206 5 8MB
German Pages 40 [50] Year 1887
Nori
KÖNIGLICHE MUSEEN ZU BERLIN
BESCHREIBUNG DER
WANDGEMÄLDE IN DER
AEGYPTISCHEN ABTEILUNG
HERAUSGEGEBEN VON DER GENERALVERWALTUNG FÜNFTE AUFLAGE MIT DEM PLANE DER ABTEILUNG P R E I S 3o P F E N N I G
BERLIN W. S P E M A N N 1886
VORWORT. Die Dekoration der R ä u m e der ägyptischen Abteilung soll dem Besucher der S a m m l u n g auch diejenigen Seiten der K u l t u r der alten Aegypter zur A n s c h a u u n g b r i n g e n , die unser Besitz an originalen D e n k m ä l e r n allein nicht v e r a n schaulichen k ö n n t e . U n d gleichzeitig soll sie dazu dienen, den aus der S a m m l u n g selbst g e w o n n e n e n Begriff v o n ä g y p t i s c h e r K u n s t zu ergänzen, i n d e m sie die G e s a m t w i r k u n g g r o f s e r , auch in ihren F a r b e n w o h l erhaltener Malereien u n d Reliefs zeigt. Die W a n d g e m ä l d e der ägyptischen Abteilung sind d a h e r d u r c h w e g n a c h v o r h a n d e n e n Bildern ägyptischer Gräber oder T e m p e l kopiert, o d e r doch e r h a l t e n e n Darstellungen frei nachgebildet. Ihre A u s f ü h r u n g g e w a n n wesentlich d a d u r c h , dafs sie in die H ä n d e v o n Mitgliedern der preufsischen E x p e d i t i o n gelegt w e r d e n k o n n t e , die durch lange Ü b u n g mit dem ägyptischen Stil vertraut w a r e n ; insb e s o n d e r e sind es die Maler G e b r ü d e r E r n s t u n d Max W e i d e n b a c h u n d der Architekt E r b k a m , denendie Zeichn u n g der W a n d b i l d e r v e r d a n k t wird. K ö n n e n dieselben n u n auch, besonders f ü r die Kunst des n e u e n Reiches, als mustergültige Beispiele ägyptischen Stiles gelten, so d ü r f e n sie andererseits doch n i c h t , wie es w o h l geschehen ist, als wissenschaftliche Quelle verwertet w e r d e n . Dazu k ö n n e n u n d sollen sie nicht dienen, d e n n sie mufsten, u m ihren dekorativen Zweck zu e r f ü l l e n , vielfach ergänzt u n d abgeändert w e r d e n ; insbesondere gilt dies von den Darstellungen im Hypostyl, die zum T e i l aus verschied e n e n Bildern, die nicht einmal i m m e r derselben Zeit a n g e h ö r e n , zusammengesetzt sind. Die F a r b e n mufsten fas
IV
Vorwort.
i m m e r ergänzt w e r d e n , da dieselben teils auf den ägyptischen O r i g i n a l d e n k m ä l e r n nicht erhalten, teils auf den unsern Bildern zu Grunde liegenden Z e i c h n u n g e n nicht angegeben sind. — W o eine V o r l a g e f ü r das einzelne W a n d g e m ä l d e festzustellen w a r , ist das Citat in diesem Verzeichnis b e i g e f ü g t ; die B e m e r k u n g „ f a r b i g " bei einem Citat besagt, dafs in der zu G r u n d e liegenden A b b i l d u n g die F a r b e n des Originals angegeben s i n d , dafs also f ü r diejenigen unseres W a n d b i l d e s ein A n h a l t vorlag. Übrigens sind die W a n d g e m ä l d e auch in einer lithographischen Nachbildung (iy T a f e l n , Q u e r - F o l i o , nebst E r k l ä r u n g ) erschienen, deren dritte A u f l a g e (Berlin 1882, Preis 6 M a r k ) im Museum und im B u c h h a n d e l k ä u f l i c h zu haben ist.
Räumliche Anordnung des
ägyptischen Museums. (S. d e n
Grundplan.)
D i e Aegyptischen Räume nehmen die nördliche Hälfte des Erdgeschosses im Neuen Museum ein u n d sind von der in der Mitte des Gebäudes liegenden Vorhalle aus zugänglich. Der Eingang rechts neben der grofsen Treppe führt zunächst in einen Vorraum (Plan No. VI.), in welchem eine Säule mit Palmenkapitäl aus Philae aufgestellt ist. Wendet man sich von hier nach dem rechts anstofsenden Hofe, so hat man eine Reihe von Räumen vor sich, welche die beiden Hauptteile eines ägyptischen Tempels, den Vorhof und die grofse Halle, das sogenannte Hypostyl, nachbilden. Der Hof pflegte mit Säulenhallen umgeben zu sein, deren Architrave die Dedikation des Tempels enthielten. In der Mitte stand ein Altar. An der Hinterseite führten einige Stufen zu dem Hypostyl, der geräumigen Festhalle, deren Dach auf Säulenreihen ruhte. An der Vorderseite der letzteren, nach dem Hofe zu, pflegten Statuen aufgestellt zu sein. Die Säulen, welche in den offenen Hallen meist das offene Kelchkapitäl zeigen, erscheinen im Hypostyl gern mit dem geschlossenen Knospenkapitäle. Hinter diesen hier soweit wie möglich nachgebildeten Räumen folgen in den wirklichen Tempeln dann noch gewöhnlich drei dunkle
2
Räumliche
Anordnung.
niedrige Kapellen, in denen die kleinen Götterbilder in ihren Schreinen verwahrt w u r d e n ; diese mufsten hier natürlich fortbleiben. Drei Haupträume liegen zu beiden Seiten dieses Mitteltempels, zur Rechten liegt der sogenannte M y t h o l o g i s c h e S a a l (Plan No. i), der bisher zur Aufstellung der Sarkophage bestimmt w a r und in Z u k u n f t die Gipsabgüsse enthalten soll. A n diesen schliefst sich der G r ä b e r s a a l (Plan No. 2), der die Gräber und Denkmäler des A l t e n Reiches umfafst. Z u r L i n k e n des Tempelbaues liegt der sogenannte H i s t o r i s c h e S a a l , der die Denkmäler des N e u e n Reiches enthält. Alle diese Räume sind in ihrer Architektur so behandelt, dafs sie die verschiedenen Stilarten der ägyptischen Baukunst veranschaulichen. In dem Mythologischen Saale ruht die Decke nur auf W a n d p f e i l e r n u n d Architraven; in dem Gräbersaale auf vier quadratischen Pfeilern; in dem Historischen Saale ist die aus der Felsenarchitektur und zunächst aus dem Pfeiler hervorgegangene kannelierte Säulenordnung a n g e w e n det, während in dem Hofe und Hypostyle die beiden Arten der zweiten Aegyptischen S ä u l e n o r d n u n g vertreten sind, w e l c h e , aus dem Holzbau entsprungen, teils das offene, teils das geschlossene Kelchkapitäl tragen. W i e sich die schlanken Säulenbündel des wirklichen Holzbaus mit ihren unterbundenen Blütenkapitälen ausnahmen, zeigt ihre A n w e n d u n g in einem, den W a n d g e m ä l d e n nachgebildeten hölzernen Baldachin, unter dem im Historischen Saale die Statue einer K ö n i g i n aufgestellt ist.
A. SÄULENHOF. (Plan, Saal VI.)
Die W ä n d e des Säulenhofes sind zur Darstellung einer A n z a h l v o n Landschaften und T e m p e l r u i n e n des heutigen A e g y p t e n verwendet w o r d e n , um einen Begriff v o n den lokalen U m g e b u n g e n zu geben, welchen die Denkmäler entn o m m e n wurden. Es ist dabei der Grundsatz befolgt w o r d e n , die einzelnen Gebäude in der Ansicht so weit zu ergänzen, als es mit der Sicherheit die W a h r h e i t nicht zu verletzen
2
Räumliche
Anordnung.
niedrige Kapellen, in denen die kleinen Götterbilder in ihren Schreinen verwahrt w u r d e n ; diese mufsten hier natürlich fortbleiben. Drei Haupträume liegen zu beiden Seiten dieses Mitteltempels, zur Rechten liegt der sogenannte M y t h o l o g i s c h e S a a l (Plan No. i), der bisher zur Aufstellung der Sarkophage bestimmt w a r und in Z u k u n f t die Gipsabgüsse enthalten soll. A n diesen schliefst sich der G r ä b e r s a a l (Plan No. 2), der die Gräber und Denkmäler des A l t e n Reiches umfafst. Z u r L i n k e n des Tempelbaues liegt der sogenannte H i s t o r i s c h e S a a l , der die Denkmäler des N e u e n Reiches enthält. Alle diese Räume sind in ihrer Architektur so behandelt, dafs sie die verschiedenen Stilarten der ägyptischen Baukunst veranschaulichen. In dem Mythologischen Saale ruht die Decke nur auf W a n d p f e i l e r n u n d Architraven; in dem Gräbersaale auf vier quadratischen Pfeilern; in dem Historischen Saale ist die aus der Felsenarchitektur und zunächst aus dem Pfeiler hervorgegangene kannelierte Säulenordnung a n g e w e n det, während in dem Hofe und Hypostyle die beiden Arten der zweiten Aegyptischen S ä u l e n o r d n u n g vertreten sind, w e l c h e , aus dem Holzbau entsprungen, teils das offene, teils das geschlossene Kelchkapitäl tragen. W i e sich die schlanken Säulenbündel des wirklichen Holzbaus mit ihren unterbundenen Blütenkapitälen ausnahmen, zeigt ihre A n w e n d u n g in einem, den W a n d g e m ä l d e n nachgebildeten hölzernen Baldachin, unter dem im Historischen Saale die Statue einer K ö n i g i n aufgestellt ist.
A. SÄULENHOF. (Plan, Saal VI.)
Die W ä n d e des Säulenhofes sind zur Darstellung einer A n z a h l v o n Landschaften und T e m p e l r u i n e n des heutigen A e g y p t e n verwendet w o r d e n , um einen Begriff v o n den lokalen U m g e b u n g e n zu geben, welchen die Denkmäler entn o m m e n wurden. Es ist dabei der Grundsatz befolgt w o r d e n , die einzelnen Gebäude in der Ansicht so weit zu ergänzen, als es mit der Sicherheit die W a h r h e i t nicht zu verletzen
A.
3
Säulenhof.
geschehen konnte, und so weit es f ü r die lehrreiche Verständlichkeit der Gegenstände zu wünschen war. Die Reihenfolge, von dem ersten Bilde links von der T h ü r e f ü r den Eintretenden, ist folgende: 1. Die Pyramiden von Gizeh mit dem grofsen Sphinx im Vordergrunde. Der Maler hat das Felsplateau um den Kolofs als von Sand befreit dargestellt und um die Basis einen in den Fels geschnittenen Hof angenommen. Von der gröfsten Pyramide, der des Chiops (Chufu), ist rechts nur ein kleiner Teil zu sehen; die zweite Pyramide des Chephren (Chafrej nimmt die Mitte ein; die dritte des Mencheres (Menkeure) steht links davon. 2. Einblick in die aufsteigende hohe Gallerie, welche im Innern der gröfsten Pyramide zu der sogenannten Königskammer führt. 3. D e r T e m p e l
d e r Hathor
(Aphrodite)
von
Dendera
in
Oberägypten, dessen Anlage in die Zeit des Ptolemaeus XVI. Caesarion gehört. E r ist noch jetzt so vollkommen erhalten, wie er hier sichtbar ist; nur hat man die vor demselben aufgehäuften Schuttfelder in eine grünende Staffage verwandelt. Der rechts in der Verkürzung sichtbare kleinere Tempel, welcher das Geburtshaus des Horuskindes bildete, ist gleichfalls noch wohl erhalten. 4. Blick in den zweiten Vorhof des Totentempels Ramses II. auf dem Westufer Thebens. In seinem ersten Hofe stand die gröfste Statue Aegyptens, den König Ramses II. vorstellend, von welcher jetzt noch einige Fragmente an Ort und Stelle liegen. Man erblickt hier die drei auf niedrigen Stufen sich erhebenden Eingänge, welche aus dem zweiten Hofe in das Hypostyl führten. Über dem Tempel erheben sich die Berge des westlichen Ufers. 5. Die beiden Kolosse des Königs Amenophis III. auf der Westseite Thebens, von denen der nördliche, dem Beschauer zur Rechten, die berühmte Memnonstatue ist. Sie standen ursprünglich vor dem jetzt völlig zerstörten Totentempel des Königs Amenophis III. und stellen diesen alten Herrscher dar. Der nördliche Koloss war in griechischer Zeit zersprungen, und ein Erdbeben warf im Jahre 27 v. Chr. den 1*
4
A.
Säulenhof.
Oberteil desselben herab. Seit dieser Zeit gab der spröde, bei raschem Temperaturwechsel zum Zerspringen geneigte Stein der Statue einen T o n von sich, der mit dem Zerspringen einer Saite verglichen wurde. Dies gab zu der griechischen Legende Veranlassung, die Statue stelle den jungen frühgestorbenen Memnon dar, der seine trauernde Mutter Eos grüfse; der Kolofs wurde eine Sehenswürdigkeit, und zahlreiche römische und griechische Reisende erklären in Inschriften, dafs sie den T o n gehört haben. Als dann später aber (vermutlich unter Kaiser Septimius Severus) die herabgestürzten Blöcke wieder aufgesetzt wurden, mufs dies die Resonanzverhältnisse der Steinmasse so verändert haben, dafs der T o n ausblieb; denn mit dieser Zeit brechen die Inschriften der Reisenden ab. 6. Ein Blick in das Hypostyl des grofsen Tempels von Kamak. Im Vordergrund erheben sich die Säulen des mittleren Ganges, welche in der Höhe bis an den Architrav 66, im Umfange 36 Fufs messen; die Architravstücke, welche von einem Säulenmittelpunkte bis zum andern reichen, sind 28 Fufs lang und 7 Fufs hoch. Die übrigen Säulen, welche zu beiden Seiten des Mittelganges die ganze Breite des Gebäudes, dessen eine Seite vor dem Beschauer liegt, erfüllen, haben 40 Fufs Höhe und 27 im Umfange. 134 dieser kolossalen Säulen tragen das Dach, welches über den höheren Mittelsäulen die Seitenräume so hoch überragte, dafs durch die hier sichtbaren steinernen Gitterfenster das ganze Hypostyl ein hinreichendes seitliches Oberlicht erhielt. Erbaut wurde dieses gröfste aller ägyptischen Gebäude etwa im dreizehnten Jahrh. v. Chr. von Sethos I. und seinem Sohne Ranis es / / . '
7. Ansicht des Tempels von Karnak von Westen. Die drei hohen Pylone, welche den Zugang zum Vorhofe, zum Hypostyl und zu den nachfolgenden Räumen bilden, sind hintereinander sichtbar. Vor dem äufsersten Thore ist die Widderstrafse ergänzt, welche zu einem kleinen, nach dem Flusse zu abgeschlossenen Vorbaue führte. 8. Innere Ansicht des Felsentempels von Gerf Hussen in Unter-Nubien, zuweilen auch nach dem gegenüber am Ost-
A,
Säulenhof.
5
ufer gelegenen Dorfe Girsch benannt. Dieser Felsentempel wurde von Ramses //., dessen Statuen in Osirisgestalt an den Pfeilern lehnen und, mit ihnen aus einem Stück, das Felsendach tragen, dem Gotte Ptah von Memphis geweiht. 9. Ein Felsengrab von Benihassan in Mittelägypten. Der Blick fällt durch die Thüre in die Gluth des Abendhimmels. Neben den kannelierten Säulen, auf denen, nur durch den Abakus geschieden, die Architrave ruhen, wölbt sich eine dreifache Decke, welche durch Malerei als ein Gitterwerk, das in der Mitte eine viereckige Öffnung hat, behandelt ist. Die Gräber von Benihassan stammen aus dem mittleren Reich, d. h. etwa der Zeit 2200—2000 v. Chr. 10. Die Gräber von Benihassan von aufsen gesehen. Sie liegen hoch über dem Flusse in der östlichen Thalwand, die sich im Bilde nach Süden hinaufzieht. Die achtseitigen Säulen im Eingange des vordersten Grabes sind nicht als unvollendet anzusehen, obgleich sie nur den Ubergang zu den kannelierten Säulen bilden. Bemerkenswert sind die kleinen über dem Architrav hervortretenden Stäbe, die als Balkenköpfchen zu denken sind und wiederum auf eine Nachahmung des Holzbaues hindeuten. 11. Die Steinbrüche von Selseleh, zwischen Theben und der ersten Katarakte am linken Nilufer gelegen, lieferten den vortrefflichen Sandstein, der durch ganz Aegypten, besonders im Neuen Reiche, vielfältig zu Bauwerken und Skulpturen verwendet wurde. Die architektonisch reichgeschmückten Felsenstelen sind zum Gedächtnis an verschiedene Könige von den Oberbeamten der Steinbrüche eingehauen -worden. 12. In einem kleinen Zwischenhofe des Tempels von Karnak standen die beiden mächtigen Obelisken der Königin Chnemtamun, welche ursprünglich bestimmt waren, den Haupteingang des Tempels zu schmücken, durch den späteren Fortbau desselben aber die eigentümlich eingeengte Stellung erhielten, die sie hier zeigen. 13. Ansicht des Vorhofes im Tempel von Edfu, von den inneren Räumen aus nach dem Eingangspylone gesehen, durch dessen Thüre man ins Freie blickt. Der Tempel
6
A.
Säulenhof.
w u r d e v o n Ptolemäus IV. Philopator g e g r ü n d e t , der P y l o n v o n Ptolemäus XIII. Dionysos errichtet. Unter dem Vicekönig Ismail w u r d e der T e m p e l vollständig von Schutt befreit u n d bietet n u n das vollständigste Bild eines fast u n v e r s e h r t erhaltenen ägyptischen Tempels. 14. Blick auf die Ostseite d e r Insel Philae v o n S ü d e n her. A m linken Ufer steht eine wohlerhaltene T e m p e l u m m a u e r u n g a u s r ö m i s c h e r Kaiserzeit. Darüber hinaus s i n d die P y l o n e des g r o f s e n Isistempels sichtbar. 15. A e u f s e r e A n s i c h t des F e l s e n t e m p e l s v o n Abusimbel, a m w e s t l i c h e n Nilufer in U n t e r - N u b i e n . D e r g a n z e n ö r d l i c h e T e i l d e r F a c a d e w a r , w i e h i e r im B i l d e , h o c h m i t S a n d v e r s c h ü t t e t , so dafs selbst die T h ü r e , w e l c h e z w i s c h e n d e n m i t t l e r e n K o l o s s e n ins I n n e r e f ü h r t , v o n d e n A r a b e r n d e m F r e m d e n i m m e r erst w i e d e r z u g ä n g l i c h g e m a c h t w e r d e n m u f s t e . Jetzt ist die g a n z e F a c a d e freigelegt w o r d e n . D e r Fels ist S a n d s t e i n . D a s m ä c h t i g e W e r k w u r d e v o n Ramses II., d e n a u c h die a u s d e m F e l s g e h a u e n e n K o l o s s e darstellen, d e m S o n n e n g o t t e Re g e w e i h t . E r selbst a b e r e r s c h e i n t n e b s t Amman u n d Ptah als m i t t h r o n e n d e r G o t t des T e m p e l s . 16. D a s w e s t l i c h e E n d e des B e r g e s Barkai, eines e i n z e l n u n d f r e i s t e h e n d e n S a n d s t e i n f e l s e n s im s ü d l i c h e n N u b i e n , d e r in d e n alten h i e r o g l y p h i s c h e n I n s c h r i f t e n „ d e r heilige B e r g " genannt wird. N e b e n i h m lag die älteste R e s i d e n z d e r ä t h i o p i s c h e n K ö n i g e , u n d Taharka k e h r t e a u s d e m v o n i h m beherrschten Aegypten hierher zurück. Links vom Berge ist ein T e i l d e r P y r a m i d e n s i c h t b a r , in w e l c h e n die K ö n i g e beigesetzt w u r d e n . Z a h l r e i c h e T e m p e l r u i n e n liegen v o r d e m schroff a b f a l l e n d e n B e r g e u n d sind z u m T e i l . i n d e n F e l s hineingehauen. 17. Die spätere Residenz d e r ä t h i o p i s c h e n K ö n i g e g r i e c h i scher Zeit lag a u f d e r v o n S t r a b o n so g e n a n n t e n „Insel Meroe", n ä m l i c h z w i s c h e n d e m Nil u n d d e m v o n O s t e n h e r in i h n e i n m ü n d e n d e n Astaboras, d e m h e u t i g e n Atbara — e t w a s n ö r d lich v o n Chartum. H i e r ist e i n e n o c h w e i t g r ö f s e r e A n z a h l v o n P y r a m i d e n , als a m B e r g e Barkai, erhalten. Sie s i n d a b e r , w i e a u c h i m Bilde ersichtlich ist, in V e r g l e i c h zu d e n M e m p h i t i s c h e n , klein u n d spitz, u n d h a b e n statt d e r T e m p e l
A.
Säulenhof.
7
nur kleine Vorbaue, welche nicht den E i n g a n g in die P y r a miden bilden, sondern nur anliegen und zur Verehrung der Verstorbenen bestimmt waren. A R C H I T R A V E UND
SÄULEN-DECKPLATTEN.
Der Architrav des V o r h o f e s pflegte die Dedikation des K ö n i g s zu enthalten und den Z w e c k des Gebäudes auszusprechen. A u c h dieser Gebrauch ist hier nachgeahmt worden. Statt aber eine alte Inschrift ähnlichen Inhaltes zu copieren, ist der Inhalt der Inschrift auf die wirklichen Verhältnisse des gegenwärtigen Gebäudes angewendet worden. Die Inschrift beginnt in ägyptischer Weise in der Mitte des dem Eintretenden gegenüberstehenden nördlichen Architravs mit dem Henkelkreuze, dem S y m b o l e des L e b e n s , und läuft v o n hier nach beiden Seiten hin. Sie besagt, dafs K ö n i g Friedrich W i l h e l m I V . diese Räume im J a h r e 1848 im neunten seiner Regierung gegründet und zur Aufstellung der ägyptischen Denkmäler bestimmt habe. A u f den Deckplatten der Säulen stehen abwechselnd die Namensringe des königlichen E r bauers und der K ö n i g i n Elisabeth. D A R S T E L L U N G E N AUF DEN SÄULEN. Auf den Säulen der T e m p e l pflegte der K ö n i g vor verschiedenen Göttern opfernd zu erscheinen, ohne dafs eine bestimmte Ordnung der Götter festgehalten wurde. Die hier gegebene Auswahl ist von Denkmälern der beiden berühmtesten Pharaonen Sethos 1. und Ramses II. entnommen, und führt die vornehmsten Götter und Göttinnen in einer A u s w a h l von Opferhandlungen v o r A u g e n . Die linke Hälfte des Säulenumgangs enthält Darstellungen des K ö n i g s Sethes I. (Seti), des zweiten Königs der 19. Dynastie, in folgender Ordnung. Säule 1. R e c h t s . Der K ö n i g bringt ein R a u c h - und T r a n k o p f e r dem Gotte „Keb, dem Vater aller Götter", der auf der K r o n e von Unterägypten die Osiriskrone Atef trägt. L i n k s opfert er der Gemahlin des Keb, der Nut, die die Götter geboren hat, die als Himmelsgöttin die S o n n e n -
8
A.
Säulenhof.
s c h e i b e m i t d e n K u h h ö r n e r n t r ä g t u n d auf d i e s e r n o c h das Zeichen Q , den Anfangsbuchstaben ihres Namens. S ä u l e 2. R e c h t s . Der König bringt zwei Sistren der G ö t t i n Ra^t-toui, d e r w e i b l i c h e n S o n n e m i t D i s k u s u n d Papyrusscepter. Links. E r b r i n g t W e i h r a u c h u n d libiert d e m s p e r b e r k ö p f i g e n G o t t Mont, d e r die S o n n e n s c h e i b e m i t d e n h o h e n F e d e r n trägt. S ä u l e 3. R e c h t s . D e r K ö n i g b r i n g t W e i n d e r K r i e g s g ö t t i n Neit, w e l c h e d i e K r o n e v o n U n t e r ä g y p t e n u n d in d e r H a n d B o g e n , P f e i l e u n d P a p y r u s s c e p t e r trägt. L i n k s . E r b r i n g t W e i h r a u c h d e m k a h l k ö p f i g e n „Imhotep, d e m S o h n des Pta/f", d e m G o t t d e r H e i l k u n d e . S ä u l e 4. R e c h t s . D e r K ö n i g b r i n g t d i e h i e r o g l y p h i s c h e n Z e i c h e n seines e i g e n e n V o r n a m e n s d e r G ö t t i n Tefnut, w e l c h e löwenköpfig mit der Krone der beiden Aegypten erscheint. L i n k s . E r o p f e r t d e m „Schu, d e m S o h n d e r S o n n e " , w e l c h e r die S t r a u f s f e d e r , d e n A n f a n g s b u c h s t a b e n s e i n e s N a m e n s , a u f d e m Kopfe trägt. • S ä u l e 5. R e c h t s . D e r K ö n i g b r i n g t Milch d a r d e r G ö t t i n „Sätet, d e r H e r r i n v o n E l e p h a n t i n e " , w e l c h e die K r o n e von Oberägypten mit K u h h ö r n e r n trägt. L i n k s . E r bringt B l u m e n d e m w i d d e r k ö p f i g e n G o t t e Chnum. v o n E l e p h a n t i n e . S ä u l e 6. R e c h t s . Der König bringt dem Sonnengott Atum ein Salbgefäfs, das v o n e i n e m S p h i n x g e h a l t e n w i r d . L i n k s . D e r K ö n i g o p f e r t d e r S o n n e n t o c h t e r Anit, d e r G e f ä h r t i n des Mont, K u c h e n u n d a n d e r e S p e i s e n . S ä u l e 7. R e c h t s . D e r K ö n i g w e i h t d e m s p e r b e r k ö p f i g e n M o n d g o t t Chons e i n e n H a l s s c h m u c k . Links. E r bringt Milch d e r G ö t t i n Ament, d e r w e i b l i c h e n F o r m des Ammon. S ä u l e 8. R e c h t s . Der König reicht W e i n b e e r e n der W a h r h e i t s g ö t t i n „MaH, d e r T o c h t e r d e r S o n n e " , w e l c h e i h r Symbol, die Straufsfeder, auf dem Kopfe trägt. L i n k s . E r b r i n g t d e m i b i s k ö p f i g e n G o t t e d e r W i s s e n s c h a f t Thoute (Thot) ein G e f ä f s m i t Öl dar. S ä u l e 9. R e c h t s . D e r K ö n i g Ramses II., S o h n u n d N a c h f o l g e r Sethos I., b r i n g t eine k l e i n e S t a t u e d e r W a h r h e i t d a r d e m ,,Amon-Re, d e m H e r r n v o n K a r n a k , d e m K ö n i g e d e r
A.
Säulenhof.
9
Götter". L i n k s . E r opfert Weihrauch der Se/chet, der Göttin der Bücher. Säule 10. R e c h t s . Der König bringt ein Bild der Wahrheit dem „Ptah, dem Herrn der Wahrheit, dem König von Aegypten", welcher in Mumienform in einem Tempelchen steht. L i n k s . Er bringt Blumensträufse der löwenköpfigen Sechmet, d e r G e m a h l i n des
Ptah.
Säule i i . R e c h t s . Der König bringt Libationsvasen der Göttin Tenenet, der Begleiterin des Atum. L i n k s . Er bringt Wein dar dem krokodilköpfigen Sobk. Säule 12. R e c h t s . Der König reicht zwei Klappern der Liebesgöttin „Hathor, der Herrin von Dendera". L i n k s . Er bringt Wein dem „Horns, dem Sohn der Isis". Säule i3. R e c h t s . Der König bringt Weifsbrot dem Set (Typhon). L i n k s . E r bringt Milch der Nephthys, der Gemahlin dieses Gottes, welche die Hieroglyphen ihres Namens auf dem Haupte trägt. Säule 14. R e c h t s . Der König bringt Vasen mit Öl der Mtä dar, der Gemahlin des Amman, die die Geierhaube trägt. Links. Er tritt mit einer eigentümlichen Geberde vor den ithyphallischen Gott Min (Pan) und bringt ihm eine Gabe dar. Säule i5. R e c h t s . Der König bringt Weihrauch und libiert dem sperberköpfigen Sonnengott Re. L i n k s . Er bringt zwei Sistren der Göttin Jusos. Säule 16. R e c h t s . Der König bringt die hieroglyphischen Zeichen seines Vornamens „Isis der grofsen, der göttlichen Mutter" dar, welche die Sonnenscheibe zwischen den Kuhhörnern und darauf das Anfangszeichen ihres Namens trägt. L i n k s . Er bringt Wein dem Totengott Osiris, dem Gemahl der Isis. DECKENBILD AUS BÄB-EL-MOLÜK. Die gewöhnlichsten Deckenverzierungen in Tempeln und Gräbern waren Himmelsdarstellungen. Sehr häufig werden regelmäfsig verteilte goldene Sterne auf blauem Grunde gemalt, wie dies in den beiden Seiten-Galerieen des Hofes nachgeahmt ist. Öfters aber wird ein bestimmtes
10
A.
Säulenhof.
Bild des g e s t i r n t e n H i m m e l s a n g e d e u t e t , wie es zu e i n e r b e s t i m m t e n Zeit in A e g y p t e n g e s e h e n w u r d e , so dafs es z u g l e i c h als Z e i t b e s t i m m u n g d i e n e n k o n n t e . D a s D e c k e n b i l d in d e m e r s t e n S ä u l e n g a n g e , d e n m a n im H o f e betritt, ist a u s d e m G r a b e des K ö n i g s Ramses IV. zu T h e b e n . Es e n t h ä l t eine D a r s t e l l u n g d e r H i m m e l s g ö t t i n , d e r e n L e i b von e i n e r m ä n n l i c h e n F i g u r , d e m L u f t g o t t e Sehn, u n t e r s t ü t z t w i r d . A u f d e m l a n g g e s t r e c k t e n K ö r p e r d e r G ö t t i n ist v o n l i n k s n a c h r e c h t s die R e i h e d e r 36 s o g e n a n n t e n D e k a n e e i n g e s c h r i e b e n , das heifst der S t e r n b i l d e r o d e r T e i l e v o n S t e r n b i l d e r n , w e l c h e die 36 R ä u m e e r f ü l l t e n , in w e l c h e d e r H i m m e l , d e n Ä q u a t o r e n t l a n g , v o n d e n A e g y p t e r n eingeteilt w u r d e . U n t e r j e d e m N a m e n ist die A n z a h l d e r H a u p t s t e r n e , w e l c h e das S t e r n b i l d a u s m a c h e n , d u r c h K ü g e l c h e n a n g e deutet. D e n 36 D e k a n e n e n t s p r a c h e n 36 D e k a d e n o d e r i o t ä g i g e W o c h e n , d e n e n a m S c h l ü s s e des 365 t ä g i g e n J a h r e s n o c h e i n e h a l b e D e k a d e z u g e f ü g t w u r d e . Z u b e i d e n Seiten des s t ü t z e n d e n M a n n e s sind v o n io zu io T a g e n die M o n a t s d a t e n a n g e g e b e n , a n w e l c h e n jedes D e k a n g e s t i r n des M o r g e n s (heliakisch), u m M i t t e r n a c h t u n d des A b e n d s a u f g i n g . (Ros. M o n . del C u l t o 67. 68. C h a m p . m o n . 275. 276.)
DECKENBILD AUS DEM T E M P E L VON
PHILAE.
A u f d e m D e c k e n f e l d e des n ö r d l i c h e n S ä u l e n g a n g e s a n d e r a n d e r e n Seite des H o f e s sind drei a s t r o n o m i s c h e D a r s t e l l u n g e n a b g e b i l d e t , die sich i m H y p o s t y l des g r o i s e n IsisT e m p e l s auf d e r I n s e l P h i l a e f i n d e n . D i e u m g e b e n d e n I n s c h r i f t e n n e n n e n Ptolemacus XI. Euergetes als d e n E r b a u e r dieses T e i l e s des T e m p e l s . In dem obersten Felde sind z w e i S o n n e n b a r k e n d a r g e s t e l l t ; in d e m m i t t l e r e n z w e i H i m m e l ü b e r d e m E r d g o t t ; in d e m u n t e r s t e n ist die G r u p p e des N o r d p o l s , N i l p f e r d u n d S t i e r s c h e n k e l , w e l c h e r letztere u n s e r e m k l e i n e n B ä r e n entspricht, u n d l i n k s d a n e b e n e i n e rasch ausschreitende Königsfigur abgebildet, welche nach a n d e r e n D e n k m ä l e r n das G e s t i r n des O r i o n zu b e z e i c h n e n scheint.
B.
Hypostyl.
11
B. HYPOSTYL. (Plan, Saal III.)
Das Hypostyl, w e l c h e s in den alten T e m p e l n mehr breit als tief zu sein pflegt, daher es auch hieroglyphisch Usechet, der „breite" Saal, hiefs, w a r der Ort der Festversammlungen. Es folgt stets auf den V o r h o f , aus w e l c h e m ein oder auch drei E i n g ä n g e zu diesem völlig bedeckten Säulensaale führen. Die A u s d e h n u n g wechselt sehr, je nach den allgemeinen Dimensionen des Gebäudes. Das grofse Hypostyl im T e m p e l zu Karnak (s. oben S. 4.) enthielt 1J4 Säulen, w e l c h e 9 Reihen in der T i e f e und 16 in der Breite bildeten. Die mittleren Säulen erheben sich öfters über die Nebenreihen, und bilden eine Art Mittelschiff, welches durch die dadurch bedingten Seitenwände von oben her durch Fenster erhellt wird. Die Säulen und W ä n d e der Hypostyle pflegen nur Opferhandlungen des K ö n i g s darzustellen. In unserem Falle ist hiervon abgewichen worden, indem der obere Teil der W ä n d e dazu benutzt wurde, eine A u s w a h l v o n Beschäftigungen und Gegenständen des täglichen L e b e n s der A e g y p t e r vor A u g e n zu stellen. EINGANG UND SÄULEN. Die Vorderseite des Hypostyls stellt eine T h ü r e i n f a s s u n g aus dem T o t e n k u l t - T e m p e l Ramses II. zu T h e b e n (dem sogenannten Ramesseum) dar, mit einer durch die D i m e n sionen bedingten A b w e i c h u n g am Architrav. Es ist dies die T h ü r e , w e l c h e in jenem T e m p e l aus dem R ä u m e hinter dem H y p o s t y l in den nächstfolgenden nur teilweise noch erhaltenen Raum führt. Nach der Beschreibung, w e l c h e Diodor von diesem T e m p e l unter der B e z e i c h n u n g des „Grabmals des Osymandyas" giebt, enthielt dieser zerstörte R a u m die Bibliothek des Königs. Hiermit dürften die beiden untersten Seitendarstellungen der Eingangsthüre in B e ziehung gestanden haben. Es ist nämlich auf der linken Seite der ibisköpfige Gott Thoute (Thot), der Gott der W e i s heit und der Schrift, schreibend dargestellt, und führt die Bezeichnung „Herr im Saale der Bücher." Hinter ihm steht
12
B.
Hypostyl.
der Gott „ A u g e " . G e g e n ü b e r ist die mit Thot v o r z u g s w e i s e v e r b u n d e n e G ö t t i n Sefchet, die G ö t t i n der W i s s e n s c h a f t , w i e m a n v e r m u t e t hat, abgebildet, u n d heifst hier „ H e r r i n im S a a l e der B ü c h e r . " H i n t e r ihr steht der G o t t „ O h r . " Die g ö t t l i c h e n B i b l i o t h e k a r e w a r e n a m E i n g a n g e z u m S a a l e der P a p y r u s r o l l e n an ihrer Stelle. ( L D . III, 167.) In d e n drei o b e r e n S e i t e n b i l d e r n links o p f e r t der K ö n i g z u oberst dem Sokar-Osiris, d a n n d e m i t h y p h a l l i s c h e n AmonRe, d e m G e m a h l seiner Mutter, z u unterst d e m Amon-Re, d e m Götterkönig. R e c h t s ä h n l i c h e O p f e r s c e n e n v o r d e m I'taii u n d denselben b e i d e n F o r m e n des Amon-Re. A u f d e m A r c h i t r a v f ü h r t zu b e i d e n S e i t e n d e r S o n n e n g o t t Mont den K ö n i g bei der H a n d , u n d reicht ihm das S y m b o l des L e b e n ; dann eilt er links mit heiligen Geräten z u d e m t h r o n e n d e n Amon-Re u n d dessen G e m a h l i n Mut, rechts mit L i b a t i o n s - V a s e n z u Amon-Re u n d dessen S o h n e Chons. In der Mitte sind die S c h i l d e r des K ö n i g s w i e d e r h o l t . ( L D . III, 167.) A u f d e n b e i d e n Seiten, w e l c h e den A r c h i t r a v stützen, sind z w e i ä g y p t i s c h e Priester mit ihren reich besaiteten u n d p r ä c h t i g verzierten H a r f e n dargestellt, aus d e m T h e b a n i s c h e n F e l s e n g r a b e des K ö n i g s Ramses III., dessen B ü s t e a u f beiden Instrumenten a n g e b r a c h t ist. (Farbig. Ros. M o n . Civ. 97.) A u f d e n ü b r i g e n S ä u l e n sind die N a m e n s s c h i l d e r links des K ö n i g s Avienofhis III., rechts des K ö n i g s Haremheb v o n S p e r b e r n , d e n heiligen V ö g e l n des Gottes Horns, u m g e b e n , dargestellt. Die S ä u l e n i m H y p o s t y l h a b e n g e s c h l o s s e n e K e l c h e , w e l c h e unter d e m K a p i t a l e mit B ä n d e r n f ü n f f a c h u m w u n d e n sind. D A R S T E L L U N G E N AUS DEM P R I V A T L E B E N DEN WÄNDEN.
AUF
In d e n G r ä b e r n der P r i v a t p e r s o n e n p f l e g t e n , n a m e n t l i c h in d e n f r ü h e r e n Z e i t e n , die W ä n d e d e r K u l t u s k a m m e r n mit D a r s t e l l u n g e n aus d e m L e b e n des V e r s t o r b e n e n g e s c h m ü c k t z u w e r d e n . E r selbst w i r d bald allein, bald v o n seiner F a m i l i e u m g e b e n , a b g e b i l d e t ; die H e r d e n , die er besafs, die
B. Hypostyl.
l3
Fischteiche u n d Gärten auf seinem Landsitze, die Arbeiter, die er beschäftigte, sein ganzer Reichtum ward v o r g e f ü h r t u n d von seinen Schreibern vor seinen Augen verzeichnet. Diese Bilder haben den unerschöpflichen Stoff f ü r die Kenntnifs des ägyptischen Privatlebens geliefert, von dem hier eine kleine Auswahl gegeben ist. Die Bilder der linken Seite f ü r den Eintretenden sind folgende. Von rechts oben beginnend, folgen sich verschiedene H a n d w e r k e : 1. Steinmetzen, die mit Meifsel u n d Schlägel arbeiten; ein anderer hobelt oder poliert ein Brett; ein Spitzhammer und ein Richtscheit liegen daneben. Dahinter zwei Drechsler, von denen der eine Stuhlbeine mit L ö w e n f ü f s e n anfertigt, der andere mit einem sogenannten Fiedelbohr L ö c h e r in einen Stuhl bohrt. (Ros. Mon. Civ. 44. 45.) 2. W a g n e r sind mit einem Rade beschäftigt, zwei andere richten die f ü r den W a g e n nötigen Lederstreifen her, ein dritter den Wagenkasten, wieder andere arbeiten a n den Deichseln u. a. m. (Ros. Mon Civ. 44.) 3. E i n Bret wird ausgemeifselt, ein Stab gespalten, eine Planke zersägt; Andere zimmern ein Schiff; dazu w e r d e n P a l m b ä u m e gefällt. (Benihassan. LD. II, 126.) 4. Die nächste Reihe beginnt rechts mit einer Anzahl von Möbeln. E i n Sarg auf einer Schleife, ein Tisch u n d zwei Fufsbänke, eine Art Feldstuhl u n d ein Lehnsessel. Auf die Sessel u n d Fufsbänke sind Polster aufgelegt, u n d d e r L e h n s t u h l ist aufserdem noch mit einem P a n t h e r f e l l geschmückt; die Füfse sind reich geschnitzt. — Darüber, zwischen einem Kasten u n d einem metallenen Handspiegel, ein Bett in Gestalt eines L ö w e n , unter dem die hölzerne Stütze steht, die man beim Schlafen als Kopfkissen benutzte. Ganz dasselbe Gerät wird noch heutzutage zum selben Zwecke von den südlichen Nilvölkern angewendet. Man schont dadurch die steifen u n d künstlichen Haarperücken, jetzt wie ehedem. (Einiges farbig. Aus dem Grab Ramsss III. in T h e b e n , Ros. Mon. Civ. 89—92. Anderes aus Mon. Civ. 121.) 5. Lanzenschäfter glätten Stile von Lanzen u. a. m. D a n e b e n steht ein niedriger Schmelzofen u n d zu beiden Seiten
14
B.
Hypostyl.
Blasebälge, w e l c h e v o n z w e i P e r s o n e n in d e r W e i s e g e t r e t e n w e r d e n , dafs d e r leere B a l g i m m e r a n e i n e m B a n d e w i e d e r i n die H ö h e g e z o g e n w i r d , w ä h r e n d d e r a n d e r e n o c h sich leert. ( S a w i j e t el m e i t i n , L D . II, 108. — T h e b a n i s c h e s G r a b . W i l k . II, 312.) 6. S a m m l u n g v o n W a f f e n aller A r t : W u r f s p i e f s , M a u e r b r e c h e r ^ ) , D o l c h , H a r p e , H e l m u n d P a n z e r h e m d , Schild, K e u l e u n d Streitaxt. (Einige f a r b i g aus d e m G r a b Ramses III., C h a m p . M o n . 262 = R o s . M o n . Civ. 121. A n d e r e s a u s e i n e m T h e b a n i s c h e n G r a b , L D . III. 64.) 7. T ö p f e r e i . E s w e r d e n G e f ä f s e g e f o r m t , g e d r e h t , g e m a l t , gebrannt. L i n k s d a v o n s t e h e n eine A n z a h l von P r a c h t gefäfsen aus Gold getrieben u n d mit mannigfaltigen Verzierungen von Menschen, Tieren u n d Blumen. (Benihassan, Ros. M o n . Civ. 5o. A n d e r e s f a r b i g a u s e i n e m T h e b a n i s c h e n G r a b , Ros. M o n . Civ. 58.) 8. Die u n t e r s t e R e i h e zeigt rechts eine ä g y p t i s c h e K ü c h e ; K u c h e n w e r d e n g e b r a c h t ; g e r u p f t e s F e d e r v i e h w i r d in Kessel g e s t e c k t ; eine P f a n n e steht ü b e r e i n e m F e u e r u n d wird v o n z w e i a n d e r n K ö c h e n b e s o r g t . ( G r a b Ramses III., Ros. M o n . Civ. 85.) 9. E i n e S c h u s t e r w e r k s t a t t , in w e l c h e r L e d e r v e r a r b e i t e t u n d S a n d a l e n g e f e r t i g t w e r d e n . (Ros. Mon. Civ. 64 a u s z w e i T h e b a n i s c h e n G r ä b e r n ; z. T . farbig.) 10. W e i b e r u n d M ä n n e r , w e l c h e F ä d e n a n f e r t i g e n , s p i n n e n u n d Z e u g e w e b e n ; links e i n e D i e n e r i n , die B r o t t e i g knetet, v o r ihr d e r A u f s e h e r des S p e i c h e r s . ( B e n i h a s s a n , L D . II, 126 u n d Ros. M o n . Civ. 4 1 ; t e i l w e i s e farbig.) 11. Seiler sind b e s c h ä f t i g t S t r i c k e zu d r e h e n ; z w e i r u n d e H a u f e n f e r t i g e r W a a r e l i e g e n d a n e b e n . ( T h e b . G r a b , Ros. M o n . Civ. 65; z . T . farbig.) 12. G o l d r i n g e w e r d e n a u f e i n e r W a a g e a b g e w o g e n . Als G e w i c h t e d i e n e n T i e r k ö p f e ; d a n e b e n s t e h t ein K o r b m i t n o c h a n d e r n G e w i c h t e n , d a r u n t e r eins in F o r m eines Nilp f e r d e s . ( G r a b v o n A b d e l g u r n a , L D . III, 39 a.) A m l i n k e n E n d e dieser W a n d s t e h e n zwei D a r s t e l l u n g e n übereinander:
B. Hypostyl.
l5
13. Bildhauer polieren eine kolossale stehende K ö n i g s statue; eine Säule aus einem Stück mit offenem Kelchkapitäle und Abakus wird behauen und geglättet; eine monolithe oder hölzerne T h ü r wird ausgemalt und beschrieben. E i n sitzender K o l o f s , in ein Gerüst wie der stehende eingespannt, wird poliert. (Aus zwei Gräbern von Abdelgurna, L D . III, 26. 41.) 14. Eine sitzende Kolossalstatue ist mit Stricken auf einem Schlitten befestigt und wird von vier Reihen von Männern fortgezogen. E i n Mann steht auf den Knieen der Statue und kommandiert; ein anderer vor der Statue schlägt mit zwei Hölzern den T a k t zum gleichzeitigen Anziehen; ein dritter giefst Wasser auf die Unterlage des Schlittens; wieder andere tragen neue Wasserkrüge und Unterlagen herbei. Zu oberst gehen Abteilungen von Männern mit Palmzweigen, die auf dem Original der Statue zur Begrüfsung entgegenziehen. Eine Inschrift, die in dem Felsengrabe von Berscheh, dem die Darstellung entnommen, damit verbunden ist, giebt die Höhe der Statue auf i3 Ellen (d. i. u n g e f ä h r 6 m) an. (LD. II, 134.) Auf der andern Seite des Hypostyls, dem Eintretenden rechts, sind gröfstenteils ländliche Scenen abgebildet. 1. E i n zweistöckiges L a n d h a u s , in leichter Holzarchitektur mit hohen schlanken Säulen, ist ohne Perspektive dargestellt, sodafs die Schmalseite neben der Langseite steht. Das Dach ist über die Schmalseite fort verlängert und bildet so einen Baldachin, unter dem die Speisen f ü r ein dort zu feierndes Fest stehen. Die vornehmen Gäste, die eben ankommen, werden von den Bewohnern des Hauses begrüfst. Hinter dem Hause ist der Garten mit B ä u m e n , Sträuchern und bedeckten L a u b e n sichtbar. (Farbig. T h e b a n . Grab, Ros. Mon. Civ. 68.) 2. Eine grofse Gebäudeanlage mit Höfen, die von K a m mern umgeben sind, Speicherräumen, pylonartigen Thoren, Teichen, zu denen T r e p p e n h i n a b f ü h r e n , Alleen und mannigfaltigen Gartenanlagen, zeigt die schon erwähnte Verbindung von Grundplan und Seitenansicht in gröfserem Umfange. Das Ganze scheint nach der Stelle, w o es sich
i6
B.
Hypostyl.
auf d e m Original findet, die N e b e n g e b ä u d e eines grofsen T e m p e l s , die P r i e s t e r w o h n u n g e n , W i r t s c h a f t s r ä u m e u. s. w . darzustellen. (LD. III, 95.) 3. E i n e musikalische Prozession von F r a u e n , v o n denen die erste die H a r f e , die zweite die Z i t h e r , die dritte die Doppelflöte, die vierte die Lyra spielt. (Ros. Mon. Civ. 98.) 4. Musikantinnen, deren eine die Flöte bläst; die a n d e r n singen u n d klatschen sich den T a k t dazu. I h r e d u n k e l b r a u n e F a r b e verrät die s ü d l i c h e r e H e r k u n f t ; es sind keine blassen A e g y p t e r i n n e n . Das Bild zeichnet sich d u r c h l e b e n dige A u f f a s s u n g u n d frische Z e i c h n u n g aus. (Champ. Mon. 377 bis = Ros. Mon. Civ. 99.) 5. D a m e n w e r d e n b e i m Gelage von Sklavinnen mit Speise u n d T r a n k bedient; andere helfen sie s c h m ü c k e n . ( T h e b a n i s c h e s Grab, C h a m p . Mon. 187. Vgl. LD. III, 42.) 6. W e i n b e r e i t u n g . Links w e r d e n die T r a u b e n gepflückt; d a n n w e r d e n sie mit d e n F ü s s e n gekeltert, w o b e i sich die S t a m p f e n d e n oben an einer Stange anhalten. Darauf w e r d e n die z e r s t a m p f t e n T r a u b e n in einen Sack gesteckt, u n d dieser vermittelst zwei durch Ösen gesteckter Stangen z u s a m m e n g e w u n d e n , so dafs der Most in ein d a r u n t e r s t e h e n d e s G e f ä f s abfliefst. Dabei kehrt, wie hier, die k ü n s t l i c h e Stellung eines M a n n e s öfters w i e d e r , der sich zwischen beiden Stangen, die er mit Gewalt a u s e i n a n d e r drängt, in der L u f t hält, o h n e die E r d e zu b e r ü h r e n . Rechts endlich wird der W e i n in gröfsere Gefäfse abgegossen; m e h r e r e bereits verschlossene u n d versiegelte W e i n g e f ä f s e stehen daneben. (Gizeh, LD. II, 53.) 7. Vogelfang. Auf einem mit L o t o s u n d a n d e r n B l u m e n u n d Pflanzen b e w a c h s e n e n T e i c h e h a b e n sich zahlreiche Vögel niedergelassen; hinter einem S c h i r m e sitzt a m Ufer d e r v o r n e h m e Vogelsteller u n d zieht an einem Stricke das grofse Netz ü b e r den T e i c h , den er d u r c h ein kleines Fensterchen im S c h i r m e b e o b a c h t e n k a n n . (Farbig. Benihassan, LD. II, i3o.) 8. Zwei D o p p e l g e s p a n n e von P f e r d e n n e b e n e i n a n d e r ; die Z ü g e l sind noch am W a g e n befestigt. (Aus einem F e l s e n grabe von Q u r n a h , LD. III, 77 b.)
C. H i s t o r i s c h e r Saal.
17
9. Ein Mann wird von zwei zusammengespannten Eseln, auf welchen ein Sitz befestigt ist, getragen; zwei Diener begleiten zu Fufse ihren Herrn bei seinem Ausritt. (Gizeh. LD. II, 43.) 10. Ochsen werden auf der Tenne im Kreise getrieben, um das Getreide zu dreschen. Darüber steht das Lied, das der Treiber singt: Arbeitet f ü r euch, arbeitet f ü r euch, ihr Ochsen. Arbeitet f ü r euch, arbeitet f ü r euch. Das Korn f ü r euch, das Korn f ü r eure Herren. (El Kab. LD. III, 10.) 11. Andere Beschäftigungen des Ackerbaues. Einige hacken die Erde auf, Andere pflügen mit Ochsen; es wird gesät, gedroschen und geerntet; dann werden die Scheffel in die Kornhäuser geleert, welche nur von oben zugänglich sind. Auf dem Dache sitzt der Schreiber, der die Anzahl der Mafse verzeichnet. (Benihassan. LD. II, 127.) 12. Jagd. Gazellen, Hasen, Steinböcke, Straufse werden mit Hunden gejagt; auch ein Stachelschwein ist abgebildet. (Thebanisches Grab. Ros. Mon. Civ. i5.) 13. Fischfang und Vogeljagd. Auf einem Nachen fährt der Fürst Chnemhotep in einen hohen Papyruswald; auf der einen Seite fängt er Fische, die er mit einer zweigespitzten Lanze im Wasser ersticht; auf der andern Seite wirft er mit einem krummen Holze unter die Vögelschaaren, die sich auf den Papyrusstauden niedergelassen haben, und sammelt die erschlagenen oder betäubten. (Farbig. Benihassan. LD. II, i3o.) 14. Ein grofser Fischzug wird gethan; die Netze, die im Wasser befestigt waren, werden an langen Tauen herausgezogen. Zur Seite liegen die getöteten Fische, die man der ganzen Länge nach aufschnitt. (Sakkarah. LD. II, 46.)
C. HISTORISCHER SAAL. (Plan, Saal V.)
Die W ä n d e dieses Saales enthalten im wesentlichen historische Bilder, d. h. solche, die die Könige der verschiedenen Epochen der ägyptischen Geschichte darstellen. Ihr 2
C. H i s t o r i s c h e r Saal.
17
9. Ein Mann wird von zwei zusammengespannten Eseln, auf welchen ein Sitz befestigt ist, getragen; zwei Diener begleiten zu Fufse ihren Herrn bei seinem Ausritt. (Gizeh. LD. II, 43.) 10. Ochsen werden auf der Tenne im Kreise getrieben, um das Getreide zu dreschen. Darüber steht das Lied, das der Treiber singt: Arbeitet f ü r euch, arbeitet f ü r euch, ihr Ochsen. Arbeitet f ü r euch, arbeitet f ü r euch. Das Korn f ü r euch, das Korn f ü r eure Herren. (El Kab. LD. III, 10.) 11. Andere Beschäftigungen des Ackerbaues. Einige hacken die Erde auf, Andere pflügen mit Ochsen; es wird gesät, gedroschen und geerntet; dann werden die Scheffel in die Kornhäuser geleert, welche nur von oben zugänglich sind. Auf dem Dache sitzt der Schreiber, der die Anzahl der Mafse verzeichnet. (Benihassan. LD. II, 127.) 12. Jagd. Gazellen, Hasen, Steinböcke, Straufse werden mit Hunden gejagt; auch ein Stachelschwein ist abgebildet. (Thebanisches Grab. Ros. Mon. Civ. i5.) 13. Fischfang und Vogeljagd. Auf einem Nachen fährt der Fürst Chnemhotep in einen hohen Papyruswald; auf der einen Seite fängt er Fische, die er mit einer zweigespitzten Lanze im Wasser ersticht; auf der andern Seite wirft er mit einem krummen Holze unter die Vögelschaaren, die sich auf den Papyrusstauden niedergelassen haben, und sammelt die erschlagenen oder betäubten. (Farbig. Benihassan. LD. II, i3o.) 14. Ein grofser Fischzug wird gethan; die Netze, die im Wasser befestigt waren, werden an langen Tauen herausgezogen. Zur Seite liegen die getöteten Fische, die man der ganzen Länge nach aufschnitt. (Sakkarah. LD. II, 46.)
C. HISTORISCHER SAAL. (Plan, Saal V.)
Die W ä n d e dieses Saales enthalten im wesentlichen historische Bilder, d. h. solche, die die Könige der verschiedenen Epochen der ägyptischen Geschichte darstellen. Ihr 2
i8
C. H i s t o r i s c h e r Saal.
A n f a n g ist n e b e n d e m v o r d e r e n südlichen Eingange. V o n hier w i r d d i e l a n g e H a u p t w a n d v o n d e n Bildern a u s d e m a l t e n , m i t t l e r e n u n d n e u e n Reich bis z u r z w a n z i g s t e n D y n a s t i e e i n g e n o m m e n . E s folgt die s c h m a l e W a n d h i n t e r d e m P f e i l e r u n d die H ä l f t e d e r l a n g e n F e n s t e r w a n d f ü r die s p ä t e r e E p o c h e bis a u f A l e x a n d e r d e n Grofsen. D a n n folgt die g r i e c h i s c h - r ö m i s c h e Z e i t , d e r sich a m letzten F e n s t e r u n d a n der schmalen W a n d hinter dem Baldachin m e h r e r e äthiopische Darstellungen anschliefsen. E i n e n die W a n d n a c h o b e n a b s c h l i e f s e n d e n F r i e s bildet die Reihe d e r z u r Z e i t des B a u e s b e k a n n t e n K ö n i g s s c h i l d e r v o n Menes a n bis h i n a b zu d e m r ö m i s c h e n K a i s e r Decius in d e r Mitte des d r i t t e n J a h r h u n d e r t s n . C h r . A u f d e r letzten s c h m a l e n Seite s i n d die S c h i l d e r d e r ä t h i o p i s c h e n K ö n i g e v o n Meroc hinzugefügt. OSTWAND. D e r F r i e s e n t h ä l t die S c h i l d e r v o n Menes bis z u r n e u n z e h n t e n D y n a s t i e , s o w e i t sie z u r Zeit des B a u e s b e k a n n t w a r e n . Die ä l t e s t e n K ö n i g e f ü h r e n n u r e i n e n N a m e n , die s p ä t e r e n , seit d e m E n d e des a l t e n Reiches, zwei, v o n d e n e n 2 0 der zweite mit dem Titel 55* „ S o h n der S o n n e " den eigentlich g e b r ä u c h l i c h e n N a m e n e n t h ä l t , w ä h r e n d d e r erstere d e r offizielle N a m e ist, d e n der H e r r s c h e r bei d e r T h r o n b e s t e i gung annimmt. Die D a r s t e l l u n g e n d e r O s t w a n d g e b e n z u n ä c h s t Bilder des a l t e n Reiches, v o n d e r vierten D y n a s t i e an. In A e g y p t e n selbst sind fast n u r D a r s t e l l u n g e n in P r i v a t g r ä b e r n aus dieser u r a l t e n Zeit e r h a l t e n ; die h i e r g e g e b e n e n s t a m m e n meist v o n d e r S i n a i h a l b i n s e l , a u f w e l c h e r die A e g y p t e r K u p f e r m i n e n besassen. 1. D y n . IV. D e r K ö n i g Snefru fafst e i n e n F e i n d b e i m S c h o p f , u m i h n zu t ö t e n . (Wadi Maghara. L D . II, 2 a.) 2. Die N a m e n des K ö n i g s Chufu (Cheops), des E r b a u e r s d e r g r ö f s t e n P y r a m i d e . (IV. Maghara. L D . II, 2 b.) 3. D e r K ö n i g Chafu t ö t e t e i n e n F e i n d . V o r i h m steht der i b i s k ö p f i g e T h o t (Hermes). (W. Maghara. L D . II, 2 c,)
C. Historischer Saal.
19
4. Dyn. V. Der König Schüre erschlägt einen Feind. Dahinter steht der König noch zweimal, erst mit der doppelten Königskrone, dann mit der von Oberägypten allein. (IV.
Maghara.
L D . II, 39 f.)
5. Der König Userenrt tötet einen Feind. (W. Maghara. LD. II, I52 a.) 6. Dyn. VI. König Pefi thront rechts mit der Krone von Unterägypten, links mit der von Oberägypten geschmückt. (Hammamat. LD. II, Il5a.) 7. Derselbe König; rechts vollzieht er eine religiöse Ceremonie, links tötet er einen Feind. (Wadi Maghara. LD. II, 116 a.) 8. König Mcrenre steht auf den Wappenpflanzen von Ober- und Unterägypten, die sich um die Hieroglyphe „vereinigt" winden. Vor ihm betet ein Mann. (Assuan. LD. II, 116 b.) 9. Eine Prozession von Dörfern, durch Männer und Frauen symbolisch dargestellt, welche die Früchte des Landes ihrem Herrn überbringen. Vor ihnen stehen die Namen der Orte, welche häufig mit dem Namen des regierenden oder eines früheren Königs zusammengesetzt sind. (Gizeh. LD. II, 5o.) Die folgenden Darstellungen entstammen dem mittleren Reich: 10. Dyn. XII. Kriegs- und Ringerspiele, Tänzer u n d Tänzerinnen, welche gymnastische Künste und Ballspiel produzieren. (Benihassan. Ros. Mon. Civ. 101. i n . 115. 117.) 11. Zu oberst eine Jagd auf wilde Tiere, Gazellen, Löwen, Panther, Hasen u. a. Auch phantastisch geformte Tiere sind darunter gemischt. Darunter steht rechts Chnemhotep, der Fürst eines mittelägyptischen Gaues von seinen Hunden umgeben. Ein königlicher Schreiber Nefrhotep übergiebt ihm eine Schrift, auf welcher das Datum vom sechsten Jahre des Königs Usertesen II. zu lesen ist. Sie betrifft die E i n f ü h r u n g einer Anzahl (die Inschrift sagt 37) Fremder, mit ihren Weibern und Kindern. Voraus geht der Jägermeister des Fürsten, der diese Beduinen geleitet. Der erste derselben ist ihr „Fürst" Namens Abscha, der einen Steinbock 2*
20
C. H i s t o r i s c h e r
Saal.
als Tribut bringt. Die Männer f ü h r e n Bogen u n d L a n z e ; auf die Esel sind Kinder u n d Gerät gepackt; die W e i b e r gehen in der Mitte; einer der nachfolgenden Männer trägt eine Leier. Keinen unmittelbaren Z u s a m m e n h a n g damit hat die dahinter von einem Aegypter getriebene H e r d e grofser Wasservögel. (Benihassan. LD. II, I3I; ein Teil farbig ib. I32.) 12. König Usertesen I. tritt vor den sperberköpfigen Kriegsgott Moni, der ihm eine Anzahl gefangener Äthiopen z u f ü h r t . (Stele in F l o r e n z aus Wadi Haifa. Ros. Mon. Stör. 25.) 13. König Usertesen II. vor dem Har-Sopd, dem Schutzgott der östlichen W ü s t e . (Von einem in Wadi Gasus am roten Meere g e f u n d e n e n Denkstein eines Beamten dieses Königs; Catalogue of Alnwickcastle p. 268.) 14. König Usertesen III., vergöttert in einem heiligen Prözessionsschiffe sitzend, angebetet von Thutmosis III.; rechts daneben steht derselbe Thutmosis vor dem Gotte Dedun, welcher mit Usertesen in dem T e m p e l von Semneh, dem die Darstellungen e n t n o m m e n sind, verehrt wurde. Usertesen III., welcher die Südgrenze der ägyptischen Herrschaft bis nach Semneh, jenseit der zweiten Nilkatarakte von W a d i Haifa, zuerst vorschob u n d hier auf beiden Ufern des Nils Festungen anlegte, w u r d e später unter dem Ehrentitel eines Herrn von Nubien als Lokalgott hier angebetet. (LD. III, 48. 49.) 15. König Amenemhet III. vor der Göttin Ilathor. (Sarbut el chadem. LD. II, 13/ a.) 16. König Sebkhotep VI. vor einem schakalköpfigen Gotte. (Louvre.) 17. König Sebkemsaf vor dem Gotte Min. (Hammamat. LD. II, I 5 I k.) Die folgenden Bilder gehören in das neue Reich u n d zwar zunächst in die achtzehnte Dynastie: 18. König Amenophis I. und seine Mutter Amosis Nefretere w e r d e n von dem Inhaber eines späteren thebanischen Grabes angebetet. (LD. III, 199.) 19. Die Königin Chnemt-Amun, ihr jüngerer Bruder u n d Mitregent Thutmosis III.-, u n d die Prinzessin Kanofru beten den ithyphallischen A m n i o n an. Die Schilder der Königin sind später in die des Thutmosis verändert w o r d e n ; sie selbst
C. Historischer Saal.
21
aber w a r schon ursprünglich als Mann dargestellt, wie in vielen andern Bildern, obgleich ihre N a m e n alle weiblich dazu geschrieben wurden. Diese auffallende T h a t s a c h e erklärt sich nur daraus, dafs nach ägyptischer Sitte eine F r a u legitim nicht regieren konnte. (Theben, A s s a s s i f T e m p e l . L D . III, 20.) 20. Syrische Kriegsgefangene, die Thutmosis III. dem thebanischen Amonstempel geschenkt hatte, streichen f ü r diesen Ziegel und mauern. Sie werden dabei von ägyptischen Aufsehern überwacht. (Grab in T h e b e n . Farbig. L D . III., 40. 41.) . 21. Chaemhet, Vorsteher der Scheunen unter K ö n i g Amenophis III. (ein schönes Porträt dieses Mannes enthält unsere S a m m l u n g unter Nr. 2063 [191]) führt vor diesen Herrscher die Vorsteher der königlichen Güter, damit sie w e g e n des hohen abgelieferten Erntebetrages mit Goldschmuck belohnt werden. In der obersten Reihe nimmt diese B e l o h n u n g ihren A n f a n g . (Grab in T h e b e n . L D . III, 76.) 22. K ö n i g Tutanchamun unter einem Baldachin empfängt rechts eine asiatische Gesandtschaft unter dem Vortritt des „Prinzen von UTosc/i" //»;', welcher der Inhaber des thebanischen Grabes w a r , dem die Darstellung entlehnt ist. Dieser Beamte, der Statthalter der Südländer, führt zum Zeichen seines hohen Ranges einen Wedel. Die Fremden, in kostbare G e w ä n d e r von den Schultern bis zu den Knöcheln eingehüllt, gehören zum syrischen V o l k e der Retenu und bringen kostbare Geschenke, kunstreiche Vasen von Gold und Silber, auch Pferde, einen L ö w e n und Pantherfelle. Nach links gewendet empfängt derselbe König die Gesandtschaft eines überwundenen äthiopischen Volkes. Unterwürfig nahen sich die Häuptlinge des Stammes; ihnen folgen ihre T ö c h t e r und S ö h n e ; auf einem mit Ochsen bespannten W a g e n scheint die Königin selbst herbeigeführt zu werden. Unter den Geschenken sind namentlich Haufen von G o l d ringen und Beutel mit Goldsand zu bemerken, Tierfelle, eine Giraffe, vier lebendige Stiere, deren H ö r n e r mit a u f gesteckten Händen, K ö p f e n u. s. w. verziert sind. Zunächst vor dem K ö n i g e sind viele Haufen von Goldringen, Gold-
C.
Historischer Saal.
beuteln, von Elephantenzähnen und E b e n h o l z , goldene Kunstwerke, Decken, Felle und eine Anzahl schöner Möbel und W a f f e n , auch ein zierlich gearbeiteter W a g e n aufgestellt. (Farbig. L D . III, 116— 118.) 23. Darstellungen des Königs Amenophis IV. aus den Felsengräbern von Teil el Amarna. Die Regierung dieses Königs bildet gegen E n d e der achtzehnten Dynastie eine merkwürdige Episode. E r w a r ein S o h n Amenophis III. und dessen Gemahlin TU. S c h o n als Prinz scheint er ein Priester der S o n n e gewesen zu sein; wenigstens nennt er sich selbst so noch in den ersten J a h r e n nach der Thronbesteigung. Als solcher beschlofs er den Kult der S o n n e in ihrer einfachsten F o r m über alle anderen Kulte zu stellen, welche in der ägyptischen Religion im L a u f e der Zeiten von jenem abgeleitet waren. B a l d aber ging er so weit, wahrscheinlich durch den Widerstand der Hierarchie dazu gebracht, den Dienst aller übrigen Götter im ganzen L a n d e abzuschaffen und selbst die N a m e n derselben überall, w o sie zum V o r schein kamen, und ihre Bilder zu vernichten. Seinen eigenen Namen Amenophis {Amenhoie/J, welcher den N a m e n des vor allen verfolgten Amon enthielt, gab er auf und liefs ihn überall, w o er aus den ersten Regierungsjahren schon auf Denkmälern eingegraben war, in den des Chtt en aten, d. i. „ V e r e h r e r des Sonnendiskus", verändern. E r verliefs auch die bisherige Residenz Theben und baute sich eine neue nördlichere in der Thalbucht am östlichen Nilufer, die jetzt El Amarna heifst. In die Felsen des östlichen T h a l u f e r s w a r e n ringsum die Gräber der vornehmsten Beamten dieses Königs eingegraben, und ihnen sind unsere Darstellungen entnommen. L i n k s ist der K ö n i g zu W a g e n , hinter ihm die K ö n i g i n dargestellt (LD. III, 92. 93). Uber beiden schwebt die S o n n e , deren Strahlen in Hände ausgehen. V o r dem Gesicht der beiden Herrscher reicht die Strahlenhand jedem derselben das Zeichen des L e b e n s , welches ihnen durch die Nase als lebendiger Odem einströmt. Beiden folgen zunächst vier Prinzessinnen auf zwei W a g e n , dann ihr weiblicher Hofstaat. Umringt ist der Z u g v o n der Leibgarde des Königs in raschem L a u f e ; darunter sind auch einige fremde Krieger,
C. Historischer Saal.
23
nach Bart und Haartracht von asiatischer Herkunft, zu erkennen. In der Ferne ist ein Palast zu sehen, der sich durch seinen Grundplan und seine leichtere Holzarchitektur von den T e m p e l n unterscheidet. Rechts hiervon (LD. III, IOI. 102.) besucht der K ö n i g und seine Gemahlin den T e m p e l der Sonne. Das Königspaar ist in den ersten V o r h o f eingetreten; über ihnen strahlt die S o n n e ; ihre T ö c h t e r folgen ihnen. Im zweiten H o f e , der mit Säulenhallen umgeben ist, steht in der Mitte der hohe Altar mit Opfern bedeckt; eine T r e p p e führt hinauf. Der Priester daneben e m p f ä n g t den K ö n i g in demütiger Stellung. Hinter dem dritten P y l o n sieht man in die innersten Gemächer des Tempels, über welchen wiederum die strahlende Sonne schwebt. Ein Säulengang bildet den Z u g a n g ; zwischen den Säulen stehen, wie schon im Altarhofe, die Bildsäulen des Königs und der Königin. Z u dem hintersten Mittelgemache schreitet der K ö n i g und drei andere Personen auf Stufen hinauf; es ist die Cella, der heiligste Raum. Darin ist nur ein Schrein zu sehen, in welchem ein Bild der S o n n e verschlossen sein mochte. Davor steht ein brennender Kandelaber, eins der wenigen bisher bekannten Beispiele, aus welchen hervorgeht, w i e die A e g y p t e r ihre dunkeln T e m p e l r ä u m e erleuchteten; denn die Gräber haben, aufser den L a m p e n aus griechisch-römischer Zeit, keinen Erleuchtungsapparat bisher zum Vorschein gebracht. Die religiöse Umwälzung scheint auch auf die Kunst E i n f l u f s gehabt zu haben, denn die Kunstwerke dieser Zeit unterscheiden sich sehr merklich von allen bisherigen und folgenden. Man beachte besonders die überrealistischen Portraits der Königsfamilie. — Übrigens hat die Reaktion der alten Hierarchie bald gesiegt. Alle Gebäude des puritanischen K ö n i g s wurden zerstört, seine Residenz dem Boden gleich gemacht, seine Gestalt und Namen auf den R e liefs ausgekratzt und die Bilder der alten Götter wieder hergestellt. 24. K ö n i g Haremheb wird von Kriegern in Prozession getragen; Diener mit hohen Fliegenwedeln begleiten ihn; ein Priester räuchert v o r ihm. E i n e Reihe gefangener Neger,
24
C. H i s t o r i s c h e r Saal.
die v o r i h m gefesselt g e h e n , zeigt, dafs er v o n e i n e m s ü d l i c h e n F e l d z u g e h e i m k e h r t . (Silsilis. L D . III, 121.) Es folgen Denkmäler der neunzehnten Dynastie: 25. K ö n i g Sethos I. (Seti) a u f s e i n e m S t r e i t w a g e n schlägt das V o l k d e r Schasu; d e r O r t d e r S c h l a c h t ist in P a l ä s t i n a , u n d d i e I n s c h r i f t auf d e m T h u r m e links s c h e i n t die F e s t u n g g e r a d e z u als eine S t a d t v o n K a n a a n zu b e z e i c h n e n . Die I n s c h r i f t trägt das D a t u m v o m e r s t e n J a h r e d e r R e g i e r u n g des K ö n i g s . E i n A b g u f s dieses S c h l a c h t b i l d e s in Gips b e findet sich im D i r e k t o r z i m m e r . (Grofser T e m p e l v o n K a r n a k L D . III, 126.) 26. K ö n i g Ramses II. auf s e i n e m S t r e i t w a g e n s c h l ä g t d a s asiatische V o l k d e r Cheta. S i e b e n S ö h n e des K ö n i g s n e h m e n teil a n d e r S c h l a c h t ; einer von ihnen steht auf der L e i t e r , u m die F e s t u n g zu s t ü r m e n . ( T e m p e l Ramses II. in T h e b e n . L D . III, 166.) 27. K ö n i g Sethos I. (Seti) fafst e i n e n H a u f e n F e i n d e b e i m S c h o p f , u m sie zu t ö t e n . D e r Gott Horus r e i c h t i h m die W a f f e Chopesch, das S y m b o l d e r M a c h t , u n d f ü h r t i h m a c h t ü b e r w u n d e n e asiatische V ö l k e r zu, u n t e r d e n e n sich a u c h die Schasu b e f i n d e n . ( W ü s t e n t e m p e l v o n Redesieh. L D . III, 140 a.) 28. D e r s e l b e K ö n i g in e i n e r S c h l a c h t g e g e n die Schasu an d e r ä g y p t i s c h e n G r e n z e . (Grofser T e m p e l v o n K a r n a k L D . III, 127.) 29. D e r s e l b e K ö n i g tötet einige A n f ü h r e r v o n d e m l i b y s c h e n V o l k e Tehenu. H i n t e r i h m steht sein S o h n u n d N a c h f o l g e r Ramses. ( T e m p e l v o n K a r n a k . Ros. M o n . S t o r T a f . 54, vgl. ib. 83). 30. E i n e a n d e r e S c e n e a u s d e r s e l b e n S c h l a c h t g e g e n die Tehenu. (ibid.) 31. D e r s e l b e K ö n i g t ö t e t eine A n z a h l F e i n d e v o m V o l k e d e r Kosch. Amon r e i c h t i h m die W a f f e Chopesch u n d f ü h r t i h m die R e p r ä s e n t a n t e n d e r z e h n v o n i h m b e h e r r s c h t e n V ö l k e r zu. ( W ü s t e n t e m p e l v o n Redesieh. D e n k m . III, 139.) 32. K ö n i g Ramses II. e r s t ü r m t die F e s t u n g Askalon in P a l ä s t i n a . ( T e m p e l v o n K a r n a k . L D . III, 145.) 33. D e r s e l b e K ö n i g k e h r t t r i u m p h i e r e n d h e i m a u f s e i n e m S t r e i t w a g e n ; n e b e n i h m l ä u f t sein z a h m e r L ö w e (oder
C. Historischer Saal.
25
Panther?), d e s s e n D i o d o r (1,48-) g e d e n k t . ( F e l s e n t e m p e l v o n Abu Simbel. Ros. M o n . Stör. T a f . 84. 85.) Die n ä c h s t e n B i l d e r g e h ö r e n d e r z w a n z i g s t e n u n d e i n undzwanzigsten Dynastie an: 34. K ö n i g Ramses I I I . steht a m U f e r e i n e r N i l m ü n d u n g . A u f d e m F l u s s e w i r d ein S c h i f f s k a m p f d e r A e g y p t e r g e g e n die v o m M e e r e h e r e i n d r i n g e n d e F l o t t e d e r Schakantscha u n d Takkari g e f ü h r t . Die ä g y p t i s c h e n u n d die f e i n d l i c h e n Schiffe sind v o n g l e i c h e r K o n s t r u k t i o n u n d v o n g e r i n g e r Gröfse, mit Segeln, Masten, Mastkörben und Schiffsschnäbeln vers e h e n . Die F e i n d e w e r d e n zugleich v o m L a n d e aus d u r c h B o g e n s c h ü t z e n a n g e g r i f f e n . In d e r u n t e r s t e n R e i h e w e r d e n die G e f a n g e n e n a b g e f ü h r t . (Theben. T e m p e l Ramses I I I . z u Medinet Habu. Ros. M o n . Stor. T a f . I3I. C h a m p . M o n . 222.) 35. E i n e R e i h e G e f a n g e n e r m i t s e h r c h a r a k t e r i s t i s c h e n Köpfen. Links sind innerafrikanische, rechts asiatische V ö l k e r d a r g e s t e l l t ; die b e i d e n b ä r t i g e n M ä n n e r links sind L i b y e r v o n d e r N o r d k ü s t e A f r i k a s . Alle sind d u r c h die Siege Ramses I I I . u n t e r j o c h t w o r d e n . ( T e m p e l Ramses III. in Medinet Habu. D e n k m , III, 209.) 36. E s ist h i e r eine D a r s t e l l u n g aus z w e i P a p y r u s e i n g e s c h o b e n w o r d e n , w e l c h e e t w a in diese Zeit g e h ö r e n u n d die m e i s t P a r o d i e e n d e r ü b l i c h s t e n T e m p e l - u n d G r ä b e r b i l d e r enthalten. Rechts oben beginnt eine musikalische Prozession; der E s e l schlägt die H a r f e , d e r L ö w e spielt die L y r a , das K r o k o d i l die L a u t e u n d d e r Affe die D o p p e l f l ö t e . M a n v e r gleiche d a z u die Reihe d e r vier w e i b l i c h e n M u s i k a n t e n m i t d e n s e l b e n I n s t r u m e n t e n im H y p o s t y l , Ostseite N o . 3. D a n n b r i n g t d e r Esel vor d e m K a t z e n k ö n i g ein O p f e r . Darunter e r s c h e i n t die Katze als H ü t e r einer G ä n s e h e r d e , läfst sich m i t i h n e n in Spiele ein u n d w i r d v o n i h n e n g e b i s s e n . D a n e b e n w i r d die u m g e k e h r t e W e l t dargestellt, i n d e m das N i l p f e r d auf d e m B a u m e sitzt u n d der Vogel auf d e r L e i t e r h i n a u f s t e i g t . D a n n folgt d i e k o m i s c h e N a c h a h m u n g e i n e r d e r b e k a n n t e n K r i e g s d a r s t e l l u n g e n , w o die K a t z e n e i n e B u r g besetzt halten, die v o n d e n M ä u s e n b e l a g e r t w i r d ; es w e r d e n L e i t e r n a n g e l e g t u n d die T h ü r e n e i n g e s c h l a g e n ; d e r M a u s e könig fährt auf einem Streitwagen herbei, der von zwei
26
C. H i s t o r i s c h e r
Saal.
H ü n d i n n e n g e z o g e n wird. — W e i t e r links schreitet der W o l f m i t dem S a c k ü b e r die S c h u l t e r n , die Doppelflöte blasend, als Hirt hinter den Z i e g e n h e r , u n d darunter spielt der L ö w e m i t d e m B ö c k l e i n D a m e . (Leps. A u s w a h l 23.) 37. Die I n s c h r i f t e n u m die T h ü r e n t h a l t e n die N a m e n d e m T e m p e l dieses K ö n i g s in Medinet und T i t e l Ramses III., Habu e n t n o m m e n . 38. 39. Z w e i D a r s t e l l u n g e n aus dem v o r d e r e n P y l o n g e b ä u d e des T e m p e l s v o n Medinet Habu. Dieses G e b ä u d e enthielt o h n e Z w e i f e l W o h n r ä u m e des K ö n i g s Ramses III.; d a r a u f w e i s e n s ä m t l i c h e B i l d e r an den W ä n d e n hin. In den beiden o b e r e n D a r s t e l l u n g e n l i e b k o s t der K ö n i g j u n g e M ä d c h e n , die i h m F r ü c h t e r e i c h e n oder m i t i h m im B r e t t e spielen. ( L D . III, 208 a.) 40. K ö n i g Ramses III. auf der L ö w e n j a g d . (Ros. M o n . S t o r . 129.)
NORDWAND. D i e S c h i l d e r im F r i e s f ü h r e n bis zum E n d e der X X I . D y n . 1. R e i c h v e r z i e r t e heilige B a r k e des t h e b a n i s c h e n Amon-Re des „ K ö n i g s der G ö t t e r " . H ö l z e r n e k l e i n e S c h i f f e von der A r t des h i e r dargestellten dienten als A u f b e w a h r u n g s o r t des G ö t t e r b i l d c h e n s , das in der k l e i n e n a u f dem Schiffe s t e h e n d e n K a p e l l e s e i n e n Sitz hatte. R e i c h gestickte D e c k e n u m s c h l o s s e n diese K a p e l l e n o c h a u f b e i d e n S e i t e n . D i e s e B a r k e w u r d e bei P r o z e s s i o n e n u m h e r g e t r a g e n , daher die T r a g s t a n g e n , a u f d e n e n sie ruht. Das G a n z e steht h i e r u n t e r e i n e m B a l d a c h i n mit p h a n t a s t i s c h e n S ä u l e n , u n t e r dem zwei r e i c h besetzte O p f e r t i s c h e und eine R e i h e v o n K ö n i g s s t a t u e n stehen. K ö n i g Ramses IX. b r i n g t ein R a u c h - u n d T r a n k o p f e r vor der B a r k e des Gottes. ( T h e b a n i s c h e s Grab. L D . I I I , 235.) 2. A u f dem P f e i l e r ist der ibisköpfige Thot als S c h r e i b e r der G ö t t e r mit Griffel u n d P a p y r u s , die M o n d s c h e i b e auf dem K o p f e , dargestellt. V o r i h m Ramses IV. in a n b e t e n d e r Stellung.
C. H i s t o r i s c h e r
Saal.
27
3. König Ramses XII. vor Sefchet, der Göttin der Gelehrsamkeit, „der Herrin der Schrift, waltend im Saale der Bücher." 4. Prozession von Priestern mit Tierfellen bekleidet; auf Stangen wird der heilige Schakal, der Sperber, der Ibis u n d ein vierter heiliger Gegenstand getragen. 5. Darstellung der vier Nationen aus dem Grabe des Merenptah. Der sperberköpfige Gott Horus schreitet hinter ihnen. Zunächst vor ihm sind die Aegypter, dann die Asiatischen Völker Amu, dann die Neger Nehesu, endlich die Libyer Tem.hu dargestellt. (Farbig. Ros. Mon. Civ. 155—156.) 6. Dieselben Völker mit einigen Veränderungen in der Kleidung aus dem Grabe Sethos I. (Farbig. LD. III, i36.) 7. Abbildung eines Pylon. In den Einschnitten der Vorderseite, die in den meisten erhaltenen Pylonen noch zu sehen sind, erscheinen hier hoch aufgerichtete u n d oben mit Bändern versehene Masten. Rechts daneben am Pfeiler ist König Herhor (ein König der XXI. Dynastie), Rauchund Trankopier bringend, dargestellt. (Chons-Tempel zu Karnak. LD. III, 243.) WESTWAND. Die Schilder des Frieses enthalten die Namen der Pharaonen der XXII. bis zum Ende der XXX. Dynastie; ferner die Namen derMacedonier, derPtolemäer und der römischen Kaiser bis auf Decius.
Die folgenden Bilder gehören in die Zeiten der libyschen und äthiopischen Herrschaft: 1. Amon-Re f ü h r t hinter sich 65 Gefangene als Repräsentanten von ebensoviel Landschaften, Städten oder Völkern. Unter ihm führt eine mit Bogen u n d Pfeil bewaffnete Göttin, die Personifikation der Stadt Theben, wiederum vier Reihen von über 70 Gefangenen in gleicher Weise hinter sich. Die Inschrift sagt, dafs Scheschonk I. (ein König der XXII. Dynastie) diese Völker überwunden hat. In der dritten Reihe von oben lautet das dritte Schild Judehmalk, was Rehabeam, Königvon Juda, gedeutet wird, in dessen fünftem Regierungsjahre Jerusalem von Scheschonk erobert ward. {Die Darstellung findet sich an
28
C. Historischer Saal.
der südlichen Aufsenmauer des T e m p e l s von Karnak. LD. III, 252.) 2. Ergänzung zur v o r h e r g e h e n d e n Darstellung. Der König Schcschonk I. hält eine grofse Anzahl asiatischer Gefangener beim Schopf, u m sie zu töten. Im Original ist die Figur des Königs verschwunden oder auch nie dagewesen. (LD. III, 253.) 3. König Schabaka opfert W e i n vor den thebanischen Göttern Amon u n d Mut, welchen Ptah u n d Hathor folgen. Schabaka ist der Äthiope Sabakos des Herodot, welcher Aegypten eroberte u n d mit zweien seiner Nachfolger beherrschte. (Karnak. LD. V, i.) 4. König Tahraka, der Tirhaka des alten Testaments, gefolgt von seiner Schwester und Gemahlin Amentikhet, opfert W e i n dem widderköpfigen Amon-Re u n d dessen Gemahlin Mut. Tahraka w a r der dritte u n d letzte König der äthiopischen Dynastie, der sich wieder nach Äthiopien zurückzog, seine Residenz nach dem Berge Barkai verlegte u n d daselbst eine b l ü h e n d e Dynastie f ü r eine Reihe von Generationen gründete. Der widderköpfige Amon blieb f ü r alle Zeit der Hauptgott Äthiopiens. (Felsentempel von Barkai. LD. V, 5.) Die folgenden Bilder gehören der saitischen Epoche, d. h. der XXVI. u n d den folgenden Dynastien a n : 5. KömgPsammetichll. (ein KönigderXXVI. Dynastie), betet Mentu-Re, den „König der Götter" an. (Karnak. LD. III, 275.) 6. König Amasis, der vorletzte König der XXVI. Dyn., tritt anbetend vor den Mondgott Chons u n d Hathor, die ä g y p tische Aphrodite. (Karnak. LD. III, 274.) 7. Psammetich III. erhält das Symbol des Lebens von d e m sperberköpfigen Horus, d e m Sohne der Isis u n d des Osiris. (Karnak. LD. III, 2-5.) 8. König Nektantbus weiht ein kleines Bild der Gerechtig keitsgöttin dem Amon-Re u n d der Mut. (Karnak. Bäb el Maläha. LD. III, 284.) 9. König Nechtharhcb der XXX. Dynastie betet Amon-Re u n d Chons an. (Karnak. LD. III, 287.) Die nächsten Darstellungen entstammen der griechischrömischen E p o c h e :
29
C. H i s t o r i s c h e r Saal.
10. König Alexander II., Sohn Alexanders des Grofsen, bringt W e i n dar dem Amon-Re; hinter ihm schreitet sein Genius mit dem N a m e n des Königs auf dem Haupte u n d mit seiner Büste auf dem Stabe, den er in der H a n d hält. (Karnak. LD. IV, 3.) 11. K ö n i g Philipp (Aridaeus) f ü h r t in symbolischer H a n d lung die vier Stiere, den bunten, weifsen, roten u n d schwarzen vor den ithyphallischen Amon-Re (Karnak. LD. IV, 2.) 12. Ptolemaeus
Philadelphus
o p f e r t d e r Isis,
welche
den
jungen Horns, das göttliche Vorbild des Königs, säugt. Hinter der Göttin steht seine Schwester u n d zweite Gemahlin Arsinoe II. (Philae. L D . IV, 6.) 13. Ptolemaeus XIII. Neos Dionysos w e i h t z w e i O b e l i s k e n d e m s p e r b e r k ö p f i g e n Horns. (Edfu. L D . I V , 48.) 14. Ptoleviaeus XVI. Caesar (Caesarion) o p f e r t W e i h r a u c h
der Isis u n d ihrem Sohne Horns. Hinter ihm steht seine Mutter, die b e r ü h m t e Kleopatra VI. Obgleich noch Kind, geht doch der männliche Sprofs seiner Mutter, der Mitregentin, vor. (Grofser T e m p e l von Dendera. LD. IV, 54.) 15. Autokrator Kaisar, wie die Schilder sagen, d. i. Kaiser Augustus, steht rechts zwischen den Göttinnen von Ober- u n d U n t e r - A e g y p t e n , die ihm die doppelte Königskrone auf das H a u p t gesetzt haben. Links weihen die Götter Horns u n d Thot denselben Kaiser. Die Symbole des Lebens und des Heiles entströmen den Vasen über seinem Haupte. (Grofser T e m p e l v o n Philae.
L D . IV, 71.)
16. Der Kaiser Tiberius steht vor dem Gotte Horus, dem Symbole seiner eigenen Herrschaft; er ersticht einen gebundenen Missethäter, das Symbol des Typhon u n d aller Feinde. (Philae.
L D . IV, 74 b.)
17. Kaiser Hadrian auf einem T h r o n e unter einem Baldachin sitzend, wird in symbolischer Prozession von drei sperberköpfigen u n d drei schakalköpfigen Göttern getragen. (Grofser T e m p e l von Philae. LD. IV, 87 a.) Es folgen eine Anzahl äthiopischer Darstellungen aus den späten Zeiten dieses Reiches, nachdem der Hauptsitz der Könige v o m Berge Barkai nach der südlicher gelegenen, von Flüssen u m g e b e n e n sogenannten Insel Meroe verlegt
3o
C. Historischer Saal.
w o r d e n war. W ä h r e n d die ältesten Denkmäler der äthiopischen Könige unter der Regierung der Vorgänger u n d Nachfolger des Tahraka einen rein ägyptischen Kunststil zeigen, hatte sich in den folgenden J a h r h u n d e r t e n bis gegen den A n f a n g der christlichen Ära dieser Abzweig der ägyptischen Kunst eigentümlicher gestaltet, indem er einen immer m e h r verwilderten u n d barbarischen Charakter a n n a h m . So zeigen ihn die Bildwerke in den P y r a m i d e n von Barkai u n d Mero'c, die T e m p e l von Naga u n d Amara, sowie einige Darstellungen im T e m p e l von Philae. 18. Prozession von M ä n n e r n mit Palmzweigen. (Pyramide von Mcroe. LD. V, 21.) 19. Ein äthiopischer König nebst seiner Gemahlin und einer dritten königlichen Person, wahrscheinlich dem T h r o n folger. Bemerkenswert sind die fetten K ö r p e r f o r m e n , besonders der Frauen, auf den äthiopischen D e n k m ä l e r n ; reich und überladen ist ihre Bekleidung und ihr Schmuck. König und Königin f ü h r e n Palmenstäbe als Scepter, welche an der Spitze z. T . in das ägyptische Symbol des Lebens ausgehen. Die Finger sind mit Ringen geschmückt, die breiter als die ganze H a n d sind ; die Königin trägt lange spitze Nägel, wie noch h e u t zu Tage die reichen äthiopischen F r a u e n . (Aufsenseite eines T e m p e l s von Naga. LD. V, 62.) 20. Ein äthiopischer Gott mit S t r a h l e n k r o n e , einen h o h e n Stab in der Rechten, die Linke mit zwei ausgestreckten F i n g e r n erhebend, das Gesicht gegen ägyptische Sitte von vorn zu sehen. Ein äthiopischer König betet ihn an. (Tempel v o n Naga.
L D . V , 63.)
21. Ein Gott, wiederum das Gesicht von vorn dargestellt, mit starkem Bart u n d W i d d e r h ö r n e r n zu beiden Seiten des Kopfes; er erinnert trotz des ägyptischen Hauptschmuckes m e h r an römische Darstellung eines Jupiter Serapis oder ä h n licher Gottheiten, als an ägyptische. (Tempel von Naga. LD V, 64.) SÜDWAND. Der Fries enthält die hauptsächlichsten der äthiopischen Denkmäler.
Königsnamen
C. Historischer Saal.
3i
1. E i n e äthiopische K ö n i g i n im reichsten S c h m u c k fafst nach alter P h a r a o n e n s i t t e einen H a u f e n G e f a n g e n e r b e i m S c h o p f u n d zückt das S c h w e r t a u f s i e ; zugleich w e r d e n sie von einem L ö w e n , der die K ö n i g i n begleitet, angefallen. Diese auf d e m P y l o n des T e m p e l s von Naga dargestellte K ö n i g i n scheint dieselbe zu sein, welche sich a u f d e m V o r b a u e einer P y r a m i d e v o n Meroe wiederfindet, die von d e m Italiener Ferlini gröfsenteils abgetragen w u r d e , u n d in welcher dieser den Schatz massiver Gold- u n d Silberringe u n d anderer Kleinodien v e r m a u e r t entdeckte, der unter Nr. 1639 ff. [ 156 ff.] u n s e r e r Originale ausgestellt ist. Dieser a u s n a h m s w e i s e nicht der M u m i e beigegebene, s o n d e r n in dem Mauerwerk versteckte Schatz einer der reichsten u n d mächtigsten K ö n i g i n n e n der Äthiopier, enthält die einzigen kleineren K u n s t w e r k e , die sich aus jener äthiopischen Zeit erhalten haben. A n den H ä n d e n der K ö n i g i n sind w i e d e r u m die a u f Naga. fallend langen N ä g e l zu b e m e r k e n . (Tempel von L D . V, 56.) 2. A u f dem Pfeiler ist ein Gott mit vier A r m e n und drei L ö w e n k ö p f e n abgebildet, w o b e i vielleicht noch ein vierter K o p f , nach hinten schauend, zu d e n k e n ist. D i e s e Gottheit war den A e g y p t e r n f r e m d u n d erinnert m e h r an indische F o r m e n , deren N a c h a h m u n g in diesen Zeiten allgemeiner Religionsvermischung nichts A u f f a l l e n d e s haben w ü r d e . ( T e m p e l v o n Naga. L D . V, 59.) 3. Ein K ö n i g köpft G e f a n g e n e ; zu seinen F ü f s e n zerreifst ein L ö w e einen v o n ihnen. Der K ö n i g trägt ein P a n z e r h e m d , das mit Götterfiguren g e s c h m ü c k t ist. ( T e m p e l v o n Naga. L D . V, 49. 56.) 4. E i n e K ö n i g s s c h l a n g e , mit L ö w e n k o p f u n d A r m e n , erhebt sich aus einem B l a t t o r n a m e n t e . (Tempel v o n Naga. L D . V , 60.) 5. Die Inschriften um die T h ü r enthalten links die Schilder u n d N a m e n der ä g y p t i s c h e n K ö n i g i n Chnemt-Amun aus der 18. D y n a s t i e ; auf der rechten Seite des Architravs stehen die S c h i l d e r ihres Bruders und N a c h f o l g e r s , Thutmosis III.
32
D. M y t h o l o g i s c h e r
Saal.
D. MYTHOLOGISCHER SAAL. (Plan, S a a l I.)
Die Wände dieses Saales geben eine Übersicht der hauptsächlichsten Götterformen. An den schmalen Wänden sind zu beiden Seiten der Thüren die Lokalkulte der wichtigsten ägyptischen Königs-Residenzen dargestellt. Neben der nördlichen Thüre erscheint links die Triade des Osiris, der Isis und des Horns, der Lokalgötter der sagenhaften ältesten Residenz This; rechts die Götter von Memphis, der Hauptstadt
des
a l t e n R e i c h e s , Ptah,
Sechmet,
Imhotep,
u n d die
Neit
von Sais, der Hauptstadt der X X V I . Dynastie. Neben der südlichen T h ü r ist links die Triade der dritten Residenz, Theben, Arnon, Mut und Chons dargestellt, und rechts die Episode des Amenophis IV., über welche man oben S. 22 nachlese. An den Vorderseiten der acht Pfeiler sind die sieben Götter der ersten göttlichen Dynastie, nämlich an der Ostseite Mont, Atum,
Sehn u n d Keb,
a n d e r W e s t s e i t e Osiris, Set, Horus,
und
am achten der erste Gott der zweiten Dynastie, Thot, abgebildet. Auf den Nebenseiten der Pfeiler sind die Gottheiten beigefügt, welche stets als jenen acht Göttern zugesellt erscheinen. Die Decken und Architrave enthalten Himmelsbilder und andere astronomische Darstellungen. N O R D S E I T E , L I N K S VON D E R T H Ü R . 1. K ö n i g Sethos I. opfert Milch dem Osiris, der Isis und ihrem Sohne Horns. Dies sind die Lokalgötter der ältesten Residenz ägyptischer Könige, der Stadt This in Oberägypten, welche später durch die Nachbarschaft von Abydos verdunkelt wurde. 2. Feldarbeiten der Toten in den Gefilden der Seligen, eine Darstellung aus dem Totenbuche, Cap. 110. Rechts wird gepflügt, dann gesäet, gemäht und mit Ochsen gedroschen. Links wird der Gott des Nils „Hapi, der Vater der Götter", mit dem Papyrusbusche auf dem Kopfe, angebetet. (Leps. Todtb. T a f . 41.) WESTSEITE. i. König Amenophis II. opfert Blumen den Göttern Chnum, Satit und Anuket; ihnen folgt der Nilgott Hapi, mann-
D. M y t h o l o g i s c h e r
Saal.
33
weiblich dargestellt, mit dem Papyrusbusch auf dem Kopf. Der widderköpfige Chnum mit seinen beiden Gefährtinnen w u r d e besonders an dem ersten Katarakt u n d auf den Inseln daselbst verehrt. 2. Auf dem Pfeiler ist der Totengott Osiris chent-Amente schreitend dargestellt, zu beiden Seiten links seine Schwester u n d Gemahlin Isis mit dem T h r o n , der Hieroglyphe ihres Namens, auf dem Kopfe, u n d rechts der schakalsköpfige Anubis, der Sohn des Osiris. Sie werden angebetet von König Merenptah (Dyn. XIX), der ihnen räuchert. 3. König Ramses III. räuchert vor der Nephthys, der Schwester des Osiris u n d Gemahlin ihres Bruders Set (Typhon). 4. König Ramses VI. bringt Rauch- u n d T r a n k o p f e r dem Ilarueris, d. h. dem älteren Horns, und seinem Bruder Set, dem Typhon der Griechen, welcher „Gott von Ombos u n d Herr des Südlandes" heifst. Beide Götter bilden in der ägyptischen Mythologie einen vielfach hervorgehobenen inneren Gegensatz. 5. König Ramses II. vor Harpechrod, von den Griechen Ilarpokrates genannt, d. i. »Horns, das Kind". Dieser Gott wird meistens, nicht wie hier erwachsen, sondern als Kind, mit dem Finger am M u n d e , dargestellt. Diesen Gestus mifsverstanden die Griechen, indem sie aus dem saugenden Kinde, das noch nicht reden kann, den Gott des Schweigens machten, der nicht reden will. 6. König Sethos I. bringt W e i n der Hathor u n d ihrem Gemahl Mortis. 7. König Amenophis III. überreicht eine kleine Statue der Göttin der W a h r h e i t dieser Göttin selbst, welche durch die Straufsfeder auf ihrem Kopfe gekennzeichnet ist. Sie wird, wie hier, meistens Tochter der S o n n e g e n a n n t u n d erscheint als Begleiterin des Thot. 8. Der ibisköpfige Thot, der Gott der Stadt Chvmn, u n d vor ihm die Göttin Sefclut, die „Herrin im Saale der Bücher", mit einem Pantherfell bekleidet, werden vom König Ramses IV. mit einer Schreiberpalette beschenkt. 9. Der sperberköpfige Sonnengott Harmachis. 3
34
D. M y t h o l o g i s c h e r Saal.
10. Über den Bildern i—7 zieht sich eine lange Darstellung hin, welche dem sehr späten T e m p e l von Dendera entstammt u n d auf die Geschichte des Osiris Bezug hat. Links thront der wieder auferstehende Osiris Uennofre u n d n i m m t die Huldigung der Götter entgegen. Als erster naht sein S o h n Horns, der ihn gerächt hat, u n d überreicht ihm seine Seele u n d das Zeichen des Lebens; als zweiter sein Sohn Anubis, der ihm den Atem und ebenfalls das Lebenszeichen giebt, beides zum Zeichen, dafs Osiris wieder zum Leben erwacht. Darauf folgt der Nilgott Hapi, Blumen bringend u n d Wasser spendend. Diesem schliefsen sich noch sieben andere Götter an, die alle mit verschiedenen Opfergaben vor Osiris treten, zuletzt der „zweimal grofse" ibisköpfige Thot. Hinter allen folgt ein König und eine Königin, deren N a m e n leer gelassen sind. Über Horns u n d Anubis fliegen vier Vögel nach verschiedenen Richtungen hin, u n d wie die Inschriften sagen, sind dies die vier Genien Amsel, Hapi, Dumutef u n d Kebhsenuf\ sie tragen Briefe u m den Hals gebunden, die den Göttern der vier Himmelsrichtungen das glückliche Ereignis v e r k ü n d e n sollen. Auf der rechten Seite sitzt Osiris ckent-Amente auf seinem T h r o n e in der Unterwelt. Seine Schwester und Gemahlin Isis stellt ihren herangewachsenen Sohn Horns ihm als seinen Nachfolger vor; rechts davon thront Horns als König und über ihm fliegen wieder die vier Genien, diesmal mit verschiedenen Köpfen, nach den vier Himmelsgegenden auseinander, u m seinen Regierungsantritt der W e l t zu verkünden. Vor ihn tritt eine Prozession von achtzehn Göttern unter dem Vortritt des Sonnengottes Re, wiederum mit Geschenken in den Händen. Das Ganze stellt die T h r o n b e s t e i g u n g des Horns dar. (Grofser T e m p e l von Dendera. LD. IV, 57. 58.) 11. Uber No. 8 u n d 9 bringt ein namenloser König den acht Urgöttern W e i h r a u c h dar. SÜDSEITE. i. König Amenophis IV. opfert der strahlenden Sonne. Die Strahlen gehen in Hände aus, welche dem Könige u n d
D. M y t h o l o g i s c h e r
35
Saal.
der hinter ihm stehenden Königin das Symbol des Lebens darreichen. Hinter beiden folgen sechs Prinzessinnen. (Nach LD. III, 106 b.) 2. Anbetung vor dem Sonnengott Re. Hinter dem Anbetenden steht eine Pyramide und eine Stele. Rechts wird die Mumie des Verstorbenen von Anubls gehalten, ein Priester libiert über derselben. (Totenbuch Kap. i5.) 3. König Ramses II. wirft sich vor Amon-Re nieder, der unter einem Baldachin sitzt und dem König die Zeichen unzähliger Festperioden übergiebt. Hinter dem Könige steht Mut, die Gemahlin des Amon, mit derselben Gabe; hinter Aman steht sein Sohn, der Mondgott Chons, in Mumiengestalt mit der Prinzenlocke, die Mondscheibe auf dem Kopfe. Hinter Mut endlich steht die Göttin Opet, die „Gebärerin der Götter"; sie ist die personifizierte Stadt Theben. 4. Die Mumie eines Verstorbenen wird auf einem Schlitten in Form eines Schiffes zum Grabe geführt. Zu H'aupten des Toten ist die klagende Nephthys, zu seinen Füfsen die klagende Isis, ihre Schwester, dargestellt; ein Priester opfert Weihrauch. Dahinter wird ein Schrein und der Sarg geführt. (Ein Teil der Begräbnisceremonien aus dem Totenbuch Kap. i—15.) OSTSEITE. 1. König Amenmesse der XIX. Dynastie bringt ein Weihgeschenk der Göttin Rat-taue und dem sperberköpfigen Sonnengott Mont, dem Gemahl dieser Göttin. 2. König Ramses II. bringt Blumen dar der Göttin Tennet, der Begleiterin des Mont. 3. König Thutmosis III. reicht der Göttin Anit und dem Atum, dessen Begieiterin jene ist, Öl dar. 4. Ramses IX. betet vor dem Gott Nefratum. 5. Ramses X. bringt ein Trankopfer der löwenköpfigen Göttin Tefnut und ihrem Gemahl, dem Sonnengotte Schu. 6. König Ramses II. bringt ein Rauchopfer der Göttin Selket, die einen Scorpion auf dem Kopfe trägt. Der König trägt die Locke der Jünglinge und ein Pantherfell als Zeichen einer besonderen Priesterwürde. 3*
36
D. M y t h o l o g i s c h e r
Saal.
7. K ö n i g Herhor der X X I . Dynastie, der sich in seinem T h r o n s c h i l d e selbst als Oberpriester des Amon bezeichnet, bringt Rauch- und T r a n k o p f e r der Göttin Nut und ihrem G e mahl Keb. Beide tragen die A n f a n g s h i e r o g l y p h e n ihres N a mens auf dem K o p f e . 8. K ö n i g Ramses I. opfert dem krokodilköpfigen Sobk. g. In der Mitte dieses Bildes, das sich über die ganze Ostseite des Saales hinzieht, ist die Sonnenscheibe dargestellt, welche auf beiden Seiten von den grofsen Göttern der ersten thebanischen Götterdynastie angebetet wird. E s sind dies die Sonnengötter Mont und Atum; der Luftgott Schu und seine Gemahlin Tefnut; der Erdgott Keb und die Himmelsgöttin Nut; Osiris und Isis; der Mondgott Thot, der in dieser späten Darstellung an die Stelle des früheren Set oder Typhon aus der zweiten Götterdynastie eingerückt ist, und Nephthys, die Schwester und Gemahlin des Set; Horas und seine Gemahlin Hathor; der krokodilköpfige Sobk und hinter ihm die Göttinnen Tennet und Anit, die Begleiterinnen des Mont und Atum. Hinter diesen Göttern stehen links „die Geister des W e s t e n s , die den Sonnengott beim Untergehen empfangen", nebst dem K ö n i g e Ptolemaeus II. Philadelphus und dessen Gemahlin Arsinoe; rechts stehen „die Geister des Ostens" nebst Ptolemaeus I. Euergetes und seiner Gemahlin Berenike. N O R D S E I T E , R E C H T S VON DER THÜR. 1. K ö n i g Scheschonk I. reicht eine Salbbüchse in Form einer Sphinx den drei Göttern von Memphis: dem mumienförmigen Ptah, der löwenköpfigen Sechmet, der Geliebten des Ptah, und dem Imhotep, dem Sohne des Ptah. Hinter ihnen folgt Neit, die von den Griechen mit der Athene verglichen wird, in der Rechten Pfeil und B o g e n führend. 2. Scene des Totengerichts in der Unterwelt, aus dem T o t e n b u c h K a p . 12s. Osiris, der Herrscher der Unterwelt, sitzt in einer Kapelle, die in der grofsen Gerichtshalle der Unterwelt steht. Rechts w i r d der Verstorbene eingeführt von der Göttin der W a h r h e i t ; in der Mitte ist eine W a g e aufgerichtet, in deren einer Schale das Herz des T o t e n und in deren anderer das Bild der W a h r h e i t liegt. Horus und Anuiis,
D. M y t h o l o g i s c h e r
Saal.
37
die S ö h n e des Osiris, w ä g e n ab u n d schauen n a c h der Z u n g e der W a g e . V o r der W a g e steht der ibisköpfige Thot., der S c h r e i b e r der G ö t t e r , u n d v e r z e i c h n e t das Resultat der A b w ä g u n g a u f seiner S c h r e i b t a f e l ; sein heiliges T i e r , der A f f e , sitzt oben a u f der W a g e . Z w i s c h e n Thot u n d Osiris sitzt ein w e i b l i c h e s N i l p f e r d , Amarn, die V e r s c h l i n g e r i n , g e n a n n t , als A n k l ä g e r des V e r s t o r b e n e n , w ä h r e n d Thot als sein V e r t e i diger gilt. In d e m o b e r e n A b s c h n i t t e des Saales betet der V e r s t o r b e n e z u den 42 T o t e n r i c h t e r n , deren jeder die F e d e r der W a h r h e i t auf d e m K o p f e trägt u n d ü b e r eine b e s t i m m t e S ü n d e zu richten hat. ERSTES
DECKENBILD.
I n den K ö n i g s g r ä b e r n z u T h e b e n p f l e g e n die D e c k e n der G r a b k a m m e r n mit a s t r o n o m i s c h e n Darstellungen g e s c h m ü c k t z u s e i n ; u n t e r diesen kehrt die g e g e n w ä r t i g e öfters w i e d e r . Sie enthält 24 Felder, v o n d e n e n die z w ö l f ersten hier auf d e m ersten, die z w ö l f letzten a u f d e m f ü n f t e n D e c k e n b i l d e a b gebildet sind. Jedes F e l d ist in z w ö l f o d e r dreizehn R e i h e n geteilt; die h i e r o g l y p h i s c h e n R e i h e n b e g i n n e n stets mit z w e i bestimmten K a l e n d e r t a g e n : das erste F e l d mit d e m ersten T a g e des ersten Monats, das z w e i t e mit dem f ü n f z e h n t e n T a g e desselben Monats, das dritte mit d e m e r s t e n T a g e des z w e i t e n Monats, das vierte mit d e m f ü n f z e h n t e n u. s. f. d u r c h das g a n z e Jahr, v o n f ü n f z e h n z u f ü n f z e h n T a g e n oder h a l b e n M o n a t e n . N u r die f ü n f letzten T a g e des ä g y p t i s c h e n Jahres, die Epagomenen, sind ü b e r g a n g e n . Die z w ö l f oder d r e i z e h n R e i h e n eines jeden F e l d e s b e z i e h e n sich auf die z w ö l f S t u n d e n der N a c h t ; es w i r d g e s a g t , w e l c h e s Sternbild o d e r w e l c h e r T e i l eines Sternbildes in jeder S t u n d e der N a c h t a u f g e h t , so dafs die g a n z e R e i h e der Sternbilder sich n a c h f ü n f z e h n T a g e n im n ä c h s t e n F e l d e u n g e f ä h r u m eine Stunde, d. i. u m eine Reihe, v e r s c h o b e n findet, u n d mit d e m letzten F e l d e alle g e n a n n t e n Sternbilder der g a n z e n H i m m e l s w ö l b u n g v o l l s t ä n d i g e r w ä h n t sind. N e b e n den Inschriften enthält der rechte T e i l des F e l d e s in jeder R e i h e e i n e n Stern u n d unter d e m S t e r n e n felde ist eine m e n s c h l i c h e F i g u r v o n v o r n d a r g e s t e l l t , ü b e r w e l c h e r die einzelnen S t e r n e bald m e h r n a c h rechts, bald
38
D. M y t h o l o g i s c h e r Saal.
mehr nach links stehen. Die zugehörige Inschriftenzeile enthält die Angabe, über welchem Teile der Figur der Stern steht, ob über der Mitte, über dem rechten oder linken Auge, über dem rechten oder linken Ohre, über dem rechten oder linken Ellenbogen. Aus den sämtlichen Inschriften sind die Namen der hauptsächlichsten altägyptischen Sternbilder vollständig zu übersehen, soweit sie namentlich in der Nähe der Ekliptik stehen. (LD. III, 227. 228.) Z W E I T E S DECKENBILD. Deckenbild aus dem „goldenen Saale 1 ', dem Sarkophagraum, im Grabe des Königs Sethos /. zu Theben. Die Darstellung besteht aus zwei Teilen, die sich von einander abwenden. Im oberen Teile sind Figuren von Sternbildern abgebildet, welche sich um den Nordpol gruppieren; in der andern Abteilung sind zu oberst die Namen der 36 Dekane eingeschrieben. Der ägyptische Himmel wurde den Äquator entlang in 36 gleiche Teile geteilt, deren jeder 10 Grade umfafste. Jeder von diesen 36 Teilen wurde nach dem Sternbilde oder Teile des Sternbildes, welches in der Richtung des Äquators in denselben fiel, benannt, so dafs wir hier eine zweite Folge ägyptischer Sternbilder vor uns haben, die sich teilweise mit den in den Stundentafeln genannten decken. Unter den Dekanen ist eine grofse Anzahl von Göttern abgebildet, welche in den darüber genannten Sternbildern residierend gedacht wurden. (LD. III, 137.) D R I T T E S DECKENBILD. Der bekannte Tierkreis von Dendera. Er wurde während der Napoleonischen Expedition aus einem Räume des Hathortempels von den Franzosen ausgebrochen und nach Paris gebracht, wo er sich in der National-Bibliothek befindet. Es ist die einzige, bisher bekannt gewordene, r u n d e Himmelsdarstellung der Ägypter. Er stellt die nördliche Hemisphäre des Himmels dar, mit dem Stierschenkel, unserm Gestirn des Bären, in der Mitte. An der Peripherie, welche den Äquator darstellt, gehen die 36 Dekane herum; vor ihnen stehen ihre Namen und ihre Sterngruppen. Dieses Himmelsbild ist be-
D. Mythologischer Saal.
39
sonders dadurch wichtig, dafs mitten unter die ägyptischen Sternbilder die griechischen Zodiakalzeichen aufgenommen worden sind, wodurch unsere Kenntnis der ägyptischen Gestirnverteilung wesentlich gefördert wird. Zwischen ihnen wandeln die Planetengötter. An den vier Ecken des Quadrates stehen vier Frauen, die vier Himmelsgegenden vorstellend; sie tragen nebst acht sperberköpfigen Göttern den Himmel. Rings um das ganze Bild sind Wellenlinien, welche die Urgewässer andeuten, in denen die Welt schwebt. Die Darstellung ist nach einem Papierabdrucke des Originals in etwas vergröfsertem Mafsstabe wiedergegeben. (Vgl. Champ. Mon. 349.) V I E R T E S DECKENBILD. Diese Darstellung ist an der Decke des Tempels Ramses II. im westlichen Theben erhalten. Das oberste Band enthält die Namen der zwölf ägyptischen Monate, so dafs der erste und letzte in der Mitte zusammenstofsen. Darunter sind auf der rechten Seite wiederum die 36 Dekane, zum Teil mit der Anzahl ihrer Sterne verzeichnet. Einzelne Sternbilder sind auch ihren Figuren nach dargestellt; z. B. in der Mitte der sich umschauende Mann im Schiffe, das Gestirn des Orion, und daneben die Göttin im Schiffe, das Gestirn der Sothis, d. i. des Hundssternes. Links von ihnen folgen die drei Hauptplaneten, gleichfalls in Schiffen. In der mittleren Abteilung ist die Gruppe des Nordpols dargestellt, auf welche von beiden Seiten Götter mit Sonnenscheiben über dem Haupte zuschreiten. In der untersten Abteilung werden die Götter der zwölf Monate einzeln von dem Könige Ramses angebetet. (LD. III, 170. 171.) F Ü N F T E S DEGKENBILD. Dieses bildet die Ergänzung zum ersten Deckenbilde. ERSTER UND VIFRTER ARCHITRAV. Darstellung des Schiffes, in dem der Sonnengott Uber den Himmel fährt an den zwölf Stunden des Tages. Die Göttin jeder Stunde steht in dem Vorderteile des Schiffes
40
D. M y t h o l o g i s c h e r
Saal.
und trägt auf dem Kopfe die Sonnenscheibe mit einem Stern. In demselben Schiffe sind die Götter, welche einer jeden Stunde zugeteilt sind, mit aufgenommen. (Tempel von Edfu. Champollion, Monuments pl. 123 ff.) Z W E I T E R UND D R I T T E R ARCHITRAV. Astronomische Darstellungen aus Edfu. Am dritten Architrave sind auf der Südseite die Dekangötter mit ihren Namen abgebildet; es folgt auf der Nordseite das Gestirn des Nordpols, das der Sothis, und drei Planeten. Rechts schreiten die grofsen Götter der ersten Götterdynastie auf eine Treppe zu, welche zu dem heiligen Auge des Horns führt; hinter ihnen folgen die vier Totengenien: Amset, Hapi, Dumutef und Kebhsenuf. Ihnen schliefsen sich auf der Südseite des zweiten Architravs viele andere Götter an, und auf der Nordseite die zwölf Monatsgötter mit ihren Namen, auf welche noch Göttinnen folgen, die den drei ägyptischen Jahreszeiten zu entsprechen scheinen. (Descr. de l'Eg. Antiq. I, 58.)
Berlin, Druck von W . Büxenstein.
Im Verlage von W . Spemann in Berlin erschienen ferner folgende amtliche Kataloge der Königlichen Museen: Führer durch, die Königlichen Museen Preis M. —,5o Führer durch die Sammlung des Kunstgewerbe-Museums „ M. —.40 Verzeichnis der Gipsabgüsse. Kl. Ausg. . „ M. —,5o Verzeichnis der in der Formerei, der Königl. Museen käufl. Gipsabgüsse „ M. —.40 Beschreibung der Gipsabgüsse der in Olympia ausgegrabenen Bildwerke „ M. —.20 Verzeichnis der ägyptischen Altertümer und Gipsabgüsse „ M. —.60 Beschreibung der Pergamenischen Bildwerke ,, M. —.10 Verzeichnis der antiken Skulpturen mit Ausschlufs der Pergamen. Fundstücke „ M. 1.— Beschreibendes Verzeichnis der Gemälde, von J. M e y e r . 2. Aufl. i883. cart. . . „ M. 4.— Nachtrag zum beschreibenden VerzeichM. —.So nis der Gemälde 2. Aufl. von i883 (188S) „ Verzeichnis der im Vorrat der Galerie befindlichen sowie der an andere Museen abgegebenen Gemälde „ M. 4.— Die Wandgemälde in der Abteilung der ägypt. Altertümer. 3 j Tafeln in Fol. nebst Erklärung von R. L e p s i u s . . . „ M. 6.— Das Königl. Münzkabinet, von F r i e d l ä n d e r und v. S a l l e t . geb „ M. 5.— Geräte und Broncen im alten Museum (Kleinere Kunst und Industrie im Altertum), von C. F r i e d e r i c h s M. 8.— Die Gipsabgüsse antiker Bildwerke in historischerFolge erklärt (Bausteine), von . C. F r i e d e r i c h s , in neuer Bearbeitung von P. W o l t e r s , geh „ M. 12.— Beschreibung der Vasensammlung im Königl. Antiquarium, von A. F u r t w ä n g l e r . 2 Bände, geh „ M. 20.— Berlin, Druck von W. Büxenstein