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German Pages 104 [76] Year 2020
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1962 • Heft 1
JAHRESBERICHT DES
DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS FÜR 1961 Die rasch fortschreitende Entwicklung, welche die Archäologie in unseren Tagen erfährt, die Ausweitung, die sich auf allen Teilgebieten zeigt, die damit verbundene, ebenso förderliche wie zunehmende Verflechtung mit den Nachbarwissenschaften, stellen auch das Deutsche Archäologische Institut vor neue, vielseitige Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Die Erfüllung dieser Pflicht ist aber nur möglich, wenn das Institut über ausreichende Kräfte und über die nötigen Mittel verfügt. Daß die Aufgaben einerseits, die Kräfte und Mittel andererseits nicht ganz im entsprechenden Einklang stehen, das eine im Gange des beständigen Fortschreitens der Forschung dem anderen vorauseilt, ist eine nicht zu verkennende Tatsache. Die Forderungen, die sich daraus ergeben, zu erfüllen, liegt beim Institut selbst, aber auch bei den Stellen, die sich seine Förderung angedeihen sein lassen. Wir empfinden es dankbar, daß zur Erreichung dieses Zieles im Haushaltsjahr 1961 durch die verständnisvolle und tatkräftige Unterstützung von Seiten des Bundesministeriums des Innern, zu dessen Ressort das Institut gehört, Erhebliches bewirkt werden konnte. Hierfür den aufrichtigsten Dank auszusprechen, ist uns eine angenehme Pflicht. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gebührt unser Dank für die Mithilfe, die sie uns auch in diesem Jahre zuteil werden ließ. Auf diese Weise war es möglich, die großen Ausgrabungen in Bogazköy, Manching, Milet, Olympia, Resafa und Uruk-Warka, neben den vom Institut selbst getragenen Grabungen, fortzuführen. Im Jahre 1961 konnte die neu gegründete Abteilung des Instituts in Teheran, zu der im Jahre zuvor die Kaiserlich-Iranische Regierung zu unserer Freude ihre Zustimmung erteilt hatte, unter der Leitung von Heinz Luschey die Tätigkeit aufnehmen. Wir erhoffen uns von ihr eine wirkungsvolle Förderung der iranischen Altertumskunde. In Rom ist der Abbruch des alten Institutsgebäudes in der Via Sardegna 79, wo das Institut 1922 unter der Voraussetzung eines Provisoriums Einzug gehalten hatte, vollzogen, mit dem Neubau an der gleichen Stelle begonnen worden. Daß es Reinhard Herbig, der am 29. September 1961 in Rom von uns gegangen ist, nicht beschieden war, den Neubau zu erleben und nach dessen Vollendung seine Abteilung in Räumen untergebracht zu wissen, wie sie dem ältesten und größten Institut gebühren, empfinden wir schmerzlich. Mit einem Bibliotheksanbau am Gebäude der Römisch-Germanischen Kommission konnte dank dem fortdauernden Wohlwollen der Stadt Frankfurt begonnen werden. In Istanbul wurden aussichtsreiche Verhandlungen über den Erwerb eines Grundstückes geführt, das für den Neubau einer Abteilung des Instituts geeignet ist, die unter außerordentlicher Raumnot leidet und gänzlich unzureichend untergebracht ist. Da alle Beteiligten und Verantwortlichen sich dieser Sachlage nicht verschließen, ist zu hoffen, daß demnächst mit einem Neubau der Abteilung Istanbul begonnen werden kann. Zur Jahressitzung trat die Zentraldirektion vom 26. bis 28. Januar in Berlin zusammen. Eine Außerordentliche Sitzung fand vom 30. Juni bis 1. Juli 1961 in Frankfurt statt. Der Engere Ausschuß der Zentraldirektion, der am 29. Juni in Frankfurt und am 2. Dezember in Stuttgart zu Sitzungen zusammentrat, bestand am 31. Dezember 1961 aus den Herren: K. Bittel, R. Hampe, E. Langlotz, W.-H. Schuchhardt, B. Schweitzer.
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Die Zentraldirektion erlitt durch den Tod von R. Herbig am 29. September und von E. Buschor am 11. Dezember schwere Verluste. Außerdem beklagt das Institut den Tod seines Ehrenmitglieds, Ministerpräsident a. D. Dr. Wilhelm Boden, sowie einer Reihe weiterer verdienter Mitglieder, denen es zahlreiche Anregungen und Förderungen verdankt : C. Anti, (O.M), T. Biyiklioglu, (K. M.), H. Th. Bossert, (0. M.), J. P. J. Brants, (K. M.), H. E. P. Breuil, (O. M.), E. D. van Buren, (O. M.), A. del Castillo Lopez, (K. M.), Ph. Corder, (K. M.), E. Dyggve, (O. M.), A. Gallego y Burin, (O. M.), A. Grenier, (O. M.), S. Hassan, (O. M.), W . W. Jaeger, (O. M.), N. Louvaris, (K. M.), Th. von Lüpke, (K. M.), J. Moreau, (O. M.), A. Pohl, (O. M.), H. Schaefer, (K. M.), M. Senyürek, (K. M.), F. Th. Wainright, (K. M.). Zu Ordentlichen und Korrespondierenden Mitgliedern wurden neu ernannt : ORDENTLICHEMITGLIEDER: JanosBanner, ManolisChatzidakis, Milutin Garasanin, Paul Grimm, Jean-Jacques Hatt, Björn Hougen, Rudolf Noll, Arnold Nöldeke, Anna A. Peredolskaja, Richard Pittioni, Gustav Riek, Reinhard Schindler, Percy Ernst Schramm, Wilhelm Heinrich Schwabacher, Richard Stillwell, Karl Woelcke. KORRESPONDIERENDE MITGLIEDER: Robert Adams, Stylianos Alexiou, Nereo Alfieri, Ferrucio Barreca, Thomas Beran, Joseph Bergmann, Giovanna Bermond Montanari, John Boardman, Hans-Günter Buchholz, Hector William Catling, Peter Edgar Corbett, M. Aylwin Cotton, Paul Courbin, Vaughn Emerson Crawford, Alfredo De Agostino, Ernesto De Miro, Antonino Di Vita, Georges Dossin, Felix Eckstein, Dietz Otto Edzard, Per Fett, Benedikt Frei, Pierre Giot, Theresa Goell, Richard George Goodchild, Paolo Graziosi, Jan de Groot, Christian Habicht, Richard C. Haines, Karl Hauck, Reynold A. Higgins, Friedrich Hiller, Hans Hingst, Bruno Huber, Thorkild Jacobsen, Penuel Peter Kahane, Theodor Konrad Kempf, Victor Ernest Glencoe Kenna, Heinz Knöll, Rudolf Kuhn, Harald Küthmann, Jean Lassus, Wilhelmina Lepik-Kopaczynska, Felice Gino Lo Porto, Max E. L. Mallowan, Erwan Maree, Mario Mazzotti, Heinz Menzel, Carl-Axel Moberg, Ursula Moortgat-Correns, Wolfgang Müller-Wiener, Cavaliere Carlo Mutinelli, Mario Napoli, Ezat-Olah Negahban, Jean Nougayrol, Oscar Onorato, Liam de Paor, Ann Perkins, Gennaro Pesce, Jan Petersen, Gilbert Charles Picard, Claude Poinssot, Salvatore Puglisi, Klaus Raddatz, Maria Radnoti-Alföldi, Marcel Renard, Ferrante Rittatore-Vonwiller, Helmer Salmo, Nancy Sandars, Konrad Schauenburg, Siegwalt Schiek, Wolfgang Schiering, Walter Schlesinger, Rudolf Schütrumpf, Brian Benjamin Shefton, Ralph S. Solecki, Edmond Sollberger, Walter Specht, Attilio Stazio, Franz Steinherr, Hermann Strasburger, Bruno Hugo Stricker, Wilhelm Struve, Jürgen Thimme, Robert Turcan, Rory de Valéra, Ernesto Vergara Caffarelli, Hans Walter, Adam Winter, Donald John Wiseman, René Wyss. Die neu geschaffene Stelle eines I. Direktors bei der Zentraldirektion (Stellvertreter des Präsidenten) wurde mit Herrn W. Grünhagen, bisher II. Direktor bei der Abteilung Madrid, besetzt, der seinen Dienst in Berlin am 5. 9. aufnahm. Als wissenschaftliche Referenten bei der Zentraldirektion waren die Herren F. W . Deichmann (Frühchristliche Archäologie — Dienstsitz Rom), H. B. Jessen (Assistenz, Bibliothek, Archiv, Photothek), H. Weber (Redaktion) und O. Ziegenaus (Bauforschung) tätig. Der Personalstand der wissenschaftlichen Mitarbeiter blieb gegenüber dem Vorjahre unverändert. Die Leitung der Verwaltung lag wie bisher in den Händen von Herrn Oberregierungsrat Hoeppner. Der Präsident hielt Vorträge in Düsseldorf, Essen, Bremen, Lüneburg, Kassel, Kiel und Berlin. In Köln führte er den Herrn Bundespräsident in der Ausstellung »Hethitische Kunst und Kultur« und nahm in Bonn an einem Empfang teil, den der Herr Bundes-
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Präsident anläßlich des Staatsbesuches des pakistanischen Staatspräsidenten A j u b Khan gab. Wiederholte Reisen nach Bonn, Bad Godesberg und Frankfurt galten Dienstgeschäften in Ministerien, Besprechungen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie Unterredungen mit den Herren der Römisch-Germanischen Kommission. Zur Teilnahme an Konferenzen des Internationalen Aktions-Komitees zur Rettung der Denkmäler in Nubien (UNESCO) reiste er nach Paris, Köln und Bonn. Er nahm außerdem teil an Unterredungen über die von einem Theaterneubau bedrohten Kaiserthermen in Trier, am Deutschen Orientalistentag in Göttingen, an der Jahressitzung der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München, an einer Verwaltungsratssitzung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz sowie an einer Gesamtsitzung der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und war bei den Beisetzungsfeierlichkeiten für R. Herbig in Rom und für E. Buschor in Breitbrunn zugegen. Im November weilte der Präsident drei Wochen im Vorderen Orient. Sein dortiger Aufenthalt diente Besprechungen bei der Abteilung Istanbul, Verhandlungen mit Fachkollegen in Beyrouth und der Besichtigung neuerer vom libanesischen Antikendienst ausgeführter Grabungen sowie der Erledigung verschiedener dienstlicher Geschäfte in Kairo. Der I. Direktor reiste, nachdem er vom Präsidenten in seinen neuen Aufgabenbereich eingeführt worden war, im Oktober nach Bonn, um Antrittsbesuche im Bundesministerium des Innern zu machen und Verhandlungen zu führen. Er vertrat im November den Präsidenten während dessen Abwesenheit und begab sich im Dezember zur Winckelmannsfeier nach Madrid, um dort einen Vortrag zu halten. Herr H. B. Jessen besuchte im Oktober die Orte Uppsala, Stockholm, Lund und Kopenhagen, um insbesondere in den dortigen Bibliotheken und Museen den Tauschverkehr der Institutsbibliothek zu fördern. Herr H. Weber verhandelte im September in München mit Autoren und Druckereien. Das Fehlen eines für Vortragsveranstaltungen geeigneten Saales im Institut wirkte sich auch in diesem Jahr als bedauerlicher Nachteil aus, der es erzwang, den Kreis der eingeladenen Gäste klein zu halten. Es sprach am 4. Juli Herr Bahadir Alkim, Professor an der Universität Istanbul, über »Untersuchungen über den Steinbruch und die Bildhauerwerkstatt aus dem 2. und 1. Jahrtausend v. Chr. in Yesemek bei Zincirli«; am 14. November sprach auf Einladung des Instituts und der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin Herr L. Vanden Berghe, Professor an der Reichsuniversität Gent, über »Neuentdeckte achämenidische und sasanidische Denkmäler in Süd-Iran«. Am 7. April fand im Institutsgebäude anläßlich der Tagung der Koldewey-Gesellschaft ein Empfang statt. Vom 28. bis 30. April versammelten sich zahlreiche, insbesondere jüngere Fachkollegen in Berlin zu einem Archäologen-Treffen. Vom 11. bis 14. Juni weilten die neugewählten Stipendiaten J. Christern, G. Daltrop, H. P. Laubscher, G. Neumann, M. Restle, H. von Steuben, O.-K. Werckmeister und J. Deininger (Stipendiat der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik) bei der Zentraldirektion zur Besprechung und Vorbereitung ihrer am 1. Oktober anzutretenden Reise. Der im Institut zu Gast weilende Herr Di Vita berichtete ihnen über seine neuen Ausgrabungen im südöstlichen Sizilien. Nach Abschluß der Besprechungen besuchten die Stipendiaten gemeinsam das PergamonMuseum, das Antiken-Museum in Charlottenburg sowie das Schloß Glienicke. Folgende Veröffentlichungen des Instituts wurden ausgeliefert: Archäologisches Jahrbuch und Anzeiger 75, 1960 mit der Bibliographie 1959; V. Milojcic, Die prähistorische Siedlung unter dem Heraion. Grabung 1953 und 1955. Samos I; E. Buschor, Altsamische Standbilder, Heft 5; Takht-i-Suleiman. Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen 1959. Teheraner Forschungen I; E. Nash, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, Bd. I; L. Malten, Die Sprache des menschlichen Antlitzes im frühen Griechentum; P. Franke, Die antiken Münzen von Epirus (herausgegeben zusammen mit der Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik), Bd. I.
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Für den Druck der Dissertationen der folgenden Stipendiaten wurden Beihilfen gewährt: H. Bartels (Studien zum Frauenporträt der augusteischen Zeit), H. Oehler (Untersuchungen zu den männlichen römischen Mantelstatuen. Teil I : Der Schulterbauschtyp), R. Opificius (Das altbabylonische Terrakottarelief. Untersuchungen zur Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie 2), K . Tuchelt (Griechische Tierkopfgefäße), O. K . Werckmeister (Der Deckel des Codex Aureus von St. Emmeran). In Vorbereitung befanden sich: Archäologisches Jahrbuch und Anzeiger 76, 1961 mit Bibliographie i960; R . H o r n , Hellenistische Bildwerke. S a m o s I I ; O. Rubensohn, Das Delion von Paros; F. Goethert-H. Schleif, Der Athenatempel von Ilion. Denkmäler antiker Architektur, Bd. X ; E. von Mercklin, Antike Figuralkapitelle; E. Nash, Bildlexikon zur Topographie des antiken Rom, Bd. I I ; A. M. Mansel, Die Ruinen von Side. Für Ausgrabungen im Kerameikos, in Samos, Pergamon, Amada, A b u Mena, Takht-iSuleiman und in Centcelles stellte die Zentraldirektion größere Mittel zur Verfügung und förderte außerdem die Arbeiten zur Fortführung des Sarkophag-Corpus, der Sylloge Nummorum, der Realbibliographie, der Neuherausgabe von Helbig-Amelung, »Führer durch die Öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom« und des Publikationsunternehmens »Das römische Herrscherbild«. Weiter wurde finanzielle Unterstützung gewährt für Untersuchungen W. Deichmanns zur frühchristlichen Kunst (Repertorium der frühchristlichen Sarkophage; Spätrömische Zentralbauten; San Vitale). ABTEILUNG ROM: Die Abteilung erlitt durch den plötzlichen Tod ihres I. Direktors, R. Herbig, am 29. September einen schweren Verlust. Die Beisetzung fand auf dem protestantischen Friedhof in Rom am 2. Oktober in Anwesenheit des Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts, der Deutschen Botschafter in Rom, die am Grabe sprachen, und zahlreicher Kollegen und Freunde aus Deutschland und Italien statt. Th. Kraus trat am 19. Mai, zunächst kommissarisch beauftragt, seinen Dienst als II. Direktor an; seine endgültige Ernennung erfolgte am 13. Juli 1961. Seit 1. August arbeitet E. Meinhardt im Werkvertrag auf dem Gebiet der Alten Geschichte und Epigraphik, U. Rüdiger seit 1. September ebenfalls im Werkvertrag als wissenschaftliche Hilfskraft in der Photoabteilung. Nach Abschluß des Vorvertrages zwischen dem Bundesministerium des Innern und der Evangelischen Kirche in Deutschland konnte Mitte Februar mit den Abbrucharbeiten in der Via Sardegna begonnen werden. Sie waren vor Jahresmitte abgeschlossen. Nach den im Juli vorgenommenen Ausschreibungen wurde der Auftrag für die Rohbauarbeiten am 16. September vergeben. Die Bauarbeiten, Erdaushub für Fundamente und zweiten Keller, Unterfundierung des Nachbargebäudes, begannen am 20. September. Mit der Plattengründung konnte noch vor Jahresende angefangen werden. Die Ausschachtungsarbeiten stießen in der Westecke der nördlichen Schnittwand zur Via Sardegna auf die bereits 1912 angetroffene römische Straße (vgl. RM. 28, 1913, 92 ff. Abb. 2). Der Schnittbefund ist aufgenommen worden. Der I. Direktor weilte vom 17. bis 22. März in Pompeji zur Einleitung der Untersuchungen in der Casa del Fauno und besuchte anschließend die Grabungen H. Schlägers an der Stadtmauer in Paestum. A m 14. April besichtigte er erneut die Pompeji-Grabung. Im Juli reiste er zu den Sitzungen der Zentraldirektion nach Deutschland. Th. Kraus fuhr zusammen mit W . Fuchs am 6. Juni zur Auflösung der Grabung nach Rusellae. A m 2. und 3. Dezember besuchte er die Grabung H. Schlägers in Paestum und fuhr am 6. Dezember zu dienstlichen Besprechungen nach Berlin. W . Fuchs kehrte am 14. Januar von seiner im Dezember des Vorjahres begonnenen Reise zur Vorbereitung des Fundberichtes über Sizilien zurück. Vom 23. bis 27. Oktober weilte er in Florenz, um ein nachgelassenes Manuskript von R. Herbig zu überprüfen.
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H. Riemann vertrat das Institut beim I. Convegno degli Studi sulla Magna Grecia in Tarent vom 4. bis 8. November. A. Tschira und F. Rakob führten vom 15. März bis 15. Juni in der Casa del Fauno in Pompeji eine Schichtgrabung durch. H. Schläger unternahm im Frühjahr und im November und Dezember Untersuchungen an der Stadtmauer von Paestum. Vom 13. Januar bis 25. März wurden in Rom öffentliche Führungen veranstaltet; der alljährliche Pompejikurs fand vom 10. bis 20. Mai statt. Der I. Direktor hielt am Palilientag 1961 auf Einladung des Deutschen Botschafters am Quirinal, Dr. M. Klaiber, in dessen Sitz, Villa Almone, einen Vortrag über »Schön wie von der Hand der Grazien. Der sogenannte Dritte Stil in der Pompejanischen Wandmalerei«. Am 23. Februar sprach er in der Pontificia Accademia Romana di Archeologia über »Phersu«. In einer Arbeitssitzung im Institut am 2. Februar berichtete W. Fuchs über Neufunde in Sizilien. Wegen der bekannten Raumbeschränkung im Ausweichquartier, Palazzo Torlonia, fanden keine Adunanzen statt. Ausgeliefert wurde Beiheft 4 der Römischen Mitteilungen: R. Neumann—B. Neutsch, Palinuro II. Im Druck befinden sich Band 68, 1961 der Römischen Mitteilungen sowie folgende Beihefte: H. P. von Blanckenhagen—Chr. Alexander, The Paintings from Boscotrecase. R. Lullies, Vergoldete Terrakotta-Appliken aus Tarent. — In Vorbereitung befindet sich: W. Fuchs, Das Reiterrelief Albani. —Als 1. Heft der Bilderhefte des Deutschen Archäologischen Instituts Rom ist im Druck: R. Herbig, Nugae Pompeianorum. —• Der Druck des I. Bandes des Helbig-Führers hat begonnen. — Das Zeitschriftenverzeichnis ist abgeschlossen und wird für den Druck redigiert. Der Realkatalog und die Sachkartei sind wesentlich gefördert worden. Am 16. Juni besuchte der Herr Bundesminister des Innern, Dr. G. Schröder, mit seiner Gattin und seinem persönlichen Referenten Dr. Simon das Institut. Er wurde mit seiner Begleitung am 18. Juni vom I. Direktor in Tarquinia und Tuscania, am 19. Juni von Th. Kraus in Tivoli und am 20. Juni von H. Riemann in Ostia antica geführt. Ferner beehrten das Institut mit ihrem Besuch am 8. November Herr Ministerialdirektor Hagelberg vom Bundesministerium des Innern, am 14. Dezember Herr Botschafter Dr. H. van Scherpenberg und am 22. Dezember Herr Staatssekretär Anders vom Bundesministerium des Innern. A B T E I L U N G A T H E N : Der Referent der Kommission für Alte Geschichte und Numismatik, Chr. Habicht, kehrte am 31. März nach Deutschland zurück. Als neuer Referent der Kommission wurde P. R. Franke, der am 2. September in Athen eintraf, der Abteilung zugeteilt. Am Ende der Berichtszeit trat der II. Direktor, D. Ohly, in den Dienst des Landes Bayern als Direktor der Antikensammlungen München über. Der I. Direktor weilte vom 15. 1. bis 18. 2. und vom 24. 6. bis 3. 8. zu Sitzungen der Zentraldirektion und Besprechungen in Deutschland, die übrige Zeit in Griechenland, vornehmlich in Athen. Reisen führten ihn nach Thessaloniki zur Teilnahme an der Hundertjahrfeier der Universität, ferner nach Samos, Paros, Joannina-Dodona, in die Peloponnes bis Pylos und zu wiederholten Malen nach Olympia. Auf Samos überbrachte er am 2. Juni E. Buschor die Glückwünsche der Abteilung zum 75. Geburtstag. In Olympia leitete er die Arbeiten, führte Gäste und Stipendiaten in den Magazinen des Grabungshauses; am 22. Juni hielt er bei der vom Deutschen Olympischen Komitee aus Anlaß der StadionWiederherstellung veranstalteten Feier eine Ansprache; am 29. 4. war er der Gastgeber bei der Grundsteinlegung der vom Altbundespräsidenten Th. Heuss im Jahre 1956 gestifteten Krankenstation. Der II. Direktor, D. Ohly, führte während der Abwesenheit des I. Direktors die Institutsgeschäfte und leitete die Ausgrabungen im Kerameikos. In Zusammenarbeit mit
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J. Stinis fertigte er eine steingerechte Aufnahme des Grabbaus von Helleniko an. Auf Einladung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus begab er sich in der zweiten Augusthälfte nach München zu Besprechungen über die Neugestaltung der Glyptothek. Der I. Referent, D. Schulz, widmete sich der Redaktion der Institutspublikationen und betreute Reisende und Gäste. Er führte auf der Akropolis, veranstaltete Exkursionen in Attika und nach Megara, Isthmia, Perachora, Euböa. Er hielt sich einige Tage in Herakleion auf, um wegen der Arbeiten am Corpus kretisch-mykenischer Siegel zu verhandeln. Vom 15. November bis 3. Dezember führte er Verlagsbesprechungen in Berlin, Mainz und Stuttgart. Die Referentin I. Kleemann trat am 20. 2. eine Reise nach dem Vorderen Orient, Iraq, Syrien und Libanon, an, für die ihr ein Sonderurlaub bewilligt worden war. Im Juli und Oktober fuhr sie zur Erledigung von Desideraten und zu eigenem Studium nach Paros. Der Referent für die Photoabteilung, J. Dörig, unternahm Reisen nach Keos, Ägina, Sparta, Gythion, Pylos, Pella und Nikopolis, um dort Arbeiten für das Photoarchiv durchzuführen. Er veranstaltete gelegentliche Führungen in Athen und Attika. Der Referent für Bauforschung, A. Mallwitz, war vorwiegend in Olympia beschäftigt, wo er an der Aufnahme des Stadions arbeitete, dessen Wiederaufbau vorbereitete und überwachte, in der Altis einige Bauglieder zusammenbrachte und im Grabungsmagazin die Dachterrakotten ordnete. Er beaufsichtigte die Bauarbeiten am Grabungshaus und an der vom Altbundespräsidenten Th. Heuss gestifteten Krankenstation. Ferner unternahm er Exkursionen nach Bassai, Samikon, Kyparissia, Zakynthos, Thermos, Stratos. In Athen stellte er ein Programm für Reparaturen am Institutsgebäude auf und überwachte die Arbeiten in der Zeit vom 1. bis 17. Oktober. Der Referent der Kommission für Alte Geschichte und Numismatik, Chr. Habicht, ordnete das Archiv von Abklatschen. P. R. Franke reiste zu epigraphischen und numismatischen Studien nach Epirus, Thessalien, Epidauros und Olympia. In Epidauros prüfte er zusammen mit W . Peek die epigraphischen Bestände im Heiligtum und Museum; in Olympia suchte er im Hinblick auf eine spätere Veröffentlichung einen Überblick über die Münzfunde der letzten Grabungen zu gewinnen. Das Winkelmannfest wurde am 11. Dezember in Anwesenheit I. I. M. M. des Königs und der Königin von Griechenland, der Prinzessin Irene von Griechenland, des Botschafters der Bundesrepublik und des Schweizer Botschafters sowie zahlreicher Gäste begangen. Der I. Direktor gab einleitend einen Überblick über die Ausgrabungen des Instituts und die wichtigsten Funde. In dem anschließenden Festvortrag faßte der II. Direktor die topographischen und historischen Ergebnisse der letzten Grabungen im Kerameikos zusammen. Am 15. Dezember trug W. Fuchs aus Rom seine Gedanken zum Reiterrelief Albani vor deutschen und befreundeten Fachgenossen vor. Einen größeren Kreis von Fachgenossen und Freunden der Abteilung lud der I. Direktor zu einem Musikabend am 27. April ein. Die Arbeiten in Olympia und im Kerameikos waren während des ganzen Jahres im Gange. Die Hauptarbeit in Olympia galt der Wiederherstellung des Stadions. In der Laufbahn wurde das geplante Kanalsystem angelegt, die in der Verfallszeit in Unordnung geratene antike Wallschwelle und Wasserrinne wurden wieder ausgerichtet. Zu der vom Deutschen Olympischen Komitee organisierten Feier vom 22. und 23. Juni war die westliche Hälfte des Stadions bis auf die Bepflanzung fertiggestellt, für die weitere Wiederherstellung sind noch Geldmittel nötig, um deren Beschaffung das Deutsche Olympische Komitee bemüht ist. Ausführlich — mit Abdruck der Ansprachen — ist im Augustheft der Schweizer Monatshefte über die Feier berichtet worden. Auch die Restaurierung der Funde vom Vorjahr nahm ihren Fortgang, nachdem R. Kuhn Anfang Juni als Gast des Olympischen Komitees in Olympia eingetroffen war. Indessen fügte ein schwerer Sturm dem Grabungshaus am 25. Juli großen Schaden zu. Das bereits schadhafte Dach wurde vollends
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abgedeckt, der wolkenbruchartige Regen drang bis ins Erdgeschoß. Erst nach seiner Wiederherstellung war wissenschaftliches Arbeiten im Grabungshaus wieder möglich. Der Ausgrabungsleiter begann mit der Vorbereitung des VIII. Berichts; W. Schiering konnte die letzten Vorarbeiten zu der von ihm übernommenen Veröffentlichung des keramischen Befundes der Phidias-Werkstatt zum Abschluß bringen. Im Auftrag von F. Krauss, der den Zeustempel neu veröffentlichen wird, fertigen P. Grünauer und W. Middelberg, unterstützt von K. Thelen, im Herbst einen Plan der Werkstücke des Tempels in ihrer jetzigen Lage. Als neuer Mitarbeiter ist H. Bartels seit Mitte Oktober mit der Inventarisierung der Bronze- und Terrakottafunde vom Vorjahr und anderen Arbeiten beschäftigt. Im Kerameikos setzt G. Gruben seine Aufnahme des Dipylon- und Pompeion-Geländes fort. Abgeschlossen wurden eine Nachgrabung auf der Stadtseite des Dipylon sowie die 1959 begonnene Untersuchung des stadtseitigen Vorgeländes des Pompeion. Die noch verschüttete Südecke der Pompeion-Hallenwand und ihre Umgebung wurden freigeräumt, die Uberbauungen des Pompeion aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. entfernt. Zur Sicherung der Ruine und des Vorgeländes wurde eine Schutzmauer errichtet, die aber den schweren Regenfällen Anfang Dezember nicht gewachsen war und verstärkt werden mußte. — Die Erforschung des 1958 enteigneten Geländes wurde mit dem Querschnitt durch die Akademiestraße eingeleitet, der einen Einblick in die Geschichte der Straße bis zur Spätzeit ergab. Die Straße hatte eine Mindestbreite von 38 m, unumgänglich waren große Erdbewegungen. Bei gleicher Gelegenheit wurde der Grabbau der Lakedämonier steingerecht aufgenommen und restauriert. — Im Anschluß an R. Eilmanns Ausgrabung des Kinderfriedhofs wurde mit Rücksicht auf die von K. Vierneisel vorbereitete Publikation der Grabfunde des 5. Jahrhunderts eine Ergänzungsgrabung durchgeführt. Zahlreiche Gräber aus dem S.Jahrhundert wurden aufgedeckt, der sogenannte Querweg geklärt. — Ende Oktober begann die Ausgrabung des Nordabschnitts der Heiligen Straße, die bald wichtige Ergebnisse und Einzelfunde brachte; erwähnt seien ein pflanzliches Akroter und zwei wohl erhaltene Grabstelen aus dem 574. Jahrhundert. Dargestellt ist auf der einen Stele eine stehende Frau mit Spiegel, auf der anderen eine Priesterin mit einem großen Schlüssel. —• Mit Nachdruck wurden auch die Restaurierung und Ausstellung der Funde betrieben. Dieser Aufgabe im Museum widmete sich H. Karydi; weitere Mitarbeiter waren A. Kubanek und als Archäologen J. Perlzweig, M. Stern, B. Schlörb, G. Schmidt und K. Vierneisel. Im Heraion auf Samos wurde in zwei Kampagnen gegraben, die von Ende Mai bis Ende Juni und vom September bis in die zweite Oktoberhälfte dauerten. Die Leitung hatte E. Buschor, Mitarbeiter waren O. Ziegenaus, E. Homann-Wedeking, U. Jantzen und G. Kopeke. Gegraben wurde an dem bisher als 'Odeon' bezeichneten archaischen Bau im Nordosten des Bezirks, im Herbst in einer schon als fundreich bekannten Schwemmschicht im Süden des Heiligtums. Dabei kamen neben mehreren ägyptischen figürlichen Bronzen und anderen Importstücken zwei ausreichend erhaltene kostbare Holzfiguren aus archaischer Zeit ans Licht, wohl Darstellungen der samischen Hera. Die Grabung in Thessalien wurde in der Berichtszeit nicht fortgeführt. Mit der Bearbeitung der Funde im Museum von Larissa waren H. Hauptmann und Y. Mottier von September bis November beschäftigt, während H. Schneider seine geologischen Untersuchungen im Gelände fortsetzte. Die Bibliothek der Abteilung verzeichnet 700 Zugänge. Die Ordnung des alphabetischen Verfasserkatalogs nahm ihren Fortgang. Die Negativ-Sammlung der Photo-Abteilung wurde um 1128 Aufnahmen bereichert; 1209 Aufnahmen aus der Hege-Sammlung wurden inventarisiert und eingegliedert. Dazu wurden 2239 Aufnahmen aus anderen Sammlungen bezogen. Erschienen sind der VII. Bericht über die Ausgrabungen von Olympia, der die Jahre 1956 bis 1958 umfaßt, sowie die Monographien: H. Gropengiesser, Die pflanzlichen Akrotere klassischer Tempel, und Chr. Karusos, Aristodikos, in deutscher und griechischer Ausgabe.
viri RÖMISCH-GERMANISCHE
KOMMISSION,
FRANKFURT/MAIN:
Ein
ausführ-
licherer Tätigkeitsbericht des Frankfurter Instituts für das Rechnungsjahr 1961 ist veröffentlicht im 42. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 1961 (Berlin 1962). Personal: I. Direktor W . Krämer, II. Direktor W . Schleiermacher, Kustos W. Wagner, Wissenschaftlicher Rat F. Maier, Referent O. Rochna, Wissenschaftlicher Mitarbeiter H. Voss. Außerdem waren 11 Damen und Herren im Werkvertrag bzw. Privatdienstvertrag zeitweise als Helfer bei den wissenschaftlichen Unternehmungen der Kommission tätig. Die Jahressitzung 1961 der Kommission fand am 5. und 6. Januar in Frankfurt statt. Anwesend waren die Herren W . Asmus, G. Bersu, K . Bittel als Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts, K . Böhner, W . Dehn, M. Geizer, H. Jankuhn, S. Junghans, K . Kersten, W. Krämer als Vorsitzender, O. Kunkel, H. Möbius, H. Nesselhauf, Oberregierungsrat Dr. Petersen als Vertreter des Herrn Bundesminister des Innern, H. von Petrikovits, W . Schleiermacher, K . Schwarz, E. Sprockhoff, A. Tschira, W . Unverzagt, J. Werner. Entschuldigt hatten sich die Herren H. Eiden, W. Haarnagel und A. Stieren. Ein Reisestipendium wurde nicht verliehen. Die Kommission wählte 11 Gelehrte aus ihrem Arbeitsgebiet zu Ordentlichen und 29 Gelehrte zu Korrespondierenden Mitgliedern des Deutschen Archäologischen Instituts. Über Probleme, die im Zusammenhang mit der Grabung in Manching stehen, hielt W . Krämer Vorträge in Hagenau zum I l l e Colloque Archéologique International RhôneRhin, in Brüssel im Centre National de Recherches Archéologiques en Belgique und in Marburg zur Winckelmannfeier des Archäologischen Seminars der Universität. Über Ringwallforschungen in Deutschland referierte er in den Archäologischen Seminaren der Universitäten Löwen und Gent. Außerdem sprach er auf Einladung der Stadt Kempten zur Eröffnung der Römischen Sammlung Cambodunum. Er nahm am 17. und 18. Juli an der Sitzung des Comité Exécutif der Union Internationale des Sciences Préhistoriques et Protohistoriques in Dublin und in der Zeit vom 17. bis 22. Juli an der Exkursion zu Ausgrabungen und Bodendenkmälern in Irland teil. Auf der Rückreise von Irland besuchte er das Britische Museum in London. Vom 31. Juli bis 16. September leitete er die Grabung in Manching. Kürzere Dienstreisen in Deutschland galten dem Studium von Museen, dem Besuch wissenschaftlicher Veranstaltungen und Ausgrabungen, dem Gedankenaustausch mit Kollegen, der Vorbereitung von Publikationen der R G K und der Teilnahme an Sitzungen und Konferenzen. W. Schleiermacher unternahm zahlreiche Reisen in Deutschland zur Beratung provinzialrömischer Forschungsvorhaben und Ausgrabungen und zur Teilnahme an Sitzungen und Konferenzen. Hervorgehoben seien die Bauaufnahme der römischen Stadtmauer in Boppard, die Ausgrabungen der spätantiken Kastelle in Alzey, Altrip und Pachten und die Besprechungen über die Erhaltung des Kastellgeländes in Welzheim und die Errichtung eines Limesmuseums in Aalen. Die fünfte Grabungskampagne in dem keltischen Oppidum von Manching wurde am 31. Juli begonnen und am 19. Oktober 1961 abgeschlossen. Den größten Teil der Mittel verdanken wir wiederum der Deutschen Forschungsgemeinschaft. — Anschließend an die Grabungsfläche von 1957 wurden insgesamt 1950 qm Gelände untersucht. Die Aufarbeitung der Funde aus den früheren Grabungen konnte wesentlich gefördert werden. Mit den Mitgliedern des Ausgrabungsstabes Manching unternahm W. Krämer eine zweitägige Studienfahrt zu keltischen und römischen Denkmälern im Gebiet zwischen Donau und Altmühl. In der gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum veranstalteten wissenschaftlichen Vortragsreihe wurden folgende Themen behandelt: am 13. Januar 1961 H. Schönberger (Saalburgmuseum) über »Neue Ausgrabungen am obergermanischen Limes«; am 23. Februar 1961 J. Mertens (Brüssel) über »Alba Fucens. Zehn Jahre belgische Ausgrabungen in den Abruzzen«; am 14. März 1961 I. A. Richmond (Oxford) über »Recent
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Discoveries in the Towns of Roman Britain«; am 19. Mai 1961 H. Klumbach (Mainz) über »Studien an römischen Helmen«; am 17. November 1961 J. Röder (Koblenz) über »Römische Steinbrüche in Ägypten«; am 15. Dezember 1961 C. J. Becker (Kopenhagen) über »Die Chronologie der vorrömischen Eisenzeit in Dänemark«. Die Vorträge fanden abwechselnd in Frankfurt und in Mainz statt. — Außerdem hatten wir die Freude, in Frankfurt noch Vorträge folgender Kollegen hören zu dürfen, die als Gäste in unserem Hause wohnten : im Januar 1961 J. Zeman (Prag) über »Frühgeschichtliche Forschungen in der Tschechoslowakei«; am 3. März 1961 M. France-Lanord (Nancy) über »La Sépulture Princière d'Arnegundis à Saint Denis«; am 2. Juni 1961 W. Coblenz (Dresden) über »Neuere Ergebnisse der Bodenforschung in Sachsen«; am 19. Juni 1961 A. Benac (Sarajevo) über »Probleme der neolithischen Chronologie«. Am 28. Februar 1961 veranstaltete die Deutsche Forschungsgemeinschaft in der Technischen Hochschule Darmstadt und im Dienstgebäude der RGK ein Kolloquium über die Anwendung moderner Dokumentationsmethoden in der Vorgeschichte, der Archäologie und in verwandten Disziplinen. Vom 30. Juni bis 1. Juli 1961 fand in unserem Hause eine außerordentliche Zentraldirektionssitzung statt, der eine Direktorenkonferenz und eine Sitzung des Engeren Ausschusses des Deutschen Archäologischen Instituts vorangingen. Neuerscheinungen: Germania 39, 1961 Heft 1/2 und Heft 3/4; 41. Bericht der RömischGermanischen Kommission i960 (1961). — Im Druck befinden sich außer den neuen Jahrgängen der beiden Zeitschriften zwei Bände der Römisch-Germanischen Forschungen, ein Band der Germanischen Denkmäler der Völkerwanderungszeit, zwei Bände der Limesforschungen, drei Bände der Serie Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland und ein Band der Serie Die Ausgrabungen von Haithabu. Anfang November 1961 wurde im Garten des Dienstgebäudes mit der Grundaushebung für den Bibliothekserweiterungsbau begonnen. — Der Bücherzuwachs betrug in der Berichtszeit 568 Einzelschriften und 1437 Zeitschriftenbände. W. Wagner erstellte ein neues Zeitschriftenverzeichnis der Bibliothek, das zum Druck gegeben wurde. In der Berichtszeit sprachen 252 auswärtige Besucher bei der Kommission und bei der Ausgrabung in Manching vor. A B T E I L U N G I S T A N B U L : Am 27.1. wurde der bisherige I I . Direktor H. Luschey von der Zentraldirektion zum I. Direktor der Abteilung Teheran und in der Sitzung am 2. 7. der bisherige wissenschaftliche Referent W. Müller-Wiener zum II. Direktor der Abteilung Kairo gewählt. H. Luschey schied am 13. Mai, W. Müller-Wiener am 31. 12. aus der bisherigen Tätigkeit bei der Abteilung aus. Ferner waren Th. Beran als Referent für Vorderasiatische Archäologie und K. Tuchelt als Assistent tätig; als Verwaltungsangestellter arbeitete R. Weimer, als Sekretärin M. Turmak, als Photograph P. Steyer. Mit Werkverträgen waren beschäftigt : Chr. Grunwald für den Sachkatalog bis 30. 4., S. Onurkan für Hilfsarbeiten in der Bibliothek, W. Kleiss vom 8. 5. bis 15. 6. für Vorarbeiten zur Publikation von Aizanoi und vom 5. 10. bis 15. 12 für die Bearbeitung der Takht-i-Suleiman-Grabung.
Der I. Direktor, R. Naumann, unternahm vom 16. bis zum 18. 1. eine Orientierungsfahrt nach Didyma, Ende Januar nahm er an der Zentraldirektionssitzung in Berlin und Anfang April an der Tagung der Koldewey-Gesellschaft in Berlin teil, auf der er zwei Vorträge hielt. Vom 7. bis zum 9. 6. führte er Besprechungen in Ankara und fuhr Ende Juni zur Zentraldirektionssitzung nach Frankfurt. Anschließend reiste er mit einigen Expeditionsteilnehmern mit einem VW-Bus nach Persien, wo er bis zum 17. 9. die Ausgrabungen in Takht-i-Suleiman und Zendan-i-Suleiman leitete. Am 21. 9. hielt er einen Vortrag in Teheran und kehrte am 22. 9. nach Istanbul zurück. Vom 1. bis zum 3. 10. weilte er zu
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dienstlichen Besprechungen mit dem Präsidenten in Rom, anschließend unternahm er eine Inspektionsreise an die kleinasiatische Westküste und besprach sich mit Herrn Drerup in Didyma über die Wiederaufnahme der Grabung. Vom 19. bis zum 22. 10. nahm er am VI. Kongreß der Türkischen Geschichtskommission in Ankara teil und hielt am 11. 12. den Vortrag zur Winckelmannfeier. Der II. Direktor, H. Luschey, reiste vom 9. bis 12. 3. zu Museumstudien nach Pergamon. Vom 4. 4. bis 1. 5. hielt er sich in Berlin auf, um die Übernahme der Abteilung Teheran vorzubereiten und Studien in den Berliner Museen zu betreiben. Am 13. 5. begab er sich an seine neue Wirkungsstätte in Teheran. K. Tuchelt besorgte die Redaktionsarbeiten und die Bibliothek und führte von Juli bis September die Institutsgeschäfte während der Abwesenheit der Direktoren. In den letzten Monaten begann er zusammen mit dem Photographen der Abteilung die Vorarbeiten für den Aufbau einer Photothek. Vom 19. bis 22. 10. nahm er am VI. Kongreß der Türkischen Geschichtskommission in Ankara teil. Während einer Reise in Anatolien vom 14. bis 24. 6. besuchte Th. Beran einige Grabungen und traf Vorbereitungen für die Bogazköy-Kampagne. Vom 23. 7. bis 13. 10. leitete er die Ausgrabungen in Bogazköy in Vertretung des Präsidenten. Vom 7. bis 20. 12. besuchte er verschiedene Museen und Ausgrabungsplätze in Syrien und Libanon. W. Müller-Wiener hielt sich vom 16. 1. bis 24. 1. und 9. bis 17. 3. zu Untersuchungen an mittelalterlichen Burgen in Jonien auf. Vom 6. 4. bis 6. 5. besuchte er Syrien und Libanon, teilweise als Urlaubsreise. Er war an den Grabungen in Milet von Anfang September bis Anfang November tätig. In Istanbul widmete er sich weiterhin Arbeiten zur Topographie der Stadt mit zahlreichen Stadtbegehungen. Die Abteilung unterstützte die folgenden wissenschaftlichen Unternehmungen: die Grabung in Takht-i-Suleiman durch die Teilnahme R. Naumanns; die Grabung in Milet durch Entsendung von W. Müller-Wiener; die Grabungen in Bogazköy durch die Abordnung von Th. Beran; die türkischen Ausgrabungen in Toprakkale und Qavustepe durch W. Kleiss, der nach Beendigung der Kampagne den Grabungsbefund aufnahm; ferner die Untersuchungen in Bithynien (F. K. Dörner) und Pergamon (E. Boehringer). Vorträge und Veranstaltungen: am 22. 2. Vortrag von R. Naumann über die Ausgrabungen in Takht-i-Suleiman mit anschließendem Empfang; am 14. 4. Vortrag von F. Brammer (Mainz) über »Die Wahl des Augenblicks in der griechischen Kunst«; am n . 12. Vortrag zur Winckelmannfeier von R. Naumann über »Feuerheiligtum und Palast in sasanidischer Zeit«; am 9.11. Empfang zum Abschied von H. Luschey und zu Ehren des in Istanbul weilenden Präsidenten. Von den Publikationen wurde fertiggestellt: Istanbuler Forschungen Band 21, K. Erdmann, Das anatolische Karawansaray des 13. Jahrhunderts. Im Druck befinden sich: Istanbuler Forschungen Band 22, K. Tuchelt, Tiergefäße in Kopf- und Protomengestalt — Untersuchungen zur Formengeschichte tierförmiger Gießgefäße; Istanbuler Forschungen Band 23, F. K. Dörner und Th. Goell, Arsameia am Nymphaios; Istanbuler Mitteilungen Band 11, 1961. Zum Satz gegeben wurde: Arif Müfid Mansel, Side, Führer durch die Ausgrabungen. In Vorbereitung befindet sich: W. Müller-Wiener, Denkmälerkatalog von Istanbul. Die Bibliothek ist um 723 Bände angewachsen. Die Raumverhältnisse im Institut wurden durch den natürlichen Zuwachs der Bibliothek, die im Aufbau befindliche Photothek und den wachsenden Mitarbeiterstab so beengt, daß keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht. Ein weiteres Gastzimmer mußte als zusätzlicher Bibliotheks- und Arbeitsraum umgestaltet werden, so daß nur noch vier Gastbetten zur Verfügung stehen. Nach Überprüfung zahlreicher Angebote von Häusern und Grundstücken konnte Ende des Jahres dem Bundesinnenministerium ein für den Neubau geeignetes Grundstück zum Erwerb vorgeschlagen werden.
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Die Station in Ankara erfreute sich häufiger Benutzung und bildet einen wichtigen Stützpunkt für die Arbeiten des Instituts. A B T E I L U N G K A I R O : Im Mai des Berichtsjahres verließ der Referent Th. Kraus die Abteilung, um sein neues Amt als II. Direktor der Abteilung Rom anzutreten. An seine Stelle trat als neuer Referent H. Schläger. W. Müller-Wiener, der in der Zentraldirektionssitzung im Juni zum II. Direktor der Abteilung Kairo gewählt wurde, verblieb für den Rest des Jahres bei seiner Abteilung in Istanbul, da seine Ernennung noch ausstand. Für die wegen Heirat im April ausgeschiedene Sekretärin H. Frömming wurde eine einheimische Kraft gewonnen, R. Assadourian. Der Verwaltungsobersekretär H. Kurtz verließ am 12. Mai Kairo und schied nach seinem Heimaturlaub aus dem Dienst der Abteilung aus. Sein Nachfolger, Regierungsinspektor G. Daue, konnte erst Anfang November seine Arbeit im Hause beginnen.
Beim Jahreswechsel 1960/61 befand sich die Ausgrabungsgruppe der Abteilung bereits in Amada/Nubien zu einer Kampagne, deren Hauptaufgabe die Aufnahme einer schon früher freigelegten römisch-nubischen Siedlung und eines großen C-Gruppenhauses bildete. An dieser Kampagne waren auch zwei österreichische Kollegen, K. Kromer und W. Ehgartner, beteiligt, die Erfahrungen für eine spätere eigene Unternehmung sammelten. Die Abschlußkampagne für Adama kann erst nach Bearbeitung der bisherigen Ergebnisse folgen. Großen Zeitaufwand erforderte während des ganzen Jahres die Mitarbeit des I. Direktors an dem Deutschen Nubien-Komitee und der Aufgabe, den Tempel von Kalabsha (Nubien) im Zug der Rettungsaktion für die nubischen Denkmäler zu verlegen. Nach mehrfachen Verhandlungen mit der Deutschen Wirtschaftsförderungs- und Treuhandgesellschaft in Frankfurt und mit dem Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts kam es Ende August zu Vertragsabschlüssen mit der Firma Hochtief, Essen/Aswan und mit den Architekten H. Steckeweh, Hannover und H. Wright, Damaskus. Im September begannen die Arbeiten, im November konnten die ersten Blöcke zu Schiff an einen Ort, 38 km vom alten Platz entfernt, transportiert und in der Nähe des späteren Hochdammes für den kommenden Wiederaufbau gelagert werden. Die Arbeiten wurden durch ein Zwischenhochwasser des Nil stark verzögert, konnten aber sonst programmgemäß durchgeführt werden. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung dieses Unternehmens mußte der I. Direktor mehrfach nach Deutschland und nach Aswan reisen. Im Mai 1961 begannen H. Schläger, M. Krause und zwei Mitarbeiter des Koptischen Museums mit der Aufnahme des Geländes bei den Basiliken von Abu Mena bei Alexandrien, wo im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts bereits C. M. Kaufmann Ausgrabungen durchgeführt hatte. Es wurden Sondagen und ein Schnitt durch einen der langgezogenen Hügel in der Umgebung vorgenommen, um festzustellen, ob es sich um Abraumhügel handelt. Im Laufe des Jahres wurden drei große Exkursionen unternommen. Die erste diente der Führung von sechs Stipendiaten und führte bis Aswan. Eine zweite Exkursion, an der F. Volbach, Rom, teilnahm, galt den Klöstern und christlichen Ruinen in Mittelägypten sowie den Oasen Khargeh und Dakhleh. Die dritte Exkursion unternahm Th. Kraus zusammen mit J. Röder, Koblenz, zu den Steinbrüchen und Stationen des Möns Claudianus. Im November reiste der Ägyptologe J. Settgast nach Luxor und von dort mit dem I. Direktor zu den Gräberfeldern von Nagga ed-Deir. Erwähnimg verdient noch eine Reise, die R. Herzog im März nach Khartum zur Beschaffung von Literatur, ferner zu Arbeiten im Museum und in der Umgebung unternahm. K. Brisch (Islamische Archäologie) reiste zweimal nach Jordanien und Syrien zum Studium dortiger Ruinen und zum Besuch der Museen. M. Krause war im November 1961 Teilnehmer
xri an einem Komitee der UNESCO, das über den Erhaltungszustand und Inhalt der gnostischen Papyri im Koptischen Museum berichten sollte. Bei der Jahrhundertfeier des Institut d'Egypte, vom 26. bis 31. 3. 61, wurden folgende Vorträge gehalten: der I. Direktor sprach über »Amada«, Th. Kraus über »Une Représentation Inédite de Sérapis Couché« und R. Herzog über »Die nubischen Bevölkerungsbewegungen seit dem Mittelalter«. Alle Angehörigen der Abteilung führten mehrfach wissenschaftliche Führungen durch, vor allem in den Museen von Kairo und im Pyramidenbereich, aber auch in Luxor, Abu Mena und Alexandrien. Im Berichtsjahr erschienen Band 17 der Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo und Band II der Chronik des Ibn ed-Dawadari, vorbereitet durch Salah ed-Din el-Munaggid. Die Abhandlungen des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo II, W. Kaiser, Negadekultur, und Band I und II der Koptischen Reihe, M. Krause—P. Labib, Die gnostischen Papyri von Nag Hamadi, befinden sich im Druck. Die Bibliothek der Abteilung wies einen Zugang von rund 2000 Nummern auf, außerdem wurden zahlreiche Publikationen im Tausch erworben. Während des Jahres 1961 konnte endlich das »Deutsche Haus« in Qurna, das 1957, nach 18 Jahren, wieder zurückgegeben worden war, innen und außen vollständig überholt werden; es hat neuen Putz und Anstrich erhalten. Die Licht- und Kraftstromanlagen und die Wasserleitung vom Wasserhaus am Fruchtlandrand sind mangels Stromzufuhr noch nicht erneuert worden. Die Bibliothek der Abteilung wurde, außer von den ständig im Hause wohnenden Gästen, von 264 Besuchern benutzt. Im Institutsgebäude in Kairo und im Deutschen Haus in Luxor haben während des Jahres insgesamt 104 Gäste Unterkunft und Betreuung erhalten. A B T E I L U N G M A D R I D : Der II. Direktor, W. Grünhagen, verließ am 29.8. Madrid, um sein neues Amt als I. Direktor bei der Zentraldirektion in Berlin anzutreten. —• Der designierte II. Direktor, R. Nierhaus, traf am 15. 11. in Madrid ein. — G. Klinnert wurde am 10. 7. zum Regierungsinspektor ernannt. •—• In der Berichtszeit waren außerdem an der Abteilung tätig: H. Schlunk als I. Direktor; H. Schubart als Referent für Praehistorische Archäologie ; Th. Hauschild als Referent für Baugeschichte ; F. Kaspar als Bibliothekarin; D. M. Noack als Photograph; G. Krause als Sekretärin. Mit einem Werkvertrag war H. G. Niemeyer zur Bearbeitung der römischen Keramik von Centcelles bis zum 30. 6. beschäftigt. Der I. Direktor nahm Ende Januar an der Sitzung der Zentraldirektion in Berlin teil und reiste am 6. 2. nach New York, wo er von Februar bis Mai Gastvorlesungen an der Columbia Universität abhielt. Vom 1. bis 10. 6. weilte er zu Besprechungen in Deutschland und fuhr Ende Juni zu der außerordentlichen Sitzung der Zentraldirektion nach Frankfurt. Vom 22. bis 26. 9. befand er sich in Oviedo, um auf dem dortigen Symposium über die Kultur des frühen Mittelalters einen Vortrag zu halten. Am 2., 6. und 7. 11. hielt er auf Einladung der Archäologischen Gesellschaft Basel und der Universität Wien Vorträge in beiden Städten. Von Anfang Oktober bis zum 17. 11. nahm er an den Ausgrabungen in Centcelles bei Tarragona teil. Der II. Direktor, W. Grünhagen, nahm die Institutsgeschäfte während der Abwesenheit des I. Direktors wahr und vertrat zusammen mit H. Schubart das Institut auf dem IX. Spanischen Kongreß für Klassische Studien. Zwischen dem 15. und 24. 4. führte er J. Kraemer, den Erlanger Ordinarius für Orientalistik, mit einer Studentengruppe in Madrid, Córdoba, Medina az-Zahra und Mulva. Während der zweiten April- und ersten Maihälfte hielt er sich in Andalusien auf, um die Kleinfunde aus Mulva im Museum von Sevilla zu studieren und die Frühjahrskampagne in Mulva einzuleiten.
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Der Referent für praehistorische Archäologie nahm vom 24. bis 28. 5. an der Tagung des Süd- und Westdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in Graz teil. Im Februar war er als Gast an der Ausgrabung von zwei Ganggräbern in Extremadura beteiligt. Er reiste zum Besuch von Museen und Geländedenkmälern, zu Besprechungen und zu Führungen nach Gerona, Barcelona, Tarragona, Valencia, Alicante, Murcia, Málaga, Soria, Santander, Oviedo und unternahm im August eine Studienreise durch Portugal, die ihn in die Museen und an die wichtigsten Grabungsplätze des Landes führte. Ferner untersuchte er vom 7. 4. bis 9. 5. die eisenzeitlichen Befestigungsanlagen des Montgó bei Denia. Der Referent für Baugeschichte nahm vom 4. bis 9. 4. an der Tagung der KoldeweyGesellschaft in Berlin teil und hielt dort einen Vortrag. Er war sowohl bei der Ausgrabung in Mulva im Mai als auch bei den Grabungen in Centcelles vom September bis zum November als Grabungsarchitekt tätig. Auf mehreren Reisen, im Februar, Juli und Dezember, überwachte er die laufenden Restaurierungen und Ergänzungszeichnungen in der Kuppel von Centcelles. Die Frühjahrskampagne in Mulva vom 22. 4. bis 18. 5. führte zur Aufdeckung eines weiteren Forumzuganges an der Südwestecke. Unter der Anlage des Forum aus dem 2. Jahrhundert konnten zwei frühere Bauphasen beobachtet werden, die in ihrem älteren Teil offenbar bis in das 1. vorchristliche Jahrhundert zurückreichen. Westlich vom Forum wurde eine Hallenanlage untersucht, deren verstürzte Ostmauer Fenster und Türen erkennen und auf einen zweigeschossigen Bau schließen läßt. Während der Herbstkampagne in Centcelles vom 20. 9. bis 8. 11. wurden im Gebiet westlich des Kuppelbaues Teile von Thermen aufgedeckt, die mit dem zentralen Baukomplex konstruktiv und zeitlich zusammengehen. Die Thermen geben einen Hinweis darauf, daß es sich um eine umfassendere Villenanlage handelt, die sich vermutlich weiter hangaufwärts nach Westen erstreckt. Untersuchungen im Kuppelraum ergaben, daß sich unter der K r y p t a eine weitere gewölbte Kammer befindet. Während der Säuberung der Fassaden des Kuppelbaues wurde eine Treppenanlage entdeckt. Gleichzeitig wurde auch der Achteckaufsatz des Kuppelbaues untersucht, wobei sich herausstellte, daß er neuzeitlich ist und daß darunter die Reste der alten halbkuppelförmigen Eindeckung erhalten sind. Die Öffnung und Reinigung von zwei großen Löchern am Fuße der Kuppel, die offensichtlich als Auflager für den Hauptbalken der Kuppeleinrüstung dienten, ergab auf dem Boden dieser Löcher Mengen von ungebrauchten Mosaiksteinchen und auch Mosaikrückstände, wodurch deutlich wird, daß die Mosaiken oben in der Kuppel gesetzt worden sind. Die Grabung am Montgó bei Denia konzentrierte sich auf den Alto de Benimaquia, dessen Mauerzug mit den sechs vorspringenden Bastionen als eine einheitliche, gleichzeitig errichtete Anlage erkannt wurde. In der Innenfläche befand sich ein der Befestigung zugehöriger Siedlungshorizont, der eine vorläufige Datierung in das 5./4. vorchristliche Jahrhundert erlaubt. Der Charakter des Fundmaterials ist rein iberisch. Die höher am Montgó auf dem Pico del Aguila gelegenen Mauern besitzen keinerlei Bastionen, sondern zeichnen sich durch flankierende Mauersprünge aus. Die Funde — bemalte iberische Keramik mit geometrischen und pflanzlichen Mustern wie campanische Ware (B) — datieren diese Anlage in das 3-/2. vorchristliche Jahrhundert. Eine Siedlungskontinuität vom unteren, wohl nur kürzer bewohnten Platz zu der oberen, geräumigeren und sichereren Anlage darf vermutet werden. Im August wurde von Mitgliedern des Instituts für Baugeschichte der Technischen Universität Berlin unter Leitung von J. Schmidt der Palast von Santa Maria de Naranco aufgemessen und untersucht. Bei Beginn und Beendigung der Arbeiten waren H. Schlunk und Th. Hauschild zur Beratung der Architektengruppe in Oviedo anwesend. A m V I I . Nationalen Kongreß für Archäologie in Barcelona vom 10. bis 15. 9. nahmen H. Schlunk, Th. Hauschild und H. Schubart teil. H. Schlunk hielt ein Referat .über die
XIY Mosaikkuppel und Th. Hauschild über die Ausgrabungen von Centcelles, H. Schubart berichtete über die Grabungsergebnisse auf dem Montgo. Im Anschluß an den Kongreß besuchten der Director General de Bellas Artes, Herr G. Nieto, und 120 Mitglieder des Kongresses Centcelles und besichtigten die Kuppelmosaiken und die Ausgrabungen. Am 1. März hielt aus Anlaß des Jahrestages der Wiederöffnung der Abteilung Madrid H. Nesselhauf, Freiburg, einen Vortrag über »L'Etat Romain et le Christianisme au premier et deuxième Siècle«. — A m 18.12. hielt W. Grünhagen den Festvortrag zur Winckelmannfeier über das Thema »Anchiroë«, eine neue Nymphenstatue aus Munigua. Der 1. Band der Madrider Mitteilungen wurde ausgeliefert; der 2. Band befindet sich im Druck. Von den Madrider Forschungen sind im Satz die Bände I 3 : V. Leisner, Die Megalithgräber der Iberischen Halbinsel. Der Westen, und II: S. Hutter, Der römische Leuchtturm von La Coruna; Band III: K. Brisch, Die Fenstergitter und verwandte Ornamente der Hauptmoschee von Cördoba. Eine Untersuchung zur spanisch-islamischen Ornamentik wird vorbereitet. Die Bibliothek hatte 597 Neueingänge von insgesamt 907 Bänden. Der geographische Katalog ist auf 2156 Titel angewachsen. Für die Serienpublikationen und Schriftenreihen wurde ein Katalog angelegt. •— Durch Tausch fanden die Madrider Mitteilungen eine Verbreitung auf 66 Bibliotheken in 59 Städten, davon 17 der Iberischen Halbinsel. Der Photograph führte mehrere Photo-Exkursionen durch und war an sämtlichen Grabungskampagnen beteiligt. 2978 Schwarzweiß-Aufnahmen und 790 Farbdias wurden hergestellt. Das Institut beherbergte in dem Berichtsjahr 41 Gäste. Die Stipendiaten B. Briesenick und O. K. Werckmeister wohnten und arbeiteten im Institut. Auf mehreren Reisen besuchten sie archäologische Denkmäler und hielten sich länger in Centcelles auf. A B T E I L U N G B A G H D A D : In der Abteilung arbeiteten im Jahre 1961: I.Direktor H. J. Lenzen und die Assistenten E. Strommenger (Mesopotamische Archäologie), J. van Dijk (Assyriologie), B. Kienast (Assyriologie), M. A. Brandes (Klassische Archäologie). Als Sekretärin war R. Fischer, als Verwaltungsobersekretär R. Wollmann und als Photograph W. Tschink tätig. Der Direktor leitete die Kampagne 1960/61 in Warka, die wie üblich, am 15. März abgeschlossen wurde. Am 18. Januar nahm er an der Sitzung der Zentraldirektion in Berlin teil und kehrte am 1. Februar in die Grabung zurück. Im März unternahm er eine Reise in den Norden des Landes, an der E. Strommenger, R. Wollmann und A. Falkenstein aus Heidelberg, G. Bruns aus Rom, I. Kleemann aus Athen, ferner der Stipendiat L. Trümpelmann teilnahmen. Im April besuchte der Direktor die amerikanischen sowie die englischen Grabungen in Nippur und in Nimrud. Im Anschluß verweilte er bei den irakischen Ausgrabungen in Hatra. Am 16. Juni verließ er Baghdad, um am Treffen der Thureau-DanginGesellschaft in Paris und an der Sitzung der Zentraldirektion in Frankfurt/Main teilzunehmen.
B. Kienast begann Anfang Juli mit einer Untersuchung der sogenannten 'Medischen Mauer'. Er förderte die Publikation der alt-babylonischen Urkunden aus Kisurra und die Bearbeitung der alt-babylonischen Tontafeln aus dem Palast des Sinkasid in Uruk. Im Mai besuchte der Präsident des Evangelischen Kirchenrates, Herr Stratenwert, das Institut. Der Direktor führte den Gast durch die Ruinen von Babylon. Im Oktober führte B. Kienast Mitglieder des Deutschen Evangelischen Instituts im Heiligen Lande durch Ruinenstätten im Süden des Landes und durch das Museum in Baghdad. Weitere Führungen verschiedener Institutsgäste nahmen E. Strommenger und M. A. Brandes wahr.
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Im März hatte das Institut die Ehre des Besuches des Britischen Botschafters in Baghdad, Sir Humphrey Trevellian, und des Deutschen Botschafters daselbst, Dr. von Bargen, der von Herrn Ministerialrat Rossig begleitet wurde. Die für den 15. Dezember in Aussicht genommene Winckelmannfeier konnte nicht abgehalten werden. B. Kienast hielt Vorträge im Goethe-Institut und im Spanisch-Arabischen Kulturinstitut in Baghdad über das Thema »A Short Story of Cuneiform Writing and Literature«. Es erschienen der XVII. Vorbericht über die deutschen Ausgrabungen in Uruk-Warka sowie Baghdader Mitteilungen Band 1, i960. Der XVIII. Vorbericht und Band 2 der Baghdader Mitteilungen sind im Druck. Die Bibliothek des Instituts erfreute sich eines Zuganges von 303 Nummern mit 490 Bänden. Als Stipendiaten des Instituts weilten L. Trümpelmann, M. A. Brandes und H. P. Laubscher im Lande. Sie nahmen an Führungen und an der Grabung des Institutes in Warka teil. Am 26. Dezember begann in Warka unter der Leitung des Direktors die Kampagne 1961/62, an der E. Strommenger, A. von Haller sowie M. A. Brandes und H. P. Laubscher als Stipendiaten teilnahmen. A B T E I L U N G T E H E R A N : Die Abteilung Teheran erscheint als Neugründung hier zum ersten Male, angekündigt im Jahresbericht des Deutschen Archäologischen Instituts i960 S. If. Diese Neugründung hat eine Vorgeschichte: Seit den Untersuchungen von F. Sarre und E. Herzfeld dokumentiert sich das Interesse der deutschen archäologischen und islamischen Forschung am Iran, von dem die Werke F. Sarre—E. Herzfeld, Iranische Felsreliefs (1910) und E. Herzfeld, Am Tor von Asien (1920), Iranische Denkmäler I (1932), sowie die Herausgabe der Archäologischen Mitteilungen aus dem Iran 1, 1929 bis 9, 1938 durch denselben Autor Kunde geben. Im Laufe der dreißiger Jahre setzten Bemühungen zur Gründung einer Zweigstelle des Deutschen Archäologischen Instituts in Iran ein. Infolge der damaligen Verhältnisse im Lande konnte die Gründung eines solchen Institutes in Teheran nicht vollzogen werden. Doch arbeitete W. Eilers im Auftrage des Instituts bis zum Jahre 1941 in dem in Isfahan errichteten Stützpunkt. Die deutsche Forschung hat ihr Interesse am Studium der archäologischen Probleme in Persien auch während des Krieges und immittelbar danach unter sehr erschwerten äußeren Bedingungen bekundet, wie das Werk K. Erdmanns, Die Kunst Irans zur Zeit der Sasaniden (1943), und verschiedene Aufsätze des gleichen Autors dokumentieren. 1957 besuchte E. Boehringer Teheran und nahm den ersten Kontakt mit den Kollegen der dortigen Universität auf. Im gleichen Jahre unternahmen W. Eilers, K. Erdmann und E. Kühnel in Iran eine Erkundungsreise im Auftrage des Präsidenten des Deutschen Archäologischen Instituts. Eine Ausgrabung am Takht-i-Suleiman, einem der großartigsten spätantiken Monumente Persiens, wurde damals bereits erwogen. 1958 unternahm H. H. von der Osten mit B. O. Almgren im Auftrage des Deutschen Archäologischen Instituts eine Vorexpedition zum Takht-i-Suleiman, erkannte die Bauanlagen am Zendan und hatte in Teheran eine Audienz bei S. M. dem Shah. Besprechungen mit Regierungsstellen in Teheran zielten auf die Erlangung einer Grabungserlaubnis für den Takht-i-Suleiman und auf die Gründung eines Archäologischen Instituts. Als künftiger Leiter dieses Instituts war H. H. von der Osten ausersehen, der über vielseitige Erfahrungen im Orient verfügte und dem das umfassende Werk »Die Welt der Perser« (1956) verdankt wird. Weitere Verhandlungen führte im Frühjahr 1959 K. Bittel, damals I. Direktor in Istanbul, in Teheran. Dabei konnte die offizielle Grabungserlaubnis für den Takht-i-Suleiman erwirkt und die Institutsgründung weiter vorbereitet werden.
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Die erste Kampagne am Takht-i-Suleiman fand im Sommer 1959 unter Leitung von H. H. von der Osten unter Mitarbeit von R. Naumann, H. Schläger, H. Oehler, B. O. Almgren und weiterer schwedischer Mitarbeiter statt. Sie galt der Freilegung des Feuertempels, der Aufnahme eines Gesamtplanes und den ersten Arbeiten am Zendan. Am 5. Oktober 1959 wurde von Präsident Boehringer in Teheran ein Haus in der Khiabane Razi 93 als Stützpunkt der Grabung und künftiges Institutsgebäude gemietet. Das Jahr i960 brachte einen schweren Rückschlag; am 2. Juli, kurz vor Beginn der Grabung, verstarb H. H. von der Osten in Uppsala. Die zweite Kampagne auf dem Takhti-Suleiman wurde dennoch vom Juli bis September von R. Naumann unter der Mitarbeit von W. Kleiss, H. Oehler und der Schweden C. Nylander und L. Gezelius sowie unter Mitwirkung iranischer Archäologen durchgeführt; es schloß sich im Jahre 1961 vom Juni bis Oktober eine dritte Kampagne mit den gleichen Teilnehmern an. Vom 3. bis 8. Oktober i960 besuchte Präsident Bittel Teheran, um weitere Schritte zur Institutsgründung zu unternehmen und H. Oehler mit Vorarbeiten zu beauftragen. In seiner Begleitung befand sich H. Luschey, damals II. Direktor der Abteilung Istanbul, der, einem alten Interesse für das Land folgend, eine dreiwöchige Studienreise in Iran unternahm. Diese Reise führte zu der Entdeckung eines Denkmals der Alexanderzeit, nämlich des Löwen von Hamadan, welcher als medisch oder parthisch verkannt worden war. Im Haushaltsjahr 1961 wurde die Abteilung Teheran erstmalig in den Gesamtetat des Instituts aufgenommen, mit einem Personalstand von einem I. Direktor, einem Referenten, einem Verwaltungsinspektor, einer Sekretärin und zwei Arbeiterstellen. Am 27. Januar 1961 wurde H. Luschey von der Zentraldirektion zum I. Direktor der Abteilung Teheran gewählt und am 28. April durch Erlaß des Bundesministers des Innern mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt. Am 13. Mai trat er seinen Dienst in Teheran an. Am 12. Juni erfolgte seine Ernennung zum I. Direktor durch den Herrn Bundespräsidenten. Die Referentenstelle wurde durch H. Oehler, der bisher im Werkvertrag tätig gewesen war, vom 1. Juli bis zum 1. Oktober besetzt. Vom 1. Oktober an übernahm L. Trümpelmann, der vom 15. Mai an im Werkvertrag für die Abteilung tätig gewesen war, diese Stelle. Die Stelle einer Sekretärin wurde vom 1. Mai an durch M. Ehlers besetzt, welche zugleich auch die Verwaltungsarbeiten zu erledigen hatte. Im Werkvertrag war ab 1. November D. Berndt mit Bibliotheksarbeiten beschäftigt. Die Genehmigung für die Institutsgründung, für die sich auf iranischer Seite besonders O. E . Neghaban eingesetzt hatte, wurde am 27. Juli 1961 vom Ministerrat der Kaiserlich Iranischen Regierung genehmigt und am 3. August 1961 durch eine Note des Kaiserlich Iranischen Außenministeriums an die Deutsche Botschaft offiziell mitgeteilt. Die Abteilung setzt sich eine umfassende Erforschung des Landes zum Ziel, von der Vorgeschichte über die historischen Epochen der Achaemeniden, der Alexanderzeit, der Seleukiden, Parther und Sasaniden und der islamischen Epoche unter besonderer Berücksichtigung der Frage der Beziehungen zum griechisch-römischen Kulturkreis, zu Anatolien und zum Westen überhaupt. Die ersten Erkundungen und Untersuchungen liegen auf dieser Linie; dazu gehören die Feststellung, daß der Löwe von Hamadan ein Denkmal der Alexanderzeit ist, Erkundungen in Hamadan-Ekbatana am 22. und 23. Juli und vom 5. bis zum 7. September gemeinsam mit L. Trümpelmann, mit dem Plane zu weiteren Untersuchungen am Orte und möglichst einer Grabung zusammen mit O. E . Neghaban vom Archäologischen Institut der Universität Teheran. Eine zweite Untersuchung zielt auf das vor den Toren Teherans liegende R a y y , das antike Raghes, das Alexander der Große bei der Verfolgung des letzten Achaemeniden berührte. Dort ist in den letzten 25 Jahren seit den Untersuchungen von E . F. Schmidt
XVII
durch eine Zementfabrik so viel Boden abgetragen worden, daß früher nicht sichtbare Bauwerke zutage getreten sind. Hier ließen sich mit Hilfe des unter deutscher Leitung stehenden Planungsamtes der Stadt Teheran Vermessungsarbeiten durchführen und ein Beitrag zur Geschichte der Mutterstadt Teherans leisten. Weiterhin wurden ein Monument in Bisutun, das nach den Beobachtungen von H. Oehler vielleicht ebenfalls Alexander dem Großen zuzuschreiben ist, und ein ebendort beim Straßenbau neu aufgetauchtes seleukidisches Heraklesrelief untersucht. Schließlich wurden der parthische Tempel in Kangavar, welcher der Zerstörung ausgeliefert ist, und die sasanidischen Denkmäler von Taq-i-Bostan untersucht. Die Arbeiten der Abteilung zielen auf eine Materialsammlung zu dem Thema: Iran und der Westen von Kyros bis Khosrau II. Die Grabung am Takht-i-Suleiman wurde vom I. Direktor in der Zeit vom 19. bis 22. Juli und durch L. Trümpelmann zwischen dem 2. und 4. September besucht. L. Trümpelmann unternahm außerdem am 19. 1 2 eine Studienreise nach Isfahan, Pasargadae, Persepolis und Schiraz, vor allem zum Studium der sasanidischen Felsreliefs. Der I. Direktor besuchte vom 10. bis 12. Oktober zusammen mit Stadtbaurat Schweer, dem Leiter des Stadtplanungsamtes Teheran, Quom und Isfahan. Vom 23. 10. an hielt er sich in Ankara auf, nahm dort an dem Kongreß der türkischen Geschichtsgesellschaft einschließlich einer Exkursion nach Gordion teil. Vom 3 1 . 10. bis zum 26. 1 1 . befand er sich in Istanbul zu Besprechungen mit dem Präsidenten und mit dem I. Direktor der Abteilung Istanbul sowie zur Durchführung seines Umzuges. Eine wesentliche Aufgabe für die junge Abteilung war der Aufbau der Bibliothek, welche ihren Schwerpunkt auf den Iran von der Vorgeschichte bis einschließlich der islamischen Kunst gelegt hat. Durch planmäßige Ankäufe und durch die Unterstützung der Zentraldirektion und der anderen Abteilungen konnte der Bücherbestand bis zum Ende der Berichtszeit auf 865 Bände gebracht werden; die Bibliothek hat die ersten Benutzer aufzuweisen. Die Einrichtung des Institutsgebäudes war eine weitere vordringliche Aufgabe. Das Haus der Khiabane Razi 93 ist eine Villa mit Garten, welche sich für die Institutszwecke einrichten ließ. Im Erdgeschoß befinden sich Räume für Bibliothek, Assistenten und Verwaltung ; im ersten Geschoß liegen das Direktionszimmer, ein weiteres Arbeitszimmer und ein Gästezimmer; das Dachgeschoß enthält drei weitere Räume. Im Keller befinden sich ein Depotraum, ein Frühstückszimmer, Küche und Nebengelasse; Terrassen und Garten erweitern die Benutzungsmöglichkeiten des Hauses. Die Veranstaltungen im Institut hatten zunächst noch keinen offiziellen, sondern persönlichen Charakter. Es wurden zu verschiedenen Gelegenheiten iranische Kollegen und Archäologen anderer Nationen eingeladen, wobei von H. Oehler über Takht-i-Suleiman und Zendan vorgetragen wurde. Am 21. September fand ein Vortrag von R. Naumann, Istanbul, über den Takht-i-Suleiman, am 27. September von H. W. Duda, Universität Wien, über persische Dichtung statt. Zur Winckelmannfeier trug der I. Direktor am 12. 12. den Jahresbericht vor, dem sich ein Vortrag von E. Boehringer über die AlexanderzugExpedition i960 vor zahlreich erschienenen iranischen und deutschen Gästen anschloß. Der I. Direktor vertrat das Institut in einem Komitee zur Vorbereitung des Kongresses für iranische Kunst und Archäologie, der im Jahre 1963 stattfinden soll. Das Komitee trat zu mehreren Sitzungen zusammen. Der I. Direktor nahm an der Eröffnung des British Institute for Persian Studies am 1 1 . 12. in Teheran teil. Das Institut hat zahlreiche Gäste aufgenommen und mehrfach Kollegen anderer Nationen unterstützt und beraten. Die erste Publikation der Abteilung ist das von H. H. von der Osten und R. Naumann herausgegebene Werk Takht-i-Suleiman. Erster vorläufiger Bericht über die Ausgrabung 1959, Teheraner Forschungen Band 1 , 1961.
WISSENSCHAFTLICHES PERSONAL DES D E U T S C H E N A R C H Ä O L O G I S C H E N
INSTITUTS
Stand am 31. 12. 1961
PRÄSIDENT Bittel, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Dahlem,
Peter-Lenné-Str. 28—30.
ZENTRALDIREKTION Berlin-Dahlem,
Peter-Lennö-Str. 28—30.
Bittel, Kurt, Prof. Dr. phil., Präsident, Berlin-Dahlem,
Peter-Lenne-Str. 28—30.
Grünhagen, Wilhelm, Dr. phil., I. Direktor, Stellvertreter des Präsidenten, Berlin-Dahlem, Lenne-Str. 28 — 30. WISSENSCHAFTLICHE
Peter-
REFERENTEN
Deichmann, Friedrich Wilhelm, Prof. D. Dr. phil., Rom, Via Bocca di Leone 78. Tätig in Rom. Jessen, Hans B., Dr. phil. Weber, Hans, Dr. phil. (am 21. 12. zum II. Direktor Berlin-Dahlem, Peter-Lenné-Str. 28 — 30. bei der Abteilung Istanbul ernannt) Ziegenaus, Oskar, Dr.-Ing.
MITGLIEDER DER ZENTRALDIREKTION Bittel, Kurt (s. Präsident). Schweitzer, Bernhard, Prof. Dr. phil., Tübingen, Stauffenbergstr. 48 a. Weickert, Carl, Prof. Dr. phil., Dr.-Ing. e. h., Berlin-Lichterjelde, Devrientweg 6. Schuchhardt, Walter-Herwig, Prof. Dr. phil., Freiburg i. Br., Beethovenstr. 6. Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg 4, Sybelstr. 38. Möbius, Hans, Prof. Dr. phil., Würzburg, Oberer Dallenbergweg 22. Langlotz, Ernst, Prof. Dr. phil., Bonn, Lutfridstr. 10. Matz, Friedrich, Prof. Dr. phil., Marburg a. d. Lahn, Georg-Voigt-Str. 11. Geizer, Matthias, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Dr. jur. h. c., Frankfurt a. M., Westendstr. 95. Hampe, Roland, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Marstallhof 4. von Gerkan, Armin, Prof. Dr. phil., Dr.-Ing., Dr.-Ing. e. h., Köln-Bayenthal, Oberländer Ufer 148. Klauser, Theodor, Prof. Dr. theol., Bonn, Coburger Str. 23. Koch, Herbert, Prof. Dr. phil., Hamburg-Langenhorn Nord, Holitzberg 60. Schadewaldt, Wolfgang, Prof., Dr. phil., Tübingen, Nägelestr. 19. Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-Ing., Baghdad-Aiwadhiya, Sharia Ibn Duraid 135/2/1.
XIX Goethert, Friedrich, Prof. Dr. phil., Berlin-Dahlem, Max-Eyth-Str. 29. Kunze, Emil, Prof. Dr. phil., Athen, 68ös OsiSiou 1. Stock, Hanns, Prof. Dr. phil., Kairo-Zamalek, Sharia Gezira el W u s t a 22. Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil., Madrid 2, Serrano 159. Boehringer, Erich, Prof. Dr. phil., Riederau am Ammersee, Der Lärchenhof. Diepolder, Hans, Prof. Dr. phil., München 22, Königinstr. 1. Falkenstein, Adam, Prof. Dr. phil., Ziegelhausen b. Heidelberg, Rainweg n d . Horn, Rudolf, Prof. Dr. phil., Göttingen, Rohnsweg 23. Kraiker, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Kiel, Neue Universität. Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe, Englerstr. 7. Drerup, Heinrich, Prof. Dr. phil., Marburg (Lahn), Biegenstr. 11, Hagelberg, Karl-Ulrich, Ministerialdirektor im Bundesministerium des Innern, Bonn, Rheindorfer Str. 198. Krämer, Werner, Dr. phil., Frankfurt a. M., Palmengartenstr. 10—12. Otto, Eberhard, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Unterer Fauler Pelz 4 II. Brommer, Frank, Prof. Dr. phil., Mainz, Schillerstr. 11. Böhner, Kurt, Prof. Dr. phil., Mainz, Röm.-Germ. Zentralmuseum. Berve, Helmut, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Erlangen, A m Röthelheim 56. Naumann, Rudolf, Prof. Dr.-Ing., Istanbul-Taksim, Sira Selvi 123. Müller-Karpe, Hermann, Dr. phil., München 22, St. Anna-Str. 17. Luschey, Heinz, Doz. Dr. phil., Teheran, K . M. Razi 93, P O B . 2357. Jantzen, Ulf, Prof. Dr. phil., Hamburg-Blankenese, Iserbroker W e g 56 c. Gross, Walter Hatto, Prof. Dr. phil., Göttingen, Münchhausenstr. 23.
ABTEILUNG ROM Rom, z. Zt. V i a Bocca di Leone 78, Palazzo Torlonia. DIREKTOR Kraus, Theodor, Dr. phil., II. Direktor, Rom, Via Bocca di Leone 78. WISSENSCHAFTLICHE Bruns, Gerda, Dr. phil. Fuchs, Werner, Dr. phil. Riemann, Hans, Prof. Dr. phil. Sichtermann, Hellmut, Dr. phil. Völker, Hans-Herbert, Dr. phil.
REFERENTEN
Rom, V i a Bocca di Leone 78.
ABTEILUNG ATHEN Athen,
68ÖS
OEI5(OV
I.
DIREKTOREN Kunze, Emil, Prof. Dr. phil., I. Direktor | Athen, Ohly, Dieter, Dr. phil., II. Direktor (m.W. v. 31. 12. ausgeschieden) WISSENSCHAFTLICHE
REFERENTEN
Dörig, Jos6, Dr. phil. Kleemann, Ilse, Dr. phil. Mallwitz, Alfred, Dr.-Ing. Schulz, Dietrich, Dr. phil.
Athen,
öSös OEISI'OU I.
65ös OeiSlou 1.
XX
RÖMISCH-GERMANISCHE KOMMISSION Frankfurt a. M., Palmengartenstr. 10—12.
DIREKTOREN Krämer, Werner, Dr. phil., I. Direktor Schleiermacher, Wilhelm, Dr. phil., II. Direktor
Frankfurt a. M., Palmengartenstr.•. 10—12.
WISSENSCHAFTLICHE Maier, Ferdinand, Dr. phil. Rochna, Otto, Dr. phil. Voss, Hans, Dr. phil. Wagner, Walter, Dr. phil.
REFERENTEN
Frankfurt a. M., Palmengartenstr. 10—12.
MITGLIEDER DER
KOMMISSION
Krämer, Werner, Dr. phil., Schleiermacher, Wilhelm, Dr. phil.. Der Präsident. Asmus, Wolfgang, Dr. phil., Hannover, Am Maschpark 5. Bersu, Gerhard, Prof., Dr. phil., Frankfurt a. M., Palmengartenstr. 10—12. Böhner, Kurt, Prof. Dr. phil., Mainz, Römisch-Germanisches Zentralmuseum. Dehn, Wolfgang, Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Körnerstr. 1. Eiden, Hans, Dr. phil., Trier, Ostallee 44. Geizer, Matthias, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Dr. jur. h. c., Frankfurt a. M., Westendstr. 95. Haarnagel, Werner, Dr. rer. nat., Wilhelmshaven, Viktoriastr. 26—28. Jankuhn, Herbert, Prof. Dr. phil., Göttingen, Dahlmannstr. 4. Junghans, Siegfried, Dr. phil., Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, Altes Schloß. Kersten, Karl, Prof. Dr. phil., Schleswig, Schloß Gottorp. Kunkel, Otto, Dr. phil., München 22, Rosenbuschstr. 5. Möbius, Hans, Prof. Dr. phil., Würzburg, Oberer Dallenbergweg 22. Nesselhauf, Herbert, Prof. Dr. phil., Freiburg/Br., Günterstalstr. 68. von Petrikovits, Harald, Dr. phil., Bonn, Colmantstr. 16. Schwarz, Klaus, Dr. phil., München 22, Öttingenstr. 12/3. Sprockhoff, Ernst, Prof. Dr. phil., Kiel, Feldstr. 93. Stieren, August, Prof. Dr. phil., Münster¡Westf., Domplatz 17. Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe, Englerstr. 7. Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg 4, Sybelstr. 38. Werner, Joachim, Prof. Dr. phil., München 22, Königinstr. 69 IV.
ABTEILUNG ISTANBUL Istanbul-Taksim,
Sira Selvi 123.
DIREKTOREN Naumann, Rudolf, Prof. Dr.-Ing., I. Direktor I Istanbul-Taksim, Weber, Hans, Dr. phil., II. Direktor (m. W. v. 21.12.)
Sira Selvi 123.
XXI WISSENSCHAFTLICHE Beran, Thomas, Dr. phil.
"1
Müller-Wiener, Wolfgang, Dr.-Ing. Tuchelt, Klaus, Dr. phil.
> Istanbul-Taksim, J
MITGLIEDER DES
REFERENTEN
Sira Selvi 1 2 3 .
FACHAUSSCHUSSES
Der 1 . Direktor der Abt. Istanbul. Der Präsident. Dölger, Franz, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., München 13, Agnesstr. 38. Erdmann, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Lichterfelde, Kadettenweg 4 1 . Hartmann, Richard, Prof. D. Dr. phil., Berlin-Dahlem, Ladenbergstr. 1 3 . Homann-Wedeking, Ernst, Prof. Dr. phil., München 2, Meiserstr. JO. Kollwitz, Johannes, Prof. Dr. theol., Freiburg/Br., Sandstr. 19. Krauss, Friedrich, Prof. Dr.-Ing., München 2y, Neufahrnerstr. 12. Moortgat, Anton, Prof. Dr. phil., Berlin-Zehlendorj, Argentinische Allee 1 . Otten, Heinrich, Prof. Dr. phil., Marburg/Lahn, Marbacher Weg 27 1/2. Unverzagt, Wilhelm, Prof. Dr. phil., Berlin-Charlottenburg 4, Sybelstr. 38. Vogt, Joseph, Prof. Dr. phil., Tübingen, Im Rotbad 10.
ABTEILUNG KAIRO Kairo-Zamalek,
Sharia Gezira el Wusta 22. DIREKTOR
Stock, Hanns, Prof. Dr. phil., I. Direktor, Kairo-Zamalek, WISSENSCHAFTLICHE Herzog, Rolf, Dr. phil. Krause, Martin, Dr. phil., Dr. theol. Schläger, Helmut, Dr. Ing.
• Kairo-Zamalek,
MITGLIEDER DES
Sharia Gezira el Wusta 22
REFERENTEN
Sharia Gezira el Wusta 22.
FACHAUSSCHUSSES
Stock, Hanns, Prof. Dr. phil. Der Präsident. Deichmann, Friedrich Wilhelm, Prof. D. Dr. phil., Rom, Via Bocca di Leone 78. Edel, Elmar, Prof. Dr. phil., Bonn, Blücherstr. 8. Hölscher, Uvo, Prof. Dr.-Ing., Dr. phil. h. c., Hannover-Kleefeld, Hegelstr. 7. Junker, Hermann, Prof. Dr. phil., Trier, Franz-Ludwig-Str. 7—9, Josefstift. Kees, Hermann, Prof. Dr. phil., Göttingen, Düstere Eichenweg 44. Kleiner, Gerhard, Prof. Dr. phil., Oberurselj Taunus, Oberhöchststadter Str. 52. Kühnel, Ernst, Prof. Dr. phil., Berlin-Nikolassee, Prinz-Friedrich-Leopold-Str. 44. Morenz, Siegfried, Prof. Dr. phil., Basel, Ahornstr. 47. Otto, Eberhard, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Unterer Fauler Pelz 4, I I . Ritter, Hellmut, Prof. Dr. phil., Oberurselj Taunus, Köhlerweg 15. Schott, Siegfried, Prof. Dr. phil., Göttingen, Herzberger Landstraße 89 A. von Stauffenberg, Graf Alexander Schenk, Prof. Dr. phil., München 13, Rambergstr. 8. Werner, Joachim, Prof. Dr. phil., München 22, Königinstr. 69 I V . Zucker, Friedrich, Prof. Dr. phil., Jena, Dr.-Otto-Nuschke-Str. 10.
XXII
ABTEILUNG MADRID Madrid 2, Serrano, 159. DIREKTOREN Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil., j . Direktor ,T. , „ ,„ ^ , , Madrid 2, Serrano, 159. TT Nierhaus, Rolf, Dr. phil., designierter II. Direktor . WISSENSCHAFTLICHE REFERENTEN Hauschild, Theodor, Dipl.-Ing. ig1 ., > Madrid 2, Serrano, 159. 11I. ) Schubart, Hermanfrid, Dr. phil. M I T G L I E D E R D E S FACHAUSSCHUSSES Schlunk, Helmut, Prof. Dr. phil. Der Präsident. Dehn, Wolfgang, Prof. Dr. phil., Marburg¡Lahn, Körnerstr. 1. Kühnel, Ernst, Prof. Dr. phil., Berlin-Nikolassee, Prinz-Friedrich-Leopold-Str. 44. Nesselhauf, Herbert, Prof. Dr. phil., Freiburg/Br., Günterstalstr. 68. Neuß, Wilhelm, Prof. Dr. theol., Bonn, Humboldtstr. 9. Tschira, Arnold, Prof. Dr.-Ing., Karlsruhe, Englerstr. 7. Volbach, Fritz, Prof. Dr. phil., Rom, Passeggiata di Ripetta 19.
ABTEILUNG BAGHDAD Baghdad-Aiwadhiya,
Sharia Ibn Duraid 135/2/1.
DIREKTOR Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-Ing., I. Direktor, Baghdad-Aiwadhiya, WISSENSCHAFTLICHE Brandes, Mark A., L , Dr. phil. Kienast, Burkhart, rt, Dr. phil.
1 )
Baghdad-Aiwadhiya, 6 '
Sharia Ibn Duraid 135/2/1
REFERENTEN Sharia Ibn Duraid 135/2/1. ' '
MITGLIEDER DES FACHAUSSCHUSSES Lenzen, Heinrich J., Prof. Dr.-Ing. Der Präsident. Berve, Helmut, Prof. Dr. phil., Dr. phil. h. c., Erlangen, Am Röthelheim 56. Erdmann, Kurt, Prof. Dr. phil., Berlin-Lichterfelde, Kadetten weg 41. Heinrich, Ernst, Prof. Dr.-Ing., Berlin-Spandau, Gaismannshofer Weg 5 a. Milojcic, Vladimir, Prof. Dr. phil., Heidelberg, Lauerstr. 1. Moortgat, Anton, Prof. Dr. phil., Berlin-Zehlendorf, Argentinische Allee 1. Schefold, Karl, Prof. Dr. phil., Basel, Spalentorweg 52. Freiherr von Soden, Wolfram, Prof. Dr. phil., MünsterjWestf., Coerdestr. 24. Spitaler, Anton, Prof. Dr. phil., München 22, Veterinärstr. 2 III.
ABTEILUNG TEHERAN Teheran, Khiaban Razi 93, P O B . 2357. DIREKTOR Luschey, Heinz, Dr. phil., I. Direktor, Teheran, Khiaban Razi 93. WISSENSCHAFTLICHER Trümpelmann, Leo, Dr. phil., Teheran, Khiaban Razi 93.
REFERENT
ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1962
• HEFT
T H E BRONZE STATUE OF A HORNED GOD FROM ENKOMI Introduction The bronze statue (figs. 18—22) which forms the subject of this article was found in the course of my first season of excavations at Enkomi towards the end of 19481. As is well known, I carried out these excavations on behalf of the Antiquities Department which was working jointly with Professor Claude Schaeffer2. The statue was found in my area I which lies in a central part of the town (see sketch plan fig. 1). The architectural remains in this area correspond to successive periods covered by Late Cypriote I to Late Cypriote III but the statue was found in the topmost building which was ashlar and which was erected on the site of the earlier remains at the beginning of Late Cypriote III i. e. somewhere towards the end of the thirteenth century B. C. (fig. 2). Indeed the erection of this ashlar building has been confirmed by the discovery in its original lime concrete floor (which is floor V counting from the top) of fragments of Mycenaean III C: 1 pottery (figs. 3.4). This building forms part of the town which was erected following the destruction of the previous town towards the end of Mycenaean I I I B period. The ashlar building in which the statue was found, was large and seems to have been built on a tripartite plan, the central aisle being the most important (figs. 5.6). The bronze statue was found in the far south-eastern corner of the central room. The object of this article is to give a preliminary account both of the architectural sequence in the corner of the room in which 1 See preliminary accounts of the discovery in I L N . A u g . 27, 1949, 3 1 6 — 1 7 . KuirpiccKct rp&nnocTOt 21, 1956, 25 ff. and m y communication to the H a m burg Congress 1958, (forthcoming). 2 See his Enkomi-Alasia I (Paris 1952) p. V I I I .
1 AA. 1962, 1
1
the statue was found and of the actual context to which the statue belongs. I shall give, moreover, a preliminary description of the statue and of its stylistic and other characteristics. A more detailed account will be given in the final publication of my Enkomi excavations now being prepared. E v i d e n c e c o n c e r n i n g the C o n t e x t and t h e R i t u a l As already stated the original lime concrete floor of the ashlar building numbered V from the top. This fine floor was found not to extend into the southernmost part of the room, where the statue was found, south of the rectangular pillar (A on plan fig. 2) and which I shall call the 'sanctuary'. Instead we found a surface of limestone gravel and flakes which extended into the rest of the room (XIII) under the original floor (V). It appears that at the time of the reconstruction carried out in the building following a severe conflagration on its original floor, the floor of the 'sanctuary' was dismantled. At that time partition walls of rubble were built on either side of the pillar thus screening the 'sanctuary' for the first time (fig. 7). These partition walls were built on the original floor of the room i. e. floor V after the debris from the conflagration were swept away. Moreover a screen wall dividing the space south of the pillar namely the 'sanctuary' into two units (room X on the east where the statue was found and room I X on the west) was also built on a fill resting on the rough surface mentioned above (fig. 7). Access into the western unit (room IX) was possible through a doorway in the west wall of the original building and into the eastern unit (room X) where the statue was found, through an opening in the north screen wall east of the pillar, however, mostly
3
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Fig. i. Sketch plan of the town of Enkomi
destroyed by a looter's pit. This opening gave access to the room north of the pillar which bears number X I I I . Following the erection of the screen walls a floor was made in each of the new units approximately at the level of floor V of the remainder part of room X I I I (figs. 8.9). This new floor is the third from the top in these units and is referred to as floor III.
The date of these operations is given by a fragmentary late Mycenaean I I I B bowl no - 653 (fig. 10) which according to Professor Furumark may be attributed to Sinda period I I i. e. 1230—1200 B.C. 3 and by a domed seal bearing on the flat sealing part 3 Cf. Furumark, Utgravningarna vid Sinda, in: Arkeol. Fors. och F y n d Lund, 1953, 59—69.
5
T H E B R O N Z E S T A T U E OF A H O R N E D GOD FROM
ENKOMI
6
Fig. 2. Sketch plan of the ashlar building
a figure of a 'Philistine' (fig. n ) with the characteristic feathered hat 4 . The bowl was found on the surface of the limestone gravel and flakes above-mentioned and the seal in the filling introduced in 1 Similar hat is worn b y the figure on the E n komi i v o r y boc (see Murray and others. E x c a v a tions in Cyprus fig. 19) which is dated to the 12th cent. B . C. (see below) and b y the 'Philistine' warriors on the Medinet H a b u reliefs (C. Schaeffer, E n k o m i - A l a s i a I figs. 109. 110).
the 'sanctuary' and on which floor III described above, was laid 5 . These operations 6 T h e filling contained also fragments of earlier p o t t e r y and a scarab of Thutmosis I I I b u t both the bowl and the Philistine seal give the date when the filling w a s introduced. This filling must h a v e been brought in from another earlier p a r t of the town or m a y have been taken from an emptied t o m b of L a t e Cypriote I — I I period. Such tombs were often disturbed b y the builders of the L a t e Cypriote I I I town which includes the ashlar building.
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cm
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Fig. 3. Mycenaean I I I C: 1 pottery found in the body of the original floor of the ashlar building
the raid of the Peoples of the Sea during the reign of Ramses III. On the new floor (III) in room X three impressive deposits of wheel-made bowls copying Base ring I I bowls (fig. 12) numbering 275 in all, an alabaster vase, a few bronze objects and animal bones were found. This floor was followed by another floor (II) which was a short-lived one and yielded little.
Fig. 4. Mycenaean I I I C: 1 sherd found in the body of the original floor of the ashlar building
were then carried out sometime in the early twelfth century evidently following the destruction of the building at the time of
But on this floor we found a thick layer of d e b r i s evidently from the collapse of the superstructure which I attribute to an earthquake 6 . It was in a pit dug in the layer of debris from the level of the topmost 'floor' (I) that the bronze statue of the Horned God was found (figs. 13.14). In the adjoining unit (room I X ) we found on floors I I I and I I animal bones, 6 About this I shall speak in greater detail in the final Report on my Enkomi Excavations.
T H E B R O N Z E S T A T U E OF A H O R N E D GOD F R O M E N K O M I
Fig. 5. General view of the ashlar building from the north
Fig. 6. The central part of the ashlar building from the north-west
II
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D I K A I O S
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Fig. 7. R o o m s X and I X . In room X the piles of bowls on floor I I I
miniature horns of gold sheet and other gold ornaments (fig. 15) while at the level corresponding with floor I, the topmost, were skulls of oxen, stags' antlers and other animal bones. In the space west of room I X , with which, as already stated, the latter communicated through a doorway, we found on floor II six skulls of oxen or of other horned animals, more gold-sheet horns, traces of fire, a statuette of a bronze bull (fig. 16) and other objects. The presence on floor III of the deposits of bowls in room X and of the animal bones, the miniature horns and other gold objects in room I X and the presence of so many skulls of oxen in the area to the west of it surely suggest some ritual, and the presence
of animal bones, stags' antlers and especially of horns of oxen suggest strongly animal sacrifices. We know the prominent part that the ox played in ritual both outside Cyprus and in the island, where without going further, the evidence from the Vounous cemetery 7 and the Ayia Irini temenos 8 may be cited. The presence of miniature horns of oxen of gold sheet is a clear testimony that the ritual had some connection with the ox as an attribute of the deity worshipped. 7 See m y publication The E x c a v a t i o n s at Vounous-Bellapais, in: Archaeologia 88, 1940, i f f . 8 E x c a v a t e d by the Swedish Cyprus E x p e d i t i o n : cf. Archiv f. Religionswiss. 30, 1933, 308ff.
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T H E B R O N Z E S T A T U E OF A H O R N E D GOD F R O M E N K O M I
Fig. 10. Late Mycenaean I I I B bowl found under floor I I I of room X
On these grounds, we may connect the bowls piled up in room X with offerings for some ritual act such as libation. The presence of a stone trough, although found in the same room above the level of the bowls, is significant, as also the animal and bird bones found under a similar trough found in room I X . The offering of oxen's horns has been observed on floor I, i. e. the topmost in room X I I I , immediately north of rooms X and I X (fig. 17). This floor rested on the thick destruction layer which, we assumed, resulted from an earthquake which caused the collapse of the superstructure at the time of floor II. Skulls of stags, an ox's skull and other bones were also found in room I X at the post-destruction level (fig. 7). No animal skulls were found in the area west of room I X at this level and it would appear that following the destruction by earthquake the place of sacrificial offerings was transferred from this area to room I X and the area north of it which had formed part of room X I I I . Now it was at this same, post-destruction level that we found in the south-east corner of the room the pit containing the bronze statue of the Horned God (fig. 14) 9 . We are led to conclude that the animal skulls found at the corresponding level in rooms X I I I
18
Fig. 1 1 . Stone seal with 'Philistine' warrior
and I X are connected with rituals in honour of the god whose image was kept in room X . The offerings are identical with those which were deposited on floor I I in the area west of room I X a fact which, combined with the miniature horns of gold in room I X and immediately west of it, permits us to assume that the sacrificial offerings at this predestruction level as well as the libations evidenced by the bowl deposits in room X , were intended for a similar deity. This suggests that the bronze statue was already worshipped at the time of the bowl deposits (floor III) and of the gold horn and ox skull offerings in room I X and west of it (floor II). This could lead to the assumption that the re-arrangements which created the rooms I X and X , after the conflagration on 9 The lower part of this pit split in two; in the one branch stood the feet of the statue, in the other we only found an animal's jaw. — An interesting parallel for the placing of the bronze statue in a pit is offered by the temple of level I, phase B at Atchana-Alalakh, cf. Antiquaries Journal 30, 1950, 1 1 ff. and fig. 6. There the statue of king Idrimi was found in a pit dug into the brick platform of the temple near the north-east wall. King Idrimi belongs to the end of the fifteenth or the beginning of the fourteenth century while the temple of level I is 200 years later. According to Sir L . Woolley the statue had been preserved as an heirloom from the time of the temple of level I I I (early fourteenth century B. C.) and placed in the hole in the temple of level I.
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DIKAIOS
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Fig. 12. The piles of bowls in room X
floor V, were intended to house the bronze statue and shelter the rituals and sacrifices performed in honour of the god it represents. But then where did the statue stand on floor I I I of room X , i. e. the floor which followed the re-arrangements and on which the deposits of bowls were found ? Here we can only guess. In the south-west corner of the room we found in s i t u two slabs of stone, one longer and thicker 10 and another smaller and square 11 . They were placed in the corner formed by the south wall of the 10 11
L. 56; W. 42; Th. 22 cms. L. 30; Xh. 6 to 7 cms.
room and the partition between rooms X and I X and their sides facing the interior of the room were roughly cut to form a semicircular line (fig. 7). If the assumption that the bronze statue stood on this floor is correct, this semicircular space enclosed b y the two stones may have been occupied by the wooden pedestal on which the statue must have stood, as the fixing pins under the heels show (fig. 19). In fact it would be difficult to explain otherwise the presence of these stones and the semicircular space they enclose. It may be objected that this rough and ready manner of fixing the bronze statue is too improvised compared with the fine
T H E B R O N Z E S T A T U E OF A H O R N E D GOD F R O M E N K O M I
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Fig. 13. Section showing stratification in room X
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D I K A I O S
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Fig. 14. The bronze statue in the pit before removal
quality of the statue. But the whole work of the reconstruction following the fire including the building of the partition walls out of odds and ends is improvised and careless work compared with the fine quality of the original ashlar building. It would follow that the statue remained in the same position at the time of floor II, which actually is no more than a slight raising of the previous floor I I I . An objection to this suggestion that the statue was worshipped earlier than the time of floor I on which it was found i. e. on floors I I and I I I , is that at the time of the earthquake or other disaster which caused the mudbrick superstructure to collapse on floor I I it would have been buried under the debris. How is it that we did not find it there but in a pit dug in the topmost through the layer of decomposed mudbricks from the collapse in the course of the earthquake ? We may suppose that after the collapse a good
quantity of debris must have been cleared away, particularly in the rooms which were to be re-used, and that treasured possessions were dug out 12 . In fact the destruction layer showed considerable disturbance. If, as I suppose, the pre-earthquake cult was connected with the statue, what would be more natural than to unearth it, repair its sanctuary and re-instal it on the new floor?13 It is not clear why the statue should have been placed in a pit, as if to be hidden. The quality of the rebuilding and of the floors following the earthquake was extremely 12 It will be recalled that at the time of the fire on floor V the debris was entirely removed and the floors cleaned before rebuilding began. 13 We may compare the suggestion that the oval stone, which was the fetish in the Bronce Age sanctuary at Avia Irini excavated by the Swedish Cyprus Expedition, was preserved in the later Archaic stages of the sanctuary (Sjoqvist, Archiv f. Religionswiss. 30, 1933, 317).
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THE BRONZE STATUE OF A HORNED GOD FROM
ENKOMI
26
Fig. 15. Gold horns and other ornaments from room I X
poor and all the evidence shows that such repairs as were carried out were of a makeshift character. The improvised resting-place for the statue is thus conformable to the general conditions following the earthquake. But it may be that it was decided to place the statue in a pit to safeguard it in the event of a repetition of that catastrophe. That in its new place of safety the image of the god was still worshipped is proved b y the continuation of the ritual and particularly the sacrificial offerings of ox skulls in the adjoining room X I I I . Here at a level corresponding with floor I in the sanctuary (X) no less than eight skulls or horns of oxen were found together with vases (fig. 17). Such sacrificial offerings were also placed in room I X where we found stags' antlers and other bones of animals (fig. 7). In both cases there was no floor proper and the offerings were placed on the surface of the ground which was levelled after the earthquake. This is a proof of the impoverished conditions which followed the earthquake.
It is significant that at the final abandonment of the town the statue was left behind. On some of the floors of the eastern part of the compound which was re-inhabited after the earthquake we found in s i t u all the household objects as if the inhabitants had left in a hurry. Did another disaster, like that which occured on floor II, finally overwhelm the town causing the remaining inhabitants to flee leaving all their household belongings behind, even the statue of their god? Immediately below the cultivated soil we found in several parts of the excavated area large patches of ashes, in one case containing the bottom of a large pithos, which may be the remnants of the last dwellings of the town which were destroyed in some such final disaster 14 . In conclusion it appears that the creation of the 'sanctuary' and the introduction of the bronze statue and the ritual which accompanied it, took place not at the 14 Alternatively these patches of ashes m a y belong to squatters who continued to live on the site following its abandonment.
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P O R P H Y R I O S
Fig. 16. Bronze statuette of bull from the area west of room I X
initial stage of the ashlar building but at the time of its reconstruction following the destruction (evidently b y the Peoples of the Sea) at the time of the original floor. This is an important observation which will be discussed further in the definitive publication of the results of my Enkomi excavations. D e s c r i p t i o n of t h e S t a t u e The bronze statue 0,55 m. in height represents a youthful god standing in the frontal position, leaning slightly forward, with the left leg slightly advanced (figs. 18 to 22). The body is nude with the exception of a loin cloth held at the waist with a heavy girdle and decorated below with a fringe which is rendered with engraved vertical lines. The god wears a conical skin headdress from which emerge two horns like those of a bull. The surface of the headdress is covered with short curly locks evidently reproducing an animal's natural hair. The left arm is folded on the chest with clenched fist and the right bent at the elbow with the forearm extended horizontally and the hand palm downwards. The face shows remarkable refinement, the eyes are almondshaped, the nose straight, the cheeks prominent and the mouth half smiling. The ears are large and protruding. Round the neck there appears a band in low relief as if to suggest a necklace or
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28
torque 15 . The rendering of the body gives an impression of strength, the chest is broad with the ribs indicated, the waist narrow and the thighs massive especially when seen in profile. Everywhere we observe an attempt to render the anatomical details, and especially the muscular part of the body, with some exaggeration, but the result is harmonious and forceful. The lower parts of the legs are somewhat clumsy but the toes are rendered in detail, even the nails being shown. The statue was fixed on a pedestal by way of rectangular pins extending downward from the heels. The back of the body is rendered more summarily than the front. Generally one is struck by the refined treatment of the face with its half-smiling expression and b y the rather heavy but at the same time powerful rendering of the body 16 . The first parallel which comes to mind is the representation of the warrior combatting a griffin on one of the Enkomi ivory handles 17 . The stylistic features of the two figures are remarkably similar a fact which is all the more interesting since, as we shall see, the two figures are contemporary. The detailed comparison of the various features in the two figures shows close similarity; the profile, the nudity of the chest with indication of ribs 18 the loincloth held b y a girdle, the legs and the feet are all details which show that the craftsmen who wrought the two figures were inspired b y the same ideals and expressed the same artistic tendencies. 15 Compare the silver statuettes from RasShamra wearing torques. Schaeffer, Syria 14, 1933, 1 2 4 ! pi. 17 and Ugaritica II pi. 17. 16 The statue w a s cast solid. The surface shows in various parts small holes possibly due to the penetration of air at the time of casting. Following the casting the surface received no further treatment and thus remained somewhat rough. Soon after the statue was unearthed the surface showed bronze disease which spread rapidly, b u t was later stopped thanks to treatment carried out in the Cyprus Museum workshops. 17 Murray and others, E x c a v a t i o n s in Cyprus pi. 2, 872 A. The same warrior appears also on a fragment of an ivory base also from E n k o m i ; no. 883 on the same plate. 18 Sir A . E v a n s thinks t h a t the ribs of the warrior on the i v o r y handle are marked on b o d y armour (Palace of Minos I V 804).
29
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Fig. 17. Ox skulls on floor I (post-earthquake) of room X I I I
If we examine the stylistical features of the statue in order to assess the influences under which it was made, we have no difficulty in coming to the same conclusion as has been reached in regard to the ivories and other works of art discovered at Enkomi, namely that it reflects both Aegean and Asiatic features 19 . Thus the straight nose (fig. 22) is observable on an ivory head of a warrior from Mycenae20, the profile of which is particularly similar to that of our bronze statue, and on another Mycenaean ivory head of a warrior from Spata 21 . The smile is known not only on Minoan works of art, e. g. the 19 Cf. Barnett, PalExpl.Qu. 71, 1939, 1 1 f. Kantor, A J A . 51, 1947, 93. 99. 20 V. Stais, Collection Mycenienne 90No. 24.68. Hall, Civilization of Greece in the Bronce Age 136 fig. 167. A similar head comes from Enkomi but the nose is broken, cf. Murray and others, Excavations in Cyprus pi. 2, 1340. 21 H. Th. Bossert, Alt-Kreta fig. 226.
ivory head of a leaper from Knossos 22 , but also on Mycenaean ones, a prominent example being the ivory pyxis from Minet-el-Beida representing a goddess between animals23. In connection with the latter M. Dussaud thinks that the straight nose and the smile foreshadow Greek archaic art in such a remarkable manner that it is impossible to attribute them to a Semitic artist 24 . To the Aegean sphere we may attribute also the exaggerated thighs of our statue which can be parallelled on the Mycenaean ivory relief from Delos representing a warrior, the general style of which is strikingly similar to that of our bronze statue 25 . Indeed we observe in both these representations an exaggeration not only of the 22 B S A . 8, 1901/02 pi. 3, and A. Evans, Palace of Minos I I I 431 fig. 297b. 23 C. Schaeffer, Ugaritica I frontispiece. 24 L ' A r t Phénicien du I l e Millénaire 86. 25 BCH. 71/72, 1947/48 pf- 25.
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3i
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Fig. 18. Front view of the
Fig. 19. Three-quarter view
bronze statue of the Horned God
of the bronze statue
thighs but also of the other muscular parts of the body, which is common in Minoan Crete 26 . Other features such as the conical headdress, the horns, the loincloth and the position of the arms reflect Asiatic and in particular Syrian art. Thus the extended arm is reminiscent of the bronze statuette of a seated goddess in the Louvre 27 while
the folded arm reflects Egyptian art possibly transmitted through Syria 28 while the advanced leg is a common feature in Phoenician statuettes of Reshef 29 . It is therefore clear that the artist who made this statuette had behind him two deeply rooted traditions: Mycenaean on the one hand and Asiatic particularly Syrian on the other. It is just such a background
B C H . 71/72, 1947/48, 160. R. Dussaud, op. cit. 64 fig. 27 and C. Schaeffer, Ugaritica 134 fig. 117. Cf. also the statuette of A n a t in C. Schaeffer, T h e Cuneiform T e x t s of Ras-Shamra pi. 35, 2.
28 The folded arm on the breast occurs also in archaic Cypriot art where it is reminiscent of E g y p t i a n art. C f . Swedish Cyprus Expedition I V 2 ,
26 27
358. 29
R. Dussaud, op. cit. fig. 29. 34. 35.
T H E B R O N Z E S T A T U E OF A H O R N E D GOD FROM E N K O M I
33
34
Fig. 20 and 21. Side views of the bronze statue
that we would expect in the work of a Cypriot artist in the Late Cypriote III period. H. Kantor 30 claims the Enkomi ivory carvings, including the mirror on which appears the warrior with whom we compared our statue, for Mycenaean craftsmen working in Cyprus — »in this manner explaining their un-Aegean characters, which are particulary prominent in the figure of the warrior«. The Enkomi and Sinda disco-
veries have shown that the connection of Cyprus with the Mycenaean world continued into the Late Cypriote III period and we are now able to speak not only of 'tradition' but of actual contacts in the twelfth century, a fact which makes more probable the attribution of such works to craftsmen living in Cyprus. The connections of Cyprus with the Syrian coast were also close at this period, a fact which has already been emphasized by Prof. Schaeffer31 and is proved
30 A J A . 51, 1947, g8fi. P. Demargne. La Crète Dédalique 198.
31 Stratigraphie Comparée et Chronologie de L'Asie Occidentale 394.
2
A A . 1962, i
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P O R P H Y R I O S
by the masses of Syro-Palestinian amphorae appearing at Enkomi in the Late Cypriote I I I period 32 . The name of the god represented by the statue is perhaps not so important at the present juncture. Prof. Schaeffer 33 , assuming that Enkomi is Alasia, thinks that it represents Apollo Alasiotes-Reshef of the bilingual inscription from Tamassus 34 . However in 1951 a limestone Hellenistic pithos bearing an engraved inscription in Greek recording a dedication to Apollo Keraiates was discovered near the village of Pyla in the Larnaca district 35 . The inscription runs as follows: 'ArroAAoovi/ Kepaiorrrii/'ATToAXcbvios Msvcovos avE6r|KE. Pausanias V I I I 34, 5 mentions a temple of Apollo KepsaTocs in Arcadia on the Messenian frontier. Apollo-Kereatas is considered the God of horned cattle, himself perhaps imagined as horned36, a feature which brings to the mind the bronze statue described here. In view of the connections, cultural and linguistic, between Arcadia and Cyprus 37 we would be justified in considering Apollo Kereates a candidate name for the Enkomi God. It is however interesting to observe in the rites performed, and especially the sacrificial offerings in room I X and the area west of it (for floor II) or north of it (room X I I I ) for floor I, certain features which occur in Cyprus in the Early Bronze Age or in sites other than Enkomi dating from the Late Bronze Age to the Archaic period. For the Early Bronze Age I refer to the evidence brought to light in the cemetery of Vounous near Bellapais 38 , where the bull plays a 32 See the forthcoming final Report on my Enkomi Excavations. 33 I L N . Aug. 20, 1959, 278. 34 Cf. G. Hill, History of Cyprus I 48. 35 Soon after the discovery I published this inscription in F A . 6, 1 9 5 1 , 2686, suggesting the possible identification of the Enkomi statue as Apollo Keraiates of the inscription. Recently K . Hajioannou has taken up my suggestion in Kuirpioc MeAe-rrincXTCC in Amantos Festschrift (Athens i960) 91 if. 36 Farnell, Cults of the Greek States I V 123. 37 See G. Hill, A History of Cyprus I 67. 85. 38 Cf. my publication of the Excavations at Vounous, in: Archaeologia 88, 1940, 7ff.
D I K A I O S
36
prominent part in the iconography of the period. In particular, the figures represented in relief on the interior face of the wall of the temenos model39 seem to wear horns (probably bulls' masks) and in a tomb we actually found terracotta models of horns40 which have holes through the edges probably for attachment in the performance of rites. The temenos of Ayia Irini, excavated by the Swedish Cyprus Expedition 41 contains ample evidence showing that the bull was the attribute of the god worshipped there from the Late Bronze Age to the Archaic stages of the temenos. Thus the rites observed at Enkomi are akin to those of Vounous and Ayia Irini and show that the god represented by the bronze statue was one of fertility. A miniature sickle found in the pit of the statue is corroborating evidence connecting our god with the fertility of the earth. The connection of the god with the bull attribute is strengthened by the discovery of miniature models of bulls' horns of gold leaf found in the room adjoining that in which the statue was found (IX) and in the area west of it, among the ox skulls. All this evidence illustrates a Cypriot tradition which lasted from the Early Bronze to the Archaic period, a fact which should be taken into consideration when trying to identify the god. Of course the Syrian God Reshef is a fertility god, but he is usually represented with the right arm raised and hurling the thunderbolt42. Our statue represents a different attitude, the extended right arm suggesting protection. Statuettes similar to the typical representation of Reshef or Hadad do occur in Cyprus 43 and there is a statuette of bronze with gold plating in the 39
Ibid. n 8 f f . pi. 8. Cf. Excavations at Vounous, in: Archaeologia 88, 1940 pi. 38 a. 41 Cf. Sjôqvist in Archiv f. Religionswiss. 30, 1933, 308ff. 42 Cf. The Stela from Ugarit, in: R . Dussaud, L ' A r t Phénicien du I l e Millénaire fig. 35, and the statuette from Meinet-el-Beida in ibid. fig. 34, as well other statuettes in ibid. fig. 29. 43 R . Dussaud, Les Civilisations Préhelléniques dans le Bassin de la Mer Egée 324 quoting Babelon et Blanchet, Cat. des Bronzes Ant. No. 5. 898—901. Cf. P. Demargne, Crète Dédalique 83. 40
37
THE BRONZE S T A T U E OF A HORNED GOD FROM
ENKOMI
38
Cyprus Museum 44 which according to all indications comes from the site of Enkomi. In view therefore of the difference in the attitude of the hands between our statue and the known Reshef statuettes it is perhaps permissible to consider our statue as representing a Cypriot aspect of the God of Fertility with local attributions embodying traditional cults 45 . T h e D a t e of t h e S t a t u e The date of the statue can be fixed b y the context in which it was found. We have seen that the whole of the compound in the centre of which the statue was found was erected at the beginning of the Late Cypriote III period. As regards the statue itself we have valuable evidence which comes from room X in which it was found. There the statue was found in a pit dug in the topmost floor and naturally belongs to the last years of the occupation of the town, which may be attributed to the early part of the eleventh century 46 . But we have also to bear in mind the evidence that the statue was the centre of the cult in the same area at a much earlier date. This cult began at the time of floor I I I in room X , the floor on which the bowl deposits were found in the same room where the statue had its last resting place. This floor is the first one after the re-arrangements carried out to the building, consequent upon the conflagration. Below floor III, in the fill which was placed to raise the level of rooms I X — X we found pottery which suggests that the fill was taken from some earlier deposit (probably a destroyed tomb) but we also found a late Mycenaean I I I B bowl on the surface on which the fill rests.
44
Cf. m y Guide to he Cyprus Museum (1961)
15745 In this connection it should be mentioned t h a t , with one exception, all the bowls (some 275) forming the three deposits on floor I I I in the room of the god are of Cypriot shape, viz. base-ring b u t wheelmade. 46 The end of E n k o m i coincides w i t h the prevalence of Mycenaean I I I C: 2 p o t t e r y or the transition from Proto-White painted to Cypro-Geometric I period (see m y forthcoming final Report on m y E n k o m i excavations) fig. 23.
Fig. 22. Side view of the head of the bronze statue
The same fill contained also a scarab of Thutmosis III which agrees with the date of the earlier pottery, but it also contained the 'Philistine' seal which together with the late Mycenaean I I I B pottery give the date at which the fill was introduced into the room i. e. very early in the twelfth century 47 . If, as suggested, the statue was previously worshipped on floor I I I then it too should be dated to the middle stage of the building which followed immediately the re-arrangements i. e. somewhere at the very beginning of the twelfth century. 47 The late Mycenaean I I I B bowl dates from 1230—1200 but the 'Philistine' seal found under floor I I I compels us to date the introduction of the fill to the beginning of the twelfth cent.
39
JÖRG
1
S C H Ä F E R - H E L M U T
1 1 1 1 cm
S C H L Ä G E R
40
I 1 10
Fig. 23. Pottery corresponding with the final stages of Enkomi
This would agree with the Late Cypriote I I I A date, i. e. early twelfth century, given to the Enkomi ivories and particularly the mirror-handle on which appears the warrior so similar in style to our statue 48 . The level in which the statue was actually found is the topmost and is dated by characteristic pottery to the end of the Late Cypriote I I I period i. e. early eleventh century B. C. Nicosia
Porphyrios Dikaios
48 Cf. Kantor, A J A . 5 1 , Sjöqvist, Problems 196.
1947,
9^
quoting
ZUR S E E S E I T E VON K Y M E IN D E R AEOLIS Systematische archäologische Geländearbeit ist bisher im Gebiet des aeolischen Kyme kaum geleistet, ein Gesamtplan ist nie veröffentlicht worden. Unser Beitrag ist ein Versuch, den meernahe gelegenen Teil des antiken Stadtgebietes einschließlich der Hafenreste topographisch darzustellen und hieran einige Einzelbeobachtungen anzuschließen. Im Vordergrund unserer Bemühungen stand die Untersuchung der Molen, doch konnte gemessen am erhaltenen und sichtbaren Bestand gerade diese Aufgabe nicht annähernd zufriedenstellend gelöst werden, da uns die notwendige tech-
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ZUR SEESEITE VON KYME IN D E R
nische Ausrüstung nicht zur Verfügung stand1. Immerhin hoffen wir, daß damit der Anstoß zu einer detaillierten archäologischen Topographie des ganzen Geländes der antiken Stadt gegeben ist. Kyme 2 gehört zu den elf alten aeolischen Städten, die bei Herodot und Strabon aufgezählt werden: Kyme, Larisa, Neon Teichos, Temnos, Kylla, Notion, Aigiroessa, 1 Die V e r f a s s e r v e r b r a c h t e n E n d e A u g u s t i960 einige T a g e in K y m e . Bei e r g ä n z e n d e n V e r m e s s u n g s a r b e i t e n zu einem s p ä t e r e n Z e i t p u n k t leis t e t e n die M i t a r b e i t e r d e r P e r g a m o n - A u s g r a b u n g u n d J . D ö r i g (Athen) B e i s t a n d . D a s Gelände, einschließlich d e r H ö h e n l i n i e n , w u r d e m i t einer Bussole a u f g e n o m m e n . Z u r M e s s u n g d e r i m Meer liegenden P u n k t e d i e n t e ein T h e o d o l i t h . Die m a g n e t i s c h e D e k l i n a t i o n b e t r ä g t f ü r K y m e i. J . i960 1,75° Ost, die j ä h r l i c h e Ä n d e r u n g + 4'. F ü r diese A n g a b e n d a n k e ich d e m Geophysikalischen Observatorium der Universität M ü n c h e n (H. Schi.). H ö h e n a n g a b e n i m B e r e i c h des Meeres sind a n einer m i t t l e r e n G e z e i t e n h ö h e o r i e n t i e r t . D a b e i wurde der Unterschied im Wasserstand von E b b e u n d F l u t m i t 40 c m v e r a n s c h l a g t (vgl. hierzu a u c h u n t e n A n m . 8). Bei d e r B e s i c h t i g u n g d e r u n t e r d e r Meeresoberfläche liegenden R e s t e k o n n t e n n u r die h a n d e l s üblichen Unterwasserbrillen eingesetzt werden. F ü r eine d e t a i l l i e r t e u n d u m f a s s e n d e W e i t e r a r b e i t sind S a u e r s t o f f a p p a r a t u r e n n o t w e n d i g . D a bei r u h i g e m Meer u n d g ü n s t i g e n L i c h t v e r h ä l t n i s s e n die Molen v o m h o c h fliegenden V e r k e h r s f l u g z e u g a u s w a h r n e h m b a r sind, w ä r e eine f a c h g e r e c h t e L u f t a u f n a h m e sehr w ü n s c h e n s w e r t . Zur Darstellung: Die besonderen vermessungst e c h n i s c h e n Schwierigkeiten m a c h t e n z u s a m m e n h ä n g e n d e M e s s u n g e n o f t u n m ö g l i c h . D e s h a l b sind i m T e x t m ö g l i c h s t zahlreiche E i n z e l m e s s u n g e n wiedergegeben. 2 F ü r a n t i k e Quellen sei auf d e n A r t i k e l v o n B ü r c h n e r , R E . X I 2, 2475/76 s. v . K y m e u n d auf D. Magie, R o m a n R u l e in Asia Minor 906, A n m . 126 hingewiesen, v g l . a u c h die B e t r a c h t u n g v o n E . A k u r g a l , A n a t o l i a 1, 1956, u f f . F ü r a r c h ä o logische A r b e i t e n , i n s b e s o n d e r e G r a b u n g e n , s. E . P o t t i e r — S . R e i n a c h , L a N é c r o p o l e de M y r i n a , bes. 38fï., a u ß e r d e m Z u s a m m e n f a s s e n d e s u n d H i n weise auf f r ü h e r e A r b e i t e n , bei d e n e n E . B a l t a z z i eine p i o n i e r h a f t e B e d e u t u n g z u k o m m t , bei S. R e i n a c h , C h r o n i q u e s d ' O r i e n t (1891) s. v. Cyme. F ü r einzelne D e n k m ä l e r s. b e s o n d e r s : S. R e i n a c h , B C H . 10, 1886, 492f. ( G r a b f u n d e ) , ders. B C H . 13, 1889, 5 4 3 f ï . ( S k u l p t u r e n ) , A. Salaç, B C H . 5 1 , 1927, 374ff- ( I n s c h r i f t e n ) ; s. a u c h ders. L i s t y filologicke 1929, 76 ff. (den V e r f a s s e r n n i c h t zugänglich). W i c h t i g i s t d e r z u s a m m e n f a s s e n d e U b e r b l i c k ü b e r die G r a b u n g e n u n t e r A. Salaç, B C H . 49, 1925, 4 7 6 I "Über l e t z t e S o n d a g e n vgl. E . A k u r g a l a. O. — Zu d e n ä l t e r e n F u n d e n vgl.
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Pitane, Aigai(ai), Myrina, Gryneion (Gryneia). Die antike Überlieferung bietet den geographischen Zusammenhang Kymes mit anderen westkleinasiatischen und aeolischen Orten vor allem durch Distanzangaben; dies und am Ort gefundene epigraphische Zeugnisse gewährleisten die genaue Lokalisierung: Die Stadt lag an der nördlichen Wurzel der phokaeischen Halbinsel3. Im Norden und Süden wird die tiefeingeschnittene Bucht von Kyme durch die Ausläufer des Dumanli Dag mit Kap Hydra (am Boz Dag) und die Höhen der phokaeischen Halbinsel begrenzt, die steil zur Strandlinie abfallen. In die flach zum Meer hin verlaufende Senke schieben sich zwei niedrige Höhenzüge, der Nord- und Südhügel der antiken Stadt (s. Plan Abb. 1 u. Abb. 2. 3). So entstehen drei Landbuchten, von denen die beiden breiteren an die höheren Bergrücken anschließen; in beiden tritt ein Flüßlein ins Meer aus. Der nördliche, tiefere Wasserlauf ist der antike Xanthos. Zwischen den beiden liegt das engere Stadtgebiet von Kyme, dessen Ausdehnung im einzelnen nicht geklärt ist4. Auf die in den Umrissen überlieferte geschichtliche Entwicklung Kymes soll hier nicht eingegangen werden (s. Anm. 2). Für unser Thema sind die folgenden Punkte von Gewicht: Die Stadt ist nach dem Troianischen Krieg durch mutterländische, lokrische Siedler, die 'pelasgische' Ureinwohner mit in die Siedlung aufnahmen, gegründet. Trotz günstiger Küstenlage erscheint sie in ihrer Frühzeit ziemlich einseitig dem Feldbau zugewandt. Ab welchem Zeitpunkt der geographisch und seemännisch günstige n u n m e h r a u c h A k u r g a l , Die K u n s t A n a t o l i e n s v o n H o m e r bis A l e x a n d e r (1961) 2 4 o f f . m i t A b b . 209 ( B e h a n d l u n g d e r K y b e l e d a r s t e l l u n g e n a u s K y m e , Mendel, C a t a l o g u e des S c u l p t u r e s I I no. 520—522); s. f e r n e r A l t e r t ü m e r v o n P e r g a m o n I 1, 953 s. A. P h i l i p p s o n , T o p o g r a p h i s c h e K a r t e des westlichen Kleinasien, B l a t t 3 ; W . v o n D i e s t , K a r t e des westlichen Kleinasien, B l a t t D ; R . K i e p e r t , K a r t e v o n Kleinasien, B l a t t C I . 4 Der Platz modern 'Namurt(köy)'. E r unters t e h t d e m M u h t a r v o n Q a k m a k k ö y . D i e s e r O r t ist auf f a h r b a r e m F e l d w e g (etwa 1 km) v o n N . a u s e r r e i c h b a r . D o r t zahlreiche v e r b a u t e a n t i k e T r ü m m e r in H a u s - u n d S t r a ß e n m a u e r n .
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Anlegeplatz zu besonderer Bedeutung gelangt, läßt sich nicht genau feststellen. In der Überlieferung tritt er als Winterlager der Flotte des Xerxes nach der Seeschlacht von Salamis erstmalig deutlich hervor. Später ist Kyme Sammelplatz eines Geschwaders unter Tiribazos, der im Auftrage Artaxerxes II. gegen Euagoras von Cypern vorgehen sollte (382). Noch in der frühen Kaiserzeit war Kyme eine blühende Stadt; Strabon nennt es nsyio-rri Kai äpio-rn der aeolischen Städte. Von besonderer Bedeutung für die Bodenforschung könnte das Tac. ann. II 47 bezeugte schwere nächtliche Erdbeben des Jahres 17 n. Chr. werden, das neben anderen kleinasiatischen Städten auch Kyme heimsuchte5. Die bisher angesetzten Versuchsgrabungen und unsere neuerliche Geländebegehung ergaben folgendes archäologisch-topographische Bild: Die Landbuchten der erwähnten Flußläufe sind auch sommers versumpft, jedoch begehbar. Das brackige Wasser fließt mit mäßiger Geschwindigkeit und kann ein mehreren Stellen leicht durchwatet werden. Schilf steht besonders in der südlichen Landbucht in breiten Flächen. Die mittlere Landbucht und die beiden Höhen sind mit Ölund Obstbäumen besetzt, zwischen denen sich Buschwerk, aber auch größere angebaute Felder ausdehnen. Im felsigen Terrain der rechten Talseite des Xanthos, unmittelbar gegenüber dem nördlichen Hügel des Stadtgebietes, zeichnet sich der Verlauf einer sicherlich antiken Wasserleitung im Gestein ab. Günstige Voraussetzungen zur Besiedlung bot der Südhügel; seine Kuppe ist verhältnismäßig flach, während sich die steilen Hänge zur taktisch vorteilhaften Anlage einer Befestigungsmauer anboten. In der Tat führte eine allem Anschein nach während der letzten Jahrzehnte angesetzte Sondage zur Aufdeckung eines Kalksteinmauerzuges (A)*, der jetzt etwa in einer Länge von 8 m an der zum Meer 5 s. mit weiteren Quellenangaben Magie a. O. 4 9 9 I mit Anm. 23 auf S. 1358JE. * Dieser und die im Folgenden erscheinenden Buchstaben in Klammer beziehen sich auf den Plan Abb. 1.
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weisenden Front freiliegt. Die Mauer ist bis 2,50 m hoch erhalten, der Steinschnitt ist polygonal. Sehr nahe verwandt im Stil ist die spätarchaische Burgmauer von Larisa am Hermos6. Unmittelbar südlich dahinter zeichnen sich rechtwinklige Fundamentzüge eines Gebäudes ab. Tief in der Landbucht zwischen Nordund Südhügel liegen die Reste eines monumentalen Baues (B). Ein Teil des Stylobat es ist in einer aufgegebenen Sondage auf etwa 7 m erkennbar; dicht daneben, sicher zum Bau gehörig, liegen unkannelierte Säulentrommeln aus sog. Phokaeakalkstein. Sie waren jeweils durch zwei Dübel miteinander verbunden, entsprechend einer Technik, die in Pergamon häufig zu beobachten ist. Sollte es sich um einen Tempel handeln, so war er vermutlich ost-westlich orientiert. Verglichen mit pergamenischen Bauten ist der Bau am ehesten im späten Hellenismus anzusetzen. Am Westabhang des Nordhügels zeichnet sich die Cavea eines Theaters ab, der Anlage und Orientierung nach wohl hellenistisch (C). Leider nicht mehr zu erkennen war der i. J . 1925 von A. Sala$ ausgegrabene Isistempel, der als ein ionischer Tempel mit Prodomos, Cella und Adyton charakterisiert wird und — wenn auch wohl unter anderer Kultherrin — bis in das 4. Jh. zurückzureichen scheint. Seine Lage wird als »auf der Akropolis«, worunter der Nordhügel zu verstehen ist, angegeben. Im Tempel und bei einem Gebäude in seiner Nachbarschaft waren zahlreiche Skulpturenfragmente, Terrakotten und kultische Inschriften gefunden worden. Im Mai 1962 beobachtete N. Kunisch etwa 300 m nordöstlich vom Theater im Bereich der 35 m-Höhenlinie unter starkem Bewuchs Reste eines Quaderfundamentes ost-westlicher Orientierung und ein kleines Bruchstück eines ionischen Säulenschaftes, alles aus Kalkstein. Wahrscheinlich sind dies die Überreste des obengenannten Tempels. Es war uns nicht möglich, die 1925 entdeckte, jedoch in ihrer Lage unklar gelassene, kaiserzeitliche Agora zu lokalisieren. 6 s. K . Schefold, Larisa a. H. I, etwa Turm I Taf. 5.
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Bucht von Westen
Bei den neuerlichen Sondagen sind Siedlungsspuren der archaischen Epoche in der mittleren Landbucht festgestellt (s. Anm. 2). Von uns auf dem Südhügel beobachtete Scherben bestätigen die schon früher gewonnenen Sammelergebnisse: Das Material beginnt mit dem 8. J h . und reicht bis in die späte Kaiserzeit. Der Nordhügel hingegen ergab kein keramisches Bild. Zwischen den beiden Wasserläufen wird die Bucht durch zwei jetzt bis 250 m ins Meer hinauslaufende Aufschüttungen geteilt. Die am besten erhaltene ('A' und Abb. 4) setzt an einer Stelle der Strandlinie an, hinter der ein etwa kreisförmiger, zur Seeseite hin offener Erdwall aufragt (D). Im Innern stehen die Reste eines achteckigen Pfeilers, ähnlich denjenigen im »eumenischens Südtor von Pergamon 7 . In Fortsetzung des Erdwalles sind an der Strandlinie Reste von nachhellenistischen 7 s. W. Dörpfeld, Abhandlungen der königl. preuß. Akademie der Wissenschaften, 1906, Phil.Hist. Klasse, I 2 f . Abb. 4.
Mauerzügen sichtbar. Die westlichen bestehen in der Hauptsache aus Resten wiederverwendeter Säulentrommeln (E), die östlichen zeichnen sich durch teilweise vermörteltes Quadermauerwerk aus (F. G). Hieran schließt vom Meeresgrund bis 1,30 m unter den jetzigen Meeresspiegel8 ansteigend unsere Aufschüttung an. Sie setzt sich aus 8 Im Ägäischen Meer tritt Hoch- und Niedrigwasser zweimal täglich ein, der Tidenhub ist verhältnismäßig klein. Auf das Bezugsniveau der Landesvermessung umgerechnet lassen sich für einen mittleren Wasserstand ( ± 0 , 0 0 ) in Namurtköy folgende Werte errechnen:
mittleres Springhochwasser +0,23 mittleres Nipphochwasser +0,08 mittleres Nippniedrigwasser —0,07 mittleres Springniedrigwasser —0,22 Nach den vom Deutschen Wetterdienst veröffentlichten Karten hat der Wind an den Tagen der Messungen den Wasserstand über die obigen Angaben hinaus nicht wesentlich beeinflußt. Für Angaben zum Wasserstand, einschließlich interpolierter Werte für Namurtköy (zwischen Izmir und Ayvalik), sind die Verfasser dem Deutschen Hydrographischen Institut in Hamburg zu Dank verpflichtet.
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Abb. 3. Kyme, Südhügel von Westen
großen Bruchsteinen zusammen; auf ihr ruht das mächtige Quadermauerwerk. Während sie nach Süden in unregelmäßigen Ausbuchtungen verläuft, ist sie im Norden, auf der Brandungsseite, ziemlich geradlinig. Die Gesamtlänge der Schüttung beträgt etwa 250 m, ihre maximale Breite etwa 50 m. Das darübergesetzte Mauerwerk ist in bedeutenden Resten erhalten. Wir konnten zwei deutlich verschieden orientierte Züge messen. Der eine (H), ist etwa 42 m lang und 6 m breit. An der Brandungsseite und auf der Landseite wird er durch j e eine Schalenmauer begrenzt, der Zwischenraum ist mit Bruchsteinen ausgefüllt: diese Mauern sind etwa 1,25 m bzw. 0,90 m stark. Die einzelnen Quadern sind verdübelt, an einigen Stellen lassen sich die Gußkanäle beobachten. Dieser Mauerzug divergiert mit dem zweiten (J), der etwa 50 m lang und 8,30 m breit ist; seine Mauerschalen sind 1,50 m bis 2 m stark und mit Bruchsteinen hinterfüllt. Im Gegensatz zu (H) sind hier schwalbenschwanzförmige Klam-
mem verwendet, außerdem sind nur Binder verlegt. Das Baumaterial ist Kalkstein. Die landseitige Schale steht offensichtlich in Verbindung mit dem Kopf der Anlage (K), der seinerseits an einen massiven Kern aus Gußmauerwerk stößt (L); unregelmäßig begrenzt bildet er das äußerste Ende des ganzen Schenkels. Auf seiner ziemlich ebenen Oberfläche mißt er etwa 1 5 X 1 5 m. Während die Unterkanten der Quadern bei (H) und (J) etwa 1,20 m unter der Wasseroberfläche liegen, sind sie bei (K) von uns mit 2,60 m unter der Wasseroberfläche gemessen. Der Kopf (K) besteht bei einer Breite von 14,80 m aus sechs Quaderschichten. Die fünf unteren Schichten sind je etwa 0,35 m, die höchsterhaltene sechste ist jedoch etwa 0,55 m hoch. Damit liegt die Oberkante so nahe der Wasseroberfläche, daß schon bei leicht bewegtem Meer Gischt aufschäumt, der die Stelle weithin markiert. Im einzelnen ließ sich in diesem Abschnitt bei den fünf unteren Schichten eine maximale Quaderlänge von 2,50 m
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Abb. 4. Kyme, Mole ('A') von Süden
ermitteln, ferner Verklammerung durch Schwalbenschwanzklammern von durchschnittlich 0,57 m Länge. Es wurden nur Binder bei guter Fugendeckung verlegt. Erwähnenswert ist der Materialwechsel: während für die unteren fünf Schichten wie bei (J) Kalkstein verwendet wurde, besteht die sechste, höchste, aus Andesit, einem Eruptivgestein, das im Kaikosgebiet sehr häufig ansteht und auch in Pergamon bei hellenistischen Bauten, besonders im Oberbau, dominiert. Auch in der Bautechnik unterscheidet sich diese Schicht deutlich von der darunterliegenden: Binder wechseln regelmäßig mit drei Reihen hintereinanderliegender Läufer. In die Oberfläche der Binder sind — wie bei (H) — jeweils zwei quadratische Dübellöcher mit Gußkanälen eingearbeitet. Die an das Gußmauerwerk anschließenden Läuferblöcke sind zur Innenseite hin polygonal geschnitten, so, wie dies häufig in Pergamon begegnet. Von diesem Kopf gehen vier Mauerzüge unterschiedlicher Breite in unregelmäßigen Abständen rechtwinklig ab. Die beiden äußeren schließen bündig an den Kopf an. Der landwärts gelegene ist etwa 2,50 m breit; nach einem lichten Abstand von etwa
2,20 m folgt eine Mauer mit einer Breite von 1,30 m. Der nächstfolgende Abstand beträgt im Lichten 1,50 m, die Mauer ist ebenfalls etwa 1,30 m breit. Die vierte, meerwärts gebaute, schließt sich im lichten Abstand von etwa 3,50 m mit einer Stärke von etwa 2,50 m an den Kopf an. Ihre Breite verringert sich schon nach wenigen Metern auf 1,50 m. Nach einer Lücke von etwa 13 m setzt sie sich in der landwärts liegenden Mauerschale von (J) fort. Aus dem dargestellten Befund geht eindeutig hervor, daß in der Aufschüttung ('A') eine mächtige, ziemlich tief gegründete Mole zu erkennen ist. Drei Bauperioden sind unterscheidbar: zur ersten gehören die fünf unteren Schichten des Molenkopfes und nach ihrer Technik die beiden Mauerzüge bei (J). Form und Größe der Klammern lassen es möglich erscheinen, daß diese Bauten noch im 6. Jh. entstanden sind9. Zur zweiten Bauperiode gehört die sechste Schicht des Molenkopfes und vermutlich 9 Aus der archaischen Epoche sind bisher nur Dammbauten aus groben Blöcken und entsprechend gebaute Molen bekannt, vgl. K . LehmannHartleben, Die antiken Hafenanlagen des Mittelmeeres 5off. (Klio, 14. Beiheft 1923).
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MITTLERE GEZEITENHOHE 196o
MEERESSPIEGEL BEI F L V T ~ i. ~]HD * CHR 'MITTLERE GEZEITENHOHE ~i> *]HD v C H R
Abb. 5. K y m e , Anstieg des Meeresspiegels (Schnitt)
der Mauerzug (H). Im Vergleich zur Bautechnik in Pergamon liegt es nahe, für ihre Errichtung etwa die Zeit Eumenes II. in Erwägung zu ziehen. Zur dritten Bauperiode läßt sich schließlich das massive Gußmörtelwerk vor dem Molenkopf rechnen; es ist sicher kaiserzeitlich. Es ist bekannt, daß seit dem Altertum im Mittelmeergebiet erhebliche Veränderungen in der Höhe des Meeresspiegels stattgefunden haben 10 . Bei der Bestimmung der ursprünglichen Wasserlinie der Mole und der Art, wie man sich den Bau Vorgang vorzustellen hat, sind diese zu berücksichtigen. Die nunmehr angestellten Messungen ergeben über die Meeresspiegel-Veränderung in K y m e gute Anhaltspunkte. Hafemann (s. Anm. 10) gibt eine positive Strandverschiebung seit klassisch-griechischer Zeit von 2,50 m für die Reste der Hafenanlagen von Kyme an. Die Tiefe des Meeres beim Molenkopf beträgt nach unseren Messungen 2,60 m. Setzen wir — wie übrigens auch Hafemann — voraus, daß wir es mit einem Teil der Hafenanlage bzw. Mole zu tun haben, so ist dieser Wert unmöglich; denn 10
s. A. von Gerkan, in: Festschrift zum 80. Geburtstag W. Dörpfelds 3 7 f f . ; ders. Nachrichten der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, 1956, Phil.-Hist. Klasse 283ff. bes. 295. — Zuletzt, jedoch notwendig für unsereFragen zu summarisch, D. Hafemann, Verhandlungen des Deutschen Geographentages 32, 1959, 226 und Die Umschau in Wissenschaft und Technik 7, i960, I93ff. bes. 195 linke Spalte.
in diesem Falle müßte die Strandlinie unmittelbar am Molenkopf verlaufen! Die Höhe der positiven Strandverschiebung kann jedoch zuverlässig an der Höhe der Überflutung der Molenaufschüttung abgelesen werden. Wir dürfen annehmen, daß bei der Anlage der Mole die Aufschüttung mindestens bis zur Wasserlinie, wenn nicht sogar etwas höher, gereicht hat; denn die Möglichkeit, es sei auf so große Strecken unter der Wasserfläche mit Quadern gebaut worden, die verklammert und verbleit sind, ist nicht in Erwägung zu ziehen. Neben der Hebung des Auflagers für das Quadermauerwerk hatte die Aufschüttung eine weitere Bestimmung als Wellenbrecher. Der A n s t i e g des M e e r e s s p i e g e l s läßt sich wie folgt gewinnen (s. den Schnitt Abb. 5): 1,30 m Überflutung über Aufschüttung (i960) + 0,30 m Mindesterhebung der Aufschüttung über die mittl. Gezeitenhöhe (etwa 6. J h . v. Chr.) = 1,60 m (oder unwesentlich mehr) Dieser Wert stellt ein Minimum dar und gilt für die erste Bauperiode, für die wir das 6. Jahrhundert v. Chr. angenommen haben. E r kann nicht beliebig verringert werden. A. v. Gerkan errechnete für die Westküste Kleinasiens einen Anstieg des Meeresspiegels seit der Antike von etwa 1,75 m, der unserem Wert sehr nahe steht (siehe Anm. 10).
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Danach läßt sich die Tiefe des ursprünglichen Hafenbeckens beim Molenkopf so errechnen (s. Abb. 5): +
2,60 m Wasserstand am Molenkopf (i960) x Anschwemmung durch die Wasserläufe und anderweitige Sinkstoffe
— 1,60 m Meeresspiegelanstieg = 1,00 m + x x, die Sedimentierung, kann jedoch kein Wert sein, der über 0,50 m beträgt, da die von der Anschüttung auf den Meeresgrund abgerollten Bauteile (s. unten) noch sehr weit aus dem Grund herausragen. Anders dürfte die Sedimenthöhe näher der Strandlinie und erst recht vor der Mündung der Wasserläufe zu beurteilen sein. In diesem Zusammenhang noch eine wichtige Feststellung zum B a u v o r g a n g b e i m M o l e n k o p f . Geht man von einer positiven Strandverschiebung von . 1,60 m aus, so konnten wohl die Mauern bei (J) und (H) im Trockenen errichtet werden, nicht aber der Molenkopf selbst, dessen Fuß noch immer mindestens 1,00 m unter dem alten Meeresspiegel lag (vgl. Abb. 5). Wir haben oben ausgeführt, daß die Quadern verklammert und verbleit waren, bzw. noch sind. Die Ausführung dieser Arbeit ist im Wasser unmöglich. Es gibt jedoch eine Erklärung 1 1 : Um den Molenkopf wurde eine Spundwand aus Holzbohlen gezogen, die mit Ton abgedichtet werden konnte; anschließend sind die wenigen Kubikmeter Wasser ausgeschöpft worden 12 . Es ist verständlich, daß man besondere — vielleicht gar nicht außergewöhnliche —• Maßnahmen ergriff, um den soliden Bau des am meisten 1 1 A. von Gerkan danke ich aufrichtig für seinen zunächst kritischen, dann aber zustimmenden Rat in dieser Frage (H. Schi.). 12 Vgl. das bei Vitruv V 12 erläuterte Spundwandverfahren. Kommentar: E. Jüngst—P.Thielscher, RM. 51, 1936, I56ff. und A. Schramm, RM. 53. 1938, 46ff. Vgl. die bekannte Spundwand vom Nemi-See, G. Ucelli, Le Nävi di Nemi 1 117 Abb. 120, — Nach Auffassung der Verfasser wäre das Spundwandverfahren zur Ausführung von 'trokkenen' Quaderbauten als eine griechische Technik erwiesen. (Gegen G. Hafner, Mdl. 5, 1952,
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gefährdeten und beanspruchten Teiles der Gesamtanlage zu gewährleisten. Zur Errichtung des Gußmauerwerkes bedurfte es hingegen bei Verwendung des in der Antike bekannten hydraulischen Mörtels keiner Trockenlegung. Aus dem senkrecht-glatten Abschluß der drei Außenseiten geht hervor, daß gegen eine Schalung gegossen worden ist. Diese konnte im Wasser ohne große Schwierigkeiten eingebracht werden; sie hatte in der Hauptsache den Zweck, das Auswaschen des Mörtels während des Abbindeprozesses zu verhindern. Zum Einbringen des Mörtels könnten Holzrohre oder -rutschen verwendet worden sein. Zahlreiche bearbeitete Blöcke liegen auf der Meeresseite vor der ganzen Mole. Wir sahen Säulentrommeln, Basen und ein Antenkapitell, ferner auch einen Sarkophagdeckel mit Eckakroteren. Ein guter Teil davon kann von Bauten stammen, die auf der Mole errichtet waren. Hier ist man in Versuchung, an einen Leuchtturm oder gar an einen Hafentempel zu denken. Im engeren und weiteren Bereich der heutigen Strandlinie konnten wir Reste weiterer Bauten beobachten: bei (M) im Wasser einen Mauerzug, der wohl erst in nachantiker Zeit mit Verwendung antiker Quadern erbaut ist. Auf einer Strecke von 70 m lassen sich bei (N) die Fundamente und Sockelreste einer zweischaligen Mauer verfolgen, an der Steinräuber am Werk sind. Diese Reste müssen zur hellenistischen oder noch älteren Stadtmauer gehören. In Verbindung mit dem Erdwall (O) könnte sie vom antiken Verlauf der Flußmündung teilweise bestimmt sein. Die Richtung der Mauer wird, wie vereinzelte Spuren erkennen lassen, weiterhin durch einen Knick nach Nordosten hin weitergeführt und weist schließlich hangaufwärts. Ferner liegen bei (P) bearbeitete Blöcke in größerer Menge verstreut. Diese Reste verlaufen ziemlich parallel zur Strandlinie, springen aber im Westen und Osten nasenförmig zum Meer vor. E t w a parallel zur Mole ('A') dicht neben der Mündung des Xanthos, liegt eine zweite Aufschüttung ('B'). Diese Lage hatte zur
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Folge, daß sie von den Sinkstoffen der Flußmündung bedeckt ist; eine dichte Unterwasserflora überwuchert sie vollständig. Mauerzüge oder Bauten ließen sich nicht ausmachen, nur soviel, daß der technische Aufbau allem Anschein nach dem von Mole ('A') im Ganzen entspricht. Einzelne, nicht näher erkennbare Architekturfragmente zeichnen sich unter Wasser auf der Aufschüttung ab. Unmittelbar nördlich der Aufschüttungszone liegen kannelierte Säulentrommeln und bearbeitete Blöcke auf dem Meeresgrund. Der Befund erlaubt den Schluß, daß in der Aufschüttung ('B') die Reste einer weiteren Mole zu erkennen sind. Damit aber können die Räume südlich der beiden Molen als Hafenbecken angesprochen werden: Hafen ('A') und ('B'). Dicht an die Aufschüttung der Mole ('A') anschließend und von hier aus etwa 200 m der Strandlinie nach Nordosten folgend sind zahlreiche Mauerquadern verstreut. In situ erkennbar sind jedoch nur neun Einzelfundamente einer Pfeiler- oder Säulenreihe, deren regelmäßige Folge unterbrochen ist. Die quadratischen Fundamente haben eine Seitenlänge von 1,20 m; sie bestehen in jeder Schicht aus zwei Blöcken, deren Stoßfugen sich im Wechsel der Schichten rechtwinklig kreuzen. Die Blöcke sind mit je einer Schwalbenschwanzklammer verbunden. Zwischen den Fundamenten beobachteten wir Reste von Mörtelestrich. Nordöstlich davon liegt im Wasser ein etwa 13 m langer Mauerzug, um den Quaderfragmente verstreut sind (R). An Land konnten wir im Bereich der umgrenzten Zone stark verschüttete und überwachsene langgezogene Fundamentreste feststellen; es scheint sich um die von Salac; untersuchte hellenistische Stoa zu handeln. Heidelberg
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Helmut Schläger
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ZWEI NEUE T Y R R H E N I S C H E AMPHOREN Das Museum für Vor- und Frühgeschichte in Frankfurt konnte unlängst eine Amphora erwerben, die hier mit freundlicher Genehmigung von Herrn Direktor Fischer bekannt gemacht wird1. Auf der Vorderseite (A, Abb. 1) ist im Schulterfries die Flucht des Perseus vor den ihn verfolgenden Gorgonen wiedergegeben2. 1 K . Depper, dem auch die Aufnahmen Abb. 1—4 verdankt werden, gestattete in liberalster Weise die Publikation der Frankfurter Amphora bereits vor dem Erscheinen des von ihm verfaßten Bandes CVA. Frankfurt (1). F ü r alle näheren Einzelheiten, die den Erhaltungszustand betreffen, sei auf diese Veröffentlichung verwiesen. Die Amphora ist aus vielen Fragmenten zusammengesetzt, auf der Vorderseite jedoch nur ganz geringfügig ergänzt bzw. in der Oberfläche beschädigt. Auf B sind einige Stücke verloren (v. a. großer Teil vom vorderen Reiter und Pferd r. sowie von dem i. Krieger der Mittelgruppe und drei Partien der Ornamentzone sowie der Tierfriese). Die Oberfläche der Vase ist stellenweise verfärbt. H. 41 cm. Dies die in meinem Artikel der Enciclopedia d'Arte Antica s. v. Perseo erwähnte Amphora. 2 Sammlung der Darstellungen der Flucht des Perseus bei K . Schauenburg, Perseus in der Kunst des Altertums 31 ff. Für die Vasenbilder vgl. auch F . Brammer, Vasenlisten zur griech. Heldensage 2 209ff. Dazu jetzt die rf. Lekythos Sotheby Sale Cat. 5. 3. 62 Nr. 94, Hermes und Perseus auf der Flucht. P. ist mit Harpe, Kibisis (Gorgoneion), Flügelschuhen und einem merkwürdig gestalteten Flügelhut ausgestattet. Ferner zu den in meinem Buch gesammelten Darstellungen aus der Perseussage: eine Tonlampe des Nat. Mus. in Kopenhagen, Inv. A B c 1 0 1 8 , die hier mit freundlicher Erlaubnis der Direktion abgebildet werden kann : Abb. 7. Rand großenteils ergänzt, auf der Unterseite die Inschrift 5ITQZIANOY. Aus derselben Werkstatt H. B . Walters, Brit. Mus. Cat Lamps Taf. 35, 1223 (zu Lampen mit dem Namen des Sposianos O. Broneer, Corinth I V 2, 3 1 1 . Dazu Fouilles de Delphes V 192 Nr. 547). Zu weiteren Lampen mit Perseus im gleichen Schema Schauenburg a. O. 32. — P. Zazoff zeigte mir die Aufnahme eines etr. Karneol-Skarabäus der Bibliothèque Nationale in Paris, Inv. M 7993. Der Stein zeigt einen nach 1. schreitenden geflügelten Jüngling. E r hat auch an den Füßen Flügel, hält in der Linken die Harpe, in der Rechten ein abgeschlagenes Haupt und ist nackt. E s handelt sich zweifellos um Perseus, der auch auf dem Spiegel Gerhard, E . S. Taf. 1 2 1 Flügel hat. Zu dieser Vorliebe der Etrusker für Flügel P. Wolters. Der geflügelte Seher (Kalchasspiegel). Schauenburg, Perseus 49. 122. Vgl. auch den Spiegel Gerhard a. O. Taf. 364. — Der soeben von B . Goldmann,
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A b b . 5. Tyrrhenische A m p h o r a in Kassel, Hessisches Landesmuseum
Der Heros trägt einen Hut sowie einen gepunkteten Chiton, hat aber keinerlei SchuhB e r y t u s 14, 1961, 22 und v o r allem Hopkins ebenda 25 ff. unternommene Versuch, Perseus, beziehungsweise Medusa solar auszudeuten, ist m. E . nicht geglückt. V g l . Schauenburg, Perseus 89. 129. Vgl. jetzt auch den spätkorinthischen (!) K r a t e r mit Perseus-Gorgonen, der B C H . 85, 1961, 832ff. erwähnt ist. Dazu eine rf. Hydria, die sich v o r kurzem im Kunsthandel b e f a n d : Athena, Perseus und Medusa mit nach vorn gewandtem K o p f . — V o m Bonner Akademischen K u n s t m u seum neuerworbene rf. L e k y t h o s 2704 mit B ü s t e des Heros nach links (in der Rechten Harpe, auf dem K o p f geflügelter Pilos), zu der Gruppe gehörig, die v o n mir in Perseus 89 f. behandelt ist. •— The Athenian A g o r a V I I zu Nr. 245, Lampe.
zeug an. Er hat die Kibisis über den linken Arm gehängt und entweicht in eiligem Lauf nach rechts. Zwischen seinen Beinen, die die Erde nicht berühren, erscheint eine Palmette mit ausladenden Seitenranken. Hinter Perseus steht die behelmte, mit Rundschild und zwei Speeren versehene Athena. Von den drei Gorgonen ist die mittlere im gestreckten Lauf gegeben, während ihre Schwestern im typischen Knielaufschema dargestellt sind. Die Köpfe der drei Gorgonen, deren Binnenzeichnung fast völlig verloren ist, haben die Form von Kreisen, deren unteres Segment jeweils vom Rumpf verdeckt wird.
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Abb. 6. Detailabbildung der Amphora Abb. 5
Auf der Rückseite 3 der Amphora (Abb. 2) ist eine Kampfszene das Thema des Schulterbildes. Ein in der Mitte zu Fuß kämpfendes Paar wird von je zwei Reitern flankiert. Unter den Bildfriesen läuft eine doppelte Reihe versetzter Punkte um, darunter ein Lotos-Palmettenband. Über dem Strahlenkranz oberhalb der konischen Fußscheibe sind zwei Tierfriese angebracht. Das beim Grasen den Kopf nach hinten wendende Reh im unteren Tierfries von A bringt eine gewisse Abwechslung in die Eintönigkeit dieser Streifen. Die Bemalung mit ihrer prächtigen Farbwirkung ist sehr gut erhalten. Die Amphora gehört zur großen Gruppe der tyrrhenischen Vasen4 und kann, wie 3
Der Kopf Medusas ist nicht sichtbar. Zu diesem v. Bothmer, A J A . 48, 1944, 161 ff. Beazley, A B V . 94ff. Dazu kommen u . a . : Amphoren Köln, Universität 296 (A: Kampf. B : Silene und Mänaden. Zwei Xierfriese, zwei Punktreihen) und 297 (A: Symposion. B : Silene und Mänaden. Zwei Tierfriese, zwei Punktreihen). H. Niemeyer habe ich für Auskünfte über die Vasen zu danken. — Ars Antiqua A. G., Auktion I I i960 Taf. 52, 132 t. Ebenda Auktion I I I 1961 Taf. 37, 9of. Amphora im Kunsthandel 1959 (A: Amazonomachie. B : Komos. 3 Tierfriese). Amphora im Kunsthandel 1959 (A: Silene-Mänaden. 4
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A A . 1962
schon K. Deppert gesehen hat, dem Castellanimaler zugewiesen werden5. Sie wird im Jahrzehnt 570/60 entstanden sein. Kampfszenen gehören zu den Lieblingsthemen der tyrrhenischen Vasenmaler 6 . Häufig wird dabei das in der Mitte kämpfende Paar von Frauen umgeben, so daß eine Deutung auf Achilleus-Memnon möglich ist. Bei unserem Bild ist eine präzise mythologische Interpretation nicht möglich, wahrscheinlich ginge sie auch über die Absicht des Malers hinaus. B : Komos. Tierfries). Amphora in Bellinzona, Privatbesitz (A: Herakles-Nessos. B : Reiter. 3 Tierfriese). BMetrMus. Januar 1961, 162 f. Abb. 2, Amphora New York. H. Hoffmann, J b . d. Hamburger Kunstslgn. 6, 1961, 248ft.; Auction Sale X V I 1956, Basel, Nr. 84fE.; Kunsthandel 1959, erwähnt in Schauenburg, Perseus in der Kunst des Altertums 52 Anm. 345 (Parisurteil bzw. Thiasos); Antike Ausgrabungen, Kunsthandlung K . Deppert I 1958 Taf. 3, 1 4 ; Amphora in Luzern, Ars Antiqua A. G. (A: Symposion. B : Viergespanne. Zwei Tierfriese, zwei Punktreihen). Weitere Amphora in Luzern (A: Reiter. B : 6 Läufer. Zwei Tierfriese). Amphora Hesperia Art, erwähnt bei Elatter, Antike Kunst 5, 1961, 45 Anm. 1. 5 Zu diesem v. Bothmer a. O. Ders., Amazons in Greek Art 6ff. Hoffmann a. O. Amphora Kunsthandlung K . Deppert (Anm. 4 Ende). 6 Beazley, A B V . passim.
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Den Perseusmythos kennen wir bereits von zwei anderen tyrrhenischen Vasen, der Wiener Hydria IV 3614 7 und der Amphora Louvre E 857®. Auf der Wiener Hydria wird der Heros nur von einer einzigen riesigen Gorgone verfolgt, während er auf der Pariser Vase gar nicht in Erscheinung tritt. Die Gorgonen der neuen Amphora unterscheiden sich von denjenigen der zwei altbekannten Vasen durch die eigentümliche Form ihrer Köpfe. Besonders merkwürdig ist jedoch, daß auch Medusa ihren Kopf noch hat, obwohl Perseus sich bereits zur Flucht gewandt hat. Den gleichen ungewöhnlichen Zug bietet ein um 500 anzusetzender Skyphos des Malers von Rodin 1000, der sich in Privatbesitz befindet9. Eine besondere Sagenform darf hinter den zwei Vasenbildern nicht gesucht werden, da sie ja den Mythos in sinnwidriger Weise umgestaltet haben müßte. Zur Annahme, daß die Maler keine ausreichende Kenntnis des Mythos hatten, wird man sich bei attischen Malern der archaischen Zeit nur ungern entschließen. Die Möglichkeit kann jedoch nicht ausgeschlossen werden 10 . Wahrscheinlicher ist aber, daß es sich um reine Flüchtigkeitsfehler handelt. Der Maler von Rodin 1000 wiederholte gedankenlos dreimal dieselbe 7 Beazley, A B V . 106; Schauenburg a. O. Taf. 10, 1. 8 CVA. Louvre (1) I I I Hd Taf. 5, 8. 16. Taf. 8 , 1 ; Beazley, A B V . 97, 26; Schauenburg a. O. 34. 9 v. Mercklin, A A . 1943, 1 ff. Abb. 1 ff. ; Beazley, A B V . 521, 2; Schauenburg a. O. 41. 53 Anm. 353. S. 125 Anm. 874. 10 Reine Schreibfehler erweisen meist noch nicht, daß die jeweiligen Maler den Mythos als solchen nicht ausreichend kannten (vgl. etwa: Antaios für Ankaios auf der Françoisvase, Neleus für Nereus auf der eretrischen Amphora B S A . 47, 1952, 38 (Boardman), K y k t o s statt Kyknos auf der Berliner Oinochoe A. Rumpf, Sakonides Taf. 291!., Aretes für Artemis auf einer sf. Halsamphora mit dem Dreifußraub des Herakles in Arlesheim, Schweitzer). Schwerer wiegt die Verwechslung von Apollon und Artemis auf der Berliner Sosiasschale, die aber als Flüchtigkeitsfehler anzusehen ist. Ein Irrtum dürfte dagegen der Wahl des Namens Koronis für Helena auf der Münchner Euthymidesamphora zugrunde liegen (z. B . Ghali-Kahil, Les Enlèvements et le Retour d'Hélène 310). Merkwürdig auch, daß die Namen Poseidons und Amymones statt derjenige des Zeus und einer seiner Geliebten auf zwei Peliken in der Villa Giulia erscheinen (J. D. Beazley-
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Figur, der Castellanimaler umgab die mittlere Gorgone symmetrisch mit zwei gleich gestalteten Schwestern. K. Deppert verdanke ich den Hinweis auf eine weitere tyrrhenische Amphora, die einer Privatsammlung angehört 11 . Im Schulterfries ihrer Seite A (Abb. 3) lenkt ein Bärtiger, neben dem eine Frau steht, ein Viergespann nach rechts. Hinter den Pferden schreitet eine Frau, während zwei weitere Frauen und ein Bärtiger dem Wagen folgen. Vor den Rossen geleitet ein zurückschauender Bärtiger zwei Frauen, die ein gemeinsames Manteltuch um sich geschlagen haben, nach rechts. Im Feld sind sinnlose Inschriften verteilt. Dem Hochzeitszug von A entspricht auf Seite B ein ausgelassener Komos von fünf Männern und zwei Frauen (Abb. 4). Um die Gefäßmitte ist ein Lotos-Palmettenband gelegt, unter dem zwei Tierfriese umlaufen. Über dem rechts im oberen Tierfries von A zu sehenden Widder ist eine Rosette aufgemalt, während auf B im unteren Fries zwischen Panther und grasendem Bock eine aufrechte Palmette angebracht ist. Die Palmette unter dem Perseus der Frankfurter Amphora (Abb. 1) zeigte bereits die gleiche Vorliebe für ins Feld gesetzte Ornamente 12 . Derartige Motive wurden von den tyrrhenischen Malern nur selten auf der Gefäßachse angebracht, wie sie überhaupt ihre Bildfriese häufig ohne Rücksichtnahme auf symmetrische Gestaltung anlegten 13 . Nach L. D. Caskey, Attic Vase Paintings . . . Mus. Boston I I 90). Vgl. weiter Speier in Beitr. zur klass. Altertumswiss. (Festschr. Schweitzer) 1 1 4 Anm. 6, Ghali-Kahil, A J A . 60, 1956, 307 u. K . Schefold, Meisterwerke griechischer Kunst 28. Vgl. auch den rf. Stamnos CVA. Wien, Kunsthistorisches Museum (2) Taf. 66, auf dem statt einer Kuh bei der Iosage ein Stier dargestellt ist. Allgemein zum Problem auch C. Robert, Bild und Lied 1 0 1 ; Dugas, R E G . 49, 1936, 4 6 1 ; Mota, R A . 50, 1957, 26; Schauenburg, Gymnasium 64, 1957, 2 1 3 Anm. 1 6 ; Lullies in CVA. München (1) S. 3111 H. 41,5 cm. In der Oberfläche stellenweise verfärbt, Farben jedoch sehr gut erhalten. Nur ganz geringfügig ergänzt. 12 Vgl. auch die Rosette auf A und die Punktkreise zwischen den Gorgonen auf der Perseusamphora (Abb. 1). 13 Vgl. etwa das gegenüber der Gefäßachse verschobene Ornament im obersten Tierfries der
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Form und Dekorationsweise ist die Amphora ein Gegenstück zu derjenigen in Frankfurt. Auch stilistisch ist sie dieser so eng verwandt, daß sie demselben Maler zugewiesen werden kann. Beide Vasen unterscheiden sich jedoch dadurch, daß auf der zweiten die Punktreihen fehlen. H. Thiersch hatte die tyrrhenischen Amphoren in zwei große Gruppen aufgeteilt, in diejenigen mit und diejenigen ohne Punktreihen 14 . Auch D. v. Bothmer kannte 1944 noch keine Amphora eines »dicer« ohne Punktband 1 5 . Inzwischen hat er jedoch die Pariser Amphora E 848 und weitere Gefäße ohne Punktmuster dem Castellanimaler, von dem ja auch unsere zwei Amphoren bemalt wurden, zugewiesen, obwohl diese ebenfalls — wie die neue Amphora in Privatbesitz — das für Thierschs Gruppe II charakteristische Kennzeichen vermissen lassen 16 . Bilder des Komos gehören zu den Lieblingsthemen der tyrrhenischen Vasenmaler 17 . Diese verstanden es aber, das Motiv nie monoton zu wiederholen, sondern es in besonders lebendiger Weise immer wieder zu variieren. Ein besonderer Zug der neuen Amphora ist der im Profil gesehene Hokkende. Eine dritte Amphora des Castallanimalers befindet sich in Kassel (Abb. 5. 6)18. Das Thema von A, Herakles und Nessos, hat der Maler auch auf der Hamburger Amphora in ähnlicher Weise behandelt. Die Ausführung auf der Kassler Vase ist jedoch weit lebendiger und derjenigen auf der Hamburger Amphora auch sonst überlegen. Dies A m p h o r a C V A . L o u v r e (1) I I H d T a i . 3, 1 (vgl. aber C V A . L o u v r e (1) I I I Hd T a f . 3, 10 u. 11 sowie C V A . Copenhague (3) T a f . 101, 1 b). 14 »Tyrrhenische« Amphoren 30 ff. 1 5 A J A . 48, 1944, 164. 1 6 A m a z o n s in Greek Art 7, 17 C V A . L o u v r e (1) I I I Hd T a f . 4, 4. Vgl. bei v. B o t h m e r a. O. weiter die Amphoren 10 Nr. 47. 48. 50 (Nr. 47 ist insofern ein Sonderfall, als diese A m p h o r a auch keine Tierfriese hat). 17 Zu den K o m a s t e n jetzt Webster, Bull, of the John R y l a n d s Library 36, 1953/54, 58 2 ff-.' L. Breitholz, Die dorische F a r c e ; E d w a r d , J H S . 80, i960, 79. W i c h t i g für die Frage die v o n Hommel, IstMitt. 9/10, 1959/60, 58 Taf. 60, 2 publizierte spätgeometrische Scherbe aus Milet. 18 Beazley, A B V . 105, 2. F ü r die A u f n a h m e n und Publikationserlaubnis habe ich. A . Greifenhagen sowie E . Berger sehr zu danken. 3*
A b b . 7. Tonlampe in Kopenhagen, N a t . Mus.
zeigen vor allem die lebenssprühenden Gesichter des linken und mittleren Kentauren. Auch die Haltung des linken Kentauren der Hamburger Vase ist weit lahmer als die des hier publizierten Pferdewesens. Noch mehr gilt dies für die Gruppe von Nessos und Deianeira. Die Rückseite der Kassler Amphora zeigt wieder einen Komos, doch ist sie so schlecht erhalten, daß sich eine Veröffentlichung nicht lohnt. Hamburg
Konrad Schauenburg
A U S S K A N D I N A V I S C H E N MUSEEN Dank einer Reisebeihilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft war es mir im Sommer 1961 möglich, nahezu alle Antikensammlungen Skandinaviens zu besuchen. Einige Beobachtungen an dort aufbewahrten Kunstwerken seien hier kurz mitgeteilt, bisher unveröffentlichte andere Stücke dank dem Entgegenkommen der verschiedenen Museumsleitungen bekanntgegeben. Der Leitung der Nationalgalerie in Oslo, Frau Dyveke Helstedt in Thorvaldsens Museum sowie den Herren V. Poulsen und M. Gjö-
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desen (Ny Carlsberg Glyptotek) in Kopenhagen, Herrn Lindhagen (Malmö-Museum) zu Malmö und Herrn Dr. Patrik Reuterswärd vom Nationalmuseum in Stockholm gilt mein Dank für Publikationserlaubnisse und Beschaffung von Photos wie für Auskünfte. O s l o , Nationalgalerie Kopf des spartanischen Königs Pausanias. Kat.-Nr. 2. Literatur: Mélanges d'Archéologie et d'Histoire Ch. Picard 2 ( = R A . 6, série31/32 1949) 668ff. Abb. 1 ff. (L'Orange); Kunstmuseets Ârsskrift 1952—1955, 1 ff. (V. Poulsen). Hier Abb. 1 - 6 . Der Veröffentlichung L'Oranges ist nicht viel hinzuzufügen. Wäre der Kopf nicht durch V. Poulsen a. O. dem 4. Jh. v. Chr. zugewiesen und auf den König Leonidas (gefallen 480) bezogen und würde nicht P. Amandry die restlos verfehlte Datierung des mit dem Osloer Kopf eng zusammengehörigen Themistokles-»Bildnisses« in Ostia in das 4. Jh. v. Chr. erneut behauptet haben (Bull, de la Faculté de Lettres de Strasbourg 38, 1961, 414ff.), erübrigte sich eine neuerliche Behandlung beider Werke. Es scheint aber doch nötig zu sein, nochmals dazu Stellung zu nehmen. Zunächst einige Beobachtungen an der Osloer Replik des Pausanias-Kopfes. Der großkristallinische, gelblich patinierende Marmor dürfte pentelisch sein, die Herkunft aus einem athenischen Bildhauer-Atelier römischer Zeit liegt folglich nahe. Der Kopf ist gereinigt, seine Oberfläche aber nirgends nennenswert angegriffen. Sinterreste sind nur wenige zu beobachten, Spuren von Kalk dagegen namentlich auf dem Oberkopf, seitlich sowie rückwärts. Die Grenze der Kalkreste, die anscheinend niemals auf der Vorderseite ansaßen, verläuft vertikal entlang der Mittelachse der Ohren nach dem Oberkopf zu, wo gleich wie am Hinterhaupt relativ viel Spuren erhalten sind. War der Kopf ehedem wohl einmal eingemauert ? Keine Ergänzungen. Es fehlen die teilweise abgestoßene Nase, der rückwärtige Rand der linken Ohrmuschel, ein größerer Teil des rechten Ohres. Ein kleines Loch über dem linken Auge im
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Haare, eine Bestoßung an der linken Schläfe, eine weitere am Kinn, einige andere, geringfügige an manchen weiteren Stellen. Ausgezeichnete Arbeit, die in der rechten Kopfhälfte etwas verwaschener wirkt als auf der Gegenseite. Der Kopf dürfte bei seiner Lagerung in der Erde auf seiner rechten Seite stärker angegriffen worden sein, was eine entsprechend kräftigere Reinigung dieses Teiles notwendig machte, ohne daß dieser jedoch unter ihr gelitten hätte. Auf dem Oberkopf wie rückwärts sind die Details schematischer wiedergegeben als in den Partien des Gesichts wie des Bartes, dennoch sind selbst die flüchtig ausgeführten Teile in den Einzelformen relativ sauber und genau angedeutet bzw. ausgeführt. Der auf den Photos einer modernen Zurichtung gleichende »Absatz« im Barte oberhalb des Kinns ist antik, wie Verfärbungen und Sinterreste in dieser Rille bezeugen. Auf die Parallelen, die diese »Rinne« in anderen Kunstwerken des Strengen Stils findet, wies bereits L'Orange hin. Die Replik in Oslo saß anscheinend einst auf einem Hermenschaft auf. Die Halsmuskulatur ist auf reine Frontalansicht hin angelegt, beide Halsstrecker sind in normaler Ruhestellung gegeben. In starkem und betontem Gegensatz dazu steht der asymmetrische Aufbau des Kopfes selbst. Die Differenzierung beider Gesichtshälften, die das verlorene Original aufwies, bildete der römische Kopist offenbar treu nach. Die linke Gesichtshälfte wölbt sich plastisch ungleich kräftiger vor als die rechte und ist gleichzeitig entsprechend breiter angelegt. Auch im Haar wie im Barte sind die einzelnen Locken auf der rechten Kopfseite reicher, nuancierter gebildet denn auf der Gegenseite, obwohl die rechte Gesichts- wie Kopfhälfte heute leicht angegriffen wirkt. Auch der Hinterkopf wölbt sich an der linken Kopfseite stärker vor als auf der rechten Seite. Daß der römische Kopist diese Ungleichheiten so sauber nachbildete, obwohl der Kopf anscheinend frontal auf der Herme aufsaß, dürfte für seine Gewissenhaftigkeit auch in
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anderen Hinsichten sprechen. Um so mehr möchte man ihm zutrauen, in weiteren sogleich zu behandelnden Details das Ursprüngliche bewahrt zu haben. Alle diese Eigentümlichkeiten legen es nahe zu vermuten, daß der Kopf auf der einst zugehörigen Statue so aufsaß, daß er nach der linken Schulter blickte. Beide Repliken des »Bildnisses« im Museo Capitolino in R o m 1 (L'Orange a. O. Abb. 4ff.) bestätigen diese Bewegungsrichtung. Einige Details des Osloer Kopfes ermöglichen es uns nun, mit aller nur wünschenswerten Eindeutigkeit, den kunstgeschichtlichen Ort des hinter ihm stehenden Urbildes zu bestimmen und somit den Vorschlag wie die Deutung von L'Orange zu erhärten. — Mehrere der Haarsträhnen namentlich auf der rechten Schädelseite sind, wiewohl im einzelnen unterschiedlich, in einer Form angelegt, die etwa einer halbgeöffneten Beißzange ähnelt. Diese Anordnung läßt sich besser als auf unseren Aufnahmen in der Abb. 2 des Aufsatzes von L'Orange nachprüfen. Freilich entsprechen sich die einzelnen Locken in ihrer Länge niemals, die eine pflegt stets etwas länger als die ihr korrespondierende zu sein. Auch die Repliken des Pausanias-Kopfes in Rom wie in Neapel, hier wie in allen anderen Punkten abgeschwächt und verwaschener, bestätigen diese bemerkenswerte Kompositionsform. Überraschend gleichartig findet sich diese selbe Gestaltung an dem KentaurenkopfBruchstück der linken Dreiergruppe aus dem Westgiebel des olympischen Zeustempels wieder (E. Buschor-R. Hamann, Skulpturen des Zeustempels Taf. 44), das L'Orange bereits in anderem Zusammenhang vergleichsweise heranzog. Daß bei dem olympischen Kopffragment die plastische Form etwas gröber, derber, einheitlicher wirkt als bei dem Osloer Pausanias, der sie kleinteiliger und differenzierter zeigt, mag darin beruhen, daß das verlorene Urbild des Pausanias eine Bronzestatue gewesen sein dürfte, die Marmorarbeit des 1 H. Stuart Jones, Catalogue of the Museo Capitolino 2 1 3 Nr. 82 Taf. 52; 248 Nr. 72 Taf. 58; 249 Nr. 73 Taf. 58.
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Abb. 1. Kopf des Königs Pausanias. Oslo, Nat. Galerie
olympischen Westgiebels aber auf kräftigere Einzelformen hindrängte. Gerade dieses Bruchstück aus Olympia erweist sich aber auch in anderen Hinsichten mit dem Osloer Pausanias grundverwandt. Die harte, fast graphisch wirkende Wiedergabe der die Stirn furchenden Falten sowie selbst ihre Anordnung, ja ihre Zahl sind hier wie da die gleichen. Die rillenartig eingetiefte Falte über dem rechten Auge des Pausanias ist heute zwar ziemlich korrodiert, in ihrer ursprünglichen Anlage aber trotzdem noch deutlich erkennbar. Trügt die mir vorliegende photographische Aufnahme nicht (Photo Brogi 16574), überliefert die eine der beiden römischen Repliken des Kopfes (L'Orange Abb. 4) sogar eine überraschend ähnliche Gestaltung der Faltenpartie, die sich von der Nasenwurzel bis in die Stirn
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Abb. 2. Aufsicht des Kopfes Abb. 1
hineinzieht, wie bei dem Kentaur. Bei ihm ist diese Detailform — dem maskenhaften Charakter eines Kentaurenkopfes entsprechend — nur etwas mehr in das Ornamentale überführt, in der Grundlage aber genau gleich. Diese Einzelbeobachtungen, die zu den grundsätzlichen Erkenntnissen von L'Orange ergänzend hinzutreten, dürften die Richtigkeit seiner Ansicht bestätigen: das Original des Kopfes des Pausanias gehört in die Periode des Strengen Stils. Die Statue stand, wie Diodor 1 1 , 45 überliefert, einst im Heiligtum der Artemis Orthia zu Sparta. Inwieweit die beiden dort aufgestellten Figuren untereinander differierten, ob es sich nur um zwillingsartig verdoppelte Werkstatt-Repliken handelte, läßt sich heute nicht mehr entscheiden. —• Vielleicht legt unser Vergleich mit dem olympischen Kentaurenkopf sogar die Möglichkeit nahe, hier wie da den gleichen Künstler am Werk zu sehen. Wir besäßen folglich vielleicht Kenntnis zweier Werke desselben Bildhauers, einmal im Original, das andere Mal in Kopie. Die Meinung, das Original des Pausanias sei im 4. J h . v. Chr. entstanden, entbehrt
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gleich der Ansicht, auch das Themistokles»Bildnis« in Ostia sei derselben Zeit zuzuweisen, aller nur denkbaren Wahrscheinlichkeit. Dieser Mißgriff kunstgeschichtlicher Einordnung geht an einer Grundtatsache ebenso völlig vorbei wie er eine andere eigenartig mißdeutet. Nicht einer derer, die das Themistokles»Bildnis« in das 4. Jh. verweisen (und diese Herme steht ja ungleich stärker im Vordergrund solcher Diskussionen als der bisher nur selten beachtete Pausanias 2 ), sah sich um, wo in der gesamten Kunstgeschichte des 4. Jhs. unter den Originalen wie den Kopien sich selbst nur ein entfernter Beweis dafür fände, daß man damals Formen des Strengen Stils je getreu nachgeahmt habe. Wenn Kephisodot bei der Eirene aus bestimmten inneren, retrospektiven Gründen auf eine Frisur jener Periode zurückgreift, setzt er sie sogleich in die künstlerische Formensprache seiner Schaffenszeit um. Daß manche Künstler damals in archaistischem Stile arbeiteten, liegt auf einer fundamental andersartigen Ebene: bestimmte religiöse Anschauungen waren dafür verantwortlich. Eine nur entfernt treue Anlehnung an Einzelformen des Strengen Stils, die den oder jenen Künstler bewogen hätte, Stilformen wie etwa die Haarbildung genau irgendwelchen Vorbildern des Strengen Stils zu entlehnen, ist für das 4. J h . schlechterdings nirgends belegt, ja würde dem eigenständigen Charakter dieser Epoche auf das entschiedenste widersprechen. Als Beispiele für diese angebliche Richtung werden ja stets und ausschließlich nur die »Bildnisse« des Themi2 Die Literatur zusammengefaßt bei G. M. A. Richter, Greek Portraits I, Coli. Latomus X X 16 Anm. 3, weiteres bei Amandry, Bull, de la Fac. de lettres de Strasbourg 38, 431 ff. Zuletzt Klio 38, 1960/61, 87ff. (Zinserling). Neuerdings H. Drerup in MarbWPr. 1961, 21 ff., wonach das Themistokles-»Bildnis«, wohl richtig, in der 2. Hälfte der siebziger Jahre des 5. Jhs. in Argos entstanden sein dürfte. — Auf die ausgezeichneten Darlegungen von Chr. Karusos, Aristodikos 32 t. und 39 ff. kann hier nur noch nachträglich hingewiesen werden; sie treffen mit dem im Folgenden Gesagten im wesentlichen überein und erweisen schlagend die Unhaltbarkeit älterer Theorien über die Unmöglichkeit eines »Bildnisses« im früheren 5. J h . v. Chr.
Abb. 3—6. Kopf des Königs Pausanias. Oslo, Nat. Galerie
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A b b . 7. Schale des Penthesileia-Malers. London, Brit. Mus. E 72
stokles, des Pausanias sowie einige andere, in römischen Kopien erhaltene Werke gleicher Tendenz genannt, — ohne Rücksicht auf das sonst doch wirklich massenweise überlieferte kunsthistorische Material. Daß man so verfuhr, liegt an nichts anderem als an falschen Begriffsbildungen, die man willkürlich mit der Vorstellung eines »Porträts« verbindet, da unsere augenblicklichen Entwicklungs-Konstruktionen solchen Werken den ihnen gebührenden Platz im Strengen Stil nicht zuzubilligen vermögen. Denn die begrifflichen Voraussetzungen, um derentwillen man den Themistokles wie die ihm nahestehenden Kunstwerke aus dem Strengen Stil auszuscheiden sich bemüht (obwohl einige antike literarische Überlieferungen dem ausdrücklich entgegenstehen) sind einzig in verfehlten theoretischen Konstruktionen begründet. Man meint, in diesen Werken unbedingt so etwas wie »realistische« Bildnisse erkennen zu müssen, oder nach Art des Piaton dem »Realistischen« angenäherte Werke, die in der Auffassung der unmittelbar vorhellenistischen Porträtkunst verwurzelt seien. Diese Mißdeutung ist wiederum begründet in der Vernachlässigung
anderer, freilich handwerklicher Kunstwerke des Strengen Stils, die uns eine überquellende Fülle an Beispielen bieten, die im Grundsätzlichen mit dem Themistokles- oder dem Pausanias-»Porträt« eng verwandt sind. Es sind die attischen Vasen, die in diesem Zusammenhang bisher einzig H. Diepolder anführte, als er die Datierung der ostienser Themistokles-Herme bzw. ihres Urbildes in die Periode der Vorklassik verfocht 3 . In einer bekannten spät-archaischen Tendenz wurzelnd 4 , nahm innerhalb der keramischen Malereien Athens seit Beginn des Strengen Stils der künstlerische Wille rapide zu, bestimmte Alters-, Charakteroder Barbaren-»Typen«, häufig äußerst individuell wirkend, scharf betont vom Gros der anderen Gestalten auf dem gleichen Gefäße abzusetzen. Allein das Oeuvre etwa des Pistoxenos-, des Penthesileia- oder des Telephos-Malers liefert fast massenhaft Pantheon 31, 1943, i i 4 f . Das Material zusammengetragen bei E . Pfuhl, Anfänge der griechischen Bildniskunst (1927) sowie Zeitschrift für Bildende K u n s t 1928/29, 121 ff. (Fr. Studniczka). G. M. A. Richter, Greek Portraits I und II, Coli. L a t o m u s X X . X X X V I passim. 3
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A b b . 8. Schale des Penthesileia-Malers. Paris, Louvre G 382
Beispiele dieser Richtung 5 . Sie lassen die reichen Differenzierungsmöglichkeiten ausgezeichnet erkennen. Dabei ist die Variationsspanne so breit, daß man mit dem üblichen 5 Als Beispiele seien aus der Menge an sich hier zu nennender Stücke allein die herausgegriffen, die ich selbst untersuchen konnte bzw. über die mir eingehende Berichte vorlagen, daß keinerlei moderne Übermalungen oder sonstige Verunstaltungen den antiken Bestand angegriffen haben. Pistoxenos-Maler: Schale München Inv. 2670, Beazley, A R P . 575, 8 (Pityokampes und Skiron); — Schale München Inv. 2653, Beazley, A R P . 575, 9 (Kopf des Greises auf A , nach guter Zeichnung abgebildet bei C. Robert, Die Masken der neueren attischen Komödie ig A b b . 42). — PenthesileiaMaler: Schale British Museum E 72, Beazley, A R P . 586, 60, h i e r A b b . 7 (die Differenzierung der bärtigen Männer auf A und B ist teilweise fast ins Individuelle vorgetrieben); Schale München I n v . 2565, Beazley A R P . 588, 109 (Skiron); Schaleninnenbild L o u v r e G 382, Beazley, A R P . 585, 46, h i e r A b b . 8. (Greis); Schale Ferrara, abgebildet bei N. Alfieri — P. E . Arias, Spina, die neuentdeckte Etruskerstadt (1958) T a f . 3off. (die K ö p f e wiederum der bärtigen Männer auf A und B). — Nähe des Penthesileia-Malers (Art
Schlagwort »Typen-'Bildnis'« den hinter diesem Phänomen stehenden geistigen Vorgang wahrlich nicht erreicht. Erstmalig in der europäischen Kunst eröffnet sich dem Künstler — daß wir nur handwerkliche Schöpfungen dieser Art besitzen, tut dabei grundsätzlich nichts zur Sache — die Erfahrung der Individualität der einmaligen Persönlichkeit in der Prägung des menschlichen Gesichtes. »Charakterköpfe«, die den bildenden Künstlern im Leben begegneten, wurden jetzt erstmalig bewußt »erlebt« und als Ausgangspunkt zu eigenem künstlerischen Schaffen genommen. Der Schritt zu einem wirklich »realistischen«, »individuellen« Bildnis war freilich noch weit, wir werden aber niemals das Problem lösen können, ob tatsächlich schon mit dem des Malers v o n Bologna 417) Schale R o m , Museo Gregoriano, Beazley, A R P . 603, 38 (Aisop). — Telephos-Maler: genannt sei allein die Schale Boston 95.28, Beazley, A R P . 542, 1, bei der auf A und B die Glatzköpfe physiognomisch stärkstens voneinander abgesetzt worden sind.
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Bildnis des Sokrates, des Piaton oder ähnlicher noch vor-hellenistischer Werke diese Schwelle überschritten wurde. Von der gleichen Erfahrung der ausgehenden archaischen wie der vorklassischen Zeit leitet sich ja, stets zugegebenerweise, das nun streng typengebundene Bild etwa der Kentauren in Olympia wie am Parthenon oder das der Silene und anderer Mischwesen seit Beginn des 5. Jhs. v. Chr. ab, das seinerseits aber, mit Dämonen verbunden oder der Welt des Theaters zugehörig, entweder wirklich typisiert bzw. der Maske angeähnelt wird. Anders die Köpfe von Unholden, Greisen, Barbaren, Schiffbrüchigen oder Krüppeln, — ihre Gesichtszüge werden von den Vasenmalern weit unterschiedlicher, differenzierter, atypischer gegeben6. Aus der monumentalen Kunst 6 W i e d e r seien n u r b e s o n d e r s b e z e i c h n e n d e Beispiele g e n a n n t . G r e i s e n - D a r s t e l l u n g e n : zu d e m s t e t s in solchen Z u s a m m e n h ä n g e n zitierten »Bildnis« des M a n n e s auf d e m N e w Y o r k e r G l o c k e n k r a t e r des Achilleusmalers (Beazley, A R P . 637, 49) stellt sich die Pelike A t h e n , N a t i o n a l m u s e u m CVA. Grèce 2 T a f e l 88 = I I I J d T a f e l 30,3 (Beazley, A R P . 704, 9) als h e r v o r r a g e n d wichtiges Beispiel. Schon d e r T i t h o n o s auf d e r n o l a n i s c h e n A m p h o r a B i b l i o t h è q u e N a t i o n a l e 358, Beazley, A R P . 438, 1 5 w i r k t in gewissem S i n n » p o r t r ä t h a f t « . Vgl. w e i t e r d a s P e l i k e n - F r a g m e n t L o u v r e G 472, Beazley, A R P . 365, 47 (läßt der v o n i h m i r g e n d w i e g e h a l t e n e S t a b , d e r w o h l in einen P h a l l o s e n d i g t , auf Z u s a m m e n h ä n g e d e r Szene m i t d e m v o n H. Herter, Vom dionysischen Tanz zum komischen Spiel i 6 f f . B e h a n d e l t e n schließen ?). D a s Bild eines sozial a b s e i t i g e n D e m a g o g e n , des Thersites, b i e t e t a u s g e z e i c h n e t die K a l p i s B r i t i s h M u s e u m E 196. H i e r A b b . 9. — E i n e r v e r w a n d t e n S p h ä r e g e h ö r t C h a r o n a n ; sein Bild auf d e r wgr. L e k y t h o s des S a b o u r o f f m a l e r s W . Riezler, W e i ß g r u n d i g e a t t . L e k y t h e n T a f . 44 (Beazley, A R P . 5 6 1 , 109) f ü g t sich h i e r g u t ein. D a s »verwilderte« A u s s e h e n v o n Schiffbrüchigen charakterisiert gut der Odysseus d e r S t r i c k h e n k e l - A m p h o r a M ü n c h e n , Beazley, A R P . 384, 4 sowie d a s B r u c h s t ü c k gleichen I n h a l t s H e s p e r i a 1 7 , 1948, T a f . 68, 5. K r ü p p e l : in unserem Zusammenhang besonders bedeutungsvolle Beispiele b i e t e t d a s vorklassische Schalenb r u c h s t ü c k B o s t o n , a b g e b i l d e t in S t r e n a H e l b i g i a n a 92 u n d d a s S c h a l e n f r a g m e n t T ü b i n g e n , C. W a t z i n g e r , Griechische V a s e n in T ü b i n g e n T a f . 1 9 E 39 ( T e x t S. 39 N r . 39 sind w e i t e r e Beispiele b e i g e b r a c h t ) .
W i e w o h l k a u m h i e r h e r gehörig, sei d o c h die A u f m e r k s a m k e i t auf die s e l t s a m e T o n f o r m R . Stillwell, T h e P o t t e r s ' Q u a r t e r 96 N r . 26 T a f . 33, C o r i n t h , R e s u l t s X V 1 g e l e n k t . Dieser m e r k w ü r d i g e , wirklich p o r t r ä t h a f t e r s c h e i n e n d e Kopf
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besitzen wir zufallsbedingt keine diesen Malereien ähnliche Werke im Original, außer den einer nur verwandten, aber nicht identischen Kategorie zugehörigen Köpfen eben der Kentauren oder anderer Mischwesen. Aber wir kennen den Themistokles, den Pausanias, die Greisin im British Museum7, —• und immer erneut werden sie in die Kunstentwicklung des 4. Jhs. eingereiht. — Die nicht fortzuleugnende literarische Überlieferung im Fall des Pausanias besagt indessen eindeutig, daß ihm anscheinend unmittelbar, jedenfalls kurz nach seinem Tode »Bildnis «-Statuen errichtet wurden, wie bei Themistokles liegt also eine völlig klare, ausdrückliche schriftliche Tradition vor, daß man mit »Bildnissen« für die Zeit des Strengen Stils in unserm Denkmälerbestande rechnen darf 8 . Bei dem Pausanias in Oslo kommt eines ä l t e r e n o d e r a l t e n M a n n e s stellt, soweit ich sehe, ein U n i k u m in d e r F r ü h g e s c h i c h t e des griechischen Bildnisses d a r . Die a . O. a n g e b l i c h auf sicherer F u n d l a g e b e r u h e n d e D a t i e r u n g u m die M i t t e des 5. J h . v. Chr. w i r d v o n O. N . Stillwell, T h e P o t t e r s ' Q u a r t e r , C o r i n t h , R e s u l t s X V 2, S. 1 4 3 in F r a g e gestellt u n d d a f ü r die Möglichkeit erwogen, o b es sich u m die T o n f o r m n a c h einer S c h a u s p i e l e r m a s k e a u s d e m 3. V i e r t e l des 4. J h . v . Chr. h a n d e l n k ö n n e . A b e r : d e r M u n d des M a n n e s ist j a geschlossen, — eine S c h a u s p i e l e r m a s k e f o r d e r t a n sich einen g e ö f f n e t e n M u n d ! Dieser, d e m a l t e n W i l h e l m D ö r p f e l d e i g e n a r t i g ä h n e l n d e Kopf b i e t e t R ä t s e l , die b i s h e r u n g e l ö s t sind. 7 R M . 27, 1 9 1 2 , 83 ff. T a f . 2 f. (Six); R e p l i k a u s R o m : NSc. 1948/49, 83 A b b . 1. Sie w i r d e r n e u t v o n V. P o u l s e n a. O. 1 2 in d a s 4. J h . v . Chr. d a t i e r t . H i e r sei allerdings zugegeben, d a ß d o c h w o h l die Möglichkeit b e s t e h t , d e n Kopf k u n s t geschichtlich so e i n z u o r d n e n , w ä h r e n d ich d e n v o n P o u l s e n a. O. m i t d e m T h e m i s t o k l e s u n d d e m P a u s a n i a s g e m e i n s a m a u s d e m 5. J h . ausgeschieden e n u n d d e m 4. J h . zugewiesenen H o m e r i m T y p u s des E p i m e n i d e s f ü r eine K o p i e n a c h d e r G r u p p e des M i k y t h o s in O l y m p i a h a l t e . 8 Auf die Möglichkeit, d a ß ein Bild s c h o n des K ö n i g s L e o n i d a s r a s c h n a c h s e i n e m T o d e in S p a r t a a u f g e s t e l l t sein k ö n n e , wies H . S c h ä f e r in C h a r i t e s ( F e s t s c h r i f t f ü r E . L a n g l o t z , 1957) 2 2 3 f f . h i n . Die P r o b l e m e , die die g a n z e d a m i t z u s a m m e n h ä n g e n d e Ü b e r l i e f e r u n g wie i h r e I n t e r p r e t a t i o n a u f g i b t , lassen leider eine k l a r e S i c h t n i c h t zu. — D i e v o n V. P o u l s e n a. O. 1 2 g e ä u ß e r t e T h e s e , in d e m P o r t r ä t eines M a n n e s (Athen, N a t . M u s e u m ; a u s A m y k l a i ; A A . 1934, 2 5 9 N r . 2 A b b . 2 f. m i t R e p l i k V a t i c a n , L i p p o l d , V a t . K a t . I I I 1, 43 N r . 5 1 0 T a f . 16) d a s n a c h d e r Ü b e r f ü h r u n g des L e o n i d a s i m J a h r 440 v. Chr. n a c h S p a r t a e t w a gleichzeitig e n t s t a n d e n e p o s t h u m e
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Abb. 9. Kalpis mit Thersites-Bild. London, Brit. Mus. E 196
zu dieser Tatsache noch hinzu, daß der künstlerische Charakter des Kopfes völlig stilrein im Sinn der vorklassischen Periode ist, im Gegensatz zu dem schwieriger zu beurteilenden Themistokles. Schon dies hätte den von L'Orange vorgezeichneten Weg der kunstgeschichtlichen Einordnung des Osloer Kopfes als einzig richtigen Versuch erkennen lassen müssen. — Amandry behauptete, das Themistokles»Bildnis« fände seinen Platz kurz nach Mitte des 4. Jhs. mit aus dem Grunde, weil damals eine Art von renovatio seines Andenkens erfolgt sei, wie manche Inschriften erwiesen9. Es scheint, als ob die neugefundene, von ihm in diesem Sinne ausgewertete Inschrift »Bildnis« des Königs zu erkennen, ist bestechend. Freilich ist das Datum dieser Überführung nicht absolut gesichert, vgl. wohl zuletzt H. Schäfer, Charites 226 Anm. 15 und passim. 9 a. O. 4 i 3 f f .
diesen Dienst ihm ebenso wenig zu leisten imstande ist wie verwandte, längst bekannte Inschriften. A. Raubitschek wird in kurzer Zeit eine Arbeit vorlegen, in der er meines Erachtens schlagend nachweist, daß diese Inschriften auf Texte zurückgehen, die der unmittelbaren Wirkungszeit des Themistokles in Athen angehören.9a Damit entfällt ein weiterer Punkt, eine Datierung dieses »Bildnisses« — diesmal durch äußerliche Gründe — in das 4. J h . schmackhaft zu machen. Ich möchte es vermeiden, für die Art der »Charakter-Darbietung« der hier besprochenen Bildnisse einen überzuordnenden Gattungsnamen zu erfinden, da solche Schlagworte, nur für ihren »Erfinder« wahr und somit höchst subjektiv gebunden, verwirren und zu allerhand Mißdeutungen 9a - s. auch H. Berve, ZurThemistokles-Inschrift von Troizen (SB München 1 9 6 1 , Heft 3).
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und Mißverständnissen führen. So möchte ich mich begnügen, sie allein umschreibend in ihrem Wesen verständlich zu machen. Das Anliegen der Künstler jener Zeit war offenbar, das Wesen des jeweils Darzustellenden seiner Stellung, seiner Herkunft, seinem Alter, seinem Volkstum und anderen Seiten seiner Persönlichkeit nach zu interpretieren und künstlerisch zu erfassen. »Realistische« Züge des einzelnen Individuums »naturalistisch«, »veristisch« getreu wiederzugeben, lag ihnen dabei noch fern, wenn sie vielleicht auch selbst vermeinten, es zu beabsichtigen oder es gar zu vermögen. Inwieweit sie in Annäherungswerten dennoch im Einzelfall dazu befähigt waren, muß ungewiß bleiben. — Ebensowenig sind aber solche »Bildnisse« als rein typisierend zu begreifen. Es mag sein, daß der Pausanias den »Spartanischen König« schlechthin repräsentieren sollte, nach einer allgemeinen Vorstellung eines spartanischen Monarchen gebildet wurde, — wiederum kann man dazu keine Stellung nehmen. Immerhin wurden die bezeugten Statuen des Fürsten nach seinem Tode geschaffen, ob ihr Künstler den König jemals gesehen hat, ob ihm andere Quellen eine Vorstellung von ihm sich zu bilden halfen, läßt sich überhaupt nicht entscheiden. Zur Beurteilung des Themistokles-»Bildnisses«, auf das wir unwillkürlich bei der Besprechung des Pausanias geführt werden mußten, noch eine eigene Bemerkung. — Wir besitzen nur diese eine Kopie aus Ostia nach dem verlorenen Originale. Wäre zufällig vom Porträt des Piaton allein die Replik Holkam Hall (Boehringer, Piaton Taf. 60ff.) oder gar die Kopie in Athen (Boehringer a. O. Taf. 70) erhalten, niemand käme auf den Gedanken, ein Urbild aus dem mittleren 4. Jh. v. Chr. zu rekonstruieren, dessen Vorstellung heute von den Repliken in Berlin (Boehringer a. O. Taf. 66) oder von der in Schweizer Privatbesitz befindlichen (Boehringer a. 0 . Taf. 79ff.) geprägt wird. So mögen manche der am Themistokles-»Bildnis« ohne Zweifel problematischen Einzelformen, die nicht in die Stilwelt der Vorklassik passen, der Zeit des Kopisten angehören. Ob die Sicht des Auftragsgebers, der dem römischen Ko-
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pisten vielleicht seine persönliche Interpretation der Persönlichkeit des Themistokles aufzwang, oder der Kopist diese Umwandlungen vornahm, bleibt wieder unentscheidbar. Daß Themistokles, der kein reiner Grieche war, gleich wie er in seiner politischen Konzeption ungriechisch wirkte, auch physiognomisch sich stark von dem »normalen« Aussehen eines Atheners unterschieden haben dürfte, liegt auf der Hand. — Es wäre interessant, wenn ein Literaturhistoriker einmal dem Problem nachginge, ob es während der Periode des Strengen Stils schon möglich gewesen sein könnte, daß ein Mann wie eben Themistokles sich bereits einem Herakles anähneln lassen konnte; vielleicht ist es möglich, daß diese offenbar beabsichtigte Gleichung in seinem »Bildnis« auf einen direkten oder indirekten Wunsch des Staatsmannes selbst erfolgte oder aus seinem Kreise dem Bildhauer des Originals angetragen wurde. — Lehrreich bleibt bei der Beurteilung eines »Bildnisses« wie dem des Themistokles jedenfalls die ausgezeichnete, aber stets übersehene Bemerkung G. Lippolds in seiner Anzeige des Boehringerschen Platon-Buches (DLZ. 1935, 1349) : » . . . vor allem im Ausdruck, gerade im 'Persönlichen', welche Unterschiede! Nicht zwei Köpfe stimmen einigermaßen genau überein«. Solch eine Erkenntnis hätte längst zu denken geben sollen. Die Überlieferungsgeschichte des Pausanias ist auch für die formale Gestaltung eines weiteren »Bildnis«-Typus des 5. Jahrhunderts v. Chr. wichtig. Die beiden Kopien des Königs-»Porträts« im Museo Capitolino (L'Orange a. O. Abb. 4—6) zeigen Faltenpartien auf der linken Schulter, die von der Wiedergabe eines Himations herrühren müssen, das der Originalfassung der hinter den Repliken stehenden Statue eigen gewesen sein muß. Nicht eine der vielen Hermen bzw. Büsten nach attischen Strategen-Statuen des 5. Jhs läßt in schroffem Gegensatz hierzu erkennen, daß sie bekleidet gebildet waren. Hierzu paßt der Vorschlag G. Lippolds, Griechische Porträtstatuen 30f. mit Abb. 1, der in einigen römischen Gemmen »Abkürzungen« und damit die einzigen uns faßbaren Erinnerungen an solche S t r a t e g e n - S t a t u e n erblickte,
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Abb. 10 und 11. Kleinbronze eines Tänzers(?). Kopenhagen, Thorvaldsens Mus.
sie müssen diesen Gemmen zufolge völlig unbekleidet gewesen sein. Diese auffallende Tatsache, die trotz mancher Gegenstimmen schon oftmals auch für die Perikles-Statue des Kresilas beansprucht wurde, läßt wohl nur eine Erklärung zu, die schon Oikonomos aus anderen Gründen für die Figur des Perikles anführte und auf die neuerdings wieder Karusos, Aristodikos 92 Anm. 82 unten hinwies: diese Strategen-Statuen scheinen jeweils posthum errichtet worden zu sein, konnten den Geehrten folglich in heroischer Nacktheit zeigen. Allein unter diesen Voraussetzungen ist es möglich, das Fehlen jeglicher Kleidung bei diesen Figuren zu verstehen, die — wären sie bei Lebzeiten der zu Ehrenden aufgestellt — während des 5. Jhs. vollbekleidet, wohl sogar gepanzert, hätten dargestellt werden müssen. K o p e n h a g e n , Thorvaldsens Museum Kleinbronze eines Tänzers (?). Katalog der antiken Kleinbronzen Nr. 17. Höhe
11 cm. Hier Abb. 10 u. 11. Korrosionsspuren vornehmlich am Rücken, zumal am rechten Schulterblatt und am rechten Glutaeus, der linke Unterschenkel wie der rechte Unterarm samt Hand sind stärker zerfressen; geringe Verletzungen am linken Arm samt Hand und an der linken Seite des Kinns wie der Wange. Eine leichte Abplattung auf der Calotte muß einer zufälligen Beschädigung zugeschrieben werden, ursprünglich haftete hier nichts an. Die Pupillen leicht angedeutet. Aus dem Besitz Bertel Thorvaldsens. Zeitpunkt des Erwerbs wie Ort der Herkunft sind unbekannt wie bei fast allen Antiken aus dem Nachlaß des Künstlers. Ausgezeichnete Arbeit eines großgriechischen Künstlers, wohl tarentinisch. Die interessante Bewegung des Knaben ist schwer zu deuten. Zunächst denkt man an einen Läufer, wobei aber der seitwärts gedrehte Kopf unverständlich bliebe. Auch die Haltung der offenen Hände würde wohl nicht unbedingt zu einem Läufer passen.
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Eher wäre zu überlegen, ob hier eine für einen bestimmten, uns nicht näher faßbaren Tanz charakteristische Pose wiedergegeben sei. Arme wie Hände sind jedenfalls nicht verbogen, sondern vom Künstler in der erhaltenen Bewegung beabsichtigt. Ihre eigenartige Haltung läßt die Komposition der ganzen Figur überaus abgewogen und zart erscheinen. Fraglich bleibt indessen, ob das linke Bein nicht eine leichte nachträgliche Verbiegung erlitten haben sollte. Das in Büscheln zusammengefaßte Haar, das fein ziseliert ist, findet seine nächste Parallele etwa in der Dresdner Kleinbronze eines betenden Sportlers (U. Jantzen, Bronzewerkstätten in Großgriechenland und Sizilien 44 Anm. 1 Taf. 16), die aber in den Detailformen zumal des Gesichtes etwas gröber wirkt. Sie wird überzeugend von Jantzen a. O. Tarent zugewiesen. Eine ähnliche Behandlung des Haares zeigt eine weitere, aber ungleich provinziellere unteritalische Kleinbronze eines Kuros, die ich demnächst an anderer Stelle bekanntgebe. Die Wahl des sehr momentanen Bewegungsmotivs entspricht einer Vorliebe des Strengen Stils, man denke etwa an die Torsen in Delos (BrBr. Text zu Taf. 601 ff. S. 1 0 f . Abb. 1 1 ff. und S. i 6 f . Abb. 20ff.). Die — vielleicht? — auf den siegreichen Läufer Dandis aus Argos zu beziehende Kleinbronze (R. Hampe — U. Jantzen in Olympiabericht I 81 Taf. 23f.), die, wenn der Jantzensche Vorschlag a. O. richtig ist, in der 2. H. der siebziger Jahre des 5. Jhs. geweiht wäre, muß hierbei auch genannt werden. K o p e n h a g e n , Ny Carlsberg Glyptotek Bruchstück eines attischen Grabreliefs. Kat.-Nr. 212. Hier Abb. 12. Literatur: Billedtavler Taf. 16; Lippold, Vat.-Kat. I I I 1, 74; ActaArch. 14, 1943, 68 (V. Poulsen); Fr. Poulsen, Catalogue of Ancient Sculpture in the Ny Carlsberg Glyptotek (1951) Nr. 212. Höhe 5 1 cm Pentelischer Marmor. Da dieses wichtige Bruchstück bisher einzig in ungenügender Abbildung vorliegt, sei die Gelegenheit benutzt, es hier nach einer guten Museums-Photographie besser bekanntzugeben. Der fast lebensgroße Kopf
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gehört in die nächste Nähe des PiatonPorträts. Der Bau des Schädels, der physiognomische Ausdruck wie überhaupt die Gesamtanlage des Hauptes erinnern überaus stark daran. Ob man hier mit dem Versuch, den Verstorbenen bildnisartig wiederzugeben, rechnen darf, oder ob allein das Werk des Silanion — das sicher in den Kreisen der Steinmetze von Grabstelen als künstlerische Leistung Aufsehen erregte — eine allgemeine Erinnerung auslöste, muß dahingestellt bleiben. Torso des aufgehängten Marsyas. Kat.Nr. 376. Hier Abb. 1 3 — 15. Literatur: siehe Fr. Poulsen, Catalogue (1951) 252 Nr. 376. Höhe 36 cm. Italischer Marmor. Bei der groß angelegten Reinigung antiker, teilweise stark ergänzter Skulpturen, die Vagn Poulsen allmählich in der Glyptothek durchführt, wurde auch der bisher weitgehend ergänzte Marsyas von den modernen Zufügungen befreit. Die altbekannte Statuette ist kaum noch wiederzuerkennen, nachdem sie jetzt auf ihre antiken Reste reduziert worden ist, sie hat jedoch in vordem unvorstellbarem Maße an künstlerischer Wirkung gewonnen. Sie hier in ihrem neuen Zustand bekannt geben zu dürfen, verdanke ich der steten großzügigen Liberalität wie der Freundschaft V. Poulsens. Für die Fragen der Rekonstruktion, sei es des Marsyas allein, sei es der ganzen Gruppe, der er im Original einst angehörte, lehrt das Kopenhagener Bruchstück zwar auch heute nicht mehr als früher. Aber kopien- und geistesgeschichtlich ist es von bedeutendem Werte. Die — antike! — Angabe der Pupillen zeigt, daß die Kopie etwa um die Mitte der 2. Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. entstanden sein muß. Sie entspricht etwa der Gestaltung, die uns am Sarkophag Taverna begegnet, den Rodenwaldt überzeugend in die Nähe der Marcus-Säule gesetzt hat 10 . In diese Zeit bzw. Richtung paßt auch die Behandlung des Haupthaares am Marsyas. Während nun aber die 10 Über den Stilwandel in der Antoninischen Kunst, AbhBerl. 1935, 3, 23.
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Abb. 12. Bruchstück eines attischen Grabreliefs. Kopenhagen, Ny Carlsberg Glypt.
meisten Repliken des Marsyas die Mimik seines Gesichtes vornehmlich allein durch das körperliche Leiden geprägt sein lassen, hat der Künstler des Kopenhagener Torso diesen Ausdruck völlig verwandelt: nicht nur physischer Schmerz, auch seelisches Leid wird hier in einer Eindringlichkeit gestaltet, wie es uns kaum aus der Antike bekannt ist. Der heutige Zustand des Gesichtes des Silens ist nicht durch nachträgliche, etwa barocke Überarbeitung erfolgt, mannigfache Spuren von (freilich geringen) Sinterresten wie die ganze Art der Oberfläche machen deutlich, daß der ungewöhnliche mimische Ausdruck tatsächlich vom römischen Kopisten in der heute vorliegenden Weise beabsichtigt worden ist. Hier tritt, bei einem offenbar überdurchschnittlich begabten Kopisten, bei einer Kopie nach einem hellenistischen Vorbild, etwas zutage, was wir sonst nur aus der generations-gleichen rein »römi-
schen« Kunst kennen: die damals plötzlich aufbrechende Fähigkeit, Leiden, Angst, Entsetzen in künstlerischer Form bewältigt wiedergeben zu wollen. Zum ersten Mal wird ein solches Mit-Erleben packend gestaltet an der Marcus-Säule, bezeichnenderweise freilich nur bei Barbaren (Rodenwaldt a. 0 . Taf. 5), um von da ab weiterzuleben und als römisches Erbe in die christliche Kunst einzugehen. Am großen Schlachtensarkophag von der Via Appia 1 1 im Thermenmuseum zu Rom begegnen uns, wieder unter den Gefangenen, ähnliche Gesichter, etwa an dem Daker ganz rechts. Daß diese neue Erfahrung einem griechischen, zu kopierenden Werke gegenüber angewandt wird, mag in der Gestalt des Marsyas liegen: gleich den Barbaren auf der Marcus-Säule oder den Gefangenen 11 Erwähnt bei Rodenwaldt a. O. 25; Teilaufnahmen im Archäolog. Seminar der Universität München.
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Abb. 16 u n d 17. Hellenistischer Kopf. Malmö, Mus.
etwa auf dem Sarkophage ist Marsyas ein »Barbar«, überdies kann die Vorstellung mitgespielt haben, daß er ja ein tierhaftes Wesen ist. M a l m ö , Malmö-Museum Die von Arvid Andren in den Opuscula Romana 2, 1960, 9ff. publizierten Antiken aus dem Besitz des Schwedischen Malers Henning Malmström sind geschlossen in den Besitz dieses Museums übergegangen. Der ebenda 1 3 f. Nr. 5 Taf. 6 f. veröffentlichte hellenistische Kopf (hier Abb. 16—18). stellt eigenartige Probleme. Nur angewiesen auf die Abbildungen, die Andren gegeben hat, glaubt man ein ausgezeichnetes frühhellenistisches Original vor sich zu haben, ein Werk ptolemäischer Hofkunst, etwa aus der Zeit des noch jugendlichen Ptolemaios II. Philadelphos, diesen Fürsten vielleicht noch als Kronprinz darstellend 12 . Die Anlage des 12 Gewisse Ähnlichkeit bietet der Kopf MonPiot 47. !953. 102 f. Abb. 3 u n d 6, a u c h der ebenda
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Haupthaares läßt den Eindruck gewinnen, als stamme der Kopf aus einer Werkstatt, die unmittelbare Beziehungen zum nächsten Kreise des Lysipp habe, — die ganze Haaranlage erinnert stark an die des Apoxyomenos und verwandter Köpfe 1 3 . Der Eindruck täuscht, sobald man die Abbildungen mit dem Original in Malmö konfrontieren kann. Der Kopf ist zunächst über und über gereinigt, so kräftig, daß selbst in den Lockentiefen auf dem Oberkopf fast nirgends mehr auch nur eine Spur von Sinter abgebildete Bronzekopf aus H e r c u l a n e u m Abb. 4 und 5, wenn m a n unterlegt, d a ß der Kopf in Malmö die gleiche Persönlichkeit in eine idealisiertere E b e n e gehoben zeige. 13 E t w a d e r Apoxyomenos AM. 71, 1956, Beilage 101 u n d 103. Die ungleich stärkere Plastizität der Einzelformen, die der Kopf in Malmö nach den Opuscula R o m a n a a. O. gebotenen Abbildungen a h n e n läßt, w a r ursprünglich wohl vorh a n d e n , die Reinigung des Kopfes h a t die in den Abbildungen vorgetäuschte Präzision der F o r m e n a b e r weitgehend vernichtet, — sie wirken h e u t e u n a n g e n e h m flau und unscharf.
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Es braucht vielleicht kaum betont zu werden, daß die Doppelherme ebenda 23 f. Tafel 29 eine Fälschung ist; sie dürfte eine Arbeit zeitigstens des 18. Jhs. sein. S t o c k h o l m , Königliches Schloß
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Abb. 18. Aufsicht des Kopfes Abb. 16 und 1 7
zu erkennen ist. Selbst alle Reste der Marmor-Verfärbung sind weitgehend entfernt. An der antiken Herkunft des Kopfes bestehen dennoch keine Zweifel. Ein Original des frühen Hellenismus kann er jedoch nicht sein, da er aus zuckrig weißem Marmor gearbeitet ist, wie ihn — soweit meine Kenntnisse reichen — allein die Brüche in Carrara liefern. Daß man in ägyptischen Bildhauer-Ateliers solchen Marmor während des frühen Hellenismus verwandt habe, ist mir jedenfalls unbekannt. Sollte es sich dann um eine freilich einst meisterliche Kopie handeln? Interesse an den Ptolemaiern bestand j a auch noch in der Kopistenzeit, wie allein schon die Bronzen aus der sog. Villa der Pisonen in Herculaneum zeigen. Stärkstens gereinigt ist auch der von Andren a. O. 1 5 ff. Taf. 8 ff. fälschlich auf Caesar bezogene Kopf, — wiederum sind die meisten Einzelheiten bis in die Haartiefen hinein dermaßen kräftig übergangen, daß auch dieses Werk — sobald man die Epidermis als wesentlich aussagekräftigen Teil einer antiken Plastik ansieht, — nur bedingten kunstgeschichtlichen Wert besitzt.
Bruchstück eines griechischen Weihreliefs. Inv.-Nr. Sk. 204. Hier Abb. 19. Literatur: erwähnt E A . Textheft 17 B Spalte 3 1 . Höhe 42—43 cm; größte Breite des Erhaltenen 30 cm; Tiefe des Blockes am Antenrest links 8—9 cm. Großkristallinischer, im Bruch weißer inselgriechischer Marmor. Schmutzig grau patiniert, überdies durch Feuer verfärbt. Der Erhaltungszustand ist mäßig. Rechts gebrochen, am Sockel bestoßen. Links oben fehlt eine Ecke, die linke Ante ist bestoßen, teilweise abgebrochen. Die Oberfläche der Figuren ist vielfach abgestoßen und beschädigt. Stark gereinigt, wobei die meisten Sinterreste bis auf verfärbte und geringe, nur noch tastbare Stellen beseitigt wurden. Mit einem Messer sind alle Konturen der Gestalten oft mehrfach umfahren, wobei häßliche Kratzer entstanden sind. Gelbe, von Eisen herrührende Flecke im Grund namentlich zwischen der thronenden Gestalt und der auf sie folgenden Stehenden, aber auch an einigen anderen Stellen. Gefunden in der Nähe von Istanbul oder an der Propontis. Erhalten ist allein der linke Eckblock eines einst umfangreicheren Weihreliefs, das heute nur noch drei Figuren sowie den Rest einer vierten umfaßt. Auf einem mit plastischen Mitteln nicht angegebenen Throne oder Stuhl sitzt links, etwas ungeschickt wirkend, ein mit weitem Mantel bekleideter Gott. Er greift mit der linken Hand an den Saum des Himations, das sich von seinem Haupte herabzieht, — es ist nach den erhaltenen Resten zu urteilen fast völlig ausgeschlossen, daß er etwa einen Stab (Zepter) festhält. Der linke Fuß hängt etwas hilflos über dem Boden, eine Fußbank scheint nie angegeben worden zu sein; der rechte Fuß berührt den Boden. Unten links, neben der Gottheit, sitzt auf unregelmäßig gestalteter Bodenangabe ein nach oben blickender Jüngling, von dessen
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über die Schulter und den Rücken fallender Chlamys nur noch Reste zu beobachten sind (ein von Bronze stammender grünlich verfärbter Fleck auf der Stelle des Halses, wo man eine Fibel erwarten könnte, scheint eher zufallsbedingt zu sein, als daß er von einer Metallspange herrührt). Sein rechter Arm ist an der Schulter abgebrochen, er ging nach vorn, wo auf der Brust noch ein Rest von ihm erhalten ist; auf der Oberseite des rechten Oberschenkels ist ein Bruchrest erhalten, der von dem hier einst aufliegenden rechten Unterarm herstammen muß. Den linken Arm hatte der Jüngling zwischen den Beinen durchgesteckt, unterhalb der Kniee ist die Hand in Spuren noch gut erkennbar. Der Hinterkopf des Jünglings ist abgesplittert. Weiter rechts steht eine Frau in Peplos und Mantel, frontal, die mit der erhobenen Linken nach dem Mantelsaum greift, um sich das Gewand umzulegen. Rechts von ihr befindet sich noch der Rest einer vierten Gestalt, von der kontrollierbar nur noch die rechte gesenkte Hand über dem Gewandsaum der frontal gegebenen stehenden Göttin erhalten ist. Es ist möglich, daß diese Hand aus einem Mantel herauskommt. 3. Viertel des 4. Jhs., da die gut erhaltene stehende Frau noch einen tiefgegürteten Peplos trägt, freilich sind die Proportionen bereits auffällig in die Länge gezogen. Das Stück, durch seinen Erhaltungszustand weitgehend uninteressant, verdient doch einige Aufmerksamkeit, da Votivreliefs griechischer Zeit aus diesen Gebieten in nur geringer Anzahl bekannt sind. Überdies verlangt der auf dem Boden hockende Chlamydatus inhaltlich Aufmerksamkeit. Offenbar Begleiter des thronenden Gottes, fällt es schwer, ihn zu benennen, — das Motiv des Sitzens auf dem Boden pflegt normalerweise Gefangenen, Barbaren oder ähnlichen Gestalten vorbehalten zu sein. Sollte sich in diesem ikonographisch so eigenartigen Zuge ein Relikt aus einem nichtgriechischen oder mit außer-griechischen Elementen durchsetzten Kult erhalten haben, der in der Gegend, wo das Reliefbruchstück gefunden wurde, von den griechischen Kolonisten gepflegt wurde ? Wie die göttlichen Gestalten zu benennen 3'
Abb. 19. Bruchstück eines griechischen Weihreliefs. Stockholm, Kgl. Schloß
seien, läßt sich auch aus diesem Grund jetzt kaum noch sagen, zumal da Attribute völlig fehlen. Vielleicht hielt die thronende Gestalt ein Beizeichen, — hier sind die Reste indessen so gering und zerstört, daß man selbst Vermutungen nur ungern wagt. Vor dem Original schien es jedenfalls ausgeschlossen zu sein, daß es sich um eine Schale handelt, eher wäre es möglich, Spuren eines wiewohl kleinen Tieres zu erkennen. S t o c k h o l m , National-Museum Kykladen-Amphora Inv. Nr. 2 1 1 6 . Hier Abb. 20. Höhe 43 cm. Dm der Mündung im Lichten 21 cm. Durch Kammerherrn Axel Hallin im Jahre 1936 im Kunsthandel erworben. Fundort unbekannt. Aus Scherben zusammengesetzt; wenige Teile ergänzt, überwiegend am Bauche in der Gegend des Reifendekors, wobei auch einige Übermalungen zustandekamen. Einige
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in Breite des »Hauptfrieses« ein Fries hochstelziger, nach rechts gerichteter Vögel mit auffallend langen, geschwungenen Hälsen (wohl Gänse oder Schwäne?), darüber (über trennenden Horizontalstreifen) wieder metopenartig unterteilt ein Radmuster wie in der Hauptzone, beiderseitig flankiert von einem sorgfältiger ausgeführten »Wasservogel«, über dessen Sterz jeweils eine sternförmige Rosette erscheint. Außen gefirnißte Rundhenkel. — Den einzigen Unterschied zwischen A und B bildet die Tatsache, daß der jeweils mittelste der kleineren Kreise im »Hauptfries« auf der einen Seite firnisgedeckt ist, auf der Gegenseite nur einen Firnispunkt im Zentrum enthält. Frühes 7. J h . v. Chr. Kykladen.
Abb. 20. Kykladen — Amphora. Stockholm, Nat. Mus. Nr. 2 1 1 6
oberflächliche Aussplitterungen auf der einen Seite, die vor allem den Zug gereihter Vögel betreffen. Am Hals direkt unterhalb der Mündung, etwa in Fortsetzung der vertikalen Achse der Henkelzone, jederseits zwei antike Löcher, die zur Befestigung eines heute fehlenden Deckels dienten. Graubrauner, schmutzig wirkender Ton; an einigen Bruchstellen erkennt man, daß die Scherbe selbst dunkel graubraun ist. Über einem reifenartigen Fuß lädt der Gefäßkörper wuchtig aus. Über einer hohen Zone, die mit teilweise verbranntem »Firnis« gedeckt ist, umlaufende Reifen, die nur in der Henkelzone teilweise unterbrochen werden. In der Hauptzone auf A und B gleichartig metopenartig gegliederter Fries, den punkt- und »komma«-besetzte Kreise füllen, innerhalb deren wiederum sechs bis sieben kleinere, tangentenverbundene Kreise mit je einem zentralen Firnispunkt innen angebracht sind. In der Mitte des so entstandenen Musters ein Kreis. Am Hals zuunterst umlaufende Reifen, darüber nur
Ton-Bozzetto einer von rückwärts gesehenen männlichen Figur. Inv. Ant. 2149. Das von Oskar Antonsson, Antik Konst (Stockholm 1958) 70 f. mit Abbildungen veröffentlichte angeblicheTon-Bozzetto nach einer hochhellenistischen Relieffigur ist nicht antik. An keiner Stelle des Werkchens ist auch nur eine Spur von Sinter, Erdverfärbung oder ähnlichem erhalten, die darauf hindeuten würde, daß es je unter der Erde gelegen habe, überdies ist der Stil wie die ganze Behandlung von allen antiken Tonplastiken grundverschieden. Es dürfte sich um eine barocke oder gar noch spätere Arbeit handeln. Nachtrag Sammlung der antiken Zeugnisse über die Statuen des Pausanias im Tempel der Orthia sowie deren mutmaßlicher Sinn jetzt besprochen von Burkert, RheinMus., N. F. 105, 1962,48 f.; ebenda 47 undAnm. 59a Behandlung des hier Anm. 8 genannten Bildes des Spartaners Leonidas. München
Erwin Bielefeld