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German Pages 735 [787] Year 1912
BLUTKRANKHEITEN UND
BLUTDIAGNOSTIK LEHRBUCH DER MORPHOLOGISCHEN HÄMATOLOGIE VON
DR. MED. OTTO N A E G E L I PRIVATDOZENT AN DER UNIVERSITÄT
ZÜRICH
ZWEITE VOLLKOMMEN UMGEARBEITETE UND VERMEHRTE AUFLAGE
MIT 24 FIGUREN IM TEXT UND 20 FARBIGEN TAFELN
Metzger & Wittig, Leipzig.
SEINEM LEHRER UND MEISTER HERRN
PROF. DR. H. SAHLI IN BERN IN STETER DANKBARKEIT UND VEREHRUNG GEWIDMET
Vorwort zur ersten Auflage Blutuntersuchungen und Blutdiagnostik besitzen heute in der Medizin eine große, und wie es scheint, noch stets in Zunahme begriffene Bedeutung. Das Bedürfnis nach Orientierung auf diesem Gebiete wächst, je mehr die Hochflut der Publikationen anschwillt, und je mehr die verschiedensten medizinischen Disziplinen von ihr berührt werden. Ein Buch darf aber nicht allein aus Utilitätsgriinden geschrieben sein! Es muß dem inneren Bedürfnis entspringen, das jeder Forscher in sich fühlt, der Mitwelt die in langen Jahren studierten Probleme in zusammenhängender Darstellung von prinzipiellen Gesichtspunkten aus zu übergeben. Wenn die subjektive Ansicht dabei notwendig ziemlich stark zum Vorschein kommt, so ist das für ein noch so wenig abgeklärtes Gebiet nur ein Gewinn, sofern wenigstens die vorgebrachte Auffassung auf gründlichem Studium beruht. Die Berücksichtigung der von anderen Autoren vertretenen Anschauungen schafft übrigens die nötige Korrektur. Das vorliegende Werk behandelt in erster Linie die Bluthistologie. Es entspricht dies der von mir vorzugsweise gepflegten Forschungsrichtung, die ja überhaupt zurzeit die herrschende ist. Überall muß die Morphologie erst den wissenschaftlichen Grund legen, bevor die Erkenntnis weiter schreiten kann. Die Erscheinungen des Blutbildes sind aber, wie ich stets aufs nachdrücklichste hervorhebe, nicht allein rein histologische, sondern viel mehr noch b i o l o g i s c h e . Daher kann stets nur die innigste Verbindung der Morphologie mit biologischen Ge-
VI
Vorwort
sichtspunkten wichtig und wertvoll sein. So ist in jedem Falle das gesamte klinische Bild von größter Bedeutung, und oft erweist sich der Verlauf der Blutveränderungen wichtiger als ein einmaliger Befund. Es kann daher glücklicherweise die Hämatologie auch nie ein Spezialgebiet sein, denn sie gehört aufs innigste zur allgemeinen klinischen Forschung. Die sorgfältigste Untersuchung des Patienten ist deshalb nie überflüssig, im Gegenteil! Je präziser durch die klinische Analyse die Fragestellung geworden ist, je enger der Kreis des Möglichen geschlossen, desto sicherer wird eine sorgfältige Blutuntersuchung difierentialdiagnostisch zur Entscheidung herangezogen werden können. Auch umgekehrt führt ein ungewöhnlicher Blutbefund gar nicht selten zu der Aufforderung, den Patienten von neuem aufs eingehendste zu examinieren, um eine Erklärung für das Ungewöhnliche zu finden. Der Wert physikalisch-chemischer und rein chemischer Blutuntersuchungen wird vielleicht in kurzer Zeit gleichfalls ein sehr bedeutender sein. Vorläufig freilich halten diese Analysen, namentlich an diagnostischer Dignität, einen Vergleich mit den Ergebnissen der Morphologie nicht entfernt aus. Manche dieser Methoden sind, wie die Alkaleszenzbestimmung, die Ermittlung der Volumenprozente, wissenschaftlich nicht sicher genug basiert, andere, wie die Bestimmung des Trockenrückstandes, ergeben zwar genaue, aber sehr komplexe, von den verschiedensten Faktoren abhängige Größen, und sind daher nicht so leicht zu deuten. Jedenfalls aber stehen sie fast ohne Ausnahme nur an großen Kliniken und auch hier nur gelegentlich und zu besonderen Zwecken in Anwendung, so daß ihre Bedeutung vorläufig eine rein akademische ist. Sie verlangen auch zur Erreichung sicherer Resultate zumeist eine so große Blutmenge, wie sie nur ausnahmsweise entnommen werden kann. Ich habe daher in meinen Ausführungen auf alle diese Methoden weniger Rücksicht genommen, zumal sie auch in den Lehrbüchern der physikalischen Untersuchungsmethoden, z. B. in dem vortreff-
VII
Vorwort
liehen Werke haben.
von
SAHLI,
die
beste
Darstellung
gefunden
Dagegen scheinen mir die anatomischen, embryologischen und pathologisch histologischen Studien zur Erklärung vieler Probleme der Hämatologie noch lange nicht genug verwertet zu sein. Ich lege in fast allen prinzipiellen Fragen auf derartige Studien der Organe und ihrer Funktionen neben den histologischen Blutbildern ein Hauptgewicht und mit großer Dankbarkeit gedenke ich meines früheren Lehrers und Chefs, Prof. Dr. RIBBERT in Bonn, früher in Zürich, dem ich das tiefere Verständnis dieses Forschungsgebietes verdanke. Die Darstellung der Technik hat die ihr gebührende Berücksichtigung gefunden. Einen breiteren Raum wollte ich dafür, im Interesse der eingehenden Erörterungen über die prinzipiellen, histologischen und histiogenetischen Verhältnisse, nicht opfern, und ich bin der Ansicht, daß eine genügende Technik bald erreicht ist, daß aber nicht sowohl breite Darstellungen, als die fortwährende Übung und Anwendung die Fortschritte zeitigen. Zum Studium einer genauen Technik verweise ich auf das vorzügliche Werk von TÜRK: Vorlesungen über klinische Hämatologie, Wien 1904. Die Literatur, deren Archive ich seit 8 Jahren systematisch durchgearbeitet habe, ist in weitgehender Weise verwertet worden. Gerade in den modernen Streitfragen suchte ich dem Leser die Wege zu zeigen, auf denen er weitere Erörterungen findet. Dabei ist auch die ausländische Literatur herangezogen worden. Immerhin habe ich viele Hunderte im Original durchgesehener Arbeiten, die mir weniger wichtig erschienen, des Raumes wegen unterdrückt. Viele eigene neue und bisher nicht publizierte Studien sind in die Darstellung hinein verflochten, und ich wage zu hoffen, daß auch den Fachleuten dadurch das Werk Interesse erregen werde. Zürich, Dezember 1907.
O. Naegeli
VIII
Vorwort
Vorrede zur zweiten Auflage Das vorliegende Werk hat in seiner ersten Auflage eine sehr gute Aufnahme gefunden. Schon innerhalb des ersten Jahres sind n o o Exemplare abgesetzt worden, und nur die große Auflage, sowie namentlich die Beschäftigung mit anderen
medizinischen
Problemen haben mich verhindert, bereits früher an die Neubearbeitung des Gebietes heranzutreten. Nicht verschweigen will ich, daß meinen auf EHRLICH schem Boden stehenden Ansichten auch manche Opposition erwachsen ist.
Das erscheint bei dem heftigen Kampf der Ansichten über
eine große Zahl von Grundfragen als selbstverständlich. Ich habe mich auch in der Neubearbeitung bemüht, gegnerische Auffassungen, So viel es der Raum gestattete, zum Worte kommen zu lassen, und der Darstellung eine weitgehende Objektivität einzuprägen. Dennoch muß nach meiner Auffassung die eigene persönliche Ansicht beständig die Leitung
übernehmen, wenn das
Buch einen Wert beanspruchen darf. So verlangen j a z. B. selbst heute Werke von referierendem Charakter, wie die Ergebnisse der innern Medizin und Kinderheilkunde,
von den Autoren eine
Darstellung nach persönlicher Auffassung. Der zweiten Auflage sind eine außerordentlich große Zahl von eigenen klinischen Beobachtungen und histologischen Untersuchungen zugrunde gelegt.
Rein äußerlich zeigt sich das schon
in der Vermehrung der Tafeln und des Inhaltes.
Desgleichen
hat die Literatur, deren Strom auf diesem Gebiete mit unverminderter Kraft
daherfließt,
eine
sehr
starke
Berücksichtigung
gefunden. Für einen Teil der fremdsprachigen Erscheinungen war das nur möglich durch die ausgezeichneten Referate der Folia haematologica, was , ich gerne anerkenne; denn schon heute wäre
Vorwort
es niemandem mehr
möglich,
IX
selbst
auf diesem
beschränkten
Gebiete alles in Originalen einzusehen. Vor allem ist in der Neuauflage die eingehendste Darstellung der M o r p h o l o g i e zur Geltung gekommen und wie ich annehmen zu dürfen glaube, in einem Umfang, den keine andere Bearbeitung dieses Gebietes erreicht.
Es erschien mir eine so weit gehende
Berücksichtigung morphologischer Fragen durchaus nötig, geben sie uns
doch
die Basis
für die Auffassung und Kritik
vieler
klinischer Verhältnisse. Ich hoffe, daß meine stetige und intensive Beschäftigung mit den Naturwissenschaften, speziell mit systematischer Botanik, mich in der Beobachtung und ganz besonders in der Bewertung morphologischer Befunde gefördert hat; handelt es sich doch in der Histologie wie in den Naturwissenschaften um die gleichen Prinzipien, um die Abstraktion allgemeiner Gesichtspunkte aus der Vielheit und Variation der äußeren Formen. Gleichwohl sind aber auch die p h y s i k a l i s c h e n
Methoden
sehr stark berücksichtigt worden, so beispielsweise die Viskosimetrie, der ich in Verbindung mit der Morphologie einen wichtigen Platz in der klinischen Blutuntersuchung vindiziere. Im wesentlichen sind es aber auch in der Neuauflage b i o l o gisch-klinische
Gesichtspunkte,
welche auf der Basis
ein-
gehendster Morphologie in inniger Verbindung mit pathologischer Anatomie und in Berücksichtigung experimenteller und embryologischer Forschungen den Grundplan dieses Werkes gelegt haben. Trotz aller Hochschätzung der Morphologie erscheint es mir zweifellos, daß in vielen hier erörterten Problemen die reine morphologische Untersuchung nicht zu sichern Ergebnissen führt, da j a verschiedene Forscher bei gleichen oder doch wenig abweichenden Befunden zu ganz verschiedenen Deutungen und Schlüssen kommen. D a verlangt die klinisch-biologische Forschungsrichtung mit Recht ihre volle Gleichwertigkeit und vermag manche Probleme
X
Vorwort
einer Lösung näher zu führen, wenn die reine Morphologie uns kein unzweideutiges Ergebnis bietet. Die stärksten Erweiterungen betreffen den ersten Teil meines Werkes (Untersuchungsmethoden und Histologie), während die klinische Darstellung der Blutkrankheiten keine größeren Änderungen erfordert hat, zumal schon in der ersten Auflage die Kapitel Leukämie und Pseudoleukämie völlig in der heute wohl allgemein anerkannten Auffassung als Systemaffektionen niedergelegt worden sind. Meinem Freunde, Prof. Dr. ERICH MEYER in Straßburg, verdanke ich die Darstellung des Kapitels der paroxysmalen Hämoglobinurie, auf welchem Gebiete er mit eigenen Forschungen, unser Verständnis des Leidens fördernd, eingegriffen hat. Ich hoffe, daß auch diese neue Auflage in manchen Fragen der Hämatologie Anregung und Aufklärung bringt und zu der Erweiterung unseres Wissens beiträgt. Zürich, Oktober 1 9 1 1 . O. Naegeli
Inhalt V o r w o r t zur ersten Auflage V o r w o r t zur zweiten Auflage Einleitung I. Überblick auf die Entwicklung der Hämatologie II. Umfang und Ziele der heutigen Blutforschungen
.
Seite V . VIII . i I . 2
Technik der Blutuntersuchungen 1. Die Blutentnahme 2. Die Herstellung ungefärbter Präparate, Nativpriiparate Beurteilung der Leukocytenzahl und der Menge und Art der Blutzellen
3. Färbungen
6 8 . . . .
a) B l u t a u s s t r i c h p r ä p a r a t e Natur der Färbungen. Singuläre, panoptische Färbungen Prinzipien der Färbungen . Herstellung gefärbter Präparate . . . Fixationen . Wahl der Färbung. Übersicht über die geeignetsten Färbungen für spezielle Zwecke Vornahme der Färbungen Reine Methylenblaufarbung Reine Eosinfärbungen . Eosin-Methylenblaufärbungen Methode nach v . MÜLLERN Jenner-, May-Grünwaldfärbung (Eosinsaures Methylenblau) . . . . . . Eosin-Hämatoxylinfärbungen . . . Triazidfärbung Giemsafärbung — Agar-Osmiummethode für Giemsafärbung — Neuere Modifikationen und Kombinationen der Giemsafärbung Leishmanfärbung Karbolpyronin-Methylgrüntarbung Dahliafarbung Methylenblaujodfärbung nach TÜRK Methoden für die Färbung der ALTMANN-SCHRIDDE sehen Lymphocytengranula (Mitochondrien, Chondriokonten) Sudanfarbung F ä r b u n g e n an O r g a n s c h n i t t e n 1. Triazidfarbungen nach STERNBERG, FABIAN
8
IO 10 io io II 1 2 14 16 17 1 8 18 18 19 2 1 22 23 26 27 28 29 29 30 30 32 32 33
2. Färbungen mit eosinsaurem Methylenblau nach ZIELER, ASSMANN, BUTTERFIELD, FISCHER
3. Giemsafärbungen nach GIEMSA, SCHRIDDE Literatur über Blutfärbungen
33
35 36
XII 4.
Inhalt
KammerfSrbungeii
nach Z o l l i k o f e r ,
Riebes,
Seite 36
Türk
5. Vitalfärbungeii 6. Die Zählung: der Blutzellen a) Erythrocytenzählung b) Die ZähluDg der Leukocyten c) ZähluDg der Blutplättchen . d) Zählung der Leukocytenarten in gefärbten Trockenpräparaten
. . . . . .
.
7. Die Restimmung des HSmoglofciugelialtes Nach
Taixqvjst,
51
nach S a h l i - G o w e r s
.
53-
Hämometer von S a h l i
Das Hämometer
54 55
Das FLEisCHLSche Hämometer Das FLEiscHL-MiESCHERsche Hämometer Das Kolbenkeilhämometer
38 41 41 46 49 50
von P l e s c h
.
.
.
.
von H a l d a n e
Das Hämokolorimeter Das Hämatospektrophotometer Die kolorimetrische Doppelpipette Andere physikalisch-chemische
59 59
. . . .
.
.
.
.
.
.
.
. . . . . . . .
61 63
. .
63 63 63
Untersuchungsmethoden des Blutes
Allgemeine Vorbemerkungen Bestimmung des spezifischen Gewichtes a) des Gesamtblutes b) des Serums • Gewinnung von Plasma und Serum. Untersuchungen des Serums . . . . Bestimmung des Trockenrückstandes . . . . Bestimmung des Eiweifies Bestimmung des Eisens Permeabilität und Resistenz der roten Blutkörperchen Technik der Resistenzbestimmung Osmotischer Druck des Blutes Volumenprozente Die Bestimmung der Gerinnungszeit Alkaleszenzbestimmungen des Blutes Die Bestimmung der Gesamtblutmenge Sauerstoffzehrung des Blutes Die Jodreaktion des Blutes und der Leukocyten . Die Guajakreaktion des Blutes und der Leukocyten Die Indophenolblausynthese Die Viskosität des Blutes Die roten Blutkörperchen
. . . . ." . . . .
.
. .
. .
63 65 65 . . 67 . . 68 . 6 9 71 72 74 . 74 . . 77 78 81 . . 83 84 87 88 . . 93 94 97
(£.)
1. Physiologische Verhältnisse Allgemeine Verhältnisse Neuere Ansichten über den Bau der R Funktion. Zahl. Färbeindex . . . Untergang Physiologische Schwankungen Die Erythroblasten und die Bildung der R . im postfötalen Leben . Normoblasten und Megaloblasten Entkernung
.
.
. . . .
.
112 1.13 116 117 118 119 120 123
Inhalt Embryonale Blutbildung Vergleichende Anatomie und Embryologie der R.-Bildung Ursprung der roten Blutkörperchen Abweichende Ansichten über Erythropoese
XIII Seite
. . . . .
2. Pathologische Verhältnisse
125 128 129 131
133
Abnorme Werte der R . in der Raumeinheit 133 Abnahme des Hämoglobingehaltes . 134 Färbeindex 135 Größen- und Gestaltveränderungen 137 Anisocytose. Makrocyten. Megalocyten 137 Poikilocytose 139 Kernhaltige rote Blutkörperchen 140 Artefakte und Nekrobiosen . . . 142 Veränderungen bei Vitalfärbungen . . . . . 143 Veränderungen der Tinktionsverhältnisse 144 Anisochromie 144 Polychromasie 145 Basophil reagierende Substanzen im Erythrocytenplasma . . . . 148 1. Kernbröckel 149 2. Eigenartige Kernabschnürungen an Megaloblasten 149 3. Howell-Jollykörper 150 4. Chromatinstäubchen 15 1 5. Ringkörper . . . . 1 5 1 6. Rote basophile Punktierung bei Giemsafarbung . . . . . • • 1 53 7. Rote Strichelung und Fleckung bei Giemsafärbung 153 8. Basophile Punktierung . . . . . . . 1 5 4 — Vorkommen 155 . . . . . . - - I 5 9 — Genese der basophilen Punktierung —- Nachweis des regenerativen Charakters . . . . . . . . . . . 1 6 3 — Literatur 166 Pathologisches Wiederauftreten der Erythropoese in Leber, Milz und Lymphdrüsen . 167
Sie weißen Blutkörperchen, Leukocyten Die Lymphocyten (£.) „Große mononukleäre Zellen" und „Übergangsfoimen" Die neutrophilen polymorphkernigen Leukocyten (N.) Die eosinophilen Zellen (Eos.) Die Mastzellen (Ma.) Pathologisch im Blute auftretende Leukocyten Myfelocyten Myeloblasten (ungranulierte myeloische Zellen) Pathologische Lymphocyten Plasmazellen Reizungsformen Megakaryocyten Kriterien der Jugend und des Alters der Leukocyten Abnormitäten des normalen Blutleukocyten (ARNETHsche
. . .
173 180 .196 ' '99 210 215 216 219 227 228 229 .230 230 233
Lehre)
Spezifität der Leukocyten Die. Bildung der Leukocyten
237 .241
Inhalt
XIV
Seite
Das Blut der Embryonen. Embryonale Leukopoëse Vergleichende Anatomie und Histologie der Leukocyten und der Leukopoëse Pathologische Leukopoëse der Organe Die vitalen Phenomene und die Funktionen der Leukocyten Untergang der Leukocyten
243 250 254 261 267
. . . .
Das Knochenmark als Organ 276 284 285
Die Leukocytose Therapeutische Anwendung der Leukocytose Verschiedene Arten der Leukocytose
1. Physiologische Leukocytosen Die Die Die Die
285
285 288 290 291
Verdauungsleukocytose Graviditätsleukocytose Leukocytose der Neugeborenen Leukocytose nach körperlichen Anstrengungen und thermischen Reizen . . . .
2. Pathologische Leukocytosen Die Die Die Die Die Die
294
Leukocytose bei Infektionskrankheiten Leukocytose bei Intoxikationen (Toxische Leukocytose) Leukocytose bei Blutungen (posthämorrhagische Leukocytose) Leukocytose bei malignen Tumoren Leukocytose bei Kachexien Leukocytose der Agone Die Leukocytenschwankungen in der experimentellen Pathologie u. bei Röntgenbestrahlung Die Leukopenie oder Hypoleukocytose
Die Lymphknoten und das lymphatische System als Gewehe Die Milz als Organ Histioide Leukocyten Die prinzipielle Trennung: der lymphatischen und myeloischen Leukocyten Abstammung1 der Blutzellen
300 304
306 310 313 . 318 335 337 339
Stammbäume anderer Autoren Nomenklatur
Die Blutplättchen Die Blutstäubchen
294 298 298 299 300 300
S i e Blutplättchen
Die Anämien
Allgemeines Vorgetäuschte Anämien Einteilung der Anämien Beziehungen der Anämien zur Leukopoëse Die posthämorrhagische Anämie Experimentelle Anämien Aplastische Anämien Hämolytische Anämien und hämolytischer Ikterus
342 351
•
•
.
354 362 363 365 366 369 370 373
Die Chlorose Die perniziöse AnUmie Die Anaemia pseudoleukaemia infantum
376 401449
Anämien des Kindesalters Leukanämie
455 458
Inhalt
XV
Die Leukämien
Seite
Allgemeines Die chronische lymphatische Leukämie Die akute lymphatische Leukämie Histogenese und Wesen der lymphatischen Leukämie Däs lymphatische Chlorom, Chloroleukämie Plasmazellenleukämie Die chronisch myeloische Leukämie . . . . Die akute myeloische Leukämie Myeloisches Chlorom, myeloische Chloroleukämie Atypische Leukämien Scheinbare Obergänge von Blutkrankheiten in Leukämie Wesen der myeloischen Leukämie Leukämie bei Tieren
" . . . . . . .
462 46; 477 490 499 503 504 529 536 540 54 2 54^ 549
Der Symptomenkomplex Psendoleukämie 55 1 55® 5^3 5^9 578 580 581 5®9
Allgemeines und Einteilung Aleukämische Lymphadenosen Die Lymphosarkomatose Das maligne Granulom Das tuberkulöse Granulom Das luetische Granulom .' Die Megalosplenien und die Bantische Krankheit Splenomegalie Typ Gaucher Anhang.
59 1 59 6 604 608 613 616 617
Das Myelom Die Krankheit Polyglobulie Polyglobulie unter anderen Verhältnissen Polyglobulie im Höhenklima Hämorrhagische Diathesen Skorbut Hämophilie
Infektionskrankheiten Allgemeines Pneumonia crouposa . . . Typhus abdominalis Typhus exanthematicus Diphtherie Scarlatina Morbilli Rubeolae Erysipelas Varicellen Variola Influenza Parotitis epidemica Tetanus Lyssa
'•
.
619 • 620 625 635 636 637 640 642 643 643 ^44 6 6 4 64 7 &47 6 47
Inhalt
XVI Anthrax Actinomycosis Cholera Maltafieber Dengue Trypanosomiasis Febris recurrens Polyarthritis acuta Sepsis Eiterungen Gynäkologische Affektionen mit Eiterungen Leberabszeß Eiterige Meningitis und Genickstarre Tuberkulose Lepra Syphilis Pertussis Malaria
. . . . . . .
'.
Helminthiasis
Ankylostomum duodenale Botriocephalus latus Tänien Trichocephalus dispar Ascaris lumbricoides und Oxyuris vermicularis Anguillula stercorals und intestinalis . . . . Distomum haematobium. Bilharzia Filaria sanguinis Trichinosis Echinokokkus . . . ;
'
.
Seite
647 647 648 648 648 648 649 649 650 652 656 658 659 660 666 667 .670 67I
677 678 680 681 682 682 682 683 683 685
Maligne Tumoren Maligne Tumoren
686
Vergiftungen und Blutgifte Vergiftungen und Blutgifte Bleivergiftung . ; Paroxysmale Hämoglobinurie A n h a n g . Blutveränderungen bei Erkrankungen der Schilddrüse
694 695 702 707
Sachregister
710
.
.
Einleitung. /. Überblick auf die Entwicklung der Hämatologie. Das Blut ist zu allen Zeiten und in allen Zonen stets als etwas besonders Wichtiges angesehen worden. In zahllosen Sprichwörtern und Sentenzen kommt denn auch diese Auffassung zum Ausdruck. Schon. ARISTOTELES, der am bebrüteten Vogelei die rhythmischen Bewegungen der ersten Herzanlage beobachtete, erschien dieses Punctum saliens als Urquell des Lebens, ja direkt als die Seele selbst. LEEUWENHOEK in Delft entdeckte 1673 die roten Blutkörperchen und die Lymphocyten in den Lymphgefäßen; erst später fand HEWSON auch im Blute die Leukocyten. Noch in der Krasentheorie von ROKITANSKY spielte, wie ganz selbstverständlich auch in den früheren nosologischen Systemen, das Blut eine wichtige Rolle. Wenn auch VLRCIIOW mit der Zellularpathologie zwar alle diese Spekulationen zerstörte, so wußte er doch anderseits durch die Entdeckung der Leukämie (1845) als einer spezifischen Erkrankung der blutbildenden Organe das Interesse neuerdings dem Blute zu erhalten. MAX SCHULTZE und VIRCHOW unterschieden bereits Lymphocyten und größere Leukocyten. E s wurde jetzt der Begriff der Leukocytose geprägt und in Gegensatz zu Leukämie gebracht. Im Jahre 1868 erkannte BLERMER in Zürich die progressive perniziöse Anämie als eine besondere Krankheit des Blutes, und zeichnete ihre S y m p tome mit klassischer Schärfe, so daß fortan die Diagnose dieser Affektion mit großer Sicherheit gestellt werden konnte. Ins gleiche Jahr fällt die epochemachende Entdeckung von NEUMANN in Königsberg, daß das rote Knochenmark die Bildungsstätte der roten Blutzellen beim erwachsenen Menschen darstellt, und bald entstand auch die Gewißheit, daß kein anderes Organ jenseits der embryonalen Epoche diese lebenswichtigen Zellen zu erzeugen vermag. Die fötalen Blutbildungsstätten dagegen waren schon 1845 durch KOELLIKER in Zürich bekannt geworden. NAEGELI, Blutkrankheiten.
2. Aufl.
I
2
Einleitung
Schon 1870 entdeckte NEUMANN auch die Bedeutung des Knochenmarkes für die Genese der Leukämie und später verfocht er immer entschiedener die Auffassung, daß jede Leukämie myelogener Genese sei. Ende der 70 er Jahre kamen die ersten Zählapparate für rote und weiße Blutkörperchen in Anwendung und gestatteten, den Wert der Blutbefunde über bloße Schätzungen hinaus zu erheben. Bald gelang auch die Bestimmung der Hämoglobinmenge, wenn freilich wirklich zuverlässige Methoden auf diesem Gebiete noch lange einen sehr fühlbaren Mangel bedeuteten. In den 80 er Jahren schuf EHRLICH in genialer Weise das stolze Gebäude der Blutmorphologie durch seine farbenanalytischen Untersuchungen. Er lernte uns fast alle heute bekannten Arten und Veränderungen der roten und weißen Blutkörperchen kennen, so die Megaloblasten, die Myelocyten und die nach der Art der Granulation voneinander abweichenden Leukocyten. Er baute die ganze Lehre von der Spezifität und der Funktion der Granula auf und begann, die neu gewonnenen Kenntnisse für die Klinik nutzbar zu machen. Seither ist denn auch besonders diese Richtung mit der größten Ausdauer verfolgt worden und hat auch zu einer schönen Anzahl diagnostisch und prognostisch wichtiger Resultate geführt. In den letzten Jahren hat viele Autoren die Cytogenese der Blutzellen, die Spezifität der verschiedenen Arten, die Entstehung der verschiedenen Blutveränderungen und die Funktion der Zellen beschäftigt. Hier bestehen auch heute noch die größten Kontroversen, und dürfte eine Einigung immer noch weit entfernt sein. Natürlich sind gerade diese Fragen wegen ihrer großen prinzipiellen Bedeutung von dem hervorragendsten Interesse.
IL Umfang und Ziele der heutigen Blutforschungen. Man kann auf dem Gebiete der Blutuntersuchungen heute drei große Forschungsrichtungen unterscheiden, die bakteriologisch-serologische, die physikalisch-chemische und die histologische, welche letztere, von biologischen Gesichtspunkten mehr und mehr geleitet, schon besser eine m o r p h o l o g i s c h b i o l o g i s c h e genannt zu werden verdient. Die b a k t e r i o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n erstreben den Nachweis der Infektionserreger oder ihrer Toxine, Antitoxine, Agglutine usw. im Blute. Sie liefern der Klinik die allerwertvollsten und zugleich häufig auch die absolut beweisenden Befunde. Diese Forschungsrichtung hat bereits eine volle Selbständigkeit entsprechend ihrer hohen Bedeutung gewonnen. Niemand wird heute noch in einem Lehrbuch der Blutkrankheiten und der Blutmorphologie Angaben' über die spezielle bakteriologische Technik und deren Resultate suchen, und ich vermag, angesichts der vorliegenden speziellen Werke auf diesem Gebiete, die Notwendigkeit nicht einzusehen, irgend welche Angaben darüber in meine Ausführungen hineinzubringen.
Einleitung
3
Die p h y s i k a l i s c h - c h e m i s c h e F o r s c h u n g s r i c h t u n g beschäftigt sich mit dem Nachweis physikalischer oder chemischer Veränderungen des Blutes. Sie studiert die Volumenverhältnisse des Blutplasmas und der Blutkörperchen, die quantitative chemische Zusammensetzung, z. B. den Gehalt an Eiweiß, Eisen und Salzen. Sie untersucht die Schwankungen des spezifischen Gewichtes, der Isotonie, des osmotischen Druckes, der Gerinnungsfähigkeit, der Klebrigkeit (Viskosität) usw. Diese Forschungsrichtung beginnt gleichfalls mehr und mehr ihre Selbständigkeit zu erringen. Ihrer allgemeinen Anwendung steht die technische Schwierigkeit ihrer Untersuchungsmethoden und die Notwendigkeit der Benützung größerer Blutmengen im Wege, wobei außerdem die einwandfreie Blutentnahme zu den schwierigsten Problemen zählt Auch sind die Resultate der physikalisch-chemischen Methoden selten von praktisch-diagnostischem oder prognostischem Werte oder können dann gewöhnlich auf einfacherem Wege gleichfalls erzielt werden. Eine Ausnahmestellung gegenüber all diesen Einwänden scheint mir die Viskositätsuntersuchung einzunehmen, deren Ergebnisse sehr rasch und einwandfrei gewonnen werden, wobei freilich zunächst nur eine komplexe, von zahlreichen Einzelfaktoren abhängige Größe, gewonnen wird, die sich aber zur Generalkontrolle aller Untersuchungsbefunde vortrefflich eignet. Immerhin ist, von der hohen w i s s e n s c h a f t l i c h e n Bedeutung dieser Untersuchungen ganz abgesehen, auch für rein klinische Zwecke öfters eine Benützung mancher Methoden dieses Gebietes sehr wünschenswert. Aufs beste empfehle ich hier zum Studium das vortreffliche Werk von HAMBURGER, Osmotischer Druck und Ionenlehre. Die m o r p h o l o g i s c h - b i o l o g i s c h e F o r s c h u n g s r i c h t u n g erstrebt die genaueste Kenntnis aller morphologischen Verhältnisse an den korpuskularen Elementen des Blutes, deren genetische Erklärung, biologische Bedeutung und diagnostisch-prognostische Verwertung. Sie unterhält notwendigerweise die engsten Beziehungen zu den embryologischen, vergleichend anatomischen, experimentell pathologischen und pathologisch-anatomischen Forschungen. Ihre Hauptdomäne ist das Gebiet der eigentlichen Blutkrankheiten. Bei den s c h w e r e n A n ä m i e n , den l e u k ä m i s c h e n A f f e k tionen und auch bei den meisten unter dem klinischen Bilde der P s e u d o l e u k ä m i e verlaufenden Erkrankungen hat heute der morphologische Blutbefund die erste Bedeutung gegenüber allen andern Untersuchungsmethoden. Alle klinische Erfahrung, alle noch so scharfsinnigen Kombinationen aus den übrigen Symptomen, können ohne eingehende Analyse des Blutes nicht zu sicheren Ergebnissen führen. So entscheidet der Blutbefund, und zwar mit Sicherheit, wie ich auf das nachdrücklichste betonen muß, ob eine schwere Anämie die BlERMERsche perniziöse Form ist oder nicht. Der i*
4
Einleitung
Blutbefund klassifiziert auch ein Leiden als Leukämie, ob dann der übrige klinische Befund so oder anders ausfalle. Bei vielen I n f e k t i o n s k r a n k h e i t e n geben genaue Leukocytenuntersuchungen, besonders wenn sie wiederholt durchgeführt werden, wertvolle Aufschlüsse. Freilich sollten sie nur differential-diagnostisch, nach der genauesten klinischen Untersuchung, und in voller Berücksichtigung des klinischen Befundes, verwertet werden. Dann aber sprechen sie oft entscheidend. Ich erinnere nur daran, mit welcher Schnelligkeit, Sicherheit und Eleganz die früher so ungemein schwierige Frage, Typhus oder Trichinosis, heute aus der Zahl der eosinophilen Zellen beantwortet wird. Ich hebe hervor, wie selbst Chirurgen heute aus der Zahl der Leukocyten die in manchen Fällen so schwierige Differentialdiagnose, Typhus oder Perityphlitis, mit Sicherheit durchführen, so daß unnötige Operationen unterbleiben. Ich weise darauf hin, wie manchmal eine latente krupöse Pneumonie, eine Eiterung, ja selbst eine Knochenmarkskarzinose und damit die Diagnose eines latenten Karzinoms, durch die morphologischen Verhältnisse des Blutes sichergestellt wird. So erfahrt denn heute der Satz von keiner Seite her Widerspruch, daß in allen diagnostisch nicht genügend klaren Fällen eine genaue Blntuntersuchung nicht linterlassen werden soll. Daß auch für die Therapie mitunter sehr wichtige Ergebnisse gezeitigt werden, ist schon vielfach betont worden. Dasselbe gilt für die Prognose. Wir fürchten die geringe Leukocytose bei krupöser Pneumonie; denn ein sehr hoher Prozentsatz dieser Erkrankungen endigt letal, und wir beurteilen einen Fall von klinisch schwerer Perityphlitis als ganz besonders ungünstig, ja für die Operation als durchaus kontraindiziert (FEDERMANN, SONNENBURG), wenn eine abnorm niedrige Leukocytenzahl vorliegt. Dies führt mich zur b i o l o g i s c h e n Bedeutung des Blutbefundes. Die Zellen, die wir im Blute finden, sind das Produkt einer Organtätigkeit, das Ergebnis der F u n k t i o n der blutbildenden Gewebe, also des Knochenmarkes und des lymphatischen Systems. Wenn wir unreifen Gebilden (kernhaltige rote, Myelocyten usw.) in der Peripherie begegnen, so liegt sicher eine gewisse Funktionsstörung vor. Wenn wir aber bei krupöser Pneumonie in dem einen Falle eine hochgradige Leukocytose und in dem anderen, gewöhnlich letalen Fall, sogar eine Verminderung der weißen Zellen beobachten, so müssen wir unbedingt histologisch von Hyperfunktion und pathologischer Hypofunktion, d. h. biologisch von Suffizienz und Insuffizienz sprechen. Wir führen also die ganz verschiedenen Reaktionen, trotz Gleichheit der Infektionserreger und Gleichheit der anatomischen Verhältnisse auf die Verschiedenheit der Organtätigkeit zurück und somit, wie überall in der Physiologie und Pathologie, auf die Erscheinungen der Reizung und Lähmung der Organfunktion. Daß nur diese Auffassung richtig sein kann, darüber belehren uns eine große Zahl klinischer Befunde, und die experimentelle
Einleitung
5
Pathologie liefert die direkten Beweise: Geringe Toxinmenge: mäßige Reaktion, stärkere Toxinmenge: hochgradige Leukocytose, sehr große Dosis: von vornherein Fehlen aller Reaktion. Diese Auffassung 1 muß meines Erachtens noch weit mehr als bisher die Deutung der Blutbefunde leiten und beherrschen. Wenn ich also in zwei Worten sagen soll, worin die Prinzipien der morphologischen Blutuntersuchungen bestehen, so sind es die Grundsätze der Eunktionsdiagnostik und die innigste Verbindung der Morphologie mit biologischen Gesichtspunkten. 1
Siehe NAEGELI, Die Prinzipien der morphologischen Blutuntersuchungen. f. Schweizer Ärzte. 1905. Nr. 24.
Korresp.-Bl.
Technik: der Blutuntersuchungen. Die Blutentnahme. A l l g e m e i n e V o r b e m e r k u n g e n . Eine richtige Blutentnahme ist ein sehr wichtiger Punkt für genaue Untersuchungen. Es läßt sich sofort zeigen, daß die Hauptfehler bei nacheinander vorgenommenen und nicht übereinstimmenden Ergebnissen von Hämoglobin- oder Erythrocytenbestimmungen nicht durch die Instrumente, sondern durch die Blutentnahme bedingt sind. Der geringste Druck auf die Stichwunde bringt gestautes Blut mit mehr roten Blutkörperchen und mehr Hämoglobin zum Vorschein, wie dies am raschesten durch die erhöhte Viskosität des Bluttropfens bewiesen wird. Erst wenn fast kein Blut mehr ausfließt, tritt der andere Fall ein, daß auf Pressen mit Plasma vermengtes Blut zum Vorschein kommt und die Werte für Erythrocyten, Hämoglobin, Viskosität usw. sinken. Für jede genauere, nicht bloß orientierende Untersuchung ist die Verabreichung eines w a r m e n H a n d b a d e s und nachfolgendes tüchtiges Abreiben und Trocknen bis zur Erzeugung einer a k t i v e n H y p e r ä m i e notwendig. Jetzt fließt das Blut viel besser aus der kleinen Stichwunde und seine Zusammensetzung ist eine ganz gleichmäßige. Das zeigen die konstanten Ergebnisse bei verschiedenen Einstichen an mehreren Fingern und die genau übereinstimmenden Viskositätswerte, während ohne Handbad erhebliche Schwankungen bemerkt werden. Selbst für eine genaue Hämoglobinuntersuchung ist diese Art der Blutentnahme die allein zulässige. Die aktive Hyperämie durch ein kurz dauerndes warmes Handbad macht keine lokale Leukocytose und ändert gegenüber einer trägen lokalen peripherischen Blutzirkulation die Verhältnisse im Sinne der Blutzusammensetzung in den größeren Blutgefäßen. Das Blut muß bei jeder wichtigen Untersuchung nach dem Einschnitt spontan herausquellen. Geschieht dies nicht, so ist ein tieferer Einstich nötig. Das spontan herausfließende Blut der aktiven Hyperämie aus der Fingerkuppe nach warmem Handbad zeigt völlig konstante Zusammensetzung in bezug auf Erythrocytenzahl, Hämoglobin, Leukocyten, Viskosität des Ge-
Die
Blutentnahme
7
samtblutes und des Serums, wie vergleichende Untersuchungen ergeben. Die Lymphbeimengung ist daher bei Fingerblut nach Wegwischen des ersten Tropfens konstant minimal oder wahrscheinlich null, da wegen des viel höheren Druckes in den Blutgefäßen viel eher Blut in die Lymphgefäße eindringt als daß Lymphe dem Blute sich beimischen könnte. Erst bei ganz schlechtem Ausfließen des Blutes und Auspressen vermag Lymphe auszuströmen. Die von einzelnen Autoren bevorzugte B l u t e n t n a h m e a m O h r l ä p p c h e n ist weit weniger einwandfrei. Die Außentemperatur beeinflußt hier sehr stark die Gefäßweite und damit die Durchströmung. Die am Ohrläppchen vorhandenen feinen Härchen können einzelne Blutelemente wie Blutplättchen und Leukocyten zurückhalten. Für die g e w ö h n l i c h e n U n t e r s u c h u n g e n benutzt man zum Einstiche am besten scharfe Lanzetten. Besonders sind zu empfehlen I n s t r u m e n t e , die den Einschnitt nur bis zu einer bestimmten, gewollten Tiefe gelangen lassen, so daß einerseits der Patient nicht unnötige Schmerzen empfindet, und sich dann auch willig öfters wiederholten Untersuchungen unterzieht, und anderseits die hervorströmende Blutmenge nicht zu groß ist, was bei der Herstellung guter Präparate sich nur als hinderlich erweist. Solche Instrumente sind die FRANCKEsche Nadel, bei der durch Federkraft eine schmale Lanzette rasch bis in die vorher bestimmte Tiefe eindringt. Ähnliche Instrumente, aber ohne Verwendung von Federn, die indessen doch Garantie für eine bestimmte Stichtiefe geben, sind von SAHLI1 und TÜRK2 konstruiert worden und sehr zu empfehlen. Falls nicht, wie oben empfohlen, der Blutentnahme ein Flg warmes Handbad vorausgeschickt worden ist, sollte eine kurze ' V , . . , , FRANCKEAtherreinigung der Fingerkuppe vorgenommen werden. sehe Nadel. Infektionen der kleinen Stichwunde kommen nie vor. Unter unzähligen Blutentnahmen habe ich noch nie die geringste Rötung der Stichwunde erlebt. Nach Gewinnung des nötigen Blutes verklebt die Stichwunde rasch, und nur selten ist es nötig, eine leichte Kompression anzuwenden. Ein Verband ist, seltene Fälle abgerechnet, durchaus überflüssig. Zur G e w i n n u n g g r ö ß e r e r B l u t m e n g e n , namentlich für physiologisch - chemische Zwecke, ist die Venenpunktion die einzig zulässige Methode. Größere Einschnitte in die Haut genügen nur selten und sind zu verwerfen. Ganz unbrauchbar wegen Gewebsplasmabeimischung ist das Blut 1 2
Erhältlich bei Optiker Büchi in Bern. Bei Reiner od. Hayek, Wien IX./3.
8
Technik der Blutuntersuchungen
aus Schröpfköpfen. Die Venenpunktion wird nach der allgemein üblichen Technik, natürlich unter strenger Asepsis, vorgenommen. Dabei ist leider ein gewisser Grad von Stauung unvermeidbar. Nun zeigen aber die Angaben v o n ZUNTZ u n d
SAHLI,
daß
die Z u s a m m e n s e t z u n g
des
gestauten
Blutes,
namentlich in seinem Gehalt an festen Bestandteilen und Wasser, rasch in hohem Grade verändert wird. Man kann sich denken, wie oft frühere Untersucher mit diesen angeblich so exakten Volumenprozent- oder Trockenrückstandbestimmungen die Opfer schwerer Täuschungen geworden sind! Es ist also unbedingt nötig, nach Einführung der Kanüle die Stauung durch Weglassen der Aderlaßbinde wieder aufzuheben. Allein auch so sind die Ergebnisse nie ganz einwandfrei, weil fast immer das Blut nach Weglassen der Binde nicht mehr oder nur noch schlecht fließt und man doch wieder stauen muß. Sehr zahlreiche von HESS vorgenommene vergleichende Untersuchungen ergaben, daß durch Venenpunktion ein konstanter Viskositätswert des Blutes, mithin eine gleichmäßige Zusammensetzung des Blutes an Erythrocyten + Hämoglobin + Plasma + usw. nie erzielt wird, während dies durch Einstich in die Fingerkuppe nach warmem Wasserbad so überaus leicht gelingt. Es haften daher allen Blutuntersuchungen des durch Venenpunktion gewonnenen Blutes unkontrollierbare und nicht unerhebliche Fehler an! Wollen derartige Untersuchungen Anspruch auf Zuverlässigkeit erheben, so müßte der Autor jede Analyse mehrfach vornehmen und die völlige Übereinstimmung der Einzelwerte nachweisen. Besonders große Schwierigkeiten bietet die Blutentnahme bei Tieren, wie jeder bei eigenen Untersuchungen bald herausfinden wird. Auf die vielen Fehlermöglichkeiten haben besonders KLIENEKERGER und CARI, hingewiesen: Zentralbl. f. innere Med. 1910, Nr. 24. Die Herstellung ungefärbter Präparate (Nativpräparate). Abbildung des tingefärbten Präparates
Tafel
VI oben links.
Die ungefärbten Präparate haben einen großen Wert und dürfen durchaus nicht zugunsten der Trockenpräparate vernachlässigt werden. Der hervorquellende Bluttropfen wird mit der Unterseite eines vorher in Äther und Alkohol gereinigten Deckgläschens in Berührung gebracht und sodann auf einen sauberen Objektträger gelegt. Das Deckgläschen kann gewöhnlich an einer Ecke mit den Fingerkuppen gefaßt werden. Wenn diese aber durch Wasserausdunstung einen Beschlag erzeugen, muß eine Pinzette gebraucht werden. Das Deckgläschen soll rasch mit dem Bluttropfen beschickt werden. Auch so kommt es oft vor, daß es sich durch die Wasserverdunstung der Haut des Patienten beschlägt, indessen verschwindet der Beschlag schnell wieder, wenn man nach-
Die Herstellung
ungefärbter
Präparate
9
her einen Augenblick zuwartet. Jetzt wird das Blut so auf den Objektträger gelegt, daß es ohne Druck nur durch Kapillarität sich gleichmäßig kreisförmig ausbreitet. Es empfiehlt sich ein dünneres und ein dickeres Nativpräparat anzufertigen. Im ersteren sollen die Blutkörperchen isoliert, im letzteren in Geldrollen sich zeigen. Je nach der Größe des verwendeten Bluttropfens läßt sich ein dünneres oder dickeres Präparat erzielen. Im N a t i v p r ä p a r a t erkennt man die Größe und Gestalt der Erythrocyten, erhält sehr rasch Aufschluß, ob die Zahl der Leukocyten normal, erheblich vermehrt oder vermindert ist. Der Geübte vermag sogar den Grad der Verminderung sehr gut zu taxieren, ebenso mäßige Vermehrungen. Dazu muß das Präparat nach allen Richtungen durchforscht werden. Niemals aber darf man, wie das so häufig geschieht, die Beurteilung nach einer fixen Zahl, etwa drei Leukocyten im Gesichtsfeld bei mittelstarker Vergrößerung, vornehmen. Es ist ja leicht einzusehen, daß diese Zahl ganz anders in dicken als in dünnen Präparaten ausfallen muß. Man kann also nur Schätzungen nach der Häufigkeit der Leukocyten im Verhältnis zur Erythrocytenmenge wagen. Das ist Sache der Übung und Erfahrung. Wenn gar die Zahl der roten Blutkörperchen nicht annähernd normal ist, dann werden diese Schätzungen unsicher. Man kommt leicht in Versuchung, eine Leukocytose anzunehmen, die eben nur scheinbar ist und durch die einseitige Abnahme der Erythrocyten vorgetäuscht wird. Im ungefärbten Präparat erkennt man bereits die verschiedenen Leukocytenarten. (Siehe Tafel VI, oben links.) Am auffälligsten und sofort erkennbar sind die e o s i n o p h i l e n Z e l l e n , deren Körnchen wie Fett glänzen und groß sind. (Zelle 109.) Die n e u t r o p h i l e n G r a n u l a sind sehr leicht zu unterscheiden als viel feinere Körnchen ohne Glanz und finden sich in den gewöhnlich vorherrschenden Zellen. (Zelle 1 1 1 . ) D i e L y m p h o c y t e n erkennt man an ihrer geringen Größe und dem relativ bedeutenden, die Zelle fast ganz erfüllenden, runden oder ovalen Kern. Im Protoplasmaraum kann man eine undeutlich granuläre Beschaffenheit oft wahrnehmen. (Zelle 110.) Die großen M o n o n u k l e ä r e n und Ü b e r g a n g s f o r m e n verraten sich durch die erhebliche Zellgröße und, wenigstens die Übergangsformen, auch durch den polymorphen Kern. Im Protoplasma sieht man ebenfalls aufs deutlichste eine Art feiner Granulation. Die M a s t z e l l e n , gewöhnlich ein sehr geringer Bruchteil der vorhandenen Leukocyten, sind relativ klein, haben große, nicht lichtbrechende Granula. Nach einiger Übung unterscheidet man also alle Leukocytenarten und vermag ganz gut sich ein Bild über die gegenseitigen Mengenverhältnisse zu machen. So wird z. B. eine Eosinophilie, eine Lymphocytose oder eine
10
Technik der Blutuntersuchungen
Vermehrung der neutrophilen, polymorphkernigen Zellen sehr rasch bemerkbar werden. An den roten Z e l l e n kann man speziell im Nativpräparate die Poikilocytose und Anisocytose wahrnehmen. Auch ist wohl ganz rasch zu erkennen, ob der Hämoglobingehalt der Scheiben ein guter oder ein schlechter ist Nach etwa 5 — 1 0 Minuten zeigen sich die Fibrinfäden (Tafel VI, oben links), die sich regelmäßig an kleine Plättchenhaufen anschließen. Bei exsudativ-entzündlichen Prozessen werden die Fibrinsterne bald sehr zahlreich und sehr groß. In andern Erkrankungen besteht Fibrinmangel (Hypinose). Sodann sieht man im Blutpräparat die B l u t p l ä t t c h e n als kleine, matt grauliche, rundliche Körperchen, die oft traubenartig zusammenhängen und bald miteinander verschmelzen, und schließlich auch die B l u t s t ä u b c h e n , welche im Gesichtsfeld eigenartig tanzende Bewegungen ausfuhren. Endlich gewinnt man einen Einblick darüber, ob eine wesentliche Polyplasmie oder Hydrämie des Blutes besteht. Diese ist sicher anzunehmen, wenn die Zellen auch bei Benützung größerer Bluttropfen abnorm weit auseinander liegen oder wenn die Plasmaräume zwischen den Geldrollen der Erythrocyten viel beträchtlicher als in der Norm ausfallen. Man kann also dem Nativpräparate mit einiger Übung außerordentlich viel entnehmen. Schon wegen der nur hier darstellbaren Verhältnisse des Fibrins, die eine erhebliche Bedeutung besitzen, sollte dieses Präparat stets hergestellt werden. — Besonders empfehlenswert für gewisse Verhältnisse wie amöboide Beweglichkeit ist auch die Untersuchung auf dem h e i z b a r e n Objekttisch. Färbungen. Durch die verschiedene Affinität der einzelnen Zellbestandteile gegenüber Farbstoffen erzielt man bei den Blutuntersuchungen wie in der Histologie sehr feine Differenzierungen. Diese Affinität beruht wohl zum größten Teil auf chemischen und wohl nur zum kleinen Teil auf physikalischen Unterschieden. So verhält sich der Kern, der im wesentlichen aus Nukleinsäure besteht, ausnahmslos basophil, d. h. er bindet die basischen Farbstoffe, ist mithin selbst ein saurer Zellbestandteil. Immerhin erfolgen die meisten Färbungen nicht wie reine chemische Prozesse, und es kommt sehr darauf an, wie Fixation und Färbung vorgenommen wird. So geht z. B. die Affinität des Lymphocytenkernes gegenüber dem stark basischen Methylenblau bei höherer Hitzefixation verloren, und die Farbnuance der azidophilen Granulation wie der neutrophilen kann nicht unwesentlich verändert werden. Auch ist es keineswegs gleichgültig, welche Lösungsmittel für die Farbstoffe verwendet worden sind. Es darf daher durchaus nicht wundernehmen, wenn die gleiche Granulation bei verschiedener Fixation und verschiedener Färbung nicht im gleichen Farbenton sich präsentiert. Es spricht das an sich nicht
Herstellung gefärbter
Präparate
11
gegen die Einheitlichkeit der A r t der Körnelung, sondern nur für die Möglichkeit einer Umprägung der Farbenaffinität unter heterogenen Verhältnissen. Bei der Färbung mit einem einzigen Farbstoff nehmen diejenigen Zellbestandteile, die eine sehr große chemische Affinität zu dem dargebotenen Körper besitzen, diesen in intensiver Weise auf. So färben sich Kerne und basophile Granula mit basischen Reagenzien und eosinophile Körner mit sauren außerordentlich stark. Oft kommt es aber zu einer leichten Ubertünchung auch anderer Substanzen. Dies letztere unerwünschte Ereignis kann bei kurzdauernder Färbung, starker Verdünnung der Lösung und sorgfaltiger Auswaschung ganz oder nahezu vermieden werden, so daß für gewisse Zwecke (z. B. fiir reine Kernfärbungen, basophile Körner der Erythrocyten, Polychromasie) die singuläre Färbung weitaus die geeignetste ist. Übersichtlicher, panoptischer indessen gestalten sich die Bilder, wenn gleichzeitig basische und saure oder gar außerdem noch neutrale Farbstoffe angeboten werden. Dies kann in sukzedaner oder zuverlässiger in simultaner Färbung geschehen. Alsdann geht jeder Zellbestandteil elektiv diejenige Bindung ein, die durch seine chemische Natur, zum Teil auch durch sein physikalisches Verhalten bedingt ist. E s kommt aber auch vor, daß Gebilde mit azidophilem und gleichzeitig auch basophilem Charakter vorhanden sind. Sie färben sich dann in einem Mischtone. Selbst unter den sauren oder basischen Körpern gibt es verschiedene Intensitätsgrade der Azido- und Basophile, die bei Verwendung zweier saurer oder zweier basischer Farbstoffe dann tinktoriell verschieden ausfallen. So färbt sich mit dem Triazid das azidophile Granulum leuchtend rot im T o n e des Säurefuchsins, das gleichfalls säureliebende Hämoglobin der roten Blutkörperchen aber matt in der Nuance des Orange. Bei diesen komplexen Färbungen besteht die Gefahr, daß bei nicht ganz tadelloser Technik oder ungenügender Fixation einzelne Reaktionen versagen. Richtig vorgenommen, gestatten sie aber die größte elektive Färbung der Zellbestandteile und damit die beste Differenzierung. L i t e r a t u r ü b e r d i e T h e o r i e d e r F ä r b u n g e n : Die Lehrbücher der Farbchemie von L. M I C H A E L I S und von PAPPENHEIM. Enzyklopädie der mikroskop. Technik von E H R L I C H , K R A U S E , MOSSE u. R O S I N . Berlin 1903. Herstellung gefärbter Präparate. Die sorgfältige R e i n i g u n g und Entfettung der benutzten D e c k g l ä s c h e n ist hier zur Herstellung guter Präparate unerläßlich. Man bringt die Deckgläschen einzeln in eine Schale von Äther und Alkohol ää, läßt sie eine Viertelstunde darin verweilen und trocknet sie mit einem leinenen Läppchen. Jetzt wird die Unterseite eines Deckgläschens mit dem hervorquellenden etwa stecknadelkopfgroßen Bluttropfen rasch in Berührung gebracht;
12
Technik der
Blutuntersuchungen
es wird ein Augenblick gewartet, wenn der Finger des Patienten durch Wasserdampfausdunstung einen hauchartigen Beschlag erzeugt hat, der rasch wieder vergeht, und nun der Bluttropfen ohne Druck, nur durch Kapillarität, zwischen zwei Deckgläschen ausgebreitet. Ist die gleichmäßige Verteilung erzielt, so zieht man die beiden Deckgläschen mit einem einzigen raschen Zug, aber sanft und ohne Gewalt auseinander. Dies muß von Hand geschehen, weil es viel sorgfaltiger ausfällt als unter Benützung von Pinzetten. Dabei wird am besten die Haltung der Finger und das Auseinanderziehen der Deckgläschen nach folgendem Verfahren (Ausziehen über Eck) vorgenommen, wobei die bestrichene Fläche nie mit den Fingern in Berührung kommt:
A n der Luft trocknet ein richtig hergestelltes dünnes Präparat sehr rasch und kann jetzt jahrelang aufbewahrt werden. Man bringt die lufttrockenen Ausstrichpräparate in eine Papierdüte, schreibt sofort Name und Datum darauf und kann die Weiterbehandlung zu gelegener Zeit durchführen. Zuerst muß das lufttrockene Präparat fixiert werden. Die Fixation
erfolgt auf eine der folgenden Arten: 1. F i x a t i o n im T h e r m o s t a t e n , einige Minuten bei 120—125 0 . Für manche Färbungen ist eine längerdauernde oder eine höhere Temperatur nötig. 2. F i x a t i o n a u f d e r K u p f e r p l a t t e . Diese Art der Fixation geht viel rascher und einfacher und ist ganz besonders für Triazidfärbung zu empfehlen. Man benützt eine der gewöhnlichen überzinnten Kupferplatten, wie sie als Platten oder Ständer zur Färbung der Tuberkelbazillen auf Objektträgern überall gebräuchlich sind. Die Kupferplatte wird auf der freien Seite durch die Flamme eines Bunsenbrenners erhitzt, bis allmählich eine gewisse Konstanz der Temperaturen in den verschiedenen Teilen der Platte eingetreten ist. Auf den sehr heißen Partien (140°) rollt ein Tropfen Wasser sofort als Kugel ab (LEIDENFROSTsches Phänomen), auf den kälteren verdunstet er rasch unter Zischen. Man sucht jetzt diejenige Stelle herauszubekommen, wo der Tropfen gerade noch sphärisch abrollt und legt hierher
Die das Präparat,
Fixation
13
läßt es 5 — 1 0 — 2 0 S e k u n d e n , je nach der D ü n n e der Blut-
schicht, verweilen, und die Fixation ist gelungen. 3. Fixation in absolutem Methylalkohol (3 Minuten) unter L u f t a b s c h l u ß in einem Blockschälchen. als
12 Stunden
D e r A l k o h o l m u ß aber absolut sein. Ältere, mehr
lufttrockene Präparate verlangen
nur 2 Minuten
Fixation.
D i e s ist die heute wohl am meisten v o r g e n o m m e n e Fixation. 4. F i x a t i o n in r e i n e m A c e t o n (5 Minuten).
W e n i g empfehlenswert.
5. F i x a t i o n in A c e t o n und M e t h y l a l k o h o l ää\
5 Minuten.
6. F i x a t i o n in a b s o l u t e m A l k o h o l u n d Ä t h e r ä ä .
1 0 — 3 0 Minuten
unter Luftabschluß. 7. F i x a t i o n
in
absolutem
Alkohol.
2 0 — 3 0 Minuten unter Luft-
abschluß, besonders für F ä r b u n g e n nach GIEMSA, JENNER, MAY-GRÜNWALD, zu empfehlen. 8. Manche F a r b l ö s u n g e n renden Flüssigkeit,
enthalten die F a r b e schon i n d e r
fixie-
so die JENNER- und MAY-GRÜNWALD-Lösungen in
Methylalkohol und werden die sehr b e q u e m e n T a b l e t t e n der verschiedensten Farbstoffe (für Jennerfärbung, R o m a n o w s k y f ä r b u n g nach LEISHMANN) direkt in 10 c c m Methylalkohol gelöst. 9. Fixation mit O s m i u m
siehe die A g a r o s m i u m m e t h o d e von WEIDEN-
REICH (S. 13 unten) und die Methoden von SCHRIDDE (S. 30) und v o n FREIFELD (S. 31) zur Darstellung der Chondriokonten. Wenn
auch
die
Osmiummethode
bestandteile Vorzügliches GLEMSA s Ausspruch
leistet,
wenig
zur
so
für die
eignen
Darstellung
sich
Darstellung
gewisser Zell-
osmierte Präparate
nach
Giemsafarbungen.
Die
der
schwierige Färbbarkeit hebt auch HEIDENHAIN hervor. 10. MARCHAND (Münch, med. W . 1908, Nr. 8) empfiehlt, die feuchten Abstriche vor dem A n t r o c k n e n sofort in Fixationsflüssigkeit zu bringen und verwendet dazu die in der Histologie üblichen Fixationen in Zenker, Formol, A l k o h o l usw.
A u c h die weitere B e h a n d l u n g wird nach den Prinzipien der
Histologie v o r g e n o m m e n :
A u s w a s c h e n , F ä r b e n , Entwässerung in A l k o h o l ,
K a r b o l x y l o l , X y l o l , Kanadabalsam. 11.
HEIDENHAIN hat für die
Darstellung
der
Zentriolen
mit Eisen-
hämatoxylin die Sublimatfixation eingeführt. (Plasma und Zelle, Jena
1907.)
12. WEIDENREICH (Die L e u k o c y t e n , W i e s b a d e n 1 9 1 1 ) rät ebenfalls zur Fixation der feuchten Ausstriche mit Osmiumsäure. E r bringt die gereinigten Objektträger für 1 Minute auf eine Glasschale, in die man einige Kubikzentimeter einer 1 proz. Osmiumsäurelösung g e g e b e n hat.
D a n n Ausstreichen des Bluttropfens auf der den D ä m p f e n ausgesetzten
Seite des Objektträgers, den man jetzt für 20 S e k u n d e n wieder in die S c h a l e zurückbringt und d e n D ä m p f e n zur Fixation aussetzt. Z u r besseren Darstellung der Kernstruktur kann man der Osmiumsäure Eisessig (höchstens 2 T r o p f e n auf' 1 ccm) zusetzen.
14
Technik der Blutuntersuchungen
Die Färbungen. Die Zahl der F ä r b u n g e n ist Legion, und fast täglich werden neue vorgeschlagen. Ich beschränke mich darauf, nur durchaus brauchbare, erprobte Methoden anzugeben. So empfehlenswert es ist, bei einer Untersuchung verschiedene Methoden anzuwenden, so nötig ist es anderseits, einige der wichtigsten Färbungen vollkommen zu beherrschen. Man muß auch Dinge sehen lernen, die sich nicht aufdringlich gefärbt entgegenstellen, und manches kann nur durch das A u g e und nicht durch leuchtende Farben differenziert werden. Überhaupt muß auch auf dem Gebiet der Hämatologie vor einseitiger Überschätzung nur tinktorieller Verhältnisse auf das nachdrücklichste, bei aller Anerkennung der Wichtigkeit dieser Methodik, gewarnt werden. Manche Entscheidungen können aus biologischen Untersuchungen viel sicherer gewonnen werden. Die gleiche Farbenreaktion spricht an sich auch niemals für volle Wesensgleichheit und hat nicht selten in unseren Argumentationen nur so lange Wert, bis neue Färbungen doch Differenzen ergeben. Die H e r s t e l l u n g g u t e r F a r b s t o f f e ist ungemein schwer. Die Reinheit^ die so wichtig ist, kann oft nur durch mehrfaches Umkristallisieren erzwungen werden. Man lasse sich daher niemals darauf ein, Farbstoffe vom Chemiker oder gar vom Apotheker herstellen zu lassen. S o färbten mir z. B. solche Triazidlösungen nicht einmal am ersten T a g genügend und waren schon nach acht T a g e n völlig verdorben. Nur der Großbetrieb kann hier Garantie geben. Ich empfehle daher, alle Farbstoffe von Dr. GRÜBLER & Co. (Inhaber Dr. HOLLBORN) in Leipzig kommen zu lassen und auch die erhältlichen Farblösungen, z. B. diejenige von GLEMSA, nicht selbst herzustellen, wenn man nicht große Enttäuschungen erleben will. Übersicht Uber die geeignetsten Färbungen filr spezielle Zwecke:
I
Giemsafärbung und deren Kombination mit anderen Färbungen, z. B. Jenner-Giemsa oder Panchromfärbung.
_
~
. ,,
,
.,
i Triazidfärbung. in zweiter
2. Für Darstellung der reifen neutrophilen
Jenn(aftrbu
I
Granula
.
.
.
manch_
mal nicht gut.
3. Für jugendliche neutrophile Granulation mit noch erheblicher basophiler Jugend- 1> Giemsafärbung. quote ' 4. Für eosinophile Granulation
Giemsa
Linie
Jennerfärbung.
1 Jennerfärbung. Giemsa weniger . } s c h ö n > b e s s e e r ¡ Q Kombination.
15
Die Färbungen
Dahliafärbung, Methylenblaujodfärbung. Jennerfärbung und Leishmanfärbung. Triazidfärbungund Qiemsafärbung. Jennerfärbung. Giemsafärbung oder deren Kombinationen mit Jenner- oder Panchromfärbung.
5. Für Mastzellenfärbung 6. Für Myelocyten.
}
7. Für Myeloblasten
i
8. Für Azurgranulation der Lymphocyten 9. Für Mitochondrienfärbung
. . . .
} }
Ausschließlich Giemsafärbungen und Leishmanfärbung.
'ALTMANN - SCHRIDDEsehe
bung.
Fär-
FREiFELDSche Färbung.
Methode von
BUTTERFIELD.
| Giemsafärbungen, viel weniger gut j Triazidfärbung.
10. Für Reizungsformen
Hämatoxylinfärbung für sicheren Nachweis nach vorhergehender Giemsafärbung eines ersten Präparates. Karbol-Methylgrün-Pyroninfärbung. Methylenblaufärbung noch besser als Giemsa, Jenner und Triazid.
11. Für Plasmazellen
12. Für Polychromasie.
14. Für Ringkörper und kleine Chromatin körnchen in roten Blutkörperchen
Reine Methylenblaufärbung noch besser als Giemsa und Jenner; Triazid versagt. Ausschließlich Giemsafärbungen und lange Färbungsdauer.
15. Für azidophile Fleckung der cyten
Freifeldsche Färbung.
13. Für basophile Blutkörperchen
Punktierung
16. Für Kernstruktur
.
.
17. Für Nukleolen . 18. Für Oxychromatinstruktur
der
roten
Erythro
Hämatoxylinfärbung und Methylenblaufärbung. Jenner-Giemsaund Panchromfärbung. Vitalfärbung, Giemsafärbung, Pyronin-Methylgrünfärbung, Methylenblaufärbung. FREIFELD sehe
Färbung.
WEiDENREiCHsche
19. Für Centrosomen 20. Für Blutplättchen . 21. Für Fibrin und Blutstäubchen 22. Für Parasiten
Fixation
und
Giemsafärbung. FREiFELDSche Färbung. Giemsafärbungen. DEETjENsche Methode. Nativpräparat. Für Blutparasiten und Bakterien Giemsafärbungen; Darstellung nach der Methode von STÄUBLI,
16
Technik der
Blutuntersuchungen
Die Vornahme der Färbungen. Man bringt bei einzelnen Färbungen die Farblösung auf das Deckgläschen oder den Objektträger, z. B. bei Triazid. Bei manchen Methoden bilden sich aber sehr leicht störende und sctwer wegzubringende Niederschläge. Daher färbt man am besten nicht durch Aufgießen, sondern durch Schwimmenlassen der Ausstrichspräparate auf der Farblösung. Ganz besonders gilt dies für die Giemsafärbungen, bei denen sich sehr rasch an der Oberfläche der Lösung ein irisierendes Häutchen bildet, durch das die Präparate meist sehr stark verunreinigt werden. Daher färbt man am besten nach folgendem Verfahren: Man benützt eine vollkommen reine, gut gewölbte Uhrschale, legt das Deckgläschen mit der bestrichenen Fläche nach unten hinein, läßt langsam
aus einer Pipette mit enger Öffnung Farblösung zufließen, indem man die Pipette an den Rand des Deckgläschens zum Ausfließen anbringt. Bald schwimmt das Präparat auf der Farblösung und kommt bei den Giemsafärbungen mit dem Oberflächenhäutchen nicht in Berührung. So erhält man völlig niederschlagfreie Präparate, weil alle Ausfallungen sich gemäß der Schwere auf den Boden des Uhrschälchens senken, Nach Ablauf der zur Färbung nötigen Zeit nimmt man das Deckgläschen rasch mit einer Pinzette weg und beseitigt die Farblösung durch Wasserspülung. Darauf Trocknen zwischen glatten feinem Fließpapier unter mehrmaligem Wechseln der Lage des Deckgläschens. Wenn nötig, noch etwas vollständigeres Trocknen vorsichtig in der Nähe einer Flamme. Einbetten in n e u t r a l e n (!) Kanadabalsam. Der neutrale Kanadabalsam (zu beziehen von der Firma Dr. GRÜBLER, Inhaber D. K. HOLLBORN, Leipzig) ist außerordentlich wichtig, wenn man die Präparate lange Zeit, eventuell jahrelang, in guter Färbung konservieren will.
Reine Methylenblaufärbungen
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Der gewöhnliche Kanadabalsam enthält etwas Säure und diese Spur von Säure genügt, um oft nach relativ kurzer Zeit eine Entfärbung von manchen Einzelheiten zu erzeugen. I. Eeine Methylenblaufärbungen. Abbildungen Tafel I Fig. 2, Tafel II Fig. 3 u. 4, Tafel IV Zellen 63—74.
Man verwendet Methylenblau medicinale purissimum Höchst, Methylenblau rectificatum Ehrlich oder Methylenblau (B. pat. Dr. GRÜBLER) und benutzt davon iproz. bis 1 / i proz. wäßrige Lösungen oder auch sog. Löfflersches alkalisches Methylenblau oder MANSONsche Boraxmethylenblaulösung. 1. Fixation: Methylalkohol, Äthylalkohol und Hitze besonders zu empfehlen. 2. Färbedauer: je nach der Färbekraft der Lösung wenige, z. B. 5 Sekunden bis 20 und mehr. Die Lösungen sind, je nach Alter und Beimischungen, außerordentlich verschieden kräftig und müssen ausprobiert werden. 3. Tüchtige Wasserspülung. 4. Trocknen und Einbetten. Manche Methylenblaulösungen nehmen mitunter schon nach kurzer Zeit einen violetten Farbenton an und sind für die Färbungen nicht mehr zu verwenden. Die reine Methylenblaufärbung ist besonders empfehlenswert für eine gute Darstellung der Zellkerne, in denen sich oft auch die Nukleolen deutlich abheben, ferner für die Darstellung des basophilen Protoplasma-Retikulums. Besonders geeignet ist diese Färbung für die Darstellung selbst der leichtesten Grade von Polychromasie (Tafel I, Fig. 2; II, Fig. 3 u. 4) und für eine sehr distinkte Färbung der basophilen Punktierung in den roten Blutkörperchen. — Leicht erkennbar sind auch die Reizungsformen und Plasmazellen durch die intensive Blaufärbung des Protoplasmas, in dem mehr oder weniger zahlreiche Vakuolen vorhanden sind. Für die Unterscheidung der Reizungsformen, die sehr oft im Blut vorkommen, von den ganz seltenen Plasmazellen muß die Prüfung auf Radkernstruktur durch Hämotoxylinfärbung eines zweiten Präparates vorgenommen werden. Nur der Radkern beweist das Vorliegen von Plasmazellen. (Tafel VI, Zellen 118—121 Plasmazellen, Zellen 122—128 Reizungsformen.) Die normalen roten Blutkörperchen färben sich leicht gelblich-grünlich, die . polychromatischen tiefblau-hellblau, je nach der Stärke der Polychromasie. Von den Leukocytengranula tingieren sich nur die Mastzellen blauviolett, sind aber meist nicht erhalten, weil wasserlöslich. Reine Methylenblaufarbungen sind ferner vorzüglich geeignet zum NachNAEGELI, Blutkrankheiten. 2. Aufl.
2
18
Technik der Blutuntersuchungen
weis des b a s o p h i l e n P r o t o p l a s m a r e t i k u l u m s der L e u k o c y t e n .
Alsdann
erhitzt man die Präparate bei der Fixation noch stärker als gewöhnlich.
An
manchen Zellen verliert jetzt der K e r n seine Basophilie, ganz besonders der Lymphocytenkern
(Tafel I V , Zellen
völlig
Sein K e r n k ö r p e r c h e n
ungefärbt.
64—66)
und
erscheint
nahezu
oder
tritt aber mit deutlich und scharf
gefärbter Nukleoluswand hervor, ebenso wie das Protoplasmanetzwerk, dessen Knotenpunkte fast wie Granula erscheinen.
Man überzeugt sich mit guter
Immersion indessen leicht, daß keine distinkte Granulation vorliegt. g r o ß e Mononukleäre und Übergangsformen,
Myelocyten,
Auch
Myeloblasten und
jugendliche p o l y m o r p h k e r n i g e Zellen zeigen das Protoplasmaretikulum.
n . Beine Eosinfärbtmgen. Mit Eosin B. A . HÖCHST oder Eosin rein französisch in 1 Prozent oder 1/
3
Prozent w ä ß r i g e r oder alkoholischer L ö s u n g färben sich die roten Blut-
körperchen und die eosinophilen Zellen. Methylalkohol 3 ' oder mit Hitze.
Fixation in Ä t h y l a l k o h o l 20' oder
Färbungszeit 3 bis 5 Minuten.
III. Eoain-Methylenblaufarbungen, Sukzedanfärbungen. Man kann jetzt Sukzedanfärbungen, z. B. zuerst mit Eosin- und her mit Methylenblau vornehmen.
nach-
N a c h diesem Prinzip gibt es eine M e n g e
v o n Methoden, z. B. nach CHENZINSKY, EHRLICH-LAZARUS, V. WILLEBRAND usw., die alle nicht völlig befriedigten und heute verlassen sind.
Überhaupt
sind solche zweizeitige F ä r b u n g e n durch die kombinierten F ä r b u n g e n nahezu verdrängt,
zumal
die letzteren
gewöhnlich an panoptischer K r a f t sich be-
deutend überlegen zeigen und dabei mehr die chemische physikalische F ä r b u n g zur G e l t u n g
kommt.
wärmste
diesen
zu
empfehlen
ist
von
und weniger die
Einzig vortrefflich und Eosin-Methylenblau
aufs
Sukzedan-
färbungen die Eosin-Hethylenblaufärbung nach v. Müllern (v. MÜLLERN, Grundriß der klin. Blutuntersuchung, W i e n 1909, S. 46) an
Sicherheit wie
an
Schönheit
Hervorragendes
leistet.
Prächtige
die Fär-
b u n g e n erzielte z. B. FISCHER unter meiner Leitung am Kaninchenknochenmark. 1. Fixation in M e t h y l a l k o h o l 3 Minuten. 2. Unterschichtung ohne A b s p ü l e n des Deckgläschens mit alkoholischer
Eosinlösung
7 0 Prozent erreicht
(Eosin
rein
französisch),
deren
1/
2
Prozent
Alkoholgehalt
F ä r b u n g 3 bis höchstens 5 Minuten.
3. A b s p ü l e n in A q . destill, und T r o c k n e n zwischen Fließpapier. 4. Unterschichten mit sorgfaltig abgemessener,
gut verrührter
frischer
19 Mischung 20 Tropfen 1 j i proz. wäßriger Methylenblaulösung (Methylenblau B. pat. oder Methylenblau rectificat. Ehrlich, nicht aber Methylenblau medicinale) aus einem Tropffläschchen und 10 Tropfen 1 / 2 proz. alkoholischer (70 Proz.) Eosinlösung aus einem Tropffläschchen. — Färbedauer 1/2 bis höchstens 1 Minute. 5. Rasches kurzes Abspielen in A q . d e s t i l l . Sehr rasches Trocknen zwischen Fließpapier oder vorsichtig in der Nähe der Flamme, Einbetten in neutralen Kanadabalsam. Das Prinzip dieser Methode besteht darin, daß durch Zugabe von Eosin bei der nachfolgenden Methylenblaufärbung das sonst sehr aggressive Methylenblau das locker gebundene Eosin nicht so stark verdrängt; deshalb bleiben hier die feinen neutrophilen Granula rot gefärbt. Die Färbung Die älter als
Färbung bietet eine ausgezeichnete Kernfarbung und eine gute der neutrophilen und eosinophilen Granula. Methode gelingt nur gut, wenn lufttrockene Präparate, die nicht 1 — 2 Tage sind, benützt werden. IV.
Färbung mit eosinsanrem Methylenblau. (JENNER u n d MAY-GRÜNWALD.)
Abbildung Tafel IV Zellen 54—62, Tafel VI Zelle 112.
Die Eosin-Methylenblaufärbung gelingt besonders sicher und schön, wenn man nicht Mischungen verschiedener Farbstoffe benützt, sondern die chemische Verbindung, das eosinsaure Methylenblau. Bei der Färbung wird der leicht dissoziierbare Farbstoff in seine Komponenten gespalten und die einzelnen Zellbestandteile färben sich daher elektiv nach ihrem chemischen Verhalten. JENNER1 hat zuerst die chemische Verbindung Eosin-Methylenblau als färbendes Prinzip in Anwendung gebracht und in ganz ähnlicher Weise nachher auch MAY und GRÜNWALD2. Bei den heutigen von Großbetrieben erhältlichen JENNER- und MAY-GRÜNWALD-Lösungen handelt es sich um absolut dasselbe Präparat: eosinsaures Methylenblau, gelöst in reinem (acetonfreiem) Methylalkohol. Die Firmen GRÜBLER, Leipzig und BURROUGHS WELLCOME CO., London haben auch Tabloids des Farbstoffes in Handel gebracht, die in 10 ccm Methylalkohol gelöst werden, so daß man sich die Lösung selber herstellen kann. Haupterfordernis für das Gelingen der Färbung ist Verwendung möglichst frischer, eben lufttrockener und möglichst dünner Ausstrichpräparate. 1 1
JENNER, Lancet 1899, I, S. 370. MAY u. GRÜNWALD, Zentralbl. f. innere Medizin.
1902, Nr. 11.
2*
20 1. Fixation: Aufschichten, oder noch viel besser Unterschichten der Deckgläschen mit der Farblösung, z. B. 0,5 ccm, 2—3 Minuten (Luftabschluß bei Unterschichtung nicht notwendig), Dauer 2—3 Minuten, nicht länger. Durch diese Vorbehandlung wird die Fixation erzielt. Die eigentliche Färbung erfolgt erst mit 2. 2. Färbung durch Verdünnung der Farblösung, indem man ebensoviel Aq. destill, zugießt als vorher reine Farblösung zugesetzt worden war. Färbedauer 5 — 1 0 — 1 5 Minuten. Nach Zusetzen des destillierten Wassers, was am besten wiederum mit der Pipette durch Unterschichtung erfolgt, sorgt man für eine gute Mischung der Farblösung und des Wassers, indem man mit der Pipette mehrmals aufsaugt und wieder ausbläst; dabei bleibt das Deckgläschen auf der Mischung schwimmend. 3. Ganz kurzes Eintauchen des Präparates in ein Glas mit gewöhnlichem Wasser, oder gründliches Abspülen mit d e s t i l l i e r t e m Wasser, bis das Präparat rosafarben aussieht. Von vielen Autoren wird 1 —2 Tropfen Essigsäure auf x 1 Wasser zur Differenzierung zugefügt. Das Abspülen darf nur ganz kurze Zeit erfolgen, weil sonst die Färbung der Kerne oder der Granulationen leidet Man tut daher am besten, nur kurz einmal das Präparat in Wasser einzutauchen und sofort wiederum herauszunehmen. 4. Trocknen zwischen Fließpapier und nachher bei gelinder Wärme in der Nähe der Flamme. — Einbetten in Kanadabalsam, neutraler Elanadabalsam besonders notwendig. V o r s c h r i f t für ältere oder schwer färbbare Ausstriche. 1. Fixation in absolutem Äthylalkohol oder Methylalkohol 10—20 und mehr Minuten. 2. Unterschichten oder Übergießen mit einem frisch hergestellten Gemisch von einem Teil Farblösung und zwei Teilen Aq. destill. — Färbedauer 5 — 1 5 Minuten. — 3. und 4. wie oben. Diese Färbungen (siehe Tafel IV und Erklärungen zu den Zellen 54—62) zeichnen sich aus durch gute Darstellung der Kerne, durch vorzügliche (metachromatische) violette Färbung der Mastzellengranulation, durch sehr gute Darstellung der eosinophilen Granüla und durch gute Färbung der reifen neutrophilen Körnelung. Nicht, oder nur selten durch Azurbeimischung, gefärbt wird die Azurgranulation der Lymphocyten; nicht immer genügend deutlich und zuweilen nicht sichtbar bleibt die jugendliche neutrophile Granulation und die Körnelung der großen mononukleären und Übergangsformen, indem bei den letzteren die starke Blaufärbung des Protoplasmas ganz dominiert; überhaupt wird die neutrophile Granulation doch nicht mit dieser Sicherheit wie etwa bei Triazidfarbung oder gut gelungener
21
Eosin-Hämatoxylinfärbungen
Giemsafarbung dargestellt. Ganz unmöglich fallt die Trennung mancher Lymphocyten von großen Mononukleären. Bei den roten Blutkörperchen kommt die Polychromasie und die basophile Punktierung sehr gut zum Vorschein, Ringkörper und Chromatinpartikelchen dagegen werden nicht gefärbt. Die Jennerfärbung wird in verschiedenen Modifikationen vorgenommen. (Inaug.-Diss. Leipzig 1 9 0 8 ) 1. übergießt die Objektträgerausstriche des eben lufttrockenen Präparates mit 40 Tropfen der Lösung in Petrischalen für 1/2 Minute. 2. Zusatz von 20 ccm. Aq. destill. + 5 Tropfen 1 °/00 Kaliumkarbonatlösung 1 Minute. 3. Abspülen in Aq. destill. KLEIN, Fol. haem. X. 1910 sucht eine distinkte Kernfärbung zu erzielen nach folgender Methode, für die Dr. GRÜBLER-Leipzig eine besondere Jennerlösung in Handel bringt. 1. Auf das Deckgläschen mit der Schicht nach oben in einer Glasschale gießt er 5 — 1 0 Tropfen Lösung, die nicht über den Rand laufen darf, läßt die Lösung an der Luft ohne Bedeckung dick werden, was in 5 — 1 0 Minuten erreicht ist; 2. dann setzt er 5 — 1 0 ccm Aq. destill, und einen Tropfen 1 °/00 Kaliumkarbonatlösung zu. Jetzt wird die Schale hin und her bewegt, bis eine ganz gleichmäßige, durchsichtige, blauviolette Lösung erzielt ist, worin das Präparat 20 Minuten verweilt. 3. Trocknen ohne vorhergehende Spülung zwischen Fließpapier (ganz kurzes Abspülen kann zuweilen gut sein). Die Kerne sind .¡rötlich violett und ganz deutlich strukturiert, die Nukleolen blau, alle Granula deutlich, auch die Azurgranula; besonders deutlich ist der Unterschied zwischen jungen und alten neutrophilen Granula. ASSMANN
V. Eosin-Hämatoxylinfärbungen. Abbildungen u. Erklärungen Tafel IV Zellen 75—83, Tafel VI Zellen 119—122.
Die reine Hämatoxylinförbung hat keinerlei Vorzug. Man daher besser die sukzedane Eosin-Hämatoxylindoppelfarbung an.
wendet
Hämatoxylin an sich ist schwach sauer; enthält aber die Lösung einen Überschuß von Alaun als Beize, so hat das Hämatoxylin jetzt gegenüber den Kernen stark basische Eigenschaft und gibt die ausgezeichnetste Kernfärbung. Als besonders geeignet empfehle ich die Färbung mit DELAFiELDschem Hämatoxylin. (Lösung vor Gebrauch filtrieren!) 1. Fixation in Methylalkohol 3—5 Minuten. 2. Das Deckgläschen wird herausgenommen und mit 1 / 2 proz. alkoholischer Eosinlösung unterschichtet. Färbedauer 3—5 Minuten. 3. Wasserspülung; sehr gutes Trocknen, erst zwischen Fließpapier, dann in der Nähe der Flamme. 4. Unterschichten mit DELAFiELDschem Hämatoxylin. Färbedauer 3 bis 5 Minuten.
22
Technik der Blutuntersuchungen
Wenn die Hämatoxylinlösungen älter sind, muß die verwendete Farblösung mehrmals filtriert werden; bei frischen Lösungen ist das nicht nötig, namentlich nicht bei der Methodik des Unterschichtens. 5. Abspülen, Trocknen, Einbetten. Die neutrophilen Granulationen sind zerstört, sehr gut gefärbt sind die eosinophilen, besonders schön sind alle Kernstrukturen zur Darstellung gebracht. Die Färbung eignet sich besonders für Lymphocyten und lymphatische Leukämien, deren Lymphocyten sonst oft nicht gut farbbar sind, ebenso für Myeloblasten zur Darstellung der Kerne. Die Hämatoxylinfarbung ist wohl auch die weitaus beste Färbung zum Nachweis der Kernstruktur der Kerne und ist deshalb ausschlaggebend für die Unterscheidung der Plasmazellen (mit Radkernen) von den Reizungsformen ohne Radkerne (siehe Tafel VI, 1 1 9 — 1 2 1 Plasmazellen, 122 Reizungsform). Sehr gut wird auch das Protoplasmaretikulum der Zellen dargestellt. VL Triazidfärbungen. Erklärungen u. Abbildungen Tafel i Fig. i. Tafel IV Zellen 42—53, Tafel IX u. XIX.
Das EHRLlCHsche Triazid enthält in Lösung Methylgrün, dessen drei basische Gruppen (daher der Name Triazidlösung) mit den beiden sauren Farbstoffen Orange G. und Säurefuchsin gesättigt sind. Es entsteht dadurch eine neutrale Verbindung und die Möglichkeit, neutrophile Granula in vorzüglicher und sicherster Weise darzustellen. Der neutrale Farbstoff ist erst im Überschuß einer sauren Verbindung löslich; bei EHRLICHS Triazid ist der neutrale Farbstoff in Säurefuchsin gelöst. 1. Fixation: weitaus am besten Hitzefixation der lufttrockenen Präparate, und besser erst einige Stunden, z. B. 24 Stunden nach Herstellung der Ausstriche, nicht sofort nach dem Lufttrockenwerden. SAHLI empfiehlt auch Fixation in absolutem Methylalkohol, während 5' bis zu einigen Stunden in gut verschlossenem Gefäß unter wiederholter Erneuerung des Methylalkohols. 2. Überschichtung mit Triazid. Die Lösung wird mit der Pipette aus der Flasche entnommen, weil die Flasche stets sorgfältig vor Schütteln bewahrt werden muß. — Färbedauer 5 Minuten. — 3. Sorgfaltiges Abwaschen in Wasser unter dem Wasserstrahl, bis das Präparat keine Farbe mehr abgibt. 4. Trocknen, Einbetten. Zur Vermeidung von Niederschlägen kann man die Triazidlösung auf einen Objektträger auftropfen und alsdann das Deckgläschen auf der Farblösung schwimmen lassen (Vorschrift von RUBINSTEIN). Die Triazidfarbung ist besonders geeignet für Übersichtsbilder und die beste Methode der Darstellung für die neutrophile Granulation, namentlich für die reife neutrophile Granulation. Ganz feine neutrophile Körnchen, wie sie sich in Vorstufen von Myelocyten und, wenn auch wohl . nicht als
Gietnsafärbung
23
identische Gebilde in einem Teil der großen Mononukleären und Übergangsformen finden, heben sich vielfach nicht deutlich ab, weil der Kontrast fehlt und das Protoplasma einen gleichmäßig rötlichen Farbenton angenommen hat. Zur Kontrolle der Giemsafärbungen, besonders bei Leukämien, ist die Triazidfärbung dringend anzuraten, da manchmal wesentliche Differenzen aufgedeckt werden. Die Zellkerne sind grünlich-bläulich, Kernstruktur nicht deutlich, ein empfindlicher Mangel der Färbung! Oft zeigen sich auf den Kernen einzelne schwärzliche Niederschläge (Taf. IV, Zellen 43, 49—51). Die feinen neutrophilen Granula sind violettrot, die groben eosinophilen leuchtend rot. Das Protoplasma der Lymphocyten und großen Mononukleären ist ungefärbt oder schwach rosa. Die roten Blutkörperchen erscheinen rot-orange. Die Polychromasie ist wenigstens bei stärkeren Graden durch ihre tief rotviolette Färbung leicht erkennbar. Gar nicht gefärbt werden die Mastzellengranulationen, von denen man nur ab und zu einzelne schwärzliche Flecken noch bemerken kann. Nicht gefärbt werden ferner basophile Punktierung, Azurgranulation der Lymphocyten, Ringkörper und feinste Chromatinpartikelchen. Man kann auf die Triazidfärbung noch eine Methylenblaufarbung folgen lassen, wodurch die Kernstrukturen deutlicher werden und benutzt am besten eine 1/4proz. wäßrige Methylenblaulösung zur kurzen Nachfärbung. PAPPENHEIM hat ein Methylenblautriazid bei GRÜBLER herstellen lassen, das mich bisher nicht befriedigte, während von anderer Seite günstige Resultate gemeldet werden.
VII. Oiemsafärbong. Erklärungen u. Abbildungen Tafeln II Zellen i—13; III; V; VI Zellen 113—118, 127 u. 128; VII; VIII; X—XV; XVI Fig. 1; XVII; XVIII; XX.
Aus Methylenblau bildet sich unter bestimmten Verhältnissen ein neuer Körper, „Rot aus Methylenblau", der als Methylenazur bezeichnet wird. Dieses Methylenazur liefert ganz ausgezeichnete Färbungen, ganz besonders in Kombination mit Eosin und Methylenblau. Es gibt eine ganze Menge von Azurfarbungen, z. B. diejenige von ROMANOWSKI 1 , ZIEMANN 2 , NOCHT 3 , REUTER 4 , L . MICHAELIS 5 . . A n S c h ö n h e i t ,
ganz besonders aber an Sicherheit und Zuverlässigkeit sind alle diese Methoden von der Giemsafarbung® so weit überholt, daß sie wohl heute nahezu völlig verdrängt sind. 1 2 3
ROMANOWSKY, St. Petersburger med. Wochenschr. 1891. ZIEMANN, Über Malaria u. andere Blutparasiten. Jena. Fischer 1898. NOCHT, Zentralbl. f. Bakteriologie 1898, Bd. X X I V , Nr. 22.
4
R E U T E R , ibid. 1 9 0 1 , B d . X X X ,
6
L. MICHAELIS, ibid. 1901, Bd. X X I X , Nr. 19.
• GIEMSA, ibid. 1902, B d .
XXXI.
N r . 6.
24
Technik der Blutuntersuchungen
Die Giemsalösung enthält Methylenazur neben Eosin und Methylenblau in Glyzerin und Methylalkohol gelöst. Ich empfehle dringend den direkten Bezug von der Firma Dr. GRÜBLER (Inhaber Dr. K. HOLLBORN), Leipzig. 1. Fixation der lufttrockenen Präparate; ganz frische 3 Minuten in absolutem Methylalkohol, nach 24 Stunden nur 2 Minuten in Methylalkohol, oder Fixation 20 Minuten in absolutem Äthylalkohol. 2. Herstellung einer Verdünnung der Farblösung unmittelbar vor dem Gebrauch, nachdem die aus dem Methylalkohol herausgenommenen Präparate wieder durch Verdunsten des Methylalkohols vollkommen lufttrocken geworden sind. Man nimmt einen Tropfen Farblösung aüf je 1 ccm Aq. destill, und verwertet eher große Tropfen. 3. Unterschichten der Deckgläschen mit der verdünnten Farblösung. Färbedauer 10—20—30—60 Minuten. Je nach Farblösung oder Intention der Färbung. Kurze Färbung 5 — 1 0 Minuten gibt gute Kernstruktur, aber schlechte Granuladarstellung, lange Färbung bis zu einer Stunde unklare Kernstruktur der Lymphoidzellen, aber gute Granulafarbung. 4. Abspülen mit dem Wasserstrahl, gewöhnliches Wasser. 5. Trocknen zwischen Fließpapier und in der Nähe der Flamme, Einbetten in neutralen Kanadabalsam. Die Präparate müssen dünn ausgestrichen sein, nur in solch dünnen Ausstrichen gelingt die Färbung der neutrophilen Granulation in zuverlässiger Weise. Das Unterschichten mit der Farblösung ist hier ganz besonders empfehlenswert, damit die sonst so lästigen und kaum mehr zu entfernenden Niederschläge vermieden werden. Bei Verwendung von Objektträgerausstrichen legt man diese auf zwei kleine Glasklötzchen in einer Petrischale und gießt jetzt die Lösung zu. Zur Färbung besonderer Gebilde, wie z. B. Spirochaeta pallida, Trypanosomen, Kapseln der Malariahalbmonde, setzt man zu 10 ccm der nach 2. verdünnten Farblösung 1 — 2 Tropfen einer 1 proz. Kaliumkarbonatlösung zui Manche Autoren empfehlen die Färbung mit leicht erwärmter Farblösung bzw. die Färbung im Brutschrank zu einer möglichst zuverlässigen Färbung der Granulation. Die gelieferten Farblösungen sind nicht vollkommen gleich zuverlässig. Mit einzelnen Lösungen bekommt man ohne jede Schwierigkeit eine tadellose Färbung der neutrophilen Granulationen. Mit anderen Fläschchen bekommt man weniger sichere Resultate, d. h. es färbt sich wohl ein Teil der neutrophilen Granula in der Zelle, aber es färben sich nicht alle. Besonders gilt das auch für die Myelocyten, während im Vergleich dazu die Triazidlösung eine viel größere Zahl neutrophiler Granula in den Zellen ergibt. In dieser Beziehung muß wohl die Darstellung der Farblösung noch zuverlässiger werden. Bei einzelnen Farblösungen versagt an etwas dickeren Ausstrichen die Granulation der Myelocyten fast oder ganz und sprechen Unerfahrene solche Zellen für große Lymphocyten an. Eine kontrollierende Triazidfärbung ist dann dringend nötig.
Giemsafärbung
25
Nach der- oben angegebenen Methodik erzielt man ausnahmslos sichere Färbungen ohne jedes Versagen, das bei den früher gelieferten Farbstofflösungen noch ziemlich häufig vorgekommen ist. Die Giemsafärbung ist zurzeit die bei weitem bevorzugteste und beste Färbung der Blutpräparate. Sie färbt in vorzüglichster Weise die Kerne wie sämtliche Granulationen. Die Kerne erscheinen in dünnen Ausstrichen rot, in dickeren Partien aber bläulich; auch pyknotische Kerne sind oft blau. Nukleolen können oft aufs schönste (Taf. VII, Zellen 129—133, 136, 137, 145, Taf. XVII rechts unten) wahrgenommen werden. Die neutrophile Granulation erscheint violettrot, in jungen Zellen dunkel purpurviolett, manchmal rotbräunlich (Tafeln VII u. XVIII), die eosinophile rot bis rotbraun bis matt rotbraun. Hellere rote Farbentöne bekommt man bei den eosinophilen Granulationen nur, wenn die Färbung sehr bald, z. B. innerhalb der ersten 24 Stunden nach Herstellung der Ausstriche, vorgenommen wird. A n späteren Tagen bekommt, man mehr matt braunrote Tinktion, die an Schönheit viel zu wünschen übrig läßt (so Zelle 103 im Gegensatz zu 101 — 1 0 2 auf Taf. V). In den Mastzellen färben sich die durch das Wasser nicht zerstörten Granula violett malvenfarben (Taf. V, Zellen 104—108). Die u n r e i f e azidophile (Taf. VII, Zelle 145 und Taf.XVIII, Zellen 167 und 168) und unreife Mastzellengranulation (Taf. VII, Zellen 149—151) färbt sich bläulich bis tiefblau, hat also noch rein basophilen Charakter. In den Lymphocyten beobachtet man in einem Teil dieser Zellen meistens eine spärliche grobe A z u r g r a n u l a t i o n (Taf. V , Zellen 88—90), seltener auch eine feine und dann etwas zahlreichere Azurkörnelung (bes. Taf. XVII). Die großen Mononukleären und Übergangsformen (Taf. V, Zellen 91—94) haben in etwas dickeren Ausstrichen und bei wenig langer Färbung eine bläuliche Protoplasmafärbung mit mehr oder weniger zahlreichen rot gefärbten Granulationen. In dünnen und etwas länger gefärbten Ausstrichen tritt die bläuliche Protoplasmafärbung der großen Mono- und Übergangsformen sehr stark zurück, erscheint nur noch matt schieferfarben und ist oft fast vollkommen überlagert von einer das g a n z e Protoplasma ausfüllenden, sehr feinen und sehr distinkten Granulation, die alsdann in gleicher Menge in jeder Zelle dieser Art nachweisbar ist. In den r o t e n B l u t k ö r p e r c h e n wird die Polychromasie deutlich durch eine Tendenz zur Blaufärbung (Taf. III). Die basophile Punktierung (Taf. III, Zellen 17 und 25—29) hebt sich sehr gut ab, sie erscheint blau, aber bei schweren Anämien oft rot (Taf. III, Zellen 30 und 31), oder man beobachtet eine Mischung roter und blauer basophiler Punktierung (Taf. III, Zelle 24. Taf. II, Zelle 4).
26
Technik der Blutuntersuchungen
Kernpartikelchen nehmen einen intensiv roten Farbenton an. Leuchtend rot erscheinen gewöhnlich in der Peripherie gelegene sehr kleine Chromatinkörnchen (Taf. III, Zellen 19—20), recht oft hebt sich in der Mitte der polychromatischen Zellen ein einzelnes rotes Korn heraus (Howell-Jollykörper, bzw. dessen Rest, Taf. III, Zellen 14—18). Aufs schönste werden d i e R i n g k ö r p e r rot (Taf. III, Zellen 21—24), mitunter auch bläulich dargestellt. Für die Erzielung der Ringkörperfärbung und der roten basophilen Punktierung muß die Färbung sehr lange, bis zu 1 j 2 — 1 Stunde andauern und an sehr dünnen Ausstrichen vorgenommen werden. Auch die Punktierung der von dem Tertianparasiten der Malaria befallenen roten Blutkörperchen fallt rot aus; Aus der verdünnten Giemsafarblösung fallen nach einiger Zeit Niederschläge aus; alsdann muß man die Präparate herausnehmen, weil die Farblösung jede färberische Kraft verloren hat. Schlechte Giemsalösung ist daran zu erkennen, daß diese Niederschläge sich schon nach wenigen Minuten bilden; in solchem Falle muß eine Neuanschaffung erfolgen. Manchmal liegt es am Wasser, wenn solche Niederschläge entstehen; daher soll nur Aq. destill, verwendet werden. Als besonders geeignet erklärt WEIDENREICH die Fixation nach der Ägar-Osmiummethode und nachherige Giemsafarbung. A g a r - O s m i u m m e t h o d e für G i e m s a f ä r b u n g v o n WEIDENREICH1. Man stellt sich eine 1 proz. Lösung von Agar in 0,8 proz. Kochsalzlösung her und füllt sterile Reagenzgläser zu je 3—5 ccm. Die erstarrte Masse läßt sich 4 Wochen lang verwenden. Zur Untersuchung löst man den Agar durch Erhitzen in kochendem Wasser vollständig und gießt auf eine reine, völlig ebene Glasplatte in nicht zu dünner Schicht aus. Ist der Agar wieder erstarrt und gut schneidbar, so stellt man sich kleine Plättchen aus der Agarschicht her, die viereckig sein sollen und allseitig ein gutes Stück kleiner als die zur Benutzung kommenden Deckgläser sein müssen. Diese Plättchen bringt man in größeren Abständen auf eine ebene reine Glasplatte. Jetzt entnimmt man mit einem sehr sorgfältig gereinigten Deckgläschen der Stichöffnung rasch einen nicht zu, großen, aber auch nicht zu kleinen Tropfen Blut und bringt das Deckgläschen mit dem Blut auf der Unterseite vorsichtig auf das Agarplättchen. Das Blut breitet sich in dünner Schicht zwischen Agar und Deckglas aus. Man läßt die Präparate 5 — 1 0 Minuten in gewöhnlicher Zimmertemperatur. Darauf läßt man mit Pipette, ohne das Deckglas zu berühren, einige Tropfen iproz. Osmiumtetroxydlösung von der Seite her unter das Deck1 WEIDENREICH, Archiv f. mikroskopische Anatomie und Entwicklungsgeschichte 1908, Bd. L X X I I .
Giemsafärbung
27
glas zufließen, bis die Lösung den frei gebliebenen Rand zwischen Agar und Glas allenthalben ausfüllt. Nach 5 Minuten hebt man sorgfältig das Deckgläschen von dem Agarplättchen ab, spült mit gewöhnlichem Wasser ab und nimmt jetzt die Giemsafarbung vor. Neuere Modifikationen und Kombinationen der
Giemsafärbung.
GIEMSA, Deutsch, med. W. 1909, S. 1751, empfiehlt zur besonders guten Kerndifferenzierung (Karyosomen, Zentriolen) eine Färbung von Feuchtpräparaten. 1. Fixation der Deckglasausstriche in feuchtem Zustand in SCHAUDINNschem Sublimatalkohol (2 Teile konz. wäßr. Sublimatlösung und 1 Teil Alkohol abs.) 12—24 Stunden. Präparat auf der Lösung schwimmen lassen. 2. Abwaschen in Wasser, dann Behandlung mit Lösung von Jodkali 2,0, Lig. Lugoli 3,0, Aq. destill. 100,0, während 5—10 Minuten. Deckgläschen mit der Lösung im Schälchen begießen. 3. Abwaschen, dann 10 Minuten begießen mit 0,5 proz. wäßriger Lösung von Natriumthiosulfat. 4. 5 Minuten in fließendes Wasser. 5. Giemsalösung 1 Tropfen auf x ccm, Dauer 1 —12 Stunden, eventuell Erneuern der Farblösung. 6. Abspülen und durch folgende Reihen führen: a) Aceton 35 ccm, Xylol 5 ccm. b) „ 7° » » -30 „ c) „ 7° » » So „ d) Xylolum purum. 7. Einbetten in Zedernöl. PAPPENHEIM, Fol. haem. III., S. 344 u. IX. S. 56 und Mediz. Klinik 1908, Nr. 32 empfiehlt die kombinierte sukzedane Jenner-Giemsafärbung. 1. Fixation mit Jennerlösung, 3 Minuten auf CORNETscher Zange. 2. Färbung durch Zusetzen von 2—3 Tropfen Aq. destill. Dauer 3—4 Min. Verwendung von 5 Tropfen Aq. destill, und Färbung 1 Minute noch besser. 3. Bloßes Abgießen der Jennerlösung und Zusatz von Giemsalösung 3 Tropfen auf 2—3 ccm Aq. destill. Färbung 4—5 Min. oder von 10 Tropfen auf 10 ccm. Dauer 12 Minuten. 4. Kräftiges Abspülen mit Aq. destill. Trocknen (nicht über der Flamme). Einbetten. Mich hat diese Methode wohl in bezug auf Kernfärbung, nicht aber in bezug auf Granulafärbung befriedigt. KLEIN (Fol. haem. X., 1910) erwähnt den verschiedenen Ausfall der Färbungen und die sehr mangelhafte Darstellung der reifen neutrophilen Körnchen.
28
Technik der Blutuntersuchungen
MAY hat schon 1906 Münch, med. W. Nr. 8 die Kombination JENNER und nachträgliche Methylenazurfärbung angeraten. In letzter Zeit hat PAPPENHEIM (Fol. haem. Arch. XL 194) die Kombination einer Reihe von Farbstoffen zur Erweiterung der Giemsafarbung empfohlen und als P a n c h r o m m i s c h u n g durch die Firma Dr. GRÜBLER Leipzig, in den Handel gebracht. Man färbt nach der wie sonst vorgenommenen Fixation mit einer Lösung von 15 Tropfen Panchrommischung auf 10 ccm Aq. destill. 5—10 Minuten. Damit ist eine weit bessere Darstellung der neutrophilen Granula und der Mastzellenmetachromasie möglich, wie ich bestätigen kann. Ähnliche Zwecke verfolgt die F ä r b u n g mit K a r d o s m i s c h u n g (Fol. haem. Arch. XII. 39), ebenfalls von GRÜBLER gebrauchsfertig erhältlich, bei der eine Mischung von Methylgrün-Orangerot und Giemsalösung vorliegt. Damit wird die reife neutrophile Granulation scharf und dunkel, die unreife matt dargestellt, im übrigen die gleiche Färbungswirkung wie bei GLEMSA erzielt. Die neueste Vorschrift lautet (Fol. haem. Arch. XII. 40): 1. Fixation 3' in Jennerlösung. 2. Hinzufügen von 20 Tropfen (0,7) Aq. destill. Färbung 3'. 3. Abgießen und ohne Waschen mit der beschickten Seite nach unten in ein Blockschälchen mit PAPPENHEIMS Kardosmischung legen. Färbung 10—15 Minuten. 4. Abwaschen. Trocknen. Einbetten. Vlil. Leishmanfärbung. LEISHMAN, Brit med. J. 1901, Sept 21. Die Farbflüssigkeit enthält ebenfalls Azur, Methylenblau und Eosin, ist aber in Analogie mit der Jennerlösung bereits in Methylalkohol gelöst. Man benützt die fertige Lösung von GRÜBLER (Dr. HOLLBORN) oder 0,2 des Pulvers auf 10 ccm absoluten Methylalkohol, oder löst eine Tablette in Methylalkohol auf. 1. Fixation. Unterschichten des Ausstrichpräparates mit 10 Tropfen der Lösung während einer Minute. 2. Färbung durch Verdünnung der Farblösung mit gleicher Menge Aq. dest. durch sorgfältiges Zugießen mit einer Pipette und Mischung durch mehrmaliges Aufsaugen und Ausblasen; das Präparat muß schwimmend bleiben. — Färbedauer 5 Minuten. 3. Abspülen mit gewöhnlichem Wasser. 4. Trocknen mit Fließpapier und in gelinder Wärme. Einbetten.
Karbolpyronin-Methylgrün-Färbung. Dahliafärbung
29
Die Färbungen fallen sehr ähnlich aus wie bei der Giemsalösung, hur ist die Färbung der Mastzellen wegen der Benützung von Methylalkohol eine zuverlässigere. IX. Karbolpyronin-Methylgrüii-Färbung
(Pappenheim-Unna).
(Siehe PAPPENHEIM, Fol. haem. IV. Supl. S. 320 und besonders Fol. haem. VI. S. 51 u. IX. Arch. 572.) Abbildung Tafel VI Zellen 123—126.
Sie enthält zwei basische Körperj Pyronin färbt die basophilen Substanzen intensiv rot. Methylgrün färbt in spezifischer Weise das Kernchromatin (PAPPENHEIM).
1. Hitzefixation oder andere Fixationen. 2. Färbung mit der Lösung von GRÜBLER, 5—10 Minuten (FERRATA färbt nur 30 Sekunden.). 3. Tüchtiges Abwaschen mit gewöhnlichem Wasser, Trocknen, Einbetten. Besonders gut ist das Lymphocytenprotoplasma intensiv leuchtend rot gefärbt (Tafel VI, Zelle 123), ebenso das tief basophile Protoplasma der Plasmazellen und Reizungsformen (Tafel VI, Zellen 124—126) und die stärkeren Grade der Polychromasie. Die Lymphocytenkerne sind blaugrünlich, die Leukocytenkerne mehr violett, besonders auch diejenigen der Reizungsformen. Die Färbung beweist zwar keineswegs die Lymphcytennatur einer Zelle; aber das ist ganz sicher, daß ein Gebilde kein Lymphocyt sein kann, dessen Protoplasma nicht leuchtend rot sich tingiert. Dieser negative Nachweis ist nicht selten recht wertvoll. Besonders gut werden die Nukleolen, z. B. in den Lymphocyten gefärbt, indem sie sich rot aus dem blauen Kern herausheben. Für die Nukleolenfarbung empfiehlt BUTTERFIELD (D. Arch. 92, 1908) Fixation eine Minute auf der Kupferplatte, Färbung mit den sehr verschieden guten Lösungen 10 Minuten bis 24 Stunden.
X. Dahliafärbung für basophile Granula nach E h r l i c h .
Die käufliche Lösung (Dr. GRÜBLER, Inhaber Dr. HOLLBORN, Leipzig) enthält Dahlia in alkoholischer Lösung. 1. 2. 3. 4.
Fixation. Hitze oder Methylalkohol Färbung 4—6 Stunden mit der Lösung. Kurzes Abspülen in Wasser. Entfärben in Alkohol, bis kein Farbstoff mehr abgeht. Die Mastzellen sind violett granuliert.
30
Technik der Blutuntersuchungen XI. Methylenblaujodfärbung nach T ü r k 1 für Mastzellen.
1. Fixation in der Hitze bei 1200 oder in Methylalkohol. 2. Färbung mit ioproz. Methylenblaulösung, die 5oProz. Alkohol enthält, unter vorsichtigem Erwärmen bis zur ersten Rauchbildung. 3. Erkaltenlassen und ganz kurzes Abspülen darauf mit Wasser. 4. Das Präparat kommt für eine halbe Minute in wäßrige Jodjodkalilösung ( 1 : 2 : 300). 4. Ganz rasches Abspülen mit Wasser, Trocknen. 6. Einbetten in Jodgummisirup (Jodi puri 1,0, Kali jodati 3,0, Aq. destill. 100,0, Gummi arab. q. s. bis zu Sirupkonsistenz. Die Mastzellen werden tiefschwarz, neutrophile und eosinophile Granula färben sich nur spurweise gelblich durch Jod. Erythrocyten dunkelgrün. Die Färbungen X und XI werden nur ausnahmsweise zum speziellen Studium der Mastzellen vorgenommen. XII. Methoden für die Färbung der A l t m a n n - S e h r i d d e s c h e n Lymphocytengranula (Mitochondrien, Chondriokonten).
a) N a c h SCHRIDDE. Neuere Vorschrift publiziert in: NAEGILI, EHRLICHS Anämie, 2. Aufl., S. 70, 1909, 1. Ausbreiten des Blutes in dünner Schicht auf dem Objektträger. 2. Objektträger kommen sofort in Formol-Müller (1 ¡ 9) und bleiben hier 1—2 Stunden. 3. Abspülen einige Minuten mit gewöhnlichem Wasser, dann mit Aq. destill. 4. Einlegen in 1 proz. Osmiumlösung für eine halbe Stunde unter Lichtabschluß. 5. Kurzes Abspülen. 6. Färbung mit ALTMANNscher Anilinwasser-Säurefuchsinlösung (iooccm kalt gesättigt, filtrierte Lösung von Anilin in Aq. destill. + 20 g Säurefuchsin. Filtrieren). Man bringt eine hohe Schicht der Lösung auf den Objektträger, erwärmt 5—6 mal über der Flamme, bis jedesmal kleine Dämpfe aufsteigen und läßt zuletzt vollständig erkalten. 7. Nach, Fortwischen der angetrockneten Farbstoffränder auf den Seiten des Objektträgers mit Fließpapier. Differenzierung mit Pikrinsäurealkohol (gesättigte alkoholische Pikrinsäurelösung 1:20 Proz., 7 Teile Alkohol). 1
TÜRK, Wiener klinische Wocbenschr. 1901, Nr. 18.
Färbungsmethode der Altmann-Schriddesehen Lymphocytengranula
31
Mehrmaliges Auftropfen, bis das Präparat gelblich oder hellgelblich aussieht. 8. Kurzes Abspülen mit Alkohol absol. 9. Toluol oder Xylol. 10. Einbetten in Kanadabalsam. Die eosinophilen Granula sind schwarzrot, die neutrophilen amphophilen blaß bräunlichrot, die basophilen farblos wie Vakuolen; die Lymphocyten haben perinukleäre, gelblich-karmoisinrote Körnchen oder Stäbchen. Zweifellos viel sicherer ist die folgende unter meiner Leitung ausgearbeitete Methode b) N a c h
FREIFELD.
Inaug.-Diss., Zürich 1909, August, siehe auch KLEIN, Fol. haem. X. 1910. 1. Fixation der lufttrockenen Präparate in frischer 1 proz. Osmiumtetroxydlösung unter Luft- und Lichtabschluß, 1 / 2 —1 Stunde. 2. Kurzes Abspülen in Aq. destill. 3. Färbung 15—20 Minuten mit ALTMANNscher Anilinwasser-Säurefuchsinlösung unter l e i c h t e m E r w ä r m e n (keine Dampfbildung!) über einer kleinen Flamme (Spiritusflamme), indem das Präparat ca. 4—5 cm von der Flamme entfernt gehalten und etwa fünfmal langsam darüber hingezogen wird, dann Erkaltenlassen und nach dem Erkalten von neuem in gleicher Weise erwärmen. (Jede starke Erwärmung ist streng zu vermeiden). Wiederholen der Prozedur während 15—20 Minuten. Die Erwärmung kann auch im Trockenschrank oder auf der Metallplatte vorgenommen werden. 4. Abspülen des vollständig abgekühlten Präparates tropfenweise mit Pikrinsäurelösung, bis die abfließende Flüssigkeit rein gelb ist und nicht mehr rötlich wird. 5. Kurzes Abspülen in Alkohol absol.' 6. Kurzes Hineinbringen in säurefreies XyloL 7. Einbetten in neutralem Kanadabalsam. Normale r o t e B l u t k ö r p e r c h e n färben sich intensiv diffus rot; unter pathologischen und embryonalen Verhältnissen erscheinen rote Blutkörperchen mit blaßrotem bis fast ganz gelbem Protoplasma mit einer a z i d o philen r o t e n F l e c k u n g . Die Oxychromatinstruktur der Kerne färbt sich bräunlich rötlich. Die L y m p h o c y t e n zeigen ungefärbtes Protoplasma, aber intensiv rot gefärbte punkt- bis stäbchenförmige azidophile SCHRIDDEALTMANNsche Granula; der Lymphocytenkern ist leicht gelblich tingiert. Die n e u t r o p h i l e n L e u k o c y t e n zeigen diffus rötlichviolett gefärbtes Protoplasma; die Granula sind sehr fein rötlichbraunviolett. Zwischen den Einbuchtungen des Kerns ist das Centrosom stark rot gefärbt. Die e o s i n o philen L e u k o c y t e n zeigen grobe rotviolette Granula, welche das ganze Protoplasma dicht ausfüllen. Die M a s t z e l l e n zeigen ungefärbte Granula
32
Technik der Blutuntersuchungen
(negative Granulafärbung) manchmal mit leichter roter Umwandlung (wohl Differenzierungsprodukt). In den g r o ß e n M o n o n u k l e ä r e n und Übergangsformen sind die roten Stäbchen, Streifchen und Körnchen viel reichlicher und gleichmäßiger im Protoplasma nachzuweisen, so daß dieses eine leicht violette Farbennuance annimmt In den M y e l o b l a s t e n erscheinen eigenartige Strichelungen, Streifen und. Schleifen, oft sehr ähnlich den fuchsinophilen Granula der Lymphocyten, und davon wohl nicht prinzipiell zu trennen, aber im Unterschied von den Lymphocyten ganz diffus im Protoplasma in großer Zahl vorhanden. Eine dritte Methode von BUTTERFIELD, HEINEKE, ERICH MEYER und MERRIAN siehe Fol. haem. 1909, S. 328. XIII. Sudanfärbnng. Mein benutzt eine Lösung von Sudan III in absolutem Alkohol, bringt einen Tropfen auf einen Objektträger und läßt die Lösung verdunsten. Sodann verreibt man den Rückstand gleichmäßig und bringt nun auf den so vorbereiteten Objektträger einen Tropfen frischen Blutes und bedeckt mit einem Deckgläschen. Es tritt rasch Rotfarbung der Fettröpfchen ein. Bei infektiösen und eitrigen Prozessen erleiden die Leukocyten des Blutes eine Fettmetamorphose.
Färbungen an Organschnitten. Für alle wissenschaftlichen Forschungen auf dem Gebiete der Blutkrankheiten und der Genese der Blutzellen nehmen heute- die Schnittfarbungen die erste Stelle ein, nachdem es gelungen ist, auch auf den Gebieten der Hämatologie eine gute Technik der Granulafarbung im Schnitte zu erzielen. An dieser Stelle kann ich freilich nicht alle Methoden eingehend besprechen und muß ich auf die spezielle Darstellung dieses Kapitels in der Hämatologischen Technik von SCHRIDDE und NAEGELI, Jena 1909, verweisen, wo SCHRIDDE vom Standpunkt der Histologie eingehende Vorschriften wiedergegeben hat. Zur F i x a t i o n der Gewebsteile sind für das Studium pathologischanatomischer Veränderungen ZENKER sehe Lösung, MÜLLER-Formol, 4 Proz. Formol allein, Sublimat-Alkohol, ZENKER-Formol und Alkohol am meisten in Gebrauch, während für embryologisches Material MAXIMOW (Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. 1909, Bd. 26) Fixation nach HELLY (ZENKER-Formol), dabei aber statt 5 proz. Formol 10 proz. empfiehlt und nachher Zelloidinschnitte vornimmt
Färbungen von Organschnitten
33
D a g e g e n hält SCHRIDDE (Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. 1 9 1 0 , Bd. 27) die ZENKER-HELLYsche Flüssigkeit flir embryonales G e w e b e fiir ungeeignet wegen Vakkuolisierung des Protoplasmas und ungenügender Darstellung der Kernstruktur und auch
die Zelloidinschnitte
für Granulafärbung
ungünstig;
er
empfiehlt für embryonales Material MÜLLER 9 : F o r m o l 1 und nachher Paraffinschnitte.
Ich muß auch in
beiden A u t o r e n hinweisen.
dieser F r a g e auf die Originalvorschriften der Sehr wichtig ist unter allen Umständen
mög-
lichst frisches Material, am besten lebenswarm zu verwenden und sehr dünne Paraffinschnitte (unter 5 /z) herzustellen. Mit älterem Leichenmaterial ist nie mehr eine gute F ä r b u n g möglich. Einige
besonders bewährte
Verfahren
für Schnittfärbungen
sind
die
folgenden: 1. F ü r
Triazidfärbungcn.
Sternberg empfiehlt
nach
Alkoholfixation
lösung auf 26 c c m gekochtes A q . destill.) — spülen in W a s s e r —
kurze Differenzierung in
Schnitt rötlich ist — Alkohol,
Abwaschen
Giemsafarbung (0,5 1/
in W a s s e r —
wobei die Präparate wieder
Farb-
F ä r b u n g 24 Stunden — 2
Ab-
proz. Essigsäure, bis der kurze Differenzierung
bläulich w e r d e n ;
dann
die
in
übliche
Einbettung. Fabian (ZlEGLERs Beitr. 1908, S. 51).
Fixation in ORTH scher Flüssig-
keit (10 T e i l e MÜLLER scher Flüssigkeit + 1 Teil Formol) oder in ZENKER, jedoch ohne Essigsäure, dafür mit dem entsprechenden Zusätze v o n 5 proz. F o r m o l (HELLYs Gemisch).
F ä r b u n g möglichst dünner Schnitte, ganz kurz,
in verdünntem Triazid oder
1/
4—1
Minute in unverdünnter Lösung.
A b s p ü l e n kurz mit stark verdünnter Essigsäure ( 1 : 1 0 0 0 — 1:3000). Eintauchen in Wasser, dann Objektträger äußerst sorgfältig mit T u c h und Fließpapier abtrocknen. Darauf Eintauchen
in absolutem
Alkohol,
bis die Schnitte
bläulich
oder blaugrün werden. A u f h e l l u n g in säurefreiem X y l o l . Einbetten in säurefreiem Kanadabalsam. D i e roten Blutkörperchen sind orange, die K e r n e dunkelgrün, nur diejenigen der großen Lymphoidzellen blaßgrün. Fibrin rot, eosinophile Granula ± Granula
intensiv rot — braunrot,
neutrophile
graublau-blaßviolett-braunviolett.
2. F ü r F ä r b u n g e n m i t e o s i n s a u r e m
Methylenblau.
Zieler erhielt nur bei dünnsten Paraffinschnitten und peinlich genauer Innehaltung
der Vorschriften
gute Resultate.
oder MAY-GRÜNWALD-Färbung vor.
E r schlägt
daher JENNER-
Die Schnitte dürfen bis 15 fi dick sein.
ZlEGLER färbt mit der GRÜBLERschen L ö s u n g unverdünnt.
2 — 3 Minuten,
wäscht in A q . destill, bis zur ordentlichen Rotfärburig aus, trocknet zwischen NAECELI, B l u t k r a n k h e i t e n ,
3. A u f l .
3
34
Technik der Blutuntersuchungen
Fließpapier, bringt die Präparate wie SCHRIDDE in säurefreies Aceton, wo noch einige blaue Wolken abgehen, dann X y l o l und säurefreier Kanadabalsam. Die Mastzellen sind tiefschwarz, eosinophile Granula rot, neutrophile rosa-rotviolett, Erythrocyten blaßgrün-tieforange, Kerne blau. Assmann bringt folgende Methode in Vorschlag: Die Gewebeschnitte dürfen 5 (i nicht überschreiten. 1. Übergießen des Präparates mit 40 Tropfen GRÜBLERschem EösinMethylenblau in methylalkoholischer Lösung (fertig von GRÜBLER ZU beziehen). Färbedauer mehrere Stunden. 2. Übergießen mit 20 ccm A q . destill., dem 5 Tropfen 1 promillige Essigsäurelösung zugesetzt worden ist. Färbedauer 15 Minuten. 3. Herausnehmen. Kurzes Abspülen in Alkoh. absol. Abspülen in Xylol. Einbetten in neutralen Kanadabalsam. Der Alkohol muß streng wasserfrei sein und dazu einen Bodensatz von ausgeglühtem Kupfersulfat enthalten. Statt 3 wird auch vorgeschlagen: Einlegen in 20 ccm A q . destill. -)- gleichfalls 5 Tropfen 1 proz. Essigsäure. Verweilen 15 Minuten. Herausnehmen, sobald makroskopisch der rote Eosinton deutlich erkennbar wird. Abwaschen im Wasserstrahl mit Aq. destill. 1 Minute. 4. Entwässern, Einbetten. Bntterfield (Deutsch. Arch. 92, 1908). Fixation in 4proz. Formol, 5 fi dicke Paraffinschnitte. Aufkleben, Entparaffinieren in Xylol. Alkohol. Aq. destill. Färbung sodann auf Objektträger. Bedecken mit dicker Schicht der Jennerlösung, 2 — 5 Minuten. Dann 3 — 5 Tropfen A q . destill, der Farblösung zutropfen, leises Blasen bis Methylalkohol und Wasser gleichmäßig gemischt sind. E s entsteht ein feiner Niederschlag und die Oberfläche zeigt metallischen Glanz. So färbt man 5 — 1 0 Minuten weiter. Dann Abfließenlassen der Farbmischung. Sorgfältiges Trocknen des Präparates mit Fließpapier. Södann möglichst schnelle Entwässerung in Alkoh. absol. 2 — 3 mal. Xylol. Neutraler Kanadabalsam. Es sind die neutrophilen Granula staubartig rotviolett, die eosinophilen gröber und meist leuchtend rot, die Mastzellengranula schwarzblau. Die Kerne sind tiefblau, das Lymphocytenplasma hellblau; Die besten Präparate erhielt ich bisher mit einer Methode, die mein Mitarbeiter. FISCHER nach sehr zeitraubenden Studien ausgearbeitet hat: I. D. Zürich und Myeloische Metaplasie, Springer, Berlin 1909.
35
Färbungen von Organschnitten Fischer sehe Färbung.
F i x a t i o n in ZENKER, ZENKER-HELLY, F o r m o l -
Müller oder FLEMMING (dieses speziell für Mast- und Plasmazellenfarbung). A.
i . Kernfärbung in Alaunkarmin 5 — 2 0 Minuten. 2. A b s p ü l e n in Wasser und Differenzieren
mit
Salzsäure-Alkohol
(4 Tropfen konz. H C l : i o o c c m 70 Prozent Alkohol), bis das Protoplasma farblos erscheint. 3. Auswässern in gewöhnlichem W a s s e r 5 — 1 5 Minuten. 4. Abspülen in A q . destill. B.
1. Färbung in einer Mischung v o n ß o e e m A q . destill., 7 T r o p f e n 1 promilliger Essigsäure und 60 T r o p f e n MAY-GRÜNWALD schem Eosin-Methylenblau während 1 — 2 4 Stunden. 2. A b s p ü l e n in Brunnenwasser und Differenzieren in i s o c c m destill,
und
bis Minuten,
1 — 2 T r o p f e n Eisessig während bis die Granula
einiger
distinkt z u m Vorschein
Aq.
Sekunden kommen
(Kontrolle unter d e m Mikroskop!). 3. Abspülen in A q . destill. 4. A b t r o c k n e n des Objektträgers
bis an
den R a n d des
Schnittes
und A b s a u g e n des Wassers v o m Schnitte mit Fließpapier. 5. Schnelles
Entwässern
in absolutem
Alkohol
eine bis
mehrere
Sekunden, j e nach der Intensität der Methylenblaufärbung. 6. A u f h e l l e n in säurefreiem X y l o l . NB.
Kanada.
Ist bei der Eosin-Methylenblaufärbung das Methylenblau zu stark
in den V o r d e r g r u n d getreten, so kann man das Präparat noch einige Minuten in 1 promilliger wäßriger Eosinlösung nachfärben und dann eventuell noch in Essigsäure differenzieren. 3. F ü r R o m a n o w s k y f ä r b u n g e n : Giemsa (Deutsch, med. W . 1910, Nr. 12, besonders a u c h für Parasiten. 1.
5 mm
dicke
Organstücke
werden
mit Hornpinzette
in
Sublimat-
A l k o h o l für mindestens 48 Stunden eingelegt. 2. Durchführen
durch Alkoholreihe.
Xylol.
Einbetten
in Paraffin.
Schnitte v o n 4/1. 3. Überfuhren durch X y l o l , Alkoholreihen in Wasser. 4. Schnitte bleiben 10 Minuten in L ö s u n g v o n Jodkali 2,0 A q . destill. 100,0 LUGOLsche L ö s u n g 3 ccm, oder in LUGOLscher L ö s u n g
allein, oder
in alkoholverdünnter Jodtinktur. 5. K u r z e s A b w a s c h e n mit A q . destill.; dann 10 Minuten in 5 proz. wäßriger L ö s u n g v o n Natr. thiosulfat, darauf 5 Minuten in Leitungswasser oder kurz in A q . destill. 6. Giemsafarbung frisch,
3 T r o p f e n : 1 — 2 c m W a s s e r , F ä r b u n g 2 bis
12 Stunden und länger. 7. A b s p ü l e n in A q . destill, und Hindurchführen durch A c e t o n - X y l o l reihe (95 + 5; 70 + 30; 7 0 + 30; X y l o l pur.) Z e d e m ö l . 3*
36
Technik der Blutuntersiichungen Schriddes A z u r
II. - Eosin - Acetonmethode.
F o r m o l - M ü l l e r (Formol 4 0 p r o z .
Fixation
beliebig,
z. B.
i T e i l , Müller 9 Teile), F ä r b u n g Giemsa-
lösung (2 T r o p f e n auf j e 1 c c m A q . destill.), 20 Minuten. Sorgfältiges Waschen. T r o c k n e n mit Fließpapier; dann für 1 Minute in wasserfreies A c e t o n puriss. (KAHLBAUM).
Überfuhrung
Kanadabalsam.
in
oder T o l u o l .
säurefreies X y l o l
A u f b e w a h r e n im
Dunkeln.
In A c e t o n
darf
Neutraler Entfärbung
nicht eintreten, sonst ist Säure da. D i e neutrophilen Granula
sind violettrot,
die
zellen dunkelblau, alle K e r n e blau, E r y t h r o c y t e n
eosinophilen grasgrün.
rot,
Mast-
Bindegewebe
blaßrötlich. In allerletzter Zeit hat PAPPENHEIM, Fol. haem. O. XI. 373 u. XII. 178 eine kombinierte May-Giemsafärbung und eine Panchromfärbung
auch
für
Schnittpräparate ausgearbeitet und empfiehlt diese Methoden für gute Kerndarstellung g a n z besonders. Literatur Uber BlutfHrbungen siehe auch viele Hinweise
im
Text.
ASSMANN, Münch, m. W. 1906. Nr. 28. S. 1350 u. I.-D. Leipzig 1908. BUTTERFIELD, D . A . 9 2 .
1908. —
EHRLICH, F a r b e n a n a l y t i s c h e
—
Untersuchungen.
Berlin 1 8 9 1 ; Die Anämie. Bd. I. Nothnagel sehe Sammlung. — FABIAN, Ziegl. Beitr. 1908. S. 51. — GIEMSÄ, . Zentralbl. f. Bakteriol. Bd. 31. S. 429. Bd. 32. S. 3 0 7 . B d . 3 7 . S. 3 0 8 ; Deutsch, m. W . 1 9 0 5 . Nr. 2 6 ;
1910.
Nr. 12. —JENNER,
Lancet 1899. I. S. 370. — LAPORTE, Fortschritte d. Med. 1903. Nr. n . — LEISHMAN, British med. Journal. 1901. 21. Sept.; Journal of Hygiene. Bd. 4. 1904. — MAXIMOW, Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 26. 1909. — MAY, Münch, med. W .
1 9 0 6 . N r . 8. —
M A Y u . G R Ü N W A L D , Z e n t r a l b l . f. i n n . M e d .
1902.
—
L. MICHAELIS, Zentralbl. f. Bakt. 1901. Bd. 29; Einführung in die Farbstoffchemie. Berlin 1902. KARGER. — MOSSE, Zieglers Zentralbl. 1905. — NOCHT, Zentralbl. für Bakt. Bd. 24 u. 25; Enzyklopäd. d. mikrosk. Technik. 1903. — PAPPENHEIM, Virchows Arch. Bd. 157. 1899; Grundriß der Farbchemie. Berlin 1901; Festschrift für Unna 1 9 1 0 . — HAUSWALD, Deutsch, m. W. 1901. Nr. 46 u. Fol. haem. III. 1906. S. 344; Fol. haem. O. X I . 373; X I I . 178. — PRÖSCHER, Zieglers Zentralbl. 1905. Nr. 21. — REUTER, Zentralbl. f. Bakt. 1901. Nr. 6. — ROMANOWSKY, St. Petersb. m. W. 1891. — RUBINSTEIN, Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 14. 1898. — SCHRIDDE, Münch, m. W. 1905. S. 1 2 3 3 ; 1906. S. 160; Zieglers Zentralbl. 1905. Nr. 19; Zentralbl. f. Physiolog. Bd. 19. 1905; Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 27. 1910. — STERNBERG, Verhandlgn. d. deutsch. Path. Ges. 1903; Zentralbl. f. Pathol. 1905. Nr. 8. — TÜRK, Vorlesungen über klin. Hämatologie. 1 9 1 4 ; Wiener kl. W . 1901. Nr. 18. — WEIDENREICH, Die Leukocyten. Wiesbaden.
Zieglers Bd. 24.
1911. —
Zentralbl. 1898.
v. WILLEBRANDT, D e u t s c h , m. W .
1906.
Bd. 17.
Nr. 11.
—
1901.
N r . 4. —
ZIELER,
ZIEMANN, Zentralbl. f.
Bakt.
Kammerfärbungen. D a bei der Herstellung von Ausstrichpräparaten häufig einzelne Zellen zerstört werden und auch die Leukocyten in nicht völlig tadellosen Präparaten sich oft etwas ungleich verteilen (polymorphkernige sind häufiger in den dünneren
37
Kammerfärbungen
Randschichten, Lymphocyten mehr in den dickeren zentralen), so liegt es nahe, Färbungen in der Zählkammer selbst vorzunehmen. Diese Färbungen sind aber insofern unvollständig, als es bisher nie gelingt, alle Leukocytenarten völlig differenziert und erkennbar darzustellen. Daher sind die Ausstrichpräparate immer außerdem noch nötig. Gleichwohl ist eine Kammerfärbung recht wertvoll, da ihre Resultate entschieden genauer und auch schneller erreichbar sind als die Ergebnisse der Ausstrichpräparate. Bedingung ist natürlich auch hier, daß mindestens 300 Lenkocyten ausgezählt werden, damit der Zufall keine größere Rolle spielt. Zuerst hat ZOLLIKOFER (Zeitschr. f. wiss. Mikrosp. 1900) nach diesem Prinzip Färbungen vorgenommen. Er bezweckte namentlich eine Kammerfarbung der eosinophilen Zellen, um deren Zahl mit größerer Genauigkeit festzustellen. Seine Färbungsmethode ist die folgende: Man macht sich zwei Lösungen, die in dunklen Gläsern aufbewahrt werden. I. E o s i n w. g.
(GRÜBLER)
Formalin konz. (40 Proz.) Aq. destill. Filtrieren.
0,05 1,0 100,0
B . X . (GRÜBLER) 0,05 Formalin konz. 1,0 100,0 Aq. destill. Filtrieren. Zum Gebrauch werden aus Tropffläschchen beide Lösungen zu gleichen Teilen gemischt und das Blut mit der Mischpipette für Leukocyten auf x/io mittels der hergestellten Färbungsflüssigkeit verdünnt. Während 5 Minuten wird die Pipette geschüttelt und dann sofort die Kammerzählung vorgenommen. Die eosinophilen Granula sind gelblich-kaminrot. Die neutrophilen grauviolett. Die ungranulierten Lymphocyten und Mononukleären sind durch ihre Größe zu erkennen. Die Kernfärbung ist leider keine deutliche. Im allgemeinen muß man gleiche Tropfenzahl beider Lösungen zur sicheren Granulafärbung mischen, mitunter kann man aber etwas variieren, wenn die Färbung der Granulation oder der Kerne zu ungenügend ist. Im ersteren Falle hat man etwas zu viel Methylenblau, im letzteren zu wenig. Eine genügende Tinktion sowohl der Kerne wie der Granula gelingt indessen nicht, so daß man eben am besten auf eine gute Tinktion der Körner tendiert. RIEBES (Münch, med. W. 1906, Nr. 31) hat zur besseren Kernfärbung die Methode dahin modifiziert, daß er die Methylenblaulösung zuerst allein einwirken läßt und hat daher das Blut zuerst mit dieser Lösung so weit verdünnt, daß nur die h a l b e Ampulle der Mischpipette gefüllt wird. Zehn Sekunden später füllt er mit der zweiten Lösung vollständig unter Ansaugen bis zur Marke II. Während 5 Minuten wird geschüttelt, dann die Kammer beschickt und jetzt sind sowohl die Kerne als Granulation befriedigend gefärbt. TÜRK (Klinische Hämatologie, Wien 1904) empfiehlt als Verdünnungsflüssigkeit für die Leukocytenzählung nicht wie sonst 1 / 3 proz. Essigsäure, sondern folgende Lösung zu verwenden: Acidi acetici glacial. 3,0 Aq. destill. 300,0 1 proz. wäßrige Gentianaviolettlösung 3,0 Damit erzielt man nicht allein eine deutliche Darstellung der Leukocyten zur leichteren Zählung in der Kammer, sondern bereits auch schon eine weitII. Methylenblau
38
Technik der Blutuntersuchungen
gehende Differenzierung. Ich kann nach jahrelangem Gebrauch dieser Methode und nach Benutzung ganz ähnlicher Lösungen schon vor der T Ü R K sehen Publikation diese Technik aufs beste empfehlen. Man erkennt jetzt in der Kammer die Leukocytenkerne aufs deutlichste, und bei guter Beleuchtung unterscheidet man die L y m p h o c y t e n an ihrem kleinen runden oder leicht eingekerbten Kern und ihrem schmalen Protoplasma. Die p o l y m o r p h k e r n i g e n L e u k o c y t e n sind durch die Kerne leicht erkennbar, leider aber können eosinophile und neutrophile Granula nicht voneinander getrennt werden. Die M a s t z e l l e n haben intensive Färbung angenommen und erscheinen als violettblaue Kugeln, ohne daß man gewöhnlich noch den Kern zu erkennen vermöchte. Die großen m o n o n u k l e ä r e n L e u k o c y t e n haben großes Protoplasma, blasse und wenig scharf abgesetzte Kerne. Kleinere Exemplare können mit den Lymphocyten verwechselt werden. Die Ü b e r g a n g s f o r m e n sind nur schwer mit Sicherheit zu erkennen, am ehesten durch den wenig gelappten Kern und das etwas bläuliche Protoplasma. Der Geübte wird auch Myelocyten und kernhaltige Rote bald herausfinden, ebenso andere pathologische Zellformen. DÜNGER (Münch, med. W . 1910, Nr. 37) schlägt für eine rasche und zuverlässige Zählung der Eosinophilen die Benutzung der folgenden Mischflüssigkeit für die Kammerfärbung vor und die Verwendung großer Kammern, z. B. der BÜRKERsehen:
1 proz. wäßrige Eosinlösung Azeton Aq. destill. Die Eosinophilen sind durch die glänzend rot gefärbten Kömer auffallend.
Vitalfärbungen. Eigentliche Vitalfarbungen kommen wohl nie vor, weil die lebendige Zelle entweder den Farbstoff nicht aufnimmt, oder wenn derselbe, wie Methylenblau, doch ins Innere der Zelle dringt, durch Oxydation oder Reduktion unschädlich macht. Dagegen sind absterbende Zellen im hohen Grade empfänglich für gewisse dargebotene Farbstoffe, wie N e u t r a l r o t , Methylenblau, Brillant-Kresylblaü, Pyronin Methylgrün, Met h y l e n a z u r usw.; mithin liegen stets postvitale Färbungen infolge von Nekrobiose vor. Gleichwohl sind sehr viele präformierte Zellbestandteile mit dieser Methodik elektiv zu färben, wenn auch nebenbei Artefakte entstehen, deren Deutung zuweilen Schwierigkeiten bereitet. Viele Autoren sind gegenüber den Ergebnissen dieser Untersuchungsmethode äußerst zurückhaltend, so nennt HEIDENHAIN die Befunde ein Konvolut heterogener Erscheinungen. Einen enormen Umfang hat zurzeit die Verwendung dieser Vitalfärbungen in Italien erlangt, während in den Ländern deutscher Zunge diese
Vitalfärbungen
39
Methoden mehr nur für besondere Zwecke im Gebrauch stehen. Sehr ausgiebigen Gebrauch macht davon ARNOLD für seine Zellstudien. Die Technik dieser „Vitalfärbungen" ist sehr einfach. Man bringt zu einem kleinen Korn des Farbstoffes einen Tropfen Blut, umrandet das Präparat mit Vaseline und beobachtet die eintretenden Veränderungen in den nächsten Stunden. Noch besser bewährt sich das Ausstreichen mit einem Glasstab und Eintrocknenlassen in der Nähe der Flamme einer dünnen Schicht der F a r b l ö s u n g e n , z. B. Kresylblau in abs. Alkohol, auf einem Objektträger. Nachher breitet man den Bluttropfen in der gewohnten Weise über dieser dünnen Farbstoffschicht aus (Methode von PAPPENHEIM, NAKANLSHL) oder untersucht über einem hohlgeschliffenen Objektträger (ROSIN und BIBERGEIL) unter sorgfältigem Abschluß der Luft. Von speziellen Methoden ist die vitale Sudanfärbung bereits S. 32 erwähnt. CESARIS-DEMEL (Virch. Arch. 195) verwendet Brillantkresylblau und Sudan III in alkoh. Lösung. SABRAZES (Gaz. hebd.) Bordeaux 1908, 29. XI.; 1909, 28. II., 4. u. 11. IV.) bereitet sich in gewohnter Weise lufttrockene Blutausstriche auf entfetteten Objektträgern (oder Deckgläschen) und nimmt die Färbung beliebig später vor, indem er auf entfettetem Deckgläschen (oder Objektträger) einen kleinen Tropfen von Methylenblau medic. pur. in Aq. destill. 1 :500 ausbreitet und jetzt die Färbung vornimmt. Man kann dann nach der Vitalfärbung Trockenpräparate machen, indem man das Deckgläschen mit einer Kante vorstehen läßt und dann nach Eintrocknenlassen während einigen Tagen abhebt. Solche vitalgefärbte Präparate lassen sich nach PAPPENHEIM (Fol. haem. VII. 1909, S. 19) fixieren und dann umfärben. WIDAL, ABRAMI und BRULE benützen eine isotonische Farbstofflösung: 10 ccm polychrom. Methylenblau v. Unna. 10 ccm 8 proz. NaCl. 1 ccm 2 proz. Natr. oxalic. Sie saugen in eine Pipette erst Blut und dann rasch das Zehnfache der Lösung, erzeugen eine gute Mischung durch Aufsaugen uud Ausblasen, lassen 10—15 Minuten stehen, zentrifugieren und streichen das Sediment aus, das dann leicht durch Hitze fixierbar ist. Nach FERRATA und BOSELLI wird auf diese Weise die Subst. granulo-filamentosa elektiv gefärbt. FERRATA und BOSELLI (Fol. haem. X. 1910) schlagen zur präagonalen Färbung 1 proz. Methylenblaulösung in 0,85 proz. Na Cl-Lösung vor, fixieren und färben dann nach JENNER-GIEMSA weiter und können so jede Veränderung der roten Blutkörperchen zum Ausdruck bringen. HERTZ empfiehlt besonders Brillant - Kresylblau und polychromes Methylenblau.
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Technik der Blutuntersuchungen
SCHILLING-Torgau hält eine kombinierte Brillantkresylblau-GiemsaMethode für besonders geeignet. Bestreichen der gut gereinigten Objektträger mit konzentr. alkohol. Lösung von Brillant-Kresylblau mittels eines Glasstabes. Antrocknenlassen. Objektträger muß deutlich grauviolett sein. Ausstreichen des Blutes mit Deckglas oder Objektträger. Fixation in Äther-Alkohol oder Methylalkohol, nur 5'. Nachfarbung mit alkalischer Giemsalösung 20'. „Man sieht schöne Netzstruktur und an den dünnen Stellen zahllose Ubergänge zw. Polychromasie und Vitalstruktur". Die bei Malaria tertiana vorhandene Schüffnertüpfelung wird als Fortsetzung der Vitalstruktur und Sichtbarmachung ihrer Grundlage erklärt. Unter den roten Blutkörperchen verraten sich die polychromatischen durch tiefe Blaufärbung. (Poggikörperchen der Italiener bei vitaler Methylenblaufärbung), ferner erscheint in manchen jungen Zellen ein Netzwerk oder eine granuläre Beschaffenheit (Substantia granulo-filamentosa), die aber nicht identisch ist mit der am fixierten Präparat nachweisbaren basophilen Punktierung. Sehr früh färbt sich der Kern der Erythroblasten. Über Auffassung und Bedeutung dieser Befunde siehe S. 143. Viel studiert sind die Erscheinungen an den Blutplättchen, bei denen eine blasse periphere Schicht und eine dunkelgefärbte granuläre, vielfach als Kern gedeutete, Partie zum Vorschein kommt. Auch abnorm große Plättchen sind leicht zu erkennen. An ' den Leukocyten bemerkt man zuerst eine diffuse Protoplasmadurchtränkung, die bei basischen Farbstoffen wieder verschwindet, sobald der Kern intensiv die Farbe angenommen hat. Nachher treten Granulafärbungen ein. A n den Lymphocyten heben sich die Nukleolen aufs deutlichste ab, ebenso die azurophilen Granula. Besonders geeignet ist die Vitalfärbung zur Darstellung gewisser fixiert nicht darstellbarer Veränderungen an jugendlichen Erythrocyten, ferner zur sichersten Färbung der Nukleolen. Hauptsächliche Literatur der Yitalfärbungren. ACHARD et AYNAUD, Soc. biol. 14. u . 1908. Plättchen. — ARNOLD, Virch. Arch. 157; Anat. Anzeiger. Bd. 16. — BIBERGEIL, I.-D. Kiel. 1903. — B I F F I , Boll, scienze med. 1908. — BIONDI, Fol. haem. VII, S. 205. — BLOCH, Beitr. z. Hämat. Zeitschr. f. kl. M. Bd. 43. 1901. Lit.! — BRULÉ, I.-D. Paris. 1909. — C A D E et CHARLIER, Lyon med. 1909. — CADWALADER, Am. J. 1905. — CAGNETTO, Rif. med. 1908. — CESARIS-DEMEL, Virch. Arch. 195. Fol. haem. Bd. IV. Suppl. 1907. S. 1. Lit.! — EHRLICH, Anämie, I. Teil, Nothnagelsche Sammlung u. Char. An. Bd. 10. — FERRATA, Fol. haem. IV. Suppl. IX..S. 253. L i t e r a t u r hier zusammengestellt, bes. italienische, ferner Fol. haem. IX. Arch. S. 274. — FERRATA U. BOSELLI, Fol. haem. X. 1 9 1 0 . — FERRATA U. VIGLIOLI, Fol. clin. Bd. 3. 1911. — FIESSINGER et ABRAMI, Revue de méd. 1909. S. 1—40.
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Die Zählung der Blutzellen. Die Feststellung der Zahl der roten und weißen Blutkörperchen ist unter den verschiedensten Gesichtspunkten von größter Bedeutung. Glücklicherweise besitzen wir in den Kammerzählungen nach den Prinzipien von THOMA-ZEISS eine durchaus zuverlässige Methodik. Zum Zwecke der Zählung der morphologischen Elemente muß das Blut verdünnt werden. Die Zählung der röten Blutkörperchen. Als Verdünnungsflüssigkeiten benützt man physiologische Kochsalzlösung 0,9 Prozent, oder ToiSSONsche Flüssigkeit (nicht empfehlenswert) oder weitaus am besten HAYEMsche L ö s u n g :
Hydrarg. bichlor. 0,5 Natr. sulfur. 5,0 Natr. chlorat. 1,0 Aq. destill. 200,0.
I. Die Verdünnung wird geführt.
mit
der Mischpipette von THOMA
durch-
42
Technik der Blutuntersuchungen
Ein genügend großer Bluttropfen wird vorsichtig und langsam angesaugt bis zur Marke 0,5, wenn es sich wahrscheinlich um annähernd normale Erythrocytenwerte handelt, bis 1,0 bei hochgradigen Anämien. Sodann wird die Spitze 5 der Pipette mit dem Finger rasch von dem anhaftenden Blute befreit und jetzt die Verdünnungsflüssigkeit angesogen. Zunächst soll die Verdünnung zum Zwecke gleichmäßiger Verteilung des Blutes ziemlich rasch vor sich gehen, später aber langsamer, je mehr man mit der Füllung der Ampulle sich der Marke 101 nähert. Diese darf nicht überschritten werden. Haben sich infolge zu langsamen Arbeitens Gerinnsel gebildet, so ist die genaue Bestimmung unmöglich, und es bleibt nichts anderes übrig als eine neue Pipette zu füllen. Mitunter bilden sich Luftblasen. Entstehen sie schon beim Ansaugen vor der Marke 0,5 (bezw. 1,0), so fangt man besser von vorn an. Durch Vorsicht und Benutzung eines genügend großen Bluttropfens kann diese Unannehmlichkeit erspart werden. Bilden sich Luftblasen erst in der Ampulle dadurch, daß die Glasperle nicht von allen Seiten gleichzeitig umspült wird, so läßt sich dieser Übelstand noch heben, indem man bei senkrechter Haltung der
Pipette durch leichtes Drehen oder gelindes Schütteln die Luft an die Oberfläche der Flüssigkeit hinauftreibt. Wenn man schon beim Ansaugen etwas dreht, so kann auch hier die Blasenbildung vermieden werden. Ist diese Grenze erreicht, so verschließt man mit dem Finger die Spitze S der Mischpipette, damit kein Inhalt mehr heraustritt und erzielt nun eine gleichmäßige Suspension unter leichtem Schütteln durch die Bewegung der Glasperle in der Ampulle. Diese. Prozedur muß 2—3 Minuten durchgeführt werden. Statt der gewöhnlichen Mischpipette sind in letzter Zeit verschiedene P r ä zisionssauger empfohlen worden, durch die eine möglichst genaue Abmessung der Blutsäule erreicht wird. Ich verweise auf die Mitteilungen von MAY, Münch, med. W. 1903,. S. 251 u. von H I R S C H F E L D , Berl. kl. W. 1909, Nr. 10. Im allgemeinen scheinen diese Instrumente wegen ihrer Kompliziertheit geringen Eingang gefunden zu haben. Auch ist wohl der mögliche Fehler bei der ursprünglichen Mischpipette nur ein sehr kleiner, sorgfältiges Arbeiten vorausgesetzt. Jedenfalls liegen die Gefahren, wie bereits früher betont, viel mehr in der Art der Blutentnahme als in der Pipettenfüllung. Beachtenswert ist der Vorschlag von H I R S C H F E L D (Die deutsch. Klinik usw. 1909), wonach alle Präzisionssauger unnötig werden, wenn statt des Mundstückes
Die Zählung der Blutzellen
43
der gewöhnlichen Pipette ein kleines Glasröhrchen mit i — 2 cm lang aufgerollter Watte eingesetzt wird. Dadurch läßt sich die Aufsaugung viel genauer und sorgfältiger gestalten. II. Sie Füllung der Zählkammer.
Das Prinzip der Zählkammern besteht darin, daß ein Raum von ganz genau bekanntem Volumen hergestellt ist, und dieser Raum selbst durch eine erst mikroskopische sichtbare feine Einteilung noch in viele einzelne Quadrate geteilt wird. Die Kammer wird durch ein besonderes, dem Instrument beigelegtes Deckgläschen D abgeschlossen. Es darf wegen des Fokalabstandes der Linse nicht zu dick, aber auch wegen notwendiger Vermeidung zu großer Elastizität nicht zu dünn sein. Das Deckglas ist richtig aufgelegt, wenn allseitig die NEWTONschen Farbenringe als Interferenzerscheinung auftreten und bestehen bleiben; alsdann beträgt die Kammerhöhe 0,1 mm. Auf dem Grunde, der Kammer ist eine mikroskopische Gittereinteilung eingraviert, die je 20 QuaW r T) drate in 20 Reihen aufweist. Ein jr o solches Quadrat mißt 1/20 mm Seite, hat also 1/i00 mm2 Fläche und bei der Kammerhöhe von Y10 mm beträgt mithin der Inhalt des Prismas O.lOOmtn. C. Zeiss V4000 m m S Jena.
Man bläst aus der Mischpipette einen Teil des Inhaltes aus und verwendet am besten einen Tropfen aus F i g . 5. Zählkammer, der Mitte der Ampulle zur Füllung a) Aufsicht, b) Durchschnitt ('/ a nat. Größe). der Kammer, nachdem unmittelbar vor der Beschickung der Zählkammer die Spitze der Mischpipette von der anhaftenden Flüssigkeit befreit worden ist. Der nicht allzu große Tropfen wird auf die Kammermitte gebracht und schnell das Deckglas angedrückt. Geschieht dies nicht rasch, so kann sich das Blut natürlich sedimentieren, und es entstehen enorme Fehler. Beim Andrücken ist die Bildung von Luftblasen absolut zu vermeiden, indem man das Deckglas zuerst auf einer Kante auflegt, dann mit dem Tropfen in Berührung bringt und erst jetzt völlig senkt. Es muß sich auch das Blut gleichmäßig ausbreiten. Unter allen Umständen soll der Boden (£) der Zählkammer bis zur ringförmigen Rinne r vollständig ausgefüllt werden, weil sonst die peripheren Schichten an Blutkörperchen außerordentlich ärmer sind als die zentralen. Es tut auch gar nichts, wenn etwas Flüssigkeit in die Rinne hineingelangt. Dagegen galt es bisher als durchaus unstatthaft, daß sich auch außerhalb der Rinne unter dem Deckglas noch etwas Flüssigkeit findet. T Ü R K und B Ü R K E R haben neuerdings indessen darauf
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Technik der
Blutuntersuchungen
aufmerksam gemacht, daß man sogar mit Vorteil auf beide Seiten der Rinne einen ganz kleinen Tropfen absichtlich anbringt, sofern nachher die NEWTONschen Ringe deutlich erscheinen. Für die richtige Höhe der Kammer ist es gleichgültig, ob unter dem Deckgläschen Luft oder Wasser sich befindet; wichtig ist allein, daß NEWTON sehe Ringe erscheinen, indem jetzt die geforderte Höhe erreicht ist. Durch zahlreiche Zählungen und optische Berechnungen ist die Zulässigkeit dieser neuen Methodik erwiesen, und ich bediene mich ihrer sehr gern, weil das Deckglas viel fester anhaftet und erst beim sicheren und konstanten Anschluß desselben die richtige Kammerhöhe garantiert ist. In der Tat kann man sich bei der (unstatthaften!) nicht vollständigen Füllung des Kammerbodens leicht überzeugen, wie verschieden weit die Flüssigkeit reicht, wenn das Deckglas sehr gut oder wenn es nur lose haftet. Ist die Kammerfüllung vollendet, so wartet man 2 Minuten oder besser noch länger ab, damit sich die Blutkörperchen absetzen. Jetzt kontrolliert man unter dem Mikroskop mit schwacher Vergrößerung, ob die Verteilung der Zellen überall gleichmäßig erfolgt ist und nicht etwa die Peripherie weniger Blutkörperchen empfangen hat. Im letzteren Falle könnte natürlich von einer richtigen Zählung keine Rede sein. Für eine sichere Berechnung der Erythrocyten muß die mittelstarke Vergrößerung (D des Mikroskopes von ZEISS) und eine sehr gute Lichtquelle (weiße W o l k e oder am besten Auerlicht!) benützt werden. Die feine Netzteilung soll mit großer Deutlichkeit hervortreten. Fig. 6.
Netzteilung nach THOMA. (20mal vergr.).
Man beginnt jetzt die Zählung in der linken oberen Ecke der Kammer. Zum Zwecke leichter Orientierung ist die i., 6., n . und 16. Reihe der kleinen Quadrate, wie das die vorliegende Reproduktion veranschaulicht, durch eine besondere Linie geteilt und dadurch gekennzeichnet. Die Erythrocyten liegen natürlich öfters auf den Grenzlinien der kleinen Quadrate. Wollte man alle nur tangierenden Zellen mitzählen, so würde selbstverständlich ein großer Fehler entstehen. Man soll daher nur diejenigen Blutzellen berücksichtigen, die wenigstens zur Hälfte dem kleinen Quadrat angehören, oder aber man zählt von den tangierenden nur diejenigen, die die linke oder obere, nicht aber die rechte und untere Grenzlinie schneiden. E s wird jetzt durch Verschiebung der Zählkammer (am besten mit verschiebbarem Objekttisch!) die Zahl der Blutkörperchen in 20 nebeneinander liegenden kleinen Quadraten, d. h. in einer Reihe ermittelt und notiert.
Die Zählung der Blutzellen
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Jetzt wird die folgende zweite Reihe durchgezählt usw., bis wenigstens zehn Reihen bestimmt sind. Die Resultate dürfen untereinander nicht allzu stark abweichen, sonst ist die Verteilung keine gute und das Ergebnis unsicher. Sehr zu empfehlen ist es, noch andere Reihen abseits der zentralen Partie zu bestimmen. Mit dem THOMA-ZEissschen Kammer ist dies freilich nicht möglich; aber mit den von ZAPPERT, ELZHOLZ, TÜRK usw. angegebenen, auf S. 47 u. 48 reproduzierten Zählkammern geht das sehr wohl, und dann gewinnen die Resultate, sofern sie auch jetzt annähernd gleich ausfallen (und das muß verlangt werden!), ganz bedeutend an Zuverlässigkeit. Ich pflege regelmäßig eine größere Anzahl Reihen der äußersten Peripherie an allen Seiten durchzuzählen, um der gleichmäßigen Verteilung sicher zu sein. A l l e Ergebnisse können außerdem erst Anspruch auf Genauigkeit er-: heben, wenn sie aus einer sehr großen Erythrocytenzahl (etwa 1000) ermittelt sind. Dann m a g der Fehler immer noch 3 Proz. betragen (REINERT). Bei schweren Anämien muß man daher viel mehr als 10 Reihen, j a viel mehr als 20 Reihen zählen; mithin reicht dafür die ursprüngliche THOMA-ZEISSsche K a m m e r gar nicht aus, und es sollte daher ganz allgemein nicht nur für die Leukocytenbestimmung, sondern schon für die Ermittlung der Erythrocytenwerte eine der größeren Kammern von ZAPPERT, ELZHOLZ, N E U B A U E R , B Ü R K E R oder T Ü R K angeschafft werden. Die Berechnung der Erythrocytenzahl im Kubikmillimeter ist leicht, wenn man sich daran erinnert, daß jeder kleine K u b u s mit dem kleinen Quadrat als Grundfläche = Viooo mm 3 Inhalt besitzt und daß außerdem in der Pipette beim Ansaugen des Blutes bis zur "Marke 0,5 eine 200 fache Verdünnung erzielt worden ist. Man zählt also 200 kleine Quadrate = 10 Reihen und multipliziert den gefundenen Wert mit 4000. Die weißen Blutzellen dürfen natürlich nicht mitgezählt werden. Man kann sie bei Verdünnung mit HAYEM scher Lösung auch ohne Schwierigkeit erkennen, da sie nicht den gelblichen Hämoglobinfarbenton besitzen. Zwar sind sie gewöhnlich im Vergleich zu den roten Blutkörperchen so selten, daß sie gar keine Rolle spielen. Bei starken Anämien und Leukocytosen könnten aber doch wesentliche Fehler entstehen.. Bei Leukämie müssen sie besondere Berücksichtigung finden und dürfen nicht mitgezählt werden. Hier kann man auch so verfahren, daß man zuerst bei Verdünnung mit HAYEM scher Flüssigkeit alle korpüskulären Elemente zählt und nachher in Essigsäure die Leukocyten bestimmt und die Eiythrocyten dann aus der Gesamtsumme — weiße Zellen berechnet. Die Mischpipetten müssen nach jedem Gebrauche aufs sorgfältigste (am besten mit einem Gebläse) zuerst mit Wasser, dann mit absolutem Alkohol, endlich mit Äther gereinigt werden. Von Zeit zu Zeit empfiehlt sich eine gründliche Säuberung mit Kalilauge. Diese ist auch dann nötig, wenn Koagula sich gebildet haben oder die Pipette verstopft ist. Man läßt die Kalilauge 1 / 2 — 1 Tag läng einwirken, nachher kommt langdauerndes Ausspülen mit Wasser, dann Alkohol und Äther wie sonst. Die Zählkammer darf nur mit Wasser gereinigt werden, Alkohol, Äther usw. würden den Kitt (Kanadabalsam) auflösen. Bei stärkerer Verunreinigung kann 1 Tropfen Kalilauge zur Reinigung gebraucht werden.
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Technik der
Blutuntersuchungen
Vor dem Gebrauch müssen Mischpipette und Zählkammer absolut trocken und staubfrei sein, die Glasperle soll nicht anhaften und allen Bewegungen folgen. Einer besonderen Besprechung bedarf noch die sehr empfehlenswerte Zählkammer von BÜRKER (Münch, med. W. 1905, Nr. 19 u. Arch. f. d. ges. Phys. Bd. 107, S.426 u. Bd. 118, S.460. Man läßt hier auf die Zählflächen a und b bei fest aufgelegten oder mit Klemmen angepreßtem die NEWTON sehen Ringe deutlich zeigendem Deckglas das Blut von der Seite auf die Mischpipette einfließen, wobei durch Kapillarwirkung eine möglichst gleichmäßige Verteilung erzielt wird. Für rote Zellen benutzt BÜRKER als Zähleinheit die kleinen, für weiße Zellen die großen Quadrate (siehe Fig. 7). Bei Verdünnung 1 :200 muß man die Gesamtzahl der in 80 kleinen Quadraten gezählten R mit 0,01 multiplizieren und hat dann den Wert pro Kubikmillimeter in Millionen.
Fig. 7.
Zählkammer von
BÜRKER.
Bei Verdünnung 1 : 1 0 für Leukocyten zählt man 100 große Quadrate, multipliziert mit 0,025 u n d hat die Zahl für den Kubikmillimeter in Tausenden. Kritik der Zählkammer, BÜRKER, Pflüg. Arch. Bd. 105, 1904.
Die Zählung der Leukocyten. Die Ermittlung der Leukocytenzahl erfolgt nach demselben Prinzip; dagegen ist es durchaus unstatthaft, in der gleichen Kammer rote und weiße Zellen, selbst unter Methylviolettzusatz zur besseren Erkennung der Leukocyten, gleichzeitig zu zählen. Die farblosen Blutzellen sind fast stets viel zu spärlich, und nur aus großen Werten darf eine Berechnung erfolgen. Daher ist eine so starke Verdünnung des Blutes, wie sie bei der Erythrocytenzählung durchgeführt wurde (1:200), hier unbrauchbar. Man benützt
Die Zählung der Leukocyten
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besondere Mischpipetten für weiße B l u t k ö r p e r c h e n , die nur eine iofache Verdünnung erzielen lassen. Sie tragen daher am Ende der Ampulle die Marke I i (nicht ioi). Als V e r d ü n n u n g s f l ü s s i g k e i t benützt man 1/s Proz. oder i Proz. Essigsäure wegen ihrer Fähigkeit, die roten Blutkörperchen durchsichtig zu machen und die Leukocytenkerne deutlich darzustellen. Natürlich werden auch eventuell vorhandene kernhaltige rote Zellen jetzt auffällig. Der Geübtere erkennt die Erythroblasten und kann sie einfach bei der Leukocytenzählung übergehen. Zuverlässiger ist es aber, wenn zuerst alle kernhaltigen Elemente, gleichgültig welcher Art, ermittelt werden, und wenn nachFig. 8. Netzteilung nach ZAPPERT. (20 mal vergr.) her aus den gefärbten Trockenpräparaten der Prozentsatz der Erythroblasten berechnet und dann auch die wahre absolute Leukocytenzahl festgestellt wird. Völlig unrichtig ist die überall gelesene Angabe, daß in der Essigsäure die Erythrocyten quellen oder gar zerstört werden. Wie man sich leicht bei Zusatz von Gentianaviolett, besonders an den polychromatischen und daher gefärbten Zellen überzeugen kann, tritt eine Durchmesservergrößerung gar nicht auf. Neutralisiert man die Kalilauge, so sind die angeblich zerstörten roten Blutzellen auch wieder da. Besonders empfehlenswert ist das Zusetzen eines FarbFig. 9. Netzteilung nach ELZHOLZ. stoffes zu der Essigsäure, so (20 mal vergr.) daß die jetzt gefärbten Zellkerne mit größter Deutlichkeit sich dem Auge präsentieren, und nunmehr auch eine bessere Differenzierung möglich ist. Wir haben dies bereits bei den Kammerfärbungen erörtert. Als solche Verdünnungsflüssigkeit ist vor allem die von T ü r k vorgeschlagene zu benützen:
48
Technik der
Blutuntersuchungen
Acid. acetic. glac. I proz. wäßrige Gentianaviolettlösung A q . destill.
3,0 3,0 300,0
Die Ermittlung der Leukocytenwerte wird damit nicht nur viel rascher, sondern auch exakter erreicht und auch eine différentielle Zählung möglich. Ich verweise auf das S. 37 Gesagte. Endlich ist auch die gewöhnliche THOMA-ZElSSsche Kammer zur Gewinnung eines sicheren Resultates zu klein; denn nur aus einer großen Zahl der Elemente kann ein genauer Wert gewonnen werden. Es ist daher notwendig, eine Netzteilung zu gebrauchen, die sich nicht nur auf das Zentrum der Kammer, sondern auch noch über viele anliegenden Partien erstreckt. Eine solche Netzteilung besitzt die Zählkammer nach ZAPPERT (vgl. Fig. 8). Hier sind 9 THOMA-ZEISSsche Felder aneinander gereiht und können 5 Felder genau gezählt und vier weitere wenigstens abgeschätzt werden. Dasselbe Prinzip verfolgen die noch geeigneteren Zählkammern nach ELZHOLZ u n d n a c h TÜRK (siehe
Fig. 9 u. 10) und nach NEUBAUER.
Fig. 10.
... . . ..
, „.. „„
Netzteilung nach TÜRCK.
(20 mal vergr.)
Es kann nicht genug betont werden, daß nur Leukocytenwerte, die mit diesen KamJ '
_
'mern gewonnen worden sind, Anspruch auf Zuverlässigkeit erheben dürfen. E s sollten daher nur solche Kammern im Gebrauche stehen. Ich selbst habe seit vielen Jahren nie andere Apparate mehr benützt. Die Herstellung der Verdünnung, die Füllung der Kammer und die Zählung der Leukocyten erfolgt ganz in derselben Weise wie bei roten Blutkörperchen. Eine kleine THOMA-ZElSSsche Kammer enthält normal 70—80 Leukocyten. Wenn immer möglich, soll man zur Berechnung der Gesamtzahl etwa 300 weiße Blutkörperchen verwenden. Auch hier dürfen natürlich die Einzelwerte der kleinen Kammern nicht allzusehr divergieren. Bei starken Leukocytosen verdünnt man besser auf 1/20 durch Ansaugen des Blutes bis zur Marke 0,5, bei -den hohen Zahlen der Leukämie muß die Pipette für Erythrocyten, das heißt, eine Verdünnung von 1:100, benützt werden.
Zählung
der
49
Blutplättchen
Das Verschieben der Zählkammer erfolgt am besten auf verschiebbarem Objektivtisch. Zur B e r e c h n u n g geht man von der Einzelkammer aus, die 4000 kleine Quadrate besitzt und also einen Gesamtinhalt von 400 x Y4000 = 0,1 mm 3 aufweist. Da die Verdünnung auf 1/10 durchgeführt wurde (Ansaugen bis Marke 1,0), so muß der für die Einzelkammer erhaltene d u r c h s c h i t t l i c h e Wert aus den 9 Bestimmungen einfach mit 100 multipliziert werden.(mit 200 bei Ansaugen auf 0,5). Ein anderes Prinzip als dasjenige der Zählkammern benutzen ELLERMANN und ERLANDSEN, D. Arch. Bd. 98. Sie saugen 25 cmm Blut mit einer Kapillarpipette an, blasen es in ein Reagenzglas, in dem sich 19 X 25 cmm der folgenden Mischungsflüssigkeit befinden: 1 / 10 N • HCl 45 ccm, o,9proz. NaCl 45 ccm, Formalin 10 ccm. Dann wird das Gläschen tüchtig geschüttelt. Hernach werden 10 ccm mit einer Pipette entnommen und auf eine markierte Kreisfläche von 2 cm Durchmesser auf einen Objektträger mit einem Platindraht ausgebreitet. Jetzt erfolgt Fixation in der Flamme und Färbung mit 1 proz. wäßriger Methylenblaulösung + 0,2 proz. NaOH ää. Bei 200facher Vergrößerung Auszählung von 100 Gesichtsfeldern und Multiplikation mit 50.
Zählung der Blutplättchen. Die Zählung der Blutplättchen begegnet dadurch ganz besonderen Schwierigkeiten, daß diese Gebilde überaus rasch agglutinieren, konfluieren und sich damit einer genauen Feststellung entziehen. Bei ganz schnellem Arbeiten mit Mischpipette und TÜRK scher Leukocytenzählflüssigkeit kann es gelingen, eine Kammerzählung zu erzielen; doch glauben manche Autoren, daß alsdann eine unkontrollierbare Zahl von Plättchen an den Wandungen der Mischpipette hängen bleibt und daher das erhaltene Resultat zu ungenau sei. Es ist daher zweckmäßiger, nach dem Vorschlag von BIZZOZERO den Bluttropfen direkt in einer 14 proz. Magnesiumsulfatlösung aufzufangen. Hierin werden zwar die Plättchen etwas deformiert, aber sie bleiben isoliert und können in der Zählkammer ermittelt werden, indem man das Verhältnis zwischen roten Blutkörperchen und Plättchen bestimmt und nachher durch eine Erythrocytenzählung die gewünschten absoluten Werte erhält. SAHLI empfiehlt, der Magnesiumsulfatlösung so viel Methylviolett zuzusetzen, daß die Flüssigkeit in einem Meßzylinder von 10 ccm noch gut durchsichtig erscheint. Jetzt sind die Plättchen auch gefärbt und können nun leicht in ihrem Verhältnis zu den Erythrocyten in der Zählkammer bestimmt werden. Man bringt also nach gründlicher Reinigung der Fingerkuppe einen Tropfen dieser Verdünnungsflüssigkeit auf die Haut, sticht durch den Tropfen durch, saugt mit der Mischpipette für Erythrocyten an, sorgt durch vorsichtiges Schütteln für eine gleichmäßige Verteilung und bestimmt in der Zählkammer das Verhältnis der Plättchen zu den Erythrocyten. ACHARD und AYNAUD (siehe Kap. Blutplättchen) halten alle diese Methoden fiir prinzipiell unrichtig, weil durch Kontakt mit Gewebesaft stets Plättchen in unkontrollierbarer Weise zerstört werden und daher bei der Prüfung falsche Resultate entstehen. Sie selbst benützen folgende Methode: Venenpunktion mit paraffinierter Spritze, Verdünnung in der Spritze mit NAEGELI, Blutkrankheiten, a. Aufl.
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Technik
der
Blutuntersuchungen
ioproz. Natriumzitrat durch Zusatz von i Teil Natriumzitratlösung auf 9 Teile Blut, so daß jetzt das Blut in etwa 1 proz. Natriumzitratlösung konserviert ist. Sie verwenden jetzt 2 weitere, Blut und Plättchen konservierende Flüssigkeiten: A. 8°/ 0 0 NaCl-Lösung 80 ccm. B. 8°/ 0 0 NaCl-Lösung 80 ccm 1 0 % Natriumzitratlösung 20 „ Formol 20 „ 2 ccm der Flüssigkeit A kommen in ein paraffiniertes Gefäß. Man läßt jetzt von dem in der paraffinierten Spritze befindlichen mit Natriumzitrat verdünnten Blut einen Tropfen hineinfallen. Jetzt Zusatz von 2 ccm der Lösung B, mischen und jetzt Feststellung des Verhältnisses von Blutplättchen zu Erythrocyten in der Zählkammer.
Die Zählung der Leukocytenarten in gefärbten Trockenpräparaten. In neuerer Zeit hat man immer mehr erkannt, daß mit der Feststellung der absoluten Leukocytenzahl die Untersuchung keineswegs zu Ende geführt ist, sondern daß gar nicht selten dem absoluten Werte der verschiedenen Arten von weißen Blutkörperchen die weitaus größere Bedeutung zufällt. So kann die Gesamtzahl ganz normal sein, aber ein stark abweichender Teilwert z. B. der Lymphocyten oder der Eosinophilen zeigt doch pathologische Verhältnisse an. Neben der Kammerfarbung und Differenzierung der einzelnen Arten kommt der Auszählung in den Trockenpräparaten die größte Wichtigkeit zu. Wenn man in tadellos hergestellten gefärbten Präparaten eine große Zahl von Leukocyten durchsieht und in einer Tabelle klassifiziert, so erhält man leicht die Prozentwerte der einzelnen Arten und kann aus der vorher bestimmten Gesamtzahl der weißen Blutzellen auch die Partialwerte berechnen. Zu einer sicheren Feststellung muß eine große Zahl von Leukocyten klassifiziert werden, weil sonst natürlich der Zufall bei kleiner Zahl arge Irrtümer schaffen kann. 300 Zellen müssen mindestens analysiert werden, besser noch mehr. Für eine irgendwie sichere Feststellung einer spärlich vertretenen Art, z. B. der Plasmazellen, der Mastzellen, der Eosinophilen, muß man unbedingt 1000 Zellen durchgehen. Ich lege eine kleine Tabelle neben mich, die an ihrem Kopfe die verschiedenen Nameq der einzelnen Arten trägt, z. B. lormoblast. 1 Mugaloblast. 11 Uyelocyt. | leutr. | Eos. | Basoph. | Lymph. |flbergf.| Rilzungsf. und bei Bedarf erweitert z. B. in der Gruppe der Myelocyten oder Lymphocyten und notiere mit einem Strich die auftauchende Art. Es geht natürlich nicht an, dieselbe Zelle zweimal unter die Augen zu bekommen und zu zählen. Bei einem größeren Präparate, das reich an Leukocyten ist, bleibt die Wahrscheinlichkeit, auf die gleichen Zellen wieder zu kommen, gering; man darf also hier „blind", d. h. nach beliebigen Richtungen verschieben. Am zweckmäßigsten ist aber stets, und bei kleiner Leukocytenzahl allein zulässig, die Zählung von Gesichtsfeldreihen mit verschiebbarem Objekttisch. Man geht nach bestimmter Richtung vor und analysiert systematisch das Präparat. Natür-
51
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
lieh müssen eventuell zerquetschte Zellen auch gezählt werden. Bei den granulierten Zellen ist die Einordnung zerdrückter Exemplare wegen der sichtbaren Granulation leicht; bei den anderen kann das schwer fallen oder ganz unmöglich sein. Manche Autoren hielten diese Gebilde sogar für Degenerationsformen und zählten sie besonders. Das letztere soll man tun, auch dann, wenn man an die Präexistenz der Degeneration nicht glaubt. Die Analyse nach einzelnen Gesichtsfeldern ist für gewöhnlich abzuraten, weil es außerordentlich lange dauert, .bis eine Zählung vollendet ist. Viel zweckmäßiger analysiert man bei langsamem Verschieben, wobei natürlich auch die periphersten Partien des Kreises, in denen die Leukocyten nur kurz auftauchen, sorgfältig beachtet werden müssen. Einzig bei Leukämie, wenn im Gesichtsfeld die Zahl der verschiedenen Gebilde zu groß wird, benützt man die q u a d r a t i s c h e O k u l a r b l e n d e , welche die Ausschaltung der peripheren undeutlicheren Zellen gestattet und das Gesichtsfeld nach Bedarf einengt. Auch für Ausstrichpräparate aus hämopoetischen Organen ist die Verwendung dieses Instrumentes nicht zu umgehen. Früher wurden häufig die Prozentverhältnisse allein ermittelt; ja es gibt große Arbeiten, die nur solche Angaben enthalten. Das ist durchaus unzulässig und kann zu groben Täuschungen 1 führen. Der Organismus kümmert sich nicht um Prozente. Wichtig ist allein der absolute Wert. Lediglich der Bequemlichkeit wegen mag man an den prozentigen Angaben festhalten, indessen nur unter gleichzeitiger Angabe der Gesamtleukocytenzahl, so daß der Partialwert leicht berechnet werden kann. Besonders übersichtlich ist die g r a p h i s c h e D a r s t e l l u n g fortlaufender Leukocytenbefunde in sog. L e u k o c y t e n k u r v e n , aus denen sehr wichtige Aufschlüsse über die Funktion der blutbildenden Organe erhalten werden. Absolut unzuverlässig ist die Berechnung der Leukocytenzahl aus dem Verhältnis der roten zu den weißen Zellen im Trockenpräparate, wobei dann der Leukocytenwert aus der allein ermittelten Zahl der roten Blutkörperchen gewonnen wird.
Die Konstruktion eines sog. Cytenquotienten _^" r 3 ,t | lroc y t
jj a t überhaupt
Leukocyt keinen Sinn; denn die Bildung der beiden Zellformen ist voneinander unabhängig. Fort also mit solch erzwungenen Relationen, die nur täuschen und zu den ärgsten Irrtümern führen!
Bestimmung des Hämoglobingehaltes. D i e Bestimmung des Hämoglobinwertes ist v o n hervorragendem klinischem und praktischem Interesse.
Die heutigen Methoden sind, wenn a u c h
nicht
Exaktheit
absolut
genau,
doch
an
den
anderen
Untersuchungs-
methoden kaum nachstehend. E s ist ein weitverbreiteter und trotz vielfacher Mahnungen n o c h durchaus nicht überwundener Irrtum, wenn viele, selbst Ärzte, den H ä m o g l o b i n m a n g e l aus der blassen Gesichtsfarbe erkennen wollen. SAHLI hat schon v o r langen 1
B e i s p i e l : Perniziöse Anämie hat oft 50 und mehr Prozent Lymphocyten.
Dies ist
nur eine prozentliche Vermehrung; absolut besteht wegen der niedrigen Gesamtzahl der Leukocyten und der verminderten Gesamtblutmenge sogar oft Verminderung.
E s ist daher ein grober
Irrtum, wenn einzelne Autoren hier an lymphatische Oberproduktion, ja sogar an Pseudoleukämie gedacht haben. 4*
52
Technik der Blutuntersuchnngen
Jahren auf das Irrige dieser Auffassung hingewiesen und die Erklärung gegeben, daß lediglich Undurchsichtigkeit der Haut oder geringer Blutgehalt derselben recht bedeutende Blässe hervorbringen kann. Gewöhnlich sind diese Zustände schon daran erkennbar, daß die Konjunktiva, das Zahnfleisch und die Lippen keineswegs an dieser Anämie .teilnehmen. Doch darauf wird kaum geachtet Ungezählte werden mit Eisenpräparaten behandelt, die absolut normale Hämoglobinwerte besitzen. Welchen Erfolg eine solche Therapie zeitigt, läßt sich leicht ausmalen. Man muß heutzutage überhaupt verlangen, daß jeder Eisenmedikation eine Blutuntersuchung und außer sorgfältiger Anamnese, mindestens doch eine Hämoglobinbestimmung vorausgehen soll. Der Geübtere vermag schon den hervorquellenden Bluttropfen annähernd richtig zu beurteilen. Nur geringer Übung bedarf es, zu erkennen, ob Anämie vorliegt oder nicht, ebenso um herauszufinden, ob die Blutarmut hochgradig oder mittelstark sei. Läßt man den Bluttropfen auf ein Stück Fließpapier oder saubere Leinwand auffallen, so wird eine approximative Schätzung noch leichter. Darauf basiert die Hämoglobinskala von TALLQVIST. Die Bestimmungen des Hämoglobins können vorgenommen werden kolorimetrisch und spektrophotometrisch, ferner nach der Sauerstoffkapazität und nach dem Eisengehalt, sofern die Theorie von dem konstanten Sauerstoffbindungsvermögen und dem konstanten Eisengehalt des Hämoglobinmoleküls richtig ist. Letztere, von HÜFNER und seinef Schule aufs entschiedenste verteidigte Ansicht hat in neueren Untersuchungen, die gleichzeitig von BUTTERFIELD und von MASING vorgenommen worden sind, volle Bestätigung erfahren, desgleichen treten BÜRKER und MORAWITZ für diese Auffassung ein, so daß die eine Zeitlang mehr Anhänger zählende Theorie von BOHR über die Existenz verschiedener Hämoglobinarten mit wechselndem Sauerstoffbindungsvermögen und verschiedenem Eisengehalt kaum mehr haltbar erscheint. i g Hämoglobin bindet 1,34 ccm 0 2 oder CO bei o° und 760 mm Hg. Auch für pathologisches Hämoglobin ist von den erwähnten Autoren eine völlige Parallele der O a -Kapazität mit der farberischen Kraft des Hämoglobins nachgewiesen durch die Bestimmung der 0 2 -Kapazität mittels Auspumpen des Blutes mit der Quecksilberpumpe nach BUNSEN-GEPPERT und durch die Ferricyanidmethode, bei der Ferricyankali bei der Umwandlung des Oxyhämoglobins in Methämoglobin das an das Oxyhämoglobin gebundene Gas quantitativ in Freiheit setzt Auf diesem Prinzip basieren die Apparate zur Bestimmung der Blutgase v o n HALDANE u n d BARCROFT u n d PLESCH.
Die Ferricyanidmethode gibt bis auf 1 Proz. gleiche Werte wie die kolorimetrische (HALDANE, BARCROFT, MORAWITZ und RÖMER). Sogar für die Fälle von Polycythaemia vera sind jetzt von BUTTER-
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
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FIELD und MORAWITZ völlige Parallelen zwischen O a -Kapazität und Hämoglobin festgestellt worden, im Gegensatz zu den Angaben von SENATOR, MOHR, LOMMEL.
Weniger übereinstimmend sind noch die Ansichten über den konstanten Eisengehalt, indem BRUGSCH inkonstante Werte zu verzeichnen hatte, während die HüFNERsche Schule auf das Hämoglobinmolekül i Atom Eisen und den Eisenwert zu 0,336 Proz. annimmt. Auch die Frage der Parallele zwischen Hämoglobin und dem daraus entstehenden Hämatin scheint nach MORAWITZ noch nicht völlig gelöst. Literatur Uber Hämoglobin, SauerstoffbiudungrsYermögen, Eisengrehalt, Liehtabsorption. in Nagels Handbuch der Phys. I. 1. 1905. — BORNSTEIN u. Arch. f. Phys. 1907. S. 470. — BRUGSCH, Fol. haem. IX. Arch. S. 210. 191 o. — BÜRKER, Monogr. in Tigerstedts Handbuch der physiolog. Methoden. 1910. Lit.! — BUTTERFIELD, Zeitschr. f. phys. Chemie. 1909. Bd. 62. — H A L D A N E U. SMITH, J. of Phys. 16. 468. 1894. — HÜFNER, Arch. f. Phys. 1894. 1901. 1902. 1904. — HÜFNER u. GAUSSER, Arch. Anat. u. Phys., phys. Abt. 1907. S. 209. — K R A U S , Arch. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 42. — LOMMEL, D. Arch. Bd. 87. 1906 u. Bd. 92. 1907. — MASING, D. Arch. Bd. 98. 1910. — MASING u. SIEBECK, D. Arch. Bd. 99. 1910. — MORAWITZ, D. Arch. Bd. 94. 1908. — MORAWITZ U. RÖHMER, D. Arch. Bd. 94. 1908. — MOHR, Zeitschr. f. exp. Path. u. Ther. Bd. 2 u. Kongr. f. inn. M. 1905. — OERUM, Hgl.Bestimmung. D. m. W. 1908. S. 1225. — PLESCH, Objektive Hglometrie, Biochem. Zeitschr. I. 1906. — SENATOR, Zeitschr. f. kl. Med. Bd. 60. 1907. BOHR
MÜLLER,
H ä m o g l o b i n ometrie. Auf kolorimetrischen Vergleichen beruhen eine große Zahl von Apparaten zur Hämoglobinbestimmung. Bei den einfacheren, aber natürlich ungenaueren Methoden, wird das Hämoglobin mit einer haltbaren Farblösung verglichen, die nicht chemisch identisch, sondern nur färberisch ähnlich beschaffen ist. Vorzuziehen ist natürlich der kolorimetrische Vergleich mit derselben Substanz, wie das in der HOPPE-SEYLER-Doppelpipette und dem neuen SAHLI sehen Hämometer verwirklicht ist. Hier wird das Hämoglobin in Hämatin, dort in CO-Hämoglobin verwandelt und mit Lösungen gleicher chemischer Natur verglichen, so daß die Farbennuance wirklich dieselbe ist, was zur Gewinnung eines genauen Resultates ganz wesentlich beiträgt Die Hämoglobin-Skala von Tallqvist. Dieselbe enthält eine empirisch festgestellte Reihe von Farbennuancen, die in ihren Abstufungen ungefähr den Farbentönen von Blutlösungen entsprechen, deren Hämoglobinwerte je 10 Proz. auseinander liegen. Für die Zwecke des Praktikers mag diese Bestimmung genügen. Man bringt einen Bluttropfen auf das der Skala beigegebene Filtrierpapier, worin er sich verteilt und bald eintrocknet. Jetzt kann die Färbung mit der Skala verglichen und der ungefähre Hämoglobinwert eruiert werden.
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Technik der Blutuntersuchungen
Das Hämoglobinometer von Sahli-Gowers. Dieses Instrument, wohl lange Zeit weitaus am meisten gebraucht, enthält in einem Röhrchen 2 cm 3 einer Pikrokarminlösung eingeschmolzen, die in ihrer Farbennuance möglichst genau einer i proz. Lösung des normalen Blutes entspricht. Ein zweites Röhrchen ist oben offen und so graduiert, daß 2 cm 3 Flüssigkeit bis zur Marke ioo reichen. Bei richtiger Kalibrierung muß die Höhe der* Marke ioo der Höhe der Flüssigkeit im Vergleichsröhrchen entsprechen. Die Graduierung ist bis 140 durchgeführt und geht bis auf die Einer. Der hervorquellende Bluttropfen wird in einer 20 mm 3 fassenden Kapillarpipette bis zur Marke aufgesaugt. Schon vorher ist etwas Wasser in das graduierte Röhrchen gebracht worden, und in dieses hinein wird jetzt das Blut befördert, nachdem die Pipette an ihrer Spitze von dem äußerlich anhaftenden Blut befreit worden ist. Nun wird die Pipette mehrmals mit Wasser gefüllt und dieses in das graduierte Röhrchen hineingeblasen, damit auch die letzten Spuren von Hämoglobin mitberechnet werden. Die Blutlösung muß jetzt weiter verdünnt werden bis zur färberischen Übereinstimmung - mit dem Vergleichsröhrchen. Dazu dient ein Glasröhrchen, aus dem das Wasser tropfweise herausquillt. Es ist nötig, ein weißes Seidenpapier hinter die beiden Lösungen zu halten, um die Farben besser vergleichen zu D E R " Vergleich muß im durchfallenden Lichte geschehen und deshalb bringt man beide Röhrchen in die dazu bestimmten Öffnungen des beigegebenen Kautschukpflöckchens. Je näher man der Farbe des Vergleichsröhrchens kommt, desto vorsichtiger wird Wasser zugesetzt, um die Grenze nicht zu überschreiten. Die störende Einteilung des Röhrchens wird am besten seitwärts gedreht, um die Vergleichung besser ausführen zu können. Stets muß die Blutlösung durch leichtes Schütteln, Umdrehen und Lufteinblasen, wobei man mit dem Finger die Öffnung verschließt, sorgfältig gemischt werden; auch dürfen keine Gerinnsel sich bilden. Bei richtiger Farbenübereinstimmung erhält man den Hämoglobinwert des untersuchten
Fig.
ii.
Hämoglobinometer von SAHLI-GOWERS.
K Ö N N E N
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
55
Blutes in Prozenten, wobei 100 Proz. als der normale W e r t betrachtet wird. Für Untersuchungen bei Nacht muß eine andere Vergleichsfarbe benützt werden; deshalb wird dem Instrumente noch ein Röhrchen für die Untersuchung bei künstlichem Lichte beigegeben, bei dem Blutlösungen einen dunkleren Farbenton zeigen. M ö g l i c h e F e h l e r q u e l l e n der Bestimmung. 1. Der größte Fehler des Instrumentes besteht in der geringen Haltbarkeit der Vergleichslösung. Wenn man alte Röhrchen mit neuen vergleicht, so können ungeheure Unterschiede hervortreten. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als diese Vergleichsröhrchen alle i — 2 Jahre neu anzuschaffen oder wenigstens sich zu überzeugen, daß eine Abblassung nicht eingetreten ist. 2. Ein anderer Übelstand ist die Tatsache, daß die Standardlösung nur schwer so hergestellt werden kann, daß ihre Farbennuance mit derjenigen einer Blutlösung übereinstimmt. Für ein farbenempfindliches Auge ist dies überhaupt nie ganz der Fall. Dadurch wird natürlich die Ablesung erschwert und ungenau. 3. Beim Umdrehen der Blutlösung gehen unkontrollierbare Mengen verloren, indem sie an dem Finger haften bleiben, der das Röhrchen verschließt. Man tut daher gut, das Umstülpen unter Fingerabschluß erst bei annähernder Farbengleichheit vorzunehmen und vorher durch Schütteln die Lösung zu mischen. Das Umdrehen ist schließlich für die völlige Gleichmäßigkeit durchaus nötig. Daher kann man zur Vermeidung dieser Fehlerquelle einen kleinen Kautschukpfropf zum Abschluß des Röhrchens benutzen. 4. Der optische Ablesungsfeliler des Instrumentes beträgt mindestens 5 — 1 0 Proz. Innerhalb dieser Breite kann man sich unsicher fühlen, ob bereits Farbengleichheit besteht oder noch nicht. Das mag man, für ungefähr normal hohe Werte schließlich, wenn auch ungern genug, noch hinnehmen, im Erwägen, daß so große Schwankungen schon physiologisch voikommen. Für die Beurteilung therapeutischer Erfolge und für die Feststellung niedriger Hämoglobinwerte ist das aber zweifellos zu viel. Für den letzten Fall kann man, wie ich das seit Jahren ausübe, eine vorzügliche Korrektur vornehmen, wenn man mit der zwei- oder dreifachen Blutmenge arbeitet. Vorausgesetzt, der wirkliche Wert wäre 25 Proz., so läßt uns die gewöhnliche Prüfung oft im Zweifel, ob 20, 25 oder 30 Proz. vorhanden sind. Dies kommt zum Teil davon her, daß bei so niedrigen Hämoglobinwerten der Wasserzusatz nicht sorgfältig genug vorgenommen werden kann (SAHLI). Nehme ich nun 3 X 20 mm 3 , indem ich drei Kapillarpipetten fülle (jede muß natürlich vollkommen trocken sein!), so fühlt man sich zwischen den Werten 7 0 — 7 5 — 8 0 unsicher. Der Geübte freilich kann wohl stets noch die entferntesten Werte ausschließen und die Fehlerbreite zwischen 7 2 — 7 8 einengen. Nun hat man aber den erhaltenen Wert durch 3 zu teilen, und damit wird auch der Fehler auf Ys reduziert. Man hat also 72/3 = 24 Proz. oder 78/3 = 26 Proz. Damit kann also tatsächlich eine außerordentlich genaue Bestimmung gemacht werden. U m den Übelstand zu heben, daß Standardlösung und Blutflüssigkeit wegen chemischer Verschiedenheit in ihrer Farbenriuance divergieren, hat SAHLI ein neues Instrument konstruiert, das nun tatsächlich Vorzügliches leistet. Es ist dies das
Hämometer von Sahli. E s wird das Blut der Kapillarpipette in die 10 fache Menge Zehntel-Normal salzsäure hineingeblasen, die man bis zur Marke 10 des Röhrchens aufgefüllt hat.
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Technik der Blutuntersuchungen
In wenigen Sekunden ändert sich der rote Hämoglobinfarbenton in ein dunkles Braun, indem salzsaures Hämatin entstanden ist. Die Standardlösung enthält denselben chemischen Körper, der vollkommen haltbar darin konserviert ist Damit ist absolute Gleichheit der Farbennuance gewonnen und die Ablesung außerordentlich erleichtert. Die Blutlösung wird jetzt mit gewöhnlichem Wasser so weit verdünnt, bis Standard- und Blutflüssigkeit übereinstimmen, und man liest wiederum den Gehalt in Prozenten ab. Die Herstellung der Vergleichslösung ist prinzipiell völlig dieselbe wie beim SAHLI-GOWERS sehen Instrument. Es handelt sich auch hier um eine Konzentration, die einer i proz. Lösung normalen Blutes entspricht. Die beiden Gläschen sind ferner in einem durchbrochenen schwarzen Gestell von Hartgummi zur Abbiendung des seitlichen Lichtes untergebracht und befinden sich vor einer Milchglasscheibe, die das Licht diffus macht. Dadurch wird der gleiche optische Effekt erzielt, wie wenn die Flüssigkeiten in planparallelen Glaskästchen sich befänden. Für genaue kolorimetrische Bestimmungen werden solche planparellele Glaskästchen verlangt, damit man völlig gleichmäßig gefärbte Flächen vergleichen kann. Die getroffene Abbiendung und die Erzeugung eines diffusen Lichtes ersetzt diese teueren Einrichtungen. Sehr zweckmäßig ist auch hier der Abschluß der Blutlösung durch einen Kautschukpfropf an Stelle des Fingers, damit man durch Umdrehen eine. gleichmäßige Mischung erzeugen kann und doch keinen Inhalt verliert. Für niedrige Hämoglobinwerte empfiehlt sich auch Hämometervon SAHLI. H I E R D I E Verwendung der dreifachen Blutmenge, wie dies S. 55 auseinandergesetzt ist. So wird jetzt eine Hämoglobinbestimmung mit dem Hämometer, dessen optischer Ablesungsfehler kaum 5 Proz. beträgt, in einer Genauigkeit erreicht, wie sie selbst die kompliziertesten und teueren Apparate nicht zu geben vermögen. Mögliche Fehler. 1. Weil eine Suspension und keine Lösung dem Vergleichsröhrchen zugrunde liegt, so kann es bei längerem Nichtgebrauch zu einer Sedimentierung kommen. Es bildet sich ein schwarzer Niederschlag auf der tiefsten Stelle des Röhrchens. Durch leichtes Schütteln und vielfaches Hin- und Herwenden gelingt es wieder, eine gleichmäßige Suspension zu schaffen. (Heftiges Schütteln ist streng zu vermeiden! Es bilden sich Luftblasen, die eine richtige Vergleichung verhindern und erst langsam wieder verschwinden.) In neuester Zeit wird eine
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
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Glasperle in die Standardlösung eingeschmolzen, so daß die Mischung der Suspension leicht erzielt werden kann. 2. Bei der Herstellung der Standardröhrchen kann ein Fehler dadurch entstehen, daß der Glasbläser den Flüssigkeitsvorrat ungenügend umschüttelt. Weil das salzsaure Hämatin eine Suspension und keine Lösung darstellt, so können dann verschiedene Farbstoffmengen in die einzelnen Röhrchen gelangen. In der Tat wurden anfänglich viel zu helle Vergleichsröhrchen geliefert und mußte 20—25Proz. des Wertes abgezogen werden. Die neueren Standardröhrchen sind jetzt erheblich dunkler, seitdem man diesen Fehler ausgeschaltet hat. Wichtig ist das Aufbewahren des Röhrchens im Dunkeln, um eine Farbveränderung zu vermeiden. Die jetzt gelieferte Farblösung entspricht einem hohen absoluten Hämoglobingehalt. SAHLI hat den Vergleich mit dem FLEISCHL-MIESCHER sehen Instrument vorgenommen und gefunden, daß der Wert 100 Proz. dem absoluten Hämoglobingehalt des Blutes von 17,2 mg gleichkommt. Man braucht sich daher nicht zu verwundern, wenn ganz Gesunde mit dem neuen Hämometer nicht mehr 100 Proz. Hämoglobin besitzen. Die Differenzen bei gesunden Menschen sind überhaupt recht beträchtlich und gehen nach SAHFI bis zu 20 Proz., so daß SAHLI empfiehlt, nicht mehr von Prozenten, sondern einfach von Vergleichswerten zu reden, z. B. Hämometerwert 70. Die Normalwerte sind nun 80—IOO Mann und 70—90 für die Frau, die physiologischen Schwankungen sind also sehr erhebliche. Es ist gewiß außerordentlich wichtig, daß man sich dieser physiologischen Schwankungen des Hämaglobinwertes bewußt ist, aber es darf dieses Problem nicht wie bisher, fast ausschließlich vom Gesichtspunkt der Hämoglobinschwankung beurteilt werden; denn in mindestens gleichem Umfang schwanken auch die Erythrocytenzahlen. Dies ist mir besonders klar geworden, als ich zur Erklärung der Viskositätswerte bei einer großen Zahl von Personen auch auf die genaueste Ermittlung der R.-Zahlen (siehe S. 45) angewiesen war. Auch da ergaben sich (für Zürich und für Normale) Schwankungen von 4,6—6,0 Millionen. Interessant ist jetzt, wie diese beiden physiologischen Schwankungen sich zueinander verhalten. Fast ausnahmslos gehen sie, wie zu erwarten stand, bei anscheinend Gesunden einander parallel, und daher erhält man denn bei den hohen Werten auch völlig entsprechend höhere Viskositätswerte. Der Kliniker möchte nun aber doch einen gewissen normalen Durchschnittswert gerne annehmen, schon deshalb, weil sonst die Berechnung des Färbeindex, dessen Wichtigkeit eine hohe ist, zu kompliziert wird. Die Eichung des Hämometers und die Ermittlung des Prozentwertes kann man in folgender Weise vornehmen: Ich finde als weitaus häufigsten mittleren physiologischen Hämometerwert 90, w e n n g l e i c h z e i t i g die Erythrocytenzahl nahe um 5000000 R.
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Technik der Blutuntersuckungen
schwankt und mikroskopisch keinerlei Poikilocytose oder Mikrocytose und tadellose Hämoglobinfarbung (keine blassen anisochromen Zellen)! besteht. Unter diesen Umständen ist dann der Viskositätswert 4,2, bei Serum wert 1,8. Abweichende Viskositätswerte würden auf abnormes Erythrocytenvolumen schließen lassen, wobei bei Fehlen von Anisocytose alle R. entweder zu groß oder zu klein sein müßten. Finde ich nun (Fall von leichter Bleikolik, aber auch nach der Heilung und 1 Jahr später ganz gleich) R = 6,0 Hgl. = 90, so ist dies entschieden abnorm und mikroskopisch erfolgt die Aufklärung durch Anwesenheit von vielen Mikro- und Poikilocyten, vielen blassen R. und dementsprechend auch zeigt der Viskositätswert nicht den bei 6 Millionen zu erwartenden, sondern einen niedrigeren Wert. Ebenso abnorm' ist der Hämometerwert 90 bei R 4,2, wobei das mikroskopische Präparat als Ursache eine Megalocytose, die Viskositätsprüfung ein zu großes Volumen angibt. (Fall von perniziöser Anämie in Remission.) In analoger Weise liegen pathologische Verhältnisse vor, wenn bei R = 5,0 die Hämoglobinwerte erheblich unter 90'oder über 90 betragen. Wir dürfen daher sagen, wenn bei einer Reihe von anscheinend Gesunden: 1. bei R.-Werten nahe um 5,0 Millionen, 2. bei mikroskopisch völlig normalen R. (keine Miso-, keine MikroPoikilocytose, keine Anisochromie, keine Megalocytose), 3. bei normalem Volumen (erschlossen aus dem Viskositätswert, entsprechend der R.-Zahl); der Hämometerwert 90 ist, wie ich das in sehr vielen Fällen konstatiert habe, dann dürfen wir für das im Gebrauch befindliche Hämometer diesen Wert = 100 Proz. einsetzen, weil dann auch der Färbeindex durchschnittlich 1,0 sein muß. Völlig physiologisch, wenigstens für den Erwachsenen, sind wohl nur parallel gehende R. und Hämoglobinschwankungen, z. B. R 5,0 Hgl. 90 Proz., R 5,5 Hgl. 110 Proz., bei gleichzeitig völlig normalen R.-Verhältnissen nach den oben erwähnten Gesichtspunkten (Form, Größe, Hämoglobinfüllung, Volumen) und dann sind auch die Viskositätswerte entsprechend parallel, wie sie schon aus der R.-Zahl theoretisch abgeleitet werden können. In diesen Fällen ist dann auch bei Schwankungen der Werte der Färbeindex immer = 1,0. Eine weitere E i c h u n g ist möglich mit dem PLESCHsehen Kolbenkeilhämogasometer (oder mit dem FLEisCHL-MlESCHERschen Apparat).- Ich finde dann Hämometerzahl 90 = 20 Volumenprozent Sauerstoffkapazität für den Erwachsenen, sofern die gleich strengen Bedingungen wie oben zu Recht bestehen. Dies ist meines Erachtens die einzig richtige Eichung eines Instrumentes.
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
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Sie gestattet, k o r r i g i e r t e P r o z e n t w e r t e (SAHLI), (wie sie im folgenden stets durchgeführt sind) einzusetzen. Dabei besteht natürlich immer noch die S A H L I sehe Angabe zu Recht, daß normale Schwankungen zwischen 90 und 110 korr. Prozentwerten vorkommen. Das Eleischlsche Hämometer. Das Prinzip dieses Apparates besteht darin, daß eine bestimmte Blutmenge nach der nötigen Verdünnung in Wasser mit einem beweglichen Glaskeil verglichen wird, der mit Goldpurpur rot gefärbt ist. Ein Mischgefäß ist durch eine Scheidewand in zwei Abteilungen getrennt. In die eine wird die Blutlösung, in die andere Wasser gebracht. Unter dieser letzteren Abteilung ist der graduierte Glaskeil verschieblich. Von einer Gipsplatte her empfangen beide Abteilungen ein gleichmäßiges gelbes Licht. Man verschiebt nun so lange, bis beide Hälften des Mischgefaßes eine möglichst gleichstarke Rotfärbung aufweisen; dann gibt eine Skala direkt den Hämoglobingehalt in Prozenten an. Die Untersuchung muß bei Kerzenoder Petroleumlicht erfolgen. Nach einer Reihe von Ablesungen berechnet man einen Mittelwert als Ergebnis der Bestimmung. Die F e h l e r q u e l l e n des Apparates sind so groß, daß in dieser Form wenigstens heute keine Hämoglobinbestimmungen mehr gemacht werden sollten. Ein Hauptfehler ist die Verwendung eines chemisch differenten Körpers mit verschiedener Farbennuance, dann aber die Benutzung eines Keiles. Einmal ist schon die Herstellung eines gleichmäßigen Keiles außerordentlich schwierig; dann . ist die Farbenübereinstimmung nur in den mittleren Skalenteilen relativ gut durchführbar. Direkt unrichtig fallen die Ablesungen bei niedrigem Hämoglobingehalt aus. Außerdem ist die verwendete Blutmenge viel zu klein, so daß geringe Fehler in der Füllung der Kapillare zu bedeutend werden. Von einer großen Zahl technischer Mängel will ich gar nicht sprechen. Es kann daher das ursprüngliche FLEISCHLsche Hämometer nicht mehr empfohlen werden. Für eine eingehendere Kritik verweise ich auf die Ausführungen T Ü R K S (Vorlesungen über klin. Hämatologie). Das Fleischl-Mieschersche Hämometer ist eine außerordentlich weitgehende Verbesserung des ursprünglichen Apparates, dessen gute Prinzipien beibehalten sind. Die Vervollkommnungen betreffen die Mischpipette, die richtigere Einteilung des Kernes, sowie dessen bessere Färbung, endlich die Einrichtung der Kammer. Die Mischpipette gleicht derjenigen für die Zählung der roten Blut* körperchen. Die 200 fache Verdünnung wird mit 1 Proz. Sodalösung durchgeführt, so daß die Blutlösung vollkommen klar ausfällt. Die Mischpipette
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Technik der Blutuntersuchungen
gestattet auch Verdünnungen von i : 300 oder 1 :400 durchzuführen, so daß aus zwei Bestimmungen eine Kontrolle möglich wird. Endlich sind auch oberhalb und unterhalb der Hauptmarken kleine Nebenmarken angebracht, um bei nicht ganz vollständiger Füllung der Pipette bis zur Hauptmarke die Blutmenge abzuschätzen, welche zu viel oder zu wenig verwendet wurde. Es ist eben besser, rascher zu arbeiten, um Gerinnung zu vermeiden, als jeweils bis zur Hauptmarke anzufüllen. Die Hilfsmarken entsprechen dem hundertsten Teil der Blutsäure bis zu 1,0. Es läßt sich also leicht das veränderte Volumen der aspirierten Blutsäule in Berechnung ziehen.
Fig. 13.
FLEiscHL-MlESCHERsches
Hämometer.
Bei der Kammer sind durch Metallfüllungen die dünnsten und dicksten Partien des Keiles der Beobachtung entzogen, so daß die vorher lästigen Differenzen auf beiden Seiten der Kammer nicht mehr existieren. Auch der Verschluß der Kammer ist wesentlich verbessert und durch besondere Blenden eine Einschränkung der zur Beobachtung kommenden roten Flächen erzielt, so daß nur planparallele Schichtdichten verglichen werden. Der Keil selbst ist jetzt technisch vollkommener hergestellt und nicht mehr oder weniger willkürlich eingeteilt, sondern nach einer Originalhämoglobinlösung geeicht. Aus der Skalenablesung bekommt man durch die beigegebene „Kalibrierungstabelle" den absoluten Hämoglobingehalt in Milligrammen. Eine genaue Gebrauchsanweisung ist dem Apparat beigegeben. . Die verschiedene Verdünnung des Blutes ist sehr zweckmäßig, damit man die
Bestimmung des Hämoglobingehaltes
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geeignetsten Partien des Keiles (das sind die mittleren) zur Verwendung ziehen kann. Man soll daher bei voraussichtlich hohem Hämoglobingehalt i : 400 verdünnen. Fehler des Apparates. 1. Die Verwendung eines Keiles ist aus physikalischen Gründen zur sicheren kolorimetrischen Bestimmung unter allen Umständen nicht zweckmäßig. So kommt man zu der Tendenz, alle Bestimmungen durch passende Verdünnung bei den mittleren Teilen der Skala vorzunehmen. Für sehr niedrige Hämoglobinwerte geht das aber nicht mehr, wenigstens nicht mit der heutigen Ausstattung des Apparates. 2. Die Verwendung sehr geringer Blutmengen ist schon überhaupt, dann auch gerade bei starken Anämien nicht unbedenklich. Kleine technische Fehler gewinnen einen relativ großen Einfluß. Auch ist es zweifellos richtiger, wenn größere Blutmengen rasch die Stichöffnung verlassen als nur kleinere, die eine größere Beimengung von Gewebeflüssigkeit erhalten können. Ich erachte es daher gerade bei schweren Anämien für geboten, eine tiefere Wunde zu machen und größere Blutmengen zur Bestimmung zu verwenden, wie ich das auch für niedrige Hämoglobinwerte des SAHLI sehen Hämometers empfehle. 3. Die Möglichkeit einer wiederholten Ablesung und die Berechnung eines Mittelwertes erscheint sehr vielen als großer Vorzug, und fast allen imponiert der so ermittelte genaue Befund. Ich halte das zum größten Teil für einen Selbstbetrug. Es ist bei einer Methodik, die stets mit den gleichen Faktoren und daher auch mit den gleichen Fehlern rechnet, durchaus nicht gesagt, daß ein Mittelwert richtiger ist als der maximale Wert nach der einen oder anderen Richtung. Es wäre etwas anderes, wenn jedesmal eine ganz neue Bestimmung durchgeführt würde. So aber bekommt man nur die mögliche optische Fehlerbreite. Den Mittelwert als richtiger anzusehen als die anderen geht nicht an. Gerade diese so genaue Zahl hat dem Apparat die Gloriole größter Exaktheit verschafft; diese Exaktheit ist aber zum guten Teil nur eine scheinbare. 4. Als Fehler ist es selbstverständlich endlich anzusehen, daß die verglichenen Objekte chemisch völlig verschieden sind. Es scheint mir daher der FLEISCHL sehe Apparat selbst in der so erheblichen Verbesserung durch MlESCHER prinzipiell dem neuen SAHLlschen Hämometer keineswegs gleichwertig. Dieses ist in seiner wissenschaftlichen Grundlage viel besser fundiert. Ganz besonders aber möchte ich davor warnen, dem scheinbar genauen Mittelwert des FLEiSCHL-MlESCHERschen Hämometers eine größere Bedeutung zuzusprechen. Immerhin wird jeder anstandslos erklären, daß dieser Apparat doch zu den besten für die Hämoglobinbestimmung gehört. Das Kolbenkeilhämometer von Plesch. Lit.: Chromophotometer von PLESCH, Arch. Anat. Phys., phys. Abt. 1907 S. 374. Zeitschr. f. kl. Med. Bd. 63. 1907. Hämoglobinometrie, Zentralbl. Phys. Bd. 23. 1910. S. 957. Kolbenkeilhämoglobinometer Münch, m. W. 19x0 S. 406 u. Deutsch. Arch. Bd. 99. 1910. Dieses ganz ausgezeichnete Instrument kann ich aufs wärmste empfehlen.
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Technik der Blutuntersuchungen
Es beruht gleichfalls auf dem Keilprinzip und dem Vergleich zweier chemisch gleicher Substanzen, CO-Hgl. Man saugt mit der beigegebenen Pipette bis zur Marke Blut und verdünnt sofort auf 1 / 100 durch CO-haltiges Wasser. Dieses stellt man sich her, indem man in ein Kölbchen mit Wasser Leuchtgas einströmen läßt. In wenigen Minuten ist eine genügende Menge CO physikalisch vom Wasser absorbiert.
Fig. 14Man kann durch wiederholte Ablesungen den gefundenen Wert kontrollieren. Selbst bei geringer Übung ist die Fehlerbreite tatsächlich nur 2—4 Proz. und allmählich lernt man die Ablesung immer genauer vornehmen. Das K e i l h ä m o m e t e r von HÜFNER beruht auf ähnlichen Prinzipien wie das FLEISCHL-MLESCHERsehe Instrument. Die Herstellung eines stets gleichmäßig beschaffenen und haltbaren Keils ist aber auf fast unüberwindbare Schwierigkeiten gestoßen.
Andere physikalisch-chemische Untersuchungsmethoden des Blutes
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Das Hämometer von HALDANE (J. ofPhys. Bd. 26, p. 501) beruht ebenfalls auf der Erfahrung, daß Hämoglobin und die gasanalytischen Werte fast völlig parallel gehen. Es wird der Vergleich mit CO-Hgl.-Lösung vorgenommen, indem das Blut mit Aq. destill, lackfarben gemacht und jetzt durch Einleitung von Leuchtgas die Umwandlung in CO-Hgl. durchgeführt wird. Das Hämokolorimeter von AUTENRIETH und KÖNIGSBERGER. Hier wird wie beim SAHLI sehen Hämometer salzsaures Hämatin erzeugt, der Vergleich aber nicht mit einer Suspension von salzsaurem Hämoglobin, sondern mit einer optisch als gleichwertig erklärten, haltbaren Lösung vorgenommen. Das Hämatospektrophotometer von VIERORDT-HÜFNER ist sehr teuer und kompliziert, und steht daher nicht einmal in den ersten Kliniken in Anwendung. Durch Exaktheit soll dieses Instrument sich besonders auszeichnen; doch enthält die Literatur auch Angaben, daß Fehler bis zu 5 Prozent vorkommen. Neuerdings bestreitet PLESCH (Fol. haem. IX. 164) mit vielen Gründen die Exaktheit der Ergebnisse, während BüRKER das Instrument für das zuverlässigste hält. Ich verweise auf die Publikation von HüFNER, Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. III, S. 562. Fast dasselbe gilt für die ebenfalls viel zu umständliche kolorimetrische Doppelpipette von HOPPE-SEYLER, die als Vergleichsflüssigkeit eine COHämoglobinlösung verwendet. Siehe HOPPE-SEYLER, Zeitschrift für physiol. Chemie, Bd. 16.
Andere physikalisch-chemische Untersuchungsmethoden des Blutes. In den folgenden Abschnitten werden eine große Anzahl physikalischchemischer Untersuchungsmethoden besprochen, deren wissenschaftliche Bedeutung unbestritten, deren praktische Verwendung zumeist aber beschränkt ist. Das liegt zum Teil an der Umständlichkeit der Methodik, zum Teil daran, daß die erhaltenen Resultate nicht so einfach zu deuten sind. Es gibt einige Autoren, welche den Wert gerade dieser Untersuchungen, wie des Trockenrückstandes, der Volumenprozente außerordentlich hoch bemessen, ja direkt zur Vernachlässigung morphologischer Verhältnisse und zur Geringschätzung der Hämoglobin- und Erythrocytenwerte gekommen sind. Gegen diese Tendenz muß des entschiedensten Front gemacht werden. Zunächst sind die Ergebnisse aller physikalisch-chemischen Methoden außerordentlich von einer r i c h t i g e n T e c h n i k abhängig. Es führt aber häufig erst der Fortschritt der Wissenschaft zur Erkenntnis, welche Methodik richtig und welche falsch ist. So wissen wir heute, daß alle Unter-
Andere physikalisch-chemische Untersuchungsmethoden des Blutes
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Das Hämometer von HALDANE (J. ofPhys. Bd. 26, p. 501) beruht ebenfalls auf der Erfahrung, daß Hämoglobin und die gasanalytischen Werte fast völlig parallel gehen. Es wird der Vergleich mit CO-Hgl.-Lösung vorgenommen, indem das Blut mit Aq. destill, lackfarben gemacht und jetzt durch Einleitung von Leuchtgas die Umwandlung in CO-Hgl. durchgeführt wird. Das Hämokolorimeter von AUTENRIETH und KÖNIGSBERGER. Hier wird wie beim SAHLI sehen Hämometer salzsaures Hämatin erzeugt, der Vergleich aber nicht mit einer Suspension von salzsaurem Hämoglobin, sondern mit einer optisch als gleichwertig erklärten, haltbaren Lösung vorgenommen. Das Hämatospektrophotometer von VIERORDT-HÜFNER ist sehr teuer und kompliziert, und steht daher nicht einmal in den ersten Kliniken in Anwendung. Durch Exaktheit soll dieses Instrument sich besonders auszeichnen; doch enthält die Literatur auch Angaben, daß Fehler bis zu 5 Prozent vorkommen. Neuerdings bestreitet PLESCH (Fol. haem. IX. 164) mit vielen Gründen die Exaktheit der Ergebnisse, während BüRKER das Instrument für das zuverlässigste hält. Ich verweise auf die Publikation von HüFNER, Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. III, S. 562. Fast dasselbe gilt für die ebenfalls viel zu umständliche kolorimetrische Doppelpipette von HOPPE-SEYLER, die als Vergleichsflüssigkeit eine COHämoglobinlösung verwendet. Siehe HOPPE-SEYLER, Zeitschrift für physiol. Chemie, Bd. 16.
Andere physikalisch-chemische Untersuchungsmethoden des Blutes. In den folgenden Abschnitten werden eine große Anzahl physikalischchemischer Untersuchungsmethoden besprochen, deren wissenschaftliche Bedeutung unbestritten, deren praktische Verwendung zumeist aber beschränkt ist. Das liegt zum Teil an der Umständlichkeit der Methodik, zum Teil daran, daß die erhaltenen Resultate nicht so einfach zu deuten sind. Es gibt einige Autoren, welche den Wert gerade dieser Untersuchungen, wie des Trockenrückstandes, der Volumenprozente außerordentlich hoch bemessen, ja direkt zur Vernachlässigung morphologischer Verhältnisse und zur Geringschätzung der Hämoglobin- und Erythrocytenwerte gekommen sind. Gegen diese Tendenz muß des entschiedensten Front gemacht werden. Zunächst sind die Ergebnisse aller physikalisch-chemischen Methoden außerordentlich von einer r i c h t i g e n T e c h n i k abhängig. Es führt aber häufig erst der Fortschritt der Wissenschaft zur Erkenntnis, welche Methodik richtig und welche falsch ist. So wissen wir heute, daß alle Unter-
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Technik der
Bhituntersuchungen
suchungen auf spezifisches Gewicht, Trockensubstanz, Eiweißgehalt usw. mit Blut aus Schröpfköpfen durchaus unzuverlässig, diejenigen aus Hautschnitten auch nicht einwandsfrei sind, weil eine Beimischung von Gewebsflüssigkeit nie völlig ausgeschlossen werden kann. Vielleicht sind diese Befürchtungen bei Hautschnittwunden aber doch unbegründet. Dagegen wissen wir, daß das g e s t a u t e Blut bei der Venenpunktion sehr rasch große Veränderungen aufweist und die Verwendung von Blut, das unter Luftzutritt defibriniert worden ist, für die Bestimmung der Volumenprozente sich nicht eignet. Viele scheinbar einfache Methoden, wie die spontane Sedimentierung, die Bestimmung der Gerinnungszeit usw. sind ganz unwissenschaftlich und hängen von den verschiedensten äußeren Faktoren wie Temperatur, Weite des Lumens und ähnlichen, gewöhnlich völlig vernachlässigten Momenten ab. Die Verwendung kleiner Blutmengen für chemische Analysen wie die N-Bestimmung ist auch durchaus nicht angängig und große Blutmengen sind nur durch gestautes Venenblut erhältlich. Wenn man heute die Technik früherer Blutuntersuchungen auf diesem Gebiete durchgeht, so wird man keine große Zuverlässigkeit, häufig aber völlig unrichtige Methodik antreffen, und es ist begreiflich, daß gerade hier die Anschauungen und Resultate der Autoren so weit auseinander gehen. Man kommt daher zu dem Schluß, daß eine ganze Reihe von Untersuchungen heute mit verbesserter Technik wiederholt werden sollten und vorläufig große Kritik geboten ist, wenn man aus den bisherigen Resultaten Schlüsse ziehen will. Ein zweites Moment spielt bei den Ergebnissen der physikalischchemischen Methoden eine große Rolle, und das ist der Umstand, daß die e r h a l t e n e n W e r t e nicht wie Hämoglobin und Erythrocytenzahl einfache, von nichts weiter abhängige, sondern g a n z k o m p l e x e G r ö ß e n darstellen. So ist die Resistenz der Blutkörperchen von einer Reihe von Faktoren abhängig. Der Trockenrückstand, ein an sich sehr genau eruierbarer Wert, hängt nicht nur von der Blutkörperchenzahl und dem Eiweißgehalt, sondern auch von der Menge der Salze ab. Alle Schlüsse auf die Konzentration des Blutes, auf eventuelle Verwässerung aus dem Trockenrückstand sind daher zum mindesten ganz ungenau; denn es kann in pathologischen Fällen durch Salzretention der Trockenrückstand sogar erhöht und das Blut dennoch verdünnt sein. Bei der N-Bestimmung trübt der Extraktiv N die Berechnung auf Eiweiß; bei der Volumenbestimmung spielt der osmotische Druck eine wichtige Rolle und kann nicht vernachlässigt werden. Die früheren Alkalinitätsbestimmungen haben völlig irrige Voraussetzungen gehabt und sind wohl heute ganz verlassen.
Die Bestimmung
des spezifischen Gewichtes
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Es kommt nun endlich hinzu, daß eine ganze Anzahl der Befunde, außerordentlich vom Austausch zwischen Blutplasma und Gewebeplasma beeinflußt werden und zwar in unverhältnismäßig höherem Grade als die Zahlen für Hämoglobin und Blutkörperchen, weil diese ja doch in einer geschlossenen Bahn sich bewegen. Daher spielt der Tonus der Gefäße, die Ernährung, die Gesamtblutmenge, bei den verschiedensten Affektionen für die Gestaltung der Resultate eine bedeutende Rolle, so daß manche pathologischen Befunde gar nicht von der Krankheit an sich, sondern von sekundären Momenten abhängen. Auch diese Tatsache findet entweder keine oder doch nicht genügende Berücksichtigung. So ist es nicht im mindesten verwunderlich, wenn die physikalisch - chemischen Methoden bei derselben Krankheit geradezu entgegengesetzte Resultate zeitigen. Für die Werte des Hämoglobins und der korpuskulären Elemente ist manche sekundäre Erscheinung gewiß auch nicht gleichgültig, spielt aber quantitativ eine viel unbedeutendere Rolle. Vollkommen verfehlt sind alle Bestrebungen, die Hämoglobin- und Erythrocytenwerte durch spezifisches Gewicht, Trockenrückstand, Volumenprozente ersetzen wollen. Das ist, wie später genauer ausgeführt werden wird, völlig unmöglich. Alle diese Einwände berühren den bedeutenden, namentlich wissenschaftlichen, Wert richtig vorgenommener physikalisch-chemischer Methoden an sich nicht; aber bevor aus einem Resultat so weitgehende Schlüsse, wie das vielfach geschehen ist, gezogen werden, sollten die einzelnen Faktoren geiiauer analysiert werden. Eine Trockenrückstandbestimmung allein z. B. ist in ihrem Ergebnis sehr vieldeutig. Erst wenn eine Reihe anderer physikalisch-chemischer Ermittelungen, wie spezifisches Gewicht, osmotischer Druck usw. noch außerdem vorgenommen ist; wenn auch die Werte für Hämoglobin und Erythrocyten bekannt sind, dann, aber auch nur dann, vermag die Bestimmung einen guten Einblick zu gestatten.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes. Bei großen Mengen Blutes kann das spezifische Gewicht direkt aräometrisch durch Einsenken eines genauen Instrumentes oder pyknometrisch durch Abwägen einer gewissen Blutmenge in einem Gefäße und Vergleich mit dem Gewicht der gleichen Menge Wasser festgestellt werden. Dabei muß die Temperatur in Berechnung gezogen werden. Nach denselben Prinzipien, nur unter bestimmten Modifikationen wird auch das spezifische Gewicht kleiner Blutmengen festgestellt. Es dienen hierzu I. D i e k a p i l l a r p y k n o m e t r i s c h e M e t h o d e von SCHMALTZ. Man benützt Glasröhrchen mit sorgfältig abgeglätteten Enden. Im Gebrauch NABGELI, Blutkrankheiten,
2. Aufl.
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Technik der Blutiintersuchungen
stehen gewöhnlich Röhrchen von 12 cm Länge und 1 L j 2 mm innerem Durchmesser, die ca. 0,1 cm 3 fassen. Viel richtiger wäre die Verwendung von Röhrchen, die mindestens das Doppelte fassen. Zuerst wird das Röhrchen sorgfältig gereinigt und getrocknet (Alkohol und Äther), dann mit einer guten analytischen Wage, die 1/10 mg genau anzeigt, leer gewogen, sodann bei 15 0 Temperatur mit destilliertem Wasser gefüllt, wieder das Gewicht festgestellt und notiert. Das Röhrchen wird getrocknet, vollständig mit Blut gefüllt, wobei man besonders darauf zu achten hat, daß nicht äußerlich noch Blut anklebt, und* jetzt neuerdings das Gewicht ermittelt. Es empfiehlt sich, alle Wägungen mehrmals vorzunehmen. Das spezifische Gewicht des Blutes . absolutes Gewicht Gewicht des Wassers Die Methode ist sehr zuverlässig und für Kliniken der folgenden entschieden vorzuziehen. 2. D i e M e t h o d e v o n HAMMERSCHLAG basiert auf der Tatsache, daß ein Bluttropfen in einer Lösung vom gleichen spezifischen Gewicht wie das Blut selbst sich schwimmend verhält. Ermittelt man aräometrisch nachher das spezifische Gewicht der verwendeten Flüssigkeit, so ist indirekt auch das spezifische Gewicht des Blutes festgestellt. Nach dem Vorschlag von HAMMERSCHLAG stellt man sich eine Mischung von Chloroform (spez. Gewicht 1,485) und Benzol (0,88) in einem zylindrischen Gefäße her, die ungefähr dem spezifischem Gewicht des Blutes (normal 1055—1062) entspricht Das aus der angelegten Hautwunde austretende Blut saugt man in eine feine Glasröhre auf und läßt einen Tropfen in die Mischung fallen. Ist das Blut spezifisch schwerer, so sinkt der Tropfen und dann muß mehr Chloroform dem Gemisch zugesetzt werden; im umgekehrten Falle steigt der Tropfen und ist Zusatz von Benzol nötig. Nach jedem neuen Zugießen muß das Gemisch durch Umrühren mit einem Glasstab wieder gleichmaßig gemacht werden. Wenn endlich ein Bluttropfen in dem Chloroform - Benzolgemisch weder sinkt noch steigt, sondern in der Mitte schwebend verharrt, ergibt das Aräometer das richtige spezifische Gewicht. Zu b e a c h t e n ist besonders, daß die Untersuchung schnell vor sich geht. Man benützt daher besser gleich eine Reihe von Mischungen verschiedenen spezifischen Gewichtes, um nicht lange Chloroform oder Benzol aus den Tropffläschchen) zugießen zu müssen. Der Bluttropfen darf nicht aus großer Höhe herabfallen, weil er sonst zersplittert. Wenn der Tropfen sinken will, so muß schnell Chloroform zugegossen werden, damit er sich wieder hebt. Das schnelle Arbeiten ist nötig, weil durch das Gemisch dem Blut Wasser entzogen und so der Tropfen selbst schwerer wird. Das verwendete Gemisch kann nach Filtration in einer braunen Flasche aufbewahrt und später wieder verwendet werden.
Die Bestimmung des spezifischen Gewichtes
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(Virch. Arch. 143) hat eine Modifikation der HAMMERSCHLAGschen Methode zur Erreichung größerer Genauigkeit angegeben. Das spezifische Gewicht schwankt bei gesunden Männern zwischen 1055—1062 und bei Frauen zwischen 1050—1056. Pathologisch kommen bei Bluteindickungen Steigerungen (bis über 1080), besonders aber bei Anämien und Kachexien Erniedrigungen (bis unter 1030) vor. Für alle Schlüsse aus dem gefundenen spezifischen Gewicht muß man berücksichtigen, daß der gefundene Wert keineswegs direkt die Konzentration des Blutes angibt, sondern eine k o m p l e x e G r ö ß e , eine Summe aus einer Reihe von Einzelfaktoren darstellt. Das spezifische Gewicht ist in erster Linie abhängig vom Hämoglobingehalt und geht diesem in vielen Fällen parallel. Man hat daher vielfach die Bestimmung des spezifischen Gewichtes statt der früher so ungenauen Ermittlung des Hämoglobingehaltes einsetzen wollen oder sogar aus dem spezifischen Gewicht den Hämoglobingehalt konstruiert. Das ist alles prinzipiell falsch und durchaus unzulässig, weil das spezifische Gewicht auch vom Salzgehalt des Serums abhängig ist. So kann es bei hydrämischer Plethora nach SAHLI dazu kommen, daß trotz der Verwässerung des Blutes infolge Salzretention das spezifische Gewicht und der Trockenrückstand normal, der osmotische Druck sogar erhöht gefunden wird, während einzig der niedrige Hämoglobinwert die Verwässerung anzeigt, weil das Hämoglobin sich eben nicht verhält wie die gelösten Bestandteile, die rasch die Gefäße verlassen oder in dieselben eintreten können. Bei schweren Anämien kommt es auch vor, daß spezifisches Gewicht und Trockenrückstand infolge besserer Zirkulation und vermehrtem Eintritt von Gewebsplasma in die Blutbahn sinken und dennoch der Hämoglobinwert ansteigt. Auch gibt es genug Abnahmen des spezifischen Gewichtes ohne Reduktion des Hämoglobinwertes. Erst in Kombination mit Hämoglobin- und Erythrocytenbestimmung, Ermittlung des Trockenrückstandes usw. kann aus dem Befund des spezifischen Gewichtes ein zuverlässiger Schluß gezogen werden. Dann freilich ist das Ergebnis von hervorragendem Interesse. Das spezifische Gewicht des Serums (und des Plasmas) kann in ganz derselben Weise nach SCHMALTZ oder nach HAMMERSCHLAG bestimmt werden. Es beträgt normal 1029—1032. Die Bestimmung der Dichte des Plasmas hat keinen praktischen Wert nnd bestehen nicht unwichtige Bedenken gegen derartige Untersuchungen, weil die Zusatzflüssigkeit zur Verhinderung der Gerinnung zweifellos fehlerhafte Resultate zeitigen muß. Außerdem weicht nach HAMMERSC1ILAG der Plasmawert von demjenigen des Serums nur sehr unwesentlich ab. Das spezifische Gewicht des Serums ist bei vielen Krankheiten verändert. So kann es bei schweren Anämien auch zur Verdünnung des Serums 5* EYKMAN
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Technik der Blutuntersuchungen
(resp. des Plasmas) kommen; doch ist dies nicht notwendig der Fall (Chlorose). Seit HAMMERSCHLAG bezeichnet man als H y d r ä m i e nur diejenigen Zustände, bei denen das Serum verdünnt ist, bei erhöhtem Plasma (resp, Serum) Volumen ohne Veränderung der normalen Plasmaverhältnisse spricht man dagegen von P o l y p l a s m i e . In diesen Fällen (z. B. Chlorose) ist an Stelle der verminderten korpuskulären Elemente normales Plasma getreten. Bei Nephritiden findet man Verminderung, aber auch Vermehrung des spezifischen Gewichtes des Blutplasmas (resp. Serums). Im letzteren Falle sind neben Wasser noch in höherem Maße feste Bestandteile im Blute retiniert.
Die Gewinnung von Plasma und Serum. Blutplasma kann man nur dadurch gewinnen, daß die spontane Koagulation des Blutes verhindert wird. Dies erzielt man durch minimale Spuren von Natrium oder Kaliumoxalat. Das Blut sedimentiert sich und über den Blutkörperchen findet sich eine klare Plasmaschicht, die mit Pipetten abgehoben werden kann. Andere Methoden sind viel weniger zweckmäßig. Wichtiger ist die Gewinnung von Serum, das man als klare Flüssigkeit über dem Blutkoagulum (Blutkörperchen und Fibrin) des spontan geronnenen Blutes mit Pipetten entnehmen kann, oder aus Kapillarröhrchen nach sorgfältiger Entfernung des Koagulums. Am schnellsten bekommt man Serum durch Zentrifugieren, doch ist für einzelne Untersuchungsmethoden physikalisch - chemischer Natur das Zentrifugieren nicht empfehlenswert wegen der dabei eintretenden chemischen Veränderung der Erythrocyten und des Serums. Untersuchungen des Serams. Als wichtigste Untersuchung kommt diejenige des Serums a u f E i w e i ß g e h a l t in Betracht (siehe S. 71). Der S a l z g e h a l t ist nur unter seltenern Bedingungen (Nephritis) variabel, sonst nach den Angaben der meisten Autoren außerordentlich konstant STRUBELL, STRAUSS, C.SCHMIDT).
Nach C. SCHMIDT (zitiert Serum: K20 Na 2 0 ci CaO MgO
in KREHLS Path. Phys.) enthält menschliches 0,387—0,401 Promille 4,290 3,565—3,659 0,155 0,101 „
Mithin überwiegt ganz das Kochsalz, das 0,5—0,6 Prozent ausmacht. Im Fieber findet man oft Verminderung der Chloride, bei Nephritis gelegentlich Vermehrung.
Bestimmung des Trockenrückstandes
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Bei verschiedenen Krankheiten kommt auch die Farbe des Serums in Betracht. Bekannt ist die frühzeitige deutlich ikterische Färbung desselben bei allen Formen des Icterus, selbst wenn die Haut- und Sklerenfärbung noch gering ist. Eine eingehendere Untersuchung verdiente auch das Serum bei vielen Anämien, wo es häufig dunkler als normal aussieht. Mitunter findet sich bei perniziöser Anämie (siehe diese!) Bilirubin oder Urobilinogen, und man macht die Beobachtung, die ich wie andere Autoren zu verzeichnen hatte, daß das dunkler gefärbte Serum nach einigen Tagen eine grasgrüne Färbung (Umwandlung des Urobilinogens in Urobilin) annimmt oder doch sehr deutlich grün iridisiert. Für den Nachweis dieser Farbstoffe kommt die spektroskopische U n t e r s u c h u n g in Betracht, wozu ich in allererster Linie das V e r g l e i c h s spektroskop von BÜRKER (Zentralbl. f. Phys. Bd. 23. 1909. Zeitschr. f. phys. Chem. 63. 1909) empfehle, weil nur durch Vergleich des abnormen Spektrums mit dem direkt darunter befindlichen normalen die Unterschiede sofort deutlich werden. Für Urobilinogen kommt ferner der chemische Nachweis mit der EHRLICHschen Benzaldehydreaktion in Betracht. Literatur. u. T A N G L , Konzentration, Zentralbl. f. Phys. ir. 1897. — COENEN, Salze des Serums. Berlin 1897. Schade u. Fortschr. f. Med. 1897. 'S. 297. — ERBEN, Zeitschr. f. kl. Med. Bd. 40. — HAMMERSCHLAG, Zeitschr. f. kl. Med. 21. 1895. — HILDEBRANDT, Urobilinogen. Münch, m. W. 1910. — MORAWITZ, Plasma u. Serum in OPPENHEIMER, Handbuch der Biochemie. Jena 1908. — SCHWENKENBECHER, Kochsalzstoffwechsel. Med. Klinik. 1907. Nr. 28. — STEJSKAL, Wien. kl. W. 1909. S. 1701. BUGARSKY
Bestimmung des Trockenrückstandes. Es soll hierfür nur Blut verwendet werden, das nach warmem Handbad durch tiefen Einstich in die Fingekuppe unter wiederholter Kontrolle der Viskositätswerte gewonnen ist. Bei der Venenpunktion entsteht unvermeidliche Stauung, wodurch in ganz unkontrollierbarer Weise Fehler sich einschleichen. Etwa 1 — 2 cm3 Blut werden in ein Wiegeschälchen gebracht und sofort nach Aufsetzen des luftdicht abschließenden Deckels feucht gewogen. Vorher schon ist mit der analytischen Wage bis auf 1 / 10 mg genau das Gewicht des Schälchens festgestellt worden, so daß die Differenz das absolute Gewicht des verwendeten Blutes anzeigt Jetzt wird das Wiegeschälchen in den Schwefelsäureexsikkator gebracht, der Deckel abgehoben und 2—3 Tage zugewartet, bis das Blut zu einer harten glasigen Masse eingetrocknet ist, die vom Boden des Gefäßes abspringt. Nun wird der Deckel wieder aufgesetzt und Schälchen und Inhalt
70 neuerdings gewogen. Die Differenz der feuchten und trockenen Wägung ergibt den Trockenrückstand, den man in Prozenten angibt. Zu beachten ist der sorgfältige Verschluß des Deckels (NEWTON sehe Ringe); ferner muß die Luft im Kasten der Wage völlig trocken sein (Verwendung von Chlorcalcium), und darf man das Schälchen nur mit Pinzette anfassen. Der Trockenrückstand ist normalerweise sehr konstant und schwankt nur zwischen 21—22 1 / 2 Prozent; derjenige des Serums, in gleicher Weise bestimmt, ergibt 1 0 — i o 1 ^ Prozent. Auch fiir rote Blutkörperchen wird der Trockenrückstand ermittelt; doch ist dieser Wert weniger zuverlässig, da das Zentrifugat und noch viel mehr das Sediment des Erythrocyten Plasma eingeschlossen enthält. BIERNACKI hat Werte von 2 8 — 3 0 Prozent für Erythrocyten als normale bezeichnet. Der Trockenrückstand ist abhängig vom Gehalt an korpuskulären Elementen, vom Gehalt an Eiweiß und Salzen. Er ist also ebenfalls eine komplexe Größe und kann sogar normal sein, obwohl eine Blutverdünnung stattgefunden hat. Gewöhnlich werden die Bluteindickungen den Prozentsatz steigern, Anämien und Hydrämien indessen vermindern. Daher wird die Bestimmung der Trockenrückstände in erster Linie benutzt um die Verwässerung des Blutes und den Wassergehalt festzustellen Freilich sollten derartige Untersuchungen nach meiner Ansicht sich nicht ausschließlich auf diese Methodik allein stützen, sondern mindestens noch den Eiweißgehalt des Serums mit berücksichtigen. Der Wassergehalt des Serums ist bei gesunden Leuten außerordentlich konstant und unterliegt einer sehr fein arbeitenden Regulation, so daß selbst nach starker Flüssigkeitszufuhr die meisten Autoren keine Verdünnung des Serums gefunden haben, oder doch nur geringe Schwankungen (ENGEL und SCHARL, STRAUSS, PLEHN, im G e g e n s a t z zu CHIAROLANZA). Literatur Uber Wassergehalt des Blutes und des Serums. A S K A N A Z Y , Deutsch. Arch. Bd. 59. — C H I A R O L A N Z A , Deutsch. Arch. 95. 1909. — E G E R , Zeitschr. f. kl. Med. 32. 1907. — E N G E L u. S C H A R L , Zeitschr. f. kl. Med. 60. 1906. — E N G E L S , Arch. f. exp. Path. Bd. 5 1 . — E R B JUN., D. Arch. 88. 1906. Konzentration vom Blutdruck abhängig. — G R A W I T Z , D. Arch. 91. 1907; D. med. W. 1893. — HAMMERSCHLAG, Hydrämie, Zeitschr. f. kl. Med. Bd. 21. — JAKSCH, Zeitschr. f. kl. Med. 23. 1893. — LUST, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 73. — MAGNUS, Arch. exp. Path. 44. 1900. — M A R T I U S , Fol. haem. III. S . 138 u. I.-D. Berlin 1906. — PLEHN, Naturf.-Vers. 1906; D. Arch. 91. 1907; 92. 1908; 95. 1909. — REISS, Jahrb. Kinderhlk. 70. 1909. S . 3x1—362! — RZENTKOWSKI, Virch. Arch. 175. 1905. — STRAUSS, Zeitschr. f. kl. Med. 60. 1906. — WIDOWITZ, Jahrb. f. Kdhlk. 1888. Bd. 2 7 u. 28.
Die Bestimmung des Ehveißes
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Die Bestimmung des Eiweißes. Eiweißbestimmungen haben einen erheblichen Wert für die klinischen Blutuntersuchungen. Man berechnet den Eiweißgehalt durch Stickstoffbestimmung unter Multiplikation des ermittelten Wertes mit 6,25 und bekommt dann normal etwa 20 Gewichtsprozente Eiweiß. Der normale N-Gehalt des Gesunden beträgt 3,5—3,7 Prozent für das Blut, 1,2—1,4 für das Serum, pathologisch kommen erhebliche Differenzen vor. Der Stickstoff wird mit dem Apparat von KjELDAHL festgestellt. Es ist auch hier geboten, für exakte Untersuchungen nicht zu kleine Blutmengen, jedenfalls einige Kubikzentimeter zu verwenden. Diese Berechnung des Eiweißgehaltes ist indessen wenig zuverlässig, weil N nicht allein als Eiweiß, sondern auch als Extraktiv-N im Blute vorkommen kann, so besonders bei Nierenafifektionen und normal schon 5 bis 10 Prozent des Gesamt-N. Außerdem kann eine größere Blutmenge nur durch Venenpunktion mit ihrer unvermeidlichen Stauung und damit sich einschleichenden Fehlern gewonnen werden. In neuerer Zeit gelingt es, den Eiweißgehalt des Blutserums durch das R e f r a k t o m e t e r zwar nicht absolut genau, aber doch angenähert festzustellen. Die Methodik ist einfach und braucht nur geringe Serummengen, wie sie bei der Gerinnung eines Bluttropfens in einer Kapillare ohne Schwierigkeit erhalten werden. Es ist dies unzweifelhaft die beste Methode, leider ist die Anschaffung der Instrumente (Eintauchrefraktometer und deren Installierung mit erheblichen Kosten verbunden. REISS hat folgende Normalwerte refraktometrisch festgestellt: 7,24 bis 9.13 Prozent. Bei Nephritis findet er sehr niedrige Zahlen, besonders ein typisches Absinken mit Eintritt von Ödemen, 5,4—4,8 Prozent. KRIBISCH erhebt einige Einwände, indem die Gerinnung verschieden ausfallen känne, und zuweilen Unterschiede zwischen dem Blut der Fingerbeere und dem Aderlaßblut bestehen, die jedoch bei der Vornahme von Stauung nicht auffallen können. Reduziert ist das Eiweiß im Serum nach Strauss und Chajes besonders bei Tuberkulose, Karzinom, Anämien und kardialen Kompensationsstörungen. Interessant ist die Feststellung von Morawitz, daß große artifiziell erzeugte Eiweißverluste beim Hungertier in 2 1 / 2 —4 Tagen schon ersetzt werden. Einen gewissen, und wie mir scheint, ziemlich zuverlässigen Anhaltspunkt über den Eiweißgehalt des Serums bekommt man in der einfachsten und raschesten Weise durch die Viskositätsbestimmnng des Serums. Da der Salzgehalt des Serums nahezu immer nur geringen Schwankungen unterliegt, so beeinflußt fast nur das Bluteiweiß den Brechungsexponenten
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Technik der
Blutuntersuchungen
im Refraktometer. Die Viskosität ist in noch viel höherem Grade von den Kolloiden abhängig und von den kristalloiden unabhängig. Ich behalte mir vor, diese Ansicht durch vergleichende Untersuchungen zwischen Viskosimetrie, chemischer Eiweißbestimmung und Refraktometerwerten zu prüfen. Literatur Uber Eiweißbestimnmngr im Serum. ENGEL, Berl. kl. W. 1907. S. 653. — KREIBISCH, Fol. haem. IV. 1907. S- 795- — MARTIUS, Fol haem. III. 1906. S. 138. — MORAWITZ, Beitr. Chem. Phys. Path. 7. 1905. S. 1 5 3 . — REISS, I.-D. Straßburg 1902. — STRAUSS, D. med. W.
1 9 0 5 . S. 8 3 . —
STRAUSS U. CHAJES, Zeitschr. f. kl. M e d . 5 2 .
— STRUBEL!., D. Arch. f. kl. Med. Bd. 69 u. Münch, med. W. 1902.
1904.
Die Bestimmung des Eisens im Blute kann nur auf dem gewöhnlichen chemisch-analytischen Wege mit Sicherheit vorgenommen werden. Zwar ist von j O L L E S ein „Ferrometer" (Fol. haem. 1904, I. Nr. 14) konstruiert worden, das den Eisengehalt selbst sehr kleiner Blutmengen mit Sicherheit bestimmen lassen soll; doch werden gegen die Richtigkeit der Methode so schwerwiegende Gründe vorgeführt, daß man heute wohl dieser Untersuchung kein Vertrauen entgegenbringen kann. (Siehe SCHWENKENBECHER, Deutsch. Arch. 7 5 , 1903). Die Berechnung des Hämoglobins aus dem Ferrometerwert ist prinzipiell unmöglich, wie jetzt allseits anerkannt wird, weil im Blute auch andere Eisenverbindungen außer Hämoglobins vorhanden sind.
Permeabilität und Resistenz der roten Blutkörperchen, Osmotischer Druck des Blutes. Die roten Blutkörperchen sind für eine Reihe von Substanzen durchgängig. So können sie in nicht unerheblicher Weise Wasser aufnehmen und damit ihr Volumen ändern. Undurchgängig sind die Erythrocyten für Salze; wohl aber können nach den Ergebnissen der physikalisch-chemischen Forschung die elektro-negativen CL', C0 3 ", S0 4 ", NO s ' usw. I o n e n , nicht aber K, NaIonen durch die Zellwand hineingelangen, wenn dafür andere Ionen austreten. Die Permeabilität hängt in hohem Grade von der Menge der C0 3 "-Ionen in den Erythocyten ab. Diese Erscheinungen sind nur erklärbar, wenn man neben dem Protoplasmagerüst der roten Blutkörperchen noch eine intrazelluläre Flüssigkeit, ein Paraplasma annmmt. Nur dieses hat wasseranziehende Kraft. Dafür spricht entscheidend der Grad der Wasseraufnahme, wie sofort weiter ausgeführt werden wird.
Permeabilität u. Resistenz der roten Blutkörperchen, Osmotischer Druck
73
Die roten Blutkörperchen unterliegen den Gesetzen der O s m o s e . In Flüssigkeiten, die in der Raumeinheit die gleiche Zahl Moleküle besitzen, findet ein Austausch von Substanzen nicht statt. Solche Lösungen nennt man seit den grundlegenden Untersuchungen von D E V R I E S und H A M B U R G E R 1 i s o t o n i s c h e , d. h. ihr wasseranziehendes Vermögen, ihr o s m o t i s c h e r D r u c k ist derselbe. Mit dem Intrazellularplasma isoton in eine NaCl-Lösung von ca. o,9Proz. In einer solchen Kochsalzlösung, der wahrhaft physiologischen, findet kein Austausch von Flüssigkeit statt; die Erythrocyten ändern sich daher gar nicht. Wird eine stärkere (hyperisotonische) Kochsalzlösung als o,9Proz. mit dem Blute in Berührung gebracht, so wird den Zellen Wasser entzogen, sie schrumpfen. Bei Verwendung einer hypisotonischen (unter o,9Proz.) Kochsalzlösung dagegen dringt nach den Gesetzen des osmotischen Druckes Wasser in die Blutkörperchen ein, sie quellen. Bei stärkeren Graden der Quellung verlieren die Zellen ihr Hämoglobin. . Diese Schrumpfungen und Quellungen erfolgen nach H A M B U R G E R viel weniger stark, als erwartet werden müßte, wenn die Erythrocyten nur aus einer Membran und einem homogenen Inhalt beständen. Dies spricht eben für die Existenz eines Gerüstes, dessen Volumenprozente (43—5iProz.) aus dem abweichenden Verhalten bei der Quellung von H A M B U R G E R direkt bestimmt worden sind. Zunächst vermag der Erythrocyt eine erhebliche Menge Wasser in sich aufzunehmen, und, da alle diese osmotischen Phänomene reversibel sind, auch wieder abzugeben. Dies ist natürlich sehr notwendig; denn sonst würden große Wasseraufnahmen des Blutes nicht so anstandslos ertragen. Bei einer zu großen osmotischen Differenz quillt aber die Zelle so an, daß sie zerstört wird: Hämoglobinverlust, lackfarbenes Blut. Es lag daher nahe, auf diesem Verhalten eine Methode der R e s i s t e n z b e s t i m m u n g aufzubauen. Dies ist denn auch von verschiedenen Seiten geschehen. Die Ergebnisse sind aber bisher für die Klinik nicht besonders wertvoll gewesen. Das beruht, wie H A M B U R G E R ausführt, darauf, daß die R e s i s t e n z der Erythrocyten gegenüber Salzlösungen eine k o m p l e x e G r ö ß e ist, die z. B. abhängt 1. von der wasseranziehenden Kraft des Paraplasmas, 2. von dem Volumen des Paraplasmas, 3. von der Protoplasmabegrenzung. Die Resistenz der Protoplasmabegrenzung ist es, die man gerne kennen möchte, die aber ohne Ermittlung der beiden anderen Faktoren unmöglich bestimmt werden kann. Tatsächlich kann die Protoplasmaresistenz allein herabgesetzt sein. So verändern hämolytische Sera und gewisse Bakterien1 Ich verweise für das Studium dieser und folgender Ausführungen auf das Buch von HAMBURGER, Osmotischer Druck und Ionenlehre.
Technik der Blutuntersuchungen
74
gifte die Erythrocyten so, daß sie schon Salzlösungen nicht mehr ertragen, die normalerweise keine Zerstörung verursachen. Es kommen also nicht allein osmotische Verhältnisse in Betracht. Daher geht auch ein Teil der Zellen schon bei geringer Isotoniedifferenz zugrunde, während andere erst sehr viel stärkeren Veränderungen zum Opfer fallen. Man kann daher aus solchen Untersuchungen an Erythrocyten auch nicht indirekt auf die osmotische Konzentration des Blutplasmas schließen, wie man das früher getan hat. Zudem geben alle diese Methoden nur Anhaltspunkte über das Verhalten gegen Salzlösungen. So mag die Widerstandskraft diesen gegenüber normal sein, während bei mechanischen Schädigungen (Schütteln) oder Stauungen im Organismus doch eine ganz abnorme Vulnerabilität der Erythrocyten nachgewiesen werden kann.
Technik der Resistenzbestimmung. HAMBURGER (Osmotischer Druck usw. I. 378) empfiehlt, nach einheitlicher Technik zu arbeiten, um richtige Vergleichswerte zu erhalten. Er benützt ein Etui 1 mit einer Reihe von trichterförmigen Röhrchen mit verschiedenen Kochsalzlösungen, deren Gehalt um 0,01 Proz. differiert. Ein Röhrchen enthält 2 cm 3 der Salzlösung. Mit kalibrierter Pipette werden 0,05 cm 3 Blut hineingeblasen und mit einem dünnen Fischbeinstäbchen vermischt. Nachdem alle Röhrchen 15 Minuten ruhig gestanden, wird zentrifugiert. In kurzer Zeit ist entschieden, wo Hämoglobin ausgetreten und wo nicht. Ist z. B. die Lösung von 0,5 Proz. NaCl farblos, zeigt aber diejenige von 0,49 eine rote Nuance, so wird o,5oProz. als M i n i m u m r e s i s t e n z bezeichnet (normal 0,46 Proz. NaCl), indem hier die am wenigsten resistenten Zellen eben nicht zerstört werden. Man kann auch die Maximumresistenz ermittein; hier sind die am meisten resistenten gerade noch unversehrt. Damit erhält man die R e s i s t e n z b r e i t e . Bei fötalem Blut ist sie erheblich größer als sonst. LIMBECK gibt fiir klinische Zwecke folgende Methodik an: Man benützt NaCl-Konzentrationen zw. 0,4—0,85 Proz. Jede differiert um 0,03 0/00 und enthält 1 cm 3 der Salzlösung. In jedes Gläschen kommt ein Tropfen Blut, der mittels einer Glasperle gut vermischt wird, zum Zwecke des Difibrinierens. 6 Stunden später kann festgestellt werden, wo Hämoglobinaustritt erfolgt ist und wo nicht. Die Bestimmung der maximalen und minimalen Resistenz gibt indessen nur unvollständige Vorstellungen. Noch wichtiger wäre zu wissen, wie sich die große Mehrzahl der Blutkörperchen verhält, als gerade wann die kräftigsten und wann die schwächsten sich auflösen. 1
Erhältlich Amsterdam, Kunstglasbläserei, Spuistraat 303.
Technik der
Resistenzbestinvmung
75
Es ist daher gegenüber dem Prinzip von HAMBURGER und LIMBECK, das man als „Blutkörperchenmethode - ' bezeichnet, die sogenannte „Zählmethode" (CHANEL, JANOWSKY) aufgekommen. So bestimmt JANOWSKY bei einer Verdünnung von 1/200 mit der Mischpipette, wieviel Erythrocyten nach 10 Minuten in der THOMA-ZEISSsehen Kammer intakt bleiben, wenn sie mit NaCl-Lösungen von 0,4, 0,35 und 0,3 gemischt worden sind. LANG schlägt als neue Methode vor, zuerst eine Verdünnung mit o,4Proz. NaClLösung vorzunehmen, alsdann so lange aus einer Bürette 0,2 proz. Lösung zuzusetzen, bis die Flüssigkeit durchsichtig ist (Schriftprobe: Schnellen D-0,6). Für die Literatur und die Ergebnisse aller dieser Studien verweise ich auf das Buch von HAMBURGER und die Arbeit von LANG, Zeitschr. f. klin. Med., 1902, Bd. 47. Nach LANG würde das Magenkarzinom gegenüber nicht karzinomatösen Magenafifektionen durch eine Steigerung der Resistenz (stets unter 0,3428 bei Karzinom, und stets höher, bis 0,3666 bei den anderen Magenleiden ausgezeichnet sein. RLBIERRE benützt Röhrchen, die in ihrem NaCl-Gehalt zw. 0,48 u. 0,28 differieren und zwar stets um 2°/00 und zentrifugiert nach 5 Minuten. Die Herstellung einer solchen Reihe von Röhrchen mit verschiedenen NaCl-Lösungen nimmt RIBIERRE so vor, daß er von einer 0,5 proz. NaClLösung in ein Röhrchen 50, in ein zweites 48 usw. Tropfen bringt und nachher mit Aq. destill, jeweils auf 50 Tropfen ergänzt. Normalerweise beginnt die hämolyt. Wirkung in dem Gläschen, welches 44 Tropfen der 0,5 proz. NaCl-Lösung und 6 Tropfen Aq. destill, enthält. Um den Einfluß des Serums (Plasmas) auszuschalten, ist es für viele Untersuchungen nötig, daß die zur Prüfung kommenden Erythrocyten vorher 2 — 3 mal in physiolog. Kochsalzlösung gewaschen werden. Ungewaschen sind die roten Blutkörperchen resistenter. Das Serum ist in pathologischen Fällen in seinem Einfluß verschieden wirksam. Auch empfehlen die Autoren, vor dem Auswaschen das Blut zu defibrinieren durch Ausschütteln mit Glasperlen. ITAMI und PRATT verwenden mit Glasperlen defibriniertes Blut, schütteln tüchtig und setzen dann das Gemisch 24 Stunden in den Eisschrank. Außer der osmotischen- Resistenz ist in vielen Fällen eine P r ü f u n g d e r m e c h a n i s c h e n R e s i s t e n z angezeigt, wobei gewaschene Blutkörperchen im Schüttelapparat beim Schütteln mit Perlen auf Widerstandsfähigkeit untersucht werden. Ferner läßt sich eine Prüfung auf t h e r m i s c h e R e s i s t e n z , dann ganz besonders auf Widerstand gegenüber h ä m o l y t i s c h e n Giften, z. B. Saponin, vornehmen.
76
Technik der Blutujttersuchungen Ergebnisse der Resistenzprüfnngen.
In der Gravidität fand SCHÄFFER eine Resistenzerhöhung gegenüber Jod-Jodkalilösungen. STRASSER und NEUMANN berichten über Zunahme der isotonischen Resistenz auf Eisen, und über echte Erhöhung der Protoplasmaresistenz unter Arsenwirkung. Besonders interessant ist die enorme Resistenzerhöhung, die MORAWITZ und PRATT, ITAMI und PRATT, HANNA HIRSCHFELD, ROSENTHAL bei e x p e r i -
m e n t e l l e n B l u t g i f t a n ä m i e (Phenylhydrazin) als scheinbare Art von Immunität entdeckten. Dieselbe ging allmählich so weit, daß selbst reines Wasser die Blutkörperchen nicht mehr auflöste. Dabei waren nicht neue Knochenmarkselemente, sondern die zirkulierenden Zellen verändert, und die Veränderung vom Serum unabhängig, da auch gewaschene Erythrocyten sich gleich verhielten. Am meisten stieg die osmotische Resistenz, aber nur für wenige Tage, und besonders die Maximumresistenz, weniger die Widerstandsfähigkeit gegen artfremdes Serum und Saponin, Äther, Chloroform, Kobragift. Es handelt sich dabei um eine starke Vermehrung der Stromabestandteile, da das Sediment des lackfarbenen Blutes bis i o m a l höher war als normal: P a c h y d e r m i e der Erythrocyten. Gleichzeitig ist die Agglutination der Zellen erhöht. ROSENTHAL hat in letzter Zeit gezeigt, daß erhöhte osmotische Resistenz und Stromavermehrung zwar oft miteinander vorkommen, aber nicht immer und 2 voneinander unabhängige Prozesse darstellen. Er könnte auch in v i t r o die Stromasedimentvermehrung nachweisen, so daß also kein biologischer Prozeß vorliegt, sondern eine unmittelbare Giftwirkung auf die Erythrocyten, wohl als Quellung mit Gewicht- und Volumenzunahme. Eine Lipoidvermehrung fand nicht statt. Bei posthämorrh. Anämien zeigen sich derartige Phänomene nur sehr wenig ausgesprochen, außer, wenn die Erythrocyten intraperitoneal wieder zugefügt wurden. Auch Injektion körpereigener roter Zellen und Aderlaß (SATTLER) ergab Pachydermieerscheinungen. Bei S t a u u n g s i k t e r u s ist die Resistenz erhöht (CHANEL 1880, VAQUEZ, STRAUSS, LIMBECK), beim h ä m o l y t i s c h e n I k t e r u s und A n ä m i e aber v e r m i n d e r t : CHAUFFERD (siehe hämolytische Anämie!). Bei den Anämien sind die Befunde bisher nicht völlig übereinstimmend. Bei K a r z i n o m fanden LANG und SCHMIDTLECHNER Erhöhung. Bei p e r n i z i ö s e r A n ä m i e besteht ebenfalls Erhöhung der osmotischen Resistenz. Bei H ä m o g l o b i n u r i e fanden MEYER und EMMERICH die osmotische
Der osmotische Druck und die molekulare Konzentration des Blutes
77
Resistenz nicht erheblich verändert, aber vermindert gegen thermische Einflüsse und mechanische. Durch „Immunisierung" mit Gallensäuren
und hämolytischem. Aalgift
steigt die osmotische Resistenz. Literatur der Resistenzuntersuchungen. BEZANÇON et L U B B É , Lehrbuch. — BONANO, Fol. haem. V I I . S. 1 1 7 . — v. DOMARUS, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1 9 0 8 . Bd. 5 8 . — ELMI u. ALEXIEFF,
Soc. biol. 1908. S. 1 1 0 1 . — HAMBURGER, Osmotischer Druck u. Ionenlehre. 1 9 0 2 . Wiesbaden. Lit.! — HANNA HIRSCHFELD, Fol. haem. I X . Arch. S. 5 5 4 . — JAKOBY, Hofm. Beitr. Bd. 6. — ITAMI U. PRATT, Biochem. Zeitschr. 1909. Bd. 1 8 . S . 3 0 2 . — 47.
1902.
Lit.! —
ROSSEL, Berl. kl. W . 1 8 9 9 . —
E R I C H M E Y E R U. E M M E R I C H ,
LANG, Zeitschr, f. kl. Med.
D . Arch.
Bd. 96. —
MORAWITZ
u. PRATT, Münch, m. W. 1908. S. 1 8 1 7 . — RIBIERRE, Thèse de Paris 1 9 0 3 ; Fol. haem. II. 1905. S. 1 5 3 . — ROSENTHAL, Fol. haem. Arch. X . 2 5 3 . Lit.! — SAMUELY, D. Arch. 1906. Bd. 89. — SATTLER, Fol. haem. IX. Arch. S. 2 1 6 . Lit.!
—
SCHÄFFER, Münch,
m. W .
1902.
S.
1776.
—
STRASSER
u.
NEUMANN,
Med. Klinik. 1909.. S. 1 2 6 2 . — TSCHISTOWITSCH, Ann. Pasteur. 1899.
Der osmotische Druck und die molekulare Konzentration des Blutes. Zur
Bestimmung
des
osmotischen
Druckes
hat
man
verschiedene
Methoden in Anwendung gezogen. 1. Die Bestimmung der Minimumresistenz der Erythrocyten (Blutkörperchenmethode).
Gegen sie wird der Einwand gemacht, daß sie nicht ganz
zuverlässig sei, weil es nicht eine einzige Resistenz, sondern eine Resistenzbreite gibt. 2. Die Hämatokritmethode (siehe HAMBURGER, Bd. I, S. 4 4 2 ff.). sucht die Konzentration
einer Salzlösung,
bei
der
das
Man
Blutkörperchen-
volumen intakt bleibt, die daher denselben osmotischen Druck besitzt wie das Blutplasma. 3. Die G e f r i e r p u n k t b e s t i m m u n g .
Diese hat heute die unbedingte
Oberhand erlangt und ist zu einer klinisch sehr wichtigen Methode geworden. Ihre Anwendung beruht darauf, daß Salzlösungen einen anderen frierpunkt haben als die Lösungsmittel, Temperatur gefriert als Wasser.
Ge-
Kochsalzlösung z. B. bei anderer
Dabei
sinkt
der
Gefrierpunkt
pro-
p o r t i o n a l der Z a h l ' d e r in L ö s u n g b e f i n d l i c h e n M o l e k ü l e , also hängt er ab von der molekularen Konzentration.
Diese selbst aber bedingt den
osmotischen Druck, der mithin aus dem Gefrierpunkt bestimmt werden kann. Der osmotische Druck von Blutplasma und Serum sind gleich, da das Fibrin keine nennenswerte Rolle spielt, und ebensogroß ist auch der W e r t für das Gesamtblut oder für defibriniertes Blut. Die Verwendung
von
Blut
ist aber nicht
empfehlenswert, weil
die
78 T e m p e r a t u r , die d e n G e f r i e r p u n k t zu w e n i g
gleichmäßig
gehalten
a u c h b e e i n f l u ß t , in d e r h a l b f e s t e n
werden
kann.
Man
benützt
Masse
d a h e r defibri-
niertes B l u t ( d u r c h U m r ü h r e n m i t e i n e m S t a b o d e r R ü h r e r g e w o n n e n ) , g e n ü g e n d m i t d e r L u f t in B e r ü h r u n g k o m m e n abzugeben. Das
Am
Blut
muß, u m seine
das
Kohlensäure
a l l e r g e e i g n e t s t e n ist B l u t s e r u m .
soll
durch Venenpunktion
gewonnen
8 — 1 0 c m 3 S e r u m b r a u c h t es 2 5 — 3 0 c m 3
sein;
für
die
nötigen
Blut.
D i e t e c h n i s c h e A u s f ü h r u n g w i r d mit d e m A p p a r a t v o n BECKMANN v o r genommen.
Siehe
die
Beschreibungen
in
allen
Lehrbüchern
der
Unter-
suchungsmethoden ! D e r osmotische D r u c k h ä n g t v o n der A u s s c h e i d u n g fester Harnbestandteile d u r c h d i e N i e r e n a b , g i b t d a h e r ein M a ß d e r N i e r e n f u n k t i o n , bei Nieren- und
Herzkrankheiten.
Normal
besonders
ist e r a u ß e r o r d e n t l i c h
konstant
u n d b e t r ä g t A — — 0,56.
Die Volumenprozente von Blutkörperchen und Blutplasma. Eine auf
die
genaue roten
Kenntnis
darüber,
Blutkörperchen
und
hängt
Schwierigkeiten
natürlich
in
Volumenprozente auf
das
Plasma
des
Blutes
fallen,
wäre
L e i d e r stehen g e r a d e dieser Ermittlung sehr
zweifellos von g r o ß e m Werte. bedeutende
wieviel wieviel
im
Wege.
hohem Grade
Das
von
Volumen
der Zahl
der
der
roten
Erythrocyten Blutzellen
aber nicht ausschließlich, wie wir bereits mehrfach g e s e h e n haben, da d e r o s m o t i s c h e D r u c k e i n e w i c h t i g e R o l l e spielt. jener Forscher,
ab, auch
D a h e r ist die A n s c h a u u n g
die physikalisch-chemische M e t h o d e n
der
Blutuntersuchung
einseitig z u m Nachteil der m o r p h o l o g i s c h e n b e v o r z u g e n , durchaus abzuweisen, d a ß j e m a l s eine V o l u m e n b e s t i m m u n g d e n H ä m o g l o b i n w e r t e n cytenzahlen direkt
vorzuziehen
als F r e v e l m u t ,
sei,
durch
und eine
TÜRK so
bezeichnet
oder
es m i t v o l l e m
unexakte Methode
die
ErythroRechte
Hämoglobin-
b e s t i m m u n g o d e r die E r y t h r o c y t e n z ä h l u n g v e r d r ä n g e n zu w o l l e n . Prinzipielle
B e d e n k e n
V o l u m e n p r o z e n t e sind die
bei
den
Methoden
zur Feststellung
der
folgenden.
Sehr wahrscheinlich kann eine extravaskuläre Volumenbestimmung z. B. durch Sedimentierung oder Zentrifugieren die intravaskulären Verhältnisse nicht völlig richtig wiedergeben, weil d o c h ganz andere Bedingungen geschaffen worden sind. Bei der Zentrifugier-, besonders aber bei der Sedimentiermethode, ist stets Blutplasma zwischen d e n Erythrocyten eingeschlossen, so d a ß dadurch ein Fehler entsteht, d e n m a n nicht bestimmen kann. Es wäre auch nicht unmöglich, daß die Blutscheiben Wasser abgeben u n d damit das Plasmavolumen größer wird. Zweifellos werden die Erythrocyten bei diesen Bestimmungen chemisch verändert und wie HAMBURGER angibt auch deformiert. Ferner ist selbst der Zusatz einer isotonischen Lösung nicht irrelevant; denn die Vermischung zweier unter sich isotonischen Flüssigkeiten kann zu einer K o m b i n a t i o n führen, die nicht mehr isoton ist.
Die Volumenprozente von Blutkörperchen und Blutplasma
79
So erklärt es sich auch, warum die verschiedenen Methoden sehr abweichende Resultate geben, ist ja doch selbst die Menge des sich ausscheidenden Serums stark von der angewandten Methode abhängig. Es kann sich also vorläufig nur um Vergleichswerte handeln, die nach gleicher Technik erhalten worden sind. Methoden: 1. S e d i m e n t i e r u n g . Man überläßt das Blut in einem kleinen graduierten Zylinder der spontanen Sedimentierung, nachdem man durch Zusatz von sehr wenig oxalsaurem Natron (für i cm 3 Blut 0,002 g) die Gerinnung verhindert hat. Nach 1 — 2 Tagen ist die Höhe der Sedimentschicht konstant geworden und kann abgelesen werden. Über den roten Blutkörperchen kann man eine grauliche Schicht von Leukocyten und dann das Serum wahrnehmen (Methode von BIERNACKI). Nach demselben Prinzip hat GRAWITZ ein Blutvoluminimeter konstruiert. Diese Methode ist durchaus unwissenschaftlich, wird auch von Physiologen von Fach (HAMBURGER) nicht einmal mehr erwähnt. Die zahlreichen Fehler, die ihr anhaften, sind bereits eingehend erörtert. Approximative Werte scheint sie immerhin zu liefern. 2. Z e n t r i f u g i e r u n g . Hämatokritmethode. Zuerst hat HEDIN eine modifizierte Zentrifuge als Hämatokrit empfohlen, dann hat GÄRTNER einen ähnlichen Apparat konstruiert. Früher sind zur Verhinderung der Gerinnung Verdünnungsflüssigkeiten (2,3 proz. Kai. bichromat.-Lösung oder MÜLLER sehe Flüssigkeit) verwendet worden, die aber nicht isoton sind und das Volumen verändern. Man kann aber jetzt wirklich isotonische Kochsalzlösung (0,92 Proz.) anwenden und erhält brauchbare Werte, die zwar noch zu groß sind, aber zu dem wahren Volumen in einem konstanten Verhältnis stehen (HEDIN). Der erhaltene Wert muß nach EYKMAN mit 0,9025 multipliziert werden. Durchaus nötig ist eine Zentrifuge von hoher Umdrehungsgeschwindigkeit (2600 Touren in der Minute, Dauer des Verfahrens i l / 2 Stunden). Für eingehende Studien des Hämatokrit verweise ich auf HEDIN (Pflügers Arch., Bd. 60) und KOEPE (Arch. f. Anat. und Physiol., phys. Abteiig., 1895). HAMBURGER (S. 515) empfiehlt als zuverlässig folgende Methode, die auch den Vorteil hat, wenig Blut zu erfordern. Ein kleines dickwandiges, verschließbares Glasröhrchen (selbst angefertigt!) wird mit einigen Glasstückchen beschickt. Man läßt Blut, etwa 1 cm 3 , einfließen, bis das Röhrchen voll ist, verschließt und schüttelt zum Zwecke des Defibrinierens x/4 Stunde lang. Nach vorgenommener Filtration wird mit einer Kapillarpipette eine bestimmte Menge abgemesen und in einem Hämatokritröhrchen zentrifugiert bis zu konstantem Volumen. KOEPPE sucht in den Zentrifugierröhrchen eine dünne ölschicht herzustellen, um Gerinnung zu vermeiden und kann dann direkt das Volumen ablesen. CAPPS vermeidet jeden Zusatz und zentrifugiert direkt. Durch sehr rasches Arbeiten läßt sich die Gerinnung vermeiden, sofern eine vorzügliche Zentrifuge mit elektrischem Antrieb zur Verfügung steht. Das gleiche Prinzip der d i r e k t e n Z e n t r i f u g i e r u n g hat GRAWITZ schon seit Jahren empfohlen und angewandt. Man wird seinen Vorschlag, eine größere Blutmenge, als der Hämatokrit verlangt, zu verwenden, nur beistimmen können. Es ist also die Venenpunktion vorzunehmen, die am besten schnell zu der nötigen Blutmenge führt, und schnelles Arbeiten ist eben absolut nötig. Leider ändern sich durch die Stauung der Venenpunktion aber die Volumenprozente. Die ganze Hämatokritmethode kann leider nicht als eine zuverlässige angesehen werden und wird von vielen Autoren als unwissenschaftlich bezeichnet.
80
Technik der Blutuntersuchungen
3. Die Bestimmung durch das elektrische L e i t v e r m ö g e n . Dieser Methode gehört vielleicht die Zukunft an. Sie basiert auf der Entdeckung, daß rote Blutkörperchen den elektrischen Strom so schlecht leiten, daß das Leitvermögen des Gesamtblutes nahezu ganz auf Rechnung des Plasmas fällt. Vorläufig ist aber das Verfahren noch zu wenig erprobt, und namentlich • ist die Berechnung des wirklichen Wertes noch nicht genügend wissenschaftlich fundiert (siehe HAMBURGER, HÖBER, Handbuch der Biochemie von OPPENHEIMER 1908), weil die Leitfähigkeit "sich nicht zueinander verhält, wie die Plasmavolumina des Blutes. O K E R - B L O M und F R A N K E L haben eine Kurve konstruiert für die Abhängigkeit des Blutkörperchenvolumens von der Relation zur Leitfähigkeit des Serums und Leitfähigkeit des Blutes, aus der sich die Berechnung vornehmen läßt. 4. Indirekte Methoden. Eine solche haben zuerst die Gebrüder BLEIBTREU (Pflügers Arch., Bd, 51) angegeben. Durch Vermischung einer bestimmten Menge Blut mit einer bestimmten Menge o,6proz. NaCl-Lösung wird die Konzentration des Serums dem Flüssigkeitszusatz entsprechend verdünnt, und es wird der N-Gehalt oder das spezifische Gewicht des unverdünnten Serums und des Serumkochsalzgemisches bestimmt und nach einer angegebenen Formel das Volumen des Serums berechnet. Die ursprüngliche Methode verwertet eine nicht isotonische Lösung, kann daher keine richtigen Resultate geben. Es muß eine wirklich isotonische NaClLösung benützt werden (siehe E Y K M A N , Virch. Arch., Bd. 143, HAMBURGER, Zeitschrift für Biologie 1897, die beide das spezifische Gewicht der N-Bestimmung vorziehen). E. GRAWITZ bestimmt zuerst das spezifische Gewicht des Gesamtblutes (-öj), dann nach Zentrifugieren das spezifische Gewicht des Serums (Z>2), endlich das spezifische Gewicht der Blutkörperchenmasse (Z?3). Daraus wird der Prozentgehalt X des Serums im Blute nach der Formel berechnet
Bei den normalen Durchschnittswerten erhält man bei D^ = 1056, Z>2= 1030, Z>S=IO82 nach dieser Formel 50 Proz. Serum. Nach den meisten Methoden wird ca. 40—50 Proz. Volumen der Erythrocyten gefunden. Auch diese indirekten Methoden haben ihre Fehler und geben nur Vergleichswerte. CAPPS erhält mit seiner Methode (direkte Zentrifugierung ohne Zusatz) 50 Proz. Volumen der Erythrocy ten; er setzt diesen Wert = 1 . Pathologisch gefundene Volumina drückt er in Prozenten der Norm aus. Er bestimmt sodann mit der THOMA-ZEISS sehen Kammer die Zahl der roten Blutzellen und gibt auch hier pathologische Werte in Prozenten des Normalen an. Jetzt bringt er die beiden Größen in Relation und erhält aus dem Ver, , . • Blutkörperchenvolumen . _ , . , hältms — — — ——, in Prozenten der Norm ausgedrückt, das mittlere Blutkörperchenzahl Volumen der Erythrocyten. Diesen Begriff bezeichnet er als Volumenindex. SAHLI schlägt dafür den Ausdruck Volumenquotient oder Volumenwert der roten Blutkörperchen vor. Normal ist dieser Quotient natürlich = 1, pathologisch nach C A P P S als eine der konstantesten und diagnostisch wertvollsten Er-
Die Bestimmung der Gerinnungszeit des Blutes
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scheinungen nur bei perniziöser Anämie über 1,0, sonst bei den Anämien gewöhnlich unter 1,0. Der Volumenquotient geht also dem Hämoglobinquotienten oder Färbeindex parallel. In geistreicher Weise hat ULMER durch viskosimetrische Untersuchungen und Verwendung verschiedener Flüssigkeiten das Volumen von Pferdeblutkörperchen bestimmt und nach Vornahme verschiedener Kontrolluntersuchungen, bis auf i Proz. genaue Resultate erhalten. Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Methodik auch für die Klinik ausgearbeitet würde. Literatur Uber Bestimmung: der Volumenprozente von Erythro cyten und Plasma. ABDERHALDEN, Zeitsch. f. phys. Chemie. Bd. 23. 1897 u. 25. 1898. — BENCE, Zentralbl. f. Phys. 19. 1905. S. 198 u. D. med. W. 1906. Nr. 36. — BLEIBTREU, Pflügers Arch. Bd. 51. — BÖNNINGER, Berl. klin. W. 1909. S. 161. — BUGARSKY U. T A N G L , Zentralbl. Phys. 11. 1897 u. Arch. f. Anat. u. Phys., phys. Abt. 1897. S. 551. — C A P P S , Med. Research. 1903; Journ. Am. med. Ass. 1901. — FRANKEL, Zeitsch. f. klin. Med. 52. 1904. — HAMBURGER, Osmotischer Druck u. Ionenlehre. 1902. — H E D I N , Skand. Arch. II. 1890. — KOEPPE,Fol. haem. II. 1905. S. 334; Arch. f. Phys. 1905. Bd. 107. — LARRABEE, Med. Research. 1911. — O K E R - B L O M , Pflügers Arch. 79. 1910.—SCHROTTENFROH, Arch. f. Phys. Bd. 123. 1908. — ULMER, I.-D. Zürich 1909.
Die Bestimmung der Gerinnungszeit des Blutes. Die Blutgerinnung gehört immer noch zu den ungenügend geklärten Problemen der Physiologie. Bekanntlich hatte A. SCHMIDT drei Substanzen als für die Gerinnung notwendig hingestellt, die fibrinogene und die fibrinoplastische Substanz und das Fibrinferment. Dieses letztere sollte durch Leukocytenzerfall frei werden. Nach FREUND spielt die Adhäsion eine große Rolle, indem sie eine Bindung von freiwerdenden Phosphaten mit Kalk und Magnesiumsalzen des Plasmas erzeuge. Jetzt kann das Fibrin nicht mehr in Lösung bleiben und fallt aus. Von ganz besonderem Interesse sind die Studien von P. MORAWITZ (Deutsch. Arch., Bd. 79). Im Blute kommt das Fibrinferment (Thrombinj präformiert in einer unwirksamen Vorstufe, im T h r o m b o g e n , vor. Das Thrombogen wird bei Vorhandensein von Kalksalzen durch ein Ferment, die T h r o m b o k i n a s e , aktiviert. Dieses Ferment ist überall vorhanden, Thrombogen aber nur im Blute und der Lymphe, und zwar ganz vorwiegend in den Blutplättchen, so daß es zweifelhaft bleibt, ob auch in Leukocyten Thrombogen existiert. MORAWITZ bezeichnet daher die Blutplättchen direkt als T h r o m b o c y t e n , weil sie im Gegensatz zu allen anderen Zellen Thrombogen in reichlichster Menge enthalten, während die Thrombokinase in allen Zellen und auch in den Blutplättchen vorkommt. Weder Lymphocyten noch Leukocyten sind im Besitz von Thrombogen, ebensowenig die Erythrocyten. In Widerspruch zu dieser Auffassung stehen freilich die A n s i c h t e n v o n NOLF, s o w i e v o n ACHARD et AYNAUD. NAEGELI, Blutkrankheiten, i. Aufl.
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Technik der
Blutuntersuchungen
Die B e s t i m m u n g der G e r i n n u n g s z e i t hat entschiedenen Wert für die Klinik, z. B. bei hämorrhagischen Diathesen, zur Beurteilung des therapeutischen Effektes unserer Hämostyptika, wie Gelatine usw. Leider fehlen zuverlässige Methoden noch so gut wie vollständig und hebt SAHLI hervor, daß eine Reihe von äußeren Umständen, wie die Temperatur, die Form und Weite des Gefäßes, die Menge des verwendeten Blutes, die Beschaffenheit der blutenden W u n d e von erheblichem Einfluß sind. Früher am meisten gebraucht war wohl die M e t h o d e von VIERORDT. Man saugt das Blut der Stichwunde in eine 5 cm lange Glaskapillare (Impfkapillare) von 1 mm innerem Durchmesser und führt von der anderen Seite her ein sorgfältig gereinigtes weißes Pferdehaar hinein, das zum Zwecke der Entfettung in Alkohol und Äther ausgekocht ist. Jede Minute wird das Pferdehaar um 1j2 cm vorgeschoben. Zunächst bleibt nichts haften; im Moment der Gerinnung aber zeigt sich eine rötliche Verfärbung des Pferdehaares und bei vollständiger Gerinnung haftet ein festes Gerinnsel an. Besonders abhängig ist diese Probe von der Temperatur und der Weite der Kapillare. Daher kommt man stets nur zu Vergleichswerten bei gleicher Technik und es ist nötig, in jedem Falle die Zeit der Gerinnung auch noch bei einer gesunden Vergleichsperson zu bestimmen, und kann nicht einfach den von VIERORDT ermittelten Durchschnittswert von 9 Minuten zum Vergleich heranziehen, da diese Zeit zu sehr von äußeren Momenten abhängig ist. D i e M e t h o d e von WRIGHT. Es werden mehrere solcher Kapillarröhrchen mit Blut gefüllt, bei konstanter Temperatur 37 ° C und 18,5° C gehalten und von Zeit zu Zeit ein Röhrchen durchgeblasen. Mit dem Eintritt der Gerinnung kann das Blut nicht mehr ausgeblasen werden. W R I G H T empfiehlt jetzt, das erste Gerinnsel auf Fließpapier nachzuweisen. Die M e t h o d e v o n BRODIE u n d RÜSSEL. In flüssigem Blut verschieben sich die roten Blutkörperchen, in geronnenem nicht mehr. Daher prüfen BRODIE und R Ü S S E L , indem sie einen hängenden Tropfen Blut unter dem Mikroskop beobachten und von Zeit zu Zeit einen leichten Luftstrom gegen den Rand des Tropfens richten. Normal dauert die Verschieblichkeit 2 — 9 1 / 2 Minuten. Die Grenzbestimmung ist unsicher. SCHWAB sucht die Gerinnung nach dem Sichtbarwerden der Fibrinfäden im hängenden Tropfen zu bestimmen. BIRNBAUM fand diese Methode unzuverlässig. A m meisten heute im Gebrauch steht wohl die Methode von Bürker, bei der auf genaue Innehaltung der Temperatur von 25 ° C geachtet wird. B Ü R K E R hat einen besonderen Apparat 1 konstruiert, bringt in diesen Apparat auf einen hohlgeschliffenen Objektträger zuerst einen Tropfen destilliertes Wasser, dann läßt er einen Tropfen Blut aus dem Stich der Fingerbeere ins Wasser fallen, mischt mit dem Knopf eines gereinigten Glasstabes und fährt nachher unter Verschiebung der Richtung alle 1/2 Minuten durch die Mischung durch bis zur Bildung des ersten Fadens. 1
Erhältlich bei Universitätsmechaniker ALBKECHT in Tübingen.
Alkaleszenzbestimmungen des Blutes
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Tausende von Untersuchungen an Gesunden ergaben außerordentlich übereinstimmende Werte bei gleicher Temperatur, nämlich 6—7 Minuten. Die Grenzbestimmung ist scharf. Der Wasserzusatz ändert das Resultat nach BüRKERs vergleichenden Prüfungen nicht, verhütet aber das rasche Antrocknen der Ränder des Bluttropfens. Andere Methoden sind von GUIART und GRIMBERT, SCHULTZ (Hohlp e r l e n k a p i l l a r m e t h o d e ) , BUCKMASTER, RIEBES u n d KOTTMANN v o r g e s c h l a g e n
worden. Literatur.
Le globulin. Paris 1909. — BIRNBAUM, Münch, med. W . 1907. Nr. 13. — BIRNBAUM u. O S T E N , Arch. f. Gyn. Bd. 80. — B L U M , Zieglers Zentralbl. 1904. Zusammenf. Ref. Lit.! — BORDET et GENGOU, Ann. Institut Pasteur. 1903, 1904. — BRODIE U. R Ü S S E L , Arch. f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 49. 1903. — BUCKMASTER, Intem. Phys. Kongr. Heidelberg 1907. Ref. Münch, med. W . S. 2202. — BÜRKER, Arch. f. Phys. Bd. 102, 1904; Bd. 118. 1907; Zentralbl. f. Phys. Bd. 21; Münch, med. W. 1904. Nr. 27. — F O L D U. S P I R O , Hofm. Beitr. Bd. 5. — G U I A R T et G R I M B E R T , Précis de diagnostic chimique. 1906. Paris, Rudeval. — KOTTMANN, Koaguloviskosimeter. Intern. Kongr. Budapest 1909; Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 69 u. 71. — MATTHES, M . m. W . 1911, 1003. — MORAWITZ, Handbuch der Biochemie von Oppenheimer 1908. Lit.!; Ergebn. d. Phys. Bd. 4. 1905. Lit.! Münch, med. W. 1904.; D. Arch. Bd. 79. 1903; Hofm. Beitr. Bd. 4. 1903. Ziegl. Beitr. 1907. S . 804. — MORAWITZ u. R E H N , Arch. f. exp. Path. 58. 1907. — N O L F , Arch, intern, de Phys. Bd. 3. 1905; Bd. 4. 1906. — RIEBES, Münch, med. W. 1909. S . 1958. — SCHULZ, W., Fol. haem. IX. S. 273. X. S . 381. — S C H W A B , Münch, med. W. 1906. Nr. 51. 1907. Nr. 4. — VIERORDT, Arch. f. Heilk. Bd. 19. 1878. — W E I S S , Berl. kl. W . 1910. S. 992. — W R I G H T , Brit. med. J. 1893. S. 223. AYNAUD,
Alkaleszenzbestimmungen des Blutes. Die saure oder alkalische Reaktion einer Lösung wird definiert durch die Konzentration der aktuellen H- oder OH-Ionen und nicht wie bei den titrimetrischen Verfahren durch die „potentiellen" H- oder OH-Ionen. Die aktuelle Reaktion des Blutes ist n e u t r a l . Unter gewissen Umständen können doch einige Schwankungen eintreten. Diese werden bestimmt durch die Messung des Potentials einer Wasserstoffelektrode gegen Blut (Methode v. HÖBER, Pflügers Archiv. Bd. 81. 1900 und Bd. 99. 1903 oder deren Modifikationen von FRÄNCKEL, Pflüg. Arch. 96. 1903, FARKAS, Pflüg. Arch. 98. 1903 oder PFAUNDLER, Arch. Kinderhk. 41. 1905) oder durch das Verfahren von FRIEDENTHAL (Zeitschr. allg. Phys. Bd. 4 . 1 9 0 4 und Z. Elektrochem. 1 9 0 4 ) , indem ein Satz von Indikatoren verwendet wird, deren bei verschiedenen aktuellen Reaktionen eintretende Farbumschläge auf H + -Konzentrationen geeicht sind. Von Einfluß auf die aktuelle Reaktion ist die Kohlensäure, venöses 6*
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Technik der Blutuntersuchungen
Blut kann mehr H+-Ionen enthalten als arterielles; geringer ist nach PFAUNDLER der H+-Gehalt bei Kindern. SCHULTZ (Monatsschr. f. Psych, u. Neur. Bd. 22) fand bei Nervösen und Geisteskranken keine Abweichung vom normalen. Ob die Bestimmung der potentiellen Reaktion irgend einen Wert für Blutuntersuchungen hat, erscheint fraglich. Die dafür bisher gebräuchlichen Methoden (siehe deren Anwendung und Kritik in der I. Auflage) sind ganz ungenau und unzuverlässig. Ich verweise im übrigen auf die Darstellung dieses Kapitels im Lehrbuch von SAHLI, 6. Auflage. Literatur. Phys. Chemie. Lehrbuch, III. Aufl. u. Handbuch der Biochemie von Oppenheimer. 1908. — SCHULZ, 1. c.; ebenso F R Ä N K E L U. FRIEDENTHAL. HÖBER,
Die Bestimmung der Gesamtblutmenge. Eine Bestimmung der Gesamtblutmenge ist für die wissenschaftliche Erforschung der verschiedensten Probleme von der fundamentalsten Bedeutung. Nur durch die Kenntnis dieses Faktors können zum Beispiel gewisse Pseudoanämien mit normalen Werten der Zellen und des Hämoglobins in der Raumeinheit richtig beurteilt werden. Von größtem Interesse ist auch die Kenntnis der Gesamtblutmenge für die Krankheit Polycythämie und die verschiedenen Polyglobulien, bei denen früher nur auf indirektem Wege angenommen werden konnte, daß die Vermehrung der Zellelemente im Kubikmillimeter noch von einer Zunahme der Gesamtblutmenge begleitet sein müsse. Endlich würde uns auch in morphologisch-biologischen Fragen erst die Kenntnis der Blutmenge mit Sicherheit und Genauigkeit darüber orientieren, ob z. B. eine Lymphocytenverminderung von 20 auf 10 und 5 Proz. tatsächlich eine Minderproduktiön des lymphatischen Systems darstellt, wie das später als höchst wahrscheinlich angenommen wird. Die zuerst von WELKER eingeführte und von JAQUET verbesserte D u r c h s p ü l u n g s m e t h o d e ist nur am Tier anwendbar. Für den Menschen ist in vielen Modifikationen die zuerst von VALENTIN vorgeschlagene V e r d ü n n u n g s m e t h o d e durch intravenöse Infusion einer bestimmten Menge (meist 300 ccm) physiologischer Kochsalzlösung benützt worden. Dabei ist der Grad der Verwässerung des Blutes entweder nach VALENTIN aus dem Trockenrückstand, oder nach PLESCH kolorimetrisch aus dem Hämoglobin mittels eines überaus empfindlichen Chromophotometers, oder nach KOTTMANN aus dem Erythrocytenvolumen durch einen Präzisionshämatokriten festgestellt worden. Dieser Verdünnungsmethode stehen aber sehr schwerwiegende Bedenken gegenüber; denn man weiß durch die Untersuchungen der LUDWIG sehen Schule, daß der Organismus außerordentlich rasch sich einer künstlichen Plethora erledigt und auch physiologische Kochsalzlösung sehr schnell aus-
Die Bestimmung der Gesamtblutmenge
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scheidet. Um dieser großen Gefahr bei der Ermittlung der Werte zu umgehen, hat man k u r z e Z e i t (5 Minuten) nach der Injektion schon das verdünnte Blut untersucht. Ich fürchte aber, daß dann die Mischung noch eine ungenügende gewesen sein könnte, und daß durch eine rasch erfolgende Infusion starke vasomotorische Einflüsse und dadursh verschiedene Blutverteilung in den Gefaßgebieten und daher durch das Vasomotorenspiel verschiedene Werte der Blutzusammensetzung eintreten können. Berücksichtigt man ferner, daß die folgende Venenpunktion nur an gestautem Blut vorgenommen werden kann und dabei wieder neue und unkontrollierbare Fehler sich einschleichen, so begreift man, daß das Zutrauen zu einer derart von Fehlern bedrohten Methodik nur ein geringes sein kann. Für die Basis der Berechnung der Verdünnung dürfen nur Erythrocyten und Hämoglobinwerte in Betracht kommen, denn nur für die Erythrocyten ist der Austausch zwischen Blut und Gewebsplasma unmöglich. Da aber bei der Bestimmung des Trockenrückstandes auch das Blutplasma eine Rolle spielt, so erscheint diese Ermittlung von vornherein wenig zuverlässig. Die Hämatokrittechnik muß auch als sehr bedenklich angesehen werden, wenn man sich der HAMBURGER sehen Worte erinnert, daß der Hämatokrit die Erythrocyten deformiert und chemisch verändert; siehe übrigens die anderen Einwände S. 78. Es erscheint daher noch die Zählung der Erythrocyten nach aktiver Hyperämie der Hand ohne Venenpunktion einfach durch Einstich mit der FRANKE sehen Nadel als die richtigste Methodik, wobei man freilich eine Reihe von gleichzeitigen Kontrollzählungen an verschiedenen Fingern vornehmen sollte. QUINCKE hat einst Transfusionen benutzt, um aus der Zunahme nach der berechneten eingeführten Erythrocytenzahl die Blutmenge festzustellen. Bei einem derartigen Versuch an der SAHLIschen Klinik erhielten wir aber nach der Transfusion sogar weniger Erythrocyten als vorher, ein Beweis, daß ein großer Teil roter Zellen in innern Organen zurückgehalten war und der Zirkulation nicht zugute kam. Auf einem ganz andern und theorethisch zuerst von GR^HAUT et QÜINQUAUD angegebenen Prinzip beruhen die Methoden, eine bestimmbare Menge CO einatmen zu lassen und nachher durch Gasanalysen des Blutes die Berechnung der Gesamtblutmenge vorzunehmen. Diese K o h l e n o x y d m e t h o d e liegt den Untersuchungen von HALDANE und SMITH zugrunde und ist später von verschiedenen Autoren angewandt und zum Teil modifiziert worden (ZUNTZ und PLESCH, OERUM). Der Einwand, daß CO in die Gewebe übergehe und, damit verloren wäre, ist durch PLESCH widerlegt. BEHRING gibt an, CO werde auch vom Muskelhämoglobin gebunden und daher sei die Methode unrichtig. Ein weiteres Prinzip, wenigstens für Vergleichswerte, ist durch MORAWITZ
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Technik der Blutuntersuchungen
mit der p l e t y s m o g r a p h i s c h e n M e t h o d e zur Anwendung gekommen, indem die im Arm zirkulierende Blutmenge, die ja wohl zur Gesamtblutmenge immer in einem ziemlich konstanten Verhältnis steht, zu ermitteln gesucht wird. Die o p t i s c h e M e t h o d e von ABDERHALDEN, Injektion einer Dextroselösung und Feststellung des Drehungsvermögens des Plasmas nach der Injektion, hat sich leider nicht bewährt. In neuester Zeit ist BEHRING auf einen schon 1898 von EHRLICH ausgesprochenen Gedanken zurückgekommen, indem er eine bestimmte Antitoxinmenge dem Blute beigibt und nachher biologisch durch Tierexperiment den Verdünnungsgrad bestimmt. Es beruht dieses Prinzip auf der Erfahrung, daß antitoxische Substanzen mit großer Hartnäckigkeit in der Blutbahn festgehalten werden. Freilich kann eine biologisch quantitative Methode kaum sehr genaue Werte zutage fördern. Nach den E r g e b n i s s e n dieser Methoden beträgt nach HALDANE (CO-Methode) die Gesamtblutmenge normal 1 / 20 , während man früher nach Infusionsmethoden 1 j j a des Körpergewichtes angenommen hatte. 1 KOTTMANN fand (Infusionsmethode) durchschnittlich / 116 — 1 / 12i6 des Körpergewichtes. PLESCH (CO-Methode) gibt für Chlorosen 7,7—10,8 Proz. des KG. an. flir posthäm. Anämien 4,6—6,6 Proz. fiir Nephritis (ohne Ödeme) 8,09—9,91 Proz. OERÜM (CO-Methode) für perniziöse Anämie 5,1 Proz. Chlorose 7,7 Proz. posthäm. Anämien 5,35 Proz. SMITH (CO-Methode) für Chlorose ebenfalls beträchtliche Vermehrung. 1 PARKES WEBER für Polyglobulie das 2 / 2 —3 fache und mehr. L. SMITH erklärt, bei perniziöser Anämie könne die Blutmenge vermindert, normal oder hoch (!) sein, welch letztere Angabe freilich gewisse Bedenken gegen die Zuverlässigkeit der Methodik kaum unterdrücken läßt. MORAWITZ und SIEBECK (Pletysmographische Methode) fanden für sechs Anämien nur 1 / 2 — 2 / s der normalen Blutmenge und geringe Verminderung bei zahlreichen Anämien, bei Karzinom und Tuberkulose, bei auffälliger Blässe, aber normalem Befund in der Raumeinheit auch starke Verminderung der Blutmenge, bei Pseudoanämien normale Menge und nur bei drei Fällen Verminderung, bei zwei Fällen von Polycythämie große Zunahme. MORAWITZ Verminderung bei perniziöser Anämie und Vermehrung bei Chlorose und Nephritis. ERICH MÜLLER fand für Kinder von 6—12 Jahren mit der verbesserten CO-Methode vo\i ZUNTZ und PLESCH 1 / l i i S also eine größere Menge, so daß demnach der niedrige prozentige Hämoglobinwert (12,1 g pro 100 ccm Blut, Bestimmung nach FLEISCHL-MIESCHER und durchschnittlich 65 nach SAHLI) kompensiert wurde.
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Sauerstoffzehrung des Blutes
Literatur Blutmengre. Zeitschr. f. phvs. Chem. 66. 1910. S. 120. — BARCROFT and H A L D A N E , J. ofPhys. 28. 1902. S. 232. — B A R C R O F T U . MORAWITZ, D . Arch. 93. Bd. 1908. (Beschreibung der Ferricyanidmethode zur Gasbestimmung.) — BEHRING. M . m. W. 1 9 1 1 . — BOYCOTT and D O U G L A S , J. of Path. and Bact. 1909. Bd. 13. S. 117 u. 256 u. Guys Hosp. Reports. 1908. Bd. 62. S. 157. — DOUGLAS, J . of Phys. 1906. Bd. 33. S. 493. — H A L D A N E and SMITH, J. of Phys. 1900. Bd. 25. S . 330. — KOTTMANN, Arch. f. exp. Path. u. Pharm. 1906. Bd. 54. — M O R A W I T Z , Volkmanns kl. Yortr. Nr. 462. — MORAWITZ U. SIEBECK, Arch. f. exp. Path. u. Ph. Bd. 49. — MÜLLER. Erich, Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 72. — OERUM, D . Arch. Bd. 93. 1908. — PLESCH, Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 63. 1907. Kongr. f. innere Med. 1907. — SMITH, Transact. Path. Soc. London 1900. Bd. 51. S . 511. Br. med. J. 1907, 9. X I . — SMITH and Mc K I S A C K , ibid. 1902 Bd. 53. S. 136. — W E B E R , P., Fol. haem. Bd. 5. S. 701. — ZUNTZ u. PLESCH, Biochem. Zeitschr. 1908. Bd. 11. S. 47. ABDERHALDEN,
Sauerstoffzehrung des Blutes. MORAWITZ hat gezeigt, daß normales Blut, steril entnommen und defibriniert, unter Luftabschluß in Gefäße gebracht, beim Aufbewahren Sauerstoff verbraucht und C0 2 bildet; aber normal ist diese Sauerstoffzehrung sehr gering, beträgt nur 4 — 5 Proz. und wird ganz auf die Lebensvorgänge der Leukocyten zurückgeführt, da nur Zeilen mit Kernen eine Atmung aufweisen. So ist denn auch nach WARBURG die 0 2 -Zehrung der Vogelerythrocyten sehr erheblich. Im Gegensatz zu dem minimalen Wert der Sauerstoffzehrung in normalem Blute zeigt pathologisches Blut nach MORAWITZ und ITAMI eine starke Atmung, von 5—69 Proz., so daß also junge Zellen, die in irgendeiner Form wohl noch Kernreste enthalten, sich durch starke 0 2 -Zehrung verraten. Damit ist ein biologischer Nachweis junger Erythrocyten und regenerativer Phänomene möglich, selbst wenn morphologische Methoden versagen. Hämolytische und Blutgiftanämien zeigten besonders hohe Sauerstoffzehrung, ebenso das peripherische Blut bei Blutungen in den Darm (also starke Regeneration, nicht Degeneration!), nach Aderlaß nimmt die 0 2 -Zehrung rasch zu. Eine BlERMERsche Anämie zeigte kurz vor dem Tod geringe 0 2 -Zehrung und die Sektion ergab dementsprechend nur geringe regenerative Prozesse. Auffälligerweise gelang es mit dieser Methode nicht, die im Hochgebirge eintretende Regeneration deutlich zu zeigen. In bezug auf die Technik verweise ich auf: MORAWITZ und ITAMI, Deutsches Arch. 100, 1910. Sonstige ITAMI, A r c h . f. e x p . P a t h . u . P h a r m .
I.iteratur. 62.
1910.
—
MORAWITZ, i b i d . B d . 6 0 .
1909. Kongr. f. innere Med. 1910. — MORAWITZ U. P R A T T , Münch, med. 1908. Nr. 35. — WARBURG, Zeitschr. phys. Chem. 1909. Bd. 59, S. 112.
W.
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Technik der Blutuntersuchungen
Die Jodreaktion des Blutes und der Leukocyten. EHRLICH hat zuerst die Beobachtung gemacht, daß in den Zellen des Blutes jodempfindliche Substanzen vorhanden sind und bezog dieselben auf Glykogen, da dieser Körper bereits durch SALOMON chemisch im Blute nachgewiesen war und die Reaktion bei Diabeteskranken entdeckt werden konnte. In der Folgezeit ist die Jodreaktion von vielen Seiten aufs eingehendste studiert worden. Man suchte ein leitendes Prinzip in der Genese der pathologischen Jodreaktion und glaubte es entdeckt zu haben (KAMINER). Vor allem erweckte die chemische Deutung des reagierenden Körpers und die praktisch diagnostische Wertigkeit und Verwendung der Jodophilie die lebhaftesten Diskussionen. EHRLICH gab die folgenden Methoden zum Nachweis des „Glykogens" an. a) F r ü h e r e M e t h o d e v o n EHRLICH. I. Die lufttrockenen (!) Präparate wer O S s 3• -g « i>
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