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German Pages 262 [544] Year 1835
A r c h i v für
Mineralogie, Geognosie, Bergbau u n d
Hüttenkunde.
H e r a u s g e g e b e n von
Dr.
C.
J.
B.
K a r a t e n ,
König!« Freufs* Geheimen O b e r - B e r g - R o t h e u n d ordentlichem Mitglied« Koiiigl. Akademie der Wissenschaften»
Achter
Band.
M i t z e h n K u p f e r tafeln.
Berlin, Gedruckt
und
1835. verlegt
b e i G. R e i m e r .
der
I
n
h
a
E r s t e s I.
1. 2.
3. 4.
5.
2. 3. 4. 5. 6. 7.
t
.
H e f t .
Abhandlungen. .
Seite E r b r e i c h , Ober das Braunbohlengebirge des W e s t e r w a l d s und die zu demselben in natürlicher B e ziehung stehenden Felsarien. . . . . 3 F a b i a n , über das Verhalten der Soolquellen bei S a l z e , nebst einer Darstellung von den neuerlich darauf vorgenommenen Schachtarbeiten , durch welche es gelungen i s t , eine in ihrem Salzgehalt gesunkene Quelle wieder zu heben, . . . . 52 M e n t z e l , a b e r die Benutzung der rohen Steinkohlen bei allen Bleibüttenprocessen in Schachtöfen. 103 v. F a n n e w i t z , a b e r die Ableitung der brandigen W e t t e r auf der Kohlengrube K ö n i g s g r u b e , nebst a l l gemeinen Bemerkungen über die Grubenbrände inOberschlesien. 137 v. K u m m e r , iiber die G r u n d s ä t z e , nach denen der finanzielle Erfolg bergmännischer Unternehmungen zu beurtheilen i s t ; speciell auf den Niederschlegiscben Steinkohlenbergbau angewendet. . . 154
II. 1.
l
Notizen.
v. E s c h w e g e , Bemerkungen ü b e r den Bergbau und Hüttenbetrieb in Portugal. ' . . . . . Z i m m e r m a n n , über die von H e i n e a u f g e f u n dene künstliche Feldspatbbildung. . . . F o r c h h a m m e r , Schreiben an W e i f s , ü b e r den Oerstedlit B u r k a r t , Silberproduktion der Gruben von Veta grande G ö p p e r t , über die Bestrebungen der Schlesier, die Flora der Vorwelt zu erläutern. , Uebersicht der Mineralerzeugnisse in der Preufs. M o n a r c h i e , in den J a h r e n 1832 und 1833. . . Susewind, Bemerkungen über die Anfertigung groiser Hartwalzen
185 225 229 230 232 249 254
IV 8.
Mammatt, über die E n t w i c k l u n g und Ableitung der entzündlichen Grubenweiter in den Kohlengruben. 2 5 9 9. D e r s e l b e , über die gesalzenen W a s s e r in den A s h b y - Steinkohlengruben 266 10. D e r s e l b e , über das Vorkommen des Sphärosiderit und des feuerfesten T h o n i n der Steinkohlenmulde von A s h b y - d e - l a - Z o u c h . . . . . . 270
Zweites I.
Heft.
Abhandlungen.
1.
B e c k s , geognostische Bemerkungen über einige Theile des Münsterlandes, mit besonderer Rücksicht auf das Steinsalzlager, welches*die westphälischen Soolen e r zeugt. . . . 2 . B e c k s , Ober das V o r k o m m e n fossiler Knochen i n dem aufgeschwemmten B o d e n des Münsterlandes. 3 . A l b e r t , die Anfertigung von Treibseilen aus geflochtenem Gisendrath. . . . . . . . 4.. S c h ä f f e r , Erfahrungen über den Betrieb des H o h e n ofens zu Saynerhütte mit erhitzter Luft. . . ,
II. 1, 2. 3. 4,
275 390 418 429
Notizen.
L o w , über das Z u j a m m e n v o r k o m m e n fossiler T h i e r knochen in den Sandgruben des Kreuzberges bei Berlin. . . T a n t s c h e r , Bemerkungen über den Fränkischen Jura-Dolomit. K r u g v o n N i d d a , über das Vorkommen des A n thracit auf einem Gange im Granit. . . . S t e v e n s o n , Bemerkungen über die Liverpooler und Manchester Eisenbahn. . . . . . . Ankündigung verkäuflicher H ü t t e n p r o d u k t e n - S a m m lungen.
479 488 497 499 515
A r c h i v f üt
Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde.
Achten Erstes
Karsten Archiv VIII. B . I, H.
B a n d e s Heft.
1
I.
Abhandlungen.
1. Ueber das Braunkohlengebirge des Westerwaldes und die zu demselben in naher Beziehung stehenden Felsarten. Von
Herrn E r b r e i c h zu Siegen. .A-Usdeh nung, G r ä n z e n , O b e r f l ä c h e n - A n s e h n . Das Braunkohlengebirge des Westerwaldes, innerhalb der Gränzea der dortigen grofsartigen Basaltregion verbreitet, und diese Begränzung nur in unbedeutenden Verzweigungen gegen Nordwesten überschreitend, hat, wie ein Blick auf die beigefügte Karte Taf. I. zeigt, seioe gröfste Ausdehnung in der Richtung von Nordost in Südwest und reicht von dem Brenscheider Walde bis nach Nentershausen. Seine gröfste Breite mifst das Braunkohlengebirge in der Richtung von Nordwest nach Südost, von der Steineberger Höhe an der Nordseite von Kotzeroth bis in die Nähe von Möhrenberg. Die Gränzen werden bezeichnet: gegen Norden durch den basal1 *
4 tischen H ö h e n z u g ,
w e l c h e r v o n der
a n der Südseile von über
Derschen
Oberdreisbach,
Lipper Höhe
und F r i e d e w a l d
Elkenroth
und
die
aus
vorbei,
Steineberger
H ö h e , in lang gezogenen, z u m T h e i l init B r a u n k o h l e n - , t h o n bedeckten R ü c k e n Hervorragungea
und
einzelnen
sich h i n z i e h t ,
kuppenförinigen
zunächst das G r a u w a k -
k e n g e b i r g e begränzt, w e l c h e s in der nächsten Umgebung der Basaltregion
von
brochen w o r d e n ist. Braunkohlengebirge es
zahlreichen
Basaltkuppen
nicht den F u f s des
stöfst unmittelbar
durchs
Gegen Nordosten überschreitet das Westerwaldes,
an G r a u w a c k e n - , G r ü n s t e i n - und
Schaalsteingebilde an, w ä h r e n d gegen O s t e n , S ü d e n u n d W e s t e n ein z u s a m m e n h ä n g e n d e r K r a n z von basaltischem Ausgehenden
die B r a u n k o h l e n f o r m a t i o n
von den
zahl-
r e i c h e n altern geschichteten Gebirgsgliedern t r e n n t . Nicht ü b e r den ganzen von der. B r a u n k o h l e n f o r m a tion e i n g e n o m m e n e n Gebirgsraum sind die Terbieitet,
v i e l m e h r nehmen
schränkten
Theil
Lage
der
und
dieselben
jenes R a u m e s e i n ,
Beschaffenheit
der
Braunkohlen
n u r einen der nach
seiner
Oberfläche i n fünf
Districte sich abtheilen läfst, von w e l c h e n der eine Plateau
des W e s t e r w a l d e s
an d e m s ü d w e s t l i c h e n , ostlichen,
nord-
nordwestlichen,
d e r f ü n f t e endlich an dem s ü d l i c h e n A b h ä n g e G e b i r g s k n o t e n s verbreitet ist. Westerwaldes flach
wird
von
Das Plateau
einem
abgedachter Basaltrücken
das
umfasset, der a n d e r e
der dritte an d e m
der vierte an d e m
be-
Kreise
begränzt,
dieses
des h o h e n
langgezogener über
einzelne s a n f t e K u p p e n f o r m e n h e r v o r r a g e n
welchen
und die
in
S o g e n z ü g e n an einander gereihet, w e d e r ausgezeichnete B e r g e , noch steile K e g e l bilden. Gegen N o r d o s t e n sind die L i p p e r H ö h e , d e r K ü h f e l d e r s t e i n , der z w i s c h e n der hintern und d e r
schwar-
z e n Nister gelegene, ü b e r Salzburg, P f u h l , K i r b u r g sich
5 hinziehende breite Rücken, die ausgezeichneteren Begrenzungen. Gegen Osten n i m m t man als Gränze langgezogene zusammenhängende Hücken w a r , welche ö s t lich von Nister und Moelirendorf vorbeiziehn, ihr h ö c h stes Niveau in dem Hoinberge erreichen, an den gegen Süden der Alsberg sich anschließt. V o n diesen Bergen verzweigt sich gegen Südwesten zwischen Emrnerichenliaio und Rennerod ein sanfter Rücken an der W e s t seite der kesseiförmigen Ausmuldung von Rennerod, der in seiner Hauptausdehnung gegen W e s t e n die W a s s e r scheide zwischen der grofsen N i s t e r und, der E l b , in südwestlicher W e n d u n g die H ö h e von Höhn und Schönberg darstellt und sich alsdann an die K u p p e des K a kenberges anschließt. D e r Südseite des vorgenannten Aisberges entgeht ein ringförmiger Zug, welcher in s ü d westlicher W e n d u n g den Kessel von Rennerod umgiebt, zwischen dem S c h a f b a c h e und dem K o h I b a c h e fortstreicht, an der Südseite von W a l d a u b a c h durch den K o l i l b a c h unterbrochen wird, und in westlicher E r streckdng die Basaltkämme von Westerburg erreicht, die eine westliche Verzweigung des Rückens von Höhn sind. Die eben genannten Züge geben die östlichen, w e s t lichen und südlichen Begränzungen des hohen W e s t e r waldes a b ; ihr Z u s a m m e n h a n g mit dem Rücken von Kirburg wird durch die vereinten (schwarze und grofse) Nisterhäche unterbrochen, deren Lauf durch den tiefsten Einschnitt in dem, den hohen W e s t e r w a l d umgürtenden Gebirgsrücken bezeichnet w i r d . Der Gebirgskreis erreicht seine gröfste H ö h e gegen Nordosten, dagegeu siidwestwärts sein Niveau stark abfällt. In dem nördlichen Theile des Gebirgskessels ragt als höchste K u p p e des W e s t e r w a l d e s der sanft abgerundete Salzburgerkopf mit der H ö h e der Neukirch und des Galgenberges h e r vor ; von i h m überschaut m a n den vorgenannten Gebirgs-
6 kränz, welcher eine grofsaitige kesselförmige Vertiefung umzieht, deren Durchmesser, aus Nordost in Südwest gerichtet, 2 Stunden, von O s t nach W e s t hingegen nur 1$ Stunden mifst. Der Salzburgerkopf mit den beiden ihm zur Seite stehenden Höhen ist der Gentraipunkt, von welchem aus, gleich Radien, rückenförinige Erhöhungen den Gebirgskessel durchziehen. Von der Neukirch sieht man einen solchen Rücken nach der Lipper Höhe hin sich verbreiten, und dessen sanfte Abdachung gegen Westen, dem Thale der hin lern Nister zu, gegen Osten in einen flachen Ausschnitt sich verlaufen, welchen der Rand des Gebirgskessels gegen L i e b e n s c h e i d hin hat. Ein ähnlicher von der Höhe der Neukirch nach Nordost sich verzweigender Rücken, läuft an der Südostseite des vorgenannten Ausschnitts als nördliche Begränzung einer ausgedehnten Muldenform vorbei, welche von einem 3ten von der Neukirch gegen Emmerichenhain hinstreichenden Rücken eingeschlossen wird. Von grölserer Ausdehnung wie die genannten, sind die gegen Süden und Südwesten hin in dem Gebirgskessel mit allinählig abnehmenden Niveau sich verzweigenden R ü c k e n ; nach welcher Richtung auch ein V e r flachen des Kessels statt findet, der in seinem südwestlichen Theile seine tiefste Aluide hat. Einer dieser Rückeu erstreckt sich von der Neukirch gegen Westen über Pfuhl hin, und endet in der K u p p e von Marienberg. Ein anderer Rücken entgeht dem Salzburgerkopf nach Südwesten hin, bildet die Wasserscheide zwischen der g r o f s e n und der s c h w a r z e n Nister und streicht der Basaltkuppe von Kakeberg zu, von welcher ihn der tiefe Einschnitt der g r o f s e n Nister trennt. Ein dritter Rücken verläfst den Salzburgerkopf in südwestlicher Richtung, wendet sich allmählig westwärts, lauft zwi-
7 sehen Zehnhauseu und Emmerichenhain von Höhn zu.
dem Rücken
Die Richtung dieser Rücken ist erkennbar an sanften Erhebungen der Oberfläche. Aus dem zwischen ihnen befindlichen sumpfigen Terrain quellen die g r o f s e und die s c h w a r z e Nister, deren Lauf durch aneinander gereihete Muldenformen bezeichnet wird, welche je näher dem südwestlichen Höhenzuge, um so mehr sich zu Thälern ausbilden, die stellenweise mit schroffen Basallfelsen besetzt, den Gebirgskranz zwischen dem Kakeberge und dem Gebirgsrücken von Kirburg durchschneiden. Der District des h o h e n W e s t e r w a l d e s zeigt die Braunkohlenniederlage in ihrem gröfsten Zusammenhange und zwar auf eine Länge von 2 Stunden von Norden nach Süden, oder von Hof bis zur Westseite von Westerburg ausgedehnt. Die Braunkohlen Niederlage ist demnach nicht auf den mehrgenannten Gebirgskessel beschränkt, sondern überschreitet ihn in den Gemarkungen von Höbn und bedeckt den bis gegen Westerburg hin sanft ausgedehnten Abfall des Höhenzuges, einen ausgedehnten Moorboden, aus welchem in flach muldenförmigen Vertiefungen die Quellen der E l b , der S c h a f b a c h und der H ü t t e n b a c h entspringen. Die Breite der Niederlage beträgt etwa § ihrer Länge; die Form derselben überhaupt, so wie sie sich aus Schürf- und Bohr-Versuchen ergeben hat, ist in der beigefügten Karte gezeichnet. An der Ostseite dieser grofsartigen Braunkohlen Niederlage, findet sich noch eine kleinere in dem Kessel von Renneroth bis Waldmühlen ausgedehnt; es ist dieselbe bisher noch nicht bebauet, sondern nur durch Bohrversuche erkannt worden.
8 Der gröfste Theil der Braunkohlengruben des W e s terwaldes baut auf der erst genannten Niederlage, und es stehen darauf jetzt noch im Betriebe die Gruben: Gute Hoffnung bei Marienberg, Concordia, Wilhelmszeche, Oranien, Seegen Gottes, Louisiana, Victoria, Alexandria, Nassau, Waffen ield, gute Hoffnung und Chrisliane bei Westerburg. An dem s ü d w e s t l i c h e n A b h ä n g e d e s W e s t e r waldes findet sich aufser der vorgenannten Verbreitung der Braunkohle über die südliche Abdachung des R ü k kens von Höhn nach Westerburg hin, nur eine minder ausgedehnte Niederlage dieses Inflammabils an dem rechten Ufer der E1 b vor. Sie nimmt einen Theil des tätlichen Abhanges eines breiten, zwischen der E l b und den Gewässern der S a y n b a c h sich hinziehenden und in Nordosten d e r Kuppe des Kakeberges zu streichenden Höhenzuges in dem Gemarkungen Elben, Kaden und Hartlingen aus, und wird durch die Eduardzeche bei Härtlingen bebauet. Der n o r d ö s t l i c h e Abhang des hohen W e s t e r waldes zeigt die Braunkohlen Niederlagen in gröfserer Ausdehnung, wie der nordwestliche. Die sanfte Abdachung der Höhe der Neokirch gegen Liebenscheid hin, welche noch den Character des hohen Westerwaldes trägt, birgt in sich eine bis zu genanntem Dorfe sich erstreckende, über £ Stunde lange und fast eben so breite, bis jetzt noch nicht aufgeschlossene Flötzparlhie, deren nordwestliche Enden in dem_ Hüttengrunde noch aufgefunden werden. An der S ü d o s t s e i t e dieser Niederlage findet sich eine andere, von weit gröfserer Ausdehnung und getrennt von jener durch einen zwischen dem W i n t e r b a c h e und dem E r l e n b a c h e , von Bretthausen bis zu dem Rabenscheider Holze sich erstreckenden breiten Rücken.
9 Diese Flölzparthie dehnt sich e t w a eine Stunde lang von der H ö h e des Berggürtels von Willingen g e gen Nordwesten dem rechten Gehänge des W i n t e r b a c h s entlang, bis in die Nähe ¡von Oberdresselndorf aus, folgt ostwärts der Gränze der Basaltregion bis zu dem A u b a c h s T h a l e , welches sie ohnweit Breitscheid überschreitet, hier ihre gröfste Breite von beinahe § Stunde und südlich die Gemarkung von R a b e n s c h e i d einnimmt, in einem schmalen Streifen dann an der Ostseite von W a l d a u b a c h vorbeizieht und die H ö h e des Primfeldersteins bedeckt. Dieses B r a u n k o h l e n - T e r r a i n hat ein d e m hohen W e s t e r w a l d s gänzlich ähnliches Oberflächen A n s e h n . Die sanfte, aus flach muldenförmigen Ausschnitten zusammengesetzte Abdachung des Gebirgsknotens, gestaltet sich allmählig zu einem flachen B ü c k e n , welcher sich zwischen den beiden genannten Bächen als ein Flateau darstellt, an dessen Seiten die Mulden nach und nach zu tief in die Basaltmasse, eingefurchten Rinnen, und zuletzt, an der Gränze der Basaltregion, zu Thälern sich gestalten. Eine dritte, der von Liebenscheid gleichsam correspondirende fast gleich grofse Niederlage, verbreitet sich südlich von Gusternhain über den südlichen Abhang des Bardensteins zwischen Heisterberg und Schönbach bis zu dem südlichen Abbange des Thaies. Man hat dieselbe durch eine nunmehr auflässige Grube ohne Erfolg gelöset. Nur die gröfsere Flölzparthie ist jetzt ein G e genstand des Bergbaues., und es sind auf derselben in Betrieb: die Ludwigäzeche bei Breitscheid und die H a sengrube im Thale von W a l d a u b a c h . Der n o r d w e s t l i c h e Abfall des W e s t e r w a l d e s ist, sowohl hinsichtlich der extensiven als der qualitativen Beschaffenheit der Braunkohlen Niederlagen, der besckränktere. Derselbe gehöret zum gröfsten'Theile dem
10 preufsiscben Gebiete an, wahrend die vorerwähnten Gegenden im Nassauischen gelegen sind. Dieser Abfall dehnt sich über die beiden Gehänge des Thaies der hintern Nister aus, von welchen das südliche sich von dem Höhenzuge von Kirburg sanft niederziehet und gegen Nordost auf der Lipper Höhe ausläuft. Das nördliche Gehänge wird aus einem von dem Muderstein westwärts nach Langenbach, Neunkhausen bis ohnweit Kotzeroth sich hinziehenden, sehr saoft gegen Südwesten abfallender, mit flach muldenförmigen Ausschnitten versehenen Basallplateau zusammengesetzt, welches gegen Norden und Westen von dem Grauwackengebirge begränzt ist, an dessen Südseite dem Nisterthale aufwärts bis Pfisterberg ein schmaler Streifen desselben Gebirges zu Tage ausgeht. Man bat zwar bei Nisterberg, bei dem Muderstein, dann an der Ostseite von Lautzenbrück, auch oberhalb Zinnhain am Wolfstein, mit der Zeche Concordia Braunkohlenflötze kennen gelernt; jedoch hatten sämmtliche Versuche bei der beschränkten Ausdehnung der Niederlagen, bei der geringen Mächtigkeit und Güte der K p h )en, mitunter auch aus Unkunde mit dem Lagernngsverhalten, sich keines glücklichen Erfolges zu erfreuen. Auch an dem s ü d l i c h e n A b h ä n g e des hohen Westerwaldes bei Neunkirchen, Langendernbach, Zehnhausen, Nentershausen, hat man einzelne Braunkohlen Niederlagen aufgefunden unter ähnlichen Lagerungsverhälioisson wie am hohen Westerwalde; es läfst sich aber deren Ausdehnung noch nicht genan angeben, indem die daselbst stattgefundenen Bohrversuche nur u n vollkommen ausgeführt worden sind. Allgemeine L a g e r u n g s v e r h ä l t n i s s e . Sämmtliche eben genannnte Braunkohlen Niederlagen ruhen Basaltgesteinen auf, welche eine geschlossene den
11 ganzen Westerwald zueaminensetzende, regellos zerklüftete, mehr der Kugel als der Säulenforin in ihrer Absonderung sich nähernde Masse bilden und nur an der nordwestlichen Gränze bei Derschen von Braunkohlenlagen überschritten zu "werden scheinen, indem man unter jenen Lagerstätten nicht Basalt, sondern ausnahmsweise ein Grauwackengestein erbohrt bat. Die Gränzen der Braunkohlen Niederlagen sind durch Emporhebungen der basaltischen ¡Hasse vielfach bestimmt worden: Langgezogene Rücken, zu welchen die von den Höben des Salzburger Kopfes gegen Süd und Südwest sich verzweigenden oben erwährten gehören, aber auch einzelne Kuppen sieht man als Scheidewände zwischen den Braunkohlen Niederlagen sich ausdehnen, welche jetzt noch in den Niederungen der Basalt-Oberfläche, oder auch auf Höhen, deren beziehliche Lage zu dem umgebenden Terrain durch spätere Revolutionen sich geändert hat, sich vorfinden, insofern nicht andere Ursachen eingetreten sind, durch welche jene Lagerstätten ihrer Wiege entrissen worden sind. An den großartigeren der Rücken und Kuppen läuft das Braunkohlengebirge aus, welches in seinem frühern gröfserem Zusammenhange von jenen Massen getrennt worden ist und von welchem wir die Reste in den sich jetzt noch vorfindenden Niederlagen erkennen. In diesen Niederlagen wiederholen sich die vorgenannten E r scheinungen uach kleinerem Maafsstabe. Vielfache Hebungen und rückenförmige Unebenheiten bilden eine Reihe von Mulden, deren Grundfläche wiederum aus sanften Wellenformen zusammengesetzt ist, so dafs man die regelmäfsigen Mulden des Steinkohleogebirges hier vergebens aufsucht. Denn es besteht hier keine Regel, weder in der Form, in dem Zusammenhange noch in der Ausdehnung der Mulden- und Sattelbildungen und nur
12 nimmt man auf dem hohen W e s t e r w a l d s war, w i e das Niveau der Muldensohlen mit der Entfernung von dem Centraipunkte der Hebungen, dem S a l z b u r g e r K o p f e , in der Richtung nach Südwesten abnimmt, nach welcher Weltgegend auch, w i e bereits gesagt ist, der Gebirgskessel sich abflächt. Die gröfste Ausdehnung der Mulden steht gewöhnlich rechtwinklich gegen das Sireichen der Hauplrücken und folgt der Richtung der von diesen ablaufenden Nebenrücken. Die regelmäßigste und ausgedehnteste Mulde schlofs die Grube Gute Hoffnung bei Westerburg a u f ; sie hat aus Nord in Süden 300 Lacht. Länge und aus Ost in W e s t 170 Lacht. B r e i t e ; die Mulde auf der W i l h e h n s zech« bei Bach, jene der Grube Oranien, stehn ihr an Gröfse nahe. Letztere Mulde ist die tiefste der bisjetzt bekannten, und geht von der Oberfläche bis zu 25 — 2 6 Lachter Teufe n i e d e r ; die Mulde der Grube Nassau ist dagegen nur 2 0 — 22 Lachter und die der Grube Gute Hoffnung 15 Lachter tief. Die Erhebungen der Basaltmassen, welche, w i e oben gesagt ist, die Gesammtablagerung der Braunkohlen zerstückelt und mannigfach zerstöret haben, dienten späterhin, während die Thäler sich ausbildeten und während neuere Fluthen die der Abschweinmung ausgesetzten Theile der Braunkohlen Niederlagen fortrissen, diesen wieder zum Schutze, indem dieselben, zwischen dem Gerippe basaltischer Erhebungen gelegen, von Dämmen umzogen waren, durch welche sie vor dem Andränge der W a s s e r geschützt wurden. Auf diese W e i s e kann man als Regel annehmen, dafs an den Thalgehängen die Braunkohlen dort am bauwürdigsten angetroffen werden, wo Basaltrücken die Niederlage umgeben, oder doch nach der Thalseite hin vor derselben herlaufen.
13 Es ist dieses eine bei dein Aufsuchen der Braunkohlen zu bergbaulichen Zwecken wesentlich zu berücksichtigende Erscheinung, von -welcher die meisten Braunkohlenzechen des Westerwaldes Beispiele liefern. Die nähere Bezeichnung der Verzweigung der B a sallrücken in dem Gebirgskessel des hohen Westerwaldes uüd der bezieblichen Lage der einzelnen Grubenfelder, mag zur Erläuterung des eben Gesagten hier folgen : Schon oben geschah dreier Hauptrücken Erwähnung, welche, von dem Salzburger Kopfe auslaufend, in westlicher und südwestlicher Richtung den Gebirgskessel durchziehen und den Lauf der s c h w a r z e n und der g r o f s e n Nister einschliefsen. An diese Rücken reihen sich die übrigen Verzweigungen an, r o n welchen dis zwei gröfseren durch den Lauf der genannten Bäche bezeichnet werden. Der Rücken der g r o f s e n N i s t e r zieht sich in östlicher Richtung von dem dritten der mehr genannten Hauptrücken dem Bache entlang nieder, an dessen beiden Seiten er stellenweise in steilen Basaltwänden zu Tage ausgeht, und die Flötzparlhie der Zechen W a f fenfeld, Seegen Gottes, Alexandria, Nassau und Victoria nach der Thalseite hin einschliefst; weshalb man zur Lösung der einzelnen Grubenfelder den Rücken durchbrechen mufste. Fast rechtwinklich mit dein Streichen des letzteren, verzweigen sich von ihm kleinere Rücken, welche gegen Osten und Westen die FlÖtzparthien der einzelnen Zechen von einander scheiden und in deren Richtung der gröfsere Durchmesser der Mulden gelegen ist. Also sieht man die Zechen Alexandria und Nassau, jede von zweien solcher Seitenrücken eingeschlossen, von welchen die ersterer Grube, südwärts der Basaltkuppe des Waffenberges zulaufen, die der letzteren in südlicher Fortsetzung bei dem Dorfe Halbs ver-
14 eint, am rechten Gehänge der S c h a f b a c h Braunkohlenparlhie,
dem
Anscheiue
die dortige
nach,
umziehen.
Die der Massau benachbarte Zeche Victoria
lehnt sich
gegen Osten an einen Rücken an, welcher den der Ganz
ähnlich
hallen
der Rücken auf d e r ,
dem
dem
rechten
Seegen
eben
Gehänge
Gottes.
erwähnten,
der
Nister
Der R ü c k e n ,
und endet in
ist
das
Ver-
Alexandria gegenüber an
der Kuppe
gelegenen
Zeche
welchem die schwarze
Mister folgt, scheint von dem Dorfe men
Rücken
greisen Mister mit der Kakeberger Kuppe vereint.
Bach
herzukom-
von Marienberg.
An
seiner Südseite ist die Wilbelmszeche bei Bach,
dann
ü r a n i e n ; an seiner Mordseite Gute Hoffnung, die beiden letzern welchen
gleich oberhalb Zechen
Marienberg gelegen,
ähnliche Seitenrücken,
genannten bestehen.
zwischen
wie die oben
Gin ähnliches Verhalten bieten die
Zechen Gute Hoffnung und Christiane bei
Westerburg,
d«nn die Ednardzeche bei Härtlingen so wie die übrigen am Fufse des Westerwaldes
gelegenen Braunkohlengru-
ben dar, und bei fast allen mufste zur Lösung des Grubenfeldes ein solcher Rücken durchfahren werden. Die vorgenannten sind die ausgedehnteren
rücken-
artigen Erhöhungen der Basallmasse, welche der bau
auf dem
hohen Westerwalde
Berg-
aufgeschlossen
bat.
Kleinere Erhebungen sind, wie bereits gesagt ist, innerhalb der Grubenfelder zahlreich vorhanden
und veran-
lassen eioe Menge von Schwierigkeiten mit welchen der dortige Bergban zu kämpfen hat.
Im Allgemeinen
sind
bliese Störungen in den Grubenfeldern an den Abhängen des Westerwaldes
häufiger als auf der Höbe des G e -
birges, woselbst nicht nur das Verhalten der Flötze
re-
.gelinäf&iger, sondern auch deren Anzahl und Mächtigkeit im einzelnen gröfser ist.
15 B a s a l t g e s t e i n e . Der näheren Entwicklung der räumlichen und intensiven Verhältnisse der Formation, mag hier noch einiges über die Beschaffenheit der Basaltgesteine vorangehn, welcher die Braunkohlengruppe aufruhet. Es ist hierbei jedoch nicht Absicht, eine Beschreibung der vielfachen Abänderungen dieser Felsart zu liefern, vielmehr diejenigen Formen herauszuheben, in welchen dieselbe vorzugsweise mit der Braunkohlengruppe zusammen vorkommt. Die in dieser Beziehung zu dein Flötzgebilde bekannt gewordenen Gesteine sind theils Olivin-Basalle, theils Dolerite und Dolerit-Mandelsteine, theils mit beiden Felsarlen verwandte Wacken und Tuffen ähnliche Massen. Unter ihnen nehmen die eigentlichen Besaite den kleinsten Theil der Sohle der Flotzgruppe ein. Diese Basalte, durchgehends feinkornig, baben dem Anschein« nach eine gleiche Vertheilung der Gemeng (heile in der Grundmasse. Ausscheidungen Ton Olivin fehlen ihr fast nie. Magneteisen ist dagegen selten erkennbar. Oer Olivin, gewöhnlich glasartig, frisch, seltener zersetzt, tombakbraun, ist in den der Flötzgruppe unterliegenden Basalten, nicht in so grofoen Theilen ausgeschieden, wie in den ohne Flötzbedeckung hervorragenden Massen. Dasselbe scheint auch mit den augitischen und hornblendigen Gemengtheilen der Fall zu sein. Diese zumal sieht man im Thale der E l b ohnweit Haertlingen an einigen, über dem Ausgebenden der Flötza hervorstehenden Kuppen, ausgeschieden in Krystallen bis zu der Gröfse eines Zolles. Von besonderer Schönheit brechen dieselben hier in zwei verschieden modifizirten Basalten, von welchen die Grundmasse des einen ganz feinkörnig, fast dicht, schwarzbraun ist, die des andern einem BasalttufFe ähnlich, kleinporig und innig mit Analzim gemengt, von hellgrauer Farbe. Beiden Ge-
16 steinen bricht tombakbrauner zersetzter Olivin ein. Die Krystalle finden sich in solcher Menge zusammen, dafs mitunter die Grundmasse zu deren Verkittung kaum hinreicht. Die Hornblende - Krystalle von geringerer Schärfe der Formen haben häufig eine geflossene Oberfläche. Zuweilen sieht man sie geschwunden, und lose ihrem Gehäuse einsitzend, dessen glatte Wände die frühere Gröfse des Krystalls andeuten. Der Raum zwischen den W ä n d e n des Gehäuses und dem Krystalle ist an ganzen Felsmassen mit krystallinischem Analzim ausgefüllt, welcher ganze Massen des Gesteins durchwebt, die kleine Poren so wie grofse Drusen und Spalten zeigen, welche mit Analzim, seltener mit Cbabasit bekleidet, oder ganz ausgefüllt sind, und wobei das krystallinische Gefüge von aufsen nach innen sich entwickelt hat. In geognostischer Beziehung und unter Zugrundelegung ihres Vorkommens, erscheinen Olivin-Basalte und Dolerite am Westerwalde, und zwar in der Nähe der Braunkohlen, als eine und dieselbe nur verschieden modifizirte Masse. Einzelne Rücken bestehen theilweise aus Olivin-Basalt, theilweise, und zwar näher ihrer Oberfläche, aus Dolerit. Dies ist unter andern der Fall auf der Zeche Nassau und es deutet diese Erscheinung dahin, dafs die Beschaffenheit und Zusammenfügung der Gemengtheile, bei dem Entstehen der Gesteine, durch die das Empordringen und das Erstarren der Massen modifizirenden Umstände hervorgerufen worden seien. Auf diese Weise sieht man durch Vertheilung augitischer, hornblendiger und feldspathiger Theilchen, durch das Zunehmen, das Vorherrschen des einen oder des andern Gemengtheils, oder des krystallinischen Gefüges überhaupt, die mehr-
17 fachen Gestaltungen an den in naher Beziehung zu der Braunkohlen Ablagerung stehenden Basalten und Dolebedingt. Ausgezeichnet, und wahrscheinlich sobald nicht wieder in so greiser Ausdehnung w a r n e h m b a r , hatte man in dein vorigen Sommer, als auf der Zeche Nassau Dammstrecken zur Sicherung der Grube gegen den d a selbst ausgebrochenen Brand bis auf und in den Basalt aufgehauen w u r d e n , Gelegenheit die vorgenannte E r scheinung also zu beobachten. A u s dein feinkörnigen Olivin-Basalte trat, bei allmählichem Verschwinden des Olivins, labradorischer Feldspath mit feinblättrig krystallinischem Gefüge h e r v o r , welches dem Gesteine ein gräulich schimmerndes Ansehn gab. An die Stelle der früher so häufigen Hornblendetheilchen schieden sich Augit in feinen Nadeln und einzelne K ö r n c h e n von Magneteisen aus, und es entstand, die Frequenz des letzteren B e s t a n d t e i l s abgerechnet, ein dem feinkörnigen Dolerite von Oberbergen a m Kaiserstuhl ähnliches Gebilde, welches jetzt noch an . dem, m i t dem tiefen Stölln der Zeche Nassau durchfahrnen Rücken w a r z u n e h m e n ist. Von grobkörnigerem krystallinischen Gefüge findet sich Dolerit im Liegenden der Braunkohlen bei H o f ; der Feldspath der Grundmasse geht ins Glasige über und stellenweise glaubt man Nephelin in ihr zu e r k e n n e n ; tombakbraune Hornblende Krystalle liegen zerstreut in derselben und das Ganze gewinnt ein porphyrartiges' Ansehen. Ein den Anamesiten beizuzählendes doleriiisches Gestein, welches an einzelnen F u n k t e n eine ausgezeichnete Maodelstein Structur annimmt, bricht in der Nähe der Braunkohlen a m Rabenscheider Holze. Die Grundmasse desselben, von dunkel grünlich schwarzer und grünlich brauner Farbe, von schimmerndem krystallinisch k l e i n körnigem Gefüge, besteht vorzugsweise aus Hornblende Karsten Archiv. V I I I B. 1. II.
2
18 and Labrador-Feldspath; Augit und Magneteisen sind nur in seltenen Theilchen erkennbar. Zahlreiche Blasenräume bis zu i § Zoll Gröfse anwachsend, sind mit schöneta strahligem Arragon von weifser und rother Farbe ausgefüllt, und es lösen sich die Nieren dieses Minerals, umgeben mit einer dünnen Kruste, leicht von der Grundmasse ab. Die grölsern der Blasenräume sind vereinzelt in der Masse, während die kleineren gewöhnlich in grofser Menge zusammengehäuft vorkommen. Die Form ersterer, wahrscheinlich von dem absoluten Gewichte ihrer eigenen und dem der auf ihr ruhenden Masse herrührend, ist ellipsoidisch nach der vertikalen Linie platt gedrückt, die letzterer mehr kugelich. Das schimmernd Lörnige Gefüge des Gesteins vermindert sich so wie die Blasenräume zahlreicher werden; in diesem Falle linden sich viele der letzteren theils ganz leer, theils sitzen auf einer Arragon-Grundlage Krystalle von kohlensaurem Kalke, theils auch haben die Drusenwände einen hellgelben traubigen Ueberzug. Dieser läfst sich mit dem Messer schaben, ist vor dem Löthrohre schwer schmelzbar zu einer lichten Fritte, giebt mit Soda langsam eine matte Perle, mit Fhosphorsalz langsam eine grüne Ferle. In einer ganz feinkörnigen fast dichten vielblasigen Abart dieses Dolerit- Mandelsteins, mit kaum zu unterscheidenden Gemengtheilen, sind die Blasenräume angefüllt« mit einem specksteinartigem gelblich grünem Fossil von theils körnigem theils dichtem Gefüge und muschligem zartsplittrigem Bruch, mild und fettig anzufühlen, durchscheinend an den Kanten, und im Wasser zu einer ganz weichen seifenähnlichen Masse bald auflöslich. Dieses Fossil, welches vor dem Löthrohre mit Soda eine matte grüne Ferle giebt, mit Fhosphorsalz sehr langsam zu einer matten grünen Ferle aufgelöst wird, giebt f ü r
19 sich
behandelt,
eine
dessen
Eisengehalt
andeutende
schwarze F r i t t e und es mag dasselbe weder von Zeolith, noch von Arragon herrühren, sondern eine ursprüngliche Bildung seyn.
Aus vielen der Blasenräume scheint dies
Fossil verloren
gegangen
frühern Ausfüllung
zu s e i n ,
findet
W ä n d e bekleidenden
sich in
nur eine Spur einer
der
dünnen,
die
Kruste von gröfserer Härte.
Bei
diesem Verhalten fehlt dem Gestein seine e i g e n t ü m l i c h e Frische und es scheint dasselbe verwittert zu sein.
Die
Blasenräume des Dolerit Mandelsteins finden sich nicht in lokaler Ordnung vor; bald sind sie in den obern, bald in den untern Massen am zahlreichsten vorhanden. Absonderung des Gesteins ist
massig,
wird durch untergeordnete Lagen Bänken angedeutet.
Diese
dichten
und
ziegelrotben
zuweilen
eine
Die auch
Absonderung
Lagen sind
Streifen
gel blich weifsen
in
einer
wackenähn-
lichen Substanz, welche im W a s s e r unverändert
bleibt,
vor dem L ö t h r o h r e ziemlich leicht schmelzbar, mit Soda mehr frittet als glasartig
wird,
mit Phosphorsalz
starkes K i e s e l - S k e l e t binterläfst.
ein
Di» Masse von gerin-
gerer Härte, erdig im Bruche, glänzend auf dem Striche, zerspringt an der Lnft und wird von Grünerde in Adern durchzogen, anhäuft,
vor
welche zuweilen dem
in
gröfsern Massen
L ö t h r o h r e für
sich
sich
unschmelzbar,
schwarz wird, und mit Soda ein schwarzes Glas giebt. Stellenweise besteben
diese Lagen
aus
einer röthlich
gelben, Feldspath nicht ritzenden, sehr festen Masse, mit ebenem
ins Muschlige
übergehenden
Bruch,
dichtem
Gefüge und mattem Aeufsero, nicht fest dem sie umgebenden
Gesteine
aufsitzend,
sondern
nach stark in sich geschwunden und vielfach gespalten stalten.
Es
in regellose
dem
Anscheine Aufsen
hin
und säulenförmige
Ge-
scheint dies Fossil ein
nach
kieseliger
Nieder-
schlag zu s e y n ; vor dem Löthrohre ist es für sich un-
20 schmelzbar, giebt mit Soda eine belle Perle und ist in Thosphorsalz unlöslich. Eine Abänderung dieses Minerals findet sich mit körnig muschligem Bruche, gelblichbrauner Farbe und ohne die genannten Risse, in dem Mandelsteine vor. Die Maadelsteingebilde, welche man am Ausgehenden der Flötzparthie der Grube Nassau, an der, dem Nisterthale zugekehrten Seite, über den Kohlen durchsunken hat, sind mehr doleritischer als rein basaltischer Natur. In der körnigen Grundmasse erkennt man viele Magneteisen-, Augit- und Hornblendetheilchen, auch veränderten Feldspath; dieselbe hat ihr frisches Ansehen verloren und zerfällt an der Luft in Körner. Die ellipsoidischen Blasenräume sind ausgefüllt mit einem Speckstein ähnlichen Fossil, welches, je nachdem es weniger oder mehr verwittert ist, eine apfelgrüne oder schmutzig gelbe Farbe hat. Krystalle von Chabasit bekleiden mitunter die leeren Blasenräume dieses Gesteins, welches einem nahe an der Nister zu Tage ausgehenden und über die Braunkohlen Ablagerung sich ausbreitenden Rücken anzugehören scheint. Ein ähnliches Mandelsteingebilde findet man stellenweise unter der Flötzparthie im Thale von Langenaubach. So wie wir in dem früher Gesagten aus der Entwickelung der Bestandtheile der Grundmasse der Olivin-Basalte, das Entstehen der Doleritischen Gesteine wargenommen haben, eben so sehen wir durch Zurücktreten jener Gemengtheile in die Grnndmasse, den Uebergang des Basaltes in wackenartige Gebilde bedingt; und dies ist zumal der Fall bei den, der Flötzparthie von Westerburg und Haertlingen unterliegenden Basaltgesteinen. Der Basalt der Zeche Gute Hoffnung ist, wie es der mit dem Stölln durchfahrene Rücken nachweiset, ein feinkörniger Olivin-Basalt, welcher grofse Nieren von
21 Arragou, seltener K a l k s p a l h einschliefst. Nach der O b e r fläche h i n , dem Flötzlager näher, nimmt mit dem k r y stalünisch körnigen Gefüge das Erkennbare der Gemengtbeile a b , die grünlich schwarze Farbe geht in eine grünlich graue über, das Gestein wird klein und vielporig, blasig und bildet eine feinkörnig schwammige, rauh anzufühlende Masse von geringer Härte und stark e m Thongeruch. J e näher der Oberfläche, je gröfser die B l a s e n r ä u m e ; diese sind regellos gestaltet, platt g e drückt in vertikaler Richtung, nicht ausgefüllt, sondern nur bekleidet mit den schönsten Krystallen von H a r m o tom und Ghabasit, welchen zarte Kalkspathblättchen a u f sitzen. Ausgezeichneter noch sind die auf der Eduardszeche den Braunkohlen unterliegenden Modiflcaliouen basaltischer Gesteine Der hier dem Anscheine nach in beschränkter Masse vorkommende Basalt zeichnet sich durch grofse A u g i t und Hornblende-Tlieile *) aus, welche, nebst seltenen Olivinkörnern, dem grünlich schwarzen feinkörnigen Teige einsitzen. Diese Ausscheidungen verschwinden auf kurze Erstreckung; die Gruiidmasse n i m m t eine mehr grüne Farbe, ein ganz feinkörniges fast dichtes Gefüge m i t nicht erkennbaren Gemeugtheilen und eine *)
Anm.
Bemerkenswerth
ist
scharfkantig und gradllachig,
es,
dafs
die
.Augilkrystalle
die H o r n b l e n d k r y s t a l l e
dage-
gen a n den K a n t e n a b g e r u n d e t und k r u m m f l ä c h i g sind. Diese letzteren sind
mit einem
Zeolithartigen
Mineral
umgeben,
welches kleine, n i c h t e r k e n n b a r e Krystalle bildet, u n d f ü r Analcitn gehalten w i r d , was es k a u m sein d ü r f t e . d r ä n g t sich in d ü n n e n
Platten auch
d u r e b g a n g e der H o r n b l e n d e . der g a r n i c h t , oder d o c h ' n u r dieses M i n e r a l s u m g e b e n .
Dieses Mineral
zwischen die
Blattcr-
IJie Augilkrystalle sind von einer sehr d ü n n e n
entweLage
22 Bfandelstein Structur a n . Die Zahl der Blasenräume vermehrt sich nach der Oberfläche b i n ; sie sind regellos gestaltet, meist platt gedrückt. Einige davon sind a u s gefüllt mit weingelbem Kalkspath, an andern die W ä n d e bekleidet mit Krystallen von Hariaotom und Chabasit, denen als jüngstes Gebilde kohlensaurer Kalk aufsitzt; w i e d e r andere bekleidet ein schwarz grünes traubig und stalaclitisches, auf seiner Oberfläche mit hellblauem A n fluge versehenes Fossil, von mattem dichtem Gefüge. Dasselbe ist vor dem Lüthröhr für sich leichtflüssig, schmilzt zu schwarzem Glase, giabt mit Soda eine dunkle Glasperle, mit Borax ein grünes Glas ohne Kieselskelet, riecht bituminös, seine Härte steht zwischen Kalkspath und Gyps. Die Slalactilen liegen mitunter verworren durcheinander in den Blasenräumen, erinnern an die Eisensteinstalactiten auf Gängen und deuten auf Eoslehung mittelst Infiltration aufgelöster Substanzen, unterstützt durch Wahlverwandschaften hin. Die von Stiift in dessen trefflichem W e r k e über das Herzogthum Nassau S . 2 1 1 u. in d. f. erschöpfend beschriebenen Modificationen eines wackenartigen Mandelsteins, gehören zu d«»in vorerwähnten Sohlgesteine der Flötzparthie von Haertlingen, und bilden keinesw e g s , w i e man wahrscheinlich Herrn Stifft wird berichtet haben, das Hangende der Flötzparthie, denn dieses besteht, w i e in den auf der Eduardszeche abgeteuften Schächten warzunehinen ist, aus Congloineraten, w e l chen unmittelbar, da w o die Flötze noch vorhanden sind, der Braunkohlenthon folgt. Das vorbeschriebene Sohlgeslein zeigt die deutlichslen, an einzelnen Handstücken schon nachweisbaren Uebergänge in eine bolartige W a c k e , aus welcher ein über 2 0 Lacht, lang mit dem Stollen der Eduardzeche durchfahrner Rücken zusammen gesetzt ist. Die Grundmasse
23 dieses Gestelos ist dicht, kleinmuschllg im Brurbe, hellglänzend auf dem S t r i c h e , grauschwarz ios
schmutzig
Olivengrüne übergehend, zeigt an einigen Stellen lichtere Flecken, an welchen man zuweilen Hornblendekrystallen
zu erkennen
die
Umrisse
von
glaubt, und welche
bei zunehmender Verwitterung ein conglomeratähnliches Gefüge hervorrufen.
Das Gestein
hat die Härte
des
Gypses, zerfällt im W a s s e r ; vor dem Löthrohr frittet es für sich ohne zu zerspringen; mit Soda giebt es leicht eine malte gelblich grüne Terle Wasser.
und zerfällt ruhig im
Die den Kohlenflötzen
zugekehrte S e i l e
des
Rückens, zumal wo derselbe die Flötzparthie abstofst, •wird thonähnlich,
und es fehlen hier alle Einsprengun-
gen, während man der übrigen Masse des Rückens sehr zahlreiche Hornblende- seltener Augitkrystalle, von 1 bis 6 Linien Gröise mit geflossener Oberfläche,
abgerunde-
ten Kanten und Ecken eingewachsen sieht *).
Mitten
in diesem Rücken finden sich, zwischen den Krystallen, Fragmente von bituminösem H o l z e ;
matt, fettglänzend,
pechschwarz, blättrig im Gefüge, bitumhaltig, im Feuer ohne Flamme glühend.
Die Fesligkeil des Gesteins war
im Itmern des Rückens ain gröfsten, nahm nach Aufsen und beim Zutritt der Luft sehr a b ;
alsdann wird
die
Masse rissig und zerfällt an der Luft. Obgleich verschieden in der Zusammensetzungsweise, jedoch unter gleichen Lagerungsverhällnissen, ist auf der Hasengrube am rechten
Gehänge
thals ein mächtiger R ü t k e n
des
Langenaubacbs-
durchörtert worden,
dessen
Gestein grofse Aehnliclikeit mit dem des vorgenannten
*)
Ann,
Auch
hier stellt
V e r h ä l t n i f s wieder
sich
das
bereits o b e n
ein, dafs die Augitkrystalle
u n d gradtlächig sind,
bemerkte
scharfkantig
während die Hornblendekrystalle
ganz geflossenes Ansehen Laben.
ein
24 Rückens hat, jedoch nicht allenthalben aus einer Zusainm e n h ä u f u n g von K ö r n e r n einer bolähnlichen W a c k e besieht. Diese K ö r n e r , bis zu der Gröfse einer Haselnufs anwachsend, sind in ihrem Innern und auf dem Striche fettgläozend, muschlich im Bruche, schmutzig olivengrün ins Schwarze übergehend, ihre Aufseniläche dagegen mit einem bläulichen A n ä u g e bedeckt. Aufser feinen S c h w e felkiesblättchen, welche den leeren R ä u m e n zwischen den K ö r n e r n einsitzen, und Spuren v o n Eisenoxyd, nimmt m a n an dem Gestein keine fremdartigen Beimengungen war, dessen Zusammenhalt sehr geringe ist, so dafs 68 beim Anschlagen und der L u f t ausgesetzt, alsbald in K ö r n e r zerfällt. Diese K ö r n e r welche, in der obengenannten Beschaffenheit, einer zusammengeprefsten v u l kanischen Asche nicht unähnlich s i n d , schliefsen sich zuweilen so dicht aneinander, dafs das CönglomeratahnIiche sich allmählig verliert und daraus eine dichte " W a r t e mit dunkleren Flecken entsteht; die Flecken werden seltener, so "wie die Dichtigkeit des Gesteins z u n i m m t , welches alsdann der erwähnten Basaltwacke von der Eduardszeche ganz ähnlich, jedoch frei von k r y stallinischen Beimengungen ist. Diese beiden Varietäten brechen ohne lokale O r d nung in dem Rücken, ja sogar von ihnen umschlossen, mitunter auch den oberen Theil des Rückens zusammensetzend, findet man eine andere gelblich graue feinkörnige Abart, welche zersetzte Theilchen von Feldspath, Hornblende und Ulagneteisen einschliefst, sich rauh a n fühlt und einem BasalttulTe gleicht. O h n e regelmäfsige Absonderung sind diese Gesteine vielfach zerklüftet, sehr gebräch und auflöslich i m W a s s e r . V o n ihnen umschlossen findet man in der Mitte des Rückens grofse Stücke eines gelblich grünen Blätterthons, welcher häil11 ge Abdrücke von Blättern, ähnlich jenen der W e i d e n
25 zeigt, während Blätter Abdrücke auf den Braunkohlenflötzen sehr selten sind. Es ist dies derselbe Thon welcher dort i m Liegenden der Kohlenflötze liegt, unter welchen man den genannten Rücken sich einsenken sieht, der eben so w i e der Hucken der Eduardszeche seine jüngere Entstehung durch die eingeschlossenen Fragmente des Braunkohlengebirges zu erkennen giebt. Die Uebergänge der den Flötzen zunächst unterliegenden Basaltgesteine in bolähnlichen Massen, gehören auf dem W e s t e r w a l d e zu den gewöhnlichen Erscheinungen und es sind dieselben auf allen dortigen Gruben warnehmbar, zumal an den rückenartigen Erhöhungen der Sohle und z w a r an der äufseren Kruste derselben auf 1 bis 3 Zoll Dicke. Zunächst der Kohle ist dieser Bol vor dem L ö t h rolir für sich leicht flüssig, giebt mit Soda eine schwarze Glasperle, hat einen starken bituminösen Geruch und eine Härte zwischen Kalkspath und Gyps. Entfernter von den Kohlen riécht er nicht bituminös und friltet nur, giebt mit Soda ebenfalls eine Glasperle, schmilzt mit Borax sehr leicht zu einer grünen Glasperle. Die schönsten H a n n o t o m - und Chabasit-Kryslalle finden sich in Höhlungen dieser Masse. Die bolähnliche Beschaffenheit deft Sohlgesteins scheint jedoch nicht einzig durch die Mähe der Kohlenflolze bedingt zu sein, denn man findet dieselbe entfernt von der Aui'seniläche, im Innern der Basaltmasse. Der Grundstollen der Zeche Gute Hoffnung bei Westerburg hat einen mächtigen Basaltrücken durchfahren, dessen Inneres auf mehrere Lachter Länge aus ausgezeichnetem, olivengrünem und hellbraunem, seifenähnlichem, grofsinusrhligem Bol besteht, welcher gleich dem dortigen Basalte eine kugelige concentrisch schalige Absonderung bat, die an den aneinander gereiheten Spbäroiden
26 so vollkommen geblättert erscheint, dafs dieselbe das Bild einer wellenförmigen Schichtung giebl. Der Kern der Sphäroiden ist mehr basaltisch, während die Schalen nach Aufsen zu bolartiger werden. Die Härte des Bols ist uDter Gyps, er zerspringt heftig im Wasser, vor dem Löthrohre frittet er für sich, mit Soda grünlieb, mit Phosphor giebt er eine grüne Perle mit Kieselekelet. Derselbe scheint nicht das Resultat einer Umwandlung des Basaltes, sondern ein bei der Entstehung modificiries Gebilde zu sein. Umwandlungen haben dagegen an den, den Braunkohlenflöizen unterliegenden Basaltgesteinen statt gefunden und von Aufsen uach Innen sich entwickelt. Dieselben besteben theils nur aus einem, lichter als das Gestein gefärbten Ueberzuge, theils auch dringen sie in das Innere der Masse tief'ein und verfliefsen allmählig in das frische Gestein. Gewöhnlich finden sie sich dort vor, wo olfene Spalten in das Innere der Felsart niedergeheo. Das Resultat dieser Umwandlungen ist eine wackenähnliche Masse, welche wir in ähnlicher Gestaltung als eine die Kohlenilötze scheidende Lage, später unter dem Nainen des M i t t e l s kennen lernen werden. Die Ursachen dieser Umwandlungen dürften wohl nicht in der Einwirkung der Atmosphärilien, sondern in grofsartigen Einflüssen, zumal in dem Verhalten der Braunkohlengruppe zu dem Basalte zu suchen sein. Die früher erwähnten vielfachen Beimengungen der basaltischen Gesteine, tragen den Gharacter von Ausscheidungen aus den Gemengtheilen der Grundmqsse während des Entstehens und Erstarrens der Gesteine, und nicht eine einzige derselben kann mit Geschieben verwechselt werden. Die Ausfüllung der Blasenräume ist durchgehends scharf geschieden von dem sie umschliefsenden Teige,
27 und nur an den mit Analzim durchwehten Basalten erkennt man ein Verfliefsen der Ausfüllung der Spalten in die Grundraasse. Dann ist noch an den mit Kalkspath ausgefüllten Nieren der Basaltwacke, ein Kalkgelbalt um die Nieren herum warnehuibar. Gröfsere Höhlungen wie die vorgenannten Drusenräume, sind in den der Flötzgruppe unterliegenden B a salten nicht selten; ihre Tiefe mifst zuweilen § Lachter, ihre W ä n d e sieht man (Grube Nassau) bekleidet init einer Kruste, dem schlackigen Erdpeche ähnlich; übrigens sind die Höhlungen theils leer, theils gefüllt mit bituminöser Holzerde, in welcher lose Stücke zelligen Schwefelkieses mit starkem Metallglanze liegen. Die gröfste der auf dem Westerwalde im Basalte aufgefundenen Höhlungen hat unlängst der Stollen der Zeche Christiane bei Westerburg angefahren ; ihre Länge schätzt man etwa 60 Lachter lang in der Richtung von Nord nach Süden fortlaufend. Nachdem wir nunmehr die characteristischeren Formen herausgehoben haben, in welchen die Basaltsohle des Flötzgebildes bisjetzt erkannt worden ist, gehen wir zur Untersuchung der jenes Gebilde am Westerwalde zusammensetzenden Massen über, damit aus der gewöhnlichen Beschaffenheit derselben, der Eiuflufs,« welchen die Reactionen der Basaltgesteine auf die Braunkohlengruppe ausgeübt haben, so wie die beziehlichen Lageruogsverbältnisse beider Formationen, um so fafslicher dargestellt werden können. Die Masse des Braunkohlengebirges des Westerwaldes sind: B r a u n k o h l e n S a n d und S a n d s t e i n , B r a u n k o h l e n T h o n und die B r a u n k o h l e selbst. S a n d u n d S a n d s t e i n . Dieses Gebilde, das minder verbreiletate von allen, kennt man auf dem hohen
28 W e s t e r w a l d s nicht, es läfst sich bis jetzt nur an dessen nordöstlichem Abhänge in dem T h a l e von Langenaubach (md bei Breitscheid nachweisen, woselbst seine Stellung in der R e i h e der Glieder der Formation, ebenfalls angedeutet wird. I n dem T h a l e von Langenaubach bedeckt das S a n d steingebilde, bei der Hasengrube, an dem linken Gehänge, einen Basaltrücken und wird von einer dünnen Braunkohlen-Thons findliches
überlagert.
Schicht
Ein in der Nähe
Versuchsschächtchen
hat
das Gebilde
be-
einer,
das Ausgehende der K o h l e n l a g e r andeutenden, bituminösen Thonschicht, unterliegend, angetroffen; und der u n tere von den in das rechte Gehänge des T h a l s aufgehaunen Stollen genannter Grube, fuhr ebenfalls die Sandlage an, w e l c h e dem Triebsande g l e i c h , Stollens sehr erschwerte.
das Auffahren
des
Dafs auch hier dieses Gebilde
sich im Liegenden der K o h l e befindet, dafür spricht der IViveau-Unterschied zwischen dem genannten
und dem
oberen Stollen, welcher sogar tiefer als die Kohlenilütze einkommt.
Die
Verbreitung
des
Braunkohlensandes
scheint auch hier sehr beschränkt zu s e y n ; ob derselbe über das sanft abgerundete Basalt Plateau nach dem R a benscheider Holze fortsetzen mag, wird die dort sichtigte
Lösung
der
dafs der Sand nicht
Braunkohlen-Niederlage über den Kohlen
daselbst abgesunkener Schacht
beab-
lehren;
lagere,
hat ein
nachgewiesen.
A u f der
Ludwigszeche bei Breitscheid ist ebenfalls i m Liegenden der Braunkohlenllötze der Sand erbohrt worden, cher auch die untere L a g e
der benachbarten
wel-
mächtigen
T h o n - Ablagerung zu bilden scheint. Diese Verhältnisse bezeichnen demnach den kohlen-Sand Um
Irrungen
als
das liegendste
vorzubeugen
sehe
Braun-
Glied der Formation. ich
mich
veranlafst
29 Stifts *) Angabe, dafs über den Braunkohlenflötzen der Zeche Gate Hoffnung bei Westerburg eine Sandschicht von mehreren Fufsen liege, dahin zu berichtigen, dafs Dach eigener Ueberzeugung an Ort und Stelle, die fragliche Schicht, von dem Bergleuten T r i e b s a n d genannt, mit dem hier in Rede stehenden Gebilde nichts gemein hat, und nur eine tuifartige Breccie ist, welche durch den Zutrit der Wasser aufgelöset, die Grubenarbeiten nicht minder behindert, wie der Triebsand, und diesem Verhalten seine Benennung -verdankt. Der Braunkohlen - Sand des Langenaubach Thaies, in einer schmalen Schicht der Basalt-Unterlage conform gelagert, besteht aus gelblich weifsem ganz fein körnigem thonigem Sande, und enthalt, aul'ser seltener durchscheinenden Quarzkörnern, keine fremdartigen Trümmer. Oer Sandstein ist nicht in abgesonderten Lagen, sondern nur in knollenförmig abgerundeten Massen in ihm verbreitet, deren Aufsenllächen die Spuren einer allmähligen Verwitterung zu Sand tragen. Diese Sandsteinstücke haben einen festen quarzigen Kern von gelblich grauer Farbe, thonigem Bindemittel, feinkörnig splitterigem zähem Gefüge. Weder fremdartige Beimengungen, aufser einzelnen gröberen Quarzkörnern, noch vegetabilische oder thierische Ueberreste, nimmt man in diesem Sandsteine war. Dem feinkörnig thonigen Braunkohlen Sandsteine vom D ä n z c h e n und von dem M a n d e l s b e r g e im Siebengebirge steht dieses Gebilde nahe, und es unterscheidet sich dasselbe von den Vorkommnissen am linken Ufer des Niederrheins und am M e i f s n e r durch ein minder quarziges Bindemittel, weshalb ihm das glänzend schmeltzartige Gefüge fehlt. *) Geognostischc Beschreibung des Herzogtums Nassau S. 516.
30 Der Braunkohlen - Sand TOB Bremscheid scheint aus der Verwitterung eines ähnlichen Sandsteins entstanden zu sein, derselbe enthält häufige scharfkantige Körner von durchscheinendem Quarze; andere Gesteinstrümmer erkennot man nicht in ihm. Ob das, bei den ohnweit Derschen früher geschehenen Versucharbeiten auf Braunkohlen, in der Sohle der Kohlenfiihrendem Thonschicht angebohrte sandsteinarlige Gebirge, hierher, oder zu den jüngeren Gliedern der Grauwackengruppe gehören, ist jetzt schwer zu ermitteln. Eine Verwechselung beider Gebirgsarten, da wo ihre Lagerungsverhältnisse nicht erkennbar sind, kann um so eher statt finden, als die Glieder der Grauwackengruppe in der Nähe der Basalte init unter Modifikationen erlitten haben, welche dieselben manchem Braunkohlensandsteine sehr ähnlich machen. Als belehrend in dieser Beziehung können der Laugenbrücker Höhenzug, das Thal der schwarzen Nister bis Marienberg hinauf, und das Thal der hintern Nister bis oberhalb Nisterberg, angeführet werden. D e r B r a u n k o h l e n t h o n ist das ausgedehnteste und mächtigste Glied der Westerwalder-Braunkohlengruppe und als Repräsentant dieses Gebildes anzusehen. Derselbe fehlt nie wo ein Glied der Formation vorhanden ist, und in deren gröfsten Verbreitung ist er allein aufzufinden, oder wird von Trümmern der übrigen Glieder stellenweise begleitet, so dafs die Begränzung der Thonablagerung auch die der Formation bezeichnet» Abgetheilt in verschiedene Lagen, wechselt der Thon mit den Braunkohlenflötzen, deren Gesammtheit wieder eine Thonlage zur Sohle und eine andere zur Decke hat. Bei der sehr beschränkten Ausdehnung des ßraukohleuSandsteins, werden demnach durcbgehends die Endpunkte der Flötzreihe durch B r a u n k o h l e n t h o n bezeichnet.
31 Die Zahl der einzelnen Thonflötze ist verschieden nach den Lokalitäten, weil an manchen Orten das Braunkohlen gebirge nicht in seiner ganzen Reihenfolge vorhanden ist, auch die unteren Thonlagen stellenweise aus mehreren Bänken bestehen. Die Mächtigkeit einzelner Flötze, nur wenige Zoll betragend, wächst an andern bis zu 5 Lachter und drüber an, und die den Kohlen unterliegende Thonschicht, welche auf dem hohen Westerwalde die dünnste ist, findet man in ihrer größten Stärke von mehreren Lachtern am Fufs, an den Abhängen und in den Niederungen des Gebirges, woselbst überhaupt die Thonablagerung am großartigsten erscheint. Dies Verhalten wiederholet sich im Kleinen, indem, wie später näher erörtert wird, über den unbedeutenderen Erhebungen der Basaltsohle die Thonlagen am dünnsten, in den Mulden aui stärksten angetroffen werden, und es fuhrt diese Erscheinung zu der Erklärung, dafs bei dem Aufsteigen des ganzen Gebirgsknotens und seiner einzelnen Theile, die damals vorhandene untere Thonlage in die Vertiefungen sich iniedergeseokt habe. Die Beschaffenheit des Thones ist verschieden in den einzelnen Lagen und nach den Lokalitäten. Der reinste und formbarste findet sich an den Abhängen des Westerwaldes und gehört den untern Lagen der Flötzreihe a n ; er wird als Walkererde, Töpfer-« und PfeifenThon benutzt, und ist frei von vegetabilischen Einmen* gungen, welche dem den Kohlen zunächst und zwischen denselben gelegenen Thone nie fehlen und ihn zu jenen Zwecken minder brauchbar machen, Eisenkiesnieren finden sich selten, Eisensleinlager gar nicht in dem Braunkohlenthone des Westerwaldes vor. In dem Centrum der Basaltregion, dort wo die großartigste Entwickelung der Massen statt gefunden hat,
32 in dem Gebirgskessel des hohen Westerwaldes, bestehen, TOB dem sogenannten Schräme bis zur Hälfte der Elötzreihe aufwärts, die Thonschichten durcbgehends aus einem Wackenähnlichen Gebilde, gleichsam als ob umgeänderte oder unvollkommen ausgebildete basaltische Massen sich über die Braunkohlenflötze ergossen hätten. Diese zeigt sich hier in den mannigfaltigsten Formen und ihre Bestandteile sind rein basaltisch ohne Beimengungen fremder Gebirgsarten, oder metallischer Substanzen. B&tterabdrücke sind die einzigen gut erhaltenen •vegetabilischen Reste, welche der Braunkohlenthon einschliefst j von animalischen Ueberresten ist bis jetzt keine Spur aufgefunden worden. D i e K o h l e n f l ö t z e , an Zahl und in der Mächtigkeit nach den Lokalitäten verschieden, finden sich in ihrer vollkommensten E n t w i c k l u n g innerhalb des Gebirgskessels des hohen - Westerwaldes; dort sind dieselben mächtiger, compacter, bituminöser und zahlreicher, als an den Abhängen des Gebirges, woselbst gewöhnlich die drei obern derselben fehlen. Gegenstand der Gewinnung sind überhaupt 4 bis 5 Flötze, oder, nach der dortigen Eintheilung, welche die drei unteren, dann die 2 ihnen zunächst folgenden zusammenfasset, nur zwei Flötze. Die drei oberen Flötze so wie das unterste Flötz sind die schwächsten und durchgängig unbauwürdigsten. Die Mächtigkeit eines der übrigen übersteigt selten 7 Fufs. D i e K o h l e n f l ö t z e bestehen zum gröfsten Theil aus bituminösem Holz, von welchem nur ein kleiner Theil in eigentliche Braunkohle umgewandelt i s t ; die 3 obern Flötzchen dagegen führen unreine Braunkohle, die gewöhnlich erdig, schwefelkieshaltig ist, während dies Mineral in den untern Kohlenbänken selten vorgefunden wird.
33 Die Hauptilötze bilden eine dicht zusammengepreßte Masse, von schwarzbrauner Farbe, ausgezeichnet blättriger Holztextur, in welcher Gräser und Rohrarten selten, eben so wenig grofse, ihrer Form nach gut erhaltene Baumstämme erkennbar s i n d , dagegen dünnere Hölzer und Aeste häufiger und gauz platt gedrückt, sehr selten in ihrer ursprünglichen runden F o r m gefunden w e r d e n . Die Holztextur der Flotze beginnt gleich mit der untern K o h l e n b a n k und eine den Huinus darstellende Schicht ist nicht vorhanden. Dieser Umstand, so wie das sehr seltene V o r k o m m e n von Blättern, Saainen, "Wurzelfasern, Früchten beweiset, dals das Material zu den K o h l e n b ä n ken herbeigeflöst worden sey. Aufrecht stehende B a u m stämme finden sich n i c h t , eben so wenig Merkmale welche die Richtung in der das Zusammenflössen oder ein etwaiges Umstürzen von W a l d u n g e n statt gefunden habe. Die Fasertextur corespondirt der Ablösung in Blättern oder Bänken, und diese wieder der Oberfläche der Basallsohle, deren Biegungen die Flötze folgen, i n sofern nicht besondere Störungen ein anderes Verhalten bedingen. Ein Uebergang der Thonlagen in die K o h l e n b ä n k e findet nur in sofern statt, als letztere mitunter an e i n zelnen Tunkten stark mit T h o n , oder erstere mit Bitumen imprägniret s i n d ; übrigens finden sich beide G e birgsglieder deutlich von einander abgesondert. Auf dem hohen W e s t e r w a l d e beobachtet man f einige Abweichungen in der Mächtigkeit einzelner Glieder a u s genommen , ein constaotes Lagerungs Verhalten der Braunkohlengruppe. Gröfsere Abnormitäten dagegen, bedingt durch die Beschaffenheit des Terrains und durch die Einwirkungen des Basalles, findet man an den A b hängen dieses Gebirges. E s läfst sich jedoch, o h n e die Abwechselungen der einzelnen Schichten auf den verKarsten Archiv VIII. Ii. 1. FI.
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34 schiedenen Graben aufzuzählen, ein Hauptbild über die Reibenfolge der Ablagerung im Allgemeinen entwerfen, und bei diesem Anhalten die Beschaffenheit der einzel* oen Glieder so wie ihre wesentliche Verschiedenheit von einander, an der ihnen durch die Lagerungs Verhältnisse angewiesenen Stelle erörtern. Bei dieser Darstellung der besonderen Lagerungs Verhältnisse der Braunkohlengruppe wird in der Reihenfolge von unten nach oben nunmehr ein jedes Glied, insofern dasselbe durch constantes Durchgreifen durch die ganee Gruppe sich als selbstständiges bewährt, für sich aufgeführet, und nicht der bergmännischen Abtheilung der Flötze gefolgt werden, welche in bergbaulieber Beziehung, vielleicht auch auf Grund der über das D a sein der Kohlen zuerst erlangten Aufschlüsse, mehrere durch Thonschichten gesonderte Kohlenlager zu einem Flötze zählt, daher nur zwei Flötze als Gegenstand der Gewinnung, und drei über denselben nicht bebaute, überhaupt also nur fünf Flötze nachweiset, während aus dem eben angeführten Grunde die Zahl der Kohlenflötze 8 beträgt, deren Reihenfolge in der Abwechselung mit den Thonlagen die nachstehende ist. Zunächst über dem Braunkohlensandstein, oder wo dieser nicht vorhanden ist, über der Basaltsohle liegt: 1. B ra u n k o h l e n t h o n ; an den Abhängen des Westerwaldes am mächtigsten und bei Breitscheid an Uebergangskalk abstofsend und über 9 Lachter tief erbohrt,. ohne dafs der Thon ganz durchsunken worden aey, weshalb über die Beschaffenheit des Liegenden daselbst noch Zweifel obwalten. Alinder mächtig ist diese Thonlage im Thale von Langenaubach und am Rabenscheider Holze; in dem Gebirgskessel des hohen W e sterwaldes ist sie nur 1 bis 6 Zoll stark. Ueber dem Basaltrücken findet man die Thonlage zuweilen ganz
35 verdrückt, dagegen in der Tiefe der Mulden um so mächtiger. Die Farbe des Thons durchläuft die Abstufungen Tom Grauen, Gelben und Röthiichbraunen; zuweilen ist er bunt gefleckt und wird durch Aufnahme von Bitumen zunächst über den Kohlen braun. Das Gefüge feinerdig, ipassig, auch in dünnen Lagen sich abblätternd, nehr oder weniger sich fett anfühlend, wird mitunter porpbyrähnlich und man erkennt alsdann in der Zusammensetzung der Thonlage die Trümmer umgewandelter Basalte oder Basal twacken, von welchen später noch die Rede sein wird. Dieser Thonlage ruhet: 2. D a s u n t e r e K o h l e n f l o t z auf, welches 1 bis 5 Fufs mächtig, aus zusammengepreßtem bituminösem Holz und verworren durcheinander liegenden Fragmenten von Baumstämmen, Aesten, wenigen Schilf- und Grasarten besteht, auch Saamen und Fruchtkerne einschliefst. Der Bitumen - Gehalt dieses Flötzes ist geringer, wie jener der über demselben gelegenen Kohlenbänke. Störungen welche diese Koblenbank durch die unterliegenden Basaltmassen erlitten hat, so wie Beimengungen von Thon, von der liegenden Thonschicht herrührend, sind Ursache, weshalb diese Kohle gewöhnlich nicht ganz gewonnen wird. 3. D i e F e l s m u t t e r , eine 3 bis 6 Zoll starke Thonlage, greift, ihrer geringen Mächtigkeit ohnerachtet, einige Unterbrechungen abgerechnet, constant durch die Braunkoblengruppe durch, besteht aus gewöhnlichem Braunkohlen Thon, welcher häufige Brocken bituminösen Holzes, sehr selten Saamenkörner einschliefst. 4. E i n e K o h l e n b a n k ; der untere bauwürdige Theil des tieferen Flötzes, oach der bergmännischen Abtheilung; ist 2 bis 6 Fufs mächtig, compact zusammen gepulst, spaltet sich in Blätter, ist reich an Bitumen und ein vorzügliches Brennmaterial. In dem uo3 •
36 teren Tlieile desselben Gilden sich nicht selten — zumal ia der Nähe der Rücken — in einander geschobene Massen bituminösen Holzes, der Länge nach in sich gestauchte Baumstämme, die deutlichsten Spuren einer ungewöhnlichen Krafläufserung, vor. Diese Stämme sind zuweilen mit Hornsteinquarz innig durchdrungen und in Holzstein umgewandelt, welcher dein Stahle Funken entlockt. Blauer Calcedon bricht dem Holzstein ein, welcher auch an der Luft einen bläulich grauen Anflug erhält, und dessen allmähliger Uebergang in bituminöses Holz deutlich warzunehmen ist. Die meisten Saamen finden sich in dieser Kohlenbank, so wie auch Körner von honigelbem und hochrothem Bernstein, den Fragmenten zusammengepreßter Baumstämme gewöhnlich dort einsitzend, w o Aeste vom Stamme ablaufen. Erdiger Bernstein liegt in dünnen Lagen zwischen den Blättern des bituminösen Holzes. Auf ähnliche Weise findet man mineralisirte Holzkohle; dünnfaserig, graulich schwarz, mit Seidenglanz in der Kohlenbank verbreitet, und die W ä u d e der die Kohle durchziehenden Klüfte bekleidet mit Gypskrystallen und der Naphthaline *). 5. D e r S c h r ä m ; also genannt weil in dieser von 2 Zoll bis zu 1§ Fufs anwachsenden Thonschicht das Verschrämen der überliegenden Kohlbank Qtatt findet. Dieselbe ist gewöhnlich wackeoarliger Natur, führt eine Menge weifser Funkte, wahrscheinlich aufgelösten Feldspath; mit Fasern von Vegetabilien und Bruchstücken bituminösen Holzes ist sie stark gemengt. 6. A u f d e n S c h r ä m folgt e i n K o h l e n l a g e r ; der obere Tbeil des sogenannten untern Flötzes — ein *) Journal fi'ir Chemie und Physik von Schweigger Band Ilf. Heft 4. S. 459. ff.
37 Hauptgegenstand der Gewinnung. In der compacten Masse ist die Gestalt der Stämme und Aeste verloren gegangen, nud wenn von letzteren sich welche vorfinden, sind sie platt gedrückt. Dieses Plötz hat einen noch hohem Grad der Umwandlung wie das vorgenannte erreicht, läfst sich der Quere nach brechen, ohne zu fasern; auf dem Schnitte ist dasselbe glänzend, das blättrige Gefüge weniger kennbar als das poröse des Holzes. Stellenweise scheint sogar die geringe Spur des Holzartigen mit der Absonderung in Blätter zu schwinden, die Farbe wird dunkler, der Bruch flach -und grofsmuschlig, auf dem Striche fettglänzend, die Absonderung im Grofsen rhomboedrisch und es entsteht die gemeine Braunkohle. Der so sehr utegewandelten Flötzmasse brechen dünne Lagen wenig veränderten, in Platten sich spaltenden bituminösen Holzes von hellbrauner Farbe ein, zwischen welchen mineralisirte Holzkohle, seltener erdiger Bernstein liegt. 7. D a s s o g e n a n n t e M i t t e l (zwischen den beiden Hauptflötzen) ist die mächtigste der von den K o h lenflötzen eingeschlossenen Thonlagen, auf der Grube Louisiana 3 Lachter, auf Oranien 2 Lacht, stark, nimmt es auf den übrigen Zechen bis zu 2 Fufs ab. Schon die Beschaffenheit des sogenannten Schrams läfst vermuthen, dafs den Basalten verwandte Gebilde das Material zu dieser Thonlage geliefert haben. Die Zusammensetzung des Mittels an den meisten Punkten ddfc des hohen Westerwaldes führt zu der Ansicht, dafs dieselben eigentümliche Basaltwacken und Basalttuffe seien, welche die Mitte zwischen den oben angeführten Basaltgesteinen und den später noch zu erwähnenden Conglomerateo halten, und denen Trümmer anderer Gebirgsformationen durchaus fremd sind. Das Mittel ist dasjenige Glied der Flötzgruppe, welches dieselbe näher
38 an die Basaltformation anknüpft und das Ineinandergreifen der beiden sonst so verschiedenartigen Formationen am bestimmtesten andeutet. Die grofse Verwandtschaft, ich mögte sagen Identität des Mittels mit umgewandelten Basalten, beweisen die Vorkommnisse auf der Zeche Nassau unter andern. Hier sind Stücke, aus dem Mittel entnommen, von dem den Flötzen zunächst unterliegenden umgewandelten Basalte durchaus nicht zu unterscheiden, insofern nicht die den ersteren häufig beigemengten Bruchstücke bituminösen Holzes, dessen H e r kommen errathen lassen. Das Mittel in dieser Beschaffenheit, besieht aus e i ner theils dichten, theils feinkörnigen , theils kleinporigen Masse von grünlichgrauer ins hellgraue und gelbliche übergehenden Farbe, mehr oder weniger rauh anzufühlen, von geringer H ä r t e ; im dichtem Zustande mit klein und grofsmuschligem, sonst mit körnigem unebenem Bruche. Dieser Teig schliefst eine Menge lichter als die Grundmasse gefärbter Punkte von derselben Härte, sehr selten Krystallformen andeutend und wahrscheinlich von Feldspath herrührend, ein. Mitunter erkennt man aufser diesen Fleken noch dunkelgrüne und dunkelgraue, von welchen erstere Augit, letztere Horrblendetheilchen verrathen. In der vorerwähnten, mehr körnigen kleinporigen Varietät der Masse, sind dagegen (Grube Oranien) die Gemengtheile besser erhalten und man unterscheidet deutlich Feldspath, welcher kleinporig dem Bimstein nicht unähnlich, in der Masse vorherrscht, dann frisch« Körner von Magneteisen und Augit. Abweichend von der eben erwähnten Beschaffenheit, sieht man auf den Zechen Seegen Gottes und N a s sau an einzelnen Stellen das Mittel gleichlaufend mit der Lagerfläche gestreift, in perlgrauen lichter und dunkler gefärbten geradlinigen und kleinwellenförmigen L a -
39 gen, welche bei dem Zerschlagen der Stücke sich ohne glatte Fläche absondern, von denen die dunkleren ein fast dichtes, die lichteren ein körniges Gefüge haben. Die Masse ist alsdann fester wie gewöhnlich, rauh und sandig anzufühlen, scheint einer höhern Temparatur ausgesetzt gewesen und halb gebrannt zu sein; auch glaubt man in einzelnen Streifen feinkörnige zusammen geprefste vulkanische Asche zu erkennen. Fragmente von bitnminösem Holze finden sich häufig in dem Mittel, welchen auf der Wilhelmszeche bei Bach, Blätterabdrücke einbrachen, die einem Acer anzugehören scheinen. An den Abhängen des Westerwaldes ist das Mittel von mehr thoniger als wackenähnlicher Beschaffenheit und durchgehend» aus gewöhnlichem Braunkohlenthon zusammengesetzt. Auf dem Nittel ruhet: 8. E i n e K o h l e n b a n k , der untere Theil des sogenannten oberen Flötzes, 1 — 5 Fufs mächtig von ähnlicher Beschaffenheit wie die unter 6. angeführte Kohle, ganz ans bituminösem Holze zusammengesetzt, welches, da es weniger Bitumen hält, von geringerer Qualität als jene ist. 9. E i n e L a g e g e w ö h n l i c h e n 1 bis 2 Fufs mächtigen grauen b i t u m i n ö s e n T h o n s liegt zwischen der vorigen Kohlenbank und einer andern, welche man 10. D a s S t r e b e f l ö t z nennt, weil sie bei der Gewinnung mitunter als Anbau Kohle, stehen gelassen wird. Dieselbe ist 1 bis 2 Eufs mächtig, von geringerer Güte,'weniger compact wie die zuletzt genannten Lager, stellenweise mit Thon gemengt. Blälterabdrücke dem Ligustrum vulgare ähnlich, auch Moose will man in dieser Kohlenbank gerunden haben. Ihr folgt: 11. Gewöhnlicher Braunkohlenthooj der in Lagen von 1 bis 3 Fufs Stärke mit 3 schmalen unbrauchbaren Kohlenflölzchen dort abwechselt, wo sich das Braun-
40 kohlengebirge in seiner gröfsten Reihenfolge erhalten hat. An den Abhängen des hohen W e s t e r w a l d e s f e h len diese Kohlenflötze theilweise oder gänzlich. Dieselben bestehen häufig aus bituminöser sandiger hellbrauner Holzerde und sind am Ausgehenden in schmalen Streifen braunen L e t t e n s e r k e n n b a r . D e n Schlufs des Braunkohlengebirges nacli oben bildet Braunkoblenthon; nach den Lokalitäten in einer oder in mehreren Lagen, und an den Gränzen der Braunkohlengruppe am mächtigsten vorhanden. . Dieser T h o n perlgrau, auch rüthlich und bunt gefleckt, fettig a n z u fühlen, geht mitunter in W a l k e r e r d e ü b e r ; ihm sind häufig K ö r n e r von Basaltgesteinen beigemengt, die dem, den Braunkohlen unterliegenden T h o n e fehlen. Die eben aufgezählte Reihenfolge der Schichten greift, w i e schon f r ü h e r gesagt i s t , einzelne Unterbrechungen in den obern Lagen abgerechnet, constant durch die ganze Braunkohlengruppe des W e s t e r w a l d e s urch. Anders verhält es sich mit den dieselbe b e d e k kenden Gebirgsarten. Diese sind, nach den Lokalitäten und dem Grade der Veränderung welche sie erlitten h a b e n , vielfach modifizirt und gehören den Basalttuflen und Basalt Congloineraten an. Die Conglomerate von welchen w i r die B r a u n k o h lengruppe bedeckt sehen, sind T r ü m m e r und Ueberreste veränderter Basaltgesteine, deren aufgelöfste zerriebene Tlieile zugleich die, jene verkittende, Masse abgeben. Demnach herrscht grofse Uebereinsthnmung in der Z u sammensetzung der Conglomerate, und nur in dem Grade der Veränderung weifchen die Gesteine erlitten haben, und in der Natur der letztern, beruhen die Abstufungen, die wir unter den Gonglomeraten w a r n e h m e n . Diese dagegen sind so mannigfach modifiziret, und durchlaufen
41 eine so grofse Reihe von Uebergängea in dem Grade des Zusauimenhaltens, der Härle, der Färbung etc., dafs dia Beschreibung aller Einzelnheiten eine ermüdende, die Characteristik des Gebildes nicht eben befördernde, Arbeit sein w ü r d e , weshalb hier nur die ausgezeichneteren Formen, in welchen die Conglomerate über der Braunkohlengruppe gefunden w e r d e n , anzugeben v e r sucht wird. Nachdem man zunächst unter Tage eine mächtige Lage von Basaltblöcken, umgeben von Daramerde, oder einem rostbrannen , auch röthlich und gelblich gefärbten, von der Umwandlung basaltischer Gesteine h e r r ü h renden Sand durchsunken hat, folgen die Conglomerate, von welchen die feinkörnigen Abänderungen dort, w o mehrere dieser Gebilde auf einander ruhen, gewöhnlich die obere Lage einnehmen. Die feinkörnigen Conglomerate stellen sich als tuffartiges Gestein dar, zusammengesetzt aus den T r ü m mern eines in wackenähnliche Masse umgewandelten Basaltes und wieder verkittet durch dasselbe Gestein i n einem höhern Grade der Umwandlung, in der A r t , dafs dabei die gewöhnlichen Gemengthçile des Basaltes v e r schwunden sind. Die Mächtigkeit dieses Gebildes ist nach den Lokalitäten sehr verschieden ; auf der Zeche Nassau betrug sie l j Lachter, auf Oranien scheint dies Conglomérat zu fehlen. An andern Orten ist das feinkörnige Conglomérat anders beschaffen, indem bei ähnlichein, jedoch festerem Bindemittel, die meisten Körner noch die gewöhnliche Frische und Härte des Basdites haben und in der d u n kelgelb gefärbten bindenden Masse sich Hornblende, Feldspath, A u g i t , selten Glimmertheilchen vorfinden. Gewöhnlich sind diese Conglomerate horizontal in Bänke abgesondert und zumal die letztgenannte Varietät blättert
42 sich in dünne Lagen, der Absonderung eonform. Von dieser Beschaffenheit kennt man auf den Gruben bei Westerburg das Conglomérat 11 bis 30 Fuis stark. Gröfsere Mannigfaltigkeit in dem Aeufseren der Gemengtheile besteht bei den grobkörnigen Conglomeraten. Bruchstücke von Basnilgesteinen in den verschiedensten Gröfsen und Graden der Umwandlung,i mitunter frisch erhalten, theils scharfkantig, theils abgerundet, auch Sphäroiden. Die festeren Kerne verwitterter Blöcke werden durch ein sparsames Thon und Wackenähnliches Cernent, entstanden aus der Auflösung der eingeschlossenen Trümmer, zusammen gehalten. In den Bruchstücken erkennt man die Gemengtheila des Basaltes, theils in ihrer gewöhnlichen Gestalt, theils an der durch die Veränderung ihnen gewordenen Färbung. Weder ausgezeichnete Basaltschlacken noch sonstige Verglasungen finden sich unter den Trümmern, vielmehr scheinen diese alle mit den benachbarten geschlossenen Basalten ähnlichen Gebilden anzugehören. Ihre Färbung durchläuft alle Nuancen des Braunen, Grauen und Gelben; sie ist so wie die Härte durch den Grad der erlittenen Umänderung modifizirt. Das Bindemittel giebt bald einen sehr lockern Verband ab, bald hat es eine den umgeänderten Basaltfragmentan gleichkommende Festigkeit (Grofsseifen) und verfliegt gleichsam in jene. Ueberhaupt durchgeht es, gleich wie die gebundenen Bruchstücke, die verschiedensten Abstufungen der Auflösung, Härte und sonstigen äufseren Kennzeichen. Als außergewöhnliche Beimengungen desselben sind anzuführen Chabasit, Arragon, Kalkspath und Speckstein, welche in Höhlungen zwischen den Bruchstücken krystallisirt sich vorfinden und zuweilen auch in das Bindemittel sich verfliegten.
43 Gümmer, Augit, Hornblende und Magneteisen erkennt man fast allenthalben im Bindemittel, seltener sind Körner und größere Nester von Olivin. Dagegen sieht man Kryslalle von Hornblende und Augit, ohnweit Gaden , in solcher Menge und ungewöhnlicher Gröfse in dem Bindemittel angehäuft, dafs dieselben einen grofsea Theil der verkitteten Masse ausmachen. Wenige der Krystalle sind gut erhalten, die meisten Bruchslücke, und scheinen von der Zerstörung des ähnliche Krystalle führenden benachbarten, oben schon erwähnten Basaltgesteins herzurühren. Die Mächtigkeit dieses Conglomérales ist bedeutend, beträgt 8 bis 12 Lachter und ist mit mehreren Schächten durchsunken worden. Obgleich bei den grobkörnigen Gonglomeraten die gröfste Verschiedenheit in dein Volumen der Bruchstücke besteht, so läfst sich doch an denselben keine lokale Ordnung nach der Gröfse der Stücke, nach Absonderung in einzelne Lager warnehmen. • Als Fragmente fremdartiger in der nächsten Umge» bung nicht vorkommender Felsarten, findet man Bruchstücke von Grauwackenscbiefer in dem Conglomérate von Caden, welche, ähnlich dem mächtige Brauneisensteingänge begleitenden Thonschiefer, zartblättrig, gelblichweifs, dem Folirschiefer ähnlich sehn. Auch Fragmente von Fflanzenstengeln umschliefst das Conglomerat; diese sind theils in Holzopal, theils in Pechkohle, theils in eine erdige Substanz umgewandelt. Die Entstehung der Conglomérate, welche wir, als den Basalten ihr Dasein verdankend, kennen lernten, gehört unbezweifelt einer spätem Zeit als die Bildung der Kohlenflötze an, denn diese sind immer jenen untergelagert und an keinem Funkte hat man das entgegengesetzte Verhalten beobachtet. Die Conglomérate scheinen früher eine zusammenhängende Decke über der
44 Brannkohlengruppe abgegeben zu haben, denn allerwärts finden sich Spuren ihrer frühem gröisern Ausdehnung. Die successive Forlbildung in den Basaltmassen des Westerwaldes und die durch dieselben veranlagten Veränderungen des Niveau der Oberfläche, mögen nicht minder störend auf den Zusammenhang der Conglotneratdecke wie auf den der Braunkohlen Niederlagen eingewirkt haben, und jenes, aulserdein durch seinen geringen Zusammenhalt der Abschwemmung ausgesetzte Gebilde,- kpnnte auf solche Weise einer vielfachen Zerstücklung nicht entgehen. Data Erhebungen der Basaltmassen nach dem Bestehen der Conglomérate noch statt gefunden haben, beweisen die an der Nordseite von Rennerod im Conglomérate aufsetzenden Basaltgänge» auch die zahlreichen, durch das Conglomerat zu Tage ausgehenden Kuppen und Basaltrücken. Ueber die Entstehungsweise der Conglomérate fehlen am "Westerwalde hinreichende Aufschlüsse; dafs jene jedoch einem höhern Grade der Temperator ausgesetzt gewesen, beweisen die in denselben sich vorfindenden V e r k e i l u n g e n ; auch deuten die gänzlichen Umwandlungen der verkitteten Fragmente auf einen solchen Z u stand hin, und zu einer mit der an andern Orten näher nachweisbaren analogen Entstehungsweise, mag sich in der Folge eine gröfsere Reihe von Merkmalen auffinden lassen. Nachdem wir nunmehr die allgemeinen Lagerungsverhältnisse und die Beschaffenheit der Glieder der Braunkohlengruppe, so wie die in näherer Beziehung zu denselben stehenden Basaltgesteine kennen gelernt h a ben, sei es gestattet, den wechselseitigen Einflute, welchen beide Formationen auf einander ausgeübt haben, näher ins Auge zu fassen. Dieses Verhalten erkennt
45 man äm deutlichsten in den Gebirgsstörungen, von w e l chen die bemerkenswertheren
Erscheinungen hier her-
ausgehoben werden sollen. G e b i r g s s t ör u n gen.
Die Erhebungen
der B a -
saltunterlage sind gewöhnlich sanft abgerundet
wellen-
förmig, zuweilen sieht man sie auch mit steilen den aus der Sohle
hervortreten, durch
durchbrechen und theils
in
Kämmen
die
Wän-
Flötzreihe
uud Rücken zu
Tage ausgehen, theils von den Conglomeratmassen
be-
deckt. In diesem Falle ist es nicht selten zu "beobachten — unter andern auf der Zeche Alexandria — w i e der B a salt, nachdem er die Flölze durchbrochen, sich
umge-
stürzt und über dieselben weg gelagert hat.
Ein ähn-
liches Verhalten mag an den
gefunden
Punkten statt
haben, w o man bei dem Abteufen der Schächte den Flotzen
geschlossene
Massen
Basalt
über
durchsunken
hat. E s darf nicht befremden, wie dieser Fälle so manche auf dem Westerwalde
vorgekommen
sind, wenn man
berücksichtigt, dals solche Schächte gewöhnlich an ternöthigen Funkten abgeteuft werden, wo
wet-
Basaltrücken
störend auf die regelmäßige Bauführung und den W e t terwechsel eingewirkt haben. scheinbaren
Auflagerungen
E s ist daher irrig, solche der
Basaltgesteine auf die
Flötzparthie, als Norm für deren beziehliches Verhalten annehmen zu wollen, denn nur die bergbaulichen hältnisse führen
zum
Auffinden
dieser
Ver-
Abnormitäten,
über welche man längst schon hinreichenden Aufschlufs würde erlangt haben,
wenn nicht die Kohlen in der
Nähe der Rücken anfingen nnbauwürdig zu werden und man nicht alsdann den Bau aufhören liefse.
Dafs das
Auflagern des Basaltes auf die Flölze nur ausnahmsweise statt linde, beweisen
die vielen
Schachtabteufen,
in welchen kein geschlossener Basalt angetroffen wurde;
46 solcher Abteufen hat der Bergbau bei Bach und W e s t e r burg allein 9 aufzuweisen. Die Basaltrücken dringen aber auch häufig nur in die Flötzglieder ein, ohne deren ganze Reibe zu durchbrechen, und hakenförmige Verästelungen der Rücken sieht man fast horizootal zwischen, und in die einzelnen Lager hineingeschoben. Den sichersten Aufschlug über das Entstehen der Rücken und Kuppen geben die Erscheinungen, welche man in ihrer Nähe an den Flötzen beobachtet. An den Seitenwänden der durch die Flötzgruppe durchgreifenden Rücken sieht man gewöhnlich die einzelnen Lager von unten nach oben gebogen. Durchbricht aber der R ü k ken nicht die Flötze und gehen diese über jenen hinweg — bei den steilern Rücken ist dies zumal der Fall — so nimmt die Mächtigkeit der einzelnen Flötze ab, so w i e der Rücken steigt, und über demselben sind dia Flötze ain schwächsten, mitunter geborsten und gespalten, mit nach oben zunehmender Spaltenweite. Um den Rücken herum erscheinen dagegen die Flötze mächtiger wie gewöhnlich, gleichsam als ob die weiche Flötzmasse sich an der Fläche des Rückens niedergezogen und z u sammengesackt habe. Das Profil Taf. II. entnommen in dem Grundstollen der Zeche Alexandria, macht auf kurze Erstreckung diese Verhältuisse anschaulich. E s geht aus diesen und den unten noch anzugebenden Erscheinungen hervor, dafs die Erhebungen der Basaltunterlage später erst erfolgten, nachdem die Ablagerung der Flötze bereits statt gefunden hatte, und dafs die dabei thätig gewesenen Kräfte YOD unten nach oben gewirkt und die Zerstückelung der Braunkohlengruppe veranlagst haben. Die Gröfse der Kraftäufserung und die Weise, in welcher sie thätig gewesen, auch die da-
47 malige Beschaffenheit der ihrer Wirkung ausgesetzten Massen, ist aus andern Erscheinungen entnehmbar. In der Nähe der Rücken verlieren die Kuhlenflötze ihren Bitutnengehalt, geben weniger Flitze, ihre Qualität nimmt daher ab, eine grofse Anhäufung von, dem A n scheine nach weniger verändertem, lichter gefärbtem bituminösem Holz, in graben Schalen und Platten mit ausgezeichneter Holztextur, findet statt, so dafs der Bergmann aus dieser Erscheinung, welche wahrscheinlich die alleinige Folge der Entweichung des Bitumens zu sein scheint, die Nähe eines Rückens erkennt. Ineinander gestauchte, bis zu den kleinsten Theilen verworrene Baumstämme und Massen bituminösen Holzes, von dem Bergmann W i r s c h e l genannt, sind die gewöhnlichen Begleiter der Rücken; aus allen diesen Massen ist das Bitumen zum Theil entwichen und es stellt sich als solches in einem weniger veränderten Zustande und heller wie gewöhnlich gefärbt dar. /In einigen der die sanftem Erhebungen umgebenden Flötze (Grube Seegen Gottes) sieht man die ohnedies schon geprefste Masse der Kohlenbank noch fester zusammengedrückt, compact, und jede Holzform und F a sertextar nach der Unterlage hin, auf mehrere Fufs Dicke, überhaupt die den vegetabilischen Ursprung andeutenden Merkmale, verschwunden. Das bituminöse Holz ist in eine compacte, sehr spröde, dichte Braunkohle mit ausgezeichnet grofsmuscheiigein Bruche, ohne Andeutung schieferiger Textur umgewandelt. Dieselbe ist geborsten, wobei Eisenoxyd die KluMächen bekleidet. Die Mass« hat eine haarbraune Farbe, ist auf dem Bruch« matt, und schwach glänzend auf dem Striche, entwickelt im Feu«r kein Bitumen und giebt ein« grau braun« Schlack«, welche mit Soda «in Email giebt und in Phosphorsais löslich ist«
48 E i n e aasgezeichnetere Umwandlung des bituminösen Holzes haben die Dammstrecken auf Nassau
angefahren.
Ueber den wellenförmigen Unebenheiten der Basaltsohle zeigte das ibr zunächst liegende Flötz keine Spur ungewöhnlicher Pressung,
noch, drang der Basalt in jenes
e i n ; dagegen h a t t e , zumal an den Stellen, wo ollene Spalten in die Sohle niedergingen, 2 bis 4 Zoll Dicke
eine
das Kohlenflötz
Verkohlung
erlitten.
auf
Seine
Blätter waren aufgeblähet und durch ein klein zelliges Gewebe voneinander gesondert; übrigens fand sich kleinmuschiiger
Bruch
und
stellenweise
Metallglanz,
und
eine von verkohltem bituminösem Holze nicht zu unterscheidendes Gefiige ein. Nach oben hin nahmen der Glanz und das Aufgeblähetseyn ab,
das Gefiige ward
dichter,
mit schwachem Fettglanze und 1 Fufs über dem Basalte verschwand jede Spur der Umwandelung. Die nunmehr verlassene Zeche Concordia
hat
eine
Viele Basallrücken
wa-
ren in dem Grubenfelde vorhanden, von welchen
der
ähnliche Erscheinung geliefert.
erste, mit dem Stollen aus Nord in Süd angefahren, das Grauwackengebirge
durchbrach,
an dessen
gebleichter
Farbe^und aufgelöfster Beschaffenheit inan den Einilufs des Basaltes erkannte.
Das Flötz, welches gewöhnlich
etwa 5 Fufs mächtig war, verschmälerte sich über dem Basaltrücken bis zu \\ Fufs Stärke und der dem Basalte zunächst gelegene Flötztheil war auf einer Stelle in dieser Grube über dem Rücken auf 1 Fufs Höhe verkoakt, so dafs diese K o h l e an die Schmiede der Umgegend zu hohem Preise verkauft wurde.
Eine ähnliche
Verkoh-
lung fand auf jedem Basaltrücken, so w i e ein allmähliger Uebergang in die gewöhnliche
Beschaffenheit
des
Die Wirkungsweise der bei dem Emporheben
der
Flötzes statt. Basaltm^ssen
thätig
gewesenen Kräfte ist zumal dort
49 deutlich zu beobachten, w o Basaltgesteine in die Flölze eingedrungen
sind,
oder
solche
durchbrochen
Die Kohlanflötze, so wie die sie einander Thonlager
sind
haben.
trennenden
verworren in einander gestaucht
diagonal mit der Ablagerungsfläche,
und,
von ihnen einzelne
Streifen abgestofsen, welche schuppenartig auf einander gehäuft zu beiden
Seiten Spiegelflächen, theils einfach,
theils mehrfach gestreift, tragen, und auf solche
Weise
die Richtung der Kraftäufserung angeben, durch welche jene Hebungen entstanden sind. Dafs bei dem Aufsteigen der Rücken Ruhemomente eingetreten und dafs diese Erhebungen allmählig fortgerückt seien,
beweiset
die Anzahl
der übereinander
liegenden Schuppen, deren Spiegelflächen auch ganz verschiedene Richtungen dies dieselben
des Druckes angeben.
Erscheinungen,
Es
sind
welche gewöhnlich
(Gänge begleiten, die sich bei diesen jedoch nach gabe der Hobe, der statt gefundenen
Senkungen,
Hebungen, in grofsartigen, auf einander geplatteten feln aussprechen, während die diagonal mit der
die
Mafsoder Ta-
Lager-
fläche der Flötze, durch momentane heftige Kraftäufserung von
unten
schuppenförmige
aufsteigende Spiegelstücke
AuXsenseite der Rücken, von
den
Lagerbänken
abstiefs. An diesen Rücken sieht man
die Fasertextur des
Holzes, da wo dieselbe noch erkennbar ist, nicht gleichlaufend, sondern in die Quere mit der Längenausdehnung der Streifen gerichtet.
Demnach rnufs sich das bitu-
minöse Holz schon in einem gewissen Grade der A u f lösung und in einer mittleren Festigkeit
befunden
ha-
ben, als Erhebungen der Grundfläche statt fanden,
von
welchen wieder andere später eingetreten sein
mögen,
wenn man, wie es auf Oranien noch vor Kurzem
der
I Fall war, die Massen bituminösen Holzet so gebrochen |
Karsten Archiv V I I I , B . I . H,
4
50 und zersplittert sielif, als wenn dos Zerbrechen derselben eben erst statt gefunden habe. Aehnliche Erscheinungen wie die fcohlenflötze, bieten die Thonlager in der Nähe der Rücken dar, und es greift, so weil; der Druck der Basaltmasse in die Flötzreihe hinaufreicht, allemal die tiefer gelegene in die zunächst obere F l ö l z lage ein und es schleppen sich die abgestofsenen Spiegelstücke an der Außenseite des Rückens in die Höhe. Auch der Basalt, selbst der festeste, trägt solche Spiegelflächen; ein Beweis dafs derselbe seine jetzige Härte später erst erlangte nachdem bereits Hebungen statt gefunden hatten; denn das Anreiben der halbfesten Flötzmasse auf eine so geringe Höhe wie die der R ü k ken, konnte am festen Basalte keine Spiegelflächen hervorbringen. Nicht nur in der oben angeführten "Weise haben die Basaltrücken auf den Braunkohlenthon eingewirkt, sondern zuweilen auch dessen Beschaffenheit verändert. Ein zum Auffinden von Braunkohlen am Rabenscheider Holze getriebener Versuchstollen, fuhr ein solches Flötzchen zwischen Thon gelagert an. D a s Flötz, vielfach gestört durch unterliegende Rücken, ist § bis 2 Fufs mächtig und unbrauchbar; der Thon über demselben mag 1 Lachter, der unter ihm gelegene f bis § Lacht, mächtig sein. Letzterer ist wackenartig und durchmengt init Pflanzenfasern und Fragmenten von bituminösem Holze. Er wird an einzelnen Punkten, wo Rücken dea unterliegenden Basallgesteins sich in ihn eindrängen, plötzlich härter, dunkel gefärbt und über dem Rücken in eine feste schwarze Masse mit grofsmuscheligem Bruche verwandelt in welcher schimmernde Blättchen, dem Feldspath ähnlich, zerstreut liegen. Auf diese Weise wird der Thon nach und nach dem ihm unterliegenden Basaltgesteine so ähnlich, dafs man ihn in der Grube
51 mit demselben verwechseln
kaiin,
drücke der Pflanzenfafsern in sich erhalten hätten.
wenn nicht die A b -
dem
gebrannten
ThoDe
Dieser Thon ist im frischen
Zu-
stande wenig zerklüftet, an der L u f t wird er bald rissig und zerfällt in scharfkantige muschlige Stücke. Eigentliche Verwerfungsklüfte scheinen in der B r a u n kohlengruppe des Westerwaldes selten zu sein, und nur auf der Brenscheider Grube fuhr ausgefüllte Kluft
gegen
man eine mit
Thon
Südost fallend a n , in
deren
Hangenden die Flötze sieb 1 Lacht, tief gesenkt halten. Den Flötzstörungen kann noch eine, durch die drei untern Kohlenbänke, zuweilen auch nur bis zu dem sogenannten Schräm durchgreifende, senkrecht auf der L a g e r fläche gestellte Zerklüftung in rhomboedrische und w ü r felige Massen beigezählet werden, welche mitunter sich so oft
hinter
einander
wiederholt,
dafs dieselbe
Entfernung angiebt, bis zu welcher bei der der Schräm geführt wird.
die
Gewinnung
Die Klüfte sind offen, mit
Eisenoxyd auch mit einer Rufsähnlichen Substanz aus» gefüllt.
4
*
2. Ueber das Verhalten der Soolquellen bei Salze, nebst einer Darstellung von den neuerlich darauf vorgenommenen Schachtarbeiten, durch welche es gelungen ist eine in ihrem Salzgehalt gesunkne Quelle wieder zu heben. Von
Herrn Bergrath F a b i a n zu Schönebeck. D i . E l m n e r Soolquelle, welche wegen ihrer grofsen Ergiebigkeit die Saline Schönebeck in den Stand setzt, bei geringen Fabrications-Kosten, einen sehr großen Theil der Freufs. Provinzen allein mit dem nöthigen Salze zu versorgen; ist seit etwa 120 Jahren, (seitdem die Salzsiedung zu Schönebeck ihren Anfang genommen hat) durch -viele verschiedene Schächte ersunkep worden. Die Aufforderung dazu war friiherhin und besonders in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, so lange die Dorngradirung wenig bekannt und hier nicht eingeführt war, für die ehemaligen Pächter des Salzwerks sehr grofs, indem man damals kein anderes Mittel kannte, zu einem möglichst hohen Salzgehalt der zu versieden-
53 den Soole zu gelangen, als welches durch Ersinken der Quelle auf immer neuen Punkten und durch die damit verbundene Hoffnung, bessere als die bisherige Soole zu finden, an die Hand gegeben wurde. S t a f s f u r t h , wo man 13 pfiiudige d. Ii. solche Soole, die in jedem Cubikfufs 13 Pfund Salz mit sich führt, und H a l l e , wo man 15 pfundige Soole aus dein Schachte erhält, mogten überdiefs ermunternde Beispiele sein. Inzwischen hat man hier die Soole doch niemals reicher als bis zu 11 Pfd. Salzgehalt bekommen und man kann annehmen, dal's sie in bis jetzt bekannter Teufe hier nicht reicher anzutreffen sljht, da einer der vormaligen Salzwerks Pächter, der Oberamtmann Paul Stecher sen. in den Jahren 1721 bis 1737 allein 16 Schächte hat abteufen lassen; später aber, zu Anfang der fünfziger Jahre durch Niederbringung zweier neuea Schächte, ferner in den Jahren 1774 bis 1777 und endlich in den Jahren 1802 bis 1804 durch die Absinkung der jetzt noch vorhandenen Schächte Nro. 3. und 4 . jene Versuche, eine reichere Soole aus der Quelle selbst zu beziehen, vergeblich wiederholt worden sind. Dafs bei so vielen und manigfachen Versuchen der Art, in -einem wenig ausgedehnten Terrain, wichtige Beobachtungen über den Gegenstand im Allgemeinen und ins besondere auch über das Verhalten der Eimener Soolquelle gemacht sein werden, läfst sich leicht vermuthen. Je auffallender aber die, beim Erschroten und der sonstigen Benutzung der Soolquellen vorkommenden Erscheinungen zu sein pflegen und je seltner noch darüber etwas bekannt geworden ist, woraus sich eine oder die andere allgemeine Regel für das Verhalten derselben ziehen Heise, um so willkommner dürfte es vielleicht sein, wenn man dasjenige hier zusammen gestellt aotrift, was in der gedachten Beziehung, besonders in der neuern
54 Zeit auf diesem Punkt beobachtet worden ist. Es w i r d darunter, aufser dem Intresse, welches der Gegenstand für Sachverständige überhaupt hat, gewifs auch manches mit begriffen sein,' w a s bei AufDahme oder Verbesserung schon gangbarer Soolquellen in ähnlichen Fällen ein Anhalten gewähren kann. Um diese ähnlichen Fälle näher zu bezeichnen« müssen hier zuvörderst einige allgemeine Betrachtungen nebst einer/kurzen Angabe der Beobachtungen aus f r ü herer Zeit Platz nehmen, damit die neuesten Erscheinung gen desto deutlicher eingesehen werden können. Die Gebirgsformalion worin man die Soolquellen südlich und in ganz geringer Entfernung von der Stadt Salze antrifft, besteht der Hauptsache nach in Muschelkalk, welcher in fast allen seioen Flötzabtheilungen dünn geschichtet ist, tknd häufig mit verhärtetem Mergel, M e r gelerde und besonders in mehrere Teufe mit verhärteten Thon und Lettenflötzen wechselt. Der Kalkstein, durch starke Schichtungsklüfte zertheilt und w i e aller Kalkstein mit unzählig vielen kleinen Querklüften versehen, läfst die Soole nach allen Richtungen durch. Die Mergelerde, aus losen ntir sehr schwach zusammenhängenden K ö r nern bestehend, und daher insgemein Asche (hier g e wöhnlich Sand) genannt, setzt ebenfalls der Soole nur w e n i g Hindernifs entgegen, zumal in gröfserer Teufe w o ein gröfserer Druck der Quelle in ihr ruhet. Deshalb entstehen leicht Auswaschungen in den Mergelflötzen, w e n n den Quellen irgend wo ein freier Abzug gestattet wird. Die Hauptquelle, welche in einem s o l chen Mergelflötz von e t w a 18 Zoll Mächtigkeit, zwischen dem Grundgebirge, dem bunten Sandstein, in der eben angezeigten Formation aufsteigt, hat daher bei ihren verschiedenen Erschrotungen auch stets eine Menge Sand, oder ein mit Mergelerde sehr verwandtes Fossil ausge-
55 worfen. . Dagegen lassen die verhärteten Thonflölze,, so w i e die Lettenilölze, kein W a s s e r durch sich hindurch, und die über denselben sich sa inmelnden leichten Soolquellen lassen sich daher in der hiesigen Gebirgs - Forlnation von der in mehrerer Teufe streichenden bessern Quelle absondern, wenn man sie auf Thondämmen abfängt und mit besondern Pumpen weghebt. Das Grundgebirge, der bunte Sandstein, bildet südlich von der Stadt Salze einen gegen Südwest geöffneten Bugen. D a s Fallen der darauf ruhenden Formationsschichten beträgt da, wo der Schacht Nro. 4. steht, etwa 30 Grad nach Stunde 6,4 Occid. und das Ausgehende vom bunten Sandstein findet sich um die Elmner Soolschächte herum überall in einem Bogen gegen Nordwest über Norden und Osten nach Südost zu, so dafs die Stadt S a l z e schon unmittelbar über demselben sich befindet und die beiden, innerhalb ihrer Ringmauern gelegenen Soolschächte, die ehtnals von der Salzer Pfännerschaft ausschliefsend benutzt sind, ganz in diesem Gestein stehen. Der tiefste Funkt, w o man dieses Grundgebirge mit Bohrlöchern getroffen haben will, ist im Schachte Nro. 3. und befindet sich dort gegen 2 7 1 Fufs unter Tage. Diejenigen Soolquellen, welche sich im bunten Sandstein häufig vorfinden, sind übrigeus bei der bis jetzt bekannten T e u f e hier nicht so reichhaltig an Salz, als jene Hauptquelle, welche in dem gedachten MergelHölze, zwischen der Muschelkalk und bunten Sandstein Bildung aufsteigt. Dafür sind jene aber dem Anscheine .nach in ihrem Salzgehalt beständiger; denn so viel man w e i f s , sind die pfännerschaftlichen Soolschächte viele Jahre hindurch in Betrieb gewesen, ohne dafs etwas von einer Verschlechterung ihrer Quelle bekannt geworden ist, wogegen die £lmner Soolschächte nach mehr-
56 jähriger Benutzung gewöhnlich einen Abfall im Salzgehalt ihrer Soole gezeigt haben. Am mebrsten ist dieses der Fall gewesen, wenn tnan, um die Ausgabe an Soole in Quanto zu vermehren, dieselben stark betrieben oder wenn man wohl gar ganz dicht Deben einem gangbaren Schacht einen neuen. Hiilfsschacbt abgesunken hat. Letzteres ist in früherer Zeit mehr als «inmal vorgekommen, weil die Förderung der Soole durch Büschelkünste, bei jedesmaliger Vermehrung der Salz-Fabrication, die Anlage von mehr als einer solchen Kunst erforderte, welche dann nicht in einem und ebendemselben Schacht Platz finden konnten. Wenn nun in Folge eines solchen Unternehmens und eines etwanigen starken Betriebes, das Herabsinken der Soole im Salzgehalt eingetreten war, schritt man zur Erbauung^ ganz neuer Schächte und Künste auf anderen, in der Nähe der alten gelegenen Gebirgsponkten. Ging man hierbei auf dem Streichenden des Gebirges, und weit genug von den alten Schächten fort, so erhielt man gewöhnlich bessere Soole, als sie zuletzt in den alten Schächten gewesen war. Neue Schächte, die im Hangenden der alten niedergebracht wurden, gaben auch gute Soole, aber nur in geringerer Quantität. Dagegen sind die, im Einfallenden abgesunkenen Schächte fast immer mifsralhen, indem sie zwar viel, aber im Salzgehalt geringere Soole lieferten, woraus man mit Recht folgern könnte, dafs die Zuflüsse an leichter Soole im Fällenden des Gebirges stärker sind, eines Theils, weil man sie in tiefern Funkten antrifft, wo mehr Druck herrsiht, andern Theils, weil mao vielleicht wasserführende Flötze anhauet, die sich im Hangenden ausgekeilt haben und dort gar nicht mehr vorkommen. Nach diesen allgemeinen Betrachtungen können nnn diejenigen Beobachtungen folgen, welche man bei den
57 Vier, zuletzt in diesem Gebirge abgesunkenen Soolsehächten zu machen Gelegenheit gehabt hat. Oie Lage dei> selben gegen einander ist folgende. 1. Der zu Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts abgeteufte Schacht Nro. 1. welcher sonst der grofse Schacht genannt wurde, mag bei dieser B e stimmung derjenige Punkt sein, von welchem auszugehen ist. Derselbe befindet sich mitten auf dem jetzigen Kunsthofe, etwa 800 Schritte südlich von der Stadt Salze. Ungefähr 6§ Lachter von seinem östlichen Stöfs« entfernt, trifft man auf den westlichen Stöfs des meistentheils im Hangenden des Gebirges stehenden Schachten Nro 2. und 6 Lachter weit von seiner südwestlichen Stofsecke befindet sich, ganz im Fallenden, die nordöstliche Stofsecke des alten wilden Wasserschachtes 1 . Er ist 256 Fürs tief bis auf ein mildes Mergelflötz, w e l ches die Haupt Soolquelle führt, abgesunken worden. Nro 2 . ist bald nach ihm, aber nicht so weit abgeteuft, sondern bis auf die Quelle abgebohrt gewesen. Erst i m Jahre 1775 war er bis 127 Fufs abgesunken, und a u f s neue durch ein zwei Zoll weites Bohrloch mit der Hauptquelle in Verbindung gesetzt w o r d e n ; nachdem ein paar weitere Bohrlöcher wegen Zudrang von Sand mifslungen waren und nicht zum Ausfliegen hatten gebracht, auch das alte Bohrloch von 1756 nicht hatte aufgeräumt werden können. Durch diese Bobrarbeit war aber der Schacht Nro. 2. in vollkommene Verbindung mit Nro. 1. getreten, und man schöpfte aus beiden Schächten eine und dieselbe Soole von etwa 9§ Pfund Salzgehalt im Gubikfufs, bei einigen 80 Fufs Soolstand von der Hängebank nieder gerechnet. Beim Erbohren der Hauptquelle in Nro. 2. war der Soolspiegel in Nro, 1, um 18 Zoll gesunken.
58 Der wilde Wasser Schacht war 108 Fufs 4ief und Wörde, bis zur 1/ebernahtne der Saline von Seiten des Staates, von Zeit zu Zeit leer gezogen, indem bei der damaligen Betriebsweise der Hauptschächte, welche den Spiegel der guten Soole in denselben nicht tiefer als einige 80 Fufs niederhielt, sich darin täglich eine Quantität leichter Soole ansammelte. Der Schacht Nro. 3. beiladet sich mit seiner nordwestlichen Stofsecke etwa 27 Lachter von der südöstlichen Stofsecke des Schachtes Nro. 1. nach Süden za, gröfstentheils im Streichenden und nur wenig im Fallenden des Gebirges. Er ist lange Zeit und bis zum Jahre 1809, seitdem er im Jahre 1776 fertig geworden war, Hauptbetriebsschacht gewesen. Derselbe ist 163 Fufs tief, in seinem langen Stofse 27 Fufs, in seinem kurzem Stosse 6 Fufs weit, von 163 Fufs Teufe an aber noch Fufs tief, bei 10 Fufs Weile im langen, und 6 Fufs Weite im kurzen Stöfs, in fiolzenschrot sehr gut ausgebaut. Durch drei Bohrlöcher, welche bis an 2 7 1 Fufs Teufe, und also noch etwa 34 Fufs durch das bis zur Quelle anstehende Gebirgsuaittel von verhärtetem Thon reichen, ist er bei seiner Erbauung mit der Haupt Soolcjuelle in Verbindung gebracht worden. Aus Vorsorge hat man 7 Stück Bohrlöcher angesetzt, indem man in die, 2 3 5 } Fufs unter Tage befindliche Gesteineohle des Schachtes, 7 Stück hölzerne, 4 Zoll weit gebobxte und Fufs lange Röhren 2 Fufs tief einrammte, so dafs die ganze untere Fläche des Schachtes ziemlich gleichmäßig damit besetzt war. Sodann hatte man einen 3 Fufs starken Thonschlag über die ganze Fläche und um die noch 5 | Fufs hervorragen den Bohrröhren herum getreten, diesen wieder mit einer doppelten Lage von starken Bohlen bedeckt, und darauf endlich die Haupttragestempel der Schachtzimmerung gestreckt. Die
59 niintnelir über die Bediölung etw& öocb l|-Fufs herausstehenden Bohrröhren waren sodann mit § Zoll weiten* 1 0 Fufs hohen Aufgebüchsen versehen worden, bei darren obern Mündung,
in
2 2 0 Fufs Schachtteufe,
eine
Bohrbühne geschlagen war, die durch den ganzen Schacht reichte, und sich nicht heben konnte,
von wo aus dann
die Bohrarbeit mit mehr Sicherheit für den Fall eines plötzlichen Hervorbrechens der Soolquelle, leicht vorzunehmen gewfesen wäre.
Diese Vorsichtsmaßregel
war
dadurch noch verstärkt worden, dafs die Aufgebüchdfe Nro. 1., 2 . und 3. unten, gleich über der Schachtbedieylung, mit Seitenöffnungen versehen waren, in ihrer obern Oeffnung
aber
vermittelst
in
Bereitschaft
gehattner
Schlufszapfen verstopft werden konnten, damit der ersle Andrang von Soole, so fern
er
etwa' der noch
ganz vollendeten Arbeit hinderlich oder den
nicht
Bergleuten
gefährlich werden sollte, zunächst auf einige Zeit in den untern Räum des Schachtgesenkes, unterhalb der B o h s bühne, abgeleitet werden konnte« ser Vorrichtungen
Nach Beendigung die-
bohrte man alle 7 Bohrlöcher,
eins
nach dem andern, bis auf etwa 2 4 Fufs tief nieder. Das -Gebirge bestand aus T h o n , der in mehrerer Teufe bläuliche Farbe annahm.
eine
Dann wurden alle Bohrlöcher
noph um einige Fufs nach und nach niedergebracht; zu*, letzt aber stiefs man Nro. 2., 6. und 7 . gleichzeitig
bis
auf die Quelle durch, indem man das Dachgestein von Sandsteinschiefer
und 3
Zoll
Mächtigkeit
durchbrach.
Diese Bohrarbeit ging mit weeiger Abweichung
3 2 Fufe
tief, durch frisches Gebirge, und da die Bahröhren 237^ — vom Tage nieder auf dem Gestein standen, das soolführende Flötz aber circa mächtig befunden wurde, so war das Liegende der Quelle hier
270!Fufs
unter der Hängebank des Schachtes angetroffen.
Dies
60 t r a t ao feit und hartklingend beim Durchfallen der Boh sen als beim Bleihüttenprocefs, sondern man hatte auch auf dein hiesigen Werke selbst, nämlich bei der Frische arbeit, ein Beispiel, dafs die rohen Steinkohlen im Schachte ofen recht gute Dienste leisten, wenn gleich unter Umständen wobei es keiner hohen Temperatur bedarf. Durch eine bei dieser Arbeit in der neuesten Zeit eingeführte Verbesserung, war es aufserdem noch gelungen, ¡in Frischofen bei rohen Steinkohlen eine viel stärkere Hitze zu erzeugen als sonst, wodurch die Wahrscheinr liebkeit, auf diesem Wege auch rohe Geschicke mit Vortheil zugutemachen zu können, bedeutend erhöht werden inufste. Die bei der Frischarbeit eingeführte Verbesserung bestand übrigens nur allein darin, dafs. die zum Frischen bestimmten Steinkohlen, vor Beginn der Arbeit, sorgfaltig in kleine Würfel von möglichst gleichmälsigem Format zerschlagen wurden. Früher wurden die Steinkohlen in der Gröfse wie sie von der Grube angeliefert werden, vor den Frischofen gelaufen und erst von den Frischarbeitern selbst zerschlagen» Letzteres geschah j e doch nicht immer mit der nöthigen Sorgfalt, weil die Arbeiter, durch den schnellen Gang des Ofens zu sehe io Anspruch genommen, dieser Nebenarbeit nicht gehö-» nge Aufmerksamkeit widmen konnten. Ungleiche, oft schlechte Resultate waren die Folge dieser Einrichtung und machten es nöthig, dieselbe in der oben angege-r benen Art abzuändern, wodurch ein überraschend guter Erfolg herbeigeführt wurde, der besonders beim Heerdfrischjen hervortrat, indem, ohne Erhöhung des gewöhn^ liehen Kohlen Verbrauchs, das Bleiausbringen von 60 auf 64 Procent stieg, und die Heerdfrischschlacken, sonst 4 bis 6 l'recent Blei zurückbehaltend, jetzt bis auf 1 P*o-
112 cent entbleit wurden., Die durch das angewandte Verfahren bedeutend gesteigerte Temperatur ist ohne Zweifel die Ursache dieses günstigen Resultats. Das geringe und gleiche Format der Steinkohlen bewirkte nicht nur eine vollkommene Ausfüllung des zur Aufnahme derselben im Ofen bestimmten Raumes, sondern auch ein gleichmäßiges und schnelles Verbrennen, da der Flamme mehr Angriffspunkte dargeboten wurden. Der Effekt mufsle daher weit gröfser sein, als bei der alten Verfahrungsweise, wo auf die Zerkleinerung der Steinkohlen weniger Rücksicht genommen wurde. Durch diesen auf so einfache Weise bewirkten stärkern Effekt der rohen Steinkohlen, war man der Lösung der wichtigen Frage: ob die rohen Steinkohlen zum Verschmelzen roher Geschicke im Schachtofen hinlängliche Hitze geben? schon bedeutend näher gerückt. Ein Versuchschmelzen mit Erzen über dem Iirummofen rnufste hierüber bald -völligen Aufschlufs geben. Das Erzschmelzen bedurfte zwar, wie im Vorhergehenden entwickelt ist, unter allen hiesigen Schmelzprocessen grade am wenigsten einer Abänderung in der Wahl des Brennmaterials, da diese Arbeit schon bei Meilerkoaks befriedigend von statten geht; diese Betrachtung schlofs jedoch die Möglichkeit: durch Anwendung roher Steinkohlen den Erzschmelzprocefs noch weiter zu vervollkommnen oder wenigstens vortheilhafler zu betreiben, nicht aus, und von allen hiesigen Schmelzprocessen blieb das Erzschmelzen dasjenige, bei welchem man am leichtesten auf einen günstigen Erfolg rechnen durfte, weil sich in Rücksicht auf das dabei zu beobachtende Verfahren, mit den Frischarbeiten, die ebenfalls über Krummöfen verrichtet werden, und welche von jeher mit rohen Steinkohlen betrieben worden sind, die gröfste Analogie und
113 ein leicht zu benutzendes Vorbild darbot. Gelang es erst, das Erzschmelzen mit Nutzen bei Steinkohlen zu betreiben, so konnte man es dann schon eher wagen, die Versuche auch auf die Hohofenarbeiten, bei denen -weit mehr Schwierigkeiten zu überwinden sind, auszudehnen. Dieser Ansicht folgend, begann man daher die Ver* suche zur Einführung der rohen Steinkohlen beim Erzschmelzen, ging, als man hierbei seinen Zweck erreicht zu haben glaubte, zum Schliechschmelzen über und machte den Beschlufs mit dem Schmelzen der Abgänge, sowohl der eignen diesjährigen, als des alten, seit Einführung der Niederschlagsarbeit hier aufgehäuften Ble!-> steins. W i e hierbei verfahren, welche Erscheinungen beobachtet und welche Resultate erlangt Worden sind, ist im Nachstehenden näher entwickelt und dabei die Reihenfolge beobachtet, so wie sie wirklich statt gefunden hat.
A.
Erzschmelzen.
Es ist schon angeführt, dafs man durch sorgfältige Zerkleinerung der Steinkohlen, welches beim Frischen so gute Dienste geleistet hatte, dieses Material auch zum Erzschmelzen nutzbar zu machen hoffte. Da jedoch die Temperatur, in welcher die Entschwefelung des Bleiglanzes und die vollkommene Verschlackung seiner e r digen Beimengung erfolgt, viel höher sein rnufs, als diejenige, in -welcher die Desoxydation des Bleioxyds vor sich geht, so war es noch sehr zweifelhaft, ob jenes Hülfsmittel allein ausreichend sein würde, und es zeigten sich in der That bei der Ausführung die in• dieser Beziehung zu überwindenden Schwierigkeiten nicht unbedeutend, wie aus dem Auafall der ersten Frobeschmel» zen ersichtlich ist. Karsten Archiv VIII, B. I, H.
8
114 Erstes
Probeschmelzen.
Man bediente sich dazu der Stückkohlen erster Klasse von der Königsgrube, welche vorher in Würfel von höchstens halber Faustgröfse zerschlagen worden waren. Die Beschickung bestand auf eine Schicht ans 100 Gent. Bobrowniker Wasch- und Graupenerzen, 14 Gent. Klopfeisen (Steinkohlenroheisen in Kubikzoll grofsen Stücken), 12 Gent. Eisenfrischschlacken und 3 0 Gent. Triftschlacken vom Erzscbmelzen, und war ganz so zusammengesetzt, wie zum Schmelzen mit Meilerkoaks, da es noch an Erfahrungen fehlte, ob die Arbeit bei rohen Steinkohlen eine andere Beschickung erheische, als die bei Koaks. Auch in der Ofenconstruction nahm man, so wenig wie in der Windpressung, welche bei Koacks gewöhnlich £ Pfund beträgt, eine Veränderung gegen sonst vor. Die Arbeit ging ungemein streng. Schon bei der zweiten Schicht bildeten sich Versetzungen im Ofen, welche bald so überhand nahmen, dafs sie mit dem Gezähe nicht mehr überwältigt werden konnten. Der Wind drang nicht mehr zur Gicht, sondern nahm seinen Ausweg durch das Auge; der Ofen wurde kalt und miifste daher sdion mit der dritten Schicht niedergeblasen werden. Trotz des schlechten Ofengaoges erhielt man 6 0 Procent sehr reines Werkblei, wonach sich wenigstens die bisher in Zweifel gezogene Thatsache feststellte, dafs bei rohen Kohlen im Schachtofen ein eben so reines Blei erzeugt werden könne, als bei Koaks. Der von dieser Arbeit gefallene Bleistein war so beschaffen, wie er bei einem guteu Ofengange erfolgt; er war weder mit Schwefel nach mit Eisen überladen
115 und gab in der Prob« mit schwarzem Flufs noch 0 Procent Blei. Auch die Schlacke hatte ein gutes Ansehen; ohngeachtet die Arbeit streng gegangen war, war sie rein geflossen uod ihr Bleigehalt betrug nicht mehr als 1 | Procent. Oer Brennmaterialverbrauch war genau so hoch alt beim Schmelzen mit Meilerkoaks, nämlich 10 Tonnen auf 100 Centner Erze. Zweites
Probeschmelzen.
Den ungenügenden Erfolg des ersten Probeschmelzens in der Beschaffenheit der Steinkohlen suchend, bediente man sich beim zweiten Probeschmelzen der Stückkohlen von der gewerkschaftlichen Grube: Stein, welche bituminöser als die Kohlen von der Königsgrube sind und sich im verkohlten Zustande zum Erzschmelzen vortrefflich geeignet hatten. Dieses Schmelzen fiel jedoch noch weniger befriedigend aus, als das erste. Die bituminöseren Steinkohlen von der Grube Stein zeigten sich noch schwerer verbrennlich als die von der Königsgrube. Der Ofen konnte daher nicht in die nöihige Hitze gebracht werden ; es legten sich auch diesmal unauflösliche Massen im Ofen an, die mit der dritten Schicht die Beendigung der Arbeit nöthig machten. Das Resultat war 59 Procent reines Werkblei. Schlacke und Bleistein waren sowohl im äufsern Ansehn a l s , i n ihrem Bleigehalt ganz so beschaffen wie beim ersten Schmelzen. In Folge der unreinen Arbeit blieb ungewöhnlich viel Blei in der sogenannten anreinen Schlacke zurück, welche beim Ausarbeiten des Ofens und Vorheerde» ausgeworfen wird.
8 *
116 Der Kohlenverbrauch betrug auf 100 Centner Erze ebenfalls 10 Tonnen. Drittes Probeschmelzen. Das vorige Probeschmelzen hatte gelehrt, dafs, bei gleicher Behandlung unter den disponibeln Kohlensorten, die von der Königsgrube den Vorzug verdienen, dafs aber, um mehr damit zu leisten, das Verfahren abgeändert werden müsse. Man kehrte daher beim 3ten Probeschmelzen zu den Kohlen von der Königsgrube zurück, behielt auch die alte Beschickung bei, gab aber dem W i n d e eine Pressung von 1 Pfd. auf den Quadratzoll. Dieses Mittel war vom entscheidendsten Erfolge. Die Arbeit ging hitzig und schnell, so dafs in 12 Stunden 100 Gentner Erze durch den Ofen gesetzt wurden. Im Verlaufe der Arbeit w a r keine weitere Abänderung liöthig, als den Klopfeisenzuschlag von 14 Cenlner auf 1 4 J Cent, pro Schicht zu erhöhen, weil das ausgebrachte Blei bei der 3ten Schicht anfing, etwas unrein zu w e r den. Versetzungen fanden gar nicht statt. Die Gicht blieb von Anfang bis zu Ende hell, ohne dafs ein Entweichen von Bleidämpfen bemerkbar gewesen wäre, indem das Ausströmen der Flamme sich lediglich auf die vordere Seite der Gicht, zunächst der Vorwand, beschränkte und die Farbe des Rauchs und der Flamme keine Bleiverdampfung verriethen. Eine sehr willkommene Erscheinung bei diesem Schmelzen w a r auch die, dafs die Beschickung vortrefflich Nase hielt, weit besser als beim Schmelzen bei Meilerkoaks, wodurch es dem Schmelzer ungleich leichter wurde, den Ofen stets in geregeltem gutem Gange zu erhalten. Das Ausbringen betrug 64f Procent reines W e r k blei und der Steinkohlenverbrauch nicht mehr als 8 Tonnen auf 100 Centner Erze.
117 Der gefallene Bleistein gab bei der Probe 10 Froc. und die Triftschlacke 1 Procent Blei. Viertes
Probeschmelzen.
Das dritte Probeschmelzen war zwar schon als gelungen zu betrachten, man hielt es jedoch zur weitern Prüfung des dabei beobachteten Verfahrens und zur B e stätigung der erhaltenen Resultate für nöthig, noch ein viertes Schmelzen anzustellen, wobei Beschickung und Windpressung ganz dieselben blieben, wie beim vorigen Schmelzen. Der Erfolg war noch günstiger, indem das Ausbringen bis auf 66 Procent stieg, der Kohlenverbrauch sich aber bis auf 7§ Tonnen auf 100 Cent. Erze vermindertet Das durchgesetzte Erzquantum betrug 600 Centner. Durch dieses Resultat ist nunmehr der Beweis geliefert, dafs die rohen Steinkohlen sich zum Erzschmelzen besser eignen, als die Meilerkoaks. Um jedoch j e der möglichen Täuschung zu begegnen, stellte man meh* rere Gegenversuche mit DIeilerkoaks an, von denen ich Iiier zwei heraushebe. Zum ersten Gegenversuch bediente man sich der Meilerkoaks von Königsgrubner Steinkohlen und der gewöhnlichen schon vorbin angegebenen Beschickung. Es wurden 500 Gentner Etze durchgesetzt, 62§ Procent Werkblei ausgebracht und auf 1 0 0 Centner Erze 9£ Tonne Meilerkoaks verbraucht. Zum zweiten Gegenversuch wandte man bei derselben Beschickung Meilerkoaks aus Kohlen von der Grube Stein an, setzte 500 Cent. Erze durch den Ofen und erhielt 64 Procent Werkblei bei einer Consumtion von 10 Tonnen Koaks auf 100 Cent. Erze. . Also sowohl im Ausbriugen als im Breunmaterialverbrauch blieben, ohngeachlet des bei dea Gegenver-
118 soeben stattgefundenen sehr guten Ofenganges, die Resultate gegen die Arbeit bei rohen Steinkohlen zurück. Mit Rücksicht auf diese Gegenversuche, welche als IVorm für die ganze, im Jahre 1833 bei Meilerkoaks ausgeführte Erzschmelzarbeit dienen können, ergeben sich aus den angestellten P/obeschmelzen mit rohen Steinkohlen folgende Hauptresultate. 1. Das Werkbleiausbringen aus den Erzen ist um 2 Procent höher als das beste das man im Jahr« 1833 bei Meilerkoaks erhalten hat und um 3 Procent höher ausgefallen, als es nach den allgemeinsten Durchschnittssätzen verlangt wird. 2. Der Brennmaterialverbrauch ist auf 100 Cent. Erze um 2£ Tonnen geringer als der etatsmäfsige und der beim Schmelzen mit Meilerkoeks auch gewöhnlich stattfindende. Berücksichtigt man aber, dafs zu 10 Tonnen Meilerkoaks lOf Tonnen Steinkohlen erforderlich sind, so beträgt der wirkliche Minderverbrauch 3 Tonnen und aufserdem wird das Lohn für die Verkoakung der Kohlen gänzlich erspart. Die gröfsere Leichtigkeit mit welcher sich der Ofen im Vergleich gegen die Arbeit bei Meilerkoaks, dirigiren läfst, sichert diese Resultate für die Zukunft vollkommen und giebt daher der Arbeit mit Anwendung roher Steinkohlen einen entschiedenen Vorzug. Es liefs sich schon im voraus einsehen, dafs der im Ofen vorgehende Prozefs bei rohen Steinkohlen verwikkelter sein müsse, als der bei Meilerkoaks. Nach Maafsgabe der dabei beobachteten Erscheinungen und der za einem befriedigenden Erfolge als nöthig erkannten Erfordernisse, will ich jetzt diesen Prozefs zu erklären versuchen: Der Verbrennung der Steinkohlen im Krummofen geht eine Verkohlung derselben voran, bei welcher die
119 sieb bildenJen Koaks bis zu einem gewissen Grade zusammensintern. Dadurch erhält die Kohlengicht einige Consistenz, bleibt von der neben ihr niedergehenden Beschickungsgicht streng geschieden, aber dennoch locker genug, damit der Wind durchdringen und seioe volle Wirkung in der Art ausüben kann, dafs im obern Theile des Ofens die vorbereitende Verkohlung, im untern Theile aber eine vollkommene Verbrennung der gebildeten Koaks und sonach ein solcher Hitzgrad entwickelt werden kann,, als zur vollkommenen Entscbwefelung des Bleiglanzes durch das Eisen, so - Wie zur Verschickung aller Zuschläge und erdigen Beatandtheile ¿es Erzes, . erforderlich ist. Oafs der Verkohlungs•und Verbrennungsprozefs der Steinkohlen wirklich in dieser Art von statten gehen, lieis eich nach Beendigung der Arbeit beim Ausbrechen der Vorwahl sehr deutlich beobachten. Von der Gicht aü bis üor Formgegend herunter, war der Ofen hinter der Vorwand mit einer etwas zusammengebackenen Koakmasse aufgefüllt. Hieraus läfst sich schliefsen, dafs. sehr bituiüinöse Kohlen zu dieser Arbeit nicht geeignet sein mögten, da sie wahrscheinlich an den Ofenwänden häogen bleiben und Störungen herbeiführen wiirdeü. Bei der magern Beschaffenheit der Königsgrubner Kohlen trat dieser Nachtheil nicht ein; sie sinterten nur in so weit zusammen, um ein das regelmäfsige Niedergehen sehr beförderndes gescblofsenes Ganzes zu bilden und wenn sie auch an den Ofen wänden hängen blieben, 60 war dies in so geringem Grade der Fallj dafs sie durch das Nachtücken nener Kohlenmassen von oben immer wieder losgetrennt wurden. Es ergab sich im Verlaufe der Versuche, dafs sorgfältiges Zerkleinern der Steinkohlen zwar: ein unerläfsliclies Erforderaifs ist, um mit rohen Steinkohlen de«
120 zum Erzschmelzen erforderlichen Effekt zu erreichen, jedoch nur in dem Fall, wenn zugleich eine gegen sonst um das Doppelte gesteigerte Windpressung angewendet wird. Diese Bedingung zu einem günstigen Erfolge konnte inan freilich Anfangs nicht -voraussehen, läfst sich aber jetzt aus den, den Schinelzprocefs begleitenden Umständen leicht erklären. Die Steinkohlen liegen nämlich wegen der stattgefundenen Zerkleinerung sehr dicht im Ofen, und die Koaks die sich daraus bilden, aiod viel compacter lind schwerer verbrennlich als die gewöhn~ liehen im Meiler erzengten Koaks, weil sie im Krumm« Ofen keine Gelegenheit haben sich auszudehnen, sondere Sogar durch den senkrechten Druck der Kohlengicht und durch den 'Seitendruck, den die Beschickung darauf aus» übt, zusanjtnengeprefst werden. Diese im Krummofen selbst, aus den rohen Kohlen^ entstandenen Koaks, bBedürfen dahe* eines «ehr stark geprefsten Windes, um völlig zerstört zu werden. Wird ihnen .dieser gewährt, «e ist ihre Wirkung dann aber auch sehr grofs und Üerin gewifs der beträchtliche Minderverbrauch gegen das Schmelzen mit Meilerkoaks hauptsächlich begründet, •wenn man auch zugeben mufs, dafs die rohen Steinkohlen, selbst bei gleichem Volum, noch mehr Kohlenstoff enthalten als die Meilerkoaks, da letzteren ein grofser Theil dieses Stoffs, der in die bei der Verkohlung entweichenden gasförmigen Verbindungen mit eingeht, entzogen wird. D i e nicht verkoakten Kohlen müssen also in jede» - Rücksicht wirksamer sein als Meilerkoaks, indem vielleicht selbst die Gasarten, die sich aus den Kohle» im Krummofen entbinden, zur Vermehrung der Hitze und zur Reduktion des entstehenden Bleioxyds beitragen. Die starke Windpressung war auch Ursache, dafs die Beschickung so gut Nase hielt. Das Erhalten der
121 PTase wirdbekarintliclr durch die fortwährende Abkühlung, die sie durch den in den Ofen dringenden Windstrohm erleidet, bedingt; die Nase wird daher um so fester und widersteht dem Druck der darauf lastende*! Beschickung um so besser, je stärker diese Abkühlung ist. Die Erzschmelzversuche bei :rohen Steinkohlen konnten kaum 4 Monate lang und zwar nur über einem ein? fcigen Ofen fortgesetzt werden. Dieser Zeitraum ist für einen so wichtigen, vielseitiger Behandlung fähigen Gegenstand zu kurz; die erreichten Resultate, obwohl schon sehr günstig, können daher nur als ein Anfang betrachtet Werden, und es bleibt der Zukunft vorbehalten, durch Veränderung in der Beschickung und der Wahl der Steinkohlensorten, diesen Frocefs noch weiter zu vervollkommnen. Insofern man jedoch d?s. Erzschmelzen bei Steinkohlen nur als die Einleitung zu schwierigem Versuchen betrachtete, nämlich zur Benutzung der Steinkohlen bei den Hohofenarbeiten, war der beabsichtigte Zweck vollkommen erreicht. Mit den beim Erzschmelzen gesammelten Erfahrungen ausgerüstet, war deren Anwendung auf andere Hohofenarbeiten leichter, hinsichtlich welcher man zuerst zum SchliechschmelzeB überging.
B.
Schliechsohmelzen.
Wegen Mangel an einer hinlänglichen Quantität Schliechen von gleichartiger Beschaffenheit, konnten diese Versuche nicht so planmäfsig ausgeführt werden, als die Erzschmelzversuche. Man mufste namentlich auf Gegenproben mit Backkoaks Verzicht leisten und es fehlte daher an einem directen Anhalten zur Vergleichung. In Betreff des Brennmaterials waren Gegenproben zwar weniger nöthig, indem der Verbrauch an Backkoaks beim Schliechschinelzen ziemlich gleichbleibend i s t ; dagegen
122 entbehrte man dieselben wegen des Bleiausbriogens sehr ungern, weil es an einem andern sichern Anhalten zur Vergleichung fehlt, denn die Resultate früherer bei Backkoaks ausgeführter Schliechschmelzarbeiten sind wegen des stets wechselnden Bleigehalts der Schliecbft hierzu nicht vollkommen geeignet und auch die kleine Probe ist unzulänglich, indem sie in allen Fallen, wd die Schlieche Schwefelkies enthalten, einen andern und zwar viel höhern Bleigehalt zeigt, als im Grofsen ausgebracht werden kann. Der Schwefelkies erzeugt nämJkh viel Bleistein, in welchem eine bedeutende Menge Blei zurückbleibt, welches erst bei der Verschmelzung des Bleisteins gewonnen werden kann. Man konnte daher die Resultate der vorliegenden Versuche nur nach allgemeinern, auf Kenntnifs der hiesigen Geschicke und ihres Verhaltens im Feuer gestützten Erfahrungen beurtheilen. Erstes
Probe schmelzen.
Man richtete dazu eine ganz ähnliche Beschickung -vor, wie zum Schmelzen mit Backkoaks. Diese Beschickung bestand nämlich aus: 3 0 Cent. Bobrowniker Grabenschliechen, 20 Sichertrogschliechen vom Stollenrevier, 6| Wascheisen (aus Eisenhohofenschlacken ausgepocht und gewaschen), 12 Eisenfrischlacken und SO Triftsch lacken vom Erzschmelzen. Der Ofen wurde auf gewöhnliche Art zugemacht und mit Backkoaks abgewärmt. Nachdem man das Gebläse angelassen und durch Einwerfung eines angemessenen Schlackensatzes Nase erhalten hatte, fing man an, die Beschickung zu setzen und rohe Steinkohlen als Brennmaterial aazuwfemfan, welche r wie beiui .Erz-
123 schmelzen, vorher zu kleinen Stücken zerschlagen wor* den waren. Da der Schliechschmelzofeu viel höher ist als ein Ivrummofeo, so war vorauszusehen, dafs «a bei dem dichten Zusammenliegen der Kohlen im Ofen viel schwieriger sein würde, den Wind nach der Gicht z « leiten, als bei den vorigen Versuchen. Um diese Schwiep rigkeit zu überwinden, gab man dem W i n d e eine Pressung von 1 Pfund auf den Quadratzoll und hielt dm» Satz im Ofen uur 10 Fufs hoch über der Form, wogegen derselbe bei Backkoaks 12 Fufs hoch gehalten wird. Doch zeigten sich diese Mittel als unzulänglich; der W i o d drang zu wenig in die Kohlen, sondern inailtm seinen Ausweg gröfstentheils durch das Auge urid «Wweiterte dasselbe, durch das Wegschmelzen der Vorwandziegeln, bald in dem Grade, dafs ein bedeutender Blei« verbrand stattfand. Der Ofen ging dabei unregelmäßig, die Sätze blieben hängen und als -man die in der ' Vorwand angebrachien Löcher öffnete, um mit dem Gezähe nachzuhelfen, sah man, dafs sich die Zwischenräume in den Kohlen mit Schliech verstopft hatten, wodurch die Schwierigkeit, dem W i n d e einen Durchgang nach der Gicht zu verschaffen, bedeutend vergrößert wurde. Der Ofen konnte daher nicht in die erforderliche Hitze gebracht werden und die Arbeit ging so streng, dafs in 8 Stunden nur 18 Gent. Schlieche durchgesetzt wurden» ohngefähr 5 Centner weniger, als es beim Schmelzen mit Backkoaks der Fall gewesen sein würde. Man mufste daher mit der vierten Schicht, d. h. nachdem 200 Gentner Schlieche durch den Ofen gesetzt worden waren, zum Ausschuren desselben schreiten. Der Ausfall dieses Schmelzens war besser;- 8| ? Procent stehen blieb. Nachdem'man noch um 2-§' tiefer gegangen, blieb in einer Tiefe von 190-§' der Kranz des ¿irkelbohrers im Loche stecken, welcher Umstand jedoch auf dem Ausüufs der Quelle keinen Einüufs äufsert. Das Bohrloch B zeigte ein ähnliches Verhalten. Bohrloch D im Schlofsgraben. Das Bohrloch hat eine Tiefe von 52' und steht 16' im aufgeschwemmten L a n d e , worauf grauer Mergel (Kalkstein) folgt. Nachdem man 51§' niedergegangen war, traf man eine Süfswasserquelle, welche von selbst ausüofs und in der Mi-nute 20 Kubikf. Wasser von 8° R. gab. Das Bohrloch bält im Durchmesser 3' 5 " und wurde 1830 niedergestofsen. Bei der am 22. April 1835 vorgenommenen Kubizirung gab die Quelle in der M. 5 Kubikf. und die Temperatur betrug 7° R . ; der freie Abflufs hörte am 12. Mai auf. Das Bohrloch E wurde in den Jahren 1830 und 1831 niedergetrieben und hat eine Tiefe von 208'. Mit 52' fand sich eine Bank von feinkörnigem Sande und bierin eine Quelle, welche zu Tage ausflofs und in 75 See. 2 Kubikf. gab. Mit 64' wurde eine lehmhaltige Kluft angetroffen. Der Ausüufs des Wassers nahm ab nnd verlor sich endlich ganz. Der Ausüufs des Bohrloches D ging hierauf auch völlig verloren. In gröfserer Tiefe wurde das Verhaltnifs nicht geändert. Eine am 22. April 1833 vorgenommene Kubizirung ergab in 90 See. 2 Kubikf., .die Temperatur des Wassers war 7° R. Der freie Abüufs hörte am 9. Mai auf. Die beiden Bohrlöcher D und E zeigen nämlich das eigene Verhalten gegen die übrigen Bohrlöcher, data sie im Frühjahr
335 aufboren auszufliefsen, im Herbst aber, gewöhnlich im November wieder zu iliefsen beginnen. Das Bohrloch F ward iin NOT. 1831 niedergebracht und hat eine Tiefe von 50' 4". Mit 42' traf man unter dem K,alkmergel Triebsand, worin sich eine Quelle vorfand , die zum AusfLufs kam. Die Sandbank hielt bis 50' 4 " , nur wurde der Sand feiner, und das Wasser »ahm so z u , dals das.Bohrmehl herausgeworfen wurde. Das auf 3|" im Durchmesser Diederg^triebene Loch ergab am 14. Nov. 1831 p. Minute 3,15 Kubikf. mit einer Wärme von 8° R. Man erweiterte hierauf das Bohrloch um 2 " , so dafs sein Durchmesser 5 J " betrug, und erhielt am 19 Nov. 4,615 Kubikf. p. M, am 26. d. M. nach mehrlagigem Regen 8,5 Kubikf. p. M., endlich am 22. April 1833 p. Minute 7,5 Kubikf. mit einer Temperatur von 8° R. II.
B o h r y e r s u c h e auf der S a l i n e B r u n n e n . *)
Hoppe-
Man liat hier den Bohrer ¡n den Schacht gesetzt, wie tief man aber gekommen, ist leider nicht angegeben. Das vermehrte Soolwasser zeigte am 5. Juli 1833 eine Wärme von 10° R. und einem Salzgehelt von 8,456 Procent. III. B o h r v e r s u c h e a u f d e r S a l i n e N e u w e r k , i Stunde nordwestlich von W e r l gelegen. Das Bohrloch I an der Kukelmiihle ward im Aug. 1830 angesetzt, steht 1 4 ' 3 ' im aufgeschwemmten Lande, 147' 11" im festen Gestein, und hat folglich eine Tiefe von 162' 2". Das Gestein ist vorzugsweise K a l k ; noch gegen das untere Ende ward eine Bank von Sandstein angetroffen. Als man die genannte Tiefe erbohrt hatte, *)
Einige hundert Schritte nordwestlich von W e r l .
33fr s i n k das Gestänge plötzlich um 7 " , und hiemit war eine reiche Süfswasserquelle aufgeschlossen. Beim ersten Durchstofsen lieferte dieselbe, bei einer W e i l e des Bohrloches von 3 j " , p. Min. 84 Kubikf. Dann nahm sie' um mehr als die Hälfte ab Und war bis zum 6. Sept. constant geworden. Eine an diesem Tage angestellte Kubizirung ergab p. Min. 3 2 | Kubikf. — Um die W i r kung der Quelle auf das Neuwerker Kunstrad zu ermitteln, wurde das von W e r l kommende Wasser gänzlich abgedammt, und man gab ohne Anstauung dein Rade nur das aus' der Quelle zufliefsende Aufschlagewasser. Unter solchen Verhältnissen machte das R a d , bei der für den Betrieb erforderlichen Belastung, in 3 | Minuten 8 Umdrehungen. Das Bohrloch K ward im Jahr 1822 angefangen und 257' niedergebracht. In dieser Tiefe stiefs män auf eine Kluft von 6 " , wodurch im Augenblick des Durchsinkens des Gestänges eioe 8§- procentige Soöle sogleich von selbst zu Tage ausüofs. Beim Aufsatz von Röhren Hofs sie bis zur Höhe des Söolschiifs unter der Gradirung aus, und gab p. Min. 5 — 6 Kubikfufs; bis zum Rinnkasten oben auf der Gradirung, also 24' über der obern Kante der Böhriöhre, ergab der Aüsflufs in 3 Min. 2 Kubikfufs. Es wurde 1824 bis 305' niedergegangen, ohne einen Ünterschied warzunehmen, nur erlitt die Soole, die in der Tiefe von 275' am reichhaltigsten zu seyn scheint, einen Verlust an aufgelösten Bestandteilen von •§• Procent. Die im J . 1832 täglich vorgenommenen Soolwägungen ergaben, dafs die Qualität der Soole in allen Jahrszeiten constant bleibe, nehmlich einen Gehalt von 8,202 Procent und eine Wärme von 10,5° R. Das Gebirge auf der ganzen Strecke f e s t , weifser, grauer und zuletzt weifsgrauer Mergel (Kalkstein), Von 260 bis incl. 265' traf man den grünen Mergel.
337 Das Bohrloch M , im Schachte niedergetrieben, hat eine Tiefe von 37'. Die Soole, welche dasselbe liefert, fliefst nicht aus, hat eine Temperatur yon 14° R . und einen Salzgehalt von 7,649 Procent. Das Bohrloch N ist ebenfalls im Schachte niedergestoßen bis zu einer Tiefe von 100'. Die Soole fliefst von selbst aus, ihre Wärme beträgt 1 0 ° , 5 R . und ihr Salzgehalt 6,694 Trocenl. Es ist überflüssig, auf die Ergebnisse dieser Bohr» arbeiten noch besonders aufmerksam zu machen; nur soviel will ich bemerken, dafs der Kalkstein Diemals durchsunken ist, und dafs der grüne Mergel (mergeliger Sandstein) sich immer als ein Lager im Kalk auswies. Seine Tiefe von 260 / , mit der er auf der Saline Neu werk in dem Bohrloch K angetroffen wurde, läfst vermutheo, dafs dieses Lager nicht dasselbe ist, was in den andern Bohrlöchern in viel höbern Teufen und am nördlichen Fufse der H a a r fast an der Obefläche getroffen wird, oder man müfste annehmen, dafs die dortige Gegend eine starke Verwerfung erlitten habe, wodurch der Haarriicken entstanden und an dessen nördlichem Fufse der grüne Mergel in die Nähe der Oberfläche gebracht sey. — In Betreff der Temperatur und des Gehalts an festen Bestandtheilen, weichen die Quellen zu W e r l nicht allein unter einander stark ab, sondern man findet auch bei den meisten ein starkes Schwanken nach den J a h reszeiten. Die nachstehende Tabelle zeigt dies recht augenfällig. Der darin erwähnte M i c h a e l s - S c h a c h t mifst von der Hängebank an 26' 9 " und der M a x i m i l i a n s s c h a c h t 19' 6 " ; die Tiefe der Bohrlöcher ist oben angegeben.
Karsten Archiv, V I I I B, 2, B .
22
338 S a l i n e Temperatur
Monat
W e r l .
und Gehalt der i in J a h r 1 8 3 2 .
Soolen
Michael'sMaximiliansr Schacht. Scliacht. iS3 l . Ut t* t- £ rSc.3 «Ju £JTc ~G 0"C 3 =o> e4> < U aj C U V te b o= © E 0J Io M a, Cu Hsa E- SO
Bohrloch und B. .s 5i ; s s s o oo> v5 h dafs m a n i h n erst durch den L a u f der W a s s e r w a r n i m m t . D a h e r ist die L a n d s c h a f t z w i schen E m s und L i p p e f ü r das Auge meist v o l l k o m m e n eben. W o sich indeis die geringsten E r b e b u n g e n zeigen, — E r h e b u n g e n die m a n n u r in einer solchen Ebene bemerken k a n n ; — da geht auch g e w ö h n l i c h der K a l k zu Tage, oder ist' n u r mit einer d ü n n e n k a u m fufsdickeu Erdrinde bedeckt. Dergleichen Tunkte, sind schon auf der Chaussee von H a m m nach M ü n s t e r in fast u n zählbarer Menge a n z u t r e f f e n , aufserdem auch in den Querschnitten zwischen S t r o m b e r g und dem B a u m berge, von der L i p p e zur E m s . Man darf daher die so begrenzte Gegend als ein w a h r e s K a l k t e r r a i n betrachten, w o der K a l k sehr oft nackt hervorragt oder ganz nah unter der Oberfläche vorhanden ist. E s ist schon erwähnt, dafs T h o n b o d e n und K a l k beständige Begleiter sind; auch die hiesige Gegend besteht aus Klaiboden. W o a u s n a h m s w e i s e eine S t r e c k e mit Sand bedeckt ist, liegt der K a l k viel t i e f e r ; dagegen ist er stets der O b e r üäcke u m so näher, je m e h r letztere aus T h o n besteht.
2. Ueber das Vorkommen fossiler Knochen in dem aufgeschwemmten Boden des Münsterlandes. Von
Herrn Dr. B e c k s zu Münsier.
In
dem
vorhergehenden
Aufsatz
w a r es vorzugsweise
m e i n e Absiebt, eine Darstellung von den Gebilden der K r e i d e ,
die auf beiden Seiten der L i p p e
und zwischen dieser und der E i n s entwerfen; dabei
die
älteru
nur gelegentlich
verschiedenen
und
abgelagert sind, zu
jüngern
berührt.
Formationen
Obgleich
sind
ich mir «ine
Schilderung der aufgelagerten Bodenarten oder des Diluv i u m s vorbehalte, (denn tertiaires Gebirge scheint in dein alten
Meerbusen
ganz zu fehlen),
einige Nachrichten Uber die darin
so glaube gefundenen
ich
doch
Knochen
grofser Filaozenfresser schon jetzt mittheilen zu müssen. Hr. W e i i ' s h a t * ) eine schönfe Zusammenstellung derjenigen O r t e gegeben, wo inau in Deutschland bisher dergleichen K n o c h e n gefunden hat, und hiebei ist auch die L i p p e genannt.
Auch hat Hr. G o l d f u f s der in W e s t -
phalen gefundeneu Ueherreste dieses oder jenes Thieres, namentlich
aus
llinder gedacht, •) A r c h i v .
der
Gattung
indefs noch
N e u e R e i h e I. 3 9 2 .
der Elephanten Niemand
die
und der ungemeine
391 Frequenz dieser Gebeine, ihre Mannigfaltigkeit und die Art und W e i s e ihres Vorkommens hervorgehoben. D a s Diluvium des Münsterlandes bestellt hauptsächlich aus Thon und Sand. D i e s e beiden Bodenarten zeigen an verschiedenen Orten ein abweichendes V e r h a l t e n . Bald schliefst die eine die andre ganz aus, so dafs die M a s s e über der K r e i d e aus einer einzigen Bildung besteht, w i e z . B . aus S a n d auf den Sandsteinhügeln in der Urngegend von H a l t e r n , a u s T h o n im ganzen Bezirk der H a a r , auf dein S t r o m b e r g e r H ö h e n z u g e auf dem B a u m b e r g e , kurz auf allen eigentlichen K a l k s t e i u h ü g e l n ; bald sind beide mit einander vereinigt, w i e an vielen Stellen zwischen E m s und L i p p e , wobei hier der S a n d , dort der T h o n vorherrscht, oder endlich die eine überlagert die andre, w i e man dies an den Flüssen besonders an der L i p p e , hin und wieder warnimint. In diesem Falle habe ich beständig den T h o n als das L i e g e n d e , den S a n d als d a s B e d e c k e n d e gefunden. Man kann diese Beobachtung nur an den Flüssen machen, weil sie fast nur allein den oft 2 0 — 3 0 ' tiefen S a n d durchschneiden und den T h o n aufdecken. W o aber die F l ü s s e zu solcher W i r k u n g stark genug sind, und a n stehender K a l k nicht fern i s t , da trifft man auch w o h l jedesmal als Basis des Sandes den T h o n . E s hat das Anseilen, als wären K a l k s t e i n und Diluvialsand unvereinbare Gebilde, denn es ist mir wenn ich das sonderbare V o r k o m m e n von D ü l m e n ausnehme, w o Schichten von Kalksteinknauern luit Sandbänken wechsellagern, kein Tunkt bekannt, an dem K a l k s t e i n von S a u d unmittelbar bedeckt würde. Mag' indefs diese B e m e r k u n g durch fortgesetzte Beobachtung berichtigt werden, f ü r die nächste Umgegend der F l ü s s e ist sie durchaus w a h r ; man findet an solchen Stellen, w o das W a s s e r den S a n d recht tief durchschnitten hat, den Thon immer als dessen Grundlage. Dieser ist bald g e l b , w i e der gewöhnliche
392 L e h m , bald, und tigen
Sandbank
namentlich überlagert
w e n n er von einer m ä c h wird,
mehr
oder
weniger
schwärzlich, s e h r zähe und bildet dann ein festes F l u f s belt.
E r wird daher auch
a u f sein
Liegendes
den K r e i d e k a l k , dern A r b e i l e n nicht,
nicht leicht vom W a s s e r bis
durchfurcht,
hat
man dieses,
bei A n l a g e von Brunnen
doch
und bei a n -
öfter angetroffen,
dafs im Miinsterlande,
und es scheint
wie in
mehrern
daher andern
P r o v i n z e n Deutschlands, der T h o n m i t dem S a n d e w e c h sellagere.
A l s das w a h r e Bett der fossilen Knochen ist
der T h o n zu betrachten.
I\ie habe ich in Erfahrung g e -
bracht, und ich kt tine der Fundörter viele, dafs sie aus r e i n e m S a n d e aufgehoben
wären.
Dagegen
sind sie in
dem T h o n , besonders iängs der L i p p e , in solcher M e n g e niedergelegt, dafs überall, w o der Flufs sein B e t t bis in diesen ausgewaschen hat, jedes J a h r eine grofse A n z a h l derselben entblöfst wird.
Dergleichen Stellen sind jedoch
in dein Verhällnifs selten, als es w e g e n der oft beträchtlichen
D i c k e der S a n d b a n k
dem W a s s e r s c h w e r w i r d ,
bis zum T h o n einzugraben.
A l s aber vor 1 2 — 1 5 J a h -
ren
zur Beförderung der Lippe-SchiiTfahrt
an
uiehrern
O r l e n Schleusen angelegt wurden, deren F u n d a m e n t e in dem T h o n gelegt
werden
allen diesen Orten beine
v o m Mammuth.
Hinsicht
mufsten,
fossile K n o c h e n ,
Hamm,
fand
man
B e m e r k e n s w e r t h sind
Weren,
Lünen
und
gefunden,
uud
abwärts scheint
Ge-
in dieser
Vogelsang.
A u f w ä r t s hat man indefs auch noch jenseits Knochen
auch an
ain häufigsten
Lippstadt nach
meinen
bisherigen Erfahrungen, D o r s t e n , ihre G r e n z e zu seyo. Dieselben Ems
Erscheinungen
und an der W e r s e .
mehrern
Stellen
Knochen
wiederholen
sich an
der
An beiden Flüssen sind an vorn
Mammuth
und
vom
Auerochsen gefunden w o r d e n , jedoch ist die Menge derselben
mit
vergleichen.
der an
der L i p p e
v o r k o m m e n d e n nicht zu
Hiebei darf indefs nicht übersehen
werden,
393 dafs beide F l ü s s e die A u f m e r k s a m k e i t w e n i g e r auf sich gezogen und w e n i g e r Untersuchungen v e r a n l a g t haben^ als die L i p p e , an deren Ufer e i n e Menge Städte liegen, und die täglich von vielen Schiffern befahren w i r d , w e l c h e von den Knochen und ihrem W e r t h unterrichtet sind. W e n n auch C u v i e r schon 1 8 0 6 in seiner u m f a s senden Zusammenstellung aller derjenigen Orle, an w e l chen bis dahin Mamtnuth Knochen gefunden w a r e n , auf M e r k s Bericht ¿ e r L i p p e g e d e n k t * ) , so sind doch erst seit der Schiifbarmachung dieses Flusses recht v i e l e Knochen an seinen Ufern bemerkt w o r d e n , Das meiste, w a s die E m s und W e r s e bisher geliefert haben, v o r züglich Backenzähne vom M a i n m u t h , ferner G e w e i h e und grosse H ö r n e r , w i r d theils in dem M u s e u m zu Münster, theils in der S a m m l u n g des Fürsten zu B e n t heim-Steinfurt aufbewahrt. Endlich findet m a n in den Bächen, w e l c h e in die genaonten drei Flüsse m ü n d e n , nicht selten Mainmuth Knochen und m e h r m a l ist m a n auf dieselben beim Graben e i n e s B r u n n e n s oder bei a n dern Erdarbeiten geslofsen, selbst an solchen Orten, die mehr oder w e n i g e r von fliefsendem W a s s e r entfernt sind. F ü r ein solches Vorkommen kann ich z w e i a u s gezeichnete Stellen a n f ü h r e n . I m Herbst 1S33 w u r d e zu G e s e c k e bei Anlegung eines W e g e s z w i s c h e n d i e ser Stadt und B ü r e n ein Haufen von Knochen g e f u n den, w e l c h e fast unmittelbar über den Schichten des Kreidekalks lagen. S i e waren leider sehr v e r w i t t e r t und fast zu Staube a u f g e l ö s t , w a s w o h l allein von i h r e r Nähe an der Oberfläche herrührte. Hätten sich dabei nicht auch Stöfs- und B a c k e n z ä h n e (des M a m m u t h ) g e funden, die z w a r ebenfalls sehr aufgelockert w a r e n und beim A u f h e b e n in S t ü c k e z e r f i e l e n , so mügte die B e ' ) S. Annale» du Mus. d'hist. natur, T . 8. 26. Das an dieser Stelle erwähnte S c h o r n b e c k ist unrichtig geschrieben und roufs S c h e r m b e c k heilsen.
394 Stimmung,
welchem
Thiere jene
Knochen
dürften sehr schwierig gewesen seyn. an
der Fundstelle
und gewann
aus
Ueberresten, unter denen ich auch
angehören
Ich w a r
selbst
den
gesammelten
einige
Fufsknochen
(einen Fufswurzelknochen und ein Nagelglied) erkannte, die Ueberzeugung, sey.
Gesecke
eine Meile von ihrem
dafs hier das ganze T h i e r begraben
liegt am der
Spiegel.
nördlichen. Fufs der
Haar,
Lippe entfernt und 1 2 — 1 5 ' über
D i e Knochen lagen auf der südlichen
S e i t e der Stadt und reichlich noch 2 0 ' höher als diese selbst.
Ein zweiter ähnlicher Fuod geschah zu
d e n , am westlichen
Thonboden, der den dortigen K a l k hier
Ley-
Abfall des B a u m b e r g e s und im
beim Ausgraben
des
bedeckt.
Stammendes
Man traf
einer
gefällten
E i c h e auf das Ellenbein vom Mainmuth. A m häufigsten indefs sind die fossilen K n o c h e n an den Flüssen gefunden, als seyen
und es hat daher das A n s e h e n ,
sie vom W a s s e r aus den höhern Gegenden
hieher
geführt,
deckt.
Gewifs mag es mit manchen
hier
angesammelt
und mit Schult b e -
ders an der L i p p e , sich so verhalten. jedoch
die Oberfläche
manchen
Stellen
Knochen,
beson-
W e i l die Flüsse
auf eine lange Strecke
tief ausgefurcht h a b e n ,
so
und an mufs das
Flufsbett auch besonders günstige Gelegenheit zum A u f suchen der K n o c h e n darbieten, anzunehmen, au
ihrer
und es ist daher
dafs sie ausschliefslich
jetzigen
W i r k l i c h zeigen
Lagerstätte
geführt
nicht
durch die
Flüsse
worden
wären.
auch die zuletzt angeführten Beispiele,
deren Anzahl ich noch vermehren könnte, dafs die K n o chen durch das ganze L a n d zerstreut sind. D i e meisten
bis jetzt aufgefundenen K n o c h e n sind
J ü r das Museum zu M ü n s t e r und zu B o n n a b e r viele schaft
erworben,
befinden sich noch in dein für die W i s s e n -
nicht immer
Beklagenswerth
nützlichen Besitz von Privatleuten.
ist e s ,
wenn
diese
bedeutungsvollen
395 Ueberreste der Vorzeit in die Hände von Leolen fallen, •welche sie gar nicht kennen. So sab ich in dem Hause eines katholischen Pfarrers, in einein Orte ao der Lippe, ein Oberschenkelbein vom Mammut!), das als Hauklotz (als Grundlage beim Zerkleinern des Holzes) dienen Wulste und in dieser Function bereits so sehr mitgenommen w a r , dafs es in der Mitte seiner Länge in zwei Stücke zerfiel. Wenn Leute, die sich zu den Gebildeten zählen, solchen Baub an der Wissenschaft begeben, dann darf man sich über jenen Maurer nicht wundern, der einst zu Potsdam den Backenzahn des Mammuth als Pflasterstein benutzte und in die Strafse legte. Das Museum der hiesigen Akademie hat wohl die reichlichste Sammlung von den im Münsterlande gefundenen Knochen und bewahrt schöne Ueberreste von Thieren, die zu dem Geschlecht der E l e p h a n t e n , N a s h ö r n e r , R i n d e r , H i r s c h e und P f e r d e gehören. Alle Exemplare, deren ich hier erwähnen werde, stammen, in sofern eia anderer Fundort nicht ausdrücklich genannt ist, von der Lippe. I. G a t t u n g .
Elephas.
Aus keiner Gattung finden sich so häuGg Gebeine als aus dieser, und es scheint, dafs sie von zwei verschiedenen Arten derselben herrühren. W i r besitzen davon: 1 ) S t o f s z ä h n e . Diese zeichnen sich durch ihre Gröfse aus nnd haben nicht selten die Länge von 7'. Dies scheint aber auch das Maximum der Gröfse gewesen zu seyn. Der kleinste, den ich gesehen habe, hatte noch nicht volle 3' Länge bei einem Durchmesser von 3'' an der Basis, und mufste von einem sehr grofsen Thier herrühren. Gewöhnlich sind die Stofszähne ganz, mitunter auch zerbrochen. Nach dem frischen Bruch zu scbliel'sen, isl das Zertrümmern erst in der allerjüngsten
396 Zeit theíls durch den Andrang des W a s s e r s , theils durch ein unvorsichtiges Hervorziehen aus dem festen T h o n e veranlagt worden. 2. B a c k e n z ä h n e . Die meisten von den im hiesigen Museum befindlichen sind lose , einige sitzen noch in einem Stück des K i e f e r s ; bei mehrern sifid W u r z e l und Kaufläche sehr w o h l erhalten; einige waren erst k u r z vor dem Tode des Thieres in Gebrauch gekommen und zeigen daher eine i m Verhältniis zu ihrer Gröfse ( L ä n g e von vorn nach h i n t e n ) sehr kleine K a u f l ä c h e ; andre waren bei seinem Untergange schon gröfstentbeils abgenutzt. Bei letztern hat das vordere Ende eine viel geringere Höbe als das h i n t e r e , eine E i g e n t ü m l i c h k e i t , die sich aus dem W a c h s t h u m des Z a h n s , aus seinem Vorrücken und aus der Abnutzung erklärt. Bei dem gröfsten, der jedoch nicht vollständig i s t , beträgt die L ä n g e 0 , 1 5 , die Breite 0 , 0 9 , bei dem kleinsten jene 0 , 0 9 , diese 0,04. Alle sind mit den für Elephas primigenius charakteristischen schmalen, rechtwinkligen, fast graden Querbanden auf der Kaufläche versehen. Bis jetzt habe ich noch k e i n e n , im fliünsterlande gefundenen Backenzahn g e s e h e n , der Aehnlichkeit mit jenen des Afrikanischen Elephanlen zeigte. Die Anzahl der Querbanden schwankt zwischen 12 und l ö . Die Breite der Querbanden ist bei gröfsern Zähnen stärker, bei kleinem geringer. D a aber die den Zahn zusammensetzenden Lamellen an der W u r z e l und in der Mitte desselben am stärksten sind, gegen die Kaufläche hin sichtbar schwächer w e r d e n , so variirt die Breite der Querbanden auch zugleich nach dem Grade der A b n u t zung des Zahns. 3 ) D e r A t l a s oder e r s t e H a l s w i r b e l . Dieses Stück ist sehr beschädigt; es fehlen die Querfortsätze so w i e die Knorpel auf den hintern oder den dem zweiten Halswirbel zugewandten Gelenkflächen. Auch ist die
397 o b e r e S e i t e und der äufsere Rand der obern linken G e lenk verliefung angegriffen.
Dennoch
beträgt die Breite
0,23,
die Entfernung
0,16.
D e r R ü c k e n m a r k s - K a n a l mifst von von nach h i n -
des v o r d e m R a n d e s
vom
hintern
ten 0 , 1 1 , hinten an der breitesten Stelle 0 , 0 8 . 4)
Der
erste
Rückenwirbel.
desselben ist gut e r h a l t e n ,
jedoch
Der
Körper
ohne Gelenkknorpel,
und der Stachelfortsatz an der Spitze etwas abgebrochen. Man
bemerkt
noch die Gelenkflächen
für die Fortsätze
des letzten Halswirbels und des zweiten R ü c k e n w i r b e l s , eben
so die für das erste Rippenpaar.
K a n a l s ist 0 , 0 7 ;
der K ö r p e r
D i e W e i l e des
mifst v o m K a n a l bis zur
untern Fläche 0 , 1 3 , von vorn nach hinten 0 , 0 7 . 5) banden.
Rippen.
Hievon sind
mehre E x e m p l a r e v o r -
Ein E x e m p l a r , von der rechten S e i t e und ganz
erhalten, mifst von der Mitte des K o p f e s über den c o n v e x e n R a n d 0 , 8 7 , von eben da über den concaven 0 , 7 9 , in der Mitte an der breitesten S t e l l e 0 , 0 8 , Höcker (Tuberculum Kopfes 0 , 0 6 .
costae) 0 , 1 ,
neben
dem
im D u r c h m e s s e r
D i e innere S e i t e ist z w e i f l ä c h i g ,
de»
indem
dieselbe durch e i n e , v o m K o p f e h e r k o m m e n d e , stumpfe Erhabenheit der L ä n g e nach getheilt wird. läuft
diese E r h a b e n h e i t i m m e r m e h r nach
Zuletzt v e r hinten
und
bildet am untern E n d e den hintern R.and der R i p p e . 6)
Das
Becken.
D a s K r e u z b e i n ist bisher n o c h
nicht g e f u n d e n ,
während das ungenannte Bein oft a u f -
gehoben
Ein E x e m p l a r der hiesigen
wird.
noch einige Bemerkungen hinzuzufügen. Derselbe hat sich bis jetzt in allen Theilen noch gut erhalten und recht zweckmäfsig gezeigt. Man hat daran nichts b e m e r k t , was eine Abänderung w ü n s c h e n s w e r t h machte. Indefs scheint es zweckmäfsig zu s e y n , eine besondere Heizvorrichtung dabei anzubringen, u m d a durch bei zu schwacher Gichlflamme die Temperatur der Gebläseluft erforderlichenfalls vermehren zu k ö n n e n . Die Stellung des Fuchses für die Leitung der Gichtflamme in den W ä r m o f e n unter der Oberfläche des Gichtkranzes, hat beim Betriebe nicht den geringsten Nachtheil gezeigt. Es mufs n u r dahin gesehen w e r d e n , dafs der Boden des Fuchses ein Ansteigen von 60 Grad erhält, damit beim Aufgeben der Eisenstein darauf nicht hängen bleibt, welches ein Rücken der Gichten v e r u r könnte. Dafs aber diese Stellung des Flammenlochs u n ter dem Gichtkranz v o r t e i l h a f t e r , wie über demselben i s t , hatte m a n oft Gelegenheit hier zu beobachten. Bei der Stellung desselben über dem Gichlkranz w i r k t der
478 änfsere Windzug auf die Flamme, treibt sie zuweilen in das Flammenloch, zuweilen ganz davon w e g , so dafs die Hitze itn Wärmofen nach dem Zuge der äufsern Luft oft wechselt. Trifft es sich zufällig, dafs bei einem R o h g a n g , wo die Gichtilamme ohnedies an K r a f t verliert , dieselbe auch noch durch den äufsern Windzug v o m W ä r m o f e n weggetrieben wird; so entsteht auf doppelte Art eine Verminderung der Temperatur der G e bläseluft, welche natürlich auf den Gaog des Ofens sehr nachtheilig wirkt. Alle diese Nachtheile werden durch die Stellung des Flammenlochs u n t e r dem Gichtkranz vermieden, indem die Flamme bei dieser Einrichtung gleichmäfsig in den Wärmofen ziehen k a n n , und durch den Zug der äufsern Luft nicht gestört oder vermindert wird. E s ist also diese dem Wasseraliinger Apparat e i g e n t ü m l i c h e Einrichtung sehr zu empfehlen.
II. N o t i z e n
l.
Ueber das Zusammenvorkommen fossiler Thierknochen mit Kunstprodukten in den Sandgru* ben des Kreuzbergs bei Berlin. Von
Herrn E .
Low.
Herrn W e i f s im Bd. I. S. 392 dieses Archivs niedergelegte Abhandlung: „Ueber das Vorkommen von Ueberresten des fossilen Elephanten in den Umgebungen von B e r l i n , " hat bereits das geognostische Interesse für die Diluvialschichten gewonnen, w e l che auf der Südseite der Stadt Berlin einen kleinen H ü gelrand bilden, dessen höhere Tunkte zwischen den Dörfern Schönberg und Ricksdorf mit den Namen des Kreuzbergs, der Hasenheide und der Rollberge bezeichnet werden. Die zufällige Entdeckung zweier parallel neben einander liegenden Stofszähne des fossilen Elephanten beim Graben eines Brunnenä am Kreuzberg t so wie ein f r ü -
480 lierer ähnlicher Fund eines Oberarmknochens derselben Thierart in einer Sandgrube zwischen der Hasenheide nnd den Rollbergen, gaben nicht allein Hrn. W e i f s Veranlassung, in obiger Abhandlung die Vermuthung auszusprechen, dafs diese Hügelkette in der Folge zu einem reichen Fundorte fossiler Elephantenknochen werden könne, soodern das häufige Zusammenvorkommen von Ueberresten dieses Thiers mit denen anderer Tliiergattungen auf benachbarten Lagerstätten, liefsen denselben schon damals darauf hindeuten, dafs bei genauerer Untersuchung die gewöhnlichen Begleiter von Elephantenknochen, namentlich Ueberreste von Rhinoceros, sich auch hier würden auffinden lassen. Diese Vermuthungen haben sich auf eine überraschende W e i s e bestätigt, indem innerhalb der beiden letzten Jahre in den Sandgruben, welche am nördlichen Abhänge des Kreuzbergs betriehen werden, sich folgende fossile Knochen gefunden haben: 5 Backenzähne des fossilen Elephanten, 2 Stofszahne desselben, 1 Calcaneus desselben, 1 Astragalus desselben, 4 Backenzähne vom Rhinoceros, 4 Backenzähne des fossilen Pferdes, 1 Mitlelfufsknochen desselben, 1 Mittelhandknochen desselben, 1 Mittelfulsknochen eines fossilen Ochsen, 1 Stück Hirschgeweih, und 1 Backenzahn eines kleinen Wiederkäuers von der Gröfse eines Schaafs. Es sind hiernach, aufser einer grofsen Anzahl nicht sicher bestimmbarer Knochenfragmente , unzweideutige Beste von sechs verschiedenen Thiergattungen vorgekomm e n , von denen theilweise die aufgefundenen Species nicht mehr lebend vorhanden sind. Bedürfte es für die
481 wirkliche Fossilität der übrigen S t ü c k e , bei ihrem Zusauimenvorkominen mit letztern auf derselben Lagerstätte, noch eines speciellen B e w e i s e s , so w ü r d e dieser durch die gänzlich gleiche Beschaffenheit der aufgefundenen Stücke in Zusammenhalt, Farbe, Hängen an der Zunge etc., so w i e auch dadurch leicht zu führen sein, dafs fast alle Exemplare gröfsere oder geringere Unterschiede gegen die Skelette gegenwärtig noch existirender Species zeigen. Das Interesse für diese fossilen Knochenüberreste "wird noch bedeutend dadurch erhöht, dafs mit ihnen auf derselben, anscheinend ganz unyerlelzten Lagerstätte, gleichzeitig zwei Steine aufgefunden worden sind, w e l che die deutlichsten Spuren einer frühern Bearbeitung tragen, und deren fleifsige und anscheinend mühsame Zurichtung zu kleinen keilförmigen, schneidenden Instrumenten, auf einen ganz andern Cullurzustand zurückweist als der i s t , welcher seit dem Gebrauch der Metalle Platz gegriffen hat. — Beide Stücke sind ganz s y m metrisch; das Eine Taf. I X . Fig. 7. abgebildete Stück aus Feuerstein, das Zweite i i g . 8. aus einem gleichförmigen schmutzigweifsen Sandstein gearbeitet. Die s a u bere Politur des Ersteren nach der Schneide hin, ist so über allen Zweifel erhaben, welchen man e t w a in dessen Bearbeitung durch menschlichen Kunstfleifs setzen könnte, dafs an eine Täuschung durch ein zufällig s y m metrisch begrenztes Geschiebeslück nicht zu denken i s t ; und die ähnliche Form des Sandsteinstücks, welche einen ungefähr gleichen Gebrauch beider verräth, ist nicht g e eignet, als Spiel des Zufalls verworfen zu werden. Im Gegentheil kann es als ein günstiger Umstand besonders hervorgehoben w e r d e n , dafs die Ansicht der Stücke selbst, mehr noch als die nur nach Hauptumrissen entworfene Zeichnung, derartige Zweifel unmittelbar widerlegt. Karsten Arclnv.
V I I I . B . 2 II.
31
482 Um über das Zusammenyorkommen dieser beiden Kunstproducte mit den erwähnten fossilen Knochen ein genaueres Urtheil fällen zu können, wird es zuvor n o t wendig, ihrer gemeinschaftlichen Lagerstätte eine genauere Aufmerksamkeit zu widmen. Der bereits genannte Hügelrand zwischen den Dörfern Schönberg und Ricksdorf ist der nördliche Abfall eines kleinen Plateau's, auf dessen Fläche das Dorf Tempelhof liegt. In Ost und Nord wird dasselbe durch das Spreethal abgeschnitten, indem dieses von Ricksdorf an eine schnelle Biegung macht, und sich sodann zu dem Busen erweitert, in welchem die, Stadt Berlin liegt. A u f der Westseite verflacht sich das Plateau mehr, und schliefst sich, über Schönberg, Willmersdorf und den Grunewald, an die vorliegende Hügelreihe des linken Hafelufers an. Während eine mächtige Lehmschicht einen grofsen Theil der Plateaufläche bedeckt, ist das Liegende dieses L e h m s auf dem nördlichen, der Stadt Berlin zugekehrten Abfalle, durch mehrere Sandgruben aufgeschlossen, und ein schneller -SchichtenWechsel entblöfst, über dessen Reihenfolge das beigefügte Profil F i g . 9. eine Ueber»icht gewährt. Die unterste Schicht wird durch ein, bis über 60 Fufs Mächtigkeit bekanntes S a n d l a g e r gebildet, welches mehrere T h o n m e r g e l s c h i c h t e n einschliefst, und durch dessen ganze Blasse einzelne Geschiebe verbreitet sind. * ) D e r S a n d ist meist von feinem, aber scharfeckigem Korne, Seine F a r b e nähert sieb, wenn schon einzelne bunle Q u a r z körner eingemengt s i n d , im Totaleindruck dem W e i f s e n . E i n e Kalkbeimengung verrälh s i c h , aufser dem schwachen B r a u s e n mit Säuren schon dadurch, dafs die durch den Sand hindurchgehenden Pflanzenwurzeln sehr häufig zur Bildung der unter dem N a m e n Ojteocolla bekannten Kalkconcretion
483 Ueber dein Sande greift eine grobe G r u s l a g e Platz, welche in einer Mächtigkeit von 1 — 6 Fufs wechselt, und iin Hangenden nnd Liegenden durch eine gelbe oder braune Eiseniarbung scharf begrenzt wird. Veranlassung geben. D u r c h seine ganze Masse liegen einzelne, abgerundete Geschiebe zerstreut, unter denen die aus Granit, Gneus, Uebergangskalk und Feuerstein vorwaltend sind. Mehrere Thonmergelschichten durchziehen mit ziemlich horizontaler, oder n u r schwach geneigter Lage den Sand in seiner ganzen Mächtigkeit. Obschon sie mitunter eine Stärke von über 6 Fufs erreichen, so halten sie doch im Ganzen wenig aus, und werden oft ganz wieder verdrängt. Der T h o n mergel, welcher sie bildet, ist von bläulicher Farbe, welch« nach dem Ausgehenden in das Leberbraune übergeht. E r ist sehr kalkreich, ziemlich frei von Sand, daher, wenn auch Dur kurzbrüchig, knetbar, und hängt nicht an der Zunge. In ihm liegen dieselben Geschiebe, wie in dem ihn umgebenden Sande; besonders characterisirt ist derselbe aber durch einzelne SchwefVlkiesknoIlen, welche meist in rothes Eisenoxyd umgewandelt s i n d , so wie durch Ptlanzenreste, die zu einer Braunkohlenmasse zusammengeschrumpft, in kleinen hohlen Räumen in ihm liegen, *) Der Grus besteht aus grob zerkleinten Gebirgsstacken fast aller Formationen. Sein Bindemittel ist eine weifse Kalkmasse, die ihren Ursprung wohl unstreitig aus der Kreide genommen bat, da nicht n u r äufserst zahlreiche Feuersteine, sondern auch einzelne wohlerhaltene Kreidestücke in der Masse vorkommen. Von den Geschieben, wclche in grüfsern abgerundeten Stücken durch die ganze Gruslage zahlreich vertheilt sind, bestehen die meisten zwar ebenfalls aus Granit, Gneus, Uebergangskalkstein und Feuerstein, doch treten auch eine reiche Anzahl von S a n d - und Kalksteinen älterer und jüngerer Flötzformation mit auf, von denen mehrere, ihren Versteinerungen nach, der Jura- und Griinsand - Bildung a n gehören. Von den Versteinerungen, welche aus ihrer f r ü h e m Lagerstätte ausgewaschen, loose in dem Gruse liegen, sind besonders Belemniten, Echiniten u. s. w. aus der Kreideformalion, und sodaun Versteinerungen aus dem Uebergangskalk vorherrschend. Außerdem kommt in der Grusmasse
31 *
484 Sie wird lager
wiederum
Koro
ihn hinlänglich
sande
unterscheidet,
Flufs-Triebsandes wesenheit gleich
von einem grobkörnigen
ohne alle Geschiebe von
dessen
darüber
mehr
wenn
den
anders
Versteinerungen
Sand-
scharfeckiges
liegenden
Flug-
Charakter
eines
die gänzliche
in
ihm,
Ab-
diesen
Ver-
gestattet. * )
Eine
schwache
Bildung,
indem
Lage Dammerde
der L e h m ,
die H ö h e
des Kreuzbergs
einzelnen
Fartieen
des
dem
und
trägt,
aller
bedeckt,
Spreethals
zu
welcher
begrenzt
nicht erreicht,
beiden Seiten
herabzieht,
und
die
das Plateau sondern
desselben
w i e es
ganze
bedeckt, sich
in
am Rande
scheint, hier
das
Sandlager i m L i e g e n d e n des Gruses unmittelbar bedeckt.**) n i c h t allein v e r h ä l l n i f s m ä f s i g führten es
die g r ö f s e r e A n z a h l der aufge-
fossilen Knochenüberreste
auch,
in w e l c h e r
die
vor, sondern
erwähnten beiden
dieselbe ist
Kunstprodukte
aufgefunden worden s i n d . * ) Dieser Sand
iin
Hangenden
g e r e m K o r n e , als der i m
des G r u s e s ist von g r o b k ö r n i -
L i e g e n d e n ; auch
in der F a r b e u n -
terscheiden sich beide Sandlager, indem die F a r b e des letztern s i c h m e h r i n das L i c h t b r a u n e z i e h t . S e i n e Masse ist durchaus gleichförmig,
o h n e alle G e s c h i e b e und V e r s t e i n e r u n g e n , und
n u r in seinem
untersten,
dem G r u s e am n ä c h s t e n gelegenen
T h e i l e , s i n d K n o c b e n ü b e r r e s t e vom M a m m u t h v o r g e k o m m e n . Derselbe
ist a n dem H ü g e l r a n d e
Ricksdorf
nur
nördlichem
auf
der
Höhe
zwischen
Schönberg
des K r e u z b e r g s
und
und
dessen
A b f a l l deutlich enwickelt, u n d e r r e i c h t h i e r eine
M ä c h t i g k e i t von 1 2 F u f s . V o n dem d a r u n t e r liegenden Gruse i s t e r stets s c h a r f a b g e s c h n i t t e n , und i h r e gegenseitige Grenze d u r c h eine starke E i s e n a u s s c h e i d u n g b e z e i c h n e t , welche häu6g den o b e r n
T h e i l des G r u s e s zu einem* wenn a u c h n u r loose
zusammenhaltenden Conglomerate kittet. * * ) D e r L e h m a u f der o b e r n F l ä c h e des Plateaus ist v o n gleichb l e i b e n d e r , dunkelisabellgelber F a r b e . kalkhaltig,
dem N a m e n nicht
sein
D e r s e l b e ist eben ao
als s a n d r e i c h , und würde h i e r n a c h passender mit eines
massiges
Mergels
bezeichnet
Auftreten
worden
sein,
hätte
ihn allgemein i n den hiesigen
G e g e n d e n mit dem N a m e n eines L e h m s belegt,
In ihm kom-
485 Bei dem Mangel an deutlichen Berührungspunkten zwischen dem L e h m und den G r u s - und Sandschichten, welche den obern T h e i l des K r e u z b e r g s bedecken, mufs es als zweifelhaft angesehen werden, w a s hiervon die allere Bildung i s t , indem die blofse Beobachtung, dal's der L e h m gewöhnlich die Plateaufläehe bedeckt und hier •von keiner andern Schicht weiter überlagert ist, hierüber nirht bestimmt entscheiden k a n n , da in den Marken einzelne Tunkte bekannt s i n d , w o ein ganz ähnlicher Lehin mit S a n d - und Geschiebeschichten wechsellagert. D i e ganze Schichlenfolge von dem Flugsande — einer unzweideutigen Alluvialbildung — abwärts, gehört ohne Z w e i f e l dem Diluvium an, denn durch ihre ganze Mächtigkeit sind Ueberreste der aufgeführten v o r w e i t , liehen T h i e r e v o r g e k o m m e n , und namentlich sind die beiden Stofszähnc des fossilen E l e p h a n t e n , deren H r , Professor W e i s s in der erwähnten Abhandlung gedenkt, in einer T i e f e von etwa 6 0 Fufs noch unter den T h o n ^ mergelschichten aufgefunden, welche das Sandlager im Liegenden durchziehen. D i e gröfste M a s s e von K u o » chenüberresten findet sich in der Grusschicht z u s a i n m e n gehäuft; sie verbreiten sich noch ziemlich zahlreich durch das ganze Sandlager in derem L i e g e n d e n , und treten vereinzelt in dem untersten T h e i l e des S a n d l a g e r s i m Hangenden auf. In den Thonmergelschichten i m L i e genden sind bisher eben so w e n i g Spuren von Knochen v o r g e k o m m e n , als in dem L e h m i m Hangenden, w a s m e n , a u f s e r vereinzelten g r o f s e n , m i t u n t e r ü b e r 8 F u f s D u r c h messer
haltenden
Geschieben
älterer G e b i r g s a r t e n ,
Bruch-
stücke eines g r a u e n dichten U e b e r g a n g k a l k s t e i n s v o r , welche d u r c h ihr zahlreiches A u f t r e t e n , u n d ihre leicht e r k e n n t l i c h e n Versteinerungen
(Orthoceratiten,
Trilobilen)
diese
Lehm-
masse besonders cbarakterisiren.
E b e n s o findet s i c h zuweilen
Bernstein
h ä u f i g e r in P u l v e r f o r m a l s
in d e m s e l b e n , jedoch
in festen g r o f s e r n S t ü c k e n .
486 um so mehr zu bedauern ist, als sich hier eher hoffen liefse, ganze Skelette beisammen zu finden, als i,n den Sand- und Grusschichten, in denen stets nur vereinzelte S t ü c k e , und aurh diese oft nur in fragmentarischem Zustande vorkommen. Die als hauptsächlich knochenführend bezeichnete Gruslage ist es auch, in welcher die beiden Kunstprodukte aufgefunden worden sind. Von ihnen wurde das aus Feuerstein bestehende Stück mir bereits im October 1833 durch einige Arbeiter überbracht, welche dasselbe bei der Arbeit in einer Sandgrube auf dem Bergrnannschen Grundstück am Kreuzberg gefunden hatten. Eine sogleich veranstaltete genauere Untersuchung ergab, dafs das Stück in der untern Hälfte der oben beschriebenen Gruslage gelegen hatte, und von den Arbeitern erst dann entdeckt worden w a r , als sie bereits den hier 12 Fufs mächtigen Diluvialsand im Hangenden vollständig abger ä u m t , und sodann die darunter liegende Grusmasse in ihrem untern Tbeile unterbauen hatten, um so den nachstürzenden obern Tbeil derselben leichter zu gewinnen. Hierbei hatte das mit seiner blanken Schneide au* der Geschiebemasse hervorragende Feuersteinstück ihre Aufmerksamkeit erregt, weshalb sie dasselbe herausgezogen und durch einen Versuch, Feuer an ihm anzuschlagen , die noch sichtbare Verletzung des einen Bandes der Schneide herbeigeführt hatten. Unter ganz ähnlichen Verhältnissen wurde, bei meiner A n w e s e n h e i t , in derselben Grube einige Monate darauf das aus Sandstein bestehende Stück entblöfst. Es lag in derselben Grusschicht, etwa 4 0 Fufs von dem Fuodorte des ersten Stücks entfernt. Nirgends w a r eine Spur aufzufinden, dafs die Lagerstätte früher einer Verletzung ausgesetzt gewesen s e i , welche sich bei dem regelmäßig fortschreitenden Abbau, welcher strosseitweise, ähnlich der Abraumsarbeit auf den Thüriug-
487 sehen Eraunkohlengruben, geführt wird, ohne Schwierigkeit hätte entdecken lassen müssen. Itn Gegentheil hatten die einzelnen Schichten des Diluvialsandes iin Hangenden ganz ihre ungestörte horizontale L a g e . Der obere Theil der Geschiebegrusschicht w a r , w i e überall, durch eine starke Eisenfä'rbuug bezeichnet, und über dem bearbeiteten Stücke selbst lagen ähnliche abgerundete Geschiebe, w i e solche allgemein durch die ganze Grusmasse verbreitet sind. Die Tiefe, in welcher dasselbe gefunden w a r d , betrug 15 Fufs. Der sorgsamsten A u f m e r k s a m k e i t , welche ich seit jener Zeit dieser Lagerstätte gewidmet habe, ist es z w a r gelungen, einzelne Andeutungen, aber leider k e i n e neuen schlagenden B e w e i s e menschlichen Kunstfleifses in derselben zu bemerken; eben so wenig sind inir aber Spuren vorgekommen, welche auf ein späteres Einsinken der aufgefundenen Stücke, und mithin auf eine Verletzung der Lagerstätte gedeutet werden könnten. Möge es daher der Zukuüft vorbehalten bleiben, ob weitere Schlüsse auf dies auffallende Zusainmenvorkommen fossiler Knochen mit Kunstprodukten gebaut werden können, zu denen mir die vorliegenden Thatsachen nicht eher ger eignet scheinen, als bis die Masse der Beobachtungen diejenigen Zweifel zu verscheuchen im Stande ist, w e l che sich gegenwärtig init Recht bei dergleichen vereinzelten Erscheinungen einfinden.
488
2. Bemerkungen über den Fränkischen JuraDolomit. Von Herrn T a n t s c h e r in Grofs Camsdorf. Ich halle kürzlich Gelegenheit, einen Theil von Franken auf einer fluchtigen Reise nach der Südseite des Thüringer W a l d e s mit seinen ausgezeichneten Gebirgsparthieen von Jurakalk kennen zu lernen. Wenn ich auch nichts Neues über diese G e g e n d , deren schönster Theil unter dein Namen der Fränkischen Schweiz bekannt i s t , und namentlich über den dortigen Dolomit, über den bereits viele gelehrte Stimmen sich haben h ö ren lassen, mitzutheilen im Stande bin ; so ist es doch nicht uninteressant, schon Bekanntes von neuem bestätigt zu hören und das Urtheil eines praktischen Bergm a n n s darüber zu vernehmen. Von Gr. Camsdorf aus gelangte ich bequem in einer Tagereise auf die südliche Seite des Thüringerwaldes und stieg von Lehesten aus ( w o beiläufig die ungeheuren Massen von Dachschiefer abgelagert s i n d , mit w e l chen ein grofser Theil von Deutschland versehen wird) über den hier nicht sehr breiten K a m m des Gebirges durch das Haslachthal nach Rothenkirchen hinab. Hier fängt die k a u m auf einige Stunden ausgedehnte, ganz isolirle SteinkohleDgebirgsparthie a n , bekannl unter dem Nauien der Stockheimer, weil bei Stockheiiu Bau auf einem Steinkohleuflötze getrieben wird. Diese Gebirgs-
489 parthie feblt auf einigen geognostiscben Karten. Das Stockheimer Steinkohlengebirge ist auf Thonschiefer and Grauwacke aufgelagert. Bei Rothenkirchen erweitert sich der Grund der Haslach, w i r d kessellörmig, und man sieht es gleich an der Form der B e r g e , dals ein anderes Gebirge auftritt. Bei Pressig, unterhalb Rothenkirchen , findet man grobkörnige Conglomerate, welche ein braunrothes thoniges Bindemittel haben. Nach und nach werden diese feinkörniger und die Höben um Neukenroth bestehen aus grauem und rothem Sandstein, worin die Stockbeimer Steinkohlen liegen. Man bebaut in Stockheim ein einziges Flötz, welches jedoch z u weilen bis 7 Fufs mächtig wird. Das Hängende ist an vielen Stellen sehr brüchig, weshalb man beim Abbau dasselbe sehr mit Holz unterstützen mufs. Das Fallen des Flötzes ist südwestlich von 10 bis 30 Grad und eben so veränderlich als das Streichen, i m Durchschnitt St. 8 . Auf dem Königl. Stölln, der gegen 3Iitternacht und Morgen auf dem Streichen des Flötzes getrieben wird, wechselt das Streichen in eioer Länge von 10 Lachtern oft um 2 bis 3 Stunden, nätnlich von St. 7. bis St. 10.' Das öftere Yariiren des Stockheimer SteinkohlenüÖtzes im Streichen und Fallen ist eine E i g e n t ü m l i c h k e i t desselben. Auch die Mächtigkeit ändert sich sehr oft, und es scheint dies Alles auf gestörte L a g e r u n g s - V e r h ä l t nisse zu deuten, in Folge der Nähe des hohen Gebirgs« rückens. — Der Bergbau, welcher auf dem Flötze von mehrern Gewerkschaften ( n u r der Stölln ist königlich) getrieben wird, ist eine Art unregelmäfsigen Pfeilerbaues. Man fängt von unten an zu bauen und geht nach oben fort; deshalb und des W e t t e r z u g e s , so w i e der Förderung bis auf den Stulln wegen, mufs man viele Strecken im abgebauten Felde offen und in Holz erhalten. Am merkwürdigsten sind die Gesenkbaue unter dem Stölln. Die Gesenke sind auf dem Fallen des Flötzes treppen-
490 förmig ansgefcauen, und durch sie findet die Förderung mittelst Körben statt, in welchen die Kohlen bis auf den Stölln herausgetragen werden. Die Wasser werden durch im Hangenden vorgeschlagene Gesenke mit Kübeln bis auf den Stolin herausgezogen. Man mufs die K u h l e n , ehe sie zu Tage herauskommen, 3 bis 4mal einfüllen. Das Flötz zerfällt an und für sich sehr leicht, dadurch aber wird die Kohle fast ganz klar. Die Kohle selbst ist eine ausgezeichnete Glanzkohle .und hat nur zuweilen schiefrige Streifen, welche sie unbrauchbar machen. Man bemerkt, wenn man auf die Südseite des Thiiringerwaldes kommt, sogleich eine Veränderung in der Form der Berge und Thäler; beide, so wie die ganze Abdachung des Gebirgs, erscheinen viel sanfter. Von der Stockheimer Steinkohlengebirgsparthie aus hatte ich das Vergnügen, den Durchschnitt von dem ältesten Gliede der sekundären Gebirge bis in den Jurakalk zu machen, in welcher HinsichL es kaum eine instructivere Gegend geben kann , wenn man den W e g nach Neuhaus und Coburg und von da nach Lichtenfels, Kloster Banz und Staffelslein einschlägt. Kein Glied der grofsen Kette fehlt, jedoch breiten sich die jüngera Glieder, Keuper und Lias, und weiter südlich der Jurakalk, bei weitem mehr aus. Es ist laugst bekannt, dafs einerlei Gebirgsformationen der entferntesten Gegenden auch in ihren äufsern Eigenthümlichkeiten eine ziemliche Uebereinstiminung zeigeu. Auch hier ist dies der Fall und auf eine überraschende Weise findet man die Keuperberge bei Coburg denen bei Arnstadt und den drei Gleichen an der Nordseile des Thüringerwaldes ähnlich. Dabei dieselben bunten Mergel und auf der äufsersten Spitze die weifsen feinkörnigen Sandsteine. Die Liasberge correspondiren mit diesen Verhältnissen der Keuperberge und scheinen fast eine Wiederholung zu sein; auch bei
491 ihnen sind die Liasmergel stets Im tiefern Niveau und oben auf befinden sich die rothen Liassandsteiue. Von Kloster Banz, welches, auf Liassandstein roh e n d , stolz in die reizendste Maingegend hinabschaut, sieht man die erste Parthie von J u r a k a l k am Staffelberge bei Staffelslein. Kloster Banz bietet übrigens, aufser seinen Naturschönheiten, dem Naturforscher noch eined überaus reichen Genufs dar, durch das daselbst befindliche Versteinerungs - Cabinet. Für das Studium der Liasformation und des Jura dürfte es sehr wichtig sein; insbesondere sind die Reptilien aus den Liasmergeln ausgezeichnet schön, und mit grofser Sorgfalt ist bei vielen Exemplaren das umgebende Gestein vorsichtig ausgearbeitet. Zweierlei fallt dem Beobachter, wenn er von Banz aus den Staffelberg betrachtet, sogleich a u f ; erstens, dafs das Alainthal die beiden Formationen, L i a s und J u r a , völlig trennt (von letzterm kommt keine Spur an den rechten Maingehängen v o r ) und dann die Form des Staffelberges. Man glaubt von weitem einen Basaltberg vor sich zu haben, so säulen- und ruioenartig sind seine äufsern Umrisse, und dabei hebt er sich in seinem höchsten Theile, der übrigens oben ganz eben, angebaut und von ziemlichem Flächeninhalt ist, ganz isolirt heraus. Einige Aehnlickeit in der Forin mögte er mit dem K ö nigstein in der sächsischen Schweiz haben. Der S t a f felberg hat für den Geognosten eine wahrhaft anziehende Kraft und bietet überdies eine herrliche Aussicht dar. Untersucht man ihn n ä h e r , so findet man an seinem Fufse, fast noch i m Niveau des ülainthales, L i a s m e r gel uüd S a n d ; höher hinauf besteht er aus dichtem, gelblich und graulich w e i f s e m , geschichtetem J u r a k a l k , von ganz ebeuein Bruch und erdigein Ansehn auf demselben, so wie voll von Versteinerungen, unter denen Ammoniten am häufigsten sind. An der westlichen und
492 südlichen Seite des Berges, so w i e e t w a eine halbe S t u n d e oberhalb Vierzehnheiligen befinden sich mehrere Steinbrüche in diesem K a l k , w e l c h e genaue Beobachtungen erlauben. Die Schichten liegen fast ganz söhlig. W o der Staffelberg anfängt sich scliroif herauszuheben, tritt deutlich der Juradolomit h e r v o r , welcher gleichsam aus dem geschichtelen J u r a k a l k emporgestiegen zu sein scheint. W e r k ö n n t e ihn verkennen ? Man ist auf einm a l in einer ganz andern Region und kann sich nicht ü b e r z e u g e n , dafs man ruhige Kalkniederschläge aus W a s s e r vor sich habe. Alles Zerstörung und Veränderung ! Die Frage liegt natürlich am n ä c h s t e n : w a s ist denn eigentlich das Charakteristische a m Dolomit? D a r über enthalte ich mich alles U r t h e i l s , da selbst die gelehrten Forschungen eines L . v o n B u c h in dieser H i n sicht nicht a l l g e m e i n überzeugend gewirkt h a b e n ; aber das mufs jeder Unbefangene zugeben, dafs ein auffallender Unterschied in dem Jurakalk und Juradolomit, obwohl zu einer und derselben Formation gehörend, s o w o h l in mineralogischer als geognostischer Hinsicht, oder in der Structur und in der Lagerung vorhanden ist. Schon die Dolomite des Camsdorfer alten Flötzkalkgebirges f ü h r e n zu einer solchen Vorstellung; am Staffelberge werden sie zur Ueberzeugung. Geht man von Stafielstein aus über Bamberg nach F o r c h h e i m , so verliert man mit dem J u r a auch die lebhaften Eindrücke, welche die Verhältnisse seines D o lomits bewirkt haben; jedoch nur u m desto mächtiger hervorgerufen zu w e r d e n , wenn m a n , von Forchheiin aus das anfänglich heitre Wiesentbai aufwärts über Ebermannstadt w a n d e r n d , bei Streitberg wiederum in die w i l d e , rauhe und hier sehr ausgebreitete Felsenparthie des Dolomits von Müggendorf und Gailenreuth tritt. Dafs diese Gebjrgsparthie sich nicht in ihrem ursprünglichen Zustande beiladet, sieht man beim ersten Blick.
493 Alles scheint zerstört und ; verändert, Zerspaltungen ond Zerklüftungen aller A r t , namentlich senkrechte, welche thurinähnliche Gestalten hervorgebracht h a b e n , sind bäuiig und die Zerstörung geht f o r t , jedoch nicht auf gewaltsame W e i s e , sondern nur durch Einsturz von Felsen und Verwitterung. In der Nähe des Wiesenthals und einiger Seilenthäler ist die Verwüstung am deutlichsten und schrecklichsten, gleichsam als w e n n von hier aus das zerstörende und verändernde Frincip ausgegangen w ä r e . Eine Felsenruine, vermuthlich aus dein Zusammensturze mehrerer Felsen und Einstürze von H ö h l e n , deren Spur man noch erkennt, entstanden, ist die sogenannte Riesenburg bei Müggendorf, welche zu besichtigen sehr lohnend ist, obgleich man fast überall nichts als T r ü m m e r findet. Ein schreckliches Bild der Zerstörung bietet unter andern der Wichsenstein auf dem W.ege von Müggendorf nach Gräfenberg dar, in dessen Umgebung, nahe eine viertel Stunde i m Um-! kreise, nur einzelne Dolomit-Felsenstücke wie gesät herumliegen, so dafs kaum Platz für einen Baum übrig geblieben ist, während der Wichsenstein selbst, ein trauriges Bild seiner ehemaligen Gröfse, k a u m noch 30 F ü f s im Durchmesser an seinem obern Ende, auf einer m ä fsigen Anhöhe steil in die Höhe schaut. Die Folgen der Zerstörung scheinen noch jetzt auf den Boden zu lasten, denn wenig bietet er dar und ärmliche Dörfer, mit kärglich sich nährenden Bewohnern, beleben sparsam die übrigens so romantisch schöne, so viel besuchte und belobte Gegend. Die schroffen und zerstörten Gebirgsparthieen bestehen lediglich aus Dolomit, die tiefer liegenden Gebirgsmassen sind J u r a k a l k ; dies findet o h n e A u s n a h m e statt. Hier hat sich das Charakteristische des DolomitS noch m e h r ausgedrückt, als am Stalfelberge, und ich erlaube mir nur darüber Folgendes hervorzuheben:
494 1) Der Dolomit hat meist ein krystallinisches Ansehn auf dem unebnen, fast splittrigen und glänzenden Bruch; er ist drüsig und hat viel gröfsere und kleinere Zwischenräume, gleichsam Blasen, die durch die Zerstörung der sie umschlossen habenden Masse hervorgetreten sind. Oft sieht ein Stück Felsen wie ausgefressen, wie ein Steinscelett aus. Die Theile haben keinen grofsen Zusammenhang und es lassen sich leicht Stücke abschlagen, ohne dafs jedoch der Dolomit so weich wäre, wie Jurakalk. Von Farbe ist er meistens weifs und weifslichgrau. 2) Die Schichtung fehlt ganz und die massenförmige Bildung tritt überall deutlich hervor. 3) Die Versteinerungen fehlen fast ganz und wo sie vorkommen sind sie zerstört und selten zu erkennen. Die Tunkte, wo Versteinerungen gewesen zu sein scheinen, sind meist mit Kalkspath bekleidet, so wie auch die Drusen mit kleinen Kalkspathkrystallen ausgefüllt sind. 4) Die Zerklüftung und Zerspaltung aller seiner Theile gehört zu den hauptsächlichsten Eigentümlichkeiten des Dolomits, jedoch findet sie immer mehr im Grofsen, als im Kleinen statt. 5) Die Höhlen, welche in dem fränkischen Jurakalk vorkommen, sind dem Dolomit vorzugsweise eigen. 6) Der Dolomit nimmt immer nur die höchsten, schroffsten Kuppen und Abhänge ein, und eben so findet man auch die Höhlen, z. B. bei Müggendorf, Gailenreuth und Rabenstein. Es giebl deren aufserordentlich viele; von den bekannten gröfsern zählt man nahe an 70 nur in höherem Niveau über dem Wiesenthaie. Von den Höhlen welche ich während meines kurzen Aufenthaltes zu sehen Gelegenheit hatte, kann ich be^ haupten dafs sie eine Folge von Zerspaltungen sind welche später durch Wasserfluten und Einstürze noch
495 erweitert worden sein mögen. Davon zeugt Dicht nur ihre mehr senkrechte, als flache L a g e , sondern auch ihre unverhältnifsmäfsige Höhe zu ihrer W e i t e und endlich, dafs sie in Spalten ausgeben, welche meist bis an die Oberfläche hinaussetzen. Mehrere der jetzigen Eingänge, bequem für den Besuchenden, sind erst hineingebrochen worden. Die Einschwemmung der Thierüberreste, w o durch jene Höhlen so berühmt sind, durch Wasserfluten, ist leicht zu erklären und bietet daher nichts B e f r e m dendes dar. Die berühmteste Höhle hinsichtlich ihrer Gröfse und der Menge der darin abgelagerten fossilen Knochen, ist gegenwärtig die Königinhöhle bei Rabenstein. Noch mögen hier einige Thatsachen folgen, aus welchen, was mir sehr beinerkenswerth scheint, hervorgehen dürfte, dafs die Dolomite im Schwarburgef Zechstein ihren innern und äufsern Charakter nach, mit den Juradolomiten übereinstimmen, woraus die n o t wendige Folgerung hervorgeht: dafs jede Kalkformation ihre Dolomite hat und dafs sie alle durch gleiche Ursachen entstanden sind. 1) Der Dolomit des Schwarzburger Zechsteins nimmt ebenfalls nur die äufsersten Höhen und schroffen A b hänge ein und erscheint in denselben auffallenden äufsern Formen, wie der Juradolomit; nur sind sie nicht so grotesk. Davon zeugen der Rotheberg, der Schiolsberg bei K ö n i t z , die R a n i s , die [Altenburg bei F ö s e neck u. s. w . 2 ) In diesen sonderbar geformten und, wie maa deutlich sieht, nicht in ihren ursprünglichen Lagerungsverhältnissen mehr befindlichen Doloinitmassen, befinden sich kleine Höhlen, welche die Form der fränkischen haben, z. B . am Könitzer Schlofsberge, bei Saisla, auf dem W e g e von Blankenburg nach Königsee. 3 ) Ein T h e i l des Zechstein Dolomits ist dem fränkischen in F a r b e , Struktur und übrigen Verhältnissen
496 täuschend ähnlich. Ich habe Stücke von hier und dort zusammengehalten, welche sich gar nicht unterscheiden liefsen. Namentlich sind die vielen Drusen mit k l e i nen glänzenden und spitzen Rhomboedern des K a l k spaths angefüllt, für den hiesigen sowohl, als fränkischen Dolomit sehr charakteristisch. Auch findet man dieselbe sandartige Masse, in welche manche Schichten des Dolomits iu der hiesigen Gegend so leicht durch V e r w i t t e rung zerfallen, auf dein Staffelberge und einigen andern Funkten» Die Schwarzburgischen Dolomitfelsen sind häufig durch die Arbeiten des Bergbaus in gröfserer Teufe unterfahren. W e n n auch in ihrer Nähe öfters bedeutende Klüfte oder Gänge aufsetzen, welche zu einer Umänderung des Kalksteins in Dolomit Veranlassung gegeben haben könnten; so bin ich es doch der W a h r h e i t schuldig, zu sagen, dafs die untere Abtheilung des Flötzkalkgebirgs oit auch nicht die geringste Spur einer Veränderung an sich trägt. Von w o ist also die Umänderungsursache ausgegangen? ' Das ist das zu losende Problem, während es, meiner Ansicht nach, mehr als wahrscheinlich ist, daf§ eine (mit gewaltsamen Ereignis» sen verbunden gewesene) Umänderung der ursprünglichen L a g e r u n g s - Verhältnisse des hiesigen und fränkischen Dolomits wirklich statt gefunden hat.
497
3. Ueber das Vorkommen des Anthracit auf einem Gange im Granit. Von Herrn K r u g
von
Nidda.
Z u den geognostischen M e r k w ü r d i g k e i t e n de9 E r z g e birges ist das V o r k o m m e n des A n t h r a c i t auf e i n e m G a o g e im Granit zu r e c h n e u . Die G r a n i t - I n s e l n i m G n e u s und G l i m m e r s c h i e f e r der Gegend von S c h w a r z e n b e r g , J o Iiann-Georgenstadt und E i b e n s t o c k sind eben so b e k a n n t , w i e die R o t h e i s e n s t e i o g ä n g e , die gern in der N ä h e d e r Gebirgsscheide z w i s c h e n Granit u n d Schiefergebirge a u f setzen. A m R e h h i i b e l z w i s c h e n J o h a n n Georgenstadt und E i b e n s t o c k baut e i n e G r u b e auf e i n e m solchen R o t h eisensteingange , der jedoch schon e n t f e r n t e r von der G e birgsscheide itn G r a n i t — e i n e m z i e m l i c h g r o b k ö r n i g e n Geinenge v o n A l b i t u n d O r t h o k l a s m i t Q u a r z u n d w e nig G l i m m e r — a u f s e t z t . Der Gang der in s t e h e n d e r Stunde ( l — 3 ) streicht und ziemlich seiger fallt, ist g e w ö h n l i c h m e h r e r e L a c h t e r m ä c h t i g ; seine A u s f ü l l u n g besteht a u s e i n e m t h o n i g e n R o t h e i s e n s t e i n u n d e i n e m Conglomerate von S c h i e f e r u n d G r a n i t b r u c h s t ü c k e n , die durch einen r o t h e n eisenschüssigen T h o n v e r k i t t e t s i n d . Das C o n g l o m é r a t f ü l l t d e n g r ö f s e r e n T h e i l der G a n g Spalte a u s ; die M ä c h t i g k e i t des R o t h e i s e n s t e i n s ist g e ringer, der, w i e ein z w e i t e r Gang i m Conglomeratgange, bald an dessen S a a l b a n d e , bald in dessen Mitte auftritt. Die B r u c h s t ü c k e des C o n g l o i n e r a t e s b e s t e h e n v o r w a l -
Karsten Archiv. VI«. B. 2 II.
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498 tend aas Gneus und Glimmerschiefer, sie sind höchstens von Faustgröfse, oval und sehr abgerundet; die Granitbruchstücke sind seltener, aber gröfser, meist kopfgrofs, eckig. S i e stammen von detn Nebengestein, dem grobkörnigen Granite ab ; ihr Feldspath ist aufgelöst und in Porcellanerde verwandelt. In diesem Conglomérats hat man vor einiger Zeit beim Stollnbetriebe eine schwarze, kohlige Substanz aufgefunden, die in netzförmigem G e webe durch die Masse des Conglomerates sich hindurch •windet, bald einzelne Geschiebe umwickelt, bald zu gröfseren Nieren und Nestern sich vereinigt und dann w i e der in einzelne Bestege sich verläuft. Als ich die Grube befuhr, konnte inan die Kohlenstreifen auf 2 0 Lacliter L ä n g e rückwärts vom Stollaort, wo die Masse in ansehnlicher Menge vorkam, verfolgen. Das Stollnort befand sich gegen 35 Lachter Seigerteufe unter Tage. D i e reinen Stücke dieser K o h l e sind s c h w a r z , stark glänzend und von muschligein Bruch ; sie sind der deutlichste Anthracit. Nach Untersuchungen des Herrn K e r s t e n zu Freiberg bestehen sie aus reinem Kohlenstoff, ohne eine Spur von W a s s e r - und Sauerstoff. Ein Gehalt von 10 Frocent Kieselerde und etwas Eisenoxyd dürfte einer mechanischen Beimengung zuzuschreiben sein. Die Muthmafsuug, welche Herr K e r s t e n zugleich über die Bildung dieser K o h l e in der Gangspalte aufstellt, nämlich durch gekohltes Wasserstoffgas, welches aus der T i e f e empor gedrungen sich in den oberen Gangräumen condeosirt habe, ähnlich wie reiner Kohlenstoff in R e torten und Röhren der Gasbeleuchtungs-Anstalten gebildet w i r d , scheint ziemlich- gewagt zu sein. Mag die Ausfüllung vieler Gänge aus der Tiefe durch vulkanische Kräfte bewirkt worden s e i n , bei diesem Gange ist die Ausfüllung ohne Zweifel von oben erfolgt, denn das Conglomérat dieses Ganges ist kein
499 R e i b ö n g s - C o n g l o m é r a t ; die Bruchslücke bestehen, mit' A u s n a h m e der wenigen Granitstücke, aus Schiefern, die in keinem Fall von den W ä n d e n der Spalte, die i m Granit aufgerissen i s t , herstammen können. Dieselben' sind zu sehr abgerundet, u m zu verkennen dafs sie lange Zeit von den Gewässern hin und her bewegt w u r d e n , ehe sie in die Spalte hinabgeführt wurden;eben so mag auch die Kohlensubstanz von der Oberfläche von organischen Körpern herstammen. Das Ganze hat Aehnlichkeit m i t einer kleinen Steinkohlenformation. Die Rotheisensteingänge des obern Erzgebirges, d e nen dieser Gang am Rehhübel beizuzählen ist, scheinen zu einer der ältesten Gangformationen zu g e h ö r e n , die vielleicht mit dem Empordringen des Granites zusammenfällt, denn sonst w ä r e es nicht erklärbar, w a r u m diese Gäoge die Gebirgsscheide des Granites und des Schiefergebirges so oft begleiten.
4. Bemerkungen über die Liverpooler und Manchester Eisenbahu. Von
Herrn
D.
Stevenson.
*)
flliltlieilungen über Verbesserangen bei Eisenbahneq sind jetzt ein Gegenstand von so grofser Wichtigkeit, dafs alle Bemerkungen über die Construktion der Schie*)
W e g e n des besonderen Interesse, welches dieser Aufsatz gewährt, ist derselbe aus J a m e s o n ' s Edinburgh nevr p h i los. Journ, XVIII. 322. entnommen worden.
32 •
500 n e n w e g e , oder Uber die beste A r t , Handelswaaren auf ihnen f o r t z u f ü h r e n , besonders wenn dabei wirkliche E r fahrungen zum Grunde l i e g e n , die allgemeine A u f m e r k s a m k e i t des P u b l i k u m s auf sich zieheD. Ich erlaube m i r d a h e r , E i n i g e s über die Liverpooler und Manchester E i s e n b a h n , d a s m e r k w ü r d i g s t e W e r k dieser A r t w e l ches bis jetzt ausgeführt w o r d e n , und z w a r über den S c h i e n e n w e g selbst und über die A r t des Transportes a u f d e m s e l b e n , hier mitzutbeilen. D i e Liverpooler und Manchester Eisenbahn w u r d e den l ö t e n S e p t e m b e r 1 8 3 0 eröffnet. D i e K o s t e n des ganzen Strafsenbaues, mit Einschlufs der erforderlich g e wesenen Magazine, Ablageplätze uod Gebäude aller Art, sollen e t w a eine Million Pfund, also e t w a 3 3 , 3 0 0 Pfund f ü r die Meile betragen haben. W e i l indefs ein grofser T h e i l des Unternehmens nicht auf d e m Grund a b g e schlossener K o n t r a d e ausgeführt w o r d e n i s t , so kann d i e s e Eisenbahn nicht als M a a f s s t a b für die K o s t e n von Arbeiten ähnlicher A r t aufgestellt w e r d e n , vielmehr "werden diese jetzt schon ungleich wohlfeiler zu erhalten sein. D i e ganze L ä n g e der Bahn ist 3 0 Meilen. S i e bildet einen doppelten W e g von 4 einzelnen G l e i s e n , von welchen nach beiden Seilen wieder verschiedene Z w e i g e nach Städten und Kohlengruben abgeleitet sind. Diese Z w e i g e bestehen gröfsientheils nur aus einem einfachen W e g e mit Ausweichungen. M i t der Hauptbahn stehen viele wichtige A u s f ü h r u n g e n , unter andern 3 T u n n e l s oder S t o l l e n , 3 3 Brücken und verschiedene Einschnitte und Aufschüttungen von grofser Ausdehnung in V e r b i n dung. A u c h verdient es noch E r w ä h n u n g , dafs der S c h i e n e n w e g über Chatt Moss und über den unfruchtbaren und kahlen L a n d s t r i c h in jener Gegend hat fortgef ü h r t werden m ü s s e n . D i e geneigten Ebenen bei W h i ston und Sutton a u s g e n o m m e n , w o die Neigung auf
501 9 6 Fufa in der Horizontale einen Fufa, oder beträgt, giebt es keinen Theil des Liverpooler und Manchester Schienenweges, w o sie gröfser als 1 auf 880 wäre, und die Curven sind nirgends stärker als eine Abweichung von 4 Zoll auf eine Länge von 66 Fufs. Die Neigung von 1 zu 880 wird kaum bei den Locomotiven bemerkt und die Krümmungen sind so unbedeutend, dafs sie fast als nicht vorhanden betrachtet werden können. Aber die Neigung von 1 zu 96 bei den eben angegebenen Stellen der Hauptbahn, und verschiedene Krümmungen bei den Nebenlinien, verursachen ganz aufserordentliche Hindernisse, indem sie die Geschwindigkeit der Locomotiven bedeutend vermindern , und sie zuweilen zum Stillstand bringen. Die Entfernung zwischen den Schiep e n , welche die Gleise bilden, beträgt 4 Fufs 8 | Zoll, und eben so grofs ist auch die Entfernung zwischen den beiden W e g e n oder den beiden Schienenstrafsen. Dia Schienen Taf. X . Fig. 7. sind von der Form, welche technisch fish-bellied (iischbäuchige) edge rails genannt w i r d ; sie sind aus geschmiedetem Eisen, 15 Fufs lang, und wiegen etwa 35 Ffund das Yard. Sie haben oben auf der Bahn 2 Zoll Breite; ihre Höhe beträgt d a , w o sie auf den Stühlen aufliegen, 2 § Zoll, und in der Mitte 3 | Zoll. Es ist beachtenswert!», dafs wenn die Schienen zerbrechen, der Bruch gewöhnlich nur einige Zoll von dem Theil erfolgt, der auf dem Stuhle ruht, und niemals in dem stärksten Theil zwischen den Unterlagen. Diese Erfahrung hat daher Veranlassung gegeben, jene Schienenconstruktion zu verlassen, und Schienen von gleicher Höhe, Fig. 8«, anzuwenden, so oft die zerbrochnen Schienen gegen andere ausgewechselt werden müssen. Von diesen Schienen wiegt ein Yard gerade 4 0 Pfund. Alle drei Fufs ruhen die Schienen auf gegossenen eisernen S t ü h l e n , welche mit Einschlufs der Bolzen zur Befestigung der Schienen 16 Ffd,
502 w i e g e n . Die Stühle liegen auf eingelassenen S t e i n b l ö k k e n , w o der Boden fest ist,' und auf hölzernen S c h w e l len, w o Aufschüttungen erforderlich w a r e n , w i e aus den Zeichnungen F i g . 9 und 10. hervorgeht. Die Blöcke zu den steinernen Unterlagen enthalten 4 Cubikfufs räumlichen Inhalt, und es befinden sich darin z w e i V e r « Senkungen oder eingebohrte Oeffuuogen von 6 Zoll T i e f e und 1 J Zoll i m Durchmesser, in welche K e i l e von E i chenholz getrieben s i n d , auf denen die Stühle festgenagelt w e r d e n . Diese A r t , die Stühle zu befestigen, läfst sich a m besten durch die Zeichnung verdeutlichen. In Fig. 1. ist a der S t u h l , b die Schiene und c der stäh-' lerne K e i l oder Bolzen, w o m i t sie in dem Stuhl befestigt w i r d . Dem A u s w e i c h e n der Schienen nach den Seiten w i r d durch diesen K e i l , w i e es aus der Zeichnung hervorgeht, vorgebeugt. Fig. 2. ist eine obere A n sicht des Stuhles, bei welcher die Schiene nicht mit a n gegeben ist. Fig. 3. eine Seitenansicht, in welcher a den Stuhl vorstellt, e den Nagel zur Befestigung des g e gossenen Stuhls an dem eichenen K e i l h, und d einen T h e i l der steinernen Unterlage. Die hölzernen Unterlagen ( s l e e p e r s ) sind von E i c h e n - oder Lerchenbauinholz und enthalten ungefähr l f Kubikfufs Holzmasse,' sie ha« ben 9 bis 10 Fuls L ä n g e , und da sie quer über den W e g gelegt s i n d , so dient jede Schwelle beiden S c h i e nen zur Unterlage. W e n n nicht steinerne, sondern hölzerne Unterlagen angewendet w e r d e n , so w i r d der Sita f ü r dt>n S t u h l hineingescbnitten und dieser danp ganz einfach auf der Unterlage festgenagelt. Gewöhnlich legt m a n ein in Pech getauchtes Stück Tuch oder Filz z w i schen den Stühlen und den steinernen Unterlagen, u m d i e Befestigung für den Sitz dauerhafter zu machen. Die Steinblöcke spalten zuweilen, w e n n die K e i l e Dicht mit gehöriger Vorsicht hineingetrieben w e r d e n , aber die
503 hölzernen U n t e r l a g e n b e d ü r f e n noch häufiger der A u s b e s s e r u n g oder g ä n z l i c h e n E r n e u e r u n g . Die kontraktmäfsige Ausbesserung und U n t e r h a l t u n g des W e g e s iin J a h r e 1 8 3 4 betrug 6 0 0 0 Tfund, w e l c h e s u n g e f ä h r 2 0 0 P f u n d f ü r die M e i l e a u s m a c h t . D i e Contralienten l i e f e r n d i e A r b e i t , die S t ü h l e , d i e K e i l e o d e r Bolzen u n d d i e N ä g e l , w ä h r e n d die S c h i e n e n w e g s Gesellschaft f ü r die A n s c h a f f u n g der S c h i e n e n und d e r e i s e r n e n u n d hölzernen U n t e r l a g e n zu sorgen h a t . M a n r e c h n e t , dafs t ä g l i c h auf e i n e M e i l e ein S t u h l e r n e u e r t w e r d e n m u f s und n i m m t a n , dafs jährlich 1 2 0 P f u n d f ü r Bolzen u n d Nägel a u s g e g e b e n w e r d e n m ü s s e n . Dia A r b e i t e r , w e l c h e die S c h i e n e n a u s z u b e s s e r n und d e n W e g in O r d n u n g zu halten h a b e n , w e r d e n p l a t - l a y e r s g e n a n n t . Diese A r b e i t ist, bei d e r s t a r k e n B e n u t z u n g •und A b n u t z u n g des W e g e s , v o n e i n e m so grofsen U m f a n g e , dafs dazu beständig drei M a n n f ü r j e d e M e i l e d e r S c h i e n e n b a h n erforderlich sind. Die A u f s c h ü t t u n g , w e l che d i e steinernen oder h ö l z e r n e n U n t e r l a g e n u m g i e b t , besteht aus S a n d und zerbrochnen S t e i n e n u n d bildet e i n e Schicht von z w e i Fufs S t ä r k e . Die S c h i e n e n w e g s - G e s e l l s c h a f t hatte 3 2 L o c o m o t i v D a m p f w a g e n anfertigen lassen, von denen 5 oder 6 j e t z t aufser Gebrauch s i u d , u n d v i e l e noch jetzt i m Gebrauch befindliche fast g a n z haben e r n e u e r t w e r d e n m ü s s e n . D i e W a g e n sind a l l e nutnerirt und b e n a n n t . No. 1. w i r d , , t h e Piocket" genannt. Diese M a s c h i n e ist von d e n Gebrüdern S t e p h e n s o n , u n d z w a r dieselbe, f ü r w e l che s i e den von den Direktoren des L i v e r p o o l e r und M a n c h e s t e r S c h i e n e n w e g e s ausgesetzten P r e i s von 5 0 0 P f u n d f ü r die beste L o c o m o t i v - M a s c h i n e g e w o n n e n h a ben * ) . D i e M a s c h i n e ist w e n i g benutzt w o r d e n und befindet sich noch in g u t e m S t a n d e . *)
Als Preisbewerber waren aufgetreten:
504 Die Locomotiven, welche jelzt auf dem Schienenw e g e benutzt w e r d e n , sind von dreierlei Art, und w e r den t r a i n - , l u g g a g e - und bank - Maschinen genannt. Die Train-Locomotiven haben e t w a 30 Pferde Kraft, sie wiegen ungefähr 8 Tonnen und kosten etwa 900 Pfund. Die L u g g a g e - M a s c h i n e n haben gewöhnlich 35 Pferde K r a f t , wiegen ungefähr 9 Tonnen und kosten etwa 1000Pfund, Von den Bank-Locomotiven sind nur z w e i vorhanden , der Goliath und der Samson. Sie dienen zur Unterstützung der W a ° e n z ü g e für die Passagiere, aufserdem aber auch zur Hülfe für die Transporte auf den geneigten Ebenen bei Whiston und Sutton. Sie h a ben ungefähr 50 Pferde K r a f t , wiegen e t w a 12 Tonnen und kosten gegen 1100 Pfund. Die Cylinder von diesen verschiedenen Maschinen haben 11 bis 14 Zoll im Durchmesser. Die Hubhöhe ist abweichend von 16 bis 2 0 Zoll. Die W a g e n , welche zum Transportiren des für die Maschinen erforderlichen W a s s e r s und Brennmaterials dienen, werden tenders ( A u f w ä r t e r ) genannt; sie haben vier Räder und werden hinter der Maschine h e r gezogen. Ihr Gewicht beträgt, wenn sie beladen sind, ungefähr 4 Tonnen; sie kosten jeder e t w a 150 Pfund. Die technischen Benennungen für die verschiedenen Theile dieser Maschine lassen sich am besten aus den Zeichnungen Fig. 9 und 10 verdeutlichen, welche z w e i verschiedene Ansichten von den Lecomotiven des Herrn Brailhwaite und Ericsson zu London, deren Dampfwigen, „the Novelty " wog . . . 2 Tonn. 15 Ct. O Qrs. T . Hackworlh zu Darlington „ S a n s Pareil" 4 — 8 — 2 — R . Stephenson zu Newcastle , , t h e Rocket" . . . . . 4 — 3 — O — T . Burstall zu Edinburgh „ P e n e veranee" 2 — 17 — 0 —
505 Stephonson von 40 Pferde Kraft darstellen. Hier ist a der Feuerungsraiun, b der Kessel, a der Rauchkasten, d die Feueresse, f der Huth welcher aus Kupfer gemacht ist und das Ende der Dampfröhre aufnimmt die uiit dem Dainpfcyliuder in Verbindung steht; g das Fahrloch für den Feuerungsraum, k die Thüre welche die Heitzüffnung verschliefst; m das Wagengestelle; h die Räder und x die Achsen. A u s den Zeichnungen Fig. 4 uud 5 ergiebt sich das einfache aber sehr w i r k same Princip,' nach welchem die Kessel construirt sind. Diese Kesseleinrichtung soll die Schienenwegs-Gesellschaft ihrem Schatzmeister Herrn Booth verdanken. Die W ä n d e des Kessels bestehen aus § Zoll starken geschmiedeten Eisenblechen. Die Zoll starken metallenen (kupfernen) Feuerröhren haben 1 bis 3 Zoll i m Durchmesser und sind an den beiden kurzen Seiten des Kessels befestigt. W e i l 9ie an beiden Enden offen sind, so kann die Flamme frei hindurch, w i e die Pfeile iin Längendurchschnitt Fig. 4 ergeben. Auf diese W e i s e steht immer eine sehr grofse Wasserfläche in dem K e s sel mit den erhitzten Wänden der Röhren in Berührung und die Dampferzeugung geht ungleich schneller von Statten, als in den gewöhnlichen Kesseln. Auf dem Querdurchshnitt des Kessels in Fig. 5, ist die L a g e der metallenen Feuerröhren durch i augedeutet. Aus Fig. 6 ergiebt sich, nach einem vergröfsertea Maafsstabe, die Art und W e i s e w i e die Feuerröhren in den Kesselwänden eingesetzt sind. Hier ist l eine von den kurzen Seiten des Kessels, m das Ende der m e tallnen Röhre und n ein stählerner Ring von etwa •§• Zoll Dicke, 1 Zoll Breite, und etwas kegelförmig. Dieser Ring wird in die Metallröhre hinein getrieben nachdem sin in das Kesselloch eingepafst ist, wodurch die Röhre gegen das Blech geprefst, und dadurch wasserund dampfdicht gemacht w i r d . Die Röhren werden
506 mit einer W a s s e r p r e s s e von 5 0 P H . K r a f t auf den Q u a dratzoll geprüft und dennoch bersten sie oft. Wenn sich ein solcher Unfall ereignet, so müssen die M a s c h i e n e n w ä r t e r die beiden. Enden der unbrauchbar g e w o r d e nen R ö h r e mit hölzernen Pflöcken verspunden. Zutn Gebrauch auf den S c h i e n e n w e g e n haben die w e i t e n R ö h ren von 3 Zoll i m Durchmesser, den Vorzug vor den e n g e r n , w e i l diese leichter durch Rufs und Asche v e r stopft w e r d e n . Die Kessel sind gewöhnlich '7 Fufs lang 4 Fufs i m Durchmesser und enthalten e t w a 7 0 oder 8 0 v o n den kleinen Feuerröhren. Der Kessel ist mit einem hölzernen Mantel von \ Zoll starken Bohlen umgeben, die durch eiserne Reifen z u s a m m e n g e h a l t e n w e r d e n , •wie a u s der Zeichnung F i g , 9 hervorgeht. W e i l das Holz ein schlechter W ä r m e l e i t e r ist, "so vermindert es den W ä r m e v e r l u s t und erleichtert die Erzeugung des Dampfes, besonders bei Frostwetter oder bei e i n e m sehr feuchten Zustande der Atmosphäre. Die Zeit w e l c h e erforderlich ist den Dampf zu erzeugen, beträgt, w e n n a l l e T l i e i l e der Maschine sich i m kalten Zustande b e f i n d e n , selbst bei den bewährtesten Kesseln, über eine S t u n d e . A u f d e m Glasgow und Garnkirk S c h i e n e n w e g e w i l l man schon nach V e r l a u f -von 2 0 Minuten Dampf erhalten. Ich bemerke daher, dafs sich der oben a n g e gebene Z e i t r a u m von einer Stunde, auf den Zeitpunkt bezieht, w o das Feuer zuerst auf den Rost gebracht w i r d , und dafs jene Angaba das Resultat v i e l e r B e o b achtungen i s t , die ich zu Liverpool angestellt l i a h e . Die P a r l i a m e n f s a c t e verlangt w e g e n des Rauches, w e l cher durch S t e i n k o h l e n verursacht w i r d , die ausschliessliche A n w e n d u n g von K o a k s wodurch sich die A u s g a b e f ü r Brennmaterial ungefähr u m 4 0 Procent erhöhet. Mit A u s n a h m e von z w e i e n sind bei allen L o c o m o tiven liegende Cylinder a n g e w e n d e t ; nur bei jenen h a t m a n sich der stehenden bedient, abet auch gefunden,
507 dafs 6ie dem Z w e c k e nicht so gut entsprechen und h ä u figere Reparaturen erfordern, welches sich sehr leicht auf folgende 'Art erklären läfst. B e i stehenden Cylindern kann die Maschine dem A u f - und Niedergange des K o l ben nicht nachgeben, sie inufs folglich den ganzen S t ö f s erlragen, während bei den liegenden Cylindern die B e w e g u n g des Kolbens dazu beiträgt, die W a g e n an die Schienen anzutreiben, wodurch der Stöfs aufgehoben w i r d , und keine s o nachtheilige W i r k u n g auf die Ma-> schine hervorbringt. D e r E i n w u r f gegen die A n w e n dung liegender Cylinder, dafs sie eine schnellere A b nutzung der untere K o l b e n ü ä c h e herbeiführen, hat sich in der P r a x i s nicht von grofsem Gewicht gezeigt. Bei einigen W a g e n . sind die K o l b e n s t a n g e n mit den nach aufsen gekehrten Seiten der beiden Vorderräder v e r b u n d e n ; bei den verbesserten Maschinen stehen sie durch K r u m i n z a p f e n mit den Achsen des W a g e n s in V e r b i n dung und dann befindet sich der Dampfcylinder unter dem K e s s e l , so dafs er gar nicht sichtbar ist (Fig. 9), B e i diesen Maschinen sind auch die Räder selbst durch ein Gestänge mit einander verbunden, so dafs die b e w e gende K r a f t ihre W i r k u n g nicht auf zwei, sondern auf vier Räder äufsern k a n n , wodurch die Adhaesion der W a g e n an den Schienen verdoppelt wird. D i e parallele B e w e g u n g wird durch ein a m E n d e der Kolbenstange befestigtes K r e u z , welches in eine Schlinge eingreift, hervorgebracht. B e m e r k e n mufs ich indefs noch, dafs auf d e m Liverpooler und Manchester Schienenwege, einige V e r s u c h e mit L o r d Duudonald's rotirenden M a schinen angestellt worden sind, welche so günstige R e sultate lieferten, dafs die Schienenwegs-Gesellschaft dadurch veranlafst wurde, einen L o c o m o t i v w a g e n nach dies e m Frincip anfertigen zu lassen. Ich habe indefs nicht gehört, ob die A b s i c h t : das rotative S y s t e m einzuführen, wirklich einen günstigen Erfolg gehabt haben m a g .
508 Der Feuerungsraum Fig. 9 a besteht aas einem doppelten Kasten von Metall mit einem Zwischenraum von 4 Zoll. Dieser Zwischenraum ist mit W a s s e r angefüllt, und hat eine freie Verbindung mit dem Kessel, so dafs er eigentlich einen Theil desselben ausmacht. Der innere Kasten ist mit einein rostförmigen oder gerippten Boden; von ungefähr 9 Quadratfufs Oberfläche, zur Aufnahme des Brennmaterials versehen. Der Rauchkasten c und die Esse d sind aus Eisenblech. Beide können nicht entbehrt werden, w e i l sie den Staub und die heifse Asche, welche durch die Heitzröhren getrieben werden, auffangen, auch den Rauch und Dampf fortleiten, und auf diese W e i s e den Zug zur Verbrennung des Brennmaterials herbeiführen müssen. Bei den verbesserten Maschinen w i r d der ausgeblasene Dampf auf eine sinnreiche Art in den A u f w ä r t e r geleitet, um das Nahrungswasser für den Kessel zu erhitzen. Da9 Gestell m, ist in einigen Fällen aus Gufseisen, gewöhnlich aber aus Holz. Es ruhet auf den A c h s e n , und trägt die ganze Maschine, so wie den Kessel und alles w a s dazu gehört. Mit demselben in Verbindung stehen auch die Federn, um die Bewegung so sanft als möglich für die Maschine zu machen. Die W a g e n sind gewöhnlich mit 4 R ä d e r n , der ,,Atlas" aber und noch einige mit 6 Rädern versehen. B e i einigen W a g e n sind allö Räder von gleicher Gröfse, e t w a 5 Fufs im Durchmesser; andere haben indefs z w e i kleinere, ungefähr 4 Fufs im Durchmesser. Die Naben und Kränze sind von Gufseisen, die Speichen aber von geschmiedetem Eisen. Zuweilen wendet man indefs für die mehrsten Theile der R ä d e r , ebenso w i e zu dem Gestelle, nur Holz an. Man betrachtete es noch vor Kurzem als eine V e r besserung der Locomotiv W a g e n , die Maschine langsam e r arbeiten zu lassen, und dieselbe oder eine noch
509 gröfsere Geschwindigkeit durch A n w e n d u n g gröfserer R ä d e r hervorzubringen, w e s h a l b m a n bei einer Maschina den Versuch m a c h t e R ä d e r von 6 Fufs im D u r c h m e s s e r zu gebrauchen. E s zeigte sich indefs sehr bald, dafs diese liuhen R ä d e r eine ungleiche B e w e g u n g h e r v o r b r i n gen, auch zum Abgleiten des W a g e n s von den S c h i e n e n viel leichter V e r a n l a s s u n g geben, und deshalb w u r d e n sie sogleich w i e d e r abgeschafft. D i e S c h i e n e n w e g s - G e sellschaft gestattet jetzt k e i n e h ö h e r e n R ä d e r als d i e von 5 Fui's iin D u r c h m e s s e r z u m Gebrauch auf S c h i e n e n w e gen D i e grüfste G e s c h w i n d i g k e i t , w e l c h e die Maschinen auf einer horizontalen Bahn erreicht h a b e n , w a r 6 0 M e i len in der S t u n d e o h n e Belastung. D e r „ P l a n e t " m i t s e i n e m A u f w ä r t e r f u h r in 4 5 M i n u t e n v o n L i v e r p o o l n a c h M a n c h e s t e r , legte also, w a s in der T h a t E r s t a u n e n erregt, einen W e g von 4 0 Meilen in der S t a n d e z u r ü c k . D i e Z e i t f ü r den A u f e n t h a l t u n d f ü r das A u f s t e i g e n auf der geneigten E b e n e mit eingerechnet: Bei nassem W r e t l e r h ä n g e n die Maschinenräder besser an den Schienen, als bei t r o c k n e m . W e n n die S c h i e n e n a b e r n u r feucht oder „ f e t t i g " sind, so h a b e n die R ä d e r e i n e Neigung z u glitschen anstatt zu r o l l e n , u n d das F o r t b r i n g e n der L a s t e n w i r d dann s e h r e r s c h w e r t . N a c h H e r r n B o o t h ' s V e r s u c h e n ist die A d h a e s i o n der R ä d e r , bei d e m ungünstigsten Z u s t a n d e der S c h i e n e n , gleich der L a s t w e l c h e sie t r a g e n . B e i F r o s t •wetter w i r d ein beladner W a g e n v o r dem M a s c h i n e n w a g e n vorauf geschickt u m das Eis oder den Reif w e l cher sich an den Schienen festgesetzt h a t , abzustreifen. W e n n der D a m p f ausgeblasen w i r d und die B r e m s e schon angelegt i s t , u m den W a g e n in Stillstand zu setzen, verfliefsen doch noch 4 0 bis 6 0 S e k u n d e n , e h e die B e w e g u n g ganz a u f h ö r t ; indefs ist dies v o n d e m Z u s t a n d e der Schienen uud von der G e s c h w i n d i g k e i t a b h ä n g i g , w e l c h e d e m W a g e n zugetlieilt w o r d e n w a r . Karsten Archiv V I I I . 1!. II. 2.
33
510 Gewohnlich sind 8 bis 10 Maschinen auf d e m W e g e in Thätigkeit, von denen täglich eine jede 4 mal die Reise zwischen Liverpool und Manchester macht. W e n n sie des Abends zurück k o m m e n wird der Dampf ausgeblasen und die Maschine vollständig gereinigt. An beiden E n d p u n k t e n des W e g e s besitzt die Gesellschaft eine W e r k s t ä t t e , in denen die Maschinen ausgebessert werden. Z u diesem Geschäft sind nicht weniger als 200 Menschen erforderlich. Die W a g e n bedürfen täglicji kleiner Ausbesserungen, aber sie werden e t w a 18 Monat lang benutzt, ehe sie neu gebaut, oder gänzlich ausgebessert w e r d e n müssen. Der , , V u l k a n " ein Zugwagen, legte 47,000 Meilen zurück, ehe man nöthig hatte ihn in die W e r k s t ä t t e zu bringen um ihn auszubessern, und der „Firefly" sogar 50,000 Meilen. Ich habe niemals e i n e t vollständigen Bericht über die Arbeit an den verschiedenen W a g e n und über die erforderlich geweseneu Ausbesserungen erhalten können. Nach den Angaben der Schienenwegs-Gesellschaft belaufen sich jedoch die mit der ganzen Bewegungskraft verknüpften Ausgaben, diejenigen für neue Maschinen n i c h t mit gerechnet, u n gefähr auf die sehr bedeutende S u m m e von 28,000 F f u n d des Jahres. Als ich den Schienenweg zwischen Stockton und DarliDgton in dem letzten Monat November besuchte, e r f u h r ich durch die Herrn Pease von denen jenes Unternehmen besonders ausgegangen ist, dafs die Maschinen welche auf diesem W e g e in Thätigkeit sind, selteo einer Ausbesserung bedürfen, obgleich sie in der Construktion und in ihrer ganzen Einrichtung mit denen welche auf dem Liverpool und Manchester Schienenw e g e in Gebrauch sind, fast ganz übereinstimmen. Aber zu Darlington betragt die Geschwindigkeit bei der Fahrt n u r 8 Meilen in der Stunde, während zu Liverpool als die gewöhnliche Geschwindigkeit 25 Meilen in der Stunde
511 betrachtet werden. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dal's die grofse Abnutzung welche auf dem Liverpooler und Manchester Schienenwege stattfindet, nur allein der Schnelligkeit mit welcher die Maschinen arbeiten, beizumessen ist. Ungeachtet der glatten Oberfläche auf welcher sich die Wagenräder bewegen, und der vortrefflichen Einrichtung und geschickten Anwendung von Sprungfedern, ist das Beben oder die Erschütterung bei den Maschinen doch sehr bedeutend und wird durch durch die grofse Geschwindigkeit noch sehr verstärkt. Bei der Geschwindigkeit von etwa 25 oder 30 Meilen in der Stunde, wird die zitternde Bewegung der Maschine für diejenigen welche nicht daran gewöhnt sind, fast unerträglich. Die Zugmaschinen (luggage engines) verrichten sehr viel Arbeit und führen gewöhnlich 20 beladene Wagen von denen jeder 3f Tonnen Gewicht hat. Mit dieser Last bewegen sie sich auf jedem Theil des Schienenweges ungefähr 20 Meilen in der Stunde, ausgenommen auf den inklinirten Plänen bei Whiston und Sutton, wo die Wirkung der Schwere ihren Effeckt um \