Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde: Band 3 [Reprint 2022 ed.] 9783112665947, 9783112665930


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German Pages 299 [592] Year 1831

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Inhalt
Erstes Heft
I. Abhandlungen
II. Notizen
Zweites Heft
I. Abhandlungen
II. Notizen
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Archiv für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde: Band 3 [Reprint 2022 ed.]
 9783112665947, 9783112665930

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A r c h i v für

Mineralogie, Geognosie,

Bergbau

u n d

Hüttenkunde.

H et

ausgegeben V O 11

Dr.

C. J. B.

Karaten,

Ktinigl, IVenfs. Geheimen Ober - Bor^-Kniho und ordentlichem Mitgftede der König]. Akademie der Wissenschaften^

Dritter

Band.

Mit XI. Karten und Kupfertafeln»

Berlin, Gedruckt

und

1831. verlegt

bei G. Reimer.

I

n

h

a

l

t

.

Erstes Heft. I. 1. 2.

Abhandlungen.

Geognostische Beschreibung von einem Theile des Nied e r - S c h l e s i s c l i e n , Glatzischen nnd Böhmischen G e b i r ges. Von Z o b e l u n d v. C a r n a l l . . . • Die Bruchhawser Steine a m Issenberge, im Regierungsbezirk Arnsberg. Nach eigenen u n d nach den Beobachtungen des H r n . L ö w e zu Bigge dargestellt. V o n J. N o e g g e r a t h . i . . . . . «

Seite 3

95



Reise nach den Bergwerksorten von R a m o s , Catorze u n d Chareas in dem Staate San Luis P o t o s i , in d e r Republik v o n Mexico. V o n B u r k a r t . . . 123

4.

Ueber die tertiären F o r m a t i o n e n P a r i s . V o n A . v. S t r o m b e c k

1.

Ueber die zweckmäfsige Behandlung Brennmaterial. V o n K i r n

2.

Ueber die F l a m m e n f e u r u n g bei Anwendung v o n Holz

3.

Auszug aus einem Schreiben des H r n . P u s c h in W a r schau an den Herausgeber. . . . . . 210

4.

Verhandlungen der geologischen Gesellschaft eu L o n d o n . 212

II.

der Umgegend v o n

177

Notizen.

zu den Glasöfen. Von K i r n .

.

des Holzes als

.

.

,

189

203

IV

Z w e i t e s Heft. Z.

Seite G-eognostlsche Beschreibung von einem Theile des Nieder-Scblesischen, Glatzischen und Böhmischen Gebiiv ges. Von Z o b e l und v, C a r n a l l . (Fortsetzung.) 277

1.

2.

Auszüge aus Brief«« des Professor F r . H o f f m a n n . 8» Aus einem Schreiben an den H r n . Ober-Berg-IIaupt» mann G e r h a r d . t . , . . . 361 b.

Aus einem Schreiben an den H r n . G e h . Rath L i n k .

374

c.

Aus einem Schreiben an den H r n . P r o f . W e i f s .

883

d. 3.

Abhandlungen

Auf einem zweiten Schreiben an H r n . W e i f s . 397 Beschreibung des K u h l e n - und Tummelbaues in dem ß r ü h l e r Braunboblenrevier, V o n v» D e c h e n . . 413 II.

Notizen.

1.

Ans einem Briefe des H r n . A. v. S t r o m b o cfc an den Herausgeber, fiber den Dolomit im Fränkischen J u r a kalk. . . . . . . . . . 537

2.

Ans einem Schreiben des H r n . B u r k a r t an den I l m . Uergbauptmann Grafen v. B e u s t . . . . (¡40

3.

Ans einem Schreiben des H r n . Ober-Bergrath und Pro* fessor N ü g g e r a t h . . . . . . • 548

4-

Ueber die Blei-Ausbeute in def Sierra de G a d o r .

549

5. Verhandlungen der geologischen Gesellschaft zu London. 550

A r c h i v für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde.

D r i t t e n

B a n d e s

E r s t e s Heft.

K a r s t e n Archiv I I ) . I), j , h .

1

L A b h a n d l u n g e n .

l.

Geognostische Beschreibung von einem Theile des Nieder-Schlesischen, Glätzischen und Böhmischen Gebirges* Von

den Herren Z o b e l und v. Carnall. Z w i s c h e n den südöstlichen Abiallen der mächtigen Urfelsinassen des Biesen-Gebirges und den nach Norden und Nordosten auslaufenden Armen des Mährisch-Schlesischen Gebirges, befindet sich eine langgedehnte muldenförmige Vertiefung, ganz geeignet, um die mechanischen Niederschläge der Flötzformationen in ihrem 'weiten Scliofse aufzunehmen. Gegen Nordosten erscheint als begrenzender Band der Gneus des Eulen - Gebirges, und die Lücke zwischen diesem und dem B i e s e n - G e birge sehen wir durch einen Zug von Urschiefern eingenommen, die, im Verein mit dem sie bedeckenden Uebergangs-Gebirge, jeoe Mulde hier vollends schliefsen. Aber gegen Westen und Südwesten setzt das Flötzgebirge noch weiter in den Kessel des Königreichs Böhmen hinein 1*

4 fort, und nur die sattelförmige Biegung seiner Schichten zwischen Nachod und Schatzlar zeigt die Richtung eines in unbekannter Teufe liegenden Kammes an, "welcher die Absätze im Bereich jener Mulde vön den gröfseren Massen Böhmens zu trennen strebte, aber zu niedrig war, um nicht selbst überdeckt zu werden. Dennoch kann man diesen Gebirgssattel als eine Grenze ansehen, durch welche das S c h w e i d n i t z e r und G l ä t z e r , so wie ein g e w i s s e ^ T h e i l des B ö h m i s c h e n F l ö t z g e b i r g e » zu einem völlig geschlossenen Lagerunga-Ganzen verbunden wird. E s besteht dieser Bezirk, dessen Darstellung der Hauptzweck des vorliegenden Aufsatzes ist, nur aus z w e i vollständig entwickelten Gliedern, beide aber scharf von e i n ander getrennt. Diese Glieder sind: d a s R o t h l i e g e u d e , •welches reiche Steinkohlen-Niederlagen "und gewöhnlich im Hangenden Flötze von dichtein Kalkstein einschliefst, und der Q u a d e r s a n d s t e i n mit Massen von Planerkalk und Mergel. Daher findet eigentlich in der Z u sammensetzung der niederschlesischen Flötz-Bildung eine grofse Einförmigkeit statt. Desto mannigfaltiger sind aber die Erscheinungen, welche das Auftreten einer mächtigen P o r p h y r - F o r m a t i o n in dem Gebiete des Rothliegenden beobachten läfst. Bald sehen wir die ungleichartigen Massen scharf geschieden, theils einem W e c h s e l Iagern ähnlich, theils nach unregelmäßigen Klüften getrennt; — bald verwischt ein unmerklicher Uebergang ihre Grenze, aber jede Untersuchung zeigt, dafs sie in der A r t ihrer Bildung, seihst wenn diese g l e i c h z e i t i g zu sein scheint, dennoch höchst verschieden sein müssen. A u f sehr vielen Punkten geben theils die Grubenbaue, theils andere schöne Entblöfsungen, wichtige lehrreiche Aufschlüsse über das gegenseitige Lagerungs-Verhältnifs des altern Sandsteins und des Porphyrs; man kann daher wohl sagen, dafs da9 Schweidnilzer Gebirge

5 in dieser Beziehung keinem andern an geoguoslischem Interesse nachsteht, und wir wünschen nur, dafs es uns gelingen m ö g e , die Resultate unserer Untersuchung e n , zu denen uns ein mehrjähriger Aufenthalt in jenen Gegenden mannigfaltige Gelegenheit darbot, sowohl im Einzelnen recht anschaulich au m a c h e n , als auch durch dieselbe einen allgemeinen Uehexblick zu verschallen. Das Vorkommen von P o r p h y r ist aber nicht blos auf die Regionen des Rolhliegenden,beschränkt, sondern wir iin,den auch einzelne kleinere Massen. in der Milte des benachbarten U r - u n d U e b e r g a n g s - G e h i i g e s . W e i l nun hier an manchen Punkten sehr interessante Lagerungs - Verhältnisse zu beobachten sind, so erlauben wir uns, die nachstehende Begehreibung, wenigstens im Allgemeinen, auf jene älteren Formationen auszudehnen. Auch schon für eine richtigere Beurtheiluug der T r ü m merbildungen des Rolhliegenden, mufs es vo.n greiser Wichtigkeit sein, diejenigen Massen genau zu ke>nueu, aus deren partieller Zerstörung das aufs neue Verbundene hervorging, und deren ursprünglichen Erhebungen und Verliefungen, auf die Ablagerungsart des Flötzgebiiges von unverkennbarem Einflufs waren. W o uns aber eine solche gröfsere Ausdehnung der Darstellung aus dem Bereich der von uns entworfenen Karte (Taf. I . ) führte, auf welche wir bei unserer Darstellung Bezug nehmen, da werden w i r auf die geognostisclie K a r t e des Herrn v. R a u m e r * ) verweisen, welche wenigstens einen Ueberblick des Ganzen darbietet, wenn auch nicht zu laugnen i s t , dafs sie im Einzelnen sehr vieler B e r i c h t i g u n g e n bedarf. *)

Das Gebirge Niederschlesiens.,

der Grafschaft Glatz etc.,

geognoitisch dargestellt durch K a r l v. R ä u m e r 1819.

6 A e u f s e r e r Umrifs der Gegend. 1. Die Sudeten, welche einen Theil des südlichen Randes der grossen europäischen Niederung bilden, erheben sich in Schlesien zu einigen ansehnlichen Gebirgszügen, die durch mehr oder minder bedeutende Einsendungen getrennt, auch mit besonderen Namen bezeichnet werden. Der höchste unter ihnen ist der zwischen 4 und 5000 Fufs von Westen nach Osten fortziehende Kamin des R i e s e n - G e b i r g e s , beherrscht von der jäh daraus hervorstehenden S c h n e e k o p p e , und ausgezeichnet durch eine Menge tiefer Thäler, die gröfstentbeils gegen die Haupterstreckung rechtwinklicbt herablaufen und zwischen sich Raum lassen für die Höhenzüge, welche mit bald mehr, bald weniger rasch abfal-i lendem Niveau, zuletzt nördlich in die Schlesische und südlich in die Böhmische Ebene veriliersen. Eine meilenlange und meilenbreite einförmige Masse von körnigem Granit, ohne Spur eines successiven Absatzes , macht den Mittelpunkt aller in dem Riesen - Gebirge vereinigten Formationen, und wird daher in dieser Beziehung sehr passend von Herrn v. R a u m e r C e n t r a i - G r a n i t genannt. So vielfach aber auch hier Erscheinungen hervortreten, welche eine ruhige und regelmäfsige Auflagerung andeuten und den Grundideen der W e r n er'sehen Geognosie entsprechen, so sind doch eine Menge anderer Verhältnisse nicht damit vereinbar. Eine Darstellung und Prüfung derselben würde indefs zu weit von unserm Zweck abführen, und wir bemerken daher hier nur noch, dafs von der Riesenkoppe zwei nicht unansehnliche Höhenzüge auslaufen. Der eine von ihnen erstreckt sich südöstlich in die Gegend von Schatzlar, und behauptet noch an seinem Endpunkte, wo er am Rehborn steil unter das Flötzgebirge einstürzt, eine Höhe von beinahe 2 5 0 0 Fuisen. Häufig nennt man ihn das

7 R o b e n - G e b i r g e , «reiche» aber mit dem eben so benannten Porphyrzuge, westlich von Schatzlar, nicht zu verwechseln ist. Der andere Gebirgsarm läuft in nordöstlicher Richtung über die Grenzbauden und dem Schmiedeberger Kamm nach Kupferberg, und endet sich daselbst in schroffen Felswänden', in dem spaltenähnlichen Thals des Bobers. Jenseits desselben steigt sogleich der B l e i b e r g wieder zu einer Höhe von 2223 Fufs empor, und sendet gegen Nordwesten einen Gebirgsarm aus, welcher die Gewässer des Bobers und der Katzbach von einander scheidet, Oestlich schliefst sich an ihn die nicht mehr über 1400 Fufs erhabene Umgegend von Bolken~ hain und Hohenfriedeberg an. Schiefrige Gesteine der Urzeit bilden dieses Terrain, welches für den Zweck der vorliegenden Abhandlung besonders deshalb von W i c h tigkeit ist, weil dadurch eine Lücke zwischen dem Riesengebirgs- Granit und demjenigen der schlesischen Niederung bei Striegau und Jauer ausgefüllt wird, und weil diese Verbindung das Gebiet der Trümmerbildungen in der zu beschreibenden Mulde gegen Norden vollständig schliefst. 2. Im Süden des untersuchten Bezirks finden wir, in der Grafschaft Glatz, einige Gebirgszüge, welche aber hier nicht selbstständig hervortreten, sondern uns zu den Gebirgen Qestreich-Schlesiens und Mährens hinaufführen, von denen sie als auslaufende Arme erscheinen. Dem Riesengebirge an Höhe und Schroffheit nachstehend, doch dasselbe an Ausdehnung beinahe übertreffend, läuft jene Kette von ihrem höchsten Punkte, dem A l t v a t e r oder m ä h r i s c h e n S c h n e e b e r g (4505 Fufs) in nordwestlicher Richtung bis nach dem Jauersberge bei Reichenstein. Ein besonderer Höhenzug trennt sich von ihm am G l a t z e r S c h n e e b e r g e (4384 Fufs), und erstreckt sich zwischen dem Laufe der Biele und Neisse bis in die Gegend von Glatz, wo er »ich in dem weiten Thale

8 verliert, noch ehe sich beide Flüsse mit einander vereinigen. Bei Reichenstein ändert sich mit der Gebirgsart (dem Glimmerschiefer) auch der Charakter des Aeufsern — vorher ein Gebirge mit ungleich höhern aber auf den Gipfeln abgerundet flachen Koppen, unter denen stets der lang gedehnte Hauptkamm dominirend auftritt. — Von dem nordwestlichen Abbange des Jauers-Berges an sieht man dagegen eine Menge kleiner, kaum 1800 bis 2200 Fufs hoher Koppen mit spitzen Gipfeln oder mit scharf bezeichneten Rücken, welche sich häufig durch tiefe Einschnitte von einander isoliren, und nur selten in einzelnen Kämmen von geringer Länge gruppirt erschein e n , wie etwa der Zug des Spitz- und Breiten-Berges zwischen Königshain, und der tief eingefurchten Schlucht, in welcher das Dorf Gierswalde liegt. Noch weniger Regelmäfsigkeit trifft man endlich bei W a r t h a , w o das groteske Felsenthal der Weisse sich zwischen unersteiglich schroffen Abhängen in -vielen Biegungen hindurch w i n d e t , bis es sich bei Frankenberg in die Schlesische Ebene öifnet. Erst jenseits dieses Einschnittes, der völlig den Charakter einer gewaltsamen Zerspaltung an sich trägt, versammeln sich die, immer nur wenig Grundfläche zeigenden Koppen des Grauwacken-Gebirges in einen Hauptkamm, welcher die rechts und links von ihm ausgehenden kleinen Gebirgsarme und die aus diesen hier und dort einzeln hervortretenden steilen Koppen beherrscht, und sich bei Silberberg an das Eulen - Gebirge anlehnt. Sehr scharf bezeichnet sind die letzten nordöstlichen Abhänge dieses ganzen Höhenzuges (welcher von dem Spitz-und Breitenberg an gewöhnlich das S c h l e s i s c h G l a t z e r G e b i r g e geuannt wird) an der Grenze init der Ebene. Aber südwestlich finden wir zu beiden Seiten des Neisse-Tliales noch eine Menge kleiner und grö-

9 fserer Anhöhen, die in Gestalt und Gruppirung eben so mannigfaltig sind, als die sie bildenden Gesteine. Fast ringsum von Massen des Flötzgebirges umgeben, liegt, zwischen Volpersdorf und Eckersdorf bei Neurode , eine isolirte Masse von G a b b r o , in mehreren tlieils einzelnen, theils in kleinen Kämmen vereinten Koppen. 3 . Das E u l e n - G e b i r g e , dessen Masse ein höchst einförmiger fast schichtungsloser Gneus i s t , steigt bei Silberberg steil über die vorbeschriebenen Berge der Uebergangs-Formation empor, erreicht hier sogleich an der grofsen Strohhaube eine Höhe von 2 2 3 8 Fufs, und zieht nun in Gestalt eines langen breiten K a m m e s , aus dem sich nur wenige Koppen sanft hervorheben, bis nach der Hohen Eule ( 3 0 3 6 Fufs) fort. Hier verliert es wieder plötzlich mehr als 8 0 0 Fufs von seiner Höhe und zerfallt in mehrere K ä m m e , die ihr hohes und steiles A n sehen nur den bedeutenden Einschnitten der Längen- und Querthäler verdanken. Unter den letzteren verdient das romantische Schlesische Thal, zwischen dessen 2 0 0 Fufs hohen Felsenwänden das W a s s e r der Weistritz der Eben« zufallt, einer besondern Erwähnung. Der Fufs des Gebirges in der Frankensteiner und Beichenbacher Niederung ist scharf bezeichnet durch e i nen von Silberberg über Weigelsdorf, Ober-Langen-Bielau, Ober-Peterswalde nach Ober-Weistritz, Burkersdorf, in die Gegend von Schweidnitz und Freiburg fortlaufenden, in seinen letzten Abfällen noch 2 0 0 — 3 0 0 Fufs h o hen lind meist ziemlich steilen Bergrand, welcher, zerschnitten durch die unzählige Menge der Querthäler, von der Ebene her das Ansehn einer langen Reihe kleiner Koppen zeigt. B e i weitem kürzer ist der Abfall des Eulen-Gebirges auf der Glätzischen Seite, aber er ist natürlich um desto steiler. Einzelne Berge scheinen gleichsam der Hauptmasse entrückt zu sein. S o die Falkenlehne bei Falkenberg, der

10 Spitzberg bei Wüste-Waltersdorf, derLearberg bei H a d dorf, die Eisenkoppe bei Ober-Volpersdorf u. a. m., welche sich durch tiefe Einschnitte von dem Hauptkamra isoliren. A u f dem nordwestlichen Abfalle zeigt nur der Böhmsberg bei Ober-Bielau ein eben solches einzelnes Hervortreten. 4. In der westlichen Hälfte der Grafschaft Glatz erhebt sich das Urgebirge an der Hohen - Mense, südlich von Reinertz, zu seiner gröfstein Höhe von 3268 Fufs. V o n hier gegen Norden fällt dasselbe rasch und steil ab, und nur der sanfte Kegel des Ratschen-Berges zeigt norfr 2388 Fufs Erhebung. Merkwürdig ist das hohe sumpfige Plateau der sogenannten Seefelder auf der Flufsscheide zwischen der Oder und der Elbe (2414 Fufs über der Meeresfläche). E s lassen sich von hier aus in südlicher Richtung zwei ansehnliche Höhenzüge verfolgen, z w i schen denen sich das, besonders anfangs ungewöhnlich flache und weite Thal der Erlitz herabzieht. Der östlichere läuft unter dem Namen des Habelschwerter Gebirges bis in die Gegend von Mittelwalde fort, und bildet hier die Flufsscheide zwischen den oben benannten Strömen. Eine seiner ausgezeichnetsten Erhebungen ist der Heidelberg westlich von Habelschwerdt. Der andere westliche Gebirgszug lieifst zunächst an der Hohen Mense der Böhmische K a m m . Er erstreckt sich dann -weiter südlich bis nach Rokelnitz und Senftenberg, und verliert sich sowohl hier, als in seinen vielen südwestlich auslaufenden Armen, in der Böhmischen Ebene. Schon in der äufseren Form, aber noch mehr in den sie bildenden Gesteinen, gleichen diese Höhenzüge ganz denen des Schneeberg - Gebirges, und die Meinung des Herrn v. R a u m e r # ) , dafs "beide ursprünglich mit ein* ) Gebirge Niederschlesiew etc. Seite 54«

'

11 ander verbunden gewesen «ein mögen, hat sehr viel Wahrscheinlichkeit für sieb. W i r werden weiter unten Veranlassung haben, noch einmal hierauf zurückzukommen. Der Glimmerschiefer und Granit zwischen Gieshübel undNachod erheben sich in einzelnen, theilweise auch zu lang gedehnten Zügen verbundenen Koppen, kaum zu der Höhe des Ratschen-Berges. Ein Zusammenhang dieser Massen mit denen auf der andern Seite der muldenförmigen Bucht des Rothliegenden verbreiteten, ist z w a r sieht durch Beobachtungen aufgefunden, jedoch w o h l zu muthmafsen. 5. W e n n w i r uns einmal, bei Betrachtung des u n tersuchten F l ö t z g e b i r g e s , die in dessen Gebiete l i e genden Porphyrmassen, ja auch die steilen Erhebungen des Quadersandsteins, hinweg denken ; so stellt sich uns das ganze Terrain als eine 1 0 0 0 — 1 8 0 0 Fufs hohe Ebene dar, in welcher fast nur die Einschneidungen der Flüsse und Bäche eine wellenförmig fortlaufende Oberfläche hervorbrachten. Dieses Plateau erscheint als Thal in der südlichen Hälfte der Grafschaft. Dann erhebt es sich, nachgerade an Breite zunehmend, in nordwestlicher R i c h tung und lehnt sich sanft an die letzten steilen Abhänge des Riesengebirges bei Landshut und Schalzlar. Von der schlesischen Niederung trennen es die bereits erwähnten Berge der U r - und Uebergangs-Formation, w e l c h e an ihrem nordöstlichen Fufse scharf gegen diese abschneiden. Sehr sanft ist die Abdachung in das Königreich Böhmen hinein. Im Norden versammelt die 2294 Fufs hohe Porphyrmasse des Sattelwaldes mehrere an Höhe ihr nachstehenden Berge der Grauwacken -Bildung um sich h e r , die sich in einem, aus vielen Koppen gebildeten Kamme, an den Bleiberg bei Kupferberg anschliefsen. Aber eine solche Einförmigkeit sollte in jenen Gegenden nicht herrschen. Porphyr und Quadersandstein streben, beide gleich stark, aber jedes auf eine anders

12 eigentümliche Art, das Terrain mannigfaltig zu machen, und ihren Erhebungen verdankt dasselbe den gröfsteu Theil seiner oft gepriesenen Schönheiten. Schroff steigt das R a b e n - G e b i r g e aus d e m ' A l bendorfer, Potschdorfer und Bönsdorfer Thale in die Höhe, auf der Böhmischen Seite sich auf einmal erhebend, dagegen ziemlich sanft in das Schömberger Thal sich neigend« dabei ausgezeichnet durch schmale und tiefe Tliäler und Schluchten. Ein einfacher Porphyrstock, beherrscht von dem 2696 Fufs hohen Spitzberge bei Berggraben. Mit abnehmender Höhe und Breite, und mannigfaltiger zerrissen, aber stets mit steilen Abhängen auf der W e s t seite, verfolgt man diesen Zug bis nach ReichhennerS" dorf, und dann als einen einzelnen K a m m bis in die Gegend von Landshut, wo die Porphyr-Formation durch das Z i e d e r - T h a l zerrissen erscheint, sich aber jenseits desselben sogleich wieder zu der Höhe des' Buch- und Mummel-Berges (1800 Fufc) erhebt, und mit einer scharfen Wendung gegen Südwesten über Forst nach ConradsWalde fortsetzt. Von. h i f r an wird das bildende Gestein, und mit diesem das äufsere Ansehn des Gebirges, mannigfaltiger. Hohe Kegel, wie die des Hochwaldes und Hochberges, entfernt und isolirt von der Hauptmasse, und in dieser tiefe Einschnitte, schroffe Spitzberge, mit gröfseren und kleineren Grundflächen, lange und mitunter höchst schmale Kämme von oft fast unersteiglieber Steilheit — zeichnen das Terrain zwischen Gottesberg, W a l denburg, Charlottenbrunn und Friedland aus. Von dem Reichmacher Berge bei Friedland läuft eine Kette von Anhöhen bis nach der Grafschaft hinein fort, aber nicht überall finden wir die gröfste Höhe des Porphyrs auf diesem Hauptkamme, der die Grenze zwischen Schlesien und Böhmen, und weiter hin zwischen Böhmen und Glatz bezeichnet, sondern wir sehen hie und da aus seinen Abhängen noch höhere Berge emporstei-

13 gen. B e r o i aber diese grofee Masse des Niedersclilesischen Porphyrs gegen Südwesten ihre Endschaft erreicht, nehmen ihre Hohe und Breite bedeutend ab, so dafs dies Verhalten einem allmäligen Auskeilen ähnelt, •welches jedoch hier nicht so scharf bezeichnet ist, als an dem südlichen Ende des Raben-Gebirges, wo der Porphyr bei Albendorf zuletzt nur noch in einer schmalen Felsenreihe zu Tage liegt. Mit dieser hört dort jede weitere Verbreitung desselben ganzlich auf. Nicht so in der Grafschaft Glatz, denn hier kommen sowohl rechts als links -von dem Hauptzuge, als auch in dessen Verlängerung, noch eine Menge isolirter Porphyrparlhien vor, unter denen wir hier vorzugsweise nur des Fichtigs und der Berge bei Tuntschendorf, Walditz und Zaughals und des Finkenhübels erwähnen. Eine gröfsere dieser einzelnen Massen des PorphyrGebildes lagert südlich Schatzlar. Sie wird durch das Von Brettgrund nach Gabersdoif herablaufende Thal in zwei ziemlich gleiche Hälften getheilt, und erhebt sich, zu beiden Seite« desselben, zu einigen kleinen Höhenzügen, in denen man eine Mehrzahl einzelner nicht besonders hoher Koppen aneinander gereiht findet. In der tregend von Neurode, "Wo ;six:h das Fiötzgebirge auf mehreren Seiten den älteren Massen nähert, und aus ihm sich insularisch die Anhohen des Gabbro erheben, wird die Oberfläche desselben unebner, und es steigt auch höher als sonst empor. Häufig sieht man hier an den aus rothem Sandstein bestehenden Bergen Formen, denen offenbar die Schichtung zum Grunde liegt, näinlich hohe Kämme mit steilen, von Schichtenköpfen gebildeten Bändern, und mit sanftem Abfall nach der Richtung des Einschiefsens der Bänke. So z. B. der Anna-, Allerheiligen und Wolfs-Berg. Dieselbe Erscheinung läfst sich auch recht ausgezeichnet am Johannesberg bei Teichwasser im Böhmischen etc. beobachten.

14 Auch bei Levin und Reinertz, und'eben so an den Abhängen des Riesengebirges, scheint die Nähe des Urjgebirges den angrenzenden Flötzmassen einen etwas steileren Charakter gegeben zu haben, denn schon der "weit stärkere Fall der Gewässer vermogle hier viel tiefere Thal - Einschnitte hervorzubringen. 6. Im auffallenden Contrast gegen alles andere Gebirge, streben die Blassen des Q u a d e r s a u d s t e i n s aus der Umgebung hervor. Abgesehen von der Unterbrechung durch das Traut-Liebersdorfer T h a l , ist die ganze nordöstliche Grenze dieses Gebildes, von Griissau bis W i i n schelburg, ein fast in gleicher Höhe fortlaufender Kamin von seltener Schroffheit. Auf seiner nördlichsten Endspitze, auf welcher die St. A n n a - K a p e l l e bei Griissau liegt, finden wir denselben schon 1700 Fufs erhaben, •welche Höhe er jenseits des oben genannten etwa 300 Fufs tief eingeschnittenen Thaies nicht nur sogleich wieder erreicht, sondern er steigt nachgerade in der Gegend voii Wünscheiburg bis zu 2235 Fufs empor. Hier bekränzen ihn auf einige Meilen weit kühne Reihen unerSteiglieher Felsen, deren blendendes Weifs das Auge um so angenehmer überrascht, als es einen auffallenden Gegensatz gegen das dunkle Grün der hohen Schwarzwälder bildet. Ueberliaupt ist das weite und lange Braunauer Thal eines der schönsten im untersuchten Bezirk, denn dasselbe bietet die freiesten Ansichten von den in ihren äufseren Gestalten so verschiedenen Erbebungen des Quadersandsteins und des Porphyrs dar, und z w i schen beiden liegen die wellenförmigen Hügel des rothen Sandsteins als Träger einer üppigen Vegetation. Von der Höhe bei "Wünschelburg lallt das Gebirge gegen Südwesten hin allmälig ab, und stürzt sich zuletzt beinahe senkrecht 4 — 500 Fufs in das romantische Thal der "Weistritz iin sogenannten Höllengrunde unterhalb Rückertz. Jenseits desselben steigt zwar der Quadersand-

Stein wieder empor, und dringt welter südlich, bei Nesselgrund und Voigtsdorf, bis auf den Kamin des Habelschwerdter Gebirges hinauf; allein seine Erhebungen erscheinen nicht mehr selbstständig, sondern werden von den höheren des Glimmerschiefers beherrscht. Noch untergeordneter aber ist das Vorkommen dieser Formation in ihrer weiteren Verbreitung gegen Süden, denn sie erfüllt von Wilmsdorf und Schwedelsdorf an und in dem weiten Neisse-Thale bis Habelschwerdt und Mittelwalde hinauf, nur eine breite und tiefe Mulde, ohne dais irgendw o ein Hervortreten beträchtlicher Anhöhen statt fände. Die westliche und südwestliche Grenze des Quadersandsteins mit dem Rothliegenden ist gröfstentheils minder hoch und mehr zerschnitten, als die beschriebenen nordöstlichen. Am ausgezeichnetsten sind die Felsen«reiben bei Bärtelsdorf bis in die Gegend von Kwalisch und Wernsdorf und dann wieder bei Strauseney. Z w i schen beiden Bändern finden wir eine ziemliph sanfte muldenförmige Vertiefung, deren vereintes Gewässer den niedrigem südwestlichen Damm gewaltsam durchbrach. Sehr überraschend ist es, nach mühevollem Ersteigen der Felsen bei Leierdorf ohnweit Wünschelburg auf einer Höhe von mehr als 2200Fufs, auf einmal ein ausgedehntes Plateau vor sich zu sehen, auf dem sich das Dorf Carlsberg in einzelnen Häusern fort erstreckt; aber mit noch gröfserer Ueberraschung- erblickt man auf demselben den stark abgestutzten Felsenkegel der Heuscheune (2800 Fufs) und den gleich hohen Kamm des Spiegelberges, welche alle Erhebungen des Rothliegenden und sogar die des Porphyrs unter sich lassen. Diese öde Gebirgsfläche, wo die Vegetation, fast noch weniger durch die hohe Lage, als durch die Unfruchtbarkeit des Bodens und Gesteines, nur geringe Productionskräfte äußert, zeigt gegen Reinertz und Rückertz hin eine ziemlich

16 sanfte Abdachung, und nur Me und da treten einzelne mit Felsen besetzte Ränder daraus hervor. Nirgends bildet, -weder in der Gegend von L e w i ü und Cndowa im Glätzischen, noch in dem benachbarten Böhmen, das Quadersandstein-Gebilde wieder so schroffe Gebirgszüge, als die beschriebenen. Nur bei Pausnitz, unterhalb Trautenau, scheint die Wirkung der drei hier zusamtnenfliefsenden Gewässer die Felsen der sogenannten Ziegensteine hervorgebracht zu haben. 7. Der gröfste Flufs in der zu beschreibenden Gegend ist die Neisse, welche bei Neissbach an dem Gehänge des Glätzer Schneeberges auf einer Höhe von 2626 Fufs entspringt. Sie durchströmt das 1 bis 1§ Meile breite Habelscbwerdter Thal mit einem 30 —50 Fufs tief eingegrabenen Bette, wendet sich bei Grafenort nördlich, und hat am Rothen Berge, ihm einen Theil seiner Masse entreifsend, ein sehr schönes Querprofil entblöfst. Hiet tritt der Flufs in das Gebiet des Uebergangs-Gebirges, läuft durch das spaltenähnliche Thal der beiden Glätzer Festungen, und zwischen Felsen und steilen Koppen bei Monschau und Wartha sich hindurch windend, erreicht er bei Frankenberg die schlesische Ebene, in welcher er mit raschem Lauf der Oder zuströmt. Die bedeutendsten Gewässer, welche die Neisse in der Grafschaft aufnimmt, sind folgende: Die Biele, auch schwarze Biele genannt, entspringend oberhalb Wilhelmsthal, durchläuft das enge Thal von Landek, Ullersdorf etc. und fällt bei Piltsch in die Neisse. Von Westen her verbindet sich mit dieser zuerst die Habelschwerdter und dann die Reinertzer Weistrilz. Die letztere verdankt dem wasserreichen Plateau der Seefelder ihren Ursprung, eilt, umgeben von hohen Felsenwänden, dem Reinertzer Bade und von hier den Rükertzer Höllengriinden zu, hinter welchen ihre Ufer weiter auseinander treten und keine ansehnliche Höhe erreichen.

17 D i e grofste Wassermenge erhält die Neisse besonders bei den periodischen Ergiefsungen aus dem bedeutenden Flufsgebiete der Steine. Diese entspringt unfern Waldenburg am Fufse des Schwarzen Berges im sogenannten Elbbrunnen, durchfliefst in einem engen Thale das Porphyr - Gebirge, schneidet in die ilachen Erhebungen der Braunauer Gegend 3 0 bis 4 0 Fufs tief ein, und lallt, von meist nicht sehr hohen Ufern begleitet, dem Dorfe Steinwitz z u , wo sich ihr W a s s e r mit dem der Neisse vereinigt. 8 . I m Norden finden wir einen Theil des untersuchten Bezirks gegen das Flufsbette des Bobers hin abgedacht. Dieser entquillt dem Fufse des Rehhornberges unweit Schatzlar, schlängelt sich als ein kleiner Bach durch das flache und sumpfige Terrain, auf welchem das Dorf Bober liegt, und nimmt im' weitern Laufe links einige, den mitunter spaltenähnlichen Querthälern entlaufende Gewässer auf. Sein T h a l erscheint gewöhnlich w e i t , und nur hie und da wird es durch einzelne steile Ufer beengt, wie z. B . bei den obersten Häusern von Buchwald, bei Jühnsdorf elc. Bei Kupferberg, w o der Flufs sich scharf nach Westen wendet, weiden die T h a l abhänge ausgezeichnet schroff, und verrathen ein gewaltsames Ereignifs, welches dem Bober das grofse kesseiförmige Hirschberger Thal öffnete, welchem er sich, nach Aufnahme der L o m n i t z , des Zackens und der Kemnitz, mühsam wieder bei Lähn entwindet. I m Bereich der Karte nimmt derselbe bei Wernersdorf die Lässigbach auf, die in dem weiten Thale von Fellhammer, Schwartz•walde und Harlmannsdorf fliefst, und nur an einigen S t e l len von steilen Rändern begleitet wird. Auch schon bei Landshut bereichert sich der Bober mit dem Gewässer, welches sich in der ebenen Gegend von Schömberg und Grüssau sammelt, und in der Nähe von Landshut nach dem Dorfe Z i e d e r seinen Namen führt. K .Treten Archiv I I I . B . 1. H .

2

18 Die bei Liebersdorf, Weisslein und oberhalb W a l denburg entspringenden Bäche : das Adelsbacher Wasser, die Salzbach und die 'Pulsnitz, sind besonders durch ihre steilen und engen Tliäler ausgezeichnet, durch welche der erwähnte nordöstliche Gebirgsrand — dessen A b schnitt gegen die schlesische Ebene — unterbrochen erscheint. Der merkwürdigste unter diesen Gründen ist der FürStensleiner, w o unerstergüch schroffe, bis zu 1 5 0 Fufs hohe Felsen auf beiden Seiten den L a u f der unbedeutenden Pulsnitz begleiten, in deren W a s s e r man wohl vergeblich die Ursache eines solchen Einschnittes suchen mögte. Arn Fufs des Brunnenberges bei Ober-Wüste-Giersdorf sprudelt unter einem Felsen, in dem sogenannten Rumpelbrunnen, die Weistritz mit einer solchen Gewalt hervor, dafs ihr W a s s e r auf nicht mehr als 100 Schritt Entfernung schon eine Mühle in Bewegung zu setzen vermag. Dann durchläuft dieselbe das weite Giersdorfer Thal, bereichert sich schnell durch mehrere Bäche, durcheilt i n kleinen Fällen das romantische Schlesier Thal, tritt 'bei Polnisch Weistritz in die Schlesische Niederung, und strömt unter dem Nameu des Schweidnitzer Wassers über K a n t der Oder zu. 9 . Von denen sich in der Elbe vereinenden G e wässern Böhmens, sind hier die Aupa und die Melau zu erwähuen. Die erstere verdankt dem wilden AupenGrunde , in den sich die hohe Masse der Riesenkoppe auf einmal fast 2000Fufs abstürzt, ihren Ursprung. Nachdem sie das Gebiet des Urgebirges verlassen, sehen wir sie freier 'und mit vermindertem F a l l , das Trautenauer Tlial durchlaufen, um sich jedoch bald wieder in einein 6 0 — 1 0 0 Fufs tief eingegrabenen steilen Bette bei Pausnitz und Eipel zu verbergen. Aus dieser langen Enge tritt dieselbe erst in der Nahe von Skalitz wieder herv o r , und eilt in südwestlicher Richtung der Elbe zu.

19 Das Flufsgebiet der Metau stellt anfangs die oben bezeichnete muldenförmige Vertiefung in der Mitte des Quadersandstein-Gebildes vor, deren südwestlicher Rand dadurch zerschnitten wird. Hernach fliefst sie, umgeben von 1 — 2 0 0 Fufs über ihrem Spiegel erhabenen Bergen, bis in die Gegend von Nachod und Neustadt, und sich von hier in Südwesten dfehend bis in die Elbe bei J a roinirz. Zum Schlüsse verfolgen wir hier einmal die FlufsScheide zwischen Oder und Elbe durch die untersuchten Gegenden. Dieselbe steigt von dem Habelschwerdter Gebirge nach der hohen Mense herauf, läuft von da auf einem Gebirgsarme nach dem Hummel- und RatschenBerge bei Reinertz, verläfst weiterhin endlich das Gebiet des Glimmerschiefers ganz, um sich allmälig zu dem hohen Plateau, auf dem die Heuscheuer liegt, zu erheben. Von hier aus wird sie sehr scharf durch den langen Felsenkamm des Quadersandsteins bezeichnet, von welchem sie auf einmal bei Raspenau näch der westlichen Grenze dieser Formation hinüber springt, dort aber bald von der steilen Höhe herabsetzt, um nachher, wenn sie sich den flaclien Erhebungen des Rothliegenden wieder entzogen, zum Rabengebirge hinaufzusteigen._ Dies verläfst sie am Gotschenberge, schlängelt sich dann weiter hin auf niedrigen Anhöhen fort, bis sie, zwischen Schatzlar und der Boberquelle, endlich den Fufs des Riesengebirges erreicht, und von hier aus durch einen Seitenarm desselben zu der majestätischen Schneekoppe hinaufgeführt wird. 10. Das Mangelhafte einer Beschreibung der äufseren Form eines Gebirges wohl einsehend, bedauern wir nur, dafs wir von dem untersuchten Bezirk keine vollständige Terrain - Zeichnung liefern konnten, denn durch sie würde der Ueberblick des Ganzen viel gewonnen haben. Von dem Freufsischen Theile ist eine ziemlich genaue, in der S c h i e n e r t ' s c h e n M a n i e r gezeichnete topo2*

30 graphische Karte vöthanden; auch haben wir im Jahre 1821 in Gemeinschaft mit Herrn H e r z a g , bei Verfolgung der Sieinkohlen-Flötz-Ziige von Schatzlar bis nach der Grafschaft Glatz, eine Oberflächen-Darstellung dieser Gegend entworfen. Dagegen fehlt uns die Aufnahme desjenigen Terrains, welches die Bildung des Quadersnndsteins in Böhmen einnimmt, und dies nölhigle uns, auf die Bergzeichuung ganz Verzicht zu leisten. .Diesem Mangel aber einigermafsen abzuhelfen, »nd um wenigstens im Allgemeinen darzustellen, welches Niveau die verschiedenen Formationen des bereisten T e r rains behaupten, und welches Gefälle dessen H a u p t - G e wässer haben, fügen wir der vorliegenden Abhandlung zum Schlüsse ein Verzeichnifs barometrisch gemessener Höhen bei, geordnet nach denen sie construirenden Massen und gröfstentheils entlehnt aus dem W e r k e : Höhen über der Meeresiläche im Preufsischen Staate, Glatz 1820. * ) I.

U r g e b i r g © .

11. Es umgeben, -wie wir schon bemerkt haben, den untersuchten Bezirk drei mächtige Urgebirgsinassen. Im Norden der Granit des Riesengebirges, zunächst eingeschlossen von schief'rigen Gesteiuen der Urzeit; im Süden der Gneus und Glimmerschiefer des Altvater-Gebirges, und zwischen ihnen der, beiden an Höhe nachste*)

Dies W e r k ist eigentlich durch den General v.

Lindener

v e r f a f s t , und wurde von ihm m i t vieljährigem Fleifs zusammen getragen.

E s ist leider m i t vielen Druckfehlern in das

P u b l i k u m gekommen, doch ward uns durch Vergleichung m i t dem erhaltenen Manuscript die erwünschte G e l e g e n h e i t , selben zu c o r r i g i r e n ,

so

die-

dafs die hier aufgeführten H o h e n ,

wenigstens in dieser H i n s i c h t , n i c h t unrichtig angegeben sind. Auch theilte uns der General v. L i n d e n e r nisse von Höhen im K ö n i g r e i c h B ö h m e n m e h r e r e m i t aufgenonunen worden sind,

einige V e r z e i c h mit,

von

denen

2-1 Lende Zug der Hoben Eule. Es sind drei wesentlich verschiedene Gebilde, unter denen keines von dem andern abgeleitet, keines dein andern untergeordnet 'werden kann, und wir halten es daher f ü r zweckmäfsig, das, "was die Natur durch scharf gezogene Grenzen trennte, und w a s , so weit- unsere Kenntnifs reicht, einen völlig selbstständigen Charakter zeigt, auch in der nachfolgenden Darstellung für sich- zu betrachten. Jedes derselben bietet eine Reibe von Erscheinungen d a r , die nur ihm ausschließlich angeboren, und vergebens sucht man dort, w o das eine dem andern sich nähert, nach BeobachtungsPünkten, die über das gegenseitige Lagerungs-Verhältnifs entscheiden könnten» Im Gebirge liegen zwischen ihnen die groisen Massen jüngerer Productionen; an dessen nordöstlichem Fufse aber vermindert sich, mit dem Abfall des Niveaus, die Zahl der aufzufindenden Enlbloi'sungen, und in der lang gedehnten Niederung zwischen Striegau und Frankenstein bis Fatschkau etc., wo die drei Urgebirgsiuassen wahrscheinlich mit einander grenzen, tritt nur noch hie und da einmal anstehendes Gestein unter der mächtigen Decke des aufgeschwemmten Landes hervor. 1» D a s R i e s e n g e b i r g e m i t b e s o n d e r e r rücksichtigung seinerOstseite.

Be-

12. Der G r a n i t des Riesengebirges, diese so ausgezeichnet einförmige, ungeschichlete Masse, iu welcher nur der Wechsel zwischen dem grofs- bis feinkörnigen Nebeneinanderliegen der Bestandteile, und hie und da ein Vorkommen zufälliger Gemengtheile, einige Mannigfaltigkeit hervorbringt*), verläuft sich gegen Norden alt*) Uebei- diesen G r a n i t , dessun speciolle Beschreibung uns a u fs«-r den Grenzen dieser Abhandlung zu liegen scheint, verweisen w i r hier a u f : v. B u c h Beobachtungen auf Reisen

22 mälig in die s c h i e f r i g e n G e s t e i n e d e r U r z e i t . O f t treten hier zwischen ausgezeichnetem Gneuse noch wieder körnige Gemenge als wahrer Granit hervor, und häufig findet man unter beiden Massen, theils ein m a n nigfaltiges W e c h s e l l a g e r n , theils ein Verfliefsen der ein e n in die andere. A u c h verdient der gänzliche Mangel an untergeordneten Iialklagern als sehr charakteristisch angeführt zu werden, ^.s ist die B i l d u n g , welche Herr y . H u m b o l d t zwischen dein Granit und Gneus, unter dem N a m e n G r a n i t - G n e u s , in die Glieder des U r g e birges einschaltet, und die Herr v . R ä u m e r mit dein Ausdrucke Gneus - Granit * ) bezeichnet. Ihre A u s d e h nung an L a n g e und Breite scheint mit derjenigen des reinen Granites zu w e t t e i f e r n , bis sie an ihrem nördlichsten Uaude von Urschiefern bedeckt w i r d , die liier nur als eiu schmales B a n d noch aus den jüngern Gebirgsmassen und aus dem aufgeschwemmten L a n d e d e r s c h l e sischen Niederung hervortreten, dagegen südwestlich bis nach K u p f e r b e r g etc. herauf'dringen, und durch ihr A n schliefsen an den C e n t r a l - G r a n i t , jene i m W e s t e n so mächtige Zwischenbildung völlig abschneiden. Aber auch schon mitten i m Bereiche des Granit-Gneuses, und z w a r m e r k w ü r d i g e r w e i s e unweit dessen Grenze mit dem Central - G r a n i t , liegt ein mehr als Meilen langer Z u g von G l i m m e r s c h i e f e r zwischen (Böhmisch) Friedland und Hirschberg, ausgezeichnet durch den Zinngehalt einzelner, von den übrigen sonst nicht wesentlich verschiedener Schichten. E s ist kein Grund vorhanden, dieses ganze V o r k o m m e n für e t w a s anders als ein d e m Granit-Gneuse untergeordnetes L a g e r anzusehen d u r c h Deutschland und I t a l i e n , I s t e r Band Seite 13. etc. — Schultze,

in L e o n h . T a s c h e n b u c h , J a h r g a n g 1811. Seite

61. etc. — v. R ä u m e r G e b i r g e Niederscblesiens, S e i t e 2 . etc. ») A . a. O r t Seite 8 .

•*)

A. a. O r t S . 18.

2i Nicht so verhält sich der südliche Abhang des R i e sengebirges, denn wenn gegen Norden dessen Fufs dem Haupikamme auffallend nahe tritt, so finden wir dagegen hier desselben in mehr als doppelter Entfernung, und wenn dort die flasrigen und schiel'rigen Gesteine fast nirgends bedeutende Erhebungen zeigen, so steigen hier dieselben bis zu den höchsten Tunkten hinauf. Vergebens sucht man auch am südlichen Granilraude jenen nördlich so ausgezeichneten Granil-Gneus, und nur auf der Höhe des von der Schneekoppe nach Kupferberg auslaufenden Gebirgsarines treten analoge Gesteine hervor, aber sie nehmen nur eine sehr geringe Breite ein, und erscheinen weniger als eine selbstsländige Formation, sondern v i e l mehr nur als ein partieller und localer Uebergang, ein Verfliefsen des Granites in die Bildung der Urschiefer. 13. G n e u s a r t i g e r G l i m m e r s c h i e f e r . Ein Glimmerschiefer mit Einmengung von Feldspatli, theils in wellenförmigen Flasern, theils in feinen bis kleinen Körnern, bildet die zunächst an den Hauptkamm sich anlehnenden Erhöbungen, und steigt aus dem Aupengrunde sogar bis zu dein Scheitel der Riesenkoppe hinauf. A n der westlichen und südwestlichen Grenze des Granites, wo dieser selbst schon bedeutend au Höhe verloren, liegt auf ihm vorherrschend ein frischer T h o n s c h i e f e r , mit einem grofsen Reichthum au weifsen krystallinisck körnigen K a l k s t e i n in mächtigen L a gern. Aber gegen das I s e r - T h a l hin, so w i e zwischen diesem und dem tief eingeschnittenen Aupengrunde, w a l tet cliaracteristischer G l i m m e r s c h i e f e r vor. Nur selten und ganz untergeordnet sieht man hier Tli o n s c h i e f e r ; am ausgezeichnetsten fanden wir ihn auf d e m K e s selkamin unweit Rochlitz, düun und wellenförmig schiefrig, auf den Schieferllächen stark schimmernd, und oft mit einem kenntlichen Hervortreten von Glimmer, durch dessen Deutlicherwerden das Gestein iu G l i m m e i -

24 s c h i e f e r übergeht. Nicht selten sind darinFlasern von weifsem Q u a r z , und w o diese in die Hauptmasse verfliegen , erhält sie ein dichtes mattes Ansehn, und ihre gröfsere Härte bezeichnet alsdann den vollkommenen Ue» bergang in einen dunkelgrauen K i e s e l s c h i e f e r . Mächtige Lager von U r k a l k sind in der bezeichneten Gegend sehr häufig, und ihre Frequenz ist gewifs noch weit gröfser, als die bisher bekannte * ) . Zuweilen kommen darin edler Serpentin und Tremolit vor. W i r können nicht umhin, hier noch -einer Erscheinung zu erwähnen, welche Herr v. R a u m e r übersehen hat, die aber nichts desto weniger für die Beurtheilung der Schichtenfolge des Urschiefer-Gebirges von Wichtigkeit ist. W e n n xnan in den sämmtlichern Thälern, w e l che rechtwinklich gegen den Hauptzug dem Riesengebirge entströmen, und auf allen ihm zunächst liegenden Erhebungen, ein gleichförmiges Abfallen der Schichten nach Richtung der Auflagerungsfläche beobachtet: so inufs es sehr befremdend sein, in der Gegend von Hohenelhe, theils in dem Elbthale, theils ain Gehänge des Heidelberges, den dortigen Gneusartigen Glimmerschiefer sich unter 5 0 — 6 0 Grad gegen Norden und Nordosten einsenken zu sehen, und so bedeckt ihn oberhalb der genannten Stadt, in der Nähe der hölzernen Brücke, der rothe Sandstein * * ) mit südlichem Fallen. E s würde gezwungen erscheinen, diese anomale Schichtung durch Annahme eines etwa südlich liegenden, und nur vom Rothliegenden verhüllten Vorkommens einer Koppe älteren Gebirges (Gentral-Granits) erklären zu wollen. Sehr wahrscheinlich ist sie nur dasProduct einer gewaltsamen Verrückung, welche das Schiefergebirge hier nach, seiner Entstehung erlitten hat, *) v. R a u m e r u, a. a. Orl Seite 29 — 30, * * ) Auf der Karte des Herrn v. R ä u m e r ist diese Grenze irrigerweise weiter südlich durchgezogen.

25 Zugleich führen wir an, dafs w i r zwischen Pilnik.au und Ketzelsdorf einen grünlich grauen G l i m m e r s c h i e f e r fanden, der sich h i e r , rings umgeben TOD r o t h e m Sandslein, in Gestalt einer ilachen K o p p e daraus hervorh e b t , und noch merkwürdiger ist das Vorkommen eines G l i m m e r s c h i e f e r ä h n l i c h e n G n e u s e s westlich von Jaromirz und der Elbe, in der Gegend von K ö n i g s bof am Berge Switschin, der in der Umgebung der höchste, und ebenfalls von Flötzgebirgs-Massen eingefafst ist *). Das sind Urgebirgsstücke, welche 2 und 4 Meilen weit entfernt von dem Fufse des Riesengebirges, diesem gleichsam entrückt zu sein scheinen, und auf gewaltsame Zerstörungen der festen Massen hindeuten, von denen weiter unten ausführlicher die Rede sein w i r d . Ihr Einflute auf die Ablagerung des Rothliegenden e r giebt sich aus der an mehreren Punkten gemachten Beobachtung, dafs dessen Schichten gleichförmig von ihnen fallen, d. b. sie sattelförmig bedecken. 14. Den Gebirgsarin von der Schneekoppe bis Schatzlar bildet vorwallend ein quarzreicher grünlich grauer G l i m m e r s c h i e f e r . An dem Schlofsberge, welcher mit schroffem Abhänge über die genannte Stadt emporsteigt, zeigt derselbe eine dunkel lauchgrüne Farbe und einen zwar wenig, aber fettarlig glänzenden Bruch, deutend auf einen versteckten Gehalt von H o r n b l e n d e . Aufser den gewöhnlichen Adern von weifsein und grauem Quarz, k o m m e n hier auch eben dergleichen von schneeweifsem blättrigem Kalkstein vor. Die bald schwächeren, bald stärkeren, gröfstentheils wellenförmig gebogenen B ä n k e , stehen seiger mit einem Streichen in St. 3 — 4. *) D i e s interessante Vorkommen entdeckte mein hochverehrter Lehrer, der *Hcrr Professor W e i f s , auf einer Reise durch Böhmen im Jahre 1825, u n d theilte mir dasselbe in einem Schreiben vom 13. November d. J. mit.

v. C a r n a l l .

26 Ausgezeichneter G l i m m e r s c h i e f e r (ritt an d e m N o r d ostende der Stadt in verschiedener Färbung unter dem Rothliegenden hervor. V o n Schalzlar gegen Norden verliert der G l i m m e r s c h i e f e r nachgerade m e h r als die Hälfte seiner Breite, v n d geht in der Gegend des SchmiedebergerPasses vollk o m m e n in H o r n b l e n d e s c h i e f e r über. Mit bald m e h r , bald weniger kenntlicher schiefriger T e x t u r e r streckt sich derselbe bis nach Kupferberg und R u d e l stadt, und erreicht seine gröl'ste Höbe auf dem zwischen H o r n b l e n d e s c h i e f e r und G r a n i t - G n e u s g e s e i l ten Ochsenkopfe bei Neuwallersdorf. Er enthält bei R o thenzechau mehrere L a g e r von w e i f s e m körnigem K a l k S t e i n * ) , w o b e i es bemerkenswerth ist, dafs er in d e ren Berührung fast ganz in Glimmerschiefer ü b e r g e h t * * ) . B e i O b e r - R o h n a u enthält das Gestein einen unerm e ß l i c h e n Reichthum kleiner meist abgerundeter S c h w e f e l k i e s - K r y s t a l l e , die auf dem dortigen Vitriolwerk v e r arbeitet wei den, allein es ist kein ausgezeichneter Hornblendeschiefer m e h r , sondern eiu fast vollkommener Ueergang desselben in einen apfelgrünen T a l k s c h i e fe r ***). Eine Schilderung der A r t und W e i s e der E r z f ü h r u n g des Hornblendeschiefers in der Gegend von K u pferberg und Rudelstadt w ü r d e uns für den Z w e c k der vorliegenden Abhandlung zu w e i t f ü h r e n , und w i r bemerken daher hier nur, dafs uns das gangarlige mannigfaltige Zersprungensein des dortigen Gebirges, an einer S t e l l e , w o ohnehin das Felsenthal des Bobers auf gew a l t s a m e Zerreiisung und Erschütterung hindeutet, k e i *) Dolomit,

D. Herausg,

**) Herr v. B u c h a. a. O. Seile 44. u. f . , wo auch der E m sthlufs von edlem Serpentin und Asbeal bei diesem Kalkstein angeführt' iat. ••*) S c h u l t z e, in L e o n i , Taschenb. a. a. O. S e i l e 7 0 .

27 oesweges nur zufällig zu seio scheint, sondern wir glauben darin den Erfolg von Wirkungen des Innern zu finden, -welche mit anderen gröfseren Zerstörungen einer früheren Oberfläche im engsten Zusammenhange stehen, ven denen jedoch erst weiter unten die Rede sein kann. Aber wir dürfen nicht unbemerkt lassen, dafs sich in dem Hornblendeschiefer bei Kupferberg eine Masse von P o r p h y r eindrangt, die für einen Ausläufer der mächtigen Masse des Schweidnitzer Gebirges zu halten sein dürfte. 1 5 . Von Kupferberg aus, wo das Schiefergebirge seine geringste Breite von kaum i Meile hat, finden wir dasselbe, sowohl gegen Nordwesten und Norden, als auch gegen Osten, wieder in ansehnlicher Ausdehnung. Z u nächst an dem rechten B o b e r - U f e r steigt hier der B l e i berg empor, und zwar beinahe 7 0 0 Fufs höher, als das ihm gegenüber liegende Kupferberg; aber seine Abhänge sind minder steil, als der linke Iiand des Thaies, und ohne Felsen - P a r t h i e n . Ein Verhalten, was lediglich in der leichteren Zerstörbarkeit des Gesteines seinen Grund zu haben scheint, denn statt des verlassenen ausgezeichnet festen Hornblendeschiefers, sieht man sogleich am Fufs des Bleiberges einen milden T h o n s c h i e f e r , mit der für dies Gestein sehr characteristisclien dünn und gradschiefrigen Absonderung; aber seine g r ü n l i c h g r a u e F a r b e , der trübe Fettglanz auf den Schieferflächen, und besonders ein einzelnes deutliches Hervortreten eingemengter Hornblende, bezeichnet ein Mittel Gestein z w i schen Hornblende- und Thonschiefer, das jedoch dem letzteren unstreitig näher steht. Herr v. R a u m e r giebt ihm den Namen g r ü n e r S c h i e f e r * ) . Derjenige Streifen des Urschiefer-Gebirges, welcher sich am Bleiberge, zunächst an der Grenze des Central* ) A. a. O r t Seite 2 6 .

28 Granits, und welter hin am Granit-Gneuse fort erstreckt, besteht vorwaltend aus g r ü n e n S c h i e f e r n , welche sich mitunter wieder in H o r n b l e n d e s c h i e f e r , seltener in ausgezeichneten G l i m m e r - oder T h o n s c h i e f e r verlaufen. Häufig sind darin mächtige, oft einem Stück-Gebirge ähnliche Lager von krystallinisch körnigem K a l k s t e i n , und es scheint kein Zweifel obzuwalten, dafs diese schiefrigen Gesteine sämmtlich noch dei Urzeit angehören. Nicht so entschieden ist dies von dem ganzen Bezirke zu behaupten, welchen Herr v. R a um e r unter den n o r d l i c h e n u n d ö s t l i c h e n U r ach i e f e r n begreift. W i r kennen denselben zwar nur aus einigen Haupt - Durchschnitten, welche nicht genügend sind, um ein treues Bild von einer Gegend zu entwerfen, in welcher nicht nur ein mannigfaltiger GesteinsWechsel statt findet, sondern w o auch unregelmäfsige Bedeckungen mit Flölzuiassen, und zum Theil auch mit aufgeschwemmtem Laude, die älteren Bildungen verhül]ea, und den klaren Ueberblick des Ganzen erschweren; aber der licbtgraue, dünaschiefrige und mit sanften Neigungen gegen Norden einschiefsende T h on s c h i e f e r in dem engen Bober-Thale bei Lähn, und dev daselbst ihm untergeordnete schwarze A l a u n s c h i e f e r , welcher sich noch weiter westlich verfolgen läfst, scheinen eher dem U e b e r g a n g s - , als U r g e b i r g e anzugehören. Auch in dem Thale der Katzbach, zwischen Kauffung und Schönau, dürfte der häufige Wechsel von einem lichtgrauen und milden T l i o n s c h i e f e r mit einem selten körnigen, sondern meist ins erdige übergehenden G r ü n s t e i n , und das Vorkommen einzelner P o r p h y r m a s s e n , auf ähnliche Vermuthungen führen*). Wenn man * ) v. B u c h über die U e b e r g a n g s - F o r m a t i o n mit besonderer Anwendung auf Schlesien in v. M ü l l s Jahrbüchern der B e r g - und Hüttenkunde. II. 247. etc.

29 aber den schönen P o r p h y r de3 Wildenberges aas einem grauen T h o n s c h i e f e r aufsteigen sieht, welcher an der unmittelbaren Berührung in deutlichen K i e s e l s c h i e f e r übergeht, so kann man nicht umhin, eine Analogie dieses Vorkommens mit jenen Erscheinungen zu bemerken, welche Hr. v. B u c h in dem UebergangsGebirge Scandinaviens beschriebet» hat. Der Verfolg dieser Ansichten inufs einer gewifs sehr wünschenswertheu genauen Untersuchung dieses Terrains überlassen bleiben * ) ; wir kehren zur Beschreibung des Urschiefer-Zuges vom Bleiberg nach Freiburg zurück, welcher hier vorzugsweise zu betrachten ist, weil er dia Unterlage der unten zu beschreibenden Trümmerbildungen ausmacht. 16. Vorherrschend finden wir in der Gegend von Bolkenliain und Hohen - Friedeberg g r ü n e n U r s c h i e f e r , mitunter auch noch in ausgezeichneten H o r n h l e n *) Eine solche Untersuchung würde vota mannigfaltigem Interesse sein. Die Bestimmung der verschiedenen Gesteine, welche der Urzeit, und zum Theil vielleicht der Uebergangs-Periode angehören; die genaue Angabe der Vorkommnisse von P o r p h y r , besonders bei Kauffung, Allenberg, Rodeland und •Vielleicht mehrerer anderer noch unbekannter; die vielen Kalklager, die Verbreitung der abweichend aufgelagerten F o r mation des Rothliegenden mit Fletzen von dichtem Kalkstein, und dem Kupferschiefer bei Polnisch H u n d o r f ; die E r f o r schung der Lagerungsweise des darin liegenden Mandelsteins u n d P o r p h y r s ; die Erörterung der Frage, ob nicht irgendwo in diesem Gebiete Steinkohlen-Gebirge aufzufinden sein dürfte? Ferner die Ermittelung des Verhaltens einiger Basaltmassen, welche als eine in Schlesien sehr seltene Erscheinung hier im Rothliegenden v o r k o m m e n , und unter denen diejenige des Spitzberges bei Probsthain die bedeutendste; und endlich die Untersuchung des Quadersandsleins, mit den bei Löwenberg darin eingeschlossenen Steinkohlen - Flötzen, — sind alles Gegenstände, die der geognostischen Forschung ein grofses und fruchtbares Feld darbieten,

30 d e s c h i e f e r ü b e r g e h e n d ; bald in dünnen gradscliiefrigen Bänken geschichtet, bald in wellenförmig g e w u n d e nen Flasern, w e l c h e letzteren bisweilen graulich weifsen Q u a r z , hie und da auch schneeweifse K a l k s t e i n - T r ü m m e r enthalten. Eingeschlossen z w i s c h e n d e m Central - Granit und demjenigen der S t r i e g a u e r . und Jauerschen Niederung, scheinen beide als altere Massen auf die Schichten - A b lagerung des Schiefergebirges eingewirkt zu h a b e n , u n d es k a n n nicht b e f r e m d e n , w e n n daher in der Schichtung e i n e gewisse Unregelmäfsigkeit o b w a l t e t , so dafs die Neigung bald durch das e i n e , bald durch das andere Grundgebirge, u n d oft auch durch beide zugleich b e stimmt wurde. Bei Fröhlichsdorf zeigt sich noch ein mächtiges L a ger v o n w a h r e m U r k a l k i m g r ü n e n S c h i e f e r ; bei Pulsnitz a b e r , an der Oeffnung des tiefen F ü r s t e n steiner G r u n d e s , b e m e r k t m a n einen frischen grauen T h o n s c h i e f e r , der w o h l noch der Urzeit angehören d ü r f t e . Dagegen glauben w i r n i c h t , dafs die Urschiefer ü b e r Freiburg h i n a u s in die Gegend von Kuntzendorf u n d Bögendorf f o r t s e t z e n , w i e auf der K a r t e des H e r r n v . R ä u m e r angegeben, sondern das mächtige L a g e r von Flötzkalkstein scheint e n t w e d e r auf d e m Striegauer G r a n i t oder auf dem Gneuse der Scliweidnitzer Ebenen zu r u h e n , w a s zweifelhaft ist, w e i l die Grenzlinie dieser beiden Bildungen hier unter a u f g e s c h w e m m t e m Gebirge versteckt liegt; aber sie geh't w o h l noch südlich S c h w e i d nitz durch *), und dies macht die erstere A n n a h m e w a h r scheinlicher * * ) . *) V. B u c h a. a. O. S.33. **) S c h u l tze a. a. O. S. I i i ,

31 2.

Das M ä h r i s c h - S c h l e s i s c h e oder AltvaterGebirge und dessen Fortsetzung im Glätzischen.

17. Das ganze Mährisch - Schlesisclie Gebirge vom Allvater bis zum Jauersberge bei Reichenstein, so w i e dessen Nebenzweig, das Glätzer Schneeberg-Gebirge, ferner di« Hohe Mense mit allen von ihr auslaufenden Höhenzügen : der Böhmische K a m m , das Habelschwerdter Gebirge e t c . , bestehen sämmtlich aus G n e u s u n d Glimmerschiefer. Der erstere wird durch v o r w a l tenden, gewöhnlich weifsen Feldspalh und tombackbrairnen Glimmer, in Verbindung mit wenigem grauem Quarz gebildet; sein Gefüge ist theils schmal, theils grob, meist Wellenförmig gewunden flasrig, im letzteren Fall findet mitunter eiu partieller Uebergang in G r a n i t s t a t t * ) , doch sind es fast i m m e r nur einzelne mächtige Bänke, in denen die körnige Structur vortritt. Sie liegen mit denen des nahen Gneuses parallel, und auf ihren Schichtungsflächen sieht man immer wieder die Glimmerblättchen nebeneinander fortlaufen. Ein characteristischet Unterschied vom wahren Granit. I m G l i m m e r s c h i e f e r herrscht bald der Glimmer, bald der Quarz, beide gewöhnlich von grauer Farbe. Das Gefüge ist im ersteren Fall dünn-, und beim V o r treten des Quarzes dickschiefrig, meist in Wellenlinien. Sehr bezeichnend ist sein grofser Reichthum an kleinen Krystallen von gemeinem Granat. Das Zusammenkommen beider Gebirgsarten scheint hier fast durchgehends dem merkwürdigen Gesetze unterworfen zu sein, d a f s G l i m m e r s c h i e f e r d i e H ö h e n , u n d G n e u s di e n i e d e r e n A b h ä n g e , t i e f e r e n T h ä l e r u n d den g a n z e n F u f s d e s Gebirges bildet. * ) v. B u c h Beschreibung von Landeck.

32 So fand schon Herr v. B u c h * ) , dafs der G l i e n s in dem Thale der Landecker Biele an dessen Abhängen Jjis zu 400 und 500 Fuls hinaufsteigt, und hier von G l i m m e r s c h i e f e r verdrängt w i r d , bis das Thal sich selbst zu dieser Höhe erhoben hat, w o dann kein Gneus m e h r sichtbar ist. Ebenso ist das Verhallen an denen, der Neisse zugekehrten südwestlichen Abfällen des Glätzer Schneeberges, bei Neifsbach, Tanndorf, Neudorf in dem Kieslingswalder Thale, im Wölfeisgrunde, am Spitzen Berge etc. In dem nördlichsten der Eisersdorfer K a l k s t e i n b r ä c h e , bildet das Liegende des blättrig körnigen Kalksteins ein schmalilasriger G n e us, wogegen auf dein Gipfel des Berges, zwischen liier und Mellink, G l i m m e r s c h i e f e r , und neben diesem auch Hornblendeschiefer hervortritt. Gegen die Neisser und Patschkauer Niederung herab zeigt sich ebenfalls, sobald man dem Fufse des Gebirges sich nähert, wieder der G n e u s — am ausgezeichnetsten in dem engen Krautenwalder Thale oberhalb Jauernig. H e r r v. O e y n h a u s e n fand dieselbe Regel auch in der Gegend von W i e d e n a u etc. herrschend **), und verfolgte den Uebergang des Gueuses in den Granit der Schlesischen E b e n e , durch eine Menge lehrreicher Betrachtung e n , aus denen das unläugbare Resultat hervorgeht, dafs diese Gesteine der Urzeit mit allen ihren untergeordneten Lagern, nur e i n e grofse Formation ausmachen. W i r übergehen hier eine nähere Schilderung dieser Verhältnisse, die z w a r für sich von vielem Interesse sind, doch einestheils schon vollständig beschrieben wurden, anderntheils dem Z w e c k der vorliegenden Abhandlung zu entfernt liegen. Dafs w i r aber den Hauptcharacter *) Versuch einer mineralogischen Beschreibung von Landeck. * * ) Geo{;nnstische Beschreibung von Ober-Schlesien etc. S. 4 0 und 408.

33 des in Rede stehenden Gebirges im Allgemeinen bezeichneten, schien uns nicht überflüssig, weil dadurch einleuchtend 'wird, dafs diese zusammengesetzte und dennoch in ihrer Entstehungsart gewifs einfache Gesteinsmasse, keine Analogie mit derjenigen des Biesengebirges hat, und noch viel -weniger von jener abgeleitet werden kann, sondern in jeder Hinsicht das deutliche Gepräge einer vollkommenen Selbstständigkeit an sich trägt. 18. Obgleich die Schichtung bei Urgebirgsmassen nicht ganz zu denselben Folgerungen berechtigt, wie bei dem Flötzgebirge, wo sie stets als sichere Anzeige einer successiven Ablagerung auftritt: so erscheint ihr Vorkommen, besonders hinsichtlich der Lage der Bänke, dennoch nicht unwichtig, und es darf daher hier nicht übergangen werden, dafs in dem ganzen Glätzer Schneeberg-Gebirge, das Einfallen der steilen Schichten, mit nur wenigen Ausnahmen, vorherrschend nach Nordosten gefunden wird, wogegen jenseits des Neiss-Thales, in dem Habelschwerdter Gebirge, die Schichten nach Südosten einstürzen. Beide Theile sind daher in dem Bilde eines grofsen Sattels zu vereinigen; aber wo dieser seinen Kopf haben sollte, findet man beide Massen von einander durch ein tiefes, mit jüngeren Massen erfülltes Thal getrennt. Steil steigen aus diesem die Abhänge des G n e u s e s hervor, und vergebens würde man sich nach Erscheinungen umsehen, welche die Annahme erlauben könnt e n , dafs diese Vertiefung durch ein allmäliges Ausspülen von Fluthen entstanden sei. Alle Beobachtungen im Verein mit der Identität der getrennten Massen, berechtigen vielmehr zu dem kaum zu bezweifelnden Schlufs, diese Massen als ein gewaltsam spaltenartig zerrissenes, ursprünglich aber im stetigen Zusammenhange entstandenes Ganzes anzusehen. W i e weit sich diese rifsähnliche Trennung in südlicher Richtung nach Mähren hinein fortziehen mag, und K*r«ten Archiv III. B. f. II. 3

34 ob dadurch der westliche Thei] von der östlichen Hauptmasse Vielleicht ganz und gar geschieden wird ? ist noch nicht untersucht, aber jedenfalls erscheine» beide e i nem und demselben Gebirge angehörig, das seine westlichsten Arme weit in den Böhmischen K e s s e l hinein versendet. 19. W e n n die Darstellung des Nieder-Sclilesisch Glätzer Gebirges durch Herrn v. R a u na e r in mehreren Gegenden sehr viel zu wünschen übrig läfst, so ist dies ganz besonders in dem westlichen T h e i l der Grafschaft Glatz der Fall. W e i l derselbe nun auch anderweitig noch nicht genügend beschrieben worden, und doch manche recht interessante Beobachtung darbietet, auch zum Theil im Gebiete unserer K a r t e liegt, so halten wir es um so mehr für unsere Pflicht, etwas länger dabei zu verweilen. Das oben angeführte G e s e t z , welchem das Zusammenvorkommen des G n e u s e s und G l i m m e r s c h i e f e r s unterliegt, Inden wir auch ajn der Hohen Mense herrschend. G n e u s bildet das breite T h a l der Erlitz bei Stuhlseifen, Peuker und Kaiserswalde bis gegen die Seefelder und gegen das Dorf Grunewald hinauf, und zieht sich von hier in nördlicher Richtung bis in die Gegend von A l t - und Neu-Biebersdorf unweit Reinertz fort. Ebenso kommt in dem tief eingeschnittenen Thale der Weistritz, £ Meile oberhalb Vorder-Kohlhau, Gneus zum Vorschein, der hier den G l i m m e r s c h i e f e r der H o hen Mense zu bedecken scheint. W i e sehr aber auch diese Beobachtungen jener Regel entsprechen, so trifft man doch hier in der Gegend von Reinertz mehrere nicht völlig damit übereinstimmende Verhältnisse. G l i m m e r s c h i e f e r und G n e u s wechsellagern unfern des dortigen Bades öfters mit einander, und mitunter verwischt sich sogar ihre Grenze durch einen allmäligen Uebergang. In dem ganzen Theile dieser Bildung, welcher westlich

35 von dem Weistritz - Thale begrenzt wird, und sich von der Hohen Mense gegen Nordosten bis nach Hallalscli und Grofs-Tscliisnay erstreckt, fanden wir nur G l i m m e r s c h i e f e r , der selbst in den Thälern nicht durch G n e u s verdrängt wird; nur hie und da sind einzelne Bänke zu bemerken, welche durch Aufnahme von Feldspath einen Uebergang in den G n e u s zu macheu scheinen. Gern hätten wir auf der Karte die Grenzlinie zwischen den beiden Gebirgsarten gezogen, und dieselben durch besondere Farben angedeutet; allein eine solche Trennung würde selbst bei einer im gröfseren Mafsstabe entworfenen Karte, und bei der genausten geognostischen Untersuchung, mannigfaltige Schwierigkeiten haben, weil nicht nur an mehreren Punkten ein schnelles Wechsellagern, sondern auch ein successiver Uebergang des G l i m m e r s c h i e f e r s in G n e u s statt findet. Dadurch wird eine Scheidung unmöglich, und diese Verwandtschaft, die keine Altersunterschiede annehmen läfst, widerspricht auch an sich selbst schon hinreichend der Zuverlässigkeit einer Trennung beider Gebirgsarten. Die Grenze mit der Formation des Quadersandsteins ist möglichst genau ermittelt, aber mehrere einzelne Parthien derselben liegen, übergreifend, mitten im Gebiete des Urgebirges. Eine wiederholte Untersuchung dürfte nicht nur eine gröfsere Ausdehnung der angegebenen, sondern vielleicht auch nocli eine etwas andere Bestimmung der Grenzen entdecken lassen. Die Grenze mit dem neueren Granit konnte , bei deren häufiger Entblöfsung in vielen Thälern, recht genau beobachtet und angegeben werden. 20. Der G n e u s in dem Erlitz-Thale bei Kaiserswalde etc. ist meist grob-, selten schmalflasrig, fast stets mit vorwaltendem weifsem oder blafsfleischrothem Feldspath, der öfters inehr als Zoll starke rundliche Parthien 3*

36 bildet, die von dem schwarzen und tombackbraunem Glimmer umflossen werden und dem Gestein ein wellenförmig schiefriges Ansehen geben. , Der rauchgraue Quarz ist in dem ausgezeichnetstes Gneuse der untergeordnetste B e s t a n d t e i l , aber hie und da tritt derselbe mehr hervor. Mit i h m wächst dann gewöhnlich die Menge des Glimmers, der Feldspath wird verdrängt, und so geht die Masse vollkommen in G l i m m e r s c h i e f e r über, welcher jedoch hier nur untergeordnet vorkommt. Auf dem hohen, aber flachen ¿ind mit Wald bedeckten Plateau zur Linken des genannten Thaies, läfst sich kein ansteJ/end Gestein auffinden, und -erst bei Alt- und Neu - Biedersdorf liegt der G n e u s wieder deutlich zu Tage. Die fleischrothe Farbe des Feldspaths ist auch hier vorherrschend, allein es kommen auch bläuliche Nuancen desselben vor. Der Glimmer erscheint theils dunkelbläulich- und grünlich-grau, theils silberweifs. Der Quarz steht beiden, an Menge sehr nach, und findet sich gemeiniglich nur in einzelnen grauen Körnern; in m a n chen Bänken hingegen bildet er in Verbindung mit Feldspath ein grofskörniges, granitähnliches Gemenge, in welchem der Glimmer nur auf den Schichtungsflächen sichtbar ist. Ausgezeichnet für diesen G n e u s , mit welchem derjenige im Thale der Weistritz völlig übereinstimmt, ist dessen sehr deutliche Schichtung in 5 — 1 2 Zoll starken, ungewöhnlich grade fortlaufenden, und 30 — 35 Grad geneigten Bänkea, die nur selten von -anderen unregelmäfsigen Klüften durchschnitten werden. Von seinem Streichen und Falleu soll weiter unten die Rede sein, aber es inufs hier noch bemerkt w e r d e n , dafs man in dieser Gebirgsart bisher noch kein einziges K a l k l a g e r angetroffen hat. 21. Der G l i m m e r s c h i e f e r , welcher die Hohe Mense and die von ihr in verschiedenen Richtungen aus-

37 laufenden Gebxrgsarme bildet, zeigt zwei Haupt-Abänderungen» die bald scharf getrennt vorkommen, bald aber auch sich in einander verlaufen. Man findet ihn gewöhnlich dünn und wellenförmig schiefrig mit wenigem Quarz, und dies ist das vorherrschende Vorkommen; oder der Quarz ist überwiegend, und der Glimmer liegt nur auf dessen mehr oder weniger weit von einander entfernten Schichtenflächen, die dann gemeiniglich eben sind. Verschwindet der Glimmer endlich ganz, so entstehen reine Quarzmasseu als mächtige Lager, wie z. B . oberhalb Gieshübel. Den Glimmer sieht man meist dunkelbläulich oder grünlich grau gefärbt, den Quarz weif» oder graulich weifs. Ausnahmsweise kommt ein Gemenge des letzteren mit blafsrothem Feldspath in einzelnen Bänken vor, und zwar in. der Nähe der Grenze mit dem neuem Granit bei Kaltwasser. Auf der Höhe des Böhmischen Kamme», der eine westliche Verlängerung der Hohen Mense bildet , zeigt sieh stets der obige fein und krumm blättrige G l i m m e r s c h i e f e r mit einzelnen Quarzlagern. In einem der letztern, zwischen Treschkendorf und Reisdorf, kommt auf den ebenen Schichtungsßächen eine Menge von kupferrothem Glimmer vor, der im Co Di rast mit dem inilchweifsen Quarz, dem Gestein ein sehr gefälliges Ansehn giebt. An den südlichen Gehängen des Kammes kommt wieder G n e u s zum Vorschein. : Der G n e u s im Weistritz-Thale wird, wie schon bemerkt, unweitVorder-Kohlhau von G l i m m e r s c h i e f e r bedeckt. Dieser besieht aus graulich weifsem Quarz und berggrünem, in einzelnen Parl.hien auch kupferrothem Glimmer, und bricht in grofsen, sehr geraden, und dabei oft nur wenige Zoll starken Bänken. Beim Reinertzer Bade enthält derselbe kleine Körner von Feldspath, wird also g n e u s a r t i g , und zeigt mehr wellenförmige Schichten. Er setzt von hier, an der Grenze des Quadersand-

38 steins in dieser Art fort, und scheint sich gegen Biebersdorf in den ausgezeichnetsten Gneus zu verlaufen. Zwischen Reinerlz und Huinmelwitz herrscht feinblätlriger dunkelgrauer G l i m m e r s c h i e f e r m i t L a g e r n von weifsem, auch rölhlich braunem Q u a r z , -welcher letztere nicht selten kleine Drusen von Bergkrystallen und schuppigem Rotheisenstein enthält. Aehnliche Gesteine finden sich bei Norbothin und Jauernig, so wie auf dein Ratschenberg, an welchem sich der Glimmerschiefer noch einmal zu der Höhe von 2 3 8 8 Fufs emporhebt, die er weiter nördlich nicht wieder erreicht. In Keilendorf zeigt derselbe eine schwärzlich graue F a r b e , und bildet ein sehr verwittertes, oft zu einem grauen schimmernden Letten aufgelöstes Mittelgestein zwischen G l i m i n e r und T h o n s c h i e f e r . Quarz bricht darin nur in einzelnen Streifen und Nieren. Gegen Hallatsch hin mengt sich zwischen Glimmer und Quarz auch Feldspath in kleinen Körnern e i n , durch dessen Zunehmen das G e stein in einen schmalflasrigen G n e u s übergeht, der w i e der von ausgezeichnetem G l i m m e r s c h i e f e r bedeckt wird. B e i Grofs-Tschisnay erscheint dieser dunkelgrünlich grau, und h a t , durch ein mehr dichtes Gefüge und durch den trüben Glanz seiner Schichtilächen, Aehnlichkeit mit H o r n b 1 e n d e s c h i e f e r . Als ein besonderes, dem Glimmerschiefer untergeordnetes V o r k o m m e n , verdient hier noch erwähnt zu w e r den, dafe bei den niedrigsten Häueern des Dorfes VorderKohlhau ein graulich schwarzer K i e s e i s c h i e f e r vork o m m t , der eine Meuge Adern und Trümmer von w e i fsem Quarz enthält, und in einen milden T h o n s c h i e f e r übergeht, mit einzelnen schmalen Lagen eines unreinen G r a p h i t s . 2 2 . Zur Characteristik des eben beschriebenen G 1 i m m e r s c h i e f e r s gehört die Angabe der darin aufsetzenden Liiger von U r k a l k . Die mächtigsten und ausge-

39 dehntesten sind diejenigen bei Grunewald und Grenzendorf, am östlichen und nordöstlichen Einhänge der Hohen Mense. Der K a l k s t e i n ist hier meist rein weifs, bisweilen aber mit löthlichen Parthien gebändert, geädert oder gelleckt, dabei von klein- und feinkörnig krystallimschem Gefüge. Er erscheint mehr oder weniger deutlich geschichtet; im ersteren Falle nicht selten mit einzelnen Lagen von dem umgebenden G l i m m e r s c h i e f e r , und mit Gliinmerschüppchen auf den ziemlich ebenen Trennungsflächen. Als besonderes Vorkommen ist anzuführen, dafs sich in dem K a l k s t e i n bei Grenzendorf mitunter etwas B l e i g l a n z und S c h w e f e l k i e s eingesprengt findet, auch bricht an einigen Stellen darin theils krystallisirter, theils derber B r a u n s p a t h . Der K a l k s t e i n bei Reinertz ist meist feinkörnig, •weniger rein weifs, sondern ins graue und rotlie nüancirend, häuüg mit Dendriten auf den gewöhnlich unregelmäfsigen Absonderungsflächen. Ihm ähnelt derjenige am rechten Gehänge des Weistritz-Thales, und beide stehen vielleicht im Zusammenhange. A n der Strafse zwischen Reinertz und Hummelwitz kommen aucl' einige schwächere K a l k l a g e r zum Vorschein. In gröfseren Massen tritt derselbe aber wieder an dem südöstlichen Ablalle des Ratschenberges auf, und ist hier zugleich ausgezeichnet rein. Recht deutlich und iu starken Bänken geschichtet ist der 30 Fufs mächtige, '/¡nkörnige U r k a l k zwischen Keilendorf und Hallatsch,, der^eum Liegenden einen dünnblättrigen quarzreichen, und im Hangenden einen gneusarligen G Ii m m e r s c h i e f e r .hat. Sehr merkwürdig ist das K a l k l a g e r bei Grofs-Tschisnay, und ebenso dasjenige bei Jauernig, weil sie auf der Grenze des G l i m m e r s c h i e f e r s und n e u e r e n G r a n i t e s liegen; wir werden weiter unteu Veranlassung nehmen, noch eiulual darauf zurückzukommen.

40 Beiläufig ist hier auch noch des Vorkommens von E i s e n s t e i n als L a g e r im G l i m m e r s c h i e f e r za erwähnen. Gewöhnlich ist derselbe ein theils dichter, theils glaskopfartiger R o t h e i s e n s t e i n , im Gemenge mit weifsem und braunem Quarz. Die bedeutendsten Lager befinden sich bei ßeinertz, am Kastner-Berge, und auf der sogenannten Romskoppe, zwischen Hummelwitz und den Ratschen Häusern, bei Jauernig und Keilendorf. 23. Wir haben nun noch der S c h i c h t u n g des dargestellten G n e u s - u n d G l i m m e r s c h i e f e r - G e b i r g e s zu gedenken, und theilen hier folgende zuverJäfsige Abnahmen der Einfallungs - Richtung mit : G l i m m e r s c h i e f e r aui der Hohen Mense N. 10. D e s g l e i c h e n auf dem Böhmischen Kamm W . 6. G n e u s am südlichen Einhänge desselben . W . 5. G l i m m e r s c h i e f e r zwischen Grunewald und Treschkendorf "W. 6,4, D e s g l . in Grenzendorf . . . . W . 6. K a l k s t e i n zu Grunewald . . . . W . 6. D e s g l . zwischen Grunewald und Grenzendorf W . 6,4. D e s g l . zu Ober-Grenzendorf N. 9,4. D e s g l . bei Reinertz N. 9. G n e u s bei Vorder-Kohlhau . . . N. 12. K a l k s t e i n an der Chaussé zwischen Reinertz und Hummelwitz N. 12. D e s g l . bei Hallatsch i y . 4. D e s g l . bei Grofs -Tschisnay . . . N. 10. G l i m m e r s c h i e f e r bei Jauernig im OberDorfe 4. K a l k s t e i n daselbst beim Nieder-Dorfe . S. 9. Wenn demnach im Einzelnen zwar viele Abweichungen statt finden, so ist doch das Hauptfallen gegen W e sten gerichtet. Die Neigung der Bänke wechselt zwischen 3b und 70 Grad.

41 24. In einer Linie, die von Grofs - Tschisnay über Lischnay, unter Norbothin und Jauernig durchgebt, und nach den obersten Häusern von Gieshübel und am westlichen Gehänge der Hohen Mense fortläuft, wird det G l i m m e r s c h i e f e r von kleinkörnigem G r a n i t b e grenzt, welcher an seinen Aufsenrändern grüfstentlieils von den Gliedern des Flötzgebirges eingefafst wird. Die deutliche Auflagerung dieses G r a n i t e s auf den G l i m m e r s c h i e f e r beweist sogleich, dafs man hier eine Masse vor sich habe, unvereinbar mit dem Begriff, den wir oben über den Central* Granit des Riesengebirges aufstellten. Es ist augenscheinlich eine andere jüngere Bildung, und wir werden im weitern Verfolge versuchen, dessen Lagerungs-Verhältnifs möglichst vollständig zu eutwickeln. Das Herrschendste ist ein kleinkörniges Gemenge von licht- und dunkel-fleischrolhem Feldspath mit untergeordnetem tombackbraunem oder dunkelgrünem Glimmer, und wenig graulich weifsem Quarz. Das Ganze ist meist unregeimäfsig zerklüftet und oft sehr verwittert, so dafs es in Gestalt eines groben rolben Sandes unter der Dammerde zum Vorschein kommt, und dieser selbst nicht selten eine rothe Färbung mittheilt. So findet man das Gestein fast überall. So wenig die oben sehr abgerundeten und auch nicht besonders hohen Koppen, die es bildet, ihr Inneres beobachten lassen, so liegt es doch desto häufiger in den tief eingefurchten Thälern und Schluchten in vielfacher Entblöfsung zu Tage. A m Teufelstein, einem isolirten Granitfelsen, ist der oben beschriebene G r a n i t mehr feinkörnig, und ausgezeichnet fest. Oberhalb Grofs-Jürgsdorf zeichnet sich der verwitterte G r a n i t durch die weifse Farbe des Feldspaths, durch einen gröfsern ßeichthum an Quarz, und durch das Fehlen des Glimmers aus. Zwischen Kessel und Dörnikau sieht man ein höchst feinkörniges, beinahe dich-

42 tes Gemenge von Feldspath und Quarz mit einzelnen zarten Schüppchen von weifsetri und grünlich graueiu Glimmer; in Hinter-Dörnikau herrscht grobkörniger, w e i fser G r a n i t ; in Vorder-Dörnikau wird derselbe wieder rotb., und zeigt bei der Nieder-Mühle eine sehr deutliche Schichtung in 8 — 1 2 Zoll starken Bänken, die unter 6 0 Grad nach Westen einschiefsen. Zwischen L e w i u und Klein-Jürgsdorf kommt ein Gestein vor, das aus weifsein Feldlspath und hellgrüner H o r n b l e n d e mit wenigem schwarzem Glimmer, im grobkörnigen Gemenge zusammengesetzt und unregelmäisig geklüftet i s t ; e i n w a h r e r S y e n i t . Näher nach den letzteren Orten hin nimmt der Feldspath in der sonst ganz gleichen Masse eine fleischrothe Farbe a n , ebenso zwischen K l e i n - J ü r g s d o r f undKüttel, nur dafs hier das Gemenge feinkörniger wird, i n welcher Art man es noch weiter gegen O s i e u , nach Ober-Gieshübel hin, verfolgen kann. Vorwaltend bleibt aber immer auch in dieser Gegend der f e i n k ö r n i g e fleischrothe Granit. 25. Der Uebergang des G r a n i t e s in S y e n i t , durch Aufnahme von Hornblende, beschränkt sich nur auf wenige Punkte, und diese liegen in der Nähe von H o r n b l e n d e s ch i e f e r - L a g e r n, welche hie und da in dieser Bildung vorkommen. Die mächtigsten derselben beobachtet man in der Gegend von Klein-Jürgsdcrf. Sie bestehen aus einer höchst feinkörnigen, oder meist dichten, dunkel lauchgrünen H o r n b l e n d e mit dickschiefriger A b sonderung. Zwischen jenem Dorfe und der Stadt L e w i u bedeckt ein solches Lager den S y e n i t , und liegt an dessen Grenze mit dem Flötzgabirge. E s schiefst steil gegeu W . 6. ein. E i n e gleiche Neigung haben die beiden kleinen Lager im Dorfe Tanz, deren Mächtigkeit 1§ Lachter beträgt, und die etwa 2 5 0 Fufs von einander entfernt liegen, getrennt durch rothen S y e n i t . Auch bei Grofs-Tschisuay liegt ein solches Lager itn G r a n i t ,

43 welches unter 5 5 — 60Grad nach Nordwesten einschiefst. In den beiden tiefen Schluchten, welche sich oberhalb Hinter.Dörnikau in das Gebirge hineinziehen, sieht man ebenfalls H o r n b l e n d e s c h i e f e r als ein mächtiges L a ger hervortreten, welches merkwürdigerweise eine südwestliche Neigung hat, und also den Granit unterteuft. Unter ihm koinint hier ein g n e u s a r t i g e r G l i m m e r s c h i e f e r in gleichförmiger Lagerung zum Vorschein, Obgleich dieser Hornblendegehalt in jener Gegend weniger in der ganzen Masse des Granites vertheilt ist, sondern darin vielmehr auf eignen L a g e r n , deren F r e quenz bei einer wiederholten Untersuchung gewifs noch gröfser aufzufinden sein dürfte, Vorkommt: so ist es doch nicht zu bezweifeln, dafs diese G r a n i t m a s s e daduröh völlig den Character des S y e n i t s annimmt, wenn auch freilich die Lagerungs-Verhältnisse nicht ganz mit den Syeniten anderer Länder in Uebereinsiimmung zu bringen sind. Das ßedecktsein des G l i m m e r s c h i e f e r s durch den S y e n i t läfst sich recht deutlich in dem Kalksteinbruche zu Grofs-Tsichsnay beobachten. Der weifse und rothgeaderte körnige K a l k s t e i n von 16 bis 2 0 Fufs Mächtigkeit, ruht auf fein- und krummblättrigem G1 i Him e r s ch i e f e r , ist mit diesem ganz gleichförmig geschichtet, und wird eben so regelinäfsig von einem rothen kleinkörnigen G r a n i t bedeckt. Das Einfallen der B ä n k e und Grenzflächen geht unter 70 Graden nach Nordwesten. Es ist sehr merkwürdig, dafs man die B e s t a n d t e i l e des G r a n i t s zunächst an der Scheidung vom K a l k s t e i n in einer flasrigen L a g e erblickt, und dafs dieser eine Absonderung in Schichten entspricht, die sich aber weiter hinein, im Gestein bald wieder verliert, w o wieder der gewöhnliche körnige ungeschichtete Granit zum Vorschein kommt. Die oben angegebene Schichtung desselben bei Vorder-Dörnikau, ist wohl auch nur durch die Nähe der

44 Hornblendeschiefer-Lager veranlagt. Unterhalb Javernig ist das ( Einschiefsen des G l i m m e r s c h i e f e r s unter dem G r a n i t (beide in unmitlelbarer Berührung) vollständig entbleist, und in dem alten K a l k s t e i n b r u c h e daselbst findet ein ähnliches Verhalten -wie bei GrofsTschisnay statt; aber die Grenze des 16 Fufs mächtigen Kalksteins mit jener körnigen Masse ist hier minder regelmäfsig. Auf dem Glimmerschiefer liegen die Bänke des Kalksteins gleichförmig, aber mit der Entfernung von jenem verliert sich die Schichtung, und am Hangenden ziehen sich Massen des G r a n i t s in den K a l k s t e i n binein. Einzelne Blöcke findet man sogar ganz von diesem umschlossen. Das Fallen des K a l k s t e i n s ist südöstlich, und vielleicht war diese partielle Abweichung von der sonst in ziemlich gerader Linie fortstreichenden Ablagerungsfläche, Veranlassung zu der beschriebenen Unregelmäßigkeit. Unfern dieser Grenze sieht man bei Kaltwasser in dem G r a n i t einige schwache Lagen von G l i m m e r s c h i e f e r , und oberhalb Gieshübel in dem letzteren untergeordnete Schichten von S y e n i t . Alles dies beweist die nahe Beziehung, in welcher der G r a n i t mit jener G l i m m e r s c h i e f e r - F o r m a t i o n steht, und es ist kaum zu bezweifeln, dafs hier keine Unterbrechung der Bildungszeiten, sondern eine Art von Entwickelung des einen aus dem andern, oder doch wenigstens ein gewisses Anschliefsen statt fand. Ferner sieht man am Teufelstein bei Straussenay, und ebenso zwischen Lewin und Gieshübel, und minder ausgezeichnet auch noch an einigen andern Tunkten, an dem Auisenrande des Syenits, ihn von einem g n e u s a r t i g e n G l i m m e r s c h i e ^ f e r bedeckt, welcher seinen Feldspath-Gehalt vielleicht der nicht plötzlich abgeschnittenen G r a n i t - B i l d u n g verdankt. Diese Beobachtung bestätigt noch mehr, dafs die letztere sich nicht nur unmittelbar an die Formation

45 des Glimmerschiefers anschlofs, sondern sich sogar in diese einzudrängen strebte, daher mit ihr gleichzeitig ist, und nur den Gebilden der Urfelsmassen zugerechnet w e r den kann. 26. W i r haben nun noch desjenigen Zuges von n e u e r e m G r a n i t zu erwähnen, welcher von dem beschriebenen durc'i eine Flölzgebirgs-Mulde getrennt wird, an deren südwestlichem Bande er sich bei Brzessoway und Tassau, zwischen Nachot und Gieshübel, hervorhebt. Auch hier herrscht ein kleinkörniger, durch die Farbe des prädominirenden Feldspaths fleischrother G r a n i t , mit wenigem rauchgrauen Quarz und rabenschwarzem Glimmer. An einigen Punkten bei Brzessoway ist aber das Gemenge grofskörnig und quarzreicher, der Feldspath weiis. In der Schlucht, welche sich aus der Nähe des eben genannten Dorfes nach dem Metau - Thale bei Billowes herabzieht, bedeckt den G r a n i t ein grünlich grauer dünnblättriger Glimmerschiefer mit einzelnen Trümmern und Flasern von weifsem Quarz, die bisweilen durch gröfsere Mächtigkeit zu besonderen Lagern werden. Dieser Schiefer, eingedrängt zwischen Granit und rothem Sandstein, hat hier höchstens eine Stärke von 200 bis 220 Fufs, und scheint nach Jacker zu sogar einigemal ganz verdeckt zu sein. Aber nach Tassau hin nimmt er wieder an Breite ansehnlich zu. Ein Theil dieser Masse, die sich ganz übereinstimmend mit der früher beschriebenen verhält, liegt schon aufserhalb dem Bezirk unserer K a r t e , ¡auch fehlte es uns an Gelegenheit, die Untersuchung der rothen Sandstein-Bucht jenseits Gieshübel nach Südwesten zwischen ihren beiderseitigen Urgebirgs-Rändern weiter zu verfolgen, so interessant es auch gewesen wäre, ihren vielleicht nicht mehr entfernten Endpunkt und das Zusammenstofsen der beiden getrennten GranitParthien kennen zu lernen. W i r müssen daher dies, so

46 w i e die zu vermuthende weitere südliche und südwestliche Verbreitung des Granites yon Brzessoway, dabin gestellt sein lassen. 2 7 . E i n e andere, mit der beschriebenen völlig übereinstimmende S y e u i t m a s s e , liegt östlich Glatz, und nimmt noch einen gröfsern Flächenraum ein, als j e n e * ) . S i e beginnt am Nordost-Fufse des Mährisch-Schlesischen Gebirges bei Folmersdorf, in der halben Entfernung von Reichenstein nach Moyfriedsdorf, Heinmersdorf und Gierichswalde, steigt über den hier kaum 1 8 0 0 Fufs hohen K a m m , lehnt sich links an den Jauersberg an, und läfst sich über Ober-Hansdorf und Troschkau bis nach Ullersdorf in das T h a l der Biele verfolgen. W a h r e r S y e n i t , ein feinkörniges Gemenge von •vielem rothem oder weil'sem Feldspath mit Hornblende, Glimmer und etwas Quarz, ist hier mehr vorwaltend, als in der westglätzer Masse, und es fehlen dagegen die besonderen Lager von Hornblendeschiefer. Zwischen J o h n s bach und Gierichswalde sieht man die Hornblende in Gestalt langer Krystalle, doch kommen hier, so wie bei Heinrichswalde, auch feinkörnige reine G r a n i t e vor. B e i Heinmersdorf bildet die Hornblende runde Kugeln von mehr als Zoll Gröfse, die sich im Gestein zusammen gezogen * * ) . Von Moifriedsdorf gegen- Reichenstein hin verdrängt die Hornblende den Glimmer fast gänzlich * # * ) . A n der Westseite des Jauersberges herrscht gegen F o l mersdorf und Froschkau h i n , klein- bis grobkörniger G r a n i t , aus weifsem Feldspath, rabenschwarzem und tombackbraunem Glimmer mit wenig Quarz zusammengesetzt. Zwischen O b e r - H a n s d o r f und Folmersdorf ist der vorwaltende Feldspath desselben Gesteines fleisch-^ * ) v. B u c h Beobachtungen auf Reisen S . 2 6 . , und dessen B e schreibung von Landeck. — v. B a u m e r a. a. O. S . 7 3 , * * ) v. B u c h a. a. O. S . 2 7 . •*») Ebendaselbst.

47 roth; von Heinzendorf bis Ullersdorf findet man 'wieder S y e n i t mit vieler dunkellauchgrüner Hornblende, und dieser setzt an dem rechten Ufer der Biele bis nach M i s c h bin fort u. s. w . Zwischen Reichenslein lind Folmersdorf ruht der Granit östlich auf dem , Gl i m in e r s c h i e f e r , ebenso südlich im Biele-Thale bei Ullersdorf. A m Jauersberge scheint dies ebenfalls statt zu finden. An dessen südlichem Gehänge, so wie auch bei Ober-Schönau und R q seukranz, kommen schon im Gebiete dieses Schiefers einzelne Lager von G r a n i t und H o r n b l e n d e s c h i e f e r , letzterer auch bei Ullersdorf vor. Diese Lager scheinen dem Absätze der grofsen S y e n i t m a s s e vdrangegangen zu sein, und dürften die Ansicht rechtfertigen, dafs auch hier aus dem G l i m m e r s c h i e f e r in den S y e n i t eine ununterbrochen fortlaufende Bildung statt fand, ganz mit dem Verhalten des w e s t g l ä t z e r S y e n i t s übereinstimmend. An der äufseren Grenze der Formation sucht man hier vergebens nach dem dort getroffenen nochmaligen Vorkommen von G l i m m e r s c h i e f e r . Ein mächtiges U e b e r g a n g s - G e b i r g e tritt vielmehr mit ihr in unmittelbare Berührung, worauf wir im Verfolge noch einmal zurückkommen werden. Abgesehen von dieser leicht durch Local-Ursaihen erklärlichen Abweichung, unterliegt es nicht dem geringsten Zweifel, dafs der ost- und westglätzer Syenit nur zwei Theile einer und derselben Urgebirgs-Formation vorstellen, die freilich um beinahe 3 Meilen von einander entfernt liegen. Kehren wir nun noch einmal zu der oben ( I S . ) aufgestellten Hypothese über den ursprünglichen Zusammenhang des Glätzer Urgebirges auf beiden Seiten des Neisse-Thales zurück: so schliefst sich daran die Meinung an, dafs beide S y e n i t P a r t h i e n , welche sich augenscheinlich an den Glim-

48 xnerscbiefer eng anschliefsen, auch erst spater voneinander gewaltsam getrennt sein dürften. 3.

Der Gneus des E u l e n - G e b i r g e s .

28. Der G n e u s steigt an dem Riesengebirge zu keiner bedeutenden Höhe empor, und -wir haben gezeigt, dafs derselbe auch in dem Mährisch-Sclilesischen Gebirge kein hohes Niveau behauptet. Ferner findet man den G n e u s des Riesengebirges fast stets im Conflict mit dem G r a n i t , wodurch er desCharaclers einer gewissen Selbstständigkeit beraubt wird. In dem Altvater-Gebirge erscheint er, auf eine andere Art, dem G l i m m e r s c h i e f e r untergeordnet. Gegen beiderlei Verhältnisse im auffallendsten Gontraste sehen wir ihn aber am Eulen-Gebirge, -völlig rein und selbstständig, bis zu einer Höhe Ton 3036 Fufs hervortreten. Eine höchst einförmige G n e u s m a s s e , die sich nach einem allmäligen Abfallen an die Urschiefer bei Freiburg anschliefst, gegen Südwesten steil unter die Flötzgebirgsmassen einstürzt, und gegen Nordosten, abgesehen von dem letzten schar* fen Abschnitt, ungleich sanfter in die Schweidnitzer, Reichenbacher und Frankensteiner Niederung verläuft. Aber mit dem dortigen Fufse des Gebirges ist der Verbreitung des Gneuses keine Grenze angewiesen, und so einzeln und selten auch in der Ebene unter dem aufgeschwemmten Lande anstehendes Gestein zum Vorschein kommt, so läfst sich doch dieselbe G n e u s m a s s e , besonders in nordöstlicher Richtung, noch weit verfolgen. — Im Norden scheint sie durch den Striegauer Granit verdrängt, in den sie vielleicht übergeht. Ein ähnliches Verhalten dürfte wahrscheinlich auch gegen den Granit der Umgegend von Strehlen statt finden. Dafs sich aus ihr am © Zobtenberge eine grofse Masse von G a b b r o und S e r p e n t i n hervorhebt, und dals zwei kleinere Parthien

.49 dieser räthselhaften Formation, die eine bei Cosemütz nördlich, und die andere bei Grachau südlich von F r a n kenstein vorkommen, kann hier nur beiläufig bemerkt w e r d e n , indem ihre Beschreibung zu weit aufser den Grenzen der vorliegenden Darstellung liegt. Südlich Frankenstein, in der Gegend von Camenz, scheint der G n e u s mit dem G l i m m e r s c h i e f e r des Mährisch-Schlesischen Gebirges zusammen zu stofsen, doch sind die gegenseitigen Lagerungs-Verhältnisse noch nicht ermittelt worden, und bei den wenigen Entblöfsungen dürfte es schwer halten, darüber zu einem entscheidenden Resultat zu gelangen. E s sei uns aber erlaubt, diese L ü c k e in der Beobachtung hier durch eine Hypothese auszufüllen, deren nähere Prüfung w i r künftigen w e i t e ren Untersuchungen jener Gegend überlassen müssen. Hr. v . O e y n h a u s e n * ) verfolgte die ununterbrochene Reihe der primitiven Gesteine des Altvater-Gebirges, von dem G r a n i t der Ebene bei Stuhlen bis z u d e m G l i m m e r s c h i e f e r des Hauptkammes, welcher sogleich an dessen Fufse den G n e u s völlig verdrängt. Diese Scheidung scheint daher an ein gewisses Niveau gebunden , und wenn man berücksichtigt, dafs die ganze G e gend zwischen Fraukenstein und Schweidnitz, so weit Gneus sie bildet, sich nicht höher erhebt: so dürfte es statthaft sein, das Ganze für eine und dieselbe grofse Formation za halten, welche Annahme auch durch eine, in der Hauptsache unverkennbare Uebereinstimmung des Gesteines begünstigt wird. Aber ihre Erhebung am E u len - Gebirge, ohne hier von Glimmerschiefer verdrängt zu werden, würde mit unserer Behauptung offenbar i m Widerspruch stehen, wenn es uns nicht gelingen sollte, auf eine genügende Art darzulhun, dafs sich der Gneus hier wahrscheinlich nicht mehr in seinem ursprünglichen, * ) Beschreibung von Oberschlesien Seite 407. etc. Karsten Archiv IH. B. 1, H,

4

50 bei der Bildung eingenommenen Niveau befindet, sondern dafs ihn von innen nach aufsen wirkende Kräfte gewaltsam zu seiner jetzigen Höhe emporgehoben haben mögen. Davon kann jedoch erst weiter unten gehandelt werden, weil diese Erscheinungen noch mit anderen, erst KU beschreibenden, im engsten Zusammenhange stehen. 29. Der Gn e u s erscheint hier, wie wir schon bemerkten, durchgehends sehr einförmig, denn aufser den drei bekannten wesentlichen Gemengtheilen, kommt nur höchst selten noch hie und da zufällig ein anderes Fossil darin vor. Feldspath ist "vorwaltend, und Fast immer von weifser 'oder gelblich weifser, ausnahmsweise von fleischrother Farbe; der Glimmer meist dunkel tomhackbraun oder schwarz, bisweilen auch silberweifs, und der Quarz graulich weifs, ins rauchgraue nüancirend. Quarz und Glimmer scheinen mit einander zu alterniren, so dafs ein Vortreten des Quarzes einen geringeren Glimmergehalt herbeiführt, und der Quarz, bei einer greiseren Glimmermenge zurückweicht, wovon das letztere sich ungleich häufiger beobachten läfst. Das Gefiige finden wir mehr dick- als schmalflasrig, meist in gröfsern und kleinern wellenförmigen Windungen, die oft einen Kern von körnigem Feldspalh, oder Quarz, oder, wiewohl am seltensten , von chloritarlig zu.-amuiengehäuftem Glimmer umschliefsen. — So sieht man den Gneus an alleu Punkten seines ungemein ausgebreiteten Vorkommens. Vergebens sucht man darin fremdartige Massen, oder wenigstens besondere Abänderungen. Aller Unterschied beschränkt sidi auf den Wechsel zwischen einer grob-oder schmal-, krumm- oder gradilasrigen Struktur, nur etwa mit folgenden selten vorkommenden Ausnahmen. Bei Dittmannsdorf enthält der Gneus kleine Säulen von schwarzem gemeinem Turmalin; gröfser kommen sie am südlichen Einhänge des Ottensteins bei Hausdorf vor. In dein romantischen Schlesier - Thale beobachtet

51 m a n ein kleinkörniges Gemenge von weifsem sehr frischem Feldspath, mit langen sechsseitigen Glimmertafeln von grünlich grauer oder silberweifser Farbe In B u r kersdorf k o m m t ein w e n i g mächtiges L a g e r von reinem Q u a r z , mit w e n i g e m feinkörnigem Feldspath und noch w e n i g e r Glimmer vor, das ganz mit blutrothen, fast m i kroskopischen Granaten angefüllt i s t * * ) . Unterhalb B u r kersdorf, u n w e i t eines Pavillon auf e i n e m H ü g e l , uraschliefst der Gneus ein über 150 Fufs mächtiges L a g e r von kleinkörnigem S y e n i t mit schwarzer Hornblende und w e n i g e m Quarz ; zwischen K y n a u und dem Schlesier T h a l a m rechten Ufer der W e i s t r i t z ein 2 0 bis 2 5 Fufs mächtiges L a g e r eines dunkel lauchgrünen Hornblendeschiefers, w e l c h e s a m Liegenden durch eine deutliche Ablösungsfläche geschieden i s t , nach d e m Hangenden aber, durch successives Ausscheiden der Hornblende und Einfinden von weifsem Feldspath und s c h w a r z e m Glimmer, nach und nach in Gneus übergeht. A u c h soll nördlich Reichenbach bei Neudorf H o r n b l e n d e s c h i e f e r , und bei Gnadenfrei Q u a r z dem Gneuse eingelagert sein f ) . Arn W e i n b e r g e bei L a n g e n - B i e l a u k o m m t eine e t w a 13 Fufs mächtige Feldspathtnasse vor, die in dem Gneuse m e h r g a n g - als lagerarlig aufzusetzen scheint. S i e besteht aus einem theils weifsem, theils blafsfleischrothem auch blafsblauem sehr grobkörnig abgesondertem F e l d spath mit einzelnen inliegenden, bis Centnerschweren herrlich ausgebildeten Krystallen desselben Fossils. Ferner, bricht darin schwarzer T u r m a l i n , theils in langen 9seitigen Säulen, hie und da mit Endflächen, theils in derben Parthien z u s a m i n e n g e h ä u f t ; sodann ein lichteberg- oder *) v. B u c h Beobachtungen auf Reisen etc. S.32. **) Daselbst S . 33. ***) Ebendaselbst. t ) S c h u l ( z e , in L e o n h , Taschenbuch, 5ter Jahr§. S.95. 4#

52 npfelgrüner gemeiner Beryll in §1)is 1 Zoll starken 6seiiigen, auch durch Abstumpfung der Kanten 12seitigen Säulen, m i t vielen Quersprüngen. A-ufserdem .enthält dies L a g e r einen sehr reinen beinahe wasserhellen -derben Quarz und tombackbraunen oder silberweifsen Gli-mm e r , in aufserördenllich grofsen Tafeln und verworren blättrigen Parthien. Zuweilen bildet der gelbweifse Feldspäth in der bekannten Verbindung mit blafsrauchgrauem Quarz neinen recht ausgezeichneten S c h t i f t g r a n i t von sehr gefälligem Ansehn. A u f en deutlich hervortritt, und dessen Bänke steil unter den Porphyr einstürzen. Vergebens sucht man irgend w o anders in dem Gebiete des Eulengneuses nach Thonschiel'er, und ihn hier w i e ein schmales Band zwischen Gneus und Porphyr eingeschoben zu sehn, ist eine höchst befremdende Erscheinung, die eine genauere Untersuchung dieses Punktes, als es die gegenwärtige Entblöfsung gestattet, sehr wüuschenswerth macht, \iin wo'möglieh über die Lagerung»-Verhältnisse A u f schlufs zu erhalten. Dais derselbe in der Verlängernng der Ober-Steinkunzendorfer Congloineratmasse liegt, haben wir bereits oben angeführt; ob aber ein Zusammenhang statt findet, müssen wir dahin gestellt sein lassen, indem es uns nicht gelang, dazwischen hinreichende Entblöfsungen des Innern aufzufinden; aber ein solches Verhalten dürfte nicht unwahrscheinlich und vielleicht durch die Porphyr-Fragmente in jenem Conglomérat einigermafseii angedeutet sein. 55. Aus dem langen Gneus-Rücken, welcher zwi- chen dem Wüstewalterad orfer Thale und demjenigen

296 von Jauernig fast in der Nordlinie durchgeht, steigen drei kleine Koppen hervor, deren Gestalt sogleich darauf schliefsen läfst, dafs sie nicht aus derselben Masse bestehen, -wie ihre anders geformte Umgebung. Auf der nördlichsten derselben liegt ein nackter, 15 bis 18 Fuis hoher Felsen von einein meist fleischrothen F e l d s t e i n - P o r p h y r , mit sparsam eingestreuten Krystallen von Feldspath und Quarz. Die bildliche Darstellung *) zeigt ein Längen-Profil dieses Felsens, und die daselbst in den Jahren 1820 und 1821 zur Ermittelung der Lageruhgsverhällnisse ausgeführten Versucharbeiten. Mit einer am westlichen Gehänge des Berges angesetzten und 9|- Lachler fortgetriehenen Rösche, durchfuhr man ein merkwürdiges G o n g l o m e r a t . Es besteht aus bis zollgrofsen Stücken von Gneus, zwischen denen immer wieder kleinere dergleichen liegen, bis man zuletzt als Bindemittel nur noch feine Feldspath- und Quarzkörner und zarte Glimmerblättchen unterscheiden kann. Theilweise wird das Gestein durch und durch klein-und feinkörnig, und da es alsdann fast nichts weiter als die Gemengtheile des Gneuses enthält, die sich der Schichtung nach in schiefriger Lage befinden, so würde man dasselbe für Gneus ansprechen, wenn man nicht —. besonders auf dem Querbruch — sehr deutlich die völlig runde Gestalt der Quarzkörner warzunehmen im Stande wäre. Die gröfseren Gneus-Fragmente sind auch stets abgerundet, und lösen sich von der Umgebung leicht und glatt ab, so dafs es keinem Zweifel unterliegt, dafs diese sonderbare Masse aus einer Zerstörung und Wiederverbindung von Gneus hervorging. Die Schichtung ist recht vollkommen, und zwar meist in 6 — 10 Zoll starken Bänken, die mit 20 — 25 Grad *) Diese bildliche Darstellung wird auf Taf. II. Fig. 3. in dem folgenden vierten Bande des Archivs milgetheilt werden.

297 Neigung nach Südwest einschiefsen. A m westlichen Gehänge herab ist das Conglomérat noch auf eine Länge von beinahe 3 0 L a c h t e r durch 5 S c h ü r f e , von denen drei auf der Zeichnung angegeben sind, entblöfst worden. Im zweiten Lachter der Ilösche hob sich eine, fast 1 Lachter mächtige kleine und feinkörnige Schicht heraus, welche sich von dem beschriebenen Gestein, aufser der grüi'seren Festigkeit, noch besonders dadurch unterscheidet, dafs sie viele Trümmer von weifsem Quarz, zuweilen auch bis 3 Zoll w e i t e , mit Bergkryslallen besetzte Drusen einschliefst; daneben findet man auch Parthien von ileischrothem Feldspath und ein seladon- oder berggrünes, Speckstein ähnliches Fossil, theils in platten Stükhen, theils eingesprengt. Unter dieser Schicht fand man wieder das gewöhnliche gröbere Conglomérat, dann aber eine, etwa § Lachter starke L a g e von einem sehr feinkörnigen, Sandstein ähnlichen Gestein, ausgezeichnet durch seinen Keichthum an silberweifsem oder grauem Glimmer. Man hatte erwartet, mit der Ilösche den Porphyr anzufahren, allein das O i t gelangte bis unter die Ostseite des Felsens, und stand immer noch in der Breccie von Gneus. Daher trieb man 2 f Lachter vor dem Ortsstofse ein kleines Ueberbrechen, mit dem man bei Lachter Höhe den Porphyr endlich anhieb. Die Grenze zwischen dem Conglomérat, oder der Gneusbreccie und dem Porphyr, zeigte in einem Schürf, hart am westlichen A b hänge des F e l s e n s , ein ganz ähnliches Verhalten wie in dem Ueberbrechen. Bemerkenswerth ist e s , dafs das Conglomérat In der Nähe der Grenze Parthien Yon P o r phyr enthält, die keineswegs Geschieben ähnlich sind, sondern mit unbestimmten Umrissen in das Ganze verflossen erscheinen. — Die Fläche des Abschnitts liegt beinahe horizontal, und nur im Querschnitt von Norden nach Süden ist nach der letztern Richtung hin eine sanfte Neigung zu bemerken, und grade nach dieser W e l t g e -

298 gend, so wie gegen Südwesten, läfst sich auch der Porphyr im Zusammenhange mit jenem Felsen noch etwas weiter verfolgen, wogegen nördlich des Felsens sogleich jede "weitere Verbreitung aufhört, so dafs . der Felsen gleichsam das Ausgehende des ganzen Porphyr-Vorkommens zu bezeichnen scheint. Die Entblöfsung des Abschnitts zwischen denf Porphyr und dem Conglomérat in dem Ueberbrechen, welche nicht mehr als § Quadrat-Lacht,er beträgt, dürfte vielleicht nicht genügend sein, um über die Ablagerungsweise des ersteren ein entscheidendes Urtheil zu fällen; aber die weiter südliche Verbreitung des Porphyrs, die damit ziemlich übereinstimmende Neigungs-Richtung der Grenzfläche, welche auch von der Schichtung des Conglomérats nicht einmal um einen rechten W i n k e l verschieden ist, ferner der Einschlufs von Porphyr-Parthien in der Breccie, und dafs diese augenscheinlich nur einen zermalmten Gneus vorstellt, sind zu triftige Beweisgründe, als dafs dieses ganze Vorkommen nicht mit den Grundsätzen der neuern Geognosie, über das Hervortreten des Porphyrs aus dem Innern der E r d e , in Uebereinstimmung gebracht werden könnte. Der Durchbruchspunkt liegt wahrscheinlich südlich des Felsens , und an diesem fand eine Art von Uebergreifen statt; das Conglomérat aber entstand durch die mit dem Hervordringen der Porphyrmasse nothwendig verbunden gewesene Kraft - Aeufserung gegen die zerstörte Gneusrinde und durch die Friction an der Grenze. Das einzige, was der Erscheinung etwas befremdendes giebt, ist die schwache Neigung der ConglomeratSchichten, so wie der Abschniltsfläche des Porphyrs; allein theils entsteht die Frage: ob ein solches Verhalten, besonders die Lage der Grenze, nicht vielleicht nur partiell sei? theils ist es wohl denkbar, dafs hier spätere Veränderungen wirksam waren, wie denn auch das Thal zunächst oberhalb Wüste-Waltersdorf und der, der Masse

299 der Hohen Eule gleichsam entrückte Spitzberg mit seiner Felsenkrone, bei Grund, den Einflufs gewaltsamer Revolutionen nicht verläugnen können. W o l l t e man den Porphyr, wie es wohl früher geschehen ist, hier als kuppenförmig aufgesetzt ansehen, so bleibt das Vorkommen von Parthien seiner Masse in inniger Verbindung mit dem CoDglomerate, ein unauflösliches Piälhsel, und die Entstehung von diesem, in der Mitte des Gneus-Gebietes, weit entfernt von allen T r ü m merbildungen des Oberflächen - Absatzes, ist dann ebenfalls unerklärbar. 56. In 3 0 0 Lachter südlicher Entfernung von dem Felsen des Stenzelberges, erhebt sich der steile und schroffe K a m m des Mühlenberges von elyptischer Grundfläche, und ragt über jenen vielleicht 4 0 — 5 0 Fufs hervor. S o weit seine Abhänge unter mindestens 2 5 L a c h ter Böschung einstürzen, besteht er aus P o r p h y r , dessen Hauptmasse, ein, röthlich grauer oder schmutzig rother F e l d s t e i n , sparsame Q u a r z - und noch weniger Feldspathkrystalle, aber viele lange und dünne Säulen von lauchgrüner oder rabenschwarzer Hornblende enthält. An der Südseite des Berges kommt in dem Hohlwege, welcher von Grund nach Wüste-Waltersdorf führt, Gneus zum Vorschein, und zwar nur etwa 1 0 0 Schritt von e i ner Stelle entfernt, wo man den Porphyr noch anstehen sieht, so dafs hier eine unmittelbare Berührung der beiden Massen statt zu finden, und also keine Zwischenbildung von Conglomerat vorzukommen scheint. Zwischen dem Mühlen- und dem Stenzelberge, doch dem ersteren etwas näher, bemerkt man einen langen K a m m , der sich gegen Westen ziemlich sanft verflächt, aber gegen Osten einen steilen Rand zeigt, welcher um die abgeplatteten Gipfel, auch zum Theil nördlich und südlich herumläuft. Der scharfe Abschnitt desselben gegen das sanftere Gehänge des Gneuses, der darunter deut-

300 ¡ich hervortritt, läl'st auch hier sogleich ein fremdartiges Vorkommen vermulhen; aber es ist keiu Porphyr, souJern ein klein- und feinkörniger G a b b r o , welcher sich an manchen Stelleu ins dichte — Serpentinartige — verläuft, und dessen wir bereits oben bei der Schilderung des Eulen-Gneuses gedacht haben. Ueber sein LagerungsVerhältnifs lassen sich keine entscheidende Beobachtungen anstellen, sondern nur ein becgmännischer Versuch konnte darüber einiges Licht geben, welcher bei dem Dunkel, das bis jetzt noch auf dieser räthselhaften Formation ruht, im hohen Grade wünschenswerth erscheint. Noch haben wir hier nachträglich als eine nicht uninteressante Erscheinung anzuführen, dafs in dem Porphyr des Stenzelberges bisweilen abgerundete Bruchstücke von einem Serpeotin ähnlichen Gestein und von w i r k l i chem feinkörnigen Gabbro vorkommen, die einen Beweis abgeben, dafs diese Massen eher da waren, als der Porphyr, und von diesem beim Hervordrangen ebenfalls zerstückt und in Fragmenten eingeschlossen wurden} a n dererseits widersprechen sie aber auch nicht der Meinung, dafs Porphyr und Gabbro, wenn auch nicht von gleichzeitiger, aber doch analoger Entstehung sein können, denn der Einschlufs von Porphyr-Fragmenten in einer andern Porphyrmasse gehört, w i e wir weiter unten zeigen w e r d e n , nicht unter die Seltenheiten. Das letztere hat sogar mehr Wahrscheinlichkeit für sich, besonders w e i l in dem Porphyr keine Gneusstücken anzutreffen sind, und •wir wagen daher die Vermuthung aufzustellen, dafs der Gabbro auf dieselbe Art hervorgetreten sein m a g , w i e der Porphyr, dafs dieser aber bei Wüste-Waltersdorf auch auf d e m , von jenem bereits früher eröffneten W e g e zu T a g e k a m , und sich nördlich und südlich des Gabbros ZD den beiden Bergen aufthürmte. 57. Fast in der Mitte des W e g e s zwischen den beiden Dörfern Grund uud i i a l t w a s s e r bemerkt man an dem

301 •westlichen Gehänge des Wolfsberges eine w e n i g ausgedehnte P o r p h y r m a s s e , welche sich, auch nicht über das Niveau des sie umgebenden Gneuses hervorhebt, und daher keinen Aufschlufs darbietet, um über ihre Lagerungsverhaltnisse Beobachtungen anzustellen. Die Masse dieses Porphyrs ist ein Mittelglied zwischen T h o n und F e l d s t e i n , doch dem letzteren naher stehend, übrigens aber dem Porphyr des Stenzelberges ganz ähnlich, auch xnit eben so sparsamen Feldspath- und Quarzkrystallen. Ebenfalls noch ganz im Gebiete des Gneuses, aber schon sehr nahe seiner Grenze mit dem Flötzgebirge, liegt, bei Mittel-Thannhausen, eine kleine Koppe von blafsrothem T h o n s t e i n p o r p h y r ; doch ist auch dort über seine Ablagerungsart kein Aufschlufs zu finden. Aufserdem haben wir hier noch einer ähnlichen, aber noch kleineren Parthie von gelblich grauem F e l d s p a t h - P o r p h y r zu erwähnen, welche wir oberhalb der Colonie Volpersdorf an dem Gehänge des Eulengebirges aufgefunden, und die sich grade dem Endpunkte des dortigen Uebergangsgebirges vorzulegen scheint, vielleicht auch noch von diesem berührt wird. Mangel an Entblöfsung; ist der näheren Ermittelung seiner Lagerungsverhältnisse binderlich. — Eingefafst von Hornblendeschiefer, kommt an der Südseite der Stadt Kupferberg eine nicht unbedeutende Parthie von blafsfleischrothem festem Thonstein- und Feldspathporphyr zum Vorschein. Derselbe erstreckt sich von hier aus bis nach der aufläfsigen Einigkeits-Grube, w o er die früher dort bebauten Gänge ihrer Erzführung beraubte, indem sie zwar aus dem Hornblendeschiefer in den Porphyr, ohne Veränderung ihrer Lage, fortsetzten, aber so weit man ihnen nachgegangen, mit verminderter Mächtigkeit und völlig taub. Ein merkwürdiges Verhalten, welches einen Beweis abgiebt, dafs die Gangbildung, wenigstens diejenige bei Kupferberg, späterer Entstehung

302 sei als der Porphyr; zugleich aber die Ansicht bestätigt, dafs das Nebengestein auf den Gehalt des darin aufsetzenden Ganges von einem unverkennbaren Einflufs war. Auch erlaubt dies Vorkommen nicht, der früher mitunter gehegten Meinung beizustimmen, nach welcher jene L a gerstätten nicht wahre Gänge, sondern Lager sein sollten. 5 8 . "Wir wenden uns nunmehr zu dem im Uebergangsgebirge angetroffenen Porphyr, von welchem das nördliche zwei sehr ansehnliche Parthien, das südliche hingegen nur eine kleine Koppe bei Ober-Gabersdorf einschliefst. Aus dem Pätzelsdorfer Thale hebt sich bei den obersten Häusern von Weifsbach, 1 Meile von Landshut, der JJeerberg hervor; von 3 Seiten ein steiler, oben abgerundeter K e g e l , nordöstlich aber mit abnehmender Höhe in einem scharfen K a m m e fortlaufend, der sich in 3 klein» Koppen ^btheilt, und an der letzten derselben, in dem hier sehr weiten Thale des Pfaffendorfer W a s s e r s , im scharfen Absätze endet. Nördlich dieser 3 Berge liegt, jenseits des Neu - Weifsbacher Thaies, ein ihnen zusammen an Länge fast gleicher, aber an Höhe mit dem B e e r berg wetteifernder Porphyrkamm — der Mühlberg. Die ganze Masse hat eine Längen-Ausdehnung von mehr als 5 M e i l e , und ihre gröfste Breite beträgt etwa GQOLacht e r ; aber trotz dieser ansehnlichen Ausdehnung und trotz der characteristischen äufseren F o r m , welche gegen die benachbarten lang gedehnten Gestalten des grauen Conglomerates scharf absticht und diese gewifs an Höhe zu erreichen scheint, ist dieses Porphyr-Vorkommen zeither unbeachtet geblieben, und auch auf der Karte des Hrn. v. R a u m e r nicht aogegeben. Die Grundmasse des Porphyrs ist zum Theil, besonders am Beerberge, ein feinkörniger F e l d s p a t ! ) , dessen gelblich graue und isabellgelbe Farbe an manchen Stellen ins schmutzig grüne geht, und dann vielleicht einen Horn-

303 feiende - Gehalt andeutet ; sichtbar eingemengt kommen kleine fleischrothe Feldspath- und »wenig graue Quarzkrystalle, aufserdem aber recht deutliche sechsseitige T a feln von dunkel lauchgrünem Glimmer -vor. A m Mühl, berg ist die Hauptmasse ein gewöhnlich blafsfleischrother T h o n s t e i n , und schliefst in sparsamer Menge nur Feldspath und Quarz in Krystallen ein. Ueber das Lagerungsverhältnifs des Forphyrs läfst sich etwa folgendes beobachten. SeinffHaupt-Erstreckung läuft mit dem Streichen des umliegenden Gebirges parallel; an der W e s t seite des Mühlberges treten, dicht an der Grenze des Porphyrs, in einigen Felsenreihen die Schichtenköpfe von grauen Conglomeratbänken hervor, welche, dem Hauptfallen des Ganzen getreu, gegen den Porphyr hin oder unter diesen einstürzen ; an der dem Hangenden zugewandten Seite des Porphyrs, doch hier von der Grenze entfernter und durch einen flachen Einschnitt getrennt, finden wir bei dem Niederdorfe von Weifsbach einen ebenfalls von Conglomérat gebildeten, etwa 4 0 0 Lachter langen scharfen K a m m , und dieselben festen Schichtenköpfe , welche ihm zum Grunde liegen, sehen wir i m Fortstreichen jenseits des Weifsbacher Thaies, in der Gegend von Hartau, also östlich des Beerberges, in ähnlichen Formen zu noch gröfserer Höhe emporsteigen. Gegen Norden und Süden des Porphyrs liegen die bereits bezeichneten weiten Querlhäler, welche ihn von Bergen der llebergangsforination scheiden, in denen überhaupt nirgends eine Störung der gewöhnlichen Schichtenlage bemerkbar ist. Stellt man nun diese Verhältnisse zu einem einfachen Bilde zusammen, so geben sie der ganzen Porphyrmasse das Ansehen eines mächtigen Lagers, und es ist evident, w i e dieselbe hier, bei ihrem Hervordringen, dem durch die Scliichtenabtheilung des Uebergangsgebirges vorbereiteten W e g e folgte, und dabei die widerstrebende

304 Rinde mehr gespalten, als gehoben und zerstückt hat. In der Verlängerung ihrer Haupt-Erstreckung liegen, z w i schen dem Conglomérat, Massen von mildem Thonscliiefer; vielleicht waren es daher dessen Blinke, welche w e gen ihrer leichteren Zerstörbarkeit von dem Porphyr anr ersten angegriffen und weggeschoben wurden, und deren Stelle alsdann die dem Innern der Erde entstiegene Masse eingenommen hat. Bemerkenswerth ist noch, dafs man an der Peripherie des Porphyrs nirgends eine Spur von einem Conflict desselben mit seiner Umgebung w a r 11 ¡mint; keine Porphyrparthien im Conglomérat, keine Geschiebe des letzteren in jenem, und nichts von allen jenen Erscheinungen, welche wir weiter unten beim Vorkommen des Porphyrs im Rothliegenden zu schildern haben werden, und es dürfte hieraus der Schlufs zu ziehen sein, dafs die Entstehung des Porphyrs, wenigstens dessen wirkliches Zutagekommen, nicht in die Bildung des secundären Gebirges hineinreicht, sondern gewifs neuer ist. 59. Aus der Mitte einer Gruppe steiler Anhöhen zwischen Reichenau, Liebersdorf und Wickendorf erhebt sich, als deren Haupt, der Rücken des Sattelwaldes, gebildet von zwei Koppen, unter denen die südöstliche als die spitzere und höchste, die andere aber oben stark abgerundet erscheint. Jene heifst im Besondern der Baimersberg, diese der Umschlagsberg ; zwischen beiden liegt eine sanfte Vertiefung, wodurch in der Längenansicht das Ganze einige Aehnlichkeit mit einem Sattel hat. Daher der Name. Obgleich das Hervorheben des Porphyrs aus dem ihn umgebenden grauen Conglomérat auf allen Seiten stark in die Augen fällt, so ist es doch überraschend» nach dem Grunde des sogenannten Waldwassers hinab, einen gleichförmig, unten mindestens 30 Grad abgedachten Einhang zu sehen, dessen Seigerhöhe • vielleicht nicht viel unter tausend Fufs beträgt, und zu dem in dem ganzen Porphyrgebirge kaum ein ähnlicher zu finden ist.

305 Den jenseiligen, eben so steilen, aber minder hohen Abhang dieses tiefen Grundes, bildet das Conglomérat, w e l ches aufserdem ringsum an der Peripherie des Porphyrs ziemlich hoch hinauf dringt, und sich uin diese in einer Menge von Koppen und Kämmen versammelt. — V e r gebens sucht man aber hier nach ahnlichen Verhältnissen, •wie an dem eben beschriebenen Beer- und Mühlberge, wenigstens scheinen sie durch eine grofse Unregelmäfsigkeit der Beobachtung entzogen. Ganz in der Nähe.des Porphyrs findet man das Conglomérat nicht genügend entblöfst, um dessen Schichtensenkung zu ermitteln. Oberhalb Liebersdorf fällt es gegen Südost e i n , bei W i c k e n dorf herrscht eine südliche und südwestliche Neigung, und eine südliche bei Reichenau. A m letzteren Orte, also gegen den Porphyr hin , liegt die gröfsere Ausdehnung der Porphyrmasäe gegen das Hauptsireichen der Umgebung beinahe rechtwinklich. W i r haben also hier kein solches Eingeschobensein derselben zwischen die Conglomeratschichlen w i e bei Weifsbach, sondern der Porphyr scheint hier mit auf einem Punkte concentrirter Kraft hervorgedrängt zu sein, und dabei das durchbrochene Gebirge an der Grenze zum Theil mit sich emporgehoben zu haben, denn die benachbarten Höhen: der Lerchenberg, der Wolfsgrabenberg, Buchberg u. m. a., ragen fast über allen andern Erhebungen empor, welche das nördliche Uebergangsgebirge einnimmt. Der Porphyr des Sattelwaldes ist einr sehr einförmiger ziemlich fester T h o n s t e i n von verschiedenen Nüancen der rothen Farbe, ain gewöhnlichsten fleischrolh. Zuweilen findet man auch eine recht ausgezeichnete concentrisch krumme Streifung von dunkel und lichtem Roth und Braun, doch ohne schalige Absonderung; sehr sparsam sind Krystalle von Feldspath und Quarz eingestreut. Das Gestein ist nur unregelmäfsig zerklüftet, w a s im weitern Verfolg .der Beschreibung des Porphyrs überall

306 von selbst zu verstehen i s t , wenn uiclit etwas anders im Besondern bemerkt wird. 60. Bei den obersten Häusern des Dorfes Gabersdorf im Glätzischen liegt, an der linken Seite des Tbales, im Grauwackengebirge, eine obgleich nur kleine, aber sehr interessante Porphyrmasse. Dieselbe hat an dem Sperlingsberge, dessen K o p p e daraus besteht, ganz deutlich den dünnblättrigen und mit steiler Neigung gegen Südwesten geschichteten Thonschiefer durchbrochen, und man bemerkt, w i e dessen Flötzklüfte dem hervordrängenden Porphyr den W e g anwiesen. D i e im Hangenden liegenden ßänke haben durch ihn ein stärkeres F a l len, ja theilweise eine senkrechte Stellung erhalten; dagegen sind die liegenden B ä n k e , auf denen ruhend der Porphyr zu T a g e stieg, fast' unverrückt geblieben. Seine Hauptmasse ist meist ein stroh- oder isabellgelber Thonstein von sehr geringer Härte, welcher sich nur an einzelnen Stellen aus dem feinerdigen ins feinkörnig-krystallinische (Feldspath) verläuft. In dieser an Krystallen ganz leeren Masse liegen, besonders an der Peripherie, eine zahllose Menge \ — 1 Zoll grofsér, meist plattrunder Parthien, von derselben Substanz wie der, das ganze Vorkommen umlagernde Thonschiefer (von m a t t e m , feinschiefrigem Bruch, dunkelgrünlich grauer Farbe und lichtaschgrauem Strich). Zuweilen zeigen diese Theilchen, besonders die kleineren, eine Annäherung zum Glimmer, und wir wollen daher nicht entscheiden, ob es wirklich blofse Thonschiefer - Fragmente sind, die von der hervorstrebenden noch weichen Torpliyrmasse in sich aufgenommen wurden, obgleich dies allerdings die meiste Wahrscheinlichkeit für sich hat. Die Mächtigkeit der Porphyrmasse ist an der, besonders schön durch einen Steinbruch entblölsten Stelle, im horizontalen Querschnitt etwa 6 bis 8 Lachler; die Längen-Ausdehnung nicht ganz sichtbar, aber vielleicht über

307 2 0 Lachter. Die T e u f e , bis zu welcher man dieselbe dort unter der Dammerde aufgedeckt sieht, beträgt m i n destens 1 0 — 1 2 Lachter. An der Grenze bemerkt man hier kein Product einer Frictioa, w i e sie bei manchen Porphyrparlhien im Rothliegenden recht ausgezeichnet vorkommen, und w i e der weitere Vortrag darstellen wird. 2.

Der Hauptzug des P o r p h y r g e b i r g e s , und z w a r i m - B e r e i c h des R o t h l i e g e n d e n .

61. Die Darstellung des Haupt-Porphyrzuges — ringsum eingefafst von Massen des Rothliegenden — beginnen wir am zweckmäfsigsten von W e s t e n h e r , und betrachten zuerst das Rabengebirge. B e i der grofsen Mannigfaltigkeit, welche sonst überall der Porphyr zeigt, ist es aulfallend, ihn an dem eben benannten Gebirge, dessen Grenze man im Norden bei Ullersdorf annimmt, höchst einförmig zu finden, und selbst schon die äufseren F o r men tragen dies aufserdem so seltne Gepräge an sich. — E i n hoher K a m m steigt aus dem Bartelsdorfer Thale rasch empor, und zieht in ziemlich gleicher Höhe bis nach dein Gotschenberge, 1 Meile w e i t , fort. Der A b fall gegen Osten ist ziemlich sanft, aber durch eine> Menge steiler Gründe zerschnitten, unter denen der Rabengrund als der längste und tiefste hervorzuheben ist. E r öffnet sich an dem mehr als 5 0 Fufs hohen Rabenstein in der Liebauer Fläche. Westlich schliefst sich an den Hauptkamm der Ameisberg eng an, und sendet einen aus m e h reren Koppen zusammengesetzten Arm gegen Norden aus, an dessen Ende der majestätische Kegel des Spitzberges den Porphyr bis zu seiner gröfsten Höhe von 2 6 9 6 Fufs emporträgt; zwischen ihm und dem Galster- und B r e i tenberge schlängelt sich der tief eingegrabene L a n g e grund fort, dessen Gewässer den Spitzberg von 3 Seifen bespühlt, und dadurch das Hervorheben dieser mächtigen Porphyrmasse um so schärfer bezeichnet. Karsten

A r c h i v I T T . B . 1, H ,

2 1

308 Die Grundmasse des Porphyrs ist fast durcligeliends ein sehr fester Thonstein, der an der Grenze des F e I ds t e i n s steht, doch kaum einigemal ganz darin übergeht. Der Bruch erscheint stets matt ; i m Kleinen meist uneben, von feinem Korn, selten etwas splittrig, und dann sehen "wir in der gröfseren Sprödigkeit die Annäherung zum Feldstein ; im Grofsen ist der Bruch oft flachmuschl i c h , sehr selten grofskornig, 'welches letztere mehr für eine Absonderungs-Erscheinung zu halten ist. Die Farbe ist mit wenigen Ausnahmen r ö t h l i c h g r a u , doch in allen Höhengraden derselben, aus dem dunkelsten bis ins lichteste, oft ins perlgraue, selten ins gelbliche, noch seltener ins braune. — A n einem Felseu, anweit des K r e t schams bei Ullersdorf, schliefst der röthlich graue T h o n stein. concentrische Streifen von braunrother Farbe und etwas geringerer Härte ein. Unter den überhaupt nur sparsam eingemengten Krystallen sind noch diejenigen von weifsem und blafsrothem, oft verwittertem g e in e i n e m , auch bisweilen von frischem g l a s i g e m F e l d s p a t h die gewöhnlichsten; sehr selten sieht man kleine QuarzkrystalLe von milchweifser oder lichtgrauer Farbe. A n einigen Punkten, jedoch nur in sehr untergeordneter Verbreitung, nimmt das Gestein eine m a n d e i s t e i n a r t i g e Structur au, z, B . auf dem Mittelberge zwischen dem schwarzen und Plischken-Grunde, auf dem Galsterberge etc. Die oben beschriebene Grundmasse enthält alsdann, aufser röthlich weifsem Feldspath in K r y stallen, diesen nocli in kleinen runden fleischrothen dichten Parthien, und eine Menge bald feiner bald gröfserer P o r e n , deren Innenwände häufig von weifsem Quarz, theils in mikroskopischen Krystallen, theils in traubiger Gestalt, bedeckt werden. W e n n sie leer sind, ist oft ein feiner Ueberzug von braunem Eisenoxyd zu bemerken. Zwischen Albendorf und Bartelsdorf enthalten die Porp h y r - F e l s e n an "den Tlialrändern häufig gleichlaufende

309 schmale Trümmer von Quarz *). Die schmale Felsenw a n d , in welcher sich der Porphyr des Rabengebirges östlich dieses Thals gleichsam aaskeilt, zeigt den gewöhnlichen festen Thonstein mit sparsamen Feldspathkrystallen. Im Norden schliefsen sich an das Rabengebirge zunächst der Stiener - und Pfeiferb erg a n , doch erscheinen dieselben davon durch den tiefen und ziemlich breiten Einschnitt des Ullersdorfer Thaies getrennt. Beide hängen durch einen langen und steilen Rücken unter sich zusammen; als südliche Verlängerung des letzteren erscheint der Schulzenberg, an den sich südöstlich noch eine kleine Koppe anlehnt. Der nach W e s t e n bis in die Nähe von Liebau vorspringende Gipfel des Stienerberges ist unter allen der höchste. Der Porphyr dieser Berggruppe ist im wesentlichsten dem r ö t h l i c h - oder perlgrauen Thonstein des Rabengebirges völlig gleich. Als ein besonderes Vorkommen ist der Felsen auf der Höhe des Pfeifferberges bemerkenswerth. Eckige und ziemlich scharfkantige Stücken eines grauen Feldsteins, von dem kleinsten Format bis zur Gröfse einer W a l l n n f s , sieht man hier durch einen gelblich braunen festen Thonstein zu einer sonderbaren P h o r p h y r b r e c c i e verbunden, und das Volumen des Bindemittels wird demjenigen der eingewickelten Fragmente ziemlich gleich sein. Zwischen diesen öffnen sich nicht selten kleine Blasenräume, deren W ä n d e feine Quarzkrystalle bedecken. A n der Nordseite des Schulzenberges kommt auch der oben erwähnte m a n d e l s t e i n a r t i g e T h o n s t e i n , doch nur in geringer Verbreitung vor. Von dem Pfeifferberge läuft in nördlicher Richtung ein Porphyrkamm über den Lindenberg nach dem K e r zenberge, und von hier springt ein ziemlich steiler R ü k *) v. B a c h Beobachtungen auf Reisen Bd. 1. S.59. 21*

310 ken (nach der mächtigen Masse des Eiusiedelberges gegen W e s t e n v o r , dessen Höhe diejenige des Steinerberges noch etwas zu übertreffen scheint". An der Nordseite dieser Höhen bemerkt man in dein Porphyrgebirge wieder einen quer hindurch laufenden Einschnitt, doch minder tief als derjenige bei Ullersdorf. Die Grundmasse des Porphyrs am Lindenberge ist ebenfalls T h o n s t e i n , doch weniger hart und fest, als der oben bezeichnete. Seine Farbe ist zwar auch hier meist lichtröthlich grau, doch häufig mit rundlichen blafsfleischrothen Parthien, und oft nimmt der Porphyr in .gröfseren Massen ganz diese Farbe an. Kur sehr selten kommt darin ein K r y stall von Feldspath vor. Der Kerzenberg besteJat aus demselben Gestein 5 der Einsiedelberg hingegen aus einem sehr dichten, mehr dem Feldstein ähnlichen T h o n s t e i n , von höchst feinkörnigem, im Grofsen flachmuschlichem Eiattem Bruch, aber ohne eine Spur des Durohscheiuens. Seine Farbe ist milch - oder gelblich weifs, ins isabellgelbe oder lichtbraune übergehend. Der E i n schlufs von Feldspathkrystallen. gehört auch hier zu den Seltenheiten. Die das Gestein in den mannigfaltigsten Bichtungen'durchsetzenden Klüfte, enthalten, auf den ziemlich ebenen Absonderungsüächen, rüthlich braunes Eisenoxyd zart angeflogen. Jenseits des vorerwähnten Einschnittes, dessen G e wässer einerseits nach O b e r - B l a s d o r f , andererseits nach Gnissau hinabfliefsen, erhebt sich der Porphyr zu dem breiten K a m m e des Langenberges, der oberhalb Reichhennersdorf durchgeht, hier eine sanfte Einsenkung warnehmen läfst, und in mehr nordöstlicher Eichtling bis in die Nähe von Nieder-Zieder mit ziemlich gleicher Höhe fortstreicht. Ein mehr als § Meile langer R ü c k e n , ohne koppenförmige Hervorragungen westlich steil, östlich aber ungleich sanfter abgedacht. T h o n s t e i n von blafszinnober- oder fleischrother Farbe, und mit mehr erdigem

311 als dichtem Bruch, bildet den Langenberg bis nach Reiclihennersdorf hin, selten mit einzelnen weifsen Feldspathund Quarzkrystallen. Auf der w e i t e m Erstreckung dieses Berges zeigt der Porphyr eine grofse Mannigfaltigkeit. Der T h o n s t e i n , dem vorigem im Bruche gleich, e r seheint hier von blafsrother, isabellgeiber, perlgrauer, graulich - oder veilchenblauer etc. F a r b e , in vielen Nüanceu und Uebergängen. Häufig findet man einige dieser Farben in einem und demselben Exemplar, und z w a r oft so, dafs Parthien von der einen Farbe, in Form von eckigen Stücken, von einem wieder anders gefärbten Thonstein eingehüllt werden, und da hiermit gewöhnlich auch kleine Unterschiede in den Bruchverhältnissen hervortreten, so ist kaum daran zu zweifeln, dafe man eine w a h r e P o rp h y r b r e c c i e vor sich h a b e , obgleich auch anderwärts wieder die scharfe Trennung der Farben fehlt, und ein sanftes Ineinanderverlaufen bemerkbar wird. An dem westlichen Bergabhange enthalten dergleichen Breccien zuweilen stumpfeckige Stücken des benachbarten Porphyrits, kleine rundliche Quarzkörner, u n d , als einzelne Seltenheiten, in feinen Trümmern etwas Karneol von hochfleischrother Färb«. 62. An dem ganzen westlichen Gehänge des L a n genberges, und z w a r meist grade auf der Stelle, w o die Abdachung aus einem steilen W i n k e l von 2 0 — 25 Grad in eine sanftere Böschung übergeht, gewahrt man eine Menge kleiner Felsen, welche sich, oft durch Schluchten unterbrochen, zu ziemlich ansehnlichen Kämmen an einander reihen. Sie scheinen auf der Grenze des Porphyrs mit dem rothen Sandstein zu liegen, und bestehen durchgehends aus feinkörnigem P o r p h y r i t von brauner oder grünlich grauer Farbe. — In einer rothbraunen Abänderung verschwindet mitunter das sonstige Schimmern des Bruchs, und es finden sich alsdann hie und da einige kleine Feldspathkrystalle ein. So sehr dies auch eiuen

312 vollkommenen Uebergang in Porphyr anzudeuten scheint, so ist das Gestein doch von diesem immer noch durch seine gröfsere Festigkeit und Sprüdigkeit, und durch die scharfkantige Form der Bruch- und Absonderungsstücke, sehr merklich verschieden; auch bleibt der Contrast an der Grenze mit dem oben beschriebenen Thonsteinporphyr stets sehr scharf, und schon das Vorkommen des ganzen Porphyrits, •worin der Krystall-Einschlufs nur sehr untergeordnet hervortritt, in jenen Felsenreihen, giebt demselben einen eigentümlichen Character. Noch vor dem Thale von Zieder nimmt der P o r p h y r i t , in Gestalt eines besondern Kammes, eine gröfsere Breite an, legt sich dem Porphyr des Langenberges vor, und scheint diesen endlich ganz zu verdrängen, so dafs in jenem Thal und jenseits desselben, nach dem Zuge des Mummel- und Buchberges hinauf, kein Porphyr mehr sichtbar wird, sondern nur P o r p h y r i t die Höhen bildet. W i r finden ihn hier von grünlich, bläulich und bräunlich grauer und schwarzer Farbe und feinkörnig schimmerndem Bruch; zuweilen sind die Bruchilächen matt, welches den Uebergang in die Masse des Mandelsteins bezeichnet; eine Einmengung von Feldspathkrystallen kommt hier nirgends vor. — Die Hauptmasse des M a n d e l s t e i n s , der am Buch- und Mummelberge in grofser Menge getroffen wird, ist vorherrschend grau, meist mit einem Stich ins röthliche, seltner ins grünliche; dabei stets matt, von unebenem Bruch. Die Blasenräume wechseln von dem kleinsten Format bis zur Wallnufsgröfse, sind aber nur selten noch w e i t e r ; meist zeigen sie eine platt gedrückte und länglich runde Gestalt. In ihnen findet m a n r ü n e r d e, theils als ganze Ausfüllung, theils nur die erste Rind« bildend; Eisenoxyd und Oxydul, letzteres nur als zarten Anflug; die Spielarten des A g a t e s und C h a l c e d o n s , oft in Cuncentrischen Streifen, darunter auch C a r n e o l ; B e r g k r y s t a l l , in der gewöhnlichen Verbindung der

313 Säule mit dein Dihexaeder, bisweilen als A m e t h i s t , wo die Krystalle au* einer stänglichen Absonderung hervortreten ; als einzelne Seltenheit hat man auch recht schönen H a a r a i n e t h i s t beobachtet; aufserdem schlieisen die Drusen auch Krystalle von weil'seuj K a l k s p a t h (Gseitige Säulen in Gombinatioa mit dem ersten stumpferen Rhomboeder) ein; B r a u n s p a t h kommt ebenfalls darin vor, doch häufiger in schmalen Trümmern. Auch ist hier noch des Vorkommens eines w e i fsen S p e c k s t e i n ä h n l i c h e n f o s s i l » als Ausfüllung mancher kleinern Mandeln zu erwähnen. In dem grofsen Steinbruch an der L a n d s h u t - W a l denburger Strafse, ist das Gestein des Buchberges auf eine Teufe von mindestens 10 Lachter aufgeschlossen, und man bemerkt hier deutlich, wie der M a n d el s t e i n den untersten Theil der entblöfsten Masse bildet, während der obero durch P o r p h y r i t gebildet wird. Eine scharfe Grenze findet aber nicht statt. Hie und da zeigt das Gestein eine Anlage zu einer Abtheilung in etwa 2Fufs starke Bänke; allein vorwaltend ist eine regellose Zerklüftung in eckige Formen. Am häufigsten bemerkt man die Lage von Bänken auf der Sohle des Steinbruches; sie fallen hier unter 30—40 Graden nach Südwesten ein.Mit einem daselbst angesetzten, 2 Lachter liefen Versuchschachte, fand man unter dem Mandelstein einen schwachen Streifen von einem fetten grünen Thon, dann einen 40 Zoll starken rothen Thon, und unter diesem wieder M a n d e l s t e i n , doch mit sehr thoniger Grundmasse. Wahrscheinlich war man von der Scheidung mit dem Rothliegenden nicht mehr weit entfernt. Von dem Buchberge wendet sich der Hauptzug scharf gegen Südwesten, und wird hietf noch immer ausschliefslich durch P o r p h y r i t vorgestellt. Dieser bildet de» i Meile laDgen und ungemein scharfen Rücken der Forstbeige bis nach der sogenannten Guckels-Lehae; jenseits

öi4 des dortigen Einschnitts aber den Mittelberg, welcher mehrere kleine Koppen um sich her versammelt, und sich durch eine derselben mit dem etwas langgezogenen Wachberge in Verbindung setzt. Hier erscheint die Bildung durch das tiefe Conradswalder Thal zerschnitten,' und dabei ihre Breite etwas geringer; aber jenseits desselben erhebt sich der Porphyrit sogleich wieder an dem kegelförmigen Mühlberge hervor, und steigt von h i e r a n dem L a n g e n - oder Raminberge herauf, an dessen Ostrande sich die Masse wieder in viele kleine Koppen zersplittert, bis sie sich weiterhin wieder in dem ausnehmend scharfen und steilen Kamm des kleinen ,und grofsen Wildberges vereinigt, und hier im ganzen Bezirk die gröfste Höhe erreicht. Weiterhin trennt sich der Wildberg wieder in einige kleine K ä m m e , welche sich in das Lang-Waltersdorfer Thal verlaufen. In dieses hinabwärts zieht sich der Porphyrit zur Rechten bis zur Blitzen - Mühle, doch nicht mehr in selbstständigen Höhen, sondern nur in durch Querthäler zerschnittenen klei» nen Kämmen, welche westlich zu den hier wieder prädominirenden Porphyrhöhen hinaufführen. Jenseits des Thaies erhebt sich majestätisch die spitze Koppe des Storchberges, die von Norden her das Ansehn eines äufserst schroffen Kegels hat, südlich aber in einem scharfen Kamme fortläuft und, zerschnitten von mehreren tiefen Gründen und Schluchten, in dem Gerbersdorfer Thal steil endet. Zwischen diesem Thal und dem sogenannten Fuchswinkel hebt sich der Porphyrit noch einmal heraus, aber an der östlichen Seite des Storchberges sehen w i r ihn durch eine, sich von Norden nach Gerbersdorf hereinziehende Zunge rothen Sandsteins abgeschnitten. In diesem ganzen Terrain ist der P o r p h y r i t von Schwärzlich, grünlich, bräunlich und röthlich grauer Farbe, und von klein-und feinkörnigem, bald stärker bald schwacher schimmerndem, selten ganz mattem Bruch. Auf der

315 Nordseite des Fuchswinkler Thaies finden wir auf einigen Stellen den P o r p h y r i t weifslich grau mit grofsen blafsgraulich rothen Parthien, aber stets mit dem gewöhnlichen körnigen schimmernden Bruch und allen sonstigen Eigenschaften. Der schimmernde Glanz ist deutlich perlemullerarlig, und wir sehen hierin einen Beweis, dafs die Masse im wesentlichsten nur ein körnig abgesonderter Feldspath sei, und dafs fremdartige Einmengungen nicht nothwendige Bedingungen sind, um den P o r p h y r i t , so wie er ist, ausschliefslicb. zu characterisiren. Zwischen der Schmitsdorfer Sägemühle und der Oeffnung des Blitzen-Grundes gewahrt man, an der rechten Seite des Thals, in einigen Felsen zu Tage liegend M a n d e l s t e i n , dessen Grundmasse von lichtgraulich rother Farbe und unebenem mattem Bruch. Die Wände der länglich runden Blasenräume erscheinen gewöhnlich mit feinen •weilsen Quarzkrystallen besetzt, und diese bedeckt oft ein zarter Anflug von schwarzem Eisenoxydul. Hr. v . B u c h fand in den Drusen kleine Tafeln von Schwerspath, auf dem Quarz aufsitzend *). Ein ähnlicher M a n d e l s t e i n mit gelben Quarzkrystallen kommt oberhalb des Fuchs•winkels vor. Ein braunrother M a n d e l s t e i n mit kleinen, durch weifsen K a l k s p a t h oder G r ü n e r d e erfüllten Oeifnungen, liegt südlich der mittelsten Sägemühle von Gerbersdorf ; ein eben dergleichen mit einzelnen Mandeln von Speckstein, am Ziegenrücken östlich Conradswalde u. a. IU. Der röthlich und bräunlich graue P o r p h y r i t des Storchberges enthält bisweilen schmale Trümmer und Adern von B r a u n - oder K a l k s p a t h . 63. Jenseits der bereits erwähnten Zunge von r o them Sandstein erhebt sich der P o r p h y r i t wieder an dem steilen und hufeisenförmig gebogenen Kamm des Buchberges empor, welcher über den Grenzberg nach den *) Beobachtungen auf Reisen etc. I, S. 60.

316 obersten Häusern v,on Rheimswalde fortläuft. Öestlich des Thaies, in dem sich dies Dorf in einzelnen Häusern herabschlängelt, sehen wir den langgezogenen Zuckerberg sich weiterhin mit dem scharfen Rücken des Langenberges in Verbindung setzen, und verfolgen diesen mit a b nehmender Höhe bis nach dem, mit den Ruinen des alten Hornschlosses gekrönten F e l s e n ; aber von hier nordöstlich endet der Forphyrit in einer ziemlich scharfen Spitze. Südlich des verfolgten Hauptzuges der Höhen setzt dies Gestein — den Schindel-, Löffel- und mehrere andere Berge bildend, und von vielen tiefen Gründen und Schluchten zerschnitten — nach dem Thale oberhalb Dreiwasser h e r a b , erhebt sich aber jenseits noch einmal zu der hier ungemein schroffen Goldlehne, und erreicht an dem südlichen weit sanfteren Gehänge das Freudenhurger T h a l . I n diesem ganzen T e r r a i n , welches zu den steilsten Parthien des ganzen Porphyrgebirges gehört, finden wir den Forphyrit in allen den bereits angeführten Farben, am gewöhnlichsten braunroth, oder grünlich grau inslauchgrüoe und rabenschwarze übergehend, wie z . B . a m Z u k kerberge etc. Der Bruch ist feinkörnig und schimmernd, nur ausnahmsweise hie und da einmal uneben und matt. Ausgezeichneter, oft einer Schlacke ähnlicher M a n d e l s t e i n mit röthlich grauer Grundmasse, und mit einer Auslallung der Drusen - Oeffnungen durch wasserhelle K a l k spathkrystalle, kommt auf dem westlichen Theile der Goldlehne, unweit der Grenze mit dem Porphyr, zum Vorschein. E i n a n d e r e r M a n d e l s t e i n von braunrother Hauptmasse, mit Poren, die meist nur brauner Eisenokk e r erfüllt, liegt bei den niedrigsten Häusern von Freudenburg. 6 4 . A n die Betrachtung der ,eben erwähnten Porpliyritmasse, schliefseu wir hier die Schilderung einiger Porphyre a n , um den nachherigen Verfolg des langge-

317 dehnten Zuges von Thonporphyr zwischen Conradswalde und (Böhmisch) Hermsdorf nicht zu unterbrechen. Unter die gröfsten Höhen dieses Gebirges gehört der etwas gedehnte Kamm des Heidelberges bei den obersten Häusern von Rheimswalde, der selbst den Buch-, Zucker- und Storchberg an Höhe übertrifft. Er besteht aus einem dünnschalig abgesonderten F e l d s t e i n - P o r p h y r von röthlich und bräunlich grauer Farbe, mit nur äufserst wenigen Feldspathkrystallen, und w o diese ganz fehlen, steht er dem Porphyrit sehr nahe, doch ohne völlig darin überzugehen. — An den Heidelberg lehnt sich von "Westen her das Dürre Gebirge an, dessen lang gedehnte Koppe sich sehr steil in den Freudengrund abstürzt, und hier einen nackten Felsen von braunr othem P o r p h y r i t — den Rothen Stein — sehen läfst.. Der Porphyr zeigt als Grundraasse einen sehr festen T h o ns t e i n , der zum Theil in wahren F e l d s t e i n übergeht. Seine Farbe ist vorwaltend ein lichtes Grauroth, seltener röthlich weifs, oft auch gefleckt. Aufser höchst sparsamen und sehr kleinen Krystallen von rauchgrauen Quarz und weifsem Feldspath, enthält das Gestein an einigen Stellen ziemlich grofse längliche OelTnungen, die entweder leer oder mit kleines Quarz-Säulen besetzt sind. Dieser feste T h o n s t e i n - und F e l d s t e i n p o r p h y r , bald mit bald ohne Blasenräume, meist fast ohne Einmengung von Feldspath- und Quarzkrystallen, bildet mit unerheblichen Farbennüancen auch noch den kleinen, aber höchst spitzen Kegel des Scbörligberges und die mächtige Masse des Hohen Gebirges, dessen Gehänge mit seltner Steilheit in das breite Thal zwischen Büttnersgrund und Gerbersdorf einschieben, und durch eine Menge tief eingefurchter Schluchten zerschnitten erscheinen. Zuweilen, doch immer nur untergeordnet, zeigt das Gestein eine Annäherung zum P o r p h y r i t , besonders am Hohen Gebirge. Der Kamin des Schindelberges, auf d mit inliegenden Krystallen von glasigem Feldspath und rundlichen bis Zoll grofsen Parthien von milchweifsem Quarz, Und scheint dicht an der Grenze des Glimmerschiefers zu liegen. 73. Die mächtigste von allen einzelnen P o r p h y r m a s s e n ist unstreitig diejenige des Hochwaldes, — K e gelförmig erhebt sich im Norden, mit einem gleichförmigen Gehänge von 25—30 Grad, der schöne Berg zu seiner gröfsten H ö h e , Welche die benachbarten flachen Erhebungen des FlÖtzgebirges um mehr als 1000 Fufs unter sich läfst. Südlich theilt sich der breite Kamm, mit all-

338 mälig abnehmendem Niveau, in zwei Bergzüge, zwischen denen das Kohlauer Thal in Schlangenlinien herabläuft. In demjenigen zur Rechten unterscheiden wir noch den Steinberg, sehen ihn von hier fast die Hälfte seiner Höhe verlieren, und am Hütten- und Mohrenberge ziemlich steil enden. — Nicht so verhält sich der östliche, ungleich längere Höhenzug. Der dem Hochwalde zunächst lieg e n d e Kuhberg behauptet, in der Form eines langen K a m mes, noch ein ansehnliches Niveau, dann folgen die Koppenreihen des Winklerberges, an welche sich weiter südlich der Schäferberg und die kleinen Kegel zur Rechten, der von Gottesberg nach Waldenburg führenden Strafse anschiiefsen. Im Westen dieses Zuges erheben sich aus dessen Seitenarmen einige kleinere Berge, der Fingerberg bei den obersten Häusern von Kohlau , der Plautzenberg zwischen diesem Dorfe und der Stadt Gottesberg u. s. f. Den östlichen Theil des Hochwaldes, so wie den Kuh-, Winkler- und Fingerberg, bildet ein oft in Feidspathporphyr übergehender T h o n s t e i n p o r p h y r «von graurother oder isabellgelber Farbe. In grofser Anzahl sind demselben graulich oder gelblich weifse Feldspalh-, 6ehr selten, rauchgraue Quarzkrystalle beigemengt; zuweilen enthält er tomback braunen Glimmer in kleinen Tafeln, öfter lauchgrüne Hornblende in dünnen und langen Säulen, besonders der gelbe. Die Feldspathkrystalle sind oft ganz verwittert, und den durch sie erfüllt gewesenen Raum nimmt jetzt ein nelkenbrauner Eisenocker ein. Der S t e i n - oder steinigte Berg besteht aus einem recht ausgezeichneten F e l d s t e i n von blaugrauer Farbe und grobsplittrigem Bruch, mit sparsamen Feldspathkrystallen und dunkelbraunen Glimmerblättchen. Von hier nach dem Hüttenberge , herab findet sich gelblich- und graulich-rother T h o n s t e i n p o r p h y r mit eckigen Poren und sehr wenigem Feldspath und Glimmer. Streifen

339 von dunklerer mehr brauner Farbe durchziehen denselben in mannigfaltigen concentrischen Richtungen. Am Schäferberge und an den ihm südlich belegenen Koppen kommt ein sehr verwitterter, röthlich auch isabellgelber T h o n s t e i n p o r p h y r vor, welcher Farthien von gelblich braunem Eisenocker und wenig Feldspathkrystalle einschliefst. A m Mohren - und Hüttenberge, und eben so am Plautzenberge, finden wir die Grundmasse meist gelblich w e i f s ; tlieils ein ins erdige "übergehender T h o n s t e i n , t h e i l s , und zwar öfter, dem F e l d s t e i n nahe stehend, und dann oft grofskörnig abgesondert. Häufig sind ockergelbe Streifen, besonders in der Nähe der unregelinafsigen Absonderüngs^chlechten, darin warzunehmen. Die sehr einzeln eingestreuten Feldspathkrystalle sind m e i stens ganz verwittert. In dem Porpyr dieser drei Berge setzen mehrere e r z f ü h r e n d e G ä n g e a u f , a u f w e i chen in früherer Zeit, und namentlich in den Jahren von 1 5 3 0 bis 1757, ein ergiebiger Bergbau auf Blei und S i l ber umging, dem die Stadt Gottesberg hauptsächlich ihre Entstehung verdankt. S o viel die allen Nachrichten m e l den, hat man 4 verschiedene Gänge gehabt, von denen zwei, unter dem Namen Seegen Gottes und lleich Gottes, längs dem südlichen Gehänge des M o h r e n - und Hüttenberges nach dem Flautzenberge hin fortziehen, mit einem Streichen in Stunde 9 , 2 bis 1 0 , mit 7 2 — 8 0 Grad vom Tage nieder, nordöstlichem, und unter der Sohle des M o r gensterner Stöllns mit südwestlichem Einfallen; während der unter der Stadt Gottesberg durchsetzende Hauptgang in Stunde 2, und dessen Nebengang in Stunde 7 , 4 streicht. Die Gangmasse war gröfstentheils derber Schwerspath, auch ein eisenschüssiger Quarz und ockriger L e t ten, in denen die einbrechenden E r z e : Bleiglanz, Fahlerz und B l e n d e , und wie mehrere alte Nachrichten behaupKarsten Archiv IXI.B. 2. H.

23

340 t e n , auch Welfsgülden und Haarsilher, wohl mehr nur eingesprengt als derb, vorgekommen 6ein mögen. Dafs der Bergbau, besonders in seiner Blüthezeit kurz vor dem 30jälirigea Kriege, nicht unergiebig gewesen sei, darüber stimmen nicht allein alle auf uns gekommenen Nachrichten überein, sondern es beweisen dies auch die mit Hülfe von Künsten geführten Tiefbaue, welche auf der Segen Gottes bis auf 50Lachter unter dem dortigen, und auf der Wags mit Gott bis zu 26 Lachter Teufe unter dem L ä s s i g e r Stölln, der auf der Südwestseite der Sladt angesetzt ist, niedergehen sollen. Der Reichensteiner Stölln, unweit der Charlotte-Steinkohlengrub« angesetzt, und 12 Lachter unter dem Lassiger einbringend, sollte den in steter Wassernoth befindlichen Tiefbauer» der W a g s mit Gott zu Hülfe kommen; derselbe ist aber nur auf 254 Lachter Länge fortgetrieben, und würde bis in jene Bauä noch 235 Lachter ins Feld zu bringen gewesen sein. Dieser Stollnbetrieb, ein heroisches Unternehmen für jene Zeiten, beweist mehr wie alles andere, dafs die W a g s mit Gott edle und reiche Geschicke im Anbruch gehabt hat. Zu Anfang dieses Jahrhunderts trieb man versuchsweise auf einem Gegentrum des Segen- und Reich-Gottes, am Plautzenberge in südostlicher Richtung, den Morgenstern-Stolln 125 Lachter weit fort, und traf damit einen 30 — 40 Zoll starken Schwerspath, der kein Erz einschlofs. Merkwürdig ist aber der Umstand , dafs sich der Porphyr zu beiden Seiten des Ganges, auf einer untersuchten Stelle sogar über 2$ Lachter w e i t , in einem völlig aufgelösten Zustand befand, und dafs dieses zertrümmerte Gestein nach allen Richtungen von \ — 1 Zoll mächtigen Klüften durchkreuzt getroffen w u r d e , welche viel braune Blende mit etwas Bleiglanz in mürben Schwerspath führten, so w i e , dafs die Richtimg einer tief eingefurchten Schlucht — der einzigen

341 dieser Art am PJautzenberge — mit dem Streichen de» Ganges c o r r e s p o n d i s *). Noch haben wir hier eines Vorkommens an der Ostseite des Schäferberges zu erwähnen, welches in einem Steinbruch an der Gottesberg - Waldenburger-Strafse am vollkommensten zu Tage liegt. In dem sonderbaren Gestein herrscht eine rabenschwarze H o r n b l e n d e von meist auffallend geringem Glanz, im kleinkörnigen Gemenge mit dunkel fleischrothem F e l d s p a t h , verschieden farbigem G l i m m e r und äufserst wenigem Q u a r z . Zuweilen findet man darin kuglich- schalig abgesonderte Massen, die einen sehr dichten Kern einfassen, in welchem die Bestandllieiie bis zum Unkenntlichwerden in einander veriliefsen. In einer derselben kam einmal ein recht deutliches kleines Octaeder \ o u M a g n e t e i s e n s t e i n vor. Zunächst unter der Dammerde sieht man das Ganze aufgelöst, wobei der Feldspath erdig und die Hornblende völlig matt erscheint. Dieses Gestein, dem wir im untersuchten Bezirk kein ähnliches an die Seite zu stellen wissen, dürfte mit dein Kamen S y e n i t p o r p h y r zu belegen sein. Man nahm früher a n , dafs es grade auf der Grenze des Porphyrs mit dem Steinkohlengebirge liege ; allein das Aufwerfen eines Grabens an der Chausséê hat gelehrt, dafs es von der Masse des Schäferberges durch einen über 20 Lachter breiten Streifen von grobkörnigem Sandstein getrennt wird, mithin ganz isolirt den kaum 100 Lachter langen, aus Süden nach Norden streichenden und nicht mehr als 10 Lachter breiten Rücken bildet, in welchem es in wenigen unbedeutenden Felsen hervortritt. Merkwürdig ist das Vorkommen einiger seigeren Klüfte in dem Gestein selbst, welche ein grobes G o n g l o m e r a t , und zwar Quarzkiesel durch *) S c h u l z e , in L e o n h . Taichenbuch 6ter Jahrg. S. 48. 23*

34:2 dichte Porpliyrmass® verbunden, in 8—10 ZoÄ Mächtigkeit sehen lassen. 74. Der Hochberg, von Fe ld st-eins steht, von feinkörnig unebnem, oft schon beinahe ebnem Bruch, und graulich, grünlich oder gelblich weifser Farbe. Der dichteste ist an den Kanten schwach durchscheinend ; selten gewahrt man in der äufserst homogenen Masse einen einzelnen fleiselirothen Feldspathkrystall. Bemerkenswerth finden wir die ungemein vollkommene d ü n n p l a t t e n f ö r m i g e Z e r k l ü f t u n g des Gesteins, meist in kaum J — 1 Zoll starken Bänken, doch ohne irgend einen Grund sie für Schichtung anzuerkennen, wie aus dein Wechsel der Einfallungsrichtungen auf oft -nur wenig entfernten Stellen hervorgeht. Vielmehr haben •wir die Beobachtung gemacht, dafs die Porphyrbänke um so dünnschiefriger erscheinen, je näher sie unter der Dammerde liegen, und so dürfte es keinem Zweifel unterliegen, dafs dieser wie jeder anderen Zerspaltung «ine Volumen-Veränderung zum Grunde liegt. Die ziemlich ebenen Absonderungsflächen sind gewöhnlich mit Dendriten von Manganoxydul bedeckt. Zwischen dem Schlofshofe von Schwarzwalde und demjenigen von Alt-Lässig, dehnt sich aus Nordwesten nach Südosten ein langer Porphyrzug aus. Er bildet zuerst den kleinen und flachen Hügel des Hirschberges, hebt

MS siclr dann zu dem scharfen und' schmalen , aber ziemlich steilen Rücken des. Wäldchenberges herauf, und senkt sich sanft in dag Rothenbacher T h a l , um jenseil» desto plötzlicher zu dem Gipfel des Sommerberges in die Höh« zu steigen, weiter hin noch-einen langen Kamm, einen kleinen Kegel und endlich d$n unbedeutenden Lässiger Schlafsberg zu bilden, w o sich die Masse eben so scharf auskeilt, als-sie bei Schwarzwalde anfing. Die Lauge beträgt 2300 Lachter oder beinahe \ Meilen, die Breite wechselt zwischen 100 und 200 Lachter. Den nordwestlichen Theil des Wäldchenberges bildet ein sehr fester F e l d s t e i n p o r p h y r von isahellgelber, rÜthlich oder bläulich grauer, oft auch schmutzig grüner Farbe mit vielen rüthlich und gelblich weifseu Eeldspathkrystallen, und einem noch grüfseru Reichthum An dünnen Säulchen von lauchgrüner Hornblende, w i e besonders in dem grünlich grauen Porphyr des Hirschberges.. Selten sind kleine Blättchen, von touibackbraunein Glimmer; Quarz haben w i r darin nicht bemerkt. Das isabellgelbe Gestein hat zuweilen einen mehr körnigen Bruch und eine geringere Härte, so dafs es einen Uebergang in F e l d s p a t h p o r p h y r vorstellt. Andererseits verläuft sich der röthlich graue Porphyr in einen dünnen, plattenförmig abgesonderten Thons t e i n p o r p h y r von gleicher Farbe, welcher einen Theil des Wäldchenberges , den Sommer - und Alt - Lässiger Schlofsberg eonstituirt. Dabei verschwinden die Hornblendekrystalle,. und der Feldspath kommt auch nur selten in Krystallen vor,. sondern bildet, in feinkörnig blättrig derber Gestalt, grössere und kleinere rundliche Farthien, welche häufig einzelne dunkelgrüne Glimmertafeln eiuschliefsen. Die Absonderiuigsfläcken bedeckt oft ein zarter Anflug von Manganoxydul. Der Blitzeaberg bei Fellhammer besteht aus zwei spitzen, nur 100 Lachter von einander entfernten Kop-

344 pen, unter denen die nördliche die etwas höhere. Das Vorkommen des Porphyrs dehnt sich aber von hier in nördlicher Richtung noch weiter a u s , als es das sanfte Aeufsere des Terrains im ersten Augenblick vermuthen läfst. Doch Gaden wir bei genauer Beobachtung, wenn auch im verjüugten Maafsstabe, das charakteristische G e präge des Porphyrs in einigen kleinen Spitzbergen zur Hechten und Linken der nach Gottesberg führenden Strafse, und in einer gegen den Breitenberg hin belegenen Iiopne deutlich ausgedrückt, und bergmännische V e r sucharbeiten haben die Verbreitung 'noch näher kennen gelehrt, wonach der Porphyr fast den südlichen Fufs des Schäferberges erreicht, sich aber mit diesem wohl nicht Völlig in Verbindung setzt. Die ganze Parthie bildet vorherrschend ein blafsileischrother oder mehr gelber T h o n s t e i n p o r p h y r , mit bräunlichen concentrischen Streifen, feinen eckigen Poren und sehr sparsamen Feldspathkrystallen. An der Westseile des blitzenberges kommt aufserdein ein graulich und gelblich rotber F e 1 ds p a t h p o r p h y r zum Vorschein; ausgezeichnet durch det>-Einschlufs sehr irischer Tafeln von tombackbraunem Glimmer und langer und dünner Säulen von Jauchgrüner Hornblende. Der erst besch-riebeüe T h o n p o r p h y r bildet auch die südöstliche Koppe des Blitzenberges, und die von diesem durch Kohlen-Sandstein getrennte kleine runde Koppe. 7 5 . B e i den obersten Häusern von Dittersbach, z w i schen dein dortigen Thale und demjenigen von Neu-Hayn, bemerken wir im Hangenden der E r n e s t i n e - G r u b e , auf dem sogenannten Hahnberge, einen K a m m von Porphyr, mit nordöstlich sehr steilem Rande, und eine Reihe kleiner Vorsprünge, die sich von ihm südlich in das Thal, bei dem Niederende des Dorfes A l t - H a y n , herabziehen; jenseits desselben sieht mau aber das Gestein noch einmal hervortreten. E s ist ein röthlich grauer bis schmutzig

345 larendelblauer fesler T h o n s t e i n ,

mit

sparsam eiuge-

mengten, kleinen fauch grauen Quarz- und blafsfleischrotlien Feldspathkrystallen. Ein

sonderbares P o r p Ii y r - C o u g I o m e r a t

bildet

den, w e n n gleich nicht h o h e n , aber doch sehr schroffen K e g e l des Neuhauser Schlofsberges, dessen spitzer Gipfel k a u m Platz genug darbot, u m auf iiiin eine Burg zu e r richten ,

deren K u i n e

noch

heut

seinen Scheitel ziert.

Der südliche, dem S c h w a r z e n Grunde zugewendete A b fall, zeigt mehr kahle F e l s e n w ä n d e .

D a s Gestein ist eine

Vereinigung von groben bis kleinen runden Quarzkieseln von grauer oder weifser F a r b e , inil kleinen eckigen H ö r nern von weifsem und Thonsteinartiges',

fleisehrothem

Feldspath, durch ein

doch nur sehr sparsames B i n d e m i t t e l ;

ferner findet m a n darin eckige Stücken von

berggrünem

Thonstein, und als das merkwürdigste, kleine F r a g m e n t e von wahrer S t e i n k o h l e , die sich in frischen E x e m p l a r e n durch die F a r b e , läfst.

den G l a n z ,

Härle

b e s t i m m t erkennen

Durch Auswittern des Feldspaths entstehen in dein

Gestein, w o es der L u f t ausgesetzt, eckige mit braunem Eisenocker angefüllte Poren. D e r M ü h l b e r g , eine flache A n h ö h e bei " O b e r - W a l denburg, zwischen dem Dittersbacher und dem von N e u Hayn herabkommenden T h a l e , zeigt einen graulich oder weifslich

gelben,

porphyr Foren,

auch

lichtlleischrothen

mit theils l e e r e n ,

als

Folge

der

Thonstein-

theils mit Ocker erfüllten

verwitterten

Feldspathkrystalle,

w e l c h e selten noch sichtbar sind. A n einigen Stellen wird das Gestein von graulich schwarzen

Feldstein-Adern

zellenförmig durchzogen, w e l c h e selbst noch Feldspathkrystalle äufsere F o r m

enthalten.

bezeichnet,

westlich am D i e n e r b e r g e ,

fleischrothe

E b e n so w e n i g durch die

findet

sich derselbe

Porphyr

jenseits de9 T h a i e s ,

wieder,

doch ohne dafs man mit B e s t i m m t h e i t entscheiden könnte, ob beide Parthien

i m unmittelbaren Zusammenhang ste-

346 h e n , weil das flache und ziemlich breite T h a l kein G e stein sehen läfst. V o m Mühlberge scheint in südlicher Richtung der Porphyr in einer Art Zunge bis nach der Dittersbacher Bleiche verbreilet zu sein, wo ein Versuch zur Ermittelung seiner Lagerungs-Verbältnisse ausgeführt wurde. E s kann aber auch sein, dafs dieser Punkt w i e der eine besondere Koppe ausmacht. 7 6 . Die reichste Erndte an Beobachtungen über die Lagerungs - und Entstehungsart des Porphyrs bietet der Gleisberg und dessen Umgebung der geognostischen F o r schung dar; doch wollen wir, der gemachten Äbtheilung t r e u , hier vorerst nur die Verbreitung und die äufseren Formen, so w i e die Textur-Verhältnisse jener Masse betrachten. V o n dem eben nicht besonders hohen und w e nig steilen R e g e l des Geisberges, läuft in genau südlicher Richtung ein etwas niedriger K a m m nach einem Steinbruch, jenseits welchem, aus dem Thale der sogenannten Aue bei Waldenburg, eine Schlucht heraufkommt, und hinter dieser scheint der Porphyr noch eine kleine unbedeutende Koppe zu bilden, mit welcher dieser Zug seine Endschaft erreicht. Eine z w e i t e , aber theils nur w e n i g , theils gar nicht in der äufsern Form angedeutete Z u n g e , entfernt sich vom Nordostabiall des Berges, und wendet sich nach der Theresien-Grube bei Ober-Altwasser, anfangs sehr schmal, an ihrem Endpunkte aber w i e der 1 0 0 Lachler breit, und in dieser Breite plötzlich aufhörend. Nur einige kleine Koppen heben sich, an dem Fufssteige der Louise-Augusle-Grube nach Altwasser, aus dieser gegen 7 0 0 L a c h t e r langen Zunge hervor. Ob derselbe wirklich von dem Porphyr des Gleisberges nicht durch einen vielleicht schmalen Streifen von Flötzgebirge getrennt wird, müssen wir dahin gestellt sein lassen, indem wir b e m e r k e n , dafs überhaupt, bei einem Mangel an Aufschlufs, in Erwägung des Lagerungs - Charakters der Porphyrmassen, das isolirte Auftreten in den meisten

347 Fällen mebr Wahrscheinlichkeit für sich hat, als die Verbindung zu lang gedehnten Zügen *). Dafs und auf welche Art in dem südlichen Kamme der Porphyr eine Unterbrechung erleidet, davon werden wir weiter unten ausführlicher handeln. Die Grundmasse des Gleisberger Porphyrs ist ein ziemlich fester T h o n s t e i n , halbhart gegen das harte und dem Feldstein sich nähernd; ihre Farbe herrschend fleischroth, einerseits ins gelbe, andererseits ins dunkelbraunrothe nüaucirend, und zwar theils in einander verlaufend, theils in Streifen und Flecken wechselnd. Selten sieht man darin einen noch frischen Feldspathkrystall, die meisten sind ausgewittert und ihre Stellen durch gelben Eisenocker eingenommen; nur sehr selten kommen kleine Krystalle von rauchgrauem Quarz zum Vorschein. Ferner bemerkt man in schmalen T r ü m m e r n , öfter aber eingesprengt, einen dichten, ins erdige übergehenden Rotheisenstein, und es ist zu bemerken, dafs besonders da, w o die Grundmasse dunkler w i r d , dieselbe an der Berührung mit diesen Parthien eine lichtere Farbe zeigt, woraus zu folgen scheint, dafs der in den meisten Porphyrgesteinen bemerkbare Gehalt an Eisenoxyd, sich hier an einzelnen Punkten zu ßotheisenstein zusammenzog. Nur sparsam bemerkt man aufserdem dunkel graulich schwarzen Quarz (Hornstein) in dünnen gewundenen Adern, von gelbem Eisenocker begleitet. — Noch haben wir hier eines besondern Fossils zu gedenken, welches sich auf den Klüften des Porphyrs dick angellogen, und in kleinen dünnen Schalen voründet. Es ähnelt dem festen S t e i n m a r k , mit einer Annäherung zum Halbopal. Seine Farbe ist milchweifs, weich, kaum gegen das sehr *) Auf der Karte sahen w i r uns genöthigt, einzelne kleine K o p pen oft in Verbindung zu zeichnen, weil der Maafsstab zu klein, um ihre getrennte Lage gehörig anschaulich zumachen.

348 weiche, von ebenem, im Grofseu etwas flachmuschlichem Bruch, k a u m e t w a s schimmernd, wenig milde, stark an den Kanten durchscheinend bis durchscheinend, im Strich matt, etwas an der Zunge hängend. In der Spitze des nach Süden auslaufenden Zuges findet man, entblöfst durch einen Steinbruch, in dem Porphyr halbkugliche Massen von Sandstein mit mehr als 1 Lachter Durchmesser, -worauf w i r später zurückkommen •werden. Die gegen Südwesten auslaufende Zunge zeigt ebenfalls einen blaisrothen T h o n s t e i n p o r p h y r mit wenigen Feldspathkrystallen. Mit dem tiefen F r i e d r i c h - W i l h e l m s - S t ö l l n bei Altwasser wurde im Hangenden der Steinkohlengrube Goldne Sonne, auf eine Länge von 22Lachtern, ein fester T h o n s t e i n p o r p h y r überfahren, mit einzelnen Parthien von Forphyr-Conglomerat. Vielleicht hängt diese Masse mit derjenigen des Geisberges zusammen, aber über Tage ist k e i n e Verbindung warzunehmen, und auch der durchörterte Porphyr giebt sich nicht an der Oberfläche zu erkennen. 77. Der Stollen der Weifsig - Grube bei Ober-Altw a s s e r steht auf eine Länge von 30 Lachtern, zwischen dem ersten Lichtloch und dem Weifsig-Schacht, im blafsbräunlich rothen T h o n s t e i n p o r p h y r mit sparsamen Feldspath- und Quarzkrystallen. In etwa 120 Lachter südlicher Entfernung ist über Tage derselbe Porphyr durch Schürfarbeiten entblöfst w o r d e n , aber seine Grundmasse erscheint mehr F e l d s t e i n a r t i g , und auf den Ivlüften führt er das bereits oben beschriebene milchweifse, Speckstein ähnliche Fossil. Sein Auftreten finden w i r hier auch in der äufseren Form durch eine kleine Koppe angedeutet, und da sich e i n , auf der Westseite ziemlich steiler K a m m , noch etwas weiter südlich fortzieht: so dürfte zu vermulhen sein , dafs dieser Porphyr mit dem auf der L a u r a - G r u b e angetroffenen, lichtbräunlich oder

349 fleischrothen T h o n s t e i n - und F e 1 d s t e in p o r p l i y r , im Zusammenhang stehe, und dafs er von hier bis nach dem Steinbruch an der Waldenburg - Charlottenbrunner Strafse, -wo der W e g nach der Rothen Höhe sich von ihr trennt, fortsetzt. Er wird aber nicht durch ein Hervortreten aus dem dortigen hohen Plateau angedeutet. Minder wahrscheinlich ist eine Verbindung dieses Porphyrs mit demjenigen, welcher an dem steilen Rande bei der Sagemühle zu O b e r - A l t w a s s e r zum Vorschein kommt und wohl eipe isolirte kleine Masse bildet, deren Gestein mit dem auf dem W e i f s i g - S t ö l l n iiberfahrenen ziemlich, übereinstimmt. Zwisohen dem letzten Tunkt und dem Dorfe Bärengrund bemerkt m a n , unweit des Fufssteges von Waldenburg nach Reuisendorf, auch noch eine kleine flache Koppe, deren blafsrother Thonsteinporphyr an der Peripherie von Porphyr-Conglomerat begleitet wird, doch nur wenig entblöfst erscheint. Auf der Cäsar-, so w i e auf der Alten und Neuen Gnade-Gottes-Grube, ist auf 7 verschiedenen Punkten ein abwechselnd rother und gelber Tlionsteinporphyr angefahren worden, dessen Lagerungsart gegen das Steinkohlengebirge viele lehrreiche Beobachtungen machen liefs. Im Zwicker T h a l e , südlich Reufsendorf, liegt, zur Linken derStrafse, ein Steinbruch in einem bräunlich rothen, sehr festen T h o n s t e i n p o r p h y r , mit sparsamen Feldäpath- und Quarzkrystallen. Gegen Süden wurde derselbe mit einem Querschlage der Hubert-Grube angehauen, und nördlich kennt man ihn im Stollen der Neuen G n a d e - G o t t e s - G r u b e . Auch im Hangenden der erstgenannten Grube lagert wieder Porphyr, und man kann denselben von hier in einer schmalen Zunge, doch wahrscheinlich nicht ohne mehrfache Unterbrechungen, bis nach dem Neukretscham unweit Charlottenbrunn verfolgen. Diese Masse zeigt sich in ihrer Breite sehr ver-

350 schieden, und schliefst sich einigemal ganz an den ©neu» an, ohne durch das Tagegebirge angedeutet zu sein. Im eigentümlichen äufseren Gepräge sehen wir den: Porphyr wieder einmal aiu Scholzenberge, zwischen Sleingrund und Charlottenbrunn, hervortreten, in Gestalt eines spitzen, die flache Umgebung um etwa 100 Fufs unter sich lassenden Kegels; gegen Süden sich aber in ein nach Sophienau herabschlängelndes Thal verlaufend. Das Gestein ist meist P o r p h y r - C o n g l o m e r a t ; nur auf dem Gipfel kommt reiner Porphyr zum Vorschein, und e w a r ein graurother Feldstein, mit mehr rauchgrauen Quarz- als weifsen Feldspathkrystallen. Oft bemerkt man darin einzelne bis Zoll grofse rundliche Parthien von weissem oder blafsgrauem Quarz, die zuweilen mit der Umgebung so fest verwachsen und gleichsam verflossen erscheinen, dafs man sie kaum für Geschiebe, sondern mehr für Concretionen eines Ueberflusses an Kieselerde halten inügte. Entschiedener zeigt sich das wirkliche Conglomeratartige an den Gehängen des Berges, denn hier finden sich in der obigen Masse wahre Quarzkiesel und Porphyr-Fragmente, nebst eckigen Körnern von fleischrothem Feldspath ein. Aus dem ziemlich breiten Thale, in welchem die Häuser des Dorfes Lehmwasser zerstreut umherliegen, erhebt sich, Angesichts der mächtigen Masse des Dürren Berges, der scharfe kaum 100 Fufs hohe Kegel des Spitzberges. Seine Masse ist ein blafsrother F e l d s t e i n , mit rauchgrauen Quarz- und zu einer weifsen Erde verwitterten Feldspathkrystallen; oft durchziehen diesen Porphyr röthlich gelbe und weifse, auch braunrothe Streifen in concentrisch krummen Wellenlinien. 78. An der wenig erhabenen, durch das grofse TannIiauser Scblofs ausgezeichneten Auhöhe, läfst sich ein lichtziegelrother T h o n s t e i n p o r p h y r sehen, der mit dem Gneus in unmittelbarer Berührung steht. In dem

351 Wege, welcher gegen Osten vom SchWse lierabläaff, hrmerkt man darin einen mehr als Lachter mächtigen S c h w e r s p a t h g a n g mit vielem Rotheisenrahm und Eisenglimmer, theils derb und eingesprengt, theils auf Klüften und Drusen. Der Teich wald heilst jene auf ihrem Gipfel ziemlich breite Koppe, welche in der Verlängerung des von dem Sandgebirge nach Osten fortlaufenden Höhenkammes liegt, und in das Thal der Weistritz bei Ober-Tannhausea ziemlich steil einstürzt. Einen eben solchen Abfall zeigt sie gegen das Bette der Rheimsbach, die sich weiterhin Südlich hebt sich der bald mit der Weistritz vereint. Porphyr am sogenannten Silberwalde wieder hervor, doch ohne die vorig« Höhe oder einige Steilheit zu gewinnen, und in dem kleinen Thale, welches zwischen der Rheimsbach und dem Lomnitzer Thale liegt, findet man ihn schon nicht mehr. Die Grundinasse bildet ein theils graulich rother, theils lichtblaulich grauer sehr fester T h o n s t e i n , der an der Grenze des F e l d s t e i n s steht. Eingemengt sind blafsrother Feldspath und wasserheller Quarz in kleinen Krystallen. Der bläulich graue enthält länglich sechsseitige Tafeln von lauchgrünem und grauem Glimmer, und eine Menge feiner mit nelkenbraunem Eisenoxyd erfüllte Toren. Sehr bezeichnend für diesen Porphyr ist die äusserst vollkommen s ä u l e n f ö r m i g e Z e r k l ü f t u n g , welche einige Steinbrüche am rechten Ufer der Rheimsbach entblöfst haben. Die drei-, fünf-, besonders aber vierseitigen, theils parallelepipedischen, theils rhomboidalen Säulen, sind von verschiedener Stärke, doch nicht über 10 Zoll und nicht unter 1 Zoll; sie stehen beinahe seiger und sind in sehr verschiedener Höhe gegliedert. An dem nördlichen Gehänge des Berges kommen B r e c c i e n - G e s t e i n e zum Vorschein, die aber schon dem anliegenden Steinkohlengebirge zugehören. An den steilen, der Weistritz zugekehrten Rändern des

352 Porphyrs, tritt schon der Gneus hervor, und es unterliegt keinem Zweifel, dafs beide Massen in unmittelbarer B e rührung stehen. A m rechten Ufer der Rheimsbach, bei dem W e h r e der Donnerauer Scbolzentnühle, bemerkt man eine nicht mehr als 2 Lachler breite und 4 L a c h t e r lange entblöfste M a s s e , von einem gelblich und graulich weifgen F e l d s t e i n p o r p h y r mit inliegenden gleichfarbigen Feldspathkrystallen. Er scheint auch die ob z w a r k l e i n e , aber ziemlich steile Koppe, südlich dieses Punktes, zu constituiren, und steht damit vielleicht im Zusammenhang. Seine Umgebung ist Steinkohlen-Sandstein. Zur Linken des Wüste-Giersdarfer Thaies, und zwar unfern des Punktes , w o die Weistritz den Lomnitzer Dorfbach aufnimmt, liegt an der Grenze des, den steilen Thalrand bildenden "Gneuses, doch wahrscheinlich von diesem durch einen schmalen Streifen Kohlengebirge geschieden, eine kleine Porphyrparlhie, welche sich nicht über das Niveau der flachen Umgebung hervorhebt, und nur durch einen Steinbruch aufgeschlossen zu Tage liegt. W i r haben hier einen dunkel fleischrothen, auch weifslich rothen F e l d s t e i n p o r p h y r , mit sparsamen K r y slallen von Quarz und Feldspath, aber vielen mit sehr frischem gelbem Eisenocker erfüllten Poren. Das Gestein ist ziemlich regelmäfsig in mächtige Bänke zerklüftet. Indem w i r von hier auf dem schmalen Streifen des Steinkohlengebirges gegen Südosten fortgehen, stofsen w i r erst wieder, ungefähr 200 Lachter hinter dem Dorfe Rudolphswalde, auf eine etwa 200 Lachter lange und bis 120 Lachler breite, im Aeufsern nur schwach marquirle Parthie von einem lichtziegelrothen T h o n s t e i n p o r p h y r mit wenigen Feldspaihkrystallen von graulich w e i fser Farbe. Zwischen den beiden Thälern, von denen in einem das Dorf Eule und in dem andern Alt-Mölke l i e g t , hebt

353 sich ein ziemlich steiler und hoher Ivamrn h e r v o r ; er erscheint hufeisenförmig gebogen, und sendet mit alhnäligem Verlust an Höhe z w e i A r m e nach dem L u d w i g s dorfer Thale hinaus, zwischen denen sich das Dorf Grund in einzelnen Häusern herabschlängelt. Der nordöstliche Eiuhang ist atn gleichförmigsten, und unter 25—30 Grad abgedacht. Auf seinem gedehnten Scheitel linden w i r ein klein- bis grobkörniges P o r p h y r - C o n g 1 o m e r a t , zusammengesetzt aus graulich weifsen Quarzkieseln, e k kigen Stücken von perlgrauem oder ileischrolhem Thonstein und röthlich weifsen Feldspatbkörnern, welche durch einen lichtröthlich grauen Thonstein fest verbunden erscheinen, Das Gestein scheint auf der Grenze zwischen dem Kohlengebirge mit dem rothen Sandstein, der südwestlich bald hervortritt, zu liegen. Eine gleiche Stelle behauptet entschieden die kleine Porphyrkoppe ain sogenannten Thiergarten bei dem K u n zendorfer Oberhofe, die sich über die Thaisohle e t w a 8 0 Fufs erheben mag. Es ist ein dunkel braunrother T h o l i p o r p h y r , ziemlich demjenigen des Hauptzuges ähnlich, mit vielen, bis mehrere Zolle, ja bis Fufs grofsen runden Parthien von lebhaft berggrüner Farbe. Quarz- o d e r F e l d spathkrystalle sind darin nur in sehr geringer Anzahl "warzupehmen. Noch kleiner ist die isolirte Parthie auf der Höhe, südwestlich der Lehdehäuser, unweit Kohldorf. Sie besteht aus einem grauen F e l d s t e i n mit vieleil runden Blasenräumen, erfüllt mit Rotheisenoxyd, theils i m dichten , theils im erdigen Zustande, Es ist u n g e w i f s , ob diese Masse üocli mit dem Steinkohlengebirge in B e r ü h rung steht, oder schon ganz i m Gebiete des rothen S a n d steins liegt, zu dessen Porphyr-Vorkommnissen w i r nunmehr übergehen. 79. Bei Hermsdorf, nördlich Braunau, zieht sich der rothe Sandstein in eine Bucht des Hauptporphyrzuges

354 hinein, und bildet eine sanft gegen Süden geneigte Fläche, in welche die Gewässer nur wenig tief eingeschnitten haben. Um so überraschender ist es, etwa in der Mitte dieser Bucht, ein ringsum ziemlich steil, am steilsten aber in das Hermsdorfer Thal abgedachtes, rundes Plateau zu finden» welches sich über die Thalsohle etwa € 0 — 7 0 Fufs erheben mag. Das Befremdende der Erscheinung wird aber durch die Betrachtung des Gesteins sogleich aufgehoben, denn man erkennt gleich einen graulich rotlien festen T h o n s t e i n p o r p h y r mit einzelnen kleinen Feldspath- und Quarzkrystallen; mit diesem zugleich fanden wir, doch leider! nicht anstehend, und daher ohne dessen eigentliches Vorkommen ermitteln zu können, einen frisch berggrünen F e l d s t e i n , welcher sehr -viel Aehnlichkeit mit N e p h r i t hat, aber im Bruche weniger splittrig, auch weniger hart ist, und durch eine, ob zwar sparsame Einmengung von Feldspathkrystallen, seine Feldspathnatur nicht verläugnet. Auf der entgegengesetzten nordöstlichen Seite des Hauptporphyrzuges erhebt sich aus dem hohen Flateau •von rothem Sandstein, zwischen den Vierhöfen, Königswalde und Ludwigsdorf, eine Masse von dunkelbraunrothem T h o n s t e i n p o r p h y r in einer etwas lang gedehnten , aber besonders gegen das Thal hin am nördlichen Gehänge ausgezeichnet schroffen Koppe, deren Höhe der Erhebung der Forphyrberge zwischen Grenzdorf und Schönau nicht nachsteht. Bei Ebersdorf haben wir zwei isolirte Massen dieser Bildung, , eine gröfsere und eine kleinere. Die erstere scheint mit dem Gabbro in unmittelbarer Berührung zu stehen, doch konnten wir zur Entscheidung derFrage über das gegenseitige Lagerungsverhältnifs keine genügende Entblöfsung antreffen. Ihre gröfste Breite findet man an der nördlich der Kirche liegenden Koppe, auf

355 welcher früher eine W i n d m ü h l e stand. Sie beträgt hier gegen 150 Lachter. Weiterhin bemerkt man erst einen kleinen, nachher aber, jenseits des Schlucht -Einschnitts, einen über 300 Lachter langen, ausnehmend scharfen und besonders a m Ostrande sehr steilen Iiamm> von kaum SO Lachter Breite, welcher sich 300 Lachter "vor dem V o l persdorfer Thale endet. Ein fast reiner T h o n s t e i n von meist rother, aber auch weifser und isabellgelber Farbe ist vorwaltend, mit sparsam eingemengten Quarzund Feldspathkrystallen ; zuweilen finden sich darin runde Flecken von blafsgrüner Farbe, und in unförmlichen Parthien ein Jaspis ähnlicher berggrüner Feldstein. Am W i n d mühlberge geht der rotlie T h o n st e i n in einen ganz besonders harten und spröden F e l d s t e i n von gleicher Farbe über. Auf der entgegengesetzten Seite des Ebersdorfer Thaies beobachtet m a n , in dem W e g e der vom Schlofshofe nach den Kalköfen hinauf führt, einen dunkelbräunlich rothen T h on p o r p h y r mit grünen Parthien. Er liegt wahrscheinlich ganz an der Grenze des Uebergangs-Kalksteins, dürfte aber mit der ersten Masse wohl nicht im Zusammenhang stehen. Aus dem Höhenkamm, welcher von den Gabbrobergen in südlicher Richtung nach dem untern Theile von Rothwaltersdorf und Klein - Eckersdorf fortläuft, erheben sich bei dem Hockenberg-Vorwerke einige kleine ziemlich steile Koppen. Sie bestehen aus einem dunkel oder schwärzlich grünen P o r p h y r i t . Aber aus der feinkörnig schimmernden Masse treten mitunter sehr deutliche Augitkrystalle hervor, und machen das Gestein zu einem wahren A u g i t p o r p h y r , der auf keinem andern Punkte des untersuchten Gebirges so ausgezeichnet vorkommt. Aufserdem findet man hier auch r o t h e n T h o n p o r p h y r , und zwar an der Nordspitze am mächtigsten, in einer Wasserschlucht aufgedeckt. Karsten Archiv III. B, 2. II.

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356 Bräunlich rother T h o n p o r p h y r , zum Theil auch ¡9 einen festeren T h o n s t e i n übergehend, bildet eine Felsen wand in dem Thale der "W'alditz zwischen Neurode und Scharfeneck. In südöstlicher Richtung läfst sich derselbe an dem steilen Gehänge hinauf verfolgen, und setzt, ohne sich im äufseren Ansehn besondera auszuzeichnen, bis in die Nähe von Täuber fort. Hier scheint er durch den Einschnitt des Thaies eine Unterbrechung jju erleiden, um aber jenseits in Gestalt mehrerer kleiner Koppen und steiler Kämme sich bis nach Neubiehnls hinaus zu erstrecken. An manchen Stellen nimmt jener Thonstein eine weifse oder schmutzig gelbe Farbe an. Noch einmal trifft man den rothen T h o n p o r p h y r in dem Thale, welches von ßudelsdorf nach Tunschendori herabkommt, einerseits aber von rolhem Sandstein bald wieder verdeckt, andererseits durch mächtigere Porphyrmassen verdrängt. 80. Der Kirchberg bei Tunschendorf lehnt sich südlich an ein weit gedehntes und hohes Plateau von rothem Sandstein. Ihn sowohl, als einen zur Seile liegenden Bücken, bildet ein graulich schwarzer P o r p h y r i t von feinkörnig unebnem, im Grofsen unvollkommen und flachmuschlichem, fast ganz mattem Bruch. Es ist im ganzen Bezirk keiu Gestein in solchem Grade dein B a salt ähnlich als dieses. Hie und da kommen in ihm einzelne M a n d e l n von weifsem und lichtileischrothein K a l k s p a t h vor. An dem südlich des Kirchberges liegenden Kamm zeigt der P o r p h y r i t eine recht vollkommne k u g l i c h e A b s o n d e r u n g . Die Kugeln erreichen den Durchmesser von einem Fufs, und erscheinen wieder concentrisch schalig abgesondert, dabei haben diese meist sehr dünnen Schalen eine mehr bräunlich schwarze Farbe, und schliefsen einen sehr festen rein

357 schwarzen Kern ein, wogegen die Schalen selbst, so wie die zwischen den Kugeln liegende und diese verbindende Masse, einen weicheren, vielleicht durch Auflösung oder Verwitterung herbeigeführten Zustand beobachten lassen. In den beiden Parthien jenseits des Tunschendorfer Thaies, von denen die östliche einen kleinen Rücken und eine noch kleinere spitze Koppe bildet, die westliche aber nur in einigen Felsen am steilen Thaliande sichtbat ist, — finden wir d e n P o r p h y r i t zwar aurli zum Theil von graulich schwarzer Farbe, aber doch meist init dein eigenthümlichen feinkörnig schimmernden Bruch. — I n dem T h a l ist überall rother Sandstein zu sehen, und es hat daher zwischen den beiderseitigen Parthien kein Z u sammenhang statt. In dem engen Grunde bei den untersten Häusern Hayindörfel, unweit Tunschendorf, nimmt der P o r p h y r i t eine Menge von Mandeln auf, die ein weilslich oder blafsfleischrother K a l k - und Braunspath erfüllt, wodurch er vollkommen in einen M a n d e l s t e i n von bräunlich grauer Eisenthoninasse übergeht. K l e i n e Krystalle von glasigem Feldspath sind einzeln darin warzunehmen, ->— Von diesem Punkt steigt ein flacher Rücken nach der Südostspitze des Hauptporphyrzuges herauf; weil er aber kein anstehend Gestein zeigt, so müssen wir es dahin gestellt sein lassen, oh hier eine Verbindung vojrhandea sei oder nicht? Der Schlofshof des Dorfes Nieder-Rathen liegt auf einem etwa 5 0 bis 6 0 Fufs über der ThalsuhLe erhabenen steilen Vorspruuge des südöstlichen Gehänges der ansehnlichen rothen Sandstein - Plattform , die sich im Nordosten erst im breiten Thale des Steinflusses abstürzt. An jenem herrlich entblößten Rande, so wie in einem Hohlwege Uber dem Hüte, finden wir einen, von allen 24*

358 bisher beschriebenen ganz abweichenden M a n d e l s t e i n . Seine Grundmasse ist ein fester lichtberggrüner Thonstein, von ebenem, mattem Bruch 'und einer Härte, die ihn bisweilen dem Feldstein ziemlich nahe stellt. Die kleinen, bis i Zoll grofsen Mandeln, wachsen oft zu einer solchen Menge an , dafs sie den vierten Theil der ganzen Gesteinsmasse ausmachen , und sind theils mit röthlich weifsem Kalkspath ganz angefüllt, theils bedeckt dies Fossil in traubiger Gestalt deren Wände. An mehreren Stellen nimmt der T h o n s t e i n , mit einem Verlast an Härte, eine rothe, seltner graulich und bräunlich gelbe Farbe a n , und enthält in letzterem Fall nur sehr wenig Blasenräume. Das Verhallen des grünen und rothen Gesteins folgt keinem bemerkbaren Gesetz, sondern wir sehen sie unordentlich neben-, über- und untereinander, theils eins das andere in rundlichen Farthien und Flecken einschliefsend. Am wenigsten hängt dieser Farbenwechsel mit der hier ausgezeichnet vollkommenen Lagen - Abtheilung zusammen. Diese bald stärkern bald schwächern Bänke, welche wiederum 2 bis 10 Zoll im Durchmesser haltende Kugeln von demselben grünen Mandelstein einschliefsen, lallen unter 20— 25 Grad Neigung gegen Südwesten ein, und wir werden weiter unten noch einmal auf dies Phänomen, das mit der Schichtung die gröfste Analogie zeigt, zurückkommen. Am oberen Theil des ßerges scheint es zu fehlen, und weiter gegen Nordwesten beobachtet man in einer Wasserschlucht einen graulich r o t h e n T h o n s t e i n p o r p h y r mit kleinenFeldspath - und Quarzkrystallen, der nur unregelmafsig zerklüftet. Den herrlichsten M a n d e l s t e i n , ausgezeichnet durch einen Reichthum an kieseligen Fossilien, wie ihn kein anderer des untersuchten Gebirges aufzuweisen hat, treffen wir in groiser Ausdehnung auf der lang gedehnten

359 und breiten Anhöbe zwischen den Dörfern Seifersdorf, Karmitz und Dürrkunzendorf. Sie führt gewöhnlich den Kamen des Finkeuhübels; ihre Abhänge haben wenig Steilheit, am schärfsten sind noch diejenigen gegen Norden. Die GruDdmasse von röthlich oder graulich brauner Farbe ist, wie gewöhnlich, von unebnem mattem Bruch; ihre länglieh- und plattrunden Oeffnungen wechseln von dem kleinsten Format bis zu dem Durchmesser von mehreren Zollen. Als eingeschlossene Fossilien sind anzuführen: Quarz (Bergkrystall, gemeiner und HaarAmethyst, zuweilen in schönen frei ausgebildeten Krystallen sich aus einer stänglichen Absonderung hervorhebend) , gemeiner Chalcedon und Carneol in den mannigfaltigsten Farbenzeichnungen die vielfachen Spielarten des Agathes* bildend; K a l k - und Braunspath; am häufigsten aber Grünerde, letztere in der gewöhnlichen Art als erste Rinde der W ä n d e , auf welcher die kieseligen Fossilien erst in dichter, dann in krystallinisch derber Gestalt, und zuletzt in freien Krystallen aufsitzen. Die MandelsteinGrundmasse nimmt, besonders im südlichen Theil der ganzen Parthie, oft einen feinkörnig schimmernden Bruch und eine gröfsere Härte und Festigkeit an, zugleich verlieren sich daraus die Mandeln, und man hat einen ausgezeichneten P o r p h y r i t von schwarzer oder brauner Farbe vor sich. Der Finkenhübel liegt etwa in der Verlängerung des Hauptporphyrzuges, aber von dessen Südostspitze schon beinahe 2 Meilen entfernt; doch scheinen die isolirten Parthien bei Tunschendorf, Nieder - Rathen und Walditz eine Art von Verbindung vermitteln zu wollen. Merkwürdig bleibt es immer, dafs wir hier jenen Hauptzug an seinem Ende in viele einzelne Massen zersplittert sehen , während sein Aufhören am liabengebirge bei Albendorf einem scharfen Auskeilen ähnelt. Hiermit schliefsen wir die Beschreibung der Verbrei-

360 tuog und innern Beschaffenheit des Porphyrgebirges, 'welches iin ganzen Bezirk, einen Flächenraum von Quadratmeilen e i n n i m m t , indem wir nur noch die B e m e r kung b e i f ü g e n , dafs wir trotz unserer m e h r f a r h wiederholten Untersuchungen nicht in Abrede stellen w o l l e n , dafs sich noch mancherlei G e s t e i n s - V a r i e t ä t e n , ja v i e l leicht auch noch einzelne kleine Porphyr - Farthien vorfinden dürften.

2. A

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aus

Briefen des Hrn. Professor Fr. Hoffmann. a. Ans einem Schreiben an den Hrn. Ober-Berg-Hauptmann G e r h a r d ; aus Catania den 26. Januar 1831.

_ D ie nachsichtsvolle Theilnalime, welche Sie mir immer in so reichem Maafse bezeugt haben, läfst mich hoffen, dafs ich es auch gegenwärtig wagen darf, Ihnen von hier aus einige Einzelnheiten von meinen bis hieher in Italien ausgeführten wissenschaftlichen Unternehmungen initzutheilen. Denn wenn dieselben auch bisher immer noch weit hinter dem idealisirten Bilde zurückblieben, welches ich mir davon früher in ungewöhnlicher Aufregung des Geistes machen zu dürfen geglaubt hatte, so sind sie doch auch auf der andern Seite nicht so ganz von allgemeinem und höherem Interesse entblöfst ausgefallen, dafs ich fürchte müfste, Ihnen damit etwas vorzutragen, was des edlen, der Natur und ihrer Wissenschaft gleich offeneu Sinnes, welcher Sie, mein väterlicher Freund, so sehr auszeichnet, ganz unwürdig wäre/ Italien ist iin Allgemeinen , wie ich glaube, keinesweges so schön, als es von den enthusiastisch darin herumsei) weifenden Reisenden, von Künstlern und von Kunst-

362 freunden geschildert worden. Denn w e r gewohnt ist, gleich den W a n d e r e r n meiner Beschäftigung, sich an dem Anblick schöner Gebirgs-Gegenden zu ergötzen, w e n klare Wasserströme, malerische und üppige Baurngruppen, e i n sam kräftig emporstrebende Wälder und grüne W i e s e n flächen in stilles Entzücken versetzen, ja zu lauter Freude begeistern können ; der wird in der T h a t sehr oft versucht werden, unsere heimatlichen Landschaften und die Genüsse, welche sie darbieten, weit über die italienischen zu stellen. Denn wenn ich auch gleich nicht der kalt absprechenden Meinung jener hypochondrisch empfindenden Reisenden sein k a n n , dafs sich im Ueberblicke italienischer Gegenden nur z w e i charakteristische Baumform e n auszeichnen, welche dem L a n d e eigenthümlich w ä ren, die Tinie, welche einem ausgespannten Regeuschirin gleich s i e h t , und die Cypresse, welche uns an den z u sammengeklappten erinnert; so ist es mir doch auch selten begegnet, ein& vollkoimnne und innige Befriedigung in dem Genufs der Naturschönheiten zu finden, welche sich dem Fremden hier so mannigfarh darbieten. In der T h a t wird man häufig, ganz besonders in den Gebirgsgegenden Italiens, durch den Anblick der gränzenlosen Dürftigkeit, die den Pflanzen wuchs auszeichnet, durch den Wassermangel, an dem unsere Berge nie leiden, so w i e durch die gänzliche Abwesenheit schöner W i e s e n - T e p piche, sehr daran erinnert, dafs man sich mit der E n t f e r nung von Deutschland in der Nähe von Afrika befindet; und treiTen w i r denn endlich einen lang ersehnten Ort, w o das oft entbehrte Grün unsere .vom Anblick kahler Felswände ermüdeten Augen wohlthätig anspricht, w o w i r nicht m e h r genöthigt sind, frisches Regen- oder f a des Cisternen-Wasser zu t r i n k e n : so sagt man uns, dafs hier unseres Bleibens nicht sein d ü r f e , weil die Geil'sel der Malaria dem nicht nccliinatisirten Fremden das Schlafen verbietet. Und die aufgedunsenen bleichen Gesich-

363 ter, die uns umgeben, sprechen beredter als die Aufforderungen des Führers und als der traurige Anblick so zahlreicher verlassener und halb eingestürzter Häuser, welche iji dem an Gegenständen gesunkener Herrlichkeit so sehr reichen Italien, ganz besonders solche Gegenden zu bezeichnen pflegen. S o waren gleich zuerst meine Empfindungen, als ich, geleitet von meinem Freunde R e p e t t i , in den einsamen Bergländern der Maremina toscana reiste; so waren sie, und mehr noch, bei dem Anblick der sonnenverbrannten Campagna di R o m a , bei meinen Wanderungen im Teverone- und T u r a n o - T h a l ; und selbst auch die oft wiederholten Streifzüge in die Waldregion an dem Aetna, haben mich mit diesen eben berührten Mängeln in der Ansicht italienischer Landschaften nicht aussöhnen können. W e n n wir h i e r , bei dem so oft und häufig wohl mit Recht so gerühmten F e r r a r a (in dessen Guida dei viaggitori in Sicilia) lesen: ,,dafs sich in der Waldregion „Orte finden, welche der arkadischen Poesie würdig sind: „unwegsame und dunkle Wälder, undurchdringliche Ge*,,büscbe, köstliche und einsame S c h a t t e n ; " - so werden wir in der T h a t uns sehr unaogenehm dort getäuscht fühlen. Denn ein spärlich bestandener Eichenwald, dessen Bäume weder auffallend grofs, noch von schöner Form sind, und in dessen von Farrenkraut gebildeten, von Buschwerk ganz entblöfsten Raasen, die Schafe eine spärliche Nahrung finden, ist wohl wenig geeignet, jenem Bilde zu entsprechen, und wir glauben es gern unserm unbefangenen Landsmann, dem Hrn. v. R i e d e s e l , w e l cher in seinen bereits im Jahre 1 7 6 7 an W i n k e l m a n n geschriebenen Briefen berichtet, dafs er sich beim A n blick der Wälder des Aetna sehr betrogen fühle, und dafs er die so sehr schönen Beschreibungen derselben völlig falsch gefunden. Auch befinden wir uns liier slets unler Bäumen, welche wir nach deutschem Maafsstabe

364 nicht anders als verkrüppelt würden nennen können; und wenn wir schon mit Mifsvergnügen den Mangel einer Raasendecke bemerken, so fühlen wir uns doppelt uu^angenehm ergriffen durch die fast gaiiz absolute Wasserarinuth, welche uns wohl daran erinnert, dafs wir auf der an Foren reichen Decke eines Vulcans wandern. Denn es ist uns bis jetzt nicht gelungen, am ganzen obera Aetna auch nur eine einzige Quelle zu finden , deren Temperatur wir hätten messen können, und unter den Lebensmitteln, welche unsere Maulthiere trugen, wenn wir am Berge wanderten, spielte ein Wasserfäfschen stets eine Hauptrolle. W i r füllten es stets sorgsam, wo wir Schnee fanden, oder eine Ansammlung yon Regen wasser in den Felsenspalten; und ohne die Beseitigung dieses in der That in unserm Vaterlande unbekannten Hindernisses, wäre unsere Reise sehr erschwert worden. Doch wer würde, auch selbst nach diesen so w e sentlich erscheinenden Ausstellungen, nicht noch hinlänglich zahlreiche angenehme Erinnerungen übrig behalten, u m das Reisen in diesem merkwürdigen Lande noch immer unvergleichlich schön und anziehend zu linden? W e r jemals diese ewig milde Luft eingeathmet, und jemals die klaren' Fernen gesehen hat, welche der fast stets heitere Himmel so überschwänglich reich darbietet, -wer endlich sich des Zaubers jener malerischen Beleuchtungen erfreute, welche den Anblick, selbst der armseligsten Landschaften, zu dem Bilde einer überirdischen Schönheit umgestalten; den ergreift wohl zuweilen ein leises Grauen, wenn er dabei an unsere schaurigen trüben Frühlings- und Herbsttage zurück denkt, an den ewig auch im Sommer matten Himmel und an den bleichen Sonnenschein, und es thut sehr Noth, sich die geliebte Heimath in ihren schönsten Lagen, in den Reizen ihrer nach den Jahreszeiten wechselnden Erscheinungen, und endlich mit deu anziehenden Erinnerungen an theure An-

365 gehörige, wohlwollende Freunde und liebe Genossen zu denken, uin sie der Fremde mit Erfolg an die Seite zu stellen. W o h l ist die Leichtigkeit und Einfachheit des Lebens, welche hier in so sehr hohem Maafse statt findet, etwas höchst Anziehendes für den Nordländer, und wir dürfen nicht leicht fürchten, dafs uns der ununterbrochene Anblick der an Erzeugnissen im Einzelnen so überreichen Natur dieses Landes jemals eintönig erscheinen oder überdrüfsig werden können Doch werden wir auch wohl schwerlich den schwächlichen und unwissenden Lazaroni beneiden, welcher ohne Obdach und S u b sistenzinittel ein eben so besorgliches als elendes L e b e n führt, wenn wir ihn unserin handfesten Landmann oder dem verständigen Handwerker an die Seite stellen, w e l cher im Schweifs seines Angesichts arbeitet. Aber ich habe Sie schon zu lange mit der Schilderung und Betrachtungen unwesentlicher Aeufserlichkeitea aufgehalten. Dagegen darf ich hoffen, dafs es Ihnen ein gröfseres Interesse gewähren werde, wenn ich Ihnen gegenwärtig Einiges von den Gegenständen meiner Unter» Buchungen berichte. — Unter den Erscheinungen meines wissenschaftlichen Interesses, welche vorzugsweise meine Aufmerksamkeit reizten, n e h m e n , w i e wohl billig in. diesem Lande, die Verhältnisse der -vulkanischen Formationen den ersten Rang ein. Ich hatte die Beobachtung derselben, von Norden kommend, in Toscana zuerst mit der Besteigung des Monte Amiata begonnen, doch sah ich von Gegenständen dieser Art bei Rom zuerst ausführlicher das schöne Albaner Gebirge, den See von Bracciano und die Berge von Tolfa. Von diesen drei Berggegenden ist die erstgenannte bei weitem die anziehendste und mannigfaltigste, und ich glaube, dafs es mir gelungen sei, über dieselbe zu einer etwas vollkommneren Kenutnifs zu gelangen, als meine Vorgänger. Sie besitzen, wenn ich nicht irre, die IreHüihe Charte, welche

366 H r . W e s t p h . i l von der UingegencI des heutigen SO w i e des alten R o m gegeben, und w e l c h e bei -weitem vollständiger und richtiger ist, als Alles bisher über diese Gegenden b e k a n n t g e w o r d e n e . Sie -werden darin auch e i n e in den Hauptsachen v o l l k o m m e n richtige Darstellung des Albaner Gebirges finden, und ich bitte Sie d a h e r , sich derselben bedienen zu w o l l e n , um nachsichtig e i n i g e n Bemerkungen zu folgen, w e l c h e ich m i r dieser Sie w e r d e n in d e r D a r s t e l l u n g hinzuzufügen erlaube. selben das genannte k l e i n e Bergland in z w e i Ringe ge-: theilt finden, deren äufserer und ansehnlich grofser durch die Ortschaften Frascati, -Monte P o r z i a , M o n t e Compatri u n d 'Rocca priora gebildet w i r d , und dessen am meisten e r h ö h t e n T h e i l Sie i m Monte Artemisio, auf der Ostseite von Nemi, bemerken. Der innere kleine Ring dagegen trägt an seiner Südseite Nemi, im W e s t e n aber das k l e i n e Bergstädtchen Rocca di P a p a . So w e i t ist das Bild d i e ser L a n d s c h a f t durchaus einfach und leicht verständlich, ich hoffe a u c h , es soll es noch bleiben, w e n n w i r v o n den F o r m e n dieser Grundgestalt zu der Betrachtung ihrer i n n e r n Beschaffenheit Übergehn. Erforschen w i r zunächst die Z u s a m m e n s e t z u n g des äufsern Ringes, so finden wir ihn vorherrschend aus d e m m e r k w ü r d i g e n Peperino gebildet, welchen w i r bereits so •vollkommen aus der trefflichen Schilderung des H e r r n V. B u c h k e n n e n . E s ist dies ein T u f f , der sich vor allen vulkanischen Tuffarten, insbesondere vor jenem der Campagna di Roma, vorzugsweise durch seine grofse F e ttigkeit und durch die Frische und den Glanz s e i n e r G e m e n g t h e i l e auszeichnet. Eckige Glimmerblättchen, L a v a « n d Schlackenstücke, seltner Pyroxen und die i m r ö m i schen Tuff so unsäglich häufigen Leucit-Krystalle, liegen f a s t eingewachsen in einer dichten hellgrauen Thonsteinm a s s e , u n d eben dieselbe umschliefst häufig bis k o p f grofse schneeweiise M a r m o r - oder vielmehr w o h l Dolo-

367 mit-Brocken und Bruchstücke von Gebirgsarten, die, aus glasigein Feldspath und schwarzem und gvünetn Glimmer gebildet, häufig Hauyn-Körner und wahrscheinlich noch manches Andere einschließen. Vollkommen den sogenannten Auswürflingen des Vesuv gleich, welche, wie ich bis hieher bemerkt habe,, in ganz ähnlicher Weise als Einschlüsse im Peperino des Monte Soimna vorkommen. Der Teperino des Albaner Gebirges ist stets sehr schön geschichtet, und dieses, verbunden mit der Beschaffenheit seiues Bindemittels, beweist uns seinen Ursprung durch Vermittelung einer Wasserfläche. Denn es ist dies kein durch Aufschüttung und Zusammensinterung entstandener Tuff, wie sich dergleichen so häufig am Aetna findet, sondern ein zusammen geschwemmter und abgesetzter. Zwischen seinen Schichten sieht man hin und wieder einige Schlacken-Bänke, besonders aber mehrfach rauhe Tlatten von B a s a l t - L a v a , die ia ihren Höhlungen ganz dieselben Ueberzüge von Nephelin- und Melilit-Krystallen aufweist, wie der von hieher gekommene Basalt-Strom von dem Grabmal der Cecilia Metella, oder vom Capo di Bove bei Rom. W a s aber wohl weit bemerkenswerther sein mag, ist, dafs die Schichten, welche Peperino, Schlackenbänke und Lavaschichten zeigen, ringsum regelmäßig von dem Mittelpunkt dieses äufsern Ringes nach aufsen abfallen, und die oft steil abgeschnittenen Schichtenköpfe dem Innern zukehren. W i r haben hier mithin eine Bildung, welche so vollkommen denen der von Hrn. v. B u c h zuerst scharfsinnig unterschiedenen Erhebungs- Cratern gleich ist, dafs wir nicht zweifeln dürfen, sie sogleich dafür anzunehmen. Ist nun aber der äufsere Kreis der Rand des Erhebungs - Craters, so werden wir schoii vpn selbst darauf fallen, den innern Kreis für den Cjater-Rand der Eruptionsmasse zu halten. Und so ist es in der That auch. Doch bevor ich dies näher ausführe, mufs ich mir noch erlauben, Sie darauf

368 aufmerksam zu machen, dafs in der Zeichnung -von W e s t p h a l die Darstellung dieses innern Ringes leicht zu einer unrichtigen Vorstellung führen könnte. Denn es ist dies kein einfacher Reifen, sondern eine ansehnliche breite B e r g m a s s e , welche auf ihrem, weit über die weifsen Ränder des Erhebungs-Cralers vorragenden Gipfel, diesen Ring trägt, dessen Inneres nur in sehr geringer Tiefe unter dein, oberen Saum seiner Ränder liegt. — E s ist dieser alte verloschene Graler der erste gewesen, welchen ich in Italien und überhaupt noch gesehen hatte, und es war mir daher nicht ganz leicht, diese Vorstellung von ihm anfangs sogleich festzuhalten. Denn die Ränder seiner Vertiefung haben melirfältig Lücken und nach Innen zu sanft abschüssige, gegenwärtig bewaldete Abhänge. Ein Theil derselben auf der Westseite fehlt ganz, und in dieser auffallenden Unterbrechung steht theilweise Rocca di Papa. Der höchste Theil dieser Ränder ist der lang gedehnte Bergrücken des Monte Cavo, etwa 2800 Fufs über dem Meere, und die von ihm mit eingefafste Fläche, welche den Boden des Craters bildet, liegt unter diesem Gipfel etwa 750 Fufe, oder 2000 über der Meeresfläche. Es sind dies die gegenwärtig mit Gras überzogenen, zu R o m allgemein sogenannten Campi d'Anriibale. Dafs aber diese Gegend einst wirklich ein EruptionsCrater gewesen, beweist nicht nur ihre F o r m , sondern auch die Beschaifenheit ihrer innern Zusammensetzung. Denn die ganze innere Bergmasse, welche der ErhebungsCrater umfafst, zeigt keinen Feperino mehr, keine i'egelinäfsig glatt eingeschlossenen weit ausgedehnten dichten Basalt-Lava-Platten. Ihre Hauptmasse ist ein Schuttkegel von lose über einander geschütteten scharfen Sclilakkenstücken und Aschenstreifen, Wie sie unter andern sehr deutlich an den frisch abgeschnittenen Wänden bei der Madonna del tul'o entblöfst stehen. Dazwischen zeigen sich unregelinäfsig breite plumpe Massen einer porö-

369 sen Leucit-Lava mit rauher Oberfläche, und wenn man den frischen Schullkegel des Vesuv und des Aetna gesehen h a t , wird mau über die Bedeutung der innern Berginasse des Albauer Gebirges nicht lauge in Ungewifsheit bleiben. Doch diese eben beschriebene Bergtnasse steigt nicht überall so rein und so scharf abgeschnitten aus den Rändern des Erhebungs-Craters in die Höhe. Auf der Südund Südwestseite vielmehr, bei Nemi und Falazzola, ist der Körper derselben mit jenen des Erhebungs-Craters zusammen gewachsen, und die fast wagerechten TeperinBäuke zwischen Aricia, Genzano, Falazzola und Nemi bilden hier eine wenig ausgedehnte Hochfläche oder Vorstufe zu den Abhängen des hiemächst anstofsenden Monte Cavo. Hier ist es, wo die schönen trichterförmigen Einrenkungen vorkommen, welche gegenwärtig der Lago di Nemi und der Lago di Castello einnehmen. Sie haben ganz die Beschaffenheit von Erdfällen, und sind bestimmt keine Cratere gewesen, denn es fehlt viel, dafs sich die Schichten concentrisch um sie aufrichteten. Auch bestehen ihre Uferränder vorwaltend aus Peperino, der sicFi «ehr bald gegen Süden in die meeresgleiche T u f f - E b e n e von Rom senkt. Diese Ansichten, welche ich gewagt habe Ihnen gegenwärtig etwas ausführlicher vorzutragen, sind vielleicht Ihrer Aufmerksamkeit nicht ganz unwürdig. Ich bitte Sie indefs um so mehr um eine nachsichtsvolle Aufnahme derselben, als ich sie Ihnen jetzt nur aus der Erinnerung, und selbst ohne die oft genannte Karte, vorgetragen habe. Im Besitz meiner zu Neapel zurückgelassenen Notizen v e r d e ich im Stande sein, später diesen Nachrichten gröfsere Vollkommenheit zu geben. Auch hoffe ich noch einmal wieder selbst in diese Gegenden zu kommen, und dann ihre genauere Beobachtung so weit zu vollenden, dafs ich im Stande sein werde, da-

370 von eine, billigen Anforderungen entsprechende, geognostische K a r l e und übersichtliche Profile zu entwerfen. Erlauben S i e mir, S i e gegenwärtig aus diesen e w i g d e n k w ü r d i g e n Gegenden in die phlegräischen Felder von Sicilien zu versetzen. — S i e werden sich es w o h l v o r stellen k ö n n e n , dal's ich seit meiner Anwesenheit in S i cilien ganz besonders den E r s c h e i n u n g e n , w e l c h e der A e t n a darbietet, eine anhaltende und angestrengte A u f merksamkeit widmete. Iii der Tliat hat auch die genauere Untersuchung dieses w e i t l ä u f i g e n Gebirges und seiner nächst angränzenden nicht vulkanischen Gebirgsarten, uns bereits reichlich z w e i Monate von der uns für Sicilien überhaupt zugetheilten Zeit w e g g e n o m m e n . Doch hoffe ich, diese Zeit sei nicht ungenützt verloren gegangen, und freue mich schon gegenwärtig sehr der von uns aufgefundenen R e s u l t a t e , welche erst später durch vollk o m m n e r e Bearbeitung in ein helleres L i c h t treten w e r den. Gleich z u e r s t , als wir uns von dem allgemeinen Erstaunen erholt hatten, welches der Anblick, dieser so aufserordentlich grofsartigen Erscheinung erzeugte, erwarteten w i r insbesondere Aufschlüsse von der Untersuchung der B a s a l t e , welche den l l a n d dieses Berges in einem Halbkreise amphitheatralisch umgeben sollen. Denn alle früheren Schriftsteller des Aetna sprechen von diesen Basalten mit sichtbarer Auszeichnung, und sie sind zugleich auch die einzigen Gebirgsarten, welche an seinen A b h ä n g e n , aufser der neuern L a v a , unterschieden werden. Auch hat deshalb Hr. Buch, w e n n ich nicht irre, in seiner allgemeinen Schilderung der Vulcane, dies e s Erscheinen der Basalte a m A e t n a ganz besonders hervorgehoben. W i r fanden uns indefs in unseren Erwartungen sehr getäuscht, als wir s a h e n , dafs diese Basaltmassen in hohem Grade vereinzelt, niedrig und unbedeutend, und ganz besonders ohne allen Z u s a m m e n h a n g mit der Gestaltung der Oberfläche hervortreten. U n d die al-

371 lerdings recht angenehme Beobachtung zahlreicher, sehr ausgezeichneter Basaltgänge, welche von der Hauptmasse derselben in den Cyclopen-Inseln in die Creta hinauf aufsetzen, konnte uns nur sehr unvollkommen für die Unzulänglichkeit ihrer Erscheinung im Grofsen trösten. -Sie werden daher sehr leicht denken können, wie grof3 unsere Freude war, als wir in einem andern Theil des Gebirges unter unvorhergesehenen Umständen ganz unerwartet das fanden, was wir beim Anblick der Basalte früher schmerzlich vermifst hatten. W i r hatten schon sehr häufig bei unsern frühesten Wanderungen in diesem Gebirge, von dem Dasein oines tief eingeschnittenen grofsen Thaies reden h ö r e n , welches sich in seinen höhern Theilen an dessen Ostseile befindet, und la Valle del bove genannt wird. Man unterscheidet es sehr deutlich von dem Gipfel des Berges, und von dorther sprechen viele Reisende von seiner grofsartigen Ansicht. In sein Inneres aber sind nur Wenige gekommen, denn sein Eingang liegt sehr entlegen von bewohnten Orten und ist nicht ohne Unbecpemlichkeiten. Diese Erscheinung muíste natürlich unsere Aufmerksamkeit reizen, denn der kegelförmige breite Aetna ist sonst ganz frei von nenn e n s w e r t e n Thälern, und trägt deren am wenigsten in seinen oberen Theilen. W i r veranstalteten deshalb eine Excursión dahin und sind über Erwartung belohnt worden. Denn stau der sonst alles bedeckenden neuen L a ven , fanden wir an den Abhängen dieses Thalgrundes zahlreiche Modificationen trachytischer Gesteine in der mannigfaltigsten Entwicklung. Die Hauptmasse derselben lag in ausgedehnten rauhen Bänken, abwechselnd mit Schlacken-Gonglomeraten; ein anderer Theil dagegen zeigte sich in stockförmigen plumpen Massen aus der Tiefe hervorragend, und ein dritter bildete sehr zierliche, höchst zahlreiche Gänge, welche senkrecht und in mannigfachen Windungen durch die Felswände hinauf setzten. Karsten Archiv III. B. 2, H,

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372 Doch was noch viel merkwürdiger und überraschender erscheine« inufsle, isl die so wunderschön ausgesprochne, nach allen Seiten von dem Innern dieses Thalgrnndes excenlrisch abfallende Neigung dieser TrachylbanKe und die dadurch entstehende merkwürdige Amphitheater-Gestalt desselben , welche nur deshalb nicht sogleich hervortritt, w e i l ein Theil von der Einfassung dieses Kreises an der Ostseite desselben verloren gegangen ist, und eine sehr weite Oeffnung bildet. Ist man indefs nur erst etwas in' das Iunere desselben vorgedrungen, so sieht man sehr! leicht, dafs man sich auf dem Boden der Caldera eines Erhebungs-Cratera beiludet. Und in der That sind auch die Dimensionen dieses Erhebungs-Craters so ansehnlich, dal's man ihn wohl für das aufgeschlossene Innere dea Central-Vulcans ansehen darf, ungeachtet sich der neue Ausgang desselben nicht in dem Innern dieses Ilinges, sondern, wunderbar g e n u g , auf dem Gipfel seiner Einfassungen festsetzte. Denn der Durchmesser dieses grofsartigen Amphitheaters, das auf uns einen unbeschreiblichen Eindruck hinterlassen, beträgt reichlich in allen Richtungen eine deutsche M e i l e , und die W ä n d e seiner prächtig abgestürzten Einfassungen sind nach u n sern Messungen 1000, ja zuweilen 2 und selbst 3000 Fufo hoch. Und sie erhoben sich wahrscheinlich einst, von Innen heraus gesehen, noch viel höher; denn seit J a h r tausenden sind zahlreiche Lavaströme von dem Gipfel des Aetna in die Caldera herabgestiegen und haben sich in ihr angesammelt, und noch gegenwärtig bedecken den grüfsesten Theil ihres Bodens die furchtbar rauhen L a v a ströme der zwei letzten Eruptionen von 1811 und 1819, deren Anwesenheit das Herabwandern in das Innere dieses Kessels oft sehr schwierig macht. Ich habe mir die Freude machen w o l l e n , Ihnen in den auf Taf. VII. dargestellten beiden S k i z z e n , welche der Hauptsache nach treu sind, ein ungefähres Bild von der W e i s e eu geben,

373 wie sich 4er eben beschriebene trachylische Tlieil unseres Berges in der Ansicht von ferne ausnahm. A a c h •werden Sie daraus am besten entnehmen können , w i e bedeutungsvoll diese Erscheinung im Verhaltnifs zum Ganzen des Berges ist. Ich erlaube mir nur noch zur Erläuterung dieser Zeichnungen einige W o r t e hinzuzufügen. Die erste derselben ist von der Ostseite genommen, und man sieht im Vordergrunde das Städtchen Giarre mit der Strafse von Messina nach Catania Der l'olä illuminirte Theil bedeutet hier die Trachytmasse, der graue dagegen die neueren Troducte des heutigen Aetn/u Sie sehen hier, von einem Standpunkt welcher der M e e resfläche sehr nahe liegt, durch die oben angegebene Lücke in das Innere der Caldera. Der schwarze Streifen auf dem Boden derselben ist ihre L a v a - A u s f ü l l u n g und liegt bereits, nach dem Niveau unserer BivounkStätte, in 4760 Fuft Meereshöhe. Zur Linken erhebt sich darüber der Monte Zoccolaro (5), welcher eine prächtige Ansicht in ihr Inneres gestattet, nach unsern Messungen zu 5486 Fufs. Im Hintergrunde erscheint als der gröfste Theil seiner Einfassung (bei dem Zeichen r ) der sogenannte Ciglione delia valle del bove, gleichfalls nach unsern Messungen, 8628 Fufs hoch, und auf der rechten Seite ( b e i dem Zeichen r r ) d i e ' m i t Recht so genannte Cima della valle del bove in 8808Fufs Meereshöhe. l i e ber dem Ganzen aber steigt der heutige Gipfel des Aetna noch zu 1 0 2 l 2 F u f s auf. Sie werden sich demnach w o h l e i n e Vorstellung von dem Eindruck machen können, w e l chen der Anblick dieser W ä n d e , gesehen von ¿lern In*)

Die Zahlen auf der Zeichnung bedeuten! 1 . D e r Crater. 2. Valle del bove. 3 . T o r r e del Filosofo. 4» Piano d e l L a g o . 5. Monte Zoccolaro. 6 . Ernptionskegel von 1 7 6 5 , o d e r M o n tagnuola. 7 . Serre del Solficio. 8. Finaita della Giurrita. 9. Rocca Musarra. 1 0 . S . Giovanni. 1 1 , S . Alfio, 1 2 . II Milo, 13. Giarre.

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374 nein 3er Caldern, hervorbringt. Die zweite Zeichnung ist von der Südseite, wahrscheinlich von Catania aus genommen, und es fehlt ihr der untere Theil ihrös Y o t grundes * ) . Im obern Theil desselben sehen Sie eine Reihe der am Aetna so sehr häufigen Eruptionskegel, unter weichen sich die itn Jahre 1669 gebildeten Monti Uossi bei JNicolosi (19) ganz besonders auszeichnen. Ich 'fand ihren westlichen Gipfel in 3007 Eüfs Meeresflöhe. S i e sähen hier die S ü d - und Nord wand des ErhebungsCraters von der S e i t e , gegen Osten über Zaffarana (8) die oft genannte L ü c k e , gegen W e s t e n über dem Ciglione den Aetna-Gipfel. Den Monte Zoccolaro verdeckt Ihnen hier der Eruptionskegel des Monte Arcimisa (6), und die Cima della valle (bei ?-r) erscheint Ihnen hier, ihrer viel gröfsern Entfernung wegen, äufserst niedrig. Doch scheint mir, als hätte sie der Zeichner noch e t w a s niedriger gelegt , als der W a h r h e i t gemül's ist. Der Eruptionskegel Montagnüola (26) endlich, in 8630 Fiifs Meereshöhe, ist derselbe, welchen Sie auf der ersten Zeichnung unter 6. bemerken. — b. Aus ¿taflnSchreiben an den Hrn. Geh. Rath und Professor L i n k ; aus Catania den 25. Januar 1831.

Unter den Gegenstanden, welche ich zu Neapel genauer gesehen h a b e , nehmen ganz besonders die *) 1 . Der Crater. 2. Der Kegel des Craters. 3. Torre del Filosol'o. 4, M.Frumento. 5. Valle del bove. 6. M. Arcimisa. 7. Serre del Solfizjo. 8. Villagio d. Zaffarana. 9. V . d.Trecastagne. 10. Tre Monti. 11. V. d. Pedara. 12. M. delia Tardaria. 13. M. Serrapizzuta arvarina. • 14. M. Arso. 15. M. Pilus*. 16. Cenobio e monte di S. Nicola. 17. M. Serrapizzuta. 18. V . d. Nicolosi. 19. Monti Rossi. 20. M. Pilori. 21. M. Santuliu. 22. M . Vituri. 23. M. Casliddazzi. 24. Tiiuj>. di la Varrili. 25. Schina di l'Asinu, 26, Montagnuola, 27. M. Grasso. 28. M. Niviu.

375. Merkwürdigkeiten der plilegräischen Felder, auf der W e s t seite der Stadt, einen ausgezeichneten Hang ein« Sie selbst sind an dieser denkwürdigen Werkstätte v u l k a n i scher W i r k s a m k e i t gewesen und haben vielleicht, gleich mir, die dort so zahlreichen kleinen Erhebung»-Cratere, die zum Theil neu gebildeten Schlackenkegel, die halb erloschenen Vulkane der Solfatara mit seinem TrachytLavastrome, die L a v a an den Abhängen des Camaldoli üad so zahlreiche andere ausgezeichnete Erscheinungen bewundert, welche dort die Aufmerksamkeit des Beobachters reizen. Es dürfte Ihnen daher angenehm sein, wenn ich Sie etwas ausführlicher von einem dort vielfach besprochenen Gegenstand unterhalte, welcher mich in hohem Grade interessirt hat. Es sind dies die R u i nen des bekannten Serapis-Tempels bei l'uzzuoli, wobei ich auf die unvollkommne Uandzeichnung Uezug nehme, •welche Sie Fig. 4. Taf. VIII. finden werden. bekanntlich siud noch bis in die allerneuesten Zeiten die Ansichten über die Ursachen der Erscheinungen, welche man innerhalb dieser Ruinen beobachtet, mannigfaltig gelheilt gewesen, und gleichwohl hat keine derselben über das für diesen Gegenstand inteiessirte zahlreiche l'ublikum bisher eine so überzeugende Kraft ausüben können, dafs man sich veranlafst linden könute, den Streit dieser Meinungen als geendigt zu betrachten. Ich würde mich daher sehr erfreut fühlen, wenn ich auf irgend eine W e i s e durch meine eigenen Warnehmungen dazu beitragen könnte, einer oder der anderen dieser Meinungen, w e n n auch nicht vollkommne Begründung, doch vielleicht eine gröfsere Befestigung zu gewähren, als die deren sie sich bisher zu rühmen hatte. Das merkwürdige Fhär.olnen dreier, noch aufrecht an ihrer ursprünglichen Stelle stehenden Marmorsäulen, welche, in etwa 15 Fuis Htfhe über dem jetzigen Meeresspiegel, einen gegen 3 Fufs breiten Streifen tragen, der von Fholaden durchbohrt wor-

376 d e n , hat unter den neueren, —• so weit ich mich erinnere, — vorzugsweise zwei einander entgegengesetzte Erklärungen hervorgerufen, welche ich Ihnen hier kurz erneuern zu dürfen bitten inufs, ehe ich von den Gegenständen selbst spreche. Die eine dieser Erklärungen, w e l c h e , w e n n ich nicht irre, zuerst Hr. v. H o f f in seiner schätzbaren Geschichte der Veränderungen der Erdoberfläche vorgetragen hat, sucht zu beweisen, dafs die erwähnten Säuleu niemals in ihrer gegenwärtigen Stellung mit dem Meere in Berührung gewesen, sondern dafs man sie wahrscheinlich aus einein Steinbruch genommen hat, in welchem der Marmor den Angriffen der Bohrmuscheln ausgesetzt w a r , und dafs sie später dann, wohl muthmaafslich der Symmetrie w e g e n , so aufgestellt wurden, dafs sich die von den Pholaden gebildete Zone in einerlei Höhe befinden mufste. Dieser Erklärung steht die andere entgegen, welche, vor einigen Jahren durch G oe t h e vorgetragen, besonders in England zahlreiche Anhänger gefunden hat. Diese geht, w i e Sie wissen, yon der A n nahme aus, dafs allerdings Salzwasser, in welchem Tholaden leben konnten, einst in Berührung mit dem Innern des Tempels gestanden; doch sei dies nicht das Wasser der jetzt 15 Fufs niedrigeren Meeresoberfläche gewesen, sundern das einer kleinen Lagune, die sich in der Vertiefung von dem Schulte der iluine bildete, und in w e l cher das Erscheinen des salzigen Wassers, so w i e der Pholaden, durch einen Einbruch des sehr nahen Meeres in ungewöhnlicher Aufregung, oder vielleicht auch durch Auslaugen salzhaltiger Gebirgsarten, w i e G o e t h e annimmt, nicht schwer erklärlich sein mögte. Welche von beiden Ansichten wird aber der Erfahrung sich anschlief s e n ; oder läfst sich die schon in älteren Zeiten vorgetragene, von der Erhebung und Senkung des Meeresbodens, bestätigen? Das waren die Betrachtungen, mit welchen

377 ich selbst auf den Schauplatz dieses Widerstreites der Meinungen getreten bin. Die erst gedachte beider Erklärungen widerlegt «ich, meines Eraclitöns, von selbst durch eine unbefangene Anschauung der Oertlichkeiten, Denn wären diese Marmorsäulen aus einer von den Bohrmuscheln angegriffenen Felswand gebroclieo, so müfsteu sie unstreitig alle von derselben, oder doch wenigstens von einander sehr ähnlichen Marmor-Arten gebildet werden. Diesen Unistand widerlegt die Erfahrung, Denn allerdings werden zwar die drei erwähnten, noch aufrecht stehenden Säulen von sehr gleichartigem Marmor cipollino gebildet;' allein es zeigen sich uns. noch bald sehr viele andere in dem Tempel, welche ein anderes Material besitzen. Der erhöhete Kreis in der Mitte der Ruine, auf welchem aller W a h r scheinlichkeit nach eine Ära gestauden, war gleichfalls von einem Säulenkreise umgeben, von welchem sich uoch. sehr ansehnliche Bruchstücke zeigen, und diese Säulen bestehen theils aus dem rotli und weifs gestreiften, hier so genannten Marmor d'Africa, oder aus dem ganz rothen Rosso anlico, welchen wir unter andern in der auf dem Capilol bewahrten schönen Faun-Statue bewundern , die sich in den Trümmern der V^lla lladriani bei Tivoli gefunden hat. Alle diese aber sind gleiclimäfsig den Anbohrungeu durch die Fholaden unterlegen. Woher uun auch die Allen diese genannteu Marmor-Arten immer genommen haben mögen, so läfst sitli doch schon aus Gründen, welche die Wissenschaft darbietet, nicht voraussetzen, dafs dieselben beisammen oder gar unter einerlei Exposition gegen das Meerwasser vorkamen. Deqn der Marmor cipolliuo ist sehr deutlich ein Kalkstein des Urgebirges, und die iu ihm mit den körnigen Maraorstieifen abwechselnden Glimmerscbichteu, welche sein zwiebelähaliches Ansehen erzeugen, beweisen es deutlich, dafs er aus Lagern im Glimmer-

378 schiefer herrühre. W e r aber mögte wohl den' fast ganz dichten und immer von Schieferstreifen freien Marrnbr d'Africa oder Rosso antico betrachten, ohne sich nicht sogleich an die zahlreichen ähnlichen Kalksteine des Uebergangsgebirges zu erinnern ? welche auch in unsereni Gebirgen so häuüg vorkommen. Doch bedarf es w o h l selbst in der That dieser Beweisführung nicht. Denn man sieht es deutlich, dafs die Säulen, welche sich hier befinden, einst'wirklich von dem W a s s e r bespühlt w u r den. Die uoch aufrecht stehenden Säulen sehen wir Unwiderlegbar und auffallend angefressen in dem Ringe, welcher von den Bohrmuscheln zerstört wurde, und zwar auffalleud stärker an der dem Meere zugekehrten Seite, als an der entgegengesetzten. Sie sind unbeschädigt und sehr wohl erhalten in ihren unteren T h e i l e n , mit w e l chen sie bei der Ausgrabung in der Erde standen; in i h ren oberen Theilen sind sie sehr deutlich von der V e r witterung angegriffen. Dazwischen aber verkleinert sich ihr Durchmesser sehr ansehnlich, so weit sich die L o cher der Pholaden finden; und hier sind es nicht allein diese Oeifnungen, welche die Aufmerksamkeit reizen, sondern es ist auch eine sehr sichtbare Kruste von kalkiger und unreiner Beschaffenheit, ganz der gleich, welche das JVIeer heute noch überall, aus den Resten seiner B e w o h n e r , auf den Gegenständen bildet, welche den B e rührungen seiner Räuder ausgesetzt werden. Eine gleiche Kruste hat sich auch auf den andern Säulen abgesetzt,, ja sie bedeckt mit ganz ausgezeichneter Deutlichkeit noch die zahlreich umher, liegenden Granitsäulen, welche hier, w i e überall, durch ihre Härte von den Angriffen der Bohrinuscheln verschont blieben. W a s dürfen wir aber endlich wohl glauben, wenn wir einen reichlich 6 F u f s langen umgestürzten Säulenstumpf antreffen, welcher nicht nur in einer 3 Fufs breiten Zone von den Fl^gladen ergriffen, sondern seiner ganzen Länge nach, zahlreich, und

379 auch selbst auf der unteren Fläche durchbohrt worden, mit •welcher er vormals, gleich den anderen, aufrecht auf seiner Basis gestanden. Müssen wir nicht annehmen, dieser Säulenstumpf sei in seinem gegenwärtigen umgestürzten Zustande, also nach der Zerstörung des T e m pels, liegend von dem Wasser bedeckt worden? W o h l scheint es, als sei keine andere Erklärung möglich, und mithin alle Wahrscheinlichkeit gegen die erst genannte Ansicht. W a s sollen wir aber zu der zweiten sagen? Ihr scheint in der That schon der erste Anblick der Umgebungen dieser merkwürdigen Ruine nicht günstig. W e nigstens mangeln in der ganz nächsten Umgegend alle Spuren eines nur schwach erhöbeten Uferrandes, welche im Stande gewesen w ä r e n , Wässer in einer Lagune zu sammbin und sie abzuhalten, in das benachbarte Meer abzufliefsen. Doch diese Umgegend, in welcher alleiu schon zu antiquarischen Zwecken ausgedehnte Nachgrabungen veranstaltet wurden, könnte sich leicht mannigfach verändert haben. Allein wenn wir aufmerksam die noch übrig gebliebenen Theile der Mauern dieses T e m pels betrachten, welche aas Backsteinen gebildet werden, zieht sehr bald eine .andere merkwürdige Erscheinung unsere Aufmerksamkeit auf sich. Diese Mauern sind sehr deutlich da, wo sie aus dem zugeschütteten Boden hervortraten und das Wasser berührte», von demselben angefressen und ihr ausragender Theil ist zerstört worden. Nun aber sieht man sehr leicht, dafs der Theil der Mauern, welcher dem Meere näher steht, ungleich niedriger angefressen worden, als die entfernteren Theile, und zwar immer verhältnifsmäfsig je entfernter desto höher. Dieser Niveau-Unterschied aber mag in der geringen Längen-Ausdehnung von etwa 60 Schritt, welches ungefähr die Länge des Tempels ist, reichlich vier oder füui'Fufs betragen, und es entsteht dadurch ein Ansehen,

380 welches einigermaafsen den Umrissen in Fig. 4. Taf. VIII. ähnlich sieht. Es würde hier aa die Höhe des vormaligen Wasserspiegels, und dd den eben erwähnten schrägen Mauerrand bedeuten, gg ist eine von den aufrecht stehenden Cipollin-Säulen; f der von Pholaden durchbohrte Theil derselben; bb ist der alte Boden des Tempels, cc aber die Höhe des jetzigen Meeres, welches bekanntlich noch gegenwärtig regelmäßig den Boden des Tempels zu bedecken pflegt. Es scheint daher ganz offenbar aus der Beschaffenheit des schräge abgeschnittenen oberen Randes dieser alten Mauern hervorzugehen, dafs das Wasser, welches einst diese Purine deckte, sich einen regelmäfsig und stark gegen das sehr nahe Meer hin abschüssigen Boden bildete, und es mögte sehr schwer, ja, zumal in der dem Meere nahen Lage dieses Tempels, unmöglich sein, Sich solch eine Form seines verschütteten Bodens uiit dem Bilde einer Lagune zu vereinigen, deren Absätze natürlich hätten wagerecht sein müssen, und deren Wasser sich auf der abschüssigen Oberfläche nicht sammeln uud nicht verweilen konnten, es sei dann ein wenigstens 18 FufS hoher und starker Damm zwischen ihnen und dem Meere vorhanden gewesen, dessen Bildung hier anzunehmen in der That alle Beweggründe mangeln. So bleibt uns also wirklich nichts Anderes übrig als anzunehmen, das Meer sei einst ins Innere dieses Tempels eingedrungen, habe ihn für eine hinlänglich lange Zeit bedeckt, um zahlreichen Bohrmuscheln Nahrung zu geben, und ihn dann wieder verlassen, bis in dem vorigen Jahrhundert seine Ausgrabung veranstaltet wurde, •welche die eben besprochenen Erscheinungen in klarem Licht setzten. W i e aber hat alles dieses sich ereignen können, in einem Zeiträume, in welchem diese Gegende»; uiö frei von Bewohnung waren, und was berichtet unii davon die Geschichte, oder was köuaeu wir yvohl sousl

381 noch aus der Beschaffenheit der Umgegend für Beweisgründe hernehmen, dafs einst hier die Rüste sich gesenkt und dann wieder gehoben habe? Denn wir sind fern von der so sehr leicht widerlegbaren Meinung, dafs hier solche Veränderungen in dem Meeresspiegel vorgefallen wären, wie freilich auch von Manchen geglaubt worden. Dies sind die Fragen und Betrachtungen, mit denen wir jene merkwürdigen Mauern verlassen, welche ein Räthsöl zu umschliefsen scheinen, dessen Lösung dem Naturforscher so lange versagt worden. Die Beantwortung dieser Fragen geschieht zum Theil sehr genügend durch eine treffliche Abhandlung des in Neapel lebenden Canonicus A n d r e a d i J o r i o , die ich erst später zur Einsicht erhalten konnte. Ungeachtet ich dieselbe hier nicht zur Hand habe, will ich es dennoch versuchen, Ihnen das Wesentliche ihres, wie es scheint sehr wenig bekannt gewordenen Inhaltes mitzutheilen, das mir noch völlig in Erinnerung geblieben. Die Abhandlung selbst führt den Titel: Iiicerche sul tempio di Sirapide in Pozzuoli, Napoli 1820. Der Verfasser zeigt darin zunächst, nach zahlreichen antiquarischen Erläuterungen, dafs die Zerstörung und Verschüttung des Serapis-Tempels schon in sehr früher Zeit müsse geschehen sein, wahrscheinlich weil der SerapisDienst in Verfall k a m , gewifs aber nicht durch Einwirkung des Meeres. Denn erstlich war der Schutt, welchen man bei Aufräumung der Ruine in ihrem Innern gefunden, ganz frei von den Spuren einer Meeresüberschwemmung, und zweitens fand man in demselben ein noch wohl erhaltenes Grab aus der späteren Römer Zeit. Zwei Umstände, welche hinreichend für sich sprechen. Ueber das Einsinken dieses Tempels und der benachbarten Küste aber schweigt die Geschichte; doch fand man iibev dem Schutt eine sehr deutlich aus feinem Meeresbaad gebildete. gleicMonuig verbreitete Lage, welche die

382 oberen Enden der Mauer deckte, und folglich abschüssig gegen da) Meer war. Wahrscheinlich ist das Eintreten des Meeres sebr allmälig gewesen, denn man fand bei der Aufräumung in dem Sande des Meeres, in der Mittq desselben, eine kleine Quermauer aufgerichtet, deren Constr-uction es aufs deutlichste erwies, dafs sie eurn Schutz gegen die Meereswellen errichtet worden, welche spätec weit über sie hinaus gingen. Die Zeit ihrer Errichtung fällt wahrscheinlich in jene dunklen Jahrhunderte, in welchen die Saracenen jene Küstenländer verwüsteten, und aus denen von der Special - Geschichte dieser Gegenden so wenig bekannt ist. Nicht so aber ist es mit dem Wieder-Auftauchen des Tempels aus dem Zustande seiner einst unwiderlegbar erwiesenen Senkung. Sie hat allem Anschein nach sehr allmälig gegen das Ende des 15len und den Anfang des 16ien Jahrhunderts statt ge-r funden. Denn aus diesem Zeitraum citirt uns Hr. di J o l i o , aus den Archiven von Pozzuoli, einige Urkunden, aus welchen, ganz deutlich hervorgeht, dafs damals in den Umgebungen des Serapis - Tempels sehr ansehnliche Landstrecken vom Meere entblößt und von der Regierung besonders an geistliche Stiftungen verschenkt w u r den, welchen sie zum Theil heute noch gehören. Jener Zeitraum ist aber zugleich auch derselbe, in welchem l'ozzuoli mehrfach von starken Erdbeben heimgesucht w u r d e , und in welchem unter andern auch die Bildung des Monte Nuovo ( 1 5 3 8 ) erwiesen hat, dafs damals der Boden dieses -Landes mannigfachen Bewegungen ausgesetzt gewesen sei. Hr. d i J o r i o , den ich mehrfach noch selbst über die hier berührten Gegenstände zu befragen Gelegenheit gefunden, hat die sehr rühmliche Bescheidenheit gehabt, seinen, lediglich antiquarischen Erläuterungen, keine hypothetische Erklärungs - Versuche hinzuzufügen. Dein Geologen wird es inddts leicht, aus den in seiner A b -

383 Handlung enthaltenen Thatsachen, verbunden mit den oben schon berührten Bemerkungen, die Sclilufsfolge abzuleiten , daf3 uns in den Ereignissen des Serapis-Teinpels eines der merkwürdigsten Beispiele von successiver Senkung und Wiedererhebung einzelner Theile der Erdoberfläche gegeben werde. Eine Erscheinung, welche wir in ungleich gröfserer Ausdehnung, wenn gleich nicht so augenscheinlich und in verhältnifsmäfsig so geringen Zeiträumen eingeschlossen, bereits von vielen Küstenländern der Erde kennen. — — c. Au» einem Schreiben an den Hrn. Prof. W e i f s } den 28. März 1831.

aus Syracus

— Seit dem l.März sind wir, nach eiuer sechstägigen überaus genufsreichen Wanderung von Catania aus, in Syracus angekommen. W i r hatten in Catania zwei volle Monate verweilt, um die böse Jahreszeit abzuwarten, doch waren wir von dort, wie uns die Erfahrung belehrte, keinesweges zu spät abgereist, und selbst jetzt noch mögte eine Reise in das Innere der Insel oder nach der Nordküste kaum mit Erfolg zu bewirken sein; denn auf den etwa über 2000 Fufs hoben Bergen liegt noch überall reicher Schnee, und die überaus schlechten Wege sind, so lange sie von der Nässe heimgesucht werden, gar fürchterlich, wie wir dies mehrmals erfahren haben. Fast allen Flüssen, welche in der heifsen Jahreszeit beinahe auf Null reducirt werden, während sie jetzt reichlich fliefsen, mangeln hier die Brücken, und von MaulthierCn herab zu beobachten, Ijaben wir nicht die geringste Neigung, so sehr uns auch die trägen Sicilianer dazu anrathen. Mit dem Uebergange über den Simeto oder Giarrett», •welcher die Ebene von Catania auf der Südseite durch-

384 schneidet, haben wir uns endlich von dem Gebiet unserer allen Lieblings - Studien losgesagt, die uns so sehr laDge gefesselt hielten. W i r befinden uns gegenwärtig von einer überaus ansehnlichen Kalkstein-Formation umgeben, welche uns bis Capo Passaro wohl uicht wieder verlassen, wird, und deren innere Verhältnisse kennen zu lernen, einen Haupt-Gegenstand unserer geognostischen Studien bildet. E t w a gegen 1 0 0 0 Fufs mächtig (!) und •völlig wagerecht geschichtet, wenigstens mit s e h r unbedeutenden Abweichungen, sind die allgemeinen Erscheinungen dieser Formation so durchaus einförmig und gleichartig, dafs wir nicht umhin können, sie nur für eine einfache und unzertheilbare Bildung derselben grofsen Epoche zu halten, w a s auch andere Beobachter dazu sagen m ö gen. Unterliegende neptunische Gebirgsarten haben w i r bisher nirgend unter dieser mächtigen Bildung beobacht e t , doch sprechen ihre stellenweise so sehr zahlreichen Versteinerungen deutlich genug, dafs sie nach den bisherigen Begriffen tertiär, oder wahrscheinlich wohl noch neuer und, um mjt D e s n o y e r zu reden, quaternär sei. Diese Erscheinung aber hat in der That etwas A u ß e r ordentliches, denn wir suchen vergeblich nach den Rändern jener Beckenform, welche im Stande gewesen wäre, feine so ansehnliche Niederlage in sich aufzunehmen; auch haben diese wagerechten und nach allen Seiten inselförttiig steil abfallenden Plateaux, welche sie bildet, und welche wahrscheinlich auch an ihren, dem Meere zugekehrten Rändern, die Veranlassung zu so herrlichen Häfen geben, wie zu jenen Von Syracus und Augusta, durchaus nichts von der Gestalt, welche wir bei noch einigermafsen in ihrer ursprünglichen Lage befindlichen B e k kenbildungeu voraussetzen dürfen. Die Oberfläche dieser Insel mufs also in verhältnifsmäfsig noch sehr neuer Periode eine ansehnliche Veränderung erlitten haben, und es ist nicht allein ihre Gestalt, welche uns dies glauben

385 J.ifst, sondern mehr noch die Beschaffenheit der organischen R e s t e , welche sich in ihren Jüngern und doch so mächtigen Formationen finden. Schon von Catania ans hafte ich in einem meiner Briefe, welcher wahrscheinlich zu Ihrer Kenntnifs wird gekommen sein, gelegentlich erwähnt, welche grofse Ueberraschung es uns gewesen i s t , in den dortigen jiingern Meeresbildungen, deren einige sich an den Abhängen des Aetna finden, so zahlreiche fossile Schalthiere anzutreffen, welche ganz deutlich mit den noch lebenden des nahen Meeres übereinstimmen * ) . W i r haben seitdem diese merkwürdige Thatsache, welche mich aufs erwünschteste in das Studium der Conchylien und Versteinerungen eingeführt hat, nicht aus den Augen verloren, und unsere Nachforschungen deshalb sind mit ganz ungehofften Erfolgen gekrönt worden. In einem Creta-Hügel bei Catania, etwa 200 Fufs über dem Meere, Namens Cefali, fanden wir namentlich eine ganz unerwartete und bisher ganz ungekannte A u s beute, über deren Reichthum Sie werden urtheilen können, wenn ich Ihnen das Verzeichnifs der dort gefundenen Arten hersetze, welche wir gegenwärtig mit unsern sehr beschrankten Hülfsmilleln lvabqn ziemlich sicher bestimmen können. Sie sind folgende: Solen Vagina. Cylherea lincta. — Siliqua. Mactra transversa, nobis. Corbula rugosa? nucleus. — randora rostrata. Teilina rostrata, — concentrica ? Donax trunculus. Cytherea Chione. *) Vergl, S. 258.

— couvexa, nobis. Venus Gallina. — verrucosa? Cardium tuberculatum. — papillosum. Area barbata. — lactea. Tectunculus marmoiatus. Nucula margaritacea,

386 Nucula eroarginata. Spondylus Gaederopus. Ostrea denticulata? — mediterránea. Anomia Cepa. Emarginula Fissura. Natica glauciua. — fulmínea ? — millepunctala. Scalaria brunnea, nob. Solarium hybridum. Trochus erythroleucus. — laevigatus, nobis. Fharaonis. — Turbo rugosus. :— pullus. Turritella Terebra. Cerithium cancellatum, nob, M u r e x Brandaría.

Slurex tiunculus. — ^arvulus, nob. Fusus lignarius. Rostellaiia Fes Pelecani. Gassis granulosa. Buccinum reticulatuin. —» clathratum. Ascanias. — — inftalum. — mutabile. — gibbosulum. Mitra plumbea. Cypraea Coccinella. Columbella rustica. Marginella Glabella? Conus mediterraneus. Dentalium Entalis. —

elephantinum.

Alle diese, 57 an der Zabl, haben w i r bis jetzt mij den in dem benachbarten Meere lebenden und von uns reichlich gesammelten Arten vergleichen können *), und sie unzweifelhaft übereinstimmend gefunden. Unser Verz e i c h n i s von Cefali aber geht bis auf 70 Arten, und wir zweifeln nicht, auch allmälig die andern noch unter den lebenden zu finden; ja von einigen wissen wir dies schon mit ziemlicher Sicherheit. Wenigstens ist unter ihnen keine F o r m , welche uns diesen Meeren fremdartig erscheint, wie dies an andern Orten der Fall ist. Doch ich will zu der Kalksteinbildung, welche uns gegenwärtig beschäftigt, zurückkehren. *)

Hievon macht n u r Corhula rugosa eine Ausnahme, welche indefs der Corbula nucleus sehr nahe s t e h t , und Buccinum gibbosulum, das wir bis jetzt n u r lebend von Malta gesehen haben, worauf wohl nichts ankommt,

387 Schon bei den ersten Beobachtungen, welche wir über die Versteinerungen desselben in der Gegend von L'Agnone und Augusta machten, waren wir sehr überrascht, unter den, in diesen stattlichen Felsmassen, welche leichter an den Jura- als an Tertiär-Kalk erinnern müßten, vorherrschenden Arten, den so leicht kenntlichen und im Mittelmeer häufigen Pecten Jacobaeus und eine den lebenden Arten höchst ähnliche Ausler zu finden. Bei dem Capo S ,a Croce sahen wir darin eine ganze Bank dieses Pecten, mit Austern und mit der gleichfalls hier häufig lebenden Lima squamosa. Andere Pecten - Arten, wenigstens 4 , hatten eine grofse Analogie mit den lebenden, welche wir später bei Syracus fanden, und wir haben sie deshalb noch nicht genauer vergleichen können. Einer darunter war der lebend hier sehr häufige Pecten Pusio. Buccina, Cardia und Pectunculus trugen ganz den Character der lebenden Arten. Dagegen fanden wir auch freilich unter den Versteinerungen hier Species, welche wenigstens in den benachbarten Meeren sicher nicht vorkommen, dahin gehören namentlich 4 schöne Arten glatter und gestreifter Terebrateln, grofse Lenticuliten und die ausgezeichnete Area antiquata, welche alle freilich immer zu den seltenern Erscheinungen gehören. Später fanden wir bei unsern Wanderungen von Syracus aus ins Innere, diesen petrefactalogischen Charakter unseres Kalksteins im Allgemeinen bestätigt, nur vermehrte sich im Allgemeinen noch die Zahl der jetzt lebenden Arten, und in den an Versleinerungen reichsten Gegenden, bei Militello, sind wir bis jetzt noch nicht gewesen, wo sich nach einer Beschreibung des Gataneser Arztes D e G i a c o i n o , in den Atti delF Accademia Gioenia, der lebenden Arten noch viel mehr finden. W i r trafen davon bis jetzt in versteinerungsreichen Schichten bei Buccheri und Sortino, aufser den eben genannten, noch: Karstpn Archiv I I I . B . 1. H.

2 6

388 Cythere« lincia, Solen slrigilatus, Natica millepunctata, fulminea, — Venu9 verrucosa? Murex brandaris, Fusus lignarius, Rostellaria Tes Pelecaui, Buccinum mutabile,

Buccinum clathratum, Gorbuta nucleus, Margiuella glabella, Phasianella lerebra, nobis, Turritella terebra, Turbo rugosus, Pectunculus glycimeris, Nucula emarginata, Dentaliutn elephantinum

und viele andere, die wir noch genauer untersuchen werden, aufser schonen Echinus, Rrebsresten, Fischabdrükken, Hayfischzähnen, Corallenresten u. s. w . , über welche w i r gegenwärtig noch gar nichts zu sagen vermögen. Doch diese reichhaltige und e i g e n t ü m l i c h e F o r m a tion, welche studiren zu können mir in der That sehr grofse Freude m a c h t , ist nicht die einzige, welche wir seit unserer letzten Abreise aus Catania beobachtet haben. V o r Allem insbesondere sind die Verhältnisse des Basalts und der zu ihm gehörigen Gesteine, welche hier in grofser Ausdehnung vorkommen, uns anziehend gewesen. Von den mineralogischen Verhältnissen der HauptGebirgsart läfst sich nur sehr wenig sagen, das sie auszeichnet. Gewöhnlich ist es ein fast dichter schwarzer Basalt, welcher nur sehr schwach auf den Magnet wirkt, mit sehr seltenem Olivin, doch auch niemals mit porphyrartig ausgeschiedenem Feldspath, wie in den Melaphyren. S e h r häufig sind theils wackenähnliche und blasige, theils mehr körnige und feldspathreichere Abänderungen , welche hier vorkommen. In den Blasenräumen fanden wir nur selten krystallinische Einschlüsse, und nächst etwas Aragonit, Kalkspath und inuthmafslich Chabasie, ist vielleicht ein Vorkommen von Hyalit bei Bucclieri noch als ausgezeichnet zu nennen. Säulenbildung sahen wir hier niemals recht deutlich, es sei denn bei Melilli; sehr oft aber Kugelabsonderungen mit der

389 merkwürdigen Eigentliümliehkeit > dafs die Oberfläche^ dieser Kugeln bis zu 1 Zoll tief verglaset und wie eine Obsidian ähnliche Blasse erscheinen. Interessanter indefs sind die geognostischen Verhältnisse dieser Gebirgsart. W a s wir zuerst davon sahen schien uns glauben zu machen, unsere Kalkstein - Fortnation sei erst nach den Basalten gebildet. Denn in der Halbinsel, welche ostwärts im Capo Santa Croce bei Augusta endet, sieht man an der Kordküste den Basalt selbst und einen zu ihm gehörigen Peperin ähnlichen Basalt-Tuff von den Meereswellen, zwischen L'Agnone und der Puma dell' Arcile, glatt abgewaschen, und auf ihm ruht der Versteinerungsreiche Kalkstein in wagereehlen Bänken > ohne die geringste Veränderung an den Berührungsflächen, und oft selbst zahlreiche Basalt-Geschiebe einschliefsend. Sehr viele Thal-Einschnitte in der Halbinsel wiederholen un& zugleich immer dieselbe Erscheinung in völliger Uebereinstimmung. In den Gegenden, welche etwa 6 Meilen westlich von Syracus anfangen, ändert sich indefs dieses Verhältnifs. Dort sehen wir unleugbar die gleiche K a l k Steinbildung in der erwünschtesten Deutlichkeit bedeckt Von einer ansehnlichen Basaltmasse. Diese letztere bildet ein zusammenhängendes Plateau, von etwa 1 5 0 0 Fufs Meereshöhe, dessen wenigstens 2 deutsche Meilen grofse Haupt-Längenaüsdehnung von Osten gegen Westen wir gegenwärtig noch nicht genau kennen, dessen höchste Gipfel aber im Monte Santa Venera und im Monte Lauro bis zu etwa 2 0 0 0 Fufs aufsteigen. Auf den Berührungsflächen des Basaltes und des Kalksteins aber haben wii auch hier niemals Spuren einer Veränderung des letztörh warnehmen können. Doch dies sind noch keinesweges die 2 einzigen Arten des Vorkommens beider Gebirgsarten mit einander. E s gelang uns endlich nach langem Suchen, an den Kalksleinwänden der Thäler, Unter dem Basalt-Plateau einige deutliche Durchbrechungen desKalk26*

390 steins von dein Basalt zu finden. 'Einen prachtvollen freistehenden Gaug von sehr ansehnlichen Dimensionen sahen wir iin Monte rosso, etwa 3 Miglien nordöstlich von Buccheri, an welchem alle nothwendigen Erscheinungen sich aufs evidenteste beobachten lassen. Sehr deutlich verfolgt man den wagerecht geschichteten Kalksiein bis unmittelbar neben der Basaltmasse, welcher auf der andern Seile der Kalkstein deutlich zufällt. Die fast schlackige Basallmasse umschliefst hier ferner, fest eingebacken, unordentlich durch einander liegende £röfse und kleine Kalkstücke, welche bis zu 3 Fufs Durchmesser besitzen; und immer wenigstens doch an den Berührungen verändert, sieht inan in ihrem Iunern noch dieselben Versteinerungsspuren, •welche den Kalkstein der Umgebungen auszeichnen. Ganz in der Nähe sind noch einige andere minder bedeutende Durchbrechungen. Sehr merkwürdig und ausgezeichnet aber ist ein wenigstens 6 mal wiederholter Wechsel des Kalksteins und Basaltes, welchen man in dem Städtchen Buccheri beobachtet, wenn man von dem Haupt-Basalt-Plateau über dem unterliegenden Kalkstein herabschreitet. Beide Gebirgsarlen liegen hier vollkommen wagerecht, und die 2 bis 3 Fufs breiten Basaltstreifen haben so vollkommen das Ansehn von gleichförmig eingelagerten Flötzen, dafs kaum etwas Täuschenderes gesehen werden mögt«. An den Berührungsflächen mit dem Kalkstein sind fast niemals, und zuweilen nur sehr unbedeutende Veränderungen sichtbar, von welchen ausführlicher zu reden mich hier zu weit führen würde. Indefs kann k h es mir nicht versagen , Ihnen eine, von meinem Reisegefährten Es e h e r angefertigte, sehr getreue Zeichnung von dem Verhalten des Basaltes und der Basaltgänge zur Creta, so w i e von dem Verhallen der Berührungsflächen der Creta mit dem Basalt, wie wir solches auf der Cyclopen-Insel, nördlich von Catania, beobachtet haben, mitzutheilen. Sie linden

auf T a f . V I I I . dies Verhalten so vollständig' und deutlich ausgedrückt, clafs jede weitere Erörterung überflüssig sein würde. Fig. 1. ist die Ansicht der Cyclopen-Insel; 2 stellt die Basaltgänge in der Creta (Tertiär-Mergel) dar, und 3 zeigt die Beschaffenheit der Berührungsfläche des Basaltes und der Creta. So haben w i r inithin alle Elemente beisammen, w e l che uns zu der Ueberzeugung bringen k ö n n e n , dafs der Basalt und die grofse Kalkstein-Formation, welche ihn umgiebt, sieh im Wesentlichen in derselben grofsen Epoche bildeten, und w i r erinnern uns unter den Analogien zu unserm Kalkstein, sehr leicht jener muschelreichen sandigen Mergel, welche in den norddeutschen Basaltgegenden so häufig ( w i e bei Cassel im A h n e - T h a l , bei Günteisen unweit Göttingen u. s. w . ) - a n den Abhängen der Basaltberge vorkommen, und w e l c h e , wunderbar genug, auch wahrscheinlich ganz denselben petrefactologischen Character tragen. Sie sind wahrscheinlich gleichzeitig mit den andern bisher so genannten T e r t i ä r - B i l d u n g e n unsers Vaterlandes, und wenn mich mein GedächtüiCs nicht sehr trügt, so werden in den Muschelmergeln von Wendlinghausen bei L e m g o , vom Dahberge bei Bünde, Astrup bei Osnabrück, Sternberg in Mecklenburg u . s . w . nächst manchen eigentümlichen, auch sehr viele Versteinerungen vorkommen, welche sich in dem eben gegebenen Verzeichnis von Cefali uijd Buccheri befinden. Doch bevor ich die Basalte in dem Kalkstein - Gebiete ganz verlasse, erlauben Sie mir noch, e t w a s von den dazu gehörigen Tuffen hinzuzufügen. S i e sind in dem eben durchlaufenen Gebiet ungemein häufig und oft von sehr ansehnlicher Mächtigkeit. Zahlreiche K a l k stein- und Basaltbrocken sind in ihnen durch ein aschenartiges Cement oft zu einer so festen Steinmasse verbunden, dafs sie sehr füglich dem römischen Peperino verglichen werden können. Ihre Verhältnisse zum Ba-

302 jsll eincl nicht immer deutlich; doch befinden sie sich gegen denselben in allen denkbaren Lagen, ihn umschließ e n d oder von ihm eingeschlossen, ihn bedeckend oder unterteufend, oder mit ihm wechselnd und nicht selten auch wohl ohne ihn, a l l e i n mit dem herrschenden Kalkstein. Zuweilen bilden sie dann in demselben regelmässig eingelagerte, einfache oder mehrfach mit ihm abwechselnde Streifen, wie im Val di Gufari an der Südseite des Monte Lauro, oder ihre Hauptmasse liegt unter dem Kalkstein, wie im Anapo-Thal unter Sortino, oder unmittelbar neben Buccheri u. s. w . W a s aber viel merkwürdiger erscheint, ist, dafs diese Tuffinassen fast immer eine ungemein deutliche Schichtung besitzen, und wenn dies schon zu beweisen scheint, dafs sie vom W a s « ser geebnet und •verbreitet wurden, so bestätigt sich dies ganz besonders durch die Warnehmung, dafs sie an ei-> nigen Orten zahlreiche und wohl erhaltene Versteinerungen führen. W i r haben bis jetzt unerwartet zwei ausgezeichnete dergleichen Stellen entdeckt, welche vollkommen an die ähnlichen so wohl bekannten Erscheinungen des Val di Ronca im Vicentinischen erinnern. P e r erste dieser Fundorte liegt bei Sortino,' und so weit w i r dies vorläufig haben bestimmen können, liefert er folgende Versteinerungen; Conus mediterraneus ? Fusus lignarius? Cerithium Radula, Nalica fulminea? tJuccinum mutabile, Cardium ciliare, —r nitidulum? Area Noae, Fecten Jacobaeijs, —r barbata, Trochys Magus, Corbula nucleus ? — Pharaonis, Pectunculus marjpjoratua Fusus syracusanus ? und mehrere noch unbestimmte Arten von Trochus, Cardium, Venus, eine Fyrula, eine Purpura, Bulla, AmphU desma u. s. f.

393 Also im Allgemeinen, -wieder vollkommen derselbe Cisracter wie im Kalkstein, und ohne Widerrede »ehr zahlreiche, gegenwärtig noch lebende Species. Sehr viel reicher endlich noch, und mit viel besser erhaltenen Versteinerungen , sahen wir den zweiten Fundort im Tuff, oder wie man. ihn hier nennt, im G i o r m i n o , unmittelbar neben Buccheri, a m Ausgange auf der Ostseite. W i r sammelten, dort folgende vorläufig bestimmbare Arten : liostellaria Tes Telecani. Bulla striata. Buccinum clathratuin, Gorbula nucleus? Ascanias? Solen siliqua? — Cytherea Jinda. —r strigilatus. Nucula margaritacea. Pecten Pusio. —• emarginata. — Pleuronectes ? Marginella glabella? Chama gryphoides. Cardium ciliare? Sämintlich lebende, A r t e n , und ausserdem, noch unbestimmte und oft unbestimmbare Species von Cardium, Venus, Turbo, Pinna, Teilina, Ostrea u. s. wr. Doch ich will Sie nicht länger mit einer Darstellung dieser stets auf eine überraschende Weise gleichartig wiederkehrenden Verhältnisse ermüden. Noch eine der von uns auf dieser letzten W a n d e rung beobachteten Erscheinungen wogte iudefs Ihrer A u f merksamkeit werth sein. Es ist die hin und wieder in diesemKalksteinlaude auftretende K n o c h e n - B r e c c i e . Ganz nahe bei Syracus und noch innerhalb des Gebietes seiner Stadtmauern, sahen wir davon 2 sehr ausgezeichnete Beispiele. In einer der hier im Kalkstein so häufigen Höhlen (etwa 3 Miglien von der heutigen Stadt), welche, weil sich eine Capelle darin befindet, Grotta santa genannt w i r d , hat man im December des vorigen Jahres bei den Arbeiten — um ein Grabgewölbe zu machen — eine sehr ansehnliche Knochenmasse aus lockeres Erde ausgegraben. W i r besuchten diese Stelle. Aufser

394 zahlreich umher liegenden' Knochen aber, welche wir sammelten, konnten w i r gegenwärtig, wo alles wieder überschüttet war, keine Beobachtungen über das ursprüngliche Vorkommen anstellen. Glücklicherweise hat aber ein hiesiger Liebhaber, der Cavaltere Don M a r i o L a n d o l i n o N a v a sich die Mübe genommen, zur Zeit als hier noch alles zu sehen w a r , an Ort und Stelle einige Messungen zu machen, und von den bei der Ausgrabung durchstochenen Erdschichten in hinreichender Menge zu sammeln. Durch die Mittheilnngen dieses sehr gefälligen Mannes sind wir in den Stand gesetzt worden, über die Verhältnisse jener Erscheinung im Wesentlichen folgende Thatsachen auszumitteln. Nachdem man das alte Pflaster der Capelle und eine darunter befindliche zur Ebuung des Bodens aufgeführte Schuttlage durchschnitten hatte, erreichte man eine Schicht schwarzer fetter Dammerde, i n welcher hin und wieder wahrscheinlich einst von der Decke der Höhle abgefallene, plumpe Steinblöcke, meist S t a l a c t i t e n - K l u m p e n , zerstreut lagen. W i r fanden in dieser Erde sehr deutliche Ueberreste von Land-Schnekk e n , Helix-Arten und die hier so sehr häufige zierliche Clausilia pappillaris. Unter dieser Dammerde folgte eine andere ihr sehr ähnliche, mehr röthlich gefärbte, in w e l cher w i r nichts fanden. Darunter erschien aber ein schmutzig grauer, fast plastischer Thon, häufig verunreinigt durch Sandkörner und eine Schicht schwach erhärteten etwas eisenschüssigen Sandsteins, hier G i u g g i u l e n a genannt, einschließend. In dieser letztern Masse fanden w i r , sowohl im Thon als im Sandstein, zahlreiche sehr klein geriebene und undeutliche Muschelbrocken; doch gelang es unserm Suchen, darunter hinlänglich deutlich ein Stück Dentalium, eine Serpula und die hier am Meeresstrande so häufigen fast mikroskopischen Lenticuliten zu finden. E s war dies also entschieden eine Meeresbildung, und man sah sie in 11 Palmen,

395 oder etwa 9Fufs Tiefe, auf einem Lager von stark abgerollten Kalkstein-Geschieben aufliegen, welche theilweise durch diese Thonmasse mit S a n d - und Muschelbrocken verkittet waren. Der Haupt-Fundort der Knochen aber war unregelmäßig zerstreut in der Meeresbildung, und nur einige darunter fanden sich in der darüber liegenden Erdlage. Bei weitem die vorherrschenden unter diesen gehören dem Hippopotamus, und wir haben von den Zähnen dieses Thieres eine reiche Sammlung gemacht, die w i r Ihnen zu seiner Zeit überschikken werden. Seltner waren Mammutzahne, davon mehrere wir im hiesigen Museum gesehen haben, und w i e man uns von Gatania aus berichtet, wohin ein Theil dieser Knochen gesendet wurde, sind Rhinoceros-Zähne darunter vorgekommen. Von Raubthieren aber u. a. sah man bisher keine Spuren. Grotta Santa liegt etwa 80 Fufs über dem heutigen Meeresspiegel, und es ist also die Bildung dieser Knochen-Breccie sicher das W e r k eines Diluvii, nach B u c k l a n d s anziehender Darstellung. Ganz ähnlich und nur in unwesentlichen Dingen verschieden, waren die Beobachtungen, welche wir an einer andern Knochen - Breccie nahe dem hiesigen Capuziner-Kloster anstellten. Sie dienen indefs doch den vorhergehenden nicht nur zur Bestätigung, sondern auch zur Erläuterung. Man tritt dort in eine etwa 6 Fufs breite und von etwa 10 Fufs hohen Wänden eingeschlossene Spalte in dem Kalkstein, welche, aber nach 20 Schritt Entfernung in eine kleine Grotte endigt. Der Kalkstein der W ä n d e ist noch wagerecht geschichtet und enthält deutlich Bruchstücke von Fecten Jacobaeus, Austerschalen und Corallenspuren. In den zahlreichen und durchaus unregelmäfsigen Vertiefungen desselben befindet sich als Ausfüllungsmasse die Knochen-Breccie. Meist scharf zerbrochene, seilen ganz erhaltene Knochenstücke Liegen hier fest eingebacken in einem löchrigen travertin-

396 ähnlichen, aber immer harten und dichten Kalkstein, welcher sich durch Farbe und Gefüge hinlänglich von dein Kalkstein der Wände unterscheidet, ungeachtet er oft überaus fest mit demselben verwachsen ist. Dieser letztere Kalkstein aber (das Ausfüllende) enthält d a , wo er insbesondere nur kleine Knochenstückchen einschliefst, sehr oft eine ungeheure Menge von kleinen SchalthierBruchstücken , unter welchen sich nur selten wohl e r haltene Exemplare vorfinden. Unter diesen aber erkannten wir folgende zum Theil mit grofser Bestimmtheit: Buccinum reticulatuin, Cerithium Radula? Ascanias, Conus mediterraneus, m u labile, Turbo caerulescen» ? inflatum, Serpula glomerata? Turritella terebra, Dentalium Entalis, also sämmtlich noch lebende Arten, und mit ihnen unbestimmte Fragmente von Troclius, Echinus, CorallenStücfcchen u. s. w . Unter den Knochen herrschen auch hier wieder sicher die vom Hippopotauius, denn die Zähne desselben unterschieden wir allein deutlich, und dasselbe war auch der Fall mit einer andern wenig ausgezeichneten K n o chen »Breccie, welche wir an der OefFnung einer der schönen Grotten von Fantalica vorfanden, welche wir f e a Sortino aus besuchten. Gegenwärtig sind w i r vorzugsweise begierig auf die Beobachtungen, welche es uns vergönnt sein w i r d , bei Cap Fassaro zu machen, wo ups Hippuriten und Nummuiiten einen andern Kalkstein, als den bisher gefunden e n , anzukündigen scheinen. Vielleicht gelingt es uns echón dort, über die Zusammensetzung derTertiärformatk>n yon Sicilien eisige entscheidende Beobachtungen zu machen. Von Cap Passaro werden wir über Vizzini, Ittilitello und Lentini nach Catania zurückkehren, und so wwere Beobachtungen über die Kalksteine und Basalte

397 im Val di Nolo vollenden. Von Catania aus denken wir zunächst dann eine andere Heise nach Castrogiovanni anzutreten und über Caltanisetta zurückzukehren. Sie verspricht uns eine aufserordentliche Ausbeute; denn einmal kommen wir dort zu den reichsten Lagerstätten des Steinsalzes und des Schwefels, und zweitens werden wir auf dieser Reise in den Stand gesetzt werden, die Verhältnisse des bereits mehrfach studirten Secundärgebirges zu den jüngern Formationen kennen zu lernen, welche wahrscheinlich den ganzen Süden der Insel bedecken. Wir werden dann bis auf Weniges unsere Karte von der Osthälfte Siciüens vollendet haben, so weit sie südlich und westlich vom Aetna sich ausbreitet, und was uns dann noch fehlt, wird uns eine letzte Reise von Catania über Caltagirona nach Girgenti zu ergänzen gestatten, Von Girgenti aber wollen wir nach Palermo gehen, und von dort auf der Rückreise nach Messina der Nordküste so viel Aufmerksamkeit widmen, als erforderlich ist, um die ganze Osthälfte der Insel bis zum Meridian von Castrogiovanni geognostisch aufnehmen und darstellen zu können. — d. An den Herrn Professor W e i f s ; aus Catania, den 19. Junius 1831, — Als ich Ihnen in meinem letzten Briefe eine Uebersicht unserer, zwischen Syracus und Catania bisher ausgeführten Beobachtungen zu geben versuchte, hielt uns in Syracus noch ein fast beispielloses Regenwetter zurück, das uns reichlich eine Woche lang buchstäblich in die Stube gefesselt hielt. Dann wurden wir durch die Ostertage abgehalten, während welcher wir hier nicht füglich verreisen konnten, und so war es uns erst am 7. April möglich, wieder aufzubrechen« Wir hatten in-

398 zwischen r o n Syracus aas einige kleine Ausflüge untern o m m e n , und besonders in dem sandigen QuaternarKalkstein der F e l s e n , welche Cap Fleinyrium ( h e u t e Gapö Massa Oliveri) von der Südseite des Hafens bilden, eine sehr reiche Ausbeute von wohl erhaltenen Versteinerungen gefunden. 6 Pecten-Arten, worunter der schöne P . Heuronectes; 3 Species glatter Terebrateln, die Gryphaea vesicularis (oder wenigstens was wir jetzt noch dafür halten), und aufserdem noch 2 0 wohl.unterschiedene Schalthier-Arten, waren hier ein sehr willkommener Zuwachs für unsere Sammlungen. W i r reisten endlich nach Cap Passaro, welches von Syracus aus auf dem graden W e g e etwa 1 0 deutsche Meilen entfernt ist. A m ersten T a g e gelangten wir zu dem freundlichen Städtchen A v o l a , das mitten ia einer sehr reizenden Campagna, nahe dem Meere und am Fufs einer hier steil abfallenden Hügelkette liegt, welche uns bereits den ganzen Tag über, der Meeresküste in kaum stundenweiter Entfernung parallel laufend, bis hieher begleitet hatte. Diese Hügelkette bildet genauer genommen den Abfall einer 1 0 0 0 Fufs und wohl noch mehr erhobenen Hochfläche, welche nur -von scharf eingeschnittenen Flufsthälern zerrissen, westwärts weit in das Innere, nach P a lazzolo und weiter noch, fortsetzt. Ihr Inneres ist durchaus nur aus dem oft erwähnten mächtigen Syracuser K a l k stein gebildet, dessen wagerechte und oft sehr dicke Bänke sich an den felsenreichen Abhängen schon von fernher'erkennen lassen. In den Ebenen, welche Avola umgeben, w a r einst der Hauptsitz der beträchtlichen Zukkerrohr-Pflanzungen, welche die Saracenen auf Sicilien einheimisch machten ; gegen wärtig aber beschränkt sich die Cultur dieses wichtigen Erzeugnisses auf «ine mehr zum Scherz erhaltene Anlage im Garten eines Privatmannes, der etwa einen halben Morgen Landes mit flohrstaudea bepflanzt h ä l t , deren Anblick uns nichts desto

399 weniger seh? viel Freude machte. W i r wendeten uns »in andern Tage ein wenig gegen das Bergland, um die sehr nahe alte Hauptstadt Noto zu besuchen, "welche seit dem Erdbeben von 1 6 9 3 neu und grofsartig angelegt, e i nen in der That sehr überraschenden und sonderbaren Anblick darbietet. Gewifs inufs es sehr auffallen, nach Zurücklegung mühseliger Fufswege, welche nur von Maulthierzügen und Eseln betreten werden, ganz unvorbereitet in die graden, breiten und wohl gepflasterten Strafsen einer reich bevölkerten lebhaften Stadt einzutreten, deren Nähe man kurz vorher kaum geahnet hat. Schöne Palazzi, grofse Kloslergebäude, welche Fürstenschlössern gleichen, überaus prächtige Kirchen, deren B a u art uns an St. Peter erinnert, sind warlich wohl ein seltsamer Anblick in der Mitte eines von Verbindungswegen fast ganz entblöfsten Berglandes. Mit Erstaunen sehen wir hier stattliche Carossen, welche man stückweise auseinander genominen auf Maulthierrücken TOB der Marina hatte hierher führen müssen, in den Strafsen auf und ab rollen, und das Leben und die Bewegung, welche in der nach acht sicilianischer W e i s e aufgeregten Volksmasse herrschte, contrastirte gar wunderbar mit der Stille und Vernachläfsigung des Landstriches, welchen wir eben durchzogen hatten. Die heutige Stadt Noto liegt aber auch etwa 6 Miglien von der alten entfernt, welche auf dem Rande einer steilen Felsmasse erbaut w a r , auf der sanft geneigten Vorstufe von dem Südabhange jenes Höhenzuges, dessen ich bei Avola erwähnt habe. Gegen Süden breitet sich das sehr niedrige Land aus, dessen langgedehnter schmaler Vorsprung endlich die Halbinsel von Fachino bildet, deren Ostspitze im Cap Fassaro man von Noto aus bereits sehr deutlich unterscheidet. Mit dem Uebergange über die reich bewässerte E b e n e , welche der jetzt ziemlich stark angeschwollene Fiume Abisso durchschneidet, verliefseu wir das Berg-

400 land am 9ten t und nachdem wir durch eine baumleere und wasserlose Einöde gezogen w a r e n , erreichten wir das von ferne her überall sichtbare Pachino, wo wir uns einrichteten, um Gap Fassaro und die nahe gelegenen Küsten zu stucfiren. Cap Passaro ist bekanntlich den Geognosten vorzugsweise durch zwei auffallende Erscheinungen merkw ü r d i g ; einmal durch das Vorkommen des Kalksteins, in welchem meines Wissens zuerst die uns immer noch so räthselhaften Hippuriten entdeckt wurden, und zweitens durch das Auftreten vulkanischer Gebirgsarten, welche sich südwärts von Syracus (bei Tremiglia) und Palazzolo nun hier wieder hervortretend, bemerkt w e r den. Das Vorkommen der Hippuriten, die ich bereits in dem Triestiner und Istrianer Nummuliten - Kalkstein, so wie im Appeninenkalk von Subiaco und bei Avezzano (am Lago di Fucino) gefunden hatte, liefs uns das lange schon nicht mehr gesehene Auftreten des Flotzgebirges, und insbesondere vielleicht der Kreide - Bildung, an dieser Südspitze Siciliens voraussetzen, und Vielleicht wogte auch das Vorragen vulkanischer Gesteine gleichzeitig eine so ungewöhnliche und vereinzelt dastehende Erscheinung erklären. Beide Voraussetzungen haben sich uns ziemlich gerechtfertigt, doch keinesweges mit dem Grade von Evidenz und Sicherheit, welche wir hoffen durften, da wir uns eifrig der Sache annahmen und wahrscheinlich viel mehr sahen als unsere Vorgänger. Bis ganz nahe vor Pachino hatten wir immer noch den Ununterbrochen fortsetzenden jungen SyracuserKalkstein getroffen, und das so sehr einförmige Ansehen der Gegend umher, deutete keinesweges auf eine schnell eintretende Aenderüng in der Beschaffenheit der Zusammensetzung der Oberfläche. Pachino selbst liegt auf einem sehr flach ansteigenden Hügel, dessen sanft verrundeler Gipfel wohl kaum mehr als 150 Fufs über der Meeres-

401 lache erhoben ist. Die Basis dieses Hügels entblöfste JUS bereits an der Nordseite die ersten Spuren vulkanis e r Gebirgsarten. Es war dies eiqe Tuffmasse voll abgerollter Basalt ähnlicher Geschiebe, häufig Bruchstücke basaltischer Mandelsteine, Kalksteinbrocken u. dergl. einschliefsend, und in ihr durchaus unregelmäfsig verbreitet zeigen sich grössere plumpe Massen eines Gesteins, das Basalt scheint, und sich nur durch die Häufigkeit der porphyrartig in ihm ausgeschiedenen Hornblende und Augit - Krystalle, so wie durch seinen sehr grofsen Reichthum an Olivinkörnern Von den Gebirgsarten auszeichnet, welche wir früher im Val di Noto als die vorherrschenden erkannt hatten. Diese Gesteine deckt im Orte wieder der oft gesehene neue Mergel, welcher selbst hier noch durch die Anwesenheit einiger Versteinerungen seine Gleichzeitigkeit mit dem Syracuser Kalkstein beurkundet. Bis hieher war uns also noch nichts Auffallendes begegnet. Im Herausschreilen auf der Südseite von Pachino aber änderten sich sehr bald die bisherigen Verhältnisse« Die basaltähnlichen Gesteine verbreiteten sich hier mit den eben erwähnten Characteren in sehr ansehnlicher Ausdehnung, und wir sahen sie hier sogleich jenseits der letzten Häuser von einein Kalkstein bedeckt werden, welcher weder durch seine äufsern Charaktere, noch durch seine organischen Einschlüsse, mit dein bis hieher verfolgten übereinstimmte. Statt der erdigen und herrschend locker« Beschaffenheit, Und statt der schmutzig gelbgrauen Farbe, welche den Syracuser Kalkstein so vorwaltend charakterisiien, sahen wir hier ein sehr dich»tes, festes Gefüge, ebenen und grobsplittrigen Bruch, und fast rein weifse oder lichtweifslich graue Grundfarbe. Die Fossilien ferner, welche wir hier antrafen, waren zwar sogleich noch nicht die lang erwarteten Hippuriten, allein sehr schöne jNummuliten in ungeheurer Anzahl

402 (eine Versteinerung, Vielehe w i r niemals bisher i m Q u a t e r n ä r - K a l k s t e i n gesehen h a t t e n ) , und mit ihnen seltner Encriniten - S p u r e n und die w e n i g e r charakteristischen Echinus - S t a c h e l n , zahlreiche Stern -Corallen und dergl. Dieser K a l k s t e i n w a r sehr deutlich, an der Ostseite des H ü g e l s von Pachino, bedeckt durch den Q u a t e r n ä r - M e r g e l , dessen ich eben e r w ä h n t h a b e , und niemals sahen w i r beide mit einander abwechseln. B e i d e r Schichtung w a r gleichförmig und wagerecht, und der Kalkstein, w e l cher w e s t w ä r t s auf Basalt l a g , setzt ostwärts bis zur K ü s t e f o r t , ohne von Neuem hier den Basalt w i e d e r hervortreten zu lassen. I m Fortschreiten des W e g e s g e gen S . nach der Marina di Capo Passaro, w e l c h e e t w a eine Stunde von Pachino entfernt l i e g t , unterbrach u n sere Beobachtungen eine sandige Vertiefung, welche quer durch die Halbinsel hindurchsetzend über T a g e alle V e r bindung der anstehenden Gesteine abschneidet, und w e l che grofsentheils einer der hier so sehr häufigen Strands e e n , oder P a n t a n e , einnimmt. Jenseits derselben aber erhebt sich das L a n d w i e d e r . Es bildet hier eine i n s e l förmig ringsum abgeschnittne kleine Hochfläche, deren Erhebung aber k a u m mehr als 100 Fufs über dem M e e r e beträgt, und hier ist e s , w o der Küstenrand sich vollkommen entblöfst zeigt, w o die Verhältnisse des älteren Kalksteins und der vulkanischen Gebirgsart in erwünschtester Deutlichkeit hervortreten. B e i d e zeigen hier a u f fallende Eigenthümlichkeiten. Die vulkanische Gebirgsart ist auch hier w i e d e r die unten l i e g e n d e ; sie steigt reichlich zu 5 0 b i s 6 0 F u f s hoch an der F e l s w a n d a u f , welche i m Ganzen e t w a 8 0 Fufs hoch ist. Ihre Beschaffenheit indefs ist sehr verschieden von der bi?- hieher beobachteten, und k a u m mögte man w o h l noch hier an den Basalt denken, w e l c h e m die Gesteine von Pachino so ähnlich sehen. Die w e i t vorherrschende Grundmasse ist wackenartig, schmutzig graubraun

403 und sehr von der Zersetzung durch die Meereswinde angegriffen. In ihr fest eingebacken zeigen sich zahlreiche Krystallkörner, Augit-Trümmer und Hornblende und ein anderes Fossil, welchés schon D a u b e n y für Schillerspath gehalten. Doch so ist nur die Hauptmasse. Sehr häufig wird sie blasig und die Blasenräume, welche selten bis zur Haselnufsgröfse anwachsen, erfüllen sich mit kleinen Kelkspathdrusen. Unendlich lang gezogen oder in unregelmäisig plumpen Gestalten sieht man aus ihr 6ich sehr häufig Gesteinmassen ausscheiden, welche in hohem Grade überraschend an die Thonporphyre der Secundar - Zeit erinnern. Man sieht deren vorzugsweise 2 Abänderungen. In beiden ist die Hauptmasse schmutzig eisenroth, ein wahrer Thonstein; in beiden ist es ein Feldspath von glasiger Beschaffenheit, welcher sich zahlreich in porphyrartig eingewachsenen Krystallkörnern ausscheidet; doch gruppirt er sich in der einen stets in zolllangen Nadeln, welche sich aufs Mannigfaltigste durchkreuzen, in der andern aber bildet er nur stets stumpfeckige kleine Fleckchen, welche die Grundmasse so reichlich erfüllen, dafs sie in ähnlicher Weise über sie vorwalten, wie die Feldspathkörner in dem Ihnen wohlbekannten obern Porphyr des Saalkreises. Von Quarzkörnern ist hier keine Spur sichtbar, wohl aber unterscheiden wir bei vorläufiger Untersuchung kleine Horn*blende- (oder vielleicht Augit-) Stückchen, einzelne dunkelschwarze Glimmer - Blättchen und rothe Körner, die wir vorläufig für Granat hielten, kleine Schwefelkiespünktchen u. dergl., und wir hoffen, dafa die reichlich von uns hier eingesammelten Bruchstücke einst hinreichen werden, bei genauerer Untersuchung in der Heimat die merkwürdigen Eigentümlichkeiten dieser sonderbaren Gesteine ganz kennen zu lernen, welche wir gegenwärtig einstweilen zu den Melaphyren rechnen. Oft sieht man ferner in der Hauptmasse dieser Felswand Karsten Archiv 1 I I . B . 1 . H.

2 7

404 gangartig , in Vertical - Streifen ausgeschieden, Gesteine, w e l c h e dem B a s a l t gleichen, doch oft eingewachsen kleine Feldspatlikörner fuhren, und a n d e r e w i e d e r an Klingstein erinnernd, tlieils mit Schiefer - T e x t u r , theils in Prismen gespalten, w e l c h e senkrecht gegen die Gangwände, oder horizontal l i e g e n . Der a u f l i e g e n d e K a l k s t e i n ist, genau betrachtet, gew i f s w o h l ganz derselbe, wblchen ich früher schon als A T urnmuliten-Kalkstein e r w ä h n t habe. In i h m sehr häufig sind die gleichnamigen V e r s t e i n e r u n g e n , doch vor Allem schön ist die seiger abgeschnittene und e t w a 6 Fufs starke Hippuriten - B a n k , w e l c h e unmittelbar neben der Marina di Capo Passaro in i h m auftritt. W i r sahen liier E x e m p l a r e dieser V e r s t e i n e r u n g , welche reichlich 15 Fufs L ä n g e besitzen, und alle standen sie fast senkrecht, die Spitze gegen den Boden gekehrt und d a s breite ¡•'.iide nach oben gerichtet. S o erfreulich aber auch dieser Anblick f ü r uns sein m o g t e , so sehr haben w i r bed a u e r n m ü s s e n , dafs es uns nicht hat gelingen wollen, auch nur einigermafsein ausgezeichnete Bruchstücke dieses u n g e w ö h n l i c h schönen V o r k o m m e n s mit uns zu n e h m e n . Denn die Art ihrer V e r w a c h s u n g mit der Gesteinm a s s e verhindert dies so v ö l l i g , dafs es unmöglich sein w ü r d e , ohne umständliche Sleinbruchsarbeit und ohne W e g f ü h r u n g reichlich Centner s c h w e r e r Blöcke, zum Zweck zu gelangen. Gewifs w e r d e n S i e wünschen, nun auch e t w a s von den Verhältnissen der Berührung zu h ö r e n , in welcher sich dieser Kalkstein mit den unterliegenden Melaphyren befindet. A u c h haben w i r u n s , w i e S i e w o h l denken w e r d e n , sehr viel M ü h e g e g e b e n , u m h i e r ü b e r eine einigermafsen genügende Einsicht zu erhalten, doch sind w i r , so sonderbar es auch klingen m a g , damit keinesw e g s ganz vollkommen befriedigt w o r d e n . Schon in den nächsten Umgebungen von Pachino hatten w i r Bruch-

405 slücke

des N u m m u l i t e n - K a l k s t e i n s

zahlreiche,

gefunden,

abgerollte Geschiebe der

stark

welche

vulkanischen

Gebirgsart fest eingewachsen führten, und diese w u n d e r liche T h a t s a c h e trug nicht w e n i g dazu b e i , unsere A u f merksamkeit zu spannen, als w i r endlich hier ein so sehr schönes Profil fanden , w o der unmittelbare Contact b e i der Gebirgsarten, fast eine Miglie w e i t , überall zugänglich sich den Augen Lage

des

Beobachters

dieser Berührungsfläche

entblöfst

ist im

zeigt.

Allgemeinen

Die hier

w a g e r e c h t , m i t sehr s c h w a c h e r allgemein südlicher N e i gung; im Einzelnen sieht man zahlreiche kleine B i e g u n gen

und W e l l e n - L i n i e n ,

niemals

oder scharfes Hineingreifen andere.

D i e vulkanische

aber

des einen

Gebirgsart

ein

plötzliches

Gesteins in

das

ist an ihrer O b e r -

fläche durchaus frei von B r e c c i e n oder S c h l a c k e n - K r u s t e , sie umschliefst nie ein fremdartiges Bruchstück und

die

G ä n g e , w e l c h e senkrecht in ihr durchsetzen, sieht m a n niemals über ihr allgemeines Niveau treten. lich

auch verhält sichs mit dem K a l k s t e i n .

in dicke B ä n k e gespalten, sahen w i r , Nachsuchen,

seine Masse

immer

trotz

durchaus

auf der Oberfläche des Melaphyr liegen.

Ganz ä h n Wagerecht mühsamem unverändert

Seine V e r s t e i -

nerungen zeigen sich w o h l erhallen bis zur u n m i t t e l b a ren Berührungsfläche, und so sehr w i r auch deshalb u n sere Geduld auf die P r o b e stellten, so w e n i g hat es lins doch jemals gelingen w o l l e n , Welaphyrstücke zu

finden,

schlossen werden.

Wir

Allgemeinen sagen,

es

in anstehender F e l s m a s s e

welche

können

vom Kalkstein

um-

daher sicher wolil i m

sei höchst w a h r s c h e i n l i c h ,

dafs

der Hippurilen - K a l k s t e i n sich erst absetzte, als die u n terliegende vulkanische Gebirgsart schon vorhanden w a r , doch wird mir's u m so schwerer, I h n e n ein solches R e sultat mitzutheilen, j e lieber es uns gewesen w ä r e , uns vom Gegentheil überzeugt zu

finden,

und j e mehr wir

dies nach den bis h i e h e r bekannt gewordenen Nachrich-

27*

406 ten erwartet hätten. Denn Ilr. D a u b e ' t i y spricht hier gradezu von stattfindenden Abwechselungen der vulkanischen Gebirgsart und des Kalksleins, und Don C a r l o G e r n e M a r o bat uns, vor unserer Abreise von Catania, doch nur unsere Aufmerksamkeit vorzugsweise dahin zu richten, um auszumitteln, ob der Crater bei Fachino läge, welcher die L a v a hei Cap Passaro erzeugte. W i e grausam sind daher unsere Erwartungen getäuscht w o r d e n , und wie vorsichtig werden wir auftreten müssen, der neuen von hier mitgebrachten Ansicht Eingang und Billigung zu verschaffen. Viel Detail, das uns vielleicht dahin leiten könnte, erlauben Sie mir wohl gegenwärtig übergehen zu dürfen, doch wird es Ihnen Interesse gewähren , das Kärtchen Taf. X I . zu betrachten, welches Hr. E s c h e r auf meine Bitte von unsrer allgemeinen geognostischen Ka*rte des S ü d o s t - T h e i l s dieser Insel zu copiren die Güte hatte. Wir verliefsen endlich, schwer beladen mit zahlreichen Gebirgs-Bruchstücken, die Gegend von Fachino am 13ten, und wendeten uns nord westwärts, in der Richtung auf Modica, u m von dort aus den noch übrig gebliebenen westlichen Theil des Val di Noto zu besuchen, welchen wir bei unsern Wanderungen von Syracus aus noch nicht erreicht hatten. Die Landschaft, welche wir durchzogen, war im höchsten Grade einförmig und trostlos. W e i t ausgedehnte flach wellenförmige Haide-Ebnen, naangebaut und wasserleer, und zahlreich bedeckt v@n den wuchernden Chamaerops-Stauden, welche das armselige trockne Ansehn unserer Carex-Büschel haben, von hoch aufscliiefsenden Disteln, von dem stachelreichen Poterium spinosum und VOB mehreren dergleichen trocknen und stachligen Gewächsen, waren ganz geeignet, uns das wahrscheinlich wenig abweichende Ansehn der gegenüberliegenden Küstenränder von Afrika in Erinnerung zu bringen. Mit Vergnügen nahmen wir Abschied von der Süd-

407 küste,. der unwirthbarsteu und unfreundlichsten, welche wir bisher gesehen haben; und e» bedurfte nicht erst der Erzählungen unseres Maulthierlreibers von den R ä u berstreichen, welche hier bis vor 3 Jahren noch zuweilen von den Tripolitanern verübt wurden, um uns das Verlassen dieser einsamen und so abgelegnen Gegenden wünschenswert!) zu mächen. Sehr freundlich schon war die Umgegend von liosolini (bei Spaccaforno), wo wir die Nacht blieben. Von Rosolini gingen wir am andern T a g e nach Modica, stets begleitet von dem hülenreichen und immer wagerecht geschichteten Syracuser Kalkstein, dessen Oberfläche, durch Wasser-Armuth verödet, der Landschaft ein überaus trauriges Ansehn giebt. A u f furchtbar schlechten W e g e n , welehe sich gleich 6chwer und mühselig zu Maultliier wie auf eignen F ü fsen zurücklegen, durchschnitten wir die unbedeutende; doch oft beschriebene Cava d'Ispica, den oberen Theil des Thaies von Spaccaforno, berühmt durch die zahlreichen Ueberreste im Stein ausgeholter alter Wohnungen, und spät erst erreichten wir das Ziel uusrer Wanderung in Modica. Die L a g e dieser fast 30000 Einwohner zählenden Stadt ist im höchsten Grade seltsam und erstaunenswiirdig. Denn eng eingeklemmt zwischen sehr steilen Felswänden, welche die Uferränder von zwei hier zusammentretenden Thälern bilden, ist ein grofser Theil ihrer Wohnungen etagen weise über einander in den Felsen gehauen, und die Häuser zeigen als Vorderfront sehr häufig nur die nackte Felswand; im Thale aber, am Wasser aufwärts, erstrecken sich zwei sehr schöne uud volkreiche Strafsen, deren Palazzi und l v i r c h e n - F l a d e n mancher Hauptstadt zur Zierde gereichen würden. Sehr ähnlich, oder doch kaum wesentlich verschieden , ist die L a g e des benachbarten Ragusa (mit 24000 Knivv.), welches wir am andern Tage sahen. Ohiieracliiet es kaum mein als 4 Miglien von* Modica eniferut liegt,

408 so erreichten wir es doch kaum erst nach 3 Stunden auf überaus' mühseligem Felsenwege, und hätten wir von der Höhe nicht das uns immer noch gegennwärtig sehr nahe Meer gesehen, -wir würden uns in denThälern eines ansehnlichen Gebirgslandes geglaubt haben, so grofsartig u.nd so schroff sind die Formen, welche wunderbarer W e i s e diese jüngste aller Kalkstein-Bildungen in den nächsten Umgebungen annimmt. W i r beobachteten bei Ragusa noch das Vorkommen einer Lagermasse in diesem Kalkstein, welche von Erdpech so durchdrungen ist, dafs sie nach kurzer Erwärmung durch leichtes Strohfeuer mit heller Flamme brennt, und w i r nutzten endlich zuletzt noch die Abendkühle, um durch die einsame Hochfläche, auf nicht minder schlechten Fufspfaden als bis h i e h e r , nach dem 9 Miglien entfernten Chiaramonte zu wandern. A m 16ten erreichten wir mit dem Städtchen Vizziui wieder die Fortsetzung der grofsen Basaltmasse, von welcher ich Ihnen bereits früher berichtet habe. W i r verweilten dort drei Tage, um die Ausdehnung und B e schaffenheit derselben kennen zu lernen, und verliefsen diesen Ort sehr befriedigt mit den Resultaten unserer zahlreichen Streifzüge. I m Allgemeinen sahen wir auch hier wieder die Hauptmasse der B a s a l t - B i l d u n g , mit Tufflagern, Breccien und festem Gesteinmassen auf dem K a l k liegen. Nicht selten aber (besonders auf der W e s t s e i t e , nach dem Städtchen Grammichele und Licodia) begegneten uns auch deutliche Basairgänge, welche den untern Theil dieser Hochfläche durchbrechen, deren Oberfläche so gleichförmig von derselben Masse bedeckt wird. S e h r häufig sieht man TufFlager mit Kalksteinen abwechselnd in durchaus gleichartigen und ungestörten L a gerungs-Verhältnissen, und oft wieder auch deckt eine an Meeresresten überaus reiche Kalksteinschale die Oberfläche der grofsen Basaltmassen. Sehr zahlreich waren

409 die Störungen, welche andererseits in der Nähe der Basalte hier den Kalkstein und seine Mergel betroffen hatten, und zuweilen waren sie mit Umänderungen der letztgenannten Gesteine hegleitet; auch kann ich nicht umhin, Ihnen hier vorläufig noch das Auftreten einer ungemein schönen Breccie aus schwarzen Glasstücken, -vermengt mit Basallklumpen, zu erwähne», von' welcher wir hier zahlreiche Stücke sammelten. W i r verliefsen endlich Vizzini am 20sl'en, um nordwärts nach Militello zu wandern, welches ebenfalls auf hoher Basaltfläche, am Bande eines tief eingeschnittnen Thals lieg*, das ostwärts in den See von Lentini einmündet. Der Umgegend dieses sehr schön gelegenen Ortes widmeten wir reichlich 8 Tage, und fast haben wir bedanern müssen, hier nicht noch langer verweilt zu haben, denn jeder Tag war uus reich an Beobachtungen. Vielleicht nirgend in der W e l t mag man so ausgedehnt und grofsartig die regeltnäfsigen Abwechselungen einer mächtigen Basaltmasse mit den Lagern eines wagerecht geschichteten Meereskalksteius wiederfinden. Ueberaus reich an wohl erhaltenen Meeresresten sind zugleich hier die benachbarten Kalksteine, vor Allem aber erfreute uns die unverhoffte Entdeckung einer ungemein reichen Lagerstätte von Fossilien in den Schichten eines sehr schönen Basalttuffes. Wir sammelten dieselben hier zum Theil noch mit wohl erhaltenen Farben ihrer nur wenig veränderten Schalen, und es gelang uns bereits gegenwärtig darunter mehr als 70 Species zu finden, welche wahrscheinlich alle (oder doch mit sehr wenigen Ausnahmen) mit den noch im nahen Meere lebenden Arten bis zur vollkommenen Identität übereinstimmen. W i r besuchten ferner von Militello aus noch das nahe gelegene Palagonia, wo den Basalttuff überaus schöne Basaltgänge mit Glaskrusten an den Saalbändern durchschneiden , und wir gingen bis zum Lago dilNaitia, über

410 Mineo nach Militello zurückkehrend. Der letztgenannte Lago d. N. ist keinesweges ein E r d ö l - S e e , w i e man beim Hören seines Namens fast glauben mögte. Gewöhnlich ist er trocken und enthält in trichterförmiger Vertiefung auf dem Boden einige sehr lebhafte Ausströmungen gasförmiger Kohlensäure , welche mit Erdöldämpfen gemengt sind. W i r trafen ihn des vielen Regens "wegen voll W a s s e r , rochen die Erdölausdünstungen, und sahen in der Mitte seiner Oberfläche verschiedene starke Aufwallungen der entweichenden Gasart. Das Ganze hat mich sehr lebhaft an die ähnlichen Erscheinungen erinnert, welche in den Sümpfen der Umgegend von Driburg so häufig sind, doch war hier der Maafsstab etwas ansehnlicher. Denn der kreisrunde Wasserspiegel hatte etwa 100 Schritt im Durchmesser, und das Aufsprudeln der Kohlensäure mogte darin die Wassermasse oft bis zu reichlich 2 Fufs Höhe werfen. Die Temperatur dieses Wassers war kaum merklich erhöht, denn ich fand sie, wenn gleich an den ßändern der Ansammlung! nach wie?; derholter Beobachtung etwa 17,2° ß . , das Quellwasser aber hat hier bereits 14 —15°, und leicht kann mithin noch ein stillstehendes Sumpfwasser durch den Einflute der Luftwärme um einige Grad höher erwärmt werden. W i r verliefsen endlich am 27sten Militello, wo w i r so sehr heitere Studien gemacht hatten, und wanderten über Francofonte nach Lentini, als dem Endpunkte unserer zahlreichen Streifzüge. W i r verweilten dort aufs Neue wieder zwei Tage, sehr beschäftigt, uns auch hier noch eine Kenntnifs von den zahlreichen Variationen in der Verbindung und in den Abwechselungen des Basaltes, seiner Tuifmassen und des Kalksteins zu verschaffen, und nachdem wir endlich unsere letzten Beobachtungen' mit den ersten vom Ende des Februar-Monates in Verbindung gebracht hatten, verliefsen w i r am 30sten das Val di Noto, welches die weit ausgedehnte Ebene

411 von Catania von den Abhängen des Aetna-Gebietes entfernt hält. Gewifs werden Sie Bich aus der vorliegenden Darstellung unsrer Unternehmungen, init Leichtigkeit ein Bild von den zahlreichen interessanten Erscheinungen gestalten können, welche wir in diesem Theile Siciliens zu beobachten den grofsen Genufs hatten. Alle Welt sprach bisher von den erloschnen Vulkanen im Yal di Noto, und man glaubte sie mit den viel besprochenen Verhältnissen in der Auvergne, der Eifel, in der Campagna di Borna u. 8. w . vergleichen zu können, doch glaube ich, unsere Beobachtungen werden den Ungrund dieser Ansichten erweisen. Nirgend ferner w o h l , glaube icb, ist bis hieher eine Kalkstein-Bildung von so neuem Datum beobachtet worden, welche so aufserordentlich grofsartige Verhältnisse in der Ausdehnung und Mächtigkeit entwickelt als die, welche wir vorläufig hier den Syracuser Kalkstein genannt haben. Sehr wahrscheinlich ist sie dieselbe, welche zugleich auch die Felsen des gegenüber liegenden Malta bildet, wohin zu gehen uns nur Zufälligkeiten abhielten. Gegen Westen ist uns ihre Ausdehnung in Sicilien noch unbekannt, doch werden wir sie endlich durch die Anstellung einer neuen Wanderung erfahren, welche anzutreten wir gegenwärtig im Begriff sind. In Catania hat mich die Ausführung unserer Karte von der Osthälfte Siciliens beschäftigt, deren gegenwärtig noch getrennte Stücke zu verbinden uns in Zeit von 2 Monaten sicher wohl gelingen wird. Inzwischen haben wir mehrfach wiederholte Streifzüge nach den Cyclopen-Inseln, Nicolosi und nach näher gelegenen für unsere Forschungen interessanten Orten gemacht, und jeder Tag fast bringt nns Neues aus der Natur dieses so reich bedachten Landstriches. Unsere Sammlungen haben inzwischen aufserordentlich gewonnen, denn der Gebirgsarten-Catalog von den Stücken, welche wir nach Berlin

412 schicken, ist gegenwärtig bereits bis zu 1900 Nummern angewachsen, und der Versleinerungen aus dem Gebiete der Quaternär-Bildung zahlen wir nun schon 172 wohl unterschiedene Species, ineist in zahlreichen Exemplaren. Hr. P h i l i p p i , welcher mit sehr grofsem Eifer sich des Studiums der lebenden so w i e der fossilen Conchylien unterzieht, hat mir nachgewiesen, dafs unter diesen eben genannten Arten sich bereits ganz entschieden gegen 130 befinden, deren lebende Originale w i r bereits von der Meeresküste in Händen haben, andere aber sind theils bis jetzt nur fossil bekannt, oder man kennt ihre Originale, w i e z. B . das des P. Pleuroneetes, nur aus fernen Meeren der Aequatorial-Zone. Doch dies Alles w i r d sich noch sehr wesentlich ändern, wenn die Rückkehr ins Vaterland uns gestatten w i r d , •von vollkommenem wissenschaftlichen Iiiilfsinitteln Gebrauch zu machen, als uns hier möglich ist. — Von lebenden Conchylien h a ben w i r beiläufig bereits über 300 A r t e n , und gewifs wird sich die Zahl derselben bei fortgesetzter Mühe noch beträchtlich m e h r e n , ohnerachtet sie gegenwärtig schon bedeutend gröfser i s t , als w i r nach den in unsern Händen befindlichen Verzeichnissen der Conchylien des Mittelmeeres hätten voraussetzen dürfen.

3.

Beschreibung des Kuhlen- und Tummel Baues in dem Brühler BraunkohlenReviere. Von

Herrn von D e c h e n

I n dem Briihler Braunkohlen-Reviere haben seit langer Zeit- zwei e i g e n t ü m l i c h e Abbaumathoden bestanden, •welche dort unter dem N a m e n : Kuhlen - und T u m m e l Bau bekannt sind. Sie machen eine vollständige G e w i n nung der Braunkohle unmöglich, und grofse Massen des nützlichen Brennmaterials gehen dadurch für immer verloren. Aufserdem führen sie eine Menge von Gefahren für die Bergleute herbei. Seit 1 8 1 6 ist schon viel zur Verbesserung dieser Abbaumethoden geschehen; die w e sentlichen Mangel sind aber so tief darin begründet, dafs sie sich nur durch eine gänzliche Verdrängung derselben beseitigen lassen. Zu einer vollständigen Beschreibung dieser Abbaumethoden ist es nothwendig, die allgemeinen Verhält* ) Dem Herrn Geschwornen B e r g m a n n zn Brühl verdanke ich einen grofsen Theil der speciellen Notiien, welche in der hier folgenden Beschreibung aufgenommen worden sind., v. D ,

414nisse des Braunkohlen - Reviers darzustellen, indem die Lagerungs-Verhältnisse der Braunkohle, die Beschaffenheit derselben, ihre Vorbereitung, um als Brennmaterial zu dienen, der Debit und die Preise der Braunkohlen einen n o t w e n d i g e n Einflufs auf die Betriebsart Laben. f.

L a g e r u ngs - Verhältnisse des lengebirges.

Braunkoh-

Das Braunkohlengebirge lehnt sich auf der linken Rheinseite an den nördlichen Abfall des Grauwackengehirges an, und bildet ein niedriges Plateau zwischen dem Rhein- und Erftthale. Es begleitet westwärts den nördlichen Gebirgsabhang, und erstreckt sich südlich bis zur Ahr, in deren Nähe, bei Leimersdorf, noch Bergbau darauf umgeht. Wenn Geröll - Ablagerungen abgerechnet w e r d e n , so ist das Braunkohlengebirge die jüngste hier vorkommende Gebirgsbildung, und verliert sich in die sandige, bis zur Nordsee reichende Niederung. Das Gebirge besteht aus T h o n , Sand, Gerollschichten und Braunkohlenlager. Die Braunkohlen sind jedoch nicht an allen Punkten von einer solchen Mächtigkeit und Beschaffenheit, um bauwürdig zu sein. Aus diesem Verhältnis entspringen zwei Revier-Abtheilungen, von denen die eine das schmale Gebirgs-Flateau zwischen JUiein und Erft von Walberberg bis Frechem auf der Ostseite, von Lieblar bis Bergheim auf der Westseite umfafst * ) , und speciell den Namen des B r ü h l e r R e v i e r s führen kann; die andere die südlich von dem Brühler Revier zerstreuten Gruben umfafst, welche sich an den Gebirgsabhängeu von Friesdorf bis in die Nähe von Langerwehe zwischen Düren und Eschweiler erstrecken. *) Man vergleiche die Karle von dem Brühler BraunkohlenRevier bei Coln ain Rhein Taf. JX.

415 Auf der rechten Rheinseite kommt das Braunkohlengebirge in zusammenhängender Lagerung an dem nördlichen Abhänge des Siebengebirges vor, und begleitet in einzelnen Parlhien den Thalrand des Rheins bis in die Nähe von Bensberg. Auf diese Weise ist das Brannkohlenlager in einem grofsen Busen des älteren Gebirges eingelagert, welcher sich zwischen Eschweiler und Bensberg gegen Südost bis nach dem Siebengebirge erstreckt. Das Rhein- und Erftthal haben davon nur ein schmales Plateau in der Mitte stehen lassen und einzelne Parthien an den Rändern. Bei FriesdoTf ist das Braunkohlengebirge auf Grauwacke gelagert. Das Braunkohlenlager ist hier von bedeutender Ausdehnung, verliert aber gegen Norden hin seine Mächtigkeit, und kommt an dem ganzen Gehänge des sogenannten Vorgebirges Uber Dollendorf, Kessenich, Poppelsdorf, Duisdorf, Oedekoven, Alfter, Roisdorf, W a l dorf, Kadorf bis nach Walberberg hin, so schwach vor, dafs es auf der ganzen Strecke noch nicht bauwürdig hat ausgerichtet werden können. In Roisdorf ist noch eine Spur' von Gesteinen, welche dem Grauwackengebirge angehören, unter dem Braunkohlengebirge sichtbar. Es ist der nördlichste Punkt auf der linken Rheinseite, w o sich das Liegende desselben zeigt. Das Plateau dehnt sich von Friesdorf in südwestlicher Richtung mit wenigem Fall bis nach Meckenheim zum Schwistbachthale aus, welches immer tiefer und tiefer einschneidend weiter gegen Norden das Plateau von der Ebene absondert, die sich bis zur Erft erstreckt. Auch an dem rechten Gehänge der Schwist ist von Meckenheim über Buschhoven , Heimerzheim, Weiierschwist, und dann weiter am rechten Gehänge der Erft nach Lieblar hin, kein bauwürdiges Braunkohlenlager aufgefunden worden. Auf der Ostseite des Plateaufe ist das Braunkohlen-

416 lager beinahe durchgängig, nur mit kurzer Unterbrechung, b a u w ü r d i g bis z u m Frecheiner T b a l e bekannt. D i e F o r mation erstreckt sich mit dem flach auslaufenden H ö h e n z u g e noch weiter nördlich, w o ein Versuch bei Flisted e n , M a n s t e d e n , nordwestlich von Brau weiter, noch ein s c h w a c h e s 7 F u f s mächtiges Braunkohlenlager entblöfst hat, aber der Bergbau reicht nur bis Frechem. A u f der W e s t s e i t e bildet das Braunkohlenlager drei Abtheilungen an dem G e h ä n g e , indem es in z w e i z w i schen liegenden Strecken nicht bekannt ist (Taf. I X . ) . D i e südliche oder Lieblarer Abtheilung hat die geringste Längenausdehnung. . D i e mittlere reicht von der Z i s s e l s m a a r - S l r a f s e bei Kierdorf bis nach der Tiefschleid bei T ü r n i c h ; die nördliche endlich dehnt sich von Röttchen bei Habbelrath über Schlenderhan bis nach O b e r - A u fsem a u s . Obgleich das Braunkohlenlager auf beiden Gehängen eines Höhenzuges bekannt ist, und eine i m Allgemeinen söhlige L a g e r u n g h a t , s o ist bis jetzt doch der Z u s a m m e n h a n g unter den breiten Flächen des Plateaus noch nicht ermittelt, indem der Bergbau sich k a u m über die durch kleine T h ä l e r und Schluchten von der H a u p t m a s s e des Plateaus abgesonderten Bergrücken hinweg ausdehnt. W e n n m a n aber alle einzelne Erscheinungen z u s a m m e n h ä l t , s o w i r d es wahrscheinlich, dafs sich an vielen Punkten das Braunkohlenlager zusammenhängend v o n d e m östlichen bis zum westlichen Gehänge a u s d e h n e ; ob aber b a u w ü r d i g , das wird erst in späterer Zeit der fortrückende B e r g b a u lehren. D i e L ä n g e , a u f welcher sich die Gruben a m östlichen Gehänge erstrecken, beträgt 2 M e i l e n ; am westlichen Gehänge dagegen 2 f Meilen. Die Breite des H ö henzuges mit seinen Gehängen beträgt v o m Rheinthal bis z u m Erftthal, in. der Querlinie zwischen Brühl und L i e b l a r , wenig mehr als § M e i l e ; etwa ¿ M e i l e n weiter

417 gegen N o r d w e s t , zwischen Hermülheim und K i e r d o r f ziemlich genau 1 Meile. Verfolgt man die nordwestliche Richtung bis nach Frechem, •§• Meilen weiter, so beträgt hier die Breite bis nach Möderath nur noch | Meilen, und zwischen K ö n i g s d o r f und Ichendorf ist sie nur noch \ Meile. Von hier aus wird aber das östliche Gehänge sehr flach und terassenartig ; es verläuft sich so allinälig ins Rheinthal, so dals es schon schwer h ä l t , genau den Tunkt anzugeben, w o es sich davon trennt. Hiernach ist die Fläche, auf welcher die Gruben dieses R e v i e r s zerstreut liegen, zwischeu den Oertern W a l berberg, L i e b l a r , Türnich, Schlenderhan und Hermülheim eingeschlossen, und der Inhalt derselben beträgt ziemlich' genau Meilen. D i e kleinen T h ä l e r und Schluchten, w e l c h e von dem Plateau nach dem R h e i n - und Erftthale sich herabziehen, sind für diesen Bergbau von der gröfsten Wichtigkeit, indem an ihren Gehängen das Braunkohlenlager zuerst entdeckt und angegriffen worden ist. A u f der Ostseite sind sie weit länger und zahlreicher als auf der W e s t seite ; hier ist das Gehänge, w e n n gleich niedriger, w e i l die E r f t höher liegt als der Rhein, doch sieiler, und die meisten Einschnitte sind nur kurze Schluchten und W a s serrisse. D i e Erhebung des Plateaus über dem R h e i n - und Erflspiegel ist noch nicht mit Genauigkeit ermittelt worden. In der Nähe von Eckdorf beträgt die H ö h e desselben über der Sohle des R h e i n t h a i e s , welche vielleicht noch zwischen 4 0 bis 5 0 F u f s über dem Flufsspiegel liegen d ü r f t e , über 2 0 0 F u f s , und wenn auch gegen Norden das Plateau s i n k t , so dürfte doch wohl die Erhebung desselben zwischen Königsdorf und Icliendorf, an der Strafse von Cöln nach A c h e n , noch über 150 Fufs betragen. D a s Braunkohlenlager liegt überall, w o es bekannt geworden ist, noch bedeutend über der S o h l e des

418 Rheinthales, und macht zwar viele wellenförmige Bioguiigen , partielle Mulden und Sättel, welche aber bei der sehr abwechselnden Mächtigkeit des Lagers kein bestimmtes Streichen und Fallen zu ermitteln erlauben. Das Braunkohlenlager ruht, so weit es bekannt ist, auf bläulich grauem und bisweilen weifslichem Thon; an einigen Funkten kennt man aber, selbst bei grofser Mächtigkeit des Lagers, diese Sohle noch nicht einmal. A n keinem Tunkte aber ist das Liegende des ganzen Braunkohlengebirges in diesem Ileviertheile bekannt, und die Möglichkeit ist noch vorhanden, in den tiefen Schichten dieses Gebirges noch ein oder mehrere Braunkohlenlager zu entdecken, wenn sie gleich nicht unter solchen Verhältnissen vorkommen rnögten, um schon gegenwärtig benutzt werden zu können. Zu den merkwürdigsten Erscheinungen, welche bisher in der Lagerung der Braunkohle bemerkt worden sind, gehören die plötzlichen Abschnitte des Lagers durch Hervorheben des Sohlgebirges. Diese setzen der Verbreitung sehr hestimmte Grenzen. So hat man in einigen Schürfen an der Gabgaj, an der von Brühl nach Lieblar führenden Strafse, am östlichen Gehänge die Erfahrung gemacht, dafs das Lager, wo sich das Gehänge mehr in die Ebene des Rheinthales verliert, fast seiger abgeschnitten wird, indem hier nur feiner Sand gefunden worden ist. In derselben Gegend befindet sich, 100 Lachter von der ehemaligen Zaarenschen Domainen-Grube entfernt, eine Ziegelei an dein oberen Theile des Gehänges, wo der Thon, der daselbst gegraben wird, 3Fufs unter Tage liegt, und bis zu 30 Fufs tief aufgeschlossen ist. Auch hieraus folgt, dafs das Braunkohlenlager mit einemmale abgeschnitten wird. Auf ein ähnliches Verhalten wird man bei der Roddergrube geführt, wo auch östlich der Grube das Lager nicht hat aufgefunden werden können.

419 In dem östlichen Theile des Taberges, zwischen dem Rodderthale und Kirbergerthale, scheint das Braunkohlenlager ebenfalls zu fehlen; am deutlichsten ist dieses Verhalten auf der Hennersgrube bei Kloster Benten, w o eine mit 80° gegen Westen unter das Lager einfallende Thonwand dasselbe bei der grofsen Mächtigkeit von 49 Fufs gänzlich abschneidet. Weiter gegen Norden nimmt zwar die Mächtigkeit der Braunkohle bedeutend ab, aber der östliche Abschnitt scheint auch noch auf der Weilergrube bei Vochem und Fischenich vorhanden zu sein; denn auf der südlichen Seite des Thals, -worin die W e i h e r des Weikrhofes liegen, nimmt die Lagermächtigkeit schnell gegen Ost bis zum gänzlichen Ausheben ab, obgleich damit keinesweges ein regelmäßiges 'westliches Einfallen desselben verbunden ist. Zwischen dem Ivloster Benten und der Weilergrube liegen Thongräbereien für Ziegelöfen, in denen ebenfalls keine Braunkohle bekannt ist, so dafs auf der ganzen Erstreckung des östlichen Gehänges, vom Fingsdorfer Bach an bis nach dem Hürther Thale, das Braunkohlenlager gegen Osten hin zu fehlen, und daher nur an dem höhern Theile des Gehänges und den Nebenthälern vorhanden zu sein scheint. Weiter gegen Norden, von dem Hürther Thale bis zum Frecheiner T h a l e , wo das Gehänge die bisher nördliche Richtung gegen Nordwest umändert, erstreckt sich dagegen das Braunkohlenlager bis an das Gehänge. Ein ähnlicher Abschnitt des Lagers findet sich auch in dem nordwestlichsten Ende des Reviers zu Schien« derhan und Ichendorf. Der Abschnitt soll durch die Grubenbaue an der Wachholderhecke und auf dem Schienderschen Acker bekannt geworden sein, und liegt auf der südwestlichen Seile derselben. Auf der südlich davon gelegenen Graf Beissels Grube zu Ichendorf schneidet das Lager gegen Südwest hin an K.irsten A r c h i v I I T . B . 2. R .

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420 dem mittlem Berggehänge an eiuem in Stunde 10,4 streichenden, beinahe seigern Sandriicken, bei einer über 2 0 Fufs betragenden Mächtigkeit ab. Es ist noch nicht ermittelt, ob mit diesem Abschnitt das Verschwinden des Lagers am westlichen Abhänge von Ichendorf bis Türnich auf 1 Meile Länge im Zusammenhang steht, was wohl möglich ist. Das Gehänge ist hier in seinem äufsern Ansehen selbst verschieden ; es ist pralliger als sonst und durch eine Menge von kleinen Schluchten zerstückelt; es besteht dabei aus Sand, so dafs es Sanddünen nicht unähnlich ist. Vorzüglich zeigt sich dies zwischen Ichendorf und Hemmersbach. Ueber dem Braunkohlenlager liegt hauptsächlich eine mächtige Schicht von Kieselgerölle mit weifsem und gelbem Sande und Lehm. Das Gerolle besteht in abgerundetem weifsem Quarz, schwarzem Kieselschiefer und festen Grauwackenstüoken von allerlei Farben. Die-Hauptmasse bildet der Quarz. Die Stücke sind -meistens von der Gröfse einer welschen IVufs; nur selten kommen grofse Blöcke vor, welche an Ort und Stelle gesprengt werden müssen, ehe sie fortgeschafft werden können. Das Bindemittel von Sand ist gewöhnlich unzusammenhängend und die ganze Masse locker ; tler Lehm dagegen ist fester, und ein sandiges eisenschüssiges Bindemittel ist bisweilen so fest, dafs die Masse conglomeratartig wird. Aufserdem kommen Sandschichten von weifser oder ockergelber Farbe, zum Theil unmittelbar auf dem Lager, vor. Eine merkwürdige Ausnahme hiervon bildet die Gegend von Türnich bis Zisselsmaar, wo ein zäher und fester Thon das Lager in. bedeutender Mächtigkeit bedeckt. Auf der Ostseite dagegen sind nur wenige Funkte bekannt, wo unbedeutendere Thpnlagen über dem Lager vorkommen, wie am südlichen Gehänge des Gleueler Berges in der Nähe von Berrenrath auf der Keepsgrube. Die mehr oder weniger feste Beschaffen-

421 heit dieses auf dem Lager liegenden Obergebirges, •womit auch die Wasserführung desselben zusammen hangt, hat einen grofsen Einflufs auf den Bergbau, und wird daher im Nachfolgenden speciell in örtlicher Folge angeführt werden. Ob die gleichförmig über das ganze Flateau verbreitete Gerölldecke als ein integrirender Theil des Braunkohlengebirges anzusehen ist, oder ob sie eine jüngere Diluvial-Ablagerung ausmacht, scheint wohl noch nicht ermittelt zu sein. Dieselbe ist die jüngste Erdschicht jener Gegend, und an keinem Funkte von irgend einer andern bedeckt. Eine seltne Erscheinung ist die Wechsellagerung dieses Gerölles mit der Braunkohle, welche sich an einem Funkte des jetzigen Baues der Grube Gottes Hülfe am Gleueler Berge in einer in 1829 abgeteuften Kuhle gefunden h a t , w o eine schwache Schicht von Braunkohle, welche sich noch einmal gabelt ( T a f . X . Fig. 1.)) zwischen Sand und Gerolle liegt. Unmittelbar dürfte hieraus wohl noch nicht zu schliefseil sein, dafs das Gerolle und die Braunkohle einer Bildung angehöre, indem dieses Verhalten wohl einen secundaren Ursprung haben könnte. — Aehnlichkeit mit dieser Erscheinung hat eine andere, welche Herr Bergmeister S c h m i d t in Saarbrücken auf der Kirchenbroicher Grube beobachtet hat, und die darin besteht, dafs sich keilförmige Spitzen der Braunkohlen in die aufliegenden Sandund Thonlager hineinziehen (Taf. X . {¡ig. 2). Die Oberfläche des Braunkohlenlagers ist keinesweges eben, sondern wellig, von tiefen Furchen und Gräben durchschnitten, mit kesseiförmigen Vertiefungen versehen, welche mit dem Obergebirge ausgefüllt sind. Das Braunkohlenlager besteht: 1) Aus einer feinerdigen Braunkohle, die zu einem feinen Staube zerfällt, dabei im Wasser leicht eine teigartige Masse bildet und S c h m i e r genannt wird. Sie bildet häufig die obere Abtheilung des Lagers und ist 28*

4:í2 TOB einem «el»r geringen Zusammenhange, i n derselben ist selten Schichtung warzunehmen. 2 ) Feste gemeine Braunkohle, die so vielen Zusammenhalt hat, dafs dieselbe in grofsen Stücken bricht und sich darin erhält. Diese werden K n a b b e n genannt. D ; e Uebergänge aus diesen beiden Arten in eine andere sind zahlreich, und bilden wohl den gröisten Theil de» Lagers, worin sich dann die Knabben als einzelne noch feste Lagen auszeichnen. 3 ) Bituminöses H o l z , welches sich theils in ganzen und grofsen .Stämmen, theils in einer Menge von kleinen Stücken in der übrigen Braunkohle findet. Die Stämme liegen gröfstentheils horizontal, seltener geneigt oder auf" recht stehend. Das Holz löst sich leicht nach der Pachtung der Fasern auf, hat eine grofse Menge feine Quersprünge, die bisweilen kleine Verwerfungen bilden. So fand man auf T h . Wältersgrube zu Balkhausen einen Stamm 16 Fufs unter der Lageroberfläche ganz horizontal liegend ia der Stunde 6 — 7 gegen Ost von 18 Fufs L ä n g e , flach gedrückter Form und l y Fufs Dicke. Der mittlere, 6 Fufs lang« T h e i l , war gegen die beiden andern i j Fufs gesunken. A u f der Arcerscben Grube bei Zisselsinaar faud man in den oberen Kohlenlagen ein 4 Fufs langes, aufrecht stehendes Wurzelstück. 4 ) Braunkohle mit vielem Thon und bituminösem Holz gemengt, in «inem solchen Grade, dafs sie nur in grofsen Massen brennt. Sie wird nach ihrer Benutzung A s c h g r u n d genannt, und bildet vorzüglich am Hürther Berge auf der Grube Francisca den unteren Theil des Lagers. Fechkohle kommt im Ganzen sehr selten und niemals in gröfseren Massen v o r ; am häufigsten findet sich dieselbe in kleinen aber vielem Schnüren auf der R o d dergrube am östlichen Gehänge, und verbessert die B e schaffenheit der übrigen Braunkohle sehr.

423 Die kleinen Klüfte der Braunkohlen sind bisweilen init einem schwarzen schmierigen Thon erfüllt, bisweilen zu Lieblar mit einem staubartigen dünnen gelben Ueberzuge von Bernstein bedeckt, welcher von den A r beitern seines Geruchs beim Verbrennen wegen e d l e r W e i h r a u c h genannt wird. An demselben Punkte kommen auch Holzstücke vor, welche nicht dem gewöhnlichen bituminösen Holze gleichen, sondern faulem Holze,, und ilires Geruchs wegen Weihrauch genannt -werden. Früchte finden sich im Ganzen selten; sie sind zu Turnich den Küssen und Tannzapfen ähnlich gefunden worden. Nach der Angabe des Hrn. S e l l i n i d sollen auch den Nüssen und Eicheln ähnliche F j ü c h t s am Hürtherberge gefunden worden sein. S p e c i e l l e A n g a b e n ü b e r die M ä c h t i g k e i t des O b e r g e b i r g e s und des L a g e r s , und i h r e B e s c h a f f e n h e i t. A.

Oestliches

Gehänge,

1. Walberberger und Lenterbacher Gruben-Parthie.

Die südlichsten Gruben auf dem östlichen Gehänge liegen zwischen dem Rheindorfer Bach und dem L e a t e r bacli, welcher ersterer nach Walberberg und Schwadorf, letzterer nach Eckdorf gegen Nordost herabfliefsen. Der Bergbau hat an dem oberen Theile des zwischen beiden Thalern eingeschlossenen Bergrückens an beiden Gehängen statt gefunden, und dehnt sich auf eine Länge von etwa 5 5 0 Lachter von ONO; gegen W S W . a u s ; nach dem Rheindorfer Thale hin liegen die Walberberger, weiter gegen W e s t e n die Lenterbacher Gruben. Das Obergebirge besteht auf dem östlichen Flügel der Grube Colonia aus Gerolle mit sandigem -weifsen Thon verbunden, in der Mitte des Abbaustoises aus ( j e -

424 rolle mit Sand, welches leicht zu gewinnen ist, auf dem westlicher* Flügel aus Gerolle mit Lehm. Der obere Theil des Braunkohlenlagers ist feinerdig, 6 — 8 Fufs mächtig, nicht regelmäßig geschichtet, und zerfällt zu sehr kleinen Theilen. Die greiseren Stücke bestehen besonders aus bituminösem Holz, welches wenig als Brennmaterial geachtet wird, so dafs seht wenig Knabben fallen. Unter der feinerdigen Braunkohle folgen kleine Kohlen, die aber nicht schmierig wie die oberen, sondern nur bröcklich sind; hierunter folgen festere Kohlenlager mit bituminösem Holz. Als einen mittleren Durchschnitt der einzelnen Angaben kann man etwa annehmen, dafs auf diesen Gruben das Obergebirge zwischen 8 — 2 4 F u f s , oder im Mittel 1 5 F u f s , und das Lager zwischen 1 2 — 3 0 F u f s , also Im Mittel 2 3 Fufs mächtig ist. Sehr bemerkenswerth ist ein Bohrloch auf einer Braunkohlengrube in der Lenterbach, welches unter der Sohle des Braunkohlenlagers in 1817 abgebohrt worden; man traf damit von oben nieder: ßchwarzen Thon 2 Fufs, weifsen Thon 13 — Sand • • 2 — •weifsen, blauen und schwarzen Thon . 9 — Zwischenmittel ~ ^ 2 6 Ful's, Braunkohle . . . 13 darunter Thon, dessen Mächtigkeit noch nicht untersucht Ist. Die Entdeckung von Braunkohle in 26 Fufs Entfernung unter der Sohle des oberen Lagers, beweist die Möglichkeit, noch an vielen Funkten ähnliche Verhältnisse aufzufinden. Gruben -Parthie im Metzmacher, im Bären und im Bären am Schild,

Die Gruben, welche diese drei Namen nach den bestimmten Localitäten führen, liegen auf dem oberen

425 Theil des nördlich von der Lenterbach bis an den Pingsdorfer Bach sich erstreckenden Gebirgsrücken, und nehmen, von Ost gegen West gerechnet, eine Länge , von etwa 500 Lachter ein. Die Bezirksstrafse von Brühl nach Euskirchen durchschneidet diesen Rücken. Aus den einzelnen Angaben ei-giebt sich, dafs auf den Gruben im Metzmacher im Jahre 1829 das Obergebirge zwischen 7 bis 17 Fufs, oder im Mittel 14 Fufs mächtig ist, dafs das Braunkohlenlager zwischen l ß — 3 4 Fufs über den W a s sern, oder der Böschensohle ansteht, unter derselben bis zur Sohle 6 —19 Fufs mächtig ist, also eipe gesawinte Mächtigkeit von 26 — 49 Fufs, odar im Mittel von 36 Fufs besitzt. Die Verhältnisse sind also hier günstiger als zn W a l berberg und in der Lenterbach, iudem das Obergebirge schwächer und das Lager mächtiger ist, welche Vortheile jedoch nur dann benutzt werden können, wenn das L a ger bis zur Sohle durch Stollen abgebaut werden kann. Für die Gegend bei den Gruben am Bären und Basen am Schild ergiebt sich, nach den vorhandenen Aufschlüssen , die Mächtigkeit des Obergebirges zu 18 Fufs, und die des Braunkohlenlagers zu 47 Fufs im mittleren Durchschnitt, wobei aber zu bemerken ist, dafs an dem Funkt, wo das Braunkohlenlager am mächtigsten zu sein scheint, die Sohle desselben vom Tage nieder mit 105 Fufs noch nicht erreicht worden ist. 3.

Gruben-Parthie bei Pingsdorf und an der Gabgay.

Auf dem Gebirgsrücken, der weiter gegen Nord folgt, zwischen dem Fingsdorfer und dem Rodderlhale, ist der Bergbau bei weitem nicht so ausgedehnt, als auf den vorher erwähnten Höhen. An dem linken Gehänge des Fingsdorfer Baches liegen eigentlich gar keine Gruben, denn sie fangen eist nördlich von Pingsdorf an uud lie-

426 geu zwischen 600 — 700Lachter von den «ufsersten Gruben am Bären am Schild entfernt. Die Strafse von Brühl nach Lieblar geht zwischen den an der Gabgey bauenden Gruben hindurch, und läfst die Pingsdorfer Gruben südöstlich liegen. Das Braunkohlenlager unterscheidet sich dadurch von dem auf den beiden südlicheren Gebirgsrücken, dafs die obere feinerdige Lage, Schmier genannt, hier gänzlich fehlt, und dafs es eine Thonlage von sehr unregclmäfsiger Beschaffenheit enthält, über welcher kleine Kohlen, und unter dieser feste, stückreiche Kohlen liegen. Im Allgemeinen beträgt die Mächtigkeit: bei Pingsdorf

an der Gabgay

des Obergebirges 19 Fufs 24 Fufs des Braunkohlenlagers 36J — 43 — zusammen bb\ Fufs 67 Fufs. Die Mächtigkeit des Obergebirges ist sehr abwechselnd, und nimmt gegen Ost und Südost zu einer Höhe zu, welche es auf den andern Höhenzügen nicht erreicht. Es geht hieraus hervor, dafs die Oberfläche des Braunkohlenlagers ein beträchtliches Einsenken gegen Ost, dem Abhänge conform, nur noch beträchtlicher als dieser, haben müsse. 4. Gruben - Parthie zwischen dem Rodder- und ßentenerThale.

Gegen Norden fortschreitend folgt auf das Roddertlial dasjenige, worin Kloster Beuten liegt, der Eilfter Graben fliefst, und an dessen Ausgang Kirchberg liegt. Der Höhenzug, welchen beide einschliefsen, erstreckt sich in nordöstlicher Richtung vom Plateau aus; der östliche Theil desselben ist unter der Benennung des Taberges bekannt, und, wie bereits erwähnt worden, Braunkohlenleer. Es bauen hier nur wenige Gruben, eine mehr an dem Ausheben des Rodderthales im sogenannten Rodderbroich, zwei andere in der INähe des Klosters Beuten.

427 Das Braunkohlenlager im Rodderbroich besteht aas l f Lachter erdiger Braunkohle ohne deutliche Schichtung, bisweilen mit Stücken von bituminösem Holz, w e l che einzeln zusammengehäuft und verwirrt liegen; die Zusammenhäufuugen desselben schliefsen dünne, bis zu 2 Zoll starke Lagen von verkohltem Holze ein. Der tiefere Theil des Lagers besteht aus deutlich geschichteten Lagen fester und erdiger Braunkohle mit bituminösem Holze, welches gewöhnlich horizontal gelagert ist. Die Schichten sind häufig der Lageroberfläche nicht parallel. Das Braunkohlenlager hat \on der südlichen Grube bis zu den nördlichen ein schwaches Einsenken auf etwa 5 5 0 Lachter Länge. A u f der südlichen, der Roddergrube, ist das Obergebirge in der Regel 10 Fufs hoch, steigt selten bis zu 16 F u f s , und beträgt nur in einzelnen Mulden der L a geroberfläche 2 2 F u f s , besteht aus L e h m , grobem gelben Sand mit Gerolle. Das Braunkohlenlager ist auf dem östlichen Flügel 3 7 Fufs, auf dem westlichen Flügel 4 7 F u f s , häufig 4 8 Fufs über dem W a s s e r und 4 Fufs unter dem Wasser, zusammen 5 2 Fufs mächtig. Dem Abhänge des Rodderthales jedoch näher, w o ein neuer Betrieb statt gefunden, erreicht das Lager nur 15 Fufs Mächtigkeit, und in 1 0 0 Lachter östlicher Entfernung ist dasselbe gar nicht mehr aufgefunden worden. A u f der Südseite des Bentener Thaies liegt dieHenners-Grube und St. Margaretha. Der plötzliche Abschnitt des 4 9 Fufs mächtigen Braunkohlenlagers ist schon erwähnt. Dasselbe besteht aus 5 — 7 Fufs erdiger Braunk o h l e , welche mit 1 — 1 § Fufs grauem thonigen Sand verunreinigt ist und sich mit einer auffallenden K r ü m mung auskeilt; darunter folgen mehr oder minder starke

428 Schichten gemeiner Kohle mit kleinen Stückchen bituminösen Holzes. Das Obergebirge besieht im östlichen Felde aus grauein Sand init Gerolle, im westlichen Felde aus L e h m mit Gerolle, und wechselt zwischen 1 0 — 1 5 Fufs. Das BrauDkohlenlager ist an dem Fahrwege vom Kloster Beuten nach dem Rodderhofe über Wasser 2 4 Fufs und unter W a s s e r 2 5 Fufs, also zusammen 4 9 Fufs mächtig. Sonst ist dessen Mächtigkeit auf der Hennersgrube 40Fufs, und: auf der S t . Margaretha 45 Fufs, liegt jedoch auf letztem Tunkte so tief, dal's selbst unter dem bei Kloster Beuten angesetzten Hennerschen Stölln noch 9 Fu£s stehen bleiben würden. I m Allgemeinen beträgt, auf der Rodder- und Hen aers - Grube, die Mächtigkeit des Obergebirges zwischen 1 0 — 1 6 Fufs, und die des Braunkohlenlagers zwischen 4 0 — 52 Fuls, woraus sich die ganz vorzügliche Bauwürdigkeit dieses Feldes ergiebt. 5.

Weiler- und Hürther-Gruben-Partbie.

In dem weit ausgedehnten Höhenzuge, welcher durch da» Thal von Heide und Benten im Süden, und durch das von Knabsack über Hürth nach Hermülheim herab gegen Nordwest begrenzt w i r d , liegen nur wenige Gruben. Auf dem linken Gehänge des südlichen Thals, nördlich von Heide, eine längst eingestellte Grube Neue B u s c h ; in dem flachen Meschenicher Tliale, an der Ostseite des Höhenzuges zwischen Vochem und Fischenich, oberhalb der zum Weilerhofe gehörigen Teiche, die W e i lergrube, welche mit den ungünstigsten Lagerungs-Verhältnissen kämpft; und endlich an dem rechten Gehänge des gegen Nordost herabfallenden Thaies zwischen K n a b sack und Hürth zwei bedeutende Grnben, Francisca und Ritter und Renner oder die Hürther-Grube. I m mittleren Durchschnitt beträgt die Mächtigkeit des Obergebir-

429 ges im Meschenicher Thal 8 — 3 0 Fufs, und di« des Braunkohlenlagers 8 — 1 4 Fufs. Eine geringere Lagermächtigkeit wird in dem ganzen Revier nicht gebaut. Ueber den Höhenzug zwischen Fischenich und Hürth führt die Strafse von Cöln nach Zülpich. Die Grubea liegen zwischen dieser Strafse und dem Knabsacker Bach. An dem rechten Gehänge ist das Braunkohlengebirgo wohl auf eine Erstreckung von 500 Lachter von der Richtung von Nordost gegen S ü d w e s t bekannt. Dia nördlichste der Gruben ist die Ritter- und Rennersgrube. Das Obergebirge ist hier 36 Fufs mächtig und besteht aus Gerolle, welches durch gelben Thon zu einer conglomeratartigen Masse verbunden i s t , von 1 — 1 § Lachter Mächtigkeit, worunter gelber grober Sand bis auf das L a g e r folgt. Das Braunkohlenlager ist 24 Fufs mächtig. E s besteht aus loser erdiger Braunkohle von § — ¿ L a c h ter Mächtigkeit, aus gemeiner derber Braunkohle, welche viele kleine R i s s e h a t , die mit schwarzem schmierigem Thon oder einer gelben eisenschüssigen Masse ausgefüllt sind, und welche bituminöses Holz in kurzen plattgedrückten Stücken, horizontal gelagert, enthält, und endlich aus bituminösem Thon, mit dünnen Schichten erdiger K o h l e und bituminösem Holz, welcher nach seiner A n w e n dung Aschgrund heifst und bis 1§ Lachter mächtig ist. A n dem südlichen Ende dieser Grube bauten zwei kleine Gruben, die von Hall und Fafsbender, mit einer Mächtigkeit des Obergebirges von 4 0 — 4 5 Fufs und des Braunkohlenlagers von 30 Fufs. Die Grube Francisca liegt südwestlich von diesen, und ist durch eine flache, nach dem Knabsacker Thal herabziehende Schlucht, davon getrennt. Nach einem Bohrversuch wurde in 1822 angegeben: die Mächtigkeit des Obergebirges 16 F u f s , höher am Berge hinauf 24 Fufs, und die des Braunkohleolagers 30 Fufs.

43 ü AD dem F u n k t e , w o an der Strafse von Cölu nack Zülpich der Abbau begonnen hat, betrug 1829 die Mächligkeit des Obergebirges 10—18 Fufs, und die des Braunl o h l e n l a g e i s 4 0 Fufs. Hiernach wechselt die Höhe des Obergebirges auf den Hiirther Gruben von 1 0 — 4 5 Fufe, und kann iui Mittel zu 2 8 Fufs angenommen w e r d e n ; die des Braunkohlenlagers von 2 3 — 4 0 Fufs, und ist im Mittel zu 30 Fufs anzunehmen. €.

Altstädter Berg,

Mit dem nächsten nördlich liegenden Höhenzuge beginnt die aushallende Verbreitung des Braunkohlenlagers bis nach Frechem hin. Es sondert sich bei Knabsack und Berrenrath von dem Plateau a b , und erstreckt sich iu nordöstlicher Pachtung nach Hermiiiheim. Das Knabsacker Thal vereinigt sich bei Hürth mit einem zweiten weiter nordwärts liegenden, und dieses bildet die w a h r e südliche Begränzung des Altstädter Berges, indem der kleine, von beiden Theilen eingeschlossene Bergzug, noch kein Braunkohlenlager aufzuweisen hat. Auf dem nördlichen Abhänge dieses Höhenzuges liegt, in O s t , Herrnsheim, weiter gegen W e s t der Pescherhof, Altstädten, Burbach, Berrenrath. Ueber demselben h i n w e g führt von Hermülheim aus eine alte Strafse, die unter dem Namen Zisselsmaar oder Maarstrafse, auch wohl der Hüll bekannt ist. A n dieser liegen die Gruben südlich von Altstädten und Burbach auf einer Erstreckung von 500 Lachtern, indefs mögte sich das Braunkohlenlager wohl noch bedeutend weiter in Nordost und Südw e s t ohne Unterbrechung erstrecken. Die nordöstliche der Gruben ist die Rollschoovens oder das Pescher w e r k ; es werden hier folgende einzelne *) Höhle, Hölle, Localnamen für Hohlwege.

431 Angaben gemacht: das Obergebirge ist hier 40 Fufs, und das Braunkohlenlager bis auf die Wasser 20 Fufs mächtig. E s kommt hier in dem Braunkohlenlager eine weifte Sandschicht von 1—2 Fufs Mächtigkeit, 6 — 16 Fufs unter der Oberfläche des L a g e r s v o r , welche sehr auffallende Biegungen macht. Der obere Theil des L a g e r s besteht aus erdiger Braunkohle, die mit Stücken gemeiner Braunkohle gemengt und sehr brüchig ist. Die Stücke sind selten über Faustgrofs, und auf keinem andern Funkle des Reviers zeigt das L a g e r eine so geringe Haltbarkeit als hier. Nach den, theils durch den Grubenbetrieb, theils durch Bohrversuche erhaltenen Aufschlüssen, beträgt auf dem Altstädter Berge die Mächtigkeit des Obergebirges 30 — 4 2 , und die des Braunkohlenlager» 6 — 60 Fufs. 7.

Gleueler Berg.

Nördlich von dem T h a l e , welches bei Berrenrath seinen Ursprung nimmt, sondert sich ein Höhenzug von dem Plateau ab, welcher auf der Nordseite durch eins der am tiefsten eingeschnittenen Thäler begräuzt wird, und worin Ursfeld und Gleuel liegen; ein Nebenthal, von Altenrath herab, begränzt eigentlich schon auf der Nordwestseite den Gleueler Berg. Gegen Ost dehnt sich derselbe bis an die Zieseköper Höfe aus. Die Gruben liegen von dem südlichen B a c h , zwischen Berrenrath und Kloster Burbach, bis nach Gleuel hin, von Süd gegen Nord auf einer Erstreckung von 500 Lachter, und dehnen sich ostwärts dieser Linie über 400 Lachter weit aus. Die südliche Grube ist die von P. K o e p . Hier ist das Obergebirge 2 0 — 26 Fufs mächtig, und besteht aus gelbem groben Sand (14—19 Fufs) und aus Thon (6—7 Fufs). Die Mächtigkeit des Braunkohlenlagers bis auf die Wasser beträgt 24 Fufs, und an einem andern Punkt

432 bis zur Sohle nur 18 Fufs. Diese Sohle besteht aus feinem weifsen schwimmenden Sand. Auf der Höhe des Gebirgszuges ist ein ausgedehnter Bergbau getrieben worden. Das Braunkohlenlager besteht aus einer oberen Lage von erdiger Kohle, nur 3 bis 4 Fufs mächtig, und darunter sehr feste Kohle, die in grofsen Stücken bricht. Das Obergebirge ist nur Sand mit Gerolle, denn die Thonerde, welche sich am linken Gehänge des Berrenrather Baches findet, fehlt hier ganz. Die Mächtigkeit des Obergebirges beträgt auf jenen Gruben zwischen 24 und 40 F u f s , die des Lagers bis auf die Wasser zwischen 24—32 Fufs, aber die ganze Mächtigkeit desselben beträgt 64 — 70 Fufs. Unter dem L a ger ist als Sohle zäher blauer Leiten bekannt. Ueberhaupt aber wechselt auf dem Gleueler Berge die Mächtigkeit des Obergebirges von 15—40 Fufs, und die des Braunkohlenlagers über den Wassern zwischen 18—32 Fufs. Die ganze Mächtigkeit des Lagers beträgt zwischen 18 — 70 Fufs. 8.

Bachemer und Frechemer Gruben.

In etwa 650 Lachter nordwestlicher Entfernung von der Koppschen oder Gotteshülfe-Grube bei Gleuel liegt die Bachemer Grube Umschlag, südwestlich von Bachem, in einem ilachen Thale, welches mit mehreren kleinen Einschnitten die südliche Seite des sogenannten Frechemer Berges begrenzt. Dieser ist durch seine steilen Gehänge ausgezeichnet. Nördlich von demselben zieht sich ein Theil von Benzelrath nach Frechem herab. Der Abbau der Grube Umschlag ist etwa 40 — 50 Lachter lang. Das Obergebirge ist 10—20 Fufs und besteht aus grauem lettigen Sand mit Gerolle. Die Mächtigkeit des Braunkohlenlagers bis auf die Röschensohle beträgt 20— 32 Fufs, Unter der Röschensohle sollen noch 20 — 22 Fuls bekannt sein, ohne die Sohle des Lagers erreicht

433 zu haben, so dafs hiernach das Lager über 40— 52Fufs mächtig wäre. Unmittelbar unter der Röschensohle soll das Lager sehr viel bituminöses Holz enthalten, und deshalb nicht sehr -viel taugen. Auf den beiden westlichsten Gruben des Frechemer Berges, Umlauf und Schneppruth, ist nach den einzelnen Angaben die Mächtigkeit des Obergebirges 24—40 Fufs, die des Braunkohlenlagers über dem Wasser 20—30 Fufs, und dessen ganze Mächtigkeit 48 — 58 Fufs. Auf dem östlichsten Theile des Frechemer Berges ist der Bergbau sehr alt, und an vielen Funkten ist der obere Theil des Braunkohlenlagers bereits verhauen, so dafs derselbe gegenwärtig, wo noch kein bedeutenderer Stölln getrieben worden ist, nur durch die allmälige Senkung des natürlichen Wasserspiegels erhalten wird. Das Obergebirge wechselt hier nach den einzelnen ADgabea zwischen 25—60 Fufs. Das Braunkohlenlager steht über den Wassern zwischen 12—26 Fufs an? und die ganze Mächtigkeit des Lagers beträgt zwischen 19 und 55 Fufs. Im Allgemeinen würde also auf dem Frechemer Berge anzunehmen sein, die Mächtigkeit des Obergebirges zu 39 Fufs, und die des Braunkohlenlagers zu 45 Fufs. Auf dem linken Gehänge des Frechem«r Thals ktnnmt das Braunkohlenlager nur in ganz unbedeutender Mächtigkeit und nicht mehr bauwürdig vor, und so ist es überall an dem östlichen Gebirgsabhange weiter gegen Norden, bis zu den Versuchen bei Mansteden und Flisteden. B. W e s t l i c h e s G e h ä n g e .

Auf dem östlichen Gehänge sind die Gruben in ihrer Reihefolge von Süd gegen Kord, von Walberburg nach Frechem, erwähnt worden; an dem westlichen Gehänge sollen dieselben nun in umgekehrter Ordnung von Nord gegen Süd durchgegangen werden, da die nördli-

434 eben Gruben

des westlichen

Gehänges den Frechemer

zunächst liegen. 1,

Bergheimer Gruben -Parthie.

Nördlich der von Cöln nach Aachen über Königsdorf und Icbendorf führenden Strafse liegen mehrere nahe beisammen liegende Gruben. Die nördlichsten derselben geben folgende Verhältnisse: Erben Bünnagels - Grube hatte in 1819 eine Mächtigkeit des Obergebirges von 56 F u f s , uud die des Lagers bis auf die W a s s e r von 1 4 F . Die Grube Urwelt baute 1 8 2 9 bei einer Mächtigkeit des Obergebirges von 3 0 F u f s , und des Lagers bis auf die Stollnsolile von 3 0 Fufs. Unter dieser Sohle ist die Mächtigkeit des Lagers unbekannt. A u f dem sogenannten St. Ciarens ist das Obergebirge 4 0 Fufs mächtig, und man hat darunter das Lager gefunden. Gegen Nordost und Norden hin ist es dagegen bis jetzt noch nicht gelungen, das Braunkoblenlager aufzufinden, und es scheint beinahe, als wenn die südliche Grenze der Ober-Aufsemer Feldmark die nördliche Begrenzung des Lagers sei. Das Feld der Grube Schlenderhan umfafst die Grube Urwelt von, drei Seiten, nimmt das Thal ein, worin das alte Haus Schlenderhan liegt, und dehnt sich gabelförmig auf das Plateau aus. Auf den höheren Tunkten dieser Gegend beträgt die Mächtigkeit des Obergebirges zwischen 3 0 — 8 0 Fufs, und die des Lagers über dem W a s ser zwischen 14 und 4 0 Fufs. In den Thälern wechselt das Obergebirge zwischen 7 — 2 5 Fufs, und das Lager über den Wassern zwischen 16 — 2 4 Fufs. Oestlich von Ichendorf, zu beiden Seiten der Strafse von Cöln nach Aachen, liegt die Concession Georgeon, •welche aber nur Versuche getrieben hat. Es ist hier die Mächtigkeit des aus feinem weifsen Sande bestehenden Obergebirges 125 Fufs, und die des Braunkohlenlagers

435 über dem W a s s e r 5 Fufs. das Lager nicht untersucht. 2,

Unter der Röschensohle ist

Habbelraiher Grube.

Südlich von Ichendorf kommt erst an dem oberen Theil des Horrerner Thaies das Braunkohlenlager bauwürdig v o r , und z w a r zwischen demselben und Habbelrath, ganz auf der Höhe des Plateaus, indem das südlich liegende Hemmersbacher Thal nicht soweit herauf kommt, um einen Höhenzug abzusondern. Nach Aussage alter Bergleute soll das Braunkohlenlager gegen Nord, nach dem Horremer Thale hin, gänzlich abgeschnitten, und mit einem 5 0 Fufs tiefeu Schacht dasselbe nicht gefunden sein. Das Obergebirge besteht aus L e h m und Sand mit Gerölle, das Braunkohlenlager aus 6 — 8 Fufs erdiger Kohle, aus gemeiner Braunkohle mit bituminösem Holz. An andern P u n k t e n , und namentlich in den jetzigen B a u e n , ist die Sohle des Lagers noch nicht gefunden. Es dürfte im Mittel anzunehmen sein die Mächtigkeit des Obergebirges zu 2 7 Fufs, und die des Braunkohlenlagers bis auf die Röschensohle zu 27 Fufs. Von dem Punkt a u s , w o gegenwärtig an dem Gehänge Tagebau statt findet, bis zu den nächsten Gruben bei Türnich, ist eine Entfernung von 2400—2500 L a c h ter gegen Südost. Auf dieser Erstreckung ist das Braunkohlenlager indefs an einigen Punkten bekannt. So kennt man das L a g e r in Habbelrath in einem 4 0 Fufs tiefen Brunnen, obgleich es in dem Thale von Hemmersbach nach Habbelrath h e r a u f , mit Schächten und Bohrlöchern von 50—70Fufs Teufe nicht getroffen w o r den ist. Dicht bei Bottenbroich ist das Lager in 16 Fufs Teufe durch eine alte, von dem Kloster daselbst getriebene Arbeit bekannt; in dem Thale a b e r , welches sich von Bosdorf nach Bottenbroich heraufzieht, sollen erfolglose Versuche gemacht worden sein. Von dem Punkt, Karsten Arohiv III. B. 2. H.

29

436 wo bei Bottenbroich das Braunkohlenlager bekannt ist, bis auf die nächsten grade südlich liegenden Gruben, ist eine Entfernung von 1 0 0 0 Lachtern. 3.

Türnicher und Balkhausener

Gruben.

Südlich einer tieinen Schlucht, am westlichen G e hänge der Tiefschleid, tritt das Braunkohlenlager wieder in grofser Mächtigkeit a u f , und erstreckt sich weit fort an einem Gehänge, welches nur -durch viele kleine Schluchten zerstückelt ist. Das Lager inögte sich wohl ohne Unterbrechung bis an die Zisselsmaar-Strafse verfolgen lassen, und so würden auch die Brüggener und Kierdorffer Gruben in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Balkhausener Gruben stehen. W e i l aber nordwärts des Ollesheiiner W e g e s ein bedeutendes Feld liegt, worin keine Gruben betrieben werden, so wird hierdurch ein natürlicher Abschnitt gebildet. Die Türnicher Gruben, nordwestlich von Balkhausen, nehmen eine Längen-Ausdehnung von 6 0 0 Lachtern; die Balkhausener Gruben, südöstlich dieses D o r f e s , von 2 7 0 Lachtern ein. Aus den einzelnen Angaben ergiebt sich bei der Türnicher und Balkhausener Ablagerung, die Mächtigkeit des Obergebirges zwischen 8 und 4 8 Fufs, die des Braunkohlenlagers über dem Wasser zwischen 10 und 2 6 F u f s , und dessen ganze bekannte Mächtigkeit zu 6 0 Fufs. Die Balkhau^ener Gruben sind sämmtlich sehr klein und von geringer Ausdehnung. Merkwürdig ist, dafs das Lager sich auf einigen F u n k t e n , wie Reuschgrube (jetzt Hoffnung) und Hülzgrube, in einem so erhitzten Zustande befindet, dafs schon mehreremal Selbstentzündungen veranlafst worden sind. 4. Brüggener und Kierdorier Gruben-Parthie.

Zwischen den Balkhausener und den Brüggener Gruben ist gegenwärtig eine Strecke von 3 0 0 Lachtern ain

437 Gehänge, worin keine Gruben betrieben -werden. Das Vorbandensein des Braunkohlenlagers ist jedoch durch alten Bergbau bewiesen. Die Brüggener uud Kierdorfer Gruben nehmen eine Erstreckung von 730 Lachtern, von Nordwest gegen Südost, e i n , liegen zuerst beinahe von Nord gegen Süd, dann an dem rechten Gehänge des Kochenbaches zu beiden Seiten der Zisselsmaarstrafse von Westen gegen Osten. Sie zerfallen in drei kleinere Tarthien, die nicht unmittelbar zusammenhängen. Die nördliche liegt zwischen dem Ollesheimer W e g e und der Strafse von Brüggen nach Berrenrath, unmittelbar bei dem Dorfe Brüggen; die mittlere kleinste, am sogenannten W i e s c h e n , ist von der ersten 200 Lachter entfernt, und hängt beinahe mit der dritten südöstlichsten zu beiden Seiten der Zisselsmaarstrafse zusammen, mit der sie eine Erstreckung von 3S0 Lachtern einnimmt, wovon j e doch 260 Lachter allein auf die letztere und gröfste k o m men. Das Obergebirge besteht an den höheren Punkten aus Gerölle mit L e h m und S a n d , und aus blauem und weifsem Thon, der unmittelbar auf dem Lager liegt. Das Braunkohlenlager besteht zwar in seinem obern Theil auch aus erdigen Iiohlen, die aber viel mehr gebunden sind, als auf dem östlichen Abhänge und zu Bergheim, in seinem unteren hingegen, aus abwechselnden Lagern gemeiner Braunkohle und bituminösen Holzes. Die drei nördlichen Gruben nehmen eine Ausdehnung von 150 Lachtern a m Gehänge ein. Die Mächtigkeit des Obergebirges wechselt in der mittlem Grubenpartliie am Wieschen zwischen 1 5 — 2 0 F u f s , und die des Braunkohlenlagers über den W a s s e r n zwischen 12 und 3 0 Fufs. Die Sohle des L a g e r s , also dessen Gesammtmächtigkeit, ist nicht bekannt. An der Zisselsmaarstrafse wechselt das Obergebirge zwischen 10—26 Fufs, die Höhe des Braunkohlenlagers über den W a s s e r n zwischen 16—36 f u f s , und 29«*

438 die Gesammtmächligkeit des Braunkohlenlagers ist nur an einem Punkte bekannt, w o sie 6 3 Fufs beträgt. F ü r ' die Brüggener und Kierdorfer Gruben läfst sich also das Obergebirge zu 2 1 Fufs, und das Braunkohlenlager bis auf die Wasser zu 2 2 Fufs annehmen, 5.

Lieblarer Gruben - Partbie.

V o n Kochenbach a u s , w o «in, eine Karte jenes L a n d e s zu e n t w e r f e n . Rücksichtlich der östlichen Trachytkette verweist der Verf. auf seine Bemerkungen, welch.e sich in D a u b e n y ' s W e r k über die Vulkane belinden. Er neigt sich zu der A n n a h m e , dafs die schlackigen Trachylporphyre w ä h r e n d der K r e i d e , oder gar erst während der alten Tertiärperiode ausgebrochen sind, und er bestreitet gegen B e u d a n t die Möglichkeit, eine bestimmte Grenzlinie zwischen Trachyt und Porphyr zu ziehen, w o beide zusammen vorkommen, während sie in weiterer E n t f e r nung sehr unähnlich von einander sind. Ein geschichtetes Bimstein- und Trachytconglomerat soll häufig in Siebenbürgen die Decke des Salzgebirges bilden, und Abdrücke von Dicotyledonen-Manzen, Blättern und Fischen enthalten. Die erloschenen Kratere vom St. A n n a - S e e , die iioch brennende Soliatara iu dem Trachyte von Budosk e g y , und die vielen Sauer- und Mineralquellen, w e r den von dem Verf. als das jugendliche Alter mehrerer vulkanischer Erscheinungen dieser Gegend deutlich beweisend angesehen, deren Hauptzugaug bereits von den Römern den Kamen „Vulkan's Pafs" erhalten hat. Ueber die astronomischen Kräfte, welche auf geologische Erscheinungen Einflufs h a b e n ; von J . F. W . H ö r s c h e l . Der Verf. giebt als Gegenstand dieser Abhandlung a n : Untersuchung der möglichen geologischen Einwirkung langsamer periodischer Veränderungen in der E r d - und M o n d b a h n , wie solche in Verfolg planetarischer und 8olarischer Terlur-

581 bätionen statt finden. Diesen Einilufs betrachtet derselbe als sich nur auf die Veränderung in der H ö h e der Fluth und iu der daraus hervorgehenden zerstörenden W i r k u n g auf das feste L a n d , so w i e auf die periodischen Veränderungen in der Masse der Sonnenwärme erstreckend, welche die E r d e empfängt. Jede solche Veränderung ist •von einer entsprechenden der Kliinate begleitet, und giebt daher eine hinreichend ausgedehnte und a n h a l lende Veranlassung zu einer Abänderung in den animalischen und vegetabilischen Productionen derselben G e gend, in verschiedenen und weit getrennten Zeitepochen. Der Gegenstand der Fluthen wird zuerst betrachtet. W e i l die Annäherung des Mondes an die Erde eine Vergröfserung der Mondsflulh iin Verhällnifs des Cubus dieser Annäherung hervorbringt, so folgt, dafs eine V e r minderung der mittleren Monds-Entfernung eine Vergröfserung der durchschnittlichen F l u t h h ö h e in der ganzen Periode hervorrufen mufs, in welcher eine solche A n n ä herung statt findet. Die mittlere M o n d s - E n t f e r n u n g ist gegenwärtig im Abnehmen, und findet dieses V e r h ä l t n i s seit vielen Zeitaltern statt, indem es die astronomische Erscheinung der Säcular - Acceleration hervorbringt. Die mittlere Fluthhöhe ist daher im Z u n e h m e n , ist es schon lange gewesen und wird es noch lange sein; aber diese W i r k u n g ist in so engen Grenzen eingeschlossen, dafs sie von keiner geologischen Wichtigkeit sein k a n n . Der Verf. betrachtet alsdann die mögliche W i r k u n g einer Vermehrung der Excentricität der Mondsbahn» welche nicht den mittleren W e r t h , w o h l aber das gröfste Steigen und Fallen der Fluth verändern würde. Eine solche Vermehrung betrachtet derselbe jedoch als noth-wendig beschränkt und unfähig, eine so grofse Steigerung der Fluthhöhe zu b e w i r k e n , dafs sie irgend eine gröfsere Diluvial-Erscheinung erklären k ö n n t e , w i e w o h l Fälle möglich sind , in denen Meerbusen und enge K a näle grofse Zerstörungen anrichten und die Gestalt der Küste verändern könnten. K e i n e Veränderung der E r d b a h n , welche in den Grenzen der Möglichkeit liegt, würde eine wesentliche Veränderung in den Sonnenlluthen hervorbringen. Der Verf. betrachtet sodann die W i r k u n g der planetarischen Perlurbation auf die Erdbahn. Indem er die Abweichung in der Scheele der Ecliplic übergeht, welche

582 bekanntlich !n Rehr engen Grenzen eingeschlossen ist, sieht er die Excentricität als das einzige Element an, dessen Veränderung möglicher W e i s e irgend einen Einflufs auf den in Rede stehenden Gegenstand ausüben kann ; und zwar indem sowohl die mittlere als die gröfste Sonnen wärme dadurch bestimmt wird, welche die Erde in ihrer jährlichen Umwälzung und in den verschiedenen Jahreszeiten empfängt. In Rücksicht auf die mittlere Menge stellt er es als Ergebnifs mathematischer Betrachtung a u f , dafs die mittleren jährlichen "Wärine- und Lichtmengen, welche die Erde von der Sonne erhält, sich umgekehrt verhalten, wie die kleineren Ellipse'nachsen der Erdbahn zu -verschiedenen Zeiten. Da die Erdbahn gegenwärtig weniger elliptisch w i r d , die kleinere Achse daher z u n i m m t , so folgt daraus, dafs die mittlere T e m peratur der Erdoberfläche im Abnehmen ist. W e i l sie sich gegenwärtig ziemlich den) Kreise n ä h e r t , so kann die T e m p e r a t u r - A b n a h m e nicht mehr weit vorrücken; aber wenn die Erdbahn jemals sehr elliptisch gewesen ist, so mufs die mittlere Temperatur bedeutend höher gewesen sein als jetzt. Der Verf. sieht die Grenze, innerhalb welcher die Excentricität der Erdbahn eingeschlossen ist, als noch nicht bekannt (wiewohl der Rechnung unterworfen) a n , und er leugnet besonders, dafs der von L a p l a c e II. 57. der Mccanique Celeste bewiesene L e h r satz, welcher gewöhnlich zum Beweise angeführt wird, dafs diese Grenzen sehr eng seien, nicht auf die Bahn der Erde anzuwenden i s t , Viiewohl er für die grofsen Planeten gelten mag. Bei dieser Ungewifsheit glaubt er sich berechtigt anzunehmen, dafs Excentricitäten , welche wirklich in den Bahnen oberer und unterer Planeten vorkommen, nicht unmöglich bei der Erdbahn sind, und unter dieser Voraussetzung berechnet er die mittlere und gröfste W ä r m e menge , Vielehe die Erde auf einer solchen Bahn von der Sonne empfangen könnte. Die mittlere W ä r m e könnte aüf diese W e i s e 3 Procent mehr betragen als jetzt, was allerdings nur wenig ist, aber unter gewissen nicht unmöglichen und unwahrscheinlichen Verhältnissen hinreichend, um unsere Klimate so weit zu verändern, als die geognostischen Erscheinungen es zu erfordern scheinen. Hiernach die äufsersten Wirkungen eines solchen Z u standes der Dinge betrachtend und eine Ansicht annehmend , welche H r . L y e l l in seinem W e r k e über Geo-

583 logie aufgestellt h a t , zeigt e r , dafs nach dem Vorrücken der T a g - und Nachtgleichen , verbunden mit der B e w e gung des Apogeuins der Erdbahn, die beiden Hemisphären abwechselnd Klirnate von entgegengesetzter Beschaffenheit gehabt haben müssen, das eine sich einem beständigen Frühlinge nähernd , das andere die äufsersten W e c h s e l von heifsem Sommer und kaltem W i n t e r umfassend, und dieses während Perioden, welche anhaltend genug waren, um den vegetabilischen und animalischen Productionen beider, einen entsprechenden Charakter zu verleihen.

Verbesserungen.

S. 8

Z . 16 v . o . statt Gierswalde lies Gierichswalde.

— 30 — 7 v.u. — Flötzkalkstein 1. Uebergangskalkstei«,

— 49 —

2 18 — 6 9 — 12 — 73 — 10

v.o. v.o. v.o. v.o.

— — — —

Rarst«n Atdiiv HI. B, 2. H.

Giachau I. Grocbau. Stuhlen 1. Strehlen. O b e r - P o l a s d o r f 1. O b e r - B l a s d o r f . Dicolylodonen 1. Dicotyledonen.

39

584

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