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German Pages 266 [288] Year 2020
INHALT Seite
B a m m e r , A., Der Altar des jüngeren Artemisions von Ephesos. Vorläufiger Bericht. Mit 42 Abbildungen 400 B i t t e l , K., Gedächtnisfeier für Wilhelm von Humboldt in Berlin
631
B l a n c k , H., Archäologische Funde und Grabungen in Norditalien 1959—1967. Mit 96 Abbildungen
540
D e m a n d t , A., Studien zur Kaaba-i-Zerdoscht. Mit 10 Abbildungen
520
D o u m a s , Ch., A Mycenaean Rhyton from Naxos. Mit 23 Abbildungen F r a n k e , P. R., Publius Petronius und L. Aelius Seianus. Mit 10 Abbildungen
. .374 . . .
474
J a n t z e n , U., und Mitarbeiter, Tiryns — Synoro — Iria 1965—1968. Mit 6 Abbildungen 369 K a b u s - J a h n , R., Der Jüngling Karg-Bebenburg. Mit 19 Abbildungen
446
K r u s e , H.-J., Ein Sokratesporträt in Sfax. Mit 17 Abbildungen
435
L a n g l o t z , E., Beobachtungen über die antike Ganosis
470
L a u t e r , H., Ein Tempelgarten? Mit 3 Abbildungen
626
L i n f e r t , A., Noch ein triumphierender Perseus. Mit 2 Abbildungen
424
L i n f e r t , A., Vier klassische Akrotere. Mit 10 Abbildungen
427
M a r a n g o u , E.-L., Männlicher Terrakottakopf aus Alexandria. Mit 6 Abbildungen . . 458 P e t e r s , K., Zu einem attisch rotfigurigen Skyphos. Mit 4 Abbildungen S c h e i b l e r , I., Kothon — Exaleiptron. Addenda. Mit 6 Abbildungen
397 389
S c h m i t t - K o r t e , K., Beitrag zur nabatäischen Keramik. Mit 14 Abbildungen . . . . 496 T h i m m e , J. — W o l f - B r i n k m a n n , E. M., Neuerwerbungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe. Mit 14 Abbildungen
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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1968 • HEFT 3
T I R Y N S — SYNORO — I R I A 1965—1968 TIRYNS
Im November 1967 begann in den Magazinen des Museums von Nauplion die Bearbeitung des Materials der Grabungen des Jahres 1965 1 auf der Südwestseite der Unterburg von Tiryns 2 . Die Hauptergebnisse dieser Grabungen, die im wesentlichen eine Erweiterung der von N. Verdeiis im Jahre 1962/63 durchgeführten Sondagen am Eingang der beiden von ihm entdeckten 'Syringes' darstellten, lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Unmittelbar an der Innenseite der Westmauer der Unterburg wurde im Bereich der südlichen Syrinx das bereits von Verdeiis angeschnittene große Gebäude weiter untersucht (Abb. 1 und 2) 3 . Es lehnt sich im rechten Winkel an die Burgmauer an und besteht aus einem breiten, auf den Fels aufgesetzten Bruchsteinsockel. Bisher sind zwei Räume angeschnitten ; der kleinere Raum im Westen ist von Süden her zugänglich. Im Durchgang liegt eine monolithe Schwelle. In der Südwestecke dieses Raumes zeichnet sich eine einfache Herdstelle ab. Auf dem Lehmfußboden der beiden Räume fanden sich Scherben der vorgerückten Phase von SH I I I B, zum Teil in verbranntem Zustand. Nördlich des Einganges der südlichen Syrinx sind die Reste eines kleineren rechteckigen Gebäudes teilweise freigelegt worden. Bei der Erweiterung des von Verdeiis begonnenen Schnittes im Bereich der nördlichen Syrinx 4 stieß man in einem gewissen Abstand von der Burgmauer auf die Reste eines nordsüdlich orientierten Baues. Seine Südwestwand ist gekrümmt. Das Gebäude enthält mindestens drei Räume und besteht im jetzigen Zustand aus einem schmalen und niedrigen Bruchsteinsockel. Es dürfte sich um einen spätmykenischen Bau handeln, da sich zwischen dem Felsgrund und dem Lehmfußboden im Südteil Scherben aus der Phase von SH I I I B fanden, wie z. B. der hier Abb. 5 wiedergegebene Skyphosrand. 1
2
3
Die Unterzeichneten danken an dieser Stelle den griechischen Kollegen von der Altertümer Verwaltung von Nauplion, insbesondere Herrn S. Charitonidis(f), Frau E . Deilaki und Herrn T. Papachristodoulou für die jederzeit gern gewährte Unterstützung bei der Grabung und bei der Bearbeitung der Funde. Die Zeichnungen Abb. 3 — 5 führte B. Krüger aus. Teilnehmer: N. Verdeiis| (Leitung), Dipl. Ing. P. Grossmann, G. Neumann, J . Schäfer. Von griechischer Seite nahmen außerdem teil: Frl. E . Spanopoulou und Frau A. Charitonidis. — Ein Bericht über die Ergebnisse dieser Grabungen ist für die AM. geplant. Abb. 1 nach P. Grossmann, AA. 1967, 93 Abb. 1;
24 AA. 1968
die Vorlage zu Abb. 2 wird ebenfalls P. Grossmann verdankt. Während des Druckes des vorliegenden Berichtes wurde die Untersuchung der Unterburgmauer fortgesetzt. Aufräumungsarbeiten an der Nordspitze führten dabei zur Bestätigung der Annahme W. Dörpfelds, daß sich dort eine wohl zur ursprünglichen Anlage gehörende durchgehende Öffnung in der Mauer befindet (vgl. H. Schliemann, Tiryns 213 Taf. 1; K. Müller, Tiryns III Taf. 4). Auf dem Plan Abb. 1 konnte diese wichtige Einzelheit nicht mehr festgehalten werden. 4
Vgl. Verdeiis, AEAT. 18, 1963, Xpov. 66ff.; 19, 1964, Xpov. I 108ff.
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ULF
J A N T Z E N UND MITARBEITER
T1RYNS - SYNORO - IRIA 1 9 6 5 - 1 9 6 8
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Die genannten Baureste sind wohl gegen Ende der Phase SH III B einer Zerstörung zum Opfer gefallen, wie die erwähnten verbrannten Scherben zusammen mit einer aschenhaltigen Schichtung beweisen (vgl. z. B. das Skyphosfrgt. Abb. 3). Vermutlich der Frühphase von SH III C gehören in dem aufgedeckten Gebiet einige Spuren von weiteren Bauten an, die sich allerdings nur noch aus Lehmziegelfragmenten und Resten von Fußböden erschließen lassen. Diese wohl recht bescheidenen Bauten hatten keine große Lebensdauer; sie sind von Schuttschichten überlagert, in denen Keramik der Phase SH III C 1 beobachtet wurde (Abb. 4). Im weiteren Verlauf der Grabung wurde das freigelegte Gebiet vor der nördlichen Syrinx nach Osten ausgedehnt. Auch hier zeigte sich die gleiche Schichtenfolge wie in den beiden anderen Abschnitten, es ließen sich jedoch nur vereinzelte, im wesentlichen spätmykenische Mauerreste feststellen. Außerdem stieß man auf die Reste einer frühhelladischen Brandschicht, die noch nicht näher untersucht werden konnte. Eine kontinuierliche Besiedlung des angeschnittenen Areals bis in die Zeit des geometrischen Stils läßt sich bisher nicht erkennen. Geometrische Gefäßfragmente und Lehmziegelspuren folgen in den höheren Schichten auf die Überreste der Phase SH I I I C. Schließlich fanden sich auch wenige Scherben der Folgezeit; die späteste bisher in einem Schichtzusammenhang beobachtete Keramik gehört bereits der hellenistischen Epoche an. Eine Deutung dieser nachmykenischen Befunde bleibt abzuwarten. Hand in Hand mit den genannten Arbeiten ging eine Reinigung und steingerechte Aufnahme der erwähnten Vormykenischen' Bauten und der beiden Syringes.
Abb. 5. Skyphosfragment aus dem Fußboden des Hauses östlich der Nordsyrinx (SH I I I B). 1:2
TIRYNS -
SYNORO -
IRIA
1965-1968
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H. Döhl (Göttingen) und W. R. Megow (Hamburg) ordneten das durch die Kriegsereignisse in Mitleidenschaft gezogene Material aus den deutschen Grabungen des Jahres 1938 in Iria, Kandia und Synoro und konnten zum Teil seine Fundlage rekonstruieren5. SYNORO
Bei der sehr kurzfristigen Grabung in Synoro hatte sich K. Gebauer mit einem einzigen Schnitt begnügt. Der Schnitt enthielt überwiegend frühhelladische Gebrauchskeramik ; nur in seinem Südwestteil fanden sich mykenische Scherben. Außer zwei frühhelladischen Schnabeltassen kamen keine ganzen Gefäße zusammen6. I R I A (vgl. K r a t e r f r g t . A b b . 6 ) 7
Wesentlich reichhaltiger war das Material aus Iria. Hier hatte Gebauer am Dorfhügel zwei Schnitte gezogen, einen oberen und einen unteren Schnitt. In beiden stieß man auf mykenische Mauerreste; doch nur im oberen konnte eine ganze Hausanlage freigelegt werden. Der untere Schnitt enthielt in allen Schichten früh- bis späthelladische Keramik, in der oberen und mittleren gleichmäßig viel byzantinische. In der unteren Schicht fanden sich nur vereinzelte byzantinische Scherben und zu etwa gleichen Teilen früh-, mittel- und späthelladische Keramik. Die mykenischen Scherben dieser Schicht reichen von SH I bis SH I I I , wobei letztere zahlenmäßig überwiegen. Außer einem grobtonigen mykenischen Vorratsgefäß ließ sich nichts wieder zusammensetzen8. Beim oberen Schnitt kamen zu den bereits von Gebauer zusammengesetzten und publizierten Gefäßen noch etwa zwanzig weitere fast vollständige Vasen 9 ; die meisten stammen aus dem Seitenraum des mykenischen Hauses. Es handelt sich fast ausschließlich um spätmykenische Vasen, nur wenige vereinzelte Scherben lassen sich in SH I und SH I I datieren. Aufschlußreich war die Durchsicht des Bothrosmaterials. Er enthielt überwiegend fast vollständige Gefäße; die Anzahl der Einzelscherben ist dagegen bemerkenswert gering. Die meisten Gefäße zeigen Brandspuren. Zeitlich liegt das gesamte Bothrosmaterial eng beieinander, es reicht von SH I I I B bis SH I I I C (Frühphase). Man kann den Bothros daher nicht als eine über einen längeren Zeitraum hin benutzte Abfallgrube ansehen, sondern er wurde erst nach einer Zerstörung im frühen SH I I I C zum Bothros. Da sich ein entsprechender chronologischer Ansatz auch für die Funde aus dem Haus ergibt, muß
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Durchgeführt von K. Gebauer 1938, der leider die endgültige Publikation nicht mehr vornehmen konnte. Vorberichte in AA. 1939, 287 ff.; 1940, 220it.; NJbAntDBild. 1940, 180ff. Beide heutfc im Museum von Nauplion; eine publiziert in AA. 1940, 222 Abb. 55-
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AJA. 72, 1968, 271 Tai. 93,25. Bereits früher zusammengesetzt waren ein ungefirnißter einhenkliger Krug und ein spätmykenischer Krater; vgl. AA. 1939, 287f. Abb. 15. Vgl. AA. 1939, 289 f. Abb. 16 — 19 (ausschließlich aus dem Bothros).
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CHRISTOS
DOUMAS
seine Gründung in das spätere SH III B datiert werden. Auf seine Zerstörung in SH III C scheint keine weitere mykenische Besiedlung gefolgt zu sein10. Die Bearbeitung des Materials wird fortgesetzt.
Athen
U. J a n t z e n — H. Döhl — P. G r o s s m a n n W. R. Megow — J . S c h ä f e r
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS* During the erection of a new building (on property of Mr. E. Diaseitis) near the present harbour of Naxos in the late summer of 1963 the vase to be presented in this paper was recovered1. Unhappily no archaeologist was present when the foundation-trenches were dug and no records were kept; details of the circumstances under which the rhyton was found are entirely lacking. Sherds were collected at random from the debris by the industrious Mr. N. Gavalas, then guardian of the Naxos Museum, and were kept in the Museum until Mr. S. Maras was able to restore the present rhyton. Although the building had already been erected when the author arrived on the island, some debris still remained on the site and produced an important fragment of the rhyton (almost the entire lower jaw) and a few other sherds from various Mycenaean vases (figs. 20—23). The vase (Naxos Museum no. 1000), in several fragments, is a rhyton in the form of a ram's head (figs. 1—5)2. Missing fragments were restored in plaster without difficulty.
Die Funde dieser beiden Grabungen werden demnächst ausführlicher vorgelegt; später sollen die aus Kandia folgen. * The following abbreviations are used in the footnotes of the present article: BMC., Forsdyke = E. J . Forsdyke, Catalogue of the Greek and Etruscan Vases in the British Museum. I 1: Prehistoric Aegean Pottery (1925). BMC., Walters = H. B. Walters, Catalogue of the Greek and Roman Vases in the British Museum I 2: Cypriot and Etruscan Pottery (1912). Desborough, CAH. = V. R . d'A. Desborough, The Cambridge Ancient History I I chapter X X X V I (The End of Mycenaean Civilization and the Dark Age. The Archaeological Background). Doumas, Goulandris = Ch. Doumas. The N. P. Goulandris Collection of Early Cycladic Art (to come). Evans (1914) = A. Evans, Archaeologia 65, 1913/ 14, 1 ff. (The 'Tomb of the Double Axes' and Associated Group, and the Pillar Rooms and Ritual Vessels of the 'Little Palace' at Knossos).
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Furumarlc = A. Furumark, The Mycenaean Pottery. Analysis and Classification (1941). Karageorghis = V. Karageorghis, Nouveaux Documents pour 1' Étude du Bronze Recent à Chypre (1965). Karo = Karo, J d l . 26, 1911, 249ff. (Minoische Rhyta). Marinatos — Hirmer = S. Marinatos—M. Hirmer, Crete and Mycenae (1960). Nilsson, MMR. = M. P. Nilsson, The MinoanMycenaean Religion (1950). Schaefïner = C. F. A. Schaefifer, Ugaritica I I (1949). Zervos = C. Zervos, L'Art des Cyclades (1957). A short report was given in AEAT. 19, 1964, Xpov. 412. My thanks go to the Ephor in the Cyclades, Mr. N. Zaphciropoulos, for entrusting me the publication of the find, and to Mr. K. Konstantopoulos for taking the photographs. I am also indebted to Dr. F . H. Stubbings for his interest and information. Last, but not least, thanks are due to Miss p . Ramsden for correcting my English text, Drawings illustrated in figs, l b and 2 b are work of the young self-tought painter, Mr, M. Venios, to whom I am much indebted.
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
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These include the neck of the vase, part of the right horn, the outer corner of the left eye, the lower end of the muzzle and some other secondary portions of the vessel. Ears have been left unrestored since no indication existed of their size and form. A hole at the edge of the muzzle was suggested from rhytons in the form of an animal's head found elsewhere. Much of the painted decoration has been eroded. The vase exhibits a well-fired clay of greyish-yellow appearance, with some molecules of thin sand and mica. Its height after restoration is 0,129 m. Both plastic and painted decoration have been applied on our vase. Horns and ears have been modelled in the round and the eye-lids and eye-balls in low-relief (fig. 2a). At the rear of the vessel the junction of the head and neck is also modelled: the lower edge of the handle attached to the vessel divides and continues in two ridges curving like a wishbone and narrowing at the ends. Between the two ridges is a third, vertical ridge, also tapering and ending at almost the same point as the others (fig. 2b). A shallow and relatively wide groove indicates the mouth of the animal (fig. 4), and two oblique depressions have been used to render the nostrils (figs. 2 a ; 3). The entire rhyton is covered with decoration in brown paint on a yellowish slipped surface. Narrow horizontal bands surround the inner surface of the funnel-shaped neck, while a wide band covers the rim both inside and outside. A similar band accentuates the outer base of the neck, which is surrounded by alternating light and dark bands. Another, much wider, band confines the whole area of the shoulder of the vase, which is the only part with purely geometric decoration (figs. 3—5). All the patterns below are used not only as simple decorative elements, but also to emphasize partial details of the animal's head. Thus the space surrounding the shoulder, a part of the forehead, the sides of the face below the eyes, and the space on both sides of the handle at the back are covered with groups of two concentric circles executed freehand and enclosing a small arched line (figs. 1—5). In these patterns 3 an attempt has been made to imitate the short annular curls, which are characteristic of a sheep. The horns are surrounded at the base by a fairly broad band and the grooves in the horn are stressed by means of wide wavy lines. Broad bands also accentuate both sides of the horns. The narrow space between the horns is occupied by a ladder motif 4 in an arch-like arrangement. By means of three wavy lines, two bands are formed extending the whole width of the forehead below the horns. The narrow upper band is filled with a row of tiny circles6, the lower with short vertical lines in a ladder motif. The ground on both sides of the eyes is covered with concentric semicircles arranged in horizontal rows6. Special care was taken to achieve a more naturalistic rendering of the eyes themselves: a short broad horizontal line is used for the iris, which is enclosed within a thick ring imitating the pupil. The outer corners of the eyes are accentuated by three short vertical lines, while the lashes have been rendered by thin lines painted on the plastic eyelids. Each eye is confined within a narrow band outlined by a series of fine dots. The frontal ridge running from the space between the horns down to the muzzle is decorated with a row of superimposed »irises« (or »bivalve shells«)7 framed by joining curved lines, and the whole is flanked by two rows of short oblique lines. Two similar rows of lines, one above the other, frame the lower edge of the space between the frontal ridge and the eyes. The 3
4 5
Cf. Furumark, motif 27 (»sea anemone«) no. 29; also motif 48 (»quirk«) no. 26. Cf. Furumark, motif 64 (»foliate band«) no. 21. Cf. Furumark, motif 41 (»circles«) no. 3.
6
7
Cf. Furumark, motif 43 (»isolated semicircles«) h. Cf. Furumark, motif 10 (»iris«) no. 5; also motif 25 (»bivalve shell«) no. 28,
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A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
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DOUMAS
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
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Fig. 5. T o p view of t h e r h y t o n fig. 2
lower half of the sides of the rhyton is decorated with rows of superimposed chevrons 8 ; these rows sometimes alternate with others of short oblique lines (fig. 3). The frontal part of the muzzle is decorated with a »framed quirk« 9 below which tiny dots and ladder-like patterns are disposed in a chevron-like arrangement. The same motifs are repeated on the back of the muzzle but here they are arranged to form bands of joining arches. The lower part of the muzzle seems to have been covered entirely with brown paint 10 . On the rear of the vase, painted motifs are combined with relief decoration. The central ridge below the handle is covered with a framed row of superimposed arch-shaped lines (fig. 2 b); on either side of this central ridge, two saw-toothed patterns are vertically arranged, the outer one extending from the upper foot of the handle down to the muzzle, while partly covering the lateral ridge11. A vertical wavy band on the ridge of the handle is filled with tiny dots, and framed by narrower wavy bands. The spaces on either side of this arrangement are painted brown. In general, the decoration applied on our rhyton can be seen as an attempt by the artist to render the ram's head as naturally as possible. The neck of the vase is the most puzzling part; it does not appear to belong to the animal's head. It is, for this reason, covered with severe geometric and lifeless decoration, while separated from the rest by the broad brown band encircling the pot's shoulder. Also isolated by bands surrounding its base is the handle, another unusual feature of the vessel. The handle, however, has cleverly been used to form 8
9
Cf. F u r u m a r k , motif 58 (»parallel chevrons«) no. 22. Cf. F u r u m a r k , motif 48 (»quirk«) no. 10.
10 11
Traces are preserved between t h e nostrils. This p a t t e r n recalls F u r u m a r k ' s motif 42 (»joining semicircles«) no. 30.
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Figs. 6 — 8. Rhyton from Rhodes. Rhodes, Museum
A MYCENAEAN R H Y T O N F R O M NAXOS
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Fig. 9. Rhyton from Crete. Paris, Louvre
Fig. 10. Rhyton from Carpathos. London, British Museum
Figs. 11 and 12. Rhyton from Cyprus. London, British Museum
a more or less organic link between the lifeless upper part of the vase and the naturalistic animal's head. Its emergence from the supposed junction of the head and neck of the animal appears to be quite natural while, from the point of view of decoration, it constitutes the normal transition from the pure geometric to the rather sophisticated patterns. Although abundant Mycenaean pottery has been found in Naxos in recent years, the shapes hitherto have been among the most common (stirrup jars, kylikes, askoi, hydriai, etc.). Vases in the form of birds have also been found12. But this is the first time that a rhyton of a very rare form came from the site. 12
Zapheiropoulos, FTpaKT. 1960, pi. 275a.
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Figs. 13 and 14. Rhyton from Ras Shamra, front and three-quarter view. Paris, Louvre AO 18521
Plastic vases in the shape of an animal appear quite early in the Aegean Bronze Age and continue during the Late Helladic period13. Rhyta in the form of an animal's head appear in the Middle Minoan I I and become common during the Late Minoan period14. Among the earliest examples are those in the form of a bull's head from Knossos15, Phaistos 18 , Zakros17, and Mycenae 18 ; other examples in the form of a lion's head have been found at Knossos19, Mycenae20, and Delphi21. In addition, rhyta in the shape of the head of a bull, lion, dog, or a griffin are known from the wall-paintings in Egyptian tombs, in which the Keftiu people are shown carrying such vessels22. A whole series of rhyta in the shape of an animal's head dating to the advanced Late Helladic period have been found in the eastern Mediterranean. Of these, some in the form of a bull's head constitute a special group and are very common in Rhodes. One example of this type of rhyton in the Rhodes Museum 13
Evans (1914) 90. For Early Minoan vases in the form of an animal s. Marinatos —Hirmer fig. 9 (doves) and 14 (bull). An Early Cycladic marble vessel in the shape of a ram from Amorgos is now in the Ashmolean Museum, Oxford, inv. 1912. 71 (Zervos 247 fig. 332). Also Early Cycladic is a marble pyxis in the form of a pig in the N. P. Goulandris Collection in Athens (Doumas, Goulandris 78 no. 285). In the form of a bear is the pot from the Early Cycladic cemetery at Chalandriani on Syros (Zervos 180 f. figs. 238. 239). For Late Helladic vases in the form of an animal s. Karageorghis 224ff., where he gives the relevant bibliography, and for Late Helladic vases in the form of a hedgehog s. Buchholz, B J b V . 5, 1965, 77 pi. 13, 1 - 4 ; 16, 1. A base silver rhyton in the shape of a stag comes from the Royal Tomb IV at Mycenae (Marinatos —Hirmer fig. 177). s. also K. Tuchelt, Tiergefäße in Kopf- und Protomengestalt (1962) 24 ff.
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Nilsson, MMR. 144. One rhyton of steatite (Marinatos—Hirmer fig. 98). Two rhyta of clay (L. Pernier, II Palazzo Minoico di Festos I 372ff. fig. 225). One rhyton of steatite (TTpaKT. 1963, pi. 152a). One example of silver and gold (Marinatos — Hirmer fig 175) and fragments from two others of steatite (A. J . B. Wace, Mycenae. An Archaeological History and Guide [1949] 68 figs. 26. 27). One example of white marmoreal steatite (Marinatos — Hirmer fig. 99). One rhyton of gold (Marinatos —Hirmer fig. 176). Fouilles de Delphes V (1908) 3 figs. 13; 13a. Evans (1914) 87. Evans (1914) 93. J . Vercoutter, L'Égypte et le Monde Égéen Préhellénique. Le Caire (1956) 311 ff. From Phaistos is reported a rhyton in the form of a human head (Nilsson, MMR. 144).
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
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Fig. 15. L e f t side view of t h e r h y t o n fig. 13
comes from the cemetery at Ialyssos and is illustrated here (figs. 6—8) by courtesy of the Ephor of Antiquities in the Dodecanese, Mr. G. Constantinopoulos 23 . In all the vessels in this category the idea of the vase is predominant: they consist of a broad flat base upon which a cylindrical body stands. Ears, horns and eyes, as well as the muzzle of the beast, although modelled, appear out of place attached to the vessel, whose form is very close to that of the Late Helladic I I I alabastron 24 . They have, as already stated, the form of a bull's head, and their Minoan character cannot be disputed 25 . Within this category, the rhyton in the form of a hedgehog from Larnaka on Cyprus 26 may be classified. Also of Minoan origin and character are those vases in the form of a bull's head where the animal's neck forms the base; these vases can be considered rather as busts of the beast (fig. 9)27. Another group of rhyta of the animal's head type includes those in which it is clear that an attempt at the more or less accurate rendering of the features of the beast has been made. Although a prototype for these vases can be recognized in the piriform rhyton 28 , the predisposition towards a naturalistic portrayal is obvious, to judge from the variety of the heads modelled in clay. The bull's head appears rather frequently in this group too. Two vases in this form, now in the British Museum, come from Carpathos and from Enkomi in Cyprus respectively (figs. 10—12)29. From Ras Shamra come rhyta in the form of 23
Clara R h o d o s I 63 fig. 44. I wish t o express m y g r a t i t u t e t o t h e E p h o r of Antiquities in t h e Dodecanese, Mr. G. Konstantinopoulos, who generously provided t h e p h o t o g r a p h s of this r h y t o n a n d authorized me t o reproduce t h e m . T w o similar r h y t a h a v e been published b y K a r o 259 ff. figs. 11. 12.
24
Cf. Stubbings, BSA. 42, 1947, 42 fig. 18 C. D. Also R . Higgins, Minoan a n d Mycenaean Art (1967) 122 fig. 144. K a r o 260. ASAtene 6/7, 1 9 3 2 - 3 4 , 256. K a r a georghis 230. Karageorghis 225 pi. 21, 1. 2.
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L o u v r e CA 909 (CVA. L o u v r e [1] I I Ac pi. 1). F r o m Crete. Karageorghis 230. I wish t o express my t h a n k s t o M. P. D e v a m b e z of t h e L o u v r e Museum for allowing m e t o use t h e p h o t o g r a p h of this r h y t o n as well as t o Mrs. A. . S a m a r a K a u f f m a n n for sending it. Karageorghis 230. s. also C. W . Blegen, Pros y m n a I I fig. 726. Schaeffer fig. 93. BMC., F o r s d y k e 177f. (A. 971, f r o m Carpathos) a n d BMC., W a l t e r s 117 (C. 607, f r o m E n k o m i ) ; s. also Karageorghis 225 pi. 21, 3. 4. T h e photographs of b o t h t h e r h y t a in t h e British Museum are published here by courtesy of t h e Trustees
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Figs. 16 a n d 17. R h y t o n f r o m R a s S h a m r a , f r o n t a n d t h r e e - q u a r t e r view. Paris, L o u v r e AO 19932
a goat's head (figs. 13—18)30 and another, in the form of a fox's head, now in the Ashmolean Museum, Oxford, is said to be from Tiryns (fig. 19)31. The Naxian rhyton in the form of a ram's head also belongs to this group, and, as far as the author is aware, is unique in this form 32 . The bulk of vases which constitute this last group come mainly from the eastern Mediterranean (Ras Shamra, Cyprus), although examples from sites further west, closer to the centre of the Mycenaean world, as we have already seen, are not lacking. It may, perhaps, be of importance that the vessels of this group were found at sites which lie on the route from the Greek mainland to the east and vice-versa: Tiryns, Naxos, Carpathos, Cyprus, and Ras Shamra. Although the Naxian rhyton undoubtedly belongs to the above group, some differences between it and the other vases of the same group are noticeable. For example, in almost all the rhyta in this group, the opening on the top of the vessel is broad, while the neck, if not entirely lacking (fig. 18)33, is formed by elongating the rim slightly (figs. 11. 15. 19)34. Our rhyton, on the other hand, is provided with a definite neck with a much
30
of t h a t Museum. To Dr. R . Higgins, who kindly p u t in m y disposal all i n f o r m a t i o n a n d r e l e v a n t material in t h e British Museum, I express m a n y thanks. L o u v r e AO 18521 a n d AO 19932. s. also Schaeffer 220ff. figs. 92 A —D. E —H; 93, 5 — 7 pi. 36. Karageorghis 226 pi. 21, 5. 6; 22, 1. Karageorghis 226 n o t e 3 suggests t h a t b o t h t h e r h y t a L o u v r e AO 19932 a n d Schaeffer fig. 92 A — D can be considered highly schematized forms of a bull's head. I wish t o express my t h a n k s t o Prof. Schaeffer for kindly allowing me t o use a n d reproduce t h e p h o t o g r a p h s used in this p a p e r ; t h a n k s are also d u e t o M. P a r r o t , Conservateur en Chef in t h e Louvre, for sending me these p h o t o g r a p h s .
31
E v a n s (1914) 89. Karageorghis 228f. considers t h e f o r m of this r h y t o n t o be a dog's head. s. also A. D. Lacy, Greek P o t t e r y in t h e Bronze Age (1967) 216 fig. 85c. For t h e p h o t o g r a p h a n d t h e permission t o include it in this paper, I a m ind e b t e d t o t h e Keeper of t h e D e p a r t m e n t of Greek a n d R o m a n Antiquities in t h e Ashmolean Museum, Mr. J. B o a r d m a n , a n d also t o Mrs. W . L. Brown.
32
Lacy (supra n o t e 31) 94 m e n t i o n s one r h y t o n in this form f r o m E n k o m i ; p e r h a p s he refers t o t h a t in t h e British Museum C. 607 (s. s u p r a n o t e 29).
33
Schaeffer fig 93, 5 — 7. Karageorghis pi. 21, 6.
34
Schaeffer figs. 92; 93, 2. 3.
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
385
Fig. 18. L e f t side view of t h e r h y t o n fig. 16
Fig. 19. R h y t o n f r o m Tiryns. Oxford, Ashmolean Museum
narrower opening. Moreover, in the Naxian vase the naturalistic rendering reaches a very high degree. Ears and horns have been modelled in the round, a feature which is also to be seen in the rhyta from Tiryns, Carpathos, and Enkomi (figs. 19. 10—12), while in all the remaining examples of the group, these features have been rendered in relief (figs. 13—18)3S. Perhaps it may be significant that the less naturalistic examples come from the most eastern 35
Schaeffer figs 92. 93.
25 AA. 1968
386
CHRISTOS
DOUMAS
sites related to the Mycenaean world. A further distinction between the 'western' and 'eastern' rhyta is to be seen in the painted decoration: the motifs in use in the latter are more conventional. Even on the rhyton from Ras Shamra (figs. 16—18), which is believed to be a direct Mycenaean import 36 , the decoration consists of schematic floral motifs. In fact, its shape, with a pointed muzzle, recalls the Tirynthian vessel37; however, it still remains lifeless. The attempt at a more naturalistic rendering, which is to be seen in the rhyta from Carpathos, Enkomi, Naxos, and Tiryns, unites these vessels in a special category; the sites at which they were found are closer to the Mycenaean metropolis and constituted real Mycenaean colonies. Perhaps Mycenaean potters themselves modelled these rhyta. On the other hand, in sites like Ras Shamra, Mycenaean agents rather than colonies were established, and the rhyta from there are not without reason considered to be local imitations 38 . Unfortunately, as already mentioned, the Naxian rhyton does not come from a proper excavation, and thus, apart from the find-spot, other information and context are missing. Further investigations were impossible at the time in the immediate neighbourhood for houses occupied the whole area. The few sherds collected from the debris are, of course, unstratified; nevertheless, the fact that among them was found one which belonged to the rhyton, and which was immediately attached to it, links these sherds with the rhyton itself. The pottery to which the sherds belong is not unknown in that area. Recent excavations carried out by Professor N. Kondoleon in Grotta brought into light an important Mycenaean settlement which thrived there mainly during the Late Helladic I I I period 39 . The rich chamber tombs discovered in the vicinity, at Aplomata 40 , and farther north-east at Kamini 41 give one a good idea of the prosperity of the settlement. Some of the vase shapes from the settlement itself, as well as from the above cemeteries, can be reconstructed from the sherds collected at the same time as the rhyton. The decorative motifs on them do not add anything new to the repertoire already known. Patterns such as the »argonaut« (fig. 20f), the »double axe« (figs. 21b; 23e), or the »ogival canopy« (fig. 23d), in the form which appears on our sherds, occur in the Late Helladic II period 42 ; to that period could be ascribed the »scale pattern« (figs. 22a. b; 23a), as well as the »stipple pattern« (figs. 22d; 23c), although these two motifs in that form also occur in the Late Helladic I I I period 43 . To the Late Helladic III repertoire belong most of the patterns which occur on these sherds; the »wavy line« (fig. 20d), »isolated spirals« (figs. 20b. c. e; 23b), »circles« (fig. 20g), »whorlshell« fig. 20a), and the flower as it occurs mainly on handle zones (fig. 21c), »chequers« (fig. 23d), »running spiral« (figs. 21a; 22c)44, as well as the simple linear decoration 45 , are among these patterns. Exclusively from the Late Helladic III repertoire, and especially from its advanced phases B and C, come the motifs which decorate the surface of the rhyton 48 . There is no doubt, therefore, that our vessel must be assigned to an advanced stage of the Late Helladic III period, which coincides with the floruit of the settlement. It is, 36 37 38 39
40 41 42
Schaeffer 222f. Karageorghis 226. Karageorghis 229. Schaeffer 220ff. Karageorghis 225ff. Kondoleon, TTpaKT. 1959, 187; 1961, 193; 1963, 152. Desborough, CAH. 7. Kondoleon, TTpaKT. 1958, 229; 1959, 180ff. Zapheiropoulos, TTpaKT. 1960, 328ff. Furumark, motif 22 (»argonaut«) no. 3; motif 35 (»double axe«) no. 11; motif 13 (»ogival canopy«) no. 5.
43
44
45 46
Furumark, motif 70 (»scale pattern«) no. 1. 7; motif 77 (»stiffle pattern«) no. 2. Furumark, motif 53 (»wavy line«) no. 6; motif 52 (»isolated spirals«) no. 1; motif 41 (»circles«) no. 3; motif 23 (»whorl-shell«) no. 1—3; motif 18 (»flower«) no. 73; motif 56 (»chequers«) no. 2 and motif 75 (»pannelled patterns«) no. 34; motif 46 (»running spiral«) no. 57. Furumark 248. s. footnotes 3 — 11.
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
Figs. 20 a n d 21. Mycenacan sherds f r o m Naxos
25 :
387
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CH. D O U M A S ,
A MYCENAEAN RHYTON FROM NAXOS
Figs. 22 a n d 23. Mycenaean sherds f r o m Naxos
I. S C H E I B L E R ,
KOTHON -
EXALEIPTRON
389
in fact, the period of close relations between Naxos on the one hand and Attica 47 , the south Peloponnese48 and the Dodecanese49 on the other. The position of the island situated midway between the Greek mainland and the western Asiatic coast resulted in Naxos becoming an important station for sailors and merchants travelling from east to west and vice-versa. The discovery of the rhyton at a place near the present port indicates the extent of the settlement towards the south; it seems to have occupied the whole north-east coastal area of the present town. The location where the rhyton was found must be important since such vessels were not of household use and had to be kept in special places60. It would be arbitrary to suggest any special building on the site (such as a palace, sanctuary etc.) before any further investigation at this spot could be undertaken; but the fact that most of the houses there are small and old allows as to hope that the chance for a systematic excavation on the site has not yet been lost for good. London
Christos Doumas
KOTHON — E X A L E I P T R O N Addenda P. Mingazzini ging kürzlich erneut der Frage nach, wie der aus der schriftlichen Überlieferung hinreichend bekannte, im Denkmälerbestand aber bislang noch gesuchte KGOÖGOV zu identifizieren sei1. Aus den Nachrichten geht mit Sicherheit hervor, daß es sich beim Kothon in erster Linie um ein Trinkgefäß handelt. Somit trifft der Name auf die einzige Gefäßform, für die er sich in der Archäologensprache zählebig hält, nämlich das archaische, vorwiegend korinthische Gefäß mit eingerolltem Rand (Abb. 3), auf keinen Fall zu, denn wenn aus einem antiken Gefäß das Trinken unmöglich ist, dann aus diesem. Die Lösung Mingazzinis ruft aber nun in anderer Hinsicht Bedenken hervor: Nach den von ihm selbst gesammelten Beispielen läßt sich die dort vorgeschlagene "Pilgerflaschen'-Form2 zwar im kyprisch-syrischen Bereich sowie später in Italien und wieder in Ägypten nachweisen, fehlt aber so gut wie ganz in Griechenland selbst, auf dessen Denkmälerbestand die meisten Schriftquellen zunächst bezogen werden müssen. Vom lakonischen Kothon heißt es, daß er zum Gepäck des marschierenden Soldaten gehörte3 So möchte man glauben, daß die Feldflaschen-These nicht ganz ohne Assoziationen zur Moderne entstanden ist. Auf eine grundsätzlich andere Form, nämlich die eines Bechers, führt die vor einem Jahrzehnt erschienene Untersuchung E. Kirstens, die das Quellenmaterial in Bezug auf Herkunft, Form und Verwendung des Kothons ausgiebig behandelt 4 . Einen weiteren Gewinn 47
Desborough, CAH. 7. Zapheiropoulos, FIpotKT 1960, 339f
48
Zapheiropoulos, FTpaKT. 1960, 339
49
Desborough, CAH. 7. Zapheiropoulos, TTpccKT 1960, 339.
50
Although the religious character of the rhyta in the form of an animal's head is not strongly confirmed, one cannot refuse that they were
1 2
3 4
precious vessels and, therefore, more carefully kept (s. also Nilsson, MMR. 145 f. 235). AA. 1967, 344ff. Ein flaschenartiges Gefäß vermuteten im Kothon schon einige Forscher des 19. Jhs., vgl. R E . X I 1 5 1 7 1 s. v. Kothon. Athenaeus X I 66; Plutarch, Vita Lyc. 9, 7 E. Kirsten in Charités, Festschr. E . Langlot? 110 ff.
390
INGEBORG
SCHEIBLER
bedeutete aber vor allem ein attisches Gefäßfragment klassischer Zeit, das in Isthmia zutagekam und den fraglichen Gefäßnamen am Boden eingeritzt zeigt8. Mingazzini erwähnt diesen Fund, mißt ihm aber von seinem Standpunkt aus keinen Zeugniswert bei. Hierzu dürfte nicht unwesentlich beigetragen haben, daß die von O. Broneer zitierte Formparallele 'Berlin 2266', eine spätarchaische große Trinkschale, nicht gemeint sein kann und auf einen falschen Weg führt 6 . Tatsächlich ergibt sich aber aus einem zweiten von Broneer angegebenen Beispiel7 sowie mit Sicherheit aus dessen Rezension des 5. Bandes der Olympischen Forschungen 8 , daß das beschriftete Fragment von Isthmia als sog. 'mug' (Abb. 1) zu ergänzen ist. Dieser Gruppe von Gefäßen, der auch die jüngeren Riefelkännchen angehören, hat W. Schiering eine eingehende Studie gewidmet 9 . Gewiß kann man nicht vorschnell aus dem Einzelfall eines aufgeschriebenen Gefäßnamens eine bisher unbenannte Vasenform benennen. Einmal sind nur allzu häufig die antiken Gefäßnamen ursprünglich in einem allgemeineren Sinne verwendet worden als wir ihn heute festlegen. Gerade zur Form des Kothons liegen jedoch besondere Angaben in den Schriftquellen vor Andere Bedenken erwachsen aus den merkantilen Inschriften auf Vasen, unter welchen sich Vasennamen befinden, die mit Sicherheit nicht zum Inschriftenträger gehören 10 . Wird man aber die Inschrift des Fragmentes von Isthmia merkantil verstehen müssen ? Der Singular des Wortes spricht nicht dafür, ebensowenig das Fehlen von Zahlzeichen, möglicherweise auch die Sorgfalt der Inschrift 11 . Gefäßnamen werden dagegen gern auch bei Besitzergraffiti mitgenannt, häufiger sogar als bei Weihinschriften, so daß man auch diese letzte Möglichkeit einer Ergänzung der Inschrift ausscheiden möchte 12 . Man würde vielleicht immer noch zögern, den Zeugniswert eines solchen Graffito voll anzuerkennen, wenn sich nicht gerade mit diesen Kännchen die antiken Nachrichten, die den Kothon beschreiben, ohne Widersprüche in Einklang bringen ließen. Mingazzini stellt die Quellen in Listenform mit Übersetzung und Erläuterungen zusammen 13 . Die beiden auf Kritias zurückgehenden Nachrichten (Mingazzini Nr. 4 und 17) geben am ausführlichsten Auskunft über Form und Verwendung des Gefäßes 14 . Soldaten, die im freien Gelände unterwegs waren, mußten als Trunk häufig mit unklarem Quell- oder Flußwasser vorlieb nehmen. Der Kothon aber war so gestaltet, daß sich Sand und Sedimente in ihm absetzen konnten und beim Trinken nicht mit in den Mund gelangten. Dies bewirkten die sog. cxiißooves, wohl
5
6
7 8 9
10
Hesp. 28, 1959, 335 Nr. 9 Taf. 70i; J d l . 79, 1964, 72 irrig als Fund von der Agora erwähnt. A. Furtwängler, Beschreibung der Vasensammlung 2266: Schale des Pamphaios (J. C. Hoppin, Handbook of Attic Redf. Vases II 279). Die gemeinten einhenkligen Becher finden sich dagegen bei Furtwängler a. O. Formentafel VI unter den Nummern 222 und 223; Vgl. Mingazzini a. O. 353: Statt »F. Brommer« ist dort O. Broneer zu lesen. Hesp. 24, 1955, Taf. 52a. Gnomon 37, 1965, 817. A. Mallwitz—W. Schiering, Die Werkstatt des Pheidias in Olympia, OlForsch. V 169ff. J. D. Beazley zählt die Form zu den Oinochoen: ARV. 2 S. L shape 8. R. Hackl, Merkantile Inschriften auf attischen
11 12
13
14
Vasen, in Münchener Arch. Studien 47 ff. 95 f. Beazley, Hesp. 33, 1964, 83. Vgl. Hackl a. O. Taf. 1 - 3 . Besitzergraffiti: P. Kretschmer, Griech. Vaseninschr. 4 Anm. 3. Vanderpool, Hesp. 36, 1967, 187f. Weihungen: Kretschmer a. O. Anm. 4. Die Weihinschrift des Kothons Hesp. 24, 1955, 133 Nr. 19 (vgl. Hesp. 28, 1959, 335) bedarf nicht unbedingt einer Ergänzung durch den Gefäßnamen. AA. 1967, 354 ff.; im folgenden wird nach diesen Listennummern zitiert. Zu einigen neuen Übersetzungsvorschlägen Mingazzinis erübrigt sich eine Stellungnahme, da diese die 'PilgerflaschenThese' voraussetzen. Vgl. hierzu im besonderen auch Kirsten in Charites 113 ff.
KOTHON-EXALEIPTRON
391
Abb. 1. Attischer Kothon. München, Antikensammlung Abb. 2. Böotische Deckelpyxis. London, Brit. Museum
der durch Einschnürung des Gefäßhalses allseitig hervorgerufene Vorsprung im Inneren des Kothons 16 ; jedenfalls läßt sich diese Trinkweise mit dem Riefelkännchen leicht nachvollziehen. Auch die weniger als sachliche Beschreibung denn als dichterische Bereicherung gedachten Adjektive . . . TrupiyEvfj, KVKAoTspfi, ßpotxüooTov, UCCXÜCTTOHOV . . . (Mingazzini Nr. 8) sind mühelos auf den kleinen Trinknapf zu beziehen. Mehr besagt es, wenn Polemon ein Gemälde beschreibt, auf welchem ein Satyr einen einhenkligen, geriefelten Kothon schwingt (Mingazzini Nr. 14); hier wäre es vollends abwegig, sich eine 'Pilgerflasche' vorzustellen. Erwähnung verdient auch die Bemerkung aus den Aristophanes-Scholien (Mingazzini Nr. 16), nach welcher in römischer Zeit die Unterscheidung von Kothon, Kantharos und Kyathos offenbar nicht mehr klar zu treffen war. Näherten sich die Formen dieser drei Gefäße in der Spätzeit einander an, weil ohnehin allen ein eingezogener Rand gemeinsam sein konnte ? Wäre der Kothon flaschenförmig gewesen, hätte es wohl kaum zur Auswechselbarkeit dieser Namen kommen können16. Schließlich werden in Tempelinventaren auch Kothone aus Erz und Silber genannt 17 ; solche Exemplare lassen sich jetzt im Denkmälerbestand nachweisen18. Ergänzung und Bestätigung bieten die Darstellungen des kleinen Trinkbechers in der Vasenmalerei, wie sie Schiering gesammelt und interpretiert hat, ohne allerdings in diesem Gefäß in erster Linie ein Trinkgefäß zu sehen19. Nun aber hat die Deutung von jenen Darstellungen auszugehen, die den Becher gerade in Verbindung mit dem Wanderer zeigen 15
Mingazzini Nr. 4, 17 und 18. Die Einschnürung am Hals dürfte deswegen (eher als die Wölbung des Gefäßbauches) gemeint sein, weil damit sonstige Bedeutungen des Wortes äußcov besser übereinstimmen. Der Plural des Wortes erklärt sich leicht aus der vervielfachten Wirkung dieses Vorsprungs von allen Seiten. Am Hafen von Karthago (Kirsten a. O. 115ff.) wären demnach das Wesentliche die Landzungen, die den
16
inneren vom äußeren Hafen trennen. Zur Erklärung der äußcovES vgl. auch R E . X I 1517. Gemeinsam ist diesen drei Gefäßnamen auch ihre Verwendung als antike Hafen- und Gewässernamen, s. Kirsten a. O. 117f.
17
R E . X I 1518 s. v. Kothon.
18
Schiering, OlForsch. V 172 Abb. 46. 47,
19
Ebenda 172 ff,
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SCHEIBLER
(Abb. 2) 20 ; aus ihr ergibt sich dann die erst sekundäre Verwendungsmöglichkeit als Spendekännchen. Gespendet wird zudem einmal im ländlichen Heiligtum, einmal am Grabe, und man möchte jetzt umgekehrt meinen, daß durch ein solches Gefäß der Opfernde als Wanderer charakterisiert wird. Keinen Zweifel darüber, daß es sich bei dem Riefelkännchen um einen Trinkbecher für Wasser handelt, läßt auch die Darstellung auf dem rotfigurigen Krater in Madrid21; hier ist es Brunnenwasser, das ein Knabe für eine Gruppe durstiger Männer hochgezogen hat. Gierig trinkt der erste bereits aus dem großen Schöpfkrug, während der letzte von ihnen den kleinen Riefelbecher hält. Rotfigurige Bilder auf den Kännchen selbst deuten größtenteils ebenfalls den Verwendungsbereich an. Bezug auf das Kriegerleben nehmen die heranschleichenden Hopliten auf dem Becher in München (Abb. I) 2 2 ; ähnlich dürften auch die in Isthmia gefundenen Fragmente zu ergänzen sein23. Palästradarstellungen sind zwar allgemein beliebt, besagen hier aber wohl, daß zur gelegentlichen Erquickung der Kothon auch in der Palästra nicht fehlte. Solche Hinweise schließen selbstverständlich die Verwendung des Kothons als Weinbecher nicht aus. Das Verb K C O 0 C O V Í £ C O verengte sich sogar zu der Bedeutung von unmäßigem Trinken von Wein; man mag sich dabei unserer Wendung 'bechern' oder 'Wein wie Wasser trinken' 24 erinnern. Im Gegensatz zum Kantharos, dem Gefäß des Weingottes selbst, oder zu der bei festlichen Symposien bevorzugten Trinkschale und selbst noch zum Skyphos, dem Weinbecher schwärmender Komasten, gelangen wir jedoch mit dem Kothon in den Alltag. Als handlicher kleiner Becher war er für den einfachen täglichen Wassertrunk bestimmt, man konnte ihn zudem leicht mit sich führen und auch das Wasser natürlicher Quellen unbeschadet aus ihm genießen, so daß er dem Wanderer und dem Soldaten unentbehrlich war. Besitzergraffiti sind auf solchen kleinen Gegenständen des persönlichen und alltäglichen Gebrauchs besonders verständlich25. Wie hier erscheinen sie auch auf anderen kleineren Trinkgefäßen, vor allem aber, und zwar auffallenderweise in Athen zur gleichen Zeit wie die meisten Kothongraffiti, nämlich in der Spätklassik, auch auf Lampen 26 . Von der Überlegung, daß der Schmutz unklaren Trinkwassers in einem Trinkbecher nur zurückbleiben kann, wenn die Mündung entsprechend stark eingezogen ist, ging auch Kirsten bei seiner Suche nach der lakonischen Form des Kothons aus. Nach den Schriftquellen schien diese Einrichtung eine typisch lakonische, wenn nicht gar eine dortige Erfindung zu sein. Kirsten sieht sie in einer der Leitformen lakonischer archaischer Keramik, der Lakaina, verwirklicht. Man wird sich jedoch fragen müssen, ob dieser Becher mit seiner hohen, ausschwingenden Wandung und den am unteren bauchigen Gefäßteil ansetzenden zerbrechlichen Horizontalhenkeln geeignet war, »bequem im Ranzen untergebracht« zu werden (vgl. Mingazzini Nr. 4), oder ob nicht vielmehr die Lakaina ein vorwiegend kulti20
Ebenda 175 f. Zu der böotischen Deckelpyxis hier Abb. 2 vgl. ebenda 176 oben.
21
G. Leroux, Vases Gr. et Italo-Gr. du Mus. Arch. de Madrid Taf. 29, 197.
22
München, Antikensammlung 2562. CVA. München (2) Taf. 96, 1 - 3 . Beazley, ARV. 2 158.
23
Hesp. 24, 1955, Taf. 52a. Das Kriegerthema erscheint auf weiteren Bechern dieser Werkstattgruppe: Beazley, ARV. 2 156, 5 1 - 6 3 ; 158, 1 - 3 . Wanderer: Schiering a. O. Abb. 52; Beazley ARV. 2 263, 53.
24
Kirsten a. O. 115. Vgl. auch Mingazzini Nr. 7
25
28
und 14 sowie dionysische Bilder auf den Bechern selbst: Beazley, ARV. 2 77, 89; 152, 9; 156, 64ff.; 385, 226. Parallelen zu der bekannten Pheidias-Inschrift sind zahlreich erhalten: Schiering a. O. 149ff. 174 f. Nach der Inschrift der Oitaiischen Arbeitsgruppe können ärmere Werkstattleute auch einen Becher gemeinsam benutzt haben. Zu Trinkgefäßen vgl. oben Anm. 12. Lampen: The Athenian Agora IV Taf. 2 2 - 2 4 , bes. 215. 267. 283. 372. Spätklassische Graffiti auf attischen Lampen des Kerameikos: GL 53, 166, 173 und 284.
JiOTHON — E X ALEIPTRON
393
Abb. 3 und 4. Böotisches Exaleiptron. Berlin, Staatl. Museen
sches Gefäß genannt werden kann. Andererseits darf man schon im 7. Jh. Vorläufer der für die jüngere Zeit jetzt nachzuweisenden Kothonform erwarten: Nicht nur Archilochos erwähnt schon den Gebrauch des Kothons (Mingazzini Nr. 1), sondern auch der Begriff KGOSGOV AOCKCOVIKÖS dürfte, obwohl erst später belegt, in archaischer Zeit seine Wurzeln haben. Hier soll versuchsweise auf eine andere Form der frühen lakonischen Keramik aufmerksam gemacht werden, die zwar nicht häufig zutage gekommen ist, den spätarchaischen attischen 'mugs' (Abb. 1) aber äußerst verwandt zu sein scheint 27 . 27
BSA. 34, 1933/34, 123 Abb. 11C (BSA. 28, 1926/27, 61 Abb. 6d). BSA. 28, 1926/27, 61
Abb. 6 a (einhenklig ?).
394
I N G E B O R G
S C H E I B L E R
Die Verwendungsweise der flachen Gefäße mit eingerolltem Rand (Abb. 3) kann dagegen durch einen Namen wie 'Exaleiptron' gekennzeichnet werden. An anderer Stelle wurde zu erläutern versucht 28 , daß in bezug auf ihre Verwendung die älteren 'Kothone' von den jüngeren 'Plemochoen' nicht zu trennen sind, daß vielmehr die äußerlichen Varianten mit niedrigem Fuß, hohem Zentralfuß und drei Füßen teils auf zeitlichen und landschaftlichen, teils nur auf typologischen Unterschieden beruhen. Zu einigen dort erwähnten Beispielen sei hier folgendes nachgetragen. Das Exaleiptron Berlin 3328 (Abb. 3. 4) kann nach seinem Dekorationsstil als böotisch gelten 29 . Ohne Ritzung aufgetragene Abb. 5. Böotisches E x a l e i p t r o n . Berlin, geometrische und orientalisierende Motive S t a a t l . Museen halten sich gerade in Böotien neben der schwarzfigurigen Malweise noch weit in das 6. Jh. hinein 30 . Zudem finden sich zu der überaus dünnen und weichen Ritzung der Wasservögel im Böotischen die nächsten Parallelen 31 . Die Gefäßform als eine korinthisierende hat im früheren 6. Jh. weder in Böotien noch in Athen etwas Verwunderliches. Ein zweites böotisches Exaleiptron wurde nach alter Kunsthandelaufnahme als Beispiel für den Dreifußtypus mit gestütztem Becken aufgeführt 32 . Es ist identisch mit einem jetzt in Berlin befindlichen Gefäß (Abb. 5)33, auf das I. K. Raubitschek neuerlich aufmerksam gemacht hat 34 . Es sei hier nochmals erwähnt, da es möglicherweise zur Verwendungsfrage etwas aussagt. Im Deckelauflager des Gefäßes erscheint eine Lieblingsinschrift auf den Knaben Polytimidas, die sich an der Innenseite des Deckels wiederholt und die in Verbindung mit der Kleinheit des Gefäßes darauf schließen läßt, daß dieses Exaleiptron von einem Knaben benutzt oder einem solchen ins Grab mitgegeben wurde. Wie nach entsprechenden weiteren Beigaben aus Männergräbern 35 , wo das Exaleiptron nicht nur Totenkultgefäß zu sein braucht, möchte man auch nach diesem Zeugnis vermuten, daß der Gebrauch von Duftölen in archaischer Zeit und besonders in Böotien unter den Männern verbreiteter und selbstverständlicher war als später. In der attisch-rotfigurigen Vasenmalerei des 5. Jhs. erzählen dagegen viele Darstellungen von der Verwendung des Exaleiptrons im Frauengemach 36 . Aus ihrer reichen Zahl verdienen zwei weitere Beispiele ein näheres Eingehen. Selten abgebildet ist bisher die Pelike 28 29
30
31 32 33
J d l . 79, 1964, 72ff. E b e n d a 74 f. Abb. 1 — 4. D o r t nach Tonbestimm u n g von E . Pernice u n t e r den attischen Beispielen a u f g e f ü h r t . R. Elgnowski in Festschr. E . v. Mercklin Tai. 20, 4. P. N. Ure, P o t t e r y f r o m R h i t s o n a Taf. 7. 9. Ure, MetrMusStud. 4, 1932, 18ff. J d l . 79, 1964, 95 Abb. 16. Staatl. Museen 4849. Publiziert von O. Kern, [nscr. Gr. S. I X Nr. 10. I n s c h r i f t bereits
34
35 36
e r w ä h n t von Burrows —Ure, J H S . 31, 1911, 80 A n m . 64. Hesp. 35, 1966, 162f. Selbst wenn m a n eine etwas spätere D a t i e r u n g a n n i m m t , als d o r t zitiert — Vergleiche m i t a t t i s c h e n Vasenornam e n t e n lassen eher a n das zweite Viertel des 6. Jhs. denken —, liegt hier ein b e m e r k e n s w e r t f r ü h e s Beispiel einer Lieblingsinschrift vor. J d l . 79, 1964, 91 A n m . 89. E b e n d a 84 ff.
KOTHON - E X A L E I P T R O N
wmmmm
Abb. 6. Pelike des Syriskosmalers. Berlin, Staatl, Museen
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KOTHON -
EXALEIPTRON
des Syriskos-Malers in Berlin (Abb. 6)37. Ihr gerahmtes Hauptbild zeigt drei Gestalten: eine zurückgewandte Frau mit hochgebundenem Haar, die in der Rechten ein Alabastron, in der Linken den Spiegel hält; ihr folgt ein kleines Mädchen mit Badetuch und Exaleiptron, das hier sowohl Badeöl wie flüssige Seife enthalten kann Die dritte Gestalt, eine junge Frau mit Haube, ist von der Szene abgewandt; sie faßt mit den Zähnen den weiten Überfall ihres Chitons, um sich besser gürten zu können 38 . Offenbar ist sie gerade vom Waschen und Salben zurückgekehrt, während die andere erst aufbricht. Das Exaleiptron erscheint also hier als alltäglicher Gebrauchsgegenstand. Anders in einer zweiten Darstellung, die der Wende vom dritten zum letzten Viertel des 5. Jhs. angehört. E. Tomasello machte die in Spina gefundene schlanke Oinochoe bekannt 39 , erst J. D. Beazley schrieb sie jedoch dem Aison zu40. Wieder sind drei Gestalten im Bild vereint. Hauptfigur ist die Sitzende in der Mitte, die vor sich ein Salbgefäß hält; hinter ihr erscheint eine Dienerin, nach Tomasello mit Alabastron und Sakkos, während ganz rechts eine weibliche Gestalt im Begriff ist, einen Myrtenkranz zu knüpfen. Hier herrscht nicht mehr die frische Eindeutigkeit des älteren Bildes. Das gesenkte Haupt der Sitzenden, ihr zaghaftes Zupfen am Schleier und das geradezu feierliche Hochhalten des Exaleiptrons weisen über eine Schilderung des Alltags hinaus. Ein unmittelbarer Handlungszusammenhang zwischen den Figuren besteht nicht. Tomasello erwähnt bereits das in der Gruppenbildung sehr verwandte Hydrienbild in Capua 41 , das jedoch gerade diesen Zusammenhang noch sichtbar werden läßt: Eine Dienerin nimmt dort das Salbgefäß in Empfang. Tatsächlich ist wohl auf der Hydria in Capua auch ein anderes Thema gemeint, nämlich der Aufbruch zum Grabe 42 . Die Kranzwinderin des Aison widmet dagegen ihre Aufmerksamkeit nur der Sitzenden, für die auch der Kranz bestimmt sein dürfte. Das Exaleiptron kann nurmehr als Attribut der Sitzenden und mit den Kränzen zusammen als Bedeutungsträger des Bildinhalts verstanden werden. Jener wird mit Tomasellos »preparativi per una ceremonia . . . nuziale« am besten umschrieben sein. Unter den vergleichbaren Bildern 43 gehört das Werk des Aison zu einer bisher seltener belegten Reifestufe, in der der handlungsbetonte Charakter älterer Genreszenen aufgegeben, die äußerliche Pracht der strahlenden Braut im spätklassischen Zustandsbild aber noch nicht erreicht ist. Stimmungsthema ist vielmehr die zögernde, sich besinnende Braut. Obwohl die attischen Frauengemachbilder unser Salbgefäß nur als Behälter vorführen, ohne daß man sich aus ihm bedient, wird man annehmen müssen, daß der Gefäßinhalt meist durch Tupfen dem Becken entnommen worden ist. Die Bezeichnung Exaleiptron ist also nichts weiter als ein sprechender Name und für diese Gefäßform keineswegs so sicher zu erschließen wie jetzt für die Riefelkännchen der Name Kothon 44 . Im engeren Sinne war 3?
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Staatl. Museen, Charlottenburg, 4496. Beazley, ARV. 2 262, 30. Bei einer Betrachtung dieser »Alltagsepisode« stellt E. Buschor das Berliner Gefäß an den Anfang einer Reihe ähnlicher Darstellungen: ÖJh. 39, 1952, 12f. Vgl. auch K. P. Stähler, Eine unbekannte Pelike des Eucharidesmalers 9f. ArchCl. 9, 1957, 145ff. Taf. 5 1 - 5 3 . CVA. Fer40 rara (1) Taf. 28, 1. 2. ARV. 2 1175, 12. ArchCl. 9, 1957, 147. Anm. 1. CVA. Capua (2) III I Taf. 8, 3; 9, 8 (um 450 v. Chr.). Das Exaleiptron, das hier überreicht wird, ist verschnürt (vgl. J d l . 79, 1964, 107 Abb. 31), d. h. doch wohl für einen längeren Weg be-
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stimmt. Auch der Kalathos kann zur Aufstellung am Grabe bestimmt sein, vgl. A. Fairbanks, Athen. White Lek. I 235 Abb. 50. J d l . 79, 1964, 84f. Anm. 62. 66. Mit den hier zitierten Darstellungen decken sich teilweise die bereits von E. Tomasello gesammelten Beispiele, ArchCl. 9, 1957, 146 Anm. 6ff. Wie J d l . 79, 1964, 73 gezeigt wurde, läßt die Konstruktion des Gefäßes nur auf einen beweglichen, am ehesten flüssigen Inhalt schließen. Es muß als solcher wohl doch auch das cr|jfi|ia, sofern es nicht zu dickflüssig war, erwogen werden, von dem man allerdings nicht mehr eindeutig ermitteln kann, ob es eine Salbe oder eine Seife
K. P E T E R S ,
ZU E I N E M A T T I S C H R O T F I G U R I G E N S K Y P H O S
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das Exaleiptron ein einfaches Schälchen, das, soweit ältere Denkmäler zeigen, vor allem beim Salben des Haares verwendet wurde45. Weitere Phialen dieser Art erscheinen auf attischen Vasenbildern in den Händen von Frauen, die zugleich einen Zweig schwingen: Dienen sie dort etwa zum Versprengen von Duftwasser46 ? In den üblichen Frauengemachund Toilettenszenen des 5. Jhs. erscheinen solche Phialen jedoch nicht. Auffallend ist nun aber, daß sie im späteren 4. Jh. auf unteritalischen Vasenbildern vorkommen, und zwar häufig im gleichen Zusammenhang wie in den älteren attischen Darstellungen das Gefäß auf hohem Fuß47. Es handelt sich hier gleichsam um eine Ablösung der 'Plemochoen'Form, die weder auf diesen noch auf anderen gleichzeitigen Bildern mehr zu belegen ist und auch im nachklassischen Denkmälerbestand selbst nicht mehr auftritt. Man darf annehmen, daß diese archaisch-klassische, stattliche und eigenwillige Gefäßform, in der man die Funktionen von Behälter und Tunkschale vereinigt, seit etwa 350 v. Chr. ganz außer Gebrauch kam. Wenn sie den Namen Exaleiptron trug, könnte sich dieser bei ihrem Verschwinden für das einfachere Ersatzgerät, die Schale, gehalten und in einer verengten Bedeutung im späteren Schrifttum niedergeschlagen haben. München
Ingeborg Scheibler
ZU EINEM ATTISCH ROTFIGURIGEN SKYPHOS Die beiden Bilder auf der Vorder- und Rückseite des hier veröffentlichten Skyphos (Abb. 1—4)1 aus dem Kreis des Polygnotos 2 bilden inhaltlich wie oftmals und gerade auf den Skyphoi aus diesem Kreis3 eine Einheit: Raschen Schrittes verläßt auf der einen Seite eine Frau mit einem flachen Kasten, den wir uns wohl aus Holz zu denken haben4, auf den
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war, vgl. R . Ginouves, B a l a n e u t i k e 143 A n m . 2. Von den f ü r diese Masse überlieferten B e h ä l t e r n (vgl. J d l . 79, 1964, 79) ist aus klassischer Zeit n u r der N a m e apir| |ion"oiach ^Gerrha fPers: