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German Pages 555 [564] Year 2002
Wilfried Barner · Barockrhetorik
Wilfried Barner
BAROCKRHETORIK Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen 2., unveränderte
Auflage
Max Niemeyer Verlag Tübingen 2002
1. Auflage 1970
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Barner, Wilfried : Barockrhetorik : Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen / Wilfried Barner. - 2., unveränd. Aufl.. - Tübingen: Niemeyer, 2002 Zugl.: Tübingen, Univ., Habil-Schr., 1970 ISBN 3-484-10839-8 © Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2002 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten Einband: Industriebuchbinderei Nädele, Nehren
Vorwort zur Neuauflage
Ein eigenes, nicht gerade schmal ausgefallenes opus nach mehr als drei Jahrzehnten aus Anlass eines unveränderten Nachdrucks zu bevorworten, und zwar auf die Bitte des Verlags hin, mag sich nicht von selbst verstehen. Immerhin scheint der Nachdruck sozusagen empirisch zu bestätigen, dass diesem i968er-Produkt (die Habilitationsschrift wurde in eben jenem Jahr an der Universität Tübingen eingereicht) keine so kurze Halbwertzeit beschieden war, wie man sie in jenen unruhigen Jahren sehr wohl hätte ansetzen können. Die Feststellung ist nicht unproblematisch. Sie ließe sich mit dem anerkannten Prinzip konfrontieren, dass Stillstand in der Wissenschaft - wie in der Wirtschaft - Rückschritt bedeutet. Das prekäre Moment kann ich freilich ins Positive wenden, indem ich feststelle, dass mir auch bei der Lektüre von Publikationen der neueren Barock· und Rhetorikforschung der Titel des voluminösen Bandes gelegentlich begegnet: mal als Barock-Rhetorik (wenn der seinerzeitige Buchumschlag der Orientierung diente; er konnte so gelesen werden), mal als Barockrhetorik (wenn man auf den Buchrücken oder die Titelei geblickt hatte). Mancher Erwähnung oder auch Zitierung merkt man das bloß Routinemäßige an, mitunter erfreut aber sogar eine kurze Bemerkung zur wissenschaftshistorischen >WürdigungBarockRhetorik< gilt manches Analoge, aber dann doch auch Divergentes. Der weite geschichtliche Bogen von der griechischen Antike bis in die Gegenwart (den übrigens für ihre jeweilige Epoche auch die frühneuzeitlichen Rhetoriklehrbücher, bis ins 18. Jahrhundert hinein, auf ihre Weise zogen) wurde komplementiert durch die Einbeziehung der riesigen, differenzierten Felder der modernen Massenkommunikationsprozesse; hierin war vor allem die traditionsreiche nordamerikanische New Rhetoric tonangebend. Das im Max Niemeyer Verlag seit 1992 erscheinende Historische Wörterbuch der Rhetorik, herausgegeben von Gert Ueding, mitbegründet von Walter Jens (bisher 5 Bände), repräsentiert heute einen internationalen Standard an hoch spezialisiertem Wissen, von dem um 1968 noch kaum zu träumen war. Die Errichtung des Tübinger Seminars für Allgemeine Rhetorik durch Walter Jens im Jahre 1967 - aus diesem Institut ist auch die Barockrhetorik hervorgegangen hat ebenso wie die Gründung der international Society for the History of Rhetoric< 1977 in Zürich (unter Federführung von Brian Vickers) die Forschungslandschaft erheblich verwandelt. Und zwar derart, dass man ohne Zögern von einem neuen Niveau sprechen kann. Für meine eigenen Vorarbeiten zur Barockrhetorik darf ich mit Dank heute noch feststellen, dass immerhin zur Rhetoriktheorie mehrere Untersuchungen (von Renate Hildebrandt-Günther 1966, Joachim Dyck 1966, und Ludwig Fischer 1968) weitgehend unbekanntes Terrain der Frühen Neuzeit schon erschlossen hatten, auf dem ich mich dann mit anderen Fragestellungen bewegen konnte. Zum Reiz meines Vorhabens, der zugleich eine Schwierigkeit bedeutete, gehörte die Tatsache, dass bis weit in das 19. Jahrhundert zurück einzelne Texte des deutschen 17. Jahrhunderts immer wieder als >rhetorisch< bezeichnet worden waren, jedoch unter vorwiegend pejorativen Vorzeichen. Ahnlich war es zunächst dem Konzept >Barock< ergangen, das auch erst - etwa seit der Jahrhundertwende - einen Prozess der Aufwertung durchlaufen musste (vgl. Barockrhetorik, S. 22-85). Was in der germanistischen Literaturwissenschaft, aber auch in den benachbarten neuphilologischen Disziplinen, mit schillernder Akzentuierung an Texten des 17. Jahrhunderts als >rhetorisch< bezeichnet wurde, betraf auch Weltanschauliches (etwa bei Arthur Hübscher) oder fundamental Religiöses (etwa bei Paul Hankamer). Doch ganz selten wurden >rhetorische< Phänomene genauer sozialund institutionengeschichtlich verortet. Günther Müller sprach in den 1920er Jahren und später vorzugsweise vom >höfischen< Charakter barockrhetorischen Sprechens, aber das konnte allenfalls für Teilbereiche
gelten. Viel zu wenig Aufmerksamkeit war dem Gesamtbereich des im deutschen 17. Jahrhundert feindifferenzierten Bildungswesens geschenkt worden: den protestantischen Gelehrtenschulen oder Lateinschulen, als den humanistischen Gymnasien (mit Theater), den zum Teil glänzend ausgestatteten und geführten Jesuitenkollegien (ebenfalls mit Theater), den Universitäten und schließlich der Adelserziehung (mit Hofmeistern oder auch niveauvollen Ritterakademien). In diesem Bereich der Bildungsgeschichte der Barockepoche waren für Deutschland die letzten größeren Dokumentationen, Untersuchungen und inhaltsreichen Handbücher während des ausgehenden 19. Jahrhunderts erarbeitet worden, mit bevorzugten Interessen an den Reformpädagogen wie Comenius, Ratichius und anderen. Heute demonstriert etwa das Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte mit seinem ersten Band 15. bis 17. Jahrhundert (1996, herausgegeben von Notker Hammerstein), was inzwischen vor allem die interdisziplinäre Erforschung der Frühen Neuzeit an Wissen zutage gefördert hat. Aus meinen eigenen Versuchen im Rahmen der Barockrhetorik nenne ich nur zwei Resultate. Was sich als Theorie in den Handbüchern der Rhetorik, auch der Poetik, des 17. Jahrhunderts fand, hatte seinen genuinen >Ort< im Rhetorik-Unterricht der Gymnasien und der Universitäten, wieder unterschiedlich organisiert in den protestantischen und den katholischen Territorien Deutschlands. Diese Bücher waren überwiegend aus der Unterrichtspraxis hervorgegangen und für sie gedacht; sie boten meist weniger als diese Praxis, klammerten beispielsweise oft das zentrale Feld der Disputationstechnik aus (das von der Oberstufe der Schule in die Universität hinüberleitete). Die öffentlich sichtbare Spitze des Rhetorikbetriebs aber bestand im Schultheater, dem protestantischen (zunehmend muttersprachlich) und dem jesuitischen (konsequent lateinisch, wie der ganze Unterricht): »Theatrum mundi« (Barockrhetorik, S. 86-131) als Spiegelung in der Schule, wie es dann Christian Weise als besonderes Konzept ausbaute. Die enge Verknüpfung sowohl mit dem schlesischen Barockdrama (Gryphius, Lohenstein u.a.) als auch mit dem Jesuitentheater (Bidermann u.a.) stellte sich unter neuen Aspekten dar. Auf einschlägigen Feldern, die von der Barockrhetorik berührt worden waren, ist seit den 1970er Jahren intensiv und international gearbeitet worden: auf dem der Jesuitenrhetorik (etwa von Barbara Bauer und JeanMarie Valentin), dem Barockdrama und -theater (Hans-Jürgen Schings, Gerhard Speilerberg, Rolf Tarot, Jean-Marie Valentin, Helen WatanabeO'Kelly u.a.), der höfischen Beredsamkeit (Georg Braungart), und vielen anderen. Es hat sich in mancherlei Hinsicht ein neues Gesamtbild erge-
ben, dem keine >Neubearbeitung< der Barockrhetorik Rechnung tragen könnte. Die internationale Rhetorikforschung wiederum - ich nenne für die U.S.A. stellvertretend nur James J. Murphy mit seiner Schule (deren Arbeiten bis weit in die mittelalterlichen Jahrhunderte zurückgreifen) und für Frankreich Marc Fumaroli mit seinen glänzenden Analysen zu »L'âge de l'éloquence« - hat vielfältige komparatistische Anknüpfungsmöglichkeiten eröffnet. Die Barockrhetorik war zwar von Anfang an komparatistisch angelegt, mit wiederholtem Blick nach Spanien, Frankreich, Italien, England und auf die europäische Latinität. Doch steht das deutsche 17. Jahrhundert heute, wie vor allem die alle drei Jahre stattfindenden großen Wolfenbütteler Barockkongresse demonstrieren, in einer Fülle von transnationaler kultureller Kommunikation, wie man sie um 1970 allenfalls ahnen konnte. Vielleicht am augenfälligsten wird die inzwischen erreichte Einschätzung des Wissensgebiets >Barockrhetorik< daran, dass die Literaturgeschichten, die das 17. Jahrhundert einschließen, in dem betreffenden Band nun ein detaillierteres Kapitel »Rhetorik« bieten, zum Teil kombiniert mit Poetik oder Emblematik: so etwa der von Harald Steinhagen herausgegebene Band (1985, bei Rowohlt ) oder derjenige von Albert Meier (1998, bei Hanser); Analoges gilt für Einführungen, so den Barock-Band von Dirk Niefanger (2000, bei Metzler). Unter dem bildungs- und institutionengeschichtlichen Ansatz der Barockrhetorik musste seinerzeit, wie schon angedeutet, vielfach sogar das Grundlagenmaterial erst einmal gesichtet werden (Schulordnungen, Handbücher, Universitätsstatuten u. ä.). Modellstudien für Teilbereiche waren kaum verfügbar. Hier hat Albrecht Schöne die Initiative ergriffen und mit dem Wolfenbütteler Barock-Symposion von 1974 Stadt, Schule, Universität, Buchwesen und die deutsche Literatur im ιγ. Jahrhundert (gedruckt 1976) einiges in Bewegung gesetzt, auch im Hinblick auf die Interpretation der dichterischen Barocktexte. Mittlerweile ist der Einbezug rhetorischer wie institutioneller Dimensionen in die Textinterpretation vielfach selbstverständlich geworden. Der Verfasser gesteht hier wie schon in manchem Einzelgespräch über die Jahre hin - , dass die Barockrhetorik (entschieden schlanker gedacht) im ursprünglichen Konzept nur den ersten Teil zu einem zweiten bilden sollte; dieser hatte in Modellinterpretationen zu zeigen, was die >poetischen< und rhetorischer Texte (im Sinne des 17. Jahrhunderts verstanden) von den Resultaten des ersten Teils profitieren könnten. Dieses erst wäre - auch nach meiner damaligen Auffassung - im vollen Sinne Literaturwissenschaft. Heute kann sich der erschienene Band immerhin als >Kulturwissenschaft
rhetorische< Elemente konstatiert, namentlich die intensive Verwendung der sogenannten rhetorischen FigurenRhetorische< nicht prinzipiell ignorierte (wie z.B. Strich), begrenzte man es mit Vorliebe auf humanistische Restbestände (Cysarz, Hankamer), oder man neigte zur Verabsolutierung einzelner Aspekte, etwa des Höfischen (Müller), des Gattungsgebundenen (Kayser) oder des christlichen Jenseitspathos (Böckmann). Es ist nur zu verständlich, daß schließlich auch der Komplex Rhetorik und Barock< als bloße Variante der berüchtigten >Barocksynthesen< erschien und damit ad acta gelegt wurde (so bei Newald). Erst seit etwa vier Jahren ist die Kategorie >RhetorikPara-Rhetorik< bezeichnet. Zahlreiche Barockinterpretationen der letzten Jahre stehen bereits unter dem Einfluß dieser beiden Konzeptionen, in denen das Phänomen >Rhetorik< wesentlich auf literarische Theorie und auf normativen KlassiVII
zismus reduziert ist. Von den geschichtlichen Wurzeln der Rhetorik, von Mündlichkeit, Öffentlichkeit und Wirkungsintention, auch von der Tradition der großen exempla, scheint kaum noch etwas geblieben zu sein. Vereinfachend gesagt: Rhetorik wäre nach diesem Verständnis ein Agglomerat von literarischen Theoremen, das über Jahrtausende hin tradiert und modifiziert wird und seinem Wesen nach ein Produkt der reinen >Ideengeschichte< darstellt (so ausdrücklich bei Dockhorn). Aber wie war es möglich, daß durch dieses scholastisch-obsolete System die Literatur eines ganzen Zeitalters geprägt wurde? Worauf stützt sich die immer wieder postulierte >Verbindlichkeit< der zur Praxis anweisenden literarisch-rhetorischen Theorie? Welche sozialen, weltanschaulichen, bildungsgeschichtlichen Konditionen der Barockepoche haben jene >Herrschaft der Rhetorik< ermöglicht? Bei dieser Frage setzt die vorliegende Arbeit an. Sie ist den Untersuchungen zur literarischen Theorie, auch einzelnen Textinterpretationen, selbstverständlich verpflichtet und geht von der Uberzeugung aus, daß auch künftig die Einzelanalyse der Texte zu den zentralen Aufgaben der Barockforschung gehören sollte. Aber ohne Kenntnis der spezifischen Entstehungsbedingungen >rhetorischer< Barocktexte wird deren Historizität, ihr form- und stilgeschichtlicher wie ihr sozialgeschichtlicher Stellenwert nicht adäquat zu bestimmen sein. Insofern soll die Arbeit dazu beitragen, die seit einigen Jahren erkennbare geschichtliche Neuorientierung der Barockforschung weiter voranzutreiben. Einige der hier angesprochenen Bereiche sind unter Rubriken wie >historische PädagogikSozialgeschichteIdeengeschichte< und >Nachleben der Antike< behandelt worden - oder vielmehr nicht behandelt worden. Von einer sachgemäßen Zusammenschau dieser Teilbereiche ist die Forschung noch weit entfernt, und zu vielen Punkten fehlen die einfachsten Vorarbeiten. Daraus ergab sich von vornherein ein Zwang zur Beschränkung. Systematische Geschlossenheit war allenfalls bei der Darstellung des Bildungswesens zu erreichen, aber auch dieser Teil der Arbeit ist - wie die anderen Kapitel - nur als Baustein zu einem künftigen Gesamtbild gedacht. Einige weitere Gesichtspunkte, deren Behandlung am vordringlichsten erscheint, versucht der Schluß der Arbeit zu umreißen. Die Textform der Quellenzitate richtet sich nach folgenden Grundsätzen. Antike Texte werden nach den Standardausgaben und deren Zählung zitiert. Wenn nötig, ist der Editor hinzugesetzt. Neuere Texte werden, sofern zuverlässige kritische Ausgaben vorliegen, nach diesen VIII
zitiert; die Herausgeber sind dann jeweils genannt. In allen übrigen Fällen folgen Wortlaut und Paginierung den erreichbaren Originaldrucken bzw. Faksimile-Nachdrucken. Doch sind die Abbreviaturen aufgelöst, die Drucktypen vereinheitlicht und eindeutige Druckfehler stillschweigend korrigiert; gelegentlich ist Auffälliges durch >sic!< gekennzeichnet. Wo nur ein Neudruck zugänglich war, dessen Textfassung nicht überprüft werden konnte, ist der betreffende Druck angegeben. Genauere Nachweise enthält das Quellenverzeichnis. Die Arbeit hat im Wintersemester 1968/69 der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen als Habilitationsschrift vorgelegen. Ihre Abfassung wurde durch ein dreijähriges Habilitandenstipendium ermöglicht, für das ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft großen Dank schulde. Der Text ist inzwischen an einigen Stellen überarbeitet worden. Wichtigere neue Literatur, soweit sie bis Ende 1969 erschien, wurde nach Möglichkeit noch berücksichtigt. Die entscheidende Anregung zur Arbeit gab mein Lehrer Walter Jens. Er hat mich nicht nur für das Phänomen >Rhetorik< zu interessieren verstanden, sondern auch durch persönliche Förderung tief verpflichtet. Dem Verlag und der Druckerei danke ich für die gute Zusammenarbeit, Herrn Rolf Kellner für seine Mithilfe bei der Korrektur und bei der Erstellung des Registers. In allen Stadien der Arbeit aber unterstützte mich meine Frau. Tübingen, im Sommer 1970
W. B.
IX
Inhaltsverzeichnis
ERSTER TEIL RHETORIK UND LITERARISCHE BAROCKFORSCHUNG 1. Nietzsche über »Barockstil« und »Rhetorik«
3
a. Ein unzeitgemäßer E n t w u r f >Vom Barockstile« 3 - Die Übertragung des Barockbegriffs auf die Literatur 4 - Antipositivismus und Antihistorismus 6 - Wechselseitige Erhellung, Richard Wagner 6
3
b. Typologische und epochale Aspekte Überzeitlicher Barockstil 7 - Die ästhetische Qualität 9 — Jacob Burckhardt 10
7
c. D i e U m w e r t u n g des »Rhetorischen« Täuschung und Zweckhaftigkeit 12 - Die idealistische Front 12 - Der antike Ursprung i j
11
d. D e r Versuch einer Synthese Goethe, »Baukunst« 16 - Emanzipation des Barockstils, Kunstcharakter 18 - Wirkungsabsicht, Theatralik 19 - Nietzsches Bedingtheit 21
16
2. D i e Wiederentdeckung der deutschen Barockliteratur und das Rhetorische
22
a. A l t e Vorurteile
22
Das Undeutsche und das Deutsche 22 — Terminologische Schwierigkeiten 23 b. Folgen der Barockbegeisterung Expression und germanische Wiedergeburt 24 - Die Begrenzung auf Randphänomene 25
24
c. Rhetorik als Zentralkategorie Der »rhetorische Grundzug« der Barockliteratur 27 - Neue Kategorien: Extravertiertheit, Gattungsgebundenheit, Pathos 29 - Stagnation und erneute Reserve 31
27
3. »Barock« und »Manierismus« sub specie rhetoricae
33
a. D e r kritische A n s a t z »Manierismus« als Ausweg? 33 - Die Fragwürdigkeit des Barockbegriffs 34 - Koexistenz der Begriffe 36
33
XI
b. Die Manierismuswelle und ihre MißVerständnisse Die Fundamentierung der Konzeption 37 - Klassizistische Einengung, >Para-Rhetorik< 38 - Römische Dichtung der Kaiserzeit 40
37
c. Konsequenzen für die Barockforschung Klassizismus und Barock, extreme Stilphänomene 42 - Ein Beispiel: die argutia-Beweguag 44
42
4. Barockrhetorik und rhetorische Tradition
46
a. Die vernachlässigte Theorie Gründe des Desinteresses 46 - Neuansatz im Zeichen distanzierterer Barockbetrachtung 48 - Schwierigkeiten mit der >Tradition< 49
46
b. Komparatistische Impulse Europäische Tradition und antikes System jo - Die Einbeziehung des 17. Jahrhunderts 52 - Die neue Forschungsrichtung J4
jo
c. Theorie und literarische Praxis Klassizistischer Grundriß der Theorie 56 - Interpretatorische Aufgaben 58
56
d. Die Tradition der exempla Die Trinität von doctrina, exempla und imitatio 59 — Beispiele 59 - Silberne Latinität als Vorbild 6z - Die zweite rhetorische Tradition 63 Die Bedeutung nichtklassischer Traditionen für die Barockliteratur 64
59
e. Ein Beispiel: das Geleitgedicht Entstehung des Typus, Literarisierung, Rhetorisierung 67 - Rezeption der rhetorisch-poetischen Einheit im 17. Jahrhundert 69
68
$. >Rhetorik< und >Barockliterature die Notwendigkeit einer Neuorientierung
70
a. Aporien inadäquater Rhetorikbegriffe Die Barockforschung als Experimentierfeld für rhetorische Kategorien 70 - Definitorische Versuche 71 - Reduktion auf Attizismus und normative Sprachregelung 72
70
b. Die Kategorie des Intentionalen Theorien des 17. Jahrhunderts 74 - Die Zweckorientiertheit von Poesie und Beredsamkeit 75 — Einzelne hermeneutische Ansätze 76
74
c. Literarische Zweckformen Die Aktualität des Problems 78 - Charakteristische Zweckformen der Barockliteratur: Leichenrede, Konsolationsprosa, Erbauungsliteratur, Streitliteratur, Predigt 79 - Probleme der Literaturgeschichtsschreibung 83
78
d. Aufgaben
84
XII
EXKURS >THEATRUM MUNDI* - DER MENSCH ALS SCHAUSPIELER a. W a s ist die W e l t ? Die Leitfrage des 17. Jahrhunderts 86 - Europäische Gültigkeit 87 - Das Gleichnis der Barockepoche 89 b. R h e t o r i k als theatralische V e r h a l t e n s w e i s e >Parler, c'est agir< 89 - Die wirkende Rede ein menschliches specificum 90 - Deutungsmöglichkeiten der Theatermetapher 91 - Das Theozentrische 91 - Vorrang der immanenten Interpretation für das Barockzeitalter 92 c. Stoische u n d satirische T r a d i t i o n Heteronomie, Autonomie; der >Spielraum< des Menschen 94 - Perspektiven der Theaterhaftigkeit 95 - Die Tradition der Narrenrevue 96 Nebeneinander der Deutungen im 17. Jahrhundert 97 — Stoizistisches Spielpathos 98 d. T h e a t r a l i k u n d R o l l e n s p i e l i m W e l t v e r s t ä n d n i s des 1 7 . J a h r h u n derts Die Realität des Welttheaters 99 - Barocktheater, Bühne, Illusion 101 Theatralisches im Roman 102 - Literarisches Rollenspiel, Schäferdichtung, Spiel im Spiel 103 e. C h r i s t l i c h e , stoizistische u n d satirisch-pikareske P e r s p e k t i v e n des barocken Welttheaters Die Vielfalt der Auslegungen i o j - Spiel vor Gott i o j - Trauerspiel, Komödie, Mischspiel 107 - Das Bewußtsein der Rolle 109 — Vergänglichkeit des Welttheaters, Illusion, Desillusionierung 110 - Narrenrevue, Reisemotiv, Rollenwechsel 113 f . D e r H o f als v o l l k o m m e n e s A b b i l d des theatrum mundi Öffentlichkeit, repräsentativer Schauplatz 117 - Das Welthafte und das Weltmännische 119 - Kritik der Scheinhaftigkeit und des Rollenspiels; >Herz< und >Zunge< 120 g. Gracián >E1 Criticón«: Synthese der Einzeltraditionen 124 - Andrenios Traum 12 6 - Der Streit der Künste und Wissenschaften, die Rhetorik als mächtigste Disziplin 127 — Graciáns >politische< Lebenslehre als säkulare Konsequenz des barocken Welttheaters 130
ZWEITER TEIL SOZIALE ASPEKTE DER BAROCKRHETORIK I . D i e >politische< B e w e g u n g a. U r s p r u n g u n d A u s w e i t u n g des B e g r i f f s Diesseitige Anthropologie des 17. Jahrhunderts 13$ - >Politik< als Disziplin, Machiavellismus 136 - >Politische< Literatur 137
b. D i e prudentistische M o r a l Der >Politicus< als weltliches Ideal 138 - Kritik des Ideals 139 - Der semantische Kreis des Begriffs 142
138
c. D i e G r a c i á n - R e z e p t i o n in Deutschland u n d die >Politisierung< des Welttheaters Übersetzungen, der >politische< Roman 142 - Gryphius und Lohenstein 145 — Universaltheater 146 - Sublimierung des >politischen< Prinzips 147 - Gracián ab Kronzeuge; Christian Gryphius 148
142
D i e R h e t o r i k e n des 1 7 . Jahrhunderts und das >gemeine Leben< . . .
ijo
a. Äußeres aptum und soziale Isolation Das Problem 150 - Das Erbe des Humanismus i j 2 - Staatsform und Schulrhetorik 1J3 - Seckendorff 154
IJO
b. D i e kanzlistischeTradition Der Praxisbezug der artes dictaminis i j 6 - Das frühe Eindringen der Muttersprache IJ7 - Humanistische Epistolarien, Doppelgleisigkeit 158
155
c. Muttersprachliche Rhetoriktheorie Frühstufen i$9 — Die Poetik als Vorbild 159 - Lob der >Wol-Redenheitc Meyfart 1 6 0 - Satirische Kritik und Ansätze zur Reform: Schupp, Richter 162 - Sammlungen von Gelegenheitsrhetorik: Kindermann; Briefsteller 164 - Höfisches Zeremoniell und >Komplimentieren< i 6 j
159
d. N e u b e g i n n im Zeichen des >Politischen< Weise, Politischer Redner< 167 - Ständische Ausrichtung 168 - Beredsamkeit als Instrument des >Politicus< 169 - Die Entstehung der neuen Hofrhetorik 170 — Schuloratorie und höfische Sphäre 172 - Die Attraktion für das aufstrebende Bürgertum 173
167
e. D e r Weisesche Impuls u n d seine Folgen Die Resonanz des Politischen Redners< 176 - Stieler, Riemer, Galante, Weisianer 176 - Der Ausbau des Weiseschen Systems 181 - Flexibilität als rhetorische Tugend; iudicium externum und äußeres aptum 182 Stilpluralismus 18 j - Die Poesie als Dienerin der Beredsamkeit 186 Weises Verhältnis zur antiken Tradition 187 — Die theatralische Erziehung des >Politicus< 188
176
D e r W e r d e g a n g eines g r o ß e n Barockrhetors: Christian Weise
· · ·
190
a. Weise und die Geschichte der R h e t o r i k Grossere Resümee 190 - Die Wiederentdeckung einer rhetorischen Dimension 190 - Traditionalität und >Modernität< 191 - Soziale Erfahrungen, exemplarische Vita 192
190
b. Schüler, Student, Magister Die humanistisch-protestantische Sphäre; der Vater 193 - Rhetorische Exerzitien 193 - Gymnasium und erste pädagogische Aufgaben 194 Universität Leipzig: Theologie oder Jurisprudenz? 195 — Pennalismus, die Nützlichkeit der Poesie, soziale Sprachschichten 196 - Philosophie 198 - Die Begegnung mit der >Politik< 199 - Akademische Rhetorik, Selbsterprobung 199 - Magisterpromotion; Vorlesungstätigkeit, literarische Theorie 201
193
XIV
c. Höfisch-politische E r f a h r u n g e n
202
Die Sekretärsstelle in Halle als Ausweg 202 - Kanzlistische Praxis 203 Helmstedt: Conring und Schräder 20j -
Die Hofmeister-Tätigkeit
20J - Historie und politische Rede; Schulenburg 206 d. D i e Professur an der Ritterakademie
206
Der Ruf nach Weißenfels als Chance seines Lebens 207 - Z w a n g zur Reflexion; rhetorische Theorie 207 - Pädagogische Aufgaben und Erfolge;
>politische< Romanproduktion
209 -
Anregungen
(Realien,
arguita) 209 - Entstehung des »Politischen Redners< aus der pädagogischen Praxis 210 e. R ü c k k e h r i n die b ü r g e r l i c h - g e l e h r t e S p h ä r e Das Zittauer Gymnasialrektorat 210 - Transposition der »politischem Rhetorik in die protestantische Gelehrtenschule 211 — Weises Arbeitsprogramm 212 - Kritiker und Verehrer 213 - Der gelehrte Austausch 21 j
210
f. D a s Problem der sozialen und epochalen Z u o r d n u n g Barock, Aufklärung oder >Übergang