202 114 120MB
German Pages 634 [668] Year 1837
A r c h i v für
Mineralogie, Geognosie, Bergbau u
n
d
Hüttenkunde.
H e r a u s g e g e b e n v o n
Dr.
C.
J.
B.
K a r s t e n ,
Königl. Preufs. Geheimen Ober - B e r g - Rathe und ordentlichem Mitgliede Künigl, Akademie der Wissenschaften,
N e u n t e r
Band.
M i t vierzehn K u p f e r tafeln.
Berlin, Gedruckt
und
1836. verlegt
bei G. R e i m e r .
der
I
n
h
a
l
t
E r s t e s Heft. I.
Abhandlungen. Seite
v. C a r n a l l , die Sprünge im Steinkohlengebirge. II. 1. 2. 3. 4. 5.
Notizen.
E n g e l s , i'iber den Betrieb der Kupolöfen auf der Saynerhcitte mit erhitzter L u f t . . . . . v. H ö v e l , i'iber das in Schemnitz eingeführte, zu B e r n a u l übliche Verfahren bei der Reduction der Glätte . H i'is e r und E i c h h o f f , über das Frischen der Glatte während des Abtreibeprozesses auf den Freiberger Hlitten. . . . . . . . M e n t z e l , über d : e auf der Friedrichshiitte angestellten Versuche, d ie Glätte unmittelbar vor dem Treibofen zu reduciren. . . . . . R u s s e g g e r , i'iber das sogenannte Heidengebirge in der süddeutschen Steinsalzformation. . .
Zweites I. 1. 2.
3
217 228 232 237 242
Heft.
Abhandlungen.
C. K r u g v. N i d d a , über die Mineralquellen auf Wand. 247 Geognostische Beschreibung der zum Regierungsbezirk Merseburg gehörenden Landestheile mit Rücksicht auf das unmittelbar angränzende Ausland. . . , 284
IV 3. S e I l o , fiber das Abbuhren weiter Bohrlöcher m i t S e " dem Seilbohrer. . . . . . 377 4. R u s s e g g e r , Bemerkungen über den Kupier - Bleiund Silber - Hüttenbetrieb im Bannat. . , . 405 5. v. d. P l a n i t z , über den Niederungarischen Anreicherschmelzprocefs zu Kremnitz. » . . . 439 6. S t e n g e ) , über den Einilufs des Kupfers und Schweieis auf die Gute des Stahls 455 7. Ueber die Abireibearbeit mit eisernen Vorrichtungen auf der Grundstrecke der Alaunerzgrube zu Freienwalde . . . 488 8. de P a m b o u r , über den Widerstand der Wagen auf Schienenwegen. 493 9. B a r l o w, über die Tragfähigkeit der eisernen Schienen. . . . . 516
II. 1. 2. 3. 4. 5. >. '. 1. . 0. 1. ' l.
Notizen.
W e i f s , über eine eigene Art von Krümmung an Bergkrystallen. 549 D e r s e l b e , über eine Reihe interessanter Erscheinungen an versteinerten Ananchilcn und Spatangen. 558 D e r s e l b e , über eine der vegetabilischen Form ähnelnde , aber unorganische Absonderung an einer Braunkohle 561 T a n t s c h e r , über das Steinkohlengebirge zu Mane' bach und Kammerberg bei Ilmenau. . . . 566 N o e g g e r a t h , über ein Vorkommen von Diorit im Thonschiefer, tei Boppard. . . . . . 578 G ö p p e r t , Bemerkungen über die fossile Flora Schlesiens. . . ' * . . . . 581 S c h u l z e , über die Berechnung der Geschwindigkeit und Quantität der erhitzten Gebläseluft. . . 587' Verzeicbnifs von technischen Ausdrücken beim Bergbau in England. . . _ 599 Desgleichen beim Bergbau in Spanien und Mexico. 605 v. D e c h e n , Anzeige der Section XIV der geognostischen Charte des Königreichs Sachsen. . . 619 Uebersicht der Berg- und Hüttenmännischen Produktion in der Preufs. Monarchie im Jahr 1834. . 623 B ö b e r t , Uebersicht der Metallproduktion Schwedens im Jahre 1834. . . . . . . 627
A r c h i v für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde.
Neunten E r s t e s
K a r s t e n Archiv
I X , B, 1?. 1 .
Bandes Heft.
1
I.
Abhandlungen.
Die Sprünge im Steinkohlengebirge. Von
von
Garnall.
E i n l e i t u n g . §. 1. E s giebt wenige Gebirgsmassen, welche nicht die Beobachtung machen Helsen, dafs Parthien von ihnen aus der ursprünglichen Lage gekommen sind. Solche Veränderungen können füglich in zwei HauptAbtheilungen gebracht werden. E n t w e d e r erfolgten dieselben zu einer Zeit, w o das Gaoze sich in einem, noch gar nicht zu einiger Starrheit gekommenen, nachgebendem Zustande befand, und dann ist zwischen der, durch irgend eine Kraft bewegten, Masse und der relativ unverrücklen, keine scharfe Grenze bemerkbar. O d e r es liegt zwischen beiden eine rifsartige Scheidung, nach welcher die Entfernung eines Stückes von dem anderen statt fand. Verschiebungen der letzten A r t , von mancherlei Nebenerscheinungen begleitet, brachten im altern Gebirge die G ä n g e hervor, welche als Träger reicher Metall1 *
4 schälze seit langer Z e i t ein Gegenstand schen
Aufmerksamkeit,
und
der bergmänni-
daher vielfach
untersucht
und dargestellt worden sind. D e n Gangräumen analoge T r e n n u n g e n des ursprünglichen
Zusammenhanges ,
verbunden
L a g e der getrennten M a s s e n s t ü c k e , Flötz-,
besonders
Gebirge,
ausgezeichnet
und diesen
mit
veränderter
finden
w i r auch i m
aber i m
Steinkohlen-
sind die vorliegenden B l ä t t e r g e -
widmet. Obgleich es einseilig erscheinen k a n n , ein und d a s selbe P h ä n o m e n ,
j e nachdem es i m ältern oder jüngern
Gebirge beobachtet w i r d , in besondere Darstellungen zu fassen,
tind obgleich
Hauptsache n a c h , Verschiebung so
der V o r w u r f
eines
der
w i e die
eines ältern Ganges durch einen
jüngern,
dürfte doch bei genauerer E r w ä g u n g
"Betrachtung
Flötzes,
sich ebenso verhalten m u f s ,
manches
für
sich
haben.
grade in dem, gewöhnlich regelmäfsig
eine getrennte Einmal
sind
gelagerten, S t e i n -
k o h l e n - G e b i r g e die Verhältnisse oft n o c h viel klarer zu übersehen, w u r f von nicht
als h e i Gängen. zwei
Flölzlheilen
vollkommen
gleich zu
Zweitens demjenigen stellen,
ist der V o r zweier
weil man
ersten F a l l e nur mit 2 G e b i r g s s t ü c k e n ,
iin
i m letzlern
aber schon m i t vier dergleichen zu thun hat. pflegt i m Fiölzgebirge das F a l l e n
Gänge es
Drittens
der IvUifte stärker zu
s e i n , als dasjenige der verworfenen S c h i c h t e n ,
und dies
giebt der Erscheinung gewöhnlich ein e t w a s anderes A n sehen,
als
es
Gänge
unter
die
Verschiebungen
einander
man v i e r t e n s
beobachten
der,
meist
lassen.
steilen,
Vergleicht
die Sprungkluft mit dem Gange s e l b s t :
so versieht man unter Ivluft lich parallele Flächen
einen,
durch z w e i
begrenzten R a u m ,
ziem-
der erst dann
den Namen , , G a i j g : ' verdient, wenn die ihn ausfüllende M a s s e nicht mit der das Ganze emschlieisenaen identisch i s t ; der Inhalt der .Snru.ogklüile
erscheint aber von den
5 Schichten des K o h l e n - G e b i r g e s selten wesentlich verschieden. E n d l i c h kann es der Forschung nur ersprieslich s e i n , wenn sie von der Einzelbetrachtung zu den höheren allgemeineren Begriffen aufsteigt, und darum hofft der V e r f a s s e r , dafs die vorliegende Darstellung als ein Beitrag z u r ' K u n d e solcher Vorkommnisse angesehen, l i n d , als einen noch wenig erörterten Gegenstand betreffend mit Nachsicht aufgenommen und beurtheilt werden möge. §. 2. Nach dem oben gesagten ist es nicht passend, die Bezeichnung G a n g auf die Verwerfungskliifte im Steinkohlen-Gebirge auszudehnen, und begründet auf ihre wesentlichen Unterschiede hat beide der Sprachgebrauch längst geschieden. Den Ausdrücken V e r r ü k kung, Verschiebung und V e r w e r f u n g liegen mehr oder weniger allgemeine, sämutliche dergleichen Erscheinungen in jedem Gebirge umfassende Begriffe zum Grunde. "Wenig bestimmt oder auf specielle Unterschiede angewendet sind die Benennungen: R ü c k e n , W e c h s e l , K ä m m e etc. Daher wurde hier der auch ziemlich allgemein bekannte Name S p r u n g gewählt, welcher in seinem doppelten Sinne passend erscheint» denn einmal liegt darin der Begriff der Trennung von etwas Gleichartigem, und anderseits die Idee eines Hina b - oder Heraufsetzens, ersteres in Beziehung auf die K l u f t , letzteres auf die Verschiebung der getrennten Theile anwendbar. §. 3. W e n n es bei der-Betrachtung von NaturErscheinungen darauf ankommt, den Gesetzen nachzuspüren , welchen sie unterworfen sind: so wird dies um so schwieriger, je gröfser die Mannigfaltigkeit derselben, und wenn sich dabei sogar ergiebt, dafs ganz verschiedene Kräfte unter gewissen Umständen ähnliche oder gleiche Dinge hervorzubringen vermogten: so wird es
6 leicht unmöglich, dasG anze auf ein einfaches Prinzip zurückzuführen. Bei den Sprüngen scheinen aber nicht nur mitunter verschiedene Kräfte thätig gewesen zu s e i n , sondern es ist zugleich unverkennbar, dafs sich deren W i r k u n g auf die Masse, nach Maafsgabe der inneren Zusammensetzung derselben, und besonders vermöge deren ursprünglicher Discontinuität, verschiedenartig äufsern muíste. — Alles dies genau erwogen, scheint es unzuläfsig, die Entstehungsweise der Sprünge einer systematischen Betrachtung zum Grunde zu legen , und man möge daher hier das Bestreben nicht verkennen, die Erscheinungen vorerst nur so, wie sie sich der Beobachtung darbieten, ,ohne allen Einflufs von problematischen Ansichten aufzufassen. — Sei es auch, dafs selbst die hervorgehobenen Haupt-Erfahrungssätze nicht ohne wichtige Ausnahmen sind, und sich deshalb vielleicht nicht zu durchgreifenden Gesetzen erheben lassen: so fufsen sie doch auf den gewöhnlichsten Vorkommnissen, und von einer solchen gewissen Regelinäfsigkeit ausgehend , sind dann auch die verschiedenen Abweichungen leichter zu übersehen. Mit einem W o r t , es scheint dies der einzige W e g , auf welchem sich ein solcher Gegenstand einigermaafsen systematisch abhandeln läfst. Der vorliegende Versuch, im wesentlichsten auf Beobachtungen im schlesischen Steinkohlen-Gebirge basirt, entstand bereits vor 10 Jahren in Waldenburg, und w a r von 24 Modellen begleitet, die das darin aufgestellte versinnbildeten. E r erfuhr von einigen, die ihn damals begutachteten, viel bitteren Tadel, und dies mufste den Verfasser einschüchtern, ihn einer öffentlichen Mittheilung werth zu halten. Derselbe wagt auch jetzt, wo das Ganze einer nochmaligen Durcharbeitung unterworf e n , kaum zu hoffen, dafs es sich bei einer Verallgemeinerung, d. h. bei einer Anwendung auf eine grö» fsere Zahl von Beobachtungen in andern Gegenden und
7 L ä n d e r n , als brauchbar b e w ä h r e n dürfte, w ü r d e sich aber sehr geschmeichelt f ü h l e n , w e n n es ihm gelänge, dadurch das behandelte T h e m a der Aufmerksamkeit aller derjenigen a n z u e m p f e h l e n , deren Wirkungskreis zu weitern Beobachtungen Gelegenheit darbietet, oder die Bekanntmachung ihrer darüber bereits gesammelten Erfahrungen zu veranlassen. D e r z w e i t e A b s c h n i t t stellt alles das z u s a m m e n , w a s sich e t w a über Entstehung der Sprünge sagen liefs, o h n e sich weiter in das Gebiet der Gangtheorie zu wagon als grade nöthig schien, um einige nähere Bestätigungen f ü r die aufgestellten Ansichten beizubringen. Vielleicht hätte hier der Verfasser manche ältere n u r hin und wieder noch gangbare Erklärungsart m i t Stillschweigen übergehen k ö n n e n , allein es geschah theils u m möglichster Vollständigkeit w i l l e n , theils um dadurch die Gegensätze desto klarer hervor zu heben. D e r d r i t t e A b s c h n i t t bezweckt eine A n w e n dung des ersteren auf den Steinkohlenüötzbau, doch auch nicht m e h r als nur die Regeln z u r Ausrichtung eines Flötzes hinter einem angefahrenen Sprunge. Alles weitere gehört zur speciellen L e h r e von dem Bau selbst. D e r A n h a n g , betreifend die bei Sprüngen v o r k o m m e n d e n Berechnungen , dürfte vielleicht nicht überflüssig s e i n , da man sich nur gar zu häufig noch u n vollkommener mechanischer Hülfsmittel bedient, w o «ine A n w e n d u n g der Trigonometrie sicherer und schneller zum Ziele f ü h r e n k a n n .
8
Erster
System
Abschnitt,
der
Sprünge.
4. Ohne alle Beimischung von genetischen Ansichten, läfst sich der Haupt-Begriff eines Sprunges im weitesten Sinne des Wortes etwa in folgender Definilion feststellen : W e n n von z w e i S t ü c k e n de? S t e i n k o h l e n G e b i r g e s , die durch eine, m i t d e s s e n Blasse erfüllte, Kluft geschieden werden, das eine h ö h e r oder tiefer liegt als das andere: so h e i f s t dies ein S p r u n g . Man kann sich zwar ein Gebirgsstiick meist nur durch ein Vorhandensein von mehr als e i n e m Sprunge aus dem Ganzen gelöst, und in andere Lage versetzt denken: allein wir bleiben hier zunächst bei dem einfachen Verhalten, stehen, und finden, dafs bei einem jeden Sprunge dreierlei Gegenstände zu betrachten sind; nehmlich: 1. d i e S p r u n g k l u f t , 2. d i e E r f ü l l u n g s m a s s e derselben und 3. d i e L a g e d e r g e t r e n n t e n G e birgss t ü cke gegeneinander. In Betreff des letzteren ist allerdings für den Bergmann wieder das Verhalten der darin befindlichen Flötztheile das wichtigste, und, da die gesammte Sprung-Erscheinung oft mit der Schichtenlage in naher Beziehung steht, auch bei einer rein systematischen Betrachtung nicht zu übersehen. Nichts desto weniger dürfte es aber passend sein, die Lage der Sprungklüfte gegen die Flötze jetzt noch aufser Acht zu lassen, und vorerst nur die Trennung und Lage der ganzen G e b i r g s s t ü c k e n ins Auge zu fassen.
9 Erste
Abtheilung.
Betrachtung der Sprünge, ohne Rücksicht auf die Lage der Gebirgsschichten. Erstes Von
den
Kapitel. Sprungklüften.
§. 5. K l u f t nennt m a n die Trennung einer festen Gebirgsmasse, und verbindet damit gewöhnlich den B e griif, dafs die durch selbige getrennten Massenstücke m e h r oder weniger w e i t auseinander liegen, der Z w i schenraum mag nun e n t w e d e r hohl, oder auch mit etwas anderem erfüllt sein. Bei einem Sprunge ist eine K l u f t der obigen Erklärung zufolge, d e r j e n i g e R a u m , w e l chen die einander z u g e k e h r t e n S e i t e n der beiden G e b i r g s s t ü c k e z w i s c h e n sich lassen. Die L a g e einer solchen K l u f t im R a u m wird 6 durch Das Streichen und Fallen bestimmt. D a s S t r e i c h e n ist die L a g e oder die Erstreckung einer K l u f t nach einer Linie, welche man sich auf der einen oder andern der beiden, sie einschliefsenden F l ä chen horizontal gezogen denkt — abgenommen gegen den magnetischen Meridian. D a s F a l l e n aber ist die L a g e der Ausdehnung in einer, auf den Kluft-Flächen rechtwinklig gegen die Streichlinie zu ziehenden Linie. Sie hat unter allen auf diesen Flächen denkbaren Linien die gröfste N e i gung gegen eine horizontale Ebene. Neben der M e s sung dieses W i n k e l s ist auch i m m e r noch die Richtung ihrer Einsenkung nach einer gewissen Weltgegend a n zugeben. I m K u r z e n ist also, w e n n man sich den R a u m der K l u f t ohngefähr als ein dünnes Prisma vorstellt, deren Streichen die Lage der A u s d e h n u n g in die Länge, und das Fallen die L a g e ihrer Erstreckung in die Teufe.
10 Zwei
Linien
bestimmen die L a g e
Raum, mithin ist durch Streichen
einer Ebene itn
und Fallen
die L a g e
der Sprungkluft genau bestimmt. * ) §. 7.
Die
Sireichlinien
mit dem Meridian
die
der
Sprungklüfte
verschiedensten
machen
Winkel
f
ohne
dafs dadurch eine Verschiedenheit in der ganzen SprungErscheinung bemerkbar wird.
Es würde daher in einer
allgemeinen
keinem Nutzen sein, die
Betrachtung
von
nach dem Streichen gemachte Abtheilung Stehende- Morgen-
Spät-
und
der Gäoge in
Flache-Gänge
auch auf die Sprungklüfte übertragen zu wollen. §. 8.
Die SpruDgklüfte stehen
haben aber meist zont.
selten ganz seiger,
eine starke Neigung gegen den H o r i -
A m häufigsten wechselt dieser W i n k e l zwischen
50 und 70 Grad;
schon selten findet man ihn unter 45
Grad, und Verflächungen von
10 — 20 Grad sind ganz
ungewöhnliche Vorkommnisse. A n a l o g der Eintheilung der Gänge nach der Gradation ihres Fallens, auch die Sprungklüfte in tonnlägige jiicht
nur
und
schwebende
ohne Nutzen
Verwechselungen
sein,
führen.
sondern
Denn
stehende,
abzutheilen,
dürfte
auch leicht zu
einmal
bildet
hier
der völlig seigere Stand etwas für sich zu betrachtendes und zweitens belegt man mit dem Ausdruck bend,
eine Sprungkluft in einem
(§. 48).
Obgleich die Neigung
schwe-
ganz anderen
Sinne
der K l u f t oft wichtige
Unterschiede in der Sprung-Erscheinung bedingt: so beruhen diese doch, w i e absolut auf
der Gröfse des W i n k e l s , sondern auf dem
Verhältnifs zur
*)
der Verfolg lehren wird, nicht
Eigentlich
Tonnlage des Flöizes.
Es ist daher im
bann die ÄDgabe des Streichens
immer nur von den Sprungk 1 ü f t e n
und
Fallens
gelten, allein man
trägt dieselbe auch häufig auf das Ganze über, und spricht v o m fitreichen und Fallen der S p r ü n g e .
11 Folgetiden keine dergleichen Abtheilung angenommen worden. 9. Ist eine Sprungkluft ganz senkrecht, so Stehen die beiden, durch sie geschiedenen Gebirgsstücke gleichsam n e b e n einander. Hat dieselbe aber eine Neigung, so bildet das eine der Gebirgsstücke die Unterlage, und das andere die Decke der Kluft. Jenes nennt man d a s L i e g e n d e , dieses das H a n g e n d e der Sprungklufl. *) 10. Die Entfernung des Hangenden von dem Liegenden, also der Abstand der beiden Gebirgsstücke heifst die M ä c h t i g k e i t der Sprungkluft. Sie ist die, bei weitem kleinste dritte Dimension derselben, und mufs gegen das Fallen und Streichen rechtwinklig abgenommen werden. Diese Mächtigkeit ist zwar gewöhnlich nicht bedeutend, doch finden sogar bei einer und derselben Kluft stellenweise darin grofse Unterschiede statt. Sie lälst sich aber auch nicht überall deutlich beobachten, da oft die Erfüllungsmasse mit der Umgebung fast ganz identisch erscheint, besonders wenn wir letztere aufgelöst oder sehr zerklüftet sehen. A m deutlichsten zeigt sich die Stärke einer Kluft an solchen Stellen, wo ihre Masse gegen das Nebengestein scharf abschneidet, so z. B. da sehr' ausgezeichnet, w o ein Steiokohlenilötz in dem einen der getrennten Gebirgsstücken vor einem dergleichen in dem anderen, nur durch die Sprungkluft geschieden wird. An solchen Funkten sieht man dieselbe selten über 10 Zoll mächtig, im Gegentheil häufig •)
O f t bedient man sich dieser Ausdrücke auch f ü r die Un-> terlage und Decke eines Flölzss. Dm dadurch im weitem Vortrag keine Irrungen zu veranlassen, werden f ü r die u n t e r und a u i einem Flötz liegenden Gebirgslbeil* stets n u r die, ihnen eigentlich zukommenden Benennungen S o b l e und D a c h gebraucht werden.
12 bis zu
einem
Zoll
herabgehend. — Auch da w o
eine
K l u f t in sehr festen Gesteinen aufsetzt, wird ihre Mächtigkeit genau abzunehmen
und
trächtlich
aber
zende
sein.
Da
Gebirgsart,
sich
oft
bis
die
besonders wenn
thone [sind, gern in einem befindet:
gewöhnlich
wenig
nicht
zunächst
be-
begren-
es milde
Schiefer-
coinpakten
Zustande
so scheinen an dergleichen Stellen die K l ü f t e zu
1
Lachter
Stärke
anzunehmen.
Dazu
k o m m t noch der Umstand, dafs im Hangenden und L i e genden mitunter Ablösungen zu bemerken sind, w e l c h e m i t den Kluftilächen parallel laufen, und dies macht die A b n a h m e der Mächtigkeit des K l u f t - R a u m e s unsicher. 11.
Aus
K l u f t folgt von
solchem
selbst,
Wechsel
der Stärke
dafs die Flächen
den und Liegeaden selten
einer
ihres Hangen-
wahre Ebenen
sein k ö n n e n ;
sondern sie zeigen oft schon bei geringen Längen grofse Ungleichheiten, Erhebungen partielle Aenderungen stehen.
Zugleich
und Vertiefungen,
des Streichens
treten
oft
wodurch
und Fallens
Wendungen
ent-
in der
ge-
sammten Erstreckung, theils im Sireichen theils im F a l len oder auch in mittleren ziemlich selten, dafs
eine
Richtungen
ein, und es ist
Sprungkluft ganz ohne der-
gleichen Veränderungen weit fortsetzt. Zweites Von der
Kapitel.
E r f ü l l u n g s m a s s e der
§. 12.
Sprungklüfte.
W i e schon in der H a u p t - D e f i n i t i o n angege-
ben, besteht
die Erfüllungsmasse der Sprungklüfte a u s
denselben
Gesteinen
birge
wie
das
Kohlen-Ge-
selbst.
Herrschend findet man e i c e n milden L e t t e n , cher
zufolge
des
mechanischen
in einem Zustande ist, dafs er nachgiebt.
Wassergehaltes
welmeist
dem Drucke der Finger
Seine Farbe ist gewöhnlich grau, auch durch
Gehalt au Bitumen, oder höchst fein eingeinengter S t e i n -
13 kohle ins schwärzliche übergehend; das Anfühlen ist uin so fettiger, je mehr derselbe dem reinen Thons nahe steht. Anderseils zeigen sich Verbindungen von Letten und S a n d , welche theils ebenfalls ohne Consislenz sind, und oft viel W a s s e r führen, theils einen sandigen S c h i e f e r t h o n repräsentiren. Selten bemerkt man in den Klüften wahren und festen S a n d s t e i n , und noch seltener grobe Geschiebe von Quarz etc. aus den Gonglomeraten. Es ist aber hierbei zu berücksichtigen, dafs w i r die Spruogklüfte fast immer nur in den S t e i n k o h l e n - F l ö t z - Z ü g e n aufgeschlossen sehen, in denen Schieferthon und nächst ihm feinkörniger Sandslein, die herrschenden Gebirgslagen bilden, wogegen zu einem Aufschlufs derselben in den Zwischenmitteln von groben Conglomérat, nur selten Veranlassung ist. 13. D i e K o h l e , welches dann und wann auf den Sprungklüften gefunden w i r d , ist unverkennbar nichts anderes als eine fein zerriebene oder zermalmte Steinkohle, welche dadurch der ß u f s k o h l e ähnlich geworden ; weich, ius zerreibliehe, abfärbend, pechschwarz, schimmernd u . s. w . Oft ist dieselbe mit Leiten verunreinigt, oder vielmehr damit gleichsam verknetet, wobei die Farbe ins graue geht. Nur an Stellen, w o zu beiden Seilen der Kluft ein Flötz liegt, sieht man diese bisweilen ganz von Kohle eingenommen, doch ohne erhebliche Mächtigkeit. Anderwärts dagegen bildet jene Kohle einzelne Trümmer im L e t t e n , welche ungefähr den Nebengesteinsilächen parallel laufen, doch auch ohne sonderliche Stärke, und ohne Aushalten i m Sireichen oder Fallen. Manchmal beobachtet man sogar einige derselben übereinander, nicht weit davon keilen sie sich wieder a u s , und zeigen stets viele Unregelmäßigkeiten. Der Bergmann nennt sie B e s i e g e , Wendet diesen Ausdruck aber auch auf die schma-
14 Jen Fortsetzungen der Flötzo bei blofsen Verdrückungen und andern Störungen an. §. 14. Ohne die Abtheilung, welche durch dergleichen K o h l e n t r ü m m e r entsteht, finden w i r mitunter die Erfüllungsmasse, besonders wenn sie etwas consistent, d i c k s c h i e f r i g abgesondert, entsprechend den Flächen des Hangenden und Liegenden der Kluft, ja bisweilen mit recht glatten, oder auch gestreiften A b lösungen. — §. 15. W a s sonst von Fossilien auf Sprungklüften •vorkommt, ist wenig wesentlich. Nicht selten sieht man Schwefelkies, sowohl den h e x a e d r i s c h e n als auch den B i n a r k i e s , theils in einzelnen Trümmern, dünnen Platten, Drusen von Krystallen, und eingesprengt, theils w i e w o h l seltener in kugligen und traubigen Parthien ( S t r a h l k i e s ) . Aus der Zersetzung dieser K i e s e entstand der, öfters dieselben in haarförmigen Krystallen begleitende E i s e n v i t r i o l . Sphärosider i t wurde in einzelnen Knollen auf Sprungklüften an« getroffen. F e r n e r kennt man darin das Vorkommen Ton R o t h - und B r a u n e i s e n s t e i n in Nieren, von B l e i g l ä n z in Krystallen und eingesprengt, von Z i n k b l e n d e etc. Auch sind S c h w e r s p a t h , Quarz, K a l k s p a t h , G i p s etc. in Drusen und einzelnen K r y stallen gefunden worden. Drittes Von 16.
Kapitel.
der L a g e
der
Gebirgsstücke.
Die beiden durch eine Sprungkluft getrenn-
ten Gebirgsstücke liegen, w i e gesagt, um deren Mächtigiigkeit aus einander;
zugleich mufs aber das eine oder
andere derselben eine höhere oder tiefere L a g e angenommen haben, wenn die Erscheinung, unserer vorangestellten Haupt-Definition nach, wirklich Sprung heifsen soll.
Denn
eine
blofse
Trennung
der
Masse
15 durch eine schwächere oder stärkere Kluft kann man füglich nicht wehr mit diesem Namen belegen, ohne ungleichartige Dinge zu vermengen. Ihre Betrachtung gehört daher nicht hieher. Auch lassen wir sogar den Einflute der (gewöhnlich sehr geringen) Mächtigkeit einer Sprungkluft, als meist unerheblich, vorläufig ganz unberücksichtigt, und werden dies Verfahren weiter untea ( § . 1 4 3 . ) zu rechtfertigen suchen. E s entsteht nun zunächst die F r a g e : in welcher Richtung sind je zwei zusammengehörige T h e i l e auseinander getreten? Die Erfahrung giebt darüber folgende H a u p t - R e g e l . 17. D i e F o r t b e w e g u n g h a t i n d e r R i c h tung der F a l l l i n i e der K l u f t , und zwar auf allen Funkten gleich wöit statt gefunden. Der letzte T h e i l dieses Satzes folgt eigentlich unmittelbar aus dem ersten; denn wenn sich eine Ebene in einer einfachen Richtung über eine andere hiobewegt bat, so müssen dabei alle in ihr denkbaren Funkte gleich lange und unter sich parallele Linien beschrieben haben. 18. D i e Länge einer L i n i e , welche mifst, um w i e viel zwei zusammen gehörige Theile in der R i c h tung der K l u f t aus einander getreten, heilst d i e H ö h e des S p r u n g e s . * ) Betrachtet man nun die Kluft als eine einfache Ebene, so mufs diese Höhe auf allen S t e l len dieselbe sein. 1 9 . Ist die Kluft nicht senkrecht, so ist die Sprunghöhe die Länge einer tonnlagigen Linie, und die, nach Maafsgabe der Neigung der Kluft dieser zugehörige Seigerteufe, nennt man dann d i e S e i g e r h ö h e d e s Sprunges. *)
Man nennt die Höhe eines Sprunges bisweilen auch dessen M ä c h t i g k e i t . Ein Ausdruck» der leicht zii Verwechselungen mit der Mächtigkeit der Sprung k l u f t fähren kannte, und daher hier lieber ganz vermieden ist.
16 §. 20. Zur Däheren Erläuterung des vorstehenden, denke man sich in dem Gebirge auf einer Schichtfläche oder in irgend einer andern beliebigen Richtung, eine grade horizontale Linie a b o Fig. 1. gezogen; dann sei die Masse durch einen SpruDg, dessen Kluft hier mit j i B bezeichnet, in zwei Stücke getrennt, so werden aus jener Linie ebenfalls zwei Theile, von denen der eine b'c' tiefer liegt als der andere ab. Verbindet man nun jderen einander zugekehrte Endpunkte durch eine grade Linie bb', so liegt diese in der Ebene der Kluft, repräsentirt deren Falllinie, und ihre Länge ist die Sprunghöhe. Um wie viel aber das eine Stück der Linie s e n k r e c h t t i e f e r zu liegen gekommen, bestimmt die S e i g e r h ö h e des Sprunges Fig. 1. bd. Man kann sich nun eine Menge von Linien, die in zwei zerfallen, zugleich denken, und es wird die Länge der verbindenden Linien bei allen dieselbe sein; ihr Parallelismus aber ergiebt sich daraus, dafs alle mit der Fallliuie der Kluft identisch sind. Aus der Gleichförmigkeit der Foribewegung folgt nun von selbst, dafs die beiden correspondirenden Theile einer und derselben Linie eine völlig gleiche Lage im Raum behalten haben; dafs also durch den Sprung, bei vorausgesetzter Regeimäfsigkeit, keine Veränderung der Schichtenlage in dem einen oder andern Gebirgsstücke veranlafst wird. §. 21. Es ist sodann die zweite noch wichtigere Frage aufzuwerfen: w e l c h e s v o n d e n b e i d e n G « b i r g s s t ü c k e n pflegt das h ö h e r e und w e l c h e s das t i e f e r e zu s e i n ? Es sind hierbei zuvörderst z w e i Hauptfälle zu unterscheiden. E n t w e d e r steht die Sprungkluft ganz seiger, o d e r sie hat eine Neigung gegen den Horizont. Im erstem, jedoch sehr ungewöhnlichem, Fall verhält sich dieselbe gegen beide Gebirgsstücke völlig indifle^
17 rent, und es kann eben so gut das eine vrie das andere das tiefere sein. Zeigt dagegen die Kluft eine Verflächung, so wird, mit wenigen Ausnahmen, d a s h a n g e n d e G e b i r g s s t ü c k i n e i n e r t i e f e r e n L a g e g e f u n d e n . Doch auch die wenigen Ausnahmen von dieser Regel erscheinen wichtig genug, um aus den obgleich ziemlich s e l t e n e n S p r ü n g e n , bei d e n e n das H a n g e n d e h ö h e r l i e g t , a l s d a s L i e g e n d e , eine besondere Abtheilung zu bilden. §. 22. Dem gewöhnlichsten Vorkommen lassen wir den Namen S p r u n g , welcher also hier in einem e n geren, und zugleich in dem gebräuchlichsten Sinne des Wortes in Anwendung kommt. §. 23. Da mit der höheren Lage des Hangenden, wie weiter unten gezeigt werden soll, gern ein Uebereinandergreifen von correspondireoden Flötztheilen verbunden ist: so nennt der Bergmann diesen Fall oft l i e b e r s c h i e b u n g. Allein Theorie und Erfahrung lehren: dafs ein solches Uebereinandergreifen auch hierbei fehlen, so wie es anderseits bei einem gewöhnlichen Sprunge statt finden kann. Um einen kurzen und zugleich nicht mit genetischen Erklärungen vermischten Ausdruck zu haben, werden wir uns der Bezeichnung „ U e b e r s p r u n g " bedienen, worunter allezeit nur das Höherliegen des eine Kluft bedeckenden Gesteines gegen deren Unterlage, zu verstehen sein wird. §. 24. Das Vorkommen einer völlig senkrechten Scheidung der beiden Gebirgsstücke, tritt eigentlich so selten a u f , dafs dessen Betrachtung vielleicht den vorigen beiden Fällen unterzuordnen sein könnte. Doch lafst sich dabei von keinem Hangenden und Liegenden sprechen, und da gerade das ungleiche Verhalten in der Lage dieser Theile den einzigen charakteristischen Unterschied zwischen Sprung und Uebersprung ausmacht: Karsten Archiv I X . B, H. 1.
2
18 so dürfte es nöthig sein, die Erscheinungen, welche eine senkrechte Sprungkluft begleiten, für sich zu betracht e n , wobei w i r K ü r z e halber die Bezeichnung „ S e i g e r s p r u n g " wählen. " §. 25. Demnach zerfallen alle möglichen Verschiebungen zweier Gebirgsstücke in 3 Abtheilungen, nsinnlich in 1 ) S p r ü n g e i m e n g e r n S i n n e , 2 ) U e b e r s p r ü n g e und 3 ) S e i g e r s p r ü n g e .
V i e r t e s Von
Verbindung
K a p i t e l . zweier
Sprünge.
§. 2 6 . B e i d e m Z u s a m m e n vorkommen zweier Sprünge sind einige Fälle zu unterscheiden, bei deren Betrachtung von den einfachsten auszugehen sein wird. A.
Ganz parallele
Sprünge.
§. 27. Z w e i S p r ü n g e , deren K l ü f t e ganz parallel laufen, trennen eine Gebirgsuaasse stets in 3 S t ü c k e , von denen das mittlere vierseitig prismatisch. Ihre gegenseitige L a g e kann aber zweierlei Art sein, nehinlich: 1) Z w e i d i e s e r S t ü c k e h a b e n unter sieb e i n e g l e i c h e L a g e , und dann liegt das dritte gegen beide gleich viel verschieden. W e n n daher die K l ü f t e nicht seiger sind, so inufs das Verhalten des mittleren S t ü ckes einerseits ein S p r u n g itn e n g e m S i n n e , uud anderseits ein U e b e r s p r u n g von gleicher H o b e sein F i g . 2 . und Fig. 3., w o bb' = cc', und in ersterer liegt Mittelstück tiefer, in der anderen h ö h e r , als die beiden äufseren. 2 ) A l l e 3 T h e i l e l i e g e n in v e r s c h i e d e n e r Höhe. Dies findet da statt, w o die K l ü f t e zwei S p r ü n g e n oder auch z w e i U e b e r s p r ü n g e n angehören, oder auch w o bei einer Coinbination von Sprung und Uebersprung deren Höhen ungleich sind. F i g . 4. stellt das Verhalten bei zwei Sprüngeo ( i m engern S i n n e ) vor. B e i parallelen S e i g e r s p r ä n g e n sind beide Falle
19 möglich, nur müssen dieselben für den ersten FalL nicht nur gleiche Höhe haben, sondern es mufs auch das mittlere Stück das höchste oder tiefste sein« Man vergl. Fig. 5. fj. und '7.
B.
Parallel streichende
Sprünge.
§; 28. W e n n zwei geneigte Sprungklüfte einerlei Sireichen aber -verschiedenes Fallen haben, so können folgende Verhältnisse obwalten. 1 ) W e n n dieselben von einander abfallen, so finden w i r , dafs von den 3 Gebirgsstücken das, nach der Teufe keilförmig zunehmende mittelste, bei 2 gewöhnlichen Sprüngen am höchsten, bei 2 Uebersprüngen da« gegen am tiefsten liegt, Fig. 8. und 9. Bei einer V e r bindung von Sprung und Uebersprung nimmt es eine mittlere Lage ein etc., Fig. 10. 2 ) Fallen die beiden Klüfte einander z u : so läuft das Mittelstück nach unten'keilförmig z u , und liegt bei 2 Sprüngen am tiefsten, Fig. 1 1 . ; bei 2 Uebersprüngen dagegen am höchsten Fig. 12. u. s. w. 3 ) Endlich können zwei dergleichen Klüfte zwar auch nach einerlei Weltgegend einschiefsen, aber verschiedene Verflächung haben, wobei zwischen ihnen eia keilförmiges Stück gefunden w i r d , welches entweder erhoben, oder nach unten zu breiter werdend erscheint, und wenn beides Sprünge oder Febersprünge sind, eine mittlere L a g e behauptet, Fig 13 und 14. u. s. w.
C.
Nebensprünge.
§. 29. N e b e n s p r ü n g e sind wohl diejenigen kleinen Sprünge zu nennen , deren Klüfte nicht selten die Hauptsprünge in geringer Entfernung begleiten, und «ich im Einfallen oder Fortstreichen, oder auch in verschiedenen Zwischen-Richtungen mit diesen vereinigen, und an ihnen aufhören. Zwischen beiden Klüften liegen keilförmige Stücken von Gebirgsmasse. Ein solcher Ne2 *
20 bensprang hat mit dem Hauptsprunge meist eine ziem* lieh gleiche Richtung des Einfallens, ungleich seltener ist dessen Verfiächung entgegengesetzt, aber doch fast immer gegen die Kluft des gröisern Sprunges hin. Man vergleiche Fig. 1 5 . , welche im querschlägigen Durchschnitt einen Plauptsprung AB, dann die Nebensprünge aa und bb mit gleicher, und den Nebensprung c c mit entgegengesetzter Fallrichtung anschaulich macht. Diese Erscheinung kann man an manchen Funkten bis ins kleinste verfolgen. Es kommen Sprünge von nur £ bis 1 Lachter Höhe vor, welche doch noch kleinere Ton weniger als § und sogar nur Lachter Höhe zeigen. ZX
Z w e i S p r ü n g e mit sich Klüften.
schaarenden
§. 30. Hierher gehören eigentlich auch die vorbezeichneten Nebensprünge, deren Kluft sich ¡n der des Hauptsprunges endet. Allein da es mitunter vorkommt, dafs ein Sprung, dessen Kluft in derjenigen eines zweiten aufhört, sogar eine gröfsere Höhe haben kann, als dieser : so würde man den Namen Nebensprung zu weit ausdehnen, wenn man auch diese Vorkommnisse damit belegen wollte, und wir lassen ihn daher blofs jenen Fällen, wo nur kleinere Gebirgsstücke zwischen den Klüften liegen. W e n n eine Sprungkluft in irgend einer Richtung mit einer andern zusammenkommt, und jenseits derselben nicht wieder getroffen wird: so finden w i r : 1 ) zwischen beiden ein keilförmiges Gebirgsstück, dessen Endkante den Schnitt beider Sprung-Ebenen bezeichnet. 2 ) dafs dies Mittelstück sich gegen die beiden andern so verhält, wie es jeder Sprung für sich betrachtet, mit sich bringt; und 3 ) dafs über jene Schaarungslinie der Klüfte hinaus,
2jl wo also die beiden äufsern Gebirgsstücke nur durch die e i n e fortsetzende Kluft geschieden werden, sich diese so gegen einander verhalten müssen, dafs dabei die Summe der Wirkung beider Sprünge bemerkbar wird. Es seien z. B. im Profile Fig. 16. AA und BB zwei Sprungklüfte, welche bei gleichem Streichen auch nach derselben Weltgegend einschieben, und von denen die zweite bei B an der ersten aufhört: so liegt das Gebirgsstück II. gegen I. um die Höhe des Sprunges BB, III aber gegen ü . um die Höhe von AA und gegen I. um die Höhe b e i d e r Sprünge tiefer. Gern sind die Streichlinien von den auf solche Art verbundenen Sprungklüften nicht allzuweit verschieden, auch die Richtung der Verflachung gewöhnlich ungefähr dieselbe; es dürfte aber auch leicht zu beurtheilen sein, was für Verhältnisse bei mehr entgegengesetzten Fällen zu beobachten sein können. Häufig zieht sich die eine Kluft mit einer Biegung in die andere hinein, so dafs der Schaarungswinkel sehr spitz wird, und wenn alsdann die letztere Kluft jenseits der Schaarüng eine mehr mittlere Richtung annimmt: so kann es zweifelhaft werden, welche von beiden Sprungklüften als die fortsetzende zu betrachten ist? Eigentlich mufs aber auch die Kluft hinter der Vereinigung, hierbei immer als beiden Sprüngen gemeinschaftlich an« gehörig angesehen werden. Bei der unverkennbaren Neigung der Sprungklüfte* in einein und demselben Felde gern ein wenig verschiedenes Sireichen zu zeigen, ist das Vorkommen, daf s sich je zwei benachbarte Sprünge auf vorstehende Art mit einander vereinigen, gar nicht selten. £ . Z w e i S p r ü n g e mit sich v e r w e r f e n d e n Klüften. §. 31. Wegen der eben erwähnten Neigung der Sprungklüfte, sich bei einem Zusammenstoßen an ein*
22 ander anzuschliefsen, kann es nicht befremden, dafs das bei Gängen so häufige Durchsetzt - und Verworfensein, bei zwei Sprungklüften nur sehr sparsam und selten gaö2 deutlich angetroffen wird. Da es aber schon ganz bestimmt beobachtet ist, so müssen hier wenigstens iin Allgemeinen die dabei eintretenden Verhältnisse angedeutet werden. Entstand in einer Gebirgsmasse, die bereits durch einen Sprung in zwei Theile zerfallen ist, eine zweite Kluft, welche ebenfalls mit einer Verschiebung der durch sie getrennten Stücke verbunden w a r : so ging daraus fol-* gendes hervor: 1 ) die jüngere Kluft setzt grade fort, dagegen findet man 2 ) die früher dagewesene in zwei Theile getrennt. Diese Theile haben einerlei Lage im B a u m , d. h. einerlei Streichen und Fallen (nach §. 17.) und ihre Abschnittslinien liegen um die Höhe des jungem Sprunges von einander entfernt * ) . 3 ) müssen hierbei stets 4 Gebirgsstücke vorhanden sein, welche alle in verschiedener HÜThe gegen einander liegen. Bei Sprüngen iin engern Sinne, von denen, der einfacheren Uebersicht wegen, jetzt nur die Rede sein soll, ist dasjenige Gebirgsstück das höchste, welches von beiden Klüften das Liegende macht (ui. 8. in den Profilen Fig. 1 7 , 18 und 19 — I ) . Gegen dieses liegen 2 Stücke II. und III., das eine um die Höhe des älteren, das andre nm diejenige des jüngern Sprunges tiefer; jedes bildet von der einen Kluft einen Theil des Hangenden, und von der andern einen Theil des Liegenden. Das IVte Stück endlich liegt gegen jedes der beiden mittleren um e i n e Sprunghöhe, gegen das erste aber um die * ) U m l ä s t i g e W i e d e r h o l u n g e n zu v e r m e i d e n , wird h i e r d i e Art und W e i s e dieser V e r w e r f u n g nicht weiter erörtert. S i e verhält sich eben so wie der V e r w u r f eines Flötzes durch einen p r u n g , welcher in der zweiten Ahtheilung speciell betrachtet werden soll.
23 Höhe b e i d e r Sprünge tiefer; es befindet sich zugleich im Hangenden beider Klüfte. Nimmt man a n , das erste Stück sei fest geblieben, so müssen die beiden mittlem jedes einmal, und das vierte zweimal-die Lage abwärts geändert habeD. Zwei der Gebirgsstücke zeigen immer eine keilförmige Gestalt, und zwar sind dies die mittleren, wenn beide Klüfte sich oach einer und derselben Weltgegend neigen ( F i g . 17. und 19.), wogegen bei entgegengesetzter Verllächung das erste und vierte Stück keilförmig erscheinen (Fig. 1 8 . ) . Die Endkanten dieser Keile liegen bei zwei geneigten Sprungklüften von einerlei Streichen horizontal; bei zwei sich kreutzenden Seigersprüngen senkrecht; in allen andern Fällen aber in mannichfaltiger Neigung gegen den Horizont u. s. w. §. 32. Ein weiterer Verfolg solcher Untersuchungen dürfte von keinem wesentlichen Nutzen sein, da man sich hierbei zn weit aus dem Gebiete dessen, was in der Natur wirklieb vorkommt, entfernen würde. Uebrigens sind auch die Verhältnisse bei Verbindung zweier und noch mehrerer Sprünge keineswegs so verwickelt, als es wohl im ersten Augenblick den Anschein hat. Man mag sich eine beliebige Anzahl vergehobener Gebirgsstücke vorstellen, immer werden sich die Verhältnisse untereinander leicht entwirren lassen, wenn man berücksichtigt, dafs je zwei benachbarte Theile stets nur durch e i n e Sprungkluft geschieden sind, und dafs man daher, von einem derselben anfangend, alle nach einander durchgehen, also nie den F a den des Zusammenhanges aus dem Auge verlieren kann.
24 F ü n f t e s Das
Vorkommen
K a p i t t leiner
Mehrzahl
von
S p r ü n g e n etc. §. 3 3 . S o ausgemacht es auch i s t , dafs es kein Steinkohlengebirge g i e b t , in welchem nicht Sprünge g e troffen w e r d e n : so bleibt ihr Vorkommen doch immer eine lokale Erscheinung. B a l d zeigen sie sich einzeln, mitten in sonst ungestört gelagerten Gebirgsparthien, bald drängt sich eine Unzahl derselben z u s a m m e n , u m dann wieder auf lange Distanzen ganz zu f e h l e n , bald folgen mehrere kleinere auf einander, bald wechseln diese mit g r ö i s e r e n , hunderte von Lachtern gleichförmig fortstreichenden a b , bald fallen mehrere hinter einander nach derselben Richtung ein, bald herrscht auch hierin ein häufiger W e c h s e l etc. Vergebens scheint e s , a u s s o mannigfaltigen und schwankenden Verhältnissen irgend ein Geseiz heraus zu finden, das ihnen zum Grunde gelegt werden könnte, oder nur eine Regel aufzustellen, die, wepn auch mit \ i e l e n Ausnahmen, doch wenigstens das Vorherrschende der Erscheinung einigermafsen feststellen m ö g t e . Wir s i o d daher aufser S t a n d e , hier denselben W e g zu -verfolgen, den wir bei Betrachtung der einzelnen S p r ü n g e •inschlugen. Dort liefsen sich a u s einer Mehrzahl von B e o b achtungen gewifse Grundsätze ableiten, die sich z u m mindesten als auf die meisten Fälle anwendbar b e w ä h r t e n , und im Allgemeinen die räumlichen Verhältnisse untersuchen, welche statt finden müssen. E s konnte dabei ziemlich gleichgültig s e i n , ob sich ein solches V o r k o m m e n nur isolirt oder in gröfserer Frequenz a n treffen l ä f s t , w e n n nur die R e g e l dieselbe bleibt. Denn ist diese einmal g e f u n d e n : so sind aus ihr, sogar über die wirkliche Beobachtung hinaus, im Gebiete der T h e o rie Reihen von Möglichkeiten zu entwickeln.
25 W o hingegen 1 die Erfahrung' noch nicht so weit vorgeschritten ist, dafs sie feste Regbin aufzustellen 'vermochte, da bleibt nichts übrig, als den W e g der Forschung noch weiter zu verfolgen, und es der Zukunft zu überlassen, Ob aus einer gröfseren Anzahl von Beobachtungen endlich dergleichen Regeln abzuleiten sein w e r d e n ? — Um hierzu für den vorliegenden Fall Beiträge zu liefern, 1 werden wir aus aus dem Schlesisichen Steinkohlengebirge einige durch das Vorkommen ausgezeichnete G e genden einer speciellen Betrachtung unterziehen. F a s t alle Sprünge sind jedoch nur dort der Beobchtung zugänglich, wo die Flötze durch den darauf betriebenen Bergbau aufgeschlossen l i e g e n , und können gewöhnlich nur aus der L a g e der dufch sie getrennten Flötztheile beurtheilt werden. W i e sie aus den Flötzzügen in die darüber und in die unterliegenden mächtigeren Gesteinsmittel fortsetzen, oder ob und was für noch andere und mehrere Sprünge in diesen vorhanden sein mögen? darüber fehlt es an Beobachtungen, und nur selten läfst sich hierbei aus dem Bekannten auf das Unbekannte mit einiger Sicherheit ein Schlufs ziehen. Da nun auch die L a g e der Sprungklüfte gegen die Gebirgsschichten von zu grofser Wichtigkeit ist, als dafs sie nicht gleich mit berücksichtigt werden müfste: so mufs die Beschreibung einiger Sprungfelder der folgenden Abtheiluog vorbehalten bleiben; hier aber schliefsen wir noch einige allgemeine Bemerkungen a n , die wir einer weitern Prüfung durch Beobachtung anheim stellen. §. 3 4 . S p r ü n g e i m engern S i n n e , welche ganz einzeln angetroffen w e r d e n , pflegen selten von unbeträchtlicher Höhe zu s e i n ; es kommen sehr mächtige Sprünge isolirt vor. §. 3 5 . W e n n man zwei Sprünge für sich zusammen findet, so haben sie oft ein ziemlich gleiches S t r e i -
26 eben, minder oft auch gleiche Neigungsrichlung, ihre HöheD sind meist nicht sehr bedeutend verschieden. Bei ungleichem Fallen ist es häufiger, dafs sie gegen einander hintinschiefsen, als umgekehrt. §. 36. Bei ungleichem Streichen zweier Sprungklüfte pflegt doch der Winkel, wo sie zusammenstoßen, •pitz zu sein, und gern schaaren sie sich s o , dafs Jie vereinte Kluft weiterhin in einer mittleren Richtung fortstreicht. Das Fallen ist gemeiniglich eher nach derselben Richtung, als entgegengesetzt. Ist hierbei aber der eine Sprung ansehnlich höher, als der andere, so setzt meistens die Kluft des ersteren über die Schaarungslinie hinaus gerade fort. §. 37. Selten läfst es sich beobachten, dafs von zwei zusammen stofsenden Sprungklüften die eine (jüngere) die andere (ältere) verwirft. Kommt dies aber vor, so haben sie auch hierbei eine mehr gleiche Neigungsrichtung. §. 38. Ein bedeutender Hauptsprung wird oft von kleinen Sprüngen begleitet, die zum Theil als Nebensprünge (§. 29.) anzusehen sind. §. 39. Andere kleine Sprünge welche entweder allein vorkommen oder zwischen gröfseren liegen, scheinen sich bisweilen nach einer oder der andern Seite hin, manchmal vielleicht auch in beiden Richtungen allmählich in der Masse zu verlieren» ohne sich einem benachbarten Sprunge anzuschließen. 40. W o sich eine Mehrzahl von Sprungklüfteo vorfindet, scheint ebenfalls eine Neigung zu herrschen eine wenig verschiedene L a g e des Streichens zu zeigen, wogegen die Fallriclilung mehr wechselt. Gern liegen aber einige nebeneinander, nach derselben Weltgegend einschiefsend. 41. Die Entfernungen der Sprungklüfte von einander scheinen aber völlig regellos zu sein, und mit den
27 Sprunghöhen in keiner Art von Beziehung oder V e r h ä l t n i s zu stehen. 42. Zwischen beträchtlichen Hauptsprüngen scheint auch bei gröfserer Entfernung von einander, ein Farallelismus im Streichen, weniger aber im Einfallen, obzuwalten. 43. U e b e r s p r ü n g e ( § . 2 3 . ) sind im Gange selten, und haben niemals beträchtliche Höhen, g e w ö h n lich nur von einigen Lachtern. A l s Maxiraum sind vielleicht 12 bis 15 Lachter flache Sprunghöhe anzunehmen. Gern zeigen ihre Klüfte eine auffallend geringe Neigung, andre sind jedoch hierin von den Sprüngen iui engern Sinne gar nicht verschieden. Letzterenfalls sieht man sie auch mit den g e w ö h n lichen Sprüngen zusammen vorkommen. D i e UebersprÜDge mit flacher K l u f t l a g e pflegen sich a b e r m e h r zu isoliren, oft mitten in aufserdem ganz nnzerstückten Feldern.
Bisweilen scheint ihr Auftreten an gewisse locale Eigenthümlichkeiten der Fltftz Ablagerung gebunden zu s e i n : so zeigen sie sich z. B. gern in der Nähe scharfer Mulden oder spitzer Sattel, und lassen vermuthen, dafs ihre Entstehung mit der Bildung dieser in einer g e w i s sen Beziehung steht ( § . 2 0 2 . ) 44. Dag Vorkommen der S e i g e r s p r ü n g e ( § . 2 4 . ) ist sehr untergeordnet und scheint mehr eine zufällige Abweichung von den gewöhnlichen Sprüngen zu sein. Man hat sie seither immer nur mit unbeträchtlichen Höhen gefunden, und oft mag nnr ihr Aufscblufs nicht vollständig genug gewesen sein, um sich zu überzeugen, dal's die seigere Stellung der Kluft vielleicht blos eine locale Abweichung von ihrer sonstigen L a g e ist. W a r u m w i r aber dennoch aus ihnen eine besondere Abtheilung gemacht, ist 23. angegeben.
28 4 5 . Wenn man in einem, durch eine Mehrzahl von Sprüngen zerrissenen Felde, eines der einzelnen Gebirgsstücke als in seiner lursprüng liehen Lage geblieben ansieht: so kann tnan die Lage eines jeden anderen, gegen dieses leicht in folgender Art finden. Man berechne zuerst die Seigerhöhe jedes einzelnen Sprunges (nach 1 9 . ) und gebe dieser, wenn der Sprung eine tiefere Lage gegen das als unverrückt angenommene Stück bewirkt, das Zeichen — , dagegen bei höherer Lage das Zeichen - { - . Verfolgt man nun die Sprünge bis zu dem Stück, dessen Lage man sucht, und stellt deren Höhen zusammen, so ergiebt sich leicht der Höhen Unterschied der beiden Stücke. Hierdurch ist man im Stande, in manchen dergleichen Feldern recht interessante Verhältnisse warzunehmen, wovon die bei Ilermsdorf belegenen Steinkohlen Gruben ein schönes Beispiel liefern. Ohne der weiter unten folgenden Beschreibung vorzugreifen, machen wir hier nur auf das, dem Grundrifs ( T a b . V I . ) beigefügte Profil aufmerksam, in welchem durch die Oberfläche des höchsten Stückes ¿i, südwestlichen Sprunges e der neuen Heinrich Grube, eine horizontale Ebene gelegt, und an dieser die Wirkung aller Hauptsprünge durch die ganze Glückhilf Grube entlang gezeigt wird. Es ergiebt sich daraus, dafs gegen jenes höchste Stück, dasjenige B um 3 4 Lachter, weiterbin C um noch 3 1 L t r . oder zusammen 65 Lachter seiger tiefer liegt. Gegen C liegt D wieder ohngefähr 20 Ltr. höher, dann aber gegen dieses, das aller nördlichste, jenseits Sprung sc, um 32 Lachter also gegen das erste Stück um 77 Lachter senkrecht tiefer. Unter der Voraussetzung dafs in dem nördlichen Endstücke zwischen den Flötzen der Glückhilf und Friedens Hoffnung Grube nicht noch Sprünge zwischen liegen (was aber wohl möglich) haben wir in dem zweiten Profil, nördlich x dieselbe Ebene angenommen, diese
29 nun gegen Süden durch die Sprünge der lelzt benannten und der Beste Grube verfolgt, und wurden überrascht das südlichste Stück vor dem (nicht näher bekannten) Spruoge a " , gegen das nördlichste nicht nur nicht höher, sondern sogar um e t w a 10 Lachler seiger tiefer zu finden. Zwischen ihm und dem allerhöchsten Stücke bei « zeigt sich daher e i n , bei der unbedeutenden Entfernung von nicht 4 0 0 Lachtern, höchst auffallender Unterschied von beinahe 90 Lachtern seigerer Höhe. Es müssen also dazwischen noch grofse Sprünge durchsetzen. 46. Die Betrachtung so ansehnlicher Niveau Veränderungen führt sehr natürlich zu der Frage, ob sich dieselben nicht auch durch die Gestalt der Oberfläche einigermafsen bemerkbar machen; — und w i r w e n d e n uns zu ihrer Beantwortung wieder in d a s H e r m s dorfer Grubenfeld. W i r k l i c h liegt hier das südliche Gebirgsstück der N e u e n - H e i n r i c h - G r u b e mit seiner Oheriläche sich an den Abhang des Blitzenberges (Prophyr) an schliefsend, a m höchsten. Ein flacher Gebirgskamm trägt die säinmtlichen Schächte der besagten so w i e der GIückhilf-Grube, und endigt sich in dem Thale von Hermsdorf, w e l c h e s nördlich neben dem tiefen Glückhilf-Stollen und mit diesem parallel nach Osten läuft. Jenseits dieses Thaies hebt sich das Terrain w i e d e r ganz sanft empor. W o hier die Flötze der Glückhilf-Gr. ausgehen, liegt seine S o h l e ohngefähr 10 — 12 Lachter über dem Stollen, und von da bis zum äufsersten Aufschlufspunkte des grofsen Haupt-Sprunges kann die Oberfläche etwa noch 3 — 4 L t r . ansteigen. Die Hängebank des Ferdinand Schachtes, nahe bei Sprung e liegt über dem besagten Stollen e t w a 6 0 Lachter, also über der Oberfläche des nördlichsten Gebirgsstückes e t w a 46 bis 47 Lachter. Obwohl sich hiernach einiger Zusammenhang der Sprünge mit der Gestalt der Oberfläche zu bestätigen
30 scheint: so braucht man sich doch nur nach dem hangenden Flötzzuge zu wenden, und grade das Gegentheil von dein zu finden. — Während das Ausgehende des Frauen-Flötzes in Hermsdorfer Thale sich etwa 8 L a c h ter über die Glückhilf Stollen Sohle erhebt, liegt das Ausbeissen des, damit identischen Friedricken-Flötzes am Siidende der Besten-Grube gegen 34 Lachter über derselb e n ; also ohngefähr 16 Lachter höher. Das südlichste Gebirgsstück hat aber nach 45. ein um nahe 10 Lachter tieferes .Niveau; also zeigt sich hier die Oberfläche ansteigend, statt dafs sie abfallen sollte, um der Wirkung der Sprünge zu entsprechen. Zwischen den Flötzeu der Glückhilf und denen der Besten Gruben zieht sich ein breites und flaches Thal gegen Norden nach Hermsdorf hin. Zwischen dem Gebirgsstück südlich Sprung e und dem südlichsten Stück der Besten Grube, haben wir oben (§. 45.) eine Niveau Veränderung von 87 Lachtern bewirkt gefunden. Der Unterschied ihrer Tagefläche beträgt aber kaum über 2 6 Lachter, also eine Differenz von 6 1 Lachtern. Ganz dieselben Resultate ergeben sich bei ähnlichen Untersuchungen anderer Sprungfelder, indetn man die Einsenkungen und Erhebungen der Oberfläche hie und da den Sprung-Verhältnifsen einigermafsen entsprechend, anderwärts aber wieder nichts dergleichen, oder gar das Gegenlheil beobachten kann. Noch weniger finden sich e i n z e l n e SprÜDge an der Oberfläche auf irgend eins A r t bezeichnet. Bisweilen sieht man zwar eine Schlucht oder ein kleines Nebenthal ohngefähr in der Richtung einer Sprungkluft liegen; allein da dies nur sehr einzeln vorkommt, so mag es wohl mehr zufällig sein, denn selbst die gröfsteo, auf Hunderte von Lachtern fortziehenden Hauptsprünge, lassen gewöhnlich gar nichts von Vertiefungen, noch weniger aber eine Spur von plötzlichen Absätzen etc. beobachten, und die auf das man-
31 nigfalligste zerstückten Sprungfelder haben durchaus Kein« andere Oberflächen-Gestalt, als jedes andere Terrain u n ter dem die Flötze o h n e alle Verwerfungen gelagert sind. W i r glauben daher keinen Zusammenhang der S p r u n g Verhältnifse m i t der jetzigen Oberfläche des Gebirges als Regel annehmen zu können.
Z w e i t e
A b t h e i l u n g .
Von der Lage der Flötztheile in den Gebirgsstücken. §. 47. Um die jetzt anzustellenden Untersuchungen mit gehöriger Schärfe durchzuführen, sollen sowohl die Flötze als auch die Sprungklüfte als E b e n e n angesehen werden. Dabei werden wir aus den ersteren i m mer nur eins hervorheben, um an diesem die Trennung und Verschiebung der Theile anschaulich zu machen. Man wird sich leicht vorstellen, w i e eine jede andere, mit der ersten parallele Schicht, in ihrem Dach oder Sohle, bei vorausgesetztem Tarallelismus, dieselbe T r e n n u n g und Verschiebung erlitten hat. Zunächst ist es aber n o t h w e n d i g , die Sprungklüfte in gewisse Abtheilungen zu bringen. Erstes
Kapitel.
E i n t h e i l u n g der Sprungklüfte nach ihrer gegen die
Lage
Gebirgsschichten.
48. Eine Sprungkluft, deren Streichen mit d e m jenigen der FlÖtze parallel l ä u f t , heifst eine s t r e i c h e n d e ; eine a n d e r e , deren Streichlinie gegen die der Flötze um 6 Stunden des Kompasses verschieden, also mit der horizontalen Frojection der Falllinie der Schichten gleichlaufend ist — eine q u e r s c h l ä g i g e oder
32 s c h w e b e n d e K l u f t . W e n n dagegen eine Sprangkluft in irgend einer andern Richtung streicht, so belegt man sie mit den Namen einer s p i e a e c k i g e n oder diagonalen. Da letztere hinsichtlich der Lage ihres Streichens an keinen bestimmten W i n k e l gebunden sind: so sind sie natürlich unter allen die häufigsten. Diese Benennungen gelten eigentlich nur von den S p r u n g k l ü f t e n , doch trägt man sie gemeiniglich auf die ganze Erscheinung ü b e r , und spricht von s t r e i c h e n d e n , q u e r s c h l ä g i g e n und s p i e s e c k i g e n Sprüngen. §. 49. Vorstehende Abtheilung bezieht sich ganz auf das Verhalten des Streichens der Sprungklüfte zu demjenigen der Flötze. Das Verhalten der E i n f a l l r i c h t u n g e n derselben kann aber nur bei den streichenden und spieseckigen in Betracht kommen; denn bei den querschlägigen Sprüngen mufs das Fallen der Kluft stets um 6 Kompafsstunden von dem der Flötze abweichen. W e n n z. ß . ein Plötz nach Norden einschiebt und durch einen querschlägigen Sprung verworfen w i r d : so kann dessen Kluft zwar entweder nach Osten oder nach Westen einfallen ; allein ohne dafe dies einen andern, als blofs localen, Unterschied in der Sprung-Erscheinung begründen könnte. §. 50. Bei einer s t r e i c h e n d e n S p r u n g k l u f t mufs, wenn sie nicht senkrecht ist, deren Einschieben entweder nach derselben Richtung gehen, wie dasjenige des Flötzes, oder grade entgegensetzt. Z w e i Falle, von denen der erstere etwas häufiger vorkommt, als der a n dere. Als passende Bezeichnung dürften dafür die Beinahmen r e c h t - u n d w i d e r s i n n i g f a l l e n d * ) zu • * ) Statt widersinnig würde besser gesagt sein „ g e g e n f a l l e n d " , allein widersinnig ist ein schon längst in ähnlicher
38 gebrauchen sein. Das Mittel zwischen beiden, odeif ihre Grenze finden wir in einer seigeren streichenden Sprungkluft.
Auch auf das Verhalten d e r spieseckigen K l ü f t e , hinsichtlich ihrer Einfall - Richtungen , lassen sich diese Benennungen ganz gut anwenden. R e c h t f a l l e n d ist von solchen Klüften diejeoige zu nennen, deren Einfallen bei einer bestimmten Streichlinie sich der Falllinie der Flötze in ihrer Richtung : annähert, w i d e r s i n n i g aber, wenn die Fall - Richtung mehr entgegengesetzt ist. Zur näheren Erläuterung sei im Grundrifs Fig. 20. A B das Streichen eines bei A abgeschnittenen Flötztheiles, dessen Einfallen nach Norden gehe. Dann ist die spieseckige Sprungkluft aa mit ihrer nordöstlichen Verflächung eine r e c h t f a l l e n d e , wogegen die südöstlich sich neigende bb eine w i d e r s i n n i g e . Das MiUelzwischen beiden macht die querschlägige cc. Was das Vorkommen in der Natur betrifft, so ist zu bemerken, dafs die Mehrzahl der spieseckigen Sprungklüfte rechtfallend ist. ö l . Bei den mannigfaltigen Lagen der Sprungklüfte schneiden dieselben die Flötze in den verschiedensten Richtungen. Da nun die Lage der Linien, in welchen die Flötztheile an den Klüften absetzen, auf die Art und Weise der Verwerfung von dem wichtigsten Einflufs ist: so halten wir es für nothwendlg, vor der speciellen Betrachtung der Lage der correspondirenden Flötztheile, erst einige Untersuchungen über da« VerhalArt f ü r das Verhalten des Fallens einer Lagerstätte gegen die Neigung der Tageoberfläche gebrauchter A u s d r u c k , der hier passend anzuwenden ist. Am bezeichnendsten u n d k ü r zesten wären die Ausdrücke z u - oder a b f a l l e n d , wenn diese nicht schon in einem andern Sinne gebraucht werden
(§.245.). Kai-Sien Archiv. IX. B. t H,
3
34 ten dieser,
so n i e
mehrer andrer Linien
und E b e n e n
anzustellen. Zweites Von
den
§. 5 2 . mit
Kapitel•
Schnittlinien
Diejenige L i n i e ,
der SprungkJuft
Schnittlinie
*)
der
zusammenstößt,
dieses T h e i l e s .
theil wird ebenfalls
Flülztheile.
welcher ein Flötztheil
in
nennen
wir
Der andere
durch die K l u f t
begrenzt,
die
Flötzso dafs
also ibei « i n e r o - j e d e n Sprunge a w e j solche L i n i e in B e tracht k o m m e n . Da nun (nach §>17.) die Entfernung derselben nach der Falllinie der K l u f t an allen Stellen
dieselbe i s t ,
so
mufs auch ihre w a h r e Entfernung. überall gleich und die Linien müssen daher parallel sein. Wenn
demnach
im
Folgenden
ein*n Schnittlinie die R e d e sein
von der
wird:
Lage
der
so gilt meistens
von der andern ganz dasselbe; oder, wenn dies in m a n cher Beziehung nicht der Fall ist, so läfst sich immer leicht aus der L a g e der einen diejenige der andern entnehmen. W e g e n leichlerer Anschaulichkeit soll übrigens z u nächst diejenige Schnittlinie ins A u g e die dem
Flötzlheil im
Liegenden
gefafst
der K l u f t
und von der K l u f t - E b e n e derjenige T h e i l ,
werden, angehört,
welcher auf
dem Kohlengebirge jenes Flötzslückes liegt. jt.
Yon
der
möglichen
Lage
einer
Schnittlinie. §, 5 3 .
Am besten werden
lenden Salze übersehen lassen, nicht
streichenden
sich hier die, aufzuhelwenn
Sprüngen
Der Ausdruck: S c h n i t t l i n i e als.der
sonst übliche
man sirli bei den die L a g e der bei-
dürfte bezeichnender sein,
„ K r e u t ' z I i n i e •*,
keine K r e n U u n g der E b e n e statt
findet.
weil
gewöhnlich
Am bezeichnendsten
mitist« man eigentlich A b s c h n i l t s l i n i e
sagen.
35 d«n Ebenen und die Linie, in welcher sie -zusammen» stofseu, auf folgende Art Vorstellt« Es sey in den Figuren 21. ADBK eine horizontale Ebene, ACK die Ebene des F l ö t z e s , und BCIi~ die der S p r u n g k l u f t : so sind AK und BK die Durchschnitte derselben mit dem Horizont}, also die* S t r e i c h l i n i e n ; -CK ist die S c h n i t t l i n i e . Man wache nun diese 3 Linien von Ii aus, gleich.lang, und lege durch ihre Endpunkte die Fläche einer Kugel, deren Centrum in Ii, so erhält man den s p h ä r i s c h e n T r i a n g e l ABC. In diesem inii'st dia Seite AB den W i n k e l , , den beide Streichlinien mit einander machen; AC den Winkel der Schnittlinie mit der 'Streichlinie des Flötzes, und BC denjenigen mit der Streichlinie der Kluft. Der Perpendikel CD bestimmt die Neigung der Schnittlinie gegen den Horizont. Von den Winkeln dieses Triangels ist der bei A der Fall winkel des Flötzes und B derjenige der Kluft. Der dritte bei C mifst die Neigung der beiden Ebenen (Klult und FIStzlhe a } gegeneinander. Wenn also in diesem Triangel 3 Stücke gegeben sind, so können 1 di^ a n d e r n gefunden werden. Gewöhnlich kennt man die Seite AB und dia Winkel bei A und bei B *•).
a.
Neigungswinkel einer Schnittlinie g e g e n den Horizont. §. 54. Die Neigung einer Schnittlinie gegen den Horizont, welche in dem sphäiischen Triangel ABC (Fig. 21.) der I'erpendikel CD mifst, kann nie gröfser •)
M e h r Anschaulichkeit a l s die Figuren geben klein« Modell« von P a p p d e c k e l , deren Anfertigungsart aus S c h u l z M o n t a n u s Handbuch der Land-, und E r d i u e s j u n g , 1. Band, 1819 , Seite 93, zu entnehmen. Gut ist es aber statt des Perpendikels aus einem seidenen Faden , diesen auch in Ge l ü . ) . 61. Dieser Fall ist nur bei einer s p i e s e c k i - i g e n r ec h t f a 11 e n d e n K l u f t möglich und zwar m,ufs deren Neigung, nach Maasgabe des Winkels der Streächlinien, mehr oder weniger flacher als die Tonnlag? des Flölzes sein. — Zu mehrerer Anschaulichkeit denke man sich vor einer dergleichen Kluft stehend (Fig. 22. abdf.~) durch welche der Flülziheil A abgeschnitten wird, und auf dieser die Fallinle C E gezogen, so wird hier die Schnittlinie C.K. sich von der Linken zo^ Rechten von der Falllinie C E abwärts entfernen, statt dafs es im vorigen II. Fall von der Rechten zur Linken geschieht, indem sie sich dort von dieser in der Rieh-
39 tuog entfernt, nach welcher das Flölz einschiebt (dessen Dach liegt) Fig. 21. abc. 62. D e r W i n k e l wird aber um so stumpfer: 1) J a s t e i l e r d a s F l ö t z e i n f ä l l t , und ist atn stumpfsten, w e n n dasselbe eine seigere L a g e annimmt. (Man vergl. Fig. 21. d). 2) J e g e r i n g e r d ' i e T o n n l a g e d e r K l u f t i s t , denn B.C. nähert sich dadurch der Gröfse des Bogens AB. Fig. 21. 3) J e g r ö f s e r d e r W i n k e l d e r S t r e i c h l i n i e n AB. Denn bei einer quersclilägigen Kluft ( w o uiB = s 1H) k a n n BC nicht gröfser als ein Quadrat sein, w o gegen B C u m so gröfser werden rnofs, je m e h r sich A B dein Halbkreise Dähert. Das Mittel zwischen dem II. und I I I . Fall macht, der I V . F a l l : 63. W o der Sprung W i n k e l g l e i c h e i n e m R e c h t e n ( ß C = 1 ü ) ist. Dieses kann nun stattfinden: a ) bei seigerem Flölz und jeder seigeren K l u f t . b ) hei einem seigeren Flötz und jeder querschlägigen K l u f t . c) bei geneigtem Flölz aber nur, w e n n die K l u f t spieseckig> rechtfallend, und dabei deren Tonnlage in einem gewiCsen Verhältnifs geringer ais die des Flötzes ist. ( F i g . 21. • ) . Es lüfst sich nehmlich bei einer jeden für die L a g e eines Flötzes gegebenen Streichlinie, ein solches Falleu desselben denken, dafs dessen Ebenen diejenigen der Kluti in deren Falllinie schneidet, und bei gegebener Tonnlage w i e d e r ein solches Streichen, dafs dasselbe ftatt Huden mufs. Ebenso läfst sich die z u m vorliegenden Falle erforderliche Lage der Kluft finden, wenn die-* jenige des F l ö t t e s gegeben ist. W i r überzeugeu uns daher, dal» ein solches V e r h a l t e n , unier verschiedener Lage der Ebenen stattiindeu kann, nur dals dieselben immer
40 in einem, sich gegenseitig bedingenden, Verhältnifs steheD müssen. d. D e r W i n k e l d e r S c h n i t t l i n i e m i t d e r F a l l l i n i e des F l ö t z e s oder der K l u f t . §. 64. Dieser ist, wenn derjenige gegen die Streichlinie des Flötzes oder der Kluft bekannt ist, leicht zu linden, oebmlich 1 ) Erscheint letzterer s p i t z , so ist jener dessen Compiement Fig. 21. abc. 2 ) wenn er aber s t u m p f ist, so erhält man erste« len, indem man 90 Grad abzieht. Fig. 21. d. 3) Macht die Schnittlinie mit der Streichlinie rechte Winkel i so fällt dieselbe in die Fallinie des Flötzes oder der Kluft Fig. 2Í. e.
B.
Von der L a g e beider Schnittlinien gegeneinander.
65. Um vorerst die Lage der zweiten Schnitt-» linie bei nicht streichenden Sprüngen anschaulich zu machen, bilden wir in Fig. 23. einen sphärischen Triangel abe, und stellen denselben neben den §. 53. construirten und mit uiBC bezeichneten. Es sei nun die L a g e der Kluft und der beiden Flötztheile ganz gleich, so ist der Winkel a = A, ¿ = 180 — B, c = 1 8 0 — C, ferner von den Seilen bc = BC, ac = 180 —- ^ j B u n d ab = 180 — AB, endlich cd = CD. Das wichligste ist, dafs die Lage der Schnittlinie ck gegen die Streichlinie der Kluft genau dieselbe, wie die von C K , dafs also die Sprungwinkel (§. 5 7 . ) bei beiden correspondirenden Ftötztheilen gleich sein müssen, und wir können daher bei dem jetzt folgenden Vortrage der wiederholten Construktion oder Anführung des zweiten Triangels füglich entbehren. * ) M a n k o n n t e diesen T r i a n g e l den (i e g e n l r i a n g e I n e n n e n .
•Ii Hinsichtlich der L a g e der beiden Schnittlinien gegen einander, sind nun 2 Hauptfälle zu unterscheiden. §. 66. I . F a l l . D i e S c h n i t t l i n i e d e s e i n e n F l ö t z t h e i l e s l i e g t g a n z a u f o d e r an d e r j e n i g e n d e s a n d e r n ; es berühren sich die beiden Flötzt h e i l e , so dais der eine als die Fortsetzung des andern erscheint *). D i e K l u f t d u r c h k r e u z e t d a s F l ö t z . Die Bedingung zu diesem Verhalten i s t , dais die Schnitlliuie mit der Streichlinie der Kluft rechte W i n k e l mache ( § . 6 3 . ) , also mit deren Falllinie coincidiré (§• 6 4 . ) . §. 6 7 .
Die Durchkreuzung kann s e i n :
0) rechtwinklig. Bei seigerm Flötz und jeder querschlägigen Kluft, sie mag tonnlagig oder seiger sein. b) s c h i e f w i n k l i g . « ) bei seigerem Flötz und spieseckiger, ebenfalls seigerer Kluft, ß) bei geneigtem F l ö t z , vermöge einer spieseckigen, recht und im bestimmten Verhältnifs schwächer als das Flötz fallenden, K l u f t . ( § . 6 3 . ) §. 63. I I . F a l l . Die Schnittlinien der F l ö t z t h e i l e (also auch d i e s e ) liegen von einf e r n t. W e n n die Schnittlinien nicht, wie im vorigen F a l l e , in der Falllinie der Kluft lagen, so mufsten dieselben bei der Fortbewegung des einen Gebirgsstückes auf oder von dem andern, nach der Richtung der Falllinie der K l u f t , noihwendig auseinander treten. Zu betrachtan sind nun die Grölsen und Verhältnisse ihrer E n t fernungen in vier Richtungen, nehmlich: 1 ) Nach dem Einfallen der Kluft — die S p r u n g h ö h e . •)
Indem h i e r K l u f t und F l ö t z In
der N a t u r müssen
stens
durch
den
als E b e n e n betrachtet werden.
die T h e i l e des F l ö t z c s i m m e r
Inhalt der
Sprungkluft,
Mächtigkeit von einander getrennt liegen.
also
um
wenigderen
42 2 ) Nach der Streichlinie der Kluft — ihre h o r i z o n t a l e E n t f e r n u n g , welche von grofser technischen Wichtigkeit. 3 ) Nach einer L i n i e , perpendikulär auf beiden Schnittlinien — deren w a h r e E n t f e r n u n g und 4 ) die s e n k r e c h t e Entfernung. E s sind nun wieder bei Betrachtung dieser Linien z w e i Haupt-Abtheilungen zu machen, nehmlich ihr Verhalten bei streichenden Sprüngen, welches sehr einfach, und danu bei allen nicht streichenden Sprüngen, welches etwas complicirter ist. a.
V e r h ä l t n i f s der E n t f e r n u n g e n bei streichenden Sprüngen. §.' 6 9 . 1 ) . B e i einer streichenden Sprungkluft kann von keiner h o r i z o n t a 1 en- - E n t f e r n u n g der S c h n i t t l i n i e n in dem obigen Sinne die Rede sein, da dieselben niemals durch eine söhlige Linie zu verbinden sind.' Im gewöhnlichen geometrischen Sinne wäre s i e , wenn man Fig. 2 4 . die Sprunghöhe ab als Radius betrachtet, der Cosinus für den Fallwinkel der Kluft = be. 7 0 . 2 ) Die Spriinghöhe ist hier zugleich die w a h r e E n t f e r n u n g d e r S c h n i t t l i n i e n , und §. 7 1 . 3 ) D i e s e n k r e c h t e E n t f e r n u n g ist stets, wenn die Sprunghöhe — Radius, der Sinus für den Neigungswinkel der Kluft ( d i e Seigerteufe der flachen Länge der Sprunghöhe) Fig. 24. ae. b. V e r h a l t e n d e r h o r i z o n t a l e n E n t f e r n u n g bei nicht streichenden Sprüngen. 7 2 . E s stelle Fig. 2 5 . einen Theil der Ebene einer quersrhlägigen oder spieseckigen Sprungkluft flach vor, die parallelen Linien KC und ka die Schnittlinien, und % sey der spitze W'iukel, den eine jede mit der Streichlinie der Kluft KB macht (der Spruugwinkel BC Fig. 21. abc). Dann i s t i i f c die h o r i z o n t a l e uud
43 hc die w a h r e E n t f e r n u n g der Schnittlinien. Be-, trachtet man nun die, in der FalIHnie der Kluft, alsö rechtwinklich gegen Kk liegende Sprunghöhe Ck a'U Radius, so Ist Kk s a cotang. x und ko ' = cosinus oe. Ueber die h o r i z o n t a l e Entfernung der S c h n i t t l i n i e n sind nun folgende 4 Sätze aufzustellend § . 7 3 . Erster Satz. B e i g l e i c h e r Lft-ge d e s F l ö t z e s und der K l a f t w i r d d i e h o r i z o n t a l ^ E n t f e r n u B g d e r S c h n i t t l i n i e uin s o b e d e u t e n * d e r s e i n , j e g r ö f s e r d i e S p r u n g h ö h e , und 8 e > Mo k l e i n e r j e g e r i n g e r d i e s e . Dies erhellet von selbst aus dem oben gesagtem, ond aus Fig. 2b.
kürzer- als die Sprunghöhe. Ist end* lieh x = R, so ist die horizontale Entfernung = Null, darüber hinaus, wenn x stumpf, liegt dieselbe nach der entgegesetzten Richluug hin, und wachst, Bis sie, wenn k — (135°), wieder der Sprunghöhe gleich, dann aber wieder gröfser als diese, uod zuletzt, wenn a?=2R unendlich, wird. 80. Gewöhnlich: nennt man das Auseinandergetretensein der Theile eines Flötzes bei einem nicht streichenden Sprunge die ftei t e a Verschiebung. Ein1 Ausdruck, bei welchem leicht an die Bewegung des. einen oder andern Stückes nach einer Seitenrichtung gedacht werden kann, was aber keineswegs der Fall ist, denn diese Erscheinung ist nur das Seitwärtsliegen eines Flötztheiles in einem und demselben Niveau, und hat ihren Grund lediglich in der schiefen Lage der Schnitt-* linien gegen die Falllinie der K l u f t ; diese aber beruht wieder, wie wir gezeigt haben, auf der Tonnlage des
46 Flötzas y oder auf der Verfluchung der Kluft, oder in beiden zugleich» §. 82. Was die wab.r.e E n t f e r n u n g d e r S c h n i t t l i n i e n betriiFt, sp darüber nur anzuführen , dafs dieselbe zunimmt-, wenn die horizontaleEntfernung greiser wird, upd umgekehrt. In welchem Verbältnifs, ist oben (§. 72.) angegeben. In Bezug auf 77. und §. 78. mufs bemerkt werden, dafs,. wenn die Cotangente verneint ist, auch der. Cosinus- desselben stumpfen Winkels negativ sein inufs, also, gleichfalls n?ch der entgegengesetzten Seite hin liegt Fig. 27, ko'. §. 82. D i e s e n k r e c h t e E n t f e r n u n g der S c h n i t t l i n i e n richtet sich, w i e bei streichenden Sprungkltiften, auch hier stets unmittelbar nach der flachen Sprunghöhe, uik! diese constant angenommen, ist jene um so gröfser, je steiler, und desto kürzer, je schwächer das Fallen der Kluft ist. Es ist die bereits 19. erwähnte S e i g e r h ö h e eines Sprunges. Drittes
Kapitel.
Von
der D e c k u n g z u s a m m e n g e h ö r i g e r Flö tztheile. 83. Unter D e c k u n g wird hier das tlieil weise Uebereinandergreifen von zwei zusammengehörigen Stücken eines Flötzes verstanden, und zwar sind z w e i e r l e i Arien derselben zu unterscheiden, je nachdem man das Uebergreifeü nach einer senkrechten, oder nach einer gegen die Flotzlage perpendikulären Richtung betrachtet.
A., D e c k u n g n a c h d e m L o t h , 84. Man lege durch jede der Schnittlinien zweier ¡¡usammengehöriger Flötztheile eiue lothrechte Ebene, so Verden diese Ebenen, vermöge des Farallelismus der Schnittlinien., ebenfalls mit einander parallel sein müi«0o, Fig. 28. und 29.
47 85. Es sind nun zweierlei Fälle denkbar, bei denen ihre Entfernung = Null, d. b. wo sie ganz, an oder in einander liegen, nehmlich 1 ) wenn die Schnittlinien nicht aufeinander traten ( §. 66.) und 2 ) wenn die Kluft eine seigere Stellung hat. §. 86. Bei jedem andern Verhalten finden wir sie von einander mehr oder weniger entfernt. §. 87. B e i a l l e n s t r e i c h e n d e n Spriingeq ist die Entfernung der beiden Ebenen, wenn man die Sprunghöhe ab Fig. 28. und 2 9 . , als Radius betrachtet, = dein Cosinus für den Fallwinkel der- Kluft = be. Sie inul's also bei einerlei Sprunghöhe uin so. bedeutender sein, je geringer die Neigung der Kluft, und u m gekehrt. 88. B«i n i c h t s t r e i c h e n d e n S p r ü n g e n ist die in Rede stehende Entfernung am einfachsten aus der Gröfse der horizontalen Entfernung der Schnittlinien abzuleiten, und zwar in folgender W e i s e : In dein sphärischen Triangel ABC Fig. 23. läfst sich, da von ihm AB, A und B bekannt, die Gröfse des Bogens. BD. finde», welcher den Winkel der Streichlinie der Kluft C K mit der Grundlinie ICD der einen ßeigern Ebene CDK mifst. Ist bereits 2? (7 bekannt, so findet tpan BD noch leichter aus dein rechtvyinkligen Triangel B C D , in welchem aufser BC und dem rechten Z. bei D, auch B bekannt. Es sei nun B D = u,nd die horizontale Entfernung der Schnittlinien Iik = Hadius, ao ist die gesuchte wahre Entfernung der beiden seigern durch die Schnitte linien CK und ck gelegten Ebenen lcl = sinus z. §. 89. Ueber den Iiinilufs, den eine verschiedene Lage Tom Flötz oder von der Kliift auf diesen- Abstand der Ebe r nen ausübt, lassen sich allenfalls auch die oben (§. 73f u. f.) über die horizoiital« Entfernung der Schnittlinien aufgestellten. Sätze anwenden, jedoch mit der Einschrän-
48 k u n g , dafs aufser dem dortigen Nullpunkt beim IneinanderfaHeo der Schnittlinien, hier noch ein Zweiter Nullpunkt zu berücksichtigen i s t , w e n n n e h m l i c h d i e Kluft seiger wird. §. 90. D a s V e r h a l t e n d i e s e r E b e n e n g e g e n d i e b e i d e n F l ö t z t h e i l e kann bei verschiedenen Sprüngen dreierlei Art sein: I. E s b e r ü h r t j e d e d i e s e r E b e n e n beide f l ö t z t h e i l e , w e n n nehm lieh i h r e E n t f e r n u n g — N u l l (§. 85.). II. B e i d e s c h l i e f s e n ? i n e n R a u m e i n , i n Welchem nichts von dem F l ö t z e vorhanden i s t . Fig. 28. III. Es schneidet eine jede derselben den anderen Flötztheil ( F i g . 2 9 . ) , und sie begrenzen daher einen R a u m , in welchem das Flötz gleichsam doppelt getroffen wird. Dies nennt m a n : d i e D e c k u n g n a c h dem Loth. 91. Da nur bei geneigtem Flötz und einer Kluft mit Tonnlage eine solche Deckung möglich i s t : so kann man die nothwendige Bedingung zu ihrem Stattiiodeu auf folgende Art ausdrücken: E s m u f s d i e S o h l e d e s F l ö t z t h e i l e s iin H a n g e n d e n der S p r u n g k l u f t mehr oder w e niger vor dem Dache des anderen liegen. B. D e c k u n g nach dem P e r p e n d i k e l . 92. W e n n h i e r , und im w e i t e m Vortrage, von dem W i n k e l der Flötztheile mit der Sprungkluft d i » Rede sein w i r d : so soll von letzterer immer nur der T h e i l verstanden w e r d e n , welcher zwischen den beiden Schnittlinien liegt. Dafs übrigens diese W i n k e l bei beiden Flötztheilen gleich sein müssen, folgt daraus, dafs dieselben W e c h s e l w i n k e l sind ( F i g . 28, etc.). 93. B e i s t r e i c h e n d e n S p r ü n g e n sind sie a m leichtesten zu finden, denn sie ergeben sich unmit-
49 telbar aus der Neigung des Flöthes und der Kluft. Es sei A der Fallwinkel des Flützes, und B derjenige der Kluft, so machen beide Ebenen einen Winkel C und es ist in Fig. 28. C = 2R — (A + B). - Fig. 29. C = A + B. - Fig. 30. C = 2R + A — B. - Fig. 31. C = A — B. - Fig. 32. C == 2R — A + B. - Fig. 33. C = B — A. 94. B e i n i c h t s t r e i c h e n d e n S p r ü n g e n ist in dem 53. construirten sphärischen Triangel ABG (Fig. 21. abcde) der Winkel bei C der hierher gehö« rige, doch nur dann, wenn die Schnittlinie des andern, im Hangenden befindlichen Flötztheils, auf der Sohle dessen liegt, den die Ebene ACK vorstellt; im entgegengesetzten Falle ist es dessen Supplement (2 21 — C), 95. Der Winkel kann nur entweder ein r e c h » t e r , s t u m p f e r oder s p i t z e r sein. I. Bei einem R e c h t e n ist die Kluft gegen beide Flötztheile perpendikulair. II. Wenn derselbe s t u m p f ist, kann eine durch die Schnittlinie des einen Flötztheiles, und gegen diesen perpendiculair gelegte Ebene, den anderen Flötztheil nicht schneiden (Fig. 30 und 32.) III. Ist dagegen der Winkel s p i t z , so tritt der Fall ein, dafs eine dergleichen Ebene den andern Flötztheil treffen, und davon ein gröfseres oder kleineres Stück abschneiden mufs. Legt man nun auch durch die Schnittlinie des letzteren eine solche Ebene, so liegt zwischen beiden Ebenen das Flötz doppelt. —(Fig. 21 und 33, dies Verhalten bei 2 streichenden Sprüngen im Querschnitt vorstellend.) Man nennt dies d i e D e c k u n g nach d e m P e r p e n d i k e l . Eine zweite, von derjenigen nach dein Loth scharf zu trennende Art YOD Kanten Archiv I X . B. H. 1.
4
50 Deckung, denn es kann eine jede ohne die andere statt finden. 96. Es ist mitunter von bergmännischem Interesse zu wissen, wie weit die beiden Ferpcndiculär Ebenen Ton einander liegen ? Bei streichenden Sprüngen findet man dies sehr leicht, denn wenn man die Sprunghöhe als Radius betrachtet, so ist der Abstand dieser Ebene = Cosinus für den Winkel zwischen Kluft und Flötz. Fig. 3 t . sei etc. ab = Rad. so ist bd = cos. C — cos. (A—Ii) (Man vergleiche 93.) Dagegen ist bei n i c h t s t r e i c h e n d e n S p r ü n g e n die Rechnung etwas complicirt. In dem (ebenfalls nach 53. construirten sphärischen Triangel ABC Fig. 34. seien AB, A und B bekannt, auch A C bereits gefunden. Nun fälle man aus C, rechtwinklich gegen AC, den Bogen CE, und berechne in dem bei C rechtwinkligen Triangel ACE aus AC und A den Winkel AEC — v so ist dies deir Neigungswinkel einer durch die Schnittlinie des liegenden Flötztheils gegen denselben perpendiculair gelegten Ebene gegen den Horizont. .Ferner berechne man auch AE, so ist BE = AB — AE, oder wenn CE außerhalb AB fällt (nehmlich wenn A E > AB) B E .= AE — AB. Dieser Winkel heifse w. Die horizontale Entfernung der Schnittlinien KG und kc nach der Streichlinie der Kluft, also auch die Per-> pehdiculair-Ebenen nach derselben Richtung, Kk sei = Radius, so ist die nächste horizontale Entfernung der letzteren km = sin. w. Um nun mil Fig.-, 35. in welcher die Ferpendiculär- Ebenen als die Linien kp und mq profilarisch gegen einander gestellt, zu finden, setze man km = Radius so ist mn — sin. v, welches die gesuchte wahre Entfernung jener Ebenen ist.
51 V i e r t e s
K a p i t e l .
V o n den S p r ü n g e n im e n g e r n Sinne. §. 97. S p r u n g h e i l s t h i e r ( n a c h 22.) d a s T i e f e r l i e g e n des F l ö t z t h e i l e s im H a n g e n d e n , gegen d e n j e n i g e n im L i e g e n d e n der K l u f t . * ) E s k ö n n t e z w a r viel einfacher erscheinen, alle diese Sprünge nach L a g e der Schnittlinien, nach der stattiindenden oder fehlenden Deckung etc. abzutheilen; allein "wir ziehen es vor, die Haupt-Abiheilungen nach der L a g e der Kluft gegen das Flötz zu macheo, und dies aus dein, natürlichen G r u n d e , weil die Lage der K l u f t das erste ist, w a s dem Bergmann beim Anhiebe des Sprunges vor O r t in die A u g e n fällt. I.
Streichende
Sprünge.
98. Unstreitig sind die streichenden Sprünge die einfachsten. D i e Schnittlinien der beiden Flützlheile liegen söhlig, und ihre w a h r e Entfernung ist mit der der Sprunghöhe identisch, die Tonnlage des Flötzes oder der K l u f t mag seiü, welche sie wolle. Eine streichende Sprungkluft erscheint nun e n t w e d e r r e c h t oder w i d e r s i n n i g f a l l e n d . Das Mittel z w i schen beiden macht die senkrechte streichende K l u f t , welche nieht hierher gehört. A. l l e c h t fa 1 le n d e s t r e i c h e n d e S p r ü n g e . 99. a . M i t s t ä r k e r e r T o n n l a g e d e r K l u f t a l s d i e d e s F l ö t z e s . ( F i g . 43. im QuerprofiJ) H i e r bei ist zu b e m e r k e n :
*) U m möglichen Verwechselungen vorzubeugen, ist hier beiläufig zu bemerken, dafs die Bezeichnungen des B e r g m a n n s von S p r ü n g e n i n s H a n g e n d e ( D a c h ) u n d S p r ü n g e n i n s L i e g e n d e ( S o h l e ) keine Unterschiede in der Erschein u n g begründen, s o n d e r n sich lediglich auf die Richtung bel i e h e n , von welcher her die Kluil a n g e f a h r e n worden isl>
4 *
52 1 ) Der zn Tage ausgehende Flolzthell mnfs der höhere sein. 2 ) Das Dach des Flötztheiles im Hangenden liegt mehr oder weniger vor der Sohle desjenigen im L i e genden, weshalb, 3 ) keine Deckung nach dem Lolh möglich. 4 ) Die Winkel der Flötztheile mit der Ebene der Kluft zwischen ihnen, sind stets- stumpf, daher 5 ) auch keine Deckung nach dem Perpendikel statt finden kann. V o r k o m m e n . Die vorstehenden Sprünge sind unter allen streichenden die häufigsten. Ein dergleichen von 10 Lebt. Höhe verwirft 3 Flötze der Fuqhs Grube bei Waldenburg etc. §. 100. Hierher gehört auch das etwaige Vorkommen eines s ö h l i g gelagerten Flützes, welches durch irgend einen Sprung verworfen wird, indem bei solcher L a g e desselben jeder Sprung als ein streichender angesehen werden mufs, und von keinem recht- oder widersinnig fallen die Rede sein kann (Fig. 4 4 . ) 101. b. M i t s c h w ä c h e r e m F a l l e n a l s d a s P l ö t z , (Fig. 45.) hierbei liegt: 1 ) der Flötztheil im Hangenden unter der Erdoberfläche und 2 ) dessen Sohle nach Maafsgabe der Sprunghöhe wehr oder weniger vor dem Dache des anderen, also 3 ) stets Deckung nach dem Loth. 4 ) Die Winkel der Flötztheile mit der Kluft müssen spitz und daher, 5 ) Deckung nach dem Perpendikel vorhanden sein. 6 ) Beide Flötztheile sind durch einerein querschlägige Linie zu verbinden, welche bei gleicher Sprunghöhe um so kürzer ist je schwächer das Flötz fällt, aber hier immer kürzer als die Sprunghöhe sein mufs.
53 V o r k o m m e n . In Schlesien noch nicht beobachtet. Das Vorkommen einer solchen K l u f t ist zwar auf der Weifsig Grube im Waldenburger Revier getroffen norden, allein sie gehört einein Nebensprunge an. B.
Widersinnig fallende streichende (Fig. 46. a, b und e.)
Spränge
102. B e i allen dergleichen Sprüngen liegt: 1 ) Der zu Tage ausgehende Flölztheil tiefer und 2 ) dessen Dach vor einem Theil der Sohle des anderen, daher 3 ) niemals Deckung nach dem Lotb. 4 ) Stets sind beide Flötztheile durch eine querachlägige Linie zu verbinder, und diese kann nach Maasgabe der Tonnlagen der Kluft und des Flötzes bald länger bald kürzer als die Sprunghöhe, oder auch dieser gleich sein. 5 ) Die Winkel der Ebene trifft man a ) s p i t z , wobei Deckung nach dem Perpendikel (Fig. 46. a ) i ) s t u m p f , ohne ein solches Uebereinandergreifen der Flötztheile (Fig. 4 6 . b ) . Das Mittel zwischen diesen beiden macht der dritte Fall, wo die Winkel « ) R e c h t e sind (Fig. 46. «), wenn z. B . die Kluft 60° und das Flötz 3 0 Grad Fallen zeigt. Der Perpendikel tangirt beide Theile. V o r k o m m e n . Zu bemerken ist, dafs in der Natur die Winkel gewöhnlicher stumpf als spitz, und im Ganzen die widersinnigen streichenden Sprünge etwas sellener sind als die rechtfallendeu (§. 99.). 5 Lachter Höhe hat einer dergleichen auf der Friedrich Gegentrum Grube im Glaetzischen etc. 103. Ein et weniges Vorkommen eines s e i g e r e n , durch einen streichenden Sprung verworfenen
54 E l ö l z e s dürfte am passendsten unter B 5. a zn stellen sein. ( F i g . 4 7 . ) 104. F ü r e i n e n j e d e n n i c h t s t r e i c h e n d e n S p r u n g ist über die L a g e der eioeD Schnittlinie gegen die andere folgende Hauptregel aufzustellen: W e n n die Schnittlinie des hangenden Flötztheiles diejenige des liegenden nicht etwa deckt: so liegt erstere von letzterer in einer Richtung entfernt, die derjenigen entgegengesetzt ist, in welcher jede Schnittlinie sich von der Falllinie der Kluft abwärts entfernt ( F i g . 4 8 . 4 9 . 51 und 5 2 . ) Alan denke sich z. B. vor einer dergleichen K l u f t stehend. Sieht man nun die Schnittlinie des liegenden Flötztheiles von der Rechten zur Linken abwärts die Falllinie durchschneiden, so liegt die andere Schnittlinie von jener zur Rechten ( F i g . 4 8 . 4 9 . 5 2 . ) oder umgekehrt ( F i g . 5 1 . ) Geht man hingegen von der Schnittlinie des Flötztheiles im Hangenden aus, so liegt die andere n-ach derselben Richtung hin, in welcher jede die Falllinie abwärts schneidet. §. 1 0 5 . Kürzer und deutlicher läfst sich die Regel nach den W i n k e l n der Schnittlinien mit der Streichlinie der Kluft abfassen. Von der Schnittlinie des liegenden Theiles ausgehend, hat man die andere in d e r RichtUDg zu suchen, in welcher sich der s p i t z e W i n k e l mit der Streichlinie der Kluft öffnet, und V o n der des hangenden Theiles ausgehend, jene nach Richtung der Oeil'nung des s t u m p f e n W i n k e l s . 106. Koch anders kann man die Regel folgendermaafsen ausdrücken. W e n n die S p r u n g w i n k e l (§. 5 7 . ) s p i t z sind, so liegt die Schnittlinie de» hangenden Fiölztbeiles auf der
55 Sohle des anderen. Sind aber diese W i n k e l s t u m p f ; so liegt dieselbe auf dein Dache des liegenden Flötztheiles. Sind die Sprungwinkel r e c h t e ( § . 6 3 . ) so findet keine Seiten Verschiebung statt, sondern nur e)he, entweder recht- oder schiefwinklige Durchkreuzung •($. 66. 6 7 . ) Ueber die Verfcällnifse der Entfernung der Schnittlinien in verschiedenen Richtungen, und den Einflufs welchen eine verschiedene L a g e der Kluft oder des Flötzes auf dieselbe ausübt, sehe man §. 72. u. f. II.
Q u e r s c h l ä g i g e S p r ü n g e (Fig. 48.). * )
§. 107. Von diesen gilt, wenn das Flölz nicht s e i ger ist, folgendes: 1 ) Die Sprungwinkel 57. müssen stets spitz sein. 2 ) Das Dach des Flötztheiles im Hangenden liegt stets mehr oder weniger vor der Sohle des andern, daher 3 ) keine Deckung nach dem Lolli möglich. 4 ) Der W i n k e l der Ebenen kann nie unter einem Hechten ( s p i t z ) sein, also 5 ) nie Deckung nach dem Perpendikel statt finden. 6 ) Die horizontale Entfernung der Schnittlinien ist zugleich die nächste horizontale Entfernung der Flötztheile. *)
D i e A r t , w i e w i r i n d i e s e r u n d den n a c h f o l g e n d e n F i g u r e n die n i c h t s t r e i c h e n d e n S p r ü n g e a n s c h a u l i c h zu m a c h e n g e s u c h t , d ü r f t e z w a r a u s d e n F i g u r e n selbst k l a r w e r d e n } doch b e m e r k e n w i r h i e r n o c h , d a f s es eigentlich obere A n sichten d e r K l i i f l e u n d F l ö l z t h e i l e s i n d , beiderlei E b e n e n oben u n d u n t e n d u r c h e i n e h o r i z o n t a l e F l ä c h e a b g e s c h n i t t e n , so d a f s die s t a r k e n L i n i e n d a s S t r e i c h e n in t i e f e r e r , u n d di» schwachen Linien das Streichen in der obern Sohle a n d e u t e n . D a s E i n f a l l e n d e r F l ö t z t h e i l e u n d K l ü f t e ist d u r c h P f e i l e a n g e z e i g t , u n d d a s d e r e r s t e r e n i m m e r g e g e n d e n Leser gerichtet a n g e n o m m e n .
56 V o r k o m m e n . Beispiele von solchen Sprangen sind in Schlesien nicht selten zu finden, und mit Höhen Ton mehr als 20 L a c h t e » bekannt. 108. Sollte ein seigeres Plötz durch einen querschlägigen Sprung getrennt werden, so würde dasselbe keine Seitenverschiebung erleiden, so wie die Winkel der Ebonen rechte, und also die ganze D u r c h k r e u t z u n g vollkommen r e c h t w i n k l i c h sein mufs. Nur die Erfüllungsmasse der Kluft würde die Theile scheiden. III. A.
Spieseckige
Sprünge.
R e c h t f a l l e n d e spieseckige Sprünge. 109. Es sind bei diesen 3 verschiedene Fälle denkbar; nehmlich o h n e oder m i t v ö l l i g e r D e k k u n g , und drittens mit in Berührung stehenden zusammengehörigen Theilen ( S p r ü n g e m i t K r e u t z u n g ) . 110. a. M i t s p i t z e n S p r u n g w i n k e l n (Fig. 49,). Hierbei ist keine Art von Deckung möglich, denn es liegt: 1 ) stets das Dach des Flötztheiles im Hangenden mehr oder weniger vor der Sohle des andern, und 2 ) die Winkel der Flötztheile mit der Kluft-Ebene müssen jederzeit stumpf sein, eben so 3 ) die Winkel der Streichlinien, daher 4 ) eine horizontale Linie, welche beide Flötztheile verbindet, nicht anders als spieseckig gehen kann, und zwar ist 5 ) die horizontale Entfernung der Schnittlinien die kürzeste söhlige, und deren wahre überhaupt die nächste Entfernung der Flötztheile. V o r k o m m e n . Diese Sprünge sind unter allen Sprüngen die häufigsten, und auf Erstreckungen von einigen hundert Lachtern ganze Flötzzüge durchsetzend, bekannt. Der bedeutendste dürfte in Schlesien derjenige sein, welcher das Feld der Hermsdorfer Gru-
57 ben Waldenburger Reviers durchschneidet, mit einer Höhe von 32 — 33 Lachtern. 111. b. M i t K r e u t z u n g d e r E b e n e n (Fig. 50.). Bei einem rechtfallenden spieseckigen Sprunge mit schwächer als das Flötz geneigter Kluft, läfst sich ein solches Verhalten der Tonnlagen denken, dafs die Schnittlinien mit der Streichlinie der Kluft rechte W i n kel machen, also mit deren Falllinie coincidiren (§. 63. und 64.). In diesem Falle möchte das Hangende hundert Lachter tiefer liegen, stets würden, anter vorausgesagter Regelmäßigkeit, die Schnittlinien auf einander bleiben. Der eine Theil erscheint als Fortsetzung des andern, und von diesem nur durch den Inhalt der Kluft geschieden. §. 112. c. M i t s t u m p f e n Sprungwinkeln (Fig. 51.) wenn nehmlich die Schnittlinien mit der Streichlinie der Kluft in der Sohle der Flötztheile stumpfe Winkel bilden (§. 61.); zu bemerken sind hierbei folgende Verhältnisse: 1 ) Die Sohle des Flötztheiles im Hangenden liegt vor einem Theil des Daches von dem anderen, daher 2 ) immer Deckung nach dem Lotb. 3 ) Die Flötztheile machen mit der Kluft spitze Win» k e l , also auch 4 ) Deckung nach dem Perpendikel. 5 ) Die Winkel der Streichlinien der Flötztheile gegen das zwischen ihnen liegende Stück der Streichlinie der Kluft müssen spitz sein, weshalb 6 ) beide Flötztheile durch eine querschlägige Linie zu verbinden sind, welche stets kürzer ist als die horizontale Entfernung der Schnittlinien. §. 113. Je mehr die Streichlinie einer solchen Kluft sich derjenigen des Flötzes nähert, desto weniger braucht ihre Tonnlage schwächer als die des Flötzes zn
58 sein,
denn
recht i n d
sie nähert
flacher
sich dadurch
der
streichenden,
als das Flütz fallenden K l u f t , m i t W e l -
cher dieselbe überhaupt viel analoges hat. S o l l iin entgegengesetzten F a l l e das V e r h a l t e n das-1 Selbe b l e i b e n ,
so mufs die K l u f t eine desto schwächere
T o n n l a g e a n n e h m e n , j e m e h r sich deren Strichlinie von d e r des Flötzes entfernt.
A b e r bei einer querschlägigen
K l u f t kann k e i n e ähnliche L a g e der T h e i l e statt
finden;
e i n e solche Sprungkluft m i t Null Grad Neigung gedacht, w ü r d e erst den F a l l der D u r c h k r e u z u n g Nimmt
man
bei
gleichbleibender
darstellen.
Sprunghöhe
und
L a g e des Flötzes, auch constanter Streichlxnie der K l u f t , ( F i g . ö l . ) deren T o n n l a g e gröfser werdend a n : so m ü s sen die Schnittlinien mit der F a l l l i n i e tind nach k l e i n e r e W i n k e l m a c h e n , sammenfallen mit dieser sich beide vorige F a l l §. 1 1 1 .
der K l u f t nach
bis bei i h r e m Z u decken,
d e r , schiefwinkligen
und so der
DurchkreutzuDg
eintritt. S e t z t man dies V e r f a h r e n in Gedanken noch
weiter
f o r t , so k o m m t man a u f das g e w ö h n l i c h e - V e r h a l t e n spieseckigen Sprungklüften
(§. 110.).
man von F i g . ö l . a u s g e h e n d ,
das
Eben
Flötz
so,
bei
wenn
allinählig e i n e
g e r i n g e r e Neigung annehmen läfst. I n der Natur kennen w i r die beschriebene Erscheinung nicht, und sie dürfte auch nicht leicht v o r k o m m e n ,
weil
selten eine K l u f t schwach f ä l l t , und auch die stehenden F l ö t z e nicht nur überhaupt ungewöhnlicher sind, als die s c h w e b e n d e n , sondern auch sellener vou Sprüngen durchsetzt gefunden werden.
D a b e i k a n n , selbst bei ziemlich
bedeutender S p r u n g h ö h e , die horizontale Kutfernung s e h r g e r i n g , und deshalb das Ganze leicht zu übersehen sein. Noch m e h r m ö c h t e dies men
der
von
Durchkreutzung
e i n e m etwaigen
gelten,
da
der
Sprungklüfte meist so wenig ausgezeichnetes
VorkomInhalt
det
bat,
und
obendrein auch mit L e t t e n erfüllte Schlechten in der K o h l e
59 gefanden w e r d e n , welche das Flotz durchsetzen, Ohne Sprüngen anzugehören. B. W i d e r s i n n i g f a l l e n d « s p i e s e c k i g e Sprünge. §. 114. Bei alten diesen sind ( F i g . 5 2 . ) 1 ) die S p r u n g w i d k e l immer spitz. 2 ) Das Dach des hangenden Flötztheiles liegt mehr oder weniger vor der Sohle des andern, also 3 ) niemals Deckung nach dein Loth. 4 ) Die Streichlinien der Flötztheile machen m i n d e r Sireichlinie der Kluft zwischen ihnen spitze W i n k e l , daher 5 ) jene durch eine rein querschlägige Linie zu v e r binden s i n d , welche kürzer ist als die horizontale E n t fernung der Schnittlinien. 6 ) Die W i n k e l der Flölztheile gegen die K l u f t können sein a ) s p i t z , mit Deckung nach dem Perpendikel; b ) s t u m p f , ohne dergleichen, oder c) R e c h t e , wobei der Ferpendikel beide Theile tangirt. V o r k o m m e n . Diese Sprünge sind z w a r ungleich seltener, kommen aber noch mit ziemlichen Höhen vor. Mit spitzem W i n k e l der Ebenen durchsetzt ein solcher die stehenden Flötze der W e i f s i g - G r u b e Waldenburger R e v i e r s , von 8 bis Lachter Höhe. Gewöhnlicher findet man aber diese W i n k e l stumpf. Auf der i i ö n i g s Grube verwirft ein dergleichen Sprung das HeintzmannFlöiz bei L i d a - S c h a c h t um mehr als 10 Lachter. 115. ß e i dein • etwanigen Vorkommen eines, durch einen spieseckigen Sprung verworfenen s e i g e r e n Flötzes, lallt der Unterschied zwischen r e c h t - und w i dersinnigem Fallen von selbst hinweg. Deckung nach dem Loth könnte nicht Statt findeo, dagegen würd« die Deckung nach dem I'erpendikel nie fehlen, und dessen
60 Länge wäre zugleich die nächste Entfernung der Flotztheile. Dieser Fall ist füglich dem unter JB. b. a) (}. 114.) begriffenen zuzurechnen. Fünftes V o n den
Kapitel. Uebersprüngeo.
§. 116. U e b e r s p r u n g w i r d (nach §. 23.) d a s Höherliegen des Flötztheiles im Hangenden g e g e n d e n j e n i g e n i m L i e g e n d e n der K l u f t genannt. Bei Betrachtung dieser Uebersprünge bilden wir die Haupt-Abtheiluogen ebenfalls nach der Lage der Kluft gegen die Flötztbeile, weil so am deutlichsten hervortreten dürfte, wie sich ein Uebersprung von einem gewöhnlichen Sprunge mit gleicher Kluftlage, unterscheidet. I.
Streichende
Uebersprünge.
§. 117. Die Lage der Schnittlinien ist söhlig, ihr» Entfernung der Sprunghöhe gleich, und um diese liegt diejenige des hangenden Flötztheiles höher als die andere. A. R e c h t f a l l e n d e , und z w a r §1 118. a. Mit stärker a l s das P l ö t z g e n e i g t e r K l u f t (Fig. 53.) hierbei ist: 1) der zu Tage ausstreichende Flötztheil der tiefere , und 2 ) es liegt ein Theil von dem Dache desselben unter der Sohle des andern, daher 3 ) stets Deckung nach dem Loth. 4) Die Winkel der beiderlei Ebenen müssen spitz, daher 5 ) perdendiculaire Deckung vorhanden sein. 6 ) Beide Flötztbeile sind durch eine rein quersclilägige Linie zu verbinden, welche um so kürzer ist, je mehr
61 sieb die Tonnlagen einander nähern, and welche grofser oder kleiner als die Sprunghöhe sein kann. V o r k o m m e n . Der mächtigste uns bekannte der* gleichen Sprung ist derjenige im Baildon-Schacht der Carolinen-Grube bei Bitkow, und beträgt seine Höhe gegen 15 Lachter. 119. b. M i t s c h w ä c h e r e r T o n n l a g e a l s d i e d e s F l ö t z e s (Fig. 5 5 . ) ; hierbei sieht man 1 ) dafs der höhere Flötztheil zu Tage ausstreicht und 2 ) dessen Dach mehr oder weniger vor der Sohle des andern liegt, weshalb 3 ) keine Deckung nach dem Loth möglich. 4 ) Die Winkel der Ebenen erscheinen stumpf, daher auch 5 ) keine Deckung nach dem Perpendikel vorhanden sein kann. 6 ) Die Flötztheile sind durch keine horizontale L i nie zu verbinden. V o r k o m m e n . Diesen Fall haben wir nur ein einziges Mal zu beobachten Gelegenheit gefunden, nnd zwar als Verwurf der beiden hängendsten Flötze der Weifsig-Grube, Waldenburger Reviers (Fig. 123. im Profil.). Der höhere Theil des 30zölligen (obersten) Flötzes erschien als Fortsetzung des 50zolligen, und betrug daher die flache Sprunghöhe bis 3 Lachter. Die Flötze haben daselbst 70 Grad Neigung, die Tonnlage der Kluft war auffallend flach, nehmlich kaum 12 Grad. B.
Widersinnig fallende streichende Ueberspriinge.
§. 120. Bei diesen (Fig. 56.) 1 ) geht der höhere Flötztheil zu Tage aus; 2 ) ein Theil von dessen Sohle liegt vor dem Dach« des anderen, also
62 3 ) stets Deckung nach dem Loth. 4 ) Beide Flölztheile sind durch keine söhlige Linie zt) verbinden. 5 ) Die Winkel derselben mit der Kluft können sein: a ) s p i t z , mit Deckung nach dem Perpendikel ( F i g . 56. b ) s t u m p f , ohne dergleichen (Fig. 56. o . ) ; c) r e c h t e (Fig. 56. c.). V o r k o m m e n . Ein solcher Uebersprung fand sich $uf der Friedrich Gegentrum - Grube im Glätzischen, mit 3£ Lachter flacher Höhe. Die Tonnlage des Flötzes betrug 25 Grad, die der Kluft 60 Grad, also der Winkel der Ebenen 95 Grad. Kleinere dergleichen, auch mit spitzen Winkeln, sind auf der Weifsig, combinirteu Abendröthe-Grube etc. beobachtet worden. 121. B e i h o r i z o n t a l e r L a g e e i n e s F l ö « t z e s ist jeder Uebersprung als ein streichender zu betrachten, und es kann dafür das unter A. a. bemerkte gelten, nur dafs hier Lotb und Perpendikel eins, und beide Flötztheile durch keine horizontale Linie zu verbinden sind ( Fig. 5 4 . ) . 122. Bei dem etwaigen Vorkommen eines völlig seigereii, durch einen streichenden Uebersprung verworfenen Flötzes, mufs das Verhalten dem unter A. b. bezeichneten Falle entsprechen ( F i g . 5 7 . ) . 123. Für die Lage der Schnittlinien gegen einander bei jedem nicht streichendem Uebersprung^ gilt folgende Kegel: Von der Schnittlinie des liegenden Flölztheiles ausgehend, ist die andere in der Richtung zu suchen, nach welcher hin sich der stumpfe Winkel mit der Streichlinie der t Kluft öffnet, und Voq derjenigen des hangenden Flölztheiles aus, nach der Seite, nach welcher hin der spitze Winkel Hegt.
OJ Also grade das Umgekehrte von den für die gewöhnlichen Sprünge ( § . 104. 105. 10b. ) gegebenen Regeln. 124. W e n n sich aber diö Schnittlinien decken, findet auch liier kein Verwurf, sondern eine blofse Durchkreuzung s t a t t , und es dürften hierbei Sprung und Ueberspruug nicht zu unterscheiden sein, weil für die Bestimmung, ob dies oder jenes statt finde? kein Anhalten zu finden ist. II. Q ü e r s c h l ä g i g e U e b e r s p r ü n g e . - §. 125. W i r haben hier, wenn das Flütz nicht seiger steht (Fig. 58.) 1) slets spitze Sprungwinkel. 2 ) Ein Vorliegen des hangenden Flötztheiles vor dem Dache des anderen, daher 3 ) stets lothrechte Deckung. 4 ) Die Flötztheile machen mit der Ebene der Kluft spitze W i n k e l , weshalb auch 5) stets perpendikuläre Deckung. 6 ) Die horizontale Entfernung der Schnittlinien ist die nächste syMige Entfernung, der Flötztheile. V o r k o m m e ^ . Einen solchen Uebersprung von 9 Lachter Höhe traf man auf dem 40zülligen Flölz der cpmbinirten Abendxöthe-Grube im Scharf-Schacht. Das Flölz fiel unter 6 5 — 7 0 Grad, die Kluft halte gegen 60 Grad Neigung and letztere w a r ausgezeichnet regelinälsig (Fig. 121.),, Eben daselbst bemerkte man auch einen kleineren dergleichen von kaum | Lachter H ö h e ; einen andern etwa 1§ Lachter hohen mit flach geneigter K l u f t , auf dem zweiten (schwebenden ) Flötze der E m i l i e - A n n a - Grube. Beide Gruben ohnweit Gottesberg in Piiederschlesien. §. 126. Bei einem s e i g e r e n Flötz würde durch einen genau querschlägigen UeberspruDg auch qur eine rechtwinklige Dufchkreutzung statt finden ( m , vergl. J. 108.).
64 IIL
Spieseckige
Uebersprünge.
A. R e c h t f a l l e n d e . §. 127. a. M i t s p i t z e n S p r u n g w i n k e l n (Fig. 59.). Bei diesen findet man stets 1 ) Deckung nach dem Loth, und 2 ) nach dem Perpendikel; 3 ) sind auch die Winkel der Streichlinien spitz, daher sich 4 ) beide Flötztheile durch eine rein querschlägige Linie verbinden lassen, welche stets kürzer ist, als die horizontale Entfernung der Schnittlinien. V o r k o m m e n . Man findet sie unter allen Uebersprüngen noch am häufigsten. Der auf dem 16ten Plötz der Fuchsgrube bei Waldenburg im südöstlichen Felde des Emma-Schachtes angetroffene, halle eine flache Höhe von 12 Lachtern; das Streichen der Kluft machte mit dem des Flötzes einen Winkel von 142 Graden (A B Fig. 21.) und sie zeigte nicht mehr als 22 — 23 Grad Verflächung. Da nun das Fallen des Flötzes etwa 18 Grad ist, so waren die Winkel der Ebenen nur 13$ Grad. Die horizontale Entfernung der Schnittlinien betrug 9 Lachter, die querschlägige der Flötztheile Lachler, die Länge des Perpendikels 1£ Lachter u. s. w. Kleinere dergl. Uebersprünge sind auf der comb. Abendröthe-Goldene Sonne, Weifsig Grube im Waidenbürger Revier; auf der Friedrich-Gegentrum, Fortuna und Frischauf Grube im Glätzischen beobachtet worden. Auch scheint der Abschnitt des 70 zölligen Flötzes auf der Königin Louise Grube des oberscblesischen Kohlen Reviers vor dem nordöstlichen Grundstrecken Orte, hierher zu gehören. §. 128. b. m i t s c h i e f w i n k l i c h e r K r e u t z u n g . Eine Erscheinung, welche in ihrem Verhalten von einem Sprunge mit gleicher Lage der Kluft gar nicht unter-
65 schieden ist, weshalb hier auf Fig. 60. und das 111. bemerkte hingewiesen werden kann. §. 129. c. M i t s t u m p f e n S p r u n g w i n k e l n . (Fig. 61.) Das Umgekehrte von dem §. 112. bezeichneten Sprunge. Denn 1 ) es liegt hier das Dach des Flötztbeilea im Hangenden vor einem Theil der Sohle des anderen, daher 2 ) fehlt die Deckung nach dem Loth. 3 ) Die W i n k e l der Ebene müssen stets stumpf sein, weshalb 4 ) keine Deckung nach dem Perpendikel möglich, 5 ) die beiden Flötztbeile sind durch keine reinquerschlägige Linie zu verbinden, ihre nächste Entfernung ist die horizontale der Schnittlinien. Ein solches Verhalten zeigt viel Analogie mit einem streichenden, recht- und schwächer als das Flötz geneigtem, Uebersprunge; es ist aber noch nicht, wie dieser, in Schlesien beobachtet worden, B. W i d e r s i n n i g f a l l e n d e s p i e s e c k i g e Uebersprunge. 130. Bei diesen findet man (Fig. 62.) 1 ) stets spitze Sprungwinkel. 2 ) Ein Vorliegen der Sohle des Flötzlheiles im Hängenden vor dem Dache des andern j also 3 ) Deckung nach dem Loth. 4 ) Die Flützlheile sind durch keine rein qaerschlägige Linie zu verbinden etc. 5 ) Die W i n k e l der Ebenen können sein: o ) s p i t z mit i Deckung nach dem Perpendikel b ) s t u m p f ohne J , c) r e c h t e mit beide Theile tangirendem Perpendikel. V o r k o m m e n . Ein solcher Ueberspruug verwirft das Gerhard Flülz in dem südöstlichen Felde der K ö nigs Grube. Das Flötz ist daselbst 2f J.achter mächtig, und verflacht sich mit 6 | Grad; das Streichen der Kluft Knrstrn ArcluT IX. Ii. 1. H. 5
66 ist von dem des Flötzes wenig verschieden, ihre Tönnings gegen 60 Grad. Die Sprunghöhe beträgt gegen 3 Lachter, der Winkel der Ebenen etwa 66 G r a d ; es findet daher Deckung nach dem Perpendikel statt, dessen L ä n g e bei der geringen Neigung des Flötzes von der seigern SpruDghöhe wenig abweicht. Die Abschnitte der Flötztheile Waren auf einigen Punkten recht deutlich aufgeschlossen. Kleinere dergleichen Uebersprünge sind auch in Niederschlesien w i e z. B. auf der Weifsig Grube vorgek o m m e n ; doch ist es unverkennbar, dafs auch hierbei die widersinnige L a g e der Kluft ungewöhnlicher ist, als eitle rechtfallende. 131. Bei dem Vorkommen eines, durch einen spieseckigen Uebersprung verworfenen Flötzes, welches gauz s e i g e r stände, fielen natürlich die, unter A' und ß gemachten Abtheilungen w e g ; es würde hierbei keine Art von Deckung und keine querschlägige Verbindung der Flötztheile möglich sein, weshalb ein solches Verhalten unter den, A, c (.§. 129.) begriffenen Fall zu stellen sein dürfte. S e c h s t e s
Von
K a p i t e l .
den S e i g e r S p r i i ngen.
132. Bei dem senkrechten Stande einer Sprungkluft verhält sich dieselbe gegen beide, durch sie getrennten Flötztheile, ganz gleich; es kann dieser oder jener der tiefere oder höhere sein. A l l g e m e i n e E i g e n s c h a f t e n eines Seigersprunges sind: o ) Deckung nach dem Loth ist unmöglich, denn dieses liegt in der Kluftebene und tangirt nur beide Flötztheile, b ) Bei geneigtem Flöfz liegt jedesmal das Dach des
67 tieferen Theiles nach Maasgabe der Sprunghöhe mehr oder weniger vor der Suhle des anderen. c) Die Schnittlinien inügeo daher mit der Streichlinie der Kluft parallel, oder gegen dieselbe geneigt sein, immer inufs hier diejenige des tieferen Flötztheiles vor der Sohle des anderen liegen. d) Bei dein etwaigen Vorkommen eines seigeren Flützes, würde dieses durch einen solchen Sprung keine Seiten Verschiebung erleiden, sondern von der Kluft durchkreutzt werden, und zwar wenn dieselbe querschlägig — rechtwinklig ist, wenn sie aber spieseckig — schiefen Winkel. B e s o n d e r e U n t e r s c h i e d e können i m wesentlichsten nur nach dem Verhallen des Perpendikels gemacht werden. W i r wählen jedoch wieder die Eiotheilung nach der Lage der Kluft gegen das Flötz, es kommt aber natürlich hier nur deren Streichlinie ia Betracht. I.
Streichende
Seigersprünge.
133. Diese lassen sich abtheilen nach den W i n keln der Flötztheile mit der Kluftebene (zwischen den Schnittlinien) indem dieselben entweder, s p i t z , s t u m p f oder r e c h t e sein können, 1 ) s p i t z ( F i g . 6 3 . ) wobei o ) Deckung nach dem Perpendikel. b) Der nach dem ausgehenden liegenden Flötztheil der tiefere und c) Es sind beide Theile durch eine rein querschlägige Jjinie zu verbinden, welche nach Maafsgabe der Tonnlage des Flötzes langer oder kürzer als die Sprunghöhe sein kanu. 2 ) s t u m p f (Fig« 6 4 , ) dann hat man a) keine Deckung. b ) der zu here, und
Tage
ausgehende
Flölzlheit ist der hö-
5*
68 c ) mit dem anderen durch keine söhlige Linie zu •verbinden. 3 ) Dafs die Winkel der Ebenen r e c h t e sind (Fig. 65.) kann nur ein horizontal gelagertes Flötz betreffen, bei welchem jede Kluft als eine streichende anzusehen ist. Der Perpendikel ist hierbei mit dem Loth identisch und tangirt beide Theile. II. Q u e r s c h l ä g i g e S e i g e r s p r ü n g e . (Fig. 6 6 . ) §. 134. Die Sprungwinkel so wie die W i n k e l der Ebene sind rechte, der Perpendikel fällt in die Kluft, und berührt beide Flötzlheile. Letztere lassen sich durch eine querschlägige Linie verbinden, deren Länge bei 45 Lcht. Neigung des Flötzes der Sprunghöhe gleich, bei geringerer Tonnlage aber gröfser und bei steilerem Fallen des Flötzes kürzer als die Sprunghöhe sein kann. III. S p i e s e k i g e S e i g e r s p r ü n g e . 135. Bei diesen sind die Sprungwinkel, wenn das Flötz nicht seiger, immer spitz ; bei seigerem Flötz aber rechte. Aufserdem hat man hier zwei Fälle zu unterscheiden: 1) M i t D e a k u n g n a c h d e m P e r p e n d i k e l (Fig. 67.) indem sowohl die Streichlinie als die Ebene spitze Winkel bilden, und beide Flötztheile durch eiue rein querschlägige Linie zu verbinden sind. 2 ) o h n e d e r g l e i c h e n D e c k u n g , wenn jene W i n k e l stumpf erscheinen (Fig. 68.) Das Mittel zwischen beiden macht die querschlägige Seigerkluft, wo beiderlei Winkel rechte sind. §. 136. Vorkommen der Seigersprünge. W i e schon gesagt, gehört ein ganz senkrechter Stand einer Sprungkluft zu den Seltenheiten, und deswegen mufs es immer als unsicher angesehen werden, ob die vielleicht vor einem einzelnen Orte beobachtete Stellung wirklich der ganzen Kluft eigentümlich, oder ob sie nur eine lokale Abweichung ist. Da dies bei gröfseren
69 Sprüngen Aber grade am unsichersten ¡st, so uehmen wir Ausland dergleichen hier als Beispiele hervorzuheben, und führen nur au, dafs wir kleine Seigersprünge voft 1 — L c h l r . Höbe w o die Erscheinung deutlich zu übersehen war, mit verschiedenem Streichen, auf David, Glückhilf, W e i f s i g , Friedrich Gegentrum angetroffen jedoch nur einen von ihnen, und zwar einen spieseckigen, mit perpendikulärer Deckung, auf der combinirten Abendrötlie zu Kohlau bei Gottesberg. §. 1 3 7 . W o l l t e man aus den Seigersprüngen keiu.e besondere Abtheilung bilden: so dürfte es noch am passendsten sein, dieselben den gewöhnlichen Sprüngen unter zu ordoen, und zwar könnte man die Seigersprünge ohne perpendiculäre Deckung allenfalls zu den recht, und steiler als das Flötz fallenden Sprüngen, die mit dergleichen Deckung aber, zu den widersinnigen Sprüngen ( i m engern S i n n e ) rechnen. S i e b e n t e s Unregelmäfsigkeiten
Kapitel. bei
einem
Sprunge.
138. Den vorangegangenen Betrachtungen lag die Annahme zum Grunde, dafs Kluft und FlötzXheile •wahre Ebenen sind. Da dies in der Natur aber nicht dev Fall i s t : so soll nunmehr untersucht werden, welchen EinfluTs dergleichen Abweichungen auf die Sprung E r scheinung ausüben, und was dabei sonst noch für A n o .rnalien und besondere Verhältnifse vorkommen. — Hierbei halten wir aber immer den Grundsatz, fest, dafs die Entfernung des einen Theiles von dem andern stets nach der Falllinie der Kluft erfolgte, (§. 1 7 . ) indem wir den scheinbaren oder wirklichen Ausnahmen von dieser Ilauptregel ein besonderes Kapitel widmen wollen. A. Vom Einflufs unebener Klüfte. §. 139. Bisher wurde die Kluft für eine Ebene / k angenommen, welche man sich jederzeit aus deren
70 Hauptstreichen and Hauptfallen construiren kann, und nach deren Falllinie die Fortbewegung des einen Stückes statt fand. E s fragt sich jetzt, welchen Einflufs Laben Biegungen einer Kluft auf die Entfernung der Flötztheile in verschiedenem Niveau, oder auf die E n t fernung der Theile eines anderen Flötzes, im Dach oder in der Sohle von jenem? Es leuchtet ein, dafs bei Unebenheilen einer Sprungkluft, die Schnittlinien krumm und meist auch nicht parallel sein werden. Da ein hier nur locales schwächeres oder steileres Fallen nicht die Gesammt-Erscheinung veränderte; so gilt folgender Satz: J e g e r i n g e r an einein e i n z e l n e n F u n k t e die Neigung der K l u f t , desto entfernter liegen daselbst die S c h n i t t l i n i e n , und u m g e k e h r t , je s t e i l e r j e n e , d e s t o n ä h e r d i e s e . (Fig. 69 und 7 0 . ) . Um anschaulich zu machen dafs dieser Satz keineswegs dem oben ( § . 7 5 . ) aufgestellten widerspreche, sondern sich nur auf eine partielle Abweichung beziehe, denke man sich den Sprung nach der zu construirenden mittleren Ebene entstanden, und dann hätten sich erst die Unebenheiten der Kluft eingefunden. Dann bedarf es keines Beweises dafs z. B . eine Hervorragung derselben den vorliegenden Flötztheil eher abschneiden (-verkürzen) also seine Entfernung von dem anderen vergröfsern, und umgekehrt eine Vertiefung die Schnittlinien einander näher lassen mufs. Noch deutlicher wird dies alles, wenn man erwägt dafs bei vorausgesetzter Regelmäfsigkeit der Flötze, deren Theile in einer rein querschlägigen oder seigeren Richtung überall einerlei Entfernung haben müssen, und dafs nur die Verbindungslinien in der Kluft, durch Unebenheiten nnd Wendungen der letzteren im Fallen, Strei-
71 clien oder in Zwischenrichtungen, mehr oder weniger schief, also länger oder kürzer werden können. §. 140. Es k o m m t bisweilen v o r , dai's man an steilen K l ü f t e n auf einzelnen Stellen sogar ein entgegengesetztes Einfallen w a r n i m i n t , und dadurch kann ein Sprung ( i m engern Sinne) welcher zufälligerweise auf einem solchen P u n k t e zuerst angehauen w u r d e , das Ansehen eines Uebersprunges gewinnen, bis ein w e i l e rer Aufschlufs über das wahre Verhalten Licht giebt. 141. Im Allgemeinen pflegen die, den bedeutenderen Sprüngen angehörigen Klüfte gern ebenere Flächen zu zeigen, und w e n n W e n d u n g e n vorkommen, so finden diese m e h r in der Gesammt-Erstreckung als i m Kleinen statt. Dagegen zeigen Sprünge von geringen Höhen oft sehr unregelinäfsige Klüfte. Bei diesen ist auch der Vorwurf der Flötze bisweilen sehr ungleichförmig, ja es k o m m t vor, dafs solcher auf einem und d e m selben Flötze in h ö h e r e m oder tieferein Niveau ganz verschwindet, und öfter noch dafs kleine Sprünge auf einem Flötze ziemlich stark, auf einein anderen darüber oder darunter liegenden aber gar nicht gefunden werden. Solche Verhältnifse werden sich aber nur selten mit der in §. 17. aufgestellten Hauptregel vereiniget» lassen, und w i r begnügen uns daher hier mit der Bemerkung, dafs dabei die K l u f t in eine freilich nicht ganz regehnäfsige Schichtiläche übergehen oder auch gradezu in der Gesteinsmasse aulhören kann. *j §. 142. W e l c h e n Einflufs d i e M ä c h t i g k e i t d e r S p r u n g k l u f t und ein Wechsel derselben auf die E n t fernung der Schnittlinien der Flötztheile a u s ü b t , ist leicht zu übersehen. J e stärker selbige an dieser oder jener Stelle gefunden w i r d , u m desto entfernter liegen daselbst jene Linien, e n t w e d e r bei einem und demselben *)
M e h r h i e r v o n u n t e n im II.
Haupt-Abschnitt.
Flölze oder auch bei den Thailen eines anderen Flötzes u. s. w. Bei der selten bedeutenden Stärke der Klüfte ist jedoch dieser Einflufs gewöhnlich nicht erheblich. W o es aber einmal der Fall sein sollte, hat man, um in die Erscbeioung Regeluiäfsigkeit zu bringen, nur nöthig, Fig. 7 1 . ) zu construiren, eine mittlere Kluftebene {AB sich die Flötztheile bis an diese verlängert und nach der Falllinie verschoben zu denken, 143. Mag es sein, dafs die Entstehung des K l u f t r a u m e s vielleicht nicht blofs so zu erklären ist, dals die Wände allein ihm die Masse hergeben, sondern dafs auch zugleich ein Auseindertreten dieser W ä n d e durch Seitenbewegung oder Volumen Verminderung statt f a n d : man braucht deswegen beiderlei Bewegungs-Richtungen ( d e r Verschiebung nach der Falllinie und des Auseinandertretens) nicht zu trennen, sondern kann, blofse Scheidungsklüfte ausschliefsend ( § . 1 6 . ) immer dabei stehen bleiben, den Sprung als nach der obigen mittleren Ebenen erfolgt zu betrachten. Das einzige unregelmäfsige der Erscheinung liegt dann nur darin, dafs von den Flötztheilen hin und wieder an den Abschnittspunkten kleine Stücke fehlen. W i r verkennen nicht, dafs die mittlere Richtung einer solchen aus zweien zusammengesetzten Bewegung, (die Richtung einer, zwei correspondirende Funkte in den Schnittlinien verbindenden L i n i e ) streng genommen nicht der mittleren Kluftebene entsprechen kann. Aber einerseits ist zur Bestimmung der Richtung jener Seitenbewegung, welche die Kluft geöffnet, weder in der Theorie noch in der Erfahrung irgend ein sicheres Anhalten zu finden, und anderseits erscheint dieselbe hier der a b - oder aufwärts gegangenen Bewegung fast ganz untergeordnet. E s dürfte daher nicht nur verzeihlich, sondern sogar rathsaia sein, die erstere ohnehin nicht ge-
73 nau bestimmbare Bewegungs-Richtung lieber ganz aufser Acht zu lassen. B. V o m E i n f l u f s u n g l e i c h e r F l ö t z l a g e n . §. 144. V e r s c h i e d e n e s F a l l e n d e r F l ö t z t h e i l e . E s ist eine nicht eben seltene Erscheinung, dafs Fiötze in verschiedenen Teufen unter Tage, Unterschiede in der Tonnlage zeigen *). Kam nun an solchen Funkten durch einen Sprnng ein-Gebirgsstück gegen ein anderes tiel'er zu liegen: so mufs natürlich: in e i n e m u n d d e m s e l b e n N i v e a u d a s E i n f a l len e i n e s F l ö t z e s h i n t e r d e r S p r u n g k l u f t a n ders sein, als vor derselben. Unmittelbar folgt hieraus: dafs unter solchen Umständen die Schnittl i n i e n n i c h t p a r a l l e l , a l s o in v e r s c h i e d e nen T e u f e n die h o r i z o n t a l e E n t f e r n u n g der F l ö t z t h e i l e nicht g l e i c h sein kann. M. s. Fig. 7 2 . , io welcher zu mehrerer Anschaulichkeit die Unterschiede recht bedeutend angenommen sind. Bei einem spieseckigen Sprunge mit recht und schwächer als das Flötz fallender Kluft ( § . 112.) kann man sich es sogar als möglich denken, dafs bei sehr starker Zunahme der Tonnlage des Flötzes, in der Teufe eine Kreutzung der Schnittlinie eintritt (Fig. 73.). Es wäre dies eine Verbindung der beiden Fälle (§. 110. u. 112.) bei einem und demselben Sprunge. — Auch bei einem streichenden rechtfallenden Sprunge ist eine solche Vereinigung der in 99. und 101. geschilderten Erscheinungen denkbar (Fig. 7 4 . ) . So etwas dürfte aber wobl in der Wirklickeit nicht leicht vorkommen. *)
A u f K ö n i g s g r u b e z. B . zeigt d a s H e i n z m a n n - F l ö t z a m A u s g e h e n d e n o b e r h a l b R e i l - S c h a c h t k a u m 3 bis 4 G r a d Neig u n g , wogegen es i n s E i n f a l l e n d e u n t e r m e h r als 8 G r a d t n einschiei'st. Auf R u d o l p h - G r u b e i m Glatziscben ist es der u m g e k e h r t e F a l l u. dgi, in.
74 1 4 5 . W i r schliefen hier die Betrachtung des Verwurfes eines sattel- oder muldenförmig a b g e l a g e r t e n F l Titz e s mit a n , indem wir denselben durch Fig 7 5 . und 76. anschaulich zu machen suchen. Die söhligen Querschnitte solcher Vorkommnisse ergeb e n , dafs in einein und demselben Niveau im'tieferen Gebirgsstücke die Mulde breiter erscheint, wogegen ein Sattel schmäler ausfällt, und umgekehrt im höheren G e birgsstücke. Beispiele hierzu lieferten im Waldenburger Revier die Baue auf den Gruben comb. Abendrölhe und Bergrecht. Der Sattel der Flötze auf der Königin Louise Grube in Oberschlesien wird aber aber durch einen 4 bis 8 Lachter hohen Sprung grade in der Richtung sein e r K a n t e durchschnitten ( § . 1 6 5 . ) . §. 146. Uin alle F ä l l e , in welchen, als Folge einer angleichen Flölzlage, die Schnittlinien krumm erscheinen, richtig zu beurtheilen, ist es am einfachsten, dafs man «rst die Lage und Richtung der einen Schnittlinie] auf dem Liegenden der Kluft verzeichne, dann aus allen Wendepunkten derselben in der Falllinie der Kluft L i nien zieht, diesen die Länge der Sprunghöhe giebt, und durch die Endpunkte dieser Linien die zweite Schnittlinie legt. V o n solchen Fällen aber, w o diese Linien nicht überall gleich weit entfernt sind; sondern wo der eine Flötztheil in eine von der des anderen verschiedene L a g e gekommen ist, wird erst weiter unten die Rede sein. 147. V e r s c h i e d e n e S t ä r k e d e r G e s t e i n s m i t t e l z w i s c h e n F l ö t z e n h i n t e r und v o r e i n e m Sprunge. Man kann ziemlich oft die Beobachtung machen, dafs das, zwei Flötze trennende, Gesteinsinittel nicht mir im Fortstreichen, sondern auch, was hier vorzugsweise zu berücksichtigen ist, in verschiedenen T i e f e n , Unterschiede in der Mächtigkeit zeigt. Eine E r scheinung, welche mit der abweichenden Lage e i n e s
70 FJötzes gegen ein a n d e r e s , im Dache oder in dessen S o h l e , zusammenhängt. Hieraus wird es erklärlich, dafs hinter einem mächtigen Sprunge in einem und demselben Niveau das Mittel zwischen den Theilen zweier Flötze öfters stärker oder schwächer zu finden i s t , als es z w i schen den correspODdirenden Theilen vor dem S p r u n g e w a r , also a u c h : dafs die horizontale Entfernung der T h e i l e bei dem einen Fiötz gröfser oder geringer, als hei dem andern seyn mufs. N i m m t die S t ä r k e des Mittels ins Einfallende zü, so mufs das obere Flötz schwächer fallen als das darunter liegende; vermindert sich dieselbe aber nach der T e u f e , so hat jenes Flötz eine steilere Unterlage als dieses. J e steiler aber ein Flötz f ä l l t , um desto geringer ist gemeiniglich die söhlige Entfernung seiner durch einen Sprung verworfenen T h e i l e , und umgekehrt desto gröfser, j e schwächer die Neigung des Flötzes ist (§. 74.). 148. E s dürfte einleuchten, dafs die vorstehenden Betrachtungen ( d e s §. 144. bis 1 4 7 . ) nur von nicht streichenden Sprüngen gelten k ö n n e n , da von der söhligen Entfernung der Schnittlinien die R e d e w a r , diese aber bei streichenden Sprüngen durch gar keine söhlige L i n i e zu verbinden sind. Bei letzteren Sprüngen mufs man die Neigung des Flötzes oder das Mittel zwischen 2 Flötzen zunächst unter der K l u f t eben so finden, als dicht vor derselben, w i e . dies auch bei nicht streichenden Sprüngen der Fall ist, wenn man die Verbindung z w i schen den zusammengehörigen Theilen in der Richtung der Falllinie der K l u f t herstellt. W o aber bei streichenden Sprüngen die Flötztheile durch eine rein querschlägige L i n i e zu verbinden sind, wird, durch ein Abnehmen der Tonnlage des Flötzes ins Einfallende, der Q u e r s c h l a g um so länger w e r d e n , je tiefer man denselben a n s e t z t , und umgekehrt bei ab-
76 w ä r t s wachsendem F a l l w i n k e l , desto k ü r z e r , in je tietieferetn Niveau man ihn treibt. Fig. 77. und 78. Beim Schwäcberwerden eines Gesteinsmittels ins Einfallende liegt das obere Flötz steiler; ein seine Theile verbindender Querschlag wird daher kürzer ausfallen, als zwischen den Theilen des untern F l ö l z e s ; und u m g e k e h r t , wenn das Zwischenmittel ins Einfallende stärk e r w i r d , w e i l dann das obere Flötz eine flachere Lage haben mufs. (Fig. 79. und 8 0 . ) C. B e s o n d e r e E i g e n s c h a f t e n d e r F l ö t z l h e i l e an einer S p i u n g k l u f t . 149. Häufig findet man ein Steinkohlenflöz an der Berührung mit der Sprungkluft, bisweilen sogar auf einige Lachter, sehr kurzklüftig und wenig zusammenhaltend, auch seines Brennstoffs zum Theil beraubt, also w e n n nicht ganz taub, doch gewöhnlich sehr verschlechtert. Ein solches Verhalten zeigen meist beide Flölztheile in gleichem Grade. Oft sieht man ai\ solchen Stellen in der Kohle sehr vielen Schwefelkies in dünnen Platten, in Drusen, eingesprengt etc. An manchen Sprung - Abschnitten erscheint aber auch wieder die Kohle ganz unverändert, und völlig frisch, so w i e ohne jene Einmengung von Schwefelkies. §. 150. W e n n z w e i Theile eines Flötzes auf s5hligem W e g e in der Sprungkluft aufgeschlossen s i n d : so findet man den einen zuweilen mächtiger oder s c h w ä cher als den anderen, auch mit unter dessen Dach oder S o h l e , oder beide, ganz verändert. Alles dies beruht aber gewöhnlich nur darauf, dafs dergleichen Unterschiede im Einfallen oder Fortstreichen obwalteten, und durch den Sprung hernach neben einander in einem Niv e a u zu liegen gekommen sind. §. 151. B i e g u n g d e r F l ö t z t h e i l e a n d e r S p r u n g k l u f t . — Eine merkwürdige uud für den Bergmann wichtige Erscheinung ist folgende:
77 jeder Tlieil eines durch einen Sprung v e r w o r f e n e n F l ö t z e s i s t an der S t e l l e der A b s c h n e i d u n g oft nach d e r R i c h t u n g hin gebo» g e n , n a c h w e l c h e r der a n d e r e F l ö t z t h e i l liegt. Bisweilen beginnt diese Biegung schon mehrere Lachter vor der Sprungkluft, wie unter anderen sehr ausgezeichrnet an dem 3° mächtigen Flölz der Caroline-Grube io Oberschlesien vor dem südöstlichen Sprunge und am Starken Flötz der Glückhilf - Grube -vor dem grofsen Sprunge x (Taf. V I . ) zu beobachten ist. An solchen Tunkten trifft man auch gewöhnlich eine recht schlechte Kohle. Anderwärts zeigen sich nur schwache Biegung e n , oft erst im letzten Lachter, oder in noch kürzerer Entfernung, vor der Kluft. Ferner kommt es v o r , dafs dergleichen Krümmungen nicht das ganze Flötz betreffen, sondern man bemerkt bei dem einen Flötztheil in das Dach, bei dem andern in die Sohle hinein, nur eins Art von H a k e n , der sich in die Kluft hinein auskeilt. •— Interessant war es zu sehen, wie sich auf der K ö nigin Louise Grube das 2 Lachter mächtige Heinitz-Flötz in die Kluft eines etwa 7 Lachter hohen Sprunges in ansehnlicher Stärke hinein und heraufzog, und sich dadurch mit seinem anderen höheren Theile in Verbindung setzte. Manchmal bleiben zwar die Flächen des Daches und der Sohle bis an die Sprungkluft ganz eben, und es fin-. det also keine Krümmung der ganzen Flötztheile statt; allein in ihnen selbst bemerkt man dann, dafs sich die, der Schichtung entsprechenden Schlechten, an der Stella des Abschnitts a u f - oder abwärts neigen, und dies ist besonders da sehr scharf marquirt, w o ein Bergmittel im Flötz liegt, welches nach besagter Richtung gebogen erscheint. Das Vorhandensein der beschriebenen Biegungen
78 {¿¡tat sich, da sie zuweilen auch ganz veruifst werden, zwar nicht als allgemein gültige Regel aufstellen, allein bei aufmerksamer Beobachtung sieht man dieselben sehr oft, und nicht nur bei den gewöhnlichen Sprüngen, sondern auch bei den meisten Ueber- und Seigersprüngen, wo sie dann als Wegweiser zur Ausrichtung des verworfenen Flötztheiles, dem Bergmann ganz besonders Willkommen sind; §. 152. W e n n dergleichen Krümmungen das gaüze Flölz betreffen oder wohl gar schon mehrere Lachter vor dem Abschnitt bemerkbar w e r d e n : so ist von selbst k l a r , dafs dabei die a u f - und unterliegenden Gesteinsschichten zugleich mit gebogen sein müssen. Ob aber diese auch in gröfserer Entfernung vom Flötz an den Biegungen Theil nehmen, bedarf noch einer weiteren Untersuchung. Es steht jedoch wohl zu vermuthen, dal», je dünner die Flölzlagen und je milder deren Masse, dieselben meist eben so gut gekrümmt sein mögen als die Kohlenüötze, wogegen dies in den festen dickbänkigen Sandsteinen viel seltener und in den groben Couglomeraien vielleicht gar nicht statt finden dürfte. Hier und da haben wir in der Sprungkluft, in der Nähe von Kolilenflötzen, die Schichten milden Schieferthones sehr ausgezeichnet gebogen, anderwärts aber nichts dergleichen gesehen. §' 153. Kaum ist es nothwendig erst anzuführen, rwie man die in Rede stehende Abweichung von der .gleichen Lage der Flölzbänke, auf das regelmäßige A n sehen zu reduciren hat. Ganz einfach kann man sich die Flölzbänke in ihrer sonstigen ungestörten Lage bis ¡an die Kluft verlängert denken und abnehmen, wie Jweit die Wirkung der Biegung gegangen ist. Häufig •wird man dann beobachten, wie bei einem und demselben Sprunge hierin mancherlei locale Verschiedenheit obwal-
tet. Die Gröfse dieser Biegung imifs übrigens zweifelsohne der Höhe des Sprunges mit zugerechnet -werden. §. 154. Da solche Biegungen hiernach fnit der ganzen Sprung-Erscheinung in enger Beziehung stehen, so ist es w i c h t i g , daran noch eiuige Bemerkungen anzuschließen, w e n n w i r auch voraussehen, dafs wir dabei sogar die Grenze dessen, w a s wirklich noch Sprung genannt werden k a n n , überschreiten müssen. Unverkennbar sieht man in jenen Krümmungen den W i d e r s t a n d , welchen die Masse dem Z e r r e i ß e n , also der Sprungbildung entgegensetzte. Man kann nun als sehr wahrscheinlich annehmen, dafs die Kraft, die einen Sprung hervorzubringen strebte, bisweilen nicht stark genug w a r , um einen solchen Widerstand ganz zu überwinden. An dem Abschnittspunkte eiues Flütztheiles läfst sich nicht selten beobachten, w i e sich die Kohle in einer bald sanften, bald schärferen Krümmung in die .Sprungkluft hineinzieht. Der Bergmann nennt diese Art von Fortsetzung des Flötzes den B e s t e g desselben. Bei schwachen Flützen kommt es auch vor, dafs rundum bis zu Ende der Heitzvorrichtung aufgeführt, welcher zugleich auch die Arbeiter beim Aufgeben gegen die Hitze schützt. — Das Aufgeben geschieht durch das 15 Zoll hohe Fahrloch ( F i g . 3. /?). Das Auseinandergehen des Mantels wird durch mehrere umgelegte eiserne Reifen und Schienen verhindert. Der hier beschriebene Apparat hat folgendes G e w i c h t :
2 2 21 3 1
Ringe . . . . . . v e r s c h i e d e n e 15 o h r s t ü c k e Stützen Fufiplatte
1 0 C l r . 3 9 Tfd. 13 58 1 - 104 2 58 -
2 8 Ctr. 3 9 P f d . und k o s t e t , o h n e d a s G u f s w e r k , an B e a r b e i t u n g « - und Aut'stellkostefu e t w a 5 0 T h a l e r . T h e i l s d e r örtlichen V e r h ä l t n i s s e w e g e n , t h e i l s w e i l m a n bei A n w e n d u n g e r h i t z t e r Gebläseluft e i n e g e r i n g e r e S c h a c h t h ö h e a n w e n d e n zu k ö n n e n g l a u b t e , e r h i e l t d e r z u m V e r s u c h a n g e w a n d t e K u p o l o f e n e i n e n v o n der H e e r d s o h l e 5 Puls 11 Zoll h o h e n , in der Gicht 1 Fui's 6 Z o l l , und u n t e r der F o r i n i n d e r V o r b a e r d h ö h e 1 F u f s 8 Zoll w e i t e n S c h a c h t . D i e F o r i n liegt 1 5 | Zoll hoch v o m H e e r d e e n t f e r n t , u n d ist, so w i e die D ü s e , k r e i s r u n d u n d 2 § Z o l l w e i t . S o l l der Ol'en in B e t r i e b g e s e t z t w e r d e n , so b e k o m m t , s o b a l d der H e e r d g e s c h l o s s e n i s t , die O e f f n u n g y ( F i g . 2 . und F i g . 1. a ) noch e i n e m i t L e h m b e s c h l a gene Abflufsrinne, wobei das Stichloch gebildet und das Weitere verschmiert wird. U e b r i g e n s ist der Ofen a u f d i e g e w ö h n l i c h e A r t u n d eben so w i e bei k a l t e m W i n d e b e h a n d e l t w o r d e n ; n u r b e m e r k e i c h n o c h , dafs d i e beitn B e t r i e b e m i t h e i f s e r L u f t a n g e w e n d e t e D ü s e 2 Zoll i m D u r c h m e s s e r , m i t h i n 3 , 1 4 Quadratzoll iin Querschnitt hat. Das Gebläse l i e ferte b e i m e r s t e n A n b l a s e n nach d e m W e c h s e l 6 5 5 C u b i k f u f s W i n d von a t m o s p h ä r i s c h e r D i c h t i g k e i t , w e l c h e r z u n ä c h s t bei d e r F o r i n 2 0 $ L i n i e n F r e s s u n g ( H ö h e d e r Q u e c k s i l b e r s ä u l e ) zeigte. Hiernach hätte der Ofen nur e t w a 5 4 0 C u b i k f u f s W i n d e r h a l t e n , und d a s F e h l e n d e mufs d e m V e r l u s t e in der alten nicht gut gedichteten W i n d l e i t u n g zugeschrieben werden. N a c h d e m d i e T e m p e r a t u r d e s W i n d e s bis - f - 2 0 0 ° R e a u i n u r g e s t i e g e n w a r , w u r d e b e i m G e b l ä s e g a n g ein gröfserer W i d e r s t a n d b e m e r k b a r , u n d d i e F r e s s u n g a n der F o r m h a t t e sich bis zu 2 1 | L i n i e n o d e r = 2 9 , 9 Loth auf den Quadratzoll erhöhet. Die Temperatur des W i n d e s stieg während der Arbeit f o l g e o d e r g e s t a l t : ( T e m p e r a t u r im Freien 15° R . ) 1 5 M i n u t e n nach d e m A n b l a s e n z e i g t e d a s T h e r m o m e ter a n d e r F o r m + 60° K.
224 60 Ii 2 3
Minuten nach dem Anblasen . Stunden Stunden . Stunden -
.
.
.
.
.
.
-f-f+ +
130° 160° 180° 230°
R. R. R. R.
Ueber diesen Hitzgrad hinaus ist man nicht gekomm e n , hofft ihn aber demnächst zu übersteigen, sobald der Apparat — w i e es die Absicht ist — der Gicht näher gerückt, und mit z w e i gegen einander über stehenden Formen vorgerichtet seyn wird. W a s den Betrieb bei heilser Luft und die dabei erlangtenResultate betrifft, so hat man schon in einer ¿ w ö chigen Betriebsdauer die Ueberzeugung erhalten, dafs das im Hohoi'en bei heifsem W i n d e gaar erzeugte Bruchund Abfall-Eisen sich mit gröfserm Vortheile im K u polfen verarbeiten läfst, als das bei der B e t r i e b s - E i n richtung'mit kaltem W i n d e ; ferner, dafs dem Brucheisen unmittelbar vorm Hohofen der dritte Theil bis zur Hälfte Wascheisen zugesetzt werden k a n n , ohne die Güte der Gufswaaren zu gefährden, w a s früher bei k a l tem W i n d e nie zu erreichen w a r , ohne dafs das Eisen matt wurde, und endlich dafs das schon vom KupolofenBetrieb gefallene, folglich bereits umgeschmolzene Brucheisen etc. ebenfalls zum zweiten M a l e i m Kupolofen mit günstigem Erfolg durchgesetzt werden kann. Es ist z w a r auch versucht worden, Wascheisen für sich allein durchzuschinelzen und dasselbe namentlich zu stärkeren Maschinenstücken anzuwenden, allein dies hat doch nicht ganz gelingen wollen. Das dargestellte Eisen w a r z w a r gaar und von [dichtem Korn, jedoch hin und wieder etwas porös, und behielt auch nicht lange Hitze. Die Giefskellen erhielten mehr Ansatz, so w i e sich dies Eisen überhaupt etwas matter zu erkennen gab. Hoffentlich wird aber auch dieser Mangelhaftigkeit abgeholfen w e r d e n , sobald erst die Vorrichtungen zur A n w e n dung von z w e i Formen werden getroffen seyn. Hinsichtlich des Eisensatzes ist noch zu bemerken, daTs man es für zweckmäfsig gehalten h a t , in dem F a l l , wenn nur allein Brucheisen umgeschmolzen w a r d , e i n f a c h e Koaks-Gichten, beim Verarbeiten von Bruchund Wascheisen aber d o p p e l t e Koakssälze anzuwend e n , weil das Wascheisen zu leicht durchrollt, bei einem stärkern Kohlen - Quantum aber mehr zurückgehalten wird.
225 Die A r b e i t e n i m H e e r d e bei der Anwendung des erhitzten W i n d e s sind leichter w i e früher, der Vorheerd e r w ä r m t sich schneller, und w e i l sich das Eisen w e i t Litziger w i e bei k a l t e m W i n d e v e r h ä l t , so entstehen auch nicht leicht S c h l a c k e n - oder E i s e n - A n s ä t z e auf dem H e e r d e oder an den W ä n d e n . Die S c h l a c k e ist hitziger w i e f r ü h e r , steigt schnell i m Heerde empor und lliefst ununterbrochen ab. Die Gichtllamine ist lebhaft, von gelber Farbe, t h e i l w e i s e sich ins Grünliche ziehend. Durch die Form beobachtet, zeigt sich das S c h m e l zen buchst h i t z i g , die Eisentropfeo rollen ununterbrochen h e r u n t e r , es verbreitet sich ein durchdringender L i c h t g l a n z , eine V e r s e t z u n g der Form durch Schlacken findet durchaus nicht statt, und rohe oder halbgeschinolzene Eisenstücke w a r e n bei heifsem W i n d e n i e w a r zunehmen. Das erzeugte Eisen auf d e m Bruch ist e t w a s f e i n k ö r n i g e r als das vom Hohoien, im Ganzen in allen T h e i len grau und d i c h t , höchst selten an den Kanten h a l birt, und auch von ziemlicher F e s t i g k e i t , w e n n nicht ein zu niedriger S a t z g e f ü h r t w u r d e , also der Gang zu gaar w a r . Stäbe, a u s d e m schon i m Kupolofen u m g e s c h m o l z e nen und a b e r m a l s w i e d e r eingeschmolzenen Brucheisen, abgegossen und u n t e r der M a s c h i n e z e r r i s s e n , hielten auf den Quadratzoll eine Belastung von 1 4 6 5 0 Pfunden, w o g e g e n a n d e r e a u s der Hälfte Brucheisen mit der Hälfte W a s c h e i s e n d a r g e s t e l l t , bei einer Belastung v o a 1 7 9 8 0 Pfunden auf den Q u a d r a t z o l l , zerrissen. Dieser V e r s u c h g e w ä h r t jedoch nur ein ungefähres Anhalten, indem es hauptsächlich auf den Grad der Gaare des E i sens a n k o m m t , w e l c h e s zu den Stäben v e r w e n d e t wurde. W e i l das Eisen hitziger w i e früher i s t , so hat sich die auffallende Erscheinung eines stärkern S c h w i n d e n s ergeben. — G e w ö h n l i c h reicht man a u s , w e n n bei der Anfertigung der Modelle berücksichtigt w i r d , auf einen Fufs L ä n g e ein S c h w i n d e m a a f s von i Z o l l , oder von ( n ä m l i c h 0 , 1 2 5 Zoll auf 12 Zoll L ä n g e ) zu g e b e n ; inan hat auf der S a y n e r - H ü l t e jedoch d i e Erfahrung g e m a c h t , dafs bei d e m m i t lieiiser L u f t geschmolzenen Kupolofeneisen mit einer S c h w i n d u n g von nicht a u s Karsten Archiv. I X . Bd. I . H.
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226 zureichen ist, vielmehr wechselt die Schwindung (je nach» dem das Eisen mehr oder weuiger hitzig und die Slürke mehr oder weniger stark w a r e n ) zwischen 0,153 bis 0,145 Zoll auf den Fufs Länge. Ist der Apparat eine ganze W o c h e hindurch itn Gebrauch g e w e s e n , so beschlägt sich derselbe flockenartig, auch bildet sich viel Glühspan, wodurch die Temperatur des W i n d e s herabsinkt, und dann kaum -f- 200° R. erreicht. Gut ist es daher, wenn die Vorrichtung von diesem flockigen Beschlag recht oft befreit wird, obwohl, soweit bis jetzt die Erfahrungen reichen, 10 — 20 Grad W ä r m e mehr oder weniger nicht sonderlich am Erfolge bemerkbar sind. Auf mehreren Eisenhütten will man beim Betriebe mit heifscr L u f t , sowohl bei den Hohöfen als bei den Kupolöfen, wargenommen h a b e n , dafs der Gichtengang sich gegen den Betrieb bei kaltem W i n d s vermindert hat. Die auf der Sayner Hütte gemachten Erfahrungen stimmen hiermit bei beiden Oefen durchaus nicht übere i n ; der Gichtengang hat eher z u - als abgenommen. Das Schmelzen geht an und für sich rascher, und wenn in an früher bei kaltem W i n d e zum Einschmelzen von 2 0 0 0 Pfund Eisen 3 bis 3£ Stunden Zeit bedurfte, so wird ein gleiches Quantum jetzt in 1£ Stunden durchgeschmolzen. Während einer Betriebszeit von 2 8 Tagen sind 2008 Gichten durchgesetzt worden, folglich täglich im Durchschnitt 71,7 Gichten, wobei zu bemerken ist, dafs die wirkliche Schinelzzeit nicht über 5 | Stunden für einen Tag anzunehmen ist. In eben diesem Zeiträume von 28 Tagen wurden 1917 Cir. 58 Pfd. Eisen utngeschmolzen, folglich täglich (oder in 5 J Stunden) 68 Ctr. 53 Pfd. — Dafs der Schacht und der Heerd stärk e r als bei kaltem W i n d e angegriffen wurden, hat qian nicht bemerken können; die Ofenschächte haben gleich lange Dauer w i e früher gezeigt. Nur scheint es, dafs die Abnutzung des Schachtes hauptsächlich nahe über der Form statt findet, sich aber nicht in dein Maafse hoch erstreckt, als bei kaltem W i n d e , wobei auch der obere Schach ttheil mehr leidet. In 5 Wochen oder in 28 Tagen sind in 2008 besetzten Gichten bei heifsem W i n d e durchgesetzt worden:
227 1302 Ctr. 3 0 Pfd. Brucheisen, 615 - 2 8 Wascheisen, 1917 Ctr. 58 Pfd. Dazu waren erforderlich: a ) an Koaks 691 Clr. 82 Pfd., b) an Kalkstein 6 S ' Tonnen = 46,22 Cubikfufs. Erzeugt wurden: a ) Gufswaaren 987 Ctr. 6 Pfd. b) brucheisen 645 - 104 1633 Ctr. — Pfd. Hieraus ergeben sich folgende Betriebs-Resultate: 1 ) Zum Utnscbinelzen von 100 Pfd. Bruch- und Wascheisen waren erforderlich: a) an Koaks = 36,07 Pfd. oder pro Ctr. 39,67 Pfd. b) an Kalkstein = 0,0003 Tonne = 37,86 CubikzoII oder pro Ctr. 41,64 CubikzoII. 2 ) 100 Pfd. eingeschmolzenes Eisen haben gegeben: a ) Gufswaaren . . . . . . . 51,52 Procent, b) Brucheisen 33,68 85,20 Procent, mithin Eisenverlust 14,80 1ÖÖ Procent. 3 ) Unter dem Ausgebrachten befanden sich: a) Gufswaaren 60,04 Procent, b) Brucheisen 39,96 100 Procent. Bei den einzelnen Versuch-Schmelzen ergab sich femer, dafs wenn Brucheisen für sich allein verschmolzen wurde, dabei nur ein Abgang von 10,67 Procent statt hatte; dagegen konnte das Wascheisen für sich allein nicht unter 25 Procent verarbeitet werden. An dem grofsen Abgange des letztern ist hauptsächlich die darin mit enthaltene Hohofenschlacke Veranlassung, welche sich beim Verpochen und Waschen desselben nicht ganz entfernen läfst. Wäre das Wascheisen ganz schlackenfrei, so würde der Abgang muthmafslich 12 Procent nicht übersteigen. Die Entscheidung, ob ein greiseres oder geringeres Windquantum, weitere oder engere Düsen, auf die Resultate vortheilhaft einwirken, mufs künftigen Versuchen vorbehalten bleiben.
15 *
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2. Heber das in Schemnitz eingeführte zu Bernaul übüche Verfahren bei der Reduktion der Glätte. Von
H e r r n A . v. H ö v e l .
W e i l bei d e m N i e d e r u n g a r i s c h e n - E n t s i l b e r n n g s v e r f a h r e n nur regulinisches Blei a n g e w e n d e t w i r d , nnd überdies n u r w e n i g G l ä t t e als K a u f g l ä l t e in den H a n d e l gebracht w e r d e n k a n n , so inufs fast alle Glätte, so w i e a u c h der Heerd, reducirt w e r d e n . D i e s e R e d u c l i o n w i r d z u m T h e i l durch das g e w ö h n l i c h e Glatt- u n d H e e r d Fi'ischen im K r u m m o f e n v o r g e n o m m e n ; z u m T h e i l geschieht sie nach der sogenannten russischen M e t h o d e unmittelbar beim T r e i b e n , indem die aus der Glättgasse abiliessende Glätte auf g l ü h e n d e K o h l e n geleitet und o h n e A n w e n d u n g eines Gebläses reducirt w i r d . D a s Glättfrischen im K r u m m o f e n wird g e g e n w ä r t i g n u r noch zur R e d u c l i o n des H e e r d e s und der zufällig bei der russischen R e d u c t i o n s - M e t h o d e w ä h r e n d des T r e i b e n s f a l l e n d e n Glätte in A n w e n d u n g gebracht. Auf e i n e m Z u m a c h e n w e r d e n 9 0 0 — 1 0 0 0 C e n l n e r Glätte u n d H e e r d ( u n g e f ä h r -§ Glätte u n d •§ H e e r d ) mit einem Z u s a t z von Schlacken d u r c h g e s c h m o l z e n . Aufgebracht •werden in der 12stiindigen Schicht 7 8 — 8 0 Centner Glätte u n d H e e r d , u n d auf 1 0 0 C e n t n e r G l ä t t e u n d H e e r d 7 8 § Maals ( 1 M . = 6 K u b i k f u f s W i e n e r ) K o h len verbraucht. Die sogenannte russische GlältreductioDsmethode bes t e h t in F o l g e n d e m : D i e K o h l e n , durch w e l c h e die a u s d e m T r e i b o f e n abllielsende G l ä t t e reducirt w i r d , befinden sich in e i n e m k l e i n e n 4eckigeu auf der I i ü t t e n s o h l e stehenden O f e n , der u n t e r der Glätlgasse des T r e i b h e e r d e s so angebracht ist, dafs die aus der Glättgasse abfliefsende Glätte ungefähr auf die M i t t e der in d e m O f e n befindlichen K o h l e n h i n a b r i n n t , i n d e m der obere T h e i l d e r 3 Fufs h o h e n U m f a s s u n g s m a u e r des
229 Treibheerdes .fi Zoll über demselben hervorragt. Der Ofen ist 2' preui'sisch, liocli, und besteht aus vier, starken Platten, von denen die beiden Seiteuplalten, a und b (Tai'. X Fig. 6 iin Grundrifs und F i g . 7 in der Seitenansicht) so w i e die Vorderplatte c (Fig. 6) senkrecht stehen, die R ü r k p l a t t e d (Fig. 6 und 7) aber nach Anisen geneigt i s t , so dafs der Ofen unten verengt wird. D i e T i e f e des Ofens ist pben V T J " preufs., unten auf der Hüttensohle dagegen nur V Seine W e i t e beträgt hinten an der U m f a s s u n g s m a u e r des Heerdes und vorne 1 1 " . D i e beiden Seitenplatten a and b sind, w i e aus F i g . 6 und 7 hervorgeht, in der U m f a s s u n g s m a u e r des Treibofens befestigt, und mit drei viereckigen 2 " im Q u a d r a t grofsen Oeffnungen versehen, welche zuin S c h ü ren und als Luftlöcher dienen. Aehnliche OeiFuungen befinden sich an der Vorderplatte c. Letztere wird an die Seitenplatten angeschraubt. E s sind zu diesem Z w e c k e an jeder Seilenplatte 2 Schrauben befestigt, welche durch 4 correspondirende L ö c h e r in der Vorderplatte hindurch g e h e n , und mit Schraubenmuttern versehen sind. E i n e genaue Verbindung der Platte wird durch correspondirende F a l z e , w e l c h e an den Platten angebracht sind, und durch ein Verstreichen der Fugen mit L e h m , hervorgebracht. D i e Vorderplatte kann also ohne grofse M ü h e abgenommen w e r d e n , w a s jedesmal am E n d e der Campagne beim A u s r ä u m e n des Ofens geschieht. D i e Rückplatte cl (Fig. 6 und 7 ) ist an der U m f a s s u n g s m a u e r des Treibofens gelehnt, und die F u g e n an den Seitenplatten sind ebenfalls mit L e h m verschmiert. D i e S o h l e des O f e n s ist aus L e h m gestampft, und hat eine Neigung nach der AbflufsölTnung k (Fig. 7). L e t z tere ist in eine der Seitenplatten, einige Zolle von der Vorderplatte entfernt, dicht auf der Hüttensohle ange-p bracht und dient dem Blei zum Abflufs in den Tiegel h (Fig. 6 ) . D i e H ö h e und W e i l e derselben ist 4 § Zoll. D a s Verfahren bei dem Rfductionsschinelzen ist sehr einfach. Sobald der Abstrich von dem auf dem Treibheerde befindlichen Blei abgezogen i s t , wird der Glättreducir-Ofen mit groben Holzkohlen gefüllt, u n d . letztere werden unten augezündet, so dafs dieselben sobald die Glätte zu lliefsen anfängt durch uud durch rothglühend sind. — D i e Glätte riont nuo bald darauf von der
230 Glättgasse in den Ofen, und wird, indem sie durch die locker liegenden Kohlen hindurch tropft oder rinnt, zu Blei reducirt, welches sogleich durch die Abflußöffnung in den Tiegel abfliefst, aus weichein es in Pfannen ausgeschöpft wird. Der Ofen mufs stets mit glühenden Kohlen gefüllt sein. Es werden deshalb, sobald die Kohlen sinken, indem durch die Zuglöcher ein starker Zug, und mithin ein labhnftes Verbrennen statt findet, neue glühende Kohlen aufgegeben. Eine Hauptbedingung bei diesem einfachen Frocesse ist, dafs die Kohlen im Ofen stets locker und nicht dicht liegen, weil sonst die Glätte nicht durchdringen kann und deshalb ein Verstopfen des Ofens statt findet. Letzteres verhütet man aber durch Anwendung der groben Kohlen und durch ein öfteres Schüren oder Auflockern derselben, welches theils von oben, theils durch die in den Platten befindlichen Oeffnungen mittelst gerader und gebogener eiserner Stäbe geschieht. Wird an der einen oder an der andern Seite der Ofen verstopft, welches besonders dann am leichtesten vorkommt, weon die Glätte sehr stark fliefst, so kann sich letztere nicht in dem Ofen vertheilen, sondern drängt sich nach der einen oder andern Seite desselben, so dafs sie nicht hinlänglich mit den Kohlen in Berührung kommt, und unreducirt mit dem regulinischen Blei ans dem Ofen abfliefst. Diese Glätte wird sogleich von dem Blei getrennt und mit dem Heerd durch das gewöhnliche Frischen reducirt. W i l l man Kaufblei für den Handel haben, so stellt man dasselbe beim Anfange des Treibens dar, und überzeugt sich durch Proben, welche von jedem Ausgusse genommen werden, dafs es nur noch wenig Silber enthalte. Aus 1616 Gent. Werkblei, welche in mehreren Treiben zu Kremnitz abgetrieben wurden und 4162 Mrk. 4 Lth. güldisches Silber enthielten, erhielt m a n : 3873 Mark 1 Loth Blicksilber 1178 Gentner Glättblei 158 — Glätte 320 — Heerd. Der Silberabgang war 46 Mark. Beim Glättreduciren wurden 303 Maats Kohlen verbraucht und folglich auf 100 Gent. Glättblei 25,7 Maafa = 154,2 Kubikfufs. — Die russische Glättreduc-
231 i onsmethode stellt sich demnach in Beziehung auf den K o h l e n v e r b r n u c h sehr vortheilhaft h e r a u s , wobei freilich berücksichtigt werden mufs, dafs bei dein Frischen i n Kruimnofen der strengilüssige Heerd mit in die B e schickung k o m m t . Noch günstiger wird sich dieselbe zeigen, wenn auch die Zustellungskosten, der unstreitig geringere Bleiabgang, und die S c h m e l z l ö h n e in R e c h nung gebracht w e r d e n . E h e die neue GlättreduAionsinethode eingeführt •wurde, waren bei j e d e m T r e i b e n 3 Mann angestellt. Gegenwärtig sind 4 Arbeiter bei demselben beschäftigt, von denen einer hauptsächlich die Reduction der Glätte besorgt, w e l c h e s den Treibern mit ins Gedinge gegeben ist. L e t z t e r e s ist für 1 Cent, abgetriebenes W e r k b l e i 5 | K r e u t z e r C. M. Hiervon erhält der T r e i b e r der Schürer der erste Helfer der zweite H e l l e r E i n e grofse Unbequemlichkeit, w e l c h e die neue R e ductionsmelhode m i t sich liihrt, ist die aufserordentlich grofse Hitze, w e l c h e r der T r e i b e r , der s e i t w ä r t s v o n dein Reductionsofen seine Stellung hat, ausgesetzt ist. E s w i r k t dieser Umstand unstreitig nachlheilig auf das T r e i b e n ein, indem es fast uomöglich ist, dafs der T r e i ber stets die A u f m e r k s a m k e i t haben k a n n , w e l c h e e r forderlich i s t , uin nicht zugleich mit der Glätte auch B l e i abfliefsen zu lassen. In jNiederungarn w o das meiste Blei ohnehin w i e d e r als Vorschlagsblei benutzt wird, ist letzteres jedoch nicht so nachtheilig, als diefs auf den Hütten der F a l l sein würde, w e l c h e nur Glältblei für den H a n d e l darstellen.
232 3.
Ueber das Frischen der Glätte während des Abtreibeprozesses auf den Freiberger Hütten. Von
den Herren H ü s e r und E i c k h o f f .
S o w o h l auf der M u l d n e r , als auf der Halsbrücker Schmelzhütte sind Versuche angestellt worden , die Glätte gleich heim Treiben selbst, vor ihrem Erstarren, auf die W e i s e wieder anzufrischen, dafs man sie durch eine Säule von Kohlen bei ihrem Abiliefsen aus d e m Glättloche des Treibofens gehen liefs. Den ersten Versuch stellte man in der Art an, dafs die bei einem gewöhnlichen Treiben ablliefseiide Glätte, — nachdem der Abzug und Abstrich von dein eingeschmolzenen W e r k b l e i entfernt w a r e n , — mit gröfstmöglicher Schnelligkeit aus dem Glättloch in die V o r richtung zur A u f n a h m e des zur Beduction erforderlichen und in Gluth befindlichen Kohlenquantuins geleitet w a r d . Ein aus Eisenblech bestehender 20 Zoll hoher Kegel,' welcher ursprünglich als F o r m , oder als Chablone zum Legen eines neuen Stichs bei den Schmelzöfen benutzt w i r d , bildete den Haupltheil der ganzen Vorrichtung. Der R a u m zwischen diesem Kegel und dem Treibeofen w a r gleichfalls mit glühenden Kohlen ausgefüllt. Der Blechkegel bestand aus einein abgestumpften Kegel von 15 Zoll im grofsen und von 10 Zoll im kleinen Durchm e s s e r ; er wurde so aufgestellt, dafs die gröfsere Fläche als Grundfläche diente. Dieser Kegel stand auf einem etwas geneigten Bleche, das man mit einer Mergelschicht bedeckte, und welches auf einem Fundament von Mauerziegeln und Gestübbe rubele. Auf dem Blech sammelte sich das angefrischte Blei und Hofs durch eine mit demselben in Verbindung stehende Seigergasse, w e l c h e ebenfalls noch zu einer vollkommenem Reduction und Reinigung des Bleies beitragen sollte, in einen Stichheerd. Der Kegel ward immer mit K o h l e n angefüllt erhalten. Man hatte alle Ursache init dem ersten V e r such zufriaden zu sein, indem auf diese A r t das Glattfrischen gegen 11 Stunden fortgesetzt werden konnte
233 und nur aus dem Grunde unterbrochen w a r d , weil m a n , bei der zufällig sehr langsamen Glältbildung, b e f ü r c h t e t e , die G l ä t l e inögle zu reich an Silber ausfallen. V o n den 1 0 0 auf den Treibheerd gesetzten Centnern W e r k b l e i wurden in der oben erwähnten Zeit 4 4 ^ Ctr. Frischblei ( m i t £ L o t h S i l b e r g e h a l t ) , 1 8 Ctr. S c h l a c k e n oder Dörner ( m i t £ L o t h Silber und 7 2 Pfd. B l e i im C t r . ) e r h a l t e n , und es wurden dabei 1 7 K ö r b e K o h l e n zu 1 4 , 1 Kubikfufs, also 2 3 9 , 7 sächsische K u b i k fufs K o h l e n verbraucht. W e i l der K o h l e n v e r b r a u c h bei diesem V e r s u c h noch zu b e d e u t e n d , und der S c h l a c k e n - oder D ö r n e r - F a l l w e g e n der unvollkommenen Reduction greiser ausfiel, als m a n vermuthet h a t t e ; so traf man an dem F e u e r bau m e h r e r e Abänderungen, w e i l diese Uebelstände z u m T h e i l der JVlangeihaftigkeit desselben Schuld gegeben werden mufsten. Man liefs die Saigergasse w e g , w e i l durch das Heifshalten des B l e i e s viele K o h l e n verbrannt wurden , und suchte dafür die K o h l e n s ä u l e zu e r h ö h e n , u m dadurch die R e d u c t i o n der Glätte zu befördern. Z u einem z w e i t e n Versuch benutzte man daher einen 3 Fufs hohen und 8 Z o l l im L i c h t e n w e i t e n , g u ß e i s e r n e n C y l i n d e r , den man mit L e h m auskleidete. Man stellte den Cylinder e t w a s in die Brust des T r e i b ofens h i n e i n , s o , dafs die abHiefsende Glätte in die Mitte desselben einfliefsen mufste. Unter dem Cylinder ward ein länglich geformter G e s t ü b b e h e e r d , der nur zur Hälfte von i h m b e d e c k t wurde, und daher R a u m genug zum Ausschöpfen des reducirten B l e i e s übrig liefs, v o r gerichtet. Durch ein k r u m m g e b o g e n e s B l e c h e r h ö h t e m a n noch die K o h l e n s ä u l e um 1 0 Z o l l , so dafs i h r e ganze H ö h e 3 F u f s 1 0 Z o l l betrug. D i e s e r V e r s u c h mifslang j e d o c h , indem es sich, z e i g t e , dafs der D u r c h m e s s e r des Cylinders zu klein war. E s liefs sich k e i n hinreichend starker L u f t z u g b e w i r k e n , um ein lebhaftes F e u e r anzufachen, w e s h a l b die zu reducirende Masse zu früh erstarrte. D e r Cylinder w a i d daher w i e d e r w e g g e n o m m e n , und nochmals der vorhin e r w ä h n t e K e g e l a n g e w e n d e t , den man jetzt durch das beim Cylinder benutzte g e k r ü m m t e Blech e r hühete. D a b e i zeigte sich j e d o c h , dafs das Eisen tu
234 v i e l als m ö g l i c h e n t f e r n t w e r d e n m u f s , i n d e m das B l e i o x y d s e h r zerstörend a u f dasselbe e i n w i r k t , auch w u r d e d e m T r e i b e r die s t r a h l e n d e H i t z e der Vorrichtung s e h r lästig. Man erhielt bei diesem Versuch aus 1 0 0 Ctr. W e r k b l e i 53§ Ctr. Frischblei und 10 Ctr. Schlacke, u n d h a t t e einen K o h l e n a u f w a n d v o n 1 3 K ö r b e n = 183,3 K u b i k f u f s . T h e i l s u m das E i s e n , w e l c h e s durch das B l e i o x y d s e h r angegriffen w a r d , entbehrlich zu m a c h e n , t h e i l s u m die s t r a h l e n d e Hitze desselben zu v e r m i n d e r n , b a u t e m a n vor dein Treibofen einen kleinen viereckigen O f e n a u s B a c k s t e i n e n , versah i h n m i t einer G e s t ü b b e s o h l e , S p u r , Auge u n d V o r h e e r d , und e r h ö h t e i h n , n a c h d e m das W e r k v o m Abstrich befreit w a r , noch m i t e i n e m 2 0 Z o l l h o h e n K r a n z von M a u e r z i e g e l n , u m dieK o h l e n s ä u l e möglichst hoch zu m a c h e n . O h n e Kranz i v a r der O f e n i m Lichten 1 F u f s 4 Zoll l a n g , 12 Z o l l w e i t , 2 0 Zoll h o c h , und init drei Z u g l ö c h e r n v e r s e h e n . D i e w i r k e n d e K o h l e n s ä u l e h a t t e also 3 F u f s 4 Z o l l H ö h e . Damit der K r a n z beim A b z u g - u n d A b s t r i c h z i e b e n nicht hinderlich s e y , w a r d er w ä h r e n d dieser P e r i o d e m i t einer eisernen Platte bedeckt. D a s F r i s c h e n ging bei d i e s e m V e r s u c h e besser v o n s t a t t e n , als bei den f r ü h e r e n , und es k o n n t e d a m i t , o h n e b e f ü r c h t e n zu d ü r f e n dafs das Frischblei zu silberreich w e r d e n w ü r d e , 1 8 j S t u n d e n lang fortgefahren w e r d e n . Z u g l e i c h zeigte sich aber a u c h , dafs es bei d i e s e r R e d u c t i o n s - A r b e i t s e h r v i e l auf d e n guten W i l l e n d e s A r b e i t e r s a n k o m m e . S u c h t der T r e i b e r so viel als m ö g lich ein k l e i n e s B r u s t s t ü c k zu h a l t e n , so dafs die G l ä t t e s t e t s i» die Mitte des O f e n s , u n d z w a r so viel als m ö g lich auf ein K o h l e n s t ü c k f ä l l t , so g e h t d i e R o d u c t i o o o h n e S c h w i e r i g k e i t e n augenblicklich u n d s e h r v o l l k o m m e n vor sich. Sollte sich a u c h e t w a s u n r e d u c i r t e G l ä t t e i m S c b ö p f h e e r d a n s a m m e l n , so darf m a n diese n u r w i e d e r a u f g e b e n . Diese V o r r i c h t u n g d e s F e u e r b a u e s h a t t e besonders zwei V o r z ü g e : 1 ) D a s Ausschöpfen k o n n t e viel besser u n d r e i n l i c h e r v e r r i c h t e t w e r d e n , w e i l durch V e r s c h l i e f s u n g d e s A u g e s d a s durch das A b z u g n e h m e n gereinigte Blei nicht w i e d e r d u r c h neu h i n z u w e i s e n d e s Frischblei v e r u n r e i nigt w a r d , w e l c h e s b e s o n d e r s bei d e n f r ü h e r e n V e r s u chen der Fall war.
235 Der Abtreiber ward wenig oder gar nicht durch die heiin Anfrischen entstehende Hitze gehindert, indem die Ziegelsteinmauer die Hitze sehr zusammenhielt. Man gewann aus 100 Ctr. Werkblei 5 4 £ Ctr. Frischblei und 17 Ctr. Dörner, wobei der Holzkohlenaufwand 9 K ö r b e oder 126,9 Kubikfufs betrug. Man wiederholte denselben Versuch mit derselben Feuervorrichtung, verengte a b e r , utn eine gröfsere Kohlenersparung zu bew i r k e n , den Ofen dadurch, dafs man an den Seiten die Gestübbebekleidung etwas stärker machte, so dafs der Schacht auf der Sohle nur 1 4 Zoll lang und 10 Zoll weit w a r , oben aber seine früheren Dimensionen behielt. Auch verringerte man den Luftzug durch Zulegen der Zuglöcher. Das Glättfrischen dauerte 2 0 Stunden und ging recht gut. Man brachte 5 6 J Procent Frischblei und 5 Pro cent Dörner aus und hatte bei dem Verfrischen von der aus 1 0 0 Ctr. Werkblei erhaltenen Glätte einen Kohlenaufwand von 9 K ö r b e n , oder von 126,9 Kubikfufs. Das bei allen diesen Versuchen erhaltene Frischblei war von solcher Reinheit, dafs es nicht gesaigert zu werden brauchte. Uebrigens ist der mehr oder minder günstige Erfolg dieser Frischmethode ganz von dem Treiben abhängig, wobei es nicht erst der Bemerkung bedarf, dafs silberreiche Glätte auch silberreiches Frischblei geben mufs, welches dann nicht unmittelbar in den Handel gebracht werden kann. B e i m gewöhnlichen Glättefrischen wurden im Q u a r tal Luciae 1 8 3 2 aus 5 0 0 Ctr. Glätte mit Einschlufs der Saigerung, 4 3 4 Ctr. Frischblei erhalten, mit einem K o h lenaufwand von 9 W a g e n oder von 1523,8 Kubikfufs Holzkohlen; oder es erforderten 1 0 0 Ctr. Frischblei ( 2 4 , 8 8 K ö r b e ) 3 4 0 , 8 0 8 Kubikfufs Holzkohlen, mit Einschlufs des Kohlenaufwandes zum Saigern; oder es sind bei ( 1 K o r b ) 1 4 , 1 Kubikfufs Holzkohlen 4 , 0 1 Ctr. Frischblei dargestellt. W e i l der vorhin zuletzt erwähnte Versuch der Glättreduction während des Abtreibeprozesses als der -vollkommenste anzusehen ist, so wird derselbe bei einer Vergleichung mit den Erfolgen bei dem gewöhnlichen Glättfrischen zum Anhalten genommen werden können. E s haben bei jenem Versuch 5 7 Ctr. Frischblei ( 9 K ö r b e ) 1 2 6 , 9 Kubikfufs Kohlen erfordert. 1 0 0 C e n t n «
286 werden also ( 1 5 , 7 9 Körbe) 2 2 2 , 6 3 9 Kubikfuis Holzkohlen bedürfen, oder 1 Korb Kohlen wird hinreichend s e i n , um 6 , 3 3 Ceutner Frischblei aus Glatte darzustellen. Gegen die gewöhnlichen Resultate des Glätlfrischens im Krummofen beträgt die Ersparung an Kohlen auf 1 0 0 Clr. 9,09 Korb oder 128,169 Kubikfufs. Ein zweiter Gewinn dürfte noch in eioer Ersparung an Arbeitslöhoen zu suchen s e i n , indem alle Schmelzer-, Aufiräger- , Schlackenläufer- und VorläuferSchichten wegfallen, und das ganze Arbeitspersonal aus 2 Tagelöhnern besieht, welche die Arbeit sehr bequem verrichten können. Zu einer Vergleichung der Resultate, welche beim Glättfrischen, sowohl nach dem gewöhnlichen Verfahren, als nach derjenigen Methode, wobei die Reduction der Glätte unmittelbar nach dem Ablaufe aus dem Treibofen erfolgt, erlangt werden, dient folgende aus dem wirklichen Erfolge entnommene Uebersicht, wobei die gewöhn-« liehe Glättfrischmethode mit A, die andere aber init B. bezeichnet worden ist., 1 0 0 Ctr. Frischblei erfordern:
A.
B.
an Holzkohlen . . 348-f Kubikfufs. 2 2 1 Kubikfufs. an Zeit . . . . 3 3 Stunden. 2 0 Stunden, an Kosten für Brennmaterial und Löhne 2 0 Thlr. 2 2 Ggr. 11 Thlr. 2 0 Ggr. Den ßleiverbrand haben wir nicht genau in Erfahrung bringen können. Obgleich indefs bei dem neuen Heductionsverfahren das Blei nur einen kurzen W e g und z w a r ohne Gebläse zu machen h a t , so waren doch die sich entwickelnden Bleidämpfe, vorzüglich bei starkem Z u g e des Ofens, sehr beträchtlich. Ungeachtet des günstigen Erfolges im Vergleich mit dem gewöhnlichen Verfahren scheint man der neuen Frischmethode doch nicht sehr zugethan zu sein, vorzüglich wohl deshalb, weil die Treibarbeit mehr Schwierigkeiten haben wird als bisher, indem die Arbeiter durch den aus dem Frischofen sich entwickelnden Hauch und durch die Bleidämpfe gehindert werden, den Treibheerd zu übersehen und dadurch leicht in den Fall geratheu, mit der Glätte auch Werkblei ablaufen zu lassen.
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4. Ueber die auf der Friedrichshütte bei Tarnowitz angestellten Versuche: die Glätte unmittelbar vor dem Treibofen zu reduciren. Von Herrn
Menrtzel.
J j e i dem auf der Friedrichshütte angestellten Versuch, die Glätte unmittelbar bei i h r e m Ausflufs aus dem T r e i b o i e n in einem vor der Brust dieses O f e n s errichteten kleinen Zugofen zu r e d u c i r e n , errichtete m a n , in derselben A r t w i e es zu Freiberg g e s c h i e h t , statt eines eisernen, aus l'lalten zusammengesetzten Reductionsofens, w i e solcher zu Barnaul angewendet wird, einen Z i e g e l o f e n , welcher vor j e n e m den V o r z u g hat, dal's er weniger kostet, leicht und o h n e K o s t e n bis zur Auffindung der z w e c k m ä ß i g s t e n Construction umgebaut w e r den k a n n , und die I l i t z e besser zusammenhält, als dies bei e i n e m eisernen Ofen der F a l l sein k a n n . D i e s e r Ofen wurde unmittelbar an die Brust des T r e i b o f e n s angebaut, erhielt eine halb cylindrische F o r m von 1 6 Z o l l W e i l e im L i c h t e n und von 1 8 Z o l l H ö h e über der Hüttensohle (als das M a x i m u m , welches die L o c a l i t ä t g e s t a t t e t e ) . I m untern T h e i l e w u r d e der Ofen m i t s c h w e r e m Gestübbe ausgeschlagen und daraus ein halbmuldenförmiger Heerd mit 3 Z o l l Neigung nach dem ain Fufs desselben angebrachten Auge gebildet. Durch das A u g e w u r d e die V e r b i n d u n g mit dem unmittelbar an den Reductionsofen grenzenden Stichheerd, w i e e r gewöhnlich zur A u f n a h m e der concentrirten W e r k e dient, hergestellt und dadurch dem reducirten B l e i G e legenheit g e b o t e n , sogleich aus dem Ofen abzufliefsen und sich in dem Stichheerd zu s a m m e l n , um aus diesem in Mulden ausgekellt werden zu k ö n n e n . In einer H ö h e von 6 Z o l l über der Hüttensohle, nämlich da, w o der muldenförmige Gestübbeheerd an die S e i l e n w ä n d e des Reductionsofens g r e n z t , erhielt letzterer drei Registeröffnungen, durch w e l c h e man den
238 Zug zu vermehren and die Verbrennung der in dem Ofen enthaltenen Koaks zu beschleunigen beabsichtigte. Nachdem sowohl der Reductionsoren als auch der Stichheerd gehörig ausgetrocknet ußd abgewännt w o r den waren, wurde der Treibofen, der, w i e gewöhnlich mit 160 Ctr. Werkblei besetzt worden war, in Gang gebracht, und behufs des Abstrichziebens der der Brust vorliegende ßeductionsofen mit einer mit Heerdmasse bestreuten Eisenplatte bedeckt, auf welcher sich der Abstrich sammelte und demnächst zugleich mit der Platte weggenommen wurde. Der ßeductionsofen wurde hierauf mit Backkoaks angefüllt, diese in lebhafte Gluth gebracht, und quer über die obere Ausinündung desselben, dicht an der Brust des Treibofens, wurden einige Stück Flachwerk, die man durch eine untergelegte eiserne Schiene festzuhalten suchte, schräg aufgelegt, so dafs die aus der Spur des Treibofens abtropfende Glätte erst auf diese Flach-werke fallen mufste, ehe sie in den ßeductionsofen abfliefsen konnte. Diese Vorrichtung hatte den Zweck, die Glätte in die Mitte des ßeductionsofens zu leiten und dadurch eine vollkommenere ßeduction derselben zu bewirken. In den ersten 4 Stunden der Arbeit ging die ßeduction rein und gut von statten. Die Glätte reducirte sich vollständig und das reducirte Blei flofs in einem gleichförmigen schwachen Strome durch das Auge in den Stichheerd ab und wurde aus diesem in Mulden ausgef e i l t . Es w a r in dieser Zeit nichts weiter nöthig, als die durch das Verbrennen der Koaks im ßeductionsofen entstehenden Höhlungen durch Zusammenräumen mit der Brechstange zu zerstören und das verbrannte Brennmaterial durch neues zu ergänzen. Im spätem Verlauf der Arbeit erzeugte sich aber, durch die stattfindende Verschlackung der Koakasche und durch die Abschmelzung der Seitenwände des ßeductionsofens eine Schlacke, die vollkommen die Eigenschaften der gewöhnlichen Glättfrischschlacke besafs, sich eben so w i e diese aufblähte und nur träge flofs, so dafs sie durch das Auge ausgearbeitet werden mufste. Gleichzeitig erlitt der reg e l m ä ß i g e Abflute der Glätte durch die Spur eine Stöhrung, indem sowohl die Spur selbst als auch die ganze
239 Brust des Treibofens durch die ausfliegende Glätte angegriffen wurde. In Folge der im Reductionsofen entwickelten Hitze konnte die Glätte nicht mehr so, w i e sonst, bei ihrem' Austritt aus dem Treibofen schnell erkalten, sondern blieb noch so heifs und fliifsig, dafs sie in die aus Heerdmasse geschlagene Brust des Treibofens eindrang und dieselbe so durchbohrte, dafs sich innerhalb der Brust ein unsichtbarer Kanal bildete, durch -welchen die Glätte ihren Ausweg nach dem Reductionsofen hinter dein Vorbau von Flachwerken nahm und letztern dadurch unnütz machte. Man suchte diesen Kanal z w a r durch frische Heerdmasse zu verstopfen, besserte aKer dadurch wenig und sah sich genöthigt, um das Uebel nicht noch ärger werden zu lassen, die Treibarbeit sehr langsam fortzusetzen, wodurch es auch gelang, die Arbeit in der begonnenen Art zu< beendigen. Die Arbeit dauerte vom Glättziehen an bis zum Zapfen der concentrirten W e r k e 24 Stunden, wogegen sonst hierzu nur 16 — 1 8 Stunden erforderlich sind. Diese lange Dauer der Arbeit veranlagte den nachstehend a u f geführten ungewöhnlich hohen Heerdfall. Es erfolgten von den aufgesetzten 160 Ctr. W e r k b l e i 98 Ctr. 7 1 Pfd. Kautblei 13 - 8 2 J - concentrirte W e r k e . 112 Ctr. 4 3 i Pfd. metallisches Blei. 34£ Ctr. Heerd. - Vorschläge. 1 | - Abstrich. 1 - Bleiasche. 4 1 Ctr. Zwischenproducte. Nach dem im Jahr 1834 erlangten durchschnittlichen Ausbringen dieser Zwischenproducte von 65,7 Pct. regulinischem Metall sind in jenen 4 1 Ctr. 3 0 Ctr. 9 6 Pfd. metallisches Blei enthalten. Rechnet man hierzu obige . . 112 - 43£ binzu, so sind in den ausgebrachten Producteo. . . . . . 143 Ctr. 29f Pfd. Blei enthalten. Es fehlen also noch von den aufgesetzten 160 Ctr. — 16 Ctr. 8 0 | Pfd., w e l c h e theils in den von dem Reductionsöfchen zurückerhaltenen 2 0 Ctr. Schlacken enthalten sind.
240 A n Brennmaterial g i n g e n ' b e i diesem Versuch auf 1 2 j Tonnen Stückkohlen z u m Treiben. 5 ß a c k k o a k s zur Reduction der Glätte. In Rücksicht darauf, dafs dieser Versuch der erste in seiner Art w a r und man daher die Bedingungen zu einem günstigen Erfolge noch nicht kannte, erscheinen die vorstehend aufgeführten R e s u l t a t e nicht g a u z unbefriedigend und w ü r d e n zur W i e d e r h o l u n g dieses V e r suches, so w i e zur künftigen Einführung der neuen R e ductionsmethode aufmuntern, w e n n nicht noch ein a n derer bisher noch nicht e r w ä h n t e r ungünstiger Umstand statt fände, der in der Eigenthümlichkeit des hiesigen Treibheerdprocesses begründet ist und wahrscheinlich nie in s o w e i t zu beseitigen sein w i r d , um die n e u e Reductionsmethode init Vortheil a n w e n d e n zu können. Alan ist näinlich bei dieser Methode nicht m e h r i m Stande, das Blei so frei von Silber darzustellen, als das •auf g e w ö h n l i c h e m W e g e erzeugte. Schoo vor Beginn der Arbeit vermuthend, dafs es S c h w i e r i g k e i t e n haben w ü r d e , die Glatte rein und ohne Vermischung m i t Blei aus der S p u r abiliefsen zu lassen, w u r d e n in jeder der auf ein Treiben fallenden 3 A r beitsschichten a u s dem Stichheerde Bleiproben genommen und dieselben auf Silber probirt. Es zeigte sich, dafs die erste P r o b e , eben so w i e das g e w ö h n l i c h e Kaufblei, n u r eine S p u r S i l b e r , die z w e i t e Probe aber schon £ L o t h und die dritte Probe beinah § L o t h Silber i m Gentner enthielt. Diese Ürscheinuog erklärt sich a u s Folgendem: D a man auf der Friedrichshütte bei der Treibarbeit nicht Holz, sondern S t e i n k o h l e n a n w e n d e t , w e l c h e den Treibofen so mit R a u c h anfüllen, dafs der Treiber w e der den Hitzgrad i m Ofen noch den Stand der Glätte auf dem Bleibade beobachten k a n n ; so hat derselbe zur L e i t u n g seiner Arbeit kein anderes A n h a l t e n , als den stärkern oder s c h w a c h e m Zudrang der Glätte nach der S p u r und die Beschaffenheit der in die S p u r getretenen Glätte. Hiernach allein die Arbeit zu beurtheilen und zu dirigiren, ist sehr schwierig und nur so eingeübten Arbeitern möglich a l i den hiesigen. Daher ist es a b e r auch unerläfsliche Bedingung, dafs die Beobachtung dieser geringen K e n n z e i c h e n , nach de«
241 nen sich die Treiber richten müssen, auf keine W e l s e beschränkt wird. Dies wird sie aber allerdings durch die unmittelbar vor der Brust des Treibofens vorgenommene Reductionsarbeit. D i e Beobachtung wird nicht iiur durch den aus dem Reductionsofen aufsteigenden R a u c h erschwert, sondern sie w i r d durch den Umstand, dafs die Glätte vor der Brust nicht erkalten kann, sich daher in die Schur und Brust einbohrt und eine regel* rnäfsige Führung der Spur unmöglich macht, ganz gehindert. E s entging daher der Wahrnehmung der T r e i ber, w e n n mit der Glätte zugleich metallisches Blei in die Spur drang und obwohl man durch möglichst lang» same Führung der Arbeit die Verunreinigung der Glätte mit Blei zu verhüten suchte, so zeigten doch die oben bemerkten P r o b e n , dafs dies nur sehr unvollkommen gelungen und dafs besonders in der letzten Periode der Treibarbeit viel silberhaltiges Blei mit in den Reduclions* ofen aus dem Treibofen übergegangen war« D e r Silberverlust bei diesem ersten Versuch t r ä r zu bedeutend, als dafs man geneigt s e y n , k o n n t e , ihn zu wiederholen, und z w a r um so weniger, als nur w e n i g Aussicht vorhanden ist, bei der Fortsetzung dieser V e r suche in dieser Beziehung ein besseres Resultat zu e r halten, denn die S c h w i e r i g k e i t , das Eindringen der Glätte in die Spur und die daraus erwachsende Unregelmäßigkeit des Glättabflusses zu vermeiden, wird nicht gehoben werden können, so lange man zur Bildung der Treibofenbrust kein anderes Material besitzt, als die gewöhnliche Heerdmasse. W e n n es auch bei Fortsetzung der Versuche gelingt, nach Maafsgabe der beitrl ersteh Versuche gemachten Erfahrungen, mit besserem 'Erfolge zu arbeiten, z. B . durch A n w e n d u n g von Holzkohlen an die Stelle der aschenreichern Backkoaks weniger Schlacke 2u erzeugen, durch festeres Schlagen der Brust und vielleicht auch durch Veränderung des Mengungs-» Verhältnisses der Heerdmasse, das Einbohren der Glätte ¡n die Brust und Spur zti vermindern; so ist der Erfolg doch sehr u n g e w i f s und vorauszusehen, dafs die Hauptschwierigkeit immer bleiben wird* S o ungünstig der Versuch aber auch hinsichtlich des Silberverlustes ausgefallen ist, so verdient es doch bemerkt zu werden, dafs die Resultate der neuen in Freiberg eingeführten Reductionsmethode noch sehr weit Karaten Archiv, I X . B, H, 1
16
242 gegen die R e s u l t a t e der hiesigen g e w ö h n l i c h e n Frischm e t h o d e zurückstehen. In -Freiberg betragen nämlich bei der neuen Methode die Reductionskosten f ü r den Ctr. Glättblei 3 Ggr. 10 Pf. sächsisch oder 3 S g r . 6 j Pfd. preufsisch. A u f der Friedrichshütte betragen die Reductionskosten d e s Glättbleies mit Einschlufs der Aufarbeit der GlättschlackeD, nicht m e h r als 1 S g r . 8 J Pf. mithin urn 1 S g r . 1 0 Pf. w e n i g e r als i n Freiberg. Giebt man auch zu, dafs in Freiberg durch die höhern Preise des B r e n n m a terials die Reductionskosten der Glätte höher ausfallen m ü s s e n als l i i e r , so bleibt die Differenz z w i s c h e n den hiesigen und den dortigen Frischkosten doch so grofs, dafs man w e n i g s t e n s hier der alten Glättfrischmethode über dem Kruininofen den Vorzug geben mufs. Der einzige V o r z u g , den die neue R e d u c l i o n s m e thode vor der alten b e s i t z t , beschränkt sich a m Ende darauf, dafs man im Stande ist, die gesamuite vom T r e i b ofeu fallende Glätte in K a u f b l e i zu v e r w a n d e l n , und nicht nöthig hat einen T h e i l derselben als K a u f g l ä t t e abzusetzen. Dieser Vortheil erscheint jedoch von g e ringem W e r t h , w e n n man berücksichtigt, dafs die l l ü l t e g e g e n w ä r t i g noch i m m e r mehr Gewinn vom Glätt- als vom B l e i - D e b i t h a t , dafs, w e n n der Absatz auch nur i n der A u s d e h n u n g verbleibt, w i e in den letzten J a h r e n , jährlich i m m e r noch m e h r K a u f g l ä t t e v e r k a u f t werden k a n n , als die Hütte erzeugt. Dies sind z w a r nur örtliche Verhältnisse, die indefs bei der W a h l der Betriebsmethoden nothvyeudig m i t berücksichtigt w e r d e n m ü s s e n .
5. Ueber das sogenannte Heidengebirge in der süddeutschen Steinsalzformation. Von
Herrn R u s s e g g e r
zu
Böckstein.
J n der süddeutschen Steinsalzforination, namentlich zij H a l l in Tirol und zu Hallstadt in Ober-Oesterreich, fio-
243 det m a o , in sehr beträchtlichen T i e f e n unter T a g e , i m so genannten Haselgebirge ( S a l z t h o n ) nesterartige Einlagerungen von S a l z , T h o n , Holzspäneo, K o h l e n , W i l d liaaren ( w a h r s c h e i n l i c h G e m s h a a r e n ) u. 8. f., welches Gebilde man in dortigen Gegenden das Heidengebirge nennt. Der K. I i . S a l i n e n - V e r w a l t e r zu H a l l s t a d t , Hr. J . v. H e l m s theilt mir darüber Folgendes m i t : Das V o r k o m m e n des Heidengebirges findet i m K a i s e r L e o « poldslollen gegen die w e s t l i c h e Grenze des Salzllötzes, jedoch noch rings umgeben von schönem Haselgebirge statt, w e l c h e s noch durchaus u n v e r l e t z t ist und k e i n e Spuren f r ü h e r e r Bearbeitung trägt. V o m T a g e nieder dürfte sich das Heidengebirge e t w a in 1 5 0 L a c h l e r S e i gerteufe finden. Dennoch glaube i c h , dafs diese Heste aus einer vorsündiluthlichen Periode nicht abstammen, sondern Folgen der ersten Bearbeitung des S a l z b e r g e s sind, w e l c h e , nach den nicht g a n z seilen v o r k o m m e n d e n antiken M ü n z e n , ehernen Opferschaalen u. s. f. zu uvtheilen, schon in die Piömerzeit fällt. Ueberall findet sich, dafs die ersten Benutzungen, — auch in späteren Zeiten, — v o m T a g e nieder, mit Durchbruch der h a n genden T h o n l a g e r und durch Vorrichtung von S c h ü p f bauten b e w i r k t w o r d e n sind. Nach der Vertreibung der römischeo Bebauer m a g e i n e lange Zeit verflossen seyi», in w e l c h e r dem W a s s e r durch die offenen Gruben der Zutritt zu d e m auflösbaren Inneren des S a l z g e b i r g e s offen stand uod tief in das Innere e i n w ü h l e n d , dort j e a t R e s t e der O b e r w e l t ablagern konnte, bis das E i n s t ü r z e » der oberen T h o n d e c k e , oder veränderte Bahnen die sich das T a g e w a s s e r brach, dem durchweichten Salzthoo Zeit liefsen, sich in seiner vorigen Consistenz zu regeneriren. Diese Erklärung w ü r d e selbst auf den P u n k t e n noch a n w e n d b a r s e y n , w o das Salzflötz durch K a l k bedeckt w i r d , folglich nicht a n g e n o m m e n kann, dafs derselbe an d i e s e n , den B a u unnöthig erschwerenden P u n k t e n , in Angriff g e n o m m e n w o r d e n ist.
Verbesserungen. 18 Z. 10 v. u. fehlt am Schlufs der Zeile: d a s 19 — 11 v. u. n a c h o b e n , statt erhoben 28 — 15 v. u. s ü d w e s t l i c h S p r u n g e st. südweltlichen Sprunges e 30 — 2 v. o. um st. und 34 — 10 v. u. S o h l e n st. Kohlen 38 — 8 v. o. i h m st. ihr 50 — 8 v. u. d i e d e r st. die 53 — 17 v. o. E b e n e n st. Ebene 67 — 11 v. o. mufs es heifsen: r e c h t w i n k l i g ; w e n n sie a b e r - s p i e s e c k i g , im s c h i e f e n W i n k e l 68 — 14 v. u. S t r e i c h l i n i e n a l s d i e E b e n e n . 75 — 10 v. u. h i n t e r st. unter 76 — 5 v, n. e i n st. einem 85 — 16 v. o. z w ei st. zwar 87 — 9 v. o. v o r h a n d e n e st. vorhanden 88 2 v. o. fehlt zu Anfang der Zeile: v o n 121 — 5 v. o. t r a t e n st. treten 123 — 5 v. o. v e r k n e t e t e st. verkültele 129 — 10 v. o. g e r i n g e r st. gering 129 — 13 v. u. mufs es heifsen: o h n e d a f s d a d u r c h e i n e e V h e b l i c h e O e f f n u n g des K l u f t r a u mes v e r a n l a f s t 140 — 7 v. o. d i e st. der 14g — 14 v. u. bis S. 160 ist stets *u lesen: v e r k n e t e t st. verkantet.
A r c h i v f ür
Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde.
N e u n t e n Z w e i t e s
Karsten Arohiv. I X . B, 1. H,
B a n d e s Heft.
17
I.
Abhandlungen 1.
Heber die Mineralquellen auf Island. Von
Herrn C. K r u g v. Nidda.
N a c h d e m ich mich in den Umgebungen des Hekla mehre Tage aufgehalten hatte, — den Vulkan selbst bestieg ich den 3ten August 1833, — setzte ich meine Reise nach den heifsen Quellen im Ilaukadal, unter denen der grofse Geiser und der Strokr sich befinden, w e i ter fort. Diese merkwürdigen Quellen liegen olingefähr 6 geographische Meilen in nordöstlicher Richtung vom Hekla entfernt. Die~ weite Ebene, aus der sich der Schlackenkegel des Hekla isolirt emporhebt, ist die südwestliche Mündung eines weiten grofsen Längenthaies, welches, auf beiden Seiten von hohen Gebirgsplateaus eingeschlossen, die Insel nach ihrer gröfsten Längenerstreckung von Südwest nach Nordost durchzieht. Im Süden ist diese weite Ebene vom Thale des Markarfliot begrenzt, über welchen sich das ei&bedeckte Plateau des Eyafiall- und T o r f a - J ö k u l s emporwölbt; im
17*
248 Norden von den unübersehbaren Eisflächen des B a l d und F.iriks-Jökul; nach Südwest ist sie offen bis an den Meeresslrand. Durchgängig liegt diese Ebene nur w e nig über dem Meeresspiegel erhaben ; eine grofse Zahl breiler -wasserreicher Ströme, aus dem Innern der Insel kommend, durchschneiden sie in südwestlicher Richtung. Zahlreiche vulkanische K e g e l , ineist von geringen H ö hen, doch einst furchtbar durch die Lavaströme, die aus ihren Gipfeln hervorgequollen, erheben sich über die Fläche. W e i t e r nach dem Innern der Insel zu scheint jedoch diese weite Ebene durch m e h r e Felsenhügel, die siel» in bestimmte Reihen zu ordnen suchen, u n t e r b r o chen zu w e r d e n ; sie wird in mehre flache Thäler gel h e i l t , deren herrschende Längenrichtung die nordöstliche, die der beiden grofsen Gebirgsplateaus ist. So liegt im Norden des Hekla zunächst das weite Thal der Tliiorsaae, dann, von diesem durch niedere Reihen vulkanischer Tuff- und Conglomerat-Felsen getrennt, die T h ä l e r aus welchen die Huitaae und ihre Nebenarme hervork o m m e n . Die H ö h e und Breite dieser einzelnen Felsenreihen ist indefs so gering im Verhältnifs zu den beiden mächtigen Gebirgsplateaus im Südost und Nordwest, dafs sie das Bild eines einzigen grofsen weiten L ä n g e n thaies, das Islands Mitte durchzieht, nicht auszulöschen vermögen. Der Standpunkt auf der Spitze des Hekla, der sich ziemlich in der Mitte zwischen beiden Plateaus e r h e b t , ist deshalb vorzüglich von Interesse, weil von ihm aus das Auge weit in das Innere der Insel v o r z u dringen v e r m a g ; man verfolgt auf beiden Seiten den langen Zug hoher eisbedeckter Flateaus, und das von ihnen eingeschlossene grofse Längenthal erscheint von den kleinern Felsenreihen nur wie in mehrere Furchen zertheilt. Das TIaukadal, so berühmt durch den Geiser und die zahlreichen gröfsern und kleinem Thermen in seiner
249 Nachbarschaft, ist eine solche flache Furche und zwar die nördlichste, am Fufse des B a l d - J ö k u l . Gegen Abend des 7ten August kam ich hier an. Schon in ansehnlicher Entfernung liefsen die Dainpfwolk e n , die aus dem Thale hervorwirbelten, die Gegend erkennen, wo diese großartigen Naturerscheinungen zu suchen sind. Meine Erwartungen waren auf das höchste gespannt, und je mehr ich mich näherte,' desto länger schien mir die Zeit, ehe ich die Quellen selbst erreichte. Endlich umbog ich schnell einen kleinen Felsenhügel, der von den nächsten Bergen wie abgerissen erscheint und befand mich plötzlich in der Mitte zahlreicher Dampfsäulen, die aus verschiedenen Oeffnungen sich erhoben; ich eilte von einer Quelle zur andern, bis ich am Rand des grofsen Geisers stand und in seinen Schlund hinabsah. Die Quelle war ruhig; sie erregt aber dieselben Gefühle, mit denen man an den Krater eines schlum-* inernden Vulkanes tritt. Nachdem meine Neugier zunächst einigermaafsen befriedigt w a r , traf ich die nöthigen Vorrichtungen, um die Nacht hier zu verbleiben. Die Pferde wurden abgepackt und ihrer Freiheit überlassen, damit sie auf den grasreichen Weiden des Thaies ihr Futter suchten; ich liefs mein Zelt in einer Entfernung von ohngefähr 6 0 Schritt vom grofsen Geiser Aufschlagen um jede Bewegung desselben warzunehmen. Ganz in der Nähe befinden sich einige isländische Hütten, die von der einsiedlerischen Familie eines Eingebomen bewohnt werden. Während ich mich mit dem Besitzer, der ein recht verständiger Mann w a r , über den Geiser unterhielt, vernahmen wir ein dumpfes donnerartiges Geräusch unter uusern Füfsen, das bald lebhafter wurde und in mehre schnell aufeinander folgende Schüsse überging. Der Erdboden gerieth dabei in eine etwas zitternde Bewegung; ich eilte aus meinem Zelte und sah, wie grofse Dampf-
250 massen aus dem Schlünde des Gelsers hervorbrachen und das W a s s e r der Quelle auf eine Höhe von ohngefähr 15 — 2 0 Fufs emporschleuderten. Diese Aufregung des Geisers währte kaum eine M i n u t e ; dann trat die vollkommene Ruhe wieder ein. Von dem Isländer erfuhr ich, dafs der eben stattgehabte Ausbruch des G e i sers einer der zahlreicheren kleineren w ä r e ; die gröfsern Ausbrüche erfolgten in der Regel nur in Zeilzwischenräumen von 2 4 bis 3 0 Stunden, und da kurz vor meiner Ankunft einer der gröfsern Ausbrüche statt gefunden h ä t t e , so müfste ich wohl über einen Tag lang warten, ehe ich einen neuen Ausbruch sehen würde. So unangenehm mir diese Nachricht w a r , so beschlofs ich dennoch so lange am Geiser zu bleiben, bis ich ihn in sei7 ner vollen Thätigkeit gesehen haben würde. Die noch übrige .Zeit dieses Tages vor Eintritt der Nacht benutzte ich, den Geiser selbst, so wie die zahlreichen Quellen in seiner Umgebung genauer zu betrachten. Das Haukadal i s t , wie bereits erwähnt, das nördlichste der parallel streichenden und wird auf seiner Nordseite durch die Vorgebirge des Bald-Jükul, auf seiner Südseite durch eine 6 0 0 — 7 0 0 Fufs hohe Felsenreihe eingeschlossen. Das Thal ist ohngefähr £ Meile breit, seine Sohle besteht aus sumpfigem Wiesengrund, durch den sich mehre Bäche schlängeln, die am A u s gange des Thals sich mit der Huitaae verbinden. S o •weit das Auge nach Norden reicht, schaut der unzerstörbare Eispanzer h e r v o r , der das Plateau des B a l d - J ö k u l einhüllt; nach Nordost verengt sich das T h a l und durch eine schmale Oeffnung erblickt man steile zerrissene Bergmassen, die sich im Innern der Insel in riesenhaften Gestalten aufthürmen I m Süden ragen die drei schneebedeckten Hörner des Hekla über die Felsenwand des Thaies hervor; nach Südwest eröffnet sich jene weite Ebene nach dem ßleere zu. Die Felsenwände des
251 Thaies bestehen aus aufeinander gereihten Lagen Ton Tuffen, Schlackenslrömen und Schlackencongloineraten, einer Gebirgsmasse die zur grofsen Trachylformation geh ö r t , und als eine mehr oder weniger mächtige Decke den Trachytporphyr überlagert, so dafs letzlerer fast nur ausschliesslich die Kuppeln der hohen Plateaus bildend gefunden w i r d . Ein kleiner Felsenhügel von etwa 300 Fuls Hohe und £ Meile Länge scheint von der steilen F e l s e n w a n d , diedas Thal auf der Nordseite begrenzt, gewaltsam abge* rissen zu sein. Eine enge spaltenartige Schlucht bildet die Trennung. Der Hügel besitzt nach der gegenüber-« siehenden Felsen wand zu einen 6teilen Absturz, w ä h rend er nach der dem Thale zugekehrten Seile ziemlich flach abfällt. An dieser letztern Seite des Hügels sind' die so berühmten Quellen zerstreut, deren man mehr al& 50 auf einem kleinen Flächenraum von wenigen Morgen L a n d e s zählen könnte. Fast jede Quelle besitzt ihre» besondere E i g e n t ü m l i c h k e i t , durch welche sie sich mehr oder weniger von den andern unterscheidet, Eine we-. sentliche Trennung ist indefs nur zwischen denjenigen OeiFnungen zu ziehen, welche m i t e i n e m h e i f s e a k r y s t a l l h e l l e n W a s s e r a n g e f ü l l t s i n d und denjenigen, aus denen vorzugsweise h e i f s e G a s a r t e n a u s s t r ö m e n , die aber k e i n oder n u r s e h r w e n i g e s und dann nur s c h l a m m i g e s W a s s e r ( S c h l a m m q u e l l e n ) enthalten, Erstere w ü r d e man vorzugsweise W a s s e r q u e l l e n nennen d ü r f e n , wenn letztere den Kamen G a s q u e l l e n verdienen. Beide Arten von Quellen, obgleich in dichter Nachbarschaft neben einander, sind doch in räumlicher B e ziehung ziemlich streng von einander geschieden; w ä h rend nämlich die Gasquellen fast nur am Abhänge und selbst auf der Spitze jenes Felsenhügels hervorbrechen, sind die Wasserquellen ausschliefsiich auf die untere
252 Fläche vertheilt, welche sich am Fufse des Hügels ausbreitet. Die w a r m e n W a s s e r q u e l l e n dieses Thaies ziehen immer zunächst die Aufmerksamkeit eines jeden Beisenden auf sich, weil in ihrer Mitte der grofse Geiser und der Strokr sich befinden, deren riesenhafte Eruptionen das unvergleichbarste Schauspiel gewähren. Aus kieseligen Tuffen und Sintern hat sich der Geiser einen flachen Kegel von 25 — 30 Fufs Höhe und 200 Fufs Durchmesser aufgebaut. In der Spitze befindet sich ein fast rundes kesselartiges Bassin, in dessen tiefstem Funkte die trichterartige Röhre der Quelle sich mündet. Das Bassin inifst am obersten Rande 60 Fufs Durchmesser und besitzt eine Tiefe von 6 — 7 Fufs. Bei ihrer Ausmündung in das Bassin bat die Röhre 10 Fufs Durchmesser, verengt sich aber, so weit man herabsehen kann, bis auf 7 oder 8 Fufs. Sie führt bis zu einer Tiefe von 70 Fufe völlig senkrecht herab. Auch die Seitenwände der senkrechten Röhre bestehen aus denselben kieseiigen Incrustationen. Die innern Flächen des Bassins und der Röhre die in fortwährender Berührung mifc dem Wasser der Quelle bleiben, werden durch dessen Reibung so glatt erhalten, dafs sie wie polirt erscheinen. An der Außenseite des Hegels aber findet man die kieselige Masse in schönen kristallinischen Gruppirungen, in staudenförmigen Gestalten, die häufig eine täuschende Aebnlicbkeit mit Blumenkohl erhalten. W e i l diese Au» fsenseiten nur von Zeit zu Zeit durch das bei den Eruptionen ausgeschleuderte und tropfenweise niederfallende Wasser beuäfst werden, so wird bei der allinähligen Verdunstung dieses Wassers die in ihm aufgelöste Kie*> seierde in Stand gesetzt, bei ihrem Ausscheiden einer krystallinisclien Attractionskraft ihrer einzelnen Tlieil-» eben zu einander Folge zu leisten. Es waren seit der erste» kleinen Eruption ziemlich
253 2 Stunden verflossen, während welcher am Geiser nicht die geringste Thätigkeif' warzuuehmen war. Das W a s ser erfüllte ohngefähr die Hälfte des Bassins und war in vollkommener Ruhe. Nur schwache Dainpfwolken bildeten sich auf seiner Oberfläche. Bei Untersuchung mit dem Thermometer ergab sich , dafs die Temperatur des Wassers auf 7 2 ° R . stand, und dafs sie durch die Verdunstung selbst noch tiefer sank. Plötzlich vernahm ich ein dumpfes Donnern unter meinen Fiifsen, augenblicklich folgten 5 oder 6 heftige Schüsse in der Tiefe, bei denen der Erdboden bebte. Das Wasser des Geisers gerieth in ein kochendes Aufbrausen. Das Bassin füllte sich bis zum Ueberlaufen; mächtige Dainpfblasen brachen aus der trichterartigen Röhre hervor und schleuderten das Wasser in mehrern Impulsionen zu einer Höhe von ohngefähr 20 Fufs empor. Die R u h e stellte sich nach sehr kurzer Zeit wieder ein. Unmittelbar darauf untersuchte ich die Temperatur des Wassers, die ich jetzt bis zur Siedhitze gestiegen fand, die aber sehr bald bemerkbar wieder herabsank. Diese kleinen Ausbrüche des Geisers, w i e den er> 6ten und den jetzigen, beobachtete ich sehr häufig. S i e 'wiederholten sich auf eine überraschende W e i s e in den regelmäisigen Perioden von 2 Stunden. Das vorangehende Geräusch in der Tiefe und die Erschütterungen des Bodens weckten mich während der Nacht mehre mal aus dem Schlufe; ich eilte stets aus meinem Zelle und sah dieselben Erscheinungen, welche ich eben be* schrieben habe. Eben so auch den ganzen folgenden T a g . — Arn Abend desselben um 6 | Uhr ertönte von neuein das dumpfe Brüllen in der Tiefe; ich befand mich eben am Rande des Bassins. E s erfolgteu 1 2 — 1 5 furchtbare donnernde S c h ü s s e , wobei der Erdboden in heftig vibrirende Bewegung gerieth; ich floh vom Räude des Bassins das unter meinen Fülsen zu zerbersten drohte.
254 Erst in einiger Entfernung blieb u l i stehen und sah nach dein Geiser zurück. Da entwickelte sich das prachtvollste Schauspiel, w a s die Riesenkräfte iin Innern nur zu erzeugen vermögen. Eine dichte Dainpfsäule stieg mit Pfeilgeschwindigkeit bis zu den W o l k e n e m p o r ; in der Mitte umhüllte sie eine Wassersäule, die in s c h w a n kender Bewegung aus dem Schlünde des Geisers bald auf eine senkrechte Höhe von 80 — 90 Fufs in die Lüfte stieg, bald auf die Hälfte wieder herabsank. Einzelne schwächere Strahlen überstiegen noch w e i t die obige H ö h e ; andere Strahlen schössen in geneigtem Bogen aus der Dampfbülle hervor. Bald zertheilten sich die Dampfwolken und entblöfsten die W a s s e r s ä u l e , d i e , in unzählige Strahlen zertheilt, senkrecht emporschofs, an ihrem Gipfel sich pinienartig ausbreitete und i n . f e i n e m Staubregen zurückkehrte. Bald aber legten-sich die W o l k e n wieder dichter uin ihren K e r n , um ihn in immer überraschenderer Forin dem Auge des Beobachters w i e derzugeben. Mehre mal schien es als wollten die R i e senkräfte ermatten und die Säule w a r plötzlich v e r schwunden; aber von neuem erbebte die Erde, dumpfe Donner rollten in der Tiefe und die Dämpfe schleuderten mit erneuter Gewalt die Wassersäule in die Lüfte. So währte die Thätigkeit der Quelle mit einzelnen k u r zen Rulieperioden über 10 Minuten. Dann sank die W a s sersäule in den Schlund zurück uud die R u h e w a r w i e der hergestellt. Ich näherte mich dem Becken und fand, dafs das W a s s e r bis tief in die Röhre zurückgefallen w a r und nur sehr langsam zu steigen begann. Da nach der Aussage der Isländer, die sich auch bestätigt hatte, dergleichen greisere Ausbrüche nur i a Zeilintervallen von 24 — 30 Stunden sich wiederholten^ so hatte ich keine Hoffnung, da ich den folgenden Morgen abzureisen gedachte, das prachtvolle Schauspiel noch einmal zu sehen. Kurze Zeit darauf wurde inir aber
255 ein Anblick zu T h e i l , der dem des Geisers an Schönheit und Majestät gleich steht. Der Strokr begann zu ineiner höchsten Ueberraschung sein wunderbares Spiel. Diese Quelle liegt ohngefähr 150 Schritt vom grofsen Geiser südwestlich entfernt. Sie besitzt kein kesselarü'ges Bassin w i e der Geiser, sondern ihre Röhre, die einen mittleren Durchmesser von 5 Fufs h a t , und ebenfalls mit kieseligen Inkrustationen bekleidet i s t , beginnt unmittelbar von der Oberfläche. Nur ein kleiner Hügel von 4 — 5 Fufs Höhe, aus Kieselsinter aufgebaut, bildet einen Saum um ihre Oeifnung. Das W a s s e r steht gewöhnlich 10 — 1 4 Fufs tief unter der Mündung der Röhre und ist in einer fortwährenden heftigen A u f w a l lung. Die Temperatur dieser Quelle steht immer constant auf Siedehitze. Es w a r nach 7 Uhr Abends, als die Eruption begann. Eine dicke Rauchsäule stieg plötzlich bis zu den W o l k e n empor. Das W a s s e r wurde mit einer fürchterlichen Gewalt aus dem Schlünde herausgeschleudert und verwandeile sich in der Säule selbst in einen feinen Nebel, der sich in der Luft bis zu einer aufserordentlicheD Höhe erhob. Von Zeit zu Zeit sah man einige senkrechte oder schiefe Wasserstrahlen durch die Rauchsäule, einen W e g sich bahnen; mehre stiegen bis zu Höhen die an 100 Fufs erreichten. Grofse Steine, die wir vorher iu die Quelle geworfen hatten, wurden zu Höhen emporgeschleudert, die k a u m dein Auge erreichbar w a ren ; mehre so vollkommen vertikal, dafs sie in die Röhre wieder zurückfielen und w i e ein Ball der Riesenquella zum Spiele dienten. Gleich zu Anfange wurde das sämmtliche W a s s e r aus dem Schlünde geschleudert; später bestand die Säule über der Oeffnung nur aus Wassergas das mit pfeifendem und zischendem Geräusch die Mündung verliefs und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit nach den W ö l k e n sich erhob. Die Thätigkeil der
256 Quelle währt© auf diese Art ununterbrochen $ Stunden, dann stellte sich wieder die Ruhe ein, nur dafs wie gewöhnlich das Wasser tief in der Röhre heftig kochte. Ob die Eruptionen des Strokr, die ein weit anhaltenderes und deswegen auch ein weit reizenderes Schauspiel, als die des Geisers gewähren, in bestimmten Perioden sich wiederholen, kann ich, da ich nur eine einzige derselben zu beobachten Gelegenheit hatte, nicht mit Sicherheit angeben. Von mehrern Reisenden wird es bestritten. Nach Analogie aller andern Quellen, die Eruptionsphänomene zeigen, ist es aber höchst wahrscheinlich, dafs dem Strokr ebenfalls bestimmte Perioden seiner Ausbrüche eigen sind. Jedenfalls liegen sie aber weiter auseinander als bei jeder andern intermittirenden Therme, als selbst die gröfsern Eruptionen des Geisers, denn nach der Aussage der in der Nähe wohnenden Isländer erfolgen sie in 2 bis 3 Tagen nur einmal. Uebrigens stehen die Ausbrüche des Strokr nicht in dem geringsten Zusammenhang mit denen des grofsen Geisers. Während der langen Eruption des ersteren blieb der letztere ganz ruhig, und umgekehrt. Ueberhaupt scheint jede der zahlreichen Thermen, die hier auf einem engen Flächenraum zusammengedrängt sind, in völliger Unabhängigkeit Ton der andern zu stehen. Darauf deutet auch ihr auffallend verschiedenes Niveau. Die Eruptionsphänomene des grofsen Geisers und des Strokrs sind so groXsartig, dafs die ganze Aufmerksamkeit des Beobachters während seines Aufenthaltes an diesem Orte ihnen zugewendet bleibt, und die übrigen zahlreichen Quellen in der Umgebung nur einer flüchtigen Beachtung gewürdigt werden. Auch zeigen sie in der That keine Erscheinung, die nicht am Geiser «der Strokr in weit gröfserem Maafsstabe beobachtet werden könnte. So findet sich zwischen Geiser und Strokr, etwas seitwärts naher am Abhänge des kleinen
257 Felsenhügel», eine ziemlich grofse Oeffnung, aus w e l cher in Zeitintervallen von wenigen Minuten plölzlich ein mächtiger Strom Wassergas mit heftigem Geräusch hervordringt. Diese Quelle ist zuerst von S t a n l e y erwähnt, der sie wegen des ununterbrochenen Getöses im Innern des Bassins und der Röhre den brüllenden Geiser nannte. S t a n l e y beobachtete, dafs sie in regelmässigen Perioden von 4 — 5 Minuten init ungemeiner Stärka ihr Wasser zu einer Höhe von 3 0 — 4 0 Fufs w a r f , so dafs es sich in den feinsten Staub auflöste. Bei der Erderschütterung im Jahre 1789, welche diesen Theil von Island traf, ist die Röhre dieser Quelle zusammengebrochen, so dafs aus ihr jetzt kein Wasser m e h r , sondern nur Dämpfe noch auszuströmen vermögen. Ohngefahr 100 Schritt westlich vom Strokr befinden sich inehrd Oeffnungen von verschiedener Gröfse, die sämmtlich mit hellem durchsichtigem Wasser gefüllt sind. Einige von ihnen lassen in regelmäfsigen Perioden kleine Eruptionen warnehmen. Die gröfste darunter, gewöhnlich der kleine Strokr genannt, wiederholt seine Ausbrücke in Perioden von 2 5 — 3 0 Minuten; es strömen dann grofsa Massen von Dampf aus seinem Schlünde hervor, und reifsen das Wasser zu der Höbe von 8 — 1 0 Fufs mit sich empor. Eine solche Eruption dauert gegen 30 Sekunden, dann tritt die völlige Ruhe wieder ein. Sehr viele Quellen giebt es aber auch, deren Wasserspiegel niemals, weder durch eine fortwährende noch eine plötzliche Ausströmung von Wassergas bewegt wird. Ibra Temperatur steht immer mehr oder weniger unter dem Siedepunkt.
Die regelmäfsigen Perioden, in welchen sich die Eruptionen des Geisers und aller intermittirenden Thermen wiederholen, machen das Spiel derselben einer künst-
258 liehen Maschine nicht unähnlich. A n eine Vorrichtung von Ventilen ist hei einem W e r k e der Natur, die i m mer die einfachsten Mittel zur Hervorbringung ihrer grofsartigen Erscheinungen anwendet, nicht zu denken. Fafst man die Erscheinungen, welche der Geiser so w i e a n dere intermittirende Thermen warnehmen lassen, zusamm e n ; so ist man im Stande einige Schlüsse über die Entwickelung so gewaltiger Kräfte, w i e sie sich bei den Ausbrüchen des Geisers und des Strokrs an den Tag l e gen, zu ziehen, die nicht allein für die Theorie aller i n lermittirenden Thermen, sondern auch der vulkanischen Essen von Wichtigkeit seyn dürften. Denn w a s sind die Vulkane anders als intermittirende Quellen geschmolzener Erden? Ueber das Agens, welches die W a s s e r masse des Geisers zu einer so staunenswürdigen Höhe z a erheben vermag, kann kein Zweifel obwalten; — es sind gasförmige Körpei-, gröfstentheils Wassergas, dessen' Espansivkraft durch Erhöhung der Temperatur ins Un«riuelsliche steigen kann. Die Temperatur der Thermen an der Oberfläche kann vermöge ihrer fortwährenden Verdunstung unter dem Drucke der Atmosphäre nicht über 80° R . steigen^ s i e sinkt sogar bei den meisten Quellen, w i e beim Geiser, während seiner Rubeperioden um ein Bedeutendes darunter. Dafs aber die Temperatur in den tiefern Schichten der Wassersäule viel höher stehen mufs als in den obern, leuchtet aus dem Grunde e i n , w e i l sich dort Dämpfe erzeugen, deren Expansivkraft mit dem g e m e i n schaftlichen Druck der Atmosphäre und der obern W a s sersäule im Gleichgewicht steht. Im Allgemeinen kann man sämmtliche warmen W a s serquellen in 3 Klassen trennen: 1 ) in solche, die in f o r t w ä h r e n d e m A u f w a l l e n und K o c h e n sich befinden ( p e r m a n e n t « Thermen).
259 2 ) in solche, die n u r i n b e s t i m m t e n F e r i o d e n ein s o l c h e s A u f w a l l e n w a r n e h m e n l a s s e n , die ü b r i g « Zeit aber in v o l l e r R u h e s i c h b e f i n d e n ( i n t e r m i 11 i r e n d e T h e r m e n ) . 3 ) in solche, d e r e n W a s s e r s p i e g e l s t e t s r u h i g b l e i b t , d i e n i e m a l s in e i n e i n w a l l e n den k o c h e n d e n Z u s t a n d e sich b e f i n d e n . Eine ähnliche Trennung inachen auch die Isländer, indem sie die Quellen, die wir unter die erste und z w e i t e Klasse gebracht haben, Huerer, d.h. springende Quellen, und diejenigen, die zur dritten Klasse gehören, Laugar, d. h. w a r m e Bäder, nennen. Die Quellen der ersten Klasse besitzen immer eine Temperatur an der Oberfläche, welche der der Siedehitze des W a s s e r s unter dem einfachen Druck der Atmosphäre gleich steht. Die Quellen der zweiten Klasse erhalten die Siedehitze nur w ä h rend ihres plötzlichen Aufkochens und sinken während der ßuheperioden um ein Bedeutendes in ihrer Temperatur herab. Die Quellen der dritten Klasse erreichen niemals die Siedehitze. Es ist augenscheinlich, dafs die Thermen ihre erhöhte Temperatur durch die Dampfmassen erhalten, die •on der in der Tiefe befindlichen Wärmequelle durch die Wassersäule heraufsirömeb. Können die Dämpfe die W a s s e r s ä u l e immer frei durchströmen, so müssen sich ihre Wasserschichten immer gleichmäfsig auf der Temperatur erhalten, welche der Siedehitze bei dem Drucke entspricht, unter welchem sich eine jede W a s serschicht befindet; auf der Oberfläche also auf 80° R . W e r d e n dagegen die Dampfmassen auf ihrem W e g e durch mannigfaltige Kanäle gehindert, bis zur Oberfläche emporzusteigen, werden sie z. B. in Höhlenräumen aufgefangen , so mufs die Temperatur der obern W a s s e r schichten sinken, w e i l durch die Verdunstung an der Atmosphäre fortwährend -ein grofses Quantum von W ä r m e
260 • e r l o r e n g e h t , das aas der T i e f e Dicht m e h r ersetzt
wird.
E i n e C i r k u l a t i o u der w ä r m e r n und k a l t e m W a s s e r s c h i c h ten nach i h r e m specifischen G e w i c h t , scheint aber d i e E n g e und
durch
durch
die m a n n i g f a l t i g e n W i n d u n g e n
der
R ö h r e sehr e r s c h w e r t zu s e i o . S o l c h e H ö h l e n r ä u m e sind es auch o h n e allen Z w e i f e l , auf w e l c h e n der e i n f a c h e M e c h a n i s m u s der i n t e r m i t tirenden T h e r m e n ckelten den
beruht.
Dampfmassen
In
durch
Verbindungskanal
ihnen w e r d e n d i e die
nach
Wassersäule,
dem
aufwärtsführenden
S c h l ü n d e verschliefst, zurückgehalten,' sich
zu
Wasser
sie sind
gröfseren Massen a n z u h ä u f e n , in
dem
Höhlenrauine
endlich i h r e E x p a n s i o n so
immer
hoch
entwiwelche
sie
genöthigt
drängen
tiefer
gestiegen
das
herab,
ist,
bis
dafs
sie
sich den V e r b i n d u n g s k a n a l nach dein a u f w ä r t s f ü h r e n d e n Schlünde
eröffnen,
gewaltsam
durch
nach der A t m o s p h ä r e e n t w e i c h e n d e m Schlünde m i t
sich
und
emporreifsen.
die
Wassersäule
das W a s s e r Das
aus
gewaltsame
H e r v o r b r e c h e n der D a m p f m a s s e n nach d e m Schlund ursacht das d o n o e r a r t i g e Geräusch E r s c h ü t t e r u n g des E r d b o d e n s , vorangeht.
i n der T i e f e
die einer
jeden
D i e ersten D a m p f e n t l e e r u n g e n
nicht bis z u r O b e r f l ä c h e e m p o r ,
ver-
und
die
Eruption
dringen
noch
sie condensiren sich
in
den a b g e k ü h l t e m W a s s e r s c h i c h t e o , d i e sie durchströmen müssen;
dadurch
Temperatur,
erhalten
welche
die
geeignet
D a m p f m a s s e n hindurchströmen
letztern ist,
die
zu lassen.
nun
aber
eins
nachfolgenden Dia
Wasser-
säule, e i n m a l in U n r u h e g e s e t z t , leistet nun nicht m e h r d e m A u f d r i n g e n der D ä m p f e den W i d e r s t a n d 1 w i e f r ü h e r , u n d dieser W i d e r s t a n d w i r d i m m e r geringer, j e m e h r v o n d e m sperrenden W a s s e r durch die e n t w e i c h e n d e n D a m p f massen aus d e m S c h l ü n d e geschleudert w o r d e n ist. b e n d i e D a m p f r e s e r v o i r e sich so w e i t e n t l e e r t ,
Ha-
dafs d i e
E x p a n s i v k r a f t der rückständigen D ä m p f e unter das G l e i c h gewicht
mit
der
Wassersäule
im
Schlünde
herabsinkt,
261 so versperrt die letztere die Verbindungsöffnung nach dein Schlünde, und es tritt die frühere Ruhe wieder e i n ; so lange bis sich von neuem Dämpfe genug angesammelt h a b e n , dafs eine abermalige Entleerung erfolgen mufs. Das Spiel der Quelle wiederholt sich daher in P e rioden, die von dem Fassungsraum der Dampfreservoire, von dem Druck der Wassersäule und von der W ä r m e entwickelung in der Tiefe bedingt sind. Der Geiser zeigte, zu der Zeit als ich ihn beobachtete, zweierlei verschiedene Eruptionen. Die kleinern wiederholten sich regelmäßig in Perioden von 2 Stunden. Das W a s s e r sprudelte dabei nur 15 — 2 0 Fufs hoch. Die gröfsereo erfolgten in Perioden von 2 4 — 3 0 Stund e n ; die Dampfinasseo erhoben sich dann bis in die W o l k e n und schleuderten die Wasserstrahlen zu Höhen 1 von 9 0 Fufs. Diesen zweierlei Eruptionen geboren auch zwei verschiedene Gavernen an. Eine kleinere Caverne füllt sich schneller, entleert sich folglioh häufiger; eine gröfsere füllt sich langsamer, entleert sich seltner aber dann auch mit um so größerer Gewalt. Der Strokr, dessen Eruptionen die des grofsen Geisers an Erhabenheit fast übertreffen, hat das eigenthüm-r liehe in seinem Mechanismus, dafs er p e r m a n e n t e und i n t e r m i t t i r e n d e T h e r m e z u g l e i c h i s t . Als permanente T h e r m e giebt er sich durch sein ununterbrochenes heftiges Aufwallen und Kochen zu erkennen; als intermittirende Therme durch die riesenhaften Erupt i o n e n , die in Zeitintervallen von 2 oder 3 Tagen sieb zu wiederholen scheinen. Ein Theil der Dämpfe, die in der Tiefe sich erzeugen, durchdringt die Wassersäule und strömt ungehindert in die Atmosphäre aus. Daher das fortwährende Aufwallen der Quelle, daher ihre constante Siedehitze. Ein anderer Theil dagegen wird in Höhlenräumen gefangen, wo er sich so lange ansammeln Kanten AKIUT. I X . Bd. J , H.
18
262 tbufs, bis er die Verbindung nach dem Schlünde «ich gewaltsam erzwingt und die Eruptionen erzeugt. Unter den zahlreichen Thermen, die ich auf Island zu beobachten Gelegenheit halte, steht in dieser Beziehung der Strokr als einzige Anomalie da. Keine andere Therme, welche in fortwährendem Kochen und Aufwallen sich befindet, besitzt zugleich periodische Eruptionen. W a s nämlirh die gewaltsamen Eruptionen erzeugen könnt», entweicht in fortwährenden Strömen nach der Atmosphäre, ohne sich zu starkem Kraftäufseruugen anzusammeln. In mehren Reiseberichten Uber den Geiser und Strokr findet man erwähnt, dafs man die Ausbrüche dieser Quellen nach Willkühr hervorrufen könne, wenn man Steins oder andere schwere Körper in den Schluod hinabwürfe. So berichtet O l a f s e n , dafs der Geiser, so oft er seine Tiefe mit dein Senkblei ausforschen w o l l t e , W a s s e r zu speien anGng. — Ferner erwähnt H e u d e r s o n , dafs, wenn der Slrokr vorher auch vollkommen beruhigt g e wesen wäre, Steine, die man in den Trichter hinabwarf, doch sogleich ein heftiges unterirdisches Getöse verursacht hätten und nach wenigen Minuten die Wassersäule mit den Steineu emporgestiegen wäre. Die Richtigkeit dieser Aussagen lasse ich dahingestellt ; denn die Versuche, die ich anstellte, blieben ohne Erfolg. So viel Steine ich auch in den Schlund des, Geisers sowohl als des Strokrs hinabwarf, so wurde doch nicht im geringsten die Thäligkeit beider Quellen dadurch erregt. Erst bei der nächsten Eruption wurden alle Steine wieder aus der Tiefe zu Tage geschleudert. Eben so wenig mag ich über die Wahrscheinlichkeit entscheiden, ob wirklich, w a s die meisten Reisenden mittheilen und von vielen Eingeboroen behauptet wird, die Stärke und die Häufigkeit der Ausbrüche im Zusammenhange mit regnerischem stürmischem W e t t e r stehe.
263 Das Spiel des Geisers, des Strokr und einiger an» dem beachtungswerthen Quellen hat seither den mannigfaltigsten Veränderungen unterlegen. Durch das in* cruslirende Vermögen des Wassers köonen einzelne Ka-* näle sich verschJiefsen. Durch die häufigen Erschütterungen, mit denen jede der gröfsern Eruptionen verbunden i s t , können Höhlenräume zusammenstürzen, und neue sich wieder bilden. Die gröfsten Veränderungen verursachten aber immer die Erdbeben, durch welche die Insel von Zeit zu Zeit beunruhigt wird. — So verschwand mit der Erderschütterung vom Jahre 1789 jene Ouelle, welche nach dem Geiser die ansehnlichste in dieser Gegend war und von S t a n l e y , der sie im Jahr« 1789 noch in voller Thätigkeit s a h , der b r ü l l e n d « G e i s e r genannt wurde. Dagegen nahm der sogenannte neue Geiser (Strokr), welcher vor dem Erdbeben von 1789 höchst unbedeutend w a r , nach demselben so sehr z u , dafs er jetzt neben dem Geiser die wichtigste Quelle ist. Die Berichte der Beisenden, welche diese Quellen von Zeit zu Zeit besuchten, müssen daher auch ganz wesentlich von einander abweichen. Die erste Erwähnung des Geisers geschieht von S a x o G r a m m a t i c u s in der Vorrede zu seiner Geschichte von Dännemark^ die im 12ten Jahrhundert geschrieben ist. Die altern Nachrichten,- die wir vom Geiser besitzen, sind nicht nur höchst mangelhaft, sondern auch meist von sehr vieled Irrlhütnern und Uebertreibungen durchwebt. Von die* setn Vorwurf können selbst die Mittheilungen nicht befreit w e r d e n , welche wir in O l a f s e n ' s und P a u e l s e n ' s Reise durch Island aus der Mitte des vorigen J a h r hunderts besitzen. v. T r o i l * ) besuchte den Geiser im Jahre 1772. *) Briefe, welche eine von Herrn Dr. Uno v. T r o i l 18*
te
264 Er beobachtete, in einem Zeitraum von 12 Stunden, 1 1 Ausbrüche des grofsen Geisers, die jedoch nicht voll gleicher Slärke waren. Die meisten derselben währten nur einige Sekunden und die Wasserstrahlen stiegen bis auf 30 Fufs Höhe. üei dem letzten und stärksten Ausbruch jedoch, welcher gegen 4 Minuten währte, stieg'der höchste "Wasserstrahl, nach einer Messung mittelst des Qnadranlen, zu eiuer vertikalen Höhe von 92 Fufs. Stanley welcher 1789 den Geiser besuchte, giebt die lehrreichste Darstellung desselben und einiger Rodern wichtigen Quellen in seiner Nähe. Er beobachtete mehre Ausbrüche des Geisers, die verbältnifsinäfsig in ziemlich kurzen Perioden aufeinander folgten, die aber in i h r e r Slärke und Dauer sehr verschieden w a r e n . Der gröfste Ausbruch des Geisers währte 10 — 1 2 Minuten und der höchste Wasserstrahl erhob sich auf 96 Fufs. Des Strokrs ist von S t a n l e y unter dem Namen des n e u e n G e i s e r s zuerst Erwähnung gethan. Er sah eine Eruption desselben, welche 30 Minuten w ä h r l e und wobei die W a s s e r - und Dampfsäule zu einer Höhe von 132 Fufs sich erhob. Ferner giebt S t a n l e y eine interessante Mittheilung über j e n e merkwürdige Quelle, welche erden b r ü l l e n d e n G e i s e r nannte, die in Perioden von 4 — ¿Minuten ihr« Wasserstrahlen zu 30 — 4 0 Fufs Höhe schleuderte. O h l s e n m ~), welcher den Geiser im Jahre 1804 besuchte, beobachtete, dafs die Eruptionen des grofsen Geisers sich in Perioden von 6 Stunden wiederholten, dafs aber aafserdem in der Zwischenzeit kleinere A u s brüche Statt fänden, die jedoch nur von sehr geringer J a b r e 1772 nach Island angestellte Reise betreffen.
Upsala
u n d L e i p z i g 1779. » ) An Account of tbe hot S p r i n g s in I c e l a n d ; mitgetheilt den T r a n s a c t . of »he R o y a l S o c . of E d i n b u r g h .
**) G i l b e r t ' s AnnaUn B. 43.
in
265 Stärke und Dauer tfraren, wogegen die grÖfserr» meist br belenerze; in Poggendorfo Annalen der Physik und Chemie III« 271. und daselbst II. 416. die Analysen von H . Kose.
299 merkt zu werden verdient, als sich dadurch die LogerungsVerhältnisse der Flötzgebirge an der mittlem Saale a m natürlichsten erklären lassen. II.
F l ö t z g e b i r g e .
V o n diesem kommen hier nur die fünf ältesten Formationen in Betracht, nämlich A . der alte Sandstein mit der sogenannten alteren Steinkohlenbildung und einer Porphyrbildung. B . der ältere Flülzkalk, C. der bunte Sandstein, D. der Muschelkalk, und E . die Keuperformalion, von denen die vier letzteren häufig F . mit verschiedenen Gypsbildungen als untergeordnete Glieder vergesellschaftet sind. Alle jüngeren Flölzformationen, die in der neueren Geognosie eine besondere Wichtigkeit erlangt haben, kommen dagegen in unserem Bezirke nirgends vor, obgleich sie sich in der Nähe desselben, nämlich im Magdeburgischen und Halberstädlschen und zum Theil auch in dem grofsen Thüringschen Becken, in ziemlicher Verbreitung vorfinden. I m Ganzeu stehen sie in einer gleichförmigen L a g e rung zu einander, d. h. dafs das Niveau der Ausgehenden sich mit den jüngeren Formationen erniedrigt; außerdem findet aber auch ein allgemeines Abnehmen im Niveau des Ausgehenden bei einer und derselben Formation in der Richtung von West in Ost statt. A. A l t e S a n d s t e i n f o r m a t i o n , Diese zerfällt wieder in verschiedene Gruppen, nämlich: a) das sogenannte ßothliegende oder Hothe-Todte. b) die ältere Steinkohlenbildung und c) eine Porphyrbildung,
300 w e l c h e sämmtlich in einem solchen Verhältnif» zu einander stehen, dafs sie als eine Hauptformation betrachtet werden müssen. a ) Gruppe des Roihliegenden. Verbreitung. 1. A m Harz, zunächst w i e d e r a n der äufsersten westlichen Grenze des Regierungsbezirks a n f a n g e n d , trifft man bei Hermannsacker und an der Eberburg blofs noch die ö.sllicbe S p i t z e der mächtigen Bildungen von Rotliliegendem, Porphyr und Steinkohlen, die weiter westlich a m Siidabhange des H a r z e s bei N e u stadt, Ilfeld und Sachsa auftreten. Schon d a , w o die S t r a f s e von Herrmannsacker nach Stellberg a m Gebirge hinaufgeht, verschwindet das Rothliegende zwischen d e m Uebergangsgebirge und älterem F l ö t z k a l k , und k o m m t , w i e schon oben gesagt, erst in der Gegend von L e i n u n gen und M o h r u o g e n , ohne weitere Unterbrechung w i e der zum Vorschein; Nur an wenigen P u n k t e n , w i e z , B . bei Breitungen, Questenberg und Hayerode tritt d a s selbe in kleinen Massen an die Oberfläche hervor; b e sonders merkwürdig ist aber eine k l e i n e , wenig mächtige Ablagerung von Rolhliegendtmi an der sogenannten L a n d g e m e i n d e , welche ganz im Gebiet des Thonschief e r s und gegen 5 0 0 F u f s höher als das z u s a m m e n h ä n gende A u s g e h e n d e des älteren F l ö t z k a l k s l i e g t ; auch k o m m t hier noch einige F u f s höher a m K r e u z b e r g e eine eben so m e r k w ü r d i g e kleine Parthie von älterem Flötzk a l k init dem Kupferschieferüötz und Spuren von W e i f s l i e g e n d e m uoinittelbar auf Thonschiefer gelagert vor. Von IVIohrungen an uin den ganzen Vorharz herum b i s Meisdorif und Opperode folgt das R o t b l i e g e n d e überall d e m Uebergangsgebirge, und ist daher seine innere Grenze schon oben mit angegeben. Indem aber dasselbe von Grillenberg an östlich bedeutend an Mächtigkeit oder Verbreitung zunimmt, und zugleich einen schmalen, von A n n e r o d e über Blankenhayn und Bischofferode bis Horn-
301 bürg, in südöstlicher Richtung fortlaufenden, und schon durch die Erhebung der Gebirgsoberiläche sich merklich auszeirhnendeo Vorsprung bildet, geht die äufsere Grenze, oder die Scheidung zwischen ihm und dein älteren Flötzk a l k , meist dem Fufse dieses Yorsprungs folgend, auf der einen Seite dicht bei Blaokenhayn, Bornstädt, R o then Schirmbach und Hornburg, , auf der andern aber nordöstlich von Holzzelle und Bischofferode vorbei, und wendet sich erst jenseits Wolferode in den sogenannlen Birken ganz nördlich über Ziegelrode nach Mannsfeld und L e i m b a c h , so dafs dieselbe hier auf dem linken Wipperufer wieder ziemlich nahe an die innere Grenze herantritt. In der Nähe von Heltstedt finden sodann mehre specielle Hervorragungen des Rothliegenden, oder Ueberlagerungen ^desselben von älterem Flötzkalk statt, worauf sich dasselbe, jedoch zum Theil mit 6ehr verminderter Mächtigkeit, am nördlichen Rande des Harzes über Quenstedt, Welbsleben und Endorf bis jenseits Meisdorif herumzieht und endlich bei Ballenstedt mit den übrigen hier auftretenden Bildungen dieser Formation gänzlich an der Nord- und Westseite des Harzes v e r schwindet. 2 . Ein besonderer Arm vom Rothliegenden, welcher zugleich die schon oben erwähnte Höhenverbindung, z w i schen dem östlichen Yorharze und dem Fetersgebirge bildet, läuit aber von Hettstädt aus östlich mit einer durchschnittlichen Breite von einer halben Stunde, über Ihlewitz und Zellwitz bis ins S a a l t h a l , und indem hier sowohl eine Einsenkung der Oberfläche, als auch eine Mnldüng der Gebirgsschicbten warzunehmen i s t , tritt nunmehr auf der rechten Seite der Saale das Fetersgebirge als eine selbststäudige Erhebung dergestalt auf, dafs das eigentliche Rolhliegende durch das gleichzeitige Er* scheinen der Porphyr- und Steinkohlenbildungen wieder in z w s i A r m e getheilt wird.
302 Auf der einen Seite nämlich, geht dasselbe tnh seiner änfseren Grenze vom Dorfe Nelben anfangs östlich bis Könnern, dann fast rechtwinklig gegen Süden über Gollwitz bis in die Nähe von Dalehna, und hierauf endlich wieder nordöstlich bis an die Anhaltsche Grenze bei Gröbzig; jedoch an der Tageoberfläche, wegen der hohen Bedeckung von aufgeschwemmten Gebirge, k a u m noch bemerkbar. Eben so kann seine innere, der Steinkohlenbildung zugekehrte Grenze von Schlettau über Doinnitz bis D ö sel wegen Mangel an Entblöfsungen nicht genau ange* geben werden, und es verdient diese Gegend überhaupt noch eine nähere Untersuchung. Auf der anderen Seite, wo die Saale bei Friedeburg in das Rothliegende eiotritt, zieht sich dasselbe, jedoch nur mit geringer Mächtigkeit, am rechten Gehänge des Saalthals bis zum Wettiner Mühlberg fort, trifft dann bis Döblitz fast ganz mit dem Bette des Flusses zusammen, und läfst sich endlich wieder auf der rechten Seita desselben noch bis Brachwitz verfolgen, wo es am jenseitigen Ufer unter dem hohen Sande der Dölauer-Haide gänzlich verschwindet. 3 . A m Kiifhäuser findet sich das Rothliegende nnr auf der Südseite des dort hervortretenden Urgebirges 4 während an dem nördlichen, sehr steilen Abfalle des Gebirges, sogleich der bunte Sandstein nicht nur das Ur-» gebirge, sondern auch das Rotbliegende selbst bedeckt, so weit nämlich dieses über den östlichen und westli-. chen Endpunkt des ersteren noch hinausgeht. Nach beiden Weltgegenden hin kommt man jedoch bald ganz io das Fürstlich Schwarzburgsche Gebiet, und in dieses fällt auch beinahe ganz die südliche, dem älteren Flötzkalk zugekehrte Grenze des Rotbliegenden. 4. Oestlich vom Kiifhäuser tritt dasselbe noch einmal auf einem niedrigen Bergzuge am linken Ufer der
303 Unstrut bei .Bottendorf hervor und bildet daselbst einig« flache Kuppen, welche überall vom alten Flötzkalk umgeben sind. 5. Endlich hat man auch sowohl auf der Saline zu K ö t s c h a u , als auch im benachbarten Königlich Sächsischen Gebiet bei Markrannstädt vor k u r z e r Zeit eine' Gebirgsart erbohrt, w e l c h e , nach den erhaltenen B o h r proben tu schliefsen, alle Kennzeichen des Rothliegeii~ den hatte, und wahrscheinlich auf dem oben erwähnten Grauwackengebirge bei Albendorf ruht. S i e w a r d an beiden Funkten in sehr beträchtlicher T i e f e getroffen, und scheint daselbst eine bedeutende Mächtigkeit zu h a ben. Sonst bietet der A b f a l l des Voigtländiscben Gebirges in unserem Regierungsbezirk nirgends eine Spur von dieser Formation dar. Allgemeine Lagerungsverhältnisse. Inder oben betrachteten Ausdehnung a m Harz, steht das R o t h liegende zum Uebergangsgebirge in einer sogenannten abweichenden und übergreifenden LageruDgsfolge, d. h. die Schichtung desselben ist von der des Uebergangsgebirges im W e s e n t l i c h e n ganz unabhängig. Nur d a , w o l«tzteres mit G r a u w a c k e schliefst, findet g e w ö h n l i c h ein allmäliger G e s t e i n s - U e b e r g a n g s t a t t ; indefs spricht für die i m Grofsen übergreifende L a g e r u n g auch noch der Umstand, dafs an den meisten Tunkten der g r ö f s t e T h e i l der unteren Schichten des Rothliegenden gar nicht a n den T a g herauskommt und also kein w i r k l i c h e s Ausge« h e n d e s hat.- Eben daher läfst sich über die Mächtigkeit der B i l d u n g , die zugleich eine ziemlich sanfte Neigung der Schichten hat, hier kein bestimmtes Urlheil fällen, und nur nach den Beobachtungen über T a g e annehmen, dafs dieselbe namentlich a m östlichen Rande des Vor« h a r z e s , so w i e in der Gegend von Rothenburg an der S a a l e , sehr beträchtlich sein inufs. Die H ö h e , bis zu welcher' das Rothliegende sich erhebt, ist bei Leinungen
304 bedeutend niedriger als bei Herrmannsacker, wird aber in der Gegend von Gorenzen und Greiifenhagen sehr beträchtlich, fallt dann über Hettstädt bis gegen W e l b s leben hin ab, und steigt endlich Ton Eodorff bis über Meisdorf hinaus bedeutend wieder an. Eben so verflacht sich dieselbe allmählig von Hettstädt a u s , gegen das Saaltbal und von Annerode bis in die Gegend von Hornburg. Am Kiffhäuser, dessen höchster Tunkt aus Rothliegendem besteht, erreicht dasselbe eine H ö b e , die gegen die der höchsten Porphyrberge in der Gegend von I l feld nur wenig zurückbleibt. Die Mächtigkeit ist hier an einigen Punkten zu 6 — 7 0 0 Fufs anzunehmen, und endlich findet hier ebenfalls eine abweichende und übergreifende Lagerung auf das Grundgebirge, ohne irgend einen Gesteinsübergang statu B e i Bottendorf? dagegen ist die Höhe des Rothliegenden nur unbedeutend, und an der sächsischen Grenze bei Markrannstädt dürfte dasselbe kaum bis zum Niveau der dortigen Ebene emporsteigen. A l l g e m e i n e r C h a r a c t e r des Rothliegen« d e n . I m Allgemeinen zeichnet sich das Rothliegends durch dunkelrothe Färbung und vorherrschende sandsleinartige Zusammensetzung aus. Dafs dasselbe blofs m e chanisch gebildet und nach V e r h ä l t n i s der gröfseren oder geringeren Entfernungen mit Bruchstücken oder G e schieben von älteren, in der Nähe vorkommenden' G e birgsarten erfüllt s e i , ist indefs eine Meinung, die sich in unserem Gebiete keinesweges bestätigt, denn chemische oder krystallinische Bildungen sind darin eben so häufig, als mechanische, und während viele der sogenannten Geschiebe diesen Namen gar nicht verdienen dürften, kommen die groben Congloinerate und Brecciea in der Regel erst in den jüngeren Schichten und zum
305 Theil auch in weiter Entfernung von den Siteren Gebirgen vor. Z u s a m m e n s e t z u n g und B e s c h a f f e n h e i t des G e s t e i n s . Es besieht das Rothliegende wieder aus mehren einzelnen Gliedern odes Gesteiusarten, welche namentlich in dem Landstriche zwischen dem Harz und Pelersgebirge am ausgezeichneisten auftreten. Diese sind feinkörnige Sandsteine, schiefriger T h o n , Conglornerate und Breccien, Bänke von dichtem Kalkstein, eine eigent ü m l i c h e Breccie, Porpbyrbreccie genannt, nebst Mandelstein, und endlich das sogenannte Weifsliegeode als oberste Schicht von allem. Sie wechseln mehrfach mit einander ab, zeigen mitunter sehr bedeutende Schwankungen in ihrer Mächtigkeit, und verlaufen sich häufig in einander. Dennoch kommen einige derselben in einem gewissen bestimmten Lagerungsverhältnisse zu den übrigen vor und namentlich sind es die Conglomeratund Kalksteinbänke, welche meist in den oberen Massen der Formation ihren Platz haben. Der f e i n k ö r n i g e S a n d s t e i n , welcher in der Regel sehr viel Glimmer, besonders auf den Ablösungsflächen führt, und dann gewöhnlich eine schiefrige T e x tur annimmt, bildet den bei weitem gröfsten Theil der Formation, und kommt nicht nur über und zwischen den übrigen Gliedern, sondern auch vorzugsweise zu unterst vor. Häufig nimmt er aber auch eine breccienartige Beschaffenheit an, wo dann die Bruchstücke meist aus Hornstein, Quarz und kalkigem Thonschiefer bestehen. — Eine b e s o n d e r e A r t von feinkörnigem Sandstein, welcher zwar nicht überall vorhanden, und meist von sehr abwechselnder Mächtigkeit und geringer A u s dauer ist, findet sich in der Nähe der CoDglomerate und Ist hauptsächlich wegen seiner kristallinischen Zusammensetzung merkwürdig, indem er aus einem Gemenge von durchsichtigen Quarzkörnern und Porzellanerde be-
306 steht, zwischen welchen das rothe Bindemittel mit einzelnen Gliminerblättchen inne liegt; auch geht die Porzellanerde zuweilen wirklich in krystallinischen Feldspath über. Dieser Sandstein ist e s , welcher sich be» sonders zu grofsen Werkstücken und Mühlsteinen eignet, und in den Brüchen bei R o t h e n b u r g und S i e b i k e r o d e gewonnen wird. Der s c h i e f r i g e T h o n kommt ebenfalls überall zwischen den übrigen Gliedern vor, bildet häufig abgesonderte Flötze zwischen diesen, und geht zuweilen auch In Thonstein über. Die K a l k s t e i n b ä n k e , von denen es nicht leicht über vier, in geringer Entfernung übereinander liegend, giebt, setzen gewöhnlich nicht lange mit gleichbleibender Stärke und Regelmäßigkeit fort, bestehen häufig nur (aus knolligen, von schiefrigen Thon eingehüllten Stücken, sind aber dessen ungeachtet zu den w e s e n t l i t h e n B e g l e i t e r n der Formation zu rechnen, und scheinen namentlich in näherer Beziehung zu der Steinkohlenbildung zu stehen; indem man auch in dieser dergleichen Kalkstein häufig findet. Der Kalkstein selbst ist durchgängig sehr dicht, von bläulich^grauer bisweilen röthlicher Farbe, und wird nicht selten von Kalkspath*«chnüren durchzogen. Am häufigsten und ausgezeichnetsten findet man ihn im Saalthale bei R o t h e n b u r g , so wie bei M a n n s f e l d , L e i m b a c h und E n d o r f und zwar an letzterem Orte in eigenthümlicheü gestreiften Abänderungen. Die Mächtigkeit der Bänke betragt gewöhnlich zwischen | und 2 Fufs. Die P o r p h y r b r e c c i e n und M a n d e l s t e i n e werben, wegen ihrer genauen Beziehung zu dem massigen Porphyr, am schicklichsten weiter unten zu betrachten sein, und wird hier blofs bemerkt, da£s sie sich nur in den jüngsten Schichten des Rothliegenden finden.
307 Daa W e i f s l i e g e n d e , theils aus einem weifsen feinkörnigen Sandstein, theils aus einer Breccia mit Bruchstücken von Ouarz und lydischein Stein bestehend, fehlt nirgends, wo die unterste Schicht des alten Flötzkalks nämlich das bituminöse Mergelschieferflötz sich auf Roth« liegendes oder ein anderes Gebirge lagert, und erscheint daher als eine eigenthümliche Uebergangsbildung zuui alten Flülzkalk. Es hat durchgehend« ein graues kalkiges Bindemittel, kommt nicht leicht über 3 Fufs mächtig vor, und führt besonders in der Gegend von S a n g e r s h a u s e n , so wie am ganzen Südrande des Harzes^ häufig Kupfererze, welche unter dem Namen S a n d e r z e bekannt sind, und weiter unten beim alten Flötzkalk näher angeführt werden sollen. Bei der Zusammensetzung und Gesteinsbeschaffenheit am K i f f h ä u s e r finden im Ganzen dieselben Verhältnisse statt. Der feinkörnige krystallinische Sandstein k o m m t jedoch hier in weit mächtigeren Bänken, mit weniger rothgefarbtem Bindemittel und zugleich von härterer, nicht selten breccienartiger Beschaffenheit vor, w e s halb er sich vorzugsweise cu Mühlsteinen eignet. Conglomerate und Hornquarz nehmen auch hier die» •selbe Stellung ein, und eben so scheinen alle Bruchstücke des darunter liegenden Urgebirges gänzlich zu mangeln. Endlich kömmt Kalkstein zwar nicht unmittelbar am Kiffhäuser, wobl aber bei B o t t e n d o r f in einzel* ner Ausscheidung im rothen Sandstein vor. b ) Gruppe der Steinkohlenbildungen. Hier sollen zuerst diejenigen k l e i n e r e n B i l d u n g e n betrachtet werden, die sich von den Porphyren entfernt vorfinden. B e i M e i s d o r f u n d O p p e r o d e . Bei M e i s d o r f und O p p e r o d e , gegen Morgen vom Selkethale scharf begrenzt, trifft man eine ziemlich ausgebildete S t e i n k o h l e n - N i e d e r l a g e , welche sich von hier bis B a i -
308 l e n s t ä d t fortzieht. S i e besteht zuunterst aus grauem thonigem Sandstein, selten über 1 Lachter mächtig, auf groben zum Rothliegeiiden gehörigen Conglomérat r u h e n d ; darauf folgt sogleich das Steinkohlenflütz, dessen Mächtigkeit nicht viel über 2 Fufs beträgt, sodann der, dieser Bildung e i g e n t ü m l i c h e Schieferthon mit schwachen Bänken von grauem, zuweilen breccienarligetn Sandstein, so wie von dichtem schwarz oder grau gefärbtem Kalkstein und einem dem Kieselschiefer nahestehenden Fossil, ferner grobes Conglomérat und endlich vor dem völligen Uebergange ins Kotliliegende noch bläulich- und röthlichgrauer Thonstein. I m Streichen, oder in seiner horizontalen Ausdehnung, ist das Steinkohlenllölz ziemlich regelmäfsig gelagert, im Einfallenden aber keilt es sich sehr bald dergestalt aus, dafs ein allmäliger Uebergang der K o h l e in schwarzen und aus diesem in rothen Schieferthon stattfinden. Hierbei findet sich häufig auch Faserkalk ein, der nach dem Verschwinden der kohligen Schichten noch einige Zeit fortdauert, und auf ähnliche W e i s e keilen sich diese auch im Streichen gegen Westen, oder in der Hichtung auf Ballenstädt aus. Der Bergbau, welcher daselbst zu verschiedenen Zeiten ziemlich anhaltend be» trieben worden ist, hat seit Kurzem wegen beschränkter Ausdehnung des Steinkohlenflötzes gänzlich aufgehört. A u f dem rechten Selke-Ufer kommen zwar keine ausgebildete Steinkohlen, wohl aber in einiger Entfernung, zwischen der Konradsburg und Endorf, verschiedene T h o n s t e i n e , ein eigenes krystallinisches Gemenge von dichtem Feldspath und Glimmer, ferner rosenrother Kalkstein, dem sogenannten Konit sehr ähnlich, und endlich ein weifses erdiges und wahrscheinlich viel Talk enthaltendes Gestein vor, welche sämmtlich die Steinkohlenbildung hier zu vertreten scheinen. BeiGrillenberg.
Ein anderes Vorkommen von
309 fcohligen Gesteinen findet sich an der Südseite des Harzes bei G r i l l e n b e r g , besteht aber nur in einein, etwa 1 Larliter mächtigen Flötze von dunkelgefarbtem Schieferthon mit Pflanzenabdrückon, die zu den gewöhnlichen Begleitern der Steinkohlenflötze gehören. B e i G u e l b z i g . Endlich sind am linken Saalufer nahe oberhalb Guelbzig noch Spuren von dunkelgrauen Gesteinen b e k a n n t , in welchen man jedoch bei näherer Untersuchung nur kleine Stücken von Glanzkohle in Kalkspath eingesprengt entdecken konnte. A m P e t e r s g e b i r g e . Die dem Fetersgebirge a n gehörige Steinkohlenbildung enthält wieder nur an einzelnen Punkten gewisse mächtige Ablagerungen von •wirklichen Steinkohlenschichten, und diese Ablagerungen sind im Streichen gewöhnlich nur durch schwache Schichten von Gesteinsarten mit einander verbunden, die vermöge ihrer inneren Beschaffenheit und geognostischen Stellung nothwendig als zu derselben ßilduog gehörig angesehen werden müssen. V e r h ä l t n i f s z u d e n P o r p h y r e n . Im Liegenden derselben findet sich überall ein P o r p h y r , der in hiesiger Gegend das Grundgebirge bildet, und mit dem Namen ä l t e r e r Porphyr bezeichnet wird, da aufserdem an den meisten Punkten noch ein anderer sogenannter j ü n g e r e r Porphyr im Hangenden der Steinkohlenbildungen v o r k o m m t , so dais diese im Allgemeinen auch Zwischenbildungen genannt werden können. Doch mufs hierbei bemerkt w e r d e n , dafs tnan mit dieser unterscheidenden Bezeichnung beider Porphyre nicht gerade den Begriff von einer Bildungsfolge im Sinne des sogenannten neptunischen Systems verbunden wissen will. Das Vorkommen des ä l t e r e n Porphyrs beschränkt sich, nächst der grofsen Erhebung desselben, welche die hohe Fläche von Morl bis Domnitz, oder von Brachwitz bis Löbejün e i n n i m m t , nur auf einige wenige Punkte Karsten Archiv. I X . B. 2. Q .
21
310 bei Halle und Landsberg.
V o n jener größeren Erhebung
läuft indefs noch ein schmaler Ann, nahe oberhalb Brach•witz, auf das linke Saalufer bis gegen Dölau, nordwestlich
von
so
Löbejün bis an die ehemalige
wie Gott-
gauer Salpeterhütte. Vorkommen
u n d A u sd e h n un g
k o h l e n - oder Zvvischenbildung.
der
Stein-
Um diesen P o r -
phyr lagert sich nun die Zwischenbildung
mantelförinig
herum, und es sind dabei folgende besondere Erscheinungen zu bemerken. Zunächst bildet sie v o m rechten Saalufer nahe über Lettin bis zur sogenannten K l i n k e oberhalb und von da wahrscheinlich noch
Brachwitz,
bis gegen Morl,
schmale Mulde im älteren Porphyr.
eine
Am linken Saalufer
dagegen folgt sie von Lettin bis Dölau und von da zurück bis Brachwitz dem vorhin erwähnten Porphyrarm, und läuft hierauf wieder an der rechten Seite, der Saale, meist nur mit geringer Mächtigkeit, durch den Giinmeritzer Grund über Deutleben tioer
Kohlenablagerung,
bis zu der gröfseren
deren Begrenzung,
Wet-
abgesehen
von einigen speciellen Krümmungen, durch drei Linien gebildet wird, die man sich von J\eutz bis hinter Dösel, von da bis zum Schweitzerling bei Weltin, und von diesem nahe an den obern Häusern von W e t l i n Liebeckenberge v o r b e i ,
bis nach Neutz
und dem
zurückgezogen
denken kann. Von der östlichen Ecke bei Neutz bis in die Gegend V.on Löbejün ist nun zwar chem man bis jetzt wegen aufgeschwemmtem Gebirge
ein Zwischenraum, in der hohen Bedeckung
welvon
noch kein deutliches Gestein
der Zwischenbildung hat entdecken k ö n n e n , doch läfst sich ihr Dasein hier jedenfalls vermuthen,
und man hat
sogar Hoffnung, in dieser Gegend noch ausgebildete Steinkohlen zu finden. —
Wie
weit die Löbejüner K o h l e n -
ablagerung sich gegen Morgen erstreckt, ist noch
nicht
311 genau untersucht; weiterhin aber in der Nähe des Petersberges theilt sich unsere Zwischenbildung in zwei schmale Arine, von denen der ein© am nördlichen Fufse des Petersberges init östlicher Richtung fortläuft, und namentlich bei Drehlitz, so w i e durch frühere Versuche bei riötz und Ostrau bekannt geworden ist, sodann aber unter aufgeschwemmtem Gebirge gänzlich verschwindet. Der andere Arm, welcher dem östlichen Rande der grofsen Erhebung des alleren Porphyrs folgt, zieht sich in südlicher Richtung zwischen Krosigk und den 6 H ä u sern d u r c h , fällt dann von W a l l w i t z an ineist in das Thal des Götschebachs, und scheint sich endlich an die obengenannten P u n k t e bei Lettin oder Morl wieder a n zuschließen; jedoch sind auf dieser gairzen Erstreckung aufser in der Nähe des Petersberges nur wenig Spureu von entblöfstem Gestein bemerkbar. Die kleinen Erhebungen des älteren Porphyrs bai Halle, welche in einem schmalen A r m vom Galgenberge über den sogenannten Sandfelsen am rechten Saalufer bis zu den jenseits gelegenen Weinbergen fortlaufen, sind zwar ebenfalls von eigenthümlichen Arien der Z w i » schenbildung umgeben, allein auf der O s t - und Südseite verschwinden sie meist unter dem aufgeschwemmten L a n d e und Braunkohlengebirge, und eben so umhüllea diese die kleinen abgesonderten Höhen des älteren P o r p h y r s , welche sich in östlicher Richtung vom Galgenberge fortziehen, und mit dem Kapellenberge bei L a n d s berg endigen. Dafs an der nördlichen Seite derselben vielleicht noch ausgebildete Steinkohlen vorkommen, ist allerdings nicht ganz unwahrscheinlich, und es sind deshalb gegenwärtig besondere Untersuchungen darauf begonnen worden. Von denjenigen P u n k t e n , w o unsere Zwischenbildung mit ausgebildeten Steinkohlenschichten erscheint, ist die W e t t i Q f i f S t e i n k o h l e n a b l a g e r u n g die wich21 *
312 ligste, und obgleich die Kolilenflötze s o w o h l hier als bei L ö b e j ü n höchst unregelinälsig gelagert, und in V e r gleich gegen andere Gegenden uieist von sehr geringet Mächtigkeit s i n d , so ist doch schon über ein J a h r h u n dert ein B e r g b a u darauf betrieben w o r d e n , der gegenwärtig noch ziemlich gut lohnt, u n d auch eine längere Ausdauer verspricht. D i e V e r h ä l t n i s s e , unter denen die Steinkohlenbildung hier auftritt, sind indefs so m a n nigfaltig, dala eine vollständige Beschreibung derselben liier viel zu weit führen w ü r d e , und es kann daher nur ganz im Allgemeinen davon die R e d e sein. Lager ungsverhältnisse und Mächtigkeit derselben. Im Ganzen neigen sich die Schichten schildförmig gegen W e s t , S ü d w e s t und S ü d , w a s durch eine sattelförmige Erhebung des Grundgebirges bedingt au sein scheint, die sich wahrscheinlich von Neutz bis gegen Dösel erstreckt, und w e n n auch die Nordseite derselben durch die D e c k e von hohem a u f g e s c h w e m m tem Gebirge meist sehr unkenntlich gemacht w i r d , hat .man doch vor einigen J a h r e n dicht bei letzterem Dorfe ; noch ausgebildete Steinkohlenflötze entdeckt, die ein ziemlich hoffnungsvolles Kohlenfeld gewähren. — D i e gröfste Mächtigkeit der Zwischenbildung dürfte hier bei Wettin nicht über 2 4 Lachter betragen. — Gegen Morgen lagert sie sich an den älteren Porphyr bei N e u t z ; gegen Abend geht sie z u m Theil in d a s Rothliegende an der S a a l e ü b e r ; und gegen M i t a g a b e n d , Mittag und Mittagmorgen wird sie vom jüngeren Porphyr dergestalt begrenzt, dafs die Schichten gewöhnlich sehr steil unter denselben einfallen. I m Liegenden von denjenigen Gliedern der Bildung, w e l c h e gröfstentheils aus mehr oder weniger dunkel s c h w ä r z l i c h - g r a u gefärbtem Scbieferthon und Sandstein bestehen, und mit den K o h l e n f l ö z e n unmittelbar wech-
313 «ein, h a t man überall noch einen r o l h e n , von schlifligen und krutninschiefrigen Schieferthonlagen begleiteten Sandstein gefunden, der m i t der Hauptmasse des rothen Todten unmittelbar zusammenhängt, und in dem man an mehreren P u n k t e n bis über 10 Lachten tief niedergek o m m e n ist. Eben so besteht das Hangende wieder aus r o t h e m Sandstein, der sich ebenfalls nach und nach ins rothe T o d t e verläuft. A n z a h l und Beschaffenheit der Steinkuhl e n f l ö t z e . Die Steinkohleoilötze, überhaupt nur vier an der Z a h l , - s i n d von unten nach oben das sogenannte vierte Flötz, was aber meist nur aus kohligem Schieferthon besteht, und daher, abgesehen von seiner geringen Mächtigkeit, nirgends bauwürdig i s t ; das dritte oder B a n k flötz, i m Durchschnitt nicht über 18 bis 2 0 Zoll m ä c h t i g ; das Mittelllötz von nicht viel gröfserer Mächtigkeit, und endlich das Oberilötz, gewöhnlich 1 Lacht er mächtig; doch liegen in allen noch die sogenannten Schrammberge, welches dünne Lagen vou Schieferthon sind. Verdrückungen, V e r w e r f u n g e n und ähnliche Unregelmäßigkeiten sind bei denselben so häufig, dafs zu» sainmenhängende bauwürdige Flächen von mehr als 100 Quadrat Lachlern schon zu den Ausnahmen gehören, und es w ü r d e deren Auisuchuug daher in den wenigsten Fällen lohnend sein, wenn dieselbe theils durch geringe F e stigkeit des Nebengesteins, theils durch stete Erkennbarkeit der, selbst verdrückten, L a g e n , nicht sehr begünstigt •würde. A u f s e r d e m siud aber die bauwürdigen Mittel der einzelnen Flötze sehr ungleich in den verschiedenen Revieralitheilungen v e r t h e i l t , und in der Regel hält das Oberilötz, w a s jedoch schon in früheren Zeiten gröfstentheils abgebaut worden i s t , noch am weitesten aus. Endlich setzen die Flötze auch nirgends bis zu einer ansehnlichen T i e f e n i e d e r , und es scheinen überhaupt die kohligen Schichten sich auf ähnliche W e i s e in roth ge-
314 f ä r b t e zu v e r l i e r e n , w i e d i e s schon oben von der S t e i u k o h l e n a b l a g e r u n g bei Meisdorf b e m e r k t w o r d e n ist. Die K o h l e n selbst k a n n m a n iin A l l g e m e i n e n z u r S c h i e f e r k o h l e r e c h n e n , obgleich hin und w i e d e r a u c h G r o b k o h l e und G l a n z k o h l e v o r k o m m t . F a s r i g e r A n t h r a z i t findet sich h ä u f i g dniin e i n g e s p r e n g t . Im Schmiedef e u e r ist sie durchgangig a n w e n d b a r , w e i l sie indefs n u r e i n e mittlere F e s t i g k e i t besitzt, fallen bei der G e w i n n u n g viele klare Kohlen *). U e b r i g e G es teins a rte n d i e s e r Bildung. D e r Schieferthon, g e w ö h n l i c h d ü n n und k r u i n m s c h i e f r i g , z u m T h e i l mit sogenannten k r a u s e m G e f ü g e , w i r d z u w e i l e n auch thonsteinartig und n i m m t d a b e i einen d i c h ten e r d i g e n Bruch a n . r i l a n z e n a b d r ü c k e , w e l c h e sich v o r z u g s w e i s e in diesen L a g e n f i n d e n , w e r d e n w e i t e r UDten noch besonders e r w ä h n t w e r d e n . Der S a n d s t e i n f ä h r t häufig G l i m m e r , geht dann g e w ö h n l i c h in S a n d eteinschiefer über, und ist m e i s t von d u n k l e r F a r b e . Nächstdein k o m m e n aber noch folgende besondere Gesteine v o r : K a l k s t e i n , theils in Holzartigen S t r e i f e n i n d e r Nähe des Obcrllötzes m i t S c h w e f e l k i e s g e m e n g t ( s o g e n a n n t e braune S c h w a r t e ) , theils i n der Nachbarschaft d e r unteren Flötze in t i e r f ü r u i i g e n S t ü c k e n , theils i m M i t t e l i l ü t z e selbst a l s d u n k e l s c h w a r z e k o h l i g e A u s s c h e i dungen ( A n t h r a k o n i t ) , zuweilen mit einer holzartigen T e x t u r , t h e i l s a l s F a s e r k a l k i n Holzartigen S t r e i f e n , b e s o n d e r s an den Hauptabschnitten d e r K o h l e n i l ö t z e , f e r n e r in einigen h a n g e u d e n L a g e n m i t g r a u e n r ü t h l i c h e n u n d s c h w a r z e n F a r b e n , und endlich in e c k i g e n g e s c h i e b e a r l i g e n S t ü c k e n in den groben C o n g l o m e r a t e n . Conglom e r a t e u n d Breccien, in d e r W e t t i o e r S l e i u k o h l e u a b l a g e -
*)
lieber die Beschaffenheit der W e t t i n e r und Lohejiiner Steinkohlen, vergl. Archiv für Bergbau und Hüttenwesen B . 12, S. 1 6 2 - 1 7 1 .
315 rung stets erst in einiger Entfernung über dein Oberflötz auftretend, sind einerseits w i e d e r m i t dem im Rothliegenden bekannten H o r n q u a r z , andererseits mit kleinen eckigen Stücken von Q u a r z , H o r n s t e i n , Kieselschiefer und lydischem. Stein e r f ü l l t , nirgends aber findet man darin Bruckslücke von Porphyr, die sich auf unsere beiden massigen P o r p h y r e zurückführen l i e f s e n ; m e h r e e i g e n t ü m l i c h e Gesteine, an « i n i g e n Stellen i m Hangenden mit TÖlhlichem Schieferlhon und Sandstein wechselnd, mit verschiedenen Annäherungen z u m dichten und splittrigen T h o n s t e i n ; dichten F e l d s p a t ! ) ; J a s p i s ; K a r n e o l ; H o r n s t e i n ; Holzstein und K a l k s t e i n , z u m Theil aber auch mit einer porphyr- oder granitariigen Zusammensetzung, w o sich dann hin und w i e d e r auch k r y s t a l l i n i s c h e r F e l d spath und T a l k ausscheiden. D i e Verbindung dieser Zwischenbildungen mit der Hauptmasse des rothen T o d t e n , und dafs sie demselben, völlig untergeordnet i s t , hat man neuerlich besonders deutlich durch einen Stollenilügel kennen g e l e r n t , der a u s d e m Innern des W e l t i n e r R e v i e r s nach den neu a u f g e f u n d e n e n Flötzen bei DöseL getrieben w o r d e n ist. W e n n aber auch das Rothliegende und die kohligen B i l dungen in unserem Gebiet entschieden zu einer und derselben Hauptformation gehören, so scheint doch in jeder dieser Bildungen eine besondere Bildungsrichtung obgew a l t e t zu haben, w e l c h e man in jener a l s oxydirend, in dieser aber als desoxydirend zu bezeichnen berechtigt ist. S t e i n k o h l e n a b l a g e r u n g bei L ö b e j ü n . Die Steinkohlenablagerung zu L ö b e j ü n , w e l c h e a m nördlichen R a n d e der grofsen Erhebung des älteren Porphyrs sich findet, ist von e t w a s geringer A u s d e h n u n g als die bei W e t t i n . Lagerungsverhältnisse. S i e w i r d durch einen unter der Stadt L ö b e j ü n gegen Nord auslaufenden Vorsprung des ältereu P o r p h y r s , so w i e durch eine andere
316 von diesem Vorsprunge in östlicher Richtung sich a b ziehende Erhebung des Grundgebirges, in drei Grubenfelder getheilt, von denen das eine oder Mühlfeld auf der -weitlichen Seite jenes Porphyrvorsprungs, das z w e i t e oder Hoffnunger-Feld zwischen diesem V o r s p r u n g e , der erwähnten Gebirgserhebung und dein Hauptrande des alteren Porphyrs, das dritte oder Fubner-Grubenfeld aber an einer zweiten sattelförmigen Erhebung l i e g t , w e l c h e sich weiter gegen Norden befindet, und mit rothen lieg e n d e n Schichten. bis unter das a u f g e s c h w e m m t e Gebirge emporsteigt. Dieses uimmt dann aber das ganze F u h n e thal mit grofser Mächtigkeit ein , so dafs man erst ain jenseitigen rechten Ufer, zwischen K a t h a u und W i e s k a u , die ersten Spuren unserer Zwischenbildung wiederfindet. E b e n so ist der Z u s a m m e n h a n g der verschiedenen Grubenfelder unter sich, so w i e die Ausdehnung des Fuhner und Hoffnuoger Feldes gegen Osteji noch nicht gehörig n a c h g e w i e s e n , w a s nur durch Grubenbau oder tiefe Bohrlöcher über T a g e geschehen kann. D a s Miihlenfeld ist schon seit längerer Zeit g ä n z lich v e r l a s s e n , weshalb von demselben im Allgemeinen nur bemerkt werden k a n n , dafs daselbst die Schichten eich mit ziemlich sanfter Neigung an dem Porphyr herausheben. K o h l e n flötze und Z w i s c h e n g e s t e i n e iui Hoffnunger Grubenfelde. Iin Hoifounger F e l d e dagegen sind die Schichten der Zwischenbildung in e i ner engen und tiefen Mulde eingeschlossen, und i n d e m an deren südlichen R a n d e die Scheidungsfiäche mit d e m alteren Porphyr sehr steil unter dieselben einsetzt, hat man doch die Kohlenflötze, meist als schwache B e s i e g e daran heraussteigend, gefunden. Dessen ungeachtet halten die FlÖtze zum Theil bis zu einer T i e f e von 8 0 Lachtern noch bauwürdig aus , und es sind sogar mit einem bis über 100 Lacliter Tiefe niedergehenden
317 B o h r l o c h e f o r t w ä h r e n d noch kohlige Schichten getroffen worden. D i e Z a h l der K o h l e n f l ö t z e beläuft sich h i e r , den Nachrichten über die oberen allen
Baue
nach
zu urthei-
len, auf -vier, während i h r e Mächtigkeit im Durchschnitt zwischen £ und 1 L a c h t e r beträgt.
VerdrückuDgen, V e r -
werfungen und dergleichen U n r e g e l m ä ß i g k e i t e n der Flölze giebt es hier ebenfalls in grofser M e n g e , indefs sind doch verbällnifsmäfsig
die
einzeluen
Flächen
in
denen
die
K o h l e n ausgebildet erscheinen, gröfser als zu W e t t i n , und während
die K o h l e n
selbst
weniger B i t u m e n und Fe-»
stigkeit haben, ist letztere b e i dem Nebengestein 'bedeutender.
Hierin
zeichnet sich
besonders
um so
auch
ein
d u n k e l s c h w a r z e r innig von K o h l e durchdrungener S a n d stein
aus,
welcher
theils
in
den
Kohlen
selbst
als
S c h w e i f e , theils aber vorzugsweise da sich findet, w o die F l ö l z e in der Nähe des
älteren Porphyrs sich auskeilen.
F e r n e r h a t der zwischen den F l e t z e n liegende Sandstein fast durchgängig
eine
breccien-
oder
congloineratartige
Slructur, und obgleich K a l k s t e i n weniger anhaltend v o r k o m m t , findet sich dagegen in gen und grobschiefrigen hafter K a l k g e h a l t , abdrücke.
mehren schwarzen erdi-
Schieferthonschichten
ein
nam-
so w i e auch viele deutliche M o s c h e l -
Aufserdem zeigt
die
hiesige
Kohleubildung,
w e d e r in der Zusammensetzung der S c h i c h t e n , noch in der Beschaffenheit des Gesteins, irgend eine
wesentliche
Verschiedenheit gegen die zu W e t t i n , und was die B e s t i m m t h e i t der einzelnen F l ö t z l a g e n , den B i t u m e n g e h a l t , der K o h l e n und das V o r k o m m e n von B r e c c i e n und C o n glomeraten, so w i e von K a l k s t e i n s c h w e i f e n in den K o h len anlangt,
so findet diese Uebereinstimmung in
noch
h ö h e r e m Grade auf detn Fuhnerfelde statt, auch kommt hier im Hangenden der Flötze nicht haltige
schwarze
Schieferthon
mit
allein j e n e r
kalk-
Aluschelabdrückeu,
318 sondern auch Kalkstein selbst in ziemlich allgemein verbreiteten L a g e n vor. K o h l e n f l ö t z e a n d Z wi sch e n g e s t ei ne im F u h n e r G r ü b e n f e i d e . Die in diesem Grubenfelde bekannten drei Kohlenflötze, von denen m a n jedoch das untere nur durch ein Bohrloch kennt, haben zum T h e i l eine Mächtigkeit von mehr als 1 L a c h t e r , ein ziemlich sanftes Einfallen gegen Süden und im Ganzen eine e t w a s regelmäßigere L a g e r u n g . S i e scheinen indefs w e der eine bedeutende T e u f e zu erreichen, noch an d e m entgegengesetzten nördlichen Muldeoflügel v o l l k o m m e n ausgebildet zu sein. D i e rotbgefärbten G e s t e i n e , welche in dem oberen T h e i l e der Wettiner-Steinkohlenablageruog v o r k o m m e n , fehlen bei L ö b e j ü n g a n z ; wohl aber kommt bier z w i schen dem F u h n e r - und östlichen Hoffnungsfelde ein dunkelgrünes, meist dichtes, zuweilen auch porphyrartig e s Gestein vor, welches einerseits manchen dichten A b änderungen des sogenannten Uebergangstrapp oder Grünetein ähnlich ist, andererseits aber in dichten, und z u m T h e i l inandelsteinartigen Thonstein übergeht. Mit den daselbst befindlichen Grubenbauen hat man dasselbe noch nirgends getroffen. K l e i n e r e Kohlenablagerungen im Saalk r e i s e . Aufser in den vorgenannten beiden A b l a g e r u n g e n , w o gegenwärtig allein noch Bergbau umgeht, k o m m e n in unserem Bezirk an vier Punkten, nämlich: bei G e r b i t z , an der K l i n k e bei B r a c h w i t z , bei D ö l a u und bei G i e b i c h e n s t e i n noch ausgebildete Steinkohlenflötze vor. D i e vorhandenen Nachrichten über die in älteren Zeiten daselbst stattgehabte K o h l e n g e w i n n u n g sind j e doch so unvollständig, dafs die Verhältnisse, unter deuen
319 d i e Z w i s c h e n b i l d u n g e n dort auftreten, nicht naher a n g e geben w e r d e n . k ö n n e n .
N u r bei D ö l a u ist der Bergbau
von
einiger B e d e u t u n g
und A u s d e h n u n g
dem
d e r s e l b e namentlich
L a r h t e r n erreicht haben zwar
durch
eine T e u f e »oll.
besondere G ü t e
gewesen,
von
n a h e ao
Die Kohlen ausgezeichnet
in70
sollen
sich
haben,
die
F l ö t z e aber den gröfsten U n r e g e l m ä ß i g k e i t e n
unterwor-
fen gewesen sein. Dagegen
h a t sich
eigentlich nur welche mau
der B e r g b a u
auf Versuchsarbeiten in neueren
Zeiten
bei
Giebichenslein
beschränkt,
durch
besonders deutlich
hat
w a r n e h m e n k ö n n e n , dafs die Z w i s c h e n b i l d u n g von älter e m P o r p h y r u n t e r l e u f t , von j ü n g e r e m aber bedeckt wird, und obgleich die K o h l e n an einein P u n k t e , nämlich z w i schen d e m R e i l s c h e n B e r g e und dein R e i c h a r d s c h e n G a r t e n , ziemlich mächtig und v o n g a n z guter Beschaffenheit w a r e n , hielten die F l ö t z e doch nur auf
sehr kurze E r -
streckungen a u s . Zusammensetzung wo
die
kohligen
Zwischenbildung
der
Glieder
Z w i s c h e n bi I d u n g , fehlen.
o h n e k o h l i g e Glieder
Da
wo
auftritt,
die
besieht
d i e s e l b e , mit A u s n a h m e der G e g e n d v o n H a l l e , in w e l cher g a n z
eigentümliche
Verhältnisse
stattfinden,
ge-
w ö h n l i c h a u s rothen theils thonigen theils sandigen Schichten, die einerseits m a n n i g f a c h e A b ä n d e r u n g e n v o n T h o n s t e i n , a n d e r e r s e i t s Congloinerate mit d e m fach e r w ä h n t e n H o r n q u a r z , B . unterhalb dem im Thonstein
Giminritz auch grauen K a l k s t e i n ,
Rothliegenden, mit
vorzüglich a m
scboo
mehr-
und hin und w i e d e r wie z.
einschliefsen.
Annäherungen
an
ähnlich
Weifser
erdiger
Porzellanerde
waltet
rechten S a a l u f e r oberhalb B r a c h w i t z vor.
A u f s e r d e m aber zeichnet sich noch in der Z w i s c b e n bildung ein g a a z e i g e n t ü m l i c h e s Gestein a u s , in B e z u g auf s e i n e äuiseren F o r m e n ,
welches,
den N a m e n K n o l -
lensteiu erhallen hat, a l s ein jVlittelgeslein zwischen Horn-
320 stein, dichtem Feldspath und Q u a » zu betrachten ist, und in einzelnen Fällen auch einige Aehnlichkeit mit K a l z e d o n , Obsidian und sogar mit vulkanischem Tuff au nimmt. E s hat meist eine bläulichgraue F a r b e , ein dichtes, zuweilen auch körnig abgesondertes Gefüge, w o bei es nicht selten wie zusamuiengefrittet erscheint, ferner einen hoben Grad von H ä r l e , und eine ungemeine Festigkeit. Dabei führt es häufig kleine Körner und Krystalle r o n reinem Q u a r z oder eckige Brocken von Porphyr, geht an einigen Funklen, sei es nun durch Verwitterung oder in seiner ursprünglichen Beschaffenheit, in weifsen Thon oder Porzellanerde über, und zeigt endlich dann und wann auch röhrenartige Höhlungen, deren Form auf vegetabilische Körper hindeutet. Sein Vorkommen ist vorzugsweise an dem Südrande der gröfseren Erhebung des älteren Porphyrs, namentlich zwischen der Saale und Dölau, in der Nähe der K l i n k e oberhalb Brachwitz, im Götscbethale zwischen der Dreckente und Wallwitz, in der Nabe der kleinen Hallischen Erhebung aber zwischen dem Galgenberge und Halle, so wie längs dein Vorsprung mit welchem der allere Porphyr hier auf das lioke Saalufer bei den Weinbergen tritt. Dagegen fehlt es an den übrigen Seilen der grofsen Porphyrerhebung, ungleichen an den Porphyrhöben nach Landsberg zu, und eben so wenig hat man es bis jetzt in unmittelbarer Verbindung mit den eigentlichen Steinkohlenablagerungen angetroffen. Endlich hat dieser. Knollenstein nicht selten grofse Aehnlichkeit mit den quarzigen Sandsteinen, die sich in Verbindung mit der Braunkohlenformation finden, und auf mehren Stellen scheinen losgerissene Blöcke beider Bildungen vermengt mit einander vorzukommen. B e s o n d e r e B e s c h a f f e n h e i t der Z w i s c h e n « b i l d u n g b e i H a l l e . In der Nähe von H a l l e und
321 namentlich am südlichen und nordwestlichen Band« des dortigen älteren Porphyrs bestellt die Zwischenbildung, mit Ausnahrae des sehr beschränkten Vorkommens von kohligen Schichten bei Giebirhenstein, wesentlich aus sandsteinartigen ßreccien und Conglomeraten, die in sofern von einer e i g e n t ü m l i c h e n Beschaffenheit sind, als in denselben, oder in dem Zwischenräume zwischen dem älteren und jüngeren Porphyr, die porphyrartige Richtung der Bildung nicht unterbrochen i s t , sondern vielmehr neben der schiefrigen iu mannigfachein Wechsel mit dieser fortdauert. Dit^e porphyrartige Richtung giebt sich nicht allein in abgesonderten Stücken oder sogenannten runden Geschieben von Porphyr zu erkennen, sondern theilt sich auch der ganzen übrigen Masse häufig dergestalt mit, dafs jene Stücken, die übrigens ineist von einer dunkelgrünen Rinde überzogen sind und ein etwas frischeres Ansehen haben, bfofs noch durch ihre Form zu unterscheiden sind. Zugleich ist es aber m e r k w ü r dig, dafs dieselben in den untern Lagen mehr mit dem älteren, in den oberen dagegen mehr mit den jüngeren massigen Porphyr übereinkommen, so dafs man sie um so weniger für wirkliche losgerissene Geschiebe ansehen k a n n . Am rechten Saalufer, unterhalb des Sandfelsens nach Giebichenstein hin, läfst sich dieses Verhältnifs sehr schön w a r n e h m e n , auch sieht man hier sehr deutlich, -wie die meist schiefrigen Schichten der Zwischenbildung auf dem älteren Porphyr aufliegen und von dem jüngeren bedeckt werden.. An anderen Punkten dagegen, w i e z. B. auf dem Reilschen Berge, am Giebichensteiner Schlofsberge, an den gegenüberliegenden Felsen dicht oberhalb Kröllwitz. so w i e im Hallischen Zwinger vor dem Steinthore u. s. w . ist die Zwischenbilduog weniger in regelmäfsige flötzartige Schichten getheilt; es findet dabei hin und wieder auch ein allmäliger Uebergaog, sowohl in den älteren als jüngeren Porphyr
332 statt, und in letzterem Falle bildet sich raeist ein G e stein, wolches man am schicklichsten mit dem Namen Trümmerporphyr bezeichnet, in -welchem aber auch die Hauptmasse — namentlich auf dem Reilschen Berge — bisweilen aus einem quarzähnlichen Teige besteht, und dabei voll von eckigen Foren ist, die anscheinend durch f r ü h e r darin gewesene krystallinische Gemengtheile e n t standen sind *). D i e m a s s i g e n P o r p h y r e treten in unserem Gebiet, und z w a r namentlich in der Nähe des Petersgebirges, als dritte H a u p t g r u p p e der alten Saodsteinforination auf, und müssen wie schon oben gesagt, hier wiederum in zwei Abtheiluogen, nämlich in den älteren und jüngeren Porphyr getrennt werden. Verbreitung der älteren und jüngeren Porp h y r e . Der ä l t e r e läfst sich im Liegenden der vorbeschriebenen Zwischenbildungen überall nachweisen, u n d ist daher über seine Verbreitung schon oben das fljötbige gesagt w o r d e n . Der j ü n g e r e Porphyr dagegen, der sich nur an den äufseren Grenzen der Zwischenbildungen einfindet, h a t eine mehr abgebrochene Lagerung, und fehlt f ü r manche Strecken auch ganz. In der grofsen muldenförmigen Vertiefung, welche sich zwischen den beiden Erhebungen des älteren P o r phyrs befindet, trifft man ihn an einigen Höhen südlich und östlich von Trotha, so wie an den Bergen des linken Saalufers von K r ö l l w i t z bis L e t t i n , und bei letzterm Orte auch auf dem rechten Ufer der S a a l e ; ferner tritt er in einzelneu Kuppen nördlich v o n ß r a c h -
*)
Vergl. v . V e l t h e i m s mineralogische Beschreibung der Gegend von Halle, in Krukenbergs Jahrbücbern B. I. S. 97 und in Leonbardts Zeitschrift iür Mineralogie Jahrgang 16, 1822. S, 339.
323 w i t z wieder auf und zieht sich durch das G i m m r i t z e r T h a l hindurch ununterbrochen über M ü c h e l n bis W e t t i n fort, woselbst er nicht nur alle Berge zwischen diesen beiden Orten und D e u t l e b e n , sondern namentlich auch die Liebecke, den Wettioer Schiefsberg, die oberen Mühlberge und endlich den Schweitz