich durch meine Rückkunft aus Italien bewiesen. Nach des Herzogs Willen wäre ich noch dort, Herder ging hin und da ich nicht voraussah dem Erbprinzen etwas seyn zu konnen, hatte ich kaum etwas anders im Sinne als dich und Fritzen. Was ich in Italien verlaßen habe, mag ich nicht wiederhohlen, du hast mein Vertrauen darüber unfreundlich genug aufgenommen. Leider warst du, als ich ankam, in einer sonderbaren Stimmung und ich gestehe aufrichtig: daß die Art wie du mich empfingst, wie mich andre nahmen, für mich äusserst / empfindlich war. Ich sah Herdern, die Herzoginn verreisen, einen mir dringend angebotnen Platz im Wagen leer, ich blieb um der Freunde willen, wie ich um ihrentwillen gekommen war und mußte mir in demselben Augenblick hartnäckig wie-
2 uUntersuchung 13 Weißse 16 fPflicht 24 aufrickhtig: 26 Pla|t|z
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derhohlen laßen, ich hätte nur wegbleiben können, ich nehme doch keinen Theil an den Menschen. u.s.w. Und das alles eh von einem Verhältniß die Rede seyn konnte das dich so sehr zu kräncken scheint. Und welch ein Verhältniß ist es? Wer wird dadurch verkürzt? wer macht Anspruch an die Empfindungen die ich dem armen Geschöpf gönne? Wer an die Stunden die ich mit ihr zubringe? Frage Fritzen, die Herdern, jeden der mir näher ist, ob ich untheilnehmender, weniger mittheilend, unthätiger für meine Freunde bin als vorher? Ob ich nicht vielmehr ihnen und der Gesellschaft erst recht angehöre. / Und es müßte durch ein Wunder geschehen, wenn ich allein zu dir, das beste, innigste Verhältniß verlohren haben sollte. Wie lebhaft habe ich empfunden daß es noch da ist, wenn ich dich einmal gestimmt fand mit mir über interessante Gegenstände zu sprechen. Aber das gestehe ich gern, die Art wie du mich bißher behandelt hast, kann ich nicht erdulden. Wenn ich gesprächig war hast du mir die Lippen verschloßen, wenn ich mittheilend war hast du mich der Gleichgültigkeit, wenn ich für Freunde thätig war, der Kälte und Nachläßigkeit beschuldigt. Jede meiner Minen hast du kontrollirt, meine Bewegungen, meine Art zu seyn getadelt und mich immer mal a mon aise gesetzt. Wo sollte da Vertrauen und Offenheit gedeihen, wenn du mich mit vorsätzlicher Laune von dir stießest. / Ich möchte gern noch manches hinzufügen, wenn ich nicht befürchtete daß es dich bey deiner Gemüthsverfaßung eher beleidigen als versöhnen könnte. Unglücklicher Weise hast du schon lange meinen Rath in Absicht des Caffees verachtet und eine Diat eingeführt, die deiner Gesundheit höchst schädlich ist. Es ist nicht genug daß es schon schwer hält manche Eindrücke moralisch zu überwinden, du verstärckst die Hypochondrische quälende Kraft der traurigen Vorstellungen durch ein physisches Mittel, dessen Schädlichkeit du eine Zeitlang wohl eingesehn und das du, aus Liebe zu mir, auf eine Weile vermieden und dich wohl befun-
4 es.|?| (Punkt zu Fragezeichen ergänzt) 4 verkürzt.|?| (Punkt zu Fragezeichen ergänzt) 8 mittheilender, 28 Diat beobachtet die
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den hattest. Möge dir die Cur, die Reise recht wohl bekommen. Ich gebe die Hoffnung nicht ganz auf daß du mich wieder erkennen werdest. Lebe wohl. Fritz ist vergnügt und besucht mich fleisig. Der Prinz befindet sich frisch und munter. Belveder dl. 1 Jun 1789. G
113. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, vermutlich Anfang Juni 1789〉
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Ich muß Ew Durchl eine Nachricht mittheilen die Sie beunruhigen wird, wenn Sie solche nicht schon wissen: Wir sind in Gefahr H e r d e r n zu verlieren. Die Göttinger haben ihn gerufen und ihm selbst überlaßen die Bedingungen zu machen. Der Herzog hat ihm ansehnliche Vortheile zugedacht, allein die Hannöverische Wagschaale ist schwer aufzuwiegen. — Was diesen Mann vorzüglich beschwert sind die vielen Kinder, für welche man besonders zu sorgen sich von dort aus erklärt hat. Ich habe den / Vorschlag gethan: daß unsre gnädigste Herrschafften, in die Vorsorge für diese Kinder theilen und sich es dergestalt wechselsweise erleichtern möchten. Der Herzog und die reg. Herzoginn sind es wohl zufrieden und ich hoffe Ew Durchl werden mehr aus Freundschaft für Herdern, als in Betrachtung des gegenwärtigen dringenden Falles Sich gleichfalls gerne dazu entschließen. Es käme darauf an ob es Ihnen gefällig wäre, jährlich einige hundert Thaler vorerst / auszusetzen. Es verstünde sich daß die Kinder bey den Eltern blieben und man nur von Seiten der Herrschaften für Kleider und andre Bedürfniße nach dem Wachsthume der Geschöpfchen sorgte. Daß man ihnen dereinst eine Ausstattung zusicherte und es Ew Durchl gefällig wäre Ihrem Testamente, in welchem Sie so manche Person bedacht, eine Verordnung beyzufügen in welcher Sie einige Tausend Thaler den Kindern zuwendeten. /
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Im Betracht was Ihnen persönlich Herder war und seyn wird werden es vielleicht Ew Durchl mit mir beklagen daß Sie nicht früher veranlaßt worden es zu thun, weil es jetzt aussehen möchte als thäte man es mehr gezwungen, als aus wahrer Neigung. Haben Sie die Gnade mir bald zu antworten und übrigens niemand etwas von der Sache eröffnen. Ich möchte gern ihm, wenn er ankommt, mit allen freundlichen Offerten entgegen gehen und die Eindrücke der Göttinger entkräften. Diese schreiben schon in der ganzen deutschen Welt herum: es sey gewiß, er komme zu ihnen. Ich wünsche Ihnen nur Gesundheit das übrige haben Sie alles. G.
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114. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, wahrscheinlich 4. oder 5. Juni 1789. Donnerstag oder Freitag〉 〈Druck〉
Die Ankunft des H. Arends beraubt mich des vergnügens Sie heut wieder zu sehen. Ich bringe ihn ehstens hinaus und Sie werden Sich freuen einen Landsmann zu sehen. Morgen kommt ein Steinewagen. Haben Sie die Güte und lassen die S t a t u e aufladen welche hinten nicht weit von dem Loch mit Köpfen liegt. Lassen Sie ihr aber ja den r e c h t e n K o p f mitgeben, sonst kommt sie in Gefahr doppelt ungestalt zu werden. Leben Sie wohl. Grüßen Sie den Prinzen u. August. G.
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115. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 5. Juni 1789. Freitag Es hat mir Horny, welcher bereit ist nach Eisenach zu gehen, den Wunsch zu erkennen gegeben: daß er eine bestimmte Instrucktion erhalten möge was er eigentlich zu thun habe? und wodurch hauptsäch-
1 Inm 3 es zut thun
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lich sein Verhältniß zu Böbern festgesetzt werde. Ich glaube zwar die beyden Leute werden sich gut vertragen; Ew Hochwohlgebl. fänden aber vielleicht heut oder Morgen ein Viertelstündchen sie beyde vorzufordern und ihnen nur allefalls mündlich ihre Plätze anzuweisen. Der eine halte sich im Zeichen/fache der andre im mathematischen, übrigens mögen sie einander behülflich seyn und sich in die Hände arbeiten: so wird alles gut gehen. Ich empfehle mich bestens und füge nur noch hinzu, daß Hl. Lips kommen und seine Wohnung hier aufschlagen will. Durch diesen Mann werden wir sichtbar vorwärts kommen. Leben Sie recht wohl und lieben Ihren v Hß. dl. 5 Jun. 1789.
Freund und Diener Goethe
116. An Georg Joachim Göschen Weimar, 8. Juni 1789. Montag
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Von Tasso kann ich Ihnen den ersten Ackt, sobald Sie ihn verlangen, die folgenden und das Ubrige des sechsten Bandes, nach und nach, wie Sie es brauchen übersenden. Wenn Tasso erst mit deutschen Lettern zu unsrer Ausgabe gedruckt ist und wie ich hoffe so korreckt als möglich, will ich ihn nochmals durchgehn, daß Sie alsdann eine besondere Ausgabe dieses Stücks mit lateinischen Lettern auf schön Papier veranstalten können. Es wird besser seyn als wenn man die Iphigenie nehmen wollte, aus mehr als einer Ursache. Nur muß der strengste Fleiß auf / die Correcktur gewendet werden. Ich habe das böse Beyspiel an dem römischen Carneval erlebt, welches durch abscheuliche Druckfehler verunstaltet ist.
6 Ssie
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Leben Sie recht wohl und schicken mir vom Tasso die Bogen immer in triplo, daß ich ein Exemplar recht durchgesehen wiederzurückschicken kann. W. dl. 8 Jun 89 Goethe
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117. An Charlotte von Stein Weimar, 8. Juni 1789. Montag Es ist mir nicht leicht ein Blat saurer zu schreiben geworden, als der letzte Brief an dich und wahrscheinlich war er dir so unangenehm zu lesen, als mir zu schreiben. Indeß ist doch wenigstens die Lippe eröfnet und ich wünsche daß wir sie nie gegeneinander wieder schließen mögen. Ich habe kein größeres Glück gekannt als das Vertrauen gegen dich, das von jeher ünbegränzt war, sobald ich es nicht mehr ausüben kann, bin ich ein andrer Mensch und muß in der Folge mich noch mehr verändern. Ich klage nicht über meine hiesige Lage, ich habe mich gut hinein gefunden und hoffe darin auszuhalten obgleich das Clima schon wieder mich angreift und mich früher oder später zu manchem Guten untüchtig machen wird. / Wenn man die kalte, feuchte Sommerzeit, die strengen Winter bedenckt, wenn durch des Herzogs äusseres Verhältniß und durch andre Combinationen alles bey uns inkonsistent und folgenloß ist und wird, wenn man fast keinen Menschen nennen kann, der in seinem Zustande behaglich wäre; so gehört schon Kraft dazu sich aufrecht, in einer gewißen Munterkeit und Thätigkeit zu erhalten, und nicht einen Plan zu machen, der einen nach und nach loslösen könnte; wenn nun aber gar ein ubles Verhältniß zu den Nächsten entsteht; so weiß man nicht mehr wohin man soll. Ich sage das sogut in d e i n e m als m e i n e m Sinne und versichre dich: daß es mich unendlich schmerzt, dich unter diesen Umständen noch so tief zu betrüben. /
2 einen ⎡Exemplar⎤ 17 üuntüchtig 23 ⎡und⎤ nicht 25 nNächsten
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Abb. 11: Goethe an Charlotte von Stein, 8. Juni 1789 (Nr 117), S. 1
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Zu meiner Entschuldigung will ich nichts sagen. Nur mag ich dich gern bitten: Hilf mir selbst, daß das Verhältniß das dir zuwider ist, nicht ausarte, sondern stehen bleibe wie es steht. Schencke mir dein Vertrauen wieder, sieh die Sache aus einem natürlichen Gesichtspunckte an, erlaube mir dir ein gelaßnes wahres Wort darüber zu sagen und ich kann hoffen es soll sich alles zwischen uns rein und gut herstellen. Du hast meine Mutter gesehen und ihr viel Freude gemacht, auch der la Roche. Laß auch mir deine Wiederkunft freundlich seyn. Der Baumeister Arends ist jetzt hier und ich erfreue mich wieder der Nähe eines Künstlers. Fritz wird in diesen wenigen Tagen viel lernen, er hat / Verstand genug das Rechte geschwind zu mercken. Herder zeigt leider in seinen Briefen eine große und fast entschiedne Neigung sich zu verändern, es wird schwer halten ihn für W. zu bestimmen und wenn er bestimmt ist ihm gute Tage zu verschaffen. Ich war eine Woche mit dem Prinzen in Belvedere. Das Kind macht mir viel Freude. Lebe wohl! Gedencke mein in Liebe. Tasso ist beynahe fertig. Biß ich ihn gedruckt sehe glaub ich nicht daß er fertig wird. Sonst habe ich wenig gethan. Lebe wohl. Fritz grüßt. W. dl. 8 Jun 89 G
118. An Johann Gottfried Herder Weimar, 〈14. oder 15. Juni 1789. Sonntag oder Montag〉
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In Parma hast du wahrscheinlich ein Wort von mir gefunden, nun gehe ich dir mit diesem nach München entgegen. Du hast an Heyne sehr gut geschrieben und behältst dir auf diese Weise einen ruhigen, überdachten Entschluß vor. Der Herzog hat mir neuerdings geäussert: daß er dir 1800 rh geben wolle jährlich, um dich in deinem Häußlichen mehr zu beruhigen.
2 zuwieder 2 das nicht
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Wenn er nun deine Schulden bezahlt; so ist das auch auf 10 Jahr eine Zulage von 200 rh zu rechnen, die Intressen nicht einmal in Anschlag gebracht. Das also / vorläufig. Mögest du recht wohl uns immer näher kommen. Schreibe nur gleich von München aus und bleibe etwa ein Paar Tage in Nürnberg. Deine Frau hat dir Ilmenau vorgeschlagen um dir dort zu begegnen. Das ist sehr gut. Ob du von Coburg auf Ilmenau oder Salfeld gehst ist ganz eins. Wenn du nun von Nürnberg gleich schreibst und den Tag bestimmst wann du in Ilm. seyn kannst; so kann sie gleich ab und dir entgegen gehn. Frage aber in Coburg auf der Post: ob nicht ein Brief an dich da liegt. Wir wollen dir dorthin schreiben. Lebe wohl und vollende deine Reise glücklich. W. G
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119. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 15. Juni 1789. Montag W. dl. 15. Jun. 1789. Für Ihren Besuch wie für Ihre Briefe, dancke ich Ihnen später, aber nicht minder aus gutem Herzen und wünsche zur bevorstehenden Aufführung Claudinens das beste Glück. Daß Sie meine Jamben vor der prosaischen Fäulniß verwahrt haben, ist mir sehr angenehm. Ich möchte wißen wie sich diese Art Kunstverständige die Kunst vorstellen. Empfehlen Sie den Dialog desto mehr den Ackteurs, besonders den Actricen. Sie sollen so artig seyn und besonders in der ersten Scene und in der Scene mit Rugantino recht sich angreifen. Wenn Sie es am Platz finden; so geben Sie Claudinen in meinem Nahmen einen recht schönen Kranz von künstlichen Blumen, den sie in der ersten Scene aufsetzt und Lucinden ein recht Junckermäsiges Porte epee von breitem Band, wie es zu ihrer Kleidung im letzten Ackte past; so eine Kleinigkeit thut manchmal / wohl und vermehrt den guten Willen. Ich will Ihnen gern die Auslage ersetzen, oder sonst wieder dienstlich seyn. Rath Krause führt die Gerüste nach meinen Entwürfen aus, ich hoffe sie noch diese Woche abzuschicken. Wenn nur der Dekorateur sie schicklich zu placiren weiß. Sonst habe ich abwesend nichts zu erin-
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nern. Besonders da Sie auf die Kleidungen schon aufmercksam sind. Nur aber und abermal empfehle ich Ihnen die Jamben. Tasso ist nun in der letzten Revision und geht sogleich in den Druck über. Ich freue mich daß er Ihnen und Ihrer Gattinn ein paar gute Stunden machen wird. Zu Schulzens Athalie hab ich Worte untergelegt, das heißt zu den ausgezeichneten Chören. Nach und nach thu ich wohl zum Ganzen. Cramers Unverstand geht über alle Begriffe. Es ist sonderbar daß die Deutschen mit mancherley Kräften und Talenten so wenig Gefühl vom G e h ö r i g e n in den Künsten haben. Leben Sie recht wohl und fleißig, biß wir uns wiedersehn. G.
120. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 18. Juni 1789. Donnerstag 〈Druck; Fragment?〉
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Ew Wohlgeb. haben mich mit der wohlgeordneten Sammlung der Kräuter überrascht, es ist nun angenehm weiter zu gehen und eins und das andre neu ein zu rangiren. Vielleicht kann ich ehestens einige Speculationen über diese schönen Gegenstände mittheilen, denen ich zum Voraus Ihren Beyfall wünsche.
121. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 18. oder 19. Juni 1789. Donnerstag oder Freitag〉 〈Druck〉
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Wollten Ew. Wohlgeb. die Güte haben Sonntags Mittag mit mir zu essen? und etwa um zwölf Uhr zu kommen, weil ich über einiges zu sprechen wünschte. Mein geschwollner Backen hat sich noch nicht gesetzt. Arens empfiehlt sich nochmals, ich habe viel Freude an ihm gehabt und hoffe viel von ihm. G.
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122. An Gottfried August Bürger Weimar, 19. Juni 1789. Freitag 〈Druck〉 Sie haben mir ein angenehmes Geschenck in der neuen Ausgabe Ihrer Schriften gemacht, ich dancke Ihnen recht sehr für dieses Andencken. Leider hielten Sie Sich neulich bey uns so kurze Zeit auf daß ich das Vergnügen Ihrer Unterhaltung nicht genießen konnte wie ich gewünscht hätte. Leben Sie wohl und behalten mich in geneigtem Andencken. W., den 19. Jun. 89. v. Goethe
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123. An Sophie La Roche 〈Weimar, wahrscheinlich 19. Juni 1789. Freitag〉 〈Druck〉
Sie sind schon gewohnt, von mir eine spätere Antwort zu erhalten. Es ist eine böse Gewohnheit, mit der ich zu streiten habe. Viel Glück zur italienischen Reise. In Rom wird Sie ein Empfehlungsschreiben an Reiffenstein aus aller Verlegenheit setzen. Ich habe auch Angelica ein Wort von Ihrer Ankunft gesagt. Mit 5000 Fl. können Sie die Reise zur Noth machen; es kommt hauptsächlich auf die Zeit an, die Sie zubringen wollen. Das Werkchen über das Erhabene kenne ich nicht, auch die Römerin nicht, welcher es gewidmet ist. Es freut mich Ihre Freude an der Bekanntschaft der Frau von Stein. Das Manuscript hat Bode wieder. Schreiben Sie mir doch, ehe Sie abreisen, noch ein Wort. Adieu. Göthe.
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124. An Georg Joachim Göschen Weimar, 22. Juni 1789. Montag 〈Faksimile〉
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Hiermit sende ich die ersten Scenen eines Stücks, bey dessen Ausführung ich mich nur um Ein Jahr Arbeit verrechnet habe. Was es geworden ist mag das Publicum entscheiden. Nun empfehle ich die allerstrengste Fürsorge bey den Correckturen. Die vorigen Bände sind leidlich, doch nicht ohne Mängel, bey diesem Stücke werde ich auch den geringsten Fehler durch einen Carton zu verbessern bitten. Bey der höchsten Sorgfalt die ich auf dieses Stück gewendet, wünsche ich auch daß es ganz rein in die Hände des Publicums komme. Wann Sie das Exempl. mit lateinischen Lettern anfangen wollen, ist mir ganz gleich. Was Hl. Vulpius betrifft, wiederhohle ich daß mir eine Gefälligkeit geschieht wenn Sie diesem jungen Mann Ihren Rath und Beystand gönnen wollen. Er / hat manche gute Eigenschaften und es fehlt ihm nicht an Talent. Bey den weitläufigen Bedürfnissen der Buchhandlung, sollte es mich wundern wenn er nicht, gut geleitet, sich einen mäßigen Unterhalt sollte verdienen können. Ich bin auch nicht abgeneigt ihm von Zeit zu Zeit einige Unterstützung zu gönnen, nur was seine Einrichtung betrift, darin kann ich nicht reden, das ist ganz seine Sache. Leben Sie wohl. Das Mspt von Ta s s o folgt nun nach und nach. Senden Sie mir ja gleich 3 Exemplare der abgedruckten Bogen. W. dl. 22 Jun. 89 vGoethe
125. An Georg Joachim Göschen Weimar, 29. Juni 1789. Montag
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Hiermit übersende ich den Schluß des ersten Acktes. Die ersten Scenen werden glücklich angelangt seyn. Die Fortsetzung des Mspts schicke ich nicht eher als biß Sie solche verlangen, denn ich mag es im-
1 denie ersten Act ⎡Scenen⎤
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mer gern noch einige Tage länger in Handen behalten, es findet sich immer noch etwas zu retouchiren. Ich wiederhohle meinen Wunsch daß aufs strengste und sorgfältigste korrigirt werde. Schicken Sie mir den Brief an Hl. Vulpius zurück, er ist nun zu alt geworden, mit der nächsten Post erhalten Sie einen andern. Leben Sie wohl. W. dl. 29 Jun 89 Goethe
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126. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 29. Juni 1789. Montag Hier folgt das Carneval, über dessen Druck ich höchst mißvergnügt bin. Ich habe diese kleine Schrift mit der größten Sorgfalt gearbeitet und ein sehr schön geschriebnes Exemplar zum Druck gesandt, nun sind die abscheulichsten Druckfehler in den paar Bogen, die ich gar nicht mehr ansehn mag. Hl. Unger sollte den Eulenspiegel auf Löschpapier drucken und sich nicht anmasen schöne Lettern und schön Papier zu mißbrauchen. Glück zu Claudinen. Die Arie ist zu dem Entzweck recht gut, ich getraue mir nicht da die Worte sehr bedeutend sind andre unterzulegen. Das ist der Vortheil des metrischen Dialogs daß der Componist leicht eine harmonische Stelle heraus heben und sich zueignen kann. Arbeiten Sie die Claudine recht zusammen daß es ein braves Ganzes werde. Leben Sie wohl und lassen bald wieder von Sich horen. W. dl. 29 Jun. 89 G. / Sie haben Ihr Patrocinium nicht allein dem gebohrnen Vagabunden, sondern auch, wie ich höre, einem jungen Menschen, dem Bruder meines Dieners hoffen lassen. Dieser plagt mich Ihnen ein Wort zu sagen und zu fragen. Da Sie so nah an der Quelle königlicher Gnaden stehen; so denckt jeder es müsse auch auf ihn etwas abfließen. Der Vagabund will nach Franckfurt am Mayn gehn, wenn er von Ihnen nichts
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näheres hört. Was den jungen Menschen betrift, kann ich nur sagen daß er ein guter, ordentlicher Junge ist, sein Talent kann ich nicht beurtheilen. G
127. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 4. Juli 1789. Samstag 5
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Ich hoffte dich neulich zu sehen, das böße Wetter hielt mich ab. Wie lebst du? schwerlich hast du dich der vergangnen Tage gefreut. Ich habe sie genutzt so gut wie möglich und Tasso steht nun auf dem Punckte fertig zu werden. Die drey ersten Akte schicke ich dir hoffentlich noch diese Woche und komme vielleicht Sonnabends mit den beyden andern nach. Ohngefähr vier fünf Tage möchte ich bey dir bleiben und der Zeit genießen wenn sie freundlich ist. In meiner Stille bin ich ganz zufrieden, ich habe mir auf ein Jahr Arbeit schon bestimmt, wir wollen sehn wieweit wir kommen. Lebe indessen wohl und schreibe mir ob ich dir gelegen komme. Morgen erwarten wir Fr. v Stein. W. dl. 4 Jul. 1789 G.
128. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 5. und 10. Juli 1789. Sonntag und Freitag
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dl. 5 Juli 89. Wahrscheinlich haben Sie auf dem Walde Schnee gehabt, seit vorgestern scheint uns wieder die Sonne, man wird aber der Abwechslung so gewohnt daß man sich nicht mehr freut noch betrübt. Ich dencke immer mehr auf die Haus Existenz, das sich denn auch ganz gut für mich ziemt. Mit der Messung des alten Schloßes geht es sehr vorwärts. Es scheint der B. Contr. will zeigen daß er auch genau seyn kann. Wie ich seine
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Arbeit beurtheile, ist sie sehr brav und wir kommen auf diese Weise dem Zweck um vieles näher. Der Plan der ersten Etage des / kleinen Flügels und des Corps de Logis biß an den Rittersaal ist beynahe fertig. Nun gehts an die Profile, dann an die untere und obere Etage. In einigen Tagen dencke ich mit dem Prinzen zum Coadjutor zu gehn, dann nach Jena wenn mich die Wolcken secundiren. Sobald ich höre daß Sie in Wilhelmsthal angelangt sind werde ich mich auf den Weg machen. In Eisenach hoffe ich Scylla und Charybdis vorbeyzuschiffen. Von Tasso sind 3 Ackte ganz absolvirt, die beyden letzten noch in der Revision, noch wenige Tage, so wäre denn auch dieses schwere Jahrwerck vollendet. Ich werde mit Bornstädt zufrieden ausrufen: soweit hätten wir sie. / Faust will ich als Fragment geben aus mehr als einer Ursache. Davon mündlich. Uber alle meine übrige Arbeiten habe ich mir einen Plan aufs nächste Jahr gemacht. Wir wollen sehen wie weit wir es bringen. dl. 10 Juli. Diese Tage hatte ich eine große Freude. Der junge Facius, der eine Zeitlang hier ist und Petschafte sticht, hat einen jungen Herkules Kopf nach einer antiken Gemme ganz über alle Erwartung schön in Stahl gearbeitet. Ich werde suchen ihn auf alle Weise / vorwärts und wo möglich zum Steinschneiden zu bringen. Ihre Frau Gemahlinn will etwas für ihn thun und Sie versagen mir eine Kleinigkeit nicht nur um seine Existenz das erste Jahr zu sichern und ihn von der ganz gemeinen Arbeit zu befreyen, mit der er bißher sein Brod verdiente. Dieser Mensch soll uns Ehre machen. Nun ist auch Herder wieder da, guten Humors, gesund. Ich hoffe das Beste für ihn und uns. In den ersten Augenblicken ist von der Hauptsache wenig gesprochen worden. Heut Abend gedencke ich nach Jena. Montag komme ich zurück. Leben Sie recht wohl. G.
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129. An Carl Christian von Herda Weimar, 10. Juli 1789. Freitag Hochwohlgebohrner insonders Hochgeehrtester Herr Geheimderath,
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Durchl. der Herzog werden in einiger Zeit in Wilhelmsthal eintreffen, und ich wünschte Höchstdieselben mit Durchl dem Erbprinzen zu überraschen. Eine einzige Sorge habe ich. Man sagt in jener Gegend seyen gegenwärtig die M a s e r n, welcher Kranckheit wir unser kostbares Kind nicht gerne aussetzen möchten. Haben Ew Hochwohlgebl die Güte Sich nach den Umständen zu erkundigen. Sollte man nichts zu befürchten haben; so / würde ich mich sehr freuen Ew Hochwohlgebl bey dieser Gelegenheit meine Verehrung zu bezeigen. Es wird der Landkammerrath Riedel und ein kleiner Spielgeselle mitkommen. Ein Cammerdiener und einige Bedienten. Doch bitte ich in Eisenach vorerst noch nichts davon zu sagen. Ew Hochwohlgebl
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130. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich 10. Juli 1789. Freitag〉
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Deine Auszüge lege ich dem H. noch nicht vor. Bringe mir den Aufsatz der Deputate mit bey Hof und ich sage dir meine Meynung. G
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131. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, Mitte Juli 1789?〉 Die Herzoginn hat mit dir wegen dem Unterricht in der lateinischen Sprache, den man nun dem Prinzen geben könnte gesprochen. Eh du es mit Schäfern einrichtest, versäume nicht mit Riedel deßhalb zu sprechen. Es will doch jeder gern von dem was in seinem Departement vorgeht unterrichtet und bey einer Veränderung, wo nicht um Rath gefragt, doch begrüßt seyn. Mache dem Kleinen einen Besuch und leite die Sache ein. Verzeih daß ich dir dieß angebe, ich thue es um Mißverständnißen vorzubeugen. Vale. G.
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132. An Christian Friedrich Schnauss 〈Weimar〉, 18. Juli 1789. Samstag Der Musikus Pfeifer, dessen wunderlichen Brief ich hier Ew. Hochwohlgebl überschicke, ist hier in einer traurigen Lage, seine einzige Hofnung beruht auf einem Erbschafts Antheil das beym Consistorio in Deposito liegt und das er bißher, weil Ackten verlohren gegangen und ich weiß nicht aus was sonst für Ursachen, noch nicht erhalten konnte. Ist es möglich; so helfen Sie dem armen Teufel, ich hoffe daß er durch Cap. Mstr Reichart in Berlin ankommen wird. Sie erlauben ja wohl seinem Advokaten in dieser verworrenen Sache einen Augenblick Vortrag zu thun. Ich empfehle mich zu fortdauernder Freundschaft Ew Hochwohlgel treuer Freund und Diener Goethe dl. 18 Juli 89
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133. An Carl Christian von Herda Weimar, 20. Juli 1789. Montag Ew Hochwohlgebl
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dancke für die gefälligen Nachrichten und habe die Ehre anzuzeigen daß Durchl der Prinz, wenn nichts wichtiges dazwischen kommt, Freytag in Eisenach eintreffen und wenigstens die Nacht daselbst bleiben wird. Wir nehmen das freundschaftlich angebotene AbendEssen mit Danck an und werden wohl erst gegen Abend eintreffen. Wahrscheinlich sind Serenissimus alsdann auch gegenwärtich oder in Wilhelmsthal und wir werden uns nach Ihro weitern Befehlen richten. In Hoffnung Ew Hochwohlgebl bald gesund und zufrieden anzutreffen unterzeichne ich mich Ew Hochwohlgebl W. dl. 20 Jul 1789. ganz gehorsamsten Diener JWvGoethe
134. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. Juli 1789. Mittwoch
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Wie viel Freude mir Ew Durchl durch die übersendeten Pasten gemacht haben kann ich nicht ausdrücken, alles was von dorther kommt giebt dem Leben einen neuen Reiz, ich dancke auf das Beste und wünsche dagegen ungestörten Genuß sovieles Guten das Sie jetzt umgiebt. Der Abdruck des Steins, den Ew Durchl besitzen, hat mich in Verwunderung gesetzt, wenn ich meinen Augen trauen darf, so ist es ein wahres kostbares Original. Wir sind hier fleißig indem Sie genießen. Ich erwarte Hl. Lips und wir wollen manches arbeiten um Ew Durchl
8 od×er 10 Hochffnung
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dereinst etwas angenehmes vor/legen zu können. Tasso ist fertig und wird gedruckt, wahrscheinlich erhalten Ew Durchl noch das Exemplar in Italien, ich werde gleich eins an Mad. Angelica abschicken. Herder ist wohl und vergnügt angelangt. Ich hoffe wir werden ihn behalten und der Herzog wird alles thun ihm eine angenehme Situation zu verschaffen Was eines seiner Kinder betrifft, so habe ich scheint es zu viel gebeten, denn eine Kleinigkeit würden mir Ew Durchl wohl zu Beruhigung eines der verdientesten Männer und Ihnen wahrhaft attachirten Dieners nicht abgeschlagen haben. Verzeihen Sie also daß ich noch / einmal bittend erscheine. Wollten Sie nur jährlich 100 biß 150 rh. für ein Kind, etwa für Adelberten biß zu dessen Majorennität aussetzen, so würde es mit dem aufrichtigsten Danck erkannt werden. Es ist für Ew Durchl eine wahre Kleinigkeit und da der Herzog und die Herzoginn ein Gleiches thun, bedeutet es in der großen Familie schon etwas. Lassen mich Ew Durchl mit diesem Anliegen nicht unerhört. Was das Vermächtniß betrifft, so abstrahire ich vorerst davon, biß Ew Durchl zurück kommen und sollten Sie es nicht thun/lich finden, so will ich selbst dereinst von meinem geringen Nachlasse dem Kinde etwas bestimmen. Erhalte ein gutes Geschick Ew Durchl in einem dauerhaften Genuß. In einigen Tagen gehe ich mit dem Erbprinzen zu dem Herzoge nach Wilhelmsthal. Dort wollen wir in den Thüringischen Wäldern gute Stunden finden, indeß Sie am Rande des unvergleichbaren Meers freylich eines andern Schauspiels genießen. Leben Sie wohl und vergessen uns nicht ganz. W. dl. 22 Jul. 89 G. Ew Durchl haben eine Sammlung sächsischer Mineralien befohlen. sie wird mit Sorgfalt gemacht und ich erwarte Befehl wohin sie abgehen soll. / Brächten Ew Durchl einige Sicilianische Münzen mit, so würden Sie unser Kunststudium sehr befördern. G.
25 angdern
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BRIEFE 135–138
Inliegendes wird Einsiedel den ich bestens grüße, oder das Fraülein der ich mich schönstens empfehle einsiegeln an Hl. / Georg Hackert kouvertiren und gelegentlich nach dem Pallast Francaville spediren G.
135. An Georg Joachim Göschen Weimar, 23. Juli 1789. Donnerstag 5
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Da ich auf einige Zeit verreise, sende ich hier den zweyten und dritten Ackt. Der letzte ist nicht sogut geschrieben wie die beyden ersten doch aber aufs sorgfältigste korrigirt. Lassen Sie auch bey der Correcktur die Sorgfalt verdoppeln. Ich wünsche daß Ihnen diese beyden Ackten wie der erste genugthuen möge. Ich weiß allein was ich für Fleiß an das Stük gewendet und ich freue mich wenn es wohl aufgenommen wird. Senden Sie mir keine gedruckte / Bogen als etwa mit der Montags Post dl. 3 August. Die beyden letzten Ackte werden zur rechten Zeit eintreffen. W. dl. 23 Jul. 89 vGoethe
136. An Johann Gottfried Herder Wilhelmsthal, 〈wahrscheinlich 27. Juli 1789. Montag〉 〈Druck〉
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Ich sage Dir nur, daß der Herzog die Papiere gut aufgenommen hat, und mit Dir über die Sache ordentlich und menschlich sprechen wird. Mache es ihm nur auch von Deiner Seite leicht. Durch wenig gute Worte lösen sich beschwerliche Knoten. Ich sitze in Wilhelmsthal und habe, Gott sei Dank! weiches Wachs. Der Prinz ist in Eisenach, August mit ihm. Lebe wohl! Grüße die Deinen! Ich habe mich diese zwei Tage mit dem Profil eines Jupiters beschäftigt, und wünsche, daß Dir der Bärtige, Gelockte gefallen möge, wenn ich ihn bringe. Bei der Gelegenheit habe ich sehr sonderbare Gedanken
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über den Anthropomorphismus gehabt, der allen Religionen zum Grunde liegt, und habe mich des bonmots abermals erfreut: Tous les animaux sont raisonnables, l’homme seul est religieux. Leb wohl.
137. An Johann Gottfried Herder Eisenach, 2. August 1789. Sonntag Deinen lieben Brief habe ich erhalten und will an den Inhalt zur rechten Zeit dencken, ich hätte es auch von mir selbst gethan, denn ich halte es für billig. Wie sehr mich freuen muß wenn dir Tasso behagt, kannst du dencken, da ich mehr als billig ist von Zeit und Kräften an dieses Stück gewendet habe. Seit zwey Tagen darf ich erst sagen er sey fertig, denn ich habe noch immer an den letzten zwey Ackten zu thun gehabt. Laß dir die drey ersten von Knebeln geben und von der Frauen vorlesen. Die beyden letzten / siehst du schön abgeschrieben sobald ich nach Weimar komme. Einige Erotica sind gearbeitet worden. August bleibt sich gleich, ist immer lustig und hat Streiche im Kopfe. Jedermann liebt ihn. Lebe wohl. Nun hoffe ich kommen wir bald wahrscheinlich zu Ende der Woche. Lebe wohl mit dem Weibchen. Eisenach dl. 2 Aug 89 G
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138. An Johann Gottfried Herder Ruhla, 10. August 1789. Montag Ich habe diese Tage hundertmal an Euch gedacht und es ist mir um Eurentwillen unangenehm daß es dem Herzog hier wohlgefällt. Ich bitte daß du ruhig seyst, denn es wird sich alles machen lassen und machen, der Herzog ist in den besten Dispositionen. Sonnabends gehen wir nach Gotha wo wir einige Tage bleiben und dann zurück nach
22 machen., (Komma aus Punkt)
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BRIEFE 137–139
Abb. 13: Goethe: „Torquato Tasso“ (2. Aufzug, 3. Auftritt), Abschrift mit egh. Korrekturen (S. 39)
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Abb. 14: Goethe: „Torquato Tasso“ (2. Aufzug, 5. Auftritt), Abschrift mit egh. Korrekturen (S. 48)
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BRIEFE 139–141
W. kehren, wo der H. gewiß diese Angelegenheit gleich arrangiren wird. Also biß dahin seyd ruhig und genießt Eures lange gewünschten wieder Zusammenseyns. / Der H. hat auf dieser Tour Augusten sehr lieb gewonnen und ich hoffe der Junge soll dadurch in eine Existenz kommen, die für ihn passt. Alles übrige mündlich. Wie sehr freut es mich deß du den Tasso magst. Die zwey letzten Ackte, hoff ich sollen zu den ersten gehören. Dein Beyfall ist mir reiche Belohnung für die unerlaubte Sorgfalt, mit der ich dies Stück gearbeitet habe. Nun sind wir frey von aller Leidenschaft solch eine konsequente Composition zu unternehmen. Die FragmentenArt erotischer / Späße behagt mir besser. Es sind wieder einige gearbeitet worden. Hier sind wir in dem Lande der berühmten Bergnymphen und doch kann ich dir versichern, daß ich mich herzlich nach Hause sehne, meine Freunde und ein gewisses kleines Eroticon wieder zu finden, dessen Existenz die Frau dir wohl wird vertraut haben. Lebe wohl. Grüße das liebe Weib und die Kinder und behaltet mich lieb. Ruhla dl. 10 Aug 89 G.
139. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 18.? August 1789. Dienstag?〉 20
Ich habe den Herzog noch nicht sprechen können, sonst würde die Angelegenheit die uns solang beschäftigt schon glücklich geendigt. seyn. Hier indessen die letzten Ackte des Tasso, die ich der Frauen zur Vorlesung heut Abend bestens empfehle. G
7 denß
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140. An Johann Heinrich Lips 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 10. und 19. August 1789〉 Ich begrüße Sie herzlich in Zürch und werde Sie noch freudiger hier begrüßen Sie sollen aufs beste willkommen seyn. Treten Sie nur in meinem Hause ab, Sie können bey mir bleiben biß Sie Ihre Einrichtung gemacht haben. Frau Schultheß wird Ihnen 200 f die Carol zu 11 f auszahlen lassen, wir berechnen uns wenn Sie hierher kommen. Nehmen Sie nur nicht von den neusten französchen Louis diese verliehren zuviel. Lieber Laubthaler, diese gelten durchaus / Wenn Sie hierher kommen sprechen wir über alles. Mit dem Beytrag zu Ihren Reisekosten sollen Sie zufrieden seyn. Was Sie als Vorschuß brauchen soll Ihnen nicht fehlen. Arbeit finden Sie gleich. Mein Wunsch ist Sie bald wohl eingerichtet zu wissen. Rath Reifenstein hat Ihnen Pasten mitgegeben, geben Sie solche an Frau Schulthes, es werden einige d o p p e l t dabey seyn diese bringen Sie mir mit. Leben Sie wohl Ich freue mich auf Ihre Ankunft und wünsche glücklich zu reisen.
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141. An Georg Joachim Göschen Weimar, 20. August 1789. Donnerstag Weimar dl. 20. Aug 89. Nunmehr habe ich drey gedruckte Bogen des Tasso erhalten. Senden Sie mir von Zeit zu Zeit auch das Manuscript zurück damit ich nachsehen kann ob kein Druckfehler geblieben ist. Es wird ja nun wohl mit dem Abdruck schneller gehen, denn sonst möchte der Band zu Michael fertig werden. Hl. Streiber in Eisenach hat mir für Ihre Rechnung 54 rh 15 gl. in Ldl. zu 5 rh gezahlt, Sie haben einiges für mich ausgelegt. Senden Sie
8 mMit 12 Ra|t|h
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mir die Rechnung damit ich wisse was ich noch von Ihnen zu erhalten habe. Mit der Zahlung kann / es biß Michael Anstand haben, nur daß ich alsdann die Summe in vollwichtigen Louisdl. erhalte. Ich dancke Ihnen daß Sie Hl. Vulpius soviel als möglig wollen behülflich seyn, ich wünsche sehr daß er sich in die Arbeiten welche dort einen Unterhalt geben schicken möge. Leben Sie wohl. vGoethe
142. An Johann Heinrich Meyer Weimar, 21. August 1789. Freitag
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Endlich m. l. Meyer kann ich Ihnen sagen daß ich meinem Wunsch etwas für Sie zu thun näher komme. Herder, welcher glücklich zurück ist und Sie herzlich schätzt hat mir gesagt Ihr Wunsch sey noch einige Jahre in Rom zu bleiben und nachher irgendwo ein ruhiges Plätzchen zu finden wo Sie unter Freunden Ihr Talent üben und ein leidliches Leben führen mögten. Ich kann Ihnen folgendes Anerbieten thun. Wenn Sie noch zwey Jahre bleiben wollen, kann ich Ihnen jährlich 100 Scudi versprechen, welches wenigstens eine Zubuße ist und bey Ihrer Art zu leben Sie erleichtert und Ihnen Raum zum Studiren giebt. Ich schreibe mit heutiger Post an Reifenstein, daß / er Ihnen vierteljährig 25 Scudi auszahlt. Sind die zwey Jahre herum; so kommen Sie zu uns. Für das Reisegeld sorge ich, und sorge daß Sie eine Situation hier finden, die Ihrer Gemüths Art angemessen ist. Wenn ich Ihnen keine große Pension versprechen kann, so sollen Sie doch haben was Sie brauchen. Nun wäre mein Wunsch: Sie sagten mir Ihre Gedancken etwas umständlicher über die Zeit Ihres dortigen Aufenthalts, über die Studien die Sie noch zu machen wünschen. u. s. w. Sie konnten auch in der Zeit manches sammeln was Sie glaubten das dereinst hier nützlich und erfreulich seyn könnte und sich so nach und nach zu einer Existenz in
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einem nordischen Städtchen vorbereiten. In der Nachbarschaft haben / wir kostbare Kunstwercke, wo sich der Sinn wieder auffrischen läßt. Gute Freunde finden Sie und eine sehr zwanglose Existenz. Mit Lips will ich mich nun brav üben, daß ich dem Begriff der Formen immer näher rücke und Ihnen entgegen arbeite. Der Herzog, der mich in den Stand setzt Ihnen diese Anerbieten zu thun, ist ein Herr, dem Sie anzugehören Sich freuen werden. Mir giebt es eine neue Aussicht aufs Leben daß ich mir nun dencken kann, dereinst Ihres Umgangs zu genießen. Ihr Antheil an meinen kleinen Gedichten ist mir sehr werth. Ich werde Mad Angelika ersuchen Ihnen den nächsten Theil mitzutheilen sobald sie solchen erhält. Sie finden darinn Ta s s o ein / Schauspiel das ich mit großer Sorgfalt gearbeitet habe. Der Dichter der seine Leyer opfert, in Hetrurischer Vorstellungs art ist sehr schön gedacht. Von Ihren Arbeiten wie sie vorwärts gehn schreiben Sie mir ja und von allem was Sie glauben was uns gegenwärtig und künftig erfreulich seyn kann. Da wir nun zusammengehören, so müssen wir auch unsren Lebensgang zusammen leiten, auf jede Weise. Nur eins muß ich Sie bitten sagen Sie n i e m a n d e n etwas von diesem Engagement, sondern arbeiten Sie und würcken Sie still fort biß die Zeit kommt. Auf die Münzabgüsse freue ich mich. Lips erwarte ich etwa in vier Wochen. Leben Sie wohl und geniessen der römischen Welt noch aufs beste und lieben mich. W. dl. 21. Aug 89. G Schreiben Sie mir was Sie an Zeichnungen der Herzoginn gegeben haben. damit ich mich mit ihr berechnen kann. Sie haben von Jenckins 43 Scudi erhalten.
1 einer m 14 imn Hetrurischenr 16 wvon 17 ekünftig
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BRIEFE 143–146
143. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 24.? August 1789. Montag?〉
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Es wird sich wohl schicken daß du dem Herzog aufwartest. Hier sind die Pichleriana. Zugleich das Papierchen. Schreibe ihr folgendes dazu. Hier ist das Maas zu den Armbändern das G. neulich seinem Briefe beyzulegen vergessen. Vale.
G. Daß du zu den Geh. Räthen und zum Präs. gehst versteht sich.
144. An Georg Joachim Göschen Weimar, 27. August 1789. Donnerstag 10
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Hier sind die zwey letzten Ackte. Lila folgt nächste Woche und durch diese beyde wird der Band wahrscheinlich gefüllt werden. Hier ist die Tittel Platte welche sich auf L i l a bezieht. Es wird aber an der Vignette fehlen, weil die welche schon gestochen ist, sich auf J e r y und B ä t e l y bezieht. Lassen Sie also eine allgemein auf D i c h t k u n s t deutende stechen, vor dem sechsten Band kann man sie auf Ta s s o deuten und vor den siebenten wäre sie auch nicht ganz unbrauchbar. / Hl. Lips der ehstens zu uns kommen und sich hier etabliren wird ist zwar schon unterwegs, ich weiß aber nicht wann er ankommt, und ob alsdann noch Zeit seyn würde für die Vignete zu sorgen. Leben Sie wohl. Den abgedruckten Theil des Mspts habe ich empfangen. W. dl. 27 Aug 89.
14 ×allgemein
G
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145. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 31. August 1789. Montag Im Zutrauen auf unsre ehmaligen guten Verhältnisse, nehme ich mir die Freyheit Ihnen einen jungen Mann zu empfehlen der Ihnen diesen Brief überreichen wird. Er wünscht in Leipzig zu bleiben und dort ein besseres Schicksal zu finden als er bisher hat erfahren müssen. Ich hoffe er wird Ihnen nicht beschwerlich seyn. Haben Sie die Güte ihm zu erlauben daß er Sie manchmal sehe, sich Ihnen eröffne. Verschaffen Sie ihm wo möglich einige Bekanntschaften und Connexionen, damit er durch litterarische Arbeiten etwas verdienen könne. Er heißt Vulpius und ist mir als ein gutartiger junger Mann bekannt. Verzeihen Sie diese Bitte und bleiben meiner fortdaurenden Freundschaft und Hochachtung versichert. Weimar, dl. 31 Aug 89 JWvGoethe
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146. An Georg Joachim Göschen Weimar, 9. September 1789. Mittwoch Hier sende ich Lila und ich vermuthe daß sie mit Tasso einen mässigen Band machen wird. Es ist mir die Verspätung des Drucks nicht angenehm, ich sehe voraus daß darüber der sechste Band vor Neujahr nicht in den Händen des Publikums seyn wird. Der siebente soll bald folgen. Hl. Lips, den ich täglich erwarte, wird wohl die Vignette noch selbst stechen können. Auch können die neuen Kupfer zu meinen Schriften seine erste Arbeit seyn. Ich bin überzeugt er wird sich dadurch / allgemein empfehlen. Leben Sie wohl. Ich habe einige Naturhistorische Bücher bey Ihnen bestellt, die ich noch nicht erhalten habe und sie nun anderwärts nicht bestellen mag, um sie nicht doppelt zu erhalten. Sagen Sie mir ein Wort darüber. W. dl. 9. Sept. 89 vGoethe 8 können. 10 Sfortdaurenden 23 bestellen, (Komma gestrichen)
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BRIEFE 147–149
147. An Ernst August Anton von Göchhausen 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 11. und 16. September 1789〉 Hochwohlgebohrner insonders Hochgeehrtester Herr,
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Ich habe nicht ermangelt Serenissimo die Risse und Ackten sogleich vorzulegen und Höchstdieselben sind mit allem was bißher geschehen sehr zufrieden, und finden selbst räthlich mit der Arbeit, wenn man auf den mit L. L. bezeichneten Kopf gekommen, inne halten zu lassen. Wenn Hl. Baumeister Arends zu uns kommt werde ich sorgen, daß zu dem Haüßchen, den Canapees, Thoren pp Risse gemacht und Ew Hochwohlgebl über/sendet werden. Was die übrigen Punckte der Angelegenheit betrift, wünschten Serenissimus, daß sie nunmehr bey fürstl Cammer in Uberlegung gezogen und aldann Bericht erstattet würde. Ew Hochwohlgebl werden dieses durch einen nunmehr ad Cameram zu erstattenden Commissarischen Bericht einzuleiten wissen. Läuft der Cammer Bericht ein; so wird man als dann das weitere überlegen können. Noch richte ich schließlich ein gnädiges Compliment S m i an Ew Hochwohlgebl aus und empfehle mich zu freundschaftlichem Andencken, mich mit vollkommner Hochachtung unterzeichnend Ew Hochwohlgebl gehorsamster Dr JWvGoethe / N. S. Von den Rissen habe ich denjenigen hierbehalten welcher die Anlage vorstellt und den Riß zum Thore. Die übrigen folgen hierbey in der Capsul zurück, wie auch das eingesendete Fascikel Ackten.
6 L. ×L. 12 bBericht 18 mitch 24 aAnlage
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148. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Mitte September 1789〉 Nach dem was mir Ew Wohlgebl gestern erzählten und was ich nun in des Bergsekretairs Protokollen leße muß ich sehr mit dessen guten Benehmen in der Sache zufrieden seyn. Desto nötiger aber will mir scheinen daß er noch länger oben bleibe. Ich sehe die Möglichkeit nicht, wie bey dem gegenwärtigen Stande des Personalis, bey bevorstehender rauherer Witterung pp eine so komplicirte Operation wie die Gewältigung der Wasser immer mehr zu werden scheint, ausgeführt werden könne, ohne eine Aufsicht wie sie Ihr Bruder zu führen im Stande ist. Dencken Sie doch darüber und sagen mir Ihre Meynung. Wenigstens a dato noch vierzehn Tage müßte er / noch bleiben, daß die Sache besser in Gang und Schwung käme, der Steiger völlig eingerichtet wäre. pp. Alsdann gingen wir vielleicht hinauf und hohlten ihn ab. Die ganze Angelegenheit ist zu kützlich und ernsthaft. Auf dem bißherigen Wege kommen wir nicht zum Ziel. Leben Sie recht wohl. G.
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149. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, 17. September 1789. Donnerstag〉 Gestern kam Insp. Werner den ich mineralogisch bewirthete und der mich abhielt euch zu besuchen, heute habe ich auch noch mancherley zu kramen und um eilf Uhr fahren wir ab. Lebet also schönstens wohl und gedenckt meiner in Liebe, ich komme mit allerley Waare aus Ophir zurück, die um wohlfeilen Preis zu Dienste stehen. G.
6 rauherrer 17 Ins×p. 18 Ahabe 20 ×wohl
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BRIEFE 150–153
150. An Christian Gottlob Voigt Jena, 19. September 1789. Samstag 〈Druck〉
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Hier sende ich den unterzeichneten Bericht wieder zurück und freue mich daß er mir Gelegenheit giebt Ihnen ein Wort zu sagen. Mit Hr. Werner haben wir einige angenehme Stunden zugebracht, ich habe nun den ganzen Umfang seiner Meynung über die Vulkane gefaßt. Er hat die Materie sehr durchdacht und mit viel Scharfsinn zurecht gelegt. Er wird immer mehr Beifall finden und wir müssen nur sehen daß wir Ihrem Bruder den Rückzug decken und ihm zu ehrbaren Friedensbedingungen helfen. Wegen des Ilm. Werks sprach ich ihn. Die Berufung Freislebens widerrieth er ganz und nannte Baldauf zuerst. Das kann uns sehr lieb sein. Die Wittrung ist nicht lustig und hindert uns an manchem. Indessen da wir das Cabinet oben, die Bibliothek unten und guten Humor in der Mitte haben, so kann es uns nicht fehlen. Sollten Sie uns besuchen können, so wäre es sehr schön, ich dachte gestern daran, ob Sie nicht vielleicht kommen möchten. Wir wollen Sie freundlichst empfangen. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen. Jena, d. 19. Sept. 89. G.
151. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 27. oder 28. September 1789. Sonntag oder Montag〉
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Ich bin glücklich angelangt und habe alles wohl ausser die Fenster zerschlagen gefunden, ich dancke dir für alles Gute. Leider sehe ich beym Auspacken meiner Papiere daß mir die f a m o s e n P o p i n e n fehlen. Wahrscheinlich habe ich sie auf deinem Tische liegen laßen. Bringe mir sie mit und schreibe das Gedicht ich bitte dich nicht ab. Du sollst auch bald wieder etwas neues hören. Lebe wohl und komme bald G.
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SEPTEMBER/OKTOBER 1789
152. An Georg Joachim Göschen Leipzig, 13. Oktober 1789. Dienstag Wenn Hl. Vu l p i u s bey seiner vorhabenden Veränderung etwas Geld benötigt seyn sollte, so bitte ich ihm biß auf 25 rh vorzuschießen welche so gleich wiederzuerstatten nicht verfehlen werde. Leipzig dl. 13 Octbr 89. JWvGoethe
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〈Beilage〉 Ausser denen durch Hl Streiber erhaltnen und schon quittirten Heut dato von Hl. Göschen empfangen 39 Ldl. Münze
54 rh 15 195 rh — — 9 rh 250
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Als den Betrag des Honorarii für den sechsten Band meiner Schriften Worüber quittire. Leipzig dl. 13 Octbr 1789 JWvGoethe.
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153. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 17. Oktober 1789. Samstag Ich höre vom Herzoge und von Herdern daß Altes und Neues, das dir unangenehme Empfindungen erregt, dich von uns, wenigstens eine Zeit, entfernen wird. Ich kann nichts dazu sagen, als daß es mir sehr leid thut und daß ich fühle wie viel ich durch deine Abwesenheit verliere. Ist es dir möglich so bleib und laß uns diesen Winter zusammen freundl. verleben. Hier schicke ich das neue Museum, vielleicht hast du s noch nicht. Lebe wohl. W. dl. 17 O. 89 G.
16 aAltes
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154. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 18. Oktober 1789. Sonntag
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Indeß Ew Durchl im Paradiese Europens ein seliges Leben führen, machen wir uns in Norden auch mancherley irdische Veränderungen. Wir haben die Musen in Jena, Martem in Aschersleben, Merkurium in Leipzig und so weiter noch einen Theil der Mythologie durchverehrt und durchbesucht und befinden uns wieder in Weimar um Oefen setzen zu laßen. Ich zweifle nicht daß Ew Durchl nach Dero glücklichen / Rückkunft auch solchen prächtigen Schauspielen beyzuwohnen geruhen werden, welche auf Stoppelfeldern, mit berittnen und gewafneten Ackteurs vorgestellt werden und wo man den Brocken im Hintergrunde sieht. Tassos Druck ist verspätet worden, sonst wäre das Stück schon bey Ew Durchl ich hoffe noch vor Neujahr damit aufzuwarten. Wo er auch sich Ihnen präsentiren mag, so wünschte ich daß es zur guten Stunde geschehe. / Haben doch Durchl ja bey Ihrem längern Aufenthalt in Neapel die Gnade, die Wercke welche uns mit der Natur, der Kunst, den Alterthümern der beyden Sicilien bekannter machen konnen, anzuschaffen und dereinst Ihre Bibliotheck damit, zu unserm Troste, zu bereichern. Ein junger Steinschneider F a c i u s, bildet sich gegenwärtig bey uns, von dem ich dereinst viel hoffe. Er hat Unterstützung gefunden und ich will ihm / gerne nach und nach das beste von allem was ich weiß mittheilen. Leben Ew Durchl wohl in dem Genuß der Erndte, von der wir nur Nachlese halten, gedencken Sie unsrer, die wir Sie verehren und lieben. Herder ist thätig in seiner neuen Stelle und ich hoffe es soll sich zu seiner Zufriedenheit manches fügen. Wieland ist vom besten Humor. Nochmals wünsche ich Ew Durchl die beste Zufriedenheit W. dl. 18 O. 89. G
7 dDero 14 EIhnen 17 uns bekannter 24 ×von
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155. An Philipp Christoph Kayser Weimar, 18. Oktober 1789. Sonntag W. dl. 18 Octbr 89. Ihnen wie allen Freunden und Bekannten muß ich in diesem Augenblicke sagen: daß mein Leben bißher voller Zerstreuung war. Erst jetzt kann ich anfangen an meine Briefschulden zu dencken und ich erhalte Ihr Blat eben zu dieser Zeit. Es war mir sehr empfindlich Sie kranck zu wissen, und ich freue mich nun um desto mehr Ihres Wohlbefindens. Lassen Sie es an Bewegung nicht fehlen, es ist die beste Nachkur. Uber die Oper bin ich mit Ihnen gleicher Meynung. Wie das Werck jetzt liegt, geht die ungeheure Arbeit verlohren. Sie haben daran gelernt, und werden beym Umarbeiten wieder lernen. Vielleicht liese man gar die R e c i t a t i o n weg und die prosaischen Deutschen möchten den sanglosen Dialog deklamiren wie sie könnten. Es wäre mir um so angenehmer, als ich das Stück auf Ostern in dem siebenten Band meiner Schriften will drucken lassen. Man könnte zugleich die Anzeige thun und wenn Sie diesen Winter fleißig sind bald damit hervorrücken. Was Ihre Rom. Nebenstunden betrift; Zu diesen hat Breitkopf nicht übel Lust nur möchte er etwas davon sehen. Schicken Sie mir etwas und ich will suchen wenigstens dieses / Werck unterzubringen. Göschen läßt sich mit nichts ein wo er nicht unmittelbaren Gewinst sieht. Den Impresario sollen Sie haben. Bißher hoffte ich diesen Winter das Stück geben zu können, aber unsre Truppe ist zu schlecht besetzt. Haben Sie noch sonst etwas das Sie wünschten, so legen Sie nur gelegentlich ein Blätchen bey, wenn Fr. Schultheß schreibt. Ich hoffe diesen Winter auch an Abwesende Freunde besser sorgen zu können. Von Musick habe ich nichts neues noch merckwürdiges vernommen. Das heißt in dieser Letzten Zeit. Zu Anfange des Jahrs machte mich Reichart mit Schulzens Athalie bekannt und trug mir den groß-
7 lLassen 17 betrift:; (Semikolon aus Doppelpunkt)
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ten Theil der komponirten Claudine vor. Ehstens schicke ich einiges davon an Fr. Sch. Leben Sie hübsch wohl und bereiten sich auf den Winter. Ich verändre mein Quartier und ziehe ins Jägerhaus. Es ist das letzte Gebäude vor dem Frauenthor auf der Reihe wo Wieland wohnt. Nochmals Adieu. G
156. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 18. Oktober 1789. Sonntag 〈Faksimile〉
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Es ist nicht erlaubt daß ich Ihnen seitdem ich Claudinen erhalten nicht geschrieben habe, noch unerlaubter ist es aber daß ich von der übersendeten Claudine noch keine Note gehört habe. Der Vagabund ist weg und mein Leben war bißher sehr zerstreut, nun da ich zur Ruhe komme hoffe ich durch Frl Oertel etwas zu vernehmen. Der Druck des Tasso ist durch einen Calender verspätet worden, ich bin nun an Faust; sobald ich diesem Fragment eine Gestalt gegeben habe, soll Conte di Rostro an die Reihe kommen. Claudine kann auf unserm Theater nicht gegeben werden, disponiren Sie daher über die Partitur die ich in Händen habe. Dieses Vierteljahr wird unruhig, ich verändre mein Quartier. Leben Sie wohl und lassen mich manchmal von Sich hören. W. dl. 18 O. 89. Goethe
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157. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 2. November 1789. Montag Sie werden im Wechsel von mir ein Blat erhalten haben. Ich sage Ihnen aber doch gleich einige Worte auf Ihren letzten reichhaltigen Brief. Zuerst wünsche ich viel Glück zu Brenno, ich hoffe der Barbar wird auf dem Wege der musikalischen und italiänischen Metempsychose sich sehr humanisirt haben. Ferner zur Acquisition von Fischern und zu allem Künftigen. In den Künsten wer nicht das Beste hat, hat nichts. Zu einem deutschen Texte zu einer ernsthaft genannten Oper kann Rath werden, nur müßte ich vor allen Dingen näher von dem Bedürfniß Ihres Theaters, vom herrschenden Geschmack, vom Möglichen auf Ihrer Bühne pp unterrichtet seyn. Man kann, / wie Sie wohl wissen, ein solches Werck auf mehr als eine Weise anlegen und ausführen. Der beste Effeckt ist wenn es den Schauspielern recht auf den Leib gepaßt und wenn dem Lieblings Geschmack des Publicums geschmeichelt wird, ohne daß man ihnen das schon Gewohnte bringt. Also erwarte ich darüber mehr. Auch kann ich unter einem Jahre solch ein Opus nicht liefern. Der Conte wird nun bald an die Reihe kommen; hinter Fausten ist ein Strich gemacht. Für dießmal mag er so hingehn. Viel Glück auf die Italiänische Reise, Sie können immer im Vorbeygehn ansprechen, es wird allerley abzuhandlen geben. / Herder ist Vicepräsident des Consistorii und läßt sich diese Geschäfte angelegen seyn. Ubrigens können Sie dencken was mir seine Nähe wieder aufs neue geworden sey. Leben Sie indessen recht wohl. Lassen Sie bald wieder von Sich hören. Sie sollen auch einmal etwas von mir haben, das einer Zeichnung ähnlich sieht, nur müssen Sie Sich gedulden. Was macht Prof. Moritz? ich habe lange nichts von ihm gehört. W. dl. 2 Nov. 89 G.
7 LBeste 9 einer m 10 rRath 11 mMöglichen 20 NFür 29 Moritz|?|
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158. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 5. November 1789. Donnerstag
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Zuforderst wünsche ich daß der böse Zahn Sie nicht möge geplagt haben, das Wetter war schön und das übrige pflegt sich zu geben. Ich bin wohl und fleißig gewesen. Faust ist fragmentirt, das heißt in seiner Art für dießmal abgethan. Mittelsdorf schreibt ihn ab. Ein wunderlicher Concept ist ihm wohl nie vorgelegt worden. Es ist recht eigen alle diese Tollheiten von eben der Hand zu sehen, welche uns sonst nur: Ve s t e, l i e b e, g e t r e u e vorzulegen gewohnt ist. Nun wünsche ich daß Ihnen das Stückwerck noch einmal einen guten Abend machen möge. Die beyden kleinen Stücke die in den siebenten Band kommen sollen, waren schon in der Ordnung und ich fühle mich nun erst als ein freyer Mensch, da ich diese Verbindlichkeiten erfüllt habe. Nun kann es an andre Sachen gehn. Das Griechische wird eifrig getrieben und ich habe gute Hoffnung. / Unsre Bergwercks Besorgnisse klären sich recht schön auf. Voigt geht mit seinem Bruder Morgen hinauf. Der Berg Sekr. mußte hereinkommen um seine Frau, die über den Entschluß sich im Gebürge festzusetzen kranck worden war, oder sich kranck stellte, zu beruhigen. Wir haben alles mit ihm durchgegangen. Er ist recht klar und thätig in dieser Sache, mehr bedarfs in keiner, den guten Willen vorausgesetzt. Er ist sehr danckbar daß Sie ihm den Charackter accordiren und hat das hartungische Hauß gegen dem Schlößchen über gekauft. Er wird manches Gute oben auch neben her stiften. Bey seinem raschen Kopf ist er ein grundehrlicher Mensch. In Jena war ich gestern und genoß den herrlichen Tag im Saalthale, das sehr schön war. Der Durchstich wird auch gut werden. Das Stück Wiese ist acquirirt, die Bäume sind / gefällt und der neue Durchstich angegeben. Ich habe nun das ganze Werck dreymal angesehn, bey gro-
10 Badnd 14 Hof×fnung 18–19 berughigen 23 gGute 23 stisften 28 iIch
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ßem Mittel und kleinem Wasser und bin überzeugt daß der Entzweck erreicht ist. Nur muß man jetzt noch einige Jahre, mit Aufmercksamkeit zusehen, was der Strom thun will. Wenig Aufwand wird es erfordern. Ich erwarte sehnlich Ventens Wiederkunft, daß endlich die Strom Aufsicht zu Stande komme. Es ist, biß auf wenig kritische Punckte, ein sehr leichtes Geschäfte, das wenig Tage jährlich erfordert. Voigt ist in Apolda mit Ludekus gewesen und hat die Abgabe des Brodts an die Bedürftigsten gut vorbereitet. Er hat mir die Protokolle gelassen, die ich aber noch nicht gelesen habe. Heumann hat sich als ein sehr ver/ständiger Mann gezeigt. Der große Ofen ist zu Stande, nur tünchen sie ihn noch ab und es ist noch keine rechte Probe damit gemacht worden. Ich habe die beste Hoffnung davon, es soll mir recht lieb seyn wenn es reüissirt. Der Berg Sekr. will gleich in Ilmenau einen ähnlichen Versuch machen. So oft ich ins neue Quartier komme freue ich mich der anmuthigen freyen Lage, des schönen Raums und mancherley Bequemlichkeit, und freue mich Ihnen auch das verdancken zu können. Schon einigemal bin ich nach Belwedere zu Fuß gegangen, es scheint mir nun viel näher. Reicherts botanischer Vorrath vermehrt sich immer, leider daß wir die interessantesten Sachen immer unter Dach halten müssen. Wo Sie dieser Brief auch antrifft, treffe er Sie zur guten Stunde. W. dl 5. Nov. 89 G.
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159. An Georg Forster Weimar, 16. November 1789. Montag Für die überschickte Reise nach den Pelew Inseln habe ich noch nicht gedanckt, ob mir schon diese Schrift ein ganz besondres Vergnügen gemacht hat.
12 tünschen tünchen Ssie 12 oab 19 ×Belwedere
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BRIEFE 160/161
Die Begebenheit ist einfach und doch so reich an Detail, das Ganze macht wie eine kleine Epopee und es kann das Buch unter den canonischen Büchern der Natur religion einen würdigen Platz einnehmen. Besonders hat mich der Engländer gefreut der Mensch genug war dort zu bleiben. Desto bedencklicher wäre der Zustand des kleinen Prinzen gewesen wenn er auch wieder zurückgekommen wäre. Sie haben Sich durch diese Ubersetzung um viele Menschen verdient gemacht / jedermann ließt die Geschichte gern und jederman erbaut sich daraus nach seiner Art. Leben Sie recht wohl. Ich bin fleißig und hoffe von Zeit zu Zeit meinen Freunden und dem Publiko davon Beweise zu geben. Grüßen Sie Ihre liebe Gattinn und behalten Sie mich beyderseits in gutem Andencken. W. dl. 16 Nov. 89 Goethe
160. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 20. November 1789. Freitag
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Wenn Ihre Träume, von denen Sie mir schreiben, von heroischphilosophischem Innhalte sind, so sind die meinigen gegenwärtig höchstens erotischphilosophisch und folglich auch nicht die unangenehmsten. Wie Sie dereinst in der 101 sten Elegie meiner immer wachsenden Büchlein werden ersehen können. Vom Faust schickte ich etwas, wenn ich mir nicht vorbehielte einen der ersten Abende nach Ihrer Rückkunft, Sie, Ihre Frau Gemahlinn, und wenn Sie sonst berufen mögen, vorlesend damit zu bewirthen. Wenn Sie so arges Wetter haben als wir, wenn eine eben so ausgebreitete Wolcke auch Sie deckt, so bedaure ich Sie da Sie einen günstigen Himmel nötiger haben als wir.
10 zu Zeit d××ide
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Lips ist angekommen, seine Gegenwart wird viel gutes und erwünschtes stiften. / Wir arbeiten uns nun sachte zusammen ein. Indessen bin ich auch angespornt worden meine botanischen Ideen zu schreiben. Es hat den Schein daß ein auf Ostern angekündigtes Buch mir zuvorkommen könnte. So will ich wenigstens zugleich kommen. Ich maneuvrire mich immer sachte ins neue Quartier. Das schwere Geschütz ist voraus, das Corps ist in Bewegung und ich decke die Arrieregarde. In wie fern Sie mein als Regiments Quartiermeisters bedürfen, werden Sie bey Ihrer Ankunft entscheiden. Leben Sie indeß wohl und erhellen und erwärmen Sich die Tage wie es möglich ist und gedencken meiner. W. dl. 20 Nov 89 G
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161. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 10. Dezember 1789. Donnerstag Auch mir war es nicht angenehm daß die jovialische Stimmung unterbrochen wurde, die Sie von Ihrer glücklichen Reise in meine kleine Stube brachten. Doch dünckt mich das Wölckchen ging bald vorüber und die Tonkunst übte ihre Gewalt aus. Ich habe der Idee nachgedacht die Helden Ossians aufs lyrische Theater zu bringen, es möchte gehn, wenn man die übrige nordische Mythologie und Zaubersagen mit braucht, sonst möchten die Nebel auf Morven schwerlich zu einer transparenten Dekoration Gelegenheit geben. Ich habe schon einen Plan ausgedacht, den Sie hören sollen wenn Sie mich besuchen. Schicken Sie mir indeß die Büchelchen der Opern welche seit dem Regierungsantritt des Königs gegeben worden und notiren mit wenigem was Effeckt gethan. Ich muß wissen was schon da gewesen ist, damit ich suchen kann etwas Neues zu geben und den Hl. / Collegen Moisé wo möglich zu übertreffen.
5 zu×gleich
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BRIEFE 162/163
Jetzt bin ich ganz in der Naturgeschichte, weil ich auf Ostern einen kleinen botanischen Versuch herausgeben will, dieser muß noch vor Neu Jahr fertig, auch der achte Band meiner Schriften ins reine seyn, dann soll mich nichts abhalten den famosen Conte auszustatten, daß er mit Ihnen die Reise ins gelobte Land antreten kann. Vom Brennus verlangt mich auch zu hören wenn ich Sie wieder sehe. Richten Sie Sich auf einige Tage, Sie sollen ein freundliches Zimmer in meinem Hause bereitet finden. Indeß leben Sie wohl und gedencken mein. W. dl. 10 Dez 89 G.
162. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher Weimar, 11. Dezember 1789. Freitag Ew Hochedelgebl
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beyde Schreiben habe ich richtig erhalten und aus der Beylage des ersteren Hl. Klingers fortdaurende freundschaftliche Gesinnungen gegen mich gesehen. Schreiben Sie ihm, so ersuche ich Sie beygebognes Blat beyzulegen und ihn bestens von mir zu grüßen. Die Erläuterung über das aufgenommene Capital, giebt mir ein Licht in dieser Sache, das mir bißher fehlte. Ich werde mich nach Ihrem, den Umständen völlig angemeßnen, Vorschlag benehmen. Hl. Mercken schreibe ich das Gleiche in dieser Angelegenheit und wünsche wohl zu leben Ew Hochedelgebl W. dl. 11 Dec ergebener 1789. JWvGoethe
19 angemeßnemn 20 gHl.
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163. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 14. Dezember 1789. Montag Es ist recht verdienstlich und ein gutes Zeichen daß Ew Durchl sich fleißig unsrer erinnern, ich bin öfter in Gedancken bey Ihnen als ich es gestehen mag und freue mich zu hören wenn Ihnen alles nach Wunsch gelingt. Da Ew Durchl so mancherley mitbringen so wünschte ich Sie verschafften uns auch eine Mineralien hauptsächlich, F e l s e n s t e i n L a v e n und B a s a l t Sammlung aus Sicilien, der Cavalier Goeni zu Catania wäre der Mann dazu. Eine gleiche wünschten wir von Ischia zu haben, welche Ew. Durchl in Neapel noch bequemer haben können. Uber Hamburg spedirt kommen die Sachen ohne großen Aufwand hierher. Büry ist glücklich das schöne Neapel unter Ihrem Schutze zu sehen und zu genießen. Ich brauche Ihnen die Gute Seele nicht weiter zu empfehlen, er ver/dient Ihre Gnade und Unterstützung. Lips ist nun hier, wenn Meyer |:im Vertrauuen sey dieß gesagt:| sich von seiner Kranckheit erhohlt, die ihn nun nach Hause nötigt, gedencke ich ihn nun auch hier zu sehen; eignen Sich Ew Durchl den Bury zu, so können wir eine artige Akademie aufstellen. Ohne Künstler kann man nicht leben weder in Süden noch Norden. Tischbeinen wünsch ich Glück, er verdient daß es ihm wohlgehe und da ers soweit hat wird er es auch weiter bringen. Ew Durchl. finden mich wenn Sie wiederkommen in einem neuen Quartier. Der Herzog, der auf alle nur mögliche Art für mich sorgt und mich zu meiner größten Danckbarkeit auf das beste behandelt, hat mir die Wertherischen und Staffischen / im Jägerhauße gegeben wo ich gar anmuthig wohne. Ich ordne nach und nach meine Besitzthümer und erinnre mich der schönen Tage jenseits der Gebirge.
3 alsles 16 ich ×ihn 25 Staffischen und W
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BRIEFE 164/165
Das Carnaval hat auch in Deutschland Liebhaber gefunden. Die Kleinmuth der Entrepreneurs, Bertuch und Krause, hat ihnen zu einer kleinen Auflage gerathen, die nun ganz vergriffen ist, ohne daß man doch wagen kann eine zweyte zu machen. Die acht Bände meiner Schriften sind fertig geschrieben, die Saumseligkeit des Verlegers verschleift die Ausgabe. Tasso ist noch nicht einmal ganz abgedruckt. Indessen arbeite ich in der Naturgeschichte. Auf Ostern wird eine kleine botanische Abhandlung herauskommen. So suchen wir im Fleiße unser Glück und streben die Nebel der Athmosphäre / durch das Licht des Geistes zu zerstreuen. Welch ein schönes Wetter müßen Sie haben, da wir bißher noch so gelinde Witterung gehabt. Genießen Sie jeder schönen Stunde ich volliger Gesundheit und Zufriedenheit. Bringen uns Ew Durchl doch auch allerley Sämereyen aus jener Gegend mit, es sey was es wolle. Was dort gemein gehalten wird ist zu unsern wissenschaftlichen Speculationen auf eine oder die andre Weise nütze. Einsiedeln und der Fraülein viele Grüße. Ich empfehle mich zu Gnaden und wiederhohle alle meine aufrichtigen Wünsche Ew Durchl W. dl. 14 Dec. 1789.
unterthänigster Goethe
164. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 18. Dezember 1789. Freitag 25
Ew Wohlgebl sende ich den botanischen Versuch über welchen ich mich Morgen mit Ihnen vorzüglich zu unterhalten wünschte. Ich habe
8 aAuf 10 und such 23 unter|t|hänigster
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ihn weder völlig endigen, noch genugsam ausarbeiten können, indeß wird er auch wie er da liegt Stoff zum Gespräch geben. Ich wünschte Ihre Meynung: 1.) Uber die Idee im Ganzen und wiefern Sie damit einstimmen. / 2.) Uber den Vortrag ob Sie ihn einleuchtend halten. 3.) Wünschte ich daß Sie mir mehrere Beyspiele anzeigten welche meine vorgelegte Theorie entweder einschräncken oder bestätigen. Ich habe die §§ einsweilen mit Bleystift numerirt, wenn Sie bey einem oder dem andern Sich etwas notiren wollten. Das übrige mündlich. / Es freut mich recht sehr daß sich die Weimarischen Garten knechte gut halten.
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Ew Wohlgebl
W. dl. 18 D. 1789.
ergebenster 15
Goethe
165. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 18. Dezember 1789. Freitag Ew Hochwohlgebl übergebe, auf Sereniss. Befehl, beyliegendes Pro memoria mit der Bitte davon Gebrauch zu machen. Noch füge ich bey daß Hl. Lips wünscht, wenn es thulich wäre, vorerst ohne Charackter hier zu existiren. Es würde ihm nach seiner Denckungs art angenehm und in seiner gesellschaftlichen Lage vortheilhaft seyn. Im Adreßkalender könnte er bey der Zeichen-Academie aufgeführt werden.
9 sSich 10 übir r ige
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BRIEFE 166–169
Es ist ein gar wackerer Mann und tüchtiger fleißiger Künstler, der viel Nutzen stiften wird. Ew Hochwohlgebl
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gehorsamster Freund und Diener JWvGoethe
166. An Carl Ludwig von Knebel Jena, 22. Dezember 1789. Dienstag
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Ich melde dir m. l. daß es mir wohl geht und daß Batsch die Sache sehr gut genommen hat. Ich habe wieder neue psychologische Erfahrungen bey dieser Gelegenheit gemacht, und sehe wohl daß der Umfang des Ganzen schwer zu dencken ist. Ich arbeite es nun aus und es mag hingehen. Die Hauptsache wird nun seyn daß ich die Idee weiter ausarbeite und durch Beyspiele und Tafeln erläutre. Des Thees auf den Sonnabend nimmst du dich wohl an. Besonders daß es an einem Lhombre Tisch nicht fehle. Lebe wohl. Es ist gar still und freundlich in deiner Stube. Jena dl. 22 Dez. 89 G
167. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 27. Dezember 1789. Sonntag〉
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Auch für dießen neuen Beweiß Ihrer thätigen Freundschaft und gütigen Vorsorg dancke auf das herzlichste. Eine in eben diesem Momente vollbrachte Heilige Handlung erinnert mich aufs neue an die Gefälligkeit, womit Sie mir vor einem halben Jahre in re incerta beystehen wollten und fordert mich nochmals zur Danckbarkeit auf. 4 JDaencemb
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Arens ist wohl unterwegs. Wenn nur nicht gerade unsere Baumeister ober und unter der Erde zusammen treffen. vG.
168. An Christian Friedrich Schnauss Weimar, 2. Januar 1790. Samstag Mit herzlichem Wunsche zum Eintritt in das neue Jahr, sende ich den mir kommunicirten Extracktum Protocolli zurück. Es wird einen guten Effeckt haben, wenn Ew Hochwohlgebl Hl. Lips auf der Akademie einführen und vorstellen wollen. Von den Stunden Mittwochs und Sonnabends wird er wohl zu dispensiren seyn, da er nur zum Unterrichte der jungen Künstler da ist, und solche ihn zu Hause sprechen und seinen Rath und Lehre einhohlen können. Das schöne Wetter macht mir mein neues Quartier gar angenehm. Behalten sie mich in gütigem freundschaftlichen Andencken.
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Ew Hochwohlgebl. v Hß. dl. 2 Jan. 90. gehorsamster Freund und Diener Goethe
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169. An Georg Joachim Göschen Weimar, 4. Januar 1790. Montag Die Probe Bogen des sechsten Bandes sind angekommen, ich wünschte nun das Manuscript zurück und zugleich zu dem dritten Exemplar des Tasso die fehlenden Bogen. Die Bogen A. B. C. habe ich dreymal die übrigen nur zweymal erhalten. W. dl. 4 Jan 90. vGoethe 1 wWenn 12 freu×dndschaftlichen 18 sieechsten
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BRIEFE 170–174
170. An Adam Friedrich Oeser? Weimar, 4. Januar 1790. Montag 〈Druck, Fragment〉 Die fünfundzwanzig Thaler wird H. Pfarr erhalten haben. Was die übersendeten Steine betrifft, so ist gegenwärtig die Liebhaberey hier nicht sehr stark 〈…〉 vGoethe
171. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 13. oder 14. Januar 1790. Mittwoch oder Donnerstag〉 5
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Hier schicke ich dir endlich das mühsam ausgearbeitete Werckchen. Wenn du es Freytags lesen könntest, so würde ich es Sonnabends früh an Batsch überschicken, den ich doch noch einmal darüber hören will. Wenn ich es nun könnte ein Jahr liegen lassen und es dann wieder vornähme, sollte es doch noch eine reinere Gestalt kriegen. Ich habe indeß mein möglichstes gethan und was abgeht hoffe ich durch eine Fortsetzung, durch einen Commentar nachzuhohlen. Vale. G
172. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, vermutlich Mitte Januar 1790〉 〈Druck〉
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Wollten Sie die Güte haben mir wissen zu lassen wenn Sie einen Nachmittag frey haben. Z.B. Morgen. Ich käme Sie zu sprechen und wir gingen alsdann in das Schloß. Arens arbeitet fleißig und trefflich. G.
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173. An Georg Joachim Göschen Weimar, 23. Januar 1790. Samstag Bey dem Tasso ist nichts zu erinnern. Ich wünschte also bald möglichst die gebundenen Exempl. zu erhalten. Und zwar 3 in Saffian Holl. 2 englisch Holl. 9 englisch ordinär. 29 broschirte. Stück 43. Wegen des siebenten Bandes beziehe ich mich auf mein letztes und wünsche wohl zu leben. W. dl. 23 Jan. 90 vGoethe
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174. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. Februar 1790. Samstag Daß Sie Sich, unter den gegenwärtigen Umständen, noch mit der mechanischten aller Wissenschaften, dem Deutschen Theater abgeben mögen, läßt uns andre Verehrer der Irene hoffen daß diese stille Schöne noch eine Zeitlang regieren wird. Wir haben wenigstens diese Tage her uns mit dem Schloßbau Plane so ernstlich beschäftigt als ob wir dem friedlichen Reiche Salomons entgegen sähen. Arens hat uns recht schön aufs Klare geholfen und wir können den ersten Schritt mit Zutrauen und gutem Muth wagen. Arens hat auch einige artige Zeichnungen für den Parck hinter laßen und sich durchaus als ein geschickter, verständiger und redlicher Mann gezeigt. Der Coadjutor hat ihm aufgetragen eine Facade zu dem Stutterheimischen Gebäude zu zeichnen. In Gotha sind wir wohl aufgenommen worden, und der Herzog hat einen Riß zu einem kleinen Gartenhaus / von ihm begehrt.
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BRIEFE 175/176
Hier werden Sie bey Ihrer Rückkunft alles bereit finden und man wird sogleich mit der Arbeit anfangen können. Die meiste Zeit des vergangnen Monats habe ich auf dieses Geschäfte verwendet. Auserdem noch Fausten und das Botanikon in Buchhändlers Hände geliefert. Mit Vergünstigung der Göttinn Lucina hat man auch der Liebe wieder zu pflegen angefangen. Der kleine Pathe wird mager, die Frauen sagen aber: bey dieser Diat geschehe es so. Biß in die zwölfte Woche müße man Geduld haben. Gestern ist das erste Eroticon in diesem Jahre zu Papier gekommen. Wir erwarten täglich Nachricht von Baldauf und werden sodann nach Ilmenau gehen. Der Bergr. Voigt beträgt sich sehr brav oben, es war das einzige Mittel das Geschäft / wieder in Schwung zu bringen. Der arme Mayer in Rom, kann Ihre gute Gesinnungen, ihm dort einen Zuschuß zu gönnen, nicht wie zu wünschen wäre genießen. Seinen traurigen Zustand beschreibt beyliegendes Blat. Er mag nur vorerst in die Schweiz schleichen. Hat er sich ein wenig erhohlt, so mag er zu uns kommen. Wenn er stirbt, so verliere ich einen Schatz den wiederzufinden ich fürs ganze Leben verzweifle. Ich lege einen Brief vom Prinz August zum Gegengewicht bey. Er ist lustiger und wohler als er jemals war. Die Wiederkunft Ihrer Frau Mutter verzieht sich und es ist mir sehr lieb. Wenn Sie Ende Mays wieder hier ist, wird ihr der Wechsel doch nicht sogleich empfindlich. In Italien sollen himmlische Tage seyn. Nach unsrer Witterung läßt sichs dencken. / Ihre Frau Gemahlinn hat uns einige Sorge gemacht, sie wird selbst schreiben; auch der Kleine war nicht wohl ist aber jetzt wieder hergestellt; sein Bild von Lips ist ganz fürtrefflich gerathen. So viel von privatis und privatissimis indessen Sie in publicis versiren. Vollenden Sie Ihre Geschäfte glücklich und bringen uns die Bestätigung des lieben Friedens mit. Denn da eigentlich der Zweck des Kriegs nur der Friede seyn kann; so geziemt es einem Krieger gar wohl wenn er ohne Krieg Friede machen und erhalten kann.
16 ⎡zu gönnen,⎤
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Hierbey liegt eine Visitenkarte als Document daß Hetzer endlich Anstalt macht würcklich aufzubrechen. Doch ist er noch nicht fort. Leben Sie recht wohl und lieben mich. W. dl. 6 Febr. 90 vGoethe
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175. An Christian Friedrich Schnauss 〈Weimar, 8. Februar 1790. Montag〉 Eine Stelle in einem von Serenissimo erhaltnen Briefe, veranlaßt mich Ew Hochwohlgebl um Mittheilung der Samml. die Succeßion in die Chur Sachsen betrl. ergebenst zu ersuchen. Ew Hochwohlgebl
gehorsamster Freund und Diener Goethe
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176. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 14. Februar 1790. Sonntag〉 〈Druck〉
Ich verlange recht sehr mit Ew. Wohlgeb. einige Stunden zu zubringen. Wollen Sie mir morgen zu Tische die Ehre erzeigen? Vielleicht haben wir uns zum Nachtische einer Antwort aus Sachsen zu erfreuen.
1 dasß 7 denie Succeßion
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177. An Carl Chassot von Florencourt Weimar, 17. Februar 1790. Mittwoch Hochwohlgebohrner Hochgeehrtester Herr,
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Ew Hochwohlgebl Schreiben, worinn Sie um Uberlaßung einer gewißen Quantität Frucht ansuchen, habe ich zu seiner Zeit richtig erhalten, auch solches sogleich an die Commission, welcher dieses Geschäfte obliegt, abgegeben. Zwar wußte ich wohl daß keine Ausnahme würde zu Ihren Gunsten gemacht werden können und wollte Ihnen sogleich diese untröstliche Nachricht überschreiben. Die Herrn Commissarien aber vertrösteten mich daß im Wercke sey wegen des Amtes Alstädt eine Ausnahme zu machen und in dieser Erwartung habe ich meine Antwort von Posttage zu Posttage verschoben. / Da aber die Zeit verfließt und man wegen Mehrheit der Interessirten noch nicht zum Schluße kommen können; so habe ich wenigstens dieses anzeigen und die Versicherung hinzufügen sollen, daß ich sobald wegen des Amtes Alstädt eine Verfügung ergeht, solches Ew Hochwohlgebl anzuzeigen nicht ermangeln werde, damit Sie, wenn es nicht zu spät seyn sollte, Sich dorther mit dem nöthigen versehen könnten. Der ich mich mit besondrer Hochachtung unterzeichne Ew Hochwohlgebl
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Weimar dl. 17 Febr. 1790.
6 wusßte 10 aAusnahme
gehorsamer Diener JWvGoethe
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178. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Ilmenau, 〈19.〉 Februar 1790. 〈Freitag〉 Ihr Packet ist mir nach Ilmenau gefolgt, aber mit solcher Behendigkeit, daß, da ich es gleich Retour schicke nur wenige Stunden versäumt werden sollen. Alles wird richtig besorgt werden. Was zu Ihrem Heil und zu Ihrer Freude gereicht theile ich von Herzen, ich bin recht neugierig Sie dießmal wieder zu sprechen. Ihren Auftrag wegen der Deducktion habe ich folgendermaßen ausgerichtet. Ich habe mir sogleich die Materialien, welche Schnauß gesammelt mittheilen laßen, solche fleißig gelesen und mir einen Begriff von der Sache gemacht. Voigten habe ich über die Sache gesprochen um erst zu hören wie er sie ansieht und wie er glaubt daß sie angegriffen werden müße. Er sagte daß er vor allen Dingen ein Werck des Jüngern Senckenbergs herbeyschaffen wolle, welches viel Gutes und hierher ein/schlagendes enthalte. Das erwarten wir nun. Ihr Brief sagt mir auch dießmal nicht daß Sie die Deducktion g l e i c h nach Berlin haben wollen. In Schnaußens Materialien liegt alles, so daß es nur g e s c h r i e b e n zu werden braucht. Ich will gleich mit Voigten einen Plan konzertiren, den sollen Sie bey Ihrer Zurückkunft finden und geschrieben ists alsdann bald. Sie wollen die Wa h r h e i t, da wirds desto leichter. Wegen der Lausnitz wird die Wahrheit nicht tröstlich seyn. Das Ernestinische Hauß ist nicht Mitbelehnt. Altenburg war es einmal. In ChurSachsen scheint man anzunehmen daß es auf die weibl. forterben könnte. Darmstadt soll eine Anwartschaft darauf haben, die aber uns noch nicht klar ist. In Preusischen / Staatsschriften hat man öffentlich behauptet daß die Lausnitz an die Herzoge von Sachsen falle. Aus was für Gründen? sollten jene angeben können. Das alles soll noch beßer eruirt werden. Verzeihen Sie die stumpfe Eile meiner Feder.
21 wLausnitz 23 Fforterben 26 sfoalle
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Der Geschworne Baldauf ist angekommen, ein wackrer Mann, mit dem wir den unterirdischen Neptun zu bezwingen hoffen. Leben Sie wohl in der obersten Welt und behalten mich lieb. Ilmenau dl. 18 Febr 90 G Reichart ist sehr von Ihrer Idee wegen des Theaters eingenommen. Ich schreibe ihm nächstens.
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Wundern Sie Sich nicht, wenn ich den Schrödrischen Brief nicht gar so toll finde wie Sie ihn finden. Ich wußte voraus daß er so antworten würde, da ich seine Verhältniße kenne. Ein d e u t s c h e r Schauspiel Direcktor wäre thorigt anders zu dencken. Von Kunst hat unser Publikum keinen Begriff und so lang solche Stücke allgemeinen Beyfall finden, welche von mittelmäßigen Menschen ganz artig und leidlich gegeben werden können, warum soll ein Direcktor nicht auch eine sittliche Truppe wünschen, da er bey seinen Leuten nicht auf vorzügliches Talent zu sehen braucht, welches sonst allein den Mangel aller übrigen Eigenschaften entschuldigt. / Die Deutschen sind im Durchschnitt rechtliche, biedere Menschen aber von Originalität, Erfindung, Charackter, Einheit, und Ausführung eines Kunstwercks haben sie nicht den mindesten Begriff. Das heißt mit Einem Worte sie haben keinen Geschmack. Versteht sich auch im Durchschnitt. Den rohren Theil hat man durch Abwechslung und Ubertreiben, den gebildetern durch eine Art Honettetät zum Besten. Ritter, Räuber, Wohlthätige, Danckbare, ein redlicher biederer Tiers Etat, ein infamer Adel pp. und durchaus eine wohlsoutenirte Mittelmäßigkeit, aus der man nur allenfalls abwärts ins Platte, aufwärts in den Unsinn einige Schritte wagt, das sind nun schon zehen Jahre die Ingredienzien und der Charack19 Aufsführung 26 |pp.| 26 daurchaus
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ter unsrer Romane und Schauspiele. / Was ich unter diesen Aspeckten von Ihrem Theater hoffe, es mag dirigiren wer will, können Sie dencken. Machen Sie es indeß immer zum besten. Ihre Bearbeitung von Elmiren freut mich sehr und wünschte Sie hier bey mir schon am Claviere zu sehen Nur verziehen Sie noch. Ich gehe wahrscheinlich der Herzoginn Mutter entgegen, ist diese zurück, dann wird es in mehr als Einem Sinne das rechte Tempo seyn hierher zu kommen. Tasso haben Sie vielleicht schon. Faust kommt Ostern und wird auch Ihnen manches zu thun geben. Auch trete ich Ostern, mit einem botanischen Werckchen, meine naturhistorische Laufbahn an, in welcher ich wohl eine Zeitlang fortwandern werde. Leben Sie recht wohl. und schreiben bald wieder und grüßen Moriz. W. dl. 28 Febr 90. G.
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180. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich 28. Februar 1790. Sonntag〉 Wenn Sie denken daß Ihre längere Abwesenheit einiger Entschuldigung bedürfe, so muß ich Ihnen zu Stärckung des Glaubens sagen, daß ich unter gleichen Umständen auch den einmal gefaßten Posten nicht verlaßen würde. Für Sie ist es von der größten Bedeutung im gegenwärtigen Moment von allem unterrichtet zu werden, wo nicht gar kräftig mitzuwircken. Jetzt wird das Eisen geschmiedet und wenn es keinen Krieg giebt, so wird eine neue Gestalt von Europa in kurzer Zeit auf eine Weile sich consolidiren. Wenn nur nicht ein ander Ubel Sie in Berlin fest hielte! Darüber tröst ich mich weniger. Besonders da ich mich von dieser Seite so sicher fühle, / Leider will sich die Vorsicht und Genügsamkeit Ihres Häußlichen Rathes und Dichters, der selten alleine schläft und doch penem
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Abb. 15: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 (Nr 180), S. 1
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Abb. 16: Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 (Nr 180), S. 2
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purissimum erhält, nicht für die Lebensweise eines militarischen politi-
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schen Prinzen schicken. Aus beyliegendem Aufsatze werden Sie noch besser als aus dem Herzbl Promem. über die Lage der Sache berichtet werden. Sie haben aber zu wenig gerechnet. Es sind Sieben Millionen und zweymal hundert Tausend Thaler. Aber auch diese Summe ist das Land wohl werth und man müßte auch rabattiren. Die verlangte Deducktion soll in vier Wochen fertich seyn. Voigt macht sich eine große Freude daraus.
181. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 28. Februar 1790. Sonntag
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Ein Brief von Einsiedel veranlaßt mich Ihnen diesen Boten zu schicken. Ich schrieb ihm neulich: daß ich der Herzoginn, wenn sie nicht so eilig aus Italien zurückgekommen wäre, wohl hätte ein Stückchen entgegen gehen mögen. Da sie nun durch ihre Frau Schwester und den Erbprinzen von Braunschweig in Neapel aufgehalten worden, so nimmt sie mich beym Worte und Einsiedel schreibt mir wenn ich es nicht ausführte taüschte ich die Herzoginn in einer sehr angenehmen Erwartung, er sey selbst dabey interessirt und dringt in mich daß ich meinen Vorsatz nicht soll fahren laßen. Wenn Sie also nichts dagegen hätten, so machte ich mich gleich auf und ging nach Augsburg, wo ich Briefe von Einsiedel finden werde, um zu sehen ob ich ihnen noch weiter entgegen zu / gehen Zeit hätte. Das gelinde Wetter lädet zu einer solchen Reise ein. Was von Geschäften einigermassen an mich geknüpft ist, liegt alles gut vorbereitet. Die Schloßbausache durch die Arbeiten mit Arens; das Bergwerck durch Baldaufs Bemühungen, an dem wir einen sehr braven Mann gefunden haben; die Steuersachen, die mich aufs neue interessiren und die Ihnen gewiß dereinst Freude machen sollen, sind auch für dieses Jahr eingeleitet, daß also eine Abwesenheit von 6 Wochen nicht bemercklich werden wird. 5 und 200 10 nich|t| 21 Ggelinde 22 Lliegt 25 auf|s| 27 vorbereitet ⎡eingeleitet⎤
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Ohne Kosten macht mirs einen großen Spas, denn ich muß wieder einmal etwas fremdes sehen. Auch bin ich gewiß Ihrer Frau Mutter nützlich u. s. w. Ich richte mich daher ein, wenn der Bote zurück kommt und mir keine Contreorder bringt sogleich abzureisen. / Uber ein und die andre Sache laß ich Ihnen noch einen Aufsatz zurück. Z.B. über die Rechnungs Termin Sache welche in meiner Abwesenheit wohl entschieden werden dürfte. Sagen Sie mir doch auch ein Wort wie es Ihnen geht? Und wann dießjahr die Revüen fallen? wenn kein Krieg wird. Ich möchte das 90 er Jahr gern unter freyem Himmel, soviel möglich zu bringen. Eben erhalte ich von Ihrer Frau Gemahlinn den Brief, welchen Sie unterm 16 Febr schrieben. Da auch dieser das friedlichste hoffen läßt, so kann ich umsomehr die Hoffnung meiner Reise unterhalten. Leben Sie recht wohl. Verzeihen Sie die üble Handschrifft. Hierbey liegt ein offner Brief an Reichart mit einigen Glaubens Bekänntniß Artickeln. W. dl. 28 Febr. 90 G. Ich weiß nicht ob ich Sie schon einmal ersucht habe es dahin zu bringen daß wir Schwefel Abgüße von den Koniglichen Gemmen Cabinet erhielten. Es wäre dünckt mich etwa unter dem Vorwande zu erlangen: daß die Akademie der Künste, durch solche Abgüße auch Nutzen haben werde. Ihre Frau Gemahlinn hat mir einen freundlichen Gruß aufgetragen. Noch muß ich eine Vergeßenheits Sünde gestehen. Sie sagten mir was Sie Oertels Sohn jährlich auf der Akademie geben wollten und ich habe die Summe vergeßen.
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182. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. März 1790. Montag
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Von Emilien werden Sie durch den Boten, den ich an Sie abschickte einen Brief erhalten haben. Die guten Kinder sind noch in Gotha, der Alte ist kranck und sie führen, scheint es ein erbärmlich Leben. Ich mache mich Reisefertig um aufzubrechen, wenn Sie es gut finden, es macht mir diese Exkursion viel Freude. Die römische Kayser Krönung in Franckfurt werden wir doch auch nicht versäumen, das sind lustige Aussichten. Die Aüsserung des Preusischen Ministerii über die Succession oder vielmehr die Einlösung der Lausniz hat Schnauß exzerpirt, ich habe aber das Allegat nicht berichtigen können. Mit der Donnerstags Post schicke ich es an Sie noch ab, denn ich bin überzeugt daß Sie sobald noch nicht von Berlin wegkönnen. Leben Sie bald w o h l e r und vergeßen uns nicht. W. dl. 1 März 1790 G.
183. An Johann Christian Kestner Weimar, 2. März 1790. Dienstag 15
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Euer Brief, l. Kestner, hat mir viel Freude gemacht, besonders das Zettelchen vom Brocken, welches mir ein rechter Beweiß Eures dauernden Andenckens ist; dafür habe ich auch oft an Euch gedacht wenn es mir wohl ging. Heute sage ich wenig, das ihr für viel nehmen mögt weil ich gleich schreibe. Es folgt auch der sechste Band meiner Schriften, zu deßen Genuß ich Euch gute Stunden wünsche. Lebet wohl, grüßet Lotten und die Eurigen. Ich bin wieder auf dem Sprunge zu verreisen, wie weit weiß ich selbst nicht. Adieu! Behaltet mich lieb. W. dl. 2 März 1790 G. 5 Exgkursion 20 Schriften|,|
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184. An Georg Joachim Göschen Weimar, 3. März 1790. Mittwoch Hier übersende ich den Uberrest des Manuscripts. Jery und Bately wird zuerst, Scherz List und Rache zuletzt gedruckt. Den Betrag dieses Bandes haben Sie die Güte gelegentlich Hl. Leg. R. Bertuch zuzustellen, und davon abzuziehen was ich Ihnen indeßen schuldig geworden. Hl. Lips wird Titelkupfer und Vignette beylegen. Lassen Sie mir von beyden einige Abdrücke machen. Leider sind die Vignetten des sechsten Bandes, wenigstens in den Exemplaren die ich erhalten habe, sehr übel und schmutzig gedruckt. Schärfen Sie doch dem Kupferdrucker ein daß es beym siebenten Bande nicht wieder geschehe. Ich verreise auf einige Zeit, also senden Sie mir nichts und schreiben mir auch nicht. Die Exemplare des siebenten Bandes, wenn sie fertig sind senden Sie mir in der Zahl und Art wie des sechsten. Ich wünsche wohl zu leben, und dancke für das Deutsche Museum. W. dl. 3 März 1790. vGoethe
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185. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 3. März 1790. Mittwoch Solange habe ich dir nicht geschrieben und auch heute weiß ich nicht ob du ein vernünftig Wort von mir hören wirst. Meine Lage ist glücklich, wie sie ein Mensch verlangen kann. Dieses Jahr habe ich mich durch manches durchgearbeitet. Die zwey letzten Bände meiner Schriften werdet ihr Ostern haben, nehmt vorlieb. Mir ist diese Epoche wichtig, ich habe damit vieles abgethan. Ostern betret ich auch die Bahn der Naturgeschichte als Schriftsteller; ich bin neugierig was das Gelehrte und Ungelehrte Publikum mit einem Schriftchen machen
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wird, das über d i e M e t a m o r p h o s e d e r P f l a n z e n einen Versuch enthält. Im Studio bin ich viel weiter vorwärts und hoffe übers Jahr eine Schrift über d i e G e s t a l t d e r T h i e r e herauszugeben. Ich brauche aber / wahrscheinlich Zeit und Mühe eh ich mit meiner Vorstellungs Art werde durchdringen können. Es soll mich freuen wenn du mich auch auf diesem Wege zu begleiten Geduld hast. In einigen Jahren wird sichs zeigen. Daß die Französche Revolution auch für mich eine Revolution war kannst du dencken. Ubrigens studire ich die Alten und folge ihrem Beyspiel so gut es in Thüringen gehn will Meinen Tasso wirst du nun wohl haben. Ich bereite mich zu einer kleinen Reise, wahrscheinlich gehe ich der Herzoginn Mutter, welche aus Italien zurückkehrt entgegen, und thue in diesem schönen Frühjahr einen Blick über die Alpen. Lebe indeßen wohl und liebe mich. W. dl. 3 März 1790. G.
186. An Friedrich Justin Bertuch Weimar, 5. März 1790. Freitag
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Hl. Legationsr. Bertuch erhalten zu Wiedererstattung der in Leipzig ausgezahlten 50 rh nach hiesigem Cour. 55 rh und zwar wie folgt. Anbey baar _ _ _ _ 8 : 17 : 4. Vom Jen. Cabinet. 14 : 9 : 8 Von Hl. R. Ludekus 31 : 21 : – rh 55 : – : –
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Ew Wohlgebl verzeihen daß ich Ihnen durch die zerstückte Anweisung dieser Posten noch eine Mühe mache. W. dl. 5 März 1790 Goethe
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Abb. 17: Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 3. März 1790 (Nr 185), S. 1
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Abb. 18: Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 3. März 1790 (Nr 185), S. 2
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187. An Johann Gottfried Herder 〈Jena, 10. März 1790. Mittwoch〉 〈Abschrift〉
Ich bin glücklich in Jena angekommen und mein Geschäft geht so ziemlich, es ist ein verwickelten Uebel. Für den Moment hoffe ich es zu bemänteln. Dieses schreibe ich Dir eigentlich nur um Dich zu bitten: Du mögest ein mir schon gegebenes Geschenk zum zweytenmal geben. Ich habe des Fortis Beschreibung des Val di Ronca vergessen, sey doch so gut und verfüge Dich in meine Wohnung, laß Dir Biblio-Theculam meam aufschließen und suche das Werkchen, das Du allein finden kannst. Wenn ich nach Bassano komme, bin ich nahe in der Gegend. Verzeihe mir, aber mir geschieht ein großer Gefalle. Grüße Frau und Kinder, besonders Gusteln, er hat sich männlich gehalten als ich fortfuhr und von einem a n d e r n Abschied ganz mürbe war. Lebe wohl. Ich schicke einen Boten dem gieb das Buch mit. G.
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188. An Jacob Friedrich von Fritsch Jena, 12. März 1790. Freitag Hochwohlgebohrner Freyherr, Insonders hochgeehrtester Herr Geheimerath, Vergebens habe ich biß auf diesen Augenblick gehofft die Sache h i e r nach einer von Major Bentheim abgefaßten Sentenz abzuthun, weil ich nur im äussersten Falle den Feldw. Wachtel durch ein Commando nach Weimar schicken möchte, um nicht alle Mühe dieser Tage verlohren zu haben und diese höchstverdrüßliche Sache gleichsam von vorn vor Durchl den Herzog und sein Ministerium zu bringen. Eigentlich sind es blos p e r s o n a l Verhältniße welche diese Angelegenheit so verwi-
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ckelt machen. Noch gebe ich die Hofnung nicht auf und werde auf eine oder die andre Weise nähere Nachricht geben. Beruhigt übrigens ist alles für den Moment. Ich empfehle mich zu Gnaden. Ew Exzell 5
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ganz gehorsamster Goethe
189. An Jacob Friedrich von Fritsch Jena, 12. März 1790. Freitag Hochwohlgebl Freyherr Insonders hochzuehrender Herr Geheimerath, 10
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Ew Exzell werden aus beyliegendem unterthänigem Berichte die Ausenseite von dem was in diesen Tagen vorgekommen zu ersehen geruhen. Schon dreymal habe ich ihn verändert, eben so oft einen Brief an Ew Exzell angefangen und noch weiß ich nicht wie die Sache welche beynahe in jeder Stunde ein ander Ansehn gewinnt, sich endigen werde. Mein Wunsch ist sie noch ganz abzuthun, wozu sich die Hofnung bald nähert bald entfernt. Ich müßte ein Buch Papier verschreiben, wenn ich alles was mir in diesen Tagen vorgekommen, und vertraut worden ist aufzeichnen wollte. Denn leider ist das gegenwärtige Geschwür nicht / die Kranckheit, sondern die Anzeige eines tiefer liegenden complicirten Übels. Das Mißverhältniß der Jägerkompagnie zu ihrer hiesigen Bestimmung und zum Commandanten kennen Ew Exzell. Besonders scheint der Feldwebel Wachtel, eben der unkluge Anführer am 4 März, Relationen zu haben die ihn trozig und gegen den Major wie den Capitain widersprüchig machen. Die jungen Studirenden waren äusserst aufgebracht und vielleicht war es nötig sie an jenem Abend durch feyerliche Zusage der e k l a 15 wWunsch 20 Übels. D 22 Besonders hat 24 CMajor 26 Leute ⎡Studirenden⎤ 27 eder
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t a n t e s t e n Satisfaction worauf sie jetzt bestehen zu begütigen, man hat sich aber freylich dadurch kompromittirt und ihre Prätensionen hochgespannt. Ich kann Ew Exzel im Vertrauen sagen daß Hofr. Loder in diesem Falle zu seyn scheint, ob ich gleich auch gestehen muß daß er diese Tage seinen ganzen Einfluß gebraucht hat um die jungen Leute ins Gleis zu bringen, der Prorecktor, ich selbst haben auf eine schickliche Weise ihnen / zuzureden gesucht, man hätte auch wahrscheinl. reüissirt wenn nicht |:und wie sogar verlauten will, dem ich jedoch wie hundert andern Sagen keinen Glauben beimeße, von Professoren selbst:| die jungen Leute aufs neue aufgehetzt und sie mit Gründen gegen unsere Vorstellungen unterstützt worden wären. Ohngeachtet alles dieses hätte ich heute früh einen entscheidenden Schritt gethan und die Bentheimische Sentenz exequiren lassen, wenn nicht Griesb selbst, der bißher und noch gestern Nacht halb zwölfe standhafter Gesinnungen war, nun sich auch, ganz wieder Erwarten, auf jene Seite geneigt hätte, welche sich zu sehr für den Studenten zu fürchten scheint. Könnte ich noch vierzehn Tage hier bleiben, so hätte ich es doch durch zusetzen gesucht und für die Folgen gestanden. Es kommt nun noch darauf an was der Prorecktor ausrichtet. Es muß sich biß heute Abend entscheiden. / Uberhaupt habe ich in diesen wenigen Tagen eine Verwicklung von Personen, Leidenschaften, Umständen und Zufällen auseinander zu setzen und mir deutlich zu machen gehabt um nicht falsche Schritte zu thun, daß ich keinen Augenblick zur Ruhe gekommen bin. Ich habe auch deßwegen Protokolle und Registraturen zu führen so wenig möglich als räthlich gehalten. Schon die erste Session war so stürmisch indem Bentheim mit wenigem Menagement allen seinen Griefs gegen Lodern Luft ließ und ich viel zu thun hatte sie a l’ordre du jour zurückzubringen und den Faden durch das Labyrinth sovieler Mißverhältniße fest zuhalten. Nachher habe ich alles diskursive tracktirt, und das beste ist in einzelnen Gesprächen oder Nachtische ausgemacht worden. Ich fand bey meiner Ankunft die Acten der Mil. Gerichte instruirt, die Sentenz gefällt und mein ganzes Geschäft bestand in Negotiationen
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ob es räthlich und thulich sey die Sentenz zu exequiren oder die Entscheidung ins weitere zu spielen. / So eben verläßt mich der Prorecktor und die Sache scheint eine nicht ganz ungünstige Wendung zu nehmen. Er hat die laesos gesprochen, die sich sehr artig bezeigt, für die bißherigen Bemühungen gedanckt, auch für ihre Personen versichert haben: „daß sie geneigt seyen nachzugeben, allein sie seyen nicht im Stande, ohne die Menge gegen sich selbst aufzuhetzen, gegen dieselbe diese Gesinnungen zu äussern, da man von Seiten der Commission, der Akademie, der Militairgerichte, glaubte das mögliche gethan zu haben, so bäten sie daß man ihnen erlauben möchte sich mit ihrer Beschwerde an Serenissimum unmittelbar zu wenden und ihm die ganze Sache in die Hände zu legen. Sie bäten nur um Sicherheit gegen das Militare biß zu Austrag der Sache.“ Ich glaube nicht daß ihnen das auf irgend eine Weise zu verwehren seyn möchte, vielmehr beschäftigt und besänftigt sie dieser Gedancke wieder und es wird Serenissimo leicht fallen sie ganz und gar zu befriedigen. / Ich laße indeßen Wachteln hier in Arrest und schicke auch die Militargerichts Akten nebst der Sentenz nur blos zur Notiz ein, wie ich auch die Geh. Canzl. Ackten remittire. Und bitte: daß nichts in der Sache möge beschloßen werden ohne daß man zuvor des Prorecktors Sentiment darüber gehört hat, denn die Sache steht auf einer zarten Spitze. Keinen Tumult erregen sie wahrscheinlich, aber zu einer starcken Emigration könnte es Anlaß geben. Indeßen wünsche ich daß ein verehrtes Ministerium meine Bemühungen nicht ganz für unnütz erkennen möge. Auch darf ich mir schmeicheln daß die Lage der Sachen seit meiner Anwesenheit nicht schlimmer geworden. Durch den Ernst den man gezeigt ihnen wenigstens einige Satisfaction geben zu wollen, durch das was man ihnen bey dieser Gelegenheit vorstellen können, durch die Ehre die man den Wortführern erzeigt sind die Gemüther um / vieles besänftigt, die Anführer, die Verletzten sind gewonnen, die Argumente pro und contra kursiren unter den jungen Leuten, ein groser Theil der Studirenden ist doch bey der Sache nicht interessirt, von den übrigen wird ein Theil auf Ostern fortgehen, zum Theil sich abkühlen. 8 eigegen 13 Aust×rag 24 aAnlaß
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Nur muß ich wiederhohlen: reel wird die Satisfaction seyn müßen die man ihnen giebt. Denn wenn sie auch nicht, wie man glaubt, instigirt und instruirt werden, so sind sie selbst so sehr kompromittirt und werden nun schon wie man hört hier und da von Bürgern pp vexirt worinn denn ihre große Satisfacktion bestehen werde? Bentheim gesteht im Vertrauen selbst: daß wenn es seine eignen Leute gewesen wären er strenger verfahren hätte. Noch bemercke ich daß ich rem integerrimam zu erhalten gesucht habe, daß ich auch eben deßwegen Wachteln nicht hinüber schicke damit jeder Weg offen bleibe den man erwählen möchte. / Den wunderlichen Vorfall beym Militar daß die Jäger im Begriff waren auszutreten wird Ltnant Trütschler erzählt haben. Der gute Major war ganz ausser sich. Gestern Abend fingen zwey Jäger an zu wetzen, die Wache ging nach ihnen fand sie nicht, Studenten arretirten sie und brachten sie dem Capitain ins Hauß. Es ist eine Ordnung in dieser Anarchie die oft ins Lächerliche fällt. Ew Exzell empfehle ich mich mit diesem zu Gnaden und bitte Hl. Geh. Schnaus und Schmidt mich gleichfalls bestens zu empfehlen. Da mir nun nichts zu thun übrig bleibt, so will ich mit anhoffender Genehmigung meine Reise Morgen frühe weiter fortsetzen. Ich bitte nur die Eile und Verwirrung meines Schreibens zu entschuldigen und versichert zu seyn daß ich mit lebenswäriger Verehrung mich unterzeichnen darf Ew Exzell Jena. dl. 12 März ganz gehorsamer 1790. Goethe / N. S. Noch muß ich des Vorfalls beym Jäger korps mit einem Worte gedencken wovon Ltnant Trütschler Ew Exzell schon wird benachrichtiget haben. Es hatte sich unter den Jägern die Sage verbreitet als wenn sie mit harter Leibesstrafe angesehen werden sollten. Sie versammelten sich also, kammen Haufenweis zum Hauptm. baten um Erlaubniß nach Weimar gehen zu dürfen, andre kamen zum Major, andre hatten sich schon wie man sagte auf den Weg nach Weimar gemacht, ich war im Begriff Ew Exzell einen reitenden Boten zu schicken, als alles wie11 vVorfall 20 mMorgen 25 WJena
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der bald im Gleise war. Der alte Major war ausser sich, Trütschler betreten und ich im Moment dieser Gährung für die gelindesten Mittel und für die gelindeste Art die Sache anzusehn. Heute bey der Parade hat der Hauptmann die Leute im Schloßhof einen Kreis schließen laßen und sie haranguirt, auch ist alles ruhig. Der Ltnant ist hinüber um mündlichen Rapport abzustatten den Major habe ich ersucht nichts davon zu melden und versprochen die allen/falsige Verantwortung über mich zu nehmen. In diesen Momenten ist Gelindigkeit und Festigkeit nötig um nicht alles durcheinander zu werfen. So eben geht R u p p r e c h t ein Franckfurter der Masaniello dieses Moments von mir. Er kam wohlgeputzt mir in dem Nahmen aller Beleidigten, Verletzten und Interessirten für die Mühe zu dancken die ich mir hätte in ihrer Angelegenheit nehmen wollen. Sie erkannten daß meine Absicht gewesen sey ihnen Genugthuung zu verschaffen, daß es aber nicht an mir sondern an den Umständen gelegen habe daß sie bißher nicht hätten befriedigt werden können, sie hätten sich deßwegen den Weg an Sereniss. zu gehen vorgenommen pp. Was sagen Ew Exzell zu dieser Manier? Ich sagte ihm was ich in dem Augenblicke dienlich hielt und entließ ihn. / Ich würde nicht endigen wenn ich alle interessante Scenen dieser Tage erzählen sollte und es thut mir in diesem Augenblicke manchmal leid mich zu entfernen, ob ich gleich in gewißen Betracht Gott dancken will wenn ich diesmal die Rasenmühle hinter mir habe. Mich wie im Briefe angelegentlich empfehlend. G. Ich endige auch würcklich noch nicht. Eins muß ich noch bemercken. Es ist ein Vorschlag gethan worden, den man plausibel findet, der aber mir die gefährlichsten Folgen zu haben scheint. Die Studenten wollen selbst patroulliren und Unfug verhüten. Ich brauche die Consequenzen nicht Ew Exzell. zu detailliren. Leider haben sie schon Gestern zwey Jäger, wie oben gesagt arretirt und abgeliefert, das war im Augenblick gut und doch wollte ich wir wären
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nicht in dem Falle. Leipzig hieß sonst klein Paris, 〈…〉 / Jena verdiente jetzt wohl eher diesen Nahmen. Verzeihen Ew Exzell dieses entstellte Blatt, es fehlte nichts als daß ich noch in der Eile das Dintenfaß darüber schüttete. Ich kann es nicht abschreiben sondern muß siegeln weil die Botenmädchen warten.
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190. An Johann Gottfried Herder Jena, 12. März 1790. Freitag Der F l e c k e n ist zwar nicht ganz ausgetilgt, das S c h l o ß noch nicht ganz bewohnbar, ich gehe aber doch weiter, das übrige wird auch gethan werden. Noch bin ich in Jena, und wenn mir dieser Ort verhaßt werden könnte, so hätt er es diese Tage werden müßen. So ein Greuel von Mißverhältnißen als ich nur einigermaßen zu balanciren hatte ist mit Gedancken kaum zu faßen, mit Worten nicht auszudrücken. Habt Danck für eure Liebe und Andencken, ich gehe dießmal ungern von Hause, und dieser Stillstand in der Nähe macht mir die Sehnsucht rückwärts noch mehr rege. Ich will suchen morgen fortzukommen. Da man gegen das Ende weich und sorglich zu werden anfängt, so fiel mir erst ein: daß nach meiner Abreise mein Mädchen und mein Kleiner ganz und gar verlaßen sind, wenn ihnen irgend etwas zustieße, worinn sie sich nicht zu helfen wüßten, ich habe ihr gesagt: sich in einem solchen äussersten Falle an Dich zu wenden. Verzeih. / Für Augusten lege ich ein Blat bey, es that mir herzlich leyd daß ich ihn zurücklaßen mußte, es ging aber in manchem betracht nicht an ihn mit zu nehmen. Heute verdrießts mich bey so schönem Wetter in der Stube bleiben und mein Geschäft endigen zu müßen. Ohne die Jenaischen Händel wäre ich in Nürnberg. Lebt wohl und grüßt alles. Knebeln und die Fr. v Kalb. Ich dachte selbst daran Knebeln mitzunehmen. Er ist so gut und es ist so gefährlich sich mit ihm zu gesellen, und ich habe so ganz meine eigne Weise nach 7 uübrige 10 könnete
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der ich leben muß oder ganz elend bin. in Liebe.
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Dancke für Ronca.
191. An Friedrich von Stein Jena, 12. März 1790. Freitag 〈Druck〉 J e n a, den 12. März 1790.
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Ich hätte wohl gewünscht, Dich noch einmal vor meiner Abreise zu sehen, und Dir ein Lebewohl zu sagen. Noch bin ich nicht aus Jena, ich bin in ein böses Netz gefallen. Morgen früh denke ich mich herauszuwickeln. Die freie Luft wird mir desto besser schmecken. Lebe wohl! Ich kann Dir nichts weiter sagen, denn der Kopf ist mir ganz wüste. Grüße die Deinen und behalte mich lieb, wie ich Dich immer lieb und werth behalten werde. Nach Augsburg hat Sutor meine Adresse. G.
192. An Johann Gottfried und Caroline Herder Nürnberg, 15. März 1790. Montag Nürnberg dl. 15 März 1790.
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Das schöne Wetter hat sich in Schnee verwandelt, auf einmal ist die frohe Welt, trüb und kothig. Ich muß nun sehn wie ich durch komme, ich fürchte nur dieses Wetter ist sehr weit ausgebreitet und macht mir in den Gebirgen Händel. Keine n e u e n B e g r i f f e habe ich biß jetzt noch nicht erobert, desto mehr eile ich weiter. Der Aufenthalt in Jena hat mich verspätet, es
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wäre verdrüßlich wenn ich vor Palmarum nicht Venedig erreichte. Um als ein Heide von dem Leiden des guten Mannes auch einigen Vortheil zu haben, muß ich die Sängerinnen der Conservatorien nothwendig hören und den Doge im feyerlichen Zuge sehn. Nach Anspach geh ich nicht. Es macht gleich soviel Umstände wenn man sich aufhalten und umziehen soll, ich dencke biß Augsburg nicht aus der Chaise zu steigen. Lebet wohl, grüßet Augusten und die ganze kleine Schaar. Knebel, Fr von Kalb. Behaltet mich lieb. Diese Reise wird mir an Leib und Geist wohl thun, ob ich sie gleich eigentlich ohne rechten innerlichen Trieb fortsetze. ! G
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193. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Venedig, 〈2. und〉 3. April 1790. 〈Freitag und〉 Samstag Am 31 März bin ich in Venedig glücklich angelangt, nach einer vergnüglichen Reise. Das Wetter war meist schön, besonders durch Tyrol. Diesseits der Alpen von Verona biß hierher habe ich immer Nord ost gehabt, hellen Himmel aber kalt. Heute den zweyten Aprill hat es hier geschneyt. Auf dem Lande sind die Bäume noch sehr zurück, bey Botzen blühten Mandeln und Pfirschen, um Verona war es auch sehr schön an den Hügeln hin das flache Land sieht aber noch nicht Italiänisch aus. Nun bin ich unter den Amphibien und werde mich bald daran gewöhnen. Von Ihrer Frau Mutter habe ich noch keine Spur und Einsiedel hat mir einen Gasthof angezeigt, der gar nicht in Venedig existirt. Durch einen Zufall bin ich in eine gute Wohnung gekommen und habe den wahrhaften Musäus zum Wirthe, ich erneuere mir sachte den Begriff dieser seltsamen Stadt und gehe das merckwürdigste darin durch. Diese Reise hat mich recht zusammengeschüttelt und wird mir an Leib und Seele wohlthun /
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Ubrigens muß ich im Vertrauen gestehen, daß meiner Liebe für Italien durch diese Reise ein tödlicher Stos versetzt wird. Nicht daß mirs in irgend einem Sinne übel gegangen wäre, wie wollt es auch? aber die erste Blüte der Neigung und Neugierde ist abgefallen und ich bin doch auf oder ab ein wenig Schmelfungischer geworden. Dazu kommt meine Neigung zu dem zurückgelaßnen Erotio und zu dem kleinen Geschöpf in den Windeln, die ich Ihnen beyde, wie alles das meinige, bestens empfehle. Ich fürchte meine E l e g i e n haben ihre höchste Summe erreicht und das Büchlein möchte geschloßen seyn. Dagegen bring ich einen Libellum E p i g r a m m a t u m mit zurück, der sich Ihres Beyfalls, hoff ich, erfreuen soll. In manchen Augenblicken wünsch ich Sie mit mir zu sehen, nur damit Sie Sich in Deutschland besser freuten. Das ist nun hier mitten im Wasser und wir sind mitten im Land! Das ist das beste Element wo man sich seiner und der seinigen freuen kann. Leben Sie recht wohl. Venedig dl. 3 Ap. 90. G.
194. An Johann Gottfried Herder Venedig, 3. April 1790. Samstag
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Ich sollte euch allerley guts sagen und ich kann nur sagen daß ich in Venedig angekommen bin. Ein wenig intoleranter gegen das Sau Leben dieser Nation als das vorigemal. Recht wunderbar ists daß ich das Tagebuch meiner vorigen Reise mitzunehmen vergeßen habe. Also meinen alten Pfaden nicht folgen kann und wieder von forne anfangen muß. Das ist indeßen auch gut. Von der Herzoginn hör und seh ich nichts. Ich habe mich eingerichtet daß ich s abwarten kann. Ich will das Wasser nest nun recht durchstören. Wie einfach und wie komplicirt sind doch alle menschliche Dinge! Ich wohne am Rialto ohngefahr 20 Häuser näher als der Scudo di Francia auf der selben Seite. Habe einen Wirth wie Musäus war und bin schon leidlich zu Hause. Meine Elegien sind wohl zu Ende, es ist gleichsam keine Spur dieser Ader mehr in mir. Dagegen bring ich euch ein Buch Epigrammen mit, die hoff ich 2 nNicht 3 auch,? 12 Sie M 14 mitt×en 27 ⎡auf der selben Seite⎤
Abb. 19: Goethe: „Römische Elegien“ („Erotica Romana“), Titelblatt (Zyklushandschrift)
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Abb. 20: Goethe: „Römische Elegien“ („Erotica Romana“), Reinschrift (Zyklushandschrift) mit egh. Korrekturen, S. 5
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Abb. 21: Goethe: „Venetianische Epigramme“ („Epigramme. Venedig 1790“), Titelblatt (Zyklushandschrift)
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Abb. 22: Goethe: „Venetianische Epigramme“ („Epigramme. Venedig 1790“), Reinschrift (Zyklushandschrift) mit Korrekturen, S. 5
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nach dem Leben schmecken sollen. Ich wollte mehr schreiben, die Post nicht zu versäumen schließ ich. Lebt wohl. Venedig dl. 3 Ap. 90. G. / Grüßt mir Augusten, er fehlt mir sehr. Hier sind tausend Sachen die er genöße und an denen ich vorbeygehen muß. Grüßt ihn.
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195. An Philipp Seidel 〈Venedig, wahrscheinlich zwischen 12. und 14. April 1790〉 〈Fragment〉
NB Du zahlst das Geld nur an Baumgarten wenn er dir einen Schein zurückgiebt in welchem ich mich verbinde Johanni 43 rh und einige Groschen auszuzahlen. G.
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196. An Johann Gottfried Herder Venedig, 15. April 1790. Donnerstag 〈Abschrift〉 Venedig d. 15. Apr. 1790. Hier schick ich ein Blatt Epigramme, die von meinem Daseyn zeugen mögen, übrigens hab ich nicht viel zu sagen. Ich studire die Venetianische Malerschule von vorn herein fleißig durch und habe daran viele Freude, auch präsentiren sich mir allerley Resultate und Bemerkungen, wo nicht ganz neue, doch von neuen Seiten. Ich bitte Euch
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die Freunde vielmahls zu grüßen und die Epigramme ihnen mitzutheilen. Dem Herzog hab ich eins besonders geschickt, das laßt euch auch zeigen. Die Herzogin ist den 10n dieses von Neapel hinweg und will zu Ende des Monats hier seyn. Ich werde bis zu dieser Zeit meiner Erlösung aus diesem Stein- und Wasserneste noch mancherley Unterhaltung finden. Indessen verlang ich sehr nach Hause. Noch hab ich keine Briefe weder von euch noch von sonst jemand. Ich habe wieder nach Augsburg geschrieben wo sie wohl liegen geblieben sind. Von Angelika hab ich einen Brief, sie ist gar freundlich und gut, wie immer. Reichart trägt ihr seine Opera vor und macht ihr viel Freude. Lebt wohl. Grüßt alles. Augustens gedenke ich bey gar manchen Gelegenheiten. Grüßt ihn. Leider ist kein Schauspiel vor Himmelfahrt, das Wetter ist leidlich. Die wenigen Bäume, die hier in den Klostergärten stehen sind noch gar nicht grün. Lebt wohl, und gedenkt mein. G.
197. An Carl Ludwig von Knebel 〈Venedig〉, 23. April 1790. Freitag. = Müde war ich geworden nur immer Gemälde zu sehen,
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Herrliche Schätze der Kunst wie sie Venedig bewahrt. Denn auch dieser Genuss verlangt Erhohlung und Muße; Nach lebendigem Reiz suchte mein schmachtender Blick. Gauklerinn! da ersah ich in dir das Urbild der Bübchen Wie sie Johannes Bellin reizend mit Flügeln gemahlt, Wie sie Paul Veronese mit Bechern dem Bräutigam sendet Dessen Gäste betäubt Wasser geniessen fur Wein.
= Wie von der künstlichsten Hand geschnizt das liebe Figürchen, Weich und ohne Gebein wie die Mollusca nur schwimmt, Alles ist Glied und alles Gelenk und alles gefällig, Alles nach Maassen gebaut alles nach Willkühr bewegt. 17 sehen|,| (G1?) 27 ohene (Verbesserung mit Bleistift verstärkt; G1?) 28 gefällig|,| (G1?)
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Vieles kannt ich, Menschen und Thiere und Vögel und Fische, Kannte manches Gewürm Wunder der grossen Natur, Und doch staun ich dich an, Bettine, liebliches Wunder! Denn du bist alles zugleich und bist ein Engel dazu.
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Kehre nicht, o Kind, die Beinchen hinauf zu dem Himmel, Jupiter sieht dich, der Schalk, und Ganymed ist besorgt.
= Wende die Füschen zum Himmel! nur ohne Sorge, wir streken Arme betend empor, aber nicht schuldlos wie du.
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= Gern überschreit ich die Gränze mit breiter Kreide gezogen, Wenn du Botteghaa) dir machst drängst du mich artig zurück.
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Vier gefällige Kinder hast du zum Gauckeln erzogen Alter Gauckler und schikst nun sie zum Sammeln umher. Meine Güter trag ich bey mir! so sagte der Weise, Meine Güter, sagst du, hab ich mir selber gemacht.
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“Ach! mit diesen was macht er? Jesus Maria! “Bündelchen Wäsche sind das wie man zum Brunnen sie trägt. “Warrlich sie fällt! Ich halt es nicht aus! Komm gehn wir! Wie zierlich! “Sieh nur wie steht sie! Wie leicht! Alles mit Lächlen und Lust.“ Altes Weib, du bewunderst mit Recht Bettinen! Du scheinst mir Jünger zu werden und schön, da dich mein Liebling erfreut.
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= Alles seh ich gerne von dir, doch seh ich am liebsten Wenn der Vater behend über dich selber dich wirft; Du dich im Schwung überschlägst und nach dem tödlichen Sprunge Wieder stehest – und läufst, eben als wär nichts geschehn.
=
1 ich|,| (G1?) 1 Fische|,| (G1?) 6 Himmel|,| (G1?) 9 Himmel|!| 12 bbreiter (Verbesserung mit Bleistift verstärkt; G1?) 21 Ach|!| (G1?) 23 Warrclich 24 Siteh 28 v×on 29 wirft|;| (G1?) 31 wär (Umlautstriche mit Bleistift verdoppelt; G1?)
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BRIEF 198
Zürnet nicht ihr Frauen daß wir dies Mädchen bewundern, Ihr geniesset des Nachts was sie am Abend erregt.
= 5
“Welch ein Wahnsinn ergriff dich im Müssiggang? Hältst du nicht inne? “Wird diess Mädchen ein Buch? Stimme was Klügeres an!“ Wartet! Bald will ich die Könige singen die Grossen der Erde, Wenn ich ihr Handwerk und sie besser begreife wie jetzt. Unterdessen sing ich Bettinen, denn Gauckler und Dichter Sind gar nahe verwandt und die Verwandtschaft zieht an. /
=
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Anmerckungen. a)
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f a r B o t t e g h a heißt bey Taschenspielern und Gaucklern: die zudringenden Zuschauer vor Anfang des Spiels nach Verhältniß entfernen und sich den nötigen Raum verschaffen, den einige vorher mit Kreide bezeichnen. B e t t i n e läßt gewöhnlich den jüngeren Bruder auf ihre Schultern treten und so geht sie auf der weißen Linie umher und reinigt den Platz. b.) A n i m e hat bey katholischen Christen den Neben begriff: e r l ö s t e, z u r S e l i g k e i t b e s t i m m t e S e e l e n, mit denen man also solche frevelhafte Possen nicht treiben sollte.
= 25
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Hier schicke ich dir l. Br. ein Blätchen Gedichte alle Eines Inhalts, Herder wird ein manigfaltigeres mitgetheilt haben. Besser ist es immer mit den Resultaten unsres Daseyns die Freunde ein wenig ergötzen, als sie mit Confessionen wie uns zu Muthe ist wo nicht traurig doch nachdencklich zu machen. Grüße alle. Bald send ich wieder ein Blat. Lebe wohl. Mich verlangt sehr wieder nach Hause. dl. 23 Apr. 90.
8 Bettinen|,| (G1?) 14 zu entfernen 17 weisßen 20 Neben|-|begriff (Trennstrich am Zeilenende verdoppelt; G1?) 21 S|e|e l e n 27 mMuthe
APRIL 1790
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Heute erhalt ich einen Brief von Fr. v. Kalb, das erste Wort das ich von Hauß sehe. Grüße sie und danck ihr. Uberacht Tage erhält sie auch ein Blat Epigrammen. Sie wachsen hier wie die Pholaden. Leb wohl. Behalte mich lieb. Die Herzoginn kommt dl. 7 May hier an. G.
198. An Charlotte von Kalb Venedig, 30. April 1790. Freitag Anmerckung. a) Mi raccomando Signori! da Bravi! fatevi bravi! ist der Zuruf den Gauckler und Taschenspieler brauchen wenn Geld eingesammelt wird. = Ihr freundliches Schreiben war das erste Wort was nach meiner Abreise zu mir von Hause kam. Von Herders hab ich noch gar nichts gehört. Hier schicke ich ein Blätchen Epigrammen welche ich den Freunden mitzutheilen bitte. Es sind dieses Früchte die in einer großen Stadt gedeihen, überall findet man Stoff und es braucht nicht viel Zeit sie zu machen. Ich habe mich recht umgesehen, indeßen ist es immer nur unvollkommen wie ein Reisender sehn kann. In Gesellschafft Durchl der Herzoginn werde ich manches wiedersehen und mein Aufenthalt in Venedig wird mir in mehr als einem Betracht nützlich seyn, da er vergnüglich genug war. Wenn ich nur auch diese vergangene sechs Wochen einen Freund oder eine Freundinn bey mir gehabt hätte! Unter andern löblichen Dingen die ich auf dieser Reise gelernt habe ist auch das: daß ich auf keine Weise mehr allein seyn, und nicht ausserhalb des Vaterlandes leben kann. Erhalte uns ein gut Geschick den Frieden und gebe uns zusammen eine freundliche Wohnung. / Sagen Sie Herdern daß ich der Thiergestalt und ihren mancherley Umbildungen um eine ganze Formel näher gerückt bin und zwar durch den sonderbarsten Zufall. Auch habe ich durch Betrachtung der Fische und der Seekrebse viel gewonnen.
6 ⎡Signori⎤ 20 ich gelertnt
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BRIEF 199
Noch ist mir der Aufenthalt hier von einer andern Seite merckwürdig geworden. Da man jetzt immer von Constitution spricht, die wunderlichste und complicirteste Constitution in der Nähe, mit lebendigerm Interesse zu sehen. Ich habe wie Sie bemercken können meine Thätigkeit auf allerley Gegenstände ausgedehnt und so meine Zeit manigfaltig zu nutzen gesucht es sind die vier Wochen gar schön herumgegangen, nur manchmal zeigten sich kleine Bewegungen der Ungedult. Kommt nun Durchll die Herzoginn, so wird eine neue Lebensart angehen, neue Freuden eintreten die uns hoff ich bald zurückführen sollen. Mein sehnlichster Wunsch ist Weimar bald wiederzusehen und die schöne Jahrszeit mit meinen Freunden zuzubringen. Empfehlen Sie mich Ihrem Hl. Gemahl und den übrigen Freunden. Bleiben Sie mir gewogen. Die H. wird den 6ten odl. 7 May hier ankommen. V. dl. 30 Apr. 90. G.
199. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Venedig, 2. Mai 1790. Sonntag
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Daß ich Ew Durchl nicht biß Padua entgegen komme werde ich besser mündlich entschuldigen konnen. Durch gegenwärtiges heiße ich Sie nur in der Nähe herzlich willkommen. Ich freue mich unaussprechlich Sie bald hier am Rialto endlich wieder zu sehen. V. dl. 2 May. 90. G.
18 willkommen|.| uIndch
APRIL 1790
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Abb. 23: Goethe an Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 2. Mai 1790 (Nr 199)
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BRIEF 200
200. An Caroline Herder Venedig, 4., 5. und 7. Mai 1790. Dienstag, Mittwoch und Freitag Venedig dl. 4 May 90.
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Ihr Brief vom 19 Apr liebe Frau ist mir gestern in die Hände gekommen, es war das erste was ich von Ihnen sah, nun wird auch mein Blat mit den Epigrammen angekommen seyn und ihr werdet daraus gesehen haben daß ich nicht ganz müßig war. Das Büchlein ist schon auf 100 Epigramme angewachsen, Wahrscheinlich giebt mir diese Reise noch eins und das andre. Ich bedaure sehr daß der Mann kranck und unbehäglich ist nur ein Paar Zeilen von seiner Hand hätten mich sehr erfreut. Ich kann nicht läugnen daß manchmal diesen Monat über sich die Ungeduld meiner bemächtigen wollte, ich habe aber auch g e s e h e n, g e l e s e n, g e d a c h t, g e d i c h tet wie sonst nicht in einem Jahr wenn die Nähe der Freunde und des guten Schatzes mich ganz behaglich und vergnügt macht. Seit acht Tagen ist sehr schön Wetter, nur das Grüne fehlt hier dem Frühling. Der alte Zucchi beträgt sich sehr freundschaftl. gegen mich. Er hält mir Vorlesungen über den Addreß Calender und erklärt mir die wunderliche Constitution dieses Staats, indeß ich die / Venetianische Geschichte durchlaufe. An Gemälden habe ich mich fast kranck gesehen und würcklich eine Woche pausiren müßen. Durch einen sonderbar glücklichen Zufall daß Götze zum Scherz auf dem Judenkirchhof ein Stück Thierschädel aufhebt und ein Späßchen macht als wenn er mir einen Judenkopf präsentirte, bin ich einen großen Schritt in der Erklärung der Thier-Bildung vorwärts gekommen. Nun steh ich wieder vor einer andern Pforte biß mir auch dazu das Glück den Schlüßel reicht. Die Meer Ungeheuer habe ich auch nicht versäumt zu betrachten und habe auch an ihnen einige schöne Bemerckungen gemacht. Sobald ich nach Hause komme fange ich an zu schreiben und hoffe daß unterm Schreiben sich mir noch manches dar-
2 ⎡liebe Frau⎤ 6 angewachsen., (Komma aus Punkt)
MAI 1790
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bieten soll. Von anderem Fleiß und Unfleiß von Abentheuern, Launen und dergl. muß das Epigrammatische Büchlein dereinst das mehrere zeugen. Knebels Lage betrübt auch mich. Sie würde euch noch mehr betrüben wenn ihr das Ganze innre von der Sache wüßtet das ich aber nicht entdecken kann. Ich habe nach meiner / Uberzeugung gehandelt und gewiß mehr als einmal seine Zufriedenheit zu bewircken ernstliche Plane gemacht. Es war aber nicht möglich sie zu vollführen. Was noch zu thun ist will ich immer gern thun. Die Herzoginn erwarte ich in einigen Tagen. Was sie interessiren kann hat sie bald gesehen und auf Neapel kann Venedig nicht schmecken. Vor Pfingsten hoffe ich, kommen wir hier weg und sind in dem halben Juni zu Hause. Meine Gesinnungen sind häuslicher als Sie dencken. Weit und schön ist die Welt, doch o! wie danck ich dem Himmel Dass ein Gärtchen beschränkt zierlich mir eigen gehört. Bringet mich wieder nach Hause! Was hat ein Gärtner zu reisen? Ehre bringts ihm und Glük wenn er sein Gärtchen besorgt.
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Grüßen Sie den Mann herzlich und die Kinder. An August liegt ein Blätchen bey. Wenn Sie mir auf diesen Brief bald etwas sagen wollen, so schicken Sie es auf Trent Poste restante. / Ich dancke Ihnen für die Inlage die Sie mir schickten, sie enthielt die Nachricht daß mein Kleiner wieder besser ist, er war 14 Tage sehr übel, es hat mich sehr beunruhigt ich bin daran noch nicht gewohnt. Daß Sie aber in Ihrem Briefe, meine liebe, die h o h e n Tr ü m m e r n und K ü n s t e herunter setzen und uns dafür F l e i s, M ü h e und N o t h anpreisen soll als eine Hausfrauen Laune verziehen werden.
1 and×erem 5 ×Ganze 7 er ⎡n⎤ stliche
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BRIEFE 201/202
Diese drey letzten allerliebsten Schwestern sind freylich des Menschen Gefährten, aber warum soll man nicht alles verehren was das Gemüth erhebt und uns durchs mühselige Leben hindurchhilft. Wenn ihr das Salz wegwerft womit soll man salzen.
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dl. 5. May. Meyer ist eben angekommen und sagt die Herzoginn werde Morgen hier seyn, ich schließe den Brief nicht eher als biß sie angelangt ist. Die Gegenwart des alten auferstandnen Schweizers macht mir die größte Freude. Nun kann ich hoffen daß ihn das Schicksal erhält und in ihm auch für mich eine schöne Zierde des Lebens.
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dl. 7 May. Gestern Abend ist die Herzoginn gesund hier angekommen. Gesund ist alles ihr Gefolge. Büri ist auch mit hier. Lebt wohl. Lange bleiben wir nicht aus G.
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201. An Johann Gottfried und Caroline Herder Mantua, 28. Mai 1790. Freitag Mantua dl. 28. May. 90.
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Nun ist die Herzoginn im Begriff aus Italien zu gehn. Wir haben bißher sehr vergnüglich gelebt. Venedig, Padua, Vicenz, Verona nun Mantua sind besucht und durchsucht worden. Meyer ist nach der Schweiz, Büry bleibt hier. Eurn Brief Venedig poste restante habe ich erhalten. Ich dancke euch er hat mir viel Freude gemacht. Wenn ich nur nicht hören müßte daß dich eine böße Kranckheit heimgesucht hat. Ich hoffe euch wohl zu finden. Für die Gesinnungen gegen meine Zurückgelaßnen dancke ich Euch von Herzen, sie liegen mir sehr nahe und ich gestehe gern daß ich das Mädchen leidenschaftlich liebe. Wie sehr ich an sie geknüpft bin habe ich erst auf dieser Reise gefühlt.
4 Satlz 19 istsind 22 hoören (ö-Striche ergänzt; G1)
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Sehnlich verlange ich nach Hause, ich bin ganz aus dem Kreise des Ital. Lebens gerückt. Dl. 1 Juni sind wir in Trent und wahrscheinl. dl. 15 odl. 16 in Weimar. Von Augsburg schreibe ich noch einmal lebt wohl. Ich hoffe auf einen guten Sommer und frohen Herbst unter Euch. Grüßt alles. Besonders Augusten. G.
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Euren Bedienten wird die Herzoginn in Diensten nehmen. Macht allenfalls ein Couvert über inliegenden Brief und schickt ihn an Sutor.
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202. An Carl Ludwig von Knebel Verona, 31. Mai 1790. Montag Verona dl. 31 May. Die Herzoginn hat oft nach dir mit aufrichtigem Antheil gefragt, sie hat noch gestern gesagt daß es ihr Freude machen würde dich in Nürnberg einen Tag zu sehen. Ich zeige dir lieber Freund, dieses um so lieber an, da ich dich auch wieder zu sehen wünsche. Wir sind dl. 11 odl. 12 Juni wahrscheinlich in Nürnberg und steigen dort im rothen Roß ab. Meine Reise, mein Aufenthalt in Venedig ehe die H. ankam waren glücklich und angenehm. Du hast wohl einen Brief und einige Epigrammen erhalten. Den Brief an deine Frl. Schwester bringe ich wieder zurück. Erst nach vierwöchentlichem Aufenthalt in Venedig bemerckte ich daß Geld darin war und mochte ihn der Post um so weniger anvertrauen. Lebe wohl. Ich habe dieses vierteljahr gar vergnüglich zugebracht und für meine Lieblingsfächer manches gesammelt. Lebe wohl. In Mantua haben wir zwey schöne Tage zugebracht. Morgen gehn wir ab und hoffen dl. 16.–17 Juni zuhause einzutreffen G. 2 May ⎡Juni⎤ 4 ×Von 8 Euren Bedienten 〈…〉 Diensten nehmen. (am oberen Seitenrand in umgekehrter Schreibrichtung) 8 Dienststen 9–10 Macht allenfalls 〈…〉 ihn an Sutor. (G1; am unteren Seitenrand) 25 May ⎡Juni⎤
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BRIEFE 203–205
203. An Johann Gottfried Herder Augsburg, 9. Juni 〈1790〉. Mittwoch Augsburg dl. 9 Juni.
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Doppelt und dreyfach hat mich dein Brief erfreut den ich hier finde. In Insbruck hatten wir einen leidigen Schröcken. Denn am Hofe der Erzherzoginn begrüßte uns ein Fremder mit der Nachricht daß H e r d e r todt sey, zu Bedauerniß aller die ihn gekannt hätten, wie solches in den Augsburger Zeitungen stehe. Wir glaubtens nicht, aber es war doch unleidlich. Glücklicher weise sagten uns die Augsburger Zeitungen, deren letzten Monat Dr. Huschke gleich in der Nacht durchlief, daß H e i n i c k e in Leipzig gestorben sey. Dem gönnten wir die ewige Freude und waren beruhigt. Die Herzoginn ist wohl und vergnügt, wie man ist wenn man aus dem Paradiese zurückkehrt. ich habe nun schon eine Habitude und es war mir dießmal recht wohl aus Italien zu gehen. Tyrol hat uns sehr höflich behandelt, es war das schönste Wetter. Dr Huschke ist sehr brav und hat viel glückliche Eigenschaften zum Artzt. Wir müßen ihn halten und behalten. Alles grüßt. Ich bin diese Zeit her sehr fleißig gewesen. Wenn / mir der Himmel günstig ist will ich noch einiges vor mich bringen. Grüße deine liebe Frau empfiel mich der reg. Herzoginn aufs beste. Vermuthlich ist der Herzog noch in Aschersleben. Ich sehne mich herzlich nach Hause. Lebe wohl du wiederauferstandner. Es war ein verfluchter Begriff wenn ich mir einige Augenblicke dencken mußte daß du abgetreten seyst. Ob wir Knebeln in Nürnberg sehn werden? ich hab ihm geschrieben die Herzoginn wünsche ihn zu sehen, eh wir den traurigen Fall wußten. Leb wohl. Daß ich dich und die deinigen Gesund antreffe! Verzeih die abscheuliche Schrift. G. 5 bBedauerniß 27 fGesund
7 unleidlich,. (Punkt aus Komma)
21 sehn|ne|
24 ichhm
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204. An Georg Joachim Göschen Weimar, 21. Juni 1790. Montag Ew Hochedelgebl haben die Güte mir nunmehr die Exemplare des siebenten Bandes zu überschicken. Ich habe eine sehr angenehme Reise vollendet und dießmal den obersten Theil von Italien mit mehr Muße als das erstemal zu betrachten Gelegenheit gehabt. Ich wünsche daß Sie Sich wohl befinden und dancke für die indeß überschickten Stücke des deutschen Museums. W. dl. 21 Jun. 1790. Goethe
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205. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. Juni 1790. Dienstag Ihre Frau Mutter ist glücklich wieder angekommen, sie wünschte sehr Sie hier zu finden. Da Sie abwesend waren hat sie die erste und beste ihrer Freuden vermißt. Ich habe das mögliche gethan ihr die Rückreise wo nicht angenehm doch leidlich zu machen. Die Einladung ins Lager die ich in Augsbl. erhielt, die mir Voigt bestätigt ist mir sehr erfreulich. Ich werde alles einrichten um bald abgehen zu können. Manches möchte ich nicht unvollendet laßen. Die völlige Einrichtung Ihrer Frau Mutter, Einsiedels Situation pp. Der Schloßbau wird mir auch einige Zeit nehmen. Eine Wunde am Fuße die mich hindert Stiefel anzuziehen wird auch biß dahin heilen, ich erwarte überhaupt noch nähere Nachricht von Ihnen. Daß Voigt Gelegenheit gehabt hat sich zu zeigen freut mich sehr. Leben Sie recht wohl. Nach so langer Zeit verlangt mich sehr Sie wieder zu sprechen. Würcken Sie glücklich und behalten mich lieb. W. dl. 22 Jun 90. G. 20 s noch
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BRIEF 206
206. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Juli 1790. Donnerstag W. dl. 1 Juli 90.
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Nach dem letzten Briefe an Ihre Frau Gemahlinn sind Sie wohl jetzt schon in Ihren Quartieren ein wenig eingerichtet und haben vom Marsch einige Tage ausgeruht. Ich wünsche daß diese grose Demonstration eines kriegrischen Vorhabens zum Heil und Frommen von Deutschland und Europa ausschlagen möge. Ich habe indeßen alles eingerichtet und eingeleitet daß ich bald von hier abgehen kann. Ich bereite mich nun auf die Reise vor daß ich sie auch nutze wie sichs gebührt. Montags zieht Ihre Frau Mutter nach Belvedere. Dieser Aufenthalt wird ihr und andern hoffe ich wohlthätig seyn. Meiner Mutter hab ich geschrieben sie solle die Zimmer welche der Reichsquartiermeister nicht wegnimmt, ja nicht weggeben. Sie freut sich schon in der Hofnung Sie bey sich zu bewirthen. Ich wünsche noch immer daß Sie alsdann den Prinzen mitnehmen, es wird das Kind aufeinmal weit vorwärts bringen. / Der Schloßbau geht ganz munter fort, an Arends schreibe ich gleich sobald man über das Geschencke was man ihm geben will einig ist. Die übrigen Angelegenheiten die noch einigermaßen an mich geknüpft sind habe ich auch wieder angesehen und um etwas befördern helfen. Voigt ist sehr zufrieden und neubelebt zurückgekehrt, er war in Berlin recht in seinem Elemente. Da mein letzter Band nunmehr gedruckt ist scheine ich mir erst ein freyer Mensch, in der letzten Zeit druckte dieses Unternehmen doch zu starck auf mich.
10 I irhr 14 Ssich zu 18 sobbald
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Desto mehr laß ich jetzt blos den Genius walten. An meinem Büchlein Epigrammen schreibe ich ab. Es sind freylich viele ganz local und können nur in Venedig genoßen werden. Das botanische Werckchen macht mir Freude, denn ich finde bey jedem Spaziergange neue Belege dazu. / Was ich über die Bildung der Thiere gedacht habe werde ich nun auch zusammenschreiben. Und die Reise die ich zu Ihnen mache giebt mir die schönste Gelegenheit in mehr als einem Fache meine Begriffe zu erweitern. Knebel empfielt sich bestens, ich lege einen Brief von ihm bey. Er und seine Schwester tragen den Todt des Bruders standhafter als sich dencken ließe. Von mancherley Verhältnißen habe ich noch mancherley zu erzählen und verspare es biß ich zu Ihnen komme. Meine Wohnung dancke ich Ihnen täglich, sie wird immer lustiger und anmuthiger. Das Chaischen das Sie so weit herumgeführt hat, ist auch diesmal ganz glücklich von W. nach Verona und von da zurückgekommen. Es soll mich auch wieder zu Ihnen bringen. Leben Sie recht wohl. Es gehe Ihnen nach Wunsch. G. / Hier liegt auch ein Brief von Dem Usingischen Ziegesar bey. Er hat mir in einem weitläufigen Briefe seine Fata erzählt die schon wunderlich genug sind. Docktor Huschke unternimmt Lichtenbergen, ich bin sehr neugierig was er würcken wird. Ich habe viel Vertrauen zu ihm. Lassen Sie uns diesen jungen Mann ja festhalten. Leben Sie recht wohl und gedencken mein.
22 dDem 26 vVertrauen
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BRIEFE 207/208
207. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 9. Juli 1790. Freitag Ew Wohlgebl
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dancke recht vielmals für die überschickten Wercke, sie sind mir von mehr als einer Seite angenehm und lehrreich. Ich wünsche Ihnen eine lange Reihe gesunder Tage und Sie werden gewiß die Wissenschaft in der Sie Sich bemühen erweitern und aufklären. Was die botanische Anlage betrift hoffe ich nächstens mich mit Ihnen zu besprechen und werde gern das meinige thun um der Anstalt eine festere Constitution zu geben und Sie dadurch zu beruhigen Leben Sie indessen recht wohl. W. dl. 9 Jul 1790 Goethe
208. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 9. Juli 1790. Freitag
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Meinen Faust und das botanische Werckchen wirst du erhalten haben, mit jenem habe ich die fast so mühsame als genialische Arbeit der Ausgabe meiner Schriften geendigt, mit diesem fange ich eine neue Laufbahn an, in welcher ich nicht ohne manche Beschwerlichkeit wandeln werde. Mein Gemüth treibt mich mehr als jemals zur Naturwissenschaft und mich wundert nur daß in dem prosaischen Deuschland noch ein Wölckchen Poesie über meinem Scheitel schweben bleibt. Mein Libellus Epigrammatum ist zusammengeschrieben, du sollst ihn dereinst sehen, aus der Hand kann ich ihn noch nicht geben. Kaum habe ich mich von meiner Venetianischen Reise erhohlt; so werde ich zu einer andern berufen, von der ich mir ausser mancherley Beschwerden viel Vergnügen und Nutzen verspreche. Der Herzog hat mich nach Schlesien berufen, wo ich einmal statt der Steine und Pflanzen die Felder mit Kriegern besät finden werde. Unterwegs gedencke ich Dresden zu sehn, im Rückweg Freyberg /
16 Gemuüth 18 Paoesie
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Sollte ich irgendwo lange Stunden haben, so schreibe ich das zweyte Stück über die Metamorpose der Pflanzen, und den Versuch über die Gestalt der Thiere: beydes möchte ich künftige Ostern herausgeben. Soviel von mir wenn ich gleich noch manches zu sagen hätte. Die Herzoginn Mutter ist nach Belveder gezogen, sie beträgt sich würcklich heroisch und verbirgt was sie schmerzt unter einer Affabilität die jedem wohlthut. Wenn es nur einigermaßen schön Wetter wird, so wird ihr Aufenthalt in Belv. ihr angenehm werden. Es werden viele Menschen sich um sie versammeln und sie wird für den trostlosen Winter einige Stärckung gewinnen. Empfiel mich deiner Frl. Schwester, ich habe mir recht sehnlich gewünscht länger mit ihr zu seyn und über manches mich mit ihr auszuschwätzen. Vielleicht wird mir es künftig so wohl. Deinen Brief habe ich dem H. geschickt, / wenn ich ihn spreche werde ich deinen Auftrag ausrichten. Meine Casse für den jungen Steinschneider ist durch seine Reisen diesen Sommer und durch die Erbauung seiner Maschine etwas schmal geworden. Ich kann deßwegen den obgleich vortheilhaften Handel der Petschaft Steine nicht machen. Schicke mir gelegentl. einige zur Probe und zum Versuch, in einiger Zeit kann ich sie vielleicht alle nehmen. Grüße die Frau Castellan schönstens 〈…〉 den Holzschuher. Murr hat mir schon 〈…〉 schrieben und mir wieder einen Handel angeboten. Was ich auch mit ihm schachre will ich, wenn du magst, durch deine Vermittlung thun. Zu den Aretinis habe ich noch immer Lust. Laß dir doch gelegentlich den Catalogus geben. Lebe wohl. Dießmal sag ich nicht mehr. Aus Schleßien sollst du ein Wort hören. Lebe in deinem Kreise glücklich und laß uns die Hoffnung daß wir dich bald wieder sehen. W. dl. 9 Jul. 90. Goethe
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209. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 26. Juli 1790. Montag Ew Durchl
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sende ich hierbey den deutschen Catalog der Sammlung welche Goeni erhalten. Ich glaube der G. R. R. Voigt wird am besten aushelfen können wenn er den jungen Karsten in Berlin um die Ubersetzung ersucht, diesem ist es eine Kleinigkeit sie zu machen. Noch ein Anliegen habe ich das ich Ew Durchl in diesen Tagen vortragen wollte es betrifft Einsiedeln. und sein häusliches Wesen. Ich glaube wenn man ihm für eine nicht grose Summe etwa für 1800 rh Credit machte, daß er nur die kleinen drückenden Schulden abbezahlen könnte, welche theils zu hohen Procenten stehen theils bey Veränderung der Gläubiger und sonstigen Juden-Versuren immer zu wachsen pflegen. Die gewöhnlichen Interessen könnte er gar wohl / bezahlen, besonders wenn Durchl die Gnade hätten ihm etwa den Mikol abzunehmen, da Sie doch gegenwärtig noch Bediente brauchen. Haben Sie die Gnade darüber zu dencken und bey meiner Rückkunft ein Wort darüber zu sagen wenn es nicht gefällig wäre vorher etwas zu beschließen. Verzeihen Sie daß ich dieser Angelegenheit erwähne. Es ist aber früh oder spät daran zu dencken weil Einsiedel immer tiefer auf dem gegenwärtigen Weg ins Ubel kommt und er jetzt noch leichter als in der Folge zu retten ist. Leben Sie tausendmal wohl. Und behalten mich in gnädigem Andencken. W. dl. 26. Jul 90 Goethe
8 wWesen 15 gegenwärtig meh 21 wWeg
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JULI/AUGUST 1790
210. An Johann Gottfried und Caroline Herder 〈Dresden〉, 30. Juli 1790. Freitag Eh ich von hier abgehe muß ich euch ein Wort sagen und bitten daß es den Freunden mitgetheilt werde. Dl. 26 früh 10 ging ich wie ihr wißt von Weimar ab, kam gegen 11 in der Nacht nach Gera und wartete die Mittags Hitze des 27ten in Rochliz ab, kam um 11 Uhr Nachts nach Nossen und war dl. 28 früh halb achte in Dresden. Ich besuchte gleich Racknitz welcher Hausmarschall geworden und sehr beschäftigt ist, sah seine schönen und artigen Sachen, ergötzte und erquickte mich an der Gallerie, den Antiken, den Gipsen. Sah Graf Gesler, Körners, Titius, Casanova, Adelung pp und gehe nun heute dl. 30 Nachts wieder ab um über die Stolpischen Basalte nach Schlesien zu eilen. Ich habe in diesen zwey Tagen viel Guts genoßen, wünsche euch das Beste was Weimar geben kann, und schreibe bald wieder. Lebt wohl
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G. dl. 30 Jul 90.
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211. An Johann Gottfried und Caroline Herder Grebischen, 10. August und Breslau, 12. August 1790. Dienstag und Donnerstag. Grebischen vor Breslau. dl. 10 Aug. 90. Nach geschloßnem Frieden macht nun die ganze Armee sachte Rückbewegungen, die Brigade des Herzogs liegt auf Dörfern ohnweit Breslau. Heute war ich in der Stadt und habe nur den Minister Hoym einen Augenblick gesprochen. Seit Anfange des Monats bin ich nun in diesem zehnfach interessanten Lande, habe schon manchen Theil des Gebirgs und der Ebne
4 nach Altenburg 7 ist., (Komma aus Punkt) 9 Körners|,| und, Titius
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BRIEF 212
durchstrichen, und finde daß es ein sonderbar schönes sinnliches und begreifliches Ganze macht. Manche Unannehmlichkeit und Plage wird durch neue Begriffe und Ansichten vergütet, ich werde viel zu erzählen haben, wenn es mir im Winter wieder erzählerlich wird. Schreiben kann ich nicht das wißt Ihr. Also nur daß der Herzog wohl ist, starck und dick, auch der besten Laune. Aller Wahrscheinlichkeit nach bricht die Armee vor Ende des Monats aus Schlesien auf, ich mache eine Reise durch die Grafschaft Glaz und kehre nach Dresden, dann über Freyberg zu euch zurück. / Breslau dl: 12ten. Der König kam gestern früh an, es war gleich große Cour, wo sich sehr verschiedne Gestalten neben einander zeigten. Der Herzog hat ein Absteigquartier in Breslau genommen, ich werde wohl ganz hier bleiben, sehen und hören was ich kann. Man weiß noch nicht wie und wann sich der Feldzug endigen wird. Man sagt es komme noch auf die Erklärung der Russen an. Lebet wohl und liebt mich. Sehr gerne kehr ich zurück. Schreibt mir nicht, denn ich weiß nicht wie ich eure Briefe erhalten kann. Denn eh dieses zu euch kommt bin ich schon von Breslau wahrscheinl. weg. Grüßt Augusten und die andern Kinder Empfehlt mich den Herzoginnen und allen Freunden. G.
212. An Johann Gottfried Herder Breslau, 21. August 1790. Samstag
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Wenn du ein Freund von Resultaten wärst so könnt ich gegenwärtig damit aufwarten, Gegenstände genug habe ich gesehen und mir manches dabey dencken können. Schlesien ist ein sehr interessantes Land und der Augenblick ist interessant genug. Eine Menge Menschen lerne
3 aAnsichten 6 ist, starcke 13 bleiben., (Komma aus Punkt) 21 der n 24 aufwarten., (Komma aus Punkt)
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AUGUST 1790
ich kennen, neue Verbindungen werd ich wohl schwerlich eingehn. In wenigen Tagen hoffe ich von hier abzugehn. Der Herzog ist wohl. Wenn ihr mir schreiben wollt so gebt ein Blättchen an Sutor. Ich sehne mich nach Hause, ich habe in der Welt nichts mehr zu suchen. Lebt wohl. Grüßt August Empfehlt mich den Herzoginnen und den Freunden. Schreibt mir wie es euch geht. Breslau dl. 21 Aug 90
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G. Verte /
Wegen der geistlichen Stellen habe ich mit dem H. gesprochen. Es ist noch nichts darüber an ihn gekommen, und er wird wenn es geschieht die Sache biß zu seiner Rückkunft verschieben. Die Sache liegt gegenwärtig zu sehr ausser dem Kreise seiner Aufmercksamkeit als daß ich hätte in ein näheres Detail gehn und auf einen Entschluß wircken können. ×
×
×
Grün ist der Boden der Wohnung, die Sonne scheint durch die Wände Und das Vögelchen singt über dem leinenen Dach. Kriegrisch reiten wir aus besteigen Schlesiens Höhen Sehen mit muthigem Blick vorwärts nach Böhmen hinein; Aber / Aber es zeigt sich kein Feind – und keine Feindinn! – O! bringe, Wenn uns Mavors betrügt bring’ uns Cupido den Krieg.
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= Wie sieht es denn mit der Frau aus? Ist denn noch kein August Kindchen da? 9 gesprochen. Er schien 20 RKriegrisch 26 O|!|
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BRIEFE 213–215
213. An Christian Gottlob Voigt Breslau, 21. August 1790. Samstag
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Nur ein Wörtchen mit dieser Staffete. Ihren Brief vom 12 ten habe ich erhalten. Der Herzog ist sehr wohl, er hat das Unglück daß die Welt gern alberne Mährchen auf seine Rechnung erzählt. Ich bin gesund und unter dem großen Haufen nach meiner Art still, ich sehe und höre viel worüber ich mich mit Ihnen zu besprechen wünsche. Wegen des Prof. Hufl. werde ich mit Ser. sprechen sobald ein ruhiger Augenblick kommt welche hier selten sind. Ich wünsche sehr daß der Mann uns er〈ha〉lten werde. Die bewußte Angelegenheit möchte wohl nicht weiter vorrücken als sie von Ew Wohlgebl gebracht worden. Es scheint als wenn erst unsern Nachkommen aufbehalten wäre dabey Ehre einzulegen. Wenn die Summe zur Gewältigung nicht reicht werden wir wohl den Rest noch aufnehmen müssen. Bringe uns nur das gute Glück vor Winter hinab. Empfehlen Sie mich den Ihrigen. Weiland ist ein gar wackrer Mann. Breslau dl. 21 Aug 90. G. / Ich habe Gelegenheit genommen noch vor Abgang der Stafette wegen Prof. Hufl mit Seren. zu sprechen. Durchl scheinen nicht abgeneigt und haben mir befohlen zu veranlaßen daß die Sache zum Vortrage kommen möge. Ew Wohlgebl werden also die Güte haben zu sorgen daß diese Angelegenheit beym geh. Consilio zur Sprache komme. G.
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214. An Joseph Friedrich von Racknitz Breslau, 26. August 1790. Donnerstag Die vierzehn Tage sind vorüber in welchen ich hoffte wieder bey Ihnen zu seyn und es scheint als wenn ich noch nicht sobald das geliebte Dresden wieder sehen würde. Heute geh ich nach der Grafschaft Glaz auf etwa sechs Tage und nach meiner Rückkehr wird wohl eine Reise nach den Osterreichischen Salzwercken unternommen. Der Herzog grüßt Sie schönstens und wünscht daß es Ihnen Ihre Geschäfte erlauben möchten Ihm, auf seiner Rückreise durch die Lausnitz, etwa biß Flinsberg entgegen zu kommen, eine kleine Tour mit ihm zu machen und ihn sodann in Dresden einzuführen. Wenn er von hier abgeht werden Sie zeitig erfahren. Vor der zweyten Hälfte des Septembers gewiß nicht. Dann hoffe ich auch Sie wieder zu umarmen. Behalten Sie mich in freundschafftlichem Andencken wie ich nie aufhöre Sie zu lieben. Breslau dl. 26 Aug 90 Goethe. Wir wohnen im rothen Hause.
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215. An Friedrich von Stein Landeshut, 31. August 1790. Dienstag 〈Druck〉 L a n d s h u t, den 31. August 1790. Ich danke Dir für Dein Briefchen. Ich schreibe Dir von einem Orte, der, wenn Du ihn auf der Karte suchst, nah an der böhmischen Gränze liegt. Ich gehe aber wieder zurück auf Breslau, nachdem ich einige Tage in der Grafschaft Glatz zugebracht. Recht Vieles habe ich gesehen, das ich Dir gönnte, das Du brauchen könntest, und das bei mir überlei ist. Manches kann ich Dir mittheilen, wenn ich nur nicht oft eben so wenig redselig wäre, als ich schreibselig bin. In allem dem Ge-
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wühle hab’ ich angefangen, meine Abhandlung über die Bildung der Thiere zu schreiben, und damit ich nicht gar zu abstrakt werde, eine komische Oper zu dichten. Du siehst, daß mein Naturell aushält, ich wünsche Dir desgleichen. Lebe wohl. Grüße Deine Eltern. Behalte mich lieb, so wunderlich ich bin. G.
216. An Johann Gottfried und Caroline Herder Breslau, 11. September 1790. Samstag
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Ich habe lange von dir nichts gehört l. Br. bin wieder hier in Breslau nachdem wir von einer Reise nach Tarnowitz, Crakau, Wielitzka, Censtochowa glücklich gestern zurückgekommen sind. Ich habe in diesen acht Tagen viel Merckwürdiges, wenn es auch nur meist negativ merckwürdig gewesen wäre, gesehen. An dem Grafen Reden, dem Direcktor der Schlesischen Bergwercke haben wir einen sehr guten Gesellschafter gehabt. Nun sind wir wieder hier in dem lärmenden, schmuzigen stinckenden Breslau aus dem ich bald erlöst zu seyn wünsche. Noch will nichts rücken, von der Abreise des Königs wird gar nichts gesprochen, indeßen wünscht sich alles nach Hause weil doch kein Anschein ist daß es zum Ernste kommen könnte. Ob der Courier, der aus Petersburg jede Stunde erwartet wird, Epoche macht wird sich zeigen. / Auch bey mir hat sich die vis centripeta mehr als die vis centrifuga vermehrt. Es ist all und überall Lumperey und Lauserey und ich habe gewiß keine eigentlich vergnügte Stunde biß ich mit Euch zu Nacht gegeßen und bey meinem Mädchen geschlafen habe. Wenn ihr mich lieb behaltet, wenige gute mir geneigt bleiben, mein Mädchen treu ist, mein Kind lebt, und mein großer Ofen gut heizt, so hab ich vorerst nichts weiter zu wünschen. Der Herzog ist sehr gut gegen mich und behagt sich in seinem Elemente. Lebt wohl. Es erwähnt kein Brief daß Eure Familien Kette um Ein Glied oder ein Paar vermehrt worden sey. Der neue Ankömmling
15 stinckend|en| 20 vis centripeta eher mehr
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wurde, däucht mich, früher erwartet. Lebt wohl. Grüßt Augusten und die übrigen. Breslau dl. 11 Sept. 90 G.
217. An Philipp Seidel Breslau, 12. September 1790. Sonntag Laß dir von der Kammer auf beyliegendes 150 rh geben. Davon zahle 1. Auf Michael an Baumgarten 50 rh. 2. An Dem. Vulpius, wenn sie dir ein Billet schickt 20 rh. 3. Frage Sutorn ob er etwas für meine Rechnung braucht. Das übrige hebe mir auf. Ich bin wohl und wünsche dir ein gleiches. Breslau dl. 12 Sept 90 Goethe
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〈Beilage 1, Fotokopie〉 Auf Gegenwärtiges ersuche ich Fürstl Kammer, an den Rentkomm. Seidel Einhundert und funfzig Thaler Auf meine zu Michael fällige Besoldung auszahlen zu laßen. Breslau dl. 12 Sept. 90. Goethe
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〈Beilage 2, Fotokopie〉 Hl. Rentkomm. Seidel wird auf gegenwärtiges an Demoiselle Vulpius zwanzig Thaler auszahlen und sie mir in Rechnung stellen. Breslau dl. 12 Sept. 90 Goethe
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218. An Christian Gottlob Voigt Breslau, 12. September 1790. Sonntag Breslau dl. 12 Sept. 90.
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Für das gütige Andencken und die mir gegebenen Nachrichten dancke ich schönstens, ich sollte von hier aus auch mit einigen Neuigkeiten aufwarten; alles steht aber so still daß wir uns haben eine Bewegung machen müssen um nicht einzuschlafen. Durl der Herzog haben eine Tour nach Tarnowiz, Cracau, Censtochowa Wielitzka gemacht wohin ich sie begleitet habe. Graf Reden war auch von der Gesellschaft und wir haben sehr angenehme und nützliche Tage verlebt, wenn gleich die meisten Gegenstände / unter wegs wenig Reitz und Interesse haben. In Tarnowitz habe ich mich über Ilmenau getröstet; sie haben, zwar nicht aus so großer Tiefe, eine weit großere Wassermasse zu heben und hoffen doch. Zwey Feuermaschinen arbeiten und es wird noch eine angelegt, dabey noch ein Pferde Göpel der aus vier Schächten Wasser hebt. Mehreres erzähl ich bey meiner Rückkunft. Interessant genug ist der schlesische Bergbau. / Haben Sie etwa beym Einwechseln der Louisdl. bemercken können daß sie um etwas gefallen sind? in Schlesien wenigstens will man es fühlen und schreibt dieses Fallen der großen Masse Goldes zu welche der Krieg aus dem Schatze erlöst hat. Nun wünscht ich aber auch daß wir aus Breslau erlöst würden, denn es ist bey manchem Guten hier doch immer ein traurig Leben. Das ganze Militar das hier nicht zu Hause ist, sehnt / sich, da es doch nicht vorwärts geht, nach seinen Hütten. Ich habe hier viel interessante Männer kennen lernen, nur ist leider die Zerstreuung so groß daß wenig Folge in den Unterhaltungen seyn kann. Leben Sie recht wohl.
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Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen. Möge doch mein Wunsch erfüllt werden daß ich Weimar bald wieder sehe. Man ist aussen doch immer nur geborgt. Leben Sie recht wohl. G.
219. An Joseph Friedrich von Racknitz Breslau, 18. September 1790. Samstag 〈Druck, Faksimile〉 Endlich kann ich Ihnen werthester Herr und Freund mit Vergnügen melden daß ich Morgen d. 19ten S. von Bresl. abgehe. Eine Woche bringe ich wohl im Gebirge Schlesiens zu, hoffe aber Sonnabend d. 25ten in Dresden einzutreffen. Durch. der Herzog gehen erst Donnerstag d. 23. ab und denken eine militärische Tour zu machen und d. 26ten in S c h a n d a u einzutreffen. Nun wünscht der Herzog sehr, daß Sie Sich entschließen könnten, Sonntags d. 26ten nebst mir von Dresden aufzubrechen und biß Schandau zu kommen, wo dann die vereinte Gesellschaft sich zu Wasser oder Lande wieder nach Dresden begeben würde. Ich habe in Schlesien manches Gute genossen, manches Merkwürdige gesehen, manche interessante Bekanntschaft gemacht, davon ich allerley erzählen werde. Nun hoffe ich in Dresden mit Ihnen noch einige glückliche Tage. Meine Verehrung und Liebe für Sie ist bestandig gewesen u. nur durch unsere letzte Zusammenkunft vermehrt worden. Leben Sie recht wohl in Hoffnung eines baldigen Wiedersehens und wenn es möglich ist, so machen Sie Sich frey um nach Schandau gehen zu können. Leben Sie tausendmal wohl. Ich bringe Ihnen schöne Stufen gewachsnen Schwefels mit. Breslau dl 18 Sept. 1790 Goethe
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220. An Cornelius Johann Rudolf Ridel Dresden, 3. Oktober 1790. Sonntag Ew Wohlgebl
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haben von Durchl dem Herzoge eine Antwort aus Breslau erhalten und daraus gesehen daß ich den Auftrag ausgerichtet habe. Wenn Sie von mir erst jetzt ein Wort empfangen so ist es weil ich bißher kaum einen Moment zur Ruhe gekommen und überhaupt ein übler Correspondente bin. Dagegen sind Sie überzeugt daß ich herzlichen Antheil nehme an allem was Ihnen gutes begegnen kann und daß ich in dem gegenwärtigen Falle doppelt und dreyfach interessirt bin. In wenigen Tagen wiederhohle ich Ihnen dieses mündlich und wir sprechen weiter. Leben Sie recht wohl. Entschuldigen bey Hl. Geh. R. R. Voigt mein Schweigen nebst vielen Empfehlungen. Dresden dl. 3 Octbr Goethe
221. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 〈14.〉 Oktober 1790. Donnerstag Ew Hochedelgebl 15
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haben die Güte gehabt mir vor einiger Zeit drey Stücke der Bachischen Sonaten für Kenner und Liebhaber zu senden und zwar das Stück. Sie versprachen mir die übrigen nachzusenden, ich habe sie aber bißher noch nicht erhalten. Sollten Ew Hochedelgebl die drey fehlenden Stücke noch nicht gefunden haben oder es vielleicht gar unmöglich seyn / sie aufzufinden, so bitte ich mir gefällige Nachricht davon aus, damit ich mich etwa anderwärts umsehen kann.
5 und überhaupt 6 Correspomndente 9 wiederh×ohle
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Ich lege einige Abdrücke meines Wapens bey welche Sie verlangten. Mit besonderer Hochachtung unterzeichne ich mich Ew Hochedelgebl Weimar dl. Octbr 1790.
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ergebensten Goethe
222. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, 15. Oktober 1790. Freitag〉 〈Druck〉
Da mich der Gedancke die Schiefer durch Pochen und Schlemmen zu bearbeiten sehr verfolgt und mir die Möglichkeit jelänger ich ihm nachhänge immer wahrscheinlicher wird, so habe ich ein P. N. entworfen und zugleich eine Verordnung ans Bergbauamt mit beygefügt. Haben Ew. Wohlgeb. nichts zu erinnern so könnte die E x p e d i t i o n bald möglichst nach Ilmenau abgehen und Sie hätten die Güte die Sache noch besonders in einem Schreiben dem Bergrath ans Herz zu legen. Hören wir nur einigermassen ihre Meynung so können wir weiter vorschreiten. Ich habe indeß auch an Professor Göttling deßhalb geschrieben. Noch frage ich an ob Sie wohl die Güte haben wollten Durchl. der Herzoginn Mutter eine zur Naturgeschichte der Chrysoprase dienliche Suite von dem Bergrathe zu verschaffen und allenfalls einige Stücke aus Ihrer eignen Sammlung dazu zu legen. Ferner bitte ich um die Italiänische Mineralogie des Volta um zu sehen was für neue Mineralien er vielleicht noch nicht hat, deren Absendung die Italiänischen Freunde vergnügen könnte. Ein Stück Quarz mit Braunsteindendriten verschaft ja wohl der Bergrath auch. G.
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Abb. 24: Goethes Adelswappen, Aquarellzeichnung in der Kaiserlichen Adelsurkunde von 1782, S. 9
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223. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 17. Oktober 1790. Sonntag Wir sind nun wohl und glücklich aus Schlesien zurückgekommen und ich begrüße dich wieder aus Thüringen. Ich kann sehr zufrieden von meiner Reise seyn denn ich habe sehr viel interessantes gesehen, besonders hat mich Dresden zuletzt recht glücklich gemacht. Sehen wir uns wieder so werde ich manches erzählen und mittheilen können. Meine kleine Arbeiten gehen auch immer fort und ich dencke noch vor Ende des Jahrs das anatomische Werckchen zu endigen. Heute schreibe ich dir in einer eignen Angelegenheit die ich wohl zu überlegen, vorerst aber zu verheimlichen bitte daß keine Luft davon hierher wehe. Die Herzoginn Mutter ist schon seit einem Jahr mit der Göchhausen radicaliter brouillirt, es ist nicht möglich daß / sich das Verhältniß wiederherstelle. Die Herzoginn wünscht sie je eher je lieber loß zu werden und da die Nostiz gestorben, so wird die Sache erleichtert. Sie hat Absicht auf deine Frl. Schwester und das ist es wovon ich dir Nachricht geben wollte. Uberlege mit den deinigen ob auf diese Weise euer Verhältniß zu uns und in diesem Lande nicht angenehmer und fester werden könnte. Du hattest Absicht zu einem kleinen Besitzthum etwa in Jena, vielleicht läßt sich das zusammen verbinden. Daß ich die Möglichkeit wünsche kannst du dencken, ich sage aber nichts weiter biß ich ein Wort von dir höre ob du es ganz ablehnst oder darauf reflecktir〈en〉 magst. Heute sag ich nichts weiter Lebe wohl und liebe mich. W. dl 17 Oct 1790. Goethe
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224. An Gottlieb Hufeland Weimar, 20. Oktober 1790. Mittwoch Wohlgebohrner Hochgeehrtester Herr.
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Ew Wohlgebl dancke ergebenst für das mir zugesendete Werck, ich hoffe nächstens Zeit zu finden mich selbst damit bekannt zu machen und bald die angenehme Gelegenheit zu finden mich mündlich über die darin abgehandelten wichtigen Materien zu unterhalten. Mit vollkommner Hochachtung unterzeichne ich mich Ew Wohlgebl W. dl. 20 O. ergebenster 1790. Goethe
225. An Christian Gottfried Körner Weimar, 21. Oktober 1790. Donnerstag 〈Druck, Faksimile〉
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Es ist gut sich gleich zu Anfang einer Bekanntschaft zu zeigen wie man ist, damit die Freunde gleich unverbesserliche Fehler nachsehen und verzeihen lernen. Nichts wird mir saurer als Briefe zu schreiben und mehr als einmal versäume ich darüber Pflicht und Schicklichkeit. Hier also ohne weitere Entschuldigung meinen Danck für Ihre Freundschaft und Güte später als billig. Dresden hat mir mehr gegeben als ich hoffen konnte, Sie mir in Dresden mehr als ich wünschen durfte, der Gedancke an die schöne und interessante Stadt und an das liebe Ehpaar ist und bleibt unzertrennlich. Ich bin zur guten Stunde hier angekommen und / freundlich empfangen worden. Den Hausmarschall erwarte ich schon einige Tage vergebens. Hier sende ich einige Epigramme sie neigen sich mehr nach der Martialischen als nach der besseren griechischen Manier. Man muß allerley machen. Leben Sie beyde recht wohl, küssen Sie die Kleine und grüßen Sie die Freunde die ja wohl jetzt vom Lande zurück sind. Gedencken Sie mein an stillen Winterabenden. Ich suche mich jetzt
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erst von meiner Reisezerstreuung zu erhohlen und hoffe die kleine anatomisch Schrift noch Ostern herauszugeben. Leben Sie aber und abermal wohl. Weimar dl. 21 Octbr. 1790. Goethe Die Epigrammen sollen nachkommen sonst müßte der Brief noch einen Posttag warten.
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226. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 25. Oktober 1790. Montag 〈Druck〉 Ihr Brief, mein lieber Reichard, trifft mich in einer sehr unpoetischen Lage. Ich arbeite an meinem anatomischen Werkchen und möchte es gern noch auf Ostern zu Stande bringen. Ich danke Ihnen dass Sie Sich meiner emancipirten Kinder annehmen, ich denke nicht mehr an sie. Machen Sie damit was Ihnen gut däucht, es wird mir lieb und recht seyn. Eine grosse Oper zu unternehmen würde mich jetzt viel Resignation kosten, ich habe kein Gemüth zu allem diesen Wesen, wenn es aber der König befehlen sollte, so will ich mit Vergnügen gehorchen, mich zusammen nehmen und nach bestem Vermögen arbeiten. Auf Jery und Bätely verlange ich sehr, wie auch auf die andern Sachen. An den Conte hab ich nicht wieder gedacht. Es können die Geschöpfe sich nur in ihren Elementen gehörig organisiren. Es ist jetzt kein Sang und Klang um mich her. Wenn es nicht noch die Fideley zum Tanze ist. Und da können Sie mir gleich einen Gefallen thun, wenn Sie mir auf das schnellste ein halbdutzend oder halbhundert Tänze schicken aus Ihrem rhythmischen Reichthume, zu Englischen und Quadrillen. Nur recht charakteristische, die Figuren erfinden wir schon. Verzeihen Sie dass ich mit solcher Frechheit mich an einen Künstler wende. Doch auch selbst das geringste Kunstwerk muss der Meister machen, wenn es recht und ächt werden soll.
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Geht mirs dann im Tanze und Leben leidlich, so klingt ja wohl auch eine Arie wieder einmal an. Kants Buch hat mich sehr gefreut und mich zu seinen früheren Sachen gelockt. Der teleologische Theil hat mich fast noch mehr als der ästhetische (sic) interessirt. Für Moriz hoffe ich noch immer, er ist noch jung und hilft sich wohl durch. Grüssen Sie ihn herzlich. Ihr Freund Schuckmann ist mir sehr lieb geworden. Sagen Sie mir: sitzt er in Schlesien so fest dass er gar nicht zu verpflanzen wäre? Leben Sie recht wohl. Diesen Winter komme ich schwerlich nach Berlin. Grüssen Sie die Ihrigen und lieben mich. W. d. 25. O. 90. G.
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Sie haben mir durch die überschickten Tänze viel Vergnügen gemacht und weil die Freude alles in Bewegung bringt was im Menschen ist, so soll sie hoffentlich auch das tiefere, ernstere regen. Schicken Sie mir nur bald Ihre Gedancken über die Oden. Hier sind einige Epigramme; Gedichte die sich am weitesten vom Gesang entfernen; unter meinen Elegien finden Sie eher etwas singbares. Zur Oper bereite ich mich. Schon habe ich in Gedancken Fingaln, Ossianen, Schwaren und einigen nordischen Heldinnen und Zauberinn die Opern Stelzen untergebunden und lasse sie vor mir auf und abspaziren. Um so etwas zu machen muß man alles poetische Gewissen, alle poetische Scham nach dem edlen Beyspiel der Italiäner ablegen. Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrige W. dl. 8 Nov. 90. Goethe
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228. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar, 25. November 1790. Donnerstag Daß ich Ihnen nicht geschrieben, nicht für die freundliche Aufnahme und für so manches Gute gedanckt verzeihen Sie mir gewiß. Ich bin aus einer Zerstreuung in die andre gerathen und auch diesen Brief erhielten Sie nicht wenn nicht eine ernsthafte Veranlaßung mich dazu dränge. Welches Vertrauen ich zu Ihnen gefaßt haben Sie gewiß in den letzten Zeiten unsres Umganges gefühlt und mit Vergnügen habe ich bemerckt daß Durchll der Herzog, der Sie nur wenig gesehen, Sie auch aus der großen Menge unterschieden und ein be/sonderes Vertrauen auf Sie geworfen. Es fragt sich also: ob Sie Sich wohl entschlössen aus einem großen und weiten Kreise in einen kleinen und engen zu gehen. Beyde Arten zu existiren haben ihre Vorzüge, wenn man in einem großen Zirckel weiter würckt, so würckt man in einem kleinen sicherer und reiner, der Abdruck unsres eignen Geistes kommt uns geschwinder entgegen. –– Doch ich will nur fragen, nicht schildern und überreden. Der Platz der Ihnen zugedacht ist, ist ein Platz im Geheimen Conseil, es ist die / letzte Instanz wohin alle Dinge gelangen, wohin alle Arten von Geschäften gebracht werden. Für einen wohldenckenden, Thätigen Mann ist schon Beschäftigung genug da und das Feld nicht klein. Es besteht dieses Collegium gegenwärtig aus drey Männern alle von Jahren. Mein Stuhl, der dritte steht seit sechs Jahren leer aus Ursachen die ich Ihnen rein sagen werde. Nehme ich ie wieder Besitz davon, so werde ich mich freuen mit Ihnen zu arbeiten und ich hoffe auch zu Ihrer Zufriedenheit. Sie sehen es ist eine der ersten Stellen in unserm / kleinen Staate, etwa 1400 rh würde die Besoldung seyn. Mehr sage ich nicht für dießmal. Sollten Sie den Antrag nicht ganz ablehnen; so werden Sie mir soviel spezial Fragen vorlegen als Sie mögen und ich will sie gern beantworten. Ich bitte bald um ein Wort und dann bitte ich besonders daß Sie den Antrag geheim halten, weil ich
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sonst, besonders wenn Sie ihn ablehnten auf mehr als eine Weise compromittirt werden könnte. Leben Sie recht wohl und behalten Sie mir Ihre Freundschaft. W. dl. 25. Nov. 90. Goethe
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4K. An Georg Joachim Göschen 〈Weimar, 15. Juli 1788. Dienstag〉 Ich habe auf die Ankunft der samtlichen Exemplare gewartet um Ihnen zu schreiben. Sie sind gegenwardig leiter sehr spät angekommen. Auch haben sich dabei verschiedne Irthümer gefunden welche ich nicht weitläuftig aus einander sezen sondern nur so viel sagen will daß ich gegen 4 gebundne und 3 auf holländisch Papier gedrukte rohe Exemplare 7 rohe Exemplare auf ordinair Schreibpapier sobald als möglich zu erhalten wünschte. Obgedachte tExemplare sowohl gebunden als roh kann ich entweder den Herren Rath Bertuch oder sie Ihnen unmittel bar zurück schiken wenn Sie es verlangen. Als Ehe ich von Rom abgieng und selbst auf der Reiße suchte ich zwei Bande den 6ten und 8ten dergestallt vorzubereiten daß solche noch auf Michaeli erscheinen sollten, allein ich ha finde mich nach meiner Ankunft hierher von so mancherlei Zerstreuungen umgeben daß ich in nichts weiter geruckt bin, und fürchte daß ich vor einigen Monathen nicht in die Lage kommen mögte, nur einen Band zu / endigen deßen Ausgabe alsdenn auf Michaeli nicht mehr besorgt werden könnte indeßen werde ich mein möglichstes thun denn es ist mir sehr viel daran gelegen meine ⎡diese⎤ Verbindlich keit los zu werden. Für die ⎡Titel⎤ Kupfer und Vigneten zu denen übrigen Banden will ich sorgen beide sind schon zu dem 6ten Band fertig und sehr gut gerathen
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88K. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, wahrscheinlich 25. oder 26. Februar 1789〉 Danck für die FZeichnung der Figuren von der Vase. Oder wie Moritz will, man soll nicht Composition sagen, denn solch ein Werck ist nicht von a u s s e n z u s a m m e n g e s e t z t, es ist von i n n e n e n t f a l t e t. E i n Gedancke in mehreren Figuren voerkörpert. Die symmetrische Art die Figugten zu stellen, hatte eigentlich die Absicht daß die Gestalten zugleich ein Zierrath werden sollten werden sollten. Auch bin ich überzeugt daß in dieser symetrischen Art mehr Mannigfaltigkeit zu zeigen war als in unsrer neuern.
8 unmittel bar (Schreibversehen: Fehlender Trennungsstrich am Zeilenende) 17–18 Verbindlich keit (Schreibversehen: Fehlender Trennungsstrich am Zeilenende) 26 werden sollten werden sollten (versehentliche Dittographie)
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Dieß scheint mir ein tolles Paradox. / Vieleicht sind Sie aber auch schon meiner Meynung. Ein andermal sage ich mehr da×von. Man ist in den neuern Zeiten, nach meinen Begriffen selten wieder auf die Spuhr der alten Denckart ge kommen, und wenn auch ein Meister sich ihr näherte, so verließen die Nachfolger sie gleich. In unsern Tagen scheint sie mir ganz verschwunden. Eben der Punct wo wir uns wegen vereinigten, ist ein Hauptpunct. Die Alten sahen das Bild als ein a b- und e i ngeschloßenes Ganze an, sie wolten in dem Raume alles z e i g e n / man solte sich nicht etwas b e y dem Bilde dencken sondern man sollte d a s B i l d dencken und i n demselben alles s e h e n. Sie rückten die verschiedenen Epochen des Gedichtes, der Tratdition zusammen und stellten uns auf diese Weise die S u c c e s s i o n vor die Augen denn unsre l e i b l i c h e n Augen sollten das Bild sehen und genießen. Das hat Carrache wohl gefaßt. Merkur legt eine Pflanze in den Becher, wenn er beym Feuer dem Ulyß die antimagische Pflanze lang vorher giebt. u.s.w. Wie erbärmlich quälen sich nicht neuere Künstler um die kleinsten / historischen Umstände. Aber freylich jenes ist nicht jedem gegeben. Raphael hatte diese Sinnesart penetrirt, seine Verklärung ist ein deutlicher Beweiß.
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Sie haben mir lieber Meyer durch Ihre wiederholten Briefe und durch die beyden Zeichnungen große Freude gemacht. Der Hauch der mir von Süden kommt ist mir immer erquiklich wenn er mich gleich eher traurig macht. Besonders angenehm war mir die Nachricht daß Sie Sich wieder wohl befinden und muthig und munter sind. Gesegnet sey die werthe Familie die Sie so gepflegt hat! ich gönne ihr, aber auch ihr allein, den Johannes Kopf auf den ich mich so sehr gefreut hatte. Was sSie mir künftig arbeiten wollen, soll mir willkomm〈en〉 seyn, ich sehe in Ihren Arbeiten, mit doppelten Antheil, d〈en〉 Künstler und den Freund. Ihre beyden Compositionen haben meinen völligen Beyfall. Sie Componieren aus denselben Grundsätzen wornach ich Urtheile und wenn ich recht urtheile; so ha〈ben〉 Sie auch recht. Nach meiner Uberzeigung ist die höchste Absich〈t〉 der Kunst menschliche Formen zu zeigen, so s i n n l i c h
4 ge kommen (Schreibversehen: Fehlender Trennungsstrich am Zeilenende)
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bedeuten〈d〉 und schön als möglich ist. Von s i t t l i c h e n Gegenständen soll si〈e〉 nur diejenigen wählen die mit dem sinnlichen innigst / verbunden sind und sich durch Gestallt und Gebärde zeichnen laßen. Ihre Süjets haben diese Eigenschaften in einen hohen Grade. D i e Z u s a m m e n s e t z u n g ist nach meinen Begriffen keinen Regeln unterworfen, sie ist die Beste, wenn sie bey Beobachtung der zartesten Gesetze der Eurythmie, die Gegenstände so ordnet daß man aus ihrer Stellung schon ihr Verhältniß erkennen und das Facktum wie ein Mährchen daraus abspinnen kann. Die schönsten einfachsten Beyspiele geben uns Raphaels Biebel, Domeniches Eqorcdsmus in Grotta Ferrata. Ihre beyden Compositionen haben auch den Vorzug. Ich habe beyde genau durch gedaicht und glaube Ihre Absichten eingesehen zu haben und finde sie durchaus rein und gründlich. Möchten Sie Lust und Zeit haben sie als größere Zeichnungen auszuarbeiten und sie mir zu bewahren. Es kann niemand iIhre Arbeiten mehr schätzen als ich und niemand arbeitet meinen Wünschen so entgegen wie Sie. / Bey der Homerischen Scene habe ich zu errinnern daß Ulyß beym ersten Anblick zu klein erscheint. Es mag eine dopelte Ursache haben theils weil er zusammengebogen ist, theils weil der rabuste Character die Länge unmercklich macht. Ich wüßte aber nicht ob und wie etwas zu verändern wäre. Denn die Superiorität der Prinzessinn als Geberinn, seine iedle Supordination als Empfangender, kann nicht besser als durch dies〈e〉 Formen und Weiten ausgedruckt werden Die Maschienen womit die Bälle geschlagen werden wünschte ich weg, sie sehen gar zu modern aus Es hat gar nichts zubedeuten daß Ihr Oedipus dem Phylades auf der Vase einigermasen gleicht. In dem Kr〈ei〉se, in welchen Sie arbeiten liegen die Nüancen gar nah beysammen, die menschliche Figur ist von den Alten so durchgearbeitet, daß wir schwerlich eine ganz neue Stellung hervorbringen werden, ohne aus den Gränzen des guten Geschmacks zu schreiten,. Es kommt nur darauf an d〈ass〉 sie das ausdrucken was wir gedacht haben und daß wi〈r〉 sie zu u n s r e r A b s i c h t wieder hervorbringen können. / Grüßen Sie alle Guten. Ich habe Lips einen Antrag gethan: er solle sich nach Weimar wenden. Vieleicht binn ich glücklich genug auch einmal einen solchen Antrag an Sie richten zu können. Leben Sie wo|c|hlt wohl Weimar dl
10 Eqorcdsmus (Schreibversehen; gemeint war ‚Exorcismus‘) 11 gedaicht (Schreibversehen; gemeint war ‚gedacht‘) 19 rabuste (Schreibversehen; gemeint war ‚robuste‘) 35 wo|c|hlt (Sofortkorrektur von ‚wohl‘ zu ‚recht‘ nur zum Teil umgesetzt)
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Das folgende Verzeichnis ist im Wesentlichen Ergebnis einer Auswertung der Briefe Goethes sowie der Portolisten (Rechnungsbelege) der Chursächsischen Post (P/ChS Post), der Kaiserlichen Reichspost (P/KR Post) und der Herzoglich Sächsischen Post (P/HS Post) in Weimar aus den Jahren 1788 bis 1790, in denen die ein- und ausgegangenen Brief- und Paketsendungen Goethes eingetragen sind, sowie der Aufzeichnungen in den jeweiligen „Rechnungsbüchern“ Goethes (GR/RB) aus demselben Zeitraum. Hinzu kommt ein kommentiertes Briefverzeichnis Goethes für die Jahre 1790/91 (GSA 29/1). Außerdem wurden Umkreisbriefwechsel und weitere für die Kommentierung herangezogene Quellen ausgewertet. Verzeichnet werden einzelne nicht überlieferte Briefe Goethes, deren Existenz durch konkrete Anhaltspunkte belegt ist. Aufgenommen wurden auch entsprechende Paketsendungen sowie verschickte Kästen, Schachteln oder Gefäße, da anzunehmen ist, dass auch diesen Sendungen Begleitbriefe beilagen. Informationen zur Überlieferungslage von Korrespondenzen finden sich an entsprechender Stelle im Kommentar. Zu beachten ist, dass die angegebenen Absendedaten, die sich meist nach den Posttagen richten, nicht notwendigerweise mit den Entstehungsdaten der Briefe identisch sind. Ist das Entstehungsdatum bekannt oder nachweisbar, wird der jeweilige Brief danach eingruppiert. Die Einträge der „Rechnungsbücher“ und der Portolisten werden so übernommen, dass in der Datumszeile der jeweils angegebene oder erschlossene Bestimmungsort mitgeteilt wird. Die in spitzen Klammern ergänzten Zitate stehen anstelle der im Original verwendeten Wiederholungszeichen. Die häufiger benutzten Abkürzungen „B.“ und „P.“ stehen für Brief bzw. Paket. „St.“ bzw. „Stck“ bedeutet Stück.
EB 1. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 20. Juni 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Jun. 20. 1. 〈St.〉 à Mad. Kauffmann. à Rome“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 2. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 20. Juni 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 M r Kayser à Frankfurth“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1788, WA IV 9, 385). – Nicht auszuschließen, aber unwahrscheinlich ist, dass vorliegender Brief an Philipp Christoph Kaysers Vater, Johann Matthäus
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 3–10
Kayser, und nicht an den Bruder Gabriel Gottlieb gerichtet ist. Beide lebten damals in Frankfurt a. M.
EB 3. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 20. Juni 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Jun.〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 Mad. Schulthes. à Zurch.“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385.)
EB 4. An Georg Joachim Göschen 〈Weimar, 22. Juni 1788 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 22. 1. 〈St.〉 à M r Goeschen. Leipzig“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 5. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 23. Juni 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 23. 1. 〈St.〉 S. a. S. Mrsgr. le Duc de S. Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 6. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 25. Juni 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 25. 1. 〈St.〉 M r Kayser. à Frankfurth“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 2.
JUNI 1788
241
EB 7. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 26. Juni 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: Angelika Kauffmann teilte in ihrer Antwort vom 23. Juli 1788 mit, dass sie Goethes „brief von 26 Juni“ am 15. Juli erhalten habe (Kauffmann, Briefe, 109; vgl. auch RA 1, 123f., Nr 266). Die Absendung des Briefs erfolgte am Folgetag: „Jun. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 Mad. Kaufmann. à do 〈Rom〉.“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385.)
EB 8. An Friedrich Carl Kayser 〈Weimar, 26. Juni 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 26. 1. 〈St.〉 dergl. 〈M r Kayser.〉 à Jena“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen 1788, WA IV 9, 385). – Der Bruder Philipp Christoph Kaysers, Friedrich Carl Kayser, war im Herbst 1787 ins Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach gekommen und lebte vor allem in Jena.
EB 9. An Friedrich Bury 〈Weimar, 27. Juni 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 27. 1. 〈St.〉 à M r Bury. à Rom“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 10. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 30. Juni 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 〈30.〉 1. 〈St.〉 M r Reiffenstein à Rom“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Beischluss: Nr 3 (vgl. zu 7,11). – Im Nachlass der eingegangenen Briefe findet sich eine eigenhändige Merkliste mit Stichworten zu diesem offensichtlich sehr umfangreichen Brief:
242
ERSCHLOSSENE BRIEFE 11–16
dl. 30 Jun Hl. Rath Reifenstein. Danck. Ankunft der 600 Scudi. Schuld an Jenkins 500. Vor m. Abreise 80 Florenz Orsi 150 Mayland Tanzi 270 nts.
DenCreditbrief zur Hälfte zurückgeschickt. Ankunft des Schädels Herzogs Brief. Tassos Maske. Form des Schädels erwartet. Pasten Samml. 2. an Percy mit einem Briefe. Nemesis, die aus dem Museum. Sardonyx dazu / Ob nicht Meyer in Neapel auch Köpfe zeichnen könne. Zeichnung der Juno? Ob der Gyps zu Angelika? Franchis Hoflichkeit. Ob meine Schriften angek. Lips Titelkupfer zum 8. Bande. Knollen des Armes. Carl Riggi Nachricht des abgesendeten Kastens gewünscht. Herzoginn Mutter. Das Verzeichniß von Dolce aufzuheben. Ob Pichler seine Sammlung herausgegeben?
(H: GSA 28/1041, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 226 f.)
EB 11. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 30. Juni 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 〈30.〉 1. 〈St.〉 S. a. S. Mad. la Duchesse regte de S. Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
JUNI/JULI 1788
243
EB 12. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 30. Juni 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Jun. 〈...〉 30. 1. 〈St.〉 Mad. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. Juni 1788, in: GR/Belege 1788, 2, Bl. 6; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 13. An Anton Ott 〈Weimar, 4. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à M r Ott do. 〈à Zürch〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 14. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 4. Juli 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „July. 4. 1. St. à M r Reiffenstein à Roma“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 15. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 4. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à Made. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 16. An Schramm & Kerstens 〈Weimar, 8. Juli 1788 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 26. Juli 1788 teilte die Hamburger Firma Schramm & Kerstens Goethe mit, sein „Schreiben vom 8ten“ des Monats mit einem Transportauftrag erhalten zu haben (GSA 28/1041, Bl. 30; vgl. auch
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 17–25
RA 1, 124, Nr 268). Goethe hatte seinen Brief offenbar erst am 11. Juli 1788 verschickt: „July. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à 〈...〉 Schram & Carstens. Hamburg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 17. An Johann Heinrich Schinz? 〈Weimar, 9. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 9. 1. 〈St.〉 à M r Schinz do. 〈à Zürch〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1788, WA IV 9, 385). – Der Theologe Johann Heinrich Schinz, ein Neffe von Goethes Züricher Freundin Barbara Schultheß, hatte seine Tante zu ihrem Treffen mit Goethe Anfang Juni 1788 nach Konstanz begleitet (vgl. GB 7 II, zu 271,16–17).
EB 18. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 9. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈9.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes do. 〈à Zürch〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 19. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 11. Juli 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 à M r Kayser. à Frankfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 2.
EB 20. An Ferdinand Kobell 〈Weimar, 11. Juli 1788 f Mannheim〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à M r Kobel. Mannheim“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
JULI 1788
245
EB 21. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim 〈Weimar, 11. Juli 1788 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à Mad. de Bechtolsheim. à Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 22. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing 〈Weimar, 11. Juli 1788 f Wernigerode〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à M r Plessig. à Wernigerode“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 23. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 11. Juli 1788 f Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à M r Vulpius. à Nürnberg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 24. An Johanne Susanne Bohl 〈Weimar, 12. Juli 1788 f Lobeda bei Jena〉 Quelle und Datierung: den 12 〈 Jul〉 Paket an M. Bohlinn (GR/RB 1788, 3, Bl. 3; vgl. auch GR/Belege 1788, 2, Bl. 43 und Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 25. An Johann Christian Kestner 〈Weimar, 14. Juli 1788 f Hannover〉 Quelle und Datierung: „am 14. July 1788. # à M r Kestner à Hannover“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
246
ERSCHLOSSENE BRIEFE 26–33
EB 26. An Johanna Maria Melber 〈Weimar, 14. Juli 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 14. 1. 〈St.〉 à Mad e. Melber. Frankfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 27. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 14. Juli 1788 f Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „〈am 14. July 1788.〉 # mit 22 rh. à M r Vulpius à Nürnberg“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 28. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 16. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 16. 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 29. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 18.? Juli 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 18. 1. 〈St.〉 à Mad. Angelica à Rome“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen 1788, WA IV 9, 385). – Angelika Kauffmann nennt in ihrem Antwortbrief vom 5. August 1788 allerdings den 19. Juli 1788 als Schreibdatum von Goethes Bezugsbrief: „〈...〉 heute empfieng ich Ihren lieben brief von 19 Juli.“ (Kauffmann, Briefe, 112; vgl. auch RA 1, 126f., Nr 275.) Wahrscheinlich handelt es sich dabei um einen Irrtum der Empfängerin.
JULI 1788
247
EB 30. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 18. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈18.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 31. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 21. Juli 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 21. 1. 〈St.〉 à M r Kayser. à Frankfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 2.
EB 32. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 23. Juli 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 23. 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. à Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 33. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing 〈Weimar, 23. Juli 1788 f Wernigerode〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈23.〉 1. 〈St.〉 à M r Plessig. Wernigerode“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
248
ERSCHLOSSENE BRIEFE 34–42
EB 34. An Friedrich Carl Kayser 〈Weimar, 24. Juli 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 24. 1. St. à M r Kayser Jena“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 8.
EB 35. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 25. Juli 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 25. 1. 〈St.〉 à M r Franckenberg Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 36. An Dorothea Kayser 〈Weimar, 28. Juli 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à M lle Kayser. Franckfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 37. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 30. Juli 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 30. 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 38. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Juli 1788 f Jena f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 30. 〈July 1788.〉 1 embl. Kistl: L. B. G. Signl. über Jena“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14).
JULI/AUGUST 1788
249
EB 39. An Friedrich Bury 〈Weimar, 4. August 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à M r Bury do 〈à Rome〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 40. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 4. August 1788 f Neapel〉 Quelle und Datierung: „Augl. 4. 1. 〈St.〉 à M r Hackert. à Naples.“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385.) – Hackert erwähnt Goethes Brief auch in seinem Schreiben vom 23. Februar 1789: „Dero angenehmes von 4ten Aug.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 180; vgl. auch RA 1, 148, Nr 340.)
EB 41. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 4. August 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: Angelika Kauffmann bedankte sich in ihrem Brief an Goethe vom 21. September 1788 für dessen „zwei briefe nehmlich von 4 august – und 1 Sep:“ (Kauffmann, Briefe, 117; vgl. auch RA 1, 133, Nr 297.) – Möglicherweise war der Brief vom 4. August Beilage zum Brief an Johann Friedrich Reiffenstein vom gleichen Tag (vgl. EB 44).
EB 42. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 4. August 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 M r Kaiser. à Frankfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 2.
250
ERSCHLOSSENE BRIEFE 43–49
EB 43. An Johann Heinrich Lips 〈Weimar, 4.? August 1788 f rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 30. August 1788 bedankt sich Lips bei Goethe: „Ich habe durch Hl. Schütz Ihren Brief richtig erhalten 〈...〉“. (H: GSA 28/1041, Bl. 104; vgl. auch RA 1, 132, Nr 291.) Der Brief war offensichtlich dem Schreiben Goethes an Schütz vom 4. August 1788 (EB 46) beigeschlossen.
EB 44. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 4. August 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein. à Rome“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 45. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 4. August 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. Zürch.“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385.)
EB 46. An Johann Georg Schütz 〈Weimar, 4. August 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈4.〉 1. 〈St.〉 à M r Schütz do 〈à Rome〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
AUGUST 1788
251
EB 47. An Carl Wilhelm Thurneysen 〈Weimar, 4. August 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 8. August 1788 zeigt Carl Wilhelm Thurneysen die Ankunft von Goethes „lieben Brief vom 4.t Aug.“ an (H: GSA 28/1041, Bl. 52; vgl. auch RA 1, 127, Nr 277).
EB 48. An Johann Heinrich Wilhelm Tischbein 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 20. Juli und 5. August 1788 f Neapel〉 Quelle und Datierung: Tischbein schrieb am 24. Juli 1788 an Goethe, dass er von ihm „lange Zeit 〈...〉 nichts gehöret habe.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 65; vgl. auch RA 1, 124, Nr 267.) In seinem nächsten Brief an Goethe vom 26. August 1788 meldete er den Empfang eines Briefes: „Den selben tag als ich Ihren Brief bekam, gieng ich des abend auf das Schloß.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 96; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 73.) Johann Heinrich Meyer bestätigte in einem Brief vom 26. August ebenfalls den Empfang dieses Briefes an Tischbein: „Unsere Briefe müßen dem Ihrigen auf halbem Wege begegnet seyn, 〈...〉 Verstehen wir wohl ihren Brief an Tischbein recht, 〈...〉 sie bald wieder zu sehen?“ (H: GSA 28/1041, Bl. 97; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 9 f.) Meyer hatte zuletzt einen Brief vom 22. und 29. Juli nach Weimar geschickt (H: GSA 28/1041, Bl. 75–78; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 1–9 und RA 1, 122 f., Nr 264). Ein Brief von Weimar nach Neapel wurde in der Regel in etwa drei Wochen befördert.
EB 49. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 6. August 1788 f Mainz〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 6. 1. 〈St.〉 à M r de Dalberg. à Maynz“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
252
ERSCHLOSSENE BRIEFE 50–57
EB 50. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 8. August 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈8.〉 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 51. An Unbekannt 〈Weimar, 9. August 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: 1788 August 〈...〉 9 B (GR/RB 1788, 4, Bl. 3). Ebenso: „Aug. 9 Für einen Brief.“ (GR/Belege 1788, 3, Bl. 36.)
EB 52. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 11. August 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à Mr de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 53. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 11. August 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Augl. 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein. à Rome“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
AUGUST 1788
253
EB 54. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 13. August 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈13.〉 1. 〈St.〉 à M r de Franckenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 55. An Gabriel Gottlieb Kayser? 〈Weimar, 13. August 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „August. 13. 1. St. à M r Kaiser. à Franckfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385). – Zum Adressaten vgl. auch EB 2.
EB 56. An Sophie La Roche 〈Weimar, 13. August 1788 f Offenbach〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈13.〉 1. 〈St.〉 à Mad. de La Roche. Offenbach“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 57. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher 〈Weimar, 13. August 1788 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈13.〉 1. 〈St.〉 à Mr. Schleyermacher. Darmstadt“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385 sowie Johann Heinrich Mercks Brief an Goethe vom 3. August 1788; Merck, Briefwechsel 4, 542 und RA 1, 126, Nr 273).
254
ERSCHLOSSENE BRIEFE 58–67
EB 58. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 13. August 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈13.〉 1. 〈St.〉 à M lle Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 385).
EB 59. An Philipp Seidel 〈Weimar, 18. August 1788 f Weimar?〉 Quelle und Datierung: „〈am 18. Augl. 1788.〉 1. Coffee à M r Seidel“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14).
EB 60. An Unbekannt 〈Weimar, 18. August 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 18. Augl. 〈1788.〉 1. pacl: p. Adr.“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14.)
EB 61. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 20. August 1788 f Mainz〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 à Mr. de Dalberg. zu Maynz“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 62. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 20. August 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. à Zurch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
AUGUST 1788
255
EB 63. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 20. August 1788 f Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 20. 1. 〈St.〉 à M r Vulpius. zu Nürnberg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 64. An Ambrosio Moldi & Donati 〈Weimar, 25. August 1788 f Mailand〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈25.〉 1. 〈St.〉 à Mssr. Ambrosio Moldi, & Donati. à Milano“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 65. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 25. August 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 25. 1. 〈St.〉 à S. a. S. Mrsrgr. Le Prince Auguste. de S. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 66. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher 〈Weimar, 25. August 1788 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „August. 〈...〉 〈25.〉 1. 〈St.〉 à Mr. Schleyermacher. Darmstadt“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 67. An Unbekannt 〈Weimar, 25. August 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 25. 〈Aug. 1788.〉 1. Kistl. in Bl: # v. G. Signl.“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14.)
256
ERSCHLOSSENE BRIEFE 68–76
EB 68. An Unbekannt 〈Weimar, 26. August 1788 f Jena f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 26. 〈Aug. 1788.〉 1do 〈Kistl.〉 P. G. Signl. über Jena“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14).
EB 69. An Unbekannt 〈Weimar, 26. August 1788 f Gotha f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am 26. Aug. 1788.〉 1do 〈Kistl.〉 p. Adr. über Gotha mit dem Cammerwagen“ (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14).
EB 70. An Unbekannt 〈Weimar, 26. August 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „〈1788〉 Aug 〈...〉 26 Franckfurt“ (GR/Belege 1788, 3, Bl. 37).
Für zwey Kistchen nach
EB 71. An Unbekannt 〈Weimar, 26. August 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „〈1788〉 Aug 〈...〉 26 Franckfurt“ (GR/Belege 1788, 3, Bl. 37).
Für zwey Kistchen nach
EB 72. An Unbekannt 〈Weimar, 29. August 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „〈1788〉 Aug 〈...〉 29 Zwey Briefe nach Jena“ (GR/ Belege 1788, 3, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1788, 4, Bl. 3 und Postsendungen, WA IV 9, 386).
AUGUST/SEPTEMBER 1788
257
EB 73. An Unbekannt 〈Weimar, 29. August 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „〈1788〉 Aug 〈...〉 29 Zwey Briefe nach Jena“ (GR/ Belege 1788, 3, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1788, 4, Bl. 3 und Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 74. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 1. September 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: Angelika Kauffmann bedankte sich in ihrem Brief an Goethe vom 21. September 1788 für dessen „zwei briefe nehmlich von 4 august – und 1 Sep: (Kauffmann, Briefe, 117; vgl. auch RA 1, 133, Nr 297). Verschickt hat Goethe letzteren Brief allerdings erst einen Tag später: „Septbr 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Angelica Kaufmann Zucchi. à Roma“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16, vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 75. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach (Comtesse von Allstedt)? 〈Weimar, 2. September 1788 f Mailand〉 Quelle und Datierung: „Septbr 2. 1. 〈St.〉 à Mad: La Ctesse d’ Allstaedt. à Milano“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). Anna Amalia reiste häufig incognito als Gräfin Allstedt.
EB 76. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 2. September 1788 f Mailand〉 Quelle und Datierung: „Septbr 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à Mr Kayser. do 〈à Milano〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Ob der Brief Kayser erreicht hat, ist nicht bekannt. Kayser verließ die Reisegruppe der Herzoginmutter Anna Amalia, mit der er am 15. August nach Italien aufgebrochen war, bereits am 1. September in Bozen und ging zurück nach Zürich (vgl. zu 17,2–3).
258
ERSCHLOSSENE BRIEFE 77–84
EB 77. An Johann Heinrich Lips 〈Weimar, 2. September 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Septbr 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à M r Lips do 〈à Roma〉“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 78. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 2. September 1788 f Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „Septbr 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à M r Vulpius. Nürnberg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 79. An Unbekannt 〈Weimar, 3. September 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1788 Septr Den 3 B. nach Jena (GR/RB 1788, 5, Bl. 3; vgl. auch GR/Belege 1788, 3, Bl. 38).
EB 80. An Johann Jacob Willemer 〈Weimar, wahrscheinlich zweite Hälfte August oder erste Septemberwoche 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Nach dem Hilfeersuchen des verschuldeten Johann Heinrich Merck um eine Kreditvermittlung vom 3. August 1788 hatte sich Goethe an den Frankfurter Bankier Johann Jakob Willemer gewandt. Vom 9. bis 18. September hielt er sich am herzoglichen Hof in Gotha auf (vgl. zu 29,10). Am 19. September konnte er dem bürgenden Herzog Carl August die Kreditzusage Willemers mitteilen und dem Bankier die Annahme der Kreditbedingungen zusichern (vgl. zu 29,18–19 und EB 88). Der Brief ist demnach wahrscheinlich bereits vor Goethes Aufenthalt in Gotha geschrieben worden.
SEPTEMBER 1788
259
EB 81. An Friedrich Rehberg 〈Weimar, 9. September 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Antwortschreiben vom 18. Oktober 1788 dankte Rehberg für Goethes „gütiges, promptes Schreiben vom 9ten Sept.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 116; vgl. auch RA 1, 136, Nr 304.) – Laut Postrechnung erfolgte die Absendung des Briefs am 11. September: „Septbr. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à M r Rehberg. à Rom“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 82. An Friedrich Carl Kayser 〈Weimar, 11. September 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à M r Kayser. Jena.“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.) – Zum Adressaten vgl. auch EB 8.
EB 83. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 11. September 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 11. 1. St. à Mad. Schulthes. à Zurch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Verzeichnet mit „gl 12“ Portokosten in der Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes Weimar vom 30. September 1788 (vgl. ebd.; weiter vgl. EB 84).
EB 84. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 11. September 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16), Zweitsendung am gleichen Tag (vgl. EB 83). – Verzeichnet mit „gl 5“ Portokosten in der Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamtes Weimar vom 30. September 1788 (vgl. ebd.); keine Aufnahme in das Verzeichnis der Postsendungen in der WA.
260
ERSCHLOSSENE BRIEFE 85–93
EB 85. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 11. September 1788 f Nürnberg〉 Quelle und Datierung: „Septbr 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 à M r Vulpius. Nürnberg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 86. An Friedrich Bury 〈Weimar, 19. September 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈19.〉 2. 〈St.〉 à M r Bury. à Rom“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Die Mengenangabe ist vermutlich ein Schreibversehen oder deutet auf einen Beischluss hin.
EB 87. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher 〈Weimar, 19. September 1788 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈19.〉 1. 〈St.〉 à M r Schleyermacher. Darmstadt“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 88. An Johann Jacob Willemer 〈Weimar, 19. September 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈19.〉 1. 〈St.〉 à M r Willemer. Franckfurth“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
SEPTEMBER 1788
261
EB 89. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 22. September 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈22.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 90. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher 〈Weimar, 24. September 1788 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 24. 1. 〈St.〉 à M r Schleyermacher. Darmstadt“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 91. An Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra 〈Weimar, 29. September 1788 f Zellerfeld〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. v. Trebra den 29st Septbr:“ (P/ChS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 13; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.)
EB 92. An Johann Christian Stark 〈Weimar, 30. September 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈30.〉 1. 〈St.〉 à Mr. Starke. Jena“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 93. An Hans Wilhelm von Thümmel 〈Weimar, 30. September 1788 f Altenburg〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 30. 1. 〈St.〉 à M r de Thümmel. Altenburg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
262
ERSCHLOSSENE BRIEFE 94–101
EB 94. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 6. Oktober 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Octobr. 〈...〉 6 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein. à Rom.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.) – Reiffenstein dankte am 1. November 1788 für Goethes Brief vom „6ten 8br“ (H: GSA 28/1041, Bl. 125; vgl. auch RA 1, 137, Nr 307).
EB 95. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, zwischen 6. und 16. Oktober 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 1. und 8. November 1788 bedankte sich Angelika Kauffmann bei Goethe dafür, dass er „mit dem Titel Kupfer zufrieden“ sei (Kauffmann, Briefe, 122; vgl. auch RA 1, 137, Nr 308), wie sie es aus seinem „allerliebsten briefe“ entnommen habe (ebd.). Gemeint war ihr Entwurf für das von Johann Heinrich Lips gestochene Titelkupfer zu Band 8 der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“, das am 6. Oktober in Weimar eingetroffen war (vgl. zu 23,5). – Die Datierungseingrenzung ergibt sich aus der gewöhnlichen Postlaufzeit für einen Brief von Weimar nach Rom von ca 16 Tagen.
EB 96. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 20. Oktober 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Octobr. 〈...〉 20. 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein à Rom.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.)
EB 97. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 20. Oktober 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Octobr. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 S. à S. a Msrgr. le Prince Auguste de S. Gothe“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
OKTOBER 1788
263
EB 98. An Unbekannt 〈Weimar, 20. Oktober 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „am 20. Oct. 1788. 2. embl. Kistl. p. Adl.“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14.)
EB 99. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 24. Oktober 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Octobr. 〈...〉 24. 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. à Zurch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). – Im Verzeichnis der Postsendungen in der WA wurde der Brief an „Mad. Schulthess, Zürch.“ unter dem „28. 〈Oktober〉“ aufgenommen (WA IV 9, 386), was vermutlich als Hör- oder Lesefehler anzusehen ist.
EB 100. An Maximilian von Verschaffelt 〈Weimar, vermutlich zweite Hälfte Oktober 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: Am 15. November schrieb Johann Friedrich Reiffenstein an Goethe, dass sich Maximilian von Verschaffelt kürzlich bei ihm nach eventuell eingegangenen künstlerischen Aufträgen erkundigt habe (vgl. GSA 28/1041, Bl. 141; vgl. auch RA 1, 139, Nr 313). Verschaffelt habe dabei auch die Bezahlung von zwei im Auftrag von Carl Wilhelm Thurneysen bereits im August 1788 entstandenen Zeichnungen erwähnt, die Goethe laut der „letzteren an ihn gerichteten Zeilen“ (H: GSA 28/1041, Bl. 141) in Aussicht gestellt habe.
EB 101. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 31. Oktober 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Octobr. 〈...〉 31. 1. 〈St.〉 à S. a. S. Msrgr. le Prince Auguste de S. Gothe“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
264
ERSCHLOSSENE BRIEFE 102–110
EB 102. An Christian August Vulpius 〈Weimar, wahrscheinlich 31. Oktober 1788 f Erlangen〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 3. 1. 〈St.〉 à M r Vulpius. Erlangen“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Wie aus Goethes Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 31. Oktober 1788 (Nr 48) hervorgeht, ist der Brief an Vulpius bereits am 31. Oktober 1788 geschrieben gewesen (vgl. zu 49,3).
EB 103. An Johann Jacob Willemer 〈Weimar, 6. November 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Willemer den 6ten 〈Novbr:〉 (P/ChS Post, 3. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.)
EB 104. An Albert-Guillaume Berczy 〈Weimar, 7. November 1788 f Florenz〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 à Mr. Berczi. à Florenz“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Über Berczy (eigentl. von Moll) vgl. die einleitende Erläuterung zu Goethes Brief an ihn vom 30. Juni 1788 (Nr 3).
EB 105. An L’Abbé Bernardin Bonfiglioli? 〈Weimar, 7. November 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 à Mr L’Abbé Bernardin. à Rom“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
OKTOBER/NOVEMBER 1788
265
EB 106. An Jeannette Brossard 〈Weimar, 7. November 1788 f Prag〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 à Mademoiselle Brossard. Prag“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 107. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing 〈Weimar, 7. November 1788 f Duisburg〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 à M r Plessing. à Duisburg“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 108. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher 〈Weimar, 7. November 1788 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 a M r Schleyermacher. à Darmstadt“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 109. An Johann Georg Schlosser 〈Weimar, 7. November 1788 f Karlsruhe〉 Quelle und Datierung: Novbr. 〈...〉 〈7.〉 1. 〈St.〉 à M r Schlosser. à Karlsruh“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386).
EB 110. An Unbekannt 〈Weimar, 8. November 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈1788〉 Nov 〈...〉 8. Für einen Brief“ (GR/Belege 1788, 5, Bl. 19; vgl. dazu auch GR/RB 1788, 7, Bl. 3).
266
ERSCHLOSSENE BRIEFE 111–118
EB 111. An Friedrich Bury 〈Weimar, wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈10〉 1. 〈St.〉 à M r Bury. à Rom.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.) – Goethe war am 9. November 1788 für knapp zwei Wochen nach Jena gereist. Im unmittelbaren Vorfeld des Jena-Aufenthaltes hatte er noch eine größere Anzahl von Briefen verfasst und am Folgetag in Weimar zur Post geben lassen (vgl. auch Nr 54–56). Auch die in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes erwähnten Briefe EB 112 und EB 113 gehörten wahrscheinlich zu den noch in Weimar geschriebenen.
EB 112. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈10〉 1. 〈St.〉 à S. a. S. Mrsrgr. le Prince Auguste de S. Gothe“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Zur Datierung vgl. EB 111.
EB 113. An August Friedrich Standtke 〈Weimar, wahrscheinlich 8. oder 9. November 1788 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 10 1. 〈St.〉 à Mr. Standtke. à Berlin“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – Zur Datierung vgl. EB 111.
EB 114. An Unbekannt 〈Weimar, 24. November 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 24. Nov. 〈1788〉 1. dl. 〈embl. Kistl.〉 〈p. Adl.〉“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14.)
NOVEMBER 1788
267
EB 115. An Unbekannt 〈Weimar, 24. November 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am 24. Nov. 1788〉 1. pacl. in Wchstl. à do 〈p. Adl.〉“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14.)
EB 116. An Christian August Vulpius? 〈Weimar, wahrscheinlich 26. November 1788 f Erlangen〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 1. Dec. 〈1788〉 1. Brl. mit 3. Ld’or. nach Erlangen“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387 [ohne Tagesdatum]). Der Brief wurde dem Schreiben an Wilhelm Friedrich Hufnagel vom 26. November 1788 (Nr 62) beigeschlossen. – Beischluss zu Nr 62 (vgl. zu 65,16–17).
EB 117. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 28. November 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈28.〉 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein à Rome“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386). – In seinem Antwortbrief von Mitte Dezember 1788 dankte Reiffenstein für Goethes Brief „vom 28st Novbr“ (H: GSA 28/1041, Bl. 150; vgl. auch RA 1, 141 f., Nr 320).
EB 118. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 28. November 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. à Zürch.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386.)
268
ERSCHLOSSENE BRIEFE 119–127
EB 119. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 30. November 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1788 Nov. 〈...〉 30 ein Brief an Hl. P. Loder (GR/RB 1788, 5, Bl. 51; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386 [dort fälschlich unter dem 27. November 1788]).
EB 120. An Barbara Schulthess 〈Weimar, wahrscheinlich 30. November 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 1. 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387 [ohne Tagesdatumsangabe]). – Der Brief ist wahrscheinlich unmittelbar vor der Abreise Goethes zu einem mehrtägigen Aufenthalt am herzoglichen Hof in Gotha am 30. November 1788 geschrieben und am 1. Dezember in Weimar im Kaiserlichen Reichspostamt aufgegeben worden.
EB 121. An Unbekannt 〈Weimar, 30. November 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: 1788
Nov. 〈...〉 〈30〉 B. (GR/RB 1788, 5, Bl. 51.)
EB 122. An Karl Kopp? 〈Weimar, 8. Dezember 1788 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 8. 〈Dec. 1788〉 1. Schtl. à Mr. Kopp in Erfurth“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 123. An August Friedrich Standtke 〈Weimar, 8. Dezember 1788 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Standtke den 8ten 〈Decbr.〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 15.)
NOVEMBER/DEZEMBER 1788
269
EB 124. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel 〈Weimar, zwischen 1. und 9. Dezember 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 27. Dezember 1788 bedankte sich Einsiedel für eine „liebe Zuschrifft“ Goethes, die „vor wenig Tagen in meine Hände gekommen“ (H: GSA 28/1041, Bl. 159; vgl. auch RA 1, 145, Nr 329). Einsiedels vorausgegangener Brief an Goethe, der am 15. November 1788 geschrieben worden war (H: GSA 28/1041, Bl. 139–140; vgl. auch RA 1, 139, Nr 312), dürfte bei der gewöhnlichen Postlaufzeit von etwa 16 Tagen nicht vor dem 1. Dezember 1788 in Weimar eingetroffen sein. Andererseits muss Goethe seine Antwort spätestens am 9. Dezember nach Rom geschickt haben, wenn sie, wie von Einsiedel mitgeteilt, spätestens am 1. Weihnachtsfeiertag dort eingetroffen ist.
EB 125. An Heinrich Anton Ackermann 〈Weimar, 9. oder 10. Dezember 1788 f Ilmenau〉 Quelle und Datierung: Seinem Brief an Christian Gottlob Voigt vom 10. Dezember 1788 (Nr 67) schließt Goethe ein Schreiben an den Justizamtmann Heinrich Anton Ackermann zur Weiterbeförderung bei: Beyliegenden Brief an Akermann bitte ich der Depesche nach Ilmenau beyzuschließen. (72,7–8.) – Beischluss zu Nr 67 (vgl. zu 72,7).
EB 126. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 15. Dezember 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: „〈am 15. Dec. 1788〉 # à M r Büttner à Jena“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 127. An Carlo Ambrogio Riggi 〈Weimar, 15. Dezember 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: „〈am 15. Dec. 1788〉 1. Schtl. à M r Riggi à Rom“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Carlo Ambrogio Riggi bestätigte den Erhalt einer Sendung Goethes aus Weimar, die über Johann Friedrich Reiffenstein nach Rom
270
ERSCHLOSSENE BRIEFE 128–136
gesandt worden war, in seinem Brief an Goethe vom 20. Januar 1789 (vgl. GSA 28/1041, Bl. 171; vgl. auch RA 1, 147, Nr 336).
EB 128. An Johann Siegmund Friedrich Waitz? 〈Weimar, 15. Dezember 1788 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am 15. Dec. 1788〉 〈...〉 à M r Zaitz à Gotha“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Möglicherweise war der Geheime Sekretär in der Geheimen Kanzlei des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, Johann Siegmund Friedrich Waitz, der Adressat des Briefes. Die abweichende Namensnotation in der Portoliste beruht vermutlich auf einem Hör- oder Lesefehler.
EB 129. An Benjamin Wolf? 〈Weimar, 15. Dezember 1788 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 15. 〈Dec. 1788〉 〈1.〉 # à Mr Wolf à Zürch“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387 [dort fälschlich: „Mad. Wolf, Zürch“]).
EB 130. An August Friedrich Standtke 〈Weimar, 18. Dezember 1788 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Standtke dl 18ten 〈Decbr.〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386 [dort fälschlich unter dem 18. November 1788].)
EB 131. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 24. Dezember 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 24. 1. 〈St.〉 à Mad. Goethe. à Franckfurth“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
DEZEMBER 1788
271
EB 132. An Johann Leonhard Kellner & Johann Karl Städel? 〈Weimar, 24. Dezember 1788 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 〈24.〉 à Mrssr. Kellner & Stadel à do 〈Franckfurth〉“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 9; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 133. An Georg Joachim Göschen 〈Weimar, 25. Dezember 1788 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: „von 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Goeschen den 25st 〈Decbr.〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 386 [dort fälschlich unter dem 25. November 1788].)
EB 134. An Karl Kopp? 〈Weimar, 29. Dezember 1788 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 29. 1. St. à M r Koppe. à Erfurth“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788, in: GR/Belege 1788, 6, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 135. An Johanne Susanne Bohl 〈Weimar, 30. Dezember 1788 f Lobeda bei Jena〉 Quelle und Datierung: 1788 Dec. 〈...〉 〈30〉 desgl 〈B.〉 an Mad. Bohlin (GR/RB 1788, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 136. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Dezember 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1788 Dec. 〈...〉 30 B. nach Jena (GR/RB 1788, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
272
ERSCHLOSSENE BRIEFE 137–144
EB 137. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Dezember 1788 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1788 Dec. 〈...〉 〈30〉 B. nach Jena (GR/RB 1788, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 138. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Dezember 1788 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: 1788 Dec. 〈...〉 〈30〉 desgl 〈B.〉 nach Erfurt (GR/RB 1788, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 139. An Unbekannt 〈Weimar, 30. Dezember 1788 f ?〉 Quelle und Datierung: 1788 1788, 8, Bl. 3).
Dec. 〈...〉 〈30〉
eine Schachtel (GR/RB
EB 140. An Angelika Kauffmann 〈Weimar?, wahrscheinlich zwischen Ende November und Ende Dezember 1788 f Rom〉 Quelle und Datierung: In ihrem Brief vom 24. Januar 1789 bedankte sich Angelika Kauffmann für Goethes „lieben Brief“, dessen Beantwortung sie „etwas länger verzögert“ habe „aus forcht sie sagen, ich schreibe zu offt“ (Kauffmann, Briefe, 127; vgl. auch RA 1, 147 f., Nr 337). Es ist denkbar, dass Angelika Kauffmann Goethes Brief länger als einen Monat unbeantwortet ließ.
DEZEMBER 1788/JANUAR 1789
273
EB 141. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 9. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 9. 1. 〈Stck.〉 ad Serenissimum. zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 142. An Friedrich Bury 〈Weimar, 16. Januar 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈Stck.〉 à M r Bury. à Rome“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 143. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 16. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈Stck.〉 à M r de Franckenberg do 〈Gotha〉“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 144. An Johann Christian Conrad Moritz 〈Weimar, 16. Januar 1789 f Braunschweig〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 16. 1. 〈Stck.〉 à M r Moritz. Braunschweig“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
274
ERSCHLOSSENE BRIEFE 145–152
EB 145. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 16. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈Stck.〉 ad Serenissimum. zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 146. An Friedrich Bury 〈Weimar, 26. Januar 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈26.〉 1. 〈Stck.〉 à M r Bury. à Rome“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Beischluss: EB 149 (vgl. zu 87,9).
EB 147. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 26. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 26. 1. 〈Stck.〉 à M r de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 148. An Carl August von Hardenberg 〈Weimar, 26. Januar 1789f Braunschweig〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈26.〉 1. 〈Stck.〉 à M r le Cte de Hardenberg à Bronsvic“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
JANUAR 1789
275
EB 149. An Christoph Heinrich Kniep 〈Weimar, 26. Januar 1789 f Neapel〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 27. Februar 1789 bestätigte Kniep den Empfang eines Briefs von Goethe: „Ihr schreuben, von 26. Jan: habe ich den 23ten Febl. erhalten“ (H: GSA 28/1041, Bl. 190; vgl. auch Striehl, Kniep, 300 und RA 1, 150, Nr 344). – Der nicht in den Postrechnungen verzeichnete Brief war dem Schreiben an Bury vom gleichen Tag (EB 146) mit der Bitte um Weiterbeförderung beigeschlossen (vgl. zu 87,9).
EB 150. An Carl Christian Heinrich Rost? 〈Weimar, 26. Januar 1789 f Leipzig?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Rosten den 26 st 〈 Jan.〉“ (P/ChS Post, 1. April 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387.)
EB 151. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 28. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈28.〉 1. 〈Stck.〉 ad Serenissimam zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 152. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 28. Januar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 28. 1. 〈Stck.〉 ad Serenissimum zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
276
ERSCHLOSSENE BRIEFE 153–160
EB 153. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 28. Januar 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈28.〉 1. 〈Stck.〉 à Mad. Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 154. An Johann Christian Conrad Moritz 〈Weimar, 29. Januar 1789 f Braunschweig〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈29.〉 1. 〈Stck.〉 dergl. à M r Moritz“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 155. An Ernst von Valentini? 〈Weimar, 30. Januar 1789 f Florenz〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 〈29.〉 1. 〈Stck.〉 à M r Valertini à Fiorenza“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Die abweichende Namensnotation in der Portoliste beruht vermutlich auf einem Hör- oder Lesefehler.
EB 156. An Unbekannt 〈Weimar, 1. Februar 1789 f ?〉 Quelle und Datierung: 1789 Bl. 3).
Febr
1 für 2 Kistchen (GR/RB 1789, 2,
EB 157. An Johann August Arens 〈Weimar, wahrscheinlich Januar oder Anfang Februar 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 18. Februar 1789 teilte Goethe Herzog Carl August indirekt mit, dass er sich schon vor geraumer Zeit mit einer Anfrage
JANUAR/FEBRUAR 1789
277
um Mitwirkung am geplanten Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses an den Hamburger Architekten Johann August Arens gewandt habe: Von Arends habe ich auch noch keine Antwort, mich verlangt sehr darnach. 〈...〉 Das beste was man für die Sache thun kann ist für die Menschen zu sorgen, die das was geschehen soll klug angeben und genau ausführen. (85,32–86,2.)
EB 158. An Franz Ludwig von Cancrin 〈Weimar, 2. Februar 1789 f Giessen〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à M r de Cancrin. Giesen“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 159. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 2. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 2. 1. St. à M r de Frankenberg à Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 160. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 2. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 ad Serenissimam. zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
278
ERSCHLOSSENE BRIEFE 161–168
EB 161. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 2. Februar 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 2. Febr. 〈1789.〉 # à Mm Schulthes à Zürch“ (P/HS Post, 4. April 1789, in: GR/Belege 1789, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 162. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 5. Februar 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an den reg. Hl. Herzog von Weimar den 5. Febr.“ (P/ChS Post, 1. April 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 21.)
EB 163. An Louise von Göchhausen 〈Weimar, 6. Februar 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an die Herzoginmutter Anna Amalia vom 6. Februar 1789 hatte Goethe für den gleichen Tag einen Brief an ihre Hofdame und Reisebegleiterin Louise von Göchhausen angekündigt: Ausser Frl. v. Göchhausen schreibe ich heute Ihrer Reisegesellschaft nichts. (82,19–20.) – Am 21. März bestätigte Friedrich Bury, dass der Brief angekommen sei: „fraulein Göchhauß hat mir gesagt daß Sie Ihr geschrieben und sich recht darüber gefreuth“ (Bury-Goethe, 39; vgl. auch RA 1, 151, Nr 350). – Beischluss zu Nr 81 (vgl. zu 82,19).
EB 164. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 6. Februar 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 6. 1. 〈St.〉 à Mad. Angelica. à Rome“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
FEBRUAR 1789
279
EB 165. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 6. Februar 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈6.〉 1. 〈St.〉 à Mad. Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 166. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, 9. Februar 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritz den 9 tl 〈Febr.〉“ (P/ChS Post, 1. April 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387.) – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 167. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 13. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 13. 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 168. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, wahrscheinlich 19. Februar 1789 f Berlin〉 Quelle und Datierung: Goethes Brief an Herzog Carl August nach Berlin vom 19. Februar 1789 (Nr 85) war ein Schreiben an Karl Philipp Moritz beigefügt: Von Moritz habe ich noch nichts gehört, ich bitte ihm inliegendes Blättchen zu geben. (85,30–31.) – Beischluss zu Nr 85 (vgl. zu 85,30–31).
280
ERSCHLOSSENE BRIEFE 169–177
EB 169. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 20. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 20. 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 170. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 23. Februar 1789 f Neapel〉 Quelle und Datierung: In seinem Schreiben vom 22. Dezember 1789 bestätigte Hackert den Empfang von Goethes Briefen „vom 23 Febr und 22 Juny“ 1789 (H: GSA 28/1042, Bl. 30; vgl. auch RA 1, 164, Nr 393, hier: 28. Februar).
EB 171. An Carlo Ambrogio Riggi? 〈Weimar, 23. Februar 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 23. 〈Febr. 1789.〉 1. pacl: à M r Ziggi à Rom“ (P/HS Post, 4. April 1789, in: GR/Belege 1789, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Die abweichende Namensnotation in der Portoliste beruht vermutlich auf einem Hör- oder Lesefehler.
EB 172. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 25. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈25.〉 1. 〈St.〉 à S. a. Msrgr. le Prince Auguste Gotha.“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387.)
FEBRUAR 1789
281
EB 173. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 25. Februar 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 25. 1. 〈St.〉 ad Serenissimum. Gotha.“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387.)
EB 174. An Jeannette Brossard 〈Weimar, 27. Februar 1789 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 à M lle Brossard. Erfurth“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 175. An Christian Heigelin 〈Weimar, 27. Februar 1789 f Neapel〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 〈27.〉 1. Paql. à M r Heigelin. à Naples.“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387.)
EB 176. An Johann Lorenz Streiber 〈Weimar, 27. Februar 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „Februar. 〈...〉 27. 1. 〈St.〉 à M r Streiber. Eisenach“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 177. An Unbekannt 〈Weimar, 28. Februar 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1789 Febr 〈...〉 28 B. nach Jena (GR/RB 1789, 2, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
282
ERSCHLOSSENE BRIEFE 178–186
EB 178. An Johann August Arens 〈Weimar, 2. März 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Märt. 2. 1. 〈St.〉 à Mr. Arends. Hamburg“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 179. An Katharina Sophie Hedwig Flebbe 〈Weimar, 2. März 1789 f Hannover〉 Quelle und Datierung: „Märt. 〈...〉 〈2.〉 1. 〈St.〉 à Madame Flebbe. Hannover“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 180. An August Friedrich Standtke 〈Weimar, 2. März 1789 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl: Standtke dl 2. Merz.“ (P/ChS Post, 1. April 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 21.)
EB 181. An Unbekannt 〈Weimar, 3. März 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: 1789 März den 3 für einen Brief nach Eisenach (GR/RB 1789, 3, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 13, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 182. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 9. März 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Schreiben vom 5. April 1789 bestätigte Meyer den Empfang von Goethes „Brief vom 9ten Mertz“ (H: GSA 28/1041, Bl. 199; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 31 und RA 1, 153, Nr 354).
MÄRZ 1789
283
EB 183. An Unbekannt 〈Weimar, 9. März 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 9. 〈Mart. 1789.〉 1. pacl. in Wchstl. nach Zürch“ (P/HS Post, 4. April 1789, in: GR/Belege 1789, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387). – Möglicherweise könnten Barbara Schultheß oder Philipp Christoph Kayser Adressaten der Sendung gewesen sein.
EB 184. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 11. März 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Märt. 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 à S. a. S. Mrsrgr. le Prince Auguste dl. S. Gothe“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 185. An Unbekannt 〈Weimar, 16. März 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: 1789 März 〈...〉 〈16〉 Sechser für einen Brief nach Rom (GR/RB 1789, 3, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 13, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 387).
EB 186. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, 21. März 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 1789 März 〈...〉 〈21〉 B. an Göttling (GR/RB 1789, 3, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 13, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 388).
284
ERSCHLOSSENE BRIEFE 187–194
EB 187. An Johann August Arens 〈Weimar, 27. März 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Märt. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 à M r Arends. Hamburg“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 188. An Jeannette Brossard 〈Weimar, 27. März 1789 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „Märt. 〈...〉 27. 1. 〈St.〉 à M lle Brossard. à Erfurth“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 189. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 27. März 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Märt. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 à M r Kayser. Zürch“ (P/KR Post, 31. März 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 190. An Karl Philipp Moritz 〈Weimar, 9. April 1789 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „Aprl. 〈...〉 〈9.〉 1. 〈St.〉 à M r Moritz. à Berlin“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
MÄRZ/APRIL 1789
285
EB 191. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 21. April 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Aprl. 〈...〉 〈21.〉 1. 〈St.〉 à S. a. S. Mrsrgr. le Duc de Saxe Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 192. An Unbekannt 〈Weimar, 23. April 1789 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Seinem Brief an Georg Joachim Göschen vom 23. April 1789 (Nr 102) hatte Goethe ein Empfehlungsschreiben für Christian August Vulpius zu dessen Stellungssuche beigeschlossen: In einiger Zeit wird sich ein junger Mann bei Ihnen melden, der Vulpius heißt und dem ich einliegenden Brief einzuhändigen bitte. (103,28–29.) Möglicherweise war die Empfehlung für eine Vorstellung Vulpius’ bei Johann Gottlob Immanuel Breitkopf oder Christian Felix Weiße bestimmt (vgl. zu 103,29). – Beischluss zu Nr 102 (vgl. ebd.).
EB 193. An Sophie La Roche 〈Weimar, 27. April 1789 f Offenbach〉 Quelle und Datierung: „Aprl. 〈...〉 27. 1. 〈St.〉 à Mad e de La Roche. à Offenbach“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 194. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 27. April 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Aprl. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
286
ERSCHLOSSENE BRIEFE 195–204
EB 195. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 29. April 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Aprl. 〈...〉 29. 1. 〈St.〉 à S. a. S. Mrsrgr. le Prince Auguste dl S. Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 196. An Unbekannt 〈Weimar, 6. Mai 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 May dl 6 einen Brief nach Jena (GR/RB 1789, 5, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 197. An Friedrich Philipp Karl Graf von Pückler-Limpurg 〈Weimar, 8. Mai 1789 f Stuttgart〉 Quelle und Datierung: „May. 8. 1. 〈St.〉 à M r le Cte de Pickler. à Stouttgardt“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 198. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 8. Mai 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „May. 〈...〉 〈8.〉 1. 〈St.〉 à S. a. S. Msrgr. le Prince Auguste dl S. Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 199. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar, wahrscheinlich 10. Mai 1789 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Dass er einen Brief an Bertuch nach Leipzig geschrieben habe, erwähnt Goethe in seinem Brief an Herzog Carl August vom 10. Mai 1789 (108,8–11). Am 11. Mai wurde der Brief verschickt: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Bertuch den 11. May.“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
APRIL–JUNI 1789
287
EB 200. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 13. Mai 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „May. 〈...〉 13. 1. 〈St.〉 à S. a. S. Msrgr. le Prince Auguste dl S. Gothe“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 201. An Unbekannt 〈Weimar, 1. Juni 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈den〉 1. Jun 〈für〉 1. # do 〈Brief〉 nach Gotha“ (P/HS Post, 3. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 202. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 8. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Juni dl 8 Brief an Profeßor Batsch (GR/RB 1789, 6, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 14, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 203. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 13. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Junii 〈...〉 13 〈...〉 für zwey Briefe nach Jena an Batsch (GR/RB 1789, 14, Bl. 2).
EB 204. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 13. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 203.
288
ERSCHLOSSENE BRIEFE 205–214
EB 205. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 13. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Juni 〈...〉 dl 13 Brief an Hofrath Loder (GR/RB 1789, 6, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 14, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 206. An Unbekannt 〈Weimar, 13. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Junii 〈...〉 13 〈...〉 für ein Brief nach Jena (GR/RB 1789, 14, Bl. 2).
EB 207. An Albrecht Heinrich Baumgärtner 〈Weimar, 19. Juni 1789 f Baiersdorf〉 Quelle und Datierung: „Juny. 〈...〉 〈19.〉 1. 〈St.〉 à M r Baumgaertner. Bayersdorf“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 208. An Georg Forster 〈Weimar, 19. Juni 1789 f Mainz〉 Quelle und Datierung: „Juny. 〈...〉 〈19.〉 1. 〈St.〉 à M r Forster. Maynz“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 209. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 19. Juni 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Juny. 〈...〉 〈19.〉 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. Gotha.“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
JUNI 1789
289
EB 210. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 19. Juni 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Juny. 〈...〉 19. 1. 〈St.〉 à Mad e Angelica Kaufmann. à Rom“ (P/KR Post, 30. Juni 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 18; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 211. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Juni 〈...〉 〈dl 22〉 2 Briefe nach Jena an Hl. Batsch (GR/RB 1789, 6, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 212. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 211.
EB 213. An Johann Wilhelm Chryselius? 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Merseburg?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Cryselius. den 22sten“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 214. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Neapel〉 Quelle und Datierung: In seinem Schreiben vom 22. Dezember 1789 bestätigte Hackert den Empfang von Goethes Briefen „vom 23 Febr und 22 Juny“ 1789 (H: GSA 28/1042, Bl. 30; vgl. auch RA 1, 164, Nr 393).
290
ERSCHLOSSENE BRIEFE 215–223
EB 215. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moriz 〈den 22sten〉 〈Juny.〉“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.) – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 216. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. # dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Reichardt 〈den 22sten〉 〈Juny.〉“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
EB 217. An Unbekannt 〈Weimar, 22. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Juni 〈...〉 dl 22 Brief nach Jena (GR/RB 1789, 6, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 218. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, 23. Juni 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789〉 Juni 〈...〉 dl 23 Brief an Profeßor Gottling (GR/RB 1789, 6, Bl. 3; vgl. dazu auch GR/RB 1789, 14, Bl. 2 und Postsendungen, WA IV 9, 388).
JUNI 1789
291
EB 219. An Friedrich Bury 〈Weimar, zwischen Anfang Mai und 25. Juni 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 11. Juli 1789 bedankte sich Bury bei Goethe für „Ihre Beyten Lieben Briefe“ (Bury-Goethe, 44; vgl. auch RA 1, 156, Nr 366). – Der vorhergehende Brief Burys an Goethe stammte vom 22. April 1789 (vgl. Bury-Goethe, 41 f.; vgl. auch RA 1, 153, Nr 355).
EB 220. An Friedrich Bury 〈Weimar, zwischen Anfang Mai und 25. Juni 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 219.
EB 221. An Johann Friedrich Reichardt 〈Weimar, 25. Juni 1789 f Berlin〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Reichardt. 〈dl 25sten〉 〈Juny.〉“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
EB 222. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg 〈Weimar, 25. Juni 1789 f Tremsbüttel〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Grafen von Stollberg dl 25sten 〈Juny.〉“ (P/ChS Post, 2. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 19; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
EB 223. An Unbekannt 〈Weimar, 29. Juni 1789 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „〈den〉 29. 〈Jun〉 〈für〉 1. Pl: p ad do 〈Brief〉 nach Erfurth“ (P/HS Post, 3. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
292
ERSCHLOSSENE BRIEFE 224–231
EB 224. An Unbekannt 〈Weimar, 1. Juli 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „〈den〉 1. Jul. 〈für〉 1. # Brief nach Zürch“ (P/HS Post, 3. Juli 1789, in: GR/Belege 1789, 6, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388). – Möglicherweise waren Barbara Schultheß oder Philipp Christoph Kayser Adressaten der Sendung.
EB 225. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, zwischen Ende März und Anfang Juli 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 22. Juli 1789 bedankte sich Johann Friedrich Reiffenstein bei Goethe für „zwey Dero letzte“ an ihn „erlaßnen Briefe“ (H: GSA 28/1042, Bl. 6; vgl. auch RA 1, 157, Nr 367). – Der vorhergehende Brief Reiffensteins an Goethe stammte vom 6. März 1789 (H: GSA 28/1041, Bl. 186–187; vgl. auch RA 1, 150, Nr 345).
EB 226. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, zwischen Ende März und Anfang Juli 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: Vgl. EB 225.
EB 227. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 3. Juli 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 3. 1. 〈St.〉 à Mr. le Baron de Franckenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
JULI 1789
293
EB 228. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, 6. Juli 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „Vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritz den 6ten 〈Jul.〉“ (P/ChS Post, 3. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 13; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.) – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 229. An Johann August Arens 〈Weimar, 10. Juli 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈10.〉 1. 〈St.〉 à M r Arens. Hamburg.“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.)
EB 230. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 10. Juli 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 〈10.〉 1. 〈St.〉 à M r le Baron de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
EB 231. An Johann Friedrich von Luxburg? 〈Weimar, 10. Juli 1789 f Zweibrücken〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 10. 1. 〈St.〉 à Mr. de Luxbourg. à Deuxponts“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388).
294
ERSCHLOSSENE BRIEFE 232–238
EB 232. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 25. 1. 〈St.〉 à Mad e Angelica Kaufmann. à Rom“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388). Der am 25. Juli 1789 im Kaiserlichen Reichspostamt aufgegebene Brief ist wahrscheinlich schon am 22. oder 23. Juli geschrieben worden, da Goethe am 23. Juli bereits zu einem Aufenthalt nach Eisenach und Wilhelmsthal abreiste (vgl. zu 132,5–6).
EB 233. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, wahrscheinlich 22. oder 23. Juli 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritzen den 23sten 〈Jul.〉“ (P/ChS Post, 3. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 13; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388.) Der Brief ist vermutlich schon am 22. Juli geschrieben worden (vgl. EB 232). – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 234. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach? 〈Weimar, wahrscheinlich 23. Juli 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „July. 〈...〉 24. 1. 〈St.〉 an Dieselben zu Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15). – Dieser Eintrag in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar bezieht sich auf einen unmittelbar davor verzeichneten, am 23. Juli 1789 angekommenen Brief, der vermutlich von Herzog Carl August und/oder aus seiner Begleitung stammte, die sich in Eisenach und Wilhelmsthal aufhielten. Goethe reiste am 23. Juli ebenfalls dorthin, beantwortete möglicherweise aber noch vorher den eingegangenen Brief, der am 24. Juli aufgegeben wurde. Bei vier weiteren Briefen, die ohne nähere Adressatenangabe am 27. und am 31. Juli sowie am 5. und am 12. August 1789 ebenfalls über das Kaiserliche Reichspostamt in Weimar nach Eisenach (27. Juli) und Gotha geschickt wurden, wird es sich hingegen wahrscheinlich um Sendungen aus dem näheren persönlichen Umfeld Goethes in Weimar gehandelt haben. Die Angaben werden deshalb hier nicht berücksichtigt.
JULI/AUGUST 1789
295
EB 235. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 3. August 1789 f Erlangen〉 Quelle und Datierung: „1789 〈...〉 〈den〉 3. Augl. 〈für〉 1. do 〈Brief〉 mit 8. Lbthlrn: nach Erlangen“ (P/HS Post, 6. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 388 und zu 128,17). – Die Geldsendung an Vulpius wurde wahrscheinlich als Auftragsbrief im Namen Goethes verschickt. Goethe hielt sich schon seit dem 23. Juli 1789 in Eisenach und Wilhelmsthal auf (vgl. zu 132,5–6).
EB 236. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 19. August 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „August. 19. 1. St. à Mad: Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Wahrscheinlich Beischluss: Nr 140 (vgl. zu 141,4–5).
EB 237. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 21. August 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Johann Heinrich Meyer vom 21. August 1789 (Nr 142) teilte Goethe mit: Ich schreibe mit heutiger Post an Reifenstein 〈...〉. (142,18.) In den Postsendelisten ist der Brief ebenfalls unter dem 21. August vermerkt: „August. 〈...〉 21. 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein. à Rom“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 238. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 23. August 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789.〉 August 〈...〉 dl 23 Brief an Hl. Loder (GR/RB 1789, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
296
ERSCHLOSSENE BRIEFE 239–247
EB 239. An Unbekannt 〈Weimar, 23. August 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈1789.〉 August 〈...〉 〈dl 23〉 2 Portefeuilles nach Jena zu tragen (GR/RB 1789, 8, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 240. An Christian August Vulpius 〈Weimar, 31. August 1789 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Vulpius dl 31sten 〈Augl.〉“ (P/ChS Post, 3. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 13; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.) – Beschluss: Nr 145 (vgl. zu 145,2–3).
EB 241. An Friedrich Bury 〈Weimar, 11. September 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 à Mr. Bury. à Rome“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 242. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 11. September 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈11.〉 1. 〈St.〉 ad Serenissimum. à Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 243. An Johann August Arens 〈Weimar, 14. September 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 14. 1. 〈St.〉 à M r Arens. Hamburg“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
AUGUST/SEPTEMBER 1789
297
EB 244. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 16. September 1789 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à Mr. le Baron de Dalberg. Erfurt.“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 245. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 16. September 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 16. 1. 〈St.〉 à M r de Frankenberg. Gotha“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 246. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 16. September 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à Mrsrgr. le Prince Auguste de S. Gothe.“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 247. An Christian Wilhelm Schneider 〈Weimar, 16. September 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à M r le Surint: Schneider. Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
298
ERSCHLOSSENE BRIEFE 248–255
EB 248. An Johann Ludwig von Mauchenheim gen. Bechtolsheim 〈Weimar, 28. September 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à Mr. le Baron de Bechtolsheim. Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 249. An Juliane Auguste Christiane von Mauchenheim gen. Bechtolsheim 〈Weimar, 28. September 1789 f Eisenach〉 Quelle und Datierung: „Septbr. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à Mad: le Baronne de do 〈Bechtolsheim〉 Eisenach“ (P/KR Post, 30. September 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 250. An Unbekannt 〈Weimar, wahrscheinlich 28. oder 29. September 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈den〉 30. 〈Sept: 〈für〉 1. # Brl: nach Gotha“ (P/HS Post, 6. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 12; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Goethe schrieb den Brief wahrscheinlich schon am 28. oder 29. September 1789, da er bereits am 29. September zum Regiment Carl Augusts nach Aschersleben reiste. Am 30. September 1789 wurde die Sendung im Herzoglich Sächsischen Postamt in Weimar aufgegeben.
EB 251. An Johann August Arens 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 8. und 10. Oktober 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Octbr. 〈...〉 12. 1. 〈St.〉 à M r Arens. Hamburg“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Goethe schrieb den Brief wahrscheinlich schon in der Zeit zwischen dem 8. und 10. Oktober 1789, da er bereits am 10. Oktober zu einem mehrtägigen Aufenthalt nach Leipzig abreiste. Am 12. Oktober wurde der Brief im Kaiserlichen Reichspostamt in Weimar aufgegeben.
SEPTEMBER–NOVEMBER 1789
299
EB 252. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, 19. Oktober 1789 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritz den 19dl. 〈Octbr: 1789.〉“ (P/ChS Post, 4. Januar 1790, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 36; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.) – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 253. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 19. Oktober 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Octbr. 〈...〉 19. 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 254. An Johann Heinrich Lips 〈Weimar, 9. November 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 9. 1. 〈St.〉 à M r Lips. Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Weiter vgl. auch zu 108,10.
EB 255. An Adam Friedrich Oeser 〈Weimar, 9. November 1789 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: „vor 1, dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Oeser den 9 dl. Novbr:“ (P/ChS Post, 4. Januar 1790, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 36; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
300
ERSCHLOSSENE BRIEFE 256–265
EB 256. An Johann August Arens 〈Weimar, 16. November 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à M r Arens. Hamburg“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 257. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 16. November 1789 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 16. 1. 〈St.〉 à Mad e Goethe. Franckfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 258. An Johann Caspar Lavater 〈Weimar, 16. November 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à M r Lavater à do 〈Zürch〉“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 259. An Simon Ludwig Eberhard de Marées? 〈Weimar, 16. November 1789 f Dessau?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. de Marees 〈16dol.〉 〈Novbr:〉“ (P/ChS Post, 4. Januar 1790, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 36; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 260. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 16. November 1789 f Zürich f Rom?〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 〈16.〉 1. 〈St.〉 à M r Meyer. à Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
NOVEMBER/DEZEMBER 1789
301
EB 261. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 21. November 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: Novembr. 1789. 21 Brief an Pr. Batsch (GR/RB 1789, 10, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 262. An Johann August Arens 〈Weimar, 7. Dezember 1789 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Arens dl 7dl. 〈Dec.〉“ (P/ChS Post, 4. Januar 1790, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 36; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 263. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 9. Dezember 1789 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 9. 1. 〈St.〉 à M r de Dalberg. Erfurth.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 264. An Adam Friedrich Oeser 〈Weimar, 10. Dezember 1789 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Oeser den 10dl 〈Dec.〉“ (P/ChS Post, 4. Januar 1790, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 36; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 265. An Johann Heinrich Merck 〈Weimar, 14. Dezember 1789 f Darmstadt〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 14. 1. 〈St.〉 à M r Merk. Darmstadt.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
302
ERSCHLOSSENE BRIEFE 266–274
EB 266. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 18. Dezember 1789 f Zürich〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 18. 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 267. An Friedrich von Stein? 〈Weimar, 23. Dezember 1789 f Weimar〉 Quelle und Datierung: „December 〈...〉 23. [Fritz] v. Stein [Weimar].“ (Postsendungen, WA IV 9, 389.) Ein entsprechender Vermerk in den überlieferten Postsendelisten, Porto- und Briefverzeichnissen ist in Goethes Nachlass heute nicht mehr überliefert. Auch andere Hinweise auf den Brief fehlen.
EB 268. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 28. Dezember 1789 f Rom〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 〈28.〉 1. 〈St.〉 à M r Reiffenstein. à Rom.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 269. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 28. Dezember 1789 f Gotha〉 Quelle und Datierung „Decbr. 〈...〉 〈28.〉 1. 〈St.〉 à S. a. S. Msrgr. le Prince Auguste de S. Gothe“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
DEZEMBER 1789/JANUAR 1790
303
EB 270. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 28. Dezember 1789 f Zürich〉 Quelle und Datieung: „Decbr. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 31. Dezember 1789, in: GR/Belege 1789, 12, Bl. 34; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 271. An Unbekannt 〈Weimar, Dezember 1789 f Jena〉 Quelle und Datierung: Decembr 89. Brief nach Jena (GR/RB 1789, 11, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 272. An Unbekannt 〈Weimar, Dezember 1789 f ?〉 Quelle und Datierung: Decembr 89. Kiste mit Minerl. (GR/RB 1789, 11, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389.)
EB 273. An Georg Joachim Göschen 〈Weimar, 10. Januar 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 10 Leipzig Goschen den Faust. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Vgl. zu 166,4–5.
EB 274. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 10. Januar 1790 f Rom?〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 10 〈...〉 Zürch 〈...〉 Das Packet an Angelika, die Elegien des Properz. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.)
304
ERSCHLOSSENE BRIEFE 275–282
EB 275. An Adam Friedrich Oeser 〈Weimar, 10. Januar 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 10 〈Leipzig〉 Oeser wegen der Steine. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Nicht ganz auszuschließen ist, dass Brief Nr 170 gemeint ist, der bereits am 4. Januar verfasst worden war und in dem Goethe ebenfalls die übersendeten Steine (164,2) thematisiert (vgl. zu 164,1–2).
EB 276. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 10. Januar 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 10 〈...〉 Zürch Schultheß wegen Peter. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Mitteilungen über den unter Goethes Kuratel stehenden Peter im Baumgarten.
EB 277. An Friedrich Bury 〈Weimar, 11. Januar 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Jan. 11. Italien. 〈...〉 Büry. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Beischluss zu EB 280.
EB 278. An Friedrich Hildebrand von Einsiedel 〈Weimar, 11. Januar 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Jan. 11. Italien. 〈...〉 Einsiedel} Gochh. Angel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – In welcher Louise von Göchhausen betreffenden Angelegenheit Goethe hier Briefe nach Rom schrieb, ist nicht bekannt (vgl. auch EB 279 und EB 281). – Beischluss zu EB 280.
JANUAR 1790
305
EB 279. An Louise von Göchhausen 〈Weimar, 11. Januar 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Jan. 11. Italien. 〈...〉 Jochh.} Gochh. Angel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Weiter vgl. EB 278. – Beischluss zu EB 280.
EB 280. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 11. Januar 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Jan. 11. Italien. 〈...〉 alle (EB 277, EB 278, EB 279 und EB 281) eingeschl. an Reifenst. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.)
EB 281. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 11. Januar 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Jan. 11. Italien. Herzoginn} Gochh. Angel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Weiter vgl. EB 278. – Beischluss zu EB 280.
EB 282. An Carl Wilhelm Thurneysen 〈Weimar, 13. Januar 1790 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 13 Frfurt. a M. Thurneysen mit Hackerts Brief. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Beigeschlossen war Georg Abraham Hackerts Brief vom 22. Dezember 1789 (vgl. RA 1, 164, Nr 393), der u.a. darüber informierte, dass Zeichnungen von Christoph Heinrich Kniep vereinbarungsgemäß zu Thurneysen nach Frankfurt a. M. abgesandt worden waren.
306
ERSCHLOSSENE BRIEFE 283–288
EB 283. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 15. Januar 1790 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 15. Erfurt Coadjutor Arens (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393). Ebenso: „Januar. 〈...〉 〈15.〉 1. 〈St.〉 à S. E. Mr. le Baron de Dalberg. Erfurth“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Goethe berichtete vermutlich über den Aufenthalt des Architekten Johann August Arens in Weimar seit dem 6. Januar 1790 (vgl. zu 163,1) und kündigte einen gemeinsamen Besuch mit Arens in Erfurt an (vgl. zu 165,23–24; zu 165,24–25).
EB 284. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 15. Januar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 〈15.〉 〈...〉 Gotha Herzog. Arens. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) Ebenso: „Januar. 〈...〉 15. 1. 〈St.〉 ad Sereniss: Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Weiter vgl. EB 283.
EB 285. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 16. Januar 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈Januar 1790〉 〈...〉 16 Brief an Batsch (GR/Abschlussrechnungen 1790, 1, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
JANUAR/FEBRUAR 1790
307
EB 286. An Carl Theodor von Dalberg? und Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg? 〈Weimar, 18. Januar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Januar. 〈...〉 18. 1. 〈St.〉 an Dieselben zu Gotha“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5). – Dieser Eintrag in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar nimmt wahrscheinlich Bezug auf die davor aufgeführten Briefe vom 15. Januar 1790 (EB 283 und EB 284).
EB 287. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 23. Januar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Jan. 〈...〉 23 Gotha Herzog. Lav. Reise Büchlein. Rechnung. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Die Sendung wurde wahrscheinlich erst am 25. Januar beim Herzoglich Sächsischen Postamt in Weimar aufgegeben: „〈am〉 25.n 〈Jan:〉 〈für〉 1. # do 〈Brl:〉 nach Gotha“ (P/HS Post, 17. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Neben neuen Informationen über Johann Casapar Lavater hatte der Brief möglicherweise Georg Forsters Reisebericht aus der Südsee (vgl. zu 155,25) und Modalitäten einer Abrechnung zum Inhalt (vgl. EB 288).
EB 288. An Johann August Möller 〈Weimar, 6. Februar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Febr. 6 Gotha L. C. R. Möller Quittung 525 rh. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Landkammerrat Möller war Mitglied des Kammerkollegiums im Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg.
308
ERSCHLOSSENE BRIEFE 289–296
EB 289. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 6. Februar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Febr. 〈6 Gotha〉 Pr. August. Varia. Reve de d’Alembert. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Neben anderem war offensichtlich Denis Diderots philosophischer Dialog „Le rêve de D’Alembert“ (franz.: D’Alemberts Traum), der 1782 anonym in einer Teilveröffentlichung erschienen war, Thema des Briefes.
EB 290. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 6. Februar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Febr. 〈6 Gotha〉 dl. Herzog darüber. Varia. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Der Brief nimmt offensichtlich Bezug auf den Sachverhalt, der im Brief an Johann August Möller behandelt wurde (vgl. EB 288).
EB 291. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg? 〈Weimar, 13. Februar 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 13.n Febr: 〈für〉 1. # do 〈Brl:〉 〈nach〉 do 〈Gotha〉“ (P/HS Post, 17. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Der Eintrag in der Portoliste des Herzoglich Sächsischen Postamts in Weimar nimmt unmittelbar Bezug auf die davor verzeichnete Sendung nach Gotha, die am 25. Januar 1790 aufgegeben wurde (vgl. EB 287).
EB 292. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 17. Februar 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈Februar 1790.〉 〈...〉 17 An Batsch (GR/Abschlussrechnungen 1790, 2, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
FEBRUAR/MÄRZ 1790
309
EB 293. An Christian Lucas von Cranach 〈Weimar, 17. Februar 1790 f Craazen (poln.: Krasne)〉 Quelle und Datierung: Febr. 〈...〉 〈17.〉 〈...〉 Craazen v. Cranach. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Laut Portoliste des Kursächsischen Postamtes in Weimar vom 3. April 1790 wurde der Brief erst am 22. Februar 1790 verschickt: „vor 1. dergl. an d Hl. von Cranach den 22sten“ (P/ChS Post, 3. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389).
EB 294. An Johanne Susanne Bohl 〈Weimar, wahrscheinlich 17. oder 18. Februar 1790 f Lobeda bei Jena〉 Quelle und Datierung: Am 20. Februar 1790 wurde eine Buchsendung Goethes an Johanne Susanne Bohl aufgegeben: 〈Februar 1790.〉 〈...〉 20 Buch an Bohlinn (GR/Abschlussrechnungen 1790, 2, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Da Goethe bereits am 19. Februar in Bergwerksangelegenheiten zu einem knapp einwöchigen Aufenthalt nach Ilmenau reiste (vgl. zu 166,11–12), wird er die Sendung an einem der davor liegenden Tage, wahrscheinlich am 17. oder 18. Februar, vorbereitet und mit einem Begleitbrief versehen haben.
EB 295. An Johann Georg Lenz 〈Weimar, wahrscheinlich 17. oder 18. Februar 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: Am 20. Februar 1790 wurde eine Büchersendung Goethes an Johann Georg Lenz aufgegeben: 〈Februar 1790.〉 〈...〉 20 Bücher an Lenz (GR/Abschlussrechnungen 1790, 2, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 389). – Zur Datierung vgl. EB 294.
EB 296. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 3. März 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: März 3 Jena. 〈...〉 Batsch. Rechnung 50 rh. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
310
ERSCHLOSSENE BRIEFE 289–296
Abb. 25: Briefverzeichnis Goethes 1790/91, S. 1
FEBRUAR/MÄRZ 1790
Abb. 26: Briefverzeichnis Goethes 1790/91, S. 2
311
312
ERSCHLOSSENE BRIEFE 297–304
EB 297. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, 3. März 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: März 3 Jena. 〈...〉 Göttling eisern Treibeseil Anstrich (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393). – Wahrscheinlich eine Anfrage an den Jenaer Chemieprofessor Göttling bezüglich eines zu empfehlenden Schutzanstrichs für die Seilkonstruktion der Förderanlage im Ilmenauer Johannisschacht.
EB 298. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 3. März 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 〈Zürch〉 〈...〉 Kayser wegen der Oper Abdruck. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Wahrscheinlich eine Nachfrage wegen der geplanten Separatveröffentlichung des von Kayser vertonten goetheschen Opernlibrettos „Scherz, List und Rache“ im Verlag von Georg Joachim Göschen (vgl. zu 151,15–17).
EB 299. An Johann Georg Lenz 〈Weimar, 3. März 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: März 3 Jena. Lenz mit den Mineralien. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Gesteinssendung an den Mineralogen und Mitarbeiter des Naturalienkabinetts Lenz in Jena.
EB 300. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 3. März 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 〈Rom〉 〈...〉 Meyer seine Reise daß ich ihm Credit gemacht. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Mitteilung über eine finanzielle Unterstützung, die Meyer für seine geplante Rückkehr nach Stäfa, seinem Schweizer Heimatort, von Goethe zur Verfügung gestellt wurde (vgl. zu 166,15; zu 166,15–16; zu 166,17–18).
MÄRZ 1790
313
EB 301. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 3. März 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 Rom Reifenstein Meyer zu creditiren (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9,
393). Ebenso: „Mart. 〈...〉 3. 1. 〈St.〉 à Mr. Reiffenstein Rom“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Die Zuwendung einer Johann Heinrich Meyer in Rom gewährten Unterstützungszahlung (vgl. EB 300) wurde offensichtlich mit Hilfe Reiffensteins abgewickelt.
EB 302. An Carlo Ambrogio Riggi 〈Weimar, 3. März 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 Rom Riggi Packet mit Büchern. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) – Näheres ist dazu nicht beklannt.
EB 303. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 3. März 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 Gotha Prinz August Empfang seiner Sendungen da ich von Ilmenau kam. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393.) Ebenso: „Mart. 〈...〉 〈3.〉 1. 〈St.〉 an den Prinzen August v. S. Gotha Durchl.“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/ Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 304. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 3. März 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: März 3 〈...〉 Zürch Schultheß. Varia. Magnetismus. Elegien p (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 393). Ebenso: „Mart. 〈...〉 〈3.〉 1. 〈St.〉 Mad e. Schulthes. Zürch“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Vermutlich thematisierte Goethe in seinem Brief die stark in
314
ERSCHLOSSENE BRIEFE 305–312
Mode gekommene Heilmethode des Mesmerisierens (vgl. auch zu 84,10) und schickte einige seiner neuesten Stücke der „Römischen Elegien“ (vgl. zu 166,10; zu 190,28–29).
EB 305. An Johann August Arens 〈Weimar, 8. März 1790 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: „Mart. 〈...〉 8. 1. 〈St.〉 à Mr. Arends. Hamburg.“ (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.)
EB 306. An Johann Christian Kestner? 〈Weimar, 8. März 1790 f Hannover〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 8.n 〈Mart.〉 〈für〉 1 # Brl: nach Hannover“ (P/HS Post, 17. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Vermutlich die im Brief vom 2. März an Kestner (Nr 183) angekündigte Zusendung des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 176,20).
EB 307. An Friedrich Viktor Leberecht Plessing? 〈Weimar, 8. März 1790 f Wernigerode〉 Quelle und Datierung: „〈am 8.n Mart.〉 〈für〉 1. do 〈# Brl: nach〉 Wernigeroda“ (P/HS Post, 17. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Vermutlich die Zusendung des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ (vgl. EB 306).
EB 308. An Johann Friedrich Reiffenstein? 〈Weimar, 8. März 1790 f Rom〉 Quelle und Überlieferung: „〈am 8.n Mart.〉 〈für〉 1. Paq. in Wchl: gl. adr. nach Rom“ (P/HS Post, 17. April 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Vermutlich die Zusendung von fünf Exemplaren des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ für Freunde und Bekannte in Rom (vgl. zu 3,5–6; zu 3,6).
MÄRZ–MAI 1790
315
EB 309. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, wahrscheinlich 9. oder 10. März 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Mart. 〈...〉 11. 1. 〈St.〉 an den Prinzen August v. S. Gotha Durchl. (P/KR Post, 31. März 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 5; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Da Goethe bereits am 10. März 1790 Weimar verließ, um über Jena nach Venedig zu reisen, muss der Brief entweder schon an diesem oder dem Tag davor geschrieben worden sein. Am 11. März wurde er im Kaiserlichen Reichspostamt in Weimar aufgegeben.
EB 310. An August Herder 〈Jena, 12. März 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: Goethes Abschiedsbrief an Johann Gottfried Herder vom 12. März 1790 aus Jena (Nr 190) vor seinem Aufbruch nach Venedig am 13. März lag auch ein Brief an Herders Sohn August bei: Für Augusten lege ich ein Blat bey 〈...〉 ihn mit zu nehmen. (187,22–24.) – Beischluss zu Nr 190 (vgl. zu 187,22).
EB 311. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Venedig, 2. Mai 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 11. Juni 1790 bedankte sich Johann Friedrich Reiffenstein für Goethes Brief „vom 2. May aus Venedig“ (H: GSA 28/1042, Bl. 34; vgl. auch RA 1, 168, Nr 409).
EB 312. An August Herder 〈Venedig, wahrscheinlich 4. Mai 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: Goethes Brief aus Venedig an Caroline Herder vom 4. bis 7. Mai 1790 (Nr 200) lag auch ein Brief an ihren Sohn August Herder bei, der wahrscheinlich am 4. Mai geschrieben wurde: An August liegt ein Blätchen bey. (203,25–26.) – Beischluss zu Nr 200 (vgl. zu 203,25–26).
316
ERSCHLOSSENE BRIEFE 313–320
EB 313. An Christoph Erhard Sutor 〈Mantua, wahrscheinlich 28. Mai 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: Goethes Brief aus Mantua an Johann Gottfried und Caroline Herder vom 28. Mai 1790 (Nr 201) lag auch ein Schreiben an seinen Diener Christoph Erhard Sutor bei: Macht allenfalls ein Couvert über inliegenden Brief und schickt ihn an Sutor. (205,9–10.) – Beischluss zu Nr 201 (vgl. zu 205,9–10).
EB 314. An Friedrich Bury 〈Weimar, 21. Juni 1790 f Mantua〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈21.〉 〈...〉 Mantua Büry (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394).
EB 315. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 21. Juni 1790 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈21.〉 〈...〉 Erfurt Dalberg Metamorph. Exempl. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) – Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ war Ende April 1790 in Gotha erschienen (vgl. zu 164,5).
EB 316. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Weimar, 21. Juni 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈21.〉 〈...〉 Gotha v. Frbl. Jen. Convict. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Juny. 〈...〉 21. 1. 〈St.〉 à Mr. le Baron de Frannenberg.“ (P/KR Post, 30. Juni 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Franckenberg war Goethes wichtigster Ansprechpartner innerhalb der herzoglichen Administration in Gotha in Angelegenheiten, die die Organisation und Verwaltung der Universität in Jena betrafen, so auch bezüglich der gemeinsam von den Erhaltern geförderten studentischen Versorgungsanstalt, dem Konviktorium.
MAI/JUNI 1790
317
EB 317. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 21. Juni 1790 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈21.〉 〈...〉 Franckf. Mutter Krönung. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) – Weiter vgl. zu 208,12–13.
EB 318. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 21. Juni 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈21.〉 〈...〉 〈Gotha〉 Prinz Aug. Varia (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „Juny. 〈...〉 21. 1. 〈St.〉 an den Prinzen August v. S. Gotha Durchl. (P/KR Post, 30. Juni 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.)
EB 319. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf 〈Weimar, zwischen 19. und 25. Juni 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Aus Breitkopfs Brief an Goethe vom 26. Juni 1790 (vgl. Goethe-Breitkopf, 28) geht hervor, dass sich dieser in den Tagen zuvor mit einer schriftlichen Bestellung der Sammlung „Clavier-Sonaten“ von Carl Philipp Emanuel Bach an den Leipziger Verleger gewandt hatte (vgl. zu 222,15–17).
EB 320. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈...〉 28. Leipzig Breitkopf wegen dl. Bachischen Sonaten (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Breitkopf den 28sten 〈Juny.〉“ (P/ChS Post, 5. Juli 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 22; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Zur Sache vgl. zu 222,15–17.
318
ERSCHLOSSENE BRIEFE 321–327
EB 321. An Carl Theodor von Dalberg 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈...〉 〈28.〉 Erfurt Dalberg wegen W. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „am 28.n Jun für 1. Pl: nach Erfurth“ (P/HS Post, 8. Juli 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Der Brief beantwortete Dalbergs Anfrage nach einem Siegelabdruck von Goethes Adelswappen (vgl. dazu auch Breitkopf an Goethe, 26. Juni 1790; Goethe-Breitkopf, 28).
EB 322. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Neapel〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈...〉 〈28.〉 〈...〉 Hackert. Ebendeshalb. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Juny. 〈...〉 28. 1. 〈St.〉 à Mr. Hackert. à Naples“ (P/KR Post, 30. Juni 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 21; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Die Formulierung Hackert. Ebendeshalb in Goethes Briefverzeichnis bezieht sich auf den unmittelbar davor erwähnten Brief an Christoph Heinrich Kniep, in dem es um erwartete Zeichnungen geht (vgl. EB 324). Während Knieps Aufenthalt in Neapel lief die Zusendung von Zeichnungen nach Weimar meist über Hackert (vgl. RA 1, 164, Nr 393 und 170 f., Nr 421).
EB 323. An Carl Ludwig von Knebel? 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Ansbach〉 Quelle und Datierung: „〈am 28.en Jun für〉 1. Brl: nach Anspach“ (P/HS Post, 8. Juli 1790, in: GR/Belege 1790, 4, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Der ohne Adressaten notierte Brief ist vermutlich an den in Ansbach weilenden Freund Carl Ludwig von Knebel gerichtet (vgl. zu 149,20–21).
EB 324. An Christoph Heinrich Kniep 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Neapel〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈...〉 〈28.〉 〈...〉 Neapel Kniep w. dl. Zeichnung (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9,
JUNI/JULI 1790
319
394). – Kniep erhielt von Goethe immer wieder Aufträge für Zeichnungen (vgl. Nr 28 und 87), wobei es gelegentlich auch zu Unstimmigkeiten über das Gelieferte kam. Zur Sache vgl. auch EB 322.
EB 325. An Johann Christian Stark 〈Weimar, 28. Juni 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: J u n i . 〈...〉 〈28.〉 〈...〉 Jena Starcke wegen Krech. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) – Wahrscheinlich ein Informationsaustausch in Sachen des angehenden Arztes Johann August Wilhelm Krech aus Weimar (vgl. GB 7 I, Nr 117).
EB 326. An Johann Georg Lenz 〈Weimar, 4. Juli 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: 〈Juli 〈...〉 1790.〉 〈...〉 4 Ein Buch an Lenz (GR/ Abschlussrechnungen 1790, 5, Bl. 4; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 327. An Johann August Arens? 〈Weimar, möglicherweise 5. Juli 1790 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief an Herzog Carl August vom 1. Juli 1790 (Nr 206) kündigte Goethe an, dem Hamburger Architekten Johann August Arens in Angelegenheiten des Weimarer Schlossbaus umgehend zu schreiben: 〈...〉 an Arends schreibe ich gleich sobald man über das Geschencke was man ihm geben will einig ist. (208,17–19.) Bei einer nicht näher bezeichneten Postsendung, die am 5. Juli 1790 beim Herzoglich Sächsischen Postamt in Weimar aufgegeben wurde, könnte es sich möglicherweise um die am 1. Juli avisierte Sendung an Arens handeln: „〈am 5. Jul Für〉 1. Pl. in Pap. gl. adr.“ (P/HS Post, 6. Oktober 1790, in: GR/Belege 1790, 7, Bl. 10.)
320
ERSCHLOSSENE BRIEFE 328–335
EB 328. An Johann Christian Kestner? 〈Weimar, 5. Juli 1790 f Hannover〉 Quelle und Datierung: „am 5. Jul. Für 1. # Brl. nach Hannover“ (P/HS Post, 6. Oktober 1790, in: GR/Belege 1790, 7, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 329. An Johann Friedrich Reiffenstein? 〈Weimar, 5. Juli 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 5. 〈Jul.〉 〈Für〉 1. do 〈Pl.〉 in Wchtl. nach Rom“ (P/HS Post, 6. Oktober 1790, in: GR/Belege 1790, 7, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 330. An Giuseppe Carlo Zucchi 〈Weimar, 5. Juli 1790 f Venedig〉 Quelle und Datierung: Juli. 5. Venedig Hl. Zucchi Danck. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Julius. 〈...〉 5. 1. 〈St.〉 al Sgr. Zuchi à Venezia.“ (P/KR Post, 30. September 1790, in: GR/Belege 1790, 6, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Der Brief war an Angelika Kauffmann-Zucchis in Venedig lebenden Schwager gerichtet, den Goethe während seines letzten Aufenthaltes in der Stadt näher kennen gelernt hatte (vgl. zu 202,15).
EB 331. An Carl Theodor von Dalberg? 〈Weimar, 7. Juli 1790 f Erfurt〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 7. 〈Jul.〉 〈Für〉 1. do 〈Pl.〉 do 〈p adr.〉 〈nach〉 Erfurth“ (P/HS Post, 6. Oktober 1790, in: GR/Belege 1790, 7, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
JULI 1790
321
EB 332. An Georg Joachim Göschen 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Juli. 〈...〉 〈12〉 Leipzig Göschen Quittung (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Goeschen den 12do 〈Jul.〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 333. An Angelika Kauffmann 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Juli 〈...〉 12 Rom Angelika H. Bild pp (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). – Goethe nimmt Bezug auf das von Angelika Kauffmann in Rom geschaffene Porträtbild der Herzogin Anna Amalia. Das Werk ist verschollen (vgl. auch Kauffmann, Briefe, 423). Die Herzogin hatte ein entsprechendes Schreiben Goethes mit seiner Stellungnahme zu dem Bild bereits in ihrem Brief an Angelika Kauffmann vom 25. Juni 1790 angekündigt (vgl. ebd., 424).
EB 334. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: Juli 〈...〉 〈12〉 Zürch Kayser. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.)
EB 335. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Stäfa〉 Quelle und Datierung: Juli 〈...〉 〈12〉 Stäfa Meyer. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Julius. 〈...〉 〈12.〉 1. 〈St.〉 à Mr. Mayer à Staefa“ (P/KR Post, 30. September 1790, in: GR/Belege 1790, 6, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
322
ERSCHLOSSENE BRIEFE 336–344
EB 336. An Johann Friedrich Reiffenstein 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Rom〉 Quelle und Datierung: Juli 〈...〉 〈12〉 〈Rom〉 Reifenstein Varia (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „Julius. 〈...〉 〈12.〉 1. 〈St.〉 à Mr. le Cons. Reiffenstein à Rome“ (P/KR Post, 30. September 1790, in: GR/Belege 1790, 6, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 337. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: Juli. 〈...〉 〈12〉 〈Zürch〉 Schultheß. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Julius. 〈...〉 〈12.〉 1. 〈St.〉 à Mad e Schulthes. à Zürch“ (P/KR Post, 30. September 1790, in: GR/Belege 1790, 6, Bl. 23; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 338. An Unbekannt 〈Weimar, 12. Juli 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 12. 〈Jul.〉 〈Für〉 1. do. 〈Pl.〉 do 〈p adr.〉 〈nach〉 Gotha“ (P/HS Post, 6. Oktober 1790, in: GR/Belege 1790, 7, Bl. 10; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 339. An Christiane Vulpius? 〈Dresden, zwischen 28. und 31. Juli 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: No 1 Dresden (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20). – Friedrich Zarncke hat in der Einführung zu
seiner Veröffentlichung von „Goethe’s Notizbuch von der schlesischen Reise im Jahre 1790“ dargelegt, dass die im dortigen Briefverzeichnis mit fortlaufenden Nummern versehenen Einträge ohne Adressatennennung vermutlich Goethes Briefe an seine Lebensgefährtin Christiane Vulpius in Weimar festhalten (vgl. Zarncke, Schlesische Reise 1, 12 f.).
JULI/AUGUST 1790
323
EB 340. An Christiane Vulpius? 〈Zirlau, 6. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 2 dl 6 Aug. Zirlau (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20). – Vgl. EB 339.
EB 341. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 12. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 3. dl 12 〈Aug.〉 Breslau (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20). – Vgl. EB 339.
EB 342. An Christian Ferdinand Georg von WerthernBeichlingen? 〈Breslau, 12. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: dl 12 〈Aug.〉 Breslau 〈...〉 an Werther. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.)
EB 343. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 14. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 4. dl 14 〈Aug.〉 Bresl. mit dl Postwagen. N die tücher (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20). – Wahrscheinlich eine Geschenksendung. Weiter vgl. EB 339.
EB 344. An Christoph Erhard Sutor 〈Breslau, 21. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: dl 21. 〈Aug.〉 Bresl. mit d. Staff. 〈...〉 an Sutor (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20).
324
ERSCHLOSSENE BRIEFE 345–354
EB 345. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 21. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 5. dl 21. 〈Aug.〉 Bresl. mit der Staff. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.) – Vgl. EB 339.
EB 346. An das Königlich Preussische Postamt Hirschberg 〈Landeshut (Poln.: Kamienna Góra), 31. August 1790 f Hirschberg (Poln.: Jelenia Góra)〉 Quelle und Datierung: 31. 〈Aug.〉 Landhut. 〈...〉 Könl. Post Amt Hirschbr. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.)
EB 347. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Landeshut (Poln.: Kamienna Góra), 31. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 31. 〈Aug.〉 Landhut. H. Mutter (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20).
EB 348. An Christiane Vulpius? 〈Landeshut (Poln.: Kamienna Góra), 31. August 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 6: 31. 〈Aug.〉 Landhut. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.) – Vgl. EB 339.
EB 349. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 1. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈No〉 7. 1. Sept. Bresl. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.) – Vgl. EB 339.
AUGUST/SEPTEMBER 1790
325
EB 350. An Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf 〈Breslau, 11. September 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: 〈11. Sept. Bresl.〉 〈...〉 Frankenbr. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 20.)
EB 351. An Wolfgang Gottlob Christoph von und zu Egloffstein? 〈Breslau, 12. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈Bresl. dl. 12 Sept. durch Seidel.〉 〈...〉 Egloffstein. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21.)
EB 352. An Friedrich Wilhelm Graf von Reden 〈Breslau, 12. September 1790 f Breslau〉 Quelle und Datierung: 〈Bresl. dl. 12 Sept. durch Seidel.〉 〈...〉 Gr. Reden. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21.)
EB 353. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 12. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: No. 8. Bresl. dl. 12 Sept. durch Seidel. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 2b]; vgl. auch WA III 2, 21.) – Vgl. EB 339.
EB 354. An Friedrich Justin Bertuch 〈Breslau, 18. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 〈Bresl. dl. 18 S.〉 〈...〉 Bertuch Brossard (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21). – Wahrscheinlich Bitte um Auszahlung der von Herzog Carl August gewährten Pension an Jeanette Brossard und ihre Kinder (vgl. auch Goethe an Bertuch, 16. Oktober 1792; WA IV 10, 35, Nr 2954).
326
ERSCHLOSSENE BRIEFE 355–362
EB 355. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Breslau, 18. September 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: 〈Bresl. dl. 18 S.〉 〈...〉 Herzog v. Gotha (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21).
EB 356. An Christiane Vulpius? 〈Breslau, 18. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: No. 9. Bresl. dl. 18 S. durch dl. Br. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21.) – Vgl. EB 339.
EB 357. An Christiane Vulpius? 〈Dresden, 28. September 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: No 10. Dresden dl. 28 S. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21.) – Vgl. EB 339.
EB 358. An Georg Abraham Hackert 〈Dresden, 3. Oktober 1790 f Neapel〉 Quelle und Datierung: Am 9. November 1790 antwortete Georg Abraham Hackert aus Neapel auf ein Schreiben Goethes vom „3ten Octbr“ (H: GSA 28/1042, Bl. 44), in dem dieser um die Überstellung von Zeichnungen nachgesucht hatte (vgl. ebd. und RA 1, 170 f., Nr 421).
EB 359. An Christiane Vulpius? 〈Dresden, 3. Oktober 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: No 11 〈Dresden〉 dl. 3 Octbr. (Zarncke, Schlesische Reise 1, 18 [Bl. 3a]; vgl. auch WA III 2, 21.) – Vgl. EB 339.
SEPTEMBER/OKTOBER 1790
327
EB 360. An Georg Abraham Hackert 〈Weimar, 8. Oktober 1790? f Neapel〉 Quelle und Datierung: Octbr. dl. 9. Neapel Hl. Hackert wegen Kniep. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Octobr. 〈...〉 8. 1. 〈St.〉 à Mr. Harquert. à Naples.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Trotz der um einen Tag differierenden Datumsangaben handelt es sich offensichtlich um den gleichen Brief. Die Angabe 8. Oktober in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes, die den Tag verzeichnet, an dem der Brief aufgegeben wurde, besitzt gegenüber den Notizen Goethes, die nur für den privaten Gebrauch bestimmt waren, in diesem Fall den höheren Exaktheitsanspruch. Bei dem Brief handelte es sich wahrscheinlich um eine Nachfrage wegen bestellter Zeichnungen Christoph Heinrich Knieps (vgl. EB 322 und EB 324).
EB 361. An Carlo Ambrogio Riggi 〈Weimar, 9. Oktober 1790 f Rom?〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈dl. 9.〉 Hl. Riggi. Absendung. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 362. An Johann Friedrich August Göttling 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 1. und 14. Oktober 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: In seinem Brief vom 15. Oktober 1790 (Nr 222) informierte Goethe Christian Gottlob Voigt, seinen Mitkommissär in der herzoglichen Bergwerkskommission, dass er sich mit einer Anfrage zu neuen technologischen Verfahren der Erzaufbereitung an den Jenaer Professor Johann Friedrich August Göttling gewandt habe: Ich habe indeß auch an Professor Göttling deßhalb geschrieben. (223,16–17.) Dies geschah wahrscheinlich im Zeitraum der ersten beiden Oktoberwochen 1790 (vgl. auch zu 223,8–9; zu 223,16–17).
328
ERSCHLOSSENE BRIEFE 363–369
EB 363. An Johann August Arens 〈Weimar, 14. Oktober 1790 f Hamburg〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 14 Hamburg Arens. Einladung aufs nächste (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Arends den 14do 〈Octbr:〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Arens, den Goethe als Architekten für den Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses gewonnen hatte, war bereits zweimal, 1789 und 1790, vor Ort in Weimar gewesen. Der Brief enthielt offensichtlich die Einladung zu einem weiteren Weimar-Aufenthalt im nächsten Jahr, der dann auch vom 24. Mai bis 8. Juni 1791 erfolgte.
EB 364. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 18. Oktober 1790 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈18.〉 Franckf. Mutter wegen der Krönung. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) – Die Krönung Leopolds II. zum deutschen Kaiser, nach der sich Goethe offenbar erkundigte, hatte am 9. Oktober 1790 in Frankfurt a. M. stattgefunden (vgl. zu 176,6–7 und EB 317).
EB 365. An Christian Wilhelm Büttner 〈Weimar, 19. Oktober 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: 19 1 Brief Hofr. Büttner (GR/RB 1790, 7, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Durch den in der Portoliste folgenden Eintrag für den überlieferten Brief an Gottlieb Hufeland, der auf den 20. Oktober 1790 datiert ist (Nr 224), kann für den davor erwähnten Brief an Christian Wilhelm Büttner Oktober 1790 als Monats- und Jahresangabe erschlossen werden.
EB 366. An Jeannette Brossard 〈Weimar, 20. Oktober 1790 f Épernay〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈20.〉 Eperney Brossard. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Octbr.
OKTOBER 1790
329
〈...〉 20. 1. 〈St.〉 à Mademoiselle Brossard. à Epernay“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 367. An Carl Wilhelm Ettinger 〈Weimar, 20. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈20.〉 Gotha Ettinger. Naturhistorische Versuche. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Octbr. 〈...〉 〈20.〉 〈...〉 1. 〈St.〉 à Mr. Ettinger. Gotha.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Wahrscheinlich Angebot an den Gothaer Verleger Ettinger, die jüngsten naturkundlichen Studien Goethes, die Fortsetzung der Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ und den „Versuch über die Gestalt der Thiere“, herauszubringen (vgl. zu 211,1–4).
EB 368. An Charlotte Amalie Herzogin von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 20. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈20.〉 〈Gotha.〉 Herzoginn. Uber die Oper Verkleidungen (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „Octbr. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 ad Serenissimam à do 〈Gotha〉“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Näheres ist dazu nicht bekannt. Möglicherweise tauschte sich Goethe mit der Herzogin über seine Arbeiten zu einer komischen Oper „Die Mystificirten“ (vgl. zu 218,2–3) oder das Projekt einer großen deutschen Oper in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Johann Friedrich Reichardt aus (vgl. zu 227,13–14; zu 227,14–15).
EB 369. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 20. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 20. Gotha. Herzog Ankunft Birmanns. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.)
330
ERSCHLOSSENE BRIEFE 370–375
Ebenso: „Octbr. 〈...〉 〈20.〉 1. 〈St.〉 ad Serenissimum à do 〈Gotha〉“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Goethe berichtete dem Herzog wahrscheinlich von dem Schweizer Maler Peter Birmann, den er in Rom kennen gelernt hatte (vgl. auch zu 82,29).
EB 370. An Barbara Schulthess 〈Weimar, 20. Oktober 1790 f Zürich〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈20.〉 Zurch Schultheß Varia. Ankunft Pitt. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394.) Ebenso: „Octbr. 〈...〉 〈20.〉 〈...〉 1. 〈St.〉 à Madam Schulthes. Zürch.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 371. An Johann Friedrich Bause 〈Weimar, 21. Oktober 1790 f Leipzig〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈22.〉 Leipzig Bause. Portrait (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an rhl. Hl. Bause. 〈den 21st 〈Octbr:〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Trotz der um einen Tag differierenden Datumsangaben handelt es sich offensichtlich um den gleichen Brief. Die Angabe 21. Oktober in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes, die den Tag verzeichnet, an dem der Brief aufgegeben wurde, besitzt gegenüber den Aufzeichnungen Goethes, die nur für den privaten Gebrauch bestimmt waren, in diesem Fall den höheren Exaktheitsanspruch. – Zum Kontakt mit dem Leipziger Kupferstecher ist Näheres nicht bekannt.
EB 372. An Friedrich Wilhelm Graf von Reden 〈Weimar, 21. Oktober 1790 f Breslau〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 22. Bresl. Graf Reden. Varia. Schiefer Behandll (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 394). Ebenso: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an rhl. Graf von Reden 〈den 21st 〈Octbr:〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 3; vgl.
OKTOBER 1790
331
auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Trotz der um einen Tag differierenden Datumsangaben handelt es sich offensichtlich um den gleichen Brief. Die Angabe 21. Oktober in der Portoliste des Kaiserlichen Reichspostamtes, die den Tag verzeichnet, an dem der Brief aufgegeben wurde, besitzt gegenüber den Aufzeichnungen Goethes, die nur für den privaten Gebrauch bestimmt waren, in diesem Fall den höheren Exaktheitsanspruch. – Bergtechnische Anfrage an Reden, den preußischen Berghauptmann in Schlesien, den Goethe während seines Aufenthaltes in Breslau im August und September 1790 kennen gelernt hatte (vgl. zu 220,7–8). Methoden zur Metallgewinnung aus dem in Ilmenau abgebauten Kupferschiefer wurden im Herbst 1790 von den Verantwortlichen in der Bergwerkskommission in Weimar verstärkt diskutiert (vgl. EB 362).
EB 373. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 23. Oktober 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: 23 〈...〉 1 Brief Hfr Loder (GR/RB 1790, 7, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 374. An Johann Christoph Gottlob Vent 〈Weimar, 23. Oktober 1790 f Weimar〉 Quelle und Datierung: 23 〈...〉 Desgl. 〈1 Brief〉 an Vent (GR/RB 1790, 7, Bl. 1; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 375. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 25. Oktober 1790 f Stäfa〉 Quelle und Datierung: Octbr. 〈...〉 〈25.〉 Stäfa Meyer das Geld. (Briefverzeichnis 1790/91, S. 2; vgl. auch Poszsendungen, WA IV 9, 394.) – Finanzielle Unterstützung für Meyer (vgl. auch EB 300).
332
ERSCHLOSSENE BRIEFE 376–385
EB 376. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 27. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Octbr. 〈...〉 27. 1. 〈St.〉 an des Prinzen August Durchl. zu Gotha.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.)
EB 377. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 27. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Octbr. 〈...〉 〈27.〉 1. 〈St.〉 ad Serenissimum à do 〈Gotha〉“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 378. An Unbekannt 〈Weimar, 27. Oktober 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „am 27t Oct. 90 für 1. Kstl. H. v. G. nach Gotha“ (P/HS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 1).
EB 379. An Unbekannt 〈Weimar, 1. November 1790 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am〉 1. Nov. 〈90〉 für 1. längl: Pl. gl. adr.“ (P/HS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 1.)
EB 380. An Unbekannt 〈Weimar, 1. November 1790 f ?〉 Quelle und Datierung: „〈am 1. Nov. 90〉 für 1. Pl. in Schl. p. adr.“ (P/HS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 1.)
OKTOBER/NOVEMBER 1790
333
EB 381. An Johann Friedrich Reichardt 〈Jena, 4. November 1790 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Reichart 〈den 4ten〉 〈Novbr:〉“ (P/ChS Post, 3. Januar 1791, in: GR/Belege 1791, 10, Bl. 3; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390 [dort fälschlich unter dem 1. November 1788].)
EB 382. An August Prinz von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 8. November 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: „Novbr. 〈...〉 8. 1. 〈St.〉 an des Prinzen August Durchl. Gotha“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390).
EB 383. An Unbekannt 〈Weimar, 10. November 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: November 〈...〉 10 〈...〉 nach Jena Brief (GR/RB 1790, 5, Bl. 2).
EB 384. An Unbekannt 〈Weimar, 14. November 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: November 〈...〉 14 〈...〉 Für einen Brief nach Jena (GR/RB 1790, 5, Bl. 2).
EB 385. An Unbekannt 〈Weimar, 20. November 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: November 〈...〉 20 〈...〉 Für einen Brief Jena (GR/RB 1790, 5, Bl. 3).
334
ERSCHLOSSENE BRIEFE 386–392
EB 386. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, 26. November 1790 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 26 Franckf. Mutter Danck Münzen (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395). Ebenso: „Novbr. 〈...〉 26. 1 〈St.〉 à Madame Goethe. Franckfurth“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 387. An Johann Georg Lenz 〈Weimar, 27. November 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: November 〈...〉 27 〈...〉 Paquet an Lenz (GR/RB 1790, 5, Bl. 4).
EB 388. An Jeannette Brossard 〈Weimar, 29. November 1790 f Épernay〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 29. Epernay Mlle Brossard mit Bertuchs Brief. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) Ebenso: „Novbr. 〈...〉 〈29.〉 1 〈St.〉 à Mademoiselle Brossard. à Epernay“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Näheres ist dazu nicht bekannt.
EB 389. An Catharina Bury 〈Weimar, 29. November 1790 f Hanau〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 〈29.〉 Hanau Frau Bury Danck. Gemälde. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) Ebenso: „Novbr. 29. 1 St. à Madame Bury. à Hanau.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Näheres ist dazu nicht bekannt.
NOVEMBER 1790
335
EB 390. An Heinrich Sebastian Hüsgen 〈Weimar, 29. November 1790 f Frankfurt a. M.〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 〈29.〉 Franckfurth Hüsgen. Dedication. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) Ebenso: „Novbr. 〈...〉 〈29.〉 1 〈St.〉 à Mr. Huisgen. Franckfurth“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390). – Was Goethe dem Kunstsammler und Bekannten aus Frankfurter Jugendtagen zueignete, ist nicht bekannt.
EB 391. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, 29. November 1790 f Stäfa〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 〈29.〉 Stäfa Mahler Meyer. wahrschl. in Wechsel. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) Ebenso: „Novbr. 〈...〉 〈29.〉 1 〈St.〉 à Mr. Mayer. Staeffa.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.) – Mitteilung über eine Unterstützungszahlung für Meyer (vgl. EB 375).
EB 392. An Johann Christoph Jakob Paulsen 〈Weimar, 29. November 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 〈29.〉 Jena Paulsen. Geld nach Rom R. 116. B 60. 〈...〉 Scudi. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) – Auftrag an den Jenaer Kaufmann Paulsen zur Abwicklung eines Geldtransfers nach Rom, wahrscheinlich um damit in Auftrag gegebene Werke bei Künstlern zu bezahlen. Paulsen hatte diese Aufgabe von seinem verstorbenen Vater Johann Jakob Heinrich Paulsen übernommen, der während Goethes Aufenthalt in Italien 1786 bis 1788 für die notwendigen Geldüberweisungen verantwortlich war (vgl. zu 94,5).
336
ERSCHLOSSENE BRIEFE 393–398
EB 393. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg 〈Weimar, 29. November 1790 f Gotha〉 Quelle und Datierung: Nov. 〈...〉 〈29.〉 Gotha Herzog wegen Göttl. Cabinet. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 395.) Ebenso: „Novbr. 〈...〉 29. 1 〈St.〉 ad Serenissimum. Gotha.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390 [dort fälschlich unter dem 27. November 1790].) – Vermutlich eine Anfrage zu Möglichkeiten der Unterstützung bei der gerätetechnischen Ausstattung des Laboratoriums des Jenaer Chemieprofessors Johann Friedrich August Göttling (vgl. GB 6 II, zu 283,8–13).
EB 394. An Fries? 〈Weimar, 4. Dezember 1790 f Weimar?〉 Quelle und Datierung: Dezember 1790. 〈...〉 4 Für den Brief dahin (GR/RB 1790, 6, Bl. 2). – Vermutlich ging der Brief an den Mechanikus Fries, der vor dem Eintrag des Briefes ebenfalls unter dem 4. Dezember 1790 mit dem Empfang einer Rechnungssumme von 3 Reichstalern und 6 Groschen vermerkt ist (vgl. ebd.).
EB 395. An Justus Christian Loder 〈Weimar, 16. Dezember 1790 f Jena〉 Quelle und Datierung: „Decbr. 〈...〉 16. 1 〈St.〉 à Mr. Loder. Jena.“ (P/KR Post, 31. Dezember 1790, in: GR/Belege 1790, 9, Bl. 46; vgl. auch Postsendungen, WA IV 9, 390.)
EB 396. An Johann Christian Conrad Moritz? 〈Weimar, 16. Dezember 1790 f Braunschweig?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritz 〈dl 16ten〉 〈Dec.〉“ (GR/Belege 1791, 10, Bl. 3.) – Möglicherweise war als Adressat Karl Philipp Moritz in Berlin gemeint.
NOVEMBER/DEZEMBER 1790
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EB 397. An Karl Philipp Moritz? 〈Weimar, 16. Dezember 1790 f Berlin?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 an Hl. Moritz. dl 16ten 〈Dec.〉“ (GR/Belege 1791, 10, Bl. 3.) – Möglicherweise war als Adressat Johann Christian Conrad Moritz in Braunschweig gemeint.
EB 398. An Elisabeth Fürstin von Putiatin? 〈Weimar, 20. Dezember 1790 f ?〉 Quelle und Datierung: „vor 1. dergl. 〈Schreiben〉 à Mad. la Prsse Poutiatin den 20 ten 〈Dec.〉“ (GR/Belege 1791, 10, Bl. 3.) – Möglicherweise war der Brief an die Tochter der Fürstin, Elisabeth von Putiatin, gerichtet.
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ERSCHLOSSENE BRIEFE 393–398
AMTLICHES
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A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. Oktober 1788. Mittwoch 〈Druck〉 Gehorsamstes Promemoria. Ich lege hier die Buchbinderrechnung bey, welche die Büttnerische Bibliothek noch zu bezahlen schuldig ist. Würde diese abgeführt und von Michaelis an etwa 50 Thlr. zum Einbinden der rohen Bücher jährlich bestimmt, so würde viel Nutzen gestiftet und der Untergang manches guten Buches verhütet. Das Geld könnte vierteljährig mit der fürs Cabinet bestimmten Summe an Herrn Hofrath Loder ausgezahlt werden, auch demselben etwa durch einen Extractum Protokolli die Absicht der Verwendung angezeigt werden. Daß sich die beyden Herrn Büttner und Loder über diese Angelegenheit vernehmen, dafür will ich Sorge tragen. Weimar d. 8. Oct. 88. J. W. Goethe.
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A 2. An Johann Christoph Schmidt (Herzogliches Kammerkollegium) Weimar, 8. Oktober 1788. Mittwoch Gehorsamstes Promemoria. Die gegenwärtige Jahrszeit fordert mich auf den Durchstich bey Jena oberhalb der Rasenmühle in Erinnerung zu bringen. Dieses Werck wozu man durch die Gefahr der nahliegenden Straße gezwungen worden hat mehrere Jahre Arbeit und mancherley Kosten erfordert, es hat sich, soviel ich bey einem flüchtigen Blick übersehen konnte gut gehalten und besonders hat das Wasser eine Anlage unterhalb des Trütschlerischen Gartens gemacht, welche ich mir vor zwey Jahren kaum zu hoffen getraute. Gegenwärtig sollte ich dencken daß man mit wenigem das Unternehmen endigen und den letzten Entzweck erreichen könnte. Besonders da das Material so nah ist und die Kies In/seln, welche ich von jeher als einen Schatz für den dortigen Wasserbau angesehn, und auch ferner zu bewahren bitte, auf das schönste wieder die nöthigen Weidenäste und Schößlinge getrieben haben.
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Gerne würde ich meinen Rath bey dieser Sache anbieten, deren Wichtigkeit mir genug bekannt ist, die ich von Anfang kenne und bey deren Ausführung mir mancher begangener Fehler nicht verborgen geblieben ist. Sollte es gefällig seyn; so wollte ich mit einem Membro Fürstl Cammer und Secr. Güßfelden mich an einem guten Tage an den Ort begeben, um die Sache genau in Augenschein zu nehmen, darüber zu berathen und Fürstl Cammer die gegenwärtige Lage und was allenfalls zu thun seyn mögte, bestimmt vorlegen zu konnen. Weimar dl. 8 Oktbr 88. JWvGoethe
A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 9. Dezember 1788. Dienstag Gehorsamstes Promemoria.
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Hl. Friedrich Schiller, welchem Serenissimus vor einigen Jahren den Titel als Rath ertheilt, der sich seit einiger Zeit theils hier theils in der Nachbarschaft aufgehalten, hat sich durch seine Schriften einen Nahmen erworben, besonders neuerdings durch eine Geschichte des Abfalls der Niederlande von der Spanischen Regierung Hoffnung gegeben, daß er das historische Fach mit Glück bearbeiten werde. Da er ganz und gar ohne Amt und Bestimmung ist; so gerieth man auf den Gedancken: ob man selbigen nicht in Jena fixiren könne, um durch ihn der Akademie neue Vorteile zu verschaffen. / Er wird von Personen die ihn kennen auch von Seiten des Charackters und der Lebensart vortheilhaft geschildert, sein Betragen ist ernsthaft und gefällig und man kann glauben daß er auf junge Leute guten Einfluß haben werde. In diesen Rücksichten hat man ihn sondirt und er hat seine Erklärung dahin gegeben: daß er eine auserordentliche Professur auf der Jenaischen Akademie anzunehmen sich wohl entschließen könne, wenn auch selbige vorerst ihm ohne Gehalt konferirt werden sollte. Er würde suchen sich in der Geschichte fest zu setzen und in diesem Fache der Akademie nützlich zu seyn. /
2 wdeie 18 Arbeitmt ⎡Amt⎤ 28 sollete
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Endesunterzeichneter hat hierauf, da es in Gotha Gelegenheit gab von Akademischen Sachen zu sprechen, sowohl Serenissimo nostro et Gothano als auch Hl. Geh. R. v Franckenberg die Eröffnung gethan und der Gedancke ist durchgängig gebilligt worden, besonders da diese Acquisition ohne Aufwand zu machen ist. Serenissimus noster haben darauf den Endesunterzeichnetem befohlen die Sache an dero geheimes Consilium zu bringen, welches er hiermit befolget und zugleich diese Angelegenheit zu gefälliger Beurtheilung und Beschleunigung empfielt, damit mehrgedachter Rath Schiller noch vor Ostern seine Anstalten und Einrichtungen machen und sich als Magister qualificiren könne. W. dl. 9 Dec. 88. JWvGoethe
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A 4. An Johann Christoph Schmidt Jena, 12. Juli 1789. Sonntag Hochwohlgebohrner, Hochgeehrtester Herr,
Es hat das hiesige fürstl Amt auf Befehl fürstl Cammer ein Stück Alluvion unter dem ehmalig Bentheimischen nunmehr Trütschlerischen Garten, für gnädigste Herrschafft in Besitz genommen. Gegenwärtig finde ich daß noch ein ander Fleck gleichfalls aufs baldigste in Besitz zu nehmen wäre und ich wünschte daß Ew Hochwohlgebl auf das baldeste einen Befehl an das Justiz Amt erließen: daß selbiges die Alluvion an dem lincken Saal Ufer oberhalb des / Castropischen Durchstichs gleichfalls in Besitz nehmen solle. Könnte der Befehl noch vor Mittwoch hier eintreffen, so würde der Secretair Güßfeld, welcher instruirt und bey dieser Expedition nothwendig ist, noch in loco seyn und dieser Bessitz Ergreifung beywohnen können.
2 sowohl mit 3 auchls 3 auch mit 8 ⎡Beurtheilung und⎤ 27 Be×ssitz 27 eErgreifung
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Die übrigen Umstände wie ich den Durchstich gefunden werde mündlich zu referiren die Ehre haben. Ew Hochwohlgebl
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Jena dl. 12 Jul 1789
gehorsamer Dr Goethe
A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 21. November 1789. Samstag
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Es möchte sehr billig seyn dem bescheiden angebrachten Gesuche dieses Mannes zu willfahren. Bey gegenwärtigem Regenwetter wird wahrscheinlich die Durchstich Arbeit nicht fortgesetzt, worüber der Sekr. Güßfeld zu befragen und ihm allenfalls aufzugeben wäre: biß auf weitere Verordnung mit der Arbeit inne halten zu lassen. Anfangs nächster Woche, sobald nur das Wetter sich einigermaßen ändert, war meine Absicht mit Hl. Cammerrath von Lyncker ohne dieß, wegen des zu besorgenden Geschäftes im Fürstengarten, nach Jena zu fahren; Sek. Güßfeld könnte beordert werden sich am gleichen Tage dort einzufinden und man könnte theils den Mühlenbesitzer an Ort und Stelle beruhigen, theils die angefangene Arbeit besichtigen und beurtheilen. W. dl. 21 Nov. 89 s. m. vGoethe
A 6. An Johann Christoph Schmidt Weimar, 14. Oktober 1790. Donnerstag Da ich bey Untersuchung der Saal Ufer gefunden daß der sehr niedrige Wasserstand gegenwärtig erlaubt den neuen Durchstich über der Rasenmühle noch um einige Stiche auszuheben, so habe ich dem Conduck-
1 dieen 17 daise 18 201
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teur Vent aufgetragen dieses bewerckstelligen zu laßen. Es ist eine Arbeit welche mit zwölf Mann etwa in acht Tagen wird geendet werden können. Ew Hochwohlgebl ersuche daher um Verordl an den Jenaischen Rentbeamten daß derselbe die von gedachtem Vent authorisirten Zettel bezahle. Ubrigens kann ich vorläufig anzeigen daß ich nicht ungegründete Hoffnung habe das ganze Wasserbau Geschäfte endlich in den rechten Weg zu leiten, / wobey Ew Hochwohlgebl patriotische und freundschafftlich Assistenz das Beste thun wird. Unter Anwünschung eines guten Morgens unterzeichne ich mich
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Ew Hochwohlgebl
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W. dl 14 Octbr 1790.
gehorsamsten Diener Goethe
A 7. An das Bergbauamt zu Ilmenau Weimar, 15. Oktober 1790. Freitag 〈Druck〉 Aus der abschriftlichen Anlage hat das Bergbauamt zu Ilmenau zu ersehen was wegen Bearbeitung des zu gewinnenden Schiefers durch Pochen und Schlemmen in Vorschlag gekommen, und hat dasselbige in Ueberlegung zu ziehen was etwa für oder gegen diese Idee anzuführen wäre. Zugleich hat dasselbe mit Zuziehung des Steigers Süß einen Plan zu entwerfen wie ohne große Umstände und Unkosten ein Versuch im Kleinen, allenfalls mit Einem Centner Schiefer, welche man von außen herbeyzuschaffen suchen wird, anzustellen wäre. Weimar d. 15. Octbr. 1790. F. Commission.
4 derselbe daß de 7–8 freudndschafftlich
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〈Beilage〉 P. N.
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Verschiedene auf meiner letzten Reise durch Schlesien angestellte mineralogische und chemische Beobachtung haben mich auf den Gedanken gebracht: ob man nicht die Kupferschiefer eben so gut, ja wohl noch bequemer als andere Erze durch Pochen und Schlemmen behandeln, und das darin befindliche Metall als Schlich ins Enge bringen, die ganze Rohsteinarbeit ersparen und die gewonnenen Schliche gleich zur Amalgamation bringen könnte. Ich theile diesen Gedanken zur weiteren Prüfung mit und wünschte, daß wenigstens sogleich ein Versuch im Kleinen gemacht würde. W. d. 15. Octbr. 1790. J. W. v. Goethe.
UNECHTES
U 1. An Anton Klein Weimar, 17. April 1789. Freitag 〈Druck〉 Ve r e h r u n g s w e r t h e r H r ! Ich danke Ihnen bestens für die wohlwollenden Glückwünsche, welche Sie mir bey Gelegenheit einer Aufführung meiner I p h i g e n i e in Ihrer Residenz zu Theil werden laßen. — Ich wußte längst welch ein unpartheyischer Beurtheiler, und welch ein nachsichtsvoller Richter fremder Produktionen Sie sind, weshalb es nicht anmaßlich von mir war, Ihrer gütigen Theilnahme an meinem poetischen Wirken mich versichert zu halten. Was Sie über meinen E g m o n t sagen ist ganz richtig, und unterschreibe ich in Allem Ihren Ausspruch. Ich bin eben jezo mit einer Tragödie beschäftigt, worin ich die schönsten Lebensmomente und die ergreifendsten Schicksalsspiele des herrlichen To r q u a t o Ta s s o zusammen zu fassen mich bestrebe. Empfehlen Sie mich unseren gemeinschaftlichen Freunden und erlauben Sie mir stets zu verbleiben Dero W. (Weimar) d. 17. April ganz ergebener 1789. Göthe.
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GB 2/43a. An Unbekannt 〈Frankfurt a. M.?, Mai/Juni 1773?〉 Hier habe die Ehre einen Strasburger Catalogum zu überschicken, wenn etwas gefällig wäre, kann durch meine Freunde es besorgen lassen. Zugleich ersuche ich Sie gehors. von der Güte zu seyn und durch Döbeln in der Nettelblatischen Aucktion auf beykommende Bücher bieten zu lassen. Goethe.
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GB 6/155a. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, etwa zwischen Juli und September 1785〉 Ich kann Ew Wohlgebl eine gute Nachricht nicht verhalten Hl. Geh. v. Franckenbl offerirt die Mühle, das heist die andre Hälfte pp entweder selbst oder durch einen Dritten von Heynen kaufen zu lassen. Dies ist dünckt mich das beste was hätte geschehen können. Da ich erst Montag antworten kann, spreche ich Ew Wohlgl noch vorhl. Der Hl Geh. R. fragt nach dem Preise, wie hoch er gehen dürfe. Ich dencke zwischen Leben Sie 200 Msl. und 200 rh. mögte wohl zu stimmen seyn. wohl. Eilig. G
GB 6/158a. An Johann Christoph Döderlein Weimar, 7. Oktober 1785. Freitag 〈Druck, Faksimile, Fragment〉 Hochwürdiger Hochgeehrtester Herr
Ew Hochwürden würde schon gleich nach dem Empfang Ihres werthen Schreibens geantwortet und für das mir übersendete Exemplar Ih4 ×bieten 12 dür×fe
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NACHTRÄGE
rer neusten Schrifft den verbindlichsten Danck abgestattet haben, wenn ich nicht immer gehofft hätte diese angenehme Pflicht in Jena persönlich zu erfüllen. Da ich bisher noch daran verhindert worden; so entledige ich mich gegenwärtig derselben, indem ich zugleich die Versicherung hinzufügen kann, daß es Serenissimo höchst angenehm gewesen auch durch mich zu vernehmen, daß Ew / Hochwürden das unartige Betragen einiger iungen Leute dem Ganzen nicht entgelten lassen, sondern in dem ruhmwürdigen Bestreben fortfahren der Akademie immer nützlich zu seyn 〈…〉
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A N HA N G
Verzeichnis der Adressaten
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Verzeichnis der Adressaten Die Zahlen beziehen sich auf die Nummern der Briefe. Die Angabe „K“ (nachgestellt) verweist auf Konzepte, „EB“ auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliche Briefe“ und „U“ auf einen unechten Brief. Drei nachgetragene Briefe („Nachträge“) werden mit der jeweiligen Bandbezeichnung und einer ergänzenden Briefnummer aufgeführt. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Ackermann, Heinrich Anton EB 125 Arens, Johann August EB 157, EB 178, EB 187, EB 229, EB 243, EB 251, EB 256, EB 262, EB 305, EB 327*, EB 363 Batsch, August Johann Georg Carl 35, 120, 164, 207, EB 202, EB 203, EB 204, EB 211, EB 212, EB 261, EB 285, EB 292, EB 296 Baumgärtner, Albrecht Heinrich EB 207 Bause, Johann Friedrich EB 371 Berczy, Albert-Guillaume 3, EB 104 Bergbauamt zu Ilmenau A 7 Bertuch, Friedrich Justin 50, 186, EB 199, EB 354 Bohl, Johanne Susanne EB 24, EB 135, EB 294 Bonfiglioli, Bernardin EB 105* Breitkopf, Johann Gottlob Immanuel 145, 221, EB 319, EB 320 Brossard, Jeannette EB 106, EB 174, EB 188, EB 366, EB 388 Bürger, Gottfried August 122 Büttner, Christian Wilhelm EB 126, EB 365 Bury, Catharina EB 389
Bury, Friedrich EB 9, EB 39, EB 86, EB 111, EB 142, EB 146, EB 219, EB 220, EB 241, EB 277, EB 314 Cancrin, Franz Ludwig von EB 158 Chryselius, Johann Wilhelm EB 213* Cranach, Christian Lucas von EB 293 Dalberg, Carl Theodor von EB 49, EB 61, EB 244, EB 263, EB 283, EB 286*, EB 315, EB 321, EB 331* Döderlein, Johann Christoph GB 6/158A Doell, Friedrich Wilhelm Eugen 73* Donati siehe Moldi, Ambrosio Egloffstein, Wolfgang Gottlob Christoph von und zu EB 351* Einsiedel, Friedrich Hildebrand von EB 124, EB 278 Ettinger, Carl Wilhelm EB 367 Flebbe, Katharina Sophie Hedwig EB 179 Florencourt, Carl Chassot von 177 Forster, Georg 159, EB 208 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig von
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Verzeichnis der Adressaten
EB 32, EB 35, EB 50, EB 52, EB 54, EB 143, EB 147, EB 159, EB 167, EB 169, EB 209, EB 227, EB 230, EB 245, EB 316, EB 350 Fries EB 394* Fritsch, Jacob Friedrich von 64, 188, 189 Göchhausen, Ernst August Anton von 147 Göchhausen, Louise von EB 163, EB 279 Göschen, Georg Joachim 4, 21, 34, 36, 40, 43, 51, 57, 66, 68, 69, 72, 102, 116, 124, 125, 135, 141, 144, 146, 152, 169, 173, 184, 204, 4K, EB 4, EB 133, EB 273, EB 332 Goethe, Catharina Elisabeth 9, EB 131, EB 257, EB 317, EB 364, EB 386 Göttling, Johann Friedrich August EB 186, EB 218, EB 297, EB 362 Hackert, Georg Abraham EB 40, EB 170, EB 214, EB 322, EB 358, EB 360 Hardenberg, Carl August von EB 148 Heigelin, Christian EB 175 Heinitz, Friedrich Anton von 90 Herda, Carl Christian von 95, 129, 133 Herder, August EB 310, EB 312 Herder, Caroline 32, 92, 109, 192, 200, 201, 210, 211, 216 Herder, Johann Gottfried 11, 23, 31, 41, 47, 70, 91, 104, 118, 130, 131, 136, 137, 138, 139, 143, 149, 187, 190, 192, 194, 196, 201, 203, 210, 211, 212, 216
Herzogliches Geheimes Consilium A 3 Heyne, Christian Gottlob 6 Hüsgen, Heinrich Sebastian EB 390 Hufeland, Gottlieb 224 Hufnagel, Wilhelm Friedrich 62, 100 Jacobi, Friedrich Heinrich 5, 24, 39, 44, 48, 76, 185 Kalb, Charlotte von 198 Kauffmann, Angelika EB 1, EB 7, EB 29, EB 41, EB 74, EB 95, EB 140, EB 164, EB 210, EB 232, EB 274, EB 333 Kayser, Dorothea 25, EB 36 Kayser, Friedrich Carl EB 8, EB 34, EB 82 Kayser, Gabriel Gottlieb EB 2*, EB 6*, EB 19*, EB 31*, EB 42*, EB 55* Kayser, Philipp Christoph 49, 155, EB 76, EB 189, EB 298, EB 334 Kellner, Johann Leonhard & Städel, Johann Karl EB 132* Kestner, Johann Christian 52, 77, 183, EB 25, EB 306*, EB 328* Klein, Anton U 1 Knebel, Carl Ludwig von 19, 22, 30, 38, 42, 45, 53, 71, 74, 79, 80, 108, 127, 151, 153, 166, 171, 197, 202, 208, 223, EB 323* Kniep, Christoph Heinrich 28, 87, EB 149, EB 324 Kobell, Ferdinand EB 20 Königlich Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften 89 Königlich Preußisches Postamt Hirschberg EB 346
Verzeichnis der Adressaten
Körner, Christian Gottfried 225 Kopp, Karl EB 122*, EB 134* La Roche, Sophie 123, EB 56, EB 193 Lavater, Johann Caspar EB 258 Lenz, Johann Georg EB 295, EB 299, EB 326, EB 387 Lips, Johann Heinrich 63, 96, 111, 140, EB 43, EB 77, EB 254 Loder, Justus Christian EB 119, EB 205, EB 238, EB 373, EB 395 Luxburg, Johann Friedrich von EB 231* Marées, Simon Ludwig Eberhard de EB 259* Mauchenheim, Johann Ludwig von, gen. Bechtolsheim EB 248 Mauchenheim, Juliane Auguste Christiane von, gen. Bechtolsheim EB 21, EB 249 Melber, Johanna Maria EB 26 Merck, Johann Heinrich 55, EB 265 Meyer, Johann Heinrich 29, 88, 103, 142, 88K, 103K, EB 182, EB 260, EB 300, EB 335, EB 375, EB 391 Möller, Johann August EB 288 Moldi, Ambrosio & Donati EB 64 Moritz, Johann Christian Conrad EB 144, EB 154, EB 396* Moritz, Karl Philipp EB 166*, EB 168, EB 190, EB 215*, EB 228*, EB 233*, EB 252*, EB 397* Oeser, Adam Friedrich 170*, EB 255, EB 264, EB 275 Ott, Anton EB 13 Paulsen, Johann Christoph Jakob EB 392
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Plessing, Friedrich Viktor Leberecht EB 22, EB 33, EB 107, EB 307* Pückler-Limpurg, Friedrich Wilhelm Karl Graf von EB 197 Putiatin, Elisabeth Fürstin von EB 398* Racknitz, Joseph Friedrich von 214, 219 Reden, Friedrich Wilhelm Graf von EB 352, EB 372 Rehberg, Friedrich EB 81 Reichard, Heinrich August Ottokar 56, 61 Reichardt, Johann Friedrich 119, 126, 156, 157, 161, 179, 226, 227, EB 216, EB 221, EB 381 Reiffenstein, Johann Friedrich 1, EB 10, EB 14, EB 44, EB 53, EB 94, EB 96, EB 117, EB 225, EB 226, EB 237, EB 268, EB 280, EB 301, EB 308*, EB 311, EB 329*, EB 336 Ridel, Cornelius Johann Rudolf 114, 220 Riggi, Carlo Ambrogio EB 127, EB 171*, EB 302, EB 361 Rost, Carl Christian Heinrich EB 150* Sachsen-Gotha und Altenburg, August Prinz von EB 65, EB 97, EB 101, EB 112, EB 172, EB 184, EB 195, EB 198, EB 200, EB 246, EB 269, EB 289, EB 303, EB 309, EB 318, EB 376, EB 382 Sachsen-Gotha und Altenburg, Charlotte Amalie Herzogin von EB 11, EB 151, EB 160, EB 368 Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst II. Ludwig Herzog von 54,
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Verzeichnis der Adressaten
EB 5, EB 141, EB 145, EB 152, EB 173, EB 191, EB 242, EB 284, EB 286*, EB 287, EB 290, EB 291*, EB 355, EB 369, EB 377, EB 393 Sachsen-Weimar und Eisenach, Anna Amalia Herzogin von 20, 26, 46, 81, 101, 113, 134, 154, 163, 199, 209, EB 75*, EB 281, EB 347 Sachsen-Weimar und Eisenach, Carl August Herzog von 2, 27, 33, 37, 58, 85, 99, 105, 106, 107, 128, 158, 160, 174, 178, 180, 181, 182, 193, 205, 206, EB 162, EB 234*, A 1, A 5 Schinz, Johann Heinrich EB 17* Schleiermacher, Ernst Christian Friedrich Adam 162, EB 57, EB 66, EB 87, EB 90, EB 108 Schlosser, Johann Georg EB 109 Schmidt, Johann Christoph A 2, A 4, A 6 Schnauß, Christian Friedrich 93, 97, 115, 132, 165, 168, 175 Schneider, Christian Wilhelm EB 247 Schramm & Kerstens EB 16 Schuckmann, Caspar Friedrich von 228 Schütz, Johann Georg EB 46 Schultheß, Barbara EB 3, EB 12, EB 15, EB 18, EB 28, EB 30, EB 37, EB 45, EB 58, EB 62, EB 83, EB 84, EB 89, EB 99, EB 118, EB 120, EB 153, EB 161, EB 165, EB 194, EB 236, EB 253, EB 266, EB 270, EB 276, EB 304, EB 337, EB 370 Seidel, Philipp 75, 195, 217, EB 59
Soemmerring, Samuel Thomas 13 Städel, Johann Karl siehe Kellner Standtke, August Friedrich EB 113, EB 123, EB 130, EB 180 Stark, Johann Christian EB 92, EB 325 Stein, Charlotte von 10, 12, 14, 16, 18, 86, 110, 112, 117 Stein, Friedrich von 59, 60, 191, 215, EB 267* Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu 65, 78, EB 222 Streiber, Johann Lorenz EB 176 Sutor, Christoph Erhard EB 313, EB 344 Thümmel, Hans Wilhelm EB 93 Thurneysen, Carl Wilhelm EB 47, EB 282 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm EB 48 Trebra, Friedrich Wilhelm Heinrich von EB 91 Unbekannt 7, EB 38, EB 51, EB 60, EB 67, EB 68, EB 69, EB 70, EB 71, EB 72, EB 73, EB 79, EB 98, EB 110, EB 114, EB 115, EB 121, EB 136, EB 137, EB 138, EB 139, EB 156, EB 177, EB 181, EB 183, EB 185, EB 192, EB 196, EB 201, EB 206, EB 217, EB 223, EB 224, EB 239, EB 250, EB 271, EB 272, EB 338, EB 378, EB 379, EB 380, EB 383, EB 384, EB 385, GB 2/43A Valentini, Ernst von EB 155* Vent, Johann Christoph Gottlob EB 374 Verschaffelt, Maximilian von EB 100
Verzeichnis der Adressaten
Voigt, Christian Gottlob 15, 67, 82, 83, 84, 94, 98, 121, 148, 150, 167, 172, 176, 213, 218, 222, GB 6/155A Vulpius, Christian August EB 23, EB 27, EB 63, EB 78, EB 85, EB 102, EB 116*, EB 235, EB 240 Vulpius, Christiane EB 339*, EB 340*, EB 341*, EB 343*, EB 345*, EB 348*, EB 349*, EB 353*, EB 356*, EB 357*, EB 359*
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Waitz, Johann Siegmund Friedrich EB128* Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, Christian Ferdinand Georg von EB 342* Wieland, Christoph Martin 17 Willemer, Johann Jacob EB 80, EB 88, EB 103 Wolf, Benjamin EB 129* Zahra, Giuseppe 8 Zucchi, Giuseppe Carlo EB 330
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Verzeichnis der Faksimiles
Verzeichnis der Faksimiles Abb. 1
Abb. 2 Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
Abb. 9
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Goethe an Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Juni 1788〉 (Nr 1), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Johann Friedrich Reiffenstein, 〈20. Juni 1788〉 (Nr 1), S. 3; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . Goethe: „Gartenhaus am Ilmpark (Rückseite)“, Bleistift-, Feder- und Pinselzeichnung, laviert (1779/80?); Goethe-Nationalmuseum Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Giuseppe Zahra, 〈vermutlich Juni oder Juli 1788〉 (Nr 8); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe: „Morgenklagen“, Gedicht, egh. Abschrift (Beilage zu Nr 48), S. 1; Freies Deutsches Hochstift Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . Goethe an Philipp Christoph Kayser, 〈wahrscheinlich 31. Oktober 1788〉 (Nr 49); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Jakob Philipp Hackert: „Weg mit Bäumen (a Terracina)“, Bleistift-, Feder- und Pinselzeichnung, laviert; Goethe-Nationalmuseum Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 5. Dezember 1788 (Nr 65), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg, 5. Dezember 1788 (Nr 65), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe: „Das Römische Carneval“ (1789), Titelblatt mit Kupferstichvignette von Johann Heinrich Lips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Charlotte von Stein, 8. Juni 1789 (Nr 117), S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe an Charlotte von Stein, 8. Juni 1789 (Nr 117), S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . Goethe: „Torquato Tasso“ (2. Aufzug, 3. Auftritt), Abschrift mit egh. Korrekturen (S. 39); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . .
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Abb. 14 Goethe: „Torquato Tasso“ (2. Aufzug, 5. Auftritt), Abschrift mit egh. Korrekturen (S. 48); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Abb. 15 Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 (Nr 180), S. 1; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . 172 Abb. 16 Goethe an Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach, 〈wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 (Nr 180), S. 2; Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . 173 Abb. 17 Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 3. März 1790 (Nr 185), S. 1; Freies Deutsches Hochstift Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . 179 Abb. 18 Goethe an Friedrich Heinrich Jacobi, 3. März 1790 (Nr 185), S. 2; Freies Deutsches Hochstift Frankfurt a. M. . . . . . . . . . . . . 180 Abb. 19 Goethe: „Römische Elegien“ („Erotica Romana“), Titelblatt (Zyklushandschrift); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Abb. 20 Goethe: „Römische Elegien“ („Erotica Romana“), Reinschrift (Zyklushandschrift) mit egh. Korrekturen, S. 5; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 192 Abb. 21 Goethe: „Venetianische Epigramme“ („Epigramme. Venedig 1790“), Titelblatt (Zyklushandschrift); Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Abb. 22 Goethe: „Venetianische Epigramme“ („Epigramme. Venedig 1790“), Reinschrift (Zyklushandschrift) mit Korrekturen, S. 5; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 194 Abb. 23 Goethe an Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 2. Mai 1790 (Nr 199); Landesarchiv Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar . . . . 201 Abb. 24 Goethes Adelswappen, Aquarellzeichnung in Kaiserlicher Adelsurkunde von 1782, S. 9; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . 224 Abb. 25 Briefverzeichnis Goethes 1790/91, S. 1; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 310 Abb. 26 Briefverzeichnis Goethes 1790/91, S. 2; Goethe- und Schiller-Archiv Weimar . . . . . . . . . . . . . . . . 311
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Verzeichnis der Faksimiles
Inhalt Verzeichnis der Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Schriftarten, Siglen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXIX Briefe 20. Juni 1788 – Ende 1790 Texte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Konzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erschlossene Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Amtliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unechtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang Verzeichnis der Adressaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verzeichnis der Faksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Verzeichnis der Faksimiles
BRIEFE 20. JUNI 1788 – ENDE 1790
KOMMENTAR
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1. An Johann Friedrich Reiffenstein
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〈Weimar, 20. Juni 1788〉 → 〈Rom〉
DAT IERUN G
Aus dem Inhalt des Briefes geht hervor, dass es sich um einen der ersten aus der Zeit kurz nach Goethes Rückkehr von der Italienreise nach Weimar handeln muss. Die erhaltenen Weimarer Postsendelisten belegen, dass Goethe bis August 1788 fünf Briefe an Reiffenstein schrieb, am 20. (vorliegender Brief) und am 30. Juni (EB 10), am 4. Juli (EB 14) sowie am 4. und am 11. August (EB 44 und EB 53). Zum Brief vom 30. Juni hat sich ein Notizblatt erhalten, das inhaltliche Schwerpunkte dieses Briefes vermerkt (H: GSA 28/1041, Bl. 18; vgl. auch EB 10). Einzelne dort aufgeführte Stichpunkte, wie die Mitteilung über die Versendung der Pasten Samml 2. an Perzy mit einem Briefe oder die Frage Ob meine Schriften angek., machen es wahrscheinlich, dass das vorliegende Konzept zu einem bereits vor dem 30. Juni geschriebenen Brief gehört, mithin zu dem vom 20. Juni 1788: Die Verschickung der Pastensammlung an Albert-Guillaume Berczy erfolgte erst am 30. Juni 1788 (vgl. zu 3,26–27; zu 7,11), die baldige Ankunft mehrerer Exemplare des 5. Bandes von Goethes „Schriften“ in Rom wurde Reiffenstein nur angekündigt (vgl. zu 3,5–6), so dass eine gezielte Nachfrage nach der Ankunft der Bände im späteren Brief plausibel erscheint. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1041, Bl. 4–5. – Doppelblatt 21 × 28,7(–28,9) cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte: Des Herrn 〈…〉 50 Sc. (3,1–4,19), Bleistift: Jupiters Stirn 〈…〉 Jenkins Banck (4,20–21). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 228 f. (nach K). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 82 f., Nr 2656 a (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Reiffensteins Brief vom 10. Mai 1788 (vgl. RA 1, 116 f., Nr 246). – Reiffenstein antwortete mit Briefen vom 19. Juli und von wahrscheinlich Ende Juli 1788 (vgl. RA 1, 122, Nr 262 und 125, Nr 270). Postsendungen: 20. Juni 1788 (GR/Belege 1788, 2, Bl. 6). Der aus Ostpreußen stammende Johann Friedrich Reiffenstein (1719–1793) hatte in Königsberg Jura studiert und war dort anschließend Sekretär der „Königlich Deutschen Gesellschaft“. Durch Vermittlung Johann Christoph Gottscheds erhielt er 1745 eine Anstellung als Pagenhofmeister am landgräflichen Hof in Kassel, wo er 15 Jahre blieb. In dieser Zeit trat er auch schriftstellerisch und als bildender Künstler hervor. 1760 nahm er das Angebot an, den Oldenburger Grafensohn Friedrich Ul-
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rich von Lynar als Präzeptor auf seiner Kavaliers- und Bildungsreise durch Deutschland und Italien zu begleiten. Im Frühjahr 1762 erreichten sie Rom. In der Hoffnung, seine Liebhaberei in der neuen, anregenden Umgebung zum Beruf machen zu können, entschloss sich Reiffenstein, in Rom zu bleiben. Hier wurde er zunehmend von Johann Joachim Winckelmann und dessen Kunstanschauungen beeinflusst. Nicht so sehr als Künstler war er aktiv, sondern vielmehr als Kunstvermittler, zunächst oft im Namen Winckelmanns, den er bei Rombesuchern als Cicerone vertrat. Nach Winckelmanns Tod 1768 wurde er zum führenden deutschen Antiquar in Rom. Er erschloss wohlhabenden und berühmten Besuchern Rom und betätigte sich als Kunsthändler: Ab 1772 war er offizieller Kunstagent des Gothaer Hofs in Rom, ab 1778 Kunstagent der Zarin Katharina II. In diesen und anderen Funktionen vermittelte er zahlreiche Kunstwerke nach Mittel-, Nord- und Osteuropa. Seit 1767 wohnte er im Erdgeschoss des Palazzo Zuccari auf dem Monte Pincio. Sein Haus wurde Treffpunkt von Künstlern und Rombesuchern. Goethe wusste um die Rolle Reiffensteins als Doyen der deutschen Künstlerkolonie in Rom, als er Ende Oktober 1786 in der Stadt eintraf. Die erste Begegnung mit Reiffenstein muss unmittelbar in den Tagen nach Goethes Ankunft, und zwar zwischen dem 30. Oktober und 3. November 1786, stattgefunden haben. Der Kontakt blieb über die gesamte Dauer des Aufenthaltes in Rom erhalten. Goethe, der rasch zum engeren Kreis um den so genannten ‚Dio padre onnipotente‘ (ital.: allmächtiger Gottvater) gehörte, charakterisierte Reiffenstein in einem Brief vom 3. Oktober 1787 als einen Kunstfreund, der sehr viele Kenntniße hat und ein gefälliger, guter, muntrer Gesellschafter ist. (GB 7 I, 185,24–25.) Reiffenstein machte Goethe mit Kirchen und antiken Stätten vertraut und verschaffte ihm Zutritt zu geschlossenen Orten, zu Klöstern und privaten Sammlungen. Es zeugt von Goethes großem Vertrauen in Reiffenstein, der sich auch als Geschäftsmann einen guten Ruf erworben hatte, dass er ab Oktober 1787 die Geldüberweisungen nach Rom über die Adresse von Reiffenstein abwickeln ließ (vgl. GB 7 II, zu 174,28). Goethe nutzte diese Verbindung auch nach seiner Rückkehr nach Weimar weiter. Reiffenstein war die Kontaktperson bei zahlreichen Kunstkäufen in Italien, die Goethe, Herzog Carl August und andere Interessenten tätigten. Wohl bis zum Tod Reiffensteins am 6. Oktober 1793 gab es einen mehr oder minder kontinuierlichen Briefaustausch zwischen Weimar und Rom, am intensivsten unmittelbar nach Goethes Heimkehr im Juni 1788, als es eine ganze Reihe von künstlerischen Aufträgen auszuführen galt, die Goethe zum Teil noch selbst in Rom ausgelöst hatte. Bis Ende 1788 wechselten sie jeweils sieben Briefe. In den beiden Folgejahren blieb es bei vier bzw. sechs Briefen Goethes sowie drei und zwei Gegenbriefen Reiffensteins. 1791 sind noch drei Briefe Goethes nachweisbar, aus den Jahren 1792 und 1793 lassen sich nicht zuletzt aufgrund der lückenhaften Überlieferung keine Briefe mehr nachweisen. Von den Briefen Goethes an Reiffenstein ist keiner im Original überliefert. Aus der frühen Zeit der Bekanntschaft ist lediglich ein Brief Reiffensteins während des zweiten
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Romaufenthalts Goethes erhalten (vgl. RA 1, 112, Nr 232), ein entsprechender Brief Goethes lässt sich erschließen, ebenso ein weiterer von der Heimreise aus Mailand (vgl. GB 7 I, EB 41 und EB 187). 3,2 Besorgungungen] Versehentliche Silbendoppelung am Zeilenumbruch. 3,5–6 f ü n f Exemplare des fünften Bandes meiner Schriften anlangen] Noch während seines Aufenthaltes in Rom, am 5. April 1788, hatte Goethe dem Verleger seiner „Schriften“, Georg Joachim Göschen in Leipzig, den Auftrag erteilt, baldmöglichst fünf Exemplare des sich gerade im Druck befindlichen 5. Bandes der Ausgabe aus seinem Freiexemplarekontingent an Hl. Hofrath Reifenstein (GB 7 I, 265,18) nach Rom zu schicken. Göschen kam der Aufforderung wahrscheinlich erst in der zweiten Maihälfte oder Anfang Juni 1788 nach (vgl. Göschen an Seidel, 10. Mai 1788 und 22. Juni 1788; QuZ 1, 138 f.). 3,6 die übrigen Bände zu ihrer Zeit folgen] Wie aus Goethes Verteilungslisten der Freiexemplare für die Bände 6 bis 8 hervorgeht, erhielten die hier im Brief bedachten Personen in Rom auch die weiteren Bände der Ausgabe (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209 f.). Die Zusendung erfolgte allerdings nicht mehr über den Verleger Göschen, sondern wurde von Goethe selbst besorgt (vgl. zu 73,7–8). Band 8 ging Ende Februar oder Anfang März 1789 nach Rom (vgl. zu 73,5–6), Band 6 wahrscheinlich am 8. März 1790 (vgl. EB 308 und zu 165,2) und Band 7 schließlich Ende Juni oder Anfang Juli 1790 (vgl. zu 177,13–14; zu 210,12). Es ist zwar wahrscheinlich, aber nicht eindeutig belegbar, dass Goethe bei der Verteilung weiterhin die Dienste Reiffensteins in Anspruch nahm (vgl. EB 329). 3,8 roth Saffian] Eines der fünf Exemplare, die Göschen nach Rom expedieren sollte, war von Goethe in Saffianleder gebunden und auf holländischem Papier gedruckt angefordert worden (vgl. GB 7 I, 265,15). Es war für Angelika Kauffmann bestimmt, die auch schon die ersten vier Bände in dieser hochwertigen Ausstattung erhalten hatte (vgl. GB 7 II, zu 265,15). 3,8 Angelica] Angelika Kauffmann. – Goethe pflegte von Anfang seines römischen Aufenthaltes Ende 1786 an bis zu seiner Abreise im April 1788 engen freundschaftlichen Umgang mit der in Rom ansässigen Schweizer Malerin und blieb auch nach seiner Rückkehr nach Weimar noch längere Zeit in brieflichem Kontakt mit ihr (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 151). Das von Johann Heinrich Lips gestochene Titelkupfer für Band 5 von Goethes Werkausgabe „Schriften“ war nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann zum „Egmont“ entstanden (vgl. GB 7 II, zu 168,9–10). Auch für Lips’ Titelkupfer zu Band 8 lieferte Angelika Kauffmann die Vorlage (vgl. zu 23,4–5). 3,10 Hackert] Der deutsche Landschaftsmaler Jakob Philipp Hackert wirkte seit 1771 vowiegend in Italien. Seit 1786 war er Hofmaler bei König Ferdinand IV. (III.) von Neapel und Sizilien in Neapel. Goethe hatte ihn während seines Aufenthaltes in Neapel im Februar und März 1787 kennen gelernt und war danach im
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Sommer 1787 in Tivoli und Rom mit ihm zusammen und nahm Zeichenunterricht (vgl. GB 7 II, zu 158,18 und zu 234,20–2). Vermutlich gehörte Hackert auch schon zu den Empfängern eines der von Göschen Ende Juli 1787 nach Rom geschickten drei Exemplare der ersten vier Bände der Ausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. GB 7 II, zu 133,24–25). 3,11 Senators] Fürst Abbondio Faustino di Rezzonico, ein Neffe von Papst Clemens XIII., war seit 1765 Senator von Rom und bekleidete damit das höchste administrative Amt der Stadt. Mit Aufgabe seines Inkognitos Anfang 1788 besuchte Goethe im Februar auch einen Empfang Rezzonicos und wurde mit ihm näher bekannt (vgl. GB 7 II, zu 233,17). Mit seinen Aktivitäten wollte Goethe nicht zuletzt der Herzoginmutter Anna Amalia für ihre bevorstehende Italienreise Zugang zu einflussreichen Persönlichkeiten eröffnen (vgl. GB 7 II, zu 236,32). Ob Rezzonico auch die ersten vier Bände von „Goethe’s Schriften“ nachgeliefert bekam, ist nicht bekannt. 3,12 Lips] Der Züricher Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips lebte seit 1782 vorwiegend in Rom und war im November 1786, kurz nach Goethes Ankunft in der Stadt, von einem längeren Heimataufenthalt wieder dorthin zurückgekehrt. Lips gehörte sogleich zum erweiterten Künstler- und Freundeskreis um Goethe. Schon um den Jahreswechsel 1786/87 wurde er mit dem Auftrag betraut, Titelkupfer und Vignetten für Band 3 der „Schriften“ Goethes zu stechen (vgl. GB 7 II, zu 79,19–20 und zu 79,24–25). Er schuf danach auch die entsprechenden Kupfer für die Bände 5 bis 8 der Ausgabe (vgl. GB 7 II, zu 245,7 und zu 245,9–10). Nach Goethes Heimreise Ende April 1788 übernahm Lips dessen Wohnung in der Via del Corso 18 (vgl. GB 7 II, zu 275,6). Auf Goethes Betreiben siedelte Lips im November 1789 nach Weimar über, wo man ihm eine Lehrerstelle an der herzoglichen Zeichenschule angeboten hatte, die er von Januar 1790 bis zu seinem Weggang im Juli 1794 innehatte (vgl. zu 96,13; zu 97,5–6; zu 115,12–13). 3,15–16 nach und nach Geld ausgezahlt] Die in den folgenden drei Erläuterungen aufgeschlüsselten Geldtransfers von Weimar an Reiffenstein nach Rom beliefen sich Ende Juli auf insgesamt 721 Scudi, wie die Belegaufstellung in Reiffensteins Brief an Goethe von Ende Juli 1788 zeigt (vgl. GSA 28/1041, Bl. 54 und Femmel/Heres 144, Nr 73 sowie GB 7 II, zu 269,1–3). 3,17 für Rechnung des Durchl Herzogs v. S. Weimar] Noch von Rom aus, am 5. April 1788, hatte Goethe Friedrich Justin Bertuch, den Privatschatullier Herzog Carl Augusts, gebeten, 200 Scudi an Hl. Hofrath Reifenstein für Rechnung Durchl des Herzogs von Weimar auszahlen zu laßen. (GB 7 I, 266,25–28.) Als Grund dafür gab Goethe an, Durchl. der Herzog haben mir einige Aufträge gegeben (ebd., 266,24). Zuletzt hatte Goethe im Januar 1788 die Anfrage Carl Augusts nach einem Abguss des in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrten vermeintlichen Schädels Raffaels erhalten und war um eine
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Reihe weiterer Kunstwerke, wie Kupferstiche, Zeichnungen, Gemmen und Abgüsse, gebeten worden (vgl. GB 7 I, 248,22–250,6). Reiffenstein vermittelte den gewünschten Abguss des Raffael-Schädels (vgl. GB 7 II, zu 269,24) und war auch beim Erwerb anderer Kunstwerke behilflich (vgl. ebd., zu 248,27–29). Über den Ankauf weiterer Zeichnungen und Musikalien kurz vor seiner Abreise aus Rom informierte Goethe Carl August noch Anfang Mai von Florenz aus (vgl. GB 7 I, 270,1–15). Die Aufstellung der für Kunstgegenstände aufgelaufenen Kosten, die Goethe mit Reiffenstein in Rom abrechnete, findet sich in der Jahresrechnung der Schatullverwaltung unter dem 30. Juni 1788 (vgl. LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1154, Bl. 50; vgl. auch GB 7 II, zu 248,27–28). Im Brief von Ende Juli 1788 bestätigte Reiffenstein nochmals den Empfang der 200 Scudi am 22. Mai „für Herzogliche Rechnung“ (H: GSA 28/1041, Bl. 54; vgl. auch Femmel/Heres, 144, Nr 73). 3,18 für Rechnung des Geh. Raths v. Goethe.] Die gezahlte Summe belief sich auf 121 Scudi, die Reiffenstein von Seidel auf „Ew Hochw. Rechnung“ erhielt, wie aus dessen Rechnungsübersicht im Brief von Ende Juli 1788 hervorgeht (ebd.). 3,19 fur Rechnung Philipp Seidels] Noch von Rom aus, am 19. April 1788, hatte Goethe seinen Diener und Vertrauten Philipp Seidel in Weimar angewiesen, daß die Summe von 400 Scudi baldigst an Hl. Hofrath Reifenstein für Rechnung P h i l i p p S e i d e l s ausgezahlt werde (GB 7 I, 269,1–2). Das Geld hatte Reiffenstein bereits Ende Mai durch das Frankfurter Bankhaus Bethmann empfangen: „den 28ten May von HL Pettmann fur Rechnung des Herren Seydels 〈Scudi〉 400“ (Reiffenstein an Goethe, Ende Juli 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 54; vgl. auch Femmel/Heres, 144, Nr 73). Es war teilweise für Kunstkäufe bestimmt, teilweise handelte es sich dabei um verdeckte Zahlungen Goethes an Dritte, deren Quelle über den fingierten Auftraggeber offenbar verschleiert werden sollte (vgl. GB 7 II, zu 269,1–3). 3,22–23 Lips zwey Zeichnungen 〈…〉 Zech. 10] Welche Zeichnungen von Lips Goethe hier meint, lässt sich nicht mehr feststellen. Wahrscheinlich hatte er sie noch kurz vor seiner Abreise aus Rom von dem befreundeten Künstler erworben. – Der Preis ist in Zechinen, einer in Italien weit verbreiteten Goldmünze, ausgewiesen. 3,24 Vier biß sechs Köpfe von Meyern] In seinem Brief vom 10. Mai 1788 an Goethe hatte Reiffenstein mitgeteilt, dass sich die Erledigung dieses Auftrages noch eine gewisse Zeit verzögern werde, da „Herr Tischbein 〈…〉 denselben 〈Meyer〉 auf einige Zeit zu sich“ nach Neapel eingeladen habe (H: GSA 28/1041, Bl. 8). Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser Bestellung um Porträtzeichnungen Johann Heinrich Meyers. Näheres ist nicht bekannt. 3,26–27 Eine Schachtel mit weisen Pasten von Dolce, 10 Scudi.] Zu diesem Geschäft insgesamt vgl. zu 7,11. – Ein Scudo Romano entsprach in seinem
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Feingehalt: 1283⁄100 Stück auf 1 römischen Libbra (339,156 g) Silber 11⁄12 fein recht genau 1½ Reichstaler weimarisch Courant und 14.9.8 Reichstaler, demnach 9 Scudi 60 Baiocchi. 4,1–2 Aquarell Zeichnungen von Meyer und Buri] Gleich nach Goethes Abreise aus Rom Ende April 1788 hatten Johann Heinrich Meyer und Friedrich Bury damit begonnen, Zeichnungen nach Gemälden der Galleria Farnese anzufertigen (vgl. zu 33,6–7). Vorbilder waren vor allem Meisterwerke der Antike und Renaissance (vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 222 f.). Schuchardt verzeichnet von beiden Malern mehrere Aquarellzeichnungen in Goethes Besitz (vgl. Schuchardt 1, 258 f., Nr 266, 274, 278, 279 und 277, Nr 455, 456, 459, 460). Darüber hinaus verkaufte Bury auch eine größere Anzahl seiner Arbeiten an die Herzoginmutter Anna Amalia in Rom (vgl. zu 48,7–8). Welche Zeichnungen hier gemeint sind, konnte nicht ermittelt werden 4,4 Vier Zeichnungen von Verschaffelt] Dem in Rom lebenden Maler Maximilian von Verschaffelt hatte Goethe noch vor seiner Rückkehr nach Weimar einen Auftrag für vier Aquarellzeichnungen vermittelt. Sie waren für den Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen bestimmt. Weiter vgl. zu 48,1–3. 4,6–7 Ein Intaglio an Hl. Pichler die Figur der Nemesis.] Wohl noch während Goethes letzten Tagen in Rom war Reiffenstein der Auftrag erteilt worden, von dem als besten Steinschneider der Stadt geltenden Giovanni Pichler eine Gemme (Intaglio) mit dem Motiv einer antiken Nemesisfigur anfertigen zu lassen. Im Mai 1788 meldete Reiffenstein Goethe die Auftragsvergabe, im August informierte er über die Fertigstellung und im November versandte er das Stück nach Weimar. Weiter vgl. GB 7 II, zu 248,28. 4,8–9 Die Form über Raphaels Schädel Ausgüße desselben.] Über den von Goethe an Reiffenstein vermittelten Auftrag Herzog Carl Augusts zu Anfertigung und Erwerb eines Abgusses des in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrten angeblichen Totenschädels Raffaels vgl. zu 3,17. Reiffenstein hatte den gewünschten Abguss bereits Ende April 1788 nach Weimar geschickt: „Als Hochverordneter E x e c u t o r t e s t a m e n t a r i u s melde kurtzlich daß R a p h a e l s dem Original auch in der farbe leib lebhaftig gleichender Schädel Sonnabens nach dero Entweichung h e r m e tisch versiegelt mit der fahrenden Post 〈…〉 abgesendet worden.“ (Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 8; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 14; weiter vgl. auch GB 7 II, zu 266,24 und zu 269,24.) Gleichzeitig war die Nachsendung der ebenfalls bestellten Abgussform des Schädels von Reiffenstein versprochen worden. Ob sie auch tatsächlich erfolgte, ist nicht sicher (vgl. GB 7, zu 269,26–27). 4,10–11 Ein Intaglio mein Profil vorstellend an Hl. Hecker.] Das in Stein geschnittene Profilporträt (Gemme) nach einer in Rom von dem mit Goethe befreundeten Schweizer Bildhauer Alexander Trippel 1787 geschaffenen Kopfbüste (vgl. GB 7 II, zu 20,33) stammt von dem in Rom tätigen Gemmenschneider Christian
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Friedrich Hecker. Reiffenstein schickte die fertige Arbeit Anfang November 1788 nach Weimar (vgl. GB 7 II, zu 248,28; vgl. auch Femmel/Heres 82 f., Nr 36). 4,12–13 Eine Zeichnung von Hl. Schmidt die ich schon erhalten] Den Maler Heinrich Schmidt hatte Goethe ebenfalls in Rom kennen gelernt (vgl. GB 7 II, zu 85,15). Welche Zeichnung Schmidts zu bezahlen war, ist nicht bekannt. 4,14–15 Ein Titelkupfer und eine Vignette zu meinen Wercken an Hl. Lips.] Kupfersticharbeiten, die Johann Heinrich Lips im Auftrag Goethes für Band 6 der Ausgabe „Goethe’s Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Göschen anfertigte, der als nächster Band erscheinen sollte (vgl. auch die folgende Erläuterung). Goethe erhielt sie bereits im August 1788 über Reiffenstein, der auch das dafür ausgehandelte Honorar an Lips weiterleitete. Durch eine inhaltliche Umstellung zwischen den Bänden 6 und 7 der Ausgabe konnte die für Band 6 geplante Vignette dort nicht mehr verwendet werden und musste durch einen neuen Kupferstich von Lips ersetzt werden. Vgl. zu 8,16–17; zu 42,6–7; zu 42,7–8. 4,16 Titelkupfer zum 8ten Band.] Gemäß einer offenkundig noch während Goethes Aufenthalt in Rom getroffenen Vereinbarung sollte Lips alle Kupferstiche (Frontispize und Vignetten) für die noch ausstehenden Bände 6 bis 8 von Goethes Werkausgabe „Schriften“ anfertigen. An den Kupferstichen zu Band 8, für die Angelika Kauffmann die Vorlagen lieferte, arbeitete Lips im August und September 1788. Anfang Oktober trafen die Platten in Weimar ein und wurden entsprechend honoriert. Vgl. zu 23,4–5; zu 23,5; zu 42,7–8; zu 42,2. 4,17 Moritzens Schuld] Der Schriftsteller und Kunsttheoretiker Karl Philipp Moritz hielt sich zur gleichen Zeit wie Goethe in Rom auf. Rasch hatte sich zwischen beiden eine tiefe emotionale und geistige Nähe gezeigt, die zur Freundschaft wurde (vgl. GB 7 II, zu 36,1). Goethe versuchte den am Existenzminimum lebenden Moritz nach Kräften zu unterstützen, sicherlich auch finanziell. Nicht zuletzt durch die Vermittlung Goethes durfte Moritz seit Frühjahr 1788 auf eine Anstellung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin hoffen (vgl. GB 7 II, zu 118,8–9). In welchem Zusammenhang Reiffenstein hier für Moritz tätig werden sollte, ist nicht bekannt. Schon wenige Tage nach diesem Brief erhielt Goethe von Moritz die Nachricht, dass er entgegen bisherigen Planungen seinen Aufenthalt in Rom noch um ein ganzes Jahr verlängern müsse (weiter vgl. zu 7,6). 4,18 Reise Geld an Jenckins Banck.] Mit dem seit 1753 in Rom lebenden englischen Diplomaten, Geschäftsmann und Kunsthändler Thomas Jenkins hatte sich Goethe während seines Romaufenthaltes näher befreundet (vgl. GB 7 II, zu 90,1). Jenkins besaß zu dieser Zeit schon ein eigenes Bankhaus, das Goethe immer stärker für seine Ankäufe und Geschäftsbeziehungen in Rom nutzte. Reiffenstein trat dabei als Goethes Agent auf. Mit dessen Brief an Goethe vom 11. Juni 1790 hat sich auch ein Kontoauszug des Bankhauses Jenkins für Goethe über das abgelaufene Jahr seit Juli 1789 erhalten (vgl. GSA 28/1042, Bl. 36; vgl. auch RA 1,
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168, Nr 409). Welches Reisegeld Goethe hier meint, kann nur vermutet werden. Entweder ging es um das Geld, das sich Goethe selbst für die Heimreise nach Weimar von Jenkins geborgt hatte, oder es wurden Vorkehrungen für die Absicherung der Kosten für die geplante Rückkehr von Karl Philipp Moritz getroffen. Die Stichwortliste Goethes zu seinem nächsten Brief an Reiffenstein vom 30. Juni 1788 enthält eine weitere Notiz zu den Finanzbeziehungen mit Jenkins Bank: Schuld 500 〈Scudi〉. (H: GSA 28/1041, Bl. 18; vgl. auch EB 10.) an Jenkins Möglicherweise stand diese Zahlung zumindest teilweise mit dem hier erwähnten Reisegeld in Zusammenhang. 4,19 Bury Vorschuß biß auf 50 Sc.] Das Geld war für die Zeichenaufträge bestimmt, die Friedrich Bury, wahrscheinlich in weitgehend selbst zu verantwortender Auswahl, nach den großen Werken der Kunst in Gallerien, Kirchen oder Privathäusern Roms vereinbarungsgemäß für Goethe anfertigen sollte (vgl. zu 4,1–2). Zum Zeitpunkt des vorliegenden Briefes hatte Reiffenstein den Betrag von 50 Scudi bereits an Bury ausbezahlt, wie aus der Belegaufstellung im Brief von Ende Juli hervorgeht: „An HL Bury laut Verordnung und Quittung dL 14 Jun 〈Scudi〉 50“ (H: GSA 28/1041, Bl. 55). 4,20 Jupiters Stirn mit der Form] In seinem Brief vom 10. Mai 1788 hatte Reiffenstein Goethe nicht nur die bereits am letzten Aprilwochenende erfolgte Zusendung eines gewünschten Abgusses des in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrten angeblichen Totenschädels Raffaels an Herzog Carl August mitgeteilt (vgl. 4,8–9), sondern auch die eine Woche später, am 2. Mai, vorgenommene Lieferung eines offenkundig ebenfalls von Carl August bestellten Abgusses eines Jupiterkopfes, von „Jupiters Löwen bemähnter Stirn und Augen“, per „Frachtwagen“ gemeldet (H: GSA 28/1041, Bl. 8; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 14). Näheres zu Herkunft und Verbleib des Abgusses und der Form ist nicht bekannt. Die Formulierung legt aber die Vermutung nahe, dass es sich bei dem Stück auch um ein Fragment einer antiken Plastik gehandelt haben könnte. In den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar hat sich z.B. eine Federzeichnung eines Jupiterkopfes („Jupiter Olympikus“) von Johann Heinrich Meyer erhalten, die lediglich die Augen- und Stirnpartie unter einem wallenden Haarschopf zeigt (KSW, Museen, Inv.-Nr GR-2005/830). – Jupiterköpfe wurden schon in der Antike idealisiert mit dichtem wallenden, die Stirnpartie aber frei lassenden Haarschopf (Löwenmähne) und offenen (die Welt bewegenden) Augen dargestellt, was die Allmacht des obersten Gottes unterstreichen sollte. 4,21 80 Scudi Jenkins Banck.] Vgl. zu 4,18. Näheres ist dazu nicht bekannt.
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2. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich 26. Juni 1788〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der Brief stammt offensichtlich aus den ersten Tagen in Weimar nach der Rückkehr Goethes von seiner Italienreise am 18. Juni 1788. Dafür sprechen sowohl die geplanten Treffen mit langjährigen Freunden und Vertrauten, wie der Herzoginmutter Anna Amalia in Tiefurt (vgl. zu 4,23), Johann Gottfried Herder (vgl. zu 4,23–24) und dem in Weimar weilenden Prinzen August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. 4,24–7,1), als auch die erwähnten Briefe von Friedrich Bury und Karl Philipp Moritz aus Rom, die offenkundig gerade eingetroffen waren (vgl. 7,2–3; zu 7,6). Beide stammen vom 7. Juni 1788 (vgl. Bury-Goethe, 12–16 und Harnack, Nachgeschichte, 27–30, Nr 13). Bei einer gewöhnlichen Postlaufzeit zwischen Rom und Weimar von 16 bis 19 Tagen dürften die Briefe also zwischen dem 23. und 26. Juni 1788 bei Goethe eingetroffen sein. Tatsächlich wurden ihm laut Rechnungsbeleg des Kaiserlichen Reichspostamtes in Weimar seit seiner Rückkehr aus Italien erstmals am 22. Juni vier Briefe, einer am 24. und drei weitere Briefe am 26. Juni 1788 zugestellt (vgl. GR/Belege 1788, 2, Bl. 6). Am 27. Juni 1788 antwortete er Friedrich Bury nach Rom (EB 9). Da Goethe den vorliegenden Brief nur deshalb schrieb, weil er an diesem Tag Carl August nicht treffen würde, er ihm aber die Nachrichten aus Rom nicht vorenthalten wollte, kann man die Tage, an denen er an der herzoglichen Tafel teilgenommen hat (vgl. FB [19. Juni–2. Juli] 1788, S. 168–180), ausschließen. Somit kommen im Zeitraum bis Anfang Juli 1788 nur der 21. und der 26. Juni in Betracht. Da Goethe am 21. Juni nachweislich noch gar keine Post erhalten hatte, ist anzunehmen, dass der vorliegende Brief am 26. Juni 1788 verfasst wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 105. – 1 Bl. 18,9 × 23,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben links Vermerk von fremder Hd, Tinte: „Im J. 17898.“ E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 129 f., Nr 50. WA IV 9 (1891), 1, Nr 2657. BEIL AG E
Zeichnung Friedrich Burys nach Annibale Carraccis Gemälde „Pietà“ (vgl. zu 7,3–4). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über das Verhältnis zwischen Goethe und Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach (1757–1828) und dessen Entwicklung vgl. die einleitende
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Erläuterung zum Brief vom 23. und 24. Dezember 1775 (GB 3 IIA, Nr 8). – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes haben sich 20 Briefe Goethes an den Herzog erhalten. Aufgenommen wurden ferner zwei amtliche Schreiben in Bibliotheksangelegenheiten und über den Saaledurchstich bei Jena, die auch schon in der Weimarer Ausgabe abgedruckt worden sind (A 1 und A 5). Zwei weitere Briefe aus dem Februar und dem Juli 1789 konnten erschlossen werden (EB 162 und EB 234). Die tatsächliche Zahl der goetheschen Briefe dürfte noch höher gewesen sein, zumal, wenn man berücksichtigt, dass außer dem Promemoria lediglich einer der überlieferten Briefe innerhalb Weimars verschickt wurde (Nr 2), obwohl angenommen werden kann, dass diese Art des Briefverkehrs wesentlich intensiver gewesen ist. Eine regelrechte Korrespondenz entstand vor allem immer dann, wenn Carl August auf Reisen war, was in dieser Zeit besonders durch sein Engagement als Kommandeur des preußischen Kürassier-Regiments von Rohr (Nr 6) in Aschersleben (vgl. GB 7 II, zu 224,6) häufig der Fall war. Die meisten goetheschen Briefe gingen zum Regimentsstandort oder auch direkt nach Berlin. Goethe informierte seinen Fürsten und Freund darin über Neuigkeiten in Weimar, über Administratives, Gesellschaftliches oder anderweitig Interessantes. Er diskutierte mit ihm über Politisches, Kulturelles und Persönliches, war Ratgeber und Auftragshelfer gleichermaßen. Auch über die eigene literarische Arbeit sowie die Entwicklungen und Wendungen seiner intensiver werdenden naturkundlichen Forschungen hielt er den Herzog auf dem Laufenden. Die Briefe wurden meist umgehend mit einer Antwort des anderen bedacht, denn auch der Herzog suchte den Austausch, berichtete von seinen Erlebnissen, Gedanken und Intentionen, fragte nach und überantwortete seinem ‚ersten Vertrauten‘ in Weimar spezielle Aufträge. So entstanden immer wieder ganze Korrespondenzgespräche, in denen sich die enge Beziehung beider weiter vertiefte. 4,23 Diesen Mittag gehe ich nach Tiefurt] Über einen Besuch Goethes in der Sommerresidenz der Herzoginmutter Anna Amalia in Schloss Tiefurt, 4 km östlich von Weimar, ist Näheres nicht bekannt. Anna Amalia hatte sich seit dem 26. Mai nach Tiefurt zurückgezogen (vgl. FB [26. Mai] 1788, S. 144). Vermutlich war der Besuch zwischen Anna Amalia und Goethe an der großen sonntäglichen Mittagstafel der Herzogsfamilie am 22. Juni verabredet worden (vgl. FB [22. Mai] 1788, S. 170). Die Herzogin plante eine längere Italienreise (Abreise am 15. August 1788) und wollte sich vermutlich mit Goethe über seine Erfahrungen in Italien austauschen. 4,23–24 heute Abend wünscht mich Herder sehr] Mit Johann Gottfried Herder hatte es in der ersten Zeit nach Goethes Rückkehr aus Italien einen intensiven Meinungsaustausch gegeben. Bereits am 22. Juni konnte Herder an Knebel nach Ilmenau berichten, Goethe habe ihm „schon 1000. Dinge erzählet“ (Johann Gottfried und Caroline Herder an Knebel, 22. und 23. Juni 1788; HB 5, 292). Herders Frau Caroline ergänzte: „Ich hoffe nun auf einige stille Abende wo wir ihn
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wieder sehen werden wie er ist.“ (Ebd., S. 293.) Herder plante gleichfalls eine Italienreise, zu der er am 6. August 1788 aufbrach (vgl. Caroline Herder an Johann Georg Müller, 30. Juni 1788; ebd., S. 296). 4,24–7,1 Morgen früh 〈…〉 privat Conferenz mit Prinz August] Der mit Goethe befreundete Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg war seit dem 15. Juni 1788 zu Besuch am Weimarer Hof (vgl. FB [15. Juni] 1788, S. 164), wahrscheinlich auch um Goethe wiederzusehen. In den ersten Tagen nach dessen Rückkehr aus Italien begegneten sie einander nahezu täglich an der herzoglichen Mittagstafel (vgl. Datierung). Über ihre privaten Begegnungen ist Näheres nicht bekannt. Der Prinz verließ Weimar erst am 20. Juli 1788 (vgl. FB [20. Juli] 1788, S. 198). 7,2–3 Meyer und Büry sind so glücklich 〈…〉 Bild von Carrache zu erwischen] Friedrich Bury hatte Goethe aus Rom geschrieben, dass er und Johann Heinrich Meyer das Originalgemälde „Pietà“ des italienischen Barockmalers Annibale Carracci in der Galleria Farnese in Rom gefunden hätten und es für ein paar Scudi erwerben konnten (vgl. Bury an Goethe, 7. Juni 1788; Bury-Goethe, 12–16). Sie wollten es restaurieren lassen und dann weiter nach Weimar geben (vgl. ebd.). 1793 wurde das von Bury angebotene Bild von Herzoginmutter Anna Amalia angekauft und ist heute im Besitz der Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar (KSW, Museen, Inv.-Nr G 187; vgl. Bury an Goethe, 28. September 1793; Bury-Goethe, 82 und 181 f.). Allerdings handelt es sich nach heutigen Erkenntnissen nur um eine Kopie von Carraccis Gemälde (vgl. Bury an Goethe, 7. Juni 1788; ebd., 12 und 113). Das Original von 1599/1600 befindet sich im Museo Nazionale di Capodimonte in Neapel. 7,3–4 Zeichnung schicken] Bury hatte seinem Brief an Goethe vom 7. Juni 1788 auch eine Skizze des gerade erworbenen vermeintlichen Originals der „Pietà“ von Carracci beigefügt, wohl um seinen Wert zu unterstreichen: „Was werden Sie aber denken wenn ich Ihnen sage daß das beste Gemählt von C a r r a c c i in meinen Händen ist 〈…〉, Sie werden aus denen wenigen Linien welche ich Ihnen darvon bey gelecht habe das Gemählt gleich Erkännen, indem dasselbe in der G a l l e r i e D o r i a , und R u s p i l l i o s s i hänkt, dasselbe auch in N e a p e l , und in der G a l l e r i e vom D u c d ’ O r l e a n in Frankreich das Haupt Gemählt macht; dieselben Zanken sich schon so lang darüber, und jeder will besitzer von dem O r i g i n a l seyn, da kann ich aber anjetzo recht in der stille darüber Lachen“ (Bury-Goethe, 12). Goethe gab Burys Zeichnung mit vorliegendem Brief an Herzog Carl August weiter. Im Aktenfaszikel des Thüringer Hauptstaatsarchivs in Weimar wird mit Goethes Brief eine (allerdings seitenverkehrte) Federzeichnung nach Carraccis „Pietà“ im Format von 22,5 × 23,7 cm verwahrt (vgl. Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 106). Ob es sich dabei tatsächlich um Burys Zeichnung handelt, ist nicht sicher. Es könnte auch eine spätere Vorlage für eine graphische Reproduktion des Carracci-Bildes sein. 7,5–6 Grotta di Trofonio] Um die im Oktober 1785 in Wien uraufgeführte
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Opera comica „La gròtta di trofonio“ des kaiserlichen Hofkapellmeisters Antonio Salieri nach einem Libretto von Giovanni Battista Casti hatte sich Goethe schon im Sommer 1786 während seines Aufenthaltes in Karlsbad bemüht, sie wegen seiner Italienreise aber nicht erhalten (vgl. GB 6 II, zu 232,4 und zu 245,3 sowie GB 7 II, zu 81,6–7). Nun, Mitte 1788, stand in Weimar offensichtlich eine Ausgabe oder Abschrift der Partitur und des Librettos zur Verfügung. Wahrscheinlich plante die bellomosche Truppe (vgl. zu 151,22) zu diesem Zeitpunkt schon eine Inszenierung der Oper am Weimarer Theater. „La gròtta di trofonio“ hatte schließlich am 31. Januar 1789 in Weimar Premiere und wurde bis zum Dezember 1789 noch weitere vier Mal aufgeführt (vgl. Theaterzettel Weimar 1789). 7,6 Moritz läßt sich Ihnen zu Gnaden empfehlen] Karl Philipp Moritz und Goethe hatten sich während ihres gemeinsamen Aufenthaltes in Rom befreundet. Goethe unterstützte Moritz’ Bemühungen um eine Anstellung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin (vgl. zu 67,8). In seinem Brief an Goethe vom 7. Juni 1788 hatte Moritz allerdings mitgeteilt, dass sich sein Aufenthalt in Rom noch um ein ganzes Jahr verlängern werde. Dennoch versäumte er nicht, sich bei Herzog Carl August mit Empfehlungsgrüßen in Erinnerung zu halten, hoffte er doch, der Herzog könne durch seine guten Kontakte zum preußischen Hof in Berlin sein Avancement befördern helfen: „Ich bitte Sie, mich Herdern bestens zu empfehlen, und auch bei Ihrem Durchlauchtigsten Herzog gelegentlich meiner zu meinem Vortheil eingedenk zu seyn.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 11; vgl. auch Eybisch, Reiser-Moritz, 233.) Moritz kehrte schließlich schon im Herbst 1788 nach Deutschland zurück und hielt sich vom 3. Dezember 1788 bis zum 1. Februar 1789 in Weimar auf (vgl. zu 67,8; zu 74,29–30). 7,7–8 sein Glück dadurch sehr befördert] Im Februar 1789 trat Moritz eine Professur für Theorie der schönen Künste an der Königlichen Akademie in Berlin an, wofür sich Herzog Carl August persönlich vor allem beim Akademiepräsidenten Friedrich Anton von Heinitz eingesetzt hatte (vgl. zu 74,32–33; GB 7 II, zu 118,8–9).
3. An Albert-Guillaume Berczy Weimar, 30. Juni 1788 → Florenz ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/88,I. – 1 Bl. 8,5(–9) × 11,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am linken Rand Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: A Monsieur / Monsieur Berczy / ––––– / in Pinti, Casa della Sigra / Balenci / Firenze (zwischen 2. und 3. Zeile wahrscheinlich zwei Wörter durch Retouche entfernt), da-
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runter quer zur Adresse Bemerkung von fremder Hd, Tinte: „Lettre du celebre Mons. Goethe“; am linken Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung, dadurch geringer Textverlust: (nac〈h〉 [7,16]); am rechten Rand Mitte Siegelreste. – Beischluss zu EB 10 (vgl. zu 7,11). E: WA IV 30 (1905), 43, Nr 2657 a (nach einer mittels Durchpausung erstellten Kopie; Carl Schüddekopf). BEIL AG E
zwey Kästchen Pasten (vgl. zu 7,11). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Der aus Wallerstein bei Nördlingen stammende und in Wien aufgewachsene Johann Albrecht Ulrich Moll (1744–1813) führte ein unstetes Wanderleben in Europa und trat bald (mit wechselnden Vornamen) unter dem Namen Berczy auf. 1780 ging er nach Bern und versuchte sich dort, wie in den Folgejahren in Florenz, als Kunstmaler zu etablieren. Ab 1787 ließ er sich schließlich als Maler und Kunsthändler dauerhaft in Florenz nieder, wo ihn Goethe während seines Aufenthaltes in der Stadt vom 19. April bis 11. Mai 1788 kennen lernte. Neben dem vorliegenden Brief und dem überlieferten Antwortschreiben Berczys vom 20. Juli 1788 (vgl. RA 1, 122, Nr 263) ist lediglich noch ein früherer Brief Goethes an ihn aus Mailand vom 24. Mai 1788 erschließbar (GB 7 I, EB 188). Danach wurde der Briefwechsel offensichtlich nicht fortgesetzt. 1790 ging Berczy nach London und 1792 als Kolonist nach Nordamerika, wo er zum Mitbegründer Torontos wurde. 7,11 Beykommende zwey Kästchen Pasten gehören Hl. Thurneyßen] Pasten (von ital. pasta: Teig): Abdrücke von Gemmen, Münzen und Medaillen, aus verschiedenen Teigmassen, meist feinem, mit Wasser angerührtem Gips- oder Schwefelmehl, gefertigt. – Der vorliegende Brief war ein Begleitschreiben zu einer Sendung von Pasten, die durch Vermittlung Johann Friedrich Reiffensteins aus Rom an den Kunsthändler Berczy nach Florenz geschickt werden sollte. Dieser sollte sie an den eigentlichen Auftraggeber, Carl Wilhelm Thurneysen in Frankfurt a. M., weiterleiten, mit dem er in geschäftlicher Verbindung stand. Thurneysen hatte den Auftrag zur Herstellung von zwei Serien Pasten nach geschnittenen Steinen aus der berühmten Stoschischen Gemmensammlung (vgl. GB 7 II, zu 215,29–30) nach Rom gegeben, weil dieses Kunsthandwerk damals dort seine Blütezeit erlebte. Dabei bediente er sich der Vermittlung Goethes, den er in Rom kennen gelernt hatte. Dieser blieb auch in Weimar Thurneysens Kontaktperson in Kunstangelegenheiten. Goethe selbst bediente sich nach seiner Rückkehr aus Italien in allen geschäftlichen Belangen der Dienste Johann Friedrich Reiffensteins, der ihn ständig auf dem Laufenden hielt: „Die 2 bestellten Samlungen heller Ausgüße aus Stoschens Pasten sind bey der Segnora Badessa Dolce und Consorten in der Ar-
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beit.“ (Reiffenstein an Goethe, 10. Mai 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 8.) Am 20. Juni, unmittelbar nach seiner Ankunft in Weimar, ermächtigte Goethe Reiffenstein unter anderem zum Erwerb von zunächst einer Schachtel mit weisen Pasten von Dolce (3,26–27). Bereits am 11. Juni 1788 hatte Reiffenstein Goethe die Fertigstellung beider Pastensammlungen angekündigt: „Noch habe weiter nichts erfahren als daß Sign A b b a t e D o l c e die beyden Sammlungen abgegoßener G e m m e n fertig hat und mir Morgen überliefern wird“ (Reiffenstein an Goethe, 6. und 11. Juni 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 14). Diese Nachricht erreichte Goethe in den letzten Junitagen und war Anlass des vorliegenden Briefes, den er dem nicht überlieferten Antwortbrief an Reiffenstein vom 30. Juni 1788 beischloss (EB 10), um die vereinbarte Übersendung der Pasten an Thurneysen über die Zwischenstation Berczy in Florenz zu veranlassen. Dies lässt sich aus den überlieferten Stichpunkten zu diesem Brief erkennen: Pasten Samml. 2. an Perzy mit einem Briefe. (H: GSA 28/1041, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 227.) Am 4. August 1788 wurde Thurneysen davon in einem nicht überlieferten Brief in Kenntnis gesetzt (EB 47). Thurneysen zog mittlerweile jedoch einen Direktversand aus Rom vor. Er antwortete Goethe am 8. August: „Ich empfange Ihren lieben Brief vom 4t AugL. und weil ich daraus sehe daß die beiden Sammlungen Pasten nach Florenz an Hern Berczy gesandt worden sind oder werden sollen, so säum ich keinen Augenblick Ihnen zu sagen daß Herr Berczy mir nichts mehr izt zu senden hat, wenn allso die Versendung der Pasten nach Florenz noch nicht vollzogen wäre so könte dieser Umweg erspart werden. Hingegen erwart ich von Hern Schüz und lips in Rom etwa in zwei Monaten wieder eine kleine Sendung dieser könten die Pasten die Sachen von Kniep und was etwa Tischbein Seinen Versprechungen gemäs hinzuthun möchte, gar füglich beigefügt werden.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 52.) Auf welche Weise die Pasten schließlich tatsächlich an Thurneysen gelangt sind, ist nicht bekannt. In einem Brief wahrscheinlich von Ende Juli 1788 bestätigte Reiffenstein Goethe den Kauf der Pasten auf dessen Rechnung: „Von dieser Summe habe bald anfangs selbst ausgezahlet am 12 Jun an Sig: Abbate Dolce für zwey Samlungen weißer Ausgüße von geschnittenen Steinen Scudi / 30.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 55.) Thurneysen vermeldete die Ankunft der Pasten schließlich erst Ende November 1788 und beklagte gleichzeitig die hohen Transportkosten: „Die PastenSamlungen duncken mir sehr schön ausgefallen – Die Fracht lief verdammt hoch – dencken Sie f 19½ Augsburger Corrent!“ (Thurneysen an Goethe, 30. November 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 137.) Goethe bekam über eine Zahlung an seine Mutter den ausgelegten Kaufpreis erstattet, der sich insgesamt auf lediglich 20 Scudi belief: „Diesen Augenblick indem ich schreibe find ich die Berechnung unter meinen Papieren. Der Scudo betrug f 2 – 40 × r –; allso die 20 Scudi für die beiden PastenSamlungen f 53.20.“ (Ebd.) 7,13–14 nach der, mit ihm genommenen Abrede] Einzelheiten dazu sind nicht bekannt. Möglicherweise hat Thurneysen, ähnlich wie es später Goethe tat,
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Berczy auf seiner Heimreise von Rom im Dezember 1787 (vgl. GB 7 II, zu 220, 12) in Florenz besucht und geschäftliche Absprachen getroffen. 7,15 zu Hause angekommen] Goethe war am 18. Juni 1788 aus Italien zurückgekehrt. Die Begegnung mit Berzcy in Florenz lag also schon über sieben Wochen zurück. Der vorliegende Brief dürfte Berczy nicht vor Ende Juli/Anfang August 1788 erreicht haben. Von Goethes Ankunft in Weimar wusste Berczy aber schon seit dem 19. Juli durch eine entsprechende Nachricht aus Rom, so dass er bereits am 20. Juli nach Weimar schreiben konnte: „Seit Ihrem wertesten Schreiben aus Mayland vom 24 May wartete ich immer auf Nachricht, daß Sie zu Weimar angelangt seyen um Ihnen zu antworten indem ich nicht wuste ob mein Schreiben Sie antreffen würde. Erst gestern erhielt ich von Rom die Nachricht Ihrer klücklichen Ankunft, ich säume also keinen Augenblick meinem Verlangen ein Genüge zu thun um Ihnen schriftlich dasjenige zu sagen was ich wünschte daß Sie es aus meinem und meiner Frauen Betragen mögten errathen haben, nemlich wie werth und schäzbar uns das Glück war Sie kennen zu lernen und einige wenige Augenblicke mit Ihnen zu verleben 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 71; vgl. auch Froeschle, BerczyGoethe, 93.) 7,15–16 diesen Brief nach Rom 〈…〉 Kästchen wieder nac〈h〉 Florenz zurückgehe] Vgl. zu 7,11. 7,17 die liebe kleine Frau] Goethe hatte in Florenz auch Berczys Ehefrau kennen gelernt (vgl. zu 7,15). Die junge Schweizer Malerin Jeanne Charlotte Allamand war seit November 1785 mit Berczy verheiratet (vgl. Froeschle, Berczy, 195).
4. An Georg Joachim Göschen Weimar, 15. Juli 1788 → 〈Leipzig〉 DAT IERUN G
Laut Göschens Empfangsvermerk hatte ihn der vorliegende Brief am 19. Juli 1788 erreicht (vgl. Überlieferung). Noch am gleichen Tag reagierte er auf die von Goethe gewünschten Buchbestellungen und schickte sowohl die angeforderten sieben Ersatzexemplare von Band 5 der Werkausgabe „Schriften“ (vgl. zu 8,5) als auch das Buch „Neue Lieder in Melodien gesetzt von Bernhard Theodor Breitkopf“, um dessen Beschaffung auf einem gesonderten Einzelblatt gebeten worden war (vgl. zu 8,23). Da das Einzelblatt einen weithin unselbstständigen Charakter aufweist – es besitzt weder Anrede noch eine Datumsangabe oder Paraphe und trägt auch nicht wie sonst üblich einen Empfangs- und Antwortvermerk Göschens –, ist davon auszugehen, dass es sich hierbei nur um eine Nachschrift bzw. eine Beilage zu einem bereits abgeschlossenen Brief handeln kann. Da ferner nichts darauf hindeutet, dass sich Goethe in den Tagen vor dem 19. Juli noch mit einem weiteren Schreiben an
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Göschen gewandt hat, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Goethes undatiertes Blatt mit der Bestellung der „Neuen Lieder“ dem Brief vom 15. Juli 1788 beilag. – Die in der WA vorgenommene Einordnung des undatierten Blattes als selbstständiger Brief und vor allem die Datierung auf den 23. Januar 1790 hingegen sind falsch. Dieser Datierung widerspricht die Tatsache, dass Band 8 der „Schriften“, von dessen Vorbereitung die Rede ist, schon zur Ostermesse 1789 erschien. Die Fehldatierung ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Blatt mit dem Brief Goethes an Göschen vom 23. Januar 1790 (Nr 173) in Zusammenhang gebracht wurde, die beide gemeinsam im Verlagsarchiv von Breitkopf & Härtel überliefert sind. ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 18,9 × 22,9(–23,1) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 15. J u l y 1788. / v. G ö t h e / empfL. dL. 19. do“. K: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 52. – Doppelblatt 21 × 31,4 cm, 11⁄3 S. einspaltig rechts beschr., Schreiberhd (Vogel), Tinte; S. 1 links oben Adresse: An Herren Goeschen; eingeheftet in ein Aktenfaszikel mit egh. Aufschrift, Tinte: Die Ausgabe Goetheischer Schriften / betrl. und Schreiberhd (Kräuter), Tinte: bei Göschen. / 1786–1790. E: WA IV 9 (1891), 1 f., Nr 2658 (nach K; Eduard von der Hellen; Textkorrekturen nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 18 [1895], 110; Albert Leitzmann). 2) Beilage: H: Verlagsarchiv Breitkopf & Härtel Wiesbaden, Sign.: B 15. – 1 Bl. 19 × 7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: E. E: Ludwig Volkmann: Ein Stammbuch aus der Familie Breitkopf. Mit einer Tafel. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg. Bd 10. Leipzig 1935, S. 120 (Faksimile). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 88, Nr 2797b (Datierung: 23. Januar 1790). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. Goethes Brief beantwortet aber die an Philipp Seidel adressierten Paketsendungen und beigeschlossenen Briefe vom 22. Juni und vom 8. Juli 1788 (H: GSA 30/297, Bl. 47; vgl. auch QuZ 1, 139 f.). – Göschen antwortete mit einer Paketsendung und einem beigeschlossenen Brief vom 19. Juli 1788 an Philipp Seidel (H: GSA 30/297, Bl. 57; vgl. auch QuZ 1, 142) sowie einem weiteren Brief vom 27. Juli 1788 direkt an Goethe (vgl. RA 1, 125, Nr 269).
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Der Leipziger Verlagsbuchhändler Georg Joachim Göschen (1752–1828) war im Sommer 1786 zum Verleger Goethes geworden. Von 1787 bis 1790 erschien bei ihm die erste autorisierte Gesamtausgabe von Goethes Werken in acht Bänden unter dem Titel „Goethe’s Schriften“. Diese Edition bildete bis zur geschäftlichen Trennung im Sommer 1791 den Schwerpunkt des Briefwechsels zwischen Goethe und Göschen (vgl. auch die einleitenden Erläuterungen zu GB 6 II, Nr 341 und GB 7 II, Nr 47). Nach seiner Rückkehr aus Italien im Juni 1788 nahm Goethe die Betreuung der noch fehlenden Bände 6 bis 8 wieder vollständig in die eigenen Hände, und die Korrespondenz mit dem Verleger intensivierte sich. Darüber hinaus nutzte Goethe Göschens Unternehmen für die Bestellung von meist nur schwer zu beschaffenden Büchern, und es gelang ihm mit Göschens Hilfe, Christian August Vulpius, den Bruder seiner Lebenspartnerin Christiane Vulpius, 1789/90 vorübergehend im Verlagsgeschäft in Leipzig unterzubringen. Insgesamt sind 24 Briefe Goethes an Göschen aus dem Zeitraum von Juli 1788 bis März 1790 überliefert. Fünf weitere lassen sich erschließen. Von Göschens Antworten sind etwa ebenso viele bekannt. Mit zwei Briefen Goethes vom Sommer 1791 endet der Briefwechsel vorerst. 7,20 Ankunft der sämtlichen Exemplare gewartet] Am 22. Juni und am 8. Juli 1788 hatte Göschen die Belegexemplare des 5. Bandes von „Goethe’s Schriften“ an Goethes Sekretär Philipp Seidel nach Weimar gesandt (vgl. QuZ 1, 139 f.). Fünf der insgesamt 40 Freiexemplare (vgl. Punkt 8 des Verlagsvertrags zwischen Goethe und Göschen; GB 6 I, 240,15–19) waren, wie von Goethe gewünscht, an Johann Friedrich Reiffenstein nach Rom zur Verteilung an Freunde geschickt worden (vgl. QuZ 1, 139 und GB 7 II, zu 265,15, zu 265,17 und zu 265,18). 7,21 sehr spat angekommen] Band 5 war bereits ein Vierteljahr zuvor, zur Ostermesse Mitte April 1788, erschienen (vgl. GB 7 II, zu 265,13 und zu 273,22). 7,22–8,1 Irrthümer in Absicht auf die Qualität der Exemplare] Die Bände 1 bis 4 der „Schriften“ waren in vier verschiedenen Ausstattungen hergestellt worden: 1. in Saffianleder auf holländischem Papier; 2. in englischem Band auf holländischem Papier; 3. in englischem Band auf ordinärem Papier; 4. als Broschur auf ordinärem Papier (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 206–208, Nr 442). Wie von den ersten vier Bänden hatte Goethe auch von Band 5 jeweils 24 Exemplare in gebundener Ausstattung und 17 in Broschur als Belegexemplare erhalten (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; ebd., 208 f., Nr 443). Allerdings hatte Göschen die broschierten Exemplare von Band 5 in ungeheftetem Zustand, also nur als Buchblock, übergeben (vgl. Göschen an Seidel, 8. Juli 1788; ebd., 140), sich dafür aber gleich entschuldigt: „Mein Buchbinder ist ein Esel. Er hat die gehefteten Ex. vergeßen. Um Wort zu halten send ich sie heute ungebunden. Haben Sie die Güte sie dort heften zu laßen und mir den Betrag anzuzeigen.“ (Ebd.) Ferner erhielt Goethe diesmal von den ge-
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bundenen Exemplaren in englischem Einband nur solche mit gewöhnlichem Papier, während er von den Bänden 1 bis 4 auch jeweils zwei Exemplare auf holländischem Papier geliefert bekommen hatte (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; ebd., 206 und 208). Stattdessen hatte Göschen diesmal drei Exemplare der broschierten Ausfertigung auf holländischem Papier geschickt, obwohl dafür eigentlich nur das gewöhnliche Papier vorgesehen war (vgl. ebd., 208). 8,2 4 gebundne] Goethe hatte insgesamt 21 Exemplare seines Kontingents von Band 5 in englischem Einband und mit ordinärem Papier erhalten. Bei den Bänden 1 bis 4 waren es nur 19 in dieser Ausstattung gewesen (vgl. ebd., 206 und 208). 8,2–3 3 auf holländisch Papier gedruckte rohe Exemplare] Von den von Göschen irrtümlich hergestellten broschierten Exemplaren auf holländischem Papier, einem hochwertigen (holzfreien), schweren Schreibpapier mit Wasserzeichen (vgl. GB 6 II, zu 240,17), hatte Goethe eben jene hier genannten drei Exemplare ungeheftet erhalten. Laut Verlagsvertrag standen ihm 20 Exemplare auf holländischem Papier zu (vgl. Punkt 8 des Verlagsvertrags zwischen Goethe und Göschen; GB 6 I, 240,17). Er hatte jetzt insgesamt fünf Exemplare mit diesem Papier bekommen, von den Bänden 1 bis 4 waren es jeweils nur vier gewesen (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 206 und 208). 8,4 Leg. R.] Legationsrat. Bertuch war der Titel 1785 in seiner Funktion als Sekretär und Schatullverwalter Herzog Carl Augusts verliehen worden. 8,4 Bertuch einhändigen oder Ihnen grade zurück schicken] Friedrich Justin Bertuch, der an der Edition von „Goethe’s Schriften“ verlegerisch zu einem Drittel beteiligt war (vgl. Vereinbarung zwischen Bertuch und Göschen, 11. Juni 1786; H: GSA 06/5440; vgl. auch QuZ 1, 5 f.), fungierte als Mittelsperson des Verlegers Göschen in Weimar. Die reklamierten Exemplare gab Goethe an Bertuch zurück (vgl. 23,15). 8,5 7 r o h e Exemplare auf ordinair Schreibpapier sobald als möglich] Am 19. Juli sandte Göschen die gewünschten Exemplare „7 Göthe Schriften 5r Bd“ an Goethes Sekretär Seidel (H: GSA 30/297, Bl. 57; vgl. auch QuZ 1, 142). Damit standen Goethe von Band 5 außer den in Saffianleder gebundenen Bänden nun allerdings keine mehr mit dem hochwertigeren holländischen Papier zur Verfügung. Herzogin Louise und Herzoginmutter Anna Amalia, die von den ersten vier Bänden der Ausgabe noch jeweils ein Exemplar in englischem Einband (vgl. GB 6 II, zu 78,13) mit holländischem Papier erhalten hatten, bekamen von Band 5 nur ein gebundenes Exemplar mit ordinärem (gewöhnlichem) Papier (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 208 f., Nr 443). Die nächsten 3 Bände erhielten sie dann wieder im gehobenen Standard (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare für Band 8 und 6 sowie Band 7; QuZ 1, 209 f., Nr 444 und 445). 8,7–9 Ehe ich von Rom abging 〈…〉 auf Michäl erscheinen sollten] Nachdem sämtliche Druckvorlagen für Band 5 seiner „Schriften“ im Februar 1788
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fertig gestellt waren (vgl. GB 7 II, zu 246,3), hatte Goethe in seinem letzten Brief an Göschen aus Rom vom 5. April angekündigt, er wolle die Bände 6 und 8 möglichst rasch zum Druck an den Verlag geben, damit sie noch zur Michaelismesse Anfang Oktober 1788 erscheinen könnten (vgl. GB 7 I, 265,21–22.) Goethe erkannte aber bald, dass dieser Termin nicht einzuhalten war. Vor allem die Arbeiten am noch immer unvollendeten Drama „Torquato Tasso“, das für den Abdruck in Band 6 vorgesehen war, wollten nicht recht vorankommen (vgl. GB 7 II, zu 138,10, zu 264,8–9 und zu 273,25). Band 6 erschien erst im Februar 1790, Band 8 wurde auf Wunsch Göschens vorgezogen und kam als nächster der Ausgabe zur Ostermesse 1789 heraus (vgl. Göschen an Goethe, 27. Juli 1788; QuZ 1, 144 f.). 8,9 meiner Ankunft] Goethe war am 18. Juni 1788 nach fast achtwöchiger Reise von Rom wieder in Weimar eingetroffen. 8,10 mancherley Zerstreuungen] In den Weimarer Hof- und Gesellschaftskreisen interessierte man sich nach Goethes Rückkehr aus Italien sehr für seine Reise- und Erlebnisberichte, so dass er häufig eingeladen wurde und z.B. fast täglich Gast an der herzoglichen Hoftafel war (vgl. FB [19. Juni–15. Juli] 1788, S. 84–97). 8,16–17 Für die TitelK. und Vignetten zu denen übrigen Bänden will ich sorgen.] TitelK.: Titelkupfer. – Goethe hatte den Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips, der zu seinen Künstlerfreunden in Rom zählte, schon mit den Titelkupfern zu den Bänden 3 und 5 seiner Werkausgabe betraut (vgl. GB 7 II, zu 79,19–20 und zu 224,33) und offensichtlich noch in Rom mit ihm Absprachen für die Herstellung der Kupferstiche der Bände 6 bis 8 getroffen (vgl. zu 4,14–15). Die ersten zwei Platten von Lips für das Titelkupfer und für eine Vignette des Bandes 6 erhielt Goethe schon Anfang/Mitte August 1788. Johann Friedrich Reiffenstein hatte ihren Versand aus Rom Ende Juli angekündigt: „Vor 8 Tagen spedierte derselbe 〈Carlo Riggi〉 ein Kästchen an Ew. Hochwohlgeb. mit Zwey Kupfer Platten von HL Lips und die bewuste Melpomene in einem Siegelringe welches wohl entweder schon angekommen oder doch nahe vor Weimar seyn muß.“ (Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 55.) Die beiden Platten für Band 8 trafen Anfang Oktober, wahrscheinlich am 6. des Monats, in Weimar ein (vgl. zu 23,5). Lips hatte sie am 20. September von Rom abgesandt (vgl. Lips an Goethe, 20. September 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 111). Die Kupferstichplatten für Band 7 bekam Göschen direkt von dem sich inzwischen in Weimar aufhaltenden Lips im März 1790 (vgl. zu 177,6). Die ursprünglich für Band 6 vorgesehene Vignette, eine Szene aus „Jery und Bätely“ (Bätely verbindet dem Jery die Hand), wurde schließlich für Band 7 verwendet (vgl. zu 144,13–14). Für Band 6 stellte Lips eine neue Platte für die Vignette mit dem Motiv der gefesselten Psyche her, die er im Dezember 1789 an Göschen schickte (vgl. Lips an Göschen, 10. Dezember 1789; QuZ 1, 181).
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8,17 Zum sechsten Band] Schreibversehen; gemeint ist der 5. Band. Dieser war mit einem Titelkupfer von Johann Heinrich Lips nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann (vgl. GB 7 II, zu 168,9–10) und einer Titelvignette (Egmont auf einem Ruhebett schlafend, die Traumerscheinung der Freiheit über ihm schwebend), gestochen von Christian Gottlieb Geyser nach einer Zeichnung von Adam Friedrich Oeser, im April 1788 erschienen. 8,21 Der jüngere Breitkopf, der jetzt in Petersburg ist] Bernhard Theodor Breitkopf, der älteste Sohn des Leipziger Buchdruckers und Musikalienverlegers Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, selbst gelernter Buchdrucker, war 1765 bis 1768, als Goethe in Leipzig studierte, mit diesem befreundet. 1777 ging er nach Russland und gründete 1781 in St. Petersburg eine Buch- und Notendruckerei (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 61). 8,22–23 N e u e L i e d e r m i t M e l o d i e n 〈…〉 Vaters Verlag] Das Heft „Neue Lieder in Melodien gesetzt von Bernhard Theodor Breitkopf“ war im Herbst 1769 (mit der Jahresangabe 1770) im Verlag von Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn (Johann Gottlob Immanuel Breitkopf) in Leipzig erschienen (vgl. auch Hagen, 97). Es enthielt Kompositionen Breitkopfs zu 20 Gedichten Goethes, der als Verfasser aber nicht genannt wird. Es handelt sich um die früheste Veröffentlichung einer Sammlung goethescher Gedichte. 8,23 ein Exemplar] Göschen sandte das Liederbuch am 19. Juli 1788 an Goethes Sekretär Philipp Seidel nach Weimar: „In bey kommend Packet befinden sich / 7 Göthe Schriften 5r Bd / 1 Breitkopfs Lieder. / Beydes bitte ich in meinem Nahmen an Herrn Geheimerrath von Göthe gefälligst abzugeben 〈…〉.“ (Göschen an Seidel, 19. Juli 1788; H: GSA 30/297, Bl. 57; vgl. auch QuZ 1, 142.) 8,23–25 einige drunter 〈…〉 in den letzten Band meiner Schriften aufnehmen werde] Goethe besaß offensichtlich nicht mehr von allen seinen Gedichten, insbesondere den frühen, ein Manuskript. Aus dem breitkopfschen Liederbuch nahm er schließlich nur drei Gedichte in leicht variierten Fassungen in die „Vermischten Gedichte. Erste Sammlung“ des Bandes 8 seiner „Schriften“ im Göschen-Verlag auf: 1. „Die schöne Nacht“ (S. 114; vgl. „Neue Lieder mit Melodien“, S. 6 f.: dort u. d. T. „Die Nacht“; vgl. auch WA I 1, 44 und 376 f.), 2. „Die Freuden“ (S. 118; vgl. „Neue Lieder mit Melodien“, S. 20–23; vgl. auch WA I 1, 62 und 382), 3. „Wechsel“ (S. 119; vgl. „Neue Lieder mit Melodien“, S. 28 f.: dort u. d. T. „Unbeständigkeit“; vgl. auch WA I 1, 64 und 382 f.). Das Gedicht „Wahrer Genuß“ (vgl. „Neue Lieder mit Melodien“, S. 4 f.: dort u. d. T. „Der wahre Genuss“; vgl. auch WA I 4, 89–91 und WA I 5.2, 67 f.) war mit dem Titel „Genuß“ ursprünglich ebenfalls für die „Vermischten Gedichte“ in der Göschen-Ausgabe vorgesehen (vgl. WA I 5.2, 338–340), wurde von Goethe aber noch vor dem Druck Anfang November 1788 zurückgezogen (vgl. zu 55,19–20).
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5. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 21. Juli 1788 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2697. – Doppelblatt 19,3 × 26,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Empfangsvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . Weimar dL 21tL Juli 88. / empfL dL 26tL –“; S. 4 am unteren Rand rechts quer zur Schreibrichtung Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . Weimar dL 21tL Juli 88. / empfL dL 26tL Juli. b. dL 3 Sept. 88.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 110 f., Nr 47. WA IV 9 (1891), 3 f., Nr 2660. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Jacobis Briefe vom 22. April, 10. Mai, 12. und 16. Juli 1788 (JB I 7, 176 f., Nr 2059; vgl. RA 1, 116, Nr 244). – Jacobis Antwort vom 3. September 1788 (vgl. Überlieferung) ist nicht überliefert. Zur Person des Adressaten und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief Goethes vom 13. und 14. August 1774 (GB 2 II, Nr 134). – Seit der ersten Begegnung Goethes mit Jacobi (1743–1819) im Juli 1774 entwickelte sich zwischen beiden eine lebenslange Freundschaft, die allerdings gelegentliche Entfremdungsphasen in sich einschloss. Der Gegensatz, der sich zwischen den eher rationalistischen Denkansätzen bei Goethe und der stark religiös-metaphysisch geprägten Grundhaltung Jacobis auftat, ließ sich trotz gegenseitiger hoher Wertschätzung und persönlicher Sympathie nie vollständig überbrücken (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 11). Während Goethes Italienaufenthalt war die Korrespondenz fast vollständig zum Erliegen gekommen (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 53). Kurz nach Goethes Rückkehr wurde sie im Sommer 1788 wieder aufgenommen. In den nächsten knapp sieben Jahren bis Frühjahr 1795, als der Kontakt erneut für einige Zeit abbrach, schrieben beide einander jeweils über 50 Briefe, wobei die Korrespondenzdichte in der ersten Zeit bis März 1790 mit je sieben Briefen noch eher gering blieb, wovon je fünf noch ins Jahr 1788 fielen. Erst von Frühjahr 1792 an wurde Jacobi, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der drohenden Gefahr von Krieg und Besatzung im Gefolge der französischen Revolutionsereignisse, für die nächsten drei Jahre zu einem herausgehobenen Briefpartner Goethes. Vorerst blieben aber der Austausch über die jeweils aktuellen Arbeitsfelder, ihre neuesten Schriften oder besonders interessierende Leistungen auf literarischem, künstlerischem oder wissenschaftlichem Gebiet sowie Nachrichten über Freunde und Bekannte oder die Entwicklung des Ilmenauer Bergbaus korrespondenzbestimmende Themen. Goethes Bemühungen zur Unterstützung nahestehender Dritter, vor allem Christian August Vulpius’, den er gern als Hauslehrer für
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Jacobis Kinder untergebracht hätte, nahmen zudem 1788/89 breiten Raum in der Korrespondenz ein. 9,1 ich bin wieder zurück] Am 18. Juni war Goethe nach einer fast zweijährigen Abwesenheit von Italien nach Weimar zurückgekehrt (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 10). 9,1–2 in meinem Garten, hinter der Rosen Wand] Goethes Garten „Am Stern“ im Park an der Ilm. An der nördlichen und der westlichen Außenwand des Gartenhauses rankten sich an Holzspalieren Rosenstöcke (Tapetenrosen) in die Höhe. Jacobi kannte den Garten von seinem Besuch in Weimar im September 1784. 9,2 Aschenzweigen] ‚Aschen‘, eine im 18. Jahrhundert noch gebräuchliche Bezeichnung für Eschen. 9,11 Hamans Verlust] Der Königsberger Religionsphilosoph Johann Georg Hamann war am 21. Juni 1788 in Münster, wo er sich seit Juli 1787 aufgehalten hatte, gestorben. – Goethe brachte, vor allem angeregt durch Herder, den Arbeiten Hamanns schon länger große Wertschätzung entgegen. 1812 plante er sogar, dessen Schriften neu herauszugeben. 9,11 ich hatte nie gerechnet ihn zu sehn] Goethe und Hamann kannten sich nicht persönlich und korrespondierten auch nicht miteinander. – Der bereits kranke Hamann war im Juni 1787 nach seiner Pensionierung in Königsberg zu einem schon seit Ende 1784 geplanten und immer wieder verschobenen Besuch seines Gönners, des westfälischen Gutsbesitzers Franz Caspar Bucholtz, nach Münster gereist, auch um dort Freunde, Verehrer und Gleichgesinnte aus dem so genannten ‚Kreis von Münster‘ um die Fürstin Gallitzin und Jacobi zu treffen. Für die Rückreise war ein Aufenthalt in Weimar geplant, um nach über 20 Jahren den langjährigen Freund Herder wiederzusehen (vgl. Hamann an Herder, 2. Juli 1788; Hamann, Briefwechsel 7, 243). Hamann wollte in Weimar unbedingt auch Goethe besuchen: „Dein Herzog hatte Neßelroden gesagt, Du würdest noch dieses ganze Jahr in Rom zubringen. Hamann konnte sich nicht darüber trösten; er reist im August zurück nach Königsberg, u verlohr einen Hauptgegenstand seiner Wanderung, wenn er dich nicht zu Weimar antraf“ (Jacobi an Goethe, 22. April und 10. Mai 1788; JB I 7, 176). 9,13 er dir geworden seyn] Jacobi war ein enger Freund Hamanns. Beide standen regelmäßig über religionstheoretische und philosophische Fragen im Austausch und stellten einander ihre Schriften zur Diskussion. Auf Einladung Jacobis hielt sich Hamann vom 12. August 1787 an auf dessen Landgut Pempelfort und die letzten Tage bis zu seiner Rückkehr nach Münster am 5. November 1787 in Düsseldorf auf. Zu einer letzten Begegnung kam es noch einmal, als Jacobi vom 8. bis 20. April 1788 in Münster weilte (vgl. Jacobi an Goethe, 22. April und 10. Mai 1788; JB I 7,176). 9,16 an Egmont manches gefällt] Goethes Neubearbeitung seines Dramas „Egmont“ war im April 1788 in Band 5 seiner Werkausgabe „Schriften“ erschie-
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nen. Jacobi gehörte zu den Subskribenten der Ausgabe (vgl. „Verzeichniß der Subscibenten“. In: Goethe’s Schriften. Bd 1. Leipzig 1787, S. IX). Zu dem Urteil Jacobis über Goethes Stück ist Näheres nicht bekannt. In seinem Bezugsbrief vom 22. April und 10. Mai hatte er es noch nicht erwähnt. 9,17–18 meine Schriften ausarbeite] Vgl. die vier folgenden Erläuterungen. 9,18 Jetzt bin ich an Tasso] Nachdem es Goethe während seiner Italienreise nicht gelungen war, die Bearbeitung des Dramas „Torquato Tasso“ für Band 6 seiner Werkausgabe „Schriften“ entscheidend voranzubringen (vgl. GB 7 II, zu 133,8 und zu 273,25), hatte er dies nach seiner Rückkehr in Weimar weiterhin versucht, wurde aber vorerst durch mancherley Zerstreuungen (8,10) und durch die ebenso anstehende Vorbereitung von Band 8 davon abgelenkt (vgl. zu 18,11; zu 46,17). Die Arbeiten an „Torquato Tasso“ blieben auch später schwierig (vgl. 39,18–23) und gingen nur schleppend voran (vgl. 46,17). Erst gegen Jahresende machte Goethe unter dem Einfluss Karl Philipp Moritz’ größere Fortschritte (vgl. 74,27–33), bis schließlich im August 1789 die Druckfassung des Dramas vorlag (vgl. zu 144,10). 9,18–19 Faust soll eine Winterarbeit werden] Dazu kam es nicht. – Das bisher nur in einer fragmentarischen Urfassung aus den 1770er Jahren existierende „Faust“-Drama war für Band 7 der „Schriften“ vorgesehen. Goethe wollte alle Dramentexte nur in vollendeten Fassungen veröffentlichen. Im Winter 1788/89 war er aber noch mit der Arbeit an „Torquato Tasso“ für Band 6 beschäftigt. Nicht zuletzt aufgrund dieser Verzögerung entschloss sich Goethe schließlich dazu, „Faust“ in seiner Fragmentform zu belassen (vgl. 131,14). Im November 1789 lag das Druckmanuskript des unter dem Titel „Faust. Ein Fragment“ im April 1790 erscheinenden Textes vor (Goethe’s Schriften. Bd 7. Leipzig 1790, S. 1–68; vgl. auch 154,3–4). 9,19 die 8 Bände vom Stapel] Die letzten drei Bände von „Goethe’s Schriften“ erschienen im Mai 1789 (Bd 8), im Februar (Bd 6) und im April 1790 (Bd 7). 9,19 soll Wilhelm dran] Nachdem im November 1785 die ersten sechs Bücher seines Romans „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ fertig gestellt waren (vgl. GB 6 II, zu 112,23–24), hatte Goethe die im März 1786 begonnene Fortsetzung (vgl. GB 6 II, zu 178,7) wegen seiner Italienreise liegen gelassen. Er setzte die Arbeit nach einem kurzen Schreibintermezzo Anfang 1791 erst 1794 mit der Umarbeitung zu „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ fort. Der Roman in acht Büchern erschien 1795/96 innerhalb der Werkausgabe „Goethe’s neue Schriften“ im Verlag von Johann Friedrich Unger in vier Bänden (Bd 3 bis 6) in Berlin. 9,21 Fürstinn] Amalia Fürstin von Gallitzin, enge Vertraute Jacobis. Sie lebte in Münster und auf dem nahe gelegenen Landsitz Angelmodde. Goethe hatte sie während eines Besuches in Weimar im September 1785 kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 66,5).
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9,21 Ihre Worte] Vermutlich der Brief der Fürstin an Jacobi von Anfang 1786, in dem sie über ihren Aufenthalt in Weimar berichtet und den Jacobi an Goethe weitergeleitet hatte (vgl. die folgende Erläuterung). 9,23–24 Ich meynte es so herzlich 〈…〉 sie mir nicht schrieb.] Goethe hatte im Dezember 1785 versucht, mit der Fürstin in Korrespondenz zu treten, bekam auf seinen Brief, dem ein Porträt beigeschlossen war, aber keine Antwort (vgl. GB 6 II, zu 130,5). Jacobi schickte daraufhin Goethe einen Brief der Fürstin an ihn, in dem sie sich ausführlich zu ihrem Aufenthalt in Weimar im Herbst 1785 geäußert hatte (vgl. GB 6 II, zu 187,20). Keiner dieser Briefe ist überliefert. 9,25 schicke ich ihr einige Zeichnungen] Darüber ist nichts bekannt. – Ein Briefwechsel zwischen der Fürstin und Goethe kam erst nach Goethes Besuch in Münster im Dezember 1792 in Gang. Der erste Brief der Fürstin stammt vom 27. Dezember 1792 (vgl. RA 1, 187, Nr 491). Goethe antwortete am 4. Januar 1793 (vgl. P/KR Post, 3. April 1793, in: GR/Belege 1793, 1, Bl. 20; vgl. auch Postsendungen 1792–1794; WA IV 10, 430). In ihrem Brief vom 23. bis 28. August 1793 bedankte sich Amalia von Gallitzin allerdings für ein übersandtes Porträt Goethes (vgl. RA 1, 239, Nr 691), das dieser der Fürstin wahrscheinlich mit einer Sendung im April 1793 an den gemeinsamen Freund Jacobi geschickt hatte (vgl. WA IV 10, 52 f.). 9,26 deine Schwestern] Die Halbschwestern Anna Catharina Charlotte und Susanna Helene Jacobi. Letztere stand seit dem Tod von Jacobis Frau Helene Elisabeth am 9. Februar 1784 dem Hausstand in Pempelfort bei Düsseldorf vor. Auch Anna Catharina Charlotte lebte zeitweilig in der Familie ihres Bruders. 9,26 deine Kinder] Aus der Ehe Jacobis waren acht Kinder hervorgegangen, von denen 1788 aber nur noch vier lebten, Johann Friedrich (geb. 1765), Georg Arnold (geb. 1768), Carl Wigand Maximilian (geb. 1775) und Clara Franziska (geb. 1777). Der älteste Sohn lebte seit 1784 unter der Obhut seines Onkels Johann Arnold von Clermont in Vaals und Aachen und war inzwischen bereits verheiratet (1787). 9,27 laß manchmal von dir hören] Zwischen Jacobi und Goethe kam es in den nächsten Monaten wieder zu einem regelmäßigen Briefwechsel (vgl. die einleitende Erläuterung). 9,27–28 Herder geht in vierzehn Tagen ab.] Der Trierer Domkapitular Hugo von Dalberg hatte Herder eingeladen, ihn auf einer geplanten mehrmonatigen Italienreise zu begleiten. Herder brach am 6. August von Weimar auf, um sich in Augsburg mit Dalberg zur Weiterreise zu treffen (25. August). Knapp ein Jahr später, am 9. Juli 1789, kehrte Herder nach Weimar zurück.
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6. An Christian Gottlob Heyne Weimar, 24. Juli 1788 → 〈Göttingen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Casa di Goethe Rom, Slg H. Albrecht, Rheinfelden, Sign.: I,4. – Doppelblatt 19 × 23 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Kleine philologische Zeitung. In: Philologischer Anzeiger. Als Ergänzung des Philologus hrsg. von Ernst von Leutsch. Bd 10. H. 3. Göttingen 1880, S. 198 f. WA IV 9 (1891), 5–8, Nr 2662. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Heynes wahrscheinlich von Anfang/Mitte Juli 1788 (vgl. zu 11,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 25. Juli 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 4, Bl. 15). Goethe lernte den Altphilologen Christian Gottlob Heyne (1729–1812) am 22. Dezember 1779 auf der Rückfahrt von seiner zweiten Schweizer Reise (2. September 1779 bis 14. Januar 1780) bei dem Mannheimer Buchhändler Schwan kennen. Heyne war seit 1763 Professor und Bibliothekar an der Universität Georgia Augusta. Durch seine Übersetzungen aus dem Griechischen und Lateinischen war er weit über die Grenzen Göttingens hinaus bekannt. Eine nähere Verbindung zwischen Goethe und Heyne ergab sich erst nach zwei längeren Aufenthalten Goethes in Göttingen im Sommer 1801 (vgl. Ruppert, Altertumswissenschaftler, 230–236). – Der vorliegende Brief ist der zweite überlieferte aus einer sporadischen Korrespondenz. Insgesamt sind lediglich vier Briefe Goethes aus dem Zeitraum zwischen dem 13. Januar 1787 und 2. Juli 1805 überliefert. Von Heynes Briefen haben sich aus diesem Zeitraum fünf erhalten. – Zur Person des Adressaten und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. auch die einleitende Erläuterung zum Brief vom 13. Januar 1787 (GB 7 II, Nr 52). 11,1 Ihr gütiges Schreiben] Nicht überlieferter Brief Heynes wahrscheinlich von Anfang/Mitte Juli 1788. 11,3 Ihr Schuldner] Goethe hatte Heyne zweimal aus Italien geschrieben. In seinem Brief vom 13. Januar 1787 hatte er ihm angeboten, kunsthistorische Erkundigungen in Rom für ihn einzuholen (vgl. GB 7 I, 85). Heyne bat ihn daraufhin am 31. Januar 1787 um Informationen zu verschiedenen Sachverhalten und Personen (vgl. GB 7 II, zu 85,27). 11,6 einer vorläufigen Antwort] Offenbar war Goethe in seinem nicht überlieferten Brief aus der Zeit zwischen dem 21. und 27. März 1787 (vgl. GB 7 I, EB 45) die Antworten auf Heynes Fragen schuldig geblieben. 11,8 natürlich] Hier im Sinne von ‚der Sache, der wirkenden Kraft gemäß‘ (vgl. Adelung 3, 447). 11,9 aus den Briefen] Briefe Goethes an das Ehepaar Herder, den Herzog Carl
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August sowie an den Weimarer Freundeskreis. Die Briefe an Charlotte von Stein sowie das „Reise-Tagebuch“, das er für sie auf der Hinreise nach Italien angefertigt hatte, erbat er sich erst am 31. August 1788 von ihr zurück (vgl. zu 21,13–14) und verwendete es wie die anderen Briefe als Material für Aufsätze über Italien, die er u.a. im „Teutschen Merkur“ veröffentlichte (vgl. zu 11,20–21). Später waren sie Grundlage der „Italiänischen Reise“. 11,14 weiter in] ,in‘ versehentlich für ‚ich‘. 11,15 ich ich] Versehentliche Dittographie. 11,17 Schüsseln in denen man die Speisen vermißt] Nicht schriftlich überlieferter Ausspruch Herders. Goethes Briefe an Herder vom zweiten Abschnitt seines Romaufenthaltes, also nach seiner Rückkehr aus Sizilien im Juni 1787, sind nicht überliefert. 20 lassen sich erschließen, über den Inhalt ist wenig bekannt (vgl. GB 7 I, EB 67, 71, 78, 82, 96, 97, 99, 103, 104, 106, 114, 124, 133, 136, 137, 141, 151, 156, 166, 180). Ein Rückgang an kunsttheoretischen Beobachtungen und Berichten über Kunstgegenstände und Baudenkmäler lässt sich insgesamt für Goethes Korrespondenz in dieser Zeit feststellen, ebenso wie für seine Briefe von der Rückreise nach Weimar während der Aufenthalte in Florenz und Mailand. Die Metapher der leeren Schüsseln erinnert an eine Passage der „Italiänischen Reise“, in der Goethe Herders 1787 erschienene Abhandlung „Gott. Einige Gespräche“ kritisiert: Über seinen Gott möcht’ ich gern mit Herdern sprechen. Zu bemerken ist mir ein Hauptpunct: man nimmt dieses Büchlein, wie andre, für Speise, da es eigentlich die Schüssel ist. Wer nichts hinein zu legen hat, findet sie leer. (IR III, 8./12. Oktober 1787; WA I 32, 111.) 11,20–21 Was ich dem Publiko vorlegen könnte] Im Juli 1788 begann Goethe, einige Texte über Italien für die Veröffentlichung in Zeitschriften vorzubereiten. In Wielands „Teutschem Merkur“ veröffentlichte er in vier Fortsetzungen von Oktober 1788 bis März 1789 „Auszüge aus einem Reise-Journal“ (vgl. Teutscher Merkur 1788, Oktober-Heft, S. 32–49; November-Heft, 97–121; ebd. 1789, Februar-Heft, S. 113–131; März-Heft, S. 229–252). Weiter vgl. zu 20,9–10). 11,23 Daß Herder 〈…〉 weggeht] Heyne war bereits über die Reisepläne seines Freundes Herder unterrichtet. In einem Brief vom 22. Juni 1788 hatte dieser ihm die beabsichtigte Reiseroute mitgeteilt und ihm angeboten – ähnlich wie Goethe in seinem Brief aus Rom –, für ihn in Italien Aufträge zu erledigen. Ferner erbat er sich „Gesichtspunkte, Ideen, Aussichten“ (HB 9, 393) sowie Empfehlungen Heynes, um mit Leuten in Verbindung zu treten. Herder reiste erst am 6. August 1788 nach Italien ab. – Heyne stand mit Herder seit 1772 in brieflichem Kontakt (vgl. auch zu 11,23). Wiederholt bemühte er sich um Herders Berufung als Theologieprofessor nach Göttingen, so im Frühjahr 1789 (vgl. zu 106,10). 11,27–28 Nach meinen Verhältnißen 〈…〉 sobald in Göttingen aufzu-
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warten] Vermutlich hielten Goethe finanzielle Gründe und die Wiederaufnahme seiner amtlichen Geschäfte von einer Reise nach Göttingen ab. Er hatte die Stadt auf seiner zweiten Harzreise vom 27. September bis 1. Oktober 1783 zum ersten Mal besucht. Die nächsten Aufenthalte sind erst wieder für den 6. bis 12. Juni und vom 18. Juli bis 14. August 1801 belegt, als er seine Hin- und Rückreise nach Pyrmont für zwei längere Aufenthalte in Göttingen unterbrach. 11,29–30 was Sie im Uberfluße besitzen] Wahrscheinlich bezieht sich Goethe hier auf die große Gipsabguss-Sammlung antiker Kunstwerke der Universität Göttingen, die von Christian Gottlob Heyne nach seiner Berufung 1764 begründet worden war. Die Abgüsse nutzte Heyne für seine Vorlesung „Über die Kunst der Antike und ihre Quellen“ und ließ die Skulpturen in verschiedenen Räumen der Bibliothek aufstellen. Den Wunsch, Antiken zu studieren, äußerte Goethe auch gegenüber Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg im November 1788 (vgl. 59,3–6). Während seines Aufenthaltes in Italien hatte der Dichter sich um eine Erweiterung der kleinen Gipsabguss-Sammlung Herzog Carl Augusts bemüht und für sich selbst einige Stücke erworben. 12,8–10 inwiefern die Materie 〈…〉 das Werck so und nicht anders zu bilden] Im „Teutschen Merkur“ veröffentlichte Goethe anonym unter dem Titel „Auszüge aus einem Reise-Journal“ von Oktober 1788 bis März 1789 zehn thematisch untergliederte Essays (vgl. zu 11,20–21). In dem Beitrag „Material der bildenden Kunst“ nimmt er den hier formulierten Gedanken auf: Kein Kunstwerk ist unbedingt, wenn es auch der gröste und geübteste Künstler verfertiget: er mag sich noch so sehr zum Herrn der Materie machen, in welcher er arbeitet, so kann er doch ihre Natur nicht verändern. Er kann also nur in einem gewissen Sinne und unter einer gewissen Bedingung das hervorbringen, was er im Sinne hat, und es wird derjenige Künstler in seiner Art immer der treflichste seyn, dessen Erfindungs und Einbildungskraft sich gleichsam unmittelbar mit der Materie verbindet in welcher er zu arbeiten hat. (Teutscher Merkur, Oktober-Heft 1788, S. 43–45, hier: S. 43 f.) 1795 greift Goethe den Gedanken in seinem Aufsatz „Baukunst“ noch einmal auf, indem er das ‚Angemessene‘ in der Kunst von der Beschaffenheit des Materials ableitet (vgl. WA I 47, 67–76). 12,10–13 So geben die verschiednen Steinarten 〈…〉 Beschränckung.] In seiner Abhandlung im „Merkur“ zieht Goethe als Beispiel die ägyptischen aus Granit gehauenen Obelisken heran, die er in Rom hatte studieren können. So befand er, dass die keilförmige Gestalt der Obelisken bereits in der Natur vorkomme und von Menschenhand lediglich nachbearbeitet werde: Es gehörte noch immer Arbeit genug dazu, um ihnen eine regelmäßige Form zu geben, die Hieroglyphen mit solcher Sorgfalt hinein zu arbeiten, und das Ganze zu glätten; aber doch nicht soviel, als wenn die ganze Gestalt, ohne einigen Anlaß der Natur, aus einer ungeheuern Felsmasse hätte heraus gehauen werden
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sollen. (Teutscher Merkur, Oktober-Heft 1788, S. 45.) Als in der Antike statt Kalkgestein Marmor verwendet wurde, habe dies die Entwicklung vom dorischen zum ionischen Stil zur Folge gehabt. Der gotische Stil, von Goethe als ‚neue Kunst‘ bezeichnet, sei aus einer unzulässigen Übertragung des Holzschnitzhandwerks auf Stein entstanden und sei deshalb grotesk zu nennen. 12,18–19 daß die Götter der Griechen 〈…〉 auf dem Olymp trohnten] Anspielung auf die philosophische Debatte um den Sitz der Gottheit bzw. der Götter. In der jüdischen Talmudlehre ist die Vorstellung von sieben Himmeln überliefert, wobei Gott mit den ihm dienenden Engeln im höchsten Himmel weilt. Diese Vorstellung ging auch in den Koran ein. In Dante Alighieris „Göttlicher Comödie“ liegen über den sieben Planetensphären drei weitere Ebenen, wiederum als ‚Himmel‘ oder ‚Kreis‘ bezeichnet: So folgt auf den Sternenkreis der Kristallhimmel und zuletzt das Empyreum als zehnter Himmel, in dem die Gerechten Gott schauen können. Das Empyreum (von griech. «: im Feuer, feurig) als oberster Feuerhimmel war bereits im antiken Weltbild geläufig. In griechischer Vorstellung bildete das Empyreum die letzte Sphäre, die die Erde umschlossen hielt. Als Sitz der Götter galt dagegen der Olymp, das höchste Gebirge Griechenlands, wo die Götter in zwölf Wohnungen mit ihrem Gefolge, ihren Abkömmlingen, Dienern und Halbgöttern ihre Treffen abhielten. Mit dem hier verwendeten Bild gibt Goethe der Materie (Berg, Gestein) den Vorzug vor dem rein Geistigen, Sphärischen (Feuer, Himmel).
7. An Unbekannt 〈Weimar, vermutlich Juni oder Juli 1788〉 → 〈Sizilien〉 DATIERUN G
Dem Inhalt nach wurde der Brief nicht lange nach der Rückkehr aus Italien im Juni 1788 geschrieben, da Goethe seine im Mai 1787 beendete Sizilienreise erwähnt, die ein Jahr zurückliege (vgl. 12,25; 13,1–2). Ein weiterer undatierter Brief (Nr 8) befindet sich auf demselben Blatt (vgl. Überlieferung). In diesem berichtet Goethe von seiner Rückkehr nach Deutschland (vgl. 14,5–6). Genaueres war nicht zu ermitteln. ZUM A D RESSATEN
Da Goethes Reise- und Tagebuchaufzeichnungen von seinem Sizilienaufenthalt nicht überliefert sind und er sich in seinen Briefen wenig detailliert über seine Begegnungen mit Einheimischen äußerte, kann die Identität des Adressaten nicht vollständig geklärt werden. Der Inhalt des Briefes liefert zwar Hinweise, diese sind aber zu allgemein. Goethe war dem Briefempfänger zum ersten Mal in Palermo im April
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1787 begegnet (vgl. 13,6). Der Adressat war Landbesitzer auf Sizilien, verfügte über für Goethe interessante Landeskenntnisse und hatte die Absicht, eine Abhandlung zu veröffentlichen, die sich vermutlich auf Sizilien beziehen sollte. Mit Cavaliere Giuseppe Gioeni (vgl. zu 13,16–17) und Giuseppe Zahra (vgl. zu 13,18), die Goethe im Brief erwähnt, war der Adressat offenbar bekannt. Vermutlich handelt es sich um einen Adligen aus dem gesellschaftlichen Umkreis des Vizekönigs von Sizilien, Francesco Maria Venanzio d’Aquino Principe di Caramanico, bei dem Goethe am 8. April 1787 zur Tafel geladen war (vgl. zu 13,6). Als Adressaten kommen z.B. Graf Antonio Statella oder Fürst Gabriele Lancilotto Castello infrage (vgl. zu 13,11; zu 13,11–12), eine eindeutige Festlegung ist jedoch nicht möglich. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/567,II, Bl. 1–2. – 2 Bl.: 1. Bl. 20,6(–20,8) × 34,1 cm, 1 S. beschr., egh., Bleistift: Apres avoir fini 〈…〉 bonheur de Vo (12,25–26) und Tinte; Falz in der Mitte; Beginn des Briefes: Apres avoir fini 〈…〉 que Vous avez (12,25–13,5) auf der unteren Blatthälfte, Fortsetzung: scu m’inspirer des le premier 〈…〉 desiries de posseder (13,5–14) auf der oberen Blatthälfte oberhalb des Falzes, auf dem Kopf stehend; 2. Bl.: 19,7(–20,7) × 32,3(–32,8) cm, ¼ S. beschr., egh., Tinte; Falz in der Mitte; Vs. unten rechts Federproben, Tinte; im Anschluss weiteres Briefkonzept (vgl. Nr 8). – Beischluss: wahrscheinlich Nr 8 (vgl. zu 13,18). E: WA IV 8 (1890), 415 f. (in den „Lesarten“; Erich Schmidt). Textgrundlage: K. BEIL AG E
Mineralogische Abhandlung (vgl. zu 13,13). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Es ist zweifelhaft, ob der nur als Konzept überlieferte Brief überhaupt abgesandt wurde. Übersetzung (von Wolf-Dieter Lange, Bonn): Nachdem ich vor einem Jahr meine Rundreise durch Sizilien beendet hatte, musste ich von Messina aufbrechen, ohne das Glück gehabt zu haben, Sie dort anzutreffen. Ich hatte den Plan, nach Malta zu reisen, aufgegeben und beendete meine Fahrt rascher, als ich gedacht hatte. Ich habe mich diese ganze Zeit in Rom aufgehalten, voller Hoffnung, noch einmal nach Neapel und vielleicht nach Sizilien zurückzukehren, aber die Umstände haben mich gehindert, und ich muss〈te〉 unverzüglich nach
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Deutschland zurückkehren, ohne das Vergnügen zu haben, das schöne Land, das von Ihnen Besitz ergriffen hat, ein weiteres Mal wiederzusehen. Ich könnte nicht abreisen, ohne mich erneut bei Ihnen, mein Herr, in Erinnerung zu bringen, ohne Sie der Empfindungen zu versichern, die Sie seit dem ersten Augenblick unserer Bekanntschaft in Palermo in mir auszulösen wussten. Wie sehr konnte ich von Ihren Einsichten profitieren, als ich mich traurigen Auges auf die beklagenswerte Lage Ihres Heimatlandes einließ. Seien Sie so gütig, mein Herr, und geben mir Nachricht von sich. Am Ende meines Briefes füge ich die Adresse an, unter der sie mich sicher erreichen wird. Ich werde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören, dass es Ihnen gut geht und dass Sie Ihre Forschungen immer noch weiter verfolgen. Wenn die Abhandlung, an deren Veröffentlichung Sie denken, erscheint, lassen Sie es mich bitte wissen. Ich füge hier eine ziemlich interessante kleine Broschüre bei. Falls Sie eine Sammlung, die sie beschreibt, besitzen möchten, würde ich es als meine Pflicht ansehen, sie Ihnen zu schicken. Sie könnte Ihnen mit anderen Dingen, die ich an den Chevalier Goeni hoffe senden zu können, über Hamburg zugehen. Bitte, lassen Sie das Beigefügte freundlicherweise Herrn Zara zukommen und entsinnen Sie sich manchmal Ihres ergebensten und gehorsamsten Dieners. 12,25 Apres avoir fini mon tour par la Sicile il y a un an] Goethe hatte sich auf seiner Reise nach Süditalien im Frühjahr 1787 vom 1. April bis zum 11. Mai auf Sizilien aufgehalten. Die Reise lag also zum Zeitpunkt von Goethes Rückkehr nach Weimar schon über ein Jahr zurück. 12,25–26 partir de Messine] Die im Nordosten Siziliens gelegene Stadt Messina war die letzte Station von Goethes Rundreise. Er erreichte die Stadt am 9. Mai 1787 und fuhr zwei Tage später mit dem Schiff zurück nach Neapel (vgl. GB 7 II, zu 143,18–19). 12,26–27 le projet d’aller a Malte] Goethe erwähnt den Plan, von Sizilien mit dem Schiff nach Malta überzusetzen, auch in der „Italiänischen Reise“, als er vom sizilianischen Girgenti aus bis nach Malta reichende atmosphärische Phänomene beobachtete: Es stehe dieser Bogen, versicherte man mir, gerade in der Richtung nach Malta und möge wohl auf dieser Insel seinen andern Fuß niedergelassen haben, das Phänomen komme manchmal vor. Sonderbar genug wäre es, wenn die Anziehungskraft der beiden Inseln gegen einander sich in der Atmosphäre auf diese Art kund thäte. Durch dieses Gespräch ward bei mir die Frage wieder rege: ob ich den Vorsatz Malta zu besuchen aufgeben sollte? Allein die schon früher überdachten Schwierigkeiten und Gefahren blieben noch immer dieselben, und wir nahmen uns vor, unsern Vetturin bis Messina zu dingen. (IR II, 27. April 1787; WA I 31, 170 f.) Vermutlich war Goethes Interesse an der Insel bereits durch den auf der Fahrt mitgeführten Reisebericht Johann Hermann von Riedesels „Voyage en
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Sicile et dans la Grand Grèce“ (Lausanne 1773; vgl. Ruppert, 582, Nr 4060) geweckt worden, in dem auch Malta beschrieben wird. Auch Goethes Versuch, die Identität des aus Palermo stammenden Hochstaplers Giuseppe Balsamo, alias Graf von Cagliostro, aufzuklären, mag ihn zwischenzeitlich dazu bewogen haben, nach Malta zu reisen: Balsamo hatte behauptet, als Waise auf Malta unter Malteserrittern aufgewachsen und erzogen worden zu sein. Außerdem nahmen dessen Betrügereien unter dem Namen Cagliostro wahrscheinlich auf Malta ihren Anfang. – Die beiden Hauptgründe, warum Goethe seine Reisepläne nach Malta aufgab, waren einerseits der im Folgenden erwähnte Zeitmangel, andererseits Risiken, die in der „Italiänischen Reise“ thematisiert wurden (vgl. IR II, 27. April 1787; WA I 31, 170 f.). 12,27–28 je finnissois ma course plus vite que je n’avois pensé] In Rom wohnte Goethe gleich nach seiner Rückkunft den Fronleichnamsfeierlichkeiten am 7. Juni bei, die er sich offensichtlich nicht hatte entgehen lassen wollen (vgl. GB 7 II, zu 156,13–14 und zu 156,27–28). 12,28–13,1 plein d’espoir de retourner une autre fois a Naples et peutetre en Sicile] Goethe wertete seine Reise nach Sizilien als wichtigen Meilenstein, wodurch sich ihm Italien erst erschlossen habe. Den Wunsch, ein weiteres Mal nach Italien und insbesondere nach Neapel zu reisen, äußerte er auch schon in Briefen aus Italien an Herder (3. Februar 1787; vgl. GB 7 II, zu 108,3) und Herzog Carl August (27. Mai 1787; vgl. GB 7 II, zu 150,17–18). Im März 1790 reiste Goethe wieder nach Italien, um die Herzoginmutter Anna Amalia von Venedig zurück nach Weimar zu begleiten. Eine weitere im Jahr 1797 geplante Italienreise kam nicht zustande. 13,1–2 les circonstances mont empeche] Carl August hatte Goethe im Januar 1787 Urlaub bis mindestens Ende 1787 gewährt. Am 7. Juni ging Goethe noch von einer Heimreise nach Weimar Anfang Juli 1787 aus (vgl. GB 7 II, zu 118,26–27). Eine erneute Reise nach Süditalien wäre unter den gegebenen Umständen kurzfristiger Aufenthaltsverlängerungen nicht realistisch gewesen. 13,6 le premier Moment de notre Connaissance a Palerme] Wo und wann die Bekanntschaft erfolgte, lässt sich nicht ermitteln. Für die Zeit seines Aufenthalts in Palermo vom 1. bis 18. April 1787 gibt es nur einen einzigen Beleg für eine gesellschaftliche Verpflichtung Goethes, nämlich die Teilnahme an der Tafel des Vizekönigs im Palazzo Reale am Ostermontag, dem 8. April 1787. In der „Italiänischen Reise“ berichtet Goethe, dass er dort den Malteserritter Graf Antonio Statella kennen gelernt habe (vgl. GB 7 II, zu 147,31); von anderen Bekanntschaften Goethes an diesem Tag ist Näheres nicht bekannt. Ferner besichtigte Goethe am 12. April die Münzsammlung des Fürsten Gabriele Lancilotto Castello, wobei nicht klar ist, ob er mit dem Fürsten dort zusammentraf. 13,7–8 la situation deplorable de votre Patrie] Der aus Gotha stammende Theologe Friedrich Münter, der in den Jahren 1785 und 1786 Sizilien bereiste und
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im November und Dezember 1786 Goethe mehrmals in Rom traf (vgl. GB 7 II, zu 55,6), schildert in seinem Reisebericht die Insel so, wie Goethe sie ein Jahr später auch noch vorgefunden haben wird: „Das, worüber die Sicilianer am meisten klagen, ist, daß der einländische sowohl als auswärtige Handel des Landes schwach ist; daß jährlich grosse Geldsummen aus Sicilien hinaus gehen und sehr wenig wieder hinein kommt, gerade weil die Ausfuhr so geringe ist: davon leiten sie denn mit Recht die Armuth des Landes, den Mangel an Leuten, den Verfall des Akkerbaues und der Fabriken her, und erklären das würklich höchst sonderbare politische Phänomen, daß ein so fruchtbares und gesegnetes Land wie Sicilien, das so äusserst vortheilhaft zum Handel liegt, 〈…〉 doch immer grösseren Mangel an Geld und Einwohnern spürt. Alles das ist so augenscheinlich, daß jeder etwas aufmerksame Reisende den jetzigen schlechten Zustand des Landes bemerken muß. Das Volk verbirgt auch sein Misvergnügen nicht, und spricht mit Fremden sehr frei sowohl über die Ursachen seines Elendes, als über die Mittel zur Abhelfung desselben, die es für die würksamsten hält. Die höheren Stände sind mit dem gemeinen Mann ganz einstimmig 〈…〉.“ (Friedrich Münter: Nachrichten von Neapel und Sicilien, auf einer Reise in den Jahren 1785 und 1786 gesammlet. Aus dem Dänischen übersezt. Kopenhagen 1790, S. 182 f.) 13,9–10 l’adreesse sous la quelle elles me parviendront surement] Goethes Weimarer Wohnung am Frauenplan. 13,11 Vous poursvivres toujours vos recherches] Wohl Forschungen mit Bezug auf ein gemeinsames Interesse, etwa die Botanik oder die Mineralogie. Infrage käme auch die Numismatik, für die sich Goethe durch seinen Besuch der Münzsammlung des Fürsten Gabriele Lancilotto Castello am 12. April 1787 in Palermo zu interessieren begonnen hatte. 13,11–12 le traite que Vous penseres de publier 〈…〉 vouloir m’en avertir] Nicht ermittelt. Zieht man den Fürsten Gabriele Lancilotto Castello als möglichen Adressaten in Betracht, könnte Goethe auf dessen 1781 in Palermo erschienene Abhandlung über das alte Sizilien anspielen: „Siciliae populorum et urbium regum quoque et tyrannorum veteres nummi Saracenorum epocham antecedentes“. In Goethes Bibliothek allerdings ist sie nicht nachweisbar. 13,13 une petite brochure] Vermutlich Johann Carl Wilhelm Voigts „Drey Briefe über die Gebirgs-Lehre für Anfänger und Unkundige“ (Weimar 1785) oder Voigts 1787 in einer 2., vermehrten Auflage erschienenes „Erklärendes Verzeichniß einer Sammlung von Gebirgsarten nach der Classification in Voigts Briefen über die Gebirgslehre“. 13,14 une collection dont elle donne la description] Vermutlich eine der von Voigt zusammengestellten Sammlungen von Gesteinen zur Erläuterung seiner „Drey Briefe über die Gebirgs-Lehre für Anfänger und Unkundige“. Goethe hatte sich bereits während seines Italienaufenthaltes für deren Vertrieb eingesetzt (vgl. GB 7 II, zu 243,25).
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13,15–16 par la voye de Hambourg] Wahrscheinlich über das Unternehmen „Schramm & Kerstens in Hamburg“, über das Goethe Ende August 1788 zum Beispiel „eine Kiste mit Mineralien“ zugestellt bekam (vgl. zu 22,1–2). 13,16– 17 avec dautres choses que j’espere 〈…〉 envoyer a Mr le Chevalier Goeni] Cavaliere Giuseppe Gioeni war für Sizilien-Reisende dieser Zeit der herausragende Experte in Bezug auf naturgeschichtliche Fragen. Sein Naturalienkabinett, insbesondere seine Gesteinssammlung, zog viele ausländische Besucher an. Gioeni war Professor der Naturgeschichte an der Universität von Catania. Gemeinsam mit dem Geologen Deodat de Dolomieu hatte er in den 1780er Jahren intensive Forschungen auf mineralogischem und geologischem Gebiet betrieben und eine umfangreiche Sammlung von Mineralien, Muscheln und kuriosen Fundstücken zusammengestellt (vgl. Thomas Freller: Maltese and Sicilian scholars and their importance for the Grand Tour. In: Interconnections in the Central Mediterranean: The Maltese Islands and Sicily in History, edited by Anthony Bonanno, Pietro Militello. Palermo 2008, S. 81–96, bes. S. 91–92). Der Theologe Friedrich Münter, der sich im Dezember 1785 in Catania aufgehalten hatte, erwähnt Gioeni und dessen Kabinett in seinem Reisebericht wie folgt: „Er ist der erste Sicilianer der seine ganze Zeit der Naturgeschichte widmet und sie wissenschaftlich studiert, wozu er die beste Anleitung hat, da der berühmte Dolomieu sein vertrauter Freund und Lehrer ist. Er giebt sich alle mögliche Mühe um besonders die sicilianischen Naturprodukte kennen zu lernen, und hat zu diesem Zwek eine sehr unterrichtende und wohlgeordnete Sammlung von allen Produkten Siciliens, aus den drei Reichen der Natur angelegt; und es lebt jezt gewiß kein Sicilianer, der den Aetna so genau kennte als er, der diesen Berg mehrmals mit Dolomieu bestiegen hat.“ (Friedrich Münter: Nachrichten von Neapel und Sicilien, auf einer Reise in den Jahren 1785 und 1786 gesammlet. Aus dem Dänischen übersezt. Kopenhagen 1790, S. 429 f.) – Es sind keine Hinweise überliefert, dass Goethe nach seiner Rückkehr aus Italien mit Gioeni in Kontakt stand. 13,18 Mr Zara] Giuseppe Zahra (vgl. Zum Adressaten, Nr 8). 13,18 l’incluse] Wahrscheinlich der als Nr 8 abgedruckte Brief.
8. An Giuseppe Zahra 〈Weimar, vermutlich Juni oder Juli 1788〉 → 〈Catania〉 DAT IERUN G
Dem Inhalt nach wurde der Brief nicht lange nach Goethes Rückkehr aus Italien im Juni 1788 geschrieben (vgl. 14,5–6). Das vorliegende Konzept steht unter einem an einen unbekannten Empfänger gerichteten Briefentwurf (vgl. Datierung und Überlieferung zu Nr 7).
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ZUM A D RESSATEN
In Brief Nr 7, dessen Konzept auf demselben Papier geschrieben ist wie das Konzept zum vorliegenden Brief, bittet Goethe den Adressaten, Herrn Zara (13,17) das Beigefügte zu übergeben. Damit ist wahrscheinlich vorliegender Brief gemeint, dessen Konzept allerdings unvermittelt abbricht. Erich Schmidt vermutet als Empfänger „den unbekannten Zara (?) in Catania“, den in der „Italiänischen Reise“ erwähnten geistlichen Begleiter (WA I 31, 194), der Goethe und Christoph Heinrich Kniep am 5. Mai 1787 durch Catania führte (vgl. WA IV 8, 416). Es handelt sich wahrscheinlich um Giuseppe Zahra, der nachweislich ausländische Reisende durch die Provinz Catanien führte, gemeinsam mit Giuseppe Gioeni, den Goethe in seinem Brief ebenfalls erwähnt (vgl. 14,1). Noch 1815 berichtet der deutsche Historiker August Wilhelm Kephalides von einem Professor Zara, der ihm in Catania mit Giuseppe Gioeni „die wichtigsten Sammlungen der Stadt“ gezeigt habe (August Wilhelm Kephalides: Reise durch Italien und Sicilien. Zweiter und letzter Theil. Mit drei Karten und Plänen. Leipzig 1818, S. 62). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 29/567,II, Bl. 2. – 1 Bl. 19,7(–20,7) × 32,3(–32,8) cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; Falz in der Mitte; Vs. unten rechts Federproben, Tinte; davor Briefschluss von Nr 7: une collection 〈…〉 obeissant serviteur. (13,14–19). – Wahrscheinlich Beischluss zu Nr 7 (vgl. zweite Erläuterung zu 13,18). E: WA IV 8 (1890), 416 f. (in den „Lesarten“; Erich Schmidt). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Es ist zweifelhaft, ob der nur als fragmentarische Skizze überlieferte Brief abgesandt wurde. Giuseppe Zahra (1730–1817) wurde in Malta geboren, erhielt eine jesuitische Erziehung und begann auf Wunsch des Vaters in Neapel das Studium der Medizin, das er jedoch nicht abschloss. Bis 1779 lassen sich seine Lebensstationen nur ungenau nachvollziehen. Nachdem er im neapolitanischen Heer gedient hatte, kehrte er nach Malta zurück und wandte sich den Ingenieurwissenschaften zu. Während eines längeren Aufenthaltes in Russland lernte er in St. Petersburg den Mathematiker Leonhard Euler kennen. 1779 verließ er Russland, hielt sich zunächst in Paris, ab 1780 auf Sizilien in Messina auf und siedelte 1782 nach Catania über. Dort unterrichtete er in der Zeit, in der ihn Goethe traf, Mathematik in einem Kloster und war außerdem am Ausbau des Hafens von Catania beteiligt. 1786 wurde er vom König zum Professor für Elementargeometrie ernannt, 1794 erhielt er auf Lebenszeit den Lehrstuhl für höhere Mathematik an der Universität Catania (vgl.
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Storia della Università dalle origini ai giorni nostri. Scritta da Michele Catalano, Matteo Gaudioso, Cuiseppe Paladino, Guido Libertini, Gaetano Curcio, Carmelina Naselli. Catania 1934, S. 256 f.). – Goethe erwähnt in der „Italiänischen Reise“ einen nicht näher spezifizierten geistlichen Begleiter, der ihn und Kniep am 5. Mai 1787 durch Catania geführt habe und von dem sie sich mit lebhaften Ausdrücken der Dankbarkeit und des Wohlwollens verabschiedet hätten (IR II, 5. Mai 1787; WA I 31, 194 f.). Vermutlich handelte es sich dabei um Giuseppe Zahra, den Goethe – abgesehen von Brief Nr 7 – nirgends mit Namen nennt. Es ist anzunehmen, dass sich der Kontakt zu Zahra nur auf diese Begegnung in Catania beschränkte. Die vorliegende Skizze ist der einzige Hinweis auf eine mögliche, wahrscheinlich aber nur kurze Korrespondenz zwischen Goethe und Zahra. Übersetzung (von Wolf-Dieter Lange, Bonn): Mein Herr Vor meiner Abreise von Catania habe ich Ihnen gegenüber, mein Herr, den Wunsch geäußert, eine Sammlung von Mineralien aus Sizilien zu besitzen, und ich glaube, Seiner Exzellenz, Herrn Cavaliere Goeni, einen Tausch gegen Mineralien aus Deutschland vorschlagen zu können. Und zwar besonders aus Sachsen. Ich hatte, mein Herr, die Absicht, vor meiner Abreise aus Italien eine kleine Gedenkschrift aufzusetzen, die Seiner Exzellenz zu überreichen Sie die Güte hätten haben können. Aber nach reiflicher Überlegung glaubte ich, bis zu meiner Rückkehr in Deutschland warten zu müssen, umso mehr was ich 〈da〉gegen versprechen könnte 13,21 Avant mon depart de Catane] Goethe hatte sich während seiner Sizilienreise vom 1. bis 6. Mai 1787 in Catania aufgehalten. Belegt sind aus diesem Zeitraum Besuche des Museums von Vincenzo Principe di Biscari (3. Mai), des Naturalienkabinetts Giuseppe Gioenis mit dessen großer Mineraliensammlung (4. Mai), des Museums im Benediktinerkloster außerhalb von Catania (4. Mai), die Besteigung des zum Ätna-Massiv gehörenden Monte Rosso (5. Mai) und eine Führung durch das antike Catania (6. Mai). Von Catania reiste Goethe weiter nach Taormina (6.–8. Mai) und Messina (8.–11. Mai), von wo er wieder nach Neapel übersetzte. 13,22 une Collection des Mineraux de la Sicile] Während seines Aufenthaltes auf Sizilien hatte sich Goethe immer wieder mit Mineralogie und Geologie beschäftigt. Sein „Verzeichniß Sicilianischer Steinarten. Vulkanische Produckte“ belegt seine eigene Sammeltätigkeit (H: GSA 26/LXIV, 3,19; vgl. auch LA II 7, 188 f.), während auf Französisch abgefasste Notizen wahrscheinlich die Besichtigung der Gesteinssammlung Giuseppe Gioenis dokumentieren (H: GSA
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25/W2467; vgl. auch LA II 7, 178 f.). In der „Italiänischen Reise“ berichtet Goethe von dieser reichen, sehr galant aufgestellten Sammlung 〈…〉. Am meisten hatte ich Zeolithe zu bewundern, aus den schroffen, im Meere stehenden Felsen unter Jaci. (IR II, 4. Mai 1787; WA I 31, 191.) Es ist nicht bekannt, ob Goethes Wunsch, die eigene Sammlung mittels Tausch durch eine Gesteinssuite Gioenis zu vervollständigen, tatsächlich erfüllt wurde. Eine Kiste mit Mineralien aus Italien, die Goethe Ende August zugestellt wurde, enthielt davon nichts (vgl. zu 22,1–2). 13,22 une une] Versehentliche Dittographie. 14,1 Mr le Chevalier Goeni] Giuseppe Gioeni (vgl. zu 13,16–17). 14,3 de la Saxe] Wahrscheinlich Mineralien und Steine aus dem Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach, vielleicht die von Johann Carl Wilhelm Voigt zusammengestellten Gesteinssuiten (vgl. zu 13,14). 14,3–4 avant mon depart de l’italie] Goethe trat am 24. April 1788 von Rom aus die Rückreise an. 14,4 un petit Memoire] Näheres dazu konnte nicht ermittelt werden. 14,5 a son Exc.] Giuseppe Gioeni.
9. An Catharina Elisabeth Goethe 〈Weimar, wahrscheinlich Juli 1788〉 → 〈Frankfurt a. M.〉 DATIERUN G
Goethes Mutter hatte in ihrem Brief an Friedrich von Stein vom 4. Juli 1788 diesen um „ein klein Steinchen 〈…〉 zum Briefsiegeln“ gebeten (vgl. zu 14,8). Goethe hatte es in Italien erworben (vgl. Doris Hopp, Wolfgang Bunzel: Catharina Elisabeth Goethe. Frankfurt a. M. 2008, S. 90). Es ist anzunehmen, dass Friedrich von Stein die Bitte der Mutter ohne Zögern an Goethe weitergab und dieser das Steinchen noch im Juli nach Frankfurt a. M. geschickt hat. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-130. – 1 Bl. 9,6 × 8 cm, Bordüre mit zwei Balken, in weiten Abständen umwunden von einer Rocaille (vgl. Mick, Nr 7), 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 30 (1905), 195, Nr 8209 (mit Hinweis auf Goethes Billett an Charlotte von Stein vom 12. Februar 1776: „also auch der ersten Weimarischen Zeit angehörig“ [ebd., 247]; Carl Schüddekopf). BEIL AG E
Vermutlich eine Gemme (vgl. zu 14,8).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe geb. Textor (1731–1808), insbesondere über den Briefwechsel mit ihrem Sohn, vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 25. Juni 1777 (GB 3 IIA, Nr 276). – Der vorliegende Band enthält nur diesen einen Brief Goethes an seine Mutter von insgesamt heute noch zwölf überlieferten Schreiben. Es konnten jedoch bis Ende 1790 noch wenigstens fünf nicht überlieferte Briefe Goethes erschlossen werden (EB 131, EB 257, EB 317, EB 364, EB 386). – Für die Zeit zwischen dem 17. November 1786 und dem 4. Dezember 1792 ist kein einziger Brief von Catharina Elisabeth Goethe an ihren Sohn überliefert. In der Folgezeit hat dieser die Briefe der Mutter aufbewahrt. Aus dem Zeitraum bis Juli 1808 sind so noch über 160 Briefe überliefert. 14,8 Steinchen mit einem Minervenkopfe] Am 4. Juli 1788 hatte Goethes Mutter an Friedrich von Stein geschrieben: „Es war mir eine große Freude zu vernehmen, daß mein Sohn glücklich in Weimar angelangt ist. 〈…〉 So ein klein Steinchen möchte ich wohl auch zum Briefsiegeln haben, meine Pettschaften sind Alle so groß, und der Fall, kleine Billeter zu schreiben, kommt mir doch oft vor. Können Sie eins entbehren, das Ihnen am Wenigsten behagt, so schicken Sie’s mir, vor mich ist das Geringste schon gut genug.“ (Pfeiffer-Belli, 580.) Friedrich von Stein hatte im Dezember 1787 von Goethe viele Abdrücke kleiner Steinchen in Siegellack (GB 7 I, 220,23–24) erhalten. In der „Italiänischen Reise“ schreibt Goethe unter dem 22. September 1787: Ich habe mir eine Sammlung von zweihundert der besten Antiken-Gemmen-Abdrücke angeschafft. (IR III; WA I 32, 82.) Auch in seinem Brief an Herzog Carl August vom 16. Februar 1788 geht er auf das Thema ein: Mir sind sonst artige Steinchen in die Hände gekommen. Ich habe etwa fünfzig unter denen fünfe sind, die einem immer Spas machen können. (GB 7 I, 248,28–31; vgl. dazu Femmel/Heres, 141.) – Gottfried Herder schrieb an seinen Vater am 29. August 1788: „Als ich zum Herrn G. R. G ö t h e ging, so schenkte er mir einen Ring mit einem geschnittenem Steinchen womit ich den Brief zusiegeln will.“ (Herder, Italienische Reise, 84 f.) 14,9 Wenn Sie es faßen laßen] Dass Goethes Mutter die Gemme, deren Überlieferung nicht bekannt ist, zu einem Siegel verarbeiten ließ, ist nicht wahrscheinlich, da es auf ihren Briefen nicht zu finden ist. 14,10 Riefchen] Riefe: „halbrunde längsvertiefung“ (Grimm 8, 921).
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BRIEF 10
10. An Charlotte von Stein 〈Weimar, wahrscheinlich zweite Hälfte Juli 1788〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der vorliegende Brief ist im Konvolut der Briefe des Jahrgangs 1782 eingeordnet (Bd IV), und zwar zwischen die datierten Briefe vom 22. August und vom 23. und 24. August. Dies ist aber offenkundig falsch. Der Brief ist wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des Juli 1788 geschrieben worden. Aus dem Brief geht hervor, dass Charlotte von Stein kurz davor stand, Weimar für einige Zeit zu verlassen. Tatsächlich reiste sie am 23. August 1782 in Begleitung ihres Mannes und ihrer Kinder (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 23. und 24. August 1782; WA IV 6, 43 f., Nr 1566) auf ihr Landgut nach Kochberg. Ihr damals 9-jähriger Sohn Friedrich von Stein wäre sicher nicht dafür infrage gekommen, stellvertretend für seine Mutter die Haushaltsgeschäfte in Weimar fortzuführen, wie Goethe es im vorliegenden Brief andeutet (vgl. 14,13–15). Die mittägliche Hoftafel (vgl. 14,16) hatte Goethe im August 1782 nicht besucht, also auch nicht in den Tagen unmitelbar vor Charlotte von Steins Abreise nach Kochberg. Im Juli 1788 hingegen besuchte er die Hoftafel fast täglich, so am 15., 17., 18., 19., 20., 22., 24., 25., 26., 27., 30. und 31. Juli (vgl. FB 1788, S. 193–209). Die im zweiten Teil des Briefes von einem offenkundig verunsicherten Goethe angekündigte Aussprache über zuletzt aufgetretene Irritationen spricht ebenfalls gegen eine Datierung des Briefes in den August 1782, da das gegenseitige Verhältnis in dieser Zeit besonders eng war und ausgesprochen harmonisch verlief (vgl. z.B. die Briefe an Charlotte von Stein zwischen dem 9. und 22. August 1782; WA IV 6, 38–42, Nr 1554–1565). Hingegen ist eine derartige Aussprache im Zeitraum kurz vor Charlotte von Steins Abreise zu ihrem Sommeraufenthalt in Kochberg im Jahr 1788, die wahrscheinlich Ende Juli oder an einem der ersten beiden Augusttage erfolgte (vgl. zu 17,1), gut vorstellbar. Seit Goethes Rückkehr aus Italien am 18. Juni 1788 war die Beziehung zu Charlotte von Stein von Spannungen belastet (vgl. die einleitende Erläuterung). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/489,I, Bl. 81. – 1 Bl. 16,6 × 20,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „180“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut mit Pappeinband (Rücken mit rotbraunem, Decken mit schwarzem Leder bezogen) im Format 22,7(–23,3) × 37,5(–37,7) cm, vordere Decke mit der Aufschrift in Goldprägung: „BRIEFE VON GOETHE / 1782.“, darüber Papieretikett, Beschriftung von fremder Hd, Tinte: „IV“; nach dem Vorsatz folgt ein braunes Zwischenblatt (ohne Foliierung) mit der gedruckten Jahresangabe: „1782.“, die Trägerblätter des Konvoluts aus starkem elfenbeinfarbenen Papier im Format 21,5 × 36,5 cm sind mit Bleistift durchgehend foliiert
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(125 Bl.); auf jedem Blatt sind jeweils ein bis drei Briefe, meist auf Falz, aufgeklebt; die Briefe sind durchgehend zweifach nummeriert: jeweils meist rechts oben auf der Vs. der einzelnen Briefhandschrift mit Tinte von fremder Hd die Nummerierung der Erstordnung der Briefe (hier: Nr „180“), auf dem Trägerblatt rechts oben über der aufgeklebten Handschrift mit Bleistift die Nummerierung nach dem Einordnen in das Konvolut (hier: Nr „174“). – Vgl. insgesamt GB 3 IIA, Nr 18, Vorbemerkung zur Gesamtüberlieferung (S. 65–67). E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 303. WA IV 9 (1891), 3, Nr 2659. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 14,13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Die wohl intensivste Beziehung Goethes in seinem ersten Weimarer Jahrzehnt war die zu Charlotte von Stein (1742–1827). Sie stellte sich nach Goethes Rückkehr von seinem fast zweijährigen Italienaufenthalt in ihrer bisherigen Weise nicht wieder her. Rasch zeigte sich, dass die Verunsicherung, die durch Goethes heimliche Abreise nach Italien im Herbst 1786 und die anschließende lange Trennung entstanden war, tiefer ging, als von beiden nach der erreichten Wiederannäherung Anfang 1787 angenommen worden war (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 1). Eine Fortsetzung des einstigen Vertrauensverhältnisses, die Wiederherstellung der emotionalen und geistigen Nähe von früher gelang nicht mehr. Weder kam es zu den ehemals obligatorischen regelmäßigen Begegnungen und Besuchen, noch belebte sich der intensive briefliche Austausch wieder. Im Gegenteil, das vertrauliche Miteinander wurde zunehmend durch gegenseitiges Misstrauen und unterkühlte, rationale Distanz ersetzt, was einen schleichenden Prozess der Ablösung voneinander einleitete. Mit dem Aufkeimen der kaum verborgenen Liebe Goethes zu Christiane Vulpius ab Juli 1788 war der Bruch nicht mehr zu vermeiden, der spätestens ab Juni 1789 endgültig war. Goethe schickte Charlotte von Stein nicht mehr wie früher fast täglich Billetts von Haus zu Haus in Weimar, sondern beschränkte sich auf gelegentliche Nachrichten von seinen Beschäftigungen und Begegnungen. Er schrieb Charlotte von Stein fast nur noch, wenn sie auf Reisen war, wie im August 1788 nach Kochberg (Nr 12, 14, 16 und 18) oder im Mai 1789 in die Bäder von Wiesbaden und Ems (Nr 112 und 117). Die Briefe dieser Zeit besitzen nicht mehr die sinnliche Kraft und einzigartige emotionale Ausstrahlung der ersten Jahre. Goethe wirkt in ihnen fast ein wenig verlegen und steif, als schriebe er eher an eine gute Bekannte und nicht an die intime Freundin. – Insgesamt sind nur neun Briefe Goethes an die Adressatin aus gut einem Jahr von Juli 1788 bis Juni 1789 überliefert, wobei die beiden letzten vom Juni 1789 schon das Scheitern der Beziehung und die dadurch ausgelöste gegenseitige Verletzung dokumentieren. In den nächsten fünf Jahren wurden keine Briefe mehr gewechselt. – Zur Person der Adressatin und ih-
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rem Verhältnis zu Goethe vgl. auch die einleitenden Erläuterungen zu GB 3 IIA, Nr 18 und GB 6 II, Nr 1. 14,13 das überschickte] Der Sachverhalt lässt sich nicht mit Sicherheit klären. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Lieferung von Stoffen und die Rückgabe von Kleidungsstücken, die Goethe über Vermittlung Charlotte von Steins hatte ändern lassen (vgl. die folgende Erläuterung). 14,13 das Geld] Ein von Philipp Seidel in Goethes Auftrag ausgestellter Beleg über die Zahlung von „Dreizehn Thaler 22 gL für unten verzeichnete Auslagen“ ist unter dem Datum „20sten Aug 1788“ von Friedrich von Stein in Weimar quittiert worden (GR/Belege 1788, 2, Bl. 27). Die relativ hohe Summe setzte sich zusammen aus dem Kauf von mehreren Ellen Batist- und Leinwandstoff sowie Entgelt für Schneiderarbeiten an 21 Hemden Goethes, die am Kragen und an den Manschetten geändert worden waren (vgl. ebd.). 14,14 Fritzen] Der 15-jährige Friedrich (Fritz) von Stein, jüngster Sohn Charlotte von Steins, lebte damals noch im Haus seiner Eltern. 14,14–15 der doch deine Haushaltung fortführt] Ursprünglich hatte Friedrich von Stein wohl nicht die Absicht, seine Mutter auf ihrer Reise nach Kochberg zu begleiten, wie es auch Charlotte von Lengefeld in ihrem Brief an ihn vom 30. Juli 1788 noch annahm: „Ich vermuthe daß Sie nicht so gleich mit nach Kochberg kommen 〈…〉“ (H: GSA 122/99a,1, Bl. 39). Als die Reise schließlich Ende Juli oder Anfang August (vgl. zu 17,1) angetreten wurde, fuhren er und sein Vater Josias von Stein wahrscheinlich aber doch mit. Am 10. August jedenfalls berichtet Charlotte von Stein Knebel aus Kochberg, dass beide vom Hause abwesend seien: „Indeßen Stein in der Kirche und Fritz nach Rudolstadt gewandert ist 〈…〉“ (H: GSA 54/274,1). Denkbar wäre freilich auch, dass Friedrich von Stein erst kurz vor dem 10. August zu einem Besuch seiner Eltern nach Kochberg gekommen war. Am 12. August war er wieder zurück in Weimar (vgl. zu 18,1). 14,16 von Hof abzukommen] Seit seiner Rückkehr aus Italien am 18. Juni besuchte Goethe nahezu täglich zu Mittag die herzogliche Hoftafel und blieb auch danach häufig noch am Hof (vgl. Datierung). 14,19 was du mir zu sagen hast] Charlotte von Stein hatte Goethe wahrscheinlich um eine Aussprache über ihre Beziehung gebeten. Goethes Verhalten ihr gegenüber war ihr bereits in den ersten Tagen nach seiner Rückkunft nach Weimar verändert vorgekommen. Weder suchte er drängend ihre Nähe, noch schrieb er ihr regelmäßig wie früher. Bereits am 30. Juni schrieb Charlotte von Stein z.B. an ihre Schwägerin Sophie von Schardt: „Vorgestern war ich mit der Herzogin Louise und Herders bei Goethen, der uns einige Kupferstiche von Claude Lorrain, und geschnittene Antiken wies. Wir waren nicht lange bei ihm, als Knebel auch hereintrat, und so war denn unser altes Häufchen zusammen; mit dem alten Geist, glaub’ ich schwerlich. – Ich war acht Tage so kraftlos, daß ich nichts gethan als schlafen 〈…〉“ (Petersen, Goethe-Stein 1, 547). Und am 15. August resümiert sie wiederum in
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einem Brief an dieselbe: „Die Ahnung, daß der Kreis der Lieben zerrissen wird und das Häuflein zerstreut, schwebt auch mir im Herzen. Goethe hat auf seinem Gewissen, den ersten Schritt dazu gemacht zu haben, doch hoff’ ich, w i r bleiben uns. – Die Gores 〈…〉 haben mir, so gute Wesen sie auch sind, Langeweile gemacht. Ich habe sehr Unrecht gehabt, ihret- und Goethens wegen meine schöne Zeit in Kochberg zu versäumen; denn um beide schob ich meine Abreise auf: aber erstere und letzterer haben mich auf völlig fremdem Fuß entlassen, und ist nichts als Langeweile zwischen uns ausgewechselt worden.“ (Ebd.) Am gleichen Tag berichtete auch Caroline Herder an ihren Mann: „Goethe 〈…〉 lebt jetzt ohne seinem Herzen Nahrung zu geben. Die St〈ein〉 meint, er sei sinnlich geworden u. sie hat nicht ganz unrecht. 〈…〉 Mitunter sollte ich u. die Imhof zu ihm zum Tee kommen – ich sagte, ja wenn die St. mitkäme – ach mit der ist nicht viel anzufangen sagte er, sie ist verstimmt u. es scheint nicht daß es etwas werden will. ich nahm ihre Partie so gut ich konnte; ich glaube aber nicht daß er ihr entgegen geht.“ (Herder, Italienische Reise, 48.) 16,1–2 mein innres nicht ist wie mein ausres] Goethe war gut erholt, „gesund und wohl“, wie Herder an Knebel schrieb (22. Juni 1788; HB 5, 292), aus Italien nach Weimar zurückgekehrt, doch äußerlich verändert: „Er ist magerer geworden, und war zudem sehr von der Sonne gebrannt, ich kannt ihn also nicht einmahl gleich.“ (Johann Rudolf Ridel an Amalie Buff, 14. Juli 1788; H: GSA 125/261.) In Gesellschaft zeigte Goethe sich aufgeräumt und mitteilsam. Mental fiel es ihm jedoch nach fast zweijähriger Abwesenheit und dem ungebundenen Leben in Italien nicht leicht, wieder in Weimar Fuß zu fassen.
11. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich Anfang August 1788〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Die Hinweise auf Goethes Reise-Journal und auf Verona legen die Annahme nahe, dass der Brief kurz vor Herders Aufbruch nach Italien am 6. August 1788 geschrieben wurde. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 18,7 × 23,2 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte, von einem Doppelblatt abgeschnitten; Vs. oben rechts von fremder Hd, Bleistift: „Ende Juli oder Anf. Aug.“, daneben von fremder Hd, Tinte: „1788“. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 92 f., Nr 48. WA IV 9 (1891), 8 f., Nr 2663.
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Der nächste überlieferte Brief Herders stammt vom 3. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 140 f., Nr 317). Ein Brief Herders an Goethe, der am 27. September begonnen wurde, blieb vermutlich unvollendet und wurde nicht abgeschickt (vgl. Herder an Caroline Herder, 1. Oktober 1788 [HB 9, 436–439; hier: 438]). Über Goethes viele Jahre hindurch freundschaftlich herzliches, später jedoch problematisches Verhältnis zu Herder (1744–1803) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief aus der Zeit zwischen Ende April und Mitte Mai? 1771 (GB 1 II, Nr 80). – In die Zeit, die der vorliegende Band umfasst, fallen fast 30 Briefe Goethes an Herder (darunter sind fünf auch für Caroline Herder bestimmt, die außerdem vier weitere Briefe allein erhielt); sie betreffen persönliche Angelegenheiten, etwa Goethes Patenschaft des 1776 geborenen August Herder, aber auch Berufliches, darunter insbesondere Herders Ruf auf einen Lehrstuhl nach Göttingen, den er im Frühjahr 1789 während seiner Italienreise erhielt (vgl. zu 106,10). Goethe unterstützte energisch Herders Bleibeverhandlungen, die unmittelbar mit Herzog Carl August geführt wurden und den gewünschten Erfolg hatten: Herders finanzielle Lage wurde deutlich verbessert, seine Arbeitsbelastung verringert, die Versorgung seiner Kinder in Aussicht gestellt. Dass Goethe um Herders Nähe bemüht war, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er ihn an seinen Arbeiten – vor allem an „Torquato Tasso“, aber auch an den naturwissenschaftlichen Studien – immer wieder Anteil nehmen ließ. Auch was Herder ihm schickte, nahm er stets wohlwollend, wenn auch nicht kritiklos auf. Dass Herder Goethes Liebe zu Christiane Vulpius nicht gutheißen konnte, gehört zu den Gründen der allmählichen Distanzierung, die er sich auferlegte. 16,4 die Papiere] Um welche Papiere es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. Doch ist nicht ausgeschlossen, dass Johann Caspar Lavaters 1789 zunächst als Privatdruck erschienenes Lehrgedicht in sechs Gesängen „Das menschliche Herz“ gemeint ist, das der Autor in einigen Manuskriptabschriften vermutlich in der ersten Hälfte des Jahres 1788 an Freunde verteilt hatte. Im Vorwort des 1790 in Zürich publizierten Werks heißt es: „Nachstehendes Gedicht, das menschliche Herz, das Liebste meiner Werke, ein Schooskind meines Herzens, auf welches ich, bis an’s Ende meines Lebens alle Mühe der möglichsten Erziehung und Bearbeitung wenden mögte, hab’ ich bisher mehrmals abschreiben lassen, und Freünden zum Genusse und zur Beurtheilung mitgetheilt.“ Herder besaß wahrscheinlich ein Exemplar, auch wenn die Formulierung in seinem Brief an Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach vor dem 5. August 1788 nicht eindeutig ist, weil vielleicht von einem Exemplar der Herzogin gesprochen wird, das diese nur leihweise Herder überlassen wollte: „Lavaters in lauter Tugenden anatomirtes menschliches Herz habe ich gestern leider! liegen laßen; darf ichs mir zur kurzen Ansicht von E〈uer〉 D〈urchlaucht〉 unterthänigst erbitten?“ (HB 5, 308.) – Denkbar (aber nicht
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wahrscheinlich) ist auch, dass es sich bei den Blättern um einen Interpretationsversuch Carl Theodor von Dalbergs zu Platons „Kritias“-Dialog handelt. Vgl. dazu WA IV 9, 332 f. 16,5 diese Vorstellungs art] Die moraltheologische Tendenz und der übertrieben schwärmerische Ton des den christlichen Offenbarungsglauben mystifizierenden Lehrgedichts Lavaters mussten Goethes heftige Kritik hervorrufen. Die folgende Passage, in der sich eine grundlegende Distanz Goethes zu dem ihm übersandten Text zeigt, lässt an einen unmittelbaren Bezug zu Lavaters Dichtung denken. 16,8 Conus] Lat.: Kegel; hier vermutlich im übertragenen Sinne für ‚Penis‘ (vgl. GWb 5, 610). 16,11–13 Die Abschrift meines Reise Journals 〈…〉 ins Feuer zu werfen.] Die Abschrift von Goethes „Reise-Tagebuch 1786“, das er auf seiner Reise von Karlsbad nach Rom vom 3. September bis zum 30. Oktober 1786 verfasst hatte (vgl. GT I 1, 159–318; GB 7 I, erste Erläuterung zu 3,5), ist nicht überliefert. Vielleicht stammte sie von Charlotte von Stein, wenn diese eine Anregung Goethes in seinem Brief vom 14. Oktober 1786 aufgenommen haben sollte (vgl. GB 7 I, 10,17–21; vgl. dagegen GB 7 II, zu 10,16). Dass Goethe die Abschrift später vernichtet hat, vermutlich bei Gelegenheit seines letzten großen ‚Autodafés‘ im Juli 1797, kann als gewiss gelten (vgl. GT II 1, 120 und „Tag- und Jahres-Hefte“ 1797; WA I 35, 73). Wann Goethe seine handschriftliche Fassung des „ReiseTagebuchs“ (möglicherweise zusammen mit der Abschrift) von Charlotte von Stein zurückerhalten hat, ist nicht bekannt. 16,15 Pudenda] Lat.: Schamteile; hier im Sinne von ‚Schändlichkeiten‘. 16,17 nirgends brauchen als in Verona] Herders Reiseweg unterschied sich von dem Goethes dadurch, dass er von Verona aus nicht über Venedig und Florenz, sondern über Mantua, Ancona (Adria) und Terni nach Rom führte. Ausführliche Beschreibungen enthielt Goethes Tagebuch bis zur Ankunft in Verona (14. September 1786) nicht. In Verona blieb Goethe vier Tage. Das Tagebuch schildert ausführlich die Sehenswürdigkeiten der Stadt und die Erlebnisse, die er dort hatte (vgl. GT I 1, 198 f. und 209–225). 16,17–18 Auf dem Rückwege würde sie dir fatal seyn] Herder nahm den am 15. Mai 1789 angetretenen Rückweg von Rom über Pisa, Florenz, Venedig und Mailand; danach schlug er den gleichen Weg ein, den er auf der Hinreise genommen hatte: über Tirol und Bayern kehrte er am 9. Juli 1789 zurück nach Weimar. Goethe hingegen war mit einem längeren Aufenthalt in Florenz und dann in Mailand über die Schweiz zurückgereist. Sein „Reise-Tagebuch“ enthält allerdings einen ganzen Abschnitt über seinen 16-tägigen Aufenthalt in Venedig vom 28. September bis zum 14. Oktober 1786 (vgl. GT I 1, 247–289). Herder besuchte die Stadt vom 5. bis zum 8. Juni 1789, hätte also für Goethes Aufzeichnungen durchaus Verwendung gehabt. – Fatal: Hier im Sinne von ‚unangenehm‘, ‚verdrießlich‘ (vgl. GWb 3, 610).
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12. An Charlotte von Stein 〈Weimar, zwischen 22. Juli und 2. August 1788〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief wurde bisher stets mit dem Datum des 22. Juli 1788 gedruckt. Dabei bezogen sich die Herausgeber auf die unter den Brieftext geschriebene Datumsangabe, die von Charlotte von Stein selbst stammt (vgl. Überlieferung). Der im Brief erwähnte bevorstehende Aufenthalt Charlotte von Steins auf ihrem Landgut in Kochberg begann wahrscheinlich aber erst Ende Juli oder an einem der ersten beiden Augusttage (vgl. zu 17,1). Der Brief kann also auch noch in den Tagen um den Monatswechsel verfasst worden sein. Möglicherweise datierte ihn Charlotte von Stein aus der Erinnerung. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 116. – 1 Bl. 19,3 × 15(–15,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. unten links von Charlotte von Steins Hd ergänzt, Tinte: „22ten Juli 1788“; Rs. linke Blatthälfte Mitte, auf dem Kopf stehend Adresse: Fr. v. Stein. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut mit Pappeinband (Rücken mit rotbraunem, Decken mit schwarzem Leder bezogen) im Format, 22,7(–23,3) × 37,5(–37,7) cm, vordere Decke mit der Aufschrift in Goldprägung: „BRIEFE VON GOETHE / 1785. 1786. 1788. 1789.“, darüber Papieretikett, Beschriftung von fremder Hd, Tinte: „VI“; nach dem Vorsatz folgt ein braunes Zwischenblatt (ohne Foliierung) mit der gedruckten Jahresangabe: „1785.“, nach Blatt 72 folgt ein weiteres braunes Zwischenblatt (ohne Foliierung) mit der gedruckten Jahresangabe: „1786.“; nach Blatt 115 ein weiteres mit der gedruckten Jahresangabe: „1788.“ und nach Blatt 119 ein letztes Zwischenblatt mit der gedruckten Jahresangabe „1789.“; nach dem zweiten Zwischenblatt ein eingeheftetes Blatt mit Mitteilungen von fremden Hdn, Tinte: „Briefe von Göthe / Heft. XIV.“ „1786. / und einige Briefe von / 1788 u 1789.“; „Nota die Briefe von 1787 u 1788 aus Italien geschrieben / erbat sich Göthe nach seiner Rückkehr zurück als er beabsichtigte / eine Reiße Beschreibung zu liefern.“; die Trägerblätter des Konvoluts aus starkem elfenbeinfarbenen Papier im Format 22 × 37 cm sind mit Bleistift durchgehend foliiert (122 Bl.); auf jedem Blatt sind jeweils bis zu vier Briefe, meist auf Falz, aufgeklebt; die Briefe jedes Jahrgangs sind durchgehend zweifach nummeriert: jeweils meist rechts oben auf der Vs. der einzelnen Briefhandschrift mit Tinte von fremder Hd die Nummerierung der Erstordnung der Briefe (hier rechts unten: Nr „95.“), auf dem Trägerblatt rechts oben über der aufgeklebten Handschrift mit Bleistift die Nummerierung nach dem Einordnen in das Konvolut (hier: Nr „1“). – Vgl. insgesamt GB 3 IIA, Nr 18, Vorbemerkung zur Gesamtüberlieferung (S. 65–67). E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 303 f. WA IV 9 (1891), 5, Nr 2661.
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Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Charlotte von Steins vom selben Tag (vgl. zu 16,23). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 16,23 Die Papiere der Voß] Charlotte von Stein hatte Goethe in ihrem Bezugsbrief offensichtlich daran erinnert, dass er die genannten Papiere der Besitzerin, wahrscheinlich Friederike von Staff geb. von Voß, aushändigen sollte. Die 23-Jährige war neben ihrer Zwillingsschwester Caroline und der knapp zwei Jahre älteren Amalie eine von drei noch lebenden Töchtern des aus Gotha stammenden Offiziers Christian Heinrich Wilhelm von Voß und seiner Frau Ernestine Auguste Wilhelmine, die eine uneheliche Tochter von Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar und Eisenach, des Großvaters Carl Augusts, war. Die Eltern waren bereits 1771 und 1772 gestorben und die anfangs noch sieben Kinder wurden unter Kuratel des Weimarer Hofes gestellt (vgl. Huschke, Geschlecht von Brenn, 108–112). Mit den ‚Papieren‘ sind vermutlich die Unterlagen einer Leibrenten-Versicherung gemeint, die 1784 für die voßischen Kinder, insbesondere für Friederike und ihren Bruder, den 1786 verstorbenen Ferdinand von Voß, über Goethe bei der ‚Nürnberger Tontine‘ abgeschlossen worden war (vgl. GB 7 II, zu 70,18–19). Nach der Heirat Friederikes mit dem Weimarer Hof- und Jagdjunker Christian Friedrich August von Staff am 1. Juli 1788 sollten sie offenbar an die Besitzerin übergeben oder zumindest geprüft werden. Nach Angaben Friedrich von Steins versuchte auch seine Mutter in der Sache behilflich zu sein: „Zwei Fräulein von Voß, für deren Ansprüche sich meine Mutter interessirte.“ (Schöll, Goethe-Stein 3, 303.) 16,23 in der Stadt] Goethe schrieb den Brief wahrscheinlich in seinem Gartenhaus im Park an der Ilm. 16,24 nicht durch die Hände der Meyern] Rosine Marie Meyer, die Witwe des Weimarer Kriegssekretärs Johann Engelhardt Meyer. Sie leitete seit 1771 eine Erziehungsanstalt für Mädchen in Weimar und war von der Herzoginmutter Anna Amalia mit der Betreuung der verwaisten voßischen Kinder betraut worden. 16,25 Frühstück] Lebensmittel, die den Bezugsbrief am Morgen begleitet hatten. 16,25 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 14,14). 16,27 Archiv Scheine] In seinem Brief an Seidel vom 23. Juli 1786, unmittelbar vor seiner Abreise nach Karlsbad und anschließend nach Italien, hatte Goethe Vorkehrungen für seine Abwesenheit getroffen und Seidel unter anderem angewiesen, 2. Kasten und 1 Packet gegen Schein (GB 6 I, 221,13) auf das herzogliche Geheime Archiv zu verbringen. Die Kästen waren für Charlotte von Stein bestimmt, falls Goethe nicht zurückkehren sollte, und enthielten persönliche Dokumente Goethes wie Briefe, Tagebücher, Gedichte und Werkabschriften (vgl. GB 6 II, zu 221,13 und GB 3 IIA, S. 67 f.). Goethe wollte die Dokumente jetzt wieder selbst an sich nehmen. 17,1 Kochberg] Charlotte von Stein traf Reisevorbereitungen für ihren alljähr-
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lichen Landaufenthalt auf ihrem Gut in Kochberg bei Rudolstadt, 35 km südlich von Weimar. Sie hatte den Termin dafür nicht zuletzt wegen der Rückkehr Goethes aus Italien immer wieder verschoben (vgl. zu 14,19). Wahrscheinlich zögerte sie ihre Abreise noch bis Ende Juli oder Anfang August hinaus. Das legt jedenfalls eine Äußerung Charlotte von Lengefelds gegenüber Friedrich von Stein im Brief vom 30. Juli 1788 aus Rudolstadt nahe: „Seit einigen Tagen erwarte ich beständig den Boten von Kochberg, u. hoffe die freundliche Nachricht zu hören daß die liebe Mutter dort ist, aber vergebens! sie wäre doch gewiß so lange nicht in Kochberg ohne uns wenigstens einige Nachricht davon zu geben, denn sie weis daß nur der gedanke sie näher bei uns zu wißen mir schon Freude macht. Sagen Sie mir doch ein wort darüber.“ (H: GSA 122/99a,1, Bl. 38; vgl. auch Charlotte von Schiller 1, 422.) Drei Tage später, am 2. August, besuchte Charlotte von Stein von Kochberg aus die Lengefelds in Rudolstadt: „Schönen guten Tag, eben wollten wir Ihnen sagen laßen, daß wir heute 〈…〉 lieber den Kaffee in Baumgarten trinken wollen, weil Fr〈au〉 von Stein, den Abend kommen will, und wir sie da empfangen wollen. 〈…〉 gegen 7 kommt die Stein erst.“ (Charlotte von Lengefeld an Schiller, 2. August 1788; NA 33 I, 210; vgl. auch Charlotte von Stein an Sophie von Schardt, 17. August 1788; Düntzer, Zwei Bekehrte, 349.) Charlotte von Stein blieb bis zum 20. Oktober in Kochberg: „Seit den’ 20t bin ich wieder hier und habe meine Zeit gut getroffen den das war der letzte leidliche Tag.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 27. Oktober 1788; H: GSA 54/274,1, Bl. 95.) 17,1 vergnügt] Hier im ursprünglichen Wortsinn von ‚befriedigt‘, ‚zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 17,2–3 Kayser geht mit der Herzoginn wieder fort] Der Komponist Philipp Christoph Kayser war mit Goethe am 18. Juni aus Rom kommend in Weimar eingetroffen. Der seit 1775 in Zürich ansässige Kayser hatte sich seit Anfang November 1787 bei Goethe in Rom aufgehalten, um dort u.a. die Komposition von Goethes Singspiel „Scherz, List und Rache“ fertig zu stellen und mit der Umsetzung neuer musikdramatischer Pläne Goethes zu beginnen (Bühnenmusik zu „Egmont“, Libretto zur Oper „Die Mystificierten“). Goethe wollte die Zusammenarbeit mit dem Jugendfreund gern fortsetzen und ihn mit einer Anstellung am Hof in Weimar binden. Dazu diente auch die Vermittlung Kaysers als Reisebegleiter der Herzoginmutter Anna Amalia, die kurz vor ihrer Italienreise stand. Kayser gehörte zwar zur Reisegesellschaft, mit der er am 15. August nach Italien aufbrach. Er fühlte sich jedoch nicht wohl in seiner Rolle als Reisebegleiter und verließ die Gruppe bereits am 1. September in Bozen und kehrte nach Zürich zurück (vgl. zu 28,11). Die Herzoginmutter wurde von Goethe aus Italien zurückbegleitet. In Venedig trafen sie sich am 6. Mai 1790. Am 18. Juni waren sie wieder in Weimar. 17,6 Herder geht nun auch] Vgl. zu 9,27–28.
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13. An Samuel Thomas Soemmerring
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Weimar, 8. August 1788 → 〈Mainz〉
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-5015. – 1 Bl. 18,7(–19,2) × 23,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Vs. links oben von fremder Hd, Tinte: „Companand Caput Waphäter“(?). E: Sömmerrings Leben (1844), 10 f., Nr 9. WA IV 9 (1891), 9 f., Nr 2664. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 8. August 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 4, Bl. 15). Goethe und der Anatom Samuel Thomas (seit 1808: Ritter von) Soemmerring (1755–1830), die sich im Herbst 1783 in Kassel kennen gelernt hatten, standen seit 1784, als Soemmerring auch Professor für Anatomie in Mainz geworden war, in relativ kontinuierlichem brieflichem Kontakt, da Goethes naturkundliches Interesse zu dieser Zeit vorrangig auf anatomischem und anthropologischem Gebiet lag (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 6). Nach einer Unterbrechung der Korrespondenz während der Italienreise Goethes kam nach dem vorliegenden Brief ihr Briefwechsel erst 1791 über einen Austausch ihrer neuesten wissenschaftlichen Veröffentlichungen wieder in Gang. 17,10–11 auf deutschem Grund und Boden zu begrüßen] Goethe war am 18. Juni 1788 von seiner fast zweijährigen Italienreise nach Weimar zurückgekehrt. Während dieser Zeit war der Briefwechsel mit Soemmerring nicht fortgesetzt worden. Den letzten Brief an Soemmerring hatte Goethe noch von Weimar aus am 12. Juli 1786 geschrieben (vgl. GB 6 I, Nr 349). 17,12 gnädigsten Herrn] Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. – ‚Gnädigsten‘: im Kurialstil Attribut, das bei jeder Erwähnung einer fürstlichen Handlung verwendet wurde. 17,13–14 Nachricht zugekommen 〈…〉 in einer traurigen Gemüthslage befinde] Goethe hatte wahrscheinlich am Tag zuvor Johann Heinrich Mercks Brief vom 3. August 1788 aus Darmstadt erhalten (vgl. P/KR Post, [30. September] 1788; GR/Belege 1788, 4, Bl. 15). Merck war dort am landgräflichen Hof von Hessen-Darmstadt im Range eines Kriegsrats an der so genannten Kriegskasse der Geheimen Kanzlei tätig. Goethe war mit ihm über ein Jahrzehnt bis etwa Mitte 1785 befreundet gewesen und hatte mit ihm in regem Austausch besonders zu literarischen und anatomischen Fragen gestanden (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 28). Merck pflegte auch gute Beziehungen zu Herzog Carl August, dessen Mutter Anna Amalia und zur Herzogin Louise, die eine geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt war. Er wurde oft als Berater, etwa bei Kunsterwerbun-
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gen oder in Sachen Güterbewirtschaftung, zu Rate gezogen. Im Brief an Goethe hatte Merck seine verzweifelte finanzielle Situation geschildert, in die er durch die Einrichtung einer Baumwollspinnerei und -weberei in Darmstadt geraten war, und um Hilfe gebeten: Einer der unglüklichsten Menschen, der Ihnen ehedem werth war, rufft Ihre hülfe in der drükendsten Lage an. Ich habe eine weitläufftige C o t t o n F a b r i q u e übernommen, wovon ich nichts verstanden habe, bin mit rohen u. verarbeiteten Waaren überladen, die im Preiße gefallen sind, ich soll bezahlen, u. habe kein Geld. Man wird alles angreiffen, alles wird in der Verwirrung verlohren gehn, meine Frau u. Kinder kommen an den Bettelstab, u. mit mir wirds werden, wie Gott will. Meine Frau u. meine Freunde bereden mich, ich hätte mächtige Freunde die mich unterstüzen könnten. Einige tausend Thaler baares Geld zu rechter Zeit im Dringendsten Fall ohne Interesse einstweilen vorgeliehen, würde wenigstens den nahen Umsturz verhüten. Noch vor der Messe muß mir geholffen seyn, sonst ist alles zu spät. Es ist mir unmöglich mich näher zu erklären. Kein Unglük ist in der Welt ohne eigne Schuld. Und Hier liegt viel verborgen. Ich kan nichts für mich anführen, als die d r i n g e n d s t e Noth m e i n e r a r m e n F a m i l i e und daß ich als ein M e n s c h menschliches Mitleiden verdiene. Wenn Ihnen dies verwirrte Blatt einiger Aufmerksamkeit werth scheint, so antworten Sie mir entweder selbst, oder richten Ihre Antwort an den Herrn Cabinets S e c r e t ä r S c h l e i r m a c h e r des Herrn ErbPrinzen, der von meiner ganzen Lage unterrichtet ist. Vielleicht wäre der Herzog u. die Herzogin Mutter geneigt, Etwas für mich zu thun. 〈…〉 Es ist schmerzlich daß meine Bewillkommnung nach der Wiederkehr aus dem glüklichen Lande, an einen Glüklichen, u. so verdienten Glüklichen Mann, von einem höchst verdient Unglüklichen Menschen geschehen muß; begleitet mit einer Bitte um Geld, oder vielmehr Almosen. Leben Sie biß in das späteste Alter umgeben mit allem dem Seegen des himmels der in so reichem Maaße auf Ihnen ruht. Für mich bleibt nichts übrig, als ein Abgrund von Elend, der nur mit meinem Leben für mich sich endigen kan, und für die Meinigen noch auf lange lange Jahre fort dauert. JHM. den 3ten August. (Merck, Briefwechsel 4, 541 f.) Am 8. August war Goethe Gast an der herzoglichen Mittagstafel gewesen (vgl. FB 1788, S. 217) und hatte offenbar den Herzog über Mercks Lage unterrichtet. Am 13. und 25. August ergingen in der Sache weitere Schreiben Goethes an den landgräflichen Kabinettssekretär in Darmstadt, Ernst Schleiermacher (vgl. EB 57
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und EB 66). Am 19. September konnte Goethe Herzog Carl August eine Bankbürgschaft für Merck vorschlagen, die dieser am 22. September übernahm (vgl. zu 29,27–28). Schleiermacher wurde sowohl am 19. als auch am 24. September darüber informiert (vgl. EB 87 und EB 90). 17,14– 15 seine Freunde] Merck war in den letzten Jahren immer stärker in die Isolation geraten. Johann Georg Schlosser berichtete von seinem Besuch bei Merck in Darmstadt am 20. September 1788 an Friedrich Heinrich Jacobi: „Freunde hat er keine um sich, und mich dünkt, er weis, dass er keine erworben, die meisten von sich gestossen hat.“ (Schlosser an Jacobi, 7. Oktober 1788; Ungedruckte Briefe von und an Johann Georg Jacobi mit einem Abrisse seines Lebens und seiner Dichtung. Hrsg. von Ernst Martin. Straßburg 1874, S. 85.) Neben Goethe bat Merck auch den holländischen Anatomen Pieter Camper um Hilfe, mit dem er seit Jahren in engem persönlichen und wissenschaftlichen Kontakt stand (vgl. Camper an Merck, 5. September 1788; Merck, Briefwechsel 4, 545 f.). 17,17 sein Freund] Soemmerring und Merck kannten sich persönlich seit 1781, als Soemmerring noch Professor am Carolinum in Kassel war, und führten seit September 1782 einen wissenschaftlichen Briefwechsel (vgl. Merck, Briefwechsel 2–4). 17,19 an mich einige gefällige Nachricht] Ein entsprechender Brief Soemmerrings ist nicht bekannt. Vermutlich hat Soemmerring aber geantwortet. 17,21–22 Ihren Arbeiten] In Goethes Bibliothek befindet sich Soemmerrings Abhandlung „Vom Hirn- und Rückenmark“, die 1788 in Mainz erschienen war (vgl. Ruppert, 736, Nr 5121). Möglicherweise hatte sie Soemmerring mit seinem Antwortschreiben an Goethe geschickt. Schon 1785 hatte Goethe Soemmerrings Schrift „Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer“ (Mainz 1784) erhalten (vgl. GB 6 II, zu 24,24). Im Mai 1791 schenkte ihm Soemmerring die gerade erschienenen ersten vier Bände seines anatomischen Hauptwerks „Vom Baue des menschlichen Körpers“ (vgl. Goethe an Soemmerring, 31. Mai 1791; WA IV 9, 265 f. und Ruppert, 734 f., Nr 5119).
14. An Charlotte von Stein
Weimar, 12. August 1788 → 〈Kochberg〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 117. – 1 Bl. 18,1(–18,4) × 23,1(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „96“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1788, Nr 2), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 12.
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E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 304 f. WA IV 9 (1891), 10, Nr 2665. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 18,1 Fritzen wieder zu sehen] Friedrich von Stein hatte wahrscheinlich seine Mutter Ende Juli oder Anfang August zu ihrem Landaufenthalt nach Kochberg begleitet (vgl. zu 14,14–15) und war vermutlich am 11. August nach Weimar zurückgekehrt (vgl. auch 18,13–14). 18,2 Herder ist nun fort] Herder war am 6. August zu einer mehrmonatigen Italienreise aufgebrochen (vgl. zu 9,27–28). 18,2–3 die Herzoginn geht auf den Freytag] Herzoginmutter Anna Amalia reiste am 15. August in Begleitung ihres Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel, ihrer Hofdame Louise von Göchhausen, des Komponisten Philipp Christoph Kayser und des landeskundigen Filippo Collina aus Rom sowie eines Arztes, eines Kochs und zweier Kammermädchen zu ihrem seit über einem Jahr geplanten Italienaufenthalt ab (vgl. FB 1788, S. 224; zu 17,2–3). 18,3 der Herzog hat einen bösen Fuß] Herzog Carl August war seit Anfang August „krank am Fußzehen“ (Knebel, Tgb. [21. August] 1788, Bl. 36; vgl. auch 21,10–12), was seine Mobilität noch bis in den September hinein einschränkte. Über seine Krankheit berichtete er am 25. August 1788 in einem Brief an seine Mutter: „〈…〉 ich musste halben Wegs Leipzig umkehren, um zu Hause meinen immer kränker werdenden Fuss abzuwarten. Dieser hat mich nun seit dem 18. auf’s Lager hingeworfen 〈…〉.“ (Carl August-Anna Amalia, 76.) Am 4. September konnte er aber Entwarnung geben: „Mein Fuss ist nun wieder so weit hergestellt, dass ich künftigen Montag 〈8. September〉 meine Reise nach Dresden antreten kann.“ (Ebd., 77.) Goethe erwähnte des Herzogs Leiden auch in seinen nächsten Briefen an Charlotte von Stein vom 24. und 31. August (vgl. 19,7; 21,10–12) sowie in den Briefen an Anna Amalia vom 1. September (vgl. 22,15) und an Herder vom 3.? September (vgl. 24,13–14). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 18,4 Sonnabends mit den Gores gegangen] Seit dem 6. Juli hielten sich der englische Kaufmann und Kunstliebhaber Charles Gore und seine Töchter Eliza und Emilie nach einem ersten Besuch im November 1787, der nur wenige Tage gedauert hatte (vgl. GB 7 II, zu 222,18), zum zweiten Mal in Weimar auf (vgl. FB 1788, S. 215). Am Samstag, dem 16. August, reisten sie nach Dresden weiter (vgl. ebd., S. 224). Carl August, der eine starke Neigung zu Emilie Gore entwickelt hatte, wollte die Familie auf ihrer Reise bis Leipzig begleiten, wie Caroline Herder ihrem Mann am 15. August berichtete (vgl. Düntzer, Herder Italien, 25; vgl. auch Herzogin Louise an Charlotte von Stein, 6. August 1788; Düntzer, Zwei Bekehrte, 348), und verließ mit zwei Bediensteten am frühen Morgen des 16. August ebenfalls Weimar (vgl. FB 1788, S. 225). Gegen Mittag traf er die
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Gores in Jena und ging mit ihnen bis ins knapp 20 km entfernte Tümpling bei Camburg: „Gegen 8. Uhr der Herzog hier. – Gegen 11. Uhr, die Engländer, Mr. Gore, Miss Emilie – Elisa – Champneys – Loyd jun. – dejeunirt. Nach 12. Uhr weg, nach Tümpling zu Trebra.“ (Knebel, Tgb. [16. August] 1788, Bl. 35.) Zwei Tage später musste Carl August jedoch sein Vorhaben abbrechen: „Um 9. Uhr der Herzog hier, wegen eines üblen Fußes zurück von Tümpling gereist. Geht gegen 11. Uhr nach Weimar weiter.“ (Knebel, Tgb. [18. August] 1788, Bl. 35.) 18,4–5 im Sept. mit nach Dresden] Vom 13. bis 22. September fanden eine Revue sowie großangelegte Heeresmanöver der kursächsischen Armee bei Dresden im Gebiet zwischen Striesen und Tolkewitz statt, zu denen Carl August als Verbündeter im Fürstenbund ebenso geladen war wie etwa der Herzog von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel und hochrangige Vertreter der verbündeten Militärmächte Preußen und England (vgl. Campements der Armee, 1785–1788; HStA Dresden, Geheimes Kabinett, Loc. 01055/05, Sign.: 10026 und Buddisinische wöchentliche Nachrichten. 13. September 1788. Nr XXXVII, S. 146). Carl August brach am 8. September auf: „Heute Morgens um 6 Uhr reiseten DurchL: Herzog in Begleitung HL: Jkrs. v. Wolfskehl, nach Dreßden.“ (FB 1788, S. 250.) Goethe konnte sich einer Teilnahme entziehen. 18,6 sittlichen] Hier im Sinne von „den Gebräuchen, Gewohnheiten eines Landes gemäß, üblich, gebräuchlich“ (Adelung 4, 112). 18,10 Mein achter Band ist bald zusammengeschrieben.] Band 8 von „Goethe’s Schriften“, die seit 1787 im Verlag von Georg Joachim Göschen erschienen. Er sollte ursprünglich vermischte Schriften und eine Auswahl Gedichte enthalten (vgl. GB 6 I, 207,5–6). Neben zwei Abteilungen mit den so genannten „Vermischten Gedichten“ nahm Goethe schließlich kleinere dramatische Arbeiten unter dem Sammeltitel „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ und eigenständig „Künstlers Erdewallen“ und „Künstlers Apotheose“ auf, außerdem das Stanzen-Epos „Die Geheimnisse“ (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13). Im August arbeitete er vor allem an der Auswahl der Gedichte (vgl. die folgende Erläuterung). Den Hauptteil der dramatischen Arbeiten stellte er im September fertig (vgl. zu 37,6), danach bis in den Oktober hinein die zwei Abteilungen Gedichte (vgl. zu 44,9). Die dramatischen Szenen „Künstlers Erdewallen“ und „Künstlers Apotheose“ sowie das Epos „Die Geheimnisse“ lagen erst Anfang Dezember im Druckmanuskript vor (vgl. zu 69,18). 18,10–11 Wenn ihn Wieland durchgesehn] Wieland, der neben Herder schon früher Goethe bei den Bearbeitungen seiner Werke für die Ausgabe „Schriften“ beraten hatte (vgl. GB 6 II, zu 204,10–11 und zu 210,20–21), bekam Goethes Gedichtauswahl für Band 8 wahrscheinlich in den folgenden Tagen zur Revision. Goethe hatte dazu größtenteils überarbeitete Fassungen seiner frühen Gedichte in eigenhändigen Abschriften zusammengestellt. Wieland war damit mindestens bis Anfang September beschäftigt (vgl. zu 20,1).
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18,11 erhältst du ihn eh er nach Leipzig geht] Dass die noch bis zum 20. Oktober in Kochberg weilende Charlotte von Stein das Druckmanuskript zu lesen bekam, ist unwahrscheinlich, da Goethe bis kurz vor der Übersendung des ersten Teils an den Verleger Georg Joachim Göschen in Leipzig am 24. September daran arbeitete und auch danach mit den übrigen Teilen noch beschäftigt war. 18,11–12 auf Michael herauskommen] Das Erscheinen des 8. Bandes war für die Michaelismesse Anfang Oktober geplant (Beginn der Messe: 5. Oktober 1788, erster Sonntag nach dem Michaelistag am 29. September). Den Termin konnte Goethe aber nicht einhalten. Er schickte das Druckmanuskript in vier einzelnen Sendungen erst am 24. September, 9. und 24. Oktober sowie am 8. Dezember 1788 an den Verlag. Band 8 erschien zur Ostermesse 1789. 18,12 Tasso rückt auch] Schon am 21. Juli hatte Goethe Jacobi berichtet, dass er am Manuskript seines Dramas „Torquato Tasso“, das in Band 6 seiner Werkausgabe „Schriften“ erscheinen sollte, arbeite (vgl. zu 9,18). Goethe war mit dem Werk noch ein Jahr beschäftigt. Am 2. August 1789 schrieb er im Brief an Herder über das Stück: Seit zwey Tagen darf ich erst sagen er sey fertig 〈…〉. (137,9.) 18,14 Frühstück] Friedrich von Stein hatte wahrscheinlich aus Kochberg einige Lebensmittel für Goethe mitgebracht (vgl. zu 18,1).
15. An Christian Gottlob Voigt Weimar, 16. August 1788 → Ilmenau ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-18416. – Doppelblatt 19,1 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Des Herrn / Hofrath Voigt / Wohlgebl / nach / Ilmenau, darunter am inneren Rand Mitte Siegelspuren; Bl. 2 am oberen Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe-Voigt1 (1868), 135 f., Nr 7. WA IV 9 (1891), 11, Nr 2666. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Voigts aus dem Zeitraum zwischen 11. und 15. August 1788 (vgl. zu 18,16–17). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Zur Person des früh in die Weimarer Verwaltungsadministration eingetretenen und später bis an die Spitze der wichtigsten Gremien aufgestiegenen engen Freundes und Kollegen Goethes in Weimar, Christian Gottlob Voigt (1743–1819), vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 18. September 1786 (GB 7 II, Nr 4). –
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Goethe und Voigt hatten sich über die gemeinsame Arbeit in der 1783 ins Leben gerufenen herzoglichen Bergwerkskommission für die Wiederaufnahme des Kupferund Silberbergbaus in Ilmenau näher kennen und schätzen gelernt. Während Goethes fast zweijähriger Abwesenheit in Italien führte Voigt diese wie auch die ebenfalls gemeinsam übernommene Aufgabe einer Reform des Ilmenauer Steuerwesens allein und zur vollen Zufriedenheit Goethes weiter. In der Zeit unmittelbar danach begann der Aufstieg Voigts zu einem der einflussreichsten und wichtigsten Beamten in Weimar, eine Rolle, die bis zur Italienreise und dem sich anschließenden Ämterverzicht zu einem Gutteil Goethe innegehabt hatte. 1788 wurde Voigt ins Kammerkollegium, die höchste Finanzbehörde im Herzogtum, kooptiert, 1789/90 zog ihn Carl August direkt für diplomatische Aufgaben heran, und 1791 erhielt er Sitz und Stimme im Geheimen Consilium, dem obersten Entschluss- und Beratungsgremium des Herzogs. Überall übernahm er Aufgaben, die früher von Goethe wahrgenommen worden waren. Nach der Rückkehr aus Italien intensivierte sich Goethes Kontakt mit Voigt. Dabei standen die dienstlichen Belange im Vordergrund. Die bewährte Zusammenarbeit und Aufgabenteilung innerhalb der Bergwerkskommission wurde angesichts einer sich krisenhaft zuspitzenden Situation des Ilmenauer Bergbaues fortgesetzt und noch enger abgestimmt. Beim 1789 begonnenen Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Weimarer Stadtschlosses übernahmen Goethe und Voigt als Mitglieder der neu gegründeten Schlossbaukommission zentrale Lenkungsaufgaben. Goethe, de facto noch immer Mitglied im Geheimen Consilium, kümmerte sich weiterhin um die Aufsicht über die Jenaer Universität, nicht ohne sich der Unterstützung Voigts in diesem Gremium zu versichern, etwa bei immer wieder aufflammenden Studentenprotesten oder wichtigen Neuberufungen. Der endgültige Umzug Goethes vom ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Vorstadt ins Haus am Frauenplan und die damit verbundenen, über die Kammer abzuwickelnden Hauskäufe Herzog Carl Augusts wurden weitgehend von Voigt in seiner Eigenschaft als Mitglied des Kammerkollegiums vorbereitet. Diese engen Kontakte führten dazu, dass aus gegenseitigem Vertrauen Freundschaft erwuchs. – Insgesamt 15 Briefe Goethes aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind überliefert, von Voigts Bezugsbriefen fast ebenso viele. Die tatsächliche Zahl der gewechselten Briefe dürfte noch weitaus höher gewesen sein, möglicherweise sogar um ein Mehrfaches. Immer häufiger sind kleine Einladungsbilletts zum Gespräch unter vier Augen darunter. Der offene Meinungsaustausch wird beiden immer wichtiger, was sich insbesondere in den Briefen zeigt, die während längerer Trennungen geschrieben wurden. 18,16 daß alles so gut geht] Voigt war am 11. August 1788 zur Inbetriebnahme des neu errichteten Kunstzeugs am neuen Johannisschacht nach Ilmenau gereist. 18,16–17 daß Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit getroffen haben] Bis Ende 1787 waren die Ilmenauer Bergleute beim Abteufen des neuen Johannisschachtes und den damit einhergehenden Entwässerungsmaßnahmen mit einem provisorischen
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Kunstzeug ausgekommen. Nach einem verheerenden Wassereinbruch im Dezember wurde im Januar 1788 die Einrichtung eines komplett neuen, leistungsfähigeren Pumpensystems notwendig, um die Arbeiten fortsetzen zu können. Das neue Kunstzeug war schließlich Anfang August 1788 fertig eingebaut (vgl. zu 26,14). Voigt hatte in seinem Bezugsbrief offenbar über die Situation am Johannisschacht in Ilmenau berichtet und die neue Apparatur gelobt. Goethe schilderte seine Eindrücke von dem neuen Kunstzeug ähnlich positiv in einem Brief an Carl August während seines Aufenthaltes in Ilmenau Ende September/Anfang Oktober 1788 (vgl. 39,8–17). 18,17 Das Rad] Das große Treibrad, das Herzstück der neuen Kunstzeugapparatur (vgl. zu 39,11). 18,19 Daß Sie einige Lachter schon gewältigt haben] Lachter, ein im Bergbau gebräuchliches Längenmaß, das ungefähr die Strecke ausmachte, die ein Mann mit ausgestreckten Armen umfassen konnte. Die Länge des Lachters variierte in den verschiedenen Bergbauregionen leicht. Der Freiberger Lachter z.B. betrug 1,94 m. Mit dem neuen Kunstzeug war es offenbar gelungen, den sehr hohen Wasserstand im bereits auf über 100 Lachter Tiefe abgeteuften Schacht etwas zu verringern. Einen Tag nach Inbetriebnahme dieser Pumpanlage hatte man schon 1 ½ Lachter Wasser bewältigen können (vgl. Goethe und Ilmenau, 199). Bis Ende September war der Wasserpegel um 25 auf unter 50 Lachter abgesenkt (vgl. zu 39,14–15 und zu 39,15). 18,21 Das Geschäfte in Ilmenau muß mir immer werth bleiben] Goethe war die Leitung der Ilmenauer Bergwerkskommission am 14. November 1777 übertragen worden. In dieser Funktion hatte er die organisatorische und technische Wiedereinrichtung des herzoglichen Kupfer- und Silberabbaus in Ilmenau in die Wege geleitet. Nach der Unterbrechung durch seine Italienreise 1786 bis 1788 nahm er seine Kommissionstätigkeit sukzessive wieder auf und übte sie bis zur endgültigen Auflösung des Ilmenauer Bergwerksunternehmens im Jahr 1813 aus. Voigt war Goethe dabei seit 1783 als so genannter Konkommissar zur Seite gestellt. Den immer neuen und sich verschärfenden Problemen versuchten beide mit einer eng abgestimmten Arbeitsteilung zu begegnen. Als sich ab 1796 mit dem neuerlichen großen Stolleneinbruch das Scheitern des Unternehmens abzeichnete, überließ Goethe das Prozedere der Abwicklung immer mehr seinem Konkommissar Voigt. 18,22 Ihr Würcken macht mir alles doppelt interessant] Goethe hatte sich stets auf die Arbeit seines Konkommissars verlassen können und war dessen Ideen und Vorschlägen fast immer gefolgt. Während seiner Italienreise hatte er die Geschäfte weitgehend Voigt allein überlassen, wurde freilich von ihm regelmäßig und detailliert über den Fortgang des Ilmenauer Bergwerks unterrichtet (vgl. GB 7 II, zu 109,3 und zu 109,30; vgl. auch GB 7 I, Nr 4, 62, 83, 109 und 130). 18,23 Güßfeld] Der Ingenieur und Mathematiker Franz Ludwig Güssefeldt bekleidete in der Weimarer Kammer seit 1782 offiziell das Amt eines Forstsekretärs,
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war aber des Öfteren mit Ingenieurarbeiten für den Geleits- und Wegebau beschäftigt und wurde als Kartograph eingesetzt. Er hatte in Zusammenarbeit mit dem Wegebauinspektor Daniel Wilhelm Brunnquell 1783 einen Stadtplan Weimars angefertigt und gilt als einer der bedeutendsten deutschen Kartographen seiner Zeit. 18,23 hat von mir Abschied genommen] Güssefeldt hatte im Auftrag der von Goethe geleiteten Ilmenauer Steuerkommission Vermessungsarbeiten durchgeführt, die zur Neukatastrierung und Bonitierung von Grundstücken im Zuge der Revision des Ilmenauer Steuerwesens erforderlich waren. Er hielt sich deshalb oft im Ilmenauer Gebiet auf. 18,23–24 ich bin in allgemeinen Terminis mit ihm geblieben] Über Güssefeldts weiteren Einsatz wurde keine Absprache getroffen. Es kam bereits im Oktober 1788 wieder zu einer Zusammenarbeit mit Goethe, als Güssefeldts Sachkompetenz zur Fortführung der Wasser- und Uferbauarbeiten an der Saale bei Jena benötigt wurde (vgl. A 2). 18,24 disponirt] In ‚guter geistig-seelischer Verfassung‘, ‚gestimmt‘, ‚gelaunt‘, ‚empfänglich‘ (vgl. GWb 2, 2221). 19,1 Die Herzoginn Mutter ist gestern weg] Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach hatte am 15. August 1788 ihre seit Langem geplante große Italienreise begonnen (vgl. zu 18,2–3). 19,1–2 heute der Herzog, die Englische Familie auch] Herzog Carl August war am Morgen des 16. August 1788 in Richtung Jena abgegangen, um die Familie Gore ein Stück Weges auf ihrer Reise nach Kursachsen zu begleiten (vgl. zu 18,4). Am 18. August kam er nach Weimar zurück (vgl. ebd. und FB [18. August] 1788, S. 227). 19,4 Herder hat von Bamberg geschrieben] Herder war am Morgen des 6. August 1788 ebenfalls zu einer mehrmonatigen Italienreise aufgebrochen, zu der er vom Trierer Domherrn Johann Friedrich Hugo von Dalberg eingeladen worden war (vgl. zu 9,27–28; zu 18,2). Am 8. August hatte er Bamberg erreicht, wo er sich bis zum Morgen des 11. August aufhielt. Am 9. sowie am 10. August schrieb er von dort je einen Brief an seine Frau Caroline nach Weimar (vgl. HB 9, 398–402, Nr 3 und 4). 19,5 die Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria geb. Hufeland verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1788 lebten Caroline (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774) noch in Voigts Haushalt.
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16. An Charlotte von Stein
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Weimar, 24. August 1788 → 〈Kochberg〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 118. – 1 Bl. 18,7 × 23,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „97“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1788, Nr 3), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 12. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 306 f. WA IV 9 (1891), 11 f., Nr 2667. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Charlotte von Steins Antwort, wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 24. und 31. August 1788 (vgl. zu 21,4–5), ist nicht überliefert. 19,7 Den Herzog hat sein Fuß gezwungen zurückzukehren] Am 18. August hatte Herzog Carl August eine erst zwei Tage zuvor begonnene Reise, die ihn mit der Familie Gore nach Leipzig führen sollte, wegen einer sich verschlimmernden Verletzung am Fuß abbrechen müssen und war nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 18,3; zu 18,4). 19,7–8 nicht zum Regimente 〈…〉 auch nicht nach Dresden gehen] Nach der Besserung seines Fußleidens brach Herzog Carl August am 8. September doch nach Dresden auf, um als Beobachter den Heeresmanövern der kursächsischen Armee beizuwohnen (vgl. zu 18,4–5). Anschließend reiste er noch nach Aschersleben zu dem dort stationierten Kürassierregiment von Rohr (Nr 6), dessen Kommandant er im Range eines preußischen Generalmajors seit Dezember 1787 war, und besuchte den Fürstlichen Hof in Dessau (vgl. zu 19,7–8). Am 27. Oktober kehrte er nach Weimar zurück (vgl. FB 1788, S. 284; zur Reise vgl. „Berechnung von Ihro des Herrn Herzogs von S.-Weimar Hochfürstl. Durchl. Reise von Weimar nach Dresden und Retour nach Aschersleben vom 7ten bis incl. 21ten September 1788“; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1157, Bl. 155–199). Der Aufenthalt in Aschersleben war ursprünglich wahrscheinlich schon für Ende August geplant gewesen. 19,12–13 dieser Fall wieder sein und unser ganzes Schicksal repräsentirt] Vor allem seit dem Beitritt Sachsen-Weimars zum Fürstenbund 1785 stellte der oft von Ungeduld und Ehrgeiz geleitete Herzog die Landesinteressen hinter sein Engagement in der Reichspolitik und als Verbündeter Preußens zurück. Er nahm wenig Rücksicht auf die unmittelbaren Folgen, auch wenn sie bis ins Persönliche hinein reichten. Knebel fasste die Stimmung, die in Weimar durch die häufige Abwesenheit des Herzogs herrschte, in einem Brief an seine Schwester Henriette am 5. April 1790 so zusammen: „Der Unterschied ist, daß der Herzog die uninteressirtes-
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ten, gutmüthigsten und edeldenkende Menschen hat, wie vielleicht kein Fürst in Deutschland; daß ihm aber ein böser Genius das Interesse für seine eigenen Leute weggenommen, und auf ein preußisches Cürassierregiment transplantirt und ihm dadurch eine Menge unfaßliche und widrige Maximen in den Kopf gesetzt. Er hat das Centrum seines Daseins außer seinem Lande gesetzt; dadurch verliert alles Muth, Kraft und Leben, zumalen bei der engen Wirthschaft und den kleinen Besoldungen.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 116). – Andererseits neigte der Herzog mitunter auch dazu, übergeordnete administrative und politische Verantwortlichkeiten im Konflikt mit persönlichen Interessenslagen unversehens hintanzustellen. 19,14 In einiger Zeit schicke ich dir die Abschriften meiner Gedichte] Goethe bereitete gerade eine Auswahl von Gedichten für Band 8 seiner „Schriften“ im Göschen-Verlag vor. Schon in seinem letzten Brief an Charlotte von Stein vom 12. August hatte er angekündigt, das Manuskript des Bandes noch vor der Übergabe an den Verlag der Freundin zur Lektüre geben zu wollen, was aber wahrscheinlich nicht geschah (vgl. zu 18,11). Das Druckmanuskript des ersten Teils der Gedichte hatte der Schreiber Christian Georg Carl Vogel bis zum 13. September und das des zweiten Teils bis zum 18. Oktober 1788 fertig gestellt (vgl. zu 23,3–4). Ersteres schickte Goethe am 9. Oktober, letzteres am 24. Oktober nach Leipzig. Charlotte von Stein hielt sich noch bis zum 20. Oktober in Kochberg auf. 19,14–15 Wieland hat sie jetzt] Vgl. zu 18,10–11. 19,16 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 14,14; zu 14,14–15). 19,18 Herders Briefe] Herder hatte seiner Frau Caroline von allen Stationen seiner am 6. August begonnenen Reise nach Italien geschrieben. Bisher waren wenigstens sieben zum Teil recht ausführliche Briefe mit seinen Reiseeindrücken in Weimar eingetroffen, zwei vom 6. August aus Erfurt und aus Gotha (vgl. HB, 15 f., Nr 1 und 2), zwei aus Bamberg vom 9. und vom 10. August (vgl. ebd., 16–20, Nr 3 und 4), drei aus Nürnberg vom 11., vom 13. bis 14. und vom 19. August (vgl. ebd., 22 f., Nr 6; 25–30, Nr 8 und 9) sowie möglicherweise auch schon der aus Ansbach vom 21. August (vgl. ebd., 31 f., Nr 11). Caroline Herder, die Goethe bis zum 18. August nahezu täglich besuchte, hatte ihm und Knebel die ersten Briefe zumindest auszugsweise vorgelesen: „〈…〉 sie hatten beide gleiche Freude mit mir; nicht genug können sie die gute Art und das rein gewaschene Auge loben, mit dem Du alles siehest und so vielfach siehest. Goethe interessirt das um so mehr, da er, wie er sagte, nur e i n e Sache sähe.“ (Caroline Herder an Herder, 29. August 1788; Düntzer, Herder Italien, 46.) Goethe selbst hatte noch keinen Brief von Herder erhalten. 19,21–22 sie auch wieder gewonnen, um sie nie zu verlassen] Möglicherweise spielt Goethe damit auf eine Erwägung an, Weimar wieder zu verlassen, eventuell sogar um nach Italien zurückzukehren. So ließe sich eine Äußerung Tischbeins in seinem Brief an Goethe vom 26. August 1788 interpretieren: „Das könnte mir nun keine grösere Freude sein als Ihnen wieder in Italien zu sehen.“
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(H: GSA 28/1041, Bl. 96; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 71.) Goethe könnte mit der Aussage aber auch Bezug auf seine Absicht genommen haben, sich von den Dienstgeschäften in der Verwaltung des Herzogtums und den damit verbundenen gesellschaftlichen Verpflichtungen weitgehend zurückzuziehen und sich stattdessen auf die Dichtung und seine wissenschaftlichen Arbeiten zu konzentrieren.
17. An Christoph Martin Wieland 〈Weimar, Mitte oder Ende August 1788〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief wurde nach der Rückkehr aus Italien verfasst. Goethe bietet Wieland an, in dessen „Teutschem Merkur“ Reflexionen über seine Italienreise zu veröffentlichen, die schließlich auch im Oktober- und November-Heft 1788 sowie im Februar- und März-Heft 1789 erschienen (vgl. zu 20,9–10). Goethes Bemerkung, die Beiträge könnten monatlich vom nächsten Sept (20,11–12) an publiziert werden, weist darauf hin, dass der vorliegende Brief Mitte oder Ende August verfasst wurde. In dieser Zeit unterzog Wieland auch die Gedichtauswahl für den 8. Band von Goethes „Schriften“ einer Durchsicht (vgl. zu 20,1). Am 31. August 1788 bittet Goethe Charlotte von Stein um seine Briefe aus Italien, damit er sie für Aufsätze im „Teutschen Merkur“ verwenden könne (vgl. zu 21,13–14). Wieland scheint Goethe also kurz zuvor mündlich eine Zusage für die Veröffentlichung im „Merkur“ gegeben zu haben. ÜBER L IEF ERU NG
H: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Sign.: Autographen K. 28, Slg Böttiger. – Doppelblatt 19 × 23,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Hofrath Wieland, darunter Berechnungen von fremder Hd (Wieland?), Tinte (ohne Bezug auf den Brief). E: Literarische Zustände und Zeitgenossen. In: Schilderungen aus Karl Aug〈ust〉 Böttiger’s Nachlasse. Hrsg. von K〈arl〉 W〈ilhelm〉 Böttiger. Zweites Bändchen. Leipzig 1838, S. 151 f. WA IV 9 (1891), 14 f., Nr 2670. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Christoph Martin Wieland (1733–1813) und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief von etwa Mitte April 1776 (GB 3 IIA, Nr 84). – Nach Goethes Rückkehr aus Italien wohnten Goethe und Wieland von 1789 bis 1792 als Nachbarn in der gleichen Straße, der heutigen Marienstraße in
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der südlichen Vorstadt. Wie schon in den Jahren zuvor bat Goethe den Freund wiederholt um kritische Durchsicht seiner literarischen Texte und ließ ihn an neu Entstandenem teilhaben, bedingt auch durch die Publikation einiger Essays in Wielands „Teutschem Merkur“. Als einer der Ersten erhielt Wieland so im Mai 1789 auch Einblick in die „Römischen Elegien“. – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes ist nur dieser eine Brief Goethes an Wieland erhalten, ebenso nur ein Brief Wielands an Goethe vom 7. März 1790 (vgl. RA 1, 166, Nr 404). 20,1 einen Freundschaftsdienst] Wielands Durchsicht der Gedichte für den 8. Band von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 18,10–11). Neben den bereits im Druck vorliegenden Werken „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ und „Prolog zu den neuesten Offenbarungen Gottes“ enthielt der Band, der im April 1789 erschien, auch bislang Ungedrucktes („Gemischte Gedichte. Erste/Zweyte Sammlung“, „Künstlers Erdewallen“, „Künstlers Apotheose“, „Die Geheimnisse“). Da Goethe „Künstlers Apotheose“ erst während seines Aufenthalts in Gotha vom 9. bis 18. September 1788 fertig stellte (vgl. zu 30,11–12), wird Wieland vor allem die Durchsicht der Gedichte übernommen haben, vielleicht auch des Epos „Die Geheimnisse“. Wielands Korrekturbemerkungen haben sich erhalten (vgl. GSA 25/W 1; vgl. auch WA I 1, 366 [H3] und Inventare 2 I, 5 f.). 20,5 etwas für den Merkur geben] Wieland erhielt bereits für das OktoberHeft 1788 des „Teutschen Merkur“ eine Lieferung von drei kleinen Beiträgen (vgl. zu 20,9–10). 20,6 meine Journale] Goethes „Reise-Tagebuch“ für Charlotte von Stein, das er vom 3. September bis 30. Oktober 1786 als Ersatz für die sonst täglich an sie gerichteten Briefe geführt hatte (vgl. GT I, 1, 157–318). Sie erhielt die ersten vier Stücke im Dezember 1786 (vgl. GB 7 II, zu 13,26–27), den letzten Teil schickte Goethe am 12. Dezember 1786 an sie ab (vgl. GB 7 II, zu 48,24). Zwischen November 1786 und Januar 1787 verfasste er so genannte ‚ostensible Blätter‘, die er an den Weimarer Freundeskreis adressierte. Diese Berichterstattung von seiner ersten Zeit in Rom war in der Art eines Journals geschrieben und entbehrte weitgehend privater Mitteilungen. Von der Sizilienreise schickte Goethe außerdem ein nicht überliefertes Reise-Journal an Charlotte von Stein, in dem er von der viertägigen Fahrt nach Neapel berichtete (vgl. GB 7 I, EB 29). Einige Tagebuchnotizen zu Sizilien haben sich ebenso erhalten (vgl. 〈Reise-Tagebuch Sizilien 1787〉; GT I 1, 345 f.), desgleichen kurze Bemerkungen im Ausgabebuch der Rückreise nach Weimar durch die Hand von Goethes Begleiter Philipp Christoph Kayser (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 1–10). 20,8 Compelle] Druck von außen, Zwang; von lat. compellere: zwingen, drängen (vgl. GWb 2, 1018). 20,9–10 eine Folge solcher kleinen Aufsätze] Im „Teutschen Merkur“ erschienen vier Reiseberichte Goethes, die wiederum in kleinere Abhandlungen unterteilt waren: „Auszüge aus einem Reise-Journal“ (Der Teutsche Merkur, Oktober-
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Heft 1788, S. 32–49), „Auszüge aus einem Reise-Journal. Fortsetzung“ (ebd., November-Heft 1788, S. 97–171), „Fortsetzung der Auszüge aus dem Taschenbuche eines Reisenden“ (ebd., Februar-Heft 1789, S. 113–131) und „Fortgesetzte Auszüge aus dem Taschenbuche des Herrn *** (ebd., März-Heft 1789, S. 229–256). Insgesamt waren es elf Miszellen, hier in der Reihenfolge ihres Erscheinens genannt: „Rosaliens Heiligthum“, „Zur Theorie der bildenden Künste. Baukunst. Material der bildenden Kunst“, „Stundenmaß der Italiener“, „Frauenrollen auf dem Römischen Theater durch Männer gespielt“, „Neapel. ‚Volkmanns historisch-kritische Nachrichten von Italien. Dritter Band.‘ Lazaroni“, „Plinius Naturgeschichte drittes Buch, fünftes Capitel. Lebensgenuß des Volks in und um Neapel“, „Einfache Nachahmung der Natur. Manier, Styl“, „Von Arabesken“, „Naturlehre. Neapel, den 10. Jan. 178–“, „Volksgesang. Venedig. Rom. Ritornelli, Vaudevilles. Romanze. Geistliches dialogisirtes Lied. Die Tarantella“ und „Naturlehre. Antwort“. Die Miszellen wurden 1808 noch einmal abgedruckt in „Goethe’s Werke. Zwölfter Band“ (Tübingen in der J. G. Cotta’schen Buchhandlung). Dort bildet der im „Teutschen Merkur“ noch mit keiner Nummer versehene Aufsatz „Volksgesang“ als Nr 9 den Abschluss, die beiden Abhandlungen „Naturlehre“ und „Naturlehre. Antwort“ fehlen. 20,11–12 vom nächsten Sept biß zu Ende des Jahrs 89] Im März-Heft des „Teutschen Merkur“ 1789 erschien die letzte Folge der Reiseberichte. Am Schluss des Heftes ist eine Ankündigung des „Römischen Carnevals“ abgedruckt, „von eben dem Verfasser, dem wir die Auszüge aus dem Taschenbuch eines Reisenden in unserm Journal zu danken haben 〈…〉.“ (S. 338.) Es ist nicht bekannt, warum sie nicht wie ursprünglich geplant bis Ende des Jahres 1789 fortgeführt wurden. 20,13 Austheilung] Hier im Sinne von ‚Zusammenstellung, Anordnung von Texten‘ (vgl. GWb 1, 1268). 20,18 Beytrag zur Witterungs Lehre] Nicht ermittelt. ‚Witterungslehre‘ hier synonym verwendet für Meteorologie als Bezeichnung der Wissenschaft aller Luftund Wettererscheinungen (vgl. Grimm 30, 828). – Vermutlich handelte es sich um Wetterbeobachtungen, die Goethe in Italien gemacht hatte, u.a. über die unterschiedlichen Wetterbedingungen und Wolkenformen nördlich und südlich der Alpen, die er nun systematisieren und theoretisch fundieren wollte. In dem kurzen Aufsatz „Naturlehre“ im Februar-Heft 1789 des „Teutschen Merkur“ (S. 126–131; vgl. zu 20,9–10) wird diese Thematik nicht berührt. Schriftliche Aufzeichnungen zur Meteorologie, die auch Wetterbeobachtungen von der Reise nach Italien einbeziehen, sind erst vom Winter 1805/06 durch Goethes Notizen zu einem Vortrag vor der Mittwochsgesellschaft überliefert. Im Zusammenhang mit der Luftperspektive erwähnt er darin einen Fall den ich in Tyrol gesehen (WA II, 11, 219). Auch in der Abhandlung „Zur Farbenlehre“ beschrieb Goethe kurz die Wetterverhältnisse in Italien und erwähnte dabei erneut die Luftperspektive (vgl. WA II, 4, 291). Eine besonders intensive Beschäftigung mit Meteorologie setzte 1815 ein, als Goe-
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the von Carl August die Oberaufsicht über die „Meteorologischen Anstalten“ übertragen bekommen hatte. 20,23–24 was du mir dagegen an Gold oder Silber geben willst] Goethes Honorar konnte nicht ermittelt werden. Ein Vertrag ist nicht überliefert. 20,26 da so viel hinaus geleitet wird] Gemeint sind hier wohl die hohen Ausgaben für die Italienreise sowie die Kosten, die durch die Anschaffung von Kunstgegenständen und durch Post- und Frachtgelder entstanden waren. Trotz Goethes Gehalt, eines zusätzlichen finanziellen Zuschusses durch die herzogliche Kammer sowie des Honorars für die bei Göschen erscheinenden „Schriften“ überstiegen die Kosten der Reise die Einnahmen erheblich (vgl. dazu den Abdruck der „Haushaltsrechnung während Goethes Abwesenheit in Italien. Geführt von Philipp Seidel“ sowie „Goethes Konto für seine Italienreise. Geführt von Johann Jakob Heinrich Paulsen, in: GB 7 II, 583–591; zu den nach dem Italienaufenthalt erworbenen Kunstwerken vgl. u.a. die Briefe an Johann Friedrich Reiffenstein [Nr 1] und Christoph Heinrich Kniep [Nr 2, Nr 87]).
18. An Charlotte von Stein
〈Weimar〉, 31. August 1788 → 〈Kochberg〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 119. – 1 Bl. 20,1 × 23,5(–23,7) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „98.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1788, Nr 4), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 12. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 307 f. WA IV 9 (1891), 13 f., Nr 2669. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 24. und 31. August 1788 (vgl. zu 21,4–5). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 21,1 mein letzter Brief] Goethes Brief vom 24. August (Nr 16). 21,2 es wird sich alles geben und auflösen] Wohl mit Bezug auf die Schlusspassage des Briefes, wo Goethe einen möglichen Rückzug in eine nicht näher bezeichnete Einsamkeit thematisiert hatte (vgl. 19,20–22). 21,4–5 schwerlich zu dir kommen kann] Offenbar eine Reaktion auf eine in Charlotte von Steins nicht überliefertem Bezugsbrief ausgesprochene Besuchseinladung. Goethe reiste schließlich am 5. September zusammen mit Caroline Herder, Sophie von Schardt und Friedrich von Stein nach Kochberg. Die Wiederbegegnung
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verlief aber enttäuschend: „Den 5. früh 6 uhr fuhren wir ab. Goethe, die kl. Schardt, ich u. Fritz. 〈…〉 Um halb 11 uhr hatten wir den stoßigen Weg geendigt. Lotte Lengefeld kam zuerst, uns zu empfangen, denn die Fr. von Stein, die uns alle freundlich empfing, doch ihn ohne Herz. Das verstimmte ihn, den ganzen Tag. Wir sahen Zeichnungen die er mitgebracht. Nachmittag schlief er, u. Abends las ich ihr Stellen aus Deinen Briefen vor. 〈…〉 Der andre Tag war in Allem diesem gleich, nur daß Goethe einiges vorlas das er in den Merkur geben will.“ (Caroline Herder an Herder, 11. und 12. September 1789; Herder, Italienische Reise, 106 f.) Am 7. September besuchte die Gesellschaft mit Charlotte von Stein die lengefeldsche Familie im nahe gelegenen Rudolstadt, wo es zur ersten persönlichen Begegnung Goethes mit Schiller kam (vgl. ebd., 107). Am 8. September kehrte Goethe mit seiner Begleitung über Jena nach Weimar zurück (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 38.) 21,5 Die Witterung] Schon für den 28. August, Goethes Geburtstag, vermerkt Knebel in seinem Tagebuch „Etwas Regen“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 37) und am 30. August spricht er von „unangenehmer Witterung“ und „Regen“ (ebd.). Erst am 4. September kam es zu einer Wetterbesserung: „Starker Nebel Morgens. Nachher heiter u. schön.“ (Ebd., Bl. 38.) 21,6 meinen Stübchen] Wahrscheinlich die größere Stube im Hinterhaus von Goethes Wohnung am Frauenplan, die vor allem als Arbeitszimmer benutzt wurde und in die Goethe im Spätsommer 1785 einen Kamin hatte einbauen lassen (vgl. GB 6 II, zu 85,20). 21,8 Deiner Schwester fällt der Tod ihres Mannes sehr empfindlich] Carl von Imhoff, der aus Franken stammende Ehemann von Charlotte von Steins jüngerer Schwester Louise, war im Alter von 54 Jahren am 12. August 1788 in München an einem Lungenleiden gestorben (vgl. Franz Kobell an Knebel, 26. August 1788; Düntzer, Knebels Nachlaß 1, 137 f.). Das seit 1775 verheiratete Paar hatte sich Ende 1785 mit Hilfe einer kleinen Pension von Herzog Carl August in Weimar niedergelassen (vgl. GB 6 II, zu 84,20 und zu 84,21). Carl von Imhoff hatte Weimar im Sommer 1787 wieder verlassen (vgl. Knebel, Tgb. [19. Juli] 1787, Bl. 30), nachdem er wahrscheinlich eine größere Geldsumme von Warren Hastings, dem neuen Ehemann von Imhoffs früherer Frau Marianne, erhalten hatte (vgl. dazu auch GB 6 II, zu 3,12). Er kehrte in seine fränkische Heimat zurück, wo er sich zuletzt in Nürnberg aufhielt, um schließlich im Juni 1788 zu einer Wasserkur nach München zu gehen (vgl. Herder an Caroline Herder, 13. und 14. August 1788; HB 6, 27; Franz Kobell an Knebel, 8. Juli 1788; Düntzer, Knebels Nachlaß 1, 137). Durch sein teilweise extravagantes Auftreten hatte er mittlerweile einen recht zweifelhaften Ruf. Seine Ehe stand vor der Scheidung (vgl. Henriette von Knebel an Knebel, 4. November 1787; K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 67 f.). Herder berichtete am 13. August aus Nürnberg nach Weimar vom Versuch Imhoffs, sich in München erneut in die Gunst der nach Italien reisenden Herzoginmutter Anna Amalia zu setzen: „Imhof〈f〉 hat sich hier wie in Weimar aufge-
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führt, seiner Frau dasselbe laut nachgesagt, was er dort nur verstohlen vorbrachte u. 〈so〉 f〈ort〉. Er ist jetzt in München, wohin er mit einem Portrait der Herzogin-Mutter ihr entgegengereiset ist, aber nach einer gestrigen Nachricht meines Wirths elend an der Wassersucht liegen soll. –“ (HB 6, 27.) Nach der am folgenden Tag eingetroffenen Todesnachricht setzt Herder fort: „〈…〉 man spricht von ihm, da man seine alte Wirthschaft mit zwei Mohren und zwölf Bedienten, seinen unsinnigen Bau etc. kennet, als von einem, mit dem es sich hinunter geneigt habe. – Mir scheints ordentlich, daß er seinen Tod unter fremden Leuten gesucht hat. – Es ist für ihn und für Frau und Kinder gut, daß seine Scene geendigt ist.“ (Ebd.) Offensichtlich musste die Witwe auch die Eröffnung des imhoffschen Testaments fürchten, da sogar Schuldbelastungen nicht auszuschließen waren: „Grüße 〈…〉 die Fr〈au〉 von Imhof〈f〉“, schrieb Herder am 24. August aus Augsburg, „der ich ein gutes Testament ihres elenden, gnug gestraften Mannes wünsche. (Denke nur, er ist zuletzt ganz herabgesunken, u. wie man sagt in einer Mönchskutte begraben worden. 〈…〉)“ (Herder an Caroline Herder, 23. und 24. August 1788; HB 9, 414; vgl. auch Knebel an Henriette von Knebel, 2. September 1788; K. L. v. KnebelH. v. Knebel, 84). 21,10 Den Herzogs Fuß geht sehr viel besser] Vgl. zu 18,3. 21,10–11 er wird die Cur nicht ganz auswarten] Vgl. zu 19,7–8. 21,13–14 Briefe die ich auf der Reise an dich geschrieben] Vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 1. Goethe erhielt die Briefe zurück. Wann dies geschah, ist nicht bekannt. 21,15–16 nach und nach etwas daraus zusammen schreiben] Goethe benutzte die Briefe später hauptsächlich als Basis für seine Erinnerungen an die italienische Reise in dem autobiographischen Buch „Aus meinem Leben“, mit dessen Niederschrift er um 1813 begann und das in drei Bänden 1816/17 und 1829 erschien (IR I–III). 21,16 Wiel.] Wieland. 21,16 in den Merckur geben] In der zweiten Augusthälfte hatte Goethe Wieland als dem Herausgeber der Literaturzeitschrift „Der Teutsche Merkur“ angeboten, ab September eine Folge kleiner Aufsätze mit Berichten von seiner Italienreise zu veröffentlichen (vgl. zu 20,9–10). 21,20–21 sehr schöne Muse in einen Sardonix geschnitten erhalten] Aus Rom hatte Goethe über Johann Friedrich Reiffenstein einen geschnittenen Stein, ein rotbraunes eingefasstes Sardonyx-Intaglio mit einem Bild der Melpomene, der Muse der tragischen Dichtung und des Trauergesangs, erhalten. Reiffenstein hatte ihn um den 20. Juli absenden lassen: „Vor 8 Tagen spedierte derselbe ein Kästchen an Ew. Hochwohlgeb. mit Zwey Kupfer Platten von HL Lips und die bewuste Melpomene in einem Siegelringe welches wohl entweder schon angekommen oder doch nahe vor Weimar seyn muß 〈…〉“ (Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 55; vgl. auch Femmel/Heres, 144). Der Stein befindet sich in den
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Kunstsammlungen Goethes im GNM Weimar (Sign.: Sch. 34.F 10; Beschreibung in: Femmel/Heres, 69 f. und Abb. 44). 21,21 Fritz] Friedrich von Stein (vgl. zu 14,14). 21,21 davon geschrieben] Ein solcher Brief ist nicht überliefert. 21,22 artig] Hier im Sinne von ‚angenehm‘, ‚Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 21,22 Stein] Charlottes Ehemann, der herzogliche Oberstallmeister Ernst Josias von Stein, hielt sich ebenfalls in Kochberg auf (vgl. zu 14,14–15).
19. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 30. August und 1. September 1788〉 → 〈Jena〉 DATIERUN G
Datierung nach dem Inhalt (vgl. zu 21,25–26; zu 22,4) und nach den Tagebucheinträgen Knebels: „Nachmittags in Rudolstadt.“ und „Nachmittags 6. Uhr in Jena. 〈…〉 Briefe von Henrietten, von der Herdern, Göthe pp.“ (Knebel, Tgb. [30. August und 1. September] 1788, Bl. 37.) Vgl. auch die Datierung auf der Handschrift von fremder Hd. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 11,8 × 19,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links von fremder Hd, Tinte: „30 August“, daneben oben rechts von fremder Hd, Tinte: „An Knebel. / No 29.“ E: Goethe-Knebel 1 (1851), 102, Nr 98 (Datierung: 30. August 1791?). WA IV 9 (1891), 12 f., Nr 2668 (nach E; Textkorrekturen nach H in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 216). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels wahrscheinlich vom 28. August 1788 (vgl. zu 21,25). – Knebels Antwort, vermutlich vom 1. oder 2. September 1788, ist nicht überliefert (vgl. zu 24,1). Über das Verhältnis Goethes zu Carl Ludwig von Knebel (1744–1834) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 28. Dezember 1774 (GB 2 II, Nr 175) sowie die entsprechenden Erläuterungen in den Folgebänden. – Seit Goethes Ankunft in Weimar Ende 1775 gehörte Knebel zu dessen engstem Freundeskreis, war Vertrauter in persönlichen Angelegenheiten und erster Kritiker der literarischen und naturkundlichen Arbeiten. Ihr steter Austausch über die Erlebnisse, Stimmungen und Gedanken sowie die geistige Beschäftigung des anderen vollzog sich im persönlichen Gespräch wie auch in der kontinuierlich geführten Korrespondenz. Aus dem zwei-
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einhalbjährigen Zeitraum des vorliegenden Bandes sind 21 Briefe Goethes an Knebel überliefert, ein weiterer lässt sich erschließen (EB 323). Von Knebels Briefen, der in der Regel immer auf Goethes Schreiben zu antworten pflegte, haben sich keine erhalten. Am intensivsten und vielfältigsten wurde ihre Korrespondenz, wenn sie sich nicht gemeinsam in Weimar aufhielten, Knebel sich etwa in seine Wohnung nach Jena zurückzog oder sich in Ansbach bei seiner Familie aufhielt, desgleichen, wenn Goethe auf Reisen war, etwa um die Herzoginmutter Anna Amalia aus Italien abzuholen oder das Bergwerk in Ilmenau zu inspizieren. Allerdings wäre es Anfang 1789 fast zu einem Bruch gekommen, als Goethe in seinem Beitrag „Naturlehre“ im Februar-Heft 1789 des „Teutschen Merkur“ gegen privat mitgeteilte Überlegungen Knebels über die Grundprinzipien allgemeiner Naturerkenntnis polemisierte. Knebel fühlte sich bloßgestellt und tief verletzt (vgl. Nr 74). Nur dem besonnenen Eingreifen von Karl Philipp Moritz war es zu verdanken, dass sie sich wieder versöhnten (vgl. Nr 79). Ob sich der Ende 1789 gereifte Entschluss Knebels, das Herzogtum zu verlassen, auch mit dem vorausgegangenen Konflikt begründen lässt, kann nur vermutet werden (vgl. Nr 153). Knebel sah sich wohl auch in der Gunst des Herzogs hinter Goethe zurückgesetzt. Im Frühjahr 1790 zog Knebel nach Ansbach, kehrte aber gut ein Jahr später nach Weimar zurück, nicht zuletzt auf Betreiben Goethes. Ihr Verhältnis gestaltete sich danach wieder gewohnt vertraut. 21,25 deinen Brief] Wahrscheinlich ein Schreiben mit Geburtstagsglückwünschen Knebels aus Jena vom 28. August, das per Boten, möglicherweise durch den nach Weimar gehenden Sir Williams, überbracht wurde (vgl. die folgende Erläuterung). 21,25–26 Stille Feyer meines Geburtstags] Näheres dazu ist nicht bekannt. Knebel war erst am 26. August aus Weimar nach Jena zurückgekehrt. Sein Tagebucheintrag für den 28. August lautet: „Göthes Geburtstag. Morgens nach Lobeda geritten. Mittags die beyden Engländer Sir Williams u. Mr. Owen hier. Ersterer geht zurück nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 37.) 21,26 Wir haben daran getanzt biß nach Mitternacht.] Über die Feierlichkeiten an Goethes 39. Geburtstag ist Näheres nicht bekannt. 21,27 Augurii] Genitiv Singular von lat. augurium: Vorzeichen, Weissagung. 22,1 Fahre wohl einmal wieder in die Berge.] Nach seiner Rückkehr aus Italien reiste Goethe vom 24. bis 27. September 1788 das erste Mal wieder nach Ilmenau im Thüringer Wald. 22,1–2 Vulkanischen Sachen angekommen] Bereits mit einem Brief vom 20. August 1788 hatte das Fuhrunternehmen der Gebrüder Richter in Leipzig Goethe mitgeteilt, dass es „Eine Kiste mit Mineralien“ für ihn von der Firma „Schramm & Kerstens in Hamburg“ erhalten habe (H: GSA 28/1041, Bl. 74; vgl. auch LA II 7, 403). Wahrscheinlich befanden sich darin die „Vulkanische〈n〉 Produkte aus der Nachbarschaft von Rom“, die „Vulkanischen Produkte von dem Vesuv“, die „Vulkanische〈n〉 Produkte von Ischia“ sowie die „Sicilianischen Stein-
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arten“, die Goethe später in seinem „Verzeichniß verschiedener Gebürgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiänischen Reise 1786, 87, und 88 gesammelt“ inventarisiert hat (vgl. LA II 7, 186–191). 22,3 eine Schwerspat Druse] Der Stein lässt sich nicht mehr mit Sicherheit identifizieren (vgl. die vorhergehende Erläuterung). – Schwerspat: Baryt (BASO4), gipsähnliche Gesteinsart mit einem höheren spezifischen Gewicht als Gips (d = 4,5 statt 2,3). – Druse: Gesteinshohlraum, der mit Kristallansammlungen gefüllt ist. 22,4 die Wunde bessert sich] Herzog Carl August litt an einer entzündeten Zehe (vgl. zu 18,3; zu 19,7–8).
20. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. September 1788 → 〈Mailand〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 2. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Bleistift: „N. 1.“ – In einem gebundenen Konvolut mit grauem Papiereinband im Format 22,3 × 36,5 cm, 26 Bl.; auf dem vorderen Deckel gedrucktes Etikett mit großherzoglichem Wappen und der Bezeichnung: „Grossherzoglich Sächs. Hausarchiv.“ E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 85 f., Nr 33. WA IV 9 (1891), 16, Nr 2671. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Goethes Brief kreuzte sich mit dem der Herzogin vom 3. September 1788 aus Verona (vgl. RA 1, 133 f., Nr 294). Anna Amalia (1739–1807) wurde als fünftes Kind von Herzog Carl I. von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel und seiner Ehefrau Philippine Charlotte geb. Prinzessin von Preußen (einer Schwester des preußischen Königs Friedrich II.), in Wolfenbüttel geboren. Besonderen Wert legten die Eltern auf die religiöse Erziehung ihrer Tochter. Mit 16 Jahren wurde Anna Amalia am 16. März 1756 mit Herzog Ernst August II. Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach vermählt. Am 3. September 1757 gebar sie ihren Sohn Carl August, nach dem frühen Tod ihres Ehemanns (am 28. Mai 1758) brachte sie am 8. September 1758 ihren zweiten Sohn Friedrich Ferdinand Constantin zur Welt. Von 1758 bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Carl August im Jahr 1775 führte Anna Amalia die Regierungsgeschäfte im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach. Die Zeiten waren schwierig. Der Siebenjährige Krieg zog auch Weimar in
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Mitleidenschaft. Anna Amalias Reformbemühungen im Justiz- und Polizeiwesen hatten, auch weil sie immer wieder auf den Widerstand des Geheimen Consiliums stieß, an dessen Spitze jahrelang der ihr nicht genehme Heinrich Graf zu Bünau stand, nicht den gewünschten Erfolg. Die Staatsfinanzen waren (nicht zuletzt wegen einer recht aufwändigen Hofhaltung) am Ende ihrer Regentschaft ziemlich zerrüttet. Dass 1774 das Stadtschloss durch Brand vernichtet wurde, traf sie besonders schmerzlich, auch deshalb, weil damit das von ihr geförderte Theater (mit zunächst Heinrich Gottfried Koch, dann Abel Seyler als Leitern), zu dem die Bürger der Stadt Zutritt hatten, seinen Spielort verlor. Anna Amalias bleibende Verdienste sind in ihrer intensiven Pflege der Künste und Wissenschaften zu sehen. Sie förderte nachhaltig die Universität Jena und schuf den Raum für eine neue Herzogliche Bibliothek im so genannten Grünen Schloss; sie warb erfolgreich um Dichter und Schriftsteller (Johann Carl August Musäus, später Christoph Martin Wieland und Carl Ludwig von Knebel), ebenso um Musiker (Ernst Wilhelm Wolf, Georg Anton Benda) und Maler (Johann Ehrenfried Schumann, später Johann Ernst Heinsius), um Stadt und Herzogtum zu einem Zentrum der Kultur in Deutschland zu machen. Für die Erziehung ihrer Söhne bot sich schon bald nach dem Tod ihres Gemahls Johann Eustach Graf von Schlitz, genannt Görtz, an. Carl August wurde ihm an seinem 4. Geburtstag als Zögling zugewiesen. Weitere Erzieher folgten; ihre Anstellungen waren oft problematisch, weil das Geheime Consilium und Görtz mit Bedenken gegen die Wünsche der Herzogin opponierten. 1772 berief Anna Amalia Christoph Martin Wieland, der seit 1769 Philosophie an der Erfurter Universität lehrte, als Erzieher ihrer Söhne nach Weimar (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIA, Nr 84). Mit Wieland gewann Weimar einen der drei angesehensten deutschen Dichter der Zeit (neben Klopstock und Lessing) als Repräsentanten des Kulturlebens der Stadt – drei Jahre bevor Goethe, nun schon von Carl August berufen, hinzukam, vier Jahre vor Herders Annahme eines Rufs nach Weimar (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIA, Nr 6). Nachdem Anna Amalia 1775 die Regentschaft an ihren Sohn Carl August übergeben hatte, zog sie sich aus der Politik zurück, pflegte aber den Umgang mit den das kulturelle Leben der Stadt bestimmenden Künstlerpersönlichkeiten weiter intensiv, hielt Hof in ihrem Weimarer Wittumspalais, in ihrer Ettersburger und seit 1781 in ihrer Tiefurter Sommerresidenz. 1781 rief sie das „Journal von Tiefurth“ ins Leben, eine handschriftlich verbreitete Zeitschrift für ihren engsten Freundeskreis, zu deren Beiträgern auch Wieland, Goethe und Herder gehörten. Die Zeitschrift erschien in unregelmäßigen Abständen bis Mitte 1784. Im August 1788 machte sich Anna Amalia auf den Weg nach Italien. Rom und Neapel waren ihre wichtigsten Stationen. Im Mai 1790 traf sie in Venedig mit Goethe zusammen, der sie auf ihrer Rückreise nach Weimar begleitete. Am Todestag Anna Amalias, dem 10. April 1807, notierte Goethe in sein Tagebuch: Starb Durchlaucht die Herzoginn Mutter. (GT III 1, 304.) In den
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folgenden Tagen schrieb er den Nachruf auf sie, der zur Verlesung auf den Kanzeln bestimmt war: „Zum feierlichen Andenken der Durchlauchtigsten Fürstin und Frau Anna Amalia, verwittweten Herzogin zu Sachsen-Weimar und Eisenach, gebornen Herzogin von Braunschweig und Lüneburg.“ (WA I 36, 301–310.) Über Goethes Verhältnis zu Anna Amalia vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief an sie (und sechs weitere Personen) vom 19. Januar 1780 (GB 4 II). Von den Briefen Goethes, die er auf seiner italienischen Reise (1786–1788) an die Herzogin schrieb, ist keiner überliefert; immerhin konnten 12 erschlossen werden (vgl. GB 7 I, EB 5, 62, 76, 83, 91, 100, 107, 116, 130, 138, 162 und 189). – Der vorliegende Band enthält zehn Briefe Goethes an Anna Amalia aus der Zeit ihrer Italienreise (1788–1790). In ihnen berichtet Goethe von Ereignissen in Weimar, bekundet Anteil an dem, was die Herzogin in Italien erlebt, und bittet immer wieder, sie möge für Weimar – d.h. in erster Linie für Goethe – bestimmte literarische Werke, auch Kupfer, Pasten und Mineralien besorgen. Auch macht Goethe Vorschläge, wie die Herzogin dazu beitragen könne, die Berufung Herders nach Göttingen (vgl. zu 106,10) abzuwehren. Ein weiterer Brief nach der Rückkehr der Herzogin nach Weimar hat sich ebenfalls erhalten (Nr 209). Zwei Briefe konnten erschlossen werden (EB 281 und EB 347). Von Anna Amalias Briefen an Goethe sind aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes nur fünf überliefert. 22,8–9 in Mayland anlangen] Anna Amalia war zu ihrer Italienreise in Begleitung ihrer Hofdame Louise von Göchhausen, ihres Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel, des Komponisten Philipp Christoph Kayser u.a. am 15. August 1788 aufgebrochen. Sie erreichte Mailand am 7. September und hielt sich dort bis zum 13. September auf. Ihr Brief an Goethe vom 3. September aus Verona beginnt: „Jetz befinde ich mich an der Pforte des so sehnlich von mir gewünschten Landes. Verona habe ich gestern Abend mit Gesundheit u heitern Seele erreicht. Alles ist bis hieher glücklich gegangen; außer das was Sie schon vieleicht wißen werden, Kayser uns in Bolzano verlaßen hat.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 106; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 86.) Über die Trennung Kaysers von der Reisegesellschaft vgl. zu 17,2–3; zu 28,11; zu 28,21 und die einleitende Erläuterung zu Nr 49. 22,10 im Geiste nachgefolgt] Über Goethes anhaltende Sehnsucht nach Italien vgl. u.a. zu 32,17–18; zu 32,19; zu 47,21; zu 74,6. 22,15 Des Herzogs Fuß beßert sich] Vgl. zu 18,3. Der Herzog hatte, wie er am 24. September an seine Mutter schrieb, einen „Nagelschaden am Fusse“ (Carl August-Anna Amalia, 77). Goethe hatte schon am 12. August im Brief an Charlotte von Stein mitgeteilt: der Herzog hat einen bösen Fuß (18,3), und am 24. August ist im Brief an Charlotte von Stein (Nr 16) noch einmal von diesem Leiden die Rede. 22,15–16 ins sächsische Lager] Herzog Carl August verließ am 8. September Weimar und reiste nach Dresden (vgl. zu 18,4–5).
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22,16 ich arbeite ganz leise fort] Am 8. Band seiner „Schriften“ (vgl. zu 25,19; zu 25,4–5). 22,17 die Fraülein] „Fräulein, n. und f., das genus in adj. und pronom. schwankend, doch so dasz allmälich f. überwiegt.“ (Grimm 4 I, 53.) Die Diminutivform von ‚Frau‘ wurde von Goethe in der Regel mit weiblichem Artikel gebraucht. – Gemeint ist Louise von Göchhausen. 22,18 daß sie mir schreibe] Louise von Göchhausen schrieb an Goethe am 1. November, dann wieder am 22. November 1788 aus Rom (Harnack, Nachgeschichte, 93–95, Nr 39 und 104 f., Nr 43; vgl. RA 1, 130 f., Nr 306 und 139 f., Nr 314). Während der Reise führte die Hofdame Anna Amalias ein ausführliches Tagebuch.
21. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 1. September 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 18,9(–19,1) × 23,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Vs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 1. S e p t b r : 788. / G o e t h e / empfL d. 3.do“. E: WA IV 18 (1895), 28 f., Nr 2671a (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 27. Juli 1788 (vgl. RA 1, 125, Nr 269). – Göschen antwortete am 29. September 1788 (vgl. RA 1, 134, Nr 299). 23,1 Vasen] Geschenk Göschens für Goethe, das er in seinem Brief vom 27. Juli 1788 ankündigte: „Die Güte mit welcher Ew HochwohlgebL den Ausdruck meiner Empfindungen bisher immer aufgenommen haben wird es mir erlauben daß ich Ihnen meine Freude und meinen herzlichen Glückwunsch über Ihre glückliche Zurückkunft in unserm Vaterlande an den Tag lege. Darf ich bitten so haben Sie die Güte 2 Vasen von Wedgwood; die ich aus England erhalten habe, als ein Ausdruck dieser meiner frohen Empfindung und der innigsten Verehrung, welche Ihnen in diesen Tagen werden überbracht werden, aufzunehmen und einen Platz in Ihrer Wohnung zu schenken.“ (H: GSA 30/297, Bl. 58; vgl. auch QuZ 1, 144.) Die Vasen lassen sich nicht mehr mit Sicherheit identifizieren. Möglicherweise handelt es sich um zwei kleine schwarzgraue Wedgwood-Enghalskeramikvasen (12,8 cm), verziert mit weißen Reliefornamenten, die in den Kunstsammlungen der Klassik Stiftung Weimar überliefert sind (KSW, Museen, Inv.-Nr KKg/00508/001 und 002).
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23,3 Der achte Band ist meist beysammen] Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 18,10). 23,3–4 laße ihn nochmal abschreiben] Die Abschriften der Texte als Druckvorlagen für Band 8 der „Schriften“ wurden wie bisher durch den Schreiber Christian Georg Carl Vogel vorgenommen. Am 9. August hatte er einen ersten Teil geliefert: „Einen Thaler, pro mundo einiger theatralischer Stücke, für des Herrn Geheimen Raths v. Goethe HochwohlgebL: als: d a s P u p p e n s p i e l , d e s K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n , d a s J a h r m a r c k t s f e s t nebst e i n i g e n andern G e d i c h t e n , inclusif. Papier, habe baar bezahlt erhalten 〈…〉“ (GR/Belege 1788, 2, Bl. 30). Am 13. September quittierte Vogel die Bezahlung für „21. Bogen Mund: erster Sammlung vermischter Gedichte“ (GR/Belege 1788, 3, Bl. 6) und schließlich am 18. Oktober für „28. Bogen mund: und 3 gL. für Papier als die Zweite Sammlung vermischter Gedichte des Herrn Geheimenraths von Goethe HochwohlgebL:“ (GR/Belege 1788, 5, Bl. 17). Die Druckmanuskripte sind nicht überliefert. 23,4 gehe ihn durch] Goethe nahm an den Texten noch Korrekturen vor und schickte sie dann in vier Sendungen am 24. September (vgl. zu 37,6), 9. und 24. Oktober (vgl. zu 41,14; zu 44,9) sowie am 8. Dezember 1788 (vgl. zu 69,18) zum Druck an Göschen. 23,4–5 An dem Titelkupfer wie an der Vignette wird in Rom gearbeitet] Goethe hatte mit dem Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips offensichtlich noch in Rom Absprachen für die Herstellung der Kupferstiche der Bände 6 bis 8 getroffen (vgl. zu 8,16–17). Die Vorlage für das Titelkupfer zu Band 8 zeichnete Angelika Kauffmann, die Goethe ebenfalls in Rom kennen gelernt hatte. In ihrem Brief vom 23. Juli 1788 teilte sie Goethe mit, die Zeichnung fertig gestellt und „vor ein par tagen 〈…〉 dem Herr Lips“ (Kauffmann, Briefe, 110) für den Kupferstich übergeben zu haben. Es handelt sich um das idyllische Motiv einer auf einem Postament stehenden Goethe-Büste (von Trippel), die inmitten einer Parklandschaft von Amor sowie der tragischen und der heiteren Muse umgeben ist. Lips hatte mit der Arbeit an der Radierung im August begonnen und sie wahrscheinlich Anfang September vollendet. In seinem Brief vom 30. August 1788 schreibt er: „Kürzlich bin ich ein paar Wochen in Tivoli gewesen 〈…〉. Um nicht daselbs müßig zu seyn, habe ich das Titelkupfer zu Ihrem 8ten Band nach der Zeichnung der Mad: Angelika radirt, welches in ein paar Tagen fertig seyn wird.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 104.) Die Radierung der Titelvignette schuf Lips ebenfalls nach einer Vorlage von Angelika Kauffmann. Sie zeigt eine weibliche Gestalt an ein Postament gelehnt, wahrscheinlich ebenfalls eine Muse, mit einer Keule in der rechten Hand. Lips konnte sie erst in den Tagen unmittelbar vor dem 20. September stechen, an dem er beide Platten an Goethe sandte: „Auch ohne Ihren erhaltnen Brief würden heute die zwey Kupfer-Täfelgen an Sie abgegangen seyn 〈…〉. Das größere war 〈…〉 schon vor einiger Zeit fertig; allein mit der Vignette mußte ich auf die
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Zeichnung von der Mad: Ang: warten, die ich erst diese Woche erhielte, und also auch sogleich radirt worden ist.“ (Lips an Goethe, 20. September 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 111.) 23,5 wenn wir sie nur zeitig erhalten] Göschen hatte in seinem Bezugsbrief auf Goethes Ankündigung, die Druckmanuskripte für die Bände 6 und 8 der Gesamtausgabe nicht bis zur Michaelismesse liefern zu können (vgl. zu 8,7–9), erleichtert reagiert: „Daher wag ich die Bitte, 〈…〉 Ew HochwohlgebL geben mir noch vor der Meße nur den 8ten Band, damit solcher etwa im December versand werden kann“ (Göschen an Goethe, 27. Juli 1788; H: GSA 30/297, Bl. 59; vgl. auch QuZ 1, 144 f.). Durch Angelika Kauffmanns Brief vom 23. Juli 1788 aus Rom erhielt Goethe um den 9. August die Nachricht, dass Lips verspreche, „auf das lengste in 6 wochen das Kupfer fertig zu haben.“ (Kauffmann, Briefe, 110.) Dies wäre etwa Anfang/Mitte September gewesen und nur wenige Wochen vor der am 5. Oktober beginnenden Michaelismesse. Lips schickte die Kupferstichplatten erst am 20. September nach Weimar (vgl. die vorhergehende Erläuterung), wo sie offensichtlich am 6. Oktober 1788 eintrafen, wie Caroline Herder noch am selben Tag ihrem Mann nach Rom schrieb: „Bald nachher ließ mir Goethe sagen daß er Briefe aus Rom hätte, Du seist da. Auch schickte er das Bild u. Vignette zum 8t. Band 〈…〉“ (Herder, Italienische Reise, 148). 23,5–6 Ich will die Platten auf der reitenden Post kommen laßen.] Eine solche Eilzustellung wurde nicht nötig, da Göschen angesichts der insgesamt knappen Zeit bis zur Michaelismesse Goethe schon am 3. September über Bertuch mitteilen ließ, „daß er nur vors erste 3 bis 4 Bogen mit der nächsten Post, so ihm möglich ist, sendet, und dann successive nachschickt. Zur Meße könnte der Band dann zwar nicht fertig werden allein wahrend der Meße kann fortgedruckt werden und so im November der 8te Band noch erscheinen 〈…〉“ (H: GSA 06/627, Bl. 35; vgl. auch QuZ 1, 147). Goethe sandte die Platten zusammen mit der Druckvorlage für die erste Sammlung der Gedichte in Band 8 am 9. Oktober nach Leipzig (vgl. 42,1–2). 23,6–7 Schreiben Sie mir den letzten Termin 〈…〉 Manuscript haben müßen.] Dies geschah mit Göschens Brief an Bertuch vom 3. September 1788 (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Goethe begann mit der Übersendung der Druckvorlagen am 24. September. Weitere Lieferungen erfolgten am 9. und 24. Oktober sowie am 8. Dezember 1788 (vgl. zu 23,4). Die Drucklegung war erst Mitte Februar 1789 abgeschlossen. Der Band erschien offiziell zur Ostermesse Anfang Mai 1789 (vgl. zu 73,5–6). 23,8–9 Die kleinen Zeichnungen von Hl. Rath Krause 〈…〉 werden können.] Antwort Goethes auf eine Anfrage Göschens in seinem Bezugsbrief vom 27. Juli 1788: „Herr Rath Kraus hat mir ein Paar Zeichnung gegeben um Sie um die Erlaubnis zu fragen, ob solche als Verzierungen angebracht werden könnten“ (H: GSA 30/297, Bl. 59; vgl. auch QuZ 1, 145). Über die Zeichnungen von
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Kraus ist Näheres nicht bekannt. – Der Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar, der Maler und Kupferstecher Georg Melchior Kraus, hatte sich schon Anfang 1788, wahrscheinlich vermittelt von Bertuch, der mit ihm gemeinsam seit 1786 das „Journal des Luxus und der Moden“ herausgab, mit einem Kupferstich nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann (vgl. GB 7 II, zu 251,22–23) für die weitere Illustration von „Goethe’s Schriften“ bei Göschen angeboten. Bereits am 19. Januar 1788 schrieb dieser an Bertuch: „Die Platte unsres Freundes Kraus konnten wir auch zur holl Ausgabe gebrauchen. Was meynen Sie. Es würde dieses ein Vorzug für dieselbe seyn.“ (H: GSA 06/627, Bl. 14; vgl. auch QuZ 1, 122.) Die Kupferstiche für Band 5, der zur Ostermesse im April 1788 erschienen war, wurden jedoch von Johann Heinrich Lips gefertigt, der von Goethe in Rom auch die Zusage für die Titelkupfer der nächsten Bände erhalten hatte (vgl. zu 23,4–5). 23,12–13 Verzeichniß schicken wie ich die Abgabe der Exemplare künftig erwarte] Goethe schickte das entsprechende Verzeichnis erst nach der vollständigen Übergabe des Druckmanuskripts (vgl. zu 69,18) am 27. Dezember 1788 (vgl. 73,15–22). 23,13–15 Das letztemal ist 〈…〉 allerley versehen worden.] Vgl. zu 7,22–8,1. 23,15 Die Exempl. die ich zurückgebe hat Hl Rath Bertuch.] Vgl. zu 8,4. 23,16–18 Ein junger Mann 〈…〉 Verleger zu finden.] Der aus Weimar stammende 26-jährige Christian August Vulpius hielt sich seit spätestens Juni 1788 in Nürnberg auf, wo er, allerdings zu sehr schlechten Konditionen, eine Anstellung als Privatsekretär des Grafen Friedrich Julius Heinrich von Soden gefunden hatte (vgl. zu 26,21). Vulpius’ eigentliche Neigung galt der Schriftstellerei. Seit 1782 schrieb und veröffentlichte er in rascher Folge Gedichte, Epen, Erzählungen, Romane, Lustspiele und Dramen (vgl. Vulpius- Schriftenverzeichnis, 41–45). Zuletzt hatte er sich offenbar auch als Librettist dem Genre der Operette zugewandt. Goethe war wahrscheinlich von Vulpius’ Schwester Christiane, seiner späteren Lebensgefährtin und Frau, darum gebeten worden, ihrem Bruder bei der Suche nach einem Verlag behilflich zu sein. Göschen lehnte eine Veröffentlichung der Operetten ab, gab aber eine Empfehlung für einen anderen Verleger: „Es thut mir sehr leid daß ich Herrn Vulpius Operetten nicht selbst verlegen darf. Ich muß wegen meiner Situation in Rücksicht meines Verlages zu behutsam seyn. Was das Publikum nicht haben muß, das bleibt bey mir liegen 〈…〉. Ich habe es zu oft vergeblich gesucht, meinen Collegen ein gutes Mspt zu empfehlen. Sie haben immer die Frage im Sinn: warum druckt er es nicht selbst? Deswegen mag ich Herrn Vulpius nicht durch meine Vermittlung schaden. Das Mspt würde von Hand in Hand vergeblich gehen. Ich glaube daß Herr Walther von Waltershausen, welcher hier eine Buchhandlung formirt und gern mit Weimar in Connexion will, es zuerst annehmen würde, wenn Herr Vulpius an ihn schriebe.“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788;
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H: GSA 30/297, Bl. 60.) Drei von Vulpius’ Operetten erschienen schließlich 1789 und 1790 im Verlag von Johann Andreas Lübeks Erben (Bayreuth und Leipzig), zwei, „Der Schleier“ (1789) und „Elisinde“ (1790), in Einzeldrucken, „Bella und Fernando, oder die Satire“ in dem Sammelband „Operetten von C. A. Vulpius. Erstes Bändchen“ (1790). Die Operette „Der Schleier“ hatte der Weimarer Hofkapellmeister Ernst Wilhelm Wolf vertont (vgl. Vulpius-Bibliographie, 80). Vor allem in den 1790er Jahren folgte noch eine Vielzahl von Librettobearbeitungen zu Opern, Singspielen und Operetten u.a. von Paisiello, Cimarosa, Salieri, Dittersdorf und Mozart meist für die Weimarer Bühne (vgl. ebd. 80–82, 85 f., 88–90 und 122–126 und Vulpius-Schriftenverzeichnis, 43–54). 23,20–21 schreiben Sie mir wann das Mspt ankommen muß] Vgl. zu 23,6–7. 23,22 Ihrer Gattinn] Göschen hatte am 13. Mai 1788 Henriette Heun aus Torgau geheiratet (vgl. Goschen 1, 207–228).
22. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 2. September 1788 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 97–98. – Doppelblatt 19(–19,2) × 26,5 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Major von Knebel / nach / Jena / fr., obere Blatthälfte Mitte über der Adresse rote Siegelreste; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte rechteckiger Siegelausschnitt. – In einem 6,5(–8,5) cm starken Konvolut mit schwarzem Ledereinband (23,5 × 29 cm); vorderer Deckel mit Wappen der königlich-preußischen Bibliothek; auf dem Rücken oben Goldprägung: „GOETHE / Briefe / an / Knebel.“, unten rotes Lederschild mit Signatur: „Ms. Germ. / Quart. 521.“ Auf der Innenseite des vorderen Deckels, Tinte: „Acc. 3083.“, auf dem Vorsatzblatt oben, Tinte: „Ms. Germ. 4o. 521.“; 22 nicht paginierte Zwischenblätter mit Jahreszahlen. 485 Blätter; Paginierung oben rechts, Bleistift, oben Nummerierung, meist Bleistift, einige nach Guhrauers Druck 1851 (vgl. E), einige von Knebels Hd, mit Korrekturen (für eine geplante Veröffentlichung?); Blätter einzeln auf Falz geklebt; Papier mürbe, teilweise mit aufgeklebten, durchsichtigen Papierstreifen restauriert. Wasserschäden, besonders in den Jahrgängen 1828–1830. Siegel auf den Adress-Seiten oft dreieckig ausgeschnitten, Ausschnitt meist unter der Adresse aufgeklebt. Nach Bl. 467 unpaginiertes Zwischenblatt mit der Aufschrift in Tinte: „Undatirte Briefe, No. 1–4, als Nachtrag gedruckt, auf pag. 411. 412. des Briefwechsels zwischen Göthe und Knebel 〈vgl. E〉, Bd. 2.
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Leipz. 1851. 8°; und No. 5–14, ungedruckte“. Auf der Innenseite des hinteren Deckels mit Bleistift: „482 gez Bll. / 485 gez Bll; dazu Bll. 441a u. 449a“. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 88, Nr 77. WA IV 9 (1891), 16 f., Nr 2672. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 1. oder 2. September 1788 (vgl. zu 24,1). – Knebels Antwort vom 5. September 1788 ist nicht überliefert (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 38). 24,1 Du bist wieder zu Hause] Knebel war am 1. September „Nachmittags 6. Uhr“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 37) von einem Kurzbesuch bei Lengefelds in Rudolstadt (30. August) und bei Charlotte von Stein in Kochberg (31. August) wieder in Jena eingetroffen (vgl. ebd.). Wahrscheinlich hatte er Goethe zuvor bei seinen Aufenthalten in Weimar Ende August 1788 (vgl. Knebel, Tgb. [21.–26. August] 1788, Bl. 36) über die beabsichtigte Reise und die geplante Rückkunft informiert. Denkbar ist auch, dass er Goethe die Nachricht von seiner Rückkunft in seiner Antwort auf dessen Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 30. August und 1. September (Nr 19) noch am Abend des 1. oder am Morgen des 2. September 1788 gegeben hatte. 24,3–4 Memoires de l’Academie des Sciences von 1751.] „Mémoires de Mathématique et de Physique, Tirés des registres de l’Académie Royale des Sciences, de l’Année M.DCCLI“ (Paris 1751). Der Jahrgang dieses wissenschaftlichen Jahrbuchs der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Paris enthielt u.a. Beiträge zu Goethe besonders interessierenden Themen der Naturlehre, wie Morphologie, Geologie und Botanik, so z.B. „Premier mémoire sur l’organisation des os“ (Erste Abhandlung über die Anordnung der Knochen) von de Lasône (S. 98–120), „Mémoire sur les Granits de France, comparés à ceux d’Egypte“ (Abhandlung über das Granitgestein Frankreichs im Vergleich zu dem von Ägypten) von Guettard (S. 164–210), „Observations Botanico-Méteorologiques faites au chateaux de Denainvilliers proche Pluviers en Gâtinois, pendant l’année 1750“ (Botanisch-meteorologische Beobachtungen, die während des Jahres 1750 auf dem Schloss von Denainvilliers in der Nähe von Pluviers in Gâtinois gemacht wurden) von Duhamel (S. 211–238) und „Neuvième Mémoire sur le glaudes des Plantes“ (Neue Abhandlung über die Pflanzendrüsen) ebenfalls von Guettard (S. 334–397). Knebel sollte die „Mémoires 1751“ wahrscheinlich aus der Jenaer Universitätsbibliothek ausleihen, in deren Bestand sie sich noch heute befinden (ThULB, Sign.: 8 Hist.lit. VII,20). 24,6–7 geschnittnen Stein von Rom erhalten] Vgl. zu 21,20–21. 24,9 S.] September.
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23. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar〉, 〈3. ? und〉 4. September 〈1788〉 → 〈Florenz〉 DAT IERUN G
Der zweite Teil des Briefs ist von Goethe auf den 4. September datiert. Das heißt, der erste Teil wurde nicht an diesem, sondern an einem der vorangegangenen Tage – vermutlich am 3. September – geschrieben. Die fehlende Jahreszahl ist aus dem Inhalt des Briefs zu ergänzen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; vor 1905 Privatbesitz, Genf (vgl. D und WA IV 30, 257, zu Nr 2673). – Beischluss zu Caroline Herders Brief an Herder vom 29. August und 4. September 1788 (vgl. Herder, Italienische Reise, 83 f.). h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; Fragment: 24,13–25,18 Des Herzogs böser Fuß 〈…〉 ihr ergötzlich ist.; 25,26–34 Das Wetter ist 〈…〉 gespielt haben. / Den 4. Septbr 88. und 26,4–12 Du wirst nun wissen 〈…〉 ganz oder zum Theil. / G.). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 93–96, Nr 49 (nach h). D: D〈aniel〉 Bonin: Brief Goethes nach der Urschrift, die in dem Besitze des Herrn Prof. D. Chaponnière in Genf sich befindet. In: Vom Rhein. Monatsblatt des Wormser Alterthumvereins. Jg 1. November 1902, S. 46 (nach H); dort, offenbar vom Herausgeber, hinter Kringen (25,25) „(Kränzen?)“ und hinter platten (25,32) „(glatten)“ angefügt. WA IV 9 (1891), 17–20, Nr 2673 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen; Ergänzung: WA IV 30 [1905], 257 nach D). Textgrundlage: D. – Der Erstdruck und damit auch die Wiedergabe in WA weisen, wie die Überlieferungsvarianten zeigen, Eingriffe in den handschriftlichen Befund aus, die der leichteren Lesbarkeit des Textes dienen sollen und das Orginal auf diese Weise verfälschen. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
24,10 l. Br.] lieber Bruder E 24,11 deine] Deine E 24,11 du] Du E 24,14 Canape,] Canapee; h, E 24,14 jetzt] jetzt, h, E 24,14 sieht] sieht, h, E 24,15 merken] merken, h, E 24,17 indulgiert] indulgirt h, E 24,17 Getreibe,] Getreibe. h; Getreibe; E 24,17–18 beydes] Beides h; beides E 24,18 Zweck] Zweck. h; Zweck; E 24,18 wie] Wie h 24,18 gewähren.] gewähren? h, E 24,18–19 Herzoginn] Herzogin h, E 24,19 Geduld, ich] Geduld. Ich h, E 24,20–21 dorten,] dort; h 24,21 ist, so] ist. So h, E 24,21–22 eine Zeit 〈…〉 man] die Zeit und man h 24,21 andern,] andern; E 24,22 gewahr] gewahr, h 24,23 IV.] 4n h;
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vierten E 24,23 Im] Ich h (Schreibversehen) 24,23 16.] 16n h 24,24 du] Du h, E 24,24 Völkerwanderungen,] Völkerwanderungen h, E 25,1 beginnst] beginnst, h, E 25,2 giebt] gibt E 25,2 Bild.] danach kein Absatz E 25,3 Xthum] Christenthum h, E 25,3 du] Du h, E 25,3 behandelt,] behandelt; h, E 25,3 dir] Dir h, E 25,4 Gelegenheit] Gelegenheit, h, E 25,4–5 anzusehen] anzusehen, E 25,5 recht erbärmlich.] erbärmlich fehlt h, danach kein Absatz h, E 25,6 Gravamina] gravamina h; keine Kennzeichnung des lateinisch geschriebenen Worts E 25,7–8 Das Mährchen von Cristus ist Ursache] Das ist Ursache, h 25,7 Das] das E 25,7 Cristus] Christus E (keine Kennzeichnung des lateinisch geschriebenen Worts) 25,8 10/m] 10,000. h; 10/M E 25,8–9 stehen kann und niemand recht zu Verstand kommt weil es] stehen kann, weil es h 25,9 kommt] kommt, E 25,9 ebensoviel] ebenso viel h; eben so viel E 25,10 braucht] braucht, h, E 25,11 gehen] gehn E 25,12 Ding] Ding, h, E 25,12 sich] sich, E 25,12 Parthey] Parthei h 25,13 G a n z e s ] G a n z e s , E 25,14 Lumperey] Lumperei h, E 25,15 Punkte] Puncte h 25,16 hätte.] danach kein Absatz h, E 25,17 sein] seyn h 25,17 du dich] Du Dich E 25,17 römischen] Römischen h, E 25,18 um] um, E 25,18 dich] Dich h, E 25,18 dem] dem, h, E 25,20 beynahe] beinahe E 25,21 dazugekommen] dazu gekommen E 25,22 du] Du E 25,23 dir] Dir E 25,24 du] Du E 25,24–25 Biskuit Torte] Bisquitetorte E 25,25 Kringen] Kränzen, E 25,25 Früchten] Früchten, E 25,26 ertödet] ertödtet h, E 25,27 steht] steht, h 25,28 leben.] leben? h, E 25,29 glücklich.] glücklich! E 25,29–30 Reisegefährtinn] Reisegefährtin h, E 25,30 gefunden;] gefunden, h 25,30 schaden.] danach kein neuer Absatz h; schaden! E 25,31 vergessen dir] vergessen, Dir h, E 25,31 Meistersängersprüche] Meistersängerssprüche h 25,32 platten] glatten E 25,32 Lebens] Lebens- h, E 25,34 d 4 Sept.] Den 4. Septbr 88. h; Den 4. September. E 25,36 deiner] Deiner E 26,4 Lebe wohl du] Du h; Lebe wohl. Du E 26,4 wissen] wissen, h, E 26,4 Athmosphäre] Atmosphäre h, E 26,5 deine] Deine h, E 26,6 du] Du h 26,7 Wagen.] danach neuer Absatz E 26,7 mein.] mein! E 26,9 mitgetheilt] fehlt h 26,10 du] Du E 26,11 deutschen] Deutschen E 26,12 W. den 4. S. 88.] W(eimar) den 4. September (17)88. E ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Am 25. August (dem Geburtstag Herders) war Goethe bei Caroline Herder, von der er aus dem „Packchen“, das Herder ihr aus Nürnberg geschickt hatte, „seinen Brief oder vielmehr Gedichte“ bekam, wie Caroline Herder ihrem Mann am 29. August schrieb (Herder, Italienische Reise, 80).
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24,11 der Briefe an deine Frau] Nicht weniger als elf Briefe sind überliefert, die Herder in den ersten drei Wochen nach seiner Abreise aus Weimar (am 6. August 1788) an seine Frau Caroline geschrieben hat (aus Erfurt, Gotha, Bamberg, Nürnberg, Ansbach und Ausgburg). Vgl. HB 9, 397–410, 412–417 und 418, Nr 1–4, 6, 8, 9, 11 und 14–16. – Vgl. auch zu 19,18. 24,11–12 vergnügt] Vgl. besonders Herders Brief aus Augsburg vom 25. und 26. August, in dem auch ein „vergnügtes Mittagsmahl“ (HB 9, 415) erwähnt wird. 24,12 weiter reisen] Die Weiterreise führte Herder über Innsbruck und Bozen zunächst nach Verona, wo er am 3. September eintraf und drei Tage blieb. Die nächsten Stationen der Reise waren Mantua, Modena, Ancona, Loretto und Terni. Am 19. September erreichte Herder Rom (vgl. Angelika Kauffmann an Goethe, 21. September 1788; Kauffmann, Briefe, 117). 24,13 Des Herzogs böser Fuß 〈…〉 hier] Am 16. August hatte Herzog Carl August Weimar verlassen, war aber bereits zwei Tage später zurückgekehrt (vgl. FB 1788, S. 225 und 227). Über sein Fußleiden vgl. zu 18,3, über seine abgebrochene Reise vgl. zu 18,4. Am Montag, dem 8. September, verließ Carl August erneut Weimar und ging über Dresden nach Aschersleben. Er kehrte am 27. Oktober nach Weimar zurück. Am 9. November schrieb er in einem Brief an seine Mutter Anna Amalia nach Rom: „Ich war zeither sieben Wochen abwesend, in Dresden, in Aschersleben, Leipzig und endlich Dessau, wo ich 8 volle Tage die Ankunft des 〈preußischen〉 Königs 〈Friedrich Wilhelm II.〉 erwartete, die auch endlich erfolgte.“ (Carl August-Anna Amalia, 78 f.) – Vgl. auch zu 29,14. 24,16–17 Neigung zu dem Mädchen] Zu Emilie (Emily) Gore. Vgl. zu 18,4. 24,17 indulgiert] Lat. indulgere: sich allzu sehr ergeben, sich hingeben, freien Lauf lassen. 24,17 in seinem politischen Getreibe] Vgl. zu 19,12–13. – In seinem Brief an die Mutter vom 9. November 1788 (Carl August-Anna Amalia, 78–80, Nr 100) berichtete der Herzog über die Ergebnisse seiner Reise, die im Zusammenhang mit seinen Reformplänen im Rahmen des deutschen Fürstenbundes stand. Vgl. auch Politischer Briefwechsel 1, 494–497 und Volker Ebersbach: Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. Goethes Herzog und Freund. Köln, Weimar, Wien 1998, S. 139–149. 24,18–19 Die Herzoginn] Louise, seit 1775 Carl Augusts Gemahlin. 24,19–20 ich esse alle Mittage mit ihnen] Goethe war zuletzt täglich vom 30. August bis zum 2. September zum Mittagessen an der Fürstlichen Tafel gewesen; am 4. September ging er wieder dorthin (vgl. FB 1788, S. 239–242 und 244). 24,23 Deinen IV. Band habe ich größtentheils gelesen.] Der vierte (und letzte) Teil der „Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit“; deren 16. Buch (Suphan 14, 255–493; FA/Herder 6, 673–898) erschien erst im
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Herbst 1791 (Riga und Leipzig, bei Johann Friedrich Hartknoch). Über die ersten Teile des von Goethe kritisch begleiteten und geförderten Werkes (1784–1787) vgl. GB 6 II, zu 5,18–19; GB 7 II, zu 69,15. 24,23 Im 16. Buche] Das erste Buch des vierten Teils (Suphan 14, 257–289; FA/Herder 6, 677–707) mit insgesamt sechs Kapiteln: I. Vasken, Galen und Kymren. II. Finnen, Letten und Preußen. III. Deutsche Völker. IV. Slavische Völker. V. Fremde Völker in Europa. VI. Allgemeine Betrachtungen und Folgen. – Das Buch schließt mit der – von Herder im vorletzten Vers charakteristisch veränderten – 8. Stanze von Goethes 1784/1785 entstandenem Gedicht „Die Geheimnisse. Ein Fragment“, an dessen Entstehung Herder (wie auch Charlotte von Stein) lebhaften Anteil genommen hatte (vgl. GB 6 II, zu 33,7–8 und zu 132,20–21). Herders ‚Fassung‘ lautet: Das Zeichen ward jetzt prächtig aufgerichtet, Das aller Welt zu Trost und Hoffnung steht, Zu dem viel tausend Geister sich verpflichtet, Zu dem viel tausend Herzen warm gefleht, Das die Gewalt des bittern Tods vernichtet, Das in so mancher Siegesfahne weht; Ein Schau’r durchdringt des wilden Kriegers Glieder; Er sieht das K r e u z , und legt die Waffen nieder. (Suphan 14, 289; vgl. FA/Herder 6, 707.) Der 7. Vers heißt im Erstdruck (der dem von Herder veröffentlichten Text um zwei Jahre voranging): Ein Labequell durchdringt die matten Glieder, (MA/ Goethe 2.2, 340). 25,3 Xthum] Christentum. – Griech. X «: Christus (der Gesalbte). 25,3 nach Würden behandelt] Über das Christentum handelt Herder im 17. Buch (Suphan 14, 290–341; FA/Herder 6, 708–754). Einleitenden Bemerkungen schließen sich vier Kapitel an: I. Ursprung des Christenthums, sammt den Grundsätzen, die in ihm lagen. II. Fortpflanzung des Christenthums in den Morgenländern. III. Fortgang des Christenthums in den Griechischen Ländern. IV. Fortgang des Christenthums in den lateinischen Ländern. – Die Kritik am Christentum, wie es sich im Laufe der Geschichte entwickelte, hat Herder in sieben Unterkapiteln am Ende des ersten Kapitels mit unterschiedlicher Schärfe geäußert, etwa so: 3. Das Christenthum hatte eine Bekänntnißformel, mit w e l c h e r m a n z u i h m b e i d e r Ta u f e e i n t r a t ; so einfach diese war, so sind mit der Zeit aus den drei unschuldigen Worten, Va t e r, S o h n u n d G e i s t , so viele Unruhen, Verfolgungen und Aergernisse hervorgegangen, als schwerlich aus drei andern Worten der menschlichen Sprache. Je mehr man vom In-
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stitut des Christenthums, als von einer thätigen, zum Wohl der Menschen gestifteten Anstalt, abkam: desto mehr speculirte man jenseit der Grenzen des menschlichen Verstandes; man fand Geheimnisse und machte endlich den ganzen Unterricht der christlichen Lehre zum Geheimniß. Nachdem die Bücher des neuen Testaments als Kanon in die Kirche eingeführt wurden, bewies man aus ihnen, ja gar aus Büchern der Jüdischen Verfassung, die man selten in der Ursprache lesen konnte und von deren erstem Sinn man längst abgekommen war, was sich schwerlich aus ihnen beweisen ließ. Damit häuften sich Ketzereien und Systeme, denen zu entkommen man das schlimmste Mittel wählte, K i r c h e n v e r s a m m l u n g e n u n d S y n o d e n . Wie viele derselben sind eine Schande des Christenthums und des gesunden Verstandes! Stolz und Unduldsamkeit riefen sie zusammen, Zwietracht, Partheilichkeit, Grobheit und Bübereien herrschten auf denselben, und zuletzt waren es Uebermacht, Willkühr, Trotz, Kuppelei, Betrug oder ein Zufall, die unter dem Namen des H. Geistes für die ganze Kirche, ja für Zeit und Ewigkeit entschieden. (Suphan 14, 299; FA/Herder 6, 715 f.) – Dass Herder die Tendenz des Christentums, sich die Künste dienstbar zu machen, entschieden verwarf (vgl. auch Suphan 14, 326–328; FA/Herder 6, 740–742), hat vermutlich Goethes besondere Zustimmung gefunden. 25,4–5 von der Kunstseite es näher anzusehen] Goethe war damit beschäftigt, das in Knittelversen geschriebene Dramolett „Künstlers Apotheose“ (von ihm „Drama“ genannt) als Um- und Ausarbeitung des unveröffentlichten Dialoggedichts „Des Künstlers Vergötterung“ (vgl. WA I 38, 65–68) und als Fortsetzung der bereits 1774 geschriebenen und veröffentlichten Szenen „Künstlers Erdewallen“ für den 8. Band seiner Schriften, der im Februar 1789 bei Göschen in Leipzig erschien, auszuarbeiten. Dort erschienen beide Texte (S. 287–296: Künstlers Erdewallen 〈in der ursprünglichen Fassung〉; S. 297–316: Künstlers Apotheose; vgl. WA I 16, 141–148 und 149–161). Den Plan zu „Künstlers Apotheose“ hatte Goethe in Rom gefasst. Unter dem 1. März 1788 heißt es in der „Italiänischen Reise“: Des Künstlers Erdewallen soll neu ausgeführt und dessen Apotheose hinzugethan werden. Zu diesen Jugendeinfällen habe ich nun erst die Studien gemacht, und alles Detail ist mir nun recht lebendig. (IR III; WA I 32, 289.) Von den Studien, die ihn zu einem neuen Kunstverständnis führten, ist in der „Italiänischen Reise“ gelegentlich (unter dem 25. Dezember 1787) die Rede (vgl. IR III; WA I 32, 159 f.). – Im Drama „Künstlers Apotheose“ sagt die Muse einem Künstler, warum sein Werk als vollkommen gelungen gelten könne: Sieh, was dein Werk für einen Eindruck macht, Das du in deinen reinsten Stunden Aus deinem innern Selbst empfunden,
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Mit Maß und Weisheit durchgedacht, Mit stillem treuem Fleiß vollbracht! Sieh, wie noch selbst die Meister lernen! (WA I 16, 159 f.; AA Dramen, 11.) Am 19. September 1788 teilt Goethe im Brief an Herzog Carl August mit, dass „Künstlers Apotheose“ in Gotha (wo sich Goethe vom 9. bis zum 18. September aufgehalten hatte) fertig worden (30,12). 25,6 Gravamina] Lat.: Beschwerden, (gewichtige) Einwände. 25,7 Das Mährchen von Cristus] An Herder schrieb Goethe zwischen dem 10. und 13. Mai 1775: Wenn nur die ganze Lehre Von Cristo nicht so ein Scheisding wäre, das mich als Mensch als eingeschräncktes bedürftiges ding rasend macht so wär mir auch das Objeckt lieb. (GB 2 I, 190,13–16.) Goethe ehrte Jesus durchaus als Menschen und Propheten (vgl. seine Gedichte „Süßes Kind 〈…〉“ und „Jesus auch er darf da lehren“ aus dem Umkreis der Gedichte des „West-östlichen Divans“ [WA I 6, 288 und 53, 36]). Dass Jesus als Christus den die Menschen erlösenden Kreuzestod erlitten habe, empörte ihn. Vgl. etwa das 66. der „Epigramme. Venedig 1790“: Vieles kann ich ertragen! die meisten beschwerlichen Dinge Duld ich mit ruhigem Muth, wie es ein Gott mir gebeut; Wenige sind mir jedoch wie Gift und Schlange zuwider, Viere, Rauch des Tobaks, Wanzen und Knoblauch und † (Musen-Almanach für das Jahr 1796. Hrsg. von Schiller. Neustrelitz 〈1795〉, S. 241; vgl. WA I 1, 323.) 25,8 10/m] M.: römisches Zahlzeichen für tausend (lat. mille). 25,19 In meinen Schriften bin ich nur wenig vorgerückt.] Goethe war mit der Fortsetzung der von Göschen verlegten Ausgabe „Goethe’s Schriften“, von der die ersten vier Bände 1787, der folgende Band zur Ostermesse 1788 erschienen waren, beschäftigt, und zwar mit Band 8, dem letzten der Ausgabe, der den erst 1790 erscheinenden Bänden 6 (mit „Torquato Tasso“) und 7 (mit „Faust. Ein Fragment“) vorgezogen wurde. Der Band erschien erst Mitte Februar 1789. Über seinen Inhalt vgl. Hagen, 12. 25,19–20 Der achte Band ist beynahe zusammen.] Vgl. zu 18,10 sowie Goethes Briefe an Charlotte von Stein vom 12. August (Nr 14) und an Göschen vom 24. und vom 28. September, vom 9. und vom 24. Oktober sowie vom 6. November 1788 (Nr 34, 36, 40, 43 und 51). 25,20 Wieland hat ihn gegenwärtig in der Revision.] Die Manuskripte hatte Wieland Mitte August bekommen, vielleicht schon am 13. August, als er mit Goethe bei der Fürstlichen Tafel zusammen war. Über Wielands Mitarbeit spricht
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Goethe auch in seinen Briefen an Charlotte von Stein vom 12. und vom 24. August (vgl. zu 18,10–11) und in seinem Brief an Wieland von Mitte oder Ende August (vgl. zu 20,1). – Wann genau Wieland die Manuskripte mit seinen Korrekturbemerkungen an Goethe zurückgab, ist nicht bekannt. Am 9. September, dann wieder am 4. Oktober nahmen beide an der Fürstlichen Tafel teil (vgl. FB 1788, S. 248 und 268). 25,21 einige Kleinigkeiten dazugekommen] Dazu zählen 1788 entstandene Gedichte, die in die beiden Sammlungen „Vermischte Gedichte“ des 8. Bandes aufgenommen wurden, darunter „Anliegen“ (S. 163), „Morgenklagen“ (S. 164–167; vgl. die Beilage zu Goethes Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 31. Oktober 1788 [49,18–51,23]), „Nähe“ (S. 173), „Süße Sorgen“ (S. 174; vgl. die Verse in Goethes Brief an Georg Joachim Göschen wahrscheinlich vom 14. oder 15. November [61,5–13] und an Herzog Carl August vom 16. November [62,13–21]), vielleicht auch „An die Entfernte“ (S. 117) und „An seine Spröde“ (S. 168); außerdem kann das Dramolett „Künstlers Apotheose“ (S. 297–316) zu den Kleinigkeiten zählen. – Vgl. die Gedichte-Sammelhandschriften im GSA Weimar (25/I,3 und 25/I,4 [H3 und H4]), faksimiliert und erläutert, in: Johann Wolfgang Goethe: Vermischte Gedichte. Faksimiles und Erstdrucke. Hrsg. von Karl-Heinz Hahn. [2 Bde.] Leipzig 1984. (Titel im Anschluss an die Faksimiles: „Vermischte Gedichte. Zusammenstellung und Redigierung unter Mitwirkung von Johann Gottfried Herder und Christoph Martin Wieland“.) 25,21–22 das Uebrige kennst du] Die meisten der 100 Gedichte, die in den 8. Band der „Schriften“ aufgenommen wurden, waren bereits veröffentlicht. Die vielleicht im Februar und März 1788 in Rom begonnenen, im Sommer und Herbst vervollständigten, 89 Gedichte umfassenden Manuskripte hatte Herder zum größten Teil vor seiner Reise nach Italien kennen gelernt und einzelne Korrekturen vorgeschlagen. 25,23–24 Frau und Kinder 〈…〉 von ihnen selbst] Am 4. September schrieben Caroline Herder sowie die Söhne August und Wilhelm ihrem Mann bzw. Vater (Herder, Italienische Reise, 89–93); der nächste Brief Caroline Herders folgte eine Woche später (Herder, Italienische Reise, 104–109). 25,24–25 sie haben mich mit einer Biskuit Torte und 〈…〉 fremden Früchten erfreut] Zum Geburtstag Goethes am 28. August. Am 29. August schrieb Caroline Herder ihrem Mann: „Da gestern Gottfrieds Geburtstagsbescherung vorüber war, so schickte ich ihn u. August zu Goethe. Gottf. brachte ein Körbchen mit Feigen, Pomeranzen u. eine Melone. August eine Torte bedeckt mit einem Lorbeer u. Myrten Kranz. Auf den Früchten lagen folgende Worte, die ich selbst gemacht habe, wie leicht zu sehen: Aus dem Vaterland sendet Dein treuer Freund uns zu feiern Dein Fest, Liebling der goldenen Zeit!
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Komm u. erfreue Dich unsrer! und sieh, auch unter dem dunkelen Himmel sind wir, auch unter dem dunkelen Himmel sind Lorbeern und Myrten. Goethe selbst habe ich nicht gesehn, er muß immer beim kranken Zehen des Herzogs sein, auch war ein Ball im Komödien Haus, wo er gewesen ist.“ (Herder, Italienische Reise, 81.) – Kringen: „ringförmiges backwerk“ (Grimm 5, 2314). 25,29–30 Reisegefährtinn gefunden] Sophia Friederike von Seckendorff geb. Kalb, deren Ehemann Carl Friedrich Sigismund (Sigmund) von Seckendorff-Aberdar, Beamter in weimarischen Diensten und 1784 preußischer Gesandter in Franken, 1785 gestorben war, hatte sich am 25. August in Begleitung des Trierer Domherrn Johann Friedrich Hugo von Dalberg, mit dem sie eng verbunden war, in Augsburg der nach Italien reisenden Gesellschaft angeschlossen (vgl. Herders Brief an seine Frau von diesem Tag; HB 9, 415 f., Nr 15). Goethes Skepsis hinsichtlich ihrer Begleitung war wohl begründet. Schon in seinem Brief vom 1. September 1788 an seine Frau klagte Herder: „Durch die S〈eckendorff〉 ist ein Tropfe in den Teig gegoßen, der keine Vereinigung möglich macht, sondern sie vielmehr verhindern soll; als worauf sie es vom ersten Abende angelegt hat.“ (HB 9, 420.) Am 8. Oktober schreibt Herder an seine Frau über „unsre schöne Begleiterin, die von allem nichts weiß u. verstehet, alles ohne Theilnehmung siehet, u. die man nur mitschleppen muß 〈…〉.“ Und in demselben Brief: „Die Seckend〈orff〉 mag ich über nichts fragen; sie räth mir in allem entweder klein oder hinterlistig u. übel, ohne daß sie es weiß. Unsre Naturen sind zu sehr verschieden, so daß ich nicht geglaubt habe, daß ich von jemand in der Welt so fern seyn könne, ohngachtet alles Zwanges, den ich mir oft anthat.“ (HB 9, 440 f.) In einem undatierten, vermutlich Ende Oktober 1788 geschriebenen Brief Caroline Herders an Carl Ludwig von Knebel heißt es: „Die Fr. von Seckend. hat sich als eine vornehme Maitreße eingerichtet. Sie besitzt eine Reihe von Zimmern in dem schönsten Quartier von Rom, einen Pallast in der Nähe u. der Wohnung der Favoritin eines Cardinals gegenüber.“ (H: GSA 54/173.) – Vgl. auch die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIB, Nr 437; Haym 2, 438–440. 25,31 für die Meistersängersprüche zu danken] Am 21. August hatte Herder seine Frau gebeten, sie möge sich das Manuskript, „das ich an Göthe eingesiegelt habe“, von ihm geben lassen und bewahren „wie Alles, was ich so beiläufig schicken werde. Es sind alte Deutsche Sprüche u. Priameln.“ (Herder, Italienische Reise, 60.) Die Sinngedichte aus dem 14./15. Jahrhundert erschienen zuerst 1793 in der 5. Sammlung von Herders „Zerstreuten Blättern“ (S. 238–245: Altdeutsche Sprüche und Priameln; vgl. Suphan 15, 121–128). – Priamel (nach lat. praeambulum): Spruchgedicht. 25,35 Prinz August] August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der Bruder des
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regierenden Herzogs Ernst II. Ludwig. Wieland schreibt am 6. September 1788 an Carl Leonhard Reinhold: „Seit 3 Tagen ist auch der liebenswürdige Prinz August wieder bey uns – u ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß ich dadurch einen großen Theil meiner Zeit 〈…〉 verliere 〈…〉.“ (WB 10 I, 90.) 25,35–36 nächste Woche nach Gotha] Goethe ging mit Prinz August am 9. September nach Gotha, wo er bis zum 18. blieb (vgl. zu 29,10). 25,36–37 Morgen fahre ich mit deiner Frau und der kleinen Schardt nach Kochberg] Auf das Landgut der Familie von Stein (vgl. zu 21,4–5). 26,1 cimmerischen Himmel] Griech. « (poet.): dunkel, finster. – Das in Homers „Odyssee“ vorkommende Wort (die Cimmerier als das am Rande der Welt im Finstern lebende Volk; vgl. 11. Gesang, V. 14–19) hat Goethe in späterer Zeit gelegentlich gebraucht (vgl. GWb 5, 368), etwa im 11. Buch von „Dichtung und Wahrheit“, wo davon die Rede ist, dass die um 1770 in Philosophie und Theologie tonangebende französische Literatur ohne Wirkung auf ihn und seine Mitstudenten geblieben sei: Verbotene, zum Feuer verdammte Bücher, welche damals großen Lärmen machten, übten keine Wirkung auf uns. Ich gedenke statt aller des Systême de la Nature 〈von Paul Thiry d’Holbach, erschienen 1770〉, das wir aus Neugier in die Hand nahmen. Wir begriffen nicht, wie ein solches Buch gefährlich seyn könnte. Es kam uns so grau, so cimmerisch, so todtenhaft vor, daß wir Mühe hatten, seine Gegenwart auszuhalten, daß wir davor wie vor einem Gespenste schauderten. (AA DuW 1, 405.) In der „Italiänischen Reise“ heißt es unter dem Datum des 17. September nach Hinweisen auf das Besondere der Tag- und Nachterlebnisse in südlichen Regionen: 〈…〉 was Tag sei, wissen wir Cimmerier kaum. In ewigem Nebel und Trübe ist es uns einerlei, ob es Tag oder Nacht ist, denn wie viel Zeit können wir uns unter freiem Himmel wahrhaft ergehen und ergötzen? (IR I; WA I 30, 70.) Und in „Faust II“ (V. 8999–9002) weiß Phorkyas: Dort hinten still im Gebirgthal hat ein kühn Geschlecht Sich angesiedelt, dringend aus cimmerischer Nacht, Und unersteiglich feste Burg sich aufgethürmt, Von da sie Land und Leute placken wie’s behagt. (WA I 15 I, 199.) – Goethes Brief an Schiller vom 12. November 1796 beginnt: Ihre beyden Briefe, werthester Freund, habe ich erst spät in Ilmenau erhalten, wohin, wie nach Cimmerien, die Boten langsam gehen 〈…〉. (NA 36 I, 380.) 26,5 deine Reisegesellschaft] Am 6. August hatte Herder mit seinem Diener Johann Christian Wilhelm Werner Weimar verlassen; am 25. August hatten der Trierer Domherr Johann Friedrich Hugo von Dalberg und seine Gefährtin Sophia
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Friederike von Seckendorff die Reisegesellschaft in Augsburg vervollständigt (vgl. zu 25,29–30). 26,7–8 Du brauchst mir nicht zu schreiben.] Erst am 3. Dezember hat Herder an Goethe geschrieben; an Frau und Kinder schrieb er in der Regel zweimal in der Woche. 26,10–11 die versprochene Nachricht über die deutschen Künstler] Vgl. Goethes nach Rom adressierten Brief an Herder von Anfang Juni 1788 (GB 7 I, Nr 156), in dem er über einige der ihm nahe gekommenen Künstler (Angelika Kauffmann, Friedrich Bury, Johann Heinrich Meyer, Aloys Hirt) Auskunft gibt.
24. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 9. September 1788 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2698. – Doppelblatt 19(–19,2) × 23,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am linken oberen Rand Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . EmpL dL 17tL. Sept 88. / b. dL 11tL Oct.“, am rechten oberen Rand Datierungsvermerk, rote Tinte: „W. dL 9tL Oct.“, daneben korrigiert von fremder Hd (Jacobi?), Bleistift: „Sept“; 27,29–30 Ein Blat 〈…〉 das Runzeln und Knittern. wahrscheinlich von Jacobis Hd mit roter Tinte unterstrichen. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 111–114, Nr 48. WA IV 9 (1891), 20–23, Nr 2674. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Jacobis vom 3. September 1788 (vgl. Überlieferung zu Nr 5). – Jacobis Antwort vom 11. Oktober 1788 ist nicht überliefert (vgl. Überlieferung). 26,13 Die Kuxe will ich dir besorgen.] Kux: wertpapierähnlicher Anteilsschein an Bergbauunternehmen, hier der Berggewerkschaft zu Ilmenau. – Goethe oblag als Vorsitzendem der Bergwerkskommission des 1784 neugegründeten Bergwerksunternehmens in Ilmenau auch die Verantwortung für die Anteilsverkäufe, die zur Finanzierung des Vorhabens vorgenommen wurden. Es wurden 1000 Kuxe aufgelegt. Der Preis für einen Kux betrug 20 Reichstaler. Beim Kauf eines Kux verpflichtete sich der Eigner zu eventuellen Nachzahlungen und sollte an dem zu erwartenden Gewinn des Bergwerks prozentual beteiligt werden. – Jacobi hatte während seines Aufenthaltes in Weimar im September 1784 Ilmenauer Kuxe erworben. Am 15. Oktober 1784 schrieb er darüber an Amalia Fürstin von Gallitzin: „Ich
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mußte am Dienstage, in der Gefahr die Post zu versäumen, die letzten Seiten meines Briefes an Sie so eilfertig schreiben, daß ich darüber den einliegenden Gewährschein platt vergaß. Ich nahm ein Bergtheil für mich; u da ich die Freude sah die Goethe darüber hatte, so sagte ich ihm, ich wollte auch noch eins für Sie nehmen, Sie hätten zu Hofgeismar davon gesprochen. 〈…〉 Die Gefahr die wir laufen ist also sehr gering, und Göthes Vergnügen daß wir Antheil an der Sache nehmen, u er unsre Nahmen gelegentlich dabey erblickt, sehr groß.“ (JB I 3, 368 f.) Im Gewerken-Buch der Bergwerkskommission, in dem die Anteilsverkäufe registriert wurden, ist auch ein Kux mit „No. 652.“ auf den Namen Friedrich Heinrich Jacobi eingetragen (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 177, Bd 3). Der Kux der Fürstin Gallitzin findet sich unter „No. 99.“ (ebd., Nr 175, Bd 1). Der Kux mit „No. 100.“ (ebd.) gehörte Goethe. Vom nicht überlieferten Bezugsbrief Jacobis hat sich eine offensichtlich beigefügte Rechnungs-Note Jacobis, ebenfalls vom 3. September, erhalten, in der Jacobi sowohl bereits fällige Nachschussbeiträge für seinen Kux auflistet als auch Zahlungen für bestellte neue Kuxe nennt: „Wegen meiner Kuxe bin ich noch schuldig, den Termin von Fastnacht 1786. à 5 rL. – / hinzu den jetzt zu leistenden Beitrag mit 5 [rL.] 16 gL. / Für drey neue Kuxen wären zu zahlen 〈RL.〉 77. –“ (GR/Belege 1788–1790, Bl. 2). Goethe bestätigte auf der Rückseite der Note die Weitergabe der Zahlungen Jacobis für die alten und die neuen Kuxe an Johann Carl Wilhelm Voigt (vgl. ebd.). Im Gewerken-Buch sind allerdings keine weiteren Kuxe für Jacobi verzeichnet. Entweder ist der Kauf doch nicht mehr zustande gekommen oder er wurde außerhalb der offiziellen Gewerkschaft abgewickelt. Möglich ist aber auch, dass Jacobi die Anteilsscheine im Auftrag anderer Personen bei Goethe bestellt hatte; z.B. waren auch die Geschwister Jacobis, Charlotte, Helene und Johann Peter, im Besitz von Ilmenauer Kuxen und entsprechend im Gewerken-Buch eingetragen. Offensichtlich war ihre Beteiligung aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten geschehen, wie sich aus der Verzeichnung der Kuxe im Gewerken-Buch ablesen lässt: „No. 59.“, „No. 60.“ (LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 175, Bd 1) und „No. 606.“ (ebd., Nr 177, Bd 3). 26,14 auf dem Wege die Wasser zu gewältigen] Am 7. Dezember 1787 war es im neu angelegten Johannisschacht des Ilmenauer Bergwerks beim Graben im Dachgestein (vgl. die folgende Erläuterung) zu einem zweiten verheerenden Wassereinbruch gekommen, der den Schacht 130 m unter Wasser setzte und ein weiteres Abteufen unmöglich machte. Zum Abpumpen des Wassers benötigte man ein neues, stärkeres Kunstzeug, das aber erst aufwändig in den Stollen eingebaut werden musste. Die Arbeiten daran erstreckten sich von Ende Januar bis Anfang August 1788. Mit der Inbetriebnahme des neuen Kunstzeuges am 11. August 1788 konnte der Wasserstand im Schacht allmählich gesenkt werden, jetzt 25 Lachter (39,14), d.h. etwa 50 m, wie Herzog Carl August am 1. Oktober von Goethe nach einer Schachtbesichtigung berichtet wurde. Doch schon kurze Zeit später kam
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man nicht mehr weiter, und nach einem Schaden am Kunstzeug im November lief der Schacht erneut voll, so dass wiederum ein neues, noch stärkeres Kunstzeug benötigt wurde. Das konnte schließlich im September 1790 seinen Betrieb aufnehmen, wurde allerdings des Problems auch nicht Herr. Erst im August 1792, nach dem Einbau eines dritten Kunstzeuges, konnte der Schacht trockengelegt und die Abteufung fortgesetzt werden, um in die erzhaltigen Schieferschichten vorzudringen. Da sich diese aber als wenig ertragreich erwiesen, wurde das Bergbauprojekt in Ilmenau, nachdem im Oktober 1796 noch ein Stolleneinbruch hinzukam, schließlich eingestellt (vgl. „Acta die Gewältigung der Wasser im neuen Johannes Schacht betrL.“; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16350, Nr 191; vgl. auch Goethe und Ilmenau, 194–217). – Jacobi war als Anteilseigner des Ilmenauer Bergwerkes im März 1788 über die „Dritte Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ über die Probleme mit dem Grubenwasser und die geplanten Maßnahmen, das Wasser durch den Einbau eines leistungsfähigeren Kunstzeugs bis Ende Juni 1788 abzuführen, informiert (vgl. ebd., 5–7; vgl. auch zu 26,17). 26,16 Dachgestein] Bergmännischer Terminus „für die auf dem Erz oder der Kohle aufliegende Gesteinsschicht“ (GWb 2, 1036); hier in Bezug auf den neu abgeteuften Johannisschacht, wo die Bergleute Anfang August 1787 in etwa 230 m Tiefe nach dem Durchstoßen einer stärkeren Gipsablagerung auf eine tonhaltige Kalksteinschicht, so genannten Zechstein, gestoßen waren, unter der endlich der erwartete silberhaltige Kupferschiefer vermutet wurde (vgl. Dritte Nachricht, 3–5). Durch den verheerenden Wassereinbruch im Schacht vom 7. Dezember 1787 waren die Abteufungsarbeiten aber unterbrochen worden. 26,17 Bergsekretair] Johann Carl Wilhelm Voigt, der jüngere Bruder Christian Gottlob Voigts (vgl. die folgende Erläuterung), war nach seinem Bergbau- und Geologiestudium 1783 von Goethe als Bergsekretär in die Bergwerkskommission berufen worden und vor allem für technische Fragen bei der Wiederaufnahme des Bergbaubetriebes in Ilmenau verantwortlich. Er führte auch das Ilmenauer Gewerken-Buch, in dem die Anteilseigner des Bergwerksunternehmens verzeichnet wurden. 26,17 Hofrath Voigt] Christian Gottlob Voigt. 1784 hatte Voigt für seine Verdienste als weimarischer Beamter den Titel Hofrat verliehen bekommen (zu Voigt vgl. weiter die einleitende Erläuterung zu Nr 15). Jacobi war mit den Brüdern Voigt als Anteilseigner, d.h. als Besitzer eines Kux, am Ilmenauer Bergwerk in Kontakt gekommen. Die Anteilseigner wurden regelmäßig über den Stand der Arbeiten und die notwendigen Kapitalaufwendungen informiert. Dies geschah über jährliche Rechenschaftsberichte, die so genannten „Nachrichten von dem Fortgange des Bergbaus zu Ilmenau“. Die „Dritte Nachricht“ war am 18. März 1788 erschienen und wahrscheinlich von Johann Carl Wilhelm Voigt an Jacobi geschickt worden. Am 22. April hatte Jacobi Goethe über einen einige Tage zuvor bei ihm eingetroffenen Brief des Weimarer Bergsekretärs informiert (vgl. JB I 7, 176).
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26,18 wackrer] Hier noch in der ursprünglicheren Bedeutung von ‚wach‘, ‚munter‘, ‚lebhaft‘, ‚körperlich und geistig frisch‘ (vgl. Adelung 4, 1328; Grimm 27, 216 und 221). 26,20–21 Sekretair und zum Unterricht deiner Kinder] Jacobi hatte 1788 noch vier Kinder: Johann Friedrich, Georg Arnold, Carl Wigand Maximilian und Clara Franziska. Nur noch die beiden Jüngeren lebten in Jacobis Haus. Johann Friedrich war seit 1786 als Subdirektor in der Alt-Klermondtschen Tuchhandlung in Aachen tätig, Georg Arnold seit 1787 Student der Rechte in Göttingen. Langjähriger Sekretär Jacobis und Erzieher seiner Kinder war Johann Heinrich Schenk. Schenk verfolgte mit Unterstützung Jacobis schon seit 1787 den Plan, Syndikus der jülich-bergischen Ritterschaft zu werden. Das Vorhaben ließ sich aber erst später verwirklichen. Schenk blieb so auch in den kommenden Jahren noch Sekretär bei Jacobi (vgl. Friedrich Roth: Zum Andenken an Heinrich Schenk. [München] 1813, S. 6–15). Als neuen Erzieher stellte Jacobi schließlich im Sommer 1790 Ferdinand Hildebrand ein: „〈…〉 vielleicht kennt ihn Ferdinand Hildebrandt, der jetzt bey mir ist, u dich grüßen läßt. Eine sonderbare Verkettung von Umständen hat diesen wackern jungen Mann nach Pempelfort geführt, wo er nun fürs erste bleiben, u Max u Clärchen täglich drey Stunden Unterricht geben wird.“ (Jacobi an Georg Arnold Jacobi, 27. August 1790; JB I 8, 428.) 26,21 ich habe eben einen] Der damals 26-jährige, aus Weimar stammende Christian August Vulpius, der etwa seit Juni 1788 als Privatsekretär des Gesandten des bayreuthisch-ansbachischen Hofes beim fränkischen Kreis Friedrich Julius Heinrich Graf von Soden in Nürnberg angestellt war (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XXIII f.). Vulpius versuchte auf diese Weise für sein Auskommen und das der Familie in Weimar zu sorgen, die nach dem Tod des Vaters, des Weimarer Amtsarchivars Johann Friedrich Vulpius, im März 1786 in immer größere finanzielle Not geraten war. Wahrscheinlich wurde Vulpius von seinem Dienstherren aber so schlecht oder auch gar nicht bezahlt, dass sich seine und die Lage der Familie in Weimar existenziell zuspitzte: „H. v. S. ist der gefälligste Mann auf Gottes Erdboden, wenns nicht sein Interesse, nicht Geld betrift, (auch 1 fL. ist hinreichend –) sonst s e n z a f e d e a l c u n o ! Seine Betriebsamkeit, ist unermüdlich, aber sein Geiz, geht bis zur äussersten Niedrigkeit. Seine B r i e f e s c h e i n e n E v a n g e l i a zu seyn, seine Ve r s p r e c h u n g e n sind h i m m l i s c h – seine E r f ü l l u n g e n – t e u f l i s c h . M i c h koste dieser Mann, Freunde, beinahe Vaterland, all mein Geld, Gesundheit, u meinen Ruf.“ (Vulpius an Sophie La Roche, 7. Oktober 1788; Vulpius-Korrespondenz 1, 5 f.) Goethe kannte die Familie Vulpius spätestens seit dem 1782 im Geheimen Consilium verhandelten Unterhaltsantrag des zuvor wegen angeblicher Amtsverfehlungen verurteilten und entlassenen Familienoberhaupts Johann Friedrich Vulpius, in dessen Verfahren sich auch sein Sohn eingeschaltet hatte, der damals noch in Jena Jura studierte (vgl. zu 65,20). Goethes Protektion ging auf ein Bittgesuch der 23-jährigen Schwester Christian Augusts,
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Christiane Vulpius, zurück, die ihm wahrscheinlich Ende Juni oder Anfang Juli ein entsprechendes entweder von ihr selbst oder ihrem Bruder verfasstes Schreiben übergeben hatte, in dem um Hilfe für eine neue Anstellung nachgesucht worden war (vgl. auch Goethe an Schiller, 13. Juli 1796; NA 36 I, 266). Der Versuch Goethes, Vulpius bei Jacobi unterzubringen, scheiterte. 26,23 Fürstinn] Adelheid Amalia Fürstin von Gallitzin aus Münster, eine enge Vertraute Jacobis und seit ihrem Besuch in Weimar im September 1785 auch persönlich mit Goethe bekannt (weiter vgl. GB 6 II, zu 66,5 und zu 97,9–10). 26,24 mit deinem Brief] Nicht überlieferter Bezugsbrief Jacobis vom 3. September 1788 (vgl. Überlieferung zu Nr 5). 26,24–25 einer von ihm ankommt] Vulpius’ nicht überlieferter Brief war wahrscheinlich eine Antwort auf Goethes vorausgegangenen Brief nach Nürnberg vom 2. September: „1. 〈St.〉 à Mr Vulpius. Nürnberg“ (P/KR Post, 30. September 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 16; vgl. EB 78). Wohl unmittelbar nach den ersten Kontakten mit Christiane Vulpius Ende Juni oder Anfang Juli 1788 hatte Goethe auch den Kontakt mit ihrem Bruder gesucht, um zu helfen, woraus sich offenbar ein Briefwechsel entwickelte. Ein erster Brief stammte vom 11. Juli (EB 23). Bereits für den 14. Juli ist eine Sendung „mit 22 rL à Mr Vulpius à Nürnberg“ belegt (P/HS Post, 2. Oktober 1788, in: GR/Belege 1788, 4, Bl. 14; vgl. EB 27). Weitere Briefe Goethes folgten am 20. August und am 2. September (EB 63 und EB 78) sowie danach noch am 11. September, am 31. Oktober (EB 85, EB 102) und am 26. November (EB 116). Aus dem Jahr 1789 sind zwei Briefsendungen bekannt, die vom 3. August (EB 235) und die vom 31. August (EB 240). Nachweisen lassen sich dazu Briefe an Goethe von Anfang und von Ende September 1788 (vgl. Vulpius-Korrespondenz 2, 555) sowie von März oder Anfang April 1789 (vgl. zu 101,5). Keiner der Briefe dieser frühen Korrespondenz ist überliefert. 26,25–26 Intercession] ‚Vermittlung(sbemühen)‘, ‚Fürsprache‘, ‚Eintreten für jemanden‘ (GWb 5, 65). 26,28 früh aus Neigung und Noth geschrieben und drucken laßen] Schon der Schüler Vulpius zeigte besonderes Interesse an Literatur und Schriftstellerei. Der enge Umgang mit dem Bibliothekar Christian Joseph Jagemann, der Unterricht bei dem Gymnasiallehrer Karl August Musäus und die Nachbarschaft so vieler bekannter Autoren in Weimar beförderten entsprechende Neigungen. Aus der Gymnasialzeit ist z.B. ein gemeinsam mit Schulkameraden verfasstes Manuskript einer bebilderten Abenteuergeschichte überliefert (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XIX f.). Seit 1782 schrieb und veröffentlichte Vulpius bereits regelmäßig eigene Werke (vgl. zu 23,16–18). Die neuste Bibliographie zählt bis 1788 über 40 veröffentlichte Arbeiten der unterschiedlichsten Genres (vgl. Vulpius-Schriftenverzeichnis, 41–45). 27,2 Rekommandation] Franz.: Empfehlung.
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27,4–5 sich und einige Geschwister zu unterhalten] Von den insgesamt zehn Geschwistern aus den beiden Ehen (1760–1771 und 1774–1783) des verstorbenen Vaters Johann Friedrich Vulpius waren nur noch drei am Leben, neben Christian August dessen Schwester Christiane (geb. 1765) und die Halbschwester Ernestine Sophie Louise (geb. 1775). Die anderen waren bereits im Säuglingsalter gestorben (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XVI f.). 27,6–7 Sekretair bey einem Kreisgesandten von Soden in Nürnberg] Vgl. zu 26,21. 27,8 den Abschied giebt] Unter den genannten Umständen verließ Vulpius in der zweiten Septemberhälfte „auf Herders Rath, u Göthens Befehl“, wie er am 7. Oktober 1788 an Sophie La Roche schrieb, seine Stellung in Nürnberg (Vulpius-Korrespondenz 1, 6) und ging nach Erlangen, wo auch einige seiner früheren Jenaer Kommilitonen lebten (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XXIV). 27,10 gemüthlich] ‚Von (ursprünglichem) Empfinden‘, ‚gefühlvoll‘, ‚angenehm‘ (vgl. GWb 3, 1431 f.). 27,12 artich] Artig: Hier im Sinne von ‚gehörig groß‘, ‚ansehnlich‘ (vgl. GWb 1, 839). 27,12 Italiänisch] Grundkenntnisse im Italienischen hatte Vulpius wahrscheinlich schon durch den Kontakt zu Christian Joseph Jagemann erworben, der nach Aufenthalten in Italien (u.a. als Mönch in Santo Spirito bei Florenz) seit 1775 als herzoglicher Bibliothekar in Weimar lebte und den Jungen aus der unmittelbaren Nachbarschaft (Luthergasse) früh in seine literarisch-kulturellen Aktivitäten einbezog. Jagemann war z.B. Verfasser von Deutsch-Italienischen Wörterbüchern, gab das „Magazin der italienischen Literatur und Künste“ (Weimar, Dessau und Halle. 1780–1785) sowie ab 1787 die „Gazetta di Weimar“ heraus und trat immer wieder als Übersetzer hervor (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XX f.). 27,12 Er hat eine gute Bildung] Nach zweijährigem Besuch des Weimarer Gymnasiums begann Vulpius im Herbst 1781 ein Studium der Jurisprudenz an der Universität Jena, das er aber angesichts der prekären Situation seiner Familie 1786 unterbrechen musste und offiziell erst 1803 zum Abschluss bringen konnte. Überlieferte Vorlesungsmitschriften belegen auch ein ausgeprägtes Interesse für historische Themen. Vgl. dazu Meier, Unterhaltungsliteratur, XXI. 27,13–14 Ich habe mich seiner vor einigen Jahren angenommen] Näheres ist dazu nicht bekannt (vgl. zu 26,21). 27,14 ich] Versehentlich für ‚in‘. 27,14 meiner Abwesenheit] Goethes Italienreise von September 1786 bis Juni 1788. 27,23 ich will ihm schreiben] Am 11. September schickte Goethe seinen nächsten Brief an Vulpius (vgl. zu 26,24–25). 27,28 deinem Georg] Georg Arnold Jacobi, der 20-jährige zweite Sohn Friedrich Heinrich Jacobis. Er galt als schwieriger und eigenwilliger Charakter, sehr fan-
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tasiereich, aber psychisch labil und deshalb schwer erziehbar. Immer wieder kam es zu auffälligen und unerwarteten Verhaltensweisen, mehrfach sogar dazu, dass der Junge von zu Hause flüchtete. Sein erster Lehrer Heinrich Schenk beschrieb das Naturell seines Zöglings gegenüber Johann Georg Hamann in einem Brief vom 11. Juli 1786: „Der junge Mensch ist bey einem übrigens ziemlich grob gebauten Körper mit äußerst reizbaren Sinnen und einer sehr empfänglichen Einbildungskraft geboren, so daß seit seiner frühesten Kindheit jeder nur etwas auffallende Gegenstand ihn leicht in seine Gewalt bekam, und der alte Zauber sich nicht eher löste bis ein neuer an die Stelle trat.“ (JB I 5, 294 f.) – Seit Frühjahr 1787 studierte Georg Arnold wider Erwarten erfolgreich Jura in Göttingen (vgl. Die Matrikel der Georg-AugustUniversität zu Göttingen 1734–1837. Im Auftrage der Universität hrsg. von Götz von Selle. 2 Bde. Hildesheim, Leipzig 1937. Bd 1, S. 300). 27,28–29 unzufrieden mit Euch daß Ihr immer mit dem Kinde unzufrieden] Von Anfang an hatte sich Friedrich Heinrich Jacobi über Art und Entwicklung des Sohnes ebenso besorgt wie ungehalten gezeigt. Nicht zuletzt deshalb gab er bereits den Zehnjährigen 1778 in die Obhut von Matthias Claudius nach Wandsbek. Von 1780 bis 1784 vertraute er ihn Amalia Fürstin von Gallitzin in Münster an, bei der Georg dem für ihre eigenen Kinder entwickelten, streng gefassten geistig-sittlichen Erziehungsprogramm unterworfen wurde. Die gewünschte Änderung des unbändigen und sprunghaften Naturells stellte sich jedoch nicht ein (vgl. Mathilde Köhler: Amalie von Gallitzin. Ein Leben zwischen Skandal und Legende. Paderborn, München, Wien, Zürich 1993, S. 72–84. [Abschn.: Georg Arnold Jacobi: „Verdorben durch Erziehung …“]). Goethe hatte Jacobi schon im Frühjahr 1784 für die seiner Meinung nach unangemessenen, zu stark reglementierenden Erziehungsmethoden kritisiert (vgl. Goethe an Jacobi, 31. März 1784; WA IV 6, 261.) 28,1 wunderlich] Hier wahrscheinlich als ‚Kennzeichnung nicht erklärbarer, unbegründbarer Empfindungen‘ einer Gemütsverfassung des ‚Wohlbehagens‘ (vgl. Grimm 14 II, 1913). 28,1 Laß bald wieder von dir hören.] Jacobi antwortete erst am 11. Oktober 1788 (vgl. Überlieferung), nachdem er am 8. Oktober den angekündigten Brief Goethes erhalten hatte (vgl. Überlieferung zu Nr 39 und die folgende Erläuterung). 28,1–2 Wegen des jungen Menschen schreibe ich bald wieder.] Goethe schrieb am 3. Oktober 1788 wieder an Jacobi (Nr 39). 28,3 die deinigen] Vgl. zu 9,26. 28,3 die Fürstinn] Vgl. zu 26,23. 28,3–4 den wiederbelebten Hemsterhuis] Der holländische Philosoph Frans Hemsterhuis, ein Freund Jacobis und enger Vertrauter der Fürstin Gallitzin, war am 21. Juni als Begleiter ihres Ehemannes, des russischen Gesandten in Den Haag Fürst Dimitri Aleksejewitsch von Gallitzin, zu Besuch nach Münster gekommen. Die Zeit vom 12. bis zum 20. Juli verbrachte man bei Jacobi in Pempelfort bei
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Düsseldorf. Hemsterhuis, an einer Harnverhaltung (Dysurie) erkrankt, hielt sich noch den August hindurch im Landhaus der Fürstin in Angelmodde bei Münster auf. Nach leichter Besserung trat er am 6. September 1788 die Heimreise nach Den Haag an. (Vgl. Mittheilungen aus dem Tagebuch und Briefwechsel der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin nebst Fragmenten und einem Anhange. Stuttgart 1868, S. 34–36.) Die Krankheit begleitete ihn noch die nächsten zwei Jahre und führte am 7. Juli 1790 zu seinem Tod im Alter von 68 Jahren. 28,6 V.] Vulpius. 28,6–7 Jura studirt, sich auch auf Geschichte und Diplomatick gelegt] Vgl. zu 27,12. – Diplomatik: Urkundenlehre. 28,8–9 Verschaffe mir doch Abdrücke 〈…〉 der Fürstinn geschnittnen Steinen.] Goethe interessierte sich für die antike Gemmensammlung, die Frans Hemsterhuis der Fürstin von Gallitzin schon vor Jahren als Freundschaftsbekundung überlassen hatte. Nach dem Tod Hemsterhuis’ im Juli 1790 ging die Sammlung von etwa siebenzig Stücken (Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 233) in den Besitz der Fürstin über. Jacobi reichte das Anliegen Goethes an die Fürstin weiter: „〈…〉 Goethe bat mich vor einiger Zeit, ihm doch, wo möglich, Abdrücke von Ihren geschnittenen Steinen zu verschaffen; er wäre doch zufrieden, wenn er sie nur in Siegellack erhielt 〈…〉“ (Jacobi an Amalia von Gallitzin, 21. September 1788; Goethe und Kreis von Münster, 67). Die Fürstin kam der Bitte Goethes 1788 noch nicht nach. Im Dezember 1792, als Goethe bei seinem Besuch in Münster die Steine in Augenschein genommen und sich sehr beeindruckt gezeigt hatte (vgl. Campagne in Frankreich 1792; WA I 33, 233 f. und 236–240), gab sie die komplette Sammlung mit nach Weimar, damit er solche zu Hause mit Freunden und Kennern studiren könne (ebd.; WA I 33, 239). Als Ergebnis seiner Beschäftigung mit der Sammlung, die insgesamt fünf Jahre in Weimar blieb, veröffentlichte Goethe zusammen mit Johann Heinrich Meyer 1807 ein erläuterndes Verzeichnis („Nachrichten von einer Sammlung meistens antiker geschnittener Steine“) in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Jena 1807, Bd 1, S. I–IV). 28,9 Mich interessiren jetzt diese Kunstwercke mehr] Während seiner Italienreise war Goethe mit der Steinschneidekunst näher in Berührung gekommen, hatte eine Vielzahl entsprechender Sammlungen gesehen und selbst eine größere Anzahl von antiken Gemmen-Abdrücken erworben (vgl. GB 7 II, zu 85,12, zu 89,30 und zu 215,11). Zu dem Thema insgesamt vgl. auch Femmel/Heres, 35–39.
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25. An Dorothea Kayser
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Weimar, 9. September 1788 → 〈Frankfurt a. M.〉
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H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-12421. – Doppelblatt 13,8 × 19,6(–19,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Otto Heuer: Philipp Christioph Kayser, Goethe und Klinger. In: Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main. Hrsg. vom Akademischen Gesamt-Ausschuß Freies Deutsches Hochstift. Neue Folge. 4. Serie. Bd 7. Frankfurt a. M. 1891, S. 452. WA IV 18 (1895), 29, Nr 2674a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Johannetta Dorothea Kayser war die Lieblingsschwester des Komponisten Philipp Christoph Kayser, die er als wichtigste Vertraute in Briefen an seinem Leben Anteil nehmen ließ. Die unverheiratete, in Frankfurt a. M. lebende Schwester übernahm häufig die Funktion einer Vermittlerin zwischen dem in Zürich wohnenden Sohn und den Eltern. Goethe kannte Dorothea Kayser aus der Jugendzeit in Frankfurt. Dass sich die Schwester und Goethe in Frankfurt gelegentlich begegneten, geht aus einem Brief Kaysers an seine Schwester vom 1. Juli 1775 hervor: „Trifst du Göthen einmal allein, so darfst du ihn kek ansprechen, und ihn fragen was ich machte? Thu das. Scheue dich nicht er ist ein Gott! aber er ist noch ein besserer Mensch.“ (BuschSalmen, Ph. Chr. Kayser, 436.) Die Beziehung zu Goethe ging jedoch nicht über eine Bekanntschaft hinaus. Der vorliegende Brief ist das einzige Zeugnis einer Korrespondenz Goethes mit Dorothea Kayser. 28,11 Ihr Bruder] Philipp Christoph Kayser war der älteste Bruder von insgesamt 14 Geschwistern, von denen sieben das Erwachsenenalter erreichten. Kayser war der Herzogin Anna Amalia von Goethe als Musiksachverständiger für ihre Reise nach Rom und Neapel empfohlen worden. Er verfügte außerdem durch seine Italienaufenthalte von 1782 bis 1784 und 1787/1788 über hilfreiche Landeskenntnisse und sollte deshalb die kleine Reisegesellschaft, bestehend aus der Herzoginmutter, ihrer Hofdame Louise von Göchhausen, Friedrich Hildebrand von Einsiedel, dem Arzt Wilhelm Ernst Christian Huschke und vier Bediensteten, begleiten. Am 27. Juli 1788, wenige Wochen vor Antritt der Reise, äußerte sich Kayser gegenüber seiner Schwester sorgenvoll über seine Zukunft und bat um zurückhaltende Unterrichtung der Familie: „Aber ich will gern die Sachen so leicht nehmen, als ich kann; sind wir es doch einander schuldig uns das Leben wenigstens nicht unangenehmer zu machen als es an sich selbst ist. 〈…〉 Was ich dir vorerst u. hauptsächlich sagen wollte betrifft meine fernere Bestimmung. Ich gehe mit der dritten Woche des Augusts im Gefolge der verwittibten Herzogin von Sachsen Weimar
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zum drittenmale nach Italien. Rücksicht auf mein ferneres Fortkommen, auf nähere Bekanntschaft mit Welt und Menschen, auf meine Studien, und selbst auf meinen Hang nach den südlichen Gegenden unsres Welttheils haben mich dem Geschick das sich in dieser Reise anbot Hand bieten machen. Mache nur von dieser Nachricht auf eine kluge Weise denjenigen Gebrauch, der der Natur der Sache angemessen ist. Ich will damit sagen, mache es, wie es sich versteht unsren Eltern bekannt, denen das, was ich dir sage, ohne alle Zurückhaltung auch gesagt ist, aber entdecke es mit Zurückhaltung unserm Bruder Gottlieb, den ich damit gar gern um nichts mehr drücken mögte, als eigentlich in der Sache liegt.“ (H: GSA 96/1483; vgl. auch Otto Heuer: Philipp Christoph Kayser, Goethe und Klinger. In: Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt a. M. Neue Folge. Bd 7. Frankfurt 1891, S. 451.) 28,11 wegen einiger unvermutheter Vorfälle] Wahrscheinlich hatte sich Kayser in die Gesellschaft der Herzogin mit ihrer streng hierarchischen Ordnung nicht einfügen können. In Bozen, wo sie am 30. August 1788 eintrafen, bat er die Herzogin, seinen Abschied nehmen zu dürfen. Mit Reisegeld versehen, trennte er sich am 1. September von der Gesellschaft und fuhr weiter nach Zürich, wo er sich niederließ und – wie schon in den Jahren zuvor – vor allem als Musiklehrer betätigte. – Zu Kaysers Abreise haben sich mehrere Berichte erhalten. So erhielt Goethe von Friedrich Hildebrand von Einsiedel und der Herzoginmutter jeweils eine ausführliche Schilderung. Einsiedel berichtete von den Differenzen am 3. September: „Daß Kayser uns verlassen hat, weißt Du, ich kann aber auch eben so gut sagen daß wir ihn verlassen haben, ein Irrthum auf beyden Seiten der indeß mit beyder Theile Zufriedenheit sich geendigt hat. Kayser hat sich in unsere Art zu reisen, zu leben, nicht finden können wenigstens nicht praktisch denn Verstand hat er genug um die Dinge anzuschauen wie sie sind, aber er ist nicht leicht gesinnt genug, um manche Dissonanz unresolvirt verklingen zu lassen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 98; vgl. auch Rosalinde Gothe: Ein Brief aus Verona – Friedrich Hildebrand von Einsiedel an Goethe. Mit Erstveröffentlichung des Briefes vom 3.9.1788. In: Animo-ItaloTedesco. Studien zu den Italien-Beziehungen in der Kulturgeschichte Thüringens, Folge 3. Weimar 2000, S. 69–78, hier: S. 76.) Die Herzoginmutter schrieb ebenfalls am 3. September 1788 an Goethe: „Alles ist bis hieher glücklich gegangen; außer das was Sie schon vieleicht wißen werden, Kayser uns in B o l z a n o verlaßen hat. In Regenspurg, fing seine übele laune an, ich glaubte er were über mich oder über meine S u i t e mißvergnügt, ich sprach mit ihm, er gab vor er were nicht wohl, man bat ihm er möchte sich ruhig halten u auf seiner Gesundheit acht haben, aber alles freundliche betragen half nichts. Dieses daurete bis wir in die Tyrolischen Gebürge kam, seine Seele wurde heiterer. In I n s p r u c k entdeckte er an Einsiedel, er könte nicht mit uns leben u er sehe u fühlte er were uns unützlich Einsiedel stellete ihm mit Güte vor er mögte bey uns bleiben jetz da wir in einen Land kämen wo er uns hülfreich seyn könte, er aber bestand darauf, er mögte es mir sagen u er würde es
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als eine Gnade von mir ansehen wen ich ihm entließe. In B o l z a n o sagte es mir Einsiedel, ich sprach mit Kayser selber u bat ihm daß er wenigstens versuchen möchte bis Mayland mit uns zu gehen, das wolte er auch nicht. Ich gab ihm also Geld zur Reise u so verließ er uns.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 106 f.; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 86 f.) In Louise von Göchhausens Reisetagebuch werden die Gründe für die Trennung von Kayser ebenfalls geschildert: „Den 31ten Kam Morgens Keyser zu mir und bat mich die Herzogin zu bitten daß sie ihm entlaßen mögte; er hatte die meiste Zeit bis hierher üble Laune gehabt u〈nd〉 war, wie man sagt, keines Menschen Freund gewesen. Einsiedeln hatte er den nehmlichen Antrag gethan, die Herzogin mußte sichs also gefallen laßen u〈nd〉 es wurde beschloßen des andern Morgens zu scheiden, er nach der Schweiz u〈nd〉 wir weiter nach Italien.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 27.) 28,11–13 seine Reise nach Italien 〈…〉 Weg nach Zürch genommen] Die Gesellschaft war am 15. August 1788 von Weimar abgereist und gelangte bis zum 31. August über Hof, Amberg, Regensburg, Landshut, München und Innsbruck bis nach Bozen, wo sich Kayser von der Suite trennte. 28,13–14 Er ersucht mich Ihnen solches anzuzeigen] Ein Brief Kaysers an Goethe aus diesem Zeitraum ist nicht überliefert. Er könnte frühestens am 30. August geschrieben worden sein, nachdem Kaysers Abschied von der Reisegesellschaft durch die Herzoginmutter gewährt worden war. Goethe hieß Kaysers Entscheidung nicht gut. Er distanzierte sich in der Folgezeit zunehmend von seinem Jugendfreund und hörte auf, dessen beruflichen Werdegang zu fördern und ihm seine Dichtungen zur Komposition zu überschicken. Stattdessen wandte er sich anderen Tonkünstlern zu, so dem Berliner Johann Friedrich Reichardt. 28,14 sobald er in Zürch anlangt] Es ist nicht bekannt, wann Kayser Zürich erreichte. Briefe an die Schwester aus diesem Zeitraum sind nicht überliefert. 28,14 Ihren Eltern] Johann Matthäus Kayser, als Organist der Katharinenund Barfüßerkirche in Frankfurt a. M. tätig, zudem Pianist, Komponist und Konzertveranstalter, sowie Christine Philippine Kayser geb. Kayser.
26. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. September 1788 → 〈Rom〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 3. – 1 Bl. 18,6 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben links von fremder Hd, Bleistift: „N. 2.“; Rs. am rechten Rand Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Durchl. der Herzoginn, am linken Seitenrand Mitte Siegelreste. – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20).
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E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 87 f., Nr 35. WA IV 9 (1891), 25, Nr 2676. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den Brief der Herzogin Anna Amalia vom 3. September 1788 (vgl. RA 1, 132 f., Nr 294). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 28,17–18 in dem großen Rom aufs beste willkommen] Anna Amalia traf mit ihrer Gesellschaft am 4. Oktober in Rom ein. Herder berichtet davon an seine Frau am 8. Oktober: „Sonnabend Abend kam die Herzogin Mutter gesund u. äußerst vergnügt an. Es traf sich eben, daß ich nach ihrer Ankunft im Hause gefragt hatte, als sie ankam; ich bemerkte den Wagen, ging zurück, u. ich war also der erste, den sie in Rom sah. Sie war sehr liebreich u. gütig 〈…〉.“ (HB 9, 440.) Louise von Göchhausens Tagebuch gibt die Zeit der Ankunft in Rom genau an: „Abends um 8 Uhr kamen wir glücklich an.“ Dann fährt sie fort: „Das Haus der Donna Margarita auf den Plaza di Spagna ist freundlich, bequem u〈nd〉 schön gelegen. Herder kam den Abend noch zu uns so wie auch der Hofrath Reifenstein.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 39.) 28,18 Eh Sie diesen Brief erhalten] Der Brief wird Anna Amalia zwischen dem 5. und 10. Oktober erreicht haben; die Post von Weimar nach Rom war in der Regel mindestens 16 Tage unterwegs. 28,19 Nachricht von Ihnen zu hören] Vielleicht ist ein Brief, mit dem Anna Amalia den vorliegenden Brief beantwortet hat, nicht überliefert. Es scheint, als bedanke sich Goethe für ihn im Brief vom 31. Oktober (Nr 46). Nachrichten über das Befinden der Herzoginmutter erfuhr Goethe aus Friedrich Burys Brief an ihn vom 17. Oktober, in dem es heißt: „Die Herzoginn ist glüklich hier angelangt. Sie ist die beste Damme, macht Spässe die ihr recht wohl anstehen, und scheint recht vergnügt zu seyn sich in R o m zubefinden 〈…〉.“ (Bury-Goethe, 25 f.) Auch im Brief Friedrich Rehbergs an Goethe vom 18. Oktober aus Rom ist die Rede von Anna Amalia, die „sich einige Tage in Florenz verweilt“ habe (H: GSA 28/1041, Bl. 116). Vom Brief, den die Herzoginmutter an ihren Sohn Carl August geschrieben hat (vgl. dessen Antwort vom 9. November 1788; Carl August-Anna Amalia, 78–80, Nr 100), kann Goethe ebenso Kenntnis gehabt haben. 28,19–20 Aus Verona haben Sie mich mit einigen Zeilen erfreut] Vgl. Anna Amalias Brief an Goethe vom 3. September 1788 (Harnack, Nachgeschichte, 86 f., Nr 34). 28,20–21 möge die Reise eben so glücklich fortgehen] Die am 5. September begonnene Reise von Verona über Mantua, Mailand, Parma, Modena, Bologna, Florenz, Pisa, Livorno, Siena und Viterbo nach Rom hat Louise von Göchhausen in ihrem Tagebuch gründlich beschrieben (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 29–39).
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BRIEF 27
28,21 Daß Kayser sich getrennt hat] Über die Trennung Kaysers von der Reisegesellschaft Anna Amalias vgl. zu 28,11. 28,23–29,1 Collina seine Schuldigkeit 〈…〉 Nutzen und Vergnügen] Filippo Collina, der Sohn von Goethes Wirtsleuten in Rom, war schon im Dezember 1787 nach Weimar gekommen (vgl. GB 7 II, zu 205,23). Er gehörte zur Reisegesellschaft Anna Amalias. Dafür hatte ihn Goethe empfohlen, damit er der Gesellschaft behilflich sei bei möglichen Problemen, die unerfahrenen Reisenden in Italien zustoßen könnten. In Anna Amalias Brief an Goethe vom 3. September heißt es: „Ich bin also jetz in Collinas Händen, mit dem ich zwar was seine Geschäfte betreffen sehr zufrieden bin, u welchen bis jetzt alle Ursache habe für einen erlichen Menschen zu halten.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 107; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 87.) 29,2 kehren Sie bald 〈…〉 zu uns zurück] Die Herzoginmutter kehrte am 18. Juni 1790 nach Weimar zurück (vgl. FB 1790, S. 141). Am 22. Mai 1790 trat sie den Rückweg von Venedig aus an, wo sie am 6. Mai angekommen war. Sie wurde von Goethe begleitet, der am 10. März Weimar verlassen und am 31. März Venedig erreicht hatte. Über Einzelheiten der Rückreise von Venedig bis Jena vgl. die Tagebuchaufzeichnungen Louise von Göchhausens (Göchhausen, Tgb.-Italien, 150–159). 29,5 Der achte Band ist bald zusammengestoppelt] Vgl. zu 18,10; zu 25,21. 29,5–6 dann soll es an Tasso gehn] Goethe arbeitete noch bis August 1789 an seinem Schauspiel „Torquato Tasso“, das er 1780 begonnen hatte. Vgl. zu 9,18; zu 40,12; zu 43,25–26, außerdem seine Briefe an Carl Ludwig von Knebel vom 1. und 11. Oktober 1788 (Nr 38 und 42). „Torquato Tasso“ erschien Mitte Februar 1790 im 6. Band von „Goethe’s Schriften“. 29,6–7 unartigen Fräulein] Louise von Göchhausen, die Reisebegleiterin der Herzogin. Goethe erwartete Briefe von ihr (vgl. zu 22,18).
27. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. September 1788 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 103–104. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 128 f., Nr 49. WA IV 9 (1891), 23 f., Nr 2675.
SEPTEMBER 1788
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 5. September 1788 (vgl. Post-Buch Carl Augusts [5. September 1788], Bl. 70). – Carl Augusts Antwort vom 22. September 1788 ist nicht überliefert (vgl. ebd.). 29,10 Von Gotha bin ich zurück] Am 9. September 1788 war Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg nach einem sechstägigen Aufenthalt in Weimar nach Gotha zurückgereist (vgl. FB [3. und 9. September] 1788, S. 243 und 249). Goethe begleitete ihn und blieb bis zum 18. September Gast am herzoglichen Hof in Gotha. Es war Goethes erster Besuch dort nach seiner Rückkehr aus Italien. 29,10–11 mit dem Herzog und der Herzoginn 〈…〉 nach Dessau gingen] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg und seine Frau, Herzogin Charlotte, reisten am 18. September 1788 aus Gotha an, übernachteten in Weimar und fuhren am nächsten Tag weiter nach Dessau (vgl. FB [18. und 19. September] 1788, S. 255 f.). 29,12–13 in mehr als Einem Sinne fruchtbar] Neben der Wiederauffrischung der freundschaftlichen Kontakte zur herzoglichen Familie und zum Minister Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg konnte Goethe z.B. auch eine Reihe von Aufträgen für seine Malerfreunde in Italien, Christoph Heinrich Kniep, Johann Heinrich Meyer und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, in die Wege leiten (vgl. zu 34,10–11) und fand darüber hinaus die Zeit, die Erstfassung des für Band 8 der Werkausgabe „Schriften“ geplanten Dramoletts „Künstlers Apotheose“ abzuschließen (vgl. zu 30,11–12). 29,14 Von Ihnen höre ich daß Sie wohl sind] Goethe hatte am 18. September bereits wieder an der Hoftafel in Weimar teilgenommen und dort sicher die neuesten Nachrichten vom abwesenden Herzog gehört (vgl. FB 1788, S. 255). Herzog Carl August war am 8. September 1788 aus Weimar aufgebrochen (vgl. ebd., S. 248), um sich zunächst nach Dresden zu begeben und anschließend nach Aschersleben zu seinem preußischen Kürassierregiment weiterzureisen. Bis dahin hatte ihn eine Fußentzündung am Reisen gehindert (vgl. zu 18,3; zu 24,13). 29,15 Dresdner Aufenthalt doppelt befriedigt] Der Herzog war zu den Manövern der kursächsischen Armee eingeladen, die am 13. September 1788 bei Dresden begannen (vgl. zu 18,4–5). Ihm war die Teilnahme daran wichtig, weil er sich zu dieser Zeit im Fürstenbund noch immer für eine politische Union selbstständiger Reichsstände engagierte. Da die preußische Politik spätestens seit März 1788 an diesen Reformplänen kein Interesse mehr hatte und man ihm am Berliner Hof zunehmend mit Misstrauen begegnete, suchte er insbesondere den zögerlichen Kurfürsten von Sachsen für sich zu gewinnen. Seine Bemühungen blieben letztlich erfolglos. Ein weiterer Grund für die Reise war die Aussicht, die junge Engländerin Emilie Gore in Dresden wiederzusehen, zu der Carl August während ihres fast siebenwöchigen Aufenthalts zuvor in Weimar eine starke Zuneigung entwickelt
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hatte und die am 16. August mit ihrer Familie nach Dresden weitergereist war (vgl. zu 18,4). 29,16 Wegen der Merckischen Sache habe ich Briefe.] Der langjährige Freund Johann Heinrich Merck, Kriegsrat am Darmstädter Hof, hatte Goethe Anfang August 1788 um Vermittlung einer finanziellen Unterstützung gebeten. Er benötigte einige tausend Taler, die er durch Goethes Fürsprache von Herzog Carl August oder der Herzoginmutter Anna Amalia zu bekommen hoffte (vgl. zu 17,13–14). Goethe bemühte sich daraufhin um Geldgeber, deren Kredite er mit einer Bürgschaft Carl Augusts abzusichern gedachte. Der Frankfurter Bankier Willemer war auf Goethes Nachfrage bereits eingegangen (vgl. zu 29,18–19; zu 29,20). 29,16 Capitaliste] Hier: Eigner eines großen Geldvermögens, der als Darlehensgeber oder Geldverleiher auftritt (vgl. GWb 5, 269). 29,17 die Summe] Merck hatte in seinem Brief an Goethe vom 3. August 1788 zwar um eine möglichst schnelle Hilfe gebeten, war bei der benötigten Summe aber relativ vage geblieben, weil er vermutlich das genaue Ausmaß seiner Verschuldung selbst nicht genau kannte: „Einige tausend Thaler baares Geld zu rechter Zeit im Dringendsten Fall ohne Interesse einstweilen vorgeliehen, würde wenigstens den nahen Umsturz verhüten. Noch vor der Messe muß mir geholffen seyn, sonst ist alles zu spät.“ (Merck, Briefwechsel 4, 541.) Goethe holte daraufhin bei verschiedenen Merck-Vertrauten nähere Erkundigungen ein, u.a. bei Samuel Thomas Soemmerring (vgl. Nr 13) und Mercks Darmstädter Kollegen und Unterstützer Ernst Schleiermacher (vgl. zu 59,16), und kam zu dem Ergebnis, dass sich der erforderliche Betrag auf insgesamt etwa 4000 Gulden belief. 29,18–19 Banquier Willemer in Franckfurt sie vorstrecken und 〈…〉 nur 4 prCnt.] Goethe kannte den Frankfurter Bankier Johann Jacob Willemer persönlich. Schon Goethes Eltern hatten zum Bankhaus der Willemer-Familie in guter Beziehung gestanden. Willemers Angebot hatte Goethe wohl nicht zuletzt diesen persönlichen Kontakten zu verdanken. Der Bankier war von Goethe mit einer entsprechenden Kreditnachfrage für Merck vermutlich in der zweiten Augusthälfte oder der ersten Septemberwoche 1788 angeschrieben worden (vgl. EB 80). – prCnt: Abgekürzt für ‚Prozent‘. 29,20 seinem Briefe] Willemers nicht überlieferte Antwort stammte vermutlich aus der zweiten Septemberwoche 1788 und war während Goethes Aufenthalt in Gotha zwischen dem 9. und 18. September 1788 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 29,10). 29,20–21 4000 f gegen einen von Ihnen unterzeichneten Wechsel 〈…〉 vorschießen] Willemer wünschte als Sicherheit für den Kredit eine Ausfallbürgschaft von Herzog Carl August in Höhe der zu kreditierenden Gesamtsumme von 4000 Gulden (Florin) in Form eines Wechsels auf zwei Jahre (vgl. zu 29,27–28).
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29,24 Ich habe geantwortet] Der Brief mit der vorläufigen Antwort an Willemer ist wahrscheinlich nach Goethes Rückkehr aus Gotha am 19. September 1788 geschrieben worden. Er ist nicht überliefert (vgl. EB 88). 29,24 in loco] Lat.: Am Ort (in der Residenz). – Carl August hielt sich bereits bei seinem Regiment in Aschersleben auf. 29,26 interponirten] Von lat. interponere: dazwischenstellen, vermitteln. Hier: in die Zahlungsverpflichtung eines Dritten eintreten. 29,27–28 ein Blatt ohngefähr des Inhalts zu senden] Carl August fertigte, wie von Goethe vorgeschlagen, den für die Ausreichung des Kredits an Merck von Willemer geforderten Kautionsschein (Wechsel) bereits am 22. September 1788 aus und schickte ihn an Goethe in Weimar zur Weiterleitung nach Frankfurt a. M. Er hielt sich dabei eng an die im Brief von Goethe gemachten Vorgaben. Der Text der Bürgschaft lautet: Kraft dieses, sage ich endesgesezter für den HE. Kriegs-Rath Merck in so ferne für das C a p i t a l von 4000 fl. gut welches er bey HE. Banquier Willemer zu Franckfurth a/M. erborgt hat, u. leiste bürgschaft, daß wenn ersagter HE. Merck binnen zwey Jahren die S u m m e derer 4000 fl. nicht bezahlen solte, ich alsdenn als selbst Schuldner eintreten will, u. solche bezahlen werde. Auch will ich die Interessen zu 4 p. C . in Denen laufenden Jahren statt HE. Mercks an den Gläubiger vierteljährig ausßzahlen. Aschersleben, im Standquartier. Den 22ten Septbr. 1788. Carl August HzSW. Fr: accept. Willemer (Zitiert nach: Johann Heinrich Mercks Briefe an die Herzogin-Mutter Anna Amalia und an den Herzog Carl August von Sachsen-Weimar. Hrsg. von Hans Gerhard Gräf. Leipzig 1911, S. 308; vgl. auch Merck, Briefwechsel 4, 543.) 30,2 negotiirt] Von lat. negotiari: ein (Kredit-)Geschäft abschließen. 30,2 gutsagten] Gutsagen: Für einen Dritten bürgen. 30,6 Intressen] Hier: Zinsen für einen Kredit. 30,7 engagirten] Hier: Sich verpflichten. 30,8–9 ob Willemer 〈…〉 zufrieden seyn wird] Das nach Weimar zurückgelangte Papier war mit Willemers Unterschrift als Akzept-Vermerk versehen (vgl. zu 29,27–28). 30,10–11 kommen wohl und zufrieden zu uns zurück] Herzog Carl August kehrte erst am 27. November 1788 wieder nach Weimar zurück (vgl. FB 1788, S. 304). 30,11–12 K ü n s t l e r s A p o t h e o s e 〈…〉 ist in Gotha fertig worden.] Die bereits während der Italienreise geplante Veröffentlichung des Versdramoletts „Künstlers Erdewallen“ in Band 8 der bei Göschen erscheinenden „Schriften“ noch
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durch ein Gegenstück, „Künstlers Apotheose“, zu ergänzen, versuchte Goethe ab August 1788 umzusetzen, war dafür aber in Weimar zu sehr durch andere Angelegenheiten abgelenkt. Erst während des Aufenthaltes am Gothaer Hof vom 9. bis 18. September fand er die notwendige Ruhe und Konzentration dazu (vgl. zu 25,4–5). Die überarbeitete Druckfassung ging im Dezember 1788 an den Verleger (vgl. zu 18,10). „Künstlers Erdewallen“ war 1774 im Verlag der Weygandschen Buchhandlung (Frankfurt und Leipzig) in der Zusammenstellung mehrerer Werke unter dem Titel „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ zwischen dem „Prolog“ und der Satire „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“ veröffentlicht worden (S. 7–20).
28. An Christoph Heinrich Kniep
〈Weimar〉, 19. September 1788 → 〈Neapel〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. K: GSA Weimar, Sign.: 28/1041, Bl. 100. – Doppelblatt 20,3 × 33 cm, 31⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Seidel?), Tinte. – Beischluss zu Nr 29 (vgl. zu 33,30). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 77–80, Nr 31 (nach K). WA IV 9 (1891), 28–31, Nr 2678 (nach K). Textgrundlage: K. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Knieps vom 17. August 1788 (vgl. RA 1, 129, Nr 283). – Kniep antwortete am 23. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 143, Nr 325), nachdem der vorliegende Brief erst im Dezember 1788 in Neapel eingetroffen war. Christoph Heinrich Kniep (1755–1825) wuchs in Hildesheim in einfachen Verhältnissen als Sohn des Brauers und Schlachters Conrad Kniep und dessen Ehefrau Margaretha Elisabeth geb. Ohlen auf. Über seine schulische und künstlerische Ausbildung ist wenig bekannt. Eine Akademie hat Kniep nie besucht, vermutlich erhielt er eine handwerklich orientierte Werkstattausbildung durch seine beiden aus einer weit verzweigten Künstlerfamilie stammenden Onkel, den Holz- und Steinbildhauer Johann Friedrich Ziesenis und den Porträtmaler Johann Georg Ziesenis. Erste Spuren seiner künstlerischen Tätigkeit, zunächst als Porträtzeichner, lassen sich in Hamburg nachweisen, wo Kniep von 1778 bis 1780 Bildnisse u.a. von Christoph Daniel Ebeling, Johann Georg Büsch und von dem dänischen Maler Jens Juel anfertigte. Nach einem Aufenthalt in Kassel, wo er mit der Familie Tischbein in Kontakt trat, ging Kniep Ende 1780 über Lübeck nach Berlin. Dort lernte er seinen späteren Förderer Ignacy Krasicki, Fürstbischof von Ermland, kennen, der
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ihm 1781 ein Stipendium für eine Studienreise nach Rom in Aussicht gestellt haben soll. Kniep reiste 1781 nach einer (nicht näher bekannten) Beschäftigung auf Krasickis Schloss in Heilsberg wahrscheinlich über Warschau und Triest nach Rom, erhielt aber aus unbekannten Gründen nicht wie erwartet die versprochene Finanzierung durch Krasicki. Seinen Lebensunterhalt verdiente er daraufhin durch das Anfertigen und den Verkauf von Veduten, Landschaften und von Kopien antiker Kunstwerke. Er schloss sich 1783 in Rom dem Kreis um Johann Heinrich Wilhelm Tischbein an, siedelte aber Ende Oktober 1785 nach Neapel über, vermutlich wegen der Aussicht auf bessere Verdienstmöglichkeiten durch einen unbekannten Förderer. Entscheidend für Knieps Bekanntheit und seine weitere künstlerische Entwicklung war die Begegnung mit Goethe im März 1787 in Neapel. Tischbein hatte die beiden miteinander bekannt gemacht und Goethe vorgeschlagen, Kniep an seiner Statt als zeichnenden Begleiter auf der Reise nach Sizilien vom 29. März bis 14. Mai 1787 mitzunehmen, da Tischbein selbst in Neapel bleiben wollte. Goethe reagierte auf Tischbeins Absage verstimmt, nahm Kniep jedoch als ‚Ersatz‘ für Tischbein an und beschloss, den jungen Künstler zu fördern. In der „Italiänischen Reise“ berichtet er über die Bekanntschaft mit Kniep: Schon in Rom hörte ich ihn als einen geschickten Zeichner preisen, nur seiner Thätigkeit wollte man nicht gleiches Lob ertheilen. Ich habe ihn schon ziemlich kennen gelernt und möchte diesen gerügten Mangel eher Unentschlossenheit nennen, die gewiß zu überwinden ist, wenn wir eine Zeitlang beisammen sind. Ein glücklicher Anfang bestätigt mir diese Hoffnung, und wenn es mir nach geht, sollen wir auf geraume Zeit gute Gesellen bleiben. (IR II; 19. März 1787; WA I 31, 61.) Kniep fertigte für Goethe auf der Reise zahlreiche Landschaftszeichnungen und Veduten an und gab ihm damit die Sicherheit reine Bilder zur Erinnerung mit zu nehmen. (IR II, Paralipomena; WA I 31, 341.) In Goethes Besitz lassen sich etwa 60 Zeichnungen Knieps nachweisen, hauptsächlich Skizzen und einige Ausführungen von der gemeinsamen Reise. Nach seiner Rückkehr aus Sizilien wohnte Kniep 1788 für kurze Zeit mit Johann Heinrich Meyer und Johann Wilhelm Heinrich Tischbein in einem Haus in der Straße Riviera di Chiaia in Neapel. Goethe blieb mit ihm in Kontakt und vermittelte ihm 1788 und 1789 einen größeren Auftrag, dessen Ausführung sich allerdings bis zum Frühjahr 1794 hinzog und wahrscheinlich nur in Teilen erfüllt wurde. Die Jahre zwischen 1787 und 1799 gelten als Knieps produktivste Zeit. Neben der Herzogin Anna Amalia und Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg gehörten zu Knieps Förderern in dieser Zeit Fürst Moritz von Liechtenstein, die Grafen Josef und Moritz von Fries sowie Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster. Abgesehen von einer vermutlich 1815 erfolgten Reise nach Rom blieb Kniep in Neapel und besuchte allenfalls Altertümer und künstlerisch interessante Stätten in der näheren Umgebung für Zeichenstudien. Er lebte zurückgezogen ohne kontinuierliche Kontakte zum neapolitanischen Hof. Tischbein beteiligte ihn an der Veröffentlichung
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eines vierbändigen Kupferstichwerks über die Sammlung griechischer Vasen des britischen Gesandten in Neapel, Lord Hamilton, deren erster Band 1798 erschien. Über Knieps Leben nach 1800 ist wenig bekannt. 1822 wurde er als beratendes Mitglied in den Rat der königlichen Akademie der schönen Künste in Neapel mit dem Ehrentitel eines Professors ohne Gehalt berufen. Er starb 1825 in Neapel. – Das Verhältnis zwischen Goethe und Kniep ging nicht über eine zweckgebundene Verbindung hinaus. In Goethes „Italiänischer Reise“ werden Knieps Zeichnungen in den Abschnitten zu Neapel und Sizilien ausführlich besprochen und gewürdigt, in seinen Briefen aber hielt Goethe gegenüber Kniep kühle Distanz. Insgesamt sind drei Briefe Goethes an Kniep aus dem Zeitraum von September 1788 bis 1810 überliefert; drei weitere im unmittelbaren Anschluss an die gemeinsame Reise nach Sizilien im März/April 1788 lassen sich erschließen (vgl. GB 7 I, EB 152, EB 160, EB 171), ebenso wie zwei weitere vom Januar 1789 (EB 149) und vom Juni 1790 (EB 324). Von den Briefen Knieps an Goethe sind aus dem Zeitraum von Februar/März 1788 bis 27. Februar 1789 sechs Schreiben erhalten, die zu den wenigen überlieferten schriftlichen Zeugnissen Knieps überhaupt gehören. – In den beiden Briefen (Nr 28 und Nr 87) des vorliegenden Bandes verhandelt Goethe mit Kniep über Inhalt und Umfang einer großen Bestellung von Zeichnungen, mit der er wahrscheinlich Knieps dürftige Auftragslage verbessern und ihm zu mehr Renommee auch außerhalb Italiens verhelfen wollte. Die Erledigung des Auftrags zog sich, u.a. bedingt durch das langsame Arbeiten Knieps, derart in die Länge, dass Goethe von weiteren Bestellungen bei ihm absah und der Kontakt zwischen beiden abbrach. 30,16 Bestellung für Tourneyßen] Der Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen hatte sich bis Ende Dezember 1787 in Italien aufgehalten und fungierte nun von Frankfurt a. M. aus als Goethes Kommissionär für italienische Sendungen (vgl. zu 7,11). Thurneysen hatte bei Kniep wahrscheinlich vor seiner Abreise aus Italien neun Zeichnungen bestellt. Dies geht aus einer von ihm eigenhändig geschriebenen undatierten Liste hervor, die sich in Goethes Briefablage findet. Darin werden folgende Bildmotive mit entsprechender Preisangabe genannt: „Pesto“, „Baja“, „Bocca di Capri“, „Veduta des Meers di Peusilipo“, „Neapel à 4 Unzen“, „Colisé 6 Unzen“, „Villa des Mecenas“, „Grab der Metella insg. 16 Ducati also 5:1 Unzen“ sowie „Piramus und Tisbe eine Jede 4 Unzen.“ (GSA 28/1043, Bl. 27.) Zugleich war Kniep noch mit drei weiteren Zeichnungen für Achille André Johannot, Thurneysens Mitreisenden in Italien und ab 1789 dessen Schwager, beauftragt worden, worüber er an Goethe im Februar 1788 und noch einmal am 17. August 1788 berichtete: „Ich arbeyte jetz an den Sachen nach Frankfurt weiter habe ich keine Ordinacion und es währe mir lieb eine andre kleine Bestellung zu uber nehmen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 61; vgl. auch Striehl, Kniep, 299.) Die Zeichnungen hatten den Auftraggeber aber Monate später noch immer nicht erreicht, wie Thurneysen in einem Brief vom 30. November 1788 an Goethe
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beklagte: „Es ist sehr einfältig von Kniep daß er so gar nichts von sich hörL läst. Der Mensch thut sich SchadL. Je früher ich seine SachL erhalte je eher kann ich ihm neue BestellungL ertheilL die nicht unwahrscheinlL sind – in sofern die Probe erwünscht ausfällt. Ich wünschte daß Er Sein Fertiges, denn Etwas wenigstens muß doch fertig seyn – sogleich dem HerrL Schütz nach Rom sendL möchte, damit dieser es meinL uebrigen SachL beifüge und zusamL versende.“ (GSA 28/1041, Bl. 137 f.; vgl. auch RA 1, 299, Nr 316.) Kniep lieferte schließlich alle neun Zeichnungen laut Abrechnung durch Georg Abraham Hackert vom 3. Februar 1789, wobei das gewünschte Sujet „Piramus und Tisbe“ von Hackert wahrscheinlich als „Vue zum Pendant“ zur Vedute Neapels bezeichnet wurde (GSA 28/1041, Bl. 180; vgl. auch RA 1, 148, Nr 340; vermutlich handelt es sich um das Bild „Ideallandschaft mit Pyramus und Thisbe“, Striehl, Kniep, Kat. Nr 14, 329). Die Zeichnungen wurden, so berichtete Hackert am 22. Dezember 1789 an Goethe, über Genua und Mailand nach Lindau geschickt, von wo sie Thurneysen, wie zuvor vereinbart, durch den Handelsunternehmer Johann Martin Gruber zugestellt werden sollten (vgl. GSA 28/1042, Bl. 30 und 33; RA 1, 164, Nr 393). 30,17–18 Schreiben Sie mir doch auch was ich 〈…〉 bei Ihnen bestellt habe?] Kniep nennt in seinem Brief vom 23. Dezember 1788 vier noch ausstehende, nicht näher spezifizierte Zeichnungen (vgl. zu 30,26). Goethe hatte mit Kniep nach der gemeinsamen Sizilienreise vereinbart, dass dieser einige der während der Reise entstandenen Skizzen ausführen solle: Alle Conture gehören mein, damit aber nach unserer Rückkehr daraus ein ferneres Wirken für ihn entspringe, so führt er eine Anzahl auszuwählender Gegenstände bis auf eine gewisse bestimmte Summe für mich aus 〈…〉 (IR II, 23. März 1787; WA I 31, 70). Fünf von Kniep ausgeführte Zeichnungen, die sich in Goethes Besitz befanden, lassen sich heute noch nachweisen: „Herakles-Tempel in Agrigento“ (vgl. Striehl, Kniep, 367, Nr 487), „Bocca di Capri“ (vgl. ebd., Nr 488), „Bucht von Palermo“ (vgl. ebd., 368, Nr 489), „Theater von Taormina“ (vgl. ebd., 372, Nr 541) und „Blick von Taormina nach Norden“ (vgl. ebd., 373, Nr 542). Zu den Skizzen Knieps von der Sizilienreise vgl. die folgende Erläuterung. 30,21 Ihre Zeichnungen an mehreren Orten gezeicht] In Goethes Nachlass sind in zwei Mappen einmal 46, einmal zehn Zeichnungen Knieps überliefert, die vor allem von der gemeinsamen Sizilienreise stammen (vgl. Schuchardt 1, 270, Nr 385 und 386). Während seines Aufenthaltes in Gotha vom 9. bis 18. September 1788, von dem er gerade wieder zurückgekehrt war, hatte Goethe die Zeichnungen offenbar am dortigen Hof herumgezeigt. – Zudem legte er die Arbeiten Knieps wohl auch Herzog Carl August vor, der in der Folgezeit ebenfalls Zeichnungen Knieps erwarb. 30,23 ansehnliche Bestellung] Im Februar 1789 erhielt Kniep über Goethe den Auftrag für 20 Zeichnungen unterschiedlicher Formate, die Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg bestellte, dessen Identität jedoch nicht
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preisgegeben wurde (vgl. zu 87,1). In der „Italiänischen Reise“ hingegen nennt Goethe den Gothaer Herzog explizit als potenziellen Förderer Knieps: Bei einer Flasche Wein besprachen wir unsere künftigen Verhältnisse; ich konnte ihm zusagen, daß er, so bald ich etwas von seinen Arbeiten in Deutschland vorzeigen könne, gewiß dem trefflichen Herzog Ernst von Gotha empfohlen sein und von dort Bestellungen erhalten würde. (IR II, 2. Juni 1787; WA I 32, 276.) Später wollte der Herzog offensichtlich noch mehr Zeichnungen: „〈…〉 besizze ich nur Einmahl 20. derselben, so wird sich viellL wegen Mehrerer irgend eine Einrichtung treffen lassen?“ (Herzog Ernst II. Ludwig an Goethe, Anfang Februar 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 173; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 134 f.) – Auch Carl Wilhelm Thurneysen hatte ursprünglich vor, weitere Arbeiten bei Kniep in Auftrag zu geben (vgl. zu 30,16). 30,25 vorher einige Fragen beantworten] Kniep beantwortete die sechs von Goethe nummerierten Fragen in seinem Schreiben vom 23. Dezember 1788 (vgl. GSA 28/1041, Bl. 169; vgl. auch Striehl, Kniep, 299 f.) in der von Goethe vorgegebenen Reihenfolge, ebenfalls nummeriert (vgl. dazu die folgenden Erläuterungen). 30,26 Was ist gegenwärtig bey Ihnen bestellt] Kniep antwortete darauf am 23. Dezember 1788: „Wurcklig bestelte Stücke, habe ich noch 4. zu machen, so, das wen Sie nich mit baldiger Post melden, was Sie aus gesucht haben, kan ich gleich Februwar mit selbigen anfangen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 169; vgl. auch Striehl, Kniep, 299.) Es ist nicht bekannt, um welche Sujets es sich handelte und wann sie, wenn überhaupt, nach Weimar geschickt wurden. 31,2 wie lang denken Sie wohl daran zu arbeiten] Kniep antwortete am 23. Dezember: „Von 20. Zeugnungen, kan die eine Halffte, Ende des Mays abgehen als dan sind die Tage lang, uL. arbeitte fleißig, so sollen das verpsroche 〈sic〉 uL. die andern auch balt gemacht sein.“ (Ebd.) Die Erledigung des Auftrags über 20 Zeichnungen vom Februar 1789 (vgl. Nr 87) zog sich allerdings bis 1794 hin (vgl. zu 87,1). 31,4 Was verlangen Sie für die Zeichnungen] Knieps Antwort vom 23. Dezember 1788: „Was ich verlange – Ich will mich nicht selbst loben, allein Sie werden andre Arbeit sehen, als die ich 2. Jahr zu ruck machte Der Preiß also. Kleine 4. Unzen Mittel görße 〈sic〉 7 Unzen. und Ganz Größe 8. UnzL Dis ist der gewohnlige Preiß doch habe ich auch schon 10 U: bekommen.“ (Ebd.) Tischbein kritisierte später an Kniep, dass „seine Preise 〈…〉 zu gering“ waren (Tischbein, Aus meinem Leben2, 283). In seinem Brief vom 5. April 1788 an Goethe hatte Kniep z.B. noch keinen genauen Preis für die Zeichnungen angegeben: „Freund, das, waß Sie Lust haben vor die Zeugnungen, mir zu geben wie auch die Bezahlung vor den HL. Thurneisen u. Janot, übermachen Sie hir an den, von welchen Sie glauben das er mein Freund ist, und mich mit Liebe hir auszuzahlen Lust hat.“ (H: GSA 28/1043, Bl. 20; vgl. auch Striehl, Kniep, 298.) Als sich die Auftragslage ver-
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besserte, entwickelte Kniep ein stärkeres Selbstbewusstsein und stellte höhere Ansprüche sowohl an die zeichnerische Ausführung als auch an die Preise, die er nun selbst festsetzte (vgl. Striehl, Kniep, 141). Goethe beauftragte in den Folgejahren Georg Abraham Hackert, den Bruder des Landschaftsmalers Philipp Hackert, sich um die Bezahlung Knieps zu kümmern, wenn er die Zeichnungen geliefert hatte. 31,6 G a n z g r o ß . wie das Theater von Tauromina.] Goethes individuelle Formatwünsche beziehen sich auf die Bildgrößen ausgewählter Motive, die sich wohl zu dieser Zeit noch in seinem Besitz befanden, heute aber zum Teil nicht mehr nachweisbar sind. Kniep hat offenbar in Neapel ein Verzeichnis der von Goethe gekauften Zeichnungen besessen, über das er die gewünschten Bildgrößen rekonstruieren konnte. Da Goethe seine Kniep-Zeichnungen teilweise weiterverschenkte oder -verkaufte, gelingt eine Zuordnung der Formate nicht immer (vgl. die folgende Erläuterung). Die von Kniep auf der Sizilienreise verwendeten Formate für Skizzen in den Größen 540 × 760 mm, 350 × 500 mm, 150 × 600 mm und für einige wenige in der Größe 250 × 320 mm (vgl. Striehl, Kniep, 78) decken sich nicht mit den im Folgenden gewünschten Bildgrößen (soweit diese zuzuordnen sind). – Die zum Vergleich angegebene Zeichnung ist vermutlich die 640 × 961 mm große Sepiazeichnung der Ruinen des Theaters von Taormina, die noch heute in Goethes Wohnhaus hängt (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr AK 3228). Von dieser Ausführung, auf der die Bühnenaufbauten des Theaters zu sehen sind, sind mehrere Repliken von Knieps Hand überliefert. So ist auch eine große Umrissskizze (659 × 852 mm) der Szene noch heute aus Goethes Besitz nachweisbar (KSW, Museen, Inv.-Nr Schuch. I, S. 271, Nr 385 VI). Von Knieps Zeichnungen des Theaters vor Ort berichtet Goethe in der „Italiänischen Reise“ unter dem 8. Mai 1787 (vgl. IR II, 8. Mai 1787; WA I 31, 198). 31,7 M i t t e l g r ö ß e . wie Neapel Pestum] Goethe hatte mit Kniep im Vorfeld der Sizilienreise vom 21. bis 23. März 1787 die im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründete antike Stadt Paestum besucht, um dort die Tempelruinen zu besichtigen. Kniep fertigte mehrere Umrisszeichnungen an, wie Goethe in der „Italiänischen Reise“ berichtet (vgl. IR I, 23. März 1787; WA I 31, 71). Davon lassen sich in Goethes Besitz allerdings keine nachweisen, lediglich die 380 × 540 mm große Graphitzeichnung „Ebene zwischen Salerno und Paestum“ (KSW, Museen, Inv.-Nr Schuch. I, S. 271, Nr 286 XLIV). Die Zeichnung zeigt den Blick aus dem Fenster des Wirtshauses, in dem Goethe und Kniep übernachteten (Beschriftung durch Goethe auf der Rückseite; ebd.), ohne Darstellung der berühmten Tempelruinen. Kniep erwähnt das Motiv in einem Brief vom 27. Februar 1789 und nennt die Herzoginmutter Anna Amalia als Eigentümerin: „〈…〉 die Veduto von Pestum, welche sie besietz.“ (GSA 28/1041, Bl. 190; vgl. auch Striehl, Kniep, 301 [dort jedoch irrtümlich als Goethes Eigentum ausgewiesen durch Transkription: „〈…〉 die Veduto von Pestum, welche Sie besitzen.“].) Das hier gewünschte Format lässt sich lediglich über eine als „Veduta di Pesto“ bezeichnete
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Kniep-Zeichnung erschließen, die sich 1905 noch im Gothaer Schlossmuseum befand. Dort wird als Größe für insgesamt fünf Zeichnungen „78(–92) × 50 cm“ angegeben (Peltzer, Kniep, 243 f.; vgl. auch zu 87,1). 31,8 K l e i n wie die Ruinen des Herkules Tempel.] Vermutlich die 334 × 503 mm große Graphitzeichnung „Herakles-Tempel“ (KSW, Museen, Inv.-Nr Schuch. I, S. 271, Nr 386 XXX; vgl. Striehl, Kniep, 371, Nr 524) oder die dieser Zeichnung zugrunde liegende 292 × 515 mm große Skizze (KSW, Museen, Inv.-Nr Schuch. I, S. 271, Nr 386 XL; vgl. Striehl, Kniep, 372, Nr 532). Eine weitere Skizze mit der einzigen Säule, die im 18. Jahrhundert noch aufrecht stand, im Format 334 × 503 mm lässt sich in Goethes Besitz ebenfalls nachweisen (KSW, Museen, Inv.-Nr Schuch. I, S. 271, Nr 386 XLII). – Die Darstellung zeigt den Herakles-Tempel in Girgenti (Agrigent), den Goethe mit Kniep auf seiner Reise am 23. April 1787 besuchte und den er auch in der „Italiänischen Reise“ beschrieben hat (vgl. IR II, 25. April 1787; WA I 31, 163). 31,9 14 Blätter in Farben und sechse in Braun] Kniep sah seine Stärke mehr in einer Mischtechnik aus brauner Tusche (Sepia und/oder Bister) als in farbigen Aquarellzeichnungen (vgl. Striehl, Kniep, 144). In einem Brief vom 5. April 1788 an Goethe schrieb er: „Wollen Sie mich die Wahl laßen, frey zu wählen so schreube ich es Ihnen mit umgehender Post – und laßen Sie sie alle mit Braun arbeyten, so sollen es aus gesuchte werden 〈…〉.“ (H: GSA 28/1043, Bl. 20; vgl. auch Striehl, Kniep, 298.) Johann Heinrich Meyer hatte Goethe in seinem Brief vom 23. Dezember 1788 ebenfalls bestärkt, Kniep die Zeichnungen in Braun ausführen zu lassen: „Unmaßgeblich wollt ich Rathen wan sie von den 20 Stücken dj sie bestellen wollen nur djjenigen in WaßerfarbL mahlen ließen dj irgend etwas besonders an sich haben was sich mit einer farbe nicht ausdrücken läßt, dan wie wohl ich auch mit Knieps gemahlten sachen zufrieden bin, so wollt ich doch dj bloß in braun getuschten noch lieber. – doch alles wie es ihnen am besten dünckt.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 167; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 17.) 31,10–11 etwas mehr als bisher für das Blatt nehmen] Vgl. zu 31,4. 31,11–13 Dagegen müßen die Zeichnungen 〈…〉 keine Sorgfalt gespart seyn.] Goethes Ermahnung zu höchster Sorgfalt bei der zeichnerischen Ausführung liegt in früheren Mängeln begründet, für die Kniep in seiner Antwort vom 23. Dezember 1788 Johann Heinrich Wilhelm Tischbein verantwortlich machte: „Was Baumme u. Vorder Grunde, sind so sollen Sie mal sehen wie die sein werden. Mich trieb damahls Tischbein, weil er sachte er ginge nach Rom: und muste alles mit nehmen, da wurde ich angst und hielt alles breit – – und so sind vielle Sachen nicht gut geworden –“ (H: GSA 28/1041, Bl. 169; vgl. auch Striehl, Kniep, 300). – Im selben Schreiben versicherte er Goethe, die Montagetechnik verbessert zu haben. Die Zeichnungen wurden auf Unterlegblätter aufgezogen und plan geklebt, zum Schluss mit einem schwarzen Tuschrand umzogen: „Was das auf kläben anlangt so haben wir so ein gutes Mittel gefunden das gar keine Falte bleiben kan. und da ich jetz auf
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Englisch Papier zeugne so sind die Zeugnungen wie gegoßen. Das Mittel besteth dar in das 2 Personen mußen beyn Aufklaben sein, der eine reibt mit den Tuche, und der andre helt den Ubrugen Teihl der Zeugnunge in die Hohe, so das die Lufft alle unten aus kan.“ (Ebd.) In einem weiteren Brief vom 27. Februar 1789 kam Kniep noch einmal darauf zu sprechen: „Und da wirs in Aufkläben um einen großen Schritt weiter gebracht haben, so werden Zeugnungen, nicht anders als von der ersten Art hervor gebracht.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 190; vgl. auch Striehl, Kniep, 300.) In der Zwischenzeit hatte er auch eine bessere Technik für das Rahmen der Zeichnungen entwickelt, indem er einen schmaleren Randstreifen als bisher aussparte, wodurch eine dünnere Einfassungslinie entstand (vgl. ebd.; vgl. auch Striehl, Kniep, 144). 31,13 die Liebhaber] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, wahrscheinlich auch dessen Bruder Prinz August (vgl. zu 60,17–18) sowie Herzog Carl August. 31,15–16 Das Geld wird wie bisher an Hl. Hakert 〈…〉 der Zeichnungen.] Georg Abraham Hackert war mit der Auszahlung Knieps und mit dem Versenden der Zeichnungen Knieps betraut. Der Bruder des Malers Philipp Hackert war 1778 nach Rom gekommen und dort als Radierer, hauptsächlich von Arbeiten seines Bruders, sowie als Händler tätig (vgl. dazu Thomas Weidner: Jakob Philipp Hackert. Landschaftsmaler im 18. Jahrhundert. Berlin 1998, S. 53–55). In seinen Briefen vom 3. Februar und vom 22. Dezember 1789 (vgl. RA 1, 148, Nr 340 und 164, Nr 393) sowie vom 9. November 1790 (vgl. ebd., 170, Nr 421) und vom 11. März 1794 (vgl. ebd., 289, Nr 894) berichtete Hackert Goethe über Knieps Fortschritte bei der Ausführung der von Goethe bzw. Thurneysen erteilten Aufträge. Insgesamt sollte Kniep für die 20 Zeichnungen den Betrag von 122 Onzien ausgezahlt bekommen (vgl. Herzog Ernst II. Ludwig an Goethe, Anfang Februar 1789; RA 1, 148, Nr 339). 31,16–18 Dabei sichern Sie 〈…〉 durchreisenden Liebhaber über laßen werde.] Wahrscheinlich sollte Kniep davon abgehalten werden, Bildthemen doppelt auszuführen, was für ihn ein durchaus übliches Verfahren darstellte. Kniep nahm auf die Ermahnung Goethes zur Exklusivität in seinem Brief vom 23. Dezember 1788 Bezug: „Ich verkauffe nichts, was einmahl bey mich besteldt ist worden, solten Sie aber mein bester Zweiffel, in meine Treue setzen so ist ja Unser Freund Tischbein da der weiß ja alles was ich mache 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 169; vgl. auch Striehl, Kniep, 300.) 31,19–20 die Tour von welcher Sie mir schrieben] In einem Brief vom 17. August 1788 hatte Kniep von seinem Plan berichtet, eine Fahrt in das Umland Neapels zu unternehmen: „Bald nehmlig den andren Mohnath werde ich nach Castello Mare, Sorrento und die ganze Küste die Sie mein bester konne gehen und lauter Meister Stücke zu zeugnen, Punto di Posilippo sol auch ein Gegen Stand von meiner Arbeit werden – und auf dem Berge hinter dem Castello von St Elmo werde ich 2 große Außichten machen, so das man Baja und alle die Inseln sol sehen
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konnen“ (H: GSA 28/1041, Bl. 61; vgl. auch Striehl, Kniep, 298). In seinem Brief vom 23. Dezember 1788 bestätigte Kniep, dass er die „kleine Reise“ unternommen habe: „〈…〉 um Ihnen Freude zu machen werde Ich noch verschiedenes mit bey lägen 〈…〉“ (GSA 28/1041, Bl. 169; vgl. auch Striehl, Kniep, 300). 31,21 Contoure] Umrisszeichnung (vgl. GWb 5, 609). Goethe besaß von der gemeinsamen Sizilienreise mit Kniep hauptsächlich solche Skizzen, in denen vor der Natur die Landschaftsformen auf Papier gebracht und in einem zweiten Arbeitsschritt zu Hause umgezeichnet, präzisiert und teilweise mit einer Staffage im Vordergrund versehen wurden. – Zur Bedeutung der Umrisszeichnungen für Goethe vgl. Werner Busch: Die ‚große, simple Linie‘ und die ‚allgemeine Harmonie‘ der Farben. Zum Konflikt zwischen Goethes Kunstbegriff, seiner Naturerfahrung und seiner künstlerischen Praxis auf der italienischen Reise. In: GJb 105 (1988), 144–164. 31,21–23 Schreiben Sie mir ein Verzeichniß von 〈…〉 Gegenständen] Kniep schickte am 23. Dezember 1788 „ein Verzeichnüs von allen meinen Zeugnungen, so wol alte als neu gezeichte / Auf der Reuße nach la Cava“ (H: GSA 28/1041, Bl. 172; vgl. auch Striehl, Kniep, 299). Die Liste umfasst 31, zum Teil ausführlich beschriebene Bildtitel von größtenteils touristischen Sehenswürdigkeiten Neapels und Siziliens. Kniep stellt acht „gans große“, 15 Zeichnungen von der „zwote〈n〉 Grosse“, vier von der „dritte〈n〉 Grösse“ vor und fügt an das Ende der Liste noch vier weitere Sujets unbekannten Formats an (ebd.; vgl. auch Striehl, Kniep, 300). – Knieps Liste wurde dem Gothaer Herzog Ernst II. Ludwig vorgelegt, dem eine Auswahl der Sujets derart schwerfiel, dass er sie in einem Brief vom 28. Januar 1789 lieber an Goethe übertrug: „So nehmen Sie denn meinen heißesten Danck für die mir Mitgetheilten Nachrichten von Knieps Zeichnungen von mir gefalligst an; Ihrem Freund, und Seyn Sie uberzeugt, daß mir die Auswahl der Stücke, uberaus schwehr wird, und bald möcht’ ich ohne Untersuchung alle diese Gegenstände mir zu Eignen. Indessen fuhle ich doch daß dies nicht wohl angehen möchte: wenigstens im Ersten Augenblicke nicht, und besizze ich nur Einmahl 20. derselben, so wird sich viell wegen Mehrerer irgend eine Einrichtung treffen lassen?“ (H: GSA 28/1041, Bl. 173; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 134 f.) 31,24 die Formate] Vgl. die von Goethe oben genannten Wunschformate (vgl. auch zu 31,6; zu 31,7; zu 31,8). 31,27–28 kann eine doppelt stärkere erfolgen] Von weiteren Aufträgen, wie sie Herzog Ernst II. Ludwig in seinem Brief an Goethe vom 28. Januar 1789 in Aussicht stellte (vgl. zu 31,21–23), ist nichts bekannt. Vermutlich wurde von erneuten Bestellungen abgesehen, weil sich die Erledigung dieses ersten Auftrags durch Kniep bis ins Jahr 1794 hinzog und der Herzog farbigen Zeichnungen den Vorzug gab, Kniep hingegen lieber in einer Mischtechnik mit brauner Tusche arbeitete (vgl. zu 31,9). 31,31–32 Ich bitte Meyern in einem Briefe daß 〈…〉 Antwort habe] Zu Goethes Instruktionen an Johann Heinrich Meyer in dieser Angelegenheit vgl.
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33,30–34. Kniep ließ es sich nicht nehmen, Goethe eigenhändig eine Antwort zu schreiben, wie Meyer Goethe am 23. Dezember 1788 mitteilte: „Ich habe dem Kniep nicht gern die Freude verweigern mögen ihnen selber auf Ihren brief antwort zu geben. Darum ligt hier sein eigen Verzeichniß von Veduten bey und was er ihnen auf dj Fragen dj sie an ihn thaten zu sagen hat.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 167; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 6.) 31,32 Sekretair des Haußes] Hier im Sinne: Schreiber, der die Schreibaufgaben erledigt (vgl. Grimm 10 I, 405). Goethe greift damit eine von Kniep in seinem Brief vom 17. August 1788 verwendete Bezeichnung für Johann Heinrich Meyer auf: „HL: Meyer ist Secretär ich bin Hauß Hofmeister, und so ist das ein Leben wie im Himmel.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 61; vgl. auch Striehl, Kniep, 299.) Im Gegensatz zu Tischbein und Kniep, deren Orthographie und Interpunktion weithin mangelhaft blieben, war Meyer sprachlich gewandter, was Goethe in Gesprächen mit Meyer über Kunst sehr schätzte. In der „Italiänischen Reise“ bezeichnet Goethe Meyer entsprechend positiv als belehrende〈n〉 Künstler (IR I, 3. November 1786; WA I 30, 205). – In der ihm zugewiesenen Rolle als Berichterstatter unterrichtete Meyer Goethe in seinem Brief vom 23. Dezember 1788 von Knieps Fortschritten: „Ich versichere ihnen das er sehr fleißig ist, und auf dj Zeit da er verspricht wort halten kan und wird. es wäre zwahr sehr unnöthig es ihm selbst zu sagen, aber ihnen mus ichs zu Steuer der Wahrheit im Vertrauen melden daß er Große schritte gethan hat, und wircklich seine Sachen weit beßer macht als sie aus den Zeichnungen die er für sie gemacht wißen können.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 167; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 16.) Meyer verließ Neapel bereits im Februar 1789 und kehrte wieder nach Rom zurück, so dass er für die spätere Zeit nicht mehr als Berichterstatter infrage kam. 31,33 Ihr andern] Kniep und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. 32,1–2 neuen Einrichtung] Tischbein hatte ein Haus mit acht Zimmern in der Straße Riviera di Chiaia in Neapel gemietet und Kniep und Meyer bei sich aufgenommen, wie er in einem Brief an Goethe vom 24. Juli 1788 schrieb: „Ich habe mir ein Haus an C’aia gemihtet, und habe den Knip und Meyer zu mir genomen, Knip arbeitet vor sich. Meyer aber für mich. er zeichnet mir die Bilder ab welche ich mache, nachdem selbige sich für Zeichnungen schicken, ins ganze, oder nur die Köpfe daraus; oder beites.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 65.) Tischbein hatte die beiden bereits im deutsch-römischen Künstlerkreis in Rom kennen gelernt. Auch Kniep und Meyer berichteten über die gemeinsame Unterkunft in Briefen an Goethe, so Meyer in seinem Schreiben vom 22. bis 29. Juli 1788: „Hier befinde ich mich nun zwahr sehr wohl, wir leben einig und liebreich zusammen am Tischbein habe ich den guten alten Freund wieder gefunden wie er mir vordem war.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 76; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 6.) Kniep schilderte die Wohnsituation in einem Brief vom 17. August 1788: „Sie wißen es vileicht noch nicht mein bester das ich, und unser Freund Tischbein, beysammen wohnen auch ist
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der HL Meyer bey uns im Hauße währen Sie nur auch da. Wir wohnen in Caja und haben alle 4. Elimente aus der ersten Hand das ist alles was ich von der Lage des Haußes sagen kann, und so wißen Sie schon alles auf unsern Fenstern Lincks den 〈Kontur Vesuv〉 gerade 〈Landschaftsprofil von Capri〉 und rechter Hand Posilippo einen Morgen oder eine helle Nacht ist nicht zu bezahlen. 〈…〉 Wir haben auch Raum den wir bewohnen 8. Zimmer und eine große Küche es kan also aus allen Krafften gearbitet werden und solches wirt auch nicht unterlaßen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 61 f.; vgl. auch Striehl, Kniep, 299.) 32,3 vergnügt] Hier im ursprünglichen Wortsinn von ‚zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 32,4 Der Herzogin von Weimar habe ich auch von Ihnen gesagt] Goethe hatte der Herzoginmutter Anna Amalia im Zuge ihrer Reisevorbereitungen wohl auch Kniep empfohlen. Sie lernte ihn während ihres nur kurz unterbrochenen Neapelaufenthaltes von Anfang Januar 1789 bis Mitte April 1790 (vgl. zu 48,8–9) am 9. Januar 1789 kennen und lud ihn mehrmals zu ihren Teegesellschaften ein (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 59 f. und 65). 32,5–6 einige recht schone Stücke machen und sie ihr in Neapel prasentiren] Am 6. Februar 1789 überreichte Kniep der Herzoginmutter die Sepiazeichnung „Die Grotte von Bonea“, die Goethe bei ihm in Auftrag gegeben hatte, sowie ein weiteres Bild als Pendant (vgl. zweite Erläuterung zu 87,14). 32,6–7 Ich bezahle Sie durch Hl Hackert.] Vgl. zu 31,15–16.
29. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 19. September 1788 → 〈Neapel〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 vor dem 2. und hinter dem 3. Absatz Häkchen, vermutlich von Riemer (vgl. E1), Bleistift. – Beischluss: Nr 28 (vgl. zu 33,30). E1: Riemer (1846), 3 f. (Teildruck: 32,17–26 Ich kann und 〈…〉 von einem Alten.). E2: Harnack, Nachgeschichte (1890), 75–77, Nr 30. WA IV 9 (1891), 25–28, Nr 2677. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Meyers Briefe vom 22. und 29. Juli 1788 sowie vom 26. August 1788 (vgl. RA 1, 122 f., Nr 264 und 131, Nr 289). – Meyer antwortete am 23. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 143 f., Nr 326). Postsendungen: 19. September 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 4, Bl. 16).
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Neben Friedrich Bury, Christoph Heinrich Kniep, Johann Heinrich Lips und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein zählte der Schweizer Johann Heinrich Meyer (1760–1832) zu Goethes wichtigsten römischen Künstlerbekanntschaften. Während die Kontakte zu jenen eher episodisch waren, blieb Meyer, der seit November 1791 in Weimar lebte, Goethe als Kunst- und langjähriger Hausfreund zeitlebens eng verbunden. Ein aufschlussreiches Zeugnis ihrer Arbeitsgemeinschaft ist die über 44 Jahre kontinuierlich währende und mehr als 970 überlieferte Briefe umfassende Korrespondenz. Johann Heinrich Meyer wurde in Zürich als Sohn des Kaufmanns Johann Baptist Meyer geboren. Nachdem dieser nach einem Konkurs die Familie verlassen hatte, zog die Mutter 1764 mit den beiden Kindern Heinrich und Anna nach Stäfa am Zürichsee, wo ihr Vater Wirt des Gasthauses „Zur Krone“ war – ein Ort, an den sich Meyer in den folgenden Jahrzehnten wiederholt zurückziehen sollte, so auch im September 1797 in Begleitung Goethes. Ersten Zeichenunterricht erhielt Meyer ab 1776 in Stäfa durch den Porträt- und Genremaler Johannes Kölla. 1778 wechselte er in das Atelier des Malers, Künstlerbiographen und Kunstschriftstellers Johann Caspar Füßli nach Zürich, wo er bis 1781 eine umfassende zeichnerische und kunsttheoretische Ausbildung erhielt. Im Mai 1784 übersiedelte Meyer gemeinsam mit seinem Künstlerfreund Heinrich Koella, dem Neffen seines ersten Lehrers, nach Rom. Hier führten beide ein bescheidenes, durch den Verkauf von Antikenkopien und Porträts sowie durch Führungen finanziertes Künstlerleben. Wann Goethe Meyer in Rom kennen lernte, ist nicht gewiss, doch kann seine Angabe in der Jahrzehnte später veröffentlichten „Italiänischen Reise“ zutreffend sein, dass die erste Begegnung am 3. November 1786 kurz nach seiner Ankunft in Rom stattgefunden habe: Während einer Besichtigung der Gemäldesammlung des Quirinalspalastes wird der Dichter auf den bescheiden auftretenden Schweizer aufmerksam, der als belehrende〈r〉 Künstler“ (IR I, 3. November 1786; WA I 30, 205) sein Handwerk nicht nur von Grund auf beherrscht, sondern es auch versteht, sein aus der Anschauung gewonnenes Kunstwissen zu vermitteln. Möglicherweise hatte Goethe bereits zu dieser Zeit Meyer im Blick, als er Herzog Carl August im Brief vom 13. bis 20. Januar 1787 aus Rom mitteilte, einen Mann gefunden zu haben, der nach Georg Melchior Kraus die Leitung der Weimarer Zeichenschule übernehmen könne, daß man mehr aufs solidere kommt (GB 7 I, 90,12–14). Näheren Umgang mit Meyer pflegte Goethe während seines zweiten römischen Aufenthalts zwischen Oktober 1787 und April 1788. So berichtete er nach Weimar, dass er bei Meyer anatomischen Zeichenunterricht genommen und unter seiner Anleitung mit frisch gewaschnen Augen die bedeutendsten antiken Bildwerke studiert habe (Brief an Herzog Carl August, 25. Januar 1788; GB 7 I, 236,10). Im autobiographischen Rückblick hat Goethe diesen Unterricht zu einem Erweckungserlebnis stilisiert und Meyers Einfluss auf seine – zeitlebens bewahrte –
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klassizistische Kunstauffassung bekräftigt: Der Glanz der größten Kunstwerke blendet mich nicht mehr, ich wandle nun im Anschauen, in der wahren unterscheidenden Erkenntniß. Wie viel ich hierin einem stillen, einsamfleißigen Schweizer, Namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. Er hat mir zuerst die Augen über das Detail, über die Eigenschaften der einzelnen Formen aufgeschlossen, hat mich in das eigentliche M a c h e n initiirt. Er ist in wenigem genügsam und bescheiden. Er genießt die Kunstwerke eigentlich mehr als die großen Besitzer, die sie nicht verstehen, mehr als andere Künstler, die zu ängstlich von der Nachahmungsbegierde des Unerreichbaren getrieben werden. Er hat eine himmlische Klarheit der Begriffe und eine englische Güte des Herzens. Er spricht niemals mit mir, ohne daß ich alles aufschreiben möchte was er sagt, so bestimmt, richtig, die einzige wahre Linie beschreibend sind seine Worte. Sein Unterricht gibt mir, was mir kein Mensch geben konnte, und seine Entfernung wird mir unersetzlich bleiben. (IR III, 25. Dezember 1787; WA I 32, 159 f.) Zeugnisse, welche diesen Unterricht konkret belegen könnten, sind nicht bekannt. Den einzig nachweisbaren Brief an Meyer während seines Aufenthalts in Italien schrieb Goethe am 23./24. Mai 1788 in Mailand auf der Rückreise nach Weimar (vgl. GB 7 I, EB 183). Im Juni 1788 übersiedelte Meyer nach Neapel, wo er als Zeichenlehrer und Reisebegleiter tätig war. Aus dieser Zeit datiert der erste überlieferte Brief Meyers an den nach Weimar zurückgekehrten Goethe. Dieser erhoffte sich ausführliche Kunstnachrichten aus Italien, um sich den nordischen Himmel aufzuhellen (32,12). Im Januar 1789 traf Meyer mit der in Neapel weilenden Reisegesellschaft um Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach zusammen. Im Februar 1789 kehrte er nach Rom zurück, wo er Herder ein geschätzter Cicerone wurde (vgl. Herder an Caroline Herder, 27. Februar 1789; HB 6, 120). Nachdem sich im Sommer 1789 die vage Aussicht auf eine Professur an der Zürcher Kunstschule zerschlagen hatte, vermittelte Goethe ihm ein zweijähriges herzogliches Stipendium und stellte eine Anstellung als Lehrer an der Herzoglichen Freien Zeichenschule zu Weimar in Aussicht. Zu einem Wiedersehen zwischen Goethe und Meyer kam es im Mai 1790 in Venedig (vgl. zu 204,6). Von hier aus kehrte der von einer schweren Erkrankung nur langsam genesende Meyer zu seiner Familie in die Schweizer Heimat nach Stäfa zurück, um sich dort zu erholen. Der briefliche Kontakt mit Goethe blieb im Folgenden erhalten und galt der Verständigung über Meyers neueste künstlerische Entwürfe. Anfang November 1791 übersiedelte Meyer nach Weimar, das er bis zu seinem Lebensende 1832 nur zu Aufenthalten in Jena sowie zu Kunst- und Kurreisen verließ. Eine erste Unterkunft fand Meyer im Großen Jägerhaus in der Nachbarschaft Goethes. Im Sommer 1792 zog er mit Christiane Vulpius und dem zweieinhalbjährigen Sohn August in das neu erworbene Helmershausensche Haus am Frauenplan, dessen Umbau er in den folgenden Monaten im
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Auftrag des zur Campagne in Frankreich weilenden Hausherrn leitete. Goethe lernte ihn in dieser Zeit als zuverlässigen und stets loyalen Freund seiner kleinen, nicht eben 〈…〉 heilige〈n〉 Familie (Brief an Herzog Carl August, 18. April 1792; WA IV 9, 301) schätzen. Über zehn Jahre, bis zu seiner Heirat im Januar 1803 mit Amalia Karolina Friederika Kobe von Koppenfels, einer Tochter des Weimarer Kanzlers Johann Friedrich Kobe von Koppenfels, lebte Meyer in der Mansarde von Goethes Wohnhaus. Im Oktober 1795 reiste Meyer erneut für zwei Jahre nach Italien, um Material für ein zuvor mit Goethe erarbeitetes – und im brieflichen Austausch ausführlich diskutiertes – Projekt einer enzyklopädischen Kulturgeschichte Italiens zu sammeln. Kennzeichnend für diesen zweiten italienischen Aufenthalt ist, dass Meyer seine zeichnerische Tätigkeit zugunsten eines Verfahrens zurückstellte, die akribisch studierten Kunstwerke nach einem Rubrikenschema in sprachlicher Form zu erfassen. Aufgrund der durch die französischen Eroberungszüge in Oberitalien verursachten politischen Unruhen musste Goethe auf sein Vorhaben, Meyer nach Italien zu folgen, verzichten. Hinzu kam, dass Meyer im April 1797 in Florenz erneut schwer erkrankte und auch aus diesem Grund in seine Schweizer Heimat zurückkehrte, wo er im Herbst 1797 mit Goethe zusammentraf. Die gemeinsame Schweizer Reise diente nicht zuletzt der Auswertung von Meyers italienischen Erträgen, um Aufsätze für Goethes neue Kunstzeitschrift „Propyläen“ zu gewinnen. Nach der Rückkehr nach Weimar im Dezember 1797 sollte sich Meyers publizistische Tätigkeit intensivieren, während er auf seine bildkünstlerischen Ambitionen zunehmend verzichtete. Abgesehen von gelegentlichen Porträt- und Kopieraufträgen wie der „Aldobrandinischen Hochzeit“ für Goethes Wohnhaus oder Entwürfen zur Ausstattung des Römischen Hauses (1794–1798) war Meyer vor allem in beratender Funktion tätig. So wurde ihm im Januar 1799 die Aufsicht über die künstlerische Ausgestaltung des im Wiederaufbau begriffenen Herzoglichen Schlosses übertragen. Darüber hinaus entstanden einige kleinere Entwürfe zu Denkmalen, Medaillen, Theater- und Festdekorationen sowie Buchillustrationen. Von der Öffentlichkeit wurden diese – häufig von heimischen Künstlern wie Conrad Horny ausgeführten – Entwürfe aufgrund ihres grundlegenden Missverhältnisses von Anspruch und Ausführung nur selten geschätzt. Schließlich trug der Verlust einer Sammlung wichtiger italienischer Studienblätter während der französischen Plünderungen im Oktober 1806 dazu bei, dass Meyer als bildender Künstler in den folgenden Jahrzehnten kaum noch in Erscheinung trat. Gleichwohl bildete das künstlerische Selbstverständnis eine grundlegende Voraussetzung seines pädagogischen wie kunsttheoretischen Wirkens. Eine besondere Bedeutung kam Meyers Tätigkeit als Zeichenlehrer zu. Er war überzeugt, dass man sich über Kunstwerke erst im Prozess eines genauen Abzeichnens unterrichten könne. Über 40 Jahre hinweg lehrte Meyer an der Herzoglichen Freien Zeichenschule zu Weimar. Im Dezember 1795 wurde er zum Professor,
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nach dem Tode von Georg Melchior Kraus 1807 zum Direktor der Zeichenschule ernannt. Mit der Berufung waren der Titel eines Hofrats und ein Jahresgehalt von 400 Talern verbunden. In seiner Funktion als Direktor der Zeichenschule bemühte sich Meyer um eine grundlegende Reform des unter Goethes Aufsicht stehenden Instituts und um eine Professionalisierung der Ausbildung. Bedeutende Künstler wie Friedrich Preller, Friedrich Horny und Angelika Facius verdankten Meyer ihre erste Ausbildung. Darüber hinaus erteilte Meyer den herzoglichen Kindern privaten Zeichenunterricht und hielt bei Hofe kunsthistorische Vorträge. Auch diese waren Ausweis seiner von Goethe gerühmten didacktische〈n〉 Tugenden (Brief an Herzog Carl August, 25./26. Dezember 1806; WA IV 19, 201). In seiner Funktion als Leiter der Zeichenschule nahm Meyer zahlreiche weitere Aufgaben wahr, darunter die gutachterliche Beurteilung von künstlerischen Arbeiten, die kustodische wie restauratorische Betreuung der herzoglichen Kunstsammlungen, die finanzielle Förderung aussichtsreicher Talente sowie die Beratung städtischer Bauvorhaben wie des Weimarer Stadthauses. Gelegentliche Kunstreisen führten ihn – nicht selten in Begleitung oder im Auftrag Goethes – nach Dresden (1794), Kassel (1801), Gotha (1804), Berlin (1820) und in die Schweiz (1797, 1813/14, 1817/18, 1827). Darüber hinaus pflegte Meyer ein breites Netzwerk mit Gelehrten wie Karl August Böttiger und Johann Jakob Horner. In allen die Kunst betreffenden Fragen war Meyer Goethes erster Ansprechpartner und engster Vertrauter. Zu den wichtigsten kunstpolitischen Projekten zählte neben der Mitarbeit an der Kunstzeitschrift „Propyläen“ (1798–1800) die Ausrichtung der „Weimarischen Preisaufgaben“ (1799–1805). Indiz für übereinstimmende kunsttheoretische Überzeugungen und publizistische Intentionen war nicht zuletzt die Chiffre „W.K.F.“ (Weimarische Kunstfreunde), unter der Meyer zahllose Rezensionen in der „Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung“ und in Goethes Zeitschrift „Ueber Kunst und Alterthum“ (1816–1832) veröffentlichte. Zu Meyers bedeutendsten Beiträgen gehörten die in Schillers „Horen“ veröffentlichten Abhandlungen „Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst“ (1795) und die „Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst“ (1795), der fundamentale Propyläen-Aufsatz „Ueber die Gegenstände der bildenden Kunst“ (1798) sowie die Abhandlung „Entwurf einer Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts“ in Goethes 1805 veröffentlichtem Sammelband „Winckelmann und sein Jahrhundert“. Zu Goethes „Farbenlehre“ (1810) steuerte Meyer wichtige Beiträge zur Geschichte des Kolorits bei. Darüber hinaus trat er als Mitherausgeber der von Karl Ludwig Fernow begründeten Ausgabe der Werke Winckelmanns (1808–1820) und als Verfasser einer dreibändigen „Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen“ (1824–1836) hervor. Erst postum erschien seine zwischen 1809 und 1815 erarbeitete „Geschichte der Kunst“ (1974). Ungeachtet seiner dogmatischen klassizistischen Grundhaltung, die sich etwa in seiner gegen die nazarenische Malerei gerichteten Streitschrift „Neudeutsche religios-
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patriotische Kunst“ (1817) äußerte, begegnete Meyer zeitgenössischen Kunsttendenzen durchaus aufgeschlossen. So bemühte er sich mit dem – von der jungen Künstlerin Louise Seidler ausgeführten – Altargemälde des Heiligen Rochus (1816) um eine Erneuerung der religiösen Malerei. Zugleich leitete Meyers monographische Untersuchung über Lukas Cranachs Altargemälde in der Weimarer Stadtkirche (1813) die Wiederentdeckung dieses Künstlers ein. Zu Meyers Verdiensten zählten nicht zuletzt die Bemühungen, die herzoglichen Kunstbestände durch gezielte Ankäufe zu vermehren und durch die Einrichtung einer Gemäldegalerie öffentlich zugänglich zu machen (1825). Zeit seines Lebens verstand er die Nähe zu Goethe als Ziel und als „meines Lebens bestes Glück“ (Meyer an Goethe, 22. Juli 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 77; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 7). Knapp sieben Monate nach Goethes Tod starb Meyer am 14. Oktober 1832 in Jena. Die überlieferte Korrespondenz ist Ausdruck ihrer von wechselseitigem Respekt und Vertrauen getragenen, zeitlebens ungetrübten Freundschaft. Außer dem vorliegenden sind aus dem Zeitraum dieses Bandes noch drei weitere Briefe Goethes aus dem Jahr 1789 (Nr 88, 103 und 142) an den zu dieser Zeit noch in Italien weilenden Meyer überliefert. Sechs weitere Briefe aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind erschließbar (EB 182, EB 260, EB 300, EB 335, EB 375, EB 391). Von Meyers Briefen an Goethe sind zehn überliefert. (Biographischer Überblick nach einer Vorlage von Alexander Rosenbaum.) 32,10 schönen Stunden erinnert, die wir mit einander zubrachten] Zur Bekanntschaft Goethes mit Meyer 1786 bis 1788 in Rom vgl. GB 7 II, 236,11–12 und die einleitende Erläuterung. Goethe hatte Meyer auch schon früh für eine Übersiedlung nach Weimar im Blick. An Herzog Carl August schrieb er bereits im Januar 1787: An unsre Zeichenakademie hab ich vielfältig gedacht, auch einen Mann gefunden, wie wir ihn einmal brauchen wenn Krause abgeht, daß man mehr aufs solidere kommt. (GB 7 I, 90,12–14.) 32,14–15 einander wieder einmal antreffen] Goethe und Meyer kamen im Mai 1790 in Venedig wieder zusammen (vgl. zu 204,6). Im November 1791 übersiedelte Meyer nach Weimar und zog im Sommer 1792 mit in Goethes neues Domizil, das Haus am Frauenplan, wo er über zehn Jahre bis zu seiner Heirat im Januar 1803 lebte (vgl. auch die einleitende Erläuterung). 32,17–18 meiner Abreise von Rom] Goethe verließ Rom am 24. April 1788. Dass ihm der Abschied sehr schwerfiel, hat er wiederholt geäußert, so etwa im Brief an Herder von Ende Dezember 1788 (vgl. 74,5–13). 32,19 Sie dort wieder zu finden] Goethe kam nicht noch einmal nach Rom; Meyer hielt sich dort erneut von November 1795 bis Juni 1796 auf. 32,20–21 Bild von der Circe im Farnesischen Pallaste] „Odysseus und Circe“, ein um 1597 entstandenes Fresko von Annibale Carracci im Camarino Farnese des Palazzo Farnese in Rom. Meyer führt dazu in seinem Brief vom 22. Juli 1788 aus: „Ich weiß nicht ob sie sich im Cabinet des Farnesischen Pallasts umgese-
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hen und ob sie sich vielleicht noch des Gemählds von Ulyßes dem Circe den bezauberten Tranck reicht, erinnern. Kunstbücher und Künstler, und Antiquare, machen gemeiniglich die Anmerckung darüber daß es von einem alten Basreileff oder geschnittnen Stein entlehnt sey. und dabey bleibt’s so daß man fast glauben möchte es wäre seith Anibal Caracci es gemahlt hat, nicht wider jemand gewesen der darin eine von den allerweisesten und ausgedachtesten Vorstellungen erkannt, die vielleicht beßer und klärer als jede andre uns mit der Art bekantmacht, vermitlest welcher, die alte Kunst Ihre Gegenstände überdacht und vorgestellt hat. – Die Göttin sitzt auf einem Thron die goldne Ruthe in der Rechten mit der andern reicht sie dem ankommenden Helden die Schale. Diesem sieht man seine Wanderschafft an, er hält den Spieß in der Hand der ihm wie zum Stabe dienet, und nimt den Tranck zuversichtlich daß er ihm nicht schaden wird, Merkur kömt, und legt heimlich die Pflanze die wider Zauberey hilfft in das Getränck, und verbirgt sich dabey hinter Ulyßen daß ihn Circe nicht sehen soll. Einer der verwandelten Gesellen zwahr Menschlicher Gestalt nur mit einem Schweinskopf ligt vorne im Winckel. Die Schönheit der Anlage des ganzen das Vielbedeütende der Figuren, und haubtsächlich die Weisheit mit welcher der Künstler Zwey Erzehlungen des Dichters in einer Vorstellung zusammen gezogen um dieselbe deutlich zu machen, das alles verdient bewundrung, und zeugt von der großen Einsicht und Erkentniß der Natur der bildenden Künste 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 75; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 2 f.) Bei den zwei „Erzehlungen des Dichters“ handelt es sich um die von Homer im 10. Gesang der „Odyssee“ nacheinander (V. 302–307 und 314–320) berichteten Ereignisse, wie der Held, bevor er zu Circe kommt, vom Gott Hermes (röm.: Merkur) das Kraut Moly erhält, das ihn dann, als Circe aus ihm mit einem Trank ein schweinsköpfiges Wesen machen will, vor der Verwandlung bewahrt. – Meyer kündigte ebenfalls in seinem Brief vom 22. Juli an, von dem Fresko eine „Zeichnung auf großem Bogen“ anzufertigen (ebd.). In den Graphischen Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar hat sich die Aquarellkopie Meyers mit den Abmessungen 708 × 1185 mm erhalten (KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2014/3115; vgl. auch die Abbildung in: Harnack, Nachgeschichte, neben S. 65). Wiedergaben des Originals finden sich in mehreren Büchern über Carracci, z.B. in: Clare Robertson: The Invention of Annibale Carracci. Mailand 2008, S. 298, Abb. 92a. 32,21–22 Favoritkompositionen] Lieblingskompositionen, hier im Sinne der Zusammenfügung verschiedener Handlungen (oder Ereignisse) durch den Maler. 32,26 Carrache habe es nun aus sich selbst oder von einem Alten] Offensichtlich mit Bezug auf die Bemerkung in Meyers Brief vom 22. Juli 1788, dass „Kunstbücher und Künstler, und Antiquare“ anmerkten, Carraccis Bild sei „einem alten Basreileff oder geschnittnen Stein entlehnt“ (H: GSA 28/1041, Bl. 75; vgl. zu 32,20–21). 32,28 Ich spinne den Faden im Stillen fort] Der Kontext lässt vermuten, dass Goethe bei seiner Formulierung nicht nur an seine poetischen Werke, die für den zur
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Ostermesse 1789 erscheinenden 8. Band seiner „Schriften“ vorgesehen waren (vgl. zu 37,6; zu 37,6–7), gedacht hat, sondern auch (vielleicht besonders) an die für Wielands „Teutschen Merkur“ bestimmten „Auszüge aus einem Reise-Journal“ (vgl. zu 11,20–21; zu 20,9–10). 33,1–2 wieder in’s glückliche Land zu finden] Goethe reiste im Frühjahr 1790 nach Venedig, um die Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer Rückreise von dort nach Weimar zu begleiten. Sie machte für 16 Tage (6.–22. Mai) in der Lagunenstadt Station. 1797 ließ sich Goethes Plan einer Italienreise aus politischen Gründen (Unruhen aufgrund der französischen Eroberungsfeldzüge in Oberitalien) nicht verwirklichen. Es blieb im September und Oktober 1797 bei einem sechswöchigen Besuch der Schweiz. 33,3–4 aus einigen Ausdrücken eines Briefes an Tischbein vermuthet] Meyer hatte am 26. August gefragt: „Verstehen wir wohl ihren Brief an Tischbein recht, wan wir daraus Hoffnung schöpfen sie bald wieder zu sehen?“ (H: GSA 28/1041, Bl. 97; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 10.) Goethes Brief an Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, die Antwort auf dessen Brief vom 24. Juli 1788 (vgl. RA 1, 124, Nr 267), ist nicht bekannt. Auch Tischbein geht in seinem Brief an Goethe vom 26. August auf das Thema ein: „Das könte mir nun keine grösere Freude sein als Ihnen wieder in jtalien zu sehen. Den bis jezo haben wir uns zu wenig genossen. wir haben uns nur gesehen, aber noch nicht genug erkandt.“ Am Schluss des Briefs versichert Tischbein, er habe von einem Brief Kenntnis, „das die Herzogin mit Goehte und Herter nach Jtalien komt.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 96; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 71 und 73.) 33,6–7 Wegen des Carrache hat mir Büry 〈…〉 Absicht bekannt gemacht.] Über den Maler Friedrich Bury, der in Rom in besonderem Maße Goethes Gunst genossen und mit ihm (wie Johann Georg Schütz und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein) in demselben Haus, der Casa Moscatelli, gewohnt hatte, vgl. GB 7 II, zu 220,30. – Am 7. Juni 1788 hatte Bury an Goethe berichtet, Meyer und er hätten bei ihren Kunststudien im Palazzo Farnese ein verstaubtes Gemälde entdeckt, das sie für das Original der um 1599/1600 entstandenen Darstellung einer Beweinung Christi durch Maria (Pietà Farnese) von Annibale Carracci hielten, und unter dem Vorwand, es zu restaurieren, an sich bringen konnten, um es weiter nach Weimar zu geben (vgl. Bury-Goethe, 12–16). Das Bild wurde 1793 durch Herzogin Anna Amalia erworben und befindet sich heute in den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar (KSW, Museen, Inv.-Nr G 187; vgl. Goethes „Bildergalerie“, 168). Vgl. zu 7,2–3. 33,11 billig] Im Sinne von ‚richtig‘ ‚angemessen‘ (vgl. Grimm 2, 28 f.). 33,12 einen Liebhaber] Wahrscheinlich denkt Goethe an Herzog Carl August oder Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, vielleicht auch an dessen Bruder Prinz August. 33,15 wollten sie beyde ihr das Bild überlassen] Das Bild wurde 1793
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durch Herzogin Anna Amalia für 100 Scudi angekauft (vgl. Meyer an Goethe, 14. Juni 1793; Goethe-Meyer 1, 68) und nach Weimar gebracht (vgl. auch zu 33,6–7). 33,16–17 was man fordern könnte und zeigen mirs an] In den nächsten überlieferten Briefen Meyers vom 23. Dezember 1788 und 20. Januar 1789 sind keine Preisvorschläge enthalten (vgl. Goethe-Meyer 1, 14 und 23). 33,17 Sie hören weiter von mir.] Der nächste überlieferte Brief Goethes an Meyer stammt vom Februar 1789 (Nr 88). Dort ist von dem Ankauf des Carracci-Gemäldes aus der Villa Farnese keine Rede. 33,18 Ihrem ersten Gedancken] Meyer hatte in seinem Brief vom 22. und 29. Juli 1788 zu dem Fund des vermeintlichen Originals der „Pietà Farnese“ von Carracci (vgl. zu 33,6–7) bemerkt: „bey dem Höchsten und schätzbarsten Gut das ich besitze, das ist bey der Freundschaft und Liebe die Sie mir zuzuwenden die Güte hatten, bezeüg ich es daß ich keinen Gedanken von Eigennutz dabey gehabt, dan in diesem Fall würde ich es für mich allein behalten haben, wie ich wohl hätte mögen da ich allein der Entdecker war. – sonder Vielmehr habe ich geglaubt dem Geiste Hanibals schuldig zu seyn, zu rettung dieses Bildes mein Möglichstes beyzutragen, da es dem gänzlichen Untergang so nahe war.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 76; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 4.) Und am 23. Dezember 1788 antwortete Meyer auf Goethes Angebot, das Bild in Verwahrschaft zu nehmen: „Ich für mich will herzlich gerne Zufrieden seyn, für wie viel oder wenig sie es verkauffen können, dan es ist mir da ich von Rom Abwesend bin eigentlich eine last, weil ich viel drum Sorge und daßelbe doch nicht genießen kan.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 166; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 15.) 33,23–24 einige gezeichnete Köpfe in 〈…〉 bekannten Manieren schicken] Meyers Briefen vom 23. Dezember 1788 und 20. Januar 1789 ist zu entnehmen, dass er Goethes Wunsch entsprach und zwei Zeichnungen anfertigte, den von Goethe erwähnten Raphaelische〈n〉 Johannes Kopf (33,25) und einen „Großen Kopf der Ludovisischen Juno“, über den die in Neapel weilende Herzogin Anna Amalia „ihr besonderes wohl gefallen 〈…〉 bezeügt“ habe (H: GSA 28/1041, Bl. 179; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 24). Beide Werke bekam Goethe aber nicht: Den Johanneskopf schenkte Meyer seiner Gönnerin Anna Helena von Krook, den Junokopf der Herzogin Anna Amalia. 33,24–25 Einige Freunde wünschen sehr auch etwas von Ihnen zu besitzen.] Vgl. zu 33,12. 33,25–26 der Raphaelische Johannes Kopf, den Tischbein besitzt] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein besaß ein Raffael fälschlich zugeschriebenes Gemälde „Johannes in der Wüste“ (vgl. Bury-Goethe, 157, zu Nr 25), das im Briefwechsel zwischen Goethe und Meyer Gegenstand mancher Briefe ist. Am 20. Januar 1789 schreibt Meyer: „Der Johannes Kopf nach Raphael ist fertig, mit Sepia getuscht 〈…〉, ich hoffe daß sie Vergnügen davon haben werden“ (H: GSA 28/1041,
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Bl. 179; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 22). Goethe bekam die Zeichnung allerdings nicht (vgl. zu 33,23–24). 33,27 schreibe ich ihm] Goethe hat Tischbein vermutlich nicht geschrieben. In Goethes Postsendelisten ist jedenfalls kein Schreiben an ihn aufgeführt. Am 23. Dezember 1788 erkundigte sich Tischbein nach dem angekündigten Brief, der noch nicht angekommen sei: „wir sind so gleich auf die Post gegangen und haben in denen Briefen nachgesucht, aber nichts an mich gefunden. Den wir glaubten er were vieleicht ligen geblieben den zwey Monathe kan doch kein Brief under wegens sein?“ (H: GSA 28/1041, Bl. 163.) Darauf antwortete Goethe nicht. Tischbein beschwerte sich am 18. August 1789 darüber, dass er „keine Antwort auf alle die Briefe, welche er seit einem halben jahr“ an Goethe geschrieben habe (H: GSA 28/1042, Bl. 18), erhielt. 33,27–28 Herzog von Gotha, welchen ich diese Tage gesprochen] Goethe hatte sich vom 9. bis zum 18. September 1788 in Gotha am Hof des Herzogs Ernst II. Ludwig aufgehalten (vgl. FB Gotha [10.–18. September] 1788, S. 85–94, vgl. auch „Eintragungen über Goethes Aufenthalte auf Schloß Friedenstein in den Fourierbüchern der Forschungs- und Landesbibliothek Gotha“. In: 10 Jahre Goethe-Gesellschaft Gotha. Festschrift. Gotha [1996], S. 70–73, hier: S. 71). Weiter vgl. zu 29,10. 33,28–29 gut gesinnt und disponirt] Über das seit 1786 gestörte Verhältnis zwischen Herzog Ernst II. Ludwig und seinem Stipendiaten Tischbein vgl. zu 91,19. – disponiert: gestimmt, aufgelegt (von lat. disponere: anordnen, einrichten). 33,30 ein Brief an Kniep] Vom selben Tag (Nr 28). 33,31 Antwort auf alle Punckte erhalte] Vgl. Goethes Fragenkatalog in seinem Brief an Kniep (30,26–31,30). Kniep antwortete erst am 23.(?) Dezember 1788 aus Neapel (vgl. RA 1, 143, Nr 325). 33,31–32 Mehreren Personen hat Knieps Arbeit wohlgefallen] Vgl. zu 30,21. 33,32 erste Bestellung] Vgl. zu 30,16; zu 30,23. 33,33–34 kann er sich eine gute Kundschafft machen] Vgl. zu 87,1; zu 87,3. 34,2 begnen] Versehentlich statt begegnen. 34,3 an dem Orte wo wir uns zuerst kannten] In Rom. Vgl. die einleitende Erläutung. Goethe kam nicht mehr nach Rom.
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BRIEFE BRIEF 30/31 30/31
30. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 20. September 1788 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 99– 100. – Doppelblatt 18,9 × 23,4 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte, quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Major / von Knebel / nach / Jena; daneben am Mittelfalz rotes Siegel: männlicher Profilkopf nach rechts mit Helm, evtl. Perikles (vgl. Femmel/Heres, 24 f.); Bl. 2 am äußeren Rand Mitte dreieckiger Siegelausschnitt. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 88, Nr 78. WA IV 9 (1891), 31, Nr 2679. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den nicht überlieferten Brief Knebels vom 5. September 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 38). – Knebels Antwort vom 30. September 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 41) ist nicht überliefert. 34,6–7 komme ich mit einigen kleinen Freunden] Am 23. September reiste Goethe für einen Tag nach Jena. Er nahm den fünf Jahre alten Erbprinzen Carl Friedrich sowie sein Patenkind August, den 12-jährigen Sohn Herders und Spielgefährten des Erbprinzen, mit. Begleitet wurden sie vom Prinzenerzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel: „Gegen 10. Uhr der kleine Prinz hier, mit August, HL. Riedel u. Göthe. 〈…〉 In Griesbachs Garten mit dem Prinz. Gegen 5. Uhr wieder fort.“ (Knebel, Tgb. [23. September] 1788, Bl. 40; vgl. auch 36,10–11.) August Herder berichtete dem in Rom weilenden Vater in einem Brief vom 3. Oktober 1788 noch etwas genauer von dem Tag: „Vorigen Dienstag, als den 23 September, bin ich mit dem Erbprinz, dem H. Geheimerat von Goethe u H. Landkammerrat nach Jena zu dem H. v. Knebel gefahren, und haben das Kabinett gesehn, wir sind auch in des H. Griesbachs Garten gewesen, u 2 mal spazieren; denn Abend sind wir gesund u vergnügt wieder gekommen 〈…〉“ (Herder, Italienische Reise, 145 f.). Goethe versuchte außerdem, drohende studentische Unruhen an der Universität abzuwenden (vgl. 36,12–29). 34,8 schreibe mir] Knebel antwortete am 30. September 1788 (vgl. die Bezugsbrieferläuterung). 34,9 das Wetter soll sich erhohlen] Seit dem 18. September herrschten Dauerregen und starker Wind. Ab dem 22. September besserte sich das Wetter (vgl. Knebel, Tgb. [18.–24. September] 1788, Bl. 40). 34,10 In Gotha ist mirs recht wohl gegangen] Goethe war vom 9. bis 18. September zu Besuch in Gotha (vgl. zu 33,27–28). Es war das erste Wiedersehen
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mit der befreundeten herzoglichen Familie und dem Hof seit seiner Rückkehr aus Italien Mitte Juni 1788. 34,10–11 in mehr als Einem Betracht von meinem Aufenthalte zufrieden seyn] Goethe hatte sich bei Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg erfolgreich für seine Malerfreunde in Italien eingesetzt, so u.a. für Christoph Heinrich Kniep, Johann Heinrich Meyer und für Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Tischbeins Italienaufenthalt unterstützte der kunstsinnige Herzog ungeachtet einiger Unstimmigkeiten seit 1783 mit einem Stipendium. An Kniep konnte Goethe schon am 19. September 1788 nach Neapel schreiben, dass er zahlreiche Bestellungen für Zeichnungen erwarten könne (vgl. zu 30,23). Meyer teilte er am gleichen Tag mit, Einige Freunde wünschen sehr auch etwas von Ihnen zu besitzen (33,24–25), und gab im selben Brief an Tischbein die Nachricht weiter, dass der Herzog von Gotha auch in Zukunft eine gute Verbindung zu ihm wünsche (vgl. zu 33,28–29). Außerdem war es Goethe in den Tagen des Gothaer Aufenthalts gelungen, seine Dichtungen „Künstlers Apotheose“ und „Künstlers Erdewallen“ für Band 8 seiner „Schriften“ fertig zu stellen (vgl. zu 30,11–12).
31. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar〉, 22. September 1788 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Schreiberhd, mit egh. Paraphe (Angaben nach WA IV 9 [1891], 336). – Beischluss zu Caroline Herders Brief an Herder vom 22. September 1788 (vgl. zu 34,14–15; zu 35,25). h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 96–98, Nr 50 (nach H). WA IV 9 (1891), 32 f., Nr 2681 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: h. – Die Überlieferungsvarianten lassen zweifelsfrei den Schluss zu, dass h dem Original näher kommt als der Erstdruck. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
34,14–15 beyliegendem] beiliegendem E 34,15–16 und Du Dich] (und) Du (Dich) E 34,17 folgen,] folgen: E 34,19 bleiben,] bleiben E 35,2 geben,] geben: E 35,2 schurkisch,] schurkisch; E 35,3 Spas] Spaß E 35,3 locken] locken, E 35,3 sieht] sieht, E 35,3 kann.] danach kein Absatz E 35,4 Zurückgehen] Zurückgehn E 35,4 seyn] sein E 35,5 ists] ist’s E 35,5 Laß Dir] Laß Du E 35,6 Rom] Rom, E 35,8 Dich]
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Dich, E 35,10 ausgelacht.] danach kein Absatz E 35,11 Alles] alles E 35,12 pelicanmäßig] pelikanmäßig E 35,12 aufreißt] aufreißt, E 35,14 wunderlich, sehr] wunderlich. Sehr E 35,14 zusammengenommen] zusammengenommen, E 35,15 8r] achter E 35,16 Tasso] „Tasso“ E 35,18 fahr] fahr’ E 35,20 Weise] Weise, E 35,21 angelangt.] danach kein Absatz E 35,23 war.] War! E 35,23 machen.] machen! E 35,24 Den 22. 7. 88.] (Weimar, den 22. September (17)88.) E ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 34,14–15 Dein treues Weib in beyliegendem Brief] Caroline Herders ausführlicher Brief an ihren Mann vom 22. September 1788 (Herder, Italienische Reise, 124–129), mit dem sie noch einmal – wie in ihrem Brief vom 19. September – auf dessen Briefe vom 1. und 4. September antwortet. Darin ging sie im Wesentlichen auf ihres Mannes finanzielle Probleme ein, die zugleich Probleme der Familie waren. Ihr Brief geht in Einzelheiten sicher auf Anregungen Goethes zurück. Vgl. die folgenden Erläuterungen. 34,16 Point d’honneur] Franz.: Ehrenpunkt (Ehrenstandpunkt, Verpflichtung). Goethe denkt vermutlich, es sei für Herder schwer, Dalberg auf seine Fürsorgepflicht aufmerksam zu machen, die sich aus dessen Einladung an Herder, ihn nach Italien zu begleiten (vgl. zu 35,3), ergab. 34,17 unserm Rath] Damit lässt Goethe erkennen, dass er – vermutlich bis in einzelne Formulierungen hinein – Anteil an Caroline Herders Brief hat. Darin heißt es auch: „〈…〉 ich habe 〈…〉 gegen Dein Verbot gehandelt u. 〈…〉 Goethe um Rat gefragt. Wie ihn das ganze Betragen indigniert hat, kann ich Dir nicht sagen.“ (Herder, Italienische Reise, 124 f.) 34,17–18 Dalbergen männlich und einfach zu sprechen] Am 1. September hatte Herder im Brief an seine Frau geklagt, dass es durch die für ihn überraschende Teilnahme der Freundin Dalbergs, Sophia Friederike von Seckendorffs, an der Italienreise (vgl. zu 25,29–30) zu finanziellen Engpässen gekommen sei: „Das Geschlepp ist kostbar, u. muß es seyn; da soll nun durch elende Knickereien erspart werden, was sich nicht ersparen läßt 〈…〉. Allmälich schneide ich ab, was ich allein brauche, u. will von morgen an meinen Caffee selbst bezahlen, wie ich bisher schon Dies u. Jenes bezahlt habe.“ (HB 9, 421.) Im Brief Herders vom 4. September heißt es: „Mit unsrer Reisegesellschaft gehts beßer, seitdem ich meinen Theil für Quartier u. Kost mitzahle 〈…〉.“ (Ebd., 423.) Caroline Herder schrieb ihrem Mann am 22. September, zu welchem „Resultat“ ihre Unterredung mit Goethe geführt habe: „Das Geld, was ich Dir diesen Winter bis Ostern ersparen kann, u. worüber ich Dir am Ende des Briefs eine vorläufige Berechnung beifügen will, müssen wir als einen Hinterhalt zu Deiner Rückreise aufheben. Du selbst mußt nun mit Dalberg m ü n d l i c h u . a l l e i n, nur um Gotteswillen n i c h t s c h r i f t l i c h
SEPTEMBER 1788
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d u r c h e i n e n B r i e f etwa, sprechen, ihm ohngefähr dies sagen: Du hättest die Reise auf sein Anerbieten mit ihm unternommen. Er wüßte so wohl als Du daß Du nicht mit Frau u. 6 Kindern in dem Verhältnis wärest eine solche Reise auf Deine Kosten zu tun. 〈…〉 Indessen wenn es seine Meinung sei, daß Du bezahlen sollst, so müsse er Dir aus seiner Kasse soviel leihen als Du brauchst 〈…〉.“ (Herder, Italienische Reise, 125.) In seinem Antwortbrief vom 11. Oktober wies Herder den Vorschlag zurück: „〈…〉 muß ich Dir sagen, G〈oethe〉 hat Dich auf alle Art irre geführet. Jeder Mensch muß aus sich u. für sich handeln; u. im höchsten Punct der Pflicht u. Noth muß man keine allgemeine Raisonnemens brauchen. I c h b i n G o t t l o b n o c h n i c h t i n d i e s e m P u n c t; bin ich aber darinn, so ist es vergeblich, Worte zu sagen, wo man That brauchet.“ (HB 9, 442.) Zu einem Gespräch mit Dalberg über die leidige Angelegenheit war es freilich doch gekommen: „Als ich mit D〈alberg〉 sprach, sagte ich ihm in Liebe Alles, was Ihr mir sagen könnt, aber ohne daß ich ihm das Meßer an die Gurgel setzte. Er sagte, er wolle mein Quartier bezahlen: mittags möchte ich doch bei ihm eßen 〈…〉.“ (Ebd., 443.) Über Einzelheiten der mit Dalberg vereinbarten Regelungen äußerte sich Herder im folgenden Brief an seine Frau vom 15. Oktober (vgl. HB 9, 445–447, Nr 29). Am 30. Oktober schlug Dalberg in einem Brief an Herder „ein Arrangement wegen unserm Gelde“ vor: „Es besteht darin, Ihnen, Lieber, sobald Lepri 〈Dalbergs Bankier〉 zurückkehrt, gegen Ende Novembers eine Anweisung an ihn für die ganze unter uns verabredete Summe zu geben. Mir ist es einerlei und Ihnen bequemer, indem Sie sie auf diese Weise ganz nach Ihrem Belieben erheben können.“ (Herder, Italienische Reise, 197.) 34,19–20 die Deinigen] Herders Frau Caroline und seine Kinder Gottfried, August, Wilhelm, Adelbert, Louise und Emil. 34,20 fatale Verlegenheit] Die drohende Aussicht auf eine existenzgefährdende Verschuldung der Familie. 35,3 wo er nicht sieht wie er zurück kann] Herder hatte die Italienreise auf eine Einladung Dalbergs hin angetreten. Dieser hatte am 17. April angefragt, ob Herder imstande sei, sich „auf 5 oder 6 Monathe“ frei zu machen, um die Reise in „das schönste und seligste der Länder“ unternehmen zu können (HB 12, 552). Auf Herders (nicht überlieferte) Antwort vom 25. April hatte Dalberg am 5. Mai seinen Reiseplan erläutert: „Mein Plan geht dahin, zuerst an einem guten, nicht zu heißen Fleck Italiens oder der Provence zu ruhen, und den Sommer durch reinen Äther zu schöpfen, den Winter dann der Reise im Lande, dem Sehen und Genießen der hohen Kunst zu widmen. Ich kann mich auf einige Jahre von meinen Residenzen frei machen, und diese Zeit und meine fortdauernden Renten dort verzehren.“ (Herder, Italienische Reise, 8.) Einzelheiten der gemeinsamen Reise hatten Herder und Dalberg während dessen Besuch in Weimar vom 31. Mai bis zum 13. Juni besprochen. Über die Dauer der Abwesenheit Herders von Weimar, also auch über seine geplante Rückkehr, ist vielleicht gesprochen worden, doch ist darüber
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nichts bekannt. Vgl. auch Herders Brief an Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer vom 23. Juni 1788 (HB 5, 293–295, Nr 292) und die Erläuterungen dazu (HB 12, 561–562). 35,4 Das Zurückgehen] Herder kehrte erst am 9. Juli 1789 nach Weimar zurück. 35,5–6 die Frau das Geld sammeln] In ihrem Brief vom 22. September an ihren Mann hatte Caroline Herder davon gesprochen, dass sie Geld sparen wolle (vgl. zu 34,17–18). 35,6 Ich gebe Dir den Creditbrief in Rom] Davon wollte Herder nichts wissen. Im Brief an seine Frau vom 11. Oktober heißt es: „G〈oethe〉 hat gut reden; alle seine Rathschläge in Ansehung Roms taugen nicht; er hat wie ein Künstlerbursche hier gelebet.“ (HB 9, 443.) – Die Formulierung lässt die Vermutung zu, Goethe habe daran gedacht, in Kürze wieder nach Rom zu reisen, wo er Herder den Kreditbrief hätte übergeben können (vgl. zu 34,3). Allerdings ist wahrscheinlicher, dass Herder den Kreditbrief von Johann Friedrich Reiffenstein, der Goethes finanzielle Angelegenheiten in Rom besorgte, erhalten sollte. 35,8 treib] Versehentlich statt ‚trieb‘. 35,8–9 mich zurückzuberufen] Goethe wurde von Herzog Carl August aus Italien zurückberufen (vgl. GB 7 II, zu 255,7 und zu 261,2–3). Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass Herder in einem nicht überlieferten Brief Goethe zur Rückkehr gedrängt hat. 35,12–13 pelicanmäßig ihren Busen aufreißt um Bastarde zu säugen] Die besondere Art, in der Pelikane ihre Jungen füttern (nämlich aus dem Kehlsack heraus), hat zur Sage geführt, sie würden sich die Brust aufreißen, um mit ihrem Blute zu nähren. Der Pelikan gilt daher als Musterbeispiel aufopfernder Mutterliebe. – Mit ‚Bastarde‘ sind wohl Herders Begleiter, Dalberg und Frau von Seckendorff, gemeint, für die es keine selbstlose (Mutter-)Liebe geben könne. 35,14 wunderlich] Hier im Sinne von ‚ungewöhnlich‘, ‚bemerkenswert‘ oder auch ‚außerordentlich‘ (vgl. Grimm 14 II, 1907). 35,15 Mein 8r Band ist in Ordnung.] Der 8. Band der „Schriften“ erschien Mitte Februar 1789. Vgl. Goethes Brief an Göschen vom 9. Oktober 1788 (Nr 40), in dem es im Wesentlichen um diesen Band geht. 35,15–16 K ü n s t l e r s A p o t h e o s e ] Vgl. zu 30,11–12. 35,16 Nun bin ich am Tasso] Die Arbeit an dem Drama zog sich noch fast ein Jahr lang hin. In Goethes Brief an Herder vom 2. August 1789 heißt es: Seit zwey Tagen darf ich erst sagen er 〈„Tasso“〉 sey fertig, denn ich habe noch immer an den letzten zwey Ackten zu thun gehabt. (137,9–10.) „Tasso“ erschien Mitte Februar 1790 in Band 6 von „Goethe’s Schriften“ (S. 1–222). 35,18 Morgen fahr ich mit dem Erbprinzen nach Jena.] Über die Tagesreise vgl. zu 36,7–8. 35,18–19 Wir nehmen Augusten mit.] Herders 12-jähriger Sohn August
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schrieb am 3. Oktober an seinen Vater: „Vorigen Dienstag, als den 23 September, bin ich mit dem Erbprinz, dem H. Geheimerat von Goethe u H. Landkammerrat nach Jena zu dem H. v. Knebel gefahren, und haben das Kabinett gesehn, wir sind auch in des H. Griesbachs Garten gewesen, u 2 mal spazieren; denn Abend sind wir gesund u vergnügt wieder gekommen 〈…〉.“ (Herder, Italienische Reise, 145 f.) 35,20 Kaysern in Botzen antreffen] Vgl. zu 28,11. 35,21 10. September in Zürch angelangt] Vielleicht hatte Kayser seine Ankunft in einem nicht überlieferten Brief Goethe mitgeteilt. 35,22 von Dir zu hören] Herder schrieb erst am 3. Dezember, beginnend: „Endlich ists wohl Zeit an Dich zu schreiben, mein günstiger H〈err〉 u. Freund 〈…〉.“ (HB 6, 91.) 35,24 Den 22. 7. 88.] 7 (lat. septem) für September, den 7. Monat im Jahr nach römischer Zählung. In h ist die Monatsangabe rot markiert.
32. An Caroline Herder
〈Weimar, 22. September 1788〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Der Inhalt des Briefs macht deutlich, dass Goethe ihn unmittelbar nach dem an Herder geschriebenen Brief an Caroline Herder schickte. Diese schloss den Brief Goethes an ihren Mann ihrem Brief an diesen vom selben Tag (Herder, Italienische Reise, 124–129) bei. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Schreiberhd, mit egh. Paraphe (Angaben nach WA IV 9 [1891], 336). – Beischluss: Nr 31 (vgl. zu 35,25). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 98, Nr 51 (nach H). WA IV 9 (1891), 31 f., Nr 2680 (nach E). Textgrundlage: E. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTE
35,28 guthmüthig] gutmüthig WA ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Im vorliegenden Band sind fünf Briefe Goethes an Caroline Herder (1750– 1809) wiedergegeben, davon drei aus der Zeit zwischen August 1788 und Juli 1789, in der Herder wegen seiner Italienreise nicht in Weimar war – persönliche Briefe, die zeigen, dass ihm die Frau des Freundes eine geschätzte Freundin war.
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BRIEF 33
Der Brief aus Venedig von Anfang Mai 1790 (Nr 200) bestätigt das vertraute Verhältnis. Die acht Briefe, die an das Ehepaar Herder gerichtet sind, zeigen ebenfalls, wie sehr sich Goethe mit Caroline Herder verbunden fühlte. 35,25 ein Blättchen an den Mann] Goethes Brief vom 22. September 1788 (Nr 31). 35,25–26 Ich habe mich etwas stark herausgelassen] Goethe bezieht sich auf seinen energischen Rat an Herder, der in finanzieller Bedrängnis war, Dalbergen männlich und einfach zu sprechen, von ihm das bedürfende Geld zu nehmen (34,17–19). Herder fand den Rat nicht gut (vgl. zu 34,17–18). 35,27 manquirt] Von franz. manquer: mangeln, fehlen.
33. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 23. September 1788 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 109–110. – Doppelblatt 19,1 × 23,3 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 130 f., Nr 51. WA IV 9 (1891), 33–35, Nr 2682. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 22. September 1788 (vgl. zu 36,1). – Carl Augusts Antwort vom 30. September 1788 ist nicht überliefert (vgl. zu 39,28). 36,1 Ihrem Briefe] Nicht überlieferter Brief Carl Augusts an Goethe vom 22. September 1788 aus Aschersleben, den der Herzog zusammen mit weiteren Briefen an seine Frau, an Jacob Friedrich von Fritsch und an Herder per Ordonanz nach Weimar befördern ließ (vgl. Post-Buch Carl Augusts [22. September 1788], Bl. 70). Dem Brief an Goethe lag auch die Kreditbürgschaft Carl Augusts für Johann Heinrich Merck bei (vgl. zu 37,1). 36,1–2 Ihr Mißbehagen, Ihren Unmuth] Der konkrete Anlass für die Verdrossenheit Carl Augusts ist nicht bekannt. Es könnten die vergeblichen politischen Bemühungen gewesen sein, in Dresden den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. und andere Reichsstände für ein größeres Engagement im Fürstenbund zu gewinnen. Vielleicht waren es aber auch private Verstimmungen. Möglicherweise war Carl August von der jungen Engländerin Emilie Gore zurückgewiesen worden (vgl. zu 29,15). 36,5 Ihrer Rückkehr] Herzog Carl August hielt sich nach seinem Besuch in Dresden bereits seit zwei Tagen im Standquartier seines preußischen Kürassierregi-
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ments in Aschersleben auf (vgl. zu 19,7–8). In Weimar rechnete man zu diesem Zeitpunkt noch mit der baldigen Rückkehr des Herzogs (vgl. 39,1). Carl August teilte dann aber brieflich nach Weimar mit, dass er noch länger wegbleiben werde (vgl. zu 39,1). Er kehrte schließlich erst am 27. Oktober 1788 nach Weimar zurück (vgl. FB 1788, S. 284). 36,5–6 im Vertrauen wenigstens einigen Trost finden] Worin auch immer die Enttäuschung des Herzogs bestand (vgl. zu 36,1–2), Goethe versuchte, ihn zu trösten, indem er ihn seiner uneingeschränkten Loyalität und unbedingten Freundschaft versicherte. 36,7–8 Heute war ich mit Ihrem Kleinen in Jena, Riedel 〈…〉 August fuhren mit.] Über den Abstecher Goethes nach Jena am 23. September 1788 mit dem Erbprinzen Carl Friedrich und August Herder vgl. zu 34,6–7. 36,10 Knebel gab uns zu essen] Am 20. September hatte Goethe den Besuch in Jena bei Knebel angekündigt (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 40) und um ein frugales Mittagessen für die Reisegesellschaft gebeten (34,7). Um 10 Uhr kam man bei Knebel an und blieb bis gegen 5 Uhr nachmittags in der Stadt (vgl. zu 34,6–7). 36,10–11 halb achte waren wir wieder zu Hauße] Die Rückfahrt auf der insgesamt rund 20 km langen Strecke zwischen Jena und Weimar dauerte etwa zweieinhalb Stunden (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 36,12–13 Deliberation] Beratung in einem offiziellen Gremium, Erörterung durch Sachkundige (vgl. GWb 2, 1119); von lat. deliberare: beratschlagen, überlegen. Hier: Erörterungen des Senats der Universität Jena, des gemeinschaftlichen Beratungs- und Beschlussgremiums aller Lehrstuhlinhaber der Fakultäten. 36,13 Verlegenheit ein Ende gemacht] Anlässlich des bevorstehenden Weggangs des angesehenen Orientalisten Johann Gottfried Eichhorn nach Göttingen (vgl. die folgende Erläuterung) beabsichtigten die Jenaer Studenten, ihm vor seiner Wohnung traditionell ein Ehrenständchen zu bringen. Da an dieser Aktion auch die illegalen Landsmannschaften und Studentenorden beteiligt sein würden, sollte sie gemäß den Vorschriften zur Unterdrückung studentischer Korporationen, deren Einführung Goethe vor seiner Abreise nach Italien 1786 noch maßgeblich mit betrieben hatte, verboten werden. Ein Teil der Jenaer Hochschullehrer befürchtete jedoch Unruhen und Tumulte infolge des Verbots, und der akademische Senat sah sich nicht in der Lage, eine Entscheidung zu treffen. Offensichtlich war das der eigentliche Grund für Goethes Reise nach Jena. Er überzeugte die verantwortlichen Universitätsgremien schließlich davon, die studentischen Feierlichkeiten zu gestatten, und wies den Jenaer Militärkommandanten von Bentheim im Namen des Herzogs, der die Polizeihoheit über die Stadt ausübte, an, diese ohne Auflagen zuzulassen. 36,13–14 Eichhorn ist die letzten Tage zu Lodern gezogen] Johann Gottfried Eichhorn hatte zum Beginn des zu Michaelis (29. September) beginnenden Wintersemesters 1788 einen Ruf an die Universität Göttingen angenommen. Da er
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BRIEF 33
seinen Jenaer Haushalt bereits aufgelöst hatte, wohnte er in den letzten Tage vor seiner Abreise bei dem befreundeten Professor der Anatomie und Chirurgie, Justus Christian Loder, im Jenaer Schloss. 36,15 ein Ständchen zu bringen] Für das Ständchen zur feierlichen Verabschiedung Eichhorns wollten die Studenten traditionsgemäß vor seine Wohnung ziehen. 36,15–16 alle Pro und Contras in Bewegung] Über die Haltung einzelner Professoren und ihre konkreten Argumente in der strittigen Angelegenheit ist nichts Näheres bekannt. 36,16 Schloßhof in Frage kam] Da Eichhorn für die letzte Zeit vor seiner Abreise nach Göttingen zu Loder ins Jenaer Schloss gezogen war (vgl. zu 36,13–14), sollte ihm das avisierte Ständchen dort im Innenhof dargebracht werden. Das Schloss unterstand der unmittelbaren Hoheitsgewalt des Weimarer Herzogs, so dass die akademischen Disziplinarbefugnisse hier nicht galten und Einvernehmen mit dem zuständigen Garnisonskommandanten erzielt werden musste. 36,16–17 Concilium arctius votirte schriftlich] Das Concilium arctius, der engere Ausschuss des akademischen Senats der Universität Jena, war ein aus den Dekanen der vier Fakultäten bestehendes Gremium, dem u.a. die Entscheidung über studentische Disziplinarangelegenheiten oblag. Bagatellsachen entschied es allein, bei wichtigen Vorgängen und schweren Strafen wie Universitätsverweisungen musste er sein Votum noch dem Senat zur Bestätigung vorlegen. Die Voten des Conciliums wurden in schriftlichen Protokollen festgehalten und dem Senat in ausführlich begründeten Anträgen vorgelegt. Bei dem erwähnten Votum des Concilium arctius, das nicht überliefert ist, handelte es sich um ein Missiv, das bei den Mitgliedern des Conciliums zirkulierte, da eine turnusmäßige Sitzung dieses Gremiums an diesem Tag nicht stattfand. 36,17–18 auf einer Mühle versammelt] Die studentischen Korporationen versammelten sich in umliegenden Gasthöfen, die nicht selten ehemals Mühlen gewesen waren, wie z.B. im Leutratal an der Straße von Weimar nach Jena. 36,19 Commandanten] Der Kommandant der Jenaer Garnison war damals Major Johann Georg von Bentheim. Er hatte seinen Dienstsitz ebenfalls im Jenaer Schloss. 36,19 Gatter] Das aufziehbare Fallgatter im Tordurchgang des Jenaer Schlosses. 36,20–21 Tumult fertig und Döderleins 〈…〉 Griesbachs fenster sind eingeschmißen] Es wurde befürchtet, dass die Studenten auf das Verbot ihres Ständchens mit einem Tumult reagieren würden, was traditionsgemäß mit dem Einwerfen der Fenster der vermeintlich Verantwortlichen verbunden war. Offensichtlich hatten sich die Theologieprofessoren Johann Jacob Griesbach und Johann Christoph Döderlein für ein Verbot des Ständchens ausgesprochen. 36,22 engen Raum vor der Hauptwache] Die Hauptwache, das Dienstlokal der Jenaer Garnison, befand sich in einem Flügel des Jenaer Schlosses.
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36,23 Schloßvoigt] Schlossvogt und -torwärter in Jena war damals Johann Nicolaus Trabitius. 36,24 Ihrer Ordre] Gemeint ist die generelle Ordnung des Dienstbetriebs im Jenaer Schloss. Eine spezielle Order für den konkreten Vorgang gab es nicht. 36,25 Der alte Bentheim, der Prorecktor, und Loder] Der Jenaer Garnisonskommandant Johann Georg von Bentheim, damals im 50. Lebensjahr, der für das kommende Wintersemester neu ins Amt des (Pro-)Rektors berufene Theologe Johann Jacob Griesbach und der bisherige, noch amtierende (Pro-)Rektor, der Mediziner Justus Christian Loder, trugen die Hauptverantwortung für einen störungsfreien Ablauf des anstehenden studentischen Aufzugs. 36,27 hoffentlich ohne Händel abgehen] Dank Goethes Rat und trotz großer Bedenken einiger Professoren entschieden die Universitätsgremien, den geplanten studentischen Ehrenaufzug im Jenaer Schloss am Abend des 23. September nicht zu verbieten, so dass die befürchteten Tumulte ausblieben. Knebel, der sich in seiner Stadtwohnung im Jenaer Schloss aufhielt, notierte für den Abend des 23. September 1786 lapidar: „Aufzug bey Eichhorn.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 40.) 37,1 Das überschickte Papier will ich gleich weiter befördern.] Die von Herzog Carl August auf Goethes Vorschlag hin am 22. September ausgefertigte Wechselbürgschaft für ein Darlehen des Frankfurter Bankhauses Willemer an den hoch verschuldeten Johann Heinrich Merck in Darmstadt (vgl. zu 29,16; zu 29,18–19; zu 29,27–28; zu 30,8–9; zu 36,1). 37,2 mein letztes Opus weggegeben] Goethe hatte sein Versdramolett „Künstlers Apotheose“ vor einer Woche während seines Aufenthaltes am Gothaer Hof fertig gestellt und Carl August darüber in seinem vorausgegangenen Brief vom 19. September 1788 informiert (vgl. zu 30,11–12). Das Manuskript war von Goethe umgehend zur Abschrift gegeben worden, die wahrscheinlich erst im Laufe des Oktober 1788 fertig wurde (vgl. zu 45,24). 37,3 nicht gleich vom Abschreiber haben] Die Abschriften und Reinschriften für den Druck von Band 8 der „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Göschen fertigte der Schreiber Carl Vogel an (vgl. Schreiberrechnungen Vogels, 9. August, 18. Oktober und 4. November 1788; GR/Belege 1788, 2, Bl. 30; GR/Belege 1788, 5, Bl. 16 und 17). Ein gesonderter Rechnungsbeleg über die Abschrift von „Künstlers Apotheose“ ist nicht überliefert. 37,4 Vielleicht nächstens.] Goethe schickte den Text von „Künstlers Apotheose“ wohl nicht mehr nach Aschersleben (vgl. zu 37,2). Carl August konnte ihn wohl erst nach seiner Rückkehr nach Weimar Ende Oktober 1788 lesen.
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34. An Georg Joachim Göschen
BRIEFE BRIEF34/35 34
Weimar, 24. September 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – Doppelblatt 11,8 × 19 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; am oberen Rand des Doppelblatts im Übergang von S. 4 und S. 1 Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL 24/9 1788 / G ö t h e “. E: WA IV 18 (1895), 29 f., Nr 2682a (Albert Leitzmann). BEIL AG E
Erster Teil des Druckmanuskripts für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 37,6). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antworte am 29. September 1788 (vgl. RA 1, 134, Nr 299). 37,6 Anfang des 8ten Bandes übersenden] Goethes erste Sendung mit Druckmanuskripten für Band 8 der Ausgabe „Schriften“ im Göschen-Verlag, dessen Erscheinen zu diesem Zeitpunkt noch für November 1788 geplant war (vgl. zu 23,5–6), enthielt die dramatische Sammlung „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ mit seinen Teilen „Prolog“, „Jahrmarktsfest zu Plundersweilern“, „Ein Fastnachtsspiel auch wohl zu tragieren nach Ostern, vom Pater Brey, dem falschen Propheten“ sowie den „Prolog zu den neusten Offenbarungen Gottes, verdeutscht durch Dr. Carl Friedrich Bahrdt“. Die jeweiligen Druckvorlagen haben sich nicht erhalten. Goethe hatte damit knapp ein Drittel des Bandes an den Verleger geliefert. 37,6–7 Das Ubrige ist nun alles fertig und wird nach und nach folgen.] Bereits am 9. August 1788 hatte Christian Georg Carl Vogel Abschriften vom „Puppenspiel“ und von „Künstlers Erdewallen“ an Goethe geliefert. Seit dem 13. September war das Druckmanuskript zur ersten Sammlung der „Vermischten Gedichte“ fertig (vgl. zu 23,3–4), und während des Aufenthaltes in Gotha vom 9. bis 18. September hatte Goethe die dramatische Szene „Künstlers Apotheose“ vollenden können (vgl. zu 30,11–12). Das Druckmanuskript der zweiten Sammlung der „Vermischten Gedichte“ lag allerdings erst am 18. Oktober vor, und das Stanzenepos „Die Geheimnisse“ war erst Anfang Dezember abgabereif (vgl. zu 69,18). Goethe schickte weitere Teile des Druckmanuskripts in drei Sendungen an Göschen: am 9. und am 24. Oktober (vgl. zu 41,14; zu 44,9) sowie am 8. Dezember 1788 (vgl. zu 69,18). 37,7–8 Band wird nicht starck] Band 8 umfasste schließlich 21 Bogen im Oktavdruck und hatte 342 Seiten. Er war damit immerhin nach Band 5 mit 24 Bogen und 388 Seiten sowie Band 2 mit 23 Bogen und 368 Seiten der drittstärkste der
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Ausgabe (vgl. GB 6 II, zu 237,4). Goethes Bedenken stellte sich letztlich als unbegründet heraus. 37,9–10 Puppenspiel, so viel es sich schicken will weitläufig gedruckt wird] Dies wurde nur teilweise umgesetzt, da der Band von der Bogenzahl her schließlich doch fast ein vollständiges Alphabet füllte (vgl. GB 6 II, zu 237,4 und zu 237,5). Alle Teile des Bandes wurden in der gleichen Schriftgröße, mit den gleichen Zeilenabständen und auf der Basis von 22 Zeilen pro Seite in Frakturschrift gedruckt. Allerdings war der Druck insofern großzügig, als die Personenangabe separat über dem jeweiligen Sprechtext stand und dazwischen ein großzügiger, anderthalbzeiliger Abstand gewählt wurde. 37,12–13 was mit größeren Buchstaben, was mit kleinren zu drucken ist] Lediglich die Handlungsanweisungen wurden in Petitschrift gedruckt. Die Personenangaben erschienen in gesperrter Schrift, nicht aber größer als der Text. 37,18 gegen den fünften abgeht] Vgl. zu 37,7–8. 37,19 Die Kupfer von Rom werden auch nicht ausenbleiben.] Die von Goethe bei Johann Heinrich Lips in Rom in Auftrag gegebenen Kupferstichplatten zum Titelkupfer und zu einer Titelvignette für Band 8 seiner „Schriften“ (vgl. zu 23,4–5) waren ihm bereits für Mitte September avisiert worden, trafen aber wahrscheinlich erst am 6. Oktober 1788 in Weimar ein (vgl. zu 23,5). Goethe schickte sie am 9. Oktober an Göschen (vgl. 42,1–2). 37,20 melden mir den Empfang] Dies geschah im Antwortbrief Göschens vom 29. September 1788: „Mit den gehorsamstem Dank für das gütigst abgesandte Mspt zum 8 Bde, hab ich die Ehre dafur das Honorar hierbey zu übersenden.“ (H: GSA 30/297, Bl. 60; vgl. auch QuZ 1, 149.)
35. An August Johann Georg Carl Batsch 〈Weimar, 28. September 1788〉 → 〈Jena〉 DAT IERUN G
Nach der Angabe in E1 „Weimar, 28 Sept. 1788.“ (S. 141). Der Brief wurde am 30. September 1788 abgesandt (vgl. Postsendungen). – E2 datiert den Brief mit „Weimar, 2. Sept. 1788.“ (S. 3), wobei es sich vermutlich um einen Druckfehler handeln dürfte. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte (Angaben nach E2). E1: Die Sammlung von Autographen und historischen Dokumenten Sr. Excellenz des verstorbenen Herrn Ludwig Graf Paar weiland kaiserl. und königl. ausserordentlicher und bevollmächtigter Botschafter und Kämmerer. Versteigerung Montag
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den 20. bis Sonnabend den 25. März 1893 früh von 10 Uhr und nachmittags von 3 Uhr an durch das Antiquariat von Albert Cohn in Berlin. Berlin 1893, S. 141 f., Nr 1173 (Teildruck: Weimar, 28 Sept. 1788 Goethe am Briefende fehlt; vgl. E2 und WAN 1). E2: Katalog Nr 153. Autographen des 13.–20. Jahrhunderts. Buch- und Kunstantiquariat Gilhofer & Ranschburg. Wien 1. Bognergasse Nr 2. o. O. o. J. [Wien 1922], S. 3, Nr 66 (Teildruck: 38,1 Ew. Wohlgeb. 〈…〉 Verzeichnis.; 38,5–7 Haben Sie die Güte 〈…〉 Weimar, 2. Sept. 1788 Goethe). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 83, Nr 2682c (nach E1 und E2). Textgrundlage: E1. – Beide Katalogdrucke basieren auf H und weisen in der Textkonstitution nur marginale Abweichungen auf. E1 bietet den umfangreicheren Textabdruck. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
38,2 und] u. E2
38,4 und] u. E2 38,4 seyn] sein E2
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 30. September 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 4, Bl. 16). Bei dem in Jena als Sohn eines Lehenssekretärs, eines mittleren Beamten, aufgewachsenen August Johann Georg Carl Batsch (1761–1802) waren schon früh außerordentliche geistige Fähigkeiten sowie sein Talent zum Verständnis naturkundlicher Prozesse aufgefallen, die durch ergänzenden Privatunterricht gefördert wurden. Mit finanzieller Unterstützung Herzog Carl Augusts konnte er deshalb schon als Sechzehnjähriger 1777 ein Studium der Medizin und Naturgeschichte an der Landesuniversität in Jena aufnehmen, das er Ende 1781 abschloss. Danach erhielt er die Möglichkeit, die nächsten zwei Jahre an der Universität als Privatdozent zu unterrichten. Bereits mit 22 Jahren wurde Batsch 1784 als Kustos des Gräflich-Reußischen Naturalienkabinetts nach Köstritz berufen. 1786 promovierte Batsch an der medizinischen Fakultät der Universität Jena bei Justus Christian Loder mit einer botanischen Dissertation. Mit der Botanik hatte er auch endgültig sein wissenschaftliches Hauptbetätigungsfeld gefunden. 1787 erhielt er ebenfalls in Jena die Berufung zum außerordentlichen Professor und lehrte vor allem zur allgemeinen Naturkunde, zu botanischen Themen und ihnen zugrunde liegenden chemischen Prozessen. 1792 wurde er Ordinarius an der medizinischen Fakultät. Ein Jahr später gründete er die wirkungsmächtige Naturforschende Gesellschaft zu Jena und stand ihr als erster Präsident vor. 1794 übernahm er zusätzlich die Direktion des neu angelegten botanischen Gartens der Universität in Jena. Batsch veröffentlichte zahlreiche Grundlagen- und Standardwerke zur Naturkunde allgemein, zur Botanik und zur Geologie, behandelte in seinen Werken aber auch immer wieder spezielle Themen angrenzender Wissenschaftsgebiete. Batsch gehörte auf dem Gebiet der Botanik in
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der Nachfolge Carl von Linnés zu den herausragenden Wissenschaftlern in Deutschland, starb aber schon im Alter von nur 40 Jahren mitten in einem vielversprechenden Entwicklungs- und Reifeprozess. – Goethe hatte Batsch Anfang 1786 beim Schlittschuhlaufen in Weimar persönlich kennen gelernt und dessen Denkweise als seinen Wünschen und Forderungen höchst angemessen empfunden, wie er noch in seinem Aufsatz „Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“ von 1831 betonte (LA I 10, 326). Er setzte sich auch von Anfang an für eine akademische Karriere Batschs in Jena ein. Ihr Briefwechsel begann, als Batsch 1788 für seine Idee zur Gründung eines universitätseigenen botanischen Gartens Unterstützung suchte und deshalb bei Goethe als dem in seiner Consiliumsfunktion weiterhin in der besonderen Aufsichts- und Entscheidungsverantwortung für die Jenaer Universität stehenden Beamten anfragte. Goethe begann auch sogleich, sich in der Angelegenheit zu engagieren und seinen Einfluss geltend zu machen, so dass Herzog Carl August im Herbst 1789 Batschs Plänen zustimmte. Dem Projekt stellten sich aber bald starke Hindernisse in den Weg, die zu einer Unterbrechung seiner Realisation bis ins Jahr 1794 führen sollten. Goethe suchte anfangs bei Batsch vor allem fachlichen Rat im Hinblick auf die eigenen botanischen Studien, insbesondere bei der Abfassung seines Grundlagenaufsatzes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ von 1790. Später gelang es ihm, Batsch auch für sein neues Thema Optik und Farbenlehre zu interessieren und mit ihm darüber in Dialog zu treten. Der Austausch von und über Fachliteratur aus den verschiedensten Wissenschaftsdisziplinen bildete darüber hinaus eine wichtige Basis ihrer Kommunikation. – Der vorliegende Brief ist der erste von insgesamt 31 Briefen Goethes an August Johann Georg Carl Batsch. Aus dem Zeitraum dieses Bandes sind vier Briefe Goethes an Batsch überliefert, weitere sieben konnten erschlossen werden. Von Batschs Antwortbriefen sind 33 überliefert. Einer davon fällt ins Jahr 1790. 38,1 das überschickte Verzeichniss] Vgl. zu 38,13–15. 38,3–4 auf dem betretenen Wege weiter fortzugehen] Idee und Plan zur Gründung eines botanischen Gartens in Jena. 38,5–7 ein ostensibles Promemoria 〈…〉 Theil des Fürstengartens Sie wünschen] Lat. pro memoria: zum Gedächtnis, zur Erinnerung; Denkschrift, amtliches (offizielles) Schriftstück, das einen Sachverhalt oder ein Vorhaben ausführlich erläutert und als Entscheidungsgrundlage dient. – Goethe forderte im vorliegenden Brief Batsch dazu auf, seine Pläne zur Einrichtung eines botanischen Gartens in Jena darzulegen. Das Projekt, das den Anforderungen einer modernen wissenschaftlichen Pflanzensammlung genügen und der Botanik als eigenständiger Wissenschaftsdisziplin gerecht werden sollte, hatten Batsch und Goethe schon im Winter 1785/86 besprochen (vgl. Schmid, Institute Jena, 13), und Goethe hatte im Februar 1786 seinen Kollegen im Geheimen Consilium Jacob Friedrich von Fritsch mit den Plänen Batschs vertraut gemacht (vgl. GB 6 II, zu 161,8 und zu 161,11). Wegen Goethes Aufbruchs nach Italien im September 1786 wurde die
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BRIEF 36
Idee nicht weiter verfolgt, doch nach Goethes Rückkehr im Juni 1788 von Batsch offenbar wieder thematisiert. Es ist anzunehmen, dass Goethe mit vorliegendem Brief verabreden wollte, was in dem Promemoria stehen sollte. Vermutlich war die Grundstückswahl nicht der einzige Punkt, doch die Überlieferung des Briefes bricht an dieser Stelle ab. Batsch hatte von Anfang an die obere Hälfte des Fürstengartens hinter der nördlichen Stadtbefestigung für die Anlage präferiert. Der Fürstengarten war 1576 von Herzog Friedrich Wilhelm I. von Sachsen-Weimar als herzogliche Gartenanlage eingerichtet worden und hatte in seiner Geschichte schon wiederholt botanischen Zwecken gedient. Batsch begann bereits am Folgetag mit einer Besichtigung des Areals, um das Gesuch vorzubereiten. Am 30. September berichtete er Carl Ludwig von Knebel: „Es ist Ihnen bekannt verehrungs würdigster Freund, wie wenig ich wegen des botanischen Gartens hoffte, mit hin wie gleichgültig ich dagegen seyn musste. Selbst nach Ihren angenehmen Nachrichten blieben meine Empfindungen gemäßigt, aber jetzt sind sie das nicht mehr. Gestern hab ich den obern Theil des Gartens recognoscirt, meine Einbildungskraft hat die ohnehin vortreffliche Lage benutzt, die leeren Räume erfüllt, die fehlenden Jahre ersetzt, und es ist einige Liebe zu diesem Stückchen Erde in mir erregt worden. So schön als der Platz ist, würde man ihn anderswo nicht einmal machen können; lauter kleine Theile, die ein mannigfaltiges, und ein eben nicht unbeträchtliches Ganzes ausmachen können, und eben deswegen um so mehr zu unsern ökonomischen Absichten bequem. Nächstens erhalten Sie einen ganzen Entwurf mit allen Kleinigkeiten, so viel es thunlich seyn wird 〈…〉.“ (Batsch an Knebel, 30. September 1788; Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 250.) Batsch unterbreitete Goethe wahrscheinlich schon Anfang Oktober einen Entwurf oder erste konzeptionelle Ausführungen. Goethe kommt in seinem Brief an Knebel vom 11. Oktober auf Batschens Gesuch (44,1) zurück. Ob es sich dabei schon, wie hier avisiert, um ein ostensibles Premomoria gehandelt hat, ist nicht bekannt (vgl. zu 44,1). Zur Einrichtung des botanischen Gartens unter Batschs Leitung kam es erst im Frühjahr 1794.
36. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 28. September 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – Doppelblatt 13,9 × 19,7(–20) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL 28/9 1788 / G ö t h e “. E: WA IV 18 (1895), 30 f., Nr 2682b (Albert Leitzmann).
SEPTEMBER 1788
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antwortete am 29. September 1788 (vgl. RA 1, 134, Nr 299). Postsendungen: 29. September 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 4, Bl. 13). 38,8 Puppenspiel ist glücklich angelangt] Goethe hatte am 24. September 1788 das Druckmanuskript zur Sammlung „Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel“ für Band 8 seiner „Schriften“ an Göschen gesandt (vgl. zu 37,6). Dieser bestätigte den Eingang in seinem Antwortbrief vom 29. September (vgl. zu 37,20). 38,8–9 das Ubrige kann folgen, sobald Sie es verlangen] Vgl. zu 37,6–7. Göschen ließ Goethe weitgehend freie Hand für die Abgabe der weiteren Druckvorlagen: „Darf ich bitten, so haben Sie die Güte das folgende des Msptes so bald zu ubersenden als es Dero Geschäfte erlauben.“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788; H: GSA 30/297, Bl. 61; vgl. auch QuZ 1, 150.) Der Verleger rechnete vermutlich schon nicht mehr mit dem bisher vorgesehenen Erscheinungstermin für den Band im November 1788, sondern orientierte sich bereits auf die kommende Ostermesse Anfang Mai 1789 (vgl. zu 23,5–6; zu 23,6–7). 38,10 jedesmal 2 Aushängebogen] Aushängebogen: Letzter Abzug vor dem endgültigen Ausdruck, ursprünglich an der Presse ausgehängt; auch in der Funktion des Revisions- und Korrekturbogens für den Autor (vgl. GWb 1, 1169). – Göschen hielt sich an die Absprache. Im Antwortbrief vom 29. September bestätigte er ausdrücklich: „Zwey Aushängebogen sollen jedesmal erfolgen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 61; vgl. auch QuZ 1, 150.) 38,11 im letzten Briefe solches verlangt] Dies war nicht geschehen. 38,13–15 Linné Genera Plantarum cur. Reichard. Francof. ad M. 1778.] Caroli a Linné: Genera plantarum eorumque characteres naturales secundum numerum, figuram, situm et proportionem omnium fructificationis partium. Editio novissima novis generibus ac emendationibus ab ipso perillustri auctore sparsim evulgatis adaucta curante D. Ioanne Iacobo Reichard. Francofurti ad moenum (apud Varrentrapp filium et Wenner) 1778. – Carl von Linnés Grundlagenwerk der Neubestimmung und Kategorisierung der ‚Gattungen der Pflanzen‘ war zuerst 1737 in Leiden erschienen. Linné hatte darin 935 Pflanzengattungen auf neuer, verbreiterter Grundlage beschrieben. Mit jeder Auflage stieg die Zahl der aufgenommenen Gattungen. Goethe besaß die 4. Auflage des Werks, die 1752 in Halle und Magdeburg erschienen war und in der schon 1090 Gattungen enthalten sind (vgl. Ruppert, 691 f., Nr 4818; vgl. auch GB 7 II, zu 186,33). Die hier gewünschte 7. Auflage war die erste nach Linnés Tod erschienene Ausgabe. Sie umfasste bereits 1343 Gattungen und war von dem Frankfurter Mediziner und Botaniker Johann Jacob Reichard besorgt worden. Goethes Bestellung basierte auf einer Empfehlung des Jenaer Botanikers August Johann Georg Carl Batsch, der im Juli 1788 eine Liste mit grundlegenden neueren naturgeschichtlichen Werken zur Botanik und Zoologie für
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BRIEF 37
Goethe zusammengestellt hatte: „Vorzügliche systematische Schriften, zur Kenntnis A. des Gewächsreiches. 〈…〉 B. des Tierreichs“ (vgl. LA II 9A, 380 f.). – Göschen konnte die Ausgabe offensichtlich nicht beschaffen. Bereits am Folgetag antwortete er: „Unglücklicherweise ist Reichards Ausgabe der Genera Plantar nicht auf hiesigem Lager 〈…〉, auch in keiner andern Buchhandlung zu haben. Ich habe es gleich von Frankf verschrieben.“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788; H: GSA 30/297, Bl. 61.) Im Rechnungsbeleg Göschens vom 7. Juli 1790 über Auslagen und Bücherkäufe Goethes aus dem Zeitraum zwischen April 1787 und November 1789 (vgl. Abrechnung Göschens an Goethe, 7. Juli 1790; H: GSA 30/297, Bl. 102) ist das Buch ebenso wenig aufgeführt wie im Verzeichnis von Goethes Bibliothek. Goethe erwarb später die 8. Auflage, die 1789 und 1791 in zwei Bänden, weitergeführt und herausgegeben von Christian Daniel Schreber, ebenfalls bei Varrentrapp und Wenner in Frankfurt a. M. erschien (vgl. Ruppert, 692, Nr 4819). 38,17–18 Linné Systema Naturae ed. XII. Holm. 1766 – 68] Caroli a Linné: Systema naturae per regna tria naturae, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus 1–4. Editio duodecima, reformata. Holmiae (Impensis direct. Laurentii Salvii) 1766–1768. – Das Buch war ebenfalls in Batschs Verzeichnis „Vorzügliche systematische Schriften, zur Kenntnis A. des Gewächsreiches. 〈…〉 B. des Tierreichs“ enthalten (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Im Teil „B.“ war es an erster Stelle aufgeführt und von Batsch zusätzlich als „bereits vergriffen“ gekennzeichnet (LA II 9A, 380). Göschen konnte es ebenfalls nicht beschaffen. In seinem Antwortbrief schrieb er: „Die Original Ausgabe von Linnai Systema naturae ist schon seit einig Jahren in Deutschland nicht zu haben. Ich schreibe deshalb heute nach Schweden. Vor Ostern kann ich sie aber von daher nicht erwarten.“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788; H: GSA 30/297, Bl. 61.) Ein Jahr später bekannte er dann die Erfolglosigkeit seiner fortgesetzten Bemühungen: „Das Linnaische Werk, welches Dieselben von mir verlangt haben, hat sich in allen Buchläden vergriffen. Ich habe es von verschiednen Orten verschrieben aber nicht erhalten.“ (Göschen an Goethe, 1. Oktober 1789; H: GSA 30/297, Bl. 88.) 38,19 Wiener Nachdruck] Die in Wien erschienene 13. Auflage, die von Batsch als „vitiös“ (fehlerhaft) charakterisiert worden war: Caroli a Linné: Systema naturae, per regna tria naturae, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis. Tomus 1–4. Editio decima tertia, ad Editionem duodecimam reformatam Holmiensem. Vindobonae (Typis Ioannis Thomae nob. de Trattern) 1767–1770. 38,22 laßen mich bald ein Wort hören] Göschen schrieb Goethe am Folgetag eine Antwort auf dessen Brief vom 24. September 1788 und ergänzte seinen Brief, als er das vorliegende Schreiben erhielt, mit einer Nachschrift vom gleichen Tage (vgl. QuZ 1, 149 f.).
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37. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Oktober 1788 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 111–112. – Doppelblatt 19(–19,2) × 23,7 cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 133 f., Nr 53. WA IV 9 (1891), 36 f., Nr 2684. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts vom 30. September 1788 (vgl. zu 39,28). – Carl Augusts Antwort vom 2. Oktober 1788 ist nicht überliefert (vgl. Post-Buch Carl Augusts [2. Oktober 1788], Bl. 73). 39,1 Sie bleiben, höre ich, länger aussen] Herzog Carl August hatte von Aschersleben, wo er sich spätestens seit dem 22. September 1788 bei seinem Regiment aufhielt, immer wieder per Ordonanz Briefe nach Weimar geschickt, so am 22., 24., 25. und 30. September an seine Frau Herzogin Louise oder am 24. September z.B. an Christian Gottlob Voigt und Friedrich Justin Bertuch (vgl. PostBuch Carl Augusts [22.–30. September 1788], Bl. 70–72). Goethe dürfte die Nachricht, dass der Herzog nicht so bald nach Weimar zurückkäme, nach der Rückkehr von seinem Ilmenau-Aufenthalt Ende September von einem dieser Adressaten erfahren haben. Erst am 27. Oktober 1788 kehrte Carl August nach Weimar zurück (vgl. zu 36,5). 39,3 mit dem Prinzen in Jena] Am 23. September 1788 hatte Goethe mit dem fünfjährigen Erbprinzen Carl Friedrich für einen Tag Jena besucht (vgl. zu 34,6–7). Carl August war davon schon in Goethes letztem Brief vom 23. September in Kenntnis gesetzt worden (vgl. zu 36,7–8). 39,7 nach Erfurt bringen] Die Gelegenheit dazu ergab sich ein knappes Jahr später im Juli 1789. Goethe reiste am 23. Juli mit Carl Friedrich zum Sommeraufenthalt nach Eisenach und auf Schloss Wilhelmsthal, eine Überraschung für dessen Vater, der sich ebenfalls in der Sommerfrische aufhielt (vgl. zu 132,4; zu 132,5–6). Den ersten Abend auf der Reise verbrachte Goethe mit dem Prinzen in Erfurt, wo wahrscheinlich eine Begegnung mit dem kurmainzischen Koadjutor Carl Theodor von Dalberg arrangiert war (vgl. zu 133,3–4). 39,8 nach Ilmenau] Goethe war am 24. oder 25. September nach Ilmenau gereist, um sich ein Bild von der neuen, im August 1788 in Betrieb gegangenen Kunstzeugapparatur zum Auspumpen des Ilmenauer Bergwerkschachts zu machen (vgl. zu 39,15). 39,9 Saz] Auch: Satz. – Die eigentliche Pumpvorrichtung, die das Wasser im Schacht nach oben beförderte. Ein Satz bestand aus einer etwa 9 m langen eisernen
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BRIEF 37
Röhre im Durchmesser von ca 30 cm mit einer Kolbenpumpe darin und dem Gestängeanschluss zum Heben und Senken. 39,9 Lachter] Längenmaß im Bergbau, entspricht rund 2 m (vgl. zu 18,19). 39,10 die Sätze hineinzubringen] Die Pumpsätze wurden über ein darüber angebrachtes Horizontalgestänge mit dem Vertikalgestänge verbunden, das die Verbindung zum Antriebsrad herstellte. Hatte ein Pumpsatz eine bestimmte Schachttiefe leergepumpt, musste zur Fortsetzung des Pumpvorgangs ein weiterer Kunstsatz unter dem bisher letzten eingebaut werden. Das fachgerechte Einpassen der schweren Röhren und insbesondere das Anbringen der Gestängeverbindungen war in der Tiefe und Enge des Förderschachts eine technisch schwierige und aufwändige Tätigkeit (vgl. Goethe und Bergbau, 52–54). 39,11 das Rad sehr gut gebaut] Das neu gebaute Wasserrad zum Antrieb der Schachtgestänge und Kolbenpumpen der zweiten Kunstzeuganlage. Es besaß einen Durchmesser von 9 m und befand sich in etwa 100 m Tiefe des Johannisschachts in einer extra in den Stein gehauenen 10 m breiten und 10 m hohen Radstube zwischen dem Nassen Ort und dem Martinrodaer Stollen und wurde durch Aufschlagwasser angetrieben, das ihm durch ein Kehrrad über Tage über ein hölzernes Gerinne zugeführt wurde (vgl. ebd.). 39,12 Krummzapfen und Kreutzen] Die Drehbewegung des Wasserrades wurde durch Kurbelwellen, die so genannten Krummzapfen, in die Horizontalbewegung eines waagerechten Gestänges umgesetzt. Das Ende des Horizontalgestänges am Rand des Schachtes bildete ein so genanntes halbes Kunstkreuz, eine dreieckige Balkenkonstruktion, mit der die horizontale Bewegung in die vertikale des Schachtgestänges übertragen wurde (vgl. ebd.). 39,12 ernsthaft] Hier im Sinne von ‚bedrohlich‘, ‚gefährlich‘ (vgl. GWb 3, 371). 39,13 Die zwölf und eilfzöllichen Sätze] Der Durchmesser der Kolbenröhren lag mithin zwischen knapp 28 cm und reichlich 30 cm. 39,14–15 Die Wasser sind jetzt 25 Lachter unter dem Stollen gewältigt.] Rund 50 m unter dem Martinrodaer Stollen, über den das geförderte Wasser abgeleitet wurde. 39,15 Ich bin biß auf sie hinab gefahren] Der insgesamt schon bis zu einer Tiefe von 235 m vorangetriebene Förderschacht war zur Zeit der Besichtigung durch Goethe Ende September 1788 bereits wieder 150 m wasserfrei und konnte über ein System gekoppelter Hängeleitern bestiegen werden. Bis zur Inbetriebnahme der neuen Kunstzeugapparatur im August 1788 hatte das Wasser noch bis zum etwa 100 m tief gelegenen Martinrodaer Stollen gestanden. 39,17 artig] Modewort des 18. Jahrhunderts; hier etwa: ‚nach gehöriger Art‘, ‚dem Verwendungszweck angemessen‘, ‚passend‘ (vgl. GWb 1, 839). 39,18 meiner Rückkunft] Goethe reiste wahrscheinlich am 26. oder 27. September zurück, da er am 28. September schon wieder aus Weimar schrieb (vgl. Nr 35 und 36).
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39,18–19 an meinen Operibus gearbeitet] Am Manuskript für Band 8 der „Schriften“ im Verlag von Georg Joachim Göschen (vgl. zu 37,6; zu 37,6–7). Goethes Hauptaugenmerk allerdings lag seit Juli bereits auf der Arbeit am „Tasso“, der in Band 6 der Werkausgabe erscheinen sollte (vgl. zu 9,18). – Operibus: Dativ Plural von lat. opus: Werk. 39,19 über den Tasso das Ubergewicht] Größere Fortschritte bei der Niederschrift des Dramas sind vor allem für die Zeit zwischen Ende September und Ende Oktober 1788 belegt (vgl. zu 35,16; zu 46,17). Die Hinwendung zu dem Stück in den letzten Septembertagen bestätigt auch ausdrücklich der Brief Goethes an Knebel, ebenfalls vom 1. Oktober: Nun bin ich eifrig an Ta s s o er geht von statten. (40,12.) 39,21–22 I h r Vorurteil] Worin dieses bestand, muss offen bleiben. Wahrscheinlich kannte Carl August zu diesem frühen Zeitpunkt der Bearbeitung kaum mehr als Sujet und Idee des Stücks (vgl. auch GB 7 II, zu 264,11). Bereits nach der Lektüre des „Egmont“ Anfang März 1788 hatte Carl August in einem nicht überlieferten Brief an Goethe nach Rom (vgl. GB 7 II, zu 263,11) grundsätzliche Kritik an Thema und Darstellung dieses Dramas geübt. 39,24 In der Litteratur Zeitung steht eine Recension meines Egmonts] Am 20. September 1788 war in der Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ eine ausführliche Rezension von Goethes Drama „Egmont“ erschienen (Nr 227a und 227b, Sp. 769–778), das in Band 5 der „Schriften“ im April 1788 veröffentlicht worden war (vgl. GB 7 II, zu 133,9–10). Sie stammte von Friedrich Schiller, der seit Oktober 1787 einen Rezensenten-Vertrag mit der Zeitschrift hatte (vgl. NA 41 IIA, 272–277) und im Mai 1788 mit der „Egmont“-Rezension beauftragt worden war (vgl. Redaktion der ALZ an Schiller, 13. Mai 1788; ebd., 281 und Schiller an Körner, 15. Mai 1788; NA 25, 58). Wie in der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ üblich, blieb die Rezension ungezeichnet. Es ist daher nicht sicher, ob Goethe wusste, wer sie geschrieben hatte. 39,25 den sittlichen Theil des Stücks gar gut zergliedert] Schiller erkennt in der Gestaltung eines außergewöhnlichen Charakters des Protagonisten, der für ihn die „schöne Humanität“ (Sp. 772) schlechthin verkörpert, und in dessen adäquater künstlerischer Einbindung in die historische Realität „das schöpferische Genie“ (Sp. 774) des Autors, dem es damit gelungen sei, eine echte Tragödie „der dritten Gattung“ (Sp. 770) zu erschaffen. 39,25–26 Was den poetischen Theil betrift] Vermutlich bezieht sich Goethe hier auf den Teil der Kritik, in dem Schiller die Traumsequenz Egmonts am Ende des Stücks als ästhetisch verfehlt kritisiert (vgl. Sp. 778). 39,28 Ihren lieben Brief mit meinem Gedichte] Wahrscheinlich der Brief vom 30. September 1788 aus Aschersleben, den Carl August zusammen mit weiteren Briefen an seine Frau Louise und an Christian Friedrich Schnauß per Ordonanz nach Weimar befördern ließ (vgl. Post-Buch Carl Augusts [30. September
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BRIEFE BRIEF38/39 38
1788], Bl. 72). Welches Gedicht Carl August zu frommen Betrachtungen (39,30) angeregt hatte, ist nicht bekannt. Das kürzlich fertig gestellte Versdramolett „Künstlers Apotheose“ hatte Goethe bisher nicht nach Aschersleben schicken können (vgl. zu 37,2; zu 37,4). 40,5 kommen bald und gesund zurück] Herzog Carl August kehrte am 27. Oktober nach Weimar zurück (vgl. zu 36,5).
38. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 1. Oktober 1788 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 101. – 1 Bl. 19 × 23,5 cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 89, Nr 79. WA IV 9 (1891), 35, Nr 2683. BEIL AG EN
1) Goethes Drama „Künstlers Apotheose“ (vgl. zu 40,8–9). 2) Goethes Drama „Künstlers Erdewallen“ (vgl. zu 40,10). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den nicht überlieferten Brief Knebels vom 30. September 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 41). – Knebels Antwort vom 7. Oktober 1788 ist nicht überliefert (vgl. ebd., Bl. 42). 40,8 dein Andencken und die Früchte] Der nicht überlieferte Bezugsbrief Knebels. Die Metapher steht wahrscheinlich für von Knebel beigefügte literarische Arbeiten, etwa Gedichte oder neue Übersetzungen. 40,8–9 etwas aus meinem Garten] Wahrscheinlich die Mitte September in Gotha verfasste und für eine Veröffentlichung in Band 8 von „Goethe’s Schriften“ vorgesehene dramatische Szene „Künstlers Apotheose“ (vgl. zu 30,11–12). 40,10 K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n d a z u ] Goethe hatte „Künstlers Apotheose“ als Fortsetzung und Pendant zu „Künstlers Erdewallen“ geschrieben, dem kleinen Dramentext aus dem „Neueröfneten moralisch-politischen Puppenspiel“ von 1774 (Leipzig und Frankfurt). Der Text war bereits Anfang August als Vorlage für den Druck in Band 8 neu abgeschrieben worden (vgl. zu 23,3–4). 40,11 voraus gelesen werden muß] Vor der Abgabe seiner Texte zum Druck
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in der Göschen-Ausgabe gab Goethe die Manuskripte in der Regel an Freunde zur Beurteilung. Vor allem Herder, Knebel und Wieland wurden dazu immer wieder zu Rate gezogen (vgl. zu 18,10–11; GB 7 II, zu 4,15–17). 40,12 Ta s s o er geht von statten] Seit seiner Rückkehr aus Italien hatte Goethe sporadisch versucht, die Neufassung des Dramas „Torquato Tasso“ für Band 6 seiner Werkausgabe „Schriften“ in Angriff zu nehmen (vgl. 18,12–13; zu 9,18). Jetzt, da er die Vorbereitungen für Band 8, der als nächster erscheinen sollte, weitgehend abgeschlossen hatte (vgl. zu 37,6; zu 37,6–7), konnte er sich diesem Vorhaben intensiver widmen. Am 19. und am 22. September hatte er schon der Herzoginmutter Anna Amalia bzw. Herder von der wieder aufgenommenen Beschäftigung mit dem Text berichtet (vgl. zu 29,5–6; zu 35,16). Die Arbeiten kamen aber bald wieder ins Stocken (vgl. zu 46,17) und wurden immer wieder unterbrochen, bis die Druckfassung Ende August 1789 vorlag (vgl. zu 144,10). 40,15 besuche ich dich bald wieder] Goethe hatte Knebel vor einer Woche, am 23. September, besucht (vgl. zu 34,6–7). Am 14. Oktober reiste er erneut mit dem fünfjährigen Erbprinzen Carl Friedrich, dessen Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel, dem Kammerherrn Otto Joachim Moritz von Wedel und Herders Sohn August nach Jena (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 43). Während der Prinz und seine Begleiter am nächsten Tag zurückfuhren, blieb Goethe mit Wedel noch bis zum 20. Oktober in Jena und hatte täglich Kontakt mit Knebel (vgl. Knebel, Tgb. [14.–20. Oktober] 1788, Bl. 43–44). 40,16 Schreibe mir wenn Weinlese ist.] Dies geschah wahrscheinlich mit Knebels nicht überlieferten Briefen vom 7. und vom 10. Oktober 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 42 und 43). Goethe antwortete am 11. Oktober, einen kurz bevorstehenden dienstlichen Aufenthalt in Jena mit einem Besuch der Weinlese verbinden zu wollen (vgl. 43,22–24).
39. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 3. Oktober 1788 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM. Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2699. – Doppelblatt 19 × 23,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . empL. dL 8tL Oct 1788. / b. dL 11tL Oct.“, am oberen Rand rechts Datierungsvermerk, rote Tinte: „W. dL 3tL Oct.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 114 f., Nr 49. WA IV 9 (1891), 37 f., Nr 2685.
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobis Antwort vom 11. Oktober 1788 (vgl. Überlieferung) ist nicht überliefert. 40,18–19 dir versprochen habe von dem jungen Mann 〈…〉 Nachricht zu geben] Goethe hatte in seinem letzten Brief vom 9. September 1788 Jacobi den 26-jährigen Christian August Vulpius für den Posten eines Sekretärs und Erziehers seiner Kinder empfohlen (vgl. 26,20–27,25) und versprochen, noch weitere Erkundigungen über dessen Befähigungen einzuholen (vgl. zu 28,1–2). 40,19–20 Ich erhalte einen Brief von ihm] Goethe hatte am 11. September an Vulpius geschrieben, der sich damals noch in Nürnberg aufhielt (vgl. EB 85), und um nähere Informationen für eine Entscheidung Jacobis gebeten. Offenkundig hatte ihm Vulpius Ende September geantwortet und entsprechende Auskünfte erteilt (vgl. Vulpius-Korrespondenz 2, 555). 40,20–21 sein voriger Patron hat 〈…〉 mitgespielt] Vulpius war als Privatsekretär beim Grafen Friedrich Julius Heinrich von Soden in Nürnberg angestellt gewesen (vgl. zu 26,21). 40,21–22 das übertriebenste Zeugniß zum Abschied] Darüber ist Näheres nicht bekannt. 40,22 Er wartet nun in Erlangen auf Entscheidung] Nachdem Vulpius seine Stellung beim Grafen von Soden aufgegeben hatte, war er in der zweiten Septemberhälfte 1788 nach Erlangen gegangen (vgl. zu 27,8). 41,5 den Kindern] Die beiden jüngsten, noch im Haushalt des Vaters lebenden Kinder Jacobis Carl Wigand Maximilian und Clara Franziska. Für sie wurde ein Erzieher und Hauslehrer gesucht (vgl. zu 26,20–21). 41,6–7 Laß mich bald etwas hören] Jacobi antwortete am 11. Oktober 1788. Der Brief ist nicht überliefert (vgl. Überlieferung). Offenkundig äußerte Jacobi darin Zweifel an der Eignung Vulpius’ für die Anstellung (vgl. zu 45,16–17; zu 49,3) und stellte klar, dass eine sofortige Einstellung ohnehin nicht vorgesehen und auch nur eine geringe Bezahlung zu erwarten war (vgl. zu 49,2; zu 49,6). 41,7 klemmen] Klemm: bedrückend; mittel- und niederdeutsche Nebenform zu ‚klamm‘ (vgl. GWb 5, 441). 41,8–9 suche ich ihn sonst zu empfehlen] Nachdem Goethe im Brief vom 31. Oktober 1788 nochmals für Vulpius geworben, aber keine Antwort erhalten hatte, versuchte er, sich anderweitig für ihn einzusetzen. Am 26. November 1788 richtete er an den Rektor der Erlanger Universität, Wilhelm Friedrich Hufnagel, ein Empfehlungsschreiben (Nr 62), ohne Erfolg (vgl. zu 101,4). Daraufhin wandte sich Goethe am 23. April 1789 in der Sache an seinen Verleger Georg Joachim Göschen in Leipzig (vgl. zu 103,31), der Vulpius auch ab August 1789 für kurze Zeit in seinem Verlag beschäftigte (vgl. zu 103,28; zu 142,4–5). Ein weiteres Empfehlungsschreiben richtete Goethe schließlich Ende August 1789 an den Musikverleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leip-
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zig, den Goethe noch aus seiner Leipziger Studentenzeit in den 1760er Jahren kannte (Nr 145). 41,9 sehe mich für dich weiter um] Nachdem Jacobi Vulpius abgelehnt hatte, engagierte sich Goethe nicht weiter für Jacobis Personalsuche (vgl. auch zu 26,20–21). 41,11 die Deinigen] Vgl. zu 9,26.
40. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 9. Oktober 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – Doppelblatt 19,7 × 27,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL 9/10 88 / G ö t h e “. E: WA IV 18 (1895), 31 f., Nr 2687a (Albert Leitzmann). BEIL AG EN
1) Teil des Druckmanuskripts für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 41,14). 2) Kupferstichplatten zum Titelkupfer und der Titelvignette für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 42,1–2). 3) Blatt mit Bestellung von Johann Christoph Adelungs „Deutscher Orthographie“ (vgl. zu 42,12). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 29. September 1788 (vgl. RA 1, 134, Nr 299). – Göschen antwortete mit einem Brief vom 11. Oktober und 1. November 1788 (vgl. RA 1, 134 f., Nr 300). 41,13 Das übersendete Geld] Göschen hatte am 29. September 1788 mit 250 Reichstalern bereits das vollständige Honorar für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. Verlagsvertrag, Punkt 4; GB 6 I, 239,18–22) an Goethe geschickt (vgl. QuZ 1, 149), obwohl er erst eine Teilsendung des Druckmanuskripts erhalten hatte (vgl. zu 37,6). Auch gegenüber Bertuch bestätigte Göschen am 5. Oktober die Bezahlung der vollständigen Honorarsumme: „Gothe hat den Anfang des Mspt gesand und 250 rh von mir erhalten.“ (H: GSA 06/627, Bl. 38; vgl. auch QuZ 1, 151.) 41,14 Fortsetzung des Manuscripts] Das Druckmanuskript zu „Vermischte Gedichte. Erste Sammlung“. Es ist nicht überliefert. Nach der ersten Manuskriptsendung vom 24. September (vgl. zu 37,6) hatte Goethe damit die Hälfte des Druckmanuskripts an den Verleger geliefert (vgl. zu 37,6–7).
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41,15–16 diese Gedichte Seite für Seite abgedruckt werden müssen] Dies wurde im Satz weitgehend befolgt (vgl. auch die folgende Erläuterung). Nur bei einigen kleineren einstrophigen Gedichten druckte Göschen zwei Gedichte auf einer Seite, so „Wonne der Wehmuth“ und „Wandrers Nachtlied“ auf Seite 151, „Hoffnung“ und „Sorge“ auf Seite 160 sowie „Nachtgedanken“ und „Ferne“ auf Seite 171. Der Vierzeiler „Vom Berge“ schloss sich auf Seite 145 an die letzte Strophe des Gedichts „Auf dem See“ an. 41,17 schreiben mir Ihre Meynung] Göschen bestätigte in seinem Antwortbrief, nachdem er auf einige notwendige Änderungen des Satzes bei „Lili’s Park“ und „An Lottchen“ hingewiesen hatte, dass er entsprechend dem Vorschlag jedes Gedicht auf einer neuen Seite drucken werde: „Das Ubrige wird so im Druck wie im Mspt Seit’ auf Seite gehen.“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober und 1. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 63; vgl. auch QuZ 1, 153.) 41,18 L i l i s P a r c k ] Das Gedicht „Lili’s Park“ beanspruchte im Druck von Band 8 sogar acht Seiten (S. 136–143), worauf Göschen schon in seinem Antwortschreiben aufmerksam machte: „Das Gedicht p. 36 Lilis Park wird 8 Seiten einnehmen“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober und 1. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 63; vgl. auch QuZ 1, 153). 41,21 ein klein Gedicht das pag. 36 einnimmt] Um welches Gedicht es sich handelt, ist nicht bekannt. Die Einfügung war aber letztlich nicht erforderlich, da sich der Umfang lediglich um zwei Seiten erweiterte (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Im Druck geht „Lili’s Park“ das drei Seiten füllende „Bundeslied“ voraus, das auch schon im Druckmanuskript davor angeordnet gewesen sein dürfte. 41,22 L i l . P fängt alsdenn pag. 37 an und reicht zwey Seiten weiter] „Lili’s Park“ musste nicht um eine Seite verschoben werden. Das Gedicht beanspruchte im Satz zwei Seiten mehr als von Goethe ursprünglich veranschlagt. 41,22–24 die übrigen Gedichte 〈…〉 werden nicht verrückt] Die Reihenfolge und Stellung der folgenden Gedichte blieben somit unverändert. Goethe bezog sich wohl auf die korrespondierenden Gedichte „Wonne der Wehmuth“ und „Wandrers Nachtlied“ (S. 151), „Jägers Abendlied“ und „An den Mond“ (S. 152 f.) sowie „Hoffnung“ und „Sorge“ (S. 160). 41,26 eine ähnlich paginirte Abschrift hier] Die eigenhändige Abschrift Goethes der für die Sammlung „Vermischte Gedichte“ vorgesehenen Werke (GSA 25/W 1) diente als Vorstufe, Korrektur- und Bearbeitungsgrundlage für das Druckmanuskript (vgl. zu 18,10–11) und entsprach der Paginierung des Druckmanuskripts (vgl. 41,18–22). 42,1–2 die Platten zum 8ten, gegenwärtigen Bande] Goethe hatte die Kupferstichplatten für das Titelkupfer (Frontispiz) und die Titelvignette für Band 8 der „Schriften“ erst kurz zuvor, wahrscheinlich am 6. Oktober, von Johann Heinrich Lips aus Rom erhalten (vgl. zu 23,4–5; zu 23,5). 42,2 Das Titelkupfer ist eine sehr reizende Composition] Dargestellt ist
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eine Parklandschaft mit einer Goethe-Büste (von Trippel) auf einem Postament, die umgeben ist von Amor sowie der tragischen und der heiteren Muse. Der Stich geht auf eine Zeichnung von Angelika Kauffmann zurück (vgl. zu 23,4–5). 42,2–3 die Vignette] Lips’ Titelvignette geht ebenfalls auf einen zeichnerischen Entwurf von Angelika Kauffmann zurück und zeigt eine weibliche Gestalt, wahrscheinlich ebenfalls eine Muse, an ein Postament gelehnt, mit einer Keule in der rechten Hand (vgl. zu 23,4–5). 42,4–5 eine Anzahl guter Abdrücke auf schön Papier] Goethe erhielt die gewünschten Kupferstichabdrücke des Titelkupfers und der Titelvignette von Band 8 mit dem Brief Göschens vom 3. Januar 1789 zugeschickt: „Mit den Aushängebogen hab ich die Ehre Denselben zu überreichen / 25 besondre Abdr. der 8° Platte / und der Vignette“ (H: GSA 30/297, Bl. 71; vgl. auch QuZ 1, 161). 42,5 wie von dem Kupfer zu Egmont] Lips’ Titelkupfer („Klärchen kniet vor Egmont“) in Band 5 von „Goethe’s Schriften“, der im Frühjahr 1788 erschienen war (vgl. GB 7 II, zu 168,9–10 und zu 168,16). Hiervon erhielt Goethe wahrscheinlich keine Abdrücke, da die „Platte“, wie Göschen mitteilte, „durch die abgezogenen 1500 Ex sehr schwach geworden.“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober und 1. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 63; vgl. auch QuZ 1, 153.) 42,6–7 Die Platten zum 6ten Band sind auch in meinen Händen.] Die zwei Platten für das Titelkupfer und die Titelvignette von Band 6 der „Schriften“ hatte Goethe schon im August 1788 von Lips erhalten (vgl. zu 8,16–17). Das Titelkupfer zeigt eine Szene aus dem Singspiel „Lila“ („Lila im Park vor dem kräutersuchenden Magus“). Die Vignette hatte Lips mit Bezug auf das Singspiel „Jery und Bätely“ gestaltet („Bätely verbindet dem Jery die Hand“), welches aber in Band 7 rückte, so dass diese Arbeit erst dort Verwendung fand (vgl. zu 144,13–14) und Lips für Band 6 eine neuen Kupferstich anfertigen musste. Dieser griff das Motiv der gefesselten Psyche auf. Lips schickte die Platte im Dezember 1789 an Göschen (vgl. Lips an Göschen, 10. Dezember 1789; QuZ 1, 181). 42,7–8 Für alle Vier habe ich Hl. Lips 24 Dukaten bezahlt] Kurz nach seiner Rückkehr aus Italien hatte Goethe Johann Friedrich Reiffenstein in Rom mit verschiedenen Geldgeschäften beauftragt (vgl. Nr 1). Unter Punkt 3.) Auszuzahlen wird seyn (3,20) wies er die Bezahlung der von Johann Heinrich Lips gefertigten Kupferstichplatten für die nächsten Bände der Ausgabe an (vgl. zu 4,14–15; zu 4,16). Die erste Rate für die Platten zu Band 6 hatte Lips noch im Juli 1788 erhalten, wie Reiffenstein berichtete: „Bey Beschwerlich werden der Verkleinerung der Zettel übergab ich die übrigen 651 Scudi an Sig Carlo Riggi welcher an HL. Lips die demselben angewiesnen 44 bezahlte 〈…〉“ (Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; GSA 28/1041, Bl. 55). Lips bestätigte Goethe den Empfang des Geldes in seinem Brief vom 30. August 1788: „Für die überschickten zwey Täfelgen hat mich Hr: Rath Reifenstein bezahlt, und mit den andern hat es nicht Eile.“ (GSA 28/1041, Bl. 104.) Mit Übersendung der Platten für Band 8 am
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20. September informierte Lips dann detaillierter über den Stand der Honorarzahlungen: „Von den erhaltenen 44 Sc: eigentlich 48 Sc: (weil sich Hr: Rath Reifenstein in dem Billietchen an den Banquier um 4 Scudi irrte) gehen die 10 Zechini oder 21 ½ Scudi für HL. Thurneisen ab, weil er mir die Zecchino à 21 ½ Scudi bezahlen ließe: Also die übrigL 22 ½ Scudi waren für die gesandten Täfelgen, so wie Sie mir die ersteren bezahlt haben. Nun stehen Ihnen auf die zu erhaltenen Täfelgen 4 Scudi zu gut, und den überrest können Sie mir bezahlen wie sie wollen, und wann Sie wollen.“ (GSA 28/1041, Bl. 111.) Über den weiteren Zahlungsverkehr ist nichts bekannt. Vermutlich hatte Goethe nach Erhalt der Platten für Band 8 Reiffenstein bereits im nicht überlieferten Brief vom 6. Oktober 1788 (EB 94) angewiesen, das vereinbarte Honorar an Lips auszuzahlen. 42,8 zu ersetzen bitte] Goethe erhielt die Summe Anfang November 1788 wahrscheinlich mit Göschens Brief vom 11. Oktober und 1. November, worüber Göschen Bertuch in seinem Brief vom 4. November 1788 informierte: „Ich habe ihm 〈Goethe〉 68 rh Loui’dor für die Zeichn u das Kupfer zum 8 Bd gesand nebst den zum 6ten und 7ten Bd – die zu den beyden letztren hab ich aber noch nicht in Händen.“ (H: GSA 06/627, Bl. 44; vgl. auch QuZ 1, 155.) Goethe bestätigte den Eingang des Geldes mit seinem Brief vom 6. November 1788 (vgl. 55,10), allerdings waren entgegen Göschens Angaben nur Lips’ bereits vorliegende Arbeiten zu den Bänden 6 und 8 abgegolten, nicht aber die noch unerledigten zu Band 7. 42,9 Für das Kupfer zum 7ten Band sorge ich auch ingl. für die Vignette.] Nachdem Lips die Platten für die Bände 6 und 8 geliefert hatte (vgl. zu 42,1–2; zu 42,6–7), fehlten nur noch das Titelkupfer und die Titelvignette für den 7. Band, der als letzter der Ausgabe im April 1790 erschien. Als Vignette konnte die ursprünglich für Band 6 vorgesehene Arbeit verwendet werden (vgl. zu 42,6–7). Im Dezember 1789 berichtete Lips, dass auch „das Titelkupfer in der Arbeit“ sei (Lips an Göschen, 12. Dezember 1789; QuZ 1, 181 f.), und am 3. März 1790 kündigte Goethe Göschen die Lieferung von Titelkupfer und Vignette (177,6) durch Lips an. 42,10–11 Platten zum holländischen Abdruck meiner Schriften 〈…〉 werden] Gleich nach Erscheinen der ersten vier Bände von „Goethe’s Schriften“ in einer Auflage von 3000 Exemplaren in (Klein-)Oktav im November 1787 hatte Göschen angekündigt, „von der nehmlichen Auflage 500 auf hollandisches Papier von den künftigen Theilen abdrucken zu laßen.“ (Göschen an Goethe, 27. November 1787; H: GSA 28/1043, Bl. 7; vgl. auch QuZ 1, 114.) Dies entsprach Punkt 7 des Verlagsvertrags, wonach der Verlag zusätzlich eine Auflage in groß Octav für Liebhaber schöner Exemplare (GB 6 I, 240,8–9) herausbringen durfte. Im September 1788 kam Göschen wieder darauf zurück: „Ich habe Ew HochwohlgebL gemeldet daß ich 500 Ex auf holländisch Papier nachschießen laße. Diese geb ich nicht eher aus bis ich wegen der ordinairen Ausgabe gedeckt bin und alle 8 Bande complet sind.“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788; H: GSA
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30/297, Bl. 60; vgl. auch QuZ 1, 149 f.) Weiter bat er Goethe, „Mme Angelica und Herrn Lips dazu zu bewegen, auch zu den ersten 4 Bänden die Titelkupfer zu stechen. Damit diese holl. Ausgabe Gleichheit bekäme 〈…〉“ (ebd.; vgl. auch QuZ 1, 150). Am 6. November 1788 kündigte Goethe an, bei Lips wegen des Auftrags zu den neuen Titelkupfern anzufragen (vgl. 55,1–2), was er mit seinem Brief vom 28. November auch tat (vgl.66,16–67,3). Lips sagte am 20. Dezember 1788 zu: „Die Arbeit so Sie von mir gemacht zu haben verlangen, wil ich mit allem Vergnügen übernemen; zumahl da Sie mir Zeit darzu geben, und ich sie nach und nach machen kan:“ (H: GSA 28/1041, Bl. 152; vgl. auch QuZ 1, 159.) Im Dezember 1789 begann Lips mit den Arbeiten: „Was die bey mir bestellten Platten zu einer neuen Ausgabe gedachter Schriften betrift, so habe ich schon in Rom daran angefangen zu zeichnen und zu stechen.“ (Lips an Göschen, 10. Dezember 1789; QuZ 1, 182.) Zur weiteren Ausführung kam es aber nicht mehr, da Göschen die Vorzugsausgabe (vgl. GB 6 II, zu 240,17) aus Mangel an Nachfrage nicht druckte. Lediglich von den Bänden 5 bis 8 ließ er bei der ersten Auflage wahrscheinlich jeweils 500 Exemplare zusätzlich auf holländischem Papier drucken (vgl. Göschen an Bertuch, 9. Januar 1793; QuZ 1, 197). 42,12 Senden Sie mir doch Adelungs Schrift deren Titel hier beyliegt.] Die Beilage ist nicht überliefert. – Gewünscht wurde wahrscheinlich die „Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung“ von Johann Christoph Adelung, die 1788 in der Weygandschen Buchhandlung in Leipzig erschienen war. Am 1. November schickte Göschen „1 Adelungs Orthogr. rth 1.16 gr“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober und 1. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 64; vgl. auch QuZ 1, 155). In Goethes Bibliothek ist das Werk nicht überliefert.
41. An Johann Gottfried Herder Weimar, 〈8.? und〉 10. Oktober 1788 → 〈Rom〉 DAT IERUN G
Caroline Herder schrieb am 6. Oktober ihrem Mann, dass sie am Vorabend dessen ersten Brief aus Rom empfangen habe. Sie berichtete auch von einem Besuch Goethes, der offenbar noch am Abend des 6. Oktober stattgefunden hatte (vgl. Herder, Italienische Reise, 148). Zu diesem Zeitpunkt war der vorliegende Brief sicher noch nicht geschrieben, wohl auch nicht am folgenden Tag, sonst wäre er Caroline Herders Brief noch beigeschlossen worden. Wäre der erste Teil des Briefes erst am 9. Oktober geschrieben worden, hätte Goethe die Mitteilung am Beginn des zweiten Teils: Das Blat ist liegen geblieben (43,5) unterlassen können. Somit ist es am wahrscheinlichsten, dass der erste Teil des Briefes vom 8. Oktober stammt.
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ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h1: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller); über der Abschrift von fremder Hd (vermutlich der des Schreibers), Tinte: „1788.“ h2: GSA Weimar, Sign.: 44/387 (Abschrift von Daniel Bonin in lateinischer Schrift; daher keine Hervorhebung von Ancona [wie in h1 und WA] und Condotta [wie in h1]). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 98–100, Nr 52 (nach H). WA IV 9 (1891), 40–42, Nr 2688 (nach E und – in seltenen Fällen [versehentlich?] – wie h1; mit Kleinschreibung der Anredepronomen, mit einer Ausnahme [vgl. Überlieferungsvarianten]). Textgrundlage: h2. – Von den Überlieferungsträgern scheint h2 dem Original – trotz der lateinischen Schrift – am nächsten zu kommen (vgl. die Überlieferungsvarianten). ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
42,16 Sei] Sey h1, E 42,16 Stelle] Stelle, h1 E 42,17 an] in E 42,18 verdient] verdient, E 42,18 ihr] Ihr E 42,18 biß] bis h1 E 42,19 Lob] Lob, h1 E 42,19 ihr] Ihr E 42,20 Frauen] Frauen, h1 E 42,21 mehr] mehr, E 42,21 wolltest] wolltest, E 42,21 hat,] hat; E 42,21 mir] mir, E 42,22 wichtiges] Wichtiges E 42,23 verschließen] verschließen, h1 E 42,23 Deine] deine h1 42,23 u.] und h1 E 22,24 trage] trage, E 42,25 freuts] freuts, E 42,26 machst. Wenn] machst, wenn h1 E 42,26 Sey] Sei E 42,26 Reifenstein] Reiffenstein E 43,1 ihm] ihm, h1 E 43,4 reuen] reuen, h1 E 43,4 hast.] danach am linken Rand der folgenden (Leer-)Zeile: „(2. Seite)“ h2; in der Mitte: „(Auf der Rückseite.)“ E; keine Leerzeile h1 43,5 Dies] Das h1 E 43,5 Blat] Blatt h1 E 43,5 geblieben,] geblieben; E 43,5 Brief] Brief, h1 E 43,6 benachrichtiget] benachrichtigt h1 E 43,7 Racker] Racker, E 43,7 besten,] besten. E 43,8 honnett] honett h1 43,8 dabey] dabei h1 E 43,8 u.] und h1 E 43,9 Dirs] dirs h1 43,9 Dalb.] Dalberg h1 E 43,9 ist] ist, E 43,10 Menschen] Menschen, E 43,10 freylich] freilich E 43,10 vergnügt] vergnügt, h1 E 43,11 indes] indeß h1 E 43,11 jene] jene, h1 E 43,11 die’s ihm] die ihms E 43,12 sollte] sollte, h1 E 43,12 indessen] indessen, h1 E 43,15 aufkommen] auf kommen h1 43,15 wohl] wohl, h1, E 43,16 dich] Dich 43,16 sorge] sorge, E 43,16 ihr] Ihr E WA 43,17 Carnaval] Carneval h1 E 43,17 p] pp h1 WA; ec. E 43,17 nie] nie, E 43,18 dir] Dir h1 43,18 ist.] danach kein Absatz E 43,19 Liebe mich.] fehlt h1 43,20 W. dl 10. Okt. 88.] W. d. 10. Octbr. 88. h1; W(eimar) den 10. October (17)88. E
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Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete am 3. Dezember 1788 (HB 6, 91–93, Nr 45; vgl. RA 1, 140 f., Nr 317). 42,16 in Rom] Herders Brief an seine Frau Caroline vom 20. September beginnt: „Da sind wir in der Hauptstadt der Welt, u. alles Ungemach der Reise ist vergeßen u. verschwunden. Gestern Abend, oder Nachmittag zwischen 4–5. Uhr langten wir an 〈…〉.“ (HB 9, 432.) 42,18 daß ihr biß Ancona so schnell] Im Brief an seine Frau vom 11. September (geschrieben in Ancona) hat Herder detailliert beschrieben, „wie wir auf dem Stiefel heruntergerutscht sind“ (HB 9, 427), in drei Tagen (7.–10. September) von Mantua über Modena, Bologna und Pesora nach Ancona. 42,19–20 von daher die merkwürdigen Sachen 〈…〉 angeschaut] Was Herder in Ancona, wo die Gesellschaft bis zum 13. September geblieben war, dann auf der Weiterreise in Loretto, Fuligno, Spoleto und Terni gesehen und welche Naturschönheiten er auf diesem Weg nach Rom genossen hat, darüber berichtete er in seinem Brief an Caroline vom 17. und 18. September (HB 9, 429–432, Nr 23). 42,20 Deiner Frauen] Caroline Herder. – ‚Frau‘ wurde noch bis ins 19. Jahrhundert hinein gelegentlich schwach dekliniert, also hieß es ‚Frauen‘ im Genitiv und Dativ (vgl. Grimm 4 I 1, 71 f.). 42,21 mehr als Du wolltest vertraut hat] Wahrscheinlich hat Caroline Herder die Briefe ihres Mannes Goethe lesen lassen. Zu dem, was nicht für diesen bestimmt war, gehören die Klagen Herders über das unerquickliche Verhältnis zu Dalberg und Frau von Seckendorff. Wie Herder dazu stand, zeigen Sätze wie die folgenden im Brief vom 11. September: „〈…〉 unsre Reisegesellschaft hat sich so conson zu einander gestimmt, daß wir seit 3. Tagen aufs vergnügteste reisen. 〈…〉 Vergiß also alles, was ich in einigen Briefen unangenehmes herausgestoßen habe; es war zu frühzeitig, wie ich Dir auch selbst schrieb. Du wirst Niemanden, wie ich Dich bat, ein Wort davon gesagt haben, auch G〈oethe〉 nicht 〈…〉. D〈alberg〉 ist gut u. lieb; er läßt Dich aufs schönste grüßen; die Fr〈au〉 von S〈eckendorff〉 hat mir ein Gleiches aufgetragen. Sie überhäuft mich mit Güte u. Aufmerksamkeit 〈…〉.“ (HB 9, 427.) 42,22 heftiger gegen — erklärt habe] Über Goethes kritische Bemerkungen zu Sophia Friederike von Seckendorff vgl. zu 25,29–30; zu 34,17–18. 42,25–26 wenn Du Angeliken und sie Dir einige gute Stunden machst] Über Angelika Kauffmann, die in Rom lebende Malerin, mit der Goethe freundschaftlich verbunden war, vgl. die einleitende Erläuterung zu seinem Brief an sie zwischen Ende Oktober 1787 und April 1788 (GB 7 II, Nr 151). Goethe hatte ihr schon im Juli in einem nicht überlieferten Brief von Herders Italienreise berichtet. In ihrer Antwort vom 5. August bemerkte sie, es sei ihr „lieb zu wissen daß her Keiser wider komt und daß ich herr Herder kennen werde“ (Kauffmann, Briefe, 114). Bereits am Tag der Ankunft Herders in Rom, am 19. September, lernten sie sich
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kennen. Die Malerin schrieb am 21. September an Goethe: „den 19 dieses da ich des abends zur gewöhnlichen zeit nach hause kam, fand sich Bury mit Herrn Herder in dem Saale. ich hatte große freude diesen würdigen Mann der Ihr f r e u n d ist zu sehen übergab Ihm gleich Ihren brief 〈aus Konstanz, zwischen 4. und 10. Juni 1788; GB 7 I, Nr 156〉, die fragen nach Ihnen erwarteten kaum die antwort. er war eben angekommen der besuch war kurz hat mier aber Hoffnung gegeben das ich Ihn öfters sehen werde.“ (Kauffmann, Briefe, 117.) Herder schrieb im Brief an seine Frau vom 20. September ebenfalls von dem Besuch: „Ich ging gestern Abend zu Buri 〈…〉. Er ging mit mir zu Angelika, die mir nichts als Göthes alten Brief von Co〈n〉stanz zu geben hatte 〈…〉. Sie ist eine feine, zarte, reine Seele, ganz Künstlerin, äußerst simpel, ohne Reize des Körpers, aber in allem sehr intereßant; der Hauptzug ist Simplicität, Reinheit u. Feinheit. Schade für die Kunst u. Menschheit, daß sie schon etwas altert.“ (HB 9, 432 f.) – Herder war während seines Aufenthalts in Rom häufig mit Angelika Kauffmann zusammen. Am 3. Dezember urteilte er über sie im Brief an Goethe: „Die Angelika ist eine liebe Madonna; nur in sich gescheucht u. verblühet auf ihrem einzelnen schwachen Zweige. So ein ehrlicher Preuße Reif〈f〉enst〈ein〉, u. so ein guter Venetia〈ne〉r ihr Zucchi seyn mag: so stehet sie doch allein da ohne 〈Stü〉tze u. Haltung; daher ich allemal mit betrübtem Herzen von ihr scheide. Du hast ihr sehr wohlgethan, u. sie findet an mir nichts von dem wieder, was sie an Dir verlohren.“ (HB 6, 92.) 42,26 Büry lieb wird] Den Maler Friedrich Bury, Goethes geschätzten Hausgenossen in Rom (vgl. GB 7 II, zu 220,30), besuchte Herder bereits am Tage seiner Ankunft in Rom (vgl. die vorhergehende Erläuterung) und hielt sich in der Folgezeit nicht selten in seiner Gesellschaft auf. Bury hatte es offenbar zunächst nicht leicht, mit Herder in ein näheres Verhältnis zu kommen, wie sich aus seinen Bemerkungen im Brief an Goethe vom 17. Oktober schließen lässt: „Der gute H. Herder kann sich noch nicht recht in die hiesige lebensart finden, die Ursache ist sein bedienter, wenn der wieter hergestelt seyn wird und seine gehörige Aufwartung hat so wird es schon gut gehen.“ (Bury-Goethe, 26.) Über die Erkrankung und Genesung seines Dieners Johann Christian Wilhelm Werner unterrichtete Herder seine Frau in den Briefen vom 1., 8., 11., 15. und 22. Oktober (vgl. HB 9, 436, 439 f., 444, 447 und 450). – Am 28. Oktober berichtet Bury in einem Brief an Goethe: „H. Herder fängt es an besser zu gefallen in Rom. es war einige wochen Regnerisches Wetter, da hat er die I t a l i e n i s c h e A t m o s f e r e n gar nicht loben wollen 〈…〉.“ (Bury-Goethe, 29.) 42,26 Rath Reifenstein] Herder lernte Johann Friedrich Reiffenstein ebenfalls schon am Tag seiner Ankunft in Rom bei Angelika Kauffmann kennen, wie er am 20. September an seine Frau schrieb: „Reifstein kam auch eben hin, daß ich also den ersten Abend gleich 3. Deutsche sprach 〈…〉.“ (HB 9, 432.) Fortan hatte er mit dem 25 Jahre Älteren ein Verhältnis gegenseitiger Anerkennung. An Luise von Diede schrieb er am 29. November: „Wir sind sehr gut mit einander: denn überdem
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ist er mein Landsmann, ein Preuße, in dem ich noch meine ganze Landesart u. Landessprache sehe u. höre, da ich ihr leider abtrünnig worden bin.“ (HB 9, 472.) Dass Reiffenstein ihn im Januar 1789 nach Neapel begleitete, war Herder sehr recht, weil „der gegen mich so gut, honett u. freundschaftlich ist, als es irgend ein Landsmann seyn kann.“ (Brief an Caroline Herder, 13. Dezember 1788; HB 9, 477.) 43,1 seine Freundschaft gerühmt] Das war wohl im mündlichen Gespräch geschehen. 43,2–3 Ich bleibe immer der wunderliche Heilige Gottes 〈…〉 geführt wird.] In Anlehnung an Psalm 4,4: „Erkennet doch, daß der Herr seine heiligen wunderlich führet 〈…〉.“ (Luther-Bibel 1772 AT, 466.) 43,3 Du in mein hold Quartierchen kommst] Herder war schon am Tag seiner Ankunft in Rom, am 19. September, in Goethes römischer Wohnung gewesen: „〈…〉 ich sahe Göthes Quartier“ (HB 9, 432). Am 24. September schreibt er an seine Frau: „Buri hatte mir gleich den ersten Abend ein Quartier in Göthens gewesener Wohnung angeboten, weil dies aber v〈on〉 D〈alberg〉 gar zu ferne lag, konnte ichs nicht brauchen; ich hätte auch die guten Leute, die Maler, elend zusammengedrängt u. aus ihrer Faßung gesetzt, weil 3. schon in dem Hause wohnen.“ (HB 9, 434.) 43,4 Du mich herausgejagt] Dass Herder darauf gedrängt habe, Goethe möge seine Italienreise beenden, wird auch in Goethes Brief vom 22. September gesagt (vgl. zu 35,8–9). 43,5 Dies Blat ist liegen geblieben] Vgl. Datierung. 43,5 Dein Brief] Herders Brief vom 24. September an seine Frau (HB 9, 433–435, Nr 25). 43,5–6 Deinen Einzug in Strada Condotta] Die Via del Condotti ist eine Seitenstraße der Via del Corso, unweit der Piazza del Popolo. Über die Suche nach der Wohnung und wie sie gefunden wurde, berichtete Herder ausführlich im Brief an seine Frau vom 24. September 1788 (vgl. HB 9, 433 f.). Die Wohnung befand sich neben dem Caffe Greco, dem Stammlokal der deutschen Kolonie in Rom (vgl. HB 10, 803). 43,6 Die S.] Sophia Friederike von Seckendorff. Vgl. zu 25,29–30. 43,7 Racker] „〈…〉 oft ein Schimpfwort auf eine im höchsten Grade verächtliche oder hassenswürdige Person, da es denn zugleich ungeändert von beyden Geschlechtern gebraucht wird“ (Adelung 3, 910). 43,8 honnett] Nach franz. honnête: höflich, anständig. 43,9 Dalb.] Johann Friedrich Hugo von Dalberg, Domherr in Trier, Freund der Seckendorff. Louise von Göchhausen schreibt am 27. Dezember 1788 an Goethe: „〈…〉 Dalberg ist ein guter Mensch, aber verliebt und daher ein armer Wurm.“ (Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Hrsg. von Werner Deetjen. Berlin 1923, S. 81.)
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BRIEF 42
43,12–13 wie der Herr den ungerechten Haushalter] Vgl. Lukas 16,8 (Luther-Bibel 1772 NT, 81): „Und der herr lobete den ungerechten haushalter, daß er klüglich gethan hatte.“ (Der von der Entlassung bedrohte Haushalter hatte den Schuldnern seines Herrn, um von ihnen nach seiner Entlassung aufgenommen zu werden, geraten, ihre Schuldscheine zu fälschen. Dazu sagte der Herr seinen Jüngern [Lukas 16,9]: „Machet euch freunde mit dem ungerechten mammon, auf daß, wenn ihr nun darbet, sie euch aufnehmen in die ewige hütten.“ [Ebd.]) 43,14 ehrlicher] ‚Ehrlich‘ im Sinne von ‚redlich‘ (vgl. Grimm 3, 70). 43,15–16 Wilhelms Verwandten] Vermutlich Anspielung auf Goethes „Wilhelm Meisters theatralische Sendung“ mit den vielfältigen (auch erotischen) Beziehungen des Helden. Herder war mit dem von 1777 bis 1785 entstandenen Werk gut vertraut. – ‚Verwandte‘ hier nicht im familiären, sondern gesellschaftlichen Sinne: Nahestehende, bezogen auf die Figuren des Romans. 43,17 nach dem Carnaval nach Neapel geht bis Ostern] Herder verließ auf Einladung der Herzoginmutter Anna Amalia mit ihr und deren Reisebegleitern (darunter die Hofdame Louise von Göchhausen und der Kammerherr Friedrich Hildebrand von Einsiedel) sowie Johann Friedrich Reiffenstein am 1. Januar 1789 Rom und kam in der Nacht vom 4. auf den 5. Januar in Neapel an, wo er bis zum 18. Februar blieb. Am 20. Februar, also zur Karnevalszeit, kehrte er zusammen mit der Reisegesellschaft Anna Amalias nach Rom zurück. – Ostern fiel 1789 auf den 12. April. 43,18 was dir der Sperling schuldig ist] Vermutlich Johann Friedrich Hugo von Dalberg, der nach Goethes begründeter Ansicht Herder nicht uneigennützig eingeladen hatte, ihn nach Italien zu begleiten. – Vielleicht ist ‚Sperling‘ hier – im übertragenen Sinne – als „magerer, hagerer mensch“ (Grimm 10 I, 2167) oder als „schwirrendes oder zwitscherndes Subjekt“ (Adelung 4, 186) zu verstehen; vielleicht stimmt auch die Erläuterung in Herder, Italienische Reise, 665: der Sperling sei „als Begleittier der Venus ein Symbol für Erotik“. 43,19 Landsleute] Neben den Reisebegleitern Anna Amalias wird Goethe besonders an die im Brief schon genannten Friedrich Bury und Johann Friedrich Reiffenstein sowie an Aloys Hirt, vielleicht auch an Angelika Kauffmann (geboren in Chur/Schweiz) gedacht haben.
42. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 11. Oktober 1788 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 102. –
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1 Bl. 14,6 × 19,7(–19,9) cm, 11⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten; die Zeilen Dienstag oder Mittwoch 〈…〉 schön Wetter hat. (43,22–24) und der alte zum künftigen 〈…〉 abwarten und hoffen. (43,29–44,2) sind am rechten Rand mit Bleistift markiert; die Zeilen Die Bezahlung der alten 〈…〉 abwarten und hoffen. (43,28–44,2) sind mit Bleistift eingeklammert. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E1: Goethe-Knebel 1 (1851), 89, Nr 80 (Teildruck: 43,22–27 Wahrscheinlich m. l. komme ich 〈…〉 Kunst steht auch fast stille.; 44,3–5 Von Spalanzani habe ich 〈…〉 und gedencke mein.; 44,8 G Vielleicht bring 〈…〉 zur Weinlese.). E2: WA IV 9 (1891), 42, Nr 2689 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E
„Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung der Thiere und Pflanzen“ (vgl. zu 44,3). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet nicht überlieferte Briefe Knebels vom 7. und vom 10. Oktober 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 42 und 43). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 43,22 Dienstag oder Mittwoch zu dir] Am Dienstag, dem 14. Oktober 1788, reiste Goethe nach Jena und blieb bis zum 20. Oktober (vgl. zu 40,15). 43,23 einiges drüben zu thun] Goethes Aufenthalt in Jena diente offiziell der Kontrolle der Maßnahmen zum Hochwasserschutz an der Saale (vgl. A 2). Im Sommer 1783 war oberhalb der Jenaer Rasenmühle im Südosten der Stadt der Flusslauf begradigt worden, was auch in den Folgejahren Bauarbeiten am Durchstichsgelände erforderlich machte. Sie fielen in den Verantwortungsbereich Goethes als bisherigen Vorsitzenden der Wegebaukommission und wurden von ihm regelmäßig inspiziert (vgl. „Acta Was auf die beschehene Anzeige, wegen Verwahrung der bey der RaasenMühle ohnweit Jena nahe an der Saale vorbeygehenden Landstraße ergangen, betrL: Anno 1783. 1784. 1785. 1788. 1789. 1790.“; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a). In einem Promemoria an Johann Christoph Schmidt im herzoglichen Kammerkollegium vom 8. Oktober 1788 (A 2) hatte er seinen Rat in der Sache angeboten und eine persönliche Inspektion vorgeschlagen (vgl. zu 342,1; zu 342,6). 43,23 Wedel wird wohl mitkommen] Goethe wurde vom herzoglichen Kammerherrn und Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel nach Jena begleitet (vgl. zu 40,15; zu 342,1). Wedel war vermutlich in Vertretung des mit dem Saaledurchstich an der Rasenmühle vertrauten Forstsekretärs Franz Ludwig Güssefeldt mitgereist (vgl. zu 342,6; GB 6 II, zu 132,18).
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BRIEF 42
43,24 wenn die Weinlese schön Wetter hat] Nachdem sich Goethe in seinem letzten Brief vom 1. Oktober 1788 nach dem Beginn der Weinlese an den Saalehängen um Jena erkundigt hatte, war ihm offensichtlich in den nicht überlieferten Bezugsbriefen Knebels mitgeteilt worden, dass die Lese in der folgenden Woche beginnen werde (vgl. zu 40,16). Am 10. Oktober unterrichtete Knebel auch seine Schwester Henriette davon: „Künftige Woche ist erst Weinlese hier, und dies gibt diesen Bergen wenigstens noch ein Leben und Dasein. Sie schießen immer noch die halbe Nacht mit Böllern auf den Bergen, und ich höre sie eben jetzt. Ich habe auch viele, viele Trauben gespeist.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 88 f.) 43,25 mein kleines Gedicht] Goethe hatte Knebel mit seinem letzten Brief am 1. Oktober 1788 die im September entstandene dramatische Szene „Künstlers Apotheose“ geschickt (vgl. zu 40,8–9). 43,25–26 Tasso rückt nur langsam.] Am 1. Oktober hatte Goethe Knebel noch berichtet, dass er eifrig (40,12) an der Neufassung seines Dramas „Torquato Tasso“ für Band 6 der Werkausgabe „Schriften“ arbeite (vgl. zu 40,12). Im nächsten Brief vom 25. Oktober 1785 bekannte Goethe, dass die Arbeiten daran einen Stillstand gemacht (46,17) haben. 43,26–27 An natürliche Gegenstände wird nur selten Gedacht] Die erwünschte Beschäftigung mit naturkundlichen Themen vor allem der Botanik, Geologie oder Morphologie. 43,27 die Kunst steht auch fast stille] Abgesehen von seinen Arbeiten am Drama „Torquato Tasso“ hatte Goethe außer der dramatischen Szene „Künstlers Apotheose“ seit seiner Rückkehr aus Italien im Juni 1788 nichts geschrieben, sondern sich auf die Zusammenstellung und Bearbeitung der Texte für Band 8 seiner Werkausgabe „Schriften“ konzentriert. 43,28 Bezahlung der alten Buchbinder Schuld] Goethe hatte das Einbinden von Büchern aus der wissenschaftlichen Bibliothek Christian Wilhelm Büttners in Auftrag gegeben. Dieser war Mitte 1783 in Göttingen emeritiert worden und nach Jena übergesiedelt, wo er von Herzog Carl August eine Leibrente erhielt. Im Gegenzug hatte er dem Herzog seinen akademischen Nachlass samt Bibliothek übereignet (vgl. zu 341,2–3). Verwaltungstechnisch wurden die büttnerschen Bücher gemeinsam mit der so genannten Kabinettsbibliothek bereits als „Bibliothek des Herzoglichen Museums zu Jena“ geführt. Goethe übergab die Rechnung für die Buchbinderarbeiten mit einem Promemoria vom 8. Oktober 1788 an Herzog Carl August (vgl. zu 341,2). 43,29 der alte zum künftigen Einbinden jährlich etwas erhalten] Goethes Promemoria enthielt auch den Vorschlag, zum Erhalt der wertvollen Bücher Büttners von Michaelis an etwa 50 Thlr. zum Einbinden der rohen Bücher jährlich (341,3–4) zur Verfügung zu stellen, damit der Untergang manches guten Buches verhütet (341,5–6) werden könne. Die Auszahlung sollte in vierteljährlichen Raten mit den Geldern für Justus Christian Loders naturkundliche Samm-
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lungen des so genannten Herzoglichen Museums in Jena erfolgen (vgl. zu 341,6–7). 43,29–30 Repositorien sollen auch gemacht werden.] Über die Anfertigung von Bücherregalen (-schränken) für die büttnersche Bibliothek ist nichts bekannt. 44,1 Batschens Gesuch] Das mit Goethe abgesprochene Promemoria an Herzog Carl August, womit der Jenaer Professor August Johann Georg Carl Batsch die Idee eines botanischen Gartens in Jena erläutern sollte. Goethe hatte Batsch im Brief vom 28. September aufgefordert, sein Projekt schriftlich vorzustellen. Ob ihm das angeforderte Dokument schon vorlag (vgl. zu 38,5–7), ist nicht bekannt. Goethe verfolgte das Projekt zunächst auch nicht weiter, da die medizinische Fakultät der Universität Jena große Vorbehalte dagegen hatte und der geplante Wiederaufbau des Weimarer Schlosses vorerst alle finanziellen Mittel band (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 251). Nachdem sich Ende Januar 1789 auch noch Knebel bei Carl August für das Projekt einsetzte (vgl. Knebel an Batsch, 24. Januar 1789; H: GSA 54/302), wurde im Oktober des gleichen Jahres doch mit dem Bau der Anlage im Fürstengarten zu Jena unter der Oberaufsicht Goethes und der Leitung Batschs begonnen (vgl. Bradish, Beamtenlaufbahn, 244, Nr 37 und Schmid, Institute Jena, 14). Die Arbeiten gerieten vor allem wegen des inneruniversitären Widerstands immer wieder ins Stocken (vgl. zu 210,6; zu 210,7–8 sowie Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 246 und 251–255). Die Einrichtung eines neuen botanischen Instituts in Jena ließ sich schließlich erst Anfang 1794 als herzogliche Anstalt außerhalb der universitären Strukturen realisieren (vgl. ebd., 256). Batsch wurde sein erster Direktor und gestaltete den Garten nach seinem ‚natürlichen System‘ der Pflanzen, das den Vorstellungen Goethes sehr nahe war (vgl. dazu insgesamt Schmid, Institute Jena, 12–24; Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 246–257). 44,3 Von Spalanzani habe ich nur beykommendes.] 1785 war in Genf Lazzaro Spallanzanis Hauptwerk über die Fortpflanzung in der Natur erschienen: Expériences pour servir à l’histoire de la génération des animaux et des plantes; par M. l’Abbé Spallanzani, Professeur d’Histoire naturelle dans l’Université de Pavie & Membre de diverse Académies. Avec une ébauche de l’histoire des etres organisés avant leur fécondation; par Jean Senebier. Ministre du Saint-Evangile & Bibliothécaire de la République de Genève. Goethe besaß 1788 die deutsche Übersetzung, die 1786 Georg Joachim Göschen in Leipzig herausgebracht hatte: Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung der Thiere und Pflanzen. Nebst des Herrn Johann Senbier’s Entwurf einer Geschichte der organisirten Körper vor ihrer Befruchtung. Aus dem Französischen von Dr. Christian Friedrich Michaelis. Erste Abtheilung. Mit 3 Kupfern. 2. Abtheilung (vgl. Ruppert, Ältestes Verzeichnis, 284, Nr 258). 44,4 diese Gegenstände] Das Buch vereint die zahlreichen Untersuchungen Spallanzanis und einiger anderer Forscher zur Befruchtung bei Tieren, vorwiegend am Beispiel von Amphibien, und bei Pflanzen, vor allem bei Gemüsearten, Kräu-
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BRIEF 43
tern und Blumen. Spallanzani führte auch Experimente zur künstlichen Befruchtung durch, die er als gleichrangig mit den natürlichen Formen ansah. Weiterhin vertrat er die These einer Präexistenz der Embryonen (Frucht) im weiblichen Körper schon vor der Befruchtung. 44,8 Vielleicht bring ich den Prinzen zur Weinlese.] Der fünfjährige Erbprinz Carl Friedrich reiste am 14. Oktober mit Goethe nach Jena (vgl. zu 40,15) und kehrte nach einem Abstecher zur Weinlese an der Saale am Folgetag nach Weimar zurück (vgl. zu 40,16).
43. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 24. Oktober 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I, St. 8. – Doppelblatt 18,8(–19) × 23,6 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 24. 8br: 88. / v. G ö t h e “. E: WA IV 18 (1895), 33 f., Nr 2690a (Albert Leitzmann). BEIL AG E
Teil des Druckmanuskripts für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 44,9). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antwortete mit einem Brief vom 11. Oktober und 1. November 1788 (vgl. RA 1, 134 f., Nr 300). 44,9 Bey dieser zweyten Sammlung habe ich einiges zu erinnern] Das Druckmanuskript zu „Vermischte Gedichte. Zweyte Sammlung“ für Band 8 der „Schriften“. Es ist nicht überliefert. Nach den vorausgegangenen Manuskriptsendungen vom 24. September und vom 9. Oktober (vgl. zu 37,6; zu 41,14) war damit das Druckmanuskript für den Band zu etwa 90 Prozent an den Verleger geliefert worden (vgl. auch zu 37,6–7). – Auch bei der Übersendung der „Vermischten Gedichte. Erste Sammlung“ am 9. Oktober 1788 hatte Goethe genaue Vorgaben für den Satzspiegel gemacht (vgl. 41,14–28). 44,11–12 wie bey der ersten 〈…〉 daß sie Seite für Seite abgedruckt werde] Der Satz folgte diesen Vorgaben. Nur die beiden einstrophigen Gedichte „Monolog des Liebhabers“ und „Guter Rath“, die vor die letzten zwei Großdichtungen „Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung“ und „Auf Miedings Tod“ (mit gesonderter Titelseite) einsortiert wurden, druckte Göschen zusammen auf eine Seite (S. 258). Vgl. dazu auch zu 41,15–16; zu 41,17).
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44,13 sogleich davon benachrichtigen] In der am 1. November verfassten Nachschrift zum Brief vom 11. Oktober 1788 versprach Göschen die Umsetzung von Goethes Anweisungen: „Eben erhalt ich die 3te Sendung Mspt. Ich habe über jedes Gedicht Dero Anmerkungen geschrieben, so daß sie der Setzer so wenig als der Correktor aus der Acht laßen kann. Uberdieses seh ich jeden Bogen selbst an.“ (H: GSA 30/297; Bl. 64; vgl. auch QuZ 1, 155.) 44,15–19 Bey Gedichten 〈…〉 Gedicht sich nicht auf mehr Seiten ausdehne] Von den so genannten Epigrammen abgesehen wurde bis auf eine Ausnahme pro Seite ein Gedicht gedruckt (vgl. zu 44,11–12). 44,19 M a h o m e t s G e s a n g 4 Seiten] Das Gedicht steht in der Sammlung an zweiter Stelle und umfasst die Seiten 183 bis 186. 44,19–20 M e i n e G ö t t i n n 4 Seiten] Das Gedicht steht in der Sammlung an vierter Stelle und umfasst die Seiten 189 bis 192. 44,22–26 Die Gedichte 〈…〉 damit sie s i e b e n Seiten füllen] Die beiden aufeinanderfolgenden Gedichte „Gränzen der Menschheit“ und „Das Göttliche“ nehmen im Druck tatsächlich sieben Seiten ein (S. 212–214 und 215–218). 44,26–28 Epigramm H e r z o g L e o p o l d 〈…〉 über zu stehen komme] Das erste Epigramm in der Sammlung, „Herzog Leopold von Braunschweig“, folgt wie vorgesehen im Druck auf „Das Göttliche“ mit separatem Beginn auf S. 219. 44,28–45,1 alle Epigramme, so gegeneinander über stehen, wie sie 〈…〉 sind] Zur zweiten Sammlung der „Vermischten Gedichte“ gehören 18 Epigramme (S. 219–228), die bis auf das neunte und das zwölfte Epigramm („Erwählter Fels“; „Geweihter Platz“) immer paarweise auf gegenüberliegenden Seiten gedruckt wurden. 45,4–6 Vom Gedichte d e r Wa n d r e r an 〈…〉 eine Seite mehr einnähme.] Das Gedicht „Die Nektartropfen“ wurde im Druck auf zwei Seiten verteilt (S. 230 f.). Alle nachfolgenden Gedichte verschoben sich entsprechend um eine Seite. 45,7–9 Könnten Sie nicht selbst 〈…〉 zu eröffnen dem Sie deßhalb Auftrag thun.] Göschen sicherte zu, die Umsetzung der Satzvorgaben persönlich zu überwachen (vgl. zu 44,13). 45,10 Ich erwarte einige Nachricht] Die Bestätigung des Eingangs der zweiten und dritten Manuskriptsendung für Band 8 der „Schriften“ erfolgte mit Göschens Antwortbrief, den dieser schon am 11. Oktober begonnen hatte und am 1. November abschloss (vgl. QuZ 1, 152 f. und 155). 45,14–15 Die Gedichte von Seite 161 an können 〈…〉 abgedruckt werden.] Die beiden letzten Gedichte der Sammlung, „Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung“ und „Auf Miedings Tod“, wurden auf den Seiten 259–270 und 271–286 gedruckt.
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BRIEF 44
44. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 24. Oktober 1788 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2700. – Doppelblatt 18,8 × 23,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . Weimar dL 24tL Oct. 1788. / empfL dL 29tL b. dL 29tL“. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 115 f., Nr 50. WA IV 9 (1891), 43, Nr 2690. BEIL AG EN
1) Abschrift von „Künstlers Apotheose“ (vgl. zu 45,24). 2) Abschrift von „Künstlers Erdewallen“ (vgl. ebd. und zu 45,25–26). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Jacobis vom 11. Oktober 1788 (vgl. Überlieferung zu Nr 39). – Jacobis Antwort vom 29. Oktober 1788 (vgl. Überlieferung) ist nicht überliefert. 45,16–17 in einer ernstlichen Sache ein wenig nachlässiger verfahren habe] Goethe hatte Jacobi Anfang September 1788 den 26-jährigen Christian August Vulpius für den Posten eines Sekretärs und Erziehers der jacobischen Kinder empfohlen (vgl. 26,20–27,25) und ihn am 3. Oktober um seine Meinung dazu gebeten (vgl. 41,6–7). Jacobis Antwort in seinem nicht überlieferten Brief vom 11. Oktober, die während Goethes Aufenthalt in Jena vom 14. bis 20. Oktober in Weimar eintraf, war ablehnend ausgefallen (vgl. zu 41,6–7) und bisher unerwidert geblieben. 45,17 einige Zeit her gedrängt und zerstreut] Goethe war erst am 20. Oktober von einem einwöchigen Aufenthalt in Jena nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 40,15; zu 43,23) und seitdem vor allem mit dem Druckmanuskript der „Vermischten Gedichte. Zweyte Sammlung“ für Band 8 der „Schriften“ beschäftigt (vgl. zu 44,9). Außerdem hatte er die Arbeit am Drama „Torquato Tasso“ für Band 6 der „Schriften“ voranzubringen versucht (vgl. zu 46,17) und den zeichnerischen Ertrag der italienischen Reise zu ordnen begonnen (vgl. zu 46,7–8). Nicht zuletzt war er stark von dem neuen, erst einige Wochen andauernden Verhältnis zur jungen Christiane Vulpius eingenommen. 45,18–19 meine Meynung schreibe] Eine Woche später, am 31. Oktober 1788, schrieb Goethe einen weiteren Brief an Jacobi, in dem er sich erneut zum Fürsprecher von Christian August Vulpius machte (vgl. 49,1–9). 45,20 Deine Anweisung lasse ich von Göschen einkassieren.] Jacobi hatte seinem nicht überlieferten Brief an Goethe vom 3. September 1788 (vgl. Überlie-
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ferung zu Nr 24) eine Liste von Überweisungen nach Weimar beigefügt, deren Gesamtsumme sich auf 118 Reichstaler und 5 Groschen belief. Von Jacobi wurden seine Anteilsscheine am Ilmenauer Bergwerk in Höhe von 87 Reichstalern und 16 Groschen bezahlt (vgl. zu 26,13), eine Rechnung von Goethe vom 9. April 1786 über 10 Reichstaler und 13 Groschen beglichen sowie an Caroline Herder 20 Reichstaler für zwei Porträts Johann Georg Hamanns überwiesen (vgl. zu 78,11–12). Die Zahlung an Goethe erfolgte über Georg Joachim Göschen: „Hierauf wird der Kaufmann Friedrich Hofmann von hier an den Herrn Geheimen Rath von Goethe durch Kaufleute von Weymar oder Eisenach bey ihrer Retour von der Frankfurter Meße zahlen laßen, in Ldor à 5 RL. 61. 21. ggL. Und der Buchhändler Georg Joachim Goeschen in Leipzig wird den Saldo remittieren, mit [RL.] 56. 8. [ggL.] 〈…〉.“ (GR/Belege 1788–1790, Bl. 2.) Die genannte Summe (Ldor à 5 RL. 61. 21. ggL.) in Reichstaler Gold galt 5 Prozent mehr als Reichstaler sächsisch. Mit seinem übernächsten Brief an Jacobi vom 2. Februar 1789 bestätigte Goethe den Eingang des über Göschen gegangenen Geldes (vgl. 78,11) und vermerkte ihn außerdem auf der Rückseite von Jacobis „Nota“ vom 3. September 1788: Ich habe zu berechnen erhalten: 56 thlr 8 gl –– die von Paulsen eincassirte Göschensche Assignation 61 [thlr] 21 [gl] –– baar in Louisdor 〈…〉 (GR/Belege 1788–1790, Bl. 2). 45,20–21 Von meiner Mutter habe ich noch kein Geld erhalten.] Die Summe, die Jacobi als Barzahlung ursprünglich über Kaufleute in Frankfurt a. M. transferieren wollte (vgl. die vorhergehende Erläuterung), sollte nun über Goethes in Frankfurt lebende Mutter, Catharina Elisabeth Goethe, nach Weimar gelangen. 45,21–23 einen Brief 〈…〉 einige Posten meldet, die sie für mich eingenommen] Der genannte Brief ist nicht überliefert. Näheres ist nicht bekannt. 45,23 deiner Summe] 61 Reichstaler und 21 Groschen, die Jacobi bar in Louisd’or nach Weimar transferieren wollte (vgl. zu 45,20). 45,24 ein Stückchen des achten Bandes] Neben dem im Folgenden erwähnten Text „Künstlers Erdewallen“ ist hier wahrscheinlich die im September neu entstandene dramatische Szene „Künstlers Apotheose“ gemeint. Beide Arbeiten, die im 8. Band von „Goethe’s Schriften“ erscheinen sollten, hatte Goethe schon am 1. Oktober in Abschriften an Knebel geschickt (vgl. zu 40,8–9; zu 40,10). Die Manuskripte sind nicht überliefert. 45,24–25 bald ganz sehen wirst] Band 8 erschien erst zur Ostermesse Anfang Mai 1789 (vgl. zu 37,6; zu 38,8–9). – Jacobi gehörte zu den Subskribenten der Ausgabe (vgl. Verzeichniß der Subscribenten. In: Goethe’s Schriften. Bd 1. Leipzig 1787, S. IX). 45,25–26 D e s K ü n s t l e r s E r d e w a l l e n, erinnerst 〈…〉 aus dem Puppenspiel.] Die dramatische Szene „Künstlers Erdewallen“ hatte Goethe bereits 1774 als Teil des „Neueröfneten moralisch-politischen Puppenspiels“ veröffentlicht (vgl. zu 40,10).
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45. An Carl Ludwig von Knebel
BRIEF 45
〈Weimar〉, 25. Oktober 1788 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 103–104. – Doppelblatt 19 × 23,4(–23,6) cm, 2 S. und 2 Zeilen beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 90 f., Nr 81. WA IV 9 (1891), 43 f., Nr 2691. BEIL AG E
„Einladungsschreiben der Societät der Bergbaukunde“ (vgl. zu 46,15–16). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 24. Oktober 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 45). – Knebels Antwort vom 7. November 1788 ist nicht überliefert (vgl. ebd., Bl. 47). 46,1–2 deine Liebe und Freundlichkeit] Mit Bezug auf Goethes Besuch in Jena vom 14. bis 20. Oktober (vgl. zu 40,15). 46,3 Ich bin hier fast ganz allein.] Einige der engsten Vertrauten Goethes in Weimar befanden sich schon längere Zeit auf Reisen. Herder war am 6. August, die Herzoginmutter Anna Amalia, u.a. begleitet von Philipp Christoph Kayser, am 15. August nach Italien aufgebrochen (vgl. zu 18,2; zu 18,2–3). Herzog Carl August weilte seit dem 8. September zu Heeresmanövern in Dresden, woran sich noch Aufenthalte in Aschersleben und Dessau anschlossen (vgl. zu 18,4–5). Charlotte von Stein hatte Anfang August ihren alljährlichen Landaufenthalt in Kochberg angetreten und war erst vor wenigen Tagen nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 17,1). Goethes Verhältnis zu ihr war seit seiner Rückkehr aus Italien ohnehin von Spannungen und wachsendem Misstrauen überlagert. 46,4–5 Epimenides nach seinem Erwachen] Der Legende nach soll der griechische Philosoph Epimenides in einer Höhle in einen wundersamen, mehrere Jahrzehnte dauernden Schlaf gefallen sein, aus dem erwacht er die alten Lebensverhältnisse völlig verändert fand. Von den Griechen wurde er als Weiser mit außergewöhnlichen Seherfähigkeiten und besonderer Nähe zu den Göttern verehrt. Mit dem gewählten Epimenides-Vergleich deutet Goethe an, dass sein Gefühl der Einsamkeit wohl vor allem in einer veränderten Persönlichkeitsstruktur und Selbstwahrnehmung nach dem Erlebnis der Italienreise gründet. Goethe verarbeitete den Stoff 1814 in seinem Festspiel „Des Epimenides Erwachen“. 46,7–8 kleine Scizzen die ich mitgebracht habe in Bücher gebracht] Ur-
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sprünglich wollte Goethe seine weit über 700 von der italienischen Reise mitgebrachten Zeichnungen in einem Sammelband ordnen. Offensichtlich hat er dazu zunächst einzelne Hefte oder Mappen angelegt, die dann wiederum zu einem gebundenen Pappband vereinigt wurden. In diesem Band waren schließlich 302 Zeichnungen Goethes in chronologischer Folge des Reiseablaufs eingeklebt, vorwiegend mit Landschafts-, Veduten- und Architekturmotiven. Der Sammelband wurde im GNM Weimar verwahrt und 1912 oder 1913 aufgelöst (vgl. G〈eorge〉 v〈on〉 Graevenitz: Der Sammelband Goethescher Handzeichnungen von der italienischen Reise im Goethe-National-Museum. In: GJb 32 [1911], 12–18). Im „Corpus der Goethezeichnungen“ von Gerhard Femmel (Leipzig 1960) sind die einzelnen Blätter mit dem Hinweis auf ihre Anordnung im Sammelband nach einem GNMVerzeichnis von Wolfgang von Oettingen aus dem Jahre 1910 in Band 2 aufgenommen (vgl. Corpus II, 10–131). 46,9 Die Genci] Vermutlich ist das Porträt der 1599 wegen Vatermords hingerichteten römischen Patriziertocher Beatrice Cenci gemeint, das Goethe seit 1775 in einer kleinformatigen Ölbildfassung von Adelaide Ceffoni besaß (KSW, Museen, Inv.-Nr Kge/00271), die es nach dem berühmten Gemälde in Rom schuf, das damals noch sicher Guido Reni zugeschrieben wurde. Goethe hatte das Original im Palazzo Barberini in Rom gesehen (heute: Galleria Nazionale d’Arte). Möglicherweise ist aber auch eine Grafik oder eine Zeichnung von dem Gemälde gemeint, die Goethe aus Rom mitgebracht hatte. 46,10 das Kleeblat der Dichter] Knebel hatte laut Tagebucheintrag vom 24. Oktober 1788 mit seinem Bezugsbrief auch Dichtungen des römischen Dichters Sextus Propertius übersandt: „Abends an Goethe, nebst Properz.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 45.) Vermutlich handelte es sich um die 1762 in Göttingen erschienene Sammlung „Catullus, Tibullus, Propertius. Ad fidem optimorum librorum denuo accurate recensiti“. Diese Ausgabe mit einer Auswahl repräsentativer Texte der drei Vertreter elegischer Liebesdichtung aus der römischen Antike (Gaius Valerius Catullus, Albius Tibullus, Sextus Propertius) findet sich in Goethes Bibliothek und trägt auf dem Vorsatzblatt den handschriftlichen Vermerk „Knebel“ (vgl. Ruppert, 191, Nr 1366). Knebel hatte um diese Zeit schon mit den Übersetzungen der Elegien des Properz begonnen, die schließlich 1798 bei Göschen in Leipzig erschienen („Elegieen. Von Properz.“; vgl. Ruppert, 202, Nr 1428; vgl. auch zu 100,6). Goethe benutzte die Ausgabe wahrscheinlich für seine Arbeit an den „Römischen Elegien“. 46,12 Göttlingen] Der ehemalige Provisor an der Weimarer Hofapotheke Johann Friedrich August Göttling studierte seit 1785 mit einem von Goethe vermittelten Stipendium Herzog Carl Augusts in Göttingen Naturwissenschaften (vgl. GB 6 II, zu 279,10–13). Er stand kurz vor seiner Promotion und wurde 1789 zum außerordentlichen Professor für die Fachgebiete Chemie und Pharmazie an der philosophischen Fakultät der Jenaer Universität berufen (vgl. Müller, Universität Jena, 403 f.).
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46,12–13 Partie Bologneser Spat zu Versuchen gegeben] Goethe hatte von seiner Italienreise unter anderem eine besondere Art von Schwerspatgestein aus der Gegend um Bologna mitgebracht (vgl. GB 7 II, zu 30,1–2 und zu 30,3–4). Über die Weitergabe einiger Proben davon an Göttling ist nichts Näheres bekannt. Dieser hatte aber auch schon früher chemische Analysen für Goethe durchgeführt (vgl. M 34 und M 35, in: LA II 7, 57 f.). 46,13 mineralogische Beschreibung machen] Der Aufsatz über den Bologneser Spat kam nicht zustande (vgl. zu 46,14). 46,14 Trebra] Der Geologe und Clausthaler Berghauptmann Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra stand mit Goethe seit den Planungen zur Wiedereinrichtung des Ilmenauer Bergwerkes in freundschaftlichem Kontakt (vgl. GB 7 II, zu 243,36). 46,14 in seine Acta geben] Das von Ignaz von Born und Trebra geplante Jahrbuch „Bergbaukunde“, dessen erster Band im Frühjahr 1789 bei Göschen in Leipzig erschien und 1790 dort mit Band 2 noch eine Fortsetzung fand. Es sollte als Wissenschaftsorgan der neu gegründeten internationalen „Sozietät der Bergbaukunde“ fungieren, zu deren Ehrenmitglied Goethe ernannt wurde (vgl. Verzeichniss jetzt bestehender Mitglieder der Societät der Bergbaukunde. In: Bergbaukunde 1, [S. 4, nach dem Textteil]). Goethe hat in den beiden Bänden der „Bergbaukunde“ nichts veröffentlicht, sie finden sich aber in seiner Bibliothek (vgl. Ruppert, 633, Nr 4408). 46,15–16 Einladungsschreiben mit den ersten Bogen] Das „Einladungsschreiben der Societät der Bergbaukunde“ ist die Satzung, die sich die Gelehrtenvereinigung, der vor allem Mineralogen sowie Bergbau- und Hüttenfachleute angehörten, auf der Gründungsversammlung im ungarischen Szkleno im September 1786 gegeben hatte. Sie leitet den 1. Band der „Bergbaukunde“ ein (S. 1–8). Das „Einladungsschreiben“ sowie der „Erste Nachtrag über die Einrichtung der Societät der Bergbaukunde“ (S. 9–34) erklärten als Anliegen der Vereinigung, alles, „was zur Beförderung des Bergbaus im weitesten Verstande dient, aufzusammlen, und zum Besten des Bergbaus allen Mitgliedern mitzutheilen“ (S. 4). Die Ausführungen dienten zugleich der Werbung neuer Mitglieder und der Ausbreitung der Gesellschaft in möglichst viele Länder und Regionen der Welt. Vermutlich besaß Goethe schon einen Vorabdruck der beiden Texte, die er Knebel zur Kenntnis gab. 46,17 Tasso hat einen Stillstand gemacht.] Seit Juli 1788 beschäftigte sich Goethe mit der Bearbeitung des Dramas „Torquato Tasso“ für Band 6 seiner „Schriften“. Besonders im September und Anfang Oktober waren dabei erste größere Fortschritte gelungen, worüber auch Knebel informiert worden war (vgl. zu 40,12). Schon in seinem letzten Brief vom 11. Oktober hatte Goethe ihm aber von Schwierigkeiten bei der Bearbeitung berichtet (vgl. zu 43,25–26). Fertig stellen konnte er bis Ende Oktober wohl vor allem Teile des 4. und des 5. Akts, wovon der Schreiber Christian Georg Carl Vogel umgehend die Reinschrift anfertigte, was aus
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einer Abrechnungsquittung Vogels vom 4. November 1788 hervorgeht: „15 gL. 6 ∂L. für 14. Bogen mund. als den 4ten und 5ten Aufzug vor dem theatralischen Stück Ta s s o“ (GR/Belege 1788, 5, Bl. 16; vgl. auch Blumenthal, Tasso-Handschriften, 145 f.). 46,17–18 Der achte Band ist indess auf dem Sprunge.] Am Vortag hatte Goethe die dritte Sendung mit Teilen des Druckmanuskripts für Band 8 der „Schriften“ an Göschen gesandt (vgl. zu 44,9). Damit war der größte Teil des Manuskripts dieses Bandes beim Verleger (vgl. zu 37,6; zu 37,6–7). Die Drucklegung erstreckte sich bis Februar 1789. Der Band erschien als sechster der auf acht Bände angelegten Ausgabe zur Ostermesse Anfang Mai 1789 (vgl. zu 23,6–7). 46,19 wunderlich] Hier im Sinne von ‚Staunen erregend‘, ‚Norm, Maß und (bekannte) Ordnung übersteigend‘ (vgl. Grimm 14 II, 1906–1909). 46,20 ich mußte zu viel weglaßen] Zu den ursprünglichen Plänen Goethes für die erste Ausgabe mit ausgewählten Werken seines bisherigen Schaffens, den bei Göschen erscheinenden achtbändigen „Schriften“, und den Änderungen daran vgl. GB 6 II, zu 206,12–13 und zu 207,9–11. Band 8 der „Schriften“ war nur vage als Vermischte Schriften und Gedichte (GB 6 I, 207,6) angekündigt worden. Zum Inhalt des Bandes vgl. zu 37,6; zu 37,6–7). 46,21 von dir gegangen] Goethe erinnert an seinen letzten Aufenthalt in Jena Mitte Oktober (vgl. zu 46,1–2). 46,21–22 auf guten Wegen] Die Begegnung zwischen Goethe und Knebel im Oktober in Jena war das erste längere Zusammensein seit der Rückkehr Goethes aus Italien am 18. Juni 1788. Vorher hatten sich beide nur kurz und meist nur in größerer Runde getroffen, so etwa während Knebels Weimar-Aufenthalten vom 28. Juni bis 13. August und vom 24. bis 26. August sowie bei Goethes Jena-Besuchen am 8. und 23. September (vgl. Knebel, Tgb. 1788; Bl. 28–34, 36, 38 und 40). 46,22–23 Ich wünsche daß du in Jena 〈…〉 ich meinen anatomischen Curs antrete.] Goethe reiste am 9. November 1788 wieder nach Jena, um die anatomische Vorlesung von Justus Christian Loder zu besuchen. Er blieb bis zum 21. November (vgl. zu 56,26). Knebel hielt sich während dieser Zeit ebenfalls in Jena auf und traf oft mit Goethe zusammen (vgl. 63,20–24). 46,24 Den ersten Band der hinterlaßnen Wercke des großen Alten] 1788 erschien in Kooperation der Verlage Voß und Decker in Berlin eine 15-bändige Ausgabe der Werke des 1786 gestorbenen preußischen Königs Friedrich II. mit historischen Schriften, poetischen Arbeiten und Briefen sowohl im französischen Original unter dem Titel „Œuvres posthumes de Fréderic II, roi de prusse“ als auch als deutsche Übersetzung („Hinterlassene Werke Friedrichs II. Königs von Preussen“). Band 1 umfasste den ersten Teil von Friedrichs Erinnerungen an seine frühen Regierungsjahre: „L’histoire de mon temps“ (deutscher Titel: „Geschichte meiner Zeit“). 46,25–26 Die Aneckdotenschreiber] Seit 1786 erschien bei Johann Friedrich Unger in Berlin in Fortsetzungen die umfangreiche Anekdotensammlung zu Fried-
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rich II., von der bis 1788 schon 16 Nummern vorlagen: „Anekdoten und Karakterzüge aus dem Leben Friedrich des Zweiten“ (1.–19. Sammlung. 1786–1789). Daneben hatte Friedrich Nicolai 1788 mit der auf sechs Hefte angelegten Ausgabe „Anekdoten von König Friedrich dem Zweiten von Preußen und von einigen Personen, die um ihn waren“ begonnen (Berlin, Stettin 1788–1792). Anfang 1789 erwarb Goethe die erstgenannte Sammlung, wie aus einem Quittungsbeleg Christoph Sutors vom 12. Januar hervorgeht: „Ihro Hochwohlgeborn der Herr Geh. Rath von Goethe empfingen Chrakterzüge des Königs von Preußen 〈…〉 1 rL. 2 gL.“ (GR/Belege 1789, 1, Bl. 11.)
46. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 31. Oktober 1788 → 〈Rom〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 4–5. – Doppelblatt 18,8(–19,1) × 23,5 cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben links von fremder Hd, Bleistift: „N. 3.“ – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 91–92, Nr 38. WA IV 9 (1891), 46–48, Nr 2694. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt (vgl. zu 47,1). – Anna Amalia antwortete am 29. November 1789 (vgl. RA 1, 140, Nr 315). – Der vorliegende Brief kreuzte sich mit dem Brief Anna Amalias vom 5. November 1788 (vgl. RA 1, 138, Nr 309). 47,1 jede Nachricht von meiner theuersten Fürstinn aus Rom] Aufgrund der gewählten Formulierung dieser Äußerung ist nicht ganz auszuschließen, dass sich Goethe auf einen zuvor eingetroffenen nicht überlieferten Brief Anna Amalias an ihn bezieht. Die Herzoginmutter war am 4. Oktober in Rom eingetroffen, so dass ein solcher Brief bis zum 15. Oktober hätte geschrieben und nach Weimar abgesandt sein müssen. Wahrscheinlicher ist aber, dass Goethe hier auf ostensible Briefe Anna Amalias nach Weimar rekurriert, die wahrscheinlich an ihren Sohn, Herzog Carl August, adressiert waren. Anna Amalias Brief an Goethe vom 5. November 1788 beginnt: „Hoffendlich werden meine Briefe die ich von Rom aus geschrieben habe endlich angekommen seyn, dennoch habe ich keine einzige Antwort darauf; der immer fertige Schreiber Herr Ludecus ist der einzige von welchen ich alle Woche ein Brief bekam, Gott danks ihm, sonst möchte ich wohl ganz unerfahren bleiben von dem was in der Weimarische Welt vorgehet. Nun also lieber Goethe will
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ich Ihnen etwas von mir sagen 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 130; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 95.) Und im Brief vom 29. November 1788 an Goethe nimmt Anna Amalia Bezug auf einen ihrer offensichlich ostensiblen Briefe: „Aus meinem Brief an meinen Sohn können Sie meine ganze Begebenheit mit dem Pabst lesen die würcklich auf dem Theater verdient aufgeführt zu werden.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 146; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 106 f.) 47,7 Collinas Bedienung zufrieden] Vgl. zu 28,23–29,1. 47,9 Sie kennen nun Mad Angelika] Mit Angelika Kauffmann war die Herzoginmutter am 10. Oktober zum erstenmal zusammengetroffen; weitere Begegnungen folgten am 12., 16., und 29. Oktober (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 40–45). – In Anna Amalias Brief an Goethe vom 29. November heißt es: „Bey der Angelica habe ich schon zweymahl geseßen es wird ein sehr schönes Tableau wo ich mit prangen kan, als ich das letztemahl saß laß Herder Ihre Gedichte uns vor; die gute Angelica wurde so begeistert daß das Bild imer schöner wurde.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 145–146; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 106.) Die Sitzung, von der die Rede ist, fand am 17. November statt, wie sich aus dem Tagebuch Louise von Göchhausens von diesem Tag ergibt: „Ließ sich die Herzogen bey der Angel〈ica〉 mahlen. Herder war gegenwärthig u〈nd〉 es wurden k〈leine〉 Gedichte von Goethen vorgelesen.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 48.) 47,10–11 Der gute Alte Rath 〈…〉 in alles Schöne und Genießbare einzuweihen.] Der seit 1762 in Rom lebende deutsche Altertumsforscher Johann Friedrich Reiffenstein, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, der als offizieller Kunstagent des Gothaer Hofs ein viel gefragter Romführer vor allem für die Reisenden aus Deutschland war. Goethe hatte ihn bald nach seiner Ankunft in Rom kennen gelernt und den Kontakt zu ihm während seines Italienaufenthalts beibehalten. – Bereits am Tag ihrer Ankunft in Rom kam es zur ersten Begegnung zwischen Anna Amalia und Reiffenstein, der sich in der Folgezeit als ein zuverlässiger Kunstführer der Reisegruppe immer wieder zur Verfügung stellte. 47,13 Büry höre ich hat auch Beyfall gefunden.] Worauf sich Goethes Aussage gründete, ist nicht sicher zu sagen. Friedrich Bury hatte in seinem Brief an Goethe vom 17. Oktober 1788 über seine Bekanntschaft mit Anna Amalia berichtet: „Die Herzoginn 〈…〉 ist die beste Damme, 〈…〉 das 2 mal als ich bey Ihr war überreichte ich meine Zeichnungen, Ihre Zufriedenheit war mir das gröste Vergnügen, ich muste fast den ganzen morgen bey Ihr zubringen 〈…〉.“ (Bury-Goethe, 25 f.) Allerdings ist zweifelhaft, ob dieser Brief schon am 31. Oktober in Weimar angekommen war. Denkbar ist, dass Anna Amalia in dem Brief an Herzog Carl August, den dieser am 9. November beantwortete (vgl. Carl August-Anna Amalia, 78–80, Nr 100), über Bury, den Maler und Menschen, geurteilt hat. Bury leistete Anna Amalia während ihres Italienaufenthalts treue Gesellschaft; 1790 begleitete er sie auf ihrer Rückreise nach Deutschland bis nach Mantua. 47,13 passionirte] Von franz. passionné: leidenschaftlich.
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47,17 Herder schreibt mit großer Freude wie er Sie empfangen] Vgl. Herders Brief an seine Frau Caroline vom 8. Oktober 1788 (HB 9, 439–442, Nr 27), in dem die ersten Begegnungen mit der Herzoginmutter detailliert beschrieben sind. 47,21 zurückverschlagen] Zu Goethes Sehnsucht nach Italien vgl. zu 22,10; zu 74,6. 47,26 Schnee und Kälte] Goethe spricht nicht von einem frühen Wintereinbruch, sondern von den zu erwartenden Unbilden des Wetters. 48,1–3 Verschaffelt 〈…〉 von Hier aus bezahlen werde] Mit dem flämischen Maler Maximilian von Verschaffelt, der von 1782 bis 1793 in Rom lebte, war Goethe freundschaftlich verbunden (vgl. GB 7 II, zu 163,14–15). Bevor Goethe Rom verließ, hatte er Verschaffelt gebeten, für den Frankfurter Kaufmann Carl Wilhelm Thurneysen, einen Bekannten der Mutter Goethes, vier Aquarellzeichnungen (nach eigenen Motiven oder Vorlagen?) anzufertigen und durch Reiffenstein nach Frankfurt expedieren zu lassen (vgl. zu 4,4). Mit seinem Brief an Goethe vom 16. August (vgl. RA 1, 129, Nr 282) hatte Verschaffelt Goethe mitgeteilt, er habe die fertigen Zeichnungen an Reiffenstein übergeben. Dieser teilte im Brief an Goethe vom 15. November 1788 mit, er habe an Verschaffelt die Hälfte des ihm zustehenden Honorars gezahlt, und bat um „fernere Verfügung“ (H: GSA 28/1041, Bl. 142). Diese Verfügung erteilte Goethe offenbar in seinem nicht überlieferten Brief an Reiffenstein vom 28. November 1788 (EB 117; vgl. dazu auch Reiffenstein an Goethe, Mitte Dezember 1788; RA 1, 141 f., Nr 320). – wird haben präsentiren lassen: In Louise von Göchhausens Tagebuch ist dazu am 18. Oktober 1788 vermerkt: „〈…〉 Wertschaffel war bei der Herz〈ogin〉 Nachmittag kam er wieder und brachte einge Zeichnungen von sich 〈…〉.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 42.) 48,5–6 sie anzunehmen und wohl zu verwahren] Ob zu den in Weimar verwahrten Zeichnungen Verschaffelts auch die an Anna Amalia übergebenen gehören, ist nicht gewiss (vgl. Hermann Mildenberger: Im Blickfeld der Goethezeit I. Aquarelle und Zeichnungen aus dem Bestand der Kunstsammlungen zu Weimar. Berlin 1997, S. 62–65). 48,7–8 die Zeichnungen von Büry pp etwa der Angelika in Verwahrung] Goethe hatte Friedrich Bury gebeten, der Herzoginmutter Zeichnungen von sich sowie Kopien nach Werken der Antike und der Renaissance zu verkaufen, die diese mit nach Weimar bringen sollte. Schon am 17. Oktober 1788 meldete der Maler im Brief an Goethe, dass er Zeichnungen an Anna Amalia übergeben habe (vgl. zu 47,13). In seinem Brief vom 13. November heißt es dann: „〈…〉 Zeichnungen werde ich Ihr 〈Anna Amalia〉 nicht genuch machen können, denn Sie möchte gern alles haben was sie siehet 〈…〉.“ (Bury-Goethe, 32.) Über die insgesamt 14 nach Weimar (in Goethes Kunstsammlungen) gelangten Zeichnungen Burys vgl. Schuchardt 1, 258–260. Über das Verhältnis Goethes zu Bury vgl. Martin Dönike:
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Eine „passionirte Existenz“ – Friedrich Bury und Weimar. In: GJb 129 (2012), 75–96. – Anna Amalia erhielt auch von anderen Künstlern in Rom Zeichnungen und Gemälde, die für Weimar bestimmt waren. Am 29. November schrieb sie an Goethe: „Indeßen hat mir Biermann zwey Zeichnungen gebracht die wie er sagt von Ihnen bey ihm bestelt sind, es sind zwey Gegenden aus Tivoli 〈…〉. Werschaffel ist fleißig er macht drey zeichnungen für mich, Schütz desgleichen, das Kindchen Burri wird es auch seyn 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 145; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 106.) In Goethes Brief an Friedrich von Stein vom 16. Februar 1788 heißt es, Bury sei ein vernünftiger Kindskopf (GB 7 I, 251,2; vgl. auch zu 82,28). Der aus Basel stammende Maler Peter Birmann lebte von 1781 bis 1790 in Rom. Zu den an Anna Amalia übergebenen und von ihr bezahlten Zeichnungen vgl. Burys Brief an Goethe vom 11. Dezember 1788 (Bury-Goethe, 34, Nr 12) und zu 82,29. Zu dem aus Frankfurt stammenden Landschaftsmaler Johann Georg Schütz, der von 1784 bis 1790 in Rom lebte, vgl. GB 7 II, zu 252,3. – Ob Anna Amalia die erworbenen Zeichnungen vor ihrer Abreise nach Neapel bei Angelika Kauffmann deponierte, ist nicht gewiss, aber wahrscheinlich. 48,8–9 Sie von Rom nach Neapel gehn] Anna Amalia verließ am 1. Januar 1789 Rom und kam in der Nacht vom 4. zum 5 Januar in Neapel an; dort blieb sie bis zum 18. Februar; am 20. Februar traf sie wieder in Rom ein, wo sie sich bis zum 19. Mai 1789 aufhielt. Der sich anschließende zweite Neapel-Aufenthalt währte vom 21. Mai 1789 bis zum 12. April 1790.
47. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar〉, 31. Oktober 1788 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 100, Nr 53 (nach H). WA IV 9 (1891), 45, Nr 2692 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: h. – Die Fassung h weicht offensichtlich vom Original weit weniger ab als der Erstdruck (vgl. die Überlieferungsvarianten). ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
48,10 lieber] Lieber E 48,10 Meinung] Meinung, E 48,11 gefährlich] gefährlich, E 48,12 wirken] würken E 48,14 recht] recht, E 48,15 bitte] bitte, E 48,16 Verlohrne] Verlorne E 48,16 verlohren] verlo-
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ren E 48,16 seyn] sein E 48,17 Dir’s] Dirs E 48,17 wohl.] danach kein Absatz E 48,18 einsam] sehr einsam E 48,18 nachgelassene] nachgelaßne E 48,22 still] still, E 48,22 der Zeit] die Zeit E 48,23 D. 31. O. 88.] (Weimar) den 31. October (17)88 E; W. d. 31. O. 88. WA ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete am 3. Dezember 1788 (HB 6, 91–93, Nr 45; vgl. RA 1, 140 f., Nr 317). 48,10–11 einer treuen Meinung 〈…〉 unangenehmen Tag machte] Herder hatte über Goethes Brief an ihn vom 22. September (Nr 31), wie er am 11. Oktober an seine Frau Caroline schrieb, „Verdruß u. Kummer oder vielmehr Unmuth“ (HB 9, 444) empfunden, weil er die Ratschläge, wie er sich gegenüber Dalberg und Frau von Seckendorff verhalten solle, für unpassend hielt (vgl. zu 35,25–26). Den Brief kannte Goethe, obwohl Herder ausdrücklich geschrieben hatte: „Ich schreibe D i r diesen Br〈ief〉 a l l e i n 〈…〉.“ (HB 9, 442.) 48,15 Dein letzter Brief] Herders Brief an seine Frau Caroline vom 15. Oktober (HB 9, 445–447, Nr 29), der am 30. Oktober in Weimar angekommen war (vgl. Carolines Antwortbrief vom 31. Oktober; Herder, Italienische Reise, 197–200), beginnt: „Endlich, liebes bestes Weib, fängt sich der Knote an allmälich aufzulösen, der mich solange zusammengeschnürt u. fast todt gedrückt hat 〈…〉.“ (HB 9, 445.) Herder spricht im Weiteren davon, dass es zwar ein Fehler gewesen sei, die Reise nach Italien zu unternehmen, aber gute Aussichten bestünden, „den Fehler zu beßern“ (ebd., 447). 48,17 wir] Versehentlich statt ‚wird‘. 48,18 Ich bin einsam und fleißig.] Es fehlte Goethe in der zweiten Oktoberhälfte nicht an geselligem Umgang und nicht an Tätigkeiten verschiedenenorts (vgl. z.B. seinen Brief an Carl Ludwig von Knebel vom 11. Oktober [Nr 42]). 48,18 Des alten Königs nachgelassene Werke] Von seiner Lektüre der Gedichte und Briefe Friedrichs II. von Preußen hatte Goethe am 25. Oktober auch an Knebel geschrieben: Den ersten Band der hinterlaßnen Wercke des großen Alten habe ich gelesen. Es ist doch was einziges um diesen Menschen. (46,24–25.) Weiter vgl. zu 46,24. 48,20 Deine Frau und Kinder] Vgl. zu 34,19–20. 48,20–21 Der Herzog ist 〈…〉 zweimonatlichen Abwesenheit zurückgekommen.] Carl August war am 27. Oktober von seiner Reise nach Dresden, Aschersleben und Dessau nach Weimar zurückgekehrt (vgl. auch zu 24,13). 48,21–22 Knebel sitzt in Jena.] Carl Ludwig von Knebel hatte seit 1784 seinen ersten Wohnsitz in Jena. 48,22 Herzogin] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach.
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48. An Friedrich Heinrich Jacobi 〈Weimar〉, 31. Oktober 1788 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2701. – Doppelblatt 19 × 23,5 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . empfL dL 5tL Nov. 1788. / b. dL 15 Febr. 89.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 116–119 (mit Beilage). WA IV 9 (1891), 45 f., Nr 2693. 2) Beilage: H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2702. – Doppelblatt 19 × 23,3 cm, 3 ¼ S. beschr., egh., Tinte. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Jacobis vom 11. Oktober 1788 (vgl. zu 49,1). – Jacobi antwortete am 15. Februar 1789 (JB I 8, 180 f., Nr 2343; vgl. RA 1, 149, Nr 342). 49,1 deinem Briefe] Jacobis nicht überlieferter Brief vom 11. Oktober 1788 (vgl. Überlieferung zu Nr 39). Goethe hatte ihn vorläufig schon am 24. Oktober beantwortet (Nr 44). 49,2 nicht eilst einen solchen jungen Mann zu haben] Christian August Vulpius, den Goethe Jacobi bereits im September und Anfang Oktober als Sekretär und Erzieher empfohlen hatte (vgl. 26,20–27,25; 40,18–41,6). Jacobis Reaktion im Brief vom 11. Oktober muss eher zurückhaltend gewesen sein, wie aus Goethes nächstem Brief vom 2. Februar 1789 hervorgeht: Wegen des empfohlnen jungen Mannes hatte ich auf deine nähere Erklärung und nähere Beurtheilung seiner einiges Bedencken, drum ließ ich es ruhen 〈…〉 (78,14–16). 49,3 noch einmal an Vulpius geschrieben] Wahrscheinlich ebenfalls am 31. Oktober (EB 102). Der nicht überlieferte Brief wurde am 3. November 1788 abgesandt: „1. [St.] à Mr Vulpius. Erlangen“ (P/KR Post, 31. Dezember 1788; GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). 49,8 den deinigen] Vgl. zu 9,26. 49,10–11 Ich habe auf meiner Reise das Schicksal 〈…〉 jungen Leute zu würcken] Unvollständige Prädikatskonstruktion, wahrscheinlich Auslassung aufgrund des Seitenumbruchs. – Goethe hatte während seiner Italienreise vor allem in Rom viele der befreundeten und teils mit ihm zusammenlebenden Künstler finanziell unterstützt und sich für ihre künstlerische Karriere eingesetzt (vgl. auch
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GB 7 II, zu 85,15 und zu 149,9). Neben direkten Zuwendungen erhielten sie Aufträge von Goethe, zu denen auch der von ihm genommene Zeichenunterricht oder Cicerone-Dienste gehörten. Davon profitierten besonders junge Künstler wie Friedrich Bury (geb. 1763), Johann Georg Schütz (geb. 1755), Johann Heinrich Lips (geb. 1758), Johann Heinrich Meyer (geb. 1760), Friedrich Rehberg (geb. 1758), Christoph Heinrich Kniep (geb. 1755), Maximilian von Verschaffelt (geb. 1754) und der Architekt Johann August Arens (geb. 1757). 49,13 ein E r o t i k o n ] Vgl. Beilage. – Goethe nahm das Gedicht unter dem Titel „Morgenklagen“ mit einer Reihe weiterer Liebesgedichte in seine „Vermischten Gedichte. Erste Sammlung“ auf, die in Band 8 der „Schriften“ erschien (S. 164–167). Goethe hat das Gedicht wahrscheinlich erst für die Sammlung geschrieben. Im Arbeitsmanuskript vom Juli/August 1788 ist es noch nicht enthalten. An der vorgesehenen Stelle (S. 65 f.) ist lediglich ein gebrochenes Folioblatt eingelegt, das nur die Überschrift „Morgen Klagen“ trägt (H: GSA 25/W 1; vgl. auch WA I 1, 366 f.). 49,15–16 ein Zeichen des Lebens] Jacobi schrieb erst wieder am 15. Februar 1789 nach Goethes nächstem Brief vom 2. Februar (Nr 76).
49. An Philipp Christoph Kayser 〈Weimar, wahrscheinlich 31. Oktober 1788〉 → 〈Zürich〉 DATIERUN G
Die vorliegende Mitteilung Goethes ist unmittelbar auf den ungeöffneten Brief eines Dritten geschrieben, der selbst bereits vom 17. September 1788 stammt (vgl. Überlieferung und zu 53,1). Da dieser Brief aus Bologna keinerlei Postvermerke trägt, ist wohl davon auszugehen, dass er entweder als Beischluss zu einem Brief an Goethe geschickt worden ist oder einem Reisenden zur persönlichen Beförderung anvertraut war. Der Brief hat Goethe so wahrscheinlich im Laufe des Oktober erreicht und blieb zunächst einige Zeit liegen, denn erst für den 31. Oktober 1788 ist in der Portoabrechnung der Kaiserlichen Reichspost wieder eine Briefsendung an Kayser vermerkt, bei der es sich höchstwahrscheinlich um die Weiterleitung des Briefes von Stanislao Mattei an Kayser mit Goethes Begleittext gehandelt hat: „1 〈St.〉 á Mr Kayser. Zurch“ (GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). Goethe dürfte seine kurze Bemerkung auf den nach wie vor versiegelten Brief von Mattei an Kayser vermutlich auch erst am Tag der Absendung geschrieben und in einem an Kayser adressierten Kuvert eingeschlossen haben. Goethes Brief ist demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den 31. Oktober 1789 zu datieren.
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – Doppelblatt 17,2 × 21,2(–21,4) cm, ¼ S. auf der unteren Blatthälfte von S. 4 beschr., egh. Tinte; darüber die Adresse eines Briefes an Kayser von Matteis Hd, Tinte: „A MonsL. / Mons. Filippo Christof: Kayser / Weimar / nella Sassonia“, darunter rotes Siegel, am oberen Rand rechts von fremder Hd (Kayser?), Tinte: „Von M a t t e i 1788.“; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung; davor auf S. 1 und 2 (Bl. 1) Brief von Stanislao Mattei an Kayser vom 17. September 1788, Tinte (vgl. zu 53,1). Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 31. Oktober 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). Über Goethes Beziehung zu dem Jugendfreund aus Frankfurter Tagen, dem Komponisten Philipp Christoph Kayser (1755–1823), vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen vom 15. August 1776 (GB 3 IIA, Nr 155), vom 25. April 1785 (GB 6 II, Nr 90) und vom 25. November 1786 (GB 7 II, Nr 23). – Von den zum vorliegenden Band gehörenden sechs Briefen an Kayser, die zwischen September 1788 und Juli 1790 geschrieben wurden, sind nur zwei überliefert, neben der hier vorliegenden Übersendungsmitteilung zum Brief eines Dritten noch Goethes Antwort vom 18. Oktober 1789 auf eine vorausgegangene Anfrage Kaysers aus Zürich (Nr 155). Die übrigen vier Briefe, je ein weiterer von 1788 und 1789 sowie zwei aus dem Jahr 1790, konnten erschlossen werden (EB 76, EB 189, EB 298, EB 334). Zwei Briefe Kaysers an Goethe von 1788/89 sind ebenfalls überliefert. Die Briefe führen direkt hinein in die Auflösungsphase der langjährigen Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Goethe und Kayser. Am 18. Juni 1788 war Goethe, gemeinsam mit Kayser von Rom kommend, wo der Komponist ein halbes Jahr direkt an der Seite des Freundes gelebt hatte, nach Weimar zurückgekehrt. Goethe, der sich immer um die Unterstützung Kaysers bemüht hatte, vermittelte ihm die Möglichkeit, die Herzoginmutter Anna Amalia auf deren bevorstehender Italienreise im August 1788 zu begleiten. Kayser verließ die herzogliche Reisegesellschaft auf eigenen Wunsch und ohne Angabe konkreter Gründe aber bereits nach gut 14 Tagen am 1. September in Bozen und kehrte in die alte Heimat nach Zürich zurück, was Goethe sicher sehr enttäuschte. Ein sporadischer Briefverkehr zwischen beiden kam so erst 1789 zögerlich wieder in Gang. An der von Kayser erneut ins Spiel gebrachten Vertonung des goetheschen Singspiels „Scherz, List und Rache“, an dem Kayser schon über vier Jahre ohne Abschluss arbeitete, zeigte Goethe kaum noch Interesse. Bei der Veröffentlichung kleinerer Kompositionen, den so genannten „Römischen Nebenstunden“, versprach er zwar Hilfe, deutete aber gleichzeitig an, dass er mit dem Berliner Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt einen neuen Partner für die Vertonung der eigenen Werke gefunden habe.
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Danach wurde die Korrespondenz offenbar immer schmaler. 1795 kam es nochmals zu einem letzten Kontakt zwischen Goethe und Kayser über die gesammelten Aufzeichnungen und Kompositionen Kaysers aus der Zeit in Rom. Danach brach der Briefverkehr endgültig ab. 53,1 ein Briefchen] Stanislao Mattei an Philipp Christoph Kayser vom 17. September 1788: Illmo Sig: Sig. Prmo Amo.
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Mi professo sommamente tenuto alla gentilezza di V. S. Illma, nell’atto di ringraziarla distintamente i due Libri ricevuti suo ordine, cioè L’Istruzione alla Musica, ed alla Composizione, e La Letteratura della Musica uniti a ritratti dei tre celebri Professori Tedeschi. La prego a proseguirmi tali segnalati favori, qualora abbia L’incontro opportuno di farmeli tenere senza il Mezzo della Posta. Io frattanto m’auguro La fortunata occasione di dimostrarle La dovuta mia Riconoscenza nell’impiego dei riveritissimi suoi comandi. A tale oˆgetto, Ella protrà degnarsi di palesarmi il suo vollere, ed io mi farò un dovere di obedirla mezzo della Persona medesima, da cui hò ricevute Le Sue grazie nel ritorno, che farà da Roma. Attendo adunque i Suoi cenni, che cerche/rò di eseguire alla possibile premura in attestato di stima, e gratitudine alle obbligazioni delle quali Le va debitore, chi immutabilmente si protesta di V. S. Illma, S. Franco Bologna 17. Settbr 1 7 8 8 Ume Dmo Obb. Serv. F. Stanislao Mattej Min. Conle Übersetzung (von Wolf-Dieter Lange, Bonn): Hochverehrter Herr, bester Freund.
Euer Hochwohlgeboren Liebenswürdigkeit in höchstem Maße verpflichtet, bezeige ich Ihnen ergebenst meinen Dank für die zwei auf Grund Ihres Auftrags erhaltenen Bücher, Die Unterweisung in Musik und Komposition und Die Musikliteratur, die den Porträts dreier angesehener deutscher Gelehrter beilagen. Ich bitte Sie, mir diese Gunstbeweise weiterhin zu gewähren, falls sich die günstige Situation ergäbe, sie mir nicht durch die Post zukommen zu lassen. Ich wünsche
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mir derweil die glückliche Gelegenheit, Ihnen meine gebührende Dankbarkeit durch die Bemühung um die Ausführung Ihrer so verehrungswürdigen Aufträge auszudrücken. Zu diesem Zwecke können Euer 〈Hochwohlgeboren〉 geruhen, mir Ihre Wünsche mitzuteilen, und ich werde es mir zur Pflicht machen, Ihnen mit der Hilfe derselben Person Folge zu leisten, von der ich Ihre huldvollen Gaben erhielt, wenn sie aus Rom zurückreisen wird. Ich erwartete also Ihre Anweisungen, denen so rasch wie möglich Folge zu leisten ich mich bemühen werde als Ausweis meiner Wertschätzung und meiner Dankbarkeit ob der Verbindlichkeiten, die mich zu Ihrem Schuldner machen. Ich empfehle mich unverbrüchlich als Euer Hochwohlgeboren S. Fran〈ces〉co Bologna 17. Septbr 1788 demütig ergebener gehorsamer Diener Bruder Stanislao Mattei Konventuale 1 Prmo Amo] Ital. Primo Amico: Erster Freund. Offenbar mit Bezug auf Dantes „Vita nuova“ 3, 14 f.: „〈…〉 primo de le miei amici 〈…〉“ (der erste meiner Freunde); so nennt Dante seinen Freund Guido Cavalcanti (Hinweis von WolfDieter Lange, Bonn). 3–4 L’Istruzione alla Musica, ed alle Composizione] Dabei handelt es sich nach freundlicher Auskunft von Francesca Bassi vom Museo internationale e biblioteca della musica di Bologna, in das nach Matteis Tod dessen Bibliothek gekommen ist, um das vom Weimarischen Kapellmeister Ernst Wilhelm Wolf herausgegebene Werk „Musicalischer Unterricht“ (Dresden 1788). 4 La Litteratura della Musica] Litteratur der Musik oder Anleitung zur Kenntnis der vorzüglichen musikalischen Bücher, für Liebhaber der musikalischen Litteratur bestimmt. Hrsg. von einem Liebhaber der Musik 〈Johann Sigmund Gruber〉. Nürnberg 1783 sowie das diesem Band beigebundene Werk: Beyträge zur Litteratur der Musik. Hrsg. von Johann Sigmund Gruber. Nürnberg 1785. Handschriftliche Notizen in beiden Bänden sind zweifelsfrei Mattei zuzurechnen. (Mitteilung von Francesca Bassi aus Bologna.) 4–5 tre celebri Professori] An welchen dritten Musikologen zu denken ist, wurde nicht ermittelt; möglicherweise ist damit der anonyme Herausgeber der „Litteratur der Musik oder Anleitung 〈…〉“ gemeint – also Johann Sigmund Gruber, der sich in den „Beyträgen zur Litteratur der Musik“ nennt. Der an Kayser weitergeleitete Brief geht wahrscheinlich auf eine persönliche Begegnung Kaysers und Goethes mit dem Absender, dem Pater im Franziskanerkloster zu Bologna Stanislao Mattei, zurück, die während beider Aufenthalt in der Stadt auf ihrer Rückreise von Rom nach Weimar zwischen dem 13. und 17. Mai 1788 stattgefunden haben dürfte (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 4). Mattei, selbst
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Komponist und Leiter der berühmten Musikbibliothek seines Klosters, hatte sich dabei offenkundig mit Kayser über den Tausch von Musikliteratur verständigt. Kayser nahm entsprechende Bücher (vgl. zu 3–4; zu 4) für Mattei offensichtlich selbst auf die erneute Italienreise mit, zu der er als Begleiter der Herzoginmutter Anna Amalia am 15. August 1788 aufbrach. Da Kayser die Reisegesellschaft der Herzogin aber überraschend bereits Anfang September in Bozen wieder verließ, übergab er die Bücher wahrscheinlich an Anna Amalia oder an eine ihrer Begleitpersonen, etwa Louise von Göchhausen oder Friedrich Hildebrand von Einsiedel, damit sie Mattei wie geplant erreichten. Am 16. September traf die Reisegesellschaft der Herzoginmutter in Bologna ein, und am 17. September kam es im Franziskanerkloster zu einer Begegnung mit Mattei, der durch die Musikbibliothek führte (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 33 f.). Noch am gleichen Tag bedankte sich Mattei mit seinem Brief an Kayser für die Bücher. Ob es zu der versprochenen Gegengabe für Kayser kam (vgl. 9–11), ist nicht bekannt. – Goethes vorliegender Brieftext, geschrieben auf die Außenseite des ungeöffnet gebliebenen Briefes, diente einzig der Weiterleitung an den gewünschten Adressaten.
50. An Friedrich Justin Bertuch 〈Weimar, zwischen Anfang September und Anfang November 1788〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief ist eindeutig noch vor der Abfassung des „Römischen Carneval“ geschrieben worden. Fertig gestellt war der Text wahrscheinlich in den letzten Januartagen, spätestens aber am 2. Februar 1789, wie aus entsprechenden Äußerungen Goethes in Briefen von diesem Tag hervorgeht (vgl. 78,19–20; 80,14–15). Wann Goethe hingegen mit der Niederschrift begonnen hat, lässt sich nur ungefähr bestimmen. Bei dem relativ geringen Umfang des Textes ist davon auszugehen, dass das wahrscheinlich nicht vor Ende Dezember 1788 oder Anfang Januar 1789 geschah, möglicherweise auch erst unmittelbar vor dem 24. Januar, als Knebel davon berichtet, er habe den „Karneval von Rom gelesen“ (Knebel, Tgb. [24. Januar] 1789, Bl. 5). Die dem Schreibprozess vorausgehende Entscheidung, das aufwändige und teure Buchprojekt tatsächlich in Angriff zu nehmen, zu der Goethe Bertuch im vorliegenden Brief drängt, muss wiederum spätestens Ende Oktober/Anfang November 1788 gefallen sein. Bertuch hatte zu diesem Zeitpunkt bereits beim Sekretär der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften, Andreas Riem, in Berlin um den Druck mit didotischen Lettern nachgefragt, für den der Berliner Verleger Johann Friedrich Unger das alleinige Privileg in Deutschland besaß. Der entsprechende Brief ist nicht überliefert, aber die Antwort Riems vom 5. November 1788 enthielt sowohl ein Vermittlungsangebot als auch Informationen zu
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den zu erwartenden Kosten eines solchen Drucks bei Unger, der seit 1788 auch Buchdrucker der Akademie war: „Mit Vergnügen stehe ich Ihnen zum Drucke des Werckchens zu Diensten das Sie hier verlegen wollen. Ein Bogen d i d o t s c h e r Druck kostet 8 rh. Ein Ries Schweizer Papier 9. rh. 100 Bogen zu glätten – 16 gr.“ (Klingenberg/Rosenbaum, 14.) Ferner spricht Goethe im Brief davon, dass er eben dran sei, einiges für den Merkur aufzusetzen (53,5). Dabei kann es sich nur um Goethes „Auszüge aus einem Reise-Journal“ handeln, an der er seit seiner Vereinbarung mit Wieland von September 1788 an arbeitete und die im Oktober- und November-Heft 1788 sowie im Februar- und März-Heft 1789 erschien (vgl. zu 53,5). Schon am 28. November 1788 beauftragte Goethe Johann Heinrich Lips mit dem Kupferstich zur Titelvignette für die Ausgabe des „Römischen Carnevals“ (vgl. zu 67,5–6). Somit lässt sich das Schreibdatum für den vorliegenden Brief mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Zeitraum von Anfang September bis Anfang November 1788 eingrenzen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Yale University Library, New Haven (The William A. Speck Collection of Goetheana), Sign.: YCGL MSS 6, box 9, folder 269. – Doppelblatt 18,5 × 20,2(–20,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Bl. 2 längs halb abgeschnitten: 10,5 × 20,2 cm; S. 4 Spuren einer roten Verschlussoblate. E: GJb 21 (1900), 252 (Ludwig Geiger). WA IV 30 (1905), 43 f., Nr 2714a (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über das Verhältnis Goethes zu Friedrich Johann Justin Bertuch (1747– 1822), dem Weimarer Unternehmer, Verleger sowie Geheimen Sekretär und Schatullier Herzog Carl Augusts vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen vom 11. Dezember 1776 (GB 3A II, Nr 200), vom 26. Juni 1786 (GB 6 II, Nr 338) und vom 27. Oktober 1787 (GB 7 II, Nr 115). – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind nur zwei Briefe Goethes an Bertuch überliefert (Nr 50 und 186), ein weiterer ist erschließbar (EB 354). Diese geringe Zahl wie die jeweils anlassbezogene Ausrichtung der Korrespondenz spiegeln deutlich den förmlich-geschäftsmäßigen Charakter ihrer Beziehung seit Anfang der 1780er Jahre wider. Goethe konferierte mit Bertuch sowohl als Verleger und Geschäftsmann, so bei der Herausgabe eigener Werke und der Abwicklung von Zahlungsaufträgen. Die Briefe sind weitgehend knapp und sachlich gehalten. Ein Austausch über Privates findet so gut wie nicht statt. Briefe Bertuchs aus diesem Zeitraum sind nicht bekannt. 53,3–4 das römische Carneval wieder in Erinnerung] Aus der im Herbst 1787 in Rom entstandenen Idee, Kostümszenen (Masken) vom römischen Karne-
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val zeichnen zu lassen, die mit Erläuterungen Goethes im „Journal des Luxus und der Moden“ veröffentlicht werden sollten (vgl. GB 7 II, zu 231,17–18), war wahrscheinlich auf Anregung Bertuchs noch während Goethes Aufenthalt in Rom das Projekt eines bibliophilen Bild-Text-Bandes zum römischen Karneval entstanden. Nachdem Johann Georg Schütz im Januar und Februar 1788 eine Vielzahl von Zeichnungen im Karneval für Goethe angefertigt (vgl. GB 7 II, zu 266,7) und Bertuch am 29. Februar (vgl. GB 7 I, 266,2–3) und Goethe in einem nicht überlieferten Brief offenbar eine solche bibliophile Ausgabe vorgeschlagen hatte, antwortete Goethe am 5. April 1788: Wegen der Masken werde ich noch sorgen, die Beschreibung des Carnevals können wir mündlich absprechen. Auf Hl. Rath Krausens Arbeiten freue ich mich sehr 〈…〉. (GB 7 I, 266,7–9.) Nach Goethes Rückkehr aus Italien muss es im Sommer 1788 recht bald konkretere Absprachen zu dem Projekt gegeben haben. Beteiligt waren Georg Melchior Kraus, der die Zeichnungen von Schütz stechen sollte, Bertuch, der gemeinsam mit Kraus die herausgeberische und verlegerische Verantwortung samt Finanzierung übernahm, und Goethe, der einen Essay über das Erlebnis römischer Karneval zu verfassen hatte. Als Titel war wohl schon hier „Das Römische Carneval“ vereinbart worden. 53,4 auf Ostern herausgeben] Als Erscheinungstermin für das Werk hatten die Beteiligten sich auf die nächste Ostermesse geeinigt, die 1789 am 3. Mai begann. Der Druck erfolgte durch Johann Friedrich Unger in Berlin, den Vertrieb übernahm als Kommissionär Carl Wilhelm Ettinger in Gotha. Der Erscheinungstermin konnte eingehalten werden, obwohl Unger erst Ende März mit dem Druck begonnen hatte (vgl. zu 109,28–29; zu 120,24). 53,5 einiges für den Merkur aufzusetzen] Wieland als Herausgeber des „Teutschen Merkur“ war im August oder Anfang September 1788 auf das Angebot Goethes eingegangen, von den Reise Bemerckungen zu seinem Italienaufenthalt eine Folge solcher kleinen Aufsätze nach und nach in den Merkur aufzunehmen und zwar 〈…〉 vom nächsten Sept biß zu Ende des Jahrs 89 〈…〉 (29,9–12). So entstand von September 1788 bis Februar 1789 eine Reihe von Beiträgen, die im Oktober- und November-Heft 1788 sowie im Februar- und März-Heft 1789 des „Teutschen Merkur“ erschienen (vgl. zu 29,9–10). 53,6–7 einige Bogen zusammenschreiben welche die Kupfer begleiten sollen] Goethe schrieb an dem Essay wahrscheinlich hauptsächlich im Januar 1789 (vgl. Datierung). Der Text umfasst im splendiden Druck im Quartformat mit 21 Zeilen pro Seite schließlich nur wenig mehr als vier Druckbogen oder 69 Seiten, woran sich die 20 Tafeln mit den kolorierten Kupferstichen der römischen Karnevalskostüme (Masken) anschließen. 53,8–9 Dem Künstler 〈…〉 habe ich 1 5 D u k a t e n zu gute gethan] Johann Georg Schütz, der die Maskenzeichnungen vom römischen Karneval Ende Januar/Anfang Februar 1788 angefertigt hatte. Die Zeichnungen sind bis auf zwei Ausnahmen (KSW, Museen, Inv.-Nr GGz/0922 und GGz/0923; vgl. auch
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Corpus VIb, 134, Nr A 129 und A 130) nicht überliefert. Bezahlt hat sie Goethe möglicherweise noch in Rom oder kurz nach seiner Rückkehr nach Weimar im Sommer 1788. Ein konkreter Nachweis über die Bezahlung fehlt. In der Endabrechnung Bertuchs über die „Verlags-Kosten von Göthens Römischen Carneval“ ist die hier genannte Summe ebenfalls aufgeführt: „1. An HL. v. Göthe für die OriginalZeichnungen 15 fl [Rh] 45 – –“ (H: GSA 06/5442). 53,10 nicht alle Blätter brauchen] Die genaue Anzahl der von Schütz angefertigten Maskenzeichnungen ist nicht bekannt. Für die Veröffentlichung in der Ausgabe „Das Römische Carneval“ und die damit verbundene Radierung wählten Goethe und Kraus 20 Blätter aus. Kraus arbeitete bis in den Februar 1789 an den Kupferstichen (vgl. Caroline Herder an Herder, 20. Februar 1789; Herder, Italienische Reise, 345). 53,11–12 was Sie übrigens über diese Entreprise beschließen] Franz. Entreprise: Unternehmung, Veranstaltung, Projekt in geschäftlicher Hinsicht (vgl. auch GWb 3, 165); hier in Bezug auf die Veröffentlichung des Essay-Bild-Bandes „Das Römische Carneval“. – Die Details des Vorhabens, wie Ausstattung, Preis, Druck und Vertrieb, standen zu diesem Zeitpunkt noch nicht endgültig fest, sondern erst zum Jahreswechsel 1788/89, als Bertuch und Georg Melchior Kraus das geschäftliche Risiko der Veröffentlichung übernommen hatten und in der Ankündigung des Werks darüber informierten (vgl. „Monats-Schrift der Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften“ [Dezember-Heft, Schmutztitel] und Januar-Ausgabe [Nr 1] des „Intelligenz-Blattes“ vom „Journal des Luxus und der Moden“, 2. Januar 1789 [S. V]).
51. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 6. November 1788 → 〈Leipzig〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19 × 18,1(–18,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am unteren Rand Mitte in umgekehrter Schreibrichtung Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 6. 9br: 1788. / v. G o e t h e / empfL. dL. 8. do“, am linken Rand neben den Zeilen von Adelungs 〈…〉 letzten Band. (55,13) und Anfangsgründe 〈…〉 mit Kupfern. (55,15–16) Erledigungsstriche von fremder Hd, Tinte. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 107 f. WA IV 9 (1891), 48 f., Nr 2695 (nach E).
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Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 11. Oktober und 1. November 1788 (vgl. RA 1, 134 f., Nr 300). – Göschen antwortete am 8. November 1788 (vgl. RA 1, 138, Nr 310). 53,14–15 zu hören daß sich mit dem Manuscripte alles sogut schickt] In seinem Bezugsbrief hatte Göschen über die Druckvorbereitungen der „Vermischten Gedichte“ für Band 8 der „Schriften“ berichtet, seine Sorgfalt im Umgang mit den Textvorlagen betont und den Beginn des Drucks für die erste Novemberwoche angekündigt (vgl. QuZ 1, 153 und 155). 53,15 Uberrest soll auch in Zeiten nachkommen] Den letzten Teil des Druckmanuskripts für Band 8 der „Schriften“ mit den dramatischen Szenen „Künstlers Erdewallen“ und „Künstlers Apotheose“ sowie mit dem Epos „Die Geheimnisse“ schickte Goethe am 8. Dezember 1788 an Göschen (vgl. zu 69,18). 53,15–17 Uberschicken Sie mir 〈…〉 die Aushänge Bogen doppelt.] Vgl. zu 38,10. Göschen sicherte in seinem Antwortbrief eine solche Verfahrensweise nochmals zu: „Die Aushänge bögen sollen 2mal erfolgen“ (Göschen an Goethe, 8. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 65; vgl. auch QuZ 1, 156). Die erste Sendung von Aushängebogen zu den ersten fünf Druckbogen des Bandes, Bogen A bis E, erfolgte wahrscheinlich Ende November 1788, ging aber auf dem Postweg verloren, so dass Göschen Ersatz schicken musste (vgl. zu 69,16). Die Sendung mit den folgenden Aushängebogen F, G und H erhielt Goethe wahrscheinlich in der ersten Dezemberwoche oder kurz davor (vgl. zu 69,15–16). 55,1 Lips werde ich wegen der Kupfer schreiben] Göschen hatte Goethe am 29. September 1788 darum gebeten (vgl. zu 42,10–11). Die Anfrage erfolgte in Goethes nächstem Brief an Lips vom 28. November 1788 (vgl. zu 66,16–18). 55,1–2 seine Antwort mittheilen] Lips nahm das Angebot mit seinem Brief vom 20. November 1788 an (vgl. zu 42,10–11). Goethe teilte dies Göschen am 26. Januar 1789 mit (vgl. 76,13–15). 55,3–4 Exemplar 〈…〉 an Hl. Pastor Plessig nach Wernigerode] In seinem Antwortbrief vom 8. November 1788 bestätigte Göschen den Auftrag (vgl. QuZ 1, 156 f.). Am 14. November schickte er die bisher erschienenen Bände der Ausgabe (Band 1 bis 5) nach Wernigerode, wie aus einer Abrechnung Göschens an Goethe vom 7. Juli 1790 hervorgeht: „sandte auf O r d r e an Past. Plessig in / Wernigeroda: / 1. Göthe’s Schriften“ (H: GSA 30/297, Bl. 102). – Das Exemplar war für Friedrich Viktor Leberecht Plessing bestimmt, den Goethe Ende 1777 auf seiner Reise durch den Harz in Wernigerode kennen gelernt hatte und mit dem er seither in einem losen brieflichen Austausch stand (vgl. auch GB 7 II, zu 134,6–8). Goethe hatte nach seiner Rückkehr aus Italien wieder den Kontakt zu dem Verehrer seiner Werke gesucht und ihm bereits im Juli zwei Briefe nach Wernigerode geschrieben (EB 22 und EB 33). Einen dritten Brief sandte er am Folgetag, dem 7. November, nach Duisburg (EB 107), wo Plessing zum Wintersemester 1788/89 eine Philo-
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sophieprofessur an der Universität antrat. Die Geschenksendung der Ausgabe ging an Plessings bisherige Heimatadresse im Hause seines Vaters, des Pfarrers und Superintendenten in Wernigerode Johann Friedrich Plessing. Auch die noch ausstehenden Bände 6, 7 und 8 erhielt Plessing aus Goethes Freiexemplarekontingent (vgl. Verteilungslisten in: QuZ 1, 210). 55,7 Verzeichniß] Das Verzeichnis hatte Goethe Göschen bereits in seinem Brief vom 1. September 1788 angekündigt, schickte es aber erst im Brief vom 27. Dezember (vgl. zu 23,12–13). 55,10 Das Geld ist wohl angekommen; nähml. 68 rh für Hl. Lips.] Das Honorar für die Kupfersticharbeiten Johann Heinrich Lips’, die dieser für Band 6 und 8 von „Goethe’s Schriften“ geliefert hatte (vgl. zu 42,7–8). Goethe hatte die Summe bereits an Lips gezahlt (vgl. zu 42,8). 55,10–11 Auch Adelungs Orthographie.] Göschen hatte am 1. November 1788 Johann Christoph Adelungs „Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung“ (Leipzig 1788) an Goethe gesandt, das dieser am 9. Oktober bei ihm bestellt hatte (vgl. zu 42,12). Das Werk ist in Goethes Bibliothek nicht überliefert. 55,13 von Adelungs Wörterbuch den letzten Band.] Bereits am 8. November schickte Göschen zusammen mit der „Muskellehre“ (vgl. zu 55,15–16) den 1786 bei Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig erschienenen 5. Band von Adelungs „Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuchs der hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der Oberteutschen“ an Goethe (vgl. zu 61,1). 55,14 Die vier ersten besitze ich.] Die ersten beiden Bände des Wörterbuchs waren 1774 und 1775 noch im Verlag von Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn in Leipzig erschienen, die Bände 3 und 4 1778 und 1780, wie Band 5 im nunmehr allein von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf geführten Verlag. Die Ausgabe ist in Goethes Bibliothek überliefert (vgl. Ruppert, 89, Nr 638 und Ruppert, Ältestes Verzeichnis, 256). 55,15–16 Anfangsgründe der Muskellehre 〈…〉 Klein Folio mit Kupfern.] Das myologische Grundlagenwerk von Joseph Barth, kaiserlichem Leibarzt am Wiener Hof, war 1786 im Verlag von Anton Gassler in Wien erschienen. Göschen sandte das Buch ebenfalls am 8. November nach Weimar (vgl. zu 61,1). Goethe könnte es also noch vor seinem Aufbruch nach Jena am Nachmittag des 9. November erhalten haben, als er zu seinem mehrtägigen Studienaufenthalt in Sachen Myologie und Anatomie nach Jena fuhr (vgl. zu 56,24–25; zu 56,26). 55,19–20 Ich habe Ursachen warum ich 〈…〉 nicht abdrucken laßen will] Göschen konnte Goethes Bitte entsprechen (vgl. die folgende Erläuterung), weil er den Druck der „Vermischten Gedichte. Erste Sammlung“ für Band 8 der „Schriften“ wegen der bevorstehenden Messe noch zurückgehalten hatte: „Um nicht Meß-
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abdrücke zu bekommen laß ich diese Eiltage erst vorubergehn bis ich die befohlenen Abdrücke der Platten verfertigen laße.“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober und 1. November 1788; H: GSA 30/297, Bl. 63; vgl. auch QuZ 1, 153.) Mit dem Druck des 8. Bandes hatte er erst nach dem 3. November begonnen, wie er am 1. November mitteilte: „Erst in der bevorstehenden Woche fängt der Buchdrucker an.“ (Ebd., Bl. 64; vgl. auch QuZ 1, 155.) Den ersten Korrekturbogen des Bandes schickte Göschen am 8. November nach Weimar (vgl. zu 61,1–2). Der Grund für die Rücknahme der Gedichte „Genuß“, eine überarbeitete Fassung des Gedichts „Der wahre Genuß“ aus der Gedichtsammlung „Neue Lieder“ von 1769 (vgl. zu 8,22–23; zu 8,23–25) und „Der Besuch“ war wahrscheinlich, dass sie zu deutlich auf die noch heimliche Beziehung Goethes zu der jungen Christiane Vulpius schließen lassen konnten. Wie aus der erhalten gebliebenen Vorlage für das Druckmanuskript der „Vermischten Gedichte“ hervorgeht, hatte Goethe vor der Verlagsabgabe aus ähnlichen Erwägungen heraus auch schon die Gedichte „Die Rettung“ und „Taumel“ (auch unter dem Titel „Christel“ und „An Christel“) aussortiert (vgl. Inventare 2 I, 6), wozu ihm Caroline Herder geraten hatte (vgl. Caroline Herder an Herder, 1. Oktober 1788; Düntzer, Herder Italien, 109 f.). 55,21–22 aus dem Manuscript zu schneiden und mir sie zurück zu schicken] Göschen antwortete am 8. November 1788: „Auf Dero Befehl hab’ ich die Ehre hierbey zu ubersenden: 〈…〉 Die ausgeschnittnen Bogen des Mspts Genuß, Besuch 〈…〉 Die erste Seite des Gedichts: Genuß hab ich im Mspt ausgestrichen, weil ich es, indem der Anfang deßelben die Rückseite einiger andern Gedichte ist nicht wegschneiden konnte 〈…〉.“ (H: GSA 30/297, Bl. 65; vgl. auch QuZ 1, 156 f.)
52. An Johann Christian Kestner Weimar, 〈wahrscheinlich 7.〉 November 1788 → Hannover DATIERUN G
Bei Goethes Angabe W. dl. 10 Nov. 88 am Ende des Briefes (56,22) handelt es sich nicht um das tatsächliche Schreib-, sondern wahrscheinlich um das beabsichtigte Absendedatum des Briefes. Am 10. November hielt sich Goethe bereits in Jena auf. Vermutlich erledigte er vor seiner Abreise noch dringende Briefe, für die er in den darauffolgenden Tagen seines Aufenthalts in Jena kaum Zeit gefunden haben dürfte. Der vorliegende Brief ist also, ähnlich wie die Briefe Nr 54, 55 und 56, kurz vor der Abfahrt nach Jena geschrieben worden. In der Postsendeliste ist für den 7. November 1788 eine Sendung an „Mr. Kaestner. À Hannover“ vermerkt (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9), was vermuten lässt, dass der Brief spätestens an diesem Tag verfasst worden ist.
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 9–10 (Depositum Kestner). – Doppelblatt 19,8 × 27,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse: Herrn / Rath Kestner / nach / Hannover / fr, von fremder Hd hinter fr ergänzt: „Dutterstadt“, darunter Poststempel: „De Weimar“ und rotes Siegel: Porträtbüste eines Jünglings mit Bartflaum nach rechts (vgl. Femmel/Heres, 73, Nr 11, Abb. 51); am äußeren Rand von Bl. 2 im Mittelfalz Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe und Werther1 (1854), 277 f., Nr 133. WA IV 9 (1891), 53 f., Nr 2698. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kestners vermutlich aus dem Zeitraum von Mitte Oktober bis Anfang November 1788 (vgl. zu 55,25–26). – Kestner antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vermutlich vom Dezember 1788 oder Januar 1789 (vgl. zu 56,17). Postsendungen: 7. November 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). Über das Verhältnis Goethes zu Johann Christian Kestner (1741–1800) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 8. August 1772 (GB 1 II, Nr 99). – Die enge Freundschaft zu Kestner und dessen Frau Charlotte, die sich während Goethes Tätigkeit als Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar (Mai bis September 1772) entwickelt und in den Folgejahren durch einen regen Briefwechsel intensiviert hatte, schwächte sich schon seit Mitte der 1770er Jahre deutlich ab und blieb danach, bedingt durch eine zunehmende Entfremdung auf beiden Seiten, sporadisch. Über Charlotte Kestners jüngere Schwester Amalie, die 1791 den Weimarer Landkammerrat und Prinzenerzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel heiratete und zu ihm nach Weimar übersiedelte, wurden die Kestners weiterhin mit Nachrichten über Goethe versorgt. Dabei sparte Ridel nicht mit Kritik an Goethe, dessen „fatale Liebschaft“ Aufsehen errege (Ulrich, Charlotte Kestner, 137), was die Kestners gegenüber Goethe jedoch unkommentiert ließen. – Aus dem Zeitraum zwischen November 1788 und März 1790 sind lediglich drei Briefe Goethes an den als Archivsekretär im Kurfürstentum Hannover beschäftigten Kestner überliefert. Die Antwortbriefe Kestners sind nicht erhalten. Ab März 1791 setzte die Korrespondenz zwischen den beiden bis Juni 1798 vollständig aus. 55,23 artig] Hier im Sinne von ‚schicklich‘, ‚gehörige Art‘ (vgl. GWb 1, 839). 55,23 daß ich solang in Deutschland bin] Goethe war am 18. Juni 1788 von seiner Reise aus Italien nach Weimar zurückgekehrt. Sein letzter überlieferter Brief an die Kestners aus Rom stammt vom 24. Oktober 1787 (GB 7 I, Nr 110). Aus Goethes Rechnungsbelegen geht hervor, dass er am 14. Juli 1788 ein Paket „à Mr Kestner à Hannover“ (GR/Belege 1788, 2, Bl. 14) geschickt hatte, wahrscheinlich den im Frühjahr 1788 erschienenen 5. Band seiner „Schriften“ (vgl. GB 7 II, zu 191,26–27).
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55,25–26 mir Nachricht ertheilt wie es Euch und den Eurigen geht] Nicht überlieferter Brief Kestners vermutlich aus dem Zeitraum von Mitte Oktober bis Anfang November 1788, in dem er offensichtlich von der Geburt der Tochter Charlotte am 17. September 1788 berichtete und sich nach dem Befinden von Goethes Mutter erkundigte, die sich bis dahin nicht zur Anfrage der Kestners, ob sie die Patenschaft für die neugeborene Tochter übernehmen wolle, geäußert hatte (vgl. zu 56,1). 55,26–27 und Euch noch immer vermehrt] Bezug auf Kestners Brief mit der Nachricht von der Geburt der Tochter Charlotte am 17. September 1788, womit die Familie auf inzwischen zehn Köpfe angewachsen war. Es sollten noch drei weitere Kinder folgen. 56,1 Warum meine Mutter nicht geantwortet hat begreife ich nicht.] Kestner hatte Goethes Mutter in einem nicht überlieferten Brief vom 18. September 1788 gebeten, die Patenschaft für die neugeborene Tochter zu übernehmen und auch Goethe darüber wie über die sich anschließenden Verunsicherungen informiert. Die Eintragung im Kirchenbuch der Schlosskirche zu Hannover belegt, dass Catharina Elisabeth Goethe zu den (nicht anwesenden) Paten des Kindes gehörte: „Abwesend Frau Rätin Elise Goethe.“ (Ulrich, Charlotte Kestner, 193.) Goethes Mutter hatte die Beantwortung des Briefes an die Kestners immer wieder hinausgeschoben und schließlich vergessen. Erst durch eine erneute Anfrage der Kestners Mitte Oktober konnte die Angelegenheit geklärt werden. Goethes Mutter entschuldigte sich in einem Brief vom 23. Oktober 1788: „Summa Summarum 10 gantze Wochen lebte ich in einem beständigen wirr warr – und mußte meinen Danck vor Dero gütiges Zutrauen freylich wieder meinen willen aufschieben – Finden Sie dieße Gründe nun hinreichend; so laßen Sie mich ein Wort des Friedens hören – das wird mir wohlthun, und mein Hertz erfreuen. Wie sehr es mich gefreut hat pattin von Lottens und Ihrer Tochter zu seyn können Sie kaum glauben – Gott erhalte Ihnen dieselbe – zu Ihrer Freude!“ (Goethe und Werther1, 127.) 56,2–3 die Tochter der Mutter ominosen Nahmen fortführen sollte] Kestners Tochter hieß mit vollem Namen Charlotte Dorothea Sophie Elise und trug damit, wie damals üblich, einen der Vornamen ihrer Patin Catharina Elisabeth (Elise). Als Rufnamen erhielt sie den Namen ihrer Mutter Charlotte Kestner. Für Goethe war der Name Charlotte, vermutlich nach dem „Werther“-Erfolg, nicht mehr so positiv wie wohl urspünglich besetzt: Der verwünschte Nahme verfolgt mich uberall, schrieb er beispielsweise schon in einem Brief an Charlotte von Stein vom 1. Januar 1780 (WA IV 4, 159). 56,4–5 ich habe ganz nach meinem Sinne gelebt und brav studirt] Die Vielseitigkeit der von Goethe in Italien betriebenen Studien klingt hier kaum an. Goethe widmete sich dort theoretisch und praktisch seinem Zeichen- und Kunststudium und bewegte sich vor allem in Künstlerkreisen (vgl. GB 7 II, zu 22,31). Er nahm am Musik- und Theaterleben teil und interessierte sich für Kunst und Alter-
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tümer, religiöse Bräuche, Volkskunde, Landwirtschaft, Morphologie und Meteorologie. Daneben betrieb er botanische, mineralogische und archäologische Studien, die mit einer regen Sammeltätigkeit verbunden waren. 56,5–6 zwanzig Jahre früher] Die Reise nach Italien war ein seit Kindheitstagen gehegter Wunsch Goethes gewesen (vgl. GB 7 II, zu 14,30). 56,8 Rehberg hat sich sehr gut zu uns gefunden.] Der Maler Friedrich Rehberg, dessen Familie aus Hannover stammte, war mit den Kestners befreundet (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 85 f.). Als er 1787 im Auftrag der preußischen Regierung nach Rom geschickt wurde, um u.a. die Gründung einer Kunstschule vor Ort voranzutreiben, begegnete er dort auch Goethe. Kestners hatten sich bei Goethe für seine gute Aufnahme in der deutschen Künstlerkolonie in Rom verwendet (vgl. GB 7 II, zu 191,16), zu der Künstler wie Johann Georg Schütz, Friedrich Bury, Heinrich Lips, Friedrich Müller, Jakob Philipp Hackert und Alexander Trippel gehörten. 56,11 Er schreibt mir oft.] Von Friedrich Rehberg sind aus der Zeit von Juni bis November 1788 drei Briefe an Goethe überliefert: vom 15. Juli (vgl. RA 1, 121, Nr 260), vom 23. August (vgl. ebd., 130, Nr 287) und vom 18. Oktober 1788 (vgl. ebd., 136, Nr 304). Noch in einem Brief vom 5. April 1804 schrieb Rehberg an Goethe, dass ihm die Zeit, in der er Goethe in Rom sah, stets „eine schöne Idee“ sei (H: GSA 28/729; vgl. auch RA 4, 454, Nr 1465). 56,11 Herder ist jetzt in Rom] Johann Gottfried Herder war am 6. August 1788 nach Italien gereist und am 19. September in Rom eingetroffen (vgl. zu 9,27–28). 56,11–12 unsre verwittibte Herzoginn ist dort] Die Herzoginmutter Anna Amalia hatte am 4. Oktober 1788 ihr Reiseziel Rom erreicht. Zu ihrem Italienaufenthalt vgl. zu 18,2–3. 56,13 Riedel ist ein sehr guter Mann und findet sich immer beßer.] Cornelius Johann Rudolf Ridel war im Januar 1787 zum Erzieher des damals dreijährigen Erbprinzen Carl Friedrich nach Weimar berufen worden. Goethe hatte 1786 die Anstellung Ridels auf Wunsch des Herzogspaars betrieben und den mit Ridel befreundeten Kestner um ein Empfehlungsschreiben gebeten (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 350). Goethe war Ridel im April 1786 bereits während dessen fünftägigen Weimar-Aufenthaltes begegnet, lernte ihn aber erst nach seiner Rückkehr aus Italien näher kennen. Ridel war der erste, den Goethe nach seiner Ankunft in Weimar besuchte. In einem Brief vom 14. Juli 1788 an seine Verlobte Amalie Buff, die Schwester Charlotte Kestners, berichtete Ridel von seinen ersten Begegnungen mit Goethe nach dessen Rückkehr aus Italien: „Er bezeigt sich sehr freundschaftlich gegen mich, reicht mir selbst bei Hofe gantz zutraulich die Hand, und ist in der Erziehung gantz mit mir einstimmig. Eine stundenlange Promenade hab ich schon mit ihm gemacht, und ihn auch da sehr offen gefunden 〈…〉.“ (H: GSA 125/261.)
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56,13–14 Anfangs hatte er 〈…〉 einen schweren Stand.] Vermutlich war Ridel aufgrund seines Amtes als Prinzenerzieher zunächst sowohl in der Bürgergesellschaft Weimars isoliert als auch am Hof durch seinen bürgerlichen Stand weithin zurückgesetzt. So vermerkt das Fourierbuch etwa für den 13. Januar 1787: „Heute Vormittag zog der für DurchL. Erbprintz bestimmte Aufseher und Lehrer HL: CammerRath Riedel, in das Fürstenhaus ein. Er hat vor o r d i n a i r e die Tafel nicht, sondern bekommt die Speisen auf sein Zimmer.“ (FB 1787, S. 7.) 56,15 Das Kind ist froh und gesund.] Erbprinz Carl Friedrich von SachsenWeimar und Eisenach. Zu Goethes Interesse und seiner regelmäßigen Beteiligung an der Prinzenerziehung vgl. zu 116,19. 56,16–17 Ihr habt mir 〈…〉 Präsentation beym Cammergerichte geschrieben.] Kestner hatte bereits elf Jahre zuvor in einem nicht überlieferten Brief wahrscheinlich aus dem September 1777 über seine unbefriedigenden amtlichen Verhältnisse und seine geringe Besoldung als Archivsekretär und Registrator geklagt und um Rat gebeten, wie er sich beruflich weiterentwickeln könne (vgl. GB 3 IIA, zu 169,9). Dabei hatte Kestner auch eine Stelle am Reichskammergericht in Wetzlar ins Auge gefasst (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 122). Goethes Einfluss als Geheimer Rat eines Reichsfürsten mit zahlreichen Beziehungen und Verbindungen zu anderen Höfen und Staatsmännern versprach durchaus Möglichkeiten, Kestner zu einer besser bezahlten Anstellung zu verhelfen. So wäre eine Präsentation am Reichskammergericht, hinter der ein reichsfürstlicher Hof wie Sachsen-Weimar und Eisenach stand, für Kestners beruflichen Werdegang von großem Vorteil gewesen. Es ist nicht bekannt, wie und durch wen Goethe ihm weiterhelfen wollte. Möglich, aber nicht belegt ist ein Gespräch Goethes in dieser Angelegenheit mit dem Coadjutor Carl Theodor von Dalberg, den er aber bereits am 10. September 1788 am Hof Ernsts II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg in Gotha getroffen hatte: „Es wurde im Zimmer gespeist, Mittags und Abends und Herr Coajutor blieben bis Abends 11 Uhr hier, worauf Sie alsdann nach Erfurth abreisten. Auch ist Herr Geh Rath von Göthe mit Sr DurchL. Prinz August von Weimar angekommen.“ (FB Gotha 1788, S. 85.) In seiner Korrespondenz vermied Goethe jegliche konkrete Erwähnung seines Mittelsmannes (vgl. zu 79,8–10). 56,17 Schreibt mir doch ob Euch noch daran gelegen ist] Kestner teilte Goethe in einem nicht überlieferten Brief vom Dezember 1788 oder Januar 1789 offensichtlich seine Vorstellungen mit (vgl. zu 79,8). Näheres ist dazu nicht bekannt. Kestner blieb in Hannover. 56,19 vielleicht etwas würcken] Dazu ist nichts Näheres bekannt. 56,20 die Eurigen] Kestner war seit dem 4. April 1773 mit Charlotte Kestner geb. Buff verheiratet. Das Ehepaar hatte im November 1788 acht Kinder: Georg (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1775), Karl (geb. 1776), August (geb. 1777), Theodor (geb. 1779), Eduard (geb. 1784), Hermann (geb. 1786) und Charlotte (geb. 1788). Die erste Tochter Charlotte (geb. 1783) war 1785 verstorben.
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56,21 endlich einmal wiedersehen?] Goethe begegnete Kestner nicht mehr persönlich – dieser starb 1800 auf einer Reise. Der letzte Brief an Kestner stammt vom 16. Juli 1798 (vgl. WA IV 13, 212, Nr 3841). 56,22 dl. 10 Nov. 88.] Goethe hielt sich bereits seit dem 9. November in Jena auf. Das Datum bezeichnet wahrscheinlich den Absendetag des Briefes (vgl. Datierung).
53. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 8. November 1788 → 〈Jena〉
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H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 105. – 1 Bl. 18,8 × 23,5 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 91, Nr 82. WA IV 9 (1891), 49 f., Nr 2696. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 7. November 1788 (vgl. Knebel, Tgb. 1788, Bl. 47). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 56,24–25 Morgen Sonntag dl. 9 ten treffe ich bey dir ein und bleibe wohl acht Tage] Der bevorstehende, schließlich auf fast zwei Wochen ausgedehnte Aufenthalt Goethes in Jena vom 9. bis zum 21. November war wahrscheinlich schon während des letzten Besuchs in Jena vom 14. bis 20. Oktober vereinbart worden. In seinem vorausgegangenen Brief vom 25. Oktober hatte Goethe bereits auf seine Besuchspläne aufmerksam gemacht (vgl. zu 46,22–23). Knebel notierte die Ankunft Goethes in seinem Tagebuch: „Göthe u. Friz Stein kommen gegen abend v. W.“ (Knebel, Tgb. [9. November] 1788, Bl. 47.) 56,25 ich bringe Fritzen mit, der früher wieder nach Hause reiten wird] Der 16-jährige Friedrich von Stein, jüngster Sohn Charlotte von Steins, begleitete Goethe nach Jena, blieb aber nur bis zum 12. November: „Fritz Stein reitet früh weg.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 47.) 56,26 Ich will die Myologie nochmals angreifen] Goethe besuchte wochentäglich das Anatomiekolleg von Justus Christian Loder an der Jenaer Universität: „Den Dienstag bin ich als den 11 Novembr mit dem Prinz wieder in Jena gewesen 〈…〉. Den Mittwoch kam der Herzog auch hin, Nachmittag ist er mit H. Geh. v. Göethe in das Collegium von der Anatomie, welches H. Prof. Loder liest gegangen. Der H. Geh. v. Goethe ist schon den Sonntag nach Jena gereist, u. bleibt noch 14
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Tage dort, er geht alle Tage von 3–4 Uhr ins Collegium.“ (August Herder an Herder, 14. November 1788; Herder, Italienische Reise, 219 f.) Loder las im Wintersemester 1788/89 u.a. „Anatomie nach seinem Lehrbuche“ und führte dazu „Anatomische Übungen“ durch: „Justus Christianus Loder, D. horis XI – XII et III – IV A n a t o m i a m C. H. ad ductum compendii sui ita tradet 〈…〉. Denique c a d a v e r u m s e c t i o n e s in Theatro anatomico administrabit 〈…〉“ (Catalogus Praelectionum publice privatimque in Academia Ienensi per hiemem CDDCCLXXXVIII inde a die XX octobris habendarum, Bl. 84; vgl. auch Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 243). Goethes Interesse galt vor allem der Myologie, der Muskellehre, wofür er sich noch am 6. November ein entsprechendes Lehrbuch bei Göschen in Leipzig bestellt hatte (vgl. zu 55,15–16). Diese Studien seien „lauter Vorbereitungen zum CharakterStudium des menschlichen Körpers“, wie Caroline Herder ihrem Mann in Italien mitteilte (Caroline Herder an Herder, 14. November 1788; Herder, Italienische Reise, 217). Goethe wollte damit seine schon Ende 1787/Anfang 1788 in Italien begonnenen zeichnerischen Studien zur Proportionslehre und Anatomie des Menschen fortsetzen (vgl. GB 7 I, 234,28–236,10; GB 7 II, zu 227,27 und zu 229,20–21). Seit 1781 hatte Goethe unter Anleitung Loders immer wieder anatomische Studien betrieben (vgl. GB 7 II, zu 236,6–7). 56,26 Breche] Bresche: aus dem Französischen brèche entlehntes Wort (vgl. Adelung 1, 1189). Möglicherweise auch versehentlich statt ‚Bresche‘.
54. An Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg Weimar, 〈wahrscheinlich 8. und 9.〉 November 1788 → 〈Gotha〉 DATIERUN G
Goethes Angabe des 11. Nov. (58,21) bezieht sich nicht auf das tatsächliche Schreib-, sondern wahrscheinlich auf das beabsichtigte Absendedatum des Briefes. Die Postsendeliste vermerkt lediglich für den 10. November 1788 eine Sendung an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, nicht aber an Herzog Ernst II. Ludwig (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). – Der erste Teil (57,1–58,22) ist dem Inhalt nach früher, wahrscheinlich am 8. November, geschrieben worden, da die von Goethe erwähnte Punschgesellschaft (vgl. zu 58,17–18) am 7. November 1788 stattgefunden hatte. Die Nachschrift (58,23–59,7) verfasste Goethe wohl kurz vor seiner Abfahrt nach Jena (vgl. 58,24), also spätestens am Abreisetag, dem 9. November. Der Brief wurde wahrscheinlich am nächsten möglichen Posttag abgeschickt, an dem der Cammerwagen von Jena über Weimar nach Erfurt und Gotha „Personen und Paquete“ transportierte (Post-Bericht 1789). Dies erfolgte immer mittwochs, in diesem Fall am 12. November 1788.
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H: LATh – StA Gotha, Sign.: E XIII A, Nr 7, Bl. 20–23. – 2 Doppelblätter 19,2 × 23,7 cm, 5 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: August Beck: Ernst der Zweite, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg, als Pfleger und Beschützer der Wissenschaft und Kunst. Gotha 1854, S. 433, Nr 53. WA IV 9 (1891), 50–52, Nr 2697. BEIL AG E
Zeichnung „Knabe mit Taube“ von Friedrich Bury (vgl. zu 57,17; zu 58,24). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Ernst II. Ludwig Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg (1745–1804) trat 1772 die Regierung des Herzogtums an, das aufgrund von Erbteilungen aus den Gebieten Gotha und Altenburg bestand. Als Zweitgeborener war für ihn ursprünglich die Militärlaufbahn vorgesehen gewesen, nach dem Tod seines Bruders, des Erbprinzen Friedrich Ludwig, im Jahr 1756 wurde er zum Thronfolger erzogen. Sein Interesse für Naturwissenschaften, insbesondere Astronomie, Mathematik und Physik, sowie für Kunst entwickelte sich bereits in frühen Jahren und hielt sein Leben lang an (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 28. Februar 1780 [GB 4 II]). – Erste Kontakte zu Goethe ergaben sich durch die Wiederaufnahme des 1739 stillgelegten und 1784 wiedereröffneten Kupferbergwerks in Ilmenau, da Goethe als Leiter der Ilmenauer Bergwerkskommission mit dem Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg aufgrund alter Ansprüche in Verhandlung treten musste. Über die Amtsgeschäfte hinaus verband Goethe jedoch bald ein enges Vertrauensverhältnis mit dem Gothaer Herzog. – Nach seiner Italienreise besuchte Goethe im Zeitraum von Juni 1788 bis Anfang 1790 Herzog Ernst II. Ludwig viermal auf Schloss Friedenstein, wo er meist mehrere Tage blieb: im September und November/Dezember 1788, im Juli 1789 und im Januar 1790. Goethe vermittelte im Zeitraum des vorliegenden Bandes Zeichnungen und Gemälde verschiedener Künstler aus Italien an den Herzog und übernahm auch in anderen Kunstangelegenheiten beratende Funktion. – Insgesamt sind 15 Briefe Goethes an Ernst II. Ludwig aus der Zeit zwischen dem 28. Februar 1780 und 11. Januar 1802 überliefert. In den Zeitraum des vorliegenden Bandes gehört davon lediglich dieser eine Brief. Allerdings lassen sich 15 weitere Briefe erschließen. Von den insgesamt zehn überlieferten Antwortbriefen des Herzogs stammt ebenfalls nur einer aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes, der von Anfang Februar 1789. 57,5 kleinen Handel] Möglicherweise mit Bezug auf die im Folgenden erwähnte finanzielle Unterstützung der Familie Balsamo in Palermo (vgl. zu 57,10), auf seine vermittelnde Rolle beim Ankauf von Zeichnungen Christoph Heinrich Knieps aus Neapel (vgl. zu 30,23; zu 87,1) und von weiteren Kunstgegenständen
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aus Italien (vgl. zu 57,13; zweite und dritte Erläuterung zu 58,7) oder auf einen anderen, nicht bekannten Sachverhalt. 57,7–8 großen Kapitals unverdienter Weise] Nicht ermittelt (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 57,9 Die Papiere] Vermutlich handelte es sich um Abschriften von Goethes Nachforschungen zur Identität von Alexander Graf von Cagliostro, deren Ergebnisse er 1792 veröffentlichte (vgl. die folgende Erläuterung). 57,10 ansehnlichen Beytrag zu Abbüßung meiner Palermitanischen Sünden] Durch Goethe initiierte Unterstützung der Familie des Hochstaplers Alexander Graf von Cagliostro (eigentlich Giuseppe Balsamo) in Palermo. Goethe hatte dessen Familie am 13. und 14. April 1787 in Palermo unter Angabe eines falschen Namens als angeblicher Freund aufgesucht, um sich die Identität Cagliostros mit Giuseppe Balsamo bestätigen zu lassen und mehr über dessen familiäre Hintergründe zu erfahren. Er fand Mutter und Schwester in ärmlichen Verhältnissen vor und versprach, Cagliostro einen Brief zu übermitteln, in dem die Familie ihn um Begleichung von Geldschulden bat. In seinem 1792 veröffentlichten Aufsatz „Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum“ beschreibt Goethe, wie er der Familie finanzielle Unterstützung zukommen ließ, indem er den an Cagliostro adressierten Brief nach seiner Rückkehr nach Weimar herumzeigte: Verehrungswürdige Personen, denen ich dieses Document vorlegte und die Geschichte erzählte, theilten meine Empfindungen und setzten mich in den Stand, jener unglücklichen Familie meine Schuld abtragen zu können und ihr eine Summe zu übermachen, die sie zu Ende des Jahres 1788 erhielt 〈…〉. (Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum. Mit einigen Nachrichten von seiner in Palermo noch lebenden Familie. In: Goethe’s neue Schriften. Bd 1. Berlin 1792, S. 247–384, hier: S. 378.) Goethe übermittelte der Familie Balsamo einen Betrag von „Livres 400 – defrance 〈…〉 d’ordre de Monsieur le Conseiller privé de Goethe à Weymar pour le Compte de Monsieur de Chevalier Wilton“ (GSA 25/W2397; vgl. auch WA I 31, 300 f.). Wie schon bei seinem Besuch in Palermo gab er sich als Engländer mit Namen Wilton aus. Der Betrag wurde von Balsamos Schwester Giovanna Giuseppe Maria Capitumino(-Balsamo) am 12. November 1788 quittiert (vgl. ebd.). Es ist nicht bekannt, welchen Anteil an dieser Geldsumme der Gothaer Herzog übernahm. In seinen Schatullrechnungen ist für die Monate Oktober bis Dezember nur der übliche Betrag an „Allmosen“ von 22 Reichstalern und 12 Groschen vermerkt (vgl. Einzelne Rechnungen und Belege über Schatoul-Ausgaben vom Jahr 1788; LATh – StA Gotha, E XIII A.) C.) 19, Bl. 100). 57,12 Die Risse] Vermutlich Grundrisszeichnungen für die geplante Ausgestaltung eines Gartenhauses im Gothaer Park (vgl. zweite Erläuterung zu 58,1). Näheres ist dazu nicht bekannt. 57,13 Das Gemälde von Guido mache ich in Rom gleich feste.] Herzog
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Ernst II. Ludwig begann in dieser Zeit, seine Gemäldesammlung durch Ankäufe, die er aus seiner Privatschatulle bestritt, zu erweitern (vgl. Allmuth Schuttwolf: Ernst II. als Förderer Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins. Ernst II. als Gemäldesammler. In: Die Gothaer Residenz zur Zeit Herzog Ernsts II. von SachsenGotha-Altenburg [1772–1804]. Gotha 2004, S. 169–188). Das hier erwähnte Gemälde, das der Herzog durch Goethes Vermittlung von Friedrich Bury erwarb, wird in den Katalogen der Herzoglichen Gemäldegalerie von Schloss Friedenstein vom Ende des 19. Jahrhunderts folgendermaßen beschrieben: „Bildniss eines Knaben, dessen rechte Hand auf ein auf einem Tische stehendes Nest mit ein Paar Tauben zeigt. 〈…〉 Auf L. h. 0,57 br. 0,46. Durch Goethe im Jahre 1788 für Herzog Ernst II. in Rom angekauft.“ (H. J. Schneider: Katalog der Herzoglichen Gemäldegalerie. Gotha 〈1880〉, S. 52, Nr 514; ebenso erwähnt in: Carl Aldenhoven: Katalog der Herzoglichen Gemäldegalerie. Gotha 1890, S. 102, Nr 530.) Es handelt sich um ein Detail aus einem 1638/39 entstandenen Gemälde Guido Renis mit dem Titel „Die Reinigung der Heiligen Jungfrau“ (vgl. zu 57,24). Friedrich Bury schickte das Bild zum Preis von 5 Scudi Anfang März 1789 nach Gotha, wie er in einem Brief an Goethe vom 21. März 1789 schreibt: „das Knäbgen ist vor 14 tagen unter der A d d r e s s e nach G o t h a abgegangen ich konnte es nicht eeter schiken indem es die Herzoginn noch nicht gesehen zuvor Sie nach Neapel gegangen ist, zweifele nicht daß dasselbe Ihnen Vergnügen machen wird, denn ich hab noch kein bild gesehen daß so Allgemeinen beyfall erhalten, die bezahlung dafür hab ich von b e l l o n i erhalten, und meine Schuld gleich darmit bezahlt, danke Ihnen nochmals Herzlich.“ (Bury-Goethe, 39.) In seinem Rechnungsbuch „Berechnungen mit verschiedenen Personen in den Jahren 178 / 1788–90“ vermerkt Goethe: In Rom gezahlt 100 # 〈Laubtaler〉 die für das Knabl (GSA 34/VII,6,2, Bl. 10). Und weiter notiert er: Erhalte für das Knabl 110 # 〈Laubtaler〉 (ebd., Bl. 11), die vom Herzog von Gotha dafür (zuzüglich der Auslagen für den Versand) an ihn gegangen sind. Ob das seit 1945 verschollene Gemälde eine Replik, eine Kopie oder eine Vorarbeit Renis war, ist nicht bekannt. 57,14 ein Rahm dazu gemacht] Es ist nicht bekannt, ob das Gemälde gerahmt geliefert wurde. 57,17 Zeichnung davon] Goethe hatte eine von Bury angefertigte „gleine Sitzze“ (Skizze) des Bildes Guido Renis in einem Brief Burys vom 9. August 1788 zugeschickt bekommen (Bury-Goethe, 20) und sie dem vorliegenden Brief beigelegt. Ihr Verbleib ist unbekannt. Goethe erwähnt die Zeichnung auch in der Nachschrift des vorliegenden Briefes (vgl. zu 28,24–25). 57,18 Angelika schreibt mir:] Das folgende Zitat ist von Goethe aus Angelika Kauffmanns Brief vom 21. September 1788 übernommen. Goethe hatte Kauffmann gebeten, ihre Einschätzung zu sämtlichen von Bury erworbenen Bildern abzugeben, die dieser Goethe zum Kauf angeboten hatte: „Sie verlangen meine meinung über die gemählden die Bury gekauft hat, und von denen er Ihnen schon die
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beschreibung wirt gemacht haben. die offt wiederholte Pietà von H: Car〈ac〉ci zeigt an verschidnen stellen die hand des meisters und ist ein gutes bild. das Portrait von Baroccio gemahlt ist auch sehr schön. ein brust bild von einem Jungen der mit kleinen tauben spilt ist meisterlich gemahlt und gar gefällig könnte wohl von Gvido sein, wie auch eine Madona mit dem Kind etc., ein stück das auch seinen werth hat.“ (Kauffmann, Briefe, 119.) 57,22 S. Volckmanns Nachrichten von Italien Artickel Modena] Johann Jakob Volkmanns „Historisch-kritische Nachrichten von Italien“, Goethes Reisehandbuch während seines Italienaufenthaltes, in dem sich kompilierte Beschreibungen zu Kunstdenkmälern Italiens finden. Goethe hatte Modena während seines Italienaufenthaltes selbst nicht besucht. 57,24 Ein Simeon im Tempel von Guido] Bei Volkmann lautet der vollständige Absatz, aus dem Goethe leicht verändert zitiert: „Der Dom ist ein schlechtes gotisches Gebäude. Einen Beweis von dem elenden Geschmack damaliger Zeiten giebt der Hauptaltar, darunter der Körper des heiligen Geminianus ruhet. In der ersten Kapelle rechter Hand sieht man den Simeon im Tempel von Guido. Eine artige Episode des Gemäldes ist ein Kind, welches mit den in den Tempel gebrachten Tauben spielt; der Meister hat dieser kleinen Figur einen sehr naiven Ausdruck gegeben, sonst ist das Gemälde etwas trocken und zu grau gehalten 〈…〉.“ (Volkmann 1, 364.) Das von Volkmann beschriebene Gemälde „Die Reinigung der Heiligen Jungfrau“ (286 × 201 cm) war 1638/39 für den Altar der Sassi Kapelle im Dom von Modena gemalt worden. 1774 wurde es aus dem Dom entfernt und in die herzogliche Gemäldesammlung in Modena integriert, 1796 von den Franzosen beschlagnahmt und in den Louvre nach Paris gebracht, wo es sich noch heute befindet. Vgl. weiterführend D. Stephen Pepper: Guido Reni. A Complete Catalogue of his Works with an Introductory Text. Oxford 1984, S. 281, Nr 174. 58,2 scisirt] Skizziert. 58,7 den beyden andern Bildern] Von Friedrich Bury in Rom erworbene Bilder, die er Goethe bereits in einem Brief vom 7. Juni 1788 zum Kauf angeboten hatte. Vgl. die beiden folgenden Erläuterungen. 58,7 Carrache] Kopie von unbekannter Hand des in der damaligen Zeit häufig reproduzierten Ölgemäldes „Pietà“ Annibale Carraccis (160 × 159 cm), vermutlich 17. Jahrhundert. Das Original (156 × 149 cm) war 1599/1600 entstanden (heute: Museo di Capodimonte in Neapel, Inv.-Nr Q 363). – Friedrich Bury hatte Goethe von seiner Erwerbung des Bildes aus dem Palazzo Farnese in einem Brief vom 7. Juni 1788 berichtet und ihm eine von ihm gefertigte Tuschzeichnung davon geschickt (vgl. zu 7,2–3). Herzoginmutter Anna Amalia kaufte das Gemälde schließlich 1793 auf Anraten Goethes und Johann Heinrich Meyers, die es wie Friedrich Bury für einen echten Carracci hielten (KSW, Museen, Inv.-Nr G 187). 58,7 Baroccio] Das 1583 entstandene Ölporträt des Herzogs von Urbino Francesco Maria II. della Roverre (123,5 × 99,5 cm) von Federico Barocci hängt heute
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noch in Goethes Wohnhaus im danach benannten Urbinozimmer (KSW, Museen, Inv.-Nr GGe/00660; vgl. auch das Werkverzeichnis Baroccis in: Harald Olsen: Federico Barocci. Munksgaard 1962, S. 177, Nr 36). Friedrich Bury hatte in einem Brief vom 7. Juni 1788 über die Erwerbung des Gemäldes berichtet und es Goethe am 17. Oktober 1788 zum Kauf angeboten: „das Portrait ist hier im Handel 100 l ’ o u i s d o r werth, Sie sollen es haben für das was mich es Kostet“ (Bury-Goethe, 28.) Bury selbst hatte 100 Scudi gezahlt. Ein letztes Mal erwähnt Bury das Bild gegenüber Goethe in einem Brief vom 21. September 1790 (vgl. Bury-Goethe, 60, Nr 29). Wann genau nach diesem Zeitpunkt das Gemälde von Goethe erworben wurde, ist unbekannt. Weiterführend vgl. Marie Schuette: Das Bildnis des Herzogs von Urbino im Goethehaus. In: GJb 60 (1940), 251–265. 58,10 Mit der Zeichnung] Vgl. zu 57,17. 58,10 der Maasstab] Vermutlich hatte Goethe bei seinem Gotha-Aufenthalt im September 1788 dem Herzog Zeichnungen von Garten- und Landhäusern aus Italien mitgebracht, wie er sie in einem Brief aus Italien vom 27. Mai 1787 bereits Herzog Carl August angekündigt hatte (vgl. GB 7 II, zweite Erläuterung zu 150,29). Möglicherweise ließ sich Ernst II. Ludwig Vorschläge für den Innenausbau des 1781 errichteten Gartenhauses im Garten der Herzogin unterbreiten, der 1789 realisiert wurde (vgl. Julia Burbulla: Allumfassende Ordnung. Gartenkunst und Wissenschaft in Gotha unter Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg [1772–1804]. Bern 2010, S. 285). Goethe vermittelte dem Gothaer Herzogspaar darüber hinaus den Architekten Johann August Arens, den er in Rom kennen gelernt hatte (vgl. zu 165,24–25; zu 165,25–26). Arens’ „Project d’une Maison de Campagne“ von 1788, von dem sich eine kolorierte Federzeichnung (KSW, Museen, Inv.-Nr 216404) sowie ein Grundriss (ebd., Inv.-Nr 216468) im GNM befinden, war vermutlich ein Vorentwurf für das spätere Römische Haus und hätte als ‚Prototyp‘ eines Landhauses im italienischen Stil auch für Ernst II. Ludwig von Interesse sein können. Näheres ist dazu nicht bekannt. 58,11–12 auf einige Zeit nach Jena] Vom 9. bis 21. November (vgl. zu 46,22–23). 58,12 Myologie] Zu Goethes Beschäftigung mit Muskellehre und Anatomie während seines Jena-Aufenthaltes vgl. zu 56,26. 58,13 gnädigsten Fürstinn] Herzogin Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha und Altenburg geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen, seit 1769 die Frau von Herzog Ernst II. Ludwig. 58,15 Unsre gnädigste Herzoginn giebt uns gute Hoffnung] Die Schwangerschaft der Herzogin Louise war vermutlich im November öffentlich gemacht worden. Caroline Herder teilte ihrem Mann in einem Brief vom 〈7.〉 November 1788 mit: „Die Herzogin soll wohl u. in der Hälfte der Schwangerschaft sein.“ (Herder, Italienische Reise, 204.) Fünf Monate später, am 13. April 1789, wurde Louise von einem Prinzen entbunden, der jedoch nur kurze Zeit lebte: „Heute früh zwi-
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schen 12 und 1 Uhr kahme DurchL. Herzogin |:zu unßern grösten Mitleiden:| mit einem wohlgestalten Prinzen nieder solcher erblickte aber die Welt nicht, sondern aller angewendeten Mühe war er und blieb dodt!“ (FB 1789, S. 90; vgl. auch zu 102,17.) 58,17–18 Von einem gestrigen Ball und Punschgelag] Der Ball fand wahrscheinlich am 7. November statt. Caroline Herder berichtete ihrem Mann in einem Brief vom 14. November 1788, dass Goethe „auf dem tanzenden Picknick mit keiner gescheidten Frau ein Wort beinah geredet, sondern den Fräuleins nach der Reihe die Hände geküßt, ihnen schöne Sachen gesagt und viel getanzt hätte.“ (Düntzer, Herder Italien, 170.) Diese Art von Punschgesellschaften fand in den Wintermonaten vom 7. November an immer freitags statt. Herzog Carl August hatte für zehn Personen abonniert, wie Caroline Herder in einem Brief vom 7. November 1788 an Herder schreibt (vgl. ebd., 166). 58,19 Nächstens mehr] Goethe schrieb die nächsten Briefe an den Herzog im Januar 1789. Sie sind nicht überliefert (vgl. EB 141, EB 145, EB 152). 58,21 Weimar dl. 11 Nov.] Goethe hielt sich bereits seit dem 9. November in Jena auf und datierte den Brief, der noch vor seiner Abreise in Weimar geschrieben wurde, wahrscheinlich auf einen Tag vor dem tatsächlichen Absendetag nach Gotha am 12. November (vgl. Datierung). 58,24–25 Das Kind mit den Tauben 〈…〉 zurück erhalten.] Vgl. zu 57,17. Es ist nicht bekannt, von wem Goethe die Zeichnung zurückerhielt, vermutlich von Herzog Carl August, der sich wie der Gothaer Herzog für den Ankauf von Kunstwerken aus Italien interessierte. 58,26–27 Hl. Rath Reichart sende ich 〈…〉 Phisiognomick mit einigen Anfragen.] Goethe sandte zwei Exemplare des 1786 erschienenen 3. Bandes der französischen Ausgabe von Lavaters „Physiognomischen Fragmenten“ an den Gothaer Hofbibliothekar Heinrich August Ottokar Reichard (vgl. zu 60,10; zu 60,13). 58,28 An Kniep] Goethe hatte dem Maler Christoph Heinrich Kniep am 19. September 1788 nach Neapel geschrieben (Nr 28) und ihm einen Auftrag von 20 Zeichnungen in Aussicht gestellt, den Herzog Ernst II. Ludwig erteilt hatte (vgl. zu 31,2; vgl. zu 33,30). In einem Brief von Anfang Februar 1789 dankte Ernst II. Ludwig Goethe für ein Verzeichnis von Knieps Zeichnungen und bat ihn, für ihn einige Stücke auszuwählen; die tatsächliche Bestellung erfolgte über Goethe am 23. Februar 1788 (vgl. Nr 87). Kniep antwortete auf Goethes Schreiben am 23. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 143, Nr 325). 58,28–29 An Tischbein] In seinem Brief vom 19. September 1788 an Johann Heinrich Meyer (Nr 29) hatte Goethe in Aussicht gestellt, dass er auch bald an Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der mit Meyer und Kniep in einer Hausgemeinschaft in Neapel lebte, schreiben werde (vgl. zu 33,27). Ob Goethe diese hier wiederholte Absicht realisierte, muss allerdings bezweifelt werden. Belege dafür sind
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nicht überliefert. Tischbeins Briefe an Goethe in Weimar waren bisher alle unbeantwortet geblieben. Ihr seit der Sizilienreise 1787 gestörtes Verhältnis stellte sich nie wieder ganz her, und auch die Beziehung zwischen Herzog Ernst II. Ludwig und seinem Protegé war seit geraumer Zeit stark belastet (vgl. zu 91,19). Als Herder, der sich mit der Herzoginmutter Anna Amalia im Frühjahr 1789 in Neapel aufhielt, Goethe darum bat, sich für Tischbein beim Gothaer Herzog zu verwenden, reagierte Goethe mit Kritik und Ablehnung (vgl. 91,19–93,7). Briefe an Tischbein sind erst wieder aus dem Zeitraum zwischen 1806 und 1822 überliefert. 58,29–30 Brief an ihn zur Einsicht] Wahrscheinlich geschah dies nicht (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 58,31 an Rath Reifenstein] Der seit 1763 in Rom ansässige, einflussreiche Kunstkenner und Archäologe Johann Friedrich Reiffenstein war 1772 von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg zum Hofrat mit einer Jahrespension von 400 Scudi ernannt worden und war für ihn als Kunstagent in Rom tätig. Goethe hatte Reiffenstein kurz nach seiner Ankunft in Rom kennen gelernt, ließ sich von ihm die antiken Stätten, Museen sowie private Sammlungen zeigen und verdankte ihm Kontakte zur deutschen Künstlerkolonie. 59,3 Wenn die Muskellehre in Jena durchgearbeitet ist] Goethe blieb bis zum 21. November 1788 in Jena. Zu seiner dortigen Beschäftigung mit Muskellehre und Anatomie vgl. zu 56,24–25; zu 56,26. 59,4 auf dem Friedenstein] Schloss Friedenstein, der Residenz- und Regierungssitz der Herzöge von Sachsen-Gotha und Altenburg. 59,4 Auspiciis] Ablativ Plural von lat. auspicium: Vorzeichen, hier: Schirmherrschaft, Aufsicht (vgl. GWb 1, 1199). 59,5 Herrn Döll] Friedrich Wilhelm Eugen Doell, Hofbildhauer des Gothaer Herzogs und seit 1786 Professor der dortigen Kunstschule, war 1781 von einem mehrjährigen Italienaufenthalt an den Hof zurückgekehrt. Offensichtlich hatte er sich für Goethe während dessen Besuch in Gotha als angenehmer Gesprächspartner in Kunstangelegenheiten erwiesen. Über Doells Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 73. 59,5 Natur und Antike] Möglicherweise interessierte sich Goethe besonders für den im englischen Stil angelegten herzoglichen Garten und dessen Ausgestaltung oder auch für die reiche Kunstsammlung des Herzogs, so etwa für die große Anzahl an Gipsabgüssen antiker Plastiken oder von Skulpturen des französischen Bildhauers Jean Antoine Houdon. Auch die zahlreichen Korkmodelle antiker Tempel der herzoglichen Sammlung dürften gerade nach seiner Italienreise für ihn interessant gewesen sein. Während seines Gotha-Aufenthaltes im September 1788 hatte er diese wahrscheinlich bereits ausführlich studiert. 59,7 Vielleicht wird es mir nach dem neuen Jahre so wohl.] Goethe reiste mit Herzog Carl August bereits am 30. November erneut nach Gotha (vgl. FB 1788, S. 306) und hielt sich dort bis zum 4. Dezember auf, um die Zustimmung
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des Herzogs zu dem Vorschlag zu erwirken, Schiller zum außerordentlichen Professor für Geschichte an die Jenaer Universität zu berufen. 1789 kam er erst wieder vom 15. bis zum 18. August gemeinsam mit Herzog Carl August nach Gotha.
55. An Johann Heinrich Merck Weimar, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788 → 〈Darmstadt〉 DATIERUN G
Vgl. Datierung zu Nr 52. ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, München. – 1 Bl. 19,5(–19,8) × 27,2(–27,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs in der oberen Blatthälfte Adresse: Herrn Kriegsrath / Merck / nach Darmstadt, unter der Adresse von Mercks Hd, Tinte: Berechnungen (Zahlenkolonnen), am unteren Blattrand Siegelreste; Blatt insgesamt leicht brüchig. E: Merck, Briefe2 (1838), 274, Nr 134. WA IV 9 (1891), 54 f., Nr 2699. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Mercks vom 18. Oktober 1788 (Merck, Briefwechsel 4, 551 f., Nr 963; vgl. RA 1, 135 f., Nr 303). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Über Goethes seit 1771 bestehende Beziehung zu dem in der Geheimen Kanzlei des landgräflichen Hofs von Hessen-Darmstadt tätigen Johann Heinrich Merck (1741–1791) vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen aus der ersten Hälfte des Februar 1774 (GB 2 II, Nr 94), vom 5. Januar 1776 (GB 3 IIA, Nr 16) und vom 13. Februar 1785 (GB 6 II, Nr 28). – Die vor allem anfangs im gegenseitigen literarischen Austausch geführte und Mitte der 1780er Jahre mit einem wissenschaftlichen Dialog über naturhistorische Fragen und beider Forschungen in der vergleichenden Anatomie und Osteologie intensivierte Korrespondenz zwischen Goethe und Merck war nach zunehmenden persönlichen Differenzen bereits seit Mitte 1785 faktisch beendet. Eine Nachricht Goethes von seiner Italienreise aus Rom vom Februar 1787 (GB 7 I, Nr 69) änderte daran nichts mehr. Die verzweifelte finanzielle Lage, in die Merck 1788 durch den bevorstehenden Konkurs einer Anfang des Jahres in Darmstadt übernommenen Baumwollfabrik geraten war, veranlasste ihn schließlich, am 3. August 1788 einen Brief mit einer dringenden Bitte um Hilfe an Goethe zu richten. Dieser wurde auch umgehend tätig und vermittelte einen von Herzog Carl August verbürgten Kredit eines Frankfurter Bankhauses
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über 4000 Taler an Merck. Der vorliegende Brief ist ein Antwortschreiben auf Mercks daraufhin am 18. Oktober geschriebenen Dankesbrief. Ein weiterer Brief Goethes an Merck vom 14. Dezember 1789 ist nicht überliefert (vgl. EB 265). Zu einer Fortsetzung ihres Briefwechsels kam es danach aber nicht mehr. 59,8 Dein Brief] Mercks Bezugsbrief vom 18. Oktober 1788. 59,8–9 seinem Inhalte nach betrübt, hat mir doch Freude gemacht] Merck beklagte in seinem Bezugsbrief die physischen und psychischen Probleme, die ihm aus dem drohenden Konkurs seiner in Darmstadt gegründeten Baumwollmanufaktur erwachsen waren, ungeachtet der Hilfe vieler Freunde. So hatte sich z.B. Goethe um die Absicherung eines Kredits durch eine Bürgschaft Herzog Carl Augusts bemüht (vgl. 29,16–30,9), um den finanziellen Ruin Mercks abzuwenden (vgl. zu 17,13–14). Der Herzog stellte am 19. September die gewünschte Bankbürgschaft für Merck aus (vgl. zu 29,27–28). Auch vom hessendarmstädtischen Erbprinzen Ludwig hatte Merck Unterstützung bekommen (vgl. Ludwig Erbprinz von Hessen-Darmstadt an Merck, 12. September 1788; Merck, Briefwechsel 4, 547), so dass sich die Lage zumindest finanziell etwas entspannt hatte. Dennoch zeigte sich Merck äußerst verzweifelt: „Ichbin 〈!〉 noch nicht im Stande, weder dem Herzog, als meinem Ersten Wohlthäter, noch meinem ältesten u. edelsten Freunde mit meinem Dank unter die Augen zu treten. Meine Situation übertrifft an Elend alle Beschreibung. Ohne Schlaf u. ohne Muth, Physisch u. Moralisch zu Grunde gerichtet; wandere ich ohne Ruhe noch unter den Lebenden herum, jedem zur Last – und fürchte für meinen Verstand. Weil es der Medikus will, muß ich an die Lufft, und da mir das Blut ganz alleine nag dem Kopf steigt, so hält man mich für gesund, weil ich roth aussehe. Indessen sind alle Animalische Funktionen gestört u. müssen es noch lange bleiben, weil alle Tage der widerkommende Verdruß, bey Abthuung der traurigsten Geschäffte, u. dem Empfang der schrecklichsten Briefe das Werk der r e s t a u r i r e n d e n Natur zerstört. 〈…〉 Was alle Bemühungen meiner Freunde, mich aufrecht zu erhalten wirken werden, muß die Zeit lehren. Bleibe ich ferner so krank, oder verliehre ganz den Verstand, – so bin ich zu meinem Amte ferner untüchtig, u. sterbe also natürlicher weise hungers mit meiner Familie. 〈…〉 Alles reut mich, alles ängstigt mich – aber am meisten das Wohlthun, u. die Güte meiner Freunde, u das Lächeln meiner unschuldigen Kinder. Der ErbPrinz, u. Schleirmacher haben sich wie Engel gegen mich aufgeführt, u. so noch einige Edle Menschen. Aber Berge lassen sich nicht versezen. Wenn ich nur nicht ganz kindisch u. muthloß wäre, 〈…〉 so wäre vielleicht hoffnung zu meiner Genesung, u. Aufrechthaltung. 〈…〉 Ich schreibe alles dieses in der hoffnung, ein schwaches Licht in meinen Kerker zu werfen, bey dem man mich zur Noth erkennen kann. 〈…〉 Es geht mir mit dem herzog, wie mit Gott, ich kan nicht mitihm reden, so gern ich wolte mich ihm zu nähern. 〈…〉 Ich finde mich in Etwas erleichtert nach dem ich diesen langen Brief geschrieben habe. Wenn ich weinen könnte, wäre mir noch besser.“ (Merck, Briefwechsel 4, 551 f.)
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59,11 Schreibe mir manchmal] Weitere Briefe Mercks an Goethe sind nicht bekannt. Trotz Beilegung der unternehmerischen Krise konnte Merck seine Depression nie mehr ganz überwinden. Er nahm sich am 27. Juni 1791 das Leben. 59,14 phisischen moralischen, oekonomischen Ubel] Vgl. zu 59,8–9. 59,15–16 deinen Freunden] Wegen seiner stark angegriffenen Gesundheit aufgrund der prekären wirtschaftlichen Situation war Merck offensichtlich kaum noch in der Lage, seine Beziehungen zu Freunden zu pflegen (vgl. zu 17,17). Erst im Frühjahr 1789, als die größten Probleme überwunden waren, nahm er wieder erste Kontakte auf, wie er in seinem Dankesbrief an Herzog Carl August vom 28. März berichtete: „Sie können nicht glauben was ich vor ohngefähr 8 tagen empfand, als ich mich aus der Schmach der Unterdrükung wieder in den Cirkel meiner alten Freunde aufgenommen fand, mit Göthes Mutter, der La Roche, ihren Kindern, u. Göthes alten Freunden vereinigt wieder sah. Dieß alles hab ich nächst Gott Ihnen zu danken.“ (Merck, Briefwechsel 4, 559.) Zu Goethes und Mercks gemeinsamen Bekannten in Frankfurt a. M. und Umgebung wären v.a. das Ehepaar d’Orville und der Musikverleger Johann André aus Offenbach, der Arzt Johann Christian Ehrmann d. J., der Gerichtsschreiber Johann Adam Horn sowie Johann Jacob Riese, Johann Ludwig Hetzler, Heinrich Sebastian Hüsgen und die Familie Gerock aus Frankfurt zu zählen. 59,16 Schleiermacher] Der Kollege am Darmstädter Hof, Kabinetssekretär Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher, unterstützte Merck bei der Ordnung der geschäftlichen Abläufe und finanziellen Transaktionen seines konkursbedrohten Textilunternehmens. Insbesondere ging er erfolgreich in Revision gegen Forderungen der landgräflichen Kriegskasse und trug so wesentlich zu Mercks Rehabilitierung und zur Überwindung der existenziellen Finanzprobleme bei. Auch die Bürgschaft Herzog Carl Augusts hatte Schleiermacher wahrscheinlich mit vorbereitet, nachdem ihn Goethe gleich nach Mercks Hilfeersuchen von Anfang August kontaktiert hatte. Zwischen dem 13. August und 7. November schrieb Goethe fünf Mal an Schleiermacher (vgl. EB 57, EB 66, EB 87, EB 90, EB 108).
56. An Heinrich August Ottokar Reichard Weimar, 〈wahrscheinlich 8. oder 9.〉 November 1788 → 〈Gotha〉 DATIERUN G
Vgl. Datierung zu Nr 52. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; bis 1891 Privatbesitz, Major von Göchhausen, Dresden (vgl. WA IV 9, 341).
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E: Reichard, Selbstbiographie (1877), 398 (nach H). WA IV 9 (1891), 55 f., Nr 2700 (nach H). Textgrundlage: E. – Die Unterschiede in der Textdarbietung von E und WA, denen beiden noch H vorgelegen hat, sind gering (vgl. Überlieferungsvarianten). Während in E die offenkundig im Schreibprozess verwendeten Wortabkürzungen erhalten geblieben sind (vgl. H. und u.), nimmt der Druck in WA augenscheinlich mehr Rücksicht auf den originalen Lautstand (vgl. Französchen und Physiognomick). Die Auflösung der Abkürzungen muss als ein schwerwiegenderer editorischer Texteingriff angesehen werden als der der Lautstandsänderung, so dass E zur Textgrundlage gewählt wurde. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
60,5 französischen] Französchen WA 60,5 Physiognomik] Physiognomick WA 60,6 nicht,] nicht WA 60,8 H.] Herrn WA 60,8 Oberstallmeister] Oberstallmstr. WA (Lesarten) 60,14 Sinn u.] Sinn und WA 60,15 Ebenso] Eben so WA 60,23 ergebensten] ergebenster WA 60,23 Dr] Diener / Dr. WA (Lesarten) BEIL AG EN
1) Zwei Exemplare des 3. Bandes der französischen Phisiognomik (60,5; vgl. zu 60,7; 60,8). 2) Paket an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 60,17). 3) Paket an Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 60,17–18). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Reichards Antwort, wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 22. November 1788, ist nicht überliefert (vgl. zu 65,2–3). Der aus Gotha stammende Heinrich August Ottokar Reichard (1751–1828), Sohn eines Oberkonsistorialsekretärs, hatte von 1767 bis 1771 in Göttingen, Leipzig und Jena Jura studiert. Nach seiner Rückkehr nach Gotha betätigte er sich als Publizist und wurde Schauspieler am herzoglichen Hoftheater. Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg übertrug ihm von 1775 bis 1779 die Oberaufsicht über das Theater und ernannte ihn 1779 zum zweiten Bibliothekar der öffentlichen, 1780 auch der herzoglichen Bibliothek. Seit Oktober 1775 gehörte Reichard der Gothaer Freimaurerloge an. In den Folgejahren wurde er zu einem engen Vertrauten des Herzogs und durchlief die Beamtenlaufbahn, wurde 1785 Rat, 1801 Kriegsrat und schließlich 1825 Direktor der obersten Gothaer Militärbehörde, der herzoglichen Kriegskommission. Als Publizist und Herausgeber u.a. des „Theater-Kalenders“ (1775–1800) und des „Theater-Journals für Deutschland“
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(1777–1784), des „Gothaischen Hofkalenders“, der „Gothaischen gelehrten Zeitungen“ (1784–1804) sowie mehrerer deutsch- und französischsprachiger Zeitschriften, arbeitete er eng mit den Verlegern Carl Wilhelm Ettinger in Gotha und Friedrich Justin Bertuch in Weimar zusammen. Reichard veröffentlichte eine „Bibliothek der Romane“ in 21 Bänden (1778–1794) nach französischem Vorbild und übersetzte Dramen und Reiseberichte aus dem Französischen ins Deutsche. Seine erfolgreichsten Publikationen waren Reisehandbücher in deutscher und französischer Sprache. – Goethes Verbindung zu Reichard beruhte vor allem auf dessen Tätigkeit als herzoglicher Bibliothekar. Aus dem Zeitraum von 1788 bis 1809 sind fünf Briefe Goethes an Reichard überliefert, die ersten beiden vom November 1788. Von Reichard sind zwei Briefe aus den Jahren 1800 und 1803 an Goethe bekannt. 60,4 der Herzog] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg. 60,4–5 vor einigen Jahren 〈…〉 französischen Phisiognomik von mir erhalten] Die vierbändige französische Ausgabe der „Physiognomischen Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe“ Johann Caspar Lavaters erschien unter dem Titel „Essai sur la Physiognomonie, destiné A faire Connoître l’Homme et à le faire Aimer. Par Jean Gaspard Lavater. Citoyen de Zurich et ministre du St. Evangile“ in den Jahren 1782, 1783, 1786 und 1803 im Selbstverlag (Jacques van Karnebeek) mit der Ortsangabe La Haye (Den Haag). Lavater hatte Goethe am 23. November 1781 von der bevorstehenden Veröffentlichung des ersten Bandes unterrichtet und angefragt, ob dieser nicht „2. oder 3. los werden“ könne (Goethe-Lavater3, 230 f.). Goethe schlug Lavater daraufhin am 3. Dezember 1781 vor, ihm zwölf von den ersten Exemplaren zuschiken zu laßen, ich getraue mir diese, vielleicht auch noch mehrere abzusezen. (WA IV 5, 229.) Lavater ließ Goethe die zwölf Exemplare zukommen (vgl. die folgende Erläuterung). Er hoffte wohl, nicht zuletzt durch den Absatz der Ausgabe auch einen Teil seiner Schulden bei Herzog Carl August tilgen zu können (vgl. Goethe an Lavater, 13. Oktober 1780; WA IV 4, 317 f.; Lavater an Goethe, 28. Dezember 1782; Goethe-Lavater3, 198). Offensichtlich hatte Goethe ein Exemplar an den Gothaer Herzog verkaufen und ihn zur Abnahme auch der folgenden Bände 2 und 3 gewinnen können, was die im handschriftlichen Katalog der Privatbibliothek des Herzogs verzeichneten Exemplare nahelegen (vgl. Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha, „Catalogus Bibliothecae Ernestinae conspectus Anno MDCCCXVI“, Sign: 4.p.22). Heute sind die Bände nicht mehr im Bestand der Gothaer Bibliothek. 1788 war Goethe ebenfalls noch im Besitz der Ausgabe (vgl. Ruppert, Ältestes Verzeichnis, 272). 60,6 der zweyte durch meine Hände gegangen] Der zweite Band der Ausgabe war 1783 ebenfalls in Den Haag erschienen. Möglicherweise hatte Goethe auch davon einige Exemplare erhalten und an die Bezieher der Ausgabe weitergegeben (vgl. zu 60,10). Aus einer späteren Rechnung Lavaters, die er am 22. Sep-
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tember 1792 an Goethe sandte, geht zumindest hervor, dass Goethe von allen drei bis dahin erschienenen Bänden der Ausgabe zwölf Exemplare zur Verfügung gestellt bekam: „I. II. und III. Thl. französische Physiognomiken 12. Ex. à 9. NLdr. Eins 〈fl.〉 1080.“ (Goethe-Lavater3, 245; vgl. auch ebd. 417.) 60,6–7 überliefert man mir den dritten] Lavater hatte Goethe in seinem Brief vom 27. September 1786 nach Weimar gemeldet, dass er nun die Arbeit am „III. Band der Französischen Physiognomik“ (Goethe-Lavater3, 241) abgeschlossen habe. Goethe war zu diesem Zeitpunkt in Italien und nahm die Mitteilung wahrscheinlich erst nach seiner Rückkehr im Juni 1788 zur Kenntnis. Der dritte Band der Ausgabe mit der Angabe „Den Haag 1786“ war erst 1787 veröffentlicht worden. Nachdem Lavater im Laufe des Sommers 1788 von Goethes Rückkehr nach Weimar erfahren hatte, ließ er ihm offensichtlich zwölf Exemplare des dritten Bandes zukommen (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 60,7 hiermit übersende] Die Sendung an Reichard hatte Goethe Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg am 8. November 1788 auch schon persönlich angekündigt (vgl. 58,26–27). Reichard erhielt das Buch in seiner Funktion als Hofbibliothekar zugesandt. 60,8 Oberstallmeister] Goethe kannte den Leiter des herzoglichen Marstalls in Gotha, den Wirklichen Geheimen Rat und Oberstallmeister Georg Gottlieb Leberecht von Hardenberg, persönlich offenbar recht gut (vgl. auch GB 6 II, zu 202,19–20). 60,10 ob etwa der zweyte Band schon angelangt] Die Antwort Reichards auf Goethes Anfrage ist nicht überliefert. Aus Goethes Replik darauf geht lediglich hervor, dass Prinz August der zweite Band bisher noch fehlte (vgl. zu 65,2–3) und ihm ein Exemplar über Bertuch nachgeliefert werden sollte (vgl. zu 65,4). 60,11 darnach erkundigen] Möglicherweise mit Hilfe Bertuchs. Näheres ist dazu nicht bekannt. 60,13 noch jemand] Reichard hatte Goethe offensichtlich in seinem nicht überlieferten Antwortschreiben mitgeteilt, dass auch Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg zu den Beziehern der Ausgabe gehöre (vgl. zu 65,2–3). 60,15–16 Preise um den ich mich erst wieder erkundigen muß] Ob Goethe sich tatsächlich nach dem ursprünglichen Preis der Bände erkundigte, muss bezweifelt werden. Lavater informiert am Ende des dritten Bandes in einem Hinweis („Avis au public“) über Änderungen von Umfang und Preis der französischen Ausgabe. Diese werde nicht wie vorgesehen drei Bände umfassen, sondern um einen vierten Band sowie ein Supplement ergänzt. Subskribenten sollten für den dritten Band den vereinbarten Preis von drei Louisd’or entrichten und den vierten Band, der erst 1803 erschien, kostenfrei erhalten („ils en payeront le prix convenu de trois Louis d’or, & nous promettons de la manière la plus solemnelle de leur livrer le quatrième Volume, dès qu’il sera achevé, & sans la moindre retribution“). Der Supplement-Band werde zum Preis von eineinhalb Louisd’or angeboten, eine Abnahme-
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pflicht bestehe nicht („Ce supplément 〈…〉 se vendra séparément au prix d’un Louis et demi pour les Souscripteurs, & ceux-ci seront les maîtres de l’acheter ou non“). Wer nicht bereits vor Erscheinen des dritten Bandes Subskribent gewesen sei, könne die Bände nicht einzeln, sondern lediglich das Gesamtwerk zum Preis von 14 Louisd’or und das Supplement für zwei Louisd’or erwerben („Quant à ceux qui n’auront point souscrit avant la distribution du 3e. Volume, ils ne pourront plus acquérir l’ouvrage entier qu’à raison de quatorze Louis, & le Supplément se vendra séparément à deux Louis“). In seiner Rechnung vom 22. September 1792 weist Lavater die an Goethe geschickten jeweils 12 Exemplare der ersten drei Bände mit 1080 fl. aus (vgl. zu 60,6). 60,17 besonder Packet an Durchl. den Herzog] Goethe sandte darin wahrscheinlich die Anfang November in seinem Brief an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg angekündigte Zeichnung „Der Knabe mit den Tauben“, die Guido Reni zugeschrieben wurde und die Goethe von Friedrich Bury aus Rom erhalten hatte (vgl. zu 57,17). 60,17–18 ein kleineres an des Prinzen August] Vermutlich erhielt Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg, der Bruder des Herzogs, ebenfalls Zeichnungen oder andere Kunstgegenstände aus Rom. Näheres ist darüber nicht bekannt. 60,19 Ihre liebe Gattinn] Amalie Christiane Dorothea geb. Seidler aus Weimar, seit 1786 Reichards Frau. 60,20 dem Kleinen] Am 4. Mai 1788 war Reichards Tochter Charlotte Friederike Elisabeth Adelaide Auguste geboren worden. 60,24 W. d. 10 Nov.] Goethe hielt sich bereits seit dem 9. November in Jena auf. Das Datum bezeichnet wahrscheinlich den Absendetag des Briefes (vgl. Datierung).
57. An Georg Joachim Göschen 〈Jena, wahrscheinlich 14. oder 15. November 1788〉 → 〈Leipzig〉 DATIERUN G
Der Empfangsvermerk auf der Rückseite von Goethes Brief, „Leipzig dL 16 9b: 1788.“ (vgl. Überlieferung), lässt den Schluss zu, dass Goethe den vorliegenden Brief ein bis zwei Tage zuvor, also am 14. oder 15. November, in Jena, wo er sich seit dem 9. November aufhielt (vgl. zu 56,24–25), geschrieben und versandt hat. Dies wird zusätzlich durch die Tatsache gestützt, dass Goethe das hier mitgeteilte Epigramm „Süße Sorgen“ am 16. November auch an Herzog Carl August nach Weimar schickte (vgl. zu 61,4).
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19,6(–19,8) × 27,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am linken Rand Mitte Papierausriss; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk von fremder Hd, Tinte: „L e i p z i g dL 16 9 b : 1788. / G ö t h e “. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 109. WA IV 9 (1891), 60 f., Nr 2704 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 8. November 1788 (vgl. RA 1, 138, Nr 310). – Zwei Antwortbriefe Göschens aus dem Zeitraum zwischen dem 17. November und Anfang Dezember 1788 sind nicht überliefert (vgl. 69,15–17). 61,1 das Paquet Bücher] Goethe hatte mit seinem Brief vom 6. November 1788 bei Göschen den 5. Band von Adelungs „Wörterbuch der hochdeutschen Mundart“ und Joseph Barths „Anfangsgründe der Muskellehre“ bestellt (vgl. zu 55,13; zu 55,15–16). Göschen schickte die Bücher umgehend am 8. November nach Weimar: „Auf Dero Befehl hab’ ich die Ehre hierbey zu ubersenden: 1 Bahrds Muskellehre rh. 7 rh 12 gr / 1 Adlungs Worterb. 5r Th. 1 〈rh〉 16.“ (H: GSA 30/297, Bl. 65.) Goethe erhielt die Sendung wahrscheinlich noch rechtzeitig vor seiner Abreise zu seinem zweiwöchigen Jena-Aufenthalt am Nachmittag des 9. November (vgl. auch zu 55,15–16), oder sie ist ihm in den folgenden Tagen nachgeschickt worden. 61,1–2 Correcktur Bogen richtig erhalten nebst den ausgeschnittnen Gedichten] Mit Satz und Druck der bisher von Goethe übersandten Manuskripte für Band 8 seiner „Schriften“ hatte Göschen in der Woche vom 3. November begonnen (vgl. zu 55,19–20). Am 8. November schickte der Verleger zusammen mit den von Goethe vor zwei Tagen bestellten Büchern (vgl. die vorhergehende Erläuterung) eine so genannte „erste Correktur des ersten Bogens“ (H: GSA 30/297, Bl. 65; vgl. auch QuZ 1, 156) von Band 8 an Goethe. Die eigentlichen Aushängebogen erhielt Goethe erst später, und zwar sukzessive mit dem fortschreitenden Druckprozess ab Ende November oder Anfang Dezember 1788 bis Ende Januar 1789 (vgl. zu 69,15–16; zu 76,12–13). Ferner erhielt Goethe mit der Sendung vom 8. November auch wie gewünscht die aus dem Druckmanuskript entfernten Gedichthandschriften „Genuß“ und „Der Besuch“ zurück (vgl. zu 55,19–20; zu 55,21–22). 61,2–4 Auf die letzte Seite 〈…〉 statt der zwey ersten Verse des Gedichtes G e n u ß ] Am 6. November 1788 hatte Goethe angewiesen, die beiden letzten Gedichte der Sammlung aus dem Manuskript zu entfernen und an ihn zurückzuschicken (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Als Ersatz schickte er nun ein Epigramm („Süße Sorgen“), das somit das Abschlussgedicht der „Ersten Sammlung“ wurde (vgl. Goethe’s Schriften. Bd 8. Leipzig 1789, S. 174).
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61,4 nachfolgendes Epigramm] Das Epigramm hatte Goethe wahrscheinlich erst in den letzten Tagen unmittelbar vor der Versendung während seines Aufenthaltes in Jena geschrieben. Er schickte es fast gleichzeitig auch an Herzog Carl August nach Weimar (vgl. 62,14–21).
58. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Jena, 16. November 1788 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 113–114. – Doppelblatt 19,9 × 27,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 134–137, Nr 54. WA IV 9 (1891), 56–58, Nr 2701. BEIL AG E
Bestellung von Baumsetzlingen (vgl. zu 61,15). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 61,15 Hier überschicke ich die Wünsche des alten Pflanzers] Vermutlich sind Bestelllisten für Baumsetzlinge des Freiherrn August Friedrich Carl von Ziegesar auf Drackendorf gemeint, der sich auf seinen Gütern intensiv der Obstbaumzucht widmete und auf den Berghängen um Wöllnitz und Drackendorf über 40000 Obstbäume pflanzen ließ. Die beigefügten Bestellungen Ziegesars sind nicht überliefert. Goethe und Knebel hatten Ziegesar am 13. November 1788 auf dessen Gütern besucht (vgl. zu 63,22–23; zu 63,3–4). 61,16 der Förster] Möglicherweise Förster Modes, der den Plan zur Pflanzung der Obstbäume an den Berghängen um Drackendorf entworfen hatte. 61,17 Mandarinen] Damals im europäischen Sprachraum weitverbreitete scherzhafte Bezeichnung für einen (hohen) gebildeten Beamten, analog zum Titel der Würdenträger im kaiserlichen China (vgl. GWb 5, 1409). August Friedrich Carl Freiherr von Ziegesar war Lehn-, Erb- und Gerichtsherr auf Drackendorf, Rutha und Wöllnitz und seit 1766 in verschiedenen Ämtern im Dienst des Hofes von Sachsen-Gotha und Altenburg tätig, zuletzt seit 1785 als Vizekanzler. 61,17 die Stämmchen unentgeltlich verabfolgen laßen] Die Setzlinge sollten wohl aus der herzoglichen Baumschule kostenlos geliefert werden. 61,18–19 fleißig in Anatomicis und fleißig einige andre gute Lehren zu befolgen] Goethe besuchte während seines Jena-Aufenthaltes vom 9. November an zwei Wochen lang die Anatomievorlesung und die dazugehörigen Übungen des
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Medizinprofessors Justus Christian Loder an der Jenaer Universität, vor allem um sich auf dem Gebiet der Muskellehre (Myologie) tiefere Kenntnisse anzueignen (vgl. zu 56,26). Daneben beschäftigte er sich offenbar im Selbststudium mit historischer Münzkunde (vgl. zu 64,16–17) – Anatomicis: Ablativ Plural von lat. anatomica: Anatomisches (Anatomielehre). 61,19 Ihre Aufträge] Näheres ist dazu nicht bekannt. Vermutlich sollte Goethe Informationen über die Stimmung an der Universität und in der Jenaer Einwohnerschaft sammeln (vgl. die folgende Erläuterung). Herzog Carl August hielt sich vom 12. bis zum 13. November 1788 selbst in Jena auf und traf dabei auch mit Goethe zusammen (vgl. Knebel, Tgb. [12. und 13. November] 1788, Bl. 47 und 48). 61,20 frommer öffentlicher und Privat Wünsche] Einige der von Goethe zusammengetragenen Anliegen bezogen sich auf Probleme im akademischen Bereich, wie z.B. die hohe Studentenfluktuation an der Jenaer Universität, die Bereitstellung ausreichenden Seziermaterials für die Anatomiekurse, diverse Kontroversen in der Professorenschaft oder die Unterversorgung des Universitätszeichenlehrers. Darüber hinaus gab es aber auch Beschwerden über soziale Probleme in der Stadt, über Mieten, Steuern und die als zu hoch empfundenen Preise für Brennholz oder bestimmte Lebensmittel. Vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 262, 267, 277, 285 und 362. – Fromm: Hier wahrscheinlich im Sinne von ‚unrealistisch‘, ‚nicht erfüllbar‘ (vgl. GWb 3, 971). 61,21 Griesbachs] Der Jenaer Theologe, Geheime Kirchenrat und Professor Primarius der Universität Jena Johann Jacob Griesbach war mit Friederike Juliane, einer Schwester des Jenaer Philologen Johann Gottfried Schütz, verheiratet. Ihr stattliches Haus, Schloßgasse 17, war ein wichtiger kommunikativer Treffpunkt für die Jenaer Gesellschaft und für Gäste der Stadt. Goethe war mit den Griesbachs befreundet (vgl. auch die einleitende Erläuterung zum Brief an Friederike Juliane Griesbach vom 12. Mai 1792 [GB 9 II]). Knebel berichtet von Besuchen mit Goethe im Hause der Griesbachs am 14. und 19. November 1788 (vgl. Knebel, Tgb. [14. und 19. November] 1788, Bl. 48). 61,21 wackre] Hier noch in der ursprünglicheren Bedeutung von ‚wach‘, ‚munter‘, ‚lebhaft‘, ‚körperlich und geistig frisch‘ (vgl. Adelung 4, 1328; Grimm 27, 216 und 221). 61,21–22 Im Conzert] Am Vortag hatte Goethe wohl eines der Akademischen Konzerte in Jena besucht (vgl. zu 63,24). 61,22 Club] Der seit 1786 bestehende so genannte Professorenklub in Jena, zu dem sich Akademiker der Universität und ihre Gäste regelmäßig an den Sonntagen im Gasthof „Zur Rose“ zusammenfanden. Die geselligen Treffen dienten in erster Linie dem Austausch über akademische Angelegenheiten und das aktuelle öffentliche Geschehen überhaupt. Goethe suchte den ‚Club‘ an beiden Sonntagen während seines Jena-Aufenthaltes auf (vgl. Knebel, Tgb. [9. und 16. November] 1788,
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Bl. 47 und 48). Vgl. Hermann F. Weiss: Der Mittwochs- und der Professorenklub. Zur Geselligkeit in Jena am Ausgang des achtzehnten Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts. Tübingen 1999, S. 94–120. 62,1 Gräfinn Pagda aus Prag ist angekommen] Wahrscheinlich eine verheiratete Gräfin aus dem böhmischen Adelsgeschlecht der Pachta von Rayhofen, möglicherweise Gräfin Josephine oder Gräfin Maria Pachta von Rayhofen. 62,2 Starcken] Johann Christian Stark d. Ä., Professor der Medizin an der Universität Jena und Leiter des so genannten älteren klinischen Institus und der Entbindungsanstalt. Seit 1786 war er Leibarzt der Herzoginmutter Anna Amalia und des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. Stark besaß einen ausgezeichneten Ruf als Gynäkologe. 62,2 im Conzert] Vgl. zu 61,21–22. 62,3 morgen besuchen] Näheres ist dazu nicht bekannt. Knebel berichtet davon, dass er die Gräfin am 20. November 1788 in Jena aufgesucht hat (vgl. Knebel, Tgb. [20. November] 1788, Bl. 49). Am 25. Februar 1789 war sie Gast an der herzoglichen Hoftafel zu Weimar (vgl. FB 1789, S. 54). 62,4 wiederhohlte Hierherkunft des Prinzen] Der fünfjährige Erbprinz Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach war am 11. November 1788 in Begleitung seines Erziehers Cornelius Johann Rudolf Ridel und Herders Sohn August nach Jena gekommen: „Der kleine Prinz, Riedel u. August Herder kommen gegen 10 Uhr.“(Knebel, Tgb. [11. November] 1788, Bl. 47.) Sie blieben bis zum Abend des folgenden Tages, an dem auch Herzog Carl August in Jena eintraf (vgl. ebd.). Goethe hatte Carl Friedrich und seine Begleiter erst am 23. September 1788 auf eine Tagesvisite nach Jena mitgenommen (vgl. zu 34,6–7). 62,5 dereinst einige Zeit hier zubringen] Wenn der Erbprinz einen Teil seiner künftigen Schul- und Universitätszeit in Jena zubringen würde, könnten Universität und Stadt an Prestige gewinnen, so die Hoffnung in Jena. 62,7–8 Göttingen, welches die Englischen Prinzen besitzt] An der Universität Göttingen, der Landesuniversität des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, waren seit 1786 drei Söhne des Kurfürsten Georg III., der in Personalunion auch König von Großbritannien und Irland war, als Studenten eingeschrieben: Ernst August, 1799 Herzog von Cumberland (geb. 1771), August Friedrich, 1801 Herzog von Sussex (geb. 1773) und Adolph Friedrich, 1801 Herzog von Cambridge (geb. 1774). 62,11 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 62,13 ein Eroticon] Das Gedicht war wahrscheinlich erst in den letzten Tagen oder Stunden in Jena entstanden (vgl. zu 61,4). Goethe nahm es unter dem Titel „Süße Sorgen“ nachträglich noch in seine Sammlung „Vermischte Gedichte“ auf, die 1789 in Band 8 seiner „Schriften“ erschien (vgl. zu 61,2–4). 62,23 Venten zueignen wollen] Seit Goethes Besichtigung der Wasser- und Uferbauten an der Saale im Herbst 1788 (vgl. zu 342,6) wurde die Gründung
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einer Wasserbaukommission vorbereitet, die am 21. Oktober 1790 erfolgte und unter der Leitung Goethes stand. Anstelle des Kammersekretärs Güssefeldt wurde der Leutnant Johann Christoph Gottlob Vent, Ingenieuroffizier in Weimar, Goethes Mitarbeiter in dieser Kommission. 62,25 Informationen] Hier im Sinne von ,Recherchen‘, ,Untersuchungen‘, ,Erkundigungen‘ (vgl. GWb 4, 1531). 62,27–63,1 in utili und honorifico] Lat.: in ein rentables und ehrenhaftes (Amt). 63,3–4 in Drackendorf gewesen sind das Zigesarische Blut zu beschauen] Gemeinsam mit Knebel hatte Goethe die Familie Ziegesar am 13. November auf deren Gut in Drackendorf bei Jena besucht (vgl. zu 63,22–23). Zur Familie gehörten mehrere Töchter, für die standesgemäße Eheverbindungen gesucht wurden (vgl. die folgenden Erläuterungen). 63,6 Die jüngste] Hier ist die zweitjüngste Tochter, Charlotte Luise Auguste von Ziegesar (geb. 1775), gemeint. Das jüngste Kind, Silvie Dorothea Agnes von Ziegesar (geb. 1785), zu der Goethe zwanzig Jahre später eine freundschaftliche Beziehung entwickeln sollte, war damals gerade erst drei Jahre alt. Charlotte Luise Auguste von Ziegesar heiratete 1796 den sachsen-gothaischen Geheimen Rat Adam Carl Friedrich von Wangenheim-Winterstein. 63,7 die mittelste] Juliane Luise Cäcilie von Ziegesar (geb. 1773). Obwohl noch minderjährig, war sie bereits mit dem 35 Jahre älteren Kammerherrn am Weimarer Hof Christian Ferdinand Georg Freiherrn von Werthern auf Beichlingen verlobt, mit dem sie im Januar 1789 die Ehe schloss. 63,7 die ältste] Die damals 19-jährige Friederike Amalie Charlotte Ernestine Auguste von Ziegesar (geb. 1769) war ebenfalls noch unverheiratet. Sie wurde erst 1801 die Frau des preußischen Kammerherrn Carl Julius von Scheliha. 1816 ging sie eine zweite Ehe mit Friedrich Alexander von Seebach, Kanzler im Herzogtum Sachsen-Coburg und Saalfeld, ein. 63,8 Mutter] Magdalene Auguste Freifrau von Ziegesar geb. von Wangenheim. Sie hatte im Alter von 18 Jahren geheiratet. 63,8–9 Der Vicekanzler setzte das Capitel der Königlichen Aneckdoten 〈…〉 fort] Über den 1786 verstorbenen preußischen König Friedrich II., genannt der Große, war eine Vielzahl von Anekdoten in Umlauf, die auch gesammelt und herausgegeben wurden (vgl. zu 46,25–26). 63,10 des alten Königs Geist] Friedrich II. war bekannt für seine freigeistige Gesinnung, die er namentlich gegenüber der Geistlichkeit seines Landes zum Ausdruck brachte. Am bekanntesten ist sein Ausspruch: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Façon selig werden.“ 63,11 Consistorial Geschichten] Ziegesar war von 1782 bis 1785 Vizepräsident des Oberkonsistoriums in Gotha gewesen. 63,12–13 Mutter, Töchter und Söhne werden uns 〈…〉 besuchen] Außer
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den vier Töchtern gehörten noch drei minderjährige Söhne zur Familie: Ernst Carl (geb. 1771) wurde preußischer Offizier, Friedrich (geb. 1778) war nachmals Oberforstmeister am herzoglichen Hof in Gotha, Anton (geb. 1783) trat in die Dienste Carl Augusts in Weimar und avancierte u.a. zum Präsidenten des Oberappellationsgerichts in Jena und zum Kurator der Jenaer Universität. – Der hier angekündigte Gegenbesuch der Ziegesars bei den Noch-Junggesellen Goethe und Knebel in Jena fand einige Tage später am 18. November 1788 statt: „Mittags die Ziegesarsche Familie aus Drakendorf hier. Cabinet.“ (Knebel, Tgb. [18. November] 1788, Bl. 48.) 63,13–14 bey Gelegenheit des Naturalienkabinets] Das Naturalienkabinett im Herzoglichen Museum im Jenaer Schloss, das zahlreiche naturkundliche Sammlungen beherbergte, war unter Mitwirkung Goethes 1781 eingerichtet worden und stand seitdem unter dessen besonderer Kuratel. Offensichtlich war bei dem Besuch in Drackendorf am 13. November 1788 von den Ziegesars der Wunsch geäußert worden, das Naturalienkabinett gezeigt zu bekommen. Die Besichtigung fand während ihres Aufenthalts am 18. November statt, wie aus Knebels Tagebucheintrag für diesen Tag hervorgeht (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 63,15–16 Studenten Ader nicht, die sich wieder in mir zu beleben anfängt] Goethes Besuch der anatomischen Lehrveranstaltungen Justus Christian Loders an der Jenaer Universität (vgl. zu 61,18–19).
59. An Friedrich von Stein
Jena, 〈16. November〉 1788 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Friedrich von Stein hatte Goethe am 9. November nach Jena begleitet und war am 12. November nach Weimar zurückgekehrt, während Goethe noch bis zum 21. November in Jena blieb (vgl. zu 56,24–25; zu 56,25). Der vorliegende Brief ist also nach dem 12. November geschrieben. Knebels Tagebuch liefert den Beleg für die Datierung des Briefes auf den 16. November 1788, indem er für den 14. November den abendlichen Besuch bei Theologieprofessor Johann Jacob Griesbach (vgl. zu 63,23) vermerkt, von dem es in Goethes Brief heißt: vorgestern bei Grießbach zum Abendessen (63,23). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 53, Nr 15 (nach H). WA IV 9 (1891), 59, Nr 2702 (nach E). Textgrundlage: E.
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Übersetzungsarbeit Friedrich von Steins (vgl. zu 63,18). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich vom 15. oder 16. November 1788 (vgl. zu 64,6). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Über das Verhältnis Goethes zu Friedrich von Stein (1772–1844), dem jüngsten Sohn Charlotte von Steins, vgl. die einleitenden Erläuterungen zum Brief vom 10. März 1785 (GB 6 II, Nr 44) sowie zum Brief zwischen dem 7. und 11. November 1786 (GB 7 II, Nr 16). – Friedrich von Stein, um dessen Erziehung und Bildung sich Goethe schon lange in besonderer Weise gekümmert hatte, trat im Zeitraum des vorliegenden Bandes ins Erwachsenenalter ein. Die väterlich freundschaftliche Beziehung hatte auch nach dem Bruch Goethes mit Friedrichs Mutter 1789 Bestand. Goethe schrieb dem Ziehkind von seinen Reisen, wobei anfangs schon längere Aufenthalte in Jena dafür ausreichten, und informierte über sein literarisches und sonstiges Tun sowie über seine Erlebnisse und Kontakte. Als Friedrich schließlich im Frühjahr 1791 ein Jura- und Kameralistikstudium in Jena aufnahm und im Herbst 1793 eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg anschloss, begleitete Goethe diese wichtige Phase der Entwicklung seines Schützlings auch weiterhin als Mentor. – Außer dem vorliegenden sind aus dem Zeitraum zwischen November 1788 und August 1790 noch drei weitere Briefe Goethes an Friedrich von Stein bekannt (Nr 60, Nr 191 und Nr 215). In der Weimarer Ausgabe wird außerdem noch auf einen erschließbaren Brief hingewiesen (vgl. EB 267). Von Friedrichs Antworten in dieser Zeit ist nichts überliefert. Die tatsächliche Anzahl der ausgetauschten Briefe könnte also noch um einiges höher gewesen sein. Die Beziehung Goethes zu Friedrich von Stein wurde auch nach Friedrichs Übersiedlung 1795 nach Breslau vor allem durch regelmäßige Korrespondenzen aufrechterhalten. 63,18 Deine Uebersetzung corrigirt mit Dank zurück] Um was es sich dabei handelte, ist nicht bekannt. Friedrich von Stein hatte die Übersetzung vermutlich mit seinem Bezugsbrief an Goethe geschickt (vgl. zu 64,6). 63,20 Herr von Knebel] Carl Ludwig von Knebel. – Goethe und Friedrich von Stein hatten während ihres Aufenthaltes in Jena täglich Umgang mit Knebel. Am Abend ihrer Ankunft besuchten alle drei gemeinsam den so genannten ‚Club‘ in Jena (vgl. zu 61,22), am Folgetag ritten Knebel und Friedrich zusammen aus, und als am nächsten Tag Erbprinz Carl Friedrich mit August Herder und dem Prinzenerzieher Ridel eintrafen, dürfte sich Friedrich der von Knebel in Empfang genommenen Gruppe zum Spaziergang angeschlossen haben (vgl. Knebel, Tgb. [9.–11. November] 1788, Bl. 47). Am Morgen des 12. November kehrte Friedrich von Stein zurück nach Weimar: „Fritz Stein reitet früh weg.“ (Ebd.)
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63,20–21 solchen Hausrath] Nicht ermittelt. Friedrich von Stein hatte wahrscheinlich in seinem Bezugsbrief um entsprechende Gegenstände nachgesucht (vgl. auch zu 64,6). 63,22 dem Balle] Darüber ist nichts Näheres bekannt. 63,22–23 in Lobda und Drackendorf gewesen] Den Tagesausflug ins etwa 6 km südwestlich von Jena gelegene Rittergut Drackendorf und ins benachbarte Dorf Lobeda unternahm Goethe gemeinsam mit Knebel am 13. November. In Drackendorf statteten sie dem Rittergutsbesitzer und damaligen Vizekanzler der herzoglichen Regierung von Sachsen-Gotha und Altenburg, August Friedrich Carl Freiherr von Ziegesar, einen Besuch ab (vgl. zu 63,3–4). In Lobeda dürften sie die befreundete Familie des Bürgermeisters Johann Justin Bohl aufgesucht haben: „Mittags mit G. in Drakendorf bey HL. v. Ziegesar gespeißt. In Lobeda. Abends beym Mondschein hereingeritten.“ (Knebel, Tgb. [13. November] 1788, Bl. 48.) 63,23 vorgestern bei Grießbach zum Abendessen] Am 14. November waren Goethe und Knebel bei dem Jenaer Theologieprofessor Johann Jacob Griesbach eingeladen (vgl. zu 61,21): „Mit G. Mittags Allein. Abends bey Griesbach supirt, beyde, in Gesellschaft.“ (Knebel, Tgb. [14. November] 1788, Bl. 48.) 63,24 gestern im Conzert] Die Akademischen Konzerte in Jena gab es seit 1770. Seit 1787 fanden sie in dem neu errichteten Rosensaalgebäude statt. Über Goethes Konzertbesuch am 15. November 1788 ist nichts Näheres bekannt. 63,25 lustigen] Hier im Sinne von ‚munter‘, ‚rührig‘ (vgl. Grimm 6, 1340). 64,2 Sage Deiner Mutter, daß ich viel lerne und viel denke.] Goethe besuchte in Jena die anatomischen Vorlesungen von Justus Christian Loder und war vor allem um das Studium der Muskellehre bemüht (vgl. zu 56,26). Den früheren fast täglichen Briefwechsel mit Charlotte von Stein hatte Goethe nach seiner Rückkehr aus Italien nicht wieder aufgenommen, wie sich auch das Verhältnis insgesamt abgekühlt hatte (vgl. zu 26,21). Charlotte von Stein hatte sich fast drei Monate bis zum 20. Oktober auf ihr Landgut nach Kochberg zurückgezogen (vgl. zu 17,1). 64,5 Crescono le mie virtù, ma la mia virtù cala.] Ital.: Meine Fähigkeiten (Tugenden) wachsen, doch meine Tugend schwindet. 64,6 Egmont zum zweiten Male gefällt] Goethes Neubearbeitung seines Dramas „Egmont“ war im April 1788 in Band 5 seiner Werkausgabe „Schriften“ erschienen. Friedrich von Stein hatte Goethe offensichtlich in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief von seiner Lektüre berichtet. Nähreres ist dazu nicht bekannt. 64,8 Deinen Vater] Ernst Josias von Stein. Charlotte von Stein wurde nicht explizit gegrüßt (vgl. zu 64,2). 64,8 Ich komme bald] Am Freitag, dem 21. November 1787 (vgl. zu 64,11–12).
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60. An Friedrich von Stein
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Jena, 18. November 1788 → 〈Weimar〉
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H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 53, Nr 16 (nach H). WA IV 9 (1891), 60, Nr 2703 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Portrait (64,20), Zeichnung Goethes (vgl. zu 64,20). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 64,11–12 Freitag Abends noch zum Balle komme] Goethe kehrte am Nachmittag des 21. November in Begleitung Knebels nach Weimar zurück:„Nachmittags mit G. herübergefahren nach Weimar. Abends daselbst auf dem Pickenick u. Ball.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 49.) 64,12 bin sehr fleißig] Goethe besuchte während seines Jena-Aufenthaltes zwei Wochen lang die wochentäglich stattfindenden Anatomievorlesungen und dazugehörigen Übungen von Professor Justus Christian Loder an der Jenaer Universität (vgl. zu 56,26). 64,13–14 Von der Muskellehre habe ich lange nicht 〈…〉 auffassen können] Goethes Hauptziel war, sich auf dem Gebiet der Muskellehre (Myologie) vertiefte Kenntnisse anzueignen und weitere Fortschritte auf dem Gebiet des anatomischen Zeichnens zu machen (vgl. ebd.). 64,16–17 Zugleich habe ich die Münzwissenschaft angefangen] Goethe war während seiner Italienreise immer wieder mit wertvollen Münzsammlungen in Berührung gekommen, hatte aber bisher kaum Zeit gefunden, sich intensiver mit dem Thema Numismatik zu beschäftigen (vgl. GB 7 II, zu 101,31). Am 7. Juli 1788 entlieh Goethe in der herzoglichen Bibliothek in Weimar Joseph Pellerins Abhandlung über Münzen der griechischen Antike „Recueil de Médailles de rois“ (Paris 1762) (vgl. Keudell, Goethe-Bibliothek, 3). Vermutlich hatte Goethe das Werk mit nach Jena genommen. Er wurde in den Folgejahren selbst ein leidenschaftlicher Münzsammler (vgl. Behrendt Pick: Goethes Münzbelustigungen. In: GJb 41 [1920], 195–227). 64,19 Deine Mutter] Charlotte von Stein. 64,19 Deinen Vater] Ernst Josias von Stein. 64,20 Portrait einer Schönen, nach der Natur gezeichnet] Über die Zeichnung Goethes ist nichts Näheres bekannt. Möglicherweise handelt es sich um eine Zeichnung der Gräfin Pagda aus Prag (vgl. zu 62,1) oder einer der Töch-
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BRIEFE BRIEF 61/62 61/62
ter des gothaischen Vizekanzlers August Friedrich Carl von Ziegesar (vgl. zu 63,3–4).
61. An Heinrich August Ottokar Reichard Weimar, 24. November 1788 → 〈Gotha〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; bis 1891 Privatbesitz, Major von Göchhausen, Dresden (vgl. WA IV 9, 341 f.). E: Reichard, Selbstbiographie (1877), 399 (nach H). WA IV 9 (1891), 61, Nr 2705 (nach H). Textgrundlage: E. – Die Unterschiede in der Textdarbietung von E und WA, denen beiden noch H vorgelegen hat, sind gering (vgl. Überlieferungsvarianten). Während in E die Wortabkürzung fr. erhalten geblieben ist, wurde sie in der WA, wenn auch mit Verweis auf die Abkürzung in den „Lesarten“, aufgelöst in das vermeintliche französchen. Andererseits bietet E die Anreden Durchlaucht und Wohlgeboren in der vollständigen Wortform, während der Druck in der WA abgekürzte Formen darbietet: Durchl. und Wohlgeb. Welche Form in H wirklich verwendet wurde, lässt sich aus den Befunden nicht entscheiden, ebenso wenig wie aus den unterschiedlichen Schreibweisen von zweiten/zweyten und so wohl/sowohl. Die Auflösung der erstgenannten Abkürzung gibt den Ausschlag dafür, dass E zur Textgrundlage gewählt wurde. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
65,2 fr.] französchen] WA 65,3 Durchlaucht] Durchl. WA 65,4 zweiten] zweyten WA 65,5 sowohl] so wohl WA 65,6 Wohlgeboren] Wohlgeb. WA BEIL AG E
Band 3 von Johann Caspar Lavaters „Essai sur la Physiognomonie“ (vgl. zu 65,2–3). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichards wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 12. und 22. November 1788 (vgl. zu 65,2–3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 65,2–3 Exemplar 〈…〉 Phisiognomick, für des Prinzen August Durchlaucht] Etwa zwei Wochen zuvor hatte Goethe Reichard den dritten Band von Johann Caspar Lavaters französischer Übersetzung der „Physiognomischen Frag-
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mente“ (Essai sur la Physiognomonie, destiné A faire Connoître l’Homme et à le faire Aimer) für Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg und den herzoglichen Oberstallmeister Georg Gottfried Leberecht von Hardenberg geschickt (vgl. zu 60,4–5; zu 60,7; zu 60,8) und angefragt, ob noch weitere Personen in Gotha Anspruch auf ein Exemplar hätten. Reichard teilte daraufhin offenkundig mit, dass auch der Bruder des Herzogs, Prinz August, zu den Beziehern der Ausgabe gehöre. 65,4 Leg. Rath Bertuch] Legationsrat Friedrich Justin Bertuch, Geheimer Sekretär von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach und Verleger in Weimar. 65,4 zweiten Band übersenden] Goethe hatte sich in seinem vorausgegangenen Brief bei Reichard auch danach erkundigt, ob nach Band 1 von 1781 auch der 1783 erschienene Band 2 der Lavater’schen Ausgabe über ihn nach Gotha gelangt war (vgl. zu 60,6), da er sich nicht mehr daran erinnern konnte (vgl. 60,5–6). Da sich herausstellte, dass auch Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg zu den Subskribenten der Ausgabe gehörte und den zweiten Band noch nicht erhalten hatte, war offensichtlich Bertuch als Verleger und Buchhändler eingeschaltet worden, um den noch fehlenden Band für den Prinzen zu besorgen. 65,7 Ihrigen] Reichards Frau Amalie und ihre im Mai geborene Tochter Charlotte (vgl. zu 60,19; zu 60,20).
62. An Wilhelm Friedrich Hufnagel Weimar, 26. November 1788 → 〈Erlangen〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Beischluss: EB 116 (vgl. zu 65,16–17). E: Zwei ungedruckte Briefe Goethe’s. Mitgetheilt von Dr. Wilhelm Stricker in Frankfurt a. M. In: Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Bd 3. Nr 2. Frankfurt a. M. April 1866, S. 116 f., Nr 1. WA IV 9 (1891), 61, Nr 2706 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Hufnagels Antwort aus dem Zeitraum zwischen Mitte Dezember 1788 und Anfang April 1789 ist nicht überliefert (vgl. zu 101,2–3). Der in Schwäbisch Hall geborene evangelische Theologe und Schulreformer Wilhelm Friedrich Hufnagel (1754–1830) wirkte seit 1783 als Professor für Theologie an der Erlanger Universität. Zu einer persönlichen Begegnung zwischen Goethe
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BRIEF 62
und Hufnagel ist es nie gekommen (vgl. zu 65,12), obwohl Hufnagel wahrscheinlich im Herbst 1788 Weimar besuchte. Vermutlich weilte Goethe gerade nicht in der Stadt (vgl. zu 65,11). Hufnagel war Goethe vermutlich über Herder bekannt, der sich schon Ende 1784 anerkennend über Schriften und Übersetzungen des Aufklärers und rationalistischen Theologen geäußert hatte (vgl. Herder an Hufnagel, 20. Dezember 1784; HB 5, 88 f., Nr 72). Goethes kurzer Briefwechsel mit Hufnagel setzt mit dem vorliegenden Brief ein, in dem Goethe Christian August Vulpius (vgl. zu 65,15) empfahl, der sich seit Ende September in Erlangen aufhielt. Hufnagels Antwortbrief ist nicht überliefert (vgl. zu 101,2–3), ein zweiter, abschließender Brief Goethes in der gleichen Angelegenheit vom 15. April 1789 hingegen schon (Nr 100). Ein knappes Jahrzehnt später, am 16. April 1797, schrieb Hufnagel nochmals an Goethe und wies auf den Neologen Johann Joachim Spalding hin (vgl. RA 2, 263, Nr 937). Etwa zur gleichen Zeit, als er als Senior des evangelisch-lutherischen Predigerministeriums in Frankfurt a. M. lebte, wechselte Hufnagel mehrere Jahre Briefe mit Catharina Elisabeth Goethe, die ihn in einem Brief an ihren Sohn vom 20. Juli 1799 als leidenschaftlichen, „überspanten“ Prediger beschrieb (Briefe von Goethes Mutter, 445) und wiederholt von seiner Begeisterung für Goethes Epos „Herrmann und Dorothea“ berichtete (vgl. z.B. Brief an Christiane Vulpius, 5. November 1797; ebd., 416). Am 2. Dezember 1797 sandte Hufnagel ein Exemplar seiner von Goethes Versdichtung inspirierten Schrift „Adventsfest“ (vgl. RA 2, 293, Nr 1034) und am 16. Februar 1798 die von ihm verfasste Erbauungsschrift „Über das Verdienst des vollendeten Gesanges Hermann und Dorothea, religiösen Bürger- und Familiensinn allgemeiner zu verbreiten“ (vgl. RA 2, 322, Nr 1140) an Catharina Elisabeth Goethe. Sie reichte die Texte am 12. März 1798 an ihren Sohn weiter (vgl. RA 2, 331, Nr 1178). – In Frankfurt a. M. zählte Hufnagel zu den reformatorischen Kräften innerhalb der evangelischen Amtskirche. Er setzte sich z.B. für die Gleichberechtigung der Juden mit den Protestantisch-Reformierten ein. Gemeinsam mit dem Konsistorialpräsidenten Friedrich Maximilian von Günderrode reformierte er das Frankfurter Schulwesen und führte 1803 eine öffentliche Musterschule ein, an der nach den Prinzipien Johann Heinrich Pestalozzis unterrichtet wurde. 65,11 Aufenthalte in Weimar] Wann genau sich Hufnagel in Weimar aufgehalten hat, ist nicht bekannt. Da Herder am 19. August 1788 aus Nürnberg nach Weimar berichtet hatte, die „Markgräfin aus Erlangen“, Sophie Karoline Maria von Brandenburg-Bayreuth, „ließ den Prof〈essor〉 Hufnagel von Erlangen kommen, um mich kennen zu lernen“ (Herder an Caroline Herder, 19. August 1788; HB 9, 408 f.), Hufnagel ihn bis dahin also noch nicht persönlich kannte, ist davon auszugehen, dass der Weimar-Aufenthalt des Theologen erst später in den Wochen nach dieser Nürnberger Begegnung stattgefunden haben kann, wahrscheinlich also im Zeitraum zwischen September und November 1788 (weiter vgl. die folgende Erläuterung).
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65,12 Ihre Bekanntschaft zu machen] Die Äußerung deutet darauf hin, dass sich Hufnagel zu einem Zeitpunkt in Weimar aufgehalten hat, als Goethe nicht in der Stadt war. Dafür kommen Goethes Kochberg-Aufenthalt vom 5. bis 8. September (vgl. zu 21,4–5), der Besuch am Gothaer Hof vom 9. bis 18. September (vgl. zu 25,35–36) und die Reisen nach Ilmenau vom 24. bis 27. September (vgl. zu 39,8) sowie nach Jena vom 14. bis 20. Oktober und vom 9. bis 21. November 1788 infrage (vgl. zu 40,15; zu 46,22–23). 65,15 jungen Mann zu empfehlen] Seit Sommer 1788 setzte sich Goethe für das berufliche Fortkommen des jungen Christian August Vulpius ein, den älteren Bruder von Goethes späterer Frau Christiane (vgl. zu 23,16–18; zu 26,21; zu 41,8–9). 65,15 gegenwärtig in Erlangen] Vulpius hielt sich wahrscheinlich seit der zweiten Septemberhälfte 1788 in Erlangen, der Wirkungsstätte Hufnagels, auf, nachdem er seine bisherige Anstellung in Nürnberg aufgegeben hatte (vgl. zu 27,8). 65,16–17 Brief an denselben, mit einigem Gelde] Laut Portoquittung des Herzoglich Sächsischen Postamtes in Weimar hat Goethe am Mittwoch, dem 1. Dezember, eine Briefsendung mit Geld nach Erlangen aufgegeben: „1 BrL mit 3. Ld’or. nach Erlangen“ (P/HS Post, 5. Januar 1789, in: GR/Belege 1789, 1, Bl. 14). Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um den vorliegenden Brief mit seinem Einschlussbrief und dem Geld für Vulpius (EB 116). Zum Briefverkehr Goethes mit Vulpius 1788 vgl. zu 26,24–25. 65,19 Er hat Fähigkeiten] Vgl. Goethes Ausführungen im entsprechenden Abschnitt seines Briefes an Friedrich Heinrich Jacobi vom 9. September 1788 (26,27–27,13). 65,20 ein Zusammenfluss von Umständen] Anspielung auf den sozialen Abstieg der Familie Vulpius, der mit der Strafverfolgung von Vulpius’ Vater, Johann Friedrich Vulpius, und dessen Suspendierung als Amtsarchivar begann. – Die Amtsdiener Georg Caspar Graf und Johann Friedrich Vulpius waren am 28. Februar 1782 von dem Jenaer Kaufmann Johann Jakob Heinrich Paulsen laut der „Registrande der bei dem geheimen Rathe eingegangenen Sachen und der darauf gefaßeten Beschlüße“ der „Fertigung eines falschen Amts Consenses“ beschuldigt worden und sollten laut Urteil vom 26. März „wegen ihres groben Vergehens auf vier Wochen ins Zuchthaus gebracht werden“ (LATh – HStA Weimar, Behörden B 876, Bl. 32, Nr 158). Die Arreststrafe für Johann Friedrich Vulpius wurde aufgrund eines Gnadengesuchs seiner Tochter Christiane (vgl. ebd., Bl. 32, Nr 159) und einer Eingabe seines Sohnes (vgl. ebd., Bl. 34, Nr 162) zwar am 30. März „gegen juratorische Caution“ aufgehoben (ebd.), nicht aber seine vorläufige Amtsenthebung. Am 3. Mai erfolgte seine endgültige Demission (vgl. ebd., Bl. 46, Nr 225). Nach mehreren Anträgen und einer Bittschrift Christianes wurde ihm Ende Juli 1782 unter der Bedingung, dass er sich zur Aufsicht im Wegebau gebrauchen lasse, schließlich ein geringes Gnadengehalt bewilligt (vgl. ebd., Bl. 52,
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BRIEF 63
Nr 291). Goethe war als damaliges Mitglied des Geheimen Consiliums und als Leiter der Wegebaukommission mit der Angelegenheit befasst. Christian August Vulpius brach schließlich nach dem Tod seines Vaters am 29. März 1786 sein Studium ab, um für seinen Unterhalt sowie den seiner Schwestern Christiane und Ernestine zu sorgen (vgl. zu 104,4). 65,21–22 weder in seinem Vaterland noch auswärts 〈…〉 sein Glück finden können] Im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach hatte Vulpius nach Abbruch seines Studiums zunächst keine Stellung finden können (vgl. zu 27,12). Spätestens seit Mitte 1788 diente er dem Gesandten des Markgrafen von Brandenburg-Ansbach Friedrich Julius Heinrich von Soden in Nürnberg und Sassanfarth bei Bamberg als Privatsekretär, allerdings zu äußerst schlechten Bedingungen (vgl. zu 26,21). Herder berichtete seiner Frau Caroline am 19. August 1788 von Vulpius’ misslicher Lage in Nürnberg: „Ich kam nach Hause, u. fand den armen Vulpius auf mich warten. Erinnere doch Göthe an ihn; aus dem Menschen wird hier nichts, u. er geht verlohren. Er hat mir Göthens Br〈ief〉 an ihn gewiesen, u. hat alle Hoffnung auf ihn gerichtet, ob ich gleich auch nicht sehe, wo man in W〈eimar〉 mit ihm hinwill.“ (HB 9, 408.) Ende September 1788 hatte Vulpius seine Stellung aufgegeben und war in der Hoffnung auf ein besseres Auskommen ins nahe gelegene Erlangen gegangen (vgl. zu 27,8). 65,23 bekannte menschen freundliche Gesinnungen] Hufnagel hatte sich durch seine Predigten, Veröffentlichungen in der Erlanger Zeitung sowie theologische und pädagogische Schriften einen Ruf als Aufklärer und Reformer erworben. Seit 1786 gab er u.a. in Erlangen eine Zeitschrift mit dem programmatischen Titel „Für Christenthum, Aufklärung und Menschenwohl“ heraus. 66,2–3 irgend etwas für ihn würcken] In seinem nicht überlieferten Antwortbrief (vgl. zu 101,2–3) musste Hufnagel offensichtlich das Scheitern seiner Bemühungen um eine Anstellung Vulpius’ in Erlangen einräumen (vgl. zu 101,4). 66,5 Gegendiensten] Aufgrund der Erfolglosigkeit Hufnagels kam es dazu nicht. 66,7–8 von seiner Aufführung einige Nachricht hören] Eine derartige Einschätzung hat Hufnagel vermutlich nicht übermittelt. Goethes Brief vom 15. April 1789 (Nr 100), mit dem er auf einen Brief Hufnagels antwortet, geht darauf jedenfalls nicht ein.
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63. An Johann Heinrich Lips
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Weimar, 28. November 1788 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1751/1981. – 1 Bl. 19 × 21,5 cm, 12⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am unteren Blattrand von fremder Hd, Tinte: „Handschrift von Hrn. Goethe in Weimar. Geschenk von Freund Lips.“ – Teilfaksimile: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 24. und 25. November 1981 im grossen Sitzungssaal des Marburger Rathauses. Katalog 624. J. A. Stargardt, o. O. 〈Marburg〉 1981, gegenüber Titelblatt (nur Vs.; 66,13–26 Ich habe die 〈…〉 und ganz umge). E1: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 24. und 25. November 1981 im grossen Sitzungssaal des Marburger Rathauses. Katalog 624. J. A. Stargardt, o. O. 〈Marburg〉 1981, S. 27 f., Nr 80 (Teildruck: 66,13–27 Ich habe die Platten 〈…〉 umgearbeitet werden müßen. und 67,4–9 Schreiben Sie mir doch 〈…〉 Leben Sie recht wohl.). E2: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 84, Nr 2706a (Paul Raabe). BEIL AG E
Auftragsbeschreibung für die Realisierung einer Titelvignette (vgl. zu 67,5–6). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief von Lips vom 20. September 1788 (vgl. RA 1, 133, Nr 296). – Lips antwortete am 20. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 142 f., Nr 324). Postsendungen: 28. November 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). Der Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips (1758–1817) stammte aus einfachen Verhältnissen. Er war der Sohn eines Barbiers und Chirurgen aus Kloten bei Zürich. 1772 wurde der Züricher Theologe und Schriftsteller Johann Caspar Lavater durch Lips’ Lateinlehrer Leonhard Brennwald, der den Jungen auf den für ihn vorgesehenen Beruf eines Chirurgen vorbereiten sollte, auf das Zeichentalent des 14-jährigen Schülers aufmerksam und bemühte sich fortan als Mentor um eine künstlerische Ausbildung des jungen Lips. Anfangs sorgte er für geeignete Bedingungen für das weitgehend autodidaktische Lernen, vermittelte aber auch bald Kontakte zu arrivierten künstlerischen Lehrmeistern, wie dem Maler Johann Caspar Füßli in Zürich und ab Ende 1773 zu dem Radierer Johann Rudolph Schellenberg in Winterthur, in dessen Werkstatt Lips mehrere Wochen verbrachte. Lips’ künstlerische Entwicklung verlief außergewöhnlich schnell und erfolgreich, so dass Lavater 1775 seine von Anfang an gehegte Idee in die Tat umsetzen konnte, Lips als Kupferstecher für Porträts in seinem physiologisch-künstlerischen Großprojekt, der mehrbändigen Sammlung „Physiognomische Fragmente“, fest an sich zu
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BRIEF 63
binden. Durch diese Arbeiten wurde Lips europaweit als Kupferstecher bekannt und anerkannt, blieb aber durch entsprechende Verträge noch bis 1780 an Lavater gebunden. Gleichzeitig erhielt er aber auch immer mehr Aufträge von Verlagen oder Einzelpersonen in Deutschland und der Schweiz und bildete selbst erste Schüler aus. Im Sommer 1780 brach Lips zu einer lang geplanten Bildungsreise nach Deutschland auf, die ihn über Basel, Straßburg, Stuttgart und Karlsruhe zunächst bis nach Mannheim führte, wo er ab November für ein halbes Jahr an der angesehenen Kunstakademie bei Peter Anton von Verschaffelt Station machte, um anschließend über Frankfurt a. M. und Köln nach Düsseldorf an die dortige Malakademie zu gehen, wo er über ein Jahr lang blieb. Im Herbst 1782 reiste er mit seinem Schweizer Malerfreund Friedrich Bury von Düsseldorf aus zum damals obligatorischen Künstleraufenthalt nach Rom, vor allem um die großen Kunstwerke der Antike zu studieren. Mit einer zeitweiligen Unterbrechung von Juli 1785 bis November 1786 blieb er dort bis zu seiner Übersiedlung nach Weimar im Juli 1789 und lebte und wirkte im Kreis der deutschen Künstlerkolonie. In Rom lernte er auch Goethe näher kennen, der sich seit Ende Oktober 1786 in der Stadt aufhielt und neben anderen mit Friedrich Bury in der Atelierwohnung der Casa Moscatelli 18 wohnte. Erste Begegnungen mit Lips hatte es schon Jahre davor auf Goethes Schweizreisen im Juni 1775 und im November 1779 in Zürich gegeben, wo zuletzt auch die berühmte Porträtzeichnung Goethes en face von Lips entstanden war. Frühe Kontakte nach Weimar gab es bereits ab 1775 mit den Aufträgen an Lips für die Anfertigung zweier Titelkupfer von Bildnissen Sebastian Brants und Ulrich von Huttens für die von Wieland herausgegebene Literaturzeitschrift „Teutscher Merkur“ (Januar- und Februar-Heft 1776). In Rom gewann Goethe Lips sogleich als Stecher für die Vignetten und Titelkupfer seiner Werkausgabe „Schriften“. Lips fertigte zunächst die entsprechenden Vorlagen für die Bände 3 und 5. Diese Arbeiten waren auch der Anlass für den sich zwischen August 1788 und November 1789 entwickelnden Briefwechsel beider nach Goethes Rückkehr nach Weimar im Juni 1788. Insgesamt gehören dazu sieben Briefe Goethes – drei davon sind nur erschlossen – und fünf von Lips. Ging es anfangs dabei im Wesentlichen noch um die Abwicklung der Kupferstichaufträge für die restlichen Bände 6 bis 8 von „Goethe’s Schriften“ im Göschen-Verlag in Leipzig, änderte sich die Situation mit dem Angebot Goethes an Lips vom März 1789, als Lehrer an die Zeichenschule nach Weimar zu kommen, wo er durch die Nähe zu zahlreichen kunstsinnigen Fürstenhäusern und dem entwickelten Verlagsmarkt beste Möglichkeiten zu einer freien Kunstausübung hätte. Lips nahm an, kam im November 1789 nach Weimar, trat Anfang 1790 seine Stelle an der Weimarer Zeichenschule an und avancierte bis zu seiner Rückkehr in die Heimat nach Hottingen bei Zürich im Juli 1794 zu einem der gefragtesten Kupferstecher auf dem deutschen Kunstmarkt. Der Kontakt zu Goethe brach danach weitgehend ab. Lips’ Abschiedsbrief vom September 1794 aus Zürich ließ Goethe bereits unbeantwortet. Ende 1798/Anfang 1799 beauftragte
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Goethe Lips noch einmal mit einigen Stichen zu anatomischen Zeichnungen, wovon drei Briefe von Lips und einer von Goethe zeugen. Ohnehin war es zwischen beiden nie zu einer engeren freundschaftlichen Bindung oder einer weiterreichenden künstlerischen Zusammenarbeit gekommen, wie das etwa bei Johann Heinrich Meyer der Fall war. Lips lebte bis zu seinem Tod im Mai 1817 als sehr erfolgreicher Künstler in Zürich. 66,13 die Platten zur rechten Zeit, wohl erhalten] Anfang Oktober 1788, wahrscheinlich am 6. des Monats, hatte Goethe die beiden Kupferstichplatten für Titelkupfer und Vignette des 8. Bandes seiner „Schriften“ von Lips aus Rom erhalten. Goethe hatte Lips noch während seines Aufenthaltes in Rom auch für eine Mitarbeit an den Bänden 6 bis 8 seiner Ausgabe gewonnen, nachdem dieser schon die Titelkupfer für die Bände 3 und 5 sowie zwei Textvignetten zur „Iphigenie“ für Band 5 gestochen hatte (gl. zu 8,16–17; zu 23,4–5; GB 7 II, zu 79,19–20). 66,14–15 gute und schnelle Besorgung] Die Platten waren Goethe für Mitte/Ende September avisiert worden. Lips konnte die Platte für die Vignette aber erst in der Woche vor dem 20. September fertig stellen, da er die Vorlagenzeichnung verspätet von Angelika Kauffmann erhalten hatte. Er schickte sie umgehend nach Weimar (vgl. zu 23,4–5; zu 23,5). Goethe bezeichnete das Titelkupfer als sehr reizende Composition (42,2), und Göschen lobte die Arbeiten als „trefliche Kupfer“ (Göschen an Goethe, 11. Oktober 1788; H: GSA 30/297, Bl. 63; vgl. auch QuZ 1, 152). 66,16–18 zu einer neuen Auflage meiner Wercke 〈…〉 Theile nochmals zu stechen] Goethes Anfrage ging auf den Plan seines Verlegers Göschen zurück, nach Abschluss der achtbändigen Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ eine zweite Auflage auf hochwertigem holländischen Papier herauszubringen: „Dieselben würden mich unendlich verbinden wenn Sie die Gewogenheit haben wolten Mme Angelica und Herrn Lips dazu zu bewegen, auch zu den ersten 4 Bänden die Titelkupfer zu stechen. Damit diese holl. Ausgabe Gleichheit bekäme 〈…〉“ (Göschen an Goethe, 29. September 1788; H: GSA 30/297, Bl. 60; vgl. auch QuZ 1, 150). Lips sagte in seinem Antwortbrief vom 20. Dezember 1788 zu (vgl. zu 67,2–3) und begann mit der Arbeit. Zu einer Ausführung kam es aber nicht, da Göschen die zweite Auflage von „Goethe’s Schriften“ nicht herausbrachte (vgl. zu 42,10–11). 66,18–19 zur I p h i g e n i e und zum E g m o n t ] Die Kupferstiche von Lips zu den Bänden 3 und 5 nach Motiven der Dramen „Iphigenie auf Tauris“ (Bd 3) und „Egmont (Bd 5): „Iphigenie vor der Bildsäule der Diana“ sowie „Klärchen kniet vor Egmont“ (vgl. GB 7 II, zu 79,19–20 und zu 168,9–10). 66,19 letzteres würden Sie nur kopiren] Das Titelkupfer von Band 5 war nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann entstanden, die nach Göschens Wunsch bei einer Neuauflage die Vorlagen zu den Kupfern möglichst aller Bände zeichnen sollte (vgl. zu 42,10–11).
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66,20–21 ersteres könnten Sie 〈…〉 vielleicht eins und das andre daran verändern] Zur Entstehung des Titelkupfers nach dem Vorbild einer antiken Wandmalerei vgl. GB 7 II, zu 79,22. 66,21–25 Die übrigen dreye 〈…〉 andre Gegenstände wählen.] Die Titelkupfer zu den Bänden 1, 2 und 4 waren noch von anderen Künstlern gefertigt worden und bezogen sich auf Szenen aus den Hauptstücken der jeweiligen Bände. Band 1 ist mit einem Kupfer zu „Die Leiden des jungen Werthers“ von Christian Gottlieb Geyser nach einer Vorlage von Johann Heinrich Ramberg ausgestattet („Lotte am Klavier, neben ihr sitzend Werther, zwischen seinen Knieen die kleine Schwester mit Puppe“), Band 2 zeigt eine Arbeit von Daniel Berger zum „Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand“ („Götz und Bruder Martin“) und Band 4 einen Stich von Geyser nach einer Zeichnung von Jacob Wilhelm Mechau zu „Stella“ (Szene im Garten [IV/2]: „Stella umfasst Fernando“). 66,25–26 Eben so mit den Vignetten] Die Vignetten der ersten Auflage stammen von Johann Wilhelm Meil (Bd 1: „Weinender Genius mit Amor“) und je zwei Mal von Geyser (Bd 2 [nach einer Vorlage von Daniel Chodowiecki]: „Wirt prügelt einen Sessel aus“ [zu „Die Mitschuldigen“, III/4]; Bd 5 [nach einer Vorlage von Adam Friedrich Oeser]: „Egmont schlafend, die Traumerscheinung der Freiheit über ihm schwebend“) und Friedrich Grögory (Bd 3 [nach einer Vorlage von Oeser]: „Iphigenie und Orest vor Thoas“; Bd 4 [nach einer Vorlage von Chodowiecki]: „Fernando, Stella und Cecilie sich zu dreien umarmend“ [zu „Stella“, V/5]). 67,1 in demselbigen Formate] Die Platten zu den Titelkupfern (Frontispizen) waren der Blattgröße der in Oktav-Format erscheinenden Ausgabe angepasst und bemaßen sich auf 8 bis 8,7 cm in der Breite und 13,2 bis 14,3 cm in der Höhe (Abbildungsgrößen: 6–6,7 × 10,8–11,6 cm). Die Titelvignetten waren nur etwa halb so hoch, zwischen 6 und 7,1 cm, die Breite schwankte zwischen 6,5 und 8,5 cm (Abbildungsgrößen: 5,8–6,5 × 5,1–5,7 cm). 67,2–3 ob Sie diese Arbeit zu übernehmen gedächten] Lips antwortete am 20. Dezember 1788: „Die Arbeit so Sie von mir gemacht zu haben verlangen, wil ich mit allem Vergnügen übernemmen; zumahl da Sie mir Zeit darzu geben, und ich sie nach und nach machen kan: 〈…〉 Was die Verbeßerung oder Veränderung der Sujets betrift werd ich mein möglichstes thun, wenn Sie das Zutrauen zu mir haben. Sagen Sie mir auch, ob Sie nicht das einte oder das andere Plätchen zuerst haben möchten, oder zuletzt alle miteinander überschikt werden müßen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 152; vgl. auch QuZ 1, 159.) 67,4 Schreiben Sie mir doch von Zeit zu Zeit] Nach seinem Antwortbrief vom 20. Dezember 1788 schrieb Lips wieder am 21. März 1789 an Goethe (vgl. RA 1, 152, Nr 351). Als dieser mit seinem Brief vom 23. März die Übersiedlung nach Weimar vorschlug, antwortete Lips mit zwei Briefen vom 22. April und von Mitte Mai 1789 (vgl. zu 115,12; zu 115,13–14). Letzterer ist nicht überliefert.
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Ein weiterer, ebenfalls nicht überlieferter Brief folgte wahrscheinlich Mitte bis Ende August aus Zürich, als sich Lips schon auf der Reise nach Weimar befand (vgl. Datierung zu Nr 140). 67,5–6 ein Blat 〈…〉 die verlangte Vignette sobald als möglich zu fertigen] Das nicht überlieferte Blatt war eine Auftragsbeschreibung für die Radierung einer Titelvignette zu Goethes „Das Römische Carneval“, die genaue Vorgaben für die Motive, möglicherweise sogar Entwürfe oder Skizzen enthielt. Es handelte sich dabei vor allem um Masken, die Goethe in Rom zum Karneval selbst gesehen hatte. Mit seinem Antwortbrief vom 20. Dezember 1788 nahm Lips den Auftrag an: „Die verlangten Masken werde ich so bald als möglich lifern. Ich mußte eines geschwollnen Bakens wegen etwas dem Zimmer hüten, so bald ich wieder ausgehen kan, werde ich auf dem Capitol, in Albani und der Villa Borghese die Sachen aufsuchen und zeichnen. Ihre zweite Idee mit dem Gefäß gefält mir vorzüglich, und ich werde sie auch beybehalten.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 152.) – Zum Kupferstich der Vignette von Lips und dessen Zusendung nach Weimar Ende März 1789 vgl. zu 96,10. 67,7 zu einem artigen Werckchen] „Das Römische Carneval“, das Goethe Ende 1788 für einen bibliophilen Separatdruck zu erarbeiten begann. Die Idee reichte bis in den Herbst 1787 und die Karnevalssaison 1788 in Rom zurück (vgl. GB 7 II, zu 252,29–30 und zu 266,7). Ursprünglich hatte Goethe mit Friedrich Justin Bertuch daran gedacht, einen Beitrag im „Journal des Luxus und der Moden“ zu veröffentlichen. „Das Römische Carneval“ erschien schließlich in etwas mehr als 300 Exemplaren im Verlag von Johann Friedrich Unger in Berlin zur Ostermesse Anfang Mai 1789. – Artig: Hier im Sinne von ‚stattlich‘, ‚ansehnlich‘ oder auch ‚ansprechend‘, ‚Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 839 f.). 67,7–8 Landsleute] Goethe hatte sich während seines Aufenthaltes in Rom vor allem im Kreis deutscher und Schweizer Künstler bewegt, von denen viele noch in der Stadt lebten (vgl. GB 7 II, zu 85,15). Besonders eng war der Kontakt weiterhin zu Angelika Kauffmann, Johann Friedrich Reiffenstein, Friedrich Bury, Johann Georg Schütz, Alexander Trippel, Aloys Hirt, Maximilian von Verschaffelt und Johann Heinrich Meyer. 67,8 Prof. Moriz ist noch nicht angekommen.] Der Schriftsteller und Kunsttheoretiker Karl Philipp Moritz war fast gleichzeitig mit Goethe Ende 1786 nach Rom gekommen (vgl. GB 7 II, zu 36,1). Zwischen beiden entwickelte sich rasch ein enger Kontakt. Nicht zuletzt durch die Vermittlung und Unterstützung Goethes durfte Moritz seit Frühjahr 1788 eine Anstellung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin erwarten (vgl. GB 7 II, zu 118,8–9). Am 20. Oktober 1788 verließ Moritz deshalb Rom, um nach Deutschland zurückzukehren (vgl. Herder an Caroline Herder, 22. Oktober 1788; HB 9, 451). Wohl einer persönlichen Einladung Goethes folgend, reiste er über Weimar, wo er schließlich am 3. Dezember 1788 eintraf (vgl. Caroline
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BRIEFE BRIEF64/65 64
Herder an Herder, 5. Dezember 1788; Düntzer, Herder Italien, 184 und Knebel, Tgb. [4. Dezember] 1788, Bl. 51).
64. An Jacob Friedrich von Fritsch
Weimar, 5. Dezember 1788 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 19,1 × 23,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 im linken oberen Viertel des Blattes in umgekehrter Schreibrichtung Adresse: Des Herrn / Geheimderaths / Freyherrn von Fritsch / Exzell, daneben roter Siegelrest: männlicher Profilkopf nach rechts mit Helm, evtl. Perikles (vgl. Femmel/Heres, 24 f.), an den äußeren oberen Ecken Siegelreste; Bl. 2 neben Siegel Papiereinriss durch Siegelöffnung. E: WA IV 9 (1891), 63, Nr 2707 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E
Zeichnung (vgl. zu 67,12). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Zur Person des führenden Beamten der herzoglichen Administration in Weimar Jacob Friedrich von Fritsch (1731–1814) und Goethes Verhältnis zu ihm vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen vom 3. August 1776 (GB 3 IIA, Nr 148) und vom 6. März 1785 (GB 6 II, Nr 38). – Aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind drei Briefe Goethes an Fritsch überliefert. Goethe schrieb ihm fast ausschließlich in administrativen Angelegenheiten, die unmittelbar mit seiner Tätigkeit als herzoglicher Beamter zu tun hatten. Seine Briefe tragen somit in Inhalt wie Stil weitgehend amtlichen Charakter. Die zwei Briefe vom März 1790 (Nr 188 und 189) sind offizielle Schreiben Goethes als vom Geheimen Consilium beauftragter Kommissär zur Untersuchung studentischer Unruhen in Jena. In dem durchaus distanzierten Verhältnis zwischen Goethe und Fritsch gab es aber offenbar auch private Anknüpfungspunkte, wie der vorliegende Brief vom Dezember 1788 zeigt, mit dem Goethe Fritsch eine Landschaftszeichnung, die dieser sich offensichtlich gewünscht hatte, als Geschenk übersandte. 67,11 Exzell] Fritsch war 1772 mit seiner Ernennung zum Wirklichen Geheimen Rat das Exzellenz-Prädikat verliehen worden. 67,12 versprochne Zeichnung] Eine kleine Sepiazeichnung „A Terracina“, vermutlich von Jakob Philipp Hackert, die Goethe von seiner Italienreise mitgebracht hatte. Sie zeigt einen Weg mit Bäumen an einer Engstelle zwischen Gebirge
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(Monti Ausoni) und Küste und der Ruine der Festung Terracina auf halbem Weg zwischen Rom und Neapel im Hintergrund. Die Zeichnung befindet sich heute in Goethes Graphiksammlung im GNM (KSW, Museen, Inv.-Nr GGz/AK1847; vgl. auch Corpus VIb, 149, Nr A 254). 67,13–14 berühmte Gruppe Bäume vor, welche bey Terracina stand] Goethe hatte bei seiner Reise von Rom nach Neapel Ende Februar 1787 selbst diesen Weg über Terracina genommen und den besonderen Reiz dieser Landschaft und ihrer Vegetation beschrieben: Desto erfreulicher und erwünschter war uns die Felsenlage von Terracina 〈…〉. Indianische Feigen trieben ihre großen fetten Blätterkörper zwischen niedrigen graulichgrünen Myrten, unter gelbgrünen Granatbäumen und fahlgrünen Olivenzweigen. Am Wege sahen wir neue, noch nie gesehene Blumen und Sträuche. Narcissen und Adonis blühten auf den Wiesen. Man behält das Meer eine Zeitlang rechts; die Kalkfelsen aber bleiben links in der Nähe. (IR II, 23. Februar 1787; WA I 31, 9–10; vgl. auch IR III, 10. Juli 1787; WA I 32, 14 f.) 67,15–16 Gegenwärtig ist sie nicht mehr so schön.] Hackert hatte die Zeichnung vermutlich schon auf seiner Neapel-Reise 1782 angefertigt. Goethe berichtet davon in seiner Abhandlung „Philipp Hackert“: Im Jahre 1782 machte er 〈Hackert〉 eine mahlerische Reise nach Neapel. Unterwegs zeichnete er vieles in Terracina, Capo Circeo, Itri, Molo di Gaeta, Sessa u. s. w. (WA I 46, 229.) Zum Zeitpunkt von Goethes Reise nach Neapel scheint es bereits einige Veränderungen an der gezeichneten Wegstelle bei Terracina gegeben zu haben. Näheres ist dazu nicht bekannt.
65. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg Weimar, 5. Dezember 1788 → 〈Tremsbüttel?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/500,I. – 1 Bl. 19,1 × 23,4 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe’s Briefe. Verzeichniß unter Angabe von Quelle, Ort, Datum und Anfangsworten. – Darstellung der Beziehungen zu den Empfängern. – Inhaltsangaben. – Mittheilung von vielen bisher ungedruckten Briefen. Hrsg. von Fr〈iedrich〉 Strehlke. Zweiter Theil. Berlin 1884, S. 310 f. WA IV 9 (1891), 63 f., Nr 2708. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Stolbergs von Ende November oder Anfang Dezember 1788 (vgl. zu 67,27). – Stolbergs Antwort, wahrschein-
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BRIEF 65
lich aus dem Zeitraum von Mitte Dezember 1788 bis Anfang Januar 1789, ist nicht überliefert (vgl. zu 79,16; zu 79,23). Postsendungen: 5. Dezember 1788 (vgl. GR/Belege 1788, 6, Bl. 9). Die Beziehung Goethes zu dem Juristen und Schriftsteller Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg (1750–1819) und dessen Bruder Christian hatte schon kurz nach ihrer Bekanntschaft ihren Höhe- und Scheitelpunkt erreicht (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 4. Oktober 1775 [GB 2 II, Nr 266]). Nach einer 1775 in einer Aufwallung schwärmerischer Freundschaft gemeinsam unternommenen Reise in die Schweiz und einem kurzen Aufenthalt der Brüder im November 1775 in Weimar entwickelte sich in der Folgezeit trotz gegenseitigen Interesses und Sympathie füreinander kein andauernder Briefwechsel, anders als es etwa mit Friedrich Leopolds Schwester, Augusta Louise, der Fall war (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 30. Januar 1775 [GB 2 II, Nr 188]). 1784 besuchten die Brüder Stolberg noch einmal Weimar und trafen wieder mit Goethe zusammen. Als Friedrich Leopold durch den plötzlichen Tod seiner Frau Agnes im November 1788 eine schwere Zeit durchlebte und freundschaftlichen Austausch suchte, konnten sie noch einmal an ihre frühere enge Beziehung anknüpfen. Innerhalb eines guten halben Jahres gingen wohl je drei Briefe zwischen Neuenburg bzw. Tremsbüttel und Weimar hin und her. Nur zwei der goetheschen Briefe (Nr 65 und 78) sind überliefert. Zu dieser Zeit war der weltanschauliche Dissens durch Stolbergs Hinwendung zu einem militanten Katholizismus aber schon nicht mehr überbrückbar. 67,24–25 zu dir wünsche] Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg bekleidete seit August 1785 unter dem Fürstbischof von Lübeck und Landesadministrator des Herzogtums Oldenburg, Peter Friedrich Ludwig, das Amt eines Landvogtes – oberster Richter am Landgericht – in Neuenburg bei Oldenburg. Nach dem Tod seiner Frau am 15. November und der Beerdigung am 26. November 1788 verließ Stolberg nur wenig später Neuenburg und reiste zu seinem Bruder Christian Graf zu Stolberg-Stolberg auf dessen Schlossgut in Tremsbüttel/Holstein, wo er bis März 1789 blieb. Der Weg hatte ihn über Altona geführt, wo sein Freund Friedrich Karl Graf von Reventlow wohnte, in dessen Haus er sich auch in den folgenden Wochen gelegentlich zurückzog. Im Frühjahr 1789 trat er die Stelle eines Gesandten des dänischen Hofes in Berlin an. 67,26 dein Leiden] Am 15. November 1788 war Stolbergs Frau Agnes Henriette Eleonore geb. von Witzleben, die er am 11. Juni 1782 geheiratet hatte, im Alter von 27 Jahren nach kurzer Krankheit plötzlich gestorben. Stolberg berichtete u.a. seinem Freund Ludwig Heinrich von Nicolay über das einschneidende Ereignis im Brief vom 19. Februar 1789: „Sie blühete diesen Herbst meine Rose, Ihr ganzes Wesen war Freude, Holdseligkeit u: Liebe. Sie feierte mit diesem ganzen Wesen noch meinen Geburstag 〈7. November〉, am Abend ward sie kranck, kein Mensch hielt die Kranckheit für gefährlich, am 9ten Tage glaubte ich sie schlafen zu sehen,
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freute mich dieses Zeichens der Genesung, – ach ihre schöne Seele war schon hinübergeschlummert! Ich verlor an ihr so viel als nur ein Mensch auf dieser Erde verlieren kann, sie war mein Alles!“ (Die beiden Nicolai, 264.) Goethe hatte Agnes zu Stolberg-Stolberg während des Besuches der Ehepaare Stolberg in Weimar 1784 kennen und schätzen gelernt (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 5. Juni 1784; WA IV 6, 286). In der Rückschau von 1820 erinnert sich Goethe an sie und hebt ihren natürlich-anmutigen und ausgleichenden Charakter hervor: Ich habe mich selbst in ihren blühenden schönsten Jahren an ihrer anmuthigsten Gegenwart erfreut und ein Wesen an ihr gekannt, vor dem alsobald alles Mißwillige, Mißklingende sich auflösen, verschwinden mußte. Sie wirkte nicht aus sittlichem, verständigem, genialem, sondern aus frei-heiterm, persönlich-harmonischem Übergewicht. Nie sah ich sie wieder, aber in allen Relationen, als Vermittlerin zwischen Gemahl und Freund, erkenn’ ich sie vollkommen. Durchaus spielt sie die Rolle des E n g e l G r a z i o s o in solchem Grade lieblich, sicher und wirksam 〈…〉. (Voß und Stolberg; WA I 36, 286.) 67,27 die traurige Nachricht schriebst] Der Brief Stolbergs, entweder noch kurz vor dem Weggang aus Neuenburg oder schon vom ersten Aufenthalt bei Friedrich Karl Graf von Reventlow in Altona, also wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1788 geschrieben, erreichte Weimar vermutlich während Goethes Abwesenheit zwischen dem 30. November und 4. Dezember, als er mit Herzog Carl August an den Hof von Gotha gereist war (vgl. FB 1788, S. 306 und 308). 69,2 in einer guten freudigen Stunde] Worauf Goethe sich hier bezog, ist nicht eindeutig zu klären. Möglicherweise war das Wiedersehen mit Karl Philipp Moritz gemeint, der gleichzeitig mit Goethe in Rom gewesen war, wo sich zwischen beiden eine tiefe freundschaftliche Bindung entwickelt hatte. Goethe begegnete Moritz nach seiner Rückkehr aus Gotha am Nachmittag oder Abend des 4. Dezember wieder, nachdem dieser schon am Vortag auf seiner Reise von Rom zurück nach Deutschland in Weimar angekommen war (vgl. zu 67,8). 69,5 die Kinder] Aus der Ehe Stolbergs mit Agnes Henriette Eleonore waren vier Kinder hervorgegangen, die beim Tod der Mutter erst zwischen neun Monaten und fünf Jahren alt waren: Christian Ernst (geb. 1783), Marie-Agnes Caroline (geb. 1785), Andreas Otto Henning (geb. 1786) und Henriette Luise (geb. 20. Februar 1788). 69,8 Geschwister] Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg entstammte der Linie eines reichsunmittelbaren Adelsgeschlechtes aus dem Harz. Aus der Ehe der Eltern waren zwischen 1747 und 1762 insgesamt 12 Kinder hervorgegangen, von denen 1788 noch fünf lebten: neben Friedrich Leopold sein zwei Jahre älterer Bruder Christian, zu dem eine besonders enge Beziehung bestand, sowie die Schwestern Henriette Katharina (geb. 1751), die die Betreuung und Erziehung von Stol-
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bergs Kindern übernahm, Auguste Luise (geb. 1753) und Friederike Juliane (geb. 1759). Die Geschwister wuchsen vor allem in Kopenhagen und Umgebung sowie auf der dänischen Insel Seeland auf, wo der Vater Christian Günther Graf zu Stolberg-Stolberg seit 1756 als Oberhofmeister der dänischen Königinwitwe angestellt war. 69,8 Freunde] Freundschaft, wie sie im Freundschaftskult des Sturm und Drang und unter den Dichtern des Göttinger Hainbunds in den 1770er Jahren gepflegt wurde, war eine zentrale Leitidee in Stolbergs Leben. In der Zeit nach dem Tod seiner Frau suchte er vor allem Kontakt zu langjährigen engen Freunden wie Friedrich Karl Graf von Reventlow und dessen Frau Friederike Juliane, Christian Detlev Friedrich Graf von Reventlow und dessen Frau Sophie Friederike, Johann Heinrich Voß, Heinrich von Nicolay, Johann Caspar Lavater, Friedrich Heinrich Jacobi, Friedrich Münter, Gerhard Anton von Halem und Johann Arnold Ebert (vgl. Behrens, Stolberg BV, 53–57; Hempel, Stolberg, 296). 69,9–10 wieder zu schreiben und mir Nachricht zu geben wo du bist] Stolbergs nächster Brief an Goethe folgte bald. Er wurde wahrscheinlich während der ersten Wochen seines Aufenthaltes bei seinem Bruder Christian im Schloss von Tremsbüttel zwischen Mitte Dezember 1788 und Anfang Januar 1789 geschrieben (vgl. 69,11–12). In seinem Bezugsbrief hatte Stolberg vermutlich bereits angedeutet, dass er nicht mehr in Neuenburg werde leben können und er sich eine neue Wirkungsstätte suchen werde. Am 2. März bat er beim oldenburgischen Landesadministrator Peter Friedrich Ludwig um Entlassung aus dem Landesdienst und gab dafür die folgende Begründung: „Die Civiljurisprudenz war nie mein Lieblingsstudium gewesen, die Ausübung dieser Wissenschaft ward mir nie leicht. Aber wie schwer würde sie mir izt werden, izt da die Wonne meines Lebens mich verlassen hat, da ich Freundelos u: Freudenarm an einem Orte leben müßte, welcher mich jeden Augenblick an die vorigen, auf immer entschwundenen Freuden erinnern müßte!“ (Stolberg, Briefe, 241.) 69,11 solang wir leben auch in der Entfernung ungetrennt bleiben] Die Freundschaft zwischen Goethe und Stolberg war nicht von Dauer. In den folgenden Jahren orientierte sich Stolberg zunehmend an religiösen Werten, was ihn schließlich zu einem Verfechter des unmittelbaren Offenbarungsglaubens werden ließ. Sein Streben nach der idealen christlichen Frömmigkeit mündete 1800 in seinen Übertritt zum Katholizismus. Stolbergs bisweilen aggressive Angriffe auf den aufklärerisch-rationalistischen Zeitgeist entfremdeten ihn von Goethe, der rasch auf Distanz ging. Der Briefverkehr brach noch 1789 ab. Der Versuch einer Wiederannäherung vonseiten Stolbergs 1793/94 wurde von Goethe nicht angenommen. Stolberg war für Goethe ein Widersacher im Geiste geworden, dem er in der öffentlichen Auseinandersetzung unversöhnlich gegenüberstand. Er machte aus seiner Abneigung keinen Hehl und grenzte sich klar von dem religiösen Eifer Stolbergs ab, so z.B. Ende 1795, als Stolberg zu einer Plato-Übersetzung (Auserlesene Ge-
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spräche des Platon. Teil 1, Königsberg 1796) eine Vorrede schrieb, in der er den christlichen Glauben über alle anderen Religionen, Glaubensformen und Weltanschauungen stellte. An Wilhelm von Humboldt schrieb Goethe dazu am 3. Dezember 1795: Haben Sie die monstrose Vorrede Stolberg’s zu seinen Platonischen Gesprächen gesehen? Es ist recht schade, daß er kein Pfaff geworden ist, denn so eine Gemüthsart gehört dazu, ohne Scham und Scheu, vor der ganzen gebildeten Welt ein Stückchen Oblate als Gott zu eleviren und eine offenbare Persiflage, wie z.B. Ion ist, als ein kanonisches Buch zur Verehrung darzustellen. (WA IV 10, 344.) Die Xenien „Dialogen aus dem Griechischen“ und „Der Ersatz“ (vgl. NA 1, 323) nehmen Stolbergs Vorrede ironisch aufs Korn. Erst ab 1806 sind nochmals einige Briefe Stolbergs an Goethe überliefert, und im Sommer 1812 kam es zu einer Wiederbegegnung in Karlsbad. 69,12 deinen Bruder] Christian Graf zu Stolberg-Stolberg, den Goethe ebenfalls seit der gemeinsamen Schweizreise von 1775 kannte (vgl. zu 67,24–25). Die Brüder Stolberg waren bis 1777 einen gemeinsamen Lebensweg gegangen und auch danach in engster Verbindung geblieben. Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg hielt sich nach dem Tod seiner Frau Agnes spätestens seit Mitte Dezember 1788 bis Ende März 1789, nur unterbrochen von einigen Besuchen bei Friedrich Graf Reventlow in Altona, bei seinem Bruder im holsteinischen Tremsbüttel auf (vgl. Stolberg an Ebert, 27. Januar 1789; Stolberg, Briefe, 239; vgl. auch Behrens, Stolberg BV, 54 f.).
66. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 8. Dezember 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19 × 17,3(–17,5) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 8. D e c b r : 788. / v. G o e t h e / empfL. dL. 10. do“. E: WA IV 18 (1895), 34 f., Nr 2708a (Albert Leitzmann). BEIL AG E
Letzter Teil des Druckmanuskripts für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 69,18). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Göschens wahrscheinlich von Ende November oder Anfang Dezember 1788 (vgl. zu 69,15–16). – Göschen
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BRIEF 67
antwortete im Zeitraum zwischen dem 10. und 14. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 141, Nr 318). 69,15–16 Bogen F. G. H. meines achten Bandes 〈…〉 in duplo erhalten] Der sechste bis achte Aushängebogen des Bandes 8 von „Goethe’s Schriften“, mit dessen Druck Göschen am 3. November begonnen hatte. Druckbogen wurden mit den Buchstaben des Alphabets gekennzeichnet. Band 8 kam insgesamt auf einen Umfang von etwas über 21 Bogen in Oktav. Goethe hatte Göschens Sendung wahrscheinlich Anfang Dezember oder auch schon in den letzten Tagen des November erhalten. – In duplo: Lat.: Doppelt. Goethe bestand von Anfang an darauf, die Aushängebogen in zweifacher Ausfertigung zur Kontrolle zu bekommen (vgl. zu 38,10; zu 53,15–17). 69,16 die vorhergehenden aber sind nicht angekommen] Die Sendung Göschens mit den ersten fünf Aushängebogen A bis E von Band 8 der „Schriften“ war auf dem Postweg verloren gegangen. Göschen schickte eine Ersatzlieferung mit der nächsten Sendung, die auch schon die Aushängebogen J bis M enthielt, im Zeitraum zwischen dem 10. und 14. Dezember an Goethe: „Der Herr Geheime Rath von Göthe / Empfangen / 2 Ex Aushängebogen A bis E. welche auf der Post von Buttstädt bis Weimar verlohren gegangen sein müßen / 2 Ex J bis M.“ (H: GSA 30/297, Bl. 67; vgl. auch QuZ 1, 158.) Goethe bestätigte den Empfang in seinem Brief vom 15. Dezember (vgl. zu 72,15). 69,18 Uberrest des Manuscripts] Sendung der noch fehlenden Teile des Druckmanuskripts für Band 8 mit den Texten zu den Dramen „Künstlers Erdewallen“, „Künstlers Apotheose“ und der Versdichtung „Die Geheimnisse“. Göschen bestätigte ihren Empfang in seinem Antwortbrief: „Mit den gehorsamsten Dank für die Übermachung des Mspt Künstlers Erdewallen bis zum Schluß kann ich nur noch die Versicherung meiner Verehrung verbinden 〈…〉.“ (Göschen an Goethe, zwischen 10. und 14. Dezember 1788; H: GSA 30/297, Bl. 67; vgl. auch QuZ 1, 158.) Mit den Manuskriptsendungen vom 24. September sowie vom 9. und vom 24. Oktober (vgl. zu 37,6; zu 41,14; zu 44,9) war das Druckmanuskript für Band 8 vollständig in Göschens Händen. 69,19–20 Nachricht des Empfangs 〈…〉 wegen obenstehenden Puncktes] Vgl. die beiden vorhergehenden Erläuterungen. 69,21 Die Abdrücke der Platten erwarte ich auch sehnlichst.] Am 9. Oktober 1788 hatte Goethe die von Johann Heinrich Lips in Rom gefertigten Kupferstichplatten für das Titelkupfer und die Titelvignette zu Band 8 an Göschen geschickt und damit die Bitte verbunden, ihm eine Anzahl guter Abdrücke auf schön Papier, wie von dem Kupfer zu Egmont baldigst machen zu lassen. (42,4–6). Goethe erhielt die Abzüge mit Göschens Brief vom 3. Januar 1789 (vgl. zu 42,4–5).
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67. An Christian Gottlob Voigt
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〈Weimar〉, 10. Dezember 1788 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 3. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: EB 125 (vgl. zu 72,7). E: Goethe-Voigt1 (1868), 136, Nr 8. WA IV 9 (1891), 66, Nr 2710 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen Brief Voigts von Anfang Dezember 1788 (vgl. zu 72,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 72,1 die Sicilianische Aussicht] Vermutlich eine der zahlreichen Landschaftszeichnungen oder -skizzen, die auf der gut sechswöchigen Reise Goethes durch Sizilien von Ende März bis Mitte Mai 1787 entstanden waren. Die Landschaftseindrücke hatte Goethe mitunter selbst festgehalten, meist aber sein eigens dafür engagierter Begleiter, der Zeichner Christoph Heinrich Kniep. Die Konvolute befinden sich heute in den Sammlungen der Klassik Stiftung Weimar (vgl. dazu Corpus II und Kniep-Goethe). Voigt hatte sich offenbar kurz zuvor schriftlich für das Geschenk einer Zeichnung bei Goethe bedankt. 72,3 Frau Hofräthinn] Johanna Viktoria Voigt geb. Hufeland. Da Voigt 1784 zum sachsen-weimarischen Hofrat ernannt wurde, war auch seine Frau mit dem entsprechenden Titel anzusprechen. 72,3 auch ein Bildchen] Ob Goethe Voigts Frau auch eine Zeichnung schenkte, ist nicht bekannt. 72,5 Wegen der Zeugwarter] Zeugwarte oder -wärter wurden Personen genannt, denen die Aufsicht über Gerätschaften, Werkzeuge und Ersatzteile in einem entsprechenden Lager, einem Zeughaus oder einer Zeugkammer, anvertraut war (vgl. Adelung 4, 1701). Hier ist wahrscheinlich ein solches Lager des Bergwerks in Ilmenau gemeint, zu dessen Organisation Voigt offensichtlich nach den anhaltenden Problemen mit dem Kunstzeug zur Entwässerung der Schachtanlage (vgl. zu 26,14) Vorschläge unterbreitet hatte, die sich auch auf den Personalbereich erstreckten. Wem bis dahin das Ilmenauer Lager unterstand, ist nicht bekannt, möglicherweise dem für die Maschinen am Schacht insgesamt zuständigen Meister Michael Jacob Herzer. 72,7 Beyliegenden Brief an Akermann] Nicht überlieferter Brief Goethes wahrscheinlich vom 9. oder 10. Dezember 1788 an Heinrich Anton Ackermann (EB 125), seit 1779 Justizamtmann und Untersteuerdirektor in Ilmenau. Der Inhalt des Briefes ist nicht bekannt. Möglicherweise ging es um Steuerangelegenheiten, da Ackermann auch mit der Erhebung der Steuern im Amt Ilmenau befasst war und Goethe schon seit längerem um eine Reform des Steuerwesens in Ilmenau bemüht war (vgl. GB 7 II, zu 7,14, zu 109,19–20 und zu 109,25).
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72,7–8 der Depesche nach Ilmenau] Voigt ließ wahrscheinlich amtliche Schriftstücke und Briefe von einem Eilboten von Weimar nach Ilmenau bringen, die sowohl administrative Angelegenheiten für das Amt Ilmenau betreffen als auch Weisungen für das Bergbauamt vor Ort enthalten konnten. 72,9 Moritzens Gegenwart] Der aus Rom nach Deutschland zurückgekehrte Karl Philipp Moritz hielt sich seit dem 3. Dezember 1788 in Weimar auf und war bis zu seiner Weiterreise nach Berlin am 1. Februar 1789 Gast in Goethes Haus (vgl. zu 78,7). Goethe und Moritz hatten sich Anfang November 1786 in Rom kennen gelernt und waren bald eng befreundet (vgl. GB 7 II, zu 36,1).
68. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 15. Dezember 1788 → 〈Leipzig〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19,2 × 18 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 15. X b r : 788. / v. G o e t h e / empfL. dL. 17. do“. E: WA IV 18 (1895), 35, Nr 2710a. (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 10. und 14. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 141, Nr 318). – Göschen antwortete am 18. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 142, Nr 323). Postsendungen: 15. Dezember 1788 (vgl. GR/Belege 1789, 1, Bl. 15). 72,12–13 Uber die bildende Nachahmung des Schönen, von Moritz] Karl Philipp Moritz’ Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ war Ende 1788 bei Johann Heinrich Campe (Schul-Buchhandlung) in Braunschweig erschienen. Der broschierte Aufsatz umfasste 52 Seiten (vgl. auch GB 7 II, zu 127,21–22). Über die Arbeit an der Abhandlung war Goethe bereits durch einen Brief von Moritz im August 1788 informiert worden (vgl. Moritz an Goethe, 9. August 1788; RA 1, 128, Nr 279). Vom bevorstehenden Erscheinen des Werks erhielt Goethe schließlich Anfang November durch einen Brief Friedrich Rehbergs aus Rom Nachricht (vgl. Rehberg an Goethe, 18. Oktober 1788; RA 1, 136, Nr 304). Goethe rezensierte die Schrift 1789 für den „Teutschen Merkur“ (Juli-Heft, S. 105–111; vgl. auch WA I 47, 84–90). 72,14 s e c h s E x e m p l a r e , sobald als möglich zu erhalten] Göschen reagierte umgehend auf die Buchbestellung und sandte die sechs Exemplare am 18. Dezember nach Weimar (vgl. zu 72,19–21). Für wen die Exemplare im Einzel-
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nen bestimmt waren, ist nicht bekannt. In Goethes Bibliothek ist die Schrift nicht überliefert. 72,15 Die Aushänge Bogen biß M sind angelangt] Spätestens Anfang Dezember waren erste Aushängebogen von Band 8 der Werkausgabe „Schriften“ bei Goethe eingetroffen, die Bogen F bis H (vgl. zu 69,15–16). Mit einer weiteren Sendung hatte Göschen die nächsten vier Bogen J bis M sowie die verloren gegangenen mit der Bezeichnung A bis E nach Weimar geschickt (vgl. zu 69,16). Damit waren Goethe inzwischen die ersten 12 Aushängebogen und damit über die Hälfte des Drucks von Band 8 zur letzten Kontrolle zugegangen. 72,16 die übrigen zu senden] Die fehlenden Aushängebogen erhielt Goethe in drei weiteren Sendungen Göschens vom 18. Dezember 1788 sowie vom 3. und vom 28. Januar 1789. Die nächste Sendung betraf „die Aushängebogen von N bis P“ (Göschen an Goethe, 18. Dezember 1788; H: GSA 30/297, Bl. 69; vgl. auch QuZ 1, 159). Wie sich die Lieferung der restlichen Aushängebogen des Bandes auf die letzten beiden Sendungen im Januar verteilte, lässt sich nicht rekonstruieren (vgl. Göschen an Goethe, 3. Januar 1789 und 28. Januar 1789; H: GSA 30/297, Bl. 71 und 73; vgl. auch QuZ 1, 161). 72,19–21 noch zwey Exemplare von Adelungs 〈…〉 deutschen Orthographie] Die „Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie nebst einem kleinen Wörterbuche für die Aussprache, Orthographie, Biegung und Ableitung“ von Johann Christoph Adelung, die 1788 in der Weygandschen Buchhandlung in Leipzig erschienen war. Bereits am 9. Oktober hatte Goethe ein Exemplar davon bestellt und Anfang November auch erhalten (vgl. zu 42,12). Die Nachbestellung erledigte Göschen sofort: „Hierbey hab ich die Ehre auf Dero Befehl zu übersenden 6 Moritz Nachahmung des Schönen rh –– 18 gr / 2 Adlungs Orthographie a 1 rh 16 〈gr〉“ (Göschen an Goethe, 18. Dezember 1788; H: GSA 30/297, Bl. 69). Für wen diese zwei Exemplare bestimmt waren, ist nicht bekannt.
69. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 27. Dezember 1788 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19,1 × 23,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r den 27. X b r : 788. / v. G o e t h e / empfL. dL. 28. do“; rechts neben den Zeilen 73,16 Saffian 〈…〉 Ex. 3. und 73,17 Engl. Band Holl. Pap – 2 sowie 73,18 Engl. Band Ord Pap. – 9 an den Zahlen Erledigungsstriche von fremder Hd (Göschen?), Tinte. E: WA IV 18 (1895), 35 f., Nr 2711a (Albert Leitzmann).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 18. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 142, Nr 323) und wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Göschens aus dem Zeitraum zwischen dem 19. und 26. Dezember 1788 (vgl. zu 73,1–2). – Göschen antwortete am 3. Januar 1789 (vgl. RA 1, 146, Nr 333). 73,1–2 glaube es auch geschrieben zu haben, daß der Band 〈…〉 der a c h t e ist] Goethe bezieht sich hier wahrscheinlich auf Göschens Bedenken, dass die Subskribenten irritiert sein könnten, wenn Band 8 von „Goethe’s Schriften“ ohne eine Erklärung auf die Bände 1–5 folgen würde (vgl. zu 8,7–9). Entweder hatte Göschen dies in einem nicht überlieferten Bezugsbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 19. und 26. Dezember 1788 an Goethe geschrieben oder über den verlegerisch an der Ausgabe beteiligten Friedrich Justin Bertuch übermitteln lassen. Zwar enthielt Göschens Verlagsankündigung der Ausgabe vom Juli 1786 (vgl. Avertissement über die Ausgabe von Goethes Schriften; QuZ 1, 22–27) mit dem Rekurs auf Goethes Ausführungen in „einem Briefe an einen Freund“ (QuZ 1, 23; vgl. GB 6 I, Nr 341 und GB 6 II, zu 205,13) den Hinweis auf die noch offene inhaltliche Gestaltung der Bände (vgl. GB 6 II, zu 206,12–13), auch hatte Band 8 dort bereits den Titel „Vermischte Schriften und Gedichte“ (GB 6 I, 207,6), doch wurde nicht explizit erwähnt, dass Band 8 vorgezogen werden sollte: Von den vier ersten Bänden kann ich mit Gewißheit sagen, daß sie die angezeigten Stücke enthalten werden; wie sehr wünsche ich mir aber noch so viel Raum und Ruhe um die angefangnen Arbeiten, die dem sechsten und siebenten Bande zugetheilt sind, wo nicht sämmtlich doch zum Theil vollendet zu liefern; in welchem Falle die vier letzten Bände eine andere Gestalt gewinnen würden. (GB 6 I, 207,7–12.) 73,3 Hinderstzuförderst] Im Sinne von „gestörte, verkehrte Ordnung, Durcheinander“ (GWb 4, 1246); in komparativer Eindeutschung von griech. : Das Spätere zuerst; hier mit Bezug auf die unregelmäßige Bandfolge von „Goethe’s Schriften“ (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 73,4 etwas zu sagen] Göschen schlug dagegen vor: „Einige Worte zur Vermeidung des Irthums sind doch bey Ausgabe des 8ten Bandes nöthig. Ich kann solche aber in meinem Nahmen, als eine Notitz des Verlegers, machen, welche beym Einbinden weg bleibt, und deswegen besonders, auf schlechtes Papier gedruckt, bey jedem Ex weggeben wird.“ (Göschen an Goethe, 3. Januar 1789; H: GSA 30/297, Bl. 71; vgl. auch QuZ 1, 160 f.) Stattdessen fügte Göschen letztlich den Verlagsanzeigen in verschiedenen Zeitschriften, so im Intelligenzblatt der Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ vom 22. April 1789 (Nr 54, Sp. 465) und im August-Heft des „Teutschen Merkur“ (nach S. 224) sowie im „Intelligenzblatt“ (Nr 9) des „Journals des Luxus und der Moden“ vom September 1789 (S. CXX f.), eine Erklärung hinzu: „Der Herr Verfasser hat auf Ersuchen des Verlegers diesen achten Band zuerst gegeben, um das Publikum, welches noch
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den 6ten und 7ten Band erwartet, nicht ungeduldig zu machen.“ (QuZ 1, 172 f.) 73,5–6 die Exemplare welche ich zu erhalten habe 〈…〉 zu schicken] Laut Verlagsvertrag hatte Goethe Anspruch auf 40 Belegexemplare in verschiedenen Ausstattungsqualitäten von der in Oktav erscheinenden Erstauflage seiner Werkausgabe „Schriften“ (vgl. Punkt 8 des Verlagsvertrags zwischen Goethe und Göschen; GB 6 I, 240,15–19). Die Drucklegung von Band 8 konnte wahrscheinlich erst Mitte Februar 1789 abgeschlossen werden. Die letzten Aushängebogen des Bandes schickte Göschen am 28. Januar nach Weimar (vgl. zu 72,16]) und kündigte gleichzeitig an: „Die Ex so Ew HochwohlgebL zu empfangen haben, damit werde ich bald aufwarten.“ (H: GSA 30/297, Bl. 73; vgl. auch QuZ 1, 161 f.) Ihre Zusendung erfolgte offenbar in der letzten Februarwoche 1789, wie sich aus Äußerungen Göschens und Goethes schließen lässt. Am 21. Februar erhielt der verlegerisch an der Ausgabe beteiligte Friedrich Justin Bertuch in Weimar (vgl. zu 8,4) erste Exemplare des fertig gestellten Bandes von Göschen zugeschickt: „Den 8. Bd von Göthe geb ich erst Ostern aus; allein es ist doch nöthig, daß Sie ihn eher erhalten. Hierbey also 3 Ex. holl 9 ord 〈…〉.“ (H: GSA 6/627, Bl. 69; vgl. auch QuZ 1, 163.) Auch Goethe muss in diesen Tagen seine Belegexemplare bekommen haben, konnte er doch am 2. März 1789 Herder mitteilen: Meine Schriften 8 Band sind nach Rom. (93,19.) 73,6 die brochirten voraus] Weil den Vertragspartnern zwei unterschiedliche Fassungen des Originalvertrags vom Oktober 1786 vorlagen (vgl. GB 7 II, zu 199,9–10), kam es bei den Belegexemplaren anfänglich zu Fehllieferungen. Göschen schickte Goethe von den Bänden 1 bis 5 etwas mehr als die Hälfte der vereinbarten 40 Exemplare in verschieden gebundenen Qualitäten, von der broschierten Ausgabe etwas weniger als die Hälfte (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 42 und 53; vgl. auch QuZ 1, 206–209, Nr 442 und 443). Auch für Band 8 und die folgenden Bände 6 und 7 wurde diese Kontingentierung im Prinzip beibehalten, allerdings erhielt Goethe wunschgemäß mehr broschierte und weniger gebundene Exemplare (vgl. zu 73,9–10). Ob die broschierten Exemplare tatsächlich zuerst geschickt wurden, ist nicht bekannt. 73,7–8 Versendung nach Rom und Franckfurt selbst besorgen] Für die Bände 1 bis 4 hatte Göschen im Auftrag Goethes, der erst im Juni 1788 aus Italien nach Weimar zurückgekehrt war, den Versand der Belegexemplare an Freunde und Bekannte außerhalb Weimars, so auch nach Rom und Frankfurt a. M., übernommen (vgl. GB 7 II, zu 133,19, zu 133,24–25 und zu 265,15). Die Belege von Band 5 hatte Göschen schon an Goethe nach Weimar gesandt (vgl. Göschen an Seidel, 8. Juli 1787; H: GSA 30/297, Bl. 50; vgl. auch QuZ 1, 140), bis auf fünf Exemplare, die nach Rom gingen (vgl. zu 3,5–6). Ab Band 8 verteilte Goethe alle seine Belegexemplare wieder selbst. Nach Frankfurt a. M. gingen wie bisher
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sechs Exemplare, die Goethes Mutter Catharina Elisabeth erhielt und fünf davon an Freunde weiterverteilte (vgl. Catharina Elisabeth Goethe an Friedrich von Stein, 30. März 1789; QuZ 1, 165). In Rom hatten bisher Angelika Kauffmann, Johann Friedrich Reiffenstein, Prinz Abbondio Faustino di Rezzonico und Johann Heinrich Lips Bände der Ausgabe erhalten, in Neapel Jakob Philipp Hackert (vgl. GB 7 II, zu 265,15 und zu 265,17). Sie wurden auch weiterhin bedacht. Zusätzlich erhielt noch Friedrich Bury ein Exemplar. Da sich Herder, die Herzoginmutter Anna Amalia und in ihrer Begleitung Louise von Göchhausen seit September 1788 in Italien aufhielten, bekamen auch sie Band 8 nach Rom geschickt (vgl. zu 93,19; zu 103,10–11; Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209 f., Nr 444). Die Büchersendung nach Rom erfolgte wohl Ende Februar oder Anfang März (vgl. zu 73,5–6), die an Goethes Mutter nach Frankfurt a. M. wahrscheinlich kurz darauf (vgl. Catharina Elisabeth Goethe an Carl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, 9. März 1789; QuZ 1, 164). 73,9–10 auf der andern Seite geschrieben] Von den bisher erschienenen Bänden 1 bis 5 hatte Goethe als Belegexemplare von Göschen jeweils 24 in gebundener Form und unterschiedlicher Ausstattungsqualität sowie 17 broschiert auf einfachem Schreibpapier gedruckt erhalten (vgl. zu 7,22–8,1). Mit der im Folgenden gegebenen Auflistung änderte Goethe ab Band 8 diese Bezugsweise, indem er die gewünschte Anzahl der gebundenen Exemplare (14) zugunsten der broschierten (28) reduzierte und insgesamt ein Exemplar mehr einforderte als bisher. 73,11 Die Bücher sind angekommen.] Am 15. Dezember 1788 hatte Goethe bei Göschen sechs Exemplare von Karl Philipp Moritz’ Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ (Braunschweig 1788) und zwei von Johann Christoph Adelungs „Vollständiger Anweisung zur deutschen Orthographie“ (Leipzig 1788) bestellt und mit einer Sendung Göschens vom 18. Dezember erhalten (vgl. zu 72,12–13; zu 72,19–21). 73,12 Ich erwarte die Abdrücke] Goethe erinnert wie schon im Brief vom 8. Dezember 1788 an die Abzüge der von Johann Heinrich Lips gefertigten Kupferstiche für Band 8 der „Schriften“, die er am 9. Oktober bei Göschen bestellt hatte (vgl. zu 69,21). Der Verleger schickte die gewünschten Abzüge am 3. Januar 1789 nach Weimar (vgl. zu 42,4–5). 73,16 Saffian] Bände mit einem hochwertigen Einband aus Saffianleder, einer mittels Lohgerberei aus Ziegenhäuten gewonnenen besonders feinen Lederart. 73,16 Holländisch Pap.] Holländisch Papier, ein hochwertiges (holzfreies), schweres Schreibpapier mit Wasserzeichen (vgl. GB 6 II, zu 240,17). 73,16 Ex. 3.] Drei Exemplare in der bezeichneten Ausstattung hatte Goethe auch schon von den Bänden 1 bis 5 erhalten. Empfänger waren Goethes Mutter Catharina Elisabeth Goethe, Angelika Kauffmann in Rom sowie wahrscheinlich Charlotte von Stein gewesen (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Frei-
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exemplare; QuZ 1, 206–208, Nr 442 und 443). Ein weiteres Exemplar ging nun zusätzlich an Herder (vgl. ebd., 209 f., Nr 444 und 445). 73,17 Engl. Band] In Leder oder Halbleder gebundene Bände von mittlerer Qualität (vgl. GB 6 II, zu 78,13). 73,17 – 2] Zwei Exemplare in der aufgeführten Ausstattung hatte Goethe auch schon von den Bänden 1 bis 4 erhalten und an die Weimarer Herzoginnen Louise und Anna Amalia gegeben, was mit Ausnahme von Band 5 auch für die restlichen drei Bände der Fall war (vgl. zu 8,5). 73,18 Ord Pap.] Ordinäres Papier, gewöhnliches oder einfaches Schreibpapier. Zur Verteilung der Belegexemplare in der letztgenannten Ausstattung vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; QuZ 1, 206–210, Nr 442–445. 73,20–21 B r o c h i r t e 〈…〉 ordl. Papir] Einfachster Ausstattungsstandard der Ausgabe als Broschur auf ordinärem (gewöhnlichem) Schreibpapier; über die Verteilung dieser Belegexemplare vgl. ebd.
70. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich 27. Dezember 1788〉 → 〈Rom〉 DAT IERUN G
Die Datierung in h auf den 22. Dezember ist nach E zu korrigieren. Am 25. Dezember schrieb Caroline Herder ihrem Mann: „Goethe war über Deinen Brief an ihn 〈vom 3. Dezember〉 vergnügt; er dankt Dir u. grüßt Dich“ (Herder, Italienische Reise, 285); über den Eingang des Briefes hat Goethe vermutlich am 22. Dezember, als er „gegen Abend“ Caroline Herder besuchte (vgl. ebd., 284), berichtet; die Antwort wird er zu dieser Zeit noch nicht geschrieben haben. Dass schon seit Mitte Dezember der Winter mit Schnee und Kälte herrschte, ist durch mehrere Zeugnisse der Zeit belegt. In Knebels Tagebuch heißt es lapidar zum 22. Dezember: „Schnee.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 53.) Herzog Carl August schreibt am 24. Dezember an Herder, es habe Tauwetter eingesetzt (vgl. Herder, Italienische Reise, 282). Unter dem 26. Dezember meldet Knebels Kalender: „Die Kälte nimmt wieder zu.“ (Knebel, Tgb. 1788, Bl. 54.) Und am folgenden Tag: „Strenge Kälte u. heiter.“ (Ebd.) – Die Datierung von E hat auch die Weimarer Ausgabe begründet übernommen (vgl. WA IV 9, 343). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller).
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E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 101–104, Nr 54 (nach H; Datierung: 27. Dezember 1788). WA IV 9 (1891), 66–69, Nr 2711 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: h. – h entspricht dem Original zweifellos mehr als der Erstdruck, wie sich aus den Überlieferungsvarianten unschwer ergibt. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
74,1 Geiste,] Geiste E 74,2 geblieben; ich] geblieben. Ich E 74,4 mich] mich jetzt E 74,5 römischen] Römischen E 74,5 billig, ich] billig; auch ich E 74,7–8 wiederhole] wiederhole, E 74,9 imago] imago, E 74,11 sehr] sehr, E 74,12 hierher] hieher E 74,12 sehe,] sehe; E 74,13 soviel] so viel E 74,14 fort] fort, E 74,14–15 entgegenzuarbeiten] entgegen zu arbeiten E 74,16 natürlich] natürlich, E 74,18 übrig, bei] übrig. Bei E 74,20 entgegenkommen] entgegen kommen E 74,21 phisiognomischen] physiognomischen E 74,22 Charactere] Charaktere E 74,23 geheimnißvoll] geheimnißvoll, E 74,24 beeifern] beeifern, E 74,27 Tasso] „Tasso“ E 74,28 gedruckt,] gedruckt; E 74,29 habt] habet E 74,30 3.] 3 E 74,31 die Frauen] (die) Frauen E 74,32 Mensch] Mensch, E 75,1 Du] du E 75,2 wirklich] würklich E 75,4 Gieb] Gib E 75,5 folgen] folgen; E 75,6 finden.] finden! E 75,7 Herzogin Mutter] Herzogin-Mutter E 75,8 soviel] so viel E 75,10 seh] seh’ E 75,10 öfter] öfter, E 75,11 seyn] sein E 75,16 Fr. v. Stein] Frau von Stein, E 75,21 Lauf.] Lauf! E 75,22 mein.] mein! E 75,23 W. d. 22. Dez. 88.] W(eimar) den 27. December (17)88. E 75,25 Kälte] Kälte, E 75,27 freyen] freien E 75,29 Uebrigens] Übrigens E 75,29 sey] sei E 75,29 ruhig.] ruhig! E 75,30 Reise] Reise, E 75,30 anderen] andern E ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Herders Brief vom 3. Dezember 1788 (HB 6, 91–93, Nr 45; vgl. RA 1, 140 f., Nr 317). – Herders Antwort wahrscheinlich aus dem Januar 1789, auf die Goethe in seinem Brief an Herder vom 2. März 1789 anspielt (vgl. zu 93,8), ist nicht überliefert. – Goethes Brief kreuzte sich mit Herders Brief vom selben Tag (HB 6, 100–102, Nr 50; vgl. RA 1, 145 f., Nr 331). 74,1–2 Deine Briefe an Deine Frau] Zuletzt war am 23. Dezember Herders Brief an seine Frau vom 29. November (HB 9, 474, Nr 43) in Weimar eingetroffen. Vgl. die Antwort Carolines vom 25. Dezember (Herder, Italienische Reise, 283). Herders Brief vom 6. Dezember war bereits am 21. Dezember an die Adressatin gelangt (vgl. ebd.). 74,3 ein Wörtchen aus der Stadt an mich richtest] Herders Brief aus Rom vom 3. Dezember.
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74,3–4 mit Dir gelitten] Herder hatte in den Briefen an seine Frau über finanzielle Probleme berichtet und sein Missfallen über die Zusammensetzung der Reisegesellschaft (mit Hugo von Dalberg und seiner Geliebten Sophia Friederike von Seckendorff) geäußert. Vgl. zu 25,29–30 sowie Goethes Brief an Herder vom 22. September 1788 (Nr 31), in dem er zu den Misshelligkeiten des Freundes Stellung nimmt. 74,4 alles gut geht] In seinem Brief vom 3. Dezember hatte Herder berichtet, dass Rom ihm mancherlei Erfreuliches zu bieten habe, etwa: „Wenn ich blos die Statuen nehme, die im Grunde mein liebstes u. wahres Heiligthum sind, so vergeße ich jedesmal alles andere darüber 〈…〉.“ (HB 6, 91.) 74,5 meine römischen Freunde an mich denken] In Herders Brief heißt es: „Deine hiesigen Freunde lieben Dich alle unbeschreiblich, u. Du lebst noch bei ihnen. Bei Büri sind nie die Thränen weit, wenn ich mit einiger Innigkeit von Dir rede. 〈…〉 Die Angelika ist eine liebe Madonna; 〈…〉 Du hast ihr sehr wohlgethan, u. sie findet an mir nichts von dem wieder, was sie an Dir verlohren. Hirt hat Dir, wie er mir einmal gesagt hat, geschrieben 〈…〉. Es wird ein nützlicher Mensch in der historischen Kunststatistik aus ihm werden. Ich treibe u. hobele ihn gewaltig, u. er hat viel von mir zu leiden, welches er alles aber recht gut aufnimmt.“ (HB 6, 92.) 74,5 billig] „Dem Rechte der Natur, oder der im Innern, im Gewissen empfundenen Verbindlichkeit gemäß“ (Adelung 1, 1019). 74,6 eine leidenschaftliche Erinnerung an jene Zeiten] Immer wieder, bis ins hohe Alter, hat Goethe von seiner Sehnsucht nach Italien gesprochen, wo er so glücklich gewesen sei wie nirgends sonst. Unter dem 9. Oktober 1828 heißt es in Eckermanns Gesprächen mit Goethe, dieser habe ihm gesagt: 〈…〉 ich kann sagen, daß ich nur in Rom empfunden habe, was eigentlich ein Mensch sei. – Zu dieser Höhe, zu diesem Glück der Empfindung bin ich später nie wieder gekommen; ich bin, mit meinem Zustande in Rom verglichen, eigentlich nachher nie wieder froh geworden. (MA/Goethe 19, 261.) 74,9–10 Cum subit 〈…〉 in urbe fuit.] Die Verse aus dem 1. Buch von Ovids „Tristia“ (3, V. 1 f.) hat Goethe zusammen mit den folgenden zwei Versen und den Versen 27–30 an den Schluss der „Italiänischen Reise“ gesetzt. Die Übersetzung von Friedrich Wilhelm Riemer ist den lateinischen Versen vorangestellt: Wandelt von jener Nacht mir das traurige Bild vor die Seele, / Welche die letzte für mich ward in der Römischen Stadt, / 〈…〉. (IR III; WA I 32, 338.) Vgl. auch den Entwurf eines ausführlicheren Schlusses der „Italiänischen Reise“, geschrieben am 31. August 1817 (WA I 32, 428 f.). 74,13 hier wieder einzurichten] Goethe gelang es nicht, im 2. Halbjahr 1788 die drei letzten Bände seiner bei Göschen erscheinenden „Schriften“ fertig zu stellen, so dass 1789 von den fehlenden Bänden nur Band 8 erscheinen konnte; die Bände 6 und 7 folgten 1790. Goethes Trennung von Charlotte von Stein und seine Verbindung mit Christiane Vulpius waren – nicht anders als einige berufliche
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Tätigkeiten wie die Erkundung der Ilmenauer Bergwerksangelegenheiten (vgl. 39,8–17) – nicht geeignet, eine ‚Einrichtung‘, die nach der italienischen Zeit notwendig ganz neu sein musste, mühelos zu schaffen. 74,13–14 Ich fahre in meinen Studien fort] Hier sind ‚Studien‘ wahrscheinlich unspezifisch im Sinne von ‚Beschäftigungen‘, ‚Bestrebungen‘, ‚Bemühungen‘ gemeint (vgl. Grimm 10 IV, 287 f.), ähnlich wie in der „Italiänischen Reise“ unter dem 1. Februar 1788: So viel als möglich war, habe ich meine Studien fortgesetzt 〈…〉. (IR III; WA I 32, 272.) – Vielleicht spielt Goethe auch auf seine andauernden Überlegungen zur Morphologie an, die er jahrelang zusammen mit Herder angestellt hatte (vgl. dazu seinen Brief an Knebel vom 17. November 1784; WA IV 6, 389–391, Nr 2009), und auf seine anatomischen Beschäftigungen, die durch Vorlesungen Justus Christian Loders angeregt wurden (vgl. zu 61,18–19), wie auch auf seine numismatischen Studien, die er gleichzeitig betrieb (vgl. zu 64,16–17). Dass seine Beschäftigung mit den für Wielands „Teutschen Merkur“ bestimmten „Auszügen aus einem Reise-Journal“ (vgl. zu 11,20–21; zu 20,9–10) ebenfalls mit ‚Studien‘ gemeint ist, kann nicht ausgeschlossen werden. 74,17–18 allein von den besseren Zeiten der Kunst übrig] Goethe denkt an die Denkmale alter Kunst, die Herder auch im Brief an Herzog Carl August vom 29. November 1788 hervorgehoben hat: „Den schönsten Anblick indeßen von dem, was das alte Rom zeigt, gewähren die Denkmale, die diese Räuber der Welt zusammengeschleppt hatten, soviel deren nämlich die alte Mutter Erde in ihrem Schoos verborgen uns aufbewahrt hat 〈…〉.“ (HB 6, 89.) Dass die Denkmale von den Römern aus Griechenland und Ägypten geraubt worden seien, ist in der – auch von Winckelmann vertretenen – Annahme begründet, bei den in Italien überlieferten Kopien griechischer Kunst handele es sich um Originale. Vgl. Herders 71. Brief seiner „Briefe zu Beförderung der Humanität“ (aus der 1795 erschienenen 6. Sammlung), in dem es heißt: „Laßet, ihr Weltüberwinder, den Raub Griechenlandes und Aegyptens ihrer alten Beherrscherin, dem milden und ewigen Rom, wo Jedermann, dem das Glück den Weg dahin nicht versagte, um ein Nichts zu ihnen Zutritt findet.“ (Suphan 17, 371; vgl. FA/Herder 7, 391.) 74,18–19 wie Spinozas Gott zum Irrthume] Es ist nicht zu vermuten, dass Goethes Formulierung auf eine bei Spinoza – etwa in dessen „Ethica ordine geometrico demonstrata“ (Ethik, nach geometrischer Methode dargelegt) – zu findende Bestimmung zurückgeht; vielmehr wird Goethe auf Herders Schrift „Gott. Einige Gespräche“ (Gotha 1787) anspielen, die er in Italien gründlich gelesen hat (vgl. „Italiänische Reise“ unter dem 8. Oktober 1787; IR III; WA I 32, 111 f.); darin wird im 2. Gespräch zwischen Theophron und Philolaus über Spinozas Gottesbegriff dessen Bestimmung des Einerleis von Zeit und Ewigkeit, Raum und Substanz, Ausdehnung und Materie als „Irrthum“ (Suphan 16, 447; vgl. FA/Herder 4, 707) bezeichnet, der mit dem „Cartesischen Irrthum“ (ebd.) zusammenstimme, bei dem es ebenfalls an der nötigen Unterscheidung der verschiedenen Begriffe fehle.
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Vgl. auch Goethes 1784/85 niedergeschriebene, erst aus seinem Nachlass als „[Studie nach Spinoza]“ veröffentlichte Überlegungen (WA II 11, 313–319), die sich allerdings einer expliziten Kritik an der Philosophie Spinozas enthalten. Gemälde, so will Goethe offenbar sagen, lassen sich ebenso wenig wie Gott durch einfache Anschauungen ‚auf den Begriff‘ bringen. Vgl. zu Herders und Goethes Auseinandersetzungen über Spinozas Philosophie Hans Dietrich Irmscher: Goethe und Herder im Wechselspiel von Attraktion und Repulsion. In: GJb 106 (1989), 22–52 (bes. S. 37–43). 74,21 phisiognomischen Entdeckungen] Sie standen möglicherweise in Zusammenhang mit anatomischen Studien, die durch Justus Christian Loders Vorlesungen angeregt worden waren. Dass Goethe seine Entdeckungen zu publizieren gedachte, ergibt sich aus seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 3. März 1790 (vgl. zu 178,2; zu 178,2–3). Vgl. auch die Notiz Goethes aus späterer Zeit: Als mir im Jahre 1788 der Begriff der PflanzenMetamorphose deutlich aufginge, konnte ich demselben nicht lange nachhängen ohne daß mir dasselbe Gesetz auch bei den übrigen organischen Wesen aufzufinden gelingen sollte. (LA II 10A, 16.) – Über seine Studien berichtet Goethe auch in seinen Briefen an Carl Ludwig von Knebel vom 11. Oktober, 25. Oktober und 8. November 1788 (vgl. zu 44,3; zu 46,22–23; zu 56,26) sowie an Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg vom 8. November 1788 (vgl. zu 58,12). Im Brief Caroline Herders an ihren Mann vom 23. November 1788 heißt es: „Goethe hat den ganzen menschlichen Körper durchgenommen bei Loder u. ist sehr heiter.“ (Herder, Italienische Reise, 236.) 74,24–25 Du von Rom kommst] Herder kehrte am 9. Juli 1789 nach Weimar zurück. 74,25 in Verwunderung setzen] Dass es dazu kam, wird durch kein überliefertes Zeugnis belegt. 74,27 Tasso ist noch immer nicht fertig.] Goethe schickte die beiden letzten Akte von „Torquato Tasso“ erst mit seinem Brief vom 27. August 1789 (Nr 144) an seinen Verleger Göschen. 74,28 Der a c h t e Band ist bald gedruckt] Der 8. Band von „Goethe’s Schriften“ erschien Mitte Februar 1789. 74,28–29 ich schicke das erste Exemplar gleich an Angelika] Goethe schickte den Band mit seinem nicht überlieferten Brief vom 6. Februar 1789 (EB 164) an Angelika Kauffmann. Diese bedankte sich am 23. Mai 1789: „längsten hette ich Ihnen dancken sollen vor Ihre schrifften achter Band, denn längsten hatte ich im Sinn an Sie zu schreiben. Verzögerte aber aus förcht Sie möchten etwan sagen ich schreibe zu offt. mein stillschweigen ist nicht vergessenheit, wie kan man einen freund vergessen den man ehret wie ich Sie ehre, und immer ehren werde.“ (Kauffmann, Briefe, 129.) Louise von Göchhausen hatte bereits am 7. März 1789 in einem Brief an Knebel geschrieben: „〈…〉 grüßen Sie die Freunde, vorzüglich Goe-
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then, sagen Sie ihm, i c h s o r g t e f ü r a l l e s, w a s i h m l i e b w ä r e, aufs beste und so gut ich könnte. Sein 8ter Theil, den mir die Angelica gab, hat mir Freude gemacht, vorzüglich gefiel mir K ü n s t l e r A p o t h e o s e und Amor ein Landschaftsmahler.“ (Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Hrsg. von Werner Deetjen. Berlin 1923, S. 87.) 74,29–30 Moritz ist nun schon 3. Wochen hier] Karl Philipp Moritz war am 3. Dezember 1788 nach Weimar gekommen und blieb bis zum 1. Februar 1789 (vgl. zu 67,8). Seine Begegnungen und Gespräche in diesen beiden Monaten hat Johannes Nohl in chronologischer Reihung minutiös zusammengefasst (vgl. Nohl, Moritz in Weimar). Vgl. auch zu 76,9; zu 81,21–22. 74,31 in Affection genommen] Franz. affection: Zuneigung, Liebe, Wohlwollen. – Moritz fand bei Charlotte von Stein, Charlotte von Kalb und Caroline Herder Gefallen, als er ihnen am 12. Dezember „über die dramatische Kunst, gar hübsche Sachen sagte“ (Caroline Herder an Herder, 12. Dezember 1788; Herder, Italienische Reise, 265). Am 16. Dezember waren Charlotte von Stein und Charlotte von Kalb, auf Einladung Goethes, wieder mit Moritz zusammen (vgl. BG 1, 258). Und am 25. Dezember berichtete Caroline Herder ihrem Mann: „Den Montag 〈22. Dezember〉 war die Stein, die Kalb u. Moriz zum Caffèe bei mir, gegen Abend kam Goethe u. Knebel. Wenn wir Frauen mit Moriz allein sind, da geht es gar hübsch; er ist alsdann unser Prophet u. unsre Kenntnisse nehmen jedesmal zu.“ (Herder, Italienische Reise, 284.) 74,32–33 sein Aufenthalt hier wir ihm viel nutzen] Versehentlich ‚wir‘ statt ‚wird‘. – Moritz war im Dezember einige Male in Begleitung Goethes mit Herzog Carl August zusammengetroffen. Der Herzog wird seine Bitte, Moritz möge ihm Englischunterricht erteilen (vgl. zu 76,9), vielleicht schon bald mit dem Versprechen verbunden haben, sich für die Dienste nicht nur finanziell als Wohltäter zu erweisen. – Carl August, der am 11. Februar 1789 als Ehrenmitglied in die Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin aufgenommen wurde, unterstützte Moritz’ Bemühen, eine „Lehrstelle bei der Akademie der schönen Künste“ zu erhalten, „wo mein Geschäft wäre, den jungen Künstlern griechische und römische Geschichte, Mythologie und Alterthümer vorzutragen“ (Moritz an Friedrich Anton von Heinitz, 13. Oktober 1787; Eybisch, Reiser-Moritz, 222). Die Aussichten, die Heinitz ihm gemacht hatte, veranlassten Moritz, diesem am 12. Januar 1789 aus Weimar mitzuteilen, er mache sich bald („Bei der nächsten gelindern Witterung“) auf den Weg nach Berlin und hoffe dort auf die gewünschte Anstellung (ebd., 239 f.). Am 24. Februar 1789 unterschrieb der König die Bestallungsurkunde für Moritz als Professor für „Theorie der schönen Künste“, nachdem durch die Intervention von Herzog Carl August gegen die Berufung bestehende Vorbehalte aus dem Weg geräumt worden waren. Vgl. Moritz’ Brief an Alexander Maco vom 3. März 1789 (ebd., 242 f.). 75,1 Hirten auf den Grad wohlwillst] Unter Herders Einwirkung schrieb der
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mit Goethe befreundete Archäologe und Kunsthistoriker Aloys Hirt, der von 1782 bis 1796 in Rom lebte, schon damals die erst 1797 in Schillers „Horen“ erschienenen Aufsätze „Versuch über das Kunstschöne“ und „Laokoon“. In Hirts Brief an Goethe vom 4. April 1789 heißt es: „In Herders Umgange lerne ich noch täglich, und sein offenes Gemüth gegen mich hat all mein Zutrauen gewonnen, ich könnte meine größten Sünden vor ihm bekennen. Auch c o r r i g i r t er mich, und vielleicht ist seither mein Starrsinn etwas leidentlicher geworden.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 197; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 160.) 75,3 den Brief immer an mich richten] Vgl. Hirts Brief an Goethe vom 4. April 1789 (Harnack, Nachgeschichte, 160–163, Nr 67; vgl. auch RA 1, 152, Nr 352). 75,5 dieser Brief nach Neapel folgen] Herder ging Anfang Januar 1789 nach Neapel und kehrte am 20. Februar nach Rom zurück. Am 2. Februar bittet er seine Frau, Goethe für den von ihm erhaltenen Brief zu danken (vgl. HB 6, 110, Nr 57). 75,7 Mit der Herzogin Mutter geht ja alles recht schön und gut.] Darüber haben Herder im Brief an Herzog Carl August vom 29. November 1788 (vgl. HB 6, 88–91, Nr 44) und Anna Amalia im Brief an Goethe vom selben Tag (vgl. Harnack, Nachgeschichte, 105–107, Nr 44) berichtet. 75,10 Deine Frau seh ich von Zeit zu Zeit] Über die Zusammentreffen berichtete Caroline Herder immer wieder in den Briefen an ihren Mann, zuletzt am 25. Dezember: „Den Montag 〈22. Dezember〉 〈…〉, gegen Abend kam Goethe u. Knebel.“ (Herder, Italienische Reise, 284.) 75,11–12 Cremor tartari] Lat. (wörtlich): Brei der Unterwelt. – In der Medizin hatte ein aus gemahlenen Weinsteinkristallen gewonnenes, sanft abführendes Mittel die Bezeichnung ‚Cremor Tartari‘. „Er incidiret die zähen Cruditæten gar sehr, reiniget, befördert den Urin und laxiret gantz gelinde.“ (Zedler 6, 1579.) 75,12 ihrer Elektraischen Anfälle] Dass Caroline Herder von ihrem Mann und von Goethe gelegentlich ‚Elektra‘ genannt und damit als außerordentlich tatkräftig und in der Verfolgung geschehenen Unrechts als vielleicht übertrieben, ja krankhaft energisch eingeschätzt wurde (auch im Zusammenleben mit ihrem Ehemann), kann, wie Heinrich Düntzer (vgl. Düntzer, Herder Italien, XVIII) vermutete, auf Goethe zurückgehen, der im Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 26. September 1785 bemerkte: Die Herdern ist nach ihrer Art recht wohl, und ein wenig mehr Glaube, ein bisgen weniger Hypochondrie würde sie ganz herstellen. (GB 6 I, 100; vgl. auch GB 6 II, zu 100,3.) Im Brief vom 11. August 1788 redete Herder seine Frau mit „liebe Elektra“ an (HB 9, 402). Im Brief Herders an seine Frau vom 27. Februar 1789 heißt es aber: „Wenn mich etwas in Rom tröstet, sinds die Statuen u. Köpfe. Deinen Charakter habe ich auch gefunden, u. wir wollen den Namen Electra jetzt fahren laßen: Du bist A r i a d n e . Zwar bin ich nicht Theseus, u. Bacchus nur sofern ich Wein trinke u. Tobak rauche; ich
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kann Dich auch nicht zur Himmelsgöttinn erheben. Dafür habe ich Dich aber auch nicht verlaßen 〈…〉.“ (HB 9, 499.) Vgl. auch zu 114,9. 75,13 vergnügt] Vgl. Caroline Herders Brief an ihren Mann vom 25. Dezember 1788 (Herder, Italienische Reise, 283–286); darin wird der gelungene Ablauf der Weihnachtsfeierlichkeiten beschrieben, aber auch ausführlich Goethes Besuch vom 22. Dezember gewürdigt. In dem Brief heißt es: „Goethe war über Deinen Brief an ihn 〈vom 3. Dezember〉 vergnügt 〈…〉.“ (Ebd., 285.) 75,13–14 Emil so glücklich durch die Blattern gekommen] Über die Erkrankung und Genesung des fünfjährigen Sohnes hat Caroline ihrem Mann in den Briefen vom 23. und vom 30. November 1788 ausführlich berichtet (vgl. Herder, Italienische Reise, 234 f. und 248). 75,14 Humor] Im 18. Jahrhundert noch im Sinne von franz. humeur: Laune, Stimmung (Gemütsart). 75,17–19 wie ein falscher Loostopf 〈…〉 gemischt sind] Die Formulierung erinnert an eine Erklärung, die in Goethes Trauerspiel „Egmont“ Alba seinem Diener Silva gibt: 〈…〉 im Augenblick des Entscheidens bist du zwischen zwei Übel gestellt; wie in einen Loostopf greifst du in die dunkle Zukunft; was du fassest ist noch zugerollt, dir unbewußt, sei’s Treffer oder Fehler! (4. Aufzug; WA I 8, 261.) 75,23 W. d. 22. Dez. 88.] Das Datum ist offenbar fehlerhaft abgeschrieben. Vgl. Datierung. 75,25–26 tiefen Schnee 〈…〉 entsetzlichen Sturm] Vgl. Datierung. 75,30 wer wollte nach den anderen fragen] Goethe bezieht sich auf Herders Bemerkung am Ende seines Briefs vom 3. Dezember: „〈…〉 viele wird gewiß meine Reise ärgern, u. es müßen nothwendig schiefe Urtheile gefällt werden. Sie kümmern mich indeßen nicht 〈…〉.“ (HB 6, 93.)
71. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 5. Januar 1789 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Knebel 1 (1851), 91, Nr 83 (nach H). WA IV 9 (1891), 70, Nr 2714 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Kupfer (76,6; vgl. zu 76,6).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 2. Januar 1789 (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 2). – Knebel antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief vom 7. Januar 1789 (vgl. ebd.). Postsendungen: 5. Januar 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 4, Bl. 2). 76,2 einige Tage das Zimmer, ja sogar das Bett hüten müssen] Über die Erkrankung Goethes ist nichts Näheres bekannt. Sie kann aber nicht vor Donnerstag, dem 1. Januar, ausgebrochen sein. Am Tag zuvor hatte Goethe noch Caroline Herder besucht, wie aus ihrem Brief an ihren Mann vom 2. Januar 1789 hervorgeht: „Den Dienstag Mittag kam eine Schachtel von der Fr. v. Frankenb. darinnen Neujahr Geschenke für die Kinder waren 〈…〉. Nun wollten wir uns den Mittwoch hinsetzen u. ihr schreiben, da trat Goethe herein, den ich seit 14. Tagen nicht gesehn habe. Er nahm Teil an der Freude, schrieb den Kindern ihre Briefe, die sie wieder abschrieben u. buchstabierte dem Emil den Seinigen vor; in einer Stunde war alles expediert.“ (Herder, Italienische Reise, 297.) 76,3 später ein Wort auf Deinen Trauerbrief] Am 2. Januar hatte Knebel Goethe die Nachricht vom Ableben Johann Ernst Basilius Wiedeburgs, des Lehrstuhlinhabers für Mathematik an der Universität Jena, eigens per Boten überbringen lassen: „An Göthe wegen Wiedeburgs Tod“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 2). Wiedeburg war am Tag zuvor im Alter von 55 Jahren plötzlich gestorben. Knebel vermerkte am 1. Januar in seinem Tagebuch: „Abends im Club. Daselbst Cammerrath Wiedeburgs Todt erfahren. Er wurde Morgens halb 11. Uhr vom Schlag getroffen und starb Abends gegen 10. Uhr.“ (Ebd.) 76,3–4 Wiedeburg] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 76,6 die versprochenen Kupfer] Kupferstichabdrücke des Titelkupfers und der Titelvignette zu Band 8 von „Goethe’s Schriften“, die Goethe gerade von seinem Verleger Göschen mit einer Sendung vom 3. Januar 1789 erhalten hatte. Goethe hatte die Sonderdrucke der Kupferstiche von Johann Heinrich Lips nach Zeichnungen Angelika Kauffmanns am 9. Oktober 1788 bei Göschen bestellt und nun je 25 Stück erhalten. Vgl. zu 42,2; zu 42,2–3; 42,4–5. Wann Goethe Knebel das Geschenk versprochen hatte, ist ebenso wenig bekannt wie die Anzahl der Exemplare, die er ihm schickte. 76,6–7 theile sie unter die Wohlwollenden aus] Bereits am 7. Januar sandte Knebel die Kupferstiche jeweils an seine Geschwister Henriette und Maximilian nach Ansbach: „An Henrietten und Max, nebst Kupfern von Göthe 〈…〉.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 2.) An wen Knebel möglicherweise noch weitere Exemplare gab, ist nicht bekannt. 76,7 Komm doch bald wieder] Nachdem Knebel erst am 29. Dezember 1788 von Weimar nach Jena zurückgekehrt war, kam er am 11. Januar erneut zu einem längeren Aufenthalt in die Stadt: „Frau v. Stein u. Frau v. Kalb kommen gegen 11 Uhr. Gegen Mittag Frau von Imhoff von Bareuth. 〈…〉 Abends mit der Gesell-
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BRIEF 72
schaft nach Weimar.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 3.) Er blieb bis zum 5. Mai 1789 (vgl. ebd., Bl. 19). 76,7–8 12. hujus] Der 12. dieses (Monats). – Hujus: Bei Datumsangaben formelhaft verwendete Genitivform von lat. hic, haec, hoc: dieser, diese, dieses, z.B. für lat. ‚huius mensis‘ oder ‚huius anni‘: dieses Monats oder dieses Jahres (vgl. GWb 4, 1114). 76,8 in Jena zubringen] Warum Knebel gerade diesen Tag in Weimar zubringen sollte, konnte nicht ermittelt werden. 76,9 Moritz] Karl Philipp Moritz hielt sich seit dem 3. Dezember 1788 in Weimar auf und war Gast im Hause Goethes (vgl. zu 78,7). Den zu dieser Zeit ebenfalls in Weimar weilenden Knebel hatte Moritz am 4. Dezember kennen gelernt und hatte seitdem nahezu täglich mit ihm verkehrt (vgl. Knebel, Tgb. [4.–29. Dezember] 1788, Bl. 51–54; vgl. auch Nohl, Moritz in Weimar, 756–769), so dass sich rasch ein vertrautes Verhältnis zwischen beiden entwickelte. Schon am 5. Dezember hatte Knebel seiner Schwester von Moritz berichtet: „Gestern 〈…〉 kam Moritz zu mir 〈…〉. Wir fingen sogleich an zu philosophiren, als er kaum in die Stube hereingetreten war. So ganz vorurtheilslos, rein von Begriff und reich an geistiger Beschauungsart sind wenig Köpfe. Rede und Antwort war bei uns ein paar Stunden gleichsam nur e i n Ding, das aus demselben Herzen käme.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 91 f.) Am 29. Dezember war Moritz mit Knebel zurück nach Jena gefahren, um sich wegen Drüsenschwellungen im rechten Arm von Johann Christian Stark behandeln zu lassen, und blieb bei ihm bis zum folgenden Tag: „Mittags 1. Uhr, mit Moritz im Schlitten herübergefahren nach Jena. Büttner Abends hier. 〈…〉 Morgens mit Moritz auf dem Dach, Sonnenaufgang. 〈…〉 Moritz, der 4. Uhr abreißt.“ (Knebel, Tgb. [29. und 30. Dezember] 1788, Bl. 54.) 76,9 Er lehrt den Herzog Englisch] Moritz nahm den Englischunterricht für Herzog Carl August wahrscheinlich in den ersten Januartagen 1789, frühestens zu Silvester 1788 auf. Der Herzog hatte sich in der Zeit vom 13. bis 19. Dezember 1788 bei seinem Regiment in Aschersleben aufgehalten (vgl. FB 1788, S. 315–318). Knebel selbst war noch bis zum 29. Dezember in Weimar gewesen und anschließend mit Moritz nach Jena gefahren. Dieser kehrte am Abend des 30. Dezember nach Weimar zurück (vgl die vorhergehende Erläuterung). Wie aus einer herzoglichen Schatullabrechnung vom 28. Februar 1789 hervorgeht, wurde Moritz für Unterrichtslektionen im Englischen von Carl August mit einem großzügigen Geschenksalär bedacht: „Present an HL. Profeßor M o r i t z in Berlin, für den während seines hiesigen Aufenthaltes Serenissimo gegebenen Unterrichts in der EngL. Sprache 32 Ldrs. 173. Rthlr. 8. gL. –“ (Jahresrechnung Schatulle Carl Augusts, 1. April 1788 bis 31. März 1789; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1146, Bl. 165; vgl. auch Anneliese Klingenberg: Moritziana aus Weimarer Archiven. In: Moritz zu Ehren. Beiträge zum Eutiner Symposion im Juni 1993. Hrsg. von Wolfgang Griep [Eutiner Forschungen. Bd 2]. Eutin 1996, S. 161 f.).
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Die Lektionen wurden wahrscheinlich bis in die letzten Tage vor der gemeinsamen Abreise des Herzogs und Moritz’ nach Berlin am 1. Februar fortgesetzt und fanden nach Möglichkeit täglich statt. Am 26. Januar schrieb Caroline Herder darüber an ihren Mann in Rom: „Moriz ist meist bei Goethe, da er nur noch wenige Zeit hier ist; er geht nämlich den 1. Feb. mit dem Herzog nach Berlin, dem er bisher Stunden im Englischen gegeben hat, u. gemeinigl. 2–3 Stunden oben bei Ihm zubringt; der Herz. soll in der kurzen Zeit viel gelernt haben. Überhaupt glaubt Knebel daß Moriz auf den Herzog einen milden Eindruck gemacht habe; Gott gebe daß es Bestand hat.“ (Herder, Italienische Reise, 316.)
72. An Georg Joachim Göschen
Weimar 26. Januar 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1526/1977. – 1 Bl. 13,7 × 17,7 cm, 1 S. beschr., egh. Tinte; Rs. am linken oberen Rand Empfangsvermerk: „We i m a r dL. 26. J a n : 89. / v. G o e t h e / empfL. dL. 28. do“. – Faksimile: Autographen. Widmungsexemplare. Graphik. Katalog 115. November 1976. Antiquariat Fritz Eggert. Stuttgart 1976, S. 13, Abb. 4, Nr 22. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 109. WA IV 9 (1891), 71, Nr 2715. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Göschens vom 3. Januar 1789 (vgl. RA 1, 146, Nr 333). – Göschen antwortete am 28. Januar 1788 (vgl. RA 1, 148, Nr 338). Postsendungen: 26. Januar 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 3, Bl. 21). 76,11–12 Vergebens 〈…〉 auf die letzten Bogen des achten Bandes gewartet.] Die bislang letzten Aushängebogen des 8. Bandes der „Schriften“ hatte Goethe Anfang Januar erhalten: „Mit den Aushängebogen hab ich die Ehre Denselben zu überreichen / 25 besondre Abdr. der 8° Platte / und der Vignette.“ (Göschen an Goethe, 3. Januar 1789; H: GSA 30/297, Bl. 71; vgl. auch QuZ 1, 161.) Zuvor waren Goethe schon die Aushängebogen A bis P zugegangen (vgl. zu 72,15; zu 72,16). Es fehlten somit nur noch drei oder vier Bogen. 76,12–13 sobald als möglich zu überschicken] Dies geschah nur zwei Tage später mit einer Entschuldigung Göschens: „Durch einige anhaltende Arbeiten ist meine Aufmerksamkeit von den gewöhnlichen Geschäften einige Zeit abgezogen worden. Daher muß ich um Verzeihung bitten daß der Rest der Aushangebogen erst heute erfolgt.“ (Göschen an Goethe, 28. Januar 1789; H: GSA 30/297, Bl. 73; vgl. auch QuZ 1, 161.)
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76,13–14 in welcher Zeit Sie die 〈…〉 bestellten Titel Kupfer zu haben wünschten] Auf Göschens Wunsch hatte Goethe Ende November 1788 Johann Heinrich Lips in Rom gefragt, ob er bereit wäre, für die 2. Auflage von „Goethe’s Schriften“ Titelkupfer und Vignetten für die Bände 1, 2 und 4 zu stechen, die übrigen Bände (3 und 5 bis 8) waren bereits von ihm gestaltet worden (vgl. 66,16–67,3, Nr 63). Lips sagte zu und begann noch im Dezember 1788 mit den Arbeiten (zu 42,10–11). Zunächst jedoch wollte Göschen die Erstauflage verkauft und sich der Absatzchancen einer solchen Vorzugsausgabe versichert haben. Diese kam letztlich wegen mangelnder Nachfrage nicht zustande (vgl. ebd.). 76,14 Er fragt darnach] In seinem Brief vom 20. Dezember 1788 hatte Lips die Arbeiten zugesagt und um einen Fertigstellungstermin gebeten: „Die Arbeit so Sie von mir gemacht zu haben verlangen, wil ich mit allem Vergnügen übernemmen; zumahl da Sie mir Zeit darzu geben, und ich sie nach und nach machen kan: Indeßen wünschte ich doch, daß Sie mir die eigentliche Zeit bestimmten, in welcher diese Küpfergen fertig seyn müßen, damit ich nicht mich allzu sehr nach Gelegenheit richte, wie es oft geschieht, wen man inzwischen noch andre Arbeiten macht.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 152; vgl. auch QuZ 1, 159.) Einen entsprechenden Termin konnte Göschen zu einem so frühen Zeitpunkt, da die erste Auflage noch nicht einmal komplett erschienen war, nicht nennen. Weiter vgl. die vorhergehende Erläuterung.
73. An Friedrich Wilhelm Eugen Doell? Weimar, 28. Januar 1789 → 〈Gotha?〉 ZUM A D RESSATEN
Der Empfänger des Geldes, das Goethe dem vorliegenden Brief beilegte (vgl. Beilage), war laut Goethes Rechnungsbuch der Gothaische Hofbildhauer Friedrich Wilhelm Eugen Doell, der für Goethe eine Gipsbüste angefertigt hatte (vgl. zu 77,2–3). Als Adressat wurde bislang nicht Doell selbst, sondern ein Gehilfe aus seiner Bildhauerwerkstatt angenommen, dessen Identität nicht präziser zu ermitteln war (vgl. WAN 2 [WA IV 52], 107). Als Begründung wurde die im Brief verwendete Anrede Ew. Hochedelgeb. angeführt, die für den Hofbildhauer Doell angeblich nicht standesgemäß gewesen wäre. Sie war jedoch durchaus üblich für Personen wie Doell, die öffentliche Ämter bekleideten und an die man sich wegen geschäftlicher Angelegenheiten wendete (vgl. zu 77,1). Wahrscheinlich wählte Goethe diese förmliche Anrede, weil er Doell erst bei seinem Besuch in Gotha im September 1788 kennen gelernt hatte. In späteren Briefen, als sich ein regelmäßigerer Umgang zwischen den beiden entwickelt hatte, verwendete Goethe dann die weniger distanzierte Anrede „Wohlgeboren“.
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H: Verbleib unbekannt. – ¾ S. beschr., egh., mit Orts- und Datumsangabe (nach E). E: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 2. und 3. Dezember 1975. Katalog 606. J. A. Stargardt. Marburg 1975, S. 30, Nr 105 (Fragment). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 85, Nr 2716a (nach E). Textgrundlage: E. – Der Abdruck des Textes in der WA ist mit E bis auf formale Unterschiede bei der Datumsangabe und Punkt nach der Unterschrift identisch. BEIL AG E
5 Taler, 12 Groschen (vgl. zu 77,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 28. Januar 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 4, Bl. 2). Der in Veilsdorf bei Hildburghausen als Sohn des Verwalters der dortigen Porzellanmanufaktur geborene Friedrich Wilhelm Eugen Doell (1750–1816) lernte in seinem Heimatort das Handwerk des Porzellanmodelleurs. 1770 kam er nach Gotha, wo der damalige Erbprinz und spätere Herzog Ernst II. Ludwig von SachsenGotha und Altenburg auf ihn aufmerksam wurde und seine weitere Ausbildung zu fördern begann. 1771 ging Doell auf Wunsch des Erbprinzen nach Paris, um an der dortigen Kunstakademie zu studieren. Von Paris reiste Doell 1773 nach Rom, wiederum durch den Gothaer Herzog finanziell unterstützt, wo sich Johann Friedrich Reiffenstein seiner annahm und ihn mit der deutschen Künstlerkolonie bekannt machte. Doell arbeitete bis 1776 in der Werkstatt des römischen Bildhauers Giuseppe Franchi, ab 1777 erhielt er Zeichenunterricht durch den Porträtmaler Anton Raphael Mengs. Bekannt wurde Doell dabei vor allem durch die Anfertigung einer Winckelmann-Büste, die auf Veranlassung Reiffensteins für einige Zeit im Pantheon aufgestellt wurde. 1781 berief Herzog Ernst II. Ludwig ihn wieder zurück nach Gotha und ernannte ihn zum Hofbildhauer. Fünf Jahre später wurde er Professor der gerade neu gegründeten Gothaer Kunstschule und erhielt 1792 die Aufsicht über die herzoglichen Kunstsammlungen. Doell bekam nun auch von anderen Höfen, so vor allem von denen in Dessau, Meiningen und Weimar, zahlreiche Aufträge. Er fertigte z.B. 1795 für Herzog Carl August einige Reliefs für das Römische Haus an, war 1802 an der Ausstattung des Weimarer Schlossneubaus beteiligt und schuf einige Statuen für den Weimarer Park, unter anderem das von Goethe in Auftrag gegebene Euphrosynedenkmal zum Gedenken an die verstorbene Schauspielerin Christiane Becker. In seinen künstlerisch fruchtbarsten Jahren zwischen 1790 und 1800 erhielt er so viele Aufträge, dass er in seiner Werkstatt mehrere Künstler bzw. Akademieschüler beschäftigte. Als Doell 1816 starb, trat einer seiner Söhne, Leopold Friedrich Doell, seine Nachfolge am Gothaer Hof an. Vgl. Petra
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Rau: Friedrich Wilhelm Doell (1750–1816). Leben und Werk. Cluj-Napoca 2003. – Goethe traf Doell zum ersten Mal während seines Aufenthalts in Gotha vom 10. bis 17. September 1788 (vgl. zu 59,5 und BG 3, 238). Ein Besuch Doells in Weimar bei Goethe ist für den 8. November 1799 belegt, vermutlich im Zusammenhang mit dem von Doell ausgeführten Euphrosynedenkmal. Goethe sah in Doell wegen dessen in Rom erfolgter klassizistischer Ausbildung einen Gleichgesinnten, schätzte aber wohl noch mehr dessen handwerkliches Geschick, etwas weniger freilich die künstlerische Begabung als Bildhauer. So überließ er ihm bei allen Auftragsarbeiten jeweils nur die Ausführung vorgelegter Entwürfe. – Drei weitere Briefe Goethes an Doell aus den Jahren 1799 sowie 1801 sind überliefert. Insgesamt zehn Briefe Doells an Goethe aus den Jahren 1799 bis 1815 sind bekannt. 77,1 Hochedelgeb.] Abgekürzt für ‚Hochedelgeboren‘. Die Anredeformel war im 18. Jahrhundert zunächst nur für Adlige üblich, seit etwa 1730 wurden auch fürstliche Räte bürgerlichen Standes mit diesem Titel angesprochen (vgl. Zedler 13, 308 f.), später dann auch „weltliche, in öffentlichen Ämtern stehende oder charakterisirte Personen, welche unter den bloßen Räthen sind, Secretarien, angesehene Kaufleute u. s. f.“ (Adelung 2, 1224). Allmählich wurde sie auch für Adressaten üblich, die aus dem niederen Bürgertum stammten (vgl. Grimm 4 II, 1612). Goethe verwendete die Anrede für im weitesten Sinne amtliche Schreiben, im vorliegenden Band u.a. auch in Briefen an Georg Joachim Göschen (Nr 204), Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher (Nr 162) und Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (Nr 221). In späteren Briefen an Doell, die schon eine nähere Bekanntschaft beider erkennen lassen, verwendete Goethe stets die Anrede ‚Wohlgeboren‘. 77,1–2 die schuldigen fünf Thaler zwölf Groschen] Der genannte Preis für die erworbene Büste (vgl. die folgende Erläuterung) wird durch den Eintrag unter „Liebhabereyen“ in Goethes Rechnungsbuch für Januar 1789 bestätigt: an Hl. Tell nach Gotha für Büsten 5. 12.- (GR/RB 1789, 1, Bl. 4.) In der Postsendeliste ergibt sich durch die Angabe „1 BrL. mit 5 rh. 10 gr. nach Gotha“ eine Differenz von 2 Groschen (P/HS Post, 4. April 1789, in: GR/Belege 1789, 4, Bl. 2), vermutlich ein Versehen des Schreibers. 77,2–3 das Brustbild des Genius, welches Sie mir in Gyps gesendet] ‚Genius‘ hier synonym für ‚Eros‘ gebraucht, in künstlerischer Darstellung ein Jüngling oder Knabe mit Flügeln (vgl. GWb 3, 1473). Goethe hatte bei Doell vermutlich während eines seiner Aufenthalte in Gotha vom 10. bis 19. September 1788 oder vom 30. November bis 4. Dezember 1788 den Gipsabguss einer Büste des so genannten „Eros von Centocelle“ bestellt, die sich noch heute in Goethes Nachlass befindet (KSW, Museen, Inv.-Nr GPI/00234). Vorbild für die von Doell gefertigte Büste war ein 85 cm hoher Torso aus den vatikanischen Sammlungen im Museo Pio-Clementino. Doell hatte erstmals 1775 während seines Romaufenthaltes eine Teilkopie des Torsos (Höhe 61 cm, Breite 43 cm, Tiefe 30 cm) als Auftragsarbeit für einen russischen Grafen fertig gestellt (vgl. Petra Rau: Friedrich Wilhelm Doell
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[1750–1816]. Leben und Werk. Cluj-Napoca 2003, S. 38). Die Originalfigur gilt als Frühwerk des Praxiteles aus der Zeit von 370/360 v. Chr. 1772 wurde der Torso einer römischen Marmorkopie in Centocelle an der Via Labicana gefunden, wodurch sie ihren Namen erhielt. Die Büste des „Eros von Centocelle“ war in Weimar bereits bekannt: Ein Zeugnis davon gibt das 1785 von Georg Melchior Kraus gemalte Aquarell „Corona Schröter zeichnet den Eros von Centocelle“ (KSW, Museen, Inv.-Nr KHz/01632), auf dem die Büste am linken oberen Bildrand zu sehen ist. Ob die dort abgebildete Büste von Doells Hand stammt oder durch den Weimarer Hofbildhauer Martin Gottlieb Klauer nach einer Kopie Doells gefertigt wurde, ist nicht bekannt. 77,3–4 in Carrarischen Marmor 〈…〉 zu arbeiten] Zu einer Ausarbeitung der Büste in Marmor durch Doell kam es nicht. Vermutlich war Goethe der Preis zu hoch. Carrarischer Marmor, der in der Nähe der Stadt Cararra in Italien abgebaut wird, war bereits in der Antike wegen seiner Feinkörnigkeit und Farbe ein geschätztes Material für Plastiken, als Importgut jedoch kostspielig.
74. An Carl Ludwig von Knebel
〈Weimar〉, 28. Januar 1789 → 〈Jena〉
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H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 106–107. – Doppelblatt 19 × 23,5 cm, 1 ¼ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 untere Seitenhälfte Adresse: Hl . M a j o r v. K n e b e l ; Bl. 2 Mitte über der Adresse Papierausriss durch Siegelöffnung; rote Siegelreste an den Rändern, rechte untere Ecke weggeschnitten; am Mittelfalz von Bl. 1 und 2 Mitte jeweils dreieckiger Siegelausschnitt, restauriert (mit Papier überklebt). – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 92, Nr 84. WA IV 9 (1891), 71 f., Nr 2716. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 77,6–7 an dir bemerckt 〈…〉 du über den Brief im Merkur böse bist] Unter dem Titel „Naturlehre“ veröffentlichte Goethe im Februar-Heft des „Teutschen Merkur“ einen kleinen Aufsatz über seine Grundsätze wissenschaftlicher Naturerkenntnis (S. 126–131; vgl. auch LA I 11, 27–29). Er war als „Fortsetzung der Auszüge aus dem Taschenbuche eines Reisenden“ (vgl. zu 20,9–10) erschienen und setzte als 9. Teil die im Oktober- und November-Heft von 1788 begonnenen
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„Auszüge aus einem Reise-Journal“ fort, in denen Goethe anonym von der Italienreise 1786–1788 berichtete. Der Beitrag „Naturlehre“ war als Brief mit der Ortsund Datumsangabe Neapel, den 10. Jan 178–. (S. 126) und der Anrede theurer Freund (S. 127) verfasst, in dem Goethe seine Thesen in kritischer Auseinandersetzung mit diesem entwickelte. Dass es sich dabei um die Antwort auf einen (nicht überlieferten) Brief Knebels, wahrscheinlich aus den ersten Januartagen von 1789, handelte, war für die Leser des „Merkur“ nicht zu erkennen, für Knebel allerdings offenkundig. Goethe bezog sich nämlich direkt auf den in Knebels Brief bemühten Vergleich von Eiskristall-Formen an Fensterscheiben mit botanischen Pflanzenformen. Aus Ähnlichkeiten eine Wesensgleichheit abzuleiten, lehnte Goethe als wissenschaftliche Erkenntnismethode ab (vgl. zu 77,15–16), die letztlich auf einem bequemen Mysticismus beruhe, der seine Armuth gern in einer respectablen Dunkelheit verbirgt. (S. 131.) Goethe polemisierte: 〈…〉 sie möchten gern diese Cristallisationen zum Range der Vegetabilien erheben. 〈…〉 Wir sollten, dünkt mich, immer mehr beobachten, worin sich die Dinge, zu deren Erkenntniß wir gelangen mögen, von einander unterscheiden, als wodurch sie einander gleichen. (S. 127.) Knebel war über Goethes Schrift sowie über sein Vorgehen darin nicht informiert gewesen. Erst am 26. Januar erhielt er den „Brief gedruckt von Göthe“ persönlich (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 5). Er zeigte sich davon überrascht, war irritiert und auch verletzt. Am folgenden Tag hielt er im Tagebuch fest: „Nachts nicht geschlafen, sondern geschrieben an der Antwort von obigem Brief.“ (Knebel, Tgb. [27. Januar] 1789, ebd.) Wie tief Knebel getroffen war, ungeachtet des vorliegenden Entschuldigungsbriefs Goethes, zeigt der Tagebucheintrag vom 29. Januar: „Nicht geschlafen. An Moritz die Antwort des obigen Briefes.“ (Ebd., Bl. 6.) Und noch am 2. Februar führte er gegenüber Herder in Rom Klage, von Goethe „auf eine ganz unschickliche Art öffentlich angegriffen“ worden zu sein, und äußerte den Verdacht, Goethe habe dies „bloß gethan, um mir Verdruß zu machen oder mich auf diese Art demüthigen zu wollen“ (Von und an Herder 3, 47). Ein Bruch zwischen Goethe und Knebel konnte offensichtlich nur durch das vermittelnde Eingreifen von Karl Philipp Moritz vermieden werden. Zunächst war es am 26. Januar im Hause von Charlotte von Stein zu einer direkten Auseinandersetzung gekommen, die durch Goethes demonstrativen Gleichmut und sein Unverständnis in der Sache zu eskalieren drohte. Knebel kündigte an, sich öffentlich gegen Goethes Schrift zu wenden (vgl. ebd.). Moritz suchte Knebel zu beruhigen und diskutierte mit ihm am 28. Januar sowohl Goethes Argumente als auch Knebels Replik: „Morgens, schöne Explikation des ObigL.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 5.) Auch Goethe konnte von Moritz zum Einlenken bewegt werden. Moritz überredete Goethe zu dem vorliegenden Brief und legte ihm am 29. Januar Knebels Antwort vor, deren Veröffentlichung „mit Auslassung alles Leidenschaftlichen“ (Knebel an Herder, 2. Februar 1789; Von und an Herder 3, 47) Goethe zustimmte. Diese Annäherung ließ Knebel schließlich auf die Publikation seines (des fiktiven Freun-
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des) Antwortbriefes verzichten, in dem er die Belehrungen im Beitrag „Naturlehre“ als sachlich ungerechtfertigt und im Ton als unangemessen scharf hatte zurückweisen wollen („Schreiben an einen Freund, über einen aus Neapel datirten Brief im Teutschen Merkur, Febr. 1789“; H: GSA 54/61; vgl. auch LA II 1A, 22–25). Auch Goethe lenkte ein, indem er selbst im März-Heft in den „Fortgesetzten Auszügen aus dem Taschenbuche des Herrn ***“ wieder unter dem Titel „Naturlehre“ eine „Antwort“ des teuren Freundes formulierte (S. 252–256; vgl. auch LA I 11, 29–32). Im Ton konzilianter, nahm er zwar nichts Grundsätzliches aus dem Februar-Beitrag zurück, räumte aber versöhnlich den Wert der sinnlichen Beobachtungsgabe, von Einbildungskraft und Witz als unerlässliche Hauptwerkzeuge, womit das Genie weiter reicht als gewöhnlich die Menschen zu reichen vermögen, ein (S. 255). Am 1. Februar 1789 war Knebel wieder zu Besuch bei Goethe (vgl. Knebel, Tgb. [1. Februar] 1789, Bl. 6), wovon Knebel am Tag darauf an Herder berichtete: „〈…〉 wir sind nun wieder Freunde, und ich bin gestern bey ihm gewesen“ (Von und an Herder 3, 47), nicht ohne jedoch nochmals auf die vorausgegangene tiefe Kränkung verwiesen zu haben. 77,11 ernstlich] Hier „seriös, vernünftig, auf das Wesentliche gerichtet“ (GWb 3, 371). 77,13–14 künftigem gemeinschaftlichen Bau 〈…〉 wissenschaftlichen Denckmals] Vor allem seit 1784/85 ließ Goethe Knebel an seinen naturkundlichen Arbeiten und Studien teilhaben, um ihn grundsätzlich an die Naturlehre heranzuführen. Auf Goethes Anregung machte sich Knebel vertraut mit Grundlagen und Spezifika vor allem der Mineralogie, Geologie und Botanik, den Gebieten, mit denen sich auch Goethe in dieser Zeit vorrangig beschäftigte (vgl. GB 6 II, zu 5,15, zu 26,22–23, zu 34,3 und zu 189,21). Ob es Goethe allerdings je darum ging, mit Knebel gemeinsame Forschungen zu betreiben, muss bezweifelt werden, zumal Knebel in seinen Kenntnissen nie über das Stadium des Dilettantentums hinauskam. 77,15–16 jeder die Sache auf seine Weise] Goethe beschrieb seine Erkenntnismethode – u.a. auch in dem Beitrag „Naturlehre“ (vgl. zu 77,6–7) – mit dem Begriff des ‚Sehens‘ (vgl. GB 7 II, zu 19,27). Das „Sehen“ als Basis für Erkenntnisgewinn wird von Goethe als sinnliches, differenziertes, voraussetzungsloses Erfassen der Dinge verstanden, bei dem voreilige Analogieschlüsse oder Verallgemeinerungen unzulässig sind. Dem stand Knebels vergleichende Betrachtung von Kristallisationsprozessen (Eisblumen) und Prozessen in der Pflanzenvegetation (Blätter, Zweige, Blumen) konträr entgegen, ging sie doch von der spekulativen Annahme einer inneren Einheit und Wesensgleichheit alles Seienden aus. Wissenschaftliche Erkenntnis war nach Goethes Überzeugung dagegen gerade nur durch Unterscheiden möglich (Teutscher Merkur, Februar-Heft 1789, S. 127): Fängt man damit an, die Sachen gleich oder ähnlich zu finden, so kommt man leicht in den Fall, seiner Hypothese oder seiner Vorstellungsart zu lieb Bestimmungen
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zu übersehen, wodurch sich die Dinge sehr von einander unterscheiden. 〈…〉 Das Leben, das in allen existirenden Dingen wirkt, können wir uns weder in seinem Umfange, noch in allen seinen Arten und Weisen, durch welche es sich offenbart, auf einmal denken. 〈…〉 Denn 〈…〉 die Gipfel der Reiche der Natur sind entschieden von einander getrennt und aufs deutlichste zu unterscheiden. Ein Salz ist kein Baum, ein Baum kein Thier; hier können wir die Pfähle feststecken, wo uns die Natur den Platz selbst angewiesen hat. Wir können sodann nur desto sichrer von diesen Höhen in ihre gemeinschaftliche Thäler heruntersteigen, und auch diese recht genau durchsuchen und durchforschen. (Ebd., S. 128 f.)
75. An Philipp Seidel
〈Weimar, vermutlich Anfang Februar 1789〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Der Inhalt des Billetts deutet auf Anfang Februar 1789 als Datum seiner Abfassung. Dass mit unsre Angelegenheit die Sorge um Goethes Pflegesohn Peter im Baumgarten (vielleicht um seine quartalsweise Finanzierung) gemeint ist, kann nicht völlig ausgeschlossen werden (vgl. zu 219,6), wahrscheinlicher ist aber, dass Goethe an Seidels Beförderung zum Rentamtmann gedacht hat, die auf Goethes Empfehlung im Brief an Herzog Carl August vom 19. Februar 1789 (vgl. zu 85,15) im Mai 1789 erfolgte. Eine andere Datierung ist nicht ausgeschlossen, zumal Seidel noch im September 1790 von Goethe als Rentkommissar tituliert wurde (vgl. Beilage 1 zu Nr 217]). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/469,I, Bl. 10. – 1 Bl. 17,6 × 20,5(–20,8) cm, 1 S. quer beschr., egh., Bleistift; Rs. rechte Blatthälfte Adresse: Hr. Rentkomm / Seidel, grüne Siegelspuren; Brief mit dünnerem Schutzblatt gleicher Größe beklebt. E: GJb 41 (1920), 234, Nr 7 (Hans Gerhard Gräf). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 584, Nr 55072c (ohne Datierung). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Philipp Friedrich Seidel (1755–1820), Goethes Sekretär in den Jahren 1775–1788, vgl. die einleitenden Erläuterungen zu Goethes Briefen vom 23. Mai 1778 (GB 3 IIB, Nr 362), vom 23. Juli 1786 (GB 6 II, Nr 356) und vom 18. September 1786 (GB 7 II, Nr 5); außerdem Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin und Weimar 1965, S. 25–89.
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78,1 unsre Angelegenheit] Sie betraf vielleicht Peter im Baumgarten und dessen Bezahlung zu Ostern, wahrscheinlich aber Seidels von Goethe am 19. Februar 1789 empfohlene Beförderung zum Rentamtmann (Rentsekretär) an der herzoglichen Kammer in Weimar (vgl. Datierung). Die Beförderung erfolgte im Mai 1789 (vgl. Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin und Weimar 1965. S. 72). 78,2–3 Laß mir doch wissen] Wahrscheinlich nahm Seidel Goethes Angebot einer mündlichen Unterredung unmittelbar an.
76. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 2. Februar 1789 → 〈Düsseldorf (Pempelfort)〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2703. – Doppelblatt 19,1 × 23,3 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 ab 78,11 Die Geldsachen Verwendung einer spitzeren Feder; am oberen Rand rechts Empfangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e. e. dL 12tL Febr. 1789. / b. dL 15tL Febr.“ E: Goethe-Jacobi1 (1846), 119 f., Nr 52. WA IV 9 (1891), 77 f., Nr 2719. BEIL AG EN
1) Quittung über Einzahlungen Jacobis für seine Anteile am Ilmenauer Bergwerk (vgl. zu 78,11–12). 2) Quittung von Johann Ernst Heinsius für das erhaltene Honorar zu zwei Gemäldekopien (vgl. edb.). 3) Mehrere Exemplare der gedruckten Ankündigung „Das Römische Carneval“ von Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus (vgl. zu 78,22). 4) Abzug des Titelkupfers für Band 8 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 79,3–4). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Jacobi antwortete am 15. Februar 1789 (JB I 8, 180 f., Nr 2343; vgl. RA 1, 149, Nr 342). 78,5–6 Beynah zwey Monate 〈…〉 meinen auswärtigen Freunden geschwiegen] Seit den Briefen Ende November/Anfang Dezember 1788 an Barbara Schultheß in Zürich (30. November; EB 120) und Friedrich Graf Leopold zu Stolberg (5. Dezember; Nr 65) hatte Goethe den Briefverkehr mit seinen Freunden außerhalb Weimars nicht mehr fortgeführt. Erst Ende Januar/Anfang Februar begann er damit, solche Kontakte wieder zu aktivieren. Am 28. Januar war ein Brief an Barbara Schultheß abgegangen (EB 153), und am 2. Februar antwortete er auf schon länger zurückliegende Briefe Kestners (Nr 77; vgl. zu 79,7) sowie Stolbergs
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(Nr 78; vgl. zu 79,16) und schrieb seit dem 31. Oktober 1788 (Nr 48) erstmals auch wieder an Jacobi. 78,7 Moritz war auf seiner Rückreise von Rom bey mir] Am 3. Dezember 1788 war Karl Philipp Moritz in Weimar eingetroffen (vgl. zu 67,8). Er wurde sogleich als Gast in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan eingeladen und logierte dort seit dem 5. Dezember bis zu seiner Weiterreise nach Berlin: „Seit gestern bin ich nun hier, mein lieber, angenehmer Makkow! in G ö t h e n s H a u s e , wo ich mich, wie Sie leicht schließen können, sehr wohl befinde.“ (Moritz an Alexander Macco, 6. Dezember 1788; Eybisch, Reiser-Moritz, 239). In den über acht Wochen seines Aufenthalts in Weimar fand Moritz schnell Anerkennung, besonders in Goethes Freundeskreis mit Charlotte von Stein, Caroline Herder, Charlotte von Kalb, Wieland und Knebel sowie auch bei Herzog Carl August, den er im Englischen unterrichtete. Für Goethe wurde er während dieser Zeit zum kongenialen Partner im Austausch über kunsttheoretische Fragen, aber auch bei der konkreten literarischen Arbeit etwa am „Römischen Carneval“ oder am „Torquato Tasso“. Gemeinsam mit dem Herzog brach Moritz am Morgen des 1. Februar schließlich nach Berlin auf, wo er auf eine Anstellung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften hoffen durfte (vgl. GB 7 II, zu 118,8–9). 78,11 Die Geldsachen sind in Ordnung] Vgl. zu 45,20. 78,11–12 eine Quittung vom Bergwesen und dem Heinsius] Beide Quittungen sind nicht überliefert. Bei der ersten handelte es sich um den offiziellen Zahlungsnachweis für einen Nachschuss des Gewerkenmitglieds Jacobi am Ilmenauer Bergwerk sowie einen Zukauf weiterer Kuxe vom September 1788 (vgl. zu 26,13). Die zweite stammte vom herzoglichen Kabinettmaler und Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar Johann Ernst Heinsius, der im Auftrag von Jacobi im Sommer 1788 für 20 Reichstaler zwei Kopien eines Porträtgemäldes von Johann Georg Hamann angefertigt hatte, der am 21. Juni 1788 gestorben war. Als Vorlage diente Heinsius eine sich damals im Besitz von Johann Gottfried Herder befindliche Kopie des Ölgemäldes, des einzigen Hamann-Porträts, das ein unbekannter Künstler schon 1752 in Königsberg gemalt hatte (Porträt mit Kopftuch; heute im Besitz des Goethe-Museums Düsseldorf; vgl. dazu Jörg-Ulrich Fechner: Hamannia aus dem Vorbesitz von Friedrich Roth. In: Johann Georg Hamann 1730–1788. Hrsg. von Volkmar Hansen. Düsseldorf 2001, S. 13–15). Mit seiner Rechnungsnote an Goethe vom 3. September 1788 hatte Jacobi u.a. auch die 20 Reichstaler für die Porträtkopien von Heinsius anweisen lassen, die über Caroline Herder weitergeleitet wurden: „Die Frau Consistorial Räthin Herder, wegen der beyden Porträte von Hamann. / 20 [RL.]“ (GR/Belege 1788–1790, Bl. 2). Mit einem Quittungsbeleg vom 26. November 1788 bestätigte Caroline Herder den Empfang des Geldes für Heinsius’ Arbeit: „Vier Louisd’or für die 2 Copien von Hamanns Bilde habe für den Hofmahler Heinsius, Von Herrn Geheimenrath
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von Goethe erhalten.“ (GR/Belege 1788–1790, Bl. 5.) Die wahrscheinlich für den Mäzen Hamanns, den westfälischen Gutsbesitzer Franz Caspar Bucholtz, und für Jacobi selbst bestimmten Kopien haben sich nicht erhalten. 78,12–13 dich der Esel incommodirt hat] Der stets in finanziellen Nöten steckende Heinsius hatte, offensichtlich ermutigt durch Jacobis Kopierauftrag, äußerst aufdringlich um weitere Aufträge aus Jacobis rheinisch-westfälischem Umkreis und um eine Empfehlung an den Hof des Herzogtums Jülich und Berg in Düsseldorf nachgesucht. In seinem Antwortbrief an Goethe vom 15. Februar 1789 ging Jacobi kurz darauf ein: „Heinsius muß ein vollkommener Narr seyn. Er hat mir drey Briefe hintereinander geschrieben, als wenn ihm das Schwert des Hungertodes an der Kähle sägte. Hierauf ein Danksagungsschreiben, worin er auf eine feine Weise zu verstehen giebt, daß ihr alle dort Schurken wäret, u. sich ausbittet, ich mögte ihn mit seiner Kunst nach Düsseld: einladen, wo wir andere Leute wären.“ (JB I 8, 181.) 78,14 empfohlnen jungen Mannes] Goethe hatte Jacobi am 9. September 1788 den aus Weimar stammenden Christian August Vulpius für den Posten eines Sekretärs und Erziehers der jacobischen Kinder vorgeschlagen (vgl. 26,20–27,25). 78,14–15 deine nähere Erklärung und nähere Beurtheilung] Nach einer näheren Vorstellung Vulpius’ in Goethes Brief vom 3. Oktober 1788 (vgl. zu 40,18–19) hatte Jacobi am 11. Oktober zurückhaltend reagiert (vgl. zu 45,16–17), so dass Goethe nach einer letzten Fürsprache am 31. Oktober (vgl. zu 49,2), die Jacobi jedoch unerwidert ließ, in der Angelegenheit nicht mehr weiter insistierte. 78,16–17 hier und da indeßen umgesehen aber niemand gefunden] Vgl. zu 41,8–9. 78,17–18 wenn ich nach Jena komme findet sich ein Subjeckt] Über konkrete Versuche Goethes, Vulpius eine Anstellung in Jena zu verschaffen, ist nichts bekannt. Erst vom 10. bis 13. Juli 1789 hielt sich Goethe wieder für einige Tage in Jena auf (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 29). Auch Georg Joachim Göschen versuchte Vulpius aufgrund von Goethes Empfehlung ab Mitte August 1789 in Leipzig eine Anstellung zu verschaffen (vgl. zu 142,4–5). 78,19–20 B e s c h r e i b u n g d e s r ö m i s c h e n C a r n e v a l s ] Die wahrscheinlich Ende 1788 oder Anfang 1789 begonnene Arbeit am Essay „Das Römische Carneval“ war offensichtlich zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen (vgl. Datierung zu Nr 50). Das Werk erschien schließlich anonym in einer bibliophilen Einzelpublikation mit 20 kolorierten Kupferstichen zur Ostermesse Anfang Mai 1789 (vgl. auch zu 67,7). 78,20–21 Bertuch und Krause wollen es auf Ostern 〈…〉 herausgeben.] Goethe hatte die herausgeberische und verlegerische Verantwortung für das geplante Werk Friedrich Justin Bertuch und Georg Melchior Kraus übertragen, mit denen er schon seit Herbst 1787 dieses Projekt verfolgte (vgl. GB 7 II, zu 266,7 und
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zu 266,7–8). Ursprünglich waren Zeichnungen und Texte zum Karneval in Rom als Beitrag für deren „Journal des Luxus und der Moden“ geplant. Johann Georg Schütz zeichnete zu Goethes Text 20 Karnevalsszenen, von denen Kraus Radierungen anfertigte. Der Druck wurde dem Berliner Verleger Johann Friedrich Unger übertragen, der Vertrieb erfolgte in Kommission über den Gothaer Verlagsbuchhändler Carl Wilhelm Ettinger. 78,22 ihre Ankündigung] Die von Bertuch und Kraus mit dem Datum 2. Januar 1789 verfasste Ankündigung des Werks („Das Römische Carnaval“) erschien in den Januar-, Februar- und März-Ausgaben (Nr 1–3) des „Intelligenz-Blattes“ des „Journals des Luxus und der Moden“ (S. III–V, S. XVII–XIX und IL–LI) sowie in der Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Intelligenzblatt Nr 15 vom 4. Februar 1789, S. 115–117) und in Berliner und Hamburger Blättern (vgl. Verlags-Kosten von Göthens Römischen Carneval; H: GSA 06/5442). Jacobi erhielt nur wenige Exemplare der Anzeige, möglicherweise als Separatdruck (vgl. Jacobi an Goethe, 15. Februar 1789; JB I 8, 181). 78,23 m o d e r n e S a t u r n a l ] Vergleich des römischen Karnevals mit den Fest- und Feiertagen der Saturnalien, die im antiken Rom zu Ehren des Gottes Saturn alljährlich ab dem 17. Dezember stattfanden. Die Saturnalien wurden mit besonders ausgelassenen und ausschweifenden Feiern bei üppigen Essen und Trinkgelagen begangen, bei denen alle Standesunterschiede, sogar die zwischen Herren und Sklaven, aufgehoben waren und im Spiel die Rollen getauscht werden konnten. 78,24 Empfiel es deinen Freunden.] Bereits in seinem Antwortbrief vom 15. Februar 1789 teilte Jacobi mit, er habe „schon drey Subscribenten“ für das Werk gewonnen und er sei „der vierte“ (JB I 8, 181). Um wen es sich bei den gewonnenen Subskribenten handelt, ist nicht bekannt. 78,24 Entreprise] Franz.: Unternehmung, Veranstaltung, geschäftliches Projekt (vgl. auch GWb 3, 165). – Bertuch und Kraus trugen allein die Kosten und das geschäftliche Risiko der Veröffentlichung und erwirtschafteten schließlich aus dem Verkauf einen Gewinn von 355 Reichstalern. Goethe erhielt 10 Louis’dor (34 Reichstaler und 4 Groschen) Honorar (vgl. Verlags-Kosten von Göthens Römischen Carneval; H: GSA 06/5442). 79,1 wichtigern und kostbareren Wercke] Welchen Plan Goethe hier verfolgte, ist nicht bekannt. 79,3 Nächstens erhälst du einige illuminirte Blätter] Wahrscheinlich sind Exemplare der von Kraus angefertigten und dann kolorierten Radierungen der Maskenzeichnungen von Johann Georg Schütz für die Ausgabe „Das Römische Carneval“ gemeint. Über eine entsprechende Sendung Goethes ist nichts bekannt. 79,3–4 das Titelkupfer zum achten Bande] Von dem von Johann Heinrich Lips nach einer Zeichnung von Angelika Kauffmann gestochenen Titelkupfer für den zur Ostermesse angekündigten Band 8 der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 23,4–5) hatte sich Goethe beim Verleger Göschen 25 Sonderabzüge
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bestellt und Anfang Januar auch erhalten (vgl. zu 42,4–5). Jacobi bedankte sich für das Titelkupfer ausdrücklich im Antwortbrief vom 15. Februar (vgl. JB I 8, 180 f.).
77. An Johann Christian Kestner
Weimar, 2. Februar 1789 → 〈Hannover〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 11 (Depositum Kestner). – 1 Bl. 13,8 × 19,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe und Werther1 (1854), 279, Nr 134. WA IV 9 (1891), 79 f., Nr 2721. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kestners vermutlich vom Dezember 1788 oder Januar 1789 (vgl. 79,7). – Kestners Antwort ist nicht bekannt. Postsendungen: 2. Februar 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 3, Bl. 22). 79,7 Euren Brief habe ich zur rechten Zeit, durch den Umweg erhalten.] Nicht überliefert. Es ist nicht bekannt, über wen Goethe den Brief Kestners erhielt. Offensichtlich wurde für die Korrespondenz über die berufliche Karriere Kestners nicht der offizielle Postweg gewählt (vgl. 77,11). Möglicherweise spielte der mit den Kestners verschwägerte Prinzenerzieher am Weimarer Hof Cornelius Johann Rudolf Ridel eine Rolle (vgl. zu 56,13). Da Goethe Erkundigungen für Kestner einholte, lag der Empfang des Briefes möglicherweise bereits einige Tage oder gar Wochen zurück. 79,8 euren Wünschen] Kestner, seit 1775 Archivsekretär und Registrator in Hannover, war mit seiner beruflichen Stellung und Besoldung schon länger unzufrieden und bemühte sich um eine berufliche Aufstiegsmöglichkeit. So hatte er etwa in einer Eingabe an die Regierung vom 11. Januar 1787 unter Berufung auf seine langjährigen Dienste um die Beförderung zum leitenden Beamten gebeten (vgl. Ulrich, Charlotte Kestner, 121). Um sein Gehalt aufzubessern, führte er im Nebendienst als Rechtsanwalt Privatprozesse und arbeitete an einer Geschichte des Kurfürstentums Braunschweig-Lüneburg, die er jedoch nie fertig stellte. Welche Wünsche Kestner gegenüber Goethe geäußert hatte, ist nicht bekannt. Aus dem vorangegangenen Brief Goethes geht jedoch hervor, dass sich dieser für Kestners beruflichen Werdegang einsetzen wollte (vgl. zu 56,16–17). 79,8–10 hie und da erkundigt, 〈…〉 nichts gefunden das Euch direckt befriedigen könnte] Es ist nicht bekannt, welche von Goethes vielfältigen Beziehungen zu anderen Höfen und wichtigen politischen Persönlichkeiten, über die er
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durch seine Stellung als Geheimer Rat eines Reichsfürsten verfügte, hier konkret gemeint ist. Zu einer möglichen Kontaktaufnahme in dieser Angelegenheit zu Carl Theodor von Dalberg vgl. zu 56,16–17. 79,10–11 Doch bin ich auf einen Gedancken gekommen, der vielleicht würckt.] Hierzu ist nichts Näheres bekannt. 79,12 die Eurigen] Vgl. zu 56,20.
78. An Friedrich Leopold Graf zu Stolberg-Stolberg Weimar, 2. Februar 1789 → 〈Tremsbüttel?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/500,I. – Doppelblatt 19,1 × 23,4 cm, 22⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: GJb 4 (1883), 157 f. (W〈ilhelm〉 Arndt). WA IV 9 (1891), 78, Nr 2720. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Stolbergs wahrscheinlich aus dem Zeitraum von Mitte Dezember 1788 bis Anfang Januar 1789 (vgl. zu 79,23). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 2. Februar 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 3, Bl. 22). 79,16 solang geschwiegen] Stolbergs nicht überlieferten Bezugsbrief (vgl. zu 79,23) hatte Goethe mindestens drei bis sechs Wochen unbeantwortet gelassen. 79,19–20 Moritz war auf seiner Rückreise von Rom sechs Wochen bey mir] Vgl. zu 78,7. 79,23 dein Brief] Im Antwortbrief auf Stolbergs Mitteilung vom Tod seiner Frau hatte Goethe den Freund am 5. Dezember 1788 aufgefordert, ihm wieder zu schreiben und mir Nachricht zu geben wo du bist. (69,9–10.) Stolberg hatte sein Haus im oldenburgischen Neuenburg wahrscheinlich schon Ende November 1788 verlassen und war zu seinem Bruder Christian nach Tremsbüttel in Südholstein gereist (vgl. zu 67,24–25), wo er sich nachweislich spätestens seit dem 16. Dezember 1788 und zunächst mindestens bis zum 6. Januar 1789 aufhielt. Da Goethe Stolberg jetzt wegen seines langen Schweigens um Entschuldigung bittet (vgl. 79,16), ist anzunehmen, dass dieser schon in den ersten Wochen seines Aufenthalts in Tremsbüttel zwischen Mitte Dezember 1788 und Anfang Januar 1789 an Goethe geschrieben hatte. Der Brief ist nicht überliefert. 79,23 deine liebe Agnes] Stolbergs erste Ehefrau, Agnes Henriette Eleonore geb. von Witzleben, war am 15. November 1788 nach sechs gemeinsamen Ehejahren im Alter von 27 Jahren gestorben (vgl. zu 67,26).
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80,1 Vorschmack] Hier vermutlich im engeren geistlichen Sinn „mit beziehung auf das leben nach dem tode“, als „vorläufige und vorausdeutende empfindung der künftigen seligkeit oder verdammnis“ verwendet, wie es häufig „in geistlicher dichtung und prosa mystischer Richtung“ der Zeit anzutreffen ist (Grimm 12 II, 1486). 80,3 Lehre des Lucrez] Replik Goethes auf Stolbergs metaphysisch-christliche Todesauffassung mit dem emphatischen Verweis auf den epikureischen Materialismus, den der römische Dichter und Verfasser des Lehrgedichts „De rerum natura“ Lukrez im 1. Jahrhundert v. Chr. vertreten hatte und worin unter anderem der Glaube an die Unsterblichkeit der menschlichen Seele geleugnet und die Macht eines Göttlichen grundsätzlich in Zweifel gezogen wird. 80,7 Undulationen] Schwingungen, wellenartige Bewegungen; von spätlat. undula: kleine Welle. 80,10 die Deinigen] Vgl. zu 69,5; zu 69,8; zu 69,12. 80,10–11 von Zeit zu Zeit erfahren wo du bist und wie dirs geht] Nach dem Aufenthalt bei seinem Bruder Christian in Tremsbüttel in Holstein (vgl. zu 67,24–25; zu 69,9–10) ging Stolberg nach Berlin, um dort die Aufgabe eines Gesandten der dänischen Krone am preußischen Königshof wahrzunehmen (vgl. Hempel, Stolberg, 158–168). Stolberg antwortet Goethe zunächst nicht mehr (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 65). 80,12–13 Die Herdern sagt mir: daß Ihr Anteil an den Auszügen im Merkur nehmt.] Im Oktober-Heft des „Teutschen Merkur“ von 1788 hatte Goethe unter dem Titel „Auszüge aus einem Reise-Journal“ (S. 32–49) mehrere kleine Aufsätze über Erlebnisse, Erfahrungen und kunsttheoretische Erkenntnisse seiner Italienreise publiziert, für die er seine Aufzeichnungen, Briefe und Tagebuchnotizen nutzte. Fortsetzungen folgten unter dem gleichen Titel im November-Heft (S. 97–121) sowie in den Februar- und März-Heften 1789 mit den Überschriften „Fortsetzung der Auszüge aus dem Taschenbuche eines Reisenden“ (S. 113–131) und „Fortgesetzte Auszüge aus dem Taschenbuche des Herrn ***“ (S. 229– 256). – Wahrscheinlich hatte Christian Graf zu Stolbergs Frau Friederike Luise von der Lektüre an Caroline Herder berichtet. Seit 1784 eine Brieffreundin der Herders, hatte sie nach dem Tod ihrer Schwägerin Agnes Gräfin zu Stolberg mindestens zwei Briefe aus Tremsbüttel an Caroline Herder in Weimar geschrieben. Den ersten mit der Todesnachricht erhielt Caroline Herder Anfang Dezember 1788, den anderen Ende Januar 1789 (vgl. Caroline Herder an Herder, 5. Dezember 1788 und 30. Januar 1789; Herder, Italienische Reise, 256 f. und 321). 80,14 einen Band meiner Schriften] Band 8 der Göschen-Ausgabe von „Goethe’s Schriften“. Die Drucklegung konnte in der zweiten Februarhälfte 1789 abgeschlossen werden, offiziell erschien der Band zur Ostermesse Anfang Mai. Goethe erhielt erste Belegexemplare des Bandes schon Ende Februar (vgl. zu 61,1–2; zu 73,5–6). Die Brüder Stolberg gehörten allerdings nicht zu denjenigen,
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BRIEF 79
die von Goethe mit einem seiner Freiexemplare bedacht wurden (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 42, 53, 93 und 100; vgl. auch QuZ 1, 206–210). Die Ankündigung wurde also offensichtlich nicht eingehalten. 80,15 Beschreibung des römischen Carnevals gearbeitet] Vgl. zu 78,19–20. 80,15–16 Bertuch und Krause geben sie mit Kupfern heraus.] Vgl. zu 78,20–21. 80,17 moderne Saturnal] Vgl. zu 78,23. 80,18 Nächstens mehr.] Die Korrespondenz zwischen Goethe und Stolberg brach in der Folgezeit ab (vgl. zu 69,11).
79. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 4. Februar 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
In Knebels Tagebuch findet sich unter dem 5. Februar 1789 als erster Eintrag die Bemerkung über eine Briefsendung: „An Göthe wegen Moritz Schrift.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 7.) Dass damit die im vorliegenden Brief erbetene Meinungsäußerung zu der übersandten Anzeige Goethes von Karl Philipp Moritz’ Schrift „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ (Braunschweig 1788) gemeint war, geht aus Caroline Herders Brief an ihren Mann nach Rom vom 6. Februar 1789 hervor: „Goethe zeigt Moritzens Abhandlung in der Litterat. Zeitung an, u. hat einen Auszug davon gemacht den er Knebel gestern gegeben hat, worüber er sehr zufrieden war u. ihm nur nochmals seine eigne Vorstellungsart von der S c h ö n h e i t d e r K u n s t u. d e r S c h ö n h e i t d e r N a t u r deutlich gemacht hat 〈…〉“. (Herder, Italienische Reise, 328.) Caroline Herder weist im gleichen Brief ferner auf Knebels vorausgegangenen „Streit mit Goethe u. Moritz über des letztern Abhandl.“ hin, wovon Knebel Herder bereits „vorigen Posttag geschrieben“ (ebd.) habe. Der bezeichnete Brief Knebels an Herder vom 2. Februar 1789 nennt dann auch explizit „Moritzens Schrift von der Nachbildung des Schönen“ (Von und an Herder 3, 47), an der sich der Streit entzündet hatte. Unter Berücksichtigung der im vorliegenden Brief von Goethe geäußerten Bitte an Knebel, den übersandten Text bereits am nächsten Morgen wieder zurückzusenden (vgl. 80,24–25), ergibt sich, dass dieser wahrscheinlich am 4. Februar 1789 geschrieben worden ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 165. –
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1 Bl. 20(–20,1) × 6,5(–6,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 175, Nr 173. WA IV 9 (1891), 80, Nr 2722. BEIL AG E
Manuskript von Goethes Anzeige „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen von Karl Philipp Moritz“ (vgl. zu 80,21–22). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Ein Antwortbrief Knebels wahrscheinlich vom 5. Februar 1789 ist nicht überliefert (vgl. Datierung). 80,21–22 M. Ideen über die B i l d u n g d e s S c h ö n e n 〈…〉 und Schwänzchen versehn] Das nicht überlieferte Manuskript von Goethes Besprechung von Karl Philipp Moritz’ kunsttheoretischer Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“, die Ende 1788 in Braunschweig erschienen war (vgl. zu 72,12–13; zu 72,14). Der Text wurde anonym im Juli-Heft des „Teutschen Merkur“ von 1789 veröffentlicht (S. 105–111; vgl. auch WA I 47, 84–90). Aufgemacht wie eine Rezension, war der Text eher eine Anzeige als eine kritisch-wertende Besprechung. Goethe ließ im Wesentlichen den moritzschen Text für sich sprechen. In einer fünfseitigen Auswahl von zentralen, meist kategorialen Zitaten versuchte er, Hauptthesen und Intention des Aufsatzes herauszustellen (S. 106–110). Eine kurze Einleitung (,Köpfchen‘) beschreibt Moritz’ Ausgangsüberlegungen, dessen Unterscheidung der Nachahmung des Edlen und Guten sowie des Schönen (S. 105). Den Abschluss (,Schwänzchen‘) bildet eine allgemeine Würdigung der Abhandlung, die sich durch ihren wohl durchdachten und bey mehrerer Beleuchtung auch wohlgeordneten Inhalt auszeichnet, dem nur die Gedrängtheit der Methode und des Stils etwas schadet und so für manchen Unkundigeren den Vortrag dunckel scheinen 〈…〉 lassen muss (S. 111). Deshalb wird der Verfasser aufgefordert, durch eine weitere Ausführung der hier vorgetragenen Sätze, sie mehrern Lesern anschaulich, und sowohl auf die Werke der Dichtkunst als der bildenden Künste allgemein anwendbar zu machen. (Ebd.) 80,22–23 als Rec. in der Lit. Zeit. passiren] Vergleich mit den Rezensionen in der von Friedrich Justin Bertuch 1785 gegründeten und in Jena herausgegebenen „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, in der Neuerscheinungen aller Wissensgebiete besprochen wurden und die rasch zu einem der einflussreichsten und am weitesten verbreiteten Rezensionsorgane Deutschlands avanciert war. In ihrer Ausgabe vom 22. Mai 1789 veröffentlichte auch die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ eine Rezension zu Moritz’ Schrift (Nr 154, Sp. 417–421). 80,23–24 Morgen früh zurück und sage mir deine Meynung] Vgl. Datie-
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BRIEF 80
rung. – Goethes Besprechung war eine kontroverse Diskussion mit Knebel über Moritz’ Schrift vorausgegangen, unter anderem über „die Manier des Styls und das Mystische desselben“ (Knebel an Herder, 2. Februar 1789; Von und an Herder 3, 47) sowie über das Verständnis moritzscher Begriffe. Mit Knebels Antwortbrief und einem persönlichen Gespräch bei Goethe am Abend des 5. Februar wurde die Kontroverse beigelegt (vgl. Caroline Herder an Herder, 6. Februar 1789; Herder, Italienische Reise, 328 f.).
80. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 5. Februar 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Die im vorliegenden Brief erwähnte Arbeit am Drama „Torquato Tasso“ (vgl. zu 81,6–7) und die zeitgleiche Begegnung mit Johanne Susanne Bohl in Weimar (vgl. zu 81,1) sprechen mit großer Wahrscheinlichkeit dafür, den Brief auf den 5. Februar 1789 zu datieren. Die in E geäußerte These, der Brief stamme aus dem November 1780, als sich Goethe zuerst mit der Niederschrift des „Torquato Tasso“ beschäftigte, ist hingegen kaum stichhaltig, da für diesen Zeitpunkt Kontakte Goethes und Knebels zu Susanne Bohl noch nicht nachweisbar sind. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1891 Privatbesitz, C〈arl〉 Meinert, Dessau (vgl. E und WA IV 9, 346). – 1 Bl., 1 S. beschr.; Rs Adresse, egh.: H. Maj. v. Knebel, Siegelspuren (Angaben nach E). E: GJb 7 (1886), 168, Nr 1 (〈Ludwig〉 Geiger; Datierung: Ende 1780). WA IV 9 (1891), 80, Nr 2723. Textgrundlage: E. – Beiden Drucken lag noch H zugrunde. In der Textdarbietung gibt es nur eine Varianz bezüglich eines Kommas (vgl. Überlieferungsvariante), das, im Druck der WA eingefügt, als eine Setzung durch den Editor anzusehen ist. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTE
81,4 sehen] sehen, WA BEIL AG E
Text von Johanne Susanne Bohl (vgl. zu 81,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich den nicht überlieferten Brief Knebels vom 5. Februar 1789 (vgl. zu 81,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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81,1 deinem Briefe] Wahrscheinlich der nicht überlieferte Brief Knebels vom 5. Februar 1789, in dem Knebel Stellung zu der tags zuvor von Goethe erhaltenen Rezension zu Karl Philipp Moritz’ kunsttheoretischer Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ für den „Teutschen Merkur“ nimmt (vgl. Datierung zu Nr 79 und zu 80,21–22). 81,1 etwas von der guten Bohl] Die Rede ist von Johanne Susanne Bohl, der literarisch ambitionierten Frau des Bürgermeisters von Lobeda, Johann Justin Bohl (zu ihrer Person vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 7 II, Nr 99). Sie war mit Goethe und Knebel gut bekannt und hielt sich mindestens seit Anfang Februar in Weimar auf. Knebel erwähnt Besuche von ihr am 2. und 5. Februar (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 6 und 7), Caroline Herder traf sie am 4. Februar mittags bei Charlotte von Stein (vgl. Caroline Herder an Herder, 6. Februar 1789; Düntzer, Herder Italien, 239). Am 7. Februar trat sie die Heimreise nach Lobeda an: „Sonnabend um 10 Uhr bin ich von Weimar weggefahren, und erst morgens früh um drey Uhr nach Hause kommen 〈…〉.“ (Susanne Bohl an Knebel, zwischen 8. und 13. Februar 1789; Koch, Bohl, 520.) – Was Goethe von ihr erhalten hatte und an Knebel weiterschickte, ist nicht bekannt. Vermutlich waren es Gedichte der Gelegenheitsschriftstellerin oder auch eine persönliche Äußerung zu Moritz’ Schrift. 81,3 das Vögelchen aus der Nachbarschaft ausgeflogen wäre] Vermutlich Magdalene Auguste von Ziegesar, die Frau des Vizekanzlers der herzoglichen Regierung von Sachsen-Gotha und Altenburg, August Friedrich Carl Freiherr von Ziegesar. Die Familie Ziegesar bewohnte das Rittergut Drackendorf in der Nachbarschaft von Lobeda. Die Eheleute hielten sich mit ihren zwei jüngsten Töchtern schon seit dem 23. Januar 1789 in Weimar auf (vgl. FB 1789, S. 23). Ihre Anwesenheit in der Stadt dauerte mindestens bis zum 11. Februar (vgl. ebd., S. 41). Beide Frauen, Susanne Bohl und Auguste von Ziegesar, waren somit einige Tage gleichzeitig in Weimar. Weshalb Goethe vermutete, Susanne Bohl würde ein solches Zusammentreffen eher meiden wollen, dürfte mit dem Aufsehen erregenden Verhalten Auguste von Ziegesars zu tun haben, das seit dem 1. Februar für Irritationen in der Weimarer Hofgesellschaft sorgte (vgl. zu 84,10). Dieses auffällige Verhalten, das von den meisten für eine egomanische Selbstinszenierung gehalten wurde, wird auch von Susanne Bohl in ihrem Brief aus Lobeda an Knebel vom 20. Februar 1789 thematisiert: „〈…〉 was macht die Ziegesarin, ist sie wieder gesund, und ist sie wieder nach Gotha zurück, oder noch in Weimar, ich möchte um aller Welt willen nicht an Ihrer Stelle seyn, denn die Geschichte fängt hier und in Jena an bekannt zu werden, so ein tiefes Stillschweigen ich darüber gehalten habe, mein Mann war letztens in Jena, da hat er so viel davon gehört, als ich selbst wußte.“ (Koch, Bohl, 520.) 81,3–4 Das nächstemal wenn wir sie sehen] Goethe und Knebel statteten Susanne Bohl und ihrer Familie wahrscheinlich erst wieder am 25. September 1789
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einen Besuch ab, als sie von Jena aus gegen Ende von Goethes zehntägigem Aufenthalt in der Stadt „Nachmittags“ noch einen Abstecher „nach Lobeda“ unternahmen (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 40). – Zu den Kontakten und gegenseitigen Besuchen insgesamt vgl. Koch, Bohl, 515–529. 81,4–6 schwerlich 〈…〉 Kirchhof besuchen, da das Grab unserer Leichfertigkeiten westwärts nicht ostwärts liegt] Goethe und Knebel hatten zuletzt am 13. November 1788 ebenfalls von Jena aus einen Tagesausflug sowohl nach Lobeda als auch ins südwestlich davon gelegene Drackendorf unternommen. Im Gut Drackendorf besuchten sie die ziegesarsche Familie, wobei ein besonderes Interesse nicht zuletzt den drei heranwachsenden Töchtern, damals im Alter zwischen 13 und 19 Jahren, galt (vgl. zu 63,3–4). Darauf könnte Goethe möglicherweise mit seiner Formulierung vom Grab unserer Leichfertigkeiten anspielen. – Bei Leichfertigkeiten liegt vermutlich ein Lese- oder Druckfehler in E vor. Wahrscheinlich sind ‚Leichtfertigkeiten‘ gemeint. 81,6–7 heute am Tasso Glück gehabt] Seit Anfang Februar 1789 arbeitete Goethe am 1. Akt seines Dramas „Torquato Tasso“ für die Veröffentlichung in Band 6 seiner „Schriften“, nachdem er zuvor schon die Hauptarbeiten an den Akten 2 bis 5 abgeschlossen hatte (vgl. dazu Blumenthal, Tasso-Handschriften, 145–147). Bereits am 19. Januar waren erneut größere Textteile, diesmal des 2. und 3. Akts, vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel in ein Reinschriftmanuskript übertragen worden, wovon auch schon Szenen des 4. und 5. Akts vorlagen (vgl. zu 46,17). Vogel quittierte: „Vierzehn Groschen – pro mundo 14. Bogen zum theatralischen Stück Alphonso für Se Excellenz den Herrn Geheimden Rath von Goethe, sind mir dato baar bezahlt worden, welches mit unterthänigen Danck bescheinige. Weimar den 27. Jan. 1789. (Zum 2ten und 3ten Aufzug.)“ (GR/Belege 1789, 2, Bl. 6.)
81. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. Februar 1789 → 〈Neapel?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 6–7. – Doppelblatt 19,1 × 23,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Bleistift: „N. 4.“ – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). – Beischluss: Brief an Louise von Göchhausen vom 6. Februar 1789 (EB 163; vgl. zu 82,19). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 137–139, Nr 58. WA IV 9 (1891), 81–83, Nr 2724.
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Der Brief beantwortet den Brief Anna Amalias vom 29. November 1788 (vgl. RA 1, 140, Nr 315). – Anna Amalia antwortete am 18. März 1789 (vgl. RA 1, 151, Nr 349). 81,17 Nachbarinn von der Angelika] Nach der Rückkehr aus Neapel am 20. Februar nahm die Herzoginmutter Wohnung in der Villa Malta an der Porta Pinciana, die sie schon im Dezember 1788 gemietet hatte. Sie lag nicht weit vom Garten Angelika Kauffmanns. Schon am 27. Dezember 1788 berichtete Friedrich Hildebrand von Einsiedel Goethe: „Die Herzogin hat für den künftigen Aufenthalt in Rom eine Villa gemiethet, die in einer der gesündesten Gegenden liegt, über Trinita di monte, hinter der Angelica kleinen Garten am Hauß, diese werden wir gleich bey der retour von Neapel beziehen, und derweil einrichten lassen die Besorgung davon hat Verschaffelt übernommen, der, wie Du selbst weißt, ein äußerst dienstfertiger braver gescheiter Mann ist.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 160; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 116.) Louise von Göchhausen schrieb am selben Tag an Goethe: „Bey unserer Rückkunft bezieht die Herzogin die Villa des ehemaligen Cardinal Aquaviva, die Angelica hat grosen Antheil an dieser Einrichtung.“ (Die Göchhausen. Briefe einer Hofdame aus dem klassischen Weimar. Hrsg. von Werner Deetjen. Berlin 1923, S. 81.) Vgl. auch Angelika Kauffmanns Brief an Goethe vom 24. Januar 1789 (Kauffmann, Briefe, 127 f., Nr 75). 81,20 die gute Hoffnung unsrer Herzoginn] Herzogin Louise brachte in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1789 unter dramatischen Umständen einen Jungen zur Welt, der schon nach kurzer Zeit starb, da er durch die um seinen Hals gewickelte Nabelschnur erstickt wurde (vgl. zu 102,17). 81,21–22 der Herzog ist am 1 Febr nach Berlin und hat Moritzen mitgenommen] Karl Philipp Moritz hatte im November 1788 aus finanziellen Gründen Italien verlassen müssen und war am 3. Dezember 1788 in Weimar eingetroffen. (Eine Anweisung Goethes an Reiffenstein vom 28. November 1788, an M. 〈d. i. Moritz〉 30 Scudi auszuzahlen [vgl. GSA 28/1042, Bl. 132], kam offenbar Moritz nicht mehr zugute.) Bis zu seiner Abreise nach Berlin am 1. Februar 1789 war er Gast Goethes in dessen Haus am Frauenplan (vgl. zu 67,8; zu 78,7). Über den Anlass seiner Reise nach Berlin und über seine Begleitung schrieb Carl August am 29. Januar 1789 an seine Mutter: „Ich habe zu meiner Unternehmung einen Reisephilosophen mir zugelegt in der Person Moritzens, welcher mir die Beschwernisse der sehr unangenehmen Fahrt überwinden helfen soll; ich werde ihn bei dieser Gelegenheit in seiner neuen akademischen Laufbahn aufführen. Auch mir will diese Berliner Akademie den hochgepriesenen Titel eines Ehrenmitgliedes zuteilen 〈…〉.“ (Carl August-Anna Amalia, 85.) Am 24. Februar wurde Moritz zum Professor der Theorie der schönen Künste und dahin gehörigen Wissenschaften an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin ernannt. Vgl. dazu Anneliese Klingenberg: Karl Philipp Moritz
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als Mitglied der Berliner Akademien. In: Moritz zu Ehren. Beiträge zum Eutiner Symposium im Juni 1993 (Eutiner Forschungen. Bd 2). Hrsg. von Wolfgang Griep. Eutin 1996, S. 135–158; Klingenberg, Kunstadministrator, 205–234. – Am 10. Februar 1789 wurden auch (außer Herzog Carl August) Goethe, Herder, Wieland und Georg Melchior Kraus, der Direktor der Weimarer Zeichenschule, in Abwesenheit als Ehrenmitglieder in die Berliner Akademie aufgenommen. Vgl. Andreas Riems Brief an Friedrich Justin Bertuch vom 28. Februar 1789. In: Klingenberg/Rosenbaum, 29. 81,23–24 Wir suchen übrigens 〈…〉 nicht recht gehen will.] Die Andeutung bezieht sich vermutlich auf Gespräche Goethes mit dem Herzog. Darüber, was dabei im Besonderen – en detail – besprochen wurde, wenn Gespräche über Probleme im Allgemeinen – en gros – nicht möglich waren, lässt sich nur spekulieren. Sowohl in politischen wie in privaten Angelegenheiten bestanden zwischen dem Herzog und Goethe nicht selten Meinungsverschiedenheiten, die Goethe nicht zur Sprache zu bringen gedachte. 82,1–2 die schönen Wercke die über Pestum, Neapel, Puzzol 〈…〉 anzuschaffen] An welche Werke Goethe gedacht hat und ob Anna Amalia seine Wünsche erfüllte, wurde nicht ermittelt. – Nach Paestum, das Goethe von Neapel aus am 23. März 1787 besucht hatte (vgl. IR II; WA I 31, 69–71, außerdem GB 7 II, zu 143,4–5), machte sich die Reisegesellschaft am 11. Februar 1789 auf den Weg, kehrte aber am folgenden Tag des schlechten Wetters wegen von Salerno aus nach Neapel zurück. Ein erster Besuch in Pozzuoli (wo sich Goethe am 1. März 1787 aufgehalten hatte [vgl. IR II; WA I 31, 19–21]), hatte bereits am 30. Januar 1789 stattgefunden. 82,2–3 Hammiltons Campi Phlegraei haben wir schon hier] William Hamiltons „Campi Phlegræi: Observations On The Volcanos Of The Two Sicilies 〈…〉 = Observations Sur Les Volcans Des Deux Sicilis 〈…〉“ (Neapel 1776–1779) ist in mehreren Ausgaben in der HAAB vorhanden. – Vgl. Goethes Beschreibung der Phlegräischen Felder unter dem 1. März 1787 (IR II; WA I 31, 20 f.). 82,4–6 die K u p f e r geben 〈…〉 das Werck selbst noch nicht heraus wäre] Das Museum in Portici, in dem Ausgrabungsfunde von Pompeji zusammengetragen worden waren, befand sich in dem Palazzo Reale, einem von dem bourbonischen König Karl III. in den Jahren 1738 bis 1752 errichteten Residenzschloss. 1790 wurden die Funde in das Museo Archeoligico Nazionale in Neapel überführt. Ob Anna Amalia Goethes Wunsch erfüllen konnte, ließ sich nicht ermitteln. Die Altertümer in Portici hatte Goethe zusammen mit Johann Heinrich Wilhelm Tischbein am 18. März 1787 besichtigt (vgl. IR II; WA I 31, 61). Die Reisegesellschaft Anna Amalias war dort zum ersten Mal am 8. Februar 1789, um sich nach einer geeigneten Villa in der Gegend nach dem zweiten Aufenthalt in Rom umzusehen (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 65). Der zweite Neapel-Aufenthalt begann am 21. Mai 1789: „um 6 Uhr kamen wir in Neapel an, wechselten Pferde
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und kamen um 7 Uhr in unserer Villa in Portici an. sie gefiel uns sehr 〈…〉.“ (Ebd., 84.) An Knebel schrieb Anna Amalia am 29. Mai 1789: „Der Vesuv zu deßen Füßen ich jezt wohne, hat die große Höfflichkeit und giebt mir alle Abend ein kleines Feuerwerck.“ (H: GSA 54/248, Bl. 25.) – Besuche in dem Museum werden im Tagebuch Louise von Göchhausens unter dem 4. und 22. Juni 1789 erwähnt (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 86 und 88). Vgl. auch die ausführliche Beschreibung des Museums im Brief Winckelmanns an Adam Friedrich Oeser vom 15. Mai 1758 (Johann Joachim Winckelmann. Briefe. In Verbindung mit Hans Diepolter hrsg. von Walther Rehm. Bd 1: 1742–1759. Berlin 1952, S. 361–363); außerdem Volkmann 3, 278 f. 82,6 Venuti] Domenico Venuti, Modelleur, Archäologe, Naturwissenschaftler, war von 1782 bis 1800 Direktor der neapolitanischen Porzellanmanufaktur Capidimonte; er wurde 1799 beauftragt, die farnesischen Kunstsammlungen nach Neapel zu überführen. Schon am 5. Januar 1789, am ersten Tag ihres Aufenthalts in Neapel, hatte Anna Amalia die Bekanntschaft Venutis gemacht, mit dem sie in den folgenden Monaten häufiger zusammenkam, wie sich aus Louise von Göchhausens Tagebuch ergibt. 82,7 nach Rom zurück] Anna Amalia verließ am 18. Februar Neapel und kam zwei Tage später in Rom an. Am 19. Mai brach sie wieder nach Neapel auf, am 21. erreichte die Gesellschaft ihr Ziel (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 84). Neapel (mit Portici) blieb mit gelegentlichen Unterbrechungen (beispielsweise einer Reise vom 31. Juli bis zum 7. August 1789 nach Ischia) der Aufenthaltsort Anna Amalias bis zu ihrer Rückreise nach Deutschland. 82,7–8 eine Auswahl aus der Schwefel Sammlung des Abbate Dolce] In ihrer Antwort vom 18. März teilte Anna Amalia mit, dass mancherlei „mit der fahrendn Post abge〈gan〉gen“ sei: „1) Die Abdrücke von Abate Dolci, 2) die von Pichler, nähmlich die, die er selber als Cameea u Intallio 〈Intaglio: Gemme〉 geschnitten hat; die Samlung die er als ein Studium der Kunst heraus geben will sind noch nicht zu haben. In der nähmliche Kiste werden sie auch alle 24 Kayser in Schwefel abdruck finden die ich für den kleinen Prinzen schicke, Sie werden so gut seyn sie ihm in meinen Nahmen zu geben. Sie werden auch noch einen kleinen Abdruck in rothen Schwefel finden den betrachten sie recht, es ist der berühmte Stein der in den Cabinet des Königs v. Franckreich gewesen u den jetzt ein Napolitanischer Prinz besaß welchen er als eine Geschenck bekommen hat als er zu Paris war, u um aus Mangel am Gelde sich genöthiget fand ihm zu verkaufen, als ich in Napel war wurde er mir für sehr wenig Geld angebothen, ich habe ihm also gekauft, u dieser Brief ist mit gesiegelt.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 195; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 140 f.) Goethe bestätigte den Erhalt der Sendung im Brief an die Herzoginmutter vom 22. Juli 1789 (vgl. 134,17–18; vgl. auch zu 7,11 und Reiffenstein an Goethe, Ende Juli 1788 [Femmel/Heres, 144 f.]). – Zur Schwefel Sammlung vgl. Schuchardt 2, 344 f. (Nr 273 und 287–289). – Francesco Maria
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Dolce war der Schwiegersohn des römischen Kunsthändlers und Gemmensammlers Christian Dehn, dessen Museum er in einem dreibändigen Werk bekannt gemacht hatte: „Descrizione istorica del Museo di Cristiano Denh dedicata alla regia societá degli antiquari di Londra per l’abate Francesco Maria Dolce“ (3 Bde. Rom 1772). Das Werk ist in der HAAB vorhanden. 82,9–10 subscribiren Sie auf die Pichlerische Pasten Sammlung die er herausgeben wird] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. Zu Giovanni Pichler, Maler und Gemmenschneider in Rom, vgl. Giovanni Gherardo de Rossi: Der römische Edelsteinschneider Giovanni Pichler (1734–1791). Eine Biographie. Nachdruck der italienischen Ausgabe aus dem Jahre 1792 mit deutscher Übersetzung und Erläuterungen von Christa und Gert Wilhelm Trube. Köln, Weimar und Wien 2005 (mit 38 Abbildungen von Werken Pichlers auf S. 177–214) sowie Gabriella Tassinari: Giovanni Pichler. Raccolta di impronte di intagli e di cammei del Gabinetto Numismatico e Medagliere delle Raccolte Artistiche del Castello Sforzesco di Milano. Mailand 2012. – Zu Goethes Sammlung von Pasten (Gemmenabdrücken) vgl. Matthias Buschmeier: Antike Begreifen. Herders Idee des ‚tastenden Sehens‘ und Goethes Umgang mit Gemmen. In: Weimarer Klassik. Kultur des Sinnlichen. Hrsg. von Sebastian Böhmer, Christiane Holm, Veronika Spinner und Thorsten Valk. Weimar, Berlin und München 2012, S. 106–115. 82,11–12 Raub des Grafen Wallenstein] Im November 1785 weilte der böhmische Graf Ferdinand Ernst Joseph Gabriel von Waldstein und Wartenberg, Komponist und Musikmäzen, in Weimar; er tauschte mit Anna Amalia Musikalien (vgl. GB 6 II, zu 120,25). Was er möglicherweise unrechtmäßig an sich nahm, ist nicht bekannt. 82,13 das Museum Pio Clementinum] Das Museum im Vatikan wurde als Erweiterung der Antikensammlungen des Belvedere-Hofes von Papst Clemens XIV. 1771 begonnen und von Papst Pius VI. 1784 fertig gestellt. Von dem siebenbändigen Werk „Il Museo Pio-Clementino“ von Ennio Quirino Visconti waren die ersten 5 Bände 1772–1788 in Rom erschienen (vgl. auch GB 7 II, zu 53,11–12). 82,17 wieder zu sehen] Goethe sah die Herzoginmutter am 6. Mai 1790 in Venedig wieder. Er begleitete sie auf der Rückreise nach Weimar, die am 18. Juni 1790 endete. 82,19 Frl. v. Göchhausen schreibe ich heute] Der Brief (EB 163) ist nicht überliefert. Den Erhalt des Briefes teilte Friedrich Bury in seinem Brief an Goethe vom 21. März 1789 mit: „fraulein Göchhauß hat mir gesagt daß Sie Ihr geschrieben und sich recht darüber gefreuth“ (Bury-Goethe, 39). 82,22 was jetzt so glücklich ist in Ihrer Nähe] Goethe wird nicht nur an die Reisegesellschaft (82,19), die Anna Amalia von Weimar aus begleitete (vgl. zu 22,8–9), gedacht haben, sondern auch an Personen, mit denen die Herzoginmutter in Rom gelegentlichen oder gar häufigen Umgang pflegte, wie z.B. Johann Heinrich
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Meyer, Friedrich Bury und Johann Friedrich Reiffenstein oder auch Angelika Kauffmann, Aloys Ludwig Hirt, Johann Heinrich Lips, Johann Georg Schütz, Maximilian von Verschaffelt und Johann Gottfried Herder. 82,23–25 Am Ostertage wird in Rom, in der Peterskirche 〈…〉 aufgeführt.] Ob die Herzoginmutter die Ostersequenz „Victimae paschali laudes immolent Christiani“ („Dem Osterlamm, das geopfert wurde, sollen die Christen Lob singen“) von Matteo Simonelli in der Peterskirche gehört und ob sie eine Kopie der Partitur bekommen hat, ist nicht bekannt. Simonelli vertonte den um 1000 entstandenen Text als „sequenza a 4 voci“ vermutlich 1643. Während seiner Zeit als päpstlicher Kapellmeister bearbeitete er sein Werk – wohl 1681 – als „sequenza a 5 voci“. 82,27 Verschaffelt für Sie in der Villa arbeitet] Goethe bezieht sich auf den Brief Friedrich Hildebrand von Einsiedels an ihn vom 27. Dezember 1788, in dem von der Herzogin künftigen Bleibe in Rom und der „Besorgung“ derselben durch Verschaffelt berichtet wird (vgl. zu 81,17). 82,28 Sorgen Sie für das gute Kind den Büry.] Friedrich Bury hatte zuletzt über seine finanzielle Notlage im Brief an Goethe vom 11. Januar 1789 geklagt: „Meine Lage anjetzo ist Närisch, man Klopft mir an das logie wieter auf 1 Jahr zu zahlen, welches ich nicht kann; und dasselbe doch mit vielem Leith verlassen würde. weiter ist es mir nicht möchlich die übrigen Bilder nicht in Ordnung gebracht zu sehen 〈…〉. die Herzoginn hat mir halb und halb merken lassen den U l l i e ß für Sie zu mahlen, das wäre wieter ein Wege um langer leben zu können.“ (Bury-Goethe, 38.) – Herder nannte im Brief an seine Frau vom 7. März 1789 Bury „ein gutes, leichtsinniges Kind“ (HB 9, 501). 82,29 Birmannischen Zeichnungen] Zu den beiden Zeichnungen des Baseler Landschaftsmalers Peter Birmann („zwey Gegenden aus Tivoli“) hatte sich Anna Amalia in ihrem Brief vom 29. November 1788 an Goethe geäußert (vgl. zu 48,7–8). Im Brief vom 11. Dezember 1788 an Goethe teilte Bury mit, die Herzogin habe die beiden Zeichnungen gekauft (vgl. Bury-Goethe, 34).
82. An Christian Gottlob Voigt
Weimar, 6. Februar 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh., Tinte (Angaben nach Faksimile). – Faksimile: Belischefs russische Fantasie – Carlyle und die Weltliteratur – der Kölner Totentanz – Goethes weiße Blätter und der Mailänder Cellini – Opera omnia von E. Ph. Goldschmidt – ein Antwerpener Kasteneinband – ein Liederbuch der Freimaurer aus Den Haag – Mabillons Annalen des Benediktinierordens – Prinz Eugen von Savoyen
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BRIEFE BRIEF83/84 82
und die Numismatik – Oraniens Ursprung – das Frewle Maria Piccolomini – ein Salzburger Steckbrief aus dem Bauernkrieg – die Temperamentenlehre von Stahl – die Hamburger Lieder von Amor und Priapus des Karl Stieler – Swedenborgs magnetische Weltkarte – Seidendrucke aus Zweibrücken. Sechsundneunzigster Katalog. Antiquariat Konrad Meuschel. Bad Honnef 2006, S. 14, Nr 17. E: Goethe-Voigt1 (1868), 137, Nr 10. WA IV 9 (1891), 83, Nr 2725 (nach E). Textgrundlage: Faksimile. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 83,1 seel. Oberm. v. Witzleben] Friedrich Hartmann von Witzleben auf Martinroda und Elgersburg stand seit 1756 in Diensten des Weimarer Hofes, zuletzt mit dem Ehrentitel eines Wirklichen Geheimen Rates als Obermarschall im herzoglichen Marschallamt. Am 3. Oktober 1788 war er im Alter von 66 Jahren gestorben. 83,2–3 Sollte man deren nicht 6 biß 8 〈…〉 erhalten können?] Ob das Geschäft zustande kam, ist nicht bekannt. 83,4 Fr. Oberm.] Frau Obermarschallin; Martha Eleonore von Witzleben geb. von Oppel war seit 1753 mit Friedrich Hartmann von Witzleben verheiratet gewesen. 83,4 disponiren] Hier im Sinne von ‚jemanden zu etwas bewegen, bestimmen, veranlassen‘ (vgl. GWb 2, 1221).
83. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 9. und 16. Februar 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Voigt teilt in einem Brief an Gottlieb Hufeland am 16. Februar 1789 mit, dass er Anton Christian Hunnius auf Goethes Bitte hin geprüft habe (vgl. zu 83,10). Goethes Brief dürfte demnach ebenfalls am 16. Februar oder auch einige Tage davor, also in der Woche vom 9. bis 16. Februar 1789, verfasst worden sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, Darmstadt-Dieburg. – Doppelblatt 20,5 × 32,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 obere Blatthälfte in umgekehrter Schreibrichtung Adresse: Herrn Hofr. Voigt / Wohlgebl, daneben Siegelreste. E: Goethe-Voigt1 (1868), 138, Nr 11. WA IV 9 (1891), 85, Nr 2728.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 83,9–10 den jungen Hunnius] Anton Christian Hunnius (geb. 1767), Sohn des Amtmanns von Kapellendorf Friedrich Wilhelm Hunnius, hatte sich offensichtlich mit der Bitte um Protektion für eine Anstellung an Goethe gewandt. 83,10 ihn ein wenig zu prüfen] Voigts Beurteilung findet sich in seinem Brief an Gottlieb Hufeland vom 16. Februar 1789: „Herr G. R. v. Goethe interessirt sich vor den jungen Hunnius, den Hammerdörfer mitgebracht hat. Dieser Mensch ist allenthalben verlassen und ich fürchte, er betritt am Ende auch das Theater, wie sein Bruder that. Und doch hat er Fähigkeiten. Sollte es keine Gelegenheit geben, ihn wo als Hofmeister anzubringen bei irgend einem adeligen oder bürgerlichen Delphin des festen Landes? Oder sollte es sonst einen Anlaß geben, ihn wohin zu spediren um ein honettes Tagelohn? Er scheint viel und mancherlei, aber nichts Ganzes zu wissen. Griechisch, Latein, Englisch, Französisch, deutsche Verse, Statistik und deutsches Recht ravagirt in seinem Kopfe herum. Er geigt, singt, ficht, spielt die Harfe und tanzt. Das wäre etwas für einen Cur- oder Liefländischen Hofmeister. Dazu kommt, daß er ein glattes Kerlchen ist. O, ich bitte, helfen Sie mir diesen Garçon anbringen, daß er kein Landläufer wird. Sein Vater ist Amtmann in Capellendorf und kann ihm jährlich kaum 2–3 Körbe Kartoffeln geben. Er wird zu Ihnen kommen und nachfragen, ob Sie etwas an mich zu bestellen haben. Da besichtigen Sie dieses Genie. Ich habe ihn heißen einen Aufsatz machen und mir schicken.“ (Aus Weimars Glanzzeit, 49.) 83,10–11 Es ist ein armer verlaßner Mensch.] Hunnius wurde schließlich ebenso wie sein älterer Bruder Friedrich Johann Wilhelm Schauspieler und debütierte in Weimar am 8. Januar 1791 bei der Aufführung der komischen Oper „Lilla, oder: Schönheit und Tugend“ von Vicente Martin y Soler. Am 13. Dezember 1791 wurde sogar sein Lustspiel „Der Taubstumme“ auf die Weimarer Bühne gebracht. Nach seinem baldigen Weggang aus Weimar versuchte er sich weiter am Theater und als Schriftsteller. 1795 ging er nach Nordamerika und soll als Arzt in Philadelphia gelebt haben. 83,12 Französch] Gekürztes ‚französisch‘ (Grimm 4, 62).
84. An Christian Gottob Voigt
〈Weimar〉, 16. Februar 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1891 und wahrscheinlich bis 1920 Privatbesitz, Arthur Osann, Darmstadt (vgl. WA IV 9, 329, 333 und 347 sowie Osann, Familie, 134). – 1 Bl., 1 S. beschr., egh., Tinte (Angaben nach Faksimile). – Faksimile:
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BRIEF 85
Eckard Düwal. Stuttgarter Antiquariatsmesse. 30. Verkaufsausstellung 1991. Stuttgart 1991, Tafel 12 und S. 34. E: Goethe-Voigt1 (1868), 137 f., Nr 10a. WA IV 9 (1891), 85, Nr 2729. Textgrundlage: Faksimile. BEIL AG EN
Sachen (vgl. zu 84,4). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 83,16 Hl. v. Wedel] Otto Joachim Moritz von Wedel, Kammerherr und Oberforstmeister am herzoglichen Hof in Weimar. Wedel war seit 1789 als Mitglied des herzoglichen Kammerkollegiums unmittelbarer Kollege Voigts. Vorübergehend arbeitete Wedel damals auch in der von Goethe und Voigt geführten Ilmenauer Bergwerkskommission mit. Enge Arbeitskontakte mit Goethe und Voigt entstanden weiterhin durch die gemeinsame Mitgliedschaft in der im März 1789 gegründeten Weimarer Schlossbaukommission, auch schon in der Phase ihrer Konstituierung. 83,16 eine Sache] Vermutlich ging es um dienstliche Belange (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 84,4 Ich schicke einige Sachen zurück] Nicht ermittelt.
85. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 19. Februar 1789 → 〈Berlin〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 115–116. – Doppelblatt 19,9 × 27,8 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: nicht überlieferter Brief an Karl Philipp Moritz (vgl. EB 168). E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 137–140, Nr 55. WA IV 9 (1891), 86–89, Nr 2731. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Da der Herzog bereits am 22. Februar 1789 wieder in Weimar eintraf, hat er den vorliegenden Brief nicht in Berlin erhalten. 84,7 das Carneval sey zu Ihren Ehren verlängert] Herzog Carl August war am 1. Februar 1789 zusammen mit Karl Philipp Moritz nach Berlin gereist (vgl. 74, 29–30) und kehrte am 22. Februar 1789 nach Weimar zurück. Am 24. Feb-
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ruar 1789, dem Karnevalsdienstag, verzeichnet das Fourierbuch die letzte Redoute: „Heute war die 5te und letzte ‚R e d o u t e‘!“ (FB 1789, S. 53.) Am 6. März war „Abends Ball vom Herzog gegeben im Redoutenhaus.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 18; vgl. auch FB 1789, S. 63.) Möglicherweise wurde dieser Ball auch als nachgeholte Karnevalsfeier veranstaltet. Näheres ist dazu nicht bekannt. 84,9 Abscheiden der Frau v. Zig.] Magdalene Auguste Freifrau von Ziegesar geb. von Wangenheim, die Frau August Friedrich Carl Freiherrn von Ziegesars, des Vizekanzlers am Gothaer Hof. Vom 23. Januar 1789 an (vgl. FB 1789, S. 23) waren die Ziegesars für einige Tage zu Gast am Weimarer Hof, wo sie auch zwei ihrer Töchter einführten. Sie reisten schon vor Ende der Karnevalssaison gegen Mitte Februar wieder ab. Am 12. Februar ist Ziegesar zum letzten Mal vor seiner Abreise als Gast an der fürstlichen Mittagstafel im Fourierbuch verzeichnet (vgl. FB 1789, S. 41). – Abscheiden: Abschied nehmen, fortgehen. 84,10 von Graf Marsch. magnetisirt] August Dietrich Graf von Marschall auf Burgholzhausen, Erbmarschall in Thüringen, versuchte sich in magnetischen Kuren, die sich nach der Lehre von Franz Anton Mesmer im 18. Jahrhundert einer großen Beliebtheit erfreuten. Zu Marschalls magnetischer Kur und ihrem Anlass äußerte sich Caroline Herder im Brief an ihren Mann vom 6. Februar 1789: „Ich war gerade vorgestern den Mittag bei der Steinin. Knebel, die Imhof und die Bohlin waren auch da. 〈…〉 Goethe und Wieland kamen nach Tafel herüber, und da war von dem Unwesen die Rede, das die Frau Vicecanzler Ziegesar seit Sonntag 〈1. Februar〉 mit ihren Krämpfen treibt. Sie behauptet, daß sie mit offnen und bewegenden Augen nicht sehen und auch nicht hören könne, sondern durch die Fingerspitzen sehen und hören könne, und da geht denn ein gewaltiger Spectakel mit dem Finger-Hören und Fühlen vor, und die Gescheuten finden es denn äußerst grob – platt – dumm, sie alle so zum Narren zu haben. Keins mags weder dem Manne noch der Frau sagen, daß sie betrügt. So ist denn die Reputation des Manns und der Frau herunter. Wir bedauern alle, daß der Herzog nicht hier ist; der würde die Mondsüchtige curiren, sie möchte wollen oder nicht, und dem Spectakel ein Ende machen. Der Graf Marschall ist indessen völlig von der Krankheit überzeugt, und hat schon den Magnetismus in selbsteigner Person an ihr probirt, der aber nicht gelungen ist, und der Graf Beust überdenkt und bewundert aufs scharfsinnigste unsre möglichste Verfeinerung der Sinnen 〈…〉 Dieser Vorfall ist zugleich ein lächerlicher Probirstein für die Sehenden und Blinden geworden.“ (Düntzer, Herder Italien, 239–241.) 84,10–11 von Mephistopheles aber würcklich kurirt] Anspielung auf die Trancezustände Magdalene Auguste von Ziegesars. 84,12–13 Pistolenschüße in Fiesko von Genua das lauteste] Friedrich Schillers Drama „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua. Ein republikanisches Trauerspiel“ war am 12. Februar 1789 in Weimar aufgeführt worden. Schiller schrieb an diesem Tag an Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld:
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BRIEF 85
„Diesen Abend wird Fiesko hier 〈in Weimar〉 gespielt nach einer fürchterlichen Rollenbesetzung. Wohl mir, daß ich ihn nicht sehen muß.“ (NA 25, 204.) 84,14 Die Engländer] Seit Januar 1789 hielten sich am Weimarer Hof vier Engländer (zwei Barone d’Loydt, Owen [John Owen] und Williams [Thomas Williamson]) auf, die gelegentlich Gäste der Fürstlichen Tafel waren. Sie sind z.B. am 11. Januar, am 1., 8. und am 15. Februar pauschal als „Engländer“ (oder „4. Engeländer“) im Fourierbuch (1789, S. 11, 32, 39 und 44) aufgeführt. 84,14 sie weggehen] Die Engländer verließen Weimar am 6. März 1789 (vgl. FB 1789, S. 63). 84,14 hiesige Hofuniformen] Vermutlich sind die Uniformen gemeint, die auf Anregung des ehemaligen sardinischen Offiziers Carl Friedrich Sigmund von Seckendorff, seit 1775 Kammerherr Carl Augusts, eingeführt worden waren. „〈…〉 sie bestand aus einem blauen Rock 〈Uniformjacke〉, auf welchem sich von beiden Seiten kleine gelbe Knöpfe und schmale goldne Kettelschnuren 〈…〉 befanden 〈…〉, dazu kam ein hochstehender gelber Kragen und spitze polnische Aufschläge 〈…〉. Die Unterkleider waren ebenfalls gelb 〈…〉.“ (Lyncker, 48.) 84,17–18 Tasso wächst wie ein Orangebaum sehr langsam.] Vgl. zu 9,18. – Orangenbäume wachsen nicht besonders langsam, aber tragen in der Regel erst nach 10 Jahren, wenn sie ausgewachsen sind, die ersten Früchte. 84,20–21 Mit S. der mir gleich ist 〈…〉 lang Gespräch in der Commödie gehabt.] Goethe hatte mit Johann Christoph Schmidt gesprochen, seinem Kollegen im Geheimen Consilium und seit 1788 Kammerpräsident. – der mir gleich ist: Offenbar Anspielung auf Klopstocks 1747 entstandene, seinem damals zwanzigjährigen Freund Schmidt („Schmied“) gewidmete Ode (o. T.) „Der du mir gleich bist“ (vgl. Klopstock, Werke HKA, I 1, 3 f.). Klopstock war mit Johann Christoph Schmidts Schwester Maria Sophia befreundet gewesen und hatte sie als „Fanny“ besungen. 84,23–24 daß man dem Seiler 〈…〉 Erlaubniß Schläuche zu verfertigen geben will] Seit 1781 betrieb die Unternehmerin Johanna Maria Buchholz geb. Söllner (bis 1774 Frau des Weimarer Apothekers Wilhelm Heinrich Sebastian Buchholz) aufgrund eines Exklusivprivilegs der Generalpolizeidirektion eine Manufaktur zur Herstellung nahtloser Wasserschläuche aus Hanf für die Wasserversorgung von Feuerspritzen. Dieses Privileg endete 1789, so dass die Möglichkeit bestand, einen Konkurrenzbetrieb zu konzessionieren. Ein solcher Betrieb wurde ab 1790 von dem Seiler (d. i. Schlauchweber) Johann Heinrich Wachtel (nicht „Wächter“) in Jena geführt (vgl. auch AS 3, 16 f.). 85,4 der Kriegskasse noch 700 schuldig] Der Ausbau des buchholzschen Unternehmens, das nach 1785 über 10 Webstühle und eine Spinnerei verfügte, wurde mit staatlichen Krediten gefördert. Der Kredit der Kriegskasse war vermutlich mit der Gründung des Unternehmens gewährt worden, auf jeden Fall in der Zeit, als Goethe Leiter der Kriegskommission gewesen war (1779–1786).
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85,4 verinteressirt] Verzinst. 85,5 Käme sie zurück] Käme sie in die Lage, den Kredit nicht zurückzahlen zu können. 85,6 ihr väterlich Hauß anzuschlagen] Der Vater von Johanna Maria Buchholz, Johann Nicolaus Söllner, war Kammerfaktor in Weimar gewesen und hatte die Ratsziegelei betrieben. Das väterliche Haus war das einzige Besitztum der seit 1774 geschiedenen, nun alleinstehenden Tochter. Im Falle wirtschaftlicher Schwierigkeiten hätte sie auf dieses Haus eine Hypothek aufnehmen müssen. 85,9 Maj. G.] Major Wilhelm Heinrich von Germar, Kammerherr und Mitglied der Stadtpolizeikommission zu Weimar. Zwischen ihm und Johanna Maria Buchholz kam es häufig zu Konflikten, weil diese die Bevormundung durch die Polizeibehörde bei ihrer Unternehmensführung nicht duldete. 85,11 Der Pr.] Goethes Gesprächspartner, der Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt. 85,12–13 was man für die Theilung des Gewerbs angeführt hat] Eines der Hauptargumente in den Anträgen der Generalpolizeidirektion auf Freigabe des Gewerbes war die Schaffung neuer Arbeitsplätze, nicht zuletzt mit dem Ziel, die städtische Armenkasse zu entlasten (vgl. Ventzke, Herzogtum, 211). 85,14 das hiesige Rentamt] Das Amt war, wie andere weimarische Behörden (etwa die Generalpolizeidirektion), nicht in einem herrschaftlichen Gebäude, sondern im Privathaus des Amtsinhabers untergebracht. 85,14–15 durch Wirsings gebetene Retraite leer] August Heinrich Wirsing, seit 1756 Rentsekretär zu Weimar, seit 1788 Rat, wurde 1789 als Kammerrevisor in die Renterei der herzoglichen Kammer zu Weimar befördert. – Franz. retraite: Rückzug, Zurücktreten. 85,15 C.] Commissarius. 85,15 Seidel hat sich dazu gemeldet] Philipp Seidel, von 1775 bis 1788 Goethes Sekretär und Diener, wurde im Mai 1789 auf Empfehlung Goethes mit der vakanten Stelle des Rentkommissars betraut und erhielt den gleichlautenden Titel (vgl. Datierung zu Nr 75). 85,16 Die Cammer] Das Kollegium der herzoglichen Kammer zu Weimar. 85,19–20 magischen Schleyer, welcher die Renth Amts Geschäfte 〈…〉 zudeckt] Das Weimarer Rentamt war eine eigenständige Unterbehörde der herzoglichen Kammer zu Weimar. Außer der regelmäßigen Prüfung und Justifikation der Rechnungen durch die Kammer unterlag der Rentbeamte in seiner Amtsführung keiner Kontrolle. Revisionen wurden darüber hinaus nur vorgenommen, wenn sich Anhaltspunkte für eine nicht vorschriftsgemäße Amtsführung (Unterschleife o. ä.) ergaben. 85,26–27 Pr. Schütz von Jena schreibt mir 〈…〉 Zulage in Erinnrung zu bringen] Christian Gottfried Schütz, Professor der Poesie und Beredsamkeit an der Universität Jena, Mitherausgeber der 1785 begründeten „Allgemeinen Litera-
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BRIEF 85
tur-Zeitung“, brachte nach dem Scheitern der mit 200 Talern Extrabesoldung verbunden gewesenen Berufung von Johann Gottfried Hasse auf den Lehrstuhl für orientalische Sprachen und Literatur ein Gesuch um Aufbesserung seines Gehalts um diese Summe ein (vgl. Supplik von Christian Gottfried Schütz an Herzog Carl August, 20. Dezember 1788; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 264–265). Die Gehaltszulage wurde abgelehnt, Schütz aber zum Hofrat ernannt und mit der Zusage vertröstet, man werde auf sein Gesuch zurückkommen, wenn wieder Mittel frei würden (vgl. Christian Friedrich Schnauß an Schütz [Konzept], 2. Januar 1789; ebd., Bl. 266). 85,27 Hasse nicht kommt] Nach dem Weggang Johann Gottfried Eichhorns nach Göttingen (1788) musste die Professur für orientalische Sprachen und Literatur in Jena neu besetzt werden. Am 19. September 1788 hatte das Geheime Consilium zu Weimar die anderen Erhalterhöfe ersucht, der Berufung des aus Weimar stammenden Orientalisten Johann Gottfried Hasse, seit 1786 Professor der Theologie in Königsberg, zuzustimmen. Obwohl dies erfolgte, nahm Hasse den Ruf nicht an, da er in Königsberg eine Gehaltserhöhung erhalten hatte und nun neue Bedingungen stellte. Da deren Nichterfüllbarkeit ihm selbst bewusst war (vgl. Johann Gottfried Hasse an Lorenz Johann Daniel Succow, 22. Oktober 1788; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 245–246), bedeuteten seine Forderungen faktisch eine Rufablehnung. 85,27–28 Mag. Paulus mit der blosen Besoldung ex fisco academico zufrieden] 1789 wurde der Tübinger Orientalist und Magister der Theologie Heinrich Gottlob Eberhard Paulus auf die Jenaer Professur für orientalische Sprachen und Literatur berufen. In einem Schreiben an den Theologen Johann Jacob Griesbach vom 7. Februar 1789 hatte er erklärt, er wolle sich trotz der geringen Vorteile mit dem Jenaer Gehalt zufriedengeben, „da die Jenaische Universitaet Vorgaenge genug hat, dass dieienige von ihren Lehrern, welche sich durch nüzliche Verwendung ihrer Kenntnisse für dieselbe der höchsten Gnade der Herzogl. Haeuser immer mehr würdig gemacht haben, auch durch aeussere Verbesserungen ihrer Umstaende von der gnaedigsten Zufriedenheit derselben 〈…〉 überzeugende Proben erhalten.“ (H: LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 303). – ex fisco academico: Lat.: aus dem Haushalt der Universität. 85,29 200 rh welche jenem angeboten worden vacant] Hasse waren 200 Taler Extrabesoldung und 200 Taler Reisegeld bei Annahme des Rufs nach Jena gewährt worden. Die Tatsache, dass die für Hasse geplante Extrabesoldung nach dem Scheitern von dessen Berufung frei geworden war, hatte Goethe umgehend genutzt, um die Berufung Friedrich Schillers zum außerordentlichen Professor auf den Weg zu bringen (vgl. seinen Brief an das Geheime Consilium vom 9. Dezember 1788 [A 3]). Das Reskript an die Kammer zu Weimar, das Schiller eine Extrabesoldung von 200 Taler bewilligte, erging am 26. Dezember 1789 (vgl. NA 41 IIA, 330 f., Nr 312).
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85,30 Von Moritz habe ich noch nichts gehört] Karl Philipp Moritz war am 1. Februar 1789 gemeinsam mit Herzog Carl August nach Berlin gereist (vgl. zu 74,29–30). 85,30–31 inliegendes Blättchen] Brief an Moritz wahrscheinlich ebenfalls vom 19. Februar 1789; nicht überliefert (EB 168). 85,32 Von Arends habe ich auch noch keine Antwort] Goethe hatte offenbar im Januar oder Anfang Februar an den Architekten Johann August Arens nach Hamburg geschrieben, um bei ihm wegen eines Engagements für den geplanten Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses anzufragen. Der Brief (EB 157) ist nicht überliefert. Nachdem Arens’ Antwort eingetroffen war, lud Goethe ihn vermutlich mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief vom 2. März 1789 (EB 178) zu entsprechenden Verhandlungen und Gesprächen nach Weimar ein (vgl. zu 119,11). 85,33 Der Präsident] Johann Christoph Schmidt. 85,34 Wercke des Schloßbaues] Herzog Carl August plante seit 1788, den Wiederaufbau des 1774 abgebrannten Residenzschlosses in Angriff zu nehmen. Zu diesem Zweck sollte eine Kommission eingesetzt werden, für deren Besetzung die dafür vorgesehenen Persönlichkeiten vorab um ihre Bereitschaft zur Mitarbeit gebeten wurden. 85,34 pro virili] Lat.: was ein Mann leisten kann, nach Kräften, hier: persönliche Übernahme einer Aufgabe. Die Schlossbaukommission wurde am 23. März 1789 eingesetzt. Außer Goethe wurden der Geheime Rat und Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt, der Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel und der Geheime Regierungsrat Christian Gottlob Voigt in diese Kommission berufen. 86,6 Schilderung einiger Personen] Herzog Carl August war am 11. Februar in Berlin zum Ehrenmitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften ernannt worden (vgl. die „Rede, welche bey der Aufnahme Sr. hochfürstl. Durchlaucht, des regierenden Herrn Herzogs von Sachsen Weimar“ vom Kurator der Akademie, Friedrich Anton von Heinitz, vorgetragen wurde; Klingenberg/Rosenbaum, 113, Dok. 3; vgl. auch zu 74,32–33). Er habe, schrieb der Herzog am 27. Februar aus Weimar an seine Mutter, „in denen 12 Tagen, die ich dorten zubrachte, fast keine Viertelstunde zum freien Gebrauch“ gehabt. (Carl August-Anna Amalia, 86; vgl. auch Dankschreiben des Herzogs an Andreas Riem, 23. Februar 1789; Klingenberg/Rosenbaum, 118, Dok. 4.) Dass Carl August während seines Aufenthaltes in Berlin nicht nur mit leitenden Akademie-Repräsentanten (wie dem Direktor Christian Bernhard Rode, dem Sekretär Andreas Riem und dem Kurator Friedrich Anton von Heinitz) zusammentraf, ist anzunehmen; dass er überhaupt nach Berlin gegangen war, mag nicht zuletzt einen politischen Grund gehabt haben: Wahrscheinlich verfolgte er mit dem Besuch auch den Zweck, Gespräche zur Anbahnung der Anleihe von 60000 Talern zu führen, die der preußische König Friedrich Wilhelm II. für den Schlossbau in Aussicht gestellt hatte. – Zu der von Goethe erbetenen Schilderung einiger Personen hat es
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schon am 23. Februar kommen können, als sich der Herzog und Goethe bei der Fürstlichen Tafel trafen. 86,8 Frau Gemahlinn] Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. Sie erwartete ihr viertes Kind. Der in der Nacht vom 12. auf den 13. April geborene Sohn lebte nur eine halbe Stunde (vgl. zu 102,17). 86,8 der Prinz] Erbprinz Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach. 86,9 Riedeln] Cornelius Johann Rudolf Ridel, Landkammerrat, Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich. 86,12 den Schönheiten] Die Empfehlungen Goethes konnten die Gemeinten nicht erreichen, weil der Herzog bereits am 18. oder 19. Februar Berlin verlassen hatte.
86. An Charlotte von Stein
〈Weimar〉, 20. Februar 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 120. – 1 Bl. 16 × 19,7 cm, 1 ½ S. beschr. egh., Tinte; Vs. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „99.“; nach 86,19 geschmerzt hat. wahrscheinlich von fremder Hand (Friedrich von Stein?), Tinte: Anmerkungszeichen „(a)“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1789, Nr 1), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 7. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 325 f. WA IV 9 (1891), 89 f., Nr 2732. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 86,16 Kammerjungfer deiner Schwester] Als Kammerjungfer oder auch Zofe wurde die persönliche Dienerin bezeichnet (vgl. auch GWb 5, 239), die einer hochgestellten, im 18. Jahrhundert vor allen Dingen noch adeligen Frau in ihren Privaträumen aufwartete. – Offenkundig hatte Goethe am Abend zuvor das Haus von Charlotte von Steins Schwester Louise von Imhoff aufgesucht, um sich nach der Freundin zu erkundigen, die er vermutlich nicht zu Hause angetroffen hatte, erhielt aber von der imhoffschen Dienerin keine näheren Auskünfte über den Aufenthalt der Schwestern. Diese waren einer Einladung Carl Ludwig von Knebels gefolgt: „Abends Frau v. Kalb, v. Imhof, v. Stein bey mir supirt. Histoire secrette da la Cour de Berlin.“ (Knebel, Tgb. [19. Februar] 1789, Bl. 9.) Möglicherweise hatte Charlotte von Stein davor noch die Vorstellung des Weimarer Theaters besucht, die gewöhnlich schon um halb sechs Uhr abends begann (vgl. GB 6 II, zu 10,16–17; vgl. auch die folgende Erläuterung).
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86,18 das geschmackloße, elende Stück] Nach einer im Erstdruck von Adolph Schöll zitierten Erinnerung Friedrich von Steins wurde diese Briefstelle bisher meist auf ein Theatererlebnis bezogen: „Ein Gefühl über Göthe’s Veränderung hatte sie bei Betrachtung eines Schauspiels ergriffen, sie war krank geworden. Er sollte es nicht erfahren, darum war sein Besuch zum ersten Mal nicht willkommen. v. St.“ (Schöll, Goethe-Stein 3, 325.) Schöll, dem offenkundig die heute nicht mehr überlieferten Weimarer Theaterzettel von 1789 vorlagen, verwies auf die am 19. Februar aufgeführte Posse „Der schwarze Mann“ von Johann Friedrich Gotter, deren Protagonist, ein Engländer, Frau und Kinder verlässt und nach Deutschland geht. Diese „mit einer erstaunlichen Gefühlsunzugänglichkeit“ ausgestattete Figur, die sich als „rücksichtslos gegen die ihn Liebenden“ zeigt, habe, so Schöll, „Ähnlichkeit mit dem Göthe, wie er damals der verlassenen Freundin sich darstellte“ (ebd.). Schölls Mutmaßungen wurden auch in den späteren Ausgaben trotz aufkommender Zweifel im Kern übernommen, zuletzt von Jonas Fränkel (vgl. Fränkel, Goethe-Stein2 3, 221 f.). Nur Eduard von der Hellen bringt das weiter unten im Brief erwähnte Buch Mirabeaus, das bereits in aller Munde war, mit dieser Stelle in Verbindung (vgl. WA IV 9, 348 f.) 86,20 diesen Abend erwarten] Ob es zu einer Begegnung an diesem Tag kam, ist nicht bekannt. 86,22 Mirabeaus Buch] Eine kurz zuvor anonym in Paris in zwei Bänden erschienene französische Geheimgeschichte des Berliner Hofes, in der über die Verhältnisse am preußischen Hof in Berlin zur Zeit des Herrscherwechsels von Friedrich II. zu Friedrich Wilhelm II. vom Juli 1786 bis zum Januar 1787 berichtet wird. Autor war der Publizist, Politiker und spätere Revolutionär Honoré Gabriel Victor Riquetti, comte de Mirabeau: „Histoire sécrète de la Cour de Berlin, ou Correspondance d’un voyageur françois, depuis le cinq Juillet 1776 jusqu’au dix-neuf Janvier 1787. Ouvrage posthume“. Das Buch war wahrscheinlich erst in den letzten Tagen an den herzoglichen Hof nach Weimar gelangt, wie auch Knebels Tagebucheintrag vom 19. Februar 1789 zu bestätigen scheint: „Histoire secrette de la Cour de Berlin.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 9.) Die Aufzeichnungen Mirabeaus stießen in Weimar allenthalben auf außerordentliches Interesse, enthielten sie doch neben Betrachtungen zur preußischen und europäischen Politik vor allem zahlreiche Charakterund Verhaltensstudien wichtiger Personen am preußischen Hof und vor allem des Königs selbst wie auch Herzog Carl Augusts, der sich Ende 1786 sechs Wochen in Berlin aufgehalten hatte (vgl. GB 7 II, zu 7,7–8). Vieles schilderte Mirabeau dabei mit der Absicht einer Skandalisierung, so auch die Rolle, die er Carl August in der Affäre um die morganatische Heirat Friedrich Wilhelms II. mit der Hofdame Julie Amalie Elisabeth von Voß zuschrieb: „Die wahre Ursache, warum der Herzog von Weimar vorgezogen wird, ist, weil er sich damit beschäftiget, der Königin die Heurath mit Fräulein Voß annehmlich zu machen. Die Königin lacht und sagt: ‚Man wird meine Einwilligung erhalten, aber nicht umsonst, und man wird sie theuer bezahlen.‘ In der
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That bezahlt man ihre auf 100000 Thaler sich belaufende Schulden und ich glaube, daß sie sich damit nicht begnügen wird.“ (Zit. nach: Geheime Geschichte des Berliner Hofes oder Briefe eines reisenden Franzosen geschrieben in den Jahren 1786 und 1787. Aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet. Bd 2. 〈Freiberg〉 1789, S. 157.) Die preußische Königin Friederike Louise war Herzog Carl Augusts Schwägerin, eine geborene Prinzessin von Hessen-Darmstadt und die ältere Schwester seiner Frau Louise. – Ob Goethe das Buch an Charlotte von Stein weitergeben konnte, ist nicht bekannt (vgl. die folgende Erläuterung). 86,22–23 Die Herzoginn hat es wiederhohlen laßen und es soll fort.] Möglicherweise war das Buch Mirabeaus vorerst nur leihweise an den herzoglichen Hof nach Weimar gekommen. Herzogin Louise konnte zudem an einer Verbreitung nicht gelegen sein, zumal sie nicht wusste, wie Herzog Carl August, der in Berlin weilte, mit den Anschuldigungen gegen ihn (vgl. die vorhergehende Erläuterung) umgehen würde. Dass sie das Buch offenbar wieder an sich brachte, steigerte das Interesse umso mehr. Auch Schiller z.B. berichtete am 25. Februar aus Weimar an Caroline von Beulwitz von dem Buch, das in aller Munde, obgleich noch kaum zu lesen war: „Haben Sie noch keine Schrift von Mirabeau zu Gesichte bekommen, die eine Histoire Sécrete vom preussischen Hofe enthält. Sie 〈…〉 soll die allerungeheuersten Dinge von dem jetzigen König, dem Prinzen Heinrich und mitunter auch von dem Herzog von Weimar enthalten – und was das schlimmste ist, diese scandalosen Dinge sollen w a h r seyn. Wenigstens das, was den Herzog von Weimar angeht, hat Göthe bejaht und die Herzoginn nicht verneint. Unter andern soll der König Willens gewesen seyn, sich die Voss zur linken Hand trauen zu lassen, und sich um die Einwilligung der Königin darein beworben haben. Wenn Sie das Buch allenfalls bekommen so schicken Sie mirs auf 8 Tage.“ (NA 25, 209.) Herzog Carl August traf am 22. Februar aus Berlin wieder in Weimar ein (vgl. FB 1789, S. 51). Es war zu erwarten, dass er das Buch in seinen Besitz nehmen würde, was offenkundig auch geschah. Zumindest legt dies eine Briefäußerung des Herzogs gegenüber seinem Schatullier Friedrich Justin Bertuch vom Aufenthalt in Aschersleben im April nahe: „Mein bruder wünscht die l e t t r e s S e c r e t t e s v. Mirabau zu haben, Sie müßen auf meinen tisch liegen, Schicke Sie ihm.“ (Carl August an Bertuch, 25. April 1789; H: GSA 06/1591.)
87. An Christoph Heinrich Kniep
〈Weimar, 23. Februar 1789〉 → 〈Rom〉
DATIERUN G
Am 22. Dezember 1789 erkundigte sich Georg Abraham Hackert, der von Goethe mit der Bezahlung Knieps betraut war, im Namen Knieps nach dem „gütigen Ver-
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sprechen Ihres Briefs vom 23t Febr“ (H: GSA 28/1042, Bl. 30; vgl. auch RA 1, 164, Nr 393), womit wahrscheinlich der vorliegende Brief gemeint ist. Auch die eigenhändig vorgenommene Datierung im Febr. 89 auf h (vgl. Überlieferung) stützt diese Annahme. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 28/1041, Bl. 181. – Doppelblatt 20,5(–20,7) × 34 cm, 2 S. beschr., Schreiberhd (Geist), Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts egh. Bemerkung, Tinte: Copia Schreibens an Hl. Kniep / im Febr. 89. E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 135–137, Nr 57 (nach h). WA IV 9 (1891), 75, Nr 2718 (nach h). Textgrundlage: h. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Knieps vom 23. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 143, Nr 325), wobei Goethe bereits am 26. Januar 1789 einen nicht überlieferten Brief an Kniep (EB 149), wahrscheinlich in der gleichen Angelegenheit, gerichtet hatte. – Ein Antwortbrief Knieps ist nicht bekannt, Georg Abraham Hackert antwortete aber am 22. Dezember 1789 stellvertretend für Kniep (vgl. Datierung). Kniep antwortete am 27. Februar 1789 allerdings auf Goethes Brief vom 26. Januar 1789 (vgl. RA 1, 150, Nr 344). 87,1 angekündigte Commission] Der bereits im Brief vom 19. September 1788 (Nr 28) in Aussicht gestellte, größere Auftrag für den ungenannt bleibenden Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg (vgl. zu 30,23). Er ist hinsichtlich der von Kniep zu zeichnenden Sujets vage gehalten und wurde vermutlich erst Ende Dezember 1789 konkretisiert: Am 22. Dezember 1789 erkundigte sich Georg Abraham Hackert stellvertretend für Kniep „nach dem gütigen Versprechen Ihres Briefes vom 23t Febr“ (H: GSA 28/1042, Bl. 30). Hackert erwähnte außerdem, dass Kniep eine „ziehmliche Zahl von den damahls bestelten Zeichnungen werlich hat / wie er sagt / und jetzt ganz seine Zeit dero Befehle zu vollstrecken anwendet.“ (Ebd.) In welchem Umfang Kniep den Auftrag für den Gothaer Herzog tatsächlich ausführte, ist nicht bekannt. In den Kunstsammlungen der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha sind sämtliche Kniep-Zeichnungen verschollen. Sechs Sepiazeichnungen Knieps, die wahrscheinlich im Rahmen dieses Auftrags entstanden sind, befanden sich bis 1945 im Besitz des Gothaer Herzogs (vgl. Peltzer, Kniep, 243 f.): fünf Bilder des mittleren Formats, 78(–92) × 50 cm (vgl. zu 31,7), und ein kleineres mit den Maßen 29 × 21 cm. Bei vier Zeichnungen ist auf der Rückseite „C. H. Kniep f. Napoli 1789“, bei der kleineren „Mr de Goehte“ vermerkt (vgl. ebd.). Die bei Peltzer 1905 angegebenen Bildtitel sind mit den in einer Abrechnung vom 9. November 1790 von Georg Abraham Hackert genann-
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ten Zeichnungen identisch: Die Sujets „il Ponte di Cava“, „Veduta della Marina di Vietri“, „Veduta di Pestum“, „Ruine del Tempio di Apollo“ und „la Grotta di Bonea“ (H: GSA 28/1042, Bl. 44; vgl. auch Striehl, Kniep, 143; Peltzer, Kniep, 244); drei der Motive sind heute im Besitz des Kupferstichkabinetts in Berlin, Preußischer Kulturbesitz (vgl. Striehl, Kniep, 327 f., Nr 5, 6, 7), „Vietri“ heute in Kassel, Staatliche Museen (vgl. ebd., 356, Nr 404). Peltzer nennt noch eine ideale Landschaft, die im Brief Hackerts nicht erwähnt wird: „ein von Bergen eingefaßter Waldsee; zwischen Bäumen jenseits ein Tempelchen; vorn am diesseitigen Ufer Apollo, die Daphne verfolgend.“ (Peltzer, Kniep, 244; heute Privatbesitz, Hamburg; vgl. Striehl, Kniep, 376, Nr 567.) – Der Gothaer Herzog dankte Goethe für eine zweite Lieferung von Zeichnungen Knieps am 29. November 1794: „Was diese Zeichnungen selbst anbetrift, so scheinen sie mir, weit schöner und geistvoller, als die anderen, und mich dünkt Ihr Freund, habe sich unendlich in seiner Kunst verbeßert.“ (H: GSA 28/765, St. 4.) Zu den Bildmotiven ist Näheres nicht bekannt. 87,2 mit aller Sorgfalt arbeiten] Zu dieser bereits früher ausgesprochenen Ermahnung vgl. zu 31,11–13. 87,3 soll diese Bestellung mehrere nach sich ziehen] Ob Kniep alle hier bestellten Zeichnungen ausführte und nach Weimar schickte, lässt sich nicht ermitteln. Von weiteren Bestellungen, die Goethe bereits im Brief vom 19. September 1788 in Aussicht stellte (vgl. zu 31,27–28), ist nichts bekannt. 87,3–4 zwanzig Zeichnungen] Im Folgenden übernimmt Goethe die Titel, die sich auch in einer Tabelle mit Angabe von Preis und Anzahl der Zeichnungen finden, die ihm Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg in seinem Brief von Anfang Februar 1789 (vgl. RA 1, 148, Nr 339) hatte zukommen lassen. 87,5 Unzen] Die ‚Oncia‘ (von lat. uncia: ein Zwölftel) war das auf Sizilien übliche Zahlungsmittel (Goldmünze), in Knieps Wohnort Neapel dagegen war der Ducato (Silbermünze) gängig. Auf Goethes Anfrage in seinem Brief vom 19. September 1788, wie viel Kniep für die Zeichnungen unterschiedlichen Formats verlange (vgl. zu 31,4), hatte dieser die Preise genannt, die Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg zu zahlen bereit war, wie aus dessen Aufstellung im Brief von Anfang Februar 1789 hervorgeht. 87,9 ein Briefchen durch Bury erhalten] Nicht überlieferter Brief Goethes vom 26. Januar 1789 (EB 149). In seinem Antwortschreiben vom 27. Februar 1789 dankte Kniep Goethe für dieses „schreuben, von 26. Jan:“, das er „den 23ten FebL erhalten“ habe (H: GSA 28/1041, Bl. 190; vgl. auch Striehl, Kniep, 300). Der Brief Goethes an Friedrich Bury, dem der Brief an Kniep beigeschlossen war, ist ebenfalls nicht überliefert (vgl. EB 146). 87,9–10 worinn ich Ihnen zwey grose anzeige] Nicht ermittelt, möglicherweise von Kniep nicht ausgeführt.
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87,12 Man wünscht daß alle S e c h s g r o ß e Farbig seyen] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg begründete seine Vorliebe für farbige Zeichnungen ausführlich in seinem Brief von Anfang Februar 1789: „〈…〉 dabey muß ich mir jedoch vorbehalten, daß dieselben, so wenig als möglich Braun in Braun und nur höchstens 2⁄3 el höchstens sage ich 1⁄3 tel statt ½ Braun in Braun gefertigt vielmehr 2⁄3 soll Farbigt gemacht seyn. Auch bitte ich Ergebenst, daß Sie die 6. Stück von der größesten Gattung alle 6. ganz farbigt bestellen mögen. Die Täuschung diese ZauberKraft der Mahlerey verliehrt allzu viel, bey den Zeichnungen en Camayen. Und Sie wissen es Selbst nur allzu Gut, daß Wir kleine und grossen Kinder, am Ende, das Bunte dennoch vorzüglich liebhaben 〈…〉“ (H: GSA 28/1041, Bl. 173). Vgl. auch zu 31,9. 87,13–14 S e c h s s i e b e n, braun in braun] Vgl. zu 31,9. 87,14 Grotte von Bonea] Die Grotta di Bonea befindet sich an der westlichen Seite des Valle di Bonea bei Corpo di Cava. Seit dem Erstdruck und dem in der WA irrtümlich immer als ‚Bonca‘ gelesen. 87,14 braun in braun zu machen] Kniep nannte das Sujet in seinem „Verzeichnüs von allen meinen Zeugnungen“ (vgl. zu 31,21–23) in seinem Brief vom 23. Dezember 1788 an erster Stelle: „Die Grotte von Bonea – Hir schläfft Diana mit ihren Gespielen all die Nymphen in einer großen Runde von langen herunter hangenden Felsen-Stücken 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 172; vgl. auch Striehl, Kniep, 299.) Johann Heinrich Meyer hob in seinem Schreiben an Goethe, ebenfalls vom 23. Dezember 1788, diese Zeichnung Knieps besonders hervor: „was mir von seinen Sachen fast am besten gefällt, ist dj Große Grotte von Bonea unweit Cava dj er in seiner Liste oben an gesetzt. ein schönes Ding und von vieler Wirckung ich werde Sehen daß er dieses samt einem Schicklichen Gegenbild an dj Fürstin gibt dan es macht ihm in wahrheit Ehre.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 167; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 16 f.) – Goethe bestellte die Zeichnung wohl auf Meyers Empfehlung (KSW, Museen, Inv.-Nr KK 254; vgl. auch Striehl, Kniep, 363, Nr 447) und ließ sie Kniep in seinem Namen der Herzoginmutter Anna Amalia in Neapel überreichen. So ist unter dem 6. Februar 1789 im Tagebuch Louise von Göchhausens zu lesen: „Kniep brachte der Herzogin eine hüpsche Zeichnung von der Grotte di Bonea zwischen Cava und Salern.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 65.) Eine weitere Fassung um 1789, die wahrscheinlich von Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg bestellt worden war, lässt sich in den Berliner Kunstsammlungen nachweisen (vgl. Striehl, Kniep, 328, Nr 6). 87,16 vier Stück] Die folgenden Bestellungen waren wahrscheinlich alle für Goethe selbst bestimmt. Vgl. dazu die folgenden Erläuterungen. 87,17 Veduta di Napoli Vesuvio] Nicht zu ermitteln, möglicherweise von Kniep nicht ausgeführt. In Goethes Besitz lässt sich eine Umrisszeichnung nachweisen mit dem auf der gemeinsam mit Kniep unternommenen Sizilienreise entstandenen Motiv „Der Vesuv auf dem Weg nach Neapel“ (KSW, Museen, Inv. Nr
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GHz/Sch. I 271,0386.34; vgl. auch Striehl, Kniep, 371, Nr 527). Lediglich eine auf 1806 datierte Ausführung des Motivs ist im Museo Nazionale di San Martino in Neapel überliefert (vgl. Striehl, Kniep, 358, Nr 418). 87,17 7 Unzen] Gemäß den zuvor ausgehandelten Preisen bestellt Goethe hier Zeichnungen von mittlerer Größe (vgl. zu 31,7). 87,18 Ein Pendant] Nicht zu ermitteln, möglicherweise von Kniep nicht ausgeführt. 87,20–21 Das Meer Capri zur linken zur rechten Cap Minervae vorne 〈…〉 Felsen] Das Aquarell über einer Federzeichnung mit dem Motiv „Bocca di Capri“ (Felsen mit Fischer) lässt sich noch heute in Goethes Nachlass nachweisen (KSW, Museen, Inv.-Nr GHz/Sch. I 271,0383; vgl. auch Striehl, Kniep, 367, Nr 488). Es zeigt den Durchblick zwischen Capri und der Sorrentiner Halbinsel auf den im Nebel halb verschwundenen Vesuv. Die Felsen mit einem angelnden Fischer wurden im Nachhinein ergänzt (vgl. Striehl, Kniep, 367). Goethe erwähnt das Motiv und die Entstehung der ersten Skizze in seiner „Italiänischen Reise“ (vgl. IR II, 14. Mai 1787; WA I 31, 226 f.). 87,22 Eine große Landschaft braun in braun] Nicht zu ermitteln, möglicherweise von Kniep nicht ausgeführt; wahrscheinlich handelte es sich um eine idealisierte Landschaft oder ein Sujet, das Goethe Kniep frei wählen ließ. 87,25–26 mit der ersten Hälfte der Bestellung abgesendet] Georg Abraham Hackert berichtete am 9. November 1790 an Goethe über den Versand mehrerer Zeichnungen Knieps, die wahrscheinlich für Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg vorgesehen waren. Hackert nennt die Motive; sie entsprachen einigen der Arbeiten, die im von Kniep am 23. Dezember 1788 an Goethe geschickten „Verzeichnüs von allen meinen Zeugnungen, so wol alte als neu gezeichte / Auf der Reuße nach la Cava“ (H: GSA 28/1041, Bl. 172) erwähnt werden: „la Grotta di Bonea / il Ponte di Cava / Veduta della Marina di Vietri / Ruine del Tempio di Apollo / Veduta di Vietri / Punta di Posilipo / und Veduta di Pestum.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 44.) Eine zweite Lieferung erreichte den Gothaer Herzog erst im Herbst 1794 (vgl. zu 87,1). 87,26–27 in einigen Monaten zu schreiben wie weit Sie sind] Über die Fertigstellung einer „ziehmliche〈n〉 Zahl von den damahls bestelten Zeichnungen“ (H: GSA 28/1042, Bl. 30) berichtete Georg Abraham Hackert am 22. Dezember 1789. Briefe Knieps nach Erhalt des vorliegenden Schreibens, also zwischen Februar 1789 und Dezember 1789, dem Zeitpunkt von Hackerts Schreiben, sind nicht bekannt. 87,27 den Liebhabern] Vgl. zu 31,13. 87,28 An Hl Hackert werde ich ehstens die Hälfte der Summe] Dieses Vorgehen war zuvor mit Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg abgesprochen worden, was aus dessen Brief von Anfang Februar 1789 hervorgeht: „Auch Ihre übrigen sehr weisen und für mich vortheilhaften Vorschläge geneh-
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mige ich von ganzem Herzen, daß Sie nehmlich die Helfte der Summe sogleich an HL Hackert jun. auszahlen, und Kniepen nicht anders als Einzeln bezahlen liessen, je, nachdem er ein Stück ablieffern werde. Wollen Sie so gütig Seyn dies durch Ihren Banquier berichtigen zu lassen so hab’ ich hintendrein, mich, bloß nur mit Ihnen Schluß zu berechnen, und Sie Erhalten die Zahlung sodann sobald als Sie es verlangen werden.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 173.) – Im Brief vom 22. Dezember 1789 erinnert Hackert an das „gütige Versprechen“ (H: GSA 28/1042, Bl. 30) gegenüber Kniep, womit wahrscheinlich die Bezahlung der ersten zehn Zeichnungen gemeint war. 87,31 Portefeuille] Franz.: (Akten-)Mappe; hier für den sicheren Transport von Knieps Zeichnungen bestimmt. 88,1–2 beym Einpaken geben Sie ja die größte Sorgfalt] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg wies Goethe in seinem Brief von Anfang Februar 1789 noch einmal nachdrücklich darauf hin, wie wichtig ihm ein sorgfältiger Versand der Zeichnungen sei: „Noch eine Bitte hab’ ich dieserwegen Zuthun, daß nehmL. die Zeichnungen, hübsch fein und ordentlich da aufgezogen und zwischen Starcke Pappen oder Bretter gepackt werden möchten, damit ich sie Entweder in Portefeuilles oder unter Glaß aufbewahren könne.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 173.) Auch Carl Wilhelm Thurneysen, der bei Kniep ebenfalls Zeichnungen in Auftrag gegeben hatte, befürchtete deren Beschädigung auf dem Postweg und schrieb in einem Brief vom 21. Februar 1788 an Goethe: „〈…〉 denn ich verlange sehr nach RömischL Dingen. Aber ich flehe um gute Verpackung 〈…〉.“ (H: GSA 28/1043, Bl. 12.) 88,3 emballirt] Emballieren: verpacken (von franz. emballer). 88,4 Zeichnungen für Hl noch nicht abgesendet sind] Wahrscheinlich die Bestellung des Frankfurter Kaufmanns Carl Wilhelm Thurneysen oder die Achille André Johannots. Beide hatten wie Goethe bei Kniep Zeichnungen bestellt (vgl. zu 30,16). 88,6 Die Auslagen will ich mit Dank ersetzen] Die von Georg Abraham Hackert ausgelegten Kosten für Verpackung; nicht ermittelt.
88. An Johann Heinrich Meyer 〈Weimar, wahrscheinlich 25. oder 26. Februar 1789〉 → 〈Neapel〉 DAT IERUN G
Die angenommene Datierung geht davon aus, dass Goethe, bald nachdem er Meyers Brief vom 20. Januar 1789 erhalten hatte, auf ihn antwortete. Die Post von Neapel nach Weimar benötigte in der Regel drei Wochen, gelegentlich auch ein paar Tage mehr. Die Datierung in der WA auf Ende Januar wird dort ebenso wenig be-
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gründet wie die auf den 27. Februar 1789 durch Max Hecker (Goethe-Meyer 1, 27), was der Notiz auf H („Ende Fbr 1789“; vgl. Überlieferung) entspricht. Goethes Bemerkung, ihm sei von Carnevals Lustbarkeiten 〈…〉 der Kopf wüste (89,13–14), deutet darauf hin, dass der Brief möglicherweise schon an einem der Karnevalstage selbst oder wahrscheinlicher noch kurz danach geschrieben worden ist. Karnevalssamstag fiel 1789 auf den 21., Aschermittwoch auf den 25. Februar. Am 24. Februar, Karnevalsdienstag, fand am Hof „die 5te und letzte ‚R e d o u t e‘“ (FB 1789, S. 53) statt. Vermutlich bezieht sich Goethe hier auf diese Festivität, da sonst keine Nachrichten von weiteren Karnevalsfeiern in Weimar bekannt sind. Der vorliegende Brief ist demnach mit hoher Wahrscheinlichkeit Aschermittwoch oder spätestens am Tag danach, also am 25. oder 26. Februar verfasst worden. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19 × 23,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 rechts oben von fremder Hd, Bleistift: „Ende Fbr 1789“; S. 1 und S. 4 Häkchen (von Riemer? [vgl. E1]) vor Danck (88,11) sowie vor und hinter dem Absatz In Deutschland bis besonders aus. (89,24–26), Bleistift. K: GSA Weimar, Sign.: 29/335,II. – Doppelbl. 17 × 20,8 cm, 31⁄3 S. beschr., Schreiberhd (Goetze), Tinte. E1: Riemer (1846), 4 f. (unter dem Datum des 19. September 1789: Teildruck: 88,7–89,12 Ihre beyden [E1: beiden] 〈…〉 ein deutlicher Beweis.). E2: Harnack, Nachgeschichte (1890), 131–133, Nr 55. WA IV 9 (1891), 72–74, Nr 2717. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Meyers Briefe vom 23. Dezember 1788 und vom 20. Januar 1789 (vgl. RA 1, 143 f., Nr 326 und 146 f., Nr 335). – Meyer antwortete am 5. April 1789 (vgl. RA 1, 153, Nr 354). 88,7–8 sagen Sie mir 〈…〉 etwas] Bevor Meyer am 5. April 1789 auf den vorliegenden Brief antwortete, hatte er bereits am 21. Februar und am 7. März an Goethe geschrieben (vgl. RA 1, 149 f., Nr 343 und 150, Nr 346). 88,10 wieder begegnen] Im Mai 1790 begegneten sich Goethe und Meyer in Venedig wieder (vgl. zu 204,6). 88,11 Zeichnung der Figuren von der Vase] Am 23. Dezember 1788 hatte Meyer geschrieben: „Von einer solchen 〈Vase〉 die zu Nola ist habe ich dj Fig. gezeichnet und werde sie ihnen mit nächstem briefe schicken.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 166; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 14.) Die Sendung begleitete er im Brief vom 20. Januar 1789 mit den Sätzen: „Die versprochne Zeichnung von der Vase ligt hierbey. Ich darf ihnen von der Vortrefflichkeit der Erfindung nichts sagen das hieß eigentlich, Eulen nach Athen tragen. aber die Auslegung mag Schwierigkeiten haben daß der Junge Mensch Orest sey der am grabmahl seines Vaters traurt das ist
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wahrscheinlich aber ob der andere Junge Mensch & dj Weibliche Fig Pylades & Elektra sind & wie sie ihn aufmuntern wollL. Da bitt ich sie um ihre Gedanken was das Ding sey unterden Füßen der Weiblichen Figur kann ich auch nicht errathL.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 178; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 18.) Möglicherweise handelt es sich um dieselbe Zeichnung, um deren Veröffentlichung Goethe offenbar lange bemüht war (vgl. Goethes Brief an Meyer vom 10. und 15. Oktober 1792; WA IV 10, 28, Nr 2951). Zu der in Goethes Kunstsammlung erhaltenen Kopie einer Darstellung des trauernden Orests zwischen Pylades und Elektra auf einer Vase des Antikensammlers Pietro Vivenzio im campanischen Nola (KSW, Museen, GHz/Sch.I.278, 0472) vgl. auch Meyers Brief an Goethe vom 5. April 1789 (Goethe-Meyer 1, 34) und Goethes Antwort vom 27. April (105,23–24). 88,12 wie Moritz will] Goethe bezieht sich offenbar auf Karl Philipp Moritz’ Abhandlung „Die Signatur des Schönen. In wie fern Kunstwerke beschrieben werden können?“, von der Moritz in seinem Brief an Goethe vom 9. August 1788 gesprochen hatte: „Mich hat die Abhandlung: in wie fern Kunstwerke beschrieben werden können? Sehr weit geführt; weil sie zugleich die Bestimmung der Grenzen zwischen Bildung und Poesie mit sich begreift. – Die Gedanken worauf mich diß geführt hat, und welche selbst eine Art von Poesie sind ergözen mich ungemein, und machen mir oft sehr angenehme Stunden.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 68–69; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 50.) Die Abhandlung war inzwischen in der „Monats-Schrift der Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin“ (1788. 4. Stück, S. 159–168; 5. Stück, S. 204–210; 1789. 1. Stück, S. 3–5) erschienen. Gegen Ende der Abhandlung findet sich die Kritik an Winckelmanns Beschreibung des Apollo im Belvedere: WINKELMANNS Beschreibung vom Apollo im Belvedere zerreisst 〈…〉 das Ganze dieses Kunstswerks, sobald sie unmittelbar darauf angewandt, und nicht vielmehr als eine bloss poetische Beschreibung des Apollo selbst betrachtet wird, die dem Kunstwerke gar nichts angeht. / 〈…〉 / Auch macht die Winkelmannsche Beschreibung aus dem Apollo eine Komposition aus Bruchstücken, indem sie ihm eine Stirn des Jupiters, Augen der Juno, u.s.w., zuschreibt; wodurch die Einheit der erhabnen Bildung entweihet, und ihr wohlthätiger Eindruck zerstört wird. (1789. 1. Stück, S. 4.) In dem von Moritz kritisierten Text Winckelmanns heißt es: Die Statue des Apollo ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Alterthums 〈…〉. Verachtung sitzt auf seinen Lippen, und der Unmuth, welchen er in sich zieht, blähet sich in Nüssen seiner Nase, und tritt bis in die stolze Stirn hinauf. 〈…〉 sein Auge ist voll Süßigkeit, wie unter den Musen, die ihn zu umarmen su-
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chen. 〈…〉 Eine Stirn des Jupiters, die mit der Göttinn der Weisheit schwanger ist, und Augenbranen, die durch ihr Winken ihren Willen erklären: Augen der Königinn der Göttinnen mit Großheit gewölbet 〈…〉. Sein weiches Haar spielet, wie die zarten und flüßigen Schlingen edler Weinreben, gleichsam von einer sanften Luft bewegt, um dieses göttliche Haupt 〈…〉. (Johann Joachim Winckelmann: Geschichte der Kunst des Alterthums. Erster Theil. Dresden 1764, S. 392 f.) Während Moritz’ Aufenthalt in Weimar von Anfang Dezember 1788 bis Anfang Februar 1789 wurde wahrscheinlich auch bereits über dessen jüngste Abhandlung „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ (Braunschweig 1788) diskutiert, worin Goethe sicher zahlreiche eigene Überzeugungen wiederfand, so beispielsweise auch in der moritzschen Grundthese, dass der Künstler sein Werk nicht einfach von außen und in Teilen zusammenzusetzen habe, sondern das innewohnende (Ideal-)Bild natur- und kunstgemäß als Ganzes entwickeln müsse (vgl. auch Goethes Rezension zu Moritz’ Schrift, in: Teutscher Merkur, Juli-Heft 1789, S. 105–111). 88,19 in unsrer neueren] Die neuere, mit der Renaissance beginnende Kunst ist nach Goethes Vorstellung nicht zuletzt dadurch gekennzeichnet, dass sie kein bloßer Zierrat ist, sondern etwas ‚Bedeutendes‘ (oder: ein bedeutendes, ein zu deutendes Ereignis) als Geschehenes zur Darstellung bringt. 88,20 Ein andermal] Vgl. Goethes Brief an Meyer vom 27. April 1789 (Nr 103), in dem von kunstvollen Kompositionen im Allgemeinen und zwei Compositionen (104,21) Meyers im Besonderen gesprochen wird (vgl. zu 104,21). 88,23–24 ein Meister] Goethe spricht hier nicht im Konjunktiv von der Möglichkeit der Annäherung eines Künstlers an die Denckart (88,23) der Alten, sondern meint, wie der folgende Satz zeigt, Künstler der neueren Zeit (des 16. und 17. Jahrhunderts?), die wegen ihrer Hinwendung zum Alten keine eigene Schule machen konnten. 88,26 wegen Circe vereinigten] Vgl. zu 32,20–21. 88,26–27 Die Alten sahen 〈…〉 Ganze an] Dieser Bestimmung entspricht Goethes Auffassung von den alten Kunstwerken, die sich auf Momente eines nicht weiter zu bedenkenden Ereignisses beschränken. 89,4–5 die S u c c e s s i o n ] Franz. succession: Aufeinanderfolge, ununterbrochene Reihenfolge. – Gemeint ist hier offenbar, dass ein antikes Kunstwerk als ein Einzelnes wahrzunehmen ist, das in einen unmittelbar erkennbaren, d.h. in einen von den Gebildeten zu erkennenden Traditionszusammenhang gestellt werden kann. Goethe wollte zunächst „Tradition“ schreiben (vgl. die Lesarten). 89,7 Das hat Carrache wohl gefaßt.] Vgl. zu 30,20–21; außerdem Meyers Beschreibung der von Carracci stammenden Figuren im Brief an Goethe vom 22. Juli 1788 (Goethe-Meyer 1, 2 f.).
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89,8–9 beym Homer 〈…〉 lang vorher giebt] In Homers „Odyssee“ bekommt der Held die antimagische Pflanze unmittelbar, bevor er zu Circe geht (vgl. 10. Gesang, V. 302–310). 89,11–12 Raphael 〈…〉 penetrirt] Goethe schließt sich hier einer Bemerkung Meyers in seinem Brief vom 20. Januar an, die von einem alten Bild ausgeht, auf dem der Raub des Hyllus (Herkules’ Sohn) durch die Nymphen und der seinen Sohn suchende Herkules dargestellt sind. Dazu bemerkt Meyer: „Hätten auch dj Herrn kunstrichter des Raphaels Verklährung auf diese weise bedacht so würd ihnen dj zweyfache Handlung nicht mehr so sehr anstößig vorgekommen seyn allein schon ofte geschah’s und wird noch weiter geschehen daß bey diesen Menschen dj den Stein der Weisen gefunden zu haben glauben, Gold zu Bley geworden ist.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 178; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 19 f.) – penetriert: Franz. pénétrer: durchschauen, ergründen, durchdringen. 89,12 seine Verklarung] Raffaels „Verklärung“ – das Gemälde „Transfiguration“ (Christi Verklärung; vgl. auch GB 7 II, zu 31,14) – stellt außer der Verklärung Jesu (vgl. Lukas 9,29 f.; Matthäus 17,1–3; Luther-Bibel 1772 NT, 71 und 20 f.) auf der oberen Bildhälfte die im Beisein vieler Menschen vorgenommene Heilung eines mondsüchtigen Knaben, die sich unmittelbar nach der Verklärung ereignete, auf der unteren Bildhälfte dar (vgl. Lukas 9,37–42; Matth. 17,14––18; Luther-Bibel 1772 NT, 72 und 21). 89,13–14 Carnevals Lustbarkeiten] An welchen Karnevalsveranstaltungen Goethe teilgenommen hat, konnte nicht ermittelt werden. Karnevalsdienstag fiel 1789 auf den 24. Februar, an dem am Hof eine Redoute veranstaltet wurde (weiter vgl. Datierung). 89,16 Den Johannes Kopf] Vgl. zu 33,25–26. 89,17 Thurneysischen Sendung] Meyer hatte am 20. Januar geschrieben, er werde die Zeichnung „in Kurzem 〈…〉 an dL HL 〈Carl〉 Thurneisen nach Franckfurt“ schicken (H: GSA 28/1041, Bl. 179; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 23). Die Zeichnung schenkte er aber dann der russischen Familie, die ihn in Neapel gepflegt und von dort nach Rom begleitet hatte (vgl. Meyer an Goethe, 5. April 1789; Goethe-Meyer 1, 34 f.). 89,17 die Juno] Meyer zeichnete die so genannte ludovisische Juno wenigstens zweimal: einmal für die russische Familie (vgl. seinen Brief an Goethe, 5. April 1789; Goethe-Meyer 1, 35), dann für die Herzoginmutter Anna Amalia (vgl. seinen Brief an Goethe, 24. September 1789; ebd., 46 und 48). Goethe besaß in Rom einen Abguss der Büste (vgl. GB 7 II, zu 74,10–11 und zu 85, 8–9), den er bei seiner Abreise aus Rom Angelika Kauffmann geschenkt hatte (vgl. IR III, April 1788; WA I 32, 323). 89,18 Kniep wird auch für mich etwas hinzufügen.] Goethe glaubte, Meyer sei noch in Neapel und erhalte dort von Kniep, der mit ihm zusammen bei Tischbein wohnte, die von Goethe gewünschten Zeichnungen (vgl. Nr 87). Kniep lebte
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seit 1785 vornehmlich in Neapel, wo ihn Goethe im März 1787 kennen gelernt hatte. Auf der Ende März 1787 angetretenen Reise nach Sizilien war ihm Kniep, ein munterer, treuer, guter Mensch (IR II, 3. April 1787; WA I 31, 91), der unentwegt zeichnete (vgl. ebd., 170), ein hilfreicher Begleiter. 89,21 eine Gypsform über die schöne Münze] In seinem Brief vom 20. Januar 1789 hatte Meyer an Goethe geschrieben: „In der Münzensamlung des Beichtvatters der Königin, befindet sich eine von silber ohngefehr einen Zohl oder etwas mehr im Durchmeßer von einem der Seleücider Basilides zubenammet, von solcher Vortrefflichkeit daß sie alles übertrifft was ich je von Münzen gesehen habe“ (H: GSA 28/1041, Bl. 178; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 19). – In Meyers Antwortbrief vom 5. April 1789 heißt es: „Wegen eines abdrucks der Münze von der ich ihnen Nachricht gab, habe ich schon nach Neapel an den Neven des Beichtvatters 〈Federico Schürer?〉 geschrieben 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 199; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 33.) Vgl. auch Göchhausen, Tgb.-Italien, 119. Am 23. Juli 1789 schrieb Meyer an Goethe: „Ich habe dem Herren Lips Abgüße von der Schönen Medaile des Beichtvaters in Neapel und noch von 2 anderen Schönen Münzen der GleichL Samlung mitgegebL die er ihnen seiner Zeit abliefern wird. Laßen Sie sich nicht irren wan die eine und schönste nun Philetærus genent ist den ich vor diesem Basilides hieß es ist die Nemliche schöne Münze.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 10; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 42.) Johann Heinrich Lips war von Goethe in einem Brief vom 23. März 1789 (Nr 96) eingeladen worden, künftig in Weimar zu leben und an der dortigen Freien Zeichenschule zu arbeiten. Mitte November 1789 kam er nach Weimar und blieb bis zum September 1794. 89,22 der Beichtvater der Königinn] Anton Bernhard Gürtler, Bischof von Tiana; er war Beichtvater der Salesianerinnen und der Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien. Über seine Sammlung hielt Louise von Göchhausen in ihrem Tagebuch fest: „Den 20 〈Juni 1789〉 Fuhren wir Vormit〈tag〉 zum Beichtvater der Königin Bischof Gürd〈ler〉, er hat eine hüpsche Sammlung Griegischer u〈nd〉 Römischer Münzen, auch geschnittene Steine die aber nichts tauchen.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 88.) 89,25–26 Die Berliner Akademie 〈…〉 besonders aus.] Meyer hatte in seinem Brief an Goethe vom 20. Januar gesagt, er habe „vor nicht gar langer Zeit einmahl einige schöne Stunden mit durchlesung einer sehr schlechten Schrifft verloren, worin ein gewißer Profeßor A. Riem von Berlin gerne etwas von der Mahlerey der Alten 〈habe〉 Sagen wollen 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 178; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 20.) Bei der kritisierten Schrift handelt es sich um Riems „Über die Malerei der Alten. Ein Beitrag zur Geschichte der Kunst. Veranlasst von B〈ernhard〉 Rode“. Berlin 1787. – Über Andreas Riem, den Sekretär der Akademie, vgl. das Nachwort in: Klingenberg/Rosenbaum, 126–159. – Goethe war im Februar 1789 Ehrenmitglied der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin geworden (vgl. dazu Nr 90).
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89,27 mit dem Rufe] Am 20. Januar 1789 hatte Meyer in seinem Brief an Goethe mitgeteilt: „Man hat mich von Zürich aus gefragt ob ich wohl allenfalls das amt eines Profeßors der Zeichnenden Künste mit einem anständigL Gehalt und ohne Mühe, annehmen wollte, und ich habe auf meiner Muter & Freünde Verlangen eine bejahende Antwort gegeben.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 179; vgl. auch GoetheMeyer 1, 23.) Am 21. Februar berichtete Meyer, „daß meine Hoffnung auf meine Landsleüte, wider zu nichte geworden ist. – Dan wie ich ihnen letzthin schrieb so wurd ich gefragt ob ich unter ziemlich guten bedingungL nach Hause kommen wollte Da ich nun einwilligte so erhielt ich zur Gegenantwort daß zwahr der Fall noch nicht wäre aber man wollte sich ganz im Geheim um Freunde bewerben damit wan es sich je ereignete p man mich in Vorschlag bringen könte –“ (H: GSA 28/1041, Bl. 184; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 25 f.). In Meyers Brief vom 5. April heißt es dann bündig: „Von Zürich aus habe ich keine weitere Nachrichten.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 200; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 36.) Am 23. Juli bittet Meyer „〈…〉 sorgen Sie weiter für mich wo es ihnen möglich ist 〈…〉.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 10; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 43.) Goethe sorgte für Meyer, indem er ihn dauerhaft an Weimar band. Im November 1791 kam Meyer nach Weimar. 89,30 Ihren eignen Produckten] Mit dem Brief vom 7. März schickte Meyer „einen kleinen, flüchtig gemachten Entwurff 〈…〉, der die ganze armsellige Frucht meines Geistes vom vergangenen Sommer war“ (GSA 28/1041, Bl. 185; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 30) – „das Stück von der Nausikaa“, wie es im Brief vom 5. April heißt (ebd., Bl. 199; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 34): „Uliß der die Nausickaa um kleider und Eßen bittet“, wie das Bild bereits am 20. Januar beschrieben wurde (ebd., Bl. 179; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 24). Am 5. April schickte Meyer die zweite Zeichnung, „Ödipus löst das Rätsel der Sphinx“ (vgl. ebd., Bl. 199; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 34 und Schuchardt 1, 277, Nr 457). Goethe nahm in seinem Brief an Meyer vom 27. April (Nr 103) zu beiden Produckten anerkennend Stellung. Vgl. die Abbildungen beider Zeichnungen in: Zeichnungen von Johann Heinrich Meyer. Hrsg. von Hans Wahl (SchrGG 33). Weimar 1918, 2. und 4. Tafel. 89,31 achten Band meiner Schriften] Der 8. Band von „Goethe’s Schriften“ erschien erst Mitte Februar 1789 (vgl. zu 73,5–6). Am 2. März schrieb Goethe an Herder: Meine Schriften 8 Band sind nach Rom. (93,19.) Am 23. Juli 1789 teilte Meyer im Brief an Goethe mit, dass ihm der Band „durch die Gunst der Mdm Angelica 〈Kauffmann〉 zu gekommen“ sei (H: GSA 28/1042, Bl. 9; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 39).
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89. An das Direktorium der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften Weimar, 27. Februar 1789 → 〈Berlin〉 ZUM A D RESSATEN
Goethes Dankesschreiben geht an das amtierende geschäftsführende Direktorium der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften, das ihm auf seiner außerordentlichen Sitzung am 12. Februar 1789 die Ehrenmitgliedschaft mit der Ausstellung eines entsprechenden Patents verliehen hatte (vgl. zu 90,5). Zur personellen Besetzung des Gremiums vgl. die einleitende Erläuterung. ÜBER L IEF ERU NG
H: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Sign.: I. HA Rep. 76 alt, III, Nr 169, Bl. 105. – Doppelblatt 19 × 23,4 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – In einem blauen Umschlag in einem Akten-Konvolut mit der Aufschrift, Tinte: „Acta / betreffend die Aufnahmen / der Ehren Mitglieder und / Assessoren der Academie / Vol: I. / v. 1783 – 1789. / eo. 5 Oct. 1784“, darunter mit aufgestempelter Registrierung: „Rep 76 alt. Abt. III N° 169 〈Zahl mit Tinte〉 / Geheimes Staats-Archiv“, 125 Bl. – Faksimile: Zwei Briefe von Johann Wolfgang von Goethe, Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. In: Hanseatenweg. 10. Zeitschrift der Akademie der Künste. H. 2. Berlin 1990, S. 88 f. E: Charlotte Steinbrucker: Goethe als Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste. Mit zwei ungedruckten Briefen Goethes. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Organ der Gesellschaft der Bibliophilen (e. V.) des Vereins Deutscher Buchgewerbekünstler und der Wiener Bibliophilengesellschaft (e. V.). Begründet von Fedor von Zobeltitz. Neue Folge. Hrsg. von Georg Witkowski. Elfter Jahrgang. Zweite Hälfte. Leipzig 1920, S. 164. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 85, Nr 2732a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Das Direktorium der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften antwortete am 16. März 1789 (vgl. RA 1, 150 f., Nr 347). Die erste Sitzung des Direktoriums der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin fand am 11. Februar 1786 statt und wurde geleitet von dem Kurator der Akademie Friedrich Anton von Heinitz. Auf dieser ersten Sitzung wurde eine Ergänzung des Statuts von 1705 bestätigt, darüber hinaus die Reform des Statuts ausgearbeitet sowie die sofortige Neubesetzung des geschäftsführenden Direktoriums beschlossen, das sich vorläufig aus dem
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Direktor sowie sechs Rektoren, Vertretern der verschiedenen Kunstfächer (Ausbildungsklassen) der Akademie, zusammensetzen sollte. Später kam noch der Posten eines Vizedirektors hinzu. Das Direktorium arbeitete zunächst unter Leitung und Aufsicht des Kurators. Die administrativen Aufgaben übernahm ein ständiger Sekretär. Zu den Obliegenheiten des Direktoriums gehörte unter anderem die Entscheidung über die Aufnahme von neuen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern (vgl. Lacher, Berliner Kunstakademie, 3–5). Mit der Annahme des neuen Akademiestatuts Anfang 1790 wurde das Direktorium durch einen umfassenderen Senat als Repräsentant und Geschäftsträger der Akademie ersetzt (vgl. ebd., 5–7 und 14–21 sowie Müller, Akademie 1, 177–179). Die Ehrenmitgliedschaft an Goethe am 12. Februar 1789 wurde noch von dem seit 1786 amtierenden Direktorium verliehen. Das Ernennungspatent mit dem Ausstellungsdatum 10. Februar 1789 trägt die Unterschrift sämtlicher Direktoriumsmitglieder: Bernhard Rode (Direktor), Daniel Chodowiecki (Vizedirektor), Johann Wilhelm Meil jun. (Professor für Bildkomposition), Johann Christoph Frisch (Professor für praktische Malerei), Johann Heinrich Meil sen. (Professor für Anatomielehre), Daniel Berger (Professor für Kupferstich), Johann Gottlieb Puhlmann (Gallerieinspektor und Professor für praktische Malerei) und Johann Gottfried Schadow (Professor für Bildhauerkunst). Ausgestellt war die Urkunde von Andreas Riem, dem ständigen Sekretär, der das Schriftstück unten rechts ebenfalls abgezeichnet hatte (vgl. zu 90,5 und Lacher, Berliner Kunstakademie, 14–21). Goethe bedankte sich für die Ehrenmitgliedschaft beim Kurator Friedrich Anton von Heinitz noch persönlich mit einem Brief vom 2. März 1789 (Nr 90). Zu einer Zusammenarbeit Goethes mit der Akademie in Berlin oder zu weiterem Schriftverkehr kam es nicht. 90,2 hochgeehrteste Herren] Vgl. die einleitende Erläuterung. 90,5 Königl. Akademie] Die Königlich Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften geht auf eine Gründung von Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg im Jahre 1696 unter dem Namen „Academie der Mahl-, Bildund Baukunst“ zurück und wurde 1704 in den Rang der Königlich Preußischen Akademie erhoben (ab 1790: Königliche Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin). Der Akademie oblag die Förderung sämtlicher Belange der künstlerischen Kultur des Landes. Sie war sowohl eine repräsentative Vereinigung der bedeutendsten Künstler als auch Lehranstalt. Als solche fungierte sie als bedeutendes Aus- und Weiterbildungsinstitut für alle Teilbereiche der bildenden Kunst, aber auch für die verschiedenen Richtungen von Kunsthandwerk und Gewerbe. Hinzu kamen Aufgaben wie die finanzielle Unterstützung von jungen und bedürftigen Künstlertalenten, der Ankauf von Kunstwerken für die königlichen Sammlungen sowie die Entwicklung einer kunsttheoretischen Debattenkultur. Mit der Berufung des aus kursächsischem Staatsdienst kommenden Friedrich Anton von Heinitz zum Kurator der Akademie im Februar 1786 wurden grundlegende Reformen eingeleitet, und die zuvor unter der Herrschaft Friedrichs II. stark
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vernachlässigte Einrichtung konnte nach dem Vorbild der Dresdner Kunstakademie wiederbelebt werden (vgl. Klingenberg, Kunstadministrator, 208–214 und zu 90,11–12). 90,5 zu Ihrem Ehrenmitgliede] Bei der Reorganisation der Königlich Preußischen Akademie seit Anfang 1786 wurden zahlreiche Ehrenmitgliedschaften an einflussreiche Persönlichkeiten und anerkannte Künstler in Deutschland und Europa verliehen, die der Institution wieder zu Ansehen verhelfen sollten. Insgesamt wurden bis 1790 über 100 solcher Ehrenmitgliedschaften vergeben (vgl. Müller, Akademie 1, 157 und 164 sowie zu 90,7). So wurden neben Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. Sitzungsprotokoll des Akademiedirektoriums, 11. Februar 1789, in: Lacher, Berliner Kunstakademie, 41) auf Vorschlag des Kurators der Akademie, Friedrich Anton von Heinitz, mit Goethe, Herder, Wieland und Kraus vier weitere Persönlichkeiten aus Weimar Ehrenmitglieder (vgl. Sitzungsprotokoll des Akademiedirektoriums, 12. Februar 1789, ebd.). Der Vorschlag ging auf eine Anregung des ständigen Sekretärs der Akademie, Andreas Riem, zurück, der diese Idee schon am 3. Januar 1789 Bertuch in Weimar kundtat: „Glauben Sie wohl daß G o e t h e und K r a u s e es gut aufnehmen würden wenn ich sie zu Mitgliedern unserer A c a d e m i e 〈…〉 vorschlüge. Ich habe bey der A c a d e m i e den Einfluß 〈…〉, die Liebe, und das völlige Zutrauen des Ministers.“ (Klingenberg/Rosenbaum, 20 f.; vgl. auch Riem an Bertuch, 28. Februar 1789; ebd. 29.) Das Mitgliedspatent für Goethe wie auch für Herder und Wieland trägt als Ausstellungsdatum den 10. Februar 1789, weil die Aufnahme Carl Augusts ursprünglich schon für den 9. Februar 1789 vorgesehen war, wegen Terminschwierigkeiten aber verschoben werden musste. Die Patenturkunde ist vorgedruckt, handschriftlich eingetragen sind der Name des Empfängers, die Art der Mitgliedschaft, das Ausstellungsdatum sowie die Unterschriften der Direktoren. Der Text lautet: Da die KÖNIGLICHE PREUSSISCHE ACADEMIE DER KÜNSTE UND MECHANISCHEN WISSENSCHAFTEN den Zweck hat, richtige Kenntnisse der Kunst in den Königlichen Staten zu verbreiten und Künstler zu bilden, deren Werke der Nation Ehre machen; so liegt ihr ob, solche Männer zu ihren Mitgliedern zu wählen, von deren Kunstfähigkeiten und Kenntnissen sich die Erfüllung dieses Zwecks am sichersten erwarten lässt, und durch deren Einsicht die Academie ihrer Vollkommenheit immer näher gebracht werden könne. In dieser Rücksicht hat sie den Herrn Geheimen-Rath von Goethe den sie mit diesen Talenten hinlänglich versehen gefunden um Ihn zu ihrem Ehren Mitgliede aufzunehmen, in ihrer heutigen Conferenz dazu erwählet und bestätiget;
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wodurch Derselbe aller Freyheiten und Privilegien, welche der Academie von ihrem Allerdurchlauchtigsten Stiffter den 20t März 1699, und den 31t. August 1707. verliehen worden, theilhaftig wird. Er verbindet sich dagegen auch die Academie mit seinen Kunstfähigkeiten und Kenntnissen in allen Fällen, so wie es eines jeden Mitgliedes erste Pflicht ist, zu unterstützen. Zu mehrerer Bekräftigung hat die Academie Demselben dieses Patent mit ihrem grossen Siegel ausgefertiget. Berlin den 10t Febr: 1789. KÖNIGL. PREUSS. ACADEMIE DER KÜNSTE UND MECHANISCHEN WISSENSCHAFTEN. B. Rode, D. Chodowiecki Meil jun. J. C. Frisch. Meil sen: Berger. J. G. Puhlmann. G. Schado Riem (GSA Weimar, Sign.: 30/464). Goethe und die anderen Weimarer Ehrenmitglieder erhielten die Urkunden durch Herzog Carl August, wie Akademiesekretär Riem an Bertuch am 28. Februar 1789 nach Weimar mitteilte: „Der Minister wollte diesen Männern ein Compliment machen, und bat den Herzog Ihnen das Patent Selbsten einzuhändigen, und damit werden Sie so gütig seyn, bey diesen Männern es zu entschuldigen, daß kein Brief von mir beygelegt war, die ich mit Vergnügen an Sie geschrieben haben würde.“ (Klingenberg/Rosenbaum, 29.) Carl August war am 22. Februar 1789 von seinem Aufenthalt in Berlin nach Weimar zurückgekehrt (vgl. zu 86,22–23). 90,7 Verbindungen mit Männern] Neben den anerkannten Mitgliedern des Direktoriums (vgl. die einleitende Erläuterung) und weiteren Künstlern der Königlich Preußischen Akademie wie Heinrich Gottlieb Eckert, Johann Georg Rosenberg, Carl Traugott Fechhelm, Anton Graff oder Jacob Philipp Hackert wurden allein seit Heinitz’ Kuratorenschaft von Februar 1786 bis zur Ehrenmitgliedschaft Goethes im Februar 1789 zahlreiche bekannte Persönlichkeiten als Neumitglieder aufgenommen, darunter u.a. die Maler Adrian Zingg, Edward Francis Cunningham, Sebastian Carl Christian Reinhardt und Gustav Friedrich Taubert sowie HenrietteFélicité Tassaert, die Kupferstecher François Anne David, Domenico Cunego, Charles Townley, Christian Gottfried Schulze und Johann Friderich Clemens, der Bildhauer Christian Friedrich Heinrich Siegmund Bettkober, der Architekt und preußische Hofbaurat Friedrich Becherer sowie Hofmedailleur Daniel Loos. Ehrenmitglieder wurden z.B. die Maler Joseph Friedrich Darbes, Johann Carl Engel, Friedrich Rehberg, Peter Ludwig Lütke, Nicolai Abraham Abildgaard, Wolfgang Koepp von Felsenthal und Franz Anton Maulbertsch, die Kupferstecher Johann Friedrich Bause, Johann Christian Klengel und Jacob Matthias Schmutzer, der Bildhauer Alexander Trippel, der Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff, Porzellanmodellist Michael Victor Acier sowie die Schriftsteller Karl Wilhelm Ramler und Johann Wilhelm Ludwig Gleim (vgl. Auszüge aus den Sitzungspro-
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tokollen des Akademiedirektoriums, in: Lacher, Berliner Kunstakademie, 25–41 und Müller, Akademie 1, 163–165). 90,11–12 rühmlichen Entzweck, welchen sich die Akademie vorgesteckt] Die Aufgabe, künstlerische Kenntnisse und Fähigkeiten zu fördern und zu verbreiten, war im Akademiekonzept stets Mittel zum Zweck, nämlich dem Land und seiner ökonomischen Entwicklung zu dienen und damit zum Gemeinwohl beizutragen. Von diesem Hauptzweck ließ sich auch die 1786 in Angriff genommene Akademiereform unter Heinitz leiten. Durch die Bildung von Künstlern und Handwerkern, unter anderem in so genannten Provinzialkunstschulen, sollte das Erwerbsund Wirtschaftsleben in Preußen befördert wie insgesamt das öffentliche Interesse an Kunst und das Niveau des Kunstverständnisses in der Bevölkerung gehoben werden (vgl. „Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen.“ Eine Ausstellung der Akademie der Künste und Hochschule der Künste. 9. Juni bis 15. September 1996. Katalog. Hrsg. von der Akademie der Künste und der Hochschule der Künste. Berlin 1996, S. 77 f.). Im neuen „Reglement für die Akademie der bildenden Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin“ vom 26. Januar 1790 fand das unter anderem in der Präambel wie folgt seinen Niederschlag: „Da nun der Endzweck dieses Instituts dahin gehet, daß es auf der einen Seite zum Flor der Künste sowohl überhaupt beytrage, als insbesondere den vaterländischen Kunstfleiß erwecke, befördere, und durch Einfluss auf Manufakturen und Gewerbe dergestalt veredle, daß einheimische Künstler in geschmackvollen Arbeiten jeder Art, den auswärtigen nicht ferner nachstehen; auf der andern Seite aber diese Akademie, als eine hohe Schule für die bildenden Künste sich in sich selber immer mehr vervollkommne, um in Sachen des Geschmacks, deren Beurtheilung ihr obliegt, durch vorzügliche Kunstwerke jeder Art selbst Muster seyn zu können 〈…〉.“ (Müller, Akademie 1, 185.)
90. An Friedrich Anton von Heinitz
Weimar, 2. März 1789 → 〈Berlin〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, Sign.: I. HA Rep. 76 alt, III, Nr 169, Bl. 106–107. – Doppelblatt 19 × 23,4 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 zwischen Anrede und beginnendem Brieftext links Abzeichnungen von verschiedenen Hdn, Tinte: „dL 14t Mertz / Riem / ××ד; rechts, Tinte: „ad acta / dL 14t Merz“. – In einem blauen Umschlag in einem Akten-Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 89). – Faksimile: Zwei Briefe von Johann Wolfgang von Goethe, Ehrenmitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin. In: Hanseatenweg. 10. Zeitschrift der Akademie der Künste. H. 2. Berlin 1990, S. 90–92.
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E: Charlotte Steinbrucker: Goethe als Ehrenmitglied der Berliner Akademie der Künste. Mit zwei ungedruckten Briefen Goethes. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. Organ der Gesellschaft der Bibliophilen (e. V.) des Vereins Deutscher Buchgewerbekünstler und der Wiener Bibliophilengesellschaft (e. V.). Begründet von Fedor von Zobeltitz. Neue Folge. Hrsg. von Georg Witkowski. Elfter Jahrgang. Zweite Hälfte. Leipzig 1920, S. 165. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 86, Nr 2735a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Heinitz antwortete am 16. März 1789 (vgl. RA 1, 151, Nr 348). Friedrich Anton Freiherr von Heinitz (1725–1802), seit 1777 als Wirklicher Geheimer Etats-, Kriegs- und dirigierender Minister sowie Vizepräsident und Oberberghauptmann beim Generaldirektorium des Bergbau- und Hüttendepartements in führender Stellung im preußischen Staatsdienst, war am 2. Februar 1786 von König Friedrich II. auch zum Kurator und Oberaufseher der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften zu Berlin ernannt worden. In dieser Funktion leitete er grundlegende Reformen und eine Restrukturierung der Akademie ein (vgl. zu 90,11–12 und Lacher, Berliner Kunstakademie, 4–12), um diese zu stärken und aufzuwerten. Dazu gehörte die Bindung bedeutender Künstler und einflussreicher Persönlichkeiten an die Akademie. So schlug Heinitz im Februar 1789 auf Empfehlung von Andreas Riem, dem ständigen Sekretär der Akademie, dem geschäftsführenden Direktorium vor, Goethe und weiteren Weimarer Künstlern die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen, was angenomen wurde (vgl. zweite Erläuterung zu 90,5). Über den vorliegenden Dankesbrief Goethes und die Antwort von Heinitz vom 16. März hinaus ist es zu keiner Korrespondenz gekommen. 91,1 Hochwohlgebohrner Freyherr] Heinitz stammte aus altem freiherrlichen Adelsgeschlecht im Meißnischen in Sachsen. 91,4–5 zu einem Ehrenmitgliede ernennt] Vgl. erste und zweite Erläuterung zu 90,5. 91,11–12 Beforderung so rühmlicher Absichten beytragen] Vgl. zu 90,11–12.
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91. An Johann Gottfried Herder
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〈Weimar〉, 2. März 1789 → 〈Neapel?〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 19,1 × 23,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand von fremder Hd, Bleistift: „Weimar? 2 März“, Tinte: „1789.“; Bl. 2 am unteren Rand leicht beschädigt. – Beischluss zu Caroline Herders Brief an Herder vom 2. März 1789 (vgl. Düntzer, Herder Italien, 268 und zu 92,22). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 105–108, Nr 56. WA IV 9 (1891), 91–94, Nr 2735 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet offenbar einen nicht überlieferten Brief Herders wahrscheinlich aus dem Januar 1789 (vgl. zu 93,8). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 91,19 Tischbeins Verhältniß zum Herzog] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der seit 1783 mit einem Stipendium (einer ‚Pension‘) des Herzogs Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg in Italien lebte, war von seinem Mäzen nicht erhört worden, als er 1786 um eine Aufbesserung seiner Finanzlage gebeten hatte. Über das deshalb gestörte Verhältnis vgl. HB 13, 110 und GB 7 II, zu 114,21. Herder schrieb am 10. Februar 1789 aus Neapel an Luise von Diede: „Der Mensch 〈Tischbein〉 frißt sich im Innern ab, u. sehnt sich zurück nach Deutschland. Oder wenigstens wünscht er eine kleine Pension, die ihn mit einem Hofe binde, seine Studien hier sichre, u. ihn auf guter Bahn erhalte. Des Herzogs von Gotha Pension 〈…〉 hat seit 2. oder 3. Jahren durch ein plötzliches Nicht-Antworten des Herzogs aufgehört 〈…〉. Können Sie nicht etwas für ihn thun, liebe, holde; gewiß Sie könnens u. an Ihrem Wollen ist noch weniger zu zweifeln.“ (HB 9, 490.) Aus der misslichen Situation kam Tischbein im Herbst 1789, als er Direktor der Kunstakademie in Neapel wurde. Vgl. Petra Maisak: Wir passen zusammen, als hätten wir zusammen gelebt. In: Hermann Mildenberger 〈Hrsg.〉: Johann Heinrich Wilhelm Tischbein. Goethes Maler und Freund. Neumünster 1986, S. 17–50. 91,20 H.] Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg. 91,20 ein Brief von Reif.] In seinem Brief an Goethe vom 1. November 1788 hatte Reiffenstein angekündigt: „In künftiger Woche werde nach Dero gewogener Vorbereitung wagen an Se DurchL. den gnadigsten Herzog von Gotha 〈…〉 zu schreiben“ (H: GSA 281041, Bl. 127.) Dieses Schreiben ist nicht bekannt. Am 6. März 1789 berichtete Reiffenstein Goethe, er habe eine Abschrift eines von Herzog Ernst II. Ludwig erhaltenen Briefes an Tischbein geschickt; darin habe der Herzog „die bewilligte Pension noch auf ein Jahr“ verlängert, ihn aber von weiteren „Pflichten los gesaget“ (H: GSA 28/1041, Bl. 187). Tischbein selbst erinnerte
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sich in seiner Autobiographie, dass er zunächst die Schuld für seine anhaltende Misere dem Herzog zugeschrieben habe. „Nachher erst habe ich erfahren, was der Herzog für ein vortrefflicher Mann war. Das Mißverständnis lag nur darin, daß ich nicht selbst an ihn schrieb, sondern durch andere. Reiffenstein konnte mich nicht kennen, wer weiß, was der an ihn schrieb. Er hatte wenigstens noch die Offenherzigkeit, mir zu sagen 〈…〉 er würde dem Herzog einen Besseren 〈als Stipendiaten〉 gewählt haben als mich.“ (Tischbein, Aus meinem Leben2, 251.) 91,23 der Alte] Der damals 69-jährige Johann Friedrich Reiffenstein war seit 1772 Kunstagent des Gothaer Hofes. Er nahm Partei gegen Tischbein, weil dieser seine Verpflichtungen gegenüber Herzog Ernst II. Ludwig nicht erfüllte. 92,3 einmal kommen wird] Tischbein kam nicht; er blieb bis 1799 in Neapel. 92,4 das ungeheure Bild der Helena] Goethe denkt wahrscheinlich an Tischbeins Gemälde „Hektor wirft Paris seine Weichlichkeit vor“, das dieser, angeregt durch Jacques Louis Davids Gemälde „Schwur der Horatier“, das er 1785 in Rom gesehen hatte, in den folgenden Jahren für Herzog Ernst II. Ludwig schuf; es wurde 2002 für die Kunstsammlungen der KSW erworben (vgl. GB 7 II, zu 114,21). Im Bericht über den Aufenthalt in Rom während des August 1787 heißt es in der „Italiänischen Reise“: Tischbein wurde dadurch 〈durch das „Horatier“-Gemälde Davids〉 veranlaßt, seinen Hektor, der den Paris in Gegenwart der Helena auffordert, lebensgroß anzufangen. (IR III; WA I 32, 70.) Über die Arbeit an dem Werk vgl. Tischbein, Aus meinem Leben2, 260 f. 92,7 nach Neapel ging] Tischbein war im Juli 1787 nach Neapel übergesiedelt. 92,7–8 erklärte mir selbst] Tischbein hatte zuerst im Brief an Goethe vom 5. April 1788 seine schwierige Lage beschrieben: „Vom Fürst von Gotha bekome ich gar keine Nachricht und kan unmöglich auf eine solche arth fort leben.“ (H: GSA 28/1043, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 5.) 92,9 Qualitäten und wunderliches Thier] Schreibversehen, möglicherweise ist ,ein‘ statt ,und‘ gemeint. 92,10 Hasenfuß] Ein närrischer, störrischer, auch furchtsamer und arbeitsscheuer Mensch (vgl. Röhrich 2, 669). Gleich zu Beginn der „Mitschuldigen“ schilt der Wirt seinen Schwiegersohn einen Taugenichts und nennt ihn König Hasenfuß (WA I 9, 31 f.). 92,13 nach meiner Rückkunft] Goethe war am 18. Juni 1788 aus Italien nach Weimar zurückgekehrt. Wie er sich danach bei Herzog Ernst II. Ludwig für Tischbein eingesetzt hat, ist nicht bekannt. 92,14 Tischbeins Briefen] Die letzten Briefe Tischbeins an Goethe nach dessen Rückkehr aus Italien stammten vom 24. Juli, 26. August und 23. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 124, Nr 267, 131, Nr 290 sowie 144, Nr 327). 92,18–19 mit der Gothaischen Pension und Retraite 〈…〉 nicht ernst] Tischbeins Unzuverlässigkeit hat Goethe auch gegen Ende seiner „Italiänischen
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Reise“, im Bericht über den Monat April 1788, erwähnt: Tischbein verweilte noch immer in Neapel, ob er schon seine Zurückkunft im Frühling wiederholt angekündigt hatte. Es war sonst mit ihm gut leben, nur ein gewisser Tik ward auf die Länge beschwerlich. Er ließ nämlich alles was er zu thun vorhatte in einer Art Unbestimmtheit, wodurch er oft, ohne eigentlich bösen Willen, andere zu Schaden und Unlust brachte. (IR III; WA I 32, 318 f.) – Franz. Retraite: Rückzug, Rückkehr. Tischbein kehrte erst 1799 nach Deutschland zurück. 92,20 unser Herzog] Carl August. 92,27–28 impiccio] Ital.: Hindernis. – Goethe denkt wohl, Tischbein werde mit einem geringfügigen Hindernis schon fertig. 92,29 Exuvien] Lat. exuvia: Bedeckung, Einkleidung. 92,30 ascendant] Franz.: Ansehen, Einfluss. 93,1 Interim aliquid fit!] Lat.: Unterdessen geschieht etwas! (Kommt Zeit, kommt Rat.) Die sprichwörtliche Redensart geht zurück auf einen Satz in Terenz’ „Andria“ („Das Mädchen von Andros“, V. 314): „interea fiet aliquid, spero“ (ich hoffe, dass inzwischen etwas geschehen wird). 93,1 der Alte] Vgl. zu 91,23. 93,2 H a c k e r t ] Jakob Philipp Hackert, Landschaftsmaler, seit 1768 in Italien lebend. 1787 war er in Rom Zeichenlehrer Goethes, mit dem er zeitlebens verbunden blieb (vgl. GB 7 II, zu 160,6–7). 93,8 Dein Leben in Neapel] Herder hielt sich vom 4. Januar bis zum 18. Februar 1789 in Neapel auf und hatte offenbar darüber in einem nicht überlieferten Brief berichtet. 93,12 ad intus] Lat.: im Innern; für mich. Goethe spielt nicht auf häusliche Einrichtungen, sondern auf sein Befinden an. 93,13 Tasso] „Torquato Tasso“. Goethe war noch bis zum August 1789 mit dem Schauspiel beschäftigt; es erschien Mitte Februar 1790 im 6. Band seiner „Schriften“. 93,13–14 die erste Scene im Kreis der Freunde publicirt] Bei der ‚Publikation‘ der „Tasso“-Szene handelt es sich vermutlich um Abschriften, die unter Goethes Freunden in Weimar kursierten. Am 20. Februar 1789 hatte Caroline Herder ihrem Mann eine von ihr gemachte Abschrift nach Rom geschickt (vgl. zu 103,1). Es ist anzunehmen, dass es von dieser Abschrift oder ihrer Vorlage weitere Abschriften gab. 93,15 Prologus] Lat.: Vorrede. 93,16 dem Wercke selbst vorausgeschickt] Goethe spricht vom 1. Auftritt, in dem Leonore von Este, die Schwester des Herzogs Alphons, und Leonore Sanvitale, Gräfin von Scandiano, die Hermen Ariosts und Vergils bekränzen, bevor sie sich von verschiedenen Positionen aus mit den Eigenarten des von ihnen verehrten Tasso beschäftigen und dabei den Kreis umschreiben, in dem sich die Sprechenden
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und Handelnden des Schauspiels bis zum Schluss bewegen. – Nicht allein das dem Werk ‚Vorausgeschickte‘, sondern auch andere fertige Teile des „Tasso“ durfte Caroline Herder abschreiben und nach Rom schicken. Vgl. ihren Brief vom 20. März 1789 (Herder, Italienische Reise, 391 f.) Den Eingang der Szenen bestätigte Herder in seiner Antwort vom 8. April: „Für den Taßo danke ihm 〈Goethe〉, schreibe aber nicht mehr ab 〈…〉.“ (HB 9, 512.) Am 3. Mai las Herder die erhaltenen Szenen in Tivoli vor. Am 23. Mai schrieb Angelika Kauffmann an Goethe: „heute vor 14 tagen war ich noch mit der Respectablen gesellschaft in Tivoli, in der Villa D’este. under den großen Cipressen hat Herr Herder uns den überschickten theil von Ihrem Tasso vorgelesen mit welchem vergnügen ich zugehört kan ich Ihnen nicht sagen 〈…〉 – Herr Herder hat mier die schrifft gelassen. Habe Ihme auch recht herzlich darvor gedanckt.“ (Kauffmann, Briefe, 129.) Anna Amalia war nicht unter den Zuhörern, wie sich aus Louise von Göchhausens Tagebuch vom 3. Mai ergibt: „Abends legte sich die Herz〈ogin〉 zu Bett u〈nd〉 Herder laß Goethens Tasso vor.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 81.) Das von Johann Georg Schütz gemalte Aquarell, das die Weimarer Gesellschaft mit dem vorlesenden Herder neben der Herzogin, Angelika Kauffmann, ihrem Ehemann Antonio Zucchi, Johann Friedrich Reiffenstein, Maximilian Verschaffelt und dem Maler selbst darstellt (vgl. die Abbildung in: Wiederholte Spiegelungen. Weimarer Klassik. Ständige Ausstellung des Goethe-Nationalmuseums. Hrsg. von Gerhard Schuster und Caroline Gille. München, Wien 1999, S. 389), bezieht sich nicht, wie meistens vermutet wird (vgl. ebd., 378 und 388; auch in: Ereignis Weimar, 155 f. und in: Goethe in Rom 2, 168), auf die „Tasso“-Vorlesung Herders, es sei denn, der Maler habe im Nachhinein die Herzogin in den Kreis der Zuhörenden aufgenommen. 93,17 Herzoginn und allen] Herder kehrte am 20. Februar zusammen mit der Herzogin und ihren Begleitern nach Rom zurück (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 67), so dass die Empfehlung ausgerichtet werden konnte. 93,17–18 niemanden schreiben] Der nächste überlieferte Brief Goethes, der nach Italien ging, ist der vom 23. März 1789 an Johann Heinrich Lips (Nr 96). 93,19 Meine Schriften 8 Band sind nach Rom.] Ob Goethe selbst die Freiexemplare nach Rom geschickt hat oder ob sie direkt von Leipzig aus gesendet wurden (vgl. zu 73,5–6), ist nicht ganz klar. Reiffenstein bedankte sich für die Sendung im Brief an Goethe vom 22. Juli (vgl. RA 1, 157, Nr 367). Friedrich Bury schrieb am 22. April 1789: „Lätzten Sontag 〈19. April〉 bin ich mit Lips zu Reiffenstein gegangen 〈…〉. Glüklich war ich 〈…〉 wie Er uns gleich Ihr liebes Buch in Ihrem Namen zum geschenk machte 〈…〉.“ (Bury-Goethe, 41.) Angelika Kauffmann dankte für das Geschenk am 23. Mai 1789 (vgl. zu 74,28–29), Johann Heinrich Meyer am 23. Juli 1789 (vgl. zu 89,31). 93,20 eine Abschrift an Angelika] Ob das geschah, ist nicht bekannt. Am 1. August 1789 schreibt Angelika Kauffmann an Goethe: „auf Ihren Tasso warte
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ich mit großem Verlangen und freue mich schon auf ein so schönes werck –“ (Kauffmann, Briefe, 133). Und am 10. Oktober 1789: „wie sehr freue ich mich auf Ihren Tasso – den Sie mier gütig versprochen haben, und den ich bald zu haben hoffe.“ (Ebd., 136.) 93,22 werde ich dort seyn] Caroline Herder schreibt ihrem Mann am Schluss ihres Briefs vom 2. März: „Abends 8 Uhr. – So eben geht Goethe weg, und gibt mir inliegenden Brief.“ (Düntzer, Herder Italien, 268.) 93,25 Amalien Tag.] Goethe hat in seinen Tagebüchern oft Personen durch astronomische Zeichen verschlüsselt. Dabei wählte er für die Herzoginmutter Anna Amalia das Zeichen des Mondes (vgl. GT I 2, 366). Der 2. März 1789 war ein Montag.
92. An Caroline Herder
Weimar, 〈7.? März〉 1789 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Den vorliegenden Brief legte Caroline Herder dem Brief an Ihren Mann vom 8. März 1789 bei (vgl. WA IV 9, 348). In ihrem Brief heißt es: „Goethe und Knebel waren gestern einen Augenblick da u. besuchten uns.“ (Herder, Italienische Reise, 373.) Da sich Goethe und Caroline Herder zwischen dem 2. und 8. März offenbar nur am 7. März getroffen haben, liegt die Vermutung nahe, dass Goethe bei seinem Besuch den wahrscheinlich am selben Tag geschriebenen Brief Caroline Herder – eventuell zur Versendung nach Rom – ausgehändigt hat. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh.; S. 1 oben Adresse: An Herders Gattin (nach E). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 104 f., Nr 55 (nach H). WA IV 9 (1891), 94 f., Nr 2736 (nach E). Textgrundlage: E. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
94,18 Uebrigens] Übrigens WA 94,20 (Weimar 1789.)] fehlt WA ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 93,26–27 mit dem Gelde übereilen] Möglicherweise bezieht sich Goethe auf Herders Brief an seine Frau vom 10. Februar, in dem von fehlendem Geld gesprochen wird: „Wären hier bessere Anstalten, hätte ich Geld u. Gelegenheit, so würde ich die Schwefelbäder, aber mit großer Sorgsamkeit u. Vorsichtigkeit gebrauchen.
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Wo nicht: so schickt es vielleicht das Glück, daß ich über Karlsbad zurückkehre –“ (HB 9, 492). In ihrer Antwort vom 2. März schrieb Caroline Herder: „〈…〉 daß Du den Weg über Carlsbad nehmen mögest habe ich lange gewünscht. Schreibe mir doch bald, wieviel Geld ich Dir schicken soll.“ (Herder, Italienische Reise, 363.) Als Goethe am 2. März zu Besuch bei Caroline Herder war, wird über das Thema gesprochen worden sein. In seiner Antwort auf den Brief seiner Frau erwähnte Herder am 21. März seine finanzielle Lage mit keiner Silbe; dies war schon im Brief vom 21. Februar geschehen, in dem er detailliert dargelegt hatte, wie er an Geld gekommen sei (oder auch nicht), mit den Schlussfolgerungen: „〈…〉 reicht das Geld nicht aus zu meiner Rückreise: so suche ich hier von der Herzoginn oder sonst was aufzunehmen 〈…〉. Bekümmere Du Dich um nichts: der Himmel wird mir wieder zu Euch helfen 〈…〉. Nochmals, liebes Weib, kümmere Dich mit keinem Gedanken über mein Geld oder hiesiges Auskommen.“ (HB 9, 494–496.) 94,1–2 von Einsiedeln zahlen] Friedrich Hildebrand von Einsiedel war als Kammerherr der Herzogin Anna Amalia mit den finanziellen Angelegenheiten der Italienreise seiner Herrin befasst. Herder hat vermutlich keine finanzielle Hilfe von ihm erbeten. 94,2–3 an Ludecus zurück] Johann August Ludecus war Geheimer Sekretär der Herzogin Anna Amalia (seit 1777 ihr Schatullier, seit 1785 auch weimarischer Steuer- und Akziserat). Von einem Kontakt Herders zu Ludecus ist nichts bekannt. 94,4 einen Brief nach Venedig oder sonst wohin] Die Ausstellung eines Kreditbriefs für Herder erübrigte sich. 94,5 Geld durch Paulsen zahlen] Johann Jakob Heinrich Paulsen, Kaufmann in Jena und sachsen-weimarischer Hofagent, hatte im Auftrag Goethes diesen während seiner Italienreise über das Frankfurter Bankhaus Bethmann und das Bankhaus Bellini in Rom mit Geld versorgt (vgl. GB 7 II, zu 19,15). 94,6 Papieren (Bankzetteln)] Da sich die Transaktion erübrigte, entfiel der Handel mit Schecks, Wechseln oder anderen unbaren Zahlungsmitteln. 94,6 Interessen] Zinsen. 94,12–13 Reiffensteins Wort] Das für Goethe von Deutschland nach Italien überwiesene Geld lief ab Oktober 1787 über Johann Friedrich Reiffenstein, den einflussreichen Kunstagenten im Dienste des gothaischen Hofes; er machte sich auch als Reiseführer der Herzogin Anna Amalia verdient. 94,17 schicken Sie ihm allenfalls das Blättchen] Dies geschah vermutlich (vgl. Datierung). 94,18 Dalberg nicht los zu lassen] Über sein Verhältnis zu Hugo von Dalberg, der ihn zur Italienreise eingeladen hatte, hat sich Herder im Brief an seine Frau vom 21. Februar 1789 ausführlich geäußert: „Mit D〈alberg〉 bin ich nichts weniger, als im Reinen. Du weißt, wozu er sich anerbot, u. daß ers selbst war, der um mich los zu seyn, mir antrug, die Summe auf Einmal zu zahlen. Dies ist so wenig geschehen, daß der Theil, den 〈er〉 mir ausbezahlt hat, spät kam u. von mir gefodert wer-
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den mußte. 〈…〉 Ich ließ mir alles gefallen: denn ich will durchaus nicht gegen ihn Härte brauchen, ich kanns nicht. Der gute Mensch leidet, u. eben die Kosten treiben ihn aus Italien 〈…〉. (HB 9, 494.) 94,19 sehe Sie bald] Das geschah wahrscheinlich am 7. März (vgl. Datierung).
93. An Christian Friedrich Schnauß
Weimar, 15. März 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh. (nach E). E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burckhardt: Ungedruckte Goetheana in Angelegenheiten der Universität Jena. III. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. Nr 45. Ausgegeben am 7. November 1878. 37. Jg. II. Semester. II. Band. Leipzig 1878, S. 230. WA IV 9 (1891), 96, Nr 2737 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Verzeichnis der Gerätschaften und Apparate aus dem Nachlass Ernst Basilius Wiedeburgs (vgl. zu 94,22–23). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Christian Friedrich Schnauß (1722–1797) und sein Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitenden Erläuterungen zu den Briefen vom 16. Oktober 1779 (GB 3 IIB, Nr 537), vom 9. Mai 1786 (GB 6 II, Nr 321) und vom 1. Oktober 1787 (GB 7 II, Nr 106). – Schnauß zählte spätestens seit seinem Eintritt ins Geheime Consilium des Herzogtums 1772 zu den wichtigsten und einflussreichsten Beamten der Weimarer Administration. Seine Zusammenarbeit mit Goethe, der seit 1776 dem Geheimen Consilium angehörte, war von Anfang an von gegenseitiger Achtung, Vertrauen und Loyalität geprägt. Aus der gelebten Kollegialität erwuchs auch bald eine persönliche Annäherung, die im Laufe der Zeit immer mehr freundschaftliche Züge annahm. Die dienstlichen Belange, im vorliegenden Band vor allem Fragen, die die gemeinsame Oberaufsicht für das Institut der Freien Zeichenschule oder akademische Angelegenheiten sowie diplomatische Absprachen betrafen, waren in der Regel der Anlass für ihren Briefverkehr. Aus dem Zeitraum zwischen März 1789 und Februar 1790 sind sieben Briefe Goethes an Schnauß bekannt. Antwortbriefe von Schnauß aus dem Zeitraum des vorliegenden Bandes sind nicht überliefert.
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94,21 Hochwohlgeboren] Die Anrede für Adlige wurde im 18. Jahrhundert auch auf hohe fürstliche Räte bürgerlichen Standes übertragen. Schnauß trug seit 1779 den Titel Geheimer Rat. 94,21–22 nach den Wiedeburgischen hinterlassenen Maschinen erkundigt] Johann Ernst Basilius Wiedeburg, Physiker, Astronom und Professor der Mathematik an der Universität Jena, war am 1. Januar 1789 gestorben (vgl. zu 76,3). Seine mathematisch-physikalische Apparate- und Instrumentensammlung wurde von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach für das Herzogliche Museum in Jena angekauft. 94,22–23 ein Verzeichniß] Nicht überliefert. 94,27 Sereniss.] Serenissimus; lat.: Der Durchlauchtigste (von lat. serenissimus, Superlativ von serenus: heiter, hell, klar). Anrede für einen regierenden Fürsten, abgeleitet von dem Titelbeinamen der Kaiser des Römischen Reiches: Serenus: der Durchlauchtige. Gemeint ist Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach. 94,28 die armen Kinder] Über die Auszahlung der Kaufsumme findet sich in den Kammerrechnungen 1789/90 unter dem Kapitel IX, Herzogliches Museum zu Jena, folgender Eintrag: „150 rL sind denen hinterlaßenen des verstorbenen Hr. Kammer Raths Wiedeburg, vor die käufliche Überlassung der von ihrem Vater nachgelaßenen mathematischen Instrumente für Vermehrung des Herzogl. Musaei, ausgezahlt worden, lt. Cammer-Verordnung vom 13. Janr. u. Quittg.“ (H: LATh – HStA Weimar, Rechnungen, Nr 290, Bl. 79.) 94,28–29 was theils Prof. Göttlingen in seinen Lehrstunden nützlich] Der Chemiker Johann Friedrich August Göttling wurde im März 1789 an die Universität Jena berufen. Er las über allgemeine Chemie, pharmazeutische Universalchemie und Technologie. Bei seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor waren ihm außer einer jährlichen Extrabesoldung aus der herzoglichen Kammer zu Weimar in Höhe von 300 Talern auch einmalig 100 Taler zur Anschaffung von Instrumenten bewilligt worden (vgl. Reskriptkonzept an die Kammer zu Weimar, 16. November 1788; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 250). 94,30 in dem Museo seinen Platz] Die nicht an Göttling abgegebenen Objekte aus Wiedeburgs Instrumentennachlass wurden in das Herzogliche Museum im Jenaer Schloss eingegliedert. 95,3 Abgang] Hier: Ausscheiden aus der Anstellung, dem Dienstverhältnis. Göttling blieb bis zu seinem Tode am 1. September 1809 an der Universität Jena. 95,4 kleinen Laboratorio] Das Laboratorium des Gelehrten Christian Wilhelm Büttner, das seit 1783 im Herzoglichen Museum im Jenaer Schloss verwahrt wurde (vgl. GB 6 II, zu 283,8–13). 95,5–6 an denselben nunmehr abgegeben] Herzog Carl August hatte 1785 eine jährliche Summe von 150 Talern aus Kammermitteln bewilligt, die zur künf-
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tigen Labor- und Geräteausstattung Göttlings verwendet werden sollten. Auf Vorschlag Goethes (vgl. Goethe an Herzog Carl August, 18. Oktober 1784; WA IV 6, 372 f.) war zu dieser Zeit außerdem das Laboratorium des Bergrats Johann August von Einsiedel schon aufgekauft worden, um gemeinsam mit dem im Herzoglichen Museum im Jenaer Schloss befindlichen Hauslaboratorium Büttners an Göttling abgegeben zu werden, wenn dieser seine Lehrtätigkeit in Jena aufnehmen würde (vgl. Goethe an Carl August, 24. Februar 1785; GB 6 I, A 2 und GB 6 II, zu 283,8–13).
94. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 1784 und Mitte März 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Die Anrede Voigts mit ‚WohlgebL‘ (vgl. Überlieferung) benutzte Goethe zwischen 1784 und Anfang 1792 (vgl. Datierung zum ersten Brief an Voigt aus dem Zeitraum zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792; GB 9 II). Die Anrede Voigts mit dem Titel ‚Hofrat‘ (vgl. zu 95,10) kam nur für die Zeit zwischen 1784 und Anfang März 1789 infrage. Am 16. März 1789 wurde ihm der Titel Geheimer Regierungsrat verliehen. Vermuten lässt sich zudem, dass Goethe die Anrede ‚Hofrat‘ für Voigt eher in der ersten Zeit nach der Titelgebung, also etwa bis zur Italienreise, verwendet hat. Sie findet sich jedenfalls auch im Brief an Voigt vom Sommer 1785 aus Weimar (vgl. Überlieferung zu N 2) und in jenem vom 23. März 1787 aus Neapel (vgl. Überlieferung zu GB 7 II, Nr 83), in den überlieferten Briefen an Voigt nach Goethes Rückkehr aus Italien im Juni 1788 aber nicht mehr. Das Verhältnis beider wurde nun immer enger und persönlicher. Bei der unvollständigen Überlieferung der Briefe Goethes an Voigt ist dies aber letztlich kein hinreichender Beweis dafür, dass Goethe die Anrede ‚Hofrat‘ nun tatsächlich aufgegeben hätte. Da die inhaltlichen Aspekte des Briefes ebenfalls keine eindeutigen Hinweise bieten, kann für die Abfassung des Schreibens als terminus ante quem nur Mitte März 1789 angenommen werden. ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, Berlin. – Doppelblatt 19 × 23,5 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 im linken oberen Blattviertel in umgekehrter Schreibrichtung Adresse: Hl. Hofrath / Voigt / Wohlgebl, daneben im rechten oberen Blattviertel Siegel: Alter bartloser Mann im Profil mit Mütze. E: WA IV 9 (1891), 69 f., Nr 2712 (Eduard von der Hellen).
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 95,10 Hofrath] Christian Gottlob Voigt wurde der Titel im Sommer 1784 in Anerkennung seines beruflichen Engagements in der Weimarer Administration sowie aufgrund seiner Leistungen verliehen, mit denen er sich bei der Leitung des Herzoglichen Archivs, das er im August 1783 übernommen hatte, hervorgetan hatte (vgl. Goethe-Voigt2 1, 25). 95,10 Clienten] Hier im Sinne von ‚Schützling‘, ‚Schutzbefohlener‘ (vgl. GWb 5, 443 f.). 95,10–11 Sohn des Pfarrers in Berka] Heinrich Siegmund Hoffmann, geboren am 15. Dezember 1765, war der Sohn Wilhelm Conrad Hoffmanns aus Weimar, seit Februar 1764 Pfarrer in Berka an der Ilm, und dessen Ehefrau Johanna Euphrosyne geb. Anschütz aus Schleusingen. Sein Großvater war der Gründer der herzoglich privilegierten Hoffmann’schen Buchhandlung in Weimar, Siegmund Heinrich Hoffmann, der 1765 gestorben war und auf dessen Andenken wohl die Namensgebung des Enkels zurückzuführen ist. Vgl. Berka’sches Kirchenbuch. Bd V. Vom Jahre 1764 bis 1811 incL.; S. 5; Taufen: S. 12; Trauungen: S. 2; Beerdigungen: S. 70 und 77. 95,12 tentiren] Untersuchen, prüfen (von lat. tentare: prüfend betasten). 95,12 der Vater hat mich sehr gebeten] Näheres dazu ist nicht bekannt. 95,13–14 findet sich ja vielleicht in der Folge ein Platzchen für ihn] Wahrscheinlich schlug der Vermittlungsversuch fehl. Zumindest lassen sich in den offiziellen Weimarer „Hof- und Addreß-Calendern“ der Jahre 1784 bis 1790 keine Hinweise auf eine Anstellung Heinrich Siegmund Hoffmanns finden. 95,15–16 ein wenig beurtheilen was an ihm ist] Darüber wie über die Profession oder die Fähigkeiten des jungen Hoffmanns und seinen weiteren Lebensweg konnte nichts ermittelt werden.
95. An Carl Christian von Herda
Weimar, 20. März 1789 → 〈Eisenach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1905 Privatbesitz „des Herrn Major v. Fritsch in Weimar“ [WA IV 30, 213 und 218]). – Egh. (vgl. WA IV 30, 218). E: WA IV 30 (1905), 44, Nr 2737a (nach H; Carl Schüddekopf). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 23. März 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 3, Bl. 23).
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Mit dem Präsidenten der Eisenacher Kammer Carl Christian von Herda zu Brandenburg (1726/1727–1802) war Goethe vor allem über dienstliche Angelegenheiten schon Ende der 1770er Jahre näher in Kontakt gekommen. Darüber hinaus entwickelte sich durch die wiederkehrenden Begegnungen in Eisenach und Wilmhelmsthal rasch auch ein persönliches Verhältnis (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 20. August 1779 [GB 3 IIB, Nr 522]). Der sporadisch geführte Briefwechsel setzte sich auch im Zeitraum des vorliegenden Bandes fort und blieb dabei anlassbezogen, aber freundschaftlich wie schon zuvor. Im März 1789 kondolierte Goethe zum Tod eines nahen Verwandten, im Juli 1789 bereitete er über Herda mit zwei Briefen seinen Überraschungsbesuch mit dem Erbprinzen Carl Friedrich bei Carl August in Schloss Wilhelmsthal vor. Die Antwortbriefe Herdas dazu sind nicht überliefert. 95,17 Hochwohlgebohrner] Anrede aufgrund der Standesposition als Adliger (vgl. zu 94,21). Herda entstammte einem alten Landadelsgeschlecht aus dem Gebiet der mittleren Werra zwischen Eisenach und Gerstungen (Stammsitz: Brandenburg bei Lauchröden). 95,18 Geheimderath] Carl Christian von Herda war 1781 der Titel Geheimer Rat verliehen worden. 95,21–22 Tod des Herrn Schwagers] Wessen Tod den Anlass für Goethes Kondolenzschreiben gegeben hat, konnte nicht eindeutig festgestellt werden. Carl Christian von Herda selbst hatte nach bisherigem Erkenntnisstand nur drei Brüder und keine Schwester und somit von dieser Seite her auch keinen Schwager (vgl. Adalbert Rabich: Das adlige Geschlecht derer von Herda und seine Beziehungen zu Thüringen, insbesondere zur Region und Bevölkerung des Werrabogens und des Dorfes Herda. München 2006, S. 137 f. und Ahnentafel, Bild 11,D). Über seine Frau, Friederike Bernhardine von Holleben, waren zwei Schwäger in die Familie gekommen. Zum einen Friederikes 1750 geborener Bruder Friedrich Bernhard Ludwig von Holleben, der aber noch bis 1811 lebte. Und zum anderen August Wilhelm Ferdinand von Staff, herzoglicher Oberforstmeister und sachsen-weimarischer Kammerherr in Ilmenau. Dieser hatte 1768 Friederikes ältere Schwester, Friederica Christiana Beata Dorothea, geheiratet. Am 14. November 1788 war er im Alter von 56 Jahren gestorben. Goethe kannte Staff von seinen dienstlichen Aufgaben her und von seinen zahlreichen Aufenthalten in Ilmenau sehr gut. Möglicherweise hatte er erst später durch Zufall erfahren, dass dieser ein enger Verwandter Herdas war, womit sich die viermonatige Verzögerung von Goethes Kondolenz erklären ließe. Fasst man die Bedeutung des Begriffs ‚Schwager‘ in dem durchaus auch gebräuchlichen weiteren Sinne, nämlich als Bezeichnung für jeden näheren Verwandten (vgl. Adelung 3, 1704) oder auch jedes angeheiratete Familienmitglied auf (vgl. Grimm 9, 2176), könnte auch eine ganz andere Person aus der Verwandtschaft gemeint sein. Eine eindeutige Zuordnung ist somit kaum möglich. 96,3 der Ihrigen] Herda war seit 1772 verheiratet mit Friederike Bernhardine
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Sophie Dorothea geb. von Holleben. Zur Familie gehörten zwei Söhne, Emil Carl Ludwig (geb. 1773) und Ludwig Ernst Constantin (geb. 1775).
96. An Johann Heinrich Lips
Weimar, 23. März 1789 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 199. – Doppelblatt 19,3 × 23,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt; in der Mitte der beiden Blätter zusätzlich ein senkrechter Falz, in allen Falzen leicht brüchig. E: Goethe an helvetische Freunde (1867), 10–12. WA IV 9 (1891), 97–99, Nr 2738. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Lips’ Brief vom 20. Dezember 1788 (vgl. RA 1, 142 f., Nr 324). – Lips antwortete am 22. April 1789 (vgl. RA 1, 154, Nr 356). Postsendungen: 23. März 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 3, Bl. 23). 96,10 die bestellten MaskenPlättchen] Der im Brief vom 28. November 1788 erteilte Auftrag für die Titelvignette der geplanten bibliophilen Ausgabe „Das Römische Carneval“, den Lips in seiner Antwort vom 20. Dezember 1788 angenommen hatte (vgl. zu 67,5–6). Lips konnte die Arbeiten mit den von Goethe vorgegebenen Motiven erst im März 1789 fertig stellen (vgl. zweite Erläuterung zu 96,11). Es entstanden zwei Kupferstiche, „Drei Masken, um eine mit weiteren Masken und einem Widderfell geschmückte Vase gruppiert“, sowie als Detail davon die linke Maske in Frontalsicht (vgl. Sammlung aller radirten und gestochenen Arbeiten, chronologisch gereihet; von Joh. Heinrich Lips. IIter Band. Nr 672 und 673; Kunsthaus Zürich, Grafische Sammlung, Sign.: C 5), von denen der erste schließlich als Titelvignette für „Das Römische Carneval“ verwendet wurde. 96,11 dieser Brief anlangt] Der vorliegende Brief wurde laut Portorechnung der Kaiserlichen Reichspost in Weimar noch am Schreibtag versandt: „1 [St.] à Mr. Lipps. à Rome“ (P/KR Post [31. März] 1789, in: GR/Belege 1789, 3, Bl. 23) und dürfte nach den üblichen Postlaufzeiten wahrscheinlich zwischen dem 8. und 11. April 1789 in Rom eingetroffen sein (vgl. GB 7 II, zu 116,24–25). 96,11 schon werden abgegangen] Lips hatte die beiden Kupferstichplatten mit den Titelvignetten am 21. März 1789 an Goethe geschickt und sich für die späte Zusendung entschuldigt: „Sie werden ohne Zweifel die Masken Vignetten schon eher zuerhalten gehoft haben, Sie verzeihen, daß sie erst jetz folgen. Ich hoffe, daß sie doch noch zur rechten Zeit bei Ihnen ankommen werden. Wenn sie nach Ihrem Sinn ausgefallen sind, so macht es mir Freude.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 191; vgl.
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auch Harnack, Nachgeschichte, 155.) Goethe erhielt die Platten demnach etwa um den 6. April 1789 (vgl. GB 7 II, zu 58,12). 96,13 Angelegenheit die Sie näher angeht] Das im Namen Herzog Carl Augusts unterbreitete Angebot, Lips als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar anzustellen, ging wahrscheinlich auf Goethes Anregung zurück. Die Entscheidung, Lips eine solche Einladung auszusprechen, war sicherlich erst in den vier Wochen nach des Herzogs Rückkehr aus Berlin am 22. Februar 1789 gefallen (vgl. FB 1789, S. 51). Nach Lips’ Zusage vom 22. April (vgl. Harnack, Nachgeschichte, 158 f., Nr 66), die zwischen dem 8. und 10. Mai in Weimar eingetroffen sein dürfte, wurde der Herzog in einem Brief Goethes nach Aschersleben davon umgehend in Kenntnis gesetzt: Lips ist nicht abgeneigt zu kommen, nur hat er mich leider an meiner schwachen Seite angegriffen und mir geschrieben: daß er auf mein Wort kommen wolle, da ich ihm versichert, daß er der Kunst nicht ganz abzusterben und dem Handwerck nicht allein zu leben brauche. (108,4–7). – Eingeweiht waren vermutlich der die Oberaufsicht über die Zeichenschule führende Christian Friedrich Schnauß sowie deren Direktor, Georg Melchior Kraus, und ihr einflussreicher Gründer, Friedrich Justin Bertuch, außerdem Goethes Freund Knebel (vgl. zu 113,1). 96,16–17 nähere Erleuterung verlangen] Lips’ Antwort enthielt zwar keine konkreten Nachfragen, wohl aber sehr zurückhaltend formulierte Bedenken, ob ihm in Weimar neben der in Aussicht gestellten Lehrtätigkeit an der Zeichenschule und den Kupfersticharbeiten für Verlage noch genügend Zeit für die „höheren Kunstarbeiten“ bleiben werde (vgl. zu 97,33). 96,18 Entreprisen] Franz.: Unternehmungen, Projekte in geschäftlicher Hinsicht (vgl. auch GWb 3, 165). – Der Idee, als Kupferstecher für Buchhändler und Verleger in Weimar gut Geld zu verdienen, stand Lips von Anfang an aufgeschlossen gegenüber: „Übrigens was ich zum Ruhme des Buchhandels und seinen Entreprisen thun könnte, würde ich mir nach meinem besten Vermögen angelegen seyn laßen.“ (Lips an Goethe, 22. April 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 207.) 96,19–20 Leipzig ist nahe] Leipzig ist etwa 120 km von Weimar entfernt. Als national wie international bedeutsamer Messestandort (Neujahrsmesse am Jahresanfang; Ostermesse Ende April/Anfang Mai; Michaelismesse Anfang Oktober) avancierte die damals chursächsische Stadt seit Mitte des 17. Jahrhunderts auch zum Zentrum des deutschen Buchhandels. Die Zahl der Verleger und Buchhändler, die sich in Leipzig niederließen, stieg stetig. Ende des 18. Jahrhunderts hatten z.B. solch renommierte Verlage wie der von Johann Ambrosius Barth und von Christian Gottlieb Hertel, die Dyck’sche Buchhandlung oder Weidmanns sowie Johann Friedrich Gleditschs Erben ihren Sitz in Leipzig. Goethe selbst hatte gute Beziehungen zu Leipziger Verlegern wie der Familie Breitkof, Johann Friedrich Weygandt, Georg Joachim Göschen oder zum allerdings bereits 1787 verstorbenen Philipp Erasmus Reich.
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96,20 Gotha näher] Gotha, die mittelthüringische Residenzstadt des damaligen Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, liegt 50 km westlich von Weimar. Die beiden benachbarten Herzogtümer pflegten nicht zuletzt aufgrund enger familiärer Bande in der sächsisch-ernestinischen Linie gute Beziehungen. Gemeinsam mit den Herzogtümern Sachsen-Coburg-Saalfeld und Sachsen-Meiningen unterhielten sie beispielsweise die Universität in Jena. In Gotha gab es Ende der 1780er Jahre fünf eigenständige Verlagsanstalten mit einem zum Teil recht umfangreichen Programm, auch in kultureller und künstlerischer Hinsicht, was für eine Residenzstadt dieser Größe außergewöhnlich war: die Reyhersche Buchdruckerei (seit Mitte des 17. Jahrhunderts mit herzoglichem Druckprivileg), die Ettingersche Buchhandlung, die Verlagsbuchhandlungen von Justus Perthes sowie von Rudolf Zacharias Becker und die Buchhandlung der Erziehungsanstalt Schnepfenthal von Christian Gotthilf Salzmann (vgl. Drucke Gothaer Verleger 1750–1850. Bestandsverzeichnis. Bearbeitet von Otto Küttler und Irmgard Preuß. Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha. H. 10. Gotha 1965, S. 9–12). 96,21 Würckung der Litteratur Zeitung zu Jena] Die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ hatte sich seit ihrer Gründung 1785 rasch zu einem führenden Rezensionsorgan entwickelt, das auch in anderen europäischen Ländern beachtet wurde und als ein wichtiges Bindeglied zum überregionalen Verlagsbuchhandel fungierte. Herausgeber war seit Anfang 1785 Friedrich Justin Bertuch unter Mitwirkung von Christian Gottfried Schütz, Professor für Poesie und Beredsamkeit in Jena, und seit 1788 auch von Gottlieb Hufeland, Honorarprofessor an der juristischen Fakultät in Jena. Die Zeitung erschien in Jena sowie in Kommission in Leipzig und ab 1787 auch in Wien. 97,1–2 150 rh jährlich anbieten, welche Durchl der Herzog zahlen] Die Summe war offensichtlich ebenfalls mit Herzog Carl August abgestimmt. 150 Reichstaler Weimarisch Courant entsprachen dem damaligen Regelgehalt eines Lehrers an der Zeichenschule, die seit 1775 als Bildungsinstitut der Mal- und Zeichenkunst mit kostenfreiem Zugang für jedermann existierte. Der Kabinettmaler Johann Ernst Heinsius z.B. erhielt für seine Lehrtätigkeit dort ebenfalls 150 Reichstaler von der herzoglichen Kammer, allerdings aufgebessert durch eine persönliche Zulage des Herzogs von 50 Reichstalern aus dessen Privatschatulle, wie aus einem Aktenvermerk vom 12. März 1788 hervorgeht (vgl. Acta Commissionis die Freye ZeichenSchulen betrL., 1786–1791; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a, Bl. 58). Lips zeigte sich mit dem Angebot sofort einverstanden. In seinem Antwortbrief bemerkte er zu diesem Punkt: „Das, was Ihr Durchl: Der Herzog mir jährlich auszuwerffen gedächten berühre ich weiter nicht und wäre zufrieden, weil ich denken kan, daß die Mühe für die Zeichen Schule und die jungen Kupferstecher der Summa angemeßen seye.“ (Lips an Goethe, 22. April 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 207.) Auf Weisung des Herzogs vom 26. Dezember 1789 wurde das angebotene Salär zu Lips’ Dienstantritt an der
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Schule im Januar 1790 schließlich bestätigt (vgl. Extractus protocolli; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a, Bl. 128) und am 6. Januar 1790 mit einer Kompensationszahlung für die Reisekosten von Lips leicht erhöht: „Nachdem Serenissimus D o m : c l e m : r e g : unterm 2 6 . D e c b r : vorigen Jahres gnädigst anher zu rescribiren geruhet haben, wird H o e c h s t D i e s e l b e n den Kupferstecher, Johann Heinrich Lips aus der Schweitz, als Lehrer bey dem hiesigen freyen Zeichen-Institut mit einer jährlichen von Michaelis abgewichenen Jahrs ihren Anfang nehmenden Besoldung, von E i n H u n d e r t u n d F u n f z i g Rthlr: jährL: anzustellen auch ihm, statt der Reisekosten, überhaupt F ü n f u n d Z w a n z i g C a r o l i n e n zu bewilligen, resolviret hätten: Als wird dem FürstL: Cammer-Caßirer, Ortmann, alhier, andurch befohlen, obgedachte Besoldung von vorherbestimten Termin an, mithin zu nur abgewichenen Weyhnachten zum erstenmale, und sofort quartaliter zum 4ten Theil, ingleichen sothane 25. Carolinen an beregten Kupferstecher gegen Quittungen zu bezahlen 〈…〉.“ (Herzogliche Verordnung zur Anstellung und Besoldung von Kupferstecher Johann Heinrich Lips; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11720, Bl. 1.) 97,5–6 unsrer Zeichenschule nützlich zu seyn] Johann Heinrich Lips wurde am 13. Januar 1790 offiziell als Lehrer für Malerei und Zeichnungskunst mit dem Schwerpunkt der Ausbildung im Kupferstechen an der Freien Zeichenschule eingestellt: „Alß ist derselbe heute 〈…〉 in die Academie gewöhnlicher maßen eingeführt u an den HL. Director gewiesen 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a, Bl. 130.) 97,9–10 Legations Rath Bertuch versichert mir] Der Weimarer Unternehmer und Verleger Friedrich Justin Bertuch war seit 1775 Kabinettssekretär und Privatschatullier von Herzog Carl August und wurde als solcher 1786 zum Legationsrat ernannt. Vor allem durch seine redaktionelle Mitarbeit an Wielands Literaturund Kunstzeitschrift „Teutscher Merkur“ (1782–1786) wie auch durch seine eigenen Zeitschriftenprojekte „Allgemeine Literatur-Zeitung“ (seit 1785) und „Journal des Luxus und der Moden“ (seit 1786) hatte er vielfältige Beziehungen zu Verlegern, Autoren und bildenden Künstlern, insbesondere in Leipzig, Dresden und Berlin. Bertuchs Versicherung, Lips werde als Kupferstichillustrator bei den Verlagen sehr gefragt sein, bewahrheitete sich. Bereits am 25. Juni 1790, ein gutes halbes Jahr nach seiner Ankunft in Weimar im November 1789, berichtete Lips an Lavater in Zürich: „Ich bin wohl. Arbeit habe ich genug – wenn nur Weimar Rom wäre!“ (Kruse, Lips, 42.) Und im Dezember des gleichen Jahres heißt es: „Ich arbeite immer über Hals und Kopf 〈…〉. Die Buchhändler plagen mich gewaltig, und ich habe schon viele Arbeiten ausschlagen müßen. Ich glaub nun von Seiten der Beschäftigung und der Lebensbedürfniße völlig sicher zu seyn.“ (Lips an Lavater, 28. Dezember 1790; ebd., 43.) In den Jahren bis zu seiner Übersiedlung nach Zürich im Sommer 1794 war Lips einer der gefragtesten Buch-, Kalender- und Almanachillustratoren Deutschlands. So illustrierte er u.a. Schillers „Historischen
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Calender für Damen“ (Leipzig 1791–1793), Viewegs „Deutsche Monatschrift“ (Berlin 1790–1794) sowie Christian Joseph Jagemanns italienisch-deutsches Wörterbuch „Dizionaro italiano-tedesco e tedesco-italiano“ (4 Bde. Weißenfels und Leipzig 1790/91), und er lieferte die Titelkupfer für Herders „Briefe zu Beförderung der Humanität. Erste Sammlung“ (Riga 1791), Wielands „Peregrinus Proteus“ (Leipzig 1791) und Schillers „Allgemeine Sammlung Historischer Memoires“ (3 Bde. Jena 1790). Lips arbeitete für mehrere Verlage: für Friedrich Justin Bertuch und die Hoffmann’sche Buchhandlung in Weimar, für Johann Michael Mauke in Jena, für die Ettingersche Buchhandlung in Gotha, für Heinrich August Rottmann, Johann Friedrich Vieweg, Friedrich Maurer sowie die Haude- und Spenersche Buchhandlung in Berlin, für Friedrich Hartknoch in Riga, Carl Gottlieb Hofmann in Chemnitz und für Johann Heinrich Campes Schul-Buchhandlung in Braunschweig sowie vor allem für Georg Joachim Göschen in Leipzig, für den er u.a. die Kupfer für die Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ stach. Vgl. Kruse, Lips, 41–51 und 169–230. 97,12 Chodowieky wird alt] Der in Berlin wirkende Kupferstecher Daniel Nikolaus Chodowiecki war in den 1760er und 1770er Jahren zu einem der anerkanntesten und erfolgreichsten Künstler seines Fachs aufgestiegen. Seine enorme Popularität verdankte er dabei nicht zuletzt den zahllosen Illustrationen zu Werken berühmter Autoren des In- und Auslands. Im März 1789 war er 62 Jahre alt. Die hohe Produktivität des längst mit einer angeschlossenen Schülerwerkstatt arbeitenden Künstlers ging jedoch zunehmend zu Lasten der Qualität seiner Werke. So war Georg Joachim Göschen beispielsweise mit den ersten, 1786 von Chodowiecki gelieferten Titelkupfern für die achtbändige Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ nicht zufrieden und hatte daraufhin andere Künstler beauftragt (vgl. GB 7 II, zu 167,20). 97,21–22 Dresden in der Nähe, Berlin 〈…〉 Kunstschätze aufbewahrt werden] Die Königlich Preußischen Kunstsammlungen in Berlin, 280 km von Weimar entfernt, sowie die der sächsischen Kurfürsten in Dresden in 200 km Entfernung gehörten im 18. Jahrhundert zu den bedeutendsten ihrer Art in Europa. Im 160 km entfernten Kassel hatte Landgraf Wilhelm IX. 1779 für seine ebenfalls nicht unerheblichen Kunstschätze ein repräsentatives Museum, das Fridericianum, errichten lassen, das als erstes seiner Art in Europa auch für die Öffentlichkeit zugänglich war. In Gotha beherbergte Schloss Friedenstein eine ebenso wertvolle wie umfangreiche Kunstsammlung der Herzöge von Sachsen-Gotha und Altenburg, vor allem antike Plastiken und Gemälde europäischer Meister. Neben diesen höfischen Sammlungen existierten in Berlin, Wien und Kassel Kunstakademien, an denen namhafte Künstler lehrten und arbeiteten (Berlin: Königlich Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften; Dresden: Allgemeine Kunst-Akademie der Malerei, Bildhauer-Kunst, Kupferstecher- und Baukunst; Kassel: Académie de Peinture et de Sculpture de Cassel).
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97,25 zusammen ein ernsteres Werck] Nach dem bereits laufenden Projekt der Kupferstichausstattung von „Goethe’s Schriften“ im Göschen-Verlag (vgl. zu 66,16–18) und dem Titelkupfer für „Das Römische Carneval“ (vgl. zu 96,10) gab es keine weitere Zusammenarbeit bei der Veröffentlichung goethescher Werke. 1791 entstand ein Porträtkupferstich Goethes (KSW, Museen, Inv.-Nr Gr-2005/1372). Nach Lips’ unangekündigtem Weggang aus Weimar im Juli 1794 brach Goethe die Beziehung zu ihm ab. 97,33 antworten mir bald] Lips beantwortete Goethes Angebot mit einem Brief vom 22. April 1789 im Grundsätzlichen positiv. Seine finanzielle Lage sowie seine Aussichten als Maler in Rom waren wenig aussichtsreich, so dass er das Weimarer Angebot gar nicht ablehnen konnte: „Ich muß gestehen Ihr Vorschlag ist mir gar nicht gleichgültig, und ich habe wohl Lust Ihren Antrag anzunemmen. So wie ich Sie kenne, und mir die dortige Lage für einen Kupferstecher schildern, so zweifle ich keinen Augenblik an der Gewißheit der Sache und an den sicheren Glüksaußichten eines Künstlers meiner Art. Meine Lage in der ich bin, und schon lange gewesen war hat gar nichts soviel vortheilhaftes, um lange zuüberlegen, welches beßer wäre. Sie können sich leicht selbs eines Künstlers Lage vorstellen, der von sich nichts zuzusezen hat, und nur durch seine erlangte Geschiklichkeit, und von Arbeiten, so wie sie täglich vorkommen, sich durchschlagen muß. Der einzige Vorschub von Lavater, und seine großmüthige Unterstüzung waren die mich bis dahin hielten, und mein mehreres studiren und lernen beförderten. Ich war auch immer darmit begnügt, aber doch (Sie wißen es selbs,) kan man nicht immer so bleiben, und jeder wünscht einmahl einen bestimmten und sichern Ruhepunkt seines Lebens zu haben, wo er ungestöhrt und zufrieden arbeiten kan. 〈…〉 Andere Außichten habe ich weiter keine, und mein Plan war bis dato nur der, durch immer größere Geschiklichkeit mir Vergnügen und mein Glük zu machen 〈…〉. Das einzige was mir vielleicht in Ihrem Antrag nicht ganz gefallen konte, ist, mich meistens, statt wesentlichen höheren Kunstarbeiten, geringeren für die Kunst unbedeutenderen Sachen widmen zu müßen. Sie scheinen es selbs wohl einzusehen, und geben mir Hoffnung außert diesem noch Zeit zu gewinnen, nach eignen Eingebungen des Genius arbeiten zu können. Ich wünschte und glaube dieses; also würde dadurch diese Bedenklichkeit gehoben seyn.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 207.) 97,33–34 wird auf der nächsten Leipziger Messe schon präludirt] Da die Antwort von Lips nicht vor dem 8. Mai 1789 in Weimar eintraf, kam sie für eine Ankündigung bei den Buchhändlern auf der Leipziger Messe zu spät. 1789 fand die Ostermesse in der Woche ab dem 3. Mai statt. Lips plante seine Übersiedlung nach Weimar für den Herbst 1789: „Mit der Abreise von hier weiße ich nicht, ob Sie eile haben? Geschähe es nicht so gleich, so würde es wohl wegen der großen Hitze des Sommers durch Italien zureisen, dann nicht eher bis im Herbst geschehen können, und gar bis übers Jahr zuwarten, würde zu lange seyn. Ich wäre zu jeder Zeit Reisefertig, und wie Sie es für das nützlichste, und der Lage der Sache am an-
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gemeßensten halten, das würde ich immer thun.“ (Lips an Goethe, 22. April 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 207.)
97. An Christian Friedrich Schnauß
〈Weimar, 24. März 1789〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Nach der Angabe über dem Brief in E: „1789. 24. März.“ (S. 230.) ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh., mit Datumsangabe (nach E). E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burckhardt: Ungedruckte Goetheana in Angelegenheiten der Universität Jena. III. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. Nr 45. Ausgegeben am 7. November 1878. 37. Jg. II. Semester. II. Band. Leipzig 1878, S. 230 f. WA IV 9 (1891), 99 f., Nr 2739 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Brief von Johann Jacob Griesbach an Johann Friedrich August Göttling vom 23. März 1789 (vgl. zu 98,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 98,1 Hochwohlgeboren] Vgl. zu 94,21. 98,1–2 das Grießbachische Billet] In E wird dazu in einer Fußnote erklärt: „Dasselbe v. 23. März an den Professor Göttling gerichtet, welches die Genehmigung der Wiedeburgischen Erben enthält.“ (S. 230.) Der Jenaer Theologieprofessor Johann Jacob Griesbach war offensichtlich als Vermittler eingeschaltet worden. Näheres ist nicht bekannt. 98,2–3 der Handel der Wiedeburgischen Instrumente geschlossen] Vgl. zu 94,21–22; zu 94,28–29; zu 94,30. 98,4 Auszahlung gedachter Gelder an die W. Kinder] Die vereinbarte Kaufsumme für die Instrumente und Geräte aus dem Nachlass des verstorbenen Jenaer Professors Johann Ernst Basilius Wiedeburg war für Ausbildung und Unterhalt von dessen Kindern vorgesehen (vgl. zu 94,28). 98,5–6 Die Uebernahme werden Herr Loder und Prof. Göttling 〈…〉 besorgen.] Justus Christian Loder, Professor der Anatomie und Chirurgie, war Direktor des Herzoglichen Museums im Jenaer Schloss, so dass auch die Aufnahme
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BRIEFE BRIEF98/99 98
der wiedeburgischen Sammlung in seine Verantwortung fiel (vgl. zu 94,30). Johann Friedrich August Göttling, gerade zum außerordentlichen Professor der Chemie in Jena berufen, sollten ausgewählte Instrumente für seine Lehrveranstaltungen zur Verfügung gestellt werden (vgl. zu 94,28–29; zu 95,5–6). 98,7 Unpäßlichkeit Ihrer Frau Gemahlin] Charlotta Christiana Schnauß geb. Deußing, seit 1769 Schnauß’ zweite Frau, starb am 4. April 1789 im Alter von 45 Jahren. Über ihre Erkrankung ist nichts Näheres bekannt.
98. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, zwischen 25. und 30. März 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Die Datierung des Briefes stützt sich in erster Linie auf die Angabe Goethes, dass Herzog Carl August am kommenden Dienstag Weimar verlassen werde. Der Herzog reiste am Dienstag, dem 31. März 1789, zu seinem Regiment nach Aschersleben (vgl. zu 98,12), so dass nur die Tage zwischen Mittwoch, dem 25. März, und Montag, dem 30. März, für die Abfassung dieses Briefes infrage kommen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1891 und wahrscheinlich bis ca 1920 Privatbesitz, Arthur Osann, Darmstadt (vgl. WA IV 9, 329, 333 und 349 sowie Osann, Familie, 134). E: WA IV 9 (1891), 100, Nr 2740 (nach H; Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 98,12 der Herzog gehn Dienstag weg] Herzog Carl August von SachsenWeimar und Eisenach reiste am Dienstag, dem 31. März 1789, zu seinem Regiment nach Aschersleben: „Heut vormittag um 8 uhr gingen DurchL. Herzog nacher Aschersleben auf einige Zeit zum R e g i m e n t “ (FB 1789, S. 84). Am 14. April kehrte er wieder nach Weimar zurück (vgl. FB 1789, S. 91). 98,12–13 Kommt indeß Herr v. Wedel nicht zurück] Vermutlich war eine Beratung mit Moritz von Wedel geplant, der wie Goethe und Voigt Mitglied der gerade ins Leben gerufenen Schlossbaukommission und der Bergwerkskommission war (vgl. zu 83,16; zu 85,34). Die turnusmäßigen Sitzungen der Schlossbaukommission wurden mittwochs abgehalten. 98,13–14 fahren wir etwa zusammen 〈…〉 das Geschäfte gelegentlich ab.] Vermutlich sollte Jena das Ziel sein, wo es Probleme mit der Neugründung einer
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Freimaurerloge gab (vgl. zu 99,9). Goethe informierte Herzog Carl August darüber in seinem Brief vom 6. April 1789 (vgl. 99,9–22). Ob er dazu, wie hier angedeutet, selbst mit Voigt nach Jena gereist ist, muss allerdings offen bleiben.
99. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. April 1789 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 119–120. – Doppelblatt 19,8 × 26,9(–27,2) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 144–147, Nr 59. WA IV 9 (1891), 100–103, Nr 2741. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 98,16 Scirocco] Warmer Südwind im Mittelmeerraum. 98,17 Die Ilm war groß] Das Tauwetter hatte nach Knebels Tagebuch am 2. April eingesetzt (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 15). 98,18–19 unteren Weg nach dem Brauhauße und hinten an der Quelle] Der von der Floßbrücke (heute: Naturbrücke) am Ufer der Ilm entlang zum Küchteich führende Weg. Das Schlossbrauhaus befand sich an der Stelle des späteren Reithauses. 98,19 das Wehr] Wahrscheinlich ist das Wehr gemeint, das sich an der Abzweigung des Floßgrabens von der Ilm in Höhe der Floßbrücke befand. Nach der Verlegung des Floßholzplatzes nach Oberweimar 1794 und der Zuschüttung des Floßgrabens wurde auch das Wehr an der Floßbrücke beseitigt. 99,4 Commissarischen Uberlegungen] Die Beratungen der am 23. März 1789 eingesetzten Schlossbaukommission (vgl. zu 85,34, vgl. auch Goethes Protokollniederschrift der Kommissionssitzung vom 4. April 1789, in: FA/Goethe I 27, 61–63). 99,5 drey Männern] Goethes Kollegen in der Schlossbaukommission (vgl. zu 85,34). 99,9 Jena war 〈…〉 mit einer L o g e bedroht] Nachdem im März 1789 Werbebriefe der „Deutschen Union“, einer neu gegründeten Geheimgesellschaft, in Weimar und Jena aufgetaucht waren, entwickelten Gottfried Hufeland, Friedrich Justin Bertuch und Johann Joachim Christoph Bode den Plan, die nach dem Ende der Weimarer Loge „Amalia zu den drei Rosen“ 1783 stillgelegte Freimaurerei durch Gründung einer neuen Loge in Jena wiederzubeleben, um den genannten Werbeversuchen entgegenzutreten. Bevor sie ein offizielles Gesuch um Zulassung
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einer neuen Loge einreichten, versuchten sie vertraulich zu sondieren, ob ein solches Projekt vom Herzog genehmigt werden würde. Vgl. die folgenden Erläuterungen. 99,9–10 Bertuch ging gleich von dem Gedancken ab] Herzog Carl August hatte auf die Anfrage Bertuchs mit einer strikten Zurückweisung reagiert. Der Wortlaut des Ablehnungsschreibens ist in einer Abschrift von Bertuchs Hand überliefert: „Was die Loge in Jena betrifft, habe ich aus mehreren Gründen eine Abneigung gegen ein dergL. Institut. Eine Religion und Moral die sich auf Fabeln gründet, und Täuschung zu Hülfe nehmen muß, kann unmöglich gut und dauernd seyn; und junge Leute dadurch zur Ordnung anzuführen, daß man sie zu Tempelherrn macht, wenn sie sich gut aufführen, daß man ihnen einen Teppich erklärt, der weniger werth als ein Bild aus dem Orbis pictus ist, das will mir nicht in den Sinn. Man bestrebt sich jezt mit Recht die Menschen aufzuklären, wozu dann also neue Täuschungen? Und um Lügen und Betrug zu steuern, selbst die Maske des Betruges vorzunehmen, unter der man sehr leicht verkannt werden kann, ist abermals nicht meine Methode. Wahrheit ist frey, und muß mit offnem Gesichte einhergehn.“ (Carl August an Bertuch, 6. April 1789; H: GSA 06/1590, Bl. 7.) 99,10 Hufelanden recktificirt] Bertuch hatte die ablehnende Stellungnahme des Herzogs Gottlieb Hufeland in Jena mitgeteilt und diesen ersucht, von dem Plan Abstand zu nehmen. 99,11 Bode hält zu fest an dieser Puppe] Johann Joachim Christoph Bode, Prokurator im Ordensdirektorium des Hohen Ordens zu Jerusalem (des Freimaurerordens der Strikten Observanz) und Präfekt der Ordensprovinz Ionien des Illuminatenordens. Er hatte die Aufnahme Goethes in die Loge „Amalia zu den drei Rosen“ am 23. Juni 1780 erwirkt. 99,13–15 warum Sie 〈…〉 sehen könnten] Nachdem sie sich in den 1780er Jahren weitgehend erfolglos im Freimaurerorden der Strikten Observanz und im Illuminatenorden betätigt hatten, waren Carl August und Goethe seit 1788 unter dem Einfluss Christoph Martin Wielands („Das Geheimniß des Kosmopolitenordens“; vgl. zu 99,21–22) zu der Überzeugung gelangt, sich grundsätzlich vom Geheimbundwesen abzuwenden. Goethe äußerte sich später über die herrschaftspolitischen Gründe, die gegen die Tolerierung der Freimaurerei in Jena sprachen, ausführlich in seiner Denkschrift vom 31. Dezember 1807 (vgl. FA/Goethe I 27, S. 41–44). Wenig später billigte der Herzog gegenüber Bertuch den Vorschlag, eine Erklärung gegen die Geheimen Gesellschaften in die „Allgemeine LiteraturZeitung“ einzurücken: „Daßjenige was ihr in die All. Litt. Zeit. einrücken wollt ist sehr gut, mann muß alleen denen die in Finstern schleichen ofne Fehde biethen. 〈…〉 Mit der Loge ists nichts, desto mehr aber mit dem Collegio; bringen wir daß zustande so machen wir Epoche. 〈…〉 Wir würden sicher für Geschwister Kinder von Freund Wöllner gehalten wenn wir wieder maçonnirten 〈franz. maçon: Maurer, Freimaurer〉, u. daß wäre ein garstiger Gestanck.“ (Carl August an Bertuch,
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9. April 1789, H: GSA 06/1591.) Johann Christoph von Woellner hatte als Geheimer Finanzrat und Justizminister unter Friedrich Wilhelm II. von Preußen nicht nur die geheimen Ordensverbindungen gefördert, sondern auch durch strenge Religions- und Zensuredikte freiheitliche Grundsätze, die Friedrich II. seinen Untertanen gewährt hatte, stark eingeschränkt. – Im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ vom 18. April 1789 (Nr 52, Sp. 425 f.) erschien eine vom „Directorium der Expedition d. A. L. Z.“, F. J. Bertuch, C. G. Schütz und G. Hufeland, unterzeichnete „Bekanntmachung“, datiert auf den 9. April 1789; einleitend heißt es: „Es haben mehrere würdige Gelehrte und Wahrheit liebende Männer, deren Namen auf den Werbe-Listen der vor kurzen entdeckten neuen g e h e i m e n G e s e l l s c h a f t der so genannten Z w e y u n d z w a n z i g e r oder der D e u t s c h e n U n i o n, auf eine unangenehme Art compromittirt worden, bey Gelegenheit ihrer eingesandten Protestationen dagegen, das Directorium der A. L. Zeit. aufgefordert, auf Mittel zu denken, dergleichen unangenehmen Zudringlichkeiten, und allen dem Flor der Wissenschaften, und Literatur, so wie dem Namen und Charakter deutscher Gelehrten, und selbst dem Beutel, dem Verstande und der Moralität andrer Menschen nachtheiligen Beeinträchtigungen und geheimen Speculationen, in Zukunft zu steuern.“ 99,16–17 ein Collegium uber das Unwesen 〈…〉 lesen zu laßen] In einem Schreiben an Bertuch hatte Herzog Carl August als Alternative zu der geplanten Logengründung vorgeschlagen: „Es wäre mir daher lieber, ein Profeßor bemühte sich alle Data, Gebräuche, Lehren und Thaten der Geheimen Gesellschafften aufzufinden 〈…〉 und läse öffentlich ein Collegium in Jena über die Geheimen Gesellschafften, entdeckte den Quarck, und bewieß die Nichtigkeit und Schädlichkeit dieses Unwesens.“ (Carl August an Bertuch, 6. April 1789 [Abschrift]; H: GSA 06/1590, Bl. 7.) Eine Vorlesung zu diesem Thema ist allerdings aus den Lektionskatalogen nicht ersichtlich. 99,17–18 den Direcktoren der Litt. Zeitung auch einen Vorschlag] Als so genannte Direktoren (Herausgeber) der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ agierten Friedrich Justin Bertuch, Christian Gottfried Schütz und Gottlieb Hufeland. Goethes Vorschlag ist nicht überliefert; möglicherweise machte er ihn in einem Gespräch mit Bertuch. Das Ergebnis war der Aufruf im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (vgl. zu 99,13–15). 99,21–22 Die rechtlichen Leute gewinnen alle durch Publicität.] Goethe schließt sich hier Ansichten Wielands an, die dieser 1788 in seiner gegen die Geheimbünde gerichteten Abhandlung „Das Geheimniß des Kosmopolitenordens“ (Der Teutsche Merkur 1788, August-Heft, S. 97–115 und November-Heft, S. 121–143) entwickelt hatte. Gegen Ende der Abhandlung zieht Wieland das Resümee: „Da die vernunftmäßigste Verfassung und Regierung der Völker, welcher (nach dem System der Kosmopoliten) der ganze Zusammenhang der menschlichen Dinge mit langsamen, aber desto festern Schritten sich nähert, durch nichts mehr
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beschleunigt werden kann, als durch die möglichste Kultur der Vernunft, die möglichste Ausbreitung aller Grundwahrheiten, die möglichste Publicität aller Thatsachen, Beobachtungen, Entdeckungen, Untersuchungen, Vorschläge zu Verbesserungen, oder Warnungen vor Schaden, deren Bekanntmachung einzelnen Gesellschaften und Staaten, oder dem menschlichen Geschlecht überhaupt nützlich seyn kann, so betrachten die Kosmopoliten die Freyheit der Presse, ohne welche dies alles nicht bewerkstelliget werden könnte, als das dermahlige wahre Palladium der Menschheit, von dessen Erhaltung alle Hoffnung einer bessern Zukunft abhängt, dessen Verlust hingegen eine lange und schreckliche Folge unabsehbarer Uebel nach sich ziehen würde.“ (S. 138.) 99,23 Der Tod der Gr. Ingenheim] Julie Amalie Elisabeth von Voß, Gräfin von Ingenheim, morganatische Ehefrau des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., war am 25. März 1789 im Alter von 22 Jahren gestorben. Herzog Carl August schrieb seiner Mutter Anna Amalia am 5. April 1789 aus Aschersleben: „Die neuste und interessanteste Nachricht ist, dass die Gräfin von Ingenheim, ehemalige Fräulein von Voss, zu Berlin an den Folgen ihrer Wochen verstorben ist. Sie wird allgemein bedauert; der Unfall bringt grosse Veränderungen nach sich.“ (Carl August-Anna Amalia, 88.) 99,24–25 der Platz nicht lang unbesetzt bleiben werde] König Friedrich Wilhelm II. war bekannt für seine außerehelichen Verbindungen. Bereits im April 1790 schloss er – für zwei Jahre – eine morganatische Ehe mit Sophie Juliane Friederike von Dönhoff. 99,26–27 Reichart 〈…〉 seine Composition der Claudine mitbringen.] Johann Friedrich Reichardt vertonte 1789 Goethes zuerst 1776 erschienenes, dann in Italien zum Libretto (in Versen) umgearbeitetes Schauspiel mit Gesang „Claudine von Villa Bella“, erschienen im 5. Band der Ausgabe seiner „Schriften“ (1788). Die Berliner Uraufführung am 20. Juli 1789 (für den Hof im Charlottenburger Hoftheater) und die Erstaufführung am dortigen Nationaltheater 14 Tage später (vgl. zu 125,16–17) waren nicht erfolgreich. – Reichardt kam am 23. April 1789 nach Weimar und blieb bis zum 5. Mai (vgl. zu 112,23). Der Brief Reichardts ist nicht überliefert. 99,30–31 gefährlichen Unternehmung] Goethe sorgte sich darum, wie das an Kritik des höfischen Lebens nicht sparende Stück am Weimarer Hof und in der Öffentlichkeit aufgenommen werde. Indem er die fertig gestellten Teile des „Tasso“ der Herzogin Louise vortrug, erprobte er, welche Resonanz das Stück bei ihr und der Hofgesellschaft fand. 99,32 noch drey Scenen zu schreiben] Goethe war noch bis Ende Juli 1789 mit „Torquato Tasso“ beschäftigt (vgl. zu 130,7–8; 137,9–10). 99,33 lose Nymphen] In der antiken Mythologie und Literatur galten die Nymphen als Naturgottheiten oder Personifikationen der Naturkräfte, die lose durch die Wälder schwärmen und ihre Reigen aufführen.
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100,1 erste Versuch in der Wachsmahlerey] Wachsmalerei ist eine künstlerische Technik, die Wachs als Bindemittel der Farben benutzt oder dieses auf die Farben aufträgt. Goethe hatte sich während seiner Italienreise mit dieser Technik, die in der Antike sehr verbreitet und danach in Vergessenheit geraten war, beschäftigt. Das Ergebnis des geglückten Versuchs, von dem Goethe spricht (und bei dem es sich vermutlich um die im Folgenden genannte Arbeit von Kraus handelt), ist nicht bekannt. 100,2 Krauße hat eine Landschaft gemahlt] Um welche von Georg Melchior Kraus, dem Direktor der Weimarer Freien Zeichenschule, gemalte Landschaft es sich handelt, ist nicht bekannt. 100,4–5 Lipsen hingegen ist ein Versuch 〈…〉 mißlungen.] Darüber hatte Johann Heinrich Lips am 21. März 1789 an Goethe geschrieben: „Seit dem ich Ihnen schriebe, habe ich nichts besonderes verfertiget, außert ein paar Versuche in Enkaustik. Weil bis dahin in dieser Mahlerey nichts anderes gemacht worden ist, als unausgeführte Sachen, und so zu sagen nur Skizen, so wolte ich für meine eigne Satisfaction probiren, ob es nicht möglich wär, in dieser Manier eben so gut wie in Oehl fleißig und vollendet zu mahlen 〈…〉. Hr: Antiquar H i r t war das erste Opfer. 〈…〉 Büry, in stehender Figur, den Hut in der Linken Hand 〈…〉 macht das zweite Bildchen 〈…〉 allein im einbrennen reüßirte die Sache nicht so glüklich. Alles wurde viel dunkler, veränderte die Farbe, verlohren sich sanfte Dinten und Lasuren, bekamen Fleken 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 191; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 156 f.) Bei der Enkaustik (griech. : einbrennen) im eigentlichen Sinn werden in Wachs gebrannte Farbpigmente heiß auf den Maluntergrund aufgebracht. 100,6 Knebel hat eine Elegie des Properz 〈…〉 übersetzt.] Über Carl Ludwig von Knebels Properz-Übersetzung vgl. zu 46,10. Im März hatte Knebel mit der Übersetzung der „Elegien“ des Properz in Distichen begonnen. Etliche erschienen zuerst 1796 in Schillers „Horen“ (1. St., S. 29–47; 3. St., S. 1–25; 9. St., S. 72–78 [Der Aktische Sieg]; 11. St., S. 98–104 [Cynthiens Schatten]). 100,6–7 Die Frauen] Am 4. April 1789 hatte Knebel die Übersetzung an Charlotte von Stein geschickt, die sie gemeinsam mit Herzogin Louise und einer weiteren Hofdame las. Am Abend, nach dem Besuch des Theaters, besuchte Knebel Charlotte von Stein (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 15). 100,7–8 auf den C h a r a c k t e r ] Auf den Inhalt der Elegie. 100,9–10 ein gut Quartier gemiethet an der Ecke des Marcktes] Knebel hielt unter dem 6. April in seinem Tagebuch fest, dass er „Quartier bey Fr. Hofrath Günthern gemiethet“ habe; unter dem 11. ist vermerkt, dass er „in der Hofräth. Günthern Haus“ eingezogen sei (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 15 und 16). Das Haus lag rechts neben dem Cranachhaus (heute: Markt 13); die Besitzerin war Augusta Dorothea Günther. 100,10 die Batsch] Johanetta Ernestina Margaretha Batsch geb. Franke, Frau des Regierungs- und Lehnssekretärs Georg Lorenz Batsch.
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100,11 auf den Sommer fixirt] Knebel wechselte seine Quartiere in Jena und Weimar nach Bedarf; in Weimar hielt er sich seit seinem Einzug in die neue Wohnung häufiger und länger auf als zuvor. 100,12 die Erotica] Vermutlich erhoffte sich Goethe, dass die Lektüre von Knebels Übersetzung der Liebeselegien des Properz das Publikum, besonders das weibliche, für seine damals entstehenden „Römischen Elegien“ empfänglich machen könnte. 100,13–14 Ein Paar neue Gedichte] Die „Römischen Elegien“, die zunächst den Titel „Erotica Romana“ trugen. 20 (von insgesamt 24) erschienen zuerst in Schillers „Horen“ (1795. 6. St., S. 1–44) unter der Überschrift „Elegien“. Vgl. auch zu 112,20. 100,15 unter Raphaels Schädel] Gipsabguss eines in der Accademia di San Luca in Rom aufbewahrten vermeintlichen Schädels von Raffael, der von Goethe für echt gehalten wurde. Er befindet sich im Bestand des GNM (vgl. GB 7 II, zu 248,22). 100,15 Cahier] Franz.: Schreibheft. 100,17 Moritzen] Karl Philipp Moritz hatte sich vom 3. Dezember 1788 bis zum 1. Februar 1789 als Gast Goethes in Weimar aufgehalten. 100,18 Moritz hat mir geschrieben.] Der Brief ist nicht überliefert. 100,19 erhalten ihm Heynitzen lang] Friedrich Anton von Heynitz, preußischer Minister und Kurator der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften, der Moritz’ Professur an der Akademie ermöglicht hatte, überlebte Moritz, der 1793 starb, um neun Jahre. 100,20 ihnen etwas zur Monatschrift schicken] Moritz gab gemeinsam mit Aloys Ludwig Hirt von 1789 bis 1793 in Berlin die Zeitschrift „Italien und Deutschland in Bezug auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst“ heraus. Einen Beitrag Goethes enthält die Zeitschrift nicht. 100,21–22 Unger hat den ersteren Bogen des Carnevals 〈…〉 Iphigenie gesendet] Johann Friedrich Unger, Verleger in Berlin, war von Johann Justin Bertuch mit dem Druck der genannten goetheschen Werke beauftragt (vgl. Unger an Bertuch, 29. März 1789; QuZ 1, 164 f., Nr 354). – „Das Römische Carneval“ erschien zur Ostermesse 1789 anonym in Weimar und Gotha („In Commission bey Carl Wilhelm Ettinger“). Goethe war mit dem Druck höchst unzufrieden (vgl. zu 129,12). – Zum Plan einer von Unger gedruckten und von Göschen verlegten Separatausgabe der „Iphigenie auf Tauris“ äußerte sich Göschen in einem Brief an Goethe vom 12. Mai 1789: „Herr Legationsrath Bertuch sagte mir eine Idee des DurchL Herzogs welche mit einer meiner Absichten gerade übereinstimt. Der DurchL Herzog wünscht bey Ungern in Berlin die Iphigenie auf geglättetes Papier mit Didotschen Lettern drucken zu laßen um die Reichen der Nation zu fragen, ob sie wohl eine Ausgabe der Dichter der Nation in dieser Gestalt wünschten?“ (H: GSA 30/297, Bl. 75, vgl. auch QuZ 1, 167.) Exemplare dieser Art sind nicht
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bekannt, so dass anzunehmen ist, der Plan ist aufgegeben worden, möglicherweise aufgrund eines goetheschen Votums, wie es seinem Brief an Göschen vom 8. Juni 1789 entnommen werden kann (vgl. zu 120,19–20). 100,24–26 Wenn ich vor den Feyertagen 〈…〉 glücklich.] Die Osterfeiertage fielen 1789 auf den 12. und 13. April. Ob Goethe seinen Arbeitsplan erfüllen konnte, ist nicht bekannt. – Der Staatssekretär Antonio Montecatino tritt im letzten, dem 4. Auftritt des 1. Aufzugs des Schauspiels „Torquato Tasso“ auf (vgl. V. 566–749). Der 1. Auftritt wird von der Prinzessin Leonore (der Schwester des Herzogs) und der Gräfin Leonore Sanvitale bestritten; Alphons, der Herzog von Ferrara, gesellt sich im 2., Tasso im 3. Auftritt hinzu. 100,27 schicke ich Sie] Dies geschah wahrscheinlich nicht. Ein weiterer Brief Goethes an den Herzog vor dessen Rückkehr nach Weimar am 31. Mai ist nicht bekannt (vgl. die folgende Erläuterung). 100,28 Sagen Sie mir gelegentlich ein Wort] Herzog Carl August war am 31. März 1789 nach Aschersleben abgereist (vgl. FB 1789, S. 84). Nachdem Herzogin Louise in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1789 mit einem Sohn niedergekommen war, der kurz nach der Geburt starb (vgl. ebd., S. 90), kam der Herzog am 14. April 1789 nach Weimar zurück, wo er der Beisetzung des Prinzen beiwohnte, reiste aber bereits am 17. April früh 6 Uhr wieder nach Aschersleben ab (vgl. ebd., S. 91 f.); nach einem erneuten Kurzaufenthalt in Weimar vom 2. bis 4. Mai (vgl. ebd., S. 100–102) kehrte er am 31. Mai 1789 nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 115). Ob er Goethe während seiner Kurzaufenthalte getroffen hat, ist nicht bekannt, aber als wahrscheinlich anzunehmen. 100,29 das leidige Ubel] Herzog Carl August hatte sich eine Geschlechtskrankheit zugezogen. 100,30 in Hexametern und Pentametern aufs schmählichste begegnen] Goethe denkt an seine „Römischen Elegien“, in denen nicht nur andeutend von den möglichen gesundheitlichen Folgen von Geschlechtsverkehr gesprochen wird, am deutlichsten wohl in der erst aus dem Nachlass (unvollständig) veröffentlichten Elegie „Zwey gefährliche Schlangen, vom Chore der Dichter gescholten“ (WA I 1, 419 f.), die schließt: Eins nur fleh ich im Stillen, an euch ihr Grazien wend’ ich Dieses heiße Gebet tief aus dem Busen herauf. Schützet mir mein kleines, mein artiges Gärtchen, entfernet Jegliches Übel von mir, reichet mir Amor die Hand, O! so gebet mir stets sobald ich dem Schelmen vertraue Ohne Sorgen und Furcht ohne Gefahr den Genuß.
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BRIEFE BRIEF100/101 100
100. An Wilhelm Friedrich Hufnagel
Weimar, 15. April 1789 → 〈Erlangen〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Wilhelm Stricker: Zwei ungedruckte Briefe Goethe’s. In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Geschichte und Alterthumskunde in Frankfurt a. M. Bd 3. Nr 2. Frankfurt a. M. April 1866, S. 117, Nr 2. WA IV 9 (1891), 104, Nr 2742 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Hufnagels aus dem Zeitraum zwischen Anfang Dezember 1788 und Anfang April 1789 (vgl. zu 101,2–3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 15. April 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 18). 101,2–3 gefälliges Schreiben mit dem beygefügten Kupfer 〈…〉 erhalten] Der Brief Hufnagels war eine Antwort auf Goethes Empfehlungsbrief für Christian August Vulpius vom 26. November 1788 (Nr 62), der wahrscheinlich am 1. Dezember versandt worden war (vgl. zu 65,16–17). Der nicht überlieferte Brief Hufnagels ist demnach im Zeitraum zwischen Anfang Dezember 1788 und Anfang April 1789 geschrieben worden. – Welches Kupfer dem Brief beigefügt war, ist nicht bekannt. 101,4 Bemühungen für den jungen Vulpius] Goethe hatte Hufnagel am 26. November 1788 gebeten, seinen im September 1788 nach Erlangen gegangenen Schützling Vulpius zu unterstützen und ihm, wenn möglich, eine Anstellung zu verschaffen (vgl. erste und zweite Erläuterung zu 65,15; zu 66,2–3). Vermutlich hatte Hufnagel Goethe mitgeteilt, dass er Vulpius in Erlangen nicht habe helfen können. 101,4 die meinigen] Vgl. zu 26,21; zu 41,8–9; zu 78,17–18. 101,5 Wie er mir schreibt] Der Brief von Vulpius ist nicht überliefert. Er stammte vermutlich vom März oder von Anfang April 1789. Nach einem wenig erfolgreichen halben Jahr in Erlangen, möglicherweise mit zwischenzeitlichen Aufenthalten bei der Familie des Freiherrn Gottfried von Egloffstein im nahe gelegenen oberfränkischen Egloffstein und in Kunreuth (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XIV f.), beabsichtigte Vulpius, seinen literarischen Neigungen folgend, in die Buchhandelsmetropole Leipzig zu gehen (vgl. auch zu 101,20). 101,7–8 zwey Carolin bey seinem Abschiede reichen] Darüber konnte nichts ermittelt werden. Goethe hatte Vulpius seit Sommer 1788 finanziell unterstützt und ihm wahrscheinlich häufiger Geld geschickt. Zwei Geldsendungen vom 14. Juli und vom 1. Dezember 1788 lassen sich nachweisen (vgl. zu 26,24–25; zu 65,16–17).
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101,8–9 remboursiren] Von franz. rembourser: erstatten, zurückzahlen. 101,16 t. s. V. p.] Abkürzung für franz. tourner s’ il vous plaît: bitte wenden. 101,18 werde gehindert Hrn. V. selbst zu schreiben] Möglicherweise nahm Goethe an, dass Vulpius schon nach Leipzig aufgebrochen war, so dass eine Briefsendung ihn nicht mehr erreicht hätte, oder er wusste nicht, wo genau sich Vulpius aufhielt (vgl. zu 101,5). Vulpius kam erst Mitte August nach Leipzig (vgl. zu 103,28). 101,20 bey Hrn. Göschen melden dort soll er Briefe finden] Bereits eine Woche später, am 23. April 1789, kündigte Goethe seinem Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen die bevorstehende Ankunft von Vulpius an (vgl. zu 103,28) und fügte seinem Brief ein Empfehlungsschreiben bei, das Vulpius ausgehändigt werden sollte (vgl. zu 103,29). Goethe bat den Verleger auch, Vulpius bei dessen Suche nach einer Anstellung behilflich zu sein und ihn mit eigenen Empfehlungen zu unterstützen (vgl. zu 103,31).
101. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 〈wahrscheinlich 14. und〉 17. April 1789 → 〈Rom〉 DAT IERUN G
Da Goethe schreibt, der Herzog, der wegen des Todes seines Sohnes am 14. April 1789 von Aschersleben nach Weimar kam, werde stündlich (102,19) erwartet, ist anzunehmen, dass der vorliegende Brief zum größeren Teil an diesem Tag geschrieben worden ist (vgl. zu 102,18–19). Nicht auszuschließen, aber nicht wahrscheinlich ist, dass sich Goethe bei der Datierung am Schluss des Briefes geirrt hat. Der Brief mag, bevor er datiert und dann abgeschickt worden ist, einige Tage nicht beendet gewesen sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 8–9. – Doppelblatt 18,9 × 23,4 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 163–165, Nr 68. WA IV 9 (1891), 105–107, Nr 2743. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den Brief der Herzogin vom 18. März 1788 (vgl. RA 1, 151, Nr 349). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 102,3 nach meiner Schuldigkeit] Die Herzoginmutter begann ihren Brief vom 18. März, mit dem sie Goethes Brief vom 6. Februar (Nr 81) beantwortete, mit ei-
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ner Kritik an den langen Pausen zwischen dessen Briefsendungen: „Es freut mich sehr daß Ihre Finger endlich aufdauen, und das Sie nach langer Zeit wieder einen Laut von sich geben 〈…〉.“ (GSA: 28/1041, Bl. 195; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 140.) 102,4 Die Charwoche] Ostern fiel 1789 auf den 12. April. 102,6–7 Gedancken von jenen glücklichen Gegenden wegzuwenden] In der Karwoche 1787 (2.–7. April) befand sich Goethe in Palermo. Am Karfreitag (6. April) hatte er das Sanktuarium der heiligen Rosalia auf dem Monte Pellegrino besucht und dem Vespergesang der Mönche zugehört (vgl. IR II; WA I 31, 104 f.). In der Karwoche 1788 (17.–22. März) war Goethe in Rom. In der „Italiänischen Reise“ ist unter dem 14. März notiert: Die nächste Woche ist hier nichts zu denken noch zu thun, man muß dem Schwall der Feierlichkeiten folgen. Und unter dem 22. März ist festgehalten: Nun ist auch die heilige Woche mit ihren Wundern und Beschwerden vorüber, morgen nehmen wir noch eine Benediction auf uns 〈…〉. Ich habe durch Gunst und Mühe guter Freunde alles gesehen und gehört, besonders ist die Fußwaschung 〈am Gründonnerstag in S. Giovanni in Laterano, von Papst Pius VI. vorgenommen〉 und die Speisung der Pilger nur durch großes Drängen und Drücken zu erkaufen. Die Capellmusik 〈in der Sixtinischen Kapelle〉 ist undenkbar schön. Besonders das Miserere von 〈Gregorio〉 Allegri und die sogenannten Improperien 〈von Giovanni Pierluigi Palestrina〉, die Vorwürfe, welche der gekreuzigte Gott seinem Volke macht. Sie werden Charfreitags frühe gesungen. Der Augenblick, wenn der aller seiner Pracht entkleidete Papst vom Thron steigt, um das Kreuz anzubeten, und alles Übrige an seiner Stelle bleibt, jedermann still ist, und das Chor anfängt: Populus meus, quid feci tibi? ist eine der schönsten unter allen merkwürdigen Functionen. (IR III; WA I 32, 292 und 295 f.) 102,7 Nun ist der Herr wieder auferstanden] Nach Matthäus (28,6), Markus (16,6) und Lukas (24,6). 102,10 Feyerlichkeiten der Sixtinischen Capelle] Darüber gibt Louise von Göchhausen in ihrem Reisetagebuch unter dem 8. April Auskunft: „Nach〈mittag〉 fuhren wir in die Sixtine, wo die Lamentationen u〈nd〉 das Miserere von Allegri gesungen wurde.“ Einen Tag später: „Früh um ½ 10 Uhr in die Sixtine, wir hörten 〈Abends〉 das vortreffliche Miserere von Palest〈r〉ina, sahen vorher die Meße lesen u〈nd〉 die Prozeßion, wenn der Papst in Beg〈l〉eitung der Cardinäle das Hei〈ligste〉 in die Pauline trägt, sahen ihn von der Loge der Peterskirche den Segen geben, sahen ihn den 13 Pilgern die Füße waschen u〈nd〉 sie als dann bey der Tafel bedienen. 〈…〉 Abends in die Sixtine, u〈nd〉 die Peterskirche wo das Creuz brennte 〈…〉.“ Am 10. April vermerkt sie im Tagebuch: „Vormittag in die Sixt〈inische〉 Cap〈elle〉 wo die Creuzanbetung von den Papst u〈nd〉 〈den〉 Cardinalen ohne Schue/ u〈nd〉 den übrigen die zur Suite des Papsts gehören, gehalten wurde. Nach〈mittag〉 gingen
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wir zu die Greci die Grablegung Cristi zu sehn. Der Bischof ein schöner alter Mann, alle Geist〈lichen〉 Griechen. Als dann wieder in die Sixt〈inische〉 Capele der Papst war genwärthig, das Miserere. Nachdem kam der Papst u〈nd〉 und sein ganzer Zug in die Peterskirche zu beden. Das illuminirte Creutz, der Papst auf den Knien dafür u〈nd〉 die vielen 1000 Menschen um her, macht einen schönen anblick.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 75 f.) – Eine ausführliche Beschreibung der Feierlichkeiten „in der heiligen Woche und Ostern“ hat Louise von Göchhausen auch in ihrem Brief an Wieland vom 17. April 1789 gegeben (vgl. WB 10 I, 186–188). 102,11–12 Mit dem Carneval höre ich sind Sie weniger zufrieden] Im Bezugsbrief ist davon nicht die Rede, ebenso wenig im Tagebuch Louise von Göchhausens. Vielleicht hatte Goethe von Caroline Herder gehört, dass ihr Mann den römischen Karneval nicht genossen habe (vgl. Herder an Caroline Herder, 14. März 1789; HB 9, 504, Nr 66) und übertrug dessen Abneigung auf die Herzogin. 102,12–13 B e s c h r e i b u n g d e s r ö m i s c h e n C a r n e v a l s ] Das Römische Carneval. Berlin, gedruckt bey Johann Friedrich Unger. Weimar und Gotha. In Commission bey Carl Wilhelm Ettinger. 1789. – Das anonym erschienene Werk, das im März-Heft 1789 des „Teutschen Merkur“ (S. 338 f.) angekündigt worden war, wurde bereits im Januar-Heft 1790 des „Journals des Luxus und der Moden“ (S. 3–47) – ohne die Titelvignette und die 20 handkolorierten Tafeln des Erstdrucks (die im selben Jahr gesondert erschienen) – wieder veröffentlicht. 102,17 ein zweyter Prinz] Über den Tod seines Sohnes berichtete Herzog Carl August am 20. April 1789 seiner Mutter aus Aschersleben: „Leider, liebste Mutter, muss ich Ihre Genüsse auf eine unangenehme Art unterbrechen und Ihnen melden, dass meine Frau die Nacht vom 12. auf den 13. 〈April〉 von einen vollkommen ausgebildeten, 6 Viertel langen Sohne entbunden wurde, welcher aber eine halbe Stunde nach der Geburt wieder starb.“ Ursache war, „dass der Hals in der Nabelschnur verschlungen war. Alle Mittel wurden angewandt; aber die Anhäufung des Bluts war zu gross im Haupte, und das Kind verschied.“ (Carl August-Anna Amalia, 88 f.) – Viertel: ¼ Fuß, nach franz. Maß: ca 8,06 cm; demnach war das Kind mit „6 Viertel“ etwa 48 cm groß. 102,18–19 Der Herzog wird stündlich von Aschersleben erwartet] Carl August war am 31. März 1789 zu den jährlichen Frühjahrsübungen des von ihm kommandierten 6. preußischen Kürassierregiments in Aschersleben eingetroffen. Am 13. April erfuhr er vom Tod des Sohnes und machte sich sogleich auf den Weg nach Weimar, wo er drei Tage blieb, bevor er nach Aschersleben zurückkehrte (vgl. zu 100,28). Nach einem erneuten Kurzaufenthalt in Weimar vom 2. bis 4. Mai (vgl. FB 1789, S. 100–102) kam er schließlich am 31. Mai wieder nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 115 und Bojanowski, Carl August, 28 sowie das Kapitel „General Herzog von Weimar in Aschersleben“ in: Volker Ebersbach: Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach / Goethes Herzog und Freund. Köln, Weimar, Wien 1998, S. 150–156).
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BRIEF 101
102,23 die angezeigten Pasten] Anna Amalia hatte am 18. März 1789 mitgeteilt, die gewünschte Sendung mit den Abdrücken der Steine (vgl. zu 82,7–8) sei „mit der fahrendn Post abge〈gan〉gen“ (H: GSA 28/1041, Bl. 195; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 140). Den Eingang bestätigte Goethe mit seinem Brief vom 22. Juli 1789 (vgl. 134,17–18). 103,1 Herder wird 〈…〉 vorgelegt haben] Caroline Herder hatte ihrem Mann am 20. Februar 1789 mitgeteilt, dass sie „vorgestern“ die 1. Szene von Goethes „Torquato Tasse“ erhalten „u. sie eilig für Dich abgeschrieben“ habe. Sie hatte hinzugefügt: „Ich bitte Dich um alles, lasse sie Deinen Reisegefährten nicht sehen; am wenigsten der Göchhausen. ich glaube Dir damit eine gute Stunde zu machen 〈…〉.“ (Herder, Italienische Reise, 345.) In Herders Antwort vom 14. März heißt es: „Göthens Scene habe ich mit Vergnügen gelesen; er kann nicht anders, als sich selbst idealisiren, u. immer aus sich schreiben, so daß er sich zugleich selbst mahlet. Für mich ist das gut; aber ich fürchte, wie das durch die 5. Akte gehen werde 〈…〉.“ (HB 9, 503.) Am 20. März schreibt Caroline Herder ihrem Mann: „Ich habe die Fortsetzung von Tasso wieder abgeschrieben 〈....〉. Das Ende der dritten Szene hat mir Goethe so eben noch geschickt. ich habe ihn gefragt ob Dus der Herzogin u. Angelica lesen darfst, so antwortete er mir: Du könntest beliebigen Gebrauch davon machen.“ (Herder, Italienische Reise, 391 f.) Louise von Göchhausen berichtet unter dem 3. Mai 1789: „Abends legte sich die Herz〈ogin〉 zu Bett u〈nd〉 Herder laß Goethens Tasso vor.“ Am 5. Mai hält sie fest: „Wir fuhren 〈…〉 in die Villa d’Este sezten uns unter die Zipressen u〈nd〉 Herder laß den Tasso, die Nachtigallen schlugen u〈nd〉 ein Hauß Lämchen kam zu uns 〈…〉.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 81.) Angelika Kauffmann schrieb am 23. Mai 1789 an Goethe: „heute vor 14 tagen war ich noch mit der Respectablen gesellschaft in Tivoli, in der Villa D’este. under den großen Cipressen hat Herr Herder uns den überschickten theil von Ihrem Tasso vorgelesen. mit welchem vergnügen ich zugehört kan ich Ihnen nicht sagen. ich dencke es ist under Ihren schönen Wercken eins der schönsten.“ (Kauffmann, Briefe, 129.) Vgl. auch zu 93,16. 103,3 erhalten Ew Durchl den Uberrest des Stücks] Goethe beendete den „Tasso“ erst Ende Juli/Anfang August 1789 (vgl. zu 107,20–21). Eine Abschrift des vollständigen Dramas bakam die Herzogin nicht. 103,3–4 Sorrent, seinen Geburtsort aus Ihrem Fenster sehen] Die Herzogin konnte von Neapel aus über den Golf von Neapel hinweg das südlich gelegene Sorrent sehen, den Geburtsort des Dichters Torquato Tasso. 103,5 Aufenthalt zu Neapel] Vom 21. Mai 1789 bis zum 12. April 1790. 103,6–7 durch diesen Vorsatz in eine Reihe von Ausgaben verwickeln] Vermutlich meint Goethe nicht, der Aufenthalt in Neapel werde teurer als der in Rom, sondern denkt insgesamt an die Kosten, die durch die unerwartet lange Italienreise der Herzoginmutter sowie durch den Ankauf vieler Kunstobjekte entstanden.
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103,9 Ex Cammerpräsidenten] Goethe war am 11. Juni 1782 mit der Aufsicht über die Kammer in Weimar beauftragt worden; er war damit im Geheimen Consilium zuständig für die Finanzfragen, ohne indes den Rang eines Kammerpräsidenten zu bekleiden. Im Mai 1787 war er von dieser Aufgabe entbunden worden. 103,10–11 Den achten Theil meiner Schriften 〈…〉 erhalten.] Der 8. Band von „Goethe’s Schriften“ war Mitte Februar 1789 erschienen. Goethe hatte vermutlich nicht selbst, sondern durch seinen Verleger Göschen mehrere Exemplare an Johann Friedrich Reiffenstein in Rom geschickt; sie wurden an Friedrich Bury (vgl. Bury-Goethe, 41), Angelika Kauffmann (vgl. Kauffmann, Briefe, 129 f.), wahrscheinlich auch an die Herzoginmutter und an Jakob Philipp Hackert sowie an Johann Heinrich Lips weitergegeben. Vgl. zu 3,6. 103,11–12 Das Ihnen eigentlich gehörige Exemplar 〈…〉 Jagemann zur Bibliotheck gegeben.] Reiffenstein hatte offenbar bereits ein für die Herzogin bestimmtes Exemplar von Band 8 der „Schriften“ mit der Sendung, die nach Rom gegangen war, bekommen. Den Erhalt der Sendung bestätigte er mit dem Brief an Goethe vom 22. Juli 1789 (vgl. RA 1, 157, Nr 367). Christian Joseph Jagemann war seit 1775 Bibliothekar der Herzoginmutter. Vermutlich erhielt er ein Exemplar des 8. Bandes in einer hochwertigeren Ausstattung. 103,13 Seit einiger Zeit haben wir gutes Wetter] Am 6. April hatte Goethe Herzog Carl August mitgeteilt: Ein wahrer Scirocco hat uns endlich von dem Schnee befreyt 〈…〉. (98,16.) 103,14–15 Moritz hat mir den beschwerlichsten Theil 〈…〉 überstehen helfen.] Karl Philipp Moritz hatte sich vom 3. Dezember 1788 bis zum 1. Februar 1789 als Gast Goethes in Weimar aufgehalten (vgl. zu 74,29–30). 103,16 Daß Tischbein an Ew Durchl eine Beschützerinn findet] Anna Amalia hatte am 18. März geschrieben: „Tischbein ist zu mir 〈von Neapel〉 nach Rom gekommen, das ist ein herzlicher guter Mensch 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 195; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 141.) In Louise von Göchhausens Tagebuch heißt es: „Den 6ten 〈März 1789〉 kam Abends unvermuthet Tischbein aus Neapel 〈…〉.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 70.) Johann Heinrich Wilhelm Tischbein blieb bis Mitte April in Rom und ging dann zurück nach Neapel. 103,17–18 Was Sie für 〈…〉 Mayern und Büry thun können] Dazu äußerte sich Johann Heinrich Meyer in seinem Brief an Goethe vom 5. April 1789: „Die Herzogin scheint mir sehr gnädig zu sein ich bin hier und in Neapel so offt bey ihr gewesen als es die umstände zugelaßen haben, ich glaube daß ich die gute Aufnahme bey Ihr und bey Herdern, Ihnen meistens zu verdancken habe ––.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 200; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 36.) – Friedrich Bury blieb in Rom, als Anna Amalia im Mai wieder nach Neapel reiste. Erst am 21. September machte er sich in Begleitung Aloys Ludwig Hirts auf den Weg dorthin (vgl. Bury-Goethe, 152) und blieb bei der Reisegesellschaft bis zum 30. Mai 1790 (vgl.
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BRIEF 102
Göchhausen, Tgb.-Italien, 154). Aus seinen Briefen an die Herzoginmutter vom 13. Juni, 24. Juli und vom 5. September 〈nicht November〉 1789 (Bury-Goethe, 43 f., 46 f. und 50 f.) geht hervor, dass sie zahlreiche – heute zum Teil nicht mehr nachweisbare – Zeichnungen von ihm kaufte; in Neapel und auf der Rückreise bis Mantua kam sie wohl auch zum großen Teil für seine Lebenshaltungskosten auf. 103,24 schönen Intaglio] Die Gemme, die „in den Cabinet des Königs v. Franckreich gewesen“ (H: GSA 28/1041, Bl. 195; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 140), von deren Erwerb Anna Amalia im Brief vom 18. März berichtet hatte. Vgl. auch zu 82,7–8.
102. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 23. April 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19,7 × 27,1(–27,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL. 23. A p L. 789. / v. G ö t h e / empfL. dL. 25. do“. – Beischluss: EB 192 (vgl. zu 103,29). E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 110. WA IV 9 (1891), 107 f., Nr 2744 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antwortete am 12. Mai und am 17. Juni 1789 (vgl. RA 1, 154 f., Nr 359 und 156, Nr 363). Postsendungen: 23. April 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 19). 103,28 wird sich ein junger Mann bei Ihnen melden] In einem nicht überlieferten Brief, vermutlich aus dem März oder von Anfang April 1789, hatte Goethe die Ankündigung von Christian August Vulpius erhalten, Erlangen verlassen und sich nach Leipzig wenden zu wollen (101,5–6; vgl. auch zu 27,8; zu 101,5). Goethe, der schon seit Sommer 1788 vergeblich versuchte, eine auskömmliche Anstellung für den aus Weimar stammenden Vulpius zu finden (vgl. zu 26,21; zu 41,8–9), richtete nunmehr seine Bemühungen verstärkt nach Leipzig aus. Göschen, den Verleger seiner „Schriften“, hatte er schon am 1. September 1788 um Hilfe gebeten (vgl. zu 23,16–18). Vulpius stellte sich schließlich Mitte Juni – wohl auf Geheiß Goethes – selbst mit einem Brief bei Göschen vor und kündigte seine bevorstehende Ankunft in Leipzig an. Göschen teilte dies Goethe am 17. Juni mit: „Gestern erhalt ich beykommenden Brief von Herrn Vulpius. Sind Ew HochwohlgebL geneigt einige Veranstaltungen durch mich in den Punkten, welche er berührt, treffen zu laßen; so bitt ich mir Dero Befehle aus. Ich habe ihm 〈…〉
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vorläuftig geantwortet daß ich ein Logis für ihn miethen will, wenn ich nur erst sein Bedurfnis in diesen Punkt etwas genauer weis.“ (H: GSA 30/297, Bl. 77.) Vulpius kam erst am 14. August 1789 in Leipzig an: „Herr Vulpius ist gestern hier angekommen.“ (Göschen an Goethe, 15. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 82.) Göschens Bemühungen, Vulpius eine Anstellung im Buchhandelsgeschäft zu verschaffen, waren nicht erfolgreich (vgl. zu 142,4–5). 103,29 einliegenden Brief einzuhändigen bitte] Nicht überlieferter Empfehlungsbrief Goethes für Vulpius an eine unbekannte Leipziger Persönlichkeit, vermutlich ebenfalls vom 23. April 1789 (EB 192). Am 29. Juni forderte Goethe dieses Empfehlungsschreiben wieder zurück (vgl. 129,4), da es nun zu alt geworden (129,4–5). Am 31. August 1789 schrieb er direkt an den Musikverleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, mit dem er noch aus seiner Leipziger Zeit von 1765 bis 1768 gut bekannt war. Dieser Empfehlungsbrief für Vulpius (Nr 145) war offenkundig dem nicht überlieferten Brief an Vulpius (EB 240) vom gleichen Tag beigeschlossen (vgl. Überlieferung zu Nr 145). Nicht auszuschließen ist deshalb, dass der dem vorliegenden Brief an Göschen beigeschlossene Empfehlungsbrief ebenfalls an Breitkopf adressiert war. Möglich wäre aber auch, dass der Brief an den Schriftsteller und Pädagogen Christian Felix Weiße gerichtet war, den Göschen in seinem Brief vom 15. August 1789 an Goethe als „Procurator aller Hofmeister“ in Leipzig nennt, dem man Vulpius ebenfalls empfehlen könnte (H: GSA 30/297, Bl. 82). 103,29–30 Er ist von guter Art und nicht ohne Talente] In seinem Brief vom 9. September 1788 an Friedrich Heinrich Jacobi hatte Goethe Vulpius’ allgemeine Bildung und Sprachkenntnisse sowie dessen Charakter hervorgehoben (vgl. 27,9–13). Vgl. dazu auch zu 65,19). 103,31 Arbeit verschaffen] Darum hat sich Göschen anfangs bemüht, offensichtlich aber nur mit wenig Erfolg, da Vulpius’ Kenntnisse für eine Tätigkeit im Verlagsgewerbe nicht ausreichten und seine Persönlichkeit dafür nur wenig geeignet schien (vgl. zu 142,4–5). 104,1 seit langer Zeit für ihn interessire] Ähnlich hatte sich Goethe auch schon gegenüber Friedrich Heinrich Jacobi geäußert (vgl. 27,13–14). Mit dem Schicksal der Familie Vulpius in Weimar war Goethe spätestens seit dem Prozess gegen den Amtsarchivar Johann Friedrich Vulpius, den Vater von Christian August, im März 1782 vertraut (vgl. zu 65,20). Und seit ihn, wahrscheinlich im Juli 1788, ein Bitt- und Hilfsgesuch von Christian August Vulpius erreicht hatte, ihm bei der Suche nach einer Anstellung zu helfen (vgl. zu 26,21), setzte sich Goethe, der inzwischen eine Beziehung zu Vulpius’ Schwester Christiane eingegangen war, nach Kräften bei verschiedenen Persönlichkeiten für ihn ein (vgl. zu 41,8–9). 104,2–3 schrieben mir ein Wort: wie Sie ihn finden] Dies geschah unmittelbar nach der Ankunft von Vulpius in Leipzig am 14. August 1789 in einem Brief Göschens vom Tag darauf (vgl. zu 142,4–5).
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BRIEF 103
104,3 seinen Briefen] Zur Korrespondenz zwischen Goethe und Vulpius vgl. zu 26,24–25. 104,4 durch verdrüßliche Schicksale gelitten] Vulpius war bis Oktober 1788 als Privatsekretär des Gesandten des bayreuthisch-ansbachischen Hofes beim fränkischen Kreis, Friedrich Julius Heinrich Graf von Soden, in Nürnberg angestellt, allerdings unter finanziell und persönlich sehr unwürdigen Bedingungen (vgl. zu 26,21). Über dieses Dienstverhältnis war Goethe wahrscheinlich genauer in einem nicht überlieferten Brief von Vulpius Ende September 1788 informiert worden (vgl. zu 40,19–20). 104,5 Die Meße] Göschen steckte mitten in den Vorbereitungen für die unmittelbar bevorstehende Leipziger Oster- oder Jubilatemesse. Sie begann immer am Sonntag Jubilate, also drei Wochen nach Ostern. 1789 war das der 3. Mai. 104,6 Druck des sechsten Bandes] Für Band 6 der seit 1787 bei Göschen erscheinenden achtbändigen Ausgabe „Goethe’s Schriften“, der die Dramen „Torquato Tasso“ und „Lila“ enthalten sollte und dessen Veröffentlichung für die Michaelismesse Anfang Oktober geplant war (vgl. zu 141,20–21), hatte Goethe noch nichts geliefert. Das Manuskript des „Tasso“ hatte er noch immer nicht fertig stellen können (vgl. Blumenthal, Tasso-Handschriften, 148 f.). Mit dem offenbar im Frühjahr 1788 in Rom überarbeiteten Singspiel „Lila“ (vgl. GB 7 II, zu 264,17) hatte er sich noch gar nicht wieder beschäftigt. Am 5. April 1789 begann der Schreiber Christian Georg Carl Vogel trotzdem mit der Abschrift der ersten Teile des Druckmanuskripts des „Tasso“ für Göschen (vgl. Quittung Vogels vom 25. August 1789; GR/Belege 1789, 9, Bl. 1). Ab dem 22. Juni sandte Goethe sukzessive das Druckmanuskript nach Leipzig (vgl. zu 128,1; vgl. auch zu 128,23; zu 136,5–6). Mit der Sendung des 4. und 5. Aktes am 27. August lag Göschen schließlich das „Tasso“-Manuskript vollständig vor (vgl. zu 144,10). „Lila“ erhielt er zwei Wochen später mit Goethes Brief vom 9. September (vgl. zu 145,13). Obwohl Göschen wahrscheinlich schon am 5. Juli zu drucken begann (vgl. Göschen an Goethe, 1. Juli 1789; H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171) und die ersten zwei Druckbogen bereits Anfang August vorlagen (vgl. Göschen an Goethe, 2. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 81; vgl. auch QuZ 1, 173), verzögerten sich die Druckarbeiten danach immer wieder, so durch Krankheit des Druckers (vgl. Göschen an Goethe, 21. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 84; vgl. auch QuZ 1, 175) oder durch andere Verlagsprojekte (vgl. Göschen an Goethe, 2. September 1789; 1. Oktober 1789; H: GSA 30/297, Bl. 85 und 88; vgl. auch QuZ 1, 176 f. und 178), so dass Mitte Dezember immer noch „4 Bogen zu setzen und zu drucken“ waren (Göschen an Bertuch, 16. Dezember 1789; H: GSA 06/627, Bl. 96; vgl. auch QuZ 1, 182). Göschen konnte den fertigen Band schließlich nicht vor Mitte Februar 1790 ausliefern (vgl. Göschen an Goethe, 14. Februar 1790; H: GSA 30/297, Bl. 95; vgl. auch QuZ 1, 184).
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104,8 Ihrer Gattinn] Göschen hatte am 13. Mai 1788 Henriette Heun aus Torgau geheiratet (vgl. Goschen 1, 207–228).
103. An Johann Heinrich Meyer
Weimar, 27. April 1789 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 19,7 × 27,1 cm, 31⁄8 S. beschr., egh., Tinte; S. 1–3 Brief; S. 4 quer zur Schreibrichtung nach Faltung des Briefs Nachschrift, darunter Notizen Meyers zur Farbgestaltung eines Bildes, Bleistift (verblichen, teilweise unleserlich): „Brust bl grün ud gold / gürtel gold / 〈…〉 / Roth / 〈…〉 gold, u Roth“; S. 1 vor Ihre (104,21) und S. 3 hinter aus (105,22), vor Es (105,23) und hinter können (105,30) Häkchen mit Bleistift, wahrscheinlich von Riemer (vgl. E1). K: GSA Weimar, Sign.: 28/1041, Bl. 203 f. – Doppelbl. 19,7 × 27,1 cm, 3½ S. beschr., Schreiberhd (Goetze), Tinte. E1: Riemer (1846), 5–7 (Teildruck: 105,21–106,3 Ihre beyden 〈…〉 an Sie richten zu können.). E2: Harnack, Nachgeschichte (1890), 151–153, Nr 63. WA IV 9 (1891), 108–110, Nr 2745. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Meyers Briefe vom 7. März und 5. April 1789 (vgl. RA 1, 150, Nr 346 und 153, Nr 354). – Meyer antwortete am 23. Juli 1789 (vgl. RA 1, 157, Nr 368). 104,11–12 die beyden Zeichnungen] Meyer hatte mit seinem Brief vom 7. März „Odysseus und Nausikaa“ und mit seinem Brief vom 5. April „Ödipus löst das Rätsel der Sphinx“ geschickt. Vgl. zu 89,30. 104,16 die werthe Familie] In seinen Briefen vom 20. Januar, 21. Februar und 5. April hatte Meyer von einer russischen Dame und ihrer Tochter gesprochen, die ihn in Neapel liebevoll gepflegt hatten, als ihm „Leibs und Seelenkräffte allmählig schwanden“ (Meyer an Goethe, 5. April 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 200; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 35). Es handelt sich dabei wahrscheinlich um Anna Helena von Krook geb. von Dietz und ihre Tochter, die auch in Louise von Göchhausens Tagebuch gelegentlich erwähnt werden. Sie begleiteten Meyer bei seiner Rückkehr von Neapel nach Rom. 104,17 Johannes Kopf] Vgl. zu 33,25–26. 104,18 Was Sie mir künftig arbeiten wollen] Meyer beschäftigte sich in den folgenden Monaten im Wesentlichen mit dem Gemälde „Ödipus und das Rätsel der
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Sphinx“, das er mit einem nicht überlieferten Brief – wahrscheinlich in der 2. Hälfte 1790 – an Goethe schickte (vgl. Goethes Brief an ihn vom 13. März 1791; WA IV 9, 249, Nr 2858). Das Gemälde folgte der Zeichnung „Ödipus löst das Rätsel der Sphinx“, die Meyer am 5. April Goethe zugeschickt hatte und die dieser – wie auch „Odysseus und Nausikaa“ – im vorliegenden Brief begutachtet. 104,21 beyden Compositionen] Meyers Zeichnungen „Odysseus und Nausikaa“ und „Ödipus löst das Rätsel der Sphinx“ (vgl. zu 89,30). 105,3 Eurythmie] Eurhythmie (griech. ): Ebenmaß; hier: eine einem Schönheitsideal angemessene Darstellung von Körpern. 105,6 Raphaels Bibel] Der Zyklus von Deckengemälden nach Motiven des Alten Testaments, die so genannte Raffael-Bibel, im Palazzo di Pontificio. 105,6 Domenichins Exorcismus in Grotta Ferrata] Domenico Zampieris Darstellung der Heilung eines besessenen Knaben mittels Teufelsaustreibung durch den heiligen Nilus (den Jüngeren) als Teil der Fresken aus dem Leben des Heiligen in der von ihm begründeten Abtei Grottaferrata. 105,10–11 als größere Zeichnungen auszuarbeiten und sie mir zu bewahren] Von „Odysseus und Nausikaa“ sind mehrere Entwürfe, von „Ödipus und das Rätsel der Sphinx“ ist ein Gemälde überliefert, das in der Weimarer Kunstausstellung 1802 gezeigt wurde. 105,13 Homerischen Scene] Odysseus und Nausikaa (vgl. zu 89,30). 105,17–18 Prinzessinn als Geberinn] Nausikaa, die Tochter des Alkinoos, des Königs der Phäaken, versorgt den gestrandeten Odysseus mit Kleidern und Speisen. 105,21–22 Die Maschinen 〈…〉 wünschte ich weg] Nach Homers Darstellung im 6. Gesang der „Odyssee“ (V. 100 und 115–117) spielten Nausikaa und ihre Freundinnen am Meeresstrand Ball und weckten mit ihrem Kreischen den schiffbrüchigen Odysseus, der nach Erreichen der Insel der Phäaken erschöpft im Dickicht des Ufers eingeschlafen war. Mit welchen Maschinen Meyer die Freundinnen in seiner Darstellung spielen ließ, ist nicht bekannt. In seinem Antwortbrief vom 23. Juli ging Meyer auf Goethes Wunsch ein: „Die Instrumente zum Ballschlagen sind in der that überflüssig 〈…〉.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 9; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 41.) 105,23–24 daß Ihr Oedipus dem Pylades auf der Vase einigermaßen gleicht] Dazu hatte Meyer im Brief an Goethe vom 5. April 1789 gesagt: „Der Ödipus in dieser meiner Zeichnung 〈Ödipus löst das Rätsel der Sphinx〉 hat auch etwas Ähnlichkeit mit dem Pylades auf der Vase. allein da ich mir meinen Helden schon vor langem und eher als ich die Vase kante so gedacht hatte so hab ich mich nicht entschließen können ihn um deß willen anders zu stellen.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 199; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 34.) Zur Vase vgl. zu 88,11. 106,1 alle Guten] Goethe mochte an Angelika Kauffmann, Johann Heinrich Lips und Friedrich Bury denken, vielleicht auch an Johann Georg Schütz und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.
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106,1 Ich habe Lips einen Antrag gethan] Vgl. Goethes Brief an Johann Heinrich Lips vom 23. März 1789 (Nr 96). – Lips kam am 13. November 1789 nach Weimar; er wurde dort Lehrer an der Freien Zeichenschule. 106,3 Antrag an Sie] Im Brief an Meyer vom 21. August 1789 (Nr 142) machte Goethe ein finanzielles Anerbieten (142,14) für den Fall, dass Meyer sich für zwei Jahre verpflichten könne, in Weimar zu leben (vgl. zu 142,15–16). 106,6 Schütz] Der Landschaftsmaler Johann Georg Schütz, mit dem Goethe eine Zeitlang in Rom zusammen gewohnt hatte. 106,6–7 das Siegel gelegentlich senden] Mit seinem Brief vom 4. April 1789 schickte Schütz das Gewünschte an Goethe: „Auch lege ich Ihnen einen 〈Siegel-〉 abdruck hier bey wovon ich das original in Stahl besize und. Eigentlich ich’s HL. Huber dem jungen Schweizer für Ihnen abgebettelt habe, aber ohne sein wissen, das ich’s jemand anders zugedacht hätte 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 209; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 154 f.)
104. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 10. Mai 1789〉 → 〈Venedig〉
DAT IERUN G
In Goethes Brief an Herzog Carl August vom 10. Mai wird der vorliegende Brief als bereits geschrieben erwähnt (vgl. zu 108,2–3). Er erreichte Herder mit dem Brief Caroline Herders vom 10. Mai 1789; in der Nachschrift (vom 11. Mai) heißt es dort: „So eben schickt Goethe diese Inlage – ich setze nichts dazu, seine Stimme redet von selbst u. Du wirst sie gut aufnehmen.“ (Herder, Italienische Reise, 464.) ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 13,6 × 19,7 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts von fremder Hd, Bleistift: „[10. Mai 89.]“ – Beischluss zum Brief Caroline Herders an Herder vom 10. und 11. Mai 1789. E: WA IV 9 (1891), 112–114, Nr 2747 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 106,8–9 da ich von deiner Frauen höre] Goethe hatte Caroline Herder am 9. Mai besucht, wie diese ihrem Mann am Tag darauf schrieb: „〈…〉 er 〈Goethe〉 kam gestern Abend noch zu mir u. da wir über Tasso fertig waren, (über den Du Dich gewiß freuen wirst) warst Du unser Gespräch. Dem Herzog hat er gesagt daß
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BRIEF 104
unsre Schulden 1800 bis 2000 Rtlr. betragen. Es war des Herzogs eigner Entschluß sie zu bezahlen. Die übrigen Bedingungen müssen alle alsdann noch besser u. anderst eingerichtet werden, wenn wir bleiben wollen.“ (Herder, Italienische Reise, 462 f.) – Frauen: im 18. Jahrhundert geläufiger Genitiv von ‚Frau‘ (vgl. Adelung 2, 269). 106,10 nach Göttingen zu gehen] Herder hatte, während er in Italien weilte, einen Ruf als Professor der Theologie an die Universität Göttingen erhalten. Am 1. März hatte der mit Herder befreundete Professor der Beredsamkeit Christian Gottlob Heyne in einem Brief an Caroline Herder einen offiziellen Ruf angekündigt (vgl. dazu Caroline Herders Antwort vom 8. März sowie den Brief an ihren Mann vom selben Tag; Herder, Italienische Reise, 371–373). Sein offizielles Schreiben vom 15. März schickte Heyne an Herder nach Rom. Es enthielt den „Antrag zur Professio theologiae ordinaria und ersten Universitätspredigerstelle mit dem Charakter eines Consistorialraths“ (HB 13, 138) und das Anerbieten, Herder könne sein Gehalt selbst bestimmen (vgl. ebd.). Einen Tag später heißt es in einem Brief Caroline Herders an ihren Mann, es „ahnde“ ihr, „daß ein höheres Schicksal uns ruft. Ich folge Dir überall gern u. willig, um endlich einmal mit Dir den Hafen zu erreichen, wo es Dir wohl werden kann.“ (Herder, Italienische Reise, 386.) Und vier Tage später: „Daß Du Deinen Entschluß über Gött. sehr rein nehmen wirst, weiß ich; es wird Dir mehr um einen größern Wirkungskreis als der äußern Vorteile, zu tun sein; u. das ist von Dir Recht u. Deinem Geist angemessen.“ (Ebd., 391.) Auf die erste Ankündigung des Rufs reagierte Herder in einem Brief an seine Frau vom 28. März 1789 zurückhaltend: „Nichts liegt einem in Italien entfernter, als das Leben Gött〈inger〉 Profeßoren 〈…〉. Laß Heinens Br〈ief〉 kommen: übereilen will ich mich auf keine Art u. Weise.“ (HB 9, 506.) Am 1. April traf der Ruf in Rom ein. Herder war geneigt, über das Angebot ernsthaft nachzudenken. „Das Schicksal hat die Frucht, wie es scheint, reif werden laßen“, heißt es im Brief vom 4. April an seine Frau, „u. wirft sie uns jetzt ungesucht, ja selbst mit Befremden aller, die da schütteln helfen, in den Schoos.“ (Ebd., 508 f.) Am 8. April scheint es, als habe sich Herder auf den Ortswechsel fast schon eingerichtet: in den letzten Tagen sei sein „Gemüth unmerkl〈ich〉 immer mehr für Gött〈ingen〉 gestimmt worden 〈…〉. Mich dünkt, wir müßen ein ander Leben anfangen, die Unabhängigkeit u. eine b e l o h n e n d e Arbeit der Gunst der Großen vorziehn, u. für uns u. unsre Kinder sorgen.“ (Ebd., 510.) Am 15. April rückte Herder Göttingen noch näher; an seine Frau schreibt er: „O daß ich schon einen Br〈ief〉 von Dir hätte, was ich in Gött〈ingen〉 fodern soll, u. wenn wir uns in Carlsb〈ad〉 antreffen wollen; im ersten Punkt schwanke ich zwischen 1800. u. 2000. Th〈a〉l〈ern〉 〈…〉.“ (Ebd., 516.) Auf diesen Stand der Überlegungen Herders reagiert Goethe offensichtlich mit dem vorliegenden Brief. Zuvor hatte er über den möglichen Fortgang Herders aus Weimar nicht nur mit dessen Frau gelegentlich gesprochen (vgl. Caroline Herders Briefe an ihren Mann vom 20. und 24. April sowie vom 4. Mai 1789; Herder,
MAI 1789
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Italienische Reise, 429–431, 436–439 und 451–453), sondern auch mit Herzog Carl August die Möglichkeit erörtert, den Göttinger Ruf abzuwehren, und hatte erreicht, dass der Herzog schon vor den eigentlichen Bleibeverhandlungen Herder großzügig zu bedenken versprach. Am 3. Mai ließ er Goethe seine Entscheidung wissen: 1. Will ich seine Schulden bezahlen, und zwar auf eine Art, daß im Publico nichts davon eclatire. 2. Ihn zum Vice Consistorial Presidenten mit der Versicherung ernennen, daß er nach Abgang von Lynckern die wirckliche Presidenten Stelle erhalten solle. 3. Ihn vom Quartal seiner Rückkunft an 500 Thlr, inclusive der 300, welche er schon jetzt von mir hat, jährlich zulegen. 4. Ihn die Versicherung geben, daß ich es bey denen Connutritoren der Academie Jena durchsetzen wolle, daß ihn das Universitäts Canzelariat übertragen würde. 5. Seiner Wittib ein Versicherungs d e c r e t eines Wittwen Gehalts von 200 Thlr geben. 6. Will ich für die Kosten des studirens seiner Kinder und für deren Unterkommen sorgen. (Carl August-Goethe2 1, 140; vgl. auch Herders Abschrift aus dem Jahr 1795, in: HB 7, 444 f., Beilage zu Nr 12). Carl Augusts Schreiben erreichte Herder in einer Abschrift Caroline Herders mit deren Brief vom 4. Mai 1789 (vgl. Herder, Italienische Reise, 451). Nach Empfang der Angebote schrieb Herder allerdings am 31. Mai aus Bologna: „Des Herzogs Anerbietungen lauten groß u. sagen wenig. Nur N〈umer〉o 1. 3. 5. 6. ist wirklich von Werth; n〈umero〉 2. 4. will nichts sagen, u. am Ende gewinne ich doch im Ganzen nichts als 200. Th〈a〉l〈er〉 jährlich. Was will das sagen? Laß also alles ruhen, bis es rechtl〈ich〉 an mich kommt. Was soll jetzt auf der Reise die Uebereilung?“ (HB 9, 530.) An Heyne schrieb Herder am 3. Juni (ebenfalls aus Bologna): „Sie kennen meine Neigung für G〈öttingen〉, u. für den Wirkungskreis, zu dem Sie mich einladen, u. in dem ich gewiß nicht ohne Nutzen zu seyn hoffe. 〈…〉 Da ich auf der Rückreise bin, so finden mich Theils die Antworten nicht, Theils ists natürlich, daß ich zuerst in den Kreis zurücktrete, aus dem ich gegangen bin u. hinterrücks nichts Voreiliges unternehme. Schon vor meiner Abreise hatte der Herzog, dem ich mit seiner Zufriedenheit diene; im Sinn, einige Umstände meiner bisherigen Situation zu ändern, er hat mir, ohne die mindeste Anregung von meiner Seite einige Puncte darüber zukommen laßen, u. es erfodert also sowohl die Pflicht der Dankbarkeit gegen ihn, als die Sorge für die Meinigen, daß ich nichts übereilt thue.“ (Ebd., 532.) – Den vorliegenden Brief Goethes erhielt Herder erst am 11. Juni in Parma, wohin der Brief von Venedig aus nachgeschickt worden war (vgl. zu 114,1; zu 124,23). Am 13. Juni schrieb Herder aus Mailand an seine Frau:
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BRIEF 105
„Göthens Br〈ief〉 ist grob; er behandelt mich als einen jungen Narren von 20. Jahren; ich kann ihm also nicht darauf 〈antworten〉. Indeßen da er doch eine gute Absicht haben soll: so danke ihm dafür, u. sage ihm, was Du schon aus meinem Br〈ief〉 an Heine weißt 〈…〉.“ (Ebd., 535.) – Nachdem Herder am 9. Juli 1789 nach Weimar zurückgekehrt war, stellte er, von Goethe unterstützt, die Liste der Forderungen auf, deren Erfüllung sein Bleiben in Weimar gewiss machen würden. Die Aufstellung war die Grundlage der mündlichen Verhandlungen, die im August mit dem Herzog geführt wurden, und zwar zu Herders Zufriedenheit, so dass er gar keinen Kontakt mehr mit Göttingen suchte. Schon am 3. August 1789 schrieb Herzog Carl August an seine Mutter Anna Amalia: „Herder ist sehr vergnügt 〈von Italien〉 zurückgekommen. Ich habe ihn noch nicht gesehn 〈…〉. Auf Göttingen hat er völlig Verzicht getan 〈…〉.“ (Carl August-Anna Amalia, 91 f.) Herder bekam künftig 1800 Taler Jahresgehalt, die Zusicherung eines Witwengehalts für seine Frau von 200 Talern und der Kostenübernahme für die Erziehung, Versorgung und Ausbildung der Kinder. Außerdem wurden ihm in seinen Amtsgeschäften mancherlei Erleichterungen gewährt (vgl. Caroline Herder an Herzogin Anna Amalia, 30. August 1789; HB 6, 306,27–307,45 und HB 13, 364). – Wie sehr Heyne die Ablehnung des Rufs durch Herder bedauerte, ist noch seinem Brief an Carl August Böttiger vom 4. Dezember 1791 zu entnehmen, in dem er schreibt: „Von allen meinen fehlgeschlagnen Wünschen ist mir dieß der einzige empfindliche, daß Er nicht da ist, wo ich bin.“ (Karl August Böttiger. Briefwechsel mit Christian Gottlob Heyne. Hrsg. von René Sternke und Klaus Gerlach. Berlin, München, Boston 2015, S. 6.) 106,14–15 deiner Kinder] Gottfried (geb. 1774), August, Goethes Patenkind (geb. 1776), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Louise (geb. 1781), Emil (geb. 1783). – Herders 6. Sohn, Alfred, ein Patenkind Goethes, war im April 1788 im Alter von vier Monaten gestorben. (Herders 7. Sohn, Rinaldo, wurde nach Herders Italienreise im August 1790 geboren.) 106,16 agitirt] Erregt, getrieben (lat. agitare: in Bewegung setzen, antreiben.) 106,19 Hier ist zu rechnen und nicht zu fühlen] Gegen diese Formulierung ist ein Satz im Brief Herders an seine Frau vom 13. Juni gerichtet: „Man muß die kleinen, schwachen Menschen, die nur ‚fühlen, nicht sehen‘ können, fein dumm u. sinnlos machen, um zu ihnen als ein höherer Geist zu reden.“ (HB 9, 535.) 107,6 gebadet] Gesund, gestärkt. – Im Eingangsmonolog von „Faust“ wünscht sich Faust, er könne sich im Tau des Mondenscheins gesund baden (V. 397; WA I 12, 28). Vielleicht spielt Goethe aber auch auf Herders Absicht an, die Rückreise von Italien in Karlsbad zu unterbrechen (vgl. zu 114,4–5). 107,9–10 Ich brauche 〈…〉 deine Hülfe] Goethe hoffte, es werde sich nach Herders Rückkehr aus Italien das alte freundschaftliche Verhältnis zu ihm wieder herstellen. Besonders hoffte er auf Herders tätige Anteilnahme an seinen poetischen Arbeiten; diese Hoffnung erfüllte sich auch. Erst 1793 kam es – aus verschiedenen
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Gründen – zu einer Entfremdung, die bis zu Herders Tod verstärkt fortbestand (vgl. Haym 2, 473–476 und 631–634).
105. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, 10. Mai 1789〉 → 〈Aschersleben〉 DAT IERUN G
Die im vorliegenden Brief erwähnte Lesung aus Goethes „Tasso“ bei Herzogin Louise (vgl. 107,20) fand am 9. Mai 1789 statt, wie sich aus Caroline Herders Brief an ihren Mann vom 10. Mai 1789 ergibt (vgl. zu 107,20–21). Der vorliegende Brief stammt also vom 10. Mai 1789. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 117–118. – Doppelblatt 13,1 × 19,8 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1. oben links Vermerk von fremder Hd, Tinte: „Im J. 1789.“ E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 142 f., Nr 58. WA IV 9 (1891), 114 f., Nr 2748. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Carl Augusts Brief vom 3. Mai 1789 (vgl. RA 1, 154, Nr 358). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 107,13–14 um Sich zu einer brillanten Scene vorzubereiten] Herzog Carl August war nach einem zweitägigen Kurzaufenthalt in Weimar am 4. Mai 1789 wieder zu seinem Regiment (Kürassierregiment von Rohr) nach Aschersleben gereist (vgl. FB 1789, S. 100–102), um es für die alljährliche Truppenbesichtigung („Revue“) zu exerzieren, die am 26. Mai 1789 im Beisein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. stattfinden sollte. Die für die Ausbildung der Soldaten vorgesehene Dienstzeit betrug in der altpreußischen Armee jährlich zwei Monate. Während der anderen Monate verblieb lediglich die für den Wach- und Garnisonsdienst erforderliche Mannschaft am Standort. Die übrigen Soldaten wurden beurlaubt und konnten einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Bei der alljährlichen Revue musste das Regiment den vorschriftsmäßigen Ausbildungsstand sowie ein tadelloses äußeres Erscheinungsbild nachweisen. – Am 31. Mai 1789 kehrte der Herzog nach Weimar zurück. 107,20–21 Gestern laß ich Ihrer Frau Gemahlinn den Tasso vor 〈…〉 so gut es möglich war.] Caroline Herder schrieb im Brief an ihren Mann vom 10. Mai 1789: „Ich habe Dir bisher Goethe so wenig genannt, weil ich ihn wenig allein gesprochen habe. Gestern hat er den Tasso, bis auf 3 Szenen bei der Herzogin vorgelesen; o wie bestrafe ich mich, daß ich ihn auch nur einen Augenblick verkenne.“
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BRIEF 106
(Herder, Italienische Reise, 462.) Da der Fourierbucheintrag für den 9. Mai wie auch für alle anderen Tage seit der Abreise des Herzogs keine Gäste bei der Hoftafel und erst am Abend des 10. Mai die Cour der Noblesse bei der Herzogin verzeichnet, wird Goethe sie zum Nachmittagstee aufgesucht haben, um aus „Torquato Tasso“ vorzulesen und den Inhalt der fehlenden Szenen zu skizzieren. Erst am 2. August konnte Goethe im Brief an Herder melden: Seit zwey Tagen darf ich erst sagen er 〈„Torquato Tasso“〉 sey fertig, denn ich habe noch immer an den letzten zwey Ackten zu thun gehabt. (137,9–10.) 107,22 Arends nicht erwartete] Über den Hamburger Baumeister Johann August Arens und seine Mitarbeit am Wiederaufbau des Weimarer Schlosses vgl. zu 119,11. Arens kam am 4. Juni nach Weimar und blieb 14 Tage. 107,22–23 retirirt] Franz. retirer: zurückziehen. 107,24–26 ich wollte 〈…〉 nach Belvedere] Goethe hielt sich vom 20. Mai bis zum 4. Juni 1789 mit Erbprinz Carl Friedrich und dessen Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel in Belvedere auf (vgl. Datierung zu Nr 114). 108,1–2 Leider zeigt Herder 〈…〉 einen großen Hang nach Göttingen] Über Herders Ruf an die Universität Göttingen vgl. zu 106,10. 108,2 die Frau selbst verlegen macht] Caroline Herder bestärkte ihren Mann sehr nachdrücklich darin, den Ruf nach Göttingen anzunehmen, sie sehe es „als eine Notwendigkeit an, zu gehn.“ (Caroline Herder an Herder, 20. April 1789; Herder, Italienische Reise, 429.) Über ein Gespräch mit Goethe in dieser Angelegenheit berichtete sie: „Der Herzog hat 〈…〉 Goethe darum gefragt. – Soviel sagte Goethe zu mir hierüber vorige Woche; wenn der Herz. klug ist, so muß er ihn auch nur Jena wegen, erhalten; denn sein Hinziehn nach Gött. ruiniert ihm Jena.“ (Ebd., 430.) 108,2–3 geschrieben keinen Entschluß zu faßen] Im Brief vom selben Tag (Nr 104; vgl. zu 106,10). Das Angebot des Herzogs vom 3. Mai 1789, das Herder in Weimar halten sollte, wurde von Goethe an Caroline Herder übergeben, die es in einer Abschrift ihrem Brief an ihren Mann vom 4, Mai beigefügte (vgl. ebd.). 108,4 Lips ist nicht abgeneigt zu kommen] Johann Heinrich Lips hatte mit seinem Brief an Goethe vom 22. April 1789 positiv auf das mit Herzog Carl August abgestimmte und am 23. März von Goethe nach Rom übermittelte Angebot reagiert, fernerhin in Weimar zu arbeiten und zu leben (vgl. zu 96,13). 108,5 mir geschrieben] In seinem Einladungsbrief hatte Goethe Lips neben den guten Aussichten als Zeichenlehrer und Kupferstecher für den Buchhandel in Weimar auch versichert, daß Sie zu eignen Arbeiten noch Raum und Zeit übrig behielten (96,26–27). Genau diesen Punkt hatte Lips in seiner Antwort noch einmal als besonders wichtig hervorgehoben (vgl. zu 97,33), diesbezüglich aber sein großes Vertrauen in die Aussagen Goethes betont: „Überhaubt verlaßte ich mich sehr auf Sie, auf Ihre Denkungsart, auf Ihren Geschmak und Kentniße, so daß wenn es nicht nöthig wäre geringe Arbeiten zuverfertigen, Sie mit mir bedacht wären der eigentlichen Kunst Ehre zu machen 〈…〉.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 207.)
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108,8 gefährich] Schreibversehen statt ‚gefährlich‘, wahrscheinlich wegen der vorgenommenen Verbesserung. 108,9–10 an Bertuch nach Leipzig geschrieben 〈…〉 Preiße zu erfahren] Der wahrscheinlich ebenfalls am 10. Mai 1789 geschriebene Brief ist nicht überliefert (EB 199). Mit den zu eruierenden Preisen sind die Honorare für Kupferstiche gemeint. Bereits im Frühjahr 1790 war Lips in der Lage, sich bei seinen Kupfersticharbeiten an den Preisen zu orientieren, die auch der führende Kupferstecher Deutschlands, Daniel Chodowiecki, für seine Illustrationen fordern konnte. Vgl. Lips’ Brief an Lavater vom 29. März 1790 (Kruse, Lips, 42). 108,10 ich will sie an Lipsen schicken] Wahrscheinlich ist dies nicht mehr geschehen, bevor Lips am 13. November nach Weimar kam (vgl. Datierung zu Nr 140). Die nächsten Briefe Goethes an ihn vom 1. Juni 1789 nach Rom (Nr 111) sowie vom August nach Zürich (Nr 140) gehen auf Preise für Kupferstiche u.ä. jedenfalls nicht ein. Ein weiterer nicht überlieferter Brief nach Zürich vom 9. November 1789 (EB 254) hat Lips dort nicht mehr erreicht. 108,11 Das Reisegeld] Als Ausgleich für die entstandenen Kosten der Reise von Rom nach Weimar erhöhte Herzog Carl August per Erlass vom 6. Januar 1790 das Salär für Lips von 150 Reichstalern um 5 Carolin (vgl. zu 97,1–2). 108,15–16 ein Lobgedicht 〈…〉 an einem Platze wo Sie es am wenigsten vermuthen] Vermutlich Goethes Gedicht auf Herzog Carl August: „Klein ist unter den Fürsten Germaniens“ (WA I 1, 315 f., Nr 34b). Es sollte zunächst unter die „Römischen Elegien“ aufgenommen werden, fand dann aber Eingang in die „Venetianischen Epigramme“, freilich nicht schon in die Ende 1795 erschienene Sammlung von 103 Epigrammen in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (S. 205–260), sondern erst 1800 in den 7. Band von Goethes bei Unger in Berlin erschienenen „Neuen Schriften“ (S. 132).
106. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 12. Mai 1789 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 121–124. – 2 Doppelblätter 13,5(–13,8) × 19,8 cm, 6 ¼ S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 147–149, Nr 60. WA IV 9 (1891), 116–118, Nr 2749. BEIL AG E
„Das Römische Carneval“ (vgl. zu 109,28–29).
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BRIEF 106
ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 108,20–21 Vor einigen Tagen habe ich 〈…〉 es dem G. R. Schmidt gesandt] Goethes Brief vom 10. Mai 1789 (Nr 105). Ein Begleitbrief an Johann Christoph Schmidt, den Geheimen Rat und Kammerpräsidenten, ist nicht bekannt. 108,22 wahrscheinlich erhalten Sie es mit diesem] Ob Goethes Vermutung zutreffend war, ließ sich nicht ermitteln. 108,23 in’s Thal] Ins Ilmtal. 109,1 Arends bleibt noch immer aus] Über den Hamburger Architekten Johann August Arens, der am 4. Juni nach Weimar kam, vgl. zu 119,11. 109,2–3 den nordische Campus Martius besucht hätte] Der Campus Martius, das Mars- bzw. Märzfeld, war ein im antiken Rom dem Kriegsgott Mars geweihtes Feld nahe der Stadt, wo Volksversammlungen und Truppenaufmärsche stattfanden und das auch der Ort war, an dem die alljährliche Einberufung des Heerbannes durchgeführt wurde. Goethe umschreibt damit den preußischen Truppenübungsplatz bei Körbelitz (etwa 20 km nordöstlich von Magdeburg), wo seit den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts alljährlich im Mai die so genannten Revuen, die Heeresschauen der preußischen Armee, stattfanden, so auch im Mai 1789 (vgl. zu 107,13–14). 109,3 Das Programm, das Sie mir schicken] Das Programm der Militärrevue, die für den 26. Mai bei Magdeburg anberaumt war und vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. besucht wurde. Herzog Carl August war mit seinem Ascherslebener Kürassierregiment selbst Teilnehmer der Revue. 109,4 unerlaubt] Hier im Sinne von ‚unerhört‘, ‚unglaublich‘. 109,5–6 Uber das Jahr wollen wir den Zuschnitt darauf machen.] Zu dem avisierten Besuch der Truppenrevue im nächsten Jahr kam es nicht. Goethe war von März bis Juni 1790 nach Venedig gereist, um die Herzoginmutter Anna Amalia von ihrer Italienreise zurück nach Weimar zu begleiten. Vom 29. September bis zum 7. Oktober 1789 unternahm Goethe allerdings zusammen mit Herzogin Louise bereits einen Besuch bei Herzog Carl August in der Ascherslebener Garnison (vgl. Datierung zu Nr 151). 109,9–10 Mit gar manchen Dingen bin ich auf dem rechten Weg] Goethe denkt wahrscheinlich an die Fortschritte bei der Arbeit an „Torquato Tasso“ und an den „Römischen Elegien“. 109,12 Tasso scheint den Beyfall Ihrer Fr. Gemahlinn zu haben.] Goethe hatte einzelne Szenen des „Torquato Tasso“ Herzogin Louise vorgetragen. Über die letzte Lesung am 9. Mai hatte er im Brief an den Herzog vom 10. Mai 1789 (Nr 105) berichtet. 109,12–13 Wenn ich ganz fertig wäre] Erst am 2. August 1789 schreibt Goethe an Herder, „Torquato Tasso“ sei fertig (vgl. 137,9–10).
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109,13–14 Von den Eroticis habe ich Wielanden wieder vorgelesen] Wann diese Lesung aus den „Römischen Elegien“ – die zunächst den Titel „Erotica Romana“ trugen – stattfand, konnte nicht ermittelt werden. Vielleicht hatte Goethe Wieland besucht, um ihm zur Geburt seines 14. Kindes zu gratulieren; Maria Louisa Charlotta war am 3. Mai zur Welt gekommen. 109,14–15 anticker Sinn] Neben Carl Ludwig von Knebel war in Weimar Wieland mit der Denkweise und Vorstellungswelt der Alten Welt so gut wie kaum ein anderer vertraut. Nicht nur seine zahlreichen Übersetzungen antiker Autoren, sondern auch einige seiner poetischen Werke – wie „Musarion“ (1769) und „Die Abderiten“ (1774) – sind dafür beredte Zeugnisse. 109,16–17 sowohl an Poesie 〈…〉 manches wegnehmen werde] Goethes erotische Lyrik in Form des elegischen Distichons (nach dem Vorbild von Properz, Tibull und Catull) fand nicht die von ihm erwartete Nachahmung, auch wenn sich einige Dichter (nicht zuletzt Schiller und Hölderlin) durch die souveräne Beherrschung des Metrums auszeichneten. 109,18 Die Wissenschaften gehn ihren Weg.] Goethe setzte die während des Aufenthalts in Italien begonnenen naturwissenschaftlichen Studien fort; 1789 arbeitete er an seiner Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, die 1790 bei Ettinger in Gotha erschien (vgl. zu 164,5). 109,18–19 Mem. de St. Simon] Mémoires / de Monsieur le duc / de S. Simon, / ou / L’observateur / véridique, / Sur le Règne de Louis XIV, / et sur les premières époques des / Règnes suivans. 3 Bde. London 1788. – Im Jahr 1789 wurden der Publikation noch 4 Supplement-Bände hinzugefügt, die vollständig (in 21 Bänden) erst 1829–1830 in Paris erschien. Das Hauptwerk des französischen Historikers Louis de Rouvroy duc de Saint-Simon behandelt die französische Geschichte von 1691 bis 1723. Möglicherweise war Goethe durch die Einberufung der Generalstände in Frankreich, die am 5. Mai 1789 erfolgt war, zu der Lektüre angeregt worden. Welches ‚Buch‘ des Werks Goethe gelesen hat, ist so wenig bekannt wie der Besitzer, von dem er es entliehen hat. – Ende Februar und Anfang März 1812 beschäftigte sich Goethe noch einmal intensiv mit den Memoiren Saint-Simons, die er aus der Weimarer Bibliothek entlieh (vgl. GT IV 1, 318–320 und IV 2, 1398 f.). 109,20 Promenaden] Spaziergänge und Aufenthalte der Weimarer Hofgesellschaft im Ilmpark, wo bei schönem Wetter an Tischen gespielt wurde und es im Tempelherrenhaus Erfrischungen gab. 109,22 Parce] Parze, eine der drei Schicksalsgöttinnen der römischen Mythologie. 109,22–23 Knebel ist nach Jena] Carl Ludwig von Knebel war am 5. Mai 1789 nach Jena zurückgekehrt (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 19); dort bewohnte er einige Zimmer im Schloss. 109,24 heut ist die Imhof Schardts und Steins zu ihm hinüber] Louise Franziska Sophie von Imhoff geb. von Schardt, Johann Wilhelm Christian von
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Schardt, dessen Ehefrau Concordia Elisabeth von Schardt geb. Irving of Drum, Charlotte Albertine Ernestine von Stein geb. von Schardt und deren Ehemann Gottlob Ernst Josias Friedrich von Stein. 109,25 Schiller ist nach Jena.] Friedrich Schiller hatte am 11. Mai 1789 seine Wohnung in Jena bei den Schwestern Anna Sophie Auguste und Christine Charlotte Friederike Schramm in der Jenergasse 26 bezogen. Am 26. Mai hielt er seine Antrittsvorlesung „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ über den Unterschied zwischen einem Brotgelehrten und einem philosophischen Kopf (vgl. NA 17, 359–376). 109,25 Schulz nach Paris.] Der Weimarer Schriftsteller und Mitarbeiter des „Teutschen Merkurs“ und des „Journals des Luxus und der Moden“ Friedrich Schulz war im Mai 1789 nach Paris gereist, wo er bis September blieb. Es ist zu vermuten, dass die Reise auf Anregung, vielleicht sogar im Auftrag Herzog Carl Augusts unternommen wurde. Schulz erhielt nach seiner Rückkehr aus Paris die Ernennung zum sachsen-weimarischen Hofrat. Das Dekret hierfür war bereits im März 1789 ausgefertigt worden (vgl. Peter Brüne: Friedrich Schulz [1762–1798] – ein Schriftsteller aus dem Umkreis Friedrich Justin Bertuchs. In: Gerhard A. Kaiser / Siegfried Seifert [Hrsg.]: Friedrich Justin Bertuch [1747–1822]. Verleger, Schriftsteller und Unternehmer im klassischen Weimar. Tübingen 2000, S. 485 f.). 109,26 von seiner Geschichte erzählt] Näheres ist dazu nicht bekannt. 109,28 Von Moritz hör ich nichts.] Von Karl Philipp Moritz, der sich vom 3. Dezember 1788 bis zum 1. Februar 1789 als Gast Goethes in Weimar aufgehalten hatte, bevor er nach Berlin ging (vgl. zu 81,21–22), hatte Goethe Anfang April einen nicht überlieferten Brief erhalten (vgl. zu 100,18); danach ist erst wieder ein Brief Moritz’ vom 6. Juni 1789 an Goethe überliefert (vgl. RA 1, 155, Nr 362). 109,28–29 Beschr. des röm. Carnevals] Goethes Schrift „Das Römische Carneval“ (Weimar und Gotha 1789) war zur Ostermesse Anfang Mai 1789 erschienen. Der Druck war von Johann Friedrich Unger in Berlin besorgt worden, den Vertrieb übernahm als Kommissionär Carl Wilhelm Ettinger in Gotha (vgl. zu 53,4). 109,29 Die Druckfehler 〈…〉 auf seine Rechnung.] In dem nur gut vier Druckbogen starken Text waren zwölf zum Teil gravierende Druckfehler enthalten. Zu der hier von Goethe angedeuteten Mitverantwortung von Karl Philipp Moritz ist Näheres nicht bekannt. 109,30 Einige Blätter müssen umgedruckt werden.] Die Korrekturen konnten erst im Druck des 1. Bandes von Goethes „Neuen Schriften“ (Berlin 1792) ausgeführt werden. 109,31–32 Wedel ist von Ilmenau zurück] Otto Joachim Moritz von Wedel, Mitglied des Kammerkollegiums zu Weimar und in dieser Zeit auch für die von Goethe geleitete Bergwerkskommission tätig (vgl. zu 83,16), hatte sich zuletzt in
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Angelegenheiten des Ilmenauer Bergwerksbetriebs, wo die Probleme mit dem beim Abteufen des Schachtes eindringenden Grundwasser anhielten, vor Ort in Ilmenau aufgehalten. 109,33 Vikariat] Lat. vicarius: Stellvertreter. Wedel war im Auftrag der Bergwerkskommission und somit als Vertreter Goethes als deren Leiter in Ilmenau gewesen. 110,1 N. S.] Abkürzung für Nachschrift. 110,2–3 wegen Schäfers mit Ihrer Frau Gem. gesprochen habe] Der Stiftsprediger und Lehrer Johann Christian Schäfer hatte dem jungen Erbprinzen Carl Friedrich den ersten Elementarunterricht erteilt. Als dieser fünf Jahre alt war und der planmäßige Unterricht beginnen sollte, empfahl Johann Gottfried Herder, Schäfer fest anzustellen. Vor seiner Abreise nach Italien 1788 bat Herder Goethe, sich für Schäfers Festanstellung zu verwenden (vgl. HB 5, 307). Über das Gespräch Goethes mit Herzogin Louise in dieser Angelegenheit ist Näheres nicht bekannt. 110,3–4 von Zeit zu Zeit Riedeln ablöße] Um Konflikte zwischen dem seit 1787 als Prinzenerzieher eingestellten Cornelius Johann Rudolf Ridel und Schäfer, die in ihren pädagogischen Auffassungen nicht übereinstimmten, zu vermeiden, hatte es Herder für notwendig gehalten, Schäfer eine gleichrangige Stellung bei der Erziehung des Erbprinzen zuzuweisen. 110,4 dem Kinde] Erbprinz Carl Friedrich (geb. am 2. Februar 1783). 110,5–6 noch 50 rh zugeständen] Aufgrund eines Reskripts vom 26. Juni 1789 wurde Schäfer ab Juli 1789 ein Jahresgehalt von 50 Talern als Entgelt für seine Erziehertätigkeit zuerkannt (vgl. Anweisung an den Kammerkassierer Ortmann, 1. Juli 1789; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 84a, Bl. 2). 110,7 etwas von ihm fordern] 1792 wurde Schäfer neben Ridel als Erzieher der herzoglichen Kinder fest angestellt und übte diese Funktion bis zu seinem Tod 1801 aus. 110,8 Herders Schicksal] Über Herders Ruf nach Göttingen und die Bleibeverhandlungen mit dem Herzog vgl. zu 106,10. 110,10 ein Wort aus dem Herzen sage] Das wird schon bald nach des Herzogs Rückkehr nach Weimar (am 31. Mai) geschehen sein. Über das Ergebnis des Gesprächs mit dem Angebot an Herder, zu verbesserten Bedingungen in Weimar zu bleiben, unterrichtete Goethe Herder in seinem Brief von Mitte Juni (vgl. 124,27–125,31). 110,17 bequem] Mühelos (vgl. GWb 2, 385). 110,18 Partikulier] Franz. particulier: Privatmann. 110,19 Aisance] Franz.: Wohlstand, Wohlhabenheit.
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107. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, etwa 18. Mai 1789〉 → 〈Aschersleben?〉 DATIERUN G
Vermutlich hatte Herzog Carl August seinen Adjutanten, den Rittmeister Lichtenberg, zur alljährlichen Truppenrevue, die 1789 am 26. Mai bei Magdeburg im Beisein des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. stattfand, beordert (vgl. 110,21). Lichtenberg wird Weimar nicht vor dem 18. Mai verlassen haben. Goethe nahm an (oder wusste sogar), dass sich der Herzog nur wenige Tage nach der Revue auf die Rückreise nach Weimar machen werde; deshalb sprach er davon, seine Worte seien die letzten 〈…〉, die ich Ihnen wahrscheinlich senden kann. (110,22–23.) Da die Post nach Aschersleben (oder Magdeburg) nur zwei oder drei Tage ging, wäre Goethes Bemerkung nicht recht verständlich, wenn er sie vor dem 18. Mai gemacht hätte. Eine Datierung des Briefes auf den 20. Mai oder einen der Tage danach ist nicht wahrscheinlich, weil Goethe im vorliegenden Brief seinen Aufenthalt in Belvedere (vgl. zu 112,5) mit keinem Wort erwähnt. – Der Herzog kehrte am 31. Mai 1789 nach Weimar zurück. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 107–108. – Doppelblatt 16,8 × 20,4 cm, 21⁄3 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 132 f., Nr 52. WA IV 9 (1891), 119 f., Nr 2750. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Carl Augusts wahrscheinlich vom 14. oder 15. Mai 1789 (vgl. 110,23). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 110,21 Lichtenbergen, den Sie berufen haben] Carl Friedrich Ernst von Lichtenberg, Adjutant des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1787 im Range eines Majors (vgl. Datierung). 110,25 der Fall] Herzogin Louise hatte in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1789 einen Sohn geboren, der nur kurze Zeit lebte (vgl. zu 102,17). 110,26 Ich habe ihr die Abende einigemal etwas gelesen] Goethe hatte der Herzogin bereits am 9. Mai Szenen aus „Torquato Tasso“ vorgetragen und dies dem Herzog mitgeteilt (vgl. zu 107,20–21). Offensichtlich fanden solche Lesungen auch noch in den folgenden Tagen statt. 110,27 den Tasso zu endigen] Dies geschah erst Ende Juli/Anfang August 1789 (vgl. zu 130,7–8; 137,9–10). 112,2–3 Sonst bedencke und besorge ich allerley] Goethe dachte vermutlich an den Zyklus der „Römischen Elegien“ (vgl. zu 112,20) sowie an seine kurz vor
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dem Abschluss stehende naturwissenschaftliche Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (vgl. zu 164,5). 112,4 Von Lips versprech ich mir viel.] Zu Goethes erfolgreichen Bemühungen, Johann Heinrich Lips für Weimar zu gewinnen, vgl. zu 108,4. 112,5 Fritz nimmt sich über meine Erwartung heraus] Mit dem sechsjährigen Erbprinzen Carl Friedrich ging Goethe am 20. Mai 1789 nach Belvedere (vgl. zu 114,20). 112,6 gute von Wedeln] Moritz von Wedel, dem der Prinz besonders zugeneigt war. 112,7 Humor] Im 18. Jahrhundert noch im Sinne von franz. humeur: Laune, Stimmung (Gemütsart). 112,10 was Sie bißher so eifrig geübt] Anspielung auf die Vorbereitungen des Ascherslebener Kürassierregiments Herzog Carl Augusts auf die bevorstehende preußische Heeresrevue bei Magdeburg am 26. Mai 1789, die von dem Herzog persönlich geleitet wurden (vgl. zu 107,13–14). 112,11 honetten] Franz. honnête: anständig, ehrbar, gefällig. 112,12 wenn ich einmal zur Revüe hinkäme] Zu einem Besuch der Militärrevue in Magdeburg kam es nicht. Im Herbst 1789 reiste Goethe jedoch in offizieller Mission als Begleiter von Herzogin Louise nach Aschersleben (vgl. zu 109,5–6). 112,13 Kommen Sie gesund zurück.] Der Herzog laborierte noch an den Folgen einer Geschlechtskrankheit. 112,15 das bewußte Lobgedicht der einst in den Eroticis] Goethes Gedicht „Klein ist unter den Fürsten Germaniens“ erschien erst 1800 (vgl. zu 108,15–16).
108. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, zwischen 8. und 20. Mai 1789〉 → 〈Jena〉 DAT IERUN G
Wie aus dem Inhalt hervorgeht, war der Brief nach Jena gerichtet (vgl. 112,22 und zu 113,6). Aus der Erwähnung der zugesagten Übersiedlung von Johann Heinrich Lips nach Weimar (vgl. zu 113,1), der Anwesenheit von Johann Friedrich Reichardt in der Stadt (vgl. zu 112,23) sowie des erwarteten Besuchs von Johann August Arens (vgl. zu 112,25) lässt sich schließen, dass für die Abfassung des Briefes nur die Zeit von Knebels Aufenthalt in Jena vom 5. bis 21. Mai 1789 infrage kommt (vgl. zu 112,19–20). Laut seinem Tagebuch hatte Knebel während dieser Zeit von Jena aus zweimal an Goethe geschrieben, am 7. sowie am 15. Mai (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 20 und 21). Goethes Dank für die erhaltene Post (vgl.
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113,3) könnte sich daher sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Brief Knebels beziehen. Der Brief von Lips mit der Zusage, nach Weimar zu kommen, war frühestens am 8. Mai 1789 eingetroffen (vgl. zu 113,1), so dass ein davor liegendes Schreibdatum auszuschließen ist. In Knebels Tagebuch sind unter dem 16. und 20. Mai „Briefe von Weimar“ erwähnt (Knebel, Tgb. [16. und 20. Mai] 1789, Bl. 21), worunter auch der vorliegende gewesen sein könnte. Somit kann als sicher gelten, dass der vorliegende Brief im Zeitraum zwischen dem 8. und 20. Mai 1789 verfasst worden sein muss. ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 11,6 × 19 cm, 3 ¾ S. beschr., egh., Tinte; Bl. 1 am oberen Rand von der Mitte bis zum äußeren Rand schräg abgeschnitten, dadurch auf S. 1 vermutlich Verlust der Datumsangabe; S. 1 oben links über dem Brieftext von fremder Hd, Bleistift: „Mitte Mai 1789. / vH.“; S. 4 unter dem Brieftext rechts von fremder Hd, Tinte: „Goethe an Knebel.“ E: WA IV 9 (1891), 111 f., Nr 2746 (Eduard von der Hellen). 2) Beilage (vgl. zu 112,17): H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – 1 Bl. 18,8 × 13,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. BEIL AG E
Blätter einer Pflanze (vgl. zu 113,6). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels, der entweder vom 7. Mai oder vom 15. Mai 1789 stammt (vgl. Knebel, Tgb. [7. Mai und 15. Mai] 1789, Bl. 20 und 21). – Im ersten Fall wäre der Brief Knebels vom 15. Mai 1789 der Antwortbrief. Für den zweiten Fall ist ein Antwortbrief Knebels nicht bekannt. 112,17 Hexameter und Pentameter des Heräus] Goethe sandte Knebel seine Abschrift der Eingangszeilen des Gedichts „Versuch einer neuen Teutschen ReimArt bey Seiner Röm. Kays. und Cathol. Majestät des Allerdurchlauchtigsten Großmächtigsten und Unüberwindlichsten Römischen Kaysers Carls des Sechsten Welterfreulichem Geburts-Tage ANNO MDCCXIII.“ von Carl Gustav Heräus (vgl. 113,21–29). Das Gedicht stammt aus der Sammlung „Gedichte Und Lateinische Inschriften des Kaiserl. Raths, auch Medallien- und Antiquitäten-Inspectors Herrn Carl Gustav Heräus“, die zuerst 1713, sodann 1721 in einer durchgesehenen und erweiterten Auflage jeweils in Nürnberg erschienen war. Goethe zitiert die Verse wahrscheinlich nach der weitverbreiteten 2. Auflage (S. 68), die sich auch in der
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Weimarer Bibliothek findet. Goethe und Knebel waren bemüht, eine adäquate Umsetzung für das Distichon, bestehend aus einem Hexameter und einem Pentameter, im Deutschen zu finden. Goethe benutzte die Versform für seine „Erotica Romana“, die seit Ende 1788 entstanden (vgl. zu 112,20). Knebel versuchte sich an Epigrammen in Distichen und hatte mit der Übersetzung der Elegien des Properz (1. Buch) begonnen (vgl. zu 100,6). Die Verwendung des Distichons für sein Preisgedicht auf Kaiser Karl VI. hatte dem am Wiener Hof wirkenden Heräus eine lobende Erwähnung durch Johann Christoph Gottsched in dessen „Grundlegung einer deutschen Sprachkunst“ eingebracht (1. Aufl., Leipzig 1748), wo diese Verse als seltenes und gelungenes Beispiel für die daktylische Dichtungsart im Deutschen zitiert werden (vgl. Zweyte verbesserte und vermehrte Auflage; Leipzig 1749, S. 598). 112,19 regalire] Regalieren: bewirten, aufwarten; von franz. régaler. 112,19–20 beym nächsten Wiedersehn mit einigen Späßen im Antikerm Styl] Knebel war zuletzt am 5. Mai 1789 von Weimar „nach Jena herüber gefahren“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 19) und hielt sich wieder vom 21. Mai an in der Residenzstadt auf (vgl. ebd., Bl. 22). Goethe begegnete er am Tag darauf in Schloss Belvedere südlich von Weimar, wohin sich dieser für einige Zeit mit dem Erbprinzen Carl Friedrich zurückgezogen hatte (vgl. zu 116,19 und Knebel, Tgb. 1789, Bl. 22). Am 24. Mai wiederholte er seinen Besuch: „Mit Loder, Fritz 〈…〉 nach Belvedere gefahren, beym Prinzen gespeißt, und dann 5. Uhr wieder zurück.“ (Ebd.) Ob es dabei zum Austausch über neuere Gedichte Goethes kam (vgl. auch die folgende Erläuterung), ist nicht bekannt. 112,20 von diesem Genre nicht laßen] Wahrscheinlich schon seit Herbst 1788 schrieb Goethe an einer Folge von Elegien, den so genannten „Erotica Romana“ (später u. d. T. „Römische Elegien“), in der literarischen Tradition der römischen Elegiker Catull, Tibull, Properz und Ovid. 112,23 Reichard hat mir wohl gethan] Der Komponist und königlich-preußische Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt war am 23. April 1789 zu einem Besuch bei Goethe in Weimar eingetroffen, wie aus einem Brief Caroline Herders an ihren Mann vom 24. April hervorgeht: „Ich war gestern heiter; 〈…〉 Reichardt aus Berlin trat nach dem Bescheren herein, blieb den Mittag bei mir, den Nachmittag ging er zu Goethe, der ihn um diese Zeit bestellt hatte, und um dessentwillen er eigentlich gekommen war 〈…〉.“ (Düntzer, Herder Italien, 338 f.) Reichardt, der schon seit 1780 Goethe-Gedichte vertonte, hatte seine fast fertig ausgeführte Partitur zu Goethes 1788 in den „Schriften“ erschienener Neubearbeitung des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ (Bd 5) mitgebracht, um die Komposition mit Goethe zu besprechen. Er hatte eigens um diesen Besuch gebeten (vgl. zu 99,26–27). Während seines fast zweiwöchigen Aufenthalts als Gast in Goethes Haus kam es zu einer freundschaftlichen Annäherung. In den nächsten Jahren vertonte Reichardt zahlreiche weitere Gedichte und Dramen Goethes (vgl. Salmen, Goethe und Reichardt, 54–56). Knebel hatte unter anderem die zwei Hauskon-
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zerte Reichardts bei Goethe am 29. April und am 4. Mai miterlebt (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 18 und 19). 112,23–24 sein Psalm, den wir am letzten Tag probirten] Reichardt trat auch als Komponist von Kirchenmusik hervor. Er komponierte Oratorien, Kantaten und Motetten und vertonte auch immer wieder Psalmen der Bibel, so bereits 1784 den 64. und 65. Psalm sowie danach noch die Psalmen 8, 67, 95 und 145. Meist waren es Kompositionen für Solostimmen, Chor und Orchester, wobei die Chormusik den Schwerpunkt bildete. Welche seiner Kompositionen Reichardt am letzten Tag seines Aufenthalts in Weimar mit Goethe durchgegangen war, ist nicht bekannt. – Vgl. Walter Salmen: Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwaltungsbeamter der Goethezeit. 2. erweiterte und ergänzte Auflage mit einer neuen Bibliographie. Hildesheim, Zürich, New York 2002, S. 285–296 und MGG-P 13, 1474 f. 112,24 brav] Hier im Sinne von ‚gut‘, ‚trefflich‘, ‚wert‘ (vgl. GWb 2, 869). 112,25 erwarte ich den Baukünstler] Den Architekten Johann August Arens aus Hamburg hatte Goethe nach Weimar eingeladen, um seinen Rat beim Wiederaufbau des Weimarer Stadtschlosses einzuholen. Arens traf am 4. Juni 1789 in Weimar ein (vgl. zu 119,11). 113,1 Lips hat mir zugeschrieben] Der Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips hatte von Goethe ein Angebot zur Übersiedlung von Rom nach Weimar erhalten und angenommen (vgl. zu 108,4). 113,2 Vor Herbst wird er wohl nicht kommen.] Lips traf am 13. November in Weimar ein (vgl. zu 115,12–13). 113,3 deinen Brief] Vgl. Datierung. 113,3 An Tasso muß ich nun] Seit seiner Rückkehr aus Italien hatte Goethe mit Unterbrechungen immer wieder an seinem Drama „Torquato Tasso“ für die Veröffentlichung in Band 6 der „Schriften“ gearbeitet (vgl. zu 124,18), zuletzt vor allem wohl im März und Anfang April 1789 (vgl. zu 93,13–14; zu 141,20–21). Das Erscheinen des Bandes war für die Michaelismesse Anfang Oktober 1789 geplant (vgl. zu 128,1). 113,4 artich] Hier im Sinne von ‚angenehm‘, ‚gefällig‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 113,5 daß du jetzt weg bist] Vgl. zu 112,19–20. 113,6 Batsch] Mit dem Jenaer Botaniker und Medizinprofessor August Johann Georg Carl Batsch tauschte sich Goethe immer wieder in botanischen Fragen aus (vgl. zu 44,1; GB 6 II, zu 198,1–2). Knebel suchte Batsch am 13. Mai auf: „Abends bey Batsch.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 20.) 113,6 einliegende Blätter] Gepresste Blätter einer Pflanze, vermutlich einer besonderen Form des Huflattichs (vgl. die folgenden Erläuterungen). Was Batsch dazu sagte, ist nicht bekannt. 113,8 Tussilago farfara] Lat.: Huflattich. – Die Blätter des Korbblütlers bilden sich nach der Blüte der Pflanze etwa im April oder Mai vollständig aus.
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113,9–10 dasselbe Geschlecht als die Pflanze vom Adriatischen Meere] In Venedig fand Goethe am 6. Oktober 1786 eine dem heimatlichen Huflattich ähnliche Pflanze, die er jedoch als Stranddistel klassifizierte (Eryngium maritimum): Am Meere hab’ ich heut verschiedne Pflanzen gefunden 〈…〉. Sie sind alle zugleich mastig und streng, saftig und zäh 〈…〉. Wenn ihre Blätter Enden zu Stacheln incliniren wie bey Disteln sind sie gewaltig Spitz und starck. Ich fand einen solchen Busch Blätter, es schien mir unser unschuldiger Huflattich, hier aber mit scharfen Waffen bewaffnet und das Blatt wie Leder, ich habe etwas eingelegt. (Erygnium maritimum.) (GT I 1, 270 f.; vgl. auch die etwas abgewandelte Darstellung in der „Italiänischen Reise“ unter dem 8. Oktober 1786; IR I; WA I 30, 138.) 113,11 mastiger] Mastig: dick, fett, prall (vgl. Grimm 12, 1718). 113,14 Schreibe mir] Vgl. die Erläuterungen zum Bezugs- und Antwortbrief. 113,14–15 Heute geb ich einen großen Thee im Garten.] Näheres ist dazu nicht bekannt. 113,16 Versuch in Hendekasylben] Um welche Dichtung Goethes es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. – Hendecasyllabus: Von griech. : Elf und griech. »: Silbe. Antikes Versmaß mit elf Silben; antikisierend als äolisches Versmaß oder als romanischer Vers der Terzine, des Sonetts und der Stanze. 113,19 Nagelneues Erotikon angelangt] Wahrscheinlich ein weiteres Gedicht der im Entstehen begriffenen „Erotica Romana“ (vgl. zu 112,20). 113,21–29 Mächtigster Herrscher 〈…〉 Heräus.] Vgl. zu 112,17.
109. An Caroline Herder
〈Weimar (Belvedere), 29. Mai 1789〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Caroline Herder fügte den vorliegenden Brief dem Brief an ihren Mann vom 29. Mai 1789 bei: „Goethe ist in Belvedere, ich habe ihn heute über den Brief der in Venedig liegt um Rat gefragt. Da ein gutes Wort über Dich im Brief ist, so schicke ich Dir seinen Brief selbst.“ (Herder, Italienische Reise, 480.) ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/225,I. – 1 Bl. 16,8 × 20,4 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Rs. nach weitere Gefahr geschehe (114,15–16) mittels +-Zeichen am unteren Seitenrand kommentierende Einfügung von Caroline Herders Hd, Tinte: „Daß er nemlich nicht mehrere Morgenbesuche erhalte, die ihn in der Arbeit stören. Die Kalbin u. ich wollen ihn nemlich besuchen.“ – Beischluss zu Caroline Herders Brief an Herder vom 29. Mai 1789 (vgl. Datierung).
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BRIEF 110
E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 108–110, Nr 57. WA IV 9 (1891), 120 f., Nr 2752 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 114,1 laßen den Brief in Ve n e d i g l i e g e n ] Caroline Herder hatte den Brief an ihren Mann vom 10./11. Mai 1789, dem Goethes Brief vom 10. Mai (Nr 104) beigefügt war, nach Venedig geschickt (wie den vom 8. Mai [vgl. Herder, Italienische Reise, 453–459]). Dort fand Herder, der vom 5. bis zum 8. Juni in der Stadt war, die Briefe nicht vor. Sie wurden ihm nach Parma nachgeschickt (vgl. Herder an Caroline Herder, 13. Juni 1789; HB 9, 535). 114,1–2 schreiben dem guten Alten sogleich nach B o l o g n a ] Caroline Herders Brief an ihren Mann ging, zusammen mit dem vorliegenden, nach Bologna, wo ihn Herder, der sich vom 30. Mai bis zum 2. Juni dort aufgehalten hatte, nicht erhielt. Die Sendung erreichte ihn am 25. Juni in Innsbruck (vgl. Herder an Caroline Herder, 25. und 26. Juni; HB 9, 537). 114,4–5 Daß Sie nach C a r l s b a d gehen wollen 〈…〉 auch hinkomme.] Weder Caroline Herder noch Goethe gingen nach Karlsbad, da Herder seine gelegentlich geäußerte Absicht, die Rückreise von Italien nach Weimar für einen Kuraufenthalt in Karlsbad zu unterbrechen (vgl. HB 7, 492; dazu Herder, Italienische Reise, 363), nicht verwirklichte. 114,6 im E l e c k t r a Sinne] Vgl. zu 75,12. 114,12 Schreiben Sie ihm nun] In Caroline Herders Brief vom 29. Mai, der wahrscheinlich geschrieben war, bevor sie Goethes Ratschlag erhielt, heißt es: „Antworte doch dem Goethe 〈auf dessen Brief vom 10. Mai〉 daß Du Dich vor der Hand nicht in Unterhandlung mit Gött. einlassen willst; bis wir alles reiflich überlegt haben.“ (Herder, Italienische Reise, 479.) 114,14 Sonntags komme ich wohl in die Stadt.] Am 31. Mai kam Goethe für einige Stunden von Belvedere nach Weimar, vielleicht auch, um dem an diesem Tag aus Aschersleben zurückkehrenden Herzog seine Aufwartung zu machen. Am 1. Juni ging er nach Belvedere zurück (vgl. zu 114,20). 114,15 einladen] Am 1. Juni schrieb Caroline Herder ihrem Mann: „Gestern bin ich mit der guten verständigen Kalb in Belvedere gewesen u. wir haben einige sehr gute Stunden da gehabt, ob es gleich regnete.“ (Herder, Italienische Reise, 488.) 114,15–16 abreden, daß es ohne weitere Gefahr geschehe] Vgl. die Bemerkung Caroline Herders in der Überlieferung. 114,16 Morgen sage ich noch ein Wort.] Davon ist nichts bekannt. 114,17 Tasso ist so gut als fertig.] „Torquato Tasso“ wurde erst Ende Juli/Anfang August 1789 fertig (vgl. zu 107,20–21). 114,20 Hier oben geht alles nach Wunsch.] Am 20. Mai war Goethe mit dem sechsjährigen Erbprinzen Carl Friedrich, dem zwölfjährigen August Herder,
SEPTEMBER 1788/MAI 1789
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seinem Patenkind, und Cornelius Johann Rudolf Ridel, dem Erzieher des Erbprinzen, nach dem südlich der Stadt liegenden Schloss Belvedere gegangen, vielleicht auch, um Herzogin Louise zu entlasten, die unter dem Tod eines Sohnes litt, der nach der Geburt in der Nacht vom 12. auf den 13. April nur kurz gelebt hatte.
110. An Charlotte von Stein 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen Anfang September 1788 und Ende Mai 1789〉 → 〈Weimar?〉 DAT IERUN G
Der vorliegende Brief ist im Konvolut der Briefe des Jahrgangs 1782 eingeordnet (Bd IV), und zwar zwischen die datierten Briefe vom 8. November und vom 9. November 1782. Aufgrund des Inhalts ist eine Datierung auf die zweite Jahreshälfte 1782 zwar nicht ganz auszuschließen, da es sowohl im Juli als auch im November dieses Jahres kurzzeitig Missverständnisse und Verstimmungen zwischen Goethe und Charlotte von Stein gegeben hatte (vgl. die Briefe an Charlotte von Stein vom 19., 22. und 23. Juli sowie vom 10. und 17. November 1782; WA IV 6, 10–12, Nr 1522, Nr 1524 und Nr 1526 sowie 88, Nr 1618 und 90, Nr 1623). Bei allen bisherigen Veröffentlichungen wurde der Brief jedoch in die Nähe des endgültigen Bruchs der Beziehung im Juni 1789 gerückt und wie schon im Erstdruck von Schöll in den Zeitraum zwischen Februar und Mai 1789 eingeordnet (vgl. Schöll, Goethe-Stein 3, 326 f.). Die Drucke von Fielitz (vgl. Fielitz, Goethe-Stein 2, 362), Düntzer (vgl. Düntzer, Goethe-Stein, 633), von der Hellen (vgl. WA IV 9, 90 f., Nr 2734), Wahle (vgl. Wahle, Goethe-Stein 2, 322) und Petersen (vgl. Petersen, Goethe-Stein 2.2, 526 f.) verweisen ihn ohne nähere Begründung in den Februar, die Drucke von Fränkel in den April 1789 (vgl. Fränkel, Goethe-Stein1 3, 217 und Fränkel, Goethe-Stein2 2, 382 f.). Zuverlässige Anhaltspunkte für die Datierung bietet der Brief nicht. Der stark emotionale Ton früherer Jahre ist jedoch einem eher rationalen, fast schon distanzierten gewichen. Offenbar waren die zum Brief Anlass gebenden Vorwürfe (114,22–23) Ausdruck einer schon länger währenden Krise, deren Eskalation nicht mehr abgewendet, nur abgemildert werden konnte (vgl. insbesondere 114,22–115,4). Dies spricht dafür, den Brief in die Zeit nach der Italienreise einzuordnen, die Eingrenzung auf die letzten Monate vor dem endgültigen Bruch im Juni 1789 bleibt allerdings fraglich. Schon im Brief vom 31. August 1788 (Nr 18) hatte es Anzeichen gegeben, dass das Verhältnis gestört war (vgl. zu 14,19; zu 21,2; zu 21,4–5). Danach sind bis zum 20. Februar 1789 (Nr 86) keine weiteren Briefe Goethes an Charlotte von Stein mehr überliefert. Die Briefe von Anfang Juni 1789 (Nr 112 und Nr 117) leiten bereits das Ende der Beziehung ein. Der vorliegende Brief könnte also im
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Zeitraum zwischen Anfang September 1788 und Ende Mai 1789 geschrieben worden sein. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/489,I, Bl. 87. – Doppelblatt 11,8 × 19,2 cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts von fremder Hd, Tinte: „189.“ – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd IV, Jg 1782, Nr 185), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 10. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 326. WA IV 9 (1891), 90 f., Nr 2734. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 114,22–23 deine Vorwürfe] Einzelheiten dazu sind nicht bekannt. Aus dem Gesamtkontext des Briefes lässt sich jedoch schließen, dass Charlotte von Stein sich von Goethe vernachlässigt oder sogar gering geschätzt fühlte (vgl. dazu auch Datierung und zu 14,19). 115,1 billig] Hier im Sinne von sachlich und moralisch ‚gerechtfertigt‘, ‚begründet‘ (vgl. GWb 2, 718 f.). 115,3 anähnlichen] Im Sinne von ‚angleichen‘, ,anpassen‘ (vgl. GWb 1, 462). 115,6 dein Schuldner] Als solchen hatte sich Goethe schon nach seinem verheimlichten Aufbruch nach Italien 1786 bezeichnet (vgl. Brief an Charlotte von Stein, 20. bis 23. Dezember 1786, Briefteil 23. Dezember; GB 7 I, 63 f.). 115,8–9 etwas von den schönen Geheimnißen hören] Was damit gemeint ist, konnte nicht ermittelt werden. Bisher gibt es folgende Vermutungen: Schöll und Fielitz führen das Stanzen-Epos „Die Geheimnisse“ (vgl. GB 6 II, zu 342,12–13) an, das Goethe bis Anfang Dezember 1788 für den Druck in Band 8 der Werkausgabe bei Göschen vorbereitet hatte (vgl. zu 69,18), erwägen aber auch, dass intime oder vertrauliche Mitteilungen zu Erlebnissen Goethes auf der Italienreise gemeint sein könnten (vgl. Schöll, Goethe-Stein 3, 326 f.; Fielitz, GoetheStein 2, 639). Letzterem schlossen sich von der Hellen (vgl. WA IV 9, 348), Wahle (vgl. Wahle, Goethe-Stein 2, 614) und Petersen (vgl. Petersen, GoetheStein 2.2, 714) an. Düntzer vermutet einen Hinweis Goethes auf die entstehende Neufassung des „Torquato Tasso“ (vgl. Düntzer, Goethe-Stein, 633), Fränkel nimmt die „Römischen Elegien“ in den Blick (vgl. Fränkel, Goethe-Stein1 3, 383 und Fränkel, Goethe-Stein2 3, 222).
JUNI 1789
111. An Johann Heinrich Lips
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Weimar (Belvedere), 1. Juni 1789 → 〈Rom〉
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H: SBB/PK Berlin, Sign.: Slg Härtel: Goethe, Mp. 8, Bl. 15–16. – Doppelblatt 19,1 × 23,2 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung Adresse: A Monsieur / Monsieur L i p s / Peintre Suisse / al Corso / incontro al / Palazzo Rondanini / a R o m e , rechts darüber: f r. Tr e n t e und links darüber Poststempel: „De Weimar“, darunter rotes Siegel sowie Papierbeschädigungen durch Siegelöffnung, auch am entgegengesetzten Seitenrand. E: Goethe an helvetische Freunde (1867), 12 f. WA IV 9 (1891), 121–123, Nr 2753. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Lips’ Brief vom 22. April 1789 (vgl. RA 1, 154, Nr 356) und einen weiteren, nicht überlieferten Brief wahrscheinlich von Mitte Mai 1789 (vgl. zu 115,13–14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 1. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 18). 115,12 Ihrem ersten Brief] Lips’ Brief vom 22. April 1789 aus Rom, in dem er die Einladung, nach Weimar überzusiedeln und dort als Lehrer an der Freien Zeichenschule und als Kupferstecher tätig zu sein, angenommen hatte (vgl. zu 97,33). 115,12–13 daß Sie erst gegen den Herbst von Rom abzugehn Lust hätten] Im Bezugsbrief hatte Lips ausgeführt: „Mit der Abreise von hier weiße ich nicht, ob Sie eile haben? Geschähe es nicht so gleich, so würde es wohl wegen der großen Hitze des Sommers durch Italien zureisen, dann nicht eher bis im Herbst geschehen können, und gar bis übers Jahr zuwarten, würde zu lange seyn. Ich wäre zu jeder Zeit Reise fertig, und wie Sie es für das nüzlichste, und der Lage der Sache am angemeßensten halten, das würde ich immer thun.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 207.) Tatsächlich reiste Lips schon am 10. Juli 1789 von Rom ab, um einen längeren Aufenthalt in seiner Heimat Zürich einlegen zu können. In Weimar traf er erst am 13. November 1789 ein (vgl. zu 141,1–2). 115,13–14 Ihren zweyten 〈…〉 den ich jetzt erhalte] Vor der endgültigen Entscheidung für eine Übersiedlung nach Weimar wollte Lips noch den Rat seines Züricher Freundes und Förderers Johann Caspar Lavater einholen: „Ich konnte nicht anderst als diesen ganzen Vorfall und Ihr gut Denken gegen mich Lavatern aus Achtung und Dankbarkeit, die ich ihm schuldig bin, benachrichtigen, und seine Meynung darüber aus bitten. Ich bin aber versichert, daß er sich wie ich eben so gut freüen und mit mir einig seyn wird. Ich erwarte bäldeste Antwort von ihm und ehe Sie mir wieder schreiben können, wird eine zweite Bestätigung meines Ja Worts an Sie unterwegens seyn.“ (Lips an Goethe, 22. April 1789; H: GSA 28/1041, Bl. 207; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 159.) Lips hatte deshalb am
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15. April Goethes Einladungsbrief an Lavater nach Zürich gesandt mit der Bitte um freundschaftlichen Rat: „Ich muß gestehen, die ganze Sache ist mir nicht gleichgültig, zumahl wenn ich meine jetzige Lage betrachte, die mir täglich verdrießlicher wird. 〈…〉 In jedem Fall aber ist immer mein Wunsch, daß ich bald festen Fuß fassen und sicher wissen kann, woran ich mich festhalten und wie ich ungestört leben und arbeiten könnte. Ich möchte so bald als möglich bestimmt an Goethe schreiben und wenn ich nach Weimar gehen will, noch dieß Frühjahr Rom verlassen.“ (Lips an Lavater, 15. April 1789; Pestalozzi, Lavaters Beziehungen, 46 f.) In seiner Antwort wahrscheinlich von Ende April oder Anfang Mai 1789 empfahl Lavater Lips, nach Weimar zu gehen, wofür sich dieser am 23. Mai bedankte und außerdem mitteilte: „Jedermann, den ich noch hierüber gefragt habe, findt es sehr gut und Herder hat mich am meisten darin bestärkt. Die Herzogin, der ich es auch sagte, hat ein großes Vergnügen darob und auch von dieser Seite kann ich mir eine gute Aufnahme und Zufriedenheit versprechen.“ (Lips an Lavater, 23. Mai 1789; Pestalozzi, Lavaters Beziehungen, 47.) In einem nicht überlieferten Brief an Goethe wahrscheinlich von Mitte Mai gab Lips die endgültige Zusage für eine Übersiedlung nach Weimar. – Briefsendungen von Rom nach Weimar waren im Regelfall 16 Tage unterwegs (vgl. GB 7 II, zu 58,12). 115,18–19 Ihre Lage übersehen zu können] Goethe war überzeugt, dass Lips als versierter Kupferstecher von Weimar aus im deutschen Verlagswesen möglichst rasch als Illustrator Fuß fassen würde. Davon hatte er schon in seinem Einladungsschreiben vom 23. März 1789 gesprochen (vgl. zu 96,18; zu 97,9–10). 115,19–20 zusammen dencken und arbeiten] Nach seiner Ankunft in Weimar am 13. November 1789 wohnte Lips zunächst bei Goethe, noch in dessen Wohnung im Haus am Frauenplan. Lips führte während seines knapp fünfjährigen Aufenthalts in Weimar ein zurückgezogenes, ganz auf seine Arbeit konzentriertes Leben (vgl. Kruse, Lips, 40–50). Weitere gemeinsame Buchprojekte kamen nicht zustande (vgl. zu 97,25). 115,21 Zu Ihren Reisekosten 〈…〉 ein Beytrag gern bewilligt werden] Dass der nahezu mittellose Lips die Kosten für die Reise von Rom nach Weimar nicht selbst aufzubringen in der Lage sein würde, hatte Goethe von Anfang an berücksichtigt und in seinem Brief vom 10. Mai 1789 an Herzog Carl August geschrieben: Das Reisegeld würde man ihm wohl zugestehen, es könnte einige Hundert Thaler betragen. (108,11–12.) Möglicherweise hatte Lips in seinem nicht überlieferten Bezugsbrief von Mitte Mai selbst um Unterstützung gebeten. Goethe ließ Lips jedenfalls noch während dessen Zwischenaufenthalts in Zürich Ende August 200 Gulden zukommen (vgl. zu 141,4–5). Lips’ eigene Aufwendungen für die Reise wurden schließlich durch eine vom Herzog verfügte Gehaltsaufbesserung um etwa 12 ½ Reichstaler jährlich für seinen Dienst an der Freien Zeichenschule abgegolten (vgl. zu 97,1–2). 115,23 Wenn Sie durch Siena gehen] Der Weg, den Lips im Juli 1789 nach
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Weimar nahm, ist weithin unbekannt. Als gesichert gilt nur, dass er über Bologna reiste, von wo er nur vier Tage nach seinem Aufbruch aus Rom, am 14. Juli, einen Brief an Lavater nach Zürich schrieb (vgl. Kruse, Lips, 169). Siena, 230 km nördlich von Rom und 180 km südlich von Bologna, sollte also auf Lips’ Reiseweg gelegen haben. Allerdings dürfte ihm bei dem anfangs angeschlagenen Reisetempo von etwa 100 km pro Tag für längere Stadt- und Kunstbetrachtungen nur wenig Zeit geblieben sein. Goethe hatte auf seinem Rückweg von Rom nach Weimar die gleiche Wegführung benutzt und sich drei Tage, vom 27. bis 29. April 1788, in Siena aufgehalten (vgl. Reiserechnung Italien 3, Bl. 3). 115,24 Bild des Guido von Siena] Das mit Tempera auf Holz gemalte Gemälde der „Thronenden Jungfrau Maria mit dem Christuskind“ von Guido da Siena aus der Venturinikapelle im Querschiff der Basilica di San Domenico, der im 13. Jahrhundert errichteten Kirche des innerstädtischen Dominikanerklosters in Siena. Das Bild gilt als eines der frühesten und herausragendsten Zeugnisse des zur so genannten Sienesischen Schule gerechneten Guido da Siena, der im 13. Jahrhundert noch vor Duccio di Buoninsegna und Simone Martini gewirkt hat. Das Bild zeigt in deutlicher Beeinflussung durch byzantinischen Malstil in flächiger, aber plastisch aufgearbeiteter Manier und mit vorwiegend roter, brauner sowie weißer und goldener Farbgebung die Jungfrau Maria mit dem Christuskind auf dem Schoß unter einem goldenen Kleeblattbogen auf einem Thron sitzend. Die mit einem Heiligenschein umgebenen Figuren, das jünglingshaft wirkende Christuskind mit segnender Geste und Maria, auf das Christuskind weisend, beeindrucken durch die Lebendigkeit der Darstellung ihrer Beziehung. – Goethe hat das Bild vermutlich während seines Aufenthaltes in Siena im April 1789 gesehen. 115,25–26 das erste Bild worauf eine Jahrzahl steht] Am unteren Bildrand zieht sich ein schwarzes Farbband mit weißer Inschrift entlang, die über Herkunft und Entstehung des Bildes Auskunft gibt: „Me Guido de Senis diebus depinxit amenis, Quem XPs lenis nullis velit agere penis. Anno D M CC XX I.“ (Guido von Siena lobesam / Malt’ mich in Tagen sonder Gram, / Den Christus woll’ in Gnaden / Mit keiner Strafe beladen. 〈Im Jahr des Herrn 1221.〉 [Übersetzung nach Christian Kapp: Italien. Schilderungen für Freunde der Natur und Kunst. Berlin 1837, S. 372].) Erstaunlich wirkt besonders die sehr frühe Jahreszahl 1221, die in der Kunstgeschichtsschreibung aufgrund einer angenommenen Übermalung immer wieder in Zweifel gezogen worden ist. Stattdessen wurde als eigentliches Entstehungsjahr 1241, 1271 oder 1281 vermutet, was besser zum Wirken von Guido da Siena passen würde. 115,26 Die Figur ist über Lebensgröße] Das Bild hat eine Größe von 283 × 194 cm (H × B), dementsprechend ist auch die zentrale Madonnenfigur in Überlebensgröße gemalt. Weiter vgl. zu 115,24. 116,1–2 gemeines] Hier im Sinne von ‚gewöhnliches‘, ‚einfaches‘, ‚normales‘ (vgl. GWb 3, 1414 und 1416).
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116,4 eine kolorirte Zeichnung davon] Eine entsprechende Zeichnung von Lips ist nicht bekannt. 116,6 Contour] Franz.: Umriss, Linie, Silhouette. Gemeint ist eine Zeichnung, die nur die Hauptlinienführung eines Bildes wiedergibt. 116,6 Lokalfarben] Die Lokalfarbe ist die Eigenfarbe eines Objektes, eine reine Farbe ohne Zwischentöne oder Schattierungen. Guido da Sienas Madonnenbild ist fast ausschließlich in Lokalfarben gestaltet. Weiter vgl. zu 115,24.
112. An Charlotte von Stein
Weimar (Belvedere), 1. Juni 1789 → 〈Ems〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 121. – Doppelblatt 19,1 × 23,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „100“; S. 1 oben links von fremder Hd, Tinte ein Buchstabe (Zeichen) mit drei Ausrufezeichen. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1789, Nr 2), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 12. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 327–330. WA IV 9 (1891), 123–125, Nr 2754. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Charlotte von Steins wahrscheinlich von Anfang Mai 1789 (vgl. zu 116,12). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 116,12 den Brief, den du mir zurückließest] Charlotte von Stein hatte am 5. Mai ihre Reise zu einem Kuraufenthalt in Wiesbaden und Ems angetreten: „Frau von Stein geht ab nach dem Emser Bad.“ (Knebel, Tgb. [5. Mai] 1789, Bl. 19.) Der in Weimar für Goethe zurückgelassene Brief ist wahrscheinlich in den Tagen zuvor geschrieben worden. Die darin offenbar geäußerten Vorwürfe, die aus dem vorliegenden Brief deutlich werden, hatten Goethe wohl so verletzt, dass er sich erst nach fast vier Wochen zu einer Antwort entschließen konnte. 116,16–17 meine Pflicht gegen dich und Fritzen] In den über dreizehn Jahren seit Goethes Ankunft in Weimar Ende 1775 hatte sich im nahezu täglichen persönlichen Kontakt mit Charlotte von Stein eine intensive Beziehung entwickelt, ein einzigartiges Verhältnis von Vertrautheit und Nähe sowohl in emotionaler wie in geistiger Hinsicht. Diese Beziehung weiterzuführen, war ein hoher Anspruch und implizierte große gegenseitige Erwartungen. Zu dem jüngsten der drei Söhne Charlotte von Steins, dem 1772 geborenen Friedrich, genannt Fritz, hatte Goethe eine besonders enge Beziehung aufgebaut. Er war häufig mit
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ihm zusammen und förderte dessen Interessen und Talente wie ein Ziehvater. 1783 ließ Goethe den damals Zehnjährigen sogar in seiner Wohnung im Haus am Frauenplan wohnen und hatte zeitweilig geplant, ihn mit nach Italien zu nehmen. 116,17 durch meine Rückkunft aus Italien bewiesen] Spätestens seit dem Frühjahr 1787 hatten die Pläne der Herzoginmutter Anna Amalia für eine Reise nach Italien immer konkretere Formen angenommen. Goethe hielt sich zu dieser Zeit noch in Italien auf und sollte die Reise der Herzogin von dort nicht nur vorbereiten, sondern ihr auch als persönlicher Reisebegleiter zur Verfügung stehen. Das hätte Goethes Aufenthalt in Italien um mindestens ein oder zwei Jahre verlängert (vgl. GB 7 II, zu 209,15). Der zunächst auch von Herzog Carl August unterstützten Idee konnte Goethe sich nicht verweigern, allerdings hatte er in Briefen vom 17. November 1787 und vom 25. Januar 1788 Bedenken geäußert (vgl. GB 7 I, Nr 121 und Nr 135). Schließlich war vom Herzog Ende Februar 1788, ein knappes halbes Jahr vor Reiseantritt Anna Amalias, entschieden worden, Goethe nach Weimar zurückzuberufen (vgl. GB 7 II, zu 255,7). Goethe verließ daraufhin Rom am 24. April und traf am 18. Juni in Weimar ein (vgl. GB 7 II, zu 255,8). Anna Amalia brach am 15. August 1788 zu ihrer Italienreise auf (vgl. zu 18,2–3). 116,18 Herder ging hin] Goethes Freund und intellektueller Partner in Weimar, Johann Gottfried Herder, befand sich seit dem 6. August 1788 ebenfalls auf einer Italienreise (vgl. zu 9,27–28). 116,19 dem Erbprinzen etwas seyn zu konnen] Nach seiner Rückkehr aus Italien brachte sich Goethe verstärkt in die Bildung und Erziehung des heranwachsenden Erbprinzen Carl Friedrich ein, der am 2. Februar 1789 sechs Jahre alt geworden war. Mehrfach war er mit ihm z.B. nach Jena gereist (vgl. zu 34,6–7; zu 40,15; zu 63,20). Er sorgte für die zusätzliche Einstellung eines Erziehers, des Theologen und Hauslehrers der Herders, Johann Christian Schäfer, der den hauptamtlichen Erzieher Johann Rudolph Ridel entlasten sollte (vgl. zu 110,2–3), und schaltete sich auch selbst in Erziehungsbelange ein. So zog er am 20. Mai 1789 mit Carl Friedrich, Ridel und dem 12-jährigen August Herder für über zwei Wochen auf Schloss Belvedere südlich von Weimar, um den Prinzen eine Zeitlang bequem beobachten und doch ohne Zerstreuung manche Dinge vollenden zu können (107,27–28). Auch in den Wochen danach blieb Carl Friedrich in der Nähe Goethes, zuweilen sogar in seinem Haus, wie Herders Sohn Gottfried seinem Vater berichtete: „August grüßt Sie herzlich, er kann nicht selbst schreiben, weil er mit dem Prinz beim Herrn Geheimderat Göthe zu Gaste ist.“ (Gottfried Herder an Herder, 29. Juni 1789; Herder, Italienische Reise, 512.) Am 23. Juli begleitete Goethe Carl Friedrich schließlich zu einem mehr als dreiwöchigen Aufenthalt nach Eisenach und Schloss Wilhelmsthal (vgl. zu 132,5–6). Herzog Carl August hatte sich schon im Juni gegenüber seiner Mutter sehr anerkennend zu Goethes Bemühungen geäußert: „Die Kinder halten sich vortrefflich, und Göthens
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Umgang, der sich des Jungens recht ernstlich annimmt, tut letztern ausserordentlich gut.“ (Carl August an Anna Amalia, 27. Juni 1789; Carl August-Anna Amalia, 90.) 116,20–21 Was ich in Italien verlaßen habe] Im Kontext des Briefes zielt diese Bemerkung wohl vor allem auf Menschen, mit denen Goethe eine freundschaftliche Beziehung verbunden hatte, darunter Frauen wie Angelika Kauffmann (vgl. GB 7 II, zu 112,16–17 und zu 247,23). Auch gegenüber Johann Heinrich Meyer hatte er z.B. bereits im Brief vom 19. September 1788 über den großen Verlust gesprochen, den sein Weggang aus Rom für ihn bedeutete: Ich kann und darf nicht sagen wieviel ich bey meiner Abreise von Rom gelitten habe, wie schmerzlich es mir war das schöne Land zu verlaßen, mein eifrigster Wunsch ist Sie dort wieder zu finden. (32,17–19.) 116,24 Art wie du mich empfingst] Vgl. zu 14,19. 116,24–25 wie mich andre nahmen] Goethe fühlte sich nach seiner Italienreise mitunter fremd in Weimar. Über die Aufnahme durch Freunde und Bekannte räsonierte er später unter anderem in seinem Aufsatz „Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“: Aus Italien dem formreichen war ich in das gestaltlose Deutschland zurückgewiesen, heiteren Himmel mit einem düsteren zu vertauschen; die Freunde, statt mich zu trösten und wieder an sich zu ziehen, brachten mich zur Verzweiflung. Mein Entzücken über entfernteste, kaum bekannte Gegenstände, mein Leiden, mein Klagen über das Verlorne schien sie zu beleidigen, ich vermißte jede Theilnahme, niemand verstand meine Sprache. In diesen peinlichen Zustand wußt’ ich mich nicht zu finden 〈…〉. (WA II 6, 131.) 116,26–27 die Herzoginn verreisen 〈…〉 angebotnen Platz im Wagen leer] Goethe hatte Anna Amalia nach Italien begleiten sollen (vgl. zu 116,17). Schon am 19. Juni 1788 berichtete Sophie von Schardt: „L’ami Goethe est revenu hier au soir tard; on dit que la duchesse mère remuera ciel et terre pour l’engager à retourner avec elle en Italie 〈…〉“. (Zit. nach: Fränkel, Goethe-Stein2 3, 223; Übersetzung: Freund Goethe ist gestern spät Abends zurück gekommen; man sagt, dass die Herzoginmutter Himmel und Hölle in Bewegung setzen wird um ihn zu bewegen, mit ihr nach Italien zurückzukehren.) 117,2–3 von einem Verhältniß 〈…〉 das dich so sehr zu kräncken scheint] Goethes Verhältnis zur 23-jährigen Christiane Vulpius (vgl. zu 26,21). Seit wann genau man von einer Beziehung sprechen kann, lässt sich nicht eindeutig feststellen, zumal sie Goethe anfangs geheim zu halten versuchte. Charlotte von Stein hielt sich von Anfang August bis zum 20. Oktober 1788 nicht in Weimar, sondern in Kochberg auf. Vermutlich hat sie erst danach von der neuen Beziehung Goethes erfahren. Anfang März 1789 war sie sich jedoch endgültig über die Art der Beziehung im Klaren, wie Caroline Herder zu berichten wusste: „Ich habe nun das Geheimnis von der St〈ein〉 selbst, warum Sie mit G. nicht mehr recht gut sein will. Er
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hat die junge Vulpius zu seinem Clärchen u. läßt sie oft zu sich kommen pp sie verdenkt ihm dies sehr, da er ein so vorzüglicher M e n s c h ist, auch schon 4 0 J a h r alt ist, so sollte er nichts tun wodurch er sich zu den andern so herabwürdigte 〈…〉.“ (Caroline Herder an Herder, 8. März 1789; Herder, Italienische Reise, 373.) 117,7 Fritzen, die Herdern] Friedrich von Stein (vgl. zu 116,16–17) und Caroline Herder, die an ihren Mann schrieb: „Goethe besucht mich fleißig 〈…〉.“ (Caroline Herder an Herder, 15. August 1788; Herder, Italienische Reise, 48.) 117,21 mal a mon aise] Franz.: unbehaglich, unbequem, unangenehm, unwohl. 117,23 Laune] Eigentlich ‚Gemütszustand‘, ‚Gestimmtheit‘; hier im engeren Sinne von ‚Missmut‘, ‚Verdrossenheit‘, ‚Trübsinn‘ (vgl. GWb 5, 992 f.). 117,27–28 meinen Rath in Absicht des Caffees verachtet] Charlotte von Stein, deren Gesundheitszustand labil war, galt als Kaffeeliebhaberin. Obwohl Goethe den Kaffeegenuss kritisch sah, hatte er ihr aus Italien eine größere Menge Kaffebohnen gesandt (vgl. GB 7 II, zu 67,18–19), gleichzeitig aber immer wieder vor gesundheitsschädlichen Wirkungen des Getränks gewarnt, wie z.B. schon in seinem Brief vom 29. und 31. August 1777: Ich 〈…〉 hoffe dass Sie keinen kaffee mehr trincken (GB 3 I, 161,6–7). Im 2. Buch von „Wilhelm Meisters theatralischer Sendung“ beschreibt Goethe die unheilvolle Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit des Titelhelden, die bis zur Sucht führen könne: Leise fieberhafte Bewegungen, Nachhälle seiner Krankheit, schlichen in seinem innersten Bau und wurden durch eine falsche Diät des Leibes und der Seele unterhalten. Er floh die Menschen, enthielt sich in seiner Stube 〈…〉. Der Kaffee 〈…〉 schlich sich als Arznei bei ihm ein, dann wurde dieser Lieblingstrank erst einmal des Tages, darauf zweimal genommen und bald unentbehrlich. Dieser leidige und allgemein verbreitete Gift des Körpers und des Beutels wirkte bei ihm auf das gefährlichste. 〈…〉 Die vorübergehende falsche Stimmung, die dieser verrätherische Saft dem Geiste gibt, ist zu reizend, als daß man sie, einmal empfunden, entbehren möchte, die Abspannung und Nüchternheit, die darauf folget, zu öde, als daß man nicht den vorigen Zustand durch neuen Genuß wieder heraufholen sollte. (WA I 51, 101 f.) 118,1 die Cur, die Reise] Am 5. Mai 1789 hatte Charlotte von Stein ihre Reise zum Kuraufenthalt in den Thermalbädern von Wiesbaden und Ems an der Lahn angetreten und war zunächst nach Zwischenstationen in Offenbach, Frankfurt a. M. und Mainz am 12. Mai in Wiesbaden eingetroffen (vgl. Charlotte von Stein an Knebel, 13. Mai 1789; Stunden mit Goethe 6, 237). Wahrscheinlich am 2. oder 3. Juni reiste sie nach Ems weiter (vgl. Charlotte von Stein an Knebel, 2. Juni 1789; Stunden mit Goethe 6, 241), wo sie bis zum Ende des Monats blieb. Nach zwei Monaten Abwesenheit traf sie wahrscheinlich am 5. oder 6. Juli 1789 wieder zu Hause ein (vgl. zu 130,14), reiste aber umgehend auf ihr Landgut
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nach Kochberg weiter (vgl. Charlotte von Stein an Knebel, 8. Juli 1789; Stunden mit Goethe 6, 242). 118,2 wieder erkennen] Hier im Sinne von ‚richtig oder anders beurteilen‘ (vgl. GWb 3, 332). 118,3 vergnügt] Hier wohl im ursprünglichen Wortsinn von ‚befriedigt‘, ‚zufrieden‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 118,3 Der Prinz] Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. zu 116,19). 118,5 Belveder] Belvedere: Herzogliche Schloss- und Parkanlage auf einer Anhöhe 4 km südlich von Weimar, die seit 1776 der Herzogin Louise als Sommerresidenz diente.
113. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, vermutlich Anfang Juni 1789〉 → 〈Neapel〉 DATIERUN G
Am 12. Mai 1789 hatte Goethe an Herzog Carl August geschrieben, er wolle ihm Herders wegen gelegentlich 〈…〉 ein Wort aus dem Herzen (110,9–10) sagen. Das Gespräch fand wahrscheinlich bald nach der am 31. Mai erfolgten Rückkehr des Herzogs aus Aschersleben statt, wahrscheinlich am 1. Juni, bevor Goethe wieder nach Belvedere ging. Der vorliegende Brief setzt dieses Gespräch voraus. Da Goethe wünscht, vor der für die erste Julihälfte erwarteten Rückkehr Herders nach Weimar eine Antwort der Herzoginmutter zu erhalten, die Briefe von Weimar nach Neapel und von Neapel nach Weimar jeweils etwa drei Wochen unterwegs waren, erscheint die Datierung des vorliegenden Briefes auf Anfang Juni 1789 plausibel. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 11–12. – Doppelblatt 13,5 × 19,6 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 links oben von fremder Hd, Bleistift: „N. 7.“ – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 171–173, Nr 72. WA IV 9 (1891), 131 f., Nr 2759. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Möglicherweise gab es einen nicht überlieferten Antwortbrief Anna Amalias von Ende Juni 1789 (vgl. Datierung und zu 118,18). Der nächste überlieferte Brief der Herzogin stammte vom 7. September 1789 (vgl. RA 1, 161, Nr 383).
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118,7–8 H e r d e r n zu verlieren] Über Herders Ruf nach Göttingen und die erfolgreichen Bemühungen, sein ferneres Bleiben in Weimar zu sichern, vgl. zu 106,10. 118,14 in die Vorsorge für diese Kinder theilen] Vgl. zu 135,11. 118,18 gerne dazu entschließen] Die Herzoginmutter hatte, wie aus Goethes Brief an sie vom 22. Juli 1789 zu schließen ist, Vorbehalte, Goethes Bitte zu erfüllen. Insbesondere scheint sie sich mit dem Vorschlag eines testamentarischen Vermächtnisses nicht einverstanden erklärt zu haben (vgl. 135,6–20). Dies könnte sie Goethe in ihrem möglicherweise Ende Juni geschriebenen Antwortbrief mitgeteilt haben. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass sie zunächst auf Goethes Pläne gar nicht reagiert hat und dieser das wiederum in seinem Brief vom 22. Juli als verkappte Absage oder zumindest als Unentschlossenheit ansah. In ihrem folgenden Brief vom 7. September versicherte die Herzoginmutter Goethe schließlich ihrer Unterstützung (vgl. zu 135,11). 119,6 wenn er ankommt] Herder kehrte am 9. Juli 1789 von seiner Italienreise nach Weimar zurück. Bereits am folgenden Tag kam es an der gemeinsam besuchten Fürstlichen Tafel zu einer Wiederbegegnung mit Goethe. Bei dieser Gelegenheit übergab Herder auf Goethes Wunsch verschiedene Aufstellungen über seine finanzielle Lage (vgl. zu 132,19). Goethe schrieb am selben Tag an Herzog Carl August: Nun ist auch Herder wieder da 〈…〉. In den ersten Augenblicken ist von der Hauptsache wenig gesprochen worden. (131,28–30.)
114. An Cornelius Johann Rudolf Ridel 〈Weimar, wahrscheinlich 4. oder 5. Juni 1789〉 → 〈Weimar (Belvedere)〉 DAT IERUN G
Goethe war vom 20. bis zum 31. Mai 1789, zusammen mit dem Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach sowie dessen Erzieher Ridel, in Belvedere gewesen. Für den 31. Mai (Pfingstsonntag) hatte er einen Besuch bei Caroline Herder in Aussicht gestellt (vgl. zu 114,14). Danach kehrte er am 1. Juni noch einmal nach Belvedere zurück (vgl. zu 116,19; zu 118,5), bis er von der Ankunft des H. Arends (119,11) informiert wurde; das wird am 4. Juni geschehen sein. Am 5. Juni notierte Carl Ludwig von Knebel in sein Tagebuch: „Mittags bey Göthe, mit Hn Arens, aus Hamburg.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 24.) Der Brief ist daher wahrscheinlich am 4. oder 5. Juni 1789 geschrieben worden. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1898 Privatbesitz, Otto Brandes, Hannover. – Doppelblatt in Quartformat, 1 S. beschr.; S. 4 Adresse: Hr. Land Cammerrath Ridel (Angaben nach E).
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E: GJb 19 (1898), 120 (Otto Brandes). WA IV 30 (1905), 45, Nr 2754a (nach E, in der Grußformel „und“ statt „u.“). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Über Cornelius Johann Rudolf Ridel (1759–1821), ab 1787 Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach, vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 12. Juli 1786 (GB 6 II, Nr 350); außerdem zu 56,13. Ridel avancierte 1794 zum Kammerrat, 1808 zum Geheimen Kammerrat, schließlich 1817 zum Kammerdirektor. 119,11 Die Ankunft des H. Arends] Der Hamburger Baumeister Johann August Arens, der sich von Herbst 1786 bis Anfang 1789 in Italien aufgehalten hatte (vgl. GB 7 II, zu 202,15 und 202,16), sollte an der Wiedererrichtung des 1774 durch Brand zerstörten Weimarer Schlosses zu Rate gezogen werden. Er kam am 4. Juni in Weimar an und blieb bis zum 18. Juni (vgl. Adolph Doebber: Das Schloß in Weimar. Seine Geschichte vom Brande 1774 bis zur Wiederherstellung 1804. Jena 1911, S. 16–18). Vom 6. bis zum 28. Januar 1790 war Arens erneut in Weimar, dann noch einmal vom 24. Mai bis zum 8. Juni 1791 (zu diesen Besuchen und der weiteren Mitarbeit Arens’ am Wiederaufbau des Schlosses vgl. ebd., 19–33, außerdem das Kapitel „Goethe und Johann August Arens“ in: Rolf Bothe: Das Weimarer Residenzschloß vom Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Ostfildern-Ruit 2000, S. 39–46 sowie Gerhard Wietek: Der Hamburger Architekt Johann August Arens [1757–1806] als Baumeister Goethes. In: Bewahren und Gestalten. Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Günther Grundmann. 〈Hrsg.〉 von Joachim Gerhardt u.a. Hamburg 1962, S. 165–176). 119,11–12 Sie heut wieder zu sehen] Ridel befand sich noch mit seinem Zögling, dem Erbprinzen Carl Friedrich, und mit August Herder in Belvedere (vgl. zu 116,19). 119,12 Ich bringe ihn ehstens hinaus] Ob Goethe an einem der folgenden Tage mit Arens einen Besuch in Belvedere machte, ist nicht bekannt. 119,13 einen Landsmann] Ridel stammte wie Arens aus Hamburg. 119,15 die S t a t u e ] Um welche Statue es sich handelt, ist nicht bekannt. 119,15–16 Loch mit Köpfen] Näheres konnte nicht ermittelt werden. 119,16 r e c h t e n K o p f ] Gemeint ist ‚richtigen‘ Kopf. 119,18 den Prinzen u. August] Carl Friedrich und August Herder, Goethes Patenkind.
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115. An Christian Friedrich Schnauß
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Weimar, 5. Juni 1789 → 〈Weimar〉
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H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a: Acta Commissionis / die / Freye ZeichenSchulen / betrL. / 1786. / 87. / 88. / 89 / 91. / Vol. I., Bl. 108. – Doppelblatt 16,4 × 20 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 im linken unteren Blattviertel Adresse: Des Herrn / Geh. R. Schnauß / HochwohlgebL., darüber und am äußeren Rand rote Siegelreste; S. 1 am oberen Rand Präsentatsvermerk von fremder Hd (Schnauß?), Tinte: „ps: dL 5ten Jun: 1789“. E: A〈lbert〉 von Zahn: Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Akten der Grossh. Kunstanstalten zu Weimar. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft. Hrsg. von A〈lbert〉 von Zahn. 2. Jg. Heft 4. Leipzig 1869, S. 327 f., Nr 1. WA IV 9 (1891), 125, Nr 2755 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 119,20 Horny, welcher bereit ist nach Eisenach zu gehen] Der aus Mainz stammende 25-jährige Maler und Radierer Johann Conrad Horny lebte seit 1785 in Weimar. Im Juni 1789 wurde er als Nachfolger von Adolph Friedrich Rudolph Temler als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Eisenach angestellt. Temler, seit Ende 1786 an der Eisenacher Einrichtung tätig, musste aufgrund psychischer Probleme und mangelnder pädagogischer Befähigung seinen Posten räumen, nachdem schon über einen längeren Zeitraum hinweg Klagen über den desolaten Zustand der Eisenacher Zeichenschule und insbesondere die Lehrtätigkeit Temlers bekannt geworden waren. Herzog Carl August persönlich hatte am 20. Mai 1789 in einem Handschreiben an den für die Oberaufsicht über die Bibliotheken, Sammlungen und künstlerischen Institute zuständigen Christian Friedrich Schnauß entsprechende Maßnahmen eingefordert: „Ich bin von dem elenden Umstand der Eisenacher- Zeichen Schule unterrichtet; es ist recht gut, die Veränderung mit Temlern Vorzunehmen u dafür einen andern ad interim dahin Zu geben. Die Sache kan künftighin wie ein Wechsel-Commando behandelt werden. Machen Sie, daß die Ordnung bald wieder hergestellet werde p.“ (H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 115.) Goethe als Mitverantwortlicher für die Leitung der Zeichenschule hatte daraufhin Horny für die Neubesetzung der Stelle an der Eisenacher Zeichenschule gewinnen können. Schnauß setzte den hier unterbreiteten Vorschlag Goethes schon in den nächsten Tagen um und unterrichtete die betroffenen Personen, neben Temler und Horny die Vertreter der Eisenacher und der Weimarer Dependance, Johann Friedrich Böber und Georg Melchior Kraus (vgl. Bericht von Christian Friedrich Schnauß, vor 12. Juni 1789; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a, Bl. 117–118). Am 12. Juni informierte Schnauß
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BRIEF 116
in einer Instruktion den Präsidenten der Regierung zu Eisenach, Carl Christian von Herda zu Brandenburg, über den Wechsel und ordnete an, die bisher von Temler bezogenen 100 Taler Gehalt aus der Eisenacher Kammerkasse nunmehr an Horny auszahlen zu lassen (vgl. ebd., Bl. 122). Temler wechselte an die Weimarer Zeichenschule. 119,21 bestimmte Instrucktion] Der Versuch von Schnauß, Horny persönlich „auf die für die Lehrer des EisenachLn. Zeichen Instituts bereits vor einigen Jahren entworffene u publicirte Instruction zu verweisen“ (ebd., Bl. 117–118), schlug fehl, weil Horny offensichtlich bereits unmittelbar nach seiner Ernennung nach Eisenach abgereist war (vgl. ebd.). 120,1 sein Verhältniß zu Böbern] Der aus Weimar stammende Mechaniker, Mathematiker und Zeichner Johann Friedrich Böber, herzoglicher Bauverwalter in Eisenach, unterrichtete seit Oktober 1787 außerdem als ordentlicher Lehrer an der städtischen Dependance der Freien Zeichenschule die mathematischen Grundlagen sowie das Bauzeichnen. Böber und Horny waren als Kollegen gleichgestellt. Schnauß mahnte in seinem Bericht zur Neubesetzung der Stelle in Eisenach Horny ausdrücklich „zu erforderlichen Fleiß u. Thätigkeit in der ihm aufgetragenen Lehr Stelle u. guten Verträglichkeit mit seinen Kollegen, Hrn. Bauverwalter Böber“ an (ebd.). 120,5 Der eine halte sich im Zeichenfache der andre im mathematischen] Böber blieb in erster Linie für den mathematisch-theoretischen Unterricht zuständig, Horny übernahm die Ausbildung in den Zeichen- und Maltechniken. 120,8–9 daß Hl. Lips kommen 〈…〉 will] Der Schweizer Maler und Kupferstecher Johann Heinrich Lips traf im November 1789 in Weimar ein (vgl. Datierung zu Nr 140) und trat Anfang Januar seine Stelle als Zeichenlehrer an der Freien Zeichenschule an, die ihm Goethe im März 1789 angeboten hatte (vgl. zu 96,13; zu 97,5–6). 120,9–10 Durch diesen Mann werden wir sichtbar vorwärts kommen.] Bis zu seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Zürich im Sommer 1794 arbeitete Lips sehr erfolgreich als Lehrer und Auftragskünstler. Seine Anstellung an der Zeichenschule in Weimar machte freilich Hornys Hoffnungen auf eine Berufung an diese Einrichtung vorerst zunichte, half jedoch, ihn für die Zeichenschule in Eisenach zu gewinnen. 120,12 v Hß] Abgekürzt für ‚von Haus‘.
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116. An Georg Joachim Göschen
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Weimar, 8. Juni 1789 → 〈Leipzig〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19(–19,2) × 23,3 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk von fremder Hd, Tinte: „We i m a r dL. 8: J u n 89. / v G o e t h e / empfL. dL. 10. J u n.“ E: WA IV 18 (1895), 37 f., Nr 2756a (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 12. Mai 1789 (vgl. RA 1, 154, Nr 359). – Göschen antwortete am 17. Juni 1789 (vgl. RA 1, 156, Nr 363). Postsendungen: 8. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 19). 120,14 Von Tasso 〈…〉 den ersten Ackt, sobald Sie ihn verlangen] Das Drama „Torquato Tasso“ sollte das Hauptstück des 6. Bandes der bei Göschen erscheinenden Werkausgabe „Schriften“ bilden. Ende April 1789 hatte Goethe wahrscheinlich den lange aufgeschobenen 1. Akt abgeschlossen (vgl. zu 128,1) und ebenfalls an den weiteren Teilen gearbeitet (vgl. zu 124,18). Bereits am 5. April begann Christian Georg Carl Vogel mit der Abschrift des Druckmanuskripts. Im Laufe des Juni waren gut zwei Drittel davon fertig gestellt: „44. Bogen, an Tasso vom 5. April bis in Monat Jun.“ (Abrechnungsquittung Vogels, 25. August 1789; GR/Belege 1789, 9, Bl. 1.) Der Rest folgte im Juli und August: „21. Bogen, am Tasso im Monat JulL u. Aug:“ (Ebd.; vgl. dazu auch Blumenthal, Tasso-Handschriften, 148 f.) Am 22. Juni schickte Goethe erste Teile des 1. Akts (vgl. zu 128,1), nachdem Göschen im Antwortbrief vom 17. Juni seine Bereitschaft zum Druck mitgeteilt hatte: „Es hängt von Ew HochwohlgebL. ab wenn ich mit dem Taßo anfangen soll; alles ist dazu bereit.“ (H: GSA 30/297, Bl. 77; vgl. auch QuZ 1, 169.) 120,15 die folgenden und das Ubrige des sechsten Bandes] Vgl. zu 104,6. 120,17–18 Wenn Tasso erst mit deutschen Lettern 〈…〉 gedruckt ist] Die Drucklegung des Bandes 6 von „Goethe’s Schriften“ mit „Torquato Tasso“ konnte erst im Februar 1790 abgeschlossen werden (vgl. zu 104,6). Der Satz erfolgte in der um 1750 in Leipzig entwickelten so genannten Breitkopf-Fraktur mit deutschen Lettern, die sich durch ihre klare, nur wenig verzierte Struktur auszeichnete und zu dieser Zeit häufig verwendet wurde. 120,18–19 ihn nochmals durchgehn] Dazu kam es nicht, da die in Aussicht genommene Ausgabe mit lateinischen Lettern nicht realisiert wurde (vgl. die folgende Erläuterung). 120,19–20 besondere Ausgabe 〈…〉 mit lateinischen Lettern auf schön Papier] In seinem Bezugsbrief vom 12. Mai 1789 hatte Göschen eine Idee Herzog Carl Augusts aufgegriffen und Goethe vorgeschlagen, einen Sonderdruck der „Iphi-
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BRIEF 117
genie auf Tauris“ in hochwertiger Ausstattung herauszugeben. Dies sollte zugleich der Auftakt für eine Reihe mit bedeutenden Dichtungen der Nation sein. Vorbild für die Ausstattung war die im Frühjahr 1789 bei Johann Friedrich Unger in Berlin gedruckte Ausgabe von Goethes Essay „Das Römische Carneval“, die auf extra geglättetem Schweizer Papier und mit so genannten Didotschen Lettern erschienen war (vgl. Datierung zu Nr 50), einer modernen, erst um 1775 von François Ambroise Didot in Paris geschaffenen Antiqua-Schrift mit lateinischen Buchstaben. Wahrscheinlich als Göschen erfahren hatte, dass Goethe mit der Qualität des ungerschen Drucks des „Römischen Carnevals“ unzufrieden war (vgl. 129,9–15), versuchte er das „Iphigenie“-Projekt, dessen Druck ebenfalls bereits Unger übertragen worden war (vgl. zu 100,21–22), für seinen Verlag allein zu gewinnen: „Ich habe Papier, wogegen Unger sein Bestes zurück bleibt, welches ich d. Herrn Leg Rath gewiesen habe. Die Didotschen Lettern, welche Unger gebraucht, sind schon fur mich bestelt. 〈…〉 Da ich Wieland seine sämtlichen Werke bald drucken werde so wolt ich die Iphigenie als eine Probe drucken um mich darauf bey meiner Unternehmung dieser Werke und einer prächtigen Ausgabe der Ihrigen zu beziehen.“ (Göschen an Goethe, 12. Mai 1789; H: GSA 30/297, Bl. 75; vgl. auch QuZ 1, 167.) Goethe ließ sich insofern darauf ein, als er Göschen anbot, nicht die „Iphigenie“, sondern den „Torquato Tasso“ als Prachtausgabe neu herauszubringen (vgl. zu 120,20–21). Göschen bedankte sich für Goethes „Erlaubniß“ am 17. Juni 1789 (H: GSA 30/297, Bl. 77; vgl. auch QuZ 1, 169). Die Ausgabe kam aber ebenso wenig zustande wie die der „Iphigenie“ bei Unger. Stattdessen veröffentlichte Göschen 1790 einen Separatdruck des „Tasso“ nach den Druckplatten der Veröffentlichung in Band 6 der „Schriften“ als so genannte „Ächte Ausgabe“. 120,20–21 besser seyn als wenn man die Iphigenie nehmen wollte] Vermutlich war die Vereinbarung mit Unger, der ja schon mit dem Druck der „Iphigenie“ begonnen hatte, nicht mehr zurückzunehmen (vgl. auch die vorhergehende Erläuterung). 120,24 das böse Beyspiel an dem römischen Carneval] Mit dem Druck der illustrierten Ausgabe von Goethes Essay „Das Römische Carneval“, deren Erscheinen zur Ostermesse am 3. Mai 1789 angekündigt war (vgl. die Ankündigung „Das Römische Carnaval“. In: Journal des Luxus und der Moden. IntelligenzBlatt. Nr 1, S. IV) und deren Druckmanuskript Unger schon seit Mitte Februar vorgelegen haben dürfte (vgl. Datierung zu Nr 50), ist erst Ende März begonnen worden, da es offensichtlich Probleme mit der vereinbarten Papierqualität gab: „Ich habe die Ehre, Ihnen hier den ersten Bogen des Karnevals zu überschikken. Ich ließ diesen nur zur Probe glätten, da er noch etwas feucht war, und daher entstanden ei〈n〉ige kleine Falten, die hernach nicht statt finden, wenn A l l e s geglättet wird, u wenn das Kupfer vorher hineingedrückt ist.“ (Unger an Bertuch, 29. März 1789; H: GSA 06/1974.) Für Korrekturen des gedruckten Textes war so kaum noch Zeit. Auf den 69 Druckseiten mit je 21 Zeilen blieben trotz ausgetauschter Cartons
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nicht weniger als zwölf zum Teil gravierende und sinnentstellende Druckfehler stehen, von denen Unger einige in einer Liste der „Errata“ am Ende des Textes nur noch nachträglich korrigieren konnte (vgl. Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 28. Juni 1789; QuZ 4, 627 und Schütterle, Editionsgeschichte, 16–18). 121,2 in triplo] Lat.: Dreifach, in dreifacher Ausfertigung. – Für den zur Ostermesse 1789 erschienenen Band 8 der „Schriften“ hatte sich Goethe noch mit der Rücksendung der Aushängebogen in doppelter Ausfertigung begnügt (vgl. zu 38,10), war aber mit der Druckqualität der bisherigen Bände nur leidlich zufrieden und wollte nun bey diesem Stücke 〈…〉, daß es ganz rein in die Hände des Publicums komme. (128,5–9.) Göschen hielt sich nur anfangs an Goethes Forderung (vgl. zu 128,20).
117. An Charlotte von Stein
Weimar, 8. Juni 1789 → 〈Ems〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/491,I, Bl. 122. – Doppelblatt 19,1 × 23,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1. oben rechts von fremder Hd, Tinte: „102“; S. 4 nach Fritz grüßt. (124,20) wahrscheinlich von fremder Hand (Friedrich von Stein?) Anmerkungszeichen „(a)“. – In einem gebundenen Handschriftenkonvolut (Bd VI, Jg 1789, Nr 3), weiter vgl. Überlieferung zu Nr 12. E: Schöll, Goethe-Stein 3 (1851), 330–332. WA IV 9 (1891), 126–128, Nr 2756. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 121,6 saurer] ,Sauer‘ hier im Sinne von ‚widrig‘, ‚beschwerlich‘, ‚qualvoll‘, ‚unangenehm‘ (vgl. Grimm 14 I, 1863 f.). 121,6–7 der letzte Brief an dich] Goethes Brief vom 1. Juni 1789 (Nr 112), worin er sich zum ersten Mal nicht gegen Charlotte von Steins Vorwürfe zu verteidigen suchte, sondern diese klar zurückwies (vgl. zu 116,12; zu 117,2–3). Charlotte von Stein antwortete auf beide Briefe Goethes nicht mehr (vgl. zu 124,2–3). 121,14 meine hiesige Lage] Goethes Ansehen und seine Stellung in Weimar und am herzoglichen Hof waren nach seiner fast zweijährigen Abwesenheit in Italien geschwächt worden. Zudem hatte er durch die Aufgabe vieler seiner Ämter an Einfluss sowohl auf einzelne Personen wie auf die Geschicke des Landes verloren, obwohl vor allem der Herzog weiter zu ihm stand, der ihn nach und nach mit neuen Dienstpflichten wieder enger an sich band (vgl. GB 7 II, zu 256,11–12 und zu 257,13–15).
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121,19 des Herzogs äusseres Verhältniß] Die enge Bindung Carl Augusts an das preußische Königshaus, die Goethe skeptisch betrachtete. Insbesondere das Engagement des Herzogs im Fürstenbund und seine militärischen Ambitionen – seit Ende 1787 war er Kommandeur eines preußischen Kürassierregiments in Aschersleben – waren nach Goethes Einschätzung nicht im Interesse des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach (vgl. GB 7 II, zu 216,33–217,1 und zu 259,28–29). 121,24 nach und nach loslösen] Über seine Gedanken, Weimar zu verlassen, hatte Goethe offenbar mit Charlotte von Stein gesprochen (vgl. zu 19,21–22). 124,2–3 daß das Verhältniß 〈…〉 bleibe wie es steht] Goethes Hoffnung, dass sich ihre gegenseitige Beziehung, die Charlotte von Stein mit ihrem Brief von Anfang Mai 1789 (vgl. zu 116,12) im Grunde aufgegeben hatte, zumindest auf freundschaftlicher Basis erhalten ließe, erfüllte sich nicht. Die Korrespondenz brach für die nächsten fünf Jahre ab. 124,8 Du hast meine Mutter gesehen] Wahrscheinlich am 10. oder 11. Mai 1789 hatte Charlotte von Stein auf ihrer Reise zum Kuraufenthalt nach Wiesbaden in Frankfurt a. M. Station gemacht und Goethes Mutter Catharina Elisabeth einen Besuch abgestattet. An Carl Ludwig von Knebel schrieb sie darüber: „In Frankfurt war ich bei Goethens Mutter einige Stunden; ihr Umgang hat mir recht wohl getan.“ (Charlotte von Stein an Knebel, 13. Mai 1789; Stunden mit Goethe 6, 237.) Catharina Elisabeth Goethe muss ihrem Sohn in einem nicht überlieferten Brief von der Begegnung berichtet haben. 124,8–9 auch der la Roche] Im Mai 1789 stattete Charlotte von Stein der Bekannten Goethes, Sophie La Roche, die seit Dezember 1786 in Offenbach lebte, ebenfalls einen kurzen Besuch ab, entweder schon auf der Durchreise oder als Abstecher von ihrem Zwischenaufenthalt in Frankfurt a. M. (vgl. die vorhergehende Erläuterung): „Ich fuhr auch nach Offenbach zu Madame La Roche und fand sie sehr unterhaltend und angenehm.“ (Ebd.) Sophie La Roche selbst muss Goethe in einem nicht überlieferten Brief wahrscheinlich schon kurz danach davon berichtet haben, wie aus einer Passage seines Antwortbriefes vom 19. Juni 1789 erkennbar wird: Sie sind schon gewohnt, von mir eine spätere Antwort zu erhalten. 〈…〉 Es freut mich Ihre Freude an der Bekanntschaft der Frau von Stein. (127,8–17.) 124,9 mir deine Wiederkunft freundlich seyn] Wahrscheinlich am 5. oder 6. Juli 1789 traf Charlotte von Stein nach zwei Monaten Abwesenheit wieder zu Hause ein (vgl. zu 130,14), reiste aber umgehend auf ihr Landgut nach Kochberg weiter (vgl. Charlotte von Stein an Knebel, 8. Juli 1789; Stunden mit Goethe 6, 242). Zu einer Begegnung mit Goethe ist es vermutlich weder in Weimar noch in Kochberg gekommen, wo sich Charlotte von Stein ungewöhnlich lange bis zum 20. November aufhielt. 124,10 Baumeister Arends ist jetzt hier] Der aus Hamburg stammende Ar-
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chitekt Johann August Arens war am 4. Juni 1789 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 119,11). Er folgte einer Einladung Goethes (vgl. zu 85,32), der ihn für die Mitarbeit an der 1788 beschlossenen Wiedererrichtung des 1774 abgebrannten Stadtschlosses gewinnen wollte. Arens nahm sogleich während seines ersten Aufenthaltes an einer Sitzung der im März 1789 eingesetzten herzoglichen Schlossbaukommission teil, die am 17. Juni im Hause Goethes stattfand. Am 18. Juni beendete er seinen ersten Besuch in Weimar. Arens unterstützte das Schlossbauvorhaben in den kommenden Jahren mit zahlreichen Ideen, Plänen und architektonischen Entwürfen von Hamburg aus. 124,11 Fritz wird in diesen wenigen Tagen viel lernen] Näheres ist über Begegnungen Friedrich von Steins mit Arens nicht bekannt. 124,13–14 Herder zeigt 〈…〉 entschiedne Neigung sich zu verändern] Über Herders Ruf an die Universität Göttingen vgl. zu 106,10. 124,14–15 ihn für W. zu bestimmen] Goethe hatte Herder in seinem Brief vom 10. Mai 1789 gebeten, über den Wechsel nach Göttingen erst nach seiner Rückkehr aus Italien in besonnener Abwägung zu entscheiden (vgl. zu 106,13–15). Caroline Herder forderte er auf, ihren Mann umzustimmen (vgl. zu 114,12), und bei Herzog Carl August versuchte er bessere Bedingungen für Herder in Weimar zu erwirken (vgl. zu 106,10). Nach Herders Rückkehr aus Italien am 9. Juli zogen sich die Verhandlungen mit ihm noch bis etwa Ende August hin, ehe er schließlich entschied, nicht nach Göttingen zu gehen (vgl. Haym 2, 466–468). 124,16 Ich war eine Woche mit dem Prinzen in Belvedere.] Der Aufenthalt des Erbprinzen Carl Friedrich in Schloss Belvedere dauerte über zwei Wochen, vom 20. Mai bis zum 7. Juni 1789 (vgl. zu 116,19 und FB 1789, S. 119). Goethe war schon am 4. oder 5. Juni nach Weimar zurückgekehrt (vgl. Datierung zu Nr 114). 124,18 Tasso ist beynahe fertig.] Seit seiner Rückkehr aus Italien hatte Goethe mit kleineren und größeren Unterbrechungen am Drama „Torquato Tasso“ für Band 6 seiner Werkausgabe „Schriften“ gearbeitet (vgl. zu 9,18; zu 93,13). Zuletzt konnte er die Arbeiten Ende April/Anfang Mai noch einmal ein gutes Stück voranbringen (vgl. 120,14), ebenso wahrscheinlich während des Aufenthaltes in Schloss Belvedere. Zum Abschluss kamen die Arbeiten aber erst Ende Juli/Anfang August 1789 (vgl. zu 137,7). – Zum Entstehungsprozess insgesamt vgl. auch Blumenthal, Tasso-Handschriften, 145–157. 124,18–19 Biß ich ihn gedruckt sehe] Das war erst Mitte Januar 1790 der Fall, als der Verleger Göschen nach vielen Verzögerungen im Druck, der schon Ende Juli 1789 begonnen wurde (vgl. Göschen an Goethe, 2. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 81), ein „compL Aushänge ExplL“ von Band 6 der Werkausgabe von „Goethe’s Schriften“ übersenden konnte (Göschen an Goethe, 16. Januar 1790; H: GSA 30/297, Bl. 91).
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BRIEFE BRIEF118/119 118
118. An Johann Gottfried Herder Weimar, 〈14. oder 15. Juni 1789〉 → 〈München〉 DATIERUN G
Herder kam auf der Rückreise von Italien nach Weimar am 28. Juni 1789 in München an, wo er den vorliegenden Brief Goethes, den Caroline Herder ihrem Brief an ihren Mann vom 15. Juni beigefügt hatte, vorfand (vgl. Herder an Caroline Herder, 28. Juni 1789; HB 9, 538 f., Nr 94). Daraus ist zu schließen, dass Goethes Brief wahrscheinlich ebenfalls am 15. Juni 1789 oder kurz davor, etwa am 14. Juni, geschrieben worden ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 11,6 × 19,1 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss zum Brief Caroline Herders an Herder vom 15. Juni 1789. E: WA IV 9 (1891), 130 f., Nr 2758 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 124,23 In Parma 〈…〉 ein Wort von mir] In Parma hatte Herder Goethes Brief vom 10. Mai 1789 (Nr 104) erhalten (vgl. HB 9, 535). 124,24 nach München entgegen] Vgl. Datierung. 124,25 an Heyne] Herder hatte am 3. Juni an Christian Gottlob Heyne geschrieben (vgl. HB 9, 532 f.), die Vor- und Nachteile einer Annahme des Rufes nach Göttingen erwägend (vgl. zu 106,10). 124,27–28 Der Herzog 〈…〉 1800 rh. geben wolle jährlich] Das geschah auch (vgl. ebd.). 125,1 deine Schulden bezahlt] Auch dies geschah (vgl. ebd.). 125,2 Intressen] Zinsen. 125,4 immer näher kommen] Herder kehrte am 9. Juli 1789 von seiner Italienreise nach Weimar zurück. Die Formulierung betrifft vielleicht auch Herders Überlegungen der Annahme oder Ablehnung seines Rufes nach Göttingen. 125,5 Schreibe nur gleich] Herder schrieb am 28. Juni aus München an seine Frau (vgl. HB 9, 538 f., Nr 94). 125,5–6 ein Paar Tage in Nürnberg] Herder ging Anfang Juli von München nach Nürnberg, wo er ein paar Tage blieb (vgl. Herder an Caroline Herder, Anfang Juli 1789; HB 9, 539 f., Nr 95). 125,6 Deine Frau hat dir Ilmenau vorgeschlagen] Am 1. Juni hatte Caroline ihrem Mann geschrieben: „So eben fällt mir ein, wenn Du nicht über Carlsbad zu gehn Lust hast, so gehe über Ilmenau, u. ich komme Dir sodann mit allen Kindern
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dahin entgegen, u. wir können einige Tage ruhig u. abgeschnitten überlegen u. uns ausreden.“ (Herder, Italienische Reise, 488.) Am 5. Juni schrieb sie: „Goethe wird auch nach Ilmenau zu uns kommen. Vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt, wo er seine Treue u. Freundschaft zeigen wird, mündlich mehr von alle diesem.“ (Ebd., 491.) Weder Caroline noch Goethe gingen Herder auf seiner Rückreise nach Weimar entgegen. 125,8 von Nürnberg gleich schreibst] Anfang Juli 1789 schrieb Herder an seine Frau aus Nürnberg, dass er nicht gedenke, ein paar Tage in Ilmenau zu bleiben. „Kommt dieser Br〈ief〉 vor mir an; so warte, lieber Engel, ruhig, bis ich komme; ich weiß nicht, wenn?“ (HB 9, 539.) Vgl. auch Caroline Herders zwei Briefe an ihren Mann vom 3. Juli (Herder, Italienische Reise, 514 f. und 515 f.). 125,11 Wir wollen dir dorthin schreiben.] Von Goethe ist kein weiterer Brief an Herder vor dessen Rückkehr nach Weimar bekannt. Caroline Herder schrieb ihrem Mann keinen Brief nach Coburg.
119. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 15. Juni 1789 → 〈Berlin〉
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H: Stadtarchiv Hannover, Bestand Kestner-Museum, Slg Culemann, Sign.: 722, V. 003. – 1 Bl. 19 × 23,1 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No. 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 26 f., Nr I. WA IV 9 (1891), 128–130, Nr 2757 (nach einer Kollation der Ausfertigung durch Julius Schönemann, vgl. ebd. 352; zwei Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 257). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet mindestens zwei nicht überlieferte Briefe Reichardts aus dem Zeitraum zwischen dem 7. Mai und 12. Juni 1789 (vgl. zu 125,15). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 26. Juni 1789 (vgl. zu 129,9). Postsendungen: 15. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 19). Der Komponist, Kapellmeister und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) wurde als Sohn eines Musikers im ostpreußischen Königsberg geboren. Früh wurde sein außergewöhnliches musikalisches Talent durch die praktische Ausbildung an verschiedenen Instrumenten und musiktheoretischen Unter-
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richt gefördert. Reichardt galt als ein ‚musikalisches Wunderkind‘ und gab schon ab seinem zehnten Lebensjahr Konzerte in Königsberg und im gesamten Baltikum. Im Laufe der Jahre entwickelte Reichardt aber auch andere Interessen, besonders auf literarischem und philosophischem Gebiet, u.a. gefördert durch die Bekanntschaft mit dem Königsberger Philosophen Immanuel Kant. Nicht zuletzt auf dessen Anregung nahm er 1768 ein Jurastudium an der Universität seiner Heimatstadt auf, welches er aber schon 1771 abbrach, um sich auf eine ausgedehnte Reise durch Deutschland zum Zwecke seiner musikalischen Ausbildung zu begeben. Er hielt sich u.a. in Danzig, Berlin, Leipzig, Dresden, Prag, Braunschweig, Hannover, Hamburg und Lübeck auf, um bei namhaften Musikern und Komponisten zu lernen. 1774 kehrte er in seine ostpreußische Heimat zurück und trat das Amt eines Kammersekretärs im litauischen Ragnit an. Als Reichardts Bewerbung auf die Ende 1775 vakant gewordene Stelle des Kapellmeisters der königlich-preußischen Hofkapelle mit seiner ersten italienischen Oper „Le feste galanti“ (ital.: Galante Feste) überraschenderweise von Erfolg gekrönt war, begann für ihn eine völlig neue Lebensphase. Waren dabei anfangs die Spielräume in seinem neuen Amt noch recht begrenzt, änderte sich dies nach dem Tod Friedrichs II. und der Inthronisierung seines Nachfolgers Friedrich Wilhelm II. im Sommer 1786. Reichardt, der sich bisher vor allem auf musikalische Aktivitäten außerhalb seines Hofamtes konzentriert hatte und viele Reisen in die Musikhochburgen Deutschlands und Europas unternahm, bekam nun die Möglichkeit, auch mit eigenen Werken, Opern, Oratorien, Singspielen und Schauspielmusiken, sowie mit Arbeiten neuerer deutscher Komponisten der musikalischen Entwicklung am Berliner Hof ein eigenes Signum zu geben. Eine langwierige Brusterkrankung sowie stete Rivalitäten und Intrigen gegen seine Person führten schließlich aber dazu, dass Reichardt Ende 1791 um einen dreijährigen Urlaub von seinem Amt nachsuchte und sich auf sein neu erworbenes Landgut in Giebichenstein bei Halle/S. zurückzog. Eine Reise nach Paris 1792/93 und seine offen bekannte Sympathie für die Französische Revolution führten Ende 1794 schließlich zu seiner Entlassung aus dem Hofamt. 1796 konnte er durch eine Anstellung als Salinendirektor in Halle wenigstens den Unterhalt für seine vielköpfige Familie absichern. Kompositorisch setzte er seine Arbeiten wie bisher vor allem auf den Gebieten der Lied- und der musikdramatischen Komposition fort. 1807 musste er vor den französischen Besatzungstruppen aus seinem in der Zwischenzeit zu einem regen Treffpunkt der romantischen Bewegung avancierten Domizil in Giebichenstein fliehen und ging nach Danzig. Anfang 1808 wurde er von Jérôme Bonaparte, dem von Napoleon eingesetzten König von Westfalen, als Direktor der königlichen Theater nach Kassel berufen, konnte sich in dem Amt aber nicht einmal ein Jahr lang halten. Von 1811 an lebte er zurückgezogen mit einem kleinen Ruhegehalt vorwiegend in Giebichenstein, ehe er nach längerer Krankheit im Juni 1814 starb. – Goethe wurde auf den Komponisten Reichardt wahrscheinlich zum ersten Mal aufmerksam, als er im Sommer 1781 Reichardts Vertonungen seiner
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Gedichte in „Oden und Lieder“ (Berlin 1780/81) kennen lernte. Ein Besuch Reichardts in Weimar ein Jahr zuvor hatte zu keiner persönlichen Annäherung geführt, ebenso wenig Reichardts Weimar-Aufenthalt im Spätherbst 1783. Erst 1787 nahm Reichardt Kontakt zu dem in Italien weilenden Goethe auf. Er bot ihm die Vertonung seiner Singspieltexte an. Goethe willigte ein. Im Frühjahr 1789 reiste Reichardt schließlich mit der fast vollendeten Bühnenmusik zu „Claudine von Villa Bella“ im Gepäck zu Goethe nach Weimar, um mit ihm gemeinsam an deren Fertigstellung zu arbeiten. Von da an entwickelte sich über die nächsten fast drei Jahre eine enge Zusammenarbeit. Reichardt schrieb die Bühnenmusiken zu weiteren Werken Goethes, so zu „Erwin und Elmire“, „Lila“, Jery und Bätely“, ebenso für den „Egmont“. Goethe schickte immer wieder Gedichte zur Vertonung an Reichardt, der sogar eine sechsteilige Ausgabe mit Kompositionen zu Werken Goethes konzipiert hatte. Ideen für gemeinsame Projekte zu einer komischen wie zu einer großen deutschen Oper mit historisch-mythologischem Stoff wurden ausgetauscht, sogar das Zusammenwirken für eine wissenschaftlich zu begründende Akustiklehre erörtert. Nachdem sich Reichardt Ende 1791 von der Berliner Hofbühne zurückgezogen hatte und auch das gemeinsame Großprojekt einer deutschen Oper gescheitert war, kühlte sich die Beziehung allerdings rasch ab. Die unehrenhafte Entlassung Reichardts aus preußischem Dienst 1794 ließ Goethe auf Distanz gehen. Hatten Goethe und Reichardt zwischen Mitte 1789 und Mitte 1792 mindestens jeweils 20 Briefe gewechselt (bis Ende 1790 dreizehn), wovon aber nur ein Dutzend der goetheschen überliefert sind, waren es 1793 nur noch zwei Briefe Reichardts und einer von Goethe. Obwohl sich Reichardt auch in den beiden folgenden Jahren noch um die Fortsetzung ihrer Zusammenarbeit bemühte, ließ Goethe die Beziehung Ende 1795 mit einem vorläufig letzten Brief ausklingen. Auch Reichardts offenes politisches Bekenntnis zu den Ideen der Französischen Revolution hatte wohl in nicht unerheblichem Maße zu dem Entfremdungsprozess beigetragen. 1796/97 schließlich kam es zu polemischen Auseinandersetzungen zwischen Goethe und Schiller auf der einen sowie Reichardt auf der anderen Seite, der eine kritische Rezension zu Schillers „Horen“ veröffentlicht hatte. Goethe und Schiller schlugen mit bissiger Satire auf Reichardts Person in den „Xenien“ im „Musen-Almanach auf das Jahr 1797“ zurück. Erst Jahre später, Anfang 1801, kam es wieder zu einer vorsichtigen Annäherung zwischen Goethe und Reichardt. Der Briefwechsel bestand noch gut zehn Jahre weiter, allerdings ohne dass sich die frühere Beziehung wiederherstellte. 125,15 Für Ihren Besuch wie für Ihre Briefe, dancke ich Ihnen später] Reichardt hatte sich vom 23. April bis 5. Mai 1789 zu Besuch in Weimar aufgehalten, vor allem um mit Goethe seine Vertonung von dessen Singspiel „Claudine von Villa Bella“ durchzusprechen (vgl. zu 112,23). Nach seiner Rückkehr nach Berlin hatte Reichardt offenkundig bereits mindestens zweimal an Goethe geschrieben, ohne bisher Antwort erhalten zu haben, so dass schon fast sieben Wochen seit
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Reichardts Abreise aus Weimar ohne eine Antwort Goethes vergangen waren. Die Briefe Reichardts sind nicht überliefert. 125,16–17 bevorstehenden Aufführung Claudinens] In seinen Bezugsbriefen hatte Reichardt offensichtlich nicht nur die Vollendung seiner Partitur zu Goethes „Claudine von Villa Bella“ mitgeteilt, sondern auch, dass das Singspiel noch in diesem Sommer in Berlin zur Uraufführung gelangen werde. Zuerst kam es am 20. und 29. Juli 1789 zu Voraufführungen für die Berliner Hofgesellschaft im Theater der Orangerie im Charlottenburger Schloss sowie schließlich zu einer öffentlichen Festaufführung am Geburtstag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, dem 3. August, im Königlichen Nationaltheater am Gendarmenmarkt in Berlin (ehemals Französisches Komödienhaus). Ausführende waren das dortige Schauspieler- und Sängerensemble von Carl Theophilus Doebbelin und das mit Musikern der Hofkapelle verstärkte Theaterorchester unter der Leitung von Johann Christian Frischmuth. Wiederholungen gab es am 4. und 9. August 1789 (vgl. Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 1, 83 f. und Busch-Salmen, Briefwechsel, 77) sowie in einer Wiederaufnahme am 2. und am 20. Februar 1799 (vgl. Datenbanken Berliner Klassik. Nationaltheater-Index. berlinerklassik.bbaw.de/BK/theater). Die Aufführung eines deutschen Singspiels stellte auch in Berlin ein Novum dar, war doch die Geschichte der deutschen Residenztheater durch die italienische Oper geprägt. Somit begründete sie eine neue Tradition mit, die aus der Idee eines deutschen Nationaltheaters erwuchs (vgl. Busch-Salmen, Briefwechsel, 77). 125,17–18 Daß Sie meine Jamben 〈…〉 verwahrt haben] Neben den bereits versifizierten geschlossenen Gesängen (Lieder, Arien, Duette, Terzette, Quartette, Chöre) hatte Goethe in der Neubearbeitung des Singspiels 1788 auch die Prosa der Dialogpassagen in eine Versstruktur überführt und dafür den Blankvers genutzt, was einer kompositorischen Umsetzung entgegenkam. Als Vorbild diente ihm dafür die italienische Opera buffa (vgl. Bötcher, Singspiele, 112–119). In Reichardts Partitur gibt es nur an zwei Stellen ein Rezitativ, am Ende der 1. Szene des 1. Akts in Bezug auf Claudines Monolog Er flieht! Doch ist es nicht das letzte Wort 〈…〉 (WA I 11, 216 und Meikle/Hill, 97 f., Nr 7) und im 3. Akt bei Claudines Selbstzweifel vor ihrem großen Liebesduett mit Pedro O Himmel, welch Gefühl ergreift mich nun (WA I 11, 276 und Meikle/Hill, 303 f., Nr 20). Im deutschen Singspiel war bis dahin eine klare Trennung zwischen gesprochenem Prosadialog und musikalisch begleiteten versifizierten Gesangseinlagen das durchgängige Muster, das nun von Goethe und Reichardt durchbrochen wurde. Offensichtlich hatte dies aber im Vorfeld der Inszenierung in Berlin zu Irritationen und in der Folge auch zu Plänen geführt, die Dialoge wieder in die für Akteure und Zuschauer gewohnte Prosaform zurückzuführen (vgl. die folgende Erläuterung). Ob Reichardt die Rückführung der Dialoge in einen Prosatext wirklich verhindern konnte, ist nicht bekannt. Aus einer Rezension im „Berlinischen Archiv der Zeit und ihres Geschmacks“ (Berlin 1799) zur Wiederaufnahme des Stücks in den Spielplan des
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Königlichen Nationaltheaters im Februar 1799 (vgl. die vorhergehende Erläuterung) geht hervor, dass dabei zumindest bei einer Vorstellung eine Fassung mit Prosadialogen gespielt wurde: „Da unsere Schauspieler, mit wenigen Ausnahmen, bekanntermaßen keine Verse sprechen können, so waren sie in Prosa aufgelöst.“ (März-Heft 1799, S. 241.) 125,19 diese Art Kunstverständige] Auf wessen Initiative die Versfassung für die Aufführung von „Claudine von Villa Bella“ überarbeitet werden sollte, ist nicht bekannt. Zu vermuten ist, dass die Forderung entweder aus dem Schauspielensemble der doebbelinschen Truppe oder von ihrem Impresario selbst kam (vgl. zu 125,16–17), möglicherweise geht sie auch auf die neue Theaterleitung zurück, die so genannte Immediatskommission, der seit 1787 Johann Jakob Engel als Oberdirektor, Karl Wilhelm Ramler als literarischer Berater und Johann August von Beyer (bis 1. Mai 1788) als Oberfinanzdirektor und Zensor angehörten (vgl. Schneider, Oper Berlin, 216). 125,20–21 Empfehlen Sie den Dialog 〈…〉 den Ackteurs, besonders den Actricen.] Diese Aussage unterstreicht, wie wichtig Goethe die Umsetzung seines neuartigen Formansatzes für das Singspiel war, was aber natürlich für die Sängerschauspieler eine besondere Herausforderung darstellte (vgl. zu 125,17–18). Goethes Konzept scheint von den Protagonisten schließlich aber gut umgesetzt worden zu sein: „Als Sänger werden in dieser Oper M a d . B a r a n i u s, M a d . L a n g e aus Wien, die grosses Aufsehen erregte, H r. L i p p e r t , B e n d a und F r a n k e n b e r g vorzugsweise genannt.“ (Schneider, Oper Berlin, 233; zu den Rollenfächern der genannten Ensemblemitglieder vgl. Theater in Berlin, 260 f.) 125,21 artig] Hier im Sinne von ‚angenehm‘, ‚Gefallen erregend‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 125,21–22 in der ersten Scene und in der Scene mit Rugantino] Gemeint sind die Eingangsszenen zum 1. und zum 2. Akt, die im Gartensaal und auf der Terrasse des Gartens von Villa Bella spielen (WA I 11, 199 und 228) und die Hauptfiguren Claudine und Lucinde, Pedro und Rugantino sowie im 1. Akt noch Alonzo von Villa Bella zusammenführen (vgl. WA I 11, 199–216 und 228–240). 125,22 sich angreifen] Hier im Sinne von ‚sich anstrengen‘, ‚sein Äußerstes tun‘, ‚(im Singen und Tanzen) alle seine Kräfte und Geschicklichkeit zeigen‘ (vgl. Adelung 1, 308). 125,24 Kranz von künstlichen Blumen] Claudine betritt hinter einem Zug von Landleuten in der ersten Szene einen festlich geschmückten Gartensaal, um von ihrem Vater Alonzo liebevoll empfangen und beschenkt zu werden. Goethe lässt sie dabei festlich gekleidet eintreten (vgl. WA I 11, 201). Lucinde überreicht ihr anschließend einen mit Blumenmotiven bestickten Schleier, Pedro einen Strauß mit Wiesenblumen (vgl. WA I 11, 202 f.). Der Kunstblumenkranz sollte den festlichen Charakter der Szene offenbar noch deutlicher machen. Gabriele Busch-Salmen
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vermutet in ihrem Kommentar zu der Briefstelle eine „heimliche Referenz an Christiane Vulpius“ (Reichardt-Goethe, 168), mit der Goethe seit Sommer 1788 in enger Beziehung stand und die eine Zeitlang in der Manufaktur für Kunstblumen von Friedrich Justin Bertuch beschäftigt war. 125,25 Porte epee] Franz. porte-épée: Degen/Schwert-Träger (Gehenk); Quaste an der Stichwaffe eines Offiziers oder Adligen. 125,26 zu ihrer Kleidung im letzten Ackte past] Lucinde, die Komplementärfigur zu Claudine und deren Vertraute und Cousine, betritt die Szenerie im letzten Akt laut Goethes Regieanweisung in Mannskleidern und mit bloßen Degen (WA I 11, 277), um im Fechtkampf den Abenteurer Basco zu überwinden (vgl. ebd., 278). 125,29 Rath Krause führt die Gerüste nach meinen Entwürfen aus] Goethe und Reichardt hatten sich offensichtlich schon beim Zusammentreffen in Weimar Ende April/Anfang Mai 1789 darauf verständigt, dass Goethe die Bühnendekoration für die Aufführung des Singspiels in Berlin selbst entwerfen werde. Als Ausführenden für die Vorlagen zum Bühnenbild hatte Goethe den Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar, Georg Melchior Kraus, gewonnen. Weder die Entwürfe Goethes noch die ausgeführten Vorlagen von Kraus sind überliefert. 125,30 diese Woche abzuschicken] Goethe schickte Reichardt die Zeichnungen von Kraus vermutlich mit seinem nächsten Brief vom 22. Juni, der nicht überliefert ist (EB 216). 126,1 da Sie auf die Kleidungen schon aufmercksam sind] Reichardt hatte in seinen Bezugsbriefen Goethe offensichtlich in die Planungen für die bevorstehende Inszenierung der „Claudine von Villa Bella“ einbezogen und um dessen Rat gebeten. Neben der Kostümgestaltung (vgl. zu 125,24; zu 125,26) besprach er mit ihm wohl auch die Bühnendekoration (vgl. zu 125,29) und das Problem der Rezitative (vgl. zu 125,17–18). 126,2 abermal empfehle ich Ihnen die Jamben] Vgl. zu 125,17–18; zu 125,20–21. 126,3 Tasso ist nun in der letzten Revision] Während seines Aufenthaltes bei Goethe Ende April/Anfang Mai 1789 hatte Reichardt den Entstehungsprozess des Dramas „Torquato Tasso“ unmittelbar miterleben können (vgl. zu 124,18). Kurz nach dem vorliegenden Brief schickte Goethe erste Manuskriptteile des Werks für den Druck in Band 6 der Werkausgabe „Schriften“ an den Verleger Göschen nach Leipzig (vgl. zu 128,1; zu 128,24–25). Das komplette Stück war aber erst Ende Juli/Anfang August fertig (vgl. 137,9–10). – Reichardt und Goethe hatten möglicherweise zu dieser Zeit die Vertonung des Stücks erwogen. In seiner Ankündigung der Ausgabe „Musik zu Göthes Werken. In 6 Theilen“ von 1791 war für Band 5 die „Musik zu Göthe’s Trauerspielen“ vorgesehen, „enthaltend: Overtüren und einige Gesänge und Chöre zur Iphigenie, zum Tasso, Götz von Berlichingen, Clavigo und Egmond“ (Fortgesetztes chronologisches Verzeichnis der öffentlich im
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Druck und Kupferstich erschienenen musikalischen Werke von Johann Friedrich Reichardt. In: Musikalisches Kunstmagazin. Von Johann Friedrich Reichardt. VIII. Stück. o. O. 1791, S. 125). Obwohl der Band nicht erschien, hat Reichardt an der Bühnenmusik zu „Tasso“ zu arbeiten begonnen. Überliefert ist die Vertonung des Anfangsmonologs des Tasso aus dem 4. Akt Bist du aus einem Traum erwacht ( WA I 10, 194; vgl. auch Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 1, 202). 126,3–4 sogleich in den Druck über] Göschen begann Anfang Juli mit der Drucklegung des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 136,11–12). Durch mehrfache Verzögerungen konnte der Druck aber erst im Januar 1790 abgeschlossen werden (vgl. zu 145,14; zu 165,1). 126,4–5 daß er Ihnen und Ihrer Gattinn ein paar gute Stunden machen wird] Reichardt war seit Dezember 1783 in zweiter Ehe mit Johanna Wilhelmine Dorothea Hensler geb. Alberti aus Hamburg verheiratet. – In Goethes Liste der zu verteilenden Belegexemplare von Band 6 ist Reichardt nicht erwähnt (vgl. H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209 f.). Allerdings hat sich Goethe im Januar 1790 von diesem Band ein zusätzliches Belegexemplar vom Verleger ausgebeten (vgl. zu 165,2; zu 165,3–6). Möglicherweise war dies für Reichardt bestimmt (vgl. 171,8). 126,6–7 Zu Schulzens Athalie hab ich Worte 〈…〉 den ausgezeichneten Chören.] Wahrscheinlich 1782/83 hatte Johann Abraham Peter Schulz die Tragödie „Athalie“ von Jean Racine (Amsterdam 1691, in: Œuvres. Bd 3) vertont. 1786 war die Komposition von Carl Friedrich Cramer herausgegeben worden und bei Benjamin Gottlob Hoffmann in Hamburg erschienen: „Chöre und Gesänge zur Athalia von Racine von J. A. P. Schulz, Capellmeister Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preussen“. Schulz, seit 1787 Hofkapellmeister des dänischen Königs in Kopenhagen, war ein guter Bekannter Reichardts aus der gemeinsamen Berliner Zeit. Reichardt war seit 1775 königlich-preußischer Hofkapellmeister, Schulz seit 1776 Dirigent am Französischen Komödienhaus am Gendarmenmarkt und seit 1780 Kapellmeister des Prinzen Heinrich von Preußen, eines Bruders Friedrichs II. Reichardt hatte Goethe Schulz’ Partitur schon bei seinem Besuch Ende April/Anfang Mai 1789 in Weimar vorgestellt (vgl. zu 151,27–28). Neben dem französischen Originaltext enthielt die Ausgabe der Partitur auch eine deutsche Übersetzung des Herausgebers, des Kieler Theologen und Musikschriftstellers Carl Friedrich Cramer. Von der angesprochenen Übersetzung Goethes haben sich nur wenige Textpassagen erhalten, so die des Finalchores zum 2. Akt, 9. Szene (Beglückt! Beglückt! Tausendmal das Kind, das sich der Herr zu seinem Dienst erkor 〈…〉), die Goethe in das Notenblatt von Schulz’ Komposition eingetragen hat (H: GSA 32/73; vgl. auch WA I 12, 289 und 418). Ein leicht abweichender Textentwurf des Chores ist verteilt auf zwei zusätzlichen Blättern überliefert, die auch noch andere Chorsequenzen zur „Athalie“ enthalten, so zur 4. Szene des 1. Aktes (Durch alle Welten reicht / Die Herr-
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lichkeit Jehovas 〈…〉), zur 9. Szene des 2. Aktes (O wenn des Herren Stimme tröstlich klänge 〈…〉) sowie zur 7. und 8. Szene des 3. Aktes (O Versprechen! O Bedräun 〈…〉 Hinaus, erwähltes Volck) und zur 6. Szene des 4. Aktes (Ist euer Fürst. Ist Gott / Für den ihr streiten sollt). (H: GSA 25/W 1282 und 25/W 1283; vgl. auch WA I 53, 97 f. und 467 f.) Zwei Verse aus dem Chor der 4. Szene des 1. Aktes finden sich zudem noch einmal auf der Rückseite einer botanischen Zeichnung zu einem Blumenblatt: Gesang Gesang bringe Lob ihm und Danck (H: GSA 26/LXI,4,13). Weitere Passagen hat Goethe offenbar nicht übersetzt. Überlieferte Notenblattabschriften zu den Schlusschören des 3. und 4. Akts z.B. blieben ohne Text (vgl. GSA 32/73). – Racines „Athalia“ wurde am 25. September 1789 am Königlichen Nationaltheater in Berlin mit der Chormusik von Schulz aufgeführt (vgl. Theater in Berlin, 6). 126,7 thu ich wohl zum Ganzen] Ob Goethe seine Übersetzungsarbeit fortgesetzt hat, ist nicht bekannt (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 126,8 Cramers Unverstand] Bezieht sich auf die Ausgabe der „Athalie“ von Carl Friedrich Cramer (vgl. zu 126,6–7). 126,11 biß wir uns wiedersehn] Reichardt stattete Goethe wahrscheinlich einen weiteren, offensichlich aber nur kurzen Besuch ab, als er von einem Aufenthalt in München, vermutlich in der zweiten Novemberhälfte oder Anfang Dezember 1789, nach Berlin zurückreiste. In seinem Brief vom 10. Dezember ging Goethe gleich zu Anfang auf die Begegnung mit Reichardt in Weimar ein (vgl. 157,15–18). Näheres ist dazu nicht bekannt. Der Besuch wird sonst nirgends erwähnt, so dass nicht ganz auszuschließen ist, dass sich Goethes Bemerkung vom 10. Dezember noch auf Reichardts Besuch von Ende April/Anfang Mai 1789 bezieht (vgl. zu 125,15).
120. An August Johann Georg Carl Batsch
Weimar, 18. Juni 1789 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1 S. beschr., egh., mit egh. Unterschrift, egh. Angabe von Ort und Datum: W. d. 18. Juni 1789, egh. Adresse und Siegel (Angaben nach E). E: Auktions-Katalog LXXXV. Autographen. Karl Ernst Henrici. Berlin. Versteigerung LXXXV. Autographen Musik und Theater, Literatur und Wissenschaft, Goethe und Schiller – Der Weimarer Kreis. Im Auftrage der Firma Karl Ernst Henrici. Berlin. Versteigerung: Montag, den 28. und Dienstag, den 29. Januar 1924. Berlin 1924, S. 53, Nr 328. – Fragment? WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 86, Nr 2759a (nach E). Textgrundlage: E.
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ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTE
126,14 eins] eines WA ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 126,13–14 wohlgeordneten Sammlung der Kräuter] Vermutlich ein Herbarium mit getrockneten Pflanzen, das Batsch Goethe zur Nutzung und Weiterführung überließ. Der Aufbau eines Herbariums gehörte gerade zu dieser Zeit zu Goethes Vorhaben, wie er in einer Agenda von Johanni 1789 bis Johanni 1790 festhielt (vgl. zu 130,12). Möglicherweise handelte es sich aber auch nur um die Beschreibung einer solchen Sammlung, wie sie Batsch eventuell für seine Lehrtätigkeit und die Arbeit an seinen Publikationen zusammengetragen hatte, so etwa für das botanische Lehrbuch „Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen für academische Vorlesungen“ (2 Tle, Halle 1787/88) oder für seinen „Versuch einer Arzneymittellehre nach den Verwandtschaften der wirkenden Bestandtheile“, das 1790 in Jena erscheinen sollte. Die Bücher enthalten ausführliche Beschreibungen von Kräuterpflanzen, angefangen von der Bestimmung der Arten und der Beschreibung einzelner Merkmale bis hin zu ihrer Wirkung und Anwendung. 126,15–16 ehestens einige Speculationen 〈…〉 mittheilen] Wahrscheinlich ist Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ gemeint, die im Frühjahr 1790 bei Carl Wilhelm Ettinger in Gotha erschien. 126,16–17 denen ich zum Voraus Ihren Beyfall wünsche] Das vorläufige Manuskript der Abhandlung sandte Goethe am 18. Dezember 1789 an Batsch (vgl. zu 160,26), um dessen Meinung und Rat einzuholen (vgl. zu 160,27).
121. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 18. oder 19. Juni 1789〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Durch die Anrede Voigts mit ‚Wohlgeboren‘ und die Bezeichnung in der Adresse als ‚Geheimer Regierungsrat‘ lässt sich die Abfassung des Briefes auf den Zeitraum zwischen Mitte März 1789 und Anfang November 1791 eingrenzen (vgl. Datierung zu Nr 94). Die Übermittlung einer persönlichen Empfehlung des Architekten Johann August Arens (vgl. 126,21), offenkundig ausgesprochen bei einer Abschiedsbegegnung mit Goethe unmittelbar vor der Abreise Arens’ von einem Weimar-Aufenthalt, führt zu weiteren Anhaltspunkten für die Datierung. Arens war dreimal zu Arbeitsbesuchen in Weimar, im Juni 1789, im Januar 1790 und von Ende Mai bis Anfang Juni 1791 (vgl. zu 119,11). Der letzte Aufenthalt ist mit
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der Erwähnung im vorliegenden Brief kaum in Verbindung zu bringen, da Goethe und Voigt bei der Abreise von Arens aus Weimar am 8. Juni 1791 nicht anwesend waren, sondern schon am 5. Juni gemeinsam zum Gewerkentag des Ilmenauer Bergwerksunternehmens aufgebrochen waren. Der zweite Aufenthalt von Arens in Weimar endete am Donnerstag, dem 28. Januar 1790. Am folgenden Sonntag, dem 31. Januar 1790, war Goethe Gast an der Fürstlichen Mittagstafel (vgl. FB 1790, S. 30), was mit der im vorliegenden Brief ausgesprochenen Einladung an Voigt zum gemeinsamen Mittagessen an diesem Tag ebenfalls nicht vereinbar erscheint. So kommt in Bezug auf diese Einladung nur der erste Weimar-Aufenthalt von Arens infrage, der vom 4. bis zum 18. Juni 1789, einem Donnerstag, währte. Einer Einladung an Voigt für den folgenden Sonntag, den 21. Juni, stand nichts im Wege und die von Goethe bekundete Freude über das Zusammensein mit Arens und seine große Erwartung an ihn deuten an, dass Voigt selbst bisher kaum die Möglichkeit zum Kennenlernen des Besuchers gehabt hatte. Der vorliegende Brief ist demnach wahrscheinlich kurz nach der Abreise von Arens aus Weimar geschrieben worden, also am 18. oder 19. Juni 1789. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Adresse: Herrn Geh. Reg. Rath Voigt (Angabe nach WA IV 9, 372). E: WA IV 9 (1891), 266, Nr 2871 (Eduard von der Hellen). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 126,18–19 Sonntags Mittag mit mir zu essen] Aufgrund der Datierung des Briefes eine Einladung für den 21. Juni 1789. 126,20 Mein geschwollner Backen] Für die hier angedeuteten Beschwerden lassen sich keine Belege finden. 126,21 Arens] Der Hamburger Architekt Johann August Arens war vom 4. bis zum 18. Juni 1789 zu einem ersten Besuch nach Weimar gekommen, um beratend beim Wiederaufbau des Schlosses zu helfen (weiter vgl. zu 124,10).
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122. An Gottfried August Bürger
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Weimar, 19. Juni 1789 → 〈Göttingen〉
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H: Verbleib unbekannt. – Adresse: Herrn Gottfried August Bürger / nach Göttingen. (Angabe nach E.) E: Strodtmann 3 (1874), 239, Nr 752. WA IV 9 (1891), 133, Nr 2760 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Bürgers wahrscheinlich vom 20. April 1789 (vgl. zu 127,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 19. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 18). Über Gottfried August Bürger (1747–1794) und sein Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 12. Februar 1774 (GB 2 II, Nr 93). – Der vorliegende Brief ist der letzte von insgesamt elf überlieferten Briefen Goethes an Gottfried August Bürger. Acht der Briefe fallen in die Zeit zwischen dem 12. Februar 1774 und 20. April 1778, danach folgen noch zwei Briefe vom 30. Mai 1781 und vom 20. Februar 1782. Von Bürger sind insgesamt sechs Briefe aus dem Zeitraum zwischen dem 6. Februar 1775 und 18. August 1781 überliefert. Ein weiterer Brief aus dem Frühjahr 1789, der Bezugsbrief, ist erschließbar (vgl. zu 127,1–2). – Die Überlieferungssituation lässt deutlich erkennen, dass die Korrespondenz in der Anfangsphase am intensivsten war. Der Austausch beruhte in erster Linie auf der gegenseitigen Wertschätzung der künstlerischen Produktion des anderen, wobei Bürgers schwärmerische Begeisterung für Goethes Frühwerk die wohlwollende Anerkennung der Gedichte Bürgers durch Goethe weit überstieg. Bald setzte jedoch ein Entfremdungsprozess ein, der wohl vor allem in der sehr unterschiedlichen literarischen Entwicklung begründet war, die beide nahmen. Aber auch Bürgers unsteter Lebensgang und sein extrovertierter Lebensstil dürften in nicht unerheblichem Maße Goethes zunehmende Distanzierung bewirkt haben. Der Kontakt war schließlich seit 1782 unterbrochen gewesen, als Bürger mit der Dedikation seiner neuesten Gedichtausgabe und einem Besuch in Weimar im Frühjahr 1789 noch einmal an ihr früheres Verhältnis anzuknüpfen suchte, freilich ohne Erfolg. 127,1–2 Geschenck in der neuen Ausgabe Ihrer Schriften] Wahrscheinlich zur Ostermesse Anfang Mai 1789 waren Bürgers „Gedichte“ in zwei Teilen bei Johann Christian Dieterich in Göttingen erschienen, eine stark erweiterte Auflage der „Gedichte“ in einem Band von 1778, die ebenfalls bei Dieterich in Göttingen herausgekommen waren. Am 20. April, schon vor dem offiziellen Erscheinungstermin, hatte Bürger die Neuausgabe an mehrere Freunde und Bekannte verschickt, u.a. an Ludwig Gleim, Elisa von der Recke, Johann Heinrich Voß und Heinrich
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Christian Boie (vgl. Strodtmann 3, 225–228 und 230). Deshalb ist anzunehmen, dass Bürger die Gedichtausgabe an diesem Tag auch an Goethe gesandt hat (vgl. auch die folgende Erläuterung). Die Ausgabe hat sich in Goethes Bibliothek nicht erhalten. 127,3 Leider hielten Sie Sich neulich bey uns so kurze Zeit auf] Ende April 1789 war Bürger nach Jena gereist, um die Möglichkeiten einer Anstellung an der dortigen Universität auszuloten und um Christian Gottfried Schütz, Professor für Poesie und Beredsamkeit, zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit hatte Bürger auch Goethe in Weimar seine Aufwartung gemacht. Sein Besuch fand wahrscheinlich am 24. oder 25. April statt, als gerade auch Johann Friedrich Reichardt bei Goethe war (vgl. zu 125,15). Reichardt berichtete später, wie distanziert die Begegnung der früheren Freunde verlaufen war: „Reichardt sagt ungefähr: wir probierten eben ein Musikstück, ich glaube aus Claudine von Villa Bella, als Bürger gemeldet wurde. Goethe ging ihm ‚in freudiger Bewegung‘ entgegen, aber es machte sich leider so, daß beide, Goethe von innen, Bürger von außen, in der Tür zusammenstießen. Bürger trat an Goethe mit den Worten heran: Sie Goethe – ich Bürger! Dies Zusammenprallen und die Art, wie Bürger diese sonderbare Vorstellung hervorbrachte, brachte Goethe etwas aus der Fassung, erkältete ihn total, vielleicht auch eine stille Enttäuschung über Bürgers ganzes Aussehen: genug er fand keine rechten Anknüpfungspunkte zur Konversation, geriet ganz außer Stimmung, dies wirkte natürlich zurück auf Bürger, die Unterhaltung wollte nicht werden, und beide schieden so.“ (Nach Mitteilung von Gustav von Loeper; BG 3, 289 f.) Die Sicht Bürgers gibt ein Bericht von dessen Freund Ludwig Christoph Althof in einem Brief an Christoph Friedrich Nicolai vom Dezember 1796 wieder: „Im Jahre 1789 schickte B[ürger] dem Herrn von G[oethe] ein Exemplar von der 2ten Ausgabe seiner Gedichte mit einem höflichen Schreiben zu, und machte bald darauf eine Reise, die ihn durch W[eimar] führte. 〈…〉 so faßte er ein Herz und verfügt sich an einem Nachmittage in die Wohnung des Ministers. 〈…〉 Der Kammerdiener meldet ihn, kommt zurück und führt ihn – nicht in das Zimmer wo musicirt wird, sondern in ein leeres Audienzzimmer. In diesem erscheint nach einigen Minuten auch Herr von G[oethe], erwidert B[ürger]’s Anrede mit einer herablassenden Verbeugung, nöthigt ihn, auf einem Sopha Platz zu nehmen, und erkundigt sich, da Bürger, der doch einen ganz andern Empfang erwartet hatte, ein wenig verlegen wird, nach – der damaligen Frequenz der Göttingischen Universität. B[ürger] antwortet so gut er bey seiner Verlegenheit kann, und steht bald wieder auf, um sich zu empfehlen. G[oethe] bleibt mitten im Zimmer stehen und entläßt Bürger mit einer gnädigen Verbeugung.“ (Strodtmann 4, 270 f.) Am 28. oder 29. April reiste Bürger wieder aus Jena ab (vgl. Bürger an Henriette Schütz, 6. Mai 1789; Strodtmann 3, 229). Nach dem vorliegenden Dankesschreiben hatten Bürger und Goethe keinen Kontakt mehr.
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123. An Sophie La Roche 〈Weimar, wahrscheinlich 19. Juni 1789〉 → 〈Offenbach〉 DAT IERUN G
Nach den Angaben in h und E soll der Brief am 20. Juni 1789 verfasst worden sein. Möglicherweise ist dies aus einem nicht erwähnten Post- oder Empfangsvermerk geschlossen worden. Das korrekte Datum ist aber wahrscheinlich der 19. Juni 1789, denn aus der Rechnung des Kaiserlichen Reichspostamts in Weimar für Goethe vom 30. Juni 1789 geht hervor, dass der Brief an Sophie La Roche bereits am 19. Juni verschickt worden ist: „Juny / 〈19.〉 1. 〈St.〉 á Made de la Roche. Offenbach“ (GR/Belege 1789, 6, Bl. 18). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1859 in Besitz der Stadtbibliothek Trier als Geschenk von Ernst von Schiller (Angabe nach E und h); heute dort nicht mehr auffindbar. h: GSA Weimar, Sign.: 29/294,IV. – 1 Bl. 22,3 × 28,5 cm (Briefpapier der Kölnischen Zeitung), 1 S. beschr., Schreiberhand (sS, vermutlich ein Redakteur der Kölnischen Zeitung), Tinte. E: O〈tto〉 Janke 〈Rez.〉: H. D.: Sophie von La Roche, die Freundin Wieland’s. Von Ludmilla Assing. Berlin 1859. In: Kölnische Zeitung. Nr 194 vom 15. Juli 1859. Köln 1859, S. 〈2〉. WA IV 9 (1891), 133 f.; Nr 2761 (nach E). Textgrundlage: E. – E geht unmittelbar auf H zurück, wie aus dem Begleittext seiner Veröffentlichung zu entnehmen ist: „Die Urschrift befindet sich auf der trierer Stadtbibliothek 〈…〉“. h folgt möglicherweise E; unter dem Brieftext findet sich von der gleichen Schreiberhand der Vermerk: „Der Brief befindet sich in der Kölnischen Zeitung No 194 vom 15. Juli 1859, die Urschrift dagegen auf der Trierer Stadtbibliothek.“ Die Texte von E und h sind identisch, nur dass h rechts oben vor der ersten Briefzeile noch eine vollständige Orts- und Datumsangabe aufweist, die den Eindruck entstehen lässt, sie gehöre in dieser Form zum Brief. Da E den eindeutigen Bezug zu H aufweist, bei h dies zumindest zweifelhaft bleibt, bildet E die Textgrundlage. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief von Sophie La Roche aus dem Zeitraum zwischen etwa dem 10. Mai und Ende Mai 1789 (vgl. zu 127,8). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 19. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 18). Über das Verhältnis Goethes zu Marie Sophie La Roche geb. Gutermann Edle von Gutershofen (1730–1807) vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief aus der
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BRIEF 123
Zeit zwischen dem 16. und 28. November 1772 (GB 1 II, Nr 117). – Der rege, über drei Jahre währende Briefwechsel zwischen Sophie La Roche und Goethe war mit Goethes Wechsel nach Weimar Ende 1775 abgebrochen, lediglich ein Brief Goethes von Anfang September 1780 ist noch überliefert (vgl. WA IV 4, 277–279, Nr 1008). Nachdem Goethe im Juni 1788 von seiner Italienreise zurückgekehrt war und die La Roches bereits Ende 1786 von Speyer nach Offenbach in die Nähe der Familie ihrer Tochter Maximiliane Brentano in Frankfurt a. M. gezogen waren, lebte der Kontakt 1788/89 kurzzeitig noch einmal auf, ohne aber die ursprüngliche Intensität und Kontinuität wieder zu erlangen. Sophie La Roche verkehrte in den Kreisen der Frankfurter Gesellschaft und entwickelte eine engere Beziehung zu Goethes Mutter Catharina Elisabeth und deren Freunden. Ein Brief Goethes an Sophie La Roche vom 13. August 1788, der vermutlich ein Antwortbrief auf einen vorausgegangenen Bezugsbrief der La Roche war, mit dem die Korrespondenz wiederbelebt wurde, lässt sich aus Goethes Postrechnungen erschließen (vgl. EB 56). Ein weiterer nicht überlieferter Brief Goethes stammte vom 27. April 1789 (vgl. EB 193), den die Adressatin wahrscheinlich umgehend beantwortet hatte und damit wiederum den vorliegenden Brief Goethes auslöste. Drei weitere nicht überlieferte Briefe Goethes lassen sich noch für 1791 nachweisen. Danach bricht der Briefwechsel erneut ab. Im August 1797 besuchte Goethe Sophie La Roche für ein paar Stunden auf der Durchreise in die Schweiz in Offenbach, und von Mitte Juli bis Mitte Oktober 1799 hielt sich die ehemalige Verlobte Wielands mit Unterbrechungen insgesamt sechs Wochen bei Wieland in Oßmannstedt sowie in Weimar auf. Das Verhältnis zu Goethe, mit dem es zu mehreren Begegnungen kam, blieb aber distanziert. 127,8 eine spätere Antwort zu erhalten] Seinen letzten Brief an Sophie La Roche hatte Goethe am 27. April 1789 nach Offenbach geschickt (vgl. EB 193 und die einleitende Erläuterung). In ihrem nicht überlieferten Antwortbrief berichtete Sophie La Roche bereits darüber, dass ihr Charlotte von Stein auf der Reise in die Bäder von Wiesbaden und Ems, wahrscheinlich am 9. oder 10. Mai, einen Besuch in Offenbach abgestattet hatte (vgl. zu 127,17). Da Goethe von einer verspäteten Antwort spricht, ist anzunehmen, dass der Bezugsbrief etwa ab dem 10. Mai und spätestens wohl Ende Mai geschrieben worden war. 127,10 italienischen Reise] Eine mit Wieland geplante Reise nach Italien unternahm Sophie La Roche nicht, weil dieser sich nicht dazu entschließen konnte (vgl. Wieland an Sophie La Roche, 15. August 1788 und 16. März 1789; WB 10 I, 83 und 171 f.). Deshalb erwog Sophie La Roche etwa seit Februar 1789, mit ihrem ältesten Sohn Fritz und dessen Frau Elsy in die Schweiz und nach Italien zu reisen (vgl. Sophie La Roche an Wieland, 20. Februar 1789; ebd., 155). Als ihr Entschluss im Frühjahr 1789 feststand, muss sie dies Goethe entweder in ihrem Bezugsbrief oder schon in einem ihrer vorherigen Briefe mitgeteilt haben. In der zweiten Augusthälfte 1789 traten die drei La Roches die Reise in die Schweiz an.
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Man besuchte u.a. Genf, Bern und Zürich. Sophie La Roche verzichtete jedoch auf die Weiterreise nach Italien, um ihren jüngsten Sohn Franz nach Marburg zu begleiten, der im Herbst 1789 dort ein Studium antrat. Ende Oktober kehrte sie deshalb von St. Julien (Savoyen) nach Offenbach zurück, wo sie am 23. November eintraf. 127,10–11 Empfehlungsschreiben an Reiffenstein] Goethe schrieb zwischen Ende März und Anfang Juli sowie am 21. August 1789 an Johann Friedrich Reiffenstein nach Rom (EB 225, EB 226, EB 237). Eines dieser Schreiben dürfte die angekündigte Empfehlung für Sophie La Roche enthalten haben. 127,12 Angelica ein Wort von Ihrer Ankunft] Die deutschschweizerische Malerin Angelika Kauffmann hatte Goethe wie Reiffenstein während seines Romaufenthaltes 1786/88 kennen gelernt. Den geplanten Besuch Sophie La Roches in Rom teilte er ihr vermutlich noch am gleichen Tag, dem 19. Juni 1789, mit (vgl. EB 210). Möglicherweise geschah dies aber auch erst im folgenden Brief vom 22. oder 23. Juli 1789 (vgl. EB 232). 127,15 Das Werkchen über das Erhabene] Die 1788 anonym im Verlag von Johann Daniel Gotthelf Brose in Göttingen und Leipzig erschienene Schrift „Ueber das Erhabene“. Verfasser war der damals erst 20-jährige und noch unbekannte Göttinger Medizinstudent Carl Friedrich August Grosse aus Magdeburg, der sich später als Geologe und Mineraloge sowie als Romanautor und Übersetzer einen Namen machte. Sophie La Roche dürfte das Werk wegen seiner schwärmerischen, gefühlsbetonten Darstellung sehr geschätzt haben. In seiner „Einleitung“ schreibt Grosse: „Vieles, was ich schrieb, ist daher freywilliger Erguß einer schwärmenden Phantasie, der kein Antichambre die Flügel beschnitt, und kein tändel〈n〉des Getümmel toller Höflinge; die kein sumsender Zirckel glücklicher Damen lähmte mit ihrem ewigen Frühling im Gesichte, die Einsamkeit stärkte, und kräftiger Selbstgenuß. Alles, was ich schrieb, das spricht mein Herz, und spricht es nur zu erwärmten Herzen.“ (S. 3.) 127,15–16 die Römerin nicht, welcher es gewidmet] Grosse stellte seinem Werk eine Widmung voran: „An R. L***.“ (o. S. 〈nach dem Titelblatt〉.) Zwischen der folgenden Inhaltsangabe und der „Einleitung“ (S. 1–5) fügte er der Widmung eine vierseitige Hommage hinzu, in der er sich bei einer „Laura“ (2. Seite), einer „Römerin“ (4. Seite), für deren Inspiration und Interesse bedankt und sein Werk allein ihrem Urteil unterwirft. 127,17 Ihre Freude an der Bekanntschaft der Frau von Stein] Auf ihrer am 5. Mai 1789 angetretenen Reise in die Kurbäder von Wiesbaden und Ems hatte Charlotte von Stein am 10. und/oder 11. Mai einen Zwischenhalt in Frankfurt a. M. eingelegt (vgl. zu 118,1; zu 124,8) und entweder auf dem Weg dahin oder von da aus auch Sophie La Roche im nahe gelegenen Offenbach besucht, also wahrscheinlich am 9. oder 10. Mai. Es war ihre erste persönliche Begegnung (vgl. zu 124,8–9).
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BRIEF 124
127,18 Das Manuscript hat Bode wieder.] Vermutlich ist das Manuskript von Sophie La Roches Erzählungsband „Geschichte von Miß Lony und der schöne Bund“ gemeint, der 1789 im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha erschien. Johann Joachim Christoph Bode hatte offensichtlich den Kontakt zum Verleger hergestellt und bei der Herausgabe des Buches als Mittelsmann gewirkt. In einem Brief an Sophie La Roche vom 22. Juni 1789 beklagte Bode das Geschäftsgebaren Ettingers, der den Versand an über 1200 von Sophie La Roche gewonnene Subskribenten der Autorin überließ (vgl. Sophie La Roche an Johann Heinrich Heidegger, 14. Februar 1790; La Roche, Briefe, 322). Wahrscheinlich hatte Goethe das Manuskript zu Sophie La Roches Erzählungsband bekommen, als es Bode von Ettinger zurückerhielt. 127,19 Schreiben Sie mir doch, ehe Sie abreisen] Ein entsprechender Brief Sophie La Roches ist nicht bekannt.
124. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 22. Juni 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1912 Privatbesitz, USA (vgl. WA IV 50, 216). – Faksimile: GSA Weimar, Sign.: 29/204,V. – 2 S. jeweils auf der Vorderseite beschr., egh., Tinte; S. 2 am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL. 22. J u n y 89. / v. G o e t h e / empfL. dL. 24. do“; auf der Rs. von S. 1 am unteren Rand von fremder Hd, Tinte: „Dem Goethe-Schiller-Archiv überreicht von / Prof Dr Johannes Baunack. / Leipzig den 24. III. 1904.“ E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 112 f. WA IV 9 (1891), 134 f., Nr 2762. Textgrundlage: Faksimile. BEIL AG E
Druckmanuskript wahrscheinlich der Szenen 1 bis 3 des 1. Akts von „Torquato Tasso“ (vgl. zu 128,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Göschens Brief vom 17. Juni 1789 (vgl. RA 1, 156, Nr 363). – Göschen antwortete am 1. Juli 1789 (vgl. RA 1, 156, Nr 364). 128,1 sende ich die ersten Scenen eines Stücks] Göschen hatte im Bezugsbrief vom 17. Juni 1789 auf Goethes Drängen erklärt, dass der Drucklegung des „Torquato Tasso“ nichts mehr im Wege stehe (vgl. zu 120,14). Daraufhin schickte Goethe umgehend erste Teile des Druckmanuskripts, um die Michaelismesse 1789 (Beginn: 4. Oktober) als Erscheinungstermin des Bandes doch noch halten zu kön-
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nen (vgl. zu 104,6). Er sandte dem Verleger die vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel bereits fertig gestellten Anfangsteile des „Tasso“, wahrscheinlich die Szenen 1 bis 3 des 1. Akts. Die fehlende 4. Szene des 1. Akts reichte er erst eine Woche später nach (vgl. zu 128,23). 128,2 um Ein Jahr Arbeit verrechnet] Noch kurz vor seiner Heimkehr aus Italien, im April 1788, hatte Goethe geglaubt, das Drama auf der bevorstehenden Rückreise nach Weimar weitestgehend fertigstellen zu können: Ich leße jetzt das Leben des Tasso, das Abbate Serassi und zwar recht gut geschrieben hat. Meine Absicht ist meinen Geist mit dem Charackter und den Schicksalen dieses Dichters zu füllen, um auf der Reise etwas zu haben das mich beschäftigt. Ich wünsche das angefangne Stück, wo nicht zu endigen, doch weit zu führen eh ich zurückkomme. (Brief an Herzog Carl August, 28. März–2. April 1788; GB 7 I, 264,5–10.) Nach Goethes Rückkehr im Juni 1788 war die Arbeit an dem Stück über konzeptionelle Überlegungen und wahrscheinlich einige wenige Szenenentwürfe noch nicht hinausgekommen (vgl. GB 7 II, zu 264,8–9 und zu 273,26–27). 128,4 allerstrengste Fürsorge bey den Correckturen] Goethe hatte schon in seinem vorausgegangenen Brief an Göschen gefordert, dass der 6. Band der „Schriften“ eine bessere Druckqualität als die bisherigen Bände haben müsse (vgl. 120,17–18). Deshalb hatte er auch die Aushängebogen in dreifacher Ausfertigung gewünscht (vgl. zu 121,2), um für die Druckfehlerkorrektur ein Exemplar recht durchgesehen wiederzurückschicken (121,2–3) zu können. 128,6–7 durch einen Carton zu verbessern bitten] Gemeint ist das im 18. Jahrhundert noch weithin übliche, aber aufwändige und damit teure Korrekturverfahren, bereits gedruckte Seiten eines Druckbogens vor der Bindung durch korrigierte Seiten, die so genannten Kartons, oder ganze Bogen zu ersetzen. Göschen akzeptierte in seinem folgenden Brief vom 1. Juli 1789 diese Forderung Goethes ausdrücklich und vorbehaltlos: „Solten sich in diesem Stück bey einer vierfachen Correktur doch Fehler einschleichen, so bin ich gern bereit die Blätter umdrucken zu laßen, eh sie ins Publikum kommen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171.) 128,9 Wann Sie das Exempl. mit lateinischen Lettern anfangen] Goethe hatte dem Verleger in seinem Brief vom 8. Juni einen Separatdruck des „Torquato Tasso“ mit lateinischen Lettern auf schön Papier (120,19–20) vorgeschlagen (vgl. zu 120,19–20; zu 120,20–21). Göschen konnte damit jedoch wegen technischer und organisatorischer Probleme nicht vor Neujahr 1790 beginnen: „Für die Erlaubniß den Taßo auf schönes Papier mit lateinischen Lettern von Didot in Paris zu drucken dank ich gehorsamst. Da die Lettern noch nicht aus Paris angelangt sind und noch mancherley Vorkehrungen zu den möglichst schonen Gebrauch derselben zum veranstalten sind; so kann ich nicht eher mit disen Druck anfangen als Neujahr 1790.“ (Göschen an Goethe, 17. Juni 1789; H: GSA 30/297, Bl. 77; vgl. auch QuZ 1, 169.) Das Projekt wurde nicht verwirklicht.
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128,11–13 Was Hl. Vulpius betrifft 〈…〉 Ihren Rath und Beystand gönnen wollen.] Mit seinem Bezugsbrief hatte Göschen auch einen tags zuvor bei ihm eingegangenen, nicht überlieferten Brief von Christian August Vulpius an Goethe geschickt. Vulpius kündigte darin seine Übersiedlung nach Leipzig an, die Göschen von Goethe bereits im April avisiert worden war, und bat um Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Vgl. zu 103,28. 128,13–14 manche gute Eigenschaften 〈…〉 Talent] Ähnliches hatte Goethe auch schon am 23. April 1789 an Göschen geschrieben (vgl. zu 103,29–30). 128,15–16 einen mäßigen Unterhalt sollte verdienen können] Diese Erwartung ließ sich offenkundig nur schwer erfüllen. Schon am Tag nach Vulpius’ Ankunft in Leipzig berichtete Göschen davon, dass er diesem zwar eine kleine befristete Arbeit bei einem Buchhändler habe verschaffen können, Vulpius aber wohl für eine dauerhafte und auskömmliche Beschäftigung im Verlags- oder Buchhandel in Leipzig nicht geeignet sei (vgl. zu 142,4–5). Aufgrund dieser Einschätzung Göschens schrieb Goethe am 31. August 1789 ein weiteres Empfehlungsschreiben an Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (vgl. zu 145,2). 128,17 von Zeit zu Zeit einige Unterstützung zu gönnen] Bereits seit fast einem Jahr hatte Goethe Vulpius Geld zukommen lassen. Belegt sind Zahlungen vom 14. Juli und vom 1. Dezember 1788 sowie von April 1789 (vgl. zu 26,24–25; zu 65,16–17; zu 101,7–8). Die Geldsendungen wurden in unregelmäßigen Abständen fortgesetzt. So ging von Weimar aus am 3. August der nächste Brief „mit 8 Lbtlrn: nach Erlangen“ (P/HS Post, 6. Oktober 1789; GR/Belege 1789, 9, Bl. 12; vgl. EB 235) und Göschen „zahlte an HL Vulpius“ am 13. November auf Rechnung Goethes noch einmal 10 Reichstaler (Abrechnung Göschens an Goethe, 7. Juli 1790; H: GSA 30/297, Bl. 102; vgl. zu 141,23–142,2). 128,19 Das Mspt von Ta s s o folgt nun nach und nach.] Mspt: Manuskript. – Goethe sandte die weiteren Teile des Druckmanuskripts in drei Lieferungen an Göschen, am 29. Juni, am 23. Juli und am 27. August 1789. Die Drucklegung des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ konnte von Göschen trotzdem erst Ende Januar 1790 abgeschlossen werden (vgl. zu 104,6). 128,20 3 Exemplare der abgedruckten Bogen] Göschen sandte die ersten beiden Druckbogen des „Tasso“ am 2. August 1789 an Goethe: „Hier hab ich die Ehre die fertigen Bogen des Taßo zu übersenden.“ (H: GSA 30/297, Bl. 81; vgl. auch QuZ 1, 173.) Am 15. August folgte der dritte: „Vom Taßo hab ich die Ehre hier den 3ten Bogen zu uberreichen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 82; vgl. auch QuZ 1, 174.) Goethe hatte die Aushängebogen in dreifacher Ausfertigung verlangt, um die Korrekturen mit höchster Sorgfalt durchführen zu können (vgl. zu 121,2). Dies wurde von Göschen allerdings nur bei den ersten drei Bogen so gehandhabt. Danach sandte er nur noch zwei Exemplare zur Korrektur (vgl. zu 163,20–21).
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125. An Georg Joachim Göschen
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Weimar, 29. Juni 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 19,1 × 23,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Rs. am oberen Rand Mitte Empfangsvermerk von fremder Hd, Tinte: „We i m a r dL 1 J u l 1789 / G ö t h e “. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 113. WA IV 9 (1891), 135, Nr 2763 (nach E). BEIL AG E
Druckmanuskript zu „Torquato Tasso“ (vgl. zu 128,23). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antwortete am 1. Juli 1789 (vgl. RA 1, 156, Nr 364). 128,23 übersende ich den Schluß des ersten Acktes] Wahrscheinlich das Druckmanuskript der 4. Szene des Dramas „Torquato Tasso“ für den 6. Band von „Goethe’s Schriften“ (vgl. die folgende Erläuterung). 128,23–24 Die ersten Scenen werden glücklich angelangt seyn.] Die ersten drei Szenen des 1. Akts für den Druck des „Torquato Tasso“ hatte Goethe bereits eine Woche zuvor an Göschen geschickt (vgl. zu 128,1). Göschen bestätigte am 1. Juli 1789: „Das Mspt zum Taßo 2te Lieferung hab ich wie die erste richtig empfangen und ist also der erste Ackt gänzlich hier.“ (H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171.) 128,24–25 Die Fortsetzung 〈…〉 biß Sie solche verlangen] Göschen forderte Goethe nicht zu weiteren Sendungen auf. Am 5. Juli berichtete Goethe in seinem Brief an Carl August, dass der „Tasso“ kurz vor dem Abschluss stehe (vgl. zu 131,10), und am 23. Juli 1789 schickte er das Druckmanuskript der nächsten beiden Akte an Göschen. Dann brach er zu einem Sommeraufenthalt nach Wilhelmsthal auf (vgl. zu 120,14; zu 136,5–6). 129,2 wiederhohle meinen Wunsch] Sorgfalt bei der Korrektur hatte Goethe auch schon im vorausgegangenen Brief vom 22. Juni 1789 verlangt (vgl. zu 128,4). 129,4 Schicken Sie mir den Brief an Hl. Vulpius zurück] Gemeint ist wahrscheinlich das Empfehlungsschreiben für Vulpius, das Goethe am 23. April 1789 an Göschen geschickt hatte (vgl. zu 103,29). Göschen sandte es umgehend mit seinem Antwortbrief zurück: „So bald ich Herrn Vulpius werde gesprochen haben werd ich Ew HochwohlgebL Nachricht geben was sich hier für ihn thun läßt. Den Brief habe ich die Ehre hierbey den selben zu übersenden.“ (Göschen an Goethe, 1. Juli 1789; H: GSA 30/297, Bl. 78.)
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BRIEF 126
129,5 mit der nächsten Post erhalten Sie einen andern] Dies geschah wahrscheinlich nicht. Stattdessen adressierte Goethe ein neues Empfehlungsschreiben vom 31. August 1789 an den Verleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (Nr 145), das er offenbar Vulpius mit einem nicht überlieferten Brief (EB 240) überschickte (vgl. auch zu 103,29).
126. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 29. Juni 1789 → 〈Berlin〉
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H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 202. – 1 Bl. 19,3 × 23,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; am linken Seitenrand auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt. E1: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 27, Nr II (Teildruck: 129,24–130,4 Sie haben Ihr Patrocinium 〈…〉 kan ich nicht beurtheilen. G fehlt). E2: WA IV 9 (1891), 136 f., Nr 2764 (Eduard von der Hellen). BEIL AG E
„Das Römische Carneval“ (vgl. zu 129,9). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts aus dem Zeitraum zwischen dem 18. und 26. Juni 1789 (vgl. zu 129,9). – Reichardt antwortete zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1789 mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief (vgl. zu 152,8). Postsendungen: 29. Juni 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 6, Bl. 19). 129,9 Hier folgt das Carneval] „Das Römische Carneval“ war zur Ostermesse Anfang Mai 1789 anonym als bibliophile Buchausgabe erschienen (vgl. zu 53,3–4; zu 53,4). Vermutlich hatte sich Reichardt in seinem Bezugsbrief danach erkundigt. 129,11 ein sehr schön geschriebnes Exemplar zum Druck gesandt] Das Manuskript hatte Goethe Ende Januar/Anfang Februar wahrscheinlich in dreifacher Ausfertigung von Christian Georg Carl Vogel abschreiben lassen. Ein Exemplar ging an den Gothaer Verleger und Kommissionär des Projekts Carl Wilhlem Ettinger für eine vorgesehene Übersetzung ins Französische, eines behielt Goethe offenkundig selbst und eines schickte er, wahrscheinlich noch in der zweiten Februarhälfte 1789, an Johann Friedrich Unger in Berlin als Druckmanuskript (vgl. zu 120,24).
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129,12 die abscheulichsten Druckfehler in den paar Bogen] In dem nur gut vier Druckbogen starken Text waren zwölf zum Teil gravierende Druckfehler enthalten. Goethe hatte seinem Unmut darüber sofort nach Erhalt des fertigen Buches Anfang Mai gegenüber Herzog Carl August Luft gemacht (vgl. 109,28–30). Auch dem Verleger seiner „Schriften“, Georg Joachim Göschen, hielt er das Buch als warnendes Beispiel vor Augen (vgl. zu 120,24). Bertuch veranlasste eine Rezension in der Jenaer „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, die am 1. Januar 1790 erschien und den für die Druckfehler verantwortlichen Buchdrucker Johann Friedrich Unger kritisierte (vgl. Bertuch an Christian Gottfried Schütz, 28. Juni 1789; QuZ 4, 627 und Allgemeine Literatur-Zeitung, 1. Januar 1790, Nr 1, Sp. 4). 129,13 Unger] Der Berliner Verleger Johann Friedrich Unger hatte Ende 1788/Anfang 1789 von Friedrich Justin Bertuch den Auftrag zum Druck der bibliophilen Ausgabe von Goethes Essay „Das Römische Carneval“ mit den modernen lateinischen Lettern von François Ambroise Didot auf hochwertigem Schweizer Papier erhalten (vgl. Datierung zu Nr 50 und zu 120,19–20). 129,13 Eulenspiegel] Anspielung auf das um 1510/12 in Straßburg erschienene niederdeutsche Volksbuch „Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel, geboren uß dem Land zu Brunßwick 〈…〉“, das später in billigen so genannten Jahrmarktsausgaben massenhafte Verbreitung fand. 129,16 Glück zu Claudinen.] Reichardt war offensichtlich mit letzten Arbeiten an seiner Partitur des goetheschen Singspiels „Claudine von Villa Bella“ beschäftigt, dessen Berliner Premiere im Charlottenburger Schlosstheater und am Königlichen Nationaltheater kurz bevorstand (vgl. zu 125,16–17; zu 125,17–18). 129,16 Die Arie] Goethe war von Reichardt in dessen Bezugsbrief offenbar um die Überarbeitung einer Textstelle des Librettos gebeten worden, zu der Reichardt eine Arie komponiert hatte. Welche von den insgesamt zehn Arien gemeint ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen (vgl. Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 2, 89–98 und Kramer, Claudine, 346). Möglicherweise bezog sich Reichardts Bitte auf die 2. Arie der Claudine Liebe schwärmt auf allen Wegen am Schluss des 1. Aktes (WA I 11, 216 und Meikle/Hill, 99–107, Nr 8), die Reichardt laut einer Berliner Partiturabschrift in zwei verschiedenen Versionen komponiert hat, einer „Originalfassung in schnellem Zeitmaß (Un poco vivace et agitato, 2⁄4 c-Moll)“ und „einer anderen Variante in langsamerem Tempo (Andante con moto, ¾ c-Moll)“ (Kramer, Claudine, 356). 129,18 metrischen Dialogs] Die Neubearbeitung des Singspiels von 1788 weist durchgängig Versstruktur auf. Die Gesangsstücke sind gereimt und in abwechslungsreiche Versvariationen unterschiedlicher Metrik (Jamben, Trochäen; Länge) gebracht (vgl. Bötcher, Singspiele, 24 f.), die Dialogpassagen bestehen durchgängig aus Blankversen, fünfhebigen Jamben ohne Reim (vgl. zu 125,17–18). 129,20 braves] Brav: hier im Sinne von ‚gut‘, ‚trefflich‘, ‚wert‘ (vgl. GWb 2, 869).
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129,21–22 lassen bald wieder von Sich horen] Wann Reichardt auf den vorliegenden Brief antwortete, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber bis Anfang Oktober 1789 (vgl. zu 152,8). 129,24 Patrocinium] Lat.: Schutz, Verteidigung (eines Anempfohlenen). 129,24 dem gebohrnen Vagabunden] Vermutlich ist der Musiker Tobias Friedrich Pfeifer gemeint, der sich einer verwickelten Erbschaftsangelegenheit wegen im Frühjahr 1789 in Weimar aufgehalten und bei Goethe um Unterstützung nachgesucht hatte (vgl. zu 133,11; zu 133,13–15). Als königlich-preußischer Hofkapellmeister hatte Reichardt offenbar zugesagt, Pfeifer bei der Suche nach einer Anstellung in Berlin behilflich zu sein. Ob diese Zusage auf die Fürsprache Goethes, möglicherweise schon während Reichardts Besuch in Weimar Ende April/Anfang Mai 1789, erfolgt war oder ob sich Pfeifer direkt an Reichardt gewandt hatte, ist nicht bekannt (vgl. zu 133,16–17). Pfeifer verließ Weimar Ende Mai 1789 mit einem Gnadengeschenk von Herzog Carl August in Höhe von 10 Reichstalern, das er am 27. Mai „bey seinem Abgang von hier“ erhalten hatte (Jahresrechnung Schatulle Carl Augusts, 1. April 1789 bis 31. März 1790; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1167, Bl. 50; vgl. auch AS 3, 24). 129,25–26 dem Bruder meines Dieners] Johann Gottfried Goetze, der jüngste, etwa 22-jährige Bruder von Goethes Diener Paul Goetze, der von Goethe gelegentlich auch mit kleinen Aufträgen betraut wurde. Goetze hatte eine musikalische Ausbildung genossen und spielte Reichardt während dessen Aufenthalt bei Goethe im Frühjahr 1789 vor, woraufhin dieser ihn nach Berlin holen wollte, was sich aber offenkundig nicht realisieren ließ. Paul Goetze schrieb Ende 1803 ein Bittgesuch an Goethe in Sachen seines Bruders, worin er auch an das Zusammentreffen mit Reichardt erinnerte: „Es ist Ew. HochwohlgebL gewiß noch in hohen Andencken, daß mein jungerer Bruder der Musikus, in ihrem Saale vor dem Herrn Capelldirector Reichardt von Berlin spielen mußte, und dieser ihm auch sogleich in in 〈sic〉 die Capelle daselbst anzustellen versprach. Da sich dieses aber verzögerte, ging er in Chur Hannöversche Dienste 〈…〉.“ (Goetze an Goethe, 15. Dezember 1803; H: GSA 28/42, Bl. 696.) Goetze wurde schließlich durch Goethes Vermittlung Stadtmusikus in Jena. 129,27–28 Da Sie so nah an der Quelle königlicher Gnaden stehen] Reichardt war Anfang 1776 unter Friedrich II. von Preußen in das Amt eines königlichen Hofkapellmeisters berufen worden und hatte diese einflussreiche Position auch unter Friedrichs Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., bis 1794 inne. 129,28–130,1 Der Vagabund will nach Franckfurt 〈…〉 nichts näheres hört.] Vgl. zu 129,24. Näheres ist dazu nicht bekannt.
JULI 1789
127. An Carl Ludwig von Knebel
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Weimar, 4. Juli 1789 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 109. – 1 Bl. 18,9(–19,1) × 23,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 93 f., Nr 88. WA IV 9 (1891), 137 f., Nr 2765. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Knebels vom 24. Juni 1789 (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 26). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 130,5 Ich hoffte dich neulich zu sehen, das böße Wetter hielt mich ab.] Knebel hielt sich seit dem 22. Juni 1789 in Jena auf: „Mit dem Herzog herüber nach Jena geritten.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 26.) Die Absicht Goethes, Knebel für ein paar Tage nach Jena zu folgen, wurde durch anhaltend schlechtes Wetter durchkreuzt. Seit einem Gewitter am 21. Juni (vgl. ebd.) war es abgekühlt und sehr wechselhaft (vgl. Knebel, Tgb. [22.–26. Juni] 1789, Bl. 26 und 27). Ab dem 27. Juni setzte für mehrere Tage anhaltender Regen ein, begleitet von Wind und Kälte (vgl. Knebel, Tgb. [27. Juni –2. Juli] 1789, Bl. 27 und 28). Erst am 3. Juli kam es zu einer Wetterbesserung und danach zu mehreren schönen Sommertagen (vgl. Knebel, Tgb. [3.–10. Juli] 1789, Bl. 28 und 29). 130,7–8 Tasso steht nun auf dem Punckte fertig zu werden.] Seit Anfang Februar 1789 hatte Goethe die Arbeiten an seinem Drama „Torquato Tasso“ intensiviert (vgl. zu 81,6–7; zu 113,3; zu 124,18), das als Hauptstück in Band 6 von „Goethe’s Schriften“ zur Michaelismesse Anfang Oktober 1789 erscheinen sollte (vgl. zu 141,20–21). Das Stück war in seinen Grundzügen fertig, die ersten drei Akte vollständig abgeschlossen (vgl. zu 128,24–25). Mit Überarbeitungen und Verbesserungen an den Akten 4 und 5 blieb Goethe allerdings noch bis Ende Juli beschäftigt (vgl.137,9–10). 130,8–9 Die drey ersten Akte schicke 〈…〉 hoffentlich noch diese Woche] Am 9. Juli, einen Tag vor Goethes Ankunft in Jena (vgl. die folgende Erläuterung), erhielt Knebel eine Sendung mit den fertigen Manuskriptteilen des „Torquato Tasso“, wahrscheinlich die Reinschrift der ersten drei Akte: „Tasso von G.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 29.) 130,9–10 komme vielleicht Sonnabends mit den beyden andern nach] Goethe kam bereits am Freitag, dem 10. Juli 1789, nach Jena: „Göthe kommt abends.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 29.) Ob er für den kurzen Aufenthalt dort tat-
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BRIEF 128
sächlich das Arbeitsmanuskript der Akte 4 und 5 des „Torquato Tasso“ mitbrachte, ist nicht bekannt. 130,10 vier fünf Tage möchte ich bey dir bleiben] Goethe reiste nach drei Tagen, am Montag, dem 13. Juli, nach Weimar zurück: „Göthe geht ab.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 29.) Logis hatte er in der Dienstwohnung für Weimarer Hofbeamte im ersten Stock des Residenzhauses im Jenaer Alten Schloss genommen, wo auch Knebel seine Wohnung hatte (vgl. GB 6 II, zu 25,24). Goethe kümmerte sich unter anderem um die Flussbettregulierung zum Hochwasserschutz an der Saale (vgl. A 4), verbrachte die meiste Zeit aber wohl mit Knebel, wie aus dessen Tagebucheinträgen hervorgeht: „Morgens mit Goethe im Griesbachschen Garten. Hier zu Mittag. Nachmittags spaziren und auf der Saale.“ (Knebel, Tgb. [11. Juli] 1789, Bl. 29.) „Mit Göthe in der Stadt.“ (Knebel, Tgb. [12. Juli] 1789, ebd.) Knebel selbst fuhr am Abend des 15. Juli wieder nach Weimar zurück (vgl. Knebel, Tgb. 1789, ebd.). 130,12 habe mir auf ein Jahr Arbeit schon bestimmt] Dazu ist folgende eigenhändige Liste erhalten: Für das nächste Jahr. von Joh. 89 – Joh. 90. Portefeuille zu ordnen Mineralien durchgehn. Microscopische Sachen in Ordnung. Bergwerck. Ilm. Steuer Sache. Cap. 3 Pct Messung. Haushaltung. in ihren Theilen Meubles. Haußkauf.
Tasso zu vollenden. Lila. Jery und Bat. Faust. Scherz List und Rache. Die Mystificirten Die ungleichen Haußgen Sicilien. Botanische Demonstration. Herbar. vivum.
Peters Rechn. Fordrung Schweiz (G1?) Lips. Müller Peter Petschirstecher. =
Für den Merkur. Auswärtige Rechnung. Chymica. Griechisch. Schloß Bau.
Colorit.
Architectur.
Ausführung. Zeichnung des Corpers.
Erotica. Saldo.
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Bildung des Facius. Theocritus. Moschus Bion.
Biß Ende des Jahres 90. Uber die Gestalt der Thiere. Erläuterung des botanischen Wercks. (H: GSA Weimar, Sign.: 27/50,1, Bl. 1. – Doppelblatt 20,7 × 34,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte.) 130,13 schreibe mir] Ein Antwortbrief Knebels ist nicht bekannt. 130,14 Morgen erwarten wir Fr. v Stein.] Ob Charlotte von Stein tatsächlich am 5. Juli von ihrer Kurreise in die Bäder von Wiesbaden und Ems nach Weimar zurückkehrte, ist nicht sicher, auch der 6. oder 7. Juli sind nicht ganz auszuschließen. Am 8. Juli schrieb sie bereits wieder von ihrem Landgut in Kochberg an Knebel (vgl. Stunden mit Goethe 6, 242).
128. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar〉, 5. und 10. Juli 1789 → 〈Unterlind?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 125–126. – Doppelblatt 13,9(–14,1) × 19,2(–19,4) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 150 f., Nr 61. WA IV 9 (1891), 138 f., Nr 2766. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 130,18 auf dem Walde Schnee gehabt] Herzog Carl August war am 1. Juli 1789 über Ilmenau ins Thüringer Oberland gereist (vgl. zu 132,4). An diesem Tag notierte Carl Ludwig von Knebel in Jena in sein Tagebuch: „Stürmisch, kalt u. sehr unfreundlich.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 27.) 130,21 die Haus Existenz] Nachdem Goethe die seit Ende März/Anfang April 1789 schwangere Christiane Vulpius im Frühjahr 1789 in seine Wohnung im Haus am Frauenplan aufgenommen hatte, nahmen die Anfeindungen der Hofgesellschaft und der Stadtöffentlichkeit immer stärker zu. Goethe deutete dem Herzog daher an, dass er nach einem Ort suchte, wo er ein ungestörtes Familienleben mit Christiane führen könnte. Ende November 1789 zog Goethe mit ihr in das so
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BRIEF 128
genannte ‚Kleine Jägerhaus‘ in der heutigen Marienstraße. Das Haus existiert nicht mehr. Zur genauen Lage vgl. Wahl, 188–195. – Vgl. auch zu 152,4; zu 152,19; zu 155,18–19. 130,23 Mit der Messung des alten Schloßes geht es sehr vorwärts.] Mit Reskript vom 15. Juni 1789 waren der Baukontrolleur Johann Friedrich Rudolf Steiner und der Bauverwalter Georg Christoph Steffany von der Schlossbaukommission beauftragt worden, Vermessungsarbeiten am Schloss durchzuführen und den dort liegenden Schutt zur Auffüllung des Küchteichs abfahren zu lassen (vgl. Reskript der Schlossbaukommission, 15. Juni 1789; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8908, Bl. 3). 130,24 B. Contr.] Baukontrolleur Johann Friedrich Rudolf Steiner. 131,2–3 Der Plan der ersten Etage des kleinen Flügels] Am 25. März 1789 hatte Herzog Carl August in einer Konferenz mit Goethe und den anderen Mitgliedern der Schlossbaukommission detaillierte Festlegungen zum Beginn der Arbeiten zum Wiederaufbau des Residenzschlosses getroffen, wozu auch Anweisungen über zu erstellende Risse und Modelle gehörten (vgl. Goethes Protokoll vom 25. März 1789 mit Anlage: Verzeichniss der aufgenommenen und ausgearbeiteten Risse, welche bey Regulirung des Plans zum vorseyenden Schloßbau zu gebrauchen sind; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8907, Bl. 3–8). In den Sessionen der Schlossbaukommission vom 4., 18. und 25. April, 15. Mai, 11. und 22. Juni 1789 (vgl. Protokolle, ebd., Bl. 9–12, 13–14, 15–19, 20–23, 25–29, 31–32) wurden die hier angeführten Punkte beraten und die vorhandenen Risse und Bauunterlagen geprüft. Mit Reskript vom 22. Juni 1789 erging die Anweisung an Steiner, den kleinen Flügel des Schlosses an der Nordseite, beginnend mit der zweiten Etage, nochmals auszumessen und einen genauen Riss dazu anzufertigen (vgl. ebd., Bl. 33). 131,3 Corps de Logis] Die Wohnräume der herzoglichen Familie im Westteil des kleinen Schlossflügels und der nordwestlichen Eckbebauung. 131,3 Rittersaal] Der sich an die Wohnräume anschließende zweite Saal des alten Schlosses in der ersten Etage des kleinen Flügels wurde Rittersaal genannt. Er wurde in seiner ursprünglichen Form nicht wieder hergerichtet. 131,4 Nun gehts an die Profile, dann an die untere und obere Etage.] Steiner hatte der erteilten Anweisung gemäß (vgl. die vorhergehende Erläuterung) einen mit Messing beschlagenen Maßstab fertigen lassen, der bei den weiteren Messungen zugrunde gelegt werden und einheitliche Messergebnisse sichern sollte. Die Ausmessung des kleinen Schlossflügels wurde gegen Ende September 1789 abgeschlossen (vgl. Bericht Steiners, 28. September 1789; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8907, Bl. 34–35). Auf dieser Grundlage arbeitete Steiner bereits an den Schnittzeichnungen der Räume, den so genannten Profilen, auch in diesem Bereich (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 131,5–6 In einigen Tagen 〈…〉 dann nach Jena] Nach Erfurt, wo er den kur-
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mainzischen Statthalter und bischöflichen Koadjutor Carl Theodor von Dalberg treffen wollte, reiste Goethe mit dem Erbprinzen Carl Friedrich erst am 23. Juli (vgl. zu 131,7–8). Es war die erste Station ihrer Reise nach Eisenach (vgl. zu 134,3–4). Nach Jena ging Goethe bereits am 10. Juli und kehrte am 13. Juli 1789 nach Weimar zurück (vgl. zu 130,9–10; zu 130,10). 131,6 secundiren] Von lat. secundare: begünstigen. 131,7 in Wilhelmsthal angelangt] Schloss Wilhelmsthal, 10 km südlich von Eisenach gelegen, 1712–1715 unter Herzog Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach erbaut und unter Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar und Eisenach umgestaltet, war ein beliebter Sommeraufenthalt der weimarischen Herzogsfamilie. Herzog Carl August kam wahrscheinlich erst kurz nach dem 20. Juli in Wilhelmsthal an (vgl. zu 132,4). 131,7–8 werde ich mich auf den Weg machen] Am 23. Juli 1789, zusammen mit Erbprinz Carl Friedrich, dessen Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel und Herders Sohn August (vgl. zu 132,5–6). Am 10. August 1789 reisten Carl August und Goethe von Wilhelmsthal nach Ruhla (vgl. zu 132,11), am 15. August nach Gotha. Am 17. August kamen sie wieder nach Weimar zurück (vgl. zu 132,5–6). Der Erbprinz und dessen Begleiter waren schon am 8. August abgereist (vgl. ebd.). 131,8–9 In Eisenach hoffe ich Scylla und Charybdis vorbeyzuschiffen.] Im 12. Gesang der „Odyssee“ Homers (V. 222–259) droht Odysseus Gefahr durch das gegenüber der Charybdis, einem Meeresschlund, liegende sechsköpfige Ungeheuer Skylla, das Menschen und Tiere zu verschlingen pflegt, die sich ihm nahen. – Wem Goethe in Eisenach entgehen wollte, ist nicht klar. Vielleicht hatte er gegenüber der Stadt noch dieselben Vorbehalte, die er am 13. September 1777 in einem Brief an Charlotte von Stein geäußert hatte: Der Herzog hat mich veranlasst heraufzuziehen 〈auf die Wartburg〉, ich habe mit den Leuten unten 〈in Eisenach〉, die ganz gute Leute seyn mögen nichts gemein, und sie nichts mit mir, einige sogar bilden sich ein, sie liebten mich, es ist aber nicht gar so. (GB 3 I, 166,10–13; vgl. auch GB 3 IIA, zu 166,11.) 131,10 Von Tasso sind 3 Ackte ganz absolvirt] „Torquato Tasso“ vollendete Goethe erst Ende Juli/Anfang August (vgl. zu 130,7–8; zu 137,11). 131,12–13 Ich werde mit Bornstädt 〈…〉 hätten wir sie.] Anspielung auf die Anekdote, die über einen in preußischen Diensten stehenden Oberst von Bornstedt, möglicherweise den aus Küstrinchen bei Königsberg stammenden Hans Ehrentreich von Bornstedt, kolportiert wurde. Bornstedt soll nach dem Tod seiner Frau, deren gesamte Mitgift von 50000 Reichstalern von ihm zuvor verschleudert worden war, vom Begräbnis gerade zurückgekehrt ausgerufen haben: „So weit hätten wir sie denn!“ Entsprechende Aufzeichnungen Riemers aus dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts belegen, dass Goethe diese Anekdote kannte und möglicherweise
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BRIEF 129
sogar literarisch zu verwerten dachte (vgl. Jahrbuch der Sammlung Kippenberg. Bd 8. Leipzig 1930, S. 331). 131,14 Faust will ich als Fragment geben aus mehr als einer Ursache.] „Faust. Ein Fragment“ wurde in den 7. Band von „Goethe’s „Schriften“ aufgenommen. Der Band, mit dem die achtbändige Ausgabe ihren Abschluss fand, erschien zur Ostermesse 1790. – Der Hauptgrund für die Entscheidung, „Faust“, wie er in den frühen 1770er Jahren in Frankfurt entstanden und Anfang 1788 (noch in Italien) ein wenig bearbeitet worden war, einstweilen nicht fortzusetzen, war die fehlende Zeit, den Berg Faustus besteigen zu können, nachdem es soviel Mühe gekostet hatte, auf den Hügel Tasso zu gelangen (so die Metaphorik in Goethes Brief an Herzog Carl August vom 16. Februar 1788; GB 7 I, 248,7). 131,16–17 einen Plan aufs nächste Jahr] Goethes schriftlich fixierten Plan Für das Nächste Jahr von Joh. 89 – Joh. 90. 〈…〉 Biß Ende des Jahres 90. Vgl. zu 130,12. 131,19–22 Der junge Facius 〈…〉 schön in Stahl gearbeitet.] Friedrich Wilhelm Facius, Graveur und Steinschneider aus Greiz im Voigtland, war 1788 nach Weimar gekommen. Seine Arbeiten erregten das Wohlgefallen Goethes, so dass er den nicht Bemittelten unterstützte: Schon im Oktober 1789 vermittelte er ihm einen mehrwöchigen Aufenthalt in der Werkstatt des angesehenen Gemmenschneiders und Hofgraveurs Johann Veit Döll in Suhl; 1790 ließ er ihn – zum Teil auf seine Kosten – Werkzeuge und eine Steinschneidemaschine anfertigen (vgl. zu 211,16–18), und 1791 setzte er sich bei Christian Gottfried Körner dafür ein, dass Facius ein Stipendium erhielt, um seine Studien beim Dresdner Kabinettssteinschneider Benjamin Tettelbach fortsetzen zu können (vgl. Goethes Briefe an Körner vom 12. September 1791 und vom 14. Juni 1792; WA IV 9, 282–284, Nr 2889 und 308 f., Nr 2918). Die genannte Arbeit von Facius hat sich offensichtlich nicht erhalten, lässt sich jedenfalls nicht mehr eindeutig identifizieren (vgl. Femmel/ Heres, 150 f., Nr 99). – Petschafte: Werkzeuge, mit denen Figuren in ein bildsames Material eingedrückt werden. 131,23–24 Ihre Frau Gemahlinn will etwas für ihn thun] Näheres ist dazu nicht bekannt. 131,24 Sie versagen mir eine Kleinigkeit nicht] Es ist anzunehmen, dass Herzog Carl August sich an den Kosten, die durch Facius’ Aufenthalt in Suhl und durch die Anfertigung der für die Steinschneiderei notwendigen Werkzeuge entstanden, beteiligt hat. Das Stipendium, das Facius 1792/93 ermöglichte, sich bei Benjamin Tettelbach in Dresden fortzubilden, bewilligte der Herzog (vgl. dazu auch Goethe an Körner, 31. Mai 1792 und 14. Juni 1792; WA IV 9, 307, Nr 2916 und 308 f., Nr 2918). 131,28 Nun ist auch Herder wieder da] Herder war am 9. Juli 1789 von seiner Italienreise zurückgekehrt.
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131,28 Humors] Wie franz. humeur: Gemüt, Laune. 131,30 Hauptsache] Herders Ruf nach Göttingen (vgl. zu 106,10). 131,31 Heut Abend gedencke ich nach Jena. Montag komme ich zurück.] Goethe hielt sich wie angekündigt vom Freitagabend des 10. Juli bis Montag, den 13. Juli 1789, in Jena auf (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 29). Zum elliptischen Satz (ohne Infinitiv) vgl. GWb 3, 1193.
129. An Carl Christian von Herda
Weimar, 10. Juli 1789 → 〈Eisenach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Houghton Library of Harvard University, Cambridge/Mass. (USA), Sign.: Autograph, Amy-Lowell Collection. – Doppelblatt 19,7 × 27,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 30 (1905), 45 f., Nr 2766a (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herda antwortete mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und dem 19. Juli 1789 (vgl. zu 134,2). 132,3 Geheimderath] Dem langjährigen Präsidenten der Fürstlichen Kammer zu Eisenach, Carl Christian von Herda, war 1781 der Titel Geheimer Rat verliehen worden. 132,4 der Herzog werden in einiger Zeit in Wilhelmsthal eintreffen] Herzog Carl August war am 1. Juli 1789 zu einer längeren Reise durchs Thüringer Oberland aufgebrochen (vgl. FB 1789, S. 134). Nach Stationen in Ilmenau und Unterlind bei Sonneberg war ein längerer Aufenthalt in Eisenach und Wilhelmsthal geplant (vgl. Jahresrechnung Schatulle Carl Augusts, 1. April 1789 bis 31. März 1790; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1167, Bl. 31). Carl August traf wahrscheinlich erst nach dem 20. Juli in Eisenach ein, hatte er doch noch am 17. Juli den bereits in Eisenach wartenden Kanzleischreiber Christian Georg Carl Vogel zu sich nach Unterlind kommen lassen: „Des Geheim Canszlist Vogels Reisekosten nach Eisenach und Zehrung daselbst von 8ten bis 17. July, wo derselbe nach Unterlind zu S e r e n i s s i m o abgegangen.“ (Vgl. ebd., Bl. 66.) Der Herzog hielt sich bis zum 15. August vorwiegend in Wilhelmsthal auf und reiste anschließend gemeinsam mit Goethe über Gotha nach Weimar zurück (vgl. die folgende Erläuterung). 132,5–6 mit Durchl dem Erbprinzen zu überraschen] Seit seiner Rückkehr aus Italien kümmerte sich Goethe verstärkt um den sechsjährigen Erbprinzen Carl
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Friedrich (vgl. zu 116,19). Für Ende Juli wurde ein mehrwöchiger gemeinsamer Aufenthalt in Eisenach und auf Schloss Wilhelmsthal geplant, wo sich zu diesem Zeitpunkt auch Herzog Carl August aufhalten wollte (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Am 23. Juli brach man nach Eisenach auf: „Heüte vormittag gingen DurchL: Erb-Prinz zum 1sten mahl von hier nachher Eisenach in Bekleidung des Herr Geh: Rath von Göthen Herr Land Camerath Ridel, u Camerdiener Hähling und Laq: Hertel, alwo Sie, DurchL: Herzog erwardeten, welcher aus dem Oberlande in Eisenach mit eintraf!“ (FB 1789, S. 146.) Eisenach wurde wahrscheinlich am Abend des 24. Juli erreicht (vgl. zu 134,3–4), und der Erbprinz blieb zwei Wochen, ehe er am 8. August mit seiner Entourage nach Weimar zurückreiste (vgl. Specification der Reisekosten nach Eisenach und dortige Ausgaben von 23. Jul. bis 8. Aug. incL. 1789; Belege zur Hauptrechnung Schatulle Carl Augusts, 1. April 1789 bis 31. März 1790; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1176, Nr 743). Herzog Carl August und Goethe begaben sich erst am 15. August auf die Rückreise und legten dabei noch einen Zwischenaufenthalt am herzoglichen Hof in Gotha ein (vgl. FB Gotha [15.–17. August] 1789, vgl. auch: BG 3, 303 f.), so dass man schließlich am 17. August wieder in Weimar eintraf (vgl. FB 1789, S. 161). 132,9 nach den Umständen zu erkundigen] Offensichtlich konnte Herda in seinem Antwortbrief hinsichtlich der Masern Entwarnung geben (vgl. zu 134,2). 132,11 bey dieser Gelegenheit meine Verehrung zu bezeigen] Herda lud die Reisegesellschaft um Goethe und den Erbprinzen für den Ankunftstag zu einem Abendessen ein (vgl. zu 134,6). Am 10. und 11. August begleitete er Goethe und den Herzog auf deren Inspektionsreise nach Ruhla zu den dort entdeckten Heilwasserquellen (vgl. BG 3, 300–303). 132,12 Landkammerrath Riedel und ein kleiner Spielgeselle] Carl Friedrich wurde von seinem Erzieher Cornelius Johann Rudolf Ridel begleitet (vgl. zu 132,5–6), der mit seinem Amtsantritt in Weimar den Titel eines Landkammerrats verliehen bekommen hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 350). Zur Begleitung gehörte auch Herders 12-jähriger Sohn August (vgl. 136,21), der mit dem Prinzen schon öfter nach Jena gereist war (vgl. zu 34,6–7; zu 40,16; zu 56,26) und ihm auch auf Schloss Belvedere Ende Mai/Anfang Juni Gesellschaft geleistet hatte (vgl. zu 116,19). 132,13 Ein Cammerdiener und einige Bedienten.] Der Kammerdiener des Erbprinzen, Tobias Friedrich Hähling, und sein Lakai Johann Friedrich Hertel. Über weitere Dienerschaft ist nichts bekannt (vgl. zu 132,5–6).
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130. An Johann Gottfried Herder 〈Weimar, wahrscheinlich 10. Juli 1789〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Am 9. Juli 1789 war Herder von seiner Italienreise nach Weimar zurückgekommen (vgl. zu 135,4). Am folgenden Tag schrieb Goethe an Herzog Carl August von einer Begegnung mit dem Zurückgekehrten (vgl. 131,28–30), die am selben Tag an der Mittagstafel der Herzogin Louise stattgefunden hatte (vgl. FB 1789, S. 139). Da Goethe noch am 10. Juli für drei Tage nach Jena ging (vgl. zu 131,31), schrieb er wahrscheinlich noch am selben Tag die vorliegenden Zeilen. Vgl. Günter Arnold: Ein undatierter Brief Johann Gottfried Herders an Goethe. In: GJb 126 (2009), 211–214. – Nicht ganz auszuschließen ist, dass Goethe das Billett erst nach seiner Rückkehr aus Jena (am 13. Juli) geschrieben hat. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 13,9 × 14 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 7 (1891), 258, Nr 2352 (datiert auf die Zeit vor der italienischen Reise; Eduard von der Hellen). WA IV 9 (1891), 145, Nr 2771 (datiert auf Juli 1789; Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herders nicht datierte Antwort (vgl. GJb 126 [2009], 211; Faksimile ebd., 212) stammt vermutlich vom 22. Juli 1789 (vgl. ebd., 211–214). 132,19 Deine Auszüge] Es ging um Herders Aufstellungen über seine finanzielle Situation im Zusammenhang mit seinem Ruf nach Göttingen (vgl. zu 106,10; zu 119,6). 132,19 H.] Herzog Carl August. Goethe traf ihn am 25. Juli im südlich von Eisenach gelegenen Jagd- und Lustschloss Wilhelmsthal. Dort (und in der Umgebung) waren sie bis Mitte August zusammen. Am 17. August kehrten sie nach Weimar zurück. – Am 27. Juli schrieb Goethe an Herder, daß der Herzog die Papiere gut aufgenommen (136,16) habe. Dass sich die Verhandlungen zwischen Herder und dem Herzog längere Zeit hinzogen, ergibt sch aus Briefen Christian Gottlob Heynes an Herder. Am 2. August 1789 schrieb Heyne: „So sehr ich mich über Ihre glückliche Zurückkunft freue, mein liebster Freund, so sehr beunruhiget es mich, daß nun die Abwesenheit des Herzogs Ihre Entschließung noch länger hinhält. Der Sommer geht hin und zu Michaelis sind wir für den Winter so unversorgt als vorhin. Es ist, als wenn der Fluch auf unserer Theologie läge.“ (Von
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BRIEFE BRIEF 131/132 131/132
und an Herder 2, 209.) Vgl. auch die folgenden Briefe Heynes an Herder vom 26. August und 30. September 1789 (ebd., 209 f.). 132,19–20 Aufsatz der Deputate] Herders Verzeichnis der ihm zustehenden Nebeneinkünfte; es konnte nicht ermittelt werden. 132,20 bey Hof] Herder traf mit Goethe vor dessen Abreise nach Erfurt am 23. Juli nicht mehr bei Hofe zusammen; deshalb schickte er die von Goethe gewünschten Aufzeichnungen mit seinem Antwortbrief vermutlich vom 22. Juli.
131. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, Mitte Juli 1789?〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Die Datierung stützt sich auf die vage Vermutung, der Lateinunterricht für den Prinzen Carl Friedrich habe im Sommer 1789 begonnen; dafür kann eine Anweisung des Herzogs vom 26. Juni 1789 sprechen, Carl Friedrichs Lehrer Johann Christian Schäfer eine Zulage vom 50 Talern zu zahlen (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 84a, Bl. 2; nach Auskunft von Gerhard Müller). Zu dieser Zulage hatte Goethe dem Herzog allerdings schon im Brief vom 12. Mai 1789 (vgl. 110,5–6), zwei Monate vor Herders Rückkehr aus Italien (am 9. Juli 1789), geraten, so dass fraglich, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, dass die Zulage etwas mit dem Lateinunterricht für den Prinzen zu tun hatte. Dass mit dem Unterricht nicht schon vor Mitte August begonnen wurde, ist wahrscheinlich, weil der Prinz vom 23. Juli bis zum 8. August nicht in Weimar war (vgl. zu 132,5–6). ÜBER L IEF ERU NG
H: Budapest, Bibliothek der Akademie der Wissenschaften, Slg Elischer, Sign.: K 115/20. – Doppelblatt 18,5 × 22,8 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 im linken oberen Blattviertel in umgekehrter Schreibrichtung Adresse: Hl Vicepräsident / Herder, rechts daneben und an der äußeren oberen Blattecke rote Siegelreste. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 133, Nr 79 (nach einer Abschrift). WA IV 9 (1891), 292, Nr 2902 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 133,1–2 Die Herzoginn hat mit dir 〈…〉 gesprochen.] Näheres ist nicht bekannt. 133,3 Schäfern] Johann Christian Schäfer, 1788–1800 Lehrer des Erbprinzen.
JULI 1789
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133,3 Riedel] Cornelius Johann Rudolf Ridel, 1787–1799 Erzieher des Erbprinzen. 133,6 begrüßt] Begrüßen hier ‚höflichkeitshalber um Einwilligung fragen‘ (vgl. GWb 2, 242). 133,7 dem Kleinen] Erbprinz Carl Friedrich, geboren am 2. Februar 1783. Wann Herder ihn besuchte, ist nicht bekannt. 133,9 Vale.] Lat.: Lebe wohl.
132. An Christian Friedrich Schnauß
〈Weimar〉, 18. Juli 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/447,I. – Doppelblatt 19,7(–19,9) × 27,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am linken unteren Blattrand Adresse: Des Herrn / Geh. Rath Schnauß / HochwohlgeL, links darüber rotes Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); Bl. 2 äußere untere Blattecke abgerissen durch Siegelöffnung, darüber Siegelreste; auf S. 3 und 4 schwacher Schriftabdruck des beigefügten Briefes Pfeifers an Goethe erkennbar (vgl. zu 133,11); S. 2 und 4 mit diagonalem Durchstrich, Beistift, S. 3 mit diagonalem Durchstrich, Tinte. E: Hermann Uhde: Drei Goethe-Notizen. II. Goethe und der Musikus Pfeifer. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr 33. Sonnabend, 2. Februar 1878. Augsburg 1878, S. 482. WA IV 9 (1891), 141, Nr 2768 (nach E; Hinweis auf die Ausfertigung im GSA seit 1905 in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 50 [1912], 217). BEIL AG E
Brief Pfeifers an Goethe vom 17. Juli 1789 (vgl. zu 133,11). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 133,11 Der Musikus Pfeifer] Der offensichtlich mittellose Musiker Tobias Friedrich Pfeifer war bereits im Mai 1789 zur Regelung einer offenen Erbschaftsangelegenheit nach Weimar gekommen (vgl. zu 129,24). Nun wandte er sich an Goethe, von dessen Unterstützung er sich eine baldige Auszahlung der Erbschaft erhoffte. 133,11 wunderlichen Brief] Ein nicht erhaltener Bittbrief Pfeifers an Goethe vom 17. Juli 1789 (vgl. zu 129,24). Unleserliche Abdruckspuren dieses Schreibens lassen sich in Spiegelschrift auf dem Papier (S. 3) des vorliegenden Briefs von
406
BRIEFE BRIEF 133/134 133/134
Goethe erkennen (vgl. dazu Hermann Uhde: Drei Goethe-Notizen. II. Goethe und der Musikus Pfeifer. In: Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr 33. Sonnabend, 2. Februar 1878. Augsburg 1878, S. 482 und AS 3, 24). 133,13–15 Hofnung beruht auf einem Erbschafts Antheil 〈…〉 nicht erhalten konnte] Die Angelegenheit Pfeifers wurde offensichtlich in der Geheimen Kanzlei beraten, wie aus dem noch sichtbaren Registrandenzeichen „H“ in den Abdruckspuren des pfeiferschen Gesuchs auf Goethes Brief hervorgeht (S. 3, am oberen Blattrand). Eine eigene Akte ist aber höchstwahrscheinlich dazu nicht angelegt worden (vgl. AS 3, 24). Umstände und Ergebnisse des Verfahrens sind mithin auch nicht bekannt. Überliefert ist lediglich ein Beleg über ein Gnadengeschenk Herzog Carl Augusts an Pfeifer in Höhe von 10 Reichstalern vom 27. Mai 1789, kurz vor Pfeifers Abreise aus Weimar (vgl. zu 129,24). 133,16–17 durch Cap. Mstr Reichart in Berlin ankommen wird] Der mit Goethe befreundete Berliner Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt hatte Pfeifer offenbar seine Hilfe bei der Suche nach einem Engagement zugesagt (vgl. ebd.). Neben Berlin hatte Pfeifer aber wohl auch Frankfurt a. M. als zukünftigen Aufenthaltsort im Blick (vgl. zu 129,28–130,1). 133,17–18 seinem Advokaten] Wahrscheinlich meint Goethe sich selbst.
133. An Carl Christian von Herda
Weimar, 20. Juli 1789 → 〈Eisenach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Bibliothek und Informationszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest, Abteilung für Handschriften und Alte Bücher, Sign.: K 115/19. – 1 Bl. 20 × 27,6 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Autographen. Versteigerung XLIII im Auftrage von Karl Ernst Henrici. Versteigerung: Donnerstag den 14. bis Sonnabend den 16. März 1918. Berlin 1918, S. 71, Nr 623. E: WA IV 30 (1905), 46, Nr 2768a (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herdas aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und 19. Juli 1789 (vgl. zu 134,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Postsendungen: 20. Juli 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 8, Bl. 15). 134,2 die gefälligen Nachrichten] Herda hatte hinsichtlich der Masern, die in Eisenach ausgebrochen sein sollten, offensichtlich Entwarnung gegeben. Er tat dies in seinem nicht überlieferten Antwortbrief auf Goethes besorgte Nachfrage vom 10. Juli 1789 (vgl. 132,6–8).
JULI 1789
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134,3–4 der Prinz 〈…〉 Freytag in Eisenach eintreffen] Die Ankunft des Erbprinzen und Goethes in Eisenach dürfte wie geplant am Freitagabend, dem 24. Juli, erfolgt sein, nachdem die Reisegruppe am Morgen des 23. Juli in Weimar aufgebrochen war (vgl. zu 132,5–6) und die Nacht in Erfurt verbracht hatte, wo man den kurmainzischen Statthalter Carl Theodor von Dalberg aufsuchen wollte (vgl. zu 131,5–6). Die Übernachtung in Erfurt sowie der Aufenthalt in Eisenach ab dem 25. Juli sind belegt durch die überlieferte „Specification der Reisekosten nach Eisenach und dortige Ausgaben von 23. Jul. bis 8. Aug. incL. 1789“ für den Erbprinzen (Belege zur Hauptrechnung Schatulle Carl Augusts, 1. April 1789 bis 31. März 1790; LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 1176, Nr 743). 134,6 angebotene AbendEssen] Ob das gemeinsame Essen bei Herda stattgefunden hat, ist nicht bekannt. 134,7 gegen Abend eintreffen] Vgl. zu 134,3–4. 134,8 Serenissimus] Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27). 134,8 gegenwärtich oder in Wilhelmsthal] Herzog Carl August war wahrscheinlich schon einige Tage vor dem 24. Juli in Eisenach eingetroffen und logierte im nahe gelegenen Schloss Wilhelmsthal (vgl. zu 132,4). Die Ankunft des Erbprinzen sollte eine Überraschung für ihn werden (vgl. 132,5–6).
134. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. Juli 1789 → 〈Neapel〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 13 und 16 sowie Bl. 10. – 1.: Doppelblatt (Bl. 13 und 16) 13,7 × 19,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; 2.: 1 Bl. (Bl. 10) 12,3 × 9,1 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 links oben von fremder Hd, Bleistift: „N. 8.“; S. 5 links oben von fremder Hd, Bleistift: „N. 6.“ – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 174–177, Nr 73. WA IV 9 (1891), 141–143, Nr 2769. BEIL AG E
Vermutlich Zahlungen für erhaltene Kunstwerke (vgl. zu 136,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet möglicherweise einen nicht überlieferten Brief Anna Amalias von Ende Juni 1789 (vgl. Datierung zu Nr 113 und zu 118,18). – Anna Amalia antwortete am 7. September 1789 (vgl. RA 1, 161, Nr 383).
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BRIEF 135
134,17 die übersendeten Pasten] Vgl. zu 82,7–8. 134,18 von dorther] Aus Italien. 134,20 das Sie jetzt umgiebt] Anna Amalia hielt sich seit dem 21. Mai 1789 in und bei Neapel auf. 134,21 Der Abdruck des Steins 〈…〉 besitzen] Der Abdruck befand sich in der von der Herzoginmutter in ihrem Brief vom 18. März 1789 angekündigten Sendung (vgl. zu 82,7–8). 134,24 Ich erwarte Hl. Lips] Der schweizerische Kupferstecher und Maler Johann Heinrich Lips war von Goethe in einem Brief vom 23. März eingeladen worden, nach Weimar überzusiedeln. Lips hatte die Einladung angenommen (vgl. zu 96,13). Er traf am 13. November 1789 in Weimar ein; bis 1794 lehrte an der Freien Zeichenschule (vgl. zu 106,1; zu 141,9–10). 135,1 Tasso ist fertig] Auch am 2. August 1789 vermeldete Goethe in einem Brief an Herder die Fertigstellung von „Torquato Tasso“ (vgl. 137,9–10). Das Stück erschien im 6. Band von „Goethe’s Schriften“ erst Mitte Februar 1790 (vgl. zu 104,6). 135,3 an Mad. Angelica abschicken] Angelika Kauffmann erhielt „Torquato Tasso“ durch den Verleger Göschen im März 1790. Möglicherweise teilte sie das in einem nicht überlieferten Brief an Goethe mit, von dem dieser im Brief an Herder vom 15. April 1790 spricht (vgl. 196,8–9). 135,4 Herder ist wohl und vergnügt angelangt.] Herder war am 9. Juli von seiner Italienreise nach Weimar zurückgekehrt (vgl. Herder an Herzog Carl August, 12. Juli 1789; HB 6, 169). 135,4–5 Ich hoffe wir werden ihn behalten] Über Herders Ruf auf eine Professur für Theologie an die Universität Göttingen und die schließlich erfolgreichen Bemühungen, ihn in Weimar zu behalten, vgl. zu 106,10. 135,6–7 zu viel gebeten] Vgl. zu 118,18. 135,11 jährlich 100 biß 150 rh.] In ihrem Antwortbrief versicherte Anna Amalia, sie wolle „gerne dazu beytragen ihm 〈Herder〉 bey uns zu halten, man kan auf mich rechnen; ich bitte nur daß man geduld habe bis ich wieder zurück kome“ (H: GSA 28/1042, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 187). Nach ihrer Rückkehr übernahm sie die Patenschaft für Herders am 21. August 1790 geborenen Sohn Rinaldo. 135,12 Majorennität] Mlat. maiorennitas: Mündigkeit. 135,14 der Herzog und die Herzoginn ein Gleiches thun] Über die Zuwendungen des Herzogs Carl August und der Herzogin Louise vgl. zu 106,10. 135,17 das Vermächtniß] Goethe hatte im Brief von vermutlich Anfang Juni 1789 angeregt, die Herzoginmutter solle durch eine testamentarische Verfügung für Herders Kinder sorgen (vgl. 118,23–26). 135,17 abstrahire] ,Abstrahieren‘ hier: ‚von etwas absehen‘ (vgl. GWb 1, 185).
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135,19–20 will ich selbst dereinst 〈…〉 etwas bestimmen] Weder in seinem Testament vom 24. Juli 1797 (vgl. MA/Goethe 4.2, 512 und 515) noch in dem vom 6. Januar 1831 (vgl. MA/Goethe 18.2, 341–346) bedachte Goethe ein Mitglied der Familie Herder. 135,22–23 mit dem Erbprinzen zu dem Herzoge nach Wilhelmsthal] Goethe ging am 23. Juli mit dem Erbprinzen Carl Friedrich zunächst nach Erfurt, am folgenden Tag von dort nach Eisenach, am übernächsten Tag schließlich zum südlich von Eisenach gelegenen Lustschloss Wilhelmsthal; der Erbprinz kehrte am 8., Goethe am 17. August nach Weimar zurück (vgl. zu 132,5–6). 135,28 eine Sammlung sächsischer Mineralien] Die Sammlung hatte Anna Amalia offensichtlich in ihrem nicht überlieferten Bezugsbrief befohlen (135,28); ihrem Antwortbrief legte sie eine „adresse über Amsterdam“ (H: GSA 28/1042, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 188) bei. Die Beilage ist nicht überliefert. – Über Goethes Bestellung von Mineralien für Anna Amalia vgl. LA II 7, 193 f. und 409, vgl. außerdem zu 178,23. 135,31 einige Sicilianische Münzen] Zu dieser Bitte äußerte sich die Herzoginmutter in ihrem Antwortbrief nur allgemein: „Ich hoffe daß ich Ihnen bey meiner Rückkunft noch mit einigen schönen Kunst Sachen 〈…〉 Freude machen werde.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 18; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 187.) Louise von Göchhausen schrieb am selben Tag an Goethe: „Indessen sammle ich so viel meine Kändniße und meine Armuth es verstatten und denke immer dabey auch Ihnen dereinst ein wenig Freude damit zu machen. ich habe hier einige Grichische Müntzen bekommen, die recht schön sind; die Marmorarten die Sie wünschten habe ich auch.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 16; vgl. Harnack, Nachgeschichte, 188.) 136,1 Inliegendes] Vermutlich Zahlungen für von Georg Hackert vermittelte Kunstwerke. Vgl. dessen Briefe an Goethe vom 3. Februar und 22. Dezember 1789 (RA 1, 148, Nr 340 und 164, Nr 393). 136,1 das Fraülein] Louise von Göchhausen. 136,2 Georg Hackert] Georg Abraham Hackert, Kupferstecher und Verleger; er lebte dauerhaft in Italien. Seit 1776 begleitete er seinen Bruder Jakob Philipp Hackert auf dessen Reisen in Italien. 136,3 Pallast Francaville] Hackerts Wohnsitz in Neapel.
135. An Georg Joachim Göschen Weimar, 23. Juli 1789 → Leipzig ÜBER IEF ERUNG
H: Privatbesitz, Wien. – 1 Bl. 14 × 17,5 cm, 11⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Vs. am oberen Rand rechts Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r, den 23. JuL. 1789. /
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BRIEF 135
v. G o e t h e / empfL. dL. 25. do“. – Faksimile: Ein Goethe-Autograph aus dem Besitz Conrad H. Lesters. Mitgeteilt von Herbert Zeman (Wien). In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins. Hrsg. von Wolfgang Martens und Herbert Zeman. 2., unveränderte Auflage. Bd 81. 82. 83. Jg. 1977. 1978. 1979. Wien o.J. 〈1979〉, S. 310 f. E1: QuZ 1 (1966), 172, Nr 378 (nach einer Abschrift [sS] im GSA Weimar; ohne Datumszeile und Unterschrift). E2: Herbert Zeman: Ein Goethe-Autograph aus dem Besitz Conrad H. Lesters. In: Jahrbuch des Wiener Goethe-Vereins. Hrsg. von Wolfgang Martens und Herbert Zeman. 2., unveränderte Auflage. Bd 81. 82. 83. Jg. 1977. 1978. 1979. Wien o. J. 〈1979〉, S. 309 f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 87, Nr 2769a. BEIL AG E
Druckmanuskript des 2. und 3. Akts von „Torquato Tasso“ (vgl. zu 136,5–6). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Göschens vom 1. Juli 1789 (vgl. RA 1, 156, Nr 364). – Göschen antwortete am 2. August 1789 (vgl. RA 1, 158, Nr 370). 136,5 einige Zeit verreise] Goethe begleitete den jungen Erbprinzen Carl Friedrich auf dessen Reise nach Eisenach und Schloss Wilhelmsthal, wo sich auch Herzog Carl August aufhielt (vgl. zu 132,5–6). Am 17. August traf Goethe wieder in Weimar ein (vgl. ebd.). 136,5–6 hier den zweyten und dritten Ackt] Die Szenen des 1. Akts waren bereits am 22. und am 29. Juni an Göschen gegangen (vgl. zu 128,23; zu 128,23–24). Die beiden letzten Akte schickte Goethe schließlich am 27. August 1789 (vgl. 144,10). 136,6 Der letzte ist nicht sogut geschrieben wie die beyden ersten] Goethe ließ von dem Schreiber Christian Georg Carl Vogel sowohl eine Reinschrift des „Tasso“ (H1: GSA 25/W 1241) als auch das nach erneuter Durchsicht entstandene Druckmanuskript (H2: GSA 25/W 1242) ausfertigen. Da Vogel wohl mit den Schreibarbeiten an beiden Manuskripten, besonders in den Monaten Juni und Juli, überfordert war und eine zügige Ablieferung des Druckmanuskripts an den Verlag gefährdet schien, ließ Goethe den 3. Akt des Druckmanuskripts von einem anderen Schreiber anfertigen, seinem Diener und Sekretär Johann Georg Paul Goetze, allerdings um den Preis eines deutlichen Qualitätsverlustes gegenüber der Arbeit Vogels. Lieselotte Blumenthal fasst die Mängel dieses Teils wie folgt zusammen: „Goetze war in der Orthographie anscheinend unsicher, vor allem im Gebrauch der Doppelkonsonanten, und schrieb dasselbe Wort verschieden; aber anstatt sich nach Vogels Vorbild zu richten, blieb er hartnäckig dabei, dessen richtige Schreibung durch eine falsche zu ersetzen, Kommata auszulassen und
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Goethes Korrekturen nicht zu beachten oder mißzuverstehen. 〈…〉 So mußte Goethe den Text sehr genau und mehrmals kontrollieren, und seine ersten Verbesserungen betrafen nur Abschreibfehler. Trotzdem übersah er noch viele Nachlässigkeiten, die dann stillschweigend beim Satz des Erstdrucks in Ordnung gebracht wurden.“ (Blumenthal, Tasso-Handschriften, 154 f.) – Die Abschriften der einzelnen Akte wurden wahrscheinlich bei ihrer nachträglichen Bindung vertauscht und teilweise in der jeweils anderen Fassung abgelegt, so dass die heutige Überlieferung von H1 und H2 Mischformen repräsentieren (vgl. ebd., 147–150). 136,7–8 bey der Correcktur die Sorgfalt verdoppeln] Wiederholt hatte Goethe bei Göschen angemahnt, bei Satz und Satzkorrektur von Band 6 der „Schriften“ größere Sorgfalt walten zu lassen (vgl. 120,23; 128,4; 129,2–3). Göschen hatte im Bezugsbrief vom 1. Juli versichert, beim Druck dieses Stückes mit „einer vierfachen Correktur“ etwaigen Fehlern begegnen zu wollen (H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171). 136,9–10 wie der erste genugthuen möge] Im Brief vom 1. Juli 1789 hatte Göschen den Eingang des Druckmanuskripts zum 1. Akt des „Torquato Tasso“ bestätigt und sich sehr beeindruckt von der literarischen Qualität des Textes gezeigt: „Es ist eine götliche Sprache in diesem Stück. Vergeben Sie mir disen Ausdruck meiner Bewunderung. Eine Delikateße die alles übertrift was ich noch gelesen habe, Es sind die Persohnen Menschen aus der schönsten Welt.“ (H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171.) 136,11–12 Senden Sie mir keine gedruckte Bogen 〈…〉 Montags Post dl. 3 August.] In seinem Bezugsbrief vom 1. Juli 1789 hatte Göschen geschrieben: „Künftigen Montag 〈6. Juli〉 wird der Druck angefangen. und heute über 8 Tagen werd ich mit dem ersten Bogen aufwarten.“ (H: GSA 30/297, Bl. 78; vgl. auch QuZ 1, 171.) Nachdem Göschen diese Terminplanung offenbar nicht einhalten konnte, schickte er die ersten beiden Druckbogen schließlich wie von Goethe vorgeschlagen mit einem Begleitschreiben vom 2. August nach Weimar: „Hier hab ich die Ehre die fertigen Bogen des Taßo zu übersenden.“ (H: GSA 30/297, Bl. 81; vgl. auch QuZ 1, 173.) Am 15. August folgte dann der nächste Bogen: „Vom Taßo hab ich die Ehre hier den 3ten Bogen zu überreichen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 82; vgl. auch QuZ 1, 174.) 136,12–13 beyden letzten Ackte werden zur rechten Zeit eintreffen] Goethe schickte den Rest des Druckmanuskripts zum „Tasso“ erst einen guten Monat später, am 27. August 1789, an Göschen (vgl. zu 144,10).
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BRIEFE BRIEF136/137 136
136. An Johann Gottfried Herder Wilhelmsthal, 〈wahrscheinlich 27. Juli 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief, in dem es u.a. um die Verhandlungen mit Herder über sein Verbleiben in Weimar im Sommer 1789 geht, wurde in Wilhelmsthal (136,20) geschrieben. Dort war Goethe am 25. Juli angekommen. Seine Angabe diese zwei Tage (136,23) macht eine Datierung auf den 27. Juli 1789 wahrscheinlich. Nicht ganz auszuschließen ist, dass der Brief bereits am zweiten Tag in Wilhelmsthal, also am 26. Juli 1789, geschrieben worden ist. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; Fragment: 136,16–22 Ich sage Dir nur bis Lebe wohl, grüße die Frau. / G.; vgl. dazu auch die Überlieferungsvarianten). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 110 f., Nr 59 (nach einer Abschrift). WA IV 9 (1891), 145, Nr 2772 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: E. – h ist unvollständig, deshalb ist der Erstdruck als Textgrundlage zu wählen. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
136,16 hat,] hat h 136,18 wenig] wenige h 136,19 Knoten.] Knoten. – danach kein Absatz h 136,20 habe, Gott sei Dank!] habe Gott sey Dank h 136,21–22 Lebe wohl! Grüße die Deinen!] Lebe wohl, grüße die Frau. / G. h 136,23–137,3 Ich habe mich 〈…〉 Leb wohl.] fehlt h ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herder antwortete wahrscheinlich mit einem nicht überlieferten Brief von Ende Juli 1789 (vgl. zu 137,4). 136,16 die Papiere gut aufgenommen] Herder hatte Goethe vor dessen Abreise aus Weimar Aufzeichnungen über seine Einkommensverhältnisse geschickt (vgl. zu 132,19). Sie bildeten die Grundlage für das Angebot des Herzogs bei dem – schließlich erfolgreichen – Bemühen, Herders Weggang nach Göttingen zu verhindern. Vgl. zu 106,10. 136,17 sprechen wird] Zu einem Gespräch zwischen dem Herzog und Herder kam es frühestens am 21. August, als Herder an der herzoglichen Mittagstafel teilnahm. Am 24. August erhielt er das Dekret, mit dem er zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums ernannt wurde. Seinen finanziellen Wünschen trug der Herzog ebenfalls Rechnung. Vgl. ebd. und Haym 2, 458–468.
JULI/AUGUST 1789
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136,20 in Wilhelmsthal] Goethe blieb dort mit dem Herzog bis zum 10. August, an diesem Tag ging es nach Ruhla, am 15. August weiter nach Gotha. Die Rückkehr nach Weimar geschah am 17. August. 136,20 weiches Wachs] Mit Bezug auf die beiden im folgenden Satz genannten Knaben. 136,21 Der Prinz] Der sechsjährige Carl Friedrich, Erbprinz von Sachsen-Weimar und Eisenach. 136,21 August] Der zwölfjährige August Herder, Goethes Patenkind. 136,23 Profil eines Jupiters] Wahrscheinlich handelt es sich um Goethes Zeichnung eines lorbeerbekränzten Jupiterkopfes (vgl. Corpus III, 64 f., Nr 161). 136,25–137,1 Gedanken über den Anthropomorphismus] Das folgende Zitat deutet darauf hin, dass Goethe sich darüber Gedanken machte, ob zum ‚eigentlichen‘ Menschsein eine religiöse Haltung (eine aufs Transzendente gerichtete Weltanschauung) gehöre. 137,2–3 Tous les animaux sont raisonnables, l’homme seul est religieux.] Franz.: Alle Lebewesen haben Verstand, aber nur der Mensch hat Religion. – Das Bonmot findet sich in Fernando Galianis „Dialogue sur les Femmes“, der Beilage zu seinem Brief an Madame d’ Épinay vom 11. April 1772, erschienen zuerst in Friedrich Melchior Grimms und Denis Diderots „Correspondance littéraire, philosophique et critique“ vom 15. Mai 1772. In einem Dialog zwischen einem Chevalier und einem Marquis sagt der Chevalier diesen Satz (vgl. Correspondance littéraire 〈…〉 par Grimm, Diderot 〈…〉. Notices, notes, table générale par Maurice Tourneux. Bd 9. Paris 1879, S. 505; L’Abbé F. Galiani: Correspondance avec Madame d’Épinay – Madame Necker – 〈…〉. Nouvelle édition 〈…〉 par Lucien Perey et Gaston Maugras. Bd 2. Paris 1881, S. 48 und 59). – Ob Goethe den Dialog am 5. Dezember 1778 gelesen hatte, als er die Lektüre Galianis im Tagebuch notierte (vgl. GT I 1, 67), ist nicht bekannt.
137. An Johann Gottfried Herder
Eisenach, 2. August 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 13,7(–15,4) × 19,1 cm, 12⁄3 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgerissen, Mittelfalz teilweise erhalten. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 111 f., Nr 60. WA IV 9 (1891), 146, Nr 2773.
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BRIEF 138
ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herders wahrscheinlich von Ende Juli 1789 (vgl. zu 137,4). – Ein Antwortbrief Herders ist nicht bekannt. 137,4 Deinen lieben Brief] Herder beantwortete damit offenbar Goethes letzten Brief aus Wilhelmsthal, der wahrscheinlich am 27. Juli 1789 abgefasst worden ist (vgl. Datierung zu Nr 136). Herders nicht überlieferter Brief ist demnach wahrscheinlich Ende Juli geschrieben worden. 137,4–5 an den Inhalt zur rechten Zeit dencken] Möglicherweise enthielt der Brief noch einmal Argumente für die erwartete Unterredung Goethes mit dem Herzog über Herders Verbleiben in Weimar (vgl. zu 106,10). 137,7 Tasso] Den Anfang von „Torquato Tasso“ hatte Herder in Italien erhalten (vgl. zu 103,1). Die beiden letzten Akte schickte Goethe an Herder nach seiner Rückkehr nach Weimar (vgl. zu 140,22). 137,8–9 von Zeit und Kräften an dieses Stück gewendet] Goethe war seit 1780 mit dem Drama beschäftigt. Zu seiner Entstehungsgeschichte vgl. MA/Goethe 3.1, 915–918. 137,11 die drey ersten von Knebeln geben] Am 4. Juli 1789 hatte Goethe an Carl Ludwig von Knebel geschrieben, er werde ihm die drei ersten Akte des Dramas hoffentlich noch diese Woche, die beiden letzten vielleicht Sonnabends (130,9) schicken. – Ob Herder von Knebel die drei ersten „Tasso“-Akte erhielt, ist nicht bekannt. 137,11 der Frauen] Gemeint ist ‚der Frau‘, also Caroline Herder; sie kannte bereits die drei ersten Akte des Dramas, die während Herders Aufenthalt in Italien vollendet worden waren. 137,12–13 Die beyden letzten 〈…〉 ich nach Weimar komme.] Am 17. August kehrte Goethe nach Weimar zurück. Die beiden letzten Akte des Dramas schickte er mit seinem Brief vom 18.? August 1789 an Herder (vgl. zu 140,22). 137,13 Einige Erotica] Seit Herbst 1788 entstanden Goethes „Römische Elegien“, zunächst unter dem Titel „Erotica Romana“. 20 (von insgesamt 24) erschienen zuerst in Schillers „Horen“ (1795. 6. St., S. 1–44) unter dem Titel „Elegien“. 137,14 August] Herders Sohn, Goethes Patenkind.
AUGUST 1789
138. An Johann Gottfried Herder
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Ruhla, 10. August 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 15,8 × 19,8 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 112 f., Nr 61. WA IV 9 (1891), 146 f., Nr 2774. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 137,19 hundertmal an Euch gedacht] Es ging, wie seit Monaten, um Herders Ruf nach Göttingen (vgl. zu 106,10) und die Entscheidung des Herzogs Carl August, die Berufung abzuwehren. 137,20 daß es dem Herzog hier wohlgefällt] Goethe hatte noch in seinem Brief vom 2. August geglaubt, er werde mit dem Herzog bald nach Weimar zurückkehren (vgl. 137,15–16). Die Rückkehr verzögerte sich jedoch bis zum 17. August, weil der Herzog mit seiner Entourage am 10. August erst noch nach Ruhla und von dort am 15. August nach Gotha reiste. 137,22 Dispositionen] Franz. disposition: Stimmung, Neigung, Empfänglichkeit. 140,3 wieder Zusammenseyns] Herder war am 9. Juli von seiner Italienreise nach Weimar zurückgekehrt. 140,4 Augusten] Herders fast dreizehnjähriger Sohn, Goethes Patenkind. 140,5 in eine Existenz kommen] August Herder, von der Herzoginmutter Anna Amalia und Herzog Carl August gefördert, verbrachte ein Jahr (1794/95) in Neuchâtel, bevor er in Jena, Göttingen und Freiberg Naturwissenschaften, von 1800 bis 1802 Rechtswissenschaften in Wittenberg studierte; 1802 wurde er Bergamtsassessor. 140,7 deß] Schreibversehen in der Korrektur; eigentlich sollte ‚den‘ in ‚daß‘ korrigiert werden. 140,7 den Tasso magst] Auf welchem Weg Herder sein Gefallen an „Torquato Tasso“ bekundete, ist nicht bekannt. 140,10–11 Nun sind wir frey 〈…〉 zu unternehmen.] Gemeint ist vermutlich, dass Goethe sich bei der Arbeit an „Torquato Tasso“ streng darum bemühte, die Liebesverwicklungen seines Helden, die mit seinem Dichtertum unmittelbar zusammenhängen, mit allen Konsequenzen zu Ende zu bringen, ohne für die Darstellung dieser ans Tragische rührenden Ereignisse prinzipiell eine Schwäche (oder gar eine Leidenschaft) zu haben. 140,11 Die FragmentenArt erotischer Späße] Vermutlich dachte Goethe an
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BRIEFE BRIEF139/140 139
die Darstellung von Liebesbeziehungen in einigen seiner frühen Dramen, etwa in „Die Laune des Verliebten“, „Clavigo“ und „Stella“ (1. Fassung); ganz sicher wird auf die „Römischen Elegien“, mit denen Goethe in diesen Wochen beschäftigt war, angespielt (vgl. zu 137,13). 140,13 berühmten Bergnymphen] Wahrscheinlich Anspielung auf die „tolle Jungfer“, die der Sage nach in einen ‚Tolljungfernstein‘ genannten Felsen nahe dem Ruhlaer Forsthaus „verwünscht“ ist; „die läßt sich zuweilen sehen, trägt einen Schlüsselbund und blickt sehr traurig. Sie hat ein schloßschleierweißes Gewand an, steht erst auf dem Steine, dann schreitet sie herab, umwandelt den Felsen, trasselt mit den Schlüsseln, und gebehrdet sich wie unsinnig. Daher ihr Name: ‚Die Tolle Jungfer.‘“ (Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Bd 1. Wien und Leipzig 1858, S. 226 f.) Von weiteren verwünschten Jungfern in Ruhla (am „Schilderstein“, im „Schildergraben“ und auf dem „Hausfeld“) ist in Bechsteins Sagenbuch (S. 227) ebenfalls die Rede. 140,15 ein gewisses kleines Eroticon] Christiane Vulpius.
139. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 18.? August 1789〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Aus Goethes Brief an Herder vom 2. August 1789 ergibt sich, dass dieser die beiden letzten Akte von „Torquato Tasso“ noch nicht kennen konnte. In dem Brief versprach er, die beiden Akte zu schicken, sobald er von seiner Reise, die er am 23. Juli angetreten hatte (vgl. zu 136,5), zurückgekehrt sei. Die Rückkehr war am 17. August 1789 erfolgt. Am folgenden Tag waren Goethe und Herder bei der Fürstlichen Mittagstafel zusammengekommen (vgl. FB 1789, S. 161). Bei dieser Gelegenheit hat Goethe vermutlich sein Versprechen bekräftigt, Herder den Schluss des Dramas zu schicken und über dessen Angelegenheit (140,21) mit dem Herzog zu sprechen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – 1 Bl. 18,7 × 11,3(–11,5) cm, 2⁄3 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Hl. Gen S. / H e r d e r, neben der Adresse Rest eines roten Siegels (Frauenkopf?). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 113, Nr 62. WA IV 9 (1891), 148 f., Nr 2775.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 140,20–21 die Angelegenheit die uns solang beschäftigt] Es ging immer noch um Herders Ruf nach Göttingen und die abschließenden Verhandlungen über sein Verbleiben in Weimar (vgl. zu 106,10). Um welches Problem es noch ging, über das Goethe auf der zurückliegenden Reise nicht mit dem Herzog hatte sprechen können, ist nicht bekannt. 140,21–22 geendigt. seyn.] Schreibversehen bei der Satzbildung nicht korrigiert. 140,22 die letzten Ackte des Tasso] Vgl. Datierung. 140,22 der Frauen] Noch im 18. Jahrhundert üblicher Dativ von ‚die Frau‘ bzw. ‚die Fraue‘ (vgl. Grimm 4, 71 f.).
140. An Johann Heinrich Lips 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 10. und 19. August 1789〉 → 〈Zürich〉 DAT IERUN G
Am 10. Juli 1789 hatte Lips Rom verlassen (vgl. Bury an Goethe, 11. Juli 1789; GSA 28/1042, Bl. 2; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 177), um zunächst nach Zürich und von dort weiter nach Weimar zu gehen, wo er am 13. November eintraf (vgl. zu 141,1–2). Dem vorliegenden Brief muss, wie aus der Eingangsformulierung Goethes hervorgeht, eine nicht überlieferte Nachricht von der Ankunft Lips’ in Zürich Ende Juli/Anfang August (vgl. Lips an Lavater, 14. Juli 1789; Kruse, Lips, 39) vorausgegangen sein, die entweder von Lips selbst, von Lavater oder Barbara Schultheß stammen könnte. Ein entsprechender Brief ist nicht überliefert. Bei einer üblichen Postlaufzeit von etwa neun Tagen zwischen Zürich und Weimar dürfte Goethe diese Nachricht aber nicht vor der zweiten Augustwoche erreicht haben. Über die im vorliegenden Brief erwähnten Pasten war Goethe durch Reiffensteins Brief vom 22. Juli 1789 informiert (vgl. GSA 28/1042, Bl. 7), der ebenfalls kaum vor dem 10. August in Weimar eingetroffen sein dürfte, da der Posttag für Briefe nach Deutschland in Rom Samstag war, Reiffensteins Brief also wahrscheinlich erst am 25. Juli versandt wurde und bei einer üblichen Postlaufzeit von 16 Tagen etwa am 10. August Weimar erreicht haben könnte. Dieses Datum ist demnach wahrscheinlich als terminus post quem für die Abfassung des vorliegenden Briefes anzusehen. Da die Verzeichnung einer separaten Briefsendung Goethes an Lips in den überlieferten Postsendelisten für August 1789 fehlt, ebenso wie für Juli, September und Oktober, ist anzunehmen, dass der vorliegende Brief einer anderen Sendung nach Zürich beigeschlossen wurde. Dafür kommt eigentlich nur der nicht überlieferte Brief an Barbara Schultheß infrage, den Goethe am 19. August
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BRIEF 140
zur Post gab: „1 St. á Mad: Schulthes. Zurch“ (GR/Belege 1789, 9, Bl. 15; vgl. EB 236). Für diese Annahme spricht die im vorliegenden Brief erwähnte finanzielle Unterstützung für Lips, die Goethe über Barbara Schultheß abwickeln wollte (vgl. zu 141,4–5). Demnach wäre der 19. August 1789 auch als der wahrscheinliche terminus ante quem für die Abfassung des vorliegenden Briefes aufzufassen. ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 206. – Doppelblatt 13,9 × 19,1 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt. – Wahrscheinlich Beischluss zu EB 236 (vgl. zu 141,4–5). E: Goethe an helvetische Freunde (1867), 14. WA IV 9 (1891), 144, Nr 2770. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet möglicherweise einen nicht überlieferten Brief Lips’ von Ende Juli oder Anfang August 1789 (vgl. Datierung). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 141,1 Ich begrüße Sie herzlich in Zürch] Vgl. Datierung. 141,1–2 hier begrüßen] Lips traf erst am 13. November 1789 in Weimar ein, wie aus Knebels Tagebucheintrag von diesem Tag hervorgeht: „Abends bey Goethe, wo Lips angekommen.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 47.) 141,3 Treten Sie nur in meinem Hause ab] Lips nahm diese Einladung an und war zunächst Gast in Goethes Wohnung im Haus am Frauenplan. Über den Empfang durch Goethe und die Aufnahme in seinem Haus, das Lips wahrscheinlich auch nach Goethes Auszug im Dezember 1789 weiterhin bewohnte, schrieb Lips an Johann Wilhelm Veith vermutlich einige Tage nach seinem Eintreffen in Weimar: „Mit einem noch nie gehabten Verlangen eilte ich zu ihm hin und wirklich ich ward von ihm auf eine solche freundschaftliche, gute, innige, herzliche Weise empfangen und bewillkommnet, als ich nicht verlangen konnte. Wie seine Briefe, wie meine Wünsche, so war sein Herz, seine Freundschaft, ja noch mehr – kurz, ich fand alles, was ich verlangen konnte. 〈…〉 Göthe wiese mir ein paar Zimmer in seinem Hause an, und ich esse an seinem Tisch, bis er von da in ein bequemes Logis zieht. Ich bleibe aber da, und nun fange ich an, mich einzurichten.“ (Kruse, Lips, 40.) 141,4–5 Frau Schultheß wird Ihnen 〈…〉 auszahlen lassen] Wahrscheinlich hatte Goethe in seinem nicht überlieferten Brief vom 19. August 1789 an Barbara Schultheß (EB 236), dem vermutlich auch der vorliegende Brief beigeschlossen war, die Freundin gebeten, auf seine Rechnung Lips die genannte Summe für den Aufenthalt in Zürich und die Weiterreise bis nach Weimar vorzustrecken, da er annahm, der nahezu mittellose Lips könne sich die Fortsetzung seiner Reise nach
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Weimar nicht mehr leisten. – f: Gulden rheinisch (9 f rhein. = 5 Reichstaler sächsisch) war die Hauptwährungseinheit in Süddeutschland. 141,5–6 wir berechnen uns wenn Sie hierher kommen] Darüber ist nichts Näheres bekannt. 141,6 von den neusten französchen Louis] Nach dem Beginn der Revolution in Frankreich (Sturm auf die Bastille am 14. Juli) befürchtete man angesichts zerrütteter Staatsfinanzen eine heimliche Verschlechterung der französischen Goldmünze in der Feinheit (ediktmäßig 22 Karat), die in Norddeutschland ohnedies schon lange nur mit 21,6 Karat (1,8 % geringer als in Süddeutschland) gewertet wurde. Wenige Jahre zuvor hatte Frankreich nach fast 60 Jahren seinen Louisd’or im Oktober 1785 bei gleichem Nennwert (24 livres tounois) im Gewicht verringert (ediktmäßig 32 statt bisher 30 Stück auf den Poids de marc de Paris von 244,7529 g). Die diesbezügliche Unsicherheit legte sich erst wieder im folgenden Jahr. 141,7 Lieber Laubthaler] Die französische Silbermünze, écu à six l. t. (Laub-, Neu- oder Federtaler), wurde wohl als sicherer angesehen, weil die heimliche Verringerung des Silbergehalts bei der Emission weniger Wertverlust erwarten ließ (Wertrelation Silber zu Gold 1 : 15½). 141,8–9 Beytrag zu Ihren Reisekosten] Vgl. zu 115,21. 141,9–10 als Vorschuß brauchen] Obwohl Lips seine Tätigkeit als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar erst zum 13. Januar 1790 aufnahm (vgl. Nachricht über die Einführung von Lips als Lehrer an der Freien Zeichenschule vom 13. Januar 1790; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 130), erhielt er gemäß herzoglicher Verordnung vom 6. Januar 1790 sein Gehalt anteilig auch schon für das Weihnachtsquartal 1789 ausbezahlt (vgl. zu 97,1–2). 141,10 Arbeit finden Sie gleich.] Neben seiner Tätigkeit als Lehrer an der Freien Zeichenschule erhielt Lips von Anfang an in Weimar Aufträge zu Kupfersticharbeiten, insbesondere für Verlage. Schon kurz nach seinem Eintreffen berichtete er nach Zürich (wahrscheinlich an Johann Wilhelm Veith): „Arbeit ist schon genug vorhanden und bald wird deren soviel seyn, daß ich die jungen Künstler, die ich unter meine Aufsicht und Lehre bekomme, zur Hilfe nöthig haben werde.“ (Kruse, Lips, 40.) 1790 arbeitete er u.a. für die Verlage von Johann Michael Mauke in Jena, für die Ettingersche Buchhandlung in Gotha, für Heinrich August Rottmann in Berlin und vor allem für Georg Joachim Göschen in Leipzig (vgl. Kruse, Lips, 43). Weiter vgl. zu 97,9–10. 141,12 Rath Reifenstein hat Ihnen Pasten mitgegeben] Johann Friedrich Reiffenstein hatte Goethe in seinem Brief vom 22. Juli 1789 darüber informiert, dass er vergessen hatte, die gewünschten Pasten, Gips- bzw. Schwefelabdrücke von Gemmen, Münzen und Medaillen, einer Sendung mit ähnlichen Stücken für die Herzoginmutter Anna Amalia nach Weimar beizulegen, und dass er sie deshalb Johann Heinrich Lips zum Transport anvertraut habe: „Bey der von der gnädigsten
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Herzogin mir anbefohlnen Absendung der Schwefel Abgüße vergaß ich die 7 angeschafte Pasten, beyzulegen welche Herr Lips mitbringen wird 〈…〉.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 7.) Den Auftrag zum Erwerb der Pasten hatte Goethe wahrscheinlich schon Ende 1788 oder Anfang 1789 erteilt. Möglicherweise waren es Stücke, die Goethe anhand des in Rom „zurückgelaßene〈n〉 Verzeichnis der Pasten“ von Abbate Francesco Maria Dolce auswählte, das Reiffenstein noch im Sommer 1788 nach Weimar geschickt hatte (Reiffenstein an Goethe, etwa 27. Juli 1788; H: GSA 28/1041, Bl. 55). Am 6. März 1789 hatte Reiffenstein die Erledigung des Auftrags gemeldet und die Übersendung der Pasten angekündigt: „Die mir aufgetragene Commission der 7 verlangten Pasten habe sogleich vollzogen und werde solche nächstens überschicken können in dem Ihro DurchL die gnädigste Herzoginn gesonnen sind 2 Kistchen mit SchwefelAbgüßen spediren zu laßen welchen ich so dann Dero Pasten werde beylegen können.“ (H: GSA 28/1041, Bl. 187.) 141,12–13 geben Sie solche an Frau Schulthes] Wahrscheinlich als Geschenk für die Freundin. 141,13–14 einige d o p p e l t dabey seyn diese bringen Sie mir mit] Näheres ist darüber nicht bekannt.
141. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 20. August 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 13,9 × 18 cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand links Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL. 20. A u g. 89. / v. G o e t h e empfL. dL. 22 do“. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 113 f. WA IV 9 (1891), 148 f., Nr 2776 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet zwei Briefe Göschens vom 2. und vom 15. August 1789 (vgl. RA 1, 158, Nr 370 und 158 f., Nr 372). – Göschen antwortete am 21. August 1789 (vgl. RA 1, 159, Nr 374). 141,17 drey gedruckte Bogen des Tasso erhalten] Vgl. zu 136,11–12). – Damit dürfte Goethe den Abdruck des kompletten 1. Aktes erhalten haben. 141,18 von Zeit zu Zeit auch das Manuscript zurück] Wahrscheinlich schon mit seinem Antwortbrief vom 21. August 1789 schickte Göschen die Teile des Druckmanuskripts von „Torquato Tasso“ zurück, deren Druck bereits abgeschlossen war, mindestens also den 1. Akt (vgl. die vorhergehende Erläuterung) und möglicherweise auch Teile den 2. Akts. Am 2. August hatte Göschen Bertuch zum lau-
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fenden Druck mitgeteilt: „Gothe hat die 3 ersten Akte des Taßo nach und nach seit 4 Wochen gesand und es wird fleißig daran gedruckt.“ (H: GSA 06/627, Bl. 83; vgl. auch QuZ 1, 174.) Die Fertigstellung des vierten Druckbogens, den der Anfang des 2. Akts füllte, kündigte Göschen für Montag, den 24. August, an: „Erst am Montage wird der 4te Bogen fertig.“ (Göschen an Goethe, 21. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 84; vgl. auch QuZ 1, 175.) Am 27. August bestätigte Goethe den Empfang des Manuskripts (vgl. 144,21–22). Die Rücksendung weiterer Teile des Druckmanuskripts kündigte Göschen in einem Brief an Bertuch vom 17. September 1789 an: „Die fertigen Bogen von Göthe werd ich Ihnen mit den Verlagsartikeln, mit dem ersten Kammerwagen senden.“ (H: GSA 06/627, Bl. 88; vgl. auch QuZ 1, 178.) Den Rest des Druckmanuskripts erhielt Goethe erst nach erneuter Aufforderung (vgl. zu 163,19) und nach Abschluss der Drucklegung von Band 6 Mitte Januar 1790 zurück: „Ew HochwohlgebL hab ich die Ehre hierbey das Mspt 〈…〉 zu übersenden.“ (Göschen an Goethe, 16. Januar 1790; H: GSA 30/297, Bl. 91; vgl. auch QuZ 1, 183.) 141,20 Abdruck schneller gehen] Da Goethe bisher erst drei Druckbogen des „Tasso“ erhalten hatte, obwohl Göschen seit Ende Juli die ersten drei Akte des „Tasso“ bereits komplett im Manuskript vorlagen, hoffte er nun auf eine Beschleunigung des Druckprozesses, was Göschen auch versprach: „Der Setzer des Taßo ist bisher kränklich gewesen und hat sich oft in der Arbeit unterbrechen müßen. Es wird nun schneller gehen. Um dem Herrn Drucker alle Ausflüchte zu benehmen bitt ich mir nunmehro die Folge des Msptes aus.“ (Göschen an Goethe, 21. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 84; vgl. auch QuZ 1, 175.) Es kam jedoch erneut zu Verzögerungen, so dass Goethe am 9. September befürchtete, dass der sechste Band vor Neujahr nicht in den Händen des Publikums seyn wird. (145,15–16). Dies bestätigte sich, der Druck konnte endgültig erst im Februar 1790 abgeschlossen werden (vgl. zu 104,6). 141,20–21 der Band zu Michael fertig] Geplant war, Band 6 zur Michaelismesse 1789 herauszugeben, die am 3. Oktober begann. Obwohl es entgegen Göschens Beteuerungen (vgl. die vorhergehende Erläuterung) auch weiterhin zu Verzögerungen beim Druck kam, versprach Göschen noch Anfang September, den Erscheinungstermin zur Messe halten zu können: „Der Finanz-Mann Campe kündiget ein Unternehmen an welches einem Unternehmen von mir in den Weg tritt: ich muß daher die ganze Druckerey jetzt gebrauchen um ihn zuvor zu kommen. In 8 Tagen bin ich zu Rande. Dann wird wieder die ganze Druckerey zu 6ten Bande Ihrer Werke gebraucht und so wird er doch in der Meße fertig.“ (Göschen an Goethe, 2. September 1789; H: GSA 30/297, Bl. 85; vgl. auch QuZ 1, 176 f.) Weiter vgl. die vorhergehende Erläuterung. 141,22–23 Hl. Streiber 〈…〉 gezahlt] Es handelt sich um eine Vorschusszahlung Göschens auf die bei Manuskriptabgabe fällige Rate von 250 Reichstalern in Louisd’or zu 5. Rthlrn. (GB 6 I, 239,20) Honorar für jeden Band der Ausgabe
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„Goethe’s Schriften“, hier für Band 6, dessen Druckmanuskript dem Verleger aber nur teilweise vorlag (vgl. zu 136,5–6). Über die Gründe dieser Teilzahlung ist nichts Näheres bekannt. Die Abschlagszahlung wurde über den Eisenacher Kaufmann und Kammerrat Johann Lorenz Streiber abgewickelt. Da sich Goethe vom 24. Juli bis zum 15. August in Eisenach und Wilhelmsthal aufhielt, hat er das Geld wahrscheinlich in dieser Zeit erhalten (vgl. auch zu 132,5–6). Den Restbetrag erhielt Goethe am 13. Oktober 1789 (vgl. 149,6–15) nach vollständig erfolgter Manuskriptabgabe (vgl. zu 145,13). 141,23–142,2 Senden Sie mir die Rechnung 〈…〉 erhalten habe.] Die angeforderte Abrechnung über die seit 1787 von Goethe bei Göschen in Anspruch genommenen Dienstleistungen nahm dieser erst mit der Honorarzahlung für den letzten Band der Ausgabe „Goethe’s Schriften“, Band 7 am 7. Juli 1790 vor. Vor allem betraf dies Kosten für Buchbestellungen Goethes, so z.B. Goethes „Neue Lieder“ aus dem Verlag Breitkopf von 1770 (vgl. zu 8,23), Sprachwerke von Adelung (vgl. zu 42,12), Joseph Barths „Muskellehre“ (vgl. zu 55,15–16), „Ueber die bildende Nachahmung des Schönen“ von Moritz (vgl. zu 72,12–13) und ein zusätzliches Exemplar seiner „Schriften“ (vgl. zu 55,3–4). Die Auslagen Göschens wurden mit der fälligen Honorarsumme von 250 Reichstalern verrechnet und der Rest von insgesamt 209 Reichstalern und 18 Groschen in bar an Goethe ausbezahlt: rL. gL ∂L. Herr Geh. Rath v o n G o e t h e in Weimar empfingen 1787. A p r. 27. 1788. J a n . 18. J u l . 19. N o v. 1. 8. 14.
D e c . 20. 1789. N o v. 13.
zahlte für seine Rechnung an Weidmanns Erben 4. 16. – pr. 1. 1. 1. 1.
P r a e n u m. auf 1. Tod Schwerins 5. – – Breitkopfs Lieder – 16. – Adelungs Orthographie 1. 16. – Adelungs Wörterbuch 5. Thl. 1. 16. – Bahrdts Muskellehre 7. 12. – sandte auf O r d r e an P a s t. P l e s s i g in Wernigeroda: 1. Göthe’s Schriften 8Thle 5. – – 6. Moritz über die bildende Nachahmung – 18. – 2. Adelungs Orthographie 3. 8. – zahlte an HL Vu l p i u s
10. rL 40.
– – 6. –
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Der Todt Schwerins soll in einigen Wochen fertig werden, so bald er erscheint soll er übersand werden baar erfolgen hierbey 34 ¾ CarolL à 6 rL Münze Als den Betrag des Honorarii vom 7ten Theil der Werke
208 1 RhL 250
12 6. –
Leipzig dL 7 Jul 1790
Georg Joachim Göschen
–
(H: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 102). 142,2 Anstand haben] Hier im Sinne von ‚Aufschub haben‘ (vgl. GWb 1, 697). Göschen versprach im Antwortbrief, er werde „in der Michaelismeße mit dem r e s t des Honorarii fur diesen Band aufwarten“ (Göschen an Goethe, 21. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 84; vgl. auch QuZ 1, 175), was auch eingehalten wurde (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 142,3 vollwichtigen Louisdl.] In seiner Antwort versuchte Göschen eine Bezahlung in weniger teuren Carl’dor anzubieten: „Fahren Dieselben mit wichtigen Carl’dor à 6 rL 2grL eben so gut als bey bey 〈sic〉 Ld’dor v i e u x à 5 rL, welche hier bey den B a n q u i e r s sehr selten und im hohen Preis sind, so bitt ich mir die Zahlung hierin zu erlauben sonst werd ich auch hiermit aufwarte.“ (Göschen an Goethe, 21. August 1789; H: GSA 30/297, Bl. 84; vgl. auch QuZ 1, 175.) Goethe ging auf dieses Angebot nicht ein, so dass Göschen das Honorar in der gewünschten Währung zahlte (vgl. 149,6–15). 142,4–5 Hl. Vulpius soviel als möglig wollen behülflich seyn] Am 15. August hatte Göschen Goethe berichtet: „Herr Vu l p i u s ist gestern hier angekommen. Er schien mir mismuthig über sein Schicksal, doch glaub ich daß ihn sein Temperament so bald es nur etwas Aussicht in eine leidliche Zukunft gewint wieder aus seiner Unmuth reißen wird. Seine Erwerbfähigkeiten sind fräglich nicht für hiesigen Platz; und der hiesige Platz erfordert trocknere Beschäftigung als Herr Vu l p i u s zu haben scheint. 〈…〉 Englische und französ. Bucher zu ubersetzen ist nicht seine Sache, für Correkturen scheint mir sein Temperament nicht ruhig genug. Was nun weiter? 〈…〉 vieleicht könnte der CrayssteuerEinnehmer We i s s e der P r o c u r a t o r aller Hofmeister ihn bey jungen Herren eine Stelle verschaffen, wenn nicht der Mangel an französ. Sprachkentnis und Musik ein Hindernis wäre. Ich habe ihm eine kleine Arbeit für einen Buchhändler verschaft. Sie wird aber nicht lange dauern Denn das Werkgen soll nur 5 Bogen stark werden. Vieleicht bin ich so glücklich ihm weiter zu helfen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 82.)
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142. An Johann Heinrich Meyer
BRIEF 142
Weimar, 21. August 1789 → 〈Rom〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 64/68. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 22,8(–23,1) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am Rand links quer zur Schreibrichtung Nachschrift (143,27–29 Schreiben Sie mir 〈…〉 43 Scudi. erhalten.). E1: Riemer (1846), 7–9 (Teildruck: 143,22–29 Auf die Münzabgüsse bis Scudi erhalten. fehlt; Paraphe übernommen). E2: Harnack, Nachgeschichte (1890), 182–184, Nr 76. WA IV 9 (1891), 149–151, Nr 2777. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Meyers Brief vom 23. Juli 1789 (vgl. RA 1, 157, Nr 368). – Meyer antwortete am 24. September 1789 (vgl. RA 1, 161, Nr 386). 142,10 Herder, welcher glücklich zurück ist] Herder war am 9. Juli 1789 von seiner Italienreise nach Weimar zurückgekehrt. 142,11–12 noch einige Jahre in Rom] Meyer blieb noch bis zum Frühjahr 1790 in Rom; im Mai 1790 kehrte er in seine Heimatstadt Stäfa (bei Zürich) zurück; im November 1791 kam er nach Weimar. 142,15–16 jährlich 100 Scudi] Der Scudo war eine italienische Silbermünze; ihr Wert betrug etwa 1,41 Reichsthaler Frankfurter Wechselzahlung (vgl. GB 7 II, XLVIII). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 142,18 Ich schreibe mit heutiger Post an Reifenstein] Goethes Brief an Johann Friedrich Reiffenstein (EB 237) ist nicht überliefert. Reiffenstein antwortete am 16. Oktober und bestätigte, den „Wechsel von 300 Scudi“ (H: GSA 28/1042, Bl. 22) erhalten zu haben; davon seien 40 Scudi an Meyer und 25 an Friedrich Bury gezahlt worden (vgl. ebd.). Meyer teilte in seinem Antwortbrief vom 24. September mit, er habe die ihm versprochenen 43 Scudi noch nicht erhalten. 142,19–20 kommen Sie zu uns] Meyer kam im November 1791 nach Weimar; er lebte dort über ein Jahrzehnt als Hausgenosse Goethes und Christianes. 142,24–25 Ihre Gedancken etwas umständlicher] In seiner Antwort legte Meyer detailliert dar, welche Arbeiten er wo in den nächsten Jahren vollbringen könne: bis zum Juli 1790 müsse er dafür in Rom bleiben, ginge dann nach Neapel, werde dann noch einmal nach Rom zurückkehren, bevor er sich im Frühjahr 1791 nach Florenz auf den Weg mache, wo er „ein Par Monate“ bleiben werde. (H: GSA 28/1042, Bl. 23; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 47.) – Am 21. November 1789 berichtete Meyer jedoch von einer schweren Krankheit, deretwegen er „im Frühjahr nach der Schweiz zu gehen“ gedenke (H: GSA 28/1042, Bl. 26; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 50). Ende April 1790 machte er einen Abstecher nach Florenz, schloss sich am 1. Mai der Reisegesellschaft der Herzoginmutter Anna Ama-
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lia an, traf aber einen Tag früher als diese, nämlich am 5. Mai, in Venedig ein, wo er bis zum 22. Mai blieb. Mit der Reisegesellschaft trat er die Rückreise in Richtung Deutschland an, trennte sich am 28. Mai in Mantua von ihr und nahm den Weg in die Schweiz. 143,2 kostbare Kunstwercke] Goethe dachte wahrscheinlich besonders an die Kunstsammlungen im Gothaer Schloss sowie die Sammlungen des Gothaer Prinzen August. 143,4 Lips] Johann Heinrich Lips kam im November 1789 nach Weimar und blieb dort fünf Jahre als Lehrer an der Freien Zeichenschule. 143,4–5 Begriff der Formen] Goethe zielt wahrscheinlich darauf ab, dass er durch einen praktischen Zeichenunterricht bei Lips die Basis für ein Kunstgespräch mit Meyer gewinnen könne. Er vermutet, dass Meyer mit ‚Form‘ etwas anderes meint als Komposition oder Anordnung, vielleicht auch anderes, als er am Schluss seines Briefes vom 23. Juli deutlich ausspricht, da er erklärt, dass es für die aus Neapel erhaltenen Abgüsse von zwei Münzen und einer Medaille „keinen feinen Gyps“ gegeben habe, „um dj Formen daraus zu machL“; deshalb seien die Abgüsse nur „von einer Mischung von Wachs & Bleyweiß gemacht. Diese formen waren also nicht hart genug um schwefel darein gießen zu können.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 10; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 42.) In erster Linie ging es Goethe wahrscheinlich um das technische Verfahren der Herstellung von Abgussformen. – Zum Formen-Problem vgl. auch Goethes Brief an Meyer vom 13. März 1791 (WA IV 9, 247–252, Nr 2858). 143,10 Ihr Antheil an meinen kleinen Gedichten] Meyer bestätigte in seiner Antwort, dass er den 8. Band der „Schriften“ Goethes, der dessen Gedichtsammlung enthält, von Angelika Kauffmann bekommen habe, und urteilt: „〈…〉 reine Lust und manche Schöne Stunde ist mir deßwegen zu theil worden.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 9; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 39.) 143,10–11 Ich werde Mad Angelika ersuchen] Zwischen 1788 und 1796 ist kein Brief Goethes an Angelika Kauffmann überliefert. – Dass Goethe Freiexemplare seiner „Schriften“ nach Rom schickte, ergibt sich aus seinen Verteilungslisten für die Bände 6 und 8 (vgl. zu 3,6). 143,12 Ta s s o] „Torquato Tasso“ erschien in Band 6 der „Schriften“, der im Februar 1790 auf Band 8 folgte. 143,14 Der Dichter 〈…〉 in Hetrurischer Vorstellungs art] Seinem Brief vom 23. Juli hatte Meyer eine Zeichnung beigelegt: „eine Schöne Vase 〈…〉 aus der Nolanischen Sammlung“ (H: GSA 28/1042, Bl. 10; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 42); sie zeigt einen Dichter, der seine Leier in die Flamme eines Altars legt. – Mit dem Ausdruck Hetrurischer Vorstellungs art spielt Goethe auf die Eigentümlichkeit etruskischer Kunst an, die nicht im idealistischen Sinn ‚schön‘, sondern ‚praktisch‘ (‚wirklich‘) sein will. 143,22 die Münzabgüsse] Vgl. zu 89,21.
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BRIEFE BRIEF143/144 143
143,22 Lips erwarte ich] Lips traf am 13. November 1789 in Weimar ein. 143,28–29 von Jenckins 43 Scudi] Thomas Jenkins, englischer Maler, Diplomat, Bankier, Antiken- und Kunsthändler in Rom (vgl. zu 4,18). Meyer schrieb in seiner Antwort: „Sie schreiben daß ich von Jenckins 43. Scudi zu erhaltL habe ich habe noch nichts erhaltL dan der Rath Reiffenstein sagte daß er nicht wüßte was das wäre und häte hierüber keine Ordre.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 23; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 48.)
143. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 24.? August 1789〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Am 24. August 1789, einen Tag vor seinem 45. Geburtstag, war Herder per Dekret zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums ernannt worden (vgl. Haym 2, 467). Vermutlich ist Goethes Brief die unmittelbare Reaktion auf diese Nachricht, die er vom Herzog oder von Herder selbst (möglicherweise beim gemeinsamen Besuch der Mittagstafel) erhalten haben dürfte. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Aut. 63 Goethe. – Doppelblatt 14,2 × 19,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Hl. Vicepräs. / H e r d e r, neben der Adresse Rest eines roten Siegels; Bl. 2 obere Hälfte Mitte Siegelausriss, obere äußere Ecke Siegelausschnitt. E: WA IV 9 (1891), 152, Nr 2779 (Eduard von der Hellen). BEIL AG EN
1) Pichleriana (vgl. zu 144,2). 2) Ein Papierchen (vgl. zu 144,3). 3) das Maas zu den Armbändern (vgl. zu 144,5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 144,1 dem Herzog aufwartest] Vielleicht war Herder schon am 25. August, seinem Geburtstag, beim Herzog. An diesem Tag nahm er nicht (wie am 24. und 26. August) an der Mittagstafel bei Hofe teil. Am Abend war er, wie Knebel in seinem Tagebuch notierte, „mit Gesellschaft“ bei Goethe (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 25). 144,2 die Pichleriana] Über den Gemmenschneider und Maler Giovanni Pich-
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ler vgl. zu 82,9–10. Vermutlich hatte Goethe bei einer Begegnung mit Herder (am 24. August?) versprochen, Gemmen Pichlers zu schicken. Vgl. auch zu 141,12. 144,3 das Papierchen] Um was es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden; vielleicht waren es ein paar Zeilen des sechsjährigen Erbprinzen Carl Friedrich, der Goethe auf seiner Reise nach Eisenach begleitet und den Herder gelegentlich um „ein kleines Briefchen“ gebeten hatte (Herder an den Prinzen, etwa Mitte Juli 1789; HB 6, 172). 144,4 ihr] Es ist nicht klar, wem Herder schreiben soll. Herders lückenhafte Korrespondenz gibt keinen Aufschluss, auch nicht Goethes Brief an Herzogin Anna Amalia vom 22. Juli 1789 (Nr 134), der letzte überlieferte Brief von ihm an eine weibliche Person vor dem vorliegenden Brief. 144,5 das Maas zu den Armbändern] In Johann Friedrich Reiffensteins Brief an Goethe vom 6. März 1789 heißt es, dass Pichler um einen bestimmten Auftrag für die verlangten Onyxarmbänder bitte (vgl. GSA 28/1041, Bl. 187; vgl. auch RA 1, 150, Nr 345). Weiteres ist nicht bekannt. 144,5 G.] Goethe. 144,7 Vale.] Lat.: Lebe wohl. 144,9 zu den Geh. Räthen und zum Präs.] Geheime Räte waren Christian Friedrich Schnauß, Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch und Johann Christoph Schmidt; Carl Friedrich Ernst von Lyncker war Präsident des Oberkonsistoriums.
144. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 27. August 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 13,9 × 18,3 cm, 14⁄5 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand links Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL. 27. A u g. 89. / v. G o e t h e / empfL. dL. 29. do“. E: WA IV 18 (1895), 38 f., Nr 2777a (Albert Leitzmann). BEIL AG EN
1) Druckmanuskript des 4. und 5. Akts von „Torquato Tasso“ (vgl. zu 144,10). 2) Kupferstichplatte zum Titelkupfer für Band 6 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 144,12). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Göschens vom 21. August 1789 (vgl. RA 1, 159, Nr 374). – Göschen antwortete am 2. September 1789 (vgl. RA 1, 160, Nr 381).
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BRIEF 145
144,10 Hier sind die zwey letzten Ackte.] Mit der Sendung des Druckmanuskripts zum 4. und 5. Akt des „Torquato Tasso“ für Band 6 der Ausgabe „Goethe’s Schriften“ lag Göschen der Text des Dramas vollständig für die Drucklegung vor (vgl. zu 136,5–6). 144,10 Lila folgt nächste Woche] Das Druckmanuskript zum Singspiel „Lila“ erhielt Göschen erst zwei Wochen später mit einem Brief Goethes vom 9. September (vgl. zu 145,13). Goethe hatte es wahrscheinlich gerade erst vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel erhalten und musste es noch durchsehen. Vogels Abrechnung für „Lila“ und den letzten Bogen von „Torquato Tasso“ stammt vom 25. August: „21. Bogen, Lila 〈…〉 21. Bogen, an Tasso im Monat JulL u. Aug:“ (Abrechnungsquittung Vogels; GR/Belege 1789, 9, Bl. 1.) 144,11 der Band wahrscheinlich gefüllt] Der 6. Band mit „Torquato Tasso“ und „Lila“ umfasste schließlich 300 Seiten in Oktav-Format, also knapp 19 Druckbogen. Damit wurde ein vollständiges Bogen-Alphabet (23 Bogen) nicht ganz erreicht (vgl. auch GB 6 II, zu 237,4 und zu 237,5). 144,12 Hier ist die Tittel Platte welche sich auf L i l a bezieht.] Die Kupferstichplatte für das Frontispiz (Titelkupfer) zu Band 6 hatte Johann Heinrich Lips gestochen. Die Darstellung bezieht sich auf die Anfangsszene des 2. Aufzuges von „Lila“: „Lila im Park vor dem kräutersuchenden Magus“. Goethe hatte die Platte schon ein Jahr zuvor aus Rom erhalten und Göschen bereits damals davon in Kenntnis gesetzt (vgl. zu 8,16–17; zu 42,6–7). 144,13–14 Vignette fehlen 〈…〉 sich auf J e r y und B ä t e l y bezieht] Goethe hatte von Lips im Sommer 1788 zusammen mit dem Titelkupfer auch die Platte für die Titelvignette von Band 6 bekommen, die eine Szene aus dem Singspiel „Jery und Bätely“ darstellte (vgl. zu 42,6–7). Da dieses Singspiel inzwischen in Band 7 zu dem Opern-Libretto „Scherz, List und Rache“ und dem „Faust“-Fragment gerückt war, wurde die Vignette nun für Band 7 verwendet (vgl. zu 177,6). 144,14–15 eine allgemein auf D i c h t k u n s t deutende stechen] Göschen schrieb in seinem Antwortbrief vom 2. September 1789: „Darf ich Sie bitten, so haben Sie die Gewogenheit mir die Idee zu der Vignette welche sich auf Dichtkunst beziehen soll anzugeben. Oeser ist mit den Mahlereyen zur hiesigen Nicolai Kirche zu beschäftiget und den übrigen Künstlern fehlt die Erfindung. Die guten Künstler sind ohnedem alle mit Calenderstichen beschäftiget so daß ich nur mit Noth noch eine Vignette werde gestochen kriegen vor dem 1n November aber gewiß nicht“ (H: GSA 30/297, Bl. 85; vgl. auch QuZ 1, 176). Als absehbar war, dass sich das Erscheinen von Band 6 ins nächste Jahr verschieben würde, schlug Goethe vor, Johann Heinrich Lips zu beauftragen (vgl. zu 144,19). 144,18–19 Hl. Lips 〈…〉 schon unterwegs] Johann Heinrich Lips hatte eine durch Goethe im März 1789 angebotene Stelle als Lehrer an der Weimarer Freien Zeichenschule angenommen (vgl. zu 96,13; zu 115,13–14) und war im Juli
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1789 von Rom nach Weimar aufgebrochen. Seit Anfang August hielt er sich in Zürich auf (vgl. Datierung zu Nr 140). 144,19 wann er ankommt] Seine Ankunft in Weimar hatte Lips vage erst für Herbst 1789 angekündigt (vgl. zu 115,12–13). Er blieb schließlich bis Ende Oktober oder Anfang November in Zürich und kam erst am 13. November in Weimar an (vgl. zu 141,1–2). 144,20 noch Zeit seyn] Da sich das Erscheinen von Band 6 ins neue Jahr verschob (vgl. zu 104,6), blieb Lips noch ausreichend Zeit, die Kupferplatte zur Vignette, eine gefesselte Psyche, herzustellen. Am 10. Dezember schickte er die Platte an Göschen (vgl. QuZ 1, 181). 144,21–22 Den abgedruckten Theil des Mspts habe ich empfangen.] Vgl. zu 141,18.
145. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 31. August 1789 → 〈Leipzig〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: SBB/PK Berlin, Sign.: Slg Härtel: Goethe, Mp. 5, Bl. 8–9. – Doppelblatt 18,8 × 22,7(–23) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 2 Vermerk von fremder Hd (Breitkopf?), Tinte: „1 7 8 9 . / 3 1 . A u g L / 3 . 7 b r. “, daneben „We i m a r / v o n / G o e t h e.“ – Beischluss zu EB 240 (vgl. zu 145,2–3 ). – Faksimile: Goethe-Breitkopf, zwischen den Seiten 28 und 29. E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 210, Nr III. WA IV 9 (1891), 151 f., Nr 2778. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Breitkopf antwortete möglicherweise am 3. September 1789 (vgl. zu 145,2–3 ). Die Bekanntschaft mit dem Leipziger Buchdrucker, Musikalienverleger und Chef eines traditionsreichen Familienunternehmens Johann Gottlob Immanuel Breitkopf (1719–1794) geht auf Goethes Studienzeit 1765 bis 1768 zurück. Vermutlich war Goethe erstmals bei einem Besuch des im Hause der Breitkopfs lebenden Johann Christoph Gottsched mit der Familie in Kontakt gekommen. Zudem war sein damaliger Kommilitone und Freund Johann Adam Horn mit Breitkopfs Tochter Theodora Sophie Constantie liiert. Goethe befreundete sich rasch mit den Brüdern Theodoras, Bernhard Theodor und Christoph Gottlob, die etwa im gleichen Alter waren wie er, und verkehrte danach regelmäßig im Haus der Familie am „Neuen Neumarkt“ (heute: Universitätsstraße). Nach Goethes Weggang aus Leipzig löste sich die Bindung zu den Brüdern Breitkopf rasch wieder, obwohl der
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BRIEF 146
ältere Bruder im Familienverlag Ende 1769 noch 20 eigene Vertonungen goethescher Gedichte veröffentlicht hatte: „Neue Lieder in Melodien gesetzt von Bernhard Theodor Breitkopf“. Nach dem Tod des Unternehmensgründers Bernhard Christoph Breitkopf 1777 stieg dessen Sohn, Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, zum Prinzipal des Familienunternehmens auf und entwickelte es unter anderem durch bahnbrechende typografische Erfindungen im Notendruck zum führenden Musikalienverlag in Deutschland (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 18. Mai 1780 [GB 4 II]). Mit ihm blieb Goethe bis 1791 in gelegentlichem brieflichen Kontakt. Entweder ging es dabei um Bücher des Verlages, die Goethe zu bekommen wünschte, wie bei der mehrteiligen Edition der Klaviersonaten von Philipp Emanuel Bach 1790/91 (vgl. Nr 221), oder Goethe half bei der Vermittlung von Werken, die im Verlag veröffentlicht wurden. Der vorliegende Brief ist ein Empfehlungsschreiben für den von ihm protegierten Christian August Vulpius. – Insgesamt sind fünf Briefe Goethes an Breitkopf seit Mai 1780 überliefert, mindestens zwei weitere lassen sich erschließen (vgl. EB 319 und EB 320). Von den Gegenbriefen sind nur zwei erhalten, einer aus dem Jahr 1782 und einer von 1790 (vgl. RA 1, 91, Nr 156 und 168, Nr 411). 145,1 unsre ehmaligen guten Verhältnisse] Vgl. die einleitende Erläuterung. 145,2 jungen Mann zu empfehlen] Christian August Vulpius (vgl. zu 23,16–18). – Da sich Goethe nach dem Brief von Göschen vom 15. August 1789 (vgl. zu 142,4–5) von dessen Engagement in der Sache nicht mehr viel erhoffte, entschloss er sich offenbar, einen weiteren Empfehlungsbrief für seinen Schützling zu schreiben. Zu den bisherigen Bemühungen Goethes für Vulpius vgl. zu 41,8–9; zu 103,29. 145,2–3 Ihnen diesen Brief überreichen] Goethe hatte das Empfehlungsschreiben offensichtlich mit dem nicht überlieferten Brief an Vulpius vom gleichen Tage nach Leipzig gesandt: „an HL. Vulpius dL. 31ten 〈AugL.〉 (P/ChS Post, 3. Oktober 1789, in: GR/Belege 1789, 9, Bl. 13; vgl. EB 240). Wann Vulpius den Brief an Breitkopf übergeben hat, ist nicht bekannt. Aufgrund des Vermerks auf der Rückseite des Brieftextes lässt sich jedoch vermuten, dass es am 3. September 1789 geschah (vgl. Überlieferung). Da aber nicht auszuschließen ist, dass der Vermerk das Datum des Antwortbriefs Breitkopfs an Goethe meint, könnte Vulpius den Brief schon davor überbracht haben. 145,3 Er wünscht in Leipzig zu bleiben] Der literarisch ambitionierte Vulpius war am 14. August 1789 nach Leipzig gekommen und hatte zunächst auf Goethes Vermittlung hin Hilfe vom Verleger Georg Joachim Göschen erhalten (vgl. zu 142,4–5). Über Dauer und Verlauf von Vulpius’ Aufenthalt in Leipzig ist nur wenig bekannt. 1789/90 gelang es ihm, mehrere Operetten im Verlag von Johann Andreas Lübeks Erben (Bayreuth und Leipzig) zu veröffentlichen (vgl. zu 23,16–18). Einträge in Vulpius’ Stammbuch vom Mai 1790, so von Karl Gottlob Cramer (1. Mai) und von Christoph Friedrich Bretzner (7. Mai), belegen, dass
SEPTEMBER 1789
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er sich zu diesem Zeitpunkt noch in Leipzig aufhielt (vgl. Stammbuch Bd 2; GSA 114/94, S. 131 und 128; vgl. auch Meier, Unterhaltungsliteratur, XXVI). Im Frühjahr 1791 holte Goethe Vulpius schließlich zurück nach Weimar, wo er zunächst als dramaturgischer Mitarbeiter an der Weimarer Hofbühne Betätigung fand (vgl. Meier, Unterhaltungsliteratur, XXVII f.). 145,3–4 ein besseres Schicksal zu finden] Vgl. zu 26,21. 145,6–8 Verschaffen Sie 〈…〉 etwas verdienen könne.] Ob und inwiefern Breitkopf Vulpius unterstützt hat, ist nicht bekannt.
146. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 9. September 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – 1 Bl. 13,6 × 18,1 cm, 1 ¾ S. beschr., egh., Tinte; Rs. am oberen Rand rechts Empfangsvermerk, Tinte: „We i m a r dL. 9. 7 b r : 1789. / v. G ö t h e / empfL. dL. 16. do“. E: WA IV 18 (1895), 39, Nr 2779a (Albert Leitzmann). BEIL AG E
Druckmanuskript des Singspiels „Lila“ (vgl. zu 145,13). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Göschens vom 2. September 1789 (vgl. RA 1, 160, Nr 381). – Göschen antwortete am 1. Oktober 1789 (vgl. RA 1, 162, Nr 387). 145,13 Hier sende ich Lila] Das vom Schreiber Christian Georg Carl Vogel für Band 6 von „Goethe’s Schriften“ angefertigte Druckmanuskript der Neufassung des Singspiels „Lila“ (vgl. zu 104,6) hatte Goethe eigentlich schon eine Woche früher an Göschen schicken wollen (vgl. zu 144,10). Es war seit Ende August fertig, wurde von Goethe aber wahrscheinlich noch einmal einer gründlichen Durchsicht unterzogen. Als Goethe zudem Anfang September von Göschen die Nachricht erhielt, der Druck von Band 6 wäre ohnehin bis etwa 10. September unterbrochen (vgl. zu 145,14), hielt er das Manuskript noch etwas länger zurück. Es ist nicht überliefert. 145,13–14 mit Tasso einen mässigen Band] Vgl. zu 144,11. 145,14 Verspätung des Drucks] Im Bezugsbrief vom 2. September hatte Göschen auf Verzögerungen beim Druck von Band 6 hingewiesen. Zum einen betraf das die Schwierigkeit, eine noch fehlende Titelvignette rasch stechen zu lassen (vgl. zu 144,14–15), zum anderen hatten sich dringlich gewordene Verlagsprojekte dazwischen geschoben (vgl. zu 141,20–21).
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BRIEF 147
145,15–16 der sechste Band vor Neujahr nicht in den Händen des Publikums] Goethe schlussfolgerte dies aus den im Bezugsbrief von Göschen geschilderten Problemen bei der Drucklegung des Bandes (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Tatsächlich kam es zu weiteren Unterbrechungen und Verzögerungen im Ablauf des Druckes, so dass der Band, dessen Veröffentlichung eigentlich für die Michaelismesse Anfang Oktober 1789 geplant war, erst im Februar 1790 fertig gestellt und ausgeliefert werden konnte (vgl. zu 104,6). 145,17 Der siebente soll bald folgen.] Band 7 war der letzte noch fehlende Band von Goethes achtbändiger Werkausgabe „Schriften“. In ihm sollten „Faust“ als Fragment sowie das Singspiel „Jery und Bätely“ und das Opern-Libretto „Scherz, List und Rache“ erscheinen (vgl. zu 144,13–14). Die beiden letzten Werke lagen bereits fertig vor (vgl. zu 154,10–11). Nach Abschluss der Arbeiten an Band 6 widmete sich Goethe noch einmal dem „Faust“. Knebel berichtet am 18. September 1789 an Louise von Imhoff: „Heute hat mir Goethe die ersten Szenen seines ‚Fausts‘ vorgelesen, so wie sie zum Druck bereit liegen 〈…〉.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 97.) Anfang November waren die Textarbeiten abgeschlossen (vgl. zu 153,19–20), und Goethe ließ das Druckmanuskript erstellen (vgl. zu 154,4). Am 10. Januar ging es an Göschen: Leipzig Goschen den Faust. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1; vgl. auch EB 273). „Jery und Bätely“ sowie „Scherz, List und Rache“ schickte Goethe am 3. März 1790 (vgl. zu 177,1). Der Band konnte, wie von Göschen geplant, zur Ostermesse Ende April 1790 erscheinen. Am 21. April veröffentlichte Göschen im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ die Anzeige zum Abschluss des Erscheinens der Ausgabe mit Band 7: „Mit dem 7ten Theil ist die Sammlung von Schriften des Herrn Geh. Raths von Göthe in 8. Theilen – der 8te Theil ist bereits ausgegeben – beendigt.“ (Nr 53, Sp. 423; vgl. auch QuZ 1, 188.) 145,17 Hl. Lips, den ich täglich erwarte] Johann Heinrich Lips, der auf dem Weg nach Weimar war (vgl. zu 144,18–19), kam erst am 13. November 1789 dort an (vgl. zu 141,1–2). 145,18 die Vignette noch selbst stechen können] Vgl. zu 144,19. 145,19 die neuen Kupfer zu meinen Schriften] Auf Anregung Göschens hatte Goethe Ende 1788 Lips für die Titelkupfer und -vignetten einer geplanten Vorzugsausgabe von „Goethe’s Schriften“ in gehobener Ausstattung geworben (vgl. zu 66,16–18; zu 67,2–3). Lips begann noch in Rom mit entsprechenden Vorarbeiten. Zur Ausführung des Projekts kam es aber nicht, da Göschen seinen Plan wieder fallen ließ (vgl. zu 42,10–11). 145,22 einige Naturhistorische Bücher bey Ihnen bestellt] Fast ein Jahr zuvor hatte Goethe bei Göschen um zwei Werke des schwedischen Botanikers Carl von Linné nachgesucht, dessen „Genera plantarum“ und „Systema naturae“. Göschen konnte beide Bücher nicht beschaffen. Vgl. die folgende Erläuterung. 145,24 Sagen Sie mir ein Wort darüber.] In seinem Antwortbrief vom 1. Ok-
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tober 1789 teilte Göschen die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen mit, die Ausgabe von Linnés „Systema naturae“ zu besorgen (vgl. zu 38,17–18). Wegen Linnés „Genera plantarum“ hatte er schon am 29. September 1788 abgeschrieben (zu 38,13–15).
147. An Ernst August Anton von Göchhausen 〈Weimar, wahrscheinlich zwischen 11. und 16. September 1789〉 → 〈Eisenach〉 DAT IERUN G
Aus dem Beginn des Briefes geht hervor, dass Goethe über die von Göchhausen mit seinem Brief vom 6. September 1789 zugesandten Unterlagen und Informationen zum Ruhlaer Bädervorhaben bereits mit Herzog Carl August gesprochen hatte (vgl. 146,3–6). Dieser Austausch muss noch vor dem 11. September stattgefunden haben, da Carl August an diesem Tag zu seinem Regiment nach Aschersleben abreiste (vgl. zu 146,3). Göchhausen erhielt den vorliegenden Brief laut Empfangsvermerk am 18. September 1789 (vgl. Überlieferung), einem Freitag. Laut Post-Bericht wurden Briefe nach Eisenach täglich außer mittwochs, freitags und sonntags befördert. Als Absendetag kommt deshalb die reitende Post, die „Donnerstags Morgens 6 Uhr“ (Post-Bericht 1789) abging, infrage, also der 17. September 1789. Der Brief wurde demnach wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 11. und 16. September 1789 geschrieben. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c, Bl. 48–49 (ursprünglich Bl. 46–47). – Doppelblatt: 1. Bl. 18,7 × 22,7(–23) cm, 2. Bl. 18,7 × 11,7 cm (untere Blatthälfte beschnitten), 21⁄3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 rechts oben Empfangsvermerk, Tinte: „pr. dL 18dL 7br: 1789.“ – In einem Konvolut mit weißem Papiereinband im Format 19,8(–20) × 35,3 cm, 113 Bl.; auf dem vorderen Deckel, Tinte: „ad Num. 2344. b Eisenach / ù. / Acta / Commiss: / den Versuch die ehemalig Schnitzersche, / itzt Rohrbachsche Gesundquelle, bey / der unteren Mühle zu Ruhla aufzufinden / und zu fassen / betrL: / 1789.“, mit Bleistift dahinter hinzugefügt: „–91, 1795“, darunter mit Tinte: „desgleichen / die, bey Serenissimi höchster Anwesenheit in Ruhla, / abgesteckte, u. sofort angefangene Promenade, / nebst andern zu Einrichtung des dasigen Baades / geschehenen vorläuffigen, u. noch künftig auszufüh- / ren gnädigst genehmigten Anstalten / betrL:“; darunter Sign., Bleistift: „761c“, links unten, Bleistift: „Eisenacher / Polizeisachen“. E: WA IV 50 (1912), 132 f., Nr 2779a (Carl Schüddekopf).
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BRIEF 147
BEIL AG EN
1) Umgebungsplan und Skizzen für die geplante Kuranlage in Ruhla (vgl. zu 146,24). 2) Aktenfaszikel (vgl. zu 146,25). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Bezugsbrief vom 6. September 1789 ist in einer dem Faszikel beigefügten Abschrift von Göchhausens Hand überliefert (LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c, Bl. 46: „Extr: Schreibens an den Herrn Geheimen Rath von Göthe. den 6ten 7br. 1789“). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Die Angelegenheit wurde im Folgenden durch Herzog Carl August und im Geheimen Consilium, auch in Abwesenheit Goethes, weiterverhandelt. Der in Weimar geborene Ernst August Anton von Göchhausen (1740–1824) war mit der Versetzung seines Vaters, des Rittmeisters und Kammerjunkers Johann Anton Friedrich von Göchhausen, 1756 nach Eisenach umgesiedelt, trat dort im gleichen Jahr in preußische Dienste und nahm als Neunzehnjähriger am Siebenjährigen Krieg teil. Während seiner Zeit beim Militär stieg er 1765 zum Premierleutnant und schließlich zum Werbeoffizier auf. 1769 erbat er seinen Abschied und trat zunächst als Kammerjunker und Kammerassessor in die Beamtenlaufbahn des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach ein. 1783 wurde er Geheimer Kammerrat in Eisenach, 1802 Kammerdirektor und 1809 Geheimer Rat und Schlosshauptmann, woraufhin er sich von seinen Ämtern zurückzog. Göchhausen war zu Beginn seiner Laufbahn Freimaurer, distanzierte sich aber mit zunehmendem Alter immer mehr von dieser Bewegung und ließ sich verstärkt von religiösen Interessen leiten. Ab 1786 veröffentlichte er anonym Schriften, in denen er beweisen wollte, dass eine selbst ernannte Elite die Freimaurer für ihre Zwecke manipuliere. 1816 wurde er Präsident der neu gegründeten Eisenacher Bibelgesellschaft. Weiter vgl. auch die einleitende Erläuterung zum Brief vom 8. Januar 1784 (GB 5 II). – Zu Goethe hatte der Cousin von Louise von Göchhausen ausschließlich amtlichen Kontakt. Es sind zwei Briefe Goethes an Göchhausen überliefert, vom 8. Januar 1784 (vgl. WA IV 6, 234 f., Nr 1854) und der hier vorliegende; von Göchhausen sind außer der Abschrift des Bezugsbriefes vom 6. September 1789 (vgl. Bezugsbrieferläuterung) nur zwei kurze Mitteilungen an Goethe aus späterer Zeit bekannt, vom 26. Oktober 1796 (vgl. RA 2, 134, Nr 424) und vom 8. Juni 1802 (vgl. RA 4, 103, Nr 262). Die beiden begegneten sich jedoch dienstlich häufiger, als es der Briefwechsel vermuten lässt, der zudem von Amts wegen auch durchaus noch größer gewesen sein dürfte. Göchhausen interessierte sich außerdem für Goethes literarisches Werk. Auf die bei Göschen erschienenen „Schriften“ hatte er subskribiert. 1776 hatte er bezugnehmend auf Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ das Drama „Das Werther-Fieber. Ein unvollendetes Familienstück“ veröffentlicht. Äußerungen Goethes dazu sind nicht überliefert.
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146,3 Serenissimo] Dativ Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27); Herzog Carl August. Er war am 11. September 1789 von Weimar zu seinem Regiment nach Aschersleben abgereist (vgl. FB 1789, S. 175). 146,3–4 die Risse und Ackten sogleich vorzulegen] Carl August hatte Göchhausen bereits im Sommer 1785 den Auftrag erteilt, für den 15 km südöstlich von Eisenach im Thüringer Wald gelegenen Bergort Ruhla einen Plan vorzulegen, wie die dort 1753 entdeckte eisenhaltige Mineralquelle zu einem Kurbetrieb genutzt werden könnte (vgl. LATh – HStA Weimar Eisenacher Archiv, Polizeisachen 737: „Geheimde Canzley Acta / Den Ruhlaer Gesundbrunnen betrL. 1760 bis 1800“, Bl. 73–74). Göchhausen verfasste daraufhin ausführliche Berichte über die Wasserqualität sowie über Gelände- und Besitzverhältnisse mit Karten und Skizzen und legte eine Akte an (vgl. LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761a: „Acta Commissionis, die Aufsuchung der Ruhlaer TrinkGesundquelle betr. 1786“). Während eines Aufenthaltes in Eisenach mit Herzog Carl August im August 1789 fuhren Goethe und Göchhausen am 10. und 11. August nach Ruhla. Dort untersuchten sie die geographischen und geologischen Bedingungen für die geplante Kuranlage. In seinem Bezugsbrief vom 6. September 1789 hatte Göchhausen nach Weimar Bericht erstattet sowie ein Konvolut an Akten und Zeichnungen mitgeschickt, um den Herzog und Goethe über die bisherigen Baufortschritte zu unterrichten. Es handelt sich wohl um das mit „Acta Commiss: den Versuch die ehemalig Schnitzersche, itzt Rohrbachsche Gesundquelle 〈…〉 betrL: 1789“ überschriebene Konvolut (LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c), in das Goethes Brief später ebenfalls eingeordnet wurde (vgl. Überlieferung). – Zu den von Göchhausen mitgeschickten Akten gehörten eine Untersuchung des Wassers durch den Eisenacher Landes-Physicus Johann Christian Wilhelm Müller (vgl. LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c, Bl. 3–4), ein Protokoll mit zwei Rissen über die „Begehung des Terrains“, das Protokoll von Göchhausens Hand über die Geländebegehung vom 10. und 11. August 1789 mit Goethe, eine weitere Aufstellung von Göchhausens Hand über die inzwischen erfolgten Baumaßnahmen mit zwei beigelegten Umrisszeichnungen, die das Gelände rund um das südöstlich von Ruhla gelegene herzoglich weimarische Forsthaus zeigen, sowie die Skizze für ein zu errichtendes Tor am Forsthaus. 146,4 was bißher geschehen] Während des Aufenthaltes in Ruhla am 10. und 11. August untersuchte Goethe laut Protokoll gemeinsam mit Göchhausen das Gelände an der Mineralquelle, „in wie fern bey dem bergigten Terrain eine Promenade dergestalt angelegt werden könnte, daß man, von der Allée vor dem Forsthause an, durch die daran stoßenden beeden HerrsL: Gärten, und über die jenseit derselben liegenden Privatbesitzungen, bis zum Gipfel des steilen Berges, bequem gelangen könne?“ (Ebd., Bl. 12.) Nach der Inspektion wurde eine Liste der notwendigen Arbeiten und Baumaßnahmen erstellt. Herzog Carl August bewilligte für das Ruh-
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laer Projekt am 11. August zunächst eine Summe von 200 Reichstalern „aus den Cammer-Mitteln“ (ebd., Bl. 26). So konnte Göchhausen schon vier Wochen später in seinem Brief an Goethe vom 6. September von den Fortschritten berichten: Wegen des abschüssigen Geländes waren entgegen der vorherigen Planung Moosmauern eingezogen, Verträge mit den Besitzern der Felder, durch die die Promenade wegen einer Änderung des Weges führte, geschlossen, ein neuer Platz für das geplante Armenbadehaus gefunden und die Bedingungen mit dem potenziellen Betreiber ausgehandelt worden (vgl. ebd., Bl. 46). 146,5–6 wenn man auf den mit L. L. bezeichneten Kopf gekommen, inne halten] Göchhausen hatte in seinem Bezugsbrief detailliert über die Fortschritte beim Bau des Promenadenweges berichtet: „In Zeit von 4. bis 5. Wochen hoffe ich, bis auf den im Riß, Nr: 1 mit LL bezeichneten Kopf zu kommen 〈…〉.“ (Ebd., Bl. 46.) Mit ‚Kopf‘ war eine aus dem Wald hervorragende Bergkuppe gemeint, von der man eine gute Aussicht über Ruhla und Umgebung hatte. Dorthin sollte ein kleines Häuschen gebaut werden. Die Arbeit werde wohl, so Göchhausen weiter, „alsdann 〈…〉 für dies Jahr wegen des dortigen rauhen Clima, das, zumal im Winter, bey grosem Schnee, u. Abschüssigkeit des Terrains, 〈…〉 noch manchen Schaden bringen wird, eingestellt“ (ebd.). Der von Göchhausen hier mit Nummer 1 bezeichnete Riss ist nicht überliefert; im Konvolut findet sich nur der von Goethe zurückgeschickte Umgebungsplan Nummer 2 (vgl. zu 146,23–24), auf dem die unterschiedlichen Etappen des Weges mit Buchstaben, jeweils links und rechts des Weges, bezeichnet werden. Daraus erklärt sich die Doppelung des ‚L‘. 146,7 Baumeister Arends zu uns kommt] Der Hamburger Architekt Johann August Arens, der sich bereits im Juni 1789 in Weimar aufgehalten hatte (vgl. zu 119,11), kam im Januar 1790 wieder nach Weimar (vgl. zu 163,1; zu 165,18). Die von Goethe hier in Aussicht gestellten Skizzen sind nicht überliefert und wurden wahrscheinlich von Arens nicht ausgeführt. 146,8–9 zu dem Haüßchen 〈…〉 Risse gemacht und Ew Hochwohlgebl übersendet] Im Protokoll vom 10. August 1789 hatte Göchhausen nach der Geländebegehung mit Goethe vermerkt, welche Verbesserungsmaßnahmen vorgenommen werden sollten: Am Ende einer zum herzoglich-weimarischen Forsthaus führenden Lindenallee, die 1785 angekauft worden war, sollte ein hölzernes Tor errichtet und unter den Linden Parkbänke aufgestellt werden, „wozu die Zeichnung von Smo anher geschickt werden wird.“ (LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c, Bl. 12.) Der Promenadenweg, der am Forsthaus seinen Anfang nahm, sollte hinaufführen „bis auf einen frey stehenden Kopf, von welchen die gantze Ruhle beynahe übersehen werden kan 〈…〉. Auf diesen Kopf würde ein hölzern klein Gebäude, wozu der Herr Geheimde Rath von Göthe einen Riß besorgen wollen, zu setzen seyn.“ (Ebd., Bl. 14; vgl. auch zu 146,5–6.) In seinem Brief vom 6. September 1789 schrieb Göchhausen: „Uber den vom Hofgärtner Skell nur angedeuteten Zug des Weges von LL. an, bis durch den Wald, erwarte ich
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zu seiner Zeit weitere Höhere Anordnung; so wie ich die Zeichnung des bey LL. zu setzenden Häuschens im Grundriß und Profil, nicht weniger der Rampe, der Canapées, der Stühle, u. im Fall beygehende Zeichnung des Hauptthores der Esplanade Ew: pp Beyfall nicht erhalten sollte, einer andren von Weimar aus entgegen sehe; denn an der Solidität der hiesigen Arbeit ist nichts, am Geschmack der Baumeister u. Handwerksleute aber desto eher auszusetzen.“ (Ebd., Bl. 46.) Zu keinem der hier genannten Projekte sind Skizzen von Arens’ oder Goethes Hand überliefert. Wer sie ausführte, ist nicht bekannt. 146,11–12 bey fürstl Cammer in Uberlegung gezogen und aldann Bericht erstattet] Göchhausen gab die Akte an den Kammerpräsidenten Carl Christian von Herda zur Begutachtung weiter. – aldann: Versehentlich für ‚alsdann‘. 146,13–14 ad Cameram zu erstattenden Commissarischen Bericht] Göchhausen verfasste am 18. September 1789 einen entsprechenden Bericht für die Eisenacher Kammer. Das Konzept ist hinter Goethes Brief im Aktenkonvolut eingeheftet (vgl. ebd., Bl. 50–52). Auf der Grundlage dieses Berichts erfolgte eine weitere Besichtigung der Quelle und des Geländes am 29. September 1789, an der neben Göchhausen auch Herzog Carl August, der Kammerpräsident Carl Christian von Herda und der Bergrat Johann Heinrich Christian Heusinger teilnahmen. Goethe, der zu der Reisegesellschaft gehörte, die die Herzogin Louise am 29. September 1789 nach Aschersleben begleitete (vgl. FB 1789, S. 185), war bei dieser Begehung nicht anwesend. – Der Ruhlaer Bäderbetrieb wurde von 1785 bis 1800 aufrechterhalten, brachte dem Ort aber nicht den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. 146,16 ein gnädiges Compliment] In Briefen an Freunde beklagte sich Göchhausen während seiner gesamten Dienstzeit wiederholt, dass ihm der Herzog zu wenig Wohlwollen entgegenbrächte (vgl. Gottfried Höfer: Ernst August Anton von Göchhausen. In: Jahrbuch der Sammlung Kippenberg. N. F. 2. Bd. Düsseldorf 1970, S. 110–150, hier: S. 116). 146,16 S m i ] Serenissimi, Genitiv Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27); Herzog Carl August. 146,23–24 denjenigen 〈…〉 welcher die Anlage vorstellt und den Riß zum Thore] Göchhausen hatte seinem Bezugsbrief „zwey Risse über die neuangelegte Ruhlaer Promenade“ beigelegt, „wovon ich mir den sub Nr: 2. zu weiteren Gebrauch ganz gehorsamst zurückerbitte 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Eisenacher Archiv, Polizeisachen 761c, Bl. 46.) Goethe behielt daher die Umrisszeichnung Nummer 1 der Promenade für die weitere Planung. Nur die an Göchhausen zurückgeschickte Skizze Nummer 2 ist im Konvolut (vgl. Überlieferung) noch vorhanden. In dem Faszikel ist auch der Entwurf für den Bau eines Tores, das den Kurpark mit dem Kurgebäude vom weiteren Promenandenweg abschloss, erhalten (vgl. ebd., Bl. 30). 146,24 Die übrigen folgen hierbey] Wahrscheinlich der gezeichnete Umge-
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bungsplan Nummer 2 (vgl. die vorhergehende Erläuterung) sowie weitere dem Konvolut „Polizeisachen 761c“ beigeheftete Skizzen (vgl. zu 146,3–4). 146,25 Capsul] Verschließbarer Behälter für den sicheren Postversand (vgl. GWb 5, 274). 146,25 auch das eingesendete Fascikel Ackten] Zum Inhalt des Konvoluts vgl. die Überlieferung und zu 146,3–4.
148. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich Mitte September 1789〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Goethe erörtert im vorliegenden Brief mit seinem Kollegen in der Ilmenauer Bergwerkskommission, Christian Gottlob Voigt, wie die Entwässerungsarbeiten am Ilmenauer Johannisschacht fortzusetzen seien. Er empfiehlt, dass dessen Bruder Johann Carl Wilhelm Voigt, der seit Sommer 1789 diese Arbeiten in Ilmenau leitete, wenigstens noch 14 Tage vor Ort bleiben solle (vgl. 147,10–11). Dies verweist auf eine eigentlich geplante Ablösung. Tatsächlich sollte die technische Leitung der Entwässerung am Ilmenauer Schacht durch zwei sächsische Kunststeiger übernommen werden (vgl. zu 147,4; zu 147,5). Die beiden Fachkräfte aus Sachsen waren wohl im September 1789 verpflichtet worden und trafen am 30. September vereinbarungsgemäß in Weimar ein, um anschließend nach Ilmenau weiterzureisen (vgl. zu 147,10–11). Goethe selbst verließ Weimar am 17. September 1789 und hielt sich bis zum 27. September in Jena auf (vgl. Datierung zu Nr 151). Vom 29. September bis 8. Oktober reiste er nach Aschersleben, anschließend nach Leipzig (vgl. zu 148,19; zu 148,25). Der Brief stammt daher wahrscheinlich von Mitte September 1789. ÜBER L IEF ERU NG
H: Princeton University Library, Princeton, Sign.: Benno-Elkan-Collection. – 1 Bl. 19,6 × 27,6 cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte. E: Goethe-Voigt1 (1868), 136 f., Nr 9. WA IV 9 (1891), 154 f., Nr 2782. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 147,1 was mir Ew Wohlgebl gestern erzählten] Offenbar Informationen über die laufenden Entwässerungsarbeiten am Ilmenauer Johannisschacht. 147,1–2 was ich nun in des Bergsekretairs Protokollen leße] Der Sekretär der herzoglichen Bergwerkskommission, Johann Carl Wilhelm Voigt, hielt sich be-
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reits seit einiger Zeit in Ilmenau auf, um persönlich die Aufsicht über den Fortgang der Entwässerungsarbeiten am Johannisschacht zu führen. Seine darüber angefertigten Berichte sind nicht überliefert. 147,4 daß er noch länger oben bleibe] Vgl. die folgende Erläuterung. 147,5 bey dem gegenwärtigen Stande des Personalis] Das in Ilmenau tätige Personal war nicht in der Lage, den Fortbau und den Betrieb der immer größer und komplexer werdenden Kunstzeuganlagen allein zu bewerkstelligen (vgl. zu 26,14; zu 39,8). Johann Carl Wilhelm Voigt hatte deshalb als Sekretär der herzoglichen Bergwerkskommission die Aufsicht über die Arbeiten vor Ort vorübergehend übernommen, besaß als Geologe aber auch nur eingeschränktes technisches Wissen. Die Bergwerkskommission arbeitete seit geraumer Zeit an einer Lösung dieses Problems. Schließlich gelang es im September 1789, die erfahrenen Kunststeiger in kursächsischen Diensten David Süß aus Annaberg und Johann Gottfried Schreiber d. J. aus Marienberg für diese Aufgabe zu gewinnen. Vgl. Goethe und Ilmenau, 203. 147,9–10 a dato] Lat.: vom Schreibtage (Datum), von jetzt an. 147,10–11 vierzehn Tage müßte er 〈…〉 Schwung käme] Die Fachleute für die Entwässerung des Ilmenauer Johannisschachts trafen erst am 30. September 1789 in Weimar ein und gingen anschließend nach Ilmenau weiter. Um sie mit den Gegebenheiten und Problemen vor Ort vertraut zu machen und die Übergabe der Arbeitsaufgaben zu leiten, sollte Johann Carl Wilhelm Voigt die nächsten Tage noch in Ilmenau bleiben. Voigt erklärte sich Mitte Oktober sogar bereit, seinen Aufenthalt noch länger auszudehnen (vgl. Goethe und Ilmenau, 203 f.). 147,11 Steiger] Aufsichtsposten(person) im Untertagebergbau. 147,12 hohlten ihn ab] Durch den Entschluss Johann Carl Wilhelm Voigts, länger in Ilmenau zu bleiben und sogar dorthin umzuziehen (vgl. zu 147,10–11), kam es nicht zu der Reise. 147,13 kützlich] Kitzlich: mit Vorsicht, behutsam zu behandeln, heikel (vgl. GWb 5, 399). 147,13–14 Auf dem bißherigen Wege 〈…〉 nicht zum Ziel.] Die notwendigen Entwässerungsarbeiten am Ilmenauer Schacht erforderten eine weitere Aufrüstung der Pumpanlage (Kunstzeug).
149. An Johann Gottfried Herder
〈Weimar, 17. September 1789〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Abraham Gottlob Werner kam am 16. September nach Weimar; am 17. ging Goethe mit ihm und Knebel nach Jena. In Knebels Tagebuch 1789 heißt es unter dem 17. September: „Gegen Mittag mit Göthe herübergefahren 〈nach Jena〉. Mit Hn
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Inspektor Werner im Kabinet 〈…〉.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 39.) Vorher schrieb Goethe vorliegenden Brief (vgl. zu 147,19). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 18,5 × 12,7 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. quer zur Schreibrichtung Adresse: Hl. Vicepräs. / Herder, darüber rotes Siegel: Frauenportrait im Profil (vermutlich Femmel/Heres, S. 73, Nr 10 und Abb. 8). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 114, Nr 63. WA IV 9 (1891), 152 f., Nr 2780. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 147,17 Insp. Werner] Abraham Gottlob Werner, Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg, war am 16. September nach Weimar gekommen. In Knebels Tagebuch heißt es unter diesem Tag: „Mittags bey Göthe, mit Hn Inspektor Werner.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 38.) Über das Zusammensein Werners mit Goethe vgl. auch zu 148,3. 147,17 mineralogisch bewirthete] Goethe wird sich mit Werner nicht nur über die Ergebnisse seiner mineralogischen Forschungen unterhalten haben, sondern ihm auch die vielen in Italien gesammelten Gesteine vor Augen geführt haben. Vgl. dazu „Verzeichniß verschiedner Gebürgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiänischen Reise 1786, 87, und 88 gesammelt“ (LA II 7, 185–191). 147,19 um eilf fahren wir ab] Nach Jena. 147,21 mit allerley Waare aus Ophir] Ophir: Sagenhaftes, mit Schätzen reich gesegnetes Land in unbestimmter Gegend (im Osten Afrikas, in Indien oder sonstwo im Süden), aus dem nach Berichten im Alten Testament (vgl. 1 Könige 9,28 und 10,11; Luther-Bibel AT, 307) König Salomo große Mengen Goldes bezog. Vgl. GB 7 II, zu 120,5. – Mit welchen Schätzen Goethe nach Weimar zurückkommen wollte, ist nicht gewiss; doch ist anzunehmen, dass sie in Zusammenhang seiner Gesteinesammlung zu sehen sind, die er um wohlfeilen Preis (147,21) anzureichern gedachte. Am 20. September 1789 schrieb Carl Ludwig von Knebel aus Jena an Herder: „Goethe geht mit seinem eigenen Glücke hier und studirt vieles aus, was Ihnen Freude bringen wird. Wir leben recht unter einem nicht Italiänischen apparatus von Sachen. Für mich möchte ich fast mit dem Tibull singen: Me mea paupertas vitae 〈recte: vita〉 traducat inerti – und so fühle ich auch eine Italiänische Ader in mir.“ (Von und an Herder 3, 53; Zitat aus Tibulls Elegien I 1, V. 5: Mich 〈…〉 leite mein Los bescheiden in Ruhe durchs Leben [Tibull. Gedichte. Lateinisch und deutsch von Rudolf Helm. 4. Aufl. Berlin 1979, S. 21].)
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150. An Christian Gottlob Voigt
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Jena, 19. September 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1891 und wahrscheinlich bis 1920 Privatbesitz, Arthur Osann, Darmstadt (vgl. WA IV 9, 329, 333 und 356 sowie Osann, Familie, 134). – Egh. (vgl. Goethe-Voigt1, VII und 138). E: Goethe-Voigt1 (1868), 138 f., Nr 12. WA IV 9 (1891), 153 f., Nr 2781. Textgrundlage: E. – Die Unterschiede in der Textdarbietung von E und WA, denen beiden noch H vorgelegen hat, sind gering (vgl. Überlieferungsvarianten). Während in E die offenkundig im Schreibprozess verwendeten Wortabkürzungen erhalten geblieben sind (Hr. und Ilm.), nimmt der Druck in WA augenscheinlich mehr Rücksicht auf den originalen Lautstand (Beyfall, Wercks, seyn und Bibliotheck). Die Auflösung der Abkürzungen muss als ein schwerer wiegender editorischer Texteingriff angesehen werden als der der Lautstandsänderung, so dass E zur Textgrundlage gewählt wurde. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
148,3 Hr.] Herrn] WA 148,6 Beifall] Beyfall WA 148,9 Ilm.] Ilmenauer WA 148,9 Werks] Wercks WA 148,10 sein] seyn WA 148,12 Bibliothek] Bibliotheck WA 148,18 Jena,] Jena WA BEIL AG E
Amtlicher Bericht aus der herzoglichen Verwaltungsadministration (vgl. zu 148,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Voigts vom 18. oder 19. September 1789 (vgl. zu 148,1). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 148,1 unterzeichneten Bericht] Goethe, der sich seit dem Nachmittag des 17. September 1789 in Jena aufhielt, hatte von Voigt wahrscheinlich am 18. oder 19. September einen amtlichen Bericht aus der Weimarer Administration zur Kenntnisnahme und Abzeichnung nachgeschickt bekommen. Näheres dazu ist nicht bekannt. 148,3 Mit Hr. Werner haben wir einige angenehme Stunden zugebracht] Abraham Gottlob Werner, Mineralogieprofessor an der Bergakademie Freiberg, war am 16. September 1789 nach Weimar gekommen und von Goethe sogleich in seiner Wohnung im Haus am Frauenplan empfangen worden (vgl. erste und zweite Erläuterung zu 147,17). Tags darauf führten ihn Goethe und Knebel durch das Naturalienkabinett des Herzoglichen Museums im Jenaer Schloss, das unter anderem neben wertvollen osteologisch-anatomischen und botanischen Beständen auch
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eine reichhaltige mineralogische Sammlung besaß: „Mit HLn. Inspektor Werner im Kabinet“ (Knebel, Tgb. [17. September] 1789, Bl. 39). Anschließend fanden sie sich noch einmal in geselliger Runde bei Knebel ein: „Inspektor Werner 〈…〉 nachher nebst HL. v. Gruner aus der Schweiz bey mir supirt.“ (Vgl. ebd.) 148,4 seiner Meynung über die Vulkane] Werner war der Begründer des so genannten Neptunismus, einer geognostischen Theorie, wonach die Entstehung der Gesteine ausschließlich auf Sedimentation beruht, und entschiedener Gegner der gegenläufigen Theorie des Vulkanismus, dessen Anhänger die Gesteinsentstehung auf die vulkanische Aktivität der Erdkruste zurückführten. In den Gesprächen mit Goethe hatte Werner offensichtlich noch einmal explizit seine Theorie über die Bildung des Basalts und seine Auffassung über die Ursachen des Vulkanismus erläutert. Goethe folgte den Auffassungen Werners weitgehend, versuchte aber dennoch in dem Gelehrtenstreit vermittelnd Position zu beziehen (vgl. „Vergleichs-Vorschläge die Vulkanier und Neptunier über die Entstehung des Basalts zu vereinigen“; LA I 1, 189–191). 148,6 Er wird immer mehr Beifall finden] Werners Theorie zur Gesteinsbildung gewann trotz anhaltender Gegenwehr rasch größeren Einfluss. Erst nach seinem Tod 1817 setzte sich die Vulkanismustheorie in der Wissenschaftsdiskussion durch. 148,7–8 Ihrem Bruder den Rückzug decken 〈…〉 Friedensbedingungen helfen] Voigts jüngerer Bruder, Johann Carl Wilhelm Voigt, Bergsekretär in der herzoglichen Bergwerkskommission, war während seines Bergbau- und Geologiestudiums in Freiberg in der zweiten Hälfte der 1770er Jahre ein Schüler Werners gewesen. Er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Beiträge u.a. in der von ihm selbst begründeten Reihe „Mineralogische und bergmännische Abhandlungen“ (2 Bde, Leipzig 1789), mit denen er gegen seinen früheren Lehrer und dessen Theorie des Neptunismus Stellung bezog. Dieser hatte mit der explizit gegen Voigt gerichteten Streitschrift „Werners Bekanntmachung einer von ihm am Scheibenberger Hügel über die Entstehung des Basaltes gemachten Entdeckung“ von 1788 (Bergmännisches Journal. Hrsg. von Alexander Wilhelm Köhler. Bd 2. 9. Stück. Dezember 1788. Freiberg 1788, S. 845–907) einen heftigen, in verschiedenen Journalen ausgetragenen Streit ausgelöst. Diese Auseinandersetzung geriet zum Teil zu einer sehr persönlichen Fehde. Goethe versuchte zwischen den Kontrahenten zu vermitteln. Nachdem er offenbar wenige Tage, bevor dieser Brief geschrieben wurde, in Weimar oder Jena (vgl. die folgende Erläuterung) mit Voigt gesprochen hatte, konnte er eine erste Begegnung zwischen Voigt und Werner arrangieren. Dies geschah Ende September/Anfang Oktober entweder in Ilmenau oder in Freiberg. Jedenfalls geht ein Brief Voigts an Werner vom 7. Oktober 1789 aus Ilmenau auf diese Begegnung ein und erwähnt explizit Goethes Einfluss bei der Beilegung des Streits: „Der Hr. Geh. Rat v. Goethe hat mir gesagt, daß er Ihre Theorie über die Basalte, so ziemlich gefaßt hätte 〈…〉. Sobald er hierher kömmt, welches ich täglich erwarte, soll eine
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förmliche Session deshalb gehalten werden. Er hofft, beide Ideen zu vereinigen, und ich hoffe es nun selbst auch 〈…〉. Ich bekenne Ihnen, daß mir unsere Streitigkeit nun doppelt unangenehm ist, nachdem ich Sie gesehen habe.“ (LA II 7, 407.) 148,9 Wegen des Ilm. Werks sprach ich ihn.] Goethe holte auch Werners Meinung zu den Problemen mit dem Ilmenauer Bergwerk vor allem bei der Entwässerung der Schachtanlagen ein. Näheres ist dazu nicht bekannt. 148,9 Die Berufung Freislebens] Herzog Carl August hatte von der kursächsischen Regierung einen geeigneten Beamten zur Begutachtung der Wasserverhältnisse im Ilmenauer Bergwerk erbeten. Diese bestimmte dafür den Obereinfahrer Carl Friedrich Freisleben aus Freiberg, der diese Aufgabe allerdings ablehnte (vgl. Goethe und Ilmenau, 204). 148,10 nannte Baldauf zuerst] Nach der Absage Freislebens suchten Goethe und Christian Gottlob Voigt bei der kursächsischen Regierung nach, Ingenieur (‚Berggeschworenen‘) Carl Gottfried Baldauf aus Schneeberg nach Ilmenau zu berufen. Baldauf war ihnen nicht nur von Abraham Gottlob Werner empfohlen worden, auch Goethe schätzte ihn seit seinem Besuch des Schneeberger Bergreviers am 14. und 15. August 1786 (vgl. „Verschiedene Gruben, die ich über Tag besehen und was dabey vorgekommen“; LA II 7, 170). Baldauf erstellte im Februar 1790 ein Gutachten zu den Entwässerungsarbeiten am Ilmenauer Johannisschacht (vgl. Goethe und Ilmenau, 204 f.). 148,11 Die Wittrung ist nicht lustig und hindert uns an manchem.] Am 18. September hatte Regen eingesetzt, der an den beiden Folgetagen noch von Stürmen begleitet wurde (vgl. Knebel, Tgb. [18.–20. September] 1789, Bl. 39). Die Wetterbesserung danach nutzten Knebel und Goethe zu vielen Ausflügen und Besuchen im Jenaer Umland (vgl. ebd.). 148,12 das Cabinet oben] Im zweiten Stockwerk des Jenaer Schlosses befand sich das naturwissenschaftliche Kabinett. 148,12 die Bibliothek unten] Die umfangreiche Bibliothek des ehemaligen Göttinger Professors Christian Wilhelm Büttner war in einem Saal des Jenaer Schlosses aufgestellt. Büttner war 1783 nach Jena übergesiedelt und hatte seine vor allem naturwissenschaftlich bedeutsame Bibliothek gegen eine lebenslängliche Pension Herzog Carl Augusts an die Universität abgetreten. Das Zustandekommen dieser Vereinbarung war vor allem Goethe zu verdanken. Vgl. zu 341,2–3. 148,14 Sollten Sie uns besuchen können] Der Besuch erfolgte nicht. 148,17 den Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria geb. Hufeland verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1789 lebten noch Caroline (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774).
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BRIEF 151
151. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 27. oder 28. September 1789〉 → 〈Jena〉 DATIERUN G
Die bisherige Datierung des vorliegenden Briefes auf den 17. Mai 1789 galt von jeher als zweifelhaft, weil nicht nachweisbar ist, dass Goethe an diesem Tag von einem Aufenthalt in Jena zurückgekehrt war, um danach am Abend noch an Knebel zu schreiben (vgl. WA IV 9, 351). Knebel vermerkt zwar am 16. Mai in seinem Tagebuch Besuch aus Weimar, nicht aber den von Goethe: „Wedel hier, nebst Oertels und großer Gesellschaft aus Weimar. Speisen in der Sonne. Trinken Nachmittags Coffe bey mir. Abends fort.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 21.) Da Knebel sonst keine Begegnung mit Goethe unerwähnt lässt, ist dieser mit großer Wahrscheinlichkeit an diesem Tag nicht in Jena gewesen und eine Datierung des Briefes auf diesen Tag daher nicht aufrechtzuerhalten. Goethes Jena-Aufenthalt im September des Jahres ist dagegen durch Knebels Aufzeichnungen belegt: „Eingepakt nach Jena. Gegen Mittag mit Göthe hinübergefahren.“ (Ebd., Bl. 39.) Weiterhin ist belegt, dass Goethe und Knebel wohl mindestens drei Wochen in Jena bleiben wollten (vgl. zu 149,16–17), Goethe aber schon nach zehn Tagen am 27. September abreiste, weil er von Herzogin Louise dringend nach Weimar zurückgerufen wurde: „Goethe erhält Briefe von W. nach Aschersleben mit der Herzogin zu gehen u. reißt Abends noch ab.“ (Knebel, Tgb. [27. September] 1789, Bl. 40.) Die regierende Herzogin beabsichtigte, ihren Mann bei der Garnison in Aschersleben zu besuchen, und wünschte von Goethe begleitet zu werden. Ihre Abreise war für den Morgen des 29. September geplant, so dass Goethe nicht viel Zeit blieb: „Heute früh um 4. Uhr gingen DurchL: Herzogin auf einige Tage nacher Aschersleben, in Dero Suite waren Herr Geh: Rath v. Göthe, Hof-Dame v. Waldner, Cammerfrau Mad: Kozebue MademoisL: Lipold von der Hof-Dame.“ (FB [29. September] 1789, S. 185.) Goethes hastiger Aufbruch und die sofortige Weiterreise mit der Herzogin nach Aschersleben würden die vergessenen Papiere (vgl. zu 148,21–22) ebenso erklären wie die Beiläufigkeit der Nachricht von den zerschlagenen Fenstern (vgl. 148,19–20). Tatsächlich ist eine Glaserrechnung vom 5. Oktober 1789 überliefert (vgl. zu 148,19–20), die die Datierung des Briefes auf den 27. oder 28. September 1789 zusätzlich stützt, also auf den Zeitraum zwischen Goethes Rückkehr aus Jena und seiner Abreise nach Aschersleben. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 470. – 1 Bl. 13,6(–13,8) × 17,9 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 2 (1851), 411 (Nachtrag Nr 3). WA IV 9 (1891), 120, Nr 2751.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 148,19 Ich bin glücklich angelangt] Wahrscheinlich ist Goethes unvorhergesehene und etwas überhastete Rückfahrt von Jena nach Weimar am späteren Abend des 27. September 1789 gemeint, mit der der schon zehn Tage währende gemeinsame Aufenthalt mit Knebel in Jena unvermittelt endete (vgl. Datierung). 148,19–20 Fenster zerschlagen gefunden] Es sind wahrscheinlich Fensterscheiben in der Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Frauentorvorstadt gemeint (vgl. zu 152,19), die für den gemeinsamen Einzug mit Christiane Vulpius vorgerichtet wurde. Für diese Wohnung ist eine Rechnung überliefert, ausgestellt am 5. Oktober 1789, die umfängliche Glaserarbeiten in fast allen Räumen belegt, nachdem die Scheiben von einem anderen Handwerker zerbrochen worden waren: Vor Ihro Excelens den Herrn Geheimt Rath von Gothen habe folgende Glaßer arbeit gemacht welche von den Schloßer zerbrochen worden. ErstL: eine Neue Tafel in der großen under Stube davor 8.gL: eine Neue Tafel in der MittelEtasche auf den Saal –– 6. gL: eine Neue Tafel oben alda in den hindern Zimmer –– 6. gL: 3 Neue Tafeln in den Mansart Stuben a 4. gL: thut –– 12. gL: Noch oben in Mansart in 3. Saal Fenster 24 alte von mir gevierte Scheiben eingemacht a. 9. dL. thut –– 18. gL: Noch oben alda in einer Kammer in 2 Scheiben Fenster 18 gevierte Scheiben von mir eingemacht a. 9 dL. thut –– 13. gL: 6.dL. und 7 Scheiben welche darzu bekommen a. 3. dL. thut –– 1. gL: 9.dL. Das 3te Fenster in dieser Kammer welches Meist zerbrochen auch der Rahm gantz verfaulet habe müßen einen gantz Neuen Rahm machen auch 2 gantz andrer Fache darein davor –– 20. gL: 3. rL.13. gL: 3.dL: Weimar den 5. oct: 1789.
zu Danck richtig erhalten. Johann. Ernst. Wilhelm. Beinitz.
(GR/Belege 1789, 9, Bl. 17.) 148,21–22 f a m o s e n Po p i n e n ] Mit dieser metonymischen Umschreibung ist höchstwahrscheinlich das später als Nummer „XV“ in die „Römischen Elegien“ aufgenommene Gedicht mit den Anfangszeilen Cäsarn wär’ ich wohl nie zu fernen Britannen gefolget, / Florus hätte mich leicht in die Popine geschleppt! (WA I 1, 253) gemeint. ‚Popine‘ (abgeleitet von lat. popina: Garküche, Kneipe) meint die italienische Osteria. Es sind die einzigen beiden Belegstellen für die Verwendung dieses Wortes bei Goethe, so dass der Bezug auf Goethes Elegie im
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BRIEF 152
vorliegenden Brief als sicher gelten kann. Darüber hinaus deutet die Verwendung des Plurals in Verbindung mit dem gewählten Epitheton wohl darauf hin, dass Goethe den Begriff gegenüber dem eingeweihten Knebel als eine Art Signal- oder Leitwort für seine im Entstehen begriffene erotische Dichtung, die „Erotica Romana“, insgesamt gebrauchen konnte (vgl. zu 148,24). 148,22–23 auf deinem Tische liegen laßen] Goethe quartierte sich in der Regel während seiner Aufenthalte in Jena in der Dienstwohnung für Hofbeamte im Residenzhaus des Jenaer Alten Schlosses ein. Diese lag unmittelbar neben Knebels Jenaer Stadtwohnung im gleichen Haus (vgl. zu 130,10). Den Aufenthalt im Schloss vermerkt auch der spätere Schlosstorwächter und Museumsdiener Johann David Färber in seinen Kalenderaufzeichnungen vom September 1789: „Den 17 sind HL Geh. Rath v Gothe, und HL Major v Knebel, ein logL. 〈…〉 Den 27 sind HL Geh Rath v Göthe wieder nach Weimar gereist.“ (Färber-Calender 1789, Bl. 19.) 148,24 bald wieder etwas neues hören] Goethe setzte die Arbeit an seinen „Erotica Romana“, den späteren „Römischen Elegien“, in den nächsten Wochen fort. Am 20. November 1789 berichtete er z.B. Herzog Carl August nach Aschersleben von erotisch-philosophischen Träumen, die ihn beherrschten (vgl. 156,16–19), und von der 101 sten Elegie meiner immer wachsenden Büchlein (156,19–20). Knebel blieb wohl eingeweiht (vgl. zu 112,20), konkrete Hinweise dazu fehlen aber. 148,25 komme bald] Knebel blieb noch drei weitere Wochen in Jena und kehrte erst am 19. Oktober 1789 nach Weimar zurück: „Nachmittags 2. Uhr weggefahren von Jena. Abends bey Herder.“ (Knebel, Tgb. [19. Oktober] 1789, Bl. 43.) Goethe und das Herzogspaar waren bereits am 8. Oktober aus Aschersleben wieder in Weimar angekommen (vgl. FB 1789, S. 189). Goethe begab sich anschließend noch vom 10. bis 14. Oktober auf eine Reise nach Leipzig (vgl. Reisekostenabrechnung; GR/Belege 1789, 10, Bl. 1).
152. An Georg Joachim Göschen
Leipzig, 13. Oktober 1789 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: SNM/DLA Marbach, Sign.: Z 429. – 1 Bl. 11,4 × 16,6 cm, ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: GJb 74 (1958), 244 f., Nr 3 (Paul Raabe; Brief und Beilage). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 87, Nr 2782a (Brief und Beilage).
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2) Beilage: H: SNM/DLA Marbach, Sign.: Z 428. – 1 Bl. 19,1 × 21(–21,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 149,1 Vu l p i u s bey seiner vorhabenden Veränderung] Christian August Vulpius, den Goethe seit Sommer 1788 bei seinen Bemühungen um eine Anstellung zu unterstützen suchte (vgl. zu 26,21; zu 41,8–9), hielt sich seit dem 14. August 1789 in Leipzig auf, mit der Absicht, dort im Buchhandelsgewerbe und als Schriftsteller Fuß zu fassen (vgl. zu 142,4–5). Über die angesprochene Veränderung ist Näheres nicht bekannt (vgl. auch zu 145,3; zu 145,6–8). 149,2 biß auf 25 rh vorzuschießen] Am 13. November 1789 händigte Göschen auf Goethes Rechnung lediglich 10 Reichstaler an Vulpius aus (vgl. zu 141,23–142,2). Über die finanzielle Unterstützung Vulpius’ durch Goethe seit Sommer 1788 insgesamt vgl. zu 128,17. 149,3 gleich wiederzuerstatten] Göschen verrechnete diese Auslage erst im Juli 1790 in der Abschlussrechnung für Band 7 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 141,23–142,2). 149,6–7 Ausser denen 〈…〉 quittirten 54 rh 15] Vgl. zu 141,22–23 und die folgende Anmerkung. 149,8–10 Heut dato 〈…〉 Münze – 9] Goethe erhielt die Restsumme seines Honorars für Band 6 der „Schriften“ persönlich in Leipzig, wo er sich seit dem 11. Oktober 1789 aufhielt (vgl. Abrechnung der Reise nach Leipzig vom 10. bis 13. Oktober 1789, 14. Oktober 1789; GR/Belege 1789, 10, Bl. 1) und empfing im Gegenzug von Göschen einen entsprechenden Auszahlungsbeleg, der von Goethe ebenfalls quittiert wurde: Ihro Hochwohlgebohrnen Der Herr Geheime Rath v o n G ö t h e empfL Durch Streiber Hierbey 39 Ld’or Munze
rh 54.15 “ 195. –––––– 9 rh 250 –– Georg Joachim Göschen
erhalten dl. 13 Octbr 89. (H: GSA Weimar, Sign.: 30/297, Bl. 90; vgl. auch QuZ 1, 179).
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BRIEF 153
149,12–13 Betrag des Honorarii 〈…〉 sechsten Band meiner Schriften] Vgl. Verlagsvertrag, Punkt 4 (GB 6 I, 239,18–22).
153. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 17. Oktober 1789 → 〈Jena〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 110. – 1 Bl. 11,8 × 19,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 94, Nr 89. WA IV 9 (1891), 155, Nr 2783. BEIL AG E
Heft(e) der Monatszeitschrift „Neues Deutsches Museum“ (vgl. zu 149,21). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 18. Oktober 1789 (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 43). 149,16–17 Altes und Neues, das dir unangenehme Empfindungen erregt] Am 17. September 1789 hatte sich Knebel von Weimar zurückgezogen, um „auf drei Wochen nach Jena“ zu gehen (Knebel an Henriette von Knebel, 14. September 1789; K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 97). In der ersten Zeit bis zum 27. September war es noch ein gemeinsamer Aufenthalt mit Goethe gewesen (vgl. Knebel, Tgb. [17.–27. September] 1789, Bl. 39 und 40), anschließend blieb er weitere drei Wochen bis zum 19. Oktober allein in Jena (vgl. Knebel, Tgb. [19. Oktober] 1789, Bl. 43). In den Tagen bis zum 12. Oktober muss in ihm der Entschluss gereift sein, Weimar, das Herzogtum und den Hof zu verlassen, um nach einem Neuanfang für sein Leben zu suchen. Am 12. und 13. Oktober verfasste er deshalb einen Brief an Herzog Carl August, um sein Vorhaben zu begründen und um Urlaub zu ersuchen (vgl. Knebel, Tgb. [12. und 13. Oktober] 1789, Bl. 42). Knebel führte zunächst seine allgemeine Unzufriedenheit mit seiner Stellung als Pensionär des Herzogs an und beklagte Gerüchte um seine Person: „Aber Euer Durchlaucht erkennen von Selbst, daß, ohne alle Äusserung eines öffentlichen Antheils, selbst bey Dero persönlicher Gnade, man, in einem kleinen Staate, der Gegenstand des Neides, der Verläumdung, und zuletzt auch gar der Verachtung werden könne. Ein neueres Beyspiel hat mich, nicht ohne einigen Schmerz, darauf auf-
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merksam gemacht. Es ist neulich Euer Durchlaucht hinterbracht worden, wie sehr ich in Weimar, und vorzüglich hier in Jena, in Schulden verwickelt sey: so, daß Euer Durchlaucht, bey dieser Gelegenheit, die billige Vorsicht äusserten, daß Sie nicht wünschten, daß die Personen, die Ihres Umganges genössen, sich in dergleichen Umständen befänden. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, gnädigster Herr! Es scheint mir unwürdig, ein Wort darüber zu verliehren. Wen kümmern m e i n e Sachen? Und wann hab ich der Gnade Euerer Durchlaucht, oder Dero fürstlichen Hauses, je misbraucht, um dergleichen Vorsicht gegen mich nöthig zu machen? 〈…〉 Was aber die Schulden anbetrift, die ich hier oder in Weimar haben soll, so versichere ich Euer Durchlaucht, daß ich, ausser ein paar hundert Thalern, die mir ein Mann, der bisher aus Freundschaft die Besorgung meiner Geschäfte über sich genommen hat, vorgeschossen, k e i n e m M e n s c h e n etwas schuldig bin. Ich bitte Euer Durchlaucht deshalb aufs genaueste nachzufragen, um zur Gewißheit der unverschämten Lüge zu kommen, die man sich unterstanden hat, vor Dero Ohr zu bringen. Aber alles dieses, gnädigster Herr, zielet blos dahin, Euer Durchlaucht auf das demüthigste zu bitten, mich, auf eine für mich ganz unzubestimmende Zeit, aus Dero Landen zu entlassen!“ (Knebel an Carl August, 13. Oktober 1789; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 65, Bl. 125–127.) Carl August versicherte Knebel in seinem Antwortbrief vom 15. Oktober seines ungebrochenen Vertrauens und Wohlwollens, entsprach aber dessen Wunsch nach Entlassung: „In einer Zeit wo verschiedene Banqueroutte von hiesigen, ansehnL. Stellen bekleidenden Dienern, außbrachen, habe ich mich verschiedentL. geäusert daß ich künftig hin viel genauer auf die Okonomie meiner Dienerschaft sehn müste wie sonsten 〈…〉 damit ich ihnen bey zeiten helfen könnte; es ist mir aber nicht errinnerL. daß ich dir jemahlen in dieser art gesprochen habe, 〈…〉 etwa dir gar durch einen dritten Mann einen verdacht gegen deine häußL. ordnung hätte bemerckbar machen laßen, 〈…〉. ich begreife daher nicht durch wen, auf was art, u. warum dir ist glauben gemacht worden ich sezte einiges mißtrauen in deine Häußlichkeit, u. weswegen du so leicht einen verhaßten werth auf einen vieleicht ganz müßigen Discours eines Dritten gelegt hast, welcher dir nur scheinen macht dein hiesiges verhältniß sey verdorben, u. du müßest woanderst zufriedenheit suchen. 〈…〉 da du aber ein Reise für nöthig hältst um dich aufzumuntern so will ich dir den verlangten Urlaub nicht versagen, sondern den wunsch hinzufügen daß du deinen endzweck deinen wünschen gemäß erfüllen, u. recht bald u. vergnügt zu uns zurückkehren mögest 〈…〉.“ (H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 91–93.) Knebels Bitte, ihn für den Fall seines Bleibens an bestimmten Geschäften oder Aufgaben im Herzogtum offiziell teilhaben zu lassen, entsprach der Herzog hingegen nicht, was Knebel sehr verletzte, wie er Herder am 16. Oktober bekannte: „Auf meine Vorstellung, daß ich ohne einen gewissen äußerlichen Antheil an den Sachen nicht leben dürfte und nicht länger leben könnte, hat mir der Herzog mit keiner Zeile geantwortet. Das ist nicht ganz menschlich.“ (Von und an Herder 3, 55.) Neben Herder berichtete Knebel
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BRIEF 154
auch Charlotte von Stein, die in Kochberg sogar eine Kopie von Knebels Brief an den Herzog erhielt (vgl. Knebel, Tgb. [14. Oktober] 1789, Bl. 42), von der Angelegenheit (vgl. Knebel an Herder, 12. Oktober und 16. Oktober 1789; Von und an Herder 3, 53–55), Goethe allerdings nicht. Es kursierten in Weimar mancherlei Spekulationen über die wahren Beweggründe für Knebels Verhalten, so etwa dass sich Knebel durch Goethes Dominanz an den Rand gedrängt und nicht ausreichend anerkannt fühlte. Charlotte von Lengefeld schreibt z.B. darüber am 30. Oktober 1789 an ihren Verlobten Friedrich Schiller: „Unsre schönen plane zuweilen mit der St〈ein〉 und I〈mhof〉 nach Jena zu kommen, werden wohl nicht ausführbar sein, nehmlich unter den vorwand K〈nebel〉 zu besuchen, weil er diesen Winter ganz fort geht, und wohl gar auf einige jahre. Es ist aber noch ein Geheimniß, sage es also nicht. Er will nach Anspach heißt es, zu seiner Familie, ich glaube er findet sich durch G〈oethe〉 gedrückt, oder seine Oekonomischen Umstände verlangen Einschränkung, oder sein unsteter, unruhiger Sinn treibt ihm fort.“ (NA 33 I, 400.) Und am 6. November ergänzte sie: „Der gar liebe Knebel scheint mir nicht tragen zu können daß Goethe neben ihm glänzt, und ihm vielleicht verdunkelt.“ (Ebd., 404.) 149,17–18 eine Zeit, entfernen wird] Knebels Pläne waren vage, nur ein Besuch bei der Familie im fränkischen Ansbach schien bisher festzustehen. Herder z.B. vermochte er am 12. Oktober 1789 nur mitzuteilen: „Ich habe endlich heute an den Herzog geschrieben und nach einer kleinen summarischen Darstellung meines Zustandes, die ich mir einmal schuldig zu sein glaubte, ihn gebeten, mich auf eine unbestimmte Zeit aus seinen Landen zu entlassen. Dies ist das einzige, was ich vor mir sehe. Zwar ohne Vermögen ist auch da nicht viel anzufangen, aber ich will mich auf das Engste in mein Ich einschließen.“ (Von und an Herder 3, 54.) Und vier Tage später heißt es: „Gegen Ende November denke ich von Weimar abzureisen. Den Winter bringe ich wahrscheinlich bei meiner Schwester zu. Im Frühjahr will ich mich weiter umsehn. Da der Plan meiner Reise mehr in mir als außer mir liegt, so kann ich nichts davon sagen. 〈…〉 Ich laufe nach keinen großen Dingen, nur nach dem Leben. Lachen Sie nicht, 〈…〉! Ich bin kein Kind, und weiß, wo ich das Glück zu suchen habe; aber ich bin auch ein Mensch.“ (Knebel an Herder, 16. Oktober 1789; ebd., 55.) 149,20–21 bleib und laß uns diesen Winter zusammen freundl. verleben] Knebel verschob seine Abreise aus Weimar noch mehrfach und brach schließlich erst am 27. April 1790 von Jena aus nach Ansbach auf (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 15). Goethe hatte schon gut anderthalb Monate vorher, am 10. März 1790, Weimar verlassen, um die Herzoginmutter Anna Amalia in Venedig von ihrer Italienreise abzuholen. Bis dahin verliefen die Wochen seit Knebels Entschluss weiter mit gegenseitigen Besuchen, gemeinsamen Spaziergängen und Treffen bei Geselligkeiten. Knebel suchte jedoch stärker als früher die Nähe auch zu anderen Personen, so zu Charlotte von Stein und ihrer Schwester Louise von Imhoff sowie insbesondere zu der erst 28-jährigen Offiziersgattin Charlotte von Kalb, die sich seit Kurzem in
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Weimar aufhielt. Nach seinem Weggang Ende April 1790 lebte Knebel über ein Jahr bei seiner Schwester Henriette und der Mutter Elisabeth Magdalene von Knebel in Ansbach. Am 12. Mai 1791 kehrte er nach Jena zurück und kam vier Tage später nach Weimar (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 21). 149,21 schicke ich das neue Museum] Die seit Juli 1789 von Heinrich Christian Boie im Verlag Göschens in Leipzig herausgegebene Monatszeitschrift „Neues Deutsches Museum“. Goethe hatte Exemplare davon mit dem Brief Göschens vom 1. Oktober 1789 erhalten. Möglicherweise gab Goethe mehrere der vier bisher erschienenen Hefte weiter. Vgl. zu 177,15.
154. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 18. Oktober 1789 → 〈Neapel〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 14–15. – Doppelblatt 11,7 × 19,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links von fremder Hd, Bleistift: „N. 9.“ – In einem gebundenen Konvolut (vgl. weiter Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 190 f., Nr 80. WA IV 9 (1891), 155–157, Nr 2784. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Anna Amalias Brief vom 7. September 1789 (vgl. RA 1, 161, Nr 383). – Anna Amalia antwortete mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und dem 23. November 1789 (vgl. zu 159,1–2). 150,1 im Paradiese Europens] In Italien. 150,3 die Musen in Jena] Goethe hatte sich vom 17. bis zum 27. September 1789 in Jena aufgehalten. Vielleicht spielt er auf die Musen als Göttinnen der Künste und Wissenschaften an, die das Leben in der Universitätsstadt mitbestimmten. 150,3 Martem in Aschersleben] Goethe war vom 29. September bis zum 7. Oktober 1789 in Aschersleben gewesen, wo sich Herzog Carl August in seiner Eigenschaft als Chef des dort stationierten 6. preußischen Kürassierregiments seit dem 13. September – zur Teilnahme an den Herbstmanövern des Regiments – aufhielt (vgl. Bojanowski, Carl August, 29). – Martem: Akkusativ von Mars, Gott des Krieges. 150,3–4 Merkurium in Leipzig] Goethe war am 10. Oktober nach Leipzig gereist, wo er mit Göschen über seine „Schriften“ verhandelte. Er war am 14. Oktober nach Weimar zurückgekehrt. – Merkurium: Akkusativ von Mercurius, Gott des Handels.
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150,5–6 um Oefen setzen zu laßen] Die von Herzog Carl August für Goethe und Christiane Vulpius bereitgestellten Wohnungen im so genannten ‚Kleinen Jägerhaus‘ (in der heutigen Marienstraße) wurden für den Einzug hergerichtet; im November 1789 waren sie bezugsfertig (vgl. zu 130,18). 150,7–8 Dero glücklichen Rückkunft] Anna Amalia kehrte am 18. Juni 1790 nach Weimar zurück. 150,8–11 Schauspielen beyzuwohnen 〈…〉 im Hintergrunde sieht] Vermutlich spielt Goethe auf die Manöver des von Carl August befehligten Regiments an, das in Aschersleben stationiert war. Aschersleben liegt am Nordostrand des Harzes, etwa 45 km vom Brocken entfernt. 150,12 Tassos Druck] „Torquato Tasso“ erschien erst Mitte Februar 1790 im 6. Band von „Goethe’s Schriften“. Wahrscheinlich lernte die Herzoginmutter das Schauspiel im Druck erst kennen, nachdem sie nach Weimar zurückgekehrt war. 150,16–18 die Wercke 〈…〉 anzuschaffen] Ein Verzeichnis der Werke, die Anna Amalia angeschafft hat, ist nicht bekannt. 150,20 Ein junger Steinschneider F a c i u s ] Friedrich Wilhelm Facius (vgl. zu 131,19–22; zu 211,16–18). 150,26 Herder ist thätig in seiner neuen Stelle] Herder war zum Vizepräsidenten des Oberkonsistoriums ernannt worden (vgl. zu 153,23). Mit der Berufung sollte verhindert werden, dass er einem Ruf auf eine Theologie-Professur in Göttingen folgte. Vgl. zu 106,10. 150,27 Humor] Im 18. Jahrhundert noch im Sinne von franz. humeur: Laune, Stimmung (Gemütsart).
155. An Philipp Christoph Kayser
Weimar, 18. Oktober 1789 → 〈Zürich〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/260,I. – 1 Bl. 19,2 × 23,4 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; 151,19–20 Göschen läßt sich 〈…〉 Gewinst sieht., 151,22 aber unsre Truppe ist zu schlecht besetzt. und 151,24 wenn Fr. Schultheß schreibt. von fremder Hd (Riemer?) mit Tintenschlingen unleserlich gemacht (vgl. GB 6 II, zu 129,16). E1: Goethe und Kayser (1879), 73–75, Nr 11 (Teildruck nach Abschriften [GSA 29/260,III,1 und 29/260,III,3]: 151,19–20 Göschen läßt sich 〈…〉 unmittelbaren Gewinst sieht.; 151,22 aber unsre Truppe ist zu schlecht besetzt.; 151,24 wenn Fr. Schultheß schreibt. fehlen). E2: WA IV 9 (1891), 157 f., Nr 2785 (Eduard von der Hellen).
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Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kaysers wahrscheinlich aus der ersten Oktoberdekade 1789 (vgl. zu 151,4–5). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 151,4–5 erhalte Ihr Blat eben] Da die gewöhnliche Postlaufzeit zwischen Weimar und Zürich etwa acht bis neun Tage betrug, ist anzunehmen, dass der Bezugsbrief etwa um den 9./10. Oktober 1789 geschrieben worden ist, möglicherweise auch ein paar Tage früher. Seit dem Weggang Kaysers aus Weimar am 15. August 1788 als Reisebegleiter der Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrem Weg nach Italien hatte es kaum noch brieflichen Kontakt zwischen Goethe und Kayser gegeben. Eine versuchte Kontaktaufnahme durch einen Brief Goethes vom 2. September 1788 schlug fehl (vgl. EB 76). Goethe schickte dann Ende Oktober 1788 lediglich noch einen an Kayser ursprünglich nach Weimar gerichteten Brief aus Bologna nach Zürich weiter (vgl. Nr 49) und schrieb noch einmal am 27. März 1789 (EB 189). Wahrscheinlich war Goethe verstimmt, weil Kayser die Reisegesellschaft Anna Amalias, zu der er überhaupt erst durch Goethes Empfehlung gehörte, Anfang September 1788 in Bozen auf eigenen Wunsch verlassen hatte (vgl. zu 17,2–3). 151,5 empfindlich] Hier im Sinne von ‚schmerzlich spürbar‘ (vgl. GWb 3, 65). 151,5–6 Sie kranck zu wissen] Über die Erkrankung Kaysers ist Näheres nicht bekannt. 151,8 Uber die Oper bin ich mit Ihnen gleicher Meynung.] Gemeint ist das gemeinsame Projekt einer deutschen Buffa-Oper. Es beschäftigte beide bereits mehr als viereinhalb Jahre, nachdem Goethe seinem Jugendfreund Kayser schon im April 1785 die Komposition des Librettos „Scherz, List und Rache“ übertragen hatte. In stetem Austausch mit Goethe erarbeitete Kayser zwei komplette Partiturfassungen, die erste war im Mai 1786 fertig gestellt (vgl. GB 6 II, zu 194,1), ihre Überarbeitung brachte Kayser Ende Oktober 1787 mit nach Rom. Doch auch diese konnte nicht zufrieden stellen, so dass Kayser weiter an der Komposition arbeitete (vgl. GB 7 II, zu 201,12), ohne dass sie bis zu seiner Abreise aus Weimar Mitte August 1788 in annehmbarer Weise beendet worden wäre. 151,10 beym Umarbeiten] Kayser hatte sich offenbar zu einer nochmaligen Umarbeitung der Komposition entschlossen. Goethes recht unverbindliche Antwort im vorliegenden Brief dürfte Kayser in diesem Vorhaben wenig bestärkt haben. Eine weitere Neubearbeitung der Partitur ist nicht bekannt. 151,11 die R e c i t a t i o n ] Das Problem, dass das Stück für ein musikalisch Drama zu angezogen, zu angestrengt (GB 6 I, 152,26–27) und von nur drei handelnden Personen sängerisch kaum zu bewältigen sei, war Goethe schon früh klar geworden (vgl. GB 6 II, zu 69,20). Die bisher unübliche Darbietung der Rezitative in Versform und mit Vertonung sorgten zusätzlich für Irritationen (vgl. GB 6 I, 122,9–17). Eine Rückkehr zur gängigen Bühnenpraxis des deutschen Singspiels, zum gesprochenen Rezitativ in Prosaform, schien Goethe mittlerweile akzep-
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tabel. Er war bereit, das ursprüngliche Projekt einer deutschen Buffa-Oper zugunsten der baldigen Veröffentlichung des Singspiels aufzugeben. 151,13–14 das Stück auf Ostern in dem siebenten Band meiner Schriften] Goethe plante seit Herbst 1788, „Scherz, List und Rache“ in die Werkausgabe seiner „Schriften“ aufzunehmen. Göschen hatte ihm das schon ein Jahr zuvor vorgeschlagen, da der Text bereits im Frühjahr 1785 fertig gestellt und noch nirgendwo veröffentlicht worden war. Das Werk war jetzt für den zuletzt erscheinenden Band 7 gemeinsam mit „Faust. Ein Fragment“ und dem Singspiel „Jery und Bätely“ (vgl. zu 144,13–14) vorgesehen. Er erschien zur Ostermesse Ende April 1790 (vgl. zu 154,10–11). 151,14–16 zugleich die Anzeige thun 〈…〉 bald damit hervorrücken] Im Oktober 1787 hatte Goethe von seinem Verleger Göschen die Zusage erhalten, Kaysers Partitur zu „Scherz, List und Rache“ auf Kommissionsbasis drucken zu lassen (vgl. GB 7 II, zu 168,25). Da die Partitur aber von Kayser nicht mehr vollendet wurde, kam es weder zu der Veröffentlichung, noch verfasste Goethe die versprochene Ankündigung (vgl. ebd., zu 115,27). 151,17 Rom. Nebenstunden] Kaysers „Römische Nebenstunden“, von ihm unter diesem Titel zusammengestellte Kompositionen, die hauptsächlich während seines zweiten Italienaufenthaltes von November 1787 bis April 1788 an der Seite von Goethe in Rom entstanden waren. Es handelte sich um Vertonungen von Liedern, Gedichten und Auszügen aus Dramen und Singspielen. Die Kompositionen sind nicht überliefert, lediglich ein undatiertes, eigenhändig mit Tinte geschriebenes Schriftstück Kaysers, ein Doppelblatt, das ein Inhaltsverzeichnis der Kompositionssammlung sowie eine Widmung enthält. Es ist im Goethe-Nachlass im GSA Weimar unter den eingegangenen Briefen überliefert (GSA 28/474; vgl. auch zu 151,18). Aus der in Briefform verfassten Widmung an Angelika Kauffmann geht hervor, dass einige Gesänge schon in Rom, z.B. auf Gesellschaften im Hause von Angelika Kauffmann, mit Klavierbegleitung vorgetragen wurden und dass Kayser auch nach seinem Italienaufenthalt weiter an der Sammlung arbeitete und um neue Stücke ergänzen wollte. Wann und wie das Doppelblatt zu Goethe gekommen ist, bleibt unklar. Der Dedikation an Angelika Kauffmann ist die Überschrift vorangestellt: „Römische Nebenstunden / für / Singstimmen beyderley Geschlechts / mit / vermischten Instrumentalbegleitungen. / Der / Frau Angelica Kauffmann genannt Zucchi / gewidmet.“ Die sich anschließende vorläufige Übersicht der für die Sammlung vorgesehenen zwölf Kompositionen unter dem Vermerk „Überschriften“ weist allein fünf Vertonungen zu Dichtungen von Goethe aus, so zu Texten aus „Claudine von Villa Bella“ (Nr 3 und Nr 7) und „Egmont“ (Nr 10 und Nr 11) sowie zum „Mailied“ (Nr 4). Daneben sind noch vier Gedichte Herders genannt, eine Ode Friedrich Schmidts und eine Barkarole aus dem Italienischen. Die Angaben unter Nr 12 der Liste sind wahrscheinlich von fremder Hand mit Tintenschlingen unleserlich gemacht worden und nicht mehr entzifferbar:
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Überschriften. Auf der Musikseite. Auf der Textseite. 1. Das Saitenspiel. 1. Das Saitenspiel Für die organisirte oder die Pedalharfe. Aus der dritten Sammlung der Herderischen zerstreuten Blätter. 2. Das Flüchtigste. 2. Das Flüchtigste. Mit dem Ausdruck gelinder Vorwürfe. Aus der dritten Sammlung u. s. w. 3. Erster Gesang aus Claudine 3. Aus dem Singspiele: Claudine von Villa Bella. von Villa Bella. Im Serenadenstyl. Im fünften Bande der Goetheischen Schriften. 4. Maylied. 4. Maylied. Einfach oder im Chore zu singen. Vom Verfasser des vorhergehenden Gesanges. 5. Lied des Lebens. 5. Lied des Lebens. Mit Clavierbegleitung. Aus der dritten Sammlung u. s. w. 6. Barcarole. 6. Barcarole. Mit Lautenmäßiger Begleitung Aus dem Italienischen. des Piano-Forte. 7. Zweyter Gesang aus Claudine 7. (durchcomponirt.) von Villa Bella. Im Cantatenstyl. Mit Begleitung der Harfe. 8. Die Dämmerung. 8. Die Dämmerung. Wechselgesang zu zwey Stimmen. Aus der dritten Sammlung u. s. w. 9. An die Nachtigall. 9. (die drey Strophen stehen unOde von Friederich Schmitt. tereinander.) Für das Piano-Forte. 10. Erster Gesang aus Egmont. 10. (durchcomponiert.) Im fünften Bande der Goetheischen Schriften. Mit aus der Partitur gezogener Clavierbegleitung. 11. Zweyter Gesang aus Egmont. 11. (desgleichen.) Mit Flötenähnlicher Begleitung des Piano-Forte. 12. 〈…〉 12. 〈…〉 Annoch Unbestimmter Anhang. (H: GSA Weimar, Sign.: 28/474.)
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151,17–18 Zu diesen hat Breitkopf nicht übel Lust] Zu dem Musikverleger Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig, den er noch aus seiner Leipziger Studentenzeit in den 1760er Jahren kannte, hatte Goethe gerade erst wieder Kontakt aufgenommen. Mit einem Brief vom 31. August 1789 (Nr 145) warb Goethe bei Breitkopf um Unterstützung für Christian August Vulpius, der in Leipzig eine Anstellung suchte. Da in diesem Brief vom Projekt der „Römischen Nebenstunden“ nicht die Rede ist, muss Breitkopf auf anderem Wege von Kaysers Kompositionen erfahren haben. Dies könnte über Goethes Leipziger Verleger Georg Joachim Göschen geschehen sein. Möglicherweise hatte Breitkopf in einem nicht überlieferten Antwortschreiben an Goethe vom 3. September 1789 (vgl. zu 145,2–3) sein Interesse an den kayserschen Vertonungen bekundet. 151,18 Schicken Sie mir etwas] Darüber ist nichts bekannt. Wie weit Kaysers Kompositionen „Römische Nebenstunden“ gediehen und ob sie veröffentlichungsreif waren, muss offen bleiben, da sie nicht überliefert sind (vgl. auch Artikel ‚Kayser‘, in: MGG-P 9, 1574). 151,19 suchen wenigstens dieses Werck unterzubringen] Goethes Hoffnung auf die Veröffentlichung seiner Buffa-Oper „Scherz, List und Rache“ mit der Partitur Kaysers war demnach ungeachtet gelegentlicher Zuversicht (vgl. zu 151,14–16) nur noch sehr gering. Ob er konkrete Schritte unternahm, die „Nebenstunden“ zu vermitteln, ist nicht bekannt. 151,19–20 Göschen läßt sich 〈…〉 Gewinst sieht.] Goethes Verleger Georg Joachim Göschen hatte einer separaten Veröffentlichung der Oper „Scherz, List und Rache“ mit der Musik Kaysers nur unter der Voraussetzung zugestimmt, dass sie auf Kommissionsbasis erfolgte und der goethesche Text auch innerhalb der von ihm verlegten Gesamtausgabe „Schriften“ erscheinen würde. In seinem Brief an Bertuch vom 22. September 1787 wurde er bezüglich Goethes Anfrage vom 15. August 1787 sehr deutlich: „Göthe muß den Text seiner Oper allerdings mit liefern in seinen Werken. Das will ich ihm schon eingeben. Mit der Musik von Kaiser mag ich nichts zu thun haben. Ich will sie in Commißion nehmen ohne Profit. Mehr kann ich nicht thun 〈…〉.“ (QuZ 1, 94.) Ökonomische Erwägungen veranlassten ihn z.B. auch 1790, Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ nicht zu verlegen (vgl. zu 164,5). In einer Äußerung Göschens von 1796 ist diese verlegerische Grundeinstellung auf den Punkt gebracht: „Ob ein Goethe das Buch geschrieben hat, ob es die höchste Geisteskraft erfordert hat, darauf kann ich als Kaufmann keine Rücksicht nehmen; ein Krämer kann kein Mäcen sein.“ (Göschen an Karl August Böttiger, 20. Oktober 1796; in: Karl August Böttiger und Georg Joachim Göschen im Briefwechsel. Hrsg. von L〈uise〉 Gerhardt. Leipzig 1911, S. 26.) 151,20–21 Den Impresario sollen Sie haben.] Gemeint ist die italienische Opera buffa „L’Impresario in augustie“, die Domenico Cimarosa nach einem Libretto von Giuseppe Maria Diodati 1786 komponierte. Goethe hatte die Aufführung noch vor der Ankunft Kaysers im Sommer 1787 in einer Aufführung im Tea-
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tro della Valle in Rom gesehen (vgl. GB 7 II, zu 161,12), das Textbuch – wie von zahlreichen anderen italienischen Opern auch – erworben und mit nach Weimar gebracht (vgl. Ruppert, 379–384). Kayser, der von November 1787 bis August 1788 mit Goethe zusammen war, wusste davon und hatte sich die Ausgabe wahrscheinlich in seinem Bezugsbrief erbeten. Da sich das Textbuch aber bis heute in Goethes Bibliothek befindet (vgl. Ruppert, 381, Nr 2569) und Goethe bereits 1791 eine eigene deutsche Bearbeitung der Oper auf die Bühne des Weimarer Theaters brachte (vgl. die folgende Erläuterung), ist anzunehmen, dass Kayser Goethes Exemplar nicht erhalten hat. 151,21–22 hoffte ich diesen Winter das Stück geben zu können] Dazu kam es erst, nachdem Goethe Anfang 1791 selbst die Leitung des Weimarer Theaters übernommen und das Ensemble weitgehend ausgetauscht hatte. Am 24. Oktober 1791 wurde unter dem Titel „Die theatralischen Abentheuer“ eine deutsche Bearbeitung der Cimarosa-Oper erstmals aufgeführt (vgl. Theaterzettel Weimar 1791 und WA I 53, 102–117). 151,22 unsre Truppe ist zu schlecht besetzt] Seit Anfang 1784 bespielte die so genannte ‚Deutsche Schauspieler-Gesellschaft‘ von Joseph Bellomo die Weimarer Bühne. Erst zu Ostern 1791 wurde der Kontrakt mit dem Prinzipal gekündigt und ein festes Hoftheaterensemble gegründet, das zunächst aber noch zu einem Drittel mit bisherigen Akteuren besetzt blieb. Neben den Schauspielern für Drama und Lustspiel sowie einigen Tänzern für das Ballett mussten auch Sänger für das Genre des Singspiels und der Oper engagiert werden, letztere vorrangig ausgerichtet an Stimmlagen und Rollen der damals tonangebenden italienischen Oper. In der Regel wurden Akteure in Doppelfunktion beschäftigt, das heißt Schauspieler, die auch Gesangsrollen übernehmen konnten (zur Ensemblebesetzung 1789/90 vgl. Theater-Kalender, auf das Jahr 1790. Hrsg. von Heinrich August Ottokar Reichard. Gotha [1789], S. 97 f.). 151,24 ein Blätchen bey, wenn Fr. Schultheß schreibt] Mit der befreundeten Barbara Schultheß in Zürich stand Goethe in regelmäßigem und sehr engem brieflichen Kontakt. Da Kayser ebenfalls ein Freund der Familie Schultheß war und in deren Haus in Zürich ein und aus ging, lag Goethes Aufforderung nahe. Es ist allerdings im Einzelnen nicht mehr feststellbar, ob und wann Kayser diese Möglichkeit der Briefzustellung genutzt hat. 151,27–28 machte mich Reichart mit Schulzens Athalie bekannt] Ende April/Anfang Mai 1789 hatte der preußische Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt Goethe in Weimar besucht, um mit ihm seine Vertonung des Singspiels „Claudine von Villa Bella“ zu besprechen. Er machte Goethe mit der Vertonung von Jean Racines Tragödie „Athalie“ durch Johann Abraham Peter Schulz bekannt und überließ ihm wahrscheinlich auch das 1786 in Hamburg erschienene Opernbuch. Kurz darauf begann Goethe, Racines „Athalie“ neu zu übersetzen. Vgl. zu 126,6–7.
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151,28–152,1 trug mir den großten Theil der komponirten Claudine vor] Vgl. zu 112,23. 152,1–2 Ehstens schicke ich einiges davon an Fr. Sch.] Die nächsten Briefe an Barbara Schultheß sandte Goethe am 19. Oktober und am 18. Dezember 1789 (EB 253 und EB 266). Ob darin die angekündigten Auszüge aus Johann Friedrich Reichardts Partitur zu „Claudine von Villa Bella“ mitgeschickt wurden, ist nicht bekannt. 152,4 ziehe ins Jägerhaus] Goethe steckte bereits in den Umzugsvorbereitungen. Er zog vom Haus am Frauenplan in das ‚Kleine Jägerhaus‘ in der Vorstadt vor dem Frauentor (vgl. zu 152,19). 152,5 wo Wieland wohnt] Christoph Martin Wieland wohnte schon seit 1777 im so genannten ‚Heydenreichschen‘ Hause, dem ersten Haus der gleichen Straße, und zwar auf der östlichen Seite, wo auch die Jägerhäuser standen (heute: Marienstraße 1).
156. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 18. Oktober 1789 → 〈Berlin〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – 1 S. beschr., egh., Tinte (Angaben nach Faksimile). – Faksimile: ULB Münster, Sign.: N. Raumer B 103,010. E: Reichardt-Goethe (2002), 105 (nach Faksimile). Textgrundlage: Faksimile. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts aus dem Zeitraum zwischen Juli und Anfang Oktober 1789 (vgl. zu 152,8). – Reichardt antwortete wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 21. und 30. Oktober 1789 mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief (vgl. zu 153,2–3). 152,8 seitdem ich Claudinen erhalten] Wann Reichardt eine Abschrift seiner Partitur zu Goethes Singspiel „Claudine von Villa Bella“ nach Weimar geschickt hat, ist nicht bekannt. Die Komposition dürfte frühestens Anfang Juli fertig gewesen sein, da Reichardt Goethe noch in der zweiten Junihälfte um Textänderungen für eine Arie gebeten hatte (vgl. zu 129,16). Die Uraufführung der Oper fand Ende Juli in Berlin statt (vgl. zu 125,16–17). Reichardt kann Goethe die Partitur also zwischen Juli und Anfang Oktober zugeschickt haben. 152,8–9 nicht geschrieben] Goethes letzter Brief an Reichardt stammt vom 29. Juni (Nr 126).
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152,11 Der Vagabund ist weg] Der Musiker Friedrich Pfeifer, der sich in einer Erbschaftsangelegenheit in Weimar aufgehalten und bei Goethe um Unterstützung nachgesucht hatte. Reichardt wiederum hatte Pfeifer Hilfe bei der Suche nach einer Anstellung in Berlin versprochen (vgl. zu 129,24; zu 129,28–130,1). 152,12–13 durch Frl Oertel etwas zu vernehmen] Gemeint ist wahrscheinlich eine der beiden Töchter des Rittergutsbesitzers Friedrich Benedikt von Oertel aus Döbitz bei Leipzig, der mit Johanna Caroline geb. Greiner aus Weimar verheiratet war. Die Oertels hielten sich relativ häufig in Weimar auf. Welche Informationen sich Goethe von der 25-jährigen Wilhelmine Henriette von Oertel oder ihrer etwa fünf Jahre jüngeren Schwester Erdmuthe Caroline Friederike Amalie erhoffte, ist nicht bekannt. 152,14 Der Druck des Tasso ist durch einen Calender verspätet worden] Während seines Besuchs in Weimar Ende April/Anfang Mai 1789 konnte Reichardt den Entstehungsprozess des Dramas „Torquato Tasso“ unmittelbar verfolgen (vgl. zu 120,14). Göschen hatte im September den Druck des 6. Bandes von „Goethe’s Schriften“ mit dem „Tasso“ unterbrochen, um ein anderes Verlagsprojekt, den von Wilhelm von Archenholz und Christoph Martin Wieland herausgegebenen „Historischen Calender für Damen auf das Jahr 1790“ vorzuziehen (vgl. zu 145,14). Die Veröffentlichung von Band 6 der „Schriften“ verschob sich von der Michaelismesse Anfang Oktober 1789 letztlich auf Mitte Februar 1790 (vgl. zu 104,6). 152,14–15 ich bin nun an Faust] Das Stück sollte im 7. Band von „Goethe’s Schriften“ erscheinen (vgl. zu 145,17). 152,15 sobald ich diesem Fragment eine Gestalt gegeben] Schon Anfang Juli 1789 hatte Goethe beschlossen, die Urfassung aus den 1770er Jahren als Fragment zu veröffentlichen (vgl. zu 131,14). Die Bearbeitung des Textes für die Werkausgabe war deshalb auch weniger aufwändig. Schon nach kurzer Zeit, in seinem nächsten Brief an Reichardt vom 2. November 1789, konnte Goethe die Fertigstellung mitteilen (vgl. zu 153,19–20). 152,16 Conte di Rostro] Ital.: Graf von Rostro. – Arbeitstitel des Librettos einer komischen Oper, welche die so genannte Halsbandaffäre 1785/86 am französischen Königshof thematisierte. Titelgebend war deren Hauptfigur, der als Graf Alexander von Cagliostro auftretende Hochstapler Giuseppe Balsamo. Mit ersten konzeptionellen Arbeiten zu dem auch „Die Mystificirten“ genannten Vorhaben begann Goethe schon Anfang 1787 in Italien und setzte sie ab Herbst des Jahres gemeinsam mit dem befreundeten Komponisten Philipp Christoph Kayser in Rom fort. Einzelne Textentwürfe und Skizzen dieser Arbeit sind überliefert. Vgl. GB 7 II, zweite Erläuterung zu 165,29, zu 166,20–21, zu 166,24–28 und zu 167,2. – Eine Fortsetzung der Arbeiten mit Kayser gab es nicht, auch nicht mit Reichardt, obwohl dieser offensichtlich an dem Projekt sehr interessiert war und wahrscheinlich bereits während seines Besuches in Weimar im Frühjahr 1789 das
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Lied „Geh! Gehorche meinen Winken“ aus dem 4. Akt der Oper als so genanntes „Kophtisches Lied 2“ vertonte. Es wurde später im von Friedrich Schiller herausgegebenen „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ veröffentlicht (Neustrelitz 〈1795〉, zwischen S. 88 und 89; vgl. auch Reichardt an Schiller, 20. Juli 1795; NA 35, 254). Weitere Kompositionen Reichardts zu diesem Opernfragment sind nicht bekannt (vgl. auch Reichardt-Goethe, 173). Goethe, der eine Weiterbearbeitung der Oper unter dem Titel „Die Mystificirten“ im Sommer 1789 noch in seine Agenda für das nächste Jahr aufgenommen hatte (vgl. zu 130,12), arbeitete das Material schließlich 1791 zu dem Lustspiel „Der Groß-Cophta“ um. Schon im Oktober 1790 bekannte er dem weiterhin auf eine Opernbearbeitung drängenden Reichardt, dass er an den Conte 〈…〉 nicht wieder gedacht habe (227,19). 152,17 Claudine kann auf unserm Theater nicht gegeben werden] Goethe war offenkundig der Auffassung, dass mit dem Potenzial der Musiker und Sänger der herzoglichen Hofkapelle in Weimar, vor allem aber mit den Fähigkeiten der seit 1784 in Weimar engagierten ‚Deutschen-Schauspieler-Gesellschaft‘ des Joseph Bellomo eine adäquate Umsetzung des sehr anspruchsvollen und auch formal neuartigen Singspiels nicht gelingen könne. Hauptgrund dafür waren die versifizierten Rezitative, die schon in Berlin Probleme bereitet hatten (vgl. zu 125,16–17; zu 125,17–18). Sechs Jahre später, am 30. Mai 1795, fand schließlich doch eine Aufführung des Singspiels am Weimarer Hoftheater statt (vgl. Theaterzettel Weimar 1795). 152,17–18 disponiren Sie daher über die Partitur] Über die Berliner Uraufführung im Sommer 1789 hinaus hat es keine weiteren zeitgenössischen Inszenierungen des Singspiels gegeben (vgl. zu 125,16–17). 152,19 verändre mein Quartier] Goethe stand vor dem Umzug von der Wohnung im ‚Helmershausenschen‘ Haus am Frauenplan in ein neues, größeres Domizil, das nördliche Gebäude der so genannten Jägerhäuser (‚Kleines Jägerhaus‘), in der Vorstadt vor dem Frauentor in der heutigen Marienstraße gelegen (vgl. zu 148,19–20; zu 150,5–6; zu 159,25). Goethe bezog die Räumlichkeiten in der Beletage; für seine Partnerin Christiane Vulpius und deren Verwandte, die Stiefschwester Ernestine und die Tante Juliane Auguste Vulpius, wurde das Obergeschoss eingerichtet. Der Umzug erfolgte sukzessive im November 1789 (vgl. zu 155,16; zu 157,6; zu 159,22–23). Der Einzug muss spätestens Anfang Dezember vollzogen gewesen sein (vgl. Caroline Beulwitz an Schiller, 5. Dezember 1789 und 10. Dezember 1789; NA 33 I, 431 und 436). 152,20 lassen mich manchmal von Sich hören] Der im Juni 1789 begonnene Briefwechsel (vgl. Nr 119) wurde in der nächsten Zeit recht intensiv und hielt an bis Anfang Dezember 1789 (vgl. zu 153,1; zu 153,2–3; zu 157,15–17). Ab Februar 1790 schrieb man sich dann in größeren, unregelmäßigen Abständen, bis es Ende 1795 zu einem tieferen Zerwürfnis und einer längeren Unterbrechung der Korrespondenz kam (vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 119).
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157. An Johann Friedrich Reichardt
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Weimar, 2. November 1789 → 〈Berlin〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/390,I. – Doppelblatt 18,5(–18,7) × 22,7(–22,9) cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No. 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 27 f., Nr III. WA IV 9 (1891), 158–160, Nr 2786. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 21. und 30. Oktober 1789 (vgl. zu 153,2–3). – Reichardt antwortete vermutlich mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief von Anfang Dezember 1789 (vgl. zu 157,15–17). 153,1 im Wechsel von mir ein Blat erhalten] Goethes Brief vom 18. Oktober 1789 (Nr 156). 153,2–3 Ihren letzten reichhaltigen Brief] Reichardt antwortete auf Goethes letzten Brief im Zeitraum zwischen dem 21. und 30. Oktober. Der Brief ist nicht überliefert. 153,4 Brenno] Am 16. Oktober 1789 war an der Königlichen Hofoper in Berlin (heute: Staatsoper Unter den Linden) zum 38. Geburtstag von Königin Friederike Reichardts neueste Komposition, die italienische Opera seria „Brenno“, mit großem Erfolg uraufgeführt worden (vgl. Becker, Goethe-Reichardt 1, 27). Das Libretto stammte vom königlichen Hofpoeten Antonio di Filistri da Caramondani. Ihm lag als historischer Stoff die Geschichte der Eroberung Roms durch den Heerführer der gallischen Senonen, Brennus, im Jahre 390 v. Chr. zugrunde. 153,5–6 auf dem Wege der musikalischen und italiänischen Metempsychose 〈…〉 humanisirt] Metempsychose: Seelenwanderung, Neubelebung (von griech. 2 «). – Wahrscheinlich eine Anspielung auf den eher untypischen Stoff für die erwartete heroische Grundierung einer Opera seria im 18. Jahrhundert. 153,6 Acquisition von Fischern] Der aus Mainz stammende Johann Ignaz Ludwig Fischer gehörte zu den besten und berühmtesten Basssängern seiner Zeit und befand sich damals im Alter von 44 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er hatte an den bedeutendsten Opernhäusern Europas, so in München, Wien, Paris und mehreren italienischen Residenzen, gesungen. Nach einem Konzertauftritt in Berlin 1788 hatte sich Reichardt als Hofkapellmeister für ein Engagement Fischers an der Königlichen Hofoper eingesetzt und ihn für die Titelrolle
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seiner neuen Oper „Brenno“ gewinnen können. Unmittelbar nach Fischers Auftritt als Brenno am 16. Oktober 1789 soll König Friedrich Wilhelm II. den Sänger mit einem hochdotierten lebenslangen Vertrag in seine Dienste genommen haben. Fischer blieb bis zu seiner Pensionierung 1815 im Alter von 70 Jahren an der Berliner Hofoper (vgl. Becker, Goethe-Reichardt 1, 27 und Schneider, Oper Berlin, 230 f.). 153,9 deutschen Texte zu einer ernsthaft genannten Oper] Offensichtlich hatte Reichardt wegen eines solchen Librettos angefragt. In seinem nächsten Brief nannte Goethe einige Ideen für Stoffe, vor allem aus den Gesängen Ossians sowie der gälischen wie der nordischen Mythologie allgemein, die sich seiner Meinung nach für ein solches Werk besonders eignen würden (vgl. zu 157,19–20; zu 157,20–21). Auch Pläne entstanden (vgl. zu 157,23). 153,12 unterrichtet seyn] Ob Reichardt Goethes Wunsch nach Auskünften über die Bühnenpraxis des Musiktheaters in Berlin nachkam, ist nicht bekannt. Im folgenden Brief forderte Goethe sogar die Textbücher der in den letzten Jahren in Berlin aufgeführten Opern und Singspiele an (vgl. zu 157,25). Offenbar bestand zwischen Goethe und Reichardt Einvernehmen darüber, die geplante deutsche Oper in Berlin aufzuführen (vgl. Busch-Salmen, Briefwechsel, 77 f.). 153,17–18 unter einem Jahre solch ein Opus nicht liefern] Zu einer Verwirklichung des Projekts kam es nicht, obwohl Goethe im November 1790 noch einmal auf die Pläne zurückkam (vgl. zu 228,18–19). 153,19 Der Conte wird nun bald an die Reihe kommen] Die Wiederaufnahme der Arbeiten am Libretto zu einer komischen Oper, „Die Mystificirten“ oder „Conte di Rostro“ genannt, hatte Goethe auch schon in seinem vorangegangenen Brief an Reichardt vom 18. Oktober 1789 angekündigt (vgl. zu 152,16). 153,19–20 hinter Fausten ist ein Strich gemacht] Möglicherweise in doppelter Bedeutung gebraucht: allgemein im Sinne von ‚beenden‘ und konkret in Bezug darauf, dass Goethe den Text der fragmentarischen Dramenfassung mit einem Gedankenstrich abgeschlossen hatte (vgl. Goethe’s Schriften. Bd 7. Leipzig 1790, S. 168). 153,21 die Italiänische Reise] Am 8. März 1790 trat Reichardt eine schon länger geplante Italienreise an (vgl. Becker, Goethe-Reichardt 1, 28), die ihn vor allem in die Musik-Hochburgen Rom, Neapel, Modena, Turin und Venedig führen sollte (vgl. Schletterer, Reichardt, 477–488; Salmen, Reichardt, 69 f.). Sein Auftrag war es, möglichst ebenso hochklassige wie prominente Sängerinnen und Sänger für die Berliner Hofoper zu gewinnen. Zugleich nutzte er seinen Aufenthalt, um neue Entwicklungen im Musikleben Italiens, vor allen Dingen in Rom, zu studieren (vgl. Schletterer, Reichardt, 479–486; Salmen, Reichardt, 69 f.). Wahrscheinlich im Juni oder Juli 1790 kehrte er nach Hause zurück (vgl. Schletterer, Reichardt, 486 f.; Rackwitz, Collectaneen zu Reichardt, 58 f.), allerdings ohne entsprechende Künstler für Berlin gefunden zu haben.
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153,21–22 im Vorbeygehn ansprechen] Reichardt besuchte Goethe das nächste Mal wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1789 auf der Rückreise von einem Aufenthalt in München (vgl. zu 126,11). Im Mai 1790 trafen sich beide in Venedig, wo Goethe die Herzoginmutter Anna Amalia abholte, um sie von ihrer Italienreise nach Hause zu begleiten (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 149). 153,23 Herder ist Vicepräsident des Consistorii] Der spätestens seit den 1770er Jahren mit Reichardt befreundete Herder war am 9. Juli 1789 von seiner knapp einjährigen Italienreise nach Weimar zurückgekehrt. Um Herder weiterhin in Weimar zu halten, dem seit Anfang April 1789 ein Angebot der Universität Göttingen vorlag, eine vakante Theologieprofessur und den Posten als erster Universitätsprediger zu übernehmen, war ihm nicht zuletzt auf Drängen Goethes von Herzog Carl August schon Anfang Mai sowohl eine finanzielle Aufbesserung seiner Bezüge als Oberhofprediger und Generalsuperintendent als auch neben weiteren Vergünstigungen ein höheres Amt angeboten worden (vgl. zu 106,10). Dazu wurde im Fürstlichen Oberkonsistorium, der obersten evangelischen Verwaltungsbehörde im Herzogtum, eigens für Herder, der diesem Gremium bisher als ein Mitglied „auf der geistlichen Bank“ mit dem Titel „OberConsistorial- und Kirchen-Rath“ angehörte (Hofkalender 1789, S. 31), der Posten und damit auch der Titel eines Vizepräsidenten wiedereingerichtet und das Versprechen abgegeben, dass er später auch auf das Präsidentenamt rücken sollte: „Will ich 〈…〉 Ihn zum Vice Consistorial Präsidenten mit der Versicherung ernennen, daß er nach Abgang von Lynckern die wirkliche Präsidenten Stelle erhalten solle.“ (Carl August an Goethe, 3. Mai 1789; Carl August-Goethe2 1, 140). Mit herzoglichem Dekret vom 24. August 1789 war ihm offiziell sein neues Amt verliehen worden, das ihn den Befugnissen nach dem alternden Konsistorialpräsidenten Carl Friedrich Ernst Freiherr von Lyncker fast gleichstellte (vgl. Haym 2, 467). Nach dem Tod Lynckers im März 1801 übernahm Herder die Präsidentschaft im Konsistorium (vgl. Hofkalender 1801, S. 32 und Hofkalender 1802, S. 32). – Reichardt hatte die Bemühungen um Herder während seines Aufenthaltes in Weimar Ende April/Anfang Mai 1789 wahrscheinlich unmittelbar miterlebt. 153,26 wieder von Sich hören] Reichardt schrieb seinen nächsten Brief an Goethe etwa Anfang Dezember 1789, nachdem er kurz zuvor wahrscheinlich auf der Durchreise von München nach Berlin in Weimar Station gemacht hatte (vgl. zu 157,15–17). Weiter zum Briefwechsel vgl. zu 152,20. 153,27–28 etwas von mir haben, das einer Zeichnung ähnlich sieht] Goethe hielt sein Versprechen wohl nicht. Noch vier Jahre später, in seinem Brief an Goethe vom 23. November 1793, kam Reichardt darauf zurück: „Darf ich Sie auch noch an ein altes schönes Versprechen errinnern? Eine Zeichnung von Ihrer Hand sollt’ ich haben. Nun bezieh’ mit dem frühesten Frühjahr ein liebes Landhaus im Holsteinischen, das soll dann geschmückt werden, wie man seine Wohnung
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fürs Leben schmückt. Erhielt ich dazu Ihr Blatt! –“ (H: GSA 28/3, Bl. 460; vgl. auch Reichardt-Goethe, 117 f.) Ob Reichardt jemals eine Zeichnung von Goethes Hand erhielt, ist nicht bekannt. 153,29 Was macht Prof. Moritz? ich habe lange nichts von ihm gehört.] Seit Karl Philipp Moritz Anfang Februar 1789 Weimar verlassen hatte, um in Berlin eine Professur an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften anzutreten (vgl. zu 67,8; zu 78,7), schrieben sich Goethe und Moritz nur sporadisch. Von Goethe sind nur Briefe vom 9. und 19. Februar, 9. April, 22. Juni, 6. sowie 22./23. Juli und noch einmal vom 19. Oktober 1789 bekannt (EB 166; EB 168, EB 190, EB 215, EB 228, EB 233, EB 252). Moritz schrieb wahrscheinlich noch seltener. Goethe beklagte sich am 12. Mai 1789 gegenüber Herzog Carl August: Von Moritz hör ich nichts. (109,28.) Nur zwei Briefe an Goethe, einer von Anfang April und einer vom 6. Juni 1789 (vgl. zu 100,18 und RA 1, 155, Nr 362), lassen sich für den Zeitraum nachweisen.
158. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 5. November 1789 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 127–128. – Doppelblatt 18,7(–18,9) × 23 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 152–154, Nr 62. WA IV 9 (1891), 160–162, Nr 2787. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugbrief ist nicht bekannt. – Carl August antwortete mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum etwa zwischen dem 7. und 18. November 1789 (vgl. zu 156,16–17). 154,1 der böse Zahn] Von länger andauernden Zahnbeschwerden Carl Augusts im Herbst 1789 ist nichts bekannt. 154,3–4 Faust ist fragmentirt 〈…〉 für dießmal abgethan.] Vgl. zu 131,14. 154,4 Mittelsdorf schreibt ihn ab.] Johann Andreas Mittelsdorf, Kammerkopist in Weimar und Geheimer Registrator in der Geheimen Kanzlei. Seine „Faust“-Abschrift ist nicht überliefert. 154,7 Ve s t e , l i e b e , g e t r e u e ] Anredeformel der an die Landesbehörden gerichteten Reskripte, die in der Geheimen Kanzlei ausgefertigt wurden. 154,8 einen guten Abend machen] Wann Herzog Carl August „Faust. Ein Fragment“ las, ist nicht bekannt.
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154,10–11 beyden kleinen Stücke die in den siebenten Band 〈…〉 in der Ordnung] Das Singspiel „Jery und Bätely“ sowie die Buffa-Oper „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 144,13–14). Das Libretto zu „Scherz, List und Rache“ hatte Goethe schon im Frühjahr 1785 fertig gestellt (vgl. GB 6 II, zu 46,10), die Überarbeitung von „Jery und Bätely“ für den Abdruck in der Ausgabe der „Schriften“ war Anfang 1788 in Rom erfolgt (vgl. GB 7 II, zu 244,24–25). Nachdem im September 1789 die letzten Manuskriptteile für Band 6 (mit „Torquato Tasso“ und „Lila“) an Göschen gegangen waren, hatte Goethe sofort begonnen, die Werke für den 7. Band druckfertig zu machen, also „Faust. Ein Fragment“, „Jery und Bätely“ und „Scherz, List und Rache“. Mit seinem Brief vom 10. Januar 1790 schickte er „Faust. Ein Fragment“ (vgl. EB 273), mit seinem Brief vom 3. März 1790 (Nr 184) „Jery und Bätely“ und „Scherz, List und Rache“ an den Verleger nach Leipzig. 154,12–13 Nun kann es an andre Sachen gehn.] Im Mittelpunkt der goetheschen Arbeiten standen in den folgenden Monaten der Abschluss der Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (vgl. zu 158,1–2), die Fortsetzung der „Römischen Elegien“ (vgl. zu 166,10) und der Beginn der Arbeit am „Groß-Cophta“ (vgl. zu 152,16; zu 218,2–3). 154,14 Das Griechische wird eifrig getrieben] Damit ist vermutlich nicht die vertiefte Aneignung der griechischen Sprache gemeint, sondern die Beschäftigung mit der griechischen Dichtung und Mythologie (vgl. zu 178,10). 154,15 Bergwercks Besorgnisse klären sich] Goethe hatte mit Christian Gottlob Voigt Mitte September 1789 Festlegungen über die weiteren Maßnahmen getroffen, mit denen die eingetretene Stagnation bei der Erschließung des Ilmenauer Johannisschachts überwunden werden sollten (vgl. Nr 148). Auskunft zur Sache gibt auch das von Christian Gottlob Voigt niedergeschriebene Protokoll der Bergwerkskommission vom 4. November 1789 (vgl. FA/Goethe I 26, 559 f.), in dem die Versetzung des Bergsekretärs Johann Carl Wilhelm Voigt, des Bruders von Christian Gottlob Voigt, als Bergrat nach Ilmenau vorgeschlagen wird. „Ob nun wohl“, heißt es da, „das alles auf Serenissimi höchster Entschließung beruhe, so wolle man doch, urgentibus circumstantiis 〈der Dringlichkeit der Angelegenheit wegen〉, bis auf gnädigste Genehmigung, gleich von itzt an seine, des BergSecretarii Translokation veranstalten.“ (Ebd., 560.) 154,15–16 Voigt geht mit seinem Bruder Morgen hinauf.] Christian Gottlob Voigt und sein Bruder Johann Carl Wilhelm Voigt reisten verabredungsgemäß (vgl. das Protokoll vom 4. November 1789; ebd., 559 f.) am 6. November 1789 nach Ilmenau. 154,16–17 Der Berg Sekr. mußte hereinkommen] Johann Carl Wilhelm Voigt war gebeten worden, der Bergwerkskommission über die Situation im Ilmenauer Bergwerk zu berichten, wie es im Protokoll vom 4. November gesagt wird: „Da heutigen Tags der BergSecretarius, Voigt, in seinen PrivatAngelegenheiten
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von Ilmenau hereinreisen müssen, so ist mit demselben über seinen fol. 21. 〈Blatt 21〉 geschehenen Vorschlag traktiert, und ihm zu erkennen gegeben worden, wie man vorhin schon, ehe er selbst den Vorschlag getan, die Notwendigkeit und Nützlichkeit seiner Versetzung nach Ilmenau bemerket habe, mithin entschlossen sei, höchsten Orts unter billigen Bedingungn, womit derselbe zufrieden zu sein Ursach habe, darauf anzutragen.“ (Ebd., 559 f.) Die „PrivatAngelegenheiten“ Voigts betrafen die Erkrankung seiner Ehefrau, von der auch Goethe im Brief berichtet. 154,19 Wir haben alles mit ihm durchgegangen.] Zur Situation des Ilmenauer Bergwerks und zu der Notwendigkeit, ein zweites Kunstzeug einzubauen, vgl. FA/Goethe I 26, 560–567 (Nr 242–247) und FA/Goethe I 26 K, 444–449. Vgl. auch zu 216,12–13; zu 216,13–14. 154,21–22 Sie ihm den Charackter accordiren] Johann Carl Wilhelm Voigt wurde zum Bergrat ernannt und als Subdelegierter der Bergwerkskommission nach Ilmenau versetzt. 154,22–23 hat das hartungische Hauß 〈…〉 gekauft] Gebäude am Markt in Ilmenau gegenüber dem Amtshaus. Näheres ist dazu nicht bekannt. 154,25 In Jena war ich gestern und 〈…〉 im Saalthale] Die Besichtigung der Arbeiten für die geplante Erneuerung des Flussdurchstichs an der Saale fand am 4. November 1789 statt (vgl. den Bericht Franz Ludwig Güssefeldts an die Kammer zu Weimar von diesem Tag, mit Anlage: Detail der Grabenarbeit an dem Durchstiche über dem Rasenmühlwehr bei Jena; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 161–162). 154,26 Der Durchstich] Maßnahme zur Flussbegradigung an der Saale in Höhe der Rasenmühle südlich von Jena (vgl. zu 341,15–15; zu 343,15–16; zu 344,8–9). – Die Erneuerung des Flussdurchstichs sollte den alten so genannten castropischen Durchstich von 1783/85 verbessern, ein begradigtes und vertieftes Flussbett bis zum Rasenmühlenwehr schaffen und den noch vorhandenen Saalebogen vollständig abdämmen, um die an der linken Uferseite entlangführende Landstraße vor Unterspülung oder Abbruch zu bewahren (vgl. Karten Franz Ludwig Güssefeldts von 1785 und vom Mai 1789; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 99 und 150). 155,5 Ventens Wiederkunft] Johann Christoph Gottlob Vent, Ingenieuroffizier, Baukondukteur, Mitarbeiter Goethes in der Wasserbaukommission (vgl. zu 62,23). Vent wurde für die Aufsicht der Baumaßnahmen am Saaledurchstich 1789/90 eingesetzt (vgl. zu 345,3–5; vgl. auch Goethe an Vent, 17. April 1795; WA IV 10, 252, Nr 3146) und hielt sich wahrscheinlich gerade in Jena auf. 155,5–6 Strom Aufsicht] Schon vor seiner Italienreise hatte Goethe die Einrichtung einer ständigen Aufsicht über die Strömungs- und Uferverhältnisse der Saale angestrebt. 155,8 Voigt] Christian Gottlob Voigt, Geheimer Regierungsrat und Mitglied im Geheimen Consilium.
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155,8 Ludekus] Johann August Ludecus, Steuer- und Akziserat, Geheimsekretär der Herzogin Anna Amalia, Beisitzer beim Landschaftskassedirektorium. 155,8–9 Abgabe des Brodts an die Bedürftigsten gut vorbereitet] In Vertretung des abwesenden Herzogs ließ sich Goethe über die genannte Brotverteilungsaktion in Apolda informieren. Die Akten über den Vorgang sind aufgrund der Kriegsverluste des LATh – HStA Weimar nicht mehr vorhanden. – Über Armut in Apolda vgl. auch GB 3 IIA, 263,12–13. 155,9–10 die Protokolle gelassen] Diese sind nicht überliefert (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 155,10–11 Heumann hat sich als ein sehr verständiger Mann gezeigt.] Johann Gottlieb Heumann, Amtsadvokat, Direktor der akademischen Gerichte in Apolda, wurde 1790 sachsen-weimarischer Rat und Amtmann in Großrudestedt. 155,12 Der große Ofen ist zu Stande] Möglicherweise war der Einbau eines neuen Ofens in Goethes neuer Wohnung im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der heutigen Marienstraße gemeint (vgl. zu 150,5–6). 155,14–15 Der Berg Sekr. will gleich in Ilmenau einen ähnlichen Versuch machen.] Johann Carl Wilhelm Voigt war von der herzoglichen Bergwerkskommission gerade mit der Vor-Ort-Leitung der Abteufungsarbeiten am Ilmenauer Schacht beauftragt worden und zog deshalb nach Ilmenau um (vgl. zu 154,16–17]), wo er sich ein Haus gekauft hatte (vgl. zu 154,22–23), das wahrscheinlich ähnlich der neuen Wohnung Goethes in Weimar noch her- und einzurichten war. 155,16 neue Quartier] Goethe bezog nach dem Skandal um seine Beziehung zu Christiane Vulpius Mitte November 1789 auf Anraten des Herzogs Carl August das ‚Kleine Jägerhaus‘ in der Vorstadt vor dem Frauentor, das dieser ihm (und Christiane) zur Verfügung stellte (vgl. zu 130,21). Er wohnte hier bis 1792. 155,18–19 einigemal bin ich nach Belwedere zu Fuß gegangen] Das Jägerhaus lag an der Straße nach Belvedere. Die noch vorhanden gewesene Bausubstanz des Hauses ist jetzt in den Gebäudekomplex der Bauhaus-Universität Weimar integriert. Außer den Jäger- und Gärtnerhäusern gab es in diesem Bereich vor der Stadt noch keine Bebauung (vgl. Wahl, 188–195). 155,20 Reicherts botanischer Vorrath vermehrt sich immer] Johannes Reichert, seit 1777 Hofgärtner in Belvedere. Er besaß in der Nähe der Jägerhäuser einen zwischen der Belvederer Allee und dem Ilmhang gelegenen Garten, wo er Gehölze zog. 155,21 unter Dach] In Gewächshäusern. 155,21–22 Wo Sie dieser Brief auch antrifft] Der Herzog, der am 26. Oktober Weimar verlassen hatte, hielt sich in Aschersleben (nicht in Eisenach, wie das Fourierbuch angibt) auf. Am 28. November 1789 kehrte er nach Weimar zurück (vgl. zu 156,16–17).
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159. An Georg Forster
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Weimar, 16. November 1789 → 〈Mainz〉
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H: SNM/DLA Marbach, Sign.: Z 430. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 22,7(–23) cm, 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Vs. am rechten oberen Rand Eingangs- und Antwortvermerk von fremder Hd. (Forster?), schwarze (1. Zeile) und rote (2. Zeile) Tinte: „erh. dL. 20. Nov. / rsp – 8 Dec.“ E: Albert Leitzmann: Zu Goethes Briefwechsel mit Georg Forster. In: Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte. Unter Mitwirkung von Erich Schmidt und Bernhard Suphan hrsg. von Bernhard Seuffert. Bd 6. Weimar 1893, S. 153 f. WA IV 18 (1895), 40, Nr 2787a. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Forsters wahrscheinlich von Ende September 1789 (vgl. zu 155,25). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt; der nächste nachweisbare Brief Forsters an Goethe stammt vom 22. März 1791 und ist ebenfalls nicht überliefert (vgl. Forsters Postbuch 1791. In: Forster, Werke 16, 599). Johann Georg Adam Forster (1754–1794) wurde als Sohn eines evangelischen Pfarrers im damals westpreußischen Nassenhuben bei Danzig geboren. Der vor allem naturkundlich und ethnologisch orientierte Vater nahm den erst zehnjährigen Jungen 1765 mit auf eine längere Russlandreise an die Wolga, wo er im Auftrag der russischen Regierung die Situation und Lebensweise der hier ansässig gewordenen deutschen Kolonie untersuchte. Nach einem weiteren Jahr in St. Petersburg, wo der sprachbegabte Georg Forster die russische Schule besuchte, siedelten die Forsters 1766 nach London über. Der Vater arbeitete in England als College-Lehrer, hatte sich aber auch größere Anerkennung als Naturhistoriker und Völkerkundler erworben, was dazu führte, dass er als wissenschaftlicher Begleiter und Berichterstatter für die zweite Weltumseglung James Cooks ausgewählt wurde und seinen 17-jährigen Sohn als seinen Assistenten auf die dreijährige Entdeckungsreise mitnehmen konnte. Die danach 1777 auf Englisch und 1778/80 auf Deutsch erschienene Reisebeschreibung des jungen Forsters „A voyage round the world“ („Eine Reise um die Welt“) machte ihn weithin bekannt und begründete seinen wissenschaftlichen Ruf, vorrangig auf ethnologischem, botanischem und sprachkundlichem Gebiet. Seine bahnbrechende Reisebeschreibung erhielt Anerkennung durch zahlreiche wissenschaftliche Vereinigungen und führte 1778 zur Anstellung Forsters als Lehrender am landgräflichen Collegium Carolinum in Kassel, an dem eine studienvorbereitende Ausbildung mit naturkundlich-mathematischer Grundausrichtung angeboten wurde. 1784 folgte Forster schließlich einem Ruf als Professor für Naturgeschichte an die Universität im litauischen Wilna. 1787 wurde er zum Leiter einer großen
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russischen Pazifikexpedition ausgewählt und kehrte in Vorbereitung dieses Forschungsvorhabens im Sommer nach Deutschland zurück, und zwar nach Göttingen, in die Heimatstadt seiner Frau Therese, einer Tochter des Altphilologen Christian Gottlob Heyne, die er 1785 geheiratet hatte. Da sich die Expeditionspläne wegen des Ausbruchs des russisch-türkischen Krieges kurzfristig zerschlugen, musste Forster sich einen neuen Wirkungskreis suchen und fand ihn im Jahr darauf als wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität von Mainz. Im Frühjahr 1790 unternahm Forster gemeinsam mit Alexander von Humboldt eine ausgedehnte Reise durch Teile Westeuropas, so an den Niederrhein, nach Holland, England und Frankreich, und erlebte dort die durch die Französische Revolution von 1789 ausgelösten politischen und sozialen Umbrüche aus nächster Nähe. In seiner kulturund sozialkritischen Aufbereitung dieser Reise, den auf drei Bände konzipierten „Ansichten vom Niederrhein, von Brabant, Flandern, Holland, England und Frankreich“, war seine Sympathie für die revolutionäre Ablösung des Ancien régime in Europa deutlich zu erkennen. Bei der Besetzung von Mainz durch französische Revolutionstruppen im Oktober 1792 engagierte sich Forster unmittelbar politisch durch seinen Beitritt zum Mainzer Jakobinerklub, unter dessen Führung im Frühjahr 1793 die so genannte Mainzer Republik als bürgerliches Gemeinwesen nach dem Muster der französischen Revolutionsdiktatur gegründet wurde. Forster wurde zum Vizepräsidenten der provisorischen Verwaltung ernannt und war Mitglied des so genannten Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents. Als solcher hielt er sich seit Ende März 1793 in Paris auf, um den geplanten Anschluss der Mainzer Republik an den neuen französischen Staat vorbereiten zu helfen. Durch die inzwischen erfolgte Belagerung und spätere Eroberung von Mainz durch preußisch-österreichische Koalitionstruppen im August 1793 war Forster die Rückkehr dorthin nicht mehr möglich. Er verstarb Anfang 1794 an den Folgen einer Lungenentzündung in Paris. – Goethe kannte Forsters Reisebericht über die cooksche Weltreise. Eine erste Brücke zu einer persönlichen Annäherung bildete sicher die Freundschaft beider zu Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf, den Forster im November 1778 kennen gelernt hatte und dem er fortan eng verbunden blieb. Eine erste Begegnung zwischen Forster und Goethe fand Mitte September 1779 statt, als Goethe und Herzog Carl August auf ihrer Reise in die Schweiz in Kassel Station machten und sich von Forster unter anderem durch die landgräflichen Sammlungen des Museum Fridericianum führen ließen. Goethe traf Forster später noch einmal im Oktober 1783, als er sich auf seiner Harzreise wieder für einige Tage in Kassel aufhielt. Forster seinerseits besuchte Goethe in Weimar Mitte September 1785, als er von der Universität Wilna mit seiner Frau nach Göttingen zurückkehrte. Der Briefkontakt begann mit der Zusendung der eigenen Übersetzung eines englischen Reisebuches durch Forster im Herbst 1789 und setzte sich 1791 und 1792 mit dem Austausch weiterer Veröffentlichungen fort. So schickte Forster im September 1791 seine Übersetzung eines Sanskrit-Dramas und im gleichen wie im darauffolgenden Jahr die ersten beiden
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Teile seiner „Ansichten vom Niederrhein“. Goethe revanchierte sich mit seinem Drama „Der Groß-Kophta“ und vor allem mit den beiden ersten Teilen seiner „Beyträge zur Optik“. Über die „Beyträge“ und die darin enthaltene Kritik an der Farbtheorie Isaac Newtons suchte Goethe in engeren Austausch mit dem Naturwissenschaftler Forster zu treten. – Insgesamt lassen sich sieben Briefe Goethes an Forster zwischen November 1789 und Juli 1792 nachweisen. Nur drei davon sind überliefert, neben einem Brief vom 12. Oktober 1791 und einem von Ende Juni/ Anfang Juli 1792 auch der vorliegende. Forster, der den Briefaustausch begann, dürfte alle Briefe beantwortet haben. Überliefert davon ist jedoch keiner. Mit dem politischen Engagement Forsters auf Seiten der Französischen Revolution und als Akteur der Mainzer Republik entwickelten sich die persönlichen Lebenswege aber so konträr, dass der Kontakt nicht aufrecht erhalten wurde. 155,25 die überschickte Reise nach den Pelew Inseln] Georg Forster hatte von Herbst 1788 bis März 1789 für den Verlag von Benjamin Gottlob Hoffmann in Hamburg einen Reise- und Erlebnisbericht des englischen Schriftstellers George Keate übersetzt. Das Original war 1788 zuerst in Dublin und dann in London unter dem Titel „An Account of the Pelew Islands, situated in the western part of the pacific ocean. Composed from the journals and communications of captain Henry Wilson, and some of his officers, who, in August 1783, were there shipwrecked, in the Antelope, a packet belonging to the hon. East India Company, by George Keate, Esq. F. R. S. and S. A.“ erschienen. Die deutsche Übersetzung von Forster wollte Hoffmann zur Ostermesse Anfang Mai 1789 herausbringen (vgl. Forster an Christian Gottlob Heyne, 7. Februar 1789; Forster, Werke 15, 258). Wegen verlagstechnischer Probleme erschien sie schließlich erst Ende August des Jahres und trug den am englischen Original angelehnten Titel: „Nachrichten von den Pelew-Inseln in der Westgegend des stillen Oceans. Aus den Tagebüchern und mündlichen Nachrichten des Capitains Heinrich Wilson, und einiger Officiere, welche daselbst mit ihm im August 1783 in der Antelope, einem Postschif der englischen ostindischen Compagnie, Schiffbruch litten, zusammengetragen von Herrn Georg Keate, Mitglied der K. Gesellschaften der Wissenschaften und der Alterthümer in London, und aus dem Englischen übersetzt von D. Georg Forster, Kurfürstl. Mainzischem Hofrath und erstem Universitäts-Bibliothekar. Mit einer Karte und Kupfern. Mit allergnädigsten Freiheiten“. Der Reisebericht war der Eröffnungsband einer Reihe mit exotischer Reise- und Abenteuerliteratur, die unter dem Titel „Neuere Geschichte der See- und Land-Reisen“ noch bis 1808 im Hamburger Verlag von Hoffmann fortbestehen sollte (vgl. Forster an Benjamin Gottlob Hoffmann, 9. August 1788 und 10. August 1789; an Spener, 31. August 1789; Forster, Werke 15, 175, 324–326, 332 f.). Forster verschickte offensichtlich Ende September 1789 einige seiner Freiexemplare an Freunde und einflussreiche Persönlichkeiten, wie sich aus seinem Brief an Friedrich Heinrich Jacobi vom 21. September schließen lässt (vgl. Forster, Werke 15, 338). Einer der Empfänger war wohl auch Goethe, der
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sein Exemplar demnach vermutlich Ende September oder Anfang Oktober 1789 erhalten haben wird. Das Buch befindet sich bis heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 587, Nr 4088). 156,1–2 das Ganze macht wie eine kleine Epopee] Keate schilderte die Begegnung einer englischen Schiffsbesatzung mit den von der europäischen Zivilisation bisher noch völlig unberührten Ureinwohnern des pazifischen Inselarchipels Palau, wo die Engländer im August 1783 gestrandet waren. Er stützte seinen spannenden und informativen Erlebnisbericht auf das Tagebuch und weitere Aufzeichnungen des Kapitäns Henry Wilson sowie auf Gespräche mit ihm und Mannschaftsmitgliedern. In der minutiösen Nachzeichnung des drei Monate währenden Kontakts mit den Ureinwohnern wurde der Darstellung von deren Lebensart, Gebräuchen und sittlichem Verhalten viel Platz eingeräumt. Keate gelang die Gestaltung von Charakteren und verschiedenen Handlungssträngen, die seinem Buch durchaus romanhafte Züge verliehen. 156,2–3 canonischen Büchern der Natur religion] Goethe meint die seinerzeit weit verbreitete dokumentarische wie fiktive Reiseliteratur, die seit dem 17. Jahrhundert unbekannte exotische Landschaften und Völker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt hatte. Die in der Fremde entdeckten menschlichen Lebensformen wurden nicht nur bestaunt, sondern es wurden auch deren sittlich-moralische und soziale Grundlagen erforscht. Kulturkritische Strömungen beschworen das Idealbild des ‚edlen Wilden‘, der fern jeder Zivilisation ein ‚richtiges‘ und ‚gutes‘ Leben führe. Auch Keates Buch beschreibt das Volk der Palauaner als eine Gemeinschaft von Naturmenschen, deren Zusammenleben geprägt ist von Friedfertigkeit, Empathie und Aufgeschlossenheit. Es führt dem Publikum vor allem die Größe und Überlegenheit der arglosen Insulaner vor Augen, was auch Forster in seiner „Vorrede des Übersetzers“ akzentuierte. Er bescheinigte den Palauanern die „edelsten Gesinnungen, und 〈…〉 Feinheit des Gefühls“, „Güte mit Kraft gepaart“ und einen „Zug von wahrer Grösse“, was „gesitteten Völkern selbst zur Ehre gereichen würde“ (Nachrichten von den Pelew-Inseln 〈…〉, S. XXXIII–XXXV), um schließlich zu resümieren: „Ohne mit uns auf die entfernteste Art verwandt zu seyn, ausserhalb den Gränzen von Europa, ja am äussersten Ende der östlichen Welt lebt ein geringes Völkchen, arm an Kenntnissen, aber reich an jenen inneren Anlagen, auf welchen die Würde der Menschheit beruht. Die Natur und die Folge natürlicher Begebenheiten waren seine einzigen Lehrerinnen. Es kennt keinen Priesterstand, und keine von diesem Stande nur zu hoffende positive Religion; aber strenge Begriffe von Gerechtigkeit und sanfte Aufwallungen der Menschenliebe herrschen in allen seinen Handlungen. Diese Züge sind hinreichend, unsere Pelewaner der Aufmerksamkeit des Menschenforschers, dem es um Wahrheit und Unabhängigkeit von allem Vorurtheil zu thun ist, dringend zu empfehlen.“ (Ebd., S. XXXVII f.) 156,4–5 der Engländer gefreut der Mensch genug war dort zu bleiben] Keate schildert, dass sich einer der englischen Seeleute, der junge Matrose Madan
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Blanchard, entschied, nicht nach England zurückzukehren, sondern in Palau in der Gemeinschaft der Insulaner zu bleiben. Diese Gemeinschaft nahm ihn auf, und König Abba-Thulle stattete ihn sogar mit Privilegien aus (vgl. ebd., S. 291–308). 156,5–6 der Zustand des kleinen Prinzen] Der zweitgeborene Sohn des Königs, Prinz Li-Bu, trat hingegen auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters unter der Obhut von Kapitän Wilson die Reise nach England an, um die moderne Welt kennen zu lernen und sich Bildung, Wissen und Fertigkeiten der Europäer anzueignen und als ein möglichst „vollkommener Engländer“ (ebd., S. 338) nach Palau zurückzukehren (vgl. ebd., S. 321–323 und S. 336–338). Der Prinz war sehr aufgeschlossen und lernbegierig, starb aber schon fünf Monaten nach der Ankunft in England Ende Dezember 1784 an einer Pockeninfektion. Er wurde in der Gemeinde Rotherhithe, heute ein Stadtteil von London, beigesetzt (vgl. ebd., S. 447–480). 156,10 Ich bin fleißig] Goethe hatte noch bis Anfang November am zuletzt erscheinenden Band der achtbändigen Werkausgabe „Schriften“ gearbeitet (vgl. zu 154,10–11). Seit etwa einem Jahr beschäftigte ihn schon eine Sammlung von Elegien, die so genannten „Erotica Romana“ (später u. d. T. „Römische Elegien“; vgl. zu 112,20), und gerade hatte er damit begonnen, seinen grundlegenden botanischen Aufsatz „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ auszuarbeiten (vgl. zu 164,5). Darüber hinaus war für die nächste Zeit ein weiteres Opernlibretto geplant (vgl. zu 152,16). 156,12 Ihre liebe Gattinn] Maria Therese Wilhelmine Forster geb. Heyne. Goethe hatte die junge Frau während des gemeinsamen Aufenthaltes der frischvermählten Eheleute in Weimar Mitte September 1785 persönlich kennen gelernt (vgl. GB 6 II, zu 94,27).
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H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 129. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 22,8(–23,1) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 154 f., Nr 63. WA IV 9 (1891), 162 f., Nr 2788. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts aus der Zeit etwa zwischen dem 7. und 18. November 1789 (vgl. zu 156,16–17). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt.
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156,16–17 Ihre Träume 〈…〉 von heroischphilosophischem Innhalte] Herzog Carl August war im Herbst 1789 von Gegnern der habsburgischen Herrschaft in Ungarn mit dem Angebot konfrontiert worden, im Fall eines Aufstandes die ungarische Königskrone anzunehmen. Dies wurde von der preußischen Regierung befürwortet, und Herzog Carl August wurde dadurch erneut in die Geheimdiplomatie Preußens verstrickt (vgl. zu 165,14). Während seiner Abwesenheit von Weimar vom 26. Oktober bis zum 28. November hielt er sich nicht, wie im Fourierbuch angegeben, in Eisenach, sondern bei seinem Regiment in Aschersleben auf, wohin er sich wegen der drohenden Gefahr eines Krieges zwischen Preußen und Österreich begeben hatte (vgl. FB 1789, S. 201 und 222). – Der Herzog hatte Goethe in der Zeit etwa zwischen dem 7. und 18. November auf dessen letzten Brief vom 5. November 1789 (Nr 158) geantwortet. 156,17–18 die meinigen gegenwärtig höchstens erotischphilosophisch] Anspielung auf Goethes Verhältnis zu Christiane Vulpius und seine „Römischen Elegien“, in denen dieses Verhältnis auch reflektiert wird. 156,19 in der 101 sten Elegie] Die Zahl 101 hat scherzhaft symbolischen Charakter. Die Sammlung der „Römischen Elegien“ umfasst im Erstdruck (Horen 1795. 6. St., S. 1–44) 20 Elegien. Vier weitere sind aus dem Nachlass bekannt (vgl. MA/Goethe 3.2, 78–82). Zur Elegie, an die Goethe hier vermutlich denkt, vgl. zu 100,30. 156,23 vorlesend damit zu bewirthen] In Knebels Tagebuch ist unter dem 3. Dezember 1789 eingetragen: „Abend bey Göthe, Faust vorgelesen. Coadjutor 〈Carl Theodor von Dalberg〉, Herzog, Herder, Wieland, Wedel, supirt“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 50). Bei dieser Zusammenkunft hat Goethe vielleicht auch einige seiner „Römischen Elegien“ vorgelesen. 156,25–26 da Sie einen günstigen Himmel nötiger haben] Mit Bezug auf die militärischen Manöver in Aschersleben. 157,1 Lips ist angekommen] Johann Heinrich Lips war am 13. November 1789 in Weimar eingetroffen (vgl. zu 141,1–2). 157,2 Wir arbeiten uns nun sachte zusammen ein.] Vgl. zu 97,25. 157,3 meine botanischen Ideen] Goethe arbeitete an seinem „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“; die Schrift erschien Ostern 1790 bei Carl Wilhelm Ettinger in Gotha. Vgl. zu 164,5. 157,4–5 daß ein auf Ostern angekündigtes Buch mir zuvorkommen könnte] Der Berliner Privatgelehrte Christian Konrad Sprengel arbeitete damals an seinem botanischen Werk „Das entdeckte Geheimniß der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“, das seine Entdeckung der Fremdbestäubung der Blüten beschreibt, mit dem er zum Begründer der modernen Blütenökologie wurde. Das Werk war im „Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung“ (Nr 130 vom 11. November 1789, Sp. 1079) für Ostern 1790 angekündigt worden: „Beym Buchhändler Wilhelm Vieweg dem Jüngern in Berlin erscheint zur Ostermesse
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1790.: Sprengels (Rektors zu Spandow) Versuch die Konstruktion der Blumen zu erklären. Dieses Buch wird philosophischen Naturforschern gewiss nicht unwillkommen seyn, da es den ersten Schritt zur Erklärung eines Geheimnisses enthält, welches, selbst nach Linnés Meynung, bis jetzt noch kein Botaniker zu erklären im Stande gewesen.“ Sprengels Buch erschien erst 1793 in Berlin (bei Friedrich Vieweg dem Ältern). 157,6 sachte ins neue Quartier] Goethe war dabei, zusammen mit Christiane Vulpius ins so genannte ‚Kleine Jägerhaus‘ umzuziehen (vgl. zu 152,19). 157,7–8 Arrieregarde] Franz: arrière-garde: Nachhut, Nachtrab. 157,9–10 In wie fern 〈…〉 bey Ihrer Ankunft entscheiden.] Angesichts der drohenden Kriegsgefahr war Goethes Erklärung, er werde den Herzog im Fall einer Mobilmachung seines Regiments auf einem Feldzug begleiten, durchaus ernst gemeint. Auf einen drohenden Kriegsschauplatz (Schlesien) wurde Goethe erst im Sommer 1790 gerufen (vgl. zu 120,23–24).
161. An Johann Friedrich Reichardt Weimar, 10. Dezember 1789 → Berlin ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 207. – Doppelblatt 19,9(–20,1) × 27,4(–27,6) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn / Capellmeister Reichart / nach / Berlin / fr., darunter rotes Siegel: Frauenkopf im Profil und Siegelreste; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung; am Mittelfalz auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt. E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No. 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 28, Nr IV. WA IV 9 (1891), 164 f., Nr 2790. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief Reichardts wahrscheinlich von Anfang Dezember 1789 (vgl. zu 157,15–17). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum von Ende Januar bis 25. Februar 1790 (vgl. zu 170,8–9). Postsendungen: 10. Dezember 1789 (vgl. GR/Belege 1789, 12, Bl. 36). 157,15–17 jovialische Stimmung 〈…〉 Ihrer glücklichen Reise in meine kleine Stube] In seinem Bezugsbrief hatte Reichardt wohl eine Verstimmung oder Meinungsverschiedenheit angesprochen, die bei seinem Besuch in Weimar, der wahr-
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scheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1789 stattgefunden hatte, aufgekommen war (vgl. zu 126,11). Näheres ist dazu nicht bekannt. Vermutungen, es könnte sich dabei um eine Auseinandersetzung um die Beurteilung der Französischen Revolution vom Juli 1789 gehandelt haben, lassen sich nicht belegen (vgl. dazu auch Reichardt-Goethe, 174 f.). – Reichardt war während seines Aufenthaltes in Weimar offensichtlich wie schon im April und Mai 1789 Gast Goethes gewesen (vgl. zu 125,15). Mit der ‚kleinen Stube‘ ist vermutlich bereits ein Zimmer in Goethes neuem Domizil im ‚Kleinen Jägerhaus‘ in der Vorstadt vor dem Frauentor gemeint (vgl. zu 152,19). 157,19–20 der Idee nachgedacht die Helden Ossians aufs lyrische Theater zu bringen] Mit ‚lyrischem Theater‘ ist das Musiktheater gemeint, hier vor allem die Gattung der Oper. Zum Begriff vgl. auch GB 6 II, zu 138,21. – Schon im vorausgegangenen Brief an Reichardt vom 2. November 1789 war die Idee zu einer deutschen Opera seria thematisiert worden (vgl. 153,9–17), die Goethe nun präzisierte. Als mögliche Stoffvorlage schlug Goethe die Gesänge des nach damaliger allgemeiner Auffassung sagenhaften schottischen Barden Ossian aus dem 3. Jahrhundert vor, die der schottische Dichter James Macpherson Anfang der 1760er Jahre angeblich aus dem Gälischen ins Englische übersetzt, in Wahrheit jedoch selbst verfasst und veröffentlicht hatte: „Fragments of ancient poetry. Collected in the Highlands of Scotland and translated from the Galic or Erse language“ (Edinburgh 1760); „Fingal. An ancient epic poem, in six books together with several other poems. Composed by Ossian, the son of Fingal. Translated from the Galic language by James Macpherson“ (London 1762); „Temora. An ancient epic poem in eight books together with several other poems. Composed by Ossian, the son of Fingal. Translated from the Galic language by James Macpherson“ (London 1763); „The works of Ossian, the son of Fingal. Translated from the Galic language by James Macpherson“ (2 Bde, London 1763). Ossian, erblindeter Sänger und letzter Überlebender eines caledonischen Königsgeschlechts, beschwört darin die große Vergangenheit seiner Vorfahren, besonders die Heldentaten seines Vaters, Königs Fingal, sowie auch die seines jung gefallenen Sohnes, Königs Oscar, und beider Kämpferscharen. Goethe hatte sich schon früher sehr für die Dichtungen Ossians interessiert und Anfang der 1770er Jahre einige Passagen davon übersetzt (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 1 II, Nr 90) sowie anonym zusammen mit Johann Heinrich Merck die erste Nachdruckausgabe in Deutschland herausgegeben: „Works of Ossian“ (Bd 1 und 2, o. O., o.J. 〈Darmstadt 1773〉; Bd 3 und 4, Frankfurt und Leipzig 1777). Auch Reichardt hatte schon einmal, im Jahr 1782, über eine Oper mit ossianischen Sujets nachgedacht: „Fingal und Komala“ (vgl. Musikalisches Kunstmagazin. Von Johann Friedrich Reichardt. IV. Stück, o. O. 1782, S. 165 f.; vgl. auch Busch-Salmen, Briefwechsel, 78). 157,20–21 die übrige nordische Mythologie und Zaubersagen] Woran genau Goethe dachte, lässt sich nicht sagen. Infrage kommen sicherlich Motive aus den
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gälischen wie altirischen Volkssagen, aber wohl auch aus der skandinavisch-isländischen und germanischen Mythologie. 157,21–22 die Nebel auf Morven] ‚Morven‘ ist der Name des Königreichs des in den ossianischen Epen besungenen Geschlechts Königs Fingal, das man sich angesiedelt in der rauen und düsteren, von Wetterunbilden geprägten Landschaft des nordwestlichen schottischen Hochlands vorstellen kann. 157,23 einen Plan ausgedacht] Näheres ist dazu nicht bekannt. 157,24 wenn Sie mich besuchen] Obwohl mehrfach erwogen, machte Reichardt in den Folgejahren weder einen Zwischenhalt auf dem Weg nach Italien (vgl. zu 153,21) noch einen längeren Besuch bei Goethe (vgl. zu 228,10–11 und Reichardt an Goethe, 16. Juli 1794; Reichardt-Goethe, 119). Nach ihrer Begegnung in Venedig im Mai 1790 (vgl. zu 153,21–23) sahen sich Goethe und Reichardt erst wieder im Mai 1802 (vgl. Reichardt an Goethe, 14. Mai 1802; ReichardtGoethe, 135). 157,25 Schicken Sie mir indeß die Büchelchen der Opern] Opernbücher waren in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mode gekommen. Die gedruckten und über den Buchhandel vertriebenen Textausgaben von Opern, die aufgeführt werden sollten, enthielten neben dem Text in der Originalsprache mitunter auch eine Übersetzung sowie Angaben zu Produktion, Besetzung und stofflichen Hintergründen der Handlung, wie es heute noch von Programmheften bekannt ist (vgl. Claudia Terne: Opernbücher als Gesellschaftslektüre des 18. Jahrhunderts. Zur Librettosammlung in der Stiftsbibliothek Heiligengrabe. In: Lesezeiten. Die Bibliothek in Kloster Stift zum Heiligengrabe von 1600 bis 1900. Hrsg. von Friederike Rupprecht. Berlin 2011, S. 64 f.). Ob Reichardt Goethe Opernbücher zukommen ließ, ist nicht bekannt. Goethe wünschte sie wohl vor allem für die eigene geplante Opernarbeit. 157,26 Regierungsantritt des Königs] Nach dem Tod von König Friedrich II. von Preußen am 17. August 1786 trat dessen Neffe als Friedrich Wilhelm II. die Nachfolge auf dem preußischen Thron an. Mit ihm kam es zu einer Neubelebung des Theater- und Musiklebens vor allem in Berlin. Neben der Königlichen Hofoper Unter den Linden, die der italienischen Opera seria vorbehalten blieb, und dem Theater im Neuen Palais in Potsdam, das vornehmlich die Opera buffa pflegte, rief er im Dezember 1786 das Königliche Nationaltheater am Gendarmenmarkt in Berlin ins Leben, in dem erstmals auch ein eigenständiges Musiktheater deutscher Provenienz Platz finden sollte. Der Theaterbetrieb an der Hofoper wurde nach Umbau- und Restaurierungsmaßnahmen 1787 erst mit der neuen Karnevalssaison Anfang Januar 1788 wieder aufgenommen. Pro Saison gab es jeweils zwei neue Inszenierungen. Der König bestimmte die Auswahl oder gab neue Opern in Auftrag. Im Nationaltheater kamen neben vielen Nachahmungen italienischer und französischer Werke im Buffo-Fach auch Neukompositionen deutscher Singspiele und Operetten zur Aufführung, so u.a. von Friedrich Benda, Carl Bernhard Wessely oder
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Wolfgang Amadeus Mozart. Vgl. Theater in Berlin, 98–102; Schneider, Oper Berlin, 211–233. 157,26–27 notiren mit wenigem was Effeckt gethan] Ob dies geschah, ist nicht bekannt (vgl. zu 157,25). 157,28–29 Collegen Moisé] ‚Moisé‘ galt als ein typisch jüdischer Vorname. – Es ist unklar, wen Goethe meint. Der bisher dahinter vermutete, damals erst 21-jährige Carl Bernhard Wessely war zwar Jude und Komponist und seit 1788 auch als zweiter Musikdirektor am Königlichen Nationaltheater neben Johann Christian Frischmuth sozusagen ein Kollege Reichardts in Berlin (vgl. Reichardt-Goethe, 175), doch muss Goethe hier einen Librettisten gemeint haben. Es kommt deshalb eher der italienische Dichter und Librettist Antonio di Filistri da Caramondani infrage, der 1787 als Nachfolger des Hofpoeten Antonio Landi an den preußischen Hof geholt worden war und mit dem der preußische Hofkapellmeister Reichardt zusammenarbeiten musste. Ob Filistri jüdische Wurzeln hatte, konnte nicht ermittelt werden. 158,1–2 auf Ostern einen kleinen botanischen Versuch herausgeben] Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ erschien zur Ostermesse 1790 im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha (vgl. zu 164,5). 158,2–3 noch vor Neu Jahr fertig] Dies gelang erst Mitte Januar 1790 (vgl. ebd.). 158,3 der achte Band meiner Schriften] Band 7 von „Goethe’s Schriften“, der als letzter der seit 1787 erscheinenden achtbändigen Werkausgabe zur Ostermesse 1790 herauskam (vgl. zu 145,17). 158,4 nichts abhalten den famosen Conte auszustatten] Es handelt sich um das Libretto „Conte di Rostro“, eine komische Oper, die Reichardt komponieren wollte. Das Versprechen, weiter daran zu arbeiten, hatte Goethe schon in seinen beiden vorausgegangenen Briefen gegeben, er löste es allerdings nicht ein (vgl. zu 152,16; zu 153,19). 158,5 die Reise ins gelobte Land] Gelobtes Land: Im Alten Testament Bezeichnung für Palästina als das von Gott verheißene Land; hier im metaphorischen Sinne für Italien (vgl. GWb 3, 1398). – Schon in seinem vorausgegangenen Brief hatte Goethe Reichardt zu dessen geplanter Italienreise, zu der er erst Anfang März 1790 aufbrechen sollte, viel Glück gewünscht (vgl. zu 153,21). 158,6 Vom Brennus verlangt mich auch zu hören] Reichardts jüngste, am 16. Oktober 1789 uraufgeführte Oper „Brenno“ kannte Goethe noch nicht (vgl. zu 153,4). Ein offenkundig geplantes baldiges Treffen kam nicht zustande. 158,8 Richten Sie Sich auf einige Tage] Vgl. zu 157,24.
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BRIEF 162
162. An Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher Weimar, 11. Dezember 1789 → 〈Darmstadt〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Privatbesitz, Karlsruhe. – 1 Bl. 19,3 × 23,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: GSA Weimar, Sign.: 29/436,V (Pause). E: Merck, Briefe2 (1838), 277, Nr 137. WA IV 9 (1891), 166, Nr 2791 (nach Faksimile). BEIL AG E
Einnerungs- oder Widmungsblatt für Friedrich Maximilian Klinger (vgl. zu 158,16). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet zwei nicht überlieferte Briefe Schleiermachers wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende September und Anfang Dezember 1789 (vgl. zu 158,13). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Ernst Christian Friedrich Adam Schleiermacher (1755–1844) wurde als Sohn eines Stadtphysikus im oberhessischen Alsfeld geboren. Als Zehnjähriger kam er in die Residenz nach Darmstadt, da sein Vater eine Berufung als Leibarzt am landgräflichen Hof erhalten hatte, und besuchte fortan das dortige Gymnasium. Nur kurze Zeit später war Johann Heinrich Merck auf den Jungen aufmerksam geworden und versuchte dessen Bildung und Ausbildung, besonders auf dem Gebiet der Bildenden Kunst, zu fördern. Beide wurden enge Freunde und auch Weggefährten als einflussreiche Beamte am landgräflichen Hof. Sie teilten die gleichen Interessen an anatomisch-osteologischen Forschungen, aber auch als Sammler und Sachverständige für Literatur und Kunst. Nach einem 1775 begonnenen Jurastudium in Gießen und Göttingen wurde Schleiermacher Ende 1779 Kabinettssekretär des damals 26-jährigen Darmstädter Erbprinzen Ludwig. In dieser Stellung blieb er auch während der Regentschaft Ludwigs als Landgraf (1790; Ludwig X.), später als Großherzog (1806; Ludwig I.), und wurde so als enger Vertrauter des Herrschers zu einer der wichtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten am Darmstädter Hof. Besondere Verdienste erwarb sich Schleiermacher aber vor allem mit dem Aufbau und der Leitung der landgräflichen Kunst- und Naturaliensammlung, der er bis zur Aufgabe dieses Amtes 1835 als Direktor vorstand und deren hervorragenden internationalen Ruf er begründete. Die Führung von Theater und Bibliothek, auch des Schlossbaus, lag ebenfalls zu einem großen Teil in Schleiermachers Händen. – Goethe, der Schleiermacher schon 1775 als Gießener Studenten kennen gelernt haben soll, suchte den Kontakt zu ihm zunächst als engem Freund Johann Heinrich Mercks. Dieser hatte sich aus einer scheinbar ausweglosen Schuldenlage heraus, in die er durch den Erwerb einer Baumwollfabrik geraten war, am
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3. August 1788 mit einem verzweifelten Bittbrief an Goethe gewandt und um finanzielle Hilfe in Weimar nachgesucht. Goethe schrieb daraufhin an Schleiermacher, der Merck zur Seite stand, um nähere Details in Erfahrung zu bringen. Dieser Austausch setzte sich bis in den November 1788 fort. Fünf Briefe Goethes aus dieser Zeit lassen sich erschließen (vgl. EB 57, EB 66, EB 87, EB 90, EB 108), die Schleiermacher vermutlich auch alle beantwortet hat. Vgl. auch zu 59,16. Im Herbst 1789 nahm Schleiermacher offenbar wieder Kontakt zu Goethe auf und berichtete von neuen Zahlungsschwierigkeiten Mercks (vgl. zu 158,17). Möglicherweise hat sich der Briefaustausch auch hier noch einmal fortgesetzt. Überliefert ist davon aber nichts. Später kam die Korrespondenz erst 1814/16 kurzzeitig wieder in Gang, als Goethe nach einer Besichtigung des Kunst- und Naturalienkabinetts in Darmstadt am 10. und 11. Oktober 1814 und der damit verbundenen Begegnung mit Schleiermacher diesen um den Gipsabguss eines außergwöhnlichen Exemplars eines urzeitlichen Menschenschädels aus der Darmstädter Sammlung bat und im Gegenzug einen jüngst bei Grabungen zwischen Apolda und Jena entdeckten Steinzeitschädel zu senden versprach. In dieser Angelegenheit gingen drei Briefe von Goethe und vier von Schleiermacher zwischen Weimar und Darmstadt hin und her. 158,12 Hochedelgebl] Vgl. zu 77,1. 158,13 beyde Schreiben habe ich richtig erhalten] In den beiden Bezugsbriefen hatte Schleiermacher Goethe offenbar über die neuesten Entwicklungen in Mercks Textilunternehmen informiert. Er war bemüht, einen drohenden Konkurs abzuwenden. Goethe stand darüber mit ihm in brieflichem Austausch (vgl. zu 17,13–14; zu 59,16), seit ihn sein Freund Johann Heinrich Merck am 3. August 1788 um Hilfe gebeten und Goethe ihm daraufhin eine zweijährige Kreditbürgschaft Herzog Carl Augusts vermittelt hatte (vgl. zu 59,8–9). Die beiden Bezugsbriefe Schleiermachers stammen etwa aus der Zeit, als sich Merck und Schleiermacher in Briefen vom 26. September sowie vom 2. Oktober 1789 über neuerliche Schwierigkeiten mit Gläubigern und geforderten Sicherheiten austauschten (vgl. Merck an Schleiermacher, 26. September 1789 und Schleiermacher an Merck, 2. Oktober 1789; Merck, Briefwechsel 4, 576–578). 158,13–15 aus der Beylage des ersteren Hl. Klingers 〈…〉 Gesinnungen gegen mich] Wahrscheinlich handelte es sich um ein beigefügtes Erinnerungsschriftstück, etwa eine Widmung, ein Gedicht oder ein anderes kurzes literarisches Bekenntnis Friedrich Maximilian Klingers an Goethe, das Schleiermacher zuvor von Klinger übermittelt worden war. Möglicherweise ist aber auch ein nicht überlieferter Brief Klingers an Schleiermacher vermutlich aus den letzten Wochen oder Monaten gemeint, in dem Goethes verehrungsvoll Erwähnung getan wurde. Klinger, der Frankfurter Jugendfreund Goethes, lebte seit 1780 als Offizier in russischen Diensten am Zarenhof in St. Petersburg. Beide hatten keinen Kontakt mehr zueinander gehabt, seit Klinger Ende September 1776 aus Weimar weggegangen war,
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als sich Pläne einer Anstellung am Weimarer Hof für ihn zerschlagen hatten. Schleiermacher war seit gemeinsamen Studentenzeiten 1775/76 in Gießen ebenfalls eng mit Klinger befreundet und schrieb sich noch regelmäßig mit ihm. 158,16 beygebognes Blat beyzulegen] Wahrscheinlich ein eigenhändiges Erinnerungs- oder Widmungsblatt für Klinger als Erwiderung auf den über Schleiermacher an Goethe gelangten Text (vgl. die vorhergehende Erläuterung). Die mögliche Annahme, es habe sich hierbei um einen nicht überlieferten Brief Goethes an Klinger gehandelt, ist durch den ergänzenden Auftrag Goethes an Schleiermacher, Klinger bestens von mir zu grüßen (158,16), nahezu auszuschließen. Eine Neubelebung des Briefwechsels zwischen Goethe und Klinger kam vorerst nicht wieder zustande, sondern setzte sporadisch erst wieder im April 1801 ein (vgl. Goethe an Klinger, 23. April 1801; WA IV 15, 217, Nr 4380). – Beibiegen: ‚etwas als Anlage einem Schreiben hinzufügen, beischließen‘ (vgl. GWb 2, 285). 158,17 Erläuterung über das aufgenommene Capital] Offenbar hatte Schleiermacher Goethe über die Verschuldung der Baumwollfabrik Mercks und die aufgenommenen Kredite informiert. – Die Situation war folgende: Eine auf Goethes Vermittlung von Herzog Carl August gewährte Bürgschaft für einen Bankkredit in Höhe von 4000 Gulden beim Frankfurter Bankhaus von Johann Jacob von Willemer lief noch ein knappes Jahr (vgl. zu 29,27–28), andere Beleihungen liefen offensichtlich früher aus und mussten immer wieder durch Umschuldung ersetzt und weitere Bürgschaften gestützt werden, so etwa die des regierenden Landgrafen von Hessen-Darmstadt, Ludwig IX., und anderer Personen (vgl. Merck an Schleiermacher, 26. September 1789 und Schleiermacher an Merck, 2. Oktober 1789; Merck, Briefwechsel 4, 576 und 578). Hinzu kamen 1789 wohl auch noch neue Kredite, die Merck für den Erwerb eines schon früher gepachteten Landgutes in Arheilgen bei Darmstadt aufzubringen hatte (vgl. ebd., 577). 158,18–19 nach Ihrem 〈…〉 Vorschlag benehmen] Darüber ist Weiteres nicht bekannt. 158,20 Mercken schreibe ich das Gleiche in dieser Angelegenheit] An Merck schrieb Goethe wahrscheinlich an einem der nächsten Tage. Der Brief ist nicht überliefert, wurde laut Portorechnung der Kaiserlichen Reichspost aber am 14. Dezember verschickt (vgl. EB 265).
163. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 14. Dezember 1789 → 〈Neapel〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 17–18. – Doppelblatt 18,6 × 22,9 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben links
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von fremder Hd, Bleistift: „N. 10.“ – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 201–203, Nr 84. WA IV 9 (1891), 166–169, Nr 2792. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Anna Amalias wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 8. und 23. November 1789 (vgl. zu 159,1–2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 159,1–2 sich fleißig unsrer erinnern] Offensichtlich mit Bezug auf einen nicht überlieferten Antwortbrief Anna Amalias auf Goethes Brief vom 18. Oktober 1789 (Nr 154), der bei Postlaufzeiten zwischen Neapel und Weimar von etwa drei Wochen (vgl. GB 7 II, zu 147,9) wahrscheinlich im Zeitraum zwischen dem 8. und 23. November geschrieben worden ist. 159,6–7 Mineralien 〈…〉 Sammlung aus Sicilien] Durch die Begegnungen mit dem Mineralogen Abraham Gottlob Werner im September 1789 in Jena (vgl. zu 148,3) war Goethes Beschäftigung mit Mineralien erneut angeregt worden. – Vgl. auch GB 7 II, zu 42,7–8 sowie Goethes „Verzeichniß verschiedener Gebürgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiänischen Reise 1786, 87, und 88 gesammelt“ (LA II 7, 185–191), darunter das „Verzeichniß Sicilianischer Steinarten. Vulkanische Produckte“ (ebd., 188 f.). 159,7–8 Cavalier Goeni zu Catania] Giuseppe Gioeni, Professor der Naturgeschichte an der Universität Catania. Goethe hatte ihn Anfang Mai 1787 besucht, wie sich aus der „Italiänischen Reise“ ergibt: 〈…〉 Ritter Gioeni. Ich fand in seiner reichen, sehr galant aufgestellten Sammlung die Laven des Ätna, die Basalte am Fuß desselben, verändertes Gestein, mehr oder weniger zu erkennen; alles wurde freundlichst vorgezeigt. Am meisten hatte ich Zeolithe zu bewundern, aus den schroffen, im Meere stehenden Felsen unter Jaci. (IR II, 4. Mai 1787; WA I 31, 191.) Wahrscheinlich hatte Goethe Gioenis Schrift „Relazione della eruzione dell’ Etna nel mese di Iuglio 1787“ (Catania 1787), die sich in seiner Bibliothek erhalten hat (vgl. Ruppert, 660, Nr 4587), in Italien erworben. Die Herzoginmutter hatte Gioeni, der die meiste Zeit des Jahres in Neapel lebte und dort ebenfalls eine Gesteinssammlung besaß, schon am 29. Januar 1789 kennen gelernt (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 63) und war mit ihm in der Folge häufig zusammengetroffen. Am 28. August 1789 notierte Louise von Göchhausen: „Vormit〈tag〉 zur Duchesse Giovine, wohin uns der Chevalier Gioene begleitete, wir sahen ihr kleines Naturalien Cabinet, meistens Laven vom Vesuv 〈…〉.“ (Ebd., 99.) – Ob Anna Amalia von Gioeni bekam, was Goethe wünschte, ist nicht bekannt. Vgl. auch zu 13,16–17. 159,8–9 Eine gleiche 〈…〉 von Ischia zu haben] Ob Goethes Wunsch erfüllt wurde, ist nicht bekannt.
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159,10 Uber Hamburg spedirt] Der Transport von Neapel ging zunächst per Schiff nach Hamburg. Die weitere Beförderung sollte wahrscheinlich durch die Hamburger Firma „Schramm & Kerstens“ besorgt werden, von der Goethe schon einmal beliefert worden war (vgl. zu 22,1–2). Es ist auch möglich, dass Goethe den Hamburger Architekten Johann August Arens um Weitertransport gebeten hat, der in den Jahren 1789 bis 1791 beim Neubau des Weimarer Schlosses mitwirkte, ohne ständig in Weimar zu sein (vgl. zu 119,11). Am 7. Dezember 1789 hatte Goethe an Arens geschrieben; der Brief ist nicht überliefert (vgl. EB 262). 159,12 Büry ist glücklich 〈…〉 zu sehen] Am 22. August 1789 hatte Friedrich Bury im Brief an Goethe davon gesprochen, dass Anna Amalia ihn nach Neapel eingeladen habe (vgl. Bury-Goethe, 49). Ende September war er der Einladung gefolgt; er blieb bis Ende Mai 1790 bei der Gesellschaft der Herzoginmutter. 159,14–15 Lips ist nun hier] Johann Heinrich Lips war am 13. November in Weimar eingetroffen. 159,15–16 Meyer 〈…〉 von seiner Kranckheit erhohlt] In seinem Brief an Goethe vom 24. September 1789 hatte Johann Heinrich Meyer geklagt: „Ihr werthes Schreiben hätte ich gerne früher beantwortet, allein ich werde schon eine geraume Zeit von einem Wechselfieber geplagt, welches mich immer gehindert hat 〈…〉.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 23; vgl. auch Goethe-Meyer 1, 45.) ,Wechselfieber‘ wurde die Malaria genannt. 159,16 nach Hause nötigt] Vgl. zu 142,11–12. 159,17 hier zu sehen] Meyer kam im November 1791 nach Weimar. Zuvor war er im Mai 1790 mit Goethe in Venedig zusammengetroffen. 159,17 eignen Sich Ew Durchl den Bury zu] Das geschah nicht. Nach Weimar kam Bury erst im November 1799 und blieb dort bis zum August 1800. 159,20 Tischbeinen wünsch ich Glück] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein war einige Wochen zuvor zum Direktor der Kunstakademie in Neapel ernannt worden. Im Brief Louise von Göchhausens an Goethe vom 7. September 1789 heißt es: „Tischbein wird vielleicht Director der hiesigen Mahleracademie, wem aber eigentlich damit geholfen ist, der A c a d e m i e oder Tischbein, ist noch die Frage.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 16; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 189.) 159,22–23 in einem neuen Quartier] Goethe war mit Christiane Vulpius im November vom Frauenplan in das so genannte ‚Kleine Jägerhaus‘ gezogen (vgl. zu 130,21). 159,25 Wertherischen] Die Wohnung des ehemaligen Kammerherrn Christian Ferdinand Georg Freiherr von Werthern. 159,25 Staffischen] Die Wohnung des ehemaligen Kammerherrn August Wilhelm Ferdinand von Staff. 160,1 Das Carnaval] Goethes Essay „Das Römische Carneval“. 160,1–2 Die Kleinmuth] Die weibliche Form des Wortes war im 18. Jahrhun-
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dert die gewöhnliche; erst im folgenden Jahrhundert setzte sich allmählich die männliche Form durch (vgl. Adelung 2, 1622; Grimm 5, 1119 f.). 160,2 Entrepreneurs] Franz. entrepreneur: Unternehmer. 160,2 Bertuch] Friedrich Justin Bertuch hatte die Veröffentlichung des „Römischen Carnevals“ vermittelt; in dem von ihm verlegten „Journal des Luxus und der Moden“ wurde im Januar 1790 der Text des vergriffenen Buches abgedruckt. Vgl. zu 53,3–4; zu 53,4; zu 53,11–12. 160,2 Krause] Georg Melchior Kraus, der Leiter der Freien Zeichenschule in Weimar, hatte gemeinsam mit Bertuch das verlegerische Risiko für das Buchprojekt übernommen (vgl. ebd.). 160,5 Die acht Bände meiner Schriften] Als letzte Bände der von Göschen in Leipzig verlegten „Schriften“ erschienen die Bände 6 und 7: Band 6 Mitte Februar 1790 mit „Torquato Tasso“ und „Lila“, Band 7 zur Ostermesse 1790 mit „Faust. Ein Fragment“, „Jery und Bätely“ und „Scherz, List und Rache“. Band 8 war bereits zur Ostermesse 1789 erschienen. 160,5–6 die Saumseligkeit des Verlegers] Über die Probleme der Entstehung und der Drucklegung der drei letzten Bände von „Goethe’s Schriften“ unterrichten Goethes Briefe an seinen Verleger Göschen aus der Zeit von Juli 1788 bis März 1790. 160,7 Tasso ist noch nicht einmal ganz abgedruckt.] Vgl. zu 104,6. 160,8–9 eine kleine botanische Abhandlung] Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären. Gotha, bey Carl Wilhelm Ettinger. 1790. – Die Schrift erschien zur Ostermesse 1790. Vgl. LA I 9, 23–61. 160,13 ich] Schreibversehen statt ‚in‘. 160,15–16 Bringen 〈…〉 allerley Sämereyen aus jener Gegend] Ob die Herzoginmutter Samen aus Italien nach Deutschland mitgebracht hat, wurde nicht ermittelt. 160,19 Einsiedeln und der Fraülein] Anna Amalia wurde auf der Italienreise von ihrem Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel und ihrer Hofdame Louise von Göchhausen begleitet.
164. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 18. Dezember 1789 → 〈Jena〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, Briefsammlung Mengen I, Sign.: Nr 35. – Doppelblatt 19,2 × 23,8 cm, 2 ¾ S. beschr., egh., Tinte. E: GJb 1 (1880), 226, Nr 1 (W〈ilhelm〉 Arndt). WA IV 9 (1891), 169 f., Nr 2793 (nach E).
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BRIEF 165
BEIL AG E
Arbeitsmanuskript von Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (vgl. zu 160,26). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 160,26 den botanischen Versuch] Goethes Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, die er noch nicht abgeschlossen hatte. Das Manuskript ist nicht überliefert. 160,27 Morgen mit Ihnen vorzüglich zu unterhalten] Goethe reiste am 20. Dezember nach Jena und blieb dort bis zum 25. Dezember (vgl. Färber-Calender 1789, Bl. 25). Der vorliegende Brief wurde wahrscheinlich erst am 19. Dezember in Jena zugestellt, da Goethe offenkundig noch bis zum Abend des 18. Dezember an seiner Abhandlung arbeitete (vgl. zu 162,7–8). Am 22. Dezember berichtete Goethe Knebel in Weimar von seinen Gesprächen (vgl. ebd.; zu 162,12). In seinem Aufsatz „Wirkung dieser Schrift“ von 1830 ging Goethe auf die Rolle Batschs bei ihrer Entstehung ein: Der Erste, dem ich von meinen Gedanken und Bestrebungen einiges mitteilte, war D r . B a t s c h; er ging auf seine eigne Weise darauf ein und war dem Vortrage nicht ungeneigt. Doch scheint die Idee auf den Gang seiner Studien keinen Einfluß gehabt zu haben, ob er sich schon hauptsächlich beschäftigte das Pflanzenreich in Familien zu sondern und zu ordnen. (LA I 10, 297.) 161,3 Ihre Meynung] Batsch ging über die hier erbetene allgemeine Beurteilung von Inhalt, Idee und Darbietung weit hinaus und fertigte ein eigenes Schema zur Pflanzenmetamorphose an (vgl. GSA 26/LXII Cc, Bl. 109; vgl. auch LA II 9A, 100–102), ob vor oder nach den Gesprächen mit Goethe, ist unklar. Goethe hat mit diesem Schema gearbeitet, wie Zusätze von seiner Hand in dem Papier belegen, Batschs Vorschläge aber vielfach ergänzt und modifiziert und vor allem versucht, die Thematik mit einer großen Zahl von Beispielen anschaulich zu machen (vgl. LA II 9A, 102). 161,8 die §§ einsweilen mit Bleystift numerirt] Goethes Schrift ist in 18 Kapitel und 123 durchnummerierte Paragraphen gegliedert. Dieses Grundschema war offensichtlich auch schon in dem Batsch offerierten Arbeitsmanuskript so durchgeführt, ohne dass sich Goethe der Einteilung schon völlig sicher war (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 161,11–12 die Weimarischen Garten knechte gut halten] Nachdem durch herzogliches Reskript vom 24. Oktober 1789 die Einrichtung eines botanischen Gartens mit angeschlossener Baumschule in Jena unter der Leitung Batschs beschlossen worden war (vgl. zu 44,1), begannen noch im November des gleichen Jahres die ersten vorbereitenden Arbeiten zu dem Projekt im so genannten Fürstengarten. Goethe, der die Oberaufsicht übertragen bekommen hatte, reiste am
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25. November zu einer ersten Inspektion nach Jena (vgl. zu 344,12–14). Vermutlich waren danach einige Tagelöhner, die üblicherweise in der herzoglichen Hofgärtnerei in Weimar beschäftigt wurden, nach Jena geschickt worden, um die Arbeiten dort voranzubringen. Näheres ist dazu nicht bekannt.
165. An Christian Friedrich Schnauß Weimar, 18. Dezember 1789 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Muhlenberg College Library, Allentown (USA), ohne Signatur. – 1 Bl. 19,1 × 24 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Bert J〈ohn〉 Vos: A letter of Goethe. In: Studies in honor of Hermann Collitz. Professor of germanic philology, emeritus, in the Johns Hopkins University Baltimore, Maryland. Presented by a group of his pupils and friends on the occasion of his seventy-fifth birthday, february 4, 1930. Baltimore, Maryland 1930, S. 302. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 88, Nr 2793a. BEIL AG E
Promemoria in Sachen einer Einstellung des Malers Johann Heinrich Lips in Weimar (vgl. zu 161,18–19). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 161,18 Sereniss.] Serenissimi, Genitiv Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27); Herzog Carl August. 161,18–19 beyliegendes Pro memoria] Lat. pro memoria: Zum Gedächtnis, zur Erinnerung; hier: Denkschrift (vgl. zu 38,5–7). Das hier mitgeschickte Promemoria ist nicht überliefert, war aber offensichtlich an Herzog Carl August gerichtet. Wahrscheinlich war es erst wenige Tage alt oder am gleichen Tag geschrieben wie der vorliegende Brief. Möglicherweise stammte es sogar von Goethe selbst. Es dürfte darin die Anstellung des Malers Johann Heinrich Lips als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar verhandelt worden sein. Goethe und Schnauß führten gemeinsam die Oberaufsicht über diese Institution. 161,20 Lips] Goethe hatte Lips, den er aus Rom gut kannte und den er auch als Illustrator für seine Bücher engagiert hatte (vgl. GB 7 II, zu 52,12 und zu 79,19–20), das Angebot gemacht, als Kupferstecher in Weimar zu arbeiten (vgl. zu 96,13). Lips war am 13. November 1789 eingetroffen (vgl. zu 141,1–2). 161,20–21 vorerst ohne Charackter hier zu existiren] ,Charakter‘ hier im Sinne von ‚Funktion‘, ‚mit einem Amt verbundener Titel‘ (vgl. GWb 2, 985). –
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BRIEF 166
Lips wurde ab dem 13. Januar 1790 als Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar mit einem Jahressalär von 150 Reichstalern angestellt (vgl. zu 97,1–2). Einen Titel erhielt er dafür nicht (vgl. auch die folgende Erläuterung). 161,23–24 Im Adreßkalender könnte er 〈…〉 aufgeführt werden.] Im offiziellen „Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischen Hof- und Addreß-Calender“ der folgenden Jahre wurde Lips unter den Mitarbeitern des „Hochfürstlichen freyen ZeichenInstituts“ in der Rubrik „ordentliche Lehrer a) in der Mahlerey und Zeichenkunst“ geführt, erhielt aber nur den Zusatz „Kupferstecher“, während seine Kollegen mit ihren jeweiligen Hoftiteln aufgeführt wurden, wie „Rath“ (Kraus), „Cabinetsmahler“ (Heinsius), „HofBildhauer“ (Klauer) oder „BauControleur“ (Steiner). Vgl. Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender auf das Jahr 1790, S. 88 sowie die „Addreß-Calender“ 1791, S. 88 f., 1792, S. 91, 1793, S. 91 und 1794, S. 93. Im Juli 1794 verließ Lips Weimar wieder und ging zurück in seine Heimatstadt Zürich. 162,1–2 der viel Nutzen stiften wird] Ähnlich überzeugt hatte sich Goethe auch bereits gegenüber Herzog Carl August am 20. November 1789 geäußert: Lips ist angekommen, seine Gegenwart wird viel gutes und erwünschtes stiften. (157,1–2.) Neben seiner Lehrtätigkeit an der Weimarer Freien Zeichenschule arbeitete Lips auch als Kupferstecher für verschiedene Verlage und konnte sich damit einen Namen machen (vgl. zu 141,10).
166. An Carl Ludwig von Knebel
Jena, 22. Dezember 1789 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 111. – 1 Bl. 18,5(–18,7) × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 94 f., Nr 90. WA IV 9 (1891), 170, Nr 2794. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 23. Dezember 1789 (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 52). 162,7–8 daß Batsch die Sache sehr gut genommen hat] Goethe war zwei Tage zuvor, am 20. Dezember, nach Jena gereist und blieb bis zum 25. Dezember (vgl. zu 160,27). Der Aufenthalt diente vor allem dem Gedankenaustausch mit dem
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Botaniker und Professor für Medizin an der Jenaer Universität August Johann Georg Carl Batsch, der für Goethe erster Ansprechpartner in botanischen Angelegenheiten war (vgl. zu 113,6). Goethe hatte Batsch am 18. Dezember ein wahrscheinlich auf Thesen beschränktes Arbeitsmanuskript zu seiner Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ geschickt (vgl. zu 160,26). Knebel, den Goethe meist an seinen naturkundlichen Arbeiten teilhaben ließ, war offenkundig sowohl über den Stand der Arbeit als auch über den beabsichtigten Diskurs mit Batsch informiert, mit dem er auch selbst engen persönlichen Kontakt hielt. Am Abend des 18. Dezember, als Goethe sein Manuskript für die Absendung nach Jena fertig machte, war Knebel bis spät in die Nacht bei Goethe gewesen und hatte vermutlich mit ihm über die Schrift diskutiert: „Abends bey Goethe. Spät.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 52.) 162,9–10 der Umfang des Ganzen] Goethe war sich wohl noch nicht im Klaren, wie differenziert er seine Idee zur Metamorphose der Pflanzen ausführen müsse. Batsch hatte ihm offenbar geraten, das Hauptaugenmerk auf eine möglichst anschauliche und klar gegliederte Darstellung der Thematik zu richten (vgl. zu 161,3 und die folgende Erläuterung). 162,12 durch Beyspiele und Tafeln erläutre] Für eine Ergänzung der Schrift mit exemplarischen Pflanzenzeichnungen und ihre Umsetzung in Kupferstichtafeln fehlte wohl die Zeit, aber vor allem auch der verlegerische Wille, denn dadurch hätte sich der Preis für das schmale Werk wesentlich erhöht. Goethe gab zwar Anschauungstafeln zur Pflanzenkeimung für seinen Aufsatz vermutlich bei Mitarbeitern der Weimarer Zeichenschule, wie Johann Christian Wilhelm Waitz und Johann Heinrich Lips, in Auftrag, sie blieben jedoch unveröffentlicht (vgl. Schuster, Metamorphose, 94 f. sowie LA I 9, 383 f. und Tafeln II–XVIII; vgl. auch Goethes Arbeitsagenda von Mitte 1789 und entsprechende Notizen für Aufträge vom 6. März. 1790; GSA 27/50,1, Bl. 1–4 sowie LA II 9A, 388 und 391). Goethes Abhandlung erschien zur Ostermesse Ende April 1790 (vgl. zu 164,5), nachdem er das nochmals überarbeitete Manuskript Mitte Januar Batsch erneut vorgelegt hatte, der in seinem Brief vom 19. Januar 1790 bestätigte, dass er „die Abhandlung 〈…〉 mit allen dabey vorkommenden Veränderungen und Zusätzen durchgesehen habe“ (GSA 28/174; vgl. auch LA II 9A, 389). 162,13 Des Thees auf den Sonnabend nimmst du dich wohl an.] Goethe kehrte am Freitag, dem 25. Dezember 1789, von Jena nach Weimar zurück (vgl. zu 160,27). Tags darauf, am 26. Dezember, war „Abends Gesellschaft bey Goethe“ (vgl. Knebel, Tgb. 1789, Bl. 53). Welche Vorbereitungen dafür von Knebel in Vertretung des Gastgebers getroffen wurden und wer außer ihm dazu geladen war, ist nicht bekannt. 162,14 Lhombre Tisch] Für das im 18. Jahrhundert sehr populäre Kartenspiel L’Hombre wurden eigens dafür gebaute und oft sehr kunstvoll gearbeitete dreiseitige Spieltische benutzt, die dem auf drei Mitspieler ausgelegten Spielkonzept angepasst waren. – Goethe ließ sich im Januar 1790 zwei Spieltische anfertigen (vgl. GR/Be-
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lege 1790, 1, Bl. 15), von denen er einen Herzogin Louise am 30. Januar zum Geburtstag schenkte: Tisch zur Herzoginn (GR/Abschlussrechnungen 1790, 1, Bl. 5). 162,15 in deiner Stube] Goethe hatte sich während seines Aufenthaltes in Jena im Residenzhaus des Jenaer Schlosses einquartiert, wo ihm die Dienstwohnung für Hofbeamte und offenbar auch Knebels daneben liegende Jenaer Stadtwohnung zur Verfügung standen (vgl. zu 130,10). Den Aufenthalt im Schloss vermerkte der spätere Schlosstorwächter und Museumsdiener Johann David Färber in seinen Kalenderaufzeichnungen vom Dezember 1789: „Den 20 sind HL. Geh. R. v Göthe ein logirL. 〈…〉 Den 25 sind HL Geh. Rath v Göthe wieder nach Weimar gereist 〈…〉.“ (Färber-Calender 1789, Bl. 25.)
167. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, 27. Dezember 1789〉 → 〈Weimar〉
DATIERUN G
Datierung nach dem Präsentationsvermerk (vgl. Überlieferung). ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/528,I, Bl. 4. – 1 Bl. 16,8 × 20,7(–20,9) cm, 1 S. quer beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Präsentationsvermerk von fremder Hd (Voigt?), Tinte: „praes. 27. Dec. 1789.“ E: Goethe-Voigt1 (1868), 140, Nr 13. WA IV 9 (1891), 170 f., Nr 2795. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 162,18–19 Beweiß Ihrer thätigen Freundschaft und gütigen Vorsorg] Vermutlich bezieht sich Goethe hier auf Voigts Anteilnahme an der Geburt seines Sohns August am 25. Dezember 1789, eventuell auch auf ein entsprechendes Geschenk Voigts. 162,19–20 in eben diesem Momente vollbrachte Heilige Handlung] Goethes und Christiane Vulpius’ Sohn war am 27. Dezember 1789 „früh 8 Uhr, in der Sacristey der jetzigen Fürstlichen Hofkirche zu St. Jacob 〈…〉 getauft worden.“ (Taufmatrikel zitiert nach: Joseph A〈rno〉 von Bradish: Von Walther von der Vogelweide bis Anton Wildgans. Aufsätze und Vorträge aus fünf Jahrzehnten. Wien 1965, S. 128.) 162,20–22 die Gefälligkeit, womit Sie mir 〈…〉 in re incerta beystehen wollten] Es ist nicht bekannt, worauf Goethe hier anspielt. Vermutlich steht
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die Bemerkung ebenfalls im Zusammenhang mit Goethes Beziehung zu Christiane Vulpius. Die Schwangerschaft Christianes war wahrscheinlich im Frühsommer 1789 bekannt geworden. – In re incerta: Lat.: in einer unsicheren Angelegenheit. 163,1 Arens ist wohl unterwegs.] Der Hamburger Architekt Johann August Arens traf am 6. Januar 1790 in der Stadt ein und blieb gut drei Wochen bis zum 28. Januar, um die begonnenen Aufbauarbeiten am Weimarer Schloss zu begleiten und die weiteren Ausbaupläne vorzubereiten (vgl. Wietek, Arens, 29). 163,1–2 nicht gerade unsere Baumeister ober und unter der Erde zusammen treffen] Der kursächsische Berggeschworene Carl Gottfried Baldauf, für dessen Engagement als Berater sich Goethe und Voigt schon im September 1789 ausgesprochen hatten (vgl. zu 148,10), sollte die Wasserverhältnisse im Ilmenauer Bergwerk begutachten und den vorgesehenen Einbau eines zweiten Kunstzeugs im Stollen leiten. Er kam schließlich erst im Februar 1790 nach Ilmenau (vgl. zu 170,1), so dass die befürchtete Überschneidung mit Arens’ Aufenthalt ausblieb.
168. An Christian Friedrich Schnauß
Weimar, 2. Januar 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719 a: Acta Commissionis / die / Freye ZeichenSchulen / betrL. / 1786. / 87. / 88. / 89 / 91. / Vol. I., Bl. 129. – Doppelblatt 19 × 23,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: A〈lbert〉 von Zahn: Briefe und Aufsätze von Goethe aus den Akten der Grossh. Kunstanstalten zu Weimar. In: Jahrbücher für Kunstwissenschaft. Hrsg. von A〈lbert〉 von Zahn. 2. Jg., Heft 4. Leipzig 1869, S. 328, Nr 2. WA IV 9 (1891), 171, Nr 2796. BEIL AG E
Protokollextrakt vom 26. Dezember 1789 (vgl. zu 163,5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 163,5 Extracktum Protocolli] Am 26. Dezember 1789 war im Geheimen Consilium formell die Anstellung von Johann Heinrich Lips als Lehrer an der Freien Zeichenschule mit jährlich 150 Talern Gehalt bestätigt und „denen beyden über sothanes Institut die Ober-Aufsicht führenden Geheimden Räthen, Schnauß und von Göthe, zu dem Ende bekannt gemacht“ worden, dass damit „von Ihnen wegen deßen Vorstellung und Anweisung das nöthige besorgt werden möge“ (Ex-
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tractus protocolli. 26sten Dec: 1789; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 128). 163,7 Lips auf der Akademie einführen] Die offizielle Amtseinführung von Johann Heinrich Lips als Lehrer für Malerei und Zeichnungskunst bei der Freien Zeichenschule in Weimar, die Schnauß als mit der Oberaufsicht über die herzoglichen Bibliotheken und Sammlungen in Weimar beauftragter Beamter zu vollziehen hatte, fand am 13. Januar 1790 statt (vgl. 97,5–6). 163,7–8 Von den Stunden Mittwochs und Sonnabends 〈…〉 zu dispensiren seyn] Eine solche Regelung ist in dem überlieferten Aktenmaterial über die Freie Zeichenschule nicht überliefert (vgl. Acta Commissionis, die Freye ZeichenSchulen betrL., 1786–1791; LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a). 163,8–9 da er nur zum Unterrichte der jungen Künstler da ist] Im Beschluss über die Anstellung von Lips an der Freien Zeichenschule war auch festgehalten, ihn „zu dem Ende mit anzustellen, damit er jungen Leuten, die zu dieser Kunst Lust u. Genie hätten, Unterricht ertheilen könne 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Zeichenschule Weimar A 11719a, Bl. 130.) 163,11 mein neues Quartier] Goethe war Ende November/Anfang Dezember 1789 aus seiner bisherigen Mietswohnung im Haus am Frauenplan in ein neues, größeres Domizil, das so genannte ‚Kleine Jägerhaus‘ in der Vorstadt vor dem Frauentor, gezogen (vgl zu 152,19).
169. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 4. Januar 1790 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/204,I. – Doppelblatt 12 × 19,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am oberen Rand rechts Empfangsvermerk von fremder Hd, Tinte: „We i m a r d 4 J a n 1 7 9 0 / S c h u l z . / G ö t h e“. E: Biedermann, Goethe und Leipzig 2 (1865), 114. WA IV 9 (1891), 172, Nr 2797 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet vermutlich einen nicht überlieferten Brief Göschens wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen dem 20. Dezember 1789 und 3. Januar 1790 (vgl. zu 163,18). – Göschen antwortete am 16. Januar 1790 (vgl. RA 1, 164, Nr 395). 163,18 Probe Bogen des sechsten Bandes sind angekommen] Noch am 16. Dezember 1789 hatte Göschen Friedrich Justin Bertuch in Weimar mitgeteilt,
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dass von „Göthes Schriften 6. Theil“ nunmehr „nur noch 4 Bogen zu setzen und zu drucken“ seien (H: GSA 06/627, Bl. 96; vgl. auch QuZ 1, 182). In der Folgezeit, vermutlich zwischen dem 20. Dezember 1789 und dem Jahresanfang 1790, muss Göschen den Drucklegungsprozess dieses Bandes also abgeschlossen und die Probebogen des vollständigen Bandes bis spätestens 3. Januar an Goethe geschickt haben. 163,19 das Manuscript zurück] Wahrscheinlich ist der Rest des Druckmanuskripts von „Torquato Tasso“ gemeint, das Goethe zwar schon zurückerbeten, aber immer noch nicht vollständig erhalten hatte (vgl. zu 141,18). Göschen sandte die fehlenden Teile am 16. Januar 1790: „Ew HochwohlgebL hab ich die Ehre hierbey das M s p t und noch ein compL Aushänge ExplL zu übersenden.“ (H: GSA 30/297, Bl. 91; vgl. auch QuZ 1, 183.) 163,19–20 zu dem dritten Exemplar des Tasso die fehlenden Bogen] Die Aushängebogen von „Torquato Tasso“ in Band 6 der „Schriften“ hatte Goethe zu Korrekturzwecken in dreifacher Ausfertigung von Göschen gefordert (vgl. zu 120,14 und die folgende Erläuterung). Göschen sandte ein komplettes Exemplar Aushängebogen nachträglich am 16. Januar 1790 an Goethe (vgl. die vorhergehende Erläuterung). 163,20–21 Die Bogen A. B. C. habe ich dreymal die übrigen nur zweymal erhalten.] Göschen hatte sich offenkundig nur anfangs an die Abmachung gehalten, drei Exemplare der Aushängebogen zu schicken (vgl. zu 128,20). Von Bogen D bis O (vgl. GB 6 II, zu 237,5) hatte er dann wieder nur wie vorher üblich zwei Exemplare geliefert.
170. An Adam Friedrich Oeser?
Weimar, 4. Januar 1790 → 〈Leipzig?〉
DAT IERUN G
Das Schreibdatum des vorliegenden Briefes ist in E mit „W(eimar) 4. I. 1790“ angegeben. ZUM A D RESSATEN
Der im vorliegenden Brief erwähnte Geldbetrag findet sich in Goethes Rechnungsunterlagen wieder auf einer von dem Leipziger Kunsthändler Johann Gottfried Pfarr unterschriebenen Quittung, in der als Geldüberbringer Adam Friedrich Oeser genannt wird (vgl. zu 164,1). Goethe hatte sich vom 10. bis 14. Oktober 1789 in Leipzig aufgehalten und Oeser wahrscheinlich bereits dort darum gebeten, stellvertretend für ihn die offene Rechnung zu begleichen.
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BRIEF 171
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh. (Angabe nach E). E: Katalog 355. Autographen des Goethe-Schiller-Kreises. Letzte Erwerbungen. Februar 1935. J. A. Stargardt. Berlin 1935, Nr 13, S. 5 (Teildruck). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 88, Nr 2797a (Teildruck nach E). Textgrundlage: E. – Die Texte von E und WA sind bis auf die Angabe des Datums, bei der in der WA normierend eingegriffen wurde, identisch. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht überliefert. Über Adam Friedrich Oeser (1717–1799) und dessen Verhältnis zu Goethe vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 13. September 1768 (GB 1 II, Nr 44). – Briefe Goethes an Adam Friedrich Oeser sind aus dem Zeitraum zwischen 1768 und 1783 überliefert. Der vorliegende Brief ist vermutlich das einzige überlieferte Zeugnis für brieflichen Kontakt zwischen den beiden in den 1790er Jahren. Aus den Postsendelisten geht hervor, dass Goethe an Oeser auch am 9. November 1789, am 10. Dezember 1789 sowie am 10. Januar 1790 geschrieben hat (EB 255, EB 264 und EB 275). Goethe stand bis zu Oesers Tod 1799 in Kontakt mit ihm. Ein letzter Besuch bei Oeser in Leipzig ist für den 30. Dezember 1796 belegt. 164,1 Die fünfundzwanzig Thaler wird H. Pfarr erhalten haben.] „Fünf und Zwanzig Thaler für Rechnung Sr Hochwohlgeb des Herrn Geheimen Raths von Göthe in Weimar, sind mir dato durch den Herrn Professor Oeser allhier baar und richtig ausbezahlet worden, welches hiermit bekenne Leipzig den 11 Janr: 1790. rh 25.-.- in Conv: Spes: Johann Gottfried Pfarr“ (GR/Belege 1788–1790, Bl. 8). – Johann Gottfried Pfarr war Kunsthändler in Leipzig und mit Oeser verwandtschaftlich verbunden: er hatte Oesers Stiefenkeltochter Friedericke Henriette Geyser geheiratet (vgl. Hommel, Kunsthandel, 68). Oeser versuchte immer wieder, Kunden für Pfarr zu gewinnen und dessen Kunsthandel zu fördern (vgl. ebd., 67 f.). Pfarrs Kunsthandel war von nur bescheidenem Ausmaß und weitgehend auf Leipzig beschränkt – er investierte in Gemälde, Kupferstiche sowie Zeichnungen und vertrieb Künstlermaterialien wie Pinsel, Stifte und spezielles Papier (vgl. ebd., 68). Aus dem überlieferten Rechnungsbeleg geht nicht hervor, was Goethe bei Pfarr kaufte. Briefe Goethes an Pfarr sind nicht überliefert. 164,1–2 die übersendeten Steine] Geschnittene Edel- oder Halbedelsteine, so genannte Gemmen oder Kameen. Näheres dazu ist nicht bekannt. – Oeser hatte Goethe bereits während dessen Studienzeit in Leipzig auf die Dactyliothek P. D. Lipperts aufmerksam gemacht, deren 3000 Stücke Goethe in dieser Zeit eingehend sichtete. In Italien hatte Goethe Gemmen-Abdrücke gekauft und sich fundiertere Kenntnisse über die Steinschneidekunst erworben, was schließlich zu einer regen Sammeltätigkeit von Gemmen und Abdrücken führte (vgl. auch zu 28,9; zu 28,8–9).
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171. An Carl Ludwig von Knebel 〈Weimar, wahrscheinlich 13. oder 14. Januar 1790〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
In einer Agendanotiz vom Januar 1790 vermerkte Goethe: Metamorphose fertig gearbeitet. (GSA 27/50,1, Bl. 1; vgl. auch WA III 2, 1.) Im vorliegenden Brief, dem das abgeschlossene Manuskript der Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ beilag (vgl. zu 164,5), kündigte Goethe gleichzeitig an, den Text unmittelbar nach Knebels Erstlektüre, die möglichst noch Freytags (164,6) erfolgen sollte, Sonnabends früh an Batsch überschicken (164,6–7) zu wollen, mit dem er in den Tagen vor Weihnachten 1789 schon das Arbeitsmanuskript zu der Abhandlung durchgesprochen hatte (vgl. zu 160,27). Für den Januar 1790 ist ein nicht überlieferter Brief Goethes an Batsch erschließbar, der am 16. des Monats, einem Samstag, nach Jena geschickt wurde (vgl. EB 285) und wohl ebenfalls Goethes Manuskript enthielt, wie aus Batschs erhaltener Antwort vom 19. Januar ersichtlich ist. Batsch bestätigt darin die gewünschte kritische Durchsicht des Aufsatzes und sendet das Manuskript wieder zurück: „Ew. Hochwohlgebohrne Exzellenz erhalten hierbey die Abhandlung mit unterthänigem Dank zurück, welche ich nach Ihrem Befehl von neüem mit allen dabey vorkommenden Veränderungen und Zusätzen durchgesehen habe.“ (H: GSA 28/174; vgl. auch LA II 9A, 389.) Der vorliegende Brief dürfte also in den Tagen kurz vor Freitag, dem 15. Januar, geschrieben worden sein, also wahrscheinlich am 13. oder 14. Januar 1790. ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 114. – 1 Bl. 11,9 × 19,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; rechte untere Ecke ausgerissen. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 96, Nr 92. WA IV 9 (1891), 172, Nr 2798. BEIL AG E
Manuskript der Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ (vgl. zu 164,5). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 164,5 das mühsam ausgearbeitete Werckchen] Die Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“. Goethe verfolgte schon länger die
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BRIEF 172
Idee, seine neu gewonnenen Erkenntnisse zur Pflanzenbildung in einer naturkundlichen Schrift darzulegen (vgl. „Der Verfasser teilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit“; LA I 10, 332–337). Vorbereitend hatte er während der Italienreise vielfältige botanische Studien getrieben und Zeichnungen zur Pflanzenkeimung angefertigt (vgl. „Materialien“ M 26 bis M 40, in: LA II 9A, 42–68). Er systematisierte seine Beobachtungen zu einem ‚botanischen Prinzip‘, das er in den typologischen Begriffen der ‚Urpflanze‘ und der ‚Metamorphose‘ bündelte. Nach seiner Rückkehr aus Italien Mitte 1788 begann er, diese Theorie der Pflanzenbildung für eine Veröffentlichung auszuarbeiten, wobei er zunächst vor allem einzelne Beispiele beschrieb (vgl. „Materialien“ M 41 bis M 43 und M 46 bis M 84, in: LA II 9A, 68–72 und 78–128). Die kontinuierliche Niederschrift nahm Goethe wohl aber erst im November 1789 in Angriff, als ein thematisch ähnlich gelagertes Buch angekündigt worden war: „Versuch, die Konstruktion der Blumen zu erklären“ (Ankündigungen. In: Gothaische gelehrte Zeitungen auf das Jahr 1789. Beylage zum Acht und Achtzigsten Stück, den 4ten Novbr. 1789. Gotha 1789, S. 777; vgl. auch Ankündigung neuer Bücher. In: Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung. Nr 130 vom 11. November 1789. Jena Leipzig Wien, Sp. 1079). Goethe befürchtete, der Verfasser, der Berliner Gymnasialprofessor Christian Konrad Sprengel, könnte ihm mit vielen seiner Erkenntnisse und Ideen zuvorkommen, zumal das Buch damit beworben wurde, „die Pflanzen überhaupt 〈…〉 aus einem philosophischen Gesichtspunkt zu betrachten“; weiter hieß es, dass „es den ersten Schritt zur Erklärung eines Geheimnisses enthält, welches selbst nach Linnés Meynung, bis jetzt noch kein Botaniker zu erklären im Stande gewesen“ (Ankündigungen, a.a.O.). Deshalb forcierte Goethe die Arbeit, um mit seiner Abhandlung wenigstens zugleich kommen (157,5) zu können. Er wollte bereits vor Neu Jahr fertig 〈…〉 seyn (158,2–3), es gelang ihm schließlich Mitte Januar 1790 (vgl. Datierung). In der Kürze der Zeit einen Verleger für das Werk zu finden, erwies sich ebenfalls als schwierig. Göschen, bei dem Goethe gerade seine erste Gesamtausgabe „Schriften“ herausbrachte, wollte die naturkundliche Arbeit aus ökonomischen Erwägungen heraus nicht verlegen (vgl. zu 151,19–20). Stattdessen sprang auf Vermittlung von Friedrich Justin Bertuch kurzfristig Carl Wilhelm Ettinger in Gotha ein, nicht ohne sich den Verlag weiterer Schriften Goethes zusichern zu lassen: „Ich danke Ihnen liebster Freund für den gütigen Verlagsantrag von G o e t h e n s Ve r s u c h ü b e r d i e M e t a m o r p h o s e n d e r P f l a n z e n u n d U b e r g ä n g e d e r N a t u r. Ich bin bereit dies Werkchen in Verlag zu nehmen und auch wegen der Versicherung die Sie mir geben daß ich künftig alles von HL. v. Göthe in Verlag bekommen soll, willig für diesen Ve r s u c h Funfzehen Rthlr. zu zahlen 〈…〉.“ (Ettinger an Bertuch, 3. Dezember 1789; GSA 06/459, Bl. 146; vgl. auch Schuster, Metamorphose, 95.) Ettinger, der auch schon Goethes Essay „Das Römische Carneval“ verlegt hatte (vgl. zu 129,11), erhielt das Druckmanuskript wahrscheinlich Ende Januar oder Mitte Februar 1790
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(vgl. zu 166,4–5), so dass Goethes „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ zur Ostermesse Ende April 1790 erscheinen konnte. Sprengels Buch hingegen kam erst drei Jahre später unter dem Titel „Das entdeckte Geheimniß der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen“ (Berlin 1793) heraus. Sprengel verfolgte wider Erwarten einen anderen wissenschaftlichen Ansatz, der ihn schließlich zum Begründer der so genannten Blütenökologie werden ließ. 164,6–7 Freytags lesen 〈…〉 Sonnabends früh an Batsch überschicken] Vgl. Datierung. 164,10–11 durch eine Fortsetzung, durch einen Commentar] Zu den noch geplanten Erweiterungen vgl. zu 162,12. Unter dem Titel „Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch“ (LA I 10, 64–68) begann Goethe, wahrscheinlich im Sommer 1790, eine überarbeitete und erweiterte Fassung der Abhandlung zu entwerfen, brachte die Arbeit aber nicht zum Abschluss. 164,11 Vale.] Lat.: Lebe wohl.
172. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, vermutlich Mitte Januar 1790〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Der einzige Hinweis auf das Datum des Billetts ist Goethes Bemerkung: Arens arbeitet fleißig und trefflich. (164,15) Der Hamburger Architekt Johann August Arens, der beim Wiederaufbau des Weimarer Schlosses beratend tätig war (vgl. zu 119,11), hielt sich zu Vorgesprächen mit der Schlossbaukommission bereits vom 4. bis zum 18. Juni 1789 in Weimar auf. Vom 6. bis zum 28. Januar 1790 war er erneut in Weimar. In dieser Zeit hat er die von ihm übernommene Arbeit konkret vorangebracht, wie sich aus Goethes Aktennotiz von Ende Januar/Anfang Februar 1790 (vgl. FA/Goethe I 27, 64–68) und aus seinem Brief an Herzog Carl August vom 6. Februar 1790 ergibt (vgl. zu 165,16–17; zu 165,18). In der Zeit vom 24. Mai bis zum 8. Juni 1791 war Arens zum dritten und letzten Mal wegen der Schlossbauarbeiten in Weimar. Dass Goethe noch in dieser Zeit Arens’ Arbeit gegenüber Voigt als trefflich (164,15) bezeichnet haben sollte, ist nicht sehr wahrscheinlich, weil Voigt, der selbst Mitglied der Schlossbaukommission war, Arens’ Leistung aus eigener Anschauung genügend würdigen konnte. Dennoch ist eine Datierung des Briefs auf Ende Mai/Anfang Juni 1791 nicht ganz auszuschließen. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; 1891 und wahrscheinlich bis ca 1920 Privatbesitz, Arthur Osann, Darmstadt (vgl. WA IV 9, 329, 333 und WA IV 18, 97 sowie Osann, Familie, 124).
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E: WA IV 18 (1895), 13 f., Nr 5082 (Albert Leitzmann). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 164,15 Arens arbeitet fleißig und trefflich.] Vgl. Datierung.
173. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 23. Januar 1790 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verlagsarchiv Breitkopf & Härtel, Wiesbaden, Sign.: B 14. – 1 Bl. 18,5 × 18,1 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Vs. am oberen Rand links in umgekehrter Schreibrichtung doppelte senkrechte Zahlenreihe sowie am rechten Rand Mitte in umgekehrter Schreibrichtung einfache senkrechte Zahlenreihe von fremder Hd (Göschen?), Tinte; Rs. am oberen Rand links Empfangsvermerk von fremder Hd (Göschen?), Tinte: „ We i m a r dL. 23. J a n . 90. / v. G ö t h e / empfL. dL. 27. do“; über die ganze Seite verteilt zahlreiche Berechnungen zur Buchherstellung, zu Papiermengen und -kosten von fremder Hd (Göschen?), Tinte. Ungedruckt. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet die Briefe Göschens vom 16. und vom 20. Januar 1790 (vgl. RA 1, 164, Nr 395 und 165, Nr 397). – Göschen antwortete am 14. Februar 1790 (vgl. RA 1, 165, Nr 401). 165,1 Bey dem Tasso ist nichts zu erinnern.] Anfang Januar 1790 hatte Goethe die Probe Bogen des sechsten Bandes (163,18) der „Schriften“ von Göschen erhalten, und am 16. Januar war ihm auch das Druckmanuskript von „Torquato Tasso“ zurückgeschickt worden (vgl. zu 163,19), dazu noch einmal Aushängebogen. Goethe konnte den Text somit einer letzten Durchsicht unterziehen, auf die Göschen noch wartete: „Ist ein Carton zu machen; so bitt ich mir solches anzuzeigen; Ehe die Ex zum Buchbinder kommen, und eh ich die übrigen ausgebe.“ (Göschen an Goethe, 16. Januar 1790; H: GSA 30/297, Bl. 91; vgl. auch QuZ 1, 183.) Am 20. Januar 1790 hatte Göschen diesbezüglich noch einmal nachgefragt: „Muß ich mit der Ausgabe des 6ten Bandes noch warten wegen etwanigen Cartons?“ (H: GSA 30/297, Bl. 92; vgl. auch QuZ 1, 184.) Es ist nicht bekannt, dass bei diesem Band ganze Druckseiten (Cartons) vor dem Binden auszutauschen gewesen wären (vgl. auch zu 128,6–7). 165,2 die gebundenen Exempl. zu erhalten] Laut Verlagsvertrag standen
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Goethe 40 Freiexemplare in unterschiedlicher Papierqualität zu (vgl. Punkt 8 des Verlagsvertrags zwischen Goethe und Göschen; GB 6 I, 240,15–19). Göschen hatte von Anfang an einen Teil broschiert und einen Teil gebunden in verschiedener Ausstattung an Goethe abgegeben (vgl. Listen über die Verteilung der goetheschen Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 42 und 53). Bei den Bänden 1 bis 5 waren es noch jeweils 24 gebundene Exemplare gewesen, seit Band 8 dann 14 (vgl. zu 73,9–10). Die gleiche Anzahl gebundener Exemplare forderte Goethe jetzt auch für Band 6 (vgl. die folgende Erläuterung). Da wahrscheinlich frühestens Ende Januar die vollständige Auflage gedruckt war, wie sich aus Göschens Brief vom 20. Januar schließen lässt (vgl. die vorhergehende Erläuterung), und die Bücher anschließend noch gebunden werden mussten, konnte der Verleger die gebundenen Belegexemplare erst am 14. Februar nach Weimar schicken: „Hierbey hab ich die Ehre Denselben die vorgeschriebene Anzahl des 6 Bandes gebunden zu ubersenden.“ (H: GSA 30/297, Bl. 95; vgl. auch QuZ 1, 184.) 165,3–6 3 in Saffian Holl. 2 englisch Holl. 9 englisch ordinär. 29 broschirte.] Die von Goethe gewünschte Aufteilung seiner Belegexemplare von Band 6 seiner „Schriften“ in verschiedene Druck- und Bindequalitäten entsprach der Lieferung, die er im Frühjahr 1789 auch bereits von Band 8 erhalten hatte (vgl. zu 73,9–10), nur dass er jetzt ein zusätzliches broschiertes Exemplar anforderte und auch erhielt. Die eigenhändig aufgesetzte Liste über die Verteilung der Freiexemplare von Band 8 schließt mit der Bemerkung: Vom sechsten Bande ebensoviel Exempl. nur 1 Brochirtes mehr. (H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 210.) Die Bände mit der hochwertigsten Ausstattung in Saffianleder und auf teurem holländischen Papier (vgl. GB 6 II, zu 240,17) erhielten Goethes Mutter Catharina Elisabeth, Angelika Kauffmann in Rom sowie Herder (vgl. H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209). Die Bücher mit so genanntem englischen (Ein)-Band (vgl. GB 6 II, zu 78,13) und holländischer Papiersorte waren für die Weimarer Herzoginnen Louise und Anna Amalia vorgesehen (vgl. H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209), die nur auf gewöhnlichem Papier gedruckten Bände (vgl. zu 73,18) für Herzog Carl August, dessen Bruder Constantin, Goethes Beamtenkollegen Jacob Friedrich von Fritsch, Christian Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt sowie Charlotte von Stein, Emilie Gore, Barbara Schultheß und Wieland (vgl. H: GSA 30/297, Bl. 93; vgl. auch QuZ 1, 209). 165,8 Wegen des siebenten Bandes beziehe ich mich auf mein letztes] Am 10. Januar 1790 hatte Goethe zuletzt an Göschen geschrieben, um ihm das Druckmanuskript zu „Faust. Ein Fragment“ für den letzten, noch ausstehenden Band der „Schriften“ zu schicken (vgl. zu 145,17). Der Brief ist zwar nicht überliefert (vgl. EB 273), aus Göschens Antwort vom 20. Januar lässt sich jedoch schließen, dass Goethe wohl noch Änderungen am Text vornehmen wollte: „Der Faust ist schon in der Druckerey. Ich laße um Dero Wunsch zu erfullen nur vors erst so viel
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abdrucken als ich in der Ostermeße brauche und sehe ein 50 Thaler nicht an um den 7ten Band noch einmal setzen zu laßen. Der Satz hält nicht auf; sondern der Druck. Ohne diese Einschrankung deßelben wäre es unmöglich Ihren Willen zu thun. So aber soll der 7te Theil zur Ostermeße fertig sein; so wie ich denn immer gern bereit bin Ihre Befehle zu befolgen 〈…〉.“ (H: GSA 30/297, Bl. 92; vgl. auch QuZ 1, 183 f.) Daraus ergab sich später eine Druckcharge vor und eine nach der Ostermesse mit leichten Abweichungen. Über den Doppeldruck des Bandes vgl. Waltraud Hagen: Die Drucke von Goethes Faustfragment 1790. In: Gedenkschrift für Ferdinand Josef Schneider. Hrsg. von Karl Bischoff. Weimar 1956, S. 222–240.
174. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 6. Februar 1790 → 〈Berlin〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 130–131. – Doppelblatt 18,6 × 22,9(–23,1) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 155–157, Nr 64. WA IV 9 (1891), 172–175, Nr 2799. BEIL AG EN
1) Brief von Johann Heinrich Meyer an Goethe (vgl. zu 166,17). 2) Brief von Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg an Goethe (vgl. zu 166,21). 3) Visitenkarte (vgl. zu 167,1–2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Herzog Carl August antwortete mit einem nicht überlieferten Brief wahrscheinlich von Mitte Februar 1790 (vgl. zu 169,14). 165,12 gegenwärtigen Umständen] Herzog Carl August war am 18. Januar 1790 zunächst zu seinem Regiment nach Aschersleben und anschließend nach Berlin gereist (vgl. FB 1790, S. 17), wo sich entscheidende politische Weichenstellungen angesichts eines drohenden Krieges zwischen Preußen und Österreich anbahnten. In die diplomatischen Machtspiele der preußischen Politik hatte ihn insbesondere das im Herbst 1789 von ungarischen Rebellen an ihn herangetragene und vom preußischen König unterstützte Angebot der Krone eines von Österreich unabhängigen ungarischen Königreiches verstrickt. 165,13 mechanischten aller Wissenschaften] Kritische Bewertung des Charakters und des Zustandes des damaligen Theaterwesens, das zu sehr von Äußerlich-Gewohnheitsmäßigem, Kunsthandwerklichem und Seriellem geprägt
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war, ohne künstlerischen Ansprüchen zu genügen. Vgl. dazu auch Goethes Einschätzungen im Brief an Johann Friedrich Reichardt vom 28. Februar 1790 (170,12–171,1). – mechanischten: wahrscheinlich Schreibfehler bei der Superlativbildung; hier in der Bedeutung von äußerlich-formal, unreflekiert, gedankenlos, unwillkürlich (vgl. GWb 5, 1531). 165,13 dem Deutschen Theater] Während des Aufenthalts in Berlin wurde der Herzog nicht zuletzt in Gesprächen mit dem Hofkomponisten Johann Friedrich Reichardt in seinem 1791 verwirklichten Plan bestärkt, in Weimar wieder ein ständiges Hoftheater einzurichten. Vgl. 170,6. 165,14 Irene] Griech. !: Frieden. – Schon seit Ende November 1789 hatte sich Goethe nachdrücklich bemüht, den Herzog in der Überzeugung zu bestärken, dass es sich bei dem Angebot der ungarischen Königskrone (vgl. zu 165,12) um ein unsolides politisches Abenteuer handle. Eine Wahl Herzog Carl Augusts zum König eines vom Haus Habsburg losgelösten Ungarns hätte zum Zündfunken des ohnehin schon drohenden Krieges zwischen Österreich und Preußen werden können. Zwei Schreiben an Rudolf von Bischoffwerder, den Generaladjutanten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., die Goethe im Dezember 1789 im Auftrag des Herzogs entworfen hatte (vgl. Politischer Briefwechsel 1, 531 f., Nr 511 und 534 f., Nr 514), drückten diese Besorgnis aus und erinnerten an das Schicksal des als „Winterkönig“ in die Geschichte eingegangenen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, der 1618 die böhmische Königskrone angenommen und damit Deutschland in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges gestürzt hatte. Der Herzog lehnte das ungarische Angebot, das ihn zu einer Marionette der preußischen Politik gemacht hätte, ab. Er stellte sich dem preußischen König aber weiterhin für diplomatische Missionen zur Verfügung, die auf die Schaffung eines Neutralitätsbündnisses der deutschen Reichsstände im Fall eines preußisch-österreichischen Krieges abzielten. 165,16–17 Wir haben 〈…〉 uns mit dem Schloßbau Plane so ernstlich beschäftigt] Die Schlossbaukommission hatte ihre Sessionen am 2. Februar 1790 wieder aufgenommen, eine Bilanz der 1789 abgeschlossenen Arbeiten gezogen und die nächsten Schritte beraten. Unter anderem waren das gesamte Schloss aufgemessen und Baurisse gefertigt worden, Baumaterialien waren an-, Schutt abgefahren und diverse Bausicherungsarbeiten durchgeführt worden (vgl. Protokoll der Schlossbaukommission und Anlagen, 2. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8908, Bl. 22–24). Zugleich war ein Plan der für 1790 vorgesehenen Arbeiten beschlossen worden, unter denen die vollständige Herstellung des Daches und der Einzug der Decken in der Beletage die wichtigsten waren (vgl. ebd., Bl. 25). 165,17 friedlichen Reiche Salomons] Das von König David geeinte israelitische Reich, das der biblischen Überlieferung nach unter der weisen Regentschaft seines Sohnes, des Königs Salomo, gesichert wurde und eine Zeit des Friedens und der inneren Blüte erlebte. Vgl. 1 Könige 2,12–11,43.
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165,18 Arens hat uns recht schön aufs Klare geholfen] Der Hamburger Architekt Johann August Arens, der an den Planungen zum Wiederaufbau des Weimarer Schlosses maßgeblich beteiligt war (vgl. 119,11), hatte sich vom 6. bis zum 28. Januar zu Beratungen in Weimar aufgehalten. Arens lieferte zunächst Vorlagen, nach denen die Schlossbaukommission die Bauanschläge für den Ausbau der Zimmer des kleinen Flügels fertigen ließ (vgl. Protokoll der Schlossbaukommission mit Anlagen, 2. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8908, Bl. 22–24). 165,20 Arens 〈…〉 einige artige Zeichnungen für den Parck hinter laßen] Über Entwurfszeichnungen zur Gestaltung des Parkes an der Ilm von Arens ist nichts bekannt. Allerdings hat sich in den Sammlungen der KSW eine Zeichnung Arens’ zu einem Landhaus von 1788 erhalten (vgl. KSW, Museen, Inv.-Nr KHz und Wietek, Arens, 8 und 35, Katalog-Nr 28), die die Grundlage zu den architektonischen Entwürfen Arens’ zum Römischen Haus im Ilmpark von 1792 gebildet haben dürfte. 165,23–24 Der Coadjutor 〈…〉 Facade zu dem Stutterheimischen Gebäude zu zeichnen.] Carl Theodor Reichsfreiherr von Dalberg, Koadjutor des Kurfürsten von Mainz und Statthalter zu Erfurt, plante, das Stotternheimsche Palais am Anger in Erfurt, das einst größte und prächtigste Privathaus in Erfurt, das 1612 von Hiob von Stotternheim im Stil der Renaissance errichtet und 1660 durch Brand zerstört worden war, in zeitgemäßer Form wieder aufzubauen. An der Stelle dieses Patrizierhauses befindet sich heute das Gebäude des 1895 eröffneten Hauptpostamts. Ob Arens den Auftrag des Coadjutors erfüllt hat, ist nicht bekannt. 165,24–25 In Gotha sind wir wohl aufgenommen worden] Goethe war am 19. Januar 1790 zusammen mit Johann August Arens nach Gotha gereist. Sie blieben bis zum 21. Januar am Gothaer Hof und wurden von Herzog Ernst II. Ludwig empfangen (vgl. FB Gotha [19.–21. Januar] 1790; vgl. auch BG 3, 324 f.). Anschließend fuhren beide über Erfurt wieder zurück nach Weimar. In seinen Agendanotizen hat Goethe diese Reise ohne genaue Datierung unter Januar 1790 vermerkt: War ich in Gotha und Erfurt. (GSA 27/50,1, Bl. 1; vgl. auch WA III 2, 1.) 165,25–26 der Herzog hat einen Riß zu einem kleinen Gartenhaus von ihm begehrt] Darüber konnte nichts ermittelt werden. 166,1–2 bey Ihrer Rückkunft alles bereit finden 〈…〉 Arbeit anfangen können] Herzog Carl August kehrte am 14. März 1790 nach Weimar zurück (vgl. FB 1790, S. 70). Konkret ging es zunächst um die Umsetzung der in der Session der Schlossbaukommission am 2. Februar 1790 beschlossenen Pläne für die anstehenden Arbeiten im Jahr 1790 (vgl. zu 165,16–17). 166,4–5 Fausten und das Botanikon in Buchhändlers Hände geliefert] „Faust. Ein Fragment“ erschien zur Ostermesse 1790 im 7. Band von Goethes „Schriften“. Mit diesem Band wurde die achtbändige Ausgabe abgeschlossen. Mit
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dem nicht überlieferten Brief an Göschen vom 10. Januar 1790 (EB 273) hatte Goethe das Manuskript des Werks nach Leipzig geschickt (vgl. zu 165,8). – Die Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ erschien ebenfalls zur Ostermesse 1790, und zwar bei Ettinger in Gotha (vgl. zu 164,5). Das Manuskript könnte mit den nicht überlieferten Briefen vom 23. Januar (EB 287) oder vom 13. Februar 1790 (EB 291) nach Gotha gegangen sein. 166,6 Göttinn Lucina] Lat. Lucina: Lichtgöttin. Beiname der römischen Göttin Juno als Helferin bei der Geburt. 166,6–7 der Liebe wieder zu pflegen angefangen] Nach der Geburt von Goethes und Christiane Vulpius’ Sohn August am 25. Dezember 1789. 166,7 Der kleine Pathe wird mager] Goethes Sohn, für den Herzog Carl August die Patenschaft übernommen hatte, konnte von der Mutter nicht gestillt werden. 166,10 Gestern ist das erste Eroticon in diesem Jahre zu Papier gekommen.] Welches Gedicht der seit 1788 entstehenden „Römischen Elegien“ (lange Zeit auch „Erotica Romana“ genannt) Goethe am 5. Februar 1790 schrieb, ist nicht bekannt. Vgl. auch zu 137,13. 166,11 Nachricht von Baldauf] In Absprache mit Goethe und im Auftrag der herzoglichen Bergwerkskommission hatte Christian Gottlob Voigt am 21. Januar 1790 an den kursächsischen Berggeschworenen Carl Gottfried Baldauf nach Schneeberg geschrieben und um einen Besuch in Ilmenau gebeten (vgl. Datierung zu Nr 176). Baldauf sollte die Situation in und um den von einem schweren Wassereinbruch betroffenen Ilmenauer Johannisschacht begutachten und praktikable Vorschläge zur Entwässerung der Anlage unterbreiten. Baldaufs Antwort war noch nicht in Weimar eingetroffen. Er sagte sein Kommen erst mit einem Brief vom 8. Februar 1790 zu, der am 15. Februar Voigt und Goethe in Weimar erreichte. Baldauf hatte darin seine Ankunft in Ilmenau für den 19. Februar 1790 angekündigt (vgl. ebd.). 166,11–12 sodann nach Ilmenau gehen] Goethe beabsichtigte, nach einer Zusage Baldaufs (vgl. die vorhergehende Erläuterung) mit Christian Gottlob Voigt ebenfalls nach Ilmenau zu reisen, um gemeinsam mit dem Fachmann entsprechende Maßnahmen zur Wiederherstellung des Bergwerksbetriebs zu beraten. Das geschah am 19. Februar (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission vom 20. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16258, Bl. 111; vgl. auch FA/Goethe I 26, 560). Die Beratungen vor Ort erstreckten sich bis zum 25. Februar (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission vom 25. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16258, Bl. 128–129; vgl. auch FA/Goethe I 26, 565 f.). Am Tag darauf kehrte Goethe wieder nach Weimar zurück. 166,12 Der Bergr. Voigt beträgt sich sehr brav] Der bisherige Bergsekretär bei der Bergwerkskommission Johann Carl Wilhelm Voigt war zum Bergrat befördert und im Sommer 1789 zur ständigen Aufsichtsführung über das Ilmenauer Bergwerk nach Ilmenau versetzt worden (vgl. Datierung zu Nr 148 und zu 147,10–11).
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166,15 Der arme Mayer in Rom] Johann Heinrich Meyer hatte Goethe am 21. November 1789 mitgeteilt, dass er wegen einer schweren Erkrankung seine Absicht, in Neapel eine Tätigkeit als Zeichenlehrer aufzunehmen, nicht ausführen könne, aber die verbleibende Zeit bis zu einer für das Frühjahr geplanten Rückkehr nach der Schweiz und der anschließend vorgesehenen Übersiedlung nach Weimar noch in Italien zubringen wolle (vgl. Goethe-Meyer 1, 50 f. und 53). Durch seine Krankheit stand Meyer vor größeren finanziellen Problemen. 166,15–16 ihm dort einen Zuschuß zu gönnen] In seinem Brief vom 21. August 1789 hatte Goethe Meyer für die nächsten zwei Jahre des Aufenthalts in Rom je eine Zuwendung von 100 Scudi von Herzog Carl August anbieten dürfen (vgl. zu 142,15–16; zu 142,18). 166,17 beyliegendes Blat] Meyers Brief vom 21. November 1789 (H: GSA 28/1042, Bl. 26–27; Goethe-Meyer 1, 49–53, Nr 14). 166,17–18 vorerst in die Schweiz schleichen] Meyer blieb noch ein paar Wochen in Rom, traf Anfang Mai 1790 mit Goethe in Venedig zusammen und kehrte am Ende des Monats in seine Heimatstadt Stäfa (bei Zürich) zurück; im November 1791 kam er nach Weimar. 166,21 Ich lege einen Brief vom Prinz August zum Gegengewicht bey.] Prinz August von Sachsen-Gotha und Altenburg hatte sich in einem undatierten Brief an Goethe ironisch über einige Bibelstellen geäußert und ein frivoles Gedicht „Der Vorwitz“ beigelegt (H: GSA 28/764). 166,23 Die Wiederkunft Ihrer Frau Mutter verzieht sich] Auf ihrer im August 1788 angetretenen Italienreise blieb Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach bis zum 12. April 1790 in Neapel, trat dann die Rückreise über Rom an und erreichte am 6. Mai Venedig. Von dort machte sie sich in Goethes Begleitung am 22. Mai auf den Weg nach Weimar, wo sie am 18. Juni 1790 eintraf. 166,26 Nach unsrer Witterung läßt sichs dencken.] In Knebels Tagebuch ist von Anfang bis Mitte Februar 1790 von schlechtem Wetter die Rede; unter dem 5. Februar ist notiert: „Naß, trüb u. schlecht Wetter“, am folgenden Tag: „wie gestern“, am 7. Februar dann: „trüb, einige Sonnenblicke.“ Am 11. Februar fällt Schnee. Der Wetterumschwung wird am 14. Februar mitgeteilt: „Mildes Frühlings Wetter.“ (Vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 4–7.) 166,27 Ihre Frau Gemahlinn hat uns einige Sorge gemacht] Welcher Art die Sorgen über Herzogin Louise waren, ist nicht bekannt, möglicherweise betrafen sie ihre Gesundheit. 166,27–28 sie wird selbst schreiben] Ein entsprechender Brief konnte nicht ermittelt werden. 166,28 der Kleine war nicht wohl] Zur Erkrankung des Erbprinzen Carl Friedrich ist Näheres nicht bekannt. 166,29 sein Bild von Lips] Der Maler Johann Heinrich Lips lebte seit dem
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13. November 1789 in Weimar. Im Januar 1790 zeichnete er den fast siebenjährigen Erbprinzen (vgl. Kruse, Lips, 42). Das Bild hat sich offenbar nicht erhalten. 166,30 privatis] Lat.: (von) persönlichen Angelegenheiten. 166,30 privatissimis] Lat.: (von) persönlichsten Angelegenheiten. 166,30 in publicis] Lat.: in öffentlichen Angelegenheiten. 166,30 versiren] Von lat. versare: sich hin und her drehen, sich wenden, sich wälzen. 166,31 Vollenden Sie Ihre Geschäfte glücklich] Vgl. zu 165,12; zu 165,14. 167,1–2 Hierbey liegt eine Visitenkarte 〈…〉 aufzubrechen.] Wilhelm Emanuel Gottlieb Hetzer, Geheimer Oberkonsistorial- und Regierungsrat in Weimar, war 1789 als Vizepräsident des Oberkonsistoriums nach Eisenach versetzt worden. – Die Visitenkarte, auf der Hetzer vermutlich seinen Umzug von Weimar nach Eisenach mitgeteilt hat, ist nicht überliefert.
175. An Christian Friedrich Schnauß
〈Weimar, 8. Februar 1790〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Laut persönlichem Empfangsvermerk erhielt Schnauß den Brief am 8. Februar 1790 (vgl. Überlieferung). Solche amtlichen Mitteilungen wurden dem Empfänger in der Regel sofort nach ihrer Abfassung überbracht. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 2097m, Bl. 2. – 1 Bl. (ursprünglich Doppelblatt, Mittelfalz erhalten) 13,5(–14,7) × 16,1(–18,6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; unter dem Brieftext in der Schlussformel Goethes nach Ew Hochwohlgebl Empfangsvermerk, rote Tinte: „überschickt den 8n Febr. 90. / S“; die Passage Succeßion in die Chur Sachsen (167,7–8) mit der gleichen roten Tinte unterstrichen; Rs rechte obere Blatthälfte quer zur Schreibrichtung Adresse: Des Herrn / Geheimrath Schnauß / Hochwohlgebl, rechts daneben Rest eines roten Siegels: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/ Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25), rechte obere Ecke abgerissen durch Siegelöffnung. – In einem 21,6(–21,8) × 36 cm starken gebundenen Konvolut mit festem, gelbem Einband, am Rücken braunes Leder, 282 Bl.; auf dem vorderen Deckel mit Kugelschreiber: „A 2097m“; S. 1, Tinte: „Geheime Canzley-Acta / Unterhandlungen in Berlin, / wegen der künftigen Succession / in Chur Sachsen, betreffend / 1790.“, darunter blauer Zettel eingeklebt, Tinte: „Das Versehen ist, was 1781
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vorgekommen, hinter Bl. 156 gebunden; auch das Foliieren mit jenen Materialien von 1781 sey neu begonnen worden.“ E: AS 2.1 (1968), 165 f. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 89, Nr 2799a. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 167,6 Eine Stelle in einem von Serenissimo erhaltnen Briefe] Das Schreiben des Herzogs wahrscheinlich von Anfang Februar 1790 ist nicht überliefert. Es enthielt wohl den Auftrag an Goethe und Voigt, für Carl Augusts Gespräche am preußischen Hof in Berlin in der Angelegenheit der sächsischen Erbfolge entsprechende Rechtsgutachten vom Standpunkt Sachsen-Weimar und Eisenachs zu erarbeiten. – Serenissimo: Dativ Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27). 167,7–8 Mittheilung der Samml. die Succeßion in die Chur Sachsen betrl.] Die von Christian Friedrich Schnauß 1781 angelegte Dokumentensammlung über das Sukzessionsrecht des Hauses Sachsen-Weimar in die Territorial- und sonstigen Besitzrechte des seit 1547 mit der sächsischen Kurwürde belehnten albertinischen Zweiges des Hauses Sachsen. Sie wurde unter dem Titel geführt: „Materialien zu Beantwortung der Frage: Wer wird einmal in die Chur Sachßen und darzu gehörigen Lande succediren? Nebst einem Urkunden-Buch, auch Nachträgen und Ergänzungen gesammlet u. zusammen getragen von C. F. Schnauss, 1781“ (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 2097m, Bl. 161–282). Das Haus Sachsen-Weimar und Eisenach beanspruchte als älteste Linie des ernestinischen Hauses Sachsen für den Fall des Aussterbens der Albertiner die alleinige Nachfolge in deren Rechte. Da täglich mit dem Tod Kaiser Josephs II. gerechnet wurde, der schließlich am 20. Februar 1790 auch eintrat, suchte sich Herzog Carl August für die zu erwartenden Ausgleichsverhandlungen zwischen Preußen und dem österreichischen Thronfolger Leopold der Unterstützung des preußischen Hofes bei der Sicherstellung seiner Erbansprüche auf die sächsische Kurwürde und die Territorien der Albertiner zu versichern. Für das albertinische Haus Sachsen, dessen regierender Kurfürst Friedrich August III. kinderlos war, kamen nur zwei ebenfalls noch kinderlose männliche Erben für die Thronfolge infrage, die Prinzen Anton und Maximilian von Sachsen. Um Herzog Carl Augusts Anspruch auf die durchaus strittige Nachfolge rechtlich zu begründen und so auf die anstehenden Verhandlungen Einfluss zu nehmen, sollte Christian Gottlob Voigt diesbezügliche Denkschriften erarbeiten (vgl. zu 169,10). Goethe erhielt die Dokumente umgehend, begann sofort mit dem Aktenstudium und tauschte sich mit Voigt intensiv über die Sachlage aus (vgl. 169,8–12). Am 19. Februar konnte er dem am preußischen Hof in Berlin weilenden Herzog Carl August darüber Bericht erstatten (vgl. 169,6–27).
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176. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, wahrscheinlich 14. Februar 1790〉 → 〈Weimar〉 DAT IERUN G
Goethe und Voigt warteten offenbar, wie Volker Wahl überzeugend dargestellt hat (vgl. Wahl, 180–184), auf ein Schreiben des sächsischen Ingenieurs Carl Gottfried Baldauf aus Schneeberg (vgl. zu 148,10; zu 166,11–12; zu 170,1), der die Situation am Ilmenauer Bergwerksbetrieb begutachten sollte. Den Akten der Ilmenauer Bergwerkskommission im Weimarer Hauptstaatsarchiv ist zu entnehmen: Voigt hatte am 18. Januar 1790 an Baldauf geschrieben, er werde so bald wie möglich in Weimar und dann in Ilmenau erwartet. Baldauf antwortete erst am Montag, dem 8. Februar (vgl. Wahl, 181). Sein Brief traf am nächsten Ankunftstag der kursächsischen Post, am 15. Februar, in Weimar ein. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass Goethes Billett vom Vortag stammt (vgl. ebd., 184). Nicht völlig auszuschließen ist, dass Goethe und Voigt die Antwort aus Sachsen (167,15) schon für den 8. Februar erwartet hatten. Dann wäre der vorliegende Brief auf den 7. Februar 1790 zu datieren. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – „Eigenh. Brief mit Unterschrift. An Geheimrat Voigt. Undatiert. 1 Seite. 8o.“ (Angaben nach E.) E: Dr. Ernst Hauswedell & Ernst Nolte: Auktion 218. Vom 24.–26. November 1976. Wertvolle Bücher des 15.–20. Jahrhunderts, Handschriften, Autographen. Hamburg 1976, S. 233, Nr 1836. WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 585, Nr 55090d (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 167,15 Antwort aus Sachsen] Vgl. Datierung.
177. An Carl Chassot von Florencourt Weimar, 17. Februar 1790 → 〈Blankenburg〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Niedersächsisches Landesarchiv/Staatsarchiv Wolfenbüttel, Bestand: Kammer Blankenburg, Sign.: Aktenbd 3, Blg 726 (113 Alt). – Doppelblatt 19,9 × 27 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. E: Paul Zimmermann: Kleine Goethe-Beiträge aus Braunschweig. In: Jahrbuch des
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Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig, Hrsg. von Paul Zimmermann. 6. Jg. Wolfenbüttel 1907, S. 159 f. WA IV 50 (1912), 15, Nr 2800a. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Florencourts wahrscheinlich von Januar oder Anfang Februar 1790 (vgl. zu 168,3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Carl Chassot von Florencourt (1756/57–1790) stammt aus Braunschweig. Er schlug zunächst eine akademische Laufbahn ein, besuchte ab 1775 das örtliche Collegium Carolinum, und nahm dann zwei Jahre später ein Studium der Mathematik in Göttingen auf. Nach dessen Abschluss erhielt er 1781 eine außerordentliche Professur an der Philosophischen Fakultät der Göttinger Universität. 1783 wurde er mit dem Titel eines Berg- und Kammerrats Beamter an der Dependance der Fürstlichen Kammer von Braunschweig-Wolfenbüttel in Blankenburg im Harz. In dieser Funktion hatte er sich Anfang 1790 wegen dringend benötigter Getreidelieferungen an Goethe, den Kollegen in der Weimarer Administration, gewandt. Vorliegender Brief Goethes ist die Antwort und das einzige überlieferte Zeugnis ihrer Beziehung. Möglicherweise kannten sich beide auch persönlich, hatte sich Goethe doch zweimal, während seiner Harzreisen im September 1783 und 1784, in Blankenburg aufgehalten, wo er mit Florencourt zusammengetroffen sein könnte. Höchstwahrscheinlich kannte Goethe auch die von der Göttinger Universität ausgezeichnete Preisschrift Florencourts „Über die Bergwerke der Alten“ (Göttingen 1785), die Goethe in seiner Funktion als Vorsitzender der Ilmenauer Bergwerkskommission mit großem Interesse zur Kenntnis genommen haben dürfte. Weitere Kontakte gab es nicht. Florencourt starb bereits am 14. Juni 1790. 168,3 Schreiben] Kammerrat Carl Chassot von Florencourt hatte sich wahrscheinlich im Januar oder Anfang Februar 1790 von Amts wegen mit einem Brief an Goethe gewandt und angefragt, ob die verantwortlichen Behörden in Weimar in der Lage wären, eine größere Menge Brotgetreide nach Blankenburg abzugeben. 168,4 Frucht] Hier für ‚(geerntetes) Getreide, ausgedroschenes Korn‘ (vgl. GWb 3, 978). 168,5–6 an die Commission 〈…〉 abgegeben] Welcher Behörde in der herzoglichen Verwaltung die unmittelbare Zuständigkeit oblag, konnte nicht eindeutig geklärt werden. Sicher war die herzogliche Kammer mit Angelegenheiten dieser Art befasst. 168,8 Herrn Commissarien] Nicht ermittelt. 168,9–10 wegen des Amtes Alstädt eine Ausnahme zu machen] Im Amt Allstedt, einer zum Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach gehörenden Exklave etwa 50 km nördlich von Weimar, waren offensichtlich Überschüsse an Roggen vorhanden, die zur Versorgung der Bevölkerung im Herzogtum nicht gebraucht wurden. Ihre Freigabe zum Verkauf wurde aber noch geprüft.
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168,15 eine Verfügung ergeht] Dazu konnte nichts ermittelt werden. 168,16 anzuzeigen nicht ermangeln werde] Darüber ist nichts bekannt. Allerdings kam Ende April 1790 der Ankauf einer größeren Menge Roggens aus dem Kloster Oldisleben im Amt Allstedt durch die Blankenburger Kammer zustande. Der Kauf wurde über Mittelsmänner in Nordhausen abgewickelt, und die Lieferung von 38 Fuhren Korn ging in den Harz- und Hüttenort Zorge im Blankenburger Territorium. Die Vermittlung des Geschäfts scheint dabei mittelbar auch auf Goethe zurückzugehen. Der Hüttenbereiter L. G. Molwitz berichtete jedenfalls am 25. April 1790 aus Zorge an Florencourt, dass ein Goethe die Anregung dazu gegeben habe (vgl. Paul Zimmermann: Kleine Goethe-Beiträge aus Braunschweig. In: Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig. Hrsg. von Paul Zimmermann. 6. Jg. Wolfenbüttel 1907, S. 160–162, bes. 162).
178. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Ilmenau, 〈19.〉 Februar 1790 → 〈Berlin〉 DAT IERUN G
Laut Protokoll der Bergwerkskommission vom 20. Februar 1790 war Goethe erst am Vortag, dem 19. Februar 1790, zu Konsultationen mit dem sächsischen Berggeschworenen Carl Gottfried Baldauf in Ilmenau eingetroffen (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission, 20. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16258, Bl. 111; vgl. auch FA/Goethe I 26, 560). Die Ankunft Baldaufs, die im vorliegenden Brief erwähnt ist (vgl. zu 170,1), wird im genannten Protokoll ebenfalls für den 19. Februar konstatiert (vgl. ebd.). Die wahrscheinlich versehentlich erfolgte Datumsangabe 18. Februar 1790 am Ende des Briefes ist deshalb auf 19. Februar zu korrigieren. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 132–133. – Doppelblatt 18,8 × 23,1(–23,4) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 158 f., Nr 65. WA IV 9 (1891), 176 f., Nr 2801 (datiert auf den 19. Februar 1790). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Carl Augusts wahrscheinlich von Mitte Februar 1790 (vgl. zu 169,14). – Herzog Carl August antwortete wahrscheinlich mit einem nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 27. Februar 1790 (vgl. 171,16–21).
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169,1 Ihr Packet ist mir nach Ilmenau gefolgt] Goethe hielt sich in Geschäften der Bergwerkskommission vom 19. bis zum 26. Februar 1790 in Ilmenau auf (vgl. zu 166,11–12). Das Paket Carl Augusts aus Berlin enthielt wahrscheinlich Briefe, Dokumente und Aufträge, die unter anderem im Zusammenhang mit dem von Christian Gottlob Voigt zu erstellenden Memorandum zur kursächsischen Sukzessionsfrage wichtig waren (vgl. die folgende Erläuterung). Die Sendung ist vermutlich per Boten nach Weimar und gleich danach nach Ilmenau gebracht worden. Details darüber sind nicht bekannt. 169,6 Ihren Auftrag wegen der Deducktion] Gemeint ist der Auftrag des Herzogs an Christian Gottlob Voigt, eine Denkschrift an den preußischen Minister Ewald Friedrich Graf von Hertzberg über das Sukzessionsrecht des Hauses Sachsen-Weimar in die sächsische Kurwürde und die Territorien des albertinischen Hauses Sachsen sowie über die lehnsrechtliche Stellung der Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz zu entwerfen (vgl. zu 169,10). 169,8 Materialien, welche Schnauß gesammelt] Vgl. zu 167,7–8 sowie „Explication de droit de la Maison Ducale de Saxe Weimar à la Succession de l‘Electorat de Saxe et de ses Appartenances“ (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 2098, Bl. 62–79). Die von Schnauß zusammengetragenen Dokumente waren ebenfalls Zuarbeiten für die von Voigt zu erarbeitende Denkschrift. 169,10 Voigten habe ich über die Sache gesprochen] Das bevorstehende Ableben Kaiser Josephs II. eröffnete die Chance eines politischen Ausgleichs zwischen Preußen und Österreich. Unter Josephs Nachfolger, Kaiser Leopold II., kam es zur Aufnahme von Verhandlungen, die am 27. Juli 1790 zur Konvention von Reichenbach führten, mit der die Kriegsgefahr beigelegt und ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden Mächten hergestellt wurde. In dieser Situation sah Herzog Carl August die Möglichkeit, den Erbanspruch des Hauses Sachsen-Weimar auf die sächsische Kurwürde und den Territorialbesitz der albertinischen Linie des Hauses Sachsen durch Garantien der Großmächte sicherstellen zu lassen. Außerdem sollte gewährleistet werden, dass der Territorialbestand Kursachsens im Sukzessionsfall ungemindert erhalten bleiben sollte, was hinsichtlich der Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz, die selbstständige staatliche Einheiten im Herrschaftsgebiet des Kurfürsten von Sachsen bildeten und anders als die übrigen Teile des sächsischen Kurstaates kein Lehen des Reiches, sondern der Krone Böhmens waren, eine umstrittene Rechtsfrage darstellte. Die Aufgabe, die erforderlichen Argumentationen aus den Akten zu erarbeiten und in überzeugungskräftige Denkschriften (vgl. Politischer Briefwechsel 1, 557–559, Nr 537 und 569–571, Nr 548) zu fassen, wurde Christian Gottlob Voigt übertragen. 169,12–13 Werck des Jüngern Senckenbergs] Wahrscheinlich das 1789 in Wetzlar erschienene Buch des Freiherrn Renatus Carl von Senckenberg „Meditationes maximam in partem iuridicae quinque“. 169,14 Ihr Brief] Wahrscheinlich der nicht überlieferte Begleitbrief Carl Augusts
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zu dem an Goethe gesandten Paket mit verschiedenen Dokumenten und Papieren aus Berlin (vgl. zu 169,1), der Mitte Februar geschrieben worden sein dürfte. 169,15–16 die Deducktion g l e i c h nach Berlin haben] Zunächst sollte die weitere Entwicklung der politischen Lage abgewartet werden. Joseph II. starb am 20. Februar 1790. Erst am 13. April 1790, nachdem die Reichenbacher Verhandlungen zwischen Preußen und Österreich begonnen hatten, legte Herzog Carl August dem Geheimen Consilium die Sukzessionsangelegenheit zur Beratung vor (vgl. Carl August an das Geheime Consilium, 13. April 1790; Politischer Briefwechsel 1, 564, Nr 541). 169,17–18 mit Voigten einen Plan konzertiren] Goethe sicherte zu, Christian Gottlob Voigt bei der Ausarbeitung der notwendigen Positionspapiere in der sächsischen Sukzessionsfrage unmittelbar zu unterstützen und die Vorgehensweise eng mit ihm abzustimmen. Da sich Herzog Carl August wegen der parallel zu den Reichenbacher Verhandlungen erfolgenden Mobilmachung preußischer Truppen bei seinem Regiment in Aschersleben aufhalten musste und die für den preußischen Minister Ewald Friedrich Graf von Hertzberg vorgesehenen Denkschriften (vgl. zu 169,6) nicht selbst übergeben konnte, wurde beschlossen, Voigt mit der Mission zu betrauen, die Denkschriften zu überreichen und die Rechtsposition des Hauses Sachsen-Weimar in der kursächsischen Erbfolgefrage zu erläutern. Voigt reiste Anfang Mai 1790 nach Berlin (vgl. Carl August an Rudolf von Bischoffwerder, 3. Mai 1790; Politischer Briefwechsel 1, 568 f.; Nr 546). 169,21 Wegen der Lausnitz] Vgl. zu 169,10. 169,21–22 Das Ernestinische Hauß ist nicht Mitbelehnt.] Während des Dreißigjährigen Krieges hatte Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen nach seinem Übertritt auf die Seite des Kaisers 1636 die Nieder- und Oberlausitz als böhmisches Lehen erhalten. Zugleich wurde festgelegt, dass im Falle des Aussterbens des kurfürstlichen Hauses Sachsen die Erbfolge auf das Haus Sachsen-Altenburg übergehen sollte. Das Haus Sachsen-Weimar wurde von der Erbfolge ausgeschlossen, weil es sich noch im Kriegszustand mit dem Haus Habsburg befand. 169,22 Altenburg war es einmal.] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 169,22–24 In ChurSachsen 〈…〉 auf die weibl. forterben könnte.] Bei der Übergabe der Lausitz an den Kurfürsten von Sachsen im Jahr 1636 war vereinbart worden, dass die Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz für den Fall, dass auch das Haus Sachsen-Altenburg im Mannesstamm aussterben sollte, ungeteilt bleiben müssten und die Erbfolge auf den Mannesstamm der Töchter des Kurfürsten übergehen sollte. Infolgedessen waren Hessen-Darmstadt und Holstein-Gottorp, wohin Töchter des Kurfürsten Johann Georg I. eingeheiratet hatten, erbberechtigt. Der Krone Böhmen sollte es in diesem Fall jedoch freistehen, die Markgrafschaften wieder einzuziehen und die erbberechtigten Fürstenhäuser mit einer Entschädigungssumme in Höhe von 7200000 Talern abzufinden. Da ein direkter Erbanspruch des Hauses Weimar auf die Lausitz nicht ableitbar war, versuchte Voigt, auf das Inter-
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esse Preußens zu verweisen, ein so nahes Heranrücken des Hauses Habsburg an seine brandenburgischen Kernlande nicht zulassen zu können. Preußen sollte so zu einer Übereinkunft mit Österreich bewogen werden, die Markgrafschaften gemeinsam mit dem übrigen kursächsischen Territorium an das ernestinische Haus Sachsen zu geben, dem dann die Entschädigungsleistung obliegen würde (vgl. Denkschrift Christian Gottlob Voigts, Berlin, 15. Mai 1790; Politischer Briefwechsel 1, 569–571, Nr 548). 169,24 Darmstadt soll eine Anwartschaft darauf haben] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. 169,25–26 In Preusischen Staatsschriften 〈…〉 an die Herzoge von Sachsen falle.] Goethe nimmt hier Bezug auf eine offizielle Note der preußischen Staatskanzlei vom 3. Juli 1778, die von Christian Friedrich Schnauß für die Weimarer Akten teilweise exzerpiert worden war (vgl. zu 176,8–9). 170,1 Der Geschworne Baldauf ist angekommen] Der Ingenieur (‚Berggeschworene‘) Carl Gottfried Baldauf aus Schneeberg war am 19. Februar 1790 in Ilmenau eingetroffen und hatte sich mit der Bergwerkskommission für den Folgetag zu einer gemeinsamen Befahrung des neuen Johannisschachts verabredet (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission, 20. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Bergwerke B 16258, Bl. 111–113; vgl. auch FA/Goethe I 26, S. 560–562). 170,2 unterirdischen Neptun] Neptunus, römischer Gott des Wassers und der Meere; hier eine Anspielung auf das Wasser im Ilmenauer Johannisschacht. 170,3 obersten Welt] Anspielung auf Herzog Carl Augusts diplomatische Aktivitäten in Berlin. 170,4 dl. 18. Febr 90] Vgl. Datierung. 170,6 Reichart 〈…〉 von Ihrer Idee wegen des Theaters eingenommen.] Carl August hatte mit Johann Friedrich Reichardt, dem königlichen Hofkapellmeister in Berlin, über seine Idee gesprochen, in Weimar ein ständiges Hoftheater einzurichten (vgl. zu 165,13). 170,6–7 Ich schreibe ihm nächstens.] Am 28. Februar nach der Rückkehr aus Ilmenau (Nr 179).
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Weimar, 28. Februar 1790 → 〈Berlin〉
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H: Verbleib unbekannt. – Doppelblatt, 3 S. beschr., egh., Tinte (Angaben nach Faksimile). – Faksimile: Heinrich Rudolf Brockhaus: Zum 28. August 1899. Festgabe zu Goethes 150. Geburtstage. Leipzig 1899, zwischen S. 27 und 29. – Beischluss zu Nr 181 (vgl. zu 175,14–15).
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E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No. 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 29, Nr V. WA IV 9 (1891), 180 f., Nr 2803. Textgrundlage: Faksimile. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Januar und dem 25. Februar 1790 (vgl. zu 170,8–9). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief wahrscheinlich aus dem Zeitraum September bis zu den ersten drei Oktoberwochen 1790 (vgl. zu 227,7). 170,8–9 wenn ich den Schrödrischen Brief nicht gar so toll finde] Es handelt sich wahrscheinlich um einen Brief Friedrich Ludwig Schröders an Reichardt, den dieser an Goethe weitergeleitet hatte. Schröder war Schauspieler und Dramatiker und führte das Hamburger Schauspielhaus (Komödienhaus) am Gänsemarkt seit 1786 bereits in seinem zweiten Direktorat (vorher von 1771 bis 1780). Der unvermittelte Einstieg Goethes im vorliegenden Brief lässt vermuten, dass Reichardts Zusendung nicht länger als höchstens vier Wochen zurücklag, so dass Reichardts Bezugsbrief mit Schröders Ausführungen wahrscheinlich im Zeitraum zwischen Ende Januar und dem 25. Februar 1790 geschrieben wurde. Goethes folgende Analyse des zeitgenössischen Theaterwesens in Deutschland ist wohl als Replik auf Schröders Ausführungen zu lesen. Das Hamburger Theater unter Schröder war einerseits bekannt für seine künstlerisch ambitionierten Inszenierungen der Stücke von Shakespeare, Molière, Lessing, Goethe, Schiller, Lenz oder Klinger, andererseits aber auch für die kommerziell erfolgreichen Aufführungen von Unterhaltungs- und Rührstücken solcher Publikumslieblinge wie Iffland und Kotzebue (vgl. Eigenmann, Hamburger Theater, 67–71). Diese Strategie Schröders ist auch in seinem 1787 für die Theaterarbeit in Hamburg entwickelten Reglement, den so genannten ‚Theatergesetzen‘ („Gesetze des Hamburgischen Deutschen Theaters“) beschrieben. – In Weimar hatte man seit geraumer Zeit damit begonnen, Ideen zur Etablierung einer modernen Hofbühne zu entwickeln. Es ist nicht auszuschließen, dass Reichardt, der von Goethe mit in diese Diskussion einbezogen worden war, seinerseits den Theatermann Schröder hinzugezogen hatte, wie aus einer weiteren Bemerkung Goethes geschlussfolgert werden könnte (vgl. 170,9–10). Ebensogut könnte Schröders Stellungnahme aber auch die Antwort auf eine entsprechende Anfrage direkt aus Weimar gewesen sein. Dies muss letztlich offen bleiben. 170,13 solche Stücke allgemeinen Beyfall finden] Das Repertoire Schröders im Hamburger Schauspielhaus war in den Anfangsjahren seiner zweiten Intendanz seit Ostern 1786 bestimmt durch eine überkommene Theatermode, die die Tradi-
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tion des Unterhaltungstheaters mit moralisierend erzieherischen Ansätzen mischte. Am häufigsten wurden Lustspiele oder Historien-Dramen gegeben, gelegentlich auch Singspiele, meist einfache Komödien mit Musik- und Gesangseinlagen. Ballette und so genannte Pantomimen ergänzten das Repertoire. Anspruchsvollere Stücke von wegweisenden Autoren der Theatergeschichte (Shakespeare) und Gegenwart (Schiller, Goethe) waren hingegen nur gelegentlich als Experimente zu erleben (vgl. auch die vorhergehende Erläuterung und F〈riedrich〉 L〈udwig〉 W〈ilhelm〉 Meyer: Friedrich Ludwig Schröder. Beitrag zur Kunde des Menschen und des Künstlers. T. 2. Hamburg 1819. Abtheilung 1, S. 1–48 und Abtheilung 2, S. 64–66). 170,14 artig] Hier im Sinne von ‚angenehm‘, ‚gefällig‘ (vgl. GWb 1, 840 f.). 170,15 sittliche Truppe] Offenbar hatte Schröder als eine wichtige Voraussetzung für gute Theaterarbeit das tugendhafte Verhalten der Schauspieler angeführt, die seinerzeit weithin im Ruf der Unsittlichkeit standen. In seinen ‚Hamburger Theatergesetzen‘ waren z.B. Verhaltensregeln sowohl auf der Bühne als auch im Alltag festgehalten als „Dämme gegen Nachlässigkeit, Unsittlichkeit und Heftigkeit der Schauspieler“ (zitiert nach: Eigenmann, Hamburger Theater, 135). Dazu gehörte beispielsweise auch ein Kuss-, Berührungs- und Streitverbot im Theater (vgl. ebd., 140–142). 170,18 rechtliche] Hier im Sinne von ‚dem sittlichen Recht gemäß‘ (vgl. Grimm 8, 419), auch ‚anständig‘, ‚ehrbar‘ oder ‚rechtschaffen‘ (vgl. Adelung 3, 1006). 170,18 biedere] Hier mit leicht abwertender Nuancierung im Sinne von ‚einfältig-gutmütig‘, ‚grobschlächtig‘, ‚selbstgerecht‘, ‚spießbürgerlich‘ (vgl. GWb 2, 647). 170,24 Honettetät] ,Anständigkeit‘, ‚Höflichkeit‘, ‚Ehrbarkeit‘ (von franz. honnêté). 170,25 Tiers Etat] Franz.: Dritter Stand; bezogen auf das ständische System im Europa des 18. Jahrhunderts mit Adel und Geistlichkeit als den herrschenden ersten beiden Ständen sowie dem Bürgertum und dem einfachen Volk (Handwerker, Tagelöhner, Bauern etc.) als unterstem, weitgehend rechtlosem Stand. Vor allem seit der Aufsehen erregenden politischen Flugschrift „Qu’est-ce que le Tiers État?“ (o. O. 1789) von Abbé Emmanuel Joseph Sieyès und der Französischen Revolution vom Juli 1789 war der Begriff häufig gebraucht und zu einer Art Schlagwort in der öffentlichen Diskussion geworden. 170,26 wohlsoutenirte] Soutenieren: unterstützen, behaupten (von franz. soutenir). 171,2 Ihrem Theater] Reichardt war seit 1775 königlich preußischer Hofkapellmeister und in dieser Funktion vor allem für die Belange der königlichen Hofoper in Berlin zuständig, trug seit Ende 1786 aber auch Verantwortung für das neu geschaffene Königliche Nationaltheater am Berliner Gendarmenmarkt (vgl. zu 125,16–17; zu 125,17–18; zu 125,19). Ob Reichardt vielleicht selbst Pläne
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hegte, eine eigenständige Bühne unter seiner Leitung zu gründen, ist nicht bekannt. 171,2 es mag dirigiren wer will] Im Herbst 1789 war auf Vermittlung des italienischen Hofdichters und Theatermeisters Antonio di Filistri da Caramondani der aus Rom stammende Komponist Felice Alessandri als zweiter Kapellmeister neben Reichardt für die königliche Hofkapelle in Berlin engagiert worden. Schon am 25. Januar 1790 wurde an der königlichen Hofoper die erste gemeinsame Oper der beiden, „Il ritorno di Ulysse a Penelope“, uraufgeführt. Mit Alessandri hätte dem bisher unangefochtenen königlichen Kapellmeister Reichardt eine ernstzunehmende Konkurrenz um die musikalische Ausrichtung sowie die administrative Leitung und Führerschaft im Hoftheater erwachsen können. Alessandri konnte sich aber in seiner Berliner Stellung nie wirklich durchsetzen und verließ sein Engagement 1792 wieder (vgl. Schneider, Oper Berlin, 234–237 und 250). Auf das Königliche Nationaltheater hatte Reichardt nur bedingt Einfluss. Dort wirkte neben dem bisherigen Musikdirektor Johann Christian Frischmuth seit 1788 der junge talentierte Carl Bernhard Wessely als Musiker und Kapellmeister. 171,3–5 Ihre Bearbeitung von Elmiren 〈…〉 am Claviere zu sehen] Reichardt arbeitete an der Partitur des 1788 in Band 5 von „Goethe’s Schriften“ erschienenen Singspiels „Erwin und Elmire“. Zu dem gewünschten Klaviervortrag der Komposition kam es zwar nicht (vgl. zu 157,24), im Mai 1791 erhielt Goethe aber die fertige Partitur von Reichardt (vgl. Goethe an Reichardt, 30. Mai 1791, WA IV 9, 263). Es war die zweite Zusammenarbeit Reichardts mit Goethe, nachdem er im Frühjahr und Sommer des Vorjahres „Claudine von Villa Bella“ vertont hatte (vgl. zu 125,16–17). 171,5 verziehen] ‚Verzögern‘, ‚hinausschieben‘ (vgl. Grimm 12 I, 2596–2599; vgl. auch Adelung 4, 1188). 171,5–6 Ich gehe wahrscheinlich der Herzoginn Mutter entgegen] Mit einem Brief vom selben Tag hatte Goethe Herzog Carl August um Erlaubnis gebeten, der Herzoginmutter Anna Amalia auf der Heimreise von ihrem Italienaufenthalt ein Stückchen entgegen (174,11–12) zu gehen, um sie nach Hause zu geleiten. Anna Amalia hatte Goethe durch ihren Kammerherrn Friedrich Hildebrand von Einsiedel darum gebeten, nachdem er der Herzogin dies zuvor schon angeboten hatte (vgl. 174,9–17). Mit dem Einverständnis Carl Augusts brach Goethe anderthalb Wochen später, am 10. März 1790, nach Venedig auf, wo er am 31. März eintraf (vgl. zu 174,18–19). Die Herzoginmutter erreichte Venedig von Rom kommend am 6. Mai. Sie blieben noch gut zwei Wochen in der Stadt, währenddessen sich auch Reichardt dort aufhielt (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 147–150). Am 22. Mai begann die Rückfahrt nach Weimar, wo man am 18. Juni anlangte (vgl. ebd. 150–159). 171,7 das rechte Tempo seyn hierher zu kommen] Ein Besuch Reichardts kam nicht zustande (vgl. zu 171,3–5).
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BRIEF 180
171,8 Tasso haben Sie vielleicht schon.] Offenbar ging das zusätzliche Belegexemplar des gerade erschienenen 6. Bandes von Goethes „Schriften“ mit dem „Torquato Tasso“, das sich Goethe im Januar 1790 vom Verleger Göschen erbeten hatte, an Reichardt (vgl. zu 126,4–5). Reichardt war von Goethe über die Arbeit am „Tasso“ stets auf dem Laufenden gehalten worden, interessierten ihn doch die dramatischen Arbeiten Goethes generell als potenzielle Vorlagen für Opernkompositionen (vgl. zu 126,3). 171,9 Faust kommt Ostern und wird 〈…〉 manches zu thun geben.] Auch über den Fortgang der Arbeiten am „Faust“-Drama ist Reichardt stets informiert worden (vgl. zu 152,14–15; zu 153,19–20). „Faust. Ein Fragment“ erschien in Band 7, mit dem die achtbändige Ausgabe von „Goethe’s Schriften“ abgeschlossen wurde, zur Ostermesse Ende April 1790 (vgl. zu 145,17). Reichardt beabsichtigte, auch dieses Werk zu vertonen, zumindest eine Bühnenmusik zu dem Schauspiel zu komponieren. In seiner Ankündigung der Ausgabe „Musik zu Göthe’s Werken. In 6 Theilen“ von 1791 war für den letzten Band die „Musik zu Goethe’s Schauspielen“ vorgesehen, „enthaltend: Overturen und einige Gesänge Chöre und Tänze, zum Triumph der Empfindsamkeit, die Vögel und zum großen Faust.“ (Fortgesetztes chronologisches Verzeichnis der öffentlich im Druck und Kupferstich erschienenen musikalischen Werke von Johann Friedrich Reichardt. In: Musikalisches Kunstmagazin. Von Johann Friedrich Reichardt. VIII. Stück. o. O. 1791, S. 125; vgl. auch zu 227,9–10.) Der Band erschien letztlich nicht, und es ist fraglich, ob Reichardt wirklich Musik zum „Faust“-Drama komponiert hat (vgl. Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 1, 203). 171,10–11 trete ich Ostern 〈…〉 naturhistorische Laufbahn an] Dies hatte Goethe Reichardt mit fast gleichlautenden Worten schon einmal in seinem vorausgegangenen Brief vom 10. Dezember 1789 angekündigt (vgl. zu 158,1–2). Mittlerweile war Goethes Aufsatz „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ bereits zum Druck im Verlag (vgl. zu 166,4–5). 171,13 und schreiben bald wieder] Wider Erwarten kam es zu einer längeren Pause in der Korrespondenz, die schließlich bis Oktober 1790 andauerte (vgl. zu 227,7). Zunächst waren beide bis in den Juni 1790 in Italien unterwegs (vgl. zu 153,21; zu 171,5–6), anschließend hielt sich Goethe in Schlesien auf (vgl. zu 210,23–24; zu 225,1). 171,13 Moriz] Im Brief vom 2. November 1789 hatte sich Goethe nach dem befreundeten Karl Philipp Moritz erkundigt, der im Februar 1789 eine Anstellung an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften erhalten hatte (vgl. zu 153,29).
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180. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach 〈Weimar, wahrscheinlich 28. Februar 1790〉 → 〈Berlin〉 DAT IERUN G
Den vorliegenden Brief schickte Goethe Herzog Carl August nach Berlin, wo sich dieser seit dem 24. Januar 1790 zu politischen Gesprächen aufhielt (vgl. zu 171,16). Der Brief gehörte zu einer umfangreicheren Sendung, die Goethe am 28. Februar 1790 per Boten überbringen ließ (vgl. Überlieferung zu Nr 181). Zu der Sendung gehörte auch als Beilage zu vorliegendem Brief ein Aufsatz Christian Gottlob Voigts vermutlich zum Thema der Ansprüche des Weimarer Herzoghauses in der kursächsischen Erbfolge (vgl. zu 174,3), der für Carl Augusts Verhandlungen in Berlin wichtig war. Der vorliegende Brief ist im unmittelbaren Zusammenhang mit der Übersendung von Voigts Aufsatz entstanden, mithin wahrscheinlich ebenfalls am 28. Februar, wie die anderen Briefe der Botenzustellung auch. Als Schreibpapier wurde das abgetrennte Vorderblatt eines Bogens verwendet, dessen zweites Blatt Goethe für seinen folgenden Brief an Herzog Carl August vom 1. März (Nr 182) benutzte, was die Datierung stützt (vgl. Wahl, 185 f.) ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 141. – 1 Bl. 17,7 × 21,6 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Rs. am linken Rand neben der Zeile 174,3 Aus beyliegendem Aufsatze 〈…〉 Anlagestrich. – Beischluss zu Nr 181. E1: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 140, Nr 56 (Teildruck: 171,25–174,2 Wenn nur nicht ein 〈…〉 politischen Prinzen schicken. fehlt). E2: WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 89 f., Nr 2800. WA IV 9 (1891), 175 f., Nr 2800 (Teildruck: 171,25–174,2 Wenn nur nicht ein 〈…〉 politischen Prinzen schicken. fehlt; nach E1). BEIL AG E
Aufsatz von Christian Gottlob Voigt (vgl. zu 174,3). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet wahrscheinlich einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts aus dem Zeitraum zwischen dem 20. und 27. Februar 1790 (vgl. 171,16–21). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 171,16 Ihre längere Abwesenheit] Herzog Carl August war am 18. Januar 1790 zunächst nach Aschersleben zu seinem Regiment und anschließend am 24. Januar an den preußischen Hof nach Berlin gereist (vgl. FB 1790, S. 17), wo er sich angesichts der drohenden Gefahr eines Krieges zwischen Preußen und Ös-
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terreich an den diplomatischen Aktivitäten zur Erreichung eines Neutralitätsbündnisses deutscher Reichsstände beteiligte. Am 14. März 1790 kehrte er nach Weimar zurück (vgl. ebd., S. 70). 171,22 wenn es keinen Krieg giebt] Der Tod Kaiser Josephs II. am 20. Februar 1790 und der erwartete Regierungsantritt Kaiser Leopolds II., der allerdings erst mit seiner Wahl am 30. September 1790 erfolgte, boten die Chance, die sich abzeichnende Konfrontation zwischen Preußen und Österreich durch Verhandlungen abwenden zu können. 171,23–24 wird eine neue Gestalt von Europa 〈…〉 sich consolidiren] Die sich anbahnenden Reichenbacher Verhandlungen zwischen Preußen und Österreich über einen Interessenausgleich zwischen ihnen und den anderen europäischen Mächten (vgl. zu 169,10) ließ die Hoffnung aufkommen, dass sich das Gleichgewicht der Mächte in Europa wieder stabilisieren werde. 171,25 ein ander Ubel] Goethe war besorgt, dass Carl August ähnlich wie bei seiner Gonorrhoe, die er sich 1787 während des niederländischen Feldzugs zugezogen hatte, durch eine Infektionskrankheit an der Rückkehr nach Weimar gehindert würde. 171,26–27 so sicher fühle] Wie aus dem Folgenden hervorgeht, ein Hinweis auf Goethes monogamische Lebensweise. 171,27–28 Ihres Häußlichen Rathes] Goethe spricht von sich selbst. 171,28–174,1 penem purissimum] Akkusativ von lat. penis purissimus: der sauberste (reinste) Penis. – Goethe zitiert Sueton, der in seiner Schrift „Vita Horati“ über Kaiser Augustus berichtet: „Praeterea saepe eum inter alios iocos ‚purissimum penem‘ et ‚homuncionem lepedissimum‘ appellat 〈…〉.“ (Zudem nannte er 〈Augustus〉 ihn 〈Horaz〉 oft – neben anderen scherzhaften Benennungen – einen höchst sauberen Penis und ein überaus feinsinniges Menschlein 〈…〉. Der lat. Text zitiert nach: Suetonius. With an English translation by J. C. Rolfe. 2 Bde. London, New York 1914. Bd 1, S. 486.) – In den „Rettungen des Horaz“ (1754) hat Lessing denselben Satz Suetons zitiert: „Nach dem Bericht dieses Geschichtschreibers war August mit dem Dichter so vertraulich, daß er ihn oft im Scherze p u r i s s i m u m p e n e m und h o m u n c i o n e m l e p e d i s s i m u m nannte.“ (Gotthold Ephraim Lessing: Sämtliche Werke. Hrsg. von Karl Lachmann und Franz Muncker. Bd 5. Stuttgart 1890, S. 378.) Vielleicht hat Goethe Sueton nach Lessing zitiert. (Nach freundlichem Hinweis von Ralf Georg Czapla.) 174,3 beyliegendem Aufsatze] Vermutlich eine Abhandlung Christian Gottlob Voigts mit bisherigen Überlegungen zu den Sukzessionsansprüchen des Hauses Sachsen-Weimar auf die Kurwürde und den Territorialbesitz der albertinischen Linie des Hauses Sachsen. Näheres ist dazu nicht bekannt. Voigt arbeitete an einer grundlegenden Denkschrift als offizielle Expertise zu dem Thema, die im Mai 1790 fertig war (vgl. zu 174,7–8; vgl. auch zu 169,6; zu 169,10). 174,4 Herzbl Promem.] Das hertzbergsche Promemoria, die Denkschrift für
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den preußischen Minister Ewald Friedrich von Hertzberg über die Lehns- und Sukzessionsverhältnisse der Ober- und Niederlausitz (vgl. LATh – HStA Weimar, Auswärtige Angelegenheiten D 1666, Bl 73–76, vgl. auch Teildruck in: Politischer Briefwechsel 1, 557–559, Nr 537). 174,5–6 Sieben Millionen und zweymal hundert Tausend Thaler] So hoch war die Summe, die an die sukzessionsberechtigten Fürstenhäuser als Entschädigung zu zahlen wäre, falls die Krone Böhmen von ihrem Recht Gebrauch machen würde, die Markgrafschaften Ober- und Niederlausitz nach einem Aussterben der damit belehnten albertinischen Linie des Hauses Sachsen wieder an sich zu ziehen (vgl. zu 169,22–24). 174,7 rabattiren] Rabatt gewähren, eine Ermäßigung erreichen. 174,7–8 Die verlangte Deducktion soll in vier Wochen fertich seyn.] Voigts Denkschrift, die er im Auftrage Carl Augusts in der Frage der Sukzessionsansprüche in Bezug auf das Kurfürstentum Sachsen unter dem Titel „Erläuterung der Rechte des Fürstl. Haußes Sachsen-Weimar zur Succession in das Churfürstenthum Sachsen und zugehörige Lande“ verfasste (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 2079m, Bl. 5–23), ist in der überlieferten Aktenordnung auf den 15. Mai 1790 datiert (vgl. ebd., Bl. 23; vgl. auch Politischer Briefwechsel 1, 569–571, Nr 548).
181. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 28. Februar 1790 → 〈Berlin〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 134–135. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,2(–23,5) cm, 3 ¾ S. beschr., egh., Tinte. – Beischlüsse: Nr 179 (vgl. zu 175,14–15); Nr 180 (vgl. Datierung zu Nr 180); Brief Emily Gores an Herzog Carl August (vgl. zu 176,1–2). E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 159–161, Nr 66. WA IV 9 (1891), 178–180, Nr 2802. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Am Schluss des Briefes bezieht sich Goethe auf Carl Augusts Brief an seine Frau, Herzogin Louise, vom 16. Februar 1790 (vgl. zu 175,11–12). 174,9 Ein Brief von Einsiedel] Der Brief aus Neapel, wahrscheinlich von Anfang Februar 1790, ist nicht überliefert. – Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Hofmeister der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, gehörte 1788–1790 auf der Italienreise der Herzogin zu deren Begleitern.
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BRIEF 181
174,10 Ich schrieb ihm neulich] Wahrscheinlich ist Goethes nicht überlieferter Brief vom 11. Januar 1790 gemeint (vgl. EB 278). 174,10–11 wenn sie nicht so eilig aus Italien zurückgekommen wäre] Über die Absicht der Herzogin, eilig aus Italien zurückzukommen, sind keine verlässlichen Nachrichten überliefert. Allerdings schrieb Herzog Carl August bereits am 15. August 1789 an seine Mutter: „In Hoffnung, dass Sie durch Ihre baldige Rückkunft 〈…〉“ (Carl August-Anna Amalia, 93). Im Brief vom 16. Oktober 1789 lobt der Herzog jedoch die Mutter, dass sie nicht zu einer ungünstigen Jahreszeit reisen wolle (vgl. ebd., 95); das lässt darauf schließen, dass Anna Amalia die Rückreise nicht für den Herbst und schon gar nicht für den Winter 1789/90 plante. Sie verließ Neapel erst am 12. April 1790; am 6. Mai kam sie in Venedig an, wo Goethe seit Ende März auf sie wartete. 174,12–13 ihre Frau Schwester und den Erbprinzen von Braunschweig] Sophie Caroline Marie Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel und Carl Georg August Erbprinz von Braunschweig-Wolfenbüttel. Die Markgräfin war am 29. Januar 1790 nach Neapel gekommen und blieb bis zum 1. März. Der Erbprinz war am 19. Januar 1790 in Neapel eingetroffen und blieb bis zum 19. März. Vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 128–137. 174,18–19 so machte ich mich gleich auf und ging nach Augsburg] Goethe verließ am 13. März 1790 Jena, wohin er am 10. März von Weimar aus gegangen war; am 16. März traf er in Augsburg ein, am 31. März erreichte er Venedig. 174,19 Briefe von Einsiedel finden] Sie sind nicht bekannt. 174,23 Die Schloßbausache durch die Arbeiten mit Arens] Vgl. zu 119,11; zu 165,16–17. 174,23–24 das Bergwerck durch Baldaufs Bemühungen] Vgl. zu 166,11; zu 166,11–12). 174,24 braven] Brav: tüchtig, wacker (vgl. GWb 2, 339). 174,25–27 die Steuersachen 〈…〉 sind auch für dieses Jahr eingeleitet] Es handelt sich um die Revision der Steuerverwaltung des Amtes Ilmenau. Diese oblag einer 1784 gebildeten „Kommission zur Besorgung der zur Berichtigung der Catastrorum im Amte Ilmenau zu veranstaltenden Steuerrevision sowie zu Führung der Aufsicht über das Ilmenauer Steuerwesen“ (FA/Goethe I 26 K, 609) unter der Leitung Goethes und Christian Gottlob Voigts. Die Akten der Steuerkommission sind nicht überliefert. Die Kenntnis der Tätigkeit Goethes in der Kommission stützt sich auf einen Aktenband des Geheimen Consiliums mit Berichten an Herzog Carl August und dessen Entscheidungen (vgl. LATh – HStA Weimar, Steuerwesen B 17093) sowie auf einige wenige Aktendokumente in Goethes Nachlass (vgl. GSA 30/101). Aus diesen Quellen ergibt sich, dass die Arbeiten zur Revision der Ilmenauer Steuerverwaltung zum Zeitpunkt von Goethes Rückkehr aus Italien hinsichtlich der Vermessung und Kartierung der steuerpflichtigen Grundstücke des
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Amtes Ilmenau bis auf Stadt und Amt Ilmenau und die Dörfer Wipfra und Schmerfeld abgeschlossen waren. Erst aus dem von Goethe und Voigt erstatteten Abschlussbericht vom 3. Januar 1796 (vgl. LATh – HStA Weimar, Steuerwesen B 17093, Bl. 176–206) geht hervor, dass die Aufgabe der Kommission nun vor allem darin bestand, neue Steuerkataster mit einer begründeten Bonitierung sämtlicher steuerpflichtigen Grundstücke zu fertigen. Dies sowie die sich anschließende Monierung, Justifikation und Publikation der Kataster kam erst 1795 zum Abschluss. Als Hauptresultat der Revsion führt der Bericht an, dass sich die bisherige Situation, in der auf die Dorfschaften weniger als die Hälfte des Steueraufkommens des Amtes Ilmenau entfiel und die Hauptlast von der Stadt Ilmenau getragen werden musste, umkehrte und es zu einer Erhöhung der Steuern insgesamt kam. Da das neue System vor allem bei den Dorfschaften auf erheblichen Widerspruch stieß und diese allenfalls bereit waren, die Hälfte des Gesamtsteueraufkommens des Amtes zu übernehmen, ersuchte die Steuerkommission den Herzog, die vorliegenden Ergebnisse der Revision rasch offiziell zu sanktionieren, damit das neue Steuersystem rechtsgültig eingeführt und die entsprechenden Steuerausschreibungen vorgenommen werden konnten. 174,27 eine Abwesenheit von 6 Wochen] Goethe verließ Weimar am 10. März 1790 und kehrte am 18. Juni, also nach über drei Monaten, zurück. 175,1 Ohne Kosten] Die Kosten von Goethes Reise sollten durch die herzogliche Kammer übernommen werden. 175,1–2 ich muß wieder einmal etwas fremdes sehen] Vor allem lockte Goethe Italien, das Land, nach dem er sich seit seiner Rückkehr nach Weimar im Juni 1788 zurücksehnte (vgl. zu 22,10). Im Brief an Carl August vom 3. April 1790 heißt es dann freilich: Ubrigens muß ich im Vertrauen gestehen, daß meiner Liebe für Italien durch diese Reise 〈nach Venedig〉 ein tödlicher Stos versetzt wird. (190,1–2.) 175,2–3 Ihrer Frau Mutter nützlich] Herzogin Anna Amalia mochte sich Goethe als Begleiter auf ihrer Rückreise von Italien auch deshalb gewünscht haben, weil angesichts des drohenden Kriegs zwischen Preußen und Österreich Komplikationen möglich erschienen, die durch den Beistand eines erfahrenen ranghohen Beamten als weniger bedrohlich anzusehen waren. 175,4 keine Contreorder bringt sogleich abzureisen] Franz. Contreordre: Gegenbefehl. – Da der Herzog einverstanden war, begab sich Goethe am 10. März auf den Weg nach Italien. 175,5–6 Uber ein und die andre Sache 〈…〉 einen Aufsatz zurück.] Offenbar Stellungnahmen Goethes zu amtlichen Angelegenheiten. 175,6 die Rechnungs Termin Sache] Um was es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. 175,8–9 Und wann dießjahr die Revüen fallen?] Gemeint sind die Manöver der Regimenter des Magdeburger Militärbezirks einschließlich der Ascherslebener
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BRIEF 182
Kürassiere, die Herzog Carl August als Generalinspekteur vorzubereiten hatte. Goethe hatte den letztjährigen Herbstmanövern im September/Oktober 1789 beigewohnt (vgl. zu 150,3). 1790 fanden die Revüen jedoch wegen der Mobilisierung der preußischen Armee zum Aufmarsch in Schlesien nicht statt. 175,9–10 Ich möchte das 90 er Jahr 〈…〉 zu bringen.] Dazu hatte Goethe Gelegenheit, da er nach seiner Rückkehr aus Italien vom Herzog bald zu den preußischen Truppen nach Schlesien beordert wurde (vgl. zu 207,14; zu 207,15–16). 175,11–12 Eben erhalte ich 〈…〉 den Brief, welchen Sie unterm 16 Febr schrieben.] Der Brief des Herzogs an seine Frau Louise ist nicht überliefert. Vermutlich enthielt er auch Nachrichten an Goethe. 175,14–15 Hierbey liegt ein offner Brief an Reichart] Goethes Brief vom selben Tag an Reichardt (Nr 179). 175,15–16 Glaubens Bekänntniß Artickeln] Goethe bezieht sich vermutlich auf die Anfangspassagen des Briefes an Reichardt, in denen er Stellung nimmt zu Mitteilungen des Hamburger Theaterdirektors Friedrich Ludwig Schröder über Situation und Möglichkeiten des deutschen Theaters (vgl. 170,11–171,1 und zu 170,8–9). 175,20–21 daß wir Schwefel Abgüße 〈…〉 erhielten] Es handelt sich um eine Sammlung von Gemmenabdrücken aus der um 1750 in Florenz zusammengetragenen und 1770 nach Berlin gelangten Daktyliothek des Archäologen Philipp von Stosch. Goethe erhielt 1827 antike Gemmenabdrücke aus dieser Sammlung. Vgl. seine Anzeige „Stoschische Gemmensammlung“, unterschrieben: Weimar d. 10. July 1827 (WA I 49.2, 266–268). 175,22–23 die Akademie der Künste 〈…〉 Nutzen haben werde] Gemeint ist wahrscheinlich, dass die Königlich Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften in Berlin, deren Ehrenmitglied Goethe im Februar 1789 geworden war (vgl. Nr 89 und Nr 90), durch Abgüsse der in ihrem Besitz befindlichen Gemmen deren Bekanntheit und damit deren Wertschätzung steigern könne. 175,26 was Sie Oertels Sohn jährlich auf der Akademie geben] Ludwig Christian von Oertel, 1785 Page am Weimarer Hof, bezog am 22. April 1790 die Universität Jena (vgl. zu ihm AS 2.1, 170 und AS 3, 34). Über das Stipendium, das er bekam, ist nichts bekannt. – Oertels Vater Friedrich Benedikt war ein reicher Privatmann in Weimar.
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182. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. März 1790 → 〈Berlin〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 136. – 1 Bl. 17,7 cm × 21,4(–6) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 161, Nr 67 (Teildruck: 176,8–12 Die Aüsserung des Preusischen 〈…〉 von Berlin wegkönnen. fehlt). WA IV 9 (1891), 182, Nr 2804. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 176,1–2 Von Emilien werden Sie 〈…〉 Brief erhalten haben.] Der Brief von Emily (Emilie) Gore, der Tochter des englischen Künstlers und Weltreisenden Charles Gore, mit der Carl August ein enges Verhältnis hatte (vgl. GB 6 II, zu 74,27), war wahrscheinlich in den letzten Februartagen 1790 in Weimar eingetroffen. Er ist nicht überliefert. Goethe hatte ihn seiner Botensendung an den Herzog vom 28. Februar 1790 beigefügt (vgl. Überlieferung zu Nr 181). 176,2–3 Kinder sind noch in Gotha, der Alte ist kranck 〈…〉 erbärmlich Leben] Nach dem Tod seiner Frau Mary (1785) reiste Charles Gore mit seinen Töchtern Eliza (Elisabeth) und Emily (Emilie) durch Deutschland, bevor er sich 1791 dauerhaft in Weimar niederließ. Vgl. zu 18,4. Im Spätwinter 1790 war Gore während eines Aufenthalts in Gotha erkrankt. 176,4–5 aufzubrechen, wenn Sie es gut finden] Goethe brach am 13. März 1790 von Jena aus, wo er sich drei Tage aufgehalten hatte, vereinbarungsgemäß nach Italien auf, um die Herzoginmutter Anna Amalia, die ihren Rückweg von Neapel nach Weimar vorbereitete, in Venedig zu treffen und auf dem weiteren Weg nach Weimar zu begleiten. Am 12. April verließ die Herzogin Neapel, am 6. Mai traf sie in Venedig ein, wo Goethe seit dem 31. März auf sie wartete. 176,6–7 Die römische Kayser Krönung 〈…〉 nicht versäumen] Leopold II. von Habsburg-Lothringen, nach dem Tod seines Bruders Kaiser Joseph II. am 20. Februar 1790 Erbe der habsburgischen Lande, wurde am 30. September 1790 von den Kurfürsten des Reiches zum Kaiser gewählt. Seine Krönung in Frankfurt a. M. fand am 9. Oktober 1790 statt. Goethe und der Herzog konnten daran nicht teilnehmen. Dass sich Goethe ernsthaft um eine Teilnahme an dem Ereignis bemühte, belegen die kurze Notizen zu den nicht überlieferten Briefen an die Mutter vom 21. Juni und 18. Oktober 1790 (vgl. Briefverzeichnis 1790/91, S. 2; vgl. auch EB 317 und EB 364). 176,8–9 Die Aüsserung des Preusischen Ministerii 〈…〉 hat Schnauß exzerpirt] Die entscheidende Passage aus der amtlichen Note der Preußischen Staatskanzlei vom 3. Juli 1778 über die Markgrafschaften der Lausitz hatte Christian
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Friedrich Schnauß für die Consiliumsakten abgeschrieben. Der exzerpierte Text lautet: S. Reuß deutsche Staatskanzley XI Theil p 329 in der Note. Il est en quelque façon de meme de l’Echange des deux Marggraviats contre la Lusace. La Cour de Vienne a fait naitre elle meme l’idee de ce troc, en offrant dans le quatrieme article de son premier projet de convention son consentement a tel echange volontaire que le Roi voudroit faire avec ses voisins, et ensuite sa renonciation a son droit de rachat et autre sur la Lusace. On a recu cette offre avec reconnoissance, quoique le sacrifice que la cour de Vienne seroit par la ne seroit que tres mediocre quand on considere combien l’exercise. (LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 2097m, Bl. 3) Übersetzung (von Yvonne Pietsch): Es ist in mancher Hinsicht das Gleiche bei dem Austausch der zwei Markgrafschaften gegen die Lausitz. Der Hof in Wien hat selbst die Idee zu diesem Tauschhandel hervorgebracht, indem er im vierten Artikel seines ersten Konzepts für das Abkommen sein Einverständnis gab in einem solchen freiwilligen Austausch, den der König mit seinen Nachbarn machen wollte, schließlich seinen Verzicht auf sein Übernahmerecht und alles weitere auf die Lausitz zu verkünden. Man hat dieses Angebot mit Dankbarkeit entgegengenommen, obwohl das Opfer, das der Hof von Wien auf sich nimmt, nicht ohne Belang wäre, wenn man bedenkt, wieviel Aufwand darin liegt. 176,10 Allegat] Franz. allégation: angeführte Textstelle, Zitat. – Neben dem exzerpierten Text findet sich lediglich die Anmerkung von Goethes Hand: Ausserung des Königl. Preusischen Hofs vom 3 Juli 1778. (Vgl. ebd.) 176,10–11 Mit der Donnerstags Post schicke ich es an Sie noch ab] Ein Vermerk über die Absendung des Allegats nach Berlin ist nicht aktenkundig. 176,11–12 daß Sie sobald noch nicht von Berlin wegkönnen] Herzog Carl August kehrte erst am 14. März nach Weimar zurück (vgl. zu 171,16). 176,12 Leben Sie bald w o h l e r ] Offenbar denkt Goethe an die Krankheit, mit der sich der Herzog angesteckt haben könnte (vgl. zu 171,25).
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183. An Johann Christian Kestner Weimar, 2. März 1790 → Hannover ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/264,I,5, Bl. 12–13 (Depositum Kestner). – Doppelblatt 19,1 × 23,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte Adresse: Herrn / Rath Kestner / nach / Hannover / fr.; Bl. 2 Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe und Werther1 (1854), 280, Nr 135. WA IV 9 (1891), 182 f., Nr 2805. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Kestners wahrscheinlich von Ende Februar 1790 (vgl. zu 176,15). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 176,15 Euer Brief] Nicht überliefert. Da Goethe gleich (176,19) zurückschreibt, stammt Kestners Bezugsbrief wahrscheinlich von Ende Februar 1790. 176,15–16 besonders das Zettelchen vom Brocken] Nicht überliefert. Kestner unternahm gemeinsam mit seiner Frau Charlotte in Begleitung einiger Freunde der Familie vom 10. bis 16. August 1789 eine Reise in den Harz. Zu der Reisegesellschaft, die am 11. August den Brocken bestieg und dort übernachtete, gehörten Katherina Sophie Hedwig Flebbe, die Frau des Kammersekretärs Wilhelm Dietrich Hermann Flebbe, Taufpate des siebenten Kestner-Sohnes Hermann, Antoinette Lunde und Bergsekretär Johann Wilhelm Lunde aus Clausthal, der Amtsschreiber aus Osterode Heinrich Georg Anton Mejer sowie drei berittene Begleiter, ein Bergführer, ein Bedienter sowie drei Trägerinnen. Die Gesellschaft verbrachte nach dem Aufstieg bei widrigen Wetterverhältnissen die Nacht vom 11. auf den 12. August im Gräflichen Brockenhaus. In seinem auf der Reise geführten Tagebuch erwähnt Kestner für den Abend des 11. August: „Beym Soupper gings ganz lustig her, dabey wurden dann die überschickten Zettel geschrieben.“ (Stadtarchiv Hannover, Nachlass Kestner 1.E.2.106, Bl. 10; vgl. auch Johann Christian Kestner: Die Brockenreise. Tagebuch vom 10. bis 16. August 1789. Herausgegeben und kommentiert von Alfred Schröcker. In: Hannoversche Geschichtsblätter. Neue Folge 69. Hannover 2015, S. 162–167, hier: S. 166.) Wahrscheinlich handelte es sich dabei um gereimte Verse, die von der erfolgreichen Brockenbesteigung berichteten und an den Freundeskreis verschickt wurden. – Kestner war schon einmal als Student, vom 24. Dezember 1763 bis 3. Januar 1764, in den Harz gereist und hatte Clausthal, Zellerfeld und die dortigen Gruben und Metallgewinnungsanlagen besichtigt, war aber nicht bis zum Brocken vorgestoßen (vgl. Johann Christian Kestner: „Reise auf den Harz“. Tagebuch vom 24. Dezember 1763 bis 3. Januar 1764. Mit einem Nachwort herausgegeben von Alfred Schröcker. Quellen zur Geschichte der Stadt Hannover. Heft 4. Hannover 2013.)
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BRIEF 184
176,19–20 weil ich gleich schreibe] Vermutlich wegen der bevorstehenden Reise nach Venedig, zu der er am 10. März 1790 aufbrach (vgl. zu 176,22–23). 176,20 Es folgt auch der sechste Band meiner Schriften] Goethe hatte Belegexpemplare des 6. Bandes seiner bei Göschen erscheinenden „Schriften“ im Februar 1790 erhalten (vgl. zu 165,2). Wie schon von den vorangegangenen Bänden (vgl. zu 55,23) erhielten die Kestners ein Exemplar von Goethe persönlich zugeschickt (vgl. EB 306). 176,22 Lotten und die Eurigen] Vgl. zu 56,20. 176,22–23 auf dem Sprunge zu verreisen] Goethe reiste am 10. März auf Wunsch der Herzoginmutter Anna Amalia mit seinem Diener Johann Georg Paul Goetze nach Venedig, um sie und ihre Reisegesellschaft dort zu erwarten und auf ihrem Rückweg nach Weimar zu begleiten (vgl. zu 171,5–6). Wann der Treffpunkt Venedig vereinbart wurde, ist nicht bekannt.
184. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 3. März 1790 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-30314. – 1 Bl. 17,9 × 22,8 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Empfangsvermerk, Tinte: „ We i m a r dL. 3. M e r z 9 0 . / v. G o e t h e / empfL. dL. 6. do, daneben von fremder Hd, Tinte: (a n G ö s c h e n). E: Der römischen Montagsgesellschaft zum Gruss! Ein ungedruckter Brief Goethes mitgetheilt von Ludwig Pollak. Privatdruck in 50 Exemplaren. Rom Ende März 1899, o. S. WA IV 30 (1905), 47, Nr 2806a (nach E). BEIL AG EN
1) Druckmanuskripte von „Jery und Bätely“ und von „Scherz, List und Rache“ (vgl. zu 177,1). 2) Kupferstichplatten zum Titelkupfer und zur Titelvignette für Band 7 von „Goethe’s Schriften“ (vgl. zu 177,6). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet den Brief Göschens vom 14. Februar 1790 (vgl. RA 1, 165, Nr 401). – Göschen antwortete am 25. Juni 1790 (vgl. RA 1, 168, Nr 410). 177,1 Uberrest des Manuscripts] Nach der Zusendung von „Faust. Ein Fragment“ am 10. Januar 1790 (vgl. zu 145,17) schickte Goethe nun die letzten
MÄRZ 1790
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Druckmanuskripte für Band 7 von „Goethe’s Schriften“, den Text von „Jery und Bätely“ und das Libretto der Buffa-Oper „Scherz, List und Rache“. Die Druckmanuskripte der beiden musikdramatischen Werke sind nicht überliefert (vgl. zu 154,10–11). Band 7 erschien zur Ostermesse Ende April 1790. Damit war die achtbändige Werkausgabe vollständig. 177,1–2 Jery und Bately wird 〈…〉 gedruckt.] „Jery und Bätely“ befindet sich nach „Faust. Ein Fragment“ auf den Seiten 169–224, „Scherz, List und Rache“ auf den Seiten 225–318. 177,3–5 Den Betrag 〈…〉 schuldig geworden.] Göschen verrechnete das Honorar für Band 7 in Höhe von 250 Reichstalern (vgl. Verlagsvertrag, Punkt 4; GB 6 I, 239,18–22) mit den seit 1787 aufgelaufenen Kosten für bestellte Bücher und andere von Göschen erbrachte Dienstleistungen und zahlte es am 7. Juli 1790 direkt an Goethe: „Hierbey hab ich die Ehre meine Rechnung und Dero Saldo zu überreichen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 101; vgl. auch QuZ 1, 191 f.) Goethe erhielt 208 Reichstaler und 12 Groschen. Zur Abrechnung selbst vgl. zu 141,23–142,2. 177,6 Lips wird Titelkupfer und Vignette beylegen] Die Platten für das Titelkupfer (Frontispiz) und die Titelvignette, die von Johann Heinrich Lips gestochen worden waren, lagen dem vorliegenden Brief bei, wie aus Goethes Eintrag in seinem Briefverzeichnis hervorgeht: März 3 〈…〉 Göschen Meine Mspte und 2 Platten. (Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 1.) – Lips hatte schon während Goethes Aufenthalt in Rom Titelkupfer für Band 3 und 5 der Ausgabe angefertigt und war später auch für die letzten drei Bände 6 bis 8 als Kupferstecher gewonnen worden (vgl. zu 8,16–17). Die Platte für die Titelvignette von Band 7 („Bätely verbindet dem Jery die Hand“) befand sich schon seit August 1788 bei Goethe in Weimar (vgl. ebd.), weil sie ursprünglich für Band 6 angefertigt wurde. Am Titelkupfer, einem Stich nach Rembrandt („Faust im Studierzimmer, ein am Fenster erscheinendes magisches Zeichen betrachtend“), arbeitete Lips spätestens seit Dezember 1789, wie er Göschen persönlich mitteilte: „〈…〉 die Vignette zum siebenden Band ist fertig, und das Titelkupfer in der Arbeit.“ (QuZ 1, 181 f.) 177,6–7 von beyden einige Abdrücke] Dazu ist nichts Näheres bekannt. – Von Band 8 hatte Goethe im Januar 1789 bereits je 25 Abdrucke des Titelkupfers und der Vignette erhalten (vgl. zu 42,4–5). 177,8–9 Vignetten des sechsten Bandes 〈…〉 schmutzig gedruckt] Seine Belegexemplare von Band 6 der „Schriften“ hatte Goethe Mitte Februar erhalten (vgl. zu 165,2). Der Abdruck der Titelvignette „Gefesselte Psyche“ (oval) ist durch einen von der Platte herrührenden unsauberen grauen Rand (rechteckig) beeinträchtigt. 177,12 Ich verreise auf einige Zeit] Goethe reiste am 13. März 1790 von Jena aus nach Venedig, um dort im Auftrag Carl Augusts die Herzoginmutter Anna Amalia in Empfang zu nehmen und sie auf ihrer Heimreise nach Weimar zu be-
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BRIEF 185
gleiten (vgl. zu 171,5–6). Nach gut drei Monaten, am 18. Juni, trafen sie in Weimar ein (vgl. zu 207,4–5). 177,12–13 senden Sie mir nichts und schreiben mir auch nicht] Göschen hielt sich an diese Aufforderung. Er schrieb Goethe erst wieder am 25. Juni 1790 (vgl. zu 207,2–3), nachdem dieser sich mit seinem Brief vom 21. Juni von seiner Italienreise zurückgemeldet hatte (vgl. zu 207,4–5). 177,13–14 Die Exemplare des siebenten Bandes 〈…〉 Zahl und Art wie des sechsten.] Band 7 von „Goethe’s Schriften“ erschien zur Ostermesse Ende April 1790. Göschen schickte Goethe am 25. Juni insgesamt 43 Belegexemplare in der gleichen Ausstattung wie schon bei Band 6, der Mitte Februar 1790 erschienen war (vgl. zu 165,2; zu 165,3–6): „Ew Hochwohgebohrnen hab ich die Ehre hierbey den 7ten Band Ihrer Werke in nehmlicher Anzahl als die vorigen zu überreichen.“ (H: GSA 30/297, Bl. 99; vgl. auch QuZ 1, 190.) Mit der vom Schreiber Vogel angefertigten Liste über die Verteilung der Freiexemplare (H: GSA 30/297, Bl. 100; vgl. auch QuZ 1, 210) wird dies bestätigt. 177,15 dancke für das Deutsche Museum] Mit seinem Brief vom 1. Oktober 1789 hatte Göschen ein Heft oder auch mehrere der seit Juli 1789 von Heinrich Christian Boie in seinem Verlag herausgegebenen Monatsschrift „Neues Deutsches Museum“ geschickt, eines aufklärerischen Journals mit literarischen und historischen, aber auch mit philosophischen und politischen Themen. Er hatte auch Goethe um einen Beitrag gebeten: „Wenn ich nicht zu viel verlange, so wagte ich es Sie zu bitten, dieses Journal durch irgend einen Beytrag zu zieren und ihm dadurch einen neuen Schwung zu geben. Sie werden Boie und mich unendlich dadurch verbinden.“ (Göschen an Goethe, 1. Oktober 1789; H: GSA 30/297, Bl. 89.) Goethe hatte in dem ebenfalls von Boie zwischen 1776 und 1788 bei Weygand in Leipzig herausgegebenen „Deutschen Museum“ schon einmal veröffentlicht, anonym das Gedicht „Seefahrt“ unter dem Titel „G. den 11ten Sept. 1776“ (September-Heft 1777, S. 267–29) sowie die „Rede bei Eröffnung des neuen Bergbaues zu Ilmenau gehalten den 24. Febr. 1784“ (Januar-Heft 1785, S. 2–7). Boie und Goethe kannten sich von einer persönlichen Begegnung im Oktober 1774 in Frankfurt a. M. und korrespondierten Mitte der 1770er Jahre miteinander, da Goethe auch schon im von Boie und Gotter herausgegebenen Göttinger „Musen Almanach“ geschrieben hatte (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 2 II, Nr 46). Das von Göschen zugeschickte Exemplar reichte Goethe wahrscheinlich bald an Knebel weiter (vgl. zu 149,21). Göschen ließ Goethe offenkundig später nochmals Hefte des „Museums“ zukommen. Nach der Rückkehr von seiner zweiten Italienreise bedankte sich Goethe am 21. Juni 1790 für weitere Ausgaben der Zeitschrift (vgl. 207,6–7). In Goethes Bibliothek befinden sich nur die Bände 3 und 4, die die Monatshefte von Juli bis Dezember 1790 und von Januar bis Juni 1791 umfassen (vgl. Ruppert, 346, Nr 319). Zu Veröffentlichungen Goethes in der neuen Zeitschrift kam es nicht.
MÄRZ 1790
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185. An Friedrich Heinrich Jacobi Weimar, 3. März 1790 → Düsseldorf (Pempelfort) ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-2704. – Doppelblatt 19,1 × 23,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Eingangs- und Antwortvermerk, rote Tinte: „G o e t h e . e dL 9tL März 1790. / b. dL 12tL Apr. 1791.“; S. 4 linke Blatthälfte Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn / Geheimenrath Jakobi / nach / Düsseldorf, darüber Poststempel: „DE WEIMAR“, am rechten Rand Mitte rotes Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); am Rand beider Blätter am Blattfalz Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Goethe-Jacobi1 (1846), 123 f., Nr 54. WA IV 9 (1891), 183 f., Nr 2806. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Jacobis vom 15. Februar 1789 (JB I 8, 180 f., Nr 2343; vgl. RA 1, 149, Nr 342). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 177,18 Solange habe ich dir nicht geschrieben] Der Briefwechsel zwischen Goethe und Jacobi war seit gut einem Jahr, seit ihren Briefen vom Februar 1789 unterbrochen (vgl. Nr 76 und den Bezugsbrief). Davor hatte seit Goethes Rückkehr aus Italien im Juni 1788 eine Phase intensiven Austauschs gelegen, mit sechs Briefen Goethes und mindestens vier Antwortbriefen Jacobis (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 5). 177,19–20 Meine Lage ist glücklich] Goethe hatte seit seiner Rückkehr aus Italien nach Weimar sowohl sein berufliches wie sein privates Umfeld neu ordnen können. Von einigen seiner bisherigen amtlichen Verpflichtungen, denen in der herzoglichen Kammer und auch in der Kriegs- und der Wegebaukommission, hatte er sich entbinden lassen, von der aktiven Mitarbeit im Geheimen Consilium war er weitgehend freigestellt. Nur die Aufsicht über den Wasser- und Uferbau an der Saale und den Vorsitz in der Ilmenauer Bergbaukommission und der Kommission für das Ilmenauer Steuerwesen behielt er vorerst inne; hinzu kam im März 1789 die Mitgliedschaft in der neugegründeten Schlossbaukommission (vgl. GB 7 II, zu 256,11–12). Das Verhältnis zu seinem Dienstherrn Herzog Carl August blieb weiter sehr vertrauensvoll. Im Privaten war die zuletzt stark in die Krise geratene Beziehung zu Charlotte von Stein beendet (vgl. zu 121,6–7). Goethe lebte jetzt mit der jungen Christiane Vulpius zusammen und war Vater geworden (vgl. zu 117,2–3). Die Arbeit an seiner achtbändigen Werkausgabe „Schriften“ konnte nach fast vier Jahren zum Abschluss gebracht werden (vgl. zu 177,21). Neue literarische und wissenschaftliche Pläne waren auf den Weg gebracht (vgl. zu 130,12).
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BRIEF 185
177,21 durch manches durchgearbeitet] Vgl. die folgenden Erläuterungen. 177,21–22 Die zwey letzten Bände meiner Schriften werdet ihr Ostern haben] Die von Göschen in Leipzig herausgebrachte achtbändige Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ lag tatsächlich zur Ostermesse Ende April 1790 komplett vor. Band 6 war als vorletzter im Februar 1790 erschienen (vgl. zu 104,6), Band 7 als letzter Ende April des Jahres (vgl. zu 177,1). Jacobi gehörte zu den Subskribenten der Ausgabe (vgl. Verzeichniß der Subscribenten. In: Goethe’s Schriften. Bd 1. Leipzig 1787, S. IX). 177,23–24 Ostern betret ich 〈…〉 Naturgeschichte als Schriftsteller] Goethes Aufsatz „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, den er nach gut zwei Monaten Arbeit im Januar 1790 fertig gestellt hatte, erschien ebenfalls zur Ostermesse im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha (vgl. zu 164,5). Das Druckmanuskript befand sich schon seit Ende Januar oder seit Mitte Februar 1790 im Verlag (vgl. zu 166,4–5). Diese Abhandlung war Goethes erste naturkundliche Veröffentlichung. 177,24–178,1 was das 〈…〉 Publikum mit einem Schriftchen machen wird] Goethes Schrift fand durchaus Resonanz in der wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Seit Juli 1790 erschien bis zum Jahr 1794 eine Reihe von Rezensionen, zum Teil in renommierten Gelehrtenzeitschriften, wie im Züricher „Magazin für die Botanik“ (1790), in den „Göttingischen Anzeigen von gelehrten Sachen“ (1791), in der Frankfurter „Bibliothek der gesamten Naturgeschichte“ (1791) oder in dem Gothaer „Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte“ (1792). Vgl. die Rezensionen insgesamt in: LA II 9A, 394 f., 396 f., 399 f., 401–403, 404 f., 409 f., 416 f., 425, 438 f. Größere Beachtung und eine Würdigung in wissenschaftlichen Fachkreisen fanden Goethes Ideen hingegen zunächst nicht, sie wirkten eher latent. Goethe selbst schrieb in seiner Darstellung „Wirkung dieser Schrift und weitere Entfaltung der darin vorgetragenen Idee“ von 1830 dazu: Wie aber diese Schrift bis jetzt auf den Gang der Wissenschaft in Deutschland gewirkt hat, ist eine höchst verwickelte Frage 〈…〉. Denn in der Tat scheint es mir, als habe sich die Idee der Metamorphose vieler bemächtigt, die es nicht ahnen, während andere, die neue Lehre verkündend, nicht wissen wovon sie reden. (LA I 10, 299; hier auch der vollständige Text: S. 297–318.) 178,2 Im Studio bin ich viel weiter vorwärts] Studio: Dativ Singular von lat. studium: Studium, Beschäftigung. – Dem Aufsatz über die Metamorphose der Pflanzen sollte eine zweite Abhandlung unter dem Titel „Metamorphose der Pflanzen. Zweiter Versuch“ folgen. Daran arbeitete Goethe wahrscheinlich im Sommer 1790. Die Schrift blieb jedoch fragmentarisch und wurde nicht veröffentlicht (vgl. zu 162,12). Gleichzeitig dehnte Goethe seine Forschung zur anatomischen Morphologie auf das Tierreich aus: „Versuch über die Gestalt der Thiere“ (vgl. die folgende Erläuterung).
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178,2–3 übers Jahr eine Schrift über d i e G e s t a l t d e r T h i e r e herauszugeben] Schon in seine Arbeitsagenda vom Sommer 1789 hatte Goethe eine Darstellung Uber die Gestalt der Thiere aufgenommen (GSA 27/50,1; vgl. zu 130,12). Nach vorbereitenden Studien, die in zahlreichen erhaltenen Aufzeichnungen und Konzepten Niederschlag fanden (vgl. LA II 9A, 140–169), begann Goethe offensichtlich im August 1790 mit der Niederschrift (vgl. auch 225,6–7). Er stellte die Abhandlung aber nicht fertig, sondern widmete sich seit Anfang 1791 stattdessen verstärkt optischen Studien (vgl. LA II 9A, 565). Es sind lediglich die Anfänge der Arbeit in einer Abschrift Paul Goetzes überliefert (GSA 26/LVI, 18, Bl. 44–55 und 26/LXIII 1,3, Bl. 43 und 56–62; vgl. auch LA I 10, 74–87). Goethes Ansatz bestand in dem Versuch, mittels morphologischen Vergleichs des Knochenbaus verschiedener Säugetiere eine typisierende Ordnung zu entwickeln (vgl. LA II 9A, 566 f.). 178,8 Daß die Französche Revolution 〈…〉 eine Revolution war] Erste überlieferte Äußerung Goethes zur Französischen Revolution vom Juli 1789. 178,10 studire ich die Alten] Wahrscheinlich ist die antike Dichtung gemeint, mit der sich Goethe seit Herbst 1788 beschäftigte, als er an seinen Elegien, den so genannten „Erotica Romana“ (später u. d. T. „Römische Elegien“), arbeitete. Im Oktober 1788 hatte er sich eine Ausgabe mit Originaldichtungen der bekanntesten römischen Elegiendichter besorgt (vgl. zu 46,10; zu 112,20) und laut der im Sommer 1789 aufgestellten Arbeitsagenda war für das kommende Jahr das Studium der wichtigsten Dichter der griechischen Bukolik (Theokrit, Moschus, Bion) vorgesehen (vgl. zu 130,12). 178,12 Meinen Tasso wirst du nun wohl haben.] Goethes Drama „Torquato Tasso“ war in Band 6 von „Goethe’s Schriften“ (S. 1–222) im Februar 1790 erschienen (vgl. zu 177,21–22). 178,13–14 gehe ich der Herzoginn Mutter 〈…〉 entgegen] Am 28. Februar 1790 hatte Goethe dem in Berlin weilenden Herzog Carl August mitgeteilt, er wolle dem Wunsch der Herzoginmutter Anna Amalia nachkommen, sie auf dem letzten Teil ihrer Rückreise von Italien nach Weimar zu begleiten (vgl. zu 174,18–19). Am 10. März brach Goethe mit herzoglicher Zustimmung nach Venedig auf, wo er nach fünfwöchiger Wartezeit am 6. Mai mit der Herzogin zusammentraf. Am 18. Juni traf die Reisegesellschaft wieder in Weimar ein (vgl. zu 171,5–6).
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BRIEFE BRIEF 186/187 186/187
186. An Friedrich Justin Bertuch
Weimar, 5. März 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 06/628. – Doppelblatt 19,7 × 27(–27,3) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 vor 178,21 Anbey baar und 178,22 Vom Jen. Cabinet von Bertuchs Hd, Tinte: „dt“ bzw. „dt.“ (für „dedit“: erhalten); S. 4 im unteren linken Blattviertel in umgekehrter Schreibrichtung Adresse: Des Hl. Leg. R. / Bertuch / Wohlgebl, darüber rotes Siegel: Bacchuskopf aus der römischen Kaiserzeit (vgl. Corpus IVb, S. 9, Nr 1 und Abb. 1); Bl. 2 Papierausriss an unterer äußerer Ecke durch Siegelöffnung; untere Blatthälfte Mitte in umgekehrter Schreibrichtung Empfangsvermerk, Tinte: „Weimar dL. 5n MrtL. 1790. / HL. Geh. Rth. v. Göthe.“ E: WA IV 30 (1905), 47 f., Nr 2806b (Carl Schüddekopf). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 178,19 Wiedererstattung] Goethe hatte durch Bertuch die Rechnung für bestellte und erhaltene Exemplare seiner „Schriften“ in Leipzig bezahlen lassen (vgl. QuZ 1, 211 f.). Im vorliegenden Fall betraf die Bezahlung vermutlich nur den Mitte Februar 1790 erschienenen 6. Band der „Schriften“. 178,20 Cour.] Franz. Courant: laufend, gültig; hier: ‚gültige Währung‘. 178,21 Anbey baar] Vermutlich für Exemplare, die Goethe verschenkt hatte. Die acht Bände der Ausgabe kosteten gebunden je 1 Reichstaler (vgl. QuZ 1, 223). Also hatte Göschen vermutlich von Bertuch die Summe für 8 Bände erhalten, die von Leipzig aus verschickt worden waren. 178,22 Vom Jen. Cabinet.] Gemeint ist wahrscheinlich das ‚Jenaische Cabinet‘ (vgl. zu 63,13–14), in dessen Auftrag Bertuch in Leipzig Bestellungen vorgenommen und das Bestellte bezahlt hatte. 178,23 Von Hl. R. Ludekus] An Johann August Ludecus, den Schatullier der Herzoginmutter Anna Amalia, schrieb Goethe am 5. März 1790: Hl. Steuerrath Ludekus wird ersucht An Hl. Reg. R. Bertuch rh 31: 21: An Hl. G. R. R. Voigt 25: – Als den Betrag erhaltener und auf Befehl Durchl der Herzoginn zu versendender Mineralien auszuzahlen. Die Kiste nebst der Adresse werde ich ehestens zustellen laßen. W. dl. 5 März 1790 Goethe.
MÄRZ 1790
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(LATh – HStA Weimar, Fürstenhaus A 981, Bl. 387. Den Erhalt des Betrags quittierte Bertuch am 8. März 1790 (ebd., Bl. 386). – Vgl. auch zu 135,28. – Für welchen Zweck die 25 Reichstaler, die Christian Gottlob Voigt bekam, bestimmt waren, konnte nicht ermittelt werden.
187. An Johann Gottfried Herder
〈Jena, 10. März 1790〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Goethe ging am 10. März 1790 von Weimar nach Jena. Am selben Tag notierte der Museumsdiener und spätere Torwächter des Jenaer Schlosses Johann Daniel Färber in seinen Kalenderaufzeichnungen: „d 10 sind dHL. Geh. rath v Göthe ein logiert“ (Färber-Calender 1790, Bl. 7). Der in Weimar weilende Carl Ludwig von Knebel hält an diesem Tag über Goethes Aufbruch nach Venedig in seinem Tagebuch fest: „Göthe reißt ab.“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 9.) ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; bis 1851 im Besitz des Frankfurter Buchhändlers Johann Valentin Meidinger, eines Neffen von Charlotte Buff; danach möglicherweise im Besitz von Heinrich Meidinger, einem Neffen des Vorbesitzers. h1: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller). h2: GSA Weimar, Sign.: 29/226,IV (Abschrift von Heinrich Düntzer). – 1 Bl., 2 S. beschr., Vs. über dem Text, Tinte: „März? 1790 / An Herrn Vicepräsident Herdern in Weimar“, unter dem Text, Tinte: „Das Original an Meidinger in Frankfurt. 20. III. 56.“; Rs. von Daniel Bonins Hd, Bleistift: „Nach Düntzer aus Jena im März 1790 / Bn.“ E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 114 f., Nr 64 (nach einer Abschrift; vgl. h2). WA IV 9 (1891), 184 f., Nr 2807 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: h1. – Die Überlieferungsvarianten sprechen dafür, dass diese Abschrift dem Original am ehesten entspricht. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
181,1 angekommen] angekommen, E 181,2 ziemlich,] ziemlich; E 181,2 Uebel] Übel h2 181,4 Dir] fehlt h2 181,4 bitten:] bitten, E 181,5 ein mir] mir ein WA 181,5 geben.] danach kein Absatz, E 181,6 Fortis] Forti E 181,6 vergessen, sey] vergessen. Sei E 181,7–8 BiblioTheculam] Bibliotheculam E 181,9 kannst.] danach kein neuer Absatz h2
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BRIEF 188
181,11 Gefalle] Gefallen E 181,11 und] u. h2 181,12 Gusteln,] Gusteln; E 181,12 gehalten] gehalten, E 181,12–13 fortfuhr] fortfuhr, E 181,13 und] u. h2 181,13 a n d e r n ] unterstrichen h2 181,14 Boten] Boten, h2, E 181,14 gieb] gib h2, E ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Vgl. aber Herders Brief an Goethe von Anfang März? 1790 mit Ratschlägen für Goethes bevorstehende Reise nach Italien (HB 8, 198 f., Nr 120). – Das von Goethe gewünschte Buch (vgl. zu 181,6) ließ ihm Herder umgehend zukommen (vgl. 188,5). 181,1 in Jena angekommen] Auf dem Weg nach Italien hielt sich Goethe vom 10. bis 13. März 1790 in Jena auf. 181,1 mein Geschäft] Es betraf die in der Nacht vom 4. auf den 5. März 1790 in Jena eskalierten Studentenunruhen, zu deren Untersuchung und Beilegung Goethe – während der Abwesenheit des Herzogs von Weimar – durch das Geheime Consilium am 9. März beauftragt worden war (vgl. zu 182,11). Vgl. auch Irmtraut Schmid: Die Beilegung der Jenaer Studentenunruhen vom März 1790 durch Goethe und Herzog Karl August von Sachsen-Weimar. In: Archivistica docet. Beiträge zur Archivwissenschaft und ihres interdisziplinären Umfelds. Hrsg. von Friedrich Beck, Wolfgang Hempel und Eckart Henning. Potsdam 1999, S. 359–369. 181,3 bemänteln] „der schlimmen sache einen mantel umhängen, ihr guten scheinen geben“ (Grimm 1, 1457). 181,6 des Fortis Beschreibung des Val di Ronca] Alberto Fortis: Della valle vulcanico-marina di Roncà nel territorio Veronese. Memoria orittografica. Venedig 1778. – Das geologische Werk, das auf 66 Seiten eine „Descrizione orittografica della valle di Roncà nell territorio Veronose“ liefert und auf vier Kupfertafeln Gesteine und Erdformationen zeigt, hat sich in Goethes Bibliothek erhalten (vgl. Ruppert, 655, Nr 4561). Herder schickte das Buch wie gewünscht noch vor Goethes Weiterreise nach Jena (vgl. Bezugsbrieferläuterung). 181,7–8 Biblio-Theculam meam] Lat. Akkusativ von bibliothecula mea: meine kleine Bibliothek. 181,10 nach Bassano] Stadt in Norditalien, 28 km nordnordöstlich von Vicenza gelegen. Da Goethes Reise nach Venedig über Trient, Rovereto, Verona und Vicenza führte, wurde Bassano nicht berührt. 181,12 Gusteln] Herders Sohn August, Goethes Patenkind. 181,13 einem a n d e r n Abschied] Vom Sohn August und von Christiane Vulpius. 181,14 einen Boten] Vielleicht Paul Goetze, Goethes Diener, der die Reise nach Italien mit unternahm und schon in Jena war.
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188. An Jacob Friedrich von Fritsch
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Jena, 12. März 1790 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – Doppelblatt 18,6(–18,8) × 22,9(–23,1) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am unteren Rand Mitte Präsentationsvermerk von fremder Hd (Fritsch?), Tinte: „ps. d. 12 Mart. 1790. hora / III. promerid. p HLn Ltn Trützschler“. E: WA IV 9 (1891), 185 f., Nr 2808 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 181,16 Freyherr] Die Anrede ‚Freyherr‘ gebührte Fritsch aufgrund seiner Standesposition. Sein Vater war bereits 1742 in den Reichsfreiherrenstand erhoben worden. 181,17 Geheimerath] Fritsch war 1756 als Beamter in den herzoglichen Dienst in Weimar getreten und seit 1762 dauerhaft Mitglied im Geheimen Consilium. 1772 war ihm für seine Verdienste von der Herzoginmutter Anna Amalia der Titel Wirklicher Geheimer Rat verliehen worden. 181,18–19 gehofft die Sache h i e r 〈…〉 abzuthun] Goethe war am 9. März vom Geheimen Consilium mit der Untersuchung der seit Tagen anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Teilen der Jenaer Studentenschaft und den in Jena stationierten herzoglichen Jägersoldaten beauftragt worden und dazu am Folgetag nach Jena gereist. Am 10. März hatte sich auch ein Militärtribunal unter Leitung des Jenaer Garnisonskommandanten Major Johann Georg von Bentheim mit den Ereignissen vom 4. März befasst und die an dem gewaltsamen Vorgehen beteiligten Soldaten bestraft, was den aufgebrachten Studenten jedoch als Genugtuung nicht ausreichend erschien und die Situation nicht zu beruhigen vermocht hatte (vgl. zu 182,11; zu 182,24–25; zu 183,14). Am 11. März war es erneut zu Zusammenstößen der Studenten mit dem Militär gekommen (vgl. zu 185,13; zu 185,14–15). – Sentenz: Hier im Sinne von ‚Urteil‘. 181,20–21 Feldw. Wachtel durch ein Commando nach Weimar schicken] Feldwebel Johann Gottfried Wachtel war der Hauptverantwortliche der Übergriffe von Soldaten der Jägerkompanie auf Studenten vom 4. März (vgl. zu 182,23). Er war dafür am 10. März im eigens anberaumten militärgerichtlichen Verfahren in Jena zu 14 Tagen Arrest verurteilt worden (vgl. zu 182,24–25). Eine Überführung nach Weimar hätte vonseiten der Studenten als Inschutznahme des Täters interpretiert werden können und absehbar zu weiteren Eskalationen geführt. 181,22–23 höchstverdrüßliche Sache 〈…〉 Herzog und sein Ministerium zu bringen] Goethe hatte während seines Aufenthaltes in Jena gemäß seinem ministeriellen Auftrag zunächst versucht, durch zahlreiche vermittelnde Gespräche und
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Verhandlungen mit den Beteiligten der Jenaer Studentenschaft und des herzoglichen Militärs die Situation zu beruhigen und den Konflikt beizulegen, was aber nur bedingt Erfolg hatte (vgl. zu 183,27–29; zu 184,9; zu 185,1–2). Die seitens der Studenten schon länger beabsichtigte Eingabe an Herzog Carl August mit der Bitte um Maßnahmen zur vollständigen Wiederherstellung ihrer Satisfaktion war nach den erneuten Zusammenstößen vom 11. März nicht mehr zu verhindern gewesen (vgl. zu 183,16–18; zu 186,17). Die Bittschrift wurde am 15. März an Herzog Carl August gerichtet (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 47–48), der daraufhin ein Dekret erließ, das weitere Maßregeln sowie schärfere Strafen für die beteiligten Militärs anordnete. Hauptmann Christian Friedrich August von Trützschler, der Kommandeur der betroffenen Weimarer Jägerkompanie, wurde wegen Vernachlässigung der Disziplin suspendiert und in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, die Kompanie selbst aufgelöst und ihre Angehörigen auf andere Einheiten verteilt. Feldwebel Johann Gottfried Wachtel, der Anführer der Patrouille, die den Übergriff vom 4. März verübt hatte, wurde mit 50 Fuchtelhieben bestraft und in Unehren entlassen. Drei weitere beteiligte Unteroffiziere bekamen Arreststrafen und je 30 Fuchtelhiebe (vgl. Konzept des Dekrets Carl Augusts an das Geheime Consilium, wahrscheinlich 2. Märzhälfte 1790; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 39–40). 181,24 p e r s o n a l Verhältniße] Spannungen existierten zwischen dem Kommandanten der Jenaer Garnison, Major Johann Georg von Bentheim, und dem obersten Offizier der Weimarer Jägerkompanie, Hauptmann Christian Friedrich August von Trützschler, was die Beweisaufnahme und Urteilsfindung im Militärverfahren gegen die beschuldigten Soldaten am 10. März 1790 wesentlich erschwerte. Hinzu kamen Spannungen zwischen einzelnen Jenaer Professoren, wie Justus Christian Loder oder Johann Jacob Griesbach, und Militärvertretern, namentlich dem Jenaer Garnisonsverantwortlichen von Bentheim. Die Professoren hatten sich offen auf die Seite der Studenten gestellt (vgl. zu 182,21–22; zu 183,27–29). 182,2 nähere Nachricht geben] Neben einem weiteren Brief vom 12. März 1790 zur Unterrichtung Fritschs und damit des Geheimen Consiliums (Nr 189) verfasste Goethe am gleichen Tag auch noch einen gesonderten Bericht zur aktuellen Situation in Jena an Herzog Carl August (vgl. Beilage zu Nr 189).
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189. An Jacob Friedrich von Fritsch
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Jena, 12. März 1790 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/184,I. – 3 Doppelblätter 18,6(–18,9) × 23(–23,2) cm, 11 ¼ S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am unteren Rand rechts Präsentationsvermerk, Tinte: „ps d. 13. Mart 1790. F.“; S. 8 am linken Rand neben den Zeilen 185,11–12 Den wunderlichen Vorfall bis Ltnt Trütschler von fremder Hd (Fritsch?), Tinte: „habe ihn nicht gesprochen“; S. 9 am unteren Rand rechts Präsentationsvermerk, Tinte: „ps. d. 13. Mart 1790 F“; S. 11 und 12 am unteren Blattrand abgeschnitten auf 18,6(–18,9) × 20,5(–20,7) cm, dadurch Textverlust auf S. 11 unten nach 187,1 sonst klein Paris,. E: WA IV 9 (1891), 188–195, Nr 2811 (Eduard von der Hellen; Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 (1905), 257). BEIL AG E
Bericht Goethes an Herzog Carl August vom 12. März 1790: Durchlauchtigster Herzog gnädigster Herr, Ew Hochfürstl Durchl geruhen Sich unterthänigst vortragen zu laßen inwieferne ich mich des, mir gnädigst ertheilten Auftrags: das Meinige zu Beylegung der gegenwärtigen Unruhen auf der Akademie Jena beyzutragen, habe entledigen können. Bey meiner am 10. dieses erfolgten Hierherkunft, fand ich sowohl den Prorecktor als zwey Deputirte des Senates, den Geh. Kirchen Rath Griesbach und Hofrath Loder, nicht weniger den Commandanten Major von Bentheim bereit mir zur Aufklärung und Beylegung dieser unangenehmen Sache, nach Ew Durchl Befehlen an Handen zu gehen. Die Untersuchung war bey den Militar Gerichten geschloßen, wovon der Major Bentheim die Acten einreichte u sodann die gefällte Sentenz darlegte welche er eben an Ew Durchl einzusenden willens gewesen. In diesem Urtheil, welches nebst den Ackten diesem unterthänigsten Berichte beygelegt ist, wird der Feldwebel Wachtel zu einem vierzehntätigen Arrest wechselsweise bey Wasser und Brod, die übrigen von der Patrouille, welche sich weniger zu Schulden kommen laßen, zu proportionirter ähnlicher Strafe verdammt. Von Seiten des Prorecktoris und der Akademischen Deputirten wollte man sogleich bemercken daß diese Strafe, besonders die des Feldwebel Wachtels, den Beleidigten und in einem unglaublichen Grade aufgebrachten Studenten viel zu gering scheinen müße, wenn sie solche mit einer
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Carcerstrafe, welche ihnen um geringerer Vergehungen willen dicktirt würde, verglichen. Es fand sich auch diese Vermuthung nachher gegründet als man die Beleidigten und Verletzten, nebst einigen der angesehnern Studiosen darüber sondirte. Zwar glaubte man durch diensame Vorstellungen bey ihnen endlich dahin gelangt zu seyn daß sie sich mit einer solchen Satsifacktion zufrieden geben würden, allein unversehens erschienen ihre Gesinnungen verändert u man konnte nicht wie man gehoft den Zweck durch die ergriffnen Mittel erreichen. Da sich nun zu gleicher Zeit unter dem Militair einige Bewegungen zeigten und die ganze Lage immer bedenklicher ward, so konnte man den jungen akademischen Bürgern, den Weg unmittelbar an Ew. Durchl, welchen sie betreten zu dürfen, sich bescheiden von dem Prorecktore ausbaten, um so weniger versperren, als er einem jeden unter jeden Umständen frey bleiben muß. Ew Durchl werden also die Beschwerde welche sie anzubringen haben unmittelbar an Höchstdieselben gebracht sehen und es wird Ew Durchl ein leichtes seyn, durch einen gerechten Ausspruch, die Gemüther völlig zu beruhigen. Indeßen glaube ich versichern zu können daß, wenn nur das Militar in Schrancken gehalten wird, biß zu Ew Durchl höchster Entscheidung alles in der grösten Ruhe bleiben wird. Der ich mir es zum Glück rechne mich lebenslänglich unterzeichnen zu dürfen. Jena d. 12 März 1790.
Ew Hochfürstl Durchl unterthänigst treugehorsamsten Johann Wolfgang von Goethe
(LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 28–29; zitiert nach: AS 2.1, 173–175, Nr 31C). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet indirekt den Brief des Geheimen Consiliums vom 9. März 1790 (LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 27 [Konzept]; vgl. auch AS 2.1, 171 f., Nr 31A). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 182,7 Freyherr] Vgl. zu 181,16. 182,9 Geheimerath] Vgl. zu 181,17. 182,10 beyliegendem unterthänigem Berichte] Goethes Bericht an Herzog Carl August über den Zwischenfall vom 4. März in Jena, bei dem Studenten der Je-
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naer Universität von Soldaten der Weimarer Jägerkompanie angegriffen worden waren (vgl. Beilage und die folgende Erläuterung). Das Geheime Consilium hatte Goethe am 9. März 1790 mit einer Untersuchung beauftragt. 182,11 was in diesen Tagen vorgekommen] Als die Jenaer Universität im Februar 1790 (vgl. zweite Erläuterung zu 181,1) konsequent gegen illegale Studentenverbindungen vorzugehen begann, wurde wegen befürchteter Studentenproteste die kleine Jenaer Garnison durch eine Kompanie Jägersoldaten aus Weimar verstärkt. Von den Studenten beargwöhnt und als Provokation betrachtet, führte die Stationierung der Weimarer Kompanie in der Universitätsstadt erst recht zu Spannungen. Es kam zu verbalen Auseinandersetzungen, aber auch zu Handgreiflichkeiten auf offener Straße zwischen Soldaten und Studenten. Am Abend des 4. März 1790 eskalierte die Situation. Eine Patrouille der Jägerkompanie war, ohne direkt tätlich angegriffen worden zu sein, mit Gewalt gegen eine Gruppe Studenten vorgegangen und hatte dabei einige verletzt (vgl. zu 182,23). Dieser Vorfall führte zu offener Empörung und Solidarisierung fast der gesamten Studentenschaft der Universität, die Satisfaktion und angemessene Bestrafung der Schuldigen forderte. Am 5. März 1790 berichtete der Kommandant der Jenaer Garnison, Major Johann Georg von Bentheim, dem Geheimen Consilium in Weimar von den Vorfällen (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 1–2). Das Consilium wies die Universität Jena daraufhin an, die Studenten durch einen öffentlichen Anschlag aufzufordern, sich aller Exzesse zu enthalten und ihre Beschwerden bei den zuständigen Behörden vorzubringen (vgl. Reskript an die Universität Jena, 6. März 1790; ebd., Bl. 3 und Senatsbeschluss über das Warnungs-Patent, 6. März 1790; Universitätsarchiv Jena, Sign.: A 340, Bl. 101). Gleichzeitig wies das Geheime Consilium Major von Bentheim an, auch dem Militär in Jena äußerste Zurückhaltung gegenüber der örtlichen Studentenschaft aufzuerlegen (vgl. Dekret an Major von Bentheim, 6. März 1790; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, o. S.). Am 8. März 1790 erhielt der Kommandant außerdem den Auftrag, den Vorfall vom 4. März offiziell untersuchen zu lassen und die Beteiligten der Jägerpatrouille bei entsprechender Beweislage gebührend zu bestrafen. Die zu erwartenden Urteile sollten durch die Universitätsleitung zur Satisfaktion der aufgebrachten Studenten öffentlich bekannt gemacht werden (vgl. Dekret an Major von Bentheim [Konzept], 8. März 1790; ebd., Bl. 4). Noch bevor diese Maßnahmen umgesetzt werden konnten, erhöhten die Studenten und Teile der Jenaer Professorenschaft den Druck auf die involvierten Gremien und das Militär. Auf einer Versammlung an der Rasenmühle bei Jena am 8. März 1790, an der ungefähr 400 Studenten teilnahmen, war die Forderung nach harter Bestrafung der Schuldigen an dem Übergriff vom 4. März nochmals vehement vorgetragen worden. Daraufhin entsandte das Geheime Consilium mit Auftrag vom 9. März Goethe als landesherrlichen Kommissär zur Untersuchung der Vorfälle und Beilegung des Streits nach Jena. Goethe traf am 10. März in Jena ein
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und begann sogleich, sich ein Bild von der Lage zu machen, führte Gespräche mit den Beteiligten, vor allem mit Vertretern der Universität und der Garnison (vgl. Beilage). Ebenfalls am 10. März fand unter Leitung Bentheims und des Kommandanten der Jägerkompanie, Christian Friedrich August von Trützschler, die angeordnete militärinterne Untersuchung statt, die mit einer vorläufigen Verurteilung der beteiligten Soldaten endete (vgl. zu 182,24–25). 182,21–22 Das Mißverhältniß der Jägerkompagnie 〈…〉 zum Commandanten] Formell unterstand die nach Jena entsandte Jägerkompanie dem Oberbefehl des Jenaer Garnisonskommandanten Major Johann Georg von Bentheim, dessen Anweisung, sich gegenüber den Studenten zurückzuhalten, die Jägersoldaten nur widerwillig akzeptierten. Die Jägerkompanie bildete eine Eliteeinheit des weimarischen Militärs. Entsprechend gekränkt und in ihrem Stolz verletzt waren die Soldaten durch die fortwährenden Anfeindungen und den Spott der Jenaer Studenten. Weitere Spannungen ergaben sich aus dem Loyalitätskonflikt unter der Doppelführung durch Bentheim und Kompaniechef Hauptmann Christian Friedrich August von Trützschler. 182,23 Feldwebel Wachtel, eben der unkluge Anführer am 4 März] Der Feldwebel Johann Gottfried Wachtel war Gruppenführer bei der Jägerkompanie. Nachdem am Morgen des 4. März bei einer Auseinandersetzung zwischen Studenten und Jägern ein Soldat ins Gesicht geschlagen worden war, ließ sich Wachtel am Abend des gleichen Tages von einer Studentengruppe provozieren und prügelte mit seinen Soldaten so auf sie ein, dass es Verletzte gab. 182,23–24 Relationen] Berichte; hier: von einem Advokaten verfasste Darstellungen eines Vorgangs oder Sachverhaltes. 182,24–25 gegen den Major wie den Capitain widersprüchig] Gemäß der ihnen erteilten Anweisung hatten der Befehlshaber der Jenaer Garnison, Major Johann Georg von Bentheim, und der Kommandant der Jägerkompanie, Hauptmann Christian Friedrich August von Trützschler, am 10. März 1790 ein militärgerichtliches Untersuchungsverfahren gegen die am Übergriff auf die Studenten vom 4. März 1790 beteiligten Jäger durchgeführt, in dessen Ergebnis der verantwortliche Patrouillenführer, Feldwebel Wachtel, und einige Unteroffiziere zu mehrtägigen Arreststrafen bei Wasser und Brot verurteilt worden waren (vgl. Beilage und Bericht Bentheims vom 14. März 1790; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 31). Die Jägersoldaten hatten jedoch Widerspruch gegen das Urteil eingelegt, so dass es nicht sofort vollzogen werden konnte, sondern noch der Bestätigung des Landesherrn, respektive Goethes als des in Jena anwesenden landesherrlichen Kommissärs, bedurfte (vgl. zu 184,18–20). 182,26 Die jungen Studirenden waren äusserst aufgebracht] Vgl. zu 182,11. 182,27–183,1 feyerliche Zusage der e k l a t a n t e s t e n Satisfaction] Vgl. ebd.
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183,4–5 daß Hofr. Loder in diesem Falle zu seyn scheint] Möglicherweise wollte Goethe dem entstandenen Verdacht entgegentreten, Justus Christian Loder sei als Hintermann der Studentenproteste anzusehen (vgl. zu 183,27–29). 183,6–7 seinen ganzen Einfluß 〈…〉 um die jungen Leute ins Gleis zu bringen] Loder lieferte in einem Brief vom 7. März 1790 an Fritsch eine eigene Schilderung und Wertung der Jenaer Vorgänge und versuchte die Empörung der Studenten zu erklären: „Zum größten Glück erfahre ich dieses 〈…〉 durch einen Liefländer, der 〈…〉 mein Zuhörer ist, 〈…〉 daß er in das Paradies ging, wo wol ein Paar Hundert Studenten, die sich mit Knütteln und Schießgewehr versehen hatten, versammelt waren. Mit Mühe brachte er es dahin, daß sie 〈…〉 ihn hörten, worauf er sie in meinem Namen bat, ruhig aus einander zu gehen 〈…〉 und ihnen die Satisfaction 〈…〉 nach Untersuchung ihrer Beschwerden, versprach. Dieses hatte die gute Wirkung, daß der Tumult unterblieb, daß der ganze Haufe zwar auf den Markt zog, dort ein Lied sang, auch dem Hrn. Hauptmann von Trützschler 〈…〉 ein Paar Fensterscheiben einwarf, übrigens aber gleich aus einander gieng.“ (H: GSA 20/37,13, Bl. 9.) Am 9. März 1790 berichtete Loder ergänzend an Fritsch von seiner deeskalierenden Einflussnahme auf die Studentenschaft: „Gestern sind Nachmittags um 1 Uhr wol 400 von ihnen im Paradies versammelt gewesen, und einer von ihnen hat dem ganzen Haufen die Nachricht aus Hochdero erstem gnädigen Schreiben an mich bekannt gemacht, und einen Brief von mir an einen der vornehmsten Studenten laut verlesen. In diesem Brief hatte ich ihm auf Ehre versichert, daß die Academie keine Verstärkung der Miliz verlangt hätte, und hatte weitläufig deducirt, warum die Satisfaction nicht so geschwind erfolgen könne. Nun waren sie alle zufrieden, hauptsächlich, weil ich geschrieben hatte, daß ich und verschiedene meiner Collegen die Stadt sogleich verlassen würden, wenn mehr Truppen herkommen sollten.“ (Vgl. ebd., Bl. 13.) 183,7–8 der Prorecktor, ich selbst 〈…〉 schickliche Weise ihnen zuzureden gesucht] Der amtierende (Pro-)Rektor der Jenaer Universität, Christian Gottfried Schütz, hatte gemeinsam mit Goethe in immer neuen Verhandlungen und Gesprächen mit verschiedenen Seiten versucht, den Konflikt zu entschärfen. Anfangs war man dabei vor allem noch der Hoffnung gewesen, dass das Militärgerichtsurteil gegen die für den Übergriff vom 4. März verantwortlichen Angehörigen der Jägerkompanie die Studenten beschwichtigen und ihnen als Satisfaktion genügen würde. 183,10–11 von Professoren selbst 〈…〉 aufgehetzt] Näheres zu diesen Gerüchten konnte nicht ermittelt werden. 183,14 die Bentheimische Sentenz exequiren lassen] Goethe war zunächst entschlossen, das Urteil aus der militärgerichtlichen Untersuchung des Garnisonskommandanten Johann Georg von Bentheim vom 10. März umgehend vollstrecken zu lassen (vgl. auch zu 181,18–19; zu 182,24–25). 183,15 Griesb] Johann Jacob Griesbach, Professor der Theologie in Jena.
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183,16–18 auf jene Seite geneigt 〈…〉 zu fürchten scheint] Griesbach und andere Mitglieder des akademischen Senats befürchteten angesichts der anhaltenden Empörung der Studenten, dass viele von ihnen aus Protest die Universität verlassen würden. Deshalb unterstützten sie deren Forderung, die vollständige Satisfaktion durch herzoglichen Erlass zu erlangen. Goethe setzte daraufhin die Bestätigung des Militärgerichtsurteils vom 10. März zunächst aus und erklärte die Absicht der Studenten, eine entsprechende Bittschrift an den Herzog zu richten, für legitim (vgl. Bericht des (Pro-)Rektors Christian Gottfried Schütz, 15. März 1790; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 36–37). 183,18 noch vierzehn Tage hier bleiben] Goethes Aufenthalt in Jena war begrenzt, da er die geplante Reise nach Italien, um die Herzoginmutter auf ihrer Rückreise von dort nach Weimar zu begleiten, nicht mehr lange verschieben konnte. Er brach schon am nächsten Tag auf (vgl. GT II 1, 5). 183,20 was der Prorecktor ausrichtet] Amtierender (Pro-)Rektor der Jenaer Universität war der Philologe Christian Gottfried Schütz (vgl. die folgende Erläuterung). 183,20–21 Es muß sich biß heute Abend entscheiden.] Dieses Ultimatum hatte Goethe offensichtlich sich selbst wie auch Schütz gestellt. Schütz unterstützte schließlich ebenfalls die Linie der Studenten, das Militärurteil vom 10. März abzulehnen und eine Bittschrift in der Sache an Herzog Carl August zu richten (vgl. auch zu 183,16–18). 183,27–29 erste Session war so stürmisch 〈…〉 gegen Lodern Luft ließ] Die erste Beratung mit den akademischen Vertretern der Jenaer Universität war von Goethe für den 10. März 1790 anberaumt worden. Loder hatte nach Auffassung Major von Bentheims durch sein Auftreten vor der Studentenversammlung im Jenaer „Paradies“ am 8. März, wo er in feierlicher Form die Durchsetzung vollständiger Satisfaktion versprochen hatte, voreilig gehandelt und die Chance vergeben, die aufgeheizte Stimmung unter den Studenten mit dem vorgesehenen militärgerichtlichen Urteil zu beruhigen. – Menagement: Franz.: Schonung, Mäßigung. – Grief: Engl.: Verdruss, Groll (vgl. GWb 4, 473). 183,29 a l’ordre du jour] Franz.: Zur Tagesordnung. 183,33–34 die Acten der Mil. Gerichte instruirt, die Sentenz gefällt] Das Urteil im militärgerichtlichen Verfahren vom 10. März 1790 (vgl. zu 182,24–25) wurde nicht nach einer Verhandlung in Anwesenheit der Zeugen und Angeklagten, sondern aufgrund der Aktenlage gefällt. 183,34 Negotiationen] Unterhandlungen (von lat. negotiatio: Handel, Geschäft). 184,1–2 die Sentenz zu exequiren oder die Entscheidung ins weitere zu spielen] Goethe entschied sich für Letzteres (vgl. zu 183,14; zu 183,16–18). 184,3–4 die Sache scheint 〈…〉 Wendung zu nehmen] (Pro-)Rektor Schütz hatte schließlich von der Gruppe der studentischen Beschwerdeführer die Zusage er-
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halten, man wolle die Lage nicht weiter eskalieren lassen, wenn eine Bittschrift an den Herzog zur Aufhebung des Militärgerichtsurteils vom 10. März gestattet und der Schutz gegen neue Übergriffe der Jägersoldaten garantiert würde. 184,4 laesos] Lat. Akkusativ von laesi: (rechtssprachlich) die Gekränkten, Beleidigten, Verletzten (vgl. GWb 5, 912). 184,9 von Seiten der Commission, der Akademie, der Militairgerichte] Damit sind die beteiligten Seiten der Auseinandersetzung bezeichnet: Goethe als landesherrlicher Kommissär, die Mitglieder des akademischen Senats sowie die für die Militärgerichtsbarkeit Verantwortlichen, Garnisonskommandant Major von Bentheim und Hauptmann von Trützschler von der Weimarer Jägerkompanie (vgl. Beilage). 184,11–12 Beschwerde an Serenissimum unmittelbar zu wenden] Die Eingabe wurde in den Folgetagen entworfen und am 15. März an Herzog Carl August geschickt. Sie war von insgesamt 36 Studenten unterzeichnet (vgl. Supplik an Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, 15. März 1790, LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 8491, Bl. 47–48). – Serenissimum: Lat. Akkusativ zu Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27). 184,12–13 Sie bäten nur um Sicherheit gegen das Militare] Eine Hauptforderung der Jenaer Studenten war, ihre Sicherheit zu garantieren und weitere Übergriffe der Weimarer Jägerkompanie zu verhindern. Die Soldaten wurden schließlich aus Jena abgezogen. Sie kehrten am 17. März 1790 in ihre Garnison nach Weimar zurück. 184,18 Wachteln hier in Arrest] Der Hauptverantwortliche für die Affäre, der Jägerfeldwebel Johann Gottfried Wachtel, war am 10. März zu einer zweiwöchigen Arreststrafe verurteilt worden (vgl. zu 182,24–25). Goethe entschied gegen die laufende Revisionsklage der Jägersoldaten, Wachtel weiterhin festzusetzen, um die angespannte Lage nicht erneut eskalieren zu lassen. Eine zudem in Vorschlag gebrachte Überstellung des Arrestanten nach Weimar lehnte Goethe ebenfalls ab (vgl. zu 181,20–21). 184,18–20 schicke auch die Militargerichts Akten 〈…〉 remittire] Wahrscheinlich die gesonderte Übersendung des Militärgerichtsurteils und des Berichts von Major von Bentheim vom 10. März 1790 (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen, A 8491, Bl. 31–35) sowie der von Goethe mitgebrachten Weimarer Akten in der Sache. Über die Verhandlungen der von Goethe repräsentierten ministeriellen Kommission in Jena wurden keine Akten angelegt. 184,20–22 daß nichts in der Sache 〈…〉 gehört hat] Der Immediatbericht des (Pro-)Rektors der Jenaer Universität Christian Gottfried Schütz an den Herzog wurde am 15. März 1790 erstattet (vgl. ebd., Bl. 36–37). 184,23–24 zu einer starcken Emigration könnte es Anlaß geben] Vgl. zu 183,16–18. 184,25 verehrtes Ministerium] Das herzogliche Geheime Consilium zu Weimar.
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184,31–32 die Anführer, die Verletzten sind gewonnen] Goethe konnte es als Erfolg verbuchen, dass es gelungen war, eine weitere Eskalation der Protestbewegung gegen den Übergriff vom 4. März 1790 zu verhindern und die Mehrheit der Studenten für die Durchsetzung ihrer Satisfaktionsforderung auf dem Rechtsweg zu gewinnen. 185,1–2 reel wird die Satisfaction seyn müßen] Um die Erwartungen der Studierenden zu erfüllen, sah Goethe eine strengere Verurteilung der Schuldigen und die konsequente Umsetzung der Strafmaßnahmen als unerlässlich an. Herzog Carl August nahm dies auch genau so vor (vgl. zu 181,22–23). 185,3 instigirt und instruirt] ,Instigieren‘ von lat. instigare: antreiben; hier im Sinne von ‚anstiften‘, ‚aufstacheln‘, ‚aufhetzen‘ (vgl. GWb 5, 38). – ‚Instruieren‘ von lat. instruere: aufstellen, unterrichten; hier im Sinne von ‚jemanden anweisen‘, ‚anleiten‘ (vgl. ebd., 41). 185,4–5 vexirt] ,Vexieren‘ von lat. vexare: bedrängen, plagen; hier mit der Konnotation ‚necken‘, ‚zum Besten halten‘. 185,8 rem integerrimam] Lat. Akkusativ von res integerrima (Superlativ): Unangegriffene, unbeeinträchtigte Sache. Im Vertragsrecht besteht ‚res integra‘, solange keine Handlungen vorgenommen wurden, die eine Änderung oder Auflösung des Vertrags zum Nachteil eines Vertragspartners bewirken. 185,9 deßwegen Wachteln nicht hinüber schicke] Vgl. zu 184,18. 185,11–12 Den wunderlichen Vorfall 〈…〉 erzählt haben.] Georg Christian Ernst von Trützschler, Leutnant bei der Jenaer Garnison. Genaueres zum erwähnten Sachverhalt ist nicht überliefert. Offensichtlich hatten sich Angehörige der Jägerkompanie mit ihren durch das Militärgericht verurteilten Kameraden solidarisiert und damit gedroht, den Dienst zu quittieren, wenn nicht auch die Studenten bestraft würden, die Provokationen und Übergriffe gegen Militärangehörige verübt hatten. 185,12 Der gute Major] Der Kommandant der Jenaer Militärgarnison, Major Johann Georg von Bentheim. 185,13 Gestern Abend fingen zwey Jäger an zu wetzen] Das Schärfen der Säbel oder Messer war ein symbolischer Akt der Ankündigung einer Schlacht oder eines Krieges. Diese Demonstration der Kampfbereitschaft der Soldaten musste von den Studenten als Provokation empfunden werden. 185,14 die Wache] Die diensthabenden Soldaten der Jenaer Garnison. Ihr Wachlokal befand sich im Jenaer Schloss. 185,14–15 Studenten arretirten sie und brachten sie dem Capitain ins Hauß] Näheres über die Vorgänge, die leicht zu einer erneuten Eskalation des Konflikts hätten führen können, ist nicht bekannt. Mit ‚Capitain‘ ist wahrscheinlich Hauptmann Christian Friedrich August von Trützschler, der Kommandeur der Weimarer Jäger, gemeint. 185,17–18 Hl. Geh. Schnaus und Schmidt] Die Geheimen Räte Christian
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Friedrich Schnauß und Johann Christoph Schmidt waren langjährige Mitglieder im Geheimen Consilium zu Weimar und somit Kollegen von Goethe und Fritsch. 185,20 meine Reise Morgen frühe weiter fortsetzen] Vgl. zu 183,18. 185,27 Vorfalls beym Jäger korps] Vgl. zu 185,13; zu 185,14–15. 185,28–29 wovon Ltnant Trütschler Ew Exzell 〈…〉 benachrichtiget haben] Leutnant Georg Christian Ernst von Trützschler hatte Fritsch persönlich über die jüngsten Ereignisse in Kenntnis gesetzt (vgl. zu 186,5–6). 185,30 Leibesstrafe] Die Kriegsartikel des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach sahen bereits bei leichteren Dienstvergehen von Militärangehörigen körperliche Bestrafungen vor. 185,31 Hauptm.] Hauptmann, Christian Friedrich August von Trützschler, der Kommandeur der Jägerkompanie. 185,32 nach Weimar gehen] Es sollte direkt bei den aufsichtsführenden Dienstbehörden in Weimar, dem Geheimen Consilium oder Herzog Carl August selbst, Beschwerde eingereicht werden (vgl. auch zu 186,5–6). 185,32 Major] Johann Georg von Bentheim, Kommandant der Jenaer Militärgarnison. 186,5 haranguirt] Von franz. haranguer: ansprechen, anreden; hier im Sinne von ‚ins Gewissen reden‘ (vgl. GWb 4, 707). 186,5–6 Der Ltnant ist hinüber um mündlichen Rapport abzustatten] Der Leutnant der Weimarer Jägerkompanie Georg Christian Ernst von Trützschler war nach den neuerlichen Konfrontationen vom 11. März nach Weimar gereist, um Fritsch und die verantwortlichen Personen der aufsichtsführenden Behörden, vor allem des Geheimen Consiliums, persönlich über die jüngsten Ereignisse zu informieren. 186,10–11 So eben geht R u p p r e c h t 〈…〉 von mir.] Der Student Rupprecht aus Frankfurt a. M. war offenkundig einer der Wortführer der Studentenproteste gegen die Übergriffe der Jägersoldaten. Näheres ist über ihn nicht bekannt. Goethe vergleicht ihn mit Tommaso Aniello d’Amalfi, genannt Masaniello, Hauptanführer eines Volksaufstandes 1647 gegen den spanischen Statthalter in Neapel. Masaniellos Geschichte wurde zum Sujet zahlreicher Theaterstücke und Opern, die man auch auf dem Weimarer Theater spielte. 186,17 den Weg an Sereniss. zu gehen vorgenommen] Das schon länger von den Studenten erwogene Gesuch an Herzog Carl August, die beteiligten Soldaten angemessen zu bestrafen, war nach den neuerlichen Zwischenfällen offenkundig beschlossen worden. Die entsprechende Eingabe wurde am 15. März an den Herzog gerichtet (vgl. zu 184,11–12). 186,23 Rasenmühle] Mühle an der Saale im so genannten Paradiesareal südlich von Jena. Davor befindet sich eine größere Freifläche, wo die Versammlung der protestierenden Studenten vom 8. März 1798 stattgefunden hatte (vgl. zu 182,11). 186,26 würcklich] Hier im Sinne von ‚gegenwärtig‘.
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186,32–33 Gestern zwey Jäger, wie oben gesagt arretirt und abgeliefert] Vgl. zu 185,13; zu 184,14–15. 187,1–2 Leipzig hieß sonst klein Paris, 〈…〉 Jena 〈…〉 diesen Nahmen.] Anspielung auf die Französische Revolution. Den damals häufig gebrauchten Vergleich Leipzigs mit der europäischen Metropole Paris hatte Goethe auch schon in seinem Drama „Faust. Ein Fragment“ in der Szene „Auerbachs Keller in Leipzig“ angestellt: Wahrhaftig du hast Recht! Mein Leipzig lob’ ich mir! / Es ist ein klein Paris, und bildet seine Leute. (Goethe’s Schriften. Bd 7. Leipzig 1790, S. 46.) 187,5 die Botenmädchen] Regelmäßiger, an feste Abgangszeiten gebundener Botendienst zur Beförderung von Postsendungen zwischen Jena und Weimar (vgl. Werner Bühling: Die Post in Weimar. Das Postwesen und seine Entwicklung in und um Weimar in vier Jahrhunderten. Weimar 1995, S. 90 f.).
190. An Johann Gottfried Herder
Jena, 12. März 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 18,5 × 23,1 cm, 14⁄5 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: EB 310 (vgl. zu 187,22). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 115 f., Nr 65. WA IV 9 (1891), 186–188, Nr 2810 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 187,6 Der F l e c k e n ] Der Kontext legt den Bezug zu den Studentenunruhen (vgl. zu 182,11) nahe. Flecken wäre dann als Missstand, Makel, Fehler (vgl. GWb 3, 745 f.) zu verstehen. 187,6–7 das S c h l o ß noch nicht ganz bewohnbar] Der Schlosshof wurde vom Militär als Versammlungsort genutzt. So heißt es in Goethes Bericht an Fritsch vom 12. März: Heute bey der Parade hat der Hauptmann die Leute im Schloßhof einen Kreis schließen laßen 〈…〉 (186,3–4). 187,7 ich gehe aber doch weiter] Goethe verließ am 13. März Jena in Richtung Nürnberg, wo er zwei Tage später ankam. Am 16. März wurde die Reise nach Italien fortgesetzt. 187,10–11 Greuel von Mißverhältnißen] Vgl. zweite Erläuterung zu 181,1; zu 182,11. 187,14 ungern von Hause] Goethe musste Christiane Vulpius und seinen Sohn August in Weimar zurücklassen.
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187,14 Stillstand in der Nähe] Die Entscheidung über das weitere Vorgehen nach den Jenaer Unruhen war noch nicht gefallen. Herzog Carl August, der sie treffen musste, kehrte erst am 14. März nach Weimar zurück. Vgl. zu 182,11. 187,15–16 morgen fortzukommen] Vgl. zu 187,7. 187,18–19 mein Mädchen und mein Kleiner] Christiane Vulpius und Sohn August. 187,21 an Dich zu wenden] Ob sich Christiane Vulpius während Goethes Abwesenheit einmal Hilfe suchend an Herder gewandt hat, ist nicht bekannt. 187,22 Für Augusten lege ich ein Blat bey] Das für August Herder, Goethes Patenkind, bestimmte Blatt ist nicht überliefert (vgl. EB 310). 187,26 mein Geschäft] Vgl. zweite Erläuterung zu 181,1. 187,27 in Nürnberg] Goethe erreichte Nürnberg am 15. März. 187,29 Knebeln mitzunehmen] Es ist nicht bekannt, ob Goethe mit Knebel über die Möglichkeit, dass dieser ihn nach Italien begleiten könne, gesprochen hat. 187,29–30 es ist so gefährlich sich mit ihm zu gesellen] Goethes Bedenken, Knebel wochenlang nahe zu sein, könnte politische Gründe gehabt haben. Knebel war, anders als Goethe, ein Sympathisant der Französischen Revolution. 188,5 Ronca] Vgl. zu 181,6.
191. An Friedrich von Stein
Jena, 12. März 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 55, Nr 17. WA IV 9 (1891), 186, Nr 2809 (nach E; mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 188,7 vor meiner Abreise] Goethe, auf dem Wege nach Venedig, blieb noch einen Tag in Jena. Am 13. März 1790 brach er auf; über Bamberg, Nürnberg, Augsburg, Innsbruck, Trient, Vicenza und Padua führte der Weg nach Venedig, wo Goethe am 31. März ankam. Bis zum 6. Mai wartete er dort auf die Ankunft der Herzoginmutter Anna Amalia und ihres Gefolges. Am 22. Mai begann die Rückreise nach Weimar, die bis zum 18. Juni, also fast vier Wochen, dauerte. 188,9 in ein böses Netz gefallen] Goethe hatte vom Geheimen Consilium den
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BRIEF 192
Auftrag, Ursache und Folge von Tätlichkeiten des in Jena stationierten Militärs gegen dortige Studenten zu klären (vgl. Nr 188 und 189). 188,12 die Deinen] Gemeint sind in erster Linie die Eltern Friedrich von Steins, Charlotte und Josias von Stein, vielleicht auch Onkel und Tanten (vgl. GB 7 II, zweite Erläuterung zu 149,23). 188,13 Nach Augsburg] Goethe hielt sich vom 16. bis zum 19. März 1790 in Augsburg auf. 188,13 Sutor] Goethes Diener Christoph Erhard Sutor. Ob er für Goethe bestimmte Post nach Augsburg schickte, ist nicht bekannt. 188,13–14 meine Adresse] Wahrscheinlich wohnte Goethe wie auf der Rückreise im Gasthof „Zu den drei Mohren“ in der heutigen Maximilianstraße 40, falls er im selben Gasthof abstieg wie Anna Amalia und ihre Gesellschaft (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 430).
192. An Johann Gottfried und Caroline Herder Nürnberg, 15. März 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,7 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn / Vicepräsident Herder / nach / Weimar, darunter am Mittelfalz zwei rote Siegel: Bacchuskopf aus der römischen Kaiserzeit (vgl. Corpus IVb, S. 9, Nr 1 und Abb. 1); Bl. 2 äußerer Seitenrand durch Öffnung des Briefs beschädigt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 116 f., Nr 66. WA IV 9 (1891), 196, Nr 2812 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 188,21 Keine n e u e n B e g r i f f e ] Nichts Neues, das der Erwähnung wert wäre; durch die doppelte Negation – Keine 〈…〉 noch nicht – bekräftigt: überhaupt nichts Neues. 188,22 Der Aufenthalt in Jena] Vom 10. bis zum 13. März. 189,1 Palmarum] Lat. dies palmarum: Tag der Palmzweige (Palmsonntag). An diesem Tag zog Jesus vor seinem Leiden und Sterben feierlich in Jerusalem ein, vom Volk mit Palmzweigen bejubelt (vgl. Joh. 12,12 f.; Luther-Bibel 1772 NT, 109). – Palmsonntag fiel 1790 auf den 28. März. 189,1 nicht Venedig erreichte] Goethe kam erst am 31. März, also am Mittwoch der Karwoche, in Venedig an.
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189,2 Leiden des guten Mannes] Die Leiden Jesu. 189,3 die Sängerinnen der Conservatorien] Vermutlich Reminiszenz an Venedig-Erlebnisse vom 3. Oktober 1786, wie sie in der „Italiänischen Reise“ beschrieben sind: Den Plan in der Hand suchte ich mich durch die wunderlichsten Irrgänge bis zur Kirche der Mendicanti zu finden. Hier ist das Conservatorium, welches gegenwärtig den meisten Beifall hat. Die Frauenzimmer führten ein Oratorium hinter dem Gitter auf, die Kirche war voll Zuhörer, die Musik sehr schön, und herrliche Stimmen. (IR I; WA I 30, 113.) MA/Goethe kommentiert dazu (15, 852): „In dem Hospital für arme junge Mädchen, das dem Konvent S. Niccolò dei Mendicoli angeschlossen ist, befand sich eines der vier berühmten Konservatorien Venedigs, das als Musikstadt im 18. Jh. nur hinter Neapel zurückstand. Während im Ospedale della Pietà 〈…〉 vor allem die Komposition von Oratorien und Instrumentalwerken gepflegt wurde, waren die Mendicanti wegen ihrer schönen Stimmen und wegen ihrer glanzvollen Oratorien-Aufführungen insgesamt eine europäische Attraktion.“ – Am 6. April 1790 besuchte Goethe San Lazarro dei Mendicanti, „wo wir“, wie Paul Goetze in sein Tagebuch schrieb, „abermals 〈wie schon am Vortag in Santa Maria della Pietà〉 ein Chor junger Frauen Musiciren hörten welche die Erstern in Geschicklichkeit; als auch in Sittsamkeit weit übertrafen.“ (GT II 2, 749.) 189,4 den Doge im feyerlichen Zuge] Am 1. April (Gründonnerstag) erlebten Goethe und sein Diener Paul Goetze, wie der Doge Ludovico Manin, der als letzter Doge von Venedig 1797 nach achtjähriger Amtszeit zurücktrat, feierlich in San Marco, die Hauptkirche Venedigs, einzog. So beschrieb es Goetze in seinem Reisetagebuch: „Den 1ten frühe sind der HL Geh: Rath zu denen Banqueurs gefahren, nach deren Zurückkunft aber zusammen nach dem Brau, und hernach auf den Marckus Plaz, wo wir beym Aussteigen sogleich eine grosse Feuerlichkeit gewahr wurden: nehmlich der Dogo brachte die PäbstlL Intelgenzen in die Kirch zu . bey seiner Abfarth von St Markus Plaz, wurden von der stats Gallere welche beständig hier vor Ancker liegt, 4 Kanonen gelösst, von der andern aber welche just hier auf der Reede lag nur 2 〈…〉. Der Doge hatte einen grossen roth brokatenen mit Pelz aufgeschlagenen Rock und derglL Schuhe an, seine Müze schien auch von derglL Stoff, war aber unten mit einer breitn Dresse eingefasst.“ (GT II 2, 747.) – Brau: Der „sogenannte Broglio unter den Arkaden des Dogenpalastes“ (ebd., 752). – Intelgenzen: Indulgenzen (lat. indulgentia: Nachsicht, Gnade), hier die vom Papst am Gründonnerstag verordnete Sündenvergebung, die von dem Dogen den Gläubigen vermittelt wurde. – stats Gallere: Der Bucentoro, das Staatsschiff, „hundert und sieben Fuß lang und zwey und zwanzig breit“ (Volkmann 3, 551; vgl. GT I 2, 715 f.). Unter dem 5. April (Ostermontag) heißt es in Goetzes Reisetagebuch, dass „der Dogo mit sämtlichen Senatoren in die St Markus-Kirche“ gegangen sei, „um der Function 〈dem Gottesdienst〉 bey zu wohnen. Ersterer war mit einen prächtigen Goldgewirckten Kleid angethan, leztere aber in purpurfarbenen
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Grasdedor.“ (GT II 2, 749.) – Goethe mochte sich auch noch an den feierlichen Auftritt des vorletzten Dogen Paolo Renier erinnern, über den er unter dem 6. Oktober 1786 in seiner „Italiänischen Reise“ berichtet hat (vgl. IR I; WA I 30, 127–129); im Tagebuch wird die Szene unter dem 7. Oktober 1786 beschrieben (vgl. GT I 1, 275). 189,4–5 Nach Anspach geh ich nicht.] Goethe machte auch auf seiner Rückreise von Italien nicht in Ansbach Station, traf sich aber am 12. Juni 1790 in Nürnberg mit Carl Ludwig von Knebel und dessen Schwester Henriette, die am Vortag von Ansbach nach Nürnberg gefahren waren und dort bis zur Weiterreise der Gesellschaft am 15. Juni blieben (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 156 und 158). – Knebel ging Ende April 1790 für ein Jahr nach Ansbach, seine Heimatstadt (vgl. auch zu 149,16–17). 189,6 biß Augsburg nicht aus der Chaise] Goethe reiste am 16. März von Nürnberg nach Augsburg. 189,11 !] Griech.: Seid gegrüßt!
193. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Venedig, 〈2. und〉 3. April 1790 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Offenbar hat Goethe den Brief an zwei Tagen geschrieben. Die Richtigkeit der Datumszeile am Ende des Briefs ist so wenig infrage zu stellen wie die Feststellung am Anfang des Briefs: Heute den zweyten Aprill hat es hier geschneyt. (189,16–17.) Die Textlücke vor Nun bin ich (189,20) könnte die Unterbrechung bei der Abfassung des Briefs markieren. ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 137 und 142. – Doppelblatt 17,7 × 24,5 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte, Schrift stark verblichen; S. 3 quer zur Schreibrichtung Adresse: Serenissimo, darunter rechts roter Siegelrest. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 162 f., Nr 68. WA IV 9 (1891), 197 f., Nr 2813. BEIL AG E
Vermutlich ein Epigrammgedicht Goethes (vgl. zu 196,2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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189,13–14 Am 31 März 〈…〉 nach einer vergnüglichen Reise.] Goethe hatte seine Reise am 13. März in Jena angetreten. Der Weg hatte ihn über Nürnberg, Augsburg, Innsbruck, Verona und Padua bis nach Venedig geführt (vgl. seine Reisenotizen in WA III 2, 1–9). 189,18 Botzen] Bozen passierte Goethe am 23. März 1790 (vgl. ebd., 3 und 5). 189,18 um Verona] Goethe hatte sich vom 25. bis 28. März in Verona aufgehalten (vgl. seine detaillierten Notizen ebd., 6–9). 189,21 Von Ihrer Frau Mutter habe ich noch keine Spur] Die Herzoginmutter weilte noch in Neapel; sie erfuhr erst am 4. April, dass Goethe in Venedig auf sie wartete (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 139 f.). Am 12. April brach sie von Neapel auf, blieb noch fünf Tage (15.–19. April) in Rom und machte sich dann auf den Weg nach Venedig, wo sie am 6. Mai eintraf. 189,22–23 Einsiedel 〈…〉 gar nicht in Venedig existirt] Der Brief, in dem Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Anna Amalias Kammerherr, Goethe das Gasthaus genannt hatte, ist nicht überliefert. 189,23 in eine gute Wohnung gekommen] Goethe nahm in einer einfachen Locanda (Pension) am Canal Grande unweit der Rialto-Brücke Logis (vgl. 190,26–27 und zu 190,27). 189,24 den wahrhaften Musäus zum Wirthe] Johann Karl August Musäus, Schriftsteller und Gymnasialprofessor in Weimar, spielte bei der Aufführung von Goethes Lustspiel „Die Mitschuldigen“ auf dem Weimarer Liebhabertheater am 28. November 1776 die Rolle des Wirts (vgl. GB 3 IIB, zu 74,6). Goetze notierte am 31. März in sein Reisetagebuch: „Der Wirth ist der Leibhafte verstorbene Professor Museus.“ (GT II 2, 747.) 189,24–25 erneuere mir sachte den Begriff dieser seltsamen Stadt] Goethe hatte sich auf seiner ersten Italienreise vom 28. September bis 14. Oktober 1786 in Venedig aufgehalten. 190,1–2 daß meiner Liebe für Italien 〈…〉 ein tödlicher Stos versetzt wird] Im Brief an Herder vom 3. April stellt Goethe fest, er sei ein wenig intoleranter gegen das Sau Leben dieser Nation als das vorigemal 〈…〉. (190,19–20.) Und im Brief an Herder vom 15. April spricht er von Venedig als von einem Stein- und Wasserneste (196,5), aus dem er erlöst werden möchte. Das 4. der „Epigramme. Venedig 1790“ schließt mit den Versen: Schön ist das Land; doch ach! Faustinen find’ ich nicht wieder. / Das ist Italien nicht mehr, das ich mit Schmerzen verließ. (WA I 1, 308.) 190,5 Schmelfungischer] Smelfungus ist in „A Sentimental Journey through France and Italy. By Mr. Yorick“ von Laurence Sterne ein gelehrter Reisender, der über das Gesehene und Erlebte nur mürrisch in trüber Stimmung berichtet. 190,6–7 zurückgelaßnen Erotio 〈…〉 kleinen Geschöpf in den Windeln] Christiane Vulpius (‚Erotio‘ als von Goethe latinisierte weibliche Form der so ge-
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nannten Eroten [Liebesknaben]), und der gemeinsame Sohn August, geboren am 25. Dezember 1789. 190,8–9 meine E l e g i e n 〈…〉 geschloßen seyn] Die „Römischen Elegien“ (lange „Erotica Romana“ genannt) entstanden seit Herbst 1788 (vgl. zu 137,13). 190,10 Libellum E p i g r a m m a t u m ] Lat.: Büchlein der Epigramme. Vgl. zu 190,30.
194. An Johann Gottfried Herder
Venedig, 3. April 1790 → 〈Weimar〉
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H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 17,5 × 24 cm, 1½ S. beschr., egh., Tinte, Nachschrift auf Rs. quer zur Schreibrichtung. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 117 f., Nr 67. WA IV 9 (1891), 198 f., Nr 2814 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 190,18–19 in Venedig angekommen] Am Mittwoch, dem 31. März. 190,20 das vorigemal] 1786 hatte sich Goethe auf seiner ersten Italienreise vom 28. September bis 14. Oktober in Venedig aufgehalten. 190,20–21 das Tagebuch meiner vorigen Reise] Goethe hatte seit seiner Abreise aus Karlsbad am 3. September 1786 bis zum 13. Oktober 1786 ein „Reise-Tagebuch“ für Charlotte von Stein geführt (vgl. GT I 1, 159–286; vgl. auch GB 7 II, zu 10,1–2 und zu 10,2–3). Vom Tag der Abreise aus Venedig bis zur Ankunft in Rom (am 30. Oktober 1786) hatte er das Tagebuch fortgeführt (vgl. GT I 1, 293–318). 190,23–24 Von der Herzoginn hör und seh ich nichts.] Die Herzoginmutter Anna Amalia, die Goethe auf ihrer Rückreise aus Italien in Venedig erwarten sollte, traf mit ihrem Gefolge erst am 6. Mai in Venedig ein. 190,25 Wasser nest] Schreibversehen: Getrenntschreibung durch fehlenden Trennungsstrich am Zeilenende. 190,26 Rialto] Stadtviertel Venedigs am Canal Grande. 190,27 Scudo di Francia] Das Hotel „Scudo di Francia“ (ital.: Schild von Frankreich) lag am Uferabschnitt Riva del Carbon am Canal Grande und gehörte zu den besten Häusern der Stadt. Hier stieg später Herzogin Anna Amalia bei ihrer Ankunft in Venedig ab. Goethe wohnte in einer eher einfachen Pension, der Lo-
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canda „All’Insegna della Tromba“ (Zum Trompeter), nahe der Rialto-Brücke (vgl. Stephan Oswald: Früchte einer großen Stadt – Goethes Venezianische Epigramme. Heidelberg 2014, S. 32 f.). Paul Goetze hatte dazu unter dem 31. März 1790 in seinem Reisetagebuch notiert: „Vormittags sind wir mit der Parcke von Patua hier angekommen, und durch den Zufall kamen wir in eine kleine Locanda nahe am Rialdi zu logiren.“ (GT II 2, 747.) 190,27–28 Habe einen Wirth wie Musäus war] Vgl. zu 189,24. 190,28–29 Meine Elegien] Die später „Römische Elegien“ genannten Gedichte (vgl. zu 137,13). 190,30 ein Buch Epigrammen] Goethe hatte die ersten seiner „Epigramme. Venedig 1790“ geschrieben, von denen eine Auswahl zunächst 1791 in der „Deutschen Monatsschrift“ unter der Überschrift „Sinngedichte“ erschien (im Juni-Heft [S. 81–87] die Nummern – nach der Zählung der 103 Epigramme umfassenden Veröffentlichung in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ [S. 207–260] – 2, 21, 8, 5, 25, 20, 13, 30, 15, 11, 100 [außerdem das erst 1800 wieder veröffentlichte Epigramm „Einen zierlichen Käfig erblickt’ ich“]; im Oktober-Heft [S. 89–95] die Nummern 95, 85, 89, 83, 94, 84, 86, 56, 50, 57, 96 [außerdem das zu Goethes Lebzeiten nicht mehr veröffentlichte Epigramm „Ach! sie neiget das Haupt die holde Knospe“; vgl. WA I 53, 18]). 195,1 nach dem Leben schmecken sollen] Das erste Motto, das Goethe seinen Epigrammen 1795 voranstellte, lautet: „Hominem pagina nostra sapit.“ Es findet sich in Martials Epigrammen (X 4,10) und ist zu übersetzen: Unsere (meine) Seite schmeckt nach dem Menschen (dem Autor). 195,4 Augusten] Herders Sohn August, Goethes Patenkind. 195,8 S. Corrado Reck] Wahrscheinlich Signore Johann Konrad Reck aus Wendelstein bei Nürnberg, der ein Handelshaus in Venedig besaß (vgl. GB 7 II, zu 14,6). „〈…〉 Corrado Reck, der am 29. April 1790 sein Testament gemacht hat 〈…〉, wohnte zu Goethes Zeit im Hause eines gewissen Daniele Zanchi in Contrada S. Moisè, unser Dichter kann also nicht bei ihm gewohnt haben. Möglicherweise hatte er seine Geschäftsräume in der Nähe des Rialto und hierher ließen die anwesenden Deutschen ihre Briefe und Geldsendungen addressieren. Die im Staatsarchiv 〈Venedig〉 aufbewahrten Fremdenlisten geben über Goethes Anwesenheit keine Auskunft, da nur die angekommenen Franzosen verzeichnet, andere Nationen aber ignoriert wurden.“ (Julius Vogel: Goethe in Venedig. Leipzig 1918, S. 154, Fußnote; weiter vgl. zu 190,27.) Am 14. August 1797 kam Goethe in Frankfurt a. M. mit zwei Brüdern (?) Reck aus Venedig zusammen (vgl. GT II 1, 128 und 140).
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BRIEFE BRIEF195/196 195
195. An Philipp Seidel 〈Venedig, wahrscheinlich zwischen 12. und 14. April 1790 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Der Brief, von dem nur die Nachschrift überliefert ist, ordnet sich wahrscheinlich in die Lücke der Briefe an Seidel zwischen Nr 75 (vermutlich Anfang Februar 1789) und Nr 217 (12. September 1790) ein. Vierteljährlich bekam Peter im Baumgarten Geld: zu Ostern, zum Johannestag (24. Juni), zum Michaelstag (29. September) und zu Weihnachten. Die Nachschrift gehört wahrscheinlich zu dem ansonsten nicht überlieferten Brief, der in Goethes Rechnungsbuch der Monate April bis Juni 1790 unter dem 26. April mit einer Portozahlung von 3 Groschen und 6 Pfennigen verzeichnet ist: Brief für Seideln (GR/RB 1790, 1, Bl. 2) und Wichtigeres enthielt als diesen Zahlungsauftrag. Ein weiterer Beleg für diesen Brief mit Nennung des Portobetrages, aber ohne Datierung findet sich außerdem in den Abschlussrechnungen von Goethes Haushaltsführung für die Monate April bis Juni 1790 (vgl. GR/Abschlussrechnungen 1790, 4, Bl. 3). Das Geschäft der Bezahlung Peters im Baumgarten war in Weimar zwischen Goethe und Seidel von Haus zu Haus nach mündlicher Absprache zu erledigen. Die schriftliche Anweisung spricht dafür, dass Goethe sie nicht mündlich geben konnte, weil er weit von Weimar entfernt war, in diesem Fall in Venedig, wo er auf die Herzoginmutter Anna Amalia wartete. Der 26. April ist freilich nicht als das Schreibdatum des Briefes anzusehen, sondern damit dürfte der Empfangstag in Weimar gemeint sein, an dem der offen gebliebene Portobetrag beglichen wurde. Die Postlaufzeit zwischen Venedig und Weimar konnte bis zu 14 Tagen betragen (vgl. GB 7 I, EB 1), so dass der Brief wahrscheinlich zwischen dem 12. und 14. April geschrieben und aufgegeben sein wird. ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/469,I, Bl. 8–9. – Doppelblatt 13,9 × 20 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 3 quer zur Schreibrichtung Adresse: Hl. Rentkomm / Seidel, darunter rotes Siegel: Amor mit den Waffen des Herkules, Fragment (vgl. Femmel/Heres 71, Nr 3, Abb. 19); Bl. 2 am oberen äußeren Rand Papierverlust durch Siegelöffnung. E: GJb 41 (1920), 233, Nr 5 (Hans Gerhard Gräf). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 584, Nr 55072b (ohne Datierung). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Postsendungen: 26. April 1790 (GR/RB 1790, 1, Bl. 2 und GR/Abschlussrechnungen 1790, 4, Bl. 3; vgl. Datierung. 195,9 einen Schein] Nicht überliefert.
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195,10–11 43 rh und einige Groschen] Peter im Baumgarten (vgl. über ihn die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIA, Nr 281) wurde seit dem 2. Halbjahr 1777 bis einschließlich 1791 vierteljährlich von Goethe, seinem Vormund, finanziell unterstützt (vgl. Datierung), und zwar aus dem Vermächtnis seines Pflegevaters, des Barons Heinrich Julius von Lindau, der 1776/77 im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ums Leben gekommen war.
196. An Johann Gottfried Herder
Venedig, 15. April 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Mit egh. Paraphe (nach h). h: GSA Weimar, Sign.: 68/753 (Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 118 f., Nr 68. WA IV 9 (1891), 199 f., Nr 2815 (nach E). Textgrundlage: h. – Die Abschrift im Nachlass von Friedrich Müller entspricht dem Original eindeutig mehr als der Erstdruck („y“ statt „i“, kein Apostroph bei Elision; vgl. die Überlieferungsvarianten). ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
195,13 d. 15. Apr.] den 15. April E 195,14 schick] schick’ E 195,14 Epigramme] Epigramme, E 195,14 Daseyn] Dasein E 195,15 mögen,] mögen; E 195,15 hab] hab’ E 195,15–16 Venetianische] venetianische E 195,16 vorn] vorne E 195,17 Freude,] Freude; E 195,17 allerley] allerlei E 195,18 Euch] Euch, E 196,1 vielmahls] vielmals E 196,2 hab] hab’ E 196,2 geschickt,] geschickt; E 196,2 euch] Euch E 196,3 10n] 10. E 196,3 hinweg] hinweg, E 196,4 seyn] sein E 196,5 mancherley] mancherlei E 196,6 verlang] verlang’ E 196,6 hab] hab’ E 196,7 euch] Euch E 196,8 geschrieben] geschrieben, E 196,9 hab] hab’ E 196,9 Brief,] Brief; E 196,9 Reichart] Reichardt E 196,11 bey] bei E 196,11 Gelegenheiten. Grüßt] Gelegenheiten; grüßt E 196,12 Himmelfahrt, das] Himmelfahrt. Das E 196,13 stehen] stehn, E 196,13 gar] fehlt E BEIL AG E
Epigramme (vgl. zu 195,4).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 195,14 ein Blatt Epigramme] Es ist nicht überliefert. Vgl. zu 190,30. 195,15–16 die Venetianische Malerschule] Über die Studien unterrichtet Paul Goetzes Reisetagebuch, in dem – nach Goethes Diktaten – beschrieben ist, was Goethe in den Tagen vom 1. bis zum 26. April in Venedig unternommen hat. (Ausgenommen sind nur der 13. und 14. April.) Vgl. GT II 2, 747–751. Die Aufzeichnungen hat Goethe seinem 1825 unter dem Titel „Aeltere Gemälde. Neuere Restaurationen in Venedig, betrachtet 1791 〈!〉“ erschienenen Aufsatz (im 2. Heft von „Ueber Kunst und Alterthum“ [S. 5–23]) zugrunde gelegt (vgl. WA I 47, 211–223). – In Goetzes Tagebuch heißt es unter dem 3. April: „Besehen wurde, wo wir ausser denen schönen und guten Gemählten von Tindorett noch an den Schrankthüren 〈der Kirche S. Rocco〉 die ganze Lebensbeschreibung des HlL Roc auf das sauberste aus Holz geschnitten antrafen. Von da sind wir in die Schuhle der Càrità gefahren wo wir gleichfals schöne Gemälde 〈…〉, eins von Titian antrafen, welches das schönste was ich noch auf der ganzen Reise gesehen habe.“ (GT II 2, 748.) In den folgenden Tagen besuchte Goethe zahlreiche Paläste, Kirchen und Klöster und studierte dort „die Gemählte der alten Meister nach Anleitung des Zannetti“ (ebd., 750), wie es am 7. April heißt. Antonio Maria Zanettis Kunstführer „Della pittura Veneziana, e delle opere pubbliche de’ Veneziani maestri libri V“ (zuerst Venedig 1771) war Goethes Begleiter bei seinen Erkundungen der Kunstschätze Venedigs. 196,2 Dem Herzog hab ich eins besonders geschickt] Vermutlich lag es dem Brief an Herzog Carl August vom 2. und 3. April 1790 (Nr 193) bei. Um welches Epigramm es sich gehandelt hat, ist nicht bekannt. Möglicherweise war es das Fürstenlohn-Epigramm für Herzog Carl August: Klein ist unter den Fürsten Germaniens 〈…〉 (vgl. zu 108,15–16). 196,3 Die Herzogin ist 〈…〉 hinweg] Anna Amalia und ihr Gefolge verließen am 12. April 1790 Neapel und kamen am 6. Mai in Venedig an. 196,6 verlang ich sehr nach Hause] So oder ähnlich auch in den Briefen an Carl Ludwig von Knebel vom 23. April (vgl. 198,29), an Charlotte von Kalb vom 30. April (vgl. 200,11) und an das Ehepaar Herder vom 28. Mai (vgl. 205,1–2). – Goethe kehrte am 18. Juni nach Weimar zurück. 196,6–7 keine Briefe] Den ersten – nicht überlieferten – Brief aus Weimar bekam Goethe am 23. April von Charlotte von Kalb (vgl. 199,1). In Venedig erhielt er vermutlich auch Johann Friedrich Reiffensteins Brief vom 24. März 1790 sowie August Herders Brief vom 2. April 1790 (vgl. RA 1, 167, Nr 406 und 407). 196,7–8 wieder nach Augsburg geschrieben] Goethes Briefe sind nicht bekannt. Ob Briefe aus Weimar nach Augsburg geschickt wurden, wo sich Goethe vom 16. bis 19. März aufhielt, ist ebenfalls nicht bekannt. 196,8 Von Angelika] Angelika Kauffmanns Brief an Goethe ist nicht überliefert.
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196,9–10 Reichart trägt ihr seine Opera vor] Johann Friedrich Reichardt hatte am 8. März 1790 seine lange geplante zweite Italienreise angetreten, die ihn zunächst nach Rom führte (vgl. zu 153,21). Louise von Göchhausen notierte am 17. April in ihr Tagebuch: „Wir fuhren 〈in Rom〉 zur Angelica wo Reichardt einge Stücke von seiner Composition Ervin u〈nd〉 Elmire spielte.“ (Göchhausen, Tgb.Italien, 142.) Im Mai hielt sich Reichardt in Venedig auf, bevor er im Juni 1790 nach Deutschland zurückkehrte (vgl. Walter Salmen: Johann Friedrich Reichardt. Komponist, Schriftsteller, Kapellmeister und Verwaltungsbeamter der Goethezeit. 2. Aufl. Hildesheim, Zürich, New York 2002, S. 69 f.). 196,11 Augustens] Herders Sohn August, Goethes Patenkind. 196,12 kein Schauspiel vor Himmelfahrt] Christi Himmelfahrt fiel 1790 auf den 13. Mai. Am Abend dieses Tages war die Herzoginmutter Anna Amalia im Teatro San Benedetto und sah eine Antigone-Oper (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 149). Vielleicht wurde sie von Goethe begleitet.
197. An Carl Ludwig von Knebel 〈Venedig〉, 23. April 1790 → 〈Weimar〉 → 〈Jena〉 → 〈Ansbach〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/272,I. – Doppelblatt 17,5 × 24 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: An Herrn / Major von Knebel / nach / Weimar 〈Weimar von fremder Hd gestr.〉, darunter „Jena“ 〈von fremder Hd gestr.〉, davor „Anspach“ 〈von fremder Hd ersetzt〉 / fr. Trente., unter der Adresse rotes Siegel: Bacchuskopf aus der römischen Kaiserzeit (vgl. Corpus IVb, S. 9, Nr 1 und Abb. 1); Bl. 2 am äußeren Rand Mitte durch Siegelöffnung beschädigt. E: WA IV 9 (1891), 200 f., Nr 2816 (Teildruck: 198,24–199,4 Hier schicke ich bis 7. Mai hier an. / G. und 198,11–22 A n m e r c k u n g e n. bis nicht treiben sollte., ebd., 364; Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 196,17 Müde war ich geworden 〈…〉] Das Epigramm erschien zuerst Ende 1795 in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ als Nr 36 der „Epigramme. Venedig 1790“ (S. 227 f.). – In einem Brief Goethes an Caroline Herder vom 4. und 5. Mai 1790 heißt es: An Gemälden habe ich mich fast kranck gesehen und würcklich eine Woche pausiren müßen. (202,18–19.) 196,21 in dir] Angesprochen wird als Gauklerinn (197,21) die im folgenden Epigramm zum ersten Mal genannte und in Goethes A n m e r c k u n g e n (198,11–22) erwähnte B e t t i n e (198,16), deren Kunststücke Goethe in un-
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mittelbaren Bezug zu den Kunstwerken setzt, deren er müde geworden ist. In den nicht vollendeten, erst aus dem Nachlass veröffentlichten Epigrammen wird Bettine gelegentlich erwähnt, etwa so: Wäre ich ein Mahler mit lauter Bettinen / Wollt ich den Himmel mit lauter Bettinen bevölckern (WA I 5 II, 377; vgl. auch WA I 1, 455). – Vgl. Wolfdietrich Rasch: Die Gauklerin Bettine. Zu Goethes „Venetianischen Epigrammen“. In: Aspekte der Goethezeit. Hrsg. von Stanley A. Corngold, Michael Chuschmann und Theodore J. Ziolkowski. Göttingen 1977, S. 115–136. 196,21–22 Bübchen 〈…〉 mit Flügeln gemahlt] Gemeint sind die Putten, wie sie auf zahlreichen Gemälden von Giovanni Bellini zu sehen sind. Goethe hatte Gemälde Bellinis am 7. April 1790 in S. Maria di Nazareth („I Scalzi“) und Madonna dell’ Orto, am 12. April in S. Maria Gloriosa dei Frari und am 13. April in S. Zaccaria sehen können. Am 15. April machte Goethe „eine Seefarth nach der Insul Murano“ und sah dort in der Kirche San Pietro Martire „L’Assunta in gloria“ sowie das mit zahlreichen Putten versehene Gemälde „Madonne in trono con il Bambino“. Vgl. das Tagebuch Paul Goetzes (GT II 2, 750 und 754 f.) sowie MA/Goethe 3.2, 501. – Eine Zusammenstellung der in Kirchen und Museen Venedigs verwahrten Gemälde Bellinis enthält das Register von Oskar Bätschmann: Giovanni Bellini / Meister der venezianischen Malerei. München 2008, S. 254 f. Auf S. 252 wird das in Murano befindliche Gemälde, auf das Goethe vermutlich in seinen Versen anspielt, erwähnt. 196,23 Paul Veronese] Paolo Cagliari, gen. Veronese. Paul Goetzes Tagebuch (vgl. GT II 2, 749 f.) nennt einige Orte Venedigs, in denen sich Gemälde Veroneses befinden, die Goethe gesehen haben könnte: In der Casa Pisani Moretta (seit 1857 im Besitz des Britischen Museums) „La famiglia di Dario davanti ad Alessandro“ (am 4. April), im Refektorium von SS. Giovanni e Paolo „La cena in casa di Levi“ (am 6. April). Das im Epigramm skizzierte Gemälde Veroneses ist „Le nozze di Cana“ im Refektorium von S. Giorgo Maggiore, das 1797 von den Franzosen nach Paris gebracht (‚verschleppt‘) wurde und heute im Louvre ist. In Paul Goetzes Tagebuch heißt es unter dem 17. April: „〈…〉 wurde eine Farth über den grosen Kanal nach St Giorgo und der Salute gemacht wo wir in ersterer eins der prächtigsten Bilder von P. veronese antrafen“ (GT II 2, 749 f.). Die vielen in Venedig bewahrten Veronese-Gemälde sind verzeichnet in: Teresio Pignatti und Filippo Pedrocco: Veronese. 2 Bde. Mailand 1995. Bd 2, S. 597–599. 196,26 Wie von der künstlichsten Hand geschnizt 〈…〉] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 228 f. (Nr 37). – ‚künstlichsten‘ hier im Sinne von ‚kunstvollsten‘ oder ‚kunstfertigsten‘. 196,27 Mollusca] Lat.: Mollusken, (knochenlose) Weichtiere (von ital. mollusco: weich). 197,6–7 Kehre nicht, o Kind 〈…〉 Ganymed ist besorgt.] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 229 (Nr 38). – Ganymed, der
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Mundschenk und Geliebte des Göttervaters Jupiter, mag sich sorgen, dass dieser ihm untreu werden könne. 197,9–10 Wende die Füschen zum Himmel! 〈…〉 schuldlos wie du.] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 231 (Nr 39). 197,12 Gern überschreit ich 〈…〉] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 231 (Nr 42). 197,13 Bottegha] Vgl. die erste (a) der A n m e r c k u n g e n Goethes (198,12–18). 197,16 Vier gefällige Kinder 〈…〉] Erstdruck des Epigramms aus Goethes Nachlass (vgl. WA I 1, 454). 197,18 Meine Güter trag ich bey mir!] Lat.: Omnia mea mecum porto. Nach Cicero (Paradoxa Stoicorum I 1,8) Ausspruch des Philosophen Bias. 197,21 “Ach! mit diesen Seelen 〈…〉] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 231 f. (Nr 43). Vgl. die zweite (b.) der A n m e r c k u n g e n Goethes (198,19–22). 197,28 Alles seh ich gerne von dir 〈…〉] Erstdruck des Epigramms: MusenAlmanach für das Jahr 1796, S. 232 (Nr 44). 197,30 tödlichen Sprunge] Der sprichwörtliche „Salto mortale“ (ital.), ein so genannter ‚Übergangssprung‘, eine akrobatische Besonderheit. 198,1–2 Zürnet nicht ihr Frauen 〈…〉 am Abend erregt.] Erstdruck des Epigramms aus Goethes Nachlass (vgl. WA I 1, 455). 198,4–9 ”Welch ein Wahnsinn 〈…〉 Verwandtschaft zieht an.] Erstdruck des Epigramms: Musen-Almanach für das Jahr 1796, S. 234 (Nr 47). 198,20 A n i m e ] Ital.: Seelen. Bezieht sich auf das Epigramm Ach! mit diesen Seelen (197,21–26). 198,24 Hier schicke ich 〈…〉 ein Blätchen Gedichte] Gemeint sind die vorstehenden Epigramme (196,17–198,9). 198,24–25 Herder wird ein manigfaltigeres mitgetheilt haben] Vgl. Beilage zu Nr 196. 198,28 Bald send ich wieder ein Blat.] Es scheint, als habe Goethe während seines Venedigaufenthalts weitere Epigramme nur noch an Charlotte von Kalb geschickt (vgl. Beilage zu Nr 198). 198,29 Mich verlangt sehr wieder nach Hause.] Vgl. zu 196,6. 199,1 Brief von Frau v. Kalb] Der Brief ist nicht überliefert. 199,2–3 erhält sie auch ein Blat Epigrammen] Goethe legte die Epigramme seinem Brief vom 30. April (Nr 198) bei; die Beilage ist nicht überliefert. 199,3 Pholaden] Bohrmuscheln; sie nisten sich in Holz, Felsen und Schlamm ein, ihre Ausscheidungen leuchten im Dunkeln. 199,4 Die Herzoginn kommt dl. 7 May hier an.] Anna Amalia traf bereits am 6. Mai in Venedig ein.
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198. An Charlotte von Kalb
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Venedig, 30. April 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/257,I. – 1 Bl. 17,5 × 23,8(–24,1) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Vs.: 199,5–7 Anmerckung 〈…〉 eingesammelt wird. mit dunklerer Tinte vermutlich nachträglich geschrieben; am unteren Blattrand ein Streifen (3 cm) abgeschnitten und wieder mit Klebeband am Hauptteil des Blattes befestigt; darauf Vs.: 199,22–23 kann. Erhalte uns 〈…〉 Wohnung., Rs.: 200,13–15 Bleiben Sie 〈…〉 Apr. 90. G.; auf der Rs. wurde am linken Rand der auf dem abgeschnittenen Zettel stehende Text quer von fremder Hd nochmals geschrieben, Tinte. E: Ernst Köpke: Charlotte von Kalb und ihre Beziehungen zu Schiller und Göthe. Berlin 1852, S. 110 f. WA IV 9 (1891), 201–203, Nr 2817 (nach E; Hinweis auf H und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 257). BEIL AG E
ein Blätchen Epigrammen (vgl. zu 199,11). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Charlotte von Kalbs vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 5. und 10. April 1790 (vgl. zu 199,9). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt (vgl. auch LA II 9 A, 392). Charlotte Sophia Juliane von Kalb geb. Marschalk von Ostheim (1761–1843), Tochter einer wohlhabenden fränkischen Adelsfamilie auf Schloss Waltershausen, wurde schon mit acht Jahren Vollwaise und danach von Verwandten erzogen. Im Oktober 1783 heiratete sie den in französischen Diensten stehenden Offizier Heinrich Julius Alexander von Kalb, mit dem sie 1784 in die Garnison im pfälzischen Landau zog. Im selben Jahr lernte sie in Mannheim Schiller kennen; ihre Liebesbeziehung endete mit Schillers Fortgang nach Dresden im April 1785. Eines Augenleidens wegen (das nie kuriert werden konnte) kam Charlotte von Kalb 1786 nach Weimar, um sich von Christoph Wilhelm Hufeland behandeln zu lassen. In den folgenden Jahren besuchte sie Weimar immer wieder und für immer längere Zeit, pflegte freundschaftlichen Umgang nicht nur mit Schiller, sondern auch mit Herder und Wieland, nach Goethes Rückkehr aus Italien wie selbstverständlich auch mit diesem, später dann mit Jean Paul. An der Feier zu Goethes Geburtstag am 28. August 1787, zu der Weimarer Freunde des Dichters an seinem Gartenhaus zusammengekommen waren, hatte sie teilgenommen (vgl. GB 7 II, zu 190,6). Vor der ersten Begegnung mit ihr hatte Goethe sie im Brief an Friedrich von Stein vom 16. Februar 1788 grüßen lassen (vgl. GB 7 I, 252,26). – Die meisten der über-
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lieferten Briefe Goethes an Charlotte von Kalb stammen aus den Jahren 1794–1796. Dass es für den Zeitraum 1788–1790 neben dem hier wiedergegebenen Brief einen weiteren Brief Goethes an Charlotte von Kalb gegeben hat, ist nicht wahrscheinlich. 199,6 Mi raccomando Signori! da Bravi! fatevi Bravi!] Ital.: Ich bitte Sie, meine Herren, nur Mut! Seien Sie beherzt! 199,9 Ihr freundliches Schreiben] Der vermutlich zwischen dem 5. und 10. April 1790 geschriebene Brief war am 23. April in Venedig angekommen (vgl. zu 199,1); er ist nicht überliefert. 199,10 Von Herders] Goethe bekam am 3. Mai einen Brief von Caroline Herder, den er am folgenden Tag beantwortete (Nr 200); er ist nicht überliefert. 199,11 ein Blätchen Epigrammen] Nicht überliefert. – Vgl. zu 190,30. 199,15–16 Gesellschafft Durchl der Herzoginn] Die Herzoginmutter Anna Amalia traf mit ihrem Gefolge am 6. Mai in Venedig ein. Die Rückreise nach Deutschland begann am 22. Mai. 199,16–17 mein Aufenthalt in Venedig] Goethe war bereits am 31. März 1790 in Venedig eingetroffen. 199,22 Erhalte uns ein gut Geschick den Frieden] Goethe hatte offenbar von der Mobilmachung der preußischen Armee – einer Demonstration gegen Österreich – Kenntnis erhalten (vgl. zu 206,20). 199,24–25 der Thiergestalt und ihren mancherley Umbildungen] Aus Goethes Beobachtungen ergab sich die während seines Aufenthaltes in Schlesien (Juli–Oktober 1790) niedergeschriebene (dem Diener Paul Goetze diktierte) Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“, die erst aus seinem Nachlass veröffentlicht wurde (vgl. GJb 12 [1892], 175–179 [Karl von Bardeleben]; WA II 8, 261–276 und II 13, 198–202 sowie LA I 10, 74–87). 199,26 durch den sonderbarsten Zufall] Goethes Diener Paul Goetze hatte auf dem Judenfriedhof in Venedig einen Schafschädel gefunden, der für Goethes Untersuchungen wichtig wurde (vgl. zu 202,20–21). 199,26–27 Betrachtung der Fische und der Seekrebse] Vermutlich sind es dieselben Tiere, die Goethe im Brief an Caroline Herder vom 4. bis 7. Mai Meer Ungeheuer (202,25) nennt. 200,2 Constitution] Verfassung (im politischen Sinn), ein Begriff, der durch die Französische Revolution geläufig geworden war. Goethe erlebte in Venedig die wunderliche Constitution dieses Staats (202,16–17), die auf einer jahrhundertalten Tradition beruhte, nach dem Tod des Dogen Paolo Renieri (1789) allerdings immer fragwürdiger erschien und nur noch bis 1797 Bestand hatte. Vgl. auch zu 189,4. 200,8–9 Kommt nun Durchl die Herzoginn, 〈…〉 neue Lebensart angehen] 16 Tage war die Herzoginmutter in Venedig, bevor sie am 22. Mai die Rückreise nach Deutschland antrat. Über ihre Unternehmungen, an denen Goethe ver-
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mutlich meistens teilnahm, hat Louise von Göchhausen Tag für Tag berichtet (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 147–150). 200,11 Mein sehnlichster Wunsch ist Weimar bald wiederzusehen] Vgl. zu 196,6. 200,13 Ihrem Hl. Gemahl] Heinrich Julius Alexander von Kalb, bis 1789 Offizier in französischen Diensten, zumeist auf dem Landgut Trabelsdorf (bei Bamberg) lebend.
199. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Venedig, 2. Mai 1790 → 〈Padua?〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 19. – Doppelblatt 12 × 17,4 cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Durchll Der Herzoginn, rote Siegelreste und Papierbeschädigung durch Siegelausriss. E: Harnack, Nachgeschichte (1890), 205, Nr 86. WA IV 9 (1891), 203, Nr 2818. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 200,16 nicht biß Padua entgegen komme] Goethe befand sich seit Ende März in Venedig und erwartete dort die Ankunft Anna Amalias, um sie auf der Rückreise nach Weimar zu begleiten. Die Herzogin war mit ihrer Reisegesellschaft am 12. April aus Neapel aufgebrochen; am 19. April setzte sie die Reise von Rom aus fort; am 5. Mai kam sie nach Padua, am Tag darauf wurde Venedig erreicht. Die Rückreise nach Weimar begann am 22. Mai und endete am 18. Juni 1790. 200,18 in der Nähe herzlich willkommen] Anna Amalia hatte am 19. April 1790 von Rom aus ihre Rückreise nach Deutschland angetreten. Vom 30. April bis zum 3. Mai hatte die Reisegesellschaft in Bologna Station gemacht, am 4. Mai erreichte sie Ferrara und am 5. Mai Padua, knapp 30 km westlich von Venedig, ehe sie am 6. Mai in der Lagunenstadt eintraf (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 142 und 145–147). 200,19 am Rialto] Ich wohne am Rialto ohngefahr 20 Häuser näher als der Scudo di Francia auf derselben Seite. (190,26–27; vgl. zu 190,27.)
MAI 1790
200. An Caroline Herder
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Venedig, 4., 5. und 7. Mai 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/225,I. – Doppelblatt 18,5(–18,7) × 23,1 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: EB 312 (vgl. zu 203,24–25). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 120–123, Nr 69. WA IV 9 (1891), 203–206, Nr 2819 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753; Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 257). BEIL AG E
ein Blätchen für August Herder (vgl. zu 203,24–25). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Caroline Herders vom 19. April 1790 (vgl. 202,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 202,3–4 mein Blat mit den Epigrammen] Vgl. zu 195,14. 202,5 Das Büchlein] Die Sammlung in Schillers „Musen-Almanach für das Jahr 1796“ (S. 207–260) umfasst 103 Epigramme. Alle überlieferten Epigramme, zu Goethes Zeit gedruckte und aus dem Nachlass bekannt gewordene, sind in allen Fassungen gedruckt in: MA/Goethe 3.2, 83–151. Zur handschriftlichen Überlieferung der Epigramme vgl. WA I 1, 436–439, außerdem MA/ Goethe 3.2, 491–493. 202,7 der Mann kranck] Vgl. zu 204,22. 202,8 ein Paar Zeilen von seiner Hand] Ein einziger Brief Herders an Goethe ist aus den folgenden Wochen bekannt, und zwar der, für den Goethe am 9. Juni 1790 dankt; er stammt wahrscheinlich aus der ersten Juniwoche und ist nicht überliefert (vgl. zu 206,2). – Ein paar Verse (vier Distichen) schrieb Herder am 28. August 1790 zu Goethes Geburtstag (vgl. HB 6, 206). 202,11 g e d i c h t et] Gemeint sind die in rascher Folge gedichteten „Venetianischen Epigramme“. 202,12 des guten Schatzes] Christiane Vulpius. 202,15 Der alte Zucchi] Giuseppe Carlo Zucchi, aus Venedig stammender und dort lebender Kupferstecher und Grafiker, der ältere Bruder von Angelika Kauffmanns Ehemann Antonio Zucchi. Im Brief Johann Friedrich Reiffensteins an Goethe vom 11. Juni 1790 heißt es, das Ehepaar sei „sehr erfreut“, dass der Bruder „Anlaß gehabt Ihnen Ihren Aufenthalt in Venedig zur Zeit Ihrer Einsamkeit erträglicher zu machen.“ (H: GSA 28/1042, Bl. 35; vgl. auch Harnack, Nachgeschichte, 206.) 202,16 Addreß Calender] Die in der Regel jährlich erscheinenden Kalender
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BRIEF 200
enthalten die Verzeichnisse von Bewohnern einer Stadt (hier Venedigs) mit Hinweisen auf deren Berufs- und Standeszugehörigkeit. 202,16–17 erklärt mir die wunderliche Constitution dieses Staats] Mit Sicherheit wusste Goethe, dass Venedig seit dem Mittelalter eine oligarchisch verfasste Republik war, gelenkt von einem zehnköpfigen Rat mit einem Dogen an der Spitze; aber über die ‚Funktion‘ der halbdemokratischen Regierung und über die wechselvolle Geschichte der Republik, die Goethe offenbar interessierte, wird ihm Zucchi viel Neues gesagt haben. Vgl. auch zu 200,2. 202,18–19 An Gemälden 〈…〉 kranck gesehen] Vgl. zu 195,15–16, außerdem das Venetianische Epigramm, mit dem Goethe seinen Brief an Knebel vom 23. April 1790 einleitet (vgl. 196,17–20). 202,20–21 Götze zum Scherz 〈…〉 ein Stück Thierschädel aufhebt] Der Fund des in den Sammlungen der KSW aufbewahrten Schafschädels hatte für Goethe beträchtliche Wirkung, weil er unmittelbar die Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“ beförderte (vgl. zu 199,24–25). Von der Wirkung spricht Goethe in seinem 1823 erschienenen Aufsatz „Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort“ (Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie. 〈…〉 Bd 2. H. 1, S. 46–51): Welche Reihe von Anschauung und Nachdenken verfolgt’ ich nicht, bis die Idee der Pflanzenmetamorphose in mir aufging! wie solches meine italienische Reise den Freunden vertraute. Eben so war es mit dem Begriff, daß der Schädel aus Wirbelknochen bestehe. Die drei hintersten erkannt’ ich bald, aber erst im Jahr 1791 〈!〉 als ich, aus dem Sande des dünenhaften Judenkirchhofs von Venedig, einen zerschlagenen Schöpsenkopf aufhob, gewahrt’ ich augenblicklich, daß die Gesichtsknochen gleichfalls aus Wirbeln abzuleiten seien, indem ich den Übergang vom ersten Flügelbeine zum Siebbeine und den Muscheln 〈!〉 ganz deutlich vor Augen sah; da hatt’ ich denn das Ganze im allgemeinsten beisammen. (LA I 9, 309.) Vgl. auch „Das Schädelgerüst aus sechs Wirbelknochen auferbaut“ (ebd., 357 f.). 202,23 Erklärung der Thier-Bildung] Vgl. Goethes „Vorträge, über die drey ersten Kapitel des Entwurfs einer allgemeinen Einleitung in die vergleichende Anatomie, ausgehend von der Osteologie. 1796“ (Zur Naturwissenschaft überhaupt 〈…〉. Bd 1. H. 3. 1820, S. 257–284), bes. „II. Über einen aufzustellenden Typus zu Erleichterung der vergleichenden Anatomie“ (LA I 9, 197–202). 202,25 Die Meer Ungeheuer] Vermutlich hat Goethe nach dem 30. April keine anderen Tiere im Meer entdeckt als die im Brief an Charlotte von Kalb an diesem Tag erwähnten: Auch habe ich durch Betrachtung der Fische und der Seekrebse viel gewonnen. (199,26–27.) GWb 6, 8 bezieht sich auf vorliegende Briefstelle: „wohl hyperbol für Meerestiere als Gegenstand anatomischer Studien“. – Steinerne Meerungeheuer hatte Goethe im April 1787 im Palast des Prinzen von Palagonia (nahe Palermo) gesehen: Auf dem Pallast Meerungeheuer Büsten mit Eselsohren (IR I; WA I 31, 322).
MAI 1790
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202,27–28 fange ich an zu schreiben] Wann das geschah, ist nicht bekannt. In den um 1820 geschriebenen Annalen für 1790 ist dazu festgehalten: Da ich nun aber einmal mitten in der bewegtesten Lebensumgebung zum Knochenbau zurückgekehrt war, so mußte meine Vorarbeit, die ich auf den Z w i s c h e n k n o c h e n vor Jahren verwendet, abermals rege werden. 〈…〉 Da aber die dazu gehörige kleine Abhandlung, deutsch und lateinisch, noch unter meinen Papieren liegt, so erwähne ich kürzlich nur so viel: ich war völlig überzeugt, ein allgemeiner, durch Metamorphose sich erhebender Typus gehe durch die sämmtlichen organischen Geschöpfe durch 〈…〉. (WA I 35, 16.) 203,2 das Epigrammatische Büchlein] Vgl. zu 190,30. 203,4 Knebels Lage] Carl Ludwig von Knebel war Ende April 1790 nach Ansbach gegangen, wo seine Schwester Henriette und sein jüngerer Bruder Wilhelm Karl Maximilian (Max), brandenburgisch-ansbachischer Rittmeister und Kammerherr, lebten. Dieser war mit seinem Dienstherrn, dem Markgrafen Alexander von Ansbach-Bayreuth, den er 1789/90 auf einer Italienreise begleitet hatte, in ein missliches Verhältnis geraten, weil er dessen Liebesbeziehung zu Elizabeth Craven („Lady Craven“ geb. Berkeley) unverhohlen kritisierte. Das gestörte Verhältnis zum Markgrafen hatte seine Neigung zur Depression verstärkt. Am Sonntag, dem 9. Mai 1790, erschoss er sich. Vgl. dazu Herders Briefe an Knebel vom 19. sowie vom 28. und 31. Mai 1790 (HB 6, 200 f., Nr 123 und 201–203, Nr 124), außerdem Knebels Briefe an Herder vom 2. Mai und 12. Mai 1790 (Von und an Herder 3, 56–60 und 60–67) sowie seine Schilderung der Umstände des Freitods in seinen Erinnerungen (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, XLII–XLVIII). – Knebel kehrte erst am 12. Mai 1791 nach Weimar zurück. 203,5 das Ganze innre von der Sache] Goethe denkt wahrscheinlich an Knebels unsichere Zukunft (vgl. zu 149,16–17; zu 149,17–18; zu 149,20–21). 203,10 Die Herzoginn 〈…〉 in einigen Tagen.] Die Herzoginmutter Anna Amalia traf am 6. Mai in Venedig ein. 203,11 hat sie bald gesehen] Über die Besichtigungen, die Anna Amalia in der Zeit vom 7. bis zum 21. Mai in Venedig vornahm, vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 147–150. 203,12 Pfingsten] Pfingstsonntag fiel 1790 auf den 23. Mai. Am Tag zuvor begann die Rückreise nach Weimar; dort traf die Gesellschaft am 18. Juni ein. 203,15–22 Weit und schön 〈…〉 Gärtchen besorgt.] Das Epigramm erschien zu Lebzeiten Goethes nicht im Druck. Vgl. WA I 1, 466 und I 53, 18. 203,24–25 ein Blätchen] Nicht überlieferter Brief an August Herder wahrscheinlich vom 4. Mai 1790 (EB 312). 203,26 Trent Poste restante] ‚Trent‘ (ital. Trento): Trient. – Ital. Poste restante: postlagernd. – Es scheint, als habe Goethe auf der Rückreise nach Weimar kein postlagernd adressierter Brief in Trient erreicht. Einen Brief von Caroline Herder
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BRIEF 201
hatte er zuvor postlagernd in Venedig erhalten (vgl. zweite Erläuterung zu 204,20). 203,27 die Inlage] Vermutlich ein nicht überlieferter Brief von Christiane Vulpius. 203,28 mein Kleiner] Goethes am 25. Dezember 1789 geborener Sohn August. 203,30–32 die h o h e n Tr ü m m e r n 〈…〉 anpreisen] Wahrscheinlich hatte Caroline Herder in ihrem Bezugsbrief an Goethe unbefriedigende Erfahrungen ihres Mannes mit den römischen Altertümern, die er während seines Italienaufenthaltes 1788/89 gemacht hatte, in eigene Ansichten umgesetzt und gleichzeitig betont, was nach ihrer (und ihres Mannes) Überzeugung menschliches Dasein bestimme. 204,3–4 Wenn ihr das Salz wegwerft womit soll man salzen.] In Anspielung auf die Worte Jesu in der Bergpredigt im Neuen Testament der Bibel (Matthäus 5,13): „Ihr seyd das saltz der erden. Wo nun das saltz dumm wird, womit soll man saltzen? Es zu nichts hinfort nütze, denn daß man es hinaus schütte, und lasse es die leute zetreten.“ (Luther-Bibel 1772 / NT, 6; vgl. auch Lukas 14,34, ebd., 80.) 204,6 Meyer ist eben angekommen] Johann Heinrich Meyer war am 1. Mai, aus Florenz kommend, mit der Herzoginmutter Anna Amalia und ihrer Gefolgschaft in Bologna zusammengetroffen und hatte am 3. Mai die Reise nach Venedig fortgesetzt. Vom 22. bis 28. Mai – von Venedig bis Mantua – gehörte er zur Reisegesellschaft der Herzoginmutter, bevor er den Weg in die Schweiz nahm (vgl. zu 204,19). 204,6–7 die Herzoginn werde Morgen hier seyn] Louise von Göchhausens Tagebuch nennt die Uhrzeit der Ankunft am 6. Mai: „〈…〉 um 5 Uhr kamen wir glück〈lich〉 in Venedig an, wo wir Goethen fanden.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 147.) 204,10 für mich eine schöne Zierde des Lebens] Johann Heinrich Meyer folgte im November 1791 der dringenden Einladung Goethes, sich in Weimar niederzulassen. 204,13 Büri] Friedrich Bury begleitete die Gesellschaft der Herzoginmutter bei ihrer Rückreise nach Deutschland ebenfalls bis Mantua, wo er einige Wochen blieb, bevor er nach Florenz und von dort Anfang November 1790 nach Rom ging (vgl. erste Erläuterung zu 204,20).
MAI 1790
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201. An Johann Gottfried und Caroline Herder Mantua, 28. Mai 1790 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 18,6 × 27,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte (der letzte Satz mit Bleistift); Rs. Adresse: An Herrn / Vicepräsident Herder / nach / Weimar / Sachsonia / fr. Trento., rote Siegelreste; Bl. durch Brieföffnung leicht beschädigt. – Beischluss: EB 313 (vgl. zu 205,9–10). E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 123 f., Nr 70. WA IV 9 (1891), 207, Nr 2820 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753; Textkorrekturen und Ergänzungen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 257 f.). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Bezugsbrief aus dem Zeitraum zwischen dem 20. April und etwa 10. Mai 1790 (vgl. zweite Erläuterung zu 204,20) ist nicht überliefert. – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 204,17 im Begriff aus Italien zu gehn] Anna Amalia und ihre Reisegesellschaft hielten sich auf der Rückreise nach Deutschland vom 28. bis zum 30. Mai 1790 in Mantua auf, kamen am 4. Juni nach Innsbruck und trafen am 18. Juni in Weimar ein (vgl. den detaillierten Bericht in Göchhausen, Tgb.-Italien, 150–159). 204,19 Meyer ist nach der Schweiz] Johann Heinrich Meyer, der die Reisegesellschaft ab Venedig begleitet hatte, verließ am 28. Mai Mantua und wandte sich nach Zürich und von dort nach seiner Heimatstadt Stäfa. 204,20 Büry bleibt hier] Friedrich Bury blieb noch einige Wochen in Mantua, um in Goethes Auftrag Kopien von Werken Giulio Romanos, die sich im dortigen Palazzo del Te befanden, anzufertigen (vgl. Bury an Goethe, 7. Juni 1790; Bury-Goethe, 56, Nr 27). Im August ging Bury nach Florenz, Anfang November kehrte er von dort nach Rom zurück. 204,20 Eurn Brief Venedig] Den letzten Brief Caroline Herders vom 19. April 1790 hatte Goethe am 3. Mai in Venedig erhalten (vgl. 202,2). Der darauf folgende nicht überlieferte Brief des Ehepaars Herder könnte Goethe ebenfalls noch während seines Aufenthaltes in Venedig, also noch vor dem 6. Mai 1790, erreicht haben. Bei einer Postlaufzeit von 14 Tagen wäre er dann zwischen dem 20. und 22. April geschrieben worden. Möglicherweise ist er Goethe aber auch nach seiner Abreise aus Venedig von dort nachgeschickt worden. Dann käme der Zeitraum zwischen dem 23. April und etwa 10. Mai 1790 für die Abfassung des Briefes infrage. 204,20 poste restante] Ital.: postlagernd. 204,22 eine böße Kranckheit] Caroline Herder schrieb darüber am 14. Mai 1790 an Johann Wilhelm Ludwig Gleim: „Der Winter ging uns still u. unbedeu-
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BRIEF 202
tend vorüber; mein Mann fühlte die Veränderung des Clima u. der nun sitzenden Lebensart sehr, sein Blut wurde immer schwerer, bis endlich an den OsterFeiertagen sich Rückschmerzen äusserten 〈…〉, dieser erste Anfall ging bald vorüber, er war aber nicht im Grund gehoben u. so kam ein Recidiv, das schmerzvolleste u. gefährlichste das er je gehabt hat. Den 19. April war er sehr krank, es wurde ihm noch in der Nacht zur Ader gelassen u. den Tag darauf wiederholt um der nahen Entzündung vorzukommen; die Krämpfe u. Schmerzen hielten aber noch verschiedene Tage an u. er hat sich bisher nur langsam von dieser bösen Krankheit erholt, u. ist noch nicht ganz genesen.“ (HB 6, 310.) Herder blieb offenbar bis Mitte Mai 1790 bettlägerig (vgl. Herder an Knebel, 28. Mai 1790; HB 6, 201–203, Nr 124). Vgl. auch Haym 2, 478–481. 205,1 verlange ich nach Hause] So oder ähnlich auch in Goethes Briefen an Herder vom 15. April (vgl. 196,6), Carl Ludwig von Knebel vom 23. April (vgl. 198,28) und an Charlotte von Kalb vom 30. April (vgl. 200,11). Am 18. Juni kam Goethe nach Weimar zurück. 205,4 Von Augsburg schreibe ich] Aus Augsburg schrieb Goethe am 9. Juni 1790 an Herder (Nr 203). 205,6 Augusten] August Herder, Goethes Patenkind. 205,8 Euren Bedienten] Johann Christian Wilhelm Werner, der Herder auf dessen Italienreise begleitet hatte. Vgl. HB 10, 609 f. 205,9–10 an Sutor] Der Brief an Goethes Diener Christoph Erhard Sutor wahrscheinlich ebenfalls vom 28. Mai 1790 ist nicht überliefert (vgl. EB 313).
202. An Carl Ludwig von Knebel Verona, 31. Mai 1790 → Ansbach ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 112–113. – Doppelblatt 18,7 × 22 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: A Monsieur / Monsieur le Major / de Knebel / fr. Trente / a / Anspac, darunter rotes Siegel durch ausgeschnittenes Dreieck verdeckt, über der Adresse Siegelausschnitt. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 95, Nr 91. WA IV 9 (1891), 208, Nr 2821.
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 205,13 in Nürnberg einen Tag zu sehen] Auf der Rückreise von Venedig nach Weimar hielt sich Goethe vom 12. bis 15. Juni mit der Gesellschaft der Herzogin Anna Amalia in Nürnberg auf. Knebel kam von Ansbach aus mit seiner Schwester Henriette am 11. Juni dorthin und blieb bis zu Goethes Weiterreise. Louise von Göchhausen hält in ihrem Tagebuch am 12. Juni fest: „Abends um 10 Uhr kamen wir glückl〈ich〉 in Nürrenberg an, wo wir durch Knebels Gegenwarth sehr erfreut wurden.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 156.) Vgl. auch die Eintragung unter dem 14. Juni 1790 (ebd., 158). – Knebel befand sich seit dem 30. April 1790 in Ansbach, um Abstand von seinen Weimarer Verpflichtungen und Geselligkeiten zu gewinnen. Am 13. Oktober 1789 hatte er bei Herzog Carl August um seinen Abschied aus Weimar nachgesucht (vgl. zu 149,16–17). 205,16 im rothen Roß] Trotz eines Radbruches am Reisewagen der Herzoginmutter kurz vor Ditfurt erreichte die Reisegesellschaft am Abend des 12. Juni dennoch nahezu planmäßig Nürnberg (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 156) und logierte „im Rothen Roß“ (ebd.). Der 1541 erstmals erwähnte Gasthof „Rotes Roß“ am Weinmarkt in der Sebalder Altstadt zählte im 18. und 19. Jahrhundert zu den traditionsreichsten und renommiertesten Herbergen der Stadt. 205,18 einen Brief und einige Epigrammen] Vgl. Goethes Brief an Knebel vom 23. April 1790 (Nr 197). 205,19 Den Brief an deine Frl. Schwester] Es handelt sich um einen in Weimar geschriebenen Brief Knebels an seine in Ansbach lebende Schwester Henriette, den Goethe auf seiner Reise nach Venedig hätte übergeben sollen – falls er Knebels Schwester in Ansbach besucht hätte. In seinem Tagebuch notierte Knebel am 9. März 1790: „Brief an Henriette durch Göthe, der morgen abgeht.“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 9.) Am 23. März 1790 schrieb er an seine Schwester: „Goethe, der ganz nahe in Deiner Nachbarschaft war, ist nicht zu Dir gekommen.“ (K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 114.) In seinem Brief aus Ansbach an Herder vom 2. Mai 1790 heißt es: „und ich verdenke es dem Goethe nicht ganz, daß er nicht hieher gekommen ist, da ihn wahrscheinlich manche fatale Luft anwehte“ (Von und an Herder 3, 59). – Der Brief Knebels, den Goethe besorgen sollte, ist nicht überliefert. 205,23 meine Lieblingsfächer] 1789/90 waren dies Geologie (Mineralogie), Botanik und Osteologie, in geringerem Umfang auch die Optik. 205,23–24 In Mantua 〈…〉 zugebracht.] Die Reisegesellschaft hatte sich vom 28. bis 30. Mai in Mantua aufgehalten. 205,25 zuhause einzutreffen] Die Reisegesellschaft kam am 18. Juni nach Weimar zurück.
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BRIEFE BRIEF 203/204 203/204
203. An Johann Gottfried Herder
Augsburg, 9. Juni 〈1790〉 → Weimar
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,7 × 22 cm, 14⁄5 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn Vicepräsident / Herder / nach / Weimar, rote Siegelreste; Bl. 2 durch Siegelöffnung leicht beschädigt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 124 f., Nr 71. WA IV 9 (1891), 208–210, Nr 2822 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief wahrscheinlich aus der ersten Juniwoche 1790 (vgl. zu 206,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 206,2 dein Brief] Der nach Augsburg geschickte Brief wahrscheinlich aus der ersten Juniwoche 1790 ist nicht überliefert. Goethe hielt sich vom 9. bis 11. Juni dort auf. 206,2–3 In Insbruck] Dort hielt sich die Reisegesellschaft vom 4. bis 7. Juni auf. 206,3–4 am Hofe der Erzherzoginn] Maria Elisabeth von Habsburg, Erzherzogin von Österreich, lebte in Innsbruck, wo sie seit 1765 das Theresianische Damenstift als Äbtissin leitete. Über den Empfang, den sie am Abend des 5. Juni der Gesellschaft aus Weimar gab, berichtet Louise von Göchhausen in ihrem Tagebuch (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 155). 206,4 ein Fremder] Seine Identität konnte nicht ermittelt werden. 206,4–5 daß H e r d e r todt sey] „〈…〉 Goethen sagte ein Domherr, Herder sey todt.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 155.) Zu Herders Krankheit im April/Mai 1790 vgl. zu 204,22. 206,8 Dr. Huschke] Wilhelm Ernst Christian Huschke, der Leibarzt der Herzoginmutter Anna Amalia während ihrer Italienreise. Er wurde 1792 herzoglicher Leibmedikus. 206,9 H e i n i c k e in Leipzig] Samuel Heinicke, der Gründer der ersten Taubstummenschule in Deutschland, war am 29. April 1790 in Leipzig gestorben. Die „Augspurgische Ordinari Postzeitung, Von Staats, gelehrten, historis. u. ökonomis. Neuigkeiten“ hatte am 22. Mai 1790 gemeldet (S. 4): „Samuel Heinike ist zu Ende Aprils in Leipzig gestorben. Sein Institut für Taubstumme, von dessen willen man ihm seine närrische und grobe Schriften vergeben mag, geht fort.“ 206,12 Habitude] Franz.: Gewohnheit. 206,17 sehr fleißig] Goethe wird nicht nur an die in den letzten Wochen entstandenen „Venetianischen Epigramme“, sondern auch an seine zur gleichen Zeit durchgeführten kunst- und naturhistorischen Studien, die zu Vorarbeiten künftiger
JUNI 1790
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Abhandlungen geführt hatten, gedacht haben (vgl. zu 202,20–21; zu 202,23; zu 202,25; zu 202,27–28; zu 203,3–4). 206,19 reg. Herzoginn] Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach. 206,20 der Herzog noch in Aschersleben] Herzog Carl August war am 2. Juni aus Aschersleben nach Weimar zurückgekommen, schon mit der Ordre des preußichen Königs, nach Schlesien zu gehen, um in seiner Eigenschaft als preußischer Generalmajor an der dort als Inszenierung preußischer Machtdemonstration gegen Österreich gedachten Truppenkonzentration von etwa 200000 Mann im Rahmen seiner Fürstenbund-Verpflichtungen teilzunehmen (vgl. zu 210,24–25). Am 8. Juni 1790 schreibt er an seine Mutter: „In den Augenblicke, wo ich mich so sehr freuete, Ihre Ankunft hier zu erwarten, erhalte ich leider den Befehl vom Könige, mich zur Armee nach Schlesien zu begeben, wo ich eine Brigade Kavallerie kommandieren soll. Morgen gehe ich von hier ab.“ (Carl August-Anna Amalia, 101.) Am selben Tag ging Carl August noch einmal nach Aschersleben, von dort brach er am 10. Juni nach Schlesien auf. Goethe folgte dem Herzog am 26. Juli dorthin, einen Tag vor dem Abschluss der Reichenbacher Konvention, mit der die Streitigkeiten zwischen Preußen und Österreich über wechselseitige Gebietsansprüche formell beendet wurden. Vgl. Goethes Briefe an Carl August vom 22. Juni und 1. Juli 1790 (Nr 205 und 206); außerdem: Paul Ritter: Die Konvention von Reichenbach (27. Juli 1790). Diss. Berlin 1898. 206,21 Ich sehne mich herzlich nach Hause.] So oder ähnlich auch in Goethes Briefen an Herder vom 15. April (vgl. 196,6), Carl Ludwig von Knebel vom 23. April (vgl. 198,29), an Charlotte von Kalb vom 30. April (vgl. 200,11) und an das Ehepaar Herder vom 28. Mai (vgl. 205,1–2). – Goethe kehrte am 18. Juni 1790 nach Weimar zurück. 206,21–22 du wiederauferstandner] Über Herders Erkrankung im April/ Mai 1790 vgl. zu 204,22. 206,24 Knebeln in Nürnberg] Goethe traf sich am 12. Juni in Nürnberg mit Carl Ludwig von Knebel, der bis zur Weiterfahrt der Gesellschaft am 15. Juni dort blieb (vgl. zu 205,13). 206,24–25 ich hab ihm geschrieben] Vgl. Nr 202.
204. An Georg Joachim Göschen
Weimar, 21. Juni 1790 → 〈Leipzig〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GMD Düsseldorf, Sign.: NW 1264/1971. – 1 Bl. 18,5 × 19(–19,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. oben Mitte Empfangsvermerk von fremder Hd
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BRIEF 205
(Göschen?), Tinte: „We i m a r dL. 21. J u n y / 1790. / G ö t h e / empfL. dL. 23. do“, daneben von fremder Hand, Tinte: „(a n G ö s c h e n)“. E: Katalog des Kunstantiquariats S〈amuel〉 Kende. Nr 31. Wien I. Gluckgasse, Wien um 1895, S. 60, Nr 454 (Teildruck: 207,3–5 Ich habe eine sehr 〈…〉 Gelegenheit gehabt.). WA IV 30 (1905), 48, Nr 2824a (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Göschen antwortete am 25. Juni 1790 (vgl. RA 1, 168, Nr 410). 207,1 Hochedelgebl] Abgekürzt für ‚Hochedelgeboren‘ (vgl. zu 77,1). 207,2–3 Exemplare des siebenten Bandes zu überschicken] In seinem letzten Brief vom 3. März 1790, noch vor seiner dreimonatigen Reise nach Venedig, hatte Goethe darum gebeten, vorerst nichts zu schicken und nicht zu schreiben (vgl. zu 177,12–13). Göschen kam der nunmehrigen Aufforderung umgehend am 25. Juni 1790 nach (vgl. zu 177,13–14). 207,4–5 Reise vollendet 〈…〉 obersten Theil von Italien mit mehr Muße] Am 22. Mai 1790 hatte Goethe mit der Reisegesellschaft Anna Amalias von Venedig aus die vier Wochen währende Heimreise durch Oberitalien (Padua, Vicenza, Mantua, Verona) und auf der Brennerroute über die Alpen bis Innsbruck und dann weiter durch Bayern (Augsburg) und Franken (Nürnberg, Bayreuth) nach Weimar angetreten, wo man am 18. Juni 1790 eintraf. Auf der Hinreise nach Venedig im März hatte Goethe fast den gleichen Weg genommen, nur gönnte er sich dort an den einzelnen Stationen viel weniger Zeit für Besichtigungen oder Besuche. 207,6–7 dancke für 〈…〉 überschickten Stücke des deutschen Museums] Seit Oktober 1789 hatte Göschen offenbar die neuen Hefte des „Neuen Deutschen Museums“ von Boie geschickt (vgl. zu 177,15).
205. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 22. Juni 1790 → 〈Zirlau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 138. – 1 Bl. 19,2 × 24,2 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 163 f., Nr 69. WA IV 9 (1891), 210, Nr 2823.
JUNI 1790
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Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Herzog Carl Augusts wahrscheinlich von Ende Mai oder Anfang Juni 1790 (vgl. zu 207,14). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 207,10 Ihre Frau Mutter ist glücklich wieder angekommen] Herzogin Anna Amalia war von ihrer Italienreise am 18. Juni 1790 nach Weimar zurückgekommen (vgl. FB 1790, S. 141). 207,11 Da Sie abwesend waren] Herzog Carl August hatte Weimar am 9. Juni 1790 verlassen, um sich zunächst nach Aschersleben zu seinem Regiment und anschließend ins preußische Heerlager nach Zirlau in Schlesien zu begeben, das während der Reichenbacher Verhandlungen über einen Friedensvertrag zwischen Preußen und Österreich dort gebildet wurde (vgl. zu 206,20; zu 216,4 und Politischer Briefwechsel 1, 577 f., Nr 556–558). 207,12 die Rückreise] Vom 22. Mai bis zum 18. Juni hatte Goethe Anna Amalia und ihre Reisegesellschaft von Venedig bis Weimar begleitet. 207,14 Die Einladung ins Lager die ich in Augsbl. erhielt] Der Brief Carl Augusts ist nicht überliefert. Wahrscheinlich war er Ende Mai oder Anfang Juni 1790 geschrieben worden. Goethe und die Reisegesellschaft Anna Amalias hatten vom 9. bis 11. Juni in Augsburg Station gemacht. 207,14–15 die mir Voigt bestätigt] Christian Gottlob Voigt hatte die Einladung vermutlich in einem nicht überlieferten Brief aus Berlin wiederholt, wo er sich im Juni 1790 in politischer Mission aufhielt. 207,15–16 Ich werde alles einrichten um bald abgehen zu können.] Goethe verließ Weimar am 26. Juli 1790 und ging über Dresden (28.–31. Juli) nach Zirlau in Schlesien, wo er am 2. August eintraf (vgl. Zarncke, Schlesische Reise 1, 8). 207,17 Einsiedels Situation] Zur prekären finanziellen Lage Friedrich Hildebrand von Einsiedels, des Kammerherrn der Herzoginmutter Anna Amalia, vgl. zu 212,8. – Im Brief an Anna Amalia vom 26. Juli 1790 schlug Goethe vor, Einsiedel einen Kredit von 1800 Reichstalern zu gewähren (vgl. 212,4–16). 207,17–18 Der Schloßbau] In einem Reskript an die Schlossbaukommission vom 27. März 1790 hatte Herzog Carl August die Bilanz des Schlossbaus für 1789 und den Plan für 1790 gebilligt und angewiesen, die Arbeiten zur Wiedererrichtung des kleinen Flügels und die anderen von der Kommission geplanten Maßnahmen in Angriff zu nehmen (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8919, Bl. 1). Der weitere Fortgang erschließt sich aus dem Schriftwechsel der Schlossbaukommission mit dem Baukontrolleur Johann Friedrich Rudolf Steiner und dem Bauverwalter Georg Christoph Steffany sowie dem Architekten Johann August Arens (vgl. ebd., Bl. 2–15). Aus dem Protokoll der Schlossbaukommission vom 9. Juli 1790 geht hervor, dass damals beschlossen wurde, die Arbeiten zu beschleunigen und zusätzliche Arbeitskräfte einzusetzen, um die geplanten Bauziele, ins-
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BRIEF 206
besondere die provisorische Dachung, bis Ende September erreichen zu können (vgl. ebd., Bl. 16–18). Goethe äußerte sich dazu in einem Separatvotum vom 21. Juli 1790 (vgl. ebd., Bl. 19). 207,19 Eine Wunde am Fuße] Darüber ist nichts Genaues bekannt. Die Verletzung hinderte Goethe nicht am häufigen Besuch der Fürstlichen Tafel, und im nächsten Brief an Herzog Carl August vom 1. Juli 1790 (Nr 206) ist von ihr nicht mehr die Rede. 207,20–21 nähere Nachricht von Ihnen] Nähere Nachrichten erhielt Goethe zunächst wahrscheinlich nur durch Briefe des Herzogs an Herzogin Louise (vgl. zu 208,2). 207,21 Daß Voigt Gelegenheit gehabt hat sich zu zeigen] Christian Gottlob Voigt hatte über den Erbfolgeanspruch des Hauses Sachsen-Weimar auf die Kurwürde und die Territorien des albertinischen Hauses Sachsen im Februar und März 1790 mehrere Denkschriften verfasst (vgl. zu 167,7–8) und war im Mai 1790 nach Berlin entsandt worden, um diese dem preußischen Minister Ewald Friedrich von Hertzberg zu überreichen und zu erläutern. Herzog Carl August hatte ein Schreiben von Hertzberg vom 8. Juni 1790 erhalten, in dem dieser ihm für den Fall, dass die Erbfolgefrage relevant würde, die Unterstützung Preußens zusagte (vgl. Politischer Briefwechsel 1, 576 f., Nr 555). – Ende Juni kehrte Voigt nach Weimar zurück. 207,23 Sie wieder zu sprechen] Das konnte am 31. Juli, nach Goethes Ankunft in Zirlau, geschehen. Im Brief an das Ehepaar Herder vom 10. August 1790 heißt es, daß der Herzog wohl ist, starck und dick, auch der besten Laune. (214,6–7.)
206. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 1. Juli 1790 → 〈Zirlau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XIX, Nr 42, Bl. 139–140. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23(–23,3) cm, 3 ½ S. beschr., egh., Tinte. – Beischluss: Brief Knebels an Carl August vom 8. Juni 1790 (vgl. zu 209,10). E: Carl August-Goethe1 (1863) 1, 164–166, Nr 70. WA IV 9 (1891), 211–213, Nr 2824. BEIL AG E
Brief von Wilhelm August Karl von Ziegesar an Goethe (vgl. zu 209,22).
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ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 208,2 letzten Briefe an Ihre Frau Gemahlinn] Der Brief Carl Augusts an Herzogin Louise wahrscheinlich von Ende Juni 1790 ist nicht überliefert. 208,2–3 jetzt schon in Ihren Quartieren] Herzog Carl August befand sich seit dem 27. Juni mit seinem Regiment in Zirlau in Niederschlesien (vgl. zu 207,11). 208,4–5 grose Demonstration eines kriegrischen Vorhabens] Zum drohenden Krieg zwischen Preußen und Österreich vgl. zu 206,20. 208,7–8 alles eingerichtet und eingeleitet 〈…〉 von hier abgehen kann] Goethe verließ Weimar erst am 26. Juli (vgl. zu 210,23–24). Im Brief an den Herzog vom 22. Juni hatte Goethe noch Schlossbau-Angelegenheiten erwähnt, die seine Abreise verzögern könnten (vgl. zu 207,17–18). 208,9–10 Montags zieht Ihre Frau Mutter nach Belvedere.] Anna Amalia zog sich am 5. Juli nach Belvedere zurück, wo sie einige Wochen lebte (vgl. zu 211,5). 208,12–13 Meiner Mutter 〈…〉 nicht weggeben.] In Frankfurt a. M. wurde die Krönung Kaiser Leopolds II. vorbereitet, die nach seiner am 30. September 1790 erfolgten formellen Wahl zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation durch die Kurfürsten am 9. Oktober stattfand. Zu diesem Zweck wurden durch den Reichsquartiermeister im Auftrag des Kurfürsten von Sachsen als des Reichserzmarschalls in Frankfurt Quartiere für die zu den Krönungsfeierlichkeiten erwarteten Reichsstände und deren Gesandte requiriert. – Der Brief Goethes an seine Mutter vom 21. Juni 1790 ist nicht überliefert (vgl. EB 317). 208,14 Hofnung Sie bey sich zu bewirthen] Der Plan Goethes, zusammen mit dem Herzog an den Krönungsfeierlichkeiten teilzunehmen, erfüllte sich nicht. 208,15 den Prinzen mitnehmen] Den siebenjährigen Erbprinzen Carl Friedrich. – Auch Goethes Patenkind August Herder hoffte, zur Kaiserkrönung mit nach Frankfurt genommen zu werden. Vgl. August Herder an Carl Ludwig von Knebel, 13. Juli 1790 (BG 3, 350). 208,17 Der Schloßbau] Vgl. zu 207,17–18. 208,17 an Arends schreibe ich gleich] Goethes Brief vermutlich vom 5. Juli 1790 an den Hamburger Baumeister Johann August Arens, der beim Wiederaufbau des Weimarer Schlosses beratend tätig war, ist nicht überliefert (vgl. EB 327). 208,18 Geschencke was man ihm geben will] Arens erhielt das Angebot, ganz in den Dienst des Weimarer Herzogs zu treten, lehnte das Angebot jedoch mit Verweis auf Verpflichtungen gegenüber seinen Förderern und Auftraggebern in Hamburg ab. Arens antwortete am 26. (28.?) Juli 1790 in einem Brief an den Geheimen Rat Johann Christoph Schmidt auf Goethes Brief an ihn (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 8928, Bl. 3–4).
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BRIEF 206
208,19–20 Die übrigen Angelegenheiten 〈…〉 an mich geknüpft sind] Goethe war zu dieser Zeit noch Mitglied im Geheimen Consilium, leitete die Wegebaukommission sowie die Ilmenauer Bergbaukommission, kümmerte sich um die Jenaer Universität und die Neueinrichtung der Weimarer Hofbühne. 208,22 Voigt ist sehr zufrieden] Zu Christian Gottlob Voigts diplomatischer Mission in Berlin, deren Erfolg im folgenden Jahr zu seiner Berufung ins Geheime Consilium beitrug, vgl. zu 207,21. 208,24 mein letzter Band nunmehr gedruckt ist] Der 7. Band der achtbändigen Ausgabe von Goethes „Schriften“ war zur Ostermesse 1790 erschienen. 209,1–2 An meinem Büchlein Epigrammen schreibe ich ab.] Zu Goethes zum größten Teil in Venedig geschriebenen Epigrammen vgl. zu 190,30. 209,2–3 viele ganz local 〈…〉 genoßen werden] Goethe hatte noch Bedenken, die Epigramme aus der Hand zu geben. Die hier vorgetragenen Argumente dienten lediglich dazu, sie gegenüber dem Herzog zurückzuhalten. Am 9. Juli schreibt Goethe im Brief an Carl Ludwig von Knebel: Mein Libellus Epigrammatum ist zusammengeschrieben, du sollst ihn dereinst sehen, aus der Hand kann ich ihn noch nicht geben. (210,18–20.) 209,4 Das botanische Werckchen] Die Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, verlegt von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha, war zur Ostermesse 1790 erschienen. 209,6–7 Was ich über die Bildung der Thiere gedacht 〈…〉 zusammenschreiben.] Goethe plante eine Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“, die allerdings über Vorarbeiten nicht hinaus gelangte; sie wurden erst aus Goethes Nachlass veröffentlicht (vgl. WA II 8, 261–276; LA I 10, 74–87). 209,7 die Reise die ich zu Ihnen mache] Die am 26. Juli angetretene Reise nach Schlesien. 209,8–9 in mehr als einem Fache meine Begriffe zu erweitern] Goethe nutzte seinen Aufenthalt in Schlesien zu geologischen, botanischen, zoologischen und mineralogischen Studien, die er auf einer Reise in die Grafschaft Glatz (vgl. zu 214,8–9) und nach Krakau (vgl. zu 218,8) betrieb. Vgl. auch sein Notizbuch von der schlesischen Reise (WA III 2, 20–24, bes. 23 f.). 209,10 Knebel empfielt sich 〈…〉 Brief von ihm bey.] Knebels Brief aus Ansbach an Herzog Carl August vom 8. Juni 1790 ist nicht überliefert (vgl. zu 211,14). 209,10–11 Er und seine Schwester 〈…〉 Todt des Bruders standhafter] Am 9. Mai 1790 hatte sich Knebels Bruder Wilhelm Karl Maximilian das Leben genommen (vgl. zu 203,4). – Schwester: Magdalena Henriette von Knebel; sie kam 1791 als Hofmeisterin der Prinzessin Caroline von Sachsen-Weimar und Eisenach nach Weimar. 209,14 biß ich zu Ihnen komme] Am 31. Juli 1790. 209,15 Meine Wohnung] Goethe war im November 1789 vom Haus am
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Frauenplan ins ‚Kleine Jägerhaus‘ in der heutigen Marienstraße gezogen, wo er mit Christiane Vulpius und seit Dezember 1789 mit dem Sohn August zusammen wohnen konnte (vgl. zu 152,19). 209,17 Das Chaischen] Franz. chaise: (leichter) Reisewagen. 209,18 von W. nach Verona und von da zurückgekommen] Der von Goethe auf seiner Reise nach Italien im März benutzte herzogliche Reisewagen war offensichtlich in den letzten Tagen wieder in Weimar eingetroffen. 209,22 ein Brief von Dem Usingischen Ziegesar] Der Brief Wilhelm August Carl von Ziegesars, eines Halbbruders von August Friedrich Carl von Ziegesar, Kanzler und Geheimer Rat in Gotha, geschrieben am 12. März 1790 in Paramaribo (Guayana), enthält die Geschichte der letzten Jahre des 1783 nach seiner – wegen seiner durch Spielsucht entstandenen Schulden notwendig gewordenen – Entlassung aus seiner Stellung als Oberhofmeister am Hof des Herzogtums NassauUsingen in die Neue Welt ausgewanderten Verfassers, der inzwischen in Niederländisch Guayana (Surinam) eine gut bezahlte Stelle als Privatsekretär des Chefs einer niederländischen Handelsgesellschaft angetreten hatte. In dem Brief bittet Ziegesar Goethe, sich für ihn, der Anfang der 1770er Jahre schon einmal als Kammerjunker am Weimarer Hof gelebt hatte, bei Herzog Carl August zu verwenden: „〈…〉 so nehme die Freyheit Ew. Hochw. zu versuchen 〈…〉, sich vor mich zu interesiren. Es fehlt mir nichts als von Sr. Herzogl. Durchlaucht als meinem eigentlichen Landes Vater, eine Recommendation an die Herren von der Edele Directie zu Amsterdam und daß Ew. Hochwohlg. mir ein guthes Attestat und Empfehlungs Schreiben, an dem Herr W. Six, als den Secretair von der Edele Directie, mit einer antwort an mich senden.“ (GJb 46 [1926], 214 f.; der Text des vollständigen Briefs ebd., 211–217; vgl. auch RA 1, 168 f., Nr 405.) Ob der Herzog, der seit dem niederländischen Feldzug von 1787 über gute Beziehungen zum Hof des Statthalters der Niederlande verfügte, Ziegesars Wunsch erfüllt hat, ist nicht bekannt, darf aber als wahrscheinlich angenommen werden, denn der Bittsteller erhielt schon im Herbst 1790 eine Amtsstelle als Holzmarktmeister und wurde am 14. Januar 1791 zum Inspekteur und Direktor bei der niederländischen Militärverwaltung in Surinam ernannt. 209,25 Docktor Huschke unternimmt Lichtenbergen] Wilhelm Ernst Christian Huschke, der Leibarzt der Herzogin Anna Amalia, behandelte den erkrankten Husarenmajor Carl Friedrich Ernst von Lichtenberg (vgl. zu 110,21). Lichtenberg verstarb aber einige Zeit später am 30. August 1790 (vgl. Totenregister 1769–1807 der Evangelisch Lutherischen Garnisonsgemeinde Weimar. Jahr 1790, Bl. 240). – Unternehmen: „in gewahrsam, obhut, pflege, behandlung nehmen“ (Grimm 11 III, 1697). 209,27 diesen jungen Mann ja festhalten] Huschke (geb. 1760) hatte die Herzogin Anna Amalia auf ihrer Italienreise begleitet. Danach unterstützte sie ihn finanziell, bis er 1792 zum Leibmedikus ernannt wurde.
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BRIEF 207
207. An August Johann Georg Carl Batsch Weimar, 9. Juli 1790 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-6758. – 2 Bl.: 1. Bl. 27,3(–27,7) × 27,3(–27,6) cm, ½ S. beschr., egh., Tinte; ursprünglich Doppelblatt, 2⁄3 des linken Teilblattes abgeschnitten, in der Mitte des Blattrestes übergeklebtes Siegel, durch Falz nach hinten abgeknickt; unterer Blattrand ebenfalls durch Falz nach hinten abgeknickt; 2. Bl.: 14 × 8,6(–9) cm (möglicherweise abgeschnittener Teil von Bl. 1), Adresse: Herrn Professor Batsch. / Wohlgebl / nach / Jena / fr.; Falz am oberen Blattrand. E: Drei Goethe-Briefe. In: Deutsche Roman-Zeitung. Hrsg. von Otto Janke in Berlin. Achter Jg. 1871. Zweiter Bd. Feuilleton. Berlin 1871, Sp. 945. WA IV 9 (1891), 215 f., Nr 2826. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Batschs wahrscheinlich aus dem Zeitraum zwischen Ende Juni und Anfang Juli 1790 (vgl. zu 210,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 210,2 die überschickten Wercke] Der Briefkontext legt den Schluss nahe, dass Batsch Goethe seine neuesten wissenschaftlichen Schriften zum Geschenk gemacht hatte. Es könnte sich um zwei 1790 erschienene Arbeiten handeln. Zum einen waren dies die ersten beiden Teile eines groß angelegten botanischen Sammelwerks zur Bestimmung und Beschreibung von Blumenpflanzen, die mit farbigen Kupferstichen versehen in Latein und in Deutsch im Verlag von Johann Jacob Gebauer in Halle und Magdeburg herausgegeben worden waren: „Analyses florum e diversis plantarum generibus omnes, etiam minutissimas eorum externas partes demonstrantes, ad eruendum harum partium characterem genericum, philosophiam botanicam, et generum intimiores affinitates a natura statutas“ (Blumenzergliederungen aus verschiedenen Gattungen der Pflanzen, in welchen alle äußere, und selbst die kleinsten Theile der Blumen gezeigt werden, um ihre mit den Gattungen zusammenhängende Kennzeichen, ihr wesentliches Verhältniss unter einander, und die feinern natürlichen Verwandtschaften der Gattungen näher zu bestimmen). Zum anderen war in der Academischen Buchhandlung Jena Batschs Handbuch „Versuch einer Arzneymittellehre nach den Verwandschaften der wirkenden Bestandteile“ verlegt worden, in dem Bestimmung, Wirkung und Anwendung von Heilpflanzen und -substanzen beschrieben werden. In Goethes Bibliothek, in der etwa 20 Werke von Batsch überliefert sind, finden sich allerdings nur die beiden Bände der „Analyses florum“ (Ruppert, 624, Nr 4347), die Batsch zur gleichen Zeit auch an Carl Ludwig von Knebel gesandt hatte, der den Erhalt am 8. Juli 1790 in seinem Tagebuch vermerkte: „Brief von Batsch, nebst seiner Schrift – Analyses florum p.“
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(Knebel, Tgb. 1790, Bl. 26.) Möglicherweise übersandte Batsch auch statt der „Arzneymittellehre“ seinen „Versuch einer historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besonderen Geschichte der cörperlichen Grundstoffe. Erster chemischer Theil“ (Ruppert, 627, Nr 4364). Das Werk war im Verlag Johann Jacob Gebauers in Halle zwar mit der Jahresangabe 1789 veröffentlicht worden, seine Auslieferung hatte sich aber offenbar noch bis Anfang 1790 verzögert, wie aus Batschs Brief an Goethe vom 19. Januar 1790 hervorgeht: „Längst würde ich Ihnen schon mit einem Exemplar meiner Naturgeschichte aufgewartet haben, wenn nur die Abdrücke der letzten Kupfertafeln, die vermuthlich noch in Maynz liegen, abgeliefert wären.“ (H: GSA 28/174; vgl. auch LA II 9A, 389.) 210,3–4 Ich wünsche Ihnen eine lange Reihe gesunder Tage] Vgl. zu 210,6–7. 210,4–5 die Wissenschaft in der Sie Sich bemühen] Batsch hatte sich seit seiner Berufung zum außerordentlichen Professor an der Jenaer Universität 1786 bei seinen Forschungen zur allgemeinen Naturlehre auf das Gebiet der Botanik spezialisiert. Neben seiner Lehrtätigkeit zu pflanzenkundlichen Themen hatte er bereits mehrere wissenschaftliche Arbeiten zur Botanik veröffentlicht, so z.B. das zweibändige Studienbuch „Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen“ (Halle 1787/88). Er setzte diesen Weg mit neuen Untersuchungen zum Thema Pflanzenbildung systematisch fort. So erschienen 1791 in Halle seine „Botanischen Bemerkungen“ sowie 1793 in Jena die „Botanischen Unterhaltungen für Naturfreunde“ (2 Bde) oder 1801 in Weimar seine „Grundzüge der Naturgeschichte des Gewächs-Reichs“. 210,6 die botanische Anlage] Gemeint ist die unter Batschs Leitung und Goethes Oberaufsicht im Herbst 1789 begonnene Einrichtung eines botanischen Gartens auf dem Areal des so genannten Fürstengartens in Jena (vgl. zu 44,1; zu 161,11–12). Der Bau war am 17. Februar 1790 durch den Revisionserlass Herzog Carl Augusts vorläufig gestoppt worden (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 252). Zu den Gründen zählten nicht nur die ungenügenden Fortschritte des Projekts und zu hohe Kosten (vgl. Reskript Carl Augusts, 17. Februar 1790; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 7650c, Bl. 1; vgl. auch: Carl August-Goethe2 1, 412), sondern auch der Widerstand der etablierten Professorenschaft an der Universität Jena, vor allem um den Lehrstuhlinhaber für Botanik Christian Gottfried Gruner. Der Herzog scheute wohl die Konfrontation mit den Gegnern des botanischen Gartens, die sich mit dem Vorwurf des Protektionismus des Beifalls anderer fürstlicher Unterstützer der Universität sicher sein konnten. Goethe wurde in dem Revisionserlass ultimativ aufgefordert, bis Ende März 1790 einen Bericht zum Stand des Projekts abzugeben und „Vorschläge zu thun wie den Unwesen abzuhelfen sey“ (ebd.). Die geforderte Stellungnahme hat Goethe wohl nicht abgegeben, jedenfalls ist sie nicht überliefert. Er war bereits am 10. März 1790 auf Wunsch der Herzoginmutter Anna Amalia nach Italien auf-
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gebrochen, um sie von Venedig aus auf der Rückreise nach Weimar zu begleiten. Goethe war über drei Monate abwesend. Neue Entscheidungen in der Gartenangelegenheit wurden unter diesen Umständen offenbar nicht getroffen, und so wurden die Arbeiten schließlich bis auf weiteres vollständig eingestellt (vgl. auch zu 210,7–8). Batsch erhielt zwar noch die vereinbarten 50 Reichstaler für das dritte Quartal, danach aber wurde vorerst nichts mehr für das Projekt bewilligt (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 251 f.). 210,6–7 hoffe ich nächstens mich mit Ihnen zu besprechen] Der unerwartete Abbruch des Projektes hatte für Batsch als dessen Initiator und Organisator unmittelbare Folgen. Nicht nur, dass ihm die für die Federführung zugebilligten Entgelte wegfielen, viel schwerer wog, dass die Perspektive auf den Posten des Gartendirektors und damit verbunden eine weitgehend unabhängige und finanziell gesicherte akademische Lehrtätigkeit mit entsprechenden Karriereaussichten an der Jenaer Universität stark gefährdet war. Goethe sah sich nach seiner Rückkehr nach Weimar ob der unverändert misslichen Situation veranlasst, mit Batsch nach neuen Lösungen zu suchen. Dies umso mehr, als sich Batsch in der Hoffnung auf die Realisierung dieses für ihn persönlich so wichtigen Projektes nicht nur stark verschuldet hatte, sondern infolge der neuesten Entwicklungen immer stärker an psychisch bedingten Krankheitserscheinungen litt (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 252). Entsprechende Gespräche mit Batsch, der weiterhin auf die Hilfe Goethes setzte, kamen wahrscheinlich aber erst im Oktober oder November 1790 zustande, als sich Goethe zunächst vom 10. bis 12. Oktober und dann noch einmal vom 27. Oktober bis 7. November in Jena aufhielt (vgl. Färber-Calender 1790, Bl. 21 und 23). Ein früheres Zusammentreffen wurde durch Goethes zweieinhalbmonatigen Aufenthalt in Schlesien von Ende Juli bis Anfang Oktober verhindert, wohin ihn Carl August beordert hatte (vgl. zu 210,23–24; zu 225,1). 210,7–8 das meinige thun um 〈…〉 Constitution zu geben] Goethe hielt weiter an der Idee eines herzoglichen botanischen Gartens in Jena fest, hielt es wohl aber für ratsam, die Sache zunächst ruhen zu lassen. Angesichts des Widerstands vonseiten der Universität, der finanziellen Zwänge des Herzogtums und der drohenden Verwicklungen des Herzogs in kriegerische Auseinandersetzungen mit dem revolutionären Frankreich sah Goethe kaum Chancen für einen baldigen Neustart des Projekts. Noch Anfang 1791, nachdem Batsch in der Sache ein neues Promemoria geschickt hatte, blieb Goethe weitgehend unverbindlich (vgl. Goethe an Batsch, 7. Januar 1791; WAN 1 [WA IV 51], 91). Erst im April 1792, als er sich der aktiven Unterstützung des einflussreichen Consiliumsmitglieds Christian Gottlob Voigt und von Teilen der Jenaer Professorenschaft, so etwa des befreundeten Anatomieprofessors Loder, sicher sein konnte, unternahm Goethe erneut einen Vorstoß bei Carl August zur Wiederaufnahme des Projekts und zur Absicherung Batschs (vgl. Goethe an Carl August, 18. April 1792; WA IV 9, 301). Es sollte
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allerdings noch bis Anfang 1794 dauern, bis nach herzoglichen Beschlüssen der botanische Garten in Jena unter Batschs Leitung eingerichtet werden konnte (vgl. Polianski, Ästhetisierung Pflanzenkunde, 255–257).
208. An Carl Ludwig von Knebel Weimar, 9. Juli 1790 → Ansbach ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 115–116. – Doppelblatt 20(–20,2) × 25(–25,3) cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Major von Knebel / nach / Anspach / fr., über der Adresse Stempel: „DE WEIMAR“ und Postzeichen mit Rötel, unter der Adresse Siegel mit Verschlussoblate überklebt; Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Siegelausschnitt mit Papier überklebt, dadurch Textverlust auf S. 3: schönstens 〈…〉 Holzschuher. (211,21) und schon 〈ge-〉schrieben; (211,22); auf S. 2 H. (211,14) mit Bleistift gestrichen und darüber von fremder Hd, Bleistift ergänzt: „Herzog“. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 96–98, Nr 93. WA IV 9 (1891), 213–215, Nr 2825. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet die nicht überlieferten Briefe Knebels vom 20. und vom 23. Juni 1790 (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 23). – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 9. August 1790 (vgl. ebd., Bl. 30). 210,12 Meinen Faust und das botanische Werckchen wirst du erhalten haben] Die zur Ostermesse Ende April 1790 erschienenen Werke „Faust. Ein Fragment“, das in Band 7 der 1787 begonnenen achtbändigen Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ bei Göschen in Leipzig (vgl. zu 145,17) erschienen war, und Goethes erste naturwissenschaftliche Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“, die im Verlag von Carl Wilhelm Ettinger in Gotha herausgekommen war. Nachdem Goethe Ende Juni nach seiner Rückkehr aus Venedig die Freiexemplare von Band 7 der „Schriften“ von Göschen erhalten hatte (vgl. Göschen an Goethe, 25. Juni 1790; H: GSA 30/297, Bl. 99; vgl. auch QuZ 1, 190), schickte er Anfang Juli auch Knebel ein Exemplar zu, das ihn, wie aus einer Tagebuchnotiz hervorgeht, am 13. Juli erreichte: „Göthens 7.ter Theil erhalten.“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 26; vgl. auch Liste der Freiexemplare; H: GSA 30/297, Bl. 100.) Wann Knebel die Metamorphose-Schrift erhielt, ist nicht bekannt, spä-
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testens jedoch am 24. Juli, als er den Aufsatz „über G. Metamorphose“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 28) erwähnt. 210,16–17 Mein Gemüth treibt mich 〈…〉 zur Naturwissenschaft] Schon im März 1790 hatte Goethe davon gesprochen, mit seiner Abhandlung „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ nun auch die Bahn der Naturgeschichte als Schriftsteller (177,24) betreten zu haben. Für das laufende Jahr war noch ein zweiter Teil der Metamorphose-Schrift sowie ein „Versuch über die Gestalt der Thiere“ vorgesehen (vgl. zu 178,2; zu 178,2–3). Aus der Rückschau im Jahr 1810 hielt Goethe für die Zeit nach seiner Rückkehr aus Italien und insbesondere für das Jahr 1790 fest: In Jena fand ich allein ein Element, das mich trug, ein wissenschaftliches statt des italiänischen Kunstelements; und durch die Museen und andere Anregungen ward ich wieder auf Naturbetrachtungen geführt. Metamorphose der Pflanzen geschrieben 〈…〉. Mich interessirte damals im Stillen nichts als die comparirte Anatomie, die ich in meiner übrigens langen Weile für mich schematisirte und ausarbeitete 〈…〉. (Paralipomena zu „Dichtung und Wahrheit“; WA I 53, 386 f.) 210,17 prosaischen Deuschland] Versehentlich für ‚Deutschland‘. – ‚Prosaisch‘ im Vergleich zu Italien. 210,18–19 Mein Libellus Epigrammatum ist zusammengeschrieben] Lat. Libellus epigrammatum: Epigramm-Büchlein; die später „Venetianische Epigramme“ genannten Dichtungen, die während des Venedig-Aufenthalts Goethes, vor allem von April bis Anfang Mai 1790, entstanden. Goethe hatte Knebel schon am 23. April davon berichtet und ihm eine Auswahl von zehn Epigrammen geschickt (vgl. zu 198,23). Gleich nach der Rückkehr aus Italien begann Goethe Ende Juni/Anfang Juli mit einer Überarbeitung, Zusammenstellung und eigenhändigen Abschrift seiner Entwürfe (vgl. zu 209,1–2). Offenkundig war diese Arbeit bereits beendet, als er vorliegenden Brief schrieb. Der Zyklus war in einem Quartheft von 30 Blatt mit dem Titel Epigrammen Venedig 1790 als dichterischer Ertrag seiner Reise zusammengestellt und enthielt 106 Epigramme (H56: GSA 25/W 61). Danach entstanden auf der Reise nach Schlesien bis Anfang Oktober weitere Texte, die in einem Notizheft überliefert sind (H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 209; vgl. auch Zarncke, Schlesische Reise 1, 14, 20–23 und 27). Einige wurden in die endgültige Epigramm-Sammlung aufgenommen, die Goethe in einer zweiten Abschrift, nun mit 136 Epigrammen, in einem aus 39 Blatt bestehenden Quartheft unter dem Titel Epigrammen / Erstes Buch Venedig 1790 und Epigramme / Zweytes Buch zusammenstellte (H55: GSA 25/W 62). Diese Arbeit schloss er erst am 1. Januar 1791 ab, was er wiederum Knebel mitteilte (vgl. Goethe an Knebel, 1. Januar 1791; WA IV 9, 239, Nr 2848). 210,21 von meiner Venetianischen Reise erhohlt] Am 13. März 1790 war Goethe von Jena nach Venedig aufgebrochen (vgl. Färber-Calender 1790,
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Bl. 7), um von dort aus die Herzoginmutter Anna Amalia auf der Heimreise von ihrem Italienaufenthalt zu begleiten. Die Rückreise endete nach reichlich drei Monaten am 18. Juni in Weimar. In Venedig hatte sich Goethe knapp acht Wochen (vom 31. März bis zum 22. Mai) aufgehalten und war dann innerhalb von etwa vier Wochen durch Oberitalien und auf der Brennerroute über die Alpen bis Innsbruck und weiter durch Bayern zurückgereist (vgl. zu 207,4–5). 210,23 Vergnügen] Hier im ursprünglichen Wortsinn von ‚Befriedigung‘, ‚Zufriedenstellung‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 210,23–24 Der Herzog hat mich nach Schlesien berufen] Wahrscheinlich in den ersten Junitagen 1790 hatte Herzog Carl August „den Befehl vom Könige“ erhalten, sich „zur Armee nach Schlesien zu begeben“ (Carl August an Anna Amalia, 8. Juni 1790; Carl August-Anna Amalia, 101). Goethe sollte ihm in das schlesische Feldlager der preußischen Armee nach seiner Rückkehr aus Italien unverzüglich folgen. Die Einladung des Herzogs erreichte Goethe in Augsburg (vgl. zu 207,14), wo er mit der Reisegesellschaft Anna Amalias am Abend des 9. Juni eintraf: „Den 9ten 〈…〉 gegen 3 Uhr in Augsburg. 〈…〉 Bey Tisch kam der Neveu des Panquiers und brachte Briefe.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 155 f.) Carl August war bereits am 9. Juni ins schlesische Zirlau bei Schweidnitz zu seinem dort stationierten Ascherslebener Kürassierregiment von Rohr aufgebrochen. Am 22. Juni hatte Goethe dem Herzog sein Kommen zugesagt. Er brach am 26. Juli von Weimar auf und traf nach einem Zwischenaufenthalt in Dresden am Morgen des 2. August im Truppenlager Zirlau ein (vgl. zu 207,15–16). 210,24–25 statt der Steine und Pflanzen die Felder mit Kriegern besät] Normalerweise verband Goethe das Reisen mit dem Sammeln von Steinen und Pflanzen aus wissenschaftlichem Interesse, wozu in den letzten Jahren auch Knebel inspiriert worden war (vgl. GB 6 II, zu 62,12). Diesmal stand die Reise jedoch ganz im Zeichen militärischer und machtpolitischer Belange. Der preußische König Friedrich Wilhelm II. hatte im Juni 1790 ein Großheer von 200000 Mann im südwestschlesischen Gebiet um Reichenbach (poln.: Dzierzoniów) bei Schweidnitz (poln.: Swidnica) nahe der österreichischen Grenze zusammengezogen, während dort die Gesandten Preußens und des österreichischen Kaiserhauses verhandelten. Der so genannte Reichenbacher Kongress endete am 27. Juli mit der Reichenbacher Konvention, in der beide Staaten auf Gebietsansprüche verzichteten. 210,25–26 Unterwegs gedencke ich Dresden zu sehn, im Rückweg Freyberg] In Dresden machte Goethe zweimal Station, vom 28. bis zum 31. Juli auf der Hinreise nach Schlesien und vom 25. September bis zum 3. Oktober auf der Rückreise nach Weimar. Im erzgebirgischen Freiberg hielt er sich wahrscheinlich anschließend, am 3. und 4. Oktober, auf. Hier besuchte er wohl die berühmte Bergakademie und den dort lehrenden Mineralogen Abraham Gottlob Werner, der eine umfangreiche mineralogische Sammlung besaß (vgl. Walther Herrmann: Neue Untersuchungen über das Verhältnis zu Trebra. In: GJb 81 [1965], 128). In
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Dresden galt Goethes Hauptaugenmerk den kurfürstlichen Kunstsammlungen (vgl. zu 213,8–9). 211,1–4 schreibe ich 〈…〉 beydes möchte ich künftige Ostern herausgeben] Die theoretischen und konzeptionellen Überlegungen zu den geplanten Abhandlungen (vgl. zu 210,16–17) waren bereits weit gediehen (vgl. zu 209,4; zu 209,6–7). Goethe begann im Sommer während seines Schlesienaufenthaltes mit der Ausarbeitung beider Werke, ließ sie aber schließlich unvollendet (vgl. zu 178,2; zu 178,2–3). – Metamorpose: versehentlich für ‚Metamorphose‘. 211,5 Herzoginn Mutter ist nach Belveder gezogen] Seit dem 5. Juli hatte sich Anna Amalia in die Belvedere genannte herzogliche Schloss- und Parkanlage südlich von Weimar zurückgezogen (vgl. zu 208,9–10). Ihr Haus in der Stadt, das Wittumspalais an der Esplanade, und ihr eigentliches Sommerdomizil in Tiefurt waren am 28. Mai 1790 durch ein heftiges Gewitter mit Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass sie nach Belvedere ausweichen musste (vgl. Anna Amalia an Knebel, 3. August 1790; Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 201). 211,6 verbirgt was sie schmerzt] Anna Amalia verfiel nach ihrer Rückkehr aus Italien längere Zeit in Melancholie. Dabei wird der Abschied von Italien und der italienischen Lebensart eine Rolle gespielt haben, vor allem aber die Trennung von Giuseppe Capece-Latro, dem Erzbischof von Tarent. Mit ihm hatte die Herzoginmutter während ihres ersten Neapelaufenthaltes vom 5. Januar bis 18. Februar 1789 in einer sehr engen Beziehung gestanden (vgl. Anna Amalia: Reisejournal. 10. Januar bis 17. Februar 1789; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 154, Bl. 6–20). Die gemeinsame Zeit mit Capece-Latro in Neapel war ihr „der glücklichste zeitpunck meines lebens“ (Anna Amalia: Reisejournal. 17. Februar 1789; ebd., Bl. 20), und sie wünschte sich angesichts der Erinnerung an „die angenehme Geselschaft des Erzb: die ich immer zu Napel hatte 〈…〉 Wie glücklich wehre man wenn man könnte 〈…〉 mit Menschen leben wo man fühlt daß man eine Analogie gegen ein ander hätte“ (Anna Amalia: Reisejournal. 21. Februar 1789; ebd., Bl. 21). Die letzte Begegnung mit Giuseppe Capece-Latro fand in der Abgeschiedenheit des Benediktinerklosters La Madonna bei Andria in Apulien vom 2. bis 7. November 1789 statt. In ihrem sonst eher nüchternen dokumentarischen Reisetagebuch hält Anna Amalia Begegnung und Abschied von Capece-Latro in La Madonna in bewegten Worten fest: „Die Freude ihm wieder zu sehen ist nicht zu beschreiben u ihm war es auch so zumuthe 〈…〉 nach tische kam er noch in mein Zimmer u blieben lange zusammen“ (Anna Amalia: Reisejournal. 2. November 1789; ebd., Bl. 71 und 72). Wenig später notiert sie: „〈…〉 wie ich hörte er wehre weg stürzten mir die Thränen aus den Augen bald danach ging ich selbst weg 〈…〉 den Abend kam ich nach Foggia ich legte mich so gleich zu Bette um in ruhe an meinen besten Freund zu dencken meine ganze Reise war Glücklich.“ (Anna Amalia: Reisejournal. 7. November 1789; ebd., Bl. 72.)
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Louise von Göchhausen, Anna Amalias Hofdame, beschreibt Capece-Latro noch enthusiastischer: „Einen der schwersten Abschiede aus Italien habe ich schon genommen – aber noch nicht überstanten; bey unserer Reise in Apulien gab die Herzogin dem ErzBischof von Tarent, in Andria, ein rendezvous. Dieser Mann ist einer der besten, edelsten, geistreichsten, verständigsten Menschen die je gelebt haben; sein Verstand, seine Wissenschaften, sein Herz, seine Talente sind in gleichem Grad groß 〈…〉. Menschen dieser Art waren gewiß die ersten Heiligen, die man nachher durch tradition anbetete. So wie er geliebt wird, ist er der Herzogin ergeben, so lang er in Neapel war sahen wir ihm täglich 〈…〉. Von diesen Mann haben wir Abschied genommen – auf ewig.“ (Göchhausen an Wieland, 17. November 1789; WB 10 I, 278.) 211,6 Affabilität] Freundlichkeit, Umgänglichkeit, Leutseligkeit (von lat. affabilis: freundlich, leutselig). 211,11–12 Frl. Schwester 〈…〉 länger mit ihr zu seyn] Auf Wunsch von Herzogin Anna Amalia war Knebel am 11. Juni 1790 von Ansbach aus, wo er sich seit Ende April bei seiner Familie aufhielt, ins nahe gelegene Nürnberg gereist, um die Reisegesellschaft der Herzogin auf deren Rückreise nach Weimar zu treffen (vgl. zu 205,13). Er blieb bis zum 15. Juni. Knebel wurde von seiner zehn Jahre jüngeren Schwester Henriette begleitet, die am 14. Juni den ganzen Tag in Gesellschaft der Herzogin verbrachte, so dass auch Goethe Gelegenheit hatte, sie persönlich kennen zu lernen (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien, 156). 211,13 Vielleicht wird mir es künftig so wohl.] ,Wohl werden‘ hier in der Bedeutung von ‚in eine günstige (bessere) Lage/Situation kommen‘ (vgl. Grimm 14 II, 1042). – Anna Amalia wollte Henriette von Knebel als Hofdame nach Weimar holen und hatte Goethe eingeweiht (vgl. zu 225,14–15). Zwar lehnte Henriette von Knebel ein entsprechendes Angebot zunächst ab, folgte aber im Mai 1791 ihrem Bruder nach Jena und Weimar und bekam ab Sommer die Stelle einer Erzieherin bei der fünfjährigen Prinzessin Caroline am Weimarer Hof (vgl. zu 225,21). 211,14 Deinen Brief habe ich dem H. geschickt] Am 8. Juni 1790 hatte Knebel in Ansbach einen Brief an Herzog Carl August verfasst, eine Antwort auf dessen Kondolenzschreiben vom 27. Mai 1790 zum Tode von Knebels Bruder Maximilian (vgl. GSA 54/249 und Briefe des Herzogs, 94 f.): „Morgens an Herzog geschrieben.“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 21.) Er übergab ihn offensichtlich an Goethe, den er mit der Reisegesellschaft von Herzogin Anna Amalia vom 12. bis 15. Juni in Nürnberg traf. Goethe sollte den Brief überbringen und zugleich Fürsprecher seines darin geäußerten Anliegens sein (vgl. die folgende Erläuterung). Goethe leitete Knebels Brief mit seinem eigenen Brief vom 1. Juli an Carl August weiter (vgl. zu 209,10), der sich bereits im Lager der preußischen Armee bei Zirlau in Schlesien aufhielt (vgl. zu 210,23–24). Der Brief Knebels ist nicht überliefert. 211,14–15 wenn ich ihn spreche werde ich deinen Auftrag ausrichten] Goethe reiste dem Herzog ins Militärlager nach Schlesien nach, wo er ihn am 2. Au-
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gust 1790 nach über einem halben Jahr zum ersten Mal wiedersah (vgl. zu 210,23–24 und FB [16. und 17. Januar] 1790, S. 15 und 16). Der Brief Knebels war zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon über drei Wochen in Carl Augusts Händen. Knebel hatte darin vermutlich auf das Angebot des Herzogs reagiert, ihn dabei zu unterstützen, die Schwester und vor allem die Mutter, Elisabetha Magdalena von Knebel, nach dem schweren Schicksalsschlag durch den Verlust des Sohnes Maximilian dazu zu bewegen, Ansbach zu verlassen (vgl. auch zu 203,4). Dies war von Knebel z.B. schon in seinem Brief an Herder vom 12. Mai 1790 angedeutet worden, den er mit weiteren Briefen, u.a. an Charlotte von Stein, Louise von Imhoff und den Herzog, am 16. Mai nach Weimar geschickt hatte (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 18): „Meiner Mutter haben wir seine Todesart nicht gesagt und dürfen sie ihr wohl schwerlich sagen. 〈…〉 Ich denke nun daran, wie ich sie von hier wegbringe. Ein trauriger Ort für mich und uns alle.“ (Von und an Herder 3, 66.) Der Herzog hatte Knebel daraufhin vorgeschlagen, „deine Mutter u. Schwester 〈…〉 nach Jena od. hierher zu ziehen“ und sich für eine Witwenpension für Magdalena von Knebel auch außer Landes beim Markgrafen persönlich einzusetzen (Carl August an Knebel, 27. Mai 1790; H: GSA 54/249; vgl. auch Briefe des Herzogs, 95). Unerwidert ließ der Herzog hingegen das Problem der unzureichenden Absicherung Knebels selbst durch die herzogliche Pension von 600 Reichstalern jährlich, was nicht unwesentlich zu dessen Weggang aus Weimar beigetragen hatte (vgl. Knebel an Henriette von Knebel, 5. April 1790; K. L. v. Knebel-H. v. Knebel, 116). Kurz vor seiner Rückkehr ins Herzogtum erhielt Knebel dann erstmals eine Zulage von 200 Reichstalern zu seiner Pension (vgl. Knebel, Tgb. [21. April] 1791, Bl. 18), deren Bewilligung er Louise von Imhoff am 30. August 1790 mitteilen konnte: „Der Herzog hat mir Zweyhundert Thaler zugelegt.“ (H: GSA 54/317.) 211,16–18 Meine Casse für den jungen Steinschneider 〈…〉 schmal geworden.] Spätestens seit Sommer 1789 war Goethe auf den erst 24-jährigen Kupferstecher und Graveur Friedrich Wilhelm Facius aufmerksam geworden, der im Jahr zuvor aus seiner Heimatstadt Greiz nach Weimar gekommen war (vgl. zu 131,19–22). Goethe versuchte den talentierten Künstler zu fördern (vgl. zu ebd.; zu 131,23–24; zu 131,24). Zur Fortbildung im Steinschneiderhandwerk ermöglichte er ihm bereits Anfang Oktober 1789 einen Werkstattaufenthalt bei dem berühmten Gemmenschneider und kurfürstlich-sächsischen Hofgraveur Johann Veit Döll in Suhl. Döll berichtet in einem Brief vom 15. Oktober 1789, wahrscheinlich an Friedrich Justin Bertuch, nach Weimar: „Sehr gerne bin ich Herrn Facius, der sich selber auch ohne schriftliche Empfehlung durch eine lobenswerte Lernbegierde empfiehlt, in dem Wenigen, was ich ihm von der Einrichtung meines Schneidezeuges, welches gegenwärtig ungebraucht steht, zeigen konnte, zu Willen gewesen. Eine genauere Beschreibung der Handgriffe in der Arbeit selber erfordert längere Zeit als die Woche, die sich Herr Facius hier aufhalten wollte und konnte.“ (Schmidt, Döll-
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Leben, 32.) Goethe hatte Facius den Aufenthalt in Suhl mitfinanziert, wie aus einem entsprechenden, auf Facius Bezug nehmenden Vermerk in einem Sonderrechnungsbuch hervorgeht: Auf die Reise nach Suhla thlr. 26. (GR/Sonderrechnungen 1788–90, Bl. 9.) In Suhl lernte Facius wahrscheinlich auch Steinschneide- und Bearbeitungsmaschinen, so genannte Gravierbänke kennen, mit denen Döll damals schon arbeitete, und baute eine solche dann in Weimar nach oder ließ sie nachbauen. Dabei handelte es sich um einfache Werkbänke, bei denen das Gravierwerkzeug in einer variablen Drehspindel mittels hand- oder fußbetriebenem Schwungrad und Treibriemen bedient wurde (vgl. Schmidt, 7000 Jahre Glyptik, 69). Insgesamt vermerkt Goethe in seinem Sonderrechnungsbuch im Zeitraum 1789/90 eine Summe von 78 Reichstalern an eigenen Ausgaben für Facius, ohne dass die Kosten für die erwähnte Maschine explizit ausgewiesen sind. 211,18–19 vortheilhaften Handel der Petschaft Steine nicht machen] Wahrscheinlich hatte Knebel schon während des Treffens mit Goethe und Anna Amalia in Nürnberg Mitte Juni 1790 vom Verkauf einer wertvollen Sammlung geschnittener Steine berichtet. Auf seine Vermittlung (vgl. 211,23–24) wurde die Sammlung schließlich im November 1790 der Herzoginmutter Anna Amalia zum Kauf angeboten. Es handelte sich um im Familienbesitz verbliebene Steine des 1756 in Leipzig gestorbenen Universitätsprofessors und Kupferstechers Johann Friedrich Christ: „Ich habe nemlich die schöne Sammlung geschnittner Steine, welche der sel. Prof. Christ in Leipzig hinterlassen, in Augenschein genommen. Seine beyden hiesigen Neveus sind Besitzer davon, und in der That ist es eine von den schönsten Sammlungen welche ich noch gesehn. Es sind zwischen zwölf und dreyzehn hundert geschnittne Steine, Kameen u. gläs. Pasten aller Art, von welchen leztern vielleicht die Originale schwer mehr zu finden seyn möchten 〈…〉.“ (Knebel an Anna Amalia, 14. November 1790; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 58–59; vgl. auch Femmel/Heres, 153.) 211,19 Schicke mir gelegentl. einige zur Probe] Nachdem Knebel zunächst nur Kupferstiche von Steinen der Sammlung nach Weimar geschickt hatte, bestanden sowohl Anna Amalia als auch Goethe darauf, Nachbildungen als Schwefeloder Siegellackabdrücke zur genaueren Begutachtung zu erhalten (vgl. Goethe an Knebel, 1. Januar 1791, WA IV 9, 240). Solche Probestücke schickte Knebel schließlich aber erst am 17. Januar 1791: „An Göthe nebst 36. Stück Antiken u 4. Cameen.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 4.) Es handelte sich dabei sowohl um Originale als auch Abdrücke oder Pasten. Im Begleitbrief an Anna Amalia vom 16. Januar 1791 hielt Knebel dazu fest: „Ich überschicke Euer Durchlaucht durch Geh. Rath Göthe hiermit einige Kameen und 36. Stück geschnittene Steine aus der Christischen Sammlung. Ich habe mir Mühe gegeben solche in n a t u r a selbst von den Erben zu erhalten 〈…〉. Alle sind sie wohl nicht von gleicher Wichtigkeit; einige sind offenbar modern: ein paar Pasten mögen auch darunter seyn.“ (Knebel an Anna Amalia, 16. Januar 1791; LATh – HStA Weimar, Großherzogliches
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Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 61; vgl. auch Femmel/Heres, 155.) Bereits am 31. Januar sandte Goethe die Steine mit einer offenkundig negativen Expertise an Knebel zurück (vgl. WA IV 9, 244). Ein Kauf kam nicht zustande. Die Herzoginmutter beschloss die Angelegenheit in ihrem Brief an Knebel vom 7. Februar 1791 recht lapidar mit einem Verweis auf Goethes Urteil: „Goethe wird Ihnen, lieber Knebel, geschrieben haben, wegen der Geschnittenen Steine, die Sie an ihm geschickt, und seine Meinung darüber mitgetheilt haben; also will ich weiter nichts davon sagen, und Ihnen nur dancken für Ihre gütige Vorsorge mir etwas Gutes zuzuwenden.“ (H: GSA 54/248, Bl. 37; vgl. auch Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 205.) 211,21 Frau Castellan] Anna Catharina Stromer von Reichenbach, die Frau des Kastellans, des Verwalters oder Aufsichtsbeamten der Nürnberger Burg, Christoph Friedrich Stromer von Reichenbach. Während ihres Zwischenaufenthaltes in Nürnberg auf der Heimreise von Venedig nach Weimar besichtigte die Reisegesellschaft um Anna Amalia und Goethe am 13. Juni 1790 die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, so auch die Nürnberger Burg, wo man vom Kastellanspaar empfangen worden war: „Auf die Burch der Castelan von Stromer und seine Frau gute alte Leute, wir besahen die alten Keyserlicheen Zimmer p und die schöne Aussicht von oben.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 158.) Knebel begleitete die Gruppe auf ihrer Besichtigungstour durch die Stadt: „Mit der Herzogin nach dem Statthaus gefahren. in der Sebaldskirche. Nachmittags im Schloß p. p.“ (Knebel, Tgb. [13. Juni] 1790, Bl. 22.) 211,21 den Holzschuher] Johann Karl Siegmund Holzschuer von Harrlacher, Gerichtsassessor in Nürnberg und mit Knebel befreundet. Auch Holzschuer begleitete die Weimarer Gäste auf ihrem Stadtrundgang am 13. Juni 1790 und war einen Tag später ebenfalls zur Gesellschaft der Herzogin geladen: „Den 13 〈…〉. In die Sebalts Kirche 〈…〉. Ein Herr von Holzschur begleidet uns. Er schickt nach her ein vortreffliches Portrait von einen seiner Vorfahren, von Albrecht Dürer gemahlt. 〈…〉 Den 14 fuhr ich früh mit Herrn von Knebel in den Holzschurischen Garden seine Schwester die den ganzen Tag bey uns blieb, abzuholen. 〈…〉 Mittag aß noch Herr von Holzschur bey uns.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 157 f.) 211,21–22 Murr hat mir schon 〈…〉 schrieben und mir wieder einen Handel angeboten.] Den als Zoll- und Waagamtmann in seiner Heimatstadt Nürnberg tätigen Gelehrten Christoph Gottlieb von Murr hatte Goethe während seines Aufenthaltes in Nürnberg kennen gelernt (vgl. Böttiger, Literarische Zustände, 77 f.) und war ihm offensichtlich auch schon auf der Hinreise nach Venedig am 15. März 1790 dort kurz begegnet (vgl. ebd.). Murr forschte nicht nur auf naturgeschichtlichem Gebiet, er war auch Historiker, Archäologe, Kunstgeschichtler, Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber. Da er desgleichen als Antiquar und Kunsthändler agierte, besuchte Goethe in Nürnberg offensichtlich eine ganze Reihe von Kunst- und Antiquitätengeschäften mit ihm (vgl. Göchhausen, Tgb.-Italien,
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158) und erwarb von Murr die Bronzestatue eines „priapischen Carpophoros“ (Böttiger, Literarische Zustände, 77; vgl. auch Schuchardt 2, 13 f., Nr 33). Murr war für Herzog Carl August schon Anfang der 1780er Jahre als Kunstagent vor allem für Zeichnungen und Graphiken italienischer und deutscher Provenienz tätig gewesen (vgl. Markus Bertsch: Sammeln – Betrachten – Ausstellen. Das Graphikund Zeichnungskabinett Herzog Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach. Jena 2012, S. 105–114). – Der Brief Murrs an Goethe ist nicht überliefert, so dass auch nicht bekannt ist, was Murr darin zum Kauf angeboten hat. 211,24 Zu den Aretinis habe ich noch immer Lust.] Murr hatte Goethe in Nürnberg wahrscheinlich auch in Aussicht gestellt, Drucke der „sonetti lussuriosi“ (ital.: wollüstige Sonette) des italienischen Renaissancedichters Pietro Aretino beschaffen zu können (vgl. die folgende Erläuterung). Diese Gedichte waren wahrscheinlich 1525 nach einem 16 erotische Zeichnungen umfassenden Zyklus von Giulio Romano, den so genannten „modi“ (ital.: Stellungen), entstanden und mit Kupferstichen von Marcantonio Raimondi in Rom erschienen. Sofort nach Erscheinen wurde das Werk vom Papst verboten, und alle Exemplare und Druckstöcke waren vernichtet worden. Die Sonette Aretinos sind durch andere Quellen überliefert, die Bilder und Stiche Romanos und Raimondis nicht. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts fertigte Annibale Carracci wahrscheinlich mit Unterstützung seines Bruders Agostino in Neapel nach den Gedichten Aretinos neue Zeichnungen an, die auch gestochen worden sind. Zeichnungen wie Gedichte umgab die Aura des Verbotenen, sie galten als obszön. Drucke und Ausgaben der Aretino-Sonette waren noch im 18. Jahrhundert bibliophile Raritäten. Dass Goethe während seiner zweiten Italienreise im Frühjahr 1790 auf Aretino und seine Gedichte gestoßen ist, lässt sich aus seinen Reisenotizen schließen: Nach Hause kommend Enea Vico Aretins Sinngedichte Werke (Notizheft Italienische Reise 1790; GSA 27/59, Bl. 9). Goethe arbeitete gerade an dem Gedichtzyklus „Venetianische Epigramme“, die ebenfalls erotische Sujets enthalten (vgl. zu 210,18–19). 211,25 den Catalogus geben] 1787 hatte Murr in seinem in Nürnberg erscheinenden „Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur. Vierzehnter Theil“ eine umfassende Studie zur Entstehung, Geschichte und Verbreitung der Zeichnungen Carraccis und der Sonette Aretinos veröffentlicht: „Von den berühmten sechszehn nackenden Vorstellungen, welche Giulio Romano zeichnete, Marcantonio in Kupfer stach, und Pietro Aretino im Jahre 1524 mit Sonetten versah“ (S. 3–72). Murr stellte darin bibliographische Angaben und Erläuterungen sowie die bekannten Standorte dieser Werke zusammen und beschrieb die damals bekannten fünf Ausgaben (1524, 1554, 1556, 1763 und 1763). Ferner berichtete er, dass in einer Nürnberger Sammlung sowohl die Zeichnungen des Carracci als auch Handschriften und Drucke der „sonetti lussuriosi“ zu finden seien: „Die Blätter des Caracci sind in Querfolio, 11 Zoll breit, 7 Zoll hoch. Baron Stosch besaß sie. In Nürnberg sind sie in der vortreflichen Büchersammlung Hrn. Rathsconsulenten und
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BRIEFE BRIEF209/210 209
Procanzlers Feuerlein, (Catal. Biblioth. Feuerlin. Vol. II, num. 5510) der auch Aretins Sonetti geschrieben (Num. 12277) und gedruckt (Num. 11767) besitzet.“ (S. 41.) Mit der Bezeichnung Catalogus hat Goethe offensichtlich diese Studie Murrs gemeint, die auch als Sonderdruck vertrieben wurde (vgl. HAAB Weimar, Sign.: Ku 8° III Oe – 489; UB Tübingen, Sign.: Dd 127). 211,26–27 Aus Schleßien sollst du ein Wort hören.] Ein Brief Goethes an Knebel von seiner Schlesienreise, die von Ende Juli bis Anfang Oktober 1790 währte, ist nicht bekannt. Knebel hatte zwar am 9. August „An Goethe nach Schlesien“ (Knebel, Tgb. 1790, Bl. 30) geschrieben, erhielt aber erst am 24. Oktober durch Goethes Brief vom 17. Oktober aus Weimar (Nr 223) eine Antwort (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 40). 211,28 dich bald wieder sehen] Knebel kehrte erst am 12. Mai 1791 aus Ansbach nach Jena zurück und hielt sich danach vom 16. Mai an wieder in Weimar auf (vgl. Knebel, Tgb. 1791, Bl. 21), wo er auch mit Goethe zusammengetroffen sein wird. Den ersten Besuch bei Goethe vermeldet Knebels Tagebuch allerdings erst für den 4. Juni 1791: „Bey Göthe.“ (Ebd., Bl. 24.)
209. An Anna Amalia Herzogin von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 26. Juli 1790 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 42, Bl. 20. – Doppelblatt 18,7 × 23 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte. – In einem gebundenen Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 20). E: WA IV 9 (1891), 216–217, Nr 2827 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 212,2–3 Catalog der Sammlung welche Goeni erhalten] Um welchen Katalog des italienischen Naturforschers Giuseppe Gioeni es sich handelt, konnte nicht ermittelt werden. In der HAAB ist nur ein Werk Gioenis in deutscher Sprache vorhanden: Versuch einer Lithologie des Vesuvs (Wien 1793). Zu Gioeni vgl. zu 159,7–8. Denkbar, aber nicht wahrscheinlich ist, dass Gioeni „eine von Goethe zusammengestellte Sammlung von Gesteinen und Mineralien erhalten“ hat (LA II 7, 411). 212,4 G. R. R. Voigt] Christian Gottlob Voigt war am 16. März 1789 von Herzog Carl August zum Geheimen Regierungsrat ernannt worden. 212,5 den jungen Karsten] Der Mineraloge Dietrich Ludwig Gustav Karsten, ein Schüler Abraham Gottob Werners; er war als Assessor bei der Provinzialadmi-
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nistration in Berlin angestellt und wurde später Leiter des Königlichen Mineralienkabinetts in Berlin. 212,5 die Ubersetzung] Um welche Übersetzung (vielleicht italienisch geschriebener Angaben eines Katalogs mit Werken Gioenis?) Anna Amalia Voigt gebeten hatte, ist nicht bekannt. 212,8 Einsiedeln. und sein häusliches Wesen] Friedrich Hildebrand von Einsiedel, seit 1776 Kammerherr der Herzoginmutter und deren Reisemarschall in Italien, war durch seinen leichtfertigen Umgang mit Geld, nicht zuletzt durch seine kostspielige Bindung an seine Lebensgefährtin Louise Adelaïde Waldner von Freundstein, die seit 1784 Hofdame der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach war, in arge finanzielle Bedrängnis geraten. Vgl. auch zu 207,17. 212,10 1800 rh Credit] Ob Goethes Bitte von Anna Amalia wohlwollend aufgenommen wurde, ist nicht bekannt. 212,12 Juden-Versuren] Lat. versura: das Wenden; der Wechsel des Gläubigers. Hier: „Zinswucher nach Art der Juden“ (GWb 5, 162). 212,13 Interessen] Zinsen. 212,15 Mikol] Johann Peter Micol ist in den Weimarischen Hof- und Adresskalendern der Jahre 1791 bis 1802 (dem Jahr, in dem er 53-jährig starb) als Hofund Livree-Bedienter in Anna Amalias Hofstaat genannt; vorher war er Kammerdiener bei Einsiedel. (Nach freundlicher Mitteilung von Sabine Schäfer, Weimar.) 212,17–18 meiner Rückkunft] Goethe machte sich noch am 26. Juli auf den Weg nach Schlesien, wohin ihn Herzog Carl August gerufen hatte (vgl. zu 210,23–24). Anna Amalia bedauerte Goethes Verpflichtung; am 3. August schrieb sie an Knebel: „〈…〉 Goethe hat müßen, leider nach Schlesien reisen wohin ihn mein Sohn hat kommen laßen.“ (H: GSA 54/248, Bl. 29.)
210. An Johann Gottfried und Caroline Herder 〈Dresden〉, 30. Juli 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – 1 Bl. 18,7 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. Adresse: Herrn Vicepräsident / Herder / Weimar, rote Siegelreste. – Faksimile: Autographen aus verschiedenem Besitz. Darunter ein Teil des Nachlasses der Fürstin Karoline Wittgenstein. Auktion vom 11.–13. November 1965 in Marburg, Kurhotel Ortenberg. Katalog 574. J. A. Stargardt. Marburg 1965, Tafel 12. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 126, Nr 72. WA IV 9 (1891), 217 f., Nr 2828 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753; Ergänzungen und Textkorrekturen in den „Berichtigungen“, vgl. WA IV 30 [1905], 258).
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Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 213,1 von hier abgehe] Goethe hatte am 26. Juli Weimar verlassen und sich auf den Weg nach Schlesien gemacht. Am 28. Juli war er in Dresden angekommen. 213,6 Racknitz] Joseph Friedrich von Racknitz, Schriftsteller, Komponist und Geologe in Dresden; er war ein paar Wochen zuvor zum sächsischen Haus- und Hofmarschall ernannt worden. 213,7–8 seine schönen und artigen Sachen] Racknitz sammelte wie Goethe Mineralien; die Ergebnisse seiner geologischen Beobachtungen und Studien fanden ihren Niederschlag in seinen Schriften „Briefe über das Carlsbad und die Naturprodukte der dortigen Gegend“ (Dresden, Leipzig 1788) und „Schreiben an einen Freund über den Basalt“ (Dresden 1790). Vermutlich notierte Goethe nach dem Besuch bei Racknitz: Adularia v. Racknitz fürs Cabinet. (LA II 7, 196.) – Adularia: „〈…〉 durchsichtige Kristalle von Kalifeldspat, wie sie in den Mineralklüften des Gotthardgebietes vorkommen.“ (Ebd.) 213,8–9 erquickte mich an der Gallerie, den Antiken, den Gipsen] Goethe besuchte vermutlich am 28. oder 29. Juli, vielleicht auch an beiden Tagen den Zwinger in Dresden (vgl. Zarncke, Schlesische Reise 1, 26 [Bl. 38b]; vgl. auch WA III 2, 21). 213,9 Graf Gesler] Carl Friedrich Graf Geßler, preußischer Gesandter in Dresden, ein Freund Christian Gottfried Körners (vgl. die folgende Erläuterung). 213,9 Körners] Christian Gottfried Körner schrieb am 13. August an Schiller über das Zusammensein mit Goethe vermutlich am 29. Juli: „Göthe war auch vor kurzem ein Paar Tage hier. Graf Geßler suchte ihn auf, und brachte ihn einen Abend auf unsern Weinberg. Er thaute auf und war zuletzt sehr mittheilend. Aber seine Art sich anzukündigen hat immer etwas kaltes und zurückscheuchendes. Ich habe wieder eine halbe Stunde lang ein interessantes Gespräch über Kunst mit ihm gehabt.“ (NA 34 I, 26.) Während seines nächsten Aufenthalts in Dresden Ende September/Anfang Oktober 1790 traf sich Goethe häufiger mit Körner. Dieser schrieb am 6. Oktober 1790 an Schiller: „Göthe ist acht Tage hier gewesen und ich habe viel mit ihm gelebt. Es gelang mir ihm bald näher zu kommen, und er war mittheilender, als ich erwartet hatte. Wo wir die meisten Berührungspuncte fanden, wirst Du schwerlich errathen. Wo sonst, als – im Kant? In der Kritik der teleologischen Urtheilskraft hat er Nahrung für seine Philosophie gefunden. Doch haben wir nicht bloß philosophirt, wenigstens nicht bloß über Natur. Seine Begriffe von Styl und Klassicität in der Kunst waren mir sehr interessant, und ich suche sie mit meiner Theorie der Ideale zu vereinigen.“ (Ebd., 32 f.) Vgl. auch Goethes Brief an Körner vom 21. Oktober 1790 (Nr 225). 213,9 Titius] Carl Heinrich Titius, Professor am medizinisch-chirurgischen Kollegium, Inspektor des Naturalienkabinetts in Dresden.
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213,9 Casanova] Giovanni Battista Casanova, Bruder von Giacomo Casanova, italienischer Maler und Kupferstecher, seit 1764 Professor an der Kunstakademie in Dresden. Vgl. über ihn Roland Kanz: Giovanni Battista Casanova (1730–1795). Eine Künstlerkarriere in Rom und Dresden. München 2008; ders.: Die Brüder Casanova. Künstler und Abenteurer. Berlin und München 2013, S. 59–70, 97–99, 193–218, 241–268 und 322–335. 213,9 Adelung] Johann Christoph Adelung, Sprachforscher und Übersetzer, seit 1787 kurfürstlicher Bibliothekar in Dresden. In seinen Briefen an Göschen vom 9. Oktober 1788 und vom 6. November 1788 hatte Goethe um die Zusendung von Werken Adelungs gebeten (vgl. zu 42,12; zu 55,13). 213,10–11 die Stolpischen Basalte] In Goethes Notizbuch von der schlesischen Reise heißt es: Basalte von Stolpen sind die regelmäßigsten, weniger regelmäßige Säulen. (LA I 1,192 und II 7, 412.) – Goethe fuhr am 31. Juli über Stolpen und Bautzen nach Görlitz. 213,13 schreibe bald wieder] Vgl. Nr 211.
211. An Johann Gottfried und Caroline Herder Grebischen, 10. August und Breslau, 12. August 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,6 × 23 cm, 14⁄5 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Blattmitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Vicepräsident / Herder / nach / Weimar., darunter rotes Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (Femmel/Heres, 84, Nr 41, Abb. 25); Bl. 2 am äußeren Rand Mitte Papierausriss durch Siegelöffnung. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 126–128, Nr 73. WA IV 9 (1891), 218 f., Nr 2829 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 213,18 Nach geschloßnem Frieden] Die von Preußen provozierte Gefahr eines Krieges mit Österreich war, nicht zuletzt wegen des entschiedenen Friedenswillens Kaisers Leopold II., der im Frühjahr 1790 seinem kinderlosen Bruder Joseph II. auf dem Thron gefolgt war (und erst am 9. Oktober 1790 in Frankfurt a. M. zum Kaiser gekrönt wurde), am 27. Juli 1790 durch die Konvention von Reichenbach (Niederschlesien) gebannt worden, nach der Österreich auf Erweiterungen seines Staatsgebiets durch im Krieg gegen die Türkei eingenommene Gebiete und Preußen auf weitere Expansionen, die sich auf Danzig, Thorn und Posen richteten,
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BRIEF 212
verzichteten. Der Frieden konnte freilich die zweite Teilung Polens 1793 nur aufschieben. 213,19 die Brigade des Herzogs] Herzog Carl August kommandierte während des Truppenaufzugs in Schlesien eine Kavallerie-Brigade (vgl. zu 206,20). 213,20 Minister Hoym] Carl Georg Heinrich Graf von Hoym war seit 1770 ‚dirigierender‘ Minister in der preußischen Provinz Schlesien. 214,4 erzählerlich] Neologismus Goethes. Das Wort findet sich in Goethes Werken und Briefen nicht ein zweites Mal. 214,7–8 vor Ende des Monats] Der Abzug der Truppen zog sich noch bis in den September hin. Am 13. September heißt es im Brief des Herzogs an seine Mutter Anna Amalia: „Täglich erwartet man hier den Kurier, welcher unsern Abmarsch bestimmen soll. Niemand sehnt sich so darnach wie ich; die Langeweile frisst mich hier auf 〈…〉.“ (Carl August-Anna Amalia, 105.) 214,8–9 eine Reise durch die Grafschaft Glaz] Am 26. August verließ Goethe Breslau und reiste über Langenbielau, Reichenstein und Neuheide nach Glatz, wo er schon am 2. August bei der Armee gewesen war; von dort kehrte er am 1. September nach Breslau zurück. In den „Tag- und Jahresheften“ 1790 erinnerte er sich: Eine Lustfahrt nach den Salinen von Wieliczka und ein bedeutender Gebirgs- und Landritt über Adersbach, Glatz u. s. w. unternommen, bereicherte mit Erfahrung und Begriffen. (WA I 35, 16.) 214,9 kehre 〈…〉 zu euch zurück] Goethe verließ Breslau erst am 19. September. Vom 25. September bis zum 3. Oktober hielt er sich noch einmal in Dresden auf, am 6. Oktober traf er in Weimar ein. 214,11 Der König] Der preußische König Friedrich Wilhelm II. war am 11. August in Breslau eingetroffen. 214,15 Feldzug endigen] Die preußische Militärpräsenz in Schlesien endete am 23. September; an diesem Tag machte sich der preußische Hof auf den Rückweg nach Berlin. 214,15–16 Erklärung der Russen] Es gab keine Erklärung Russlands zum Reichenbacher Vertrag (vgl. Herman Wentzel: Goethe in Schlesien. 1790. Ein Beitrag zur Goethe-Literatur. 2. Ausg. Oppeln 1869, S. 49). Vgl. aber zu 218,27. 214,20 Augusten und die andern Kinder] Herders Kinder August (geb. 1776; Goethes Patenkind), Gottfried (geb. 1774), Wilhelm (geb. 1778), Adelbert (geb. 1779), Louise (geb. 1781) und Emil (geb. 1783). Am 21. August 1790 kam Herders 7. Sohn, Rinaldo, zur Welt. 214,21 Herzoginnen] Herzogin Louise und Herzoginmutter Anna Amalia.
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212. An Johann Gottfried Herder Breslau, 21. August 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 18,7 × 23 cm, 2 ½ S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Adresse: Herrn / Vicepräsident Herder / Weimar; rote Siegelreste; Bl. 2 durch Siegelöffnung beschädigt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 128 f., Nr 74. WA IV 9 (1891), 219–221, Nr 2830 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 214,24 Gegenstände genug] Damit sind wahrscheinlich kunst- und naturhistorische (geologische, mineralogische) Gegenstände gemeint (vgl. zu 213,7–8; zu 213,10–11). 215,1–2 In wenigen Tagen hoffe ich von hier abzugehn.] Goethe verließ Breslau am 26. August (vgl. zu 214,8–9). 215,2 Der Herzog ist wohl.] Vgl. zu 216,2. 215,3 ein Blättchen an Sutor] Vermutlich gab Herder keinen für Goethe bestimmten Brief an dessen Diener Christoph Sutor zur weiteren Beförderung nach Schlesien. 215,8 Verte] Lat.: Wende um. 215,9 Wegen der geistlichen Stellen] Vielleicht ging es um die Reaktion auf die gerade bekannt gewordenen sächsischen Bauernunruhen, die jenaische Studenten zum Anlass genommen hatten, sich ungebührlich zu betragen, worauf Bauern in Berka mit Drohungen wegen des auf ihren Feldern angerichteten Schadens geantwortet hatten. Herder oblag es, in einem auch von Jakob Friedrich von Fritsch zu unterzeichnenden Schreiben an die Geistlichkeit diese zur Ruhe und zum Gehorsam zu ermahnen. Vgl. seinen Brief an Fritsch vom 26. September 1790 (HB 6, 209, Nr 134) und die Erläuterungen dazu (HB 13, 226), außerdem den Bericht über die Unruhen und ihre Folgen in: Das Großherzogtum Sachsen unter der Regierung Carl Augusts 1775–1828. Bearbeitet von Fritz Hartung. Weimar 1923, S. 193 f. – Möglich ist aber auch (vgl. Chronik 3, 100 und AS 3, 41), dass Goethe von Wünschen Herders nach Veränderungen im Oberkonsistorium spricht, dessen Vizepräsident Herder seit Herbst 1789 war, weil Carl von Lyncker als Präsident wegen einer Augenkrankheit zunehmend geschäftsuntüchtig wurde, vor allem aber, weil Herzog Carl August mit der Berufung Herders die wichtige Stelle eines ständigen, mit juristischen Angelegenheiten betrauten Oberkonsistorialrats gestrichen und verfügt hatte, dass künftig in jährlichem Wechsel Regierungsräte ohne Gehaltsverbesserung die Aufgaben dieser Stelle übernehmen sollten. Dies hatte zu erheblichen Mehrarbeiten
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Herders geführt, dessen gesundheitliche Probleme (vgl. zu 204,22) damit in Zusammenhang gebracht werden können. Eine Veränderung der bestehenden Verhältnisse wurde vom Herzog erst 1795 verfügt. 215,11 biß zu seiner Rückkunft] Herzog Carl August kam mit Goethe am 6. Oktober 1790 nach Weimar zurück. 215,16–28 Grün ist der Boden der Wohnung 〈…〉 den Krieg.] Das Epigramm erschien zu Lebzeiten Goethes nicht im Druck; es wurde zuerst 1836 im 1. Band der von Eckermann und Riemer besorgten Quartausgabe der poetischen und prosaischen Werke Goethes unter der Überschrift „Feldlager“ veröffentlicht (S. 205). – Mavors: Altlateinische (und poetische) Benennung für Mars, den Kriegsgott. 215,30 Wie sieht es denn mit der Frau aus?] Am 21. August 1790 kam Herders 7. Sohn, Rinaldo, zur Welt.
213. An Christian Gottlob Voigt Breslau, 21. August 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H1: UB Basel, Sign.: G IV 47 (5). – 1 Bl. 18,5 × 23 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am rechten Blattrand Mitte zwei kleinere Papierausrisse, restauriert, dadurch leichte Textbeschädigungen: 216,8 er〈ha〉lten und 216,9 w〈ohl〉; Rs. in der Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn / Geh. Reg. Rath / Voigt / nach / Weimar., am linken Seitenrand Mitte Siegelreste (Fragment: 216,18–23 Ich habe Gelegenheit 〈…〉 zur Sprache komme. G. fehlt). H2: Verbleib unbekannt; bis 1970 Privatbesitz, USA. – 1 Bl., 1 S. beschr., egh., Tinte (Fragment: Nachschrift 216,18–23 Ich habe Gelegenheit 〈…〉 zur Sprache komme. G.); Kopie im GSA, ohne Signatur. E1: Goethe-Voigt1 (1868) 1, 141 f., Nr 15 (Nachschrift fehlt). E2: WA IV 9 (1891), 221 f., Nr 2831. Textgrundlage: H1 und Kopie von H2. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Voigts vom 12. August 1790 (vgl. zu 216,1–2). – Voigt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief aus dem Zeitraum zwischen dem 25. August und 8. September 1790 (vgl. zu 220,2). 216,1 Staffete] Eilpost für dringende schriftliche Nachrichten mittels einer Staffel reitender Boten. Goethe konnte seine Briefe vermutlich einer Staffette Herzog Carl Augusts nach Weimar mitgeben.
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216,1–2 Ihren Brief vom 12 ten habe ich erhalten.] Der Brief ist nicht überliefert. 216,2 Der Herzog ist sehr wohl] Goethe reagierte auf das schon Anfang August aufgekommene Gerücht, der im Feldlager in Schlesien weilende Herzog Carl August sei tot, indem er in den Briefen an seine Weimarer Freunde ausdrücklich und immer wieder über Gesundheit und Wohlbefinden des Herzogs sprach (vgl. 214,6–7; 215,2). Zuerst hatte die „Leipziger Zeitung“ am 7. August 1790 von dem vermeintlichen Tod Carl Augusts berichtet: „Gestern ist hier die höchstbetrübliche Nachricht eingelaufen, daß Se. Hochfürstl. Durchl., der regierende Herzog von Sachsen-Weimar, bey der Königl. Preuß. Armee in Schlesien mit Tode abgegangen ist.“ (S. 920; zitiert nach: NA 26, 447.) Die „Weimarischen Wöchentlichen Anzeigen“ hatten zwar bereits in einer „Bekanntmachung“ vom 11. August 1790 diese Nachricht dementiert (Nr 64, S. 253), doch blieb vorerst die Unsicherheit über das Befinden des Herzogs bestehen. 216,4 unter dem großen Haufen] Als nach dem Abschluss der Konvention von Reichenbach vom 27. Juli 1790 der militärische Konfrontationskurs Preußens und Österreichs beendet war, wurden die nahe der böhmischen Grenze stationierten preußischen Truppen weiter ins Landesinnere verlegt. Auch Carl Augusts Regiment zog sich aus seinem bisherigen Aufmarschgebiet zurück und nahm in der Nähe von Breslau neues Quartier. Der Herzog und sein Gefolge hielten sich daher jetzt häufig in Breslau auf, wo auch der preußische König residierte. 216,6 Wegen des Prof. Hufl.] Gottlieb Hufeland war seit 1788 Honorarprofessor an der juristischen Fakultät in Jena mit der Anwartschaft auf die erste frei werdende Fakultätsstelle. Als er im Sommer 1790 einen Ruf nach Erlangen erhielt, erneuerte Christian Gottlob Voigt die Anwartschaftszusicherung für Jena, um ihn dort zu halten. Er versicherte Hufeland auch wiederholt, dass er wegen einer ordentlichen Professur an Goethe nach Schlesien geschrieben und um Unterstützung in der Sache gebeten habe (vgl. Aus Weimars Glanzzeit, 52 f.). Eine feste Stelle erhielt Hufeland jedoch erst 1793. 216,6 Ser.] Abgekürzt für Serenissimo, Dativ Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27); Herzog Carl August. 216,7–8 Ich wünsche sehr daß der Mann uns er〈ha〉lten werde.] Dass Goethe sich bei Carl August mehrfach für Hufeland einsetzte, ergibt sich aus Voigts Briefen an Hufeland (vgl. zu 216,6). 216,9 Die bewußte Angelegenheit 〈…〉 nicht weiter vorrücken] Wahrscheinlich bezieht sich Goethe hier auf die anhaltenden Probleme mit dem Ilmenauer Bergwerk. Durch den Einbau einer neuen Pumpanlage (Kunstzeug), die Mitte September fertig gestellt wurde, kam es zu finanziellen Engpässen (vgl. zu 26,14). Voigt gehörte wie Goethe der Ilmenauer Bergwerkskommission an. 216,10 Wohlgebl] Abgekürzt für ‚Wohlgeboren‘. Zur Verwendung dieser An-
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rede in Bezug auf Voigt vgl. die Datierung zum Brief an Voigt zwischen Mitte 1788 und Ende März 1792 (GB 9 II). 216,12–13 Summe zur Gewältigung 〈…〉 noch aufnehmen müssen.] Die Probleme bei der Entwässerung des Ilmenauer Johannisschachtes hatten den Einbau eines zweiten Kunstzeugs notwendig gemacht, mit dem im Februar 1790 begonnen worden war (vgl. zu 170,1). Ob es zur Beseitigung des Schachtwassers ausreichen würde, ließ sich erst nach der für September 1790 vorgesehenen Inbetriebnahme feststellen, so dass man mit der Möglichkeit weiterer Kosten rechnen musste. 216,13–14 Bringe uns nur das gute Glück vor Winter hinab.] Das 1790 eingebaute zweite Kunstzeug ermöglichte zwar die Entwässerung bis zu einer Tiefe von 130 m im Stollenschacht, doch erreichte die Menge des fortwährend einfließenden Wassers schließlich einen Umfang, der das Leistungsvermögen der Entwässerungstechnik erneut überschritt. Damit ergab sich schon im Winter 1790/91 die Notwendigkeit, weitere, noch stärkere Kunstzeuge einzubauen (vgl. Goethe und Bergbau, 65–68). 216,15 den Ihrigen] Voigt war seit 1770 mit Johanna Viktoria geb. Hufeland verheiratet. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. 1790 lebten Caroline (geb. 1773) und Christian Gottlob (geb. 1774) noch in Voigts Haushalt. 216,16 Weiland ist ein gar wackrer Mann.] Den aus dem Elsass stammenden und mit 24 Jahren damals noch sehr jungen Juristen Philipp Christian Weyland hatte Herzog Carl August gerade zu seinem Geheimsekretär berufen. Er begleitete den Herzog auch bei dessen militärischer Mission in Schlesien. Weylands älterer Bruder, der Mediziner Friedrich Leopold Weyland, war ein Studienfreund Goethes in Straßburg gewesen. 216,18–19 wegen Prof. Hufl. mit Seren. zu sprechen] Vgl. 216,18–23. – Seren.: Abkürzung für ‚Serenissimus‘ (vgl. zu 216,6). 216,20–21 die Sache zum Vortrage kommen möge] Am 2. Oktober 1790 teilte Voigt Hufeland mit, dass Goethe ihm geschrieben habe, der Herzog sei in seiner Angelegenheit zwar günstig gesinnt, doch müsse die Kommunikation zwischen den Erhaltern der Universität noch abgewartet werden, die oft sehr langwierig sein könne (vgl. Aus Weimars Glanzzeit, 53). Vgl. auch die folgende Erläuterung. 216,22–23 daß diese Angelegenheit 〈…〉 zur Sprache komme] In den Akten des Geheimen Consiliums von 1790 ist dazu nichts überliefert. Die Angelegenheit wurde dort erst wieder im Oktober 1792 verhandelt, als mit dem Tod des Jenaer Professors der Pandekten Johann Ludwig Schmidt eine Stelle an der juristischen Fakultät vakant wurde. Der Berufungsvorgang zog sich noch bis Ende Mai 1793 hin (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6232, Bl. 166–268).
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214. An Joseph Friedrich von Racknitz Breslau, 26. August 1790 → 〈Dresden〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 208. – Doppelblatt 18,6 × 23,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt aufgeklebt (Pappe). E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 201 (Teildruck: 217,1–3 Die vierzehn Tage 〈…〉 wieder sehen würde.) E2: WA IV 9 (1891), 222, Nr 2832 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Joseph Friedrich von Racknitz (1744–1818) wurde als Sohn von Gallus Maximilian von Racknitz, Hofmarschall beim Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen, und Franzisca Henriette Friederica geb. Gräfin von Flemming in Dresden geboren. Mit 17 Jahren trat er in den Militärdienst ein und nahm am Siebenjährigen Krieg teil. 1769 verließ Racknitz die Armee. 1774 wurde er kursächsischer Kammerherr, 1790 Haus- und Hofmarschall. Zu seinen Aufgaben zählte die Leitung der Dresdner Hofkapelle und des Hoftheaters. Racknitz, der auch als Kunstschriftsteller hervortrat (Briefe über die Kunst an eine Freundinn. Dresden 1792; Darstellung und Geschichte des Geschmacks der vorzüglichsten Völker in Beziehung auf die innere Auszierung der Zimmer und auf die Baukunst. 4 Bde. Leipzig 1796–1799), betrieb schon früh und spätestens seit seinen Besuchen in Karlsbad 1786/87 verstärkt geologisch-mineralogische Studien, die nicht nur zu seiner Schrift „Briefe über das Carlsbad und die Naturprodukte der dortigen Gegend“ (Dresden 1788), sondern auch zu einer umfangreichen mineralogischen Sammlung führten. Goethe lernte Racknitz 1786 während seines Aufenthalts in Karlsbad kennen. Sein zuerst 1817 erschienener Aufsatz „Zur Kenntnis der böhmischen Gebirge“ (LA I 8, 25–44) beginnt: Vor geraumen Jahren verweilte ich einen glücklichen Sommer an der heißen Heilquelle 〈in Karlsbad〉, in Gesellschaft des edlen, für Kunst und Wissenschaft immer tätigen von R a c k n i t z, an dessen Freundschaft und Umgang ich der vergnüglichsten Belehrung genoß. Er hatte schon bedeutende Kenntnisse des Mineralreichs aus der ersten Hand empfangen, die Akademie in Freiberg wirkte mächtig auf Sachsen, auf Deutschland 〈…〉. (Ebd., 27.) In den „Xenien“ Schillers und Goethes (1796) wurde Racknitz mit zwei ‚Gastgeschenken‘ bedacht. Goethe tadelte in den Distichen Nr 27 („Neuste Schule“) und Nr 28 („An deutsche Baulustige“; vgl. NA 1, 312) Racknitz’ Hauptwerk „Darstellung und Geschichte des Geschmacks der vorzüglichsten Völker“ mit zurückhaltendem Spott. 1798/99 war Racknitz in den Diebstahl des Manuskripts von Schillers „Wallensteins Lager“ durch Carl August Böttiger unmittelbar verwickelt (vgl. NA 8 N III, 607).
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BRIEFE BRIEF215/216 215
Von Goethe sind nur drei Briefe an Racknitz überliefert: außer dem vorliegenden der vom 18. September 1790 (Nr 219) sowie ein weiterer vom 10. Januar 1791 (WA IV 9, 241 f., Nr 2849). Hinzu kommen zwei nicht überlieferte Briefe aus dem März 1787 (GB 7 I, EB 47) und dem März 1791 (vgl. WA IV 9, 395). Von Racknitz sind fünf Briefe an Goethe aus den Jahren 1795 bis 1804 überliefert. 217,1–2 Die vierzehn Tage sind vorüber 〈…〉 bey Ihnen zu seyn] Goethe hatte sich auf seinem Weg nach Schlesien Ende Juli zwei Tage in Dresden aufgehalten und war dort gleich nach seiner Ankunft am 28. Juli mit Racknitz zusammengetroffen (vgl. zu 213,6). Am 2. August hatte er sein Ziel, das Truppenlager Zirlau in Niederschlesien, erreicht. Offenbar ging er zunächst davon aus, sein Aufenthalt werde nicht länger als zwei Wochen dauern. Auf der Rückreise kam er erst am 25. September wieder nach Dresden, wo er bis zum 4. Oktober blieb. 217,3 nach der Grafschaft Glaz] Vgl. zu 214,8–9. 217,4–5 Reise nach den Osterreichischen Salzwercken] Vgl. zweite Erläuterung zu 218,8 und zu 218,9. 217,7–8 biß Flinsberg entgegen zu kommen] Im Brief an Racknitz vom 18. September wird der Wunsch des Herzogs modifiziert: Racknitz und Goethe sollten am 26. aufbrechen, um den Herzog, der Breslau erst am 23. verlassen wollte, in Schandau zu treffen und mit ihm zusammen von dort die Rückreise nach Dresden zu unternehmen. Dass dieser Plan verwirklicht wurde, ist möglich. Gewiss ist, dass Goethe zusammen mit dem Herzog am 4. Oktober Dresden verließ und am 6. Oktober in Weimar eintraf. – Flinsberg (poln.: S´wieradów-Zdrój) ist ein Kurort im Westen Niederschlesiens. 217,15 im rothen Hause] Ein Gasthaus im Zentrum von Breslau (poln.: Wrocław), heute: „Czerwony Dom“ (ul. Ruska 45).
215. An Friedrich von Stein
Landeshut, 31. August 1790 → 〈Weimar〉
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H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Friedrich von Stein (1846), 56, Nr 18. WA IV 9 (1891), 223, Nr 2833 (nach E, mit konsequenter Kleinschreibung der Anredepronomen). Textgrundlage: E.
AUGUST/SEPTEMBER 1790
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Friedrich von Steins wahrscheinlich aus der letzten Augustwoche 1790 (vgl. zu 217,17). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 217,16 L a n d s h u t ] Landeshut (poln.: Kamienna Góra), etwa 25 km südöstlich von Hirschberg (poln.: Jelenia Góra) am Bober gelegen. 217,17 Dein Briefchen] Es stammt wahrscheinlich aus der letzten Augustwoche 1790 und ist nicht überliefert. 217,18 nah an der böhmischen Gränze] Landeshut liegt etwa 10 km nördlich der böhmischen (tschechischen) Grenze. 217,19–20 einige Tage in der Grafschaft Glatz] Vgl. zu 214,8–9. 218,1–2 Abhandlung über die Bildung der Thiere] Goethes fragmentarischer „Versuch über die Gestalt der Thiere“ erschien erst aus seinem Nachlass (WA II 8, 261–276; LA I 10, 74–87). 218,2–3 eine komische Oper] Damit ist „Der Groß-Cophta“ gemeint. Die Idee zur ursprünglich „Die Mystificirten“ genannten Oper, aus der später (1791) das Lustspiel entstand, war Goethe bereits 1787 gekommen (vgl. GB 7 II, zu 110,23 und zu 165,29). Das Stück erschien 1792 im 1. Band von Goethes „Neuen Schriften“, die von Unger in Berlin verlegt wurden. 218,5 Deine Eltern] Charlotte und Josias von Stein.
216. An Johann Gottfried und Caroline Herder Breslau, 11. September 1790 → Weimar ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/226,I. – Doppelblatt 19,2 × 22,6(–23,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 3 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Herrn Vicepräsident / Herder / Hochwürden / nach / Weimar / fr. Wohlau, darunter über Siegelrest aufgeklebter Papierausschnitt mit rotem Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (Femmel/Heres, 84, Nr 41, Abb. 25); Bl. 2 am äußeren Rand Mitte größerer rechteckiger Papierausschnitt. E: Aus Herders Nachlaß 1 (1856), 129 f., Nr 75. WA IV 9 (1891), 223 f., Nr 2834 (nach E und einer Abschrift von fremder Hd aus dem Nachlass von Friedrich von Müller; GSA 68/753). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 218,8 lange von dir nichts gehört] Zuletzt hatte Goethe in Augsburg einen Brief Herders (wahrscheinlich aus der ersten Woche des Juni) erhalten (vgl. zu
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BRIEF 217
206,2). Am 12. August hatte Goethe allerdings an Johann Gottfried und Caroline Herder geschrieben: Schreibt mir nicht, denn ich weiß nicht wie ich eure Briefe erhalten kann. (214,17–18.) 218,8 wieder hier in Breslau] Nachdem Goethe am 1. September von seiner Reise nach Glatz (vgl. zu 214,8–9) zurückgekehrt war, verließ er Breslau am 3. September wieder für acht Tage und besuchte in Begleitung von Herzog Carl August und Friedrich Wilhelm von Reden, dem Direktor der schlesischen Bergwerke, die Städte Tarnowitz, Krakau, Wieliczka, Czenstochau und Bernstadt. Vgl. dazu auch 220,5–16 und das nach der Reise diktierte Notizbuch (LA II 7, 411–413). 218,9 Tarnowitz] Der Ort (poln.: Tarnowskie Góry) ist reich an Blei- und Zinkerzen. 218,9 Wielitzka] In Wieliczka werden seit dem Mittelalter Steinsalze abgebaut. 218,11–12 meist negativ merckwürdig] Vgl. zu 221,15–16. 218,12 Grafen Reden] Friedrich Wilhelm von Reden, seit 1779 Direktor des Breslauer Bergamts und damit Leiter der schlesischen Bergwerke, wurde 1786 Geheimer Oberfinanzrat und von Friedrich Wilhelm II. in den Grafenstand erhoben. Goethe war mit ihm laut Tagebuchnotiz am 16. August 1790 in Breslau zusammengekommen: Montag 〈…〉 Mittag Graf Reden (WA III 2, 22). Caspar Friedrich von Schuckmann schrieb am 18. August 1790 an Johann Friedrich Reichardt: „Reden, der Director 〈des Bergamts〉, ist ein feiner Mensch, der auch Goethen gefällt“ (BG 3, 354). 1817 soll Goethe sich im Gespräch mit Julie von Egloffstein voller Rührung an Reden erinnert haben, wie diese an dessen Witwe Friederike von Reden Ende Oktober 1817 schrieb: „Er rechnet, sagte er mit warmem Eifer und wahrer Innigkeit, die nähere Bekanntschaft mit Graf Reden zu den seltensten und liebenswürdigsten Erscheinungen seines Lebens, und sagte mir noch gestern buchstäblich: ‚Ich habe ihn nicht nur gekannt – ich habe ihn geschätzt, geliebt und die herrlichsten Tage und Nächte an seiner Seite verlebt – denn wir sind zusammen gereist – und doch vermag ich nicht, ihn als Bild zu gestalten, noch mit wenigen Worten zu sagen, wie er eigentlich war, auf welche Weise er sich im Leben bewegte, welche Anmut und Würde ihn umkleidet hat; denn das war eben das Ausgezeichnete bei ihm, daß keine Eigenschaft hervorstechender schien als die anderen, sondern alle sich in gleichem Grade in ihm entwickelt und ausgebildet hatten zu einer seltenen Größe.‘“ (Gespräche3 3.1, 26 f.) Vgl. dazu den fast gleichlautenden Auszug aus einem nicht überlieferten Brief Goethes an Friederike von Reden von Ende Oktober/Anfang November 1817, den diese in einem Brief an die Gräfin Henriette Charlotte von Itzenplitz vom 14. November 1817 zitiert (WA IV 28, 438, zu Nr 7901). 218,16 Abreise des Königs] Der preußische König Friedrich Wilhelm II. verließ Schlesien am 23. September 1790. 218,18–19 der Courier, der 〈…〉 erwartet wird] Es kam kein Kurier aus Petersburg (vgl. zu 214,15–16).
SEPTEMBER 1790
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218,19 Epoche macht] Das heißt, es wird eine endgültige (einschneidende) Entscheidung erwartet. (Griech. : Haltpunkt, Konstellation.) 218,20 vis centripeta] Die nach dem Mittelpunkt (nach innen) strebende Kraft (lat. vis: Kraft, Gewalt; lat. centrum: Mittelpunkt; lat. petere: zielen, hineilen). 218,20 vis centrifuga] Die aus dem Mittelpunkt (nach außen) fortstrebende Kraft (lat.: fugere: fliehen, sich davonmachen). 218,23 meinem Mädchen] Christiane Vulpius. 218,25 mein Kind] Goethes und Christianes Sohn August. 218,27 behagt sich in seinem Elemente] Anders heißt es in Herzog Carl Augusts Brief an seine Mutter Anna Amalia vom 13. September 1790: „Täglich erwartet man hier 〈in Breslau〉 den Kurier 〈aus Russland〉, welcher unsern Abmarsch bestimmen soll. Niemand sehnt sich so darnach wie ich; die Langeweile frisst mich hier auf, und ich fühle mich nicht nur nötiger, sondern gewiss auch viel lieber zu Hause als wie hier.“ (Carl August-Anna Amalia, 105.) Zur angeblichen Erwartung eines russischen Kuriers vgl. zu 214,15–16. 218,28–29 Eure Familien Kette 〈…〉 vermehrt worden] Am 21. August war Herders Sohn Rinaldo geboren worden. 219,1–2 Augusten und die übrigen] Herders Kinder (vgl. zu 106,14–15).
217. An Philipp Seidel
Breslau, 12. September 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
1) Brief: H: GSA Weimar, Sign.: 29/469,I, Bl. 11 (Dauerleihgabe der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen). – Doppelblatt 11,5 × 18,5 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. – Faksimile: Verlassenschaften. Der Nachlaß Vulpius. Hrsg. von der Klassik Stiftung Weimar. Bearbeitet von Renate Müller-Krumbach und Roswitha Wollkopf. Weimar 1995, S. 100. E: GJb 41 (1920), 234 f., Nr 8 (Hans Gerhard Gräf; ohne Beilagen). WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 90, Nr 2835a (nach E [Brief] und Fotokopien [Beilagen]). 2) Beilagen: H: Verbleib unbekannt. – Fotokopien: GSA Weimar, Sign.: 29/469,V. Beilage 1: Zahlungsanweisung an die Kammer zugunsten Seidels. – Nach der Fotokopie vermutlich 1 Bl., ½ S. beschr., egh., Tinte; unter der Anweisung von Seidels Hd, Tinte: „Diese 150 rh –. habe ich heute von Rechnung des HL. Geh. Raths von Goethe erhalten. / W. d. 25 Sept. 1790 PhFrSeidel“.
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BRIEF 218
Beilage 2: Zahlungsanweisung an Seidel zugunsten von Christiane Vulpius. – Nach der Fotokopie vermutlich 1 Bl., ½ S. beschr., egh., Tinte; unter der Anweisung von Christiane Vulpius’ Hd, Tinte: „20 thler habe ich von Herrn Renth Commisar Seidel Richtig Erhalten / Weimar dem 22 Sebdenber / Chr Vulpius“. E (Beilagen mit Empfangsbestätigung von Christiane Vulpius): Sammlung Prof. H〈erbert〉 Albrecht Rheinfelden. Auktion in Basel am 10. und 11. Mai 1991. Auktion 65. Erasmushaus – Haus der Bücher AG. Katalog 650. J. A. Stargardt. Basel, Marburg 1991, S. 30, Nr 41. Textgrundlage der Beilagen: Fotokopien. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 219,6 Auf Michael] Ende September 1789. – Die seinerzeit vierteljährlich fälligen Zahlungen im Geschäftsbereich waren auf Ostern (zur Ostermesse), zu Johannes (Tag des Heiligen: 24. Juni), zu Michael (zur Herbstmesse; Tag des Heiligen: 29. September) und auf Weihnachten festgelegt. 219,6 Baumgarten] Über Peter im Baumgarten, den Hirtenjungen aus Meiringen im Haslital (Kanton Bern), der 1777 von Goethe als Pflegesohn angenommen worden war und seit 1785 als Volontär – zur Erlernung des Kupferstecherhandwerks – in Berka bei Weimar lebte, vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 3 IIA, Nr 281. 219,7 ein Billet] Christiane Vulpius bestätigte auf der Zahlungsanweisung an Seidel (Beilage 2) den Erhalt von 20 Talern. 219,9 Sutorn] Christoph Erhard Sutor, seit 1776 Goethes Diener (vgl. Walter Schleif: Goethes Diener. Berlin und Weimar 1965, S. 90–96).
218. An Christian Gottlob Voigt
Breslau, 12. September 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-30235. – Doppelblatt 10,6 × 15,5 cm, 4 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand links Präsentationsvermerk von fremder Hd (Voigt?), Tinte: „ps. 22. Sept.“ – Teilfaksimile (S. 1): Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 23. und 24. Juni 2009 im Opernpalais Berlin, Unter den Linden 5. Katalog 691. J. A. Stargardt. Berlin 2009, S. 39, Nr 79. E: Goethe-Voigt1 (1868), 142 f., Nr 16. WA IV 9 (1891), 225 f., Nr 2835.
SEPTEMBER 1790
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ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Voigts aus dem Zeitraum zwischen dem 25. August und 8. September 1790 (vgl. zu 220,2). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 220,2 Für das gütige Andencken und die mir gegebenen Nachrichten] Die Briefe Voigts an Goethe nach Schlesien sind nicht überliefert. Goethe hatte Voigt zuletzt am 21. August aus Breslau geschrieben (Nr 213). Unter Berücksichtigung der Beförderungszeit zwischen Weimar und Breslau dürfte Voigts Antwort im Zeitraum zwischen dem 25. August und 8. September 1790 verfasst worden sein. 220,4 alles steht aber so still] Nachdem eine militärische Konfrontation zwischen Preußen und Österreich durch die Konvention von Reichenbach vom 27. Juli 1790 abgewendet worden war, befand sich das preußische Heerlager im Wartestand auf den Rückzug. Größere militärische und/oder politische Aktionen fanden nicht mehr statt. 220,4–5 Bewegung machen müssen] Vgl. die folgende Erläuterung. 220,6 Tour nach Tarnowiz, Cracau, Censtochowa Wielitzka] Diese Reise durch Oberschlesien bis nach Krakau im Königreich Polen begann Herzog Carl August mit kleiner Begleitung am 3. September in Breslau. Es war in erster Linie eine Informationsreise, die dem in Schlesien traditionell weit verbreiteten und hoch entwickelten Bergbauwesen galt. Nach acht Tagen, am 10. September, kehrte man wieder nach Breslau zurück. 220,7–8 Graf Reden war auch von der Gesellschaft] Friedrich Wilhelm Graf von Reden, Direktor der schlesischen Bergwerke und preußischer Staatsminister, hatte die Führung der Tour übernommen und die Inspektion der Bergwerksanlagen ermöglicht. 220,11 In Tarnowitz habe ich mich über Ilmenau getröstet] Die Besichtigung der Friedrichsgrube in Tarnowitz fand am 4. September 1790 statt (vgl. BG 3, 356). Das in die Schächte eindringende Grundwasser war auch in den schlesischen Gruben ein stetes Problem. In der sachsen-weimarischen Bergwerksanlage in Ilmenau kämpfte man seit etwa drei Jahren mit dem Grundwasser im neu abgeteuften Johannisschacht. 220,11–12 zwar nicht aus so großer Tiefe] In Ilmenau stand der Schacht teilweise bis zu 130 m unter Wasser (vgl. zu 26,14; zu 216,13–14). 220,13 Feuermaschinen] In Tarnowitz wurden zwei verschiedene Arten so genannter ‚Feuermaschinen‘ verwendet, eine Wassersäulenmaschine nach Thomas Newcomen, die 1786 in Betrieb gegangen war, und eine Pumpwerksdampfmaschine nach James Watt, die allerdings erst 1791 fertig gestellt wurde. Goethe betrieb dazu maschinentechnische Studien und fertigte zur Verdeutlichung ihrer Funktionsweise technische Skizzen an (vgl. Goethe und Bergbau, 65 f.). Allerdings waren die Maschinen so kompliziert und kostspielig, dass sie trotz des vorliegenden Angebots
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BRIEF 219
eines Dampfmaschinenkonstrukteurs, eine Maschine für den Ilmenauer Schacht zu bauen, nicht angeschafft wurden. 220,14 ein Pferde Göpel] Mit Pferdekraft betriebene Förderanlage, mit der über entsprechendes Hebezeug (Kehrrad, Getriebe, Rollen, Spindeln, Bänder, Zugseile) Erzgestein, Abraum oder Wasser aus den Bergwerksschächten heraustransportiert wurde (vgl. auch GWb 4, 383). 220,17 Louisdl.] Louisd’or, französische Goldmünze, die von 1640 bis 1793 geprägt wurde und das Bildnis der französischen Könige von Ludwig XIII. bis Ludwig XIV. trug. Ihr Gewicht war schwankend, es betrug von 1785 bis 1793 7,6 g bei einem Feingehalt von 917/1000. Ein Louisd’or entsprach 5 Reichstalern. 220,18 daß sie um etwas gefallen sind] Das Geldwesen im 18. und 19. Jahrhundert basierte auf dem so genannten Bimetallismus, dem Nebeneinander von Kurantmünzen aus Gold und Silber. Das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber betrug ca. 1:15,5, unterlag aber Schwankungen. 220,18–19 in Schlesien wenigstens will man es fühlen] In Schlesien erzeugte die preußische Militäraktion vom Sommer 1790 eine plötzlich stark erhöhte Nachfrage nach Lebensmitteln und Gebrauchsgütern, die zu Teuerung und Inflation führte. „Alle Preise steigen aber gewaltig, und sicher werden auch wir die Folgen von einer unverhältnismäßigen Konsumtion und von Mißernten spüren 〈…〉. Unglaublich scheint es, wenn man die Anzahl Menschen weiß, die hier zu Gaste essen, wie Schlesien allein dieses aushalten kann; 219 000 Portionen und 180 000 Rationen schaffet täglich diese Provinz bei, und doch mangelt es an nichts 〈…〉.“ (Herzog Carl August an Christian Friedrich Schnauß, 21. Juli 1790; Politischer Briefwechsel 1, 578.) 220,19–20 schreibt dieses Fallen 〈…〉 erlöst hat] Zur Finanzierung der Militäraktion in Schlesien waren die Goldbestände des preußischen Staatsschatzes herangezogen worden. 220,21 daß wir aus Breslau erlöst würden] Der Rückzug der preußischen Truppen und somit auch von Carl Augusts Regiment aus Schlesien erfolgte nach langen Verzögerungen erst in der letzten Septemberwoche 1790 nach der Abreise Friedrich Wilhelms II. von Preußen und seines Hofstaates nach Berlin am 23. September (vgl. zu 214,15). Der Aufenthalt in Breslau war zuletzt immer stärker von Eintönigkeit und Langeweile geprägt gewesen (vgl. zu 214,7–8). Goethe reiste deshalb auch bereits am 19. September von Breslau ab, um nach Dresden zu gehen, wo er sich vom 25. September bis zum 3. Oktober aufhielt und wieder mit dem ebenfalls nach Weimar zurückkehrenden Herzog Carl August zusammentraf. Am 6. Oktober wurden Carl August und sein Begleiter Goethe feierlich in Jena von Herzogin Louise und der Herzoginmutter Anna Amalia empfangen (vgl. Schiller an Charlotte Schiller und Caroline Beulwitz, 8. Oktober 1790; NA 26, 48). Am Abend ging es weiter nach Weimar.
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220,22–23 Das ganze Militar das hier nicht zu Hause ist] Das damalige preußische Militärwesen beruhte auf dem System der Kompaniewirtschaft. In Friedenszeiten leisteten die Soldaten in der Garnison nur zu bestimmten Zeiten oder bei Manövern aktiven Dienst. Ansonsten wurden sie beurlaubt und konnten bei ihren Familien leben oder einer Arbeit nachgehen, um ihren Wehrsold aufzubessern. Auch die Regimentskommandeure waren daran interessiert, den Garnisonsdienst auf das zur Gewährleistung des geforderten Ausbildungsstandes nötige Maß zu beschränken und ihre Soldaten so lange wie möglich zu beurlauben, weil sie die dadurch ersparten Gelder als persönlichen Gewinn einbehalten konnten. 220,25 viel interessante Männer] Während seines Aufenthaltes in Schlesien lernte Goethe u.a. den Oberbergrichter Friedrich von Schuckmann, später preußischer Innenminister, den dirigierenden Minister für die Provinz Schlesien, Carl Georg von Hoym, kennen und sah den Philosophen Christian Garve wieder. Eine für Goethe sehr wichtige Bekanntschaft war die des Grafen Friedrich Wilhelm von Reden, der als Berghauptmann in Schlesien das oberschlesische Berg- und Hüttenwesen zur Blüte führte. 221,1 Ihrigen] Vgl. zu 216,15. 221,2 daß ich Weimar bald wieder sehe] Goethe traf am 6. Oktober 1790 wieder in Weimar ein (vgl. zu 220,21). 221,3 geborgt] Hier im Sinne wie ‚nicht am gehörigen Ort‘, ‚in der Fremde‘, ‚zu Gast‘ (vgl. GWb 2, 836).
219. An Joseph Friedrich von Racknitz Breslau, 18. September 1790 → Dresden ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Egh., Tinte (nach Angabe zum Faksimile). – Faksimile des Textes 221,20–25 Leben Sie recht 〈…〉 Goethe: Lettres autographes composant la collection de M. Alfred Bovet décrites par Étienne Charavay. Ouvrage imprimé sous la direction de Fernand Calmettes. Paris 1887, Nr 1030, nach S. 377. E: Göthe in Schlesien. Brief aus Rob. Weigelt’s Autographenschatze. In: Schlesische Provinzialblätter. Hrsg. von Th. Oelsner. N. F. Bd 1. Glogau 1862, S. 174 f. (nach H). D: Herman Wentzel: Goethe in Schlesien 1790. Ein Beitrag zur Goethe-Literatur. Oppeln 1867, S. 50 (nach H). WA IV 9 (1891), 226 f., Nr 2836 (nach D). Textgrundlage: E und Faksimile. Der Vergleich mit dem Faksimile lässt erkennen, dass sich E stärker an der Handschrift orientiert als D. Da sowohl E als auch D die Handschrift zugrunde lag, werden die Überlieferungsvarianten in D im Folgenden
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BRIEF 220
nachgewiesen. Für den Text 221,20–25 Leben Sie recht 〈…〉 Goethe wurde das Faksimile zugrunde gelegt. ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
Berücksichtigt ist lediglich der Text 221,5–19 Endlich kann 〈…〉 vermehrt worden. 221,6 melden daß] melden, dass D 221,6 Morgen] morgen D 221,6 19ten] 19. D 221,6 Bresl.] Breslau D 221,10 S c h a n d a u ] Schandau D 221,10 daß] dass D 221,11 entschließen] entschliessen D 221,12 biß] biss D 221,18 bestandig] beständig D 221,19 u.] und D ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 221,6 Eine Woche] Goethe verließ am 19. September Breslau; sein Weg nach Dresden führte ihn über Schweidnitz, Waldenburg, Warmbrunn, Krummhübel nach Steinseifen, dann zurück nach Warmbrunn und weiter über Hirschberg, Görlitz und Bautzen nach Dresden, wo er am 25. September ankam. 221,9 eine militärische Tour zu machen] Im Sinne von ‚sich besonders beeilen‘. 221,9–14 d. 26ten in S c h a n d a u 〈…〉 nach Dresden begeben würde] Vgl. zu 217,7–8. 221,15–16 manches Merkwürdige gesehen] Am 11. September heißt es im Brief an das Ehepaar Herder: Ich habe in diesen acht Tagen viel Merckwürdiges, wenn es auch nur meist negativ merckwürdig gewesen wäre, gesehen. (218,10–12) Als keineswegs ‚negativ merkwürdig‘ wird Goethe seine Besuche von Orten, die seine mineralogischen Interessen betrafen, angesehen haben, etwa – am 27. August – die Lagerstätte von goldhaltigem Arsenkies von Reichenbach oder – am 4. September – die Blei- und Silbergruben bei Tarnowitz oder – nach dem 4. September – das Salzbergwerk Wieliczka. 221,16 manche interessante Bekanntschaft gemacht] Dazu gehören die Bekanntschaften mit Friedrich Wilhelm von Reden, dem Direktor der schlesischen Bergwerke, und mit Karl August Scheidt, einem angesehenen Professor der Mineralogie in Krakau. 221,19 unsere letzte Zusammenkunft] Ende Juli in Dresden (vgl. zu 217,1–2). 221,22–23 Stufen gewachsnen Schwefels] Gruppen von frei stehenden oder zusammenhängenden Schwefelkristallen, die auf einer Gesteinsmatrix natürlich entstanden (gewachsen) sind; in der Mineralogie werden sie Schwefelstufen genannt. Der heutige Verbleib dieser von Goethe besessenen Stücke ist unbekannt; es lässt sich also nur vermuten, dass er sie im galizischen Karpatenvorland, in der Gegend um Tarnowitz, einem bedeutenden Fördergebiet für elementaren Schwefel, gefunden
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hat. Zu den auf der schlesischen Reise von Goethe zusammengetragenen Mineralien und Suiten, unter denen sich keine Stufen kristallinen Schwefels befinden, vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 281–287, Nr 4986–5111. Über den von Goethe in verschiedenen Zusammenhängen gebrauchten Begriff der ‚Suite‘, insbesondere über seine mineralogischen Suiten vgl. Thomas Bach: Mineralogische Suiten – ein Weg von der Anschauung zur Erkenntnis. In: Räume der Kunst. Blicke auf Goethes Sammlungen. Hrsg. von Markus Bertsch und Johannes Grave. Göttingen 2005, S. 289–312; außerdem Birgit Kreher-Hartmann: Mineralogische Suiten – am Beispiel der böhmischen Suiten. In: Ebd., S. 313–321.
220. An Cornelius Johann Rudolf Ridel Dresden, 3. Oktober 1790 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 211. – Doppelblatt 18,6(–18,9) × 23,2(–23,4) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; am Mittelfalz auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt. E1: Hirzel, Goethe-Bibliothek 1874, 201 (Teildruck: 222,1–4 Ew. Wohlgeboren 〈…〉 ausgerichtet habe.). E2: WA IV 9 (1891), 227 f., Nr 2837 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 222,2–3 von Durchl dem Herzoge eine Antwort aus Breslau] Carl August antwortete Ridel am 19. September auf dessen durch Goethe überbrachte Bitte, den Auftrag (222,3), um eine Heiratserlaubnis. Da der Herzog einverstanden war, fand die Hochzeit Ridels mit Amalie Charlotte Angelica Buff, der Schwester Charlotte Buffs, Goethes Freundin aus Wetzlarer Zeiten, am 1. Januar 1791 in Hannover statt. Vgl. AS 3, 44, Nr 37. 222,9 In wenigen Tagen wiederhohle ich Ihnen dieses mündlich] Goethe und der Herzog kehrten am 6. Oktober nach Weimar zurück.
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BRIEFE BRIEF221/222 221
221. An Johann Gottlob Immanuel Breitkopf Weimar, 〈14.〉 Oktober 1790 → 〈Leipzig〉 DATIERUN G
Die Datierung orientiert sich an der Eintragung in einem Verzeichnis der versandten Briefe, wo unter dem 14. Oktober 1790 vermerkt ist: Leipzig wegen der Bachischen Sonaten. (Briefverzeichnis 1790/91, S. 2.) ÜBER L IEF ERU NG
H: SBB/PK Berlin, Sign.: Slg Härtel: Goethe, Mp. 4, Bl. 6–7. – Doppelblatt 11,4 × 18,8 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 am oberen Rand Vermerk von fremder Hd (Breitkopf?), Tinte: „1790. / dL 8br:“, daneben „We i m a r / G o e t h e “. – Faksimile: Goethe-Breitkopf, zwischen S. 28 und 29. E: Goethes Briefe an Leipziger Freunde (1849), 211, Nr IV. WA IV 9 (1891), 229, Nr 2839. BEIL AG E
Abdrücke meines Wapens (vgl. zu 223,1). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Breitkopfs Brief vom 26. Juni 1790 (Goethe-Breitkopf, 28; vgl. RA 1, 168, Nr 411). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. 222,14 Hochedelgebl] ,Hochedelgeboren‘ (vgl. zu 77,1). 222,15–17 drey Stücke der Bachischen Sonaten 〈…〉 senden und zwar das Stück] Carl Philipp Emanuel Bach hatte bis kurz vor seinem Tod 1788 sechs Sammelbände „Clavier-Sonaten für Kenner und Liebhaber“ im Eigenverlag herausgegeben. Sie erschienen zwischen 1779 und 1787 in Leipzig und waren die bisher umfangreichste und wohl auch repräsentativste Auswahl seiner Klaviermusik. Die „Erste Sammlung“ (1779) enthielt ausschließlich Sonaten (sechs), die „Zweyte“ (1780) und „Dritte Sammlung“ (1781) neben drei Sonaten jeweils einige Rondostücke, ab der „Vierten Sammlung“ (1783) kamen als „freye Fantasien“ bezeichnete Kompositionen hinzu. – Goethe hatte die Gesamtedition wahrscheinlich im Juni 1790 nach seiner Rückkehr aus Venedig in einem nicht überlieferten Brief bei dem Verlagsbuchhändler Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig bestellt (vgl. EB 319). Breitkopf konnte zunächst nur drei Bände, und zwar den zweiten, dritten und fünften Sammlungsteil (1785), liefern und versprach die restlichen Bände baldmöglichst entweder im Druck oder als Abschrift nachzureichen: „Da ich von Bachs Sonaten für Kenner u. Liebhaber, nur den 2. 3. u. 5ten Theil im Hause vorräthig habe, so sende nach Ve r l a n g e n anbey durch die P o s t. Den 1. 4. und 6. Theil habe sogleich verschrieben und sobald sie kommen werde sie Ihnen auch senden. Jeder Theil kostet 2 Th. Sollte sein Freund so lange nicht war-
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ten wollen, so erwarte Nachricht, ob er sie copiert haben will, so sollen sie bald cop. folgen. Widrigenfals kann er auch die beikommenden 3 Theile mir wieder remittieren.“ (Breitkopf an Goethe, 26. Juni 1790; Goethe-Breitkopf, 28.) Schon zwei Tage später, am 28. Juni, bestätigte Goethe offenbar in einem weiteren nicht überlieferten Brief an Breitkopf den Empfang der Notenbände und das vorgeschlagene weitere Verfahren (vgl. EB 320). – Die Lücke im Text vor Stück rührt vermutlich daher, dass Goethe sich dreieinhalb Monate nach dem Empfang der Bücher nicht mehr an deren Nummerierung erinnern konnte. 222,17–18 die übrigen nachzusenden] Vgl. die vorhergehende Erläuterung. Goethe erhielt die drei Bände nicht (vgl. die folgende Erläuterung). 222,20–21 mir gefällige Nachricht davon] Goethes Bitte blieb ohne Antwort, und so gab er die erhaltenen drei Teile an Breitkopf zurück (vgl. Goethe an Breitkopf, 4. Februar 1791; WA IV 9, 244, Nr 2853). 222,21–22 etwa anderwärts umsehen kann] Dies geschah offenkundig nicht, da Goethe im Februar 1791 die erhaltenen Bände der „Clavier-Sonaten“ nach Leipzig zurücksandte (vgl. die vorhergehende Erläuterung). In Goethes Bibliothek sind keine Exemplare der bachischen Sonaten überliefert. 223,1 einige Abdrücke meines Wapens] Goethe wurde auf Ersuchen des Herzogs Carl August am 10. April 1782 durch Kaiser Joseph II. in den Adelsstand erhoben. Das Adelswappen, das er erhielt, zeigt ein (blaues) Schild mit sechseckigem Stern, darüber einen gekrönten Turnierhelm (vgl. Goethes Adelsdiplom, GSA 30/520 [Ü 87]; vgl. auch Bradish, Reichsadelstand, vor Deckblatt und S. 53–63). Goethe hatte sich dieses Wappen auch als Petschaft arbeiten lassen, und Breitkopf hatte in seinem Brief an Goethe vom 26. Juni 1790 um „einen guten Abdruck in rothem Lack seines Wappens“ gebeten (Goethe-Breitkopf, 28). Das beigefügte Blatt mit den gewünschten Siegellackabdrücken ist nicht überliefert. Die heute noch im GNM Weimar verwahrten Wappenpetschaften stammen wahrscheinlich aus späterer Zeit; sie sind alle mit größeren Verzierungen sowie verschiedenen Ordensabzeichen ausgearbeitet (GNM, Sign: KKg, ID-Nr 22093; KKg, ID-Nr 220101; Kg-2005/1, ID-Nr 220107; DKg/00089, ID-Nr 208004).
222. An Christian Gottlob Voigt
〈Weimar, 15. Oktober 1790〉 → 〈Weimar〉
DAT IERUN G
Da vorliegender Brief zu Beginn auf den beiliegenden Brief an das Bergbauamt Ilmenau vom 15. Oktober 1790 (A 7) Bezug nimmt, ist anzunehmen, dass er am gleichen Tag verfasst worden ist. Die Vermutung in E, der Brief könnte vielleicht
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auch 1789 geschrieben worden sein (vgl. Goethe-Voigt1, 140), bleibt ohne stichhaltigen Beleg. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Goethe-Voigt1 (1868), 140 f., Nr 14 (nach H). WA IV 9 (1891), 229, Nr 2840 (nach H). Textgrundlage: WA. – Für den Druck in der WA wurde H erneut kollationiert (vgl. WA IV 8, 329 und 333/Lesarten). Im Unterschied zu E wird in der WA die im 18. Jahrhundert gebräuchliche ck-Schreibung nach l, m, n, r beibehalten (vgl. Überlieferungsvarianten). Ein signifikanter Lesefehler in E ist im Druck der WA berichtigt (223,10, P. N. statt P. M). Allerdings löst die WA einige Abkürzungen auf, vermerkt dies aber in den Lesarten (vgl. WA IV 9, 367/Lesarten). ÜBER L IEF ERU NGS VA R I A NTEN
223,8 Gedancke] Gedanke E 223,9 jelänger] je länger E 223,10 P. N.] P. M. E 223,11 Verordnung] Verordn. E 223,13 bald möglichst] baldmöglichst E 223,15 einigermassen] einigermaßen E 223,16 Professor] Pr. E 223,21 Sammlung] Samml. E 223,21–22 Italiänische] Ital. E 223,22 Volta] Volta, E 223,25 Braunsteindendriten] Braunsteindendrit E BEIL AG E
Brief an das Bergbauamt Ilmenau vom 15. Oktober 1790 (vgl. zu 223,11). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 223,8–9 die Schiefer durch Pochen und Schlemmen zu bearbeiten] Goethe hatte von seiner Besichtigungsreise oberschlesischer Bergwerke Anfang September 1790 eine Reihe von Anregungen sowohl zur Förderung als auch zur Verarbeitung des Erzes mitgebracht (vgl. zu 346,1–2). Ein Verfahren zur Erzaufbereitung mittels Pochen und Schlemmen mit anschließender Amalgamation wollte er nun auch in Ilmenau zur Probe angewandt wissen (vgl. zu 345,14–15; zu 346,6; 346,1–7). 223,10–11 ein P. N. entworfen] Für den Einsatz des vorgeschlagenen Verfahrens hatte Goethe eigens ein so genanntes ‚Pro Notitia‘, ein zu den Akten zu nehmendes Schriftstück, für das Ilmenauer Bergbauamt verfasst (vgl. Beilage zu A 7 und Erläuterung zu 345,22). 223,11 eine Verordnung ans Bergbauamt] Schriftliche Anweisung Goethes in seiner Funktion als Vorsitzender der herzoglichen Bergwerkskommission an das Bergbauamt in Ilmenau vom 15. Oktober 1790 (A 7), seinen Vorschlag zu einer neuen Methode der Metallgewinnung zu prüfen und Versuche zu ihrer Praktikabilität durchzuführen (vgl. zu 345,14–15; zu 345,18).
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223,12 nichts zu erinnern] Auftrag zur Prüfung der beigefügten Dokumente. 223,12–13 die E x p e d i t i o n bald möglichst nach Ilmenau abgehen] Die Absendung der Verordnung (A 7) an das Bergbauamt in Ilmenau, die zeitnah erfolgt sein dürfte. 223,14–15 in einem Schreiben dem Bergrath ans Herz zu legen] Johann Carl Wilhelm Voigt, der jüngere Bruder Christian Gottlob Voigts, trug seit Oktober 1789 den Titel Bergrat und war vor Ort in Ilmenau mit der Aufsicht über die technischen Abläufe im Bergwerk betraut (vgl. Goethe und Ilmenau, 204). Über ein Schreiben Voigts in dieser Sache an seinen Bruder in Ilmenau ist Näheres nicht bekannt. 223,16–17 an Professor Göttling deßhalb geschrieben] Johann Friedrich August Göttling lehrte seit März 1789 als außerordentlicher Professor Chemie, Pharmazie und Technologie an der Universität in Jena (vgl. zu 46,12). Goethe bediente sich dessen fachlichen Rats auch in geologisch technischen Fragen (vgl. zu 46,12–13). Sein Brief an Göttling wahrscheinlich aus den ersten beiden Wochen des Oktobers 1790 ist nicht überliefert (vgl. EB 362). Die Probleme des vorgeschlagenen technologischen Verfahrens zur Metallgewinnung aus Kupferschiefer diskutierte Goethe auch mit dem Jenaer Naturforscher, Mediziner und Botaniker August Johann Georg Carl Batsch (vgl. Goethe an Batsch, 7. Januar 1791; WAN 1 [WA IV 51], 91, Nr 2848a). 223,19 Herzoginn Mutter] Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach. 223,19–20 eine zur Naturgeschichte 〈…〉 von dem Bergrathe zu verschaffen] Offenbar besaß Johann Carl Wilhelm Voigt derartige Steinsammlungen. Weiteres ist dazu nicht bekannt. Chrysopras ist ein durch einen geringen Nickelanteil grün schimmerndes Chalcedonquarzgestein, das zu den Halbedelsteinen gezählt wurde. Goethe selbst hatte eine Suite solcher Steine von seiner Schlesienreise im August und September 1790 mitgebracht, die dort in der Gegend von Kosemitz (poln.: Ko´zmice) im Landkreis Frankenstein (poln.: Z˛abkowice S´l˛askie) abgebaut wurden (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 287, Nr 5086–5111). 223,20–21 einige Stücke aus Ihrer eignen Sammlung dazu zu legen] Ob Voigt dieser Aufforderung nachkam, ist nicht bekannt. 223,21–22 Italiänische Mineralogie des Volta] Die „Elementi di Mineralogia analitica e sistematica“ des italienischen Mineralogen und Paläontologen Giovanni Serafino Volta waren 1787 in Cremona erschienen. 1793 kam die erste deutsche Übersetzung Karl von Meidingers im Verlag von Aloys Doll in Wien und Leipzig heraus: „Des Herrn Johann Serafin Volta Anfangsgründe der analytischen und systematischen Mineralogie“. 223,22–24 was für neue Mineralien 〈…〉 vergnügen könnte] Goethe bezieht sich hier wahrscheinlich auf die jüngst aus Schlesien mitgebrachten Mineralien (vgl. Prescher, Goethes Sammlungen, 282–287, Nr 4986–5111), die er mit den
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BRIEF 223
bei Volta aufgeführten Sorten vergleichen und eventuell ergänzen wollte. Für wen in Italien die geplante Sendung von Steinen bestimmt war, konnte nicht ermittelt werden. 223,25–26 Ein Stück Quarz mit Braunsteindendriten 〈…〉 Bergrath auch.] Gemeint ist gebrochenes Quarzgestein mit speziellen so genannten Dendritanlagerungen (Auskristallisationen) bestimmter Manganoxide, das wegen seiner glänzenden, meist dunkelbraunen Färbung auch Braunstein genannt wird. Ob Johann Carl Wilhelm Voigt es beschafft hat, ist nicht bekannt.
223. An Carl Ludwig von Knebel
Weimar, 17. Oktober 1790 → 〈Ansbach〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Biblioteka Jagiello´nska Kraków (Krakau), Autographensammlung Goethe, bis 1945 Preußische Staatsbibliothek Berlin, Sign.: Ms. Germ. 4°. 521, Bl. 117. – 1 Bl. 19 × 23(–23,2) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; von einem Doppelblatt abgeschnitten, Mittelfalz erhalten; Rs an einer Stelle Textverlust durch Einkleben des Blattes in das Konvolut: 225,21 reflecktir〈en〉. – In einem Konvolut mit schwarzem Ledereinband (weiter vgl. Überlieferung zu Nr 22). E: Goethe-Knebel 1 (1851), 98 f., Nr 94. WA IV 9 (1891), 231, Nr 2842. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet Knebels nicht überlieferten Brief vom 9. August 1790 (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 30). – Knebel antwortete mit einem nicht überlieferten Brief vom 25. Oktober 1790 (vgl. ebd., Bl. 41) sowie einem weiteren Brief vom 31. Oktober 1790 (LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 56–57; vgl. RA Erg.-Bd 1–5, 560, Nr 1/420a+). 225,1 aus Schlesien zurückgekommen] Am 6. Oktober 1790 waren Goethe und Herzog Carl August vom Militärlager und dem sich anschließenden mehrwöchigen Aufenthalt in Schlesien nach Weimar zurückgekehrt (vgl. FB 1790, S. 208 und zu 226,19). 225,3 viel interessantes gesehen] Nach Auflösung des Truppenlagers im schlesischen Zirlau hielt sich Goethe ab dem 10. August vornehmlich in Breslau auf, unternahm aber auch mehrere Reisen im Land, so Ende August/Anfang September in Teile des Riesengebirges, die Grafschaft Glatz, nach Oberschlesien mit seinen Bergwerken und weiter bis nach Czenstochau und Krakau im Königreich Polen (vgl. Zarncke, Schlesische Reise 1, 10 und Zarncke, Schlesische Reise 2, 67 f.).
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225,4 hat mich Dresden zuletzt recht glücklich gemacht] In Dresden machte Goethe sowohl auf der Hin- wie auf der Rückreise jeweils für einige Tage Station (vgl. zu 210,25–26), zuletzt vom 25. September bis 3. Oktober 1790. 225,4–5 Sehen wir uns wieder] Erst nach über einem halben Jahr, Mitte Mai 1791, kehrte Knebel von dem Aufenthalt bei seiner Familie in Ansbach wieder nach Jena und Weimar zurück (vgl. zu 149,20–21). Ursprünglich hatte er sogar erwogen, das Herzogtum für immer zu verlassen (vgl. zu 149,16–17; zu 149,17–18). Seit dem Freitod seines Bruders Maximilian im Mai 1790 nahm aber die Idee, zusammen mit seiner Mutter und der Schwester Henriette von Ansbach nach Jena oder Weimar zu ziehen, immer schärfere Konturen an (vgl. zu 211,14–15). Der erste Besuch Knebels bei Goethe nach seiner Rückkehr am 12. Mai ist für den 4. Juni 1791 belegt: „Bey Göthe.“ (Knebel, Tgb. 1791, Bl. 24.) 225,5–6 Meine kleine Arbeiten gehen auch immer fort] Wahrscheinlich sind Dichtungen für die so genannten „Venetianischen Epigramme“ gemeint, die Goethe weiterhin beschäftigten (vgl. zu 210,18–19), möglicherweise aber auch seine naturkundlichen Abhandlungen (vgl. zu 210,16–17). 225,6–7 vor Ende des Jahrs das anatomische Werckchen zu endigen] Gemeint ist die Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“, die Goethe während seiner Schlesienreise auszuarbeiten begonnen hatte (vgl. zu 178,2–3; zu 218,1–2). 225,11–12 Die Herzoginn Mutter 〈…〉 mit der Göchhausen radicaliter brouillirt] Über das hier erwähnte Zerwürfnis zwischen Anna Amalia und ihrer Hofdame Louise von Göchhausen, die sie auf ihrer großen Italienreise von August 1788 bis Juni 1790 begleitet hatte, ist Näheres nicht bekannt. Vermutlich waren die Misshelligkeiten seit der letzten Begegnung mit Giuseppe Capece-Latro Anfang November 1789 im apulischen Andria aufgekommen (vgl. zu 211,6). Nicht nur Anna Amalia hatte ein inniges Verhältnis zu dem Erzbischof von Tarent entwickelt, sondern auch ihre Hofdame war von der Persönlichkeit dieses Mannes fasziniert. In ihrem Reisetagebuch heißt es z.B. über den Abschied am 7. November 1789: „Der ErzBischof reißte ½ Stunde vor uns ab. Wir hatten nicht von einander Abschied genommen, mein Herz hatte den schwersten von Italien genommen, aber nicht überstanden. Das Scheiden auf ewig von einem Mann wie der ErzBischof ist eine Art anticipierten Todes.“ (Göchhausen, Tgb.-Italien, 117.) Anna Amalia dürfte diese Zuneigung nicht verborgen geblieben sein; sie wird sie als äußerst unangemessen empfunden haben (vgl. Berger, Anna Amalia, 440). Louise von Göchhausen blieb Anna Amalias Hofdame, wenn auch möglicherweise nur deshalb, weil Henriette von Knebel ein entsprechendes Angebot nicht annahm (vgl. zu 225,14–15; zu 225,21). – Brouilliert: entzweit, überworfen, in Unfrieden sein (von franz. brouiller: stören, trüben). 225,14 die Nostiz gestorben] Johanna Luitgarde von Nostiz, von 1758 bis 1778 Hofdame Anna Amalias, war am 26. September 1790 in Weimar gestorben (vgl. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Weimar, Bestattungsbuch
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BRIEF 224
1756–1791, S. 261b). Sie war eine Tante Louise von Göchhausens, die ihr 1783 im Hofdamenamt gefolgt war (vgl. Berger, Anna Amalia, 405). 225,14–15 Sie hat Absicht auf deine Frl. Schwester] Anna Amalia hatte Henriette von Knebel auf der Rückreise von Italien während ihres Aufenthaltes in Nürnberg am 14. Juni 1790 kennen gelernt (vgl. zu 211,11–12). Da in Weimar ohnehin die Idee aufgekommen war, Knebel mit Mutter und Schwester ins Herzogtum zu holen (vgl. zu 211,14–15), bot es sich an, Henriette von Knebel als neue Hofdame zu gewinnen. Schon in ihrem Brief an Knebel vom 3. August 1790 hatte Anna Amalia große Sympathie für dessen Schwester erkennen lassen: „Ich dencke noch mit vielem vergnügen an die paar tage, die ich mit Ihnen und Ihrer lieben Schwester zugebracht habe, und wünsche von herzen, daß Sie mit ihr zu uns kommen um zu wiederholen und zu verlängern, was ich in einer allzu kurzen zeit genoßen habe. 〈…〉 Sagen Sie Ihrer lieben Schwester recht viel schönes von mir; ihr lieber Sanfter Umgang macht sie alle denen die sie kennen wehrt und Schäztbar.“ (H: GSA 54/248, Bl. 29–30; vgl. auch Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 1, 201 f.) Dass Goethe die Angelegenheit initiierte oder förderte, kann vermutet werden. 225,18–19 Absicht zu einem kleinen Besitzthum etwa in Jena] Eine solche Absicht hatte Knebel offenbar entweder schon während der Begegnung in Nürnberg im Juni 1790 oder in einem der folgenden nicht überlieferten Briefe vom 20. und vom 23. Juni 1790 (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 23) angedeutet. Zunächst hatte er sich in Franken umgeschaut, um etwa in Hof, Nürnberg oder Bayreuth ein Haus zu kaufen (vgl. Knebel an Louise von Imhoff, 6. Juni und 16. Juni 1790; GSA 54/317). Als das nicht gelungen war, beschlossen er und seine Schwester schließlich im August 1790, ins Herzogtum zurückzugehen und dort mit dem Geld der Mutter „ein ländliches kleines Eigenthum“ zu erwerben. Dazu wollte man sich Rat suchend „an Göthe wenden“, der so etwas wohl „am besten besorgen kann, und gewiß auch besorgen wird“ (Knebel an Louise von Imhoff, 30. August 1790; H: GSA 54/317). Knebel schrieb Goethe wieder am 25. und am 31. Oktober sowie am 26. Dezember 1790 (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 41, 42 und 50). Nur der Brief vom 31. Oktober ist überliefert, handelt aber ausschließlich von der Zukunft Henriette von Knebels (vgl. die folgende Erläuterung). Etwaige Pläne konnten nach der Rückkehr Knebels nach Jena und Weimar im Mai 1791 sowieso nicht umgesetzt werden, da Knebels Mutter, Magdalena von Knebel, schließlich doch in Ansbach blieb und für das Projekt nicht ausreichend Kapital zur Verfügung stand. 225,21 ein Wort von dir höre] Knebel antwortete umgehend am 25. Oktober, nur einen Tag nach Erhalt des vorliegenden Briefes (vgl. Knebel, Tgb. 1790, Bl. 41). Dieser Brief ist nicht überliefert. Mit der Antwort auf das Angebot an Henriette von Knebel, Hofdame bei Anna Amalia zu werden, ließen sich die Geschwister allerdings noch eine weitere Woche Zeit. Am 31. Oktober 1790 schrieb Knebel in der Angelegenheit separat an Goethe und teilte mit: „Was du mir wegen meiner Schwester schreibest, zeiget von dem liebevollen und gütigen Andenken der Herzo-
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gin Mutter und meiner Freunde. Meine Schwester ist bereit der Herzogin zu dienen, die sie mit der zärtlichsten Ehrfurcht für Sie eingenommen hat, auf welche Art es nur wolle 〈…〉. Meine Schwester hat eigentlich nie mit der Welt gelebt, sondern sich zurück und im Schatten gehalten. Ein zu grosses Licht würde sie schüchtern machen und entkräften. Zu dem ist in Weimar schwer leben, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, wo man leicht immer zu viel oder zu wenig ist, und wo die Theilnahme an mehrerern Personen, die unsre Achtung verdienen, deren Interesse aber nicht gemeinschaftlich zu machen ist, ein empfindliches Gemüth oft in bittere Verlegenheit setzen. 〈…〉 Aber zur H o f dame taugt meine Schwester einmal nicht, und da sie sich gewöhnt hat mit einem sehr geringen Glücke sich zu begnügen so ist ihr auch der Vortheil zu gönnen, mehr nach ihrem Genüge zu leben 〈…〉.“ (LATh – HStA Weimar, Großherzogliches Hausarchiv A XVIII, Nr 67, Bl. 56–57.) Henriette von Knebel siedelte trotzdem wie geplant im Mai 1791 mit ihrem Bruder nach Weimar über (vgl. die vorhergehende Erläuterung und Knebel, Tgb. [6.–16. Mai] 1791, Bl. 19–21), wo schon bald die regierende Herzogin Louise auf sie aufmerksam wurde, wie aus einem Brief Knebels an Caroline von Bose vom 1. August 1791 hervorgeht: „Ein Vortheil 〈…〉 ist es, daß die regierende Herzogin eine sehr gute Frau ist, und 〈…〉 ein wahres Gefühl hat für das, was man C h a r a k t e r nennt, und solchen, wie ich glaube, in unserer Schwester findet. Von dieser Seite betrachtet kann Henriette nie ganz unglücklich sein. Die Herzogin beträgt sich gar liebreich und artig gegen sie.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 5 f.) Kurz darauf wurde sie als Hofmeisterin der fünfjährigen Prinzessin Caroline Louise angestellt, wie Knebel am 5. September 1791 wiederum Caroline von Bose mitteilte: „Henriette wird Ihnen geschrieben haben, daß Sie nun förmlich hier angestellt ist, ob sie gleich Ihre Dienste noch nicht angetreten hat.“ (Knebel, Nachlaß und Briefwechsel 3, 8.) Sie übernahm die Aufgabe erst nach Ostern des folgenden Jahres, im April 1792 (vgl. LATh – HStA Weimar, Hofmarschallamt 117a, Bl. 1–2).
224. An Gottlieb Hufeland Weimar, 20. Oktober 1790 → Jena ÜBER L IEF ERU NG
H: Stiftung Sankturbahnhof Sursee, Schweiz, Sign.: Legat Kuno Müller. – Doppelblatt 18,9 × 23,3 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; S. 4 Mitte quer zur Schreibrichtung Adresse: Des / Herrn Professor / Hufland / Wohlgebl / nach / Jena / fr., darunter rotes Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25); dem Mittelfalz entlang in zwei Einzelblätter zerrissen und mittels Papierband wieder aneinander geklebt. E: Zwischen Weimar und Jena. Zwanzig bisher unbekannte Briefe von Goethe an
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Justizrath Hufeland. Manuscript für Herrn S〈alomon〉 H〈irzel〉. 〈Hrsg. von Hermann Hartung〉. Leipzig o.J. 〈1855〉, S. 5. WA IV 9 (1891), 233, Nr 2843 (nach E). ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Hufelands vermutlich aus dem Zeitraum zwischen dem 13. und 20. Oktober 1790 (vgl. zu 226,3). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Der Jurist und Rechtsgelehrte Gottlieb Hufeland (1760–1817) stammte aus Danzig. Sein Vater, Daniel Hufeland, war Kaufmann und Senator in der Hansestadt, es bestanden aber auch enge verwandtschaftliche Bande zum Familienzweig der Weimarer Hufelands, die als Hof- und Leibärzte im Herzogtum Sachsen-Weimar und Eisenach ansässig geworden waren. Gottlieb Hufeland absolvierte von 1780 bis 1784 ein Jurastudium an den Universitäten von Leipzig und Göttingen, ehe er im Herbst 1784 nach Jena ging, um dort 1785 seine Ausbildung mit zwei Promotionen, einer philosophischen und einer juristischen, zum Abschluss zu bringen. Seit 1786 lehrte er als Privatdozent an der juristischen Fakultät der Universität Jena zu verschiedenen rechtstheoretischen und rechtsgeschichtlichen Themen. 1788 wurde er dort zum außerordentlichen Professor ernannt und bekam schließlich die Anwartschaft auf die erste frei werdende Fakultätsstelle eines ordentlichen Professors. 1790, als Hufeland ein akademisches Angebot aus Erlangen erhalten hatte, konnte man zwar das gegebene Anwartschaftsversprechen in Jena noch nicht einlösen, aber es gelang, nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz Goethes, ihn in Jena zu halten, indem man ihn zunächst zum ordentlichen Professor supernumerarius und schließlich nach dem Tod von Johann Ludwig Schmidt 1793 zum ordentlichen Professor ohne Einschränkungen berief. Diese Stellung behielt er zehn Jahre, bis er 1803 zunächst einem Ruf nach Würzburg und 1805 nach Landshut folgte. Ein Intermezzo als Bürgermeister seiner Heimatstadt Danzig, das er 1808 aufgrund vielfacher Werbungen aus der Bürgerschaft der Stadt angetreten hatte, beendete er angesichts wachsender politischer Differenzen während der napoleonischen Kriege selbst nach nur vier Jahren Amtszeit im März 1812 und kehrte auf das akademische Feld und nach Landshut zurück. Eine Professur an der Universität in Halle/S., wohin er im Frühjahr 1816 wechselte, war nur von kurzer Dauer, da Hufeland schon ein knappes Jahr später, im Februar 1817, starb. – Hufelands wissenschaftliche Tätigkeit auf fast allen Gebieten des Rechts und seiner Geschichte ist in zahlreichen Veröffentlichungen belegt, die ihm auch die Wertschätzung Goethes und die Freundschaft Friedrich Schillers einbrachten. In seiner Jenaer Zeit erwarb er sich zudem große Verdienste als Redakteur der renommierten „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, deren Weg zum führenden deutschen Rezensionsorgan er von 1788 bis 1799 maßgeblich mitbestimmte. Goethe, der sich als Mitglied des Geheimen Consiliums intensiv um die Entwicklung der Jenaer Universität kümmerte, kannte Hufeland
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sicherlich von Anfang des Jenaer Aufenthalts an und verfolgte dessen Werdegang wohlwollend. Mit der Festigung der akademischen Stellung und dem wachsenden wissenschaftlichen Renommee Hufelands in Jena entstand schließlich um 1790 eine auch persönliche Beziehung mit gelegentlichem Briefwechsel, der bis kurz vor Hufelands Weggang aus Jena Bestand hatte. Von Goethe sind bis Dezember 1802 insgesamt 24 Briefe überliefert, von Hufeland bis zu seinem Wegzug im November 1803 insgesamt 26. Meist tauschen sie sich darin über neue Literatur aus, sowohl auf juristischem wie auch auf philosophischem, historischem und poetischem Gebiet, aber auch Privatangelegenheiten kommen immer wieder zur Sprache. Interna des akademischen Betriebs an der Universität hingegen spielen kaum eine Rolle. Nachdem Hufeland Jena 1803 verlassen hatte, gab es keinen Briefwechsel mehr. 226,3 das mir zugesendete Werck] Wahrscheinlich Hufelands Lehrbuch „Lehrsätze des Naturrechts und der damit verbundenen Wissenschaften“, das gerade im Verlag von Christian Heinrich Cuno’s Erben in Jena erschienen war. In Goethes Bibliothek ist es nicht überliefert. Dort findet sich nur die „Zweyte gänzlich umgearbeitete Ausgabe“ aus dem Jahr 1795 (vgl. Ruppert, 407, Nr 2755). Im Sommersemester 1790 begann Hufeland in Jena mit Vorlesungen über das „Naturrecht nach seinem Lehrbuche“ (Neuper, Vorlesungsangebot Jena 1, 254). 226,4 Zeit zu finden mich selbst damit bekannt zu machen] Über Goethes Beschäftigung mit Hufelands Buch ist Näheres nicht bekannt. 226,5–6 Gelegenheit zu finden mich 〈…〉 zu unterhalten] Goethe hielt sich vom 27. Oktober bis 7. November 1790 in Jena auf (vgl. Färber-Calender 1790, Bl. 21 und 23), das nächste Mal vom 4. bis 6. März 1791 (vgl. Färber-Calender 1791, Bl. 7). Ob es bei diesen Aufenthalten zu Gesprächen über die behandelten Themen kam, ist nicht bekannt. Hufeland beschreibt in seinem Buch zunächst in 661 Paragraphen die theoretischen Grundlagen des Naturrechts, dann dessen Bestandteile, weiter behandelt er die Wirkungen und den Nutzen des Naturrechts für Gesellschaft, Staat und Bürger sowie schließlich die Geschichte der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema.
225. An Christian Gottfried Körner
Weimar, 21. Oktober 1790 → 〈Dresden〉
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H: Verbleib unbekannt; 1846 Privatbesitz, Heilbronn (Carl Künzel; vgl. Sammlung historisch berühmter Autographen 〈…〉. Stuttgart 1846, No 267 [Fußnote]). – Egh. (nach dem Faksimile). – Faksimile: E. E: Sammlung historisch berühmter Autographen oder Facsimile’s von Handschriften berühmter Personen alter und neuer Zeit. Stuttgart 1846, No. 267 (Faksimile).
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WA IV 9 (1891), 233 f., Nr 2844 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Christian Gottfried Körner (1756–1831) wurde in Leipzig geboren. Nach dem Schulbesuch auf der Fürstenschule Grimma und dem Studium der Rechtswissenschaften, der Nationalökonomie, Mathematik und Technologie in Leipzig mit dem Abschluss einer Promotion zum Doctor iuris (1779) wurde er – nach verschiedenen Reisen quer durch Europa – zunächst Advokat am Oberhofgericht in Leipzig, sodann 1783 Konsistorialrat in Dresden, 1790 ebenda Appellationsgerichtsrat. Von 1798 bis 1812 war Körner Referendar im sächsischen Geheimen Consilium. 1815 folgte er einem Ruf nach Berlin, wo er bis zu seinem Tod im Mai 1831 in verschiedenen Ministerien leitende Positionen innehatte. – Körner, der literarisch sehr interessiert und musikalisch hochgebildet war, nimmt in der Geschichte der deutschen Literatur als Vater des in den Freiheitskriegen gegen Napoleon zu Ehren gekommenen Dichters Theodor Körner, besonders aber als Förderer Friedrich Schillers eine maßgebliche Position ein. Aus seinem Briefwechsel mit Schiller ergibt sich, dass er als literarischer Ratgeber und Kritiker für Schiller eine bis zu dessen Tod andauernde wichtige Rolle gespielt hat. Goethes Beziehung zu Körner wurde durch Schiller nicht angeregt, aber in den Jahren seines Zusammenseins mit Goethe von 1794 bis 1805 zu einer fast freundschaftlichen Beziehung vertieft, die auch nach seinem Tod Bestand hatte, ohne an Intensität zu gewinnen. Goethe schätzte an Körner dessen Kenntnisse auf literarischem und musikalischem Gebiet, außerdem die Zuverlässigkeit der Hilfen, um die er gebeten wurde. Vgl. Fritz Jonas: Christian Gottfried Körner. Biographische Nachrichten über ihn und sein Haus. Aus den Quellen zusammengestellt. Berlin 1882, S. 75–77. – Die Korrespondenz zwischen Goethe und Körner währte bis zum Sommer 1821. 20 weitere Briefe Goethes aus den Jahren 1791 bis 1821 und 16 Antwortschreiben Körners aus dem Zeitraum 1793 bis 1821 sind davon noch überliefert. 226,11 zu Anfang einer Bekanntschaft] Goethe hatte Körner vermutlich am 29. Juli 1790 besucht; während seines nächsten Aufenthaltes in Dresden Ende September/Oktober 1790 war er mehrmals mit ihm zusammen gewesen (vgl. zu 213,9). 226,18 das liebe Ehpaar] Körner und seine Ehefrau Anna Maria Jakobina (Minna), geb. Stock. 226,19 hier angekommen] Am 6. Oktober 1790. Schiller schrieb am 8. Oktober aus Jena an seine Frau und Caroline von Beulwitz: „Der Herzog ist vorgestern hier durch gekommen, und von den Weimarischen Menschen der Herzogin Louise und Amalie und dem ganzen Anhang hier abgehohlt worden 〈…〉 Göthe kam auch mit und ich vermuthe, daß er in den Ferien noch hieher nach Jena kommen wird.“ (NA 26, 48.)
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226,20–21 Den Hausmarschall 〈…〉 vergebens.] Mit Joseph Friedrich von Racknitz (vgl. zu 213,6 und die einleitende Erläuterung zu Nr 214) war Goethe in Dresden mehrmals zusammengetroffen. Vermutlich hatte Racknitz einen baldigen Besuch in Weimar versprochen, zu dem es aber nicht kam. 226,22 einige Epigramme] Goethe fügte die Epigramme dem vorliegenden Brief nicht bei (vgl. 227,5–6). Ob er sie später an Körner schickte, ist nicht bekannt. 226,22–23 mehr nach der Martialischen als nach der besseren griechischen Manier] Die Epigramme des römischen Dichters Marcus Valerius Martialis sind zu einem großen Teil deftig erotisch, gelegentlich auch zotig. Eine 1782 in Mannheim erschienene lateinische Ausgabe besaß Goethe; zahlreiche Anstreichungen und Randnotizen sprechen dafür, dass er sie intensiv genutzt hat (vgl. Ruppert, 198–200, Nr 1409). – Martials Gedichten stellt Goethe die Epigramme der um 980 aus der griechischen Literatur (vom 6. Jahrhundert v. Chr. bis zum 10. Jahrhundert n. Chr.) zusammengestellten „Anthologia Graeca“ (auch „Anthologia Palatina“) gegenüber. Auch sie ist in Goethes Bibliothk vorhanden (vgl. Ruppert, 170, Nr 1238). 226,24 die Kleine] Körners 1788 geborene Tochter Emma Sophia Louise. 226,25 die Freunde] Zu denken ist an Dora Stock, Carl Wilhelm Ferdinand von Funck und Carl Friedrich Graf von Geßler, vielleicht auch an Anton Graff und Joseph Friedrich von Racknitz. 227,1–2 die kleine anatomisch Schrift] Goethes „Versuch über die Gestalt der Thiere“ (vgl. zu 178,2–3); die Abhandlung wurde erst aus seinem Nachlass veröffentlicht (vgl. LA I 10, 74–87).
226. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 25. Oktober 1790 → 〈Berlin〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: C〈arl〉 F〈erdinand〉 Becker: Zwölf Briefe von Goethe an Fr. Reichardt. Mitgetheilt aus der Autographensammlung des Herrn Generalconsul Clauss in Leipzig. In: Allgemeine musikalische Zeitung. Den 12ten Januar 1842. No. 2. 44. Jg. Leipzig 1842, Sp. 29 f., Nr VI. WA IV 9 (1891), 234, Nr 2845 (nach E). Textgrundlage: E.
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BRIEF 226
ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts wahrscheinlich aus dem Zeitraum September bis zu den ersten drei Oktoberwochen 1790 (vgl. zu 227,7). – Reichardt antwortete mit einem ebenfalls nicht überlieferten Brief von Ende Oktober oder Anfang November 1790 (vgl. zu 228,13). 227,7 Ihr Brief] Reichardt war im Juni oder Juli 1790 von einer über ein Vierteljahr währenden Italienreise nach Berlin zurückgekehrt (vgl. zu 153,21). Der Briefwechsel mit Goethe war deswegen und nicht zuletzt auch wegen Goethes Reisen im Frühjahr nach Venedig und anschließend nach Schlesien seit Ende Februar 1790 unterbrochen gewesen (vgl. zu 171,13). Reichardts Brief hatte Goethe so auch nicht vor dessen Rückkehr nach Weimar am 6. Oktober erreicht, wie aus dem Kontext hervorgeht (vgl. die folgende Erläuterung). Er war wahrscheinlich auch nicht vor September, eher noch im Laufe der ersten drei Oktoberwochen 1790 verfasst worden. 227,8 arbeite an meinem anatomischen Werkchen] Die Abhandlung „Versuch über die Gestalt der Thiere“, die Goethe während seiner Schlesienreise begonnen hatte (vgl. zu 178,2–3; zu 218,1–2). Nach seiner Rückkehr nach Weimar beschäftigte er sich im Oktober und November 1790 intensiv mit dem Knochenbau der Tiere und setzte die Niederschrift fort (vgl. Goethe an Knebel, 1. Januar 1791; WA IV 9, 239). 227,9 gern noch auf Ostern zu Stande bringen] Nachdem Goethe zur Ostermesse 1790 bereits mit dem „Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären“ eine naturhistorische Laufbahn (171,11) auf botanischem Gebiet eingeschlagen hatte, sollte sie nun ein Jahr danach mit dem anatomischen Werk fortgesetzt werden. Goethe sah sich seit geraumer Zeit mehr denn je zur Naturwissenschaft hingezogen (vgl. zu 210,16–17). Zu einer Fertigstellung und Veröffentlichung der Arbeit kam es jedoch nicht (vgl. zu 178,2–3). 227,9–10 Sie Sich meiner emancipirten Kinder annehmen] Anspielung auf Goethes Singspiel-Libretti. 1789 hatte Reichardt mit „Claudine von Villa Bella“ eine Reihe von Singspielkompositionen nach Goethe begonnen, die er nunmehr mit „Erwin und Elmire“ fortsetzte (vgl. zu 125,16–17; zu 171,3–5). „Lila“ sowie „Jery und Bätely“, die als neubearbeitete Singspiele in der gerade abgeschlossenen Gesamtausgabe von „Goethe’s Schriften“ erschienen waren (vgl. zu 104,6; zu 154,10–11), sollten folgen. Möglicherweise bezieht sich Goethe aber auch schon auf Reichardts Projekt einer mehrteiligen Ausgabe „Musik zu Göthe’s Werken“, die dieser 1791 im „Musikalischen Kunstmagazin“ ankündigte: 62) Musik zu Göthe’s Werken. In 6 Theilen folgende Werke enthaltend: Erster Theil. Lieder im Volkton und höhere Gesange. (Enthalten alle musikalischen Oden und Lieder aus dem Achten Bande der neuen Ausgabe von Göthe’s Schriften und einige nicht darinnen befindliche.)
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Zweiter Theil. Erwin und Elmire. Ein Singespiel im Clavierauszuge. Das Stück ist ganz durchkomponirt und kann bey Concertaufführungen so gut als fürs Theater angewandt werden. Dritter Theil. Claudine von Villa Bella. Ein Singespiel im Clavierauszuge. Vierter Theil. Lilla ein Singespiel mit Tänzen. Jery und Bätely, ein Schweizer Singespiel, im Volkston komponirt. Fünfter Theil. Musik zu Göthe’s Trauerspielen, enthaltend: Overtüren und einige Gesänge und Chöre zur Iphigenie, zum Tasso, Götz von Berlichingen, Clavigo und Egmond. (Alles im Clavierauszuge). Sechster Theil. Musik zu Goethe’s Schauspiele, enthaltend: Overturen und einige Gesänge Chöre und Tänze, zum Triumph der Empfindsamkeit, die Vögel und zum großen Faust. (Fortgesetztes chronologisches Verzeichnis der öffentlich im Druck und Kupferstich erschienenen musikalischen Werke von Johann Friedrich Reichardt. A. a. O., S. 125.) 227,11 Machen Sie damit was Ihnen gut däucht] Von der auf sechs Bände konzipierten Ausgabe „Musik zu Göthe’s Werken“ kamen schließlich nur drei zustande. Band 1 erschien 1793 im Verlag der Neuen Berlinischen Musikhandlung und enthielt den Klavierauszug von „Erwin und Elmire. Ein Singspiel in zwey Acten von Göthe. In Musik gesetzt von Johann Friedrich Reichardt“. Im Jahr darauf kam Band 2 im gleichen Verlag heraus. Unter dem Titel „Göthe’s lyrische Gedichte“ enthielt er 30 Vertonungen Reichardts. 1795 veröffentlichte Reichardt, ohne Jahresangabe und im Selbstverlag, als Band 3 einen Klavierauszug seiner Musik zu „Jery und Bätely. Ein Singspiel in einem Aufzuge von Göthe“. 227,13–14 Eine grosse Oper 〈…〉 viel Resignation kosten] Bereits im Herbst 1789 hatte Reichardt Goethe das Projekt einer großen deutschen Oper vorgeschlagen, worauf dieser zunächst bereitwillig einging (vgl. zu 153,9). Ideen für den Stoff wurden gesammelt und für das Ganze ein Plan ausgedacht (157,23). Goethe forderte Auskunft über den vorherrschenden Geschmack an der Berliner Oper (vgl. zu 153,12) und veranschlagte mindestens ein Jahr Arbeit für das Libretto (vgl. zu 153,17–18). Nun hatte sich Reichardt vermutlich nach dem Stand der Arbeiten erkundigt, und Goethe musste zugeben, Interesse und Motivation verloren zu haben. – Resignation: Hier im Sinne von ‚Verzicht‘, ‚Selbstverleugnung‘ (vgl. Schweizer, 728). 227,14–15 wenn es aber der König befehlen sollte 〈…〉 mit Vergnügen gehorchen] Vermutlich hatte Reichardt in seinem Bezugsbrief auch mitgeteilt, dass er als Hofkapellmeister der Berliner Oper bereits mit seinem Dienstherrn, dem preußischen König Friedrich Wilhelm II., über das Opernprojekt gesprochen habe. Goethes Bemerkung war ihm nun offenbar Anlass, beim König einen förmlichen Antrag für die Oper zu erwirken. Am 5. Dezember 1790 richtete Friedrich Wilhelm II. ein entsprechendes Schreiben an Goethe:
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Lieber Herr GeheimerRath. Die sehr angenehme Wirkung welche Ihre beiden schönen Operetten Claudine von Villa bella und Ervin und Elmire mit der Composition meines Capellmeisters Reichardt bey der Aufführung gethan, läßt mich sehr wünschen daß Sie mit diesem gemeinschaftlich eine grosse deutsche Oper bearbeiten möchten. Ihr grosses Genie und Ihre tiefe Theaterkentniß kan es Ihnen nicht schwer werden lassen irgend ein brillantes und leidenschaftliches Sujet aus der nordischen Geschichte zu einem schönen musikalischen Schauspiele zu bearbeiten, und mein Capellmeister Reichardt, der Ihre Poesieen mit so vielem Eifer komponirt wird gewiß allen Fleiß anwenden sich in Ihre Ideen hinein zu arbeiten. Ich wünschte diese Oper, mit aller Pracht die mein Operntheater vermag, im nächsten Frühjahr vorstellen zu lassen und hoffe daß Sie mir dann auch das Vergnügen verschaffen werden Ihnen hier persöhnlich meinen Danck bezeigen zu können. Bis dahin verbleibe ich mit vieler Achtung Ihr Berlin den 5 December 1790. Wohlaffectionirter (h: GSA Weimar, Sign.: 28/705.) Während Goethe noch am 8. November 1790 Reichardt von stofflichen und konzeptionellen Überlegungen berichtete (vgl. zu 228,18–19; zu 228,19–20), finden sich nach dem Auftragsbrief des preußischen Königs keine Hinweise mehr auf eine Weiterarbeit. Eine Antwort Goethes an ihn ist ebenfalls nicht bekannt. 227,17 Auf Jery und Bätely verlange ich sehr] Vermutlich hatte Reichardt als eine seiner nächsten Arbeiten die Vertonung von Goethes Singspiel „Jery und Bätely“ angekündigt, dessen neu bearbeiteter Text im Mai 1790 im zuletzt erschienenen Band 7 der Werkausgabe „Goethe’s Schriften“ erschienen war (S. 169–224). Wann er tatsächlich damit begann, ist nicht bekannt. Die Partitur erschien als Klavierauszug 1795 als 3. Band von Reichardts Projekt „Musik nach Göthe’s Werken“ (vgl. zu 227,11). Am 30. März 1801 kam es zur Uraufführung unter Leitung Reichardts am Berliner Nationaltheater. Erst am 9. Juni 1804 folgte eine Inszenierung auch am Weimarer Hoftheater (vgl. Pröpper, Bühnenwerke Reichardts 1, 98). 227,17–18 auch auf die andern Sachen] Vgl. zu 227,9–10; zu 227,11. 227,19 An den Conte hab ich nicht wieder gedacht.] Im Herbst 1789 hatte Goethe mehrfach bestätigt, die Arbeit an dem Libretto zu einer komischen Oper mit dem Arbeitstitel „Conte di Rostro“ wiederaufnehmen zu wollen, dies aber nie umgesetzt (vgl. zu 152,16; zu 153,19; zu 158,4). 227,23 ein halbdutzend oder halbhundert Tänze schicken] Reichardt reagierte umgehend auf diese Bitte und schickte mit seinem Antwortbrief von Ende Oktober oder Anfang November 1790 entsprechende Tanzkompositionen, die aber nicht überliefert sind (vgl. zu 228,13). 227,24 Englischen] So genannte Contredanses Anglaises oder Country Dances,
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eine Form des Contretanzes, bei dem in beliebig großen Gruppen einfache Figuren meist in Front- und Reigenformationen (Kreis-, Paar- sowie Gassenformation) getanzt werden (vgl. auch MGG-S 2, 1008–1020). Der Tanz war im 16. und 17. Jahrhundert auf der Grundlage der so genannten ballads-music aus der englischen Volkstanztradition ins höfische Milieu aufgestiegen. 227,24 Quadrillen] Quadrille: Im Frankreich des 18. Jahrhunderts entwickelter Contretanz im 3⁄8 - oder 2⁄8 -Takt bürgerlicher wie auch höfischer Provenienz (vgl. auch MGG-S 7, 1929–1932). Er wird in der Regel von vier im Karree aufgestellten Paaren durch verschiedene Figuren und Schrittkombinationen in einer Folge wechselnder Musikperioden ausgeführt. 227,25 die Figuren erfinden wir schon] Die gewünschten Tänze waren wahrscheinlich für die Ausgestaltung von Zwischenspielen bei Theateraufführungen mit ballettartigen Szenen oder für Vorführungen auf Bällen und Redouten des Hofes vorgesehen. Die Choreographien dafür mussten angepasst an die Kompositionen Reichardts jeweils noch entwickelt werden. Die Ballsaison begann in Weimar in der Regel Ende Oktober. 228,3 Kants Buch] Immanuel Kants neuestes Buch „Critik der Urtheilskraft“ war zur Ostermesse Ende April 1790 in der Verlagsbuchhandlung von Lagarde und Friederich (Berlin und Libau) erschienen. Gleichzeitig ließ Kant die dritte bzw. zweite Auflage der „Critik der reinen Vernunft“ (1781) und der „Critik der praktischen Vernunft“ (1788) von seinem bisherigen Verleger Johann Friedrich Hartknoch in Riga herausbringen. Neben der „Critik der Urtheilskraft“ erwarb Goethe zumindest auch die neueste Auflage der „Critik der reinen Vernunft“. Exemplare beider Bücher befinden sich noch heute in Goethes Bibliothek (vgl. Ruppert, 450 f., Nr 3085 und 3086). 228,3–4 zu seinen früheren Sachen gelockt] Goethe setzte sich erst Ende der 1780er Jahre mit Kants Werk auseinander, als die „Critik der praktischen Vernunft“ erschienen war. Im Februar 1789 hatte Wieland dem Jenaer Philosophieprofessor und Kantianer Carl Leonhard Reinhold davon berichtet: „Göthe studiert seit einiger Zeit Kants K r i t i k pp mit großer Application, und hat sich vorgenommen, in Jena eine große Conferenz mit Ihnen darüber zu halten.“ (WB 10 I, 154.) Im Sommer 1790, vermutlich hauptsächlich während seines Schlesien-Aufenthaltes von Anfang August bis Ende September, hat Goethe sich mit der „Critik der reinen Vernunft“ und der „Critik der Urtheilskraft“ beschäftigt. Davon zeugen zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen in seinen Büchern und einige überlieferte Notizen zur philosophischen Theorie Kants (vgl. LA II 1A, 32–105 und Molnár, Kantstudien, 23–156). Ob Goethe seine Lektüre tatsächlich auf weitere Werke Kants ausweitete, ist nicht bekannt. Von dem hohen Stellenwert, den das Kantstudium zu dieser Zeit für Goethe besaß, zeugen jedoch Berichte Carl Friedrich von dem Knesebecks und Caspar Friedrich von Schuckmanns aus Breslau sowie Christian Gottfried Körners aus Dresden, mit denen Goethe sich auf seiner Reise
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nach Schlesien über Kant ausgetauscht hatte (vgl. BG 3, 358 f. und 361). Auch bei Goethes erstem Besuch bei Schiller in Jena am 31. Oktober 1790 war die kantische Philosphie eines der Hauptgesprächsthemen. Davon berichtete Schiller seinem Freund Körner in Dresden am nächsten Tag: „Göthe hat uns viel von Dir erzählt und rühmt gar sehr Deine persönliche Bekanntschaft. 〈…〉 Mir ergieng es mit ihm wie Dir. Er war gestern bei uns, und das Gespräch kam bald auf Kant. Intereßant ists, wie er alles in seine eigne Art und Manier kleidet und überraschend zurückgibt, was er las, aber ich möchte doch nicht gerne über Dinge die mich sehr nah intereßiren mit ihm streiten.“ (NA 26, 54 f.) 228,4–5 Der teleologische Theil 〈…〉 interessirt.] Kants „Critik der Urtheilskraft“ gliedert sich in zwei Teile, eine „Critik der ästhetischen Urtheilskraft“ und eine „Critik der teleologischen Urtheilskraft“. Dass Goethes Hauptinteresse dem teleologischen Teil galt, beweisen seine Anstreichungen und Randnotizen im Buch. Während sich in den 60 Paragraphen des Ästhetik-Teils nur neun solcher Spuren finden, sind es in den nur 30 Paragraphen des Teleologie-Teils 16 (vgl. Molnár, Kantstudien, 106–156 und LA II 1A, 84–104). Goethe fand sich wohl durch Kants Betrachtungen zur Naturerkenntnis in seiner eigenen Weltsicht bestätigt. Kant verwirft in der „Critik der Urtheilskraft“ die Annahme von zweckgerichteten Prozessen in der Natur und entwickelt einen Begriff der Naturwissenschaft, die sich vollständig von der Religion emanzipiert und eigenen Gesetzen folgt. Wirkung und Bedeutung der kantischen Schrift auch in Hinsicht auf sein ästhetisches Denken schätzte Goethe noch später in den Erinnerungen der „Campagne in Frankreich 1792“ als sehr hoch ein: Ein junger Schullehrer, der mich besuchte 〈…〉 verwunderte sich, wie so viel andere, daß ich von Poesie nichts wissen wolle, dagegen auf Naturbetrachtungen mich mit ganzer Kraft zu werfen schien. Er war in der Kantischen Philosophie unterrichtet, und ich konnte ihm daher auf den Weg deuten den ich eingeschlagen hatte. Wenn Kant in seiner Kritik der Urtheilskraft der ästhetischen Urtheilskraft die teleologische zur Seite stellt, so ergibt sich daraus daß er andeuten wolle: ein Kunstwerk solle wie ein Naturwerk, ein Naturwerk wie ein Kunstwerk behandelt und der Werth eines jeden aus sich selbst entwickelt, an sich selbst betrachtet werden. Über solche Dinge konnte ich sehr beredt sein und glaube dem guten jungen Mann einigermaßen genutzt zu haben. (WA I 33, 154.) – Ob es sich bei dem Klammereinschub (sic) um Goethes Originaltext oder einen Zusatz des Herausgebers von E handelt, muss offen bleiben. 228,6 Für Moriz hoffe ich noch immer] Der Kontakt zu Karl Philipp Moritz war im Laufe des Jahres 1790 offenbar gänzlich abgebrochen. Moritz, mit dem Goethe seit dem gemeinsamen Aufenthalt in Rom 1786/88 befreundet war, hatte seit Februar 1789 in Berlin eine Professur an der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften inne. Schon im November 1789
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hatte sich Goethe bei Reichardt nach Moritz erkundigt und wohl auch Auskünfte erhalten (vgl. zu 153,29). Der erst 34-jährige Moritz war durch ein chronisches Lungenleiden gesundheitlich stark beeinträchtigt und entwickelte hypochondrische Züge bis hin zu Todesphantasien. Zur Verbesserung seiner Gesamtsituation hätte zudem auch die erhoffte Ernennung zum ordentlichen Mitglied der Berliner Akademie beigetragen, die schließlich im Oktober 1791 erfolgte. 228,8 Ihr Freund Schuckmann ist mir sehr lieb geworden.] Caspar Friedrich von Schuckmann, seit Juli 1786 Gerichtsrat in der preußischen Oberamtsregierung Schlesiens in Breslau, hatte Goethe während seines Aufenthaltes in der Stadt im August und September 1790 kennen gelernt (vgl. auch die einleitende Erläuterung zu Nr 228). Er fand in ihm einen geistreichen Gesprächspartner für Themen der Kunst, Literatur und Philosophie. Reichardt und Schuckmann kannten sich aus Berlin, wo Reichardt seit 1775 Hofkapellmeister war und Schuckmann Anfang 1779 seine Beamtenlaufbahn am Kammergericht begonnen hatte. Schuckmann nutzte den Umstand der gemeinsamen Bekanntschaft mit dem Komponisten, um sich Goethe vorzustellen: „Heute war bei Ankunft des Königs große Cour. Ich sah einen farbigen Rock, 〈…〉 und aus diesem 〈…〉 ein ungemeines Gesicht hervorblicken. Fragte lange vergebens nach dem Namen des Eigenthümers – und höre endlich G o e t h e ! Wir machten Bekanntschaft, 〈…〉. Ich nahm Deinen Namen zum Empfehler und hoffe ihn wohl noch mehr zu sehen.“ (Schuckmann an Reichardt, 11. August 1790; Holtei, Goethe in Breslau 1, 80.) Als Goethe aus Breslau abgereist war, berichtete Schuckmann von den Eindrücken des vergangenen Sommers an Reichardt: „Doch bin ich äußerst zufrieden über diese verlebte Zeit, in der ich im größten Contrast auch manche Stunden des höchsten Lebensgenusses gehabt habe. Ohne daß ich Dir’s sage, wirst Du errathen, daß ich sie Goethen verdanke. Ich bin sehr nahe und innig mit ihm bekannt geworden und habe einen vortrefflichen Menschen an ihm gefunden. Was ich Dir über seine Schwierigkeit im Ausdruck schrieb, war ganz weg, sobald er herzlich ward und außer der Convention mit mir lebte. Kalt kann er eigentlich nicht reden, und dazu will er sich mit Fremden zwingen; und das aus guten Gründen. Vertraut folgt er seiner Natur und wirft aus dem reichen Schatze die Ideen in ganzen Massen hervor 〈…〉 und seine lebendige Darstellung ist nie Gaukelspiel der Phantasie, sondern seine Bilder sind immer das wahre Gegenstück, was die Natur dem Dinge gab, und führen den Hörer ihm zu, nicht ab.“ (Schuckmann an Reichardt, 26. September 1790; Holtei, Goethe in Breslau 1, 80 f.) Goethe wiederum äußerte sich noch am 29. Juli 1792 gegenüber Reichardt, dass Schuckmann für ihn eine Person sei, die er von Herzen liebe und ehre (WA IV 9, 324). Und selbst Jahre später, im August 1797, erinnerte sich Goethe an Schuckmann als an einen der schätzbarsten Männer die ich in meinem Leben gekannt habe (Brief an Knebel, 10. August 1797; WA IV 12, 225). 228,9 sitzt er in Schlesien so fest 〈…〉 verpflanzen wäre?] Ob Reichardt auf
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diese vertrauliche Frage geantwortet hat, ist nicht bekannt. Goethe bot Schuckmann jedenfalls schon einen Monat später eine Anstellung im Herzogtum an. Er wollte ihn als hochrangigen Beamten und Mitglied des Geheimen Consiliums an den Hof nach Weimar holen (vgl. 229,9–230,2). Schuckmann wurde aber auch in der höheren preußischen Administration sehr geschätzt und konnte sich seines raschen Avancements im Staatsdienst des Landes sicher sein (vgl. Lüttwitz, Biographie Schuckmann, 5 f. und 9–12). Goethes Anwerbungsversuch blieb deshalb erfolglos, Schuckmann machte Karriere im preußischen Staatsdienst und wurde schließlich 1814 Minister des Innern (vgl. die einleitende Erläuterung zu Nr 228 und zu 229,27–28). 228,10–11 Diesen Winter komme ich schwerlich nach Berlin.] Nach vielen Reisen kam Goethe nicht nach Berlin. Eine Begegnung mit Reichardt gab es trotz wiederholter Anläufe erst wieder Ende Mai 1802. Goethe besuchte Reichardt in Giebichenstein bei Halle, und Reichardt reiste anschließemd noch für einige Tage mit nach Weimar (vgl. zu 157,24; Briefe Reichardts an Goethe, 20. Mai 1802 und 2. Juni 1802; Reichardt-Goethe, 135–138). 228,11 die Ihrigen] Reichardt war seit Dezember 1783 in zweiter Ehe mit Johanna Wilhelmine Dorothea geb. Alberti, verw. Hensler aus Hamburg verheiratet. Das Paar hatte zu diesem Zeitpunkt drei gemeinsame Kinder, Johanna (geb. 1784), Hermann (geb. 1786) und Friederike (geb. 1790). Zur Familie gehörten außerdem fünf weitere Kinder aus den vorausgegangenen Ehen beider: Wilhelm (geb. 1772), Charlotte (geb. 1776) und Wilhelmine Hensler (geb. 1777) sowie Louise (geb. 1779) und Wilhelmine Juliane Reichardt (1783).
227. An Johann Friedrich Reichardt
Weimar, 8. November 1790 → 〈Berlin〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/390,I. – 1 Bl. 18,6(–18,8) × 23(–23,2) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte. E: WA IV 18 (1895), 41, Nr 2845a (Albert Leitzmann). BEIL AG EN
1) Epigramme (vgl. zu 228,16–17). 2) Gedichte, möglicherweise aus der Sammlung der so genannten „Römischen Elegien“ (vgl. zu 228,18).
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Der Brief beantwortet einen nicht überlieferten Brief Reichardts von Ende Oktober oder Anfang November 1790 (vgl. zu 228,13). – Ein Antwortbrief Reichardts ist nicht bekannt. 228,13 die überschickten Tänze] In seinem vorausgegangenen Brief vom 25. Oktober 1790 (Nr 226) hatte Goethe Reichardt um die Komposition einer größeren Anzahl von Tänzen gebeten und diese umgehend Ende Oktober oder Anfang November erhalten (vgl. zu 227,23; erste und zweite Erläuterung zu 227,24; zu 227,25). Näheres ist dazu nicht bekannt. 228,16 Schicken Sie mir nur bald Ihre Gedancken über die Oden.] Wahrscheinlich ist Reichardts Aufsatz „Ueber Klopstocks komponirte Oden“ gemeint, den der Komponist im 1. Band seiner Zeitschrift „Musikalisches Kunstmagazin“ (Berlin) von 1782 veröffentlicht hatte (S. 22 f. und 62 f.). Darin entwickelte er eine Theorie, wie der Komponist der besonderen Erhabenheit der klopstockschen Ode gerecht werden könne, und gab zugleich eine praktische Anleitung dazu. Da er Klopstocks Oden als sakrale Lyrik auffasste, forderte er die Vertonung als Choral. Ob Goethe das Geforderte erhielt, ist nicht bekannt. 228,16–17 Hier sind einige Epigramme] Wahrscheinlich schickte Goethe Reichardt einige seiner jüngst entstandenen „Venetianischen Epigramme“ (vgl. zu 210,18–19). Die Beilage ist nicht überliefert. Vermutlich hatte Reichardt um Texte gebeten, die er vertonen und in seine Ausgabe „Musik zu Göthe’s Werken“ aufnehmen könnte (vgl. zu 227,9–10; zu 227,11). Im 1794 erschienenen 2. Band der Ausgabe, „Göthe’s lyrische Gedichte“, waren allerdings keine Vertonungen von Epigrammen enthalten. 228,18 unter meinen Elegien finden Sie eher etwas singbares] Goethe verwies wohl auf die Sammlung der so genannten „Römischen Elegien“, die er ebenfalls im Laufe des Jahres 1790 fertig gestellt hatte. Sie waren wie die „Venetianischen Epigramme“ noch nicht veröffentlicht (vgl. zu 190,8–9; zu 210,18–19). Möglicherweise hatte er einige ebenfalls dem vorliegenden Brief beigelegt oder dem Komponisten schon früher überlassen, eventuell bei einem der Besuche Reichardts in Weimar 1789 (vgl. zu 125,15; zu 157,15–17). Auch die „Römischen Elegien“ sind in Reichardts Band „Göthe’s lyrische Gedichte“ nicht enthalten. 228,18–19 Zur Oper bereite ich mich.] Gemeint ist das Libretto für eine deutsche Oper, die Goethe und Reichardt schon ein Jahr zuvor zu entwickeln begonnen hatten (vgl. zu 153,9). Reichardt hatte Goethe in seinem vorausgegangenen Brief von September oder Oktober 1790 daran erinnert, von diesem aber nur eine zögerliche Antwort erhalten (vgl. zu 227,13–14; zu 227,14–15). 228,19–20 Fingaln, Ossianen, Schwaren 〈…〉 nordischen Heldinnen und Zauberinn] Gestalten aus den Gesängen Ossians: Fingal, der König von Morven, sein Sohn Ossian, der Sänger selbst (vgl. zu 157,19–20), und Swaran (hier als ‚Schwaren‘ bezeichnet), der König von Lochlin, der als Eroberer und Widersacher
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Fingals in Morven einfällt. Ein Jahr zuvor schon hatten sich Goethe und Reichardt für ihre deutsche Oper auf diesen Stoff des sagenhaften schottischen Barden Ossian und weitere Motive der nordischen Mythologie verständigt (vgl. zu 157,19–20; zu 157,20–21). Gleichzeitig gab Goethe damit zu verstehen, er habe sich mit der Arbeit am Libretto schon näher beschäftigt. 228,22–23 alle poetische Scham 〈…〉 ablegen] Für eine deutsche Oper nach dem Vorbild der italienischen Opera seria gab es bisher kaum Vorbilder. Gängig war die Opera buffa mit ihren komischen Sujets, während die Opera seria große, ernste Themen behandelte. 228,24 die Ihrige] Reichardts Ehefrau Wilhelmine Dorothea (vgl. zu 228,11).
228. An Caspar Friedrich von Schuckmann Weimar, 25. November 1790 → 〈Breslau〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: GSA Weimar, Sign.: 29/456,I, Bl. 1–2. – Doppelblatt 18,5 (–18,9) × 23 (–23,4) cm, 4 S. beschr., egh., Tinte. E: Lüttwitz, Biographie Schuckmann (1835), 6 f. WA IV 9 (1891), 236–238, Nr 2846 (nach Holtei, Goethe in Breslau 2, 155 f.). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugsbrief ist nicht bekannt. – Schuckmann antwortete mit einem nicht überlieferten Brief wahrscheinlich aus der ersten Dezemberhälfte 1790 (vgl. zu 229,29). Postsendungen: 25. November 1790 (GR/Belege 1791, 10, Bl. 3 und Briefverzeichnis 1790/91, Bl. 2). Caspar Friedrich Schuckmann (1755–1834), der aus einem 1732 geadelten Kaufmanns- und Militärgeschlecht aus Mölln (Herzogtum Mecklenburg-Schwerin) stammte, trat nach seinem Jurastudium in Halle/S. 1779 in Berlin in die preußische Beamtenlaufbahn ein und wurde im Juli 1786 als Gerichtsrat in die preußische Oberamtsregierung Schlesiens nach Breslau versetzt. Im Frühjahr 1790 hatte er dort die Stellung eines Oberbergrichters am schlesischen Oberbergamt übernommen. 1795 wurde er schließlich zum Kammerpräsidenten im seit 1791 zu Preußen gehörenden Fürstentum Bayreuth und 1796 zusätzlich im Fürstentum Ansbach berufen. Von der französischen Besatzung 1806 abgesetzt und arretiert, wurde er später, 1810, Geheimer Staatsrat im preußischen Innenministerium in Berlin und war dort zuständig für die Ressorts Handel und Gewerbe sowie Kultur und Bildung, ehe ihm 1814 das Amt des preußischen Ministers des Innern übertragen wurde. –
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Goethe hatte den 34-jährigen Schuckmann am 11. August 1790 kennen gelernt, als er sich mit Herzog Carl August in Breslau aufhielt. Er begegnete Schuckmann beim Empfang des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. im Breslauer Schloss. In den folgenden Wochen bis zu Goethes Heimreise am 19. September trafen sie sich mehrfach, und es kam zu einer freundschaftlichen Annäherung. Goethe schätzte den talentierten jungen Mann nicht nur als kunstsinnigen Gesprächspartner, sondern auch als erfahrenen und Reformen gegenüber aufgeschlossenen Verwaltungsbeamten, den er gern nach Weimar holen wollte. Noch im Herbst 1790 gewann er Herzog Carl August dafür, Schuckmann die vakante Position im herzoglichen Geheimen Consilium anzubieten. Der vorliegende Brief wie zwei weitere aus dem Frühjahr 1791 (WA IV 9, 257–259, Nr 2866 und 273 f., Nr 2877) enthalten dieses Angebot. Schuckmann war zunächst nicht abgeneigt, entschied sich dann aber im Sommer 1791 für eine Fortsetzung seiner Karriere im preußischen Staatsdienst. Auch die Einbindung Christian Gottlob Voigts ins Weimarer Consilium trug wohl dazu bei, dass die Anwerbung nicht gelang. Danach brach der Briefwechsel zwischen Goethe und Schuckmann zunächst ab, obgleich Schuckmann auf Goethes Schreiben wahrscheinlich immer geantwortet hatte (vgl. zu 229,28). Offenbar verloren sie einander aber nie völlig aus den Augen. Schuckmann nahm im September 1795 noch einmal Kontakt zu Goethe auf (vgl. RA 1, 422, Nr 1415) und erhielt umgehend Antwort (vgl. Goethe an Schuckmann, 3. und 4. Oktober 1795; WA IV 10, 306–308, Nr 3210). Auch 1815/16 und 1826 lebte die Korrespondenz mit insgesamt fünf Briefen Goethes und vier Antwortschreiben Schuckmanns nochmals kurzzeitig auf. 229,1–2 nicht für die freundliche Aufnahme 〈…〉 gedanckt] Über eine der Zusammenkünfte mit Goethe in Breslau berichtete Schuckmann z.B. am 18. August an Johann Friedrich Reichardt: „G o e t h e aß gestern Mittag grade bei Ankunft Deines Briefes mit mir 〈…〉. Nachmittag waren wir im Zwinger, in einem Getümmel von 400 Menschen, und da war’s denn, wo wir Muße und Einsamkeit genug fanden, viel und vertrauter miteinander zu reden. Ich hab’ ihn doch ganz anders, als meine Vorstellung war, gefunden, grade zu meiner Zufriedenheit. Daß es schwer ist, ihm näher zu kommen, liegt nicht in seinem Willen, sondern in seiner Eigenthümlichkeit, in der Sprachschwierigkeit, seine Gefühle und Ideen so, wie sie in ihm liegen, auszudrücken; in der Intension Beider, und der Liebe, die diese ihm für sie abdringt. B i s e r w e i ß, daß man ihn erräth, fühlt, ihm durch jede Oeffnung, die er gibt, hineinsieht, kann er nicht reden.“ (Holtei, Goethe in Breslau 1, 80.) 229,5 Welches Vertrauen ich zu Ihnen gefaßt] Vgl. zu 228,8. 229,6 Vergnügen] Hier im ursprünglichen Wortsinn von ‚Befriedigung‘, ‚Zufriedenstellung‘ (vgl. Adelung 4, 1049 f.). 229,7 Herzog, der Sie nur wenig gesehen] Wann und bei welchen Gelegenheiten Herzog Carl August während des Aufenthaltes in Breslau im August und September 1790 Schuckmann begegnete, ist nicht bekannt.
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229,8–9 ein besonderes Vertrauen auf Sie geworfen] Dies war wohl weniger eine Tatsache als eine schmeichelhafte Übertreibung Goethes, der den Herzog wohl erst auf Schuckmann und dessen besondere Fähigkeiten aufmerksam gemacht hatte. 229,16–17 Platz im Geheimen Conseil] Das Geheime Consilium war die 1756 eingerichtete oberste Landes- und Verwaltungsbehörde des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach, die dem Herzog bei allen administrativen und politischen Entscheidungen beratend zur Seite stand (vgl. GB 6 II, zu 54,3). Goethe selbst war seit Juni 1776 eines von drei, später vier Mitgliedern, ließ seinen Posten aber seit über fünf Jahren ruhen und nahm nicht mehr an den Sitzungen des Gremiums teil. Mit der Verpflichtung Schuckmanns versprachen sich Goethe und der Herzog nicht nur Zuwachs an fachlicher Kompetenz, sondern auch Impulse für die Reformierung der Verwaltungsstruktur, die allein mit den schon viele Jahre amtierenden Mitgliedern des Gremius nur sehr schwer erreichbar schien. 229,20–21 dieses Collegium 〈…〉 aus drey Männern alle von Jahren] Dem Geheimen Consilium in Weimar gehörten Ende 1790 drei Persönlichkeiten an, die ihr Amt schon viele Jahre innehatten. Am längsten war der Wirkliche Geheime Rat Jacob Friedrich Freiherr von Fritsch Mitglied des Consiliums. Er gehörte ihm seit 1762 an und war de facto Leiter dieses Gremiums. Er stand im 60. Lebensjahr (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 38). Der Geheime Rat Christian Friedrich Schnauß diente dem Weimarer Herzogshaus bereits seit 1743 und hatte seinen Consiliumssitz 1772 erhalten (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 321). Er war bereits 68 Jahre alt. Der 63-jährige Geheime Rat Johann Christoph Schmidt wurde 1784 ins Geheime Consilium kooptiert, nicht zuletzt um Goethe von dessen Ratsgeschäften zu entlasten. Er fungierte seit 1788 auch als Präsident der herzoglichen Kammer (vgl. die einleitende Erläuterung zu GB 6 II, Nr 360). 229,21–22 Mein Stuhl, der dritte steht seit sechs Jahren leer] Goethe nahm seit Ende Februar 1785 auf eigenen Wunsch nicht mehr an den Sitzungen des Geheimen Consiliums teil, aber sein Stuhl blieb in der Amtsstube stehen, um zu symbolisieren, dass er jederzeit seine Amtsgeschäfte als stimmberechtigtes Mitglied wieder aufnehmen konnte. Dies geschah zwar nicht, doch wurde Goethe besonders in der ersten Zeit bis zu seiner Abreise nach Italien Anfang September 1786 noch relativ oft extern zu einzelnen Entscheidungen um Rat und um schriftlich einzureichende Voten gebeten. 229,23 Nehme ich ie wieder Besitz davon] Seit seiner unangekündigten Italienreise 1786/88 und auch danach, seit seiner Rückkehr am 18. Juni 1788, war Goethe mit den unmittelbaren Amtsgeschäften im Geheimen Consilium nicht mehr befasst. Er hatte noch von Italien aus seinen Dienstherrn Carl August um weitgehende Entlastung von seinen bisherigen Amtsgeschäften, vor allem in der Kammer und im Geheimen Consilium, gebeten und diese auch erhalten (vgl. GB 7 II, zu 53,3 und zu 256,11–12). Da Goethe aber weiterhin in verschiedenen Verwal-
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tungskommissionen tätig war, die organisatorisch alle unter der Leitung des Geheimen Consiliums standen, blieb seine dienstliche Bindung zu dem Gremium auch weiterhin sehr eng (vgl. AS 2.1, 31–41). 229,25–26 etwa 1400 rh würde die Besoldung seyn] Diese auf ein Jahr bezogene Summe entsprach der Besoldung, die Goethe in der Anfangszeit für seine Tätigkeit als Consiliumsmitglied erhalten hatte (vgl. GB 6 II, zu 54,1–2). Schuckmann wurde als preußischer Regierungsbeamter in Breslau jedoch besser bezahlt (vgl. zu 229,29). Nachdem Schuckmann in seinem Antwortbrief darauf hingewiesen hatte, stockte Goethe das Angebot in seinem nächsten Brief an Schuckmann noch einmal kräftig um rund die Hälfte auf (vgl. Goethe an Schuckmann, 14. Mai 1791; WA IV 9, 257). 229,27–28 den Antrag nicht ganz ablehnen] Schuckmann lehnte vorerst nicht ab, sondern fragte an, ob die Entscheidung noch Aufschub vertrage (vgl. zu 229,29). Die Angelegenheit zog sich danach noch bis in den Sommer 1791 hin, weil sich Herzog Carl August erst Anfang Juni zu einem verbindlichen Stellenangebot entschließen konnte (vgl. Goethe an Schuckmann, 12. Juni 1791; WA IV 9, 273 f.). In der Zwischenzeit hatte auch die preußische Administration um Schuckmann geworben und ihm attraktive Avancements in Aussicht gestellt (Lüttwitz, Biographie Schuckmann, 5 f. und 9–12), so dass er schließlich Goethes offizielles Angebot vom 12. Juni 1791 nicht annahm. Neben den blendenden Karriereaussichten im preußischen Staatsdienst dürften für diese Entscheidung auch persönliche Erwägungen nach Schuckmanns zweiter Eheschließung im April 1791 eine Rolle gespielt haben (vgl. zu 229,29 und Brief von Schuckmann an Reichardt, 15. Mai 1791; Holtei, Goethe in Breslau 1, 82). 229,28 spezial Fragen vorlegen] Näheres ist dazu nicht bekannt, da Schuckmanns Briefe an Goethe in dieser Angelegenheit nicht überliefert sind. Dass Schuckmann aber solche Fragen vor allem bezüglich der zu erwartenden Aufgaben und des beruflichen wie höfischen Umfeldes stellte, geht sowohl aus seinem Brief an Johann Friedrich Reichardt (vgl. die folgende Erläuterung) als auch aus Goethes folgendem Brief vom 14. April 1791 (WA IV 9, 257–259, Nr 2866) hervor. 229,29 Ich bitte bald um ein Wort] Schuckmann antwortete wahrscheinlich noch in der ersten Dezemberhälfte 1790. Dies lässt sich aus einem Brief Schuckmanns an seinen Freund, den ebenfalls mit Goethe gut bekannten Berliner Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt, vom 1. Januar 1791 schließen, in dem er einen ausführlichen Bericht über den Sachverhalt gibt und auch mitteilt, dass er seit einiger Zeit auf eine Reaktion Goethes warte: „Goethe schrieb mir, und fragte mich, ob ich bei seinem Herzoge sein College werden wolle? Er fragte dies unter dem Beding der Verschwiegenheit, und ich bitte Dich, Lieber, sie hierüber gegen ihn, sowie gegen Jeden, außer Deiner Frau, zu beobachten; wie ich sie strenge gegen Jeden, Dich ausgenommen, halte. Er bot 1400 Thaler Gehalt – freies Feld für Thätigkeit – und seine Freundschaft! Ich darf Dir wohl nicht erst sagen, wie viel Reiz das
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Erbieten für mich hatte, ohngeachtet ich am Gehalt hier mehr habe. Ich entdeckte den Vorschlag der Mutter, ohne ihn näher zu bezeichnen, und sie resignirte sich; erbot sich auch freiwillig, das Kind mitzugeben, weil sie erkannte, es ohne mich nicht erziehen zu können – aber Beides so, wie man sich einem Todesurtheil ergibt. Ich habe also Goethen meine Situation, die er selbst gesehen hat, in meiner Antwort geschildert, ihm selbst die Entscheidung überlassen, ihm noch mancherlei Specialfragen gethan, und besonders noch die: ob die Sache nicht Aufschub leide? So ruht die Verhandlung, da er mir noch nicht wieder geschrieben hat.“ (Holtei, Goethe in Breslau 1, 82.)
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A 1. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 8. Oktober 1788 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: C〈arl〉 A〈ugust〉 H〈ugo〉 Burkhardt: Ungedruckte Goetheana in Angelegenheiten der Universität Jena. III. In: Die Grenzboten. Zeitschrift für Politik, Literatur und Kunst. Nr 45. Ausgegeben am 7. November 1878. 37. Jg. II. Semester. II. Band. Leipzig 1878, S. 229 f. (S. 229 Anmerkung des Herausgebers: „Nach Copie als Postscript zu einem Briefe J. Chr. Schmidt’s an den Herzog Carl August.“). WA IV 9 (1891), 38 f., Nr 2686 (nach E). Textgrundlage: E. BEIL AG E
Buchbinderrechnung (vgl. zu 341,2). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. – Das Schreiben ging wahrscheinlich nicht direkt nach Aschersleben, wo sich Carl August seit längerem bei seinem Regiment aufhielt, sondern verblieb in der Weimarer Administration, die sich von Amts wegen mit der Angelegenheit zu befassen hatte. 341,1 Promemoria] Lat.: zum Gedächtnis, zur Erinnerung; Denkschrift, amtliches Schriftstück, das im Unterschied zu dem in der Regel mündlich abgegebenen Votum in einem Amtskollegium dazu dient, ausführlich und schriftlich zu einem Beratungsgegenstand Stellung zu nehmen. 341,2 Ich lege hier die Buchbinderrechnung bey] Die Rechnung des Jenaer Hofbuchbinders Johann Georg Wilhelmi über 47 Taler und 16 Groschen vom 15. September 1788 für geleistete Buchbindearbeiten im Auftrag des Naturalienkabinetts des Herzoglichen Museums in Jena (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 7026, Bl. 50–51), die Goethe vermutlich kurz zuvor von Justus Christian Loder, dem Kurator der Jenaer Bibliotheksbestände und Oberaufseher des Herzoglichen Museums, zugestellt worden war. Sie umfasste insgesamt 144 Einzelpositionen. Laut eigenhändiger Quittung vom 13. Oktober 1788 hatte Goethe die Rechnungssumme bei der herzoglichen Kammerkasse geltend gemacht: Sieben und vierzig Thaler, Sechzehn Groschen, Buchbinderlohn zum Behuf der Büttnerischen Bibliotheck zu Jena, von Fürstl. Cammer Casse ausgezahlt erhalten. Weimar dl. 13 Oktbr. 1788. JwvGoethe (ebd., Bl. 49). Zwei Tage später, am 15. Oktober, erhielt Wilhelmi das Geld über Loder ausgezahlt. Wilhelmi quittierte: „47. rh 16 gL. 〈…〉 von Herrn Hofrath Loder Laut der ihm zugestelten Rechnung für verfertigte Buchbinder Arbeit in die allhiesige Schloß Bibliothek erhalten 〈…〉.“ (GSA 34/VII,8,2, Bl. 3).
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341,2–3 Büttnerische Bibliothek] Die bedeutende, etwa 14000 Bände umfassende Gelehrtenbibliothek des Göttinger Naturhistorikers und Sprachforschers Christian Wilhelm Büttner. Sie enthielt vor allem Werke zur Naturkunde, Geschichte und Sprachwissenschaft und gelangte 1783 nach Jena, als Büttner nach seiner Emeritierung dorthin übersiedelte (vgl. GB 6 II, zu 5,30). Sie war durch Herzog Carl August bereits 1781 angekauft worden, ging aber erst nach Büttners Tod 1801 in den Besitz des Weimarer Hofes über. Die Bücher waren zunächst im Untergeschoss des Hauptgebäudes des Jenaer Schlosses in der Nähe der naturwissenschaftlichen Sammlungen und Kabinette des Herzoglichen Museums aufgestellt. 1801 wurden sie neu katalogisiert und der so genannten Jenaer Schlossbibliothek des Carl-August-Museums im Jenaer Schloss eingegliedert. Vgl. Gabriele Büch: Die Bibliotheca Büttneriana. Ein Beitrag zur Geschichte der Universitätsbibliothek Jena. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen. Einhundertster Jahrgang. Leipzig 1986, S. 293–299. 341,3 zu bezahlen schuldig] Die Unterhalts- und Verwaltungskosten der büttnerschen Bibliothek gingen gemäß dem mit Büttner abgeschlossenen Vertrag zulasten des Weimarer Herzogs (vgl. GB 6 II, zu 5,30, zu 25,27–26,1 und zu 35,20). 341,4 Michaelis] 29. September, Quartalsbeginn und Regeltermin für viele im Herbst liegende periodische Vorgänge und Ereignisse, wie z.B. Beginn des Wintersemesters an den Universitäten oder Eröffnung der Leipziger Herbstmesse. 341,4–5 etwa 50 Thlr. zum Einbinden der rohen Bücher jährlich bestimmt] In der Anlage zu seinem Bericht an Herzog Carl August vom 8. Oktober 1788 übermittelte der Weimarer Kammerpräsident Johann Christoph Schmidt auch das vorliegende Promemoria Goethes und informierte darüber, dass der Buchbinderlohn für die büttnersche Bibliothek in Höhe von 47 Talern und 16 Groschen liquidiert sei. Über den Vorschlag Goethes, jährlich 50 Taler zum Einbinden der Bücher einzusetzen, bat er um eine Entscheidung des Herzogs (vgl. LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 7026, Bl. 46). Diese erging mit dem Reskript des Herzogs vom 14. November 1788, in dem Goethes Anregung allerdings unberücksichtigt blieb und stattdessen angeordnet wurde, die Kammer möge „veranlaßen, daß von dem noch übrigen Vorrath roher Bücher bey ersagter Bibliotheck von Zeit zu Zeit das nöthigste gebunden werde, und die Buchbinder-Zeddul alle halbe Jahre zur Einsicht und Zahlungs-Verfügung unmittelbar an Uns mittelst Berichts“ einzusenden seien (H: LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 7026, Bl. 52 [Konzept]). 341,6–7 vierteljährig 〈…〉 an Herrn Hofrath Loder ausgezahlt] Der Jenaer Professor der Anatomie und Chirurgie Justus Christian Loder war mit der Direktion des 1782 im Jenaer Schloss eingerichteten Herzoglichen Museums beauftragt. Zu seinen Aufgaben gehörte zu dieser Zeit auch die Verwaltung der Büttner’schen Bibliothek. Aufgrund der Weisung Carl Augusts, die Buchbindearbeiten auch weiterhin
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nur nach konkretem Bedarf vorzunehmen (vgl. die vorhergehende Erläuterung), war auch der Plan für einen fixen vierteljährlichen Zuschuss für Buchbindearbeiten an das Herzogliche Museum hinfällig. 341,8–9 durch einen Extractum Protokolli die Absicht der Verwendung angezeigt] Lat. Extractum Protocolli: Protokollauszug, Protokollniederschrift; hier: förmlicher Beschluss des Geheimen Consiliums zu Weimar. Dieser erübrigte sich durch die Entscheidung Herzog Carl Augusts ebenfalls. 341,9–10 Büttner und Loder über diese Angelegenheit vernehmen] Ob Loder und Büttner diesbezüglich angehört wurden, ist nicht bekannt.
A 2. An Johann Christoph Schmidt (Herzogliches Kammerkollegium) Weimar, 8. Oktober 1788 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 84. – Doppelblatt 19,7(–19,9) × 27,7 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts Eingangsvermerk von fremder Hd, Tinte: „ps den 8ten Oct: 1788.“ – In einem gehefteten Konvolut mit blau-grauem Papiereinband im Format 20,5(–22) × 34,2(–34,5) cm, enthält 202 Bl. (mit Stempel foliiert); auf dem vorderen Deckel von fremder Hd, Tinte: „Acta / Was auf die beschehene Anzeige, wegen Verwahrung / der bey der RaasenMühle ohnweit Jena nahe an der / Saale vorbeygehenden Landstraße ergangen, / betrL: / Anno 1783. / 1784. / 1785. / 1788. / 1789. / 1790.“ E: WA IV 9 (1891), 39 f., Nr 2687 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Mit Johann Christoph Schmidt (1727–1807), einem der dienstältesten höheren Beamten der Weimarer Administration, kam Goethe 1784 durch dessen Berufung ins Geheime Consilium in engeren Kontakt (vgl. die einleitende Erläuterung zum Brief vom 13. August 1786 [GB 6 II, Nr 360]). Nach Goethes Weggang nach Italien wurde Schmidt im Herbst 1786 mit der Vertretung Goethes in der Führung der herzoglichen Kammer und der herzoglichen Kriegskommission betraut. Nach Goethes Verzicht im Frühjahr 1788 übernahm Schmidt diese Ämter vollständig. Obwohl sich Goethe und Schmidt von der gemeinsamen administrativen Arbeit her gut kannten, blieb ihre Beziehung in der Hauptsache auf die dienstlichen Belange beschränkt. Man achtete, schätzte und respektierte sich, ohne aber in persönlichen Dingen einander näher zu rücken. Die drei in den vorliegenden Band aufgenommenen Schreiben Goethes (A 2, A 4 und A 6) tragen so auch eindeutig amtlichen
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Charakter und sind an Schmidt als Präsidenten der Kammer gerichtet. Ihre Aufnahme geschieht, weil sie in der WA abgedruckt wurden. 341,13 Promemoria] Lat.: Zum Gedächtnis, zur Erinnerung (vgl. zu 341,1). 341,14–15 Durchstich bey Jena oberhalb der Rasenmühle] Projekt zur Flussbegradigung der Saale (Flussbogen) im Bereich des heutigen Volksparks Oberaue, umgangssprachlich ‚Paradies‘, südlich der Jenaer Innenstadt unterhalb des Dorfes Lichtenhain, das 1783 begonnen worden war und in erster Linie dem Hochwasserschutz diente (vgl. GB 6 II, zu 148,8). 341,16 durch die Gefahr der nahliegenden Straße] Oberhalb der Saaleaue auf dem linken (westlichen) Flussufer verlief die Straße von Jena nach Süden in Richtung Kahla und Rudolstadt (Nürnberger Straße). Die Strömung der Saale drohte nach der Flussbegradigung von 1783 (dem so genannten castropischen Durchstich) allerdings nun die direkt am Ufer entlangführende Straße zu unterspülen (vgl. Karte von Franz Ludwig Güssefeldt; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 150). 341,17 mehrere Jahre Arbeit] Das Projekt der Flussbegradigung der Saale oberhalb der Rasenmühle südlich von Jena hatte Goethe in seiner Eigenschaft als Direktor der Wegebaukommission, welcher auch der Wasserbau an der Saale zugeordnet war, schon in zwei Denkschriften vom 5. April 1783 und vom 25. Oktober 1784 (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 6–7 und 54–55) angeregt, nachdem ein verheerendes Hochwasser im Januar 1783 das Ufer auf breiter Distanz weggerissen hatte und die Straße von Jena nach Kahla gefährdet war. Ein erster, von Goethes Mitarbeiter in der Wegebaudirektion, Jean Antoine Joseph de Castrop, 1783 angelegter und 1785 erweiterter Durchstich hatte sich jedoch trotz hoher Bauund Wartungskosten als unzureichend erwiesen, war es doch immer wieder zu Problemen durch starke Ablagerungen oder Uferabbrüche gekommen, so dass häufig Bauund Sicherungsmaßnahmen am Durchstichsgelände erforderlich waren. 341,17 mancherley Kosten] Die Kosten für den Saale-Durchstich und seine Sicherung beliefen sich bisher auf „893 rthlr. 11gL. 10 dL.“ (Bericht der Kammer zu Weimar, 18. Oktober 1788; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 87). 341,19–20 das Wasser eine Anlage unterhalb des Trütschlerischen Gartens gemacht] Eine wachsende Kies- und Lehmablagerung im Uferbereich, die durch die verlangsamte Strömung des Altflussarmes infolge der Begradigung entstanden war. Die Gartenanlage des herzoglichen Leutnants in Jena Georg Christian Ernst von Trützschler, der ehemalige Bentheimische Garten, befand sich ganz in der Nähe des großen Westbogens der Saale im Süden der Stadt, unmittelbar zwischen Nürnberger Straße und Flusslauf. 341,21–22 mit wenigem das Unternehmen endigen] Vgl. zu 341,17. In der Folgezeit sollte die weitere Entwicklung der Strömungsverhältnisse des Flusses genau beobachtet und ein Bericht über die gegenwärtige Gefahrensituation erstellt
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werden, um gegebenenfalls weitere Baumaßnahmen einleiten zu können. Die schließlich als notwendig angesehenen Veränderungen waren weitreichender als angenommen und konnten nur verzögert in Angriff genommen werden (vgl. zu 342,8–9). 341,22–23 das Material so nah] Für die Wasser- und Uferbauarbeiten wurde der Flusskies aus der Saale verwendet. 341,23 Kies Inseln] Anschwemmungen von Flusskies in der Saale sowie Kiesbänke, die sich zwischen den Altarmen des Flusses bildeten, die infolge der Begradigung von der Hauptströmung abgeschnitten waren. 342,1 meinen Rath bey dieser Sache anbieten] Goethes Promemoria wurde noch am selben Tag im Weimarer Kammerkollegium vorgetragen, und der Oberforstmeister Otto Joachim Moritz von Wedel erhielt den Auftrag, die betreffende Stelle in Augenschein zu nehmen (vgl. Protokoll der Kammer zu Weimar, 8. Oktober 1788; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 85). 342,5 Membro] Dativ Singular von lat. membrum: Glied, Mitglied. 342,6 Güßfelden] Franz Ludwig Güssefeldt, Vermessungsingenieur und Kartograph, Forstsekretär bei der herzoglichen Kammer in Weimar (vgl. zu 18,23). Zwei von ihm gefertigte Karten des betreffenden Saaleabschnittes mit dem neuen Durchstich von 1785 und 1789 sind in den Akten überliefert (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 99 und 150). 342,6 an den Ort begeben] Die Besichtigung nahmen Goethe, von Wedel und Güssefeldt gemäß dem Kammerbeschluss vom 8. Oktober am 14. Oktober 1788 vor (vgl. Protokoll Güssefeldts, 14. Oktober 1788; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 95–98, hier Bl 95). 342,8–9 gegenwärtige Lage und was allenfalls zu thun 〈…〉 bestimmt vorlegen] In seinem Protokollbericht vom 14. Oktober 1788 schlug Güssefeldt als Sofortmaßnahme die vollständige Abdämmung des Altarms der Saale bei gleichzeitigem Ausbau des neuen Flussverlaufs im Durchstich vor. Im Einzelnen wurde sowohl die Beräumung und weitere Vertiefung des Durchstichgrabens als auch eine Verbreiterung und Befestigung der Uferbereiche als unumgänglich angesehen (vgl. ebd., Bl. 97). In seinem Abschlussbericht vom 6. November 1788 bestätigte auch von Wedel diesen Befund und mahnte „noch in diesem Herbste und vor Eintritt der strengen Witterung die Zudämmung 〈…〉 besorgen zu laßen“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 93). Die Arbeiten konnten offensichtlich aber erst um die Mitte des folgenden Jahres begonnen werden (vgl. zu 344,8–9).
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A 3. An das Herzogliche Geheime Consilium Weimar, 9. Dezember 1788 → 〈Weimar〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: UB Leipzig, Slg Hirzel, Sign.: B 195. – Doppelblatt 19 × 23,6 cm, 3 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 oben rechts Empfangsvermerk von fremder Hd (Christian Friedrich Schnauß?), Tinte: „Ps: dL 9ten Dec. 1788.“; am Mittelfalz auf Trägerblatt (Pappe) aufgeklebt, in den Falzen leicht brüchig; Bl. 2 vor allem in der Mitte braune Flecken. – Faksimiles: Schiller. Dem deutschen Volke dargestellt von J〈akob〉 Wychgram. Bielefeld Leipzig 1895, zwischen S. 256 und 257. – Volker Wahl: Schillers Erbe in Jena. Eine Dokumentation zur Wirkungsgeschichte Schillers in der Universitätsstadt Jena. Veröffentlichung aus dem Universitätsarchiv zum 225. Geburtstag Friedrich Schillers am 10. November 1984. Jena 1984, S. 24–26. E: AfL 1 (1870), 117–118 (Salomon Hirzel). WA IV 9 (1891), 64–66, Nr 2709. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Das Geheime Consilium (Conseil) war die oberste zentralisierte Verwaltungsbehörde im Staatsapparat des Herzogtums Sachsen-Weimar und Eisenach. 1756 in der Nachfolge einer bisher obervormundschaftlichen Landesregierung unter Herzog Ernst August Constantin gegründet, fungierte sie als unmittelbares Beratungsgremium des regierenden Herzogs und diente der Vorbereitung der administrativen und politischen Entscheidungen des Landesherrn. Goethe wurde bereits am 25. Juni 1776, gut ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in Weimar, vom jungen Herzog Carl August zum Teil gegen heftigen Widerstand aus der Institution selbst in das Gremium berufen. Das Consilium bestand zu diesem Zeitpunkt aus drei Mitgliedern, den Geheimen Räten Jacob Friedrich Freiherrn von Fritsch als dessen Vorsitzendem, Christian Friedrich Schnauß und Achatius Ludwig Carl Schmid. Letzterer wurde kurz vor der Berufung Goethes als Kanzler in die weimarische Landesregierung versetzt, da eine durchaus präferierte Aufstockung des Consiliums Carl August vorerst nur schwer durchsetzbar erschien, galt es doch zunächst die bestehenden Vorbehalte gegenüber dem noch jungen und in administrativen Abläufen unerfahrenen Goethe zu überwinden. Später, 1784, kam als ein viertes Mitglied der Geheime Assistenzrat Johann Christoph Schmidt hinzu. Goethe war mit dem Titel Geheimer Legationsrat kooptiert worden und vermochte sich rasch in die oft aufwändigen und diffizilen Arbeitsabläufe mit ihrem ausufernden Aktenstudium und den ein bis zwei Mal wöchentlich stattfindenden Sitzungen einzufinden. Das Aufgabenfeld im Consilium war dabei im verwaltungstechnischen Sinne nahezu unbegrenzt und umfasste alle Bereiche der Landesadministration, von den landständischen Vertretungen
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über sämtliche Verwaltungsbehörden mit Regierung, Kammer und Steuerwesen, den zahlreichen Ressortkommissionen, dem kirchlichen und akademischen Bereich, dem Militär oder den höfischen Einrichtungen. Durch Goethes engagierte und akribische Arbeitsweise war seine Stellung im Consilium bald anerkannt und seine Expertisen wurden hoch geschätzt. Ab Februar 1785 konnte sich Goethe für seine Mitarbeit so auch eine gewisse Ausnahmestellung erwirken und brauchte an den Sitzungen des Consiliums nicht mehr persönlich teilzunehmen. Nach der Rückkehr von Italien gehörte Goethe zwar weiter nominell dem Consilium bis zu dessen Auflösung im Jahr 1815 an, seine Mitarbeit beschränkte sich aber auf eine gezielte Beratung bei speziellen Problemen, z.B. in Fragen der Führung der Landesuniversität in Jena. Ende 1791 wurde mit der Kooptierung von Christian Gottlob Voigt in das Gremium dieser Situation Rechnung getragen. 342,12 Promemoria] Lat.: zum Gedächtnis, zur Erinnerung (vgl. zu 341,1). 342,13 Serenissimus] Lat.: Durchlauchtigster (vgl. zu 94,27); Herzog Carl August. 342,13–14 Titel als Rath ertheilt] Herzog Carl August hatte Friedrich Schiller nach einer Lesung aus dessen Drama „Dom Karlos“ am zweiten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1784 am Darmstädter Hof am Folgetag eine Privataudienz gewährt und ihm auf seinen Wunsch hin noch an diesem 27. Dezember den Titel eines sachsen-weimarischen Rats verliehen (vgl. Carl August an Schiller, 27. Dezember 1784; NA 41 IIA, 256). Damit verband sich zwar kein Gehalt und keine Verpflichtung, wohl aber die Perspektive, bei Bedarf und Eignung bevorzugt für den Dienst des Herzogs in Betracht zu kommen. Das offizielle Ernennungsdekret wurde am 14. Januar 1785 ausgefertigt (K: LATh – HStA Weimar, Dienersachen B 24738, Bl. 48; vgl. auch NA 41 IIA, 258 f.). 342,14–15 seit einiger Zeit theils hier theils in der Nachbarschaft aufgehalten] Nach seinem fast zweijährigen Aufenthalt am kurpfälzischen Hof in Mannheim bis zum Frühjahr 1785 und den Zwischenstationen Dresden und Leipzig war Schiller im Juli 1787 nach Weimar übergesiedelt und wohnte in der Frauentorstraße neben dem Gasthof „Zum Weißen Schwan“. Von hier aus suchte er unter anderem auch die Universitätsstädte Jena und Erfurt auf. Ab Mitte Mai bis Anfang Oktober 1788 hatte ihm seine spätere Ehefrau Charlotte von Lengefeld ein Sommerdomizil in Volkstedt südwestlich von Rudolstadt besorgt. Anschließend verbrachte Schiller noch einen guten Monat in der Nähe Charlottes in Rudolstadt, ehe er Mitte November nach Weimar zurückkehrte. Er lebte von seinen Einkünften als Schriftsteller. 342,15 seine Schriften] Schiller hatte sich bereits vor allem als Dramatiker mit seinen frühen Stücken („Die Räuber“ [1781], „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ [1783], „Kabale und Liebe“ [1784] und „Dom Karlos“ [1787]) einen Namen gemacht. Daneben war er auch in Zeitschriften und Anthologien als Lyriker sowie mit einigen Prosaerzählungen hervorgetreten und arbeitete als Kritiker und
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Rezensent, seit 1787 z.B. auch für die Jenaer „Allgemeine Literatur-Zeitung“. In Wielands „Teutschem Merkur“ war im Juli 1788 sein Gedicht „Die Götter Griechenlandes“ veröffentlicht worden, und eine weitreichende Mitarbeit an der Zeitschrift war geplant. 342,16–17 Geschichte des Abfalls der Niederlande von der Spanischen Regierung] Schillers großangelegte „Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung. Erster Band“ war zur Michaelismesse im Oktober 1788 im Verlag von Siegfried Lebrecht Crusius in Leipzig erschienen. Die „Einleitung“ dazu war schon im Januar-Heft des „Teutschen Merkur“ von 1788 vorveröffentlicht worden (S. 3–35). Mit der Abhandlung gelang es Schiller, in Weimar und darüber hinaus größere Aufmerksamkeit zu wecken (vgl. Schiller an Körner, 11. und 12. Dezember 1788; NA 25, 159). Die Abhandlung stand am Beginn einer Phase intensiver Beschäftigung Schillers mit historischen Stoffen. 342,19–20 in Jena fixiren] Schiller selbst hegte spätestens seit Anfang 1788 einige Hoffnung, möglicherweise einen Ruf an die Jenaer Universität zu erhalten (vgl. Schiller an Körner, 7. Januar 1788; NA 25, 3), hatte er doch bereits im August 1788 nicht zuletzt vom Jenaer Philosophieprofessor Carl Leonhard Reinhold eine entsprechende Ermutigung erfahren (vgl. Schiller an Körner, 29. August 1787; NA 24, 148). Mit dem Abgang des Orientalisten Johann Gottfried Eichhorn von Jena nach Göttingen im Oktober 1788 ergab sich die Möglichkeit, solchen Plänen Raum zu verschaffen. 342,20–21 durch ihn der Akademie neue Vorteile zu verschaffen] Durch die Berufung junger, vielversprechender und kritisch-aufklärerischer Köpfe versuchte man vor allem von Weimar aus der Jenaer Universität größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit und Ansehen als ein bedeutendes Kommunikationszentrum und Impulssetzer der Aufklärungsbewegung zu verschaffen, um die Rolle des Herzogtums im modernen gesellschaftlichen Entwicklungsprozess insgesamt zu stärken und die Jenaer Universität weithin anziehend zu machen. Im Kanzleischreiben Carl Augusts an die Herzöge der drei Miterhalterstaaten der Universität, Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg und Saalfeld sowie Georg I. von Sachsen-Meiningen, vom 11. Dezember 1788 wurde der Vorschlag zu Schillers Berufung damit begründet, dass man sich von dem „bereits ziemlich bekannte〈n〉 Schrifftsteller, Friedrich Schiller“, der „durch seine wohl aufgenommene Schrifften, besonders durch die jezo herausgegebene Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande von der Spanischen Monarchie einen guten Ruf erlanget“, für die Einrichtung insgesamt „guten Nuzen 〈…〉 versprechen zu dürfen“ glaube. Man sei grundsätzlich „der Meynung, daß es 〈…〉 mehrberegter Academie, welche dermahlen wieder emporzusteigen anfängt, zuträglich seyn möchte, wenn die Zahl der Lehrer auf derselben durch einen Mann von diesem Ruf und Thätigkeit einen Zuwachß erhalten dürffte.“ (LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 262; vgl. auch NA 41 IIA, 264.)
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342,21 Personen die ihn kennen] Schiller hatte seit seiner Übersiedlung nach Weimar im Sommer 1787 bereits recht gute Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten Weimars und Jenas aufbauen können, wie z.B. zu Christoph Martin Wieland, Friedrich Justin Bertuch, Johann Gottfried Herder, Christian Gottlob Voigt, Johann Christoph Schmidt, Johann Joachim Christoph Bode, Carl Ludwig von Knebel, Friedrich Hildebrand von Einsiedel, Gottlieb Hufeland und Carl Leonhard Reinhold. Goethe selbst war am 7. September 1788 im Hause von Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz in Rudolstadt erstmals mit Schiller zu einem Gespräch zusammengetroffen (vgl. Schiller an Körner, 12. September 1788; NA 25, 106 f.). 342,25 hat man ihn sondirt] Gemeint ist die Übermittlung des Vorschlages zu einer Berufung an den Kandidaten und das Einholen seiner Meinung dazu. Dies erfolgte durch Christian Gottlob Voigt wahrscheinlich Ende November oder Anfang Dezember 1788 in Absprache mit Goethe und Herzog Carl August. Nach Schillers Zusage und dem positiven Bescheid durch das Geheime Consilium am 15. Dezember informierte Schiller den Freund Christian Gottfried Körner in Dresden umgehend: „Du wirst in zwey oder drey Monaten aller Wahrscheinlichkeit nach die Nachricht erhalten daß ich Profeßor der Geschichte in Jena worden bin. 〈…〉 Vor einer Stunde schickt mir Göthe das Rescript aus der Regierung, worinn mir vorläufige Weisung gegeben wird, mich darauf einzurichten. Man hat mich hier übertölpelt, Voigt vorzüglich, der es sehr warm beförderte. 〈…〉 Voigt sondirte mich, an demselben Abend gieng ein Brief an den Herzog von Weimar ab, der just in Gotha war mit Göthen; dort wurde es gleich von ihnen eingeleitet, und bei ihrer Zurückkunft kams als eine öffentliche Sache an die Regierung. Göthe beförderte es gleichfalls mit Lebhaftigkeit, und machte mir selbst Muth dazu.“ (NA 25, 162.) 342,25–27 Erklärung 〈…〉 Akademie anzunehmen sich wohl entschließen könne] Die Berufung auf außerordentliche Professuren war die einfachste Möglichkeit, geeignete Persönlichkeiten an die Universität zu binden, obwohl damit weder ein eigenes Lehrgebiet noch eine Mitgliedschaft in Fakultät oder Senat und ein Gehalt gewährt wurden. In Einzelfällen konnten diese Professuren mit einem Extragehalt einzelner Höfe verbunden sein, um deren Inhabern eine gesicherte Existenzgrundlage zu bieten (vgl. die folgende Erläuterung). Schiller hatte seine Zusage offensichtlich noch im Sondierungsgespräch mit Voigt gegeben, das wohl zwischen Ende November und Anfang Dezember 1788 stattfand, als Herzog Carl August und Goethe am Hof in Gotha weilten (vgl. die vorhergehende Erläuterung und zu 343,1). Im Brief an Körner vom 15. Dezember bekannte Schiller: „Meine Idee war es fast immer, aber ich wollte wenigstens ein oder einige Jahre zu meiner beßern Vorbereitung noch verstreichen laßen. E i c h h o r n s Abgang aber macht es gewißermaßen dringend, und auch für meinen Vortheil dringend.“ (NA 25, 162.) Mit seiner Antrittsvorlesung „Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte?“ am 26. Mai 1789 begann Schiller seine Lehrtätigkeit im Sommerse-
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BRIEF A 3
mester 1789 mit dem Kolleg „Einleitung in die allgemeine Geschichte“ (vgl. Vorlesungsankündigung vom 21. Mai 1793; NA 41 IIA, 307). 342,28 ohne Gehalt] Außerordentliche Professoren erhielten keine Besoldung aus dem akademischen Fiskus. Ihre einzige Einnahme bildeten die Kolleghonorare der Studierenden. Für Schiller wurde schließlich ab Januar 1790 ein Extragehalt des Weimarer Hofes in Höhe von 200 Talern jährlich gewährt (vgl. Kammeranweisung vom 13. Januar 1790; NA 41 IIA, 331). 342,28 konferirt] Konferieren: hier in der Bedeutung von jemandem etwas „amtlich übertragen, verleihen, zukommen lassen: ein Amt, eine Stelle“ (GWb 5, 561). 343,1 in Gotha Gelegenheit] Gemeinsam mit Herzog Carl August war Goethe am Morgen des 30. November 1788 zu einem Besuch des Hofes nach Gotha aufgebrochen: „DurchL: Herzog, reiseten Heute Morgen 9 Uhr in Begleitung des Herrn Geh: Raths v. Göthe, nach Gotha.“ (FB [30. November] 1788, S. 306.) Man blieb dort bis zum Vormittag des 4. Dezember: „Heute Nachmittags um 4 Uhr, kahmen DurchL: Herzog zurück!“ (FB [4. Dezember] 1788, S. 308.) Voigts Nachricht von Schillers Zusage, die außerordentliche Professur für Geschichte an der Universität Jena anzunehmen, erreichte sie noch in Gotha, so dass sie mit Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, einem der vier herzoglichen Erhalter der Universität, und dessen engem Vertrauten, dem Geheimen Rat Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, darüber sprechen konnten. 343,2 Serenissimo nostro et Gothano] Lat.: Unserem und dem Gothaer Durchlauchtigsten (Herzog); Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach sowie Herzog Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg. 343,3 Geh. R. v Franckenberg] Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, seit 1765 mit dem Titel eines Geheimen Rates Mitglied im Geheimen Ratskollegium, dem wichtigsten administrativen Beratungs- und Entscheidungsgremium des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg, und enger Vertrauter von Herzog Ernst II. Ludwig. Ihm waren insbesondere die Universitätsangelegenheiten von administrativer Seite her anvertraut. 343,3–4 der Gedancke ist durchgängig gebilligt worden] Näheres ist dazu nicht bekannt. Das einschlägige Kanzleischreiben Herzog Ernst II. Ludwigs an die Miterhalterhöfe in Meiningen und Coburg vom 15. Dezember 1788 folgte jedenfalls weitgehend Goethes Argumenten (vgl. auch zu 342,20–21). Es heißt darin, dass Schiller die „Lehrstelle ohne alle Besoldung und E m o l u m e n t e anzunehmen bereit sey, und sich vorzüglich auf die Geschichtskunde zulegen denke, von deßen Bemühungen in diesem Fache aber sich um so mehr etwas ersprießliches erwarten laße, da er, auser dem bereits durch verschiedene l i t t e r a r i s c h e Arbeiten erworbenen Rufe eines Mannes von Talenten, sich durch die neuerlich herausgegebene Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Monar-
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chie, als einen Schriftsteller von guten historischen Kenntnißen und nicht gemeinen philosophischen Scharfsinn angekündigt habe.“ (LATh – StA Gotha GA M [9]. 149, Bl. 2; zitiert nach: NA 41 IIA, 265.) 343,4 Acquisition] Erwerbung, Anschaffung (von lat.: acquirere: erwerben); hier: ‚Anstellung, Gewinnung einer Person für eine Tätigkeit, ein Amt‘ (vgl. GWb 1, 322). 343,5 Serenissimus noster] Lat.: Unser Durchlauchtigster (Herzog). 343,7–8 gefälliger Beurtheilung und Beschleunigung] Über das vorliegende Promemoria wurde im Geheimen Consilium umgehend beraten (Sitzung am 11. Dezember 1788) und mit dem Kanzleischreiben Herzog Carl Augusts an die drei weiteren Miterhalter der Jenaer Universität vom 11. Dezember 1788 das notwendige Prozedere der Berufung eingeleitet (vgl. Carl August an Ernst II. Ludwig von Sachsen-Gotha und Altenburg, Ernst Friedrich von Sachsen-Coburg und Saalfeld sowie Georg I. von Sachsen-Meiningen; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 262; vgl. auch NA 41 IIA, 264). Bereits am 23. Dezember 1788 stimmte die herzogliche Administration in Coburg offiziell zu. Am 12. Januar 1789 folgte der entsprechende Erlass aus Gotha. Am 21. Januar wurde das Berufungsreskript in Weimar ausgefertigt, und am 13. Februar 1789 schloss sich auch der Meininger Herzog dem Verfahren an (vgl. StA Coburg LA E 2373, Bl. 43; LATh – StA Gotha GA M [9]. 149, Bl. 4; LATh – HStA Weimar, Kunst, Wissenschaft und Hofwesen A 6436, Bl. 285; LATh – StA Meiningen, Staatsmin. IV 11915, Bl. 5; vgl. auch NA 41 IIA, 268–270). 343,8 mehrgedachter] Häufiger genannte, öfter erwogene, in Betracht gezogene Person (vgl. Grimm 6, 1881; vgl. auch GWb 6, 22). 343,9–10 vor Ostern seine Anstalten 〈…〉 sich als Magister qualificiren könne] Das notwendige Promotionsverfahren – Schiller besaß noch keinerlei akademischen Grad – mit dem entsprechenden Magisterabschluss in der Philosophischen Fakultät fand im April 1789 statt. Es konnte rasch und erfolgreich abgeschlossen werden. Bereits am 28. April, zwei Wochen nach Ostern, erhielt Schiller das Magisterdiplom der Universität Jena mit der Ernennung zum Doktor ehrenhalber: „FRIDERICO SCHILLER 〈…〉 MAGISTRI ARTIUM ET DOCTORIS PHILOSOPHIAE HONOREM GRADUM“ (GSA 83/594; vgl. auch NA 41 IIA, 291 f.). Am 6. Juni 1789 erfolgte schließlich offiziell die so genannte Installation als Professor an der Universität durch den Eintrag im Protokoll des Universitätssenats (Universitäts-Archiv Jena, Sign: A 340, Bl. 72; vgl. NA 41 IIA, 294).
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BRIEFE BRIEF AA4/A 4/A55
A 4. An Johann Christoph Schmidt
Jena, 12. Juli 1789 → 〈Weimar〉
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H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 128. – 1 Bl. 18,8 × 23 cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben von fremder Hd Empfangsvermerk, Tinte: „ps den 13den Julius 1789.“; dazu ein blaues Kuvert (ebd., Bl. 127) 12 × 9,7 cm, Vs. Adresse: Des Herrn / Geheimderath / und Cammer Präsidenten Schmidt / Hochwohlgebl / nach / Weimar; Rs. Mitte rotes Siegel: Satyr, auf einem Weinschlauch sitzend, mit zwei Flöten (vgl. Femmel/Heres, 84, Nr 41 und Abb. 25). – In einem gehefteten Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu A 2). E: WA IV 9 (1891), 140, Nr 2767 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 343,15–16 ein Stück Alluvion 〈…〉 Trütschlerischen Garten] Angeschwemmter Uferbereich an der Saale bei Jena in Höhe der Rasenmühle (vgl. zu 341,14–15; zu 341,19–20). 343,17 in Besitz genommen] Die Inbesitznahme des Uferstreifens war bei der Inspektion im Herbst 1788 angeregt (vgl. zu 342,6) und danach durch das Jenaer Justiz- und Rentamt durchgeführt worden (vgl. zu 343,19–24; zu 343,26–27). 343,19 Hochwohlgebl] Abgekürzt für Hochwohlgeboren (vgl. zu 94,21). Schmidt war seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums und seit 1788 mit dem Titel Geheimer Rat auch Kammerpräsident. 343,19–24 Befehl 〈…〉 Castropischen Durchstichs gleichfalls in Besitz nehmen solle] Bei dem Saalehochwasser 1783 waren Teile der Straße von Jena nach Kahla in Höhe der Rasenmühle südlich von Jena weggespült worden. Zur Sicherung der Straße hatte Goethe damals einen Durchstich der Saale oberhalb der Rasenmühle angeregt (vgl. Promemoria Goethes, 5. April 1783 und 25. Oktober 1784; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 6–7 und 54–55), der unter der Leitung von Goethes Mitarbeiter in der Wegebaudirektion, Jean Antoine Joseph de Castrop, ausgeführt wurde (vgl. GB 6 II, zu 43,7 und zu 148,8). Aufgrund dieser Maßnahme war es in den folgenden Jahren am Flussufer immer wieder zu Erdanspülungen gekommen, so auch in jüngster Zeit. Goethe schlug auch dafür eine rechtssichere Inbesitznahme durch die herzogliche Kammer vor (vgl. die folgende Erläuterung). 343,25 Befehl noch vor Mittwoch hier eintreffen] Die Kammer zu Weimar reskribierte schon am Folgetag, dem 13. Juli 1789, gemäß Goethes Antrag an das Justiz- und Rentamt zu Jena die Durchführung der erforderlichen Maßnahmen: „Es wird Euch noch erinnerL. seyn, was von Unserer Cammer, alhier, wegen Besitzergreifung der Alluvion am Saalstrohm, unter dem ehemaligen von Bentheimi-
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schen nunmehr von Trütschlerischen Garten, ohnweit Eures Orts, an Euch rescribiret worden. Nachdem nun nöthig ist, daß eine andere dergleichen Alluvion an dem linken Saal Ufer oberhalb des castropischen Durchstichs, gleichfalls für die Landesherrschaft in Besiz genommen werde; Als begehren Wir hiermit gnädigst, Ihr wollet die Besizergreifung quaest.n Fleks, mit Zuziehung Unsers Secretarii, Güssefeld, welcher sich so eben in Jena befindet, des fördersamsten, legali modo, bewürken, und, wie solches geschehen, anher berichtL. anzeigen.“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 129.) 343,26–27 Güßfeld 〈…〉 in loco seyn und dieser Bessitz Ergreifung beywohnen] Zu Franz Ludwig Güssefeldt vgl. zu 342,6 und GB 6 II, zu 132,18. – in loco: Lat.: am Ort. – Die ordentliche Besitzergreifung mit entsprechender Besichtigung des betreffenden Uferstreifens fand am 15. Juli 1789 im Beisein von Kammersekretär Güssefeldt, Amtsregistrator Johann August Rudolph Bielcke und dem Jenaer Amtmann Gottlob Theodor Weber statt. Am Folgetag wurde durch Bielcke allein noch eine weitere Begehung zur exakten Abgrenzung des neuen Uferstreifens von den umliegenden Grundstücken durchgeführt. Goethe war bei beiden Maßnahmen nicht anwesend (vgl. Protokolle vom 15. und 16. Juli 1789; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 136–138 sowie den Bericht Güssefeldts vom 28. Juli 1789; ebd., Bl. 144). – Bessitz: Schreibversehen. 344,1–2 den Durchstich gefunden 〈…〉 zu referiren die Ehre haben] Da Goethe an den Lokal-Terminen nicht teilnahm, musste er seine Kenntnis der Situation im Wesentlichen aus den Berichten und Kartenrissen Güssefeldts beziehen (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 99, 117–120 und 150).
A 5. An Carl August Herzog von Sachsen-Weimar und Eisenach Weimar, 21. November 1789 → 〈Aschersleben〉 ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 182–183. – Doppelblatt 19,5 × 26,9(–27,2) cm, 1 S. (S. 3) beschr., egh., Tinte; S. 1 (¼ S. beschr., fremde Hd., Tinte): „Resolutio Camerae“ (vgl. zu 344,15–16). – In einem gehefteten Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu A 2). E: WA IV 9 (1891), 164, Nr 2789 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 344,6–7 Gesuche dieses Mannes] Der Inhaber der Rasenmühle bei Jena, Johann August Weidner, hatte in der Befürchtung, der geplante Durchstich zur Be-
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gradigung der Saale oberhalb des Mühlwehrs könne das zur Betreibung seiner Mühle abgezweigte Mühlwasser verschütten und dadurch seine Existenzgrundlage zerstören, am 9. November 1789 eine Eingabe an den Herzog gerichtet (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 178–181). Wie aus einer auf Weidners Schreiben vermerkten Protokollnotiz hervorgeht, wurde dieses vor der Eintragung in die Kammerregistrande „Ihro des Herrn Geheimen Raths von Goethe HochwohlgebohrLn zur Eröfnung Ihres Sentiments über diese Angelegenheit zugestellt 〈…〉.“ (Ebd., Bl. 178.) Vgl. zur Angelegenheit auch des Herzogs Reskript vom 24. Oktober 1789 (Bradish, Beamtenlaufbahn, 244). Am Mittwoch, dem 25. November 1789, fand das im vorliegenden Brief angeregte Gespräch mit Weidner im Zusammenhang mit einer Besichtigung der Baustelle in Jena statt. Das von Franz Ludwig Güssefeldt angefertigte Protokoll lautet: Actum Jena den 25ten N o v e m b r. 1789. Nachdem heutiges Tages des Herrn Geheimen Raths FrhL. v o n G ö t h e HochwohlgebL. GdL. wegen einer, bey HochfürstL. Cammer zu Weimar, von dem Rasenmüller Joh. August Weidner, alhier, eingereichten Vorstellung, darin er den für seine Mühle, durch die Anlage des neuen Durchstichs oberhalb des Mühlwehrs befürchteten Schaden zu erkennen gegeben und um Zuvorkommung deßelben gebeten, gedachten Rasenmüller auf das in Frage seyende Fleck bestellen laßen, und gleich darauf ebenfalls daselbst eintrafen, so wurde von Hochdenenselben der Rasenmüller befraget, welchen Nachtheil er für seine Mühle von dem neuen Durchstich befürchte, man hoffe auch / ihn hier i n l o c o desto leichter zu überzeugen, daß seine Besorgniße sich leicht würden heben laßen. Er, erklärte darauf, daß er a) die Abweichung des Strohms von der Mühle und die Verschlammung der Mühllache, dann b.) daß der Strohm hinter dem Wehre weg seinen Lauf nehmen dürfte, falls daselbst nicht hinlänglich vorgebauet würde, befahre; Worauf I h r o des Herrn Geheimden Raths HochwohlgebL. GdL. geruheten demselben deutlichst begreiflich zu machen, daß a d a) die Richtung des Durchstichs so genommen sey, daß die Abweichung des Waßers von der Mühle am wenigsten zu besorgen stehe, auch das durch sothanen Durchstich isolirte Stücke Wiese, nicht als solche sein Wesen behalten sollte, vielmehr man von Zeit zu Zeit daran arbeiten und der Natur zu Hülfe kommen werde, damit dieses Stück abgeschnittene Wiese gänzL weggerißen und derselbe dadurch den geraden Zug auf das Wehr und den Mühlgraben erhalten werde, a d b) aber seye vor der Hand um so weniger Gefahr, weil wie der Augenschein gäbe, das rechte Ufer des Durchstichs annoch 4 Ruthen
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von dem Ende des Wehrs abstehe, auch FürstlL. Herrschaft das Ufer längst dem Durchstich in einer Breite von 2 Ruthen besize, welches man zu erhalten in Zukunft durch Abböschung und Weidenpflanzungen zu schüzen, allen Fleiß anwenden wolle. (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 185–186.) 344,8 gegenwärtigem Regenwetter] Knebel trug unter dem 20. November 1789 in sein Tagebuch ein: „Trüb und regnerisch.“ (Knebel, Tgb. 1789, Bl. 48.) Am 22. November: „Trüber Tag.“ (Ebd.) 344,8–9 Durchstich Arbeit nicht fortgesetzt] Nach einer von Goethe angeregten Inspektion des Flussdurchstichs am Saalebogen oberhalb der Rasenmühle südlich von Jena am 14. Oktober 1788 (vgl. zu 342,6) waren weitere Arbeiten vor allem zur Vertiefung und Befestigung des Durchstichs sowie zur Abdämmung der durch die Begradigung abgeschnittenen Altarme der Saale vorgeschlagen worden (vgl. zu 342,8–9). Die Kammer zu Weimar erhielt am 5. Dezember 1788 Anweisung, diese Bauten alsbald zu beginnen (vgl. LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 109–110). Die Arbeiten liefen aber erst im späten Frühjahr oder Sommer 1789 an und mussten nun wetterbedingt vorübergehend wieder eingestellt werden. Genaue Angaben darüber, wie lange die Arbeiten und die erwähnte Unterbrechung dauerten, liegen nicht vor. Franz Ludwig Güssefeldt berichtete allerdings am 21. Dezember 1789 an die Kammer, dass die Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt vorläufig abgeschlossen worden waren: „Da nun dieser Durchstich nunmehro zwar eröfnet, jedoch nicht ganz nach meinem unterthL. Vorschlage vom 16. May a. c. ausgeführet werden dürfen, so ist nun einzig und allein von einer glücklichen Naturbegebenheit der zu hoffende Zweck zu erwarten. Überdies aber dürfte dieser Durchstich ins künftige noch einiger Pflege und Nachhülfe bedürfen 〈…〉.“ (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 188.) 344,9 worüber der Sekr. Güßfeld zu befragen] Der Ingenieur und Kammersekretär Franz Ludwig Güssefeldt (vgl. zu 18,23) leitete die laufenden Bauarbeiten am Saaledurchstich. 344,12–14 Anfangs nächster Woche 〈…〉 nach Jena zu fahren] Goethe reiste am Mittwoch, dem 25. November 1789, mit Kammerrat Joseph Johann Jacob Freiherr von Lincker und Lützenwick nach Jena (vgl. Färber-Calender 1789, Bl. 24) und verhandelte über das Gesuch Johann August Weidners (in dessen Beisein) mit Franz Ludwig Güssefeldt (vgl. zu 344,6–7). Veranlasst war der Aufenthalt durch die geplante Besichtigung des für die Einrichtung eines botanischen Gartens vorgesehenen Teils des Jenaer Fürstengartens (vgl. zu 38,5–7). Herzog Carl August hatte am 24. Oktober 1789 in einem Reskript bestimmt, dass Bereiche des Fürstengartens „zu einer Botanischen Anstalt gewidmet“ werden sollten, und gleichzeitig Goethe beauftragt, die erforderlichen Maßnahmen unter Hinzuziehung eines unterstützenden Kommissars zu ergreifen, „damit ein schicklicher
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Platz in gedachtem Garten zu diesem Entzweck ausgesucht und angewiesen werde“ (Bradish, Beamtenlaufbahn, 244). 344,15–16 Sek. Güßfeld könnte beordert 〈…〉 gleichen Tage dort einzufinden] Dies geschah durch einen offiziellen Beschluss der herzoglichen Kammer: Resolutio Camerae d. d. 18n N o v. 1 7 8 9 . D i c a t u r dem S e c r e t a r i o Güssefeld, zu der von dem Herrn Cammer Rath Freyhl v o n L y n c k e r ihm bekannt gemacht werdenden Zeit, sich in Jena einzufinden, und alsdann der ihm hierunter ertheilt werdenden Aufträge zu gewärtigen. (H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 182.) Sekretär Güssefeldt war weisungsgemäß zum Lokaltermin an der Rasenmühle am 25. November 1789 anwesend und verfasste das Protokoll (vgl. zu 344,6–7). 344,16–17 den Mühlenbesitzer an Ort und Stelle beruhigen] Vgl. ebd. 344,19 s. m.] Lat. salvo meliore: des Besseren unbeschadet. In der Kanzleisprache soviel wie ‚ein Votum auf Vorbehalt‘.
A 6. An Johann Christoph Schmidt
Weimar, 14. Oktober 1790 → 〈Weimar〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 196–197. – Doppelblatt 18,5(–18,9) × 22,9(–23,3) cm, 2 S. beschr., egh., Tinte; S. 1 am oberen Rand rechts Präsentationsvermerk von fremder Hd (Schmidt?), Tinte: „ps den 16den Oct. / 1790“; S. 2 Devotionslinie von 345,10 Ew. HochwohlgebL nach 345,12 gehorsamsten Diener; S. 4 untere Blatthälfte links Adresse: Des Herrn / Geh. Rath Schmidt / HochwohlgebL; obere Blatthälfte links übergeklebtes Siegel; Bl. 2 an unterer äußerer Ecke Papierausriss. – In einem gehefteten Konvolut (weiter vgl. Überlieferung zu A 2). E: WA IV 9 (1891), 228, Nr 2838 (Eduard von der Hellen). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt.
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344,21 bey Untersuchung der Saal Ufer] Goethe hatte sich vom 10. bis 12. Oktober 1790 in Jena aufgehalten (vgl. Färber-Calender 1790, Bl. 21) und die Zeit auch zur Inspektion des Durchstichprojekts der Saale bei der Jenaer Rasenmühle genutzt. Die Arbeiten dauerten schon einige Jahre an und standen unter der Aufsicht Goethes, der als Vorsitzender der herzoglichen Wegebaukommission, die bisher für die Wasserläufe zuständig war, Verantwortung trug (vgl. zu 341,17; GB 6 II, zu 148,8). Im Laufe des Jahres 1789 waren zuletzt umfangreiche Nachbesserungen vorgenommen worden (vgl. zu 344,8–9). Am 21. Oktober 1790 wurde schließlich eine eigens zuständige Wasserbaukommission gegründet, der neben Goethe auch Schmidt sowie Christian Gottlob Voigt und Moritz von Wedel angehörten (vgl. FA/Goethe I 27, 1033). 344,22–23 neuen Durchstich über der Rasenmühle 〈…〉 einige Stiche auszuheben] Wegen der Erweiterungs- und Nachbesserungsarbeiten von 1789 am Flussdurchstich des Jenaer Saalebogens waren die Vorschläge der eingesetzten Fachleute noch nicht vollständig umgesetzt worden (vgl. zu 344,8–9), so dass Goethe als Mitinitiator des Projekts unter den Gegebenheiten des Niedrigwassers vorschlug, den Ausbau weiter fortzusetzen (zu den Neuerungen vgl. auch die Karte Franz Ludwig Güssefeldts vom Mai 1789; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 150). Es ging um ein weithin begradigtes und gesichertes Flussbett, durch das sowohl die häufigen Uferabbrüche und Unterspülungen als auch die schnell wachsenden Sedimentablagerungen weitgehend vermieden werden sollten. 344,23–345,1 dem Conduckteur Vent 〈…〉 bewerckstelligen zu laßen] Dem Ingenieur-Offizier Johann Christoph Gottlob Vent war die Aufsicht über die Wasserläufe in Jena und die dazugehörigen Regulierungsbauten anvertraut worden (vgl. zu 155,5; zu 155,5–6). Unter seiner Leitung sollten auch die Vertiefungsarbeiten am neuen Saaledurchstich an der Rasenmühle durchgeführt werden. Was davon in der nächsten Zeit noch realisiert werden konnte, ist nicht bekannt. Arbeiten am Durchstich wurden schließlich im April 1795 erneut in Angriff genommen (vgl. dazu FA/Goethe I 27, 119–123). 345,3 Hochwohlgebl] Vgl. zu 343,19. 345,3–5 Verordl an den Jenaischen Rentbeamten 〈…〉 Zettel bezahle] Die Reskriptanweisung zur Auszahlung des Arbeitslohnes für die weiteren Arbeiten am Saaledurchstich wurde am 16. Oktober 1790 erlassen: „Der neue SaalenDurchstich über der RasenMühle ohnweit Jena, soll noch um einige Stiche ausgehoben werden, und ist dem Conducteur Vent, hies. um solches bewerkstelligen zu lassen, Auftrag geschehen. Das RentAmt Jena wird daher befehliget das diesfalßige Arbeitslohn, gegen von besagtem Conductör attestirte Zettel zu bezahlen, und kraft dieses in Ausgabe zu verschreiben.“ (Reskript an das Rentamt zu Jena [Konzept]; LATh – HStA Weimar, Bausachen B 9206a, Bl. 198). 345,6–7 Hoffnung 〈…〉 Wasserbau Geschäfte endlich in den rechten Weg] Goethes Hoffnung bezog sich wohl auf die unmittelbar bevorstehende Grün-
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BRIEF A 7
dung einer eigens für den Wasserbau vor allem an der Saale zuständigen Kommission in der Administration der Herzogtums (vgl. zu 344,21; zu 344,22–23).
A 7. An das Bergbauamt zu Ilmenau
Weimar, 15. Oktober 1790 → 〈Ilmenau〉
ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. – Beilage zu Nr 222. E: Biedermann, Goethe und Erzgebürge (1877), 120 f. WA IV 9 (1891), 230 f., Nr 2841 (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. Mit der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Ilmenauer Bergwerks am 24. Februar 1784 wurde zur Aufsicht und Führung des Unternehmens eigens auch ein Bergbauamt in Ilmenau eingerichtet, das seinen Sitz im örtlichen Rathaus hatte und strukturell die technischen, organisatorischen und finanziellen Erfordernisse des Unternehmens abdecken sollte. Das Bergbauamt unterstand direkt der Weimarer Bergwerkskommission, die von Goethe geleitet wurde. Ihm gehörten der Berggeschworene Johann Gottfried Schreiber, der Advokat Johann Ludwig Hager, der Werkmeister Johann Gottfried Otto, der Knappschaftsälteste Johann Georg Paul und der Rentkommissar Johann Adolph Herzog an. 345,14 abschriftlichen Anlage] Vgl. die Beilage (346,1–13). 345,14 Bergbauamt zu Ilmenau] Vgl. die einleitende Erläuterung. 345,15–16 Bearbeitung 〈…〉 Schiefers durch Pochen und Schlemmen] Aufbereitungvorgang, bei dem die im Kupferschiefererz enthaltenen Metallpartikel durch Zerkleinern in einem Pochwerk (mechanisch betriebene Stempel) und anschließendes Ausschwemmen des tauben Gesteins in einer Erzwaschanlage gewonnen werden können. Dieser Arbeitsgang war die Voraussetzung für den eigentlichen Metallgewinnungsprozess im darauf folgenden Amalgamationsverfahren (vgl. zu 346,8). 345,17 was etwa für oder gegen diese Idee anzuführen wäre] Die geforderte Stellungnahme des Ilmenauer Bergbauamtes ist nicht bekannt. Woldemar von Biedermann berichtet in seiner Darstellung aber davon, dass sich das Amt „anfangs zu Gunsten des von Goethe gemachten Vorschlags“ aussprach (Biedermann, Goethe und Erzgebürge, 122). 345,18 mit Zuziehung des Steigers Süß] David Süß, ein kursächsischer Kunststeiger aus Annaberg, stand dem Ilmenauer Bergbauunternehmen seit September 1789 beratend zu Seite (vgl. zu 147,5).
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345,19 ein Versuch im Kleinen] Über die Durchführung und die Ergebnisse des angeordneten Probelaufs ist nichts Näheres bekannt. Biedermanns Darstellung zufolge waren die durchgeführten Versuche nach der von Goethe vorgeschlagenen Methode wenig erfolgversprechend und hatten zu „unübersteiglichen Bedenken“ geführt (Biedermann, Goethe und Erzgebürge, 122). Die Metallpartikel waren im Ilmenauer Kupferschiefer zu fein verteilt, so dass die mechanische Vortrennung nicht gut funktionierte und vor allem auf Schmelzverfahren zur Metallgewinnung zurückgegriffen werden musste. 345,22 F. Commision] Abgekürzt für Fürstliche Commission; gemeint ist die herzogliche Bergwerkskommission in Weimar. 346,1 P. N.] Abgekürzt für lat. Pro Notitia: Zur Kenntnis, zur Nachricht; ein zu den Akten zu nehmendes Schriftstück. 346,2–3 auf meiner letzten Reise durch Schlesien 〈…〉 Beobachtung] Goethe hatte während seines Schlesien-Aufenthaltes Anfang September 1790 eine mehrtägige Reise durch die oberschlesische Bergwerksregion mit Besichtigung verschiedener Gruben und bergtechnischer Anlagen unternommen und sich mit den dort angewandten Fördertechniken und Verarbeitungsverfahren vertraut gemacht (vgl. zu 220,6; zu 220,11; zu 220,13). 346,4–5 Kupferschiefer 〈…〉 durch Pochen und Schlemmen behandeln] Vgl. zu 345,16–17. 346,6 Schlich] Der durch das Zerkleinern entstandene feinkörnige Erzschlamm. 346,6 ins Enge bringen] Durch wiederholtes Durchlaufen des Schlichs durch die Erzwaschanlage wird dessen Metallanteil immer mehr konzentriert (ins Enge getrieben). 346,7 Amalgamation] Im Berg- und Hüttenwesen ein Verfahren zur Aufbereitung von Metallerz, bei dem durch Anreicherung des erzeugten Erzschlamms mit Quecksilber ein Amalgam entsteht, aus dem das Metall durch anschließendes Abdampfen des Quecksilbers herausgelöst werden kann. Dieses als kalte Amalgamation bezeichnete Verfahren war 1780 von Ignaz von Born entwickelt worden. Goethe hatte von dieser Alternative zum sonst üblichen Schmelzverfahren schon 1786 durch Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra Kenntnis erhalten (vgl. Goethe und Bergbau, 62). 346,9 sogleich ein Versuch im Kleinen] Vgl. zu 345,20.
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BRIEF A 7
UNECHTES
OKTOBER 1790
U 1. An Anton Klein
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Weimar, 17. April 1789 → 〈Mannheim〉
ZUM A D RESSATEN
Anton Klein (seit 1790: Edler von Klein; 1748–1810) war seit 1773 Professor der Weltweisheit und der schönen Wissenschaften am kurfürstlichen Gymnasium in Mannheim, seit 1782 Vorsitzender der 1775 gegründeten „Kurpfälzischen Deutschen Gesellschaft“ (in die Anfang 1784 Schiller aufgenommen wurde). Mit der Leitung des Mannheimer Theaters hatte er nichts zu tun. Ein Brief Goethes an Klein ist nicht bekannt, Klein schickte am 17. April 1802 sein Gedicht in sechzehn Gesängen „Athenor“, das gerade in Mannheim anonym erschienen war, an Goethe, gab vor, es sei von einem Freund und bat um eine Rezension (vgl. RA 4, 78, Nr 175). ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt. E: Merkwürdige Autographen. Bisher noch nicht veröffentlichte eigenhändige Schreiben der berühmtesten Männer des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Buchstäblich abgedruckt. 9, Nr 43. In: Bibliothek der Neuesten Weltkunde. Von Dr. H〈einrich〉 M〈ülle〉r Malten. 〈Jg. 13〉. Bd 2. Aarau 1840, S. 383. WA IV 18 (1895), 36 f., Nr 2743a (nach E). Textgrundlage: E. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief ist eindeutig eine Fälschung. In der WA (IV 18, 100) wird die Echtheit allerdings nur infrage gestellt: „Die Echtheit des Briefes, der sehr ungoethisch klingt, scheint mir 〈Eduard von der Hellen?〉 nicht über allen Zweifel erhaben 〈…〉.“ Nach einer Autopsie von H hatte bereits 1889 Albert Cohn erklärt, was von dem Brief zu halten sei: „Der im G.-J. VIII 〈1887〉, 278 mitgetheilte Brief Goethes an Klein ist eine Fälschung. Aus dem vom Besitzer als eigenhändig bezeichneten Original, welches mir vorgelegen hat, erkennt man auf den ersten Blick, dass weder Text noch Unterschrift von Goethe herrühren können 〈…〉.“ (GJb 10 [1889], 257.) Der vermeintliche Brief an Klein war 1887 kommentarlos gedruckt worden mit der Angabe: „Gedruckt: Didaskalia März 1886 und daraus in mehrere Zeitungen übergegangen.“ Nicht im März, sondern am 20. August 1886 war der Brief in „Didaskalia. Unterhaltungsblatt des Frankfurter Journals“ (Nr 194, S. 775) mit der folgenden Vorbemerkung gedruckt worden: „Ein bisher unveröffentlichter Brief Goethe’s an den Geheimrath von Klein gerichtet, liegt uns vor. Das Schreiben ist von literarischem Interesse und auch insofern bemerkenswerth als es einen Beitrag zu der Streitfrage liefert, ob Goethe seinen Namen mit oe oder ö schrieb. Der vorliegende Brief, worin sich der Dichter Goethe (mit ö) unter-
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BRIEF U 1
zeichnet, lautet wie folgt: 〈…〉.“ – Ein simpler sachlicher Grund spricht gegen die Echtheit: Goethes „Iphigenie auf Tauris“ wurde – als „Iphigenia in Tauris“, wie es auf den Theaterzetteln steht – zum ersten Mal am 25. August 1820 in Mannheim aufgeführt.
NACHTRÄGE
MAI/JUNI 1773
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GB 2/43A. An Unbekannt 〈Frankfurt a. M.?, Mai/Juni 1773?〉 → 〈Frankfurt a. M.?〉 ZUM A D RESSATEN
Bisher wurde als Adressat des Billetts ein Buchhändler, mit dem Goethe in engem Kontakt stand, angenommen: Philipp Erasmus Reich, Buchhändler und Verleger in Leipzig (vgl. zu ihm die einleitende Erläuterung zu GB 1 I, Nr 67), oder Friedrich Justin Bertuch, Verleger und Unternehmer in Weimar (vgl. zu ihm die einleitende Erläuterung zu GB 6 I, Nr 338). Bertuch kommt nicht infrage, weil der Inhalt des Billetts für ein Datum spricht, zu dem Goethe noch nicht in Weimar war, Bertuch also noch nicht kannte. Auch Reich in Leipzig scheint nicht der Adressat zu sein, auch wenn das durch die Notiz zur Erstveröffentlichung (vgl. Überlieferung) nahegelegt werden soll. Das Billett ging sicher nicht von Frankfurt a. M. nach Leipzig, es entspricht auch im Ton nicht den Briefen, die Goethe in den Jahren 1770–1775 an Reich geschrieben hat; zudem ist nicht einzusehen, warum der Leipziger Verleger auf einer Auktion, die vermutlich in Frankfurt a. M. stattgefunden hat, für Goethe, der sich vermutlich in Frankfurt a. M. aufhielt (vgl. Datierung), Bücher hätte erwerben sollen. Schließlich hilft bei der Suche nach dem Adressaten auch nicht die Notiz im „Avertissement“ des Auktionskatalogs (vgl. Datierung) weiter, wo es heißt 〈S. 5〉: „Wo sich ein Liebhaber finden solte, deme gefällig diese Sammlung überhaupt an sich zukaufen, der wolle gelieben sich dieserhalb bey dem Buchhändler 〈Johann Gottlieb〉 Garbe in Franckfurt am Mayn, oder auch bey dem Besitzer selbst in Wetzlar innerhalb zwey Monathen zu melden 〈…〉.“ Goethe schrieb offenbar nicht unmittelbar an den Buchhändler (und nicht zur Auktion, die am 1. September 1772 eröffnet wurde), sondern an einen Mittelsmann, der zu einem späteren Zeitpunkt die gewünschten Bücher ersteigern sollte. Die Frage nach dem Empfänger gehört zu den noch nicht gelösten Rätseln, die das vorliegende Billett aufgibt. DAT IERUN G
Handschriftenvergleiche lassen erkennen, dass der vorliegende Brief höchstwahrscheinlich in Goethes Frankfurter Zeit 1772–1774, auf keinen Fall aber in seiner Weimarer Zeit nach der italienischen Reise geschrieben worden ist. Zu diesem Befund passt der Inhalt: Bei der Nettelblatischen Aucktion (353,4) handelt es nicht um die Auktion, auf der am 20. März 1793 in Halle/S. die Bibliothek von Daniel Nettelbladt, einem Professor der Jursiprudenz an der dortigen Universität, versteigert wurde, sondern um die Versteigerung von Büchern Christian von Nettelbladts, des 1771 unehrenhaft entlassenen Vertreters Schwedens am Reichskammergericht in Wetzlar. Das Bücherangebot, das zunächst in Wetzlar (1769), dann in Frankfurt a. M. (1772 und 1773) abgegeben wurde, ist zwei überlieferten Katalogen (getrennt nach Fachgebieten der angebotenen Bücher) zu entnehmen, die im
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BRIEF GB 2/43A
Abstand von drei Jahren erschienen sind: der 2. Teil 1769 in Frankfurt a. M. und der 1. Teil 1772 in Wetzlar. Dieser hat den Titel: Catalogus / P〈artis〉 Imæ 〈primae〉 / Librorum / Juridicorum, Historicorum, / Politicorum, Jurispublici, Col/ lect. / 〈…〉 / â / L. B. de Nettelbla / Holmia-Sveco / huc usque / Collectorum, / abhinc vero / intra spatium 2. mensium a die prima / Septembr. h. 〈huius〉 a. 〈anni〉 MDCCLXXII. / 〈…〉 / Wetzlariæ o. J. (Das „Avertissement“ ist unterzeichnet 〈S. 6〉: „Wetzlar den 13ten Aug. 1772.“) Das in der Leipziger Universitätsbibliothek erhaltene Exemplar dieses Katalogs enthält auf dem Titelblatt bemerkenswerte Zusätze von unbekannter Hand, mit Tinte geschrieben: „Wetzlariæ“ ist gestrichen, daneben geschrieben: „Francofurti“, darunter: „dL 7. Juny 1773“. Das spricht dafür, dass die Auktion der nettelbladtschen Bücher im Juni 1773 fortgesetzt wurde. Vermutlich auf dieser Auktion wollte sich Goethe Bücher ersteigern lassen. Dass es 1773 noch Bücher Nettelbladts zu kaufen gab, belegt auch ein Brief von Hieronymus Peter Schlosser aus Karlsruhe an seinen Bruder Johann Georg Schlosser in Frankfurt vom 24. April 1773 (H in Privatbesitz; nach freundlicher Mitteilung von Franca Schankweiler), in dem es heißt: „Ecrivés moi ce qu’il en est de la Bibl. de Nettelblat. Je voudrois que la vente en put se differer jusqu’à mon retour qui sera pour le milieu de may j’espère. Car je voudrois non seulement en acheter ce que m’est le plus necessaire mais aussi faire vendre en même ce que j’ai eu seulement de livres superflus.“ (Schreiben Sie mir, wie es sich mit der Bibl. von Nettelblat verhält. Ich wünschte, dass sich der Verkauf bis zu meiner Rückkehr, die, so hoffe ich, Mitte Mai sein wird, verschöbe. Denn ich würde nicht nur gern das kaufen, was ich am nötigsten brauche, sondern auch das verkaufen lassen, was auch immer ich an überflüssigen Büchern habe.) Es spricht also einiges dafür, das vorliegende Billett Goethes auf Mai/Juni 1773 zu datieren. Nicht völlig auszuschließen ist freilich, dass es auch schon bald nach dem Erscheinen des Katalogs (im August 1772?) geschrieben wurde, dann freilich aus Wetzlar, wo Goethe bis zum 11. September 1772 war. Der Adressat wäre dann ebenfalls nicht zu bestimmen; und das, was zu Döbeln (253,3) erläutert wird, würde die Vermutung, Schreiber und Adressat des Billetts hätten im selben Ort (nämlich in Frankfurt) gelebt, hinfällig machen. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-22182. – 1 Bl. 10,9(–11,4) × 9,4 cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; auf ein blaues Trägerblatt aufgeklebt; Vs. links unten von fremder Hd, Tinte: „1773“; Rs. oben von fremder Hd, Bleistift: „Goethe, the German Poet / Died 1832“. (Der Vermerk stammt vom Vorbesitzer. Das Blatt war ursprünglich Bestandteil einer englischen Autographen-Sammlung; vgl. Katalog 632. J. A. Stargardt. Marburg 1985, S. 33, Nr 129.) Auf der Vs. des Trägerblatts unten ein aufgeklebter weißer Papierstreifen, darauf von fremder Hd, Tinte: „Johann Wolfgang von Goethe / Famous German Poet / Born 1749. Died 1832.“
MAI/JUNI 1773
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(„Goethe“ mit Bleistift unterstrichen.) Auf der Rs. des Briefblatts an allen vier Ecken Klebespuren mit Rückständen von blauem Trägerpapier. E: Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 5. und 6. März 1985. Katalog 632. J. A. Stargardt. Marburg 1985, S. 33, Nr 129 (Wiedergabe von H mit Transkription; „An einen Buchhändler, vermutlich Philipp Erasmus Reich [1717–1787] in Leipzig, dem er einen Straßburger Bücherkatalog sowie Aufträge für eine Buchauktion übersendet.“) WAN 1 (WA IV 51 [1990]), 98, Nr 2968a (mit Datierungsvorschlag: „[Weimar, März 1793?]“. BEIL AG EN
1) Katalog (vgl. zu 353,1). 2) Blatt mit Bücherwünschen (vgl. zu 353,4). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 353,1 einen Strasburger Catalogum] „Der ‚Strasburger Catalog‘ dürfte der Sortimentskatalog eines Straßburger Verleger-Sortimenters gewesen sein, mit dem Goethe während seines Straßburger Aufenthaltes verkehrt hatte.“ (Aus einem Brief Mark Lehmstedts an den Herausgeber N. O. vom 10. März 2015.) Den Katalog konnte Goethe natürlich ebenso gut von einem seiner Straßburger Freunde und Bekannten, etwa einem Teilnehmer an der im 9. Buch von „Dichtung und Wahrheit“ beschriebenen Tischrunde, erhalten haben. Dieser ließe sich allenfalls erraten, weil die Briefe aus Straßburg, die Goethe nach seinem Weggang aus der Stadt (im August 1771) erhielt (etwa von Franz Christian Lersé, Johann Gottfried Roederer und Friedrich Leopold Weyland), nicht überliefert sind. – Der Katalog konnte nicht ermittelt werden. 353,3 Döbeln] Bemühungen, einen Bekannten Goethes mit Namen ‚Döbel‘ zu bestimmen, der in Frankfurt oder Wetzlar gelebt haben müsste, blieben erfolglos. Nachfragen in den Stadtarchiven Wetzlar, Friedberg/Hessen und Frankfurt sowie im Institut für Stadtgeschichte der Stadt Frankfurt brachten keinen Träger des Namens ‚Döbel‘ in diesen Städten ans Licht. – Als Frankfurter Bürger kannte Goethe vermutlich den aus Frankfurt stammenden Benjamin Dobel, Hauptmann in kurpfalz-bayerischen Diensten, den er in einem Brief an Elisabeth Jacobi vom 31. Dezember 1773 auch erwähnt (vgl. GB 2 II, zu 66,5). Wahrscheinlicher ist, dass Goethe an den Bruder des Genannten dachte, an Georg Friedrich Dobel, einen Handelsmann in Frankfurt, der 1772 dort Ratsherr, später (1781 und 1785) sogar ‚Jüngerer Bürgermeister‘ wurde. Vgl. Die Korrespondenz des Illuminatenordens. Bd 1: 1776–1781. Hrsg. von Reinhard Markner, Monika Neugebauer-Wölk und Hermann Schüttler. Tübingen 2005, S. 313.
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BRIEFE BRIEF GB 6/155A/GB GB 6/155A6/158A
353,4 Nettelblatischen Aucktion] Vgl. Datierung. 353,4 beykommende Bücher] Die Beilage ist nicht überliefert.
GB 6/155A. An Christian Gottlob Voigt 〈Weimar, etwa zwischen Juli und September 1785〉 → 〈Weimar〉 DATIERUN G
Die Anrede Voigts mit ‚Wohlgebohren‘ benutzte Goethe zwischen 1784 und Anfang 1792 (vgl. Datierung zu Nr 94). Der hier thematisierte Zukauf eines Schneidemühlengrundstücks im Herzogtum Sachsen-Gotha und Altenburg wurde in der zweiten Jahreshälfte 1785 betrieben. Das erwähnte Angebot Franckenbergs zum Ankauf eines zweiten Teils des Grundstücks erfolgte nach dem Kauf des ersten Teils im Juni 1785 und wurde bis Anfang Oktober 1785 in den zuständigen Weimarer Gremien beraten. Der Brief ist demnach in den Zeitraum etwa zwischen Juli und September 1785 einzuordnen. ÜBER L IEF ERU NG
H: FDH/FGM Frankfurt a. M., Sign.: Hs-17655. – 1 Bl. 17,7(–20,5) × 16(–16,8) cm, 1 S. beschr., egh., Tinte; Rs. rechte Blatthälfte unten quer zur Schreibrichtung Adresse: Hl. Hofr. Voigt / Wohlgebl, über der Adresse rotes Siegel: Bellerophon, Pegasus tränkend.; Blattecke unten links weggeschnitten vermutlich zur Siegelöffnung, darüber rote Siegelspuren. E: WA IV 18 (1895), 12, Nr 5076 (Albert Leitzmann). ERL ÄUT ERUNGEN
Ein Bezugs- und ein Antwortbrief sind nicht bekannt. 353,7–8 Hl. Geh. v. Franckenbl offerirt die Mühle] Der Vorgang betrifft die auf gothaischem Gebiet gelegene Heyne’sche Schneidemühle. Die Ilm, von der der mittlere Berggraben unterhalb von Stützerbach abzweigte, bildete zwischen Manebach und Stützerbach die Grenze zwischen dem weimarischen Amt Ilmenau und Sachsen-Gotha. Die am Abzweig des mittleren Berggrabens auf der Grenze beider Herzogtümer gelegene Schneidemühle sollte aufgekauft werden, um sicherzustellen, dass dem wieder herzurichtenden mittleren Berggraben das zum Antrieb der Pumpwerke des Ilmenauer Johannisschachtes erforderliche Wasser nicht entzogen werden konnte. Dazu wurde dem Gothaer Herzog ein Kaufangebot der Ilmenauer Berggewerkschaft für die Mühle unterbreitet sowie die Bitte ausgesprochen, künftig keine weitere Anlage von Mühlen am Berggraben zu gestatten (vgl. Votum Goethes zwischen dem 18. Oktober und 1. November 1785 sowie Kanzleischreiben an den Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg, 1. November 1785; AS 1,
SEPTEMBER/OKTOBER 1785
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399–401 und 403–405). Die Absicht, mit Gotha über die Mühle zu verhandeln, wird schon in der von Goethe verfassten „Ersten Nachricht von dem Fortgang des neuen Bergbaues zu Ilmenau“ vom Februar 1785 thematisiert (vgl. LA I 1, 91). Bevollmächtigter Verhandlungspartner war Sylvius Friedrich Ludwig von Franckenberg und Ludwigsdorf, Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg. 353,8 die andre Hälfte pp] Der weimarische Anteil der Heyne’schen Schneidemühle war bereits 1785 durch die Ilmenauer Berggewerkschaft angekauft worden und wurde durch den Hofkommissarius Hetzer verwaltet (vgl. Protokoll der Bergwerkskommission, 14. Juni 1785, in: FA/Goethe I 26, S. 527 f.). Über den Plan zum Ankauf der anderen Hälfte und das Ersuchen an Herzog Carl August, ein diesbezügliches Schreiben an den Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg zu erlassen, in dem auch die Bitte um Verhinderung künftiger Mühlenbauten im Bereich des Berggrabens ausgesprochen werden sollte, vgl. den Bericht der Bergwerkskommission an Herzog Carl August, 1. Oktober 1785, in: ebd., S. 533–535. 353,9 Heynen] Der Zimmermann Heyne war Inhaber der Schneidemühle an der Ilm zwischen Stützerbach und Manebach bei Ilmenau. 353,10–11 Da ich erst Montag antworten kann] Nicht ermittelt. 353,11 spreche ich Ew Wohlgl noch vorhl.] Nicht ermittelt. 353,12 fragt nach dem Preise] Die Bergwerkskommission hatte den Gesamtkaufpreis für die beiden Anteile der Heyne’schen Schneidemühle mit 500 Meißnischen Gulden veranschlagt (vgl. Bericht der Bergwerkskommission an Herzog Carl August, 1. Oktober 1785, in: FA/Goethe I 26, S. 531–538, hier: S. 534). 353,13 200 Msl.] Vermutlich sind Meißnische Gulden gemeint. Ein Gulden entsprach etwa 21 Groschen oder 7⁄8 Reichstaler.
GB 6/158A. An Johann Christoph Döderlein Weimar, 7. Oktober 1785 → 〈Jena?〉 ZUM A D RESSATEN
In E wird der Jenaer Theologieprofessor Johann Christoph Döderlein als Adressat vermutet. Dieser Vermutung ist zu folgen. Sowohl die Tonlage des Briefes mit der gewählten Anredeform als auch die Nennung seines Wirkungsortes und der Hinweis auf eine Buchveröffentlichung sprechen dafür, dass es sich um einen Akademiker der Theologischen Fakultät der Universität Jena handelt. Die ferner von Goethe angesprochenen Anfeindungen durch Teile der Jenaer Studentenschaft, denen Döderlein als Professor gerade im Sommer 1785 ausgesetzt war, lassen den Schluss zu, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit der Adressat des vorliegenden Briefes ist.
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BRIEF GB 6/158A
DATIERUN G
Vgl. E. Vermutlich stand das Briefdatum am Ende des Brieftextes, der im Erstdruck ausgelassen ist, unmittelbar vor Goethes Unterschrift. ÜBER L IEF ERU NG
H: Verbleib unbekannt; Privatbesitz, Japan. – 1 Bl., vermutlich 1 ½ S. beschr., egh., Tinte; Vs. oben Mitte Vermerk von fremder Hd (sS), rote Tinte: „Nr. 1514. / Joh. Wolfgang von Göthe. / Geheime Rath u. Kammerpraesident in Weimar. / S. Neuf. ed. 5.“ (nach Faksimile). – Faksimile (Vs.): Autographen aus allen Gebieten. Auktion in Berlin am 4. und 5. April 1991 im Hotel Steigenberger. Katalog 649. J. A. Stargardt. Marburg 1991, S. 57 (353,16–354,6 Hochwürdiger Hochgeehrtester Herr 〈…〉 zu vernehmen, daß Ew). E: Autographen aus allen Gebieten. Auktion in Berlin am 4. und 5. April 1991 im Hotel Steigenberger. Katalog 649. J. A. Stargardt. Marburg 1991, S. 56, Nr 147 (Teildruck: 353,18–354,9 Ew Hochwürden würde schon 〈…〉 immer nützlich zu seyn); Datumsangabe: „7. X. 1785“; Unterschrift: vGoethe. WA nicht gedruckt. Textgrundlage: Faksimile und E. ERL ÄUT ERUNGEN
Der Brief beantwortet einen Brief Döderleins wahrscheinlich aus dem Zeitraum Ende September/Anfang Oktober 1785 (vgl. zu 353,18–19). – Ein Antwortbrief ist nicht bekannt. Johann Christoph Döderlein (1746–1792) war im evangelischen Pfarrhaus im mittelfränkischen Windsheim geboren und aufgewachsen. 1764 begann er ein Theologiestudium an der Universität Altdorf bei Nürnberg und ging danach 1768 als Diakon zurück nach Windsheim, ehe er 1772 mit dem kurz zuvor erworbenen Magisterabschluss eine Anstellung an der Universität Altdorf erhielt. 1782 wurde er als Professor auf den zweiten Lehrstuhl der Theologie nach Jena berufen, wo er sich vor allem auf den Gebieten der alttestamentarischen Exegese und der Ethik christlicher Dogmen einen Namen machte. Im Wintersemester 1784/85 übernahm er turnusmäßig den Rektorenposten und geriet mitten in die Auseinandersetzungen um eine Neuorganisation der studentischen Verbünde an der Jenaer Universität. Kontakte zu Goethe bestanden im Wesentlichen auf amtlicher Ebene, da Goethe vonseiten Carl Augusts und des Geheimen Consiliums in Weimar mit der Wahrnehmung der stets konfliktreichen Lenkung der universitären Struktur und Entwicklung betraut war. In diesem Zusammenhang dürfte es auch gelegentlich zum schriftlichen Austausch zwischen Döderlein und Goethe gekommen sein. Überliefert ist davon noch ein Brief an Döderlein vom 29. Mai 1784 (WA IV 6, 282 f., Nr 1939). Gegenbriefe fehlen.
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353,18 Hochwürden] Anrede für einen evangelischen Pfarrer; als promovierte Theologen waren die Professoren der theologischen Fakultät der Universität Jena auch stets als Geistliche ordiniert. 353,18–19 gleich nach dem Empfang Ihres werthen Schreibens] Aus der Formulierung geht hervor, dass der Bezugsbrief schon mehrere Tage unbeantwortet liegen geblieben war. Nimmt man Goethes Hinweis auf einen verhinderten Jena-Aufenthalt und die Tatsache hinzu, dass er gerade erst am 30. September 1785 von einem viertägigen Besuch in Jena nach Hause zurückgekehrt war (vgl. zu 354,2–3; GB 6 II, zu 100,26–27), so lässt sich daraus schließen, dass Döderleins Brief im Zeitraum Ende September/Anfang Oktober in Weimar eingetroffen war. 353,19–354,1 das mir übersendete Exemplar Ihrer neusten Schrifft] Vermutlich handelte es sich um das neuste Stück von Döderleins Rezensionsreihe „D. Joh〈ann〉 Christoph Doederlein auserlesene Theologische Bibliothek, darinnen von den wichtigsten theologischen in- und ausländischen Büchern und Schriften Nachricht gegeben wird“. Die seit 1780 bestehende Reihe erschien in unregelmäßigen Abständen im Verlag von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig und war inzwischen bis zum dritten Band (seit 1784) gediehen. Zur Michaelismesse im September 1785 waren gerade das sechste und siebente Stück des dritten Bandes herausgekommen. Möglicherweise hatte Döderlein aber auch das achte, das letzte 1785 erschienene Stück dieses Bandes übersandt. Seinen Abschluss fand der dritte Band 1787 mit dem zwölften Stück. Döderlein könnte auch einen Band seines akademischen Lehrbuchs „Christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit“ geschickt haben, das von 1785 bis 1789 in insgesamt vier Bänden bei Georg Peter Monath in Nürnberg und Altdorf erschien. In Goethes Bibliothek ist davon nur der 1786 erschienene zweite Teil überliefert (vgl. Ruppert, 391, Nr 2650). 354,2–3 in Jena persönlich zu erfüllen] Offenbar hatte Goethe geplant, nach seinem letzten Aufenthalt in Jena Ende September 1785 recht bald, möglichst schon in den darauffolgenden Tagen, wieder dorthin zu reisen. Zu einem erneuten Besuch kam es aber erst am 28. Oktober (vgl. Koch, Jena-Aufenthalte, 317). Über eine Begegnung mit Döderlein ist nichts bekannt. 354,5–7 Serenissimo höchst angenehm 〈…〉 Betragen einiger iungen Leute] Im Sommer 1785 war es in Jena gehäuft zu Disziplinverstößen von Studenten und zu Tumulten gekommen, bei denen der Garten Döderleins, der sich als Gegner der studentischen Landsmannschaften und Orden positioniert hatte, verwüstet wurde (vgl. Konsistorialprotokoll der Universität Jena, 10. September 1785; Universitätsarchiv Jena, Sign.: A 339, Bl. 92). Offensichtlich hatte der Weimarer Herzog Carl August befürchtet, dass Döderlein diesen Vorfall zum Anlass nehmen würde, die Universität Jena zu verlassen. – Serenissimo: Dativ Singular von lat. Serenissimus: Der Durchlauchtigste (vgl. zu 94,27).
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A N HA N G
Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar Johann Heinrich Merck an Goethe, 3. August 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Johann Gottfried Herder: „Das Zeichen ward jetzt prächtig aufgerichtet 〈…〉“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kautionsschein Carl Augusts von Sachsen-Weimar und Eisenach für Johann Heinrich Merck, 22. September 1788 . . . . . . . . . . Stanislao Mattei an Philipp Christoph Kayser, 17. September 1788 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patenturkunde der Ehrenmitgliedschaft Goethes in der Königlich Preußischen Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften, 10. Februar 1789 . . . . . . . . . . . Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach an Goethe, 3. Mai 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bücherrechnung Georg Joachim Göschens an Goethe, 7. Juli 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Glaserrechnung von Johann Ernst Wilhelm Beinitz an Goethe, 5. Oktober 1789 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quittierter Honorarbeleg Georg Joachim Göschens für Band 6 von „Goethe’s Schriften“, 13. Oktober 1789 . . . . . . . . . . . . . . Übersicht von Philipp Christoph Kayser über seine Kompositionssammlung „Römische Nebenstunden“ . . . Johann Friedrich Reichardts Plan „Musik zu Göthe’s Werken“ . Friedrich Wilhelm II. von Preußen an Goethe, 5. Dezember 1790 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Protokoll über die Verhandlung Goethes mit Johann August Weidner über den Weiterbetrieb der Rasenmühle am Saaleufer bei Jena, 25. November 1789 . . Auftrag der Herzoglichen Kammer an Franz Ludwig Güssefeldt, die anstehenden Verhandlungen zur Jenaer Rasenmühle persönlich zu begleiten, 18. November 1789 . . . . . . . . . . . . . .
50 80 101 174
294 337 422 445 447 455 620 622
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Register Das Register besteht aus drei Teilen: einem Register der Personen und ihrer Werke, einem Register der Werke Goethes und einem Register der Anonyma und Periodika. Zahlen in Fettdruck bei Personen bezeichnen die Nummern der an sie gerichteten Briefe, die Angabe „EB“ verweist auf „Erschlossene Briefe“, „A“ auf „Amtliches“ und „U“ auf „Unechtes“. Die Briefnummern sind mit * versehen, wenn der Adressat unsicher ist. Zahlen in Geradschrift beziehen sich auf Erwähnungen in den Brieftexten, kursive Zahlen auf Erwähnungen in den Erläuterungen. Kursive Zahlen in Fettdruck verweisen auf die einführenden Erläuterungen zu den Briefadressaten. Werk- und Personenregister enthalten auch Verweise auf indirekt erwähnte Werke und Personen. Auf den Bearbeiter zurückgehende Werktitel sind durch spitze Klammern markiert, z. B.: 〈Reise-Tagebuch〉. Um unnötige oder irreführende Verdoppelungen zu vermeiden, blieben die Lemmata bei der Verzeichnung unberücksichtigt, ebenso die Übersetzungen der fremdsprachigen Briefe Goethes. Fürstlichkeiten und Könige erscheinen unter dem Namen ihres Landes (z. B.: Preußen, Friedrich II. [der Große], von), Kaiser unter ihrem Vornamen, Päpste unter ihrem Amtsnamen. Innerhalb einer Familie, deren Mitglieder mit einem Wiederholungszeichen (–, NN) verzeichnet werden, gilt in der Regel die genealogische Reihenfolge. Im Zusammenhang einer Familie beziehen sich die Relativpronomen dessen/ deren nicht auf die jeweils zuletzt erwähnte Person, sondern auf die zuerst mit ausgeschriebenem Namen verzeichnete. Als Plural ist das Pronomen deren zu verstehen, wenn beide Elternteile zu Beginn des Eintrags genannt sind. Einträge, die mit einem ausgeschriebenen Namen beginnen, richten sich nach der Reihenfolge des Alphabets. Das Register der Anonyma und Periodika ist alphabetisch nach dem Titel angeordnet. Dieser erscheint soweit möglich in originaler Orthographie.
674
Register
Personen und Werke Abba-Thulle, König von Palau 156; 472 –, Li-Bu (Lee Boo), Prinz von Palau (1764–1784) 156; 472 Abildgaard, N i c o l a i Abraham (1743– 1809), dänischer Maler, Bildhauer und Architekt 295 Acier, Michael Victor (1736–1799), französischer Bildhauer, seit 1780 in Dresden 295 Ackermann, Heinrich Anton (1731– 1792), Justizamtmann in Ilmenau EB 125; 72; 229 Adelung, Johann Christoph (1732– 1806), Sprachforscher und Übersetzer in Leipzig, seit 1787 kurfürstlicher Bibliothekar in Dresden 42, 55, 72, 213; 145, 149, 179, 181, 203, 231, 234, 422, 591 Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart 181, 203, 422 Vollständige Anweisung zur deutschen Orthographie 42, 55, 72; 145, 149, 179, 181, 231, 234, 422 Alessandri, Felice (1747–1798), Cembalist und Opernkomponist aus Rom, seit 1789 in Berlin 513 Il ritorno di Ulysse a Penelope (Oper) 513 Allegri, Gregorio (1582–1652), italienischer Komponist 326 〈Kompositionen〉 Lamentationen 326 Miserere 326 f. Allstedt, Comtesse siehe SachsenWeimar und Eisenach, Anna Amalia Herzogin von Althof, Ludwig Christoph (1758–1832), Arzt in Göttingen 384 Amalfi, Tommaso Aniello d’ (gen. Masaniello) (1620–1647), Handels-
mann, Anführer eines wegen einer Hungersnot ausgebrochenem Volksaufstandes in Neapel 1647 543 André, J o h a n n Christian (1741– 1799), Musikverleger in Offenbach 198 Aquaviva, Claudio (1543–1615), römischer Jesuiten-General 265 Archenholz (Archenholtz), Johann W i l h e l m von (1743–1812), Historiker in Hamburg 459 Arens, Johann August (1757–1806), Architekt in Hamburg, Berater beim Wiederaufbau des Weimarer Schlosses EB 157, EB 178, EB 187, EB 229, EB 243, EB 251, EB 256, EB 262, EB 305, EB 327*, EB 363; 85, 107, 109, 112, 119, 124, 126, 146, 163–165, 174, 208; 172, 193, 277, 340, 342, 347, 350, 363 f., 371, 381 f., 436 f., 482, 489, 495 f., 500, 518, 571, 573 Aretino, Pietro (1492–1556), italienischer Dichter 211; 587 Sonetti lussuriosi (Gedichte) 211; 587 Augustus, Gaius Octavianus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.), römischer Kaiser 516 Bach, Carl Philipp Emanuel (1714– 1788), Komponist, seit 1767 Musikdirektor in Hamburg 222; 430, 608 〈Klaviersonaten〉 222; 608 f. Baldauf, Carl Gottfried (1751–1811), Bergingenieur, seit 1787 Berggeschworener in Schneeberg, Sachverständiger in Ilmenau 148, 163, 166, 170, 174; 443, 489, 501, 505, 507, 510, 518 Balsamo, italienische Familie siehe auch Cagliostro 189 f. –, Felicita, geb. Bracconieri, Mutter Cagliostros 190
Personen und Werke
–, G i o v a n n a Giuseppe Maria Giuseppa siehe Capitummino Baranius, Henriette (1768–1853), Schauspielerin und Opernsängerin in Berlin 377 Barocci, Federico (eigentl. Federico Fiori) (1526–1612), italienischer Maler und Kupferstecher 58; 192 f. Francesco Maria II. della Rovere (Gemälde) 58; 192 Barth, Johann Ambrosius (1760–1813), Verleger in Leipzig 310 Barth, Joseph (1745–1818), kaiserlicher Leibarzt am Wiener Hof 55; 181, 203, 422 Anfangsgründe der Muskellehre (Lehrbuch) 55, 61; 181, 203, 422 Batsch, August Johann Georg C a r l (1761–1802), Botaniker, seit 1787 Professor der Medizin in Jena, 1793 Mitbegründer der Naturforschenden Gesellschaft und ab 1794 Direktor des botanischen Gartens in Jena 35, 120, 164, 207, EB 202, EB 203, EB 204, EB 211, EB 212, EB 261, EB 285, EB 292, EB 296; 44, 113, 162, 164; 134–138, 157, 350, 381, 484, 486 f., 493, 495, 576–579, 611 Analyses florum e diversis plantarum generibus omnes 576 Versuch einer Anleitung zur Kenntniß und Geschichte der Pflanzen 381, 577 Botanische Bemerkungen 577 Botanische Unterhaltungen für Naturfreunde 577 Grundzüge der Naturgeschichte des Gewächs-Reichs 577 Versuch einer Arzneymittellehre 381, 576 f. Versuch einer historischen Naturlehre oder einer allgemeinen und besonderen Geschichte der cörperlichen Grundstoffe 577
675
–, Georg Lorenz (1728–1798), 1775 Universitätssekretär in Jena, 1777 Regierungs- und 1783 Lehnsekretär in Weimar, zuletzt in Jena lebend, dessen Vater 321 –, Johanna Ernestina Margaretha, geb. Franke (um 1734–1802), Frau von Georg Lorenz Batsch 100; 321 Baumgärtner, Albrecht Heinrich (1743–1809), Historiker, Schriftsteller, Beamter, seit 1786 preußischer Kriegsrat und Resident im Fränkischen Kreis in Baiersdorf bei Erlangen EB 207 Baumgarten, Peter im siehe Peter im Baumgarten Bause, Johann Friedrich (1738–1814), Maler und Kupferstecher, seit 1766 Professor an der Kunstakademie in Leipzig EB 371; 295 Becherer, F r i e d r i c h Christian (1747–1823), Architekt und Hofbaurat in Berlin 295 Bechtolsheim siehe Mauchenheim Becker, C h r i s t i a n e Louise Amalie, geb. Neumann (1778–1797), Schauspielerin in Weimar 247 Becker, Rudolf Zacharias (1752–1822), Schriftsteller und Verlagsbuchhändler in Gotha 311 Beinitz, Johann Ernst Wilhelm, Handwerker in Weimar 445 Bellini, Bankhaus in Rom 303 Bellini, Giovanni (um 1430–1516), italienischer Maler 556 〈Gemälde〉 556 L’Assunta in gloria 556 Madonne in trono con il Bambino 556 Bellomo, Giuseppe (1753/54–1833), Schauspieler und Theaterdirektor, 1783 in Dresden, 1784 bis 1791 in Weimar, 1791 bis 1797 in Graz 14, 457, 460
676
Register
Benda, Friedrich Wilhelm Heinrich (1745–1814), Kammermusiker der preußischen Hofkapelle und Komponist in Berlin 476 Benda, Georg Anton (1722–1795), Komponist, Violinist und Kapellmeister, 1750 bis 1778 Hofkapellmeister in Gotha, musikalischer Berater der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 69 –, Christian Hermann (1759–1805), Schauspieler und Opernsänger in Berlin, seit 1791 in Weimar, dessen Sohn 377 Bentheim, Johann Georg von (1739– 1801), sachsen-weimarischer Offizier, seit 1783 Stadtkommandant in Jena 36, 181–183, 185 f., 343; 129– 131, 533–535, 537–543, 638, 646 Berczy, Albert-Guillaume (auch William Berczy, eigentl. Johann Albrecht Ulrich Moll) (1744–1813), Maler und Kunsthändler in Florenz, seit 1790 in London, seit 1792/93 in Nordamerika, Kolonist in Kanada 3, EB 104; 3, 15, 16 f. –, Jeanne Charlotte, geb. Allamand (1760–1839), dessen Frau 7; 17 Bergbauamt zu Ilmenau A 7; 345 f.; 672–674 Berger, Gottfried Daniel (1744–1824), Zeichner und Kupferstecher in Berlin 220, 293, 295 〈Zeichnung〉 〈Vorlage zu einem Titelkupfer in „Goethe’s Schriften“, Bd 2〉 Götz und Bruder Martin 220 Bernstorff, A u g u s t a Luise Gräfin von, geb. zu Stolberg-Stolberg (1753–1835), 1770 bis 1783 Stiftsdame in Uetersen, Schwester der Grafen Friedrich Leopold und Christian zu Stolberg, seit 1783 zweite Frau von Andreas Peter von Bernstorff 69; 226
Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747–1822), Schriftsteller, Übersetzer, Verleger und Unternehmer in Weimar, Besitzer des Landes-Industrie-Comptoirs, 1775 bis 1796 Geheimer Sekretär und Schatullverwalter des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 50, 186, 4K, EB 199, EB 354; 8, 23, 53, 65, 78, 80, 97, 99, 108, 160, 177 f.; 6, 20, 73 f., 139, 145, 148 f., 176 f., 178 f., 200 f., 213, 221, 232 f., 253, 255 f., 260 f., 266, 280, 294 f., 310–313, 317–319, 322, 341, 344, 368 f., 378, 393, 420 f., 456, 483, 490, 494, 530 f., 584, 643, 661 Bethmann, Gebrüder, Bankhaus in Frankfurt a. M., 1748 gegründet 7, 303 Bettkober, Christian Friedrich Heinrich Siegmund (1746–1809), Bildhauer in Berlin 295 Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1755–1829), schwarzburgrudolstädtischer Beamter und Politiker, 1774 Mitglied der Regierung in Rudolstadt, 1798 Vizekonsistorialpräsident, 1814 Kanzler und Konsistorialpräsident 643 –, Friederike Sophie C a r o l i n e von, geb. von Lengefeld (1763–1847), dessen Frau 273, 280, 460, 604, 618 Beust, Johann Friedrich Graf von (1761–1821), sachsen-gothaischer Rittmeister, 1790 sachsen-weimarischer Kammerherr 273 Beyer, Johann August von (1730–1814), Lyriker, seit 1766 Geheimer Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat in Berlin 377 Bias von Priene (6. Jh. v. Chr.), griechischer Staatsmann und Philosoph 557
Personen und Werke
Bielcke, Johann August Rudolph, Amtsregistrator in Jena 647 Bion (von Smyrna) (2. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter 397, 529 Birmann, Peter (1758–1844), Schweizer Landschaftsmaler, Kunsthändler und Verleger 82; EB 369; 169, 269 〈Zwey Gegenden aus Tivoli〉 (Zeichnungen) 82; 269 Bischoffwerder, Hans R u d o l f von (1741–1803), Militär, Politiker Diplomat, 1760–1763 und seit 1778 in preußischen Militärdiensten, seit 1789 Generaladjutant des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. 499, 509 Blanchard, Madan, englischer Matrose um 1780 156; 471 f. Bode, Johann Joachim Christoph (1730–1793), Musiker, Schriftsteller und Übersetzer, Freimaurer, seit 1766/67 Buchhändler und Verleger in Hamburg, seit 1779 Sekretär der verwitweten Charitas Emilie Gräfin von Bernstorff in Weimar 99, 127; 317 f., 388, 643 Böber, Johann Friedrich (1756–1826), sachsen-weimarischer Bauverwalter, seit 1787 Lehrer für mathematische Wissenschaften an der Zeichenschule in Eisenach 120; 365 f. Böhmen, Friedrich I. von (1596–1632), sogen. ‚Winterkönig‘ 1619/20, 1610 bis 1623 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz 499 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Archäologe, Schriftsteller, seit 1791 Gymnasialdirektor in Weimar, seit 1804 in Dresden 116, 338, 456, 597 Bohl, Johann Justin (1727–1795), Bürgermeister in Lobeda bei Jena 210, 263 –, Johanne Susanne, geb. Eberhardt (1738–1806), Dichterin in Lobeda,
677
dessen Frau EB 24, EB 135, EB 294; 81; 262 f., 273 〈Gedichte〉 263 Boie, Heinrich Christian (1744–1806), Jurist, Schriftsteller und Lyriker, 1776 Stabssekretär in Hannover, seit 1781 als Landvogt von Süderdithmarschen in Meldorf in dänischen Diensten, 1772 Mitgründer des Göttinger Hains 383 f., 451, 526, 570 Bonaparte, Jérôme (1784–1860), 1807 bis 1813 als Jérôme Napoleon König von Westfalen, jüngster Bruder Napoleons I. 374 Bonfiglioli, Bernardin, kurfürstlich speyerischer Agent am Römischen Hof bis 1808 EB 105* Born, Ignaz von (1742–1791), Chemiker und Mineraloge, Bergrat in der Hofkammer für Münz- und Bergwesen in Wien 164, 653 Bornstedt, Hans Ehrentreich von (1722–1807), Oberst in preußischen Diensten 131?; 399 Brandenburg, Friedrich III. von (1617– 1713), seit 1688 Kurfürst und seit 1701 als Friedrich I. König von Preußen 293 Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Christian Friedrich Karl A l e x a n d e r von (1736–1806), seit 1757 Markgraf 216, 563 Brandenburg-Bayreuth, Sophie Caroline Marie von, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1737–1817), seit 1759 Markgräfin, Schwester von Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 174; 214, 518 Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel –, Carl I. von (1713–1780), seit 1735 Herzog, Vater von Herzogin AnnaAmalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 68
678
Register
–, Philippine Charlotte von, geb. Prinzessin von Preußen (1716–1801), dessen Frau 68 –, Carl II. Wilhelm Ferdinand von (1735–1806), seit 1780 regierender Herzog, preußischer Generalfeldmarschall, dessen Sohn 53 –, C a r l Georg August von (1766– 1806), Sohn von Herzog Carl Wilhelm Ferdinand und Erbprinz, Sohn von Carl II. Wilhelm Ferdinand 174; 518 Breitkopf, Bernhard Christoph (1695– 1777), Buchdrucker und Verleger in Leipzig 22, 181, 430 –, Johann Gottlob Immanuel (1719– 1794), Buchhändler und Verleger in Leipzig, dessen Sohn 145, 221, EB 319, EB 320; 144, 145, 151, 222 f.; 22, 144, 181, 248, 331, 390, 392, 429 f., 431, 456, 608 f., 667 –, Bernhard Theodor (1749–1820), Musiker und Komponist, Buchdrucker und Buchhändler in Leipzig, seit 1777 in St. Petersburg, Sohn von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf 8; 17, 22, 422, 429 f. Neue Lieder in Melodien gesetzt (Kompositionen von Gedichten Goethes) 8; 17, 22, 422, 430 –, Christoph Gottlob (1750–1800), Sohn von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf, bis 1795 Verleger in Leipzig 429 –, Theodora Sophie Constantie, verh. Oehme (1748–1818), Tochter von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf 429 Brennus (5. und 4. Jh. v. Chr.), Heerführer der gallischen Senonen, eroberte 390 v. Chr. Rom 461 Brennwald, Leonhard (1750–1818), Pfarrer und Archivdiakon im Kanton Zürich (Pfarrvikar in Kloten), Lehrer von Johann Heinrich Lips 217
Brentano, M a x i m i l i a n e Euphrosyne, geb. von La Roche (1756– 1793), Tochter von Sophie und Georg Michael Anton La Roche, seit 1774 verh. mit Peter Anton Brentano in Frankfurt a. M., Mutter von Clemens Brentano und Bettine von Arnim 386 Bretzner, Christoph Friedrich (1746– 1807), Schriftsteller und Kaufmann in Leipzig 430 Brose, Johann Daniel Gotthelf (nachweisbar zwischen 1785 und 1820), Verleger in Göttingen 387 Brossard, Jeanette (um 1750 – nach 1803), 1775 in Epernay in der Champagne Freundin des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, Mutter eines gemeinsamen Kindes EB 106, EB 174, EB 188, EB 366, EB 388; 325 Brunnquell, Daniel Wilhelm (1753– 1818), 1781 Wegebaukommissar in Weimar, 1799 Wegebauinspektor, 1802 Kriegssekretär und -kassierer, 1805 Rat, 1810 auch Bürgermeister, 1813 Mitglied des Landschaftskollegiums und des mathematischen Büros 57 Buchholz, Johanna Maria, geb. Söllner (1748–1822), Textilunternehmerin in Weimar, 1767 bis 1772/73 Besitzerin der Hofapotheke, gründete 1781 Werkstätten zur Fabrikation von Feuerwehrschläuchen 84 f.; 274 f. –, Wilhelm Heinrich Sebastian (1734– 1798), Naturforscher, Arzt in Weimar, seit 1773 Besitzer der Hofapotheke, 1777 Hofmedikus und Amtsphysikus, 1782 Bergrat, 1763 bis 1774 deren Mann 274 Bucholtz, Franz Caspar (1756–1812), westfälischer Gutsbesitzer, Freund und Gönner Johann Georg Hamanns 24, 255
Personen und Werke
Bünau, Heinrich, Graf von (1697– 1762), Staatsmann, Historiker, bis 1745 in kaiserlichen Diensten, danach Statthalter in Eisenach, Vormund des Herzogs Ernst August Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1756 bis 1759 Premierminister des Herzogtums, Gutsbesitzer in Oßmannstedt bei Weimar 69 Bürger, Gottfried August (1747–1794), Dichter, Übersetzer, seit 1772 Amtmann in Altengleichen im Dienste der Familie von Uslar, seit 1784 Privatdozent, seit 1789 außerordentlicher Professor der Ästhetik in Göttingen 122; 127; 383, 384 Gedichte (Auswahlausgabe von 1778) 127; 383 f. Büsch, Johann Georg (1728–1800), Volkswirt, Pädagoge, Publizist, Lehrer und Gründer einer Handlungsakademie in Hamburg 102 Büttner, Christian Wilhelm (1716– 1801), Natur- und Sprachforscher, 1758–1782 Professor in Göttingen, seit 1783 Privatgelehrter in Jena EB 126, EB 365; 341; 156 f., 244, 305 f., 443, 635–637 Buff, A m a l i e Charlotte Angelica (1765–1848), Schwester Charlotte Kestners, 1791 verh. mit Cornelius Johann Rudolf Ridel 43, 185, 607 Buoninsegna, Duccio di (1255–1319), italienischer Maler 357 Bury, Johann F r i e d r i c h (1763– 1823), Historien- und Porträtmaler, 1782–1799 in Rom, Neapel und Oberitalien, danach in Weimar, Berlin, Hanau und Kassel EB 9, EB 39, EB 86, EB 111, EB 142, EB 146, EB 219, EB 220, EB 241, EB 277, EB 314; 4, 7, 33, 42, 47 f., 82, 87, 103, 159, 204; 8, 10 f., 13, 86, 97, 113, 119 f., 152, 154, 167–169,
679
172, 185, 189, 191–193, 202, 218, 221, 234, 268 f., 282, 301, 321, 329 f., 334, 417, 424, 482, 564 f. 〈Kopien〉 〈Nach Gemälden Giulio Romanos〉 565 〈Zeichnungen〉 168, 330 〈Aquarellzeichnung〉 4; 8, 10 〈Nach Gemälden in der Galleria Farnese〉 4; 8 〈Nach Annibale Carraccis Gemälde „Pietà“〉 7; 11, 13 Knabe mit Taube 57; 189, 191 –, Catharina, geb. Tessonnier (1739– 1818), dessen Mutter EB 389 Cagliari, Paolo siehe Veronese Cagliostro, Alexander Graf von (Conte Alessandro di; d. i. Giuseppe Balsamo) (1743–1795), italienischer Abenteurer, Alchimist und Betrüger, trat nach Reisen in Griechenland und Ägypten als Großkophta auf, 1779 in Mitau und St. Petersburg, 1780 in Straßburg und Paris 33, 190, 459 –, dessen Mutter siehe Balsamo –, dessen Schwester siehe Capitummino Cambridge, Adolph Friedrich von siehe Großbritannien Campe, Joachim Heinrich (1746– 1818), Verleger und Schriftsteller in Braunschweig 230, 313, 421 Camper, Pieter (1722–1789), holländischer Anatom, Professor der Medizin in Franeker, Amsterdam und Groningen, seit 1773 Privatgelehrter 51 Cancrin, Franz Ludwig von (1738–1816), Rentkammerrat in der Grafschaft Hanau, Salinendirektor in Bad Nauheim, Mathematikprofessor in Kassel, seit 1783 Mitglied der Kaiserlichen Freien Ökonomischen Gesellschaft und Staatsrat in St. Petersburg EB 158
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Register
Capece-Latro, Giuseppe (1744–1836), Geistlicher, Gelehrter, Schriftsteller, seit 1778 Erzbischof von Tarent 582 f., 613 Capitummino, G i o v a n n a Giuseppe Maria, geb. Balsamo, Schwester Cagliostros 190 Caramanico, Francesco Maria Venanzio d’Aquino Principe di (1738–1795), seit 1786 Vizekönig von Sizilien 31 Carracci, Agostino (1557–1602), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher 587 〈Zeichnungen nach Gedichten Pietro Aretinos〉 587 f. –, Annibale (1560–1609), italienischer Maler, Zeichner und Kupferstecher, dessen Bruder 7, 32 f., 58 f., 89, 234; 11, 13, 117–120, 192, 288, 587 Odysseus und Circe (Fresko) 32, 88 f., 234; 117 f., 288 Pietà (Gemälde) 7, 33, 58; 11, 13, 119 f., 192 〈Zeichnungen nach Gedichten Pietro Aretinos〉 587 f. Casanova, Giacomo Girolano (1725– 1798), venezianischer Abenteurer und Schriftsteller 590 f. –, Giovanni Battista (1730–1795), italienischer Maler, seit 1764 Professor an der Kunstakademie in Dresden, dessen Bruder 213; 591 Castello, Gabriele Lancilotto, Fürst von Torremuzza (1727–1794) 31, 33 f. Siciliae populorum et urbium regum quoque et tyrannorum veteres nummi Saracenorum epocham antecedentes 34 Casti, Giovanni Battista (Giambattista) (1724–1803), italienischer Dichter 14 La Grotta di Trofonio (Libretto) 14 Castrop, Jean Antoine Joseph de (1731–1785), Mitarbeiter in der
Weimarer Wegebaukommission 343; 466, 638, 646 f. Catull (Gaius Valerius Catullus) (87 – um 54 v. Chr.), römischer Dichter 46; 163, 343, 349 Cavalcanti, Guido (1255–1300), italienischer Dichter, Freund Dantes 175 Ceffoni, Adelaide, Malerin 163 Beatrice Cenci (Porträtgemälde) 163 Cenci, Beatrice (1577–1599), römische Adelstochter, hingerichtet wegen der Ermordung ihres Vaters 46?; 163 Champney, Thomas und seine Frau 53? Chodowiecki (Chodowicki, Chodowiecky, Chodowicky), Daniel Nikolaus (1726–1801), Maler, Radierer, Kupferstecher in Berlin, Vizedirektor, seit 1797 Direktor der Akademie der Künste 97; 220, 293, 295, 313, 341 〈Kupferstiche〉 〈Titelkupfer zu „Goethe’s Schriften〉 313 〈Vorlage zu einer Titelvignette in „Goethe’s Schriften“, Bd 2〉 Wirt prügelt einen Sessel aus 220 〈Vorlage zu einer Titelvignette in „Goethe’s Schriften“, Bd 4〉 Fernando, Stella und Cecilie 220 Christ, Johann Friedrich (1700/01– 1756), Altphilologe, Archäologe und Kunsthistoriker, Professor der Geschichte und der Dichtkunst in Leipzig 585 Chryselius, Johann Wilhelm (1744– 1793), Stiftsbaumeister in Merseburg EB 213* Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.), römischer Staatsmann, Rhetor und Schriftsteller 557 Paradoxa Stoicorum 557
Personen und Werke
Cimarosa, Domenico Nicola (1749– 1801), italienischer Komponist 75, 456 f. L’Impresario in augustie (Oper) 151; 456 f. Claudius, Matthias (1740–1815), Dichter, Übersetzer und Publizist in Hamburg, später in Wandsbek, 1771 bis 1775 Redakteur des „Wandsbecker Bothen“, 1776/77 Mitglied der Oberlandkommission in Darmstadt 92 Clemens XIII. (eigentl. Carlo Rezzonico) (1693–1769), seit 1758 Papst 6 Clemens XIV. (eigentl. Lorenzo oder Giovanni Vincenzo Antonio Ganganelli) (1705–1774), seit 1769 Papst 268 Clemens, Johann Friderich (1749– 1831), Maler und Kupferstecher, seit 1778 als Hofkupferstecher in Kopenhagen 295 Clermont, Johann Arnold von (1728– 1795), Tuchfabrikant in Vaals bei Aachen 26 Collina, Filippo (um 1745 – nach 1795), Begleiter (Führer) der Herzoginmutter Anna Amalia auf ihrer Italienreise 1788–1790 28, 47; 52, 98 –, Sante Serafino (1715–1789), römischer Kutscher und Hauswirt, dessen Vater 98 –, Piera Giovanna, geb. de Rossi (1721–1791), zweite Ehefrau von Sante Serafino Collina, dessen Mutter 98 Cook, James (1728–1779), englicher Kapitän, Weltumsegler und Forschungsreisender 468 f. Cramer, Carl Friedrich (1752–1807), Theologe, Buchhändler und Musikschriftsteller, Mitglied des Göttinger Hains, seit 1775 Professor in Kiel, 1795 Buchhändler in Paris 126; 379 f.
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Cramer, Karl Gottlob (1758–1817), Schriftsteller, ab 1782 Privatgelehrter in Weißenfels und Naumburg, seit 1795 Forstrat in Meiningen 430 Cranach, Christian Lucas von (1753– 1824), Gutsherr in Craazen im Kreis Soldin in der Neumark (heute poln. Krasne), preußischer Offizier EB 293 Cranach, Lucas, d. Ä. (1472–1553), Maler, Zeichner und Holzschneider, seit 1505 Hofmaler in Wittenberg, seit 1552 in Weimar 117 〈Altargemälde〉 (in der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul) 117 Craven, Elizabeth, geb. Berkeley (1750–1828), britische Schriftstellerin, verh. mit William Craven, Geliebte von Markgraf Alexander von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth 563 Cumberland, Ernst August von siehe Großbritannien Cunego, Domenico (1727–1803), Maler und Kupferstecher in Rom 295 Cunningham, Edward Francis (1742– 1795), schottischer Porträtmaler 295 Cuno, Christian Heinrich (1699– 1780), Bücherkommissionär und Buchhändler in Jena (Verlag Cuno’s Erben) 617 Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria Freiherr von (1744–1817), 1771 bis 1802 kurmainzischer Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Mainzer und Wormser (Erz-)Bischofs Friedrich Karl Joseph von Erthal, 1788 auch Koadjutor des Konstanzer Fürstbischofs, 1800 bis 1817 Fürstbischof von Konstanz, 1802 Kurfürst und Erzbischof von Mainz und zugleich Reichserzkanzler, 1802 bis 1817 Fürstbischof von Worms, 1803 Administrator und 1805 bis 1817
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Register
Erzbischof von Regensburg, 1806 bis 1813 Fürstprimas des Rheinbundes, 1810 bis 1813 Großherzog von Frankfurt EB 49, EB 61, EB 244, EB 263, EB 283, EB 286*, EB 315, EB 321, EB 331*; 131, 165; 45, 139, 186, 258, 399, 407, 473, 500 〈Platons Kritias〉 (Abhandlung) 45 –, Johann F r i e d r i c h H u g o Nepomuk Eckenbrecht von (1760–1812), Komponist, Musikschriftsteller, Domkapitular in Trier, Worms und Speyer sowie kurtrierischer Geheimer Rat, u. a. in Erfurt, zuletzt in Aschaffenburg lebend, dessen Bruder 26, 34 f., 43, 94; 26, 57, 84 f., 124–126, 128, 151, 153 f., 170, 237, 303 Dante Alighieri (1265–1321), italienischer Dichter 30, 175 Die Göttliche Comödie (La Divina Commedia) 30 Darbes, Joseph Friedrich August (1747– 1810), Porträtmaler, zunächst in St. Petersburg, seit 1785 in Berlin, seit 1796 dort Professor an der königlichen Akademie der bildenden Künste 295 David (um 1000 v. Chr.), König von Juda, vereinigte Israel 499 David, François Anne (1741–1824), französischer Kupferstecher, Radierer und Verleger 295 David, Jacques Louis (1748–1825), französischer Historienmaler 299 Schwur der Horatier (Gemälde) 299 Decker, Georg Jacob (1732–1799), Hofbuchdrucker und Verleger in Berlin 165 Dehn, Christian (Cristiano Denh; um 1700–1770), Kunsthändler in Rom, Gemmensammler 268 Diderot, Denis (1713–1784), französischer Philosoph und Schriftsteller 308; 413
Le rêve de D’Alembert (Dialog) 308 Didot, François Ambroise (1730–1804), französischer Buchdrucker 176, 322, 368, 389, 393 Dieterich (Dietrich), Johann Christian (1722–1800), Verlagsbuchhändler in Göttingen 383 Diodati, Giuseppe Maria (um 1755–1816), italienischer Dichter und Librettist 456 L’Impresario in augustie (Libretto) 456 Ditters (1773:) von Dittersdorf, Karl (1739–1799), österreichischer Komponist, seit 1769 Kapellmeister in Breslau 75 Dobel, Benjamin (1734–1789), Hauptmann in kurpfalz-bayerischen Diensten 353?; 663 –, Georg Friedrich (1733–1785), Handelsmann in Frankfurt a. M., dessen Bruder 353?; 663 Doebbelin, Carl Gottlieb Theophilus (1727–1793), Schauspieler und Prinzipal einer Theatertruppe, bis 1766 Mitglied der Ackermannschen Gesellschaft, seit 1775 Theaterdirektor in Berlin, später Leiter des Königlichen Nationaltheaters 376 f. Döbel siehe Dobel Döderlein, Johann Christoph (1745– 1792), seit 1782 Professor der Theologie in Jena, seit 1784 Geheimer Rat GB 6/158A; 36; 130, 665–667 Auserlesene Theologische Bibliothek (Zeitschrift) 353 f.?; 667 Christlicher Religionsunterricht nach den Bedürfnissen unserer Zeit 353 f.?; 667 Doell, Friedrich Wilhelm Eugen (1750– 1816), Bildhauer in Gotha, 1773 bis 1782 in Rom, Professor und seit 1787 Inspektor der Kunstsammlungen 73*; 59; 195, 246–249
Personen und Werke
Eros von Centocelle (Büste) 77; 248 f. 〈Reliefs〉 (am Römischen Haus in Weimar) 247 〈Statuen〉 (im Park in Weimar) 247 Euphrosynedenkmal 247 –, Leopold Friedrich (1791–1856), Bildhauer, dessen Sohn 247 Döll, Johann Veit (1750–1835), Medailleur, Stein- und Stempelschneider in Suhl 400, 584 f. Dönhoff, Sophie Juliane Friederike Wilhelmine von (1768–1834), seit 1790 verh. in morganatischer Ehe mit König Friedrich Wilhelm II. von Preußen 320 Dolce, Francesco Maria (um 1735– 1790), italienischer Theologe und Jurist, Abbate in Rom, Schwiegersohn des Gemmensammlers Christian Dehn 3, 82; 7, 16, 267 f., 420 Descrizione istorica del Museo di Cristiano Denh 268 –, Badessa, seine Frau 15 Doll, Aloys (1767–1826), Verlagsbuchhändler in Wien 611 Dolomieu, Dieudonné Sylvain Guy Tancrède (gen. Déodat de Gratet de Dolomieu) (1750–1801), französischer Geologe, Mineraloge, Vulkanologe und Forschungsreisender, 1801 Professor der Mineralogie am Museum der Naturgeschichte in Paris 35 Domenichino siehe Zampieri Donati siehe Moldi Dürer, Albrecht (1471–1528), deutscher Maler, Kupferstecher und Zeichner in Nürnberg 586 Hieronymus Holzschuher (Gemälde) 586? Duhamel de Monceau, Henri-Louis (1709–1782), französischer Mineraloge 76
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Observations Botanico-Méteorologiques faites au chateaux de Denainvilliers (Abhandlung) 76 Dyck (Dyk), Johann Gottfried (1750– 1813), Schriftsteller und Verlagsbuchhändler in Leipzig (Dyck’sche Buchhandlung) 310 Ebeling, Christoph Daniel (1741– 1817), Theologe, Pädagoge, Bibliothekar, Historiker und Schriftsteller in Hamburg 102 Ebert, Johann Arnold (1723–1795), Schriftsteller, Übersetzer, Pädagoge, seit 1748 in Braunschweig, seit 1780 Hofrat, Freund Klopstocks 226 f. Eckermann, Johann Peter (1792–1854), Schriftsteller, seit 1823 Goethes Mitarbeiter und Vertrauter 237, 594 Eckert, Heinrich Gottlieb (1751–1817), Maler und Kupferstecher in Berlin, seit 1789 Ökonomie-Inspektor an der Königlich Preußischen Akademie der Künste 295 Egloffstein, Gottfried Freiherr von 324 –, dessen Familie 324 Egloffstein, J u l i e Sophie Gräfin von und zu (1792–1869), Malerin, Hofdame, vorwiegend in Weimar und zuletzt in Marienrode bei Hildesheim lebend, 1826/27 bis 1830 Hofdame der Großherzogin Louise von Sachsen-Weimar-Eisenach 600 Egloffstein, Wolfgang G o t t l o b Christoph von und zu (1766–1815), 1787 Regierungsrat, 1794 auch Kammerherr und Hofrat in Weimar, 1802 Hofmarschall, 1813 Oberkammerherr EB 351* Ehrmann, Johann Christian (1749–1827), Mediziner und Schriftsteller, seit 1779 Arzt in Frankfurt a. M., seit 1821 in Speyer 198
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Register
Eichhorn, Johann Gottfried (1752– 1827), Theologe, Orientalist, Literaturhistoriker, seit 1775 Professor der orientalischen Sprachen in Jena, 1783 Hofrat, seit 1788 Professor der Philosophie in Göttingen 36; 129–131, 276, 642 Einsiedel-Scharfenstein, Friedrich Hildebrand von (1750–1828), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer in Weimar, 1775 Assessor am Hofgericht in Jena, seit 1776 Kammerherr der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach, 1802 Geheimer Rat und Oberhofmeister derselben sowie seit 1807 der Herzogin Louise, 1817 bis 1824 erster Präsident des Oberappellationsgerichts in Jena EB 124, EB 278; 94, 136, 160, 174, 189, 207, 212; 52, 70, 94–96, 154, 176, 265, 269, 303, 483, 513, 517 f., 549, 571, 589, 643 –, Johann A u g u s t von (1757–1837), Philosoph, Naturforscher, u. a. Offizier in holländischen Diensten und sächsischer Bergbeamter, zeitweise in Weimar und Jena, 1785 bis 1786 Reise nach Afrika, Freund Herders, dessen Bruder 306 Engel, Johann Carl (1752–1833), Maurermeister in Berlin 295 Engel, Johann Jakob (1741–1802), Gymnasialprofessor, Schriftsteller, Übersetzer und Prinzenerzieher in Berlin, 1787 bis 1794 Direktor des Berliner Hoftheaters 377 Epimenides (5., 6. oder 7. Jh. v. Chr.), griechischer Philosoph, Dichter, Priester und Seher 46; 162 Épinay, L o u i s e Florence Pétronelle de La Live d’, geb. Tardieu d’Esclavelles (1726–1783), französische Literatin 413 Erdmannsdorff, Friedrich Wilhelm (1736–1800), Architekt und Archi-
tekturtheoretiker, seit 1758 im Dienst von Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, Baumeister des Wörlitzer Schlosses, 1786 bis 1789 auch preußischen Hof in Potsdam und Berlin tätig 295 Ettinger, Carl Wilhelm (1742–1804), Buchhändler und Verleger in Gotha, sachsen-gothaischer Kommissionsrat und Hofagent EB 367; 166; 178, 200, 256, 311, 313, 322, 327, 343 f., 381, 388, 392, 419, 473, 477, 483, 494, 501, 528, 574, 579 Euler, Leonhard (von) (1707–1783), Schweizer Mathematiker und Physiker, seit 1766 in St. Petersburg 36 Eunicke, Johanne H e n r i e t t e Rosine siehe Schütz, Johanne H e n r i e t t e Rosine Facius, Friedrich Wilhelm (1764– 1843), Medailleur, Graveur, Steinund Stempelschneider, seit 1788 in Weimar, 1823 Professor an der Freien Zeichenschule und seit 1829 Hofmedailleur in Weimar 131, 150, 211; 397, 400, 452, 584 f. 〈Herkules-Kopf 〉 (Petschaft) 131; 400 –, A n g e l i k a Bellonate (1806–1887), Bildhauerin, Stein- und Stempelschneiderin, dessen Tochter 116 Färber, Johann Heinrich David (1775– 1814), Schlosstorwächter und Museumsdiener in Jena, seit 1810 Bibliotheks- und Museumsschreiber 446, 488, 531 Fechhelm, Carl Traugott (1748–1819), Maler und Bühnenbildner in Berlin 295 Ferdinand II. (1578–1637), 1590 Erzherzog von Innerösterreich, 1617 König von Böhmen, 1618 König von Ungarn und Kroatien, seit 1619 römisch-deutscher Kaiser 509
Personen und Werke
Fernow, Karl Ludwig (1763–1808), Kunstschriftsteller, 1794 bis 1797 in Rom, 1803 Professor der Ästhetik in Jena, 1804 bis 1807 Bibliothekar der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach in Weimar 116 Feuerlein, Johann Conrad (1725–1788), Ratskonsulent und seit 1772 Prokanzler in Nürnberg 587 f. Filistri da Caramondani, Antonio de (1760 – nach 1811), italienischer Librettist, seit 1787 in Berlin 461, 477, 513 Brenno (Libretto) 461 Il ritorno di Ulysses a Penelope (Libretto) 513 Fischer, Johann Ignaz Karl L u d w i g (1745–1825), gefeierter Basssänger u. a. in Mannheim München, Wien und Paris, seit 1789 in Berlin 153; 461 f. Flebbe, Wilhelm Dietrich Hermann (1755–1837), 1789 bis 1796 braunschweigisch-lüneburgischer Kammersekretär, später Geheimer Kammerrat und Kammermeister in Hannover, befreundet mit der Familie Kestner 523 –, Katharina Sophie Hedwig (1762– 1829), dessen Frau EB 179; 523 Florencourt, Carl Chassot von (1756/57–1790), 1781 Professor der Mathematik in Göttingen, 1783 Berg- und Kammerrat der Fürstlichen Kammer von BraunschweigWolfenbüttel an der Dependance in Blankenburg im Harz 177; 506, 507 Über die Bergwerke der Alten (Schrift) 506 Forster, Johann G e o r g Adam (1754– 1794), Naturforscher, Weltreisender, Schriftsteller, seit 1778 Professor der Naturgeschichte am Collegium Carolinum in Kassel, seit 1784 Professor
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der Naturwissenschaften in Wilna, seit 1788 kurfürstlicher Bibliothekar in Mainz, 1792/93 Deputierter des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents in Paris 159, EB 208; 307; 468–470, 471 f. A voyage round the world (Eine Reise um die Welt) 468 Ansichten vom Niederrhein 469 f. Nachrichten von den Pelew-Inseln in der Westgegend des stillen Oceans (Reisebericht/Übersetzung) 155 f.; 470 f. –, Maria Theresia ( T h e r e s e ) Wilhelmine, geb. Heyne (1764–1829), Schriftstellerin, seit 1785 dessen Frau; 1794 verh. mit Ludwig Ferdinand Huber 156; 469, 472 –, Johann Reinhold (1729–1798), protestantischer Theologe, Lehrer und Übersetzer, Pfarrer in Nassenhuben bei Danzig, 1772 bis 1775 Teilnahme an James Cooks zweiter Erdumsegelung, 1780 Professor der Naturgeschichte in Halle, dessen Vater 468 Fortis, Alberto (1741–1803), italienischer Geistlicher und Naturforscher 181; 532 Della Valle vulcanico-marina di Roncà nel territorio Veronese. Memoria orittografica 181; 532 Franchi, Giuseppe (1731–1806), römischer Bildhauer 247 Franckenberg und Ludwigsdorf, Sylvius Friedrich Ludwig Freiherr von (1728–1815), seit 1765 Geheimer Rat und Mitglied des Geheimen Ratskollegiums des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg in Gotha, 1792 herzoglicher Obersteuerdirektor, 1805 Minister EB 32, EB 35, EB 50, EB 52, EB 54, EB 143, EB 147, EB 159, EB 167, EB 169, EB 209, EB 227, EB 230,
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Register
EB 245, EB 316, EB 350; 343, 353; 99, 644, 664 f. –, F r i e d e r i k e Dorothea Caroline Freifrau von, geb. von Rüxleben (1745–1832), dessen Frau 243 Frankenberg, Franz (1760–1789), Opernsänger und Schauspieler zunächst in Wien und Bayreuth, debütierte am 9. Oktober 1784 in Weimar als Azor in der komischen Oper „Zemire und Azor“ von André-Ernest-Modest Grétry, 1785 bis 1788 in Frankfurt a. M., dann in Berlin 377 Frankreich –, Ludwig XIII. von (Louis XIII) (1601–1643), seit 1610 König 604 –, Ludwig XIV. von (Louis XIV, le Grand, le Roi Soleil) (1638–1715), seit 1661 König 604 Freisleben, Carl Friedrich (1774–1846), Obereinfahrer aus dem Bergwerk in Freiberg 148; 443 Fries, Mechanikus in Weimar EB 394* Fries, J o s e p h Johann (1783:) Graf von (1765–1788), österreichischer Bankier, Mäzen und Kunstsammler 103 –, M o r i t z Christian Johann (1783:) Graf von (1777–1825), österreichischer Bankier und Kunstsammler, dessen Bruder 103 Frisch, Johann Christoph (1738–1815), Maler und Radierer in Berlin, 1786 Rektor, 1801 Vizedirektor und 1805 Direktor der Berliner Akademie der Künste 293, 295 Frischmuth, Johann Christian (1741– 1790), Schauspieler und Komponist, Kapellmeister und Musikdirektor am Königlichen Nationaltheater in Berlin 376, 477, 513 Fritsch, Jacob Friedrich Freiherr von (1731–1814), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1762 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1767 bis 1800 dessen Präsident, seit 1772
Wirklicher Geheimer Rat, bis 1779 Leiter der Kriegskommission 64, 188, 189; 144, 229; 128, 135, 222, 427, 497, 533–535, 539, 543 f., 593, 630, 640 Füßli, Johann Caspar (1706–1782), Schweizer Maler, Zeichner, Kunstschriftsteller und Sammler in Zürich, Kunsterzieher und Ratsschreiber in Zürich, Mitinhaber der OrellGessnerschen Buchhandlung 113, 217 Funck (Funcke), Carl Wilhelm Ferdinand von (1761–1828), sächsischer Offizier und Schriftsteller 619 Galiani, Ferdinando (Abbe Fernando) (1728–1787), italienischer Diplomat, Ökonom und Schriftsteller, 1759 bis 1769 in Paris 413 Dialogue sur les Femmes (Erzählung) 413 Gallitzin (Gallizin), Adelheid A m a l i a Fürstin von, geb. Gräfin von Schmettau (1748–1806), aus Berlin, seit 1768 Frau des Fürsten Dmitri Alexejewitsch Golizyn, des russischen Gesandten in Den Haag (seit 1769), seit 1774 von ihm getrennt, seit 1779 in Münster 9, 26, 28; 24–26, 86 f., 90, 92 f. Garbe, Johann Gottlieb (um 1725– 1792), Buchhändler und Verleger in Frankfurt a. M. 661 Garve, Christian (1742–1798), Philosoph, Schriftsteller, Übersetzer und Buchhändler, 1768 bis 1772 Professor für Philosophie in Leipzig, danach in Breslau 605 Gassler, Anton (um 1753–1803), Verleger in Wien 181 Gebauer, Johann Jacob (1745–1818), Verleger in Halle a. S. 576 f. Geminianus von Modena (4. Jh.), Heiliger 192
Personen und Werke
Germar, Wilhelm Heinrich von (1735– 1796), sachsen-weimarischer Offizier, 1783 Major und Kammerherr, 1788 Kommandant der Weimarer Garnison 85; 275 Gerock, Johann Georg (gest. 1796), Kaufmann in Frankfurt a. M., dessen Familie 198 Geßler, Carl Friedrich Graf von (1752– 1829), preußischer Diplomat und Beamter, 1787 bis1792 und nach 1800 bis 1813 Gesandter am Dresdner Hof, danach wissenschaftlich und künstlerisch privatisierend 213; 590, 619 Geyser (Geiser), Christian Gottlieb (1742–1803), Kupferstecher, Miniaturmaler und Illustrator in Leipzig, Schüler Adam Friedrich Oesers, seit 1771 ordentliches Mitglied der Leipziger Kunstakademie 22, 220 〈Kupferstiche〉 〈Titelkupfer „Goethe’s Schriften“, Bd 1〉 Lotte am Klavier 220 〈Titelkupfer „Goethe’s Schriften“, Bd 4〉 Stella umfasst Fernando 220 〈Titelvignette zu „Goethe’s Schriften“, Bd 2〉 Wirt prügelt einen Sessel aus 220 〈Titelvignette zu „Goethe’s Schriften“, Bd 5〉 Egmont schlafend, die Traumerscheinung der Freiheit über ihm schwebend 22, 220 –, Friederike Henriette siehe Pfarr Gioeni, Giuseppe (1747–1822), italienischer Naturforscher, Mineraloge, Professor für Naturgeschichte an der Universität Catania 13 f., 159, 212; 31, 35–38, 481, 588 f. Relazione della eruzione dell’ Etna nel mese di Iuglio 1787 481
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Versuch einer Lithologie des Vesuvs 588 Gleditsch, Johann Friedrich (1653– 1716), Verlagsbuchhändler in Leipzig (Verlag Gleditschs Erben) 310 Gleim, Johann Wilhelm L u d w i g (1719–1803), seit 1747 Domsekretär, später Kanonikus in Halberstadt, Schriftsteller 295, 383, 565 Göchhausen, Ernst August Anton von (1740–1824), Beamter, Schriftsteller, seit 1783 Geheimer Kammerrat in Eisenach, Mitglied der Kammer in Eisenach 147; 433, 434, 435–437 –, Johann Anton Friedrich von, Rittmeister und Kammerjunker in Sachsen-Weimar und Eisenach, dessen Vater 434 Göchhausen, L o u i s e Ernestine Christiane Juliane von (1752–1807), seit 1768 Hofdame der Markgräfin Caroline Louise von Baden in Karlsruhe, seit 1775 Gesellschafterin und seit 1783 Hofdame von Anna Amalia, der Herzogin von SachsenWeimar und Eisenach EB 163, EB 279; 22, 29, 82, 136, 160, 225; 52, 70 f., 94, 96–98, 112, 153 f., 167 f., 176, 234, 239, 264–268, 283, 290, 301, 326–330, 333, 409, 434, 463, 481–483, 513, 518, 546, 548 f., 555, 560, 563–565, 567 f., 581, 583, 586, 613 f. Görtz (Goertz) (eigentl. Schlitz), Johann Eustach Graf von (1737–1821), Jurist, Diplomat, Schriftsteller, 1762 bis 1775 Erzieher des Erbprinzen Carl August und des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, danach in preußischen Diensten, u. a. 1779 bis 1785 preußischer Gesandter in St. Petersburg 69 Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Buchhändler, Buchdrucker und Verleger, seit 1785 mit eigenem Verlag
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Register
in Leipzig 4, 21, 34, 36, 40, 43, 51, 57, 66, 68, 69, 72, 102, 116, 124, 125, 135, 141, 144, 146, 152, 169, 173, 184, 204, 4K, EB 4, EB 133, EB 273, EB 332; 45, 101, 151, 160; 5 f., 9, 17–22, 53 f., 59, 63, 69, 71–75, 81–83, 101, 126, 131–133, 137 f., 141, 143–149, 157–161, 163–165, 179–182, 188, 202 f., 218 f., 227 f., 230–234, 237, 239, 343, 245 f., 248, 255 f., 259, 310, 313 f., 322 f., 325, 329–333, 354, 367–369, 371, 378 f., 388–391, 393, 408–411, 419–423, 427–434, 445, 447, 451 f., 454, 456, 459, 465, 483, 490 f., 494, 496 f., 501, 514, 524–526, 528, 530, 569 f., 579, 591 –, Johanna H e n r i e t t e , geb. Heun (1765–1850), seit 1788 dessen Frau 23, 104; 75, 333 Goethe, Catharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), Goethes Mutter 9, EB 131, EB 257, EB 317, EB 364, EB 386; 45, 56, 124, 208; 16, 38 f., 161, 168, 184, 198, 214, 234, 370, 386, 497, 521, 573 –, Julius A u g u s t Walther (1789– 1830), Goethes Sohn mit Christiane Vulpius, 1801 legitimiert, 1808 bis 1811 Jurastudent in Heidelberg und Jena, 1810 Kammerassessor in Weimar, dort 1815 Kammerrat und Kammerjunker, 1823 Geheimer Kammerrat, 1826 Kammerherr 166, 187, 190, 203, 218; 488, 501, 545, 550, 564, 601 Göttling, Johann Friedrich August (1753–1809), Chemiker und Pharmazeut, seit 1772 in Weimar, 1788 Professor in Jena EB 186, EB 218, EB 297, EB 362; 46, 94 f., 98, 223; 163 f., 305 f., 315 f., 611 Goetze, Johann Georg P a u l (1761– 1835), 1777 bis 1794 Diener und
Reisebegleiter Goethes, 1794 Baukondukteur in Jena, 1803 Wegebaukommissar, 1807 Wegebauinspektor 129, 202; 394, 410, 524, 529, 532, 547, 549, 551, 554, 556, 559 –, Johann Gottfried (um 1766–1816), Musiker in Weimar, um 1804 Stadtmusiker in Jena, dessen Bruder 129 f.; 394 Gore, Charles (1729–1807), englischer Kaufmann, Kunstliebhaber und Maler, 1774 bis 1780 u. a. in Italien und in der Schweiz, danach weitere Reisen durch Europa, v. a. durch Deutschland, seit 1791 mit seinen Töchtern in Weimar 18 f., 176; 43, 52 f., 57 f., 521 –, Elizabeth ( E l i z a ) Maria (1753– 1802), Malerin, dessen Tochter 18 f., 176; 43, 52 f., 57 f., 521 –, Emilie ( E m i l y ) (1755–1832), seit 1785 befreundet mit Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1807 abwechselnd in Weimar und Italien lebend, dessen Tochter 18 f., 24, 176; 43, 52 f., 57 f., 79, 99, 128, 497, 517, 521 –, Mary, geb. Cockerill (gest. 1785), seit 1751 dessen Frau 521 Gotter, Johann Friedrich Wilhelm (1746–1797), Jurist, Dichter, Übersetzer, Schauspieler und Regisseur, 1767 und 1770 bis 1772 sachsen-gothaischer Legationssekretär in Wetzlar, seit 1772 Geheimer Sekretär in Gotha 279, 526 Der schwarze Mann (Lustspiel) 86; 279 Gottsched, Johann Christoph (1700– 1766), Dichter, Literaturtheoretiker und Theaterreformer, seit 1730 Professor der Poesie, seit 1734 der Logik und Metaphysik in Leipzig 3, 349, 429
Personen und Werke
Grundlegung einer deutschen Sprachkunst 349 Graf, Georg Caspar, Weimarer Amtsdiener 215 Graff, Anton (1736–1815), Schweizer Maler und Radierer, seit 1766 sächsischer Hofmaler und Lehrer an der Kunstakademie in Dresden, ab 1789 Professor 295, 619 Griesbach, Johann Jacob (1745–1812), Theologe, Begründer der neutestamentlichen Textkritik, seit 1773 Professor der Theologie in Halle, seit 1775 in Jena, 1781 sachsen-weimarischer Kirchenrat und 1784 Geheimer Kirchenrat in Jena 36, 61, 63, 98, 183; 122, 127, 130 f., 205, 208, 210, 276, 315, 396, 534 f., 540 –, Friederike Juliane, geb. Schütz (1755–1831), seit 1775 dessen Frau 61; 205 Grimm, Friedrich Melchior (1772:) von (1723–1807), Diplomat in französischen, gothaischen und russischen Diensten, Schriftsteller und Gelehrter, 1753 Gründer und bis 1773 Herausgeber der „Correspondance littéraire“, Freund Diderots 413 Grögory, Friedrich (1760–1788), Kupferstecher in Leipzig 220 〈Kupferstiche〉 〈Titelvignette zu „Goethe’s Schriften“, Bd 3〉 Iphigenie und Orest vor Thoas 220 〈Titelvignette zu „Goethe’s Schriften“, Bd 4〉 Fernando, Stella und Cecilie 220 Großbritannien –, Georg III. (George William Frederick) (1738–1820), seit 1760 König von Großbritannien und Irland sowie Kurfürst von Braunschweig-Lü-
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neburg („Kurhannover“), seit 1814 in Personalunion König von Hannover 206 –, Ernst August Prinz von (1771– 1851), 1799 Herzog von Cumberland, 1837 König von Hannover, dessen Sohn 62; 206 –, August Friedrich Prinz von (1773– 1843), 1801 Herzog von Sussex, dessen Sohn 62; 206 –, Adolph Friedrich (Adolphus Frederick) Prinz von (1774–1850), 1801 Herzog von Cambridge, 1830–1837 Vizekönig von Hannover, dessen Sohn 62; 206 Grosse, C a r l Friedrich August (1768– 1847), Schriftsteller, Übersetzer, Geologe, Mineraloge, 1788 bis 1790 Medizinstudium in Halle und Göttingen, danach in militärisch Diensten in Spanien und Italien sowie dänischer Regierungsbeamter 127; 387 Ueber das Erhabene (Abhandlung) 127; 387 Gruber, Johann Martin (1719–1792), Kaufmann, 1758 Eintritt in die Tuchhandlung seines Schwiegervaters und später Fortführung des Geschäfts unter eigenem Namen, seit 1761 Mitglied des Gemeinderats in Lindau am Bodensee, zuletzt Geheimer Rat und Konsistorialrat 105 Gruber, Johann Siegmund (1759–1805), Musikschriftsteller 175 Litteratur der Musik oder Anleitung zur Kenntnis der vorzüglichen musikalischen Bücher 174 f. Beyträge zur Litteratur der Musik 174 f. Gruner, Christian Gottfried (1744– 1815), Mediziner, Medizinhistoriker und Botaniker, 1770 Arzt in Breslau, seit 1773 Professor der Medizin und Botanik in Jena 577
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Register
Gruner, Johann Samuel von (1766– 1824), Schweizer Geologe, Oberberghauptmann 442 Günderrode, Friedrich Maximilian von (1753–1824), Jurist, Politiker, 1775 in nassauischen Diensten in Wiesbaden, 1785 Ratsmitglied in Frankfurt a. M., ab 1789 diplomatische Missionen, 1807 Stadtschultheiß und Konsistorialpräsident in Frankfurt a. M. 214 Günther, Augusta Dorothea (1712/13– 1792), Hof- und Konsistorialratswitwe in Weimar, Besitzerin eines Hauses am Markt 321 Gürtler, Anton Bernhard (1726–1791), Theologe, Domherr in Wien, Beichtvater der Königin Maria Carolina von Neapel-Sizilien, seit 1773 Bischof von Tiana (Tyene) 89; 290 Güssefeldt, Franz Ludwig (1744–1808), Weimarer Kammerbeamter, Ingenieur, Mathematiker und Kartograph, seit 1782 Forstsekretär 18, 342–344; 56 f., 155, 207, 466, 638 f., 647–651 Guettard, Jean-Étienne (1715–1786), französischer Arzt, Botaniker und Mineraloge 76 〈Aufsätze〉 Mémoire sur les Granits de France 76 Neuvième Mémoire sur le glaudes des Plantes 76 Guido da Siena (um 1230 – um 1290), italienischer Maler 115; 357 f. Thronende Jungfrau Maria mit dem Christuskind (Gemälde) 115 f.; 357 f. Hackert, Jakob P h i l i p p (1737–1807), deutscher Landschaftsmaler, seit 1768 in Rom, 1786 bis 1799 Hofmaler in Neapel, zuletzt in San Piero di Careggio bei Florenz 3, 93; 5 f.,
107, 109, 185, 222 f., 234, 295, 300, 329, 409 A Terracina (Zeichnung) 67; 222 f. –, G e o r g Abraham (1755–1805), deutscher Kupferstecher, Landschaftsmaler und Verleger, seit 1776 mit Jakob Philipp Hackert in Rom, seit 1786 in Neapel, Gründer einer Kupferstecherschule in Neapel, dessen Bruder EB 40, EB 170, EB 214, EB 322, EB 358, EB 360; 31 f., 87 f., 136; 105, 107, 109, 112, 280–282, 284 f., 409 Hähling (Haeling), Tobias Friedrich (1741–1829), 1783 Hofchirurg in Weimar, 1787 herzoglicher Kammerdiener des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1799 Hof- und Regimentschirurg 132; 402 Hager, Johann Ludwig (um 1757– 1837), Jurist, Advokat in Ilmenau, 1791 Bergrichter 652 Halem, Gerhard Anton (1752–1819), Jurist, Schriftsteller, Publizist, Regierungsrat in Oldenburg, später auch in Hamburg und Eutin 226 Hamann, Johann Georg (1730–1788), Sprach- und Religionsphilosoph, Schriftsteller in Königsberg, Freund Herders 9; 24, 92, 161, 254 f. Hamilton, (1772:) Sir William (1730– 1803), britischer Diplomat, Kunstsammler und -mäzen, Vulkanologe, 1764 bis 1800 Gesandter in Neapel 82; 104, 266 Campi Phlegræi: Observations On The Volcanos Of The Two Sicilies 82; 266 Hammerdörfer, Karl (1758–1794), Historiker und Schriftsteller aus Leipzig, seit 1787 an der Universität Jena 271? Hardenberg, Carl August Freiherr von (1814: Fürst) (1750–1822), preußi-
Personen und Werke
scher Staatsmann, seit 1783 Minister in Braunschweig und LüneburgWolfenbüttel, seit 1791 preußischer Staats- und Dirigierender Minister in Ansbach-Bayreuth, 1810 preußischer Staatskanzler EB 148 –, Georg Gottlieb Leberecht von (1733–1822), Philologe, Wirklicher Geheimer Rat und Oberstallmeister in Gotha 60; 201, 213 Hartknoch, Johann Friedrich (1740– 1789), Verleger in Riga 623 –, Johann Friedrich d. J. (1768–1819), Verlagsbuchhändler in Riga und Leipzig, dessen Sohn 80, 313 Hartung, Besitzer eines Hauses am Markt in Ilmenau 154; 466 Hasse, Johann Gottfried (1759–1806), Theologe, Orientalist, seit 1786 Theologieprofessor in Königsberg 85; 276 Hastings, Warren (1732–1818), britischer Staatsmann und Kolonialbeamter in Indien, seit 1785 in London lebend 64 –, Anna Maria Apollonia ( M a r i a n , M a r i a n n e ), geb. Chapus(s)et de St. Valentin, gesch. von Imhoff (1747–1837), seit 1777 dessen Frau 64 Hecker, Christian Friedrich (um 1754– 1795), Tiroler Gemmenschneider und Bildhauer in Rom 4; 8 f. 〈Goethe-Porträt〉 (Gemme) 4; 8 f. Heigelin, Christian (1744–1820), Kaufmann und Bankier in Neapel, dänischer Generalkonsul, 1790 bis 1793 Geschäftsträger der dänischen Gesandtschaft EB 175 Heinicke, Samuel (1727–1790), Pädagoge, Gründer der ersten Taubstummenschule in Leipzig 206; 568 Heinitz (Heynitz), Friedrich Anton von (1725–1802), Bergbeamter, 1765 Gründer der Bergakademie in Frei-
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berg, 1777 preußischer Minister und Oberberghauptmann, 1786 Kurator der Künste in Berlin 90; 14, 240, 277, 292–296, 297 Heinsius, Johann Ernst (1731–1794), Maler, Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 78; 69, 253–255, 311, 486 〈Porträt Johann Georg Hamanns〉 (Gemälde, Kopie) 254 f. Hemsterhuis, Franz (Frans, François) (1721–1790), niederländischer Philosoph, Schriftsteller und Staatsbeamter, Freund der Fürstin Adelheid Amalia von Gallitzin 28; 92 f. Hensler, August Wilhelm (1772–1835), Sohn von Johann Friedrich Reichardts zweiter Frau Johann Wilhelmine Dorothea 626 –, Charlotte Elisabeth (1776–1858), dessen Schwester 626 –, Wilhelmine Johanna (1777–1851), dessen Schwester 626 Heräus, Carl Gustav (1671–1725), seit 1708 Hofantiquar und Hofdichter in Wien 112 f.; 348 f. Gedichte und Lateinische Inschriften des Kaiserl. Raths, auch Medallien- und Antiquitäten-Inspectors Herrn Carl Gustav Heräus 348 f. Versuch einer neuen Teutschen Reim-Art (Gedicht) 112; 348 f. Herda zu Brandenburg, Carl Christian von (1726/28–1802), 1776 Kammerpräsident in Eisenach, 1781 Geheimer Rat, (Ober-)Steuer- und Kassendirektor 95, 129, 133; 307, 308, 366, 401 f., 406 f., 437 –, Friederike Bernhardine Sophie Dorothea von, geb. von Holleben (1749–1816), seit 1772 dessen Frau 96; 308 f. –, Emil Carl Ludwig Friedrich von (1773–1837), dessen Sohn 96; 309
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Register
–, Ludwig Ernst Constantin von (1775–1857), dessen Sohn 96; 309 –, dessen Brüder 308 Herder, Johann Gottfried (1801: von) (1744–1803) 11, 23, 31, 41, 47, 70, 91, 104, 118, 130, 131, 136, 137, 138, 139, 143, 149, 187, 190, 192, 194, 196, 201, 203, 210, 211, 212, 216; 4, 9, 11, 17–19, 35, 47, 56, 93 f., 103, 108, 110, 114, 116, 118 f., 124, 131, 135, 142, 149 f., 153, 198 f., 202 f.; 11, 12–14, 24, 26–28, 33, 39, 42 f., 44, 45, 48, 52–54, 57, 59, 63–65, 69 f., 73, 77–86, 91, 97, 114, 117, 123–128, 143, 149, 151–154, 162, 167 f., 170, 182, 185, 188, 193–195, 206, 214, 216, 221 f., 233–243, 245, 250 f., 259 f., 262, 266, 268 f., 273, 291, 294, 298, 300–303, 313, 327–329, 335–340, 342, 345, 349, 351 f., 356, 361–363, 371–373, 399–405, 408 f., 412–417, 424, 426 f., 439 f., 446, 449 f., 454, 463, 473, 497, 531 f., 544–546, 550 f., 553–555, 557–559, 561, 563, 565 f., 568, 572 f., 584, 589, 591–594, 599 f., 606, 643 Altdeutsche Sprüche und Priameln (Sprüche/Gedichte) 25; 84 Briefe zu Beförderung der Humanität 238, 313 Gott. Einige Gespräche 28, 238 Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit 24; 79 f. Zerstreute Blätter (Aufsätze/Übersetzungen) 25; 84, 455 –, Maria Carolina ( C a r o l i n e , L i n a ) (1801: von), geb. Flachsland (1750–1809), seit 1773 dessen Frau 32, 92, 109, 192, 200, 201, 210, 211, 216; 24–26, 34, 42, 48, 74 f., 80, 93, 106–108, 117, 125, 137, 140, 181, 194–196, 199, 206, 215; 12 f., 42–44, 52, 57, 59, 63–66, 73, 77 f.,
–,
–,
–,
–,
–,
79, 83 f., 86, 97, 114, 124–126, 127 f., 139, 149, 151–153, 161, 168, 170, 179, 182, 188, 193 f., 214, 216, 221 f., 235–237, 239–243, 245, 254, 259 f., 263, 269, 273, 298, 300–303, 327 f., 335–340, 349, 351 f., 360 f., 363, 372 f., 414, 554 f., 563–566, 572, 589, 591, 599 f., 606 Wilhelm Christian G o t t f r i e d (1774–1806), 1792 bis 1796 Studium der Medizin in Jena, seit 1796 praktischer Arzt in Weimar, seit 1804 Hofarzt, deren Sohn 25, 34, 48, 93, 106, 135, 140; 39, 83, 125, 592 Siegmund (Sigismund) A u g u s t Wolfgang (1776–1838), 1802 Bergamtsassessor u. a. in Marienberg, 1803 in Schneeberg, seit 1804 Oberberg- und Oberhüttenamtsassessor in Freiberg, 1817 Mitglied des Geheimen Finanzkollegiums in Dresden, 1826 Oberberghauptmann in Freiberg, deren Sohn EB 310, EB 312; 25, 34–36, 48, 93, 106, 119, 132, 135–137, 140, 181, 187, 189, 195 f., 203, 205, 214 f., 219; 44, 83, 122, 125–127, 129, 143, 187 f., 206, 209, 337 f., 352, 359, 364, 399, 402, 413–415, 532, 545, 551, 554 f., 559, 561, 566, 573, 592 W i l h e l m Ludwig Ernst (1778– 1842), Kaufmann, Lehre in Hamburg, 1805 bis 1826 in St. Petersburg, deren Sohn 25, 34, 48, 93, 106, 135, 140, 181, 189, 203, 210; 83, 125, 337 f., 592 Karl Emil Adalbert ( A d e l b e r t ) (1779–1857), Landwirt (Ökonom), 1801 bis 1809 Besitzer der Hofmark Stachesried, deren Sohn 25, 34, 48, 93, 106, 135, 140; 181, 189, 203, 219; 125, 337 f., 592 L o u i s e Theodora Emilie (1781– 1860), seit 1809 zweite Frau des Ver-
Personen und Werke
waltungsbeamten Konstantin Stichling in Weimar, deren Tochter 25, 34, 48, 93, 106, 135, 140, 181, 189, 203, 219; 125, 337 f., 592 –, E m i l Ernst Gottfried (1783–1855), bayerischer Regierungs- und Forstrat, deren Sohn 25, 34, 48, 75, 93, 106, 135, 140, 181, 189, 203, 219; 125, 242, 337 f., 592 –, R i n a l d o Gottfried (1790–1841), Forstmeister in Lohr am Main, deren Sohn 215, 218; 337 f., 408, 592, 594, 601 –, dessen Kinder 25, 96, 104, 106, 118, 135, 137, 140, 181, 189, 203, 219 Hertel, Christian Gottlieb (nachweisbar zwischen 1772 und 1800), Verleger in Leipzig 310 Hertel (Härtel), Johann Friedrich (1751–1835), Hoflakai beim Erbprinzen Carl Friedrich von SachsenWeimar und Eisenach 402 Hertzberg (Herzberg), Ewald Friedrich (1786:) Graf von (1725–1795), preußischer Politiker, 1750 Leiter des Geheimen Archivs, 1752 Geheimer Legationsrat und Mitglied der Akademie der Künste in Berlin, 1763 bis 1791 zweiter Staats- und Kabinettsminister 174; 508 f., 516 f., 572 Herzog, Johann Adolph (erwähnt 1775–1807), sachsen-weimarischer Finanzbeamter, 1782 Rentkommissar in Ilmenau, zuletzt Schichtmeister 652 Herzogliches Geheimes Consilium A 3 Hessen-Darmstadt –, Ludwig IX. von (1719–1790), seit 1768 Landgraf, residierte in Pirmasens, Vater der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach 480 –, Ludwig X. von (1753–1830), seit 1790 Landgraf, dessen Sohn 197
693
–, Sophie Eleonore von (1609–1671), Tochter von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, seit 1627 verh. mit Landgraf Georg II. von HessenDarmstadt 509 Hessen-Kassel, Wilhelm I. (1785:) Landgraf von (1743–1821), seit 1760 als Wilhelm IX. auch Graf von Hanau 313 Hetzer, Heinrich G e o r g W i l h e l m (1752–1832), seit 1776 Hofkommissar in Ilmenau 665 Hetzer, Wilhelm Emanuel Gottlieb (1734–1794), sachsen-weimarischer Beamter, 1768 Regierungs- und Konsistorialrat in Weimar, 1776 Oberkonsistorialrat und Geheimer Regierungsrat, seit 1789 in Eisenach 167; 503 Hetzler, Johann Ludwig (1753–1800), Advokat in Frankfurt a. M., seit 1786 Ratsherr, seit 1793 Bürgermeister, seit 1797 Schöffe 198 Heumann, Johann Gottlieb (um 1731– 1806), Jurist, sachsen-weimarischer Beamter, Gerichtsdirektor in Apolda, zuletzt Amtmann in Großrudestedt bei Sömmerda 155; 467 Heusinger, Johann Heinrich Christian (1759–1792), sachsen-weimarischer Bergrat, Arzt und Geburtshelfer in Eisenach, auch Brunnenarzt in Ruhla 437 Heydenreich (Heidenreich), Hausbesitzer in Weimar 458 Heyne, Zimmermann, Inhaber der Schneidemühle an der Ilm zwischen Stützerbach und Manebach bei Ilmenau 353; 664 f. Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Sprachforscher, seit 1763 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Göttingen, Universitätsbibliothekar, seit 1770 Sekretär
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Register
der Akademie 6; 124; 27, 28 f., 336–338, 372, 403 f., 469 f. –, Maria Theresia ( T h e r e s e ) Wilhelmine siehe Forster Hildebrand(t), Ernst Friedrich F e r d i n a n d (geb. um 1765 in Lippe), 1784 bis 1788 Student der Theologie und Physik (u. a. bei Lichtenberg) in Göttingen, seit 1790 Erzieher der Kinder Friedrich Heinrich Jacobis 89 Hirt, A l o y s Ludwig (1759–1837), Archäologe und Kunsthistoriker in Berlin, 1782 bis 1796 in Rom, 1796 Hofrat und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1810 Professor der Altertumskunde, Mitbegründer der Berliner Museen 75; 86, 154, 221, 237, 240 f., 269, 322, 329 Versuch über das Kunstschöne 241 Laokoon 241 Hölderlin, Johann Christian F r i e d r i c h (1770–1843), Schriftsteller, 1795 Student in Jena, danach Hauslehrer in Frankfurt a. M. und Homburg, seit 1806 in Tübingen 343 Hoffmann, Benjamin Gottlob (1748–1818), Verleger und Buchhändler in Hamburg 379, 470 Hoffmann, Wilhelm Conrad (1735/36–1801), seit 1764 Pfarrer in Berka 95; 307 –, Johanna, Euphrosyne, geb. Anschütz, dessen Frau 307 –, Heinrich Siegmund (geb. 1765), dessen Sohn 307 Hoffmann, Siegmund Heinrich (1699–1765), Verlagsbuchhändler in Weimar, 1732 Gründer der Hoffmann’schen Buchhandlung 307 Hofmann, Carl Gottlieb (1762–1799), Verleger in Chemnitz 313 Hofmann, Friedrich, Kaufmann in Düsseldorf 161? Holbach, Paul Henri Thiry d’ (1723– 1789), Philosoph der französischen
Aufklärung, Privatgelehrter in Paris 85 Système de la Nature 85 Holleben, Friedrich Bernhard Ludwig von (1750–1811), Bruder von Friederike von Herda 308 Holzschu(h)er von Harrlacher, Johann Karl Siegmund (1749–1824), Jurist in Nürnberg, 1776 Assessor am Stadt- und Ehegericht, 1793 Senator und Bürgermeister, Literat 211; 579, 586 Homer (Homeros) (9./8. Jh. v. Chr.) 89, 105; 85, 118, 289, 334, 399 Odyssee (Epos) 89, 105; 85, 118, 289, 334, 399 Horaz (Quintus Horatius Flaccus) (65–8 v. Chr.), römischer Dichter 516 Horn, Johann Adam (1750–1806), Jurist, seit 1778 Gerichtsschreiber in Frankfurt a. M., Jugendfreund Goethes 198, 429 Horner, Johann Jakob (1772–1831), Schweizer Schriftsteller, Kunsthistoriker, Bibliothekar, seit 1800 Professor u. a. für Kirchengeschichte und seit 1817 Vorsteher der Stadtbibliothek in Zürich 116 Horny, Johann C o n r a d (1764–1807), Maler, Kupferstecher und Kunsthändler aus Mainz, seit 1795 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 119 f.; 115 f., 365 f. Houdon, Jean Antoine (1741–1828), französischer Bildhauer 195 Hoym, Carl Georg Heinrich Graf von (1739–1807), preußischer Politiker, 1770 bis 1806 dirigierender Minister für Schlesien 213; 592, 605 Huber, Johann Friedrich (1766–1832), Schweizer Stempelschneider, Medailleur und Kunsthändler 335 Hüsgen (Huisgen, Hißgen), Heinrich Sebastian (1745–1807), Kunst- und
Personen und Werke
Altertumshistoriker, Kunstsammler und -händler in Frankfurt a. M., Jugendbekannter Goethes EB 390; 198 Hufeland, Christoph Wilhelm (1762– 1836), Mediziner, herzoglicher Leibarzt und Hofrat in Weimar, seit 1801 königlicher Leibarzt in Berlin, Direktor des Collegium Medicum und Mitglied der Akademie der Wissenschaften 558 Hufeland, Gottlieb (1760–1817), Jurist, 1788 Professor in Jena, Mitherausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“, 1803 Professor in Würzburg, 1806 in Landshut, 1808 Senatspräsident und Bürgermeister in Danzig, 1813 wieder Professor in Landshut, 1816 in Halle 224; 99, 216; 270 f., 311, 317–319, 595 f., 616 f., 643 Lehrsätze des Naturrechts und der damit verbundenen Wissenschaften (Lehrbuch) 226; 617 –, Daniel (1701–1769), Kaufmann und Senator in Danzig, dessen Vater 616 Hufnagel, Wilhelm Friedrich (1754– 1830), seit 1783 Professor der Theologie in Erlangen, Mitte der 1790er Jahre Senior des evangelisch-lutherischen Predigerministeriums in Frankfurt a. M., Reformer des Frankfurter Schulwesens nach den Prinzipien Johann Heinrich Pestalozzis 62, 100; 144, 213 f., 215 f., 324 〈Schriften〉 Adventsfest 214 Über das Verdienst des vollendeten Gesanges Hermann und Dorothea 214 Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Carl Ferdinand von (1767–1835), preußischer Staatsmann, Sprachforscher und Schriftsteller, Privatgelehrter in Berlin 227
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–, Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von (1769–1859), Naturforscher, Ethnologe und Weltreisender, dessen Bruder 469 Hunnius, Anton Christian (1767– 1834), Mediziner, Sänger, Schauspieler, Schriftsteller, Theaterengagements in Frankfurt a. M., bei der Bellomo’schen Gesellschaft in Weimar und in Breslau, 1795/97 als Arzt in den USA 83; 270 f. Der Taubstumme (Lustspiel) 271 –, F r i e d r i c h Johann W i l h e l m (1762–1835), Jurist, Sänger und Schauspieler, seit 1785 Mitglied reisender Gesellschaften, 1793 Direktor eines deutschen Theaters in Amsterdam, 1795 in Mainz und Heidelberg, 1796 in Salzburg, 1797 bis 1799 in Weimar, dessen Bruder 271 –, Friedrich Wilhelm (1722–1792), weimarischer Amtsaktuar und Landrichter in Kapellendorf und Heusdorf, dessen Vater 271 Huschke, Wilhelm Ernst Christian (1760–1828), Mediziner, 1788 bis 1790 Begleiter der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach auf ihrer Italienreise, 1792 Hofmedikus in Weimar, 1804 herzoglicher Leibarzt 206, 209; 94, 568, 575 Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler und Theaterdichter in Mannheim, ab 1796 Theaterdirektor in Berlin 511 Imhoff, Christoph Adam C a r l Freiherr von (1734–1788), Porträt- und Miniaturmaler, Offizier in HessenKassel, später in Württemberg, in erster Ehe Mann von Anna Maria Apollonia (Marianne) Chapusset verh. Hastings, 1767 bis 1769 in London, danach bis 1773 in Indien,
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Register
1775 Heirat mit Louise von Schardt, bis 1785 auf dem Familiengut in Mörlach bei Nürnberg, seit 1786 Unterstützung durch Herzog Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach in Weimar 21; 64 f. –, L o u i s e Franziska Sophie von, geb. von Schardt (1750–1803), Schwester Charlotte von Steins, seit 1775 dessen zweite Frau 21, 86, 109; 64 f., 243, 278, 343, 432, 450, 584, 614 –, Marianne von siehe Hastings, Anna Maria Apollonia ( M a r i a n n e ) Itzenplitz, Henriette Charlotte (1815:) Gräfin von, geb. von Borcke (1772–1848), Erbin der von Lestwitzschen Güter Friedland und Kunersdorf bei Seelow, seit 1792 verh. mit Peter (Graf) von Itzenplitz 600 Jacobi, Friedrich ( F r i t z ) Heinrich (1743–1819), Schriftsteller, Philosoph, Kaufmann, seit 1772 Rat bei der jülich-bergischen Hofkammer in Düsseldorf, Privatier in Pempelfort bei Düsseldorf, seit 1794 in Wandsbek und Eutin, seit 1807 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München 5, 24, 39, 44, 48, 76, 185; 23 f., 26 f., 51, 54, 83, 86–93, 143–145, 160 f., 171 f., 215, 226, 239, 241, 253–257, 331, 469 f., 527 f. –, Helene E l i s a b e t h ( B e t t y ), geb. von Clermont (1743–1784), seit 1764 dessen Frau 26 –, Johann Friedrich ( F r i t z ) (1765– 1831), Jurist, Kaufmann in Aachen, dessen Sohn 9, 41; 26, 89 –, Johann G e o r g Arnold (1768– 1845), Jurist, Bergischer Regierungsrat und Amtmann, dessen Sohn 9, 27 f., 41; 26, 89, 91 f. –, Carl Wigand Maximilian ( M a x ) (1775–1858), Mediziner, Student in
Jena, Arzt u. a. in Vaals und Eutin, dessen Sohn 9, 26, 28, 41, 49; 24, 26, 89, 144, 160, 255 –, Clara (C l ä r c h e n ) Franziska (1777–1849), dessen Tochter 9, 26, 28, 41, 49; 24, 26, 89, 144, 160, 255 –, Anna Catharina C h a r l o t t e ( L o l l o, L o t t e ) (1752–1832), dessen Halbschwester 9, 28, 41, 49; 26 –, Susanna, H e l e n e ( L e n e ) (1753– 1838), dessen Halbschwester 9, 28, 41, 49; 26 Jagemann, Christian Joseph (1735– 1804), Italianist, Übersetzer, Lexikograph, Hauslehrer in Dänemark, Geistlicher in Rom und Florenz, 1774 Direktor des katholischen Gymnasiums in Erfurt, seit 1775 Bibliothekar der Privatbibliothek Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar, herzoglicher Rat 103; 90 f., 313, 329 Dizionaro italiano-tedesco e tedesco-italiano 313 Jean Paul siehe Richter, Johann Paul Friedrich Jenkins, Thomas (1722–1798), englischer Bankier, Antiken- und Kunstsammler sowie Maler, seit 1752 in Rom 4, 143; 3, 9 f., 426 Jesus Christus 25, 189; 80, 82, 289, 546 f., 564 Johannot, Achille André (1762–1823), Schwiegersohn des Offenbacher Tabakfabrikanten Jean George d’Orville und Schwager des Frankfurter Kaufmanns Carl Wilhelm Thurneysens, dessen Reisebegleiter in Italien 104, 285 Joseph II. (1741–1790), Erzherzog von Österreich, seit 1764 römisch-deutscher König, seit 1765 Kaiser (Mitregent) des Heiligen Römischen
Personen und Werke
Reiches Deutscher Nation, 1780 König von Ungarn, Kroatien und Böhmen, Sohn von Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Theresia 509, 521, 591, 609 Juel, Jens Jørgensen (1745–1802), dänischer Maler, Schüler Johann Michael Gehrmans in Hamburg, 1772 bis 1779 in Rom, Genf, Dresden und Paris, Mitglied und später Direktor der Königlichen Akademie der Künste in Kopenhagen 102 Kalb, H e i n r i c h Julius Alexander von (1752–1806), aus Weimar stammender Offizier, bis 1789 in französischen Diensten in Zweibrücken, 1780 bis 1783 Teilnahme am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, nach seiner Demission Rückzug auf das Landgut Trabelsdorf bei Bamberg 200; 560 –, C h a r l o t t e Sophie Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1845), Schriftstellerin, 1787 bis 1792 und 1795 bis 1799 vorwiegend in Weimar, seit 1804 in Berlin, seit 1783 dessen Frau, Trennung 1799 198, 187, 189, 199; 240, 243, 254, 278, 351 f., 450, 554, 557, 558 f., 562, 566, 569 Kant, Immanuel (1724–1804) 228; 374, 590, 623 f. Critik der praktischen Vernunft 623 Critik der reinen Vernunft 623 Critik der Urtheilskraft 228; 623 f., 590 Karl VI. (1685–1740), 1703 als Karl III. König von Spanien, seit 1711 römisch-deutscher Kaiser, der letzte des habsburgischen Mannesstammes 349 Karsten, Dietrich Ludwig Gustav (1768–1810), preußischer Beamter, Mineraloge, 1789 Bergassessor und
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1792 Bergrat beim Bergwerks- und Hüttendepartement in Berlin, 1797 Oberbergrat, 1803 Geheimer Oberbergrat, 1810 Staatsrat und Leiter des preußischen Bergwesens 212; 588 f. Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina (1741–1807), deutschschweizerische Malerin, nach Ausbildung vor allem in Italien 1766 bis 1781 in London, seit 1782 in Rom, 1767 bis 1768 verh. mit dem vermeintlichen schwedischen Grafen Frederik de Horn, seit 1781 verh. mit Antonio Zucchi, in Rom mit Goethe befreundet EB 1, EB 7, EB 29, EB 41, EB 74, EB 95, EB 140, EB 164, EB 210, EB 232, EB 274, EB 333; 3, 42, 47 f., 57 f., 74, 81, 93, 127, 135, 143, 196, EB 330; 5, 9, 22, 72–74, 79, 86, 147, 151 f., 154, 167, 169, 191 f., 219, 221, 234, 239, 243, 256, 265, 269, 289, 291, 301 f., 328 f., 334, 360, 387, 408, 425, 454, 497, 554 f., 561 〈Zeichnungen〉 74 〈Vorlage zu einer Titelvignette in „Goethe’s Schriften“, Bd 8〉 72, 147 〈Vorlage zum Titelkupfer „Goethe’s Schriften“, Bd 5〉 Klärchen kniet vor Egmont 5, 22, 219 〈Vorlage zum Titelkupfer „Goethe’s Schriften“, Bd 8〉 5, 9, 72, 147, 243, 256 Kayser, Philipp Christoph (1755–1823), Komponist, Musiker und Schriftsteller, Jugendfreund Goethes in Frankfurt a. M., seit 1775 Musiklehrer in Zürich, 1787 Gast Goethes in Rom, 1788 dessen Begleiter auf der Rückreise nach Weimar, danach Begleiter der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach auf
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Register
deren Italien-Reise bis Bozen, von dort Rückkehr nach Zürich 49, 155, EB 76, EB 189, EB 298, EB 334; 17, 28, 35; 48, 52, 61, 70, 94–96, 98, 127, 162, 172, 173 f., 175 f., 452–457, 459 〈Kompositionen zu〉 Scherz, List und Rache (Goethe) 151; 48, 173, 453 f., 456 Römische Nebenstunden (u. a. Goethe) 151; 173, 454–456 –, Johannetta D o r o t h e a (1758–1823), dessen unverheiratete Lieblingsschwester in Frankfurt a. M. 25, EB 36; 94, 96 –, Johann Matthäus (1729–1810), Komponist und Pianist, Organist an der Katharinen- und der Barfüßerkirche in Frankfurt a. M., dessen Vater 28, EB 2?; 94–96 –, Christine Philippine, geb. Kayser (um 1735–1795), dessen Mutter 28; 94–96 –, Friedrich Carl (geb. 1768), Theologe, dessen Bruder EB 8, EB 34, EB 82 –, Gabriel Gottlieb (geb. 1764), dessen Bruder EB 2*, EB 6*, EB 19*, EB 31*, EB 42*, EB 55*; 95 Keate, George (1729–1797), englischer Schriftsteller 470 f. An account of the Pelew Islands (Reisebericht) 155 f.; 470 f. Kellner, Johann Leonhard (1732–1799), Bankier in Frankfurt a. M. (Kellner & Städel) EB 132* Kephalides, August Wilhelm (1789– 1820), Archäologe und Schriftsteller 36 Reise durch Italien und Sicilien (Reisebericht) 36 Kestner, J o h a n n Georg C h r i s t i a n (1741–1800), Jurist, seit 1767 kurfürstlich hannoverscher Legationssekretär in Wetzlar, seit 1773 Archivse-
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kretär, später Hofrat in Hannover 52, 77, 183, EB 25, EB 306*, EB 328*; 182, 183, 184–187, 253, 257, 523 f. C h a r l o t t e ( L o t t e ) Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), Freundin Goethes in Wetzlar, seit 1773 Kestners Frau 55 f., 79, 176; 183–186, 523 f. G e o r g Heinrich Friedrich Wilhelm (1774–1867), Archivar und Bankier in Hannover, Kunstsammler, Patenkind Goethes, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 W i l h e l m Georg Konrad Arnold (1775–1848), königlich hannoverscher Amtmann in Hagen, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 Philipp C a r l (1776–1846), Fabrikant, Mitbegründer der chemischen Industrie im Elsass, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 Georg A u g u s t Christian (1777– 1853), Diplomat, Kunstsammler, seit 1817 in Rom, hannoverscher Gesandtschaftssekretär, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 T h e o d o r Friedrich Arnold (1779–1847), Mediziner, 1798 Student in Jena, danach in Göttingen, 1804 Arzt in Frankfurt a. M., 1813 Professor an der medizinisch-chirurgischen Spezialschule, 1814 Stadtarzt, 1816 Landphysikus, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 Charlotte Albertine Friederike Dorothea (1783–1785), dessen Tochter 186 Eduard (1784–1823), Kaufmann, Fabrikant, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186 Hans Ernst H e r m a n n Septimus (1786–1871), Geheimer Kammerherr, Gutsherr, dessen Sohn 55 f., 79, 176; 186, 523
Personen und Werke
–, C h a r l o t t e Dorothea Sophie Elise (1788–1877), dessen Tochter 55 f., 79, 176; 184, 186 Klauer, M a r t i n Gottlieb (1742– 1801), Bildhauer, zunächst in Rudolstadt, seit 1773 weimarischer Hofbildhauer, seit 1777 in Weimar, Lehrer an der Freien Zeichenschule 249, 486 Klein, Anton (1790: Edler von) (1748– 1810), seit 1773 Professor der Weltweisheit und der schönen Wissenschaften am kurfürstlichen Gymnasium in Mannheim, seit 1782 Vorsitzender der Kurpfälzischen Deutschen Gesellschaft U 1; 657 Athenor 657 Klengel, Johann Christian (1751–1824), Maler und Radierer in Dresden, 1777 Mitglied der Dresdner Kunstakademie und 1800 Professor dort 295 Klinger, Friedrich Maximilian (1780:) von (1752–1831), Schriftsteller, 1774 Student der Rechte in Gießen, 1776 in Weimar, danach Theaterdichter in Leipzig, 1780 russischer Offizier, 1803 bis 1820 Kurator der Universität Dorpat und Oberaufseher der Schulen im Baltikum, Jugendfreund Goethes in Frankfurt a. M. 158; 478–480, 511 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803) 69 Knebel, Carl Ludwig (1756:) von (1744–1834), 1765 bis 1773 preußischer Fähnrich in Potsdam, 1774 sachsen-weimarischer Hauptmann, bis 1780 Erzieher des Prinzen Constantin von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1780 sachsen-weimarischer Major, 1781 pensioniert, seit 1784 vorwiegend in Jena, 1798 bis 1804 vorwiegend in Ilmenau, dann wieder in Jena, Übersetzer und Dichter 19,
699
22, 30, 38, 42, 45, 53, 71, 74, 79, 80, 108, 127, 151, 153, 166, 171, 197, 202, 208, 223, EB 323*; 36, 48, 63 f., 93, 100, 109, 137, 187, 189, 203, 206, 209; 12, 42 f., 48, 52 f., 58 f., 64 f., 66 f., 69, 75 f., 84, 98, 122, 127, 129, 136, 141–143, 154–157, 161–165, 170, 176, 187, 204–206, 208–211, 222, 235, 238– 245, 249–251, 254 f., 260–264, 267, 274, 278 f., 302, 310, 317, 321 f., 343, 347–350, 358, 361–363, 370, 395–397, 401, 414, 418, 426, 432, 439–446, 448–451, 473, 484, 486–488, 493, 502, 526, 531, 545, 548, 554 f., 562 f., 566 f., 569, 572–574, 576 f., 579–586, 588 f., 612–615, 620, 625, 643, 649 Der du mir gleich bist (Ode) 274 Elegieen. Von Properz 100; 163, 321 f., 349 –, Magdalena H e n r i e t t e (1756:) von (1755–1813), lebte bis 1791 in Ansbach, danach in Weimar als Hofmeisterin, später Gesellschafterin der Prinzessin C a r o l i n e Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, ab 1810 mit ihr in Schwerin, dessen Schwester 205, 209, 211, 225; 58, 64–66, 156, 243, 448, 451, 548, 563, 567, 574, 583 f., 597, 613–615 –, Wilhelm Karl Maximilian ( M a x ) (1756:) von (1753–1790), brandenburgisch-ansbachischer Rittmeister und Kammerherr in Ansbach, dessen Bruder 209; 563, 574 –, E l i s a b e t h Magdalena (1756:) von, geb. Mayer (1720–1805), dessen Mutter 149, 584, 613–615 Knesebeck, Carl Friedrich von dem (1768–1848), preußischer Offizier 623 Kniep, Christoph Heinrich (1755–1825), Landschaftsmaler und -zeichner, Porträtist zunächst in
700
Register
Hamburg und Berlin, seit 1781 in Italien, vor allem in Rom, seit 1785 in Neapel, 1820 Professor an der dortigen Akademie 28, 87, EB 149, EB 324; 33, 58, 89; 16, 36 f., 63, 99, 102–104, 105–113, 121, 123, 172, 189, 194, 229, 280–285, 289 f. 〈Porträts〉 〈Christoph Daniel Ebeling〉 102 〈Hans Georg Büsch〉 102 〈Jens Juel〉 102 〈Zeichnungen aus Italien〉 30 f., 87, 89; 103–112, 194, 281–285, 289 Baja 104 Blick von Taormina nach Norden 105 Bocca di Capri 104 f., 284 Bucht von Palermo 105 Colisé 104 Der Vesuv auf dem Weg nach Neapel 283 Ebene zwischen Salerno und Paestum 107 Grab der Metella 104 Herakles-Tempel in Agrigento 105, 108 〈Ideallandschaft〉 282, 284 Il Ponte die Cava 282, 284 La Grotta di Bonea 282–284 Neapel 104 Pesto 104 Priamus und Tisbe 104 f. Punta di Posilipo 284 Ruine del Tempio di Apollo 282, 284 Theater von Taormina 105, 107 Veduta des Meers di Peusilipo 104 Veduta della Marina di Vietri 282, 284 Veduta di Pesto 107 f., 282, 284 Veduta di Vitri 284 Villa des Mecenas 104 –, Johann Conrad (1712–1786), dessen Vater 102
–, Margaretha Elisabeth, geb. Ohlen (1721–1788), dessen Mutter 102 Kobell, Ferdinand (1740–1799), Maler, Kupferstecher und Radierer, 1764 Theaterdekorationsmaler und 1766 Kabinettsmaler in Mannheim, 1768 bis 1770 in Paris, seit 1794 in München, 1798 Galeriedirektor der Gemäldegalerie EB 20 Koch, Heinrich Gottfried (1703–1775), Schauspieler und Theaterunternehmer in Leipzig, Wien und Hamburg, 1768 bis 1770 Theaterleiter in Weimar, ab 1771 in Berlin 69 Kölla (Koella), Johannes (Johann) (1740–1778), Schweizer Porträtund Genremaler 113 –, Heinrich (1757–1789), Schweizer Maler und Zeichner, seit 1784 in Rom, dessen Neffe 113 Königlich Preußische Akademie der Künste und mechanischen Wissenschaften 89; 89 f., 175; 9, 14, 76, 176 f., 221, 240, 254, 265 f., 277, 287, 290, 292 f., 294–298, 313, 322, 464, 514, 520, 624 f. Königlich Preußisches Postamt Hirschberg EB 346 Koepp Edler von Felsenthal, Wolfgang (1738–1807), österreichischer Maler und Mosaikkünstler 295 Körner, Christian Gottfried (1756– 1831), Jurist, nach dem Studium der Rechtswissenschaften, der Nationalökonomie, Mathematik und Technologie in Leipzig seit 1781 Advokat am dortigen Oberhofgericht, 1783 Konsistorialrat in Dresden, 1790 Appellationsgerichtsrat, 1798 bis 1812 Referendar im sächsischen Geheimen Consilium, seit 1815 in Berlin in verschiedenen Ministerien 225; 213; 141, 400, 590, 617, 618, 619, 623 f., 642 f.
Personen und Werke
–, Anna Maria Jakobina ( M i n n a ), geb. Stock (1762–1843), dessen Frau 213, 226; 618 –, E m m a Sophia Louise (1788–1815), dessen Tochter, 226; 619 –, Karl T h e o d o r (1792–1813), Schriftsteller, dessen Sohn 618 Kopp, Karl (erwähnt 1788–1803), Juwelier in Erfurt EB 122*, EB 134* Koppenfels, Johann Friedrich Kobe (1754:) von (1737/38–1811), Herr von Rohrbach, Beamter in sachsenweimarischen Diensten, seit 1776 Geheimer Regierungsrat, 1789 Kanzler, 1794 Geheimer Rat, 1783 jenaischer Landschaftskassendirektor, seit 1803/04 auch weimarischer Landschaftsdirektor 115 –, Amalia Karolina Friederika (1771–1825), dessen Tochter, 1803 verh. mit Johann Heinrich Meyer 115 Kotzebue, August Friedrich Ferdinand (1785: von) (1761–1819), aus Weimar stammender Jurist und Dramatiker, 1777 Student in Jena, seit 1781 in russischen Diensten, 1798 Hoftheaterdichter in Wien, 1800 Theaterdirektor in St. Petersburg, seit 1801 in Weimar, danach in Berlin, 1813 russischer Staatsrat und Generalkonsul in Königsberg 511 Kotzebue, Caroline Amalia, Kammerfrau der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach 444 Krasicki, Ignacy Graf von (1735–1801), polnischer Geistlicher, seit 1766 Fürstbischof von Ermland, 1786 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, mit König Friedrich II. von Preußen befreundet, 1795 Erzbischof von Gniezno 102 f. Kraus (Krause), Georg Melchior (1737–1806), Zeichner, Maler und Kupferstecher in Frankfurt a. M., seit
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1775 in Weimar, seit 1776 Direktor der Freien Zeichenschule in Weimar 23, 78, 80, 100, 125, 160; 73 f., 113, 116 f., 178 f., 249, 253, 255 f., 260, 266, 294, 310, 321, 365, 378, 483, 486 〈Landschaftsbild〉 (Gemälde) 100; 321 〈Radierungen zu〉 Das Römische Carneval (Goethe) 53, 78, 80; 178 f., 256 〈Zeichnungen〉 23; 73 f. Corona Schröter zeichnet den Eros von Centocelle 249 Krook (Krogh, Krock, Kroock), Anna Helena von, geb. Baronesse von Dietz (1752–1824), deutsch-russische Schriftstellerin, zeitweise in Straßburg, Rom, Dresden und St. Petersburg lebend 104; 120, 333 –, Anna Elisabeth (1772–1836), deren Tochter, seit 1792 verh. mit dem russischen Postdirektor und späteren Generalgouverneur von Sibirien Iwan Borisowitsch Pestel 104; 333 Landi, Antonio (1725–1783), italienischer Dichter am preußischen Hof 477 Lange, Maria A l o i s i a Antonia, geb. Weber (um 1760–1839), Sängerin in Wien, Schwägerin Mozarts 377 La Roche, Marie S o p h i e (31. August 1775:) von, geb. Gutermann (1730– 1807), Schriftstellerin in Ehrenbreitstein und Mainz, seit 1780 in Speyer, seit 1786 in Offenbach, Freundin Goethes und Wielands 123, EB 56, EB 193; 124; 89, 91, 198, 370, 385 f., 387 f. Geschichte von Miß Lony und der schöne Bund 127; 388 –, Friedrich ( F r i t z ) von (1757 – nach 1814), Offizier, deren Sohn 386 f. –, F r a n z Wilhelm von (1768–1791), deren Sohn 387
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Register
–, Elsina ( E l s y ) Marie von, geb. Merkus (1761–1831), Frau von Friedrich ( F r i t z ) von La Roche 386 f. –, deren Kinder 198 Lassone, Joseph-Marie-François de (1717–1788), französischer Mediziner und Chemiker 76 Premier mémoire sur l’organisation des os 76 Lavater, Johann Caspar (1741–1801), Theologe und Schriftsteller in Zürich, 1775 Pfarrer an der Waisenhauskirche, 1786 an der Kirche St. Peter EB 258; 60; 44 f., 194, 200–202, 212 f., 217 f., 226, 312, 314, 341, 355–357, 417 Das menschliche Herz 44 f. Physiognomische Fragmente (Essai sur la Physiognomie) 58, 60, 65; 194, 200 f., 212 f., 217 Lengefeld, Louise Antoinette C h a r l o t t e von (1766–1826), heiratete 1790 Friedrich Schiller 14, 17, 21, 24; 42, 48, 64, 76, 273, 450, 641 –, L o u i s e Juliane Eleonore Friederike von, geb. von Wurmb (1743–1823, deren Mutter 17 f., 22; 48, 64, 76 Lenz, J a c o b Michael Reinhold (1751–1792), Schriftsteller, Student der Theologie in Dorpat und Königsberg, 1771 Hofmeister in Straßburg, 1776 in Weimar, 1779 in Riga, 1781 in St. Petersburg, zuletzt Lehrer in Moskau 511 Lenz, Johann Georg (1748–1832), Mineraloge, seit 1794 Professor der Mineralogie und Philosophie in Jena, Gründer und 1796 Direktor der Mineralogischen Gesellschaft in Jena, 1803 Bergrat, Inspektor des herzoglichen Naturalienkabinetts EB 295, EB 299, EB 326, EB 387 Leopold II. (1747–1792), 1765 als Pietro Leopoldo (Peter Leopold) I. Großherzog von Toskana, seit 1790
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Sohn von Kaiser Franz I. und Maria Theresia 176; 508, 521, 591 Lepri, Bankier von Johann Friedrich Hugo von Dalberg in Rom 125 Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) 69, 516 Rettungen des Horaz 516 Lichtenberg, Carl F r i e d r i c h Ernst von (1736–1790), seit 1774 Husaren-Rittmeister in Weimar, Adjutant des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1787 Major 110, 209; 346, 575 Liechtenstein, M o r i t z Joseph Baptist Fürst von (1775–1819), österreichischer Offizier, 1799 Oberst, 1805 Generalmajor 103 Lincker und Lützenwick, J o s e p h J o h a n n J a c o b Daniel von (1747– 1807), Kameralist, Gutsbesitzer in Denstedt, 1788 Kammerrat in Weimar 344; 649 Lindau, Heinrich Julius von (1754– 1776/77), 1775 Einsiedler in der Schweiz, Pflegevater des schweizerischen Hirtenjungen Peter im Baumgarten, 1776 als Offizier in hessischen Diensten Teilnehmer am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, 1776 verwundet 553 Linné, Carl von (1707–1778), schwedischer Naturforscher, Professor der Medizin und Botanik in Uppsala 38; 135, 137 f., 432 f., 474, 494 Genera plantarum 38, 145; 137 f., 432 f. Systema naturae 38, 145; 138, 432 f. Lippert, Karl Friedrich (1758–1803), Opernsänger und Schauspieler, seit 1786 in Wien 377 Lippert, Philipp Daniel (1702–1785), Maler, Zeichenlehrer, seit 1765 Aufseher der Antiken bei der Akademie
Personen und Werke
der Künste in Dresden, Gemmensammler in Leipzig 492 Lippold, Christiane, Bedienstete der Hofdamen der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach 444 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), Maler, Zeichner und Kupferstecher in Zürich, 1782 bis 1789 vorwiegend in Rom, 1789 bis 1794 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar, dann Rückkehr nach Zürich 63, 96, 111, 140, EB 43, EB 77, EB 254; 3 f., 42, 55, 76, 79, 100, 106, 108, 112 f., 120, 134, 143–145, 157, 159, 161, 163, 166, 177, 235; 5–7, 9, 16, 21 f., 65, 72–74, 113, 133, 146–149, 172, 177, 180 f., 185, 217–219, 220 f., 228, 234, 243, 246, 256, 269, 290, 301, 309–315, 321, 329, 334 f., 340 f., 347 f., 350, 355–358, 366, 396, 408, 417–420, 425 f., 428 f., 432, 473, 482, 485–487, 489 f., 502 f., 525 〈Kupferstiche〉 〈Illustrationen für Christian Joseph Jagemanns „Dizionaro italiano-tedesco“〉 313 〈Illustrationen für den „Historischen Calender für Damen“〉 312 f. 〈Illustrationen für die „Deutsche Monatschrift“〉 313 〈Porträt Goethes〉 218 〈Porträt Sebastian Brandts〉 218 〈Porträt Ulrich von Huttens〉 218 〈Titelkupfer für „Goethe’s Schriften“〉 4, 8, 23, 37, 42, 55, 66, 69, 73, 76, 79, 144 f., 177; 5 f., 9, 21 f., 72–74, 133, 146 f., 180 f., 218 f., 228, 234, 243, 246, 256 f., 313 f., 428, 432, 525 〈Titelkupfer zu Herders „Briefen zur Beförderung der Humanität“〉 313
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〈Titelkupfer zu Schillers „Allgemeinen Sammlung Historischer Memoires〉 313 〈Titelkupfer zu Wielands „Peregrinus Proteus“〉 313 〈Titelvignetten für „Goethe’s Schriften“〉 4, 8, 23, 37, 42, 69, 73, 76, 144 f., 177; 6, 9, 21, 72 f., 76, 133, 146 f., 218 f., 228, 234, 243, 246, 313 f., 428 f., 432, 525 〈Titelvignette zu „Das Römische Carneval“〉 67, 96; 177, 221, 309 f., 344 〈Zeichnungen〉 3, 116; 7, 358 〈Erbprinz Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach〉 166; 502 f. –, Hans Ulrich (geb. 1719), Barbier und Chirurg in Kloten bei Zürich, dessen Vater 217 Loder, Justus Christian (1809: von) (1753–1832), Mediziner und Anatom, seit 1778 Professor der Medizin in Jena, Gründer mehrerer medizinischer Einrichtungen, 1781 sachsenweimarischer Leibarzt, 1782 Hofrat, 1803 Professor in Halle, seit 1807 Arzt in Moskau, 1812 bis 1817 Leiter des Lazarettwesens, 1819 Professor am anatomischen Theater EB 119, EB 205, EB 238, EB 373, EB 395; 36, 98, 183, 341; 130 f., 134, 156, 165, 187 f., 205, 208, 210 f., 238 f., 315, 349, 534 f., 539 f., 578, 635–637 Justus Christianus Loder, D. horis XI–XII et III–IV Anatomiam 188 Loos, D a n i e l Friedrich (1735–1819), Hofmedailleur in Berlin 295 Lorrain, Claude (eigentl. Claude Gellée) (1600–1682), französischer Maler und Radierer 42 〈Kupferstiche〉 42 Loydt, zwei englische Barone, Besucher
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Register
in Weimar von Dezember 1788 bis März 1789 84; 274 Ludecus (Ludekus), Johann August (1741–1801), 1775 Geheimer Sekretär der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1777 auch Schatullier, 1785 Steuer- und Akziserat in Weimar 94, 155, 178; 166, 303, 467, 530 Lütke, Peter Ludwig (1759–1831), Landschaftsmaler und Radierer in Berlin, 1785 bis 1787 in Italien, 1789 Professor an der Akademie der Künste, 1792 Hofmaler 295 Lukrez (Titus Lucretius Carus) (um 94–55 v. Chr.), römischer Dichter und Philosoph 80; 259 De rerum natura 259 Lunde, Johann Wilhelm (1757–1819), 1788 Bergamtsauditor, ab 1789 Bergregistrator in Clausthal, später Münzmeister 523 –, Antoinette Charlotte Dorothea (geb. 1772), dessen Frau 523 Luxburg, Johann Friedrich Freiherr (1790: Graf) von (1748–1820), pfalzgräflich zweibrückischer und landgräflich hessen-darmstädtischer Geheimer Rat und Oberschenk EB 231* Lynar, Friedrich Ulrich von (1736– 1807), Regierungsrat in Oldenburg und dänischer Kammerherr 4 Lyncker auf Flurstedt und Kötschau, C a r l Friedrich Ernst von (1727– 1801), seit 1768 Vizepräsident, seit 1775 Präsident des Oberkonsistoriums und Landschaftsdirektor in Weimar, 1779 Geheimer Rat, Gutsbesitzer in Flurstedt bei Apolda 144; 337, 427, 463, 593 Macpherson, James (1736–1796), schottischer Dichter und Übersetzer 157; 462, 627 f.
Fragment of ancient poetry 475 Fingal 475 Temora 475 The works of Ossian 228; 475, 627 f. Manin, L u d o v i c o ( L o d o v i c o ) Giovanni (1725–1802), 1789 bis 1797 letzter Doge von Venedig 189; 547 Marées, Simon Ludwig Eberhard de (1717–1802), Theologe, Prediger, seit 1746 Archidiakon an der Schloss- und Stadtkirche in Dessau EB 259* Margherita (Margarita), Besitzerin einer Pension in der Via Sebastianello 11 in Rom 97 Marschall auf Burgholzhausen, August Dietrich Graf von (1750–1824), um 1765 wahrscheinlich Student in Leipzig, um 1771 Assessor beim Hofgericht in Wolfenbüttel, dann braunschweigischer Kammerherr, um 1781 in Altenburg und dann in Weimar, seit 1783 Herr auf Oßmannstedt bei Weimar 84; 273 Martial (Marcus Valerius Martialis) (um 38/40 – um 102/3), römischer Dichter 226; 551, 619 〈Epigramme〉 551, 619 〈Gedichte〉 619 Martin y Soler, Atanasio Martín Ignacio V i c e n t e Tadeo Francisco Pellegrin (genannt Martini) (1754–1806), spanischer Komponist, Dirigent und Pädagoge 271 Lilla, oder: Schönheit und Tugend 271 Martini, Simone (1284–1344), italienischer Maler 357 Mattei, Stanislao (1750–1825), Pater im Franziskanerkloster von Bologna, Komponist und Kapellmeister 172–176
Personen und Werke
Mauchenheim gen. Bechtolsheim, Johann Ludwig von (1739–1806), Beamter in Gotha und Eisenach, seit 1776 Vizekanzler der sachsen-eisenachischen Regierung in Eisenach, 1781 Kanzler und Oberkonsistorialpräsident, 1784 Geheimer Rat, 1802 Direktor der Landschaftskasse EB 248 –, Juliane ( J u l i e ) Auguste Christiane von, geb. von Keller (1752–1847), Schriftstellerin, seit 1774 dessen Frau EB 21, EB 249 Mauke (Maucke), Johann Michael (1742–1816), Buchdrucker in Jena, 1787 Hofkommissar und 1810 Kommissionsrat 313, 419 Maulbertsch, Franz Anton (1724– 1796), österreichischer Maler und Kupferstecher 295 Maurer, Friedrich (um 1749–1825), Buchhändler in Berlin 313 Mechau, J a c o b Wilhelm (1745– 1808), Maler, Zeichner und Radierer 220 〈Zeichnung〉 〈Vorlage zum Titelkupfer „Goethe’s Schriften“, Bd 4〉 Stella umfasst Fernando 220 Meidinger, Karl von (1750–1820), Geologe, Mineraloge, Übersetzer 611 Des Herrn Johann Seraphin Volta, Kanonikus zu Mantua und Mitglieds verschiedener Akademien Anfangsgründe der analytischen und systematischen Mineralogie 611 Meil, Johann Heinrich (1729/30–1803 oder 1820), Zeichner und Kupferstecher in Berlin 293, 295 –, Johann Wilhelm (1733–1805), Zeichner und Kupferstecher in Berlin, dessen Bruder 220, 293, 295 〈Kupferstich〉
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〈Titelvignette zu „Goethe’s Schriften“, Bd 1〉 Weinender Genius mit Amor 220 Mejer, Heinrich Georg (George) Anton (1752–1794), seit 1779 Amtsschreiber in Osterrode 523 Melber, J o h a n n a Maria Jacobäa, geb. Textor (1734–1823), älteste Schwester Elisabeth Catharina Goethes, Tante Goethes EB 26 Mengs, Anton Raphael (1728–1779), Maler und Kunstschriftsteller, vorwiegend in Dresden, Rom und Madrid 247 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Kritiker, Naturforscher, Hofmeister in der Schweiz, seit 1767 in Darmstadt Kanzleisekretär, seit 1768 Kriegszahlmeister, 1772 Mitherausgeber der „Frankfurter gelehrten Anzeigen“, 1774 Kriegsrat, Freund Goethes 55, EB 265; 17, 29, 158; 49–51, 100 f., 128, 131, 196 f., 198, 475, 478–480 Mesmer, Franz Anton (1734–1815), Arzt, Begründer des ‚Animalischen Magnetismus‘ (Mesmerismus) 273 Meyer, Johann H e i n r i c h (1760–1832), Schweizer Maler und Kunsthistoriker, 1784 bis 1790 in Italien, seit 1791 in Weimar, 1795 bis 1797 Italienreise, 1795 Professor an der Freien Zeichenschule in Weimar, seit 1807 deren Direktor 29, 88, 103, 142, 88K, 103K, EB 182, EB 260, EB 300, EB 335, EB 375, EB 391; 3, 4, 7, 31, 32, 103, 159, 166, 204; 7 f., 10, 13, 86, 93, 99, 103, 108, 110–112, 113–117, 118–121, 123, 172, 192, 194, 219, 221, 268 f., 283, 285–291, 301, 329, 333–335, 360, 424–426, 482, 498, 502, 564 f.
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–, –, –, –,
Register
Beyträge zur Geschichte der neuern bildenden Kunst 116 Entwurf einer Kunstgeschichte des 18. Jahrhunderts 116 〈Gemälde〉 Ödipus und das Rätsel der Sphinx 333 f. Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen 116 Geschichte der Kunst 116 Ideen zu einer künftigen Geschichte der Kunst 116 〈Kopien〉 Aldobrandinische Hochzeit 116 〈Nach Gemälden in der Galleria Farnese〉 4; 8 Ulyß und Circe (nach Annibale Carracci) 118 Nachrichten von einer Sammlung meistens antiker geschnittener Steine (mit Goethe) 93 Neudeutsche religios-patriotische Kunst 116 f. 〈Zeichnungen〉 〈Aquarellzeichnungen〉 4; 8 Großer Kopf der Ludovisischen Juno 89; 120, 289 〈Johannes-Kopf〉 (nach Raffael) 120 〈Porträts〉 3; 7 f., 667 Jupiter Olympikus 10 Ödipus löst das Rätsel der Sphinx 89, 104, 105; 291, 333 f. Odysseus und Nausikaa 89, 104, 105; 291, 333 f. 〈Zeichnung einer Vase〉 88, 105, 143; 286, 334, 425 Johann Baptist (1737–1822), Kaufmann in Zürich, dessen Vater 113 Anne D o r o t h e a , geb. Billeter (1738–1822), dessen Mutter 113 Anna, dessen Schwester 113 A m a l i a Karolina Friederika siehe Koppenfels, A m a l i a Karolina Friederika
Meyer, Rosine Maria, geb. Weidner (1738–1834), Erzieherin, Leiterin einer Erziehungsanstalt für Mädchen in Weimar 16; 47 –, Johann Heinrich (gest. 1763), Kriegssekretär und Herausgeber in Weimar, seit 1759 deren Mann 47 Micol, Johann Peter (1748/1749– 1802), Kammerdiener Friedrich Hildebrand von Einsiedels, seit 1791 Hof- und Livreebedienter der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach 212; 589 Mirabeau, Honoré Gabriel Victor Riquetti Comte de (1749–1791), französischer Politiker und Publizist, 1791 Präsident der Nationalversammlung 86; 279 f. Histoire sécrète de la Cour de Berlin 86; 279 f. Mittelsdorf, Johann Andreas (1734– 1810), Schreiber in Weimar, 1772 Kanzlist, 1785 Registrator in der Geheimen Kanzlei, 1790 für Goethe tätig 154; 464 Modes, Förster 61?; 204 Möller, Johann August (gest. 1796), Kammerbeamter in Gotha, 1763 Eintritt in sachsen-gothaische Dienste, Steuerkommissar im Rechnungsdepartement, zuletzt Kammerrat im Kammerkollegium EB 288* Moldi, Ambrosio und Donati, Mailand EB 64 Molière (eigentl. Jean Baptiste Poquelin) (1622–1673) 511 Molwitz, Johann Christian Ludwig Karl (1772–1848), um 1809 Hütten- und um 1816 Oberhüttenmeister zu Günthersfeld (Gehren) bei Ilmenau 507? Monath, Georg Peter (1715–1788), Buchhändler und Verleger in Nürnberg 667
Personen und Werke
Moritz, Karl Philipp (1756–1793), Schriftsteller, 1776 Student der Theologie in Erfurt, 1780 Konrektor am Gymnasium „Zum Grauen Kloster“ und ab 1784 Professor am Köllnischen Gymnasium in Berlin, 1786 bis 1788 in Italien, 1789 Professor der Ästhetik an der Kunstakademie Berlin, 1791 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften EB 166*, EB 168, EB 190, EB 215*, EB 228*, EB 233*, EB 252*, EB 397*; 4, 7, 67, 72, 74, 76–81, 85, 88, 100, 103, 109, 153, 171, 228, 233; 9–11, 14, 25, 67, 221, 225, 230 f., 234, 240, 244 f., 250, 254, 258, 260–263, 265 f., 272, 277, 287 f., 322, 329, 344, 422, 464, 514, 624 f. Die Signatur des Schönen 287 Ueber die bildende Nachahmung des Schönen 72 f., 80; 230 f., 234, 260–263, 288, 422 –, Johann Christian Conrad (1764– 1828), Beamter in Berlin, zuletzt Kammergerichtskalkulator, dessen Bruder EB 144*, EB 154*, EB 396* Moschos (Moschus von Syrakus) (2. Jh. v. Chr.), griechischer Dichter 397, 529 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756– 1791) 75, 477 Müller, Hieronymus Gottfried von (1754–1807), Gräflich-Pappenheimischer Regierungsdirektor, ab 1791 Reichsquartiermeister 573 Müller, Johann Christian Wilhelm (gest. 1806), Stadtarzt und LandesPhysicus in Eisenach 435 Müller, Johann Georg (1759–1819), Schweizer Theologe, Politiker und Sprachwissenschaftler, Schulmann und Pädagoge, Freund der Familie Herder 13
707
Müller, Johannes F r i e d r i c h (gen. Maler Müller) (1749–1825), Maler, Radierer, Schriftsteller, 1768 in Mannheim, 1772 in Zweibrücken, seit 1778 in Rom 185, 396? Münster-Ledenburg, E r n s t Friedrich Herbert (1792: Graf) zu (1766– 1839), Jurist und Beamter in Hannover 103 Münter, F r i e d r i c h Christian Karl Hinrich (1761–1830), deutsch-dänischer Theologe und Altertumsforscher, 1784 bis 1786 Studienaufenthalt in Italien, 1788 Professor in Kopenhagen, 1808 Bischof von Seeland 33–35, 226 Nachrichten von Neapel und Sicilien 13; 34 f. Murr, Christoph Gottlieb von (1733– 1811), Jurist, Historiker und Kunstsammler in Nürnberg, seit 1770 Zoll- und Waagamtmann 211; 586–588 Von den berühmten sechszehn nackenden Vorstellungen, welche Guilio Romano zeichnete 587 f. Musäus, Johann C a r l A u g u s t (1735–1787), Schriftsteller, seit 1763 Pagenhofmeister und seit 1769 Gymnasialprofessor in Weimar 189 f.; 69, 90, 549, 551 Napoleon I. Bonaparte (1769–1821), 1796 französischer General, 1799 Erster Konsul, 1804 bis 1814 Kaiser der Franzosen 374, 618 Neapel –, Karl IV. von (1716–1788), König von 1735 bis 1759, seit 1759 als Karl III. König von Spanien 266 –, Ferdinand IV. von (eigentl. Ferdinando Antonio Pasquale Giovanni Nepomuceno Serafino Gennaro Benedetto von Bourbon) (1751–1825), König von 1759 bis 1806, von 1809
708
Register
bis 1815 als Ferdinand III. König von Sizilien, seit 1816 als Ferdinand I. König beider Sizilien 5 –, Maria Carolina von, geb. Erzherzogin von Österreich (1752–1814), seit 1768 als Frau von Ferdinand IV. von Neapel Königin 290 Nesselrode-Ehreshoven, Carl Franz Alexander Johann Wilhelm Reichsgraf von (1752–1803), kurpfälzischbayerischer Kammerherr, bergischer Landkommissar, Oberamtmann von Steinbach und Blankenberg 24 Nettelbladt, Christian von (1696–1775), Vertreter Schwedens am Reichskammergericht in Wetzlar 661 f. Nettelbladt, Daniel (1719–1791), Jurist, seit 1765 königlich-preußischer Geheimrat, seit 1775 Präses der juristischen Fakultät der Universität Halle 353; 661 Nicolai, Christoph Friedrich (1733– 1811), Buchhändler, Verleger, Schriftsteller und Publizist in Berlin 166, 384 Nicolay, Ludwig Heinrich (1782:) von (1737–1820), Schriftsteller und Übersetzer aus Straßburg, 1769 Erzieher und 1773 Privatsekretär und Bibliothekar des Großfürsten Paul von Russland, 1798 Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg 224, 226 Nostiz, Johanna Luitgarde von (1721– 1790), 1758 bis 1778 Hofdame der Herzogin Anna Amalia von SachsenWeimar und Eisenach 225; 613 f. Oertel, F r i e d r i c h Benedikt (1753:) von (1735–1795), Rittergutsbesitzer bei Leipzig, Privatier in Weimar 175; 444, 459, 520 –, Johanna Caroline von, geb. (von) Greiner (1741–1809), dessen Frau 444, 459
–, Wilhelmine ( M i m i ) Henriette von (geb. 1764), dessen Tochter 152?; 459 –, Erdmuthe C a r o l i n a Friederike Amalie von (1769/71–1845), dessen Tochter 152?; 459 –, Friedrich L u d w i g C h r i s t i a n von (1770–1818), Page am Weimarer Hof, 1793 bis 1797 Regierungsbeamter in Weimar, 1793 Regierungsassessor in Weimar, 1796 entlassen, dessen Sohn 175; 520 Oeser, Adam Friedrich (1717–1799), Maler, Zeichner, Radierer und Bildhauer, Kunsterzieher in Leipzig, 1764 Direktor der Kunstakademie in der Pleißenburg, 1765 bis 1768 Goethes Zeichenlehrer 170*, EB 255, EB 264, EB 275; 22, 220, 267, 428, 491, 492 〈Zeichnungen〉 〈Vorlage zu einer Titelvignette in „Goethe’s Schriften“, Bd 3〉 Iphigenie und Orest vor Thoas 220 〈Vorlage zu einer Titelvignette in „Goethe’s Schriften“, Bd 5〉 Egmont schlafend, die Traumerscheinung der Freiheit über ihm schwebend 22, 220 Oldenburg (Holstein-Oldenburg), P e t e r Friedrich Ludwig von (1755–1829), 1785 Fürstbischof von Lübeck und Landesadministrator von Oldenburg, 1823 Herzog 224 Österreich siehe Ferdinand II., Karl VI., Joseph II., Leopold II. Österreich, Maria Elisabeth Josepha von Habsburg (1743–1808), Erzherzogin von Österreich, Äbtissin des Damenstifts in Innsbruck 206; 568 Oranien-Nassau, Wilhelm V. von (1748–1806), Prinz, 1751 Erbstatthalter der Republik der Vereinigten
Personen und Werke
Niederlande, bis 1766 unter Vormundschaft, 1795 von den Franzosen vertrieben 575 Orville, Jean George d’ (1747–1799), Kaufmann und Fabrikant in Offenbach 198 –, Jeanne R a h e l d’, geb. Bernard (1751–1822), dessen Frau 198 Ossian, sagenhafter keltischer Barde, Pseudonym James Macphersons siehe dort Ott, Anton (1748–1800), Gastwirt in Zürich, 1790 Ernennung zum Rittmeister EB 13 Otto, Johann Gottfried, Bergbaufachmann, Ölmüller in Popershau im Erzgebirge, Gehilfe Heinrich von Trebras in Marienberg, dann Werkmeister in Freiberg und 1784 bis 1786 in Ilmenau 652 Ovid (Publius Ovidius Naso) (43 v. Chr. – 17/18 n. Chr.), römischer Dichter 74; 237, 349 Tristia (Briefdichtung) 74; 237 Owen, John, englischer Baron, Besucher in Weimar im Spätsommer 1788 und Winter 1788/89 21, 84; 67, 274 Pachta von Rayhofen, Josephine (Josepha) Gräfin, geb. Gräfin von Canal Malabayla (1771–1834/35) 62?; 206 –, Maria Gräfin, geb. Gräfin Kaager von Stampach (1772–1841) 62?; 206 Paisiello, Giovanni (1740–1816), italienischer Komponist 75 Palestrina, Giovanni Pierluigi da (eigentl. Giovanni Pietro Aloisio Sante de Palestrina) (1524/25–1594), italienischer Sänger und Komponist, Kapellmeister an der Peterskirche in Rom 326 Improperien 326 Miserere 326
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Paul, Johann Georg (nachweisbar 1785 und 1799), Obersteiger und Knappschaftsältester in Ilmenau 652 Paulsen (Paulßen), Johann Jacob Heinrich (1724–1789), Kaufmann in Jena, sachsen-weimarischer Hofagent und Kommerzienrat, seit 1783 Bürgermeister und Landschaftsdeputierter 94; 63, 161, 215, 303 –, Johann Christoph J a k o b (1759– 1808), Kauf- und Handelsmann in Jena, 1788 Hofagent, 1793 Bürgermeister, dessen Sohn EB 392 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761–1851), Theologe, Orientalist, 1789 Professor in Jena, 1803 Professor und Landesdirektionsrat für Kirchen- und Schulsachen in Würzburg, 1807 Kreisschulrat in Bamberg, 1808 in Nürnberg und 1810 in Ansbach, 1811 bis 1844 Professor in Heidelberg 85; 276 Pellerin, Joseph (1684–1782), französischer Flottengeneral, Numismatiker 211 Recueil de Médailles de rois 211 Perthes, Johann Georg J u s t u s (1749– 1816), Verlagsbuchhändler in Gotha, 1785 Gründer der Geographischen Verlagsanstalt unter seinem Namen 311 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746– 1827), 1774 bis 1780 Leiter einer Armenerziehungsanstalt auf seinem Gut Neuhof im Aargau, 1799 des Waisenhauses in Stans, 1800 bis 1804 eines Erziehungsinstituts in Burgdorf und 1805 bis 1825 in Iferten (Yverdon) 214 Peter im Baumgarten (1761–1799), Hirtenjunge aus Meiringen im Haslital im Kanton Bern, Pflegesohn des hessischen Offiziers Heinrich Julius von Lindau, 1775 Zögling des Philanthropinums in Marschlins, seit
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Register
1777 Pflegesohn Goethes in Weimar und Ilmenau, 1778 Jägerbursche in Ilmenau, 1781 in Troistedt und 1782 auf dem Schloss „Fröhliche Wiederkunft“ bei Neustadt an der Orla, 1784 bis 1785 Volontär in Berka, später Kupferstecher, um 1794 in Leipzig 195, 219; 252 f., 396, 552 f., 602 Pfarr, Johann Gottfried (1759–1811), Kunsthändler in Leipzig 164; 491 f. –, Friederike Henriette, geb. Geyser, Stiefenkeltochter Adam Oesers, dessen Frau 492 Pfeifer, Tobias F r i e d r i c h (1750/51 – nach 1803), Komponist und Sänger, 1778 in Gotha, 1779/80 als Mitglied der Großmann’schen Gesellschaft in Bonn (dort auch tätig als Lehrer Beethovens), 1784 am Nassau-Weilburger Hof in Kirchheimbolanden, später in Frankfurt a. M., 1788/89 Mitglied des Weimarer Ensembles unter Bellomo, nach seiner Entlassung wieder in Frankfurt, später in Leipzig, schließlich in Mainz, Köln und Düsseldorf 129, 133, 152; 394, 405 f., 459 Pichler, Giovanni (Johann Anton d. J.) (1734–1791), Gemmenschneider und Maler in Rom 4, 82, 144; 8, 267 f., 426 f. 〈Nemesisfigur〉 (Gemme) 4; 8 Pius VI. (eigentl. Giovanni Angelo Braschi (1717–1799), seit 1775 Papst 268, 326 f. Plessing, F r i e d r i c h Viktor Leberecht (1749–1806), zwischen 1778 und 1783 Studium der Rechte, der Theologie und der Philosophie u. a. in Göttingen, Halle und Königsberg, zeitweise Aufenthalt in Wernigerode, seit 1788 Professor der Philosophie in Duisburg EB 22, EB 33, EB 107, EB 307*; 55; 180 f.
–, Johann Friedrich (1720–1793), Theologe, seit 1764 Hospitalprediger und Diakon in Wernigerode, dessen Vater 55; 180 f. Praxiteles (um 390 – um 320 v. Chr.), griechischer Bildhauer 249 Eros von Centocelle 248 f. Preller, Ernst Christian Johann F r i e d r i c h d. Ä. (1804–1878), Maler und Zeichner in Weimar, seit 1832 Leiter der Zeichenschule in Weimar 116 Preußen –, Friedrich II. (der Große) von (1712– 1786), seit 1740 König 46, 48, 63; 68, 165, 207, 279, 297, 319, 394, 476 Œuvres posthumes de Fréderic II, roi de prusse 46, 48; 165 –, Friedrich Wilhelm II. von (1744– 1797), seit 1786 König, dessen Neffe 157, 214, 218, 227; 79, 277, 279, 319 f., 339, 342, 346, 374, 394, 462, 476, 499, 581, 592, 600, 621, 629 –, Friederike Louise von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1751– 1805), seit 1769 Frau von Friedrich Wilhelm II. von Preußen 280 –, Friedrich Wilhelm von (1770–1840), Kronprinz, 1797 König 376 Properz (Sextus Aurelius Propertius) (um 50–15 v. Chr.), römischer Dichter 100; 163, 321 f., 343, 349 Elegien 100; 163, 321 f., 349 Pückler-Limpurg, Friedrich Philipp Karl Reichsgraf von (1740–1811), seit 1764 regierender Graf, österreichischer Geheimer Rat, württembergischer Generalfeldzeugmeister EB 197 Puhlmann, Johann Gottlieb (1751– 1826), Maler, Kunstschriftsteller, Galerieinspektor in Berlin 293, 295
Personen und Werke
Putiatin, Elisabeth Fürstin von, geb. von Sievers (1747–1818), 1767 verh. mit ihrem Vetter Karl Johann von Sievers, nach der Scheidung 1789 Frau des russischen Geheimrats Fürst Nikolai Abramowisch Putiatin in St. Petersburg, nach der Heirat Reisen durch Europa, längere Aufenthalte in Dessau und Dresden, seit 1797 Sitz in Kleinzschachwitz bei Dresden EB 398* Racine, Jean Baptiste (1639–1699), französischer Schriftsteller 379 f., 457 Athalie (Tragödie) 379 f., 457 Racknitz, Joseph Friedrich von (1744–1818), Schriftsteller, Komponist und Geologe in Dresden, seit 1774 Kammerherr am kursächsischen Hof, 1790 Haus- und Hofmarschall, 1800 bis 1803 Direktor der Dresdner Hofkapelle und des Hoftheaters 214, 219; 213, 226; 590, 597 f., 605 f., 619 Briefe über das Carlsbad und die Naturprodukte 590, 597 Briefe über die Kunst an eine Freundin 597 Darstellung und Geschichte des Geschmacks der vorzüglichsten Völker 597 Schreiben an einen Freund über den Basalt 590 –, Gallus Maximilian von (1711–1758), Hofmarschall beim Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen, dessen Vater 597 –, Franzisca Henriette Friederica, geb. Gräfin von Flemming (1712–1790), dessen Mutter 597 Raffael (eigentl. Raffaelo Santi, auch Raphael) (1483–1520), italienischer Maler 4, 33, 89, 100, 105; 6–8, 120, 289, 322, 334
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〈Gemälde〉 〈Raffael-Bibel〉 105; 334 〈Johanneskopf〉 33, 89, 104; 120, 289 Verklärung Christi/Transfiguration 89; 289 Raimondi, Marcantonio (um 1475– 1527/34), italienischer Kupferstecher 587 〈Kupferstiche für Pietro Aretinos „Sonetti lussuriosi“〉 587 Ramberg, Johann Heinrich (1763– 1840), Maler, Zeichner und Radierer, seit 1792/93 Hofmaler in Hannover 220 〈Zeichnung〉 〈Vorlage zu einem Titelkupfer in „Goethe’s Schriften“, Bd 1〉 Lotte am Klavier 220 Ramler, Karl Wilhelm (1725–1798), Schriftsteller und Lyriker, seit 1748 Professor der Philosophie am Kadettenkorps in Berlin, 1786 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Mitdirektor des königlichen Nationaltheaters 295, 377 Reck, Johann Konrad (1721–1801), aus Wendelstein bei Nürnberg, 1759 Kaufdiener, 1769 Kaufherr, 1775 bis 1787 mit Veit Ludwig Laminit Besitzer einer Handelsniederlassung mit Bank in Venedig 195; 551 Reck, zwei Brüder aus Venedig, 1797 in Frankfurt a. M. 551 Recke, Charlotte Elisabeth ( E l i s a ) Constantia von der, geb. (Gräfin) von Medem (1756–1833), Schriftstellerin 383 Reden, Friedrich Wilhelm (1786:) Graf von (1752–1815), preußischer Beamter, 1789 Direktor des Bergamts Breslau, 1802 Chef des Bergwerksund Hüttendepartements, 1803 bis 1807 Staatsminister EB 352, EB 372; 218, 220; 600, 603, 605 f.
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Register
–, Johanne Karoline F r i e d e r i k e Gräfin von, geb. von Riedesel (1774–1854), seit 1802 dessen Frau 600 Rehberg, Friedrich (1758–1835), Maler, Radierer und Kunstschriftsteller, 1777 bis 1783 und 1787 bis 1820 vorwiegend in Rom, seit 1787 Professor an der Akademie der Künste in Berlin, 1812 bis 1814 in London, seit 1820 in München EB 81; 56; 97, 172, 185, 230, 295 Reich, Philipp Erasmus (1717–1787), Verleger und Buchhändler in Leipzig, seit 1762 Teilhaber der Buchhandlung Weidmanns Erben und Reich 310, 661 Reichard, Heinrich August Ottokar (1751–1828), Schriftsteller und Übersetzer, 1775 Leiter des Hoftheaters, seit 1780 herzoglicher Bibliotheksrat in Gotha, Mitglied des Kriegskollegiums 56, 61; 58; 194, 198, 199 f., 201 f., 212 f., 457 –, A m a l i e Christiane Dorothea, geb. Seidler (1766–1805), bis 1784 Pflegerin und Gouvernante der Prinzessin L o u i s e Auguste Amalie von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1786 dessen Frau 60, 65; 202, 213 –, C h a r l o t t e Friederike Elisabeth Adelaide Auguste (1788–1873), dessen Tochter 60, 65; 202, 213 Reichard, Johann Jacob (1743–1782), Botaniker und Arzt in Frankfurt a. M. 38; 137 f. Reichardt, Johann Friedrich (1752– 1814), Komponist, Schriftsteller und Publizist, 1776 königlich preußischer Hofkapellmeister in Berlin, seit 1794 auf seinem Gut Giebichenstein bei Halle, 1796 Salineninspektor in Halle, 108 Hofkapellmeister in Kassel 119, 126, 156, 157, 161, 179, 226, 227, EB 216, EB 221, EB 381;
99, 112, 133, 151, 170, 175, 196; 96, 173, 320, 347, 349 f., 373–375, 376, 378–380, 384, 392–394, 406, 457–464, 474–477, 499, 510–514, 520, 553, 555, 600, 619–623, 625–629, 631 Brenno (Oper) 153, 158; 461 f., 477 Die Horen (Rezension) 375 〈Kompositionen〉 Claudine von Villa Bella (Goethe) 99, 125, 129, 152; 320, 349, 375–378, 384, 393, 457 f., 513, 620 f. Egmont (Goethe) 375, 621 Erwin und Elmire (Goethe) 171; 375, 513, 555, 620 f. Jery und Bätely (Goethe) 227; 375, 620 f. Kophtisches Lied 2 (Geh! Gehorche meinen Winken) (Goethe) 459 f. Lila (Goethe) 621 〈Psalmen〉 112; 350 〈Tänze〉 227 f.; 622, 627 〈Kompositionen zu〉 Die Vögel (Goethe) 621 Clavigo (Goethe) 621 Faust (Goethe) 621 Götz von Berlichingen (Goethe) 621 Iphigenie (Goethe) 621 Torquato Tasso (Goethe) 621 Triumph der Empfindsamkeit (Goethe) 621 Le feste galanti (Oper) 374 Musik zu Göthe’s Werken 378, 514, 620–622, 627 Erwin und Elmire. Ein Singspiel in zwey Acten von Göthe 621 Göthe’s lyrische Gedichte 621, 627 Jery und Bätely. Ein Singspiel in einem Aufzuge von Göthe 621 f. Oden und Lieder 375
Personen und Werke
Ueber Klopstocks komponirte Oden (Aufsatz) 228; 627 –, Juliane, geb. Benda (1752–1783), Sängerin, Komponistin, seit 1776 dessen erste Frau 626 –, J o h a n n a Wilhelmine Dorothea, geb. Alberti, verw. Hensler (1755–1827), seit 1772 verh. mit dem Juristen und Schriftsteller Peter Wilhelm Hensler, 1779 verw., seit 1783 dessen zweite Frau 126, 228; 379, 626, 628 –, Caroline L o u i s e (1779–1826), Sängerin, Pianistin, Musiklehrerin und Komponistin, seit 1809 in Hamburg, dessen Tochter aus erster Ehe 228; 626 –, Wilhelmine J u l i a n e (1783– 1838/39), dessen Tochter aus erster Ehe 228; 626 –, Johanna (1784–1855), dessen Tochter aus zweiter Ehe 228; 626 –, Hermann (1786–1802), dessen Sohn aus zweiter Ehe 228; 626 –, Henriette F r i e d e r i k e (1790– 1869), dessen Tochter 228; 626 –, Johann (um 1720–1780), Musiker, dessen Vater 373 Reichert, Johannes (um 1738–1797), Gärtner, 1777 Hofgärtner in Belvedere bei Weimar, um 1793 Garteninspektor 155; 467 Reiffenstein, Johann Friedrich (1719– 1795), deutscher Altertumsforscher und Kunsthändler, russischer und sachsen-gothaischer Hofrat, seit 1762 in Rom, dort begehrter Cicerone, auch Goethes Begleiter 1, EB 10, EB 14, EB 44, EB 53, EB 94, EB 96, EB 117, EB 225, EB 226, EB 237, EB 268, EB 280, EB 301, EB 308*, EB 311, EB 329*, EB 336; 42 f., 47, 58, 91–94, 127, 141 f.; 3–5, 6–10, 15 f., 19, 21, 63, 65, 126, 147 f.,
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152–154, 167 f., 195, 221, 234, 247, 265, 267, 269, 298 f., 301, 303, 329, 387, 417, 419 f., 424, 426 f., 554, 561 Reinhardt, Sebastian Carl Christian (1738–1827), Maler und Zeichner, seit 1789 in Hirschberg (Riesengebirge) 295 Reinhold, K a r l ( C a r l ) Leonhard (1757–1823), Philosoph, Ordensgeistlicher in Wien, 1783 Flucht nach Leipzig, 1784 in Weimar, Übertritt zum Protestantismus, Mitarbeiter am „Teutschen Merkur“, 1787 Professor in Jena und 1794 in Kiel 85, 623, 642 f. Rembrandt (eigentl. Rembrandt Harmenszoon van Rijn) (1606–1668), niederländischer Maler, Radierer und Zeichner 525 Der Gelehrte in seinem Studierzimmer 525 Reni, Guido (gen. Il Guido) (1575– 1642), italienischer Maler, Radierer und Bildhauer 57 f.; 163, 191 f., 196 f., 202 〈Gemälde〉 Die Reinigung der Heiligen Jungfrau 57 f.; 191 f. Simeon im Tempel 57, 192 Renier, Paolo (1710–1789), 1779 bis 1789 vorletzter Doge von Venedig 548, 559 Reventlow, Christian Detlev Friedrich (Ditlev Frederik) Graf von (1748– 1827), dänischer Staatsmann und Sozialreformer 226 –, Sophie Friederike Louise Charlotte Gräfin von, geb. von Beulwitz (1747– 1822), seit 1773 dessen Frau 226 Reventlow, F r i e d r i c h Carl Graf von (1754–1828), dänischer Diplomat und schleswig-holsteinischer Politiker, seit 1800 Kurator der Universität Kiel 224–227
714
Register
–, Friederike Juliane ( J u l i e ) Gräfin von, geb. (Gräfin) von Schimmelmann (1763–1816), Schriftstellerin, seit 1779 dessen Frau 226 Rezzonico, Abbondio Faustino di (1742–1810), italienischer Staatsmann, seit 1765 Senator von Rom, Neffe von Papst Clemens XIII. 3; 6, 234 Richter, Gebrüder, Fuhrunternehmen in Leipzig 67 Richter, Johann Paul Friedrich (gen. Jean Paul) (1763–1825), Schriftsteller 558 Ridel, Cornelius Johann Rudolf (1759– 1821), 1782 Praktikant am Reichskammergericht in Wetzlar, 1786 Erzieher des Grafen Christian August Ludwig von Taube, 1787 bis 1799 mit dem Titel eines Landkammerrats Erzieher des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach 114, 220; 56, 86, 107, 110, 132 f.; 122, 143, 183, 185 f., 206, 209, 257, 278, 340, 345, 353, 359, 363, 364, 399, 402, 405, 607 –, A m a l i e Charlotte Angelika siehe Buff, A m a l i e Charlotte Angelika Riedesel zu Eisenbach, Johann Hermann Freiherr von (1740–1785), Diplomat und Verfasser von Reisebeschreibungen, 1772 Königlich Preußischer Kammerherr, 1773 außerordentlicher Gesandter in Wien 32 Voyage en Sicile et dans la Grand Grèce 32 f. Riem, Andreas (1749–1814), Schriftsteller, Prediger, Verleger, Akademiesekretär, 1763 Student der Theologie und Philosophie in Heidelberg, 1766 Fortsetzung des Studiums in Amsterdam, 1769 Hofmeister in Gramzow, 1776 Pfarrer in Friedrichswalde, 1782 Prediger am Berli-
ner Friedrichshospital, 1788 bis 1790 Sekretär der Kunstakademie, 1795 aus politischen Gründen Ausweisung aus Preußen in die Grafschaft SolmsBaruth, von dort zahlreiche Reisen durch Europa, seit 1802 wohnhaft in Neustadt a. d. Hardt, tätig als Advokat in Speyer 89; 176, 266, 277, 290, 293–297 Über die Malerei der Alten (Schrift) 290 Riemer, Friedrich Wilhelm (1774– 1845), Altphilologe und Pädagoge, 1798/99 Privatdozent in Halle, 1801 Hauslehrer bei Wilhelm von Humboldt in Tegel und Rom, seit 1803 in Weimar, Sekretär und Mitarbeiter Goethes, seit 1812 Gymnasialprofessor, seit 1814 Bibliothekar 237, 399, 594 Riese, Johann Jacob (1746–1827), Jurist, seit 1773 Verwalter der Armenkasse in Frankfurt a. M., Jugendfreund Goethes 198 Riggi, Carlo Ambrogio (gest. 1808), aus Mailand stammender Geschäftsmann und Bankier in Rom, Mitarbeiter von Thomas Jenkins (1765–1825) EB 127, EB 171*, EB 302, EB 361; 21, 147 Rode, Christian B e r n h a r d (1725– 1797), Maler und Radierer, 1783 Direktor der Berliner Akademie der Künste 277, 290, 293, 295 Romano, Giulio (Giulio Pippi, Giulio di Pietro de’ Gianuzzi) (1499–1546), italienischer Maler und Architekt 565, 587 Modi (erotische Zeichnungen) 587 Rosenberg, Johann Georg (1739–1808), Berliner Maler und Kupferstecher 295 Rost, Carl Christian Heinrich (1742– 1798), Verleger Kunstschriftsteller und Kunsthändler in Leipzig, seit
Personen und Werke
1778 Inhaber der früheren Firma Carl Benelle und Sohn in „Auerbachs Hof“ EB 150* Rottmann, Heinrich August (1755– 1827), Verleger in Berlin und Basel 313, 419 Rupprecht, Friedrich, Jenaer Student aus Frankfurt a. M. 186; 543 Russland, Katharina II. (die Große) von, geb. Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst (1729–1796), seit 1745 Frau des Zaren Peter III. Fjodorowitsch, seit 1762 regierende Zarin von Russland 4 Sachsen –, Johann Georg I. von (1585–1656), seit 1611 Kurfürst von Sachsen 509 –, Sophie Eleonore von siehe HessenDarmstadt, Sophie Eleonore von –, Maria Elisabeth von siehe SchleswigHolstein-Gottorp, Maria Elisabeth –, Friedrich August III. von (1750–1827), 1763 nach dem Tod seines Vaters Friedrich Christian von Sachsen unter Vormundschaft seines Onkels Clemens Wenzeslaus von Sachsen von Oktober bis Dezember 1763 Kurfürst, Alleinregierung seit 1768, 1806 als Friedrich August I. König 128 –, A n t o n Clemens Theodor Maria Joseph von (1755–1836), Bruder von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen, seit 1827 König 504 –, M a x i m i l i a n Maria Joseph Anton Johann Baptist von (1759–1838), Bruder von Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen 504 Sachsen-Coburg-Saalfeld, Ernst Friedrich von (1724–1800), seit 1764 Herzog 642 Sachsen-Eisenach, Johann Wilhelm von (1666–1729), seit 1698 Herzog 399
715
Sachsen-Gotha und Altenburg –, Ernst II. Ludwig von (1745–1804), seit 1772 Herzog 54, EB 5, EB 141, EB 145, EB 152, EB 173, EB 191, EB 242, EB 284, EB 286*, EB 287, EB 290, EB 291*, EB 355, EB 369, EB 377, EB 393; 29, 31, 33, 60, 92, 165, 343; 29, 85, 99, 103, 105 f., 109 f., 119, 121, 123, 188, 189, 191, 193–195, 199–202, 213, 239, 247, 281–285, 298 f., 500, 642, 644 f. –, Maria C h a r l o t t e Amalie Ernestine Wilhelmine Henriette Philippine von, geb. Prinzessin von Sachsen-Meiningen (1751–1827), seit 1769 dessen Frau EB 11, EB 151, EB 160, EB 368; 29, 58; 99, 193 –, August von (1747–1806), holländischer und sachsen-gothaischer General, dessen Bruder EB 65, EB 97, EB 101, EB 112, EB 172, EB 184, EB 195, EB 198, EB 200, EB 246, EB 269, EB 289, EB 303, EB 309, EB 318, EB 376, EB 382; 4, 25, 31, 60, 65, 166; 11, 13, 84 f., 99, 109, 119, 186, 188, 199, 201 f., 213, 498, 502 Sachsen-Meiningen, G e o r g I. Friedrich Carl von (1761–1803), seit 1782 Herzog 642 Sachsen-Weimar, Friedrich Wilhelm I. von (1562–1602), seit 1573 Herzog 136 Sachsen-Weimar und Eisenach –, Carl August Herzog von (1757– 1828), seit 3. September 1775 Herzog, seit 1815 Großherzog 2, 27, 33, 37, 58, 85, 99, 105, 106, 107, 128, 158, 160, 174, 178, 180, 181, 182, 193, 205, 206, EB 162, EB 234*, A 1, A 5; 3, 17–19, 22, 24, 31, 48, 58, 76, 81, 97 f., 102, 116, 118, 121, 124 f., 132, 134–137, 140, 143 f., 146, 149, 159, 161, 167,
716
Register
181, 184, 186, 196, 206, 210 f., 213, 215–218, 221 f., 229, 342 f., 354; 4, 6–8, 10, 11 f., 14, 20, 29, 33, 39, 44, 47, 49, 51–53, 55–58, 63 f., 68–70, 79, 82 f., 87, 97–101, 105, 109, 113, 115–117, 119, 126, 128 f., 131, 134 f., 139, 141 f., 156 f., 162 f., 166 f., 170, 177, 193–198, 200, 202, 204–208, 208, 213, 225, 235, 238, 240 f., 244, 247, 252, 254, 265 f., 272, 274, 276 f., 279 f., 294 f., 300, 305 f., 308, 310–312, 316–320, 323, 327, 329, 335, 337–342, 344, 346 f., 356, 359 f., 362 f., 365, 367, 370 f., 389, 391, 393 f., 397–403, 406–408, 410, 415, 433–435, 437, 443, 446, 448 f., 451 f., 463 f., 467, 469, 472 f., 479 f., 485 f., 495, 497–502, 504, 507–510, 513, 515–522, 525, 527, 529, 534 f., 540–543, 545, 548, 554, 567, 569–575, 577 f., 581, 583 f., 587–589, 592–597, 600 f., 603 f., 607, 609, 612, 629–631, 635–637, 640–645, 647, 649, 665–667 –, L o u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), seit 3. Oktober 1775 dessen Frau 24, 48, 58, 62, 81, 86, 99, 107, 109 f., 131, 133, 135, 156, 166, 175, 206, 208, 214 f.; 20, 42, 44, 49, 52, 79, 139, 141, 170, 193 f., 206, 235, 265, 278, 280, 320 f., 323, 327, 339, 342 f., 345–347, 353, 362, 400, 403 f., 408, 437, 444, 488, 497, 502, 517, 520, 569, 572 f., 589, 592, 604, 615, 618, 667 –, Carl Friedrich Erbprinz von (1783– 1853), seit 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog, dessen Sohn 34–36, 39, 44, 56, 62, 86, 107, 110, 112, 116, 119, 124, 131–136, 166, 208; 122, 126, 129, 139, 143 f.,
–,
–,
–,
–,
–,
158, 185 f., 206, 209, 278, 308, 340, 345, 347, 349, 352, 359, 362–364, 371, 399, 402, 404 f., 409 f., 413, 427, 502, 573 C a r o l i n e Louise Prinzessin von (1786–1616), seit 1810 Frau des Erbgroßherzogs Friedrich Ludwig von Mecklenburg-Schwerin, dessen Tochter 206; 615 dessen Sohn, nach der Geburt in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1789 gestorben 102; 265, 278, 323, 327, 346, 353 Ernst August II. Constantin Herzog von (1737–1758), seit 1755 Herzog, dessen Vater 68, 640 Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig und Lüneburg-Wolfenbüttel (1739– 1807), seit 1756 Frau des Herzogs Ernst August II. Constantin, 1758 bis 1775 obervormundschaftliche Regentin, dessen Mutter 20, 26, 46, 81, 101, 113, 134, 154, 163, 199, 209, EB 75*, EB 281, EB 347; 12, 14 f., 19, 25, 28, 52, 70, 91, 112, 142, 174, 179, 181, 185, 193–198, 200 f., 203, 206, 208, 211 f., 222 f.; 6, 8, 11–13, 20, 33, 47–49, 52, 57, 64 f., 67, 68–70, 71, 79, 94–98, 100 f., 103, 107, 112, 114, 119 f., 143, 154, 162, 166–169, 173, 176, 185, 192, 195, 206, 234 f., 241, 264–269, 277, 283, 289, 301–303, 320, 325–330, 338, 342, 359 f., 362, 407–409, 415, 419, 424, 427, 450–453, 463, 467, 480–483, 497, 502, 513, 517–519, 521, 524 f., 529 f., 533, 540, 545 f., 549 f., 552, 554 f., 557, 559 f., 563–565, 567–571, 573, 575, 577, 581–583, 585 f., 588 f., 592, 601, 604, 611, 613 f. Friedrich Ferdinand C o n s t a n t i n Prinz von (1758–1793), kursächsi-
Personen und Werke
scher Generalmajor, dessen Bruder 68, 497 –, Ernst August I. Herzog von (1688– 1748), seit 1707 Mitregent, seit 1741 Herzog, dessen Großvater 47, 399 Saint-Simon, Louis de Rouvroy duc de (1675–1755), französischer Politiker und Geschichtsschreiber 109; 343 Mémoires de Monsieur le duc de S. Simon, ou l’observateur véridique 109; 343 Salieri, Antonio (1750–1825), italienischer Komponist, 1788 bis 1824 Hofkapellmeister in Wien 7; 14, 75 La gròtta di trofonio (Oper) 7; 14 Salomo (Salomon) (etwa 990–930 v. Chr.), etwa seit 965 König von Israel und Juda 165; 440, 499 Salzmann, Christian Gotthilf (1744–1811), Theologe, Pädagoge, 1768 Pfarrer in Rohrborn und 1772 in Erfurt, 1781 Lehrer und Pfarrer am Philanthropinum in Dessau, 1784 Gründer einer Erziehungsanstalt in Schnepfenthal 311 Schadow, Johann Gottfried (1764–1850), Bildhauer, Zeichner und Grafiker in Berlin 293, 295 Schäfer, Johann Christian (1765–1801), Theologe und Pädagoge in Weimar, 1787 Hauslehrer von Wilhelm und Adelbert Herder und 1788 bis 1790 Lehrer des Erbprinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Eisenach, bis 1790 auch Lehrer am Gymnasium, 1791 Stiftsprediger und Diakon an der Stadtkirche, 1798 Oberkonsistorialassessor 110, 133; 345, 359, 404 Schardt, Johann Wilhelm Christian von (um 1711–1790), Reise- und Hofmarschall von Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar und Eisenach, Vater Charlotte von Steins 109; 343 f.
717
–, Concordia Elisabeth von, geb. Irving of Drum (1724–1802), dessen Frau, Mutter Charlotte von Steins 109; 344 –, Friederike S o p h i e Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), Pflegetochter von Johann Hartwig Ernst Graf von Bernstorff, seit 1778 Frau von Ludwig Ernst Wilhelm von Schardt 25; 42, 48, 63 f., 85, 360 Scheidt, Karl August, Geologe, Bergvoigt, Professor der Mineralogie in Krakau, erwähnt von 1769 bis 1790 606 Scheliha, Carl Julius von (1766–1814), preußischer Kammerherr 207 Schellenberg, Johann Rudolph (1740–1806), Schweizer Maler, Kupferstecher und Schriftsteller in Winterthur 217 Schenk, Johann H e i n r i c h (1808: von) (1748–1813), Beamter, Privatsekretär Friedrich Heinrich Jacobis und Erzieher seiner Kinder, seit 1787 Syndikus der Ritterschaft des Herzogtums Berg in Düsseldorf 26; 89, 92 Schiller, Johann Christoph F r i e d r i c h (1802: von) (1759–1805) 39, 84, 109, 342 f.; 48, 64, 85, 90, 116, 141, 196, 227, 241, 273, 276, 280, 312 f., 321 f., 341, 343 f., 375, 414, 450, 460, 511 f., 551, 555, 558, 561, 590, 597, 604, 616, 618, 624, 641–645, 657 〈Dramen〉 Die Räuber 641 Die Verschwörung des Fiesko zu Genua 84; 273 f., 641 Dom Karlos 641 Kabale und Liebe 641 Wallensteins Lager 597 〈Gedichte〉 Die Götter Griechenlandes 642
718
Register
Xenien (mit Goethe) 227, 375, 597 Göthe’s Schriften. Fünfter Band. 1788 (Rezension) 141 〈Historische Abhandlungen〉 Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung 342; 642, 644 Wie heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? 344 Schinz, Johann (Hans) Heinrich (1764– 1822), reformierter Theologe in Zürich, Neffe von Barbara Schultheß EB 17* Schleiermacher, E r n s t Christian Friedrich Adam (1755–1844), seit 1774 Student der Rechte in Gießen, seit 1779 Geheimer Kabinettssekretär in Darmstadt, später hessischdarmstädtischer Geheimer Staatsrat, Direktor des Museums und der fürstlichen Bibliothek, Osteologe 162, EB 57, EB 66, EB 87, EB 90, EB 108; 59; 50 f., 100, 198, 248, 478 f., 480 –, Carl (1710–1781), Arzt in Alsfeld und Darmstadt, dessen Vater 478 Schleswig-Holstein-Gottorp, Maria Elisabeth von, geb. Prinzessin von Sachsen (1610–1684), Tochter von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, seit 1630 verh. mit Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorp 509 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), seit 1769 Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., seit 1773 markgräflich badischer Hof- und Regierungsrat in Karlsruhe, seit 1774 Oberamtmann der Markgrafschaft Hochberg in Emmendingen, 1787 Geheimer Hofrat am Landeskollegium Karlsruhe, seit 1773 Goethes Schwager EB 109; 51, 662
–, Hieronymus Peter (1735–1797), Rechtsanwalt in Frankfurt a. M., 1777 Ratsherr, 1786 und 1789 Bürgermeister, 1792 Schöffe, dessen Bruder 662 Schmid, Achat (Achatius) Ludwig C a r l (1725–1784), Jurist, sachsenweimarischer Beamter, 1763 weimarischer Hofrat, 1764 Professor der Pandekten in Jena, 1766 Geheimer Assistenzrat, 1775 Geheimer Rat, 1776 Kanzler und Präsident des Regierungskollegiums in Weimar 640 Schmidt, Friedrich Wilhelm August (gen. Schmidt von Werneuchen) (1764–1838), Theologe, Schriftsteller, seit 1795 Pfarrer in Werneuchen 454 f. 〈Ode〉 454 f. Schmidt, Johann Christoph (1727– 1807), sachsen-weimarischer Beamter, seit 1784 Mitglied des Geheimen Consiliums in Weimar, 1788 Geheimer Rat und Kammerpräsident, 1802 Oberkammerpräsident A 2, A 4, A 6; 84, 85, 99, 108, 144, 185, 229; 155, 274 f., 277, 342, 427, 497, 543, 573, 630, 636, 637 f., 640, 643, 646, 650 f. –, Maria S o p h i a siehe Streiber, Maria Sophia Schmidt, Johann H e i n r i c h (gen. Fornaro) (1757–1828), Maler, seit 1787 durch Förderung der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach und des Darmstädter Hofes in Rom, seit 1797 in Neapel 4; 9 Schmidt, Johann Ludwig (1726–1792), Jurist, 1749 sachsen-weimarischer Advokat, 1756 Privatdozent in Jena, 1763 außerordentlicher Professor und 1766 ordentlicher Professor der Rechte, 1771 sachsen-coburg-meiningischer Hofrat 596, 616
Personen und Werke
Schmutzer, Jacob Matthias (1733– 1811), Maler und Kupferstecher in Wien 295 Schnauß, Christian Friedrich (1722–1797), seit 1743 sachsen-weimarischer Regierungsbeamter in Eisenach und Weimar, seit 1743 Kabinettssekretär, 1763 Regierungsrat, seit 1772 als Geheimer Assistenzrat im Geheimen Consilium, 1779 Geheimer Rat, seit 1786 Oberaufsicht der herzoglichen Bibliothek und des Münzkabinetts 93, 97, 115, 132, 165, 168, 175; 99, 144, 169, 176, 185, 229; 141, 276, 304, 305, 310, 315 f., 365 f., 405, 427, 485, 489 f., 497, 503 f., 508, 510, 521 f., 542 f., 604, 630, 640 –, Charlotta Christiana, geb. Deußing (1743–1789), seit 1769 dessen Frau 98; 316 Schneider, Christian Wilhelm (1734– 1797), Theologe, Kirchenhistoriker, 1763 Pastor an der Garnisonkirche in Weimar, 1773 Archidiakon der Stadtkirche und Oberkonsistorialassessor, 1776 Oberkonsistorialrat, seit 1782 Generalsuperintendent und Oberpfarrer in Eisenach EB 247 Schramm, Anna Sophie Auguste (1736–1818), Hausbesitzerin in Weimar, Tochter des Konsistorialassessors und Superintendenten Johann Valentin Schramm 344 –, Christine Charlotte Friederike (1744–1826), Hausbesitzerin in Weimar, deren Schwester 344 Schramm & Kerstens, Speditionsfirma in Hamburg EB 16; 35, 67, 482 Schreber, Johann Christian Daniel (1791: von) (1739–1810), Naturforscher, Arzt, Botaniker, seit 1769 Professor in Erlangen, seit 1791 auch Präsident der Leopoldina 138
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Schreiber, Johann Gottfried d. Ä. (1732–1797), Bergbeamter, 1778 Berggeschworener in Ilmenau, Kaltennordheim und Kammerberg, 1791 Bergmeister 652 Schreiber, Johann Gottfried d. J. (1761– 1806), Bergbeamter in Ilmenau, 1786 Kunststeiger, 1793 Einfahrer, 1797 Geschworener, Amtsnachfolger und Schwiegersohn von Johann Gottfried Schreiber d. Ä. 439 Schröder, F r i e d r i c h Ulrich L u d w i g (1744–1816), Schauspieler und Theaterdichter, 1771 bis 1780 Theaterdirektor in Hamburg, 1781 in Wien, 1785 bis 1798 wieder in Hamburg, danach Privatier, Theaterschriftsteller 170; 511 f., 520 Schuckmann, Caspar F r i e d r i c h von (1755–1834), Jurist, preußischer Staatsmann, 1786 Gerichtsrat in Breslau, 1790 Oberbergrichter am schlesischen Oberbergamt, 1795 Kammerpräsident in Bayreuth, 1810 Geheimer Staatsrat in Berlin, 1814 preußischer Minister des Innern 228; 600, 605, 623, 625 f., 628 f., 630–632 –, Friederike Agnes Maria von, geb. von Schuckmann (1726–1769), dessen Mutter 632 Schürer, Federico, Geistlicher in Neapel 290 –, dessen Neffe 290 Schütz, Christian Gottfried (1747– 1832), Philologe, 1779 Professor der Poesie und Beredsamkeit in Jena, 1804 Professor in Halle, seit 1785 Herausgeber der „Allgemeinen Literatur-Zeitung“ 85, 99, 183 f.; 275 f., 311, 319, 369, 384, 393, 539–541 Schütz, Johanne H e n r i e t t e Rosine, geb. Schüler (1772–1849), Schauspielerin, 1788 bis 1799 verh. mit Johann Friedrich Eunicke 384
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Register
–, Johann Georg (1755–1813), Maler und Radierer in Frankfurt a. M., 1784 bis 1790 in Rom EB 46; 53, 106, EB 46; 105, 119, 169, 172, 178 f., 185, 205, 221, 256, 269, 301, 334 f. 〈Maskenzeichnungen zu Goethes „Das Römische Carneval“〉 53; 178 f., 256 Schultheß, Anna Barbara ( B ä b e ), geb. Wolf (1745–1818), seit 1778 verw., Freundin Lavaters und Goethes in Zürich EB 3, EB 12, EB 15, EB 18, EB 28, EB 30, EB 37, EB 45, EB 58, EB 62, EB 83, EB 84, EB 89, EB 99, EB 118, EB 120, EB 153, EB 161, EB 165, EB 194, EB 236, EB 253, EB 266, EB 270, EB 276, EB 304, EB 337, EB 370; 141, 151 f., EB 17, EB 183, EB 224; 253, 417 f., 420, 457 f., 497 Schulz, Joachim Christoph F r i e d r i c h (1762–1798), Schriftsteller, Mitarbeiter an Wielands „Teutschem Merkur“, 1789 sachsen-weimarischer Hofrat, seit 1790/91 Gymnasialprofessor in Mitau 109; 344 Schulz, Johann Abraham Peter (1747–1800), Komponist, Musikschriftsteller, seit 1787 Hofkapellmeister des dänischen Königs in Kopenhagen 126, 151; 379 f., 457 Athalie (Oper nach Racine) 126, 151; 379 f., 457 Schulze (Schultze), Christian Gottfried (1749–1819), Hofmaler und Kupferstecher in Dresden 295 Schumann, Johann Ehrenfried (1732– 1787), Maler in Weimar, seit 1764 Hofmaler, seit 1776 Unterlehrer an der Freien Zeichenschule 69 Schwan, Christian Friedrich (1733– 1815), Verleger, Hofbuchhändler und Schriftsteller in Mannheim, Heilbronn und Stuttgart 27
Sckell (Skell), J o h a n n Konrad (1768– 1834), Hofgärtner in Eisenach, seit 1796 Hofgärtner in Belvedere bei Weimar 436 Seckendorff-Aberdar, Carl Friedrich Sigismund ( S i g m u n d ) von (1744–1785), 1761 bis 1764 Offizier in österreichischen Diensten, später sardinischer Oberstleutnant, 1775 Kammerherr des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1785 als preußischer Diplomat in Regensburg und Ansbach, Gelegenheitsschriftsteller, Komponist, Übersetzer 84, 274 –, Sophia Friederike von, geb. von Kalb (1755–1820), seit 1779 dessen Frau 25 f., 35, 43; 84, 86, 124, 126, 151, 153, 170, 237 Seebach, Friedrich Alexander von (1769–1835), Geheimer Rat und Kanzler im Herzogtum Sachsen-Coburg und Saalfeld 207 Seidel, P h i l i p p Friedrich (1755–1820), Hauslehrer Cornelia Goethes in Frankfurt a. M., Sekretär Johann Caspar Goethes, 1755 bis 1785 Sekretär Goethes in Weimar, seit 1785 Kammerkalkulator und seit 1789 Rentkommissar an der herzoglichen Kammer in Weimar 75, 195, 217, EB 59; 3, 85, EB 351, EB 352, EB 353; 5, 7, 18–20, 22, 42, 47, 63, 102, 233, 252, 253, 275, 552, 601 f. Seidler, L o u i s e Caroline Sophie (1786–1866), Malerin in Dresden, München und Rom, seit 1823 in Weimar 117 Senckenberg, Renatus Carl Freiherr von (1751–1800), Jurist, Schriftsteller, 1772 am Reichskammergericht in Wetzlar, seit 1775 Beamter der hessischen Regierung, 1778 wegen vermuteten Geheimnisverrats in Wien zu längerer Gefängnisstrafe
Personen und Werke
verurteilt, danach aus Österreich verbannt, Rückkehr nach Gießen, 1784 Hofrat 169; 508 Meditationes maximam in partem iuridicae quinque 169; 508 Serassi, Pierantonio (Pier Antonio, Pietro Antonio) (1721–1791), italienischer Geistlicher, Schriftsteller und Biograph 389 La vita di Torquato Tasso (Biographie) 389 Seyler, Abel (1730–1801), aus der Schweiz stammender Schauspieler und Theaterdirektor, 1771 bis 1775 in Weimar, seit 1775 u. a. in Mannheim, Gotha und Leipzig 69 Shakespeare, William (1564–1616) 511 f. Sievers, Elisabeth Benedikta von (1773– 1799), Tochter von Elisabeth Fürstin von Putiatin EB 398 Sieyès, Emmanuel Joseph (1809: Comte) (1748–1836), französischer Geistlicher und Politiker 512 Qu’est-ce que le Tiers État (Flugschrift) 512 Simonelli, Matteo (nach 1618–1696), italienischer Komponist 82; 269 Victimae paschali laudes immolent Christiani (Komposition) 82; 269 Six, Willem (1761–1811), niederländischer Beamter und Diplomat, Sekretär der Kolonialregierung Surinam in Amsterdam 575 Skell siehe Sckell Soden, Friedrich J u l i u s Heinrich (1790:) Graf von (1754–1831), Jurist, Historiker, Schriftsteller, 1775 Hofund Regierungsrat im Dienste des Markgrafen Alexander von Brandenburg-Ansbach, 1781 brandenburgischer und 1792 bis 1796 preußischer Gesandter in Nürnberg, 1794 Reichsritter, 1802 Gründer und bis 1810 Leiter des Bamberger
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Theaters 27, 40; 74, 89, 91, 144, 216, 332 Söllner, Johann Nicolaus (um 1713– 1783), Ziegler in Weimar, seit 1761/62 Kammerfaktor, Vater von Johanna Maria Buchholz 85; 275 Soemmerring, Samuel Thomas (1808: von) (1755–1830), Mediziner, Anatom, Naturforscher, 1779 Professor in Kassel, 1784 in Mainz, seit 1795 Arzt in Frankfurt a. M., 1805 in München 13; 49, 51, 100 Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer 51 Vom Baue des menschlichen Körpers 51 Vom Hirn- und Rückenmark 51 Spalding, Johann Joachim (1714–1804), Schriftsteller, Moralphilosoph in Berlin 214 Spallanzani, Lazzaro (1729–1799), italienischer Naturforscher und Reiseschriftsteller 44; 155, 157 f. Expériences pour servir à l’histoire de la génération des animaux et des plantes (Spallanzani’s Versuche über die Erzeugung der Thiere und Pflanzen) 44; 155, 157 Spinoza, Baruch (Benedictus) (1632– 1677), niederländischer Philosoph 74; 238 f. Ethica ordine geometrico demonstrata 238 Sprengel, Christian K o n r a d (1750– 1816), Botaniker, Schulrektor in Spandau, Begründer der Blütenbiologie 473 f., 494 f. Das entdeckte Geheimniß der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen 157; 473 f., 495 Städel, Johann Karl, Bankier in Frankfurt a. M. (Kellner & Städel) EB 132* Staff, August W i l h e l m Ferdinand von (1732–1788), 1745 Page in Weimar, 1756 herzoglicher Hof- und
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Register
Jagdjunker, 1758 Kammerjunker, 1765 Oberforstmeister und 1775 Kammerherr in Ilmenau 95, 159; 308, 482 –, Friederica Christiana Beata Dorothea von, geb. von Holleben (geb. 1742), seit 1768 dessen Frau 308 Staff, Christian Friedrich August von (1755–1823), 1776 Hof- und Kammerjunker in Weimar, 1789 Kammerherr und Oberforstmeister, seit 1792 in Eisenach 47 –, Amalie F r i e d e r i k e von, geb. von Voß (1764–1796), seit 1788 dessen Frau 16; 47 Standtke, August Friedrich (1739– 1800), Bergrat in Berlin EB 113, EB 123, EB 130, EB 180 Stark, Johann Christian (d. Ä.) (1753– 1811), Mediziner, Gynäkologe, 1779 Professor der Medizin in Jena, 1785 auch Direktor des älteren klinischen Instituts, 1786 Hofrat und sachsenweimarischer Leibarzt, 1804 Direktor des Hebammeninstituts sowie Amts- und Stadtphysikus in Jena EB 92, EB 325; 62; 206, 244 Statella, Antonio Graf (18. Jh.), Malteserritter, 1787 in Neapel, Studium in Erfurt, im Juni 1787 Reise nach Weimar 31, 33 Steffany, Georg Christoph (um 1749– 1807), Bauverwalter, seit 1786 Bauschreiber in der Abteilung Herrschaftliches Bauwesen bei der herzoglichen Kammer in Weimar, 1799 Bauinspektor, 1804 Kammerverwalter 398, 571 Stein, C h a r l o t t e Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), bis 1764 Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 10, 12, 14, 16, 18, 86, 110, 112, 117; 64, 75, 100, 109, 127, 130, 188, 218; 28, 40, 41 f., 45–48,
51 f., 54, 58–61, 63 f., 66, 70, 76, 80, 82 f., 85, 162, 184, 187, 209–211, 225, 234, 237, 240, 243, 250, 254, 263, 273, 278, 280, 321, 344, 353 f., 358, 360–362, 369 f., 386 f., 397, 399, 450, 497, 527, 546, 550, 584, 599 –, Gottlob Ernst J o s i a s Friedrich von (1735–1793), Erb- und Gerichtsherr auf Groß-Kochberg, 1755 Kammerassessor, dann Kammerjunker in Weimar, 1760 sachsen-weimarischer Stallmeister der Herzogin Anna Amalia und 1775 Oberstallmeister des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach, seit 1764 deren Mann 21, 64, 109, 188, 218; 42, 66, 85, 210 f., 344, 546, 599 –, Gottlob Friedrich ( F r i t z ) Constantin von (1772–1844), 1783 bis 1786 Goethes Zögling, seit 1789 sachsen-weimarischer Hofjunker, seit 1791 Student in Jena, 1794 bis 1797 sachsen-weimarischer Kammerassessor und Kammerjunker, seit 1795 Volontär der preußischen Domänenkammer in Breslau, 1798 bis 1807 preußischer Kriegs- und Domänenrat in Breslau, 1810 Generallandschaftsrepräsentant, Gutsbesitzer in Schlesien, deren Sohn 59, 60, 191, 215, EB 267*; 14, 16, 18 f., 21, 56, 116–118, 124; 38–40, 42, 47 f., 52, 54, 59, 63 f., 66, 85, 169, 187, 208, 209, 210 f., 234, 279, 358, 361, 371, 545 f., 558, 598 f. 〈Übersetzung〉 63; 209 Steiner, Johann Friedrich Rudolf (1742–1804), Architekt in Weimar, seit 1775 Baukontrolleur, seit 1791 Baumeister, Lehrer der mathematischen Wissenschaften an der Freien Zeichenschule in Weimar 130 f.; 398, 486, 571
Personen und Werke
Sterne, Laurence (1713–1768), englischer Schriftsteller, 1738 bis 1760 Landprediger in Yorkshire, 1762 bis 1764 in Toulouse, 1765 in Italien 549 A Sentimental Journey through France and Italy (Roman) 549 Stock, Johanna Dorothea ( D o r a ) (1760–1832), Malerin in Dresden 619 Stolberg-Stolberg, Friedrich ( F r i t z ) Leopold Graf zu (1750–1819), Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, seit 1777 fürstbischöflicher oldenburgischer Gesandter in Kopenhagen, 1781 Vizehofmarschall in Eutin, 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 Kammerpräsident in Eutin, ab 1800 in Münster, dessen Bruder 65, 78, EB 222; 223, 224, 225–227, 253 f., 258–260 Auserlesene Gespräche des Platon (Übersetzung) 226 f. –, Christian Günther Graf zu (1714– 1765), Gutsbesitzer in Bramstedt (Holstein), 1738 Offizier der Leibgarde des dänischen Königs Christian VI. in Kopenhagen, 1756 königlicher Hofmarschall, dessen Vater 226 –, Henriette Eleonore A g n e s , Gräfin zu, geb. von Witzleben (1761– 1788), dessen erste Frau 67, 69, 79 f.; 224 f., 227, 258 f. –, Christian Graf zu (1748–1821), Jurist, Schriftsteller und Übersetzer, 1772 Mitglied des Göttinger Hains, 1777 bis 1800 dänischer Amtmann in Tremsbüttel, danach auf seinem Gut in Wendebye, dessen Bruder 69; 224 f., 227, 258 f. –, Henriette K a t h a r i n a Gräfin zu (1751–1832), seit 1771 Kanonissin
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eines Stifts auf Sjælland (Dänemark), dessen Schwester 69; 225 –, A u g u s t a Luise Gräfin zu siehe Bernstorff, A u g u s t a Luise Gräfin von –, Friederike J u l i a n e Marie Charlotte Gräfin zu siehe Witzleben, Friederike J u l i a n e Marie Charlotte von –, Christian E r n s t Graf zu (1783– 1846), dessen Sohn aus erster Ehe 69, 80; 225 –, Marie A g n e s Caroline Gräfin zu (1785–1848), dessen Tochter aus erster Ehe 69, 80; 225 –, A n d r e a s Otto Henning Graf zu (1786–1863), dessen Sohn aus erster Ehe 69, 80; 225 –, H e n r i e t t e Luise Juliane Gräfin zu (1788–1868), dessen Tochter aus erster Ehe 69, 80; 225 –, Friederike L u i s e Gräfin zu, geb. Gräfin von Reventlow, verw. von Gramm (1746–1824), seit 1777 Frau von Christian Graf zu Stolberg-Stolberg 259 Stosch (eigentl. Muzel), Heinrich Wilhelm (1732–1782), Königlicher Hofrat, Aufseher der Königlichen Kunst-, Antiquitäten- und Medaillenkabinette, Bibliothekar und Professor an der Ritterakademie in Berlin 587 Stosch, Philipp (1717:) von (1691– 1757), Kunstsammler, Diplomat und Archäologe, seit 1715 in Rom, seit 1731 in Florenz 15, 520 Stotternheim, Hiob von (1558 – nach 1617), Waidhändler und Ratsherr aus Erfurt 165; 500 Streiber, Johann Lorenz (1722–1796), Bankier und Kaufmann in Eisenach, 1767 sachsen-weimarischer Kommerzienrat, 1782 Kammerrat, 1767 bis 1782 Bürgermeister EB 176; 141, 149; 421 f., 447
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Register
–, Maria S o p h i a , geb. Schmidt (1731–1799), Schwester von Johann Christoph Schmidt, seit 1754 dessen Frau 274 Stromer von Reichenbach, Christoph Friedrich (1712–1794), seit 1764 oberster Finanzbeamter und Reichsschultheiß in Nürnberg 211; 586 –, Anna Catharina, geb. Oelhafen (1720–1792), seit 1758 dessen Frau 211; 586 Süß, David (1759?–1793), kursächsischer Kunststeiger im Bergwerk von Ilmenau 345; 439, 652 Sueton (Gaius Suetonius Tranquillus) (um 70 – nach 121), römischer Schriftsteller und Biograph 516 Vita Horati (Biographie) 516 Sussex, August Friedrich Herzog von siehe Großbritannien Sutor, C h r i s t o p h Erhard (1754– 1838), 1776 bis 1795 Goethes Diener und Schreiber, 1782 auch Spielkartenfabrikant und Inhaber einer Leihbibliothek in Weimar EB 313, EB 344; 188, 205, 215, 219; 166, 546, 566, 593, 602 Tassaert, Henriette-Félicité (1766– 1818), deutsch-französische Malerin in Berlin 295 Tasso, Torquato (1544–1595), italienischer Dichter, Hofdichter unter Herzog Alfonso II. d’Este in Ferrara 103; 328 Taubert, Gustav Friedrich Amalius (1755–1839), deutscher Maler, seit 1785 in Warschau, seit 1797 in Berlin 295 Temler, A d o l p h Friedrich Rudolph (1766–1835), Zeichner, 1786 Hilfslehrer am Zeicheninstitut in Eisenach, seit 1790 Lehrer am Zeicheninstitut in Weimar 365 f.
Terenz (Publius Terentius Afer) (um 190–159 v. Chr.), römischer Komödiendichter 300 Andria (Komödie) 300 Tettelbach, Gottfried Benjamin (1750– 1813), Königlich Sächsischer Hofund Kabinettssteinschneider und Graveur in Friedrichstadt bei Dresden 400 Theokrit (Theokritos) (um 310 – um 250 v. Chr.), griechischer Dichter 529 Thümmel, Hans Wilhelm von (1744– 1824), Beamter und Diplomat, Schriftsteller, 1771 Mitglied der Kammer in Gotha und seit 1783 der Kammer in Altenburg, 1796 bis 1817 Geheimer Rat und Kammerpräsident in Gotha EB 93 Thurneysen (Thurneisen), C a r l Wilhelm (1760–1806), Kaufmann, Kunstliebhaber in Frankfurt a. M. EB 47, EB 282; 7, 30, 89; 8, 15 f., 104–106, 109, 148, 168, 285, 289 Tibull (Albius Tibullus), Albius (um 50 – um 19 v. Chr.), römischer Dichter 46; 163, 343, 349, 440 〈Elegien〉 440 Tischbein, Johann Heinrich W i l h e l m (1751–1829), Maler, Radierer, zunächst in Berlin, 1780 bis 1799 vorwiegend in Italien, 1782 bis 1787 in Rom, danach in Neapel, 1789 Direktor der Kunstakademie in Neapel, 1799 bis 1801 in Kassel, Göttingen und Hannover, dann in Hamburg, seit 1808 in Eutin EB 48; 32 f., 58, 91–93, 103, 159; 7, 16, 59, 99, 102 f., 106, 108 f., 111, 113, 119–121, 123, 191, 194 f., 266, 289, 298–300, 329, 334, 482 Hektor wirft Paris seine Weichlichkeit vor (Gemälde) 92; 299 Recueil de Gravures d’après des Vases Antiques la plus part d’un
Personen und Werke
Ouvrage Grec trouvés dans des Tombeaux dans le Royaume des Deux Siciles mais principalement dans les environs de Naples l’années 1789. & 1790. 103 f. Titius, Carl Heinrich (1744–1813), Mediziner in Dresden, 1768 Professor am medizinisch-chirurgischen Kollegium, 1776 Inspektor des Naturalienkabinetts 213; 590 Townley (Towneley), Charles (1737– 1805), englischer Kunstsammler 295 Trabitius, Johann N i c o l a u s (1739– 1807), 1781 Schlosstorwärter in Jena, 1785 Bibliotheks- und Museumsdiener 36; 131 Trebra, Friedrich Wilhelm H e i n r i c h (1740–1819), Mineraloge, 1767 Bergmeister und 1773 Vizeberghauptmann in Marienberg im Erzgebirge, 1779 Bergmeister in Zellerfeld, 1791 Berghauptmann in Clausthal, seit 1795 auf seinem Gut Bretleben an der Unstrut lebend, 1801 Oberberghauptmann in Freiberg EB 91; 46; 53, 164, 653 Trippel, Alexander (1744–1793), Schweizer Bildhauer, seit 1776 in Rom 8, 72, 147, 185, 221, 295 〈Goethe〉 (Büste) 8, 72, 147 Trützschler, Christian Friedrich August von (um 1730–1795), Militär in kursächsischen und seit 1744 in sachsenweimarischen Diensten, seit 1763/64 in Jena, seit etwa 1775 Kapitän, 1790 pensioniert 182, 184–186; 534, 538 f., 541–543 Trützschler, Georg Christian Ernst von (um 1753–1805), sachsen-weimarischer Militär in Jena, 1772 Fähnrich, 1784 Leutnant, seit 1791 auch Kammerjunker 185 f., 341, 343; 542 f., 638
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Unbekannte Adressaten von Briefen Goethes 7, EB 38, EB 51, EB 60, EB 67, EB 68, EB 69, EB 70, EB 71, EB 72, EB 73, EB 79, EB 98, EB 110, EB 114, EB 115, EB 121, EB 136, EB 137, EB 138, EB 139, EB 156, EB 177, EB 181, EB 183, EB 185, EB 192, EB 196, EB 201, EB 206, EB 217, EB 223, EB 224, EB 239, EB 250, EB 271, EB 272, EB 338, EB 378, EB 379, EB 380, EB 383, EB 384, EB 385, GB 2/43A Unger, J o h a n n F r i e d r i c h Gottlieb (1753–1804), Buchdrucker, Holzschneider und Verlagsbuchhändler in Berlin, 1790 Mitglied des Senats der Akademie der Künste, 1800 Professor der Holzschneidekunst 100, 129; 25, 165, 176–178, 221, 256, 322, 327, 341, 344, 368 f., 392 f., 599 Valentini, Ernst von (1759–1835), Maler, zunächst Buchhändler in Lemgo und Münster, seit 1785 als Maler hauptsächlich in Italien, 1792 in Neapel, seit 1795 fürstlich Lippischer Hofmaler und Zeichenlehrer in Detmold EB 155* Varrentrapp, Johann Friedrich (1742– 1814), Verlagsbuchhändler in Frankfurt a. M., gründete 1776 mit seinem Schwager Johann Conrad Wenner die Buchhandlung „Varrentrapp Sohn & Wenner“ 137 f. Veith, Johann Wilhelm (1758–1833), Schweizer Geistlicher 418 f. Vent, Johann C h r i s t o p h G o t t l o b (Gottlieb) (1751–1822), Ingenieuroffizier in Weimar, Baukondukteur, 1791 Fähnrich, 1792 Leutnant, 1802 Hauptmann im Baudepartement und in der Feuerlöschdirektion, 1807 pensioniert (aber weiter im
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Register
Amt), 1809 Rat im Landschaftskollegium, 1813 auch Leiter des mathematischen Büros EB 374; 62, 155, 345; 207, 466, 651 Venuti, Domenico Lodovico Marchese (1745–1818), italienischer Archäologe, Maler und Sammler, von etwa 1780 bis 1806 Leiter der Porzellanmanufaktur in Neapel, ab 1799 in Rom beauftragt mit der Überführung der farnesischen Kunstsammlungen nach Neapel 82; 267 Veronese, Paolo (eigentl. Paolo Cagliari) (1528–1588), italienischer Maler in Venedig 196; 556 〈Gemälde〉 La cena in casa di Levi 556 La famiglia di Dario davanti ad Alessandro 556 Le nozze di Cana 556 Verschaffelt (Verschaffeldt), Maximilian von (1754–1818), flämischer Maler, Bildhauer und Baumeister in Mannheim, 1782 bis 1793 in Rom, seit 1793 in München und Wien EB 100; 4, 48, 82; 8, 168, 172, 221, 265, 269, 301 〈Zeichnungen〉 48; 168 –, Peter Anton von (1710–1793), aus Gent stammender Baumeister in Mannheim, Hofbildhauer, 1758 Leiter der Zeichnungs- und Bildhauerakademie, dessen Vater 218 Vieweg, Johann (Hans) F r i e d r i c h (gen. d. Ä.) (1761–1835), Verlagsbuchhändler in Berlin und seit 1799 Braunschweig 313, 474 Vieweg, Wilhelm (gen. d. J.) (1765–1829), Buch- und Papierhändler in Berlin 473 Visconti, Ennio Quirino (1751–1818), italienischer Archäologe und Antiquar, Gehilfe Giovanni Antonio Viscontis bei der Ordnung des Museo Pio Clementino, 1798 Konsul der
Römischen Republik, seit 1799 in Paris Aufseher der Antiken- und Gemäldesammlung im Louvre, 1803 Direktor der Antikenabteilung des Musée Napoléon 268 Il Museo Pio-Clementino descritto 82; 268 Vogel, Christian Georg C a r l (1760– 1819), 1782 bis 1789 sowie gelegentlich später Schreiber und Sekretär Goethes, 1789 Geheimer Kanzlist, 1794 Geheimer Botenmeister, 1802 Geheimer Kanzleisekretär in Weimar, 1815 Kanzleirat, Geheimer Sekretär und Schatullenverwalter des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar und Eisenach 37; 59, 72, 131 f., 164, 264, 332, 367, 389, 392, 401, 410, 428, 431 Voigt, Christian Gottlob d. Ä. (1807: von) (1743–1819), seit 1766 sachsen-weimarischer Verwaltungsbeamter, 1775 Rat, 1777 bis 1791 Mitglied der herzoglichen Regierung und 1788 bis 1814 der Kammer in Weimar, 1783 Geheimer Archivrat, 1789 Geheimer Regierungsrat, 1791 Geheimer Assistenzrat, 1794 Geheimer Rat, 1802 Kammer-, 1807 Oberkammerpräsident, 1791 bis 1815 Mitglied des Geheimen Consiliums, 1815 Staatsminister und Präsident des Staatsministeriums 15, 67, 82, 83, 84, 94, 98, 121, 148, 150, 167, 172, 176, 213, 218, 222, GB 6/155A; 26, 99, 154 f., 169, 174, 208, 222; 54 f., 56 f., 88, 139, 229 f., 269–272, 277, 306, 316 f., 381 f., 438, 441–443, 465 f., 488 f., 495, 501, 504 f., 508–510, 515–519, 530 f., 571 f., 574, 588 f., 594–596, 602 f., 609, 629, 641, 643 f., 651, 664 –, Johanna Viktoria (1807: von), geb. Hufeland, verw. Michaelis
Personen und Werke
(1741–1815), Tochter des Arztes Johann Christoph Hufeland, in erster Ehe verh. mit dem Rentsekretär Gottlob Erhard Michaelis in Dornburg, 1765 verw., seit 1770 dessen erste Frau 19, 72, 221; 57, 229, 443, 596 –, C a r o l i n e Amalie Viktoria (1807: von) (1773–1825), dessen Tochter 19, 221; 57, 443, 596 –, Christian Gottlob d. J. (1807: von) (1774–1815), 1796 Regierungsassessor in Weimar, 1806 Geheimer Regierungsrat, dessen Sohn 19, 221; 57; 443, 596 –, Johann Carl Wilhelm (1752–1821), Geologe und Mineraloge, 1783 Bergsekretär in der herzoglichen Bergwerkskommission für Ilmenau, 1789 Bergrat, Mitaufseher über den Bergbau, auch Bürgermeister, dessen Bruder 26, 147, 148, 154 f., 166, 223; 34, 38, 87 f., 438 f., 442, 465–467, 501, 611 f. Drey Briefe über die Gebirgs-Lehre für Anfänger und Unkundige 13?; 34 Erklärendes Verzeichniß einer Sammlung von Gebirgsarten 13?; 34 Mineralogische und bergmännische Abhandlungen 442 Nachrichten von dem Fortgange des Bergbaus in Ilmenau 88 –, F r i e d e r i k e Caroline Auguste, geb. Schall (1751–1798), Tochter des Rates und Stadtrichters Kaspar Friedrich Schall in Buttstäd, seit 1784 erste Frau von Johann Carl Wilhelm Voigt 154; 466 Volkmann, Johann Jacob (1732–1805), Reise- und Kunstschriftsteller und Übersetzer in Leipzig, ab 1757 Reisen durch Europa, u. a. nach Italien, Frankreich und den Niederlanden,
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seit 1764 auf seinen Landgütern bei Leipzig 57; 62, 192, 267, 547 Historisch-kritische Nachrichten von Italien 57; 62, 192, 267, 547 Volta, Giovanni Serafino (1764–1842), italienischer Mineraloge und Paläontologe 223; 611 f. Elementi di Mineralogia analitica e sistematica 223; 611 Voß, Christian Friedrich (1724–1795), Berliner Verleger 165 Voß, Christian Heinrich W i l h e l m von (1736–1771), Offizier in hannoverschen, braunschweigischen und gothaischen Diensten 47 –, Ernestine Auguste Wilhelmine von, geb. (Münchthal) von Brenn (1730–1772), natürliche Tochter von Herzog Ernst August I. von SachsenWeimar und Eisenach, seit 1760 dessen Frau 47 –, A m a l i e Friederike Wilhelmine Ernestine von (1763–1809), seit 1795 verh. mit dem preußischen General Karl Friedrich von Voß, dessen Tochter 47 –, C a r o l i n e Luise von (1764–1806), dessen Tochter 47 –, Amalie F r i e d e r i k e von siehe Staff, Amalie F r i e d e r i k e von –, F e r d i n a n d Georg Carl Ludwig von (1770–1786), Page am Hof in Weimar, dessen Sohn 47 Voß, Johann Heinrich, d. Ä. (1751–1826), Philologe, Schriftsteller und Übersetzer, seit 1772 Student der Theologie und Philologie in Göttingen und Mitglied des Göttinger Hains, 1778 Schulrektor in Otterndorf (bei Cuxhaven), 1782 der Gelehrtenschule in Eutin, 1786 Hofrat, 1802 Privatgelehrter in Jena, 1805 Sinekure-Professur in Heidelberg 226 Voß, Julie Amalie Elisabeth von, (1787:)
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Register
Gräfin von Ingenheim (1766–1789), Hofdame und seit 1787 morganatische Ehefrau des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. 99; 320 Vulpius, Christian A u g u s t (1762– 1827), Jurist, Schriftsteller, Dramatiker und Bibliothekar, 1786 bis 1788 Privatsekretär in Nürnberg, Privatgelehrter u. a. in Erlangen und Leipzig, seit 1790 Dramaturg am Theater in Weimar, seit 1797 Bibliotheksregistrator, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar, 1814 erster Bibliothekar EB 23, EB 27, EB 63, EB 78, EB 85, EB 102, EB 116*, EB 235, EB 240; 23, 26 f., 40 f., 49, 65 f., 78, 101, 103 f., 128 f., 142, 145, 149; 19, 23, 74 f., 89–91, 93, 144 f., 160, 171, 214–216, 255, 324 f., 330–332, 390–392, 422 f., 430 f., 447, 456 〈Operetten〉 74 f. Bella und Frenando 75 Der Schleier 75 Elisinde 75 Operetten von C. A. Vulpius 75 –, Johanna Christiana ( C h r i s t i a n e ) Sophia (1765–1816), seit 1788 Lebenspartnerin und seit 19. Oktober 1806 Goethes Frau, dessen Schwester EB 339*, EB 340*, EB 341*, EB 343*, EB 345*, EB 348*, EB 349*, EB 353*, EB 356*, EB 357*, EB 359*; 27, 117, 140, 190, 202, 204, 218 f.; 41, 44, 74, 89–91, 114, 160, 182, 214–216, 237, 331, 360 f., 378, 397, 416, 445, 452, 460, 467, 473 f., 482, 488 f., 501, 527, 532, 544 f., 549, 561, 564, 575, 601 f. –, E r n e s t i n e Sophie Louise (1775– 1806), dessen Halbschwester 27; 91, 216, 460 –, Johann Friedrich (1725–1789), Amtsarchivar und Registrator in
Weimar, dessen Vater 24; 89, 91, 215 f., 331 –, J u l i a n e Auguste (1734–1806), dessen Tante 460 Wachtel, Johann Gottfried, sachsenweimarischer Feldwebel in Weimar 181 f., 184 f.; 533–535, 538, 541 f. Wachtel, Johann Heinrich (geb. um 1747), Militär, um 1767 Eintritt in sachsen-weimarische Dienste, 1788 und noch 1818 Feldwebel in Jena 84; 274 Waitz, J o h a n n Christian Wilhelm (1766–1796), Zeichner und Kupferstecher in Weimar, seit 1788 Lehrer an der Freien Zeichenschule in Weimar 487 Waitz, Johann Siegmund Friedrich (1745–1808), Geheimer Sekretär in der Geheimen Kanzlei des Herzogtums Sachsen-Gotha und Altenburg EB 128* Waldner von Freundstein, Louise A d e l a i d e (Laide) (1746–1830), seit 1775 Hofdame der Herzogin Louise von Sachsen-Weimar und Eisenach, 1780 bis 1784 Erzieherin der Prinzessin Louise Augusta Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach 444, 589 Waldstein und Wartenberg, Ferdinand Ernst Joseph Gabriel Graf von (1762–1823), Offizier, Komponist und Musikförderer, 1788 bis 1793 als Staats- und Konferenzrat des Kurfürsten Maximilian von Köln und Erzherzogs von Österreich Franz Xaver in Bonn, dann in Wien, 1795 bis 1805 Offizier in englischen Diensten, Förderer Beethovens 82; 268 Walther (1788:) von Waltershausen (eigentl. Walther, Johann Georg), beabsichtigte die Gründung einer Verlagsbuchhandlung in Leipzig 74
Personen und Werke
Wangenheim-Winterstein, Adam Carl Friedrich von (1770–1846), sachsengothaischer Beamter, Kammerjunker, dann Kammerherr und Kammerrat in Altenburg, zuletzt Wirklicher Geheimer Rat und Präsident der Militärverwaltungskammer in Gotha 207 Weber, Gottlob Theodor (1737–1791), Hof- und Konsistorialrat, Amtmann in Jena 647 Wedel, Otto Joachim M o r i t z von (1752–1794), Beamter am herzoglichen Hof in Weimar, 1775 Kammerjunker und Hofmarschall, 1776 Kammerherr und Oberforstmeister, 1788 Mitglied des Kammerkollegiums, 1789 Mitglied der Schlossbaukommission 43, 83 f., 98 f., 109, 112; 143, 155, 272, 277, 316 f., 344 f., 347, 444, 473, 639, 651 Wedgwood, Josiah (1730–1795), englischer Töpfer und Unternehmer, 1769 Gründer der nach ihm benannten Firma 23; 71 Weidmann, Marie Louise (1715–1793), Mitbesitzerin der WeidmannReichschen Buchhandlung in Leipzig 310, 422 Weidner, Johann Justus (August), (gest. zwischen 1807 und 1815), Müller in Jena, um 1782 und noch 1807 Besitzer der Rasenmühle bei Jena 647–649 Weiße, Christian Felix (1726–1804), Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber, seit 1762 Kreissteuereinnehmer in Leipzig EB 192?; 331 Wenner, Johann Conrad (gest. 1803), Verlagsbuchhändler in Frankfurt a. M., gründete 1776 mit seinem Schwager von Johann Friedrich Varrentrapp die Buchhandlung „Varrentrapp Sohn & Wenner“ 137 f.
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Werner, Abraham Gottlob (1749– 1817), Geologe und Mineraloge, seit 1775 Professor an der Bergakademie in Freiberg, 1792 Bergkommissionsrat, 1799 Bergrat 147 f.; 439–443, 481, 581, 588 f. Werner, Johann Christian Wilhelm (1765–1813), Hofbedienter und Kirchner in Weimar, 1788 Hoflakai und Herders Diener, 1788 bis 1789 dessen Reisebegleiter in Italien, 1810 Stadtkirchner 85, 152, 566 Werthern-Beichlingen auf Frohndorf, Christian Ferdinand Georg von (1738–1800), 1774 herzoglicher Kammerjunker in Weimar, 1775 Kammerherr und bis 1780 auch Reisestallmeister, 1794 Oberkammerherr EB 342*; 159; 207, 482 Wessely, Carl Bernhard (1768–1826), Kapellmeister und Komponist, seit 1790 Musikdirektor in Berlin 476 f., 513 Westfalen, König von siehe Bonaparte, Jérôme Weygand, Johann Friedrich (1742– 1807), Buchhändler und Verleger in Leipzig 102, 149, 231, 310, 526 Weyland, Friedrich Leopold (1750– 1783), Arzt in Frankfurt a. M. 596, 663 –, Philipp Christian (1765–1843), Jurist, Schriftsteller, Übersetzer, seit 1790 in sachsen-weimarischen Diensten, Geheimer Sekretär von Herzog Carl August, 1794 Kriegsassessor und 1797 Legationsrat, 1807 Kriegsrat, 1818 Präsident des Landschaftskollegiums in Weimar, 1840 Geheimer Rat, dessen Bruder 216; 596 Wiedeburg, Johann Ernst Basilius (1733–1789), Physiker, Astronom, Mathematiker, 1756 Universitätsbibliothekar in Erlangen, seit 1757
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Register
Professor der Philosophie, seit 1760 der Philosophie und Mathematik in Jena, 1770 sachsen-weimarischer Kammerrat 76, 94, 98; 243, 304 f., 315 f. –, dessen Kinder 94, 98; 305, 315 Wieland, Christoph Martin (1733– 1813), Schriftsteller, Übersetzer, Publizist, Pädagoge, 1754 Hauslehrer in Zürich und 1759 in Bern, 1760 Kanzleiverwalter in Biberach, 1769 Professor der Philosophie in Erfurt, 1772 Erzieher des minderjährigen Herzogs Karl August in Weimar, 1775 pensioniert, 1797 bis 1803 auf seinem Gut in Oßmannstedt lebend, Gründer und Herausgeber des „Teutschen Merkur“ 17; 18 f., 25, 109, 150, 152; 28, 53, 59, 60 f., 65, 69, 82 f., 85, 119, 143, 177 f., 218, 238, 254, 266, 273, 294, 312 f., 318 f., 327, 343, 368, 385 f., 458 f., 473, 497, 558, 583, 623, 642 f. Das Geheimniß des Kosmopolitenordens (Abhandlung) 318 Peregrinus Proteus (Roman) 313 –, Maria Louise Charlotta (1789–1815), dessen Tochter 343 Wilhelmi, J o h a n n G e o r g Bernhard (um 1747–1813), Hofbuchbinder in Jena 635 Willemer, Johann Jacob (1816: von) (1760–1838), Bankier und Schriftsteller in Frankfurt a. M., 1798 preußischer Geheimrat EB 80, EB 88, EB 103; 29 f.; 100 f., 131, 480 Williamson (Williams?), Thomas (um 1758/59–1817), englischer Offizier, Besucher in Weimar im Spätsommer 1788 und Winter 1788/89 84; 67, 274 Wilson, Henry (1740–1810), englischer Kapitän auf der zweiten Weltreise James Cooks 470–472 Wilton, Pseudonym Goethes 190
Winckelmann, Johann Joachim (1717– 1768), Archäologe und Kunsthistoriker, 1748 bis 1755 Bibliothekar des Grafen Heinrich von Bünau in Nöthnitz bei Dresden, seit 1755 in Rom, 1763 von Papst Clemens XIII. zum Präsidenten (Aufseher) der Altertümer in Rom ernannt, 1768 ermordet 4, 116, 238, 247, 267, 287 f. Wirsing, August Heinrich (1708/11– 1792), sachsen-weimarischer Rentbeamter, Amtsschreiber in Allstedt, 1756 Rentsekretär in Weimar, 1788 Rat, 1789 Kammerrevisor 85; 275 Witzleben (Wizleben), Friedrich Hartmann von (1722–1788), Herr auf Martinroda und Elgersburg, seit 1756 in sachsen-weimarischen Diensten, Oberschenk, 1757 Vizeoberstallmeister, 1758 Wirklicher Geheimer Rat und Oberhofmeister in Weimar 83; 270 –, Martha Eleonore, geb. von Oppel (1726–1801), dessen Frau 83; 270 Woellner, Johann Christoph (1786:) von (1732–1800), preußischer Beamter, Politiker, 1786 Geheimer Finanz-, Kriegs- und Domänenrat und Oberhofbauintendant in Berlin, 1788 Geheimer Staats- und Justizminister, Chef des Geistlichen Departements 318 f. Wolf, Benjamin (1758–1825), Maler und Zeichner in Zürich EB 129* Wolf, Ernst Wilhelm (1735–1792), Pianist und Komponist, seit 1768 Konzertmeister in Weimar, 1772 Kapellmeister, 1775 Hofkapellmeister 69, 75, 175 Der Schleier (Operette) 75 Musicalischer Unterricht (Lehrwerk) 175 Wolffskeel (Wolfskeel) von Reichenberg, Christian Friedrich Karl von
Personen und Werke
(1763–1844), Beamter in Weimar, 1787 bis 1815 Mitglied der Regierung und 1803 bis 1815 des Oberkonsistoriums, seit 1789 Regierungsrat 53 Zahra, Giuseppe (1730–1817), Mathematiker und Ingenieur aus Malta, seit 1782 in Catania, 1786 Professor für Elementargeometrie, 1794 Professor für höhere Mathematik 8; 13 f.; 31, 35, 36 f. Zampieri, Domenico (Domenichino) (1581–1641), italienischer Maler, Zeichner und Architekt 105; 334 〈Heilung eines besessenen Knaben〉 (Freskogemälde) 105; 334 Zanchi, Daniele, Hausbesitzer in Venedig 551 Zanetti, Antonio Maria d. J. (1706– 1778), italienischer Kunsthistoriker und Schriftsteller 554 Della pittura Veneziana (Kunstführer) 554 Ziegesar, August Friedrich Carl Freiherr von (1746–1813), 1766 bis 1808 Beamter am herzoglichen Hof in Gotha, 1785 Vizekanzler, 1790 Kanzler der Regierung und Geheimer Rat, 1795 auch Mitglied des Geheimen Ratskollegiums, 1809 herzoglicher Generallandschaftsdirektor in Weimar 61, 63 f.; 204, 207 f., 210, 212, 214, 263 f., 273, 575 –, Magdalene Auguste von, geb. von Wangenheim (1751–1809), dessen Frau 63, 81, 84; 207 f., 263 f., 273
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–, Friederike Amalie Charlotte Ernestine Auguste von (1769–1825), dessen Tochter 63; 207, 264 –, Ernst Carl von (1771–1796), dessen Sohn 63; 208 –, Juliane Luise C ä c i l i e v o n (1773– 1831), dessen Tochter 63; 207, 264 –, Charlotte Luise Auguste von (1775– 1835), dessen Tochter 63; 207, 263 f. –, Friedrich von (1779–1832), dessen Sohn 63; 208 –, Anton von (1783–1843), dessen Sohn 63; 208 –, Agnes Silvia Dorothea von (1785– 1858), dessen Tochter 63; 207, 263 –, Wilhelm August Carl von (1750– 1795), nassauisch-usingischer Oberhofmeister, seit 1783 in Übersee, dessen Halbbruder 209; 572, 575 Ziesenis, Johann Friedrich Blasius (1715–1787), Holz- und Steinbildhauer aus Hannover 102 –, Johann Georg (1716–1776), Porträtmaler aus Hannover, dessen Vetter 102 Zingg, Adrian (1734–1816), Schweizer Zeichner, Radierer und Kupferstecher, 1750 in Paris, 1766 in Dresden 295 Zucchi, Angelika siehe Kauffmann, Maria Anna A n g e l i k a Katharina Zucchi, Antonio (1726–1795), italienischer Maler und Graphiker, seit 1781 verh. mit Angelika Kauffmann 152, 301 –, Giuseppe Carlo (1721–1805), italienischer Kupferstecher und Radierer, dessen Bruder EB 330; 202; 561 f.
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Register
Werke Goethes Auszüge aus einem Reise-Journal 20, 80; 28 f., 61 f., 119, 177, 249–251, 259 Einfache Nachahmung der Natur. Manier, Styl 20; 62 Frauenrollen auf dem Römischen Theater durch Männer gespielt 20; 62 Naturlehre 20, 77; 62, 67, 249–251 Naturlehre. Antwort 20; 62 Neapel. ‚Volkmanns historisch-kritische Nachrichten von Italien. Dritter Band.‘ 20; 62 Plinius Naturgeschichte drittes Buch, fünftes Capitel 20; 62 Rosaliens Heiligthum 20; 62 Stundenmaß der Italiener 20; 62 Volksgesang 20; 62 Von Arabesken 20; 62 Zur Theorie der bildenden Künste 20; 29, 62 Beyträge zur Optik 470 Claudine von Villa Bella 99, 125, 129, 151 f.; 320, 349, 374–378, 384, 393, 454 f., 457 f., 460, 513, 620–622 Clavigo 416 Conte di Rostro (Librettoplan) siehe Die Mystificirten Das Römische Carneval 53, 67, 78, 80, 100, 102, 109, 120, 129, 160; 62, 176–179, 221, 253–256, 309, 314, 322, 327, 341, 344, 368, 392 f., 482 f., 494 Der Groß-Cophta 218; 460, 465, 599 Der Verfasser theilt die Geschichte seiner botanischen Studien mit 135, 360, 494
Des Epimenides Erwachen 162 Des Joseph Balsamo, genannt Cagliostro, Stammbaum 190 Dichtung und Wahrheit 9. Buch 663 11. Buch 85 〈Paralipomena〉 580 Die Freimaurerei in Jena betreffend (Denkschrift; An Voigt) 318 Die Geheimnisse 53, 61, 80, 132, 180, 228, 354 Die Laune der Verliebten 416 Die Leiden des jungen Werthers 66; 184, 220, 434 Die Mystificirten 152 f., 158, 227, 329; 48, 396, 452, 459 f., 462, 477, 599, 622 Egmont 9, 39, 42, 64, 66, 349; 5, 22, 24, 48, 141, 147, 210, 219 f., 228, 242, 375, 454 f. Epigramme. Venedig 1790 siehe Venetianische Epigramme Erotica Romana siehe Römische Elegien Erwin und Elmire 171; 375, 513, 555, 620–622 Farbenlehre siehe Zur Farbenlehre Faust. Ein Fragment 9, 130 f., 152– 154, 156, 166, 171, 210; 25, 82, 338, 396, 400, 428, 432, 454, 459, 462, 464 f., 473, 483, 497 f., 500, 514, 524 f., 544, 579, 621 Faust II 85 Fortgesetzte Auszüge aus dem Taschenbuche des Herrn *** siehe Auszüge aus einem Reise-Journal Fortsetzung der Auszüge aus dem Taschenbuche eines Reisenden siehe Auszüge aus einem Reise-Journal
Werke Goethes
An Christel siehe Taumel An den Mond 146 An die Entfernte 83 Anliegen 83 An Lottchen 146 An seine Spröde 83 Auf dem See 146 Auf Miedings Tod 158 f. Bundeslied 146 Christel siehe Taumel Das Göttliche 44; 159 Der Besuch 55, 61; 182, 203 Der wahre Genuß siehe Genuß Der Wandrer 45 Die Freuden 22 Die Nacht siehe Die schöne Nacht Die Nektartropfen 45; 159 Die Rettung 182 Die schöne Nacht 22 Epigramme 44; 159 Erwählter Fels 159 Geweihter Platz 159 Grün ist der Boden der Wohnung (Feldlager) 215; 594 Herzog Leopold von Braunschweig 44; 159 Zwey gefährliche Schlangen 323 Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung 158 f. Ferne 146 Genuß 55, 61; 22, 182, 203 Gränzen der Menschheit 44; 159 Guter Rath 158 Hoffnung 146 Jägers Abendlied 146 Jesus auch er darf da lehren 82 Lili’s Park 41; 146 Mahomets Gesang 44; 159 Mailied 454 Meine Göttinn 44; 159 Monolog des Liebhabers 158 Morgenklagen 49–51; 83, 172 Nachtgedanken 146
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Nähe 83 Neue Lieder (Gedichtsammlung) 8; 17 f., 22, 430 Seefahrt (G. den 11ten Sept. 1776) 526 Sorge 146 Süße Sorgen 61 f.; 83, 202 f., 206 Süßes Kind 82 Taumel 182 Unbeständigkeit siehe Wechsel Vom Berge 146 Wahrer Genuß siehe Genuß Wandrers Nachtlied 146 Wechsel 22 Wonne der Wehmuth 146 Götz von Berlichingen 66; 220, 378, 621 Iphigenie auf Tauris 66, 100, 120, 349; 219 f., 322, 368, 378, 621, 658 Italiänische Reise 28, 32 f., 37–39, 65, 81, 85, 103, 105–108, 111, 113 f., 223, 237 f., 266, 284, 289 f., 299 f., 326, 351, 481, 547 f., 562 Jahrmarktsfest zu Plundersweilern siehe Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel Jery und Bätely 144, 154, 177, 227; 21, 147, 375, 396, 428, 432, 454, 465, 483, 524 f., 620–622 Künstlers Apotheose 30, 35, 37, 40, 43; 53, 61, 81–83, 99, 102, 123, 131 f., 142, 156, 160 f., 180, 228, 240 Künstlers Erdewallen 30, 40, 45; 53, 61, 81, 101 f., 123, 132, 142, 160 f., 180, 228 Lila 144, 145; 147, 332, 375, 396, 428, 431, 465, 483, 620 Metamorphose der Pflanzen siehe Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären
734
Register
Nachrichten von einer Sammlung meistens antiker geschnittener Steine (mit Johann Heinrich Meyer) 93 Neueröfnetes moralisch-politisches Puppenspiel 37 f., 45; 53, 61, 102, 132 f., 137, 142, 161 Philipp Hackert 223 Prolog zu den neuesten Offenbarungen Gottes 37; 61, 132 Rede bei Eröffnung des neuen Bergbaues zu Ilmenau 526 〈Reise-Journal Neapel〉 (nicht überliefert) 61 〈Reise-Tagebuch〉 16, 20, 190; 28, 45, 61, 550 〈Reise-Tagebuch Sizilien 1787〉 61 Römische Elegien 100, 109, 112 f., 137, 140, 148, 156, 166, 190, 228; 61, 163, 322 f., 341–343, 346, 349, 354, 414, 416, 445 f., 465, 472 f., 501, 529, 550 f., 626 f. Cäsarn wär’ ich wohl nie 148; 445 Zwey gefährliche Schlangen 323 Scherz, List und Rache 151, 154, 177; 48, 173, 428, 432, 453 f., 456, 465, 483, 524 f. Stella 66; 220, 416 Sinngedichte siehe Venetianische Epigramme Stoschische Gemmensammlung (Anzeige) 520 Studie nach Spinoza 239 Torquato Tasso 9, 18, 29, 35, 39 f., 43, 46, 74, 81, 84, 93, 99 f., 103, 107, 109 f., 113 f., 120 f., 124, 126, 128, 130 f., 135–137, 140 f., 143–145, 150, 152, 160, 163, 165, 171, 177 f., 349; 21, 25, 44, 54, 82, 98, 126, 141, 143, 156, 160, 164 f., 239, 254, 262, 264, 274, 300–302, 320, 323, 328, 332, 335, 339 f., 342,
346, 350, 352, 354, 367 f., 371, 378 f., 388–391, 395 f., 399 f., 408, 410 f., 414–417, 420 f., 425, 427 f., 431, 452, 459, 465, 483, 491, 496, 514, 529, 621 Ueber die bildende Nachahmung des Schönen von Carl Philipp Moritz (Rezension) 80; 230, 260 f., 263, 288 Ueber Kunst und Alterthum 116, 554 Aeltere Gemälde. Neuere Restaurationen in Venedig 554 〈Übersetzung〉 Athalie (Racine; Bruchstücke) 579 f. Venetianische Epigramme 190, 195–199, 202 f., 205, 209 f., 226–228; 341, 549, 550 f., 553–559, 561, 567 f., 574, 580, 587, 613, 619, 626 f. Ach! mit diesen Seelen 197; 557 Ach! sie neigte das Haupt die holde Knospe 551 Alles seh ich gerne von dir 197; 557 Einen zierlichen Käfig erblickt’ ich 551 Gern überschreit ich die Gränze 197; 557 Kehre nicht, o Kind 197; 556 Klein ist unter den Fürsten Germaniens freilich der meine 108, 112, 196; 341, 554 Müde war ich geworden 196; 554 Schön ist das Land 549 Vieles kann ich ertragen 82 Vier gefällige Kinder 197; 557 Wäre ich ein Mahler mit lauter Bettinen 556 Welch ein Wahnsinn ergriff dich 198; 557 Wende die Füschen zum Himmel 197; 557 Wie von der künstlichsten Hand geschnitzt 196; 556 Zürnet nicht ihr Frauen 198; 557
Werke Goethes
Vergleichs-Vorschläge die Vulkanier und Neptunier über die Entstehung des Basalts zu vereinigen 442 Verschiedene Gruben, die ich über Tag besehen und was dabey vorgekommen 443 Versuch die Metamorphose der Pflanzen zu erklären 157 f., 160–162, 164, 166, 171, 177 f., 209–211; 135, 343, 347, 381, 456, 465, 472 f., 477, 483 f., 487, 493, 495, 501, 514, 528, 574, 579 f., 620 Versuch über die Gestalt der Thiere 178, 199, 202, 209, 211, 218, 225, 227; 397, 528 f., 559, 562, 574, 580, 599, 613, 619 f. Verzeichniß Sicilianischer Steinarten 37, 481 Verzeichniß verschiedener Gebürgs und andrer Steinarten welche ich auf der italiänischen Reise 1786, 87, 88 gesammelt 68, 440, 481 Wilhelm Meisters Lehrjahre 25 Wilhelm Meisters theatralische Sendung 9, 43; 25, 154, 361 〈Werkausgaben〉 Goethe’s Schriften. Erster–Achter Band. Leipzig (Georg Joachim Göschen) 1787–1790 3, 4, 7–9, 18, 23, 25, 29, 35, 37 f., 41 f., 44–46, 53, 55, 60 f., 66, 69, 72–74, 76, 79 f., 89, 93, 103 f., 120, 128, 141, 144 f., 149, 151, 154, 158, 160, 163, 165, 176 f., 185, 207 f., 210, 233; 3, 5 f., 9, 17–20, 22, 24 f., 53 f., 59–61, 63, 71 f., 74, 81–83, 98 f., 101, 119, 123, 126, 131–133, 137, 141–143, 145–148, 156, 158–161, 164 f., 172, 180 f., 183, 203, 206,
735
210, 218 f., 227 f., 231–234, 237, 239, 243, 245 f., 253, 256, 259, 264, 291, 300 f., 313 f., 320, 329 f., 332, 349 f., 367–369, 371, 378 f., 389–391, 393, 395, 400, 408, 411, 422, 425, 427 f., 431 f., 434, 447 f., 451 f., 454–456, 459, 462, 465, 472, 477, 483, 491, 494, 496 f., 500, 513 f., 524–530, 544, 574, 579, 620, 622 Goethe’s neue Schriften. Erster Band. Mit einem Kupfer. Zweyter– Sechster Band. Siebter Band. Mit Kupfern. Berlin (Johann Friedrich Unger) 1792–1800 25, 190, 341, 344, 599 Goethe’s Werke. Erster–Dreyzehnter Band. Tübingen (Cotta) 1806– 1810 62 Winckelmann und sein Jahrhundert 116 Wirkung dieser Schrift und weitere Entfaltung der darin vorgetragenen Idee 484, 528
〈Zeichnungen〉 〈Anatomische Zeichnungen〉 188 〈Blumenblatt〉 380 〈Jupiterkopf〉 136; 413 〈Porträt einer Schönen〉 64; 211 〈Zeichnungen von der Reise durch Sizilien〉 229 〈Zeichnungen von der italienischen Reise〉 46; 162 f. 〈Zeichnungen zur Pflanzenkeimung〉 494 Zur Farbenlehre 62, 116 Zur Kenntnis der böhmischen Gebirge 597
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Register
Anonyma, Periodika und Religionsschriften Adreß-Calender (Venedig) 202; 561 f. Allgemeine Literatur-Zeitung (Jena) 39, 80, 96, 99; 93, 116, 141, 232, 256, 261, 275 f., 311 f., 318 f., 393, 432, 473, 494, 616, 642 Allgemeine Sammlung Historischer Memoires (Schiller) 313 Anthologia Graeca (Anthologia Palatina) 619 Anekdoten und Karakterzüge aus dem Leben Friedrich des Zweiten 165 f. Anekdoten von König Friedrich dem Zweiten 166 Augspurgische Ordinari Postzeitung 206; 568 Bergbaukunde (Jahrbuch) 46; 164 Bergmännisches Journal 442 Berlinisches Archiv der Zeit und ihres Geschmacks 376 Bibel Altes Testament 43, 147, 165; 153, 440, 499 Neues Testament 43, 89, 189, 204; 153 f., 289, 546, 564 Bibliothek der gesamten Naturgeschichte 528 Bibliothek der Romane 200 Catalogus 〈…〉 Librorum Juridicorum, Historicorum, Politicorum, Jurispublici, Collect. 〈…〉 â L. B. de Nettelbla 661 f. Catullus, Tibullus, Propertius. Ad fidem optimorum librorum 163 Correspondance littéraire, philosophique et critique 413 Der Teutsche Merkur 20, 21, 53, 77, 80; 28–30, 60–62, 64 f., 67, 119,
177 f., 218, 230, 232, 238, 249–251, 259, 261, 263, 288, 312, 319, 327, 344, 396, 642 Deutsche Monatschrift 313, 551 Didaskalia. Unterhaltungsblatt des Frankfurter Journals 657 Die Horen (Schiller) 116, 241, 321 f., 375, 414, 473 Ein kurtzweilig Lesen von Dyl Ulenspiegel 129; 393 〈Erlanger Zeitung〉 216 Für Christenthum, Aufklärung und Menschenwohl 216 Gazetta di Weimar 91 Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen 528 Gothaische gelehrte Zeitungen 200, 494 Gothaischer Hofkalender 200 Historischer Calender für Damen (Schiller) 152; 312 f., 459 Hochfürstl. S. Weimar- und Eisenachischer Hof- und Addreß-Calender (Hof- und Addreß-Calender) 161; 307, 486 Italien und Deutschland in Bezug auf Sitten, Gebräuche, Litteratur und Kunst 100; 322 Journal des Luxus und der Moden 74, 178 f., 221, 256, 312, 368, 483 Journal von Tiefurth 69 Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Litteratur 587 Koran 30
Anonyma und Periodika
Leipziger Zeitung 595 Magazin der italienischen Literatur und Künste 91 Magazin für das Neueste aus der Physik und Naturgeschichte 528 Magazin für die Botanik 528 Mémoires de Mathématique et de Physique 24; 76 Monats-Schrift der Akademie der Künste und Mechanischen Wissenschaften 179, 287 Musen Almanach (Göttingen; Boie, Gotter) 526 Musen-Almanach (Schiller) 82, 341, 375, 460, 551, 555–557, 561 Musikalische Kunstmagazin 379, 475, 514, 620, 627
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Neuere Geschichte der See- und Landreisen 470 Neues Deutsches Museum 149, 153, 177, 207; 448, 451, 526, 570
〈Opernbücher〉 157; 476 Propyläen (Zeitschrift) 115 f.
〈Strasburger Catalog〉 353; 663 Theater-Journal für Deutschland (Gotha) 199 Theater-Kalender (Gotha) 199, 457 Ueber Kunst und Alterthum siehe Register Werke Goethes Weimarische Wöchentliche Anzeigen 595
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Inhalt Zu diesem Band . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Editionsgrundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Hinweise zur Benutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XVI Schriftarten, Abkürzungen, Siglen und Zeichen in Texten Goethes, die im Kommentar gedruckt werden . . . . . . . . . . . . XVIII Schriftarten, Abkürzungen und Siglen im Kommentar . . . . . . XIX Siglen und Abkürzungen für Archivalien . . . . . . . . . . . . . . . . XXI Siglen und Abkürzungen für Ausgaben und wissenschaftliche Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XXVII Abkürzungen in Goethes Briefen, Rechnungsbüchern und Postsendelisten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . LVII Abkürzungen in den Mitteilungen zur Überlieferung . . . . . . . LX Briefe 20. Juni 1788 – Ende 1790 Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang Verzeichnis von Briefen und Dokumenten Dritter im Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register Personen und Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Werke Goethes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Anonyma, Periodika und Religionsschriften . . . . . . . . . . . . . .
674 732 736
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