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ARCHÄOLOGISCHER ANZEIGER 1973 • HEFT 1
NACHRICHTEN AUS DEM MARTIN VON WAGNER MUSEUM IN WÜRZBURG K R I E G S V E R L U S T E UND BESTANDSVERÄNDERUNGEN SEIT 1945
IN D E R VASENSAMMLUNG
Ergänzende Angaben und Korrekturen zum Katalog »Griechische Vasen in Würzburg« von E. Langlotz Der 1932 erschienene Katalog der Würzburger Vasen wurde 1970 ohne Kenntnis des Museums nachgedruckt1. Deshalb sei ein Zusatzblatt hier veröffentlicht, das sich auf einige Notizen zum alten Bestand der Sammlung beschränkt. 1. Einbußen im Jahr 1945 Über das Schicksal des Museums im Jahre 1945 und die Mühen des Wiederaufbaus hat W. Züchner berichtet 2 . Sehr viele Vasen gingen zu Bruch, ohne daß alle Scherben geborgen werden konnten. Andere wurden durch Brand beschädigt. Von einigen Vasen blieben nur kleine Fragmente übrig. Die restaurierten Vasen sollen in ihrem heutigen Zustand nach und nach im CVA veröffentlicht werden. Von den verschwundenen Vasen wurden L. 105 und L. 831 in dankenswerter Weise von dem Rijksmuseum in Leiden zurückerstattet, sobald diese 'Neuerwerbungen' als Würzburger Besitz erkannt waren. Nach der seinerzeit beschlagnahmten Amphora L. 183 wurde dagegen vergebens von amerikanischen Kollegen und Dienststellen gefahndet. Die auf den gegenwärtigen Stand gebrachte Verlustliste, welche die von Züchner aufgestellte ersetzt 3 , lautet : Kyprisch : Mykenisch : Geometrisch :
L. L. L. L. L. L. L.
14 26 34 56 59 73 77
Korinthisch und Verwandtes: L. 103 L. 112 L. 157
1
s. AJA 73, 1969, 470. A A 1948/49, 125 ff.
1 A A 1973
Ebenda.
Kännchen Bügelkanne Tasse Kännchen Körbchen Schale Tasse Aryballos Kanne (Mündungsteller und Henkelfragment erhalten) Igel (nicht korinthisch, sondern etruskisch) 4
s. J. Ducat, Les Vases Plastiques Rhodiens (1966) 127 a 1.
2 Attisch sf. und Verwandtes :
Attisch rf. und sonstige klassische Keramik:
CHRISTA
BAUCHHENSS
L. 183 L. 277 L. 294 L. 306 L. 392 L. 426 L. 432 L. 443 L. 448 L. 456 L. 461b L.462
Amphora Deckelfragment Deckel (Knauf erhalten) Hydria Skyphos Augenschale Tasse Lekanis Schale Amphoriskos Kanne (Mündung erhalten) Kanne
L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L.
kleine Kalpis kleine Kalpis wgr. Alabastron wgr. Lekythos Aryballos Aryballos Aryballos Aryballos Federbecher Kopfgefäß (Frgt. des Hinterkopfes erhalten) Figurengefäß: Ente Figurengefäß: Ente Böotische Kanne Figurengefäß: Mandel Kabirenpyxis
538 539 557 565 580 581 586 590 621 627 629 630 647 651 653
Hellenistisch I :
L. 668 L. 672
Hadra-Kännchen Salbfläschchen (Mündung erhalten)
Italisch :
L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L. L.
Phiale daunische Schale (zwei kleine Scherben erhalten) Askos, canosinisch korinthisierender Aryballos korinthisierender Aryballos etruskische Kanne etruskischer Lebes (Deckelfrgt. erhalten) faliskische Kanne faliskische Kanne italiotischer Aryballos Gnathia-Kanne Gnathia-Schale kampanischer Aryballos (Frgte. erhalten) Figurengefäß: Eber Maultierkopf
734 744 751 762 765 c 811 812 816 817 826 844 851 881 894 896
N A C H R I C H T E N AUS D E M M A R T I N VON W A G N E R M U S E U M I N W Ü R Z B U R G
3
Abb. 1. L. 483 mit den angesetzten F r a g m e n t e n des Louvre
Hellenistisch I I :
L. L. L. L.
912 926 927 928
glasierter Kantharos Frgt. eines megarischen Bechers Frgt. eines megarischen Bechers Frgt. eines megarischen Bechers
2. Ausgeschiedene Fälschungen L. 65 L. 442 L. 730
geometrische Amphora Schüssel zum Lekanis-Deckel italisch-geometrische Amphora 5
3. Sonstige Veränderungen L. 170
5
s. Züchner, AA 1948/49, 126.
tyrrhenische Scherbe 6 , wurde im Tausch an den Louvre abgegeben (vgl. unten zu L. 474). G
Beazley, ABV 101, 84.
CHRISTA
L. 527
BAUCHHENSS
Bei der Restaurierung wurden die disparaten Teile getrennt. Sie sind jetzt unter folgenden Nummern geführt: L. 527 a: sf. Rand eines Dinos L. 527 b: frg. Stamnos7
4. Heute vollständiger als bei Langlotz abgebildet sind: L. 474
L. 483
Schale des Ambrosios-Malers8, vermehrt um eine vom Louvre eingetauschte Scherbe (vgl. oben zu L. 170)9. Schale des Duris oder seiner Schule10. Bild und Profil komplettiert durch Scherben, die auf Veranlassung von P. Devambez freundlicherweise vom Louvre als Leihgabe überlassen wurden, s. Abb. 1.
5. In den Abbildungsbeschriftungen bei Langlotz sind folgende Druckfehler zu korrigieren: Tai. Taf. Taf. Taf. Taf.
107: 116: 121: 207: 209:
Taf. 222: Taf. 223: Taf. 224: Taf. 225: Taf. 251:
statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt statt
379 422 460 569 603 604 698 697 692 710 378 765 765 765 889 890
lies 379b lies 428 lies 460a lies 570 (569 ist nicht abgebildet) lies 604 lies 603 lies 698 a lies 698b (697 ist nicht abgebildet) lies 710 lies 692 lies 738 (ganz links) lies 765b = U. I I I 50 (2. v. links) lies 765a = U. I I I 48 (ganz rechts) lies 765c = U. I I I 46 lies 890 lies 889
Korrekturen der Klassifizierung und Zuschreibung wird der Museumsführer bringen, der 1973 erscheinen soll. Würzburg
7 8
Beazley, ARV 2 261, 17. Ebenda 173, 10.
Christa Bauchhenß
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s. AJA 58, 1954, 189f. Taf. 30f. Beazley, ARV 2 444, 246.
N A C H R I C H T E N AUS D E M M A R T I N V O N W A G N E R M U S E U M I N W Ü R Z B U R G ZWEI TERRAKOTTEN
AUS
5
KLEINASIEN
Unter den Terrakotten des Martin von Wagner Museums befinden sich zwei sitzende Frauenfiguren, deren Sessel verloren sind. Sie waren wohl aus vergänglichem Material gesondert gearbeitet. Die beiden Statuetten gehören zur Gruppe von Sitzfiguren der 'Aphrodite de type Oriental' 11 . Da die Bezeichnung Aphrodite nicht gesichert ist, seien die vier Varianten dieses Typus hier wie folgt eingeteilt: Typus A 1: nackte weibliche Sitzfigur, ohne Kopfschmuck oder mit nur kleiner schmaler Stephane, Sandalen, beweglich eingesetzten Armen 12 Typus A 2: wie A 1, aber mit fest anmodellierten Armen (Abb. 2. 3)13 Typus B 1: nackte weibliche Sitzfigur mit hohem, reich verziertem Diadem, Sandalen mit sehr hohen Sohlen, beweglich eingesetzten Armen 14 Typus B 2: wie B 1, aber bekleidet (Abb. 4. 5)15 Die erste der Würzburger Figuren 16 gehört zum Typus A 2 (Abb. 2. 3). Ihr Ton ist braunrosa mit Resten der weißen Engobe, im Haar sind Spuren von Ocker erkennbar. Ein kleines ovales 'Brennloch' zwischen den Oberschenkeln an der Rückseite diente wohl zum Befestigen der Figur auf einem Sitz. Bis auf einige Abplatzungen am linken Arm, an der Rückseite und am Gesäß ist die Figur intakt, die Nahtstellen der Terrakottahälften sind gut verstrichen, die Sandalensohlen und Einzelheiten der Frisur durch Ritzung angegeben. Eine bis auf Sandalen nackte Frau sitzt in strenger Vorderansicht, die rechte Hand an den Oberschenkel gelegt. Mit der Linken umfaßt sie die linke Brust 17 . Unter der Brust und unter der Taille verlaufen zwei Speckfalten, am Hals sind Venusringe schwach angegeben. Das kleine runde Gesicht ist etwas verwaschen, die Melonenfrisur läuft hoch am Hinterkopf in einen kleinen Knoten zusammen. Zwei querlaufende Einschnitte sind wohl als Begrenzungslinien eines Haarbandes zu verstehen. Die zweite ebenfalls sitzende Statuette ist im Gegensatz zur ersten bekleidet und reich geschmückt (Typus B 2, Abb. 4. 5)18. Der Ton ist rötlichbraun, außer Resten des weißen Überzuges haben sich Spuren der Bemalung erhalten: im Haar Rotbraun, am Kopfschmuck Goldgelb, am Gewand zwischen den Knien Gelb. Es fehlen der Thron, die beweglich ein11
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S. Mollard-Besques, Catalogue raisonné des Figurines et Reliefs en Terre Cuite Grecs et R o m a i n s I I Myrina (1963) l l f f . Taf. 9 - 1 1 (im folgenden zitiert: Mollard-Besques, Cat. I I Myrina). Winter, T y p e n I 165, 1 - 5 ; 166, 1. 3. 6. MollardBesques, Cat. I I Myrina 12 B Taf. 9e. f. — Die zwei bei Winter, T y p e n I 165, 3 e a u f g e f ü h r t e n S t ü c k e aus W ü r z b u r g sind 1945 zugrunde gegangen. Sie w a r e n unpubliziert; Negative existieren nicht mehr. I n v . H A 1743. 1744. Aus Athen. L. v. Urlichs, Verzeichnis der Antikens a m m l u n g der Universität W ü r z b u r g (1865) 123, 57; 24, 58. Winter, T y p e n I 165, 6; 166, 4. 5. MollardBesques, Cat. I I Myrina 12 C. 13f. D Taf. l O a - g . Winter, T y p e n I 167, 1. Mollard-Besques, Cat.
15
I I Myrina 11 A Taf. 9 a - d . Winter, T y p e n I 167, 2. 6. E. P o t t i e r - S . Reinach, L a Necropole de Myrina (1887/88) Taf. 2. D. Burr, T e r r a c o t t a s f r o m Myrina in t h e Museum of Fine Arts, Boston (1934) Taf. 1, 1. 2. MollardBesques, Cat. I I Myrina 14 Taf. l l a - e . E A A V (1963) 306ff. Abb. 425 s. v. Myrina (D. B. Thompson).
16
I n v . H 4820. E h e m a l s S a m m l u n g H e r f u r t h , Leipzig. F u n d o r t Myrina. H 13,8 cm. Winter, T y p e n I 166, 41. T. Schreiber, AA 1891, 28, 4.
17
Häufiger wird die rechte B r u s t gehalten. Beispiele f ü r die linke: Mollard-Besques, Cat. I I Myrina Taf. 10b. c (auf erhaltenem Thron).
18
I n v . H 4702. H e r k u n f t Kleinasien. H 30,5 cm. Winter. T v p e n I 167, 2.
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CHRISTA
B A U C H H E N S S
gesetzten Arme, die Nase, die meisten Zacken am unteren und oberen Rand des Kopfschmuckes und an der linken Sandale das innere der beiden seitlichen Dreiecke. Am rechten Bein kleine Abplatzungen und Bestoßungen, am Hals und über den Knöcheln gekittet, rechte Ferse und die hohe Sohle darunter ergänzt. An der Nahtstelle der beiden Terrakottaformen von den Knien abwärts gerissen. Am Rücken in Taillenhöhe ovales 'Brennloch', über dem Scheitel hinter der hohen Krone ein kleiner Schlitz. Die frontal sitzende Figur trägt einen langen Chiton, dessen hoch sitzender Gürtel vorn zwischen den Brüsten von einer großen runden Schließe gehalten wird. Das ovale, weichgebildetete Gesicht auf dem sehr langen, kräftigen Hals mit stark betonten Venusringen wird von einer in kleine kompakte Locken gelegten Frisur eingerahmt, zwei längere Haarsträhnen fallen seitlich bis etwas unter das Kinn. Besonders auffallend ist der prächtige Kopfschmuck. Über dem Haar sitzt zunächst ein Kranz aus dreieckigen abstehenden Zacken, in der Mitte über der Stirn eine runde Scheibe. Vor der Zerstörung muß dieser Teil des Kopfputzes wie ein Strahlenkranz gewirkt haben. Dahinter erhebt sich eine hohe Krone, mit einem Relieffries aus Palmettenleiern und Rosetten geschmückt. Den oberen Abschluß bildet eine Reihe aus kleinen stumpfen Zacken. An den Füßen trägt die Statuette Sandalen mit sehr hohen Sohlen; die Schuhe sind an Innen- und Außenkanten mit einem dreieckigen Ornament versehen 19 . Es handelt sich bei den Sandalen mit hohen Sohlen nicht um Kothurne 20 , sondern um 'tyrrhenische Sandalen' 21 . Das Verbreitungsgebiet weiblicher Sitzfiguren mit beweglich angesetzten oder auch fest anmodellierten Armen umfaßt hauptsächlich Böotien, Athen, Korinth und das westliche Kleinasien. Einige Exemplare stammen aus Unteritalien und Sizilien22. Während die Figuren in Griechenland relativ einfach bleiben, sind die kleinasiatischen Stücke — wohl unter orientalischem Einfluß — häufig mit Schmuck ausgestattet. Die Statuetten mit großem reliefverziertem Diadem stammen aus den Küstenstädten wie Troja 23 , Assos24, Pergamon 25 , Myrina 26 , Smyrna 27 , Kyme 28 , Priene 29 und von Delos30. Sie wurden in Gräbern, in Wohnhäusern und in Heiligtümern gefunden 31 . Seltener als die nackten Figuren sind 19
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Ähnliche O r n a m e n t e h a b e n die Sandalen der S t a t u e t t e A 3306 von Delos: Délos X X I I I (1956) Taf. 42, 382. Als K o t h u r n e bezeichnet J. Sieveking, Die T e r r a k o t t e n der S a m m l u n g Loeb II (1930) 52f., die Sandalen u n d versucht sie iür die D e u t u n g der S t a t u e t t e n heranzuziehen. Den Begriff ' c o t h u r n e s ' v e r w e n d e t zuletzt Mollard-Besques, Cat. I I Myrina 11. — Gegen die Verwendbarkeit der hohen Sandalen auf einer B ü h n e spricht sich ausdrücklich aus D. B. Thompson, Troy. The T e r r a c o t t a Figurines of t h e Hellenistic Period, S u p p l e m e n t a r y Monograph 3 (1963) 91 (im folgenden zitiert: Thompson, Troy, Suppl. 3). — Zum K o t h u r n als T h e a t e r s c h u h zuletzt E. Simon, D a s a n t i k e Theater, Heidelberger T e x t e - Didaktische Reihe 5 (1972) 23 f. Tyrrhenische Sandalen h a t t e n hohe hölzerne Sohlen, die Riemen waren vergoldet. Clem. AI. Paed. I I 11, 2. Hesych. s. v. Tuppr|viKc< aavSáAia. Am ausführlichsten beschreibt sie Pollux V I I 92; dort wird auch gesagt, d a ß Phidias diese Sandalen der A t h e n a anzog. Zur
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Athena P a r t h c n o s : W . - H . S c h u c h h a r d t , Antike Plastik II (1963) 31 ff. Winter, T y p e n I 168, 1 - 7 . Thompson, Troy, Suppl. 3, 95 Nr. 71 Taf. 20. G. Mendel, Catalogue des Figurines Grecs de Terre Cuite Musée O t t o m a n (1908) 170 Nr. 1837. 1838. A. Conze, A v P I 2, 264 Nr. 63. E. P o t t i e r —S. Reinach, La Nécropole de Myrina Taf. 2, 2 . 5 Cat. Nr. 1 - 1 3 . 1 4 - 1 7 . MollardBesques, Cat. I I Myrina Taf. 9a— d Taf. I l a . b. c. BritMusCat, Walters, T e r r a c o t t a s C 521. 522 Taf. 35. Mendel a.. O. 378f. Nr. 2 6 4 0 - 4 2 Taf. 8, 6. D. Burr, T e r r a c o t t a s f r o m Myrina 29f. Taf. 1, 1 - 3 . Mendel a. O. 213 Nr. 1965; 217 Nr. 1986 (Kopf); 218 Nr. 1987. 1988 (Köpfe). E b e n d a 444 Nr. 2991 ; 445 Nr. 2992 ; 450 Nr. 3020. H . Winnefeld in T h . Wiegand - H. Schräder, Priene (1904) 331 f. Abb. 366. A. Laumonier, Délos X X I I I 143ff. Taf. 42f£. Gräber. M y r i n a : E . P o t t i e r —S. Reinach, L a Nécropole de Myrina passim. Thasos: L. Ghali-
N A C H R I C H T E N AUS D E M M A R T I N VON W A G N E R M U S E U M I N W Ü R Z B U R G
Abb. 2. u n d 3. T e r r a k o t t a s t a t u e t t e aus Myrina. W ü r z b u r g H 4820
solche mit langem Chiton wie die eine der beiden Würzburger Terrakotten. Die beiden Würzburger Exemplare sind, wie aus der von D. Burr erarbeiteten Chronologie hervorgeht, im 1. Jh. v. Chr. entstanden 32 . Man bezeichnet Terrakottastatuetten mit beweglichen Gliedmaßen gewöhnlich als Puppen. Auch für Sitzfiguren, bei denen nur die Arme beweglich sind, hat man diese Benennung gewählt. Sie wurde schließlich auch auf die nackten weiblichen Sitzfiguren dieses Typus mit fest anmodellierten Armen (Typus A 2) übertragen 33 . Für die Gruppe, der unsere beiden Würzburger Figuren angehören, ist die Frage, wen sie darstellen, ob Göttin oder Sterbliche in ihrem Dienst, vielfach diskutiert worden 34 . In der thronenden Gestalt mit dem hohen Diadem sieht man im allgemeinen eine Göttin. E. Pottier vermutete in den Figuren Nachbildungen eines alten Kultbildes. Die strenge
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Kahil, BCH 78, 1954, 241 Abb. 24. P r i v a t häuser. Priene: Winnefeld a. O. 331 f. Heiligt ü m e r : Delos. D. Burr, T e r r a c o t t a s from Myrina 24 ff. Vgl. Winter, T y p e n I 1 6 5 - 1 7 3 . D. B. Thompson
spricht stets von »doli«, was auch andere Möglichkeiten offenläßt. 34
Z u s a m m e n f a s s e n d e L i t e r a t u r : Andren, OpArch 5, 1948, 62ff. Thompson, Troy, Suppl. 3, 87ff,
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CHRISTA
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Haltung, die schmalen Augen, das starre Lächeln, das bei allen Statuetten des Typus wiederkehrt, führt er auf eine archaische Kultstatue zurück 35 . Andere Bearbeiter schließen sich an, da die altertümlichen Züge, die mit hellenistischer Formgebung verbunden sind, keine bessere Erklärung finden 36 . Der Göttin mit dem Diadem einen Namen zu geben, ist schwierig. Zu viele religiöse Elemente mischen sich in ihr. Ein vergleichbarer Kopfschmuck begegnet bei Bronzestatuetten der Dea Syria 37 . Wegen der Halbmondmotive, die fast regelmäßig auftreten, erwog Pottier aber auch die Benennung Artemis 38 . Zuweilen begegnen jedoch ägyptisierende Details 39 . Das Leiermotiv an der Krone der Würzburger Göttin ist wohl der Nachklang eines solchen ägyptischen Ornamentes (Abb. 4). Die Statuetten scheinen Züge verschiedener orientalischer Göttinnen in sich zu vereinen 40 . Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Statuetten, das westliche Kleinasien, paßt dazu. Neben den Küstenstädten mit ihrer orientalisch-hellenistischen Mischkultur war vor allem Delos, ein wichtiger Fundort unserer Statuetten, Treffpunkt der verschiedensten religiösen Strömungen 41 . Wie schon erwähnt, ist die Göttin häufiger nackt als bekleidet. Aber auch dann trägt sie das hohe Diadem, die tyrrhenischen Sandalen und üppigen Schmuck (Halsbänder, über der Brust gekreuzte Perlschnüre, Arm- und Fußringe). Ganz ähnlichen Schmuck tragen sehr oft auch die Statuetten des einfachen Typus (A 1 und A 2). Wegen der unterschiedlichen Ausstattung die Figuren in Göttinnen und Sterbliche zu teilen, scheint mir nicht notwendig 42 . Wie D. B. Thompson möchte ich in der Deutung zwischen nackten und bekleideten Statuetten nicht streng scheiden. Denn es ist zu bedenken, daß auch die nackten Figuren ursprünglich bekleidet gewesen sein müssen und zwar mit wirklichen Gewändern aus Stoff. Wir haben genügend Überlieferungen, die von Gewändern berichten, die für Götterbilder gewebt wurden, und von feierlichen Kulthandlungen, bei denen das Kultbild gebadet, gesalbt und neu eingekleidet wurde 43 . Unsere Terrakotten sind in der Regel44 vom Sitz getrennt gearbeitet. Technische Gründe können dafür nicht maßgeblich gewesen sein, da wir zahlreiche Beispiele kennen, wo Göttin und Thron zusammengearbeitet sind45. Die beste Erklärung gibt Thompson: man konnte die Figur von ihrem Sitz heben und an- und auskleiden wie die großen Kultbilder 46 . In einem Punkt freilich kann ich 35
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E . P o t t i e r —S. Reinach, La Nécropole de Myrina 155. 262, 2 ff. Winnefeld a. O. 331 f. A. Laumonier, Délos X X I I I 143. A. de Ridder, Collection de Clerq I I I . Les Bronzes ( 1 9 0 5 - 1 9 1 1 ) Tai. 1, 2; 23, 114. H . B. Walters, Select Bronzes (1915) Taf. 47, 1. P o t t i e r - R e i n a c h a. O. 262. 264. G. Mendel, Musées I m p é r i a u x Ottomans. Catalogue des Figurines Grecques de Terre Cuite Nr. 3288 Taf. 15, 6. W . Froehner, Terres Cuites Grecques de la Collection Julien Gréau (1891) Taf. 22. W . Weber, Die ägyptisch-griechischen T e r r a k o t t e n (1914) Nr. 388. 389. 391 Taf. 35. P. Perdrizet, Terres Cuites F o u q u e t (1921) 7ff. Taf. 9. L a u m o n i e r a. O. 143. J . Sieveking, Die Terrakotten der S a m m l u n g Loeb I I 52 f. Taf. 110, 2. 3 weist auf die Lotosblüte auf dem Diadem m a n c h e r Figuren hin u n d erklärt die S t a t u e t t e n wegen der »Kothurne« als Teilnehmerinnen an
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kultischen Spielen zu E h r e n der Isis. Seine Voraussetzung ist falsch, s. oben S. 6 Anm. 20. Laumonier a. O. 143. Heiligtümer von syrischen u n d ägyptischen Gottheiten auf Delos : P. Roussel, Délos, Colonie Athénienne (1916) 249 fi. 252 ff. Siebert, BCH 92, 1968, 359 ff. Die Frage, ob Göttin, Priesterin oder Hierodule, wird offengelassen von Andren, OpArch 5, 1948, 61 ff. Mollard-Besques, Cat. I I Myrina 11. Als Hierodulen erklärt die Figuren m i t u n d ohne D i a d e m Thompson, Troy, Suppl. 3, 87ff. P a u s . V 16, 2 f ü r H e r a in Olympia. P a u s . I I I 16, 12 f ü r Apollon in Amyklai. Zum Peplos der A t h e n a : L. Deubner, Attische Feste (1932) 29 ff. W . A. Persson, Skrifter u t g i v n a a v Vetenskaps-Societeten i L u n d 3, 1923, 117 ff. Eine A u s n a h m e : L o u v r e Myr 7 : MollardBesques, Cat. I I Myrina Taf. 10c. W i n t e r , T y p e n I 166, 2. Winter, T y p e n I 4 8 - 5 2 . 1 2 0 - 1 2 9 . 134. 135. Thompson, Troy, Suppl. 3, 88f.
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Abb. 4. und 5. T e r r a k o t t a s t a t u e t t e aus Kleinasien. Würzburg H 4702
Thompson nicht folgen: in der Deutung der Statuetten als Hierodulen. Unsere Terrakotten stellen nach ihr die Priesterin und ihr Gefolge von Tempeldienerinnen in Gewand und Schmuck der Göttin dar. An Festtagen hätten die Dienerinnen Gewänder und Schmuck aus dem Tempelschatz zu Ehren der Göttin getragen. Die überhohen Sohlen hätten die Aufgabe gehabt, die Person der Priesterin über die Menge emporzuheben. Die starren Gesichtszüge der Statuetten seien nicht Nachahmungen archaischen Lächelns, sondern die Priesterinnen seien bei den feierlichen Handlungen stark geschminkt gewesen oder hätten vielleicht Masken getragen 47 . 47
Thompson a. O. 91.
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Abb. 6. Böotische T o n p u p p e . W ü r z b u r g H 2529
Abb. 7. Gliederpuppe aus Athen. W ü r z b u r g H 4475
Für den antiken Gläubigen verkörperte die Priesterin, die Gewand und Schmuck ihrer Göttin anlegte, dadurch die Göttin selbst 48 . Der Besitzer einer Terrakotta sah in dieser Statuette ein Bild der Göttin und nicht der Priesterin. Auch das Bekleiden der Statuetten, das wohl im Rahmen häuslicher Kulthandlungen geschah, paßt eher zur Göttin als zu ihrer Priesterin. Als 'Priesterinnen' fühlten sich vielmehr diejenigen, welche die Bekleidung der Statuetten vornahmen. Thompson erklärt die beweglichen Arme der Sitzfiguren damit, daß sie das An- und Auskleiden erleichtern sollten. Dagegen ist einzuwenden, daß solche Arme bei den bekleideten Statuetten wie dem Würzburger Exemplar (Abb. 4. 5) dann unnötig wären 49 . Sind sie nur aus der konservativen Haltung der Koroplasten beibehalten worden, weil sie nun einmal zum Typus gehörten ? 48
X e n o p h o n Ephesius, E p h e s i a k a I 2, 6. 7.
41
Die Frage, ob die mit Gewand modellierten Fi-
guren f ü r weniger f r o m m e Besteller b e s t i m m t waren, ist müßig. Man h ä t t e d a n n auch auf die beweglichen Arme verzichten können.
N A C H R I C H T E N AUS D E M M A R T I N VON W A G N E R M U S E U M I N W Ü R Z B U R G
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Terrakotten mit beweglichen Gliedmaßen sind in Griechenland sehr alt. Sie tauchen : bereits im 10. Jh. v. Chr. auf. Drei Gräber ^^^^^^^^^^^^ in Athen enthielten weibliche Tonfiguren mit beweglichen Beinen, die deutlich Einflüsse aus dem unteren Donauraum zeigen50. Aus ^ ^ ^ ^ ^ ^ H ü n f v^S» i p ^ B c ^ H ' dem 8. und 7. Jh. v. Chr. stammen die'Glockenf" • idole' mit beweglichen Beinen aus Böotien 51 . Unter dem glockenförmigen, prächtig bemalten Körper schauen beweglich angesetzte ^^HBjB Beine hervor, deren Füße in sorgfältig angef •( '%'> ' gebenen Riemenstiefeln stecken. E. Simon ¿-vi:; . ¿Ii; deutet sie als Artemis-Idole 52 . mL 1 lö, • Terrakotten mit beweglichen Gliedern finden H b L «i 4; f J§jf sich dann wieder seit spätarchaischer Zeit. Von j;| "f$f| Korinth aus verbreitete sich ein Typus, bei f-"l?l> dem der Körper als flaches Rechteck gebildet |B ist, aus dem sich Brüste und Hüftwulst leicht hervorheben. Durch Schultern und Hüften ist ^ ^ ' jeweils eine Schnur gezogen, an der Arme Gliederpuppe Abb. 7 A b b 8 Detail der und Beine baumeln 63 . An vielen Exemplaren sind auf den Körper gemalte Gewandmuster erhalten 54 . Eine 'Puppe' dieses Typus aus der zweiten Hälfte des 5. Jhs. v. Chr. besitzt das Martin von Wagner Museum (Abb. 7. 8)55. In der Regel werden in der zweiten Hälfte des 5. Jhs. die Beine nicht mehr an der Hüfte befestigt, sondern der Leib wird bis zu den Knien in einem Stück modelliert und nur die Unterschenkel beweglich angesetzt. Im Gegensatz zu ihren Vorgängerinnen 50
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K. Kübler, Kerameikos IV (1943) 5. 19 Taf. 31. Milojcic, AA 1948/49, 29ff. Smithson, Hesperia 30, 1961, 170ff. Nr. 54 Taf. 30. R. A. Higgins, Greek T e r r a c o t t a s (1967) 20 Taf. 7 C. a) V. Müller, F r ü h e Plastik in Griechenland u n d Vorderasien (1929) 79 Taf. 18 Abb. 264. b) Winter, T y p e n I 6, 1. Poulsen, J d l 21, 1906, 187 Abb. 2. Elderkin, A J A 34, 1930, 458 Abb. 4. c) N. Breitenstein, Catalogue of T e r r a c o t t a s (1941) Taf. 11 Nr. 110. Higgins a. O. Taf. 9 C. d) Elderkin a. O. 459 Abb. 6. Higgins a. O. Taf. 9 E. e) Elderkin a. O. 459 Abb. 5. F. R. Grâce, Archaic Sculpture in Boeotia (1939) Abb. 1. Encyclopédie P h o t o g r a p h i q u e de l'Art. T E L . I I 165 C. Mollard-Besques, Catalogue raisonné des Figurines et Reliefs en Terre Cuite Grecs, E t r u s q u e s et Romains I (1954) 9 B 52 Taf. 6. Dörig, A n t K 1, 1958, Taf. 22, 1. EAA I I I (1960) 908ff. Abb. 1131 s. v. Giocattolo (Dörig). E. Simon, Die G ö t t e r der Griechen (1969) 169 Abb. 151. f) Encyclopédie P h o t o g r a p h i q u e de l'Art. T E L . I I 164 B. Grâce a. O. Abb. 6. Mollard-Besques a. O. I (1954) 9 B 53 Taf. 6. g) Grâce a. O. Abb. 3. E. Rohde, Griechische Terra-
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k o t t e n (1968) Abb. 8. Simon a. O. 168f. Winter, T y p e n I 169, 1. Elderkin a. O. 460f. Abb. 7. 8. Thompson, Hesperia Suppl. V I I (1943) 115. Dörig, A n t K 1, 1958, Taf. 22, 1. Winter, T y p e n I 169, l a . BritMusCat, Higgins, T e r r a c o t t a s 248 Nr. 909 Taf. 132; S. 249 Nr. 913 Taf. 132; S. 252 Nr. 924 Taf. 133. Elderkin a. O. 461 Abb. 7. 8. Inv. H 4475. Aus Athen. H 13,5 cm. Sehr feiner, hellbeiger Ton mit geringen Resten des Überzuges, an der H a u b e u n d a m linken O b e r a r m Spuren von R o t . Der rechte Arm u n d die beiden Beine sind aus ebenso feingeschlämmtem, aber o r a n g e b r a u n e m Ton, vielleicht modern angef ü g t (?). Auf dem Scheitel, u n m i t t e l b a r vor dem K n o t e n der H a u b e , ein rundes, 1,5 cm tiefes Loch zum Einlassen einer Bronzeöse, vgl. Winter, T y p e n I 171, 5. A. Levi, Terrecotte F i g u r a t e del Museo Nazionale di Napoli (1926) Nr. 587 Abb. 106: erhaltene Bronzeringe. T h o m p s o n , Hesperia Suppl. V I I (1943) 114f. Anm. 120. H. Bulle, Zeitschrift des Münchener A l t e r t h u m s Vereins, J a n u a r 1899, 16f.
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CHRISTA
B A U C H H E N S S — GUNTRAM
BECKEL
sind diese Figuren nackt 56 . Daneben gibt es im 5. Jh. auch sitzende nackte 'Puppen' mit beweglichen Armen 67 . K. McK. Elderkin sieht in allen Figürchen mit beweglichen Gliedern Puppen, die als Kinderspielzeug dienten, die man am Ende der Kindheit den Göttern weihte oder verstorbenen Kindern ins Grab legte58. J. Dörig schließt sich ihr an, betont aber zu Recht den kultischen Charakter, den griechische Puppen neben ihrer Funktion als Kinderspielzeug haben können 59 . Auch Thompson weist auf diese fließende Grenze zwischen Spielzeug und Kultgegenstand hin 60 . Aus Dörigs Untersuchung geht hervor, daß die mechanische Beweglichkeit der Glieder »anscheinend überhaupt nicht als Hauptmerkmal griechischer Puppen zu gelten hat« 61 . Auf Grabreliefs halten früh verstorbene Mädchen Puppen in den Händen, deren Oberarme und Oberschenkel in Stümpfen enden 62 . Solche Puppen aus Terrakotta sind im Original erhalten (Abb. 6)63. Bei ihnen fehlen an den Arm- und Beinstümpfen Vorrichtungen, mit denen man bewegliche Gliedmaßen befestigen könnte. Sie bestätigen die Aussagen der Grabreliefs und zeigen, daß für griechische Spielzeugpuppen bewegliche Glieder nicht nötig waren. Für die beweglichen Gliederpuppen (Abb. 7) schlug Thompson eine andere Deutung vor. Aus ihrer Beobachtung, daß viele der Figürchen Krotala in den Händen halten, schließt sie, daß sie Tänzerinnen darstellen. Dazu passen nach ihrer Ansicht auch der kurze aufgemalte Chiton und die Schuhe. Die Aufhängevorrichtung im Scheitel vieler Figürchen zieht sie zur Bekräftigung ihrer Deutung heran: Wenn die Tänzerinnen hingen, wurde ihre Beweglichkeit gesteigert. Lebendig scheinende Bewegungen, verbunden mit Geräuschen wie dem Klappern der Krotalen, aber hätten stark apotropäischen Charakter. Auch die Nacktheit vieler 'Puppen' wirke apotropäisch 64 . Für die Bedeutung der beweglichen Arme der Sitzstatuetten, vor allem der bekleideten, helfen diese Erklärungen nicht weiter. Eine der besten ist noch immer die Vermutung von L. Heuzey, daß nämlich bewegliche Gliedmaßen die religiöse oder magische Kraft der Figuren vermehrten, da ihre Bewegung ihnen den Anschein von wirklichem Leben verleihe65. In diesem Zusammenhang muß vielleicht auch eine Beobachtung von E. Simon
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Winter, T y p e n I 170, 1. 2. Elderkin a. O. 462ff. Abb. 9 - 1 6 . Dörig a. O. 47 Taf. 26, 3 . 4 . T h o m p s o n a. O. 136 Abb. 53, 5 - 8 . E. Rohde, Griechische T e r r a k o t t e n (Mon. Artis A n t i q u a e IV) 17f. Abb. 19b.
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Winter, T y p e n I 165, 2 - 5 . Dörig a. O. Taf. 25, 1. 2; 26, 3. 4. Elderkin a. O. 455ff. Dörig a. O. 41 ff. Ders., E A A I I I 908ff. s. v. Giocattolo. Dörig, A n t K 1, 1958, 42ff. 50. Thompson, Troy, Suppl. 3, 88 f.
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Dörig a. O. 46.
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a) A. Conze, Die attischen Grabreliefs I I (1900) Nr. 814 Taf. 154. b) Conze a. O. Nr. 815 Taf. 156. 'Ecpiin 1909, 126 Abb. 2. A. F u r t w ä n g l e r , Beschreibung der G l y p t o t h e k (1910) 177 Nr. 199. Dörig a. O. Taf. 23, 1. c) Conze a. O. Nr. 816 Abb. im Text, d) Conze a. O. Nr. 817 Taf. 154. e) Conze a. O. Nr. 818 Taf. 157. f) Conze a. O. Nr. 880 Taf. 170. 'Er||ji 1898,107 (of a m i x t u r e of solid a n d openwork kalathoi). H . P a y n e , P e r a c h o r a I (1940) 61f. 93f. 98f. I I 87 f. etc. Protogeometric P o t t e r y (1952) esp. 1 1 3 - 1 1 7 . E . g. ibid. pi. 8, 579. A n t K 4, 1961, 27. Williams offers no examples, b u t p r e s u m a b l y vases like t h e flared clay bowls with remains of food-offerings f r o m t h e Spring-Chamber (Evans, Palace of Minos I I 1, 134 fig. 68) are w h a t is intended. Griechisches Leben im Spiegel der K u n s t (1959) 2. — T h e holes pierced near t h e rim c o n t r a d i c t t h e s t a t e m e n t of Smithson, Hesperia 37, 1968, 100, t h a t there are no holes in open-work kalathoi (though p e r h a p s she is limiting herself t o Attic examples which she is particularly discussing.) Other open-work flaring kalathoi : (cf. A m a n d r y , BCH 68/69, 1944/45, 55 »Le calathos, s u r t o u t à paroi ajourée, est u n vase relativement rare«), Lane, BSA 34, 1933/34, 104. 112; f r a g m e n t CVA
Cambridge (1) I I I D pi. 3 no. 98; SwedCyprExped IV 2, 304, cf. figs. 13, 3; 16, 2; E. H . Hall, Vrokastro 127. F u r t h e r examples of open kalat h o i : H . Dragendorff, T h e r a I I 151 Abb. 363. 364; 308 Abb. 495; A d I 44, 1872, T a v . K 12; J d l 3, 1888, 341 fig. 23; AM 18, 1893, pi. 8, 4 (the c o n t e x t shows this is L a t e Geometric, b u t its decoration, narrow bands, is very different f r o m t h e Melbourne piece); 'Eq>riiJi 1898, 107 fig. 27; J. B o a r d m a n , E x c a v a t i o n s in Chios. Greek Emporio (BSA Suppl. 6 [1967]) 132 pi. 42; Hesperia 37, 1968, 98f. nos. 2 8 - 3 4 ; Hesperia 21, 1952, 195, »fragments of a n o t h e r with a n e t w o r k of triangular openings«; there is a finely executed L a t e Corinthian open-work k a l a t h o s in t h e British Museum, case 50; a n o t h e r in t h e Delphi Museum; Athens, National Museum, inv. 750 a n d 257; CVA Scheurleer (1) I I I C pi. 2, 6; Hesperia 34, 1965, 6 a n d 16; B d ' A 35, 1950, 319 fig. 90. There is an interesting geometric bowl with handles low-down in t h e S a m m l u n g H. von Schoen, München, A n t i k e n s a m m l u n g e n case B. 26, which has c u t - o u t triangles in t h e b o d y ; three open-work skyphoi are recorded in M o n A n t 16,1906, 443 a n d fig. 53; cf. also t h e t h y m i a t e r i o n covers, Hesperia 15, 1946, 326 f. nos. 300 — 302; m a n y high- a n d low-standed bowls h a v e one or more tiers of perforations in t h e stand. A very early kalathos-shape with perforations was f o u n d in t h e Peloponnese (Grotte d'Alépo-
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P E T E R
J.
CONNOR
with a shape closely approximating the squat shape B can be found in A. Brueckner—E. Pernice 26 . There is another from Delphi 27 . R. Eilmann 2 8 discusses fragments of kalathoi: »Sie haben einen kurzen gewölbten Bauch, etwa wie das attische Stück AM 18 (1893), Taf. 8, 1 Nr. 4; darüber steigt die in ein oder zwei Geschossen durchbrochene Wandung in grader Schräge nach außen an und endigt in einem profilierten, kantigen Rand ...«. At Tiryns were found a number of small roughly-made kalathoi whose sides do not flare extravagantly, although their lips project variously 29 . Notice that some are open-work whilst others have solid walls; further the open-work comes in a number of different shapes 30 , from rectangular apertures to slits to small round holes 31 . With these examples I aim to relate non-flaring type B with flaring type A through the practice, common to both, of cutting apertures in the sides. A further point in the relation of types A and B is that, although my examples of type B are taken from Late Geometric, it must not be thought that the straighter sides take over from the flaring with the passing of time 32 . There are still examples of kalathoi with more or less flaring sides in Late Geometric 33 . The Isis tomb, now dated Middle Geometric II by N. Himmelmann-Wildschütz 34 , gives a welcome example of both shapes A and B and two open-work kalathoi 3 5 ; in Toronto there are two kalathoi which seem to be associated with Ripe Geometric pots and which have the flared shape of Protogeometric examples 3 8 . A flaring kalathos in the Fitzwilliam Museum is attributed to South Italy, of about the third century B. C. 37 . There are, furthermore, strong indications that shape B is seen, just as shape A, as a clay imitation of a basket 3 3 . Occasionally the decorations betray this as D. Evangelides saw, trypa), B C H 86, 1962, 724 fig. 4; the Argos Museum has the rim of a cut-out bowl or kalathos from Lerna, dated Lerna IV/Early Helladic I I I . Open-work vessels of this kind have been found in Palestine in the L a t e Bronze Age, cf. Quarterly Department Antiquities Palestine 4, 1935, pi. 17, 276, found in stratum V (c. 1 4 0 0 1230 B. C.) at Tell Abu H a w a m . 26 27 28 29
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AM 18, 1893, 115f. pi. 8, 1 no. 4. B C H 68/69, 1944/45, 55 fig. 16. AM 58, 1933, 125 Beil. 37, 6. 8. 9. W. Müller —F. Oelmann, Tiryns I (1912) 95 nos. 172 — 185 »Nachahmungen von Wollkörben (kccâoc9Îctkoi) : E t w a 350 Exemplare in mehreren Typen. Die am häufigsten vorkommende F o r m Nr. 179 scheint auf den ersten Blick unverständlich, findet aber ihre Erklärung durch die vorangestellten Typen«. Ibid. 97 Abb. 30 nos. 1 7 5 - 1 7 9 . Ibid. 96 no. 176: »Glatte Wände, die aber von einigen runden kleinen Löchern durchbohrt sind«. Cf. Amandry, B C H 68/69, 1944/45, 56, - concerning kalathoi found at Perachora — »on y rencontre le type à paroi droite et le type à paroi courbe, très évasé en forme de calice; il ne semble pas qu'il ait à tirer de cette différence de forme un indice chronologique«. Perachora II 88 »the general development is from straight-sided to concave«.
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E. g. P. Courbin, L a céramique géométrique de l'Argolide (1966) 219 pl. 69 C 1131. 1132; K . Friis Johansen, Les vases sicyoniens (1923) 67 fig. 43. 68 : »Des kalathos de formes très analogues, mais avec un décor différent, se rencontrent aussi, comme on le sait, dans la céramique attique du style géométrique tardif; des exemplaires en ont été trouvés, par exemple, dans plusieurs des tombes d'Eleusis (Tombe a, 'Eq>T|U 1898, 104 pl. II, 17; tombe d' Isis, ibid. 107)«; CVA Copenhagen (2) pl. 82, 1. MarbWPr 1961, 6; cf. J . N. Coldstream, Greek Geometric Pottery 21. Cf. CVA Athens (1) I I I Hd pi. 6, 8. 10. 11. 16. There is a mixture of A and B again in C. Waldstein, The Argive Heraeum II 124 — 128 figs. 45 — 48, and again — Protocorinthian — in S. S. Weinberg, Corinth V I I 1 pi. 22, 148. 149. 150; pi. 23, 169; J H S 30, 1910, 342 no. 2 fig. 6, from a group which Coldstream op. cit. 200 regards as Boeotian L a t e Geometric. Iliffe, J H S 51, 1931, 164f. V.R.d'A. Desborough, Protogeometric Pottery 116, warns that this group may be synthetic as also Young, Hesperia Suppl. II (1939) 4, and Kübler, Kerameikos V 1, 54. For two other vases said to belong to this group, cf. CVA Cambridge (2) p. 31 no. 6. CVA Cambridge (1) pl. 1, 17. p. 2, where two similar examples in the British Museum are noted. For shape A, cf. J . Bouzek, OpAth 9, 1969, 41 ff.
A LATE G E O M E T R I C K A L A T H O S IN M E L B O U R N E
»Kai oi |iev
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'EAeucrivos elvai 8iocTpr|Toi f| cpepovai ToiaÖTa Koapirmorra, wctte 9aivovTou
äAriöoös ttAektou KaA&öou . ,.«39. Clearly this is in close imitation of wickerwork. There are other examples 40 . In Tiryns I we read, »Offenbar hat man zunächst aus dem weichen Ton ein Flechtwerk ähnlich wie von Körben herzustellen versucht (Nr. 172) «41; Bouzek 42 mentions that »an unpublished kalathos with impressed triangles is exhibited in the Museum at Volos«; Desborough 43 mentions three kalathoi from Stavropoullos's unpublished tombs 44 with rows of solid triangles stamped into the clay. There are others in the National Museum, Athens, inv. 14455 (late geometric, from a grave at Anavysos); inv. 14456, and three included in the pieces presented by G. Empedocles. What is becoming clear is a wide range of shapes, all interrelated, showing an absence of a strict canonical type. Look, for instance, at the Cretan examples. Most of these have handles 45 ; other examples, though, can be found 46 . I am very much inclined to say simply that the distinguishing marks of the kalathos in the Protogeometric, Geometric and later periods are 1) flat base 2) outward sloping to concave sides. Otherwise we are dealing with a bowl. Kerameikos V 1, Taf. 108, Inv. 260 Grab 20, 3139 is an excellent test case. It has convex sides, and even though it has two suspension holes quite close to the rim, it should be called a bowl, following Kübler who describes it »henkelloser Napf« 47 and does not include kalathos in brackets 48 . On the other hand, it would seem that, for the Greeks of the time, the bowl had a close relationship with what we call kalathoi. I would illustrate this fusion by pointing to a redfigured bowl in Bonn 49 (with a depiction of a wedding scene) which must lie close in intention to those kalathoi quoted by Williams 50 where he particularly stresses the association of the kalathos with marriages. ccKpißfj aTTopnnriuaTa
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52: »The s t a n d a r d decoration of common solid kalathoi, b o t h of t h e b o t t o m a n d of t h e walls, seems t o i m i t a t e t h e s a m e b a s k e t (fig. 6 C 2), as also t h e kalathos with impressed, not only painted, triangles m a y confirm«. This is t r u e t o some e x t e n t , as I shall argue, b u t it is b y no means t h e s t a n d a r d decoration; t h e greater n u m b e r h a v e linear decoration encircling t h e pot. ' E ç n u 1912, 137; see also CVA München (3) pl. 129, 8 and p. 29: »Das F l e c h t m u s t e r auf der Außenseite ist aus der F o r m gepreßt«. CVA München loc. cit. gives Hesperia 16, 1947, pl. 46, 4 ( = E . B r a n n , Agora V I I I pl. 16, 27); more are collected b y R . Lullies, Antike Kleink u n s t in Königsberg 13 no. 17. The Königsberg piece, found in Athens, was mentioned in Ad I 44, 1872, 136. 153 no. 80. W . M ü l l e r - F . Oelmann, Tiryns I (1912) 95. Bouzek, O p A t h 9, 1969, 52 n. 84. Protogeometric P o t t e r y (1952) 117. BCH 61, 1937, 473. Cf. J . K. Brock, F o r t e t s a (BSA Suppl. I I [1957]) 162; also BSA 6, 1899/1900, 83 fig. 25. 84 fig. 26. Müller —Oelmann op. cit. Abb. 30 no. 178 (»im I n n e r n ein b a n d a r t i g e r Henkel«) ; E . L. Smithson, Hesperia 30, 1961, 168 Cat. no. 49. 50 pl. 28; Eilmann, AM 58, 1933, 125; P. Courbin, La céramique géométrique de l'Argolide 128.
" Kerameikos V 1, 222. 48
Note, however, Agora V I I I pl. by Brann, a n d 1968, 98 n. 53.
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Deubner, J d l 51, 1936, 175 (Eine Hochzeitsvase in Bonn). I m i g h t point o u t here t h a t , given this r e m a r k a b l e fluidity in types, I consider t h a t an addition could be m a d e t o Williams' short list of figured kalathoi in A n t K 4, 1961, 27, namely, M. Collignon—L. Couve, Catalogues des Vases peints du musée national d ' A t h è n e s 165 no. 614 a n d pl. 25 (»Sorte de coupe profonde, sans anses« ; p. 166 »au dessus de ce personnage, u n t r o u de suspension«). I find t h a t this is also t h e opinion of L. G.-Kahil, Beiheft t o A n t K I (1963) 21 no. 44. Another in Münzen u n d Medaillen Auktion 34 no. 126.
a convex-sided bowl (E. B r a n n , 15, 257) which is called k a l a t h o s also b y Smithson, Hesperia 37, More accuracy is required.
Profiled bases are v e r y rare on kalathoi, b u t Williams, A n t K 4, 1961, pi. 13 has one; for earlier examples see Hesperia 37, 1968, 101 no. 30; Kerameikos V 1, pi. 15, 5. There is one i n T a r a n t o I n v . 20199; one in Policoro, Museum Case X X X I , f r o m B a t t i f a r a s s o (recupero e f f e t t u a t o dai carabinieri!). Also B. A. Sparkes —L. Talcott. Agora X I I (1970) 56 no. 71. 50
Williams loc. cit.
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PETER
J.
CONNOR
Note that it is not the widespread occurrence of the holes pierced through the fabric that define the type, though clearly a pot of the shape we are discussing (shape B) cannot be a cup when there are holes in the base, pace the opinion expressed in Asine51 that holes in the base of vases could be stopped by the fingers when the vessel was in use. Holes are found in numerous small roughly-made bowls with rounded bases, in solid and open-work kalathoi and in plates 62 . They are now usually called suspension holes and no great end would be served in recording the several other suggestions that have been made from time to time, except perhaps to say it is unlikely that, in the types mentioned above, the holes, unlike those in pyxides of various sorts, were used for fastening a lid to another pot 53 . In any case, though it is true that a few kalathoi have been found used as stoppers in cremation amphorae 54 , their use as such was not widespread and other small pots, as well as slabs (and, in one instance at least, a 'stopper' 55 ) fulfilled the same function 56 . Kalathoi were probably not household utensils, as being useful for almost nothing 67 . On the other hand, they are not purely »special grave furniture« 68 , — the holes could not be used for suspending kalathoi in graves; there is a tradition behind them, and its tenacity is witnessed by the presence of holes in open-work kalathoi when they could easily have been suspended through one of the several apertures. Further, great numbers were found in sanctuaries 59 . Tiryns I 60 has a sobre discussion of the possible province of kalathoi as dedications (this time in graves). It is perhaps worth noting at this point that if kalathoi were cheap sanctuary dedications, this is not paralleled by grave finds. Kalathoi regularly occur in rich graves, and there in numbers 61 and are not found in graves with indications of straitened
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O. Frôdin —A. W. Persson, Asine 431. Bowls: S. S. Weinberg, Corinth VII 1, pi. 8, 50; SwedCyprExped IV 2, 305, where there is a comprehensive survey; V. R. d'A. Desborough, Protogeometric Pottery 224 (Serraglio TomblO) ; Asine, Protogeometric Tomb 9 (see Desborough op. cit. 205) ; P.V.C Baur, Catalogue of the Stoddard Collection (1922) 32 no. 12; CVA Brussels (3) III G pl. 3, 3a. b. Kalathoi : Holes are found in kalathoi in widespread areas, e. g. J. K. Brock, Fortetsa (BSA Suppl. II [1957]) 44 L I. 163 type E and pi. 32, 408 (kalathos ?) ; p. 50 no. 502, »tiny holes all round, one or two not quite through«; A. D. Ure, BSA 55, 1960, 211f. 216 no. 24 (Euboean Floral Black-Figured Vases); L.Mauceri, AdI 49, 1877, 51 no. 25 tav. AB 14 (Relazione sulla Necropoli del Fusco in Siracusa). Plates: e. g. Corinth VII 1, pi. 8, 46; K. F. Kinch, Vroulia pi. 37, Tomb 3 no. 2; flat saucers with two holes in rim, H. Dragendorff, Thera II 309 Abb. 498a —d; M. F. Lambrino, Les vases archaïques d'Histria (1938) 238 »... les trous de suspension que l'on trouve sur le rebord des plats d'une manière constante«. He continues with an excellent description of the manufacture of these holes, »Les trous ont toujours au revers une sorte de bavure de l'argile qui prouve qu'ils ont été percés dans la pâte humide, avant la cuisson«.
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A connection has been made between holes in kalathoi and those in pyxides cf. AdI 44, 1872, 153 no. 80. For pyxides, see e. g. Hesperia Suppl. II (1939) 76 no. XVI 1 figs. 4 9 - 5 0 ; 81 no. XVII 8 fig. 54. Cf. C. — G. Styrenius, Submycenaean Studies (1967) 93. 94. Cf. Hesperia Suppl. II (1939) 86 no. XVII 23. Even the holes in disks cut from the wall of large open vases and probably used as stoppers (jammed) in the mouths of amphorae and amphoriskoi cannot be definitively said to be made for fastening these disks to the necks of the larger pot. Cf. Hesperia Suppl. II (1939) 86 no. XVII 23, »The string passed through the holes could serve either for tying it onto the rim, or as a loop by which it could be lifted«. Pace E. H. Hall, Vrokastro 127: »useful for holding fruit or the like«. Smithson, Hesperia 37, 1968, 98. Cf. Perachora I and II; Ch. Waldstein, The Argive Heraeum, where they were dedications; cf. Perachora II 91 and M. F. Lambrino, Les vases archaïques d'Histria 238 n. 12 (amusingly) for kalathoi as offerings the poorest visitor could afford. Tiryns I 96. Cf. e. g. JHS ArchReports 1969/70, 10 and fig. 14; the Isis tomb, CVA Athens (1) pi. 6.
A L A T E G E O M E T R I C KALATHOS IN M E L B O U R N E
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m e a n s . H . R . W . S m i t h w r o t e 6 2 , »Like all nuptial vessels, t h e k a l a t h o s c a n be f u n e r a r y ; b u t this specimen w a s n o t m a d e , a t least, for burial, as t h e suspension holes show«. O t h e r indic a t i o n s on t h e use of k a l a t h o i c a n be found in R . S. S t r o u d 6 3 ; c o n t a i n e r s for m a k e - u p colo u r s 6 4 ; containing olive stones, therefore cult usage 6 5 . S o m e a t t e m p t s h a v e been m a d e t o isolate k a l a t h o i t o g r a v e s of w o m e n 6 6 , b u t t h e evidence is n o t sufficiently g r e a t or clear t o be absolutely convincing 6 7 . W e r e t u r n now t o a closer consideration of M U V 5. In C V A Miinchen 3, p l a t e 129, 9 is called ' S c h a l c h e n ' a n d p l a t e 1 2 9 , 8 ' K o r b c h e n ' , highlighting t h e c o n t i n u e d r e l u c t a n c e t o see T y p e B a s a k a l a t h o s , y e t e l e m e n t s of t h e d e c o r a t i o n a r e similar, as is pointed o u t in t h e t e x t . T h e interior of b o t h is p a i n t e d with four lines, r o u g h l y q u a r t e r i n g t h e c i r c u m f e r e n c e , which pass from r i m t o rim crossing a t t h e c e n t r e (»Innen vier sich in der M i t t e kreuzende g e m a l t e Streifen v o n R a n d zu R a n d « ) . T h i s is e x a c t l y t h e interior d e c o r a t i o n of M U V 5 — a n d A s h m o l e a n 1 9 3 1 . 5 6 0 6 8 . Moreover t h e b a s e of p l a t e 129, 9 is d e c o r a t e d in t h e s a m e w a y as M U V 5, including t h e t w o holes. T h i s interior d e c o r a t i o n c a n also b e paralleled in E . B r a n n 6 9 , as well as in s e v e r a l bowls from t h e Isis t o m b a t Eleusis 7 0 . T h e r e is a f u r t h e r e x a m p l e in C V A R e a d i n g 7 1 ; it is v e r y close t o C V A Miinchen 3 p l a t e 129, 9 7 2 . I t is described as A t t i c . T h e evidence would seem t o r o o t this d e c o r a t i v e f e a t u r e in A t t i c a 7 3 . N o n e of t h e analogous kalathoi, e x c e p t t h e A s h m o l e a n piece, seems t o h a v e been d e c o r a t e d in this w a y . On t h e o t h e r h a n d , t h e e x t e r i o r d e c o r a t i o n of M U V 5 a s s o c i a t e s it v e r y s t r o n g l y w i t h t h e suggested B o e o t i a n origins of t h o s e parallels. 62 63
CVA University of California (1) 51. Stroud, Hesperia 34, 1965, Iff. at 6f.
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ASAT 23, 1968, X p o v 3 0 8 pi. 2 4 8 a.
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M. Seiradaki, BSA 55, 1960, I f . (Pottery from Karphi). E. g. Williams, AntK 4, 1961, 29 n. 11; Kübler, Kerameikos V 1, 29 and n. 71. Cf. e. g. Smithson, Hesperia 37, 1968, 100: »Most kalathoi come from women's graves, but one solid one closed the mouth of a warrior's urn«. As also those basket-decorated kalathoi in E. Brann, Agora V I I I 62 no. 271, f l p o c K T 1911, 126 and (to judge from the illustration) AA 1902, 115 Abb. 9 (»Im Innern fünf sich kreuzende Linien in Firnisfarbe«). Late Geometrie Well Groups from the Agora, Hesperia 30, 1961, 133 no. O 14 pi. 18 (handmade bowl): »slightly rounded bottom. Dots on plain rim; few bands inside, crossing at centre«. CVA Athens (1) I I I Hd pi. 6, 12. 15. 17. CVA Reading (1) I I I H pi. 8, 7a. b. Cf. text p. 15: »Outside seven birds to right, dot rosettes; on the bottom an uneven eight-spoked wheel. Inside a multiple cross«. Numerous other examples of the radial wheel (with or without the surrounding circle) could be cited, e. g. from Kerameikos V 1, pi. 69, 2610; 76, 5376. 5377; 91, 4372; 101, 3491 etc. Elaboration of this cross: pi. 101, 3486; 102, 4291; 109, 3486 etc.
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H. A. Thompson has tried to relate this cross to the method of basket weaving which he claims had great influence on Geometric pottery, cf. E. Brann, Agora V I I I 62 no. 272, »Attention is drawn particularly to the radial design on the bottom of pyxides (e. g. 268) as being a rendering of the radiating staves which are used in plaiting the basket bottom«. In what I have said about interconnections of basket-design, I am not espousing this sort of argument. One might point out that the radial cross within a circle is exactly how Attic artists drew the wheels of chariots, see e. g. A J A 19, 1915, pi. 23, 1 - 3 ; it was also used as a decoration on the prow of ships, G. Ahlberg, Fighting on Land and Sea in Greek Geometric Art figs. 29. 30. 34 (35). 36. 37. 40; P. E. Arias—M. Hirmer, Tausend Jahre griechische Vasenkunst pi. 7; J . N. Coldstream calls it »the eight-spoked millwheel«, Greek Geometric Pottery 26; it is also often found as the decoration of shields in Attic geometric vase-painting. Examples need not be multiplied, but cf. H. Walter, Frühe Samische Gefäße. Samos V (1968) 21: »Selten vergißt der attische Maler das Fußglied in der Kreismetope und meist engt er den Spielraum der konzentrischen Kreise durch Rosetten oder Sternchen in den Zwickeln der Metopen ein (AJA 44, 1940, Taf. 23, 3; CVA Athen Taf. 7, 3)«. For a suggestion of the influence of basketry on painted decoration, cf. J . Mellaart, Excavations at Hacilar (1970) e. g. I pi. 3 facing p. 130.
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P. J . C O N N O R ,
A L A T E GEOMETRIC K A L A T H O S IN M E L B O U R N E
The difficulties in distinguishing Attic from Boeotian wares are stressed by Coldstream 74 : »Boeotian clay is not always easy to separate from Attic in the Geometric period, but its tone tends to be a shade deeper. The colour varies from a cold brown to a warm orange brown according to the conditions of firing. The levigation of the clay is less careful than in Athens, but not less so than in the outlying parts of Attica; for this reason provincial Attic vases with summary decoration have occasionally been mistaken for Boeotian«. Our no. 1 (op. cit. p. 58) and no. 6, from Thebes, seem undoubtedly Boeotian. No. 2 is labelled 'Bootisch'?, possibly because of its resemblance to no. I 7 5 ; its clay is described as, »Heller, weicher Ton, rotbrauner Firnis«. About no. 3, Young wrote, »Our kalathos may be a Boeotian import or an Attic imitation«. It was found in grave XVII in the Athenian Agora, but its clay is perhaps odd, »Pale pink clay with a slightly greenish tinge, possibly Boeotian or Attic; dull black to red glaze«76. So here again there is indecision. The clay of MUV 5 is best described as pale orange; a different colour again from the others, one more likely to be Attic, and it is possible to be somewhat more confident in ascribing MUV 5 to Attica — as well as 2 and 3 with their lighter clay, to judge by Coldstream's distinction. Coldstream 77 points out that the vertical zigzag is most at home in Boeotia, but it occurs elsewhere more often than would appear at first sight. It is found, in an incipient form at least, on a Middle Helladic Kantharos 78 and as filling decoration in Mycenaean Granary Class79. Fairly numerous Attic examples could be cited80. The vertical zigzag is found on two Attic geometric oinochoai in Munich: inv. 8447a, on the lowest decorated band, also inv. 8448; both are dated c. 720 — 10 B. C. Inv. 6404, jug with lid (c. 750) has a vertical zigzag decoration on the small jug crowning the knob of the lid81. A variation on this motif is found on the Analatos Painter's krater 82 . A late Geometric Attic pyxis can be found in Meddelelser fra Ny Carlsberg Glyptothek 19, 1962, 3 fig. I 8 3 . It persisted into archaic times, and Aristion's belt (Stele, Athens, National Museum) was decorated with vertical zigzags in paint; traces of it can be detected still. In any case, there are differences between no. 2, 3, 4, 5 on the one hand and no. 1 and 6 on the other. The design of the former three is much bolder than the more broken-up elements of 1 (and 6) with its narrow and more fluid vertical zigzag spaced by the row of dots. In Attic hands the design is greatly altered. It is opportune at this point to draw attention to a certain insouciance in draughtsmanship in MUV 5 (it lends it a great deal of naive charm). The parallel strokes are hardly parallel, the thickness of the line is certainly not
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76
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Coldstream op. cit. 196. Even the early Geometric krater-fragment from the Athenian acropolis referred to by Kahane, A J A 44, 1940, 466 no. 2 belongs to a type earlier thought to be like Boeotian, cf. B. Graef, Vasen von der Akropolis I Taf. 10, 272 and text ad loc. Note that the Attic kalathos in Reading, CVA (1) pi. 8, 7 a. b, has a pinkish clay. Op. cit. 202. BCH 80, 1956, 374 fig. 23. BSA 25, 1 9 2 1 - 2 3 , pi. 9b. E. g. Kerameikos V 1 pi. 33, 3384; Hesperia Suppl. II (1939) 38 fig. 24 I X 4 (Phaleron cup); 47 fig. 32 X I 2; 99 fig. 69; 100: »the wavy vertical decoration in the handlezone of our skyphos
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is often used for the filling of decorated zones around the lower bodies of late Geometric kraters (AJA 19, 1915, pi. 17-22)«. See also CVA Robinson Coll. (1) III H pi. 10, 4. Inv. 6077; CVA München (3) pi. 130. Cretan: J . K. Brock, Fortetsa (BSA Suppl. II [1957]) pi. 74, 944. Corinthian: AJA45,1941, 30ff. cf. figs. 1. 3. 4. 16. 18. 22. 23; BSA 43, 1948, pi. 15, 265. Ithacan: ibid. pi. 17, 304. Euboean: BSA 55, 1960, 213 fig. 4 a pi. 57, 5 (fourth century B. C.). A late geometric ovoid krater (c. 720 — 710), with vertical zigzags on neck and belly, in the Fitzwilliam Museum, Cambridge, Inv. GR. 2. 1930 is labelled »... claimed as Boeotian or Euboean but may possibly be Attic work«.
R. B L A T T E R ,
EINE SELTENE KLEINMEISTERINSCHRIFT
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controlled; yet, not only has care been taken in marking off the field with a broad band of paint (the success of which can be seen in comparison with no. 2), but each stroke has been individually made and the brush has been lifted off the surface and given a fresh angle for the next downward stroke. The system of decoration of MUV 5 is clay-ground of dark-on-light, and that introduces a further problem. It is one that has been touched on by several scholars and I feel it should be kept in mind. Desborough 84 , talking about a kalathos from Asine, writes »in shape it is Geometric or Protogeometric, a shallow vase with broad base and wide flaring mouth, and one large handle going from body to lip; but in decoration it is a throwback to Mycenaean, being a clay-ground vase; ...«. Desborough pays significant attention to two opposing techniques. He speaks of a change, in general, (except for class A 3) from clay-ground to dark-ground. Yet there is evidence of a steady parallel (if somewhat submerged) tradition of clay-ground vases85. P. Kahane speaks of a mixture of the two in early geometric 86 and emphasizes that the clay-ground style has strong connections with late Mycenaean 87 . It then disappears to return again in late geometric 88 . Kahane notes Eilmann's contention that in Samian geometric these two forces which imply utterly different concepts of decoration are both prominent 89 . Though Kahane speaks of a break between early and late Geometric, Kiibler illustrates light-ground amphorae of the beginning of the second quarter of the eighth century 90 . His dates are a little high but there are associations with Middle Geometric ware. There are greater numbers later 91 . This is a style that leads ontoProtoattic. In many ways, though it is a small pot, the spirit of the decoration of MUV 5, as I described it above, reminds me not of the carelessness typical of much of late Geometric but of the uncontrolled exuberance of Protoattic 92 . Melbourne
P e t e r J. C o n n o r
EINE SELTENE KLEINMEISTERINSCHRIFT Die attischen Kleinmeisterschalen weichen trotz ihrer scheinbaren Ähnlichkeit und ihrer vielfach monotonen Wiederholung gleicher Motive in Einzelheiten stark voneinander ab. Nicht nur in der Komposition der Bildelemente und der Form der Schalen, sondern auch bei den üblichen Formeln der Inschriften gibt es wesentliche Abweichungen, die zeigen, daß auch die Kleinmeister in echt archaischer Freude am Experimentieren nach Neuerungen gesucht haben 1 . So kommen neben dem geläufigen Trinkspruch x a 'P 6 Kot ' "n"'61 auf 84 85
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E. g. Protogeometric Pottery 117. N. H i m m e l m a n n - W i l d s c h ü t z , MarbWPr 1961, 6 ff. also talks about archaism, it does not seem appropriate. AJA 44, 1940, 463. Ibid. 466. Ibid. 466 : »Er tritt erst wieder im Spätgeometrischen auf«. »Der dichte Dekorationsstil überspinnt die Gefäßwand, sein Ziel ist das dekorative Füllen der Fläche um seiner selbst willen. Der rhythmische Stil sucht die Fläche nach bestimmten Prinzi-
pien zu ordnen«. Kahane's summarization ibid. 467. 90 Kerameikos V 1 Taf. 41. 91 Cf. Hesperia Suppl. II (1939) 27 fig. 14 (Hydria V 1) and references, see also 25 fig. 12; 38 fig. 24 (no. I X 2 - 7 ) . 92 For its appearance in Protoattic, cf. E. Brann, Agora V I I I pi. 30, 495. 497; Hesperia 2, 1933, 589 no. 200 fig. 51. One might also note, C. Brokaw, AM 78, 1963, 63 ff. 1 Zu den Kleinmeisterschalen zuletzt Blatter, AA 1967, 12ff.; 1968, Iff.; 1971, 422ii.
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EINE SELTENE KLEINMEISTERINSCHRIFT
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controlled; yet, not only has care been taken in marking off the field with a broad band of paint (the success of which can be seen in comparison with no. 2), but each stroke has been individually made and the brush has been lifted off the surface and given a fresh angle for the next downward stroke. The system of decoration of MUV 5 is clay-ground of dark-on-light, and that introduces a further problem. It is one that has been touched on by several scholars and I feel it should be kept in mind. Desborough 84 , talking about a kalathos from Asine, writes »in shape it is Geometric or Protogeometric, a shallow vase with broad base and wide flaring mouth, and one large handle going from body to lip; but in decoration it is a throwback to Mycenaean, being a clay-ground vase; ...«. Desborough pays significant attention to two opposing techniques. He speaks of a change, in general, (except for class A 3) from clay-ground to dark-ground. Yet there is evidence of a steady parallel (if somewhat submerged) tradition of clay-ground vases85. P. Kahane speaks of a mixture of the two in early geometric 86 and emphasizes that the clay-ground style has strong connections with late Mycenaean 87 . It then disappears to return again in late geometric 88 . Kahane notes Eilmann's contention that in Samian geometric these two forces which imply utterly different concepts of decoration are both prominent 89 . Though Kahane speaks of a break between early and late Geometric, Kiibler illustrates light-ground amphorae of the beginning of the second quarter of the eighth century 90 . His dates are a little high but there are associations with Middle Geometric ware. There are greater numbers later 91 . This is a style that leads ontoProtoattic. In many ways, though it is a small pot, the spirit of the decoration of MUV 5, as I described it above, reminds me not of the carelessness typical of much of late Geometric but of the uncontrolled exuberance of Protoattic 92 . Melbourne
P e t e r J. C o n n o r
EINE SELTENE KLEINMEISTERINSCHRIFT Die attischen Kleinmeisterschalen weichen trotz ihrer scheinbaren Ähnlichkeit und ihrer vielfach monotonen Wiederholung gleicher Motive in Einzelheiten stark voneinander ab. Nicht nur in der Komposition der Bildelemente und der Form der Schalen, sondern auch bei den üblichen Formeln der Inschriften gibt es wesentliche Abweichungen, die zeigen, daß auch die Kleinmeister in echt archaischer Freude am Experimentieren nach Neuerungen gesucht haben 1 . So kommen neben dem geläufigen Trinkspruch x a 'P 6 Kot ' "n"'61 auf 84 85
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E. g. Protogeometric Pottery 117. N. H i m m e l m a n n - W i l d s c h ü t z , MarbWPr 1961, 6 ff. also talks about archaism, it does not seem appropriate. AJA 44, 1940, 463. Ibid. 466. Ibid. 466 : »Er tritt erst wieder im Spätgeometrischen auf«. »Der dichte Dekorationsstil überspinnt die Gefäßwand, sein Ziel ist das dekorative Füllen der Fläche um seiner selbst willen. Der rhythmische Stil sucht die Fläche nach bestimmten Prinzi-
pien zu ordnen«. Kahane's summarization ibid. 467. 90 Kerameikos V 1 Taf. 41. 91 Cf. Hesperia Suppl. II (1939) 27 fig. 14 (Hydria V 1) and references, see also 25 fig. 12; 38 fig. 24 (no. I X 2 - 7 ) . 92 For its appearance in Protoattic, cf. E. Brann, Agora V I I I pi. 30, 495. 497; Hesperia 2, 1933, 589 no. 200 fig. 51. One might also note, C. Brokaw, AM 78, 1963, 63 ff. 1 Zu den Kleinmeisterschalen zuletzt Blatter, AA 1967, 12ff.; 1968, Iff.; 1971, 422ii.
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ROLF
B L A T T E R
Abb. 1. Bandschale. K o p e n h a g e n , N a t i o n a l m u s e u m
den Kleinmeisterschalen weitere Varianten vor 2 . Eine besonders originelle und in ihrer Deutung umstrittene soll uns im folgenden beschäftigen. Auf einer Schale aus Elaious im Louvre findet sich auf beiden Seiten des Gefäßes die Inschrift XAIPEKAITTPIOME3. E. Pottier, der die Schale erstmals 1931 veröffentlicht hat 4 , wies darauf hin, daß es sich bei der Inschrift nicht um eine Verschreibung der allgemeinen Formel handeln kann, sondern um eine andere Variante eines Trinkspruchs. Er transkribierte x a 'P e Kot* "npiou nt|. Den Stamm i r p i — leitete er vom Verbum TrpÎEffôai ab, was »mit den Zähnen knirschen, unwillig sein« bedeutet. Pottier übersetzte die Inschrift: »réjouis-toi et ne te tourmente pas«. Nun ist aber das Verbum TrpÎEOÔai erst verhältnismäßig spät mit diesem Sinn überliefert 5 . Auch das nachgestellte nf| ist meines Wissens nur in der Poesie belegbar, wo die Stellung aus metrischen Gründen erklärt werden kann 6 . Somit fällt es schwer, der geistreichen Vermutung des französischen Gelehrten vorbehaltlos zu folgen. Bereits Pottier hat in seiner Publikation der Schale aus Elaious auf eine vergleichbare Inschrift in Kopenhagen (Abb. 1) verwiesen7. Er lehnt allerdings die von Ch. Blinkenberg in einem Brief vorgeschlagene Ableitung des Stammes -rrpi — von T r p i a o ô a i ab, was eine Übersetzung »sei gegrüßt und kaufe mich« ergäbe. In seinem grundlegenden Artikel über die attischen Kleinmeister konnte J. D. Beazley eine weitere Schale mit der hier zur Diskussion stehenden Formel
2
3 4 5 6
Vgl. G. Richter, CVA New York (2) 5 zu Nr. 10; Beazley, CIRev 57, 1943, 102f.; von B o t h m e r , A J A 66, 1962, 257. CVA Louvre (9) Tai. 89, 1 - 3 . B C H 55, 1931, 430 ff. z. B. Babrios 28,8; A n t h . Pal. 9, 77. z.B. Euripides,Iphig. Aul.637; Anth. Pal.7, 731, 3.
7
CVA Kopenhagen (3) 95 u n d Taf. 117, 5. Die A u f n a h m e wird der Museumsleitung v e r d a n k t . Auf beiden Seiten l a u t e t die Inschrift X A I P H N K A I T T P I O M H N , doch ist zweifellos die gleiche Formel wie auf der Schale im Louvre gemeint. Die ungewöhnlichen H u n d N werden von P o t t i e r a. O. 434 als Ionismen a u f g e f a ß t .
EINE SELTENE
KLEINMEISTERINSCHRIFT
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Abb. 2. H y b r i d e Schale vom Siana-Typus. Oxford, Ashmolean Museum
hinzufügen, ohne sich hier vorerst zum Sinn der Inschrift zu äußern 8 . Dabei handelt es sich um eine hybride Schale vom Siana-Typus, die dem C-Maler zugeschrieben werden konnte. Diese Schale kam aus der Sammlung von Captain Spencer Churchill 1965 ins Ashmolean Museum Oxford (Abb. 2)9 und zeigt die gleiche Reihenfolge der Buchstaben wie die Inschrift auf der erwähnten Schale in Kopenhagen (Abb. 1). Drei Jahre später konnte Beazley zwei weitere Belege anführen, die die hier untersuchte Formel aufweisen: Schalenfragmente in Florenz und im Museo Bocchi in Adria 10 . Hier bezog nun Beazley auch Stellung zur Deutung der Inschrift, jedoch ohne nähere Begründung: »Blinkenberg's interpretation of the Copenhagen inscription as equivalent to x a 'P £ K ai Trpko neispreferable, I think, to Pottier's ingenious alternative x a ip e K0(i Trpiou nf|«. Bis heute war also diese Inschrift auf Bandschalen vom Sianatyp (Paris, Kopenhagen), auf einer seltenen Schale mit Efeublättern am Rand und Innenbild (Oxford) und auf einer Randschale (Adria) belegt. Von den Bruchstücken in Florenz habe ich nur durch die Hinweise Beazleys Kenntnis. In der Reihenfolge der Buchstaben gehören die Schalen in Kopenhagen und Oxford (Abb. 1—2) eng zusammen, während die Inschriften im Louvre und auf den Fragmenten in Adria sich entsprechen. Zu den bisher bekannt gewordenen fünf Exemplaren kommt nun noch ein sechstes hinzu. Dabei handelt es sich wie bei den Fragmenten in Adria um eine Randschale. Sie befindet
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J H S 52, 1932, 182. Beazley, ABV 57, 112; ders., P a r a l i p o m e n a 23 zur Nr. 112 (mit weiterer Literatur). Angaben zu dieser Schale u n d die V e r m i t t l u n g der Abbildungsvorlagen v e r d a n k e ich M. Robertson. F ü r die Abbildungserlaubnis bin ich der Mu-
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seumsleitung des Ashmolean Museums, Oxford, verpflichtet. A J A 39, 1935, 476. Die F r a g m e n t e in Adria sind bisher n u r in einer alten Publikation abgebildet; R. Schöne, Le a n t i c h i t à del Museo Bocchi di Adria (1878) Taf. 13, l a - b .
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sich in Berner Privatbesitz und kann hier erstmals vorgelegt werden (Abb. 3—4) 11 . Leider ist auch sie nur sehr unvollständig erhalten. So fehlen vor allem der eine Henkel, vermutlich auch der Fuß und der Schaft der Schale 12 , sowie Teile des Bildes auf der Rückseite. Glücklicherweise sind jedoch die Inschriften, die uns hier besonders interessieren, komplett. Das Gefäß soll nach zuverlässiger Mitteilung aus Cerveteri stammen. Auf beiden Seiten der Schale ist ein von einem Speer mit nach oben gerichteter Spitze getroffener Hirsch dargestellt. Das Geweih liegt seltsam flach unterhalb der dünnen und langen Ohren. Ein begabter Kleinmeister hat die Tiere fein und sensibel wiedergegeben. Die Rehe auf der Schale des Neandros-Malers in Boston zeigen ähnliche, grazile Körperformen13. Rote Deckfarbe ist an den Hirschen sowie an den feinen Henkelpalmetten, von welchen sich drei auf den Fragmenten nachweisen lassen, zu beobachten. Unterhalb der abgesetzten Lippe der Schale, von den Henkelpalmetten gleichsam eingerahmt, steht auf der Vorderseite analog den Schalen im Louvre und den Bruchstücken in Adria die Inschrift XAIPE KAITTPIOME, während auf der Rückseite die Formel offenbar XAIPEKAinPEME verschrieben ist. Die Verschreibung ist nicht weiter erstaunlich, da die Vasenmaler mehr oder weniger sorgfältig nach gegebenen Vorlagen kopierten. Sie waren Handwerker, die vielfach kaum des Schreibens mächtig waren. Berücksichtigen wir diesen Umstand, so verstehen wir auch die zahlreichen sinnlosen oder orthographisch falschen Inschriften, die selbst bei Signaturen festzustellen sind14. Auch die Schale in Berner Privatbesitz bietet keine neuen Hinweise, wie die hier untersuchte Formel zu übersetzen ist. Doch fallen die gegen Pottiers Vorschlag vorgebrachten Anstöße so sehr ins Gewicht, daß wir geneigt sind, der Interpretation Blinkenbergs zu folgen. Was spricht alles für seine Übersetzung? Wir haben viele Beispiele von Inschriften auf Vasen, auf denen das Gefäß gleichsam zu sprechen scheint. Nicht nur haben die Alten die Vasen als eigentliche Körper aufgefaßt. Ohren, Lippe, Bauch, Hals, Fuß sind geläufige Bezeichnungen für die einzelnen Teile eines Gefäßes. Die Vase kann auch wie eine Person zum Betrachter oder Käufer reden: sei gegrüßt und trinke mich — der und der Töpfer hat mich gemacht usw.15. ME haben wir also in den meisten Fällen als Personalpronomen und nicht als Negation aufzufassen. Daß FTP 10 (Trpico) als Imperativ von ¿upiäpiriv aufzufassen ist, ist nicht nur sprachlich, sondern auch von der Sache her möglich. Eine Inschrift auf einer Amphora in New York aus den Sammlungen Bourguignon und Hearst ist bisher in Verbindung mit den erwähnten Kleinmeisterschalen m. W. noch nie herangezogen worden. Obschon die Inschrift verschiedene Deu11
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Die Aufnahmen werden J . Zbinden (Archäologisches Seminar Bern) verdankt. Die Fragmente wurden von S. Cimicchi, Lekythos GmbH., Basel, zusammengesetzt. H des Schalenbeckens 5,6 cm, Durchmesser 13,8 cm. Jedenfalls scheinen mit den Schalenfragmenten erworbene Bruchstücke eines Schaftes und eines Fußes vom Typ der Sianaschalen nicht zugehörig zu sein, sofern man nicht eine hybride Randschale annehmen will. Eine Kombination der beiden Schalentypen (Randschale und Sianaschale) ist zwar selten, kommt aber zuweilen vor: Callipolitis-Feytmans, RA 1972, 73ff. Vgl. auch eine Randschale in New York, CVA New York (2) Nr. 6 Taf. 6 und 37, die auch eine ungewöhnliche Inschrift aufweist. Zum Superlativ
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von KOCAÖS vgl. auch Blatter, AA 1 9 7 1 , 4 2 6 . Hier ist mir entgangen, daß die Superlativform auch beim Lieblingsnamen Andrias vorkommt, vgl. Beazley, A J A 45, 1941, 596 Anm. 4. J . D. Beazley, Paralipomena 70. AA 1971, 423 Abb. 2 . Zum Problem der Eigenhändigkeit der Malerund Töpfersignaturen vgl. Stähler, Ö J h 49, 1968 — 1971, 80. Sinnlose Inschriften kommen auch auf Schalen vom ähnlichen Typ wie die erwähnten in Paris und in Kopenhagen vor; z. B. CVA Paris, Bibliothèque Nationale Taf. 47, 1 u. 4 . Schale des Phrynos in London, Beazley, ABV 168. Pottier hat a. O. 435 auf weitere Formeln mit Personalpronomen aufmerksam gemacht.
EINE SELTENE
KLEINMEISTERINSCHRIFT
Abb. 3 u n d 4. Randschale. Bern, P r i v a t b e s i t z
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tungen erfahren hat, bin ich mit D. A. Amyx der Ansicht, daß sie auf den Preis der Vase zu beziehen ist und somit als Aufforderung zum Kauf wie die Formel auf den Kleinmeisterschalen verstanden werden kann 16 . P. Kretschmer hat sie im Anschluß an E. Maass so gelesen: Sü'ößiÄw Kai n'eGiyes = 'due oboli e mi prendi'. Daß hier statt des Verbums TrpiaoQai das allgemeinere öiyyotvsiv steht 17 , tut nichts zur Sache. Wenn wir attische Vasen betrachten, vergessen wir nur allzu leicht, daß es für die Töpfer und Vasenmaler wichtig war, ihre Produkte gut und schnell zu verkaufen. Bei Untersuchungen über die antike Keramik werden die kommerziellen Aspekte zu Unrecht nur am Rande gestreift 18 . Wir haben gesehen, daß die Formel x a *P £ K a ' """piw auf Schalen verschiedener Form und verschiedener Vasenmaler begegnet. Somit dürfen wir sie uns verbreiteter vorstellen als die sechs besprochenen Exemplare vermuten lassen. Daß die werbenden Worte dieser Schalen nicht erfolglos waren, zeigen die Fundorte, die vom thrakischen Chersonnes bis nach Etrurien reichen. Der Export in alle Welt hat den attischen Töpfern und Vasenmalern nicht geringen materiellen Wohlstand eingebracht, der selbst kostbare Geschenke auf die Akropolis erlaubte 19 . Bern
Rolf Blatter
SAMOS 1971 D I E WASSERLEITUNG DES EUPALINOS
Die nur von Herodot I I I 60 erwähnte Wasserleitung, die der Architekt Eupalinos, Sohn des Naustrophos, von Megara als Stollen durch den Stadtberg von Samos getrieben hatte, war von neuzeitlichen Forschern lange gesucht worden. Nachdem schließlich Victor Gu&rin 1853 aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung das Quellhaus bei Ajades entdeckt hatte (Abb. I) 1 , war der erste Schritt getan. In unmittelbar anschließenden Grabungen außerhalb des Quellhauses ergab sich für Guerin die Ge16
New York 56. 171. 13; Beazley, ABV 136 Nr. 50; ders., Paralipomena 55 Nr. 50; CVA New York (3) Tai. 12 und S. 8. Für Hinweise zu diesem Gefäß habe ich D. von Bothmer zu danken. Zur Inschrift vgl. D. A. Amyx, University of California Publications in Classic. Archaeol. I 8 (1941) 182ff.; Hesperia 27, 1958, 300f. Die Erklärungen von J . H. Jongkees in Studia van Hoorn (1951) 66ff. und Beazley, ABV 136 Nr. 50, vermögen mich nicht zu überzeugen. Auch Amyx hält offenbar bis heute an seiner ursprünglichen Interpretation fest; vgl. Brief vom 23. 8. 1972 an den Verf.: »On the 'two obols' inscription, I still feel convinced that the price of the vase is meant, and, if you wish, you may quote me to that effect. The other two main possibilities — Beazleys TTCCpa TTpoaSoKiav and Bothmer's erotic (?) interpretation — seem less attractive to me . . .«.
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Zuletzt hat T. B. L. Webster die Hearst-Amphora besprochen : Potter and Patron in Classical Athens (1972) 77f. 275. 277 Taf. 10. Webster erkennt offenbar in der Inschrift ebenfalls einen Hinweis auf den Preis des Gefässes, auch wenn er diese selbst anders als Amyx interpretiert: »worth much than two obols«, also (ir) 0iyi^S liest. P. Kretschmer, Die griechischen Vaseninschriften (1894) 91 Nr. 67. Webster a. O. 270fi. Vgl.Webster a. O., besonders Iff. (Kap. 1) und 42ff. (Kap. 2). J. V. Noble, The Techniques of Painted Attic Pottery (1966) XV. Zu Weihungen von Töpfern vgl. Beazley, ARV 2 2. V. Guerin, Description de l'ile de Patmos et de l'ile de Samos (1856) 305ff. — Abbildungsnachweis: Sämtliche Zeichnungen stammen von W. Hoepfner. Abb. 18 : Foto E. Feiler. Alle übrigen Fotos von den Verfassern.
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tungen erfahren hat, bin ich mit D. A. Amyx der Ansicht, daß sie auf den Preis der Vase zu beziehen ist und somit als Aufforderung zum Kauf wie die Formel auf den Kleinmeisterschalen verstanden werden kann 16 . P. Kretschmer hat sie im Anschluß an E. Maass so gelesen: Sü'ößiÄw Kai n'eGiyes = 'due oboli e mi prendi'. Daß hier statt des Verbums TrpiaoQai das allgemeinere öiyyotvsiv steht 17 , tut nichts zur Sache. Wenn wir attische Vasen betrachten, vergessen wir nur allzu leicht, daß es für die Töpfer und Vasenmaler wichtig war, ihre Produkte gut und schnell zu verkaufen. Bei Untersuchungen über die antike Keramik werden die kommerziellen Aspekte zu Unrecht nur am Rande gestreift 18 . Wir haben gesehen, daß die Formel x a *P £ K a ' """piw auf Schalen verschiedener Form und verschiedener Vasenmaler begegnet. Somit dürfen wir sie uns verbreiteter vorstellen als die sechs besprochenen Exemplare vermuten lassen. Daß die werbenden Worte dieser Schalen nicht erfolglos waren, zeigen die Fundorte, die vom thrakischen Chersonnes bis nach Etrurien reichen. Der Export in alle Welt hat den attischen Töpfern und Vasenmalern nicht geringen materiellen Wohlstand eingebracht, der selbst kostbare Geschenke auf die Akropolis erlaubte 19 . Bern
Rolf Blatter
SAMOS 1971 D I E WASSERLEITUNG DES EUPALINOS
Die nur von Herodot I I I 60 erwähnte Wasserleitung, die der Architekt Eupalinos, Sohn des Naustrophos, von Megara als Stollen durch den Stadtberg von Samos getrieben hatte, war von neuzeitlichen Forschern lange gesucht worden. Nachdem schließlich Victor Gu&rin 1853 aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung das Quellhaus bei Ajades entdeckt hatte (Abb. I) 1 , war der erste Schritt getan. In unmittelbar anschließenden Grabungen außerhalb des Quellhauses ergab sich für Guerin die Ge16
New York 56. 171. 13; Beazley, ABV 136 Nr. 50; ders., Paralipomena 55 Nr. 50; CVA New York (3) Tai. 12 und S. 8. Für Hinweise zu diesem Gefäß habe ich D. von Bothmer zu danken. Zur Inschrift vgl. D. A. Amyx, University of California Publications in Classic. Archaeol. I 8 (1941) 182ff.; Hesperia 27, 1958, 300f. Die Erklärungen von J . H. Jongkees in Studia van Hoorn (1951) 66ff. und Beazley, ABV 136 Nr. 50, vermögen mich nicht zu überzeugen. Auch Amyx hält offenbar bis heute an seiner ursprünglichen Interpretation fest; vgl. Brief vom 23. 8. 1972 an den Verf.: »On the 'two obols' inscription, I still feel convinced that the price of the vase is meant, and, if you wish, you may quote me to that effect. The other two main possibilities — Beazleys TTCCpa TTpoaSoKiav and Bothmer's erotic (?) interpretation — seem less attractive to me . . .«.
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Zuletzt hat T. B. L. Webster die Hearst-Amphora besprochen : Potter and Patron in Classical Athens (1972) 77f. 275. 277 Taf. 10. Webster erkennt offenbar in der Inschrift ebenfalls einen Hinweis auf den Preis des Gefässes, auch wenn er diese selbst anders als Amyx interpretiert: »worth much than two obols«, also (ir) 0iyi^S liest. P. Kretschmer, Die griechischen Vaseninschriften (1894) 91 Nr. 67. Webster a. O. 270fi. Vgl.Webster a. O., besonders Iff. (Kap. 1) und 42ff. (Kap. 2). J. V. Noble, The Techniques of Painted Attic Pottery (1966) XV. Zu Weihungen von Töpfern vgl. Beazley, ARV 2 2. V. Guerin, Description de l'ile de Patmos et de l'ile de Samos (1856) 305ff. — Abbildungsnachweis: Sämtliche Zeichnungen stammen von W. Hoepfner. Abb. 18 : Foto E. Feiler. Alle übrigen Fotos von den Verfassern.
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wißheit, den Anfang der Zuleitung gefunden und ihren Verlauf auf etwa 400 m Länge verfolgt zu haben. Vor Erreichen des Haupttunnels mußte er freilich seine Arbeiten aus Mangel an Zeit und technischen Hilfsmitteln abbrechen2. 2
Die Grabungen, am 26. 1. 1853 begonnen, von etwa einem Monat Dauer, haben offenbar keine
Kosten verursacht. Der damals auf Samos regierende Hegemon Georgios Konemenos stellte
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JANTZEN
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Den nächsten Schritt tat der Hegemon der Insel Samos, Konstantinos Adosidis, dem im Mai 1881 beim Anblick der Ajades-Quelle der Gedanke kam 3 , der Stadt Tigani dieses Wasser zuzuleiten. Von den Mönchen des Klosters Ajia Trias auf die Versuche Guerins an der Leitung des Eupalinos aufmerksam gemacht, setzte er eine Vierer-Kommission zur Durchführung der Arbeiten ein. Unter der Aufsicht des Abtes von Timios Stavros, Theophanis Arelis, begann die Freilegung des Südeingangs am 25. Mai 1882, wobei leider nicht berichtet wird, wie man nun endlich diese Stelle gefunden hatte. Etwas später, am 12. Juni, fing der Mönch Kyrillos Moninas von Ajia Trias als Grabungsleiter auf der Nordseite an. Obwohl auch hierüber keine Einzelheiten berichtet werden, ist anzunehmen, daß unter Verfolgung der Guerin'schen Entdeckungen und weiterer Einstiegschächte der Nordeingang des Tunnels bald angeschnitten wurde. An die 50 Arbeiter waren auf 5 Monate bei dieser Unternehmung beschäftigt 4 . Schließlich mußte man vor den sich häufenden technischen Schwierigkeiten kapitulieren, was uns heute gut verständlich ist, und die Arbeiten aus Geldmangel einstellen. Wir sind heute dankbar dafür, daß die Finanzen der Hegemonie Samos damals nicht ausgereicht hatten. Denn Adosidis hatte keineswegs beabsichtigt, dieses beispiellose Ingenieurwerk des 6. Jhs. zu erforschen, sondern er wollte eine moderne Wasserleitung zur Versorgung von Tigani unter Benutzung des antiken Stollens verlegen. So scheint man sich auch nicht um archäologisch-wissenschaftliche Beratung bemüht zu haben, was 1882 ja durchaus möglich gewesen wäre. Die Berichte des samischen Archivars E. I. Stamatiadis und des Mönchs Synesios 5 geben denn auch nur wenig Hinweise darauf, was wirklich gegraben, was gefunden, was restauriert wurde, wie der angetroffene Zustand ausgesehen hatte. Am meisten erfahren wir über jene Arbeiten aus dem Aufsatz von Ernst Fabricius 6 , der 1884 vom Athener Institut zur Berichterstattung nach Samos geschickt worden war. Hierauf beruhen auch sämtliche späteren Erwähnungen in der archäologischen Literatur. Die trotz seiner unzulänglichen Mittel erstaunlich genaue Vermessung von Fabricius wurde 1959 ergänzt und korrigiert von dem Markscheider Wolfgang Kastenbein 7 , womit zum erstenmal exakte Maße vorgelegt wurden. Wegen der Unzugänglichkeit einer Strecke im Nordteil des Stollens mußte diese Arbeit freilich unvollendet bleiben. Kastenbeins Beobachtungen stützten sich außerdem naturgemäß auf den von ihm vorgefundenen Zustand, der sich seit 1882 wegen mangelnder Pflege an mehreren Stellen durchaus verschlechtert hatte 8 . Dieses sind, in aller notwendigen Kürze vorgelegt, die Voraussetzungen für den Beginn unserer Arbeiten.
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Guerin seinen Militärkommandanten Alexis zur Verfügung, der mit mehreren Soldaten als Aufsicht die Strafgefangenen, die im Hauptort Chora einsaßen, als Arbeiter verwendete. Nach Guerins Bericht müssen diese sehr eifrig und mit Interesse an der Sache gearbeitet haben. Ihre Zahl wird nicht erwähnt. E. I. Stamatiades, rispi TOÜ ÖPUY^CCTOS TOÜ ECnraMvou ev Z&ucp (1884) 27 ff. Stamatiades a. O. 27 und 39: Die aufgewendeten Kosten betrugen 89 000, — Piaster, die aus Verkäufen von Grundstücken der öffentlichen Hand in Tigani herrührten. Diese Summe entspricht 16465,— Goldmark; vgl. Meyers Reisebücher. Türkei und Griechenland (18882) 151 ff. Münz-
wesen. 1 Piaster = 18,5 Pfennig. Synesios [Giannou] kponouayo;, FTpaynaTsia Trspi TOÜ Eü-rraAiviiou öpuyncrros (1899). 6 Fabricius, AM 9, 1884, 165ff. Taf. 8. Einige Korrekturen gibt Fabricius in einem später geschriebenen RE-Artikel: VI 1 (1907) 1159f. s. v. Eupalinos 2. 7 Kastenbein, AA 1960, 178ff. 8 So geht aus dem Bericht des Synesios a. O. 119 ff. und 137 ff. eindeutig hervor, daß es 1898 noch möglich gewesen ist, durch das Schlupfloch beim großen Stalaktiten, wenn auch unter ziemlichen, nicht ohne Humor beschriebenen Mühen, sich hindurchzuquetschen. Zwei Zweiergruppen, von Norden und von Süden kommend, 5
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Abb. 2. Die Pinge in der Zuleitung auf der Nordseite kurz vor der Einmündung in den Stollen (A auf Abb. 1) I m Verlaufe der neueren U n t e r s u c h u n g e n zur Topographie und Geschichte der a n t i k e n S t a d t S a m o s 9 k o n n t e es nicht ausbleiben, d a ß die Wasserleitung des E u p a l i n o s von Megara in die Arbeiten m i t einbezogen wurde. D a s Ziel der U n t e r n e h m u n g sollte einmal die völlige F r e i r ä u m u n g der noch unzugänglichen Teile und, so weit nötig, ihre bauliche Sicherung sein. Dies e r s t r e c k t sich sowohl auf den begehbaren oberen Stollen wie auf die in einem K a n a l erheblich tiefer liegende Rohrleitung. W i e weit die Zuleitungsstrecke v o m Quellhaus bis zum B e r g und die W e i t e r leitung v o m Südausgang bis in die S t a d t (Abb. 1) in dies P r o g r a m m bereits mit einbezogen werden können, s t e h t dahin. F e r n e r sollten neue und e x a k t e r e B e o b a c h t u n g e n der vorge-
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kamen sich am 9. Februar 1898 bis auf 9 Meter nahe. Durch zusammengebundene Schilfrohre wurde das letzte, nicht mehr passierbare Stück gemessen. In der Folgezeit ist das Schlupfloch beim Stalaktiten so zugewachsen, daß ein Durchkommen unmöglich war. Erst im Mai 1969 haben wir, vor allem auf Drängen von W. Mommertz hin, so viel vom Stalaktiten wegschlagen lassen, daß man wieder durchkriechen konnte. Die Expedition des Synesios wurde, damals ohne deren Vorkenntnis, von W. Mommertz, W. Kastenbein, R. Tölle und U. Jantzen von der Südseite her wiederholt. Hellenistisch-römische Villa auf dem Kastro
Tigani (Grabungen 1965 — 1968): Jantzen, AA 1966, 1 6 4 f . ; 1967, 274FF.; 1968, 6 8 7 f f . ; 1969, 161 ff.; ASÄT 24, 1969, Xpov. 372FF. - R . Tölle-
Kastenbein, Das Kastro Tigani. Samos X I V (im Druck). — R. Felsch, Die neolithische Siedlung von Tigani. Samos I I I (in Vorbereitung). Zisterne am Stadtberg (Grabung 1968): W. R. Megow u. a., Eine samische Zisterne. (Zeitschriftenaufsatz, in Vorbereitung). Stadtmauer: H. Kienast, Stadt- und Hafenmauern. Samos X V (in Vorbereitung). Thermen (Grabungen seit 1969): Martini, AA 1969, 453ff.; 1971, 221 ff.; 1972, 285ff. Zusammenfassung: R. Tölle, Die antike Stadt Samos. Ein Führer (1969).
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fundenen wie der freizulegenden Teile angestellt werden, um möglichst konkrete Vorstellungen über die antike Vermessung und Bauweise der Anlage zu gewinnen. Es soll außerdem der Versuch gemacht werden, den Endpunkt der Leitung in der Stadt, das antike Brunnenhaus, zu finden. Aus den Keramikfunden muß schließlich das Enddatum der Benutzung und der Zugänglichkeit des Stollens gewonnen werden. Ob noch Lampen- oder Keramikfunde aus der Erbauungszeit zu erwarten sind, ist ungewiß. Weitere Fragen beziehen sich darauf, ob die Leitung außerhalb der Stadtmauer ursprünglich gänzlich verdeckt und damit gegen etwaige Angriffe getarnt war. Umständliche und längere Vorarbeiten, die später einmal beschrieben werden können, waren vorausgegangen, bis am 13. September 1971 die praktischen Arbeiten aufgenommen wurden. Die Mittel hierfür hat dankenswerterweise die Fritz-Thyssen-Stiftung zur Verfügung gestellt. Die Aufsicht hatten, sich gegenseitig abwechselnd, die vier Unterzeichneten. Die Arbeiten dauerten bis zum 15. Dezember 1971, wobei nie mehr als 12 Arbeiter beschäftigt waren. Insgesamt wurden 765 Tagewerke geleistet. Von einer 2 Tage dauernden Herrichtung des Zugangsweges abgesehen erstreckten sich die Arbeiten auf 4 Stellen (Abb. 1): A. B. C. D.
Die Die Die Der
Pinge in der Zuleitung Gegend außerhalb des Nordeingangs Leitung im tiefer gelegenen Kanal Hauptstollen auf eine Strecke bis 170 m Länge 10 . A. D I E P I N G E IN D E R Z U L E I T U N G
Die verdeckte Zuleitung, das heißt die Strecke vom Quellhaus bis zum Hauptstollen, hat nach Fabricius eine Länge von 853 m 11 . Sie paßt sich mit zwei großen Schleifen dem Gelände an (Abb. 1). Die letzten 50 Meter vor der Einmündung in den Hauptstollen mußten vordringlich in unsere ersten Arbeiten einbezogen werden, da die Leitung hier gestört war. Die Zuleitung durchquert hier auf eine Länge von 12 m den Einschnitt eines meist trockenen Bachbettes, bevor sie wieder in den Felsen eintritt, von etwa 40 bis 28 m vor ihrer Einmündung in den Tunnel (Abb. 2). Der untere Teil des Kanals ist in den Felsen geschnitten und gehört damit zweifellos zum originalen Bestand. Darüber fand sich beim Ausräumen überraschend eine moderne Ausmauerung mit einem etwas unregelmäßigen Tonnengewölbe, bei dem die Schalbretter noch teilweise vorhanden waren. Der Scheitel liegt etwa 3 m über der Sohle. Man hatte also bereits bei den Arbeiten von 1882 dieses Teilstück erneuert. Im Norden, dicht vor der Felswand (38,70 m bis 39,70 m vom Ende der Zuleitung entfernt) kam die Basis eines gemauerten Einstieg- und Förderschachtes zum Vorschein, der ebenfalls zu der Erneuerung von 1882 gehört (Abb. 3). Nach Abschluß der Arbeiten wurde der Förderschacht auf 10 m Höhe hochgemauert und das Gelände wieder aufgefüllt und abgeglichen. 10
Die im Text angegebenen Längenmaße in Metern sind stets Entfernungen v o m Tunnelanfang. Sie beruhen auf einer von uns ausgeführten, vorläufigen Messung, bei der die unterste Treppenstufe am Nordeingang des Tunnels als Ausgangspunkt genommen wurde.
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Für unsere Nivellements (Angaben in den Zeichnungen) wurde die steinerne Konsole im Tunnel an der Stelle der Einmündung der Zuleitung am Nordeingang vorläufig mit + 64,00 m über dem Meeresspiegel angenommen. Fabricius a. O. 174.
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UND MITARBEITER
Der letzte Teil der Zuleitung nach Wiedereintritt in den Berg bis zur Einmündung in den Hauptkanal hat — bei einer Breite von 0,60 m — die ungewöhnliche Höhe von 6,50—7,20 m. Eine derartige Höhe hat keine sachliche Notwendigkeit und kann nur als Folge eines Meßfehlers bei der antiken Nivellierung vom Quellhaus her erklärt werden. Man hatte offenbar aus Gründen der Zeitersparnis gleichzeitig mit Tunnel und Zuleitung begonnen und den Höhenfehler erst nach Vollendung beider Teile bemerkt. Wenn man annimmt, daß die beabsichtigte Arbeitshöhe etwa 2,00 m—2,50 m sein sollte, dann beträgt der Höhenfehler in diesem Bereich etwa 4,00 m—5,00 m, der dann durch Tieferlegen der Wasserleitung ausgeglichen werden mußte und damit enorme zusätzliche Arbeiten verursachte. Bestätigt wird diese Annahme auch durch die Querschnittform des Schachtes auf einem Großteil der Strecke etwa in Form einer Acht. Die Einziehung in der Mitte zeigt die Sohle des Schachtes während des ersten Arbeitsganges. Wichtig und überraschend ist vor allem die Auffindung der antiken Tonrohrleitung (Abb. 4). Sie liegt auf der Sohle des Kanals in einer Lehm- und S^hotterbettung von 10 — 15 cm Stärke und ist auf der ganzen Strecke des untersuchten Abschnitts (40 m) erhalten. Es handelt sich um sorgfältig gearbeitete Rohre aus hellrotem Ton von gutem Brand, die Oberfläche ist glatt (Abb. 5 und 6). Ihre Länge beträgt zwischen 71 und 73 cm, der innere Durchmesser 25,5 cm. Sie sind wie üblich durch Muffen miteinander verbunden und mit Kalkmörtel abgedichtet. Für lange Benützungsdauer spricht, daß die Leitung auf der ganzen bisher freigelegten Länge oben auf eine Breite von 13 bis 17 cm aufgeschlagen ist, offensichtlich um den innen
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Abb. 7. Der Zugang zum Stollen (B auf Abb. 1) vor Beginn der Arbeiten
angesetzten Kalksinter zu entfernen. Bei Auffindung war sie mit Sinter völlig gefüllt. Scherben des weggeschlagenen Rohrteils haben sich nicht gefunden, so daß sich auch nicht mehr feststellen läßt, ob die Rohre auf der Oberseite ursprünglich die üblichen Arbeitsöffnungen mit Deckeln aufwiesen. B. D I E G E G E N D A U S S E R H A L B D E S N O R D E I N G A N G S
Außerhalb des eigentlichen Stollens (Abb. 1) mußte der Einschnitt, der 1882 zur Auffindung in den Berghang gemacht worden war (Abb. 7), begradigt und etwas tiefer gelegt werden, um den Winterregen den Eintritt in den Stollen zu verwehren. Ferner wurde zu dem gleichen Zweck oberhalb des Eingangs eine U-förmige Abwehrmauer errichtet und das Ganze mit einem provisorischen Dach abgedeckt (Abb. 8. 9). Bei der Schuttbeseitigung wurden die 1882 gebauten, in den Stollen hinabführenden 18 Treppenstufen wieder
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freigelegt. Schließlich wurde ein Gittertor angebracht. Im äußeren Schutt verstreute Keramik- und Rohrfragmente weisen darauf hin, daß bei der ersten Freilegung wohl einiges gefunden, aber weiter nicht beachtet wurde. C. D I E W A S S E R L E I T U N G IM T I E F E R G E L E G E N E N KANAL
Die Zuleitung trifft bei 9 m nahezu rechtwinklig auf den Hauptstollen (Abb. 1). Infolge des oben erwähnten Meßfehlers beträgt der Niveauunterschied zwischen Stollensohle und Sohle der Wasserleitung hier etwa 3,5 m. Der Zusammenfluß wurde 1882 aber nur 2,53 m tief freigelegt12, das antike LeitungsEINSTIEGSCHACHT A L L E 8 - 12m system blieb also unangetastet. So bestand für uns die Möglichkeit, die Geschichte der Wasserleitung, ihrer Ausbesserungen und ihrer endgültigen Verschüttung trotz der vorangegangenen Arbeiten von 1882 noch zu klären. Der knapp 60 cm breite Leitungskanal an der Ostwand des Stollens ist zu Beginn genau wie der obere Gang mit einem Tonnengewölbe gedeckt, auf den ersten Metern eine scheitrechte Tonne — Reparatur von 1882 —, dann eine Tonne mit nahezu spitzbogigem Querschnitt, die mit so viel grauem Mörtel gebaut ist, daß sich ihre Holzverschalung deutlich abzeichnet. Im Abstand von etwa 10 m sind im Gewölbe quadratische Reinigungsschächte ausgespart. Sie sind oben mit Steinplatten abgedeckt Abb. 10. Schnitt durch den archaisch und vom Hauptstollen aus nicht zugänglich, ausgebauten Teil des Stollens (D auf denn unmittelbar auf ihnen steht die Ostwand des Abb. 1) mit dem tiefer liegenden, hier kaiserzeitlichen Gewölbes. Damit sind hier mindegestellten Kanal für die Leitung stens zwei antike Reparaturphasen nachzuweisen, die sich deutlich in ihrer Mauertechnik unterscheiden. Ihre Datierung steht freilich noch aus. Im folgenden, archaisch ausgebauten Teil des Stollens zeigen Einstiegschächte in der Lauffläche zunächst, daß der untere, die Tonrohrleitung enthaltende Kanal sich hier direkt unter dem Dromos befindet (Abb. 10). Die Schächte sind in einer Entfernung von 8,50—10,50 m, meist alle 10,30 m (30 sam. Fuß = 10,44 m) angeordnet. Die Schachtöffnungen, häufig durch anschließende Platten oder Blöcke gesichert, sind kreisförmig bis oval und jeweils mit größeren Steinen abgedeckt gewesen. Der tiefere Leitungskanal ist im archaisch ausgebauten Bereich aus Gründen der Arbeitsersparnis vorwiegend gestellt angelegt, stellenweise mit Scheitelhöhen von nur 1,40 m. Form und Verlauf machen deutlich, daß man bei der Anlage vom Dromos aus etwa alle 10,30 m in die Tiefe bis auf das gewünschte Niveau der Leitung hinabgrub und sich dann nach beiden Seiten bis zum Zusammenschluß vorarbeitete. 12
Fabricius a. O. 182.
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Wie die Zuleitung war auch der Leitungskanal im Tunnel etwa 2 m hoch verschüttet. Er wurde zunächst auf etwa 20 m freigeräumt. Seit 1882 war etwa 1 m Schutt eingeschwemmt worden, der sich in seiner Konsistenz — elf unterschiedlich dicke Schichten, jeweils im Wechsel von grauem, sehr feinem Ton und braunem Lehm mit Stein- und Kohleeinschlüssen — deutlich von der antiken Verschüttung nach Aufgabe der Leitung unterschied (Abb. 11). Die oben beschriebene Tonrohrleitung liegt hier ebenfalls in einer weißlichen Lehmbettung mit viel Kalksplitt etwa 8 cm über der Grabensohle. Soweit es bisher beobachtet werden konnte, ist die Leitung sehr sorgfältig verlegt worden, beträgt doch das Gefälle stets genau 0,4%. Dieser Wert entspricht den in der Antike üblichen offenen Gefälleleitungen. Anzeichen für eine ältere Leitung gibt es hier nicht. In diesem Bereich hat auch keine spätere Rohrleitung auf höherem Niveau gelegen: Denn unmittelbar über den aufgeschlagenen Rohren liegt eine gelbliche Kalksinterschicht, und darüber beginnt eine stalagmitenartige Versinterung des Grabens mit mächtigen Ablagerungen an den Wänden. Sie zeigt, daß über geraume Zeit Wasser über der völlig zugewachsenen Tonrohrleitung geflossen ist. Darüber liegen Ton- und Kalksinterschichten, die erst nach der Aufgabe der Wasserleitung eingeschwemmt wurden. Interessantester Fund im unteren Stollen war das Verbindungsstück am Knick zwischen Zuleitung und Hauptstollen. Das Gelenk der Leitung bildet hier ein nahezu würfelförmiger Senkkasten aus graugrünem Schist von 0,80 m Kantenlänge (Abb. 12). Zu- und Ableitung sind in seinem Rand eingepaßt und vermörtelt. Er hatte auch die Aufgabe, ähnlich einem Filter, Schwebstoffe auszufällen. Der Kasten war vollständig mit feinstem Kalksinter gefüllt, enthielt aber keine Funde. In der letzten Betriebsphase der Wasserleitung wurde auf seinen Rand diagonal eine einzeilige Trockenmauer gesetzt, die nunmehr die Aufgabe erfüllte, das Wasser oberhalb der Rohre um den Knick zu leiten. Auch an dieser Stelle gibt es keinen Hinweis auf eine zweite, jüngere Rohrleitung, sondern nur das lang benützte, archaische System. In einer Spätphase floß das Wasser dann ohne Rohre auf der Grabensohle. D. D E R H A U P T S T O L L E N A U F E I N E S T R E C K E B I S 170 m L Ä N G E
Da der Anfang des Tunnels bis zum Bergbruch bei 49 m (Abb. 1) erneut nur wenig verschüttet war, ging die Reinigung dieses kaiserzeitlich mit Gewölbe ausgebauten Teils schnell vonstatten. Doch führt der Stollen nicht unmittelbar in den massiven Fels des Stadtberges hinein, sondern in einen vorgelagerten Hügel aus schiefrigem, lagerhaft brechenden Kalkstein. Diese geologische Situation hat einerseits den von Fabricius 13 beschriebenen Bergbruch verursacht, der nach dem römischen Ausbau eine Strecke von etwa 15 m Länge fast unpassierbar gemacht hatte. Sehr eindrücklich belegt diese kurze in der Antike nicht ausgebaute Strecke, wie notwendig im brüchigen Gestein des Nordtunnels der Ausbau gewesen war. Mit in Athen vorgefertigten Stahlrahmen und zugeschnittenen Wellblechen wurde dieser Abschnitt gesichert und wiederhergestellt (Abb. 13). Hier fanden sich bei der Schuttbeseitigung Keramikreste, vielfach von spätantiken unbemalten Amphoren. Ihre Restaurierung und Bearbeitung steht noch aus. Die andere Folge der Gesteinssituation ist, daß der Berg an vielen Stellen wasserdurchlässig ist. Dadurch kam es im Stollen hinter dem Bruch zur Versinterung, zur Bildung 13
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Abb. 1. Athen, Hephaistostempel. Grundriß
Eine gleichsam unsichtbare Einbindung der Cellafront in die Ringhalle und die zumindest im Gebälk deutlich sichtbare Trennung des Ostpterons vom übrigen Bau kennzeichnet die neue Lösung der Ostfrontanlage (Abb. 2). Das Ostpteron ist nicht mehr wie bei älteren Bauten ausschließlich Bestandteil der Ringhalle, sondern zugleich abgegrenzter und innen ausgeschmückter, verselbständigter Vorraum. Zwar beschränkt sich der Reliefschmuck auf die Zone über dem Pronaon bis hinüber zum Ringhallengebälk, doch läuft das den Relieffries begrenzende Kymation an den übrigen drei Seiten des Ostpterons weiter, eine Fortsetzung des ionischen Frieses, wenn auch ohne Reliefschmuck 24 . Diesem Vorraum schließt sich mit dem 502 cm langen und 624 cm breiten Pronaon ein zweiter Vorraum an, der von dem nur 381,8 cm langen Opisthodom deutlich zu unterscheiden ist. Der 624 cm breite und 1215 cm lange Kultbildraum (Abb. 3) ist in der Grundfläche wie 1:1,94 proportioniert. Seine ursprüngliche Ausstattung ist besonders bemerkenswert, weil hier der Architekt am deutlichsten einen neuen Anspruch des Innenraumes formulierte und zugleich ein neues Verhältnis zwischen Innenraum und Baukörper zum Ausdruck kommt. Zentrale Bedeutung hat hierbei die Säulenanordnung in der Cella. Sie ist viel diskutiert worden, zuletzt nochmals von W. B. Dinsmoor 26 . Strittig bleibt vor allem die Anzahl jener Säulen. Nach Dinsmoor waren es an den Flanken je fünf und an der Rückseite drei26, nach B. H. Hill27 und G. P. Stevens 28 an den Flanken je sieben und an der Rück24
25 26
Damit war die Ausstattung des Ostpterons in Sunion bereits beim Hephaisteion vorgebildet. Dinsmoor, Hesperia 37, 1968, 159ff. Dinsmoor a. O.; ders., Hesperia Suppl. V (1941)
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65 ff. 27
Hesperia Suppl. VIII (1949) 190ff.
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Hesperia 19, 1950, 143 ff.
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seite vier etagierte Säulen 29 . Wie auch immer diese Streitfrage entschieden werden mag, festhalten wird man auf jeden Fall an der ehemaligen Existenz solcher Säulen, die die Kultbildbasis an drei Seiten umgaben 30 . Wiederholt wurde diese Art der Cellasäulenstellung auf eine Anregung der parthenonischen Cellagestaltung zurückgeführt 31 . Ein flüchtiger Vergleich mag eine solche Deutung nahelegen, doch ist es fraglich, ob man damit der Raumkonzeption des Architekten gerecht wird. Es ist deshalb zu prüfen, ob und in welchem Umfang von einer Übernahme der phidiasischen Konzeption gesprochen werden darf. Der Kultbildraum des Parthenon (Abb. 4)32 war der erste Cellaraum, dessen Anlage von bewußt geplanter Raumwirkung ausging33. Statt der traditionellen Dreischiffigkeit, 29
30
Vgl. auch Broneer, Hesperia 14, 1945, 246ff. u n d die E n t g e g n u n g Dinsmoors, Hesperia 14, 1945, 364ff. Vgl. H. Koch, Studien zum Theseustempel in Athen (1955) 59 f.
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32 33
Vgl. G. Gruben, Die T e m p e l der Griechen (1966) 202 f. Vgl. E. Flagg, T h e P a r t h e n o s Naos (1928). Zinserling, A l t e r t u m 3, 1957, 18ff., wollte dies generell bereits f ü r die früharchaischen Tempel
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Abb. 3. Athen, Hephaistostempel. Rekonstruktion des Sekos
die eher zu einer Teilung als zu einer Gliederung des Raumes führte, tritt hier eine völlig neue Anordnung der Säulen in der Cella. Erstmals spielen konsequent auf das Kultbild bezogene Raumverhältnisse eine dominante Rolle. Die dreiseitig in zwei Etagen angeordneten dorischen Säulen gaben dem Bild der Athena Parthenos eine rahmende Fassung. Die zuvor gängige Dreischiffigkeit hatte in der Regel zu engen Mittelschiffen geführt. Phidias sprengte diesen engbrüstigen Korridor, schuf einen breiten Raum und befreite damit das Kultbild aus seinem Schrein 34 . Die schmalen Cellen älterer Tempel beschränkten annehmen, übersah dabei jedoch das Problem der Raumproportionen. Deshalb sind seine Schnitte, z. B. des Heraions in Olympia, a. O. 23 für die Fragestellung wertlos. — Nochmals griff Zinserling, ActaArchAcadHung 13, 1965, 41, auf seine These zurück und erweiterte die T
Fragestellung, können. 34
ohne sie jedoch
vertiefen zu
Ähnlich äußerte sich bereits u. a. Weickert, Studien zur Kunstgeschichte des 5. Jhs. v. Chr. II, AbhBerlin 1950, 9.
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Abb. 4. Athen, Parthenon. Rekonstruktion des Sekos
zudem die Wirkung eines monumentalen Kultbildes auf dessen Frontansicht, eine Einschränkung, die im Widerspruch zur klassischen Plastik steht 3 5 . Wenn Phidias den Raum im Verhältnis zum Kultbild verbreiterte, so geschah mit der neuen Raumkonzeption nichts anderes, als den Raum dem Anspruch klassischer Plastik unterzuordnen. Zugleich wurde die Wechselbeziehung, wie sie nun zwischen Kultbild und Raum auftrat, mit dem Verlust der uneingeschränkten Autonomie des Standbildes erkauft 3 6 . Aus der gegenseitigen Abhängigkeit von Kultbild und Raum entstand die ungewöhnlich breite Cella (Abb. 5). Dies bezieht sich weniger auf deren absolute als deren relative Breite 3 7 . 35
Die Kultbildaufstellung im Zeustempel zu Olympia macht diesen Widerspruch deutlich. Dies vor allem deshalb, weil sich Phidias offenkundig alle Mühe gab, bei dem engen vorgegebenen Raum wenigstens die räumliche Tiefenwirkung seinen Vorstellungen entsprechend zu realisieren. Denn der Abstand vom Cellaeingang
36
37
bis zur Kultbildbasis von etwa 17 m wurde anscheinend vom Parthenon übernommen. Vgl. Winter, ÖJh 18, 1915, lff. insbesondere 11 ff. und Weickert a. O. 7. Zur Beziehung zwischen Baukörper und Umgebung s. u. Anra. 44. Wollte man sich eine entsprechende Säulen-
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Abb. 5. Athen, P a r t h e n o n . G r u n d r i ß
Denn aus dem Verhältnis der Cellabreite zu den übrigen Teilen des Tempels folgte die fünfjochige prostyle Säulenstellung unmittelbar vor den Cellafronten 38 und im Anschluß daran die achtsäulige Ringhallenfront. Entsprechend klassischen Verhältnissen zog diese ihrerseits achtzehnsäulige Ringhallenflanken nach sich39. So läßt sich denn die äußere Gestalt des Parthenon ganz unmittelbar vom Kultbildraum und damit vom Kultbild ableiten. Dies kommt einer Umkehrung traditioneller Vorstellungen gleich, denn bei älteren Tempeln dieser Ordnung ist der Innenraum lediglich das Restprodukt der äußeren Erscheinung des Baukörpers 40 . Dabei zeichnet es den Parthenon in besonderer Weise aus, daß die plastische Geschlossenheit der architektonischen Erscheinung nicht aufgegeben wurde, im Gegenteil: sie wurde zu unvergleichlicher Dichte gesteigert. Die außerordentlich engen Ptera 41 und die übermäßige Eckkontraktion 42 bewirkten dies ebenso wie die beispiel-
38
39
stellung vorstellen — beim P a r t h e n o n verhielt sich der u n t e r e Säulendurchmesser zum J o c h wie 1:2, 26 —, so folgte aus der Cellabreite bei üblicher Grundrißanlage, d. h. Cellabreite gleich der S u m m e von drei F r o n t j o c h e n , ein J o c h m a ß von 723 cm. Bei entsprechenden P r o p o r t i o n e n m ü ß t e n d a n n die Säulen bei einem u n t e r e n D m von 3 1 0 c m e t w a 1 7 2 0 c m hoch sein! Zur prostylen Säulenstellung vor der Cella anstelle von Säulen in antis s. H . R i e m a n n in F e s t s c h r i f t f ü r F. Zucker 302. Zu den Maßen des P a r t h e n o n s. insbesondere N. M. Balanos, Les M o n u m e n t s de l'Acropole (1938) 35 ff.
40 41
42
Zu den Thesen Zinserlings s. o. Anm. 33. Der A b s t a n d von den A c h s p u n k t e n der Ringhallensäulen der F l a n k e n bis zur Cellawand b e t r ä g t 356 c m ; der A b s t a n d von den Achsp u n k t e n der Cellasäulen bis zur Cellawand bet r ä g t 463,2 cm. So waren denn die F l a n k e n p t e r a deutlich schmäler als die Seitenschiffe der Cella. Bereits Weickert, Studien zur K u n s t geschichte des 5. J h s . v. Chr. II, AbhBerlin 1950, 7 h a t auf dieses völlig singuläre Verhältnis hingewiesen. Zur E c k k o n t r a k t i o n a m P a r t h e n o n s. H . Riem a n n , Z u m griechischen Peripteraltempel (1935) Iii.
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los durchgeführte Kurvatur 4 3 und schließlich auch die bewußt gewählte Übereckansicht, in der sich der gesamte Baukörper dem in die Akropolis eintretenden Besucher darbot 44 . Wenn die Planung des Parthenon von der Kultbildkonzeption abhängig ist, und die Struktur der Planung durch diese Abhängigkeit bestimmt wird, so kann wohl kein anderer als Phidias selbst für diese Planung verantwortlich gewesen sein 45 . Beim Vergleich der Hephaisteioncella mit jener des Parthenon fiel stets die U-förmige Säulenstellung auf, die auch im Hephaisteion die Kultbildbasis rahmte. Doch floß in den Hephaisteionplan nichts von jenen Konsequenzen ein, die beim Parthenon auf die gesamte Anlage des Tempels einwirkten 46 . So folgte die Hephaisteioncella nicht der Verbreiterung des Mittelschiffs. Statt dessen standen die Säulen so dicht vor den Wänden, daß kaum noch Raum für Seitenschiffe übrig blieb. Der lediglich knapp 48 cm messende Zwischenraum zwischen Säulen und Flankenwänden ließ nicht einmal einen Durchgang entstehen 47 . Die Innensäulenstellung diente denn auch weniger einer Gliederung des Raumes als einer Rhythmisierung der Wände. Offensichtlich benutzte der 'Theseionarchitekt' die Säulen in der Cella zu einem ganz anderen Zwecke als der Parthenonbaumeister. Im Hephaisteion verloren jene Säulen zudem ihre funktionelle Glaubwürdigkeit, da sie nur noch geringfügig zur Minderung der Spannweite beitragen konnten. Von hier aus ist der Weg zur Säule als reinem Schmuckelement nicht mehr allzu weit. Der größere Abstand der Säulen von der Rückwand ließ den Raum weniger gestreckt erscheinen, eine Absicht, der auch eine Planänderung während der Bauzeit entspricht 48 . Unter Berücksichtigung der völlig andersartigen und neuen ästhetischen Wirkung und funktionellen Bedeutung der Säulen in der Hephaisteioncella, erscheint die vielleicht vom Parthenon ausgehende Anregung recht äußerlich. Wenn auch der Parthenon den Anstoß zur Säulenstellung im Hephaisteion gegeben haben mag, so ging der 'Theseionarchitekt' doch einen völlig neuen Weg, der zudem äußerst fruchtbar werden sollte. Die bisweilen eher negative Wertung des 'Theseionarchitekten' ist deshalb nicht gerechtfertigt. Der Vergleich mit dem Parthenon, der ohne unmittelbare Nachfolge blieb, kann nur wenig zur Wertung beitragen. Zweifellos entwickelte der 'Theseionarchitekt' neue Grundlagen, die — im Gegensatz zur singulären Leistung des Parthenonarchitekten — die weitere Entwicklung der griechischen Architektur sehr wesentlich beeinflußten. Die übrigen Teile des Hephaisteions lassen ohnehin kaum eine direkte Beziehung zum Parthenon erkennen. So unterblieb vor allem die plastische Verdichtung des Baukörpers. Zudem wurde das Gleichgewicht der Ptera zugunsten der Eingangsseite aufgehoben 49 . Wenn Ptera und Cellavorhallen beim kanonisch klassischen Tempel zum Ausgleich führen 43 44
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48
Zur Kurvatur s. Mavrikos, AJA 69, 1965,264ff. s. Stevens, Hesperia Suppl. III (1940) 3 ff. Vgl. auch Kraiker, Gnomon 21, 1949, 291 ff. Zur Baumeisterfrage s. Verf., J d l 83, 1968, 100 ff. Zu den Versuchen des 'Theseionarchitekten', parthenonische Proportionsgrundlagen in die Planung einzubeziehen, s. G. Gruben, Die Tempel der Griechen (1966) 200f. Nach Stevens, Hesperia 19, 1950, 148 Abb. 3 betrug dieser Abstand 47,2 cm. Auf die Planänderung, die den Kultbildraum verkürzte und das Pronaon vergrößerte, hat zuletzt nochmals G. Gruben, Die Tempel der Griechen (1966) 202f. hingewiesen, s. a. Dins-
49
moor, Hesperia Suppl. V (1941) 57 und H. Riemann in Theoria. Festschrift für W.-H. Schuchhardt 185 ff. Auch dies war eine Planidee, die in der weiterführenden Konsequenz zu jenen opisthodomlosen Tempeln führte, die sich im 4. Jh. zunehmender Beliebtheit erfreuten und sich insbesondere durch eine axial ausgerichtete Raumstaffelung auszeichneten. Zwar überliefert bereits der spätarchaische Tempel der Athena Pronaia in Delphi dieses Schema, doch blieb jener Bau vorerst ohne Nachfolge. Erst mit den Tempeln in Epidauros, Mazi, Nemea, Eretria, Kombothekra (?) und Kos kam diese Planidee zum Tragen.
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sollten, so hat der 'Theseionarchitekt 1 auf diesen Ausgleich verzichtet. An seine Stelle trat, ausgehend von der Eingangsfront, die axial ausgerichtete Raumstaffelung. Raumausstattung und Raumstaffelung sind die neuen architektonischen Themen, die vor allem in den Vorhallen und deren Verhältnis zueinander, aber auch im Kultbildraum selbst angesprochen werden. Zusätzlich wird die hervorragende Bedeutung des Ostpterons auch von außen sichtbar (Abb. 6). Denn im Ringhallentriglyphon wurden lediglich jene Joche mit Reliefs geschmückt, die diese Vorhalle außen begleiten 60 . Dies fällt schon deshalb besonders auf, weil der Reliefschmuck an den Flanken mit dem Ende der Ostpteronhalle abrupt abbricht. — Mit welcher Intensität das Interesse auf die Innenräume ausgerichtet ist, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, daß die Wände des Kultbildraumes für die Aufnahme von Wandbildern zumindest hergerichtet worden waren 51 , so daß der Innenraum jetzt schmuckfähig zu sein schien. Dem gegenüber blieb die äußere Gestalt des Tempels eher konventionell. Fast gleichzeitig und nur wenig später als mit dem Hephaisteion wurde mit dem Neubau des in den Perserkriegen zerstörten Poseidontempels auf Kap Sunion begonnen 62 . Die Anlage des Vorgängers entsprach in ihren Grundzügen weitgehend den Ansprüchen der Zeit, so daß die noch vorhandene Substanz des Unterbaus in den neuen Tempel einbezogen werden konnte 5 3 . Nur geringfügig wurde der Stufenbau des älteren Porostempels durch 50
51
G. Lippold, HdArch I I 5 (1950) 158. H. Kahler, Das griechische Metopenbild (1949) 79ff. H. Koch, Studien zum Theseustempel in Athen (1955) 117 ff. s. Dinsmoor, Hesperia Suppl. V (1941) lOOff.
52
Die Bauzeit reichte nach Dinsmoor, Hesperia 9, 1940, 47 von 444 bis 440 v. Chr.
53
Zum Vorgängerbau s. Dörpfeld, AM 9, 1884, 329 ff.
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eine neue Marmorummantelung erweitert 64 . Wie beim Hephaisteion bestand die Ringhalle aus 6 x 1 3 Säulen und wie dort besaß die Cella mit Pronaon und Opisthodom zwei Vorhallen. Bei einer Länge von 3283 cm und einer Breite von 1518 cm ist die Krepis dreistufig und endet in einem 3112 cm langen und 1347 cm breiten Stylobat (Abb. 7). Jede zweite Stylobatplatte dient als Standfläche einer Ringhallensäule. Das Normaljoch beträgt 252,5 cm, das Eckjoch 237 cm. Der untere Durchmesser der Ringhallensäulen mißt 104,5 cm, deren Höhe 602,4 cm. Die rekonstruierte Länge der Cella ergibt 2080 cm, ihre Breite 813cm. Als erstes fällt auf, daß die Summe der drei mittleren Frontjoche der Ringhalle mit 757,5 cm wesentlich geringer ist als die Cellabreite. Deshalb kann keine Fluchtbindung zwischen Cellawänden und den vorgelagerten Ringhallensäulen der Fronten bestanden haben. Auch die ionische Variante der Einfluchtung, die von der Wandachse ausgeht, führt hier zu keiner Einbindung der Cella in die Ringhalle56. Dieser für klassische Bauten mißliche Zustand ist wohl der Vorgabe durch die Ruine des Vorgängerbaues zuzuschreiben. W. Dörpfeld, der den älteren Porosbau aufdeckte, stellte fest, daß die Cella im Gegensatz zum Stufenbau anscheinend nicht verbreitert wurde66. Lediglich der Toichobat sei etwas ausgedehnt worden. Die Summe der drei mittleren Frontjoche des älteren Tempels läßt sich auf einen Betrag von 735 cm rekonstruieren. Dieses Maß entspricht dem Abstand von Wandachse zu Wandachse der älteren Cella67. Demnach ist für den älteren Tempel das ionische Achsensystem als Grundlage für die Einbindung der Cella in die Ringhalle anzunehmen68. Beim Neubau des jüngeren Tempels wurde zwar der Stylobat und damit auch das Joch, nicht aber die Cella verbreitert. Deshalb ging die alte Achsenflucht verloren und wurde auch nicht durch eine neue Fluchtbindung ersetzt. Die Fronten der Cella waren wie schon beim Hephaisteion nach unterschiedlichen Prinzipien auf die Ringhalle bezogen worden. Die Flucht der Westantenstirnen traf auf die Achse der jeweils 3. Flankensäulen der Ringhalle von West nach Ost. Die Einbindung der Ostfront folgte dem gleichen Prinzip, das bereits beim Hephaisteion Anwendung gefunden hatte. Deshalb ist auch in Sunion die Flucht zwischen Ostantenstirnen und Ringhalle nur annähernd und fast zufällig gegeben59. Das Thema des Ostpterons als besonderem Vorraum wurde erneut aufgegriffen und variiert. Im Gegensatz zum Hephaisteion blieb jener Vorraum jedoch von außen unauffällig. In Sunion trat das Ostpteron weder durch die Größenverhältnisse noch durch Reliefschmuck nach außen als selbständiger Bauteil in Erscheinung. Im Gegenteil: Das Westpteron war um eine halbe Vorhallenstylobatbreite größer als das Ostpteron60. Allerdings wurde dieses Pteron innen umso reicher ausgestattet. An allen vier Seiten umlaufend schmückte ein Reliefband die Vorhalle 61 , deren architektonische Bedeutung ausschließlich
54 55
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s. Dörpfeld a. O. 331. Bei einer Stärke der Flankenwände von etwa 80 cm betrug der Abstand von Wandachse zu Wandachse 733 cm. Dörpfeld a. O. 332. s. oben Anm. 55. Diese Art der Achsenfluchten ist mir sonst nur noch beim Nemesistempel in Rhamnus, beim Apollontempel in Ptoion, beim kleinen Artemis-
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tempel in Lutsa und beim sogenannten Hippolytostempel in Troizen bekannt geworden. G. Gruben, Die Tempel der Griechen (1966) 208, sprach von der Flucht mit den Mantelflächen jener Säulen, doch kann jene Flucht, die nur im Grundriß besteht, kaum als einbindendes Element verstanden werden. Westpteron: 547,6 cm; Ostpteron: 487,6 cm. Zu den Friesreliefs s. G. Lippold, HdArch III 5
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Abb. 7. Sunion, Poseidontempel. Grundriß
im Inneren zur Wirkung kam. Von welch untergeordneter Bedeutung demgegenüber die äußere Gestalt des Tempels war, zeigt die Verschleierung der Raumabfolge, wie sie durch die Umkehrung der Größenverhältnisse der beiden Frontptera entstand 62 . Ob dies auf Absicht oder Nachlässigkeit zurückzuführen ist, sei vorerst zurückgestellt. Zumindest kann festgestellt werden, daß in Sunion jenes beim Hephaisteion gültige Prinzip einer klar gestaffelten Raumabfolge nicht zu beobachten ist. Durch die beiden Vorräume des Ostpterons und Pronaon gelangte man in den etwa 1020 cm langen und 653 cm breiten Hauptraum des Poseidontempels. In der Grundfläche war dieser Raum wie 1:1,55 proportioniert und damit auffallend gedrungen 63 . Deutlicher als die Hephaisteioncella unterschied sich dieser Raum von den Cellen älterer Tempel. Hatten schon im Hephaisteion die Säulen weitgehend ihre ursprüngliche Funktion verloren, so wurde hieraus in Sunion die weiterführende Konsequenz gezogen, wenn auf Säulen in der Cella offensichtlich ganz verzichtet worden war 64 . Frei von jeglichem Ballast konnte so der Raum selbst in seinen neuartigen Proportionen zur Wirkung kommen.
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(1950) 158f. mit der dort angeführten Literatur, s. außerdem Dörig, AM 73, 1958, 88ff. und Delivorrias, AM 84, 1969, 127 ff. Eine entsprechende Umkehrung wäre mir, falls McAllister, Hesperia 38, 1969, 173 Abb. 3 den Tempel in Hermioni richtig rekonstruiert hätte, einzig bei diesem Tempel bekannt geworden. Doch ergab eine Nachprüfung am Tempel selbst, daß die Cella genau mittig im Ringhallenrecht-
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eck gelegen hat. Das genaue Maß der lichten Raumlänge war nicht zu gewinnen. Der Betrag von 1020 cm wurde aus dem Plan Dörpfelds, AM 9, 1884, Taf. 15 herausgegriffen. Säulen in der Cella forderte H. Riemann, Zum griechischen Peripteraltempel (1935) 156, ohne hierfür konkrete Gründe zu nennen. Auch bei wiederholten Besuchen in Sunion konnte ich
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Das Ostpteron und seine Ausstattung könnten noch als Weiterentwicklung jener Konzeption, wie sie im Hephaisteion begegnete, verstanden werden. Sehr viel schwieriger ist es dagegen, Proportionen des Aufbaues mit dem Hephaistostempel und dessen Architekten in Verbindung zu bringen. Die ungewöhnlich schlanken Säulen der Ringhalle sind schon immer ins Auge gefallen. Bei einem unteren Durchmesser von 104,3 cm beträgt ihre Höhe 602,4 cm. Dies entspricht einem Verhältnis von 1:5,77 6 6 . Angesichts dieser fast an ionische Säulen erinnernden Schlankheit hat man denn auch die Ausführung des Tempels einer ionischen Bauhütte zugeschrieben, zumal die fieberhafte Bautätigkeit in Athen alle verfügbaren Kräfte an die Hauptstadt gebunden hätte 6 6 . Beim weiteren Vergleich mit dem Hephaisteion fällt das unterschiedliche Verhältnis von Ringhallenj och zu Säulendurchmesser auf. Obwohl sich der Baumeister des Athener Tempels für ein Joch von 258,0 cm entschieden hatte, während das Sunionjoch nur 252,5 cm mißt, bleibt beim Hephaisteion der untere Säulendurchmesser mit 101,8 cm kleiner als jener in Sunion (104,3 cm) 67 . Daraus folgt, daß sich in Sunion das gesamte Proportionsgeftige — und nicht nur die einzelne Säule — von jenem des Hephaisteions unterscheidet. Wer trotzdem an der Zuschreibung des Suniontempels an den 'Theseionarchitekten' festhält, müßte in Kauf nehmen, daß der Baumeister für Sunion lediglich das Grundrißschema des Tempels geliefert, jedoch auf wichtigste Proportionsfragen des Aufbaus keinen Einfluß genommen hätte. Da aber insbesondere die Proportionierung das äußere Bild eines Tempels stärker prägte als Grundrißlösungen innerhalb eines grundsätzlich vorgegebenen Schemas, muß die Zuschreibung an einen Architekten, den die Proportionen des Bauwerkes kaum etwas angingen, fragwürdig bleiben. Die Einbeziehung von zwei weiteren Tempeln soll diese Fragen klären helfen. Zu Beginn der dreißiger Jahre hatte der 'Theseionarchitekt' mit dem Bau des vielleicht erst später auf die Athener Agora versetzten Arestempels begonnen 68 . Zwar blieben von jenem Tempel nur kümmerliche Reste übrig, doch gelang es W. B. Dinsmoor 69 und W. Holland Mc Allister 70 nach sorgsamster Sichtung des Materials, den Tempel in seinen wichtigsten Teilen zu rekonstruieren. Mit einer Länge von 3491,1 cm und einer Breite von 1612,5 cm war der Bau (Abb. 8) nur wenig größer als das benachbarte Hephaisteion 71 . Die dreistufige Krepis führte zu einem Stylobat von 3304,7 cm Länge und 1432,1 cm Breite. Gebälk- und Friesfragmente erlauben es, das Normaljoch mit 268,8 cm und das Eckjoch mit 248,9 cm zu rekonstruieren. Die Ringhalle besaß je 6 Säulen an den Fronten und je 13 Säulen an
65
66
keine Hinweise für solche Säulenstellungen finden. Auch eine konstruktive Notwendigkeit für Säulen in der Cella war nicht gegeben, da Marmorbalken noch weit größere Zugspannungen aufnehmen können, als sie bei der durch Cellabreite gegebenen Spannweite in Sunion entstehen konnten. Dörpfeld, AM 9, 1884, 335 gab den unteren Säulendurchmesser mit 101 cm an. Hiernach berechnete Herbig, AM 66, 1941, 132 die Proportionen der Ringhallensäulen auf 1:6, 1. Nach Dinsmoor, The Architecture of Ancient Greece 2 (1950) 338 beträgt der untere Durchmesser jedoch 104,3 cm, so daß sich eine Proportion von 1:5,77 ergäbe. So u. a. Herbig a. O. 133, der von einer Übertragung ionischer Proportionen auf einen dori-
schen Tempel sprach. Ähnlich auch G. Gruben, Die Tempel der Griechen (1966) 208. 67
Beim Hephaisteion verhielt sich der untere Durchmesser zum Normaljoch wie 1:2,53, beim Poseidontempcl auf Kap Sunion lautet das entsprechende Verhältnis 1:2,42.
68
Nach Dinsmoor, Hesperia 9, 1940, 47 wurde der Arestempel in den Jahren von 440 bis 436 v.Chr. errichtet. Dinsmoor a. O. lff.
69 70
McAllister, Hesperia 28, 1959, l f f .
71
Die Maßangaben Dinsmoors weichen z. T. von jenen McAllisters ab. Die hier verwendeten Grundrißmaße folgen der bisher unwidersprochen gebliebenen Rekonstruktion MacAllisters a. O. 60.
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OJ + Ol
- -248,9 --268,8 -j-
lim
I
0 1 2 34 5
-3304.7-3491,1 |
10
|
15
|
20
Abb. 8. Athen, Arestempel. Grundriß
den Flanken. Bei einem unteren Durchmesser von 109,4 cm waren die Säulen 610 cm hoch. Die Höhe des gesamten Gebälks betrug 199,15 cm. Die Cella war in normaler Abfolge dreigeteilt und bei einer lichten Breite von 646 cm außen 806,4 cm breit, sowie 2335 cm lang. Die Pronaonlänge wurde auf 552 cm, die Länge des Kultbildraumes auf 1225 cm und die Länge des Opisthodoms auf 403 cm rekonstruiert. Wie beim Hephaisteion bestand eine Flucht zwischen den Flankenwänden der Cella und den Achsen der jeweils 2. Frontsäulen der Ringhalle. Während die Flucht der Westantenstirnen das jeweils 2. Flankenjoch der Ringhalle von West nach Ost in der Mitte durchschneidet, bestand an der Ostseite eine Flucht zwischen den Achsen der Pronaonsäulen in antis und den Achsen der jeweils 3. Flankensäulen der Ringhalle von Ost nach West. Letzteres ließ sich aus Friesfragmenten schließen72, die zur Ausstattung des Ostpterons gehörten. Bei der brüderlichen Verwandtschaft beider Tempel der Athener Agora ist die Zuschreibung des Arestempels an den 'Theseionarchitekten' naheliegend, wenn nicht gar zwingend. Denn nicht nur in der Grundrißanlage, auch in den Proportionen sind zwischen den beiden Tempeln auffallende Ähnlichkeiten zu beobachten. Das Verhältnis von unterem Durchmesser zu Säulenhöhe lautet beim Hephaisteion 1:5,61 und beim Arestempel 1:5,65 73 . Bei beiden Tempeln verhält sich die Cellabreite zur Tempelbreite annähernd wie 1:2, die Cellalänge zur Tempellänge wie 2:3. Der Kultbildraum des Arestempels erscheint mit seinen Proportionen von 1:1,9 nur wenig gedrungener als der wie 1:1,94 proportionierte Hauptraum des Hephaisteions. Und schließlich sei darauf hingewiesen, daß Dinsmoor 72 73
s. Freyer, Jdl 77,1962,211 ff., insbesondere 221 ff. Nach McAllister a. O. 59 betrug der untere
Säulendurchmesser 107,4 cm und führte zu einer Proportionierung der Säulen von 1: 5,69.
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für beide Tempel das gleiche Fußmaß annehmen konnte 74 , wenngleich dies für die Meisterzuschreibung nicht ausschlaggebend sein kann. Es ist wohl mit Sicherheit davon auszugehen, daß beide Tempel der Athener Agora von demselben Baumeister stammen 75 . Jedoch wird durch diese Feststellung die Zuschreibung des Poseidontempels auf Kap Sunion an diesen Architekten noch schwieriger, wenn nicht gar haltlos. Denn aus dem sicher jüngeren Arestempel wäre zu schließen, daß der Baumeister mit seinem dritten Tempel hinter das Entwicklungsstadium, das der Tempel von Sunion erkennen läßt, zurückgefallen wäre. Seit Parthenon und Hephaisteion war die Innenraumgestalt zu einem der zentralen Themen der attischen Architektur geworden. Der entwicklungsgeschichtliche Rückschritt ließe sich deshalb am ehesten an den Proportionen der Kultbildräume erkennen. Eine entsprechende Reihe ergibt folgende Daten: Hephaisteion 1:1,94 Poseidontempel 1:1,55 Arestempel 1:1,9 Außerdem treten in Sunion die Maße der Cella nicht in klare Beziehung zu den Gesamtmaßen des Tempels, wie es bei Hephaisteion und Arestempel zu beobachten war, sondern zu den Stylobatabmessungen. Denn in Sunion verhält sich die Cellabreite zur Breite des Stylobats annährend wie 2:3 und die Cellalänge zur Länge des Stylobats wie 3:5. Demnach wurden in Sunion die Grundrißproportionen in einer anderen Ebene angelegt als bei beiden Tempeln der Athener Agora. Als letzter Tempel unserer Reihe entstand der Nemesistempel in Rhamnus (Abb. 9. 10)76. Der Bau blieb — wie u. a. die unkannelierten Säulentrommeln zeigen — unvollendet. Zwar ist der Befund bis heute noch nicht vollständig und systematisch bekannt gemacht worden77, doch hatte der Verfasser wiederholt Gelegenheit, das am Ort vorhandene Material ausführlich zu studieren. Vom Tempel sind der größte Teil des Stufenbaues und des Cellatoichobats in situ erhalten. Außerdem liegen zahlreiche Bauglieder wie Säulentrommeln, Kapitelle, Architravreste, Fries- und Geisonblöcke sowie kleinere Fragmente in unmittelbarer Nähe des Tempels. Die gesamte Länge des Tempels beträgt in der Euthynterie gemessen 2286,1 cm, seine Breite 1145,6 cm (Abb. 11). Bei einer dreistufigen Krepis kann der Stylobat mit 2138,2 cm Länge und 995,6 cm Breite festgestellt werden. Die Ringhalle bestand aus je 6 Säulen an den Fronten und je 12 Säulen an den Flanken. Das Normaljoch hatte eine Weite von 189,6 cm, das Eckjoch von 173 cm78. Die Säulen standen in der Regel 74
75
Dinsmoor, Hesperia 9, 1940, 23. N a c h Dinsmoor soll dieses F u ß m a ß auch in Sunion u n d R h a m n u s v e r w e n d e t worden sein, doch sah schon P l o m mer, BSA 45, 1950, 110, d a ß die Maßeinheiten in R h a m n u s u n d Sunion kleiner sind. Skeptisch zu Dinsmoor hinsichtlich des Hephaisteions ä u ß e r t e sich H . R i e m a n n in Theoria. Festschrift f ü r W . - H . S c h u c h h a r d t 188 A n m . 9 u n d schlug a. O. 188 ff. ein F u ß m a ß von 29,5 cm vor. H . Koch, Studien zum Theseustempel in A t h e n (1955) 148 Anm. 4 hielt es wegen des mangelh a f t e n E r h a l t u n g s z u s t a n d e s f ü r wenig sinnvoll, den Arestempel in die Diskussion über die Baumeisterfrage einzubeziehen. J e d o c h k o n n t e n ihm die neueren B e o b a c h t u n g e n McAllisters (s. oben A n m . 70) nicht b e k a n n t sein. Letzteres
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77
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gilt auch f ü r Plommer, BSA 45, 1950, 66ff., der die B e t r a c h t u n g auf die drei übrigen Tempel beschränkte. Nach Dinsmoor, Hesperia 9, 1940, 47, w u r d e der Nemesistempel in R h a m n u s in den J a h r e n von 436 bis 432 v. Chr. e r b a u t . N a c h wie vor bleibt m a n f ü r zahlreiche F r a g e n auf Dilletanti, U n e d i t e t Antiquities of Attica (1817) Taf. 1 — 13 angewiesen, s. a. die oben Anm. 6 g e n a n n t e L i t e r a t u r . Auf Bruchteile eines F u ß m a ß e s genau wollte Dinsmoor, Hesperia 30, 1961, 179ff. das J o c h ermitteln. Hiernach h ä t t e die Breite der Triglyphe l 5 / 3 2 F u ß u n d die Breite der Metope l 7 3 / 9 6 F u ß betragen. Zur P r o b l e m a t i k solcher Berechnungen s. o. Anm. 21.
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Abb. 10. R h a m n u s , Nemesistempel. Steinplan
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2138,2 2286,1
Iwiuiiii i 0 1 2
i 3
i 4
I 5
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I 15
Abb. 11. R h a m n u s , Nemesistempel. G r u n d r i ß
über den Fugen der Stylobatplatten. Für die Ecksäule versteht sich eine Ausnahme von dieser Regel von selbst, jedoch stand zumindest auch die 2. Säule der Südflanke von Westen nach Osten auf einer Platte und nicht auf einer Plattenfuge. Da die Stylobatplatten trotz sehr sorgfältiger Bearbeitung und Aneinanderfügung unterschiedlich lang sind79, kann das Jochmaß nur aus den Gebälkfunden abgeleitet werden 80 . — Die Höhe der Säulen betrug bei einem unteren Durchmesser von 71,1 cm rund 410 cm81. Im Toichobat ist die Cella 1516,5 cm lang und 648 cm breit. Eine Standspur, die vor allem am Südtoichobat gut zu erkennen ist (Abb. 12), zeigt, daß die Cellawand gegenüber der Toichobatflucht um 8 cm zurücksprang. Somit ist die Breite der Cella mit 632 cm anzunehmen. Wie schon in Sunion verfehlten dabei die Fluchten der Flanken wände die Achse 79
80
Von der W e s t f r o n t sind h e u t e noch drei Stylob a t p l a t t e n erhalten. I h r e L ä n g e h a b e ich m i t 94,8 cm, 94,3 cm u n d nochmals 94,3 cm gemessen. — Von der Südflanke sind 13 S t y l o b a t p l a t t e n erhalten u n d zwar von der Südwestecke a n fortlaufend. Die Abfolge ihrer L ä n g e n m a ß e l a u t e t : 143,8 cm, 125,8 cm, 132,8 cm, 190,5 cm, 93,4 cm, 96,2 cm, 1 9 0 , 1 c m , 93,2 cm, 95,2 cm, 94,8 cm, 95,1 cm, 90,4 cm u n d 99,5 cm. Jeweils zwei Metopen u n d zwei Triglyphen sind aus einem Block gearbeitet, wobei sowohl die Abfolge Metope, Triglyphe, Metope, Triglyphe
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als auch die u m g e k e h r t e Abfolge zu finden ist. Die Breite der Triglyphen b e t r ä g t 37,8 cm u n d die der Metopen 57,0 cm. H i e r a u s folgt f ü r das J o c h ein Maß von 189,6 cm. — Gleichfalls 37,8 cm lang sind die T r o p f e n p l a t t e n eines vollständig erhaltenen Geisonblockes von insgesamt 94,8 cm. D a m i t wird das J o c h m a ß von 189,6 cm bestätigt. Bei einer durchschnittlichen T r o m m e l h ö h e von 94,8 cm, einer Säule aus vier T r o m m e l n u n d einem 31,6 cm hohen Kapitell ergibt sich eine Säulenhöhe von insgesamt 410,8 cm.
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Abb. 12. Rhamnus, Nemesistempel. Südtoichobat
der jeweils 2. Säulen der Ringhallenfronten und zwar an beiden Seiten um je 31,6 cm 8 2 . Falls dieser Betrag die antike Maßeinheit wiedergibt, entspricht die Cellabreite 20 ME, das Normaljoch 6 ME 8 3 . Die Differenz zwischen der Cellabreite und der Summe der drei mittleren Frontjoche beträgt 2 ME, ein Maß, das bei der bescheidenen Größe des Bauwerks in Übereinstimmung mit dem Toichobat für die Wandstärke der Cella angenommen werden kann. Dann aber wurde in Rhamnus durchgeführt, was der Umbau des Tempels auf Kap Sunion unmöglich machte: die ionische Achsenbeziehung zwischen Cella und Ringhallenfronten 84 . Doch bleibt jene Art der Achsenbeziehung in Rhamnus nicht nur auf diese Fluchten beschränkt. Wie in Sunion bestand eine weitere Achsenflucht. Sie verlief von den Achsen der Pronaonsäulen zu den Achsen der jeweils 3. Flankensäulen der Ringhalle von Ost nach West 8 5 . In konsequenter Fortentwicklung jenes Prinzips wurde in Rhamnus dieses System der Einbindung auch auf den Opisthodom übertragen. Die Achsen der beiden Opisthodomsäulen fluchten mit den Achsen der jeweils 2. Flankenjoche der Ringhalle von West nach Ost 86 . Bezogen auf diese Achsen war das Ostpteron um ein halbes Joch länger als das 82
632,0 cm -
568,8 cm 2
83 84
85
len der Ringhallenflanken von Ost nach W e s t betrug 479,4 cm und der entsprechende Abstand bis zu den Achspunkten der Pronaonsäulen in antis 478,5 cm.
= 31,6cm.
s. a. unten. Auf die ionische Achsenflucht wies bereits H. Riemann, Zum griechischcn Peripteraltempel (1935) 159f. hin. Der Abstand von der Ostfrontflucht des Tempels bis zu den Achspunkten der jeweils 3. Säu-
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Der Abstand von der Westfrontflucht des T e m pels bis zur Mitte der jeweils zweiten Flankenjoche der Ringhalle von W e s t nach Ost betrug 384,7 cm und der entsprechende Abstand bis
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Westpteron, so daß die Eingangsseite durch die Größenverhältnisse der Vorhallen hervorgehoben wurde. Dagegen fällt auf, daß die Länge des Pronaon mit 306 cm um fast einen halben Meter hinter dem 355 cm langen Opisthodom zurückgeblieben ist. Die Umkehrung üblicher Größenverhältnisse, wie sie in Sunion im Verhältnis von Ostpteron zu Westpteron auftrat, kam in Rhamnus im Verhältnis von Pronaon zu Opisthodom zum Ausdruck. Der Kultbildraum des Rhamnunter Tempels war außerordentlich gedrungen. Seine Länge läßt sich auf 737 cm rekonstruieren. Bei einer lichten Breite von 505,6 cm war er wie 1:1,46 proportioniert 87 . Man wird diesen Raum als Fortsetzung einer in Sunion bereits anklingenden Tendenz zu gedrungeneren Innenräumen verstehen können, und wie jener Hauptraum von Sunion blieb auch der Kultbildraum in Rhamnus frei von Innensäulen. Und gleichfalls wie in Sunion waren die Säulen der Ringhalle auffallend schlank proportioniert, denn der untere Durchmesser verhielt sich zur Höhe der Säule wie 1:5,78 88 . Will man nach diesen Erläuterungen weiterhin daran festhalten, alle vier genannten Tempel seien einem Baumeister zu verdanken, vermehren sich die Widersprüche zusätzlich. Denn wie bereits für den Suniontempel müßte auch für den Tempel in Rhamnus angenommen werden, der Architekt habe nichts mit den Proportionen des Aufbaues zu tun gehabt. Die Ausführung des Poseidontempels wurde bereits früher einer ionischen Bauhütte zugeschrieben. Da die Proportionen der Ringhallensäulen in Rhamnus jene von Sunion wiederholen, müßte auch in Rhamnus eine ionische Bauhütte tätig gewesen sein. Schwerwiegender ist jedoch der Widerspruch, der in der Entwicklung eines solchen Architekten zu sehen ist. Nicht nur, daß er mit dem Arestempel hinter die Entwicklung, wie sie der Suniontempel zeigt, zurückgefallen wäre; nach diesem Rückschritt hätte er den mit dem Poseidontempel beschrittenen Weg in Rhamnus fortgesetzt. Dies gilt sowohl für die Raumproportionen als auch für die Anwendung des ionischen Achsensystems und schließlich auch für die merkwürdigen Verhältnisse, in denen die Vorhallen zueinander stehen. Die Konsequenzen, die aus einem solchen Baumeisteroeuvre folgen, sind unannehmbar, zumal hiermit jeglicher Baumeisterzuschreibung die methodischen Grundlagen entzogen werden 89 . Ein weiteres kommt hinzu: Dieser Baumeister wäre in einem Umfange an der attischen Bautätigkeit beteiligt gewesen, die ohne jeden Vergleich blieb. Man wird dabei fragen dürfen, warum ein derart hochgeschätzter und weithin beschäftigter Architekt völlig in Vergessenheit geraten konnte und keine Schrift quelle sich seines Namens erinnert. Auch die Bauzeiten der vier Tempel scheinen nicht gerade darauf hinzuweisen, daß sämtliche Tempel von einem Baumeister errichtet wurden 90 . Für den Suniontempel hat die stil-
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zu den Achspunkten der Opisthodomsäulen in antis 385,2 cm. Unverständlicherweise nannte Riemann a. O. diese Flucht zufällig. — Eine weitere Flucht bestand zwischen den Achspunkten der Vorhallensäulen und jenen der jeweils vorgelagerten Ringhallensäulen der Fronten, da auch das Vorhallenjoch 189,6 cm betrug. Diese Maße können aus den Standspuren der Wände auf dem Toichobat der Cella abgeleitet werden. Den unteren Säulendurchmesser habe ich mit
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71,1cm gemessen. So auch Plommer, BSA 45, 1950, 98. Bei einer Höhe der Säulen von 410,8 cm waren diese wie 1:5,78 proportioniert. Skeptisch zu diesem Oeuvre äußerte sich auch H. Riemann in Theoria. Festschrift für W.-H. Schuchhardt 186 Anm. 5. Dinsmoor, Hesperia 9, 1940, 47, nahm für das Hephaisteion eine fünfjährige Bauzeit und für die übrigen drei Tempel eine jeweils vierjährige Bauzeit an. Er stützte sich hierbei nicht zuletzt auf astronomische Berechnungen, die er Proc-
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kritische Untersuchung durch R. Herbig 91 ergeben, daß der Skulpturenschmuck um oder kurz nach der Mitte des 5. Jhs. entstanden ist. Zu jener Zeit aber war der 'Theseionarchitekt' in Athen beschäftigt 92 . Wie der Stil der Hephaisteionreliefs zeigt, dauerten die Arbeiten an diesem Tempel sicher über die Mitte der 40er Jahre des 5. Jhs. hinaus an 93 . Ähnliche Schwierigkeiten bereitet die zeitliche Stellung der beiden übrigen Tempel. B. Freyer-Schauenburg 94 konnte Friesfragmente des Arestempels in die gleiche Zeit datieren, zu der nicht zuletzt aufgrund der Datierung der Metope Albani 95 und einer Akroterfigur 96 am Nemesistempel in Rhamnus 97 gearbeitet wurde. So darf man denn zusammenfassend feststellen, daß die vier genannten attischen Tempel kaum innerhalb eines Baumeisteroeuvres unterzubringen sind. Der Arestempel dagegen ist mit Gewißheit dem 'Theseionarchitekten' zuzuschreiben. Handelt es sich doch um die fast wörtliche Wiederholung seines ersten Tempels, des Hephaisteions 98 . Einem weiteren Architekten, dem Sunionbaumeister, sollten die beiden anderen Tempel zuzuschreiben sein. Beide Tempel zeichnete ein säulenloser, gedrungen proportionierter Kultbildraum aus, wobei der Raum in Rhamnus jenen in Sunion an Gedrungenheit noch übertraf. Beide Tempel besaßen einen Kranz ungewöhnlich schlanker Ringhallensäulen. Bei
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93
AmPhilSoc 80, 1939, 163 zu belegen suchte. Zum Teil noch k n a p p e r e Bauzeiten n e n n t R . Carpenter, Die E r b a u e r des P a r t h e n o n (1970) 101. — U n a b h ä n g i g von Berechnungen oder stilgeschichtlichen bzw. entwicklungsgeschichtlichen Kriterien ist zu fragen, ob diese B a u t e n in so kurzer Zeit ü b e r h a u p t fertiggestellt werden k o n n t e n . Wie mir versichert wurde, benötigt h e u t e ein versierter Steinmetz einer D o m b a u h ü t t e zur Herstellung eines Decksteines m i t Kreuzblume, die u n g e f ä h r mit der B e a r b e i t u n g einer gefüllten K a s s e t t e verglichen werden kann, nicht weniger als 8 Monate. Bei einer sehr kurz bemessenen Bauzeit stellt sich deshalb nicht n u r das Problem der B e s c h a f f u n g von Arbeitsk r ä f t e n , sondern — a b einer b e s t i m m t e n Größe der Baustellenfläche — zusätzlich das P r o b l e m der Baustellenorganisation. In Sunion war diese Fläche auf der K u p p e in u n m i t t e l b a r e r Nachb a r s c h a f t des Tempels recht begrenzt, u n d bei einer größeren A u s d e h n u n g der Baustelle m u ß ten deshalb erneute T r a n s p o r t p r o b l e m e innerh a l b der Baustelle a u f t r e t e n , d u r c h die eine zu große Anzahl von Mitarbeitern auch sinnlos werden konnte. Wenngleich über solche Fragen noch keine exakten U n t e r s u c h u n g e n vorliegen, so wäre es doch nützlich, diese F r a g e n nicht einfach zu übergehen, wenn m a n schon Bauzeiten fixiert. Herbig, AM 66, 1941, 92 ff. An der A n n a h m e , d a ß die Arbeiten a m Hephaisteion kurz vor jenen a m perikleischen P a r t h e non begonnen wurden, ist — soweit ich sehe — nie e r n s t h a f t gezweifelt worden. Zur D a t i e r u n g des S k u l p t u r e n s c h m u c k s s.
8 AA 1973
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H . Koch, Studien zum Theseustempel in Athen (1955) 145 ff. Freyer, J d l 77, 1962, 225 d a t i e r t e den B a u beginn jenes Tempels f ü r den Kriegsgott in die Zeit nach Beginn des Peloponnesischen Krieges. A k r o t e r f r a g m e n t e des Arestempels d a t i e r t e Boulter, Hesperia 30, 1951, 141 ff. in die 20er J a h r e des 5. Jhs.
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Zur sogenannten Metope Albani s. E . Langlotz in Scritti in onore di Bartolomeo Nogara (1937) 225. Skeptisch zur Zuschreibung an Agorakritos ä u ß e r t e sich Lippold, Gnomon 15, 1939, 625. Auch H. Kähler, Das Griechische Metopenbild (1949) 69. 88 schrieb diese Metope Agorakritos zu und d a t i e r t e das Relief a. O. 110 in die Zeit zwischen 430 u n d 420 v. Chr. Ablehnend ä u ß e r t sich Dinsmoor, Hesperia 30, 1961, 179 ff.
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AM 77, 1962, 178ff.
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D a ß der S k u l p t u r e n s c h m u c k nicht erst nachträglich e n t s t a n d , ist f ü r den R h a m n u n t e r Tempel gesichert, weil der unvollendete B a u bereits mit S k u l p t u r e n s c h m u c k a u s g e s t a t t e t war. U n d nach der D a t i e r u n g der Friese v o m Poseidont e m p e l auf K a p Sunion (s. o. Anm. 91) zu schließen, gilt f ü r diesen Tempel das gleiche.
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Die P r o n a o n a n l a g e n zeigen dies in besonders eindringlicher Weise. Beim Hephaisteion w u r d e der K u l t b i l d r a u m w ä h r e n d der Bauzeit d u r c h wiederholte P l a n ä n d e r u n g e n v e r k ü r z t u n d dam i t das P r o n a o n auf r u n d zwei Joche vergrößert. s. Dinsmoor, Hesperia Suppl. V (1941) 57. Als vorgegebenes Motiv wurde das zwei Joche lange P r o n a o n beim Arestempel von A n f a n g an in die P l a n u n g einbezogen.
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beiden Tempeln sprang der Baumeister so frei mit dem Verhältnis, das zwischen den Vorhallen besteht, um —seien dies wie in Sunion die Frontptera oder wie in Rhamnus die Cellavorhallen —, wie es sonst nirgends in Attika begegnet. Außerdem galt bei beiden Tempeln das ionische Achsensystem als Grundlage der Cellaeinbindung in die Ringhalle. Schließlich kann angenommen werden, daß für beide Tempel die gleiche antike Maßeinheit gültig war. In Rhamnus betrug sie 31,6 c m " . Hiernach entsprach das Normaljoch 6 ME, das Eckjoch 5y 2 ME, der untere Säulendurchmesser 2 1 / 4 ME, die Säulenhöhe 13 ME (ohne Kapitell 12 ME), die Gebälkhöhe 4 2 / 3 ME, die Tempellänge 12 iji ME, die Tempelbreite 36V 4 ME, die Stylobatlänge 67i/ 2 ME, die Stylobatbreite 31i/ 2 ME, die Cellalänge 48 ME und die Cellabreite 20 ME. Ähnlich klare Maße ergeben sich bei gleicher Maßeinheit für den Suniontempel. Hiernach entsprachen das Normaljoch 8 ME, das Eckjoch 7 1 / 2 ME, der untere Säulendurchmesser 3 1 / 3 ME, der obere Säulendurchmesser 2 1 / 2 ME, die Säulenhöhe 19 ME, die Gebälkhöhe 6V 3 ME, die Tempellänge 104 ME, die Tempelbreite 48 ME, die Stylobatlänge 981/,, ME, die Stylobatbreite 4 2 % ME, die Cellalänge 66 ME und die Cellabreite 25 3 / 4 ME 1 0 0 . Planstruktur, Proportionen und Maßeinheiten verbinden somit einerseits das Hephaisteion mit dem Arestempel und trennen von diesen Bauten zugleich den Poseidontempel auf K a p Sunion und den Nemesistempel in Rhamnus, die ihrerseits eng miteinander zu verbinden sind. Trotzdem besteht jene unleugbare Beziehung zwischen beiden Baugruppen, die früher zu ihrer Zuschreibung an einen Architekten geführt hatte. Zu diesen Verwandtschaften gehören sowohl eine Reihe von Detailformen, wie etwa die Stufenausbildung, als auch die bei allen vier Tempeln nach dem gleichen Prinzip angelegte Ostpteronbildung, wenn auch nicht dessen Ausschmückung. Verbindendes und Trennendes kann deutlich gemacht werden. Vielleicht ist anzunehmen, daß zwischen beiden Bauhütten eine gewisse Fluktuation bestand, oder auch, daß der Sunionbaumeister aus der Schule des 'Theseionarchitekten' hervorgegangen ist. Die schlanken Proportionen seiner Säulen, der freie und unbekümmerte Umgang mit herkömmlichen Grundrißlösungen, die Bevorzugung ionischer Achsenbeziehung und die gedrungenen Innenräume seiner säulenlosen Cellen charakterisieren diesen Architekten, lassen ihn zugleich recht deutlich als Ioner erkennen. Klarer noch als der Suniontempel belegt der Nemesistempel in Rhamnus diese ionische Komponente innerhalb der attischen Bautätigkeit in der 2. Hälfte des 5. J h s . Darmstadt
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H. Riemann, Zum griechischen Peripteraltempel (1935) 159, nahm ein Fußmaß von 32,8 cm an, ein Maß, das jedoch zu äußerst komplizierten Berechnungen gezwungen hätte. Dinsmoor rechnete bei einem Fußmaß von 32,6 cm mit Bruchteilen bis zu Fuß. D a jedoch die Differenz zwischen Fuß zu 32,6 cm und V96 Fuß z u 31,6 cm nur ein Zehntel Millimeter
Heiner Knell
ausmacht, können solche Bruchteile nichts zur Klärung der antiken Maßeinheit beitragen. 100
Zu den geringfügigen Abweichungen s. o. Anm. 21. Zum größten Teil sind diese Abweichungen bereits beseitigt, wenn die Maßeinheit zwischen 31,5 cm und 31,6 cm angenommen würde.
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E I N E N E U E TALOS-VASE
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E I N E NEUE TALOS-VASE In der Clio Medica, dem Organ der Internationalen Akademie für Geschichte der Medizin, hat D. Gourevitch eine Reihe von Denkmälern vereinigt, auf denen die Heilung des Philoktet dargestellt ist 1 . Dabei führt sie als letztes der Zeugnisse einen jüngst gefundenen Kolonettenkrater an, den wir nach ihren Abbildungen hier vorlegen (Abb. 1.2). Über die Herkunft des Gefäßes kann die Autorin nur eine recht allgemeine Angabe machen: ». . . un vase extrêmement curieux, récemment découvert dans la province de Salerne«2. Daran schließt sich der Dank für den ungenannten Finder, der ihr die Publikation gestattete. Wie Gourevitch dazu kam, das Vasenbild als Darstellung der Heilung Philoktets aufzufassen, versteht man leicht, wenn man die erste Abbildung ihrer Abhandlung, einen Silberskyphos vom Ende des 1. Jhs. v. Chr. in der Sammlung Ny Carlsberg betrachtet. Hier wird Philoktet, zurückgelehnt und von einem Helfer gestützt, von einem Manne behandelt, der seinen kranken Fuß mit einem Schwämme wäscht. Das von Gourevitch gut interpretierte Gefäß hat K. Friis Johansen mehrfach behandelt 3 . Trotz einer gewissen Ähnlichkeit in der Haltung der Hauptgestalt und dem Hantieren einer Figur an einem ihrer Füße ist die Deutung des neuen Gefäßes auf Philoktet nicht zu halten. Sie scheitert an folgenden Beobachtungen: Die Dimensionen des Mannes, dessen Fuß hier bearbeitet wird, entsprechen nicht denen der übrigen Figuren. Würde er sich erheben, müßte er jene ganz bedeutend überragen; wir können ihn im Verhältnis zu den übrigen auf dem Gefäß dargestellten Menschen ruhig einen Riesen nennen. Ferner bliebe bei einer Deutung auf Philoktet die Frau mit dem Kästchen unerklärt ; sie hat Gourevitch auch erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Schließlich fände sich unter den Voraussetzungen einer Philoktet-Darstellung auch für die kleine geflügelte Gestalt, die sich am Fuße des Zurückgelehnten zu schaffen macht, kaum eine überzeugende Benennung. Alle die genannten Schwierigkeiten lösen sich sofort, sobald wir in der zurückgelehnten Gestalt Talos, den fremdenfeindlichen, Kreta umwandelnden Erzriesen erkennen. Nicht um eine Heilung handelt es sich, sondern um die Tötung des gefährlichen kretischen Wächters. Die Frau mit dem Kästchen aber ist Medeia, die durch ihre magische Kunst den Riesen betäubt und einem Eingriff ausgesetzt hat, der sein Leben beendet. Es erhöht die Bedeutung des neugefundenen Gefäßes beträchtlich, daß wir außer der berühmten Talosvase 4 so gut wie kein Vasenbild mit der Tötung des Talos besitzen. H. Sichtermann 5 erwähnt eine stark fragmentierte Replik aus Comacchio, die in der Figur des Talos übereinstimmt, in der Zeichnung der Dioskuren Abweichungen zeigt. Unsere Vase hingegen führt, wie sich zeigen wird, eine von der Talos-Vase verschiedene Version vom Hinscheiden des ehernen Riesen vor. Das mythographische Material hat van der Kolf zusammengestellt 6 . Die ausführlichste Darstellung findet sich bei Apollonios Rhodios IV 1638 ff. Die Argonauten wollen auf Kreta landen, werden aber durch Stein würfe des Talos zurückgetrieben. Diesen hat Zeus der Europa als Wächter der Insel gegeben, der dreimal (im Tage, dürfen wir aus anderen Quellen erschließen) die Insel umwanderte. Medeia macht sich erbötig, den Unhold zu 1
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Clio Medica 7, 1972, l f f . (Les R e p r é s e n t a t i o n s des Soins Donnés à Philoctète). E b e n d a 9. Zuletzt in ActaArch 31, 1960, 188f. F R Taf. 38. 39; Beazley, A R V 2 1338, 1. 1340;
ders., P a r a l i p o m e n a 481 a d 1338, 1; hier Abb. 3 nach H . Sichtermann, Griechische Vasen in Unteritalien (1966) 23 f. Nr. 14 Taf. 1. 5 a. O. 24. « R E IV A 2 (1932) 2080 ££. s. v. Talos.
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ALBIN
L E S K Y
Abb. 1. Kolonettenkrater, gefunden bei Salerno
bezwingen. Während die Argonauten mit ihren Rudern das Schiff außerhalb der Steinwürfe halten, ruft sie die todbringenden Keren und versetzt durch den bösen Blick Talos in einen koma-artigen Zustand. Als er neuerlich Wurfgeschosse aufheben will, verletzt er sich an einem scharfen Stein, so daß sein Ichor ausrinnt. Denn dieser Riese war zwar aus Erz gebildet, hatte aber am Knöchel eine gefährlich verwundbare Stelle. Die Quellen sprechen bald von einer Blutfistel über dem Knöchel, die von einem dünnen Häutchen überzogen war, bald von einer Ader, die zum Knöchel lief und mit einem ehernen Nagel geschlossen war. 'YiTai 8e oi ectke TevovTos/aupiy^ at|jaTOEaaa kcxtoi cr M (2< t/5 O •tí
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