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German Pages 100 [112] Year 1912
KÖNIGLICHE MUSEEN ZU BERLIN
BESCHREIBUNG DER
BILDWERKE DER CHRISTLICHEN EPOCHEN ZWEITE AUFLAGE
DIE ELFENBEINBILDWERKE BEARBEITET VON
WILHELM VÖGE NEUDRUCK DER AUSGABE VON 1900
PREIS 1 MARK
BERLIN GEORG REIMER tgn
Vorwort zur zweiten Auflage. Die neue Auflage der 1888 herausgegebenen B e schreibung der Bildwerke der christlichen Epochen erscheint infolge der seitherigen starken Vermehrung der Sammlungen und der höheren Anforderungen an die Nachbildungen der Bildwerke in anderer Form wie die erste Auflage. Sie wird in mehreren Teilen von kleinerem Format, begleitet von einem besondem Heft mit Lichtdrucktafeln ausgegeben, die sämtliche im Katalog beschriebenen Bildwerke in gröfseren Nachbildungen, als sie die erste Auflage bot, enthalten sollen. Der vorliegende erste Teil behandelt die Elfenbeinbildwerke. Er ist von Herrn Dr. W i l h e l m V ö g e ausgearbeitet worden, mit Ausnahme der Werke der Renaissance und des Barock, die Herr Dr. W e r n e r W e i s b a c h beschrieben hat. Der Nachtrag ist von Herrn Dr. O s k a r W u l f f hinzugefügt worden. Die Korrektur haben die Herren Dr. P a u l S c h u b r i n g und Dr. W u l f f mit Herrn Dr. Vöge gemeinsam besorgt. Da die zweite Auflage des Katalogs eine neue Nummerirung aufweist, ist zum Schlüsse eine vergleichende Zusammenstellung der alten (im Text danebengesetzten) und neuen Nummern beigegeben. Berlin, 4. Mai 1900.
Bode.
Inhalt Seite I . Altchristliche Epoche
i—6
II. Byzanz
6—19
III. Frühmittelalterliche und romanische Epoche a. D e u t s c h l a n d b- I t a l i e n c. F r a n k r e i c h
19—37 37—43 43—44
I T . Gotische Epoche a. F r a n k r e i c h b. D e u t s c h l a n d c. E n g l a n d d. I t a l i e n u n d S p a n i e n Werkstatt der Erabriachi.
44—61 61—68 09 69—76
V. Renaissancezeit und Barock a. I t a l i e n , S p a n i e n u n d F r a n k r e i c h 76—82 Giov. Batt. Poppo. J . Cavalier. b. N i e d e r l a n d e u n d D e u t s c h l a n d 82—94 Arthur Quellinus. Leon. Kern. Andreas Schlüter. Joachim Hennen. Balth. Permoser. C. A. Lücke. J . C. L. Lücke. N a c h t r a g (zu I und II) Vergleichende Uebersieht und neuen N u m m e r i e r u n g
95—98 der
alten 99—100
I.
Altchristliche Epoche. 1.(427). Oströmisch (syrisch?) 4. Jahrhundert. C y l i n d r i s c h e B ü c h s e (Pyxis) mit D a r s t e l l u n g d e s l e h r e n d e n C h r i s t u s i n m i t t e n d e r z w ö l f A p o s t e l und d e r Opfe'rung I s a a k s . Halbrelief. Elfenbein. H. 0,12, Dm. unten 0,146. Der Deckel fehlt. Der Boden ist eingesetzt und mit eisernen Klammem befestigt; mehrere Risse und Bohrungen; in einer derselben eine bronzene Rosette aus späterer Zeit. — Kunstkammer; erworben 1843 in Koblenz; nach einer Mitteilung des früheren Besitzers, Assessors Burckard, stammt das Gefäfs aus einem Dorf an der Mosel, wo es als Fufs eines Krucifixes diente (Kugler Kl. Sehr. II, 327 f.) — Garrucci, Storia della arte cristiana, V I Tav. 440,1; Westwood, A descriptive catalogue of the fictile ivories in the South Kensington Museum, No. 767 (Abb.); Stuhlfauth, die altchristliche Elfenbeinplastik, S. 18 ff. Christus, jugendlich und bartlos, sitzt in Vorderansicht auf einem gepolsterten Thron mit hoher Lehne und Schemel; dahinter ein baldachinartiger Aufbau; die rechte Hand ist lehrend erhoben, die linke hält eine Schriftrolle. Rechts und links neben ihm, auf antikem Faltstuhl und ihm zugewendet, Petrus und Paulus. Ersterer, mit lockigem Bart und Haar, hält in der Linken einen Stab, die Rechte ist hoch erhoben. Paulus, als bärtiger Alter mit kahlem Schädel gebildet, hat in der Linken eine Rolle. Die übrigen zehn Apostel sind zu beiden Seiten stehend angeordnet, in der Pose und Gebärdensprache wie in den Kopftypen aufs glücklichste variiert; mehrere halten Rollen, alle haben das antike Philosophenkostüm, lange Tunika und Mantel, Christus ist allein durch Sandalen ausgezeichnet. Auf dem Grunde erscheinende jonische Säulen
Altchristlicbe Epoche mit gewundener Canellierung deuten die Scene an. — Die Opferung Isaaks nimmt einen weit schmäleren Raum ein. Links von einem Altarbau, vor dem (der nackte) Isaak mit gekreuzten Beinen und auf den Rücken gebundenen Armen steht, legt Abraham die Linke auf Isaaks Haupt, in der erhobenen Rechten dag Opfermesser haltend. Aus den Wolken deutet die Hand Gottes herab, während von links der Engel heranschreitet, vor dem der Widder sichtbar ist; rechts vom Altar ein Baum. Ueber die Pyxiden vgl. Victor Schultze, Archäologie der altchristlichen Kunst, S. 275. Dass es sich hier nicht um ein Hausgerät zur Aufbewahrung von Schmucksachen, sondern um ein Gefäfs für die Hostien (oder das geweihte Brod) handelt, geht aus der Wahl der Darstellungen zur Genüge hervor. Die Opferung Isaaks deutet auf den Opfertod Christi. Christi Lehre und sein Leiden sind in den beiden Darstellungen einander gegenübergestellt. — Für oströmische Herkunft ist Joh. Ficker eingetreten. Die Darstellung der Apostel i. d. altchr. Kunst, S, 143 f.; Strzygowski, Byzantinische Denkmäler, I, S. 66 hat hierfür besondere die Form des Altarbaus in der Isaakscene geltend gemacht, die sich in dem syrischen Etschmiadzin-Evapgeliar auffallend verwandt wiederfindet.
2. 3. (428. 429).
Ravennatisch (?), 6, Jahrhundert.
D i p t y c h o n . Flachrelief. Elfenbein. H. 0,29, Br. (2) 0 , 1 3 , (3) 0,127. Beide Platten an den Seiten beschnitten; unten fehlt ein Stück von ca. 5,5 cm, das eine Inschrift trug; von dieser sind noch die Ansatzstellen der Buchstaben und auf jeder Platte ein C, das auf den omamentalen Rahmen hinaufgerückt' war, erhalten. Kreisrunde Bohrungen an den Seiten und oben, die auf beiden Platten einander entsprechen. — Kunstkammer; bereits 1 8 2 1 vorhanden. — Westwood, F. iv. No. 1 1 0 . m ; Didron, Annales archéologiques X V I I , 307 (Abb.), X X V I I , 2Ö9ff. (Abb.); Stulilfauth, Altchr. E.-P. S. 94 fr. Phot. Philpot und Jackson 2630. Rechte Hälfte: Christus zwischen Petrus und Paulus. Vor einer reichen Nischenarchitektur thront Christus auf antikem, mit Polster und Fufsbrett versehenen Sessel. Vollbärtig, von starkem Haarwuchs, hält er in der Linken das Evangelium, die Rechte »segnet« (griechische Form). Hinter ihm stehen links Petrus, rechts Paulus; ersterer zeigt kräftig gelockten Vollbart, hohe Stirn und kurz gehaltenes Haar, er erhebt adorierend
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die Rechte; Paulus hat langen-Bart und vollbehaartes Haupt. Vor der mit einer Muschel geschmückten Nische ein auf Ringen laufender Vorhang. In den Zwickeln, oberhalb der Bogennische, Soi und Luna, ersterer mit Strahlenkrone und Geifsel, letztere mit Halbmond und Fackel Linke Hälfte: Vor derselben Architektur auf einem Sessel gleicher Art erscheint hier die Madonna mit dem Kinde zwischen zwei Engeln, Mutter und Kind in feierlicher Vorderansicht ; jene in langem Gewand mit über den Kopf gelegtem Mantel (oder Paenula?); unter demselben erscheint noch ein gestreiftes, fest umgelegtes Kopftuch. Das mit dem Mantel bekleidete Kind »segnet« mit der Rechten, indefs die Linke sich auf die Schriftrolle stützt. Die Engel, in Leibrock und Chlamys, sind geflügelt, ein Diadem schmückt das Lockenhaar; offenbar halten beide in der linken Hand eine Kugel (die nur bei der Figur rechts zu sehen ist); die rechte Hand ist adorierend erhoben. In den Zwickeln wiederum Soi und Luna. Unter den ,,ravennatischen" Tafeln mit entsprechenden Darstellungen (St. Andoche zu Saulieu, Paris, Bibliothèque nationale, Etschmiadzin) das bei weitem beste Exemplar. Wohl wegen der Glätte der Arbeit von älteren Forschern für eine Fälschung erklärt, was aber schon durch die auf der Rückseite von No. 429 noch sichtbaren Ueberreste alter Inschriften widerlegt wird. Es sind Fragmente eines Heiligenverzeichnisses, wie solche von den Diptychen während der Messe abgelesen wurden. Der Text war in zwei Kolumnen geschrieben, die in der Mitte durch ein schmales Ornament geschieden werden, er zeigte karolingische Semiunciale. L. Delisle setzt die Schrift (nach gütiger Mitteilung) in die Zeit der unmittelbaren Nachfolger Karls des Grofsen. Zu entziffern ist: Pauli, Timoth(ei), . . ., Felicis, ., Filippi, Vitalis, Mar(tini), Alexa(ndri), Silan(i), ., Felici(s), . . , Eufy, ., Eugeniae, Basillae, Agatae, Agnetis, Alcimi, Alexan(dri), Alpi, Systi. Ueber ein ähnliches Ver» zeichnis Gori, Thes. vet. dipt. I, 48 fr. — Die Lokalisierung dieser und der verwandten Arbeiten auf Ravenna ist neuerdings . verschiedentlich beanstandet (vgl. Strzygowski, Röm. Quartalschrift X I I , 4 1 0 f und Ricci, Arte italiana decorativa, 1898, 42 f, 50 f ) ; nach Ricci wäre die der Gruppe zugehörige sog. Cathedra des Maximian vielmehr erst i. J. 1001 nach Ravenna gekommen. Man würde dann den Sitz der Schule in einem der orientalischen Centren (Aegypten? vgl. No. 6) zu suchen haben. Doch hat (nach Mittheilung Dr.
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Gravens) J. Smimow auf Grand der Buchstabenreste wie des erhalten gebliebenen C unseres Diptychons geschlossen, es müsse hier dasselbe (auf Maximianus episcopus gedeutete) Monogramm vorgelegen haben, das sich auf der ravennatischen Cathedra befindet, womit allerdings eine neue Stütze für die ravennatische Herkunft der ganzen Gruppe gewonnen wäre.
4. (430). Italienisch (?), 6. Jahrhundert F r a g m e n t e i n e r c y l i n d r i s c h e n B ü c h s e mit (fragmentarischer) D a r s t e l l u n g d e s V e r k a u f s J o s e p h s an d i e Ismaeliter. Hochrelief. Elfenbein. H. 0,07, Br. 0,082. — Kunstkammer; erworben 1856 (Sammlung Wallerstein). — Westwood, F. iv. No. 768; Garrucci, Storia, Tav. 439,5; Stuhlfauth, Altchr. E.-P. S. 91 f. Von links kommen zwei der Brüder, den kleinen Joseph zwischen sich, alle drei jugendlich und mit kurzem Leibrock "bekleidet. Rechts ein Ismaeliter, auf den jene einreden, •durch turbanartigen Kopfputz und ein längeres, die rechte Brust freilassendes Gewand charakterisiert; hinter dieser Figur wild noch der emporgehobene Arm einer zweiten sichtbar; im Hintergrunde Baumwerk; rechts die Grube. Von Stuhlfauth a. a. O. der von ihm willkürlich construierten „alttestamentlichen Schnitzschule von'Ravenna" zugewiesen. Die Verwandtschaft mit der gemeinhin nach Ravenna gesetzten Gruppe (vgl. No. 3) ist keineswegs so grofs, wie St. annimmt, die Faltenbehandlung des Berliner Stückes ist eine gänzlich andere.
5. (430 A). Ravennatisch (?), 7. Jahrhundert F r a g m e n t e i n e r c y l i n d r i s c h e n B ü c h s e mit (fragmentarischer) D a r s t e l l u n g e i n e s W u n d e r s C h r i s t i . Halbrelief. Elfenbein. H. 0,081, Br. 0,072. Links und unten zahlreiche Bohrungen; die Füfse stark beschädigt. — Erworben 1892 in Strafsburg. Die linke Hälfte einer gröfseren Scene (etwa Auferweckung des Lazarus), die Figuren Christi und zweier Apostel umfassend; alle drei in langem Gewand und Mantel. Christus, jugendlich, der Nimbus in den Fond geritzt. Er streckt den rechten Arm aus, in der Linken hielt er vielleicht einen Kreuzstab. Der Apostel links von ihm, mit Buch in der (verhüllten) Linken, hat die Rechte staunend erhoben; er ist bärtig, wie der zweite, dessen Kopf rechts von ihm
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erscheint. Links von den Figuren ist noch ein Teil der alten Verschlufsstelle erhalten. Unterhalb des Schlosses war, scheint es, ein grofses Gefäfs angebracht. Der jetzt im Provinzialmuseum zu Bonn bewahrten, aus Bayern stammenden Pyxis nahestehend: Garrucci a. a. O. Tav. 439,3. Diese übrigens noch roher als das Berliner Fragment; über Ravenna vgl. No. 2. 3. 6. (451). Syro-aegyptisch, 7. Jahrhundert C y l i n d r i s c h e B ü c h s e (von ovalem Grundrifs) mit D a r stellung der V e r k ü n d i g u n g , der Reise nach Bethlehem und der G e b u r t Christi. Flachrelief (das Relief ist an den scharfen Kurven der Ellipse stärker und verläuft sich nach den Seiten). Elfenbein. H. 0,079, gröfsterDm. 0,118. Mehrfach gebrochen und stückweise auf einen Cylinder von Eisenblech aufgenietet. — Kunstkammer, erworben 1869 (Sammlung Hahn); stammt aus Minden. — Garrucci, a. a. O. Tav. 437,4; Hahn, Fünf Elfenbeingefäfse des frühesten M. A. Hannover 1862, Taf. 2. No. II; Stuhlfauth, Altchr. E.-P. S. 125 f. Maria, jugendlich, in hochgegürtetem Chiton, sitzt, im Profil nach rechts gewendet, auf einem Klappstuhl. Sie spinnt; ein Vorhang hinter ihr deutet das Gemach an. Zu ihr tritt von rechts der verkündigende Engel mit mächtigen Flügeln; langgewandet, mit Mantel, hält er in der Linken einen Kreuzstab (das Kreuz abgebrochen), die Rechte ist redend vorgestreckt. — Maria auf einem Esel sitzend, der von einem nach rechts schreitenden Engel geführt wird, legt den rechten Arm um den Nacken Josephs, der, nebenher gehend,, ihre Füfse stützt; der linke Arm ist staunend erhoben, der Blick in die Feme gerichtet; Joseph hat langen Bart und vollen Haarwuchs. — In einem massiven Krippenbau, hinter dem der Ochs und der gesattelte Esel hervortreten, die beide den Kopf nach der Krippe umwenden, liegt das in Windeln geschnürte Christkind; links neben ihm der Stem. Vor der Krippe kniet Salome, die verdorrte rechte Hand mit der Linken emporhaltend (vgl. Prötev. Jac. c. 20; Pseudo-Matth. c. 13, 4. 5). Rechts von der Krippe in Vorderansicht, halbaufrecht auf einem Polster ruhend, Maria, in langem Aermelgewand, mit der Rechten an den Kopfschleier fassend; sie wendet den Kopf nach rechts einem Engel zu, der mit Kreuzstab und Weihrauchfafs heraneilt. An der Stelle, wo das Deckelschlofs übergriff, findet sich unter einem unverziert gebliebenen
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Quadrat ein von einem Kranz (corona) umrahmtes griechisches Kreuz. Von Stuhlfauth mit einer Zahl nahverwandter Werke — unter Annahme syrisch-palästinensischer Einflüsse — nach Monza gesetzt; auf Grund neuerer Funde im Orient von Strzygowski mit viel Wahrscheinlichkeit für den Orient selbst in Anspruch genommen, vgl. Die christlichen Denkmäler Aegyptens, Römische Quartalschrift 1898, S. 9 ff., 3 2 ff.
IL Byzanz. 7. (435 A). hunderts (?).
Byzantinisch, 2. Hälfte des 9. Jahr-
O b e r e r A b s c h l u s s e i n e s E l f e n b e i n k r e u z e s mit D a r s t e l l u n g d e r K r ö n u n g L e o ' s V I (?). Vierseitig mit Flachreliefs bedeckte, 0,02 m starke Tafel, obep im Halbkreis schliefsend. Elfenbein, von dunkelbrauner Patina. H. 0,10, Br. 0,095. An den Ecken oben und unten wie an dem umlaufenden Schriftband beschädigt; unten drei Bohrungen. Die Bodenfläche ist geriefelt, woraus hervorgeht, dafs das Stück auf einer anderen (wohl quadratischen) Tafel aufsafs. Die Darstellungen z. T. stark abgerieben. — Erworben (als Geschenk eines Ungenannten) 1892 in Chics. — Schlumberger, Gazette des b.-a. 1892, I, S. 118 ff. (Abb.). Vorder- und Rückseite zeigen den gleichen architektonischen Aufbau. Zwei schlanke Säulcheli mit stark ausladendem Kapital und ebensolcher Basis tragen ein von Inschriften umzogenes Bogenfeld, das durch drei Muschelnischen gegliedert ist; die höhere, mittlere ist mit drei Fenstern versehen. Rechts und links des Bogens wächst antikisierendes Blattwerk hervor, die äufsere Schnittfläche ist mit geflochtenem Bandwerk belebt. Die oblongen Felder zwischen den Säulchen zeigen figürliche Darstellungen; je drei Figuren erscheinen an den Breitseiten, je eine an den Schmalseiten; alle sind in halber Figur gegeben.
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Quadrat ein von einem Kranz (corona) umrahmtes griechisches Kreuz. Von Stuhlfauth mit einer Zahl nahverwandter Werke — unter Annahme syrisch-palästinensischer Einflüsse — nach Monza gesetzt; auf Grund neuerer Funde im Orient von Strzygowski mit viel Wahrscheinlichkeit für den Orient selbst in Anspruch genommen, vgl. Die christlichen Denkmäler Aegyptens, Römische Quartalschrift 1898, S. 9 ff., 3 2 ff.
IL Byzanz. 7. (435 A). hunderts (?).
Byzantinisch, 2. Hälfte des 9. Jahr-
O b e r e r A b s c h l u s s e i n e s E l f e n b e i n k r e u z e s mit D a r s t e l l u n g d e r K r ö n u n g L e o ' s V I (?). Vierseitig mit Flachreliefs bedeckte, 0,02 m starke Tafel, obep im Halbkreis schliefsend. Elfenbein, von dunkelbrauner Patina. H. 0,10, Br. 0,095. An den Ecken oben und unten wie an dem umlaufenden Schriftband beschädigt; unten drei Bohrungen. Die Bodenfläche ist geriefelt, woraus hervorgeht, dafs das Stück auf einer anderen (wohl quadratischen) Tafel aufsafs. Die Darstellungen z. T. stark abgerieben. — Erworben (als Geschenk eines Ungenannten) 1892 in Chics. — Schlumberger, Gazette des b.-a. 1892, I, S. 118 ff. (Abb.). Vorder- und Rückseite zeigen den gleichen architektonischen Aufbau. Zwei schlanke Säulcheli mit stark ausladendem Kapital und ebensolcher Basis tragen ein von Inschriften umzogenes Bogenfeld, das durch drei Muschelnischen gegliedert ist; die höhere, mittlere ist mit drei Fenstern versehen. Rechts und links des Bogens wächst antikisierendes Blattwerk hervor, die äufsere Schnittfläche ist mit geflochtenem Bandwerk belebt. Die oblongen Felder zwischen den Säulchen zeigen figürliche Darstellungen; je drei Figuren erscheinen an den Breitseiten, je eine an den Schmalseiten; alle sind in halber Figur gegeben.
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Vorderseite: Christus zwischen Petrus und Pauliis. Christus, bärtig mit Kreuznimbus, die rechte Hand »segnend« (byzant. Form) ferhoben, hält in dein vom Mantel verhüllten linken Arm eiii Buch, auf dem ein (griechisches) Kreuz zii sehen ist: Links und rechts neben dem Kopfe IC XG Links zur Seite Paulus, langbärtig, mit hoher Stirn, ebenfalls riiit Büch, die Rechte »segnend« erhoben. Auf der Säule neben ihm (und deren Kapital) - j - O A r . O C T T A . . O S . Rechts von Christus Petrus, wie Paulus mit Nimbus; von dichtem Haarwuchs und kurzem Bart, hält er in der Linken einen (oben abgestoßenen) Stab, während die Rechte »segnend« erhoben ist. Auf der Säule neben ihm -f 0 ATIOG TT6TP0C. — Rückseite: Krönung des Kaisers Leo durch Maria. Diese erscheint in der Mitte. In der Linken hält sie ein kleines Tuch und setzt mit der Rechten dem links neben ihr stehenden Kaiser die Krone auf; der mit zwei Kreuzen gezeichnete Mantel ist über den Kopf gelegt, darunter wird noch ein Kopftuch sichtbar. Neben ihr: ff}3 0 Y . Leo (allein ohne Nimbus) zeigt Portraitähnlichkeit höchstens im Schnitt von Bart und Haupthaar; letzteres vorn gerade über der Stirn abschneidend und auf beide Schultern herabfallend. Die Krone mit Perlen besetzt; links und rechts Perlengehänge. Das Kostüm besteht aus der breitbordierten Dalmatika und dem Loros; die Insignien aus der mit dem Kreuz geschmückten Kugel und einem (oben abgebrochenen) Scepter; einen Schild, wie Schlumberger (auf Grund der Abbildung) angiebt, hat er ebensowenig wie der Erzengel Gabriel (rechts .der Maria). Dieser ist jugendlich; von lockigem Haar; er ist geflügelt und hält in der Linken eine Kugel, in der Rechten ein (oben abgebrochenes) Scepter. Auf dem Kapital der Ecksäule -f- T A Y P I H A (Schlumberger deutete auf Michael). — Die Schmalseiten zeigen die Hll. Kosmas und Damianus, beide mit kurzem Vollbart und von dichtem Haarwuchs. Mit der Casula bekleidet, tragen sie eine Salbbüchse in der (verdeckten) Linken, in der Rechten ein kurzes (medizinisches) Instrument; die auf den Säulen daneben stehenden Inschriften nur teilweise noch erhalten: f
OAJy
f
OAi"l[OC A A ] M I [ A N ] O C
K[OCMAC]
Die grofse, das Bogenfeld umziehende Inschrift in griechischen Kapitalen beginnt unten links auf dem Bogen der Vorderseite, läuft über den Bogen der Rückseite, geht von
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hier auf das horizontale Gesimse derselben Seite über endigt auf dem Gesimse der Vorderseite; sie lautet:
und
K€ (für Kupie) £N T H A Y N A M 6 I C O Y €YPAN0 H C 6 T (für €uq>pav0riffeTai) A6CDN 0 B A C [ I A € Y C ] | KAI e n i T C D CCDTHPIU) C O Y A T A A A l A C e T A I COAPA | f 6 N T 6 I N 0 N K ffür kok) K A T 6 Y O A O Y fc (für Kai) B A C I A 6 Y 6 ACCDN A N A = | + A I T A I C cDOITHTCDN X P I C T [ € ] [ H ] T O Y CCD A O Y A C D . Das Kupie ¿V tt! Öuvd|i6i etc. . . . CKpobptx ist Psalm 21,2 entnommen, dem offiziellen Königspsalm. Aus der Inschrift geht hervor, dafs das Elfenbeinkreuz, dessen oberen Abschluß wohl das Berliner Fragment giebiidet hat, aus Anlafs der Thronbesteigung eines Kaisers Leo gestiftet worden ist. Schlumberger hat wahrscheinlich gemacht, dafs Leo V I . gemeint ist, der i. J. 886, 21 Jahre alt, zur Regierung kam. Leo V., der zeitlich allenfalls in Betracht kommen könnte (t 820), war ein eifriger Bilderstürmer. 8. (440). B y z a n t i n i s c h , 10. J a h r h u n d e r t . B u c h d e c k e l mit D a r s t e l l u n g der v i e r z i g Märtyrer. Hochrelief. Elfenbein, mit Resten von Bemalung und Vergoldung. H. 0,176, Br. 0 , 1 2 8 ; jetzt in einen Rahmen eingelassen; mit kleinen Beschädigungen, — Kunstkammer; erworben 1828 (Sammlung Bartholdi); stammt aus dem Museum des florentinischep Subdekans Gabriel Riccardi. — Passeri Expos, in Gorii Monum. sacra eburnea, Florentiac 17,59 p. I X ff. (Abb.); Labarte, Hist. des arts ind. I, 2 1 5 , Westwood, F. iv. No. 166. In der Höhe erscheint vor einer ovalen Mandorla der bärtige Christus auf einem Thron; links und rechts eine Gruppe von je neun Engeln in Proskynese; nur der vorderste in ganzer Figur sichtbar. Zu den Seiten der Mandorla IC Unten die vierzig Märtyrer, nur mit Schurz bekleidet; dicht gedrängt und lebhaft bewegt. Rechts oberhalb der Gruppe eine byzantinische Kuppelkirche; links daneben (in uncialen Majuskeln): h 0l
K AriOI
T6CCAPÄK0NTA.
Dieser Platte nahestehend No. 9 ; nahe verwandt, ferner eine im Stuttgarter Altertumsverein bewahrte Tafel mit Himmelfahrt Christi (nach Dr. P. Weber sogar zugehörig).
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9 . (450 A). Byzantinisch, 10. Jahrhundert. B u c h d e c k e l mit D a r s t e l l u n g d e r F u f s w a s c h u n g . Hochrelief. Elfenbein, mit Spuren der alten Bemalung! (Blätterfries). H. 0,16, Br. 0,137. Kopf Christi ergänzt, zahlreiche Bohrungen; links in der Ecke ein Stück ausgesprungen. — Erworben 1893 aus der Sammlung Spitzer (Auktionskat. Taf. III, No. 206, bei Molinier, La Collection Spitzer nicht mit aufgeführt), Geschenk des Herrn M. Heckscher in Wien. Links vom Christus in vorgebeugter Haltung, dem vor ihm sitzenden Petrus den Fufs abtrocknend; Petrus in byzantinischer Weise die Hand an den Kopf legend. Zwischen beiden ein Waschbecken. Rechts, eng zusammengedrängt, die 11 Apostel, zwei derselben im Vordergrund lösen, auf einer Bank sitzend, sich die Sandalen. Im Hintergrund die Saalwand mit Thür; neben dieser IC XC, plastisch herausgehoben; weiter oben in der. Mitte der Platte NI TTT H P (vitttiip = Waschbecken). No. 8 im Stil nahe, wenngleich von weniger feiner Arbeit und etwas anderer Reliefbehandlung; man achte besonders auf die Köpfe, die feinen Hände mit eigentümlich accentuiertem Gelenk. Eine nah verwandte Tafel mit stehendem Heiligen war 1899 im Münchener Kunsthandel. 10. (436 A). Byzantinisch, 10. Jahrhundert. B u c h d e c k e l mit C h r i s t i E i n z u g in J e r u s a l e m . Hochrelief. Elfenbein. H. 0,184, Br- 0,147 > ein Stück des bekrönenden Baldachins' ausgebrochen; mehrere Bohrrungen. — Erworben 1889 (Geschenk des Herrn M. Heckscher in Wien). Unter einem byzantinischen Baldachin mit durchbrochen gearbeitetem, flachgewölbten Dach sieht man den bärtigen Christus auf dem Esel sitzen, beide Füfse nach vorn. Hinter ihm sieben Jünger. Von rechts, aus dem Thore der Stadt, kommen Männer, Weiber und Kinder mit Palmzweigen in den Händen ihm entgegen. Im Vordergrund Knaben, zwei derselben einen Rock auf den Weg breitend, zwei andere Palmen von den Zweigen brechend. Oben links: o , H B/TI0PQ (ßai 50t 502
9495102. Í97.
503 504 505 506 507 508
l98. 105. (103. \ 104. 87. (116.
509 510 511 512
1»789. 140. 91.
513 514 515 516 516 A. 516 B. 5 1 6 C.
92. 1149993118. 119. 85.
517
113-
518 519 520 521
144112. 127. 128.
Alte nnd nene Nummerieraog
IOO Alte No. 522 523 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533 534 535 536 537 S3« 538 A. 540 541 542 543 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554
Nene No. 130. 132. 129. 121. 134. 13982. Í124. \i2S. 13515'136. 133138. 126. 131154120. 123. 122. 96. 86. 142. 152. 147146. 14513783143150. 148. 149.
Alte No. 555 555 556 557 558 558 559 560 561 562 563 564 565 566 567 567 568 569 f 569 1569 569 570 571 572 573 f 574 1575 576 576 576 57 576 576
Neue No. I
A.
A.
A.
A. A. B. C.
A. B. C. D. E.
53156. 155157163. 160. 164. 159162. 165. 161. 175176. 179. 180. 177. 178. 184. Ì182. II83185. 186. 181. 187. 188. i 189. (190. 191. 167. 168. 172. 169. 171.
Alte No. 576 576 576 577 578 579 579 579 579 579 579 579 579 579 579 580 581 581 582 582 583 583 584 584 584 584 585 585 585 585 585 586 586
F. G. H.
A. B. C. D. E. F. G. H. I. A. A. A. A. B. c. A. B. c. D. A.
Neue No. 170. 205. 200. 192. 193194. 195196. 197. 198. 199. 202. 204. 212. 201. 203. 166. 213. 214. 173215158. 207. 210. 208. 206. 211. 216. 217. 218. 209. 219. 174-
Beschreibung der Bildwerke der christlichen Epochen der Königlichen Museen zu Berlin Z w e i t e Auflage
Erster Band : Die Elfenbeinbildwerke bearbeitet von WILHELM VÖGE. Text 8°. 1900. Geheftet I Mark 45 Lichtdrucktafeln in Leinenmappe. Fol. 1902. 24 Mark Zweiter Band: Die italienischen Bronzen bearbeitet von WILHELM BODE und FRITZ KNAPP. Mit 81 Lichtdrucktafeln. 4 0 . 1905. Gebunden 25 Mark Dritter Band: Altchristliche und mittelalterliche byzantinische und italienische Bildwerke bearbeitet von OSKAR WULFF. Teil I: Altchristliche Bildwerke. Mit 75 Lichtdrucktafeln. 4 0 1909 . . . . Gebunden 35 Mark Teil II: Mittelalterliche Bildwerke. Mit 29 Lichtdrucktafeln. 4 0 . 1911. . Gebunden 23 Mark Vierter Band: Die deutschen Bildwerke und die der anderen cisalpinen Länder bearbeitet von WILHELM VÖGE. Mit den Abbildungen sämtlicher Bildwerke. 40. 1910 . . Gebunden 43 Mark Fünfter Band: Die italienischen und spanischen Bildwerke von der Renaissance an (ohne die Bronzen) bearbeitet von W. BODE und FRIDA SCHOTTMÜLLER. In Vorbereitung. VERLAG VON GEORG REIMER IN BERLIN W. 35