Biblisches Christentum: Ein Leitfaden für Konfirmanden und zum Selbstunterricht mit Zusammenfassungen nach Luther’s kleinem Katechismus [Reprint 2018 ed.] 9783111645841, 9783111262758


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German Pages 101 [104] Year 1897

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Table of contents :
Inhalts-Verzeichnis
Einleitung
I. Teil. Gott
II. Teil. Der Mensch
III. Teil. Die Erlösung
IV. Teil. Der Erlöser
V. Teil. Das Reich Christi
Schluß
Anhang I. Hauptstück
Anhang II. Das Kirchenjahr
Anhang III. Der kleine Katechismus Dr. Luthers
Verzeichnis der Bibelstellen
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Biblisches Christentum: Ein Leitfaden für Konfirmanden und zum Selbstunterricht mit Zusammenfassungen nach Luther’s kleinem Katechismus [Reprint 2018 ed.]
 9783111645841, 9783111262758

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Mlisches Christentum. Ein Leitfaden für Konfirmanden und zum Selbstunterricht mit

Zusammenfassungen nach

Luthers kleinem Katechismus van

Bruno Stachowitz Pfarrer und erster Prediger an der altstädtischen Kirche in Thorn.

Berlin, Druck von Georg Reimer.

1897.

Inhalts-Verzeichnis. Seite

Einleitung.............................................................................. 1—8 § 1. Wozu brauchen wir Religion................. 1 § 2. Was ist Religion?......................................... 2 §3. Wer ist Gott? Naturreligionen. Geoffenbarte Re­ ligion .................................................................................... §4. Wie offenbart sich der Geist? Propheten. Christus § 5. Was sagen die Propheten vonChristus? Mesfianische Weissagungen............................................. 4 § 6. Wie sind die durch die Propheten und Chri­ stus geschehene Offenbarungen auf uns ge­ kommen? Entstehung, Sammlung, Grundsprachen, Uebersetzungen der heiligen Schrift.................. 5 § 7. Welches sind die in der Bibel gesammelten Schriften?......................................................... 6 I. Teil.

3 3

Gott................................................................................9-11

§8. Wie ist Gott? Eigenschaften Gottes. Fortschritt der Gotteserkenntnis................................................. 9 §9. Was thut Gott? 1. Artikel.......................................

10

II. Teil. Der Mensch.............................................................. 12-25 § 10. Wozu ist der Mensch geschaffen? Bestimmung des Menschen. Ebenbild Gottes................................... § 11. Was ist der Mensch? Persönlichkeit. Leib. Seele. Geist. Die religiöse Frage...............................................

12 12

IV



§ 12. Wie sucht die menschliche Seele den göttlichen Geist in sich aufzunehmen? Frömmigkeit. Gebet. Zweck des Gebets. Gebetserhörung. Das Gebet im Namen Jesu. Die Aeußerlichkeiten des Gebets... § 13. III. Hauptstück................................................................ § 14. Wann ist der Mensch das Ebenbild Gottes? Menschliche Vollkommenheit. Das königliche Gesetz. Des Gesetzes Erfüllung................................................... § 15. Auf welchem Wege gelangt der Mensch zur Vollkommenheit? Die Erziehung durch das unvoll­ kommene Gesetz............................................................... § 16. I. Hauptstück (s. Anhang I).............................................. § 17. Giebt uns das unvollkommene Gesetz den Geist Gottes? Erkenntnis derSünde......................... § 18. Warum ist der Mensch nicht so, wie er nach dem Willen Gottes seinsoll?................................. § 19. Warum will der Mensch sich nicht unter den göttlichen Willen stellen? Der Teufel. .... § 20. Was folgt auf die Sünde? Die Strafe nicht äußer­ lich, sondern innerlich. Das Erlösungs-Bedürfnis. . III. Teil.

14 16

18

19 20 20 21 22 23

Die Erlösung .............................................

§ 21. Wie kommen wir los von der Macht des Teu­ fels, der Sünde — dem innern Tode? Buddhis­ mus. Katholicismus. Christus. . . ........................ §22. Wie wird die innere Finsternis überwunden und inneres Leben geweckt? „Den Armen wird das Evangelium gepredigt". „Die Werke Christi" . § 23. Wem ist die Predigt Jesu Christi das Evange­ lium, zu deutsch: die frohe Botschaft? Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, verlorenen Groschen, verlorenen Sohn; Pharisäer und Zöllner. Hochzeit des Königssohnes. Simon und Maria Magdalena. Die geistliche Armut.................................................... § 24. Welches ist also das Evangelium, die frohe Botschaft? „Das Wort von der Versöhnung". Prin­ zipieller Unterschied zwischen dem Christentum und ollen andern Religionen................ ................................

26-40

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26

27

29

V Seite

§ 25. Werden alle Sünden vergeben? Die Sünde wider den heiligen Geist. Das Christentum rechte Menschlichkeit, Christus der „Menschensohn". Aus­ gleich zwischen göttlicher Gerechtigkeit und Barmherzig­ keit. Die Klugheit des ungerechten Haushalters . . § 26. Woran erkennen wir, daß uns die Sünden vergeben sind? Stehe auf! Die Wiedergeburt. Das neue Leben. Der beseligende Glaube................. § 27. IV. Hauptstück................................................................... § 28. Welche Bedeutung hat das Leiden und Ster­ ben Jesu für uns? Das Blut Christi reinigt unser Gewissen von den toten Werken zu dienen dem leben­ digen Gott............................................................................... § 29. Was bedeutet die Abendmahlsfeier? .... § 30. V. Hauptstück...................................................................... IV. Teil.

30

33 35

37 38 39

Der Erlöser.................................................................41-45

§ 31. Wer sagt denn ihr, daß ich sei? Das Bekennt­ nis des Petrus. „Christus". „Gottes Sohn". Gottes „eingeborner" Sohn.............................................................. 41 § 32. Woher wissen wir, das Jesus „Christus, des lebendigen Gottes Sohn" ist? „Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart". Die Juden fordern Zeichen. Das Jonaszeichen. Die Versuchungen. „Sondern mein Vater im Himmel". „Das ist das Zeugnis" . . ....................................................................... 42 § 33. Glauben wir an Wunder? Nicht aus dem Wun­ der der Glaube, doch aus dem Glauben das Wunder 44 § 34. Der 2. Artikel ....................................................................... 45 V. Teil.

Das Reich Christi....................................................46-58

§ 35. Was ist das Reich Christi? „Die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit". „Mein Reich ist nicht von dieser Welt". Die Ursache der Kreuzigung Jesu. Die Verzweifelung und der Glaube der Jünger................. § 36. Wie hat sich das geistige Messias-Reich Jesu sichtbar auf Erden gestaltet? Die Gemeinde der Leib — der Herr der Geist

46

VI Seite

§ 37. Wie hat sich dieKirche auf Erden ausgebrei­ tet? „Christen". Petrus und Paulus. Der Islam. Deutsche Völker. Deutschland. Preußen. Die be­ stehenden Missions-Vereine............................................ § 38. Wie hat sich die Kirche innerlich entwickelt? Paulus und die Judenchristen. Mehrheitsbeschlüsse. Nicänisches, Athanasianisches, Apostolisches Glaubens­ bekenntnis. Griechische und römische Kirche. Die „Ketzer". Die Reformation in Sachsen und in der Schweiz. Union. Jesuiten. Gustav-Adolf-Verein . § 39. Welches sind die wichtigsten Lehrunterschiede zwischen der evangelischen und der römischkatholischen Kirche? Principium formale und materiale. „Kirche". Sakramente. Abendmahl und Messe................................................................................ § 40. Welches find die Besonderheiten der bekann­ testen Sekten? Mennoniten. Baptisten. Jrwingianer............................................................................... § 41. Die Organisation der evangelischen Landes­ kirche in Preußen............................................ ... . §42. Mit welchen Mitteln wirkt dieKirche? Wort. Kennzeichen der wahren und falschen Propheten. Sakrament. Augsb. Konfession Art. 13. Taufe und Abendmahl....................................................................... § 43. Welches ist das Endeder Dinge?......................... § 44. Der 3. Artikel...............................................................

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Schluß..........................................................................................59-60 § 45. Wie ist die Lehre von der Dreieinigkeit zu verstehen? Luther in den Tischreden „Die Weis­ heit". „Das Wort". Der Sohn und der Geist . .

59

Anhang I. 1. Hauptstuck..........................................................61—74 Die Vorrede.................................................................................. 61 1. Gebot. Feine und grobe Abgötterei. Der Aberglaube. . 61 2. Gebot. Name Gottes. Zaubern. Schwören ...... 61 3. Gebot. Das jüdische Sabbathgesetz. „Der Schatten" und „der Körper". Die Predigt. Der rechte Gottesdienst.

VII Seite

Die guten Werke: Fasten, Almosen geben, Beten. Die Ordnung des Gottesdienstes. Augsb. Konf. Art. 7. Luther in den Tischreden; dieAgende......................... 63 4. Gebot. Die Verheißung. Der zwölfjährige Jesüs im Tempel. Die Obrigkeit.................................................. 67 5. Gebot. Wer ist mein Nächster? Luthers Erklärung des Gebots. Die „bessere Gerechtigkeit". Todesstrafe. Krieg. Notwehr. Tiere. Pflanzen. Selbstmord und Selbstmörder................................................................... 68 6. Gebot. Ehe. Züchtig. Keusch. Erfüllung des unvoll­ kommenen Gesetzes. Lob einestugendsamen Weibes 71 7. Gebot. Bedeutung von „Geld und Gut". Gütergemein­ schaft. Sparsamkeit. Verschwendung. Geiz und Hab­ sucht. Die Sorge. Stehlen.Falsche Waare ... 72 8. Gebot. „Fälschlich". Notlüge. Derläumder. Die Liebe. Die Zunge.......................................................................... 73 9. und 10. Gebot. Die „bessere Gerechtigkeit"........................ 74 Beschluß........................................................................................... 74 Anhang II.

Das Kirchenjahr................................................75—77

Anhang m.

Der kleine Katechismus Dr. Luthers . . . 78—88

Verzeichnis der Bibelstellen........................................................ 89—93

Einleitung. § i.

Wozu brauchen wir Religion?

1.*) Matth. 4, 4. Der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes gehet. Denn Rom. 8, 23: wir haben des Geistes Erstlinge — geistiges Leben und geistige Bedürfnisie im Unterschiede von den anderen Kreaturen — Jac. 1,18: daß wir wären Erst­ linge seiner Kreaturen. Luc. 16,19—31: Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. (In den Gleichnissen Jesu sollen „Geheimnisse des Himmel­ reichs — Matth. 13, 11 —, noch unerkannte Vorgänge im innern Leben, durch Vergleichung mit bekannten Vorgängen des äußeren Lebens zum Verständnis gebracht werden. Gegenstand der Lehre Christi im Gleichnis ist nicht das im Verständnis oder der Vor­ stellung der Zuhörer schon Vorhandene — wie Abrahams Schooß, *) Die nummerirten und gesperrt gedruckten Sprüche sind be­ stimmt, auswendig gelernt zu werden. Sämmtliche Bibelstellen sind in der heil. Schrift »achziilese». Stachowip, Biblisches Christentum.

2 die Flamme in der Hölle, die Kluft — sondern das durch das Gleichnis zum Verständnis zu bringende Unbekannte.) Der reiche Mann suchte sein Gutes (V. 25) in den ver­ gänglichen Gütern des äußeren Lebens. Sobald diese früher oder später, jedenfalls nach dem Tode, unerreichbar sind, sucht die Seele vergeblich nach ihrem Guten — daher in der Pein und in der Qual. Für die Güter des inneren Lebens, wie Moses und die Propheten, d. h. die heilige Schrift (V. 29) sie bieten, hat sie kein Verständnis — daher scheidet eine unübersteigliche Kluft (V. 26) sie von dem Glücke, das dem an äußern Gütern „armen" Lazarus zu teil wird. Der reiche Mann ist im Himmel namenlos; des armen Lazarus Namen wird genannt. Luc. 10, 20: Freuet euch, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.

2. Matth. 16, 26: Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne, und nehme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, damit er seine Seele wieder löse? 3. Gal. 6, 7.8. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten. Wer auf sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten. Wer aber auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten. 2. Was ist Religion? §

Apostg. 17, 26.27. Gott hat gemacht aller Menschen Geschlechter rc., daß sie den Herrn suchen sollten, ob sie ihn fühlen und finden möchten. Religion ist das Gefühl des Menschen, daß er einen Herrn hat — das Gefühl der Abhängigkeit von einer höheren Macht (religio — Gebundenheit). Diese höhere Macht nennen wir „Gott".

3 § 3. Wer ist Gott?

Zunächst fühlt sich der Mensch abhängig von der ihn umgebenden Natur: Die Naturkräste find die Herren (Sonne — Baal — Herr). Naturreligionen. Rom. 1,19—23. Daß Gott „der Herr" ein erhabenes Wesen sein muß, können die Heiden aus der Erhabenheit der Natur erkennen. Den­ noch verehren sie nicht ein erhabenes Wesen, sondern Bilder, Tiere rc. als ihre „Herren". Weish. Salom. 13. In den reinen Naturreligionen zeigt sich noch ein gewisses Verständnis für die Erhaben­ heit Gottes, „der aller Schöne Meister ist" (V. 3) — da­ gegen der entartete Götzendienst! Aeußerste Entartung: Fetischismus (Amulette, Talismane). Nicht die geschaffenen Naturkräfte, sondernder schöpferische Geist ist „der Herr". 1. Korinth. 2, 9—12. Der Geist kann nicht von allsten, sondern nur durch Selbstoffenbarung seines Innern erkannt werden. Geoffenbarte Religion. §4. Wie offenbart sich -er Geist?

Hebr. 1,1.2. Vor Zeiten redete Gott durch die Pro­ pheten (Inspiration), am letzten durch den Sohn. 1. Petr. 1,10.11. In den Propheten der Geist Christi, der hindeutete auf die Zeit Christi und die „zukünftige Gnade". Luc. 10, 24: Die Propheten wollten sehen, das ihr sehet, und haben es nicht gesehen. Apostg. 10, 43: Von diesem zeugen alle Propheten. Die Propheten stehen auf verschiedenen Punkten der Radien, Christus im Mittelpunkt des Kreises.

4 § 5. Was sagen die Propheten von Christus?

5. Mos. 18, 15: Einen Propheten wie mich (einen Re­ ligionsstifter) wird der Herr, dein Gott, dir erwecken aus deinen Brüdern (dem Volke der Juden): dem sollt ihr ge­ horchen — seine vollkommnere Religion annehmen statt der unvollkommenen, die dem unvollkommeren Fassungsvermögen der Menschen angepaßt ist. Jes. 11,1—10: Der Nachkomme Davids wird den Weltfrieden (bildliche Darstellung V. 6—8) bringen, indem er „das Land mit Erkenntnis des Herrn" füllt (V. 9). Darum werden nach ihm auch die Heiden fragen. Jes. 60, 1—9. Das Kommen der Heiden in dichteri­ schen Bildern dargestellt. Sach. 9, 9.10. Nicht Unterjocher, sondern Helfer; nicht Kriegs- sondern Friedens-Fürst. Bildliche Schilderung des Friedens: nicht das kriegerische Roß, sondern der friedliche Esel; die Kriegsrüstung abgethan. Jes. 61, 1.2: Zu „predigen den Elenden" die Erlösung. Bildliche Ausführung: Zerbrochene Herzen, Gefangene, Ge­ bundene (Jes. 35, 5.6: Blinde, Taube, Lahme); gnädiges Jahr des Herrn — Hall- oder Jobeljahr. Jerem. 3, 16—19. Die neue Weltreligion wird auch das höchste Heiligtum des alten Bundes, die Bundeslade, nicht mehr kennen. Gott wird als „Vater" erkannt wer­ den. (Röm. 8, 15: Nicht mehr in knechtischer Furcht, son­ dern in kindlichem Vertrauen: „Abba", d. h. „lieber Vater". Jesus: „Vaterunser". Hebr. 9, 11: Christus der Hohe­ priester der zukünftigen d. i. bleibenden Güter in einem voükommneren Heiligtum, das nicht mit der Hand gemacht und nicht von dieser Schöpfung ist.)

5 Jerem. 31, 31—33: Im neuen Bunde, in der neuen Religion nicht, wie in der alten, knechtischer Gehorsam gegen ein äußeres Gesetz aus Furcht vor Strafe oder Hoffnung auf Lohn, sondern freies Handeln nach dem innern Gesetze (Jac. 1, 25 „vollkommenes Gesetz der Freiheit") — Gott „der Herr" über Herz und Sinn der Menschen. 4. Jes. 53, 4.5. Fürwahr, er trug unsere Krank­ heit und lud auf sich unsere Schmerzen. Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott ge­ schlagen und gemartert wäre. Aber er ist um un­ serer Missethat willen verwundet, und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Frieden hätten; und durch seine Wunden sind wir geheilet. §

6.

Wie find die durch die Propheten und Christus ge­ schehenen Offenbarungen auf uns gekommen?

Sie sind von den Propheten und Aposteln nieder­ geschrieben. Diese Schriften sind in der Bibel (biblia — Bücher, Sammlung von Büchern) gesammelt. Altes und Neues Testament (— Bund). Zeit der Entstehung: Altes Testament von Moses (1500 v. Chr.) bis Makkabäer (150 v. Chr.). Neues Testa­ ment Zeit der Apostel. Zeit der Sammlung: Altes Testament seit Esra und Nehemia (450 v. Chr.). Neues Testament fertig zur Zeit des Origenes (250 n. Chr.). Grundsprachen: Altes Testament, Kanonische Schrif­ ten („Richtschnur", beim Gottesdienst gebraucht) hebräisch; Apokryphen („verborgen" in der Bibliothek, nicht öffentlich

6

beim Gottesdienst gebraucht — Luther: der heil. Schrift nicht gleich zu achten, doch gut und nützlich zu lesen) griechisch. Neues Testament griechisch. Uebersetzungen. Des Alten Testaments: Septuaginta (72 Uebersetzer), griechisch, unter dem ägyptischen Könige Ptolomaeus Ptiladelphus c. 280 v. Chr. Der ganzen Bibel: 1. Vulgata, lateinisch von Hieronymus zu Betlehem c. 400. (Vom Konzil zu Trient 1545 als die Grundlage der katho­ lischen Lehre anerkannt.) 2. Luthers deutsche Bibel. 1522 Neues Testament, 1534 die ganze Bibel. § 7. Welches find die in der Bibel gesammelten Bücher?

Geschichtsbücher. Lehrbücher. Prophetische Bücher. A. Das Alte Testament.

(„Gesetz", „Gesetz und Propheten", „Moses und die Propheten" genannt.)

1. Geschichtsbücher. Geschichte des jüdischen Volkes von der Erschaffung der Welt bis zur Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft. 5 Bücher Mose: bis Moses Tod. Das Buch Josua: Eroberung und Verteilung des Landes. Das Buch der Richter: Israel unter den Richtern. Das Buch Ruth: Geschichte der Urgroßmutter Davids zur Zeit der Richter. 2 Bücher Samuelis: Geschichte des letzten Richters Samuel und der ersten Könige Saul und David. 2 Bücher der Könige: Geschichte der Könige bis zur Gefangenschaft.

7 2 Bücher der Chronik: Geschichte der Könige zum Zwecke der Erbauung. Das Buch Esra und das Buch Nehemia:

Rückkehr

aus der Gefangenschaft. Das Buch Esther: Geschichte der Esther zur Zeit der Gefangenschaft. 2. Lehrbücher. In dichterischer Form (Paraüelismus der Sätze). Das Buch Hiob: warum läßt der gerechte Gott den gerechten Menschen leiden? (Dramatisches Gedicht.) Die Psalmen: 150 Lieder zum gottesdienstlichen Ge­ brauch. Die Sprüche Salomos: Kurze Weisheitssprüche und Lieder. Der Prediger Salomos: Alles aus Erden ist eitel. Das Hohelied Salomos: Geschichte der Sulamith am Hofe Salomos. (Religiös gedeutet.) 3. Prophetische Bücher.

Propheten (hebr. Nabi —

Redner) waren von Geiste Gottes erfüllte Männer, welche gegen die Verderbnis bei Königen, Priestern und dem Volke auftraten mit Verheißung einer besseren Zukunft (Messianische Weissagungen). Die vier großen Propheten: Jesaias, Jeremias (mit den Klageliedern), Hesekiel, Daniel. Die zwölf kleinen Propheten: Hosea, JoA, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuck, Zephanja, Haggai, Zacharja, Maleachi. Die wichtigsten Apokryphen: Die Weisheit Sa­ lomos, das Buch Tobiä, das Buch Jesus Sirach, das erste Buch der Makkabäer.

8 B. Das Neue Testament.

1. Geschichtsbücher. Die 4 Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes: Die Geschichte Jesu Christi. Die Apostelgeschichte: Die Geschichte der Apostel. 2. Lehrbücher (21 Briefe, griech. Episteln), a) 13 Briefe des Paulus. 1. 9 an ganze Gemeinden: 4 große: an die Römer, 2 an die Korinther, an die Galater; 5 kleine: an die Epheser, Philipper, Kolosser, 2 an die Thesialonicher. 2. 4 an einzelne Personen: 3 Pastoralbriefe, (2 an den Timotheus, 1 an den Titus), 1 Privatbries an den Philemon. b. 7 katholische Briefe (an die Christenheit im all­ gemeinen gerichtete Briefe ohne bestimmte Adresse). 2 Briese des Petrus, 3 des Johannes, je einer des Jakobus und Judas, c) Der Hebräerbrief (von einem unbekannten Ver­ fasser; bei Luther seiner Bedeutung wegen vor Jakobus eingereiht). 3. Ein prophetisches Buch. Die Offenbarung St. Johannis.

I. Teil. Gott. §

8.

Wie ist Gott?

1. Foh. 4,12. Niemand hat Gott jemals gesehen. 1. Korinth. 13,12. Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort. Die mit dem Verstände zu erfassenden Beweise für das Dasein Gottes sind unzulänglich. Apostg. 17, 26.27. Gott „der Herr" muß gefühlt, innerlich erfahren, werden, um gefunden, erkannt zu wer­ den s. § 2. 5. Mos. 6, 4: Der Herr unser Gott ist ein einiger Herr, neben dem es keinen andern Herrn, keine andere Macht giebt; der allein alle Macht hat — allmächtig. 2. Mos. 3, 13. „Ich werde sein, der ich sein werde" (Jehova, Jahve), das aus sich selbst gestellte Sein, der un­ veränderlich Seiende, von dem es nur heißt: er ist, nie­ mals er ist gewesen oder er wird sein; er ist nicht mehr oder er ist noch nicht — ewig. (Keine Vergangenheit und keine Zukunft wie die Zeit, nur Gegenwart). Wie zu keiner Zeit kann auch an keinem Orte gesagt werden: Gott ist

10 noch nicht oder ist nicht mehr, immer nur: Gott ist — allgegenwärtig. Darum auch allwissend und allweise. Was an dem uns bekannten menschlichen Wesen un­ abhängig von Zeit und Raum ist, nennen wir Geist; darum sagen wir: Gott ist das, was wir Geist nennen.

Joh. 4,24:

Gott ist Geist. Im Unterschiede von dem menschlichen Geiste unbe­ schränkter vollkommener Geist, ohne Mangel und Fehler (heil): heilig. 6. Jac. 1.17.

Alle gute Gabe und alle voll­

kommene Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts, bei welchen ist keine Verände­ rung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis. Unveränderlich, immer und überall und gegen alle der­ selbe „lichte", „heilige" Geist: 7. Matth. 5, 45.

Er läßt seine Sonne ausgehen

über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte — allgütig. 8. I.Joh. 4,16. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott, und Gott in ihm. Das Heidentum findet „den Herrn" (die Gottheit) in einzelnen Lebenserscheinungen (Naturgewalten); das Juden­ tum in dem ewigen, unveränderlichen Sein (Jahve), aus dem das Leben hervorgeht und von dem es getragen wird; das Christentum sagt: Jahve, der Ewige, der Urgrund alles Lebens, der Herr aller Dinge ist der Geist der Liebe. § 9.

Was thut Gott? Gott schasst, erhält und regiert die Welt.

Der Grund

der Schöpfung ist die Liebe Gottes; denn in Gott ist nichts

11

als Liebe. Daher der Zweck der Schöpfung: Die Daseinssreude (Seligkeit) der Geschöpfe. Pf. 104. Lied: Befiel du deine Wege k. 1. Artikel. Ich glaube an Gott den Vater (Liebe), den Allmäch­ tigen (der allein alle Macht hat, 5. Mof. 6, 4. s. § 8). Luther's Erklärung. Mich geschaffen sammt allen Kreaturen; mir Leib — Augen, Ohren und alle Glieder — und Seele — Ver­ nunft und alle Sinne — gegeben hat und noch erhält, dazu Kleider rc. wider alle Fährlichkeit rc. (Regierung) das alles aus rc. Güte rc. Das alles ich ihm zu danken und zu loben rc. Pf. 104, 35: Der Sünder müsse ein Ende werden auf Erden und die Gottlosen nicht mehr sein — sondern alle sprechen: Lobe den Herrn meine Seele.

II. Teil.

Der Mensch. §10. Wozu ist der Mensch geschaffen?

I. Mos. 1, 26. Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. „Menschen", nicht „Götter"; andere, von Gott unter­ schiedene Wesen, die aber sein „Bild" wiedergeben sollen. „Gleich sein" kann der Mensch Gott nur in dem, was Gott ist. Gott ist Geist. Also besteht die Gottesebenbild­ lichkeit darin, daß der Mensch den Geist Gottes an sich trägt. 9. 1. Joh. 4,13. Daran erkennen wir, daß wir in ihm bleiben und er in uns, daß er uns von seinem Geiste gegeben hat. 10. Rom. 8, 14. Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder. II. 1. Korinth. 3,16. Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnet? § 11.

Was ist der Mensch?

1. Mos. 1, 27. Gott schuf sie ein Männlein und ein Fräulein — von Anfang an unterschiedliche Wesen, von

13 denen ein jedes seine besondere Art hat. (Individuum, Persönlichkeit.) 1. Mos. 2, 7. Also ward der Mensch eine lebendige Seele. — Was den Menschen zu einer Persön­ lichkeit macht, die ihr besonders Sein für sich hat, ist die Seele. (Nach „Seelen" gezählt.) Die verschiedenen Seelen sollen mit dem einen Geiste Gottes erfüllt werden: Das Ebenbild Gottes auf verschiedenem Grunde, wie etwa das Bild des Kaisers auf Papier, Holz, Leinewand rc. gemalt wiedererkannt wird. Wie die Leinewand, die das Bild trägt, in einen der Um­ gebung angepaßten Rahmen gespannt ist, so die Seele, die das Ebenbild des göttlichen Geistes zeigen soll, in einen Körper, der die Vermittelung mit der Umgebung (Erdenwelt) bildet, von dieser Umgebung hergenommenen und an sie gebunden ist. 1. Korinth. 15, 35—44: Im Bereich des Erdenlebens ein irdischer („natürlicher") Leib, in dem Bereich eines andern Lebens ein anderer („geistlicher") Leib. 1. Mos. 3, 19: Du bist Erde und sollst zu Erde wer­ den. Der von der Erde genommene Leib kann den Bereich der Erde nicht verlassen; er zerfällt mit dem Tode in seine irdischen Bestandteile. 1. Korinth. 15, 50: Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben (Luther zum 3. Artikel: nicht Auf­ erstehung des Fleisches, sondern des Leibes.) Daher ist die Art der Entstehung des fleischlichen Leibes für das religiöse Leben gleichgültig. (Der Darwinismus ist keine religiöse Frage.)

Das religiöse Leben (das Christentum) hat es allein mit der Frage zu thun: Wie wird die in dem fleischlichen Leibe woh­ nende Seele mit dem göttlichen Geiste erfüllt?

14 Wie wird Gott in ihr „der Herr" (ihr Beherr­ scher)? § 12.

Wie sucht die menschliche Seele den göttlichen Geist in sich aufzunehmen?

Den Geist Gottes kann die Seele nur von Gott em­ pfangen. 12. Ps. 111,10. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang; das ist eine feine Klugheit; wer darnach thut, deß Lob bleibet ewiglich. 13. Tob. 4, 6. Dein Leben lang habe Gott vor Augen und im Herzen und hüte dich, daß du in keine Sünde willigst und thust wider Gottes Gebot. (Frömmigkeit, Gottesfurcht, „Dein Name werde ge­ heiligt"). Die Frömmigkeit findet ihren Ausdruck im Gebet. Ps. 19,15: Das Gebet ist das Gespräch des Her­ zens mit Gott. Alles, was das fromme Herz bewegt, bespricht es mit Gott, dem Herzenskündiger: Bitte, Lob, Dank, Fürbitte. Zweck und Ziel und darum Erhörung des Ge­ bets ist: daß die Menschenseele mit dem Geiste Gottes erfüllt, von ihm beherrscht wird. („Dein Reich komme".) Die Erhörung des Gebets ist zu suchen nicht darin, daß Gott unter den Willen des Menschen gebracht, mit dem Geiste und den Gedanken des Menschen erfüllt wird — Matth. 6, 8: Euer Vater weiß, was ihr bedürfet, ehe denn ihr bittet.

15 4. Bitte: „auch ohne unsere Bitte", sonder» darin, daß der Mensch unter den Willen Gottes gebracht wird. 14.

3. Bitte: Dein Wille geschehe.

Joh. 16, 23.

So ihr den Vater etwas bitten

werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben. Das Gebet im Namen Jesu ist der Erhörung gewiß. (Nicht Namensnennung — im Vater Unser

der Name

Jesu nicht genannt; der Name Jesu ist keine Beschwörungs­ formel.) Matth. 26, 36—46.

Jesus in Gethsemane.

Die Erhörung in Gethsemane bestand darin, daß Jesus, da er sich unter den Willen Gottes stellte („nicht wie ich will, son­ dern wie du willst"), von der Todesfurcht befreit wurde (Hebr. 5, 7: Ei'aaxooadets am xij? eiXaßei'as,

durch Erhörung befreit ÖOtt der

Furcht).

Je mehr

der Mensch sich unter den Willen Gottes

stellt, eines Geistes mit Gott ist, um so mehr macht er die Erfahrung der Gebetserhörung. Die Aeußerlichkeiten des Gebets. Ort.

Joh. 4,19—24: Weder aus diesem Berge noch

in Jerusalem — sondern überall: denn „Gott ist Geist", darum allgegenwärtig, s. § 8. Gebärde.

Ausdruck und Mittel der inneren Samm­

lung (so auch der Ort). Worte.

Matth. 6, 7:

„Nicht viele Worte machen".

(Rosenkränze, Gebetsmühlen.) Röm. 8, 26.27.

Der Geist vertritt uns mit unaus­

sprechlichen Seufzern, der aber die Herzen forschet, weiß, was des Geistes Sinn sei. Gebetsformulare sind Hilfsmittel und Unterweisungen zum rechten Gebet — so vor allem: Das Gebet des Herrn.

16 § 13. in. Hauptstück.

Anrede. „Vater unser", daß wir glauben sollen, er sei unser rechter Vater rc. s. Luthers Erklärung. „Der du bist im Himmel": der du bist in der Vollkommenheit. Himmel und Erde: das Vollkommene und das Unvoll­ kommene. 1. Bitte. „Heiligen" — heilig halten s. Luthers Er­ klärung; der Name: „Vater unser" (Joh. 17, 6.11.12.26.) gereut. 3,19: Du wirst alsdann mich nennen „lieber Vater". Rom. 8, 15: Ihr habt einen kindlichen Geist em­ pfangen, durch welchen wir rufen „Abba" d. h. „lieber Vater". Darum Luther: wir heiligen den Namen Gottes, „wenn wir als die Kinder Gottes darnach leben." 2. Bitte. Erhörung des Gebets ist, daß die Seele mit dem Geiste Gottes erfüllt, von ihm beherrscht („Reich") wird, s. § 12. Daher Luther: Wenn der himmlische Vater uns seinen heiligen Geist giebt. 3. Bitte. Wie im Himmel, in der Vollkommenheit, wo nicht des Teufels, der Welt und unseres Fleisches Wille dem guten, gnädigen Willen Gottes widerspricht, so auch auf Erden, in der Unvollkommenheit, wo jener Widerspruch erst gebrochen werden muß. Die Worte „wie im Himmel" mahnen uns: Wenn uns der Wille Gottes nicht gefällt, so liegt das an unserer Unvollkommenheit; in der Voll­ kommenheit ist die Uebereinstimmung mit Gottes Willen selbstverständlich. 4. Bitte. „Was heißt täglich Brod"? Alles, was zur Leibes Notdurft und Nahrung gehört, was wir zur Erhaltung und gedeihlichen Entwickelung unseres täglichen Lebens bedürfen. Das ist bei den verschiedenen Menschen

17 verschieden: Der Städter hat andere Bedürfnisse als „der Landmann, der Minister andere, als der Tagelöhner ic. „Waß ist das"? Nicht daß Gott durch das Gebet willfährig gemacht werden soll, zu geben (s. Spruch 7: Matth. 5, 45), sondern daß wir es erkennen rc. Darum betet auch der Reiche die 4. Bitte. 5. Bitte. „Vergieb" — „nicht ansehen wolle". 1. Korinth. 13, 5: „rechnet das Böse nicht zu". 2. Korinth. 5,19: „rechnet ihnen ihre Sünden nicht zu". Weil die Erhörung des Gebets darin besteht, daß wir mit dem Geiste Gottes erfüllt werden, der die Schuld vergiebt (2. Bitte), darum: „wie auch wir vergeben". 15. Matth. 5, 44.45. Liebe teure Feinde, segnet die euch fluchen, thut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen; auf daß ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne ausgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. 6. Bitte. Versuchung — Veranlassung zu sündigen, den falschen Weg zu gehen (am Scheidewege), — ein Uebel. Darum: Jac. 1,13: Gott versucht niemand. Führe uns nicht in Versuchung — lasse uns nicht in Versuchung ge­ raten (Luthers Erklärung). 7. Bitte. Das Uebel (Böse) die Veranlassung, daß uns der Teufel rc. (6. Bitte) auf den falschen Weg führt, von Gott abwendig macht. Darum bitten wir als in der Summa, Zusammenfassung und Zweck alles Ge­ bets rc. Schluß. „Denn dein ist das Reich rc." s. Anrede: „der du bist int Himmel". „Amen". Stachowitz, Biblisches (Christentum.

18

§ 14. Wann ist der Mensch das Ebenbild Gottes? Der Mensch erfüllt den Zweck seiner Erschaffung, ist so, wie er nach der Absicht des Schöpfers sein soll, d. h. vollkommener Mensch, wenn er „ein Bild ist, das Gott gleich ist" d. h. wenn seine Seele von dem göttlichen Geiste erfüllt ist. s. § 10. 1. Joh. 4, 16: Gott ist die Liebe — der göttliche Geist ist der Geist der Liebe. 16. Kol. 3,14.

Darum

Ueber alles ziehet an die Liebe,

die da ist das Band der Vollkommenheit. 1. Korinth. 13. Erkenntnis, Wissen, Weissagung — die Güter des Ver­ standes, sind von bedingtem, wechselndem Werte, unvollkommnes Stückwerk: Die Liebe, und mit ihr Glaube und Hoffnung — die Besitztümer des Gemüts sind von unbedingtem Werte.

Je mehr

wir von der Unvollkommenheit zur Vollkommenheit fortschreiten (V. 11), um so höher steht uns der Wert der Liebe.

1. Joh. 4, 7-13. Jac. 2,8.

Das königliche (oberste, alle anderen

beherrschende) Gesetz: Liebe deinen Nächsten als dich selbst. Jac. 1, 25.

Das vollkommene Gesetz der Frei­

heit (was aus Liebe geschieht, geschieht freiwillig).

17. Röm. 13, 10.

Die Liebe thut dem Nächsten

nichts Böses: so ist nun die Liebe des Gesetzes Er­ füllung. 18. Joh. 15, 12. euch liebe.

unter

einander

Das ist mein Gebot, daß ihr liebet,

gleichwie . ich

euch

19 § 15. Auf welchem Wege gelangt der Mensch zur Vollkommenheit?

1. Korinth. 2,14. Der natürliche Mensch aber ver­ nimmt nichts vom Geiste Gottes: es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen. Denn es muß geistlich ge­ richtet (beurteilt, aufgefaßt) sein. Der natürliche Mensch ist fleischlich, sinnlich und hat kein Verständnis für das Geistige. Zum Verständnis des geistigen Gesetzes, das er in seinem Innern tragen soll, muß der fleischliche Mensch erzogen werden durch ein fleischliches Gesetz, das ihm von außen aufgelegt wird: Gal. 4,1—3. „Da wir Kinder waren, waren wir gefangen unter den äußerlichen Satzungen." Die „äußerlichen Satzungen" verbieten dem Menschen seinem Nächsten Böses zu thun, auf daß er verstehen lernt, was es heißt: Du sollst deinen Nächsten lieben. Rom. 13, 9.10. Das da gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen rc. das wird in diesem Wort verfasset: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst. Die Liebe thut dem Nächsten nichts Böses: so ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. Gal. 3,24: Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum. Matth. 5, 17: Ich bin nicht gekommen aufzulösen, son­ dern zu erfüllen. Matth. 5, 20: Es sei denn eure Gerechtigkeit besser, denn der Schriftgelehrten und Pharisäer. Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist — ich aber sage euch rc. Matth. 5, 21.27. 31.33. 38. 43. Durch das unvollkommene Gesetz (zehn Gebote) soll der natürliche Mensch dazu erzogen werden, den Geist Gottes zu ver2*

20 stehen (1. Tafel), der sich in der Liebe zum Nächsten kund giebt (2. Tafel). 19. Matth. 22, 37—40.

Du sollst lieben Gott.

deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte. Dies ist das vor­ nehmste und größeste Gebot.

Das andere aber ist

dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben als dich selbst.

In diesen zweien Geboten hanget das

ganze Gesetz und die Propheten. § 16I. Hauptstück. s. Anhang I. (dort auch Spruch 20—29). § 17. Giebt uns das unvollkommene Gesetz den Geist Gottes? Gal. 3, 21: Wenn ein Gesetz gegeben wäre, das da könnte lebendig machen, so käme die Gerechtigkeit wahr­ haftig aus dem Gesetz — aber das Gesetz kann nicht lebendig machen. Denn das Gesetz ist außer uns („äußer­ liche Satzung" § 15), das Leben aber muß in uns sein; das Gesetz stellt von außen her die Forderung: Du sollst, aber es ist nicht die von innen heraus treibende Kraft: ich will.

Es ist in steinerne Tafeln und nicht in steischerne

Tafeln des Herzens geschrieben, (2. Korinth. 3, 3.) nicht als treibende Kraft in Herz und Sinn gegeben.

Darum die

Verheißung: 30. Jerem. 31, 33.

Ich will mein Gesetz in ihr

Herz geben und in ihren Sinn schreiben; und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein (s. auch V. 31-33).

21

Gal. 3,19: Das Gesetz ist dazu gekommen um der Sünde willen — auf daß: Rom. 3, 20 durch das Gesetz kommt Erkenntnis der Sünde, d. i. die Erkenntnis daß der Mensch nicht so ist, wie er nach dem Willen des Gesetzgebers, Gottes, sein soll. § 18. Warum ist der Mensch nicht so, wie er nach dem Willen Gottes sein soll? 31. Jac. 1, 13—15. Niemand sage, wenn er versucht wird, daß er von Gott versucht werde, denn Gott ist nicht ein Versucher zum Bösen. Er versucht Niemand. Sondern ein Jeglicher wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust gereizet und gelocket wird. Darnach wenn die Lust empfan­ gen hat, gebieret sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod. Dazu V. 16.17: von oben herab, dem unwandelbaren Vater des Lichts kommt nur Gutes imb, Vollkommenes, nichts Böses und Unvollkommenes. 1. Mos. 3,1—6. Der Sündensall. Als das Weib anschaute, daß von dem Baum gut zu essen wäre, daß es ein lustiger Baum wäre — als Eva „von der Lust gelockt wurde", aß sie von dem Baum, von dem sie bisher nicht gegesien hatte. Die Lust „gebar" die Sünde, weil Eva „sein wollte wie Gott", ihn nicht „den Herrn" sein laffen wollte. (Auf die Frage: sollte Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen? antwortete sie selbstherrlich: wir essen! läßt es als gleichgiltig dahingestellt sein, was Gott gesagt hat. Die Sünde hat ihren Ursprung in der Lust des Men­ schen, sich nicht von dem göttlichen Geiste beherrschen zu lassen, sondern selbst Herr, selbst zu sein wie Gott.

22

§ 19. Warum will der Mensch sich nicht unter den göttlichen Willen stellen? Apostg. 26,18: Aufzuthun ihre Augen, daß sie sich be­ kehren von der Finsternis zu dem Licht und von der Ge­ walt des Satans zu Gott. Der Mensch will sich nicht Junter den Willen Gottes stellen, weil er diesen Willen nicht (wie die Himmlischen cf. § 13, 3. Bitte) durchschaut; seine Augen nicht aufgethan sind; er in seiner Seele nicht von dem göttlichen Geiste (§ 10) erfüllt, von seinem Lichte erleuchtet, sondern von der „Gewalt der Finsternis" umfangen ist. Die Gewalt der Finsternis ist der „Satan" oder „Teufel", während Gott der Vater des Lichts ist (Jac. 1,18). Wie die Finsternis, der Schatten, die Verneinung des Lichts ist, so ist der Teufel, das teuflische Wesen die Ver­ neinung des göttlichen Wesens; von ihm gilt in allen Stücken das Gegenteil von dem, was von Gott gilt: ist das göttliche Wesen das wahrhaftige, auf sich selbst gestellte Wesen und Sein (Jahve der Seiende, § 8), so ist das teuflische Wesen unwirkliches Wesen, erlogenes Sein, Lug und Trug. Joh. 8, 88: Der Teufel ist ein Lügner und ein Vater derselbigen. 2. Korinth. 11, 14: Der Satan verstellet sich zum Engel des Lichts. Das ist das teuflische an diesen Wesen, daß es etwas zu sein scheint und nichts ist — wie der Schatten. (Die Geschenke des Teufels in den deutschen Märchen, die der Beschenkte in der Meinung, Gold zu haben, mühselig nach Hause schleppt, um, wenn ihm die Augen aufgethan werden, zu erkennen, daß sie Unrat sind.)

23 Luc. 11,14: Wenn der unsaubere Geist von dem Men­ schen ausfährt, so durchwandelt er dürre Stätten, suchet Ruhe uttd findet ihrer nicht. Wie der Schatten sichtbar und fühlbar und wirksam — und doch nichts ist: so auch der Teufel. Wie aber der Schatten nur sichtbar und fühl­ bar und wirksam ist an einem Gegenstände, der vom Lichte erleuchtet sein könnte, so auch der Teufel nur in der Menschcnseele, die den göttlichen Geist widerspiegeln, das Eben­ bild Gottes zeigen könnte. Außerhalb der Menschenseele hat der Teufel keine Stätte. § 20.

Was folgt auf die Sünde?

Spr. 14, 34. Die Sünde ist der Leute Verderben. Gal. 6, 7. 8. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Was der Mensch säet, das wird er ernten: wer aus sein Fleisch säet, der wird von dem Fleisch das Ver­ derben ernten. Joh. 9,1—3. Der Blindgeborne. Nach alttestamentlicher Auffassung (z. B. bei den Freunden Hiobs) sehen die Jünger die Blindheit als eine Strafe Gottes an. Da der Mensch schon bei der Geburt, ehe er selbst gesündigt haben konnte, blind war, wollen sie in seiner Blindheit eine Strafe für die Sünde seiner Eltern sehen. („Der die Sünde der Väter an den Kindern heimsucht.") Jesus aber sagt, daß das Unglück des Blinden weder mit seiner noch mit der Sünde seiner Eltern zusammenhängt. Luc. 13,1—5. Der Turm zu Siloah; die beim Opfern umgebrachten Galiläer: Wenn die Sünde mit äußerem Unglück bestraft würde, müßtet „ihr alle auch also umkommen." Denn alle haben gleiche Strafe verdient

24 (daher nicht den Unglücklichen, Gebrechlichen, Krüppel verachten oder verhöhnen!). Aeußeres Unglück ist oft, aber nicht immer, eine Folge der Sünde. Sie wird von dem «natürlichen", sinnlichen Menschen als Strafe empfunden und ihm auch in den „äußerlichen Satzungen" des Alten Bundes (§ 15) als Strafe angedroht, da er für die Androhung inneren Un­ glücks noch kein Verständnis hat. Aber die eigentliche Strafe über die Sünde ist es nicht, da diese Folge nicht jeden Sünder trifft. Röm. 8, 5: Die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnet. — In der Gesinnung, im Innern hat die Sünde ihren Sitz, und im Innere vollzieht sich die Strafe, der niemand entgeht; die jeder Sünder mit sich nimmt, wohin er auch flieht. Röm. 8, 6: Fleischlich gesinnt sein ist der Tod; geist­ lich gesinnt sein ist Leben und Friede. — Der Mangel des göttlichen Geistes in der Seele, die Verfinsterung, Zerstörtheit, Freud- und Friedlosigkeit des innern Lebens, der innere, geistige, „ewige" Tod (Gegenteil des innern, „ewigen" Le­ bens) ist zugleich Quellgrund uud Strafe der Sünde. („Macht der Finsternis" des Teufels.) Jac. 1, 15: Die Sünde, wenn sie vollendet ist, gebieret sie den Tod. Röm. 6, 21—28: Der Tod ist der Sünde Sold. Beispiele: 1. Mos. 3, 8—18. Adam und Eva nach dem Sündenfall. Beide versteckten sich vor Gott, dem sie sonst fröh­ lich cntgegensprangen. (Jes. 59, 2: Eure Untugenden scheiden euch und euren Gott von einander): Adam schiebt die Schuld auf Eva und im letzten Grunde auf Gott, der ihm „das Weib zugesellt" hat; Eva schiebt trotzig die Schuld auf die Schlange.

25 Matth. 27, 3—5: Judas nimmt aus Verzweiflung über seine Sünde sich selbst das Leben. Soweit das innere Leben noch nicht völlig ertötet („ent­ menscht", „vertiert") ist, klagt der Sünder mit Paulus Röm. 7,18—25: Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes — von diesem Leben, das ein äußeres Leben des Leibes, aber ein innerer Tod der Seele ist. Das Erlösungsbedürfnis, welches zum Glauben an den Erlöser führt, ist die Wirkung des Gesetzes, welches selbst nicht lebendig machen kann (cf. § 17). Gal. 3, 24: Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen aus Christum, daß wir durch den Glauben ge­ recht würden.

III. Teil.

Die Erlösung. § 21. Wie kommen wir los von der Macht des Teufels, der Sünde — dem innern Tod?

Nicht durch Vernichtung der Seele (Buddhismus; Nirvana); auch nicht durch den Ausgleich der Sünden durch gute Werke (Katholicismus; Luther im Kloster); sondern: Kol. 1, 13: Welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes — Umwandlung der innern Finsternis in inneres Licht; Ueberwindung des innern Todes und Auferstehung zum neuen Leben. § 22. Wie wird die innere Finsternis überwunden und inneres Leben geweckt?

Jes. 61, 1.2. C. 35, 5. C. 42, 7. Ps. 146, 7. 8. 147, 3. („Gnädiges Jahr", Jobeljahr), „zerbrochene Herzen", „Ge­ fangene", „Gebundene", „Blinde", „Taube", Finsternis", „Ker­ ker" — nicht buchstäblich, sondern bildlich; nicht leiblich, sondern geistig zu faßen: ohne Bild C. 6t, 1 den Elenden zu predigen.)

27 Das Heilmittel: Die Predigt des Evangelium. Luc. 4,14—21: Jesu Predigt in Nazareth. „Heute ist diese Schrift erfüllet vor euren Ohren" (V. 21): Jesus er­ füllt, was Jesaias geweissagt. Matth. 11,1—11. Die Antwort Jesu auf die unge­ duldige Frage des Johannes: bist du der da kommen soll?! Die „Werke Christi", die Johannes im Gefängnis hörte (V. 2), sind V. l genannt: Jesus ging „zu lehren und zu pre­ digen in ihren Städten". Johannes „ärgerte sich" (V. 6) an diesen Werken, da er andere von Jesus erwartete (äußere Er­ lösung von der Knechtschaft unter Rom; Wiederherstellung des Davidischen Königtums). Jesus weist den Johannes mit seiner Antwort, die er in den Worten des Propheten ihm bringen läßt, darauf hin, daß er eben mit den Werken, an denen Johannes sich ärgert, erfüllt, was Jesaias geweisiagt hat. Johannes, obwohl der Vorläufer Christi, der größeste unter den Propheten (V. 9—11), steht doch noch ganz auf dem Boden der jüdischen, fleischlichen Messiasvorstellungen und hat für das, was Christus will, kein Verständnis: der Kleinste im Himmelreich (Reich Jesu) ist größer denn er (V. ll). § 23. Wem ist die Predigt Jesu Christi das Evangelium, zu deutsch: die frohe Botschaft?

Luc. 15. Die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, ver­ lorenen Groschen und verlorenen Sohn. Eben das ver­ lorene Schaf bedarf des erbarmungsvollen Nachgehens, des milden Tragens, wenn statt der Trauer über den Ver­ lust Freude sein soll. Der Groschen ist dem Weibe darum besonders wertvoll, weil er verloren ist. Der ältere Bruder des verlorenen Sohnes steht den Pharisäern und Schriftgelehrten gleich, die „murreten" (V. 2). Luc. 18, 9—14. Pharisäer und Zöllner.

28 Der Pharisäer ist satt von seinen eigenen Werken (Fasten, Zehnten), er braucht das göttliche Erbarmen nicht; der Zöllner setzt all seine Hoffnung auf Gottes Gnade. Matth. 22, 1—14. Das Mahl: Hochzeit:

Die Hochzeit des Königssohnes.

das Evangelium

die Zeit,

(„Brod des Lebens");

da das Evangelium Christi gepredigt

wird;

die Verächter:

säer);

die Empfänglichen:

die von sich selber Satten (Phari­ die da

„hungert und dürstet

nach der Gerechtigkeit" (Matth. 5, 6). nicht: wen ihr für würdig haltet. des Festkleides:

die

die alle Blößen

machende Barmherzigkeit Gottes,

„Wen ihr findet" —

Das übliche Gastgeschenk bedeckende, Alle gleich­ die der nicht annimmt,

der sich in seinem eigenen Kleide sehen lassen will (Hiob 29,14: Gerechtigkeit war mein Kleid rc.); der sich rühmen will: ich danke dir Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute (Pharisäer im Tempel). Luc. 7, 36—50.

Simon und Maria Magdalena.

Der

Wucherer (— Gläubiger) Jesus; Simon, der wenig dank­ bare Schuldner (zurückhaltender Empfang, kühle Ausnahme Jesu); Maria Magdalena, daraus ist zu schließen,

die dankbare Schuldnerin —

daß Simon wenig (nämlich nur

den Eindruck seiner ungewöhnlichen Persönlichkeit — wenn dieser ein Prophet wäre!

V. 39) Maria viel von Jesus

empfangen hat. Was Jesus beiden geboten, war das Evangelium von der Vergebung

der Sünden in der (vorher geschehenen)

öffentlichen Predigt.

Maria

beweist

große Dankbarkeit

und Liebe — daraus läßt sich schließen, „derhalben sage ich dir": ihr sind viele Sünden vergeben. (Das „denn" V. 47 begründet nicht die Thatsache, sondern die Aussage, „daß ihr viele Sünden vergeben sind"; nicht: welcher wenig liebt, dem wird

29 wenig vergeben — sondern: „welchem wenig vergeben wird, der liebt wenig".) Der Glaube, mit betn Maria, die Sünderin, die Predigt- angenommen, hat ihr geholfen (V. 50). Bei Simon, dem Pharisäer, hat die Predigt von der Vergebung der Sünden keinen Glauben, sondern Anstoß erregt; er murrete: Dieser nimmt die Sünder an. Daher die kühle Ausnahme Jesu. Also Vorbedingung für das Heil: Matth. 5, 3: Selig sind, die da geistlich (d. h. im Geiste) arm sind. Matth. 7,13.14. Die breite Pforte braucht, wer sich breit macht, sich bläht (der Pharisäerstand Suc. 18,11); die enge Pforte bedeutet das Gefühl der Gedrücktheit. Zur engen Pforte führt der schmale Weg, zur weiten der breite. Der breite Weg ist der Weg der Selbstgerechtigkeit, der schmale der Weg der geistlichen Armut. (Ansang und Ende der Bergpredigt.) § 24. Welches ist also das Evangelium, die frohe Botschaft?

32. 1. Joh. 4, 10. Darinnen stehet die Liebe: nicht, daß wir Gott geliebet haben; sondern daher uns geliebet hat, und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsere Sünden. Die Freundschaft, Liebesgerneinschast zwischen Gott und den Menschen ist nicht dadurch hergestellt, daß die Menschen durch ihre Frömmigkeit u. s. w. Gott für sich gewonnen haben, sondern dadurch, daß Gott durch die Sendung seines Sohnes die sündigen, gottentfremdeten Menschen für sich gewonnen hat: Röm. 5, 8 Christus ist für uns gestorben, da wir noch Sünder waren.

30 33. 2. Korinth. 5,19. Denn Gott war in Christo, und versöhnete die Welt mit ihm selber, und rech­ nete ihnen ihre Sünden nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Mit dem Worte von der Versöhnung „Gott rechnet euch eure Sünden nicht zu" (s. § 13 5. Bitte) will Gott durch Christus die Welt mit sich ver­ söhnen. 2. Kor. 5, 20. So bitten wir nun an Christi Statt: lasset euch versöhnen mit Gott— Alle andere Religionen wollen Gott für die Menschen, das Christentum will die Menschen für Gott gewinnen. § 25. Werden alle Sünden vergeben?

Matth. 12, 31.32. Marc. 3, 28.29. Alle Sünde wird den Menschen vergeben: aber die Sünde wider den heiligen Geist wird den Menschen nicht vergeben. Der heilige Geist — der Geist Gottes — der Geist der Liebe. Der Lieblose hat keine Gemeinschaft mit Gott, ist gott­ los. Denn 1. Joh. 4,16. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott und Gott in ihm. Matth. 18, 23—35. Das Gleichnis vom Schalksknecht. „Alle diese Schuld" hat Gott ihm erlassen; aber die eine Sünde, daß er lieblos gegen seinen Mitknecht ist, scheidet ihn von der Barmherzigkeit — er steht nicht aus dem Boden, lebt nicht in dem Lebensgebiete der Barmherzigkeit d. i. des göttlichen Geistes. Matth. 25, 31—46. Der Menschensohn als Welten­ richter. Der Hirte scheidet die Schafe nicht nach seiner Willkür, sondern nach ihrer Verschiedenheit. Auch die zur

31 Rechten und Linken des Menschensohnes sind verschieden: die Einen waren daraus aus, dem Weltenrichter zu dienen (V. 44) und damit sich ein Verdienst zu schaffen; die An­ dern einen Hungrigen zu speisen rc. (V. 37—39). Den Einen galten die Notleidenden nur als „Geringe" (V. 45); den Andern als die geringen Brüder des Menschensohnes (V. 40), in denen sie ihnen verwandte Menschenkinder sahen. Darum werden sie auch nach verschiedenem Maß ge­ messen: die einen nach dem, „was sie gethan"; die andern nach dem, „was sie nicht gethan" haben. Jene erwiesen durch das, was sie thaten, ihre Barmherzigkeit; diese durch das, was sie nicht thaten, ihre Unbarmherzigkeit. Der Menschensohn nimmt nicht die an, welche ent­ rüstet sind über den Vorwurf, daß sie ihm nicht dienen wollten; sondern die, welche in ihrem menschlichen Erbarmen dem Herzen des Menschensohnes nahe, mit ihm in Geistes­ gemeinschaft stehen. Matth. 7, 21: Nicht die Herr, Herr sagen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Das Chri­ stentum ist rechte Menschlichkeit — Christus „der Menschensohn". Luc. 6, 36—38. Mit dem Maße (der Barmherzigkeit oder Unbarmherzigkeit), da ihr mit messet, wird man euch wiedermessen wird euch wieder gemessen werden). Nur der Barmherzige erfährt Barmherzigkeit. Denn: 1. Kor. 2,14: Es muß geistlich, aus dem Geiste der Liebe, aufgefaßt sein (s. § 15). Der Unbarmherzige hat kein Ver­ ständnis für die Barmherzigkeit (Thaten der Liebe von Lieblosen, Selbstsüchtigen als „Dummheit" angesehen), kann

32 daher nicht an fie glauben, sich ihrer nicht getrosten (s. § 13, 5. Bitte).

Wo die Liebe fehlt, fehlt auch der Glaube

an die Liebe. Der Ausgleich zwischen der göttlichen Gerechtigkeit und der göttlichen Barmherzigkeit ist gegeben in der Herzens­ beschaffenheit des Menschen, aus welcher der Glaube kommt, der die göttliche Barmherzigkeit sich aneignet.

Darum die

Mahnung: Luc. 16,1—9.

Die Klugheit des ungerechten Haus­

halters. Wir alle sind ungerechte Haushalter wie der Mann im Gleichnisse: Wenn Gott von uns Rechenschaft darüber fordert, wie wir mit den von ihm uns anvertrauten Lebens­ gütern Haus gehalten haben, werden wir mit unserer Ge­ rechtigkeit vor ihm nicht bestehen. So sollen wir auch klug sein, wie der Mann im Gleichniffe, der durch seine Klugheit vor der Not sich zu bewahren weiß, in welche seine Ungerechtigkeit ihn zu brin­ gen droht. Leider wird solche Klugheit in den Angelegenheiten des Lichtes, des ewigen Lebens, oft vermißt bei den Menschen, die doch in den weltlichen Angelegenheiten mit großer Klug­ heit für sich zu sorgen wiffen (V. 8). Der ungerechte Haushalter verschafft sich dadurch ein Unterkommen,

daß er den Schuldnern seines Herrn ihre

Schulden erläßt.

So sollen auch wir durch unsere Barm­

herzigkeit gegen die Schuldner unseres Herrn uns Aus­ nahme verschaffen in den ewigen Hütten, von denen unsere Ungerechtigkeit uns ausschließen will. Matth. 5,7: Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

33 Darum sollen wir uns über den „Haufen von Un­ gerechtigkeit" ((iajMDvS? tt)s iSixtct; v. 9.) in der Welt nicht entrüsten, sondern denselben nützen als Gelegenheit, unsere Barmherzigkeit zu erweisen, so lange das Amt in der Welt noch unser ist — im Jenseits braucht niemand unsere Barmherzigkeit und unsere Vergebung. Mit der Erlösung durch die Liebe Gottes ist das Leben in der Liebe d. i. im Geiste Gottes un­ auflöslich verbunden (s. § 14). § 26. Woran erkennen wir, daß uns die Sünden vergeben find?

34. Joh. 5,25. Es kommt die Stunde und ist schon jetzt, daß die Toten werden die Stimme des Sohnes Gottes hören; und die sie hören werden, die werden leben. Matth. 9,1—8. Der Gichtbrüchige. Aus daß ihr wisset, daß des Menschen Sohn Macht habe, auf Erden die Sünden zu vergeben: stehe auf. Der Gichtbrüchige erweist seinen Glauben dadurch, daß er unter Schwierigkeiten zu Jesus kommt. Was er dort sucht, ist das Evangelium von der Vergebung der Sünden. Denn damit belohnt Jesus seinen Glauben: sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben. (Wortstellung im griechi­ schen Text: vergeben sind deine Sünden.) Die Schrift­ gelehrten sehen darin eine Gotteslästerung, weil niemand, denn allein Gott, Sünden vergeben kann. (Luc. 5, 21.) Menschen müssen nach dem bei ihnen geübten Brauch die Sünder verdammen. Jesus beweist, daß Gott „den Menschen Macht gegeben hat" (V. 8), dem MenschenStachowitz, Biblisches Christentum.

3

34 söhne" (V. 6), die Sünden zu vergeben, dadurch, daß er spricht: stehe aus!

Daß der Elende, Kleinmütige, Dar­

niederliegende, Verzagte zu frohem, frischem Leben auf­ ersteht — Das neue Leben ist der Erweis der durch das Wort von der Vergebung der Sünden geschehenen Erlösung.

(„Wo Vergebung der Sünden ist, da ist auch

Leben und Seligkeit". 5. Hauptst.) 1. Petr. 1, 23. Als die da wiederum geboren sind aus dem lebendigen Wort Gottes. So schafft das Evangelium, „das Wort von der Ver­ söhnung", zugleich Erlösung aus dem geistigen Tode und neues geistiges Leben — Erlösung und Erneuerung, Wie­ dergeburt. 35. Joh. 3, 5.

Es sei denn, daß jemand ge­

boren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. (Wasser — Reinigung, Erlösung; Geist — Erneuerung.) Joh. 3,1—15.

Gespräch mit Nikodemus.

Nur die

geistige Wiedergeburt kann dem Menschen Helsen.

Denn

was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch (V. 6). Der göttliche Geist allein giebt der Seele das rechte Leben, zu dem sie bestimmt ist: das Ebenbild Gottes, von dem gött­ lichen Geiste erfüllt zu sein (s. § 10).

Die geistige Geburt

ist nicht nach Tag und Stunde zu bestimmen, wie die leib­ liche; aber sie erweist sich in dem neuen Leben wie der Wind in seinem Sausen (V. 7.8). Von dieser Grundbedingung des Heils weiß der „Mei­ ster in Israel" nichts.

Die Meister in Israel reden von

„himmlischen Dingen", den Namen und Engel

k.,

Gestalten

der

von denen sie nichts gesehen haben und nichts

35 wissen können. Wenn aber Jesus tiiit den Seinen von „irdischen Dingen" redet, von den irdischen Anfängen des Heils, von dem Heilsbedürfnis des Menschenherzens, das er als „Menschensohn" kennt und durchschaut, so nehmen sie sein Zeugnis nicht an (V. 11—13). Darum müssen sich die Herzen der Menschen aus der Wüstenei der Schristgelehrten dem Menschensohne zuwen­ den, wenn sie das Leben haben sollen. Joh. 6,47: Wer an mich glaubt, der h a t das «wigetzeben. Der beseeligende Glaube an den Menschensohn ist das wahre, innere, ewige Leben. § 27. IT. Hauptstück.

Vom Sakrament der Taufe. 1. Was ist die Taufe? Wasser (äußeres Zeichen) und Wort (geistige Kraft). Aeußerlich wirkt sie als Akt der Aufnahme in die irdische Gemeinschaft der Christen. Der Geistliche der mit der Ausnahme Beauftragte (Not­ taufe); die .Paten die Vertreter der Gemeinde, Zeugen der Taufe, Helfer des Täuflings. Zweck der Ausnahme in die Gemeinde ist: der geistigen Kraft des Wortes den Weg zu öffnen. Welches ist solch Wort? Einsetzung durch Christus: Taufet sie in den Namen (ßaitituavTec tk tö ovojia) — tauchet sie ein; getauft werden — untertauchen, aufgehen in den Namen, das Wesen des Vaters u. s. w. 2. Was giebt oder nützt die Taufe? a) Was? Vergebung der Sünden, damit Erlösung vom Tode und Teufel (§§ 19.20) — Wasser. Seligkeit, neues Leben (§ 26) — Geist.

36 b) Wem?

Dem der glaubet und getauft wird — 6

itiuteua«? xctl ßaimadeic utuft^astai — der Gläubig gewor­ dene

d. i. der Gläubige und

Joh. 6, 47.

Getaufte wird selig sein:

Wer an mich glaubt, der hat-das ewige Leben.

Mit dem Glauben hat er das Leben. Gerechte wird feines Glaubens leben. (§ 26.)

Joh. 3,16—19.

Leben (V. 16), (V. 18).

Gal. 3,11. Der

Glauben — Leben.

Alle, die glauben, haben das

die Seligkeit: werden also nicht gerichtet

Wer nicht glaubt, ist schon gerichtet: denn er hat

nicht den Glauben, der lebendig und glückselig macht. Und das ist sein Unglück, das Gericht. Also glauben und getauft werden, ist gleichbedeutend — getauft werden — sich hingeben an, aufgehen in Christus — glauben („geloben"): Wer so

glaubt,

daß er getauft

wird, aufgeht in Christus, ist selig. Daher „wer nicht glaubt" selbstverständlich ohne den Zusatz „und nicht getauft wird". 3.

Wie kann Wasser solche großen Dinge thun?

— nämlich an dem, der glaubt.

Wasser thut's nicht, son­

dern das gläubig angenommene Wort: Jac. 1,18. Gezeuget durch das Wort der Wahrheit.

1. Petr. 1, 23 wiederum

geboren aus dem Wort. 4.

Was bedeutet

denn

solch Wassertausen?

Wozu denn die Wassertause, wenn das Wirkende nicht das Wasier, sondern das Wort und der Glaube ist? Es bedeutet, daß der alte Adam durch tägliche Reue rc. ersäufet werden soll.

Die Wassertause bedeutet,

daß etwas geschehen soll, was also an sich durch sie noch nicht geschieht. (Daher ist es gleichgültig, ob — wie ursprüng­ lich — durch Untertauchen, oder — wie jetzt — durch Besprengen die Wassertaufe vollzogen wird.)

37 Daher können a) auch solche Menschen, die mit Wasser getauft sind, verworfen sein. b) auch solche Menschen, die nicht mit Wasser getauft sind, das Leben im Glauben haben. (Die Apostel, die Jesus nicht getauft hat — Joh. 4, 2; alle, denen Jesus ohne Waffertaufe verhieß „dein Glaube hat dir geholfen", „heute-wirst du mit mir int Paradiese sein".) c) auch solche mit Wasser getauft werden, welche den Glauben noch nicht haben, aber zu ihm erzogen werden sollen: Kindertaufe. Marc. 10, 13—16. Matth. 18,1—4: Werdet wie die Kinder; denn solcher ist das Reich Gottes. Die Kinder sind die rechten Täuflinge. Denn Kindessinn ist „das Himmelreich inwendig in euch". (Luc. 17, 21). Durch die Taufe soll nichts anderes als die „Kindschaft" gewirkt werden. § 28. Welche Bedeutung hat das Leiden und Sterben Jesu für uns?

St. Paulus zu den Römern am sechsten spricht: rc. (Schluß des 4. Hauptstücks). Röm. 6, 3.4. Für die Hingabe an Christus werden wir durch seinen Tod gewonnen; sein Tod ist der Anfang des Glaubens an ihn und des Lebens, das aus dem Glau­ ben kommt. Hebr. 9,14.15. Das Blut Christi reinigt unser Gewissen von den toten Werken zu dienen dem leben­ digen Gott. — Das Blut Christi wirkt so mächtig auf uns; die Selbsthingabe Christi steht als etwas so groß­ artiges vor uns da, daß die toten Werke, mit denen wir mühselig ein Verdienst vor Gott zu erwerben suchen, uns erbärmlich klein erscheinen und wir hingerissen werden, mit

38 dem innersten Leben unseres Herzens dem lebendigen Gott zu dienen, uns ihm hinzugeben. Joh. 6, 51b.

Das Brod,

das ich geben werde, ist

mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt (griechisch: ist mein Fleisch für das Leben der Welt (gegeben^). Das Brod des Lebens ist das für das geistige Leben der Welt hingegebene fleischliche Leben Jesu; ist die Hingabe seines Fleisches, seine Selbstaufopferung, der Geist der Liebe, der sich darin ausspricht. 36. Joh. 6, 63.

Der Geist ist es, der da lebendig

macht; das Fleisch ist kein nütze.

Die Worte, die

ich rede, die sind Geist und Leben. Joh. 6, 47-63. (Die Betonung der Trennung von Fleisch und Blut, V. 53 bis 56, veranschaulicht die Hingabe des Leibes in den Tod.)

V. 47:

Wer an mich glaubt, der hat das ewige

Leben — und V. 54: Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben. mich

glaubt"

und

„Wer an

„Wer qtcitt Fleisch isset rc. ist gleich­

bedeutend: um seines Leidens und Sterbens willen sich ihm hingeben; in seinem Tode den Glauben, d. h. das Leben finden. V. 53: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Men­ schensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch — wer von der Selbsthingabe des Menschensohnes nicht zu „zehren" vermag, ist innerlich tot. § 29.

Was bedeutet die Abendmahlsfeier? 1. Korinth. 11,23—26: Die Einsetzung des Abendmahls „Solches thut zu meinem Gedächtnis" Gedächtnisfeier des Todes Jesu (V. 26).

39 „Dieser Kelch ist das neue Testament" im Gegensatz zum alten Testament.

„Das ist mein Leib", „das neue

Testament in meinem Blute (im griechischen Text das „mein"

durch

die Stellung hervorgehoben) im Gegensatz

zum Leibe und Blute des Osterlammes. 1. Korinth. 5, 7. Wir haben auch ein Osterlamm: das ist Christus, für uns geopfert. Das Abendmahl das neutestamentliche Gegenstück zum alttestamentlichen Passahmahl. 2. Mos. 12,1—20.

Das Passahmahl.

Das Passah­

mahl, die Bundesfeier des alten, das Abendmahl die Bundes­ feier des neuen Bundes.

Daher nur für Bundesgenossen

(Getaufte): Die Taufe Aufnahme in die Gemeinde Christi, die Teilnahme am Abendmahl Bezeugung der Zugehörig­ keit zu ihr; die Taufe einmal vollzogen, das Abendmahl wiederholt. Der alte Bund gestellt auf die Opfer — das Passah­ lamm im Tempel geopfert (5. Mos. 16, 2.5.6);. der neue Bund gestellt auf die Selbsthingabe Christi. 1. Korinth. 10,16.17: Das eine Brot, der eine Kelch. — Wie alle aus einem Kelche trinken („Kommunion"), so leben alle von der einen Liebe, die in dem Tode Christi sich geoffenbaret hat (vergl. § 23 das hochzeitliche Kleid). § 30.

V. Hauptstück. Vom Sakrament des Altars. 1. Was ist das Sakrament des Altars? Es (das Sakrament d. h. die heilige Handlung) ist rc.

Unter der

Handlung des Essens und Trinkens von Brod und Wein empfangen, wir rc.

40 Wo stehet Christus.)

das

geschrieben?

Das ist mein Leib,

(Einsetzung durch

der für euch gebrochen

wird — nicht in buchstäblichem Sinne, da Jesus noch mit ungebrochenem Leibe unter den Jüngern ist. Dieser Kelch (der gemeinsam getrunkene Kelch) ist das neue Testament in meinem Blute, der neue Bund, der an die Stelle des alten getreten (Jerem. 31, 31) und in dem Blute Christi begründet ist — die in dem Blute Christi begründete Gemeinschaft (1. Korinth. 10,16 §29). 2. Was nützt denn solch Essen und Trinken? Vergebung der Sünden und damit Leben und Seligkeit (§ 25. 26) wie bei der Taufe.

Die Taufe die Geburt, das

Abendmahl die Nahrung des neuen Lebens. 3. Wie kann leiblich Essen und Trinken solche großeDingen thun? (Leiblich) Essen und Trinken thut's freilich nicht, sondern das gläubig angenommene Wort, welches neben dem leiblichen Essen und Trinken einher­ geht und doch die Hauptsache ist. 4. Wer empfängt solch Sakrament würdiglich? Die „äußerliche Zucht" angebracht, soweit sie die Andacht (Empfänglichkeit) mehrt.

IV. Teil.

Der Erlöser. § 31. Wer sagt denn ihr, daß ich sei?

Matth. 16,13—17. Marc. 8,27—29: Das Bekenntnis des Petrus. „Du bist Christus" (Marc) — „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn" (Matth.): Christus — Gottessohn. Denn: Was heißt „Christus"? Jes. 61, 1: Der Geist des Herrn ist über mir, darum daß mich der Herr gesalbt hat — Christus, he­ bräisch: Messias, zu deutsch: Der Gesalbte (mit dem Geist des Herrn). Was heißt „Gottes Sohn"? Röm. 8, 14: Welche der Geist Gottes treibet, die sind Gottes Kinder (uiot Söhne, wie sehr häufig, wo Luther „Kinder" übersetzt hat, im griechischen „Söhne"; nnd wo Luther „Sohn" übersetzt hat, im griechischen „Kind" steht.) Denn „Gott ist Geist" — darum die Gotteskindschast geistig (§ 10). Röm. 1, 3: Von seinem Sohne, der geboren ist von dem Samen Davids nach dem Fleisch und kräftiglich er­ wiesen ein Sohn Gottes nach dem Geist.

42 Gal. 3, 26: Ihr seid alle Gottes Kinder (oiot Söhne) durch den Glauben an Christum Jesum. Wodurch unterscheidet sich Christus von allen andern Kindern Gottes. Joh. 10, 34—36 (mit Bezug aus Ps. 82): Den der Vater zu seinem Sohne geheiligt hat und in die Welt ge­ sandt — und die, zu denen das Wort Gottes geschieht (damit sie durch daffelbe geheiligt, zu Gottes Söhnen werden: Jac. 1,18 § 27, 3). Wir werden durch Christus, was er, der „eingeborene" Sohn Gottes, ist. Joh. 10, 30: ich und der Vater sind eins; Joh. 14, 8—10: wer mich siehet, der siehet den Vater; Kol. 2, 9: in ihm wohnet die Fülle der Gottheit leib­ haftig; Kol. 1,15: er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (das wir sein sollen § 10). § 32. Woher wissen wir, daß Jesus „Christus, des lebendigen Gottes Sohn" ist? Matth. 16,17: Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater im Himmel. a) Nicht „Fleisch und Blut", nicht auf sinnlich wahrnehmbare Art („nicht aus eigener Vernunft" III. Art.), wie das Volk es verlangte: Joh. 6, 30.31: Moses gab ihnen Brod vom Himmel zu effen — was thust du für ein Zeichen, daß wir dir glauben? Luc. 11, 29—32: Es wird euch kein Zeichen gegeben, denn nur das Zeichen des Propheten Jonas.

Die

Niniviten thaten Buße nach der Predigt des Jonas; die

43 Königin von Mittag wurde angezogen von der Weisheit Salomos: darum werden sie dem Volke, das sichtbare Zei­ chen fordert (1. Korinth. 1, 22) und nicht durch die kraft­ vollere Predigt und höhere Weisheit Jesu zum Glauben kommt, vorgezogen. Matth. 4,1—7. Die beiden ersten Versuchungen. „Bist du Gottes Sohn", so schaffe Brod vom Himmel (wie Mo­ ses). — Was den Menschen zum Menschen (Erstling der Kreaturen Jac. 1,18) macht, ist nicht die leibliche, sondern die geistige Speise:

dadurch, daß er diese schafft, erweist

sich Jesus als Gottes Sohn. Joh. 6, 27: Nicht Speise, die vergänglich ist, sondern die da bleibet in das

ewige Leben, giebt des Menschen

Sohn. „Bist du Gottes Sohn", so laß dich hinab. — Wie das „Brod vom Himmel" erwartete das Volk den Absturz von der Tempelzinne als Ps. 91,11.

„Zeichen"

des Messias

nach

„Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen".

— Jesus erweist sich dadurch

als Gottes Sohn, daß er

Gott als „den Herrn" anerkennt, deffen Willen er thut; den er aber nicht vorwitzig zwingt, ihm zu Willen zu sein und zu Diensten zu stehen. Die Versuchungen des Teufels (der Macht der Finsternis) sind die fleischlichen Erwartungen, welche das Volk in seiner fleisch­ lichen Gesinnung (§ 20) von dem Messias hegte, und denen gegenüber Jesus Stellung nehmen mußte. b) „Sondern mein Vater im Himmel" („sondern der heilige Geist" III. Art.). 1. Korinth. 2, 14: Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es muß geistlich gerichtet, beur­ teilt, aufgefaßt sein — das Göttliche in Christus ist der

44 Geist; der wirkt geistig auf den Geist, nicht fleischlich auf das Fleisch (die Sinne), muß geistlich, nicht fleischlich auf­ gefaßt werden. Joh. 15, 26: Der Geist der Wahrheit, der sich als „Tröster" erweist, belebt, erhebt, wird zeugen von mir. 37. 1. Joh. 5,11. Das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewige Leben hat gegeben, und solches Leben ist in seinem Sohne. Joh. 6,47. Wer an mich glaubt der hat das ewige Leben. Das Zeugnis für die Gottessohnschast Christi ist die belebende, beseligende Kraft des Glaubens an ihn; ist das Leben, das mit dem Glauben gegeben ist (§ 26). § 33. Glauben wir an Wunder?

Joh. 4, 47—53. Des Königischen Sohn. Der Vor­ wurf: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, glaubet ihr nicht" (V. 48), traf den Königischen nicht: Der Mensch glaubte dem Wort und ging hin (V. 50), ohne Zeichen und Wunder gesehen zu haben. Aber weil er geglaubt hatte, erkannte er als Wunder, was anderen ein natürlicher Vorgang schien: „das Fieber verließ ihn" (V. 52). (Und er glaubte mit seinem ganzen Hause (V. 53): er gehörte zu den Gläubigen, den Anhängern Jesu.)

Nicht aus dem Wunder der Glaube, aber aus dem Glauben das Wunder. Luc. 16, 31: Glauben sie nicht dem Wort (Moses und den Propheten), so werden sie auch nicht glauben, ob je­ mand von den Toten auferstände. Luc. 11, 14.15: „Er treibt die Teufel aus durch Beelzebub. Weil sie an Jesus nicht glaubten, nannten sie

45 bei ihm eine teuflische That, was sie doch bei ihren Kindern, (den Exorcisten, Teufelsbeschwörern, die sich mit der Heilung von Besessenen abgaben), als Erweis göttlicher Kraft ansahen (V. 19). Matth. 6, 1—6: Er konnte da, wo er keinen Glauben fand, nicht eine einzige That thun. § 34. 2. Artikel.

Wen hat Christus erlöst? Mich verlorenen und ver­ dammten Menschen. Wovon? Von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels — mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben erworben und für sich gewonnen § 28.

V. Teil.

Das Reich Christi. § 35. Was ist das Reich Christi (Messiasreich, Reich Gottes, Himmelreich)? Matth. 4, 8: Dritte Versuchung. Nach der Erwartung des Volkes (§ 32) sollte der Messias „alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit" in seiner Hand vereinigen; das Da­ vidische Königreich („die zerfallene Hütte Davids Amos 9, 11) wiederherstellen und an die Stelle des römischen Welt­ reichs ein jüdisches Weltreich setzen. (Wie etwa der Religionsstifter Mahomed der Stifter eines Weltreichs wurde.) Joh. 18, 36. Mein Reich ist nicht von dieser Welt. 38. Luc. 17, 20.21. Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden. Man wird auch nicht sagen: siehe hier, oder da, ist es: denn, sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch. Röm. 14,17. Das Reich Gottes ist Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist. Das Volk erwartete ein weltliches Messiasreich; Jesus wollte ein geistiges Reich: darum wurde er von dem Volke nicht als Messias an­ erkannt, von den Obersten des Volkes als falscher Messias verdammt.

47 Matth. 11,1—11. Johannes der Täufer „ärgerte" sich (V. 6) an Jesus, weil er „ging, zu lehren und zu predigen in ihren Städten" (V. 1) und keine Anstalten machte, ein weltliches Reich zu gründen (§ 22). Marc. 10, 35 —45: Die Söhne des Zebedäus — die Jünger erwarteten von Jesus weltliche Fürstenmacht und Herrschaft. Matth. 16, 21—23: „Sie meinten nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist" — darum verstehen sie ihren Meister so oft nicht und „seine Rede war ihnen verborgen". Joh. 6,15: Das Volk, das ihn für den Propheten hielt, „der da kommen soll", will ihn „zum Könige machen". Judas will durch seinen Verrat Jesus zwingen, das Volk zu seiner Verteidigung aufzurufen, um ihn so in den Kampf um „die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit" zu drängen. (Seine Verzweiflung, als er den Plan mißlungen sieht, Matth. 27, 3-5). Joh. 11,48. C. 18, 33. 36. 37. C. 19, 3.-12. 15. 19. 21. In dem Proceß gegen Jesus handelt es sich um Kon­ flikt mit den Römern, jüdisches Königtum, ein „Reich von dieser Welt", Feindschaft wider den Kaiser — um politische Angelegenheiten. Joh. 19,15: Wir haben keinen König, denn den Kaiser. — Als das Volk die politischen Hoffnungen, die es auf Jesus gesetzt hatte, getäuscht sieht, giebt es ihn preis. In der verschiedenen Auffassung von Christus und seinem Reiche bei Jesus und dem Volke trat der Gegensatz zwischen „geist­ licher und fleischlicher Gesinnung" zu Tage. Kol. 1,13: Die Obrigkeit der Finsternis und das Reich seines lieben Sohnes.

48 Rom. 8, 6.7: Fleischlich gesinnt sein, ist der Tod; ist Feindschaft wider Gott — Sünde. Luc. 22, 53: Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis.— Die Macht der Finsternis, die fleischliche Gesinnung, die Feindschaft wider Gott, die Sunde in den Herzen der Menschen hat das Leiden und Sterben Jesu verschuldet und wird durch die Wir­ kung dieses Leidens und Sterbens aus das Herz der Menschen überwunden — „erlöset, erworben, ge­ wonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels". Matth. 26, 56: Da verließen ihn alle Jünger und flohen. Matth. 26, 69—75: „Ich kenne den Menschen nicht!" Als die Jünger alle Hoffnung aus eine weltliche Machtstellung ihres Meisters vernichtet sehen, verzweifeln sie an seinem Messiasberufe und meinen, daß ihre Hoff­ nung „er sollte Israel erlösen", vergeblich gewesen sei. Luc. 24, 21. Joh. 16, 7: Es ist euch gut, daß ich hingehe; denn so ich nicht hingehe, kommt der Tröster nicht zu euch. — Den Jüngern mußte alle Hoffnung auf weltliche Herrschaft ge­ nommen werden, damit Raum werde in ihren Herzen für die Herrschaft des Geistes. Mit der Gewißheit der Auf­ erstehung (1. Korinth. 15, 5—7) und der Himmelfahrt (Joh. 16, 28) Jesu ging ihnen das Verständnis für das geistige Messiasreich auf, wurden sie reif für „das Himmel­ reich." Apostelg. 2, 1—11. Die Ausgießung des heiligen Geistes.

49 § 36. Wie hat sich das geistige Messiasreich Jesu sichtbar auf Erden gestattet?

Matth. 16,16—18: „Das Bekenntnis des Petrus, daß Jesus „der Christ" (Messias) ist, wurde zur Grundlage der Gemeinde Jesu: daher der Name „Christen". Kol. 1, 24: „Die Gemeinde ist der Leib Christi"; 1. Korinth. 12, 27: „Ihr seid der Leib Christi". — Die Gemeinde ist der irdische Auferstehungsleib des ge­ töteten Christus. 2. Korinth. 3, 17: „Der Herr ist der Geist." Daher „Kirche" (xoptäxij) — Herrengemeinde. § 37. Wie hat sich die Kirche auf Erden ausgebreitet?

Apostg. 2, 41: Am ersten Pfingstfeste traten der Ge­ meinde 3000 Seelen bei. Die Christen unterschied^ sich von den Juden zunächst nur dadurch, daß sie bekannten: Jesus, den die Priester gekreuzigt haben, ist der Christ. Deshalb verfolgt, flohen sie zum großen Teil aus Jerusalem und brachten das Christentum in ihre neuen Wohnsitze — so auch nach Antiochien in Syrien. Von Jerusalem aus verbreiteten Petrus und die an­ dern Apostel das Christentum vornehmlich unter den Juden. Von Antiochien aus Paulus unter den Heiden. (Drei Missionsreisen nach Klein-Asien, Makedonien, Griechenland. Gefangenschaft in Rom). Auch reisende Kaufleute und römische Soldaten beim Garnisonwechsel der Legionen verbreiteten das Christentum — so nach Britannien. Stuchowitz, Biblisches Christentum.

50 In den ersten drei Jahrhunderten wurden die Christen von Juden und Heiden verfolgt (Stephanus der erste Märtyrer), bis das Christentum 333 durch den Römischen Kaiser Konstantin den Großen zur Staatsreligion gemacht wurde. Seit 622 beeinträchtigte die neue Religion des Mahomed, der Islam, das Christentum durch Eroberungen in Arabien, Syrien, Klein-Asien, Afrika, Spanien (711 Schlacht bei Leres de la Frontera). Von weiterem Vor­ dringen in Europa wurde der Islam durch die Schlacht bei Tours und Poitiers 732 (Karl Märtel) abgehalten. Nach vierhundertjährigem Kampfe von 1092 bis 1492 (Er­ oberung von Granada durch Ferdinand von Aragonien und Jsabella von Castilien) wurde er aus Spanien wieder ver­ drängt. Der zweihundertjährige Kampf im heiligen Lande (Kreuzzüge) von 1096 bis 1291 (Fall von Acco) endete mit der völligen Vertreibung der Christen. Von deutschen Völkern waren die Gothen um 300 (Ulfilas, Bibelüber­ setzung 360), die Franken 500 (Chlodwig, Schlacht bei Zülpich 496), die Angelsachsen in England (durch Gregor den Großen) um 600 Christen. In Deutschland hatten größere Städte schon im 2. und 3. Jahrhundert christliche Bischöfe. Um 600 predigten irische Mönche hier das Christentum. Durch Bonisacius (t 755 unter den Friesen) wurde Deutschland mit Hülfe der Franken dem römischen Papste unterworfen — die Sachsen erst nach dreißigjährigem Kampfe durch Karl den Großen 804. In Preußen (Adalbert von Prag, -j-997) wurde durch den 1226 herbeigerufenen deutschen Ritterorden das Heidentum ausgerottet. In neueren Zeiten haben sich besondere Missions-

51 Vereine die Ausbreitung des Christentums zur Aufgabe gemacht. Evangelische Missionsvereine giebt es seit dem Ende des 17. Jahrhunderts. Die gegenwärtig in Deutsch­ land bestehenden sind: Der Verein der Brüdergemeinde; gegründet 1732, Sitz Bertelsdorf; Missionsgebiet: Himalaya, Süd-Afrika, Amerika mit Westindien, Australien. Der Baseler Verein, seit 1815; Vorder-Jndien, China, Westafrika. Der Berliner Verein, seit 1824; Süd-Afrika. Der Rheinische Verein in Barmen, seit 1828; Bor­ neo, Sumatra, China, Süd-Afrika. Der Norddeutsche Verein in Bremen, seit 1836; West­ afrika, Neu-Secland. Der Lutherische Verein in Leipzig, seit 1836; Ost­ indien. Der Goßnersche Verein in Berlin, seit 1838; Ost­ indien. Der Hermannsburger Verein, seit 1849; Ostindien, Süd-Afrika, Süd-Australien. Der Allgemeine evangelisch-protestantische Missions­ verein in Weimar und Berlin, seit 1884; Japan, China. § 38. Wie hat sich die Kirche innerlich entwickelt?

Gal. 4, 29: Wie zu der Zeit, der nach dem Fleisch geboren war, verfolgte den, der nach dem Geist geboren war: also gehet es auch jetzt — Fortsetzung des Kampfes zwischen „fleischlicher" und „geistlicher" Auffassung von Christus und seinem Reiche. Paulus von den Judenchristen angefeindet. (Gal. 3,3: 4*

52 Im Geist habt ihr es angefangen — wollt ihr es nun im Fleisch vollenden?) Die Lehrstreitigkeiten wurden auf den Konzilien durch Mehrheitsbeschlüsse entschieden. Das Konzil zu Nicäa 325 setzte das Nicänische Glaubensbekenntnis fest. Im 6. Jahrhundert entstand in Spanien das Athanasiani­ sche Glaubensbekenntnis. Das Apostolische Glau­ bensbekenntnis (Symbol) ist aus der Taufformel (taufet in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes) entstanden und in der jetzigen Form seit dem 5. Jahrhundert das Taufbekenntnis der Römischen Kirche; von der griechischen Kirche nicht angenommen. Luther braucht es in seinem „Taufbüchlein" in der abgekürzten Form: Glaubst du an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer Himmels und der Erden? Glaubst du an Jesum Christ, seinem einigen Sohn, unsern Herrn, geboren und gelitten? Glaubst du an den heiligen Geist, eine heilige christliche Kirche, Gemeine der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung des Fleisches und nach dem Tode ein ewiges Leben? 1054 trennten sich die griechische und die römische Kirche von einander. Der Widerspruch der „Ketzer" gegen die fleischliche Auffassung von Christus und seinem Reiche wurde durch die „Inquisition" mit fleischlichen Mitteln, Feuer und Schwert zu unterdrücken gesucht (1415 Huß auf dem Konzil zu Kostnitz verbrannt). Die Reformation in Sachsen. Luther schlug am 31. Oktober 1517 die „95 Sätze" an die Schloßkirche zu Wittenberg, 1521 Reichstag zu Worms, 1530 Reichstag zu Augsburg: Augsburgische Konfession, diese mit dem großen und kleinen Katechismus (1529), der Apologie der

53 Augsburger Konfession (1530), den Schmalkaldischen Ar­ tikeln (1537), der Konkordianformel (1577) sowie den drei „allgemeinen" Bekenntnissen im Konkordienbuch (1580) enthalten. Die Reformation in der deutschen und fran­ zösischen Schweiz — Zwingli, Kalwin. Helvetische Konfession, Heidelberger Katechismus (1562). (Die römische Lehre wurde auf dem Konzil zu Trident 1545 von neuem festgestellt, Römischer Katechismus).

Die Schweizer Reformation ließ nur gelten, was in der Bibel steht; die Sächsische verwarf nur, was der Bibel widerspricht. 1817 Union in Preußen durch Friedrich Wilhelm III. (Altlutheraner). Gegen die Reformation seit 1540 der Jesuiten-Orden. Für Erbauung evangelischer Kirchen und Schulen in katholischen Gegenden seit 1841 der Gustav-Adolf-Verein. § 39. Welches find die wichtigsten Lehrunterschiede zwischen der evangelischen und der römisch-katholischen Kirche?

1. Der evangelische Christ hat seinen Glauben allein aus der heiligen Schrift zu schöpfen (principium formale) — der Katholik hat zu glauben, was die Kirche lehrt. (Form. Concord. Epitome 7. 8: Die heilige Schrift allein ist die Richterin, Norm und Regel; die übrigen Symbole und andere Schriften haben kein richterliches Ansehn, sondern zeigen nur, wie die heiligen Schriften in den verschiedenen Zeiten von den damals lebenden Gelehrten verstanden und ausgelegt wurden.

2. Der evangelische Christ weiß, daß sein Glaube allein ihn selig macht (principium materiale). —■ Der Katholik will die Seligkeit durch gute Werke („evangelische

54 Ratschläge", „überschießendes Verdienst", Heilige), vor allem durch den Gehorsam gegen die Kirche („allein selig machend") erwerben. 3. Evangelisch: Die Kirche ist die Gemeinde der Gläubigen, in welcher das Evangelium rein gepredigt und die Sakramente nach dem Evangelium verwaltet werden (Augsb.Konf. Art. 7 Allgemeines Priestertum; keine Priester, aber „ordentlich berufene" Geistliche. Augsb. Kons. Art. 14). Katholisch: Die Kirche ist die Gefolgschaft des Papstes. (Hierarchie, Klerus und Laien, Unfehlbarkeit des Papstes seit dem Vatikanischen Konzil 1870. — Altkatholicismus. — Matth. 23, 7—11: Ihr sollt niemand „Vater" heißen). 4. Evangelisch: Zwei Sakramente (Taufe und Abend­ mahl), in denen das wirksame der Glaube an das Wort ist. Katholisch: Sieben Sakramente (noch Firmung, Ehe, letzte Oelung, Ohrenbeichte, Priesterweihe), deren Vollzug an sich selber wirksam ist. 5. Evangelisch: Im Abendmahl (lutherisch) wird in, mit und unter dem Brot und Wein der wahre Leib und das wahre Blut Christi dargereicht — (reformirt) sind Brot und Wein Zeichen des Leibes und Blutes Christi. Katholisch: Wird Brot und Wein durch die Kon­ sekration in Leib und Blut Christi verwandelt (Transsubstantiation, Kelchentziehung, Unblutige Wiederholung des Opfers Christi — Messe). § 40. Welches sind die Besonderheiten der bekanntesten Sekten?

1. Die Mennoniten. Gestiftet durch den früheren katholischen Priester Menno Simonis (f 1561) in Holstein

55 aus den Resten der Wiedertäufer. Reformirte Lehre. Ver­ werfung der Kindertaufe (die Gemeinde besteht nur aus Wiedergeborenen), des Eides und des Kriegsdienstes. 2. Die Baptisten. Hervorgegangen um 1650 aus den englischen Reformirten. Verwerfen die Kindertause; Taufe der Erwachsenen durch Untertauchen. Strenge Kirchenzucht. 3. Die Jrwingianer (Jrwingiten, Apostolische Ge­ meinde) durch Jrwing in London 1822 gestiftet. Treten nicht aus der Landeskirche aus. Wollen die ursprüngliche Kirche mit Aposteln, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrern wiederherstellen. Der „Engel" oder Bischof leitet mit sechs Aeltesten die Gemeinde. Erwarten die unmittel­ bar bevorstehende Wiederkunft Christi. (Matth. 24, 36. Marc. 13, 32. Apostg. 1,6.7: Von dem Tage und der Stunde weiß niemand als der Vater allein; euch gebühret es nicht zu wissen.) § 41. Die Organisation der evangelischen Landeskirche in Preußen.

Aeltesten-Kollegium (Gemeinde-Kirchenrat, Presbyte­ rium) und Gemeinde-Vertretung unter dem Vorsitz des „Pfarrers" (ursprünglich „Bischof"). Kreissynode unter dem Vorsitz des Superintendenten. Provinzial-Synode. General-Synode. Ober-Kirchenrat. Konsistorium mit dem GeneralSuperintendenten. Superintendenten. § 42. Mit welchen Mitteln wirkt die Kirche?

Augsburger Konfession Artikel 7: Die Kirche ist die Versammlung aller Gläubigen, bei welchen das Evange-

56 Hunt rein gepredigt und die heiligen Sakramente laut des Evangelii gereicht werden. „Gnadenmittel": Wort und Sakrament. 1. Wort. Jes. 55,10.11: Wie Regen und Schnee nicht umsonst fällt, sondern die Erde fruchtbar macht, so soll das Wort auch sein. Marc. 4, 26—32: Gleichnisse vom Säemann und vom Senfkorn. Matth. 13, 3—9, 18—23: Gleichnis von mancherlei Acker und Erklärung. Lied: Eine feste Burg rc. Matth. 7, 15—23: Kennzeichen der wahren und falschen Propheten. Das laute Bekenntnis zu Christus (V. 21) und die großen Thaten in seinem Namen (SS. 23) sind nicht die gesuchte „Frucht" (Matth. 21,19), sondern oft nur das „Schafs­ kleid" (SS. 15); sie beweisen nicht die Zugehörigkeit zu Christus und seinem Reiche (SS. 23, § 25. Matth. 25, 31 bis 46). In das Himmelreich gehören nur die, die „den Willen thun meines Vaters im Himmel" (SS. 21) und Früchte des Geistes in den Herzen der Menschen wirken. Gal. 5, 22: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanft­ mut, Keuschheit. — Wer Haß, Unfriede, Unduldsamkeit u. s. w. wirkt, ist daran mit Sicherheit (SS. 16—20) als falscher Prophet zu erkennen. 2. Sakrament. Augsb. Konf. Art. 13: Vom Brauch der Sakramente wird gelehrt, daß die Sakramente eingesetzt sind nicht allein darum, daß sie Zeichen sind, dabei man äußerlich die Christen kennen möge, sondern daß es Zeichen und Zeugnisse sind göttlichen Willens gegen uns, unsern Glau­ ben dadurch zu erwecken und zu stärken; derhalben sie auch Glauben fordern, und dann recht gebraucht werden, so man's im Glauben empfängt und den Glauben dadurch stärkt.

57 Unter „Sakrament" wird verstanden eine von Christus eingesetzte heilige Handlung, in welcher unter äußeren Zeichen (Wasser — Brod und Kelch) eine innere Gnaden­ gabe (neues Leben) mitgeteilt wird. Taufe: Ausnahme in die Gemeinde Christi; die Kon­ firmation das eigene Bekenntnis dazu. Abendmahl: Zeichen der Zugehörigkeit zur Gemeinde Christi, („dabei man äußer­ lich die Christen kennen möge"). Siehe auch § 26—30. § 43. Welches ist das Ende der Dinge?

39. Hebr. 13, 14: Wir haben hier keine blei­ bende Statt, sondern die zukünftige suchen wir. Röm. 8, 18—23: Das Sehnen der Kreatur. 2. Korinth. 4, 8—18: Die zeitige Trübsal wirket ewige Freude. Offenb. 21, 1—4: Das neue Jerusalem. 2. Petr. 3,10—14: Der neue Himmel und die neue Erde. 1. Thessal. 4, 13-18: Die Auferstehung. 1. Korinth. 15, 35—44: Der Auferstehungsleib. 2. Korinth. 5,1: Das irdische Haus „dieser Hütte" und das ewige Haus, das nicht mit Händen gemacht ist (d. i. „das nicht von dieser Schöpfung ist Hebr. 9, 11). Luc. 21, 25 — 36: Die Umwälzungen in der Natur weisen auf die Vergänglichkeit des Irdischen. Das soll die Christen nicht wie die Leute der Welt in Furcht und Schrecken setzen, sondern ihnen die Gewißheit geben, daß auch für sie die Vergänglichkeit und Unvollkommenheit ein Ende nehmen wird (V. 28), und sie antreiben, sich eines vollkommeren Lebens würdig zu zeigen.

58 40. 1. Joh. 5, 4. Alles was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. § 44. HI. Artikel.

Nicht aus eigener Vernunft noch Kraft —nicht Fleisch und Blut § 32 a. Sondern der heilige Geist — § 32b. Durch das Evangelium — das Jonaszeichen § 32a. In welcher Christenheit er mir u. s. w. die Sün­ den vergiebt — §§ 26.27.

Schluß. § 44. Wie ist die Lehre von der Dreieinigkeit zu verstehen? Das Wort „Dreieinigkeit" oder „Dreieinig" kommt in der heiligen Schrift nicht vor.

Die Worte l. Joh. 5, 7: „Der Vater,

der Sohn und der heilige Geist, und diese drei sind eins" sind unecht, auch nicht von Luther, sondern erst nach ihm in die deut­ sche Bibel aufgenommen.

Luther (Tischreden: Trinitas omnibus creaturis indita). „In allen Kreaturen ist und siehet man Anzeigung der heiligen Dreifaltigkeit.

Erstlich das Wesen bedeutet die

Allmacht Gottes des Vaters, zum andern die Gestalt und Form zeiget an die Weisheit des Sohnes; und zum dritten der Nutz und Kraft ist ein Zeichen des heiligen Geistes; daß also Gott gegenwärtig ist in allen Kreaturen, auch im geringsten Blättlein und Mohnkörnlein. Spr. Sal. 8 (Ueberschrift: Von der wesentlichen — d. i. von Ewigkeit in sich selbst bestehenden—Weisheit, demSohneGottes)

V. 22—36: Ewig wie Gott, ist auch die Weisheit Gottes; mit seiner Weisheit hat Gott alles geschaffen; aus ihr kommt

alles Leben: in ihr ist darum allein das Leben zu finden. Joh. 1, 1—5. 9—11.14: Wort (X6To?) = Gedanke = Weisheit.

Gottes Sprechen ist sein weisheitsvolles Denken.

60 V. 1. 2 vergl. Spr. 8, 22. 23. — 58. 3 vergl. Spr. 8, 24 bis 30. — 58. 4. 9 vergl. Spr. 8, 35.36. — 58. 5. 10. 11 vergl. Spr. 8, 31. In Jesus Christus wurde das Wort, Denken, die Weisheit Gottes (zweite Person, Sohn Gottes, Luther: Gestalt und Form) Fleisch, verkörpert (58.14), ohne daß darum in Gott selbst die Fülle seiner Weisheit geringer wurde. (Die in einem Briefe verkörperten Gedanken eines Menschen hören in ihm selber nicht auf zu sein). Der Sinn, Geist des Wortes (dritte Person, Luther: Nutz und Kraft) ist durch Jesus Christus geoffenbart, hat in ihm „Gestalt und Form" erhalten: Das Wort, in wel­ chem das Denken Gottes von Ewigkeit her, das ganze Wesen Gottes („Gott war das Wort" 58.1) ausgesprochen ist, welches uns sagt, wodurch alle Dinge gemacht find und erhalten werden, worin wir allein das Leben finden, heißt: Liebe. Darnach: Im Ansang war die Liebe; und die Liebe war bei Gott; und Gott war die Liebe. Alle Dinge sind durch die Liebe gemacht und ohne die Liebe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In der Liebe war das Leben, welches das Licht der Menschen ist (das wahrhaft beglückende, lichte Leben). Die Welt ist durch die Liebe gemacht und wußte es nicht (58. 10); war auf die Liebe angewiesen und nahm sie nicht auf (58.11). Die Liebe ward Fleisch und wohnete unter uns, und^wir sahen ihre Herrlichkeit als eine Herrlichkeit des eingebornen Sohnes vom Vater voller Gnade und Wahrheit.

Anhang I.

I. Hauptstiick. Die Vorrede.

„Ich" — Wie alle Lebenserscheinungen in Gott ihren Ursprung und ihre Vollkommenheit haben, so auch das Selbstbewußtsein, das „Ich" sagt. Persönlicher Gott. — (Pantheismus.) „Der Herr" „Dein Gott" — die Macht von der wir abhängig sind, und die wir „Gott" nennen (§ 2). 1. Gebot.

Du sollst keine andern Götter rc. — dich nicht von andern Mächten abhängig fühlen, andere Dinge fürchten, auf sie vertrauen rc. Anderen Dingen (Geld rc.) vertrauen: feine Abgötterei. Andere Dinge als „Gott" betrachten: grobe Abgötterei, Götzendienst (§ 2 a). Der Aberglaube, ein Ueberbleibsel des Heidentums und eine Uebertretung des 1. Gebots. 2. Gebot.

Den Namen deines Gottes — Gott hat für sich keinen Namen und braucht keinen, da er nicht von seines Gleichen

62 unterschieden werden braucht.

Die Menschen brauchen eine

Benennung für Gott, um ihn anrufen rc. zu können. Diese Benennung in den verschiedenen Sprachen und nach der verschiedenen Gotteserkenntnis verschieden (Herr, Vaterrc.). Wir fuhren unnützlich den Namen Gottes, wenn wir den­ selben nennen, ohne Gott anrufen rc. zu wollen; wir miß­ brauchen den Namen Gottes,

wenn wir bei Nennung

deffelben Widergöttliches im Sinne führen. Zaubern.

Das Religiöse in der Zauberei ist das

Gefühl der Abhängigkeit von einer höheren Macht („Gott"); das Widersinnige,

Gotteslästerliche ist der Versuch, die

höhere Gewalt durch Worte und Zeichen in den Dienst des Menschen zwingen zu wollen (Schamanismus, Medizin­ männer).

Beim Namen Gottes zaubern heißt für den

Christen, den allmächtigen Gott durch Worte und Formeln („im Namen des Vaters rc.", „im Namen Jesu u. bergt.) oder Zeichen (Zeichen des Kreuzes) sich willfährig machen wollen.

Apostg. 8, 9—24. Der Zauberer Simon.

Apostg.

19,19. Durch die Epheser, welche ihre Zauberbücher ver­ brannten, werden viele Christen beschämt, welche Traum­ bücher u. bergt, („vorwitzige Kunst") kaufen. Schwören. Matth. 5,33—37: Moses hat den Meineid und den Eidbruch, Christus dagegen den Eid überhaupt verboten (8X