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German Pages 234 [221] Year 2021
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1970 • H E F T 3
BEIBLATT
ZUM
JAHRBUCH DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS BAND 85
WALTER DE GRUYTER 1971
â CO • BERLIN
INHALT Seite
J a h r e s b e r i c h t des Deutschen Archäologischen Instituts für 1969. Mit 3 Abbildungen
XXXIII
B l a n c k , H., Archäologische Funde und Grabungen in Mittelitalien 1959—1969. Mit 99 Abbildungen
275
B o h t z , C. H. — A l b e r t , W.-D., Die Untersuchungen am Demeter-Heiligtum in Pergamon. Vorläufiger Bericht über die Arbeiten der Jahre 1967—1969. Mit 38 Abbildungen
391
B o r c h h a r d t , J . , Das Heroon von Limyra — Grabmal des lykischen Königs Perikles. Mit 47 Abbildungen D e l C h i a r o , M. A., An Etruscan Gigantomachy from Caere. Mit 9 Abbildungen
353 . 346
H a f n e r , G., Das Bildnis des Massinissa. Mit 9 Abbildungen
412
M e t z l e r , D., Terrakottagruppe eines Liebespaares. Mit 1 Abbildung
421
N a e f , H., Griechenlandfahrer im Atelier von Ingres. Zu den Bildnissen von Ch. R. Cockerell, O. M. v. Stackelberg und eines Unbekannten. Mit 5 Abbildungen . . .
428
INHALT Seite
J a h r e s b e r i c h t des Deutschen Archäologischen Instituts für 1969. Mit 3 Abbildungen
XXXIII
B l a n c k , H., Archäologische Funde und Grabungen in Mittelitalien 1959—1969. Mit 99 Abbildungen
275
B o h t z , C. H. — A l b e r t , W.-D., Die Untersuchungen am Demeter-Heiligtum in Pergamon. Vorläufiger Bericht über die Arbeiten der Jahre 1967—1969. Mit 38 Abbildungen
391
B o r c h h a r d t , J . , Das Heroon von Limyra — Grabmal des lykischen Königs Perikles. Mit 47 Abbildungen D e l C h i a r o , M. A., An Etruscan Gigantomachy from Caere. Mit 9 Abbildungen
353 . 346
H a f n e r , G., Das Bildnis des Massinissa. Mit 9 Abbildungen
412
M e t z l e r , D., Terrakottagruppe eines Liebespaares. Mit 1 Abbildung
421
N a e f , H., Griechenlandfahrer im Atelier von Ingres. Zu den Bildnissen von Ch. R. Cockerell, O. M. v. Stackelberg und eines Unbekannten. Mit 5 Abbildungen . . .
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JAHRESBERICHT DES
DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS FÜR 1969
Während des Berichtsjahres ist dem Institut in dankbarst empfundener Weise die wirksame Unterstützung des Bundesministeriums des Innern zuteil geworden, zu dessen Geschäftsbereich es seit nahezu zwei Jahrzehnten gehört. Außerdem schufen die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die Stiftung Volkswagenwerk, die Fritz Thyssen Stiftung und die Theodor Wiegand Gesellschaft die Voraussetzungen zur Durchführung mancher wissenschaftlichen Arbeit, namentlich von größeren Aufgaben. Für diese Förderung dankt das Institut ebenso wie für die Mithilfe und für das Wohlwollen, die es in den Ländern erfahren hat, in denen es durch Abteilungen oder durch Ausgrabungs- und Forschungsexpeditionen vertreten ist. Zur Ordentlichen Jahressitzung trat die Zentraldirektion vom 26. bis 29. Juni in Berlin zusammen. Eine Außerordentliche Sitzung fand am 3. und 4. November in Frankfurt am Main statt. Der Engere Ausschuß, der am 20. Januar in Heidelberg zu einer Sitzung zusammenkam, bestand am 31. Dezember 1969 aus den Herren K. Bittel, F. Brommer, H. Drerup, R. Hampe, W. Krämer. Bei der Jahressitzung wurden Herr W. H. Gross, Hamburg, als Vertreter des Landes Hamburg, Herr K. Schauenburg, Kiel, als Vertreter des Landes Schleswig-Holstein, Herr K. Kraft, Frankfurt am Main, als Vertreter des Faches Alte Geschichte, Herr W. MüllerWiener, Darmstadt, als Vertreter des Faches Bauforschung und Herr B. Kötting, Münster, als Vertreter des Faches Christliche Archäologie neu in die Zentraldirektion gewählt. Das Institut erlitt einen schmerzlichen Verlust durch den Tod des 2. Direktors der Abteilung Rom, Dr.-Ing. H. Schläger, der, gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Dipl.-Ing. U. Graf, am 9. Juli bei Forschungsarbeiten vor der Küste von Lipari einem Tauchunfall zum Opfer fiel. Am 23. Februar verstarb Gesandter a. D. Hans von Schoen, Cureglia; er gehörte dem Institut seit 1926 als Ehrenmitglied an. Außerdem betrauert das Institut den Tod von Prof. Dr. phil. Dr.-Ing. Dr.-Ing. h. c. Armin von Gerkan, der vom 1. Oktober 1924 bis 31. Dezember 1937 als 2. Sekretär und anschließend bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges als 1. Sekretär der Abteilung Rom tätig gewesen war. Das Institut beklagt ferner den Tod seiner Mitglieder: Prof. em. Dr. phil. Dr. iur. h. c. Dr. rer. pol. h. c. Hermann Aubin, Hamburg; Oberstudienrat i. R. Paul Auer, Günzburg/Donau; Jean Baradez, Chamb6ry (Savoie); Prof. Goffredo Bendinelli, Rom; Fernand Benoit, Marseille; Prof. Dr. Carl Axel Boethius, Rom; George Coedfes, Paris; Prof. Dr. Attilio Degrassi, Rom; Prof. Dr. Hans Diepolder, Regensburg; Prof. Dr. Rudolf Egger, Wien; Generaldirektor a.D. Dr. Victor Girgis, Kairo; Dr. Miodrag Grbiö, Belgrad; Prof. Dr. Olaf Hansen, Kiel; Dr. phil. Jacob Hess, Rom; Prof. Gerard van Hoorn, Utrecht; Prof. Dr. Bruno Huber, München; Prof. Romilly James Heald Jenkins, Washington; Senatsrat a.D. Friedrich Lange, Berlin; Reichswirtschaftsrichter a. D. Dr. Dr. h. c. Richard Lepsius, Baden-Baden; Prof. Dr. Ludolf Malten, Göttingen; Prof. Eugen von Mercklin, Hamburg ;Cavaliere Carlo Mutinelli, Cividale; Ephoros Stratis Paraskevaidis, Mytilene; Prof. Dr. Sergej Iwanowitsch Rudenko, Leningrad; Juan Serra y Vilar6, Tarragona; Prof. Dr. Johannes Sievers, Berlin; Curator William Stevenson Smith, Boston, Mass.; Prof. Dr.-Ing. Arnold Tschira, Karlsruhe; Dr. Irmgard Woldering, Hannover; Prof. Dr. Alfons Wotschitzky, Innsbruck.
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Bei der Ordentlichen Jahressitzung 1969 wählte die Zentraldirektion zu Ordentlichen und Korrespondierenden Mitgliedern des Instituts: O R D E N T L I C H E M I T G L I E D E R : Hans von Aulock, Hermann Bengtson, Albrecht Dauber, Otto-Herman Frey, Gottfried Gruben, Theodor Hauschild, Nikolaus HimmelmannWildschütz, Walter Karnapp, Heinrich Otten, Otto Rochna, Siegwald Schiek, Helmut Schläger, Hermanfrid Schubart, Günter Ulbert. K O R R E S P O N D I E R E N D E M I T G L I E D E R : Jochen Bleicken, Dietrich Bohnsack, Nicola Bonacasa, Horst Braunert, Edmund Buchner, Georg Daltrop, André Dasnoy, Angelos Delivorrias, Georgios Despinis, Robert Dyson jr., Ulrich Gehrig, Peter Herrmann, Otto Prinz von Hessen, Wolfram Hoepfner, Kurt Horedt, Robert Koch, Hans-Georg Kolbe, Siegfried Lauffer, Adolf Lippold, Gamal Mehriz, Jutta Meischner, Walter Modrijan, Paul Naster, Evangelia Protonotariou-Deilaki, Hertha Sauer, Hatto H. Schmitt, Carol H. V. Sutherland, Mercedes Vegas de Wigg, Antonio Vinayo Gonzalez, Radu Vulpe. Der Präsident nahm im Februar an einer Sitzung bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg teil, im März an der Jahressitzung des Verwaltungsrates des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, im April und Mai an den jeweiligen Jahressitzungen der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt am Main und der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München. Vom 24. bis 26. Februar weilte er in Bonn anläßlich der Eröffnung der Ausstellung des Instituts »Ausgrabungen • Forschungen seit 1950« im Rheinischen Landesmuseum. Vom 30. April bis 4. Mai begab sich der Präsident nach Rom zur Erledigung von Dienstgeschäften bei der dortigen Abteilung. Am 5. Juni reiste er in die Schweiz nach Schaffhausen, wo im Museum zu Allerheiligen die zuvor in Bonn gezeigte Ausstellung des Instituts unter dem Titel »Erforschte Vergangenheit« am 6. Juni eröffnet wurde. Im August leitete er die Grabungskampagne in Bogazköy, war in den ersten Tagen des September beim 5. Internationalen Kongreß für Altertumswissenschaft in Bonn und am 10. September in Essen bei der Internationalen Arbeitstagung über Ausgrabungen und Untersuchungen in Nubien. Im Oktober reiste der Präsident in die Türkei, nach Zypern und nach Syrien, wo er am IX. Internationalen Kongreß für Klassische Archäologie in Damaskus teilnahm. Nach seiner Rückkehr leitete er am 5. November eine Sitzung der Archäologischen Trier-Kommission im Landesmuseum zu Trier und begab sich im Laufe des Monats mehrfach zu dienstlichen Besprechungen nach Bonn und Bad Godesberg. Bei einem erneuten kurzen Aufenthalt in der Türkei in der ersten Woche des Dezember zur Teilnahme an einer Feier anläßlich des 40 jährigen Bestehens der Abteilung Istanbul wurde dem Präsidenten am 5. Dezember von der Universität Istanbul die Würde eines Doctor Litterarum h. c. verliehen. Am 12. Dezember hielt er bei der Winckelmannfeier des Archäologischen Instituts der Universität Heidelberg den Festvortrag. Der 1. Direktor, W. Grünhagen, nahm im Februar teil an der Eröffnung der Ausstellung des Instituts im Rheinischen Landesmuseum in Bonn. Er hielt im Rahmen der Sonderveranstaltungen anläßlich dieser Ausstellung einen Vortrag über das Thema »Ausgrabungen im römischen Municipium Munigua in Andalusien«. Im März und April führte er gemeinsam mit Regierungsrat N. v. Nieding Etatverhandlungen im Bundesministerium des Innern sowie im Bundesministerium der Finanzen und vertrat im Mai das Institut bei der Jahressitzung des West- und Süddeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Mainz. Im Juni begab er sich nach Schaffhausen zur Teilnahme an der Eröffnung der Ausstellung »Erforschte Vergangenheit«. Vom 28. August bis 1. September weilte der 1. Direktor zu dienstlichen Besprechungen bei der Abteilung Madrid und nahm anschließend bis zum 16. September an der Grabung in Munigua teil. Als Referenten bei der Zentraldirektion waren tätig: H.-G. Buchholz (bis 31. August, Leiter der Redaktion); F. W. Deichmann (mit Dienstsitz in Rom — Frühchristliche Archäologie); H. B. Jessen (Assistenz, Bibliothek, Archiv); G. Krien-Kummrow (vom 26. November an Leiter der Redaktion); O. Ziegenaus (bis 31. Oktober, Bauforschung).
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Wissenschaftliche Mitarbeiter in den einzelnen Referaten waren die Damen und Herren: W.-D. Albert (ab 1. September, Redaktion); R. M. Boehmer (bis 24. Juni, allgemeine Archäologie); H. v. Gall (bis 31. Mai, Redaktion); G. Krien-Kummrow (bis 31. August, Redaktion — vom 1. September bis 25. November mit der Wahrung der Geschäfte des Leiters der Redaktion beauftragt); J. Meischner (Redaktion); K. Peters (Sachkatalog); H. Philipp (1. bis 31. Oktober, Redaktion); U. Seidl (ab 1. Juli, Vorderasiatische Archäologie) ; W. v. Sydow (ab 1. November, Redaktion). Als Bibliothekarin war die Bibliotheksoberinspektorin M. Heiber tätig. Zur Einarbeitung in den Bibliotheksdienst beim Institut wurde ihr die am 1. Dezember zum DAI. abgeordnete Dipl.-Bibliothekarin M. L. Daiber zugeteilt. H.-G. Buchholz reiste in den ersten Monaten des Jahres mehrfach zu Verlagsbesprechungen nach Westdeutschland. Er begab sich vom 13. bis 19. April nach Zypern zur Teilnahme am Internationalen Kongreß für Kyprologie in Nikosia und hielt im Mai an der Universität in Saarbrücken einen Vortrag über das Thema »Das homerische Königtum«. Mit Ablauf des Monats August schied er aus dem Dienst beim DAI. aus und wurde zum gleichen Zeitpunkt zum Wissenschaftlichen Rat und Professor an der Universität des Saarlandes ernannt. Unmittelbar danach folgte er einem Ruf auf den Lehrstuhl für Klassische Archäologie an der Universität Gießen. F. W. Deichmann führte vom 23. bis 28. März den alljährlichen Kursus zum Studium der Denkmäler in Ravenna mit 30 Teilnehmern durch. Im April benutzte er seinen Urlaub zu Reisen im östlichen Mittelmeerraum, besonders zum Studium von römischen und spätantiken Denkmälern auf Zypern, in Nordgriechenland und der Peloponnes. Während eines Aufenthaltes in Deutschland führte er im Juni Besprechungen in Karlsruhe über das Arbeitsunternehmen »Spätrömische Zentralbauten in Rom und Latium«. In den Monaten August bis Oktober weilte er mehrfach zu Studienzwecken in Ravenna. Während des ganzen Jahres bearbeitete er wie bisher den archäologisch-kunsthistorischen Anteil der Bibliographie der Byzantinischen Zeitschrift, schrieb eine Anzahl von Besprechungen und setzte nach dem Erscheinen des 1. Bandes seines Ravenna-Buches, unterstützt von B. Christern-Briesenick, die Arbeiten am Manuskript des 2. Bandes dieses Werkes fort. Am 19. Dezember hielt er vor dem Verein der Altertumsfreunde im Rheinland in Bonn einen Vortrag über »Die Architektur des Konstantinischen Zeitalters«. Am 24. Februar wurde F. W. Deichmann zum Korrespondierenden Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gewählt. 0. Ziegenaus setzte die baugeschichtliche Bearbeitung der Grabungsergebnisse im Asklepieion von Pergamon fort, überwachte die Drucklegung des Bandes XI 1 der »Altertümer von Pergamon« und arbeitete am Manuskript des 2. Teiles dieses Bandes. Nach der Rückkehr von der Herbstkampagne in Pergamon schied er mit Ablauf des Monats Oktober aus dem aktiven Dienst des Instituts aus und wurde in den Ruhestand versetzt. R. M. Boehmer wurde am 25. Juni zum 2. Direktor beim Deutschen Archäologischen Institut (Abteilung Baghdad) ernannt. Er verblieb zunächst noch in Berlin, um seine dortigen Arbeiten abzuschließen, und nahm am 29. September die Tätigkeit in Baghdad auf. H. v. Gall wurde am 1. Juni an die Abteilung Istanbul versetzt. Der Leiter der Verwaltung, Regierungsrat N. v. Nieding, wurde mit Wirkung vom 1. April zum Oberregierungsrat befördert. Der Regierungsinspektor z. A. H. Gerlach erhielt am 9. Oktober die Ernennung zum planmäßigen Regierungsinspektor. Vom 25. bis 27. August weilten die neu gewählten Stipendiaten Dr. Peter Cornelis Bol, Dr. Horst Wolfgang Böhme, Dipl.-Ing. Heike Fastje, Dr. Gerhard Jacobi, Dr. Peter Kneißl, Dr. Antje Krug, Dr. Michael Maaß und Dr. Henning Wrede bei der Zentraldirektion zu Besprechungen und zur Vorbereitung ihrer am 1. Oktober beginnenden Reise. Sie wurden eingehend über ihre Aufgaben und Pflichten informiert. An den Besprechungen nahmen zum erstenmal in größerer Anzahl auch Altstipendiaten der vorausgegangenen Jahrgänge
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teil. Die Stipendiaten Dr. Hans-Joachim Kruse und Dr. Wolfgang Radt waren wegen der weiten Entfernung — sie weilten zum Zeitpunkt des Stipendiatentreffens in der Türkei — nicht zugegen. In einer am 25. Februar im Rheinischen Landesmuseum in Bonn eröffneten Ausstellung, die bis Mitte Mai geöffnet blieb, wurde mit Modellen, Bildern, Plänen, Abgüssen und einer Anzahl von Originalen einer breiten Öffentlichkeit Einblick gewährt in die Ergebnisse der Arbeiten des Instituts während der letzten beiden Jahrzehnte. Bei der Auswahl des Ausstellungsgutes war darauf Bedacht genommen, möglichst den ganzen Umfang der Institutstätigkeit sichtbar zu machen. Am 6. Juni wurde die Ausstellung in leicht veränderter und durch Materialien aus Schweizer Besitz erweiterter Form während der Sommermonate im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen gezeigt. Beide Ausstellungen erfreuten sich sehr großer Besucherzahlen. Die gemäß Beschluß der Zentraldirektion an die Stadt Frankfurt am Main verliehene Winckelmann-Medaille wurde am 3. November dem Oberbürgermeister von Frankfurt im Beisein der Mitglieder des Stadtrates und der Mitglieder des Engeren Ausschusses der Zentraldirektion vom Präsidenten übergeben. Am 13. März wurde eine Vorstands- und Mitgliederversammlung der Theodor Wiegand Gesellschaft (Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts e. V.) im Dienstgebäude der Zentraldirektion einberufen. Am 25. November fand, gleichfalls im Dienstgebäude der Zentraldirektion, eine Sitzung des Gesamtpersonalrates Berlin/Frankfurt am Main/München statt. Folgende Vorträge wurden während der Berichtszeit im Dienstgebäude der Zentraldirektion gehalten: am 11. Januar Prof. Sedat Alp (Ankara) über »Der hethitische Altar«; am 6. März Prof. Ekrem Akurgal (Ankara) über »Frühionische Kunst«; am 21. Mai Prof. Dimiter P. Dimitrov (Sofia) über »Troja V I P 2 und die balkan-thrakischen und mysischen Stämme«; am 28. Mai Prof. A. Garcia y Bellido (Madrid) über »Archäologische Entdeckungen auf der Iberischen Halbinsel während der letzten zehn Jahre«; am 10. Dezember Prof. François Daumas (Montpellier) über »Cinq années des fouilles au Désert des Cellules«. Die Bibliothek der Zentraldirektion hatte während der Berichtszeit einen Zuwachs von 607 Titeln zu verzeichnen. Folgende Veröffentlichungen
des Instituts
wurden
ausgeliefert:
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 83, 1968. Archäologischer Anzeiger 1968, Heft 2, 3 und 4; 1969, Heft 1 und 2. Archäologische Bibliographie 1967. 24. Ergänzungsheft zum Jdl. : H. Kyrieleis, Orientalische und griechische Sitz- und Liegemöbel. 25. Ergänzungsheft zum Jdl. : D. Arnold, Die Nachfolge Polyklets. G. Schmidt, Kyprische Bildwerke aus dem Heraion von Samos (Samos VII). Ch. Habicht, Die Inschriften des Asklepieions (AvP. VIII 3). 0 . Ziegenaus — G. de Luca, Das Asklepieion, Teil I (AvP. XI 1). F. Matz, Dionysische Sarkophage, Teil 1, 2 und 3 (ASR. IV 1—3). G. Fuchs Architekturdarstellungen auf römischen Münzen der Republik und der frühen Kaiserzeit, hrsg. von J. Bleicken — M. Fuhrmann (AMUGS. I). R. R. Holloway, The Thirteen-Months Coinage of Hieronymos of Syracuse (AMUGS. III). E. L. Marangou, Lakonische Elfenbein- und Beinschnitzereien. H. Speier, Heibig4 III. P. Dikaios, Enkomi I (überwiegend mit fremden Mitteln gedruckt).
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Archaeologia Homérica: H. Drerup, Griechische Baukunst in geometrischer Zeit (vom Institut gefördert). Ferner folgende vom Institut geförderte Stipendiatendissertationen: K. Fittschen, Untersuchungen zum Beginn der Sagendarstellungen bei den Griechen. W. v. Sydow, Zur Kunstgeschichte des spätantiken Porträts im 4. Jahrhundert n. Chr. Im Druck befanden sich am Ende der Berichtszeit: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 84, 1969. Archäologischer Anzeiger 1969, Heft 3 und 4; 1970, Heft 1 (mit Jahresbericht für 1968). Jahresbericht für 1966 und 1967 (Teil des Anzeigers 1969). Archäologische Bibliographie 1968. K. Kübler, Kerameikos VI 2 : Die Nekropole des späten 8. bis frühen 6. Jahrhunderts. G. K. Jenkins, The Coinage of Gela (AMUGS. II). H. A. Cahn, Knidos. Die Münzen des 6. und 5. Jhs. v. Chr. (AMUGS. IV). Sylloge Nummorum Graecorum, Staatl. Münzslg. München, Heft 2. D. Ohly, Aigineten. J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen (aus Mitteln der Theodor Wiegand Gesellschaft / Gesellschaft der Freunde des Deutschen Archäologischen Instituts). Archaeologia Homérica: G. Bruns, Küchenwesen und Mahlzeiten (vom Institut gefördert). Ferner folgende vom Institut geförderte Stipendiatendissertationen: H. Hauptmann, Die Funde der frühen Diminizeit aus der Arapi-Magula Thessalien (Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes IX). J. Assmann, Liturgische Lieder an den Sonnengott, aus Inschriften des Neuen Reichs zusammengestellt und erläutert. In der Druckvorbereitung befanden sich: Archäologischer Anzeiger 1970, Heft 2. R. Horn, Hellenistische Plastik in Samos (Samos XII). E. Buschor f — E. Homann-Wedeking, Altsamische Standbilder VI. H. Büsing, Die griechische Halbsäule. S. Sinos, Die vorklassischen Hausformen in der Ägäis. Pergamenische Forschungen I : Gesammelte Aufsätze. Ferner folgende Lieferungen der vom Institut geförderten Archaeologia Homérica: D. Gray, Seewesen; E. Vermeule, Götterkult; H.-G. Buchholz — I. Maull — G. Jöhrens, Jagd und Fischfang. A B T E I L U N G RoM:Der2. Direktor, H. Schläger, verunglückte am 9. Juli zusammen mit U. Graf tödlich bei einer Tauchunternehmung vor Lipari, die der Untersuchung eines antiken Wracks galt. Die Abteilung hat in ihm einen 2. Direktor von ungewöhnlichem Unternehmungsgeist und ungewöhnlicher Energie verloren; sein Andenken wird unvergessen bleiben. Bei den Beisetzungsfeierlichkeiten am 16. Juli in München vertraten die Abteilung H.-H. Völker und F. Rakob; der 1. Direktor sprach Worte des Gedenkens für beide Toten. In Rom wurde am 23. Juli in der Kirche S. Maria dell'Anima ein Requiem zelebriert. Am 1. Oktober erhielt D. Mertens einen Arbeitsvertrag für die Bearbeitung des wissenschaftlichen Nachlasses von H. Schläger.
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Am 3. April wurde H. Kurtz zum Regierungsoberinspektor, am 12. September H. Hager zur Bibliotheksoberinspektorin ernannt. Der 1. Direktor, Th. Kraus, führte vom 14. bis 16. Januar in Neapel Besprechungen mit dem Soprintendenten und den Städtischen Behörden über die Errichtung eines Gedenksteines für Heinrich Schliemann. Vom 5. bis 10. Februar besuchte er die Museen von Parma und Bologna zur Vorbereitung einer Untersuchung über Skulpturen aus dem Grünschiefer des Wadi Hammamat. Am 22. und 23. April nahm er in Rom an einer Tagung über Probleme der Tabula Imperii Romani teil. Im Landesmuseum Bonn hielt er anläßüch der Institutsausstellung am 28. April einen Vortrag über die Grabungen in Chemtou. Am 10. Mai fuhr er nach Pompeji zur Vorbereitung des Pompeji-Kurses, der unter seiner Leitung und mit H. Riemann, H. Blanck, F. Rakob und H.-G. Kolbe als Lehrkräften vom 14. bis zum 24. Mai stattfand. Am 18. Juni reiste er nach Deutschland zu Besprechungen über die »Monumenta Artis Romanae« in Köln. Auf Einladung der tunesischen Behörden nahm er vom 10. bis 16. September an dem II. Internationalen »Festival du Jugurtha« teil, bei dessen wissenschaftlichen Sitzungen er ein Referat über » L'Art des Royaumes Numides« hielt. Vom 18. bis 22. September war er in Pontignano (Siena), wo er in einem von den »Dialoghi di Archeologia« veranstalteten Symposion über »Correnti Artistiche dell'Ellenismo« sprach. Er vertrat die Abteilung auch beim VIII. Internationalen Kongreß für Christliche Archäologie, der vom 5. bis 11. Oktober in Barcelona stattfand, und besuchte im Anschluß Antikenstätten und Museen in Katalonien, auf den Balearen, in Südfrankreich und in Norditalien. Am 16. Dezember unterzeichnete er in Tunis das Grabungsabkommen mit dem dortigen Institut National d'Archéologie et d'Arts für Chemtou. Der 2. Direktor, H. Schläger, führte vom 12. bis 15. Februar in Palermo Besprechungen mit den Soprintendenten V. Tusa und L. Bernabö-Brea, die der Vermessungskampagne am Tempel in Segesta und der Unterwasserunternehmung bei Lipari galten. Vom 28. April bis 6. Mai hielt er sich in der Türkei auf, wo er im Institut in Istanbul einen Vortrag über seine Untersuchungen antiker Hafenanlagen hielt. Anschließend besprach er die Vorbereitung der von ihm geplanten Tauchunternehmungen in Teimioussa und Simena. Am 7. Mai reiste er nach Deutschland, um auf der Tagung der Koldewey-Gesellschaft in Speyer ein Referat zu halten und in Bonn, an der Technischen Universität Karlsruhe und im Drägerwerk Besprechungen zu führen sowie die Tauchgeräte für die Lipari-Kampagne zu besorgen. Am 30. Mai fuhr er nach Segesta zu Arbeiten am dortigen Tempel; im Anschluß daran begann er die verhängnisvolle Unternehmung bei Lipari. H. Blanck, der zahlreiche Desiderate aus dem In- und Ausland erledigte, führte Stipendiaten und Gäste des Institutes, so eine Stipendiatengruppe in Carsulae und Otricoli und den Bundeslandwirtschaftsminister J. Ertl am 7. November in Rom. Ihm oblag die Vorbereitung des Fundberichtes für Mittelitalien. Zu diesem Zweck reiste er vom 14. bis 30. April in der Toscana und den Marken, führte er vom 2. bis 4. Juli Besprechungen mit der Soprintendenza Florenz und besichtigte dann zusammen mit G. Caputo die neuen Grabungen in Volterra. Auch während seines Urlaubs reiste er an Orte, die für den Fundbericht wichtig waren, so nach Cosa, Vetulonia, Populonia und Portoferraio. Vom 3. bis 6. Dezember fuhr er nach Umbrien, wobei er Kontakt mit der Soprintendenza in Perugia aufnahm. — Als Vertreter der Abteilung begab sich H. Blanck am 10. Juli nach Lipari, um die durch den Unfalltod von H. Schläger und U. Graf notwendigen Maßnahmen zu überwachen. Vom 5. bis 10. Oktober nahm er als Vertreter des 1. Direktors am IX. Convegno di Studi sulla Magna Grecia in Tarent teil. Hier nahm er den »Premio Cassano« entgegen, eine jährliche Auszeichnung, die dieses Mal dem Institut in Anerkennung der Verdienste H. Schlägers um die Erforschung Großgriechenlands verliehen wurde. F. Rakob bereitete im Januar und Februar in Berlin und Bonn die Ausstellung des Institutes »Ausgrabungen • Forschungen seit 1950« vor, die am 25. Februar im Rheinischen Landesmuseum in Bonn eröffnet wurde. Am 26. und 27. März hielt er sich in Pompeji auf
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zur Vorbereitung des diesjährigen Pompeji-Kurses und besprach in Sorrent die Fortsetzung der Untersuchung der Vüla auf dem Capo di Sorrento. Im April führte er u. a. Bundesminister H. Höcherl in Ostia. Zwischen dem 24. und 30. April nahm er in Chemtou neue Funde auf und führte Besprechungen mit dem tunesischen Antikendienst. Nach dem Pompeji-Kurs begann er die erwähnten Untersuchungen in Sorrent, die er am 9. Juni unterbrach, um an der Technischen Universität Karlsruhe Probleme des dortigen Instituts für Baugeschichte zu besprechen. Da die Grabungskampagne in Chemtou auf das kommende Jahr verschoben wurde, brach F. Rakob, der am 6. August mit A. de Franciscis in Neapel verhandelt hatte, am 24. August zu einer zweiten Kampagne in Sorrent auf, deren Schürfungen die komplizierten Rampenzugänge und den Wirtschaftsteil der Villa klären sollten. Bei den Sondagen kamen umfangreiche Reste einer Vorgängeranlage aus spätrepublikanischer Zeit zum Vorschein, der frühesten bisher bekannten Seevilla an der tyrrhenischen Küste. Bei den Untersuchungen im unteren Wohngeschoß, das hinter dem künstlich aufgeschütteten 'Meergarten' lag, ließen sich die beiden großen Bauphasen der Anlage in tiberischer und flavischer Zeit deutlich trennen. Ferner wurde im weitläufigen, tiefer gelegenen Wirtschaftstrakt an der Westseite ein später eingebauter Raum für gewerbliche Zwecke freigelegt. — Im September und Oktober besuchte F. Rakob mit W.-H. Schuchhardt und P. Zanker römische Ruinenstätten und Antikenmuseen in Tunesien und Algerien. Er benützte die Gelegenheit, um in Tunis und Algier Besprechungen mit den Antikendiensten zur Vorbereitimg der Arbeiten im Jahre 1970 zu führen und in Chemtou neue Funde aus dem Stadtgebiet aufzunehmen. Auf der Heimfahrt besorgte er den Transport der Keramik aus der Grabung in Sorrent. Nach Besprechungen auf einer privaten Deutschlandreise in Bochum, Bad Godesberg und Karlsruhe begleitete er am 16. Dezember Th. Kraus nach Tunis zur erwähnten Vertragsunterzeichnung. M. Eisner nahm vom 7. bis 20. Juli an dem vom Institut National d'Archéologie et d'Arts, Tunis, veranstalteten Séminaire de Kerkouane teil und in diesem Zusammenhang auch an Grabungen in Kelibia; anschließend unternahm er vom 21. Juli bis 5. August eine Photoreise durch Nordtunesien. Am 19. September führte er die Staatssekretäre G. F. Duckwitz, W. Grund und R. Vogel auf Forum Romanum und Palatin. H. Brandenburg setzte seine Bearbeitung des Repertoriums der christlich-antiken Sarkophage fort und widmete sich Studien über die römische Malerei des 3. und 4. Jahrhunderts n. Chr. Er führte Stipendiaten und Gäste in den römischen Katakomben, Hypogäen und frühchristlichen Kirchen. Im Auftrag der Pontificia Commissione di Archeologia Sacra führte er im Mai und im Juni für eine geplante Publikation der Katakombenmalerei Versuche zur farbigen Aufnahme römischer Katakombenfresken durch. Schon diese erste Kampagne schloß mit einem vollen Erfolg. Vom 11. bis 22. September bereiste H. Brandenburg die Marken, um neues Material für das Repertorium der christlich-antiken Sarkophage aufzunehmen. Als Fachvertreter des Instituts nahm er am VIII. Internationalen Kongreß für Christliche Archäologie in Barcelona vom 5. bis 11. Oktober teil und besuchte anschließend die Museen von Tarragona, Gerona und Ampurias. H.-G. Kolbe führte die Arbeit am Supplement zu Corpus Inscriptionum Latinarum XIV planmäßig weiter. Im März nahm er die Kollation der Inschriften in der Umgebung Roms wieder auf. Diesem Zweck dienten viele Fahrten in Latium, die er während des ganzen Jahres durchführte. Daneben war H.-G. Kolbe bemüht, die über das Land verstreuten Inschriften in privatem oder kirchlichem Besitz zu erfassen und vor allem zu photographieren. Seine Teilnahme am Pompeji-Kurs unterbrach er vom 15. bis 17. Mai, um in München bei der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik Vorbesprechungen über den VI. Internationalen Kongreß für griechische und lateinische Epigraphik 1972 durchzuführen. Außerdem besuchte er die Inschriftenabteilung des Landesmuseums Stuttgart.
XLI Am 12. Dezember hielt er auf Einladung von Prof. F. Sartori am Istituto di Storia Antica der Universität Padua ein epigraphisches Seminar ab. In Pompeji setzte K. F. Ohr (Karlsruhe) seine Aufnahme der Basilika in der Zeit vom 3. bis 12. März und vom 11. August bis 18. Oktober fort. Dabei stellte sich die Notwendigkeit einer Grabung auf der Schutterrasse unterhalb der Basilika heraus, da K. F. Ohr dort Stücke fand, die zum Aufbau der Basilika gehören. A. de Franciscis hat bereits liebenswürdigerweise angeboten, diese Arbeit durch die Soprintendenza Neapel ausführen zu lassen. Die Aufnahmen von K. F. Ohr lassen schon jetzt mit ziemlicher Sicherheit die Bedachung des Baues und die Durchbrechung der Oberwand durch Fenster erkennen. Auch für eine neue Rekonstruktion des sog. 'Tribunals' haben sich weitere Elemente ergeben. In der Zeit von Januar bis März führten Th. Kraus, H. Blanck, H. Sichtermann, H. Brandenburg, H.-G. Kolbe, M. Eisner, H. Riemann, U. Rüdiger und H. Hiller die traditionellen Publikumsführungen durch, die Museen und Monumenten in Rom und Ostia galten. Der Besuch des Pompeji-Kurses (14. bis 24. Mai) stieg gegenüber dem Vorjahr von 16 auf 22 Teilnehmer an. In der Palilien-Adunanz am 21. April sprach Arif Müfid Mansel (Istanbul) über »Neue Grabungen und Funde in Perge (Pamphylien)«. Den Winckelmannvortrag am 11. Dezember hielt P. Zanker (Freiburg) über »Das Trajansforum als Monument imperialer Selbstdarstellung«. Die Bibliothek wurde von 26434 Lesern besucht, also von 1008 mehr als im Vorjahr. 1453 Lesekarten wurden an Angehörige von 23 Nationen ausgegeben; hier ist also ein Anwachsen von 127 Tesseren zu verzeichnen. Die höchste monatliche Besucherzahl wurde im Februar mit 3122 registriert. Diese Lesermassen bringen die Bibliothek an die Grenze ihres Fassungsvermögens, weswegen bereits jetzt eine Revidierung der Zulassungsbedingungen unvermeidlich erscheint. Inventarisiert wurden 1400 Titel. Die Zahl der laufenden Zeitschriften stieg auf 602 an; darunter befinden sich 112 deutsche. 12 Zeitschriften erfuhren mit insgesamt 46 Bänden eine Ergänzung. Vom 15. Juli an bis in den Oktober hinein nahm die Firma Hall, Boston, sämtliche Kataloge der Bibliothek zum Nachdruck auf, der 1970 erscheinen soll. In der Photoabteilung wurden 3288 Photos inventarisiert, sämtlich mit eigenen Negativen. Den Hauptteil bilden 1135 Aufnahmen außerhalb Roms; aus Rom selbst wurden 1026 Aufnahmen inventarisiert; 870 Aufnahmen betreffen Kapitelle und andere Architekturteile innerhalb und außerhalb Italiens. Es wurden 1237 einzelne Aufträge an die Photoabteilung erledigt. Der Leiter der Photoabteilung, H. Sichtermann, weilte mit dem Photographen vom 22. bis 25. Januar in Neapel und Pompeji sowie am 10. und 29. Juli in Orvieto; allein reiste er vom 8. bis 27. September in Norditalien, Jugoslawien und Albanien. Im Druck befanden sich am Ende der Berichtszeit: Römische Mitteilungen, Band 76, 1969. 15. Ergänzungsheft zu RM.: K. Kilian, Früheisenzeitliche Funde der Südostnekropole von Sala Consilina. 16. Ergänzungsheft zu RM.: W.-D. Heilmeyer, Korinthische Normalkapitelle. 17. Ergänzungsheft zu RM.: H. Eschebach, Die städtebauliche Entwicklung des antiken Pompeji. 18. Ergänzungsheft zu RM.: J . Christern, Die Grundrißtypen der frühchristlichen Basiliken in Algerien und Tunesien. 19. Ergänzungsheft zu RM.: W. Martini, Die etruskische Ringsteinglyptik.
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Am 1. Oktober übernahm Frau H. v. Heintze die Redaktion und begann sofort mit den Arbeiten für Band 77, 1970 der Römischen Mitteilungen. H. Riemann führte die von ihm angefangenen Arbeiten bis Jahresende weiter. A B T E I L U N G A T H E N : Mit Beginn des neuen Jahres übernahm G. Schmidt das Referat für die Veröffentlichungen der Abteilung und W. Hoepfner, bisher Kerameikos, das Referat für Bauforschung. Nach dreijähriger Tätigkeit als Bibliotheksreferent schied F. W. Hamdorf am 31. Dezember aus dem Dienst der Abteilung aus. Zum 1. November trat Bibliotheksinspektor H. Zeschke von der Abteilung Istanbul zur Abteilung Athen über. Der 1. Direktor, U. Jantzen, wohnte am 24. Mai in Brauron der Eröffnung des neueingerichteten Museums durch den griechischen Antikendienst bei und beteiligte sich in der Woche vom 15. bis 23. September an dem »Internationalen Kongreß für Fragen des Vulkans auf Thera«, in dessen Verlauf die Insel Thera selbst und Kreta besichtigt wurden. Vom 6. bis 7. März folgte er einer Einladung zur Gründungsversammlung der Archäologischen Gesellschaft in Chania, und zum Jahreswechsel reiste er erneut auf Kreta, um einige ihm noch unbekannte Orte aufzusuchen. Auf Samos hielt er sich vom 26. April bis zum 17. Mai auf zur Einleitung der Grabung an den kaiserzeitlichen Thermen von Tigani und zu Beratungen eines Plans für künftige Untersuchungen am Eupalineion. Ein zweiter Besuch auf Samos, vom 16. bis 25. August, galt vornehmlich der Einweisung des Grabungsleiters W. Martini, der die Grabung an den Thermen durchzuführen hatte; ein dritter, in der Zeit vom 1. bis 5. Oktober, war durch den Abschluß der diesjährigen Kampagne veranlaßt. Auf wiederholten Reisen im Laufe des Jahres besuchte der 1. Direktor Tiryns und Nauplia zu Besprechungen mit den dort tätigen Mitarbeitern; am 6. Dezember machte er den Umweg über Olympia, um das neue Grabungshaus kennenzulernen. Am 18. und 19. Juni nahm er in Köln an den Beratungen über die künftige Form der »Monumenta Artis Romanae« teil. Der 2. Direktor, F. Willemsen, vertrat den 1. Direktor während seiner Abwesenheit und leitete die Ausgrabungen und Arbeiten im Kerameikos. Der Referent für Allgemeines, P. Gercke, betreute Stipendiaten und Gäste. Mit den Stipendiaten zusammen unternahm er zu Beginn des Jahres zwei Exkursionen durch Attika und nach Mykonos und Delos. In Nauplia sorgte er für die Einrichtung des Grabungshauses und die Ordnung im Grabungsmagazin. In Zusammenhang mit seiner Bearbeitung der Funde früherer Grabungen in der Unterstadt von Tiryns reinigte er im April und Mai die 1927—29 ausgegrabenen Ruinen und vermaß sie neu; die photographische Aufnahme der Funde im Juni und Juli schloß sich an. Am 17. Oktober begab sich der Referent über Italien, wo er in den Museen und bei der Abteilung Rom Desiderate erledigte, nach Erlangen und München, um mit W. Züchner und E. Kunze Fragen der Tiryns-Grabung und -Publikation zu erörtern. Der Referent für die Bibliothek, F. W. Hamdorf, sorgte wie im Vorjahr für die übersichtlichere Aufstellung in der Präsenzbibliothek, indem er veraltete Schriften an das Kellerdepot überwies, das sich allmählich zu füllen beginnt. Bei den laufenden Arbeiten wurde er in der ersten Jahreshälfte von E. Slenczka unterstützt. Mehrere im Rahmen der OlympiaGrabung übernommene Arbeiten (über Metallpanzer, Perirrhanterien, rotfigurige Keramik) konnte der Referent druckfertig abschließen; die Auslese und Aufnahme der Schichtfunde im Pompeiongebiet des Kerameikos hat er beinahe beendet. Die Referentin für das Photoarchiv, R. Toelle, ordnete die Photographien nach institutseigenen Negativen im Laufe des Jahres von Grund auf neu. Die bisher nach Orten aufgestellten Aufnahmen — etwa 62000 — wurden wenigen Hauptabteilungen, wie »Topographie und Architektur«, »Keramik«, »Bronzen« usw., nach möglichst eindeutigen Kriterien zugeordnet; auch die bisher getrennt stehenden Aufnahmen der Grabungen wurden in die Hauptabteilungen einbezogen. Bei dieser Umordnung und der Erfüllung der wieder zahl-
XLIII reichen Desiderate waren I. Dekulaku das ganze Jahr über, G. Salies und B. Schneyer bis zum 31. August und D. Lindemann ab 1. Dezember als wissenschaftliche Hilfskräfte tätig. Die Referentin reiste im Juni eine Woche lang in Makedonien zur Anfertigung von Neuaufnahmen. Vom 8. April bis 15. Mai und im September für die Dauer einer Woche war sie auf Samos mit der Beschreibung der Baureste auf dem Kastro in Tigani beschäftigt. Die von ihr vorbereitete Publikation der Bauten und Einzelfunde vom Kastro in Tigani lag gegen Ende des Jahres beinahe fertig vor. Der Referent für Bauforschung, W. Hoepfner, arbeitete an dem Gesamtplan des Kerameikos, an der Publikation der Pompeion-Ruine und am Text zu einer Vorlage des Ptolemäer-Weihgeschenks in Olympia; einen Aufsatz über Hermogenes und Vitruv, für den er eine mehrtägige Reise nach Istanbul unternahm, konnte er beenden. Während seines Jahresurlaubs übersetzte er den Text des Buches von J. Travlos, Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen, aus einer englischen Fassung ins Deutsche. Der Referent für die Redaktionsgeschäfte, G. Schmidt, fuhr zunächst nach Berlin zu seiner Einweisung durch die Redaktion bei der Zentraldirektion. Am 9. Februar war er in Athen; er war hauptsächlich mit Band 83, 1968 und vorbereitend mit Band 84, 1969 der Athenischen Mitteilungen beschäftigt. In der zweiten Augusthälfte fuhr er nach Samos, wo er die attisch-schwarzfigurige Keramik im Heraion studierte. Der Referent für Olympia, Wissenschaftlicher Rat A. Mallwitz, hielt sich insgesamt 109 Tage in Olympia auf. Für ihn stand zu Anfang des Jahres die Fertigstellung des neuen Grabungshauses im Vordergrund. Doch beschäftigte ihn der Bau auch nach der Übergabe im März das ganze Jahr hindurch, teils wegen auftretender Mängel und nötiger Ergänzungsarbeiten auf dem grabungseigenen Grundstück, teils wegen der Einrichtung des Hauses. Ferner dienten ihm die Aufenthalte in Olympia zur Sichtimg der Freskoreste aus dem Leonidaion, zur Neuordnung und Bearbeitung der Dachterrakotten im neuen Museum sowie zum Abschluß eines Aufsatzes über ein archaisches Scheibenakroter. In Athen war A. Mallwitz mit Angelegenheiten der Verwaltung und der Fertigstellung wissenschaftlicher Arbeiten beschäftigt. Vom 6. bis 21. April reiste er zum Studium der frühdorischen Architektur auf Kreta, Ende Juli besuchte er von Athen aus Porto Cheli, Troizen, Hermione und andere Stätten der Argolis. Vom 1. bis 8. November war er G. Bruns bei der Abwicklung ihrer Grabungsverpflichtungen in Theben und bei den Vorbereitungen ihrer Rückreise nach Deutschland behilflich. Für das ausgefallene Winckelmannfest im Dezember 1968 lud die Abteilung die in- und ausländischen Kollegen und die Freunde des Instituts zu einem Vortrag am 12. Februar ein. Der 1. Direktor berichtete über die Tätigkeit der Abteilung im Jahre 1968. Die Winckelmannfeier des Berichtsjahres fand am 15. Dezember in Anwesenheit des deutschen Botschafters P. Limbourg und zahlreicher Gäste statt. Nach ihrer Begrüßung durch den 1. Direktor sprach H. Weber über »Das panhellenische Heiligtum in Aizanoi«. Im Anschluß an den Vortrag gab der 1. Direktor im ersten Stock des Institutsgebäudes einen Empfang für die ausländischen und deutschen Archäologen und die Freunde des Instituts. In Tiryns wurde nicht gegraben; im April und Mai wurden die 1927—29 freigelegten Reste der Unterstadt gereinigt. Außer den Funden der Unterburg-Grabung 1968, die W. Rudolph und M. Jacob studierten, wurde die Hinterlassenschaft aus früheren Grabungen geprüft und in Bearbeitung genommen. W. Rudolph befaßte sich mit den mykenischen Grabfunden aus der nahen Umgebung der Burg, W. Voigtländer mit den Objekten aus der sog. Epichosis-Grabung, H. Döhl mit den bei K. Gebauers Grabungen gefundenen Gefäßen aus Iria und Kandia, P. Gercke mit den Funden aus dem 1927—29 freigelegten Teil der Unterstadt. In den Monaten März und April setzte auch H. Siedentopf aus München das Studium der frühhelladischen Siedlungsschichten der Unterburg in Nauplia fort. Als Zeichnerin war zu Beginn des Jahres B. Klein aus Frankfurt tätig.
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Im Kerameikos wurde die Nachgrabung zwischen Bad und Stadtgraben an der Straße nach der Akademie zu Beginn des Jahres abgeschlossen. Aufgedeckt wurden außer einigen geometrischen Gräbern mehrere Steine von der Einfassung eines Tymbos, in dessen Mitte die von K. Gebauer im Jahre 1936 gefundene Poros-Ostotheke mit zwei Lekythen des Jahrzehnts 490/80 beigesetzt war. Im Pompeion ordnete W. Hoepfner die verstreuten Steine, um ein klareres Bild der Ruine zu vermitteln; einige schwere Blöcke des kaiserzeitlichen Baus wurden an ihre ursprüngliche Stelle zurückgelegt. Anfang Mai begann U. Knigge mit der weiteren Ausgrabung an der Ostraka-Fundstelle von 1966/67. Der Porosbrunnen aus dem 5. Jahrhundert war bis Ende Juli ganz freigelegt und ausgenommen; nach einer Unterbrechung im August wurde die Grabung zur Erforschung des nordwestlich anschließenden Geländes im September wieder aufgenommen. Viele neue Ostraka und bemalte Scherben kamen hinzu, so besonders auch mehrere Stücke des Kraters mit Hektors Auslösung, von dem K. Gebauer im Jahre 1937 schon zwei Scherben gefunden hatte. Der 2. Direktor war vornehmlich mit der Sichtung der neuen Ostraka beschäftigt. U. Knigge konnte ihre Arbeit über die Grabfunde im Raum des Südweges und in dem nach Osten anschließenden Gebiete im wesentlichen beenden. K. Braun arbeitete an den Funden aus dem Brunnen 1 im Dipylonhof und revidierte ihre Lesungen der Bleitäfelchen; sie führte die Inventare und vervollständigte die Beschriftung in den ersten Räumen des Museums. J. Frei studierte im Mai die Scherben der panathenäischen Amphoren und katalogisierte sie während dreier Monate vom Juli an. I. Scheibler widmete sich im Frühjahr und Herbst erneut dem Studium der griechischen Lampen. Auf Samos wurde im Frühjahr unter der Leitung des 1. Direktors mit der Grabung an den Thermen begonnen, die zwischen dem Städtchen Tigani und dem Ruinenkomplex der »Dontia« dicht hinter der Seemauer liegen. In einer ersten Kampagne im April und Mai, die fünf Wochen dauerte, und einer zweiten vom 19. August bis 4. September, wurden große Mengen späten Schutts vor der Westfront beseitigt, wo hohe Reste der Architektur anstehen. Leiter der Herbstkampagne war W. Martini. Cand. phil. R. Felsch arbeitete, zeitweilig unterstützt von stud. phil. D. Hertel, an der neolithischen Keramik aus der Kastro-Grabung, stud. phil. W. Megow an den spätantiken und byzantinischen Fundstücken. R. Tölle war teils in Athen, teils auf Samos für die Publikation der hellenistischrömischen Villa auf dem Kastro tätig. Cand. Ing. arch. H. Kienast arbeitete an der Publikation der Stadtmauer. In der Altis von Olympia wurden die Restaurierungsarbeiten am Hera- und HeraklesAltar beendet. Aufräumungsarbeiten wie im Vorjahr wurden nur insoweit noch unternommen, als sie im Zusammenhang mit bestimmten Untersuchungen (im Prytaneion, in der Nähe des Zeustempels, an den Weihgeschenkbasen) standen. Ein Plan zur Verlagerung des im Ostteil herumliegenden Steinmaterials auf ein geeignetes Grundstück südlich des Stadions scheiterte vorläufig an den Ansprüchen der Grundstückseigentümer. Das neue Grabungshaus wurde fertig im Februar, im März übergeben und nach Beschaffung der nötigsten Einrichtung im November bezogen, nachdem sämtliche Funde aus den Magazinen des alten Hauses in das neue Museum gebracht worden waren. Von den beiden ständigen Mitarbeitern, W. Gauer und W.-D. Heilmeyer, schied der erste am 15. Oktober aus, um an der Universität in Regensburg eine Assistentenstelle anzutreten. Als neuer ständiger Mitarbeiter ist seit dem 1. Juli Dipl.-Ing. K. Herrmann tätig. E. Kunze, anwesend während der Monate April/Mai und August/September, widmete sich hauptsächlich dem Abschluß seiner Beiträge zu dem IX. Olympiabericht. W. Gauer richtete die beiden Keramik-Magazine des neuen Museums ein. Er bereitete die Publikation der Keramik aus den Brunnen des Stadionnordwalls und des OktogonBezirks vor und begann außerdem mit dem Studium der offenen Bronzegefäße. Im April reiste er zur Besichtigung der Museen in Süditalien. W.-D. Heilmeyer ordnete die Bleiund Eisenfunde, die Werkstättenreste und figürlichen Terrakotten sowie die prähistorische
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Keramik aus der Dörpfeld-Grabung. Seine Arbeit »Gießereibetriebe in Olympia« schloß er druckfertig ab und setzte seine Untersuchungen zu den geometrischen Votiven aus Ton und Bronze fort. Im Zusammenhang mit diesen Untersuchungen fuhr er mehrfach nach Athen und vom 8. Juni bis 18. Juli zu den ägäischen Inseln. Vom 17. November bis 12. Dezember besuchte er die Antikenmuseen in Berlin, um die dort aufbewahrten Olympiafunde durchzusehen. K. Herrmann nahm die im Vorjahr begonnenen Untersuchungen an der Architektur des Sikyoner-Schatzhauses wieder auf. Er korrigierte und vervollständigte die Weihgeschenkpläne im Zusammenhang mit den Arbeiten von F. Eckstein und begab sich am 15. September nach Theben, um im Kabirion bis zum 3. Oktober unaufschiebbare Vermessungsarbeiten durchzuführen. Bei der Unterbringung der Funde im neuen Museum sorgte er zusammen mit W.-D. Heilmeyer für die Überführung der Architekturglieder und Skulpturenfragmente, der Mosaik- und Freskenreste aus dem alten Grabungshaus. F. Eckstein hielt sich von Januar bis Anfang April und vom 17. September bis 25. Oktober in Olympia auf und führte seine Untersuchungen zu den Weihgeschenkbasen weiter. Dipl.-Ing. P. Grünauer befaßte sich bei seinen Aufenthalten in Olympia im März und April und vom 20. September bis 12. Dezember vor allem mit solchen Baugliedern des Zeustempels, die bei Reparaturen vielleicht wiederverwendet worden sind. H. Bartels nutzte wenige Tage im April zu Nachträgen zu seiner Publikation der Fibeln und Nadeln sowie zu seinen Beiträgen zum IX. Olympiabericht. H. Gropengießer begann im Herbst die Bearbeitung der archaischen und klassischen Terrakottafiguren; cand. phil. W. Kasper studierte von September bis Mitte Oktober geometrische Bronzebleche. Bei Arbeitssitzungen im Institutsgebäude sprachen am 27. März P. Gercke über hellenistische Satyrgruppen und am 27. November H. Döhl über die Grabungen von K. Gebauer in Iria und Kandia. Die Bibliothek verzeichnete 888 Zugänge. Das Photoarchiv hatte einen Zuwachs von 1204 Photographien und 2183 Negativen. Folgende Veröffentlichungen der Abteilung wurden ausgeliefert: Athenische Mitteilungen, Band 81, 1966; Band 82, 1967. R. Tölle, Die antike Stadt Samos. Ein Führer. Im Druck bzw. in Druckvorbereitung befanden sich am Ende der Berichtszeit: Athenische Mitteilungen Band 83, 1968; Band 84, 1969. R Ö M I S C H - G E R M A N I S C H E K O M M I S S I O N , F R A N K F U R T AM M A I N : Ein ausführlicher Tätigkeitsbericht für 1969 ist veröffentlicht im 50. Bericht der RGK. 1969. Die Kommissionssitzung 1969 fand am 11. und 12. April unter dem Vorsitz des 1. Direktors in Frankfurt am Main statt. Die beiden Reisestipendien der RGK. vergab die Kommission an die Herren Dr. Horst Wolfgang Böhme (München) und Dr. Gerhard Jacobi (Marburg). Die Kommission wählte fünf Gelehrte aus ihrem Arbeitsgebiet zu Ordentlichen und sieben zu Korrespondierenden Mitgliedern des Deutschen Archäologischen Instituts. Der 1. Direktor, W. Krämer, hielt Vorträge in Bonn und Wiesbaden. Kurze Reisen in Deutschland galten dem Studium von Museen, dem Besuch wissenschaftlicher Veranstaltungen und Ausgrabungen, dem Gedankenaustausch mit Kollegen und der Vorbereitung von Institutspublikationen. Er wurde zum Korrespondierenden Ehrenmitglied der Prehistoric Society of Great Britain ernannt. Der 2. Direktor, H. Schönberger, veranstaltete im Sommersemester an der Universität Heidelberg ein Kolloquium über römische Keramik. Vorträge hielt er in Saarbrücken, Bonn, Kassel, Friedberg und Rottweil. Er folgte einer Einladung nach Edinburgh, um dort die Rhind-Lectures 1969 zu halten. Anschließend hielt er auf Einladung der Society of Anti-
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quaries of London einen Vortrag. In der Zeit vom 25. August bis 14. September nahm er in England am 8. Internationalen Limeskongreß teil. F. Maier hat sich am 12. November an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main für das Fach Vor- und Frühgeschichte habilitiert. In der Zeit vom 12. bis 20. Dezember hielt er sich zusammen mit H. Ament zu Museumsstudien in London auf. F. Schubert hielt einen Vortrag in Bremen und folgte zusammen mit E . Schubert in der Zeit vom 31. August bis 15. September einer Einladung des Archäologischen Instituts der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften zum Besuch keltischer Oppida in Böhmen-Mähren und in der Westslowakei. H. Ament konnte dank einer entsprechenden Einladung in der Zeit vom 9. bis 25. Juni Museen und frühgeschichtliche Fundplätze in der Tschechoslowakei besuchen. E r hielt einen Vortrag in Bonn. In Manching wurde in der Berichtszeit nicht gegraben, um Zeit zu gewinnen für die Publikation der Grabungsergebnisse, die in einer eigenen Serie »Die Ausgrabungen in Manching« im Franz Steiner Verlag, Wiesbaden, erfolgt. H. Schönberger setzte in der Zeit vom 8. April bis 15. August seine Ausgrabungen in dem frühkaiserzeitlichen Römerkastell von überstimm in der Nähe von Manching fort. Die Kommission beteiligte sich an den beiden Ausstellungen des Instituts in Bonn und in Schaffhausen und zeigte jeweils in einem eigenen Raum die Ergebnisse der Grabungen in Manching und am römischen Limes. Zusammen mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum hat die Kommission zehn wissenschaftliche Vorträge veranstaltet; acht davon wurden von ausländischen Kollegen gehalten. Für eine Exkursion der Prehistoric Society of Great Britain nach Süddeutschland hat die Kommission einen in englischer Sprache gehaltenen Exkursionsführer herausgegeben. Der Bücherzuwachs in der Bibliothek betrug in der Berichtszeit 1396 Einzelschriften und 959 Zeitschriftenbände. Rund 200 auswärtige Besucher, darunter 56 ausländische Kollegen aus 16 europäischen und außereuropäischen Ländern, besuchten 1969 das Frankfurter Institut. Folgende Veröffentlichungen der Kommission wurden ausgeliefert: Germania 46, 1968, 2. Halbband. Römisch-Germanische Forschungen, Band 30: H. Ottenjann, Die nordischen Vollgriffschwerter der älteren und mittleren Bronzezeit; Band 31: O.-H. Frey, Die Entstehung der Situlenkunst. Studien zur figürlich verzierten Toreutik von Este. Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit, Serie B, Band 4: H. Hinz, Das fränkische Gräberfeld von Eick, Gemeinde Rheinkamp, Kreis Moers. Limesforschungen, Band 9: G. Ulbert, Das frührömische Kastell Rheingönheim. Die Funde aus den Jahren 1912 und 1913. Die Ausgrabungen in Manching, Band 2: I. Kappel, Die Graphittonkeramik von Manching. ABTEILUNG ISTANBUL: K. Tuchelt nahm am 15. Februar seinen Dienst bei der Abteilung auf und wurde am 21. April zum 2. Direktor ernannt. Nach vierjähriger Dienstzeit schied der Referent fürByzantinistik, O.Feld, turnusgemäß am 31.Mai aus, und an seine Stelle trat mit dem 1. Juni H. von Gall. Auf eigenen Wunsch wurde der Bibliothekar H. Zeschke nach siebenjähriger Tätigkeit am 1. November an die Abteilung Athen versetzt. Die Stelle konnte bis Ende des Jahres nicht wieder besetzt werden.
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Der 1. Direktor, R. Naumann, hielt Ende Februar vier Vorträge an der Universität Teheran, im dortigen Museum und im Institut über die Grabungen auf dem Takht-i Suleiman und über urartäische Tempel. Über die gleichen Themen hielt er Vorträge in Istanbul, Ankara und anläßlich der Ausstellung des Instituts in Bonn. Anfang April reiste er nach Pergamon, um eine Überprüfung des Grabungshauses und der Depots nach Übernahme der Verantwortung durch die Abteilung vorzunehmen. Im Mai vertrat er das Institut bei der Eröffnung der Neuaufstellung des Museums in Ankara. Am 29. April bzw. am 26. Mai empfing er Wohnungsbauminister L. Lauritzen und Bundesaußenminister W. Brandt im Institut und führte im Stadtgebiet und in der Umgebung. Anfang August begab er sich für einen Monat zu den Grabungen auf dem Takht-i Suleiman und Anfang Oktober zu den Grabungen in Didyma, wo er auch an der 70-Jahrfeier der Grabung Milet teilnahm. Die Reise zum Internationalen Kongreß für Klassische Archäologie in Damaskus benutzte er zu Studien an verschiedenen syrischen Grabungsorten. Auf der Rückreise traf er am 25. Oktober mit dem Präsidenten in Ankara zusammen, um gemeinsam Bogazköy, Pessinus und Seyitgazi zu besuchen. Vom 18. bis 21. Oktober hatte er Besprechungen in Ankara und führte bei dieser Gelegenheit den deutschen Botschafter Dr. R. Thierfelder und eine Delegation der deutsch-türkischen Kulturbesprechungen in Bogazköy. Die Vorlesungen und Übungen an der Universität wurden fortgesetzt. Der 2. Direktor, K. Tuchelt, übernahm mit seinem Dienstantritt am 15. Februar die Leitung der Redaktionsarbeiten der Abteilungspublikationen. Im März hielt er einen Vortrag über römische Stuckreliefs. Von Ende August bis Mitte Oktober leitete er in Vertretung des 1. Direktors die Ausgrabungen in Didyma (s. unten S. XLVIII). J. Borchhardt hielt sich zur Vorbereitung der Grabung des Heroons von Limyra und zu redaktionellen Besprechungen der Instituts-Publikationen vom 21. Januar bis 26. Februar in Deutschland auf. Am 15. und 16. Januar nahm er mit dem 1. Direktor an Besuchen und Besprechungen in Ankara teil. Vom 17. Juni bis zum 18. September führte er die Ausgrabung des Heroons von Limyra durch, stellte einen Bericht über die Ergebnisse der Grabung bis zum Jahresende für das Ministerium in Ankara fertig und verfaßte für die Istanbuler Mitteilungen einen Artikel: Epichorische, gräko-persisch beeinflußte Reliefs in Kilikien, Studien zur Kunst an den Satrapenhöfen Kleinasiens. O. Feld reiste Ende Februar zu Besprechungen der Nubien-Expedition nach Rom und hielt sich anschließend zu Arbeiten in der Institutsbibliothek und zum Studium der byzantinischen Denkmäler eine Woche in Athen auf. Mehrere Studienfahrten nach Thrakien, besonders nach Selymbria (Silivri) und Perinthos (Marmara Ereglisi), dienten topographischen Forschungen. Er verließ Ende Mai Istanbul, um an die Universität Mainz zu gehen. H. von Gall übernahm am 1. Juni seine neuen Dienstgeschäfte in Istanbul und war mit den Druckvorbereitungen zu Band 18 der Istanbuler Mitteilungen beschäftigt. Wissenschaftlich war von Anfang an sein Interesse auf die phrygischen Stelen der Kaiserzeit gerichtet. Er unternahm hierzu verschiedene Reisen nach Bursa, Ankara und im September nach Kütahya, Aezani und Pessinus. Im Oktober begleitete er J. Röder bei seinen Untersuchungen der Steinbrüche von Iscehisar-Dokimeion bei Afyon und schloß eine Reise durch Phrygien an, auf der Akmonion (Banaz, Ahatköy), Amorium (Hisarköy), Apameia (Dinar) und verschiedene Orte um Altinta§, die früher durch Funde von phrygischen Grabstelen aufgefallen waren, besucht wurden. Dabei wurde nördlich von Altmta§ eine bislang unveröffentlichte phrygische Felsentreppe mit zwölf Stufen von 10 m Breite gefunden. Mitte Dezember besuchte er das Gebiet des alten Osrhoene mit Diyarbakir-Amida, Urfa-Edessa und Harran-Carrhae. H. Hauptmann schloß die Grabungsberichte über Yarikkaya bei Bogazköy und Nor§untepe 1968 ab. Anfang April führte ihn ein Ausflug zu Dolmen nördlich von Edirne bei Lalapa§a, die von S. Kansu entdeckt worden waren. Dabei wurden beim Dorf Hacilar zwei neue Dolmen mit je zwei Kammern gefunden. Vom 17. bis 21. April unternahm er zu-
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sammen mit O. Feld eine Reise nach Griechenland, um die Museen in Komotini, Kavalla, Saloniki, Veria und Volo zu besuchen. Vom 26. Mai bis 4. Juni fuhr er nach Elazig, und bei der Rückkehr besuchte er die Museen in Mara§ und Adana und die Grabungen Arslantepe bei Malatya und Can Hasan bei Karaman sowie Bogazköy. Zu Vorbereitungen der Grabung Nor§un-Tepe unternahm er vom 22. Juni bis 11. Juli eine Reise nach Deutschland. Am 26. Juli begab er sich nach Ali§am, richtete dort das gemietete Grabungshaus der Expedition ein und begann am 1. August die Grabungen in Nor§un-Tepe, von denen er am 18. Dezember nach Istanbul zurückkehrte. D. Huff wertete archäologische Untersuchungen in Ostanatolien und Iran aus, insbesondere arbeitete er über eine urartäische Grabanlage in Eski Dogubayazit. Vom 27. Juni bis 17. Oktober war er zu den Ausgrabungen auf dem Takht-i Suleiman abgeordnet. Am Abend des 12. November brannte infolge einer Kaminundichtigkeit der Mittelbau des Grabungshauses in Pergamon aus, doch konnten sämtliches Inventar des Hauptraumes mit allem wissenschaftlichen Material und die Bibliothek gerettet werden. Der Wiederaufbau wurde sofort in Gang gesetzt, und dank des unermüdlichen Einsatzes von F. Rebmann und E. Steiner konnte das Dach bis Mitte Dezember wieder aufgelegt und der Bestand des Hauses gesichert werden. Die diesjährigen Arbeiten in Didyma fanden unter örtlicher Leitung von K. Tuchelt in der Zeit vom 1. September bis zum 14. Oktober statt. Mitarbeiter waren C. Ustüner, H. J. Kruse, stud. arch. W. Weber (Architektur), zeitweise W. Günther (Epigraphik) und W. Schiele (Institutsphotograph). Als Vertreterin der türkischen Regierung nahm Esin Tolunay teil. Die erstmals im Westen des modernen Dorfes und außerhalb des Gebietes um den Apollontempel durchgeführte Ausgrabung diente einer Rekognoszierung des in weiten Teilen noch unerforschten Heiligtums und erbrachte folgenden Befund: Fundamentmauern, die nach der mitgefundenen Keramik ins 7./6. Jahrhundert, in hellenistische und römische Zeit gehören. Das untersuchte Gebiet ist frei von byzantinischer und moderner Bebauung. Demnach hat das Heiligtum bereits zur Zeit des Apollontempels I im 7. Jahrhundert v. Chr. eine beträchtliche Ausdehnung besessen, die sich jetzt im Westen nachweisen läßt. Besondere Bedeutung für künftige Grabungen kommt der Entdeckung einer antiken, knapp 3 m breiten Pflasterstraße zu, deren lange Benutzung drei übereinanderliegende Pflasterungen anzeigen. Die Straße verläuft etwa in Nordsüdrichtung — parallel zum Apollontempel — auf eine Hügelkuppe zu, die antike Werkstücke trägt, aber auch moderne Gehöfte. An dem bisher freigelegten Straßenabschnitt wurde am Ostrand aufgehendes Quadermauerwerk — wohl einer Halle — angeschnitten. Die gefundene Keramik ist überwiegend von guter Qualität. Neben Terrakotten und Münzen kamen Importe ägyptischer Fayencefiguren zutage. Die Auswertung der Kleinfunde und Keramik sowie der Baureste ist einer Arbeitskampagne vorbehalten. — Neben der Grabungstätigkeit wurden folgende Arbeiten gefördert: Sichtung und Zusammenstellung der seit dem Jahre 1964 geborgenen Funde für eine öffentlich zugängliche Ausstellung im Depotflügel des deutschen Stationshauses (die vorbereitenden Arbeiten für die Architektur übernahm H. J. Kruse); Inventarisierung und Bearbeitung der in Didyma seit 1964 geborgenen Inschriften, zu denen in dieser Kampagne eine auf den Apollontempel bezügliche Bauurkunde aus der Zeit gegen 160 v. Chr. gefunden worden ist (die epigraphischen Aufgaben übernahm W. Günther). Ferner wurde mit dem Bau eines Magazins mit Scherbenhalle und Werkhof am Südflügel des Stationshauses begonnen; dieser Bau wird ebenso wie das im Jahre 1968 fertiggestellte Stationshaus in Didyma dank der Mittel aus der Stiftung Volkswagenwerk finanziert. Die Grabungen auf dem Nor§un-Tepe im Rahmen des Keban-Projektes begannen am I. August und wurden am 28. Oktober offiziell beendet. Bis zum 16. Dezember wurden noch einige Klärungsarbeiten sowie die Aufnahme der Pläne und von Funden durchgeführt. Grabungsaufsicht führten W. Radt, O. Girit, S. Gül^ur, G. Hauser, M. Höh, E. Özgen und
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H. v. Radetzky. Architekturpläne zeichnete cand. arch. R. Hajek. Der Fundbearbeitung widmeten sich E. Specht und U. Radt, der Fundkonservierung H. J. Liebscher. Als Photograph wirkten abwechselnd W. Schiele und Th. Hartmann mit. — Die Arbeiten konzentrierten sich auf drei schon im Jahre 1968 untersuchte Abschnitte: I. Auf der Hochfläche des Hügels wurden vier Flächen von 9 : 9 m neu geöffnet und in einem Hangschnitt von 4 : 18 m weitergearbeitet. Es konnten insgesamt sechs Schichten geschieden werden, die vom Beginn der späten Eisenzeit bis zum Ende der frühen Bronzezeit reichen. Aus der Eisenzeit stammen durch Gruben stark gestörte Häuser und mehrere beigabenlose Steinkistengräber. In Schicht 5 wurden Fundamente mehrerer größerer Häuser und großer Herdstellen aus dem Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. gefunden. Schicht 6 brachte die intensivste Bebauung vom Ende der frühen Bronzezeit (etwa 2200 v. Chr.). Es wurde ein repräsentativer, teilweise verbrannter, rechteckiger Lehmziegelbau mit einem Grundriß von 25 : 25 m ausgegraben, der im Nordteil vier Magazinräume mit je 25 Pithoi enthielt. In der südlichen Hälfte wurden bisher zwei ebenfalls weiß verputzte Räume, davon der eine mit Lehmbank und einer zentralen Herdplatte, freigelegt. Die Außenmauern sind 1,80 m stark und aus 2x/2 Lehmziegelbreiten geschichtet. Vom Herdraum führt eine Treppe zu tieferliegenden terrassierten Räumen, die schon 1968 festgestellt worden waren. 2. Im Nordteil der Südterrasse wurden innerhalb der früheisenzeitlichen Siedlung in zwei Schichten zwei Hauskomplexe, die schon 1968 angeschnitten worden waren, weiter untersucht. Dabei wurde eine größere Herdanlage mit einem Kuppelofen freigelegt und eine verzierte Umrahmung des Schürloches gefunden, die zwischen Punktreihen stilisierte Steinböcke zeigt. Ein Haus mit Stampflehmmauern über einem Steinfundament von 12: 10 m besaß mehrere Räume. Die Funde bestehen aus horizontal kannelierter und rot auf gelb bemalter Keramik, inkrustierten Glasperlen und Eisengeräten. 3. Im Südareal der südlichen Terrasse wurde ein größerer Baukomplex von 40: 50 m mit regelmäßig gesetzten Steinfundamenten ausgegraben, der aus der mittleren bis späten Eisenzeit stammt. Er besitzt zwei durch einen Korridor getrennte größere Raumgruppen, die den Vorratsgefäßen nach wohl als Magazine gedient haben dürften. Im Norden, Westen und Süden ist die wohl späturartäische Anlage durch gegliederte Begrenzungsmauern abgeschlossen. Nach Osten ist sie gegen einen Hof geöffnet, vor dem eine kleine Toranlage liegt. Unter den Funden sind eine Kniefibel, Stempel und archaisch ostionische Importe, wodurch sich für diese jüngste Phase auf dem Nor§untepe eine Datierung von etwa 800—600 v. Chr. ergibt. Bei Geländebegehungen wurde ein römisches Kastell des Euphrat-Limes am Südufer des Murat und am Südhang der Ebene eine spätrömische Festung auf dem Ayibag nachgewiesen, von der eine in Richtung Hazargölü und wohl weiter nach Amida (Diyarbakir) verlaufende Straße führt. Die Grabungen auf dem Takht-i Suleiman fanden mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft vom 5. Juli bis 12. September statt; von der Abteilung war außer dem 1. Direktor D. Huff beteiligt. Die diesjährige Grabung hatte zum Ziel, Untersuchungen an all den Stellen auszuführen, die noch der Klärung bedürfen, und damit auf einen Abschluß der Grabungen hinzuarbeiten. Im Laufe dieser Arbeiten wurden auch umfangreiche Restaurierungen vorgenommen, um den Platz in einem ansehnlichen Zustand zu hinterlassen. Dank der Hilfe der iranischen Antikenverwaltung konnten besonders gefährdete Teile der Haupträume des Feuertempels selbst und der hochragende Rest des Westiwans gesichert werden. Die Grabungen erstreckten sich auf die weitere Untersuchung der älteren Lehmziegelbefestigung und das Gebiet zwischen Feuertempel und der inneren Umfassungsmauer, wo die vier vorislamischen Perioden mit mehrfachen Veränderungen geklärt wurden. Die achämenidische Siedlung wurde weiter freigelegt. Während auf das achämenidische Stratum eine mehrere Jahrtausende dauernde Unterbrechung in der Siedlungsgeschichte des Platzes folgt, zeigen die darüberliegenden Bebauungsperioden eine bis ans Ende der
L zoroastrischen Benutzungsphase reichende Kontinuität. Die erste nachachämenidische Anlage ist ein ausgedehnter Gebäudekomplex mit Lehmziegelwänden auf Feldsteinfundamenten, dessen Zentrum ein Viersäulenraum mit quergelagertem Vorraum und schmalen Seitenkammern an der Nordseite eines vermutlich ungedeckten Vorhofes bildet. — Ferner wurden das kleine Torgebäude N vor dem Feuertempel, der Hof E und die Seerandbebauung untersucht. Zu den wichtigsten Funden aus vorislamischer Zeit gehören drei Tonbullen spätsasanidischen Datums, mit welchen die Öffnungen von Gefäßen versiegelt waren, ein Siegelstein aus Chalzedon mit der Gravierung eines Vogels, sasanidische Gipsstuckreste und ein Bronzeanhänger in Gestalt einer Ente. In den mongolischen Schichten wurde wieder qualitätvolle Baukeramik des 9. bis 13. Jahrhunderts gefunden. In der Zeit vom 17. Juni bis zum 14. September führte J. Borchhardt die Ausgrabung des 1966 entdeckten Heroons von Limyra bei Finike im Vilayet Antalya durch (s. AA. 1970, 353ff.). Als Architekt stand ihm bis zum 20. Juli S. Kasper zur Seite. Die photographische Aufnahme vom 17. Juni bis zum 21. Juli und vom 12. bis 31. August lag in den Händen von W. Schiele. Als Epigraphiker nahm M. Wörrle vom 26. Juni bis zum 16. Juli an der Grabung teil. — Die Freilegung des Heroons war bis zum 20. August abgeschlossen und erbrachte folgende Ergebnisse: Inmitten einer 19 m breit und 18 m tief aus dem Felsen herausgeschlagenen Terrasse wurde das Fundament des Grabbaues gelegt: 10,40 m lang und 6,80 m breit. Das 3,40 m hohe Hyposorion umschloß eine Grabkammer, die von Süden her zugänglich war. An den beiden Langseiten im Osten und Westen war ein jeweils nach Süden gerichteter Fries angebracht, der Szenen aus der Ekphora zeigt. Der etwa 5,30 m hohe Oberbau war in Form eines prostylen Tempels gestaltet, an Stelle der Säulen hier jedoch jeweils vier Karyatiden an der Nord- und an der Südseite, die — auf Rundbasen gestellt — das Gebälk trugen, das aus einem umlaufend mit Rosetten geschmückten Architrav und einem Zahnschnitt besteht. Das vollständig zu rekonstruierende Dach mit einer durch Löwenkopfwasserspeier verzierten Sima war mit Akroteren geschmückt, die an der Nordseite erhalten geblieben sind: als Eckakrotere laufende Mädchen von etwa 1,25 m Höhe, im Stile der Skulpturen vom Nereiden-Monument von Xanthos; als Mittelakroter vermutlich eine herabschwebende Nike, die seitlich von zwei Mädchenprotomen gestützt wurde. Ein Denkmal, das einen Reiter mit einem Fußkämpfer zu einer Gruppe vereinigt, muß zwischen den Karyatiden und der Cellatür gestanden haben. Die Hauptbedeutung dieses Grabmonumentes, das sich eng an das Nereiden-Monument von Xanthos anlehnt, liegt in der Verwendung von Karyatiden. Rückwirkend wird damit wieder die 1851 von dem französischen Architekten J. M. Tetaz geäußerte These, die in jüngster Zeit von N. Kontoleon, H. Drerup und C. Krause wieder aufgegriffen wurde, aktuell, die in der Korenhalle des Erechtheions ein Grabmal erkennt, das Kekropion. — An der freigelegten Nordwand wurde ein etwa 8 m langes, 3,50 m tiefes und etwa 5 m hohes Depot errichtet, in dem auf einem hinteren Betonsockel die vier Friesblöcke aufgestellt wurden und auf zwei davorgestellten Betonsockeln zwei Karyatiden wiederaufgerichtet wurden. Der Seitenraum enthält die Kleinfunde. Die wichtigsten Marmorfunde wurden ins Museum von Antalya verbracht. In Pergamon wurde unter Leitung von O. Ziegenaus im Asklepieion gearbeitet. Um den Besuchern des Asklepieions nach den jahrelangen Tiefgrabungen auf dem Festplatz wieder ein möglichst geschlossenes Bild der kaiserzeitlichen Anlage zu bieten, wurde ein Großteil der hellenistischen Fundkomplexe eingefüllt. Das Schuttmaterial wurde bei der Freilegung der Front der hellenistischen Halle im sog. Olivenhain gewonnen. Es wurde dabei festgestellt, daß die 104 m lange Halle eine gleichmäßige Kammereinteilung hatte und bis in römische Zeit intakt geblieben war. Es wird vermutet, daß die Halle nur als Laufhalle an einem Platz diente und der eigentliche Hauptbau der noch zu erschließenden Gesamtanlage sich an der Westseite dieses Platzes in etwas höherem Niveau erhob. Ferner wurde an der Via tecta gearbeitet, und zwar vor allem die Nahtstelle zwischen Säulenstraße und gedeckter Straße untersucht, wo an der Nordseite eine vielfach umgebaute Therme, an der
LI Südseite eine 80 m lange korinthische Portikus lag, die der Via tecta die geschlossene Rückwand zukehrte (s. auch A A . 1970, 176ff. 391 ff.). Die Abteilung unterstützte ferner die Ausgrabungen in Bogazköy und Milet und die Untersuchungen von F. K . Dörner in Kommagene und J. Röder in den Steinbrüchen von Iscehisar-Dokimeion. Folgende Vorträge und Veranstaltungen fanden während der Berichtszeit statt: A m 19. Februar sprach R. Naumann über »Neue Ergebnisse der Grabungen auf dem Takht-i Suleiman«, am 28. Februar K . Tuchelt über »Römische Stuckreliefs«, am 30. April H. Schläger über »Neue Beobachtungen an antiken Hafenanlagen« und am 12. November W . Kleiss über »Bastam und andere urartäische Plätze«. A m 5. Dezember wurde der Winckelmanntag zugleich als 40-Jahrfeier der Gründung der Abteilung aus Raumgründen im Saal des Deutschen Generalkonsulates gefeiert. Der 1. Direktor gab einen Überblick über die Arbeit des Instituts seit seiner Gründung und insbesondere im vergangenen Jahr, und der Präsident hielt den Festvortrag über »Neue Forschungen in Hattusa«. A m gleichen Tag erfolgte die feierliche Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Istanbul an Präsident Prof. K . Bittel. In diesem Zusammenhang fand am 4. Dezember zu Ehren des Präsidenten ein Empfang für Ordentliche und Korrespondierende Mitglieder und ausländische und türkische Gelehrte im Haus des 1. Direktors statt. öffentliche Führungen: A m 10. Mai: H . Hauptmann, Binbirdirek-Zisterne; am 17. Mai: K . Tuchelt, Die großen Höfe des Topkapi Sarayi ; am 31. Mai : R. Naumann, PammakaristosKirche. Die Bibliothek hatte 626 Zugänge. Die Neuordnung der Bibliothek wurde beendet. Die Verhandlungen der deutschen und türkischen Regierungen über die Bauplatzfrage für den Neubau sind noch nicht abgeschlossen. Die Tätigkeit der Abteilung ist durch die Raumnot im bisherigen Haus stark behindert. Wohnungsbauminister L . Lauritzen und Außenminister W . Brandt überzeugten sich anläßlich ihrer Besuche im Institut von den unhaltbaren Zuständen. Im Druck befanden sich am Ende der Berichtszeit: Istanbuler Mitteilungen, Band 18, 1968 (kurz vor der Auslieferung). Beiheft 3 der Istanbuler Mitteilungen: W . Radt, Bauten und Siedlungen auf der Halbinsel von Halikarnaß (Dissertation Frankfurt a. M. 1968). Istanbuler Forschungen, Band 27 : K . Tuchelt, Die archaischen Skulpturen von Didyma. Beiträge zur frühgriechischen Plastik in Kleinasien (Habilitationsschrift Mainz 1968); Band 28 : V. v. Graeve, Der Alexander-Sarkophag (Dissertation Frankfurt a. M. 1967).
A B T E I L U N G K A I R O : A m 1. Januar trat M. Meinecke als Referent für Islamische Archäologie den Dienst in Kairo an. Seit 1. April ist H . Altenmüller als zeitweiliger Referent für Ägyptologie bei der Abteilung tätig. Der 1. Direktor, W . Kaiser, führte vom 5. Januar bis 10. Mai die erste Grabungskampagne in Elephantine durch. Ende Januar nahm er während einer kurzen Dienstreise an Besprechungen in Bonn und Berlin teil. A b Oktober bereitete er die Winterunternehmungen der Abteilung vor. Der 2. Direktor, R. Stadelmann, zugleich mit der Redaktion sämtlicher Veröffentlichungen der Abteilung befaßt, nahm bis Ende Januar an der Grabung in Elephantine teil und führte anschließend die Geschäfte in Kairo. A m 23. Juni reiste er zu Verlagsbesprechungen und Umbrucharbeiten nach Deutschland. V o m 25. November bis 12. Dezember begleitete er den Unterstaatssekretär für Angelegenheiten des Service des Antiquités im Kultus-
LU ministerium der VAR, Dr. G. Mokhtar, auf dessen Deutschlandreise und führte anschließend eine Reihe weiterer Verlagsbesprechungen. Der Referent für Ägyptologie, D. Arnold, führte bis Mitte Mai die 7. Grabungskampagne in Theben-West (Intef-Grab und Mentuhotep-Tempel) durch und arbeitete anschließend an der Vorbereitung der beiden Publikationsreihen. Im September und Oktober unternahm er eine weitere Studienreise nach England zur Kollationierung von Relieffragmenten aus dem Mentuhotep-Tempel in den Sammlungen von London, Oxford, Cambridge, Bristol, Manchester und Bolton. Von Mitte November an setzte er seine Untersuchungen am Mentuhotep-Tempel fort. Der Referent für Baugeschichte, P. Grossmann, war bis Anfang April in der Elephantine-Grabung tätig. Anschließend führte er zusammen mit J. Engemann (Franz-JosephDölger-Institut) die 10. Kampagne der Grabung in Abu Mena durch. Ab Mitte August war er zunächst in Athen mit der Bearbeitung der Ergebnisse aus der Tirynskampagne 1968 beschäftigt, dann in Kairo mit der Arbeit an den Vorberichten für Elephantine und Abu Mena. Der Referent für Islamische Archäologie, M. Meinecke, nahm an der Grabung in Abu Mena teil, untersuchte Bauten der osmanischen Zeit in Kairo und führte vergleichende Studien in der Türkei durch. Am 20. Oktober berichtete er über Teilergebnisse im Deutschen Kulturinstitut in Kairo. Der Referent für Ägyptologie, H. Altenmüller, bereitete in Zusammenarbeit mit dem Inspektor des Service des Antiquités, Ahmed Moussa, die Publikation von drei Gräbern der 5. Dynastie am Unas-Aufweg in Sakkara vor und unterstützte zeitweise R. Stadelmann in laufenden Redaktionsarbeiten. In der ersten Julihälfte führte er vertretungsweise die Geschäfte der Abteilung. Die 1. Grabungskampagne auf der Nilinsel Elephantine bei Aswan, an der sich das Schweizerische Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde beteiligte, konzentrierte sich vor allem auf das Gebiet des Chnum-Tempels und die östlich und südlich anschließenden Bereiche. Im Tempel selbst wurden umfassende Reinigungs- und Aufnahmearbeiten durchgeführt, im südlich angrenzenden Wohngebiet koptische und z. T. auch bereits ältere Schichten untersucht und aufgenommen. Unmittelbar vor dem Pylon konnte die Abfolge der Stadtmauern seit dem Alten Reich und eine große Uferterrasse römischer Zeit festgestellt werden. Am Südostfuß der Terrasse kam ein steingefaßter Heiliger See mit Treppenzugang und Verbindung zum Nil zutage. Nördlich der Tempelanlage des Chnum wurden aus den Fundamenten des späten Satet-Tempels etwa 150 wiederverwendete Blöcke der Vorgängerbauten des Mittleren und Neuen Reiches herausgehoben. Für die Gestalt des Heiligtums der 18. Dynastie ergaben sich erste Anhaltspunkte. Im äußersten Südostbereich der Stadt ist ein begrenzter Bezirk bis zur alten Felsoberfläche untersucht worden, um Platz für die Abladung des Grabungsschuttes zu gewinnen. Dabei fanden sich neben Teilstücken der ältesten Stadtmauer und einfachen Siedlungsresten auch vorgeschichtliche Wohnspuren und mehrere Bestattungen der späten Naqadakultur. An wichtigen Einzelfunden der 1. Kampagne sind — neben einer Anzahl von Ostraka — zu nennen : Teile eines Tores von Amenophis II. mit Reliefschmuck Ptolemaios' I., Teile eines Tores von Nektanebos I., drei große Steinaltäre mit Inschriften der griechischen Stadtkommandanten aus spätptolemäischer Zeit und eine Reihe von Statuenfragmenten des Neuen Reiches und der Spätzeit. Teilnehmer der vom 5. Januar bis 10. Mai geführten Grabung waren W. Kaiser, R. Stadelmann, P. Grossmann und D. Johannes von der Abteilung Kairo, G. Haeny und H. Jaritz vom Schweizerischen Institut, die Studenten der Ägyptologie H. Burkard und K. Martin sowie die österreichischen Geodäten J. Dorner und H. König, die eine topographische Geländeaufnahme des gesamten antiken Stadtgebietes im Maßstab 1: 500 fertigten.
LIII Bei den Arbeiten im Bereich des Intef-Grabes in Theben-West lag das Schwergewicht auf der weiteren Vorbereitung der Publikation. Daneben wurden die restlichen Teile, vorwiegend Innenräume des spätzeitlichen Mutirdis-Grabes freigelegt, dessen Fassade und Oberbauten bereits in früheren Kampagnen zutage gekommen sind. Es ergaben sich vier unterirdische Felskammern, die ursprünglich verputzt und ausgemalt waren. Die Darstellungen und Texte (Totenbuch, Pfortenbuch, Amduat [?], Astronomische Decke) sind unterschiedlich gut erhalten und stellen teilweise große Anforderungen an die Aufnahme und Bearbeitung. Im Schutt des Grabes fanden sich größere Mengen von Papyrusfragmenten, die sich zu ptolemäisch-römischen Totenbuch-Texten zusammensetzen ließen. Weitere Funde, vor allem Kartonagenreste, Fragmente von Holzsärgen und -kästen, versprechen eine reiche Ausbeute an Personennamen, Titeln und Familienzusammenhängen ptolemäischer Zeit. Teilnehmer der bis Anfang Mai dauernden Kampagne waren D. und D. Arnold, J. Settgast, J. und A. Assmann, D. Bidoli, H. Baerenz und J. Roewer, weiterhin die Geodäten J. Dorner und H. König, die eine Gesamtauf nähme des Asasif im Maßstab 1: 1000 und einen Teilplan des Konzessionsgebietes im Maßstab 1: 500 zeichneten. Im Mentuhotep-Tempel von Der el-Bahari führte D. Arnold mit H. Fenner die Bauaufnahme zu Ende und entdeckte dabei u. a. ein Depot unpublizierter Relieffragmente aus älteren Grabungen. Die Zeichnung der nun insgesamt über 3000 Bruchstücke ehemaliger Wanddekoration durch G. Legde wurde weiter fortgeführt. Daneben läuft die Aufnahmearbeit der zahlreichen Relieffragmente, die sich in Museen außerhalb Ägyptens befinden. In Abu Mena war die gemeinsam mit dem Franz-Joseph-Dölger-Institut (Leitung: Th. Klauser) geführte Unternehmung innerhalb des Stadtbereiches auf die Freilegung der sog. Koinobien konzentriert, in denen zunächst die Reste der Spätbebauung untersucht wurden. Dabei konnte auch die Nordseite des Marktplatzes eingehender herausgearbeitet werden. Der ebenfalls neu in Angriff genommene Südostanbau der großen Basilika erwies sich als ein sehr leicht gebautes, mehrfach repariertes Gebäude mit verschiedenen Räumen bisher ungeklärter Bestimmung. Eine Reinigung und Neuaufnahme der Nordbasilika ergab, daß die eigentliche Kirche mit dem Treppenzugang in der Südwestecke ursprünglich isoliert gestanden hat. Das Atrium wie auch die Süd- und Nordraumgruppe sind erst später angefügt worden. Außerhalb des engeren Stadtbereiches konnten die Arbeiten an der Kirche von al-Ahbäriya zum Abschluß gebracht werden. Es fanden sich auf der Nordseite verschiedene Nebenräume, von denen einer später zu einem Baptisterium umgebaut worden ist. Weiterhin wurde im Osten von Abu Mena ein neuer Vierkonchenbau etwa aus der Mitte des 6. Jahrhunderts entdeckt und durch drei Suchschnitte vorläufig geklärt. Die Ende April begonnene Kampagne mußte am 19. Juni wegen allgemeiner Grabungsbeschränkungen abgebrochen werden. Teilnehmer waren P. Grossmann, J. Engemann, L. Breitenbruch, M. Meinecke, M. Baumstark, A. Beyer, H. Jaritz, A. Hommel und D. Johannes. Bei der Katalogisierung der älteren Bestände der Bibliothek wurde H. Armbruster bis 31. März noch von der im Werkvertrag tätigen Bibliothekarin A. Roos unterstützt. Die Neuzugänge beliefen sich auf 752 Bände. Die Zahl der Bibliotheksbenutzer betrug 395. Folgende Veröffentlichungen der Abteilung wurden ausgeliefert: Mitteilungen des DAI., Abteilung Kairo, Band 23, 1968. Abhandlungen des DAI., Abteilung Kairo, Ägyptologische Reihe, Band 5: L. Habachi, Features of Deification of Ramses II.; Band 6: R. Herzog, Punt. Im Druck befanden sich bei Ende der Berichtszeit: Mitteilungen des DAI., Abteilung Kairo, Band 24, 1969 und 25, 1970 (Gedenkschrift für Hanns Stock).
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Archäologische Veröffentlichungen des DAL, Abteilung Kairo, Band 1: K. Siegler, Kalabsha I. Architektur und Baugeschichte. A B T E I L U N G M A D R I D : Mit Wirkung vom 1. Januar wurde Ch. Ewert als Referent für Islamische Archäologie an der Abteilung Madrid angestellt. Mit D. Duda wurde mit gleichem Datum ein Dienstvertrag abgeschlossen. Zum 28. Februar schied die Bibliothekarin Ch. Ulbert-Urban aus dem Dienst des Instituts aus. Th. Hauschild wurde mit Wirkung vom 5. August zum Wissenschaftlichen Rat ernannt. Der 1. Direktor, H. Schlunk, machte Reisen nach Asturien (Thermen von Veranes), Córdoba und Ubeda (Höhlenkirche von Valdecanales), Aücante, Elche und Almeria (Museen), Burgos, Aguilar de Campoó und Ampudias (Sammlung Fontaneda), Tarragona (Centcelles) sowie zu Besprechungen nach Córdoba und Granada. Vom 28. Juli bis 18. August nahm er an der Grabung in der frühchristlichen Kirche von Marialba teil. Vorträge hielt er auf dem Congreso Arqueológico Nacional in Mérida, anläßlich der Ausstellung des Institutes in Bonn, auf der Semana de Estudios Jacobeos in Estella (Navarra), auf dem VIII. Internationalen Kongreß für Christliche Archäologie in Barcelona und Tarragona und im Rahmen der Veranstaltungen des Archäologischen Museums in Sevilla. Der 2. Direktor, H. Schubart, nahm an der I. Reunión de Historia de la Economía Antigua de la Península Ibérica en Valencia (11. bis 13. Januar) teil. Er reiste am 10. und 11. März nach Zaragoza, wo er einen Vortrag über die jüngsten Forschungen zur altpunischen Archäologie in Andalusien hielt. Ende März reiste er nach Portugal, um die Planaufnahme der kupferzeitlichen Befestigung von Columbeira bei Bombarral zu fördern. (Die zweigliedrige Befestigungsanlage von Columbeira ist durch Situation, Anlage und Funde eine der besten Parallelen zu der kupferzeitlichen Befestigung von Zambujal. Eine Publikation der Anlage von Columbeira in den Madrider Mitteilungen wird vorbereitet.) Er hielt sich am 2. und 3. Oktober zu Besprechungen in Málaga und Torre del Mar auf. H. Schubart nahm vom 3. bis 7. November an den I a s Jornadas Arqueológicas da Associafäo dos Arqueólogos Portugueses in Lissabon teil und führte die Tagungsteilnehmer auf dem Grabungsplatz von Zambujal. In der übrigen Berichtszeit war er mit der Abfassung von Manuskripten und Redaktionsaufgaben befaßt. Der Referent für Baugeschichte, Th. Hauschild, hielt sich im Januar und Februar in Tarragona auf, um die Kopier- und Restaurierungsarbeiten im spätrömischen Monument von Centcelles zu überwachen und Aufnahmen herzustellen. Auf einer kurzen Reise besichtigte er die Thermen von Veranes. Auf Einladung der Stadt Faro (Algarve) nahm er am 4. März als Vertreter der Abteilung Madrid an der Feier des 70 jährigen Gründungstages des Archäologischen Museums teil. Vom 26. bis 29. März fuhr er zum Congreso Nacional de Arqueología in Mérida und Cáceres und hielt einen Vortrag über die Bauphasen der Aquädukte von Mérida. In der Zeit vom 29. April bis 17. Juni unternahm er eine Reise nach Oberitalien, Jugoslawien, Nordgriechenland sowie in die Türkei, die dem Studium spätrömischer und frühbyzantinischer Monumente galt. Unter anderem wurden folgende Orte besucht: Padua, Aquileia, Grado, Parenzo, Pula, Split, Salona, Mogorjelo, Sarajevo, Belgrad, Gamzigrad, Nis, Caricingrad, Heraklea, Ohrid, Pela, Saloniki, Philippi, Pergamon, Ephesos, Bursa und Istanbul. Es wurden mehrere besonders für die Baukunst der Iberischen Halbinsel wichtige Monumente aufgesucht und persönliche Kontakte mit den jeweiligen Kollegen aufgenommen. Vom 16. Juli bis 21. August leitete er die dritte Grabungskampagne im frühchristlichen Martyrium von Marialba (Provinz León) und fertigte einen Plan der Höhlenkirche von San Martin de Villamoros bei León an, die ebenfalls eine stark ausgeprägte Hufeisenform im Grundriß der in den Felsen vertieften Apsis aufweist. Vom 1. bis 13. September führte er Grabungen im Stadtgebiet von Munigua durch. Zur Vorbereitung der Ausstellung von Funden und Plänen aus der Grabung von Centcelles, die anläßlich
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des Besuches der Teilnehmer am VIII. Internationalen Kongreß für Christliche Archäologie im Apsidenraum der spätantiken Villa aufgestellt werden sollten, hielt er sich vom 1. bis 18. Oktober in Tarragona und Barcelona auf. Während des Besuches von Herrn Prof. K. Böhner begleitete er diesen nach Carpió del Tajo und Reccopolis. In der übrigen Berichtszeit konnten die Arbeiten über den Achteckbau von Las Vegas de Pueblanueva und die Untersuchungen im Stadtgebiet von Munigua für den Druck vorbereitet werden. Weiterhin schloß der Referent für Baugeschichte Vorberichte über die neuen Grabungen von Marialba und Munigua ab und war neben den verschiedenen Vorträgen auf dem Kongreß in Mérida und dem VIII. Internationalen Kongreß für Christliche Archäologie in Barcelona weiter mit Publikationsvorbereitungen des Monuments von Centcelles beschäftigt. Der Referent für Klassische Archäologie, G. Gamer, war zu Beginn des Jahres mit der Abfassung eines Manuskriptes über Almazán beschäftigt. Zur Bearbeitung der Keramik von Marialba nahm er vom 31. Juli bis 19. August an der dort stattfindenden Grabungskampagne teil. Um die verschiedenen Waren und Formen bekanntzumachen, sollen zunächst die Keramikfunde aus einigen repräsentativen Gruben vorgelegt werden. Vom 31. August bis 2. Oktober war er in Mulva mit der Leitung der Untersuchungen in der spätantiken Nekropole betraut. Vom 1. bis 8. November und 9. bis 19. Dezember hielt er sich in Deutschland auf und führte Besprechungen mit Wissenschaftlern in Tübingen und Bonn über Probleme der in Mulva ausgegrabenen Ofenanlage. Vom 1. bis 6. Dezember leitete er eine Planaufnahme des römischen Töpfereibezirks an der Cartuja von Granada. Der Referent für Islamische Archäologie, Ch. Ewert, konzentrierte sich auf zwei Unternehmungen : die Aufnahme und Bearbeitung der in Balaguer, Provinz Lérida, gefundenen islamischen Stuckaturen und Malereien des 11. Jahrhunderts und der frühislamischen Befestigung auf der Burg desselben Ortes sowie die Aufnahme der jüngst freigelegten Malereien in der Aljaferia in Zaragoza. In Zaragoza konnten die Malereien des 11. Jahrhunderts in etwa 140 Zeichnungen aufgenommen werden. Eine erste Serie von Rekonstruktionsversuchen ist angefertigt, die Ornamentmotive sind in einer Kartei erfaßt. Die Vorarbeiten zur Veröffentlichung, die den Umfang des Materials überschaubar machten, ließen die Form einer Monographie für die Publikation ratsam erscheinen. Sowohl in Balaguer wie in Zaragoza wurde Ch. Ewert von seiner Frau unterstützt. Im April begleitete er Herrn Prof. H. Stern nach Córdoba. Auf Einladung von Herrn Dr. E. h. Hernández und von Herrn M. Casamar konnte er auf dieser Reise seine Studien zur Ornamentik in der Kalifenresidenz Madinat az-Zahra und auf der Alcazaba von Málaga vertiefen. Ende Januar 1969 unternahm D. Duda zur ersten Information über die islamischen Keramikbestände eine Reise nach Almeria und Málaga. Anfang Februar weilte sie in Balaguer, um die dort gefundene Keramik aufzunehmen. Über diese liegt jetzt ein Aufsatz vor, der im Anschluß an die Arbeit von Ch. Ewert publiziert werden soll. Am 7. April begab sie sich nach Almeria, wo sie die spanisch-islamische Keramik im Archäologischen Provinzialmuseum und im Alcazaba-Museum untersuchte. Ihren Aufenthalt in Almeria bis Anfang Juni unterbrach sie durch eine Reise nach Córdoba vom 13. bis 19. April, um sich anläßlich der Aufstellung eines Gerüstes das Keramiksims des 10. Jahrhunderts in der dortigen Moschee genauer anzusehen. In den Sommermonaten beschäftigte sich D. Duda mit der Aufarbeitung des in Almeria gesammelten Materials. Vom 22. Juli bis 3. August hielt sie sich bei der Grabung in Marialba auf, wo sie Katalog- und Ordnungsarbeiten zur ausgegrabenen Keramik durchführte. Bis zum Jahresende schloß sie für die Madrider Mitteilungen einen ersten Übersichtsaufsatz über die Keramik des 12. bis 15. Jahrhunderts in Almeria ab. V. Leisner setzte die Bearbeitung der Megalithgräber Beiras fort und förderte die Druckvorbereitungen für Band 4 des Megalithgräberwerkes (Madrider Forschungen 1, Lieferung 4). Sie reiste Anfang Mai zu Studien in Museen und an Geländeobjekten in die Bretagne und nahm anschließend am Atlantischen Kolloquium in Aarhus in Dänemark teil.
LVI Vom 7. September bis 7. Oktober führte H. G. Niemeyer (Universität Köln) eine Arbeitskampagne in Torre del Mar durch. Das Grab Trayamar 1 (vgl. MM. 9, 1968, 96ff.), mittlerweile von der Denkmalspflegebehörde der Provinz Málaga mit einem festen Haus überbaut, wurde gereinigt, die 1967 in der Zugangsrampe belassenen Steine des Türverschlusses der Grabkammer wurden abgeräumt. Hierbei konnten weitere Einzelheiten der Konstruktion beobachtet werden. In der gleichen Zeit wurde die Bearbeitung der Funde vom Morro de Mezquitilla (MM. 9, 1968, 1041), unter Mitarbeit von H. Krause-Kunckel (Universität Köln) fortgesetzt. In der Zeit vom 20. September bis 4. Oktober nahm I. Scollar, Leiter des Labors für Feldarchäologie am Rheinischen Landesmuseum Bonn, an der Arbeitskampagne teil, um in der Umgebung des Grabes Bodenwiderstandsmessungen durchzuführen. Im Rahmen der Untersuchungen der antiken Verhüttung und der Erzvorkommen im Gebiet von Munigua hielt sich Bergassessor F. Lehmann im August in Munigua auf und konnte an mehreren Stellen Proben von Schlacken und Luppen zu Analysen entnehmen. Die Ausgrabungen in Munigua wurden vom 1. September bis 2. Oktober weitergeführt. Th. Hauschild hatte bis zum 13. September die Leitung der Grabungen im Stadtgebiet, G. Gamer hatte während der ganzen Kampagne die Leitung der Grabung in der Nekropole. In der Zeit vom 4. bis 13. September weilte W. Grünhagen auf dem Grabungsplatz und stellte weitere Untersuchungen am Terrassenheiligtum an. Bei den Grabungen im Stadtgebiet ging es um die weitere Klärung der Stadtbegrenzung und der Ausdehnung der am Hang des Stadthügels gelegenen Kultbauten. Untersuchungen am Südhang des Stadthügels ließen eine neue Terrassenkonstruktion nachweisen, die zeitlich offenbar zur Anlage des Terrassenheiligtums gehört. Auch auf dem Osthang erschienen nördlich neben dem Podiumtempel weitere anschließende Bauten. — Die Grabungen in der Nekropole hatten zum Ziel, die Erstreckung der 1967 angeschnittenen spätantiken Gräber östlich der Villen zu klären. Dies wurde mit einem 60 m langen Schnitt erreicht, in dem verschiedene Typen von Gräbern untersucht wurden, deren zeitliche Stellung geklärt werden konnte. Nördlich außerhalb dieser spätantiken Nekropole wurde ein reiches Frauengrab des 1. Jahrhunderts n. Chr. mit zwei Millefiorischalen unter den Beigaben freigelegt. Im Süden führte der Schnitt an eine große Schlackenhalde heran. Dort kam, von einem spätantiken Grab gestört, ein in einer Höhe von 1,50 m ausgezeichnet erhaltener Ofen zutage. Dieser Ofen ist aus einem Ziegelrund von 3,40 m im Durchmesser errichtet, das von einer quadratischen Mauer von 5,50 m Seitenlänge umgeben wird. Im Innern hat sich eine dicke Kalkschicht erhalten, die von dem letzten Arbeitsprozeß herrühren muß. In der Mosaikkuppel von Centcelles wurde an den genauen Kopien der großen oberen Thronszenen weitergearbeitet. In der Szene über dem Eingang wurde eine stehende Figur mit verhüllten Händen neben dem Thronenden neu gesehen. Mit der Herstellung von Detailzeichnungen für die Publikation wurde begonnen. Außerdem wurden Versuche gemacht, die Gliederung der Freskozone unter der Mosaikkuppel durch neutrale Farbgebung wieder deutlich zu machen. Vom 15. September an waren drei Studenten der Technischen Universität Berlin (Lehrstuhl für Baugeschichte) mit der steingerechten Planaufnahme des Vierkonchenbaues beschäftigt. Anläßlich des VIII. Internationalen Kongresses für Christliche Archäologie wurde eine Ausstellung von Fundstücken der Ausgrabung, Modellen und Kopien der Mosaikkuppel in einem Saal des Monumentes eingerichtet. Die Kongreßteilnehmer besuchten die Ausstellung am 10. Oktober und wurden während des ganzen Tages in einzelnen Gruppen von den Herren H. Schlunk, Th. Hauschild und C. B. Rüger geführt. Zur weiteren Klärung des großen Martyriums von Marialba wurde eine neue Grabungskampagne vom 16. Juli bis 21. August durchgeführt. Die Leitung hatten der 1. Direktor und Th. Hauschild. G. Gamer übernahm vom 31. Juli an die Bearbeitung der Keramik, D. Duda war vom 22. Juli bis 3. August mit Katalog- und Zeichenarbeiten beschäftigt. Wie in den Vorjahren beteiligten sich Studenten der Technischen Universität Berlin (Lehr-
LVII stuhl für Baugeschichte) beim Anfertigen der Grabungspläne. Die Bergung und anthropologische Bearbeitung der Skelette lag in Händen von Prof. J. Carro Otero (Universität Santiago de Compostela). Die Grabungen beim Martyrium konzentrierten sich einmal auf die Untersuchung der Grabanlagen im Narthex, in dem als älteste Bestattungen Ziegelgräber festgestellt wurden. Es fanden sich auch Fragmente von römischen Grabsteinen und von einem Marmorsarkophag mit figürlicher Dekoration, die als Spolien in den jüngeren Gräbern Verwendung fanden und etwa in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden können. Ihre Wiederbenutzung an dieser Stelle läßt vermuten, daß das Martyrium in der Nähe einer heidnischen Nekropole angelegt worden war. Siedlungsreste römischer Zeit fanden sich in etwa 400 m Entfernung. Für die Frage der Rekonstruktion des Narthex war der Fund des verstürzten, halbkreisförmigen Eingangsbogens aus Hausteinen besonders wichtig. Das Baptisterium der westgotischen Zeit wurde weiter aufgedeckt, doch konnte noch kein endgültiges Bild aller angebauten Konstruktionen gewonnen werden. Die Vermessung der Kirche San Salvador de Valdedios wurde in der Zeit vom 1. August bis 1. September unter der Leitung von Dipl.-Ing. M. Klinkott von Studenten der Technischen Universität Berlin (Lehrstuhl für Baugeschichte) durchgeführt. Es ist vorgesehen, diesen Bau im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der asturischen Architektur des 9. Jahrhunderts n. Chr. vorzulegen. Das Ornamentrepertoire der Aljaferia, des bedeutendsten Palastbaues der Taifa-Periode, wiederholt sich weitgehend in den Funden in Balaguer; man darf annehmen, daß die Aljaferia und der auf der Burg von Balaguer vermutete Palast Werk zweier Bauhütten sind, die in starker Beziehung zueinander standen, oder sogar derselben Meister — eine Hypothese, die durch die historischen Gegebenheiten gestützt wird: Zaragoza und das Gebiet von Lérida wurden im 11. Jahrhundert von derselben Dynastie beherrscht. Das Material aus Balaguer wird zur Publikation vorbereitet. Im Rahmen des Hispania-Antiqua-Programmes führten H. Schubart eine Expedition nach Nordspanien und Th. Hauschild eine Reise nach Kastilien durch. Anläßlich der Wiederkehr der Neueröffnung des Instituts am 10. April sprachen H. Schubart, Th. Hauschild und H. Schlunk über die Forschungen des Instituts. Zum Winckelmanntag sprachen am 10. Dezember H. Schlunk und Th. Hauschild über die letzten Arbeiten in Centcelles. Dringend erforderliche Reparaturarbeiten im Photolaboratorium mußten wegen der angespannten Finanzlage zurückgestellt werden. Dagegen schaffte die Verlegung des Negativarchivs in einen besonderen Raum bessere Arbeitsbedingungen, was sich besonders dann auswirkt, wenn ein weiterer Mitarbeiter im Laboratorium arbeiten muß. Die Archivierung der Aufnahmen des Farbarchivs konnte aus Zeitmangel noch nicht in Angriff genommen werden, auch die des Schwarzweißbildarchivs erfordert mehr Zeit als bisher. In das Negativarchiv wurden eingeordnet: 100 Farbaufnahmen, 2516 Aufnahmen 6 x 9 und 6 x 6 , 828 Aufnahmen Kleinformat. Es wurden außerdem 215 Schwarzweißdias und 9389 Vergrößerungen verschiedener Formate angefertigt. Die Bibliothek verzeichnete im Berichtszeitraum 793 Neuzugänge mit insgesamt 1050 Bänden. Die Katalogrevision wurde fortgesetzt. Es wurden 356 Besucher der Bibliothek gezählt. — Die beiden Gästezimmer des Instituts boten 56 Gästen Unterkunft. Folgende Veröffentlichungen der Abteilung wurden ausgeliefert: Madrider Mitteilungen, Band 9, 1968. Madrider Forschungen, Band 3: W. Schüle, Die Meseta-Kulturen auf der Iberischen Halbinsel; Band 5: K. Raddatz, Die Schatzfunde der Iberischen Halbinsel vom Ende des 3. bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. Geb. Untersuchungen zur hispanischen Toreutik;
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Band 6: H. G. Niemeyer — H. Schubart, Toscanos. Die altpunische Faktorei an der Mündung des Río de Vêlez I. Grabungskampagne 1964. Im Druck befanden sich bei Ende der Berichtszeit: Madrider Mitteilungen, Band 10, 1969. Studien über frühe Tierknochenfunde von der Iberischen Halbinsel, Heft 1 (in Zusammenarbeit mit dem Institut für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin der Universität München, Prof. Dr. J. Boessneck). In der Druckvorbereitung befanden sich: Madrider Mitteilungen, Band 11, 1970. Madrider Forschungen, Band 8 : Der römische Leuchtturm von La Coruña. Studien über frühe Tierknochenfunde von der Iberischen Halbinsel, Heft 2. A B T E I L U N G B A G H D A D : R. M. Boehmer nahm seinen Dienst als 2. Direktor in Baghdad am 29. September auf. W. Salzmann gehört seit 1. Oktober der Abteilung als wissenschaftliche Hilfskraft an. Der Fotograf D. Bäcker beendete seine Tätigkeit am 23. November. Die Sekretärin R. Fischer verließ Baghdad am 27. März und trat am 30. Juni in den Ruhestand. Der 1. Direktor, H. J. Schmidt, leitete vom 2. Januar bis zum 15. April die Grabung in Warka. Ferner arbeitete er an der Veröffentlichung der Ergebnisse der 27. Grabungskampagne in Warka und brachte die Vorbereitungen zur Drucklegung von Band 5 der Baghdader Mitteilungen zum Abschluß. Im Dezember hielt er im Iraq Museum einen Vortrag über »Etemenanki — keilschriftliche Überlieferung und Grabungsbefund« und über »Möglichkeiten zur Erhaltung und zum Wiederaufbau mesopotamischer Ruinen«. Zum Jahresende fuhr er zur Besichtigung des neueröffneten Museums nach Nasiriya und verband diese Reise mit Aufenthalten in Ur, Teil Sifr, bei der französischen Expedition in Larsa und in Warka. Der 2. Direktor, R. M. Boehmer, war neben den laufenden Institutsgeschäften mit der Fertigstellung des Manuskriptes für den WVDOG.-Band »Die Kleinfunde von Bogazköy« beschäftigt, den er während seiner Tätigkeit bei der Zentraldirektion in Berlin begonnen hatte. Er vertrat den 1. Direktor während dessen Abwesenheit vom 29. Oktober bis zum 16. November. H. Hunger nahm vom 27. Januar an vorübergehend an der Grabung in Warka teil, die er vor Beendigung verließ, um in Baghdad die während der Grabung gefundenen Tontafeln zu brennen. Nach der Kampagne war er mit der Säuberung und Katalogisierung der Tafeln beschäftigt. Er kopierte die Tafeln und begann mit der Übersetzung. Einer Bitte des Iraq Museums folgend, brannte er eine größere Zahl von Tafeln aus Teil el-Fechar und Larsa. Er betreute die Bibliothek und vertrat den Verwaltungsbeamten während dessen Abwesenheit. M. Berndt nahm an der Grabung in Warka teil. Sie zeichnete nach Beendigung der Grabung Pläne der aufgenommenen Bauten für die Drucklegung und fertigte Farbpläne für die Herstellung von Diapositiven. — W. Salzmann besorgte das Umzeichnen steingerechter Aufnahmepläne sowie die Zusammenfassung zu schematischen Darstellungen. — E. Strommenger bearbeitete im Werkvertrag die Rundplastik aus Uruk in den Sammlungen in Heidelberg und Berlin. — S. Raschid führte während der Sommermonate im Werkvertrag die maßgerechte Aufnahme der in den parthischen Ruinen gefundenen Architekturfragmente durch. D. Bäcker vermehrte das Photoarchiv um 1200 Negative und 350 Diapositive. Neben der Arbeit an den zur Warka-Kampagne gehörenden Aufnahmen begann er mit einer Photoserie von Fundstücken im Iraq Museum.
LIX In Warka wurde das große Kalksteingebäude unter der Anu Zikurrat fast vollständig freigelegt und stratigraphisch mit den ältesten Zikurratbauten und der äußeren Umgebung in Verbindung gebracht. Im Gebiet zwischen Steinbau und Hochterrasse sind obedzeitliche Schichten erreicht worden, die die Eigenarten einer für jene Zeit typischen Wohnsiedlung aufweisen. Eine Tunnelgrabung in Richtung auf den Zikurratkern zeigte in klarer zeitlicher Reihenfolge die Entstehungsgeschichte der Anu Zikurrat mit allen dazugehörigen Neubauten und Ummantelungen. — Das Steingebäude, über dessen kultische und architektonische Verbindung zur Zikurrat und zum Hochtempel von Anfang an keine Zweifel bestanden, konnte einem der frühsumerischen Zikurratzustände zugeordnet werden. Das Gebäude selbst, das aus drei unverbundenen, ineinandergeschachtelten, rechteckigen Mauerringen besteht — die Eingänge liegen jeweils an verschiedenen Seiten—, hebt sich durch seine labyrinthisch anmutende, korridorartige Raumgliederung vom üblichen Schema der sumerisch-babylonischen Tempelarchitektur ab. Dennoch ist sein sakraler Charakter nicht zu leugnen. Größe, Lage und Monumentalität sowie Details, deren Sinn nur durch rituelle Funktionen verständlich werden, sind es nicht allein, die diese Zuweisung rechtfertigen, sondern auch der Umstand, daß das Riesenbauwerk von vornherein unterirdisch konzipiert worden war (es wurde in einen verlassenen prähistorischen Wohnhügel eingetieft) und in enger Verbindimg zur Zikurrat selbst steht. Abgesehen von geringfügigen Störungen, die aus neuassyrischer Zeit stammen, konnte die Bauanlage in fast unberührtem Zustand wiedergewonnen werden und somit wesentliche Anhaltspunkte zur Rekonstruktion der Entstehungsgeschichte sowie zur Deutung liefern. Der eigentliche Verwendungszweck war ein temporärer. Kurze Zeit nach der Fertigstellung ist der gesamte Komplex aufgefüllt und mit Erdreich bedeckt worden. Im Zentralraum, der sich überdies durch eine rechteckige, postamentartige Erhöhung auszeichnet, war die Zufüllung durch besondere Systematik gekennzeichnet: durch einen Wechsel von Kalksteinen und sterilem Sand, wobei mit Hilfe von Steinplatten mehrfach künstliche Ebenen geschaffen wurden. Trotz des Fehlens jeglichen Fundmaterials lassen die gemachten Beobachtungen an einen monumentalen Grabbau denken. Die Stelle des Steingebäudes scheint in ihrer kultischen Bedeutung später auch dann noch nicht in Vergessenheit geraten zu sein, als bereits jüngere Zikurrate sie vollkommen bedeckten, wie aus einem in allen archaischen Bauten an dieser Stelle tradierten risalitartigen Vorsprung im Zikurratkörper hervorgeht. Als zweites Arbeitsfeld wurden 1969 die außerhalb des Stadtzentrums im Süden und Südosten gelegenen Ruinenhügel gewählt, um in diesem Gebiet Fundmaterial zur Erforschung des spätzeitlichen Uruk der Seleukiden- und Partherzeit zu gewinnen und eine Differenzierung der Schichtenabfolge zu erreichen. Im Verlaufe dieser Grabung ist ein villenartiges Privathaus der parthischen Zeit freigelegt worden, das sich in Bauweise und Technik an die ortsgebundene Tradition der babylonisch-assyrischen Profanarchitektur lehnt und sich vom normalen, überall gebräuchlichen Hofhaustyp nur durch die Umgestaltung des zentralen Hofes in einen offenen und einen iwanartigen, überdeckten Teil unterscheidet. Mehr noch als in dieser Eigenart spricht sich das Eindringen des neuen Kunst- und Gedankengutes jedoch in zahlreichen Bruchstücken von Gipsornamenten aus, die sich zu einer variationsreichen Blendarchitektur zusammenfügen lassen. Neben vielen der hellenistischen Formensprache entlehnten Stücken der Raumdekoration gibt es eine kaum überschaubare Fülle von Motiven orientalischen Ursprungs. Der ganze Wandbehang aus Stuck trug Malerei in Tempera-Technik. Unweit dieser parthischen Villa stießen wir im Zuge einer stratigraphischen Hügeluntersuchung auf die Reste einer unscheinbaren Architektur, in der aufgrund einer reichhaltigen Tontafelbibliothek das Haus des Beschwörungspriesters Anu-Iksur gesehen werden darf. Unter den 170 Tafeln bilden Omina der verschiedensten Kategorien die Mehrzahl. Außer medizinischen, astrologischen und mathematischen Texten, dem Fragment eines Mythos von Nergal und Ereskigal ist ferner ein ungewöhnlicher Text erwähnenswert, der
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Prophezeiungen über politische Zustände in Babylonien zum Gegenstand hat. Die Tafeln sind ausnahmslos spätbabylonisch, einige lassen sich mit genau verzeichnetem Datum einwandfrei der seleukidischen Zeit zuschreiben. Auch das Ruinenfeld um den Tempel des Gareus wurde nach fast 35 Jahren wieder zum Gegenstand der Feldforschung. Es hat sich herausgestellt, daß die Form der exponierten Hügelformation, auf deren Kuppe der Tempel bisher beziehungslos, stand, durch eine in den unteren Teilen gut erhaltene türm- und kurtinenbewehrte Verteidigungsmauer gebildet wird. Die Schichtverhältnisse im Innern der Umfriedung machen es wahrscheinlich, daß diese Festungsanlage nicht nur ausschließlich fortifikatorische Bedeutung hatte, sondern auch die Eigenschaften einer Fluchtburg größeren Umfanges besaß, eines im Stadtgebiet Uruks zur Partherzeit abgetrennten Teiles, der einer bestimmten, möglicherweise fremdländischen Bevölkerungsgruppe permanenten Wohn- und Lebensraum gewährte. Thematisch und in der formalen Durchbildung trägt die hier anzutreffende Architektur unverkennbar den Stempel spätantik-mediterranen Erbes, wie nicht nur am Beispiel des Tempels selbst deutlich wird, sondern auch an Privatthermen, die in ihrer funktionellen Gliederung römischen Vorbildern ähnlich sind. Die Abteilung hatte nur wenige auswärtige Besucher: M. Dillon (Dublin), T. Jacobsen (Boston), H. von Gall (Berlin). S. Bulug (Universität Istanbul) wohnt seit September im Institut; er ist mit dem Aufbau eines turkologischen Instituts in Baghdad beauftragt. Folgende Veröffentlichungen der A Heilung wurden ausgeliefert: Baghdader Mitteilungen, Band 4, 1969. 24. Vorbericht über die Deutschen Ausgrabungen in Uruk-Warka. Im Druck befand sich bei Ende der Berichtszeit: Baghdader Mitteilungen, Band 5. A B T E I L U N G T E H E R A N : Im Personalstand traten während der Berichtszeit keine Veränderungen ein. Der 1. Direktor hielt am 17. März einen Vortrag über »Persepolis und die Akropolis« und am 13. Dezember den Winckelmannvortrag über »Rechts und Links in der Kunst der Antike«. Er reiste während der Berichtszeit mehrfach zu Besprechungen nach Deutschland. Der 2. Direktor leitete in der Zeit vom 1. Juli bis 1. September die erste Grabungskampagne in der urartäischen Festung Rusahinili-Bastam, in West-Azerbaidjan. Es konnte der Gesamtplan der Festung und der anschließenden Siedlung vermessen werden. Die Festung ist mit 850 m Länge und 400 m Breite nach den Befestigungen der urartäischen Hauptstadt Tuspa (Van) die größte bisher bekannte Burganlage aus urartäischer Zeit. Die Siedlung ist rund 600 m lang und 300 m breit und wurde um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. gegründet. Sie bestand etwa nur 60 bis 80 Jahre, bis zum Ende des urartäischen Reiches. — Es wurde an sechs verschiedenen Plätzen in Bastam gegraben, am Nordtor und am Südtor der Bergfestung, im Innern der Festung, auf der Höhe des Burgberges, in der Siedlung, am sogenannten Nordgebäude der Siedlung und an einem Tumulus, der am Fuße des Burgberges liegt. Es wurden datierbare Gebrauchskeramik aus der Siedlung und feine urartäische rotpolierte Keramik, sogenannte 'Palastware' im Innern der Festung gefunden, außerdem Bruchstücke von Stein-Keilinschriften, Pithos-Keilinschriften und das Fragment eines Steinreliefs mit der Darstellung eines Zinnenkranzes. Aus der mittelalterlich-armenischen Schicht im ehemaligen Südtor wurden entsprechende glasierte Gebrauchskeramik und eine Kupfermünze geborgen. Der Tumulus, dessen Bestattung noch nicht erreicht wurde, ist aus dem Erdmaterial eines Tepe aufgehäuft und enthielt bemalte Keramik des 2. Jahrtausends v. Chr.
LXI Der 2. Direktor hielt mehrere Vorträge im Institut und in der deutschen Kolonie sowie an der Universität Teheran und nahm mit einem Bericht über die Ergebnisse der BastamGrabung im September an einem Kolloquium des Asia-Instituts der Pahlavi-Universität in Shiraz teil. Dieses Kolloquium soll jährlich im Herbst über die neuesten Grabungsergebnisse iranischer und ausländischer Expeditionen im Lande abgehalten werden. Er reiste im November zum Studium urartäischer Funde aus türkischen Grabungen nach Ankara und Istanbul und hielt in Istanbul einen Vortrag über »Bastam und andere urartäische Plätze in Iranisch Azerbaïdjan«. Der Assistent, G. Gropp, arbeitete an der Katalogisierung und Vervollständigung der Bibliothek und des Fotoarchivs des Instituts. Er nahm vom 3. Juli bis 24. August an der Grabung Bastam teil. Vom 4. März bis 18. April machte er eine Studienreise nach Indien und Ceylon und vom 9. bis 13. Mai eine kurze Reise nach Ankara. Er hielt Vorträge in Bombay vor dem K. R. Oriental Institute, in Teheran vor dem American Women's Club, in Hamburg vor dem Orientalischen Seminar der Universität und in Wien vor der Sprachwissenschaftlichen Gesellschaft. Im Januar hielt Professor E. O. Negahban (Universität Teheran) einen Vortrag über »New Finds in Khorasan«, im Februar Professor R. Naumann (Istanbul) über den »Takht-i Suleiman« und ein Kolloquium; ferner sprach Dr. Homayoun von der Universität Teheran über »Die historische Erforschung von Takht-i Djamshid vom Ausgang des Mittelalters bis zum Jahr 1800«. Am 28. Oktober hielt Dr. V. Stäche (Goethe-Institut) einen Vortrag über »Gandhara«. Die Bibliothek hatte einen Zuwachs von 492 Bänden, so daß sich der Bestand zum Ende des Jahres auf 6337 Bände belief. — Das Institut beherbergte in der Berichtszeit 49 in- und ausländische Gäste mit 539 Übernachtungen. Während der Berichtszeit wurden die Archäologischen Mitteilungen aus Iran, N. F. 2, 1969 ausgeliefert. Die Rekonstruktionen von Persepolis wurden im Dezember abgeschlossen. K O M M I S S I O N F Ü R A L T E G E S C H I C H T E U N D E P I G R A P H I K : E. Buchner, seit 1967 mit der Wahrnehmung der Geschäfte der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik beauftragt, wurde am 17. Mai zum 1. Direktor dieser Kommission gewählt und am 26. September zum 1. Direktor und Professor beim Deutschen Archäologischen Institut ernannt. A. Stylow trat am 1. Juni als Referent in den Dienst der Kommission. Am 18. Dezember konnte die Kommission ihre neuen Institutsräume in München 13, Amalienstraße 73, in unmittelbarer Nähe der Universität München und der Bayerischen Staatsbibliothek, beziehen. E. Buchner leitete am 15. und 16. Mai in München eine vorbereitende Besprechung für den VI. Internationalen Kongreß für griechische und lateinische Epigraphik und am 16. und 17. Mai die Jahressitzung der Kommission. Vom 15. bis 17. Juli nahm er in München an dem Kolloquium der Kommission über »Das Preisedikt Diokletians« teil. Vom 25. bis 30. August weilte er auf Einladung des amerikanisch-jugoslawischen Ausgrabungsteams in Sremska Mitrovica (Sirmium) und hielt dort einen Vortrag über »Greco-Roman Sundials«. Vorträge über den Ostrakismos hielt er in Bonn und Saarbrücken. Vom 1. bis 6. September nahm er in Bonn am 5. Internationalen Kongreß für Altertumswissenschaft teil. Am 15. November leitete er in München eine Sitzung der Mitarbeiter an den »Staatsverträgen des Altertums«. Wissenschaftliche Besprechungen führte er u. a. in Berlin, Bern, Bonn und Frankfurt. G. Dunst setzte seine Arbeit am Corpus der Inschriften von Samos für die Inscriptiones Graecae fort, verfaßte mehrere epigraphische Aufsätze, beantwortete zahlreiche epigraphische Anfragen und vervollständigte die Sachkartei zur griechischen Epigraphik; im Sommersemester hielt er an der Universität München eine Übung zur Einführung in die griechische Epigraphik.
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A. Stylow betreut seit dem 1. Juni die Publikationen der Kommission; er schloß eine Arbeit ab über »Libertas und liberalitas. Untersuchungen zur innenpolitischen Propaganda der Römer«. M. Wörrle verfaßte einen ausführlichen Kommentar über das Edikt des Veranius aus Myra über die Neuordnung des Archiv- und Urkundenwesens in der Provinz LyciaPamphylia. Vom 20. Juni bis 19. Juli nahm er an den von J. Borchhardt (Abteilung Istanbul) geleiteten Ausgrabungen im lykischen Limyra teil. Dort und in den benachbarten lykischen Städten nahm er neue Inschriften auf und barg eine bisher unbekannte, bedeutende Stiftungsurkünde in Termessos Minor, für die er eine kommentierte Edition vorbereitet. Epigraphische Studien führten ihn auch in die Städte Pamphyliens sowie nach Hierapolis und Aphrodisias. Daneben betreute er die Bibliothek der Kommission. H.-G. Kolbe, auch in der Berichtszeit an die Abteilung Rom des Instituts delegiert, setzte seine Arbeit am Supplement zu Corpus Inscriptionem Latinarum XIV (Latium vetus) fort, wobei er in einer systematischen Bereisung von Latium zahlreiche Inschriften, z. T. unediert, erfassen konnte. Er bearbeitete Inschriften für Heibig4, Band III und IV, verfaßte Aufsätze über ein Inschriftenpalimpsest aus Praeneste und über den »Lar Aineias« sowie die anderen archaischen Inschriften aus Tor Tignosa, beteiligte sich an den öffentlichen Führungen der Abteilung Rom und an deren Pompeji-Kurs; ferner nahm er in München an der Vorbereitungsbesprechung für den Epigraphikerkongreß 1972 teil und hielt an der Universität Padova ein epigraphisches Seminar. Mit Werkverträgen waren beschäftigt: S. Grunauer-v. Hoerschelmann (»Die Münzprägung der Spartaner«) und P. Siewert (»Der Eid von Platää«). Das Reisestipendium der Kommission wurde an Dr. Peter Kneißl (Marburg) verliehen. Vom 15. bis 17. Juli veranstaltete die Kommission in München ein fachwissenschaftliches Kolloquium über das Thema »Das Preisedikt Diokletians (epigraphische und wirtschaftsgeschichtliche Fragen)«. An diesem Kolloquium, dessen Leitung Prof. S. Lauffer übernommen hatte, nahmen 60 Professoren, Dozenten und Assistenten von fast allen Universitäten der Bundesrepublik teil. Der Zugang der Bibliothek der Kommission betrug im Jahre 1969 insgesamt 565 Einzelschriften und Zeitschriftenbände. Folgende Veröffentlichungen der Kommission wurden ausgeliefert: Vestigia, Band 9: K.-E. Petzold, Studien zur Methode des Polybios und zu ihrer historischen Auswertung; Band 10: E. Meise, Untersuchungen zur Geschichte der Julisch-Claudischen Dynastie. Die Staatsverträge des Altertums, Band I I I : Die Verträge der griechisch-römischen Welt von 338—200 v. Chr., bearb. von H. H. Schmitt. Ferner folgende Dissertation, für die Druckbeihilfe gewährt wurde: P. Kneißl, Die Siegestitulatur der römischen Kaiser. Im Druck befanden sich bei Ende der Berichtszeit: Vestigia, Band 11: J. Ungern-Sternberg v. Pürkel, Untersuchungen zum spätrepublikanischen Notstandsrecht; Band 12: D. Behrend, Attische Pachturkunden; Band 13: W. Eck, Senatoren von Vespasian bis Hadrian. Ferner folgende Dissertationen, für die Druckbeihilfen gewährt wurden: J. Jahn, Interregnum und Wahldiktatur. J. Ziegler, Zur Beurteilung der religiösen Haltung der Gegenkaiser des 4. Jhs. Die Kommission wird von 1971 an eine eigene wissenschaftliche Zeitschrift herausbringen, die den Titel trägt: Chiron. Mitteilungen der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik des Deutschen Archäologischen Instituts.
Abb. 2. Bonn, Rheinisches L a n d e s m u s e u m . R a u m der Ausstellung des D A I »Ausgrabungen • F o r s c h u n g e n seit 1950«
Abb. 3. München, Kommission f ü r Alte Geschichte u n d Epigraphik. Bibliothek
WISSENSCHAFTLICHES PERSONAL DES D E U T S C H E N ARCHÄOLOGISCHEN I N S T I T U T S Stand am 31.12.1969
PRÄSIDENT
Bittel, Kurt, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c„ Berlin-Dahlem, Peter-Lenn
Abb. 31. X a n t h o s , R e k o n s t r u k t i o n des Inschriftenpfeilers
Nach dem gleichen Schema sind auch die Krieger auf dem Inschriftenpfeiler von Xanthos (Abb. 33) angetreten. Diesem wichtigen Monument müssen wir unsere Aufmerksamkeit widmen: Auf einem Stufensockel steht der massive Pfeiler, der als Inschriften träger dient. Die Grabkammer darüber wird von einem Fries geschmückt. Auf der Abschlußplatte wurde der Dynast auf einem Löwenthron sitzend dargestellt, vermutlich in einer Bronzestatue (Abb. 31). Die Lesung der lykischen Inschrift kann zwar keinesfalls als gesichert gelten, die Namen der hier genannten Persönlichkeiten und historischen Ereignisse jedoch lassen sich um das J a h r 412/41166 gruppieren. Der Grabinhaber, dessen Namen sowohl in der lykischen als auch in der griechischen Inschrift vollkommen zerstört ist, wird aber als %ntawata, d. h., unter der Herrschaft des Dareios und des Artaxerxes lebend bezeichnet. Bei diesen kann es sich nur um Dareios II. und Artaxerxes II. handeln 86 . Den persischen Herrschaftswechsel im Jahre 404 v. Chr. können wir daher als den eigentlichen terminus postquem ansehen. Das Pfeilergrab kann daher um 400 — 380 datiert werden. Die Übersetzung 67 des griechischen Grabepigrammes lehrt uns, mit welchem Selbstbewußtsein ein lykischer Dynast a u f t r a t :
»Seit das Meer E u r o p a von Asien g e t r e n n t h a t , h a t keiner je von den Lykiern eine solche Stele den zwölf G ö t t e r n des Marktes im reinen Heiligtum geweiht: Von Siegen u n d Krieg ein unsterbliches D e n k m a l ist dies . . . d o r t o b e n ; der Sohn des Harpagos, w a r in jeder Hinsicht der erste u n t e r den d a m a l s erwachsenen Lykiern, mit seinen H ä n d e n im R i n g k a m p f ; h a t viele Burgen mit A t h e n a der B u r g e n v e r w ü s t e r i n e r o b e r t u n d den Verwandten Anteil a n seinem K ö n i g t u m gegeben. D a f ü r h a b e n ihm die Unsterblichen gerechten D a n k g e w u ß t : Sieben Hopliten h a t er a n einem T a g getötet, Männer aus Arkadien. Zeus h a t er Tropaia 6 8 errichtet mehr als je ein Mensch. Mit den schönsten T a t e n h a t er das Geschlecht des K a r i k a s gekrönt.«
64
Vgl. zur D a t i e r u n g zuletzt Coupel —Demargne, X a n t h o s I I I 157 f.
65
T h o m p s o n , Hesperia 36, 1967, 105 ff.
66
TAM. I Nr. 44 b. 59 f.; H . L . S t o l t e n b e r g , Die termilische Sprache Lykiens (1955) 41, d a t i e r t d a h e r die Stele in den A n f a n g des 4. J h s . v. Chr.
67
68
So a u c h P h . H . J. H o u w i n k t e n Cate, T h e L u wian P o p u l a t i o n Groups of Lycia (1961) 5 Anm. 9: u m 380 v. Chr. Diese Übersetzung v e r d a n k e ich M. Wörrle. Vgl. dazu Benndorf, Ö J h . 3, 1900, HOff. Vgl. z. B. das Tropaion auf dem Fries v o m H e roon von T r y s a : Eichler, T r y s a Taf. 14 A 5.
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Abb. 32. X a n t h o s , Nereiden-Monument. Kriegerphalanx
Abb. 33. X a n t h o s , Inschriftenpfeiler. Arkadische Hopliten
Abb. 34. Südfries des Inschriftenpfeilers Abb. 33
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Abb. 37. Limyra, Heroon. Reiter des Ostfrieses
Die bis ins Detail gehende Übereinstimmung von griechischem Grabepigramm und Bildschmuck der Grabkammer kann als Indiz dafür gewertet werden, daß der lykische Dynast griechische Bildhauer mit der künstlerischen Gestaltung beauftragte. Einige Beobachtungen der Bewaffnung erweisen sich als wertvolle Datierungskriterien. Hier stellen wir das erste Auftreten des Muskelpanzers in der lykischen Kunst fest; getragen wird er sowohl von dem siegreichen Grabinhaber, der als überlebensgroßer Heros erscheint, als auch von einem seiner Gegner, einem arkadischen Hopliten (Abb. 34), wie wir dem griechischen Epigramm entnehmen können. Muskelpanzer tragen auch die Krieger in Limyra (Abb. 25) und Trysa (Abb. 35). Hier taucht auch der gleiche Helmtyp mit gebogener Spitze (Abb. 36) auf, wie er auf dem Nereiden-Monument noch nicht vorkommt. Stilistisch sind die Reliefs des Heroons von Limyra zwischen den Friesen des InschriftenPfeilers und den Friesen von Trysa einzuordnen, wie ein Vergleich der Kriegerphalangen erhellt. Die einfache Staffelung der älteren Monumente wird hier vervielfacht. Im Gegensatz zum Nereiden-Monument (Abb. 32) wird damit eine gewisse räumliche Tiefenwirkung erzielt, der Durchbruch zur Linear-Perspektive 69 aber gelingt erst dem Meister, der in Trysa (Abb. 36) arbeitete. Abb. 35 zeigt den Unterschied vielleicht noch deutlicher. Hier stehen die Figuren nicht mehr vor einem neutralen Reliefgrund, sondern der Grund ist aufgelöst in einen perspektivisch erfaßten Raum. In dieser wohl schönsten Szene des Heroon von Trysa erkennt man sicherlich zu Recht die Belagerung Trojas 70 : Auf dem 69
Zur A n w e n d u n g der L i n e a r - P e r s p e k t i v e vgl. Literaturverzeichnis bei G. M. A. R i c h t e r , H a n d buch der griechischen K u n s t (1966) 472; Schefold, A r t B . 42, 1960, 87ff.; B e n n d o r f - N i e m a n n , Trysa Taf. 12 (danach unsere Abb. 35). 13 (da-
70
nach unsere So auch K. (1965) 177 Griechische Abb. 61.
Abb. 36). Schefold, Klassisches Griechenland Abb. 42. Ablehnend F . Chamoux, Kulturgeschichte (1966) S. 205
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Wehrgang der Stadtmauern opfert Hektor; Priamos sitzt auf einem Löwenthron 71 wie der Dynast auf dem Inschriften-Pfeiler von Xanthos (Abb. 31). Rechts im Hintergrund thront unter einem Schirm der Anlaß des trojanischen Krieges: die schöne Helena. Die Reliefs von Trysa weisen schon auf die Stilstufe des Pajawa-Sarkophags von Xanthos 72 hin: Pajawa, der Grabinhaber, ist hier als Hipparch bei einer Reiterattacke dargestellt. Der Reliefgrund ist zur Landschaft erweitert worden. Der Pajawa-Sarkophag läßt sich aus historischen Gründen nicht vor 370 datieren 73 , die Krieger der Schmalseite 74 weisen eher auf einen noch späteren Zeitpunkt hin. Der Ostfries verrät einen anderen Meister. Es scheinen malerische Tendenzen vorzuherrschen. Auch hier also ein Hinweis für das 4. Jh. v. Chr. Auf dem besterhaltenen Fragment der Ostseite (Abb. 37) kommt ein Wesenszug des ganzen Frieses besonders gut zur Geltung: die starke ethnische Typisierung des Einzelnen 75 . Ganz rechts ein Perser, das schmale Gesicht mit der feinen Nase von den Laschen des Baschliks eingerahmt. Daneben ein rein europäisches Gesicht mit langer spitzer Nase. Auf dem Kopf einen Helm mit leicht gebogener Spitze und breiten Wangenklappen. Die massigen Züge seines Nachbarn, dessen Kopf eine Reiterkappe deckt, lassen an einen Kleinasiaten denken. Die sehr feinen Züge des Kopfes mit Petasos wiederum scheinen auf einen Ionier zu weisen. Neben ihm wieder ein Perser, wie der Baschlik anzeigt. Diese Individualisierung ist auch auf die Darstellung der Pferde übertragen worden. Das vordere Pferd rechts ist mit einer Art 'Sattelnase' wiedergegeben. Das Pferd dahinter zeichnet sich durch stark gewölbte Kopfkonturen aus. Betrachten wir die dazugehörigen Reiter, so lernen wir begreifen, daß auch hier unterschiedliche Pferderassen von dem Künstler charakterisiert werden. Der mit dem Baschlik gekennzeichnete Perser reitet ein Pferd mit gebogenem Nasenrücken wie der Perser vom Westfries (Abb. 27). Dieser Fries stellt sich somit als Vorläufer der Friese des Alexander-Sarkophages heraus. Besonders der behelmte Kopf fordert zum Vergleich mit den Makedonen 76 heraus, die den gleichen Helm tragen. Die langen vorn doppelbogig geschwungenen und bis zur Kinnspitze reichenden Wangenklappen zeigen keine Unterschiede. Der Makedonen-Helm zeichnet sich jedoch durch eine gedrungenere Kalotte aus, die Spitze ist stärker nach vorn gebogen, und der Stirnschirm steht weiter hervor. Die Gesichtszüge lassen jedoch auch hier auf den gleichen breiten Schädel schließen. In den plastischer gestalteten Köpfen des Alexander-Sarkophages kommt die Individualisierung nur stärker zum Ausdruck als bei den mehr malerisch im Flachrelief gestalteten Köpfen von Limyra 77 . Die Reliefs von Limyra beweisen einmal mehr, wie stark der sidonische Sarkophag in ostgriechischer Tradition steht, sowohl in der Ikonographie als auch in der künstlerischen Form. Die Gestaltung der Ekphora erinnert z. T. an die Schilderung des berühmten Leichenzuges von Babylon nach Alexandria: Die Beschreibung des reich
71
72
73 74
75
Vgl. zum Löwenthron das Kybele-Relief in OstBerlin: W. Fuchs, Die Skulptur der Griechen (1969) 531 Abb. 622 ( 3 7 0 - 3 6 0 v. Chr.). Brit. Mus. Cat., Smith, Sculpture Nr. 950 Tai. 5-12. Borchhardt, AA. 1968, 198f. Fellows, Ein Ausflug nach Kleinasien und Entdeckungen in Lycien (1853) Taf. 15. Zum Thema vgl. B. Schweitzer, Studien zur Entstehung des Porträts bei den Griechen, Ber. d.
76
77
Sachs. Akad. d. Wissensch. 91, 1939 H. 4, 113; W. Schwabacher, Lycian Coin-Portraits, Essays in Greek Coinage — Presented to Stanley Robinson (1968) 115. Vgl. K. Schefold, Der Alexander-Sarkophag (1968) Taf. 19. 23. 24. 25. 27. 49. 57. Eine vergleichbare Feinheit finden wir in den Köpfen auf einer attischen Grabvase von Salamis: R. Lullies—M. Hirmer, Griechische Plastik 2 (1960) Taf. 204, um 375 v. Chr.
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Abb. 38. L i m y r a , Heroon. E c k a k r o t e r
Abb. 39. X a n t h o s , Nereiden-Monument. Nereide
geschmückten Leichenwagens Alexanders des Großen schließt mit der Feststellung 78 : »Im Verhältnis zur Großartigkeit des Werkes stand auch die Zahl der den Zug begleitenden Wegknechte und Künstler sowie der Truppen, die zur Bedeckung dienten«. Fassen wir zusammen: Unsere Reliefs des West- und Ostfrieses sind nach dem NereidenMonument 79 und nach dem Inschriften-Pfeiler entstanden, d. h. nach 400-390 v. Chr. und vor dem Heroon von Trysa 80 und vor dem Pajawa-Sarkophag, d. h. vor 370/60 v. Chr. Folgende relative Chronologie der bedeutendsten lykischen Grabdenkmäler würde sich daraus ergeben: 1. 2. 3. 4. 5. 78 79
Nereiden-Monument von X a n t h o s Inschriften-Pfeiler von X a n t h o s Heroon von L i m y r a Heroon von T r y s a P a j a w a - S a r k o p h a g von X a n t h o s
Diodor X V I I I 28. Schefold, Klassisches Griechenland (1965) 172 ff. Abb. 64: 4 2 0 - 4 1 0 v. Chr.
410 — 390 v. Chr. 4 0 0 - 3 8 0 v. Chr. 3 9 0 - 3 7 0 v. Chr. 3 8 0 - 3 6 0 v. Chr. 370 — 350 v. Chi. 80
Abb. Abb. Abb. Abb.
3 31. 3 3 - 3 4 2. 4 1. 35. 36
Eichler, T r y s a 43, h a t zuerst den Weg zur S p ä t d a t i e r u n g gewiesen: »erste J a h r z e h n t e des 4. Jhs. v. Chr.«. Schefold a. O. 175ff.: 4 0 0 - 3 9 0 v. Chr.
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Abb. 40. Lykien u n t e r Perikles von L i m y r a
Akrotere Ein Blick auf die Nereiden von Xanthos (Abb. 39)81 lehrt uns, daß wir in ihnen die Vorläufer unserer Eckakrotere (Abb. 38) vor uns haben. Sie bilden eine letzte Steigerung des 'Reichen Stiles' am Ausgang des 5. Jhs. v. Chr. mit ihren kaum verhüllenden, durchscheinenden Gewändern. Das Mädchen von Limyra wirkt wie eine Antithese dazu. Wohl ist der komplizierte Bewegungsablauf übernommen, das vom Winde erfaßte Gewand aber ist — im Gegensatz zur raffinierten Ausführung der Xanthos-Nereiden — im Sinne des 'Schlichten Stiles' am Anfang des 4. Jhs. v. Chr. zurückhaltender gestaltet worden. Für einen zeitlichen Ansatz unserer Figur in die ersten Jahrzehnte des 4. Jhs. spricht auch die fast unmerkliche Verschiebung der Gürtung nach oben. Das Mittelakrot er könnte so ausgesehen haben, wie ich es rekonstruiert habe: Eine herabschwebende Nike getragen von zwei Mädchen-Protomen (Abb. 4). Wie die Akrotere des Nereiden-Monumentes gestaltet waren, untersuchen die französischen Ausgräber zur Zeit 82 . Nicht uninteressant ist es festzustellen, daß O. Benndorf und G. Niemann die Fragmente einer weiblichen Figur und von Flügeln, die sie im Heroon von Trysa fanden, zu einer Nike ergänzten, die sie in der Rekonstruktionszeichnung über dem Türsturz der Temenosmauer aufstellten 83 . 81
Michaelis, M o n l n s t . 10, 1875, Taf. 11 u n d 12.
82
D a s Mittelakroter des Nereiden-Monumentes zeigte vermutlich den R a u b der Leukippiden. Vgl. die männliche Giebelfigur: E . P a n o f s k y , G r a b p l a s t i k (1964) Abb. 48. - Vorbilder f ü r diese A r t der G r u p p e n a k r o t e r e mögen K o m p o -
83
sitionen gewesen sein wie beim Mittelakroter des Apollon-Tempels der A t h e n e r in Delos (um 410 v. Chr.) : F. Courby, E x p l o r a t i o n Archéologique de Délos X I I (1931); Berve —Gruben — Hirmer, Griechische T e m p e l u n d Heiligtümer (1961) 164 Abb. 60. Benndorf— Niemann, T r y s a 41 Abb. 31.
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Abb. 41. Limyra, lykisches Felsgrab des Tebursseli
•y
»
Abb. 42. Teimiousa, lykisches Felsgrab des xluwenimi
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Das Programm der Bauskulptur wird jedenfalls sichtbar. Der Fries dient keiner Darstellung historischer Taten. Die siegreichen Taten des Dynasten werden auch nicht in mythologischen Schlachten gegen Amazonen oder Ungeheuer wie die Chimaira gespiegelt. Der Fries dient einzig und allein einem repräsentativen Staatsakt: Der Überführung des Leichnams des Fürsten in Anwesenheit des Hofes und persischer Beamter, eskortiert von der Leibgarde. Die acht Karyatiden sind ständige Mahnung, den Totenkult zu begehen. Ein vorausschauender, d. h. vorwegnehmender Charakter kann aber bei ihnen vermutet werden. In den Giebelakroteren kommt jedoch ganz sicher ein prospektiver Gedanke hinzu: Nike und Aurai symbolisieren die Verheißungen im Jenseits. Stellen wir zum Schluß die Frage nach dem Grabherren. Wer ist der Dynast, der sich dieses Monument am Anfang des 4. Jhs. errichten ließ ? Historiker, Numismatiker und Sprachwissenschaftler belegen in der 1. Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. einen Dynasten namens Perikles, der in Limyra residiert und von dort ganz Lykien erobert haben soll. Unsere These lautet nun, kein anderer als Perikles von Limyra, König von Lykien, hat dieses Grabmal erbaut. Die beiliegende Skizze (Abb. 40) faßt die einzelnen Beweise zusammen: Die E v i d e n z d e r l y k i s c h e n G r a b i n s c h r i f t e n Sechs lykische Grabinschriften bezeichnen den Grabinhaber als %ntawata periklehe, d. h. als »unter der Herrschaft des Perikles« stehend, vier davon befinden sich in Limyra, zwei in der unmittelbaren Nachbarschaft in Arneai und in Teimiousa. Wie sind diese Inschriften zu datieren ? Das Grab in Teimiousa 84 zeigt neben der Felsfassade eine Stele, auf der ganz im griechischen Brauch ein nackter Palästrit dargestellt ist (Abb. 42). Das Relief kann um 350 v. Chr. datiert werden. Wir gewinnen für die Inschrift damit einen terminus ante quem, denn »%luwenimi hat dieses Grab für sich selbst, seine Frau und seine Kinder geschaffen unter der Herrschaft des Periklen. In Limyra liegt ein anderer Kampfgefährte des Perikles begraben. Eine Zeile der lykischen Inschrift lautet nach der Übersetzung von G. Neumann 85 : »als er mit Perikle den Artumpara besiegte« (Abb. 41). Die nächste Parallele zu diesem Relief ist der Kampffries vom Pajawa-Sarkophag von Xanthos, dessen Datierung in das 2. Viertel des 4. Jhs. v. Chr. als gesichert zu betrachten ist. Die Inschriften deuten also auf einen Dynasten von Limyra, der nach Ausweis der Grabreliefs seiner Offiziere in der ersten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. regiert hat. Die E v i d e n z g r i e c h i s c h e r Q u e l l e n Zwei griechische Quellen unterstützen die Vermutung, Perikles habe von Limyra aus ganz Lykien unter seine Herrschaft gebracht. 1. Polyainos 86 berichtet von einer Belagerung von Phaseiis durch den »Lykier Perikles«. 2. Theopomp 87 verdanken wir die Überlieferung von der Einnahme der Hafenstadt Telmessos durch den »lykischen König Perikles«. Vor dieser Eroberung aber muß die Auseinandersetzung mit Arttumpara um das Xanthos-Tal stattgefunden haben. Wer aber war Arttumpara? In Tlos und Pinara liegen Feldherren von ihm bestattet nach Ausweis der 84
85
Petersen — von Luschan, R e i s e n i l 55. 58 Nr. 112. 196 T a i . 7; TAM. I Nr. 67. G. N e u m a n n , Lykisch in H d b . der Oriental. 1.
86 87
Abtlg. I I 1. u n d 2. Abschn. Lieferg. 2 (1969) 390. Polyainos, Strateg. V 42. Theopomp, F r . X I I 111; F G H . I (1874) 296.
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Abb. 43. Münze des Perikles. I s t a n b u l , Slg. v. Aulock
Abb. 44. Münze des M i t h r a p a t a . Istanbul, Slg. v. Aulock
lykischen Grabinschriften 88 , das Münzrecht übte er nach Untersuchungen der Numismatiker 89 ebenfalls in diesen beiden Städten des Xanthos-Tales aus, außerdem in Telmessos und in Kadyanda, d. h., Arttumpara regierte im oberen Xanthos-Tal. Perikles von Limyra, 88 89
TAM. I Nr. 29, 104. Six, Rev. N u m . 1886, 63ff. Babelon, T r a i t é
26 A A. 1970
des Monnaies Grecques et R o m a i n e s I I (1910) 172ff. Taf. 9 2 - 1 0 4 .
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d. h., wir sollten nun richtiger sagen Perikle von Zemu90, aber besiegte ihn — nach Ausweis der Grabinschrift eines seiner Offiziere91. Die E v i d e n z der lykischen
Münzen
Den sichersten Beweis für die Tätigkeit griechischer Künstler am Hofe lykischer Dynasten liefern uns die Münzen. Diese sehr qualitätvollen Schöpfungen hervorragender Meister erwecken eine lebhafte Vorstellung Abb. 45. L i m y r a , Heroon. F r a g m e n t e der B a u von der Pracht an einem solchen Fürsteninschrift sitz. Die Münzprägungen liefern den exakten Beweis für unsere Datierung des lykischen Perikles. Sie vermögen uns eine eindrucksvolle Vorstellung von den beiden Kontrahenten zu geben. Als persischer Unterstatthalter tritt uns Arttumpara 92 auf den in Lykien geprägten Münzen entgegen. Auf einer in Side um 370 v. Chr. geprägten Münze hat er die persische Tiara mit einem korinthischen Helm vertauscht, um als Stratege im Auftrag des lydischen Satrapen Autophradates Truppen anzuwerben, wie S. Atlan nachgewiesen hat 93 . Im Gegensatz zur 'ethnischen Typisierung' der Lykier, Perser und Griechen am Hofe des lykischen Königs, die wir auf den Reliefs feststellen konnten, zeigen die Perikles-Münzen 94 ein reines Porträt, geschaffen im Auftrag des lykischen Herrschers von einem der größten griechischen Stempelschneider der Zeit. Dieser Künstler vermochte nicht nur den starken politischen Willen dieses Dynasten sichtbar zu machen: Hochmütig, voller unnahbarer Strenge blicken die Augen über dem zynisch verkniffenen Mund aus dem hageren, asketisch wirkenden, von wilden Locken umrahmten Antlitz der frühen Prägungen 96 . In den zerfurchten Zügen der bekränzten Porträts um 365 v. Chr. (Abb. 43) tritt uns der alternde König der Lykier 96 entgegen, in dem voller gezeichneten Gesicht ist die zynische Aggressivität einer zwar Autorität ausstrahlenden, aber von verhaltener Skepsis geprägten Ruhe gewichen. Von besonderer Bedeutung in der Frage der Zuschreibung der bedeutendsten lykischen Grabanlagen an die durch Münzlegenden und Münzporträts bekannten Dynasten Lykiens ist der von M0rkholm 97 geführte Nachweis, daß in Westlykien, d. h. im Xanthos-Tal mit Telmessos, ein leichterer Standard mit einem Stater von etwa 8,1—8,6g geprägt wurde. 90 91 92
93 94
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96
Vgl. B o r c h h a r d t , IstMitt. 17, 1967, 153 A n m . 1 9 . TAM. I 104. Morkholm, J b . f ü r N u m i s m a t i k u n d Geldgeschichte 14, 1964, 73f., d a t i e r t die Münzen des A r t t u m p a r a in die Zeit zwischen 380 — 360 v.Ch. s. Atlan, Anatolia 3, 1958, 89 Taf. 19, 1. 2. Zur Beurteilung des M ü n z p o r t r ä t s des Perikles vgl. W . Schwabacher, Lycian Coin-Portraits in E s s a y s in Greek Coinage — Presented t o Stanley Robinson (1968) 119 ff. P . F r a n k e — M . Hirmer, Die griechische Münze (1964) 191 u n t e n rechts. Vgl. dazu Schwabacher, AA. 1968, 795f. - Ein E i n w a n d gegen die hier g e f ü h r t e Beweisführung k ö n n t e von denjenigen Münzen ausgehen, die
mit der Doppellegende Z E M U u n d T R B B E N I M I g e p r ä g t wurden. Beide N a m e n w u r d e n f r ü h e r als D y n a s t e n n a m e n gelesen. D u r c h die im Letoon gefundene Bilingue (vgl. dazu B o r c h h a r d t , I s t M i t t . 17, 1967, 153 A n m . 19) stellte sich der erstere N a m e jedoch als lykischer S t a d t n a m e f ü r L i m y r a heraus. H a b e n wir d a m i t aber einen zweiten A n w ä r t e r auf den G r a b i n h a b e r des Heroons von L i m y r a ? K ö n n t e nicht auch der zweite N a m e eine lykische S t a d t bezeichnen, die von den Griechen TpeßevSai oder TpEßevva g e n a n n t w u r d e ? Diese Münzen zeigen auffallenderweise a u c h kein D y n a s t e n p o r t r ä t . Diese S t a d t m ü ß t e n wir u n s d a n n nicht weit von L i m y r a e n t f e r n t 97 vorstellen. Markholm a. O. 65 ff.
DAS H E R O O N VON L I M Y R A
389
Abb. 46 u n d 47. Limyra, Heroon. Kopf des Reiterstandbildes
In Zentrallykien — mit Antiphellos im Zentrum — wozu auch Ostlykien gerechnet wird — beobachtete M0rkholm jedoch ein schwereres Gewichtssystem (Stater von etwa 9,5 — 10 g). Durch diesen Gewichtsunterschied lassen sich nun die Arttumpara-Münzen dem Westen und die Mithrapata- (Abb. 44) und Perikles-Münzen (Abb. 43) Zentrallykien zuschreiben. Wenn aber Perikles in Limyra in dem Heroon bestattet wurde, wie wir nachzuweisen suchen — welches Grab könnte Mithrapata 9 8 erbaut haben ? In Zentral- und Ostlykien kommt nur eine Grabanlage in Frage, die der Persönlichkeit" dieses Dynasten gerecht zu werden scheint: das Heroon von Trysa (Abb. 1). Die E v i d e n z der griechischen B a u i n s c h r i f t Im Gegensatz zum Nereiden-Monument von Xanthos (Abb. 3) und zum Heroon von Trysa (Abb. 1) sind wir in der glücklichen Lage, Fragmente der Bauinschrift gefunden zu haben (Abb. 45). Die Fundlage der 17 Fragmente läßt darauf schließen, daß die Bau98
M i t h r a p a t a wird in den lykischen Inschriften n u r einmal g e n a n n t u n d zwar auf der X a n t h i schen Stele: TAM. I Nr. 4 4 b 16. In der vorhergehenden Zeile scheint auch T r y s a g e n a n n t zu sein. Zur Übersetzung vgl. Stoltenberg, Die Termilische Sprache Lykiens (1955) 39. Leider ist der Kopf des siegreichen Sohnes des H a r p a g o s (Demargne, X a n t h o s I Taf. 33. 35; B o r c h h a r d t , AA. 1968, 225 Abb. 38) genauso zerstört wie sein Name, so d a ß eine B e s t i m m u n g des D y n a s t e n
26»
auf G r u n d archäologischer Evidenz nicht vorgen o m m e n werden k a n n . Mit S p a n n u n g darf jedoch e r w a r t e t werden, ob es B e r n a r d gelingt, durch Stilvergleiche mit den M ü n z p o r t r ä t s den heroisierten sitzenden Herrscher im Giebel des Nereiden-Monumentes (Abb. 3) zu benennen. 99
Zur ersten W ü r d i g u n g des Bildnisses dieses Dyn a s t e n in der archäologischen L i t e r a t u r vgl. Bielefeld, G y m n a s i u m 71, 1964, 532ff.
390
J. B O R C H H A R D T ,
D A S H E R O O N VON LIMYRA
inschrift sowohl an der östlichen Langseite als auch an der nördlichen Schmalseite am Hyposorion angebracht gewesen war. Leider nennt sie uns den Namen des Grabinhabers nicht, der Schriftcharakter aber erlaubt eine ungefähre Datierung. M. Wörrle, der Epigraphiker der Grabung, schrieb mir dazu folgendes: »Ich würde die Schrift der Fragmente ins 4. Jh. v. Chr. datieren, worauf die noch gespreizten Außenhasten des Sigma und My ebenso schließen lassen wie die genau gleich langen Querhasten des Xi und die in der Zeilenmitte 'hängenden', die Größe der übrigen Buchstaben bei weitem nicht erreichenden Omikrons«. Eine engere Eingrenzung hält M. Wörrle nicht für möglich. Er schließt: »Ich kann also nur sagen, daß Ihre Datierung der Heroons ausgezeichnet in das 'epigraphische Zeitgerüst' hineinpaßt«. Die E v i d e n z d e r M a r m o r - S k u l p t u r e n Einen Hinweis auf ein königliches Grab liefern uns die Fragmente eines Reiters, von dem hier nur der Kopf (Abb. 46 u. 47) gezeigt werden soll. Nach dem Grabungsbefund muß dieser Reiter zwischen den Basen der Karyatiden aufgestellt gewesen sein, in der Form, wie es unser Rekonstruktionsversuch zeigt. Reiterstandbilder in der Antike sind Ausdruck einer aristokratischen Gesellschaftsstruktur 100 . Aus archaischer Zeit kennen wir die ersten Reiterdenkmäler aus Athen. Nach der Vertreibung der Tyrannen und der Einführung der Demokratie galt die Verherrlichung des Einzelnen in dieser aristokratischen Form jedoch verständlicherweise nicht mehr als zeitgemäß. So kann es nicht verwundern, wenn wir in klassischer Zeit in Griechenland keine Reiterstandbilder finden. Erst durch den Makedonenkönig Alexander kam diese Gattung wieder zu Ehren. In Kleinasien aber bleibt auch in der Zeit der 200jährigen Okkupation (546—334) durch die Perser die aristokratisch-feudale Gesellschaftsstruktur ungebrochen. In Karien gehörte zum reichen Skulpturen-Schmuck des Maussoleions die Statue eines Reiters in persischem Gewand 101 . Wer dargestellt gewesen ist, der Grabherr oder sein Vater Hekatomnos, entzieht sich unserer Kenntnis 102 . Die gleiche Unsicherheit besteht bei der Bestimmung unseres Kopfes. Stellt er den jugendlichen Perikles von Limyra dar, im Kampf gegen einen Fußkämpfer, dessen Torso gleichfalls an der Nordseite der Terrasse gefunden wurde ? Oder aber einen seiner Vorfahren, oder ist dieser Kopf mit seinen schattig eingebetteten großen Augen, der an Werke der 2. Hälfte des 4. Jhs. erinnert, später zu datieren und stellt dann ein Werk des Nachfolgers von Perikles dar ? Diese Frage mag stellvertretend für die vielen noch ungelösten Probleme gestellt werden, die uns dieser Neufund aufgibt. Die zweite Kampagne, die im Sommer 1970 beginnen soll, wird, so hoffe ich, weitere Indizien erbringen, die unsere These bestätigen, hier das Grab des lykischen Königs Perikles gefunden zu haben 103 . Istanbul
100
101
H. v. Roques de Maumont, Antike Reiterstandbilder (1958) 7 ff. 21. E. Buschor, Maussollos und Alexander (1950) 38 Abb. 51. 55; v. Roques de Maumont a. O. 20 Abb. 9.
Jürgen Borchhardt
102 103
v. Roques de Maumont a. O. 21. Die Bauaufnahme wird G. Mader, München, durchführen. Die Bearbeitung der Keramik liegt in den Händen von E. Specht, Wien. Die Amphorenstempel und Steinschalen wird J.-S. Kühlborn, Frankfurt, vorlegen.
C. H. B O H T Z - W . - D .
ALBERT,
DIE UNTERSUCHUNGEN
DEMETERHEILIGTUM IN PERGAMON
AM D E M E T E R - H E I L I G T U M
IN
391
PERGAMON
VORLÄUFIGER BERICHT ÜBER DIE ARBEITEN DER JAHRE 1 9 6 7 — 1 9 6 9 *
In dem vorläufigen Bericht über die Ausgrabungsarbeiten in Pergamon 1965 von E. Boehringer 1 wird über einzelne vorbereitende Arbeiten und Restaurierungen am DemeterHeiligtum berichtet. Für die Fortsetzung der Erforschung des Heiligtums in den folgenden Jahren erwies sich eine erneute Bestandsaufnahme des gesamten Bereichs als unerläßlich. Sie wurde neben anderen Arbeiten von 1967—1969 durchgeführt, um a) den von Zerstörungen bedrohten Bestand zeichnerisch mit allen Einzelheiten zu erfassen, b) weitere Grabungsbefunde bei der Untersuchung früherer (vorphiletairischer) Bauperioden einwandfrei kartieren zu können, c) für den erwünschten Wiederaufbau einzelner Bauwerke und die Sicherung der Umfassungsmauern Bestandspläne als Grundlage der Rekonstruktionen zu erhalten, d) der Klärung zahlreicher offener Fragen aus den zurückliegenden Grabungen näherzukommen. Im September 1967 wurde in Zusammenhang mit türkischen Restaurierungsarbeiten die große südliche Stützmauer aufgenommen. Vom August bis Oktober 1968 erfolgten die Vermessung und zeichnerische Aufnahme des gesamten Heiligtums sowie kleinere Sondagen. Im Jahr 1969 wurden Bestandspläne im Maßstab 1 : 50 ausgearbeitet, die sogleich als Grundlage für ein Modell gebraucht wurden, das den Versuch einer Rekonstruktion des Heiligtums in hellenistischer Zeit unter Berücksichtigung der früheren Ausgrabungsergebnisse zeigt. Die Anfertigung des Modells erfolgte für eine Ausstellung des Deutschen Archäologischen Instituts 2 . Die Bestandsaufnahme wurde im September durch weitere Steinpläne vervollständigt. Zur Topographie Das pergamenische Demeter-Heiligtum liegt an einem nach Süden vorspringenden und steil abfallenden Hang des Burgberges in mittlerer Höhenlage; nach Südosten schließt sich, etwas tiefer gelegen, das Gymnasium an. Die etwa 200 m breite Südseite des Hanges bietet einen freien Blick in die Kaikos-Ebene und ist vor den häufigen Ostwinden geschützt. Die auf den Burgberg führende antike Straße überquert den Südhang etwa 40—60 m oberhalb des Demeter-Heiligtums und weicht hier bergwärts in konkaver Form einer Erosionsmulde aus, die von oben kommend auf den Demeter-Bezirk zuläuft und unterhalb desselben in eine flache Ausbuchtung übergeht 3 . Ein Verbindungsweg mit Treppenstufen führt noch heute von der antiken Straße zum Vorhof des Heiligtums hinab. Über die frühesten Formen einer Kultstätte an diesem Hang ist nichts bekannt, doch dürfte sich dafür dessen westliche Seite angeboten haben; hier war das Einfügen einer Terrasse in den oben flacheren, unten steileren Hang ohne große Substruktionen möglich. Bei späteren Erweiterungen des heiligen Bezirks in östlicher Richtung mußte dann die Erosions-Senke bis zu dem im Osten wieder steiler hervortretenden Felshang durch Stütz* Als Vorlagen für die Abbildungen wurden Aufnahmen von C. H. Bohtz sowie Grabungsfotos verwandt. Für die Abb. 19 und 20 lieferte H. Zirlik, Ellwangen, die Vorlagen.
1 2
3
AA. 1966, 415f. DAI. Ausgrabungen-Forschungen (Ausstellungs-Katalog 1969). AA. 1966, 426 ff. Abb. 8. 10.
seit
1950
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HELMUT
BOHTZ - W O L F - D I E T E R
ALBERT
mauern überbrückt werden. Auch die in den Berghang eingeschnittene Nordseite der Terrasse war in ihrem mittleren Bereich durch die Erosionsmulde stärker gefährdet als die westliche und östliche Seite. Schon in antiker Zeit mußten die Nordmauern ergänzt und verstärkt werden. Abschwemmungen und Felsstürze am Nordhang haben in späteren Jahrhunderten wesentlich zu der vollständigen Verschüttung der Terrassenanlage beigetragen. Nach der Freilegung des Heiligtums und der Entfernung der Schuttmassen setzt sich die Erosion des Hanges wieder ungehindert fort, so daß erhebliche Sicherungs- und Restaurierungsarbeiten notwendig sind, um die noch vorhandene Bausubstanz zu erhalten. Nach A. Conze4 besteht der größte Teil des Kaikos-Tales und der Eruptivstock des Burgberges aus vulkanischen Gesteinen, besonders Trachyten und Andesiten. Der Trachyt gilt als ein gut zu bearbeitendes Baumaterial, das an der Nordseite des Burgberges in einem antiken Steinbruch gewonnen wurde. Die Trachyte und Andesite verhalten sich der Verwitterung gegenüber verschiedenartig. Ein Zerfallsprodukt ist der Trachyt-Tuff — eine hellgraue Masse von härterer oder weicherer Konsistenz —, der am Südhang unterhalb der Demeter-Terrasse an verschiedenen Stellen unmittelbar neben dem harten Gestein anzutreffen ist. W. Dörpfeld bezeichnet dieses an der Oberfläche schnell verfallende Gestein als »Tuff-Felsen«5. Die Ausgrabungsgeschichte des Demeter-Heiligtums beginnt mit der Freilegung und Aufnahme der Ruine durch W. Dörpfeld in den Jahren 1909 — 1912. Darüber berichten die Grabungstagebücher 6 ; ferner sind in den Athenischen Mitteilungen 7 zwei ausführliche Grabungsberichte mit Zeichnungen und einigen Rekonstruktionen veröffentlicht worden. Durch W. Dörpfelds Pensionierung 1912 und den Ersten Weltkrieg kamen die nicht abgeschlossenen Untersuchungen zum Erliegen. 1938 arbeitete H. Hanson in Pergamon auch an der Demeter-Terrasse, doch ist über die Ergebnisse nur ein Grabungstagebuch 8 bekannt. Ein Teil der Nordmauer der »Unteren Nord-Stoa« 9 wurde damals wiederaufgebaut und an der Nordseite des Heiligtums Sicherungsmaßnahmen vorgenommen. Der Zweite Weltkrieg unterbrach abermals die Ausgrabungen, die erst 1957 (s. Anm. 1) wieder aufgenommen werden konnten. An der Demeter-Terrasse nahm E. Berger 1962 eine Ordnung und Numerierung der Architekturstücke nach den einzelnen Bauwerken vor, die jedoch nicht zum Abschluß kam. 1963 — 1965 baute F. Rebmann die Ostmauer und einen Teil der Nordmauer wieder auf, so daß hier dem weiteren Verfall Einhalt geboten ist. 1965—1966 wurden erneute Aufräumungsarbeiten vorgenommen 10 und 1966 — 1968 der Sockel des DemeterAltars von S. Kasper nach einer Tiefgrabung auf einer Betonplatte wieder aufgebaut 11 . Die Bestandsaufnahme Für die neue Aufnahme der Demeter-Terrasse wurde ein Netz von 20 m-Quadraten eingemessen und mit Hilfslinien in Abständen von 10 m unterteilt. Als Ausgangslinien wurden 4 5
6
7 8
AvP. I 151 ff. Grabungstagebuch Dörpfeld 1909/10 P.A. 73 (s. hier Anm. 6). Ausgrabungen in Pergamon; Grabungstagebücher von Wilhelm Dörpfeld: 1. Tagebuch 1908/09. 2. Tagebuch 1909/10. 3. Tagebuch 1911/12 (nicht veröffentlicht). AM. 35, 1910, 345f.; 37, 1912, 233f. Pergamon-Herbstgrabung 1938, Grabungstagebuch M 105: »Die Arbeiten auf der Demeter-
9
10 11
Terrasse 15. 1 0 . - 1 5 . 11. 1938«. Von einem 1939 gehaltenen Vortrag H. Hansons über das Demeter-Heiligtum ist eine Zusammenfassung veröffentlicht: Bericht über den 6. Internationalen Kongreß für Archäologie Berlin 21. bis 26. 8. 1939, 476 (freundl. Hinweis K. Bitteis). AM. 37, 1912, Taf. 16 (Plan des DemeterHeiligtums) und S. 240. AA. 1966, 436f. Abb. 18a. b. S. Kasper in PF. I (im Druck).
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ERGÄNZUNGEN, ZUTATEN FELSABSTURZ
F^TTI
STEINLAGER ZISTERNE KANAL BEZEICHNUNG DER SCHNITTE DER OBJEKTE
FA SL ZI KA | - || 01-42
ligtum. Schnitt mit Ansicht nach Westen
X X V
1-10,00
10m
UNTERSUCHUNGEN AM DEMETERHEILIGTUM IN PERGAMON
393
eine Parallele zur Kante des nördlichen Stylobaten der Süd-Stoa (etwa Ost-West-Richtung) und die geschätzte Mittellinie durch den Demeter-Altar (etwa Nord-Süd-Richtung) angesetzt (Abb. 1). Damit entspricht das Netz einem älteren, das von D. Pinkwart zur Lagebezeichnung von Fundstücken in einem Plan festgelegt worden war. Die Bezeichnung der in jeweils 5 Abschnitte von 4,0 m Seitenlänge unterteilten Quadrate wurde in den neuen Plan übernommen; eine Änderung der Bezeichnungen in den Fundbüchern ist nicht erforderlich. Die Aufnahme des Baubestandes erfolgte durch maßstäbliche Zeichnungen im Maßstab 1 : 50 nach dem durch Festpunkte gesicherten Quadratnetz. Zur Höhenbestimmung wurden Nivellements vorgenommen, die sich auf einen vorhandenen Nullpunkt auf dem Felsen vor der unteren Nord-Stoa beziehen. Die Höhe dieses Festpunktes über 00 ist nicht bekannt; sie muß noch auf die inzwischen erfolgte türkische Landesvermessung bezogen werden. Ein Vergleich mit den von W. Dörpfeld angegebenen Höhen (s. Anm. 6) ergibt für die Höhe des Festpunktes 00 = 99,42 m. Für die Erfassung des Baubestandes war an vielen Stellen die Säuberung und Freilegung der Mauerreste erforderlich. Schürfungen auf der Terrasse und einige Schnittgräben dienten dazu, den Verlauf des gewachsenen Felsens und die Übergänge in das amorphe Tuffgestein zu erkennen. Da meist nur wenige Arbeiter zur Verfügung standen, mußten diese Untersuchungen auf das Notwendigste eingeschränkt werden. Es war deshalb nicht möglich, den frühen (vorphiletairischen) Bauperioden nachzugehen; lediglich die bereits freiliegenden Mauerzüge wurden eingemessen. Besondere Schwierigkeiten bereitete die Aufnahme des Nordhanges mit den stark verschobenen, zum Teil abgestürzten Mauern. Ihre ursprüngliche Lage und bauliche Zugehörigkeit läßt sich nur nach umfangreichen Räumungs- und Sicherungsarbeiten am Hang ermitteln. Neben dem Grundriß der Gesamtanlage sollen zwei Querschnitte dazu dienen, die Einfügung des Temenos in den Hang zu klären (Abb. 2 und 3). Der von W. Dörpfeld veröffentlichte Schnitt 12 gibt den Geländeverlauf im Bereich des Demeter-Altars und der Sitzstufen des 'Telesterion' wieder, wobei anzunehmen ist, daß der Felsverlauf im Bereich der Süd-Stoa und des Untergeschosses nicht gemessen wurden. Da die Untergrundverhältnisse im Westen und Osten der Anlage voneinander abweichen, empfahl es sich, zwei Schnitte anzulegen, einen westlichen im Planquadrat VI (Abb. 2) und einen östlichen im Planquadrat X X I (Abb. 3), die hinsichtlich des Untergrundes noch weiterer Ergänzungen bedürfen. Einzeluntersuchungen Außer der zeichnerischen Erfassung des Baubestandes mit seinen Verformungen, Zerstörungen und späteren Zutaten haben die Arbeiten zu folgenden Einzelergebnissen geführt: 1. Der w e s t l i c h e T e i l d e r T e r r a s s e zeigt einen teils eben abgearbeiteten freiliegenden, teils einen zerklüfteten Felsuntergrund aus hartem Gestein. Vor der westlichen Stoa kamen Vertiefungen bis zu 60 cm zum Vorschein, die der schräg ansteigenden Gesteinsformation folgen und in denen an einigen Stellen Reste von Mauerwerk lagen. Diese Vertiefungen (Abb. 4), die vermutlich auf Absprengungen des Gesteins zurückzuführen sind, waren mit Steinbrocken und Erdreich aufgefüllt. Die Stylobaten der West-Stoa und der Unteren Nord-Stoa sind unmittelbar auf den abgearbeiteten Felsen aufgesetzt. 12
AM. 35 1910, 363.
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Abb. 5. D e m e t e r t e m p e l . Nordseite
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Abb. 6. Demetertempel. Westseite
Die Höhenunterschiede zwischen der Felsoberfläche der Terrasse ( ± 0 bis + 0 , 1 5 m), den Stylobaten der Säulenhallen ( + 0,08 m) und der untersten Stufe des Tempels ( + 0,23m) sind so gering, daß eine Abdeckung der Terrasse in diesem Bereich mit Steinplatten, wie sie H. Hanson für die hellenistische Zeit annimmt 13 , nicht wahrscheinlich ist, da die Stylobaten eine wasserabweisende Stufe zur Stoa bildeten. Die Nord- und Westseite des DemeterTempels sitzen unmittelbar auf dem Felsen auf (Abb. 5 und 6), der im Südosten des Tempels stark abfällt, so daß hier eine Fundamentmauer nötig war (Abb. 7). Vor der Südseite verläuft eine schon von W. Dörpfeld angeschnittene ältere Stützmauer 14 , von der eine Quermauer in den Untergrund des hellenistischen Pronaos hineinstößt. Unweit östlich davon (im Bereich des römischen 13 14
P e r g a m o n - H e r b s t g r a b u n g 1938, Tageb. M 105. AM. 37, 1912, Taf. 16; hier von W. Dörpfeld
Abb. 7. D e m e t e r t e m p e l . Südseite
bereits angegeben u n d auf S. 253 als G r u n d m a u e r eines älteren Tempels angesprochen.
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Abb. 8. Demeter-Heiligtum, Süd-Stoa. Nördlicher S t y l o b a t mit älterer Mauer
Abb. 9. Reste der ' N o r d - S ü d - M a u e r ' a m nördlichen S t y l o b a t der Süd-Stoa
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Abb. 10. Reste der 'Nord-Süd-Mauer' am nördlichen Stylobat der Süd-Stoa
Abb. 11 Demeter-Heiligtum, Altar D
Pronaos) geht das Hartgestein in den amorphen Tuff über, der sich nach Osten und Süden erstreckt. Eine geplante gründliche Untersuchung dieser Mauern mit dem Unterbau des Tempels und dem Strukturwechsel des Untergrundes läßt hier eine Klärung früherer Bauperioden erwarten.
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2. Im m i t t l e r e n B e r e i c h d e r T e r r a s s e stehen der Demeter-Altar sowie die kleineren Altäre B, C und D auf weichem Verfallsgestein, über dem sich eine etwa 20 cm starke Schutt- und Erdschicht befindet. Südlich des Altars A sind Reste eines Abwasserkanals von 35—40 cm Breite erhalten, der im Untergeschoß nach Westen abbiegt und mit einer rechteckigen Ausmündung von 45 x 135 cm in halber Höhe der großen Stützmauer endet. Östlich und südlich des Altars D wurden Reste einer Tonrohrleitung von 16 cm Dm freigelegt, die durch die SüdStoa zu einer im Untergeschoß befindlichen birnenAbb. 12. Demeterheiligtum, förmigen Zisterne führte. Offensichtlich war im Altar D mittleren Bereich der Terrasse mit größeren Abwassermengen zu rechnen; ein Stau des Regenwassers konnte hier während der Kampagne beobachtet werden. Im Bereich des Quadratstreifens XX—XXI wurde im Süden des Altars D ein Schnittgraben angelegt, um den Felsverlauf in diesem Bereich und unter der Süd-Stoa zu verfolgen. Die noch nicht abgeschlossene Untersuchung ist in dem Schnitt (Abb. 3) dargestellt; über das archäologische Ergebnis dieser Schürfung wird in Abschnitt 4 berichtet. 3. Im ö s t l i c h e n T e i l d e r T e r r a s s e wurden die Reste der noch freiliegenden älteren Südmauer und der Ansatz einer nach Norden gerichteten Mauer gesäubert, die W. Dörpfeld beschreibt, ohne ihre Bedeutung erklären zu können 15 . Auch diese Mauern stehen auf weichem Tuff. Abb. 8 zeigt das aus kleinen Quadern bestehende polygonale Mauerwerk, dahinter den Stylobaten der Süd-Stoa, der die ältere Mauer im Osten teilweise überdeckt, wie dies auch die Treppenstufen des Propylon tun. Eine Fortführung der Untersuchung wird zeigen, ob die ältere Südmauer hier in die östliche Abschlußmauer des späteren Temenos übergeht. Es ist dies um so wahrscheinlicher, als der harte Felsen hier wieder nach oben kommt und auf der Ostseite des Propylons bereits auf +1,660 m, also etwa 2,0 m über dem Niveau der Terrasse steht und nach Norden steil ansteigt. Während die ältere Südmauer tiefer in den weichen Tuff des Untergrundes eingreift und die Funktion einer Stützmauer besaß, sind die Reste der von W. Dörpfeld ergänzten 'Nord-Süd-Mauer' (s. Anm. 15) nur flach gegründet. Von dieser Mauer sind nur zwei kurze Ansätze im Norden und Süden vorhanden, die nicht genau in einer Flucht stehen. Da die nördliche Mauerzunge mit einem querliegenden, bearbeiteten Stein endet (Abb. 9), an der südlichen eine ähnliche Kante sichtbar ist (Abb. 10), muß die Frage offenbleiben, ob hier die Abschlußmauer eines früheren Bezirks lag oder ob diese im unteren Teil der noch stehenden Ostmauer anzunehmen ist. Das östlich vom Altar D im Planquadrat X X I — X X I I , H—I liegende, einen leichten Hügel bildende Gelände konnte noch nicht untersucht werden, da es als Lagerplatz für Steinblöcke dient. Es ist auch ungewiß, ob es sich hier um den Schutt früherer Ausgrabungen oder um eine ungestörte antike Ablagerung handelt. 15
AM. 37, 1912, 250 Abb. 2.
UNTERSUCHUNGEN AM DEMETERHEILIGTUM IN PERGAMON
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Die Sitzstufen des 'Telesterions' wurden trotz starker Verwerfungen und mangelhafter oder möglicherweise falscher Ergänzungen mit allen Einzelheiten aufgenommen. Während die Sitzplatten im östlichen Teil der Anlage noch zum größeren Teil vorhanden sind, fehlen sie im westlichen Teil völlig, so daß der Verlauf der Sitzreihen nur noch an einzelnen Steinen des abbröckelnden Unterbaues zu erkennen ist. Der stärkere Verfall der Westseite ist vermutlich eine Folge des schlechteren Untergrundes, der hier zum Teil aus weichem Tuff besteht und von den Resten der vorphiletairischen Nordmauer und ihrer Baugrube durchzogen ist, während im östlichen Teil das tragfähige Hartgestein zutage tritt. Eine Restaurierung dieses Teils der Stufenanlage ist dringend notwendig, ebenso die Sicherung des Stylobaten der Nord-Stoa darüber, an dem neuere Abstürze zu verzeichnen sind. Die von W. Dörpfeld in diesem Bereich angelegten Schnittgräben sollten noch einmal ausgeräumt werden, um den Verlauf der vorphiletairischen Mauern und ihre mögliche Fortsetzung nach Osten zu klären und sie in Grundriß und Höhenlage zu fixieren. 4. Der a r c h ä o l o g i s c h e B e f u n d : Bei der Anlage eines Schnittes im Bereich der Quadratlinie X X — X X I wurde ebenfalls ein Untergrund aus Verfallsgestein, mit Geröll und Erdreich überdeckt, angetroffen. Die hier befindlichen Fundamente des A l t a r s D (Abb. 11. 12) haben die Form eines rechteckigen Sockels mit vorgelegter, nicht unmittelbar anschließender, sondern etwa 20 cm entfernter Trittstufe im Westen. Auf dem Fundament der östlichen Längsseite des Altars liegen vier verwitterte Blöcke, die zwar eine NS-Ausrichtung erkennen lassen, deren Zusammengehörigkeit und 'Abstammung 1 vom Altar aber zunächst bezweifelt werden darf: Der kleinste, am nördlichen Ende dieser Reihe liegende Block ist ein Fragment von geringer Aussagekraft; die beiden folgenden Quadern sind flach gearbeitet und haben fast quadratische Ausmaße in ihrem jetzigen, teilweise beschädigten Zustand; immerhin zeigen sie eine gewisse Ausrichtung, haben aber trotzdem auffallende Ähnlichkeit mit den Blöcken der 'Trittstufe'; der Eckblock im S ist in seiner Lage und Bearbeitung der Oberfläche von besonderem Interesse. Eine gammaförmig vertiefte Rinne oben und auch die Bearbeitung zweier Seiten auf Ansicht bestimmen ihn zu einem Eckblock. Damit ist die Zusammengehörigkeit der Blöcke dieser Reihe in Frage gestellt. Erst die endgültige und abschließende Untersuchung des Altars kann hier weiterführen. Die Fundamentblöcke der drei anderen Seiten liegen frei. Sie lassen durch die Art ihrer Bearbeitung und Zusammenfügung keinen Zweifel daran, daß sie in situ befindlich sind. An der vollkommen freigelegten Südseite des Altars konnte eine für seine Bedeutung möglicherweise aufschlußreiche Beobachtung gemacht werden: Die Altarfundamente sind nicht bis auf das Gestein hinab fundiert, sondern sie liegen auf von Scherben durchsetztem Boden auf. Eine künftige Untersuchung des gesamten Altarbereichs kann die hier mit aller Vorsicht geäußerte Vermutung, daß der als Altar bezeichnete Bezirk eine andere Bedeutung hatte, bestätigen oder sie als unrichtig erweisen. In diesem Zusammenhang wäre die intensive Untersuchung der kleinen Altäre des Heiligtums hinsichtlich ihrer Entstehungszeit, Bauweise, Fundamentierung, Zueinanderordnung und kultischen Zuordnung zum Tempel oder zu anderen umliegenden Baulichkeiten sehr wünschenswert. Das von den Fundamenten umgrenzte Innere des Altars D besteht aus kleineren, wie wahllos zusammengetragen wirkenden Steinen, die Füllmaterial sind. Unter ihnen liegt dunkles feines Erdreich. Die Untersuchung dieser Partie sollte einer späteren Kampagne vorbehalten bleiben.
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Die Sondage des Jahres 1968 wurde unmittelbar an der südlichen Schmalseite des Altars in seiner vollen Breite von 2 m begonnen. Sie erstreckte sich nach S in einer Länge von 6 m bis zur Nordmauer der Südhalle. Bereits nach 15— 20 cm Aushub des dunklen feinen, von Trachytsplittern durchsetzten Erdreichs war die Untersuchung fündig. Die ersten Fragmente von Terrakottastatuetten und kleinen Tongefäßen kamen zutage. Sie sind durch ihr vereinzeltes Vorkommen wenige Zentimeter unter der Oberfläche und durch die mitgefundenen Ziegelfragmente weder für die Bestimmung des nahen gebauten Objekts, noch für eine Datierung seiner Erbauung oder Benutzungsdauer geeignet. 40 cm senkrecht von der Südkante des Altars entfernt mehrten sich die Funde von Terrakottaköpfen und AppliqueFragmenten. Nach 114 cm Abhub schließlich und in unmittelbarer Nähe des gewachsenen Felsens wurde eine große Zahl fragmentierter Gewandstatuetten, weibliche Köpfe sowie auch vollständige Figuren gefunden. Einzige Keramikfunde waren an dieser Stelle zwei weißgrundige Miniaturhydrien und Bruchstücke dieser Gattung. Der freigelegte Felsgrund zeigte ähnlich wie im mittleren Terrassenbereich Spuren von Verwitterung. Unmittelbar vom porösen Felsgestein konnten die Terrakottastatuette einer größeren weiblichen Gewandfigur und eine Anzahl augenartiger Gebilde aus Ton geborgen werden. Die Funde dieser Sondage bilden einen in sich geschlossenen Komplex, der zum großen Teil aus Terrakotten und nur wenig Keramik besteht. Die Gruppe der Terrakottafiguren gliedern zeitliche und stilistische Unterschiede. Es sind, bis auf einzelne Ausnahmen, mit langem Chiton und darübergelegtem Mantel bekleidete Adorantinnen, die die Gottheit im bekannten Verehrungsgestus 18 mit einem oder beiden halb erhobenen Armen und geöffneter, nach außen gekehrter Handfläche grüßen. Eine fast vollständig erhaltene Figur zeigt Abb. 13. Sie steht auf einer breiteren abgerundeten Basis mit profilierter Standplatte. Der schräg über den Körper geschlungene, den Hinterkopf wie ein Schleier bedeckende und den auf der Standplatte liegenden Chiton verbergende Mantel läßt ihren erhobenen rechten Arm frei; der linke Arm — an dieser Stelle ist die Terrakotte gebrochen — wird in das Gewand gegriffen haben, um es zusammenzuhalten und zu raffen. Ähnliche Votivfiguren wurden bereits 1908/09 im Ostteil des DemeterHeiligtums und am großen Altar gefunden 17 . Den von H. Hepding festgestellten Typenreichtum bestätigen und erweitern die Neufunde des Jahres 1968. Wenn auch die Qualität der kleinen Figuren ein Mittelmaß kaum übersteigt, so zeigen sie in Einzelheiten doch deutliche Unterschiede. Dazu zählen dreierlei Basen: die oben profilierte und runde (Abb. 13), die oben u n d unten profilierte runde und die glatte eckige Basis. Unterschiedlich ist auch die Manteldrapierung: Hals und Schultern sind mehr oder weniger bedeckt (Abb. 14. 17—19), wodurch die Bewegungsfreiheit des erhobenen Arms und der Hand gegeben ist. Fragmente von Adorantinnen mit rechtem erhobenem Arm überwiegen. Ein Oberkörperbruchstück zeigt eine Figur mit beiden erhobenen Armen (Abb. 15), wobei der Mantel nur die Hände freiläßt. Es erhielten sich Spuren der weißen Grundierung. Die Größe der vollständiger erhaltenen Figuren variiert zwischen 12 und 14 cm. Auffällig klein und rund sind die Köpfe und Gesichter mit dicken Lidern und kleinem Mund, soweit Kleinheit, Erhaltungszustand und Qualität eine solche Aussage gestatten. 16
17
G. N e u m a n n , Gesten u n d Gebärden in der griechischen K u n s t 78. AM. 35, 1910, 519 f. Abb. 5. 6. Vgl. auch die
ähnliche Figur A v P . I 262 Abb. 33. Zur 'mulier a d o r a n s ' siehe auch A. Hekler in Münchener archäologische Studien 134ff. besonders 136.
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Abb. 13 — 20. Terrakottafundc der Sondage am Altar D (etwa 1 : 1)
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Abb. 21—24. T o n v o t i v e der Sondage a m Altar D (etwa 1 : 1 )
Abb. 25. T e r r a k o t t a f r a g m e n t (etwa 1 : 1)
Abb. 26. Weißgrundige Miniaturh y d r i a (etwa 1 : 2)
Das Haar scheint bei allen Figuren einheitlich irisiert zu sein: Ein Mittelscheitel trennt die wellig nach hinten gekämmten beiden Haarpartien. Selten erscheint ein spitz nach oben zulaufendes Diadem unter dem schleierartig über den Kopf gezogenen Mantel (Abb. 17). Der Ton ist überwiegend fleischfarben und fein, zwei Figuren bestehen aus hellgrauem gröberem Ton. Zwei kaum mehr als 3 cm große sehr flache Relieffigürchen erweitern die Typenreihe der Adorantinnen. Eine Figur (Abb. 16) ist vollständiger erhalten und zeigt die bekannte lange Gewandung mit über den Kopf gezogenem Mantel und den adorierend erhobenen Arm. Von der anderen Frauengestalt (Abb. 20) fehlen der Kopf und ein Teil des Oberkörpers. Deutlich ist wiederum der Adorationsgestus und das angedeutete Schreiten. Eigentümlich sind schließlich vier durchschnittlich 1,7 cm breite und 1,3 cm hohe augenförmige Votivgaben aus bräunlichem oder grauem grobem Ton (Abb. 21—24). Am deutlichsten ahmen das Auge mit Augapfel, Iris und Pupille zwei Votive nach (Abb. 21. 24), wohingegen es die beiden anderen stilisieren (Abb. 22. 23).
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A b b . 27 u n d 28. S t a t u e t t e n b r u c h s t ü c k e a u s T o n (etwa 1 : 1 )
Das älteste, wohl frühhellenistische Terrakottafragment der Sondage läßt sich nicht unmittelbar in die Reihe dieser Weihungen einordnen. Es ist ein qualitätvoller, 6,6 cm großer und 3,5 cm breiter massiver Frauentorso (Abb. 25), dessen außerordentlich fein modellierte Einzelheiten Handformung voraussetzen und die Entstehung mit Hilfe einer Model ausschließen dürften. Die Figur ist mit einem Peplos und über der Brust geknoteten, auf dem Rücken glatt fallenden Mäntelchen bekleidet. Der Kopf, Teile der Arme und der Unterkörper fehlen. In den Peplosfalten sind Grundierungsspuren erhalten. Als Keramikfunde der Untersuchung am Altar sind zwei ursprünglich weiß bemalte Miniaturhydrien, von denen eine abgebildet wird (Abb. 26), erwähnenswert. Sie bestehen aus hartem rötlichem Ton, sind 11 cm hoch und haben einen maximalen Durchmesser von 7 cm mit und 5,8 cm ohne Henkel. Sie lassen sich wohl ebenfalls als Votivgaben an Demeter, Kore oder eine ihnen nahestehende Gottheit deuten. Bei der Freilegung der Tempelstufen-Fundamentierung auf der Nordseite (s. S. 395) kamen in etwa 10 cm Tiefe einige hellenistische weibliche Terrakottabruchstücke zutage. Von zwei 3,2 cm und 4,2 cm großen Statuetten ist der Oberkörper soweit erhalten, daß sich über die Armbewegung und die Bekleidung etwas aussagen läßt (Abb. 27): Sie sind wie 'Manteltänzerinnen' vollkommen eingehüllt, so daß jeweils der linke auf die Brust genommene Arm sich unter dem Gewand abzeichnet; der rechte hingegen ist vom Körper leicht abgespreizt und die Hand auf die Hüfte gestützt. Ein 10,1 cm großer bewegter weiblicher Torso, mit Chiton und schräg über die Brust gezogenem Mantel bekleidet, aus grauem grobem Ton mit hellroten Farbspuren (Abb. 28) sowie Fragmente hellenistischer reliefierter und bemalter Keramik erbrachten die Reinigung in nördlicher Richtung auf die OIKOI ZU und die Freilegung ihrer Eingangs27 AA. 1970
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Abb. 29 u n d 30. F r a g m e n t e von Reliefgefäßen (etwa 1 : 1)
fundamente. Es sind kleinere Scherben der vom Burgberg in Pergamon bereits bekannten Lagynos-Gattung 18 , der 'halbkugeligen Näpfe mit Spiralrillen' und 'mit Polygonalrillen' 19 . Von zwei größeren Reliefgefäßfragmenten (Abb. 29: 7,6x5,1 cm vielleicht von einem Kantharos; Abb. 30: 5,3x5,5 cm) zeigt das erste eine halbentblößte, auf einem Felsen sitzende Frauengestalt, die ihre Linke auf den Kopf gelegt hat, und das zweite einen sich zurückwendenden bekränzten Kitharöden (Apollon?). Der einzige erwähnenswerte Lampenfund von der Untersuchung des östlichen Heiligtums ist das Fragment einer Herzblattlampe (Abb. 31: Diskus-Dm 3,3 cm; H 3,3 cm) aus hellgrauem grobem Ton vom bekannten Typus mit Efeukranz und Silensmaske (?) auf der jetzt abgebrochenen Tülle 20 . Die G r o ß e S t ü t z m a u e r im S ü d e n (Abb. 32) wurde während türkischer Wiederherstellungsarbeiten an den westlichen Pfeilern A und B untersucht. Der Abbruch des Pfeilers A und des anschließenden Mauerstücks ermöglichte einen Einblick in die Konstruktion des imposanten Bauwerks, das in den Schnitten (Abb. 2 und 3) wiedergegeben ist. Die Stützmauer besteht aus 16 rechtwinklig zum Hang stehenden vertikalen Mauerscheiben von 1,10 —1,20 m Stärke und einem Abstand von durchschnittlich 4,0 m; sie sind am Fuß des Steilhanges auf den Trachyt-Tuff aufgesetzt, greifen mehr oder weniger tief in denselben ein und schieben sich oben vor die Außenmauer des Untergeschosses der Demeter-Terrasse. Zwischen diese von außen als Strebe- oder Stützpfeiler in Erscheinung tretenden Mauerscheiben ist eine etwa 50 cm starke Mauer eingespannt. Die Außenseiten der schweren Pfeiler und der Mauerfelder dazwischen sind unter einem Winkel von 78° gegen den Berg geneigt. Die äußere Mauerschale verdeckt und schützt J . Schäfer, P F . I I 101 ff. Taf. 42ff.; A v P . I 277ff. Beibl. 45. 46. Schäfer, P F . I I 117 G 2; G 3 Abb. 10. 20
20
Taf. 51. s. A v P . I 281, 1 Beibl. 51; Schäfer a. O. 135ff. Taf. 60. 61.
UNTERSUCHUNGEN AM D E M E T E R H E I L I G T U M IN PERGAMON
den dahinterliegenden Tuff vor der Verwitterung; oberhalb des Felsens dient sie als Stützmauer für eine schmale Terrasse vor der Außenwand des Untergeschosses. Eine zweite senkrecht stehende Mauerschale befindet sich in einem Abstand von 2,0 m vor der Außenmauer des Untergeschosses und ist ebenfalls in die tragenden Mauerscheiben eingebunden. Der Zwischenraum zwischen der äußeren und inneren Mauerschale ist — soweit noch vorhanden — mit Steinbrocken und Erdreich aufgefüllt. Der Steinverband zwischen der äußeren Mauerschale und den Pfeilern besteht in jeder zweiten Schicht durch Bindersteine, die etwa 15 cm tief in
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Abb. 31. Lampenfragment (etwa 1: 2)
die Pfeiler eingreifen und eine gewisse Elastizität des Verbandes gewährleisten (Abb. 2). Die Steinflächen am Zusammenschluß von Pfeiler und Mauerschale sind in 10 — 12 cm Breite sauber abgearbeitet, so daß eine gute Übertragung der Horizontalkräfte auf die Pfeiler möglich ist. Durch das Vorspringen der Pfeiler um etwa 2,25 m ist eine Ableitung der Horizontalkräfte in die Vertikale gewährleistet. Abb. 33 zeigt links den auf den hellen Tuff aufgesetzten Pfeiler A. Deutlich sind die Baugrube und das Ansteigen des Gesteins zum Pfeiler B (rechts) zu erkennen. Die innere Mauerschale steht auf dem Tuff; sie ist hier von der unbearbeiteten Seite mit einem in den Pfeiler A einbindenden Stein zu sehen. Abb. 34 zeigt fünf Schichten der äußeren Mauerschale, die in den vorspringenden Pfeiler B einbinden; links davon der helle Tuff, darüber Füllmaterial. Eine Sondierung am oberen Ende des Pfeilers E und der Außenwand des Untergeschosses brachte das überraschende Ergebnis, daß kein Steinverband zwischen beiden Mauern besteht. Bestätigt sich diese Tatsache auch bei anderen Pfeilern (die noch nicht untersucht werden konnten), dann ist die Große Stützmauer nicht eine konstruktive Voraussetzung für den Bau des Untergeschosses und der darauf stehenden Süd-Stoa gewesen, sondern nachträglich vor das auf der Oberkante des Steilhanges stehende Bauwerk vorgesetzt worden, um dieses zu sichern. Ein Suchgraben im Untergeschoß (Abb. 35) ergab, daß die Außenwand des Untergeschosses noch etwa 1,50 m unter das Niveau des Untergeschosses hinabreicht und auf dem Tuff steht. Die Außenwand ist im westlichen Teil stark nach Süden ausgewichen (im Grundriß deutlich zu erkennen); eine Sicherung gegen weiteres Abrutschen mag schon bald nach der Erbauung notwendig gewesen sein und erfolgte durch den Bau der Großen Stützmauer. Der auffallende Pfeilerwechsel in der Mitte der Terrasse, den auch W. Dörpfeld erwähnt 21 — die Pfeiler K und L stehen ohne erkennbares architektonisches Motiv eng nebeneinander — hängt möglicherweise damit zusammen, daß man der größeren Gefährdung der Terrasse im Bereich der Erosionsmulde eine Verstärkung der Substruktion entgegensetzte. 21
Grabungstagebuch Dörpfeld 1910 P.A. 45f. (s. auch hier Anm. 6).
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Abb. 35. Demeter-Heiligtum, Untergeschoß. Nord-Süd-Sondage
Die große Stützmauer hat die Deformierungen und Beschädigungen im Laufe der Jahrhunderte überstanden, ohne ihre statische Funktion zu verlieren. Die Mauerscheiben der Strebepfeiler haben nur unwesentlich nachgegeben, während die äußere Mauerschale an mehreren Stellen bogenförmig nach außen gedrückt wurde, doch mit Ausnahme einiger Felder standgehalten hat. Der Verfall der Mauer von oben her ist in den einzelnen Abschnitten verschieden. Die Pfeiler H, I, M, N, die durch Überbauung mit einer byzantinischen Mauer eine zusätzliche Auflast erhielten, stehen noch in Höhen von 10 — 11 m ohne stärkere Deformierung. Dagegen sind die Zerstörungen am westlichen Teil der Mauer, obwohl sie infolge des ansteigenden Geländes niedriger ist, ungleich größer; vermutlich konnte hier die konservierende Überbauung leichter zerstört werden. Durch die Freilegung der Mauer bis auf ihren Fuß tritt in den Feldern zwischen den Pfeilern H—I, L—M, M—N, O—P der weiche Tuff unmittelbar zutage und ist der Verwitterung stark ausgesetzt. W. Dörpfeld hatte 1910 bereits an einigen Stellen Konservierungen vorgenommen, so den Fuß des Pfeilers L mit Trachytblöcken untermauert, der inzwischen wieder ausbesserungsbedürftig geworden ist. Der stark gefährdete Pfeiler B wurde von uns im Oktober 1968 unterfangen. Die neue Fundierung mußte wegen des sehr weichen Tuffs auf die Reste einer von W. Dörpfeld entdeckten griechischen Mauer22 aufgesetzt werden, die zu Gebäuden am Südhang des DemeterBezirks gehörte. Bei weiteren Ausgrabungen sollte der Fuß der Stützmauer durch Verkleidung mit Mauerwerk und Auffüllung mit Abraummaterial geschützt werden. 6. Das U n t e r g e s c h o ß d e r S ü d - S t o a wurde von W. Dörpfeld als »Demeter-Keller«23 bezeichnet; seine Zweckbestimmung konnte bislang nicht geklärt werden. Zweifellos 22
AM. 37, 1912, 238.
23
E b e n d a 236f.; AM. 35, 1910, 365.
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ist dieser langgestreckte, ursprünglich mit Holzbalken überdeckte Raum nicht nur als ein notwendiger Unterbau für die Anlage der zweischiffigen Süd-Stoa unter der Königin Apollonis anzusehen. Eine Vergrößerung der Terrassenfläche nach Süden und ihr Abschluß durch eine Säulenhalle wäre auch mit einer Stoa auf einer Stützmauer möglich gewesen. Die zweischiffige Halle, deren südliches Schiff zugleich das Untergeschoß mit der Holzbalkendecke überdachte, läßt eine Bauplanung vermuten, die nicht nur die Terrasse erweitern, sondern einen darunterliegenden, durch kleine Fenster nur schwach erleuchteten Raum von beträchtlichen Ausmaßen schaffen wollte. Das mit Parastaden versehene östliche Tor zu diesem Raum ist neben dem Propylon der einzige architektonisch betonte Zugang zu dem Heiligtum. Auch die Sicherung dieses zweigeschossigen Bauwerks durch die große davorgesetzte Stützmauer läßt seine Bedeutung für den Demeter-Kult vermuten. Es sei deshalb erlaubt, als Arbeitshypothese dem großen Untergeschoßraum und dem im Nordwesten anschließenden kleinen Raum, der auch eine Holzbalkendecke besaß, kultische Funktionen beizumessen, da ihre Klassifizierung als 'Keller' keine weiteren Untersuchungen rechtfertigen würde. Die Weihung des Demeter-Tempels und -Altars von Philetairos und seinem Bruder Eumenes zu Ehren ihrer königlichen Mutter Boa, der Ausbau des Heiligtums unter der Königin Apollonis24 zeigen eine Belebung des Demeter-Kults im 3. Jh. v. Chr., bei dem nach E. Ohlemutz 25 die Gestalt der Kore und damit vermutlich die chthonische Seite der Mysterien stärker in Erscheinung tritt. Das in der Weihinschrift des Propylons der Demeter und Kore gegebene Epitheton ösapiocpopos legt den Gedanken nahe, daß die Frauen das Fest der Thesmophorien feierten. Der dazu gehörende Kult des nsyocpi^Eiv 26 setzt unterirdische Kammern und Bothroi voraus. Ein Modell des Heiligtums Außer dem Modell des Burgberges in Pergamon von H. Schleif war auch ein Modell des Gymnasiums und der Demeter-Terrasse vorhanden (Abb. 36), das während des Krieges zerstört wurde 27 . Die Rekonstruktionen bei diesem Modell basierten auf den Plänen und Grabungsberichten W. Dörpfelds (s. Anm. 7 und 8) und den Vorstellungen des Architekten. Da die Untersuchungen des Demeter-Heiligtums noch nicht abgeschlossen sind und für die Anfertigung eines Modells nur beschränkte Zeit zur Verfügung stand, konnten die Rekonstruktionen nur summarisch behandelt werden und folgen weitgehend den Vorstellungen W. Dörpfelds. Das Modell (Abb. 37 und 38), dem die neue Bestandsaufnahme zugrunde gelegt ist, soll eine Gesamtschau des archäologischen Objekts, seiner räumlichen Komposition und baukünstlerischen Gestaltung während der hellenistischen Zeit vermitteln. Es zeigt die in den Berghang eingefügte Terrassenanlage mit der auf drei Seiten von Säulenhallen umgebenen rechteckigen Kultfläche. Tempel und Altar der Demeter — nach Osten orientiert — stehen nicht in der Mittelachse des Platzes, sondern sind etwas nach Süden versetzt, eine Folge der früheren Bauzustände(?). Die Achse des Propylons im Osten ist wiederum gegen die des 24
25
26
Hepding, AM. 35, 1910, 437f. M.P. Nilsson, Geschichte der griech. Religion I 433f.; II 165. E. Ohlemutz, Die Kulte und Heiligtümer der Götter in Pergamon (1968) 208; Hepding, AM. 35, 1910, 440 f. Nilsson a. O. I 433f.
27
Das Modell des Burgbergs ist wiederhergestellt und in den Staatlichen Museen zu Berlin (Pergamon-Museum) aufgestellt worden. Das Foto vom Modell des Gymnasiums stellte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Berlin, zur Verfügung. Dafür sei hier verbindlichst gedankt.
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Tempels nach Süden versetzt — das Propylon berührt bereits die südliche Säulenhalle —, eine bewußte Exzentrizität zwischen Eingangsbau und Kultstätte, die auch das Athenaheiligtum auf dem Burgberg zeigt. Das Gegenstück zu der großen südlichen Stützmauer, deren durchgehende Strebepfeiler bis an den südlichen Bau herangeführt sind, ist im Norden die gegen den Berg gerichtete Mauer. Teile dieser stark zerstörten, zum großen Teil abgestürzten Mauer und der an verschiedenen Stellen vorhandenen Quermauern oder Strebepfeiler ermöglichen eine Rekonstruktion, doch bleibt die Frage offen, ob eine so umfangreiche Substruktion schon in hellenistischer Zeit als Sicherung gegen den Bergdruck notwendig war. Die Nord-Stoa ergänzte W. Dörpfeld auch über die westliche Seite der Terrasse, da die Nordmauer noch in ganzer Länge und Reste der Vorderwand erhalten sind, obgleich von dem Stylobaten auf der Westseite kein Stein mehr in situ ist 28 . Das Fehlen des Stylobaten, ein Maueransatz in Nordrichtung am oberen westlichen Ende der Sitzstufen (Planquadrat X V I , C—D) sowie ein längerer Rücksprung in der Nordmauer lassen die Vermutung aufkommen, daß die Nord-Stoa nur im Bereich der Sitzstufen als oberer Abschluß des 'Telesterions' bestand. Nach Westen könnte sich ein andersgearteter Bautrakt an die Nordmauer angeschlossen haben, der in Zusammenhang mit den sieben Räumen hinter der Unteren Nord-Stoa zu denken wäre. Die Abdeckung dieser Räume durch eine »schwere horizontale Erddecke«29, die im Modell als Terrasse vor der oberen Säulenhalle erscheint, ist nicht überzeugend. Das 'Telesterion' ist in seiner hellenistischen Form mit den Sitzstufen, zwei breiteren Treppen an der West- und Ostseite sowie der schmaleren Mitteltreppe dargestellt (der Bestandsplan zeigt dagegen die späteren Veränderungen an der Ostseite). Ob die östliche Treppe in das erste offene Säulenfeld der Nordhalle führte, oder ob hier eine Mauer mit Tür (Modell Schleif) war, bleibt ungeklärt, ebenso die Vermutung W. Dörpfelds30, daß die Säulenhalle in einem Abstand von 2,16 m vor der Ostmauer des Bezirks aufhörte, da in dieser »keine Spur einer Ante« zu sehen war. Für die Überdachung der Nord-Stoa dürfte kaum ein an die Stützmauer ansetzendes Pultdach (Modell Schleif) geeignet gewesen sein. Die Ableitung des Bergwassers von dem Steilhang machte einen größeren Auffanggraben hinter der Stützmauer notwendig, da keine Peristasis vorhanden war. Es konnte also auf die oben freistehende Nordmauer ein über dem Gelände liegendes Satteldach mit seitlichen Giebeln aufgesetzt werden, wie das im Modell dargestellt ist. Die West-Stoa mit dem dahinterliegenden Komplex der OIKOI läßt sich als ein höherer Baukörper mit Satteldach und Giebeln rekonstruieren, an das die West-Stoa mit einem Pultdach anschloß. Der Bau setzt sich nach Westen gegen den Berghang durch Stützmauern ab, so daß eine teilweise freistehende Fassade an dieser Seite mit hochliegenden Fenstern angenommen werden kann. Ob die weiter westlich aufgedeckten Reste römischer Mauern einen Anbau bildeten, bedarf noch der Klärung. Die Süd-Stoa ist im Modell mit einer Säulenstellung im Süden versehen, da auf der Ostseite der südlichen Außenmauer die Stylobatplatten mit den Dübellöchern einiger Säulen vorhanden sind, die jedoch einem römischen Umbau der Halle zugeschrieben werden31. W. Dörpfeld vermutet, daß in griechischer Zeit weder Säulen noch Schranken auf der Südmauer gestanden haben, sondern vielleicht eine geschlossene Wand. Eine auch nach 28 29
Grabungstagebuch 1911/12 Anm. 5 P.A. 64. AM. 37, 1912, 241.
30 31
Ebenda 370. AM. 35, 1910, 366 f.
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Abb. 37 u n d 38. Demeter-Heiligtum, neues Modell von Süden u n d Südosten
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Süden offene Säulenhalle entspricht möglicherweise nicht dem hellenistischen Bauzustand, sondern dem späteren römischen Umbau der Halle, den H. Schleif in seinem Modell — allerdings mit nicht nachgewiesenen Wandfeldern am Ost- und Westende der Halle — dargestellt hat. Wenn trotzdem in dem neuen Modell eine offene Säulenhalle in vereinfachter Form gezeigt wird, so deshalb, weil die offene Säulenstellung ein bevorzugtes Motiv hellenistischer Architektur ist, das gerade an dieser Stelle mit dem Ausblick auf die großartige Landschaft des Kaikos-Tales und auf das ferne Meer seine Berechtigung gehabt hätte, was der spätere Umbau auch beweist. Doch mögen diesem Argument romantische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts anhaften, die zu einer Idealisierung der Verbindung von Landschaft und Architektur führten, so daß es nur mit Vorbehalt zu äußern ist. Karlsruhe Berlin
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DAS BILDNIS DES MASSINISSA* Den karthagischen Feldherrn Hannibal 1 , den syrakusanischen König Hieron II. 2 , den spartanischen König Areus 3 oder Kleomenes III. 4 sowie den mauretanischen König Juba II.® hat man hinter der geheimnisvollen Persönlichkeit vermutet, die durch elf erhaltene Bildnisköpfe (Abb. 1. 6—8)6 bekannt ist. Das heißt nicht nur, daß die psychologische Ausdeutung dieses Porträts, sondern daß auch die Datierung sehr auseinandergeht. Die Frage nach der Entstehungszeit des Bildnisses, ob es ein Werk des ausgehenden 3. Jhs. v. Chr. oder aus der Zeit des Augustus ist, ist über das Problem der Benennung hinaus insofern von Bedeutung, als dieses Porträt zu einer Gruppe gehört, die offensichtlich ungefähr gleichzeitig entstanden ist7, deren einzelne Teile aber ebenfalls hinsichtlich Datierung und Benennung strittig sind. Zu ihr gehört das Bildnis, das von V. Poulsen als ein Bildnis des Vergil aufgefaßt wird, andererseits aber auch für den römischen Dichter Q. Ennius in Anspruch genommen wird 8 , das Bildnis, das Poulsen für den Augustuspriester Paullus Fabius Maximus hält, das aber den pergamenischen König Eumenes II. darstellen dürfte 9 , sowie der Kopf aus der Attalos-Stoa in Athen, in dem S. Karouzou und V. Poulsen einen Dichter des 2. Jhs. v. Chr. beziehungsweise der augusteischen Zeit sehen, der jedoch auf den pergamenischen König Attalos II. zu beziehen ist10, und das Hermenbildnis im * F ü r freundliche Hilfe bei der Beschaffung der Abbildungsvorlagen bin ich den Direktionen der Museen sowie G. M. A. R i c h t e r (Abb. 9) u n d M. Ponsich (Abb. 1) zu D a n k verpflichtet. 1 Picard, K a r t h a g o 12, 1963/64, 31 ff. 2 Picard, CRAcInscr. 1, 1946, 60. T h o u v e n o t , MonPiot. 43, 1949, 79. 3 J . Carcopino, Notices et Mémoires de la Soc. Arch. de Constantine, Livre du Centenaire 68, 63. EAA. V I I 1204 s. v. Volubilis (Romanelli). 4 Carcopino a. O. 63. 5 F. Poulsen, Symb. Osi. 3, 1925, 2 ff. A. Blanco, Catalogo de la E s c u l t u r a (1957) 121 f. Nr. 358 —E Taf. 71. EAA. I I I 916f. Abb. 1143 s. v. Giuba I I (J. Charbonneaux). V. Poulsen, Les P o r t r a i t s
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R o m a i n s I (1962) 47f. Nr. 9 Taf. 16. 17; ders. RA. 2, 1968, 275. ABr. 863. 864. 1109. 1110. Replikenliste bei Picard, K a r t h a g o 12, 1963/64, 31 f. G. M. A. Richter, The P o r t r a i t s of t h e Greeks I I I (1965) 280. Boube, Bull. d'Archeol. Maroc. 6, 1966, 91 ff. V. Poulsen, RA. 2, 1968, 267 ff. E b e n d a 267 ff. Abb. 4. G. H a f n e r , D a s Bildnis des Q. E n n i u s (1968). V. Poulsen, R A . 2, 1968, 277f. Abb. 6. H a f n e r , Aachener K u n s t b l . 40, 1970, 154ff. Karouzou, AeVr. 21, 1966, 8ff. Taf. 7 - 1 1 . V. Poulsen, RA. 2, 1968, 269. 278. H a f n e r a. O. 160 ff.
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Süden offene Säulenhalle entspricht möglicherweise nicht dem hellenistischen Bauzustand, sondern dem späteren römischen Umbau der Halle, den H. Schleif in seinem Modell — allerdings mit nicht nachgewiesenen Wandfeldern am Ost- und Westende der Halle — dargestellt hat. Wenn trotzdem in dem neuen Modell eine offene Säulenhalle in vereinfachter Form gezeigt wird, so deshalb, weil die offene Säulenstellung ein bevorzugtes Motiv hellenistischer Architektur ist, das gerade an dieser Stelle mit dem Ausblick auf die großartige Landschaft des Kaikos-Tales und auf das ferne Meer seine Berechtigung gehabt hätte, was der spätere Umbau auch beweist. Doch mögen diesem Argument romantische Vorstellungen des 19. Jahrhunderts anhaften, die zu einer Idealisierung der Verbindung von Landschaft und Architektur führten, so daß es nur mit Vorbehalt zu äußern ist. Karlsruhe Berlin
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DAS BILDNIS DES MASSINISSA* Den karthagischen Feldherrn Hannibal 1 , den syrakusanischen König Hieron II. 2 , den spartanischen König Areus 3 oder Kleomenes III. 4 sowie den mauretanischen König Juba II.® hat man hinter der geheimnisvollen Persönlichkeit vermutet, die durch elf erhaltene Bildnisköpfe (Abb. 1. 6—8)6 bekannt ist. Das heißt nicht nur, daß die psychologische Ausdeutung dieses Porträts, sondern daß auch die Datierung sehr auseinandergeht. Die Frage nach der Entstehungszeit des Bildnisses, ob es ein Werk des ausgehenden 3. Jhs. v. Chr. oder aus der Zeit des Augustus ist, ist über das Problem der Benennung hinaus insofern von Bedeutung, als dieses Porträt zu einer Gruppe gehört, die offensichtlich ungefähr gleichzeitig entstanden ist7, deren einzelne Teile aber ebenfalls hinsichtlich Datierung und Benennung strittig sind. Zu ihr gehört das Bildnis, das von V. Poulsen als ein Bildnis des Vergil aufgefaßt wird, andererseits aber auch für den römischen Dichter Q. Ennius in Anspruch genommen wird 8 , das Bildnis, das Poulsen für den Augustuspriester Paullus Fabius Maximus hält, das aber den pergamenischen König Eumenes II. darstellen dürfte 9 , sowie der Kopf aus der Attalos-Stoa in Athen, in dem S. Karouzou und V. Poulsen einen Dichter des 2. Jhs. v. Chr. beziehungsweise der augusteischen Zeit sehen, der jedoch auf den pergamenischen König Attalos II. zu beziehen ist10, und das Hermenbildnis im * F ü r freundliche Hilfe bei der Beschaffung der Abbildungsvorlagen bin ich den Direktionen der Museen sowie G. M. A. R i c h t e r (Abb. 9) u n d M. Ponsich (Abb. 1) zu D a n k verpflichtet. 1 Picard, K a r t h a g o 12, 1963/64, 31 ff. 2 Picard, CRAcInscr. 1, 1946, 60. T h o u v e n o t , MonPiot. 43, 1949, 79. 3 J . Carcopino, Notices et Mémoires de la Soc. Arch. de Constantine, Livre du Centenaire 68, 63. EAA. V I I 1204 s. v. Volubilis (Romanelli). 4 Carcopino a. O. 63. 5 F. Poulsen, Symb. Osi. 3, 1925, 2 ff. A. Blanco, Catalogo de la E s c u l t u r a (1957) 121 f. Nr. 358 —E Taf. 71. EAA. I I I 916f. Abb. 1143 s. v. Giuba I I (J. Charbonneaux). V. Poulsen, Les P o r t r a i t s
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7 8
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R o m a i n s I (1962) 47f. Nr. 9 Taf. 16. 17; ders. RA. 2, 1968, 275. ABr. 863. 864. 1109. 1110. Replikenliste bei Picard, K a r t h a g o 12, 1963/64, 31 f. G. M. A. Richter, The P o r t r a i t s of t h e Greeks I I I (1965) 280. Boube, Bull. d'Archeol. Maroc. 6, 1966, 91 ff. V. Poulsen, RA. 2, 1968, 267 ff. E b e n d a 267 ff. Abb. 4. G. H a f n e r , D a s Bildnis des Q. E n n i u s (1968). V. Poulsen, R A . 2, 1968, 277f. Abb. 6. H a f n e r , Aachener K u n s t b l . 40, 1970, 154ff. Karouzou, AeVr. 21, 1966, 8ff. Taf. 7 - 1 1 . V. Poulsen, RA. 2, 1968, 269. 278. H a f n e r a. O. 160 ff.
DAS B I L D N I S D E S M A S S I N I S S A
Konservatorenpalast, bei dem sich die Namen Maecenas und L. Aemilius Paullus gegenüberstehen 11 . Gelingt es nun, das der communis opinio folgend auch von V. Poulsen auf Juba II. bezogene Bildnis sicher zu benennen und zu datieren, so wäre der Schlüssel zur Lösung dieses ganzen Fragenkomplexes gefunden 12 . Die schwachen Begründungen und die schon von anderer Seite genannten Gegenargumente 13 machen eine Diskussion der oben angeführten bereits gemachten Benennungsvorschläge unnötig; sie können als erledigt betrachtet werden bis auf die auch von V. Poulsen 14 energisch vertretene Ansicht, das Bildnis stelle Juba II. von Mauretanien dar. Jedoch gingen die verfehlten Benennungsvorschläge von einer nicht unbegründeten Datierung des Kunstwerkes aus; Hieron II. von Syrakus (269—215 v. Chr.), Hannibal (246 — 183 v. Chr.), Kleomenes III. ( 2 3 5 219 v. Chr.) sind ungefähr Zeitgenossen, und ihre Bildnisse haben sich wahrscheinlich durch gewisse Gemeinsamkeiten ausgezeichnet; Areus von Sparta (308—264 v. Chr.) scheidet aus dieser Gruppe als zu früh aus. Die sich in jenen Benennungen ausdrückende Datierung des Bildnisses in die 2. Hälfte des 3. Jhs. v. Chr. oder den Beginn des 2. Jhs. v. Chr. findet eine wesentliche Stütze in der Frisur, in den sichelförmig in die Stirn
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Abb. 1. Bronzebüste aus Volubilis. R a b a t , Museum
fallenden Strähnen; sie entspricht einer Mode des 3. und 2. Jhs. v. Chr., und Lysimachos (323-281 v. Chr.), Seleukos I. (312-280 v. Chr.), Attalos I. (241-197v.Chr.), Antiochos III. (223-187 v. Chr.), Ptolemaios VI. Philometor (181-145 v. Chr.) folgten ihr nach Ausweis ihrer Bildnisse; der Kopf mit dem Kameo-Diadem fügt sich als Bildnis des Eumenes II. (197 —159 v. Chr.) in diesen Rahmen 15 . Zum Nachweis des Ennius-Bildnisses (? —169 v. Chr.) ist bereits auf dieses antiquarische Detail hingewiesen worden 16 . Dadurch aber, daß diese alte, eben auch in Italien verbreitete Haarmode des 3. und 2. Jhs. v. Chr. im Zuge der von Augustus geförderten Wiederbelebung des alten italischen Erbes eine Renaissance erlebt und selbst von Augustus getragen wurde 17 , verliert freilich dieses 11
12
V. Poulsen, RA. 2, 1968, 268. 278. H a f n e r , Ö J h . 48, 1966/67, 5ff. Schon f ü r den Fall, d a ß sich der Kopf aus der Attalos-Stoa (s. hier A n m . 10) als ein W e r k des 2. Jhs. v. Chr. erweisen sollte, h a t t e V. Poulsen, RA. 2, 1968, 269 in Aussicht gestellt, seine Meinung über sein Vergilbildnis (s. hier Anm. 8) zu revidieren.
13
V. Poulsen, RA. 2, 1968, 275. Richter a. O. h a t a n den entsprechenden Stellen diese Vorschläge m i t R e c h t nicht einmal e r w ä h n t .
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RA. 2, 1968, 275f.
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s. hier A n m . 9.
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s. hier A n m . 8.
17
H a f n e r , RM. 73/74, 1966/67, 49ff.
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Abb. 2. Wandbild aus Pompeji. Neapel, Nationalmuseum
Indiz an Beweiskraft, und es käme darauf an, bei prinzipiell gleicher Frisur zwischen dem lebendigen Wirrwarr der Haare und ihrer plastischen Tiefe in der älteren Zeit und der in augusteischer Zeit üblichen geschmeidigen Glätte und linearer Ordnung zu unterscheiden18. Wer letzte Stileigentümlichkeiten in jenem Bildnis nicht finden kann, wird der Benennung Juba II. skeptisch gegenüberstehen. Sie ist im wesentlichen auf den Vergleich mit den Münzbildern19 des mauretanischen Königs gegründet, jedoch sind diese von so allgemeiner Art, daß das Profil Jubas auf der einen Seite der Münzen und das seiner Frau, Kleopatra Selene, auf der Rückseite sich fast nur durch den Nackenknoten der weiblichen Frisur unterscheiden20. Die Münzbildnisse sind also keine tragfähige ikonographische Grundlage. Zur Bestätigung der Juba-Deutung hat man auf die große Zahl der Repliken verwiesen, die in Cherchel gefunden wurden (Abb. 6) 21 , wobei man von der Annahme ausging, Juba II. habe seine Hauptstadt Caesarea mit eigenen Bildnissen überreich ausgestattet. 18
19
Letztere zeichnen das 'Vergil-Menander-Bildnis' (Richter a. O. I I 229 ff. Abb. 1533ff. G. Hafner, Das Bildnis des Q. Ennius 12f.) aus und geben den Ausschlag für seine Datierung in augusteische Zeit. F . Poulsen, Symb. Osl. 3, 1925, 2ff.; daß die Münzbilder schlecht und wenig individuell sind,
20 21
wird dort mit Recht betont. Richter a. O. I I I 280 Abb. 2005. 2006. Außer den drei in Cherchel verbliebenen (Picard, Karthago 12, 1963/64, 31 f.) stammen auch zwei Exemplare in Paris aus Cherchel (F. Poulsen a. O. 6 Nr. 4. 5). Nach Boube a. O. 94 stammen sieben Exemplare aus Cherchel.
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Abb. 3 und 4. Ausschnitte des W a n d b i l d e s Abb. 2
Dies aber würde voraussetzen, daß sie alle in einem Zuge angefertigt worden wären, weil sie zum offiziellen Programm der Stadtausschmückung gehört haben müßten; sie müßten dann alle 'Originale1 sein, aber auch einheitlicher in der Form, jedenfalls nicht so, daß man meinen konnte, es seien die »varie epoche della sua vita« 22 in ihnen erfaßt. Es ist auch nicht einzusehen, warum gerade die in Cherchel gefundenen Repliken Originale sein sollten, die anderen aber Kopien, wie es für die Bronzebüste aus Volubilis (Abb. I) 23 doch wohl sicher ist. Kopien aber setzen ein spezielles Interesse an dem Dargestellten auch in einer auf die Errichtung der Porträt-Ehrenstatuen folgenden Zeit voraus. Dafür ist aber Juba II. eine zu blasse Figur, denn als König stand er ganz im Schatten des Augustus und Tiberius, und wegen seiner Verdienste um Kunst und Wissenschaft kann er keine großen Ehren erlangt haben 24 . Es kommt hinzu, daß die in Cherchel gefundenen Exemplare des Bildnisses offenbar aus augusteischer Zeit stammen; sie müssen, wenn sie Kopien sind, ein älteres Bildnis wiedergeben. Und dies ist auch deswegen wahrscheinlich, weil die Aufstellung so vieler eigener Bildnisse in der Hauptstadt des durch Römergunst erworbenen Reiches ein Zeichen schlechten Geschmackes gewesen wäre; gerade der Mangel an dynastischer Tradition, der besonders auch gegenüber seiner Frau, der ägyptischen Prinzessin Kleopatra, als besonders schmerzlich empfunden wurde, war dem Juba Anreiz, sowohl die kulturelle Lücke durch bedeutende Anstrengungen zu vertuschen 25 als wohl auch seinen legitimen Herrschaftsanspruch durch den Hinweis auf seine berühmten Ahnen zu begründen. Eine Ehreninschrift aus Neukarthago 26 nennt diese Ahnen: Juba I., Hiempsal II., Gauda, Massinissa; die Weihenden waren sich offenbar im klaren darüber, wie großen Wert der König auf diese Aufführung seiner Abstammung legte und daß es ratsam war, den Vater des Gauda, Mastanabai, nicht zu nennen 27 , da dieser dessen illegitimer Sohn war. 22
23 24
C h a r b o n n e a u x a. O. 916. Die Unterschiede waren Anlaß, ü b e r h a u p t zu bezweifeln, d a ß in allen Köpfen ein u n d dieselbe Person dargestellt sei; so wollte Picard a. O. 31 f. n u r die K ö p f e Volubilis, Madrid u n d K o p e n h a g e n H a n n i b a l nennen, die übrigen J u b a I I . Thouvenot, MonPiot 43, 1949, 77 ff. Taf. 9. R E . I X 2384ff. s. v. J u b a Nr. 2 (F. Jacoby). F. Poulsen a. O. 2.
R E . I X 2387 s. v. J u b a Nr. 2 (F. Jacoby). R E . X I . 784 f. s. v. K l e o p a t r a Nr. 23 (Stähelin). CIL. I I 3417. R E . I X 2387 s. v. J u b a Nr. 2 (Jacoby). Mit dem von Micipsa, dem Sohn u n d Nachfolger Massinissas, adoptierten ebenfalls illegitimen Sohn seines Bruders u n d Mitregenten M a s t a n a bal, J u g u r t h a , der 118 v. Chr. König wurde, endet die direkte Linie. Mit Gauda, seinem
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So ist es wahrscheinlich, daß das Bildnis einen der Ahnen des Juba II. darstellt. Und in diesem Zusammenhang kommt wohl in erster Linie Massinissa, der große König von Numidien und Mauretanien (240 —148 v. Chr.), in Betracht 28 . Nun lebt freilich Massinissa in der Vorstellung als wilder halbbarbarischer Reiterführer mit flatterndem Bart und Haupthaar. So haftete an dem behelmten Kopf im Kapitolinischen Museum der Name 'Massinissa', bis er sich als ein Bildnis des Dionysios I. von Syrakus erwies29. Heute aber wird das Massinissabild durch Münzbilder bestimmt, die einen bärtigen Mann mit Lorbeerkranz zeigen30. Bildnisse stellen diese jedoch nicht dar, ebensowenig wie jene, auf denen man meint, Hannibal, Hasdrubal oder Hamilkar u. a. erkennen zu dürfen 31 ; diese numidischen Prägungen zeigen immer wieder den HeraklesMelqart, den phönikischen Stammesgott aus Tyros, nicht anders als die karthagischen Münzen auch32. Ikonographische Schlüsse sind aus ihnen nicht zu ziehen. Aber schon die Vorstellung von einem rauhen Kriegsmann bedürfte wohl der Korrektur, denn die Verdienste Massinissas beruhen nicht allein in seinen Reitersiegen; er war ein großer Staatsmann 33 , der die welthistorische Situation richtig einschätzte und sich auf die Seite der Römer schlug. Als von Rom anerkannter König von Numidien (seit 201 v. Chr.) wurde er der Schöpfer des numidischen Nationalstaates und einer neuen afrikanischen Kultur, die teils auf alter karthagischer, teils auf der griechischen beruhte. Seine begeisterte Freundschaft zu Scipio beweist ebenso seine Aufgeschlossenheit Neuem und Fremden gegenüber. Seine größte Leistung als König war die Erschließung des Landes für den Ackerbau und die damit verbundene Einführung der Latifundienwirtschaft, die ein Seßhaftwerden der Bevölkerung und ein Ansteigen des kulturellen Niveaus zur Folge hatten. Diese neue wirtschaftliche und soziale Ordnung ist eine Leistung, die Polybios 34 gewürdigt hat und die Massinissa als Friedensfürsten erkennen läßt, der durch seine Reformen den Grund legte nicht nur für den nordafrikanischen Staat, sondern auch für die Entwicklung des Landes in der Folgezeit. Wenn also keine Gründe gegen eine Benennung des Bildnisses auf Massinissa vorhanden sind, so sprechen folgende Punkte für diese. Unverkennbar ist in dem Bildnis ein nordafrikanischer Rasseneinschlag, wenn er auch in den verschiedenen Exemplaren stärker oder verdeckter angedeutet ist 36 . Die Binde läßt nur die Deutung auf einen König zu; es müßte sich also um einen nordafrikanischen handeln. Daß die Bildnisse aber einen Mann in jugendlichem Alter, in einem Exemplar denselben Mann aber unzweifelhaft als Greis (Abb. 6) 38 darstellen, setzt voraus, daß dieser König ein langes Leben hatte. Massinissa wurde 90 Jahre alt. Deutlich sichtbar trägt das Bildnis Züge von Melancholie, die den jungen König als
28 29 30
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Bruder, dem Thronbewerber während des jugurthinischen Krieges und König von Numidien nach Jugurthas Ende, beginnt eine neue mit diesem 'Enkel des Massinissa'. R E . X I V 2154ff. s. v. Massinissa (Schur). Hafner, Jdl. 84, 1969, 47ff. E. T. Newell, Royal Greek Portrait Coins (1937) 113 Abb. 1. 2. Richter a. O. III 280 Abb. 2003. EAA. IV 925 s . v . Massinissa (L. Rocchetti). Newell a. O. 114f. Richter a. O. III 281 Abb. 2015 (Hamilcar?); 2016 (Hannibal?); 2017 (Hasdrubal?); 2018 (Pseudo-Jugurtha). Zu dieser Problematik s. Falbe —Lindberg—Mül-
33
34 35
36
ler, Num. de l'Ancienne Afrique III 13ff., wo ein jugendlicher Kopf auf den Münzen als Massinissa angesehen wird. Die Münzen von Tyros s. BMC. Phoenicia 234 Nr. 49 ff. Taf. 29, 18. 19. s. R E . X I V 2154 ff. s. v. Massinissa (Schur) auch für das Folgende. X X X V I 16, 7 ff. EAA. III 916 s. v. Giuba II (J. Charbonneaux) : »Di tipo negroide (particolare corretto negli altri ritratti) «. EAA. III 917 Abb. 1143. Richter a. O. III 280 Abb. 2007. 2008.
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DAS B I L D N I S D E S MASSINISSA
einen leidgeprüften charakterisieren37. Diese Umdüsterung seines Gemütes beziehungsweise der Grund für sie war Anlaß, dieses Bildnis als Gegenstück zu dem des Cato 38 aufzustellen. Cato beging als »letzter Republikaner« aus Verzweiflung über die Römer Selbstmord; so ist wohl auch der König ein von den Römern Enttäuschter. Massinissa ist eine tragische Gestalt, und sein Vertrauensverhältnis zu Rom wurde nicht nur einmal durch den römischen Egoismus getrübt. Die Geschichte mit Sophoniba39 mag romanhaft ausgeschmückt überliefert sein, zu rationalistisch ist jedoch die Auffassung, es »widerspreche durchaus den geschichtlichen Bedingungen der Zeit«40, daß Sophoniba, die Tochter des Hasdrubal, Objekt dynastischer Spekulationen gewesen sei. Im Gegenteil, Heiraten sind damals übliche Mittel der Politik gewesen. Daß Sophoniba zunächst mit Massinissa verlobt war, dann aber mit Syphax — um ihn den Karthagern zu verbinden — verheiratet wurde, ist ebensowenig unglaubhafte Überlieferung wie die folgende tragische Komplikation. Warum sollte Massinissa nicht nach der Niederwerfung seines Feindes Syphax seine ehemalige 37
Wenn Richter a. O. I I I 280 in dem Bildnis einen »dreamy young man« zu erkennen glaubt, so wird ein Vergleich des Profils mit dem auf seinen Tod wartenden gefangenen Trojaner der Tomba François (Messerschmidt, Antike 4, 1928, 106 Taf. 17) zeigen, daß nicht eine sentimentale, träumerische Stimmung, sondern
bitterer Ernst die Züge des Mannes prägt. 38
Thouvenot, MonPiot 43, S. 75ff. Taf. 9.
1949,
71 fi. Taf. 8;
39
Liv. X X X 15. R E . I I I A 1099f. s. v. Sophoniba (Kahrstedt).
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R E . X I V 2156f. s. v. Massinissa (Schur).
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H A F N E R
Verlobte heiraten, und warum sollte sich aus der berechtigten, wenn auch egoistischen Forderung nach Auslieferung seitens der Römer nicht jene Situation ergeben haben, die zum Selbstmord der Sophoniba geführt hat ? Daß j emand den Tod suchte, um der Schmach, im Triumphzug in Rom mitgeführt zu werden, zu entgehen, ist wohl nicht ohne Beispiel und zudem das Zeichen eines starken Ehrgefühls, für das Römer durchaus volles Verständnis hatten. Der persönliche Schmerz und die politische Enttäuschung des Massinissa, der seinen den Römern geleisteten Dienst schlecht gelohnt sah, scheinen sich nicht nur in den erhaltenen Bildnissen auszudrücken ; vielleicht waren sie auch Anlaß, das Andenken der Sophoniba zu ehren. Das Gemälde 'Tod der Sophoniba 1 aus der Casa di Giuseppe II. in Pompeji 41 könnte ein Original wiedergeben, das damals im Auftrage Massinissas entstanden wäre (Abb. Abb. 6. Bildnis, Marmor. Paris, Musee 2—4). Die Deutung des Bildes hat 0 . Brendu Louvre del42, der eine Wiederholung, ebenfalls aus Pompeji, publizierte, freilich angezweifelt; es seien anonyme Zecher dargestellt, der Kahlköpfige könne nicht Scipio, der Mann hinter der gelagerten Frau nicht Massinissa sein (Abb. 3). Freilich ist der Kahlköpfige am Fußende der Kline nicht Scipio (Abb. 4), der hier auch gar nicht anwesend sein sollte; er ist ein Diener, wahrscheinlicher sogar ein Priester, jedenfalls handelt es sich bei ihm und dem zweiten Mann nicht um die üblichen Mundschenken. Die beiden Mädchen im Hintergrund werden Dienerinnen sein (Abb. 4), aber wie sie sorgenvoll die Köpfe zusammenstecken, das paßt nicht zu einer 'Hetärengeschichte'. Bei dem Bau der Arche für die Auge 43 spiegelt sich die Tragik des Geschehens in ähnlicher Weise in der Haltung zweier Mädchen (Abb. 5). Der Mann am Kopfende der Kline ist, ob er nun steht — was wahrscheinlicher ist — oder liegt, kein Liebhaber, und die liegende Frau hat anderes im Sinne, als die Freuden des Gelages zu genießen. Das Gefäß in ihrer Hand ist kein gewöhnliches Trinkgefäß, sondern eine einfache, halbkugelige Silberschale, und daß Gift aus ihr getrunken wurde, scheint sich nicht nur den Mienen der Umstehenden ablesen zu lassen, sondern auch der zusammensinkenden Haltung der Frau selbst44. Sie sowie der Mann, dessen Waffen an der Kline lehnen, tragen die weiße Königsbinde. So erweist sich die alte Deutung des Gemäldes als durchaus begründet, und mit Recht hat 41
O. J a h n , Der Tod der Sophoniba (1859). J . Bernoulli, R o m . Ikonogr. I 56ff. Taf. 4. Reinach, Rép. Peint. 221, 3. G. E . Rizzo, P i t t u r e Ellenistico-Romana Taf. 196. EAA. V I I 389f. Abb. 489 s. v. Sofoniba (G. B e r m o n d - M o n t a n a ri). IC. Schefold, Die W ä n d e Pompejis (1957) 219.
42 43 44
AA. 1935, 567 Abb. 14. Auf dem Telephosfries: A v P . I I I Taf. 31, 3. Man vergleiche a u c h das Silberrelief aus H e r c u l a n e u m : B. Maiuri, Mus. Naz. Napoli 151, das — wenn augusteischer E n t s t e h u n g — eine ältere Vorlage wiedergibt. D a s T h e m a gehört in den Bereich der Liebestragödien.
DAS B I L D N I S D E S MASSINISSA
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Abb. 7 und 8. Bildnis, Marmor. Kopenhagen, N y Carlsberg G l y p t o t e k
sie sich gegenüber der Kritik O. Brendels auch allgemein wieder durchgesetzt. Als Beispiel einer an Römertugenden erinnernden Seelengröße hatte das Bild vom Tod der Sophoniba, das Massinissa wohl unmittelbar nach dem tragischen Ereignis in Auftrag gegeben hatte, seine Bedeutung in der Zeit der Entstehung der pompejanischen Kopien nicht verloren 45 . Dieses Gemälde zeigt den König Massinissa (Abb. 2) als jugendlichen Mann mit länglichem Gesicht und relativ kurzen Haaren 46 . Das paßt zu dem damals 37jährigen König und zu dem plastischen Bildnis, das demnach mit Recht als das des Massinissa angesehen werden darf. Wenn die meisten Kopien aus der Zeit Jubas II. stammen, so standen als Vorlagen gewiß mehrere Originale zur Verfügung; dem Gott Massinissa wurden nicht nur in Thugga Tempel errichtet 47 , sondern auch sonst in den Städten, die sich dem numidischen Reich des Königs anschlössen48. Die Kultbilder dieser Tempel haben den König vielleicht jugendlich idealisiert, und die Unterschiede der Kopien erklären sich aus der Verschiedenheit der benutzten Vorbilder. Das Altersbildnis des Königs (Abb. 6)49, in dem sich die neuerliche Enttäuschung über die Römer spiegeln würde, die ihn um die Früchte seiner Siege und Taten gebracht hatten, bevor er 148 v. Chr. starb, zeigt Massinissa als den weisen Staatsmann, dessen Bedeutung 45
46
Vielleicht sah m a n d a m a l s das T h e m a aber auch als ein Beispiel der »unglücklichen Liebe« (K. Schefold, P o m p e j a n i s c h e Malerei [1952] lOOff.); vgl. hier Anm. 44. A u f g r u n d dieses Bildes h a b e n Falbe — Lindberg — Müller a. O. I I I 15 die jugendlich unbärtigen
28 A A . 1970
47
48 49
Münzbilder (s. o. Anm. 32) auf Massinissa bezogen. I n s c h r i f t T h u g g a : Mus. Alaoui I V (1910) 106f. Nr. 1127. R E . X I V 2162s. v. Massinissa (Schur). E b e n d a 2162 f. s. hier Anm. 36.
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G. H A F N E R ,
DAS B I L D N I S D E S M A S S I N I S S A
für Nordafrika nur an der Alexanders für den Osten zu messen ist, als einen Mann, der »der geliebte Vater seines Volkes und seines söhnereichen Hauses« war, sich durch »Einfachheit und Bedürfnislosigkeit« auszeichnete, jedoch »nur geringen Wert auf die Darstellung seiner Persönlichkeit« legte, als einen »der merkwürdigsten Männer aus dem Kreise der Staatsgründer des Altertums« 60 . Der Gedanke, Massinissa habe nach dem Unglück des Jahres 203 v. Chr. das Andenken an Sophoniba auch durch Aufstellung einer Bildnisstatue geehrt, und die Überlegung, daß deren Seelengröße auch in späterer Zeit noch bewundert wurde, lassen es berechtigt erscheinen, unter den erhaltenen Bildnissen von Königinnen Ausschau zu halten, ob sich unter ihnen nicht ein Bildnis der Sophoniba befindet. Das Gemälde (Abb.2) gibt in den beiden pompejanischen Repliken keine detaillierte Auskunft über ihr AusseAbb. 9. Bildnis, Marmor. Cherchel, Musée hen, jedoch fällt die Gestalt der Königin dort durch eine unverkennbare Fülle auch im Gesicht auf. Ihr dunkles Haar ist in der Mitte gescheitelt und fließt in sanften Wellen von dem Diadem hinter die freibleibenden Ohren. Das ist wenig genug, aber es steht der Annahme nicht im Wege, daß ein Marmorkopf aus Cherchel (Abb. 9)51 ein Bildnis der Sophoniba ist. Auch bei ihm sind die Gesichtsformen voll, der Umriß breit, und die Haare vor dem Diadem sind in gleicher Weise nach den Seiten gestrichen und lassen die Ohren frei. Dazu kommen kleine Löckchen, die unterhalb dieser Haarwellen in dichter Reihe herabhängen. Man hat dieses Bildnis versuchsweise auf Kleopatra Selene bezogen, auf die Frau Jubas II. 52 ; dabei hat wohl das Gefühl mitgesprochen, daß das Bildnis des Königs und das der Königin zusammengehören. Aber Kleopatra Selene sah nach Ausweis der Münzbilder anders aus53, und zu dem Charakterbild der selbstbewußten und energischen ägyptischen Prinzessin
50
Z i t a t e nach R E . X I V 2164f. s. v. Massinissa (Schur). W e n n das »Juba-Bildnis« sich als Massinissaporträt erwiesen h a t , so ergibt sich die Konsequenz, d a ß f ü r das Bildnis »des Ptolemaios I I . v. Mauretanien« (F. Poulsen, S y m b . Osl. 3, 1925, 6 ff. Chamoux, Mel. Piganiol 1, 1966, 395 ff. Boube a. O. 98) ein anderer N a m e gesucht werden m u ß . D e n n bei dem engen Z u s a m m e n h a n g beider Bildnisse h a t m a n wohl m i t R e c h t an Vater u n d Sohn g e d a c h t ; doch ist es unwahrscheinlich, d a ß von dem u n t e r Caligula ermordeten, gänzlich unbedeut e n d e n Epigonen Ptolemaios 10 Bildnisse erhalten sein sollten. Diese Zahl setzt B e d e u t u n g auch in späterer Zeit voraus. So k ä m e m a n auf
einen weiteren A h n e n J u b a s , e t w a den Massinissa-Sohn M a s t a n a b a i . Die oben A n m . 27 e r w ä h n t e n B e d e n k e n entfallen bei einer bildlichen Ahnenreihe, d a d o r t nicht wie in einer Inschrift juristisch einwandfreie V e r w a n d t schaftsbezeichnungen n o t w e n d i g werden. 51
Richter a. O. I I I 280 Abb. 2009. 2010. Die Vorlage f ü r Abb. 9 wird der Freundlichkeit I. Gräfes bei P h a i d o n Press, L o n d o n v e r d a n k t .
52
Charbonneaux, L i b y c a 2, 1954, 54 f. Abb. 2. 3.
53
Richter a. O. I I I 280 Abb. 2006. E i n erheblicher Unterschied b e s t e h t in der Frisur, d a auf der Münze sicher keine Melonenfrisur wiedergegeben ist.
D. M E T Z L E R ,
TERRAKOTTAGRUPPE EINES LIEBESPAARES
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paßt schwerlich der besondere Gesichtsausdruck des Marmorkopfes. Dieser gibt eine leidende Frau wieder; die Falten am Nasenansatz und der schmerzlich verzogene, eigenartig starre Mund deuten das unmißverständlich an. Das paßt nur zu Sophoniba, deren tragisches Schicksal der Künstler in ihrem Bildnis andeutete. Auf eine Karthagerin könnte auch die eigentümliche Frisur hinweisen. Melonenfrisur und Löckchenreihe haben zwar auch Berenike (273-221 v. Chr.)64, Kleopatra I. (181-176 v. Chr.) 65 und Kleopatra VII. (51 —30 v. Chr.)66, doch keine dieser ägyptischen Königinnen hat dazu auch die wohl von einem Mittelknoten ausgehenden Haarwellen. So ist diese Frisur eine eigenwillige, von Ägypten beeinflußte, aber doch wohl auf einheimischer Tradition fußende, wie man sie etwa in Karthago annehmen könnte. Entscheidend aber ist der Ausdruck des Kopfes. Denn welche andere Königin sollte so leidend dargestellt werden 67 ? Das Diadem der Königin und das ergreifend Menschliche in ihren Zügen bezeichnen sie als eine tragische Gestalt. In der Zeit J u b a s I I . , wenn anders der Kopf in dieser Zeit kopiert wurde, erinnerte man sich des Heldentums der Sophoniba auch in Pompeji, also vermutlich auch in Caesarea. Nicht als Ahne war sie von Interesse, sondern als nationales Beispiel eines Ehrbegriffes, der römischer Auffassung entsprach und der eben in dieser Zeit auch den Historiker Livius X X X 15 menschlich fesselte. Mainz
German Hafner
TERRAKOTTAGRUPPE EINES LIEBESPAARES Die hier mit der gütigen Erlaubnis des Besitzers vorgestellte, bisher unbekannte Terrakottaplastik eines liegenden Paares (Abb. 1) befindet sich in einer Privatsammlung. Wenn es sich auch bei diesem Genre und der meist auf Vervielfältigung zielenden Technik der Terrakottaformung um einen Typus handelt, den man noch in anderen Wiederholungen zu kennen erwartet, so scheint hier doch trotz intensiven Suchens in den Terrakottakatalogen öffentlicher wie privater Sammlungen eine bisher nicht publizierte Bildform vorzuliegen, was um so erstaunlicher ist, als diese Gruppe von keineswegs geringem Rang ist, sowohl was ihre künstlerische Qualität als auch ihre Bedeutung für die Kunstgeschichte des späten Hellenismus angeht. Dargestellt ist auf einem mit Polstern und überhängender Decke ausstaffierten Liegebett ein halb aufgerichteter Mann, der sich zu einem in Rückenansicht gesehenen Mädchen, das sich ihm entgegenwendet, wie zum Kusse hinabbeugt. Die Komposition dieser Gruppe ist wie die Ausarbeitung der Einzelmotive deutlich auf eine Ansicht hin entworfen. Dem entspricht die völlige Vernachlässigung der Rückseite, deren große Wölbung allein von dem technisch notwendigen Brennloch durchbrochen wird. Mit dem schmalen Steg des Sockels ist die Gruppe 22 cm hoch und von einem Ende der Kline zum anderen auch ebenso breit. Der Ton ist von rötlicher Farbe, gelegentlich von körnigem Sand durchsetzt und scheint — an wenigen Stellen ist Weiß noch sichtbar — einen Farbüberzug gehabt zu haben. Gewisse Verschleifungen der Oberfläche, denen der Künstler — etwa an den Köpfen, 54 55 56 57
28»
Richter a. O. III 264 Abb. 1 8 2 0 - 1 8 2 3 . Ebenda 265 Abb. 1836. Ebenda 269 Abb. 1858. Darüber hinaus läßt das Bildnis eine schöne
junge Frau erkennen, auf die wohl zutreffen könnte, was Dio X V I I 57, 51 über die Schönheit, die ausgezeichnete Bildung und den einnehmenden Charme der Sophoniba zu berichten weiß.
D. M E T Z L E R ,
TERRAKOTTAGRUPPE EINES LIEBESPAARES
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paßt schwerlich der besondere Gesichtsausdruck des Marmorkopfes. Dieser gibt eine leidende Frau wieder; die Falten am Nasenansatz und der schmerzlich verzogene, eigenartig starre Mund deuten das unmißverständlich an. Das paßt nur zu Sophoniba, deren tragisches Schicksal der Künstler in ihrem Bildnis andeutete. Auf eine Karthagerin könnte auch die eigentümliche Frisur hinweisen. Melonenfrisur und Löckchenreihe haben zwar auch Berenike (273-221 v. Chr.)64, Kleopatra I. (181-176 v. Chr.) 65 und Kleopatra VII. (51 —30 v. Chr.)66, doch keine dieser ägyptischen Königinnen hat dazu auch die wohl von einem Mittelknoten ausgehenden Haarwellen. So ist diese Frisur eine eigenwillige, von Ägypten beeinflußte, aber doch wohl auf einheimischer Tradition fußende, wie man sie etwa in Karthago annehmen könnte. Entscheidend aber ist der Ausdruck des Kopfes. Denn welche andere Königin sollte so leidend dargestellt werden 67 ? Das Diadem der Königin und das ergreifend Menschliche in ihren Zügen bezeichnen sie als eine tragische Gestalt. In der Zeit J u b a s I I . , wenn anders der Kopf in dieser Zeit kopiert wurde, erinnerte man sich des Heldentums der Sophoniba auch in Pompeji, also vermutlich auch in Caesarea. Nicht als Ahne war sie von Interesse, sondern als nationales Beispiel eines Ehrbegriffes, der römischer Auffassung entsprach und der eben in dieser Zeit auch den Historiker Livius X X X 15 menschlich fesselte. Mainz
German Hafner
TERRAKOTTAGRUPPE EINES LIEBESPAARES Die hier mit der gütigen Erlaubnis des Besitzers vorgestellte, bisher unbekannte Terrakottaplastik eines liegenden Paares (Abb. 1) befindet sich in einer Privatsammlung. Wenn es sich auch bei diesem Genre und der meist auf Vervielfältigung zielenden Technik der Terrakottaformung um einen Typus handelt, den man noch in anderen Wiederholungen zu kennen erwartet, so scheint hier doch trotz intensiven Suchens in den Terrakottakatalogen öffentlicher wie privater Sammlungen eine bisher nicht publizierte Bildform vorzuliegen, was um so erstaunlicher ist, als diese Gruppe von keineswegs geringem Rang ist, sowohl was ihre künstlerische Qualität als auch ihre Bedeutung für die Kunstgeschichte des späten Hellenismus angeht. Dargestellt ist auf einem mit Polstern und überhängender Decke ausstaffierten Liegebett ein halb aufgerichteter Mann, der sich zu einem in Rückenansicht gesehenen Mädchen, das sich ihm entgegenwendet, wie zum Kusse hinabbeugt. Die Komposition dieser Gruppe ist wie die Ausarbeitung der Einzelmotive deutlich auf eine Ansicht hin entworfen. Dem entspricht die völlige Vernachlässigung der Rückseite, deren große Wölbung allein von dem technisch notwendigen Brennloch durchbrochen wird. Mit dem schmalen Steg des Sockels ist die Gruppe 22 cm hoch und von einem Ende der Kline zum anderen auch ebenso breit. Der Ton ist von rötlicher Farbe, gelegentlich von körnigem Sand durchsetzt und scheint — an wenigen Stellen ist Weiß noch sichtbar — einen Farbüberzug gehabt zu haben. Gewisse Verschleifungen der Oberfläche, denen der Künstler — etwa an den Köpfen, 54 55 56 57
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Richter a. O. III 264 Abb. 1 8 2 0 - 1 8 2 3 . Ebenda 265 Abb. 1836. Ebenda 269 Abb. 1858. Darüber hinaus läßt das Bildnis eine schöne
junge Frau erkennen, auf die wohl zutreffen könnte, was Dio X V I I 57, 51 über die Schönheit, die ausgezeichnete Bildung und den einnehmenden Charme der Sophoniba zu berichten weiß.
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Händen und Füßen — durch Nachschneidungen abzuhelfen suchte, legen es nahe, an eine starke Abnutzung der Tonform zu denken. Der Erhaltungszustand ist erstaunlich gut, doch fehlt der linke Arm des Mädchens. Sein Ansatz an der Schulter ist stark abgeschliffen und scheint schon in der Antike abgebrochen zu sein. Er war wohl dem Manne entgegengestreckt. Ferner waren beide Köpfe abgebrochen und sind von moderner Hand wieder angepaßt worden. Ihre Zugehörigkeit ist nicht gesichert, aber auf Grund von Proportion und Ausführung sehr wahrscheinlich — trotz des Größenunterschiedes, denn der Kopf des Mannes scheint nicht allein durch den Blütenkranz betont, sondern auch durch seine Größe und durch Individualisierung der Gesichtszüge ikonographisch hervorgehoben zu sein. Nach freundlichen Angaben des Besitzers stammt das Stück von der kleinasiatischen Westküste. Dem entspricht die Farbe und Konsistenz des Tones der ebenso wie Stil und Sujet etwa auf Myrina 1 als Produktionsort schließen lassen. Auf der Suche nach vergleichbaren Stücken denkt man sofort an zwei prachtvolle Myrina-Terrakotten: die der schwatzenden Mädchen auf der Kline im Britischen Museum 2 und die des Jünglings mit dem Mädchen im Louvre 3 , welche S. Mollard-Besques dem Koroplasten Nikostratos zuweist. Beide werden gemeinhin in die zweite Hälfte des 2. Jhs. v. Chr. datiert. Und am Ende dieser Epoche dürfte auch das hier zu besprechende Stück gemacht worden sein. Zwar sind die beiden Gruppen in London und Paris qualitätvoller in der Einzelausführung — exakter ausgegossen und sorgfältiger nachgeschnitten, doch steht ihnen die neue Gruppe in Privatbesitz an Erfindungsreichtum und als künstlerischer Gesamtentwurf keineswegs nach. Nicht nur das reizvolle Sujet des liegenden Paares, auch die Gestaltung untergeordneter Motive — wie etwa die Drapierung der faltigen Kissen, der sicher komponierte, effektreiche Rückenakt des Mädchens oder schließlich das stimmungsvolle Zueinander der beiden Gestalten — sind ein beredtes Zeugnis für das schöpferische Vermögen dieses uns leider unbekannten Koroplasten. Die allgemeine Datierung und Lokalisierung wird erleichtert durch einige motivische Übereinstimmungen mit den genannten beiden Meisterwerken, besonders die Drapierung der vom Polster herabhängenden Decke in symmetrischen, preziösen Faltenschwüngen, die in ihrer ornamentalen Eindeutigkeit die Einansichtigkeit der Komposition unterstreichen. Hier wie dort ferner der gleiche Typ der Klinenbeine 4 : gedrechselte Schäfte mit waagerecht übereinandergelegten Scheiben 8 , mit Tierklauen als Füßen und mit plastischem Schmuck, der an unserem Stück — soweit es der Erhaltungszustand erkennen läßt — aus jeweils einer geflügelten Sphinx 6 unterhalb der Wülste der waagerechten Scheiben besteht. 1
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E. Pottier — S. Reinach, La Nécropole de Myrina (1887). D. Burr, Terracottas from Myrina in Boston (1934). S. Mollard-Besques, Catalogue Raisonné des Figurines et Reliefs en Terre-Cuite Grecs et Romains II, Myrina (1963). London, Brit. Mus. C 529. Brit. Mus. Cat., Walters, Terracottas (1903) 244 Taf. 30b. Walters zitiert ein ähnliches Stück in Berlin. Paris, Louvre (Myrina Nr. 268), 28 cm hoch und 33 cm breit. Mollard-Besques a. O. 88. 127 Taf. 153 d. M. Bieber, The Sculpture of the Hellenistic Age (1961) 161 Abb. 642. - In der Neuaufstellung der Terrakotten im Louvre ist diese Gruppe neuerdings (1968) mit der Datierung »zweite Hälfte des 3. Jhs.« etikettiert, was
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durchaus wahrscheinlich ist, da die sehr viel detailliertere Einzelausführung der Gewandfalten und der Klinenbeine dadurch erklärt wird, und da auch der Aufbau der beiden Figuren in Sitzmotiv und Verspannung der Gliedmaßen etwas von der rigorosen Strenge spüren läßt, die der Plastik des 3. Jhs. eigen ist. G. M. A. Richter, The Furniture of the Greeks, Etruscans and Romans (1966) 57 Abb. 302. 303 = L o u v r e Myrina 271 und 268. Vgl. auch die steinerne Kline im Heroon v o n Kalydon (Richter a. O. 51 Abb. 283), das E. Dyggve (Das Heroon von Kalydon [1934] 59f.) in das 2. Jh. v. Chr. datiert. Vgl. Richter a. O. Abb. 302. 303.
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LIEBESPAARES
Abb. 1. T e r r a k o t t a g r u p p e . P r i v a t b e s i t z
Der mit Delikatesse gezeigte Rückenakt des Mädchens, den ihr Partner mit zartem, aber bestimmtem Zugriff bloßlegt, ist gerade in der Spätzeit des Hellenismus ein häufig wiederkehrendes Motiv, dessen reizvolle Sinnenhaftigkeit mit dem raffinierten Geschmack eines verwöhnten Kunstpublikums zu rechnen hatte und zugleich dem bildenden Künstler neue Möglichkeiten des Ausdrucks eröffnete. Zwar läßt sich das Thema des Rückenaktes bis in die ausgehende archaische Zeit zurückverfolgen — eine Epoche, die etwa im peisistratischen Athen in manchem durchaus 'hellenistische' Züge aufweist, wenn man an die sinnenfreudige Kultur der Symposien dieser attischen Adelsgesellschaft denkt — eine Gesellschaftsschicht, die noch einmal kurz vor ihrem Abgang von der politischen Bühne eine späte, überreife Blüte entfaltet 7 . Aber gleichsam zögernd, noch auf der Suche nach gültigen Lösungen wird 7
In der bildenden K u n s t gehören in diesen Zus a m m e n h a n g Erscheinungen wie die manieri-
stisch sich verselbständigenden G e w a n d m o t i v e in der Vasenmalerei u n d bei den Akropoliskoren
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dort auf früher Stufe dieses Motiv des Rückenaktes formuliert. Vasenmaler 8 sind es, in deren Zeichnungen sich die Typen vorgebildet finden, die in der hellenistischen Kunst 9 , sei es in der Großplastik des Reliefs oder der Rundskulptur, in der Malerei oder in der Toreutik und Koroplastik zu voller Entfaltung gelangen. Als charakteristische Beispiele seien hier genannt die Terrakottafigur einer schlafenden Mänade in Tarent 10 und stellvertretend für die vielen auf Seetieren reitenden Nereiden der neuattischen Kunst 11 und ihrer Derivate 12 ein Pyxidendeckel, ebenfalls in Tarent 13 , mit der Darstellung einer in Rückansicht gegebenen Nereide auf einem Ketos. Beide dürften um die Wende vom dritten zum vierten Viertel des 2. Jhs. v. Chr. entstanden sein. Streckt sich in ihnen jedoch der Körper in einem weit ausholenden, lässigen Bogen, so wird bei unserer Gruppe die Bewegung des Mädchenkörpers schärfer akzentuiert — in Winkelstellungen zergliedert, so daß die Unterschenkel die Richtung des Oberkörpers aufnehmen, während die Schulter mit dem verlorenen Arm nach dem liegenden Oberschenkel ausgerichtet ist. Dabei sind diese Geraden in der Torsion des Körpers gegeneinander verschoben — ein Zug, den diese Mädchenfigur mit dem bekannten liegenden Hermaphroditen 14 teilt, dessen Körperachsen in ähnlicher Weise verstellt sind und so die mögliche Harmonie einer übergreifenden Linie auflösen, um aus dem Gegeneinander der Achsen eine neue Form zerbrechlicher Anmut zu bilden. Vergleichbar ist der Hermaphrodit schließlich auch wegen der verwandten Behandlung des Gewandes, das hier wie dort mit seinen schlichten, großzügigen Falten als rahmende Begleitung die Nacktheit des Körpers um so sinnfälliger erscheinen läßt. Stilistisch und ikonographisch nah verwandt ist schließlich die kürzlich im Kunsthandel aufgetauchte Bronzegruppe von Eros und Psyche 15 . Sie ruhen miteinander auf einem Boot, das über von Fischen belebten Wellen gleitet. Eros und Psyche im Boot — ein sicherer Hinweis auf die sepulkrale Bedeutung des Themas. Wie auf einem neuerworbenen römischen Sarkophagrelief in Karlsruhe 16 ist hier die Fahrt zu den Inseln der Seligen bzw. das Leben im Lande der Seligen dargestellt. Daß diese Seligkeit im Bilde erotischen Glückes sinnenhaft vor Augen gestellt wird, ist in vielen Epochen der Antike geläufiges Thema.
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oder bei gewissen 'genrehaften' Bildszenen (Schweitzer, Jdl. 44, 1929, 127). Bakchylides und Anakreon greifen zu Stilmitteln, die denen hellenistischer Lyriker durchaus nahekommen. Vgl. die Hydria des Dikaios-Malers in Brüssel (Beazley, ARV. 2 31, 7). Furtwängler (FR. 73 Abb. 38) untersuchte die Vorzeichnungen der Rückenansicht des einen Jünglings und stellte fest, daß diese Konzeption »dem Maler auch große Schwierigkeiten gemacht hat«. Einige Jahrzehnte jünger — um 470 — sind Symposiasten auf Schaleninnenbildern aus dem Kreis des Penthesilea-Malers, die vermutlich auf ein gemeinsames bedeutenderes Vorbild zurückgehen (A. A. Peredol'skaja, Krasnofigurnye Attiöeskie Vazy v Ermitaze [1967] Nr. 153 Taf. 162, 2). Wiederum aus Myrina stammt eine Terrakotta im Louvre (Mollard-Besques a. O. Taf. 95 c), die Ariadne in Rückenansicht neben Dionysos auf einem Elefanten zeigt (Mitte des 1. Jhs. v. Chr.). Weitere Beispiele für den Rückenakt: Bieber
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a. O. Abb. 389. 625. 626. Vergleichbar ist auch die liegende Nymphe aus Magnesia in Berlin (C. Humann, Magnesia am Mäander [1904] Abb. 195). E. Langlotz—M. Hirmer, Die Kunst der Westgriechen (1963) 96 Farbtaf. XV. W. Fuchs, Die Vorbilder der neuattischen Reliefs (1959) Taf. 30. 31. Vgl. A. Rumpf, Die Meerwesen auf den antiken Sarkophagreliefs (1939). Langlotz-Hirmer a. O. 97 f. Farbtaf. XX. Bieber a. O. 146 fig. 623. 625. Münzen und Medaillen, Basel, Auktion 40, 1969, Nr. 148. Karlruhe, Badisches Landesmuseum 69/47. Veröffentlichung im Erwerbungsbericht (Jb. Staatl. Kunstslgg. in Baden-Württemberg 7, 1970). Dieses Relief ist zugleich geeignet, H. Brandenburgs (Jdl. 82, 1967, 195 ff.) Einwände gegen die sepulkrale Interpretation der Meerwesensarkophage wesentlich zu modifizieren.
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Der thematische Zusammenhang der Gruppe — die Entblößung des Mädchens — begegnet häufig auf pompejanischen Gemälden mit Darstellungen von Satyrn und schlafenden Mänaden 17 , bei denen die dem Betrachter abgewandte Körperhaltung — eben der Rückenakt — die Intimität des Schlafens andeutet, die die Zudringlichkeit des Satyrn um so abrupter verletzt. In ähnlicher Weise wird auch in unserer Gruppe die Rückenansicht ikonographisch fruchtbar: Sie betont gleichsam die Intimität der Szene — nicht ohne mit ihren Reizen zu kokettieren. Im Rückbezug auf den anwesend gedachten, aber ausgeschlossenen Betrachter und in ihrer durchdachten Raffinesse also ein geradezu manieristischer Zug dieser rokokohaften Spätstufe des Hellenismus. Eine Gegenüberstellung mit älteren Formulierungen des Themas läßt das eigentlich Hellenistische deutlicher hervortreten: Der liegende Mann auf der Kline — durch den Blumenkranz nicht nur als schlichter Symposiast, sondern darüber hinaus, wie die Totenmahlreliefs zeigen, als Heros, Gott oder heroisierter Toter ausgewiesen18 — und das neben ihm sitzende Mädchen sind seit dem 5. Jh. von Weih- und Grabreliefs und Terrakottagruppen 18 her bekannt. Auch der transitorische Moment der Darstellung unserer Gruppe läßt erkennen, daß das Mädchen eben noch gesessen zu haben scheint: Es hat sich wohl gerade erst dem Manne zugewandt 20 , das linke Bein hängt noch von der Kline herab. Auf den ersten Blick möchte man in der Gruppe ein gleichrangiges Paar sehen. Doch sprechen dagegen die Größenunterschiede der Figuren, die alleinige Bekränzung des Mannes und eben das gerade im Moment aufgelöste Sitzen des Mädchens. Genau diese Unterordnung ist auch für die Szenen der Totenmahlreliefs des 5. und 4. Jhs. bezeichnend. Bedenkt man, daß diese Gruppe mit größter Wahrscheinlichkeit wie die überwältigende Mehrheit der Myrina-Terrakotten aus einem Grabfund stammt — cum grano salis gilt das auch für die meisten Terrakotten anderer Werkstätten —, so werden einem die vielfältigen Ideenbezüge zwischen Hochzeit und Tod 21 bewußt, die in der Bildwelt antiker Gräber eine so große Rolle spielen. Hochzeitsbräuche im Totenritual 22 , Deutung des Hochzeitstraumes auf bevorstehenden Tod 23 — das sind sprechende Ausdrucksformen früher Vorstellungen vom hochzeitlichen Eingehen des Toten in das Jenseits. Dieses glückhafte Eingehen des Toten in das Jenseits nehmen die Mysterienrituale im Kult gleichnishaft 17
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z. B. H. Licht, Sittengeschichte Griechenlands (1925) III Abb. S. 44. E. Simon, Die Portlandvase (1957) Taf. 8, 1. J. Marcade, Roma Amor (1961) 15. 42f. und besonders 76. Thönges-Stringaris, AM. 80, 1965, lff. — J. N. Svoronos, Das Athener Nationalmuseum Nr. 1501 ff. Taf. 83 ff. Bei einigen dieser Reliefs wird es sich um die Darstellung von Dionysos und Ariadne handeln, denen sich die Weihenden des jeweiligen Bildes ehrfürchtig nahen. Ebenso ist es nicht auszuschließen, daß in unserer Terrakottagruppe Dionysos und Ariadne als mythisches Vorbild gemeint sind. Ganz sicher wird man die Benennung wohl nicht bestimmen können, zumal mit der Vorstellung einer identification mystique des Weihenden oder des Toten mit dem Gott oder dem Heros zu rechnen ist. Winter, Typen (1903) I 192, 1; 196, 1 - 5 ; 197, 1. 2; 203, 4. 5; 206, 7.
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Gleichsam eine Vorstufe im Ablauf der in unserem Stück wiedergegebenen Bewegung zeigt die Gruppierung eines Paares aus Centuripe( ?) in Catania (Winter, Typen I 205, 6). Verwandtes Motiv schon: Brygosschale (ARV. 2 371, 24). E. Samter, Geburt, Hochzeit, Tod (1911). Hdw. des deutschen Aberglaubens IV (1931/32) 153 s. v. Hochzeit. Gemeinsamkeiten im Ritual von Hochzeit und Tod weist im Bereich der kultischen Reinigung auch R. Ginouves auf (Balaneutike [1961] 239ff. 265ff.). Freundlicher Hinweis von Prof. K. Schefold. Ch. v. Levetzow, Hochzeitsriten im Totenkult (Masch. Diss. 1923). Thimme, AntK. 7, 1964, 21 f. Apollodor von Daldis, Traumbuch II 65, 1, und moderne volkskundliche Parallelen im Hdw. des deutschen Aberglaubens IV 153 Anm. 59 s. v. Hochzeit.
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vorweg. Die Mysterienliteratur ist reich an Beispielen für die Bilder 24 der Hochzeit, des Tanzes oder des orgiastischen Festes, in denen die Einweihung des Mysten durch seinen Mystagogen im Vollzug irdischer Freuden dargestellt wird. Mysterien und Jenseitsvorstellungen haben vielfach dieselben Bilder und Gleichnisse, da beiden das Ziel gemeinsam ist : die Befreiung des Menschen von den Mühen und Leiden einer unvollkommenen Welt. Daß auch der Hieros Gamos, die heilige Hochzeit der Götter, durch vielfältige Fäden mit diesem Ideennetz verbunden ist, lehrt etwa auch die Häufigkeit von Szenen mit Dionysos und Ariadne im sepulkralen Bereich. Auf den »charactère funéraire du banquet nuptial« hat schon S. Reinach 1887 in der Publikation der Terrakotten aus der Nekropole von Myrina hingewiesen25. Schließlich sind auch zwei Schmuckelemente der Kline redende Hinweise auf die sepulkrale Bedeutung des Bildes: Die Sphinx an den Füßen des Gestells ist zwar nicht ausschließlich, aber außerordentlich häufig ein Symbol für Tod und Jenseits 26 . Und das große Vorhangtuch scheint in dieselbe Sphäre zu deuten. Beide Elemente begegnen wiederum zusammen an einer etwa gleichzeitigen etruskischen Aschenurne 27 . Das große Tuch ist den profanen Symposien fremd, hat aber andererseits im Vorstellungsbereich von Tod und Wiedergeburt der Seele einen festen Platz 28 . Seine Bedeutungshaftigkeit wird in unserer Darstellung noch durch seine demonstrativ-feierliche Drapierung unterstrichen. Die kultischen Bezüge dieser Vorstellungen sind klar, soweit man das heute von einem Gegenstand der antiken Religion überhaupt sagen kann. Jedoch nicht die offensichtliche Kontinuität der Jenseitsvorstellungen und ihrer bildlichen Gestaltungen von der ägäischen Frühzeit 29 bis zur Spätantike, die von Religionshistorikern, Psychologen und Archäologen mit einer Vielfalt von Argumenten nachgewiesen worden ist, soll hier betont werden, sondern die historisch bestimmte Form eines Bildthemas beschrieben werden, in der eine Veränderung und schließlich auch das zumindest teilweise Überspielen der religiösen Inhalte manifest wird. Das Motiv des lagernden Paares auf der Kline ist in der griechischen Kunst nicht allzu häufig — wenn man von den symposiastischen Szenen der Vasenmalerei und den Libidines des Parrhasios 30 einmal absieht, denen man wohl kaum ohne Gewaltsamkeiten einen kultisch-sepulkralen Sinn beilegen kann. Aus spätmykenischer Zeit gibt es die Terrakotte eines liegenden Paares in Budapest 31 . Beide Figuren sind einander in gleichem Range zugesellt wie auch in der früharchaischen Holzgruppe aus Samos32. Im Unterschied zu diesen Bildern des Hieros Gamos, die nur mittelbare Zusammenhänge mit sepulkralen Riten ahnen lassen, scheint eine spätarchaische, primitive Terrakotte aus Böotien 33 als
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Vgl. etwa K. Kerényi, Bildtext einer italischen Vase in Gießen, Hommage à Jean Bayet (Coli. Latomus 70, 1964) 334ff. J. Thimme machte mich freundlicherweise auf diesen Aufsatz aufmerksam. Verbindung von Mysterienfrömmigkeit und Jenseitsglaube: Thönges-Stringaris a. O. 66. E. Pottier — S. Reinach, La Nécropole de Myrina 442. Reinach hat auch auf den sakralen Charakter des Gemäldes der sogenannten Aldobrandinischen Hochzeit im Vatikan (Heibig 4 I [1964] Nr. 466) hingewiesen, dessen hellenistische Vorlagen — besonders deutlich in der Hauptgruppe um das Brautbett — unserem Bilde inhaltlich nah verwandt sind.
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RE. III A 2, 1706 s. v. Sphinx (Lesky). Perugia, Volumnier-Grab : CIE. 3860. AlinariFoto 21321. Zur Bedeutung dieses Vorhangtuches vgl. die von Bastet (BAntBeschav. 40, 1965, 42ff.) angeführten Beispiele. J. Thimme, Frühe Randkulturen des Mittelmeerraumes (1968) 38f. et passim. Plinius, Nat. Hist. X X X V 72. J. G. Szilagyi—L. Castiglione, Griech.-Röm. Sammlung. Museum der Bildenden Künste Budapest (1957) 8 Taf. 2, 2. Ohly, AM. 68, 1953, 77 ff. Beil. 13ff. R. Lullies, Eine Sammlung griech. Kleinkunst (1955) Nr. 128 Taf. 53.
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Grabbeigabe gedeutet werden zu müssen: hier hält die größere Figur des liegenden Paares eine kleinere bergend in ihrem Schoß. Vielleicht darf man das als Überwiegen des weiblichen Elementes deuten. Im Gegensatz dazu stehen die klassischen Totenmahlreliefs, die in repräsentativer Pose — aus eben diesen Repräsentationsgründen deshalb auch gelegentlich die vermeintlich spätantike Frontalität 34 'vorwegnehmend' — neben dem liegenden 'Heros' die ihm gleichsam als Attribut seiner Würde untergeordnete Gefährtin zeigen, wie sie bescheiden am unteren Ende der Kline mit baumelnden Beinen sitzt 36 . Diese würdevolle Idealisierung wird im Hellenismus vermenschlicht: das Übergewicht des Mannes bleibt zwar bewahrt, aber in der Intimität der Szene wird ein neues Verhältnis der Geschlechter zueinander aufgedeckt, und in der Gestaltung unseres Bildes hat der Künstler diesen neuentdeckten psychologischen Bereichen zum Ausdruck verholfen. An die Stelle der idealtypischen Repräsentation in der Poliswelt ist die Verinnerlichung getreten, eine Verinnerlichung, die in ihrer scheinbar nur individuellen Erscheinung zugleich sozialer Natur ist, sofern nämlich gerade in ihr dem Menschen in der absolutistischen hellenistischen Staatenwelt ein vermeintlicher Freiheitsraum geschaffen wird. Eine nicht zu übersehende Erotisierung und Verniedlichung hat sich ausgebreitet, die — in der attischen Vasenmalerei des 4. Jhs. 36 zum ersten Mal deutlich faßbar — sich hier zu einem neuen Bildthema verselbständigt. Während so betrachtet bei unserer Gruppe zwar noch ein deutlicher Symbolwert des sepulkralen Bereichs37 zu spüren ist, ist von diesen Bindungen völlig frei eine so qualitätvolle Gruppe wie das Symplegma der Sammlung Simonetti 38 , das ebenfalls der Kunst des ausgehenden 2. Jhs. angehört. Erst in der Reihe ikonographisch verwandter Bilder erhält unsere Gruppe durch die Interpretation aus dem Funktionswandel der Bildform den ihr gebührenden Stellenwert im gegenpoligen Wirkungsfeld von Kunst und Religion. Das Liebespaar auf der Kline ist durch das Bildthema, die redenden Zeichen und seinen mutmaßlichen Fundzusammenhang der sepulkralen Welt verbunden. Die Intensität der an das Jenseits geknüpften Hoffnungen scheint von solcher Kraft gewesen zu sein, daß ihr religiöser Sinn auch die eindeutig profane Gestaltung des erotischen Bildes mit zu tragen im Stande war. Wieweit die Religiosität durch diese Bilder ihrerseits verändert wurde, läßt sich einem Einzelobjekt leider nicht ablesen. Soviel läßt sich freilich sagen, daß die religiösen Bildvorstellungen nach dem Bilde der profanen Welterfahrung geprägt sind. Karlsruhe
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L. Budde, Die Entstehung des spätantiken Repräsentationsbildes (1956) passim. E. Will, Le Relief Cultuel Gréco-Romain (1955) 242ff. z. B. Athen, Nat. Mus. 1501. U. Hausmann, Griech. Weihreliefs (1960) Abb. 15. H. Metzger, Les Représentations dans la Céra-
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mique Attique du IV e Siècle (1951). Hierher gehören auch die beiden Gefäße in Form eines auf einer Kline lagernden Paares aus Centuripe in Karlsruhe (Inv. Nr. B 462/3. CVA. [2] Taf. 86, 9. 10). Rom, Kunsthändler Simonetti, EA. 2018.
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GRIECHENLANDFAHRER IM ATELIER VON INGRES Z u D E N B I L D N I S S E N VON C H A R L E S R O B E R T C O C K E R E L L , O T T O M A G N U S VON S T A C K E L B E R G U N D E I N E S U N B E K A N N T E N
I. Charles Robert Cockerell Unter den rund dreißig Engländer-Bildnissen, die Ingres nach unseren heutigen Kenntnissen in seinen schwierigen römischen Jahren zwischen 1815 und 1817 widerwillig und nur aus pekuniärer Notwendigkeit, jedoch zu seinem größten künstlerischen Ruhm geschaffen hat, kennt die Literatur bisher ein einziges, das eine Widmung aufweist. Die Ausnahme bestätigt die Regel, daß der Künstler zu seinen englischen Modellen — reichen Reisenden zumeist auf ihrer klassischen grand tour — kaum in nähere Beziehungen getreten ist. Was die Ausnahme betrifft, so erklärt sie sich aus den denkwürdigsten Umständen. Das Bildnis stellt den Architekten und Archäologen Charles Robert Cockerell dar, der 1810, im Alter von zweiundzwanzig Jahren, zu einer heroischen und gefahrenreichen Forschungsreise nach Griechenland und dem Vorderen Orient aufgebrochen war und von dort 1815 nach Rom zurückkehrte als der Entdecker des Aphaia-Tempels auf Aegina und des Apollo Epikurios-Heiligtums von Bassae Phigalia — als ein Mann mit andern Worten, der die menschheitlichen Vorstellungen von der griechischen Kunst um Ungeahntes zu mehren und zu vertiefen gesendet war. Mit welch leidenschaftlich bewegtem Sinn der griechenbegeisterte Ingres aus seinem Munde den authentischen Bericht über diese neuen Einsichten in eine Welt vernahm, die seinen heiligsten Überzeugungen gemäß das alles beglaubigende Wunder war, wäre mit Worten schwer zu schildern, wenn es der Worte bedürfte. Kein Wunder ist es insofern, wenn Ingres den Umgang mit Cockerell mit einem Wunderwerk quittiert hat. Aller Glanz und alle Meisterschaft und überdies jene nicht zu befehligende Spontaneität begnadeter Augenblicke leben im Porträt des jungen Entdeckers ihr reinstes Dasein. Dieser kam seiner Verewigung im Bildnis allerdings durch die herrlichsten Vorzüge der äußeren Erscheinung entgegen. Als Stratford Canning 1810 als britischer Geschäftsträger in Konstantinopel seinem jungen Landsmann den Reisepaß nach Griechenland ausstellte, gab er von seinem Schützling das folgende Signalement: »Statura mezzana, viso triangolare, occhi negri e splendenti, naso fino, bocca di vermiglio, fronte di marmo — in somma Apollo lui stesso«1. Was sich hier wie ein freundlicher englischer Scherz liest, zwingt uns die Ingres-Zeichnung in erstaunlichen Graden ernst zu nehmen. Selten ist die Schönheit eines Menschen in derjenigen einer großen Porträtkunst reiner und vollständiger aufgegangen als in Ingres' Bildnis von Cockerell (Abb. 1). Die undatierte Zeichnung ist nicht dem Dargestellten selber, sondern Madame Cockerell gewidmet. Dies hat insofern Kopfzerbrechen verursacht, als der Archäologe zur Zeit seines römischen Umgangs mit Ingres noch um mehr als ein Jahrzehnt davon entfernt war, eine Gattin zu besitzen. Cockerell, der übrigens der Ur-Urgroßneffe des unvergleichlichen Tagebuchschreibers Samuel Pepys war, verheiratete sich erst 1828 in London mit Anna Maria Rennie, der Tochter des Ingenieurs von Waterloo Bridge. Als die Ingres-Zeichnung 1918 1
( A n o n y m ) , T h e B u r l i n g t o n M a g . A u g u s t 1918, 73.
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Abb. 1. J . A. D. Ingres, Charles R o b e r t Cockerell (1817). Paris, S a m m l u n g David-Weill
im Burlington Magazine erstmals mit einigen kritischen Überlegungen veröffentlicht wurde, gelangte der anonym gebliebene Verfasser des Artikels über der rätselhaften Widmung zu der mühsamen Vorstellung, Ingres habe das Bildnis erst lange Jahre nach der Ausführung der Gattin von Cockerell dediziert 2 . Dies schien B. Ford, als er 1939 im gleichen Burlington Magazine das gleiche Problem wieder aufgriff, zu weit hergeholt. Ihm schien es weit natürlicher, wenn Ingres das Bildnis der Mutter von Cockerell zugeeignet hätte 3 . Diese Möglichkeit wurde uns 1958 unerwartet zur Gewißheit. Auf der Suche nach der Ingres-Zeichnung wandte sich damals der in London über Cockerell arbeitende amerikanische Kunsthistoriker E. Merrick Dodd brieflich an uns und bemerkte am Schluß seines Schreibens beiläufig: »By the way you might be interested to know — inasmuch as the Cockerell portrait is undated — that in an unpublished letter of 12 February 1817 Cockerell wrote his mother that Ingres had just finished a portrait sketch of him, and he mentions that the artist 'has dedicated it to you1«4. Damit ist die Vermutung von Ford bestätigt, die Zeichnung datiert und eine besonders liebenswürdige Geste von Ingres herausgehoben, der einer ihm persönlich gar nicht bekannten Mutter das Bildnis ihres seit langen und gefahrvollen Jahren entbehrten Sohnes 2 3
E b e n d a 73. Ford, T h e B u r l i n g t o n Mag. J u l i 1939, 10.
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E u g e n e Merrick D o d d a n d e n Verfasser, London, 13. März 1958.
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zudachte. Da nun Dodd offenbar Einsicht in unveröffentlichte Papiere von Cockerell besaß — dessen Reisetagebücher waren 1903 von seinem Sohn Samuel Pepys Cockerell unvollständig und mangelhaft publiziert worden 5 —, so versäumten wir nicht, auch unserseits einige Fragen zu stellen. Es wurde ihnen eine denkbar interessante Antwort zuteil: »The fragment I quoted to you from a letter to his mother is the only reference which Cockerell makes to Ingres, save for a short passage in an earlier letter to his father in which he states that he has 'befriended a French painter of great talent named Ingres' and that the two of them frequently meet to discuss matters of painting and of art in general. Cockerell goes on to mention that he is much impressed with Ingres' character and that the two find themselves in frequent agreement in their discussions. This particular letter, which was given to me by a descendant and which is now in my collection, is undated, but I gather from the context that it belongs to early 1816«6. Ingres hat Cockerell seine Freundschaft nicht allein in dem der Mutter gewidmeten Bildnis ausgesprochen. Als dieses 1918 im Burlington Magazine als Besitz von Cockerells verwitweter Schwiegertochter Mrs. Samuel Pepys Cockerell veröffentlicht wurde, erschien dort gleichzeitig eine andere Zeichnung aus dem gleichen Besitz, die Ingres Cockerell selber zugeeignet hat 7 . Dieses für die damaligen Ingres-Kenner völlig unerwartete Blatt ist ein 1817 datiertes Doppelporträt, das zwei junge Männer darstellt (Abb. 3). Laut Angabe des anonymen Artikelschreibers handelt es sich um die beiden deutschen Künstler und Archäologen Jakob Linckh und Otto Magnus von Stackelberg, zu denen Cockerell auf seinen griechischen Reisen in ein enges Freundschaftsverhältnis gelangt war. Wie wir zeigen werden, stellt die eine der beiden Bildnisfiguren tatsächlich Stackelberg dar, während die Identifikation der andern mit Linckh sich nicht aufrecht erhalten läßt. Wir stehen hier einstweilen vor dem Bildnis eines Unbekannten. So unerwartet wie 1918 das Doppelporträt tauchte dann 1930 in Deutschland eine wiederum 1817 datierte Ingres-Zeichnung auf, die als Bildnis von Jakob Linckh ausgegeben wurde (Abb. 2)8. Sie kam aus dessen eigener Hinterlassenschaft ans Licht und weist seltsamerweise eine Widmung an zwei Personen auf, nämlich an Linckh und an Stackelberg. Diese Merkwürdigkeit hat den Biographen von Linckh, P. Goessler, zu der abenteuerlichen Auffassung verleitet, die Zeichnung sei nur eine abgetrennte Hälfte eines ehemaligen Doppelporträts, das zur andern und verlorenen Hälfte Stackelberg dargestellt habe 9 . Indes ist das vermeintliche Teilstück in sich so geschlossen, daß man sich nicht wohl vorstellen kann, von welchem Ganzen es abgetrennt sein sollte. Und was die Identität des Dargestellten mit Linckh betrifft, so hat er nicht nur keinerlei Ähnlichkeit mit dem Unbekannten des wirklichen und vorhandenen Doppelporträts, sondern gleicht auch in keiner Weise dem Mann der einzigen Darstellung, durch die uns die Züge von Linckh heute noch bekannt sind. Es handelt sich um ein physiognomisch prägnantes Bleistiftbildnis, das Vogel von Vogelstein 1819 in Rom gezeichnet und selber handschriftlich als Porträt von Jakob Linckh ausgewiesen hat 10 . 5
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Travels in Southern Europe and the Levant, 1 8 1 0 - 1 8 1 7 . The Journal of R. C. Cockerell, edited by his Son Samuel Pepys Cockerell (London, 1903). In diesem Buch ist Ingres' Bildnis von Cockerell als Frontispiz reproduziert. Eugene Merrick Dodd an den Verfasser, Hudson, Massachusetts, 15. August 1958. a. O. Abb. S. 72 (s. oben Anm. 1).
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The Art News, New York, 26. April 1930, Abb. im Reklameteil (»Portrait of the archaeologist Jakob Linckh, Graphisches Kabinett München, G. Franke«). Goessler, Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg, Nr. 3, Stuttgart, 31. März 1930, 67. H. Geller, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom, 1 8 0 0 - 1 8 3 0 (1952) Nr. 780 Abb. 264
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Abb. 2. J . A. D. Ingres, Charles Robert Cockerell (1817). Privatbesitz
Wer aber soll nun der Mann der Zeichnung (Abb. 2) sein, die 1930 in Deutschland aus dem Erbschaftsgut von Linckh aufgetaucht ist? Die Realität übertrifft an Seltsamkeit die abenteuerlichsten Trugschlüsse der bisherigen Interpretation. Und wiese das Blatt durch sein Herkommen und seine Widmung nicht in den Freundeskreis von Stackelberg, Linckh und Cockerell, so wären wir dieser Realität vielleicht nicht so bald auf die Spur gekommen. Wie die Dinge aber liegen, wurde die Zeichnung eines Tages von selber mit dem Bildnis von Cockerell konfrontiert, und vergleicht man die Photographien der beiden Blätter miteinander Zug für Zug, so erkennt man mit Augen, worauf der Spürsinn des spontanen Empfindens schwerlich gekommen wäre: daß nämlich das Porträt des angeblichen Linckh nichts anderes ist als ein zweites Bildnis von Cockerell. Dieses steht an graphischer Schönheit und Meisterschaft durchaus auf der Höhe von Ingres' römischen Bildniszeichnungen, hat aber in Habitus, Geist und Seele des Dargestellten mit der andern Darstellung von Cockerell so gut wie nichts gemein. Daß man auf beiden Blättern den einen und selben Mann vor sich hat, ist nicht zu fühlen und zu erleben, sondern bloß nachzurechnen. Gleich sind hier wie dort die Haare, der Haaransatz, die Stirn, die Brauen und der Schnitt der Augen, die Nase und der Mund; der pelzgefaßten Jacke nicht zu gedenken. (Zeichnungen im Besitz des Kupferstichkabinetts Dresden). — E s ist auch möglich, daß
Vogel die Zeichnung von seinem Modell hat beSchriften lassen.
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Als das untrüglichste individuelle Merkmal erkennt man die ausnehmend breite Nasenwurzel und den Wirbel am Haaransatz, von dem aus, wenig rechts von der Mitte der Stirn, sich die Haare in beide Richtungen teilen. Doch bei all diesen Gemeinsamkeiten ist von der Ausstrahlung der schlanken, edlen und den Betrachter zutiefst einnehmenden Gestalt, die Ingres für Cockerells Mutter porträtiert hat (Abb. 1), auf dem Linckh und Stackelberg zugeeigneten Cockerell-Bildnis (Abb. 2) nichts übrig geblieben. Dieses stellt vielmehr einen kräftigen, fast vierschrötigen Mann dar, den keinerlei höhere Aura umgibt. Eine derartige seelische Diskrepanz zwischen zwei Darstellungen ein und derselben Person ist uns im Werk von Ingres sonst völlig unbekannt. Auch wissen wir keine Erklärung dafür, und es bleibt unserem Staunen nichts anderes, als das Phänomen als solches zu registrieren. Wenigstens aber läßt sich nun wohl begreifen, was es mit den Widmungen dieser verwirrenden Zeichnung (Abb. 2) und des Doppelporträts (Abb. 3) auf sich hat. Während Linckh und Stackelberg für Jahre noch in Rom wohnhaft blieben, kehrte Cockerell 1817 in seine englische Heimat zurück. Es wird zum Abschlied der Freunde gewesen sein, daß Ingres damals dem scheidenden Cockerell zum Andenken das Doppelbildnis von Stackelberg und einem uns nicht bekannten Freund verehrte, wie er anderseits für die zurückbleibenden Linckh und Stackelberg ein Bildnis von Cockerell zeichnete. Der Parallelismus der beiden Abschiedsgeschenke wäre allerdings noch reiner, wenn der Unbekannte des Doppelporträts mit Linckh identisch wäre. Doch läßt sich um solcher Reinheit willen das ihr widersprechende Linckh-Porträt von Vogel von Vogelstein nicht aus der Welt diskutieren. Im Artikel, den der Dictionary of National Biography Cockerell widmet, ist von des Archäologen »lasting friendship with the French painter Ingres« die Rede 11 . Diese Bemerkung war bisher ein bloßes Wort. Heute sind wir in der Lage, es mit einem einschlägig noch nie zitierten Zeugnis zu beglaubigen. Das der Mutter gewidmete Bildnis von Cockerell (Abb. 1) wurde 1925 von dessen Enkel Frederick William Pepys Cockerell unter Umgehung des Kunsthandels direkt an den großen französischen Sammler David-Weill verkauft, wie wir aus den Briefen in dessen Nachlaß ersehen konnten 12 . Es ist höchst seltsam, daß diese Briefe G. Henriot entgangen sind, als er im Auftrag von David-Weill an dem in drei Bänden großangelegten Katalog von dessen Sammlung arbeitete. In diesem Katalog nämlich wurde die längst mit den besten Gründen als Bildnis von Cockerell publizierte Zeichnung unbegreiflicherweise als Porträt eines jener Brüder Coquerel ausgegeben, die den französischen Nachschlagewerken als bedeutende protestantische Theologen bekannt sind. Vielleicht, daß Henriot auf seinen Irrtum verfiel, weil er diesen Nachschlagewerken entnehmen konnte, daß einer der Brüder in Ingres' Heimatstadt Montauban Theologie studiert hatte. Wie dem auch sei, etwas Bemerkenswertes hat Henriot zu dem Bildnis dennoch vorzubringen. Es besteht in folgendem Passus: »Ce beau portrait a été acquis [par M. David-Weill] en même temps qu'une épreuve du Portrait d'Ingres par lui-même, signé par le maître 'Ingres à ses élèves, Rome 1835'. Ce portrait, gravé par L. Calamatta, porte l'inscription suivante au bas de la gravure: 'Inciso da me — L. Calamatta — Parigi 1839'. Sur l'exemplaire de la collection David Weill, figure la dédicace manuscrite suivante: 'Ingres à son excellent ami, Monsieur Coquerel'«13. 11 12
13
Dictionary of National Biography X I (1887). Augenschein, 13. Mai 1966, unter freundlicher Assistenz von Mlle Minet, Konservatorin der Sammlung David-Weill. G. Henriot, Collection David Weill III (1928)
269. Daß der mit Eigennamen oft auf Kriegsfuß lebende Ingres den Namen von Cockerell auf der Widmung seines Selbstporträts franzisiert hat, braucht nicht zu befremden: schon 1817 auf der Widmung des Doppelporträts von
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Es handelt sich um die wohlbekannte Gravüre der heute im Louvre befindlichen Selbstbildnisdarstellung von Ingres, die dieser bei sich bietenden Gelegenheiten seinen Freunden zu verehren liebte. Das Exemplar, das er Cockerell zueignete, beweist, daß die mit ihm in Rom geschlossene Freundschaft über mehr als zwanzig Jahre vorhielt, was um so höher in Rechnung zu setzen ist, als sich die Wege der beiden nicht oft mehr kreuzten 14 . Ingres hat London nie gesehen. Hingegen wird der reisegeübte Cockerell, der sich über die architektonischen Tendenzen seiner Epoche auf dem laufenden zu halten pflegte, gelegentlich einmal in Paris zu Besuch gewesen und dabei seinem alten Freund aus römischen Tagen begegnet sein. Als er dort zu einem der acht ausländischen Mitglieder der Académie des Beaux-Arts de France gewählt wurde, wird es ihm an der gewichtigen Stimme von Ingres gewiß nicht gefehlt haben.
II. Otto Magnus von Stackelberg und ein Unbekannter Der Besuch der Zeichnungsausstellung, die 1917 im Burlington Fine Arts Club stattfand, muß sich für den Ingres-Kenner mit einer nicht geringen Emotion verbunden haben, denn es tauchte damals ein genau hundert Jahre zuvor in Rom entstandenes Doppelbildnis zweier junger Männer auf, das in der Öffentlichkeit noch niemand je gesehen hatte (Abb. 3)15. Bildnisse von zwei und mehr Personen besitzen im Werk von Ingres hohen Seltenheitswert, doch nicht allein als ein solcher mußte die Zeichnung beeindrucken. Sie beanspruchte ein ungewöhnliches Interesse auch um der beiden Dargestellten willen, über deren Identität schon auf Grund der Herkunft des Blattes kaum ein Zweifel herrschen konnte. Das Bildnis gehörte damals einer gewissen Mrs. Frederick Pepys Cockerell, die zur gleichen Ausstellung noch ein größeres Meisterwerk von Ingres beigesteuert hatte, das im gleichen Jahr 1817 in Rom entstandene Porträt des englischen Architekten und Archäologen Charles Robert Cockerell (vgl. oben S. 428f. Abb. I) 16 . Zu Cockerells griechischen Reisefreunden gehörten zwei deutsche Künstler und Archäologen, der Württemberger Jakob Linckh und der estländische Freiherr Otto Magnus von Stackelberg, und diese beiden sind laut dem Londoner Ausstellungskatalog von 1917 auf dem Doppelbildnis dargestellt. Ingres mit seiner abenteuerlichen Orthographie hat das Blatt » ä Coquerel« gewidmet und meinte damit ohne jeden Zweifel Charles Robert Cockerell. Es war dessen verwitwete Schwiegertochter, geborene Mary Homan-Mulock 17 , aus deren Besitz die zwei denkwürdigen Zeichnungen 1917 in London auftauchten. Im Jahr, das auf die Londoner Ausstellung folgte, standen die beiden Meisterwerke aller Welt vor Augen dank ihrer Publikation in der August-Nummer des Burlington Magazine 13 . In Bezug auf das Doppelbildnis wurde einem hier allerdings so wenig wie im Ausstellungskatalog des Vorjahres gesagt, welcher von den beiden Männern welcher sei. Doch gibt es glücklicherweise zahlreiche Bildnisse von Stackelberg, der sich auch auf dem ungeschicktesten davon stets leicht erkennen läßt an seiner hohen Stirn, an der Sattelnase und dem
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Stackelberg und einem Unbekannten hatte er ein Gleiches getan. In einem der Briefe, die wir oben an der auf Anm. 12 bezüglichen Stelle erwähnt haben, bemerkt Frederick William Pepys Cockerell, sein Großvater Charles Robert Cockerell habe gelegentlich mit Ingres im Briefwechsel gestanden.
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Drawings by Deceased Masters, Burlington Fine Arts Club, London, 1917, Nr. 76.
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Ebenda Nr. 79.
17
Burke's Peerage and Baronetage (1901) 1309.
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(Anonym), The Burlington Mag. August 1918, 12ü. Abb. S. 72.
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reichen Lockenhaar 19 . Es geht aus jedem Vergleich mit diesen Bildnissen mit Evidenz hervor, daß es sich um den Mann handelt, den Ingres rechts auf der Zeichnung dargestellt hat. Nach dieser Feststellung hätte es müßig scheinen können, auch noch nach beglaubigenden Bildnissen von Linckh zu suchen. Als wir es dennoch taten, erwartete uns Unerwartetes. Wir fanden eine einzige Darstellung, nämlich das künstlerisch wenig bedeutende, aber physiognomisch durchaus prägnante Porträt, das Vogel von Vogelstein 1819 in Rom von ihm gezeichnet und schriftlich auf dem Blatt selber mit aller wünschbaren Deutlichkeit als Bildnis von Linckh bezeichnet hat 20 . Der Dargestellte aber besitzt mit dem angeblichen Linckh der Ingres-Zeichnung irgendwelche Ähnlichkeit auch im geringsten nicht. Die Perplexität noch zu vermehren, tauchte 1930 in Deutschland, so unerwartet wie 1917 das Doppelbildnis in London, eine wiederum 1817 datierte Ingres-Zeichnung auf, die als Bildnis von Jakob Linckh ausgegeben wurde 21 (Abb. 2; vgl. oben S. 430 mit Anm. 8). Sie trägt die Widmung »Ingres ä Messieurs Lynk et Stackelberg« und war 1930 aus dem Besitz des Freiherrn von Pappus, einem Urenkel von Linckh 22 , an den Inhaber des Graphischen Kabinetts in München, Guenther Franke, übergegangen. Der Name des Dargestellten wurde 1930 offenbar aus der Herkunft des Porträts und aus dessen Widmung geschlossen. P. Goessler, der sich am eingehendsten mit Linckh beschäftigt hat, interpretierte die Widmung sogar dahin, es sei die Zeichnung die Hälfte eines entzweigeschnittenen Doppelporträts, das zur anderen Hälfte Stackelberg dargestellt habe (s. oben S. 430)23. Wie gefährlich es ist, die Adressaten von Ingres-Widmungen ungeprüft mit den Bildnismodellen gleichzusetzen, zeigt sich oft, hier aber in besonders abenteuerlicher Weise. Zunächst ist nicht erfindlich, wo der Schnitt hätte durchführen sollen, der von dem postulierten Doppelporträt ein so ausgewogenes Ingres-Bildnis wie dasjenige des vermeintlichen Linckh abtrennte. Zum andern besitzt auch dieser Linckh mit der Darstellung Vogels von Vogelstein nicht die fernste Ähnlichkeit, unterscheidet sich vielmehr davon so deutlich wie der problematische Mann des Doppelporträts (Abb. 3) aus dem Besitz von Cockerell, der wieder vom Modell der Pappus-Zeichnung völlig verschieden ist. Wenigstens braucht man nach der Lösung des neuen Rätsels nicht so weit zu suchen wie nach dem Unbekannten des Doppelporträts. Vergleicht man die Pappus-Zeichnung mit dem aufs beste ausgewiesenen Bildnis von Cockerell, so erweist sie sich — wie oben S. 431 f. näher ausgeführt — als nichts anderes denn als eine zweite Darstellung des gleichen Cockerell. Die erste (Abb. 1), die uns hier weiter nicht mehr zu beschäftigen braucht, hatte Ingres, wie wir gezeigt haben, schon im Februar 1817 für Cockerells Mutter gezeichnet. Was sich 1817 im Porträtwerk von Ingres im Zusammenhang mit Cockerell, Linckh und Stackelberg in Wirklichkeit zugetragen hat, liegt nicht außerhalb plausibler Vorstellungen. Cockerell kehrte 1817 aus Italien in seine englische Heimat zurück, während Linckh und Stackelberg noch für Jahre in Rom blieben. Beim Abschied wird Ingres für den Scheidenden als ein Andenken das Doppelbildnis gezeichnet haben, wie er den Verbleibenden ein Bildnis von Cockerell zueignete. Der Chiasmus, der sich hier abzeichnet, wäre allerdings nur dann ganz rein und vollständig, wenn sich der Unbekannte des Doppelporträts als Linckh erwiese. 19
20 21
H. Geller, Die Bildnisse der deutschen Künstler in Rom, 1 8 0 0 - 1 8 3 0 (1952), Nr. 1 3 4 8 - 1 3 5 9 Abb. 524. 525. 527. Ebenda Nr. 780 Abb. 264 (s. oben Anm. 10). The Art News, New York, 26. April 1930, Abb.
22 23
im Reklameteil; 3. Mai 1930, Abb. S. 14 (»Portrait oi the Archaeologist Jacob Linckh, Courtesy of the Graphisches Kabinett Munich«). Goessler a. O. (s. Anm. 9) 57. 67. Ebenda 67.
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Abb. 3. J . A. D. Ingres, O t t o Magnus von Stackelberg u n d ein U n b e k a n n t e r (1817). Corseaux-sur-Vevey, S a m m l u n g Jean-Louis O r m o n d
Dies wäre auch auf Grund der biographischen Verhältnisse weitaus am einleuchtendsten, denn niemand stand 1817 in Rom Stackelberg und Cockerell gemeinsam so nahe wie Linckh, der überdies während manchen römischen Jahren der Hausgenosse von Stackelberg war. Da aber die Zeichnung von Vogel von Vogelstein aufs genaueste verbietet, im Unbekannten des Cockerell gewidmeten Doppelporträts Linckh zu sehen, so muß der Unbekannte in einem weiter gezogenen Freundeskreis gesucht werden. Dabei wird man zuerst an die andern Mitglieder der griechischen Entdeckungsfahrten denken. Doch keiner dieser Männer kommt 1817 als Modell von Ingres in Frage: Koes und Haller hatten ihr Grab schon in der griechischen Erde gefunden, Foster war 1814 nach England zurückgekehrt, und Brönsted, der noch in Italien weilte, befand sich 1817 nicht in Rom. Aus Stackelbergs römischem Freundeskreis sind wohl noch einige Männer bekannt, doch wissen wir nicht, ob diese auch Cockerell so nahe standen, daß Ingres Anlaß gefunden hätte, einen von ihnen für Cockerell zu porträtieren. Am ehesten könnte man an den Diplomaten August Kestner denken, den Sohn von Goethes Lotte, doch 29 AA. 1970
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scheidet er auf Grund mehrerer Bildnisse 24 durch seine offensichtliche Unähnlichkeit mit dem Unbekannten aus. In Kestners Briefwechsel mit seiner Schwester Charlotte ist viel von Stackelberg und gerade um 1817 auch von dessen und Kestners gemeinsamem Freund Paul von Hahn die Rede 26 . Dieser war ein kurländischer Landsmann des Archäologen und lebte damals als Attaché des russischen Gesandten Italinsky in Rom. Geboren war er 179326, was zum Alter des jungen Manns der Ingres-Zeichnung nicht schlecht passen würde. Dank der Freundlichkeit eines seiner Nachfahren, des Freiherrn Hans von Hahn in München, ist es gelungen, ein Bildnis von ihm auszumitteln (Abb. 4). Dieses stellt ihn aber in späteren Jahren dar, und ohne die von uns in Betracht gezogene Möglichkeit schlechterdings auszuschließen, bietet es doch der Anhaltspunkte nicht genug, um die Frage zu entscheiden. Eine andere Identifikation wurde uns vor einigen Jahren in unserem Bekanntenkreis proponiert. Eine mit dem Problem vertraute Kunstfreundin wurde auf einer Reise durch die Sowjetunion auf die mehreren Selbstbildnisse des russischen Malers Orest Kiprensky (Abb. 5) aufmerksam und dabei spontan an den Unbekannten der IngresZeichnung erinnert. Dieser 1773 geborene Künstler lebte 1817 tatsächlich in Rom, wo er 1836 auch gestorben ist 27 . Eine gewisse Ähnlichkeit der Züge von Kiprensky und derjenigen von Ingres' Unbekanntem ist nicht zu leugnen 28 . Daß aber der russische Maler 1817 schon vierundvierzig Jahre alt war, will schlecht zu dem jungen Freund von Stackelberg und Cockerell passen. Auch ist uns über deren Beziehung zu ihm nichts bekannt. Da aber Stackelberg und Paul von Hahn, politisch gesprochen, Russen waren, kann man immerhin annehmen, daß sie Kiprensky in Rom begegnet sind. Eine vage Hoffnung, das Rätsel des Unbekannten eines Tages noch zu lösen, gründet sich auf die Tagebücher von Stackelberg, die aber unseres Wissens seit dem letzten Weltkrieg nicht mehr lokalisiert sind 29 . Nicht nur um des einen Problems willen ist zu wünschen, daß sie bald wieder zum Vorschein kommen und einem wissenschaftlichen Herausgeber in die Hände gelangen, denn was daraus bis heute fragmentarisch bekannt geworden ist, enthält viel persönliche Anmut und interessante Materiahen zur Geistesgeschichte. Im Bestreben, der Lösung des Rätsels so gut als möglich vorzuarbeiten, haben wir das Problem mehreren Persönlichkeiten zum Bewußtsein gebracht, so Frau Prof. Else Kai Sass, der Autorin des monumentalen Werkes über das Porträt-Oeuvre von Thorvaldsen, Herrn Dr. Hans B. Jessen vom Deutschen Archäologischen Institut in Berlin, Frau Valentina Beresina, Konservatorin an der Ermitage in Leningrad. Endlich haben wir das Problem auch der Ingres-Gemeinde selber gestellt im Katalog der Pariser Zentenarausstellung von 1967/6830. Bis heute aber sind uns aus all diesen Richtungen noch keine entscheidenden Winke zugekommen. Mit welchem Interesse der Griechenfreund Ingres einem Manne wie Stackelberg begegnen mußte, der das hellenische Wunderland gesehen hatte, bedarf keiner Worte. Die beiden aber kannten sich vermutlich schon lange, bevor Stackelberg den Ruhm seiner Reisen 24 25
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Geller a. O. Nr. 6 0 9 - 6 2 3 Abb. 2 0 5 - 2 0 8 . Briefwechsel zwischen August Kestner und seiner Schwester Charlotte, herausgegeben von Hermann Kestner-Köchlin (1904) 89. 103. 119f. Genealogisches Handbuch der freiherrlichen Häuser, A II (1956) 183. Thieme — Becker X X s. v. s. E. N. Tschischikowa, Orest Adamowitsch
Kiprensky (1965), Abb. auf dem Umschlag. Vergleiche ferner Kiprenskys Selbstbildnis in den Uffizien, hier Abb. 5. 29
s. G. Rodenwaldt, Otto Magnus von Stackelberg, der Entdecker der griechischen Landschaft (1957) 42 Anm. 18.
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Ingres, Petit Palais, Paris, 1967/68, Nr. 97.
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Abb. 4. U n b e k a n n t e r Künstler, P a u l Baron von H a h n ( 1 7 9 3 - 1 8 6 2 ) . Privatbesitz
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Abb. 5. Orest Kiprensky, Selbstbildnis (1821). Florenz, Uffizien
genoß. Als der Rompreisträger Ingres 1810 die Villa Medici verlassen und sich ganz in der Nähe der Piazza Trinità dei Monti eingemietet hatte, lebte Stackelberg mit Linckh zusammen in der unmittelbaren Nähe des Platzes, an der Via Sistina Nr. 831. Die drei Künstler konnten sich damals täglich auf der Straße begegnen. 1817, im Jahr des Doppelporträts, als Ingres an der benachbarten Via Gregoriana Nr. 34 domiziliert war32, wohnte Stackelberg, wie aus seinen Briefen dieses Jahres hervorgeht, im ehemaligen Hause von Poussin, Trinità dei Monti Nr. 933. Spätestens ab 1822 dann lebte er mit Linckh zusammen in dem gleichen Hause Nr. 3434, das Ingres selber an der Via Gregoriana bewohnt hatte. Dort ist auch das reizvolle Bild von Diofebi entstanden, das Stackelberg in der vielleicht einst von Ingres bewohnten Studierstube zeigt, deren Fenster sich auf die Villa Malta öffnet 36 . In Anbetracht dieser Nachbarschaften darf künftig der Name von Stackelberg im Zusammenhang mit Ingres' oft beredeten, doch noch immer nicht recht augenfällig gewordenen Beziehungen zur deutschen Kunst seiner Zeit nicht mehr fehlen. Allerdings dürfte sich der Maler für das Griechentum von Stackelberg mehr als für sein Deutschtum interessiert haben. Noch wichtiger aber mag die Bekanntschaft der beiden Künstler in einer auf den ersten Blick banaleren Sphäre geworden sein. Stackelberg war in Griechenland mit jenem Frederick North, späteren Lord Guildford, bekannt geworden 36 , nach welchem Ingres 1815 das erste seiner berühmten Engländerbildnisse gezeichnet hat. Man hat angenommen, daß die Briten, die mit ihren Porträtanliegen in Ingres' schweren Jahren von 1815 bis 1817 dessen wichtigste Kundschaft bildeten, dank Lord North den Weg in das Atelier fanden, in welchem der arme Künstler so reiche Unsterblichkeiten konferierte. 31
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29»
S t a t o delle Anime, S. A n d r e a delle F r a t t e , 1810 (Archivio del Vicariato, Rom). Naef, Neue Zürcher Zeitung, 28. Juli 1968, Sonntagsausgabe 50.
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Rodenwaldt, AA. 1930, 255. E b e n d a 257. E b e n d a 251 f. G. R o d e n w a l d t , O t t o Magnus v. Stackelberg 17.
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Es ist aber nicht ausgeschlossen, daß das erste englische Modell in dieses Atelier durch Ingres' alten Nachbarn Stackelberg gewiesen wurde.
KATALOG
Charles Robert Cockerell (Abb. 1) Bleistift, 201 x 159 mm (Lichtmaß). Signiert unten rechts: Ingres a / madame Cockerell —. Entstanden in Rom 1817 (als eben abgeschlossen erwähnt in einem unveröffentlichten Brief von Charles Robert Cockerell an seine Mutter, Rom, 12. Februar 1817). Vgl. die bisher als Bildnis von Jakob Linckh ausgegebene Zeichnung, die ebenfalls Charles Robert Cockerell darstellt (Abb. 2). Bibliographie : Dictionary of National Biography XI (London, 1887) 196. — Travels in Southern Europe and the Levant, 1810 — 1817, The Journal of R. C. Cockercll, R. A., edited by his Son Samuel Pepys Cockerell (London, 1903) 272 und Anm. 1, Abb. als Frontispiz. — A. Furtwängler, Aegina und das Heiligtum der Aphaia, Textband (1906) Abb. gegenüber S. 176. — (Anonym), Two Portrait Drawings by Ingres, The Burlington Mag. August 1918, 72ff. Abb. S. 72. — S. Reinach, Trois portraits d'explorateurs par Ingres, RA. 1918, 214f. — H. Lapauze, Un portrait inconnu de Ingres, Lady Cavendish Bentinck, La renaissance de l'art français, Januar 1919, 10, Anm. 3. — G. Henriot, Collection David Weill III, Dessins (1928) 269f. Abb. S. 271 (»Portrait de Coquerel«, irrtümlich als Bildnis von Athanase-LaurentCharles Coquerel oder seines Bruders Laurent-Augustin aufgefaßt). — B. Ford, Ingres' Portrait Drawings of English People a t Rome, 1806-1820, The Burlington Mag. Juli 1939, 10. — J. Alazard, Ingres et l'lngrisme (1950) 63 und Anm. 16, S. 147. — G. Rodenwaldt, Otto Magnus von Stackelberg, der Entdecker der griechischen Landschaft (1957), 18 und Anm. 30. — H. Naef, Die Bildzeichnungen von J. A. D. Ingres, Beiträge zu einer historisch-kritischen Gesamtausgabe (Manuskript 1958) lOOff. — M. Gasser, Die Schicksale der Aegineten, Du, Zürich, Januar 1959, 18 Abb. S. 9. Ausgestellt : Drawings by Deceased Masters, Burlington Fine Arts Club, London, 1917, Nr. 79. — Ingres, Petit Palais, Paris, 1967/68, Nr. 96, Abb. Herkunft : Mrs. Samuel Pepys Cockerell, geborene Ann Whetham (der die Zeichnung gewidmet ist, gestorben 1844). — Charles Robert Cockerell (der Dargestellte, Sohn der Vorigen, gestorben in London 1863). — Mrs. Charles Robert Cockerell, geborene Anna Maria Rennie (Witwe des Vorigen, gestorben 1873). — Frederick Pepys Cockerell (Sohn der Vorigen, gestorben in Paris 1878). — Mrs. Frederick Pepys Cockerell, geborene Mary Homan-Mulock (Witwe des Vorigen, gestorben nach 1918). — Frederick William Pepys Cockerell (Sohn der Vorigen). — 1925 von Frederick William Pepys Cockerell verkauft an David DavidWeill (gestorben in Neuilly-sur-Seine 1952). — Mme David David-Weill, geborene Flora Raphael (Witwe des Vorigen).
Sammlung David-Weill, Neuilly-sur-Seine Charles Robert Cockerell (Abb. 2) Bleistift, 194 x 146 mm (Blatt). Signiert und datiert oben links: Ingres a Messieurs / Lynk et Stackelberg / rome 1817. Vgl. das andere Bildnis von Charles Robert Cockerell (Abb. 1). Bibliographie: P. Goessler, Jakob Linckh, ein württembergischer Italienfahrer, Philhellene, Kunstsammler und Maler, Besondere Beilage des Staats-Anzeigers für Württemberg, Nr. 3, Stuttgart, 31. März 1930, 67 (»Bleistiftporträt Linckhs«; als Hälfte eines Doppelporträts aufgefaßt, dessen verlorene Hälfte Stackelberg dargestellt hätte). — The Art News, New York, 26. April 1930, Abb. im Reklameteil (»Portrait of the Archaeologist Jacob Linckh, Graphisches Kabinett Munich, G. Franke, Briennerstraße 10; New York: J. B. Neumann, 9 East 57th Street«). — The Art News, New York, 3. Mai 1930, Abb. S. 14 (»Portrait
G R I E C H E N L A N D F A H R E R IM A T E L I E R V O N I N G R E S
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of t h e Archaeologist J a c o b Linckh, Courtesy of t h e Graphisches K a b i n e t t , Munich«). — G. R o d e n w a l d t , Bildnisse Stackelbergs, AA. 1930, 257 A n m . 2. — Goya bis B e c k m a n n , A r t Lover L i b r a r y I I I , herausgegeben v o m Graphischen K a b i n e t t G u e n t h e r F r a n k e in München u n d J . B. N e u m a n n in New York, s. 1., s. d., 4, Abb. S. 5 (»Hofrat J a c o b Linckh«). — H . Naef, Die Bildniszeichnungen von J . A. D. Ingres, Beiträge zu einer historisch-kritischen Gesamtdarstellung (Manuskript, 1958) lOOff. (die Identifikation des Dargestellten m i t J a k o b Linckh abgelehnt u n d als m u t m a ß l i c h e s Bildnis von Charles R o b e r t Cockerell aufgefaßt). Ausgestellt: David a n d Ingres, Springfield Museum of Fine Arts, Springfield; Galerie Knoedler & Co., N e w York, 1939/40, Nr. 55 (»Portrait of J a c o b Linckh«). — T h e Place of David a n d Ingres in a C e n t u r y of F r e n c h Painting, Cincinnati Art Gallery, Cincinnati, 1940 (ohne Katalog). — D a v i d a n d Ingres, Rochester Memorial Art Gallery Rochester, 1940 (ohne Katalog). — 19th C e n t u r y F r e n c h Drawings, California Palace of t h e Legion of Honor, San Francisco, 1947, Nr. 9 (»Jacob Linckh«). Herkunft: J a k o b Linckh u n d O t t o Magnus von Stackelberg (Freunde des Dargestellten, denen die Zeichnung gewidmet ist, gestorben in S t u t t g a r t 1841 beziehungsweise in St. P e t e r s b u r g 1837). — F r a u J a k o b Linckh, geborene Friederike Bilfinger (Witwe des Obgenannten, gestorben in D e u t s c h l a n d 1876). — Spätestens noch 1930 in Besitz des Freiherrn von P a p p u s (Urenkel der Vorigen). — Spätestens 1930 v o m Graphischen K a b i n e t t G u e n t h e r F r a n k e in München erworben. — Vom Graphischen K a b i n e t t G u e n t h e r F r a n k e in München 1930 an den New Yorker B u c h h ä n d l e r E r h a r d W e y h e v e r k a u f t .
Privatbesitz Otto Magnus von Stackelberg und ein Unbekannter (Abb. 3) Zur Linken des U n b e k a n n t e n Stackelberg. Bleistift, 196 x 144 m m (Lichtmaß). Signiert u n d d a t i e r t u n t e n links: Ingres Del. / r o m e 1817 / à Coquerel. Auf der Rückseite der Montage bezeichnet: »Herr Linck (in front) a n d B a r o n Stackelberg — traveller companions of R . C. C[ockerell] a n d codiscoverers of t h e Aeginetan a n d Phigalian Marbles«; f e r n e r eine E t i k e t t e mit folgenden A n g a b e n : »Royal A c a d e m y of Arts, E x h i b i t i o n of F r e n c h Art, 1932, T h e two B r o t h e r s Cocquerel. Miss Sargent, 10 Carlyle Mansions, Cheyre Walk, S W 3«. Bibliographie : (Anonym), Two P o r t r a i t Drawings b y Ingres, T h e Burlington Mag. August 1918, 72ff. Abb. S. 72 (»Linckh a n d Stackelberg«). — S. R[einach], Trois p o r t r a i t s d ' e x p l o r a t e u r s p a r Ingres, RA. 1918, 214f. (»le W u r t t e m b e r g e o i s von L i n c k h et l'esthonien von Stackelberg«). — H . Lapauze, Un p o r t r a i t inconnu de Ingres, L a d y Cavendish Bentinck, L a renaissance de l ' a r t français, J a n u a r 1919, 10, A n m . 3 (»Linck de W u r t e m b e r g et le b a r o n Stackelberg«). — Ib., Mai 1921, Abb. S. 230 (»Portraits de M. Linck e t du b a r o n Stackelberg«). — G. Rodenwaldt, Bildnisse Stackelbergs, AA. 1930, 257 A n m . 2. — C o m m e m o r a t i v e Catalogue of t h e Exhibition of F r e n c h Art, 1 2 0 0 - 1 9 0 0 , Royal A c a d e m y of Arts, London, 1933, Nr. 864 (»Herr Linckh a n d Baron Stackelberg«). — H . Naef, Die Bildniszeichnungen von J . A. D. Ingres, Beiträge zu einer historisch-kritischen Gesamtdarstellung (Manuskript, 1958) lOOff. (Stackelberg identifiziert u n d die I d e n t i t ä t von Linckh in F r a g e gestellt). Ausgestellt : Drawings b y Deceased Masters, B u r l i n g t o n Fine Arts Club, London, 1917, Nr. 76. — Ingres, C h a m b r e syndicale de la Curiosité et des Beaux-Arts, Paris, 1921, Nr. 80 Abb. S. 14 (»Portrait de M. Linck et d u B a r o n de Stackelberg«). — F r e n c h Art, 1 2 0 0 - 1 9 0 0 , R o y a l A c a d e m y of Arts, London, 1932, Nr. 883 (»Herr Linckh a n d Baron Stackelberg«). — R o m e vue p a r Ingres, K u n s t h a u s Zürich, Zürich 1958, Nr. B 5 (Stackelberg identifiziert u n d die I d e n t i t ä t von Linckh in F r a g e gestellt). — Ingres, P e t i t Palais, Paris, 1967/68, Nr. 97 Abb. Herkunft : Charles R o b e r t Cockerell (dem die Zeichnung gewidmet ist, F r e u n d v o n Stackelberg, gestorben in L o n d o n 1863). — Mrs. Charles R o b e r t Cockerell, geborene A n n a Maria Rennie (Witwe des Vorigen, gestorben 1873). — Frederick P e p y s Cockerell (Sohn der Vorigen, gestorben in Paris 1878). — Bis mindestens 1918 im Besitz von Mrs. Frederick P e p y s Cockerell, geborenen Mary H o m a n - M u l o c k (Witwe des Vorigen). — Frederick William P e p y s Cockerell (Sohn der Vorigen, gestorben nach 1925). — Zu einem u n b e s t i m m t e n Zeitpunkt, doch vermutlich zwischen 1918 u n d 1921 im Besitz von Sir Philip
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H. N A E F , G R I E C H E N L A N D F A H R E R IM A T E L I E R VON I N G R E S
Sassoon, L o n d o n . — Spätestens 1921 im Besitz des H ä n d l e r s E d o u a r d Jonas, Paris. — A n o n y m e Auktion, Christie's, London, 27. Juli 1923, Nr. 55 (»Linckh a n d Stackelberg«, £ 189, a n Agnew's). — J o h n Singer Sargent (gestorben in L o n d o n 1925). — Miss Emily Sargent (Schwester des Vorigen, gestorben in Zürich 1936). — Mrs. Francis Ormond, geborene Violet Sargent (Schwester der Vorigen, gestorben in T u n i s 1955). — J e a n Louis O r m o n d (Sohn der Vorigen).
Sammlung Jean-Louis Ormond, Corseaux-sur-Vevey Zürich
H a n s Naef