182 51 135MB
German Pages 636 [671] Year 1852
A r c h i v für
Mineralogie, Geognosie, Bergbau u n d
Hüttenkunde.
H e r a u s g e g e b e n von
Dr. C. J. B. K a r s t e n und
Dr. H. v. Dechen.
Vier und Zwanzigster
Mit sechs Kupfertafeln.
Berlin. Verlag
v o n G.
1851.
Reimer.
Band.
I
n
h
a
E r s t e s I.
l
t
.
H e f t .
Abhandlungen. Seite
1. 2. 3. 4.
5.
D e l e s s e , über den Mandelstein-Porphyr von Oberstein. 3 A u s t e n , über das Thal des Kanal La Manche. 11 D e l e s s e , über den hellrothen Syenit von Aegypten. 63 G u m p r e c h t , die Mineralquellen auf dem Festlande von Africa, besonders in Bezug auf ihre geognostiscken Verhältnisse 71 D e l e s s e , Untersuchungen des Glimmer-Diorits. . 280
II. 1.
2.
N o t i z e n .
E c k , über die Bildung des Cyankaliums bei den Hohöfen auf der Königshütte in Oberschlesien und über den Kaligehalt der verschiedenen Schmelzmaterialien daselbst. 286 W i t t w e r , die oberschlesische Waldköhlerei und die mährisch -schlesische Köhlerei in sogenannten Meilerhaufen. 293
Z w e i t e s I. 1.
2. 3. 4.
H e f t .
Abhandlungen.
W e i f s , über den Ursprung der Soolquellen der Kurfürstl. Hessischen Saline Sooden bei Allendorf an der Werra W e i f s , die Kurfürstlich Hessische Saline Sooden bei Allendorf an der Werra W a p l e r , über Gasfeuerungs-Anlagen auf der Saline zu Schönebeck. E c k , über das Verschmelzen der Thoneisensteine im gerösteten und nngerösteten Zustande. .
303 332 372 383
IV Seite
5. 6.
7. 8.
9.
L a n g e , die Kntgoldung der Reichensteiner Arsenikkiesabbrände durch Chlor. L a n g e , über einige Veränderungen welche auf der Friedrichshütte bei Tarnowitz bei den dortigen Blei-Schmelzprozessen vorgekommen sind H. K a r s t e n , über die geognostischen Verhältnisse des nördlichen Venezuela. V o i s w i n k e l , über Entschädigungen fiir Wasserentziehungeit durch den Bergbau, bei welchen die Besitzer von mehren Bergwerken konkurriren. . . . Die Besteuerung der Bergwerke im Preuisischen Staat. II.
396
430 440
480 505
N o t i z e n .
1. J. F . L. H a u s m a n n , Bemerkungen über das analoge geognostische Verhalten des Chippewa- Landdistrikts mit Schweden und Finnland 563 2. J. F. L. H a u s m a n n , Bemerkungen über das Krystallisationensystem des Karstenites, nebst Beiträgen zur Kunde des Homöomorphismus im Mineralreiche. . 566 3. J. F . L. H a u s m a n n , über den Zirkonsyenit. . 578 4. T a y l o r , über die chemische Zusammensetzung der zur Steinkohlenformation gehörenden Gebirgsschichten. . 585 5. R. R e i m e r , über den Metall- und Mineral-Reichthum Süd-Australiens. . . . . . . . 598' 6. V i o l e t t e , über den Einflufs der Temperatur anf die Menge und Beschaffenheit der Produkte, welche bei der Verkohlung des Holzes gebildet werden. . . . 601 7. Gesetze über die Verhältnisse der Miteigenthümer eines Bergwerks für die Preufs. Monarchie, mit Ausnahme der auf dem linken Rlieinufer belegenen Landestheile, vom 12. Mai 1851 607 8. Uebersicht der Produktion vom Bergwerksbetriebe im Königreich Preufsen, in den Jahren 1840 bis 1849. . 614 9. Uebersicht der Produktion vom Bergwerksbetriebe im Königreich Sachsen, in den Jahren 1848 und 1849. . 623 10. Uebersicht der Produktion vom Bergwerksbetriebe im Königreich Bayern, für das Jahr 1848 bis 1849. . 626 11. Uebersicht der Mineral-Produktion in der Oesterreicbischen Monarchie. 627
A r c h i v für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde.
Vier
und
Zwanzigster
E r s t e s
Band.
Heft.
Karsien u. v Dechen Archiv XXV I Bd 1 H. 1
I. Abhandlungen. 1. Ueb er
den Mandelstein-Porphyr von Obersteiii. Von
D e 1 e s s
e,
Bergwerks-Ingenieur und Professor an der wissenschaftlichen Facultät in Besancon.
A u f einer vor einigen Jahren gemachten Reise nach Deutschland war es mir verstattet, den Mandelstein-Porphyr von Oberstein, in dem die Achate vorkommen, an Ort und Stelle zu untersuchen. Auf diesen Porphyr habe ich diejenigen Untersuchungen ausgedehnt, welche neuerlich über die mineralogische und chemische Zusammensetzung des Melaphyr und der Gesteine feurigen Ursprunges von mir bekannt gemacht worden sind. Einige A b änderungen dieses Porphyrs sind unter den Namen M a n d e l s t e i n und m a n d e l s t e i n a r t i g e r T r a p p durch einige deutsche Geologen, unter dem Namen von T o a d s t o n e durch die Engländer, von E i s e n t h o n durch W e r n e r , von W a c k e durch C o r d i e r , v. L e o n h a r d , B r o n g n i a r t und O m a l i u s , von T r a p p durch d e B o n n a r d , von M e l a p h y r e durch D u f r e n o y , E l i e d e ß e a u m o n t und v. D e c h e n beschrieben worden.
1 *
4 Das Slöck, welches ich der Analyse unterworfen habe, stammt aus dem Nahethal, im Bezirk von Oberstein; es ist sehr charakteristisch und denjenigen Felsarten ähnlich, welche den gröfsten Theil der Berge der Umgegend von Oberstein, Idar u. s. w. zusammensetzen. Es ist voller Blasen, rauh im Anfühlen, wie gewisse trachytische Laven. Die Grundmasse ist von dunkelbrauner F a r b e , etwas in's Rothe stechend; sie enthält eine grofse Menge von F e l d spathkrystallen, welche dem. Gestein eine porphyrartige Structur verleihen, aufserdem findet sich darin: Eisenspath u. s. w. Endlich zeigen sich in der Grundmasse kleine Achatmandeln und diese Felsart ist wirklich diejenige, in welcher die oft beschriebenen allgemein bekannten Achate von Oberstein gegraben werden.
D e r
F e l d s p a t
h.
Der Feldspath, welcher darin bei weitem am häufigsten vorkommt, findet sich in Krystallcn von einigen Millimetern Länge; er ist weifs, durchsichtig, und hat das glasige Ansehen des in vulkanischen Gebirgsarten vorkommenden Feldspaths. In einigen Abänderungen und b e sonders bei Oberstein und Fischbach nimmt er bisweilen in dem Zustande der Zersetzung eine sehr lebhaft granatrothe Farbe an, welche von seiner Oxydirung oder vielleicht von der Zersetzung des damit gemengten Eisenspaths herröhrt. Man sieht in der That Stücke, welche dieselbe rothe Färbung an solchen Theilen z e i g e n , wo sich kleine irisirende, glänzende Krystalie von Eisenspath erkennen lassen. Das spec. Gewicht beträgt 2,642; dasselbe ist beträchtlich geringer als dasjenige des Labradors aus dem Porfiro verde antico, welches ich 2,884 gefunden habe und allgemein als dasjenige des grünlichen Labradors aus dem Melaphyr.
5 Ich habe die chemische Zusammensetzung der weifsen Kryslalle aus dem oben beschriebenen Stücke von O b e r stein gefunden, wie folgt: . 53,89 Kieselerde . 27,66 Thonerde . . . 0,97 Eisenoxyd 8,28 Kalk . . . . 4,92 Natron . . . . 1,28 Kali . . . . . . 3,00 Glühverlust 100,00. Der Glühverlust dieses Feldspaths ist beträchtlich; derselbe ist bei den Feldspäthen von weifser Farbe und glasigem Glänze nur dann so bedeutend, wenn sie z e r setzt sind; daher liefs sich bei diesem Feldspathe wohl ein so beträchtlicher Verlust erwarten, welcher wie ich oben angeführt habe aus einem Stücke herrührt, welches (heilweise schon ganz deutlich zersetzt ist. Wie dem nun auch sein mag, dieser Feldspath kann als ein L a b r a d o r betrachtet werden; er enthält Kali, wie alle Feldspathe des sechsten Systemes und sein Gehalt an Alkalien ist etwas geringer als bei dem Labrador aus den Melaphyren, welche ich früher untersucht habe '), aber d e r selbe ist doch" etwas gröfser als bei dem Labrador aus dem Aetna, welchen A b i c h analysirt h a t 2 ) . Seine Zusammensetzung nähert sich selbst derjenigen dieses letzteren Labrador's auffallend. Wiewohl V a u q u e l i n bereits die Grundmasse des Mandelsteins von Oberstein 3 ) analysirt hatte, so glaubte ich doch, dafs es von Interesse sein würde, sie von demselben Stücke zu untersuchen, aus dem die Labradorkry-
*) ')
Annales des Mines. IV. Série, t. XIF. p. 195. R a m m e i s b e r g , Handwörterbuch p. 379. Journal de Physique t. 70. p. 432.
6 stalle, deren Analyse oben mitgelheilt worden ist, herrühren, um so mehr als sie die am meisten verbreitete A b änderung des Mandelstein-Porphyrs von Oberstein bildet. Meine Untersuchung • stimmt ziemlich gut mit der von V a u q u e l i n überein. Die mittlere Zusammensetzung dieser Felsart ist: Vauquelin
Kieselerde Thonerde und Eisenoxyd . . Kalk Magnesia, Alkalien und Verlust Kohlensäure und Wasser . .
51,13 29,73 4,73 10,78 3,68
49 32 5 6 3
95. 100,00. Der Glühverlust des»Mandelsteins von Oberstein ist gröfser als derjenige der Melaphyre, welche ich untersucht habe; dies rührt von der gröfseren Menge von Carbonaten her, welche er enthält. Bei einer Abänderung dieser Gebirgsart, ebenfalls aus der Umgegend von Oberslein, habe ich den Glühverlust zu 5,31 bestimmt. Dieser Verlust rührte vorzugsweise von der E n t w i c k l u n g von Kohlensäure her; diese Abänderung enthielt in der That viel Eisenspath, wie dies S t e i n i n g e r ')» G. B i s c h o f und B e r g e m a n n bereits früher ermittelt haben. Ungeachtet des ansehnlichen Gehalts an Carbonaten ist doch das Verhältnifs der Kieselerde in der Masse dieser Gebirgsart ziemlich dasselbe, wie in einem LabradorFeldspathe. Die Anwesenheit einiger kleiner Quarzmandeln in der Gebirgsart, welche der Untersuchung unterworfen wurde, erhöht das Verhältnifs der Kieselerde in der g a n zen Masse, welches im Gegentheil durch die Beimengung der Carbonate herabgedrückt wird. Diese Q u a r z m a n d e l n , welche das von mir untersuchte Stück enthält, sind ohne ')
Steininger
Guogn. Beschreibung
des Landes zwischen d.
lintern Saar u. d. Rheine. ( T r i e r 1 8 4 5 ) |>. 110.
7 Zweifel die Ursache, dafs ich etwas mehr Kieselerde darin g e f u n d e n h a b e , als V a u q u e l i n . Ebenso wie ich es für die am meisten charakteristische A b ä n d e r u n g des Melaphyr von B c l f a h y ' ) bemerkt habe, enthält der Labrador des Mandelstein-Porphyrs von O b e r slein mehr Kalk, als die Grundmasse der Gebirgsart. V a u q u e l i n hat in der Masse 18 Procent T h o n e r d e , 5 Procent N a t r o n , 1 Procent Magnesia g e f u n d e n und es ist überdies wahrscheinlich, dafs der Verlust von 5 Proc. bei seiner Analyse vorzugsweise in einer zu g e r i n g e n A n gabe d e r Magnesia und der Alkalien liegt. Daher enthält denn die Grundmasse der Gebirgsart ungefähr eben so viel Alkalien, wie der L a b r a d o r - F e l d s p a t h , welcher sich darin ausgeschieden hat. Der M a n d e l s t e i n - P o r p h y r von O b e r stem unterscheidet sich a l s o , ebenso wie die früher von mir untersuchten Porphyre, von dem in seiner Zusammensetzung eingehenden Feldspath nur 'dadurch, dafs e r w e niger T h o n e r d e und etwas weniger Alkalien enthält, d a g e g e n mehr Eisenoxyd und mehr Magnesia. Seine c h e mische Zusammenselzung nähert sich sehr derjenigen der vulkanischen Gebirgsarten. Dieses Resultat d e r Analyse stimmt sehr wohl mit seinen physischen Eigenschaften und mit seinen geologischen Verhältnissen überein. Der M a n delstein-Porphyr von Oberstein gehört daher zu den G e birgsarten vulkanischer Entstehung, welche wesentlich aus einer Grundmasse zusammengesetzt i s t , die Alkalien e n t hält und in der sich Krystalle von L a b r a d o r - Feldspath ausgeschieden haben. Deshalb kann derselbe als eine A b ä n d e r u n g von M e l a p h y r betrachtet w e r d e n . B e r g e m a n n hat Melaphyre von S c h a u m b e r g , von Marlinstein und vom Pilschberge in derselben G e b i r g s gruppe uniersucht. E s scheint mir, dafs diese Melaphyre demjenigen nahe s i e b e n , welchen ich oben beschrieben ')
Annaleg des Min es 4 S e r i e
t. XII. p. 2 0 7 . 2 2 8 .
8 h a b e ; sie weichen besonders darin ab, dafs sie mehr Augit und mehr Magneteisen enthalten '). D i e
M a n d e l n .
Die Blasenräume des Porphyrs von Oberslein werden von einer grofsen Menge von Mineralien bekleidet. Die meisten der letzteren sind gut krystallisirt, bilden Mandeln, welche sich leicht von der Grundmasse ablösen. Ich habe einen Chlorit untersucht, welcher aus einer solchen Mandel herrührt und die folgende Zusammensetzung gefunden: Kieselerde Kalk
29,08 3,70
Glühverlust . . . . 12,99 Thonerde und Eisenoxyd 4 2 , 0 0 Magnesia (Differ.) . . 12,23
100,00. Ebenso habe ich einen Chlorit untersucht, der aus einem sehr zersetzten Porphyr herrührt, welcher d a s R o l h liegende zu Planitz bei Zwickau durchsetzt. Die Thonerde und das Eisenoxyd wurden von der Magnesia durch das Verfahren von F u c h s getrennt und die Magnesia selbst ist unmittelbar in dem schwefelsauren Zustande bestimmt worden. Diesen Chlorit habe ich zusammengesetzt gefunden aus : Mittel l. 2. 29,64 29,25 29,45 Kieselerde Thonerde Eisenoxyd
15,45 8,17
Eisenoxydul Kalk . .
15,12 0,50
Magnesia . Wasser
—
12,57
18,05 — —
0,41 15,32 —
18,25 8,17 15,12 0,45 15,32 12,57 99,33.
')
G . B i s c h o f , L e h r h m h der chemischen G e o l o g i e f. p. 6 5 8 . — Archiv Bd. X X I . 3.
9 Der Chlorit von Planitz hat dieselbe chemische Zusammensetzung wie der von Oberstein; er ist reicher an Eisenoxyd und ärmer an Magnesia als der Chlorit von Aschmatowskou, Schwarzenstein, aber der Gehalt an KieselDerselbé ist daher dem erJe weicht wenig davon ab Chlorit von Mielin nahestehend, welchen ich mit dem Namen Eisen-Chlorit *) bezeichnet habe. E s geht hieraus hervor, dafs die Chlorite, welche ein gleiches Vorkommen haben und welche sich in den offenen Räumen von G e birgsarten feueriger Entstehung von verschiedenem Alter gebildet haben, alle ziemlich dieselbe chemische Zusammensetzung besitzen. Sie bilden eine Abänderung in der Chloritfamilie, welche zwischen dem eigentlichen Chlorit und dem Repidolith steht und sehr wohl zeigt, dafs alle diese Mineralien derselben mineralogischen Gattung "zugehören. Nach S t e i n i n g e r finden sich im Innern dieser Mandeln aufser dem Quarz, Kalkspath und Chlorit, verschiedene Zeolithe, wie C h a b a s i e , H a r m o t o m , A n a l c i m 3 ) , welche zu Reichenbach beim Baumholder oft Blättchen von gediegen Kupfer einschliefsen, welches von kohlensaurem Kupfer und von Kupferhydrosilicat begleitet wird; gelblich-weifser und röthlicher S t i l b i t , welcher bei Niederkirchen mit P r e h n i t verbunden ist. S t e i n i n g e r führt aufserdem E i s e n h y d r o o x y d , bisweilen krystallisirt, und M a n g a n h y d r o o x y d a n , und Opal zu Ober-Jeckenbach. Wie C. v. L e o n h a r d bereits bemerkt hat, findet sich in den Mandeln niemals Feldspath, welches Mineral den Porphyr von Oberstein zusammensetzt und ebenso wenig Glimmer und Augit. ') ')
Ka m m e i s b e rg Handwörterbuch |>. 155. Annales des Mines 4. Série, t. XII. p. 221.
") S t e i n i n p er a. a. O. S. 114—115.
10 Nächstdem salze,
hat v . D e c h e n
auf den
Vorkommen
ich
der
den
Leser
in
einem
wichtigen
nur verweisen
Quecksilbererze
und
den v e r s c h i e d e n e n A b ä n d e r u n g e n
des
der
Auf-
kann,
Kupfererze
Porphyrs
das in
beschrie-
ben
')
Archiv Bd. 2 2 . S .
A n in.
375-464.
Rücksichtlich der Achatmandeln sind wir verpflichtet, auf
die beiden höchst wichtigen und den Gegenstand sehr ausführlich
nach allen Seiten
hin behandelnden
Sendschreiben
des Geh. Bergrath und Professor N o e g g e r a t h :
über die
Achatmandeln in den Melaphyren an den wirk). Bergrath und Professor W . H a i d i n g e r , Abhandlungen
in den
von W. H a i d i n g e r
naturwissenschaftlichen aufmerksam zu machen
und in Bezug auf das Vorkommen verschiedener Zeolithe in den Mandeln und in Trümern in diesen Gebirgsarten auf die Bemerkungen
von
Dellmann,
naturhistorischen Vereins verweisen.
der
in den Verhandlungen
preufsischen
Rheinlande, v. D.
des zu
2. lieber das Thal des Kanal La Manche. Von
Herrn R o b e r t
Austen.
D as Thal des Kanals La Manche bietet zwei Rücksichten von geologischem Interesse d a r , welche als neu b e trachtet w e r d e n k ö n n e n ; die eine, welche die Beschaffenheit seines Bodens in Anspruch nimmt und als ein F ü h r e r zu den Bedingungen der Bildung der älteren M e e r e s - A b sätze betrachtet w e r d e n k a n n ; die a n d e r e , welche sich auf die Zeit bezieht, w o dieses Thal einem S e n k u n g s bezirke angehörte. Für den ersten Zweck möchte dieser Bezirk zu beschränkt e r s c h e i n e n , doch ist zu bemerken, dafs die L ä n g e n a u s d e h n u n g der Oberfläche, von der Strafse von Calais bis zu der äufseren Linie der Abpeilungen, gröfser ist als die des südlichen Theiles von England von L a n d s e n d e bis zum W a s h , welcher die g a n z e Reihefolgc der in England vorkomrnendeu Formationen umfafst. Ich habe vielfach Gelegenheit gehabt in dem Kanale zu k r e u zen, seine Küsten auf beiden Seiten kennen zu lernen lind sein Bette mit dein Schleppnetz und mit dem Bleiloth zu untersuchen. Der Kanal La Manche nimmt ein Thal e i n , welches von zwei parallelen E r h e b u n g s - S y s t e m e n begränzt wird. Der Parallelkreis von 49° 5 8 ' , wclcher an dein östlichen
lä Theil der französischen Küste bei Dieppe in dieses Thal eingreift und ein wenig südlich vom Lizard Point vorbeigeht, bildet die längste gerade Linie, welche in demselben gezogen werden, kann. Ein physischer Bezirk zeigt in seiner allgemeinen Gestalt und in seinen Umrissen wohl immer die Richtung der Kräfte, aus denen er hervorgegangen ist. Die Bewegungen, welche die Reliefformen der Erdrinde veranlafsten, sind selten auf gröfsere E r streckungen geradlinigt, die geraden Linien einzeln genommen werden immer nach den entgegengesetzten Richtungen kürzer und stehen staffeiförmig (en echellon). So ist es im südlichen England der Fall; die Schichtenstörungen gehen von Ost nach West; so ist es in der unteren Normandie und in der Bretagne. Dies ist ihre wahre Richtung als Erhebungsbezirke, zwischen denen der Kanal La Manche einen Senkungsbezirk bildet. Die Mittellinie dieses Bezirkes würde eine Richtung von O.N.O. nach W.S.W, haben; in diesem Falle wären daher die geologischen und geographischen Richtungen nicht parallel. Aehnliche Beispiele werden überall nachzuweisen sein, wo lange E r h e bungslinien hervorgebracht worden sind. Die von der Slrafse von Calais durch die Nordsee gezogene Mittellinie würde auf gleiche Weise zu Mifsverständnissen führen; die wahren physischen Umrisse dieser Vertiefung werden von den geraden von Nord nach Süd laufenden Küstenlinien in den Departements der Somme und des Pas de Calais gebildet, von der Gebirgsmasse an der Varne und von dem Rücken, welcher sich mit steilen Rändern aus dem liefen Wasser erhebt. Die Verlängerung derselben Linie geht an dem Rande der Goodwin Sandbank an der Tiefe vorüber, welche bis 4 0 Faden (Klafter) hat und bestimmt die Englische Küste von Orford Nefs bis Yarmouth. Die Richtung der Bezirke des Meeresbodens, welche mit 30 Faden Wasser bedeckt sind, zeigen sich ebenfalls dieser Linie parallel.
13 Eine Reihe von Querdurchschnitten von der Küste von England nach der von Frankreich von Nord nach Süd g e zogen, wird zeigen, dafs der Bezirk des Kanals einer S e n kung angehört.
In
die Gebirgsschichten Innen.
Diese
kannt und
allen
diesen
Durchschnitten
Lagerungsverhältnisse
bedürfen
besitzen
auf beiden Seiten ein Einfallen nach daher keiner
sind
allgemein
weiteren
be-
Erläuterung.
Das ostwestliche Streichen der älteren Schichten, westlich von den j ü n g e r e n Bildungen ist aus der Karte ( T a f . I . ) zu ersehen und dasselbe Streichen
findet sich
in den
paläozoischen
Gruppen der Bretagne und der unteren Normandie der. den
Das untere Thal späteren
der
wie-
Seine ist wahrscheinlich
Störungen des Thaies
des
Kanals
von
berührt
worden; die Linien des tiefsten W a s s e r s liegen an seiner Südseite und es wird nachgewiesen ben
w e r d e n , dafs
seiner ursprünglichen gröfsten Senkung
diesel-
entsprechen;
es ist ein gemeinsamer Charakter der linearen
wellenför-
migen Bewegungen der E r d r i n d e , dafs die Wellen an i h rem E n d e Die
in Zerreifsungen und Verwerfungen
allgemeine Richtung
des
Rouen ist gerade von W e s t nach Ost. Klippen,
welche
stellenweise
sind von
Sir C. L y e l l
aufreifsen.
Seinethales von Havre
bis
Die merkwürdigen
an diesem Thale
beschrieben worden;
auftreten,
sie können
kaum dem gegenwärtigen Flusse ihre Entstehung
verdan-
k e n ; auch liefert keine Geröllanhäufung an demselben den Beweis,
dafs dieses Thal von
dem Meere
eingenommen
gewesen ist. Die Erscheinung dieser Klippen ist schwer zu erklären, doch schienen
sie mir das Ergebnifs
einer V e r w e r -
fung zu sein, welche die aufgerichteten Schichten setzte, durch welche
ein
durch-
Theil niedergesunken ist.
Eine
Senkung der Schichten auf einer Seite entspricht der s t e i len Klippenwand auf der anderen, wie dies in jedem Z e r reifsungsthale beobachtet wird.
W i e nun auch diese A n -
nahme in Bezug auf das Seinethal,
ob richtig oder
nicht
14 sein möge, so finden sich an der Englischen Küste hältnisse, welche sie wahrscheinlich
machen.
Ver-
So ist zum
Beispiel die steile Klippe der W a t combe Verwerfung g e wifs in der Zeit entstanden, wo dieser
Bezirk bereits in
seiner gegenwärtigen L a g e trockenes Land w a r ; die R i c h tung dieser Zerreifsung geht von Ost nach W e s t .
Auf der
anderen Seite wird das jugendliche Alter von Torbay Theil
einer von Ost nach West gehenden Senkung
als
durch
die M e e r e s - A b l a g e r u n g e n bestimmt, welche auf den
be-
grenzenden Erhebungslinien liegen. E s ist so viel über die Menge der Massen g e s c h r i e ben worden, welche jährlich durch die Flüsse dem Meere zugeführt werden, dafs Mancher verleitet worden ist, darin die
Hauptursache
suchen.
der
untermeerischen
Ablagerungen
zeugendsten Beispiele darzuthun.
um
den
Die Seine ist der
Irrthum
dieser
sie
die Massen
dieselben
Annahme
einzige Flufs von
Bedeutung, welcher sich in denselben ergiefst. führen
zu
Der Kanal L a Manche ist vielleicht eins der ü b e r -
auf zweierlei
Weise
schwimmend erhalten
selben auf ihrem Bette forttreiben.
und
einiger
Die Flüsse
abwärts;
indem
indem sie
die-
Die Menge der schwim-
menden Masse in dem unteren Theile eines solchen F l u s wie die Seine, ist bisweilen sehr beträchtlich;
ses, nur
ein unbedeutender Theil
derselben
findet bei
aber jeder
E b b e den W e g in das Meer; während der S a n d , welcher dem Procefs des Treibens unterworfen wird, sich in sehr bestimmten Formen an der Flufsmündung ablagert. Wenn
wir die
ganze Ausdehnung
des Landes
be-
trachten, aus dem die Flüsse in den Kanal L a Manche sich ergiefsen
und
dessen
mittlere Erhebung
so zeigt sich,, dafs wenn diese ganze
berücksichtigen,
Masse bis auf den
Meeresspiegel fortbewegt würde, sie nicht genügen könnte, um
die Einsenkung
ältere
des Kanals auszufüllen.
und neuere Karten
einander vergleicht,
so
Wenn
man
der Mündung der Themse
liegt der einzige Unterschied
mit in
15 der gegenwärtigen weiteren Ausdehnung der Untiefen und Sandbänke nach Aufsen hin. Sir H e n r y d e l a B e c h e hat die Wirkung des Meeres an den Küsten sehr vollständig behandelt; es ist der K ü slcnsaum, welcher die grofse Masse von Materialien liefert, die über dem Meeresboden verbreitet sind. Um zu zeigen, dafs eine solche Ursache vollkommen genüge, um den Erfolg zu erklären, dürfen wir nur berücksichtig e n , dafs für den hier vorliegenden Fall die Küstenlinie des Kanals L a Manche mit ihren Krümmungen eine L ä n g e von 1200 bis 1300 Engl. Meilen besitzt und zugleich eine sehr bedeutende Fluthhöhe. Die FortschafFung von festen Massen von den Klippen ist jedoch nicht so beständig, wie man sich wohl vorstellt, selbst da nicht, wo die Küste aus weicheren Schichten besteht. E s giebt wenige Stellen am Kanal, sowohl an der Englischen, wie an der Französischen Küste, wo das Meer bei der Fluth regelmäfsig den Fufs der Klippen erreicht; wo dies aber wirklich statt findet, ist die Zerstörung am geringsten, weil die Felsen g e r a d e -Wer am festesten sind. E s ist eine allgemeine R e g e l , dafs nur bei Springfluthen und gleichzeitigen Stürmen in einer bestimmten Richtung g e g e n die Küste, b e trächtliche Massen der Klippen unterhöhlt und niedergeworfen werden. Wenn dies nun bei einem Meere der Fall ist, wie der Kanal, wo die Krallt des Wellenschlages sich in einem so grofsen Maafsstabe zeigt, so werden wir auf ungeheure Zeiträume verwiesen, welche die Bildung so mächtiger Ablagerungen veranlassen, wie sie in der Natur anerkannt werden müssen. Wenn jedoch das Meer während einiger Monate und stellenweise selbst ganzer Jahre keine frische Beute e r wirbt, so vergehen doch wenige Stunden, wo dasselbe unbeschäftigt ist, die bereits ihm verfallenen Materialien a b zuscheuern und zu ordnen. Die Tiefenzone, in welcher dieser Procefs vor sich geht, ist verhältnifsmäfsig schmal;
16 sehr viele Gerölle und Geschiebe scheinen
sich
auf-
und
abwärts von dem trockenen Strande bis zu einer geringen Tiefe unterhalb desselben zu b e w e g e n ;
Anhäufungen von
Sand mögen einige Zeitlang statt finden, aber eine schwere S e e zerstört diese Anordnung
Die Materialien
von
lan-
gen Küstenlinien mögen auch ganz fortgeführt und in t i e feres W a s s e r gebracht w e r d e n ; auf diese W e i s e zeigt sich zu einer Zeit oder der anderen beinahe j e d e r
Theil
der
südlichen Küste von England als nackter Felsen ohne Sand und Geschiebe; der Meeresgrund hat keine beständige B e schaffenheit
für
die
ersten Faden
Sand und Geschiebebänke alle sind gleichmäfsig
seiner Tiefe.
gehören
dem
Fortschaffung unterworfen;
Barren,
dieser Zone an;
Wechsel
sie
der Form und der
aber sie sammeln sich schnell
wieder an und es ist bemerkenswerth, — und diese B e trachtung flusses
ist von Wichtigkeit zur Beurtheilung des
auf die Verhältnisse,
welche in gröfseren
EinTiefen
angetroffen werden, — dafs j e d e r Theil dieser Zone einen bestimmten Charakter beibehält. nach
der Fortführung der
Materialien
von Neuem
Die B ä n k e , welche -sich
am Küstenrande
bilden,
sind
abgelagerten
immer wieder von
derselben Beschaffenheit, als diejenigen, welche früher diese Stelle eingenommen haben. Die Materialien,
welche den Geschiebestrand
zusam-
mensetzen, zeigen deutlich, dafs die gewöhnliche Wirkung des Meeres winkelrecht gegen die Küstenlinie gerichtet ist, da
sie
ohne Abänderung immer aus
vorliegenden Klippen bestehen.
den
Gesteinen
der
Die Linie der F e u e r s l e i n -
geschiebe an der Französischen Küste, am östlichen E n d e des Kanals,
stimmt genau mit den
und dieselbe Thatsache
wiederholt
Kreideklippen überein sich
bis
ins kleinste
Detail an den westlichen Küsten von E n g l a n d ,
wo Kalk-
stein, Trapp und granitische Gesteine vorkommen. sem Falle geht
die Wirkung nur von
In die-
den Gezeiten
aus.
Hierbei wird jedoch ein zufälliges Bestreben der Geschiebe
17 bemerkbar sich in einer bestimmten Richtung zu b e w e g e n . Diese B e w e g u n g hat nichts mit der W i r k u n g der Gezeiten gemein, denn
selbst w e n n die Stärke derselben dazu g e -
nügend w ä r e , so ist doch die Richtung der B e w e g u n g in jedem Kanale winkelrecht g e g e n die Küste und nicht parallel mit derselben.
Ueberall wo die Richtung des W i n d e s mit
derjenigen der Küstenlinie zusammenfällt, erhält das W a s s e r an dem Rande eine entsprechende B e w e g u n g und
diese
theilt sich den Geschieben mit; so b e w e g e n sich die F e u e r steingeschiebe der
Somme
von
den Kreideklippen
gegen S ü d ,
nach
des
Departements
der Mündung der
unter dem Einflufs der N o r d - und Nordostwinde.
Seine,
Die ö s t -
liche B e w e g u n g der Geschiebe an der Englischen
Küste
ist sehr leicht zu beobachten und um zu z e i g e n , dafs die vorausgesetzte Ursache g e n ü g e n d sei, braucht man nur die Thatsache festzustellen, dafs an dem Kanal diejenigen W i n d e v o r h e r r s c h e n , welche die erforderliche Richtung
besitzen.
Nach der L a g e des Kanals wirken alle W i n d e
zwischen
Nord und S ü d , welche durch W e s t g e h e n , schief gegen die Küste auf einer Seite o d e r auf der a n d e r e n und diese Bergwinde in Bezug auf
den Kanal
walten
sehr
gegen
diejenigen vor, welche von Nord nach Süd durch Ost g e hen.
In Bezug auf die Südwestwinde ist die E i g e n t h ü m -
lichkeit beobachtet w o r d e n ,
dafs sie zu den Zeiten
der
Springfluthen am heftigsten wehen und dafs sie sich bei der ersten Fluth erheben.
Wir haben die Linie von Dieppe
westwärts als eine solche betrachtet, welche die Linie des Kanals bezeichnet;
es ergiebt sich nach einem
welches Hr. d e B r e a u t e
während
12 J a h r e
Register, an diesem
Orte geführt h a t , dafs die Richtung des Windes während 135 Tage zwischen Süd und W e s t , 94 T a g e zwischen W e s t und Nord fällt, oder dafs während 229 T a g e n von 3 6 5 die Massen an eine
einem
oder
dem a n d e r e n Theile des Kanals
östliche B e w e g u n g erhalten.
Es
sind keine B e o b -
achtungen über die Geschwindigkeit vorhanden , mit w e l Karsten u. v . D e c h e n Archiv XXIV.Bd. s o n d e r s in
den V o g e s e n ist d e r
Syenit d e r Beleben
mit
Dioriten v e r b u n d e n , w e l c h e theils am F u f s e , theils an d e m Abhänge
der Belchen von Elsafs u n d
der
Freigrafschaft
v o r k o m m e n ; diese Diorite bilden G ä n g e , w e l c h e theils v o n dem
einschliefsenden
Syenit scharf
getrennt
sind,
theils
mit d e m s e l b e n v e r b u n d e n , indem sie allmählig in ihn ü b e r gehen. E s möchte hiernach s c h e i n e n , der
dafs die E n t w i c k l u n g
H o r n b l e n d e im Syenit in einem
innigen
h a n g e mit E r f ü l l u n g d e r D i o r i t g ä n g e s t ä n d e ,
Zusammenw e l c h e darin
e i n g e s c h l o s s e n sind u n d dafs die H o r n b l e n d e krystallisirt ist u n d auf m e t a m o r p h i s c h e m E s ist j e d o c h
nachträglich
Wege.
wichtig h i n z u z u f ü g e n , dafs w e n n
der
Syenit im A l l g e m e i n e n mit dem Diorit v e r b u n d e n i s t ,
das
Umgekehrte
nicht
immer
stattfindet;
so darf
man,
weil
Diorit in Granit einen G a n g bildet, nicht d a r a u s schliefsen, d a f s sich deshalb Krystalle von H o r n b l e n d e kelt haben und j)hosirt
darin e n t w i k -
dafs dieser Granit in S y e n i t
worden
sei.
In
den
Vogesen
metamor-
z. B. w i r d
der
Granit bisweilen von D i o r i t g ä n g e n d u r c h s e t z t und ist doch nicht H o r n b l e n d e f ü h r e n d .
R u s s e g g e r t. II. p. 320, 322, 326 n. f.
69 Die A e g y p t e r h a b e n einen a u s g e d e h n t e n G e b r a u c h vom Syenit g e m a c h t und späterhin ist d e r s e l b e
von
den Grie-
chen benutzt w o r d e n , dann von d e n R ö m e r n ; g e g e n w ä r t i g wird
der
Aegyptische
Syenit
d e r Preis d e s Q u a d r a t m e t e r 200 Francs;
derselbe
zurückgebracht,
ebenfalls n o c h
polirter
Fläche
verwendet; beträgt
wird als Ballast von
etwa
d e n Schiffen
w e l c h e nach A l e x a n d r i e n H a n d e l t r e i b e n ;
im H a n d e l ist er u n t e r
dem Namen
rother
orientali-
s c h e r G r a n i t bekannt ' ) . Man gypten man
findet
e i n e ansehnliche M e n g e
schreckt
ten zurück, ler
in d e n Ruinen aller alten Städte bei
dem
von R e s t e n
Gedanken
an
w e l c h e d e r Schnitt u n d
r i e s e n h a f t e n Monumente
in
von
die
Syenit;
Schwierigkei-
die Politur so
die-
s e n Ruinen sind die b e r ü h m t e s t e n nach d e R o z i e r e
die-
d e r Inseln von
Theben, Luxor, Alexandrien.
hat.
vie-
Unter
jenigen
dargeboten
Ae-
Philoe u n d E l e p h a n t i n e ,
Heliopolis und g a n z
die R e s t e
selben i n dem Maafse an Menge z u n e h m e n , hinabfährt.
de Roziere
die
von
Obgleich d e r Syenit in d e r N ä h e von S y e n e
g e b r o c h e n w u r d e , so sieht man d e n n o c h Nil
die v o n
besonders
Dies davon
rührt
nach
her,
den
dafs Steine
als m a n d e n
Bemerkungen zu
von
monumentalen
Bauwerken geeignet
in diesem Theile von A e g y p t e n
len,
aus Kalkstein u n d
der wesentlich
des-
Sandstein
feh-
besteht
und dafs d e r Sitz d e r R e g i e r u n g sich nach u n d nach dem Mittelmeere g e n ä h e r t hat. D e r Syenit Aegyptern
wurde
allen
vorgezogen und
Herstellung
der
sie
merkwürdigsten
u n t e r diesen Monumenten die S p h i n x e ,
anderen
von
denselben
Monumente
den
für die
verwendet;
sind a n z u f ü h r e n die O b e l i s k e n ,
die S a r k o p h a g e in allen G e g e n d e n v o n A e -
g y p t e n , die Säule des P o m p e j u s . ')
haben
Steinen
Die Nadeln
B r a r d Miner, appliquée aux arts t. II. p. 2 4 1 .
der
Kleo-
70 patra in Alexandrien, das Innere und Aeufsere der g r o fsen Pyramide von Cheops und besonders der heilige Monolith von Sais. In Paris kann man einen der Obelisken von Luxor bewundern und in dem Aegyptischen Museum des Louvre die Füfse und den Kopf der kolossalen Statue von Amenophis II., so wie eine -grofse Menge von Skulpturen, die unter dem immer heiteren Himmel von Aegypten in der langen Zeit keine Veränderungen erlitten und die vollkommenste Politur seit beinahe 4 0 0 0 Jahren b e halten haben.
4. Die Mineralquellen auf dem Festlande von Africa besonders in Bezug auf ihre geognostischen Verhältnisse. Von
Herrn Dr. T. E. G u m p r e c h t .
» ie Eenntnifs der Mineralquellen Africas war bis in die neueste Zeit durch die überaus gering entwickelte Einsicht in die geographischen Verhältnisse dieses Continents sehr beschränkt geblieben, und erst jetzt gelingt es durch das rasche Eindringen der Europäer in das Innere, sich zu überzeugen,-dafs sowohl die Zahl, als der Zusammenhang der Mineralquellen mit den geognostischen Zuständen der Landstriche, worin sie auftreten, in hohem Grade beachtenswerth ist. Kannte man nämlich bis vor Kurzem nur einige wenige und noch dazu sehr isolirte Thermen und zugleich nur geringe Spuren vulcanischer und plutonischer Thätigkeit auf dem Festlande, so ergeben dagegen die neueren Reiseberichte, vor Allem die über Abyssinien und das angränzende Adälland, wie ein früherer Aufsatz in diesem Archiv (Bd.XXIII. S. 207—410) ») erwiesen hat, mit
')
Auf diese Arbeit werde ich mich fortwährend in der Erläuterung der geognostischen Verhältnisse der Thermalquellen im continentalen Nord Africa beziehen and, da beide Aufsätze
72 Bestimmtheit, dafs stellenweise im Continent ungemein grofse Anhäufungen
interessanter
Thermalquellen
mit theilweise
sehr hoher Temperatur und b e d e u t e n d e r Wasserfülle v o r handen s i n d , u n d f e r n e r ,
dafs alle diese Thermen
genau
in einer ähnlichen innigen Verknüpfung mit evidenten und grofsartigen A e u f s e r u n g e n
vulcanischer
Processe
stehen,
wie a n d e r e in den g e n a u e r erforschten Theilen des E r d k ö r p e r s mit Phänomenen derselben Art. erst
bestimmter
nachgewiesene
J a die neuerlich
Existenz
noch
in
voller
Thätigkeit begriffener Vulcane auf den Inseln des Rothen Meeres
so wie
das in hohem Grade
wahrscheinliche
Vorkommen noch nicht ganz erloschener Solfataren 2 ) führt in Verbindung mit der j ü n g s t erst auf beiden Seiten des rothen Meeres erforschten Fülle höchst jugendlicher K r a 3
t e r e u n d mannigfacher Lavenströme
) zu der U e b e r z e u -
g u n g , dafs sogar bis in die n e u e r e Zeit ausgedehnte vulcanische P r o c e s s e
in
diesen G e g e n d e n zu
der Bildung
der
Oberfläche bedeutend beigetragen haben, und dafs die n a c h w i r k e n d e Kraft dieser unterirdischen Thätigkeit sich f o r t während in der E r z e u g u n g thermaler und a n d e r e r Mineralquellen kund gibt.
Leider aber ist
die wissenschaftliche
Kenntnifs dieser Quellen bisher so beschränkt
geblieben,
dafs, ungeachtet des nunmehr J a h r h u n d e r t e dauernden B e sitzes grofser Theile des africanischen Continents durch die Europäer,
es nicht mehr als etwa vier g e n a u e r e quantita-
tive Analysen africanischer Mineralquellen gibt, indem selbst
sich in
ihrem Inhalte
genheit b e n u t z e n ,
gegenseitig
e i n i g e Nachträge
erläutern, dem
hier die
frühem
Gele-
anzufügen,
so dafs dadurch die Kenntnifs der vulcanischen Thätigkeit auf dem Festlande
von Africa und der
Thätigkeit eine möglichste
mannigfachen Producte
Vervollständigung
punkte unseres jetzigen Wissens erhält. >)
A . a. O. S. 3 3 1 — 3 3 7 .
2
)
D e s g l e i c h e n S. 307, 3 2 3 u. s. w.
3
)
Desgleichen S. 312, 3 2 5 , 349.
dieser
nach dem Stand-
73 der längere
Aufenthalt
der F r a n z o s e n
Algerien in dieser Hinsicht
in Aegypten
und
sehr wenige o d e r keine
Re-
sultate ergeben hat, und weil die Mineralquellen des Caplandes oder der porlugisischen Besitzungen auf dem F e s t lande Süd Africas bisher ebenfalls keine o d e r
wenigstens
nur eine höchst geringe wissenschaflliche Beachtung funden haben.
ge-
Erst durch die von der französischen R e -
gierung vor einigen J a h r e n a n g e o r d n e t e umfassende s c i e n tivische Untersuchung ihrer Besitzungen in Nord Africa ist in Bezug auf diesen Theil des Continents eine wesentliche Abhilfe des bisherigen Mangels zu erwarten, so wie ü b e r haupt das rasche Eindringen des Continents
der E u r o p ä e r in das I n n e r e
sicherlich sehr
bald
eine
viel
erweiterte
Kenntnifs des Gegenstandes zur Folge haben wird. 1.
Die w a r m e n M i n e r a l q u e l l e n
F ü r die Verlheilung der Thermen
Africas.
gilt auch im
tinentalen Africa das in allen übrigen Erdtheilen gesetzliche Verhalten d e r s e l b e n , nämlich,
dafs n i e
men
dafs sich
ganz vereinzelt
auftreten,
sondern
con-
erkannte Therstets
mehrere in nahen Localiläten zu Gruppen vereinigt finden. Von solchen Gruppen lassen sich auf dem F e s t l a n d e etwa 5 mit ziemlicher Sicherheit a n g e b e n ,
ohne dafs man
je-
doch bestimmte Gränzen für jede derselben feststellen könnte. Eine derselben umfafst z. B. die Thermen der Cap Colonie und
die in den L ä n d e r n
der
freien E i n g e b o r e n e n
Süd
Africas im Osten und Norden der Colonie, zu denen noch eine weit e n t f e r n t e , bisher nur als einzeln kannte heifse Quelle
stehende
bei Benguela zu ziehen ist.
zweite Gruppe kann man aus den betreffenden
beEine
ungemein
zahlreichen Quellen des eigentlichen Abyssiniens,
Schoas
und des Adällandes bilden, eine dritte aus den nubischen, ägyptischen und nordostafricanischen, namentlich aber aus denen des langen Oasenzuges am O s t - und Nordrande der grofsen
nordafricanischen
Wüste
bis
etwa
Fezzan
und
74 Ghadames im Süden von Tripolis. Zu einem vierten A g gregat möchte ich alle im nordwestlichen Africa, in den verschiedenen Theilen der Atlaskette vertheilte Thermen, wie z . B . die zahlreichen Thermen rechnen, die man b e sonders neuerlich im westlichen Tripolitanien, in Tunesien, in Algerien und in Marocco kennen gelernt hat, sammt den tiefer im Lande vorkommenden der Oasen Fezzan, Ghadames und Serdelas. Zu einer fünften Gruppe lassen sich vielleicht die Thermen auf der Ostseite Süd Africas, namentlich die in dem Striche zwischen der de Lagoabay und dem Aequator vereinigen, da das dortige Auftreten evidenter Spuren vulcanischer Thätigkeit und der sehr heifsen Quellen im benachbarten Madagascar, so wie das von noch brennenden Vulcanen auf Bourbon und auf der zu der Comorrengruppe gehörenden Insel N'gazija das Dasein zahlreicher anderer Thermen in jenen Gegenden fast u n zweifelhaft macht, wenn auch dort bisher nicht mehr als 2 — 3 Localitäten mit Quellen von höherer Temperatur bekannt worden sind. Sehr auffallend ist dagegen der Mangel thermaler Quellen in den westlichen Küstenländern z. B. an der Guineaküste und in den langgestreckten SenegalGambia- und Zaireländern bis südwärts Benguela, obwohl die, wie es scheint, noch fortdauernde Thätigkeit der hohen vulcanischen Cameronberge und die Nähe der Cap Verdischen und Canarischen Inseln, so wie auch die Nähe der mit entschieden vulcanischen Massen angefüllten Inseln im Guineabusen ihr dortiges Dasein im höchsten Grade wahrscheinlich macht. Kaum eine Spur von Thermen ist nämlich in den etwa 42 Breitengrade umfassenden Küstenländern West Africas bisher bekannt worden. Wenden wir uns zuerst zu der südlichsten der fünf aufgestellten Gruppen, so finden wir, dafs ein Theil ihrer Thermen wegen der zum Theil sehr intensiven Temperatur, des bedeutenden Wasserreichthums und des in vielen Krankheiten ausgezeichneten Nutzens derselben bereits vor E i n -
75 Wanderung der E u r o p ä e r der einheimischen
Bevölkerung
bekannt g e w e s e n sein mag, da dieselben von den f r ü h e sten Reisenden nach dem Cap nicht
allein genannt
und
ihrem Vorkommen und ihrer medicinischen Wirkungen nach beschrieben,
sondern selbst durch chemische
Reagentien
nach dem damaligen Stande der Wissenschaft genauer geprüft worden waren.
W i e unzureichend aber auch letztere Unter-
suchungen nach der jetzigen Höhe der chemischen A n a lyse s i n d ,
so
uns
Ergebnisse
ihrer
bleiben wir
doch
zugleich
fortwährend
mit
der
genöthigt,
Kenntnifs
eini-
g e r ausgedehnten mineralischen Ablagerungen in der Nähe solcher Thermen als eines Anhaltspunkts zur Beurtheilung des chemischen Characters derselben zu bedienen, da l e i der selbst die neuesten Reisenden in Süd Africa dein l o benswerthen Beispiele ihrer Vorgänger nicht gefolgt sind, u n d weil sogar ein den Quellen und namentlich den T h e r men des Caplandes ausdrücklich gewidmeter Aufsalz des letzten
wissenschaftlichen F o r s c h e r s
in Süd A f r i c a ,
des
Dr. K r a u f s ')» der chemischen Kunde derselben nur W e niges aus
eigener
E r f a h r u n g hinzufügt, obgleich
Reisenden ein mehrjähriger Aufenthalt in j e n e n b e s o n d e r s dazu befähigt hätte. chen n e u e r e n R e i s e n d e n ,
diesen
Gegenden
Dasselbe gilt auch von s o l -
die sich
wie z. B.
Lichten-
s t e i n , B u r c h e l l und B a c k h o u s e sonst höchst dankenswerthe
Verdienste
um
Africas e r w o r b e n
die
haben,
scientivische
da
Kenntnifs
deren Berichte
in
Süd Bezug
auf die Natur der Mineralquellen g r a d e merkwürdig m a g e r ausgefallen sind. So weit uns nun aus den vorhandenen E r f a h r u n g e n ein Urtheil über
die
südafricanischen Thermen
gestattet
ist, ist es zuvörderst als ein bemerkenswerlher und
in-
teressanter Character ihres Complexes hervorzuheben, dafs
*) L e o n h a r d
und B r o n n
Geognosie u . s . w .
Neues
Jahrbuch
für
Stuttgart 1843, S. 150 — 164.
Mineralogie,
76 sich
darunter mehrere warme und
heifse Quellen
von
so
r e i c h e m E i s e n g e h a l t finden, dafs i h n e n mit R e c h t d e r N a m e von Stahllhermen zukommt, indem das Vorkommen Stahlthermen
ein
im
Ganzen
s c h r ä n k t e s , j a in u n s e r e m
auf
eigenen,
der
Erde
solcher
höchst
mit T h e r m e n
aller
beArt
reich ausgestattetem Continent s o g a r ein g a r nicht g e k a n n t e s ist ' ) .
S o viel w i r w i s s e n , g i b t e s n ä m l i c h a u f s e r
dem
F e s t l a n d e von Africa Stahlthermen nur sehr vereinzelt noch auf d e n A z o r e n 2 ) ,
in A s i e n
3
)
und
auf
einigen
Punkten
*)
Eine E r w ä h n u n g von Stahlthermen sehe ich z. B. in "keinem einzigen neueren Werke über Mineralquellen, selbst nicht in dem von O s a n n , S i m o n oder H a r l e f s ; ebenso wenig in irgend einer physicalischen Geographie. s ) Nach C a r e w H u n t ( J o u r n a l of the Geogr. Soc. of London XV, 278) findet sich auf der Azoreninsel St. Miguel eine warme Stalilquelle, die Quenturasquelle g e n a n n t , deren 0,001 Procent vom Gewicht betragender Niederschlag zu einem Viertel aus reinein Eisenoxyd besteht. Noch mehr Eisen enthalten die Absätze einer z w e i t e n , aber nur lauen dortigen Stahlquelle, der Agoa F e u c a , und endlich gibt es auf derselben Insel gar eine dritte, jedoch k a l t e , Stahlquelle, die Agoa Azeda. Ein solches Zusammenvorkommen von Quellen gleicher materieller Beschaffenheit, aber sehr verschiedener T e m p e r a t u r in einer und derselben engbegränzten Localität ist allerdings ein bemerk e n s w e r t e s P h ä n o m e n , das jedoch auf dem Festlande von Africa keinesweges isolirt d a s t e h t , indem es sich auf dieselbe Weise auch bei den Schwefel- und Salzquellen wiederholt.
3
)
Der kühne deutsche Reisende Baron W r e d e fand nämlich vor Kurzem an der Südseite Arabiens zu Makallah sehr zahlreiche Stalilthermen von 30° 22' — 43° 30' R. (Journal of the Geogr. Soc. of London XV, 107). Doch ist zu bemerken, dafs ein anderer neuerer Forscher in diesen Gegenden, der englische Militairarzt H i b b e r t ( J a r n e s o n E d i n b u r g h Philosophical Journal 1838. XXIV, 3 1 ) dieselbe nicht nach Eisen, sondern nur nach Kalk und Magnesia schmeckend fand. Der Kalk wird in der T h a t durch den ebenfalls von H i b b e r t wahrgenommenen ansehnlichen Kalbniederschlag aus den T h e r m e n erwiesen. Ueber die geugnostische Beschaffenheit von Makallahs Umgeb u n g siehe übrigens dieses Archiv XXIII, 356.
77 von America
und selbst im conlinentalen
Africa sind
sie nach dem Stande unser-er bisherigen Kenntnisse einzig auf die Südspitze beschränkt, da sich aufserhalb derselben noch keine einzige Stahltherme
mit Bestimmtheit
vorge-
f u n d e n h a t . Muthmafslich aber verdanken d i e s e T h e r m e n , ganz wie die kalten Stahlquellen, ihren Mineralgehalt den in den Sandsteinen Süd Africas aufgehäuften Rotheisenoxydmassen, indem sie sämmtlich mitten im Gebiete derselben aus den roth gefärbten
und also höchst eisenreichen
springen,
welche überall die Oberfläche in
Mächtigkeit
bilden.
Zu
diesen
Sandsteinen
Slahlquellen
ent-
bedeutender gehört
vor
Allem die ausgezeichnete T h e r m e bei dem Städtchen C a ledon, dann eine zweite am westlichen und eine f e r n e r e am östlichen Elephantenflusse (Oliphants Rivier der Colonisten holländischer A b k u n f t ) ,
endlich
eine
vierte
Therme
am
Koegaflusse unfern des Districtshauptorts Uitenhagen, w o r a n sich zunächst eine eigene Mangantherme anschliefst. fser den Stahllhermen gehört f e r n e r der
Gruppe eine Anzahl anderer w a r m e r Quellen von chendem mineralischen Caracter an. Brandvalley bei W o r c e s t e r ,
Au-
südafricanischen abwei-
So die T h e r m e
die heifseste des
des
Caplandes,
und die der Kokmanskloof bei Zwellendam, welche beide Chlorsalze enlhalten, dann mehrere Schwefellhermen,
von
denen zwei lauwarme im östlichen Caplande hart am g r o fsen Fischflusse in der Nähe des Districtshauptorts dock und zwei a n d e r e , durch ')
die
beiden
Crad-
welche vor einigen J a h r e n
französisch
evangelischen
erst
Missionaire
Im mittleren America kennt man z. B. eine lieifse, viel Kisen führende T h e r m e
am
Mexico ( C o c h e l e t
B e r g e Pefion Blanco unfern
der Stadt
im Bull, de la Soc. de Geogr. de France
1845. III, 2 1 1 ) , so wie eine z w e i t e ebenfalls stark mit
Eisen
geschwängerte T h e r m e südlich der Stadt Carthago in der L a n d schaft Nicaragua ( H a i e in dem Werk: and travels in Central America.
S i x Months residence
N e w York 1826.
nach
Bull, de la Soc. de Geogr. de France. 1827. VIII, 1 0 5 ) .
dem
78 A r b o u s s e t und D a u m a s entdeckt w u r d e n , sogar weit j e n seits der Gränzen des Caplandes im Maloutigebirge liegen. Endlich
gehören
zu
den
Schwefelthermen
der
Gruppe
die sehr heifsen und wasserreichen Quellen des hoch im Norderi auf der Westseite des Continents und bereits der Nähe des südlichen W e n d e k r e i s e s
in
gelegenen L a n d e s
der freien Ovaherero oder s o g e n a n n t e n Damra und
zu-
gleich die schon einmal erwähnte Therme im Süden B e n guelas. Suchen wir uns zuvörderst eine Einsicht in die g e o g n o s t i schen und Terrainverhältnisse der eben aufgeführten T h e r men zu verschaffen, so ergibt sich für d e n g r ö f s e r e n Theil derselben sofort eine Reihe höchst interessanter
Erschei-
n u n g e n , die mit analogen Beziehungen mannigfacher
an-
d e r e r Thermen in Europa und Asien zu den Gesteinmassen und zu den äufsefen gestaltlichen Verhältnissen ihrer U m gebung
eine s o ungemein g r o i s e Uebereinstimmung
g e n , dafs man auch f ü r sie mit Grund annehmen
zeikann,
dafs sie nicht aus Zufälligkeiten h e r v o r g e g a n g e n sind, s o n d e r n dafs sie genau demselben
P r o c e s s e ihren Ursprung
v e r d a n k e n , der in Europa und Asien den
Theimalquellen
den W e g bis an die Erdoberfläche eröffnet hat.
Ich darf
es in dieser Hinsicht als bekannt voraussetzen, dafs A. v. Humboldt,
veranlafst b e s o n d e r s
durch seine
Beobach-
tungen am Südrande des mexicanischen M e e r b u s e n s ,
die
Aufmerksamkeit der Naturforscher zuerst wieder in n e u e r e r Zeit auf die innige Verknüpfung des Granits' mit E r s c h e i n u n g e n , bei denen eine höhere Temperatur unläugbar t h ä tig war, gerichtet hat, indem er im J a h r e 1820 die b e m e r kenswerthe Thatsache hervorhob, dafs die heifsesten Q u e l len
des E r d k ö r p e r s stets i n o d e r u n t e r
die Höhe treten
1
)
Reise
in
dem
Indem j e d o c h H u m b o l d t s
die Aequinoctialgegenden
Granit in Bemer-
des neuen Continents.
Stuttgart 1820. Iii, 145, 146 und IV, 48.
79 kung in eine Zeit fiel, wo W e r n e r s neptunische L e h r e n , die g r a d e f ü r das von H u m b o l d t angedeutete Yerhältnifs keinen Aufschlufs zu geben v e r m o c h t e n ,
noch eine sehr
entschiedene Herrschaft ausübten und wo die
geltenden
Ansichten über die Natur und das Alter des Granits, so wie über
die Entstehung der Thermen überhaupt
aus H u m b o l d t s
Beobachtung abzuleitenden
auf das feindlichste g e g e n ü b e r gestanden
sogar
den
Folgerungen
h ä t t e n , war es
nicht zu verwundern, dafs sie nicht sofort zur vollen A n e r k e n nung gelangte und diese sich erst dann e r w a r b , als sich der Geist der freieren Anschauung der geognostischen mene Bahn gebrochen hatte.
Phäno-
Dies erfolgte j e d o c h
sehr
bald darauf, und namentlich war es der verdiente Britische Geognost B a k e w e l l ,
der durch seine sorgfältigen F o r -
schungen in den Umgebungen des Montblanc und in Tarentaise
der
ganz selbstständig, wie es scheint, zu einer
ähnlichen klaren Anschauung des von H u m b o l d t
ange-
regten Phänomens gelangte und dessen engen Z u s a m m e n hang
mit
einer zahlreicheren Reihe
in einer sehr interessanten
anderer
Thatsachen
und für die n e u e r e Geognosie
höchst fruchtbaren Weise darthat.
Bake well
entwickelte
nämlich meines Wissens zuerst die A n s i c h t ' ) , dafs das auf d e r Sohle der tiefen und engen Thäler in den Savoyischen Alpen so häufige Auftreten von Granit und krystallinischen Schiefern, das Emporsteigen der Thermalwasser unmittelbar aus s o l chen Gesteinen oder wenigstens unter Umständen, welche die Nähe derselben vermuthen l a s s e n , endlich die Bildung d e r spaltenähnlichen Thäler sämmtlich e n g verknüpfte P h ä n o m e n e seien, welche der Einwirkung der Hitze aus dem E r d i n n e r e n auf die umgebende feste Hülle, wobei zugleich horizontale,
')
Travels comprising observations, 'made during a residence in the Tarentaise and various parts of the Grecian and Pennine Alps. London 1823. 2 Vol. II, 15 — 19 und in T a y l o r P h i l o sophical Magazine 1828. I l l , 1 4 — 1 9 .
80 neptunisch gebildete Schichten emporgehoben wurden u n d stellenweise
bis
zu
sehr
bedeutenden
namentlich aber den Thermalmassen
Höhen
gelangten,
gewaltsam
ein
Weg
an die Oberfläche gebahnt wurde, ihren Ursprung v e r d a n k ten.
In n e u e r e r Zeit wurden ähnliche von Thermalquellen
begleitete Vorkommnisse
des Granits mitten in
Gebieten
geschichteter oder metamorphischer Gebilde, sowohl in den mit den Alpen im Bau so ähnlichen P y r e n ä e n , wie in der spanischen Provinz überzeugte
sich
Galicien
ermittelt.
nämlich F o r b e s
In den dafs
Pyrenäen
die
dortigen
Thermen gewöhnlich in Spaltenthälern und zwar ausschliefslich am Rande des Granitgebiets g e g e n die Schiefermassen, niemals aber i n m i t t e n des Granitgebiets selbst auftreten, f e r n e r dafs deren Erscheinen an der Oberfläche nur allein durch eine gewaltige, veranlafst sei.
die Felsmassen aufreifsende Kraft
In völliger
Uebereinstinynung hiermit
fin-
den wir ähnliche Thatsachen durch den spanischen B e r g werks-Ingenieur angekündigt,
W. S c h u l z
im nordwestlichen
Spanien
die für uns um so mehr W e r t h haben m ü s -
sen, als Herr S c h u l z
sich keinesweges bestrebt h a t ,
an
dieselben theoretische F o l g e r u n g e n , wie F ö r b e s an seine Beobachtungen, knüpfen.
im Sinne der n e u e r e n Geognosie
In Galicien traten
anzu-
nämlich Thermen theils
Granitlhälern, wie die von Cuntis zwischen St. J a g o P o n t e r e d r a , theils aber auch auf der Gränze des
aus und
Granits
und der krystallinischen Thonschiefer, wie die stark heifse Thermalquelle von L u g o , zu T a g e Zug
der zahlreichen Thermen
2
) ; j a verfolgt man den
weiter
über
die
Gränzen
Portugals hinein, so ergibt sich auf das Deutlichste,
')
Philosophical Transactions. 1836, 5 7 1 — 5 7 8 nnd 5 9 0 ; of
the
British Association
for
the
advancement
of
dafs
Report science.
London 1837. V. Notes. 83. 2
)
D o n G u i 1. S c h u l z Descripción geognostica del Reino de G a licia.
Madrid 1835, 43.
81 dieselben fast ohne Ausnahme nur längs
der Ränder der
mitten in dem Thonschiefergebiet dieser Gegenden tenden
Granitmassen
und
auftre-
Granitinseln emporkommen
').
Eine analoge Reihe von Phänomenen ähnlicher Art wurde endlich in neuerer Zeit in Deutschland durch W a l e b n e r aufgefunden
und
in
seiner
lehrreichen
kleinen
Schrift:
„Darstellung der geognostischen Verhältnisse der am Nordrande des Schwarzwaldes hervorkommenden Mineralquellen. Manheim 1 8 4 3 "
einer eindringlichen und lichtvollen
Analyse unterworfen.
Wufste man nämlich auch seit l ä n -
gerer Zeit,
dafs mehrere
der zahlreich an beiden
Seiten
des oberen R h e i n s , sowohl am Fufse des Schwarzwaldes, wie der Voghesen
auftretenden Thermalquellen zwar mit-
ten im Gebiete des bunten dortigen Sandsteins, bar
aber
nur aus
den
Granitmassen
unmittel-
im Liegenden
des
Sandsteins emporkommen, und hatte ferner auch Herr v o n O e y n h a u s e n auf die interessante Thatsache hingewiesen 2 ) , dafs der Granit des Schwarzwaldes sehr steil in die Tiefe setze,
so widmete
doch
erst W a l c h n e r
menzuge am Rande des Schwarzwaldes Aufmerksamkeit
und sprach
aus,
dafs
Schwaben
hang
des
in
die bestimmte ein
eigenthümlichen
diesem
Ueberzeugung
entschiedener
gangartigen
Zusammen-
Erscheinens
Granits auf der Sohle der engen und tiefen der Gestaltung dieser Thäler
selbst und dem
der warmen,
Schwarzwaldes
den Fufs
des
Ther-
eine umfassende
Thäler
des mit
Aufsteigen kranzförmig
umziehenden lauen und warmen Mineralquellen von B a d e n Baden, Rothenfels, Herrenalb, Wildbad, Liebenzell, Stuttgart und Cannstadt b e s t e h e , indem stische Spalten s e i e n ,
die Thäler
caracteri-
von unterirdischen Kräften gebildet,
welche das neptunische Gestein aufgesprengt, die Granit-
')
Gumprecht
in den Monatsberichten der Berliner
phischen'Gesellschaft u . s . w . 1850. VII, 1 4 2 . 5
)
Hertha von B e r g h a u s X I , 3 9 und 41.
Karsten u. V.Dechen Archiv XXIV.Bd. 1.H.
6
geogra-
82 keile unler Erschütterungen in den Spalten aufwärts g e trieben und gleichzeitig den Mineralwassern Canäle zum Emporsteigen aus dem Inneren der Erde eröffnet hätten. Sehen wir hierbei, das diesen Erscheinungen ganz e n t sprechende auf der entgegengesetzten linken Rheinseite am Fufse der Voghesen sich finden, wo die Thermen von Luxeuil, Plombières les Bains, und Bourbon les bains u n mittelbar aus Granit entspringen, der an den drei erst genannten Punkten vom bunten Sandstein bedeckt wird, an dem letzten Punkte aber aufserSandstein noch eine zweite jüngere Decke von Jurakalk über sich trägt, dafs ferner aufserhalb Europa die Stahlthermen von Makallah in Süd Arabien zahlreich am Fufse hoher granitischer Gebirgsgipfel und zugleich in der unmittelbaren Nähe vieler e n gen und tiefen spaltartigen, durch hohe senkrechte Felswände eingeschlossenen Thäler zu Tage treten, in deren Nähe der kühne deutsche Forscher Baron W r e d e eisenreiche Sandsteine im Hangenden des Granits wahrnahm ' ) , endlich dafs selbst zu Washita in Nord America und an vielen anderen Punkten des jäh aus einer horizontalen rothen Sandsteinebene mit granitischen und vulcanischen Gesteinmassen 2 ) aufgestiegenen grofsen Felsengebirges (Rocky Mountains) Thermen emporquellen 3 ), so können wir nicht ')
Journal of the Geographical S o c i e t y of London. XIV, 208.
')
J a m e s o n Edinburgh Philosophical Journal VI, 67.
')
Account of an expedition from Pittsburgh to the Rocky M o u n tains under (lie command of Maj. L o n g by K. J a m e s . Philadelphia 1823. I I , 2 8 8 , 2 9 4 , 4 1 9 u. s. w.
2 Vol.
E s ist eine
be-
inerkenswerthe T h a t s a c h e , deren Erwähnung wir ebenfalls
Ja-
m e s verdanken,
dafs sich die
horizontalen rothen
Sandstein-
schichten, welche die Oberfläche der unermefslichen nordamericanischen Prairien bilden, bei ihrer Annäherung an das F e l s e n gebirge jäh aufrichten ( a . a . O . II, 1 und 3 9 0 ; II, 4 4 und 7 0 ) . Ja selbst noch die zahlreichen, mitten im rothen Sandsteingebiet von Arkansas und Louisiana mit hoher Temperatur tenden T h e r m e n ,
emportre-
welche mit den verschiedenen an der West-
83 zweifein, dafs, wo nur irgend ähnliche Verbindungen von Graniten im Liegenden horizontal geschichteter Sandsteine, von unermefslich tiefen spaltarligen Thälern und endlich von Thermalquellen in Süd Africa stattfinden, völlig d i e selben feurigen Processe der Vorzeit, wie in Europa, Asien und Nord America stattgefunden und zu der Entstehung übereinstimmender geognostischer Phänomene die nächste Veranlassung g e g e b e n haben ')• W e n d e n wir uns nun zur Schilderung der einzelnen Thermalquellen der südafricanischen Gruppe, so ergibt sich, dafs unzweifelhaft die bedeutendste derselben in Bezug auf Wasserreichthum und Temperatur diejenige ist, die wir im Caplande in einem unter dem Namen des Brandvalley b e kannten Abschnitte des breiten Longitudinalthals finden, welches seit alter Zeit w e g e n der rothen Alluvionen seines Bodens den Namen Roodezand erhalten hat 2 ) und von einem der gröfsten Flüsse des Caplandes, dem B r e e d e rivier, durchflössen wird. Nach der Localität ihres U r sprunges hat diese Therme bisher stets den Namen der Brandvalleyquelle geführt. Sie entspringt in dem Thale unter selbst geographisch höchst interessanten Verhältnissen, nämlich unfern der Stelle, wo zwei dem W e s t r a n d e des Continents parallele Gebirgsketten mit zwei anderen ähnlichen,
seite des grofsen Rio Bravo del Norte und in der mexicanischen Provinz Chihuahua ( F a l c o n e r a . a . O . 2 2 0 ) bekannt wordenen Ojo caliente T h e r m e n scheinen,
einen ununterbrochenen Z u g zu
bilden
dürften demselben unterirdischen Procefs ihren U r -
sprung verdanken. ')
Sogar das Auftreten der zahlreichen stark alcalischen,
kalten
Mineralquellen in den nassauischen Lahngegenden zunächst von Porphyr-
Basalt- und Grünsteinmassen
chison
in
( S e d w i c k and
den Geological Transactions
Mur-
N e w Ser. I V , 2 6 4 )
scheint auf ähnlichen Verhältnissen zu beruhen. *)
Lichtenstein
Reisen im südlichen Africa in den Jahren
1803, 1804, 1805 und 1806. 2. Bd. Berlin 1811. I, 232.
6 *
84 vom Südrande heraufkommenden in einem mächtigen Knotenpunkte, der in der Capcolonie den Namen des Winterhoeks ( W i n t e r e c k e ) führt, zusammenstofsen ')• Sehen wir aber, wie auch in Europa die Vereinigung zweier, aus ganz v e r schiedenen Richtungen zusammentreffenden Gebirgszüge geeignet ist, ein Erscheinen von Thermen an der E r d oberfläche zu bewirken, wovon besonders in den Alpen der gewallige Montblancstock als Knotenpunkt zweier gröfsen alpinischen Kelten, der von Osten kommenden p e n ninischen nämlich und der von Süden nach Norden streichenden grajischen, durch die äufserst zahlreichen, in den unermefslich tiefen und engen spaltenartigen Thälern rund um seine ganze Peripherie emporquellenden Thermen ein höchst interessantes Beispiel darbietet, so haben wir selbst für diesen Theil des Conlinents Grund genug zu vermuthen, dafs die Entstehung des Wintershoek zunächst auch zum Erscheinen der Brandvalleytherme und einiger a n d e ren gleich zu erwähnenden warmen Quellen seiner nächsten Umgebung Veranlassung gegeben hat, zumal der Berg in einer weiten Strecke seiner Umgebung wirklich der höchste Punkt ist, dessen Erhebung über dem Meeresspiegel L i c h t e n s t e i n zu 3150 F. s e t z t 2 ) . Leider b e sitzen wir von keinem einzigen der zahlreichen Reisenden, welche die in Rede stehende Therme besuchten und beschrieben, specielle Schilderungen der geognostischen Verhältnisse ihrer Umgebungen, doch ist kaum zu bezweifeln, dafs dieselbe ganz wie die Thermen am Fufse der Voghesen und des Schwarzwaldes, oder gleich denen der Rocky Mountains und von Makallah nur von Sandsteinen umge-
')
Ebendort I , 227.
')
1 , 232.
Eine
ganz
zuverlässige
Messung
möchten wir freilich noch nicht besitzen.
des
Winterhude
Die von Herrn L i c h -
t e n s t e i n mitgetheilte ist, wie er mich gefälligst versichert, von holländischen Feldmessern angestellt worden.
85 b e n ist, u n m i t t e l b a r s e l b s t a b e r a u s G r a n i t o d e r
wenigstens
aus dem Thonschiefer entspringt, welchen L i c h t e n s t e i n hart an
der Quelle zu
der muthmafslich h i e r , gänge
durchsetzt
ist.
beobachten
Gelegenheit
w i e am T a f e l b e r g e , Mit
dieser
hatte
durch
Vermuthung
l
)
und
Granit-
über
das
V o r h a n d e n s e i n v o n G r a n i t in d e r h i e s i g e n L o c a l i t ä t
stimmt
Lichtensteins
Boden
Angabe,
des Beckens rund umher
dafs
Granitblöcke
einschliefsen
2
),
den
allerdings
wohl überein, so w i e sich f e r n e r aus dem U m s t ä n d e ,
sehr dafs
in g e r i n g e r E n t f e r n u n g v o n h i e r e i n h e r a b s t ü r z e n d e s W a s ser ein
grofses
Becken
im
Granit
ausgehöhlt
e n d l i c h d a f s im D i s t r i c t d e s B o k k e v e l d s
hat
3
)
d e r Granit in
und der
S o h l e tief e i n g e s c h n i t t e n e r T h ä l e r u n t e r S a n d s t e i n m a s s e n z u ')
I, 240. Doch wird auch von anderen Reisenden (z. B. von K r a u l s 155) das nicht ferne Auftreten blauer Thonschiefer im Liegenden des capisclien- Sandstei ns, namentlich aber durcli B a c k h o u s e ( Narrative of a visit to the Mauritius and S o u thern Africa. London 1844, 6 0 9 ) das Erscheinen von dergleichen Gesteinen im Roodezandthale selbst, bei dem neuerbanten Districtshanptort Worcester, versichert, wogegen auffallend g e nug ein anderer nm die Kunde des Caplandes sehr verdienter älterer Forscher ( B a r r o w An account of tiavels into the interior of South Africa. 2 Vol. 1801 und 1804, I, 7 3 ) ausdrücklich das F e h l e n der blauen Schiefer in dieser Localität b e hauptet und nur von conischen, aus geschichtetem Sandstein g e bildeten Hügeln spricht. Ganz abweichend endlich und bei dem auffallenden Kalkmangel des südwestlichen Caplandes kaum e r klärlich, berichtet das South African Directory von 1830 ( n a c h S t e e d m a n Wanderings and adventures in tlie interior of Southern Africa. 2 Vol. London 1835, II, 6 1 ) und T e r l i n d e n (Rheinische Missionsberichte X I , 9 4 ) das Hervorkommen unserer T h e r m e aus Kalkstein, so wie auch von M e y e r ( R e i sen in Süd Africa während der Jahre 1840 und 1841. Hamburg 1843, S. 100) dieselbe am F u f s e eines kalkartigen Gebirges entspringen läfst.
')
A. a. O. I , 240. Nach Herrn L i c h t e n s t e i n s gefälliger mündlicher Mittheilung sind es lose Blöcke grobkörnigen Granits. A. a. O. I, 234.
86 Tage tritt abnehmen läfst, dafs der Granit in diesem Theile des Caplandes wirklich lange nicht so selten sein m a g , als nach den bisherigen Berichten und der allgemeinen Beschaffenheit der Oberfläche anzunehmen war 2 ). Betrachten wir endlich auch die Configurationsverhältnisse der Umgebungen des Brandvalley, so ergeben dieselben sofort, wie mir scheint, die überzeugendsten B e weise, dafs die Entstehung seiner Therme wirklich durch eben solche, mit dem Emportreten des Granits verknüpfte gewaltsame Catastrophen hervorgerufen w a r , denen die Thermen am Montblanc, in den Pyrenäen und zu beiden Seiten des Ober Rheins nach Forbes, Bakewell und Walchners übereinstimmenden Forschungen ihren U r sprung zu verdanken haben. Ist das Brandvalley selbst auch kein enges Thal, s.o finden sich doch bereits in den nächsten Umgebungen der Therme und dann bis zum WinJ
) ')
A. a. O. I, 209. Nach Handstiicken, die J a m e s o n VOR der Localität dieser Stelle b e s i t z t , soll die T h e r m e aus Quarzfels entspringen, der Körner von weifsein, in Porcellanerde verwandelten Feldspath einschliefst. Da jedoch J a m e s o n die untersuchten Hxemplare nicht an Ort und Stelle hatte einsammeln k ö n n e n , so bleibt es völlig zweifelhaft, ob das Gestein zu dem Sandstein im Hangenden gehört oder ob es ein sehr quarzreicher Granit war, dessen Feldspath durch den liinfiufs der Thermaldämpfe auf die angegebene Weise verändert ist ( N a r r a t i v e and discoveries in Africa from the earliest ages to the present time. 3. E d . London 1840, 406). Unerwähnt darf ich jedoch hier nicht lassen, dafs K r a u f s ausdrücklich behauptet, dafs bei keiner heifsen Quelle des Caplands Granit oder ein anderes vulcanisches Gebilde anstehe (a. a. O. 135), und dafs es überhaupt im s ü d lichen Africa keine äufsere Andeutung einer vulcanischen T h ä tigkeit gebe ( S . 156). Der Reisende meint zugleich, dafs der Granit hier meist in einer Entfernung von 20 — 30 Stunden auftrete-, er scheint jedoch von der Localität des Brandvalley nicht aus eigener Kenntnifs zu sprechen, indem er sich nur auf L i c h t e n s t e i n beruft.
87 tershoeck im Norden mehrere a n d e r e furchtbar e n g e und tiefe Thäler, die ganz den Caracter u n g e h e u r e r , die Gebirgszüge dieser Gegend vom Gipfeibis zur Sohle auseinander r e i f s e n der Spalten an sich tragen und nach den übereinstimmenden Berichten der Reisenden sicherlich nicht von A u s w a s c h u n gen herrühren. Sie w a r e n einst der Schrecken der Reisenden, sind aber jetzt zuin gröfsten Theil durch die preiswürdige B e harrlichkeit der englischen Colonialverwaltung und mit b e d e u tendem A u f w ä n d e in sehr bequeme fahrbare Strafsen v e r w a n delt w o r d e n . Nur allein durch solche spaltenähnliche Thäler wird nämlich den Bewohnern der Küstenstufe das Ersteigen des hohen centralen Plateaus und zugleich auch den fliefsenden Gewässern des letzteren ihr Abzug nach dem Meere möglich gemacht. Unter ihnen zeichnet sich namentlich das östlich ganz in der Nähe der Brandvalley g e l e g e n e und z w i schen zwei hohen Gebirgen eingeschnittene Thal des Hexenflusses ( H e x r i v i e r ) durch einen ungemein g r o f s artigen Caracter ' ) a u s , und es machte dasselbe zugleich mit seinen Umgebungen auf L i c h t e n s t e i n einen so m ä c h tigen Eindruck, dafs bereits dieser u n b e f a n g e n e B e o b a c h t e r , dessen Arbeiten seit fast einem halben Jahrhundert fortwährend die reichste Q u e l l e zur Kunde des Caplandes und selbst weiterer Strecken des Binnenlandes geblieben s i n d , wiederholt auf die zahlreichen Spuren von E r s c h ü t t e r u n g e n , Z e r s t ö r u n g e n , Umwälzungen und spaltenartigen A u f b r ü c h e n in dieser ganzen Gegend hingewiesen hat A n g a b e n , die um so mehr Berücksichtigung und Glauben zu erwarten hatten, als sie lange b e v o r , ehe die n e u e r e Geognosie die gewaltsame Bildung der engen und tiefen
')
Steedinan
I , 95
B r a n d v a l l e y b i l d e t ein
und v. M e y e r 4 3 , 5 2 , 6 1 . ähnliches S p a l t e n t h a l ,
d e n W e g a u s d e m R o o d e z a n d in d e n n i e d r i g e n 2
)
a. a . O . 1, 3 1 3 , 2 1 7 , 2 6 3 .
Westlich
vom
die de Toilskloof, Küstenstrich.
88 Gebirgsthäler durch spaltenähnlicheä Aufbrechen in den Kreis ihrer Lehren gezogen hat, verkündet wurden '). ')
So ungemein regelmäfsig und ungestört iin Wesentlichen aber auch die Structur des Caplandes zunächst seiner Oberfläche e r scheint, so läfst sich doch nicht läugnen , dafs besonders die Gestaltung der Thäler die Vermnthung erweckt, dafs Convulsionen dort in der Vorzeit die Oberfläche mannigfach bewegt und namentlich ein spaltenartiges Aufbrechen derselben zur F o l g e gehabt haben m ö g e n ; j a dehnt man seine Nachforschungen weiter aus, so ergibt sich, dafs die eigenthiimliche Gestaltung der T h ä l e r des Caplandes sich fast überall genau auf dieselbe Weise in solchen Gebieten wiederholt, wo rothe S a n d steine, ähnlich denen des Caplandes, sich verbreitet finden. Ja in so entschiedenem Caracter spaltenartiger Aufbrüche treten diese T h ä l e r auf, dafs sie in den verschiedensten Sprachen übereinstimmende, auf ihre merkwürdige Beschaffenheit bezügliche Benennungen besitzen, die zuweilen selbst in anderen G e bieten von Gebirgsgesteinen vorkommen, wo die Thäler eine ähnliche Configuration erhalten haben. So bezeichnen vor Allein die holländisch redenden Bewohner des Caplands ihre e n g e n , durch gewaltige, senkrechte, manerförinig aufsteigende Felswände gebildeten T h ä l e r , durch welche oft einzig die Verbindung zwischen getrennten Landestheilen möglich i s t , mit den Worten P f o r t e (poorte) oder K l u f t (kloof), und es e r l ä u terte der schon g e n a n n t e , englische Beisende M a s s o n den letzten N a m e n g a n z richtig auf folgende Weise: Kloof is a n a r r o w p a s s a g e over the lower part of a chain of m o u n tains or sometimes a n a r r o w p a s s a g e between mountains (Philosophical Transactions vom J. 1 7 7 6 , 2 7 3 ) . Hiermit völlig übereinstimmend bestimmten in der T h a t alle späteren Reisenden im Caplande, wie L e v a i l l a n t (Second voyage dans l ' i n térieur de l'Afrique. Paris 1793. 2. B. II, 207), Capt. A l e x a n d e r ( J o u r n a l of the geogr. Soc. of London VIII, 1 0 ) und S t e e d m a n (Wanderings I, 82, 9 7 ) das Wort poorte als eine Bezeichnung von Defileen oder P ä s s e n , j a schottische Berichte r s t a t t e r , wie B a n b u r y (Journal of a residence at the C a p of Good Hope. London 1848, 4 8 ) vergleichen die poortes oder kloofs ausdrücklich mit ihren heimischen glens. Als B e weis, dafs durch T h ä l e r dieser Natur die im rothen Sandstein-
89 Es ist aber auffallend, dafs unsere Therme, ungeachtet ihrer hohen Temperatur, ihres Wasserreichthums und gebiete Süd Africas fliefsenden Gewässer häufig allein ihren Weg in tiefer liegende Landstriche nnd zum Meere finden, mag dem Dwaals Rivier dienen, welcher nach B n r c h e l l s Bericht (Travels in the interior of Southern Africa. 2 Vol. London 1822 und 1824, I, 279) durch einen romantischen felsigen P a f s , die nach ihm benannte Dwaals Rivier poorte, abfiiefst. Ceber den Caracter dieser natürlichen T h o r e im Caplande und deren bessere Benutzung als Communicationsmittel haben wir übrigens in neuerer Zeit einen sehr instructiren Aufsatz eines sachverständigen Berichterstatters, des langjährigen Ober Vermessungschefs der Colonie, Major M i c h e i l ( J o u r n . of the Geogr. Soc. of London VI, 168 — 174) erhalten. Uebereinstimmend nun mit diesen eben erwähnten Benennungen finden wir, dafs selbst die Bewohner des auf der Oberfläche gröfstentheils aus ä h n lichem, rothem Sandstein bestehenden Neu Mexico ihre F e l s e n thore Pforten ( P c e r t a s nach Falconer Notes of a Journey through Texas and NewMexico im Journ. of the Geogr. Soc. of London 1843. XIII, 23) n e n n e n , und es weist endlich das aus der Ainharasprache in viele Ortsnamen Abyssiniens z. B. in die Namen Ankobar, Sanka B e r , Agow Ber übergegangene und abermals T h o r bedeutende Wort Ber oder Bar (Journ. of the Rev. Messrs. Isenberg and Krapf detailing their proeeedings in the Kingdom of Shoa. London 1843, 90 und Harris the Highlands of Aethiopia. 3 Vol. London 1844. II, 9 ) d a r a u f h i n , dafs in dem mächtigen ausgedehnten dortigen rothen Sandstein .genau die nämlichen Verhältnisse in der Thalbildung sich wiederholen. Wirklich nannte bereits einer der ältesten europäischen R e i senden in A b y s s i n i e n ' F . A l v a r e z die Engpässe im Sandsteingebirge des südöstlichen Abyssiniens ausdrücklich T h o r e (Porte in Ramusio Raccolta delle navigationi et viaggi. Venetia 1613. I, 220, a), eine Bezeichnung, welche aufserdem s o gar noch ein anderes abyssinisches Wort, nämlich Kella ( B e k e im Journal of the geogr. Soc. of London XIII, 2 5 8 ; d ' A b b a d i e im Bulletin de Ia soc. de Geogr. de F r a n c e . 1847. III, 8 9 ) wiedergibt. Bekannt ist ferner durch die neueren F o r schungen , dafs selbst die aboriginalen Sprachen Süd Africas gleichbedeutende Benennungen enthalten, indem der enge spal-
90 ihrer Nähe an der Capstadt so spät erst in den Berichten d e r Capreisenden vorkommt, indem wir ihre früheste E r tenförmige Durchbrach durch die granUiscke, an ihrem F u f s e aber von Steinkohlen führendem Sandstein umlagerte Gebirgskette zwischen Sena und T e t e , durch welchen der Zambesestroni seinen Weg nach dem Indischen Ocean n i m m t , ' v o n den Landesbewohnern Lupata d . h . e n g genannt wird, eine Bedeutung, die in den geographischen Werken sogar der neuesten Zeit ( M . v. K a l k s t e i n Lehrbuch der Geographie f ü r höhere Lehranstalten. Berlin 1850, 31) fortwährend eine irrige Anwendung gefunden h a t , seitdem d ' A n v i l l e dies Wort in Folge eines Mifsverständnisses bekanntlich als Name einer vermeintlichen aufserordentlich hohen Gebirgskette jener Gegenden in die Erdkunde eingeführt hatte. Dem um die Geographie Süd Africas so viel verdienten britischen Forscher D e s b . C o o l e y verdanken wir die Berichtigung auch dieses langjährigen I r r thums (Journal of the Geogr. Soc. of London X V , 229). Indem derselbe aber zugleich die Dnrchbruchsstelle d e s Zambese zwischen Sena und T e t e durch das schon erwähnte und in der nordschottisclien Gebirgskette der Grampians ausschliefslich f ü r e n g e spaltähnliche T h ä l e r übliche, ursprünglich ccltische Wort G l e n e r k l ä r t , ist mit Grund a n z u n e h m e n , dafs die hiesigen Configurationsverhältnisse des T e r r a i n s denen des Caplandes im Wesentlichen entsprechen. Die Richtigkeit von C o o l e y s D e u tung des Worts Lupata bestätigte mir übrigens eine gefällige mündliche Mittheilung des mehrjährigen Reisenden im Zambeselande, des Hrn. Dr. P e t e r s . Wäre hier noch der Ort, den e n gen Zusammenhang geognostischer und geographischer Verhältnisse weiter zu verfolgen, so liefse sich durch zahlreiche sprechende Thatsachen erweisen, dafs auch die Araber die merkwürdigen Spaltenthäler des algerischen und maroccanischen A t las in ihrer Sprache als n a t ü r l i c h e T h o r e mit dem Worte Bibän bezeichnen, und dafs die Reisenden namentlich von einem der Bibán in Algerien übereinstimmend und ausdrücklich b e r i c h t e n , dafs es eine gewaltsame Kluft sei, worin wenige Menschen ganzen Heeren den Durchgang versperren könnten und durch welchen sogar das Gebirge des Kabylenstamms der Beni Abyfs von unten bis zu seinem Gipfel a u s e i n a n d e r g e r i s s e n sei ( P e y s s o n e l in Peyssonel et Desfontaines Vo-
91 wähnung erst im J a h r e 1776 in einer Mittheilung des b e kannten, in botanischen Zwecken nach Süd Africa g e s a n d yages dans les regences de T u n i s et d'AIger publies par M. Dureau de la Malle. 2. B. 1838. I, 376—378; D e s f o n t a i n e s ebendort und S h a w in seinem Reisebericht). Gleicher Weise finden wir in der reichen arabischen Sprache gar noch ein zweites Wort, Akabah nämlich, zur Bezeichnung schluchtartiger Einschnitte in dem unermefsliclien * K a l k und S a n d s t e i n g e b i e t c von Nord Africa, Arabien und Syrien häufig im G e brauch. So führt, um nur einige nahe liegende Beispiele anzuführen, C a i 11 a u d einen seiner ausdrücklichen Versicherung nach durch hohe Berge gebildeten Engpafs (defile) der n o r d africanischen Wüste unter dem Namen Akabah auf (Voyage ä l'Oasis de Thebes et dans les deserts publie par J o m a r d . Paris 1821, 8 6 ) , und nicht minder erhielten zwei interessante Zusammenschnürungen des Nilthals in Nubien eine gleiche B e nennung. Eine derselben, die Akabah ei B e i , liegt zwischen Mograt und Ambukol; die zweite viel bekanntere und b e d e u tendere dagegen höher den Flufs hinauf bei Gerri. Bruce nennt die letzte, grade so wie M i c h e 11 die südafricanischen engen Thäler, in denen Bergflüsse ihren Lauf nehmen (Journal of the Gdogr. Soc. of London VI, 169) ein g a p , d. h. also eine gähende Schlucht oder Spalte (Travels to discover the source of the Nile. Edinburgh 1790. 5 Vol. IV, 5 1 7 ) und wirklich finden wir, dafs der Nil eine niedere K e t t e felsiger Granitberge bei Gerri mitten im nubischen Sandsteingebiete durchbricht und mit einer Reihe von Fällen und Stromschnellen herabstürzend seinen Lauf, wie in einer wahren Gebirgsspalte, fortsetzt. So dürfen wir uns nicht wundern, dafs endlich selbst der enge, pfortenartige, südliche, durch Basalte, Laven und jähe Kalksteinfelsen gebildete felsige Eingang in das rothe Meer von den Arabern früher schlechtweg nur das T h o r el Bab ( P u r c h a s Pilgrims. London 1623. I I , 1124; häufiger ist indessen j e t z t bekanntlich der Name Bab el M a n d e b , d. h. das T o d e s t h o r ) genannt wird, dafs ferner die Griechen des Alterthums in richtiger Auffassung der Verhältnisse Engpässe der angegebenen Art ebenfalls P f o r t e n ( n v l a i ) n a n n t e n , und dafs selbst die Natur des schluchtenartigen Durchbruchs des Nils durch die von rothem Sandstein bedeckte Granitkette bei Assuan (Syene)
92 ten Gärtners M a s s o n vorfinden '). Sie entspringt übrigens, wie angegeben war, in der Nähe des Wintershoek und zwar an dessen südlichem Fufse und zugleich unweit des westlichen Ausgangs des Hexrivierpasses aus nicht weniger als sieben nahe an einander liegenden Mündungen 2 ), deren unterste den bedeutendsten Q u e l l e n a r m U nd zwar von solcher Stärke liefert, dafs dadurch sofort ein Becken von nicht wenjger, als 3 5 — 4 0 , nach andern gar von 5 0 Fufs Durchmesser entstanden ist. Die 6 übrigen Mündungen sind jedoch von viel geringerer Stärke. Aus einem das Wasser aller Mündungen vereinigenden Canal, der nach dem Berichte des älteren schon genannten Reisenden B a r r o w so reich ist, dafs er mehr als 4 Oxhoft Wasser in jeder Minute abführt 3 ), und dafs er selbst die stärkste englische Wassermühle zu treiben im Stande wäre 4)» ent-
in Ober Aegypten eine Veranlassung zu dem Namen dieses Ortes w a r , indem Souán im Altägyptischen E r ö f f n u n g bedeutet ( W i l k i n s o n the Topography of Thebes. London 1835, 452). ')
Philosophical Transactions 1776, 186. Sehr bald nach M a s s o n gab aber noch ein zweiter Reisender, der Lieut. W. P a t t e r s o n von derselben Kunde ( N a r r a t i v e of four Journeys into the Country of the Hottentots and Caifraria. London 1789, ü b e r setzt von J . R. F o r s t e r . Berlin 1790, 134.
s
H r . F o r s t e r lieferte in den Zusätzen zu seiner in Berlin 1792 erschienenen Uebersetzung von T h n n b e r g s Reise im Capland (Resa uti E u r o p a , Africa, Asia forättad Aren 1770 — 1779. Upsala 1788) auf S . 4 2 , eine kleine in T h u n b e r g s Original fehlende Situationsskizze der 7 Quellenmündungen.
3 4
)
) )
A. a. O. I, 73. Ein neuerer deutscher Reisender in Süd Africa, der schon genannte Dr. K r a u f s berichtet ( a . a. O. 156) sogar in den letzten Jahren, dafs der warme Bach bei seinem Austritte aus dein Becken wirklich Mühlen treibt, und gleicherweise führt der Missionair T e r l i n d e n an (Rheinische Missionsberichte XI. Beilagen 94), dafs Reisende ihm versichert hätten, nirgends im
93 s i e h t ein z i e m l i c h e s F l ü f s c h e n ,
das während eines f s t ü n -
digen Laufs fortdauernd Dampf entwickelt, hinreicht, rere tausend Acres zu bewässern ')
und
dein B r e e d e r i v i e r ,
Längenthals
zand, vereinigt.
dem höher,
Quelle gleicher A r t , neueren
als bei j e d e r
indem
Barrow
sie
jedoch
renden Reisenden B a c k h o u s e chell
)
Roode-
und v o n M e y e r
5
) 62,
A n g a b e g a r 8 2 , 2 ° C. b e t r ä g t .
anderen
wahrscheinlich 1830
3
und nur
nach copi-
) 6 1 , 1 , nach
Bur-
nach L i c h t e n s t e i n
6
)
Indem aber diese Temperatur
n o c h w e i t g e n u g v o m K o c h p u n k t e e n t f e r n t ist
Caplande eine heifse Quelle haben.
capischen
Barrow1
nach
6 0 ° , nach einer A n g a b e
im South A f r i c a n d i r e c t o r y v o n 4
des
mit
D i e T e m p e r a t u r d e r T h e r m e ist, w i e e b e n -
falls a n g e g e b e n , dem
Strome
meh-
sich zuletzt
7
von solcher Stärke
)?
so
kön-
gesehen zu
')
A. a. O. II, 360. Diese Angabe B a r r o w s ( 1 5 0 ° F . ) variirt um 10" F . von einer zweiten, an einer anderen Stelle seines Werks (nämlich 140" F . in I, 74). Mit letzter stimmt übrigens eine von dem eben genannten Missionair T e r l i n d e n mitgetheilte (a. a. O. XI. Beil. 94) genau überein. aber es ist leider aus dessen Worten nicht a b z u n e h m e n , ob ihr eine eigene B e obachtung zum Grunde liegt.
») 3 ) ")
A. a. O. 612. Mitgetheilt durch S t e e d m a n a. a. O. II, 61. Travels in the Interior of Southern" Africa. 2 Vol. London 1822 und 1824. I, 124.
«) 6 J
A. a. O. 100. Reisen I, 240. L i e h t e n s t e i n s Temperaturangabe differirt zn sehr von den übrigen, um als richtig gelten zu können.
7
Dafs die T e m p e r a t u r der Brandvalleytherme nicht den Kochpunkt erreicht, ergibt sich schon daraus, dafs sie nach L i c h t e n s t e i n s ausdrücklicher Versicherung nicht zum Hartsieden von Eiern zureicht (I, 240). Dadurch wird zugleich erwiesen, dafs sie noch viel weniger den Kochpunkt übersteigen k a n n , wie dies ein älterer holländischer Reisender Capt. d e J o n g im Beginne dieses Jahrhunderts behauptet hatte (Reizen naar de Kap de Goede Hoop, Ireland en Norwegen. 2 Vol. Haarlein
)
94 n e n die in grofser Menge, gleich wie aus einem am F e u e r stehenden Topfe nach T h u n b e r g s Vergleiche, aus dem Thermalwasser aufsteigenden und dasselbe in steter k o c h e n der B e w e g u n g erhaltenden Blasen unmöglich W a s s e r d ä m p f e sein, sondern sie sind unzweifelhaft Kohlensäureemanation e n , w i e die unter ähnlichen thermischen Verhältnissen aus dem Carlsbader Strudel entweichenden gasartigen F l ü s sigkeiten es sein müssen. Mit dieser Vermuthung stimmt in der That L i c h t e n s t e i , n s Beobachtung deutlicher E n t bindungen von ziemlich reinem kohlensaurem Gas gut überein, doch ist allerdings bemerkenswerth, dafs es T h u n b e r g nicht g e l a n g , mit unserem Thermalwasser blaues Zuckerpapier, blaue Wolle o d e r Veilchenpapier zu röthen ' ) und dafs gleichfalls B a r r o w behauptete, blaue vegetabilische F a r b e n w ü r d e n dadurch nicht afficirt 2 ). Von der hohen Temperatur ynd der kochenden B e w e g u n g , wodurch zugleich Q u a l i t ä t e n eines feinen w e i f s e n , mit kleinen Quarzkrystallen g e m e n g t e n Sandes in die Höhe geführt w e r d e n , erhielten sicherlich die Therme u n d das Thal ihren Namen 3 ). Die mineralische Beschaffenheit der Thermen w a r übrigens bis vor Kurzem ziemlich u n b e k a n n t , indem w e d e r L i c h t e n s t e i n mit Mineralsäuren, noch B a r r o w mit Schwefelsäure darin Niederschläge hatten hervorbringen k ö n n e n , a n d e r e Reactionen aber w e n i g versucht w o r d e n sind und die etwaig versuchten ganz unbeachtet geblieb e n w a r e n , endlich da kein einziger Reisender eine Spur f e ster Niederschläge an der Mündung wahrgenommen halte *), indem wenigstens nicht die mindeste Angabe hierüber v o r 1802.11,120}. Immer aber ist sie hier hoch genug, dafs Tliiere in den Thermen gebrüht werden können, wie d e J o n g nocli versichert.
')
R e s a I, 184.
2
A. a. O. I, 74.
)
') ")
B a c k h o u s e 612. T h u n b e r g R e s a I, 184.
95 kommt. So galt die Brandvalleyquelle bei ihrer Klarheit und ihrer Geschmack- und Geruchlosigkeit ' ) bis in die neueste Zeit für ein gewöhnliches, n u r durch die grofse Hitze im Erdinneren erwärmtes Wasser bis erst einer der jüngsten Reisenden in dieser Gegend I i i e r einen darin enthaltenen ansehnlichen Gehalt von Chlornatrium versicherte *) und damit T h u n b e r g s ganz alte, von allen späteren Reisenden jedoch völlig unbeachtet gelassene A n gabe, dafs er durch Bleizucker eine milchartige Färbung des Wassers erhalten habe 3)> ohne sein Wissen bestätigte. Dieser Kochsalzgehalt verbunden mit dem Mangel anderer im Thermalwasser aufgelösten mineralischen Substanzen erklärt es jedoch sehr wohl, dafs von den Reisenden einstimmig die vorzügliche Brauchbarkeit der Brandvalleyquelle zum Waschen hervorgehoben und versichert wird 4 ) , dafs keine Bleiche die Leinwand, so wie diese, reinige. Der grofsen Wärme wegen vermögen organische Wesen am Ursprungsorte der Therme nicht darin zu existiren und namentlich Reptilien finden, wenn sie zufällig hineinfallen, sofort ihren T o d , aber schon in sehr geringer Entfernung davon bedeckt eine schöne grüne langfadige Conferve den Boden des Abzugscanais 6 ), an d e s ')
B a r r o w I, 74; L i c h t e n s t e i n I, 240; de J o n g II, 121 und B a r r o w .
B u r c h e l l I, 124;
") Comptes rendus de l'Academie de Paris. XIX, 969. ) I, 185. Freilich ist es nicht unmöglich, dafs der milchige Niederschlag von schwefelsauren Alealien, namentlich von einem Glaubersalzgehalt herrührt. Wenn d e J o n g II, 120 aber die Therme sogar ein Schwefelbad nennt, so scheint diefs allerdings durch nichts gerechtfertigt.
3
") d e J o n g II, 121; T h u n b e r g I, 185. ") B a r r o w versichert (I, 7 3 ) , dafs selbst an den Rändern des grofsen Bassins Conferven im Thermalwasser wachsen, T h u n b e r g fand sie an den Abzugscanälen gedeihend (Resa I, 184). Bei den Colonisten führt die Conferve ihres schleimigen Anfühlens wegen den Namen Slyk (Schlich) v. M e y e r 101.
96 sen Rändern nächst einigen Gräsern ( z . B. Cyperus esculentus) noch andere Pflanzen, wie Royena glabra, Zantedeshia (Calla) aethitfpica, Pappeln und eine Art Rhus g e deihen, obwohl sie und sogar die Bäume unter ihnen bis zum Gipfel beständig durch die warmen aufsteigenden Wasser und durch andere Dämpfe berührt und befeuchtet werden. Sehr ausgezeichnet sind nach den einstimmigen B e richten der Reisenden die Heilkräfte der Brandvalleytherme in Geschwüren aller Art, Lähmungen, Rheumatismen und veralteten venerischen Uebeln trotz der bis in die neueste Zeit höchst mangelhaften Badeeinrichtungen Aber es kann der Gebrauch der Therme nur mit Vorsicht stattfinden, weil durch die hohe Temperatur das Pulsiren des Herzens sehr vermehrt, und das Blut so ungemein aus Kopf und Herz nach den Extremitäten getrieben wird, dafs der Badende leicht Ekel und Erbrechen empfindet, ja selbst ohnmächtig wird Doch steht die Quelle ¡n ihrer Wirksamkeit der bald zu erwähnenden Stahltherme von Caledon und einer zweiten, dieser Caledoner ähnlichen am östlichen Elephantenflusse nach, und sie leistet sogar nach L i c h t e n s t e i n s Versicherung in gichtisclien Leiden gar nichts. Noch in neuerer Zeit hatte ein Reisender nach SüdAfrica, von M e y e r , bei der schweren Verwundung eines Gefährten Gelegenheit, sich von der Heilkraft d e r selben zu überzeugen, und es leisteten ihm dabei namentlich Umschläge der grünen Conferve vorzügliche Dienste 3 ), eine Benutzung dieser Cryptogamen, die meines Wissens in Europa bei den in den Italiänischen und Pyrenäenthermen üppig gedeihenden Conferven nirgends üblich ist, ')
L i c l i t e n s t e i n I, 2 4 0 ; d e J o n g Ii, 122; South African Directory bei S t e e d m a n II, 6 1 ; T e r l i n d e n XI, 94> von M e y e r 101. *) T h u n b e r g Resa I, 185. 3 ) S. 100.
9? wohl
aber
eine
Nachahmung
verdient.
Merkwürdig
ist
endlich die k r ä f t i g e Belebung, welche verwelkten Pflanzen durch ihr Eintauchen in die T h e r m e zu Theil wird ' ) , da d i e selbe dadurch den wichtigen
europäischen
len von Pfäffers und Gastein
n a h e steht.
t e r e s s a n t e Eigenthümlichkeit
warmen Auch
Queldie
dürfen wir hier nicht
in-
aufser
'Acht lassen, dafs es im Brandvalley ganz in der Nähe d e r übrigen kleineren T h e r m e n
eine sehr kalte Quelle g i b t s ) ,
u n d dafs u n s e r e T h e r m e überhaupt nicht allein, wie a n g e geben w a r , w a s s e r r e i c h e r ,
als j e d e a n d e r e ihres Gleichen
ist, s o n d e r n dafs sie selbst unter den kalten Quellen d e s Caplandes nach v o n M e y e r s aus e i g e n e r A n s c h a u u n g g e schöpften Versicherung eine d e r
dortigen
wasserreichsten
überhaupt ist, die das g a n z e J a h r mit gleicher Stärke u n d o h n e sichtbare V e r m e h r u n g und V e r m i n d e r u n g f o r t f l i e f s t 3 ) . Sehen wir nämlich,
dafs die ineisten kalten
Quellen
der
Cap Colonie periodisch im J a h r e mit einem sehr v e r ä n d e r lichen Wasserreichthum auftreten u n d bestimmt einen E i n flute durch die Jahreszeiten e r l e i d e n , flächliche Gebilde
sein k ö n n e n ,
Beständigkeit und
def Reichthum
sie also nur
ober-
so weist u m g e k e h r t
die
des W a s s e r g e h a l t s
der
hiesigen T h e r m e darauf hin, dafs sie aus so tief l i e g e n d e n und grofsen Reservoiren gespeist w i r d ,
dafs V e r ä n d e r u n -
g e n d e r A t m o s p h ä r e und J a h r e s z e i t e n k e i n e n Einflufs auf
')
L i c h t e n s t e i n I , 240.
s
Das Nebeneinandervorkommen
)
von warmen und durch einen
nur ganz geringen Zwischenraum getrennten kalten Quellen
ist
übrigens eine Erscheinung, die nicht allein dieser, sondern auch noch mancher anderen Localität des Caplandes e i g e n ist und noch häufiger hier erwähnt werden wird.
Schon im Atterthume
kannte und beachtete man dergleichen Verhältnisse, und es e r wähnte
namentlich P l i n i u s
( l i b . X X X I . c. 2 )
dasselbe
Phä-
nomen bei dem Volke der Tarbeller zu Aquae Augustae ( d e m heutigen D a x ) in Aquitanien und auch in den Pyrenäen. »)
L i c h t e n s t e i n I , 240.
Karsten u. v.Dechen Arcbiv XXIV. Bd. 4.H.
7
98 sie auszuüben vermögen. nen Mangel
Bei dem sonstigen
deutlicher Cratere und Laven
entschiede-
oder
anderer
zuverlässiger Spuren vulcanischer Thätigkeit verdient
aber
ein dem Brandvalley b e n a c h b a r t e r , j e d o c h von allen f r ü heren
Reisenden
in
geognostischer
Hinsicht
unbeachtet
gelassener P u n k t , der s o g e n a n n t e Schlangenhügel ( S l a n g heuvel)
eine aufmerksame U n t e r s u c h u n g , indem
derselbe
angeblich nach v. M e y e r sogar ein a u s g e b r o c h e n e r ,
aus
fantastisch zerrissenen Basaltfelsen bestehender Krater sein soll ' ) . Nordwestlich der Brandvalleytherme, doch ganz in ihr e r N ä h e , kommt bei zwar abermals noch
in
dem grofsen Dorfe Goudinie
einem Abschnitte
eine laue Quelle von 26° C
Sandstein zu T a g e 2 ) .
des
und
Roodezandthals
Temperatur aus dem
Sie führt nach einer in
der Nähe
angesiedelten Familie gewöhnlich den Namen des J o r d a n baads, und Kranke besuchen sie der besseren Einrichtungen w e g e n zahlreich.
Ihre
indessen unbekannt,
mineralischen
Eigenschaften
sind
doch hat sich dies J o r d a n b a a d nach
Versicherung
des
Krankheiten,
wie die Brand valleyquelle, bewährt.
South African Directory
in
denselben Durch
seine L a g e in der Nähe der du Toitkloof, eines der e n g -
J
)
v. M e y e r 41.
An einer anderen Stelle seines Reiseberichts
(S. 2 1 1 ) führt v. M e y e r in der N ä h e der Goudinie und des Jordansbades ein Felsenthal ( S c h l a n g e n b e r g ) auf.
unter dem Namen
also
Slanghoek
B e i d e s , der Slangheuvel und der S l a n g -
hoek dürften übrigens identisch
sein, und es scheint selbst der
bei T h u n b e r g ( R e s a I , 1 8 3 ) in der N ä h e wähnte SlangenUop ( S c h l a n g e n k o p f )
der Goudinie
hierher zu gehören.
erOb
übrigens die s c h w a r z e n bizarr zerrissenen und sich in wilder Verwirrung über einander, gleich gigantischen Säulen erhebenden k e g e l f ö r m i g e n Felsmassen, die ebenfalls v . M e y e r in dieser Gegend s a h , basaltisch s i n d , men, jedoch vermuthen. ')
(66)
läfst sich nicht bestim-
S t e e d m a n n II, 6 1 ; T e r l i n d e n 9 4 ; v . M e y e r
211.
99 sten und w e g e n Felswände
s e i n e r 4 0 0 0 Fufs hohen
zugleich
grandiosesten
w e l c h e r Goudinie und das R o o d e z a n d verbindet,
Süd
d e r nächsten N a c h b a r s c h a f t , Beachtung.
E i n e dritte
Lichtenstein
2
Verhältnisse
wohin zugleich d e r
erwähnte
das J o r d a n s b a a d
besondere
verdient
die j e d o c h
Africas
mit d e r Küstenstufe
so w i e durch die g e o g n o s t i s c h e n
Slangheuvel g e h ö r t , peratur,
einschliefsenden
Pässe
endlich von h ö h e r e r
Q u e l l e
ebenfalls
nur
) in d e n s e l b e n
lichen F u f s e des W i n t c r s h o e k
lauwarm
Gegenden
selbst u n d
Tem-
war,
traf
am
süd-
fast
zugleich in
der
Nähe des M o s t e r s h o e k b e r g e s , dann a b e r auch in d e r Nähe eines von
aufserordentlich
tiefen,
2 — 3 0 0 0 Fufs
hohen
engen
und
Bergketten
spaltähnlichen, eingeschlossenen
Thals an, worin d e r B r e e d e R i v i e r aus d e m 1 0 0 0 und v i e l leicht mehr F u f s
h ö h e r g e l e g e n e n Districte d e s
Bockeveldes wie
ein t o b e n d e r
zandlhal hinabstürzt mineralische aufser
3
).
Beschaffenheit
Lichten stein
Giefsbach
Der Name, dieser
kein
in das R o o d e -
die T e m p e r a t u r
letzten
anderer
sind uns durchaus u n b e k a n n t .
Warmen
Quelle,
Reisender
und deren
gedenkt,
F a s s e n wir j e d o c h ihr V o r -
kommen bei der Mostertshoekschlucht, das vorhin e r w ä h n t e A u f t r e t e n d e s J o r d a n b a a d e s bei d e r du Toitskloof, endlich die Nähe d e s Hexrivierpasses zusammen, Verhältnisse für,
so ergibt allerdings
sich
bei
der
Brandvalleytherme
in d e r W i e d e r h o l u n g
eine
höchst
solcher
namhafte Stütze
da-
dafs alle diese Quellen von h ö h e r e r T e m p e r a t u r d e m
gewaltsamen
Aufsprengen
der
Erdoberfläche
unten auf w i r k e n d e convulsivische K r ä f t e u n d einer Bildung spaltartiger Thäler
ihr hiesiges
durch
von
also
auch
Erscheinen
zu T a g e v e r d a n k e n ») 2
) 3 ) 4 )
L i c l i t e n s t e i n II, 153; T . M e y e r 67.
II, 263. L i c l i t e n s t e i n II, 263; B n T c h e i l I, 126; v. M e y e r 103. Für die Entstehung die an den Seiten eines bis 2 0 0 Fufs über dem benachbarten Meeresspiegel ansteigenden Hügels emportreten.
sanft
Die b e d e u t e n d s t e unter
ihnen entspringt nach K r a u f s W a h r n e h m u n g e n aus einer Oeffnung von 2 Fufs Durchmesser in der W a n d eines 6 bis 7 Fufs tiefen Kessels mit solcher Kraft, dafs ein Mann, der sich gewaltsam in die Oeffnung hineinzupressen
ver-
suchen wollte, wie ein Kork, in die Höhe gestofsen w ü r d e . Der starke Strom in derselben führt
zugleich
viel Sand
a u f w ä r t s , obgleich die Ruhe der mit einem E i s e n o x y d h y drathäutchen bedeckten Oberfläche nichts von der tieferen wühlerischen Kraft wahrnehmen
Iäfst.
Auch die
Tempe-
ratur dieses stärksten Quellenarmes ist höher, als bei einem der ü b r i g e n ,
sie
beträgt
31° C. bei 21° Lufttemperatur.
Der Geschmack des Thermalwassers übrigens ist stets rein und eisenhaft.
D i e f s , der gelbe
Eisenockerniederschlag,
tfaeils unmittelbar aus den Quellen, theils a b e r
auch aus
dem von ihnen gebildeten warmen Bache, endlich das E i senhäutchen
auf
der
Oberfläche
erweist
deutlich,
K r a u f s A n g a b e , die Therme s e i . eine Stahlquelle, begründet i s t 2 ) .
dafs völlig
Nächst Eisencarbonaten mögen auch S u l -
fate darin v o r k o m m e n , aus d e n e n der Boden rund um die Mündung derselben sogar wesentlich bestehen soll.
Nach
einer von Herrn K r a u f s mitgetheilten A n g a b e eines Dr. M a i r entwickelt sich beim A u f r ü h r e n des Bodens S c h w e felwasserstoffgas, was zwar durch K r a u f s selbst bezweifelt Western Africa. 2 Vol. London 1837. II, 311. Das Werk führt noch den zweiten Titel: Excursions in Western Africa and narratire of a campaign in Kafir Land. ») A. a. 0 . 161—163. ') Ganz übereinstimmend mit diesen Angaben berichtet auch C h a s e ausdrücklich in seinem angeführten Werke S. 6 3 , dafs es 7 englische Meilen von Ujtenliagen in der Nähe des Koega Rivier eine starke ( f i n e ) heifse Stahlqaelle g e b e , welche TOP rheumatischen Patienten viel mit Vortheil gebraucht verde.
120 w i l d , muthmafslich aber richtig i s t , indem auch L e t z t e r e r g r a d e im benachbarten Boden kohlige Reste f a n d ,
deren
Einwirkung auf die Sulfate unzweifelhaft eine fortgehende Zersetzung d e r s e l b e n , so wie die Entstehung von S c h w e felwasserstoifentwickelungen zur F o l g e hat. solche Zersetzungen stattfinden, Kr aufs
eigner
Wahrnehmung
Dafs wirklich
scheint in der That mit eines
schwach
gen Geruchs völlig im Einklang zu stehen. mehr Recht bezweifelt dagegen
der
s e n d e M a i r s zweite A n g a b e ' ) ) einst ein Vulcan abermals
eben g e n a n n t e
dafs in
dieser
existirt h a b e , indem M a i r
nur durch das schlackenähnliche
schwefli-
Sicherlich mit Rei-
Gegend
muthmafslich
Ansehen der festen hier,
vorkommenden E i s e n m a s s e n ,
welche g a n z
den
Caledoner und denen am Elephantenflusse gleichen sollen, zu einer Verwechslung derselben mit wahren vulcanischen Producten verführt wurde.
Sonst ist der Boden rings um
die T h e r m e eine s c h w a r z e ,
w e i c h e , fette Masse,
worin
Stellen mit einem glätteren und eisenreicheren U e b e r z u g e vorkommen. — Einige Schritte höher hinauf entspringt e n d lich noch eine zweite Quelle mit einein ebenso tiefen K e s s e l , dessen Boden jedoch nur
Fufs hoch
mit
einem
klaren, schwach eisenhaltig schmeckenden W a s s e r von 26° W ä r m e bedeckt ist, das sich g a n z , wie das W a s s e r
des
unteren Quellenarms verhält. — In der Nähe der in R e d e stehenden Localität gibt es endlich noch einige laue Quellen von 24°,5 C. Temperatur und dicht dabei Stellen mit r e i c h lichem gelben Eisensulfat.
Viele hundert Schritte weit von
der Seite und gegen die Höhe des vorhin erwähnten H ü gels
wird
der
Boden
gleichfalls
durch
Eisenoxydhydrat
gebildet, dessen Vorkommen oberhalb der jetzigen Q u e l lenmündungen auf ein dem Caledoner entsprechendes e i n stiges Vorhandensein einer viel g r ö f s e r e n Zahl von T h e r ')
K r a n f s 163. M a i r s Aufsatz befindet sich in dem mir nicht zugänglichen South African Quaterly Journal October 1831.
121 men
und
in
noch
bekannt s i n d ,
höheren
hinweist.
Lagen,
Der
Hügel
als
dieselben
selbst,
jetzt
woraus
die
Thermen zu Tage treten, besteht aus einem durch Q u a r z und rothe Sandsteinbruchstücke gebildeten sehr jugendlichen Conglomerate, worin eine sehr eisenreiche Masse als B i n dernittel auftritt.
Dasselbe stimmt ganz mit der Masse d e r
bis in weite Entfernungen auf den Abhängen der sanften Hügelreihen im benachbarten District Albany
verbreiteten
Blöcke, so wie es auch mit d e r Masse in der Decke einer Höhle an dem Bosjesmansflusse,
dem
westlichen
flusse des Albany-Districts, identisch scheint.
Gränz-
In Bezug auf
eine sofort zu e r w ä h n e n d e Mangantherme ist es von
In-
teresse noch zu e r w ä h n e n , dafs das eisenschüssige C o n g l o mérat selbst Manganbruchslücke enthält. V o r wenigen J a h r e n
erst lernte man nämlich
einen gewissen T o w n s e n d
durch
eine angeblich in der Nähe
der Capstadt vorkommende Therme k e n n e n
die nicht
ohne Grund als Mangantherme angekündigt w u r d e , da sie während ihres kurzen Laufs sehr dicke Manganincrustationen an ihren Rändern absetzt.
Leider besitzen
wir
von
derselben nur eine so kurze und unvollständige Nachricht, dafs sich nicht einmal mit Bestimmtheit a n g e b e n läfst, ob sie eine völlig neu entdeckte Mineralquelle ist oder
sich
bereits unter der Zahl der früher bekannten befindet.
Für
letztes spricht allerdings T o w n s e n d s A n g a b e ihrer L o calität und ihrer Temperatur (43°,5 C.), da beides so z i e m lich auf die Kockmansklooflherme pafst, die wirklich eine der der Capstadt am nächsten belegenen Thermen des C a p landes ist.
Die mineralischen Eigenschaften der K o c k m a n s -
klooftherme scheinen
dagegen
gänzlich
von
denen
der
T o w n s e n d sehen Therme verschieden z u s e i n , da bei dem gewöhnlichen Zusammensein von M a n g a n - und E i s e n v e r b i n ')
Report
of
the British Association for the advancement of
science. London 1843. XII. Not. 38.
122 düngen,
die sicherlich
selbst
im Caplande
nicht fehlen
wird, indem nächst unermefslichen Anhäufungen von E i s e n erzen in fast allen Gesteinen Süd Africas in neuerer Zeit gleichfalls viele Manganvorkommnisse bekannt w o r d e n sind, mit Grund anzunehmen i s t , d a f s , w ä r e die in R e d e h e n d e T h e r m e die von T o v v n s e n d Eisenniederschläge
bei derselben
ste-
e r w ä h n t e , sich auch
finden
würden.
Ganz
e n t g e g e n g e s e t z t dieserVermuthung b e r i c h t e t e j e d o c h K r a u f s , dafs er bei der Kockmannstherme alle Spuren von E i s e n absätzen verinifst habe.
Schwerlich ist übrigens
s e n d s Quelle die einzige ihrer Art in diesen
Town-
Gegenden.
Erinnert man sich nämlich wiederum A r a g o s und F r e y cinets
Untersuchungen
Therme und
verbindet
über damit
den
Ursprung
der
die mannigfachen
Aixer
anderen
jugendlichen und sicherlich secundairen Vorkommnisse des Mangans im Caplande als Manganalaun, und in
Conglo-
meralen als Manganerz, f e r n e r das primitive dortige V o r kommen
desselben Körpers in tertiären Kalksteinen,
wie
wir es durch S t r o m e y e r s Unlersuchungen kennen gelernt haben ' ) , so ist kaum zu zweifeln, dafs auch die m a n n i g fachen kalten und warmen Eisenquellen gleichzeitig M a n gansalze in ihrer Auflösung enthalten, und es ist zugleich mit Grund anzunehmen, dafs namentlich zu den kohlenartig e n pulverförmigen Niederschlägen
aus
den
Stahlthermen
von Caledon und des östlichen Elephantenflusses w e s e n t lich namhafte Mangangehalte beitragen. Africa so aufserordentlich weit
Dafs die in Süd
verbreiteten
eisenreichen
rothen Sandsteine wirklich nicht ohne Manganbeimengung sind, scheint namentlich die leider ebenfalls nie untersuchte dicke, schwarze Kruste der Oberfläche der im Inneren r o then Sandsteinfelsen zu e r g e b e n ,
welche
Lichtenstein
in den das ß o g g e v e l d g e n a n n t e n Theilen des Caplands b e -
')
Göttingsche Gelehrte Anzeigen 1833. III, 2052.
123 reits im Beginne dieses J a h r h u n d e r t s w a h r g e n o m m e n h a t t e ' ) und deren Vorkommen selbst in a n d e r e n Theilen des C o n tinents für die Sandsteingebiete höchst caracteristisch
ist,
da
be-
z. B. R u s s e g g e r
häufige schwarze
Sandsteine
kanntlich iin mittleren Nubien, Denham und Oudney in der Tuarikwüste zwischen Murzuk und Fezzan , Renou in A l gerien 2 ), endlich der englische Arzt O l d f i e l d bei G e l e genheit einer Nigerexpedition
zu Kirri am unteren
Niger
angetroffen hatten 3 ). In die Groolen noch v. M e y e r 4 ) r e n d e Quellen,
Zwarteberge
selbst versetzt
endlich
zwei S a l z e , Schwefel und Eisen
von denen
a b e r , da er ihre Localitäten
nicht weiter b e s t i m m t , und er eben so wenig E t w a s ihrer Temperatur
und
ihrem
sonstigen W e s e n
abermals unmöglich zu bestimmen ist, ob sie östlichen Elephantenflusses sind. den
von
berichtet, eigentüm-
liche Thermen oder nur die der Kockmanskloof und man freilich bisher in
füh-
des
Eine Schwefeltherme hat
Zwartebergen
nicht
gekannt.
Endlich erwähnen I t i e r und M o n t g o m e r y M a r t i n 5 ) noch eine warme Quelle am R o o d e b e r g e im District Caledon, deren Lage gleichfalls nicht zu ermitteln ist, da der Name R o o d e b e r g (rothe Berg)
in diesen Gegenden sehr häufig vorkommt
und überhaupt w e g e n der F a r b e des Gesteins vielen B e r gen des Caplandes gegeben w u r d e .
Doch ist nicht
un-
wahrscheinlich, dafs diese I t i e r sehe T h e r m e mit der M e n z e l s c h e n nördlich von Zwellendam identisch ist; sie soll 34° Wärme haben und Chlorcalcium enthalten. Nächst den bisher erwähnten, dem S ü d r a n d e des C o n ') ') ')
") »)
A. a. O. II, 299. G u m p r e c l i t in K a r s t e n Archiv XXIII, 368, 408 u. s. w. Narrative of an expedition into the interior of Africa by the River Niger by Mac Gregor Laird and Oldfield. London 1837. 2 Vol. I, 394. A. a. O. 219. Comptes rendus XIX, 969; History IV, 49.
124 tinents benachbarten Thermen gibt es eine Reihe i n und selbst a u f s e r h a l b an den Fufs des jähen teaus gegen
anderer
des Caplandes, welche theils
westlichen Abfalls des Binnenpla-
den Küstenstrich g e b u n d e n
erscheinen
oder
in der Sohle des tiefen Längenthals auftreten, welche den Saum des Plateaus begleiten.
E r s t e s findet z. B. mit ei-
n e r T h e r m e statt, die unfern des Districtshauptorts william in m e h r e r e n ,
Clan-
besonders aber 3 — 4 stärkeren A r -
men innerhalb einer Querkluft des tiefen Longitudinalthals, worin
der w e s t l i c h e Elephantenflufs seinen Lauf nimmt,
zu L a g e kommt. des
Leuwen l
mann
Sie führte in
Engelenbads
f r ü h e r e r Zeit den Namen
nach
einem
Fiscal
Engel-
) und w u r d e zuerst meines W i s s e n s durch
s o n in Europa b e k a n n t 2 ) .
Nach B a r r o w
eine Temperatur von 4 2 ° , 2 ,
nach v. M e y e r
Wesleyaner
Missionar
Shaw
5
)
3
Mas-
) hat dieselbe 4
) und
dem
eine von 43°,3 C.
Im
Wasserreichlhum steht sie der Brandvalleylherme fast gleich, indem sie gleich von ihrer Mündung an einen starken Strom bildet.
Auch w e g e n ihrer geographischen L a g e ist
T h e r m e bemerkenswerth,
diese
indem sie sich in der Nähe und
z w a r auf der Nordseite des Winterhoek, gleichzeitig aber wiederum in der Nachbarschaft zweier tiefen spaltenartigen Thäler findet, von denen das e i n e , das sogenannte P i k e nierskloof, das vom Wintershoek nach Norden zu laufende Cardouwergebirge im W e s t e n des Elephantenflusses d u r c h bricht und eine Verbindung Clanwilliams mit dem K ü s t e n striche herstellt, der a n d e r e , die Elandskloof 6 ), im Osten >)
(le J o n g II, 1 1 9 ; T h u n b e r g
2
Philosophical Transactions von 1 7 7 6 , 2 8 0 .
)
')
II, 4 0 6 j
4
)
S . 214.
5
)
Memorial of South Africa.
6
)
filandskloof (is)
II, 20.
II, 356. N e w York 1841, 104.
a narrow passage
through a high chain
of mountain, which lies to the N O . of Olyfants Rivier.
T h e road
is rugged beyond description, consisting of broken and sliatte-
125 die Passage mit der Binnenhochebene vermittelt. ren
mineralischen
Eigenschaften
Nach i h -
ist diese Therme
nicht
genau bekannt, obgleich sie von den Bewohnern des h ö heren
Binnenlandes namentlich bei Rheumatismen,
Haut-
krankheiten und Gicht mit gutem Erfolge gebraucht wird *)> indem
besonders Rheumatismen
eine gewöhnliche
Folge
der durch die auf dem Plateau herrschenden kalten
und
heftigen W i n d e ungemein häufig hervorgerufenen E r k ä l t u n gen sind.
Eine Stahlquelle scheint namentlich die Therme
nicht zu s e i n , da wenigstens kein Reisender
Eisenocker
in den Abzugscanälen und noch weniger g r ö f s e r e E i s e n erzmassen in ihrer unmittelbaren Nähe bemerkt h a t 2 ) , o b gleich auch sie mitten
im Gebiete eisenschüssiger
Sand-
steine zu Tage k o m m t 3 ) .
Schon fle J o n g bemerkte, dafs
die Therme
gar
wenig
oder
keine
mineralische
Theile
zu besitzen scheine und noch früher T h u n b e r g , dafs sie mit der im Brandvalley dieselbe Beschaffenheit h a b e , dem sie
zum
Kochen und Waschen
von Leinen
Speisen nicht verderbe und die Wäsche nicht
in-
diene,
fleckig
ma-
che, endlich selbst keinen e i g e n t ü m l i c h e n Geschmack b e sitze.
Blaues Zuckerpapier w u r d e nach desselben
Beob-
achters Erfahrung dadurch nicht verändert. Weiter im Norden kennt man in dem ganzen Striche des westlichen Süd Africa bis zum unteren Laufe des g r o fsen
Garip
(dem
Oranje Rivier
der
Colonisten)
keine
Therme mehr mit Ausnahme einer einzigen und, wie es scheint, noch dazu unbedeutenden, in der Nähe von Pella, red rocks and rugged precipices, encompassed on each side with horrid impassable mountains. M a s s o n a . a . O . 281. ') d e J o n g I I , , 1 1 9 ; L i c l i t e n s t ei n I , 102; T. M e y e r 214. In neuerer Zeit hatte auch S h a w Gelegenheit sich von der Heilkraft der T h e r m e zu überzeugen. ®) T h u n b e r g läugnet sogar die Existenz solcher Absätze mit ')
sehr bestimmten Worten. v. M e y e r 214.
126 einem
ehemaligen
Missionsplatze
hart
am S ü d r a n d e
des
Garip im kleinen N a m a l a n d e , die j e d o c h w e d e r i h r e r T e m peratur,
noch i h r e r mineralischen Beschaffenheit nach b e -
k a n n t ist und senden,
auch v o n B a c k h o u s e ,
d e r sie n e n n t ,
n u r nach
dem einzigen R e i -
Hörensagen
wird ' ) , da e r sie nicht selbst b e s u c h t hat. — w ü r d e man
a b e r zu den T h e r m e n
angeführt Irrthümlich
eine tiefer im S ü d e n ,
n o c h im kleinen N a m a l a n d e e n t s p r i n g e n d e starke krystallbare S c h w e f e l q u e l l e r e c h n e n , w e n n man sich durch d e r e n Namen die Kochquelle ( K o k f o n t e i n ) dazu verleiten l i e f s e , w i e e s wirklich g e s c h e h e n ist 2 ) , da die B e n e n n u n g d e r s e l b e n nur von d e r
heftigen sprudelnden
Tage kommt,
entlehnt i s t 3 )
sie persönlich
kennen l e r n t e ,
Bewegung,
womit sie
u n d weil B a c k h o u s e , sie
bestimmt
eine
zu der
kalte
n e n n t *). Auffallend b e d e u t e n d e r ist d a g e g e n die Zahl der T h e r m e n j e n s e i t s d e s Garip lande ')
5
im Grofs Nama und
Ovaherero-
) , von d e n e n die meisten e r s t in den letzten J a h r e n
S. 569. Die rheinischen Missions-Jahresberichte (XIII. Beil. 21.) sprechen zwar von Quellen zu Pella, erwähnen aber keine warme, was allerdings auffallend ist. 5 ) Monatsberichte der rheinischen Missionsgesellschaft 1845, 80. 3 ) Rheinische Missions-Jahresberichte Beil. 1841. XIII, 12. 1842. XIV, Beilagen 10 und 12; Monatsb. 1845, 78 und 80. 4 ) S. 543. 5 ) Die bisher nach ihrem eigentlichen Namen Ovaherero ( w o von der Singular Utnuherero oder Omoherero ist; rheinische Missions-Monatsb.1846, 43) in geographischen Werken und Reiseberichten n i e aufgeführten Volksstämme beginnen vom südlichen Wendekreise und setzen im Norden bis in noch unbekannte Entfernungen fort. Sie führten bei älteren Reisenden z. B. bei B a r r o w , L i e h t e n s t e i n und C a m p b e l l den ihnen selbst völlig unbekannten und nur bei den Namahottentotten üblichen Namen der Damras oder Dainaras (Monatsberichte a. a. O. 43; Capt. A l e x a n d e r im Journ. VIII, 18). Doch trennte schon A l e x a n d e r die Völkerschaft in zwei Abtheilungen, von denen die eine nach der ebenen Oberfläche ihres Landes und
127 durch den preiswürdigen und u n e r s c h r o c k e n e n Eifer d e r rheinischen Missionare bekannt worden sind. Die südlichste derselben w u r d e jedoch bereits im J a h r e 1761 bei G e l e genheit einer von der damaligen Capregierung v e r a n s t a l teten Untersuchungsexpudition in das nördlich vom Garip gelegene Grofs Namaland entdeckt und bald d a r a u f , theils durch den im J a h r e 1778 publicirten Bericht des F ü h r e r s der Expedition H o p ')> theils durch die dem S p a r r m a n schen Reisewerke a n g e f ü g t e Charte auch in Europa bekannt. Bald nach H o p erfuhr P a t t e r s o n 2 ) durch seine bis zum Garip ausgedehnte Reise von der Existenz der T h e r m e , ohne aber Genaueres ü b e r sie melden zu k ö n nen. Erst durch die im Beginn dieses Jahrhunderts ( 1 8 0 6 ) stattgefundenen Wahl der Localilät der T h e r m e zu einer zuvörderst nur kurze Zeit bestandenen Station der L o n doner Missionsgesellschaft w u r d e sie b e k a n n t e r , was noch mehr dann g e s c h a h , als sich zum zweiten Male um d a s Jahr 1828 Missionare ( d i e s m a l Methodisten) an ihr bleibend niederliefsen 3 ) . Früher gleich a n d e r e n Thermen des Caplandes mit dem allgemeinen Namen W a r m b a d belegt, der jetzt noch zuweilen bei den Missionaren 4 ) und den
wegen ihres Viehreichthums (an exp. II, 164 ; Journal VIII, 18) von den Nama die Ebenen oder Vieh Damras genannt wird, die sich aber selbst die Om • o t o - ronto-rondu oder Oketenba Kachebeque nennen. Es sind dies vorzugsweise die Ovaherero der Rheinischen Missionare (Jahresbericht 1847. XVIII, 34 und Monatsberichte 1846, 10). ')
Nouvelle description du Cap de bonne espérance avec un journal historique d'un voyage a terre sous le commandement du Capt. H o p . Amsterdam 1778, 24. 2 ) A. a. O. 128. 3 ) Missionary notices. London 1835, 58. 4
)
Der Name Warmbad erscheint zuerst bei H o p 67» dann in den Berichten der von 1806—1812 hier stationirten Glieder der Londoner Missionsgesellschaft und selbst noch in neueren Mit-
128 Colonisten Holländischer Abkunft gebräuchlich i s t ,
erhielt
die Therme erst in n e u e r e r Zeit nach dem eifrigen G ö n n e r missionarischer B e s t r e b u n g e n ,
dem
b e l t den Namen Nisbettbath ' ) , indem
Engländer
Nis-
derselbe eine a n -
sehnliche Summe zur Gründung der dortigen Mission
le-
girt hatte.
3
welche
Nach Capt. A l e x a n d e r *) und B a c k h o u s e
den Platz
resp.
in
den J a h r e n
1836 und
),
1840
besucht h a t t e n , entspringt dessen T h e r m e im L a n d e
der
Grofs Nama 3 0 — 4 0 Englische Meilen vom Garip, d. h. etwa unter dem 28° 2 6 - 2 7 ' S.B. und dem 18° 3 2 ' O.L.
von
Gr. mit d e r , wie H o p und A l e x a n d e r
zum
versichern,
Baden sehr geeigneten Temperatur 4 ) von 39°,4 C. 5 ) und mit von bedeutenden Gasentwickelungen h e r r ü h r e n d e n B e wegungen
zunächst aus Granit
6
),
der südlich von hier
g e g e n den Garip zu sogar mit dem Gneifs Piks bildet
T
).
Aufserdem treten nordwestlich von Nisbettbath a n d e r e G e theilungen z. B. hei Capt. A l e x a n d e r ( a n exped. I , 185; Journ. of the Geogr. Soc. VIII, 8 und Rheinische Missionsberichte XIII, Beil. 26), und in denen der Rheinischen Missionare (Missionsberichte XIV, Beil. 31t und Monatsberichte 1 8 4 4 , 2 9 ) fehlt er nicht. ') ')
A l e x a n d e r an exped. I, 1595 S h a w 173 und 175; B a c k h o u s e 551. An exped. I, 159.
3
) *)
S. 552. Der deutsche Missionar K b n e r sagt in dieser Hinsicht von der jetzigen Nisbetttherme (Reise nach Süd Africa. Berlin 1829, 316-—317): Wäre das Wasser noch etwas w ä r m e r , so könnte man die Hitze nicht aushalten. So aber liegen fast beständig Leute ans dein Volke darin.
r
A l e x a n d e r an exped. I, 159. S h a w ( 1 7 5 ) setzt die T e m peratur zu 38°,3 C. Auch die in den Missionary Notices 183ä, 58 und von B a c k h o u s e (569) mitgetheilten T e m p e r a t u r b e stiminungen von resp. 1 0 1 , 1 0 2 — 1 0 5 ° F . stimmen damit gut überein.
')
6
)
')
B a c k h o u s e 551. B a c k h o u s e 547, 548, 567.
129 steinmassen in hohen, schwarzen, conischen und isolirten, 2 — 3 0 0 Fufs hohen Felsen a u f , die von A l e x a n d e r Klingstein g e n a n n t w e r d e n ' ) , mulhmafslich aber Basalte s i n d , da basaltische Felsmassen sowohl in d e r nächsten Nähe als auch weiter im N o r d e n , wie das F o l g e n d e lehren wird, nicht fehlen. — Die mineralische Beschaffenheit der Therme selbst ist j e d o c h trotz des nun mehr als 30jährigen Aufenthalts der E u r o p ä e r in diesen G e g e n den und ungeachtet A l e x a n d e r s und B a c k h o u s e s B e richten völlig unbekannt, w e n n sich auch schon aus H o p s Mitlheilungen mit Bestimmtheit e r g i b t , dafs dieselbe Salze aufgelöst enthält, weil H o p den Rand der 2 — 3 Quellenmündungen einen Finger hoch mit einer Salzkruste bedeckt und den Geschmack der Quelle etwas salzig fand 3 ). Da f e r ner kein Geruch nach Schwefelwasserstoffgas b e m e r k b a r ist, so mag die kochende B e w e g u n g der T h e r m e einzig von starken Kohlensäureentbindungea herrühren, Trotz ihrer steten Bewegung ist aber die Quelle selbst gar nicht stark, da sie nur einen 6 Zoll breiten und Zoll liefen Bach bildet; dennoch ist sie für das äufserst wasserlose, und dürre Grofse Namaland von aufserordentlicher W i c h tigkeit, indem sie wenigstens einer beschränkten Zahl von Namas die sefshafte Lebensweise möglich m a c h t 4 ) , was im Continent überhaupt nur an solchen Stellen möglich ist, wo Quellen zu Tilge kommen, da nur diese eine d a u e r n d e Cultur möglich machen, und weil im gröfsten Theile Africas die Eingeborenen keine Brunnen zu g r a b e n verstehen. Ganz in der Nähe der Hauptquelle gibt es zu Nisbettbath nächst mehreren k a l t e n , salzigen Quellen 5 ) , von denen ') *) 3 )
Journal of the Geogr. Soc. VIII, 8 ; an exped. I, 163, 177. B a c k h o u s e 552, 560, 567 und 568. A. a. O. 24. Die Therme ist also nicht süfs ( f r e s h ) , wie B a c k h o u s e sagt (552). ") An exped. I, 159; B a c k h o u s e 552. 5
)
B a c k h o u s e 552.
Schon im Beginne des laufenden Jahrhun-
Karslen u. v. Dechen Archiv XXIV. Bd. 1. H.
9
130 eine s o g a r sehr salzig sein soll,
noch
zwei andere
warme
Quellen von r e s p . 3 3 , 3 und 2 1 ° , 1 C. T e m p e r a t u r , und letzt
sogar noch 6 0 — 8 0
engl. Meilen
östlich
davon
l a u e Quelle a u f d e r n e u e n Missionsstation J e r u s a l e m
(sonst
A f r i c a n e r s Kraal g e n a n n t ) , ü b e r d e r e n mineralischen racter
bei B a c k h o u s e
')
dem
einzigen
zueine
Reisenden,
Chader
sie e r w ä h n t und nur ihre T e m p e r a t u r zu 2 6 , 6 C. s c h ä t z t e , w e i t e r nichts N ä h e r e s b e m e r k t
wird.
derts erwähnte ein liier stationirter deutscher Missionar A l b r e c h t (Missionary Transactions. London 1812. IV, 4 7 ) die Existenz ganz kalter Quellen in der Nähe der warinen. Sehr auffallend ist übrigens bei der oft und lange Zeit durch H o p , P a t t e r s o n , S p a r r m a n , E b n e r , A l e x a n d e r und die Missionary Transactions wiederholten Erwähnung der h i e sigen Therme die geringe Aufmerksamkeit, welche geographische Werke und neuere Reisende dieser bisher geschenkt haben. So sagt z . B . K r a u f s ( L e o n h a r d 1843, 156) kurz und theilweise selbst unrichtig in Bezug auf sie, es fände sich nach einigen Angaben eine heifse Quelle am Giep ( wohl ein Druckfehler für Garip), indem d;e Nisbettquelle gar nicht unmittelbar zunächst dem Garip, sondern wenigstens 3 0 — 4 0 Englische Meilen, nach H o p s Reiseroute sogar 4 — 5 Tagereisen davon entfernt ist ( H o p 2 1 — 2 2 und 6 7 ) . — Nach letzterem Berichterstatter findet endlich sich die hiesige Therme "noch etwa 2 0 0 Schritte östlich vom Löwenflufs, einem nur in der Regenzeit Wasser führenden Flüfschen. ')
S . 569.
Capt. A l e x a n d e r
gelangte zwar auf seiner Reise
im Binnenlande bis zu dem Africaner Kraal (An exped. 1 , 1 8 1 ; Journal of the Geogr. Soc. of London VIII, 9 ) , doch scheint ihm keine der dort auch von ihm gefundenen und sogar reichlich genannten Quellen als thermal erschienen sein, da er eine höhere Temperatur derselben nicht erwähnt. Freilich mag es einem Reisenden in einem Lande, wo die atmosphärische Wärme auf 110° F . ( A l e x a n d e r an expeifc I, 1 8 6 ) und mehr steigt, und der Reisende sich nicht dauernd aufhält, also nicht die Temperatur der Quelle im Winter zu bestimmen vermag, schwierig werden, mit Bestimmtheit eine Quelle thermal zu nennen.
131 Viel z a h l r e i c h e r
sind
dagegen
die
Thermen,
welche
erst seit einigen J a h r e n n o c h h ö h e r im N o r d e n , e t w a
vom
südlichen W e n d e k r e i s e an,
und
durch Capt. A l e x a n d e r
die rheinischen Missionare entdeckt w u r d e n neuesten
Nachrichten
sogar
noch
mitten
und nach im
Lande
den der
Ovaherero 100 Stunden über den W e n d e k r e i s hinaus v o r k o m men,
aber
noch
nie wissenschaftlich
Mutlunalslich stehen
untersucht
wurden.
d i e s e l b e n i n n a h e r B e z i e h u n g mit
den
basaltischen Massen, welche g a n z e Bergketten nördlich
der
M ü n d u n g d e s K u i s i p f l u s s e s in d i e W a l l f i s c h b a y bilden ' ) u n d , wie es scheint,
')
(52°55'S.B.)
selbst w e i t e r h i n in d e n f ü r
Unmittelbar an Nordnordöstlich von Tozer trafen S h a w 5 ) , D e s ')
S. 149.
5
)
Nouv. Annal. des voy. X L V I I , 68.
3
)
D e s f o n t a i n e s spricht z . B. bestimmt ( P e y s s o n e l et D e s f . Voyage II, 7 0 )
von dem
Ueberfiufs des Dscherid
ohne aber die Quellen selbst warm zu nennen.
an
Wasser,
B a h r d t s Carte
z u seiner Reise, von ihm selbst gezeichnet, führt nördlich T o z e r im Belad Dscherid gleichfalls einen Ort oder District H a m a m a vermuthlich aber nur nach älteren Berichterstattern auf. 4
)
A . a. O. II, 324.
Das Itinerarium Antonini und die P e u t i n g e -
riana ( F o r t i a d ' U r b a n 2 3 , 229, 3 0 0 ) geben allerdings keine Andeutung, dafs sich zu T o z e r warme Quellen ')
S. 1 2 4 , 140,
finden.
199 f o n t a i n e s ' ) und zuletzt T e t n p l e * ) abermals 2 warme und zwar sehr wohlschmeckende Thermen zugleich mit a n deren sehr kalten in Ghafsa (dem Capsa des Alterthums) von denen die eine nach T e m p l e s Bericht mit 3 0 ° T e m peratur innerhalb, die a n d e r e von 35° aber aufserhalb dem dortigen Castell entspringt. D e s f o n t a i n e s legt beiden dieselbe Temperatur von 37°,5 bei. Sie w e r d e n in B a s sins gesammelt und vereinigen sich, ehe sie die Stadt v e r l a s s e n , zu einem starken wasserreichen B a c h e , welchem Tozer g r a d e so seine Fruchtbarkeit verdankt, wie die Oase von Serat nach B a r t h Beobachtungen ihrer eigenen T h e r m e . Auch in diesen Quellen trafen S h a w und T e m p l e 4 — 6 Zoll lange F i s c h c h e n , die angeblich Barben und Gründlingen ähnlich sind, in den Becken. Sie scheinen trotz der h o hen Temperatur wohl zu gedeihen und geben ein S e i l e n slück zu dem bereits erwähnten Vorkommen l e b e n d e r A m pullarien in den Thermen des ägyptischen Oasenzuges. Die erste der hiesigen Quellen führt bei den A r a b e r n der Gegend den sicherlich von dem Griechischen d e ^ i a i abstammenden Namen Termin; sie ist wahrscheinlich z u gleich identisch mit einer bereits durch Edrisi 3 ) unter dem Namen El Tarmiz o d e r E l Tarmid in diesen Gegenden e r wähnten, welche jedoch von ihm nicht als thermal a n g e führt wird. In n e u e r e r Zeit scheint j e d o c h auch B r u c e 4 ) diese Thermen zu meinen, w e n n er zu Feriana, einem 12 Stunden abermals nördlich von Gafsa und in der Nähe der Gränze mit Algerien g e l e g e n e n Orte heifse Quellen e r wähnt, in denen er Gründlingen ähnliche Fische a n g e t r o f fen halte. Bei keinem a n d e r e n Berichterstatter finden wir
») Nouv. Ann. XLVII, 66, P e y s s o n e l e t D e s f . Voy. II. 66. ') A. a. O. II, 187 und 188. 3 ) Ueberselzt von J e a u b e r t im Rtcuvil des Memoire« de In Soc. de Geogr. de France. V, 253. ') 1, XXXIII.
200 nämlich eine Wiederholung dieser Angabe, obwohl S h a w ziemlich ausführlich von Feriana spricht ')• Ob endlich die in der P e u t i n g e r s c h c n Tafel noch in dem Bereiche des jetzigen Tunesiens erwähnten Aquae Caesaris, deren Ort nach dem beigefügten Zeichen eine ansehnliche Bedeutung hatte, warm oder kalt w a r e n , ist durch keine andere Mitlheilung aus dem Alterthume festzustellen. F o r t i a d ' U r b a n , der neueste Herausgeber der Tafel, versetzt dieselben ganz in die Nähe der tunesischen Gränze gegen Algerien, nämlich in die Localität Ain (d. h. Quelle im Arabischen) Chabrou bei Tipsa oder Tebessa J ) , also in eine wissenschaftlichen Reisenden noch gänzlich unbekannte und im Jahre 1838 zuerst durch eine französische Militaircolonne unter General G a l b o i s betretenen Gegend, wo jedoch die Existenz von Mineralquellen höherer Temperatur gar nicht unmöglich und nicht einmal unwahrscheinlich ist. Wirklich traf G a l b o i s Expedition nach der Gränze Tunesiens amBach(Ouad)Scharef des Gebiets d e s H a raktastamms, welche P e l l i s i e r 3 ) für das Thibili der P e u tingeriana 4 ) erklärt 5 ), eine Therme a n , die vielleicht s o gar in näherer Beziehung zu einer anderen warmen heilkräftigen Quelle steht, welche B a r t h 6 ) fast unter demselben Breitengrade mitten im centralen Tunesien und zugleich am Nordabhange des grofsen und bis 3080 F. hohen, südwest-
') ) 3 )
S. 1 2 1 — 1 2 3 . A. a. O. 297. Exploration scientifique de l'Algeiie. 1842. VI, 374.
4
Fortia d'Urban 296. P e l l i s i e r warnt übrigens selbst davor, diese Therme des alten Thibili mit den vielmehr bekannten und weiter hin ausführlich zu beschreibenden Aquae Tibilitanae des Alterthums südlich von Bona zu verwechseln.
3
) ')
Mem. Iiist. et geogr.
®) Monatsberichte der Berliner geogr. Gesellschaft N. F . VI, 49; Wanderungen I, 244.
201 lieh von der grofsen Stadt Kairouän g e l e g e n e n Berges Trarza kennen lernte. Diese letzte führt bei den E i n g e borenen nach dem B e r g e den Namen der Hammam Trarza, aber es ist in der That sehr zu b e d a u e r n , dafs der d e u t sche Reisende ü b e r die naturhistorischen Verhältnisse ihrer Umgebungen nicht Rechenschaft zu liefern vermochte, da die kurze Andeutung, die e r gibt, dafs nämlich die w a r m e Quelle eine vulcanische Natur des Berges bekunde ')> wohl Vermuthungen Spielraum läfst, doch g a r sehr der g e n a u e ren Feststellung bedarf. Eine gründliche E r f o r s c h u n g d i e ser Gegenden möchte jedoch ohne Zweifel zur Auffindung noch a n d e r e r Thermen führen u n d muthmafslich selbst eine weitere südliche E r s t r e c k u n g der zuerst von B a r t h 2 ) in den Umgebungen von Tunis w a h r g e n o m m e n e n vulcanischen Gebilde e r w e i s e n , die ihrerseits wiederum nur die südlichsten bekannten Vorkommnisse des grofsen vulcanischen Zuges sein dürften, welcher von den Boraxseen im Toscanesischen längs den westlichen Rändern der italischen Halbinsel und unter dem Boden des Mittelmeers über den Vesuv, die Liparischen Inseln, Sicilien und Pantellaria bis hart an die Nordküste des Continents unter beständiger Begleitung von Thermen zu verfolgen ist 3 ). An der l u ')
Monatsberichte VI, 49.
Im vollständigen Reiseberichte ist selbst
diese Andeutung nicht wiederholt worden. Monatsberichte VI, 4 7 ; Wanderungen I, 2 0 5 .
In beiden S t e l -
len wird nämlich der grofse Dschebel Ischkel bei T u n i s bestimmt als vulcanisch genannt. 3
)
E s ist sehr bekannt, dafs bereits die Schriftsteller des A l t e r thums, namentlich D i o d o r u s , Theil
Strabo
der vulcanischen Phänomene
demselben
unterirdisch
zugeschrieben
haben.
grofsen Für
und S o l i n u s ,
dieses Zuges
zusammenhängenden
die Kenntnifs
einen
einem
und
Processe
der südlichsten
be-
kannten Localitäten des Z u g e s sind besonders die Verhältnisse von Pantellaria höchst wichtig und auch dadurch von Interesse g e w o r d e n , dafs durch sie besonders deutlich w i r d , dafs viele Thermen sich erst ganz nahe an der kühleren Oberfläche durch
202 nesischen Küsle erscheint nun zuvörderst auf der Oslseile d e r L a n d s p i l z e , welche den weileil Busen von Tunis im Osten begränzt und mit dem Cap Bon e n d i g t , eine T h e r malquelle in dem kleinen elenden, jetzt nur aus w e n i g e n Hütten und einer Reihe kleiner Gemächer besiehenden Dorfe G h u r b o s , dem Carpi, Curubi o d e r Casula ' ) der a l ten Schriftsteller. Schon im Alterthum unter dem Namen d e r Aquae calidae 2 ) bekannt und in n e u e r e r Zeit nur o b e r flächlich besucht o d e r selbst nur nach Hörensagen von S h a w 3 ) , P e y s s o n e l 4 ) , D e s f o n t a i n e s 5 ) und T e m p i e 6 ) b e s c h r i e b e n , lernten wir dieselbe erst durch die neuesten Berichterstatter über diese G e g e n d e n , den F ü r sten P ü c k l e r 7 ) und B a r t h e ) etwas g e n a u e r k e n n e n , i n dem namentlich der E r s t e im J a h r e 1837 längere Zeit zu Ghurbos verweilte und die Bäder gebrauchte. Nach P ü c k l e r ist die Umgebung des Orts höchst s a n d i g , dünenartig u n d völlig baumlos, nach B a r t h entspringt die Therme hier mitten in der erwähnten Reihe von Gemächern in e i n e r nach dem Meere sich öffnenden Schlucht. Sie wird in einem Bassin gesammelt und soll nach P ü c k l e r Salz, Schwefel und Eisen enthalten und in rheumatischen und
«lie Condensation der aus dem Erdinnern aufsteigenden heifseu Wasserdämpfe
bilden
(l)o[omieu
Voyages a u x îles
Lipares.
Paris 1781, 147 und D u l i e of B u c k i n g h a m im Report of the British
Association
for the advancement
of science.
London
1833. I, 587 — 589). >)
Fortia d'Urban
17, 18, 154, 294;
HC'IQUÌ)
N Ô B Ç
375. Q
)
Ebendort 18, 294, S . 87.
4
)
P e y s s o n e l et D e s f o n t a i n e s I, 189.
")
Ebendort II, 87.
*)
Excursions II, 3.
')
Südöstlicher Bildeisaal.
f
Wanderungen I , 130.
)
Stuttgart 1840. J, 32 — 35.
ebuiidort
203 hartnackigen syphilitischen Uebeln ausgezeichnete Heilkräfte b e s i t z e n , weshalb sie auch bei den L a n d e s b e w o h n e r n im hohen Ansehn steht. Die Temperatur des W a s s e r s ist so hoch, dafs es 2 4 Stunden in der W a n n e gestanden h a ben m u f s , ehe es zum Baden gebraucht w e r d e n kann. B a r t h vermochte sogar bei einem wiederholten Versuche, den Arm nicht einen Augenblick im Bassin zu lassen und er konnte deshalb gar nicht b e g r e i f e n , wie die E i n g e b o r e n e n , die in das Bassin mit dem ganzen Körper spring e n , den Grad von Hitze zu ertragen im Stande sind. Eine n e u e r e bestimmte Messung der Temperatur als die von D e s f o n t a i n e s ')> der sie zu 57°,5 C. f a n d , besitzen wir n i c h t 2 ) . Uebrigens dient das Thermalwasser den L a n desbewohnern nicht allein als B a d , sondern auch zum Trinken. V o n b e s o n d e r e m Interesse w ä r e es hier noch die Natur der s c h w a r z e n , mitten im D ü n e n s a n d e der U m g e bungen von Ghurbos von P ü e k l e r beobachteten s c h w a r zen Felsen von pittoresker Form zu k e n n e n , ob es n ä m lich basaltische oder auch ächte vulcanische Gebilde sind, worauf der Dschebel Ischkel hinweist o d e r gar nur solche Sandsteine, wie die aus der Sahara e r w ä h n t e n , mit g e schwärzter Oberfläche, von denen uns übrigens P o i r e t 3 )
') ')
P e y s s o n e l et D e s f . II, 87. Eine Schätzung der Temperatur der in Reile stehenden Therme läfst sich jedoch allerdings nach neueren Angaben machen, welche an D u r e a u d e l à M a l l e mitgetheilt und von ihm veröffentlicht wurden (Recherches sur la Topographie de Cartilage. Paris 1831, 278). Ihnen zufolge soll nämlich die Therme um die Hälfte wärmer sein, als eine andere in Tunesien, die gleich zu erwähnende Haminam el Enf. Da nun die letzte eine Temperatur von 36° besitzt, so wäre die der Ghurbostherme 54", ein Resultat, das sichtlich mit dem von D e s f o n t a i n e s auf directem Wege früher gefundenen fast auf das Genaueste übereinstimmt. ') Voyage en Barbarie. l'ai is 17b9. 2 Vol. ¡1, 27(j.
204 und R c n o u ' ) die nächsten Beispiele an
derselben Iüislo
mehr in Westen im Cap Negro kennen gelehrt haben Ob es endlich
in diesen
östlichsten
Tunesiens nächst der Therme
2
).
Küstengegenden
von Curubis oder Ghurbos
andere gibt, ist bisher durch keinen einzigen neueren B e richterstalter bekannt worden, und namentlich wissen wir nicht, ob die nach dem Stadiasmus des Alterthums an dem Küstensaume südlich Leptis im Allerlhume vorhanden wesenen
Orte xbsQucc
(das
heutige Agdin
nach
ge-
Forlia
d ' U r b a n ) 3 ) und &eQ/.iä xwfirj (Breschah nach demselben Ausleger) nur nach der bedeutenden Temperatur ihrer L o calitäten,
die
allerdings, wie b e k a n n t , in diesen
Land-
strichen zunächst der grofsen Syrte sich vor der aller a n deren des Nordrandes
von Afrioa
durch
ihre Höhe
aus-
zeichnet, oder auch nach heifsen Quellen genannt worden sind,
da alle Reisenden
in diesen
Gegenden
und selbst
B a r t h , welcher die Geographie dieser Landstriche die alten Schriftsteller so eifrig
aufzuklären
durch
versucht
hat,
völlig darüber schweigen. , Genauer als die Therme von Ghurbos kennen wir eine andere an der Westseite des Golfs von Tunis, da sie vielfach beschrieben worden i s t 4 ) und nur i2 ')
Annales des Mines, 4 . S e r i e IV, 5 3 2 .
•)
Wahrscheinlich
englische Mei-
gehören aucli die obigen T h e r m e n
zu
denen
in Tunesien, von denen ein n e n e r e r , aber freilich wissenschaftlich
nicht bedeutender
of T u n i s .
Berichterstatter
London 1 8 1 6 , 6 4 ) s a g t ,
Macgillan
dai's sie eine
(Account
Temperatur
gleich der des kochenden Wassers hätten.
Kr selbst führt keine
dergleichen als Beispiel
von keiner
bekannten T h e r m e
a u f und,
des L a n d e s
da nun
mit
Bestimmtheit
einzigen
bekannt
ist,
dafs sie eine so hohe T e m p e r a t u r habe, so läfst sich annehmen, dafs der Angabe ein Irrthum zum Grunde liegt. 3
)
f ' o r t i a d ' U r b an
4
)
Diese interessante T h e r m e ist zwar in neuerer Z e i t vielfach e r -
375.
wähnt und beschrieben, leider aber niemals durch einen N a t u r lorscher
genauer
:intersucht
worden.
Knie
der frühesten K r -
205 Jen v o n T u n i s a m F u f s e d e s Z a w a n b e r g e s e n t s p r i n g t , seinerseits Tunesien
nur in
der
seiner
nordöstlichste ganzen
Länge
k e t t e ist.
Ihrer ausgezeichneten
näckigen
syphilitischen
und
Anfang
einer
durchziehenden
Berg-
Heilkräfte w e g e n in
rheumatischen
Uebeln,
bei Krätze und Schlagflüssen, w e r d e n
diese Thermen
fig
Sie f ü h r e n den
von Kranken
men
der
wörtlich
aus Tunis
Hammam l'Enf Nasenbäder
1
besucht.
oder )
auch
oder
hartdann häuNa-
Lif,
d. h.
schlechtweg
beim
Hammam
auch
der
grofsen,
wälinungen der Art noch aus dem vorigen Jahrhundert v e r d a n ken wir dem Engländer S t a n l e y , aus dessen Bericht S p r e n g e l in seinen Beiträgen zur L ä n d e r - und Völkerkunde 1787. VII, 127 eine Mittheilung gegeben h a t ; eine zweite mit S t a n l e y ziemlich gleichzeitige einem anderen englischen Autor in dessen anonym erschienenen Observations of the City of T u n i s and adjacent country. London 1786, 18. Noch f r ü h e r als beide Engländer hatte P e y s s o n e l die Hammam e l E n f besucht, aber sein Bericht erschien bekanntlich erst vor wenigen Jahren ( P e y s s o n e l et D e s f o n t a i n e s voy. I I , 156, 167). Er nennt sie unrichtig Emmamelif. In den letzten 70 Jahren beschrieben endlich die T h e r m e D e s f o n t a i n e s (ebendort II, 83, 133), der sie auch abweichend Ia Mamelif nennt, T e m p i e (II, 3), K e n n e d y (Algeria and T u n i s in 1845. 2 Vol. London 1846. II, 23) und B a r t h ( I , 128). Der deutsche Missionar E w a l d lieferte noch in seinem Schriftchen: Reise von T u n i s über Soliman nach Tripolis. Nürnberg 1 8 3 8 , 9 1 ) eine Abbildung des Badegebäuses. ')
D e s f o n t a i n e s (a. a. O. II, 83) sagt einfach s e i m a r i n , ohne anzugeben, ob er einen Versuch zur Ermittelung von Magnesia oder Natronsalzen gemacht hat. Die N a t u r des Salzes mufs also noch f ü r unentschieden gelten.
')
Dieser Name rührt übrigens n i c h t , wie schon T e m p l e a u s drücklich bemerkt, von einer besonders vortheilhaften Einwirkung des Thermalwasstrs auf Krankheiten der Nase h e r , sondern von der nasenförmigen Gestalt eines benachbarten Vorgebirges her. Solche Benennungen kommen auch an anderen Punkten der Erde in dem Gebiete der arabischen Sprache vor, wie denn z. B, ein Cap desselben Namens sich an der Kiista
206 Volke d e n d e r Bäder ( H a m m a r n ) .
W i e die des Caplandes
w i r k e n sie b e s o n d e r s g ü n s t i g auf d a s H a u t s y s l e m , durch
einen
in ihnen
höchstens
1 0 Minuten d a u e r n d e n
e i n e s t a r k e Transpiration
rend welcher der K r a n k e ,
Von ihrem
Ein-
e r z ä h l t , a b e r auch D e s f o n -
l a i n e s sah s e h r g ü n s t i g e W i r k u n g e n che.
wäh-
e b e n f a l l s w i e im C a p l a n d e , in
werden Wunderdinge
Sie sind S c h w e f e l w a s s e r ;
Heilkraft m a g a b e r auch
Aufenthalt
veranlafst w i r d ,
w o l l e n e D e c k e n gehüllt sich n i e d e r l e g t . flüsse
indem
der
von ihrem
zu i h r e r
Gebrau-
ausgezeichneten
s t a r k e Salzgehalt
d u r c h d e n sie angeblich s o g a r alle ü b r i g e n
beitragen,
Mineralquellen
E s ist ü b r i g e n s diese T h e r m e in
des L a n d e s ü b e r t r e f f e n .
d e r N ä h e von Tunis wahrscheinlich d i e s e l b e , w e l c h e s c h o n Livius
in
seiner Darstellung
d e s 2. punischen
Krieges
u n t e r dem N a m e n d e r A q u a e c a ü d a e a n f ü h r t *), von w e l cher
ferner A p u l e j u s
2
)
u n t e r dem N a m e n
der
Aquae
P e r s i a n a e als von einem höchst a n g e n e h m e n und heilsamen W a s s e r spricht, u n d w e l c h e auch S i r a b o vorkommend
kannte.
Unzweifelhaft
ist
3
) als bei Tunis
es
endlich
noch
dieselbe T h e r m e , w e l c h e am Schlüsse d e s 3. J a h r h u n d e r t s u n s e r e r Z e i t r e c h n u n g d e m h. P a l r i c i u s , Bischof von P e r tusa
bei C a r t h a g o ,
unmittelbar vor
Veranlassung g a b l ) ,
sich
seinem
Märtyrertode
auf eine mit den jetzigen w i s -
s e n s c h a f t l i c h e n A n s i c h t e n ü b e r die durch d e n Einflufs v u l c a n i s c h e r P r o c e s s e im E r d i n n e r n r a t u r d e r Quellen chen.
ganz
auf die h ö h e r e
entsprechende Weise
Tempe-
auszuspre-
Selbst darin scheint d e r Märtyr nicht geirrt zu h a -
von Nubien lindet, w o er dem Cap aus gleichen Gründen beig e l e g t wurde ( W e l l s t e d ') *)
Florida III, c. 16. lib. XVII.
")
Heise II, 236).
Bist. lib. X X X , c. 24. Ed. Casaub. II, 824.
Acta priinoruin martyrnm sincera T. K u i n a r t i , M o n a c ü i B e n e d .
et selecta Opera, et studio Parisiis 1689, 621.
207 ben, dais er auf den Zusammenhang der hiesigen T h e r m e mit den grofsarligen vulcanischen Processen von Sicilien hinwies ' ) . Die Temperatur der Hammam l'Enf beträgt nach der an D u r e a u d e Ia M a l l e gemachten Mitlhei')
In seinem VeiliBre vor dein P r o Consul Yon Africa, der ihm höhnend s a g t e ; Age tauten, edissere, quo autüre liae thermae scaturiant et fervens liaec aqua cujus virtute adeo ebnlliat, antwortete der Bischof auf folgende eben so männlich besonnene, als auch im Wesentlichen richtige Weise: Est eniin autem et supra iirmamentum coeli et subter terram ignis atque a q u a ; et quae supra terram est aqua, coacta in u n u m , appellationem marium, quae vero infra, abyssorum suseepit, ex qtiibus ad generis lnunani usus in terram, velnt siphones quidam emittuntar et scaturiunt. Ex iisdem quoque et thermae e x s i s t u n t , qaartiin quae ab igne absint longius, provida boni Dei erga nos m e n t e , frigidiores, quae vero p r o p i u s , admodnm ferventes fluunt. In quibusdam etiam locis et tepidae aquae r e p e r i u n t u r , pruut majore ab igne intervallo sunt disjunetae. Haec autem ita se habere, persuade tibi veKex e o , qni in Sicilia exaestuat igne ( d . h . aus dem Berge A e t n a ) . Acta «Ed. R u i n a r d 6 2 1 — 2 2 . Auf diese aus einem griechischen Manuscript der St. L o r e n z Bibliothek zu Florenz gezogene höchst interessante und merkwürdige Stelle machte in neuerer Zeit wiederum der gelehrte D u r e a u d e Ia M a l l e aufmerksam (Recherches 276). Aehnliche Ansichten über den Zusammenhang der vulcanischen Processe mit der E n t s t e hung der heifsen Mineralquellen linden wir übrigens öfters theils früher, theils später ausgesprochen. Z u den ältesten Autoren, welche den Zusammenhang behaupteten, gehörten namentlich der alte Philosoph E m p e d o c l e s und L u c r e t i u s (VI, 879—886), zu den späteren abendländischen im Mittelalter bekanntlich E u s t a t h i u s in seinem Conunentar zum H o m e r (II. X, 393. Ed. F l o r e n t . P o l i t i i . 1730, 2 9 8 ) . Aber interessant wäre es mit diesen Erklärungen der unterirdischen feurigen Processe und ihrer Einwirkung auf die höheren T e m p e r a t u r e n der Mineralquellen aus dem Abendlande auch eine orientalische aus dem Mittelalter über die Natur des Vulcanisinus zu vergleichen, wie sie der bekannte arabische Schriftsteller M a s o u d i nach seinen eigenen Angaben (Historie Encyclopedia. Ed. S p r i n g e r . London 1839, 527) in seinem noch ungedruckten, jedoch
208 lung 30° C. Eine Viertel Meile von der Hauptquelie gibt es daselbst noch eine z w e i t e , unter freiem Himmel entspringende Quelle von solcher Hitze, dafs sie nicht s o fort zum Baden zu benutzen ist, der sich jedoch die K r a n k e n , welche sie trinken und die Hauptquelle zum Baden gebrauchen, gewöhnlich als Abführungsmittel und als V o r bereitung zur eigentlichen Cur bedienen Zehn Stunden südlich Tunis und zugleich zwei S t u n d e n OSO. vom hohen Zawan entspringen endlich nach P e y s s o n e l abermals heifse Quellen, die von den L a n d e s b e w o h n e r n früher benutzt und die Bäder von Emmamel r e y r a genannt w o r d e n sind. Sie treten in der Nähe von Ruinen alier Badegebäude zwischen steilen Bergen zu Tage u n d gleichen nach P e y s s o n e l in ihrer Natur den H a m itiam el E n f 3 ) . In der Nähe der westlichen, in das weifse Vorgebirge ( R a s el A b i a d ) auslaufenden Einfassung des Golfs von Tunis wurden f e r n e r in den letzten J a h r e n T h e r men und zwar von salziger Natur am R a n d e des grofsen S e e s von Benzerta (Bizerta nach a n d e r e n Berichterstattern; Hippo Zarytus der A l l e n ) durch Lieut. S p r a t t bekannt 4 ) ? welcher 4 — 5 derselben am östlichen Fufse des hohen, angeblich vulcanischen Dschebel Ischkel und z w a r von
in der Bibliothek der Sophienmoschee handenen
Werke Acbar et Zamam
zu Constantinopel
(Burkhardt
Travels
vorin
Nubia. London 1819, 5 2 7 ) ausgesprochen hat. ')
Recherches 2 7 8 ;
in
Peyssonel
gibt B u r e a u d e l a M a l l e
et D e s f.
Voyage II, 133
e i n e etwas höhere Z a h l ,
nämlich
40° C. an. ')
D e r Anonymus in Observations 18.
3
P e y s s o n e l et Desf.
)
linde
ich
diese
Voyage I , 91.
Thermen
erwähnt;
Nur von
kein anderer
Peyssonel Reisender
spricht von ihnen. ")
Journal of the Geogr. Soc. of London. 1846. X V I , 255.
209 solchem Reichthum anlraf, dafs überall, wo dort ein Loch gegraben wurde, das Wasser zum Vorschein kam. Auch diese Thermen werden von den Eingeborenen täglich zum Baden benutzt. P e y s s o n e l , S h a w , D e s f o n t a i n e s und T e m p l e sprechen indessen von ihnen nicht, so wenig als es in der neuesten Zeit durch K e n n e d y und B a r t h g e schehen ist l ) . — Im westlichen Tunesien fand endlich H e b e n s l r e i t , ein deutscher Botaniker des verflossenen J a h r h u n d e r t s e i n e laue Quelle von süfsem Geschmack nahe der algerischen Gränze unfern dem Orte Begia oder Beja, die sich durch ihre gelben Absätze und ihren Geschmack als eine bestimmte Stahlquelle kenntlich machte. Von dieser Therme und der Hammam l'Enf beginnt nun ein g a n z e r , in den letzten Jahren erst in seiner vollen Bedeutung durch die französische Occupation Ost Algeriens bekannt wordener Thermenzug, der von seinem nordöstlichsten Punkte im Tunesischen in W . S . W . Richtung über la Calle und Constantine bis in die Gegend von Setif fortsetzt und einer grofsen Aufbruchsspalte im unteren Kreidegebiet folgt, merkwürdiger Weise a b e r , wie P u i l l o n B o b l a y e , der auf ihn zuerst aufmerksam machte, ausdrücklich versichert, hier gar nicht von feurigen Gebilden begleitet wird 3 ). Mehrere höchst merkwürdige Quellen ')
D a s Schweigen T e m p 1 e s ist «in so auffallender, als derselbe Erscheinungen
d e r Art
selbst besucht
hatte ( I I , 2 7 4 )
Ischkel
nennt.
Nicht
sonst nicht minder
und
u n b e a c h t e t liefe,
Bizerta
den Dschebel Iskel o d e r
auffallend
ist
Peyssonels
S c h w e i g e n , d e r sogar nicht w e n i g e r als 2 0 T a g e sich in
und
um Bizerta a u f g e h a l t e n und die U m g e b u n g e n des Orts fleifsig in 2
)
botanischer Hinsicht durchforscht hatte. B e r n o u i l l i Sammlung kurzer Reisebeschreibungen.
Berlin
1783. XI, 405. 3 ) P u i l l o n B o b l a y e (Comptes r e n d u s de TAcadeniie de P a r i s . 1838. VII, 240, 242 und Bull, de Ia Soc. de G e o g r . de F r . 1840. XI, 131) beginnt ihn erst bei Ia Calle, da seine Untersuchungen sich begreiflicher Weise z u n ä c h s t n u r auf Karsten u. V.Dechen Archiv XXIV.Bd 4.H.
das algerische 14
Ge-
210 caraclcrisiren
diesen Zug,
T h e r m e in A l g e r i e n
dessen
am
übrigens schon
frühesten
von
bekannte
Peyssonel
w ä h n t w u r d e , w e l c h e r in d e n T e l f g e n a n n t e n B e r g e n tagnes
du T e l f )
zwischen
dem
bekannten
Calle u n d B o n a e i n e h e i f s e O u e l l e antraf ')•
er-
(Mon-
Hafenplatze Einige
la
andere
Thermen entspringen nach neueren Untersuchungen d e s f r a n zösischen Bergwerksingenieur R e n o u 2 ) sogar noch
weiter
im O s t e n , S O . la Calle u n d z w a r in d e r N ä h e d e r
tunesischen
Gränze;
Temperatur
sie
sind
vitriolische
von
36 — 38° 3
u n d k o m m e n im K r e i d e g e b i e t z u T a g e ) . hierher
die
SW.
von
Quellen von Chefia,
la
Calle u n d
deren Wärme
SO. sie
Ferner Bona
gleich
gehören liegenden
zum
Baden
biet beschränkten, doch erweist schon das Vorkommen der T h e r m e n zu Begia, T u n i s , Benzart ( B i z e r t a ) und Gliourbos, dafs der Z u g noch weiter über die Gränze Algeriens in ONO.Richtung fortsetzen inufs, da auch diese Thermen fast genau in der Verlängerung seiner Axe liegen, und es ist nicht zu zweifeln, dafs genauere Untersuchungen im Tunesischen z u der E n t deckung noch anderer warinen Mineralquellen führen und eine bestimmtere Verbindung der Thermen am tunesischen M e e r busen mit den algerischen nachweisen werden. ')
") 3 )
P e y s s o n e l et D e s f o n t a i n e s I , 319 und 325. Die Quelle mufs sehr stark sein, da P e y s s o n e l gar von einem w a n n e n B a c h e spricht.
Annales des Mines. 4. Ser. IV, 537. ( Diese vitriolischen T h e r m e n veranlassen, indem sie in einem viel Tannin führenden Bache münden, die Bildung einer eigenthiimlichen, schwarzen, leicht zerfallenden Substanz, welche der f ä r benden Materie unserer schwarzen T i n t e ganz entspricht und von R e n o u an das Eisenoxalat angeschlossen wird. Vor seiner Vereinigung mit dem Bache setzt das Thermalwasser nur u n t e r schwefelsaures Eisenoxyd ab (Sous-sulfate de peroxyde de f e r . ) Comptes rendus 1846. X X I I I , 547). Dieser Absatz schwarzer Substanzen führt vielleicht bei genauerer Untersuchung auf eine passende E i k l ä r u n g der bei der kleinen Oase erwähnten Eigenschaft einer der dortigen T h e r m e n , weifse Wolle schwarz zu färben.
311 geeignet macht, endlich die sehr bedeutenden und siedend heifsen Thermen an der Adisa ' ) 40 Kilometer südöstlich von Bona, von denen jedoch R e n o u nichts, als die Existenz erwähnt, und über welche ebenso wenig ein anderer älterer oder neuerer Berichterstatter Kunde gibt. Viel bekannter sind dagegen zwei warme Quellen weiter im W e sten, die sich in der Nähe von Guelma, einem Orte voller Ruinen zwischen Bona und Constantine und jetzigem französischen Militairposten befinden und mit drei anderen Algeriens die einzigen Mineralquellen im ganzen Continent von Africa sind, die man bisher einer quantitativen chemischen Analyse unterworfen hat. Die eine, die Hammam el Berda, ist durchsichtig, ohne Geruch und von so g u tem Geschmack, dafs der französische Oberarzt T r i p i e r denselben dem des besten Trinkwassers gleich setzte *). Gleichzeitig ist der Wasserreichtum dieser Quelle so bedeutend, dafs deren vereinigten Arme ein Mühlrad treiben könnten. Die Temperatur der Therme, welche nur 3 englische Meilen vom Seybousflusse entspringt 3 ), beträgt nach T r i p i e r s Bestimmungen 2 9 ° , 3 , nach denen von T e m p l e 2 9 — 3 0 4 ) , nach W a g n e r endlich 36°,2 C. 6 ). Erster fand bei seiner Analyse einen starken Gehalt erdiger Bicarbonate, aber einen sehr geringen an alcalischen Substanzen und einen so geringen an Eisen, dafs das Quellwasser dadurch nicht den mindesten eigenthümlichen Character erhält. Speciell fand T r i p i e r in einem Litre des Ham')
d e 1 ' A d i s e sagt R e n o u . Ob dieser Name einen Bach, Flufs oder sonst eine Wasseransammlung bedeutet, ist mir unbekannt.
")
Comptes rendus de l'Acad. de Paris 1839. I X , 599 und Jonrnal de Chimie médicale. Paris 1840. VI, 275. 3) K e n n e d y Algeria and Tunis I, 220. 4) Journ. of tlie Geogr. Soc. of London 1838. Vllt, 42. ") Reisen in der Regentschaft Algier in den Jahren 1 8 3 6 , 1837 und 1838. 3. B. Leipzig 1841. I, 291.
14 *
212 mam el Berda Wasser 0,38766 Grammen fester Substanzen, die aus 0,02155 Cblornatrium, 0,01899 Chlormagnesium, 0,05254 schwefelsaurem Natron, 0,00733 schwefelsaurer Magnesia, 0 , 0 2 0 0 schwefelsaurem Kalk, 0,03725 kohlensaurer Magnesia, 0,01000 Kieselerde, 0,0200 stickstoffhaltender Materie, Spuren von Eisenoxyd und kohlensaurem Strontian, endlich aus einer Spur von Schwefel, welcher sich zuletzt erst bei der Analyse der slickstofFhaltenden Substanz ergab, bestanden. Aus dieser Untersuchung folgt also, dafs in der Therme eine beträchtliche Zahl aufgelöster Salze enthalten ist, und dafs dieselbe ihres Stickstoff-und Schwefelgehalts wegen sich zunächst den Pyrenäenthermen änschliefst. Ein Fünftel vom Volumen des Wassers besieht, ebenfalls nach T r i p i e r s Untersuchung, aus einem Gasgemenge von 86 Proc. Stickstoff, 12 Proc. Kohlensäure und 2 Proc. Sauerstoff, aber ohne Schwefelwasserstoffgas. Die neben jedem hiesigen Q u e l l e n a r m e stattfindende Gasentwickelung ist übrigens so stark, dafs eine kochende B e wegung dadurch in den Thermen veranlafst wird. Aus welchem Gestein die letzten entspringen, wird nicht mit Bestimmtheit angegeben, vermutlich aber ebenfalls aus den in einem grofsen Theile Algeriens herrschenden unteren Kreidemassen — Bereits im Alterthum war die Hammam el Berda bekannt und, wie die in der Nähe vorhandenen Reste alter Gebäude beweisen, von den Römern benutzt. Ihr Hauptarm tritt aus einem Loche von der Stärke eines menschlichen Körpers, das die Mündung eines horizontalen Canals ist, mit wallender Bewegung in ein 23 Fufs langes und 10 Fufs breites, ovales aus dem Alterlhum erhaltenes Bekken, dann in ein zweites, von 100 Fufs Länge und 70 Fufs Breite, das jetzt aber fast ganz zerstört ist. Peysson e l , der zuerst diese Hammam besuchte, ihren Namen aber
4
) P u i l l o n B o b l a y e in den CoÄpt. rend. 1638. ( VII, 239, 242.
213 nicht gekannt hatte, gibt dein Becken eine Peripherie von etwa 30 Schritten ') und bemerkt gleicherweise, dafs das T h e r malwasser am Rande des Beckens aus einem Loche von Mannsdicke tritt und sofort einen Bach bildet. Seine Wärme fand er gemäfsigt, und er beobachtete gar keinen b e sonderen Geschmack. — Viel bedeutender aber und seit längerer Zeit bekafint ist eine Anhäufung anderer Thermen, die nur wenige Stunden von ihnen und zugleich in 4 — 6 Stunden Entfernung von dem ebengenannten Guelma 2 ), endlich gar nur in 1 — 2 (nach Anderen £ ) Stunden E n t fernung von dem französischen Militairposten Mschez Ammar aus zahlreichen Mündungen an dem rechten Ufer eines kleinen Flüfschens, des Oued Shedakra, eines Zuflusses des Seybousflusses, zu Tage kommen und bei den E i n g e borenen Hammam el Meskutin, d. h. die v e r w ü n s c h t e n oder b e z a u b e r t e n Bäder 3 ) des höchst eigentümlichen und befremdenden Eindrucks wegen genannt werden, den ihre Umgebung auf den Besucher macht, und durch welchen sie zum Gegenstande mannigfacher Volkssagen g e worden sind. Obwohl unter dem Namen der Aquae Tibi— litanae schon den Römern bekannt 4 ) und viel mehr als
') ®)
P e y s s o n e l et D e s f o n t a i n e s I, 283.
Ein neuerer Beobachter, der französische Oberarzt H u t i n , versetzt jedoch diese Quellen in nur 2 Stunden Entfernung von Guelma. 3 ) Von dem arabischen Worte maskout v e r w ü n s c h t . ") F o r t i a d ' U r b a n 11, 294. Es ist diese auch durch einen der unterrichtetsten und eifrigsten neueren Forscher in Algerien, den General P e l l i s i e r , vertretene Ansicht über die Identität der Aquae Tibilitanae mit den Hammam Meskutin (Exploration scientifique de l'Algérie pendant les années 1840, 1841 et 1842. Mém. histor. et géogr. Paris 1842 — 1844. VI, 381 ) vorzugsweise auf die von der Pentingeriana angegebene Entfernung jener Thermen des Alterthums gegen den Ort Calama gegründet, indem dieselbe genau mit der der Hammam
214 die Hammam Berda im Alterlhume benutzt, wie die aus den Zeiten der römischen Herrschaft übrig gebliebenen zahlreichen Reste prachtvoller Baulichkeiten erweisen, verdanken wir doch erst der französischen Occupation Constantines im Jahre 1837 eine gründliche und wissenschaftliche Kenntnifs ihrer Natur, nachdem im verflossenen Jahrhundert die verdienten Forscher in Nord Africa S h a w '), H e b e n s t r e i l *} und P o i r e t *) sie bereits besucht und einige ihrer interessantesten Verhältnisse geschildert hatten. Eine ganze Reihe neuerer Reisenden, unter denen die französischen Oberärzte H u t i n 4 ) und G u y o n 5 ) , Capt. B o b l a y e 6 ) , der englische Capt. K e n n e d y 7 ) ? endlich S e d i l l o t 8 ) , C o m b e s 3)> W a g n e r 1 0 ) , N i e l R e n o u l2) Meskutin gegen das mit Calama identische Guelma übereinstimmt, und weil selbst die bei den verwünschten Bädern in neuerer Zeit gefundenen ausgedehnten römischen Ruinen vielmehr, als die Ruinen an den Hainmain Berda der Bedeutung entsprechen, welchen der Ort der Aquae Tibilitanae im AUerthnm nach dem in der Peutingerschen Charte ihm beigesetzten caracteristischen Zeichen gehabt haben inufs. Freilich ist nicht unerwähnt zu lassen, dafs mehrere andere Reisende in Algerien, wie P e y s s o n e l ( a . a . O . I, 2 8 3 ) , der römische General Consul C a l z a in seiner verdienstrollen Schrift über Algerien (Algeria del C a r . V i n c e n z e C a l z a . Roma 1844, 162), so wie W a g n e r sich für die Identität der Berdathermen mit den Aquae Tibilitanae erklärt haben. ') )
A. a. O. 149 — 150. B e r n o u i l l i XI, 394 — 395.
3
Voyage en Barbarie. 2 Vol. Paris 1785. I, 153 — 157. Comptes rendus 1837. IV, 654. Ebendort 1839. VIII, 33. Bull.delaSoc.geol.deFr. XI, 129—130; Compt.reml. VII, 241, A l g e r i a and Tunis II, 233. Comptes rendus. 1837. V, 555 — 60. Comptes rendus 1842. XIV, 334. I, 305 - 314. Bull, de la soc. geol. de F r . XI, 129 — 130. Annales des Mines. 4, Scr, IV, 537.
3
) ) 5 ) 6 ) •) ") ') '") ") ") 4
215 und neuerdings G e r v a i s ' ) die b e m e r k e n s w e r t e s t e n sind, hat denselben ihre Aufmerksamkeit geschenkt und von ihnen Beschreibungen geliefert; vor Allem wichtig wurde aber T r i p i e r s Analyse 2 ) derselben, indem sich dabei ganz neue und für die allgemeine Natur der Thermen bisher noch unbekannte mineralische Elemente derselben ergaben, die sehr bald zu neuen Aufschlüssen über die Zusammensetzung noch anderer Mineralquellen der E r d e führten. Merkwürdig ist hierbei aber, dafs die mannigfachen Berichte, die wir aus dem Mittelalter in den Werken arabischer Geographen über Nord Africa besitzen, mit keiner Sylbe der Hammam Meskulin gedenken, obwohl die aufserordentlichen Anhäufungen höchst eigenlhüinlicher Steinbildungen aus den Niederschlägen der Thermen in der ganzen Umgebung weit und breit bekannt sind und wohl hätten vermuthen lassen, dafs grade deren wunderbare Gestalten die Aufmerksamkeit der arabischen Berichterstatter, welche stets das Wunderbare mit Vorliebe erfafsten, auch auf diese Thermen hätte lenken müssen. — Schon aus den Berichten der Reisenden des v e r flossenen Jahrhunderts erfahren wir, dafs sich hier aus den aufsteigenden Dünsten an den benachbarten Bäumen und Sträuchern Steinmassen niederschlagen und sie mit schönen Kalkstalactiten überziehen. Aufserdem fanden dieselben Beobachter in dieser Gegend zahlreiche Steinkcgcl den Boden bedeckend, aus deren Spitze das Thermalwasser in Kanälen von 2 Fufs Durchmesser hervorbrach. Nächstdem nahm zuerst S h a w eine g a n z e , durch Absätze derselben Art aus den heifsen Quellen über einem holen Raum gebildete Decke wahr, welche schon bei dem Hinüberreiten an einer gewissen Stelle so hohl klingt, dafs der Reisende
') a
)
I n s t i t u t . P a r i s 1 8 4 9 . X V I I , 11 — 1 2 . Comptes
rendus
auch K e n n e d y ,
1839. der sie
N a m e n ihres U r h e b e r s z u
XI, in
602.
ï r i [ a e r ^ Analyse
Algerien
kennen.
erhielt,
mit,
ohne
tlieilt den
216 den Schall mit einem ähnlichen an der Solfalara zu vergleichen bewogen wurde. Uebereinslimmend mit diesen älteren Angaben beschrieben nun in neuerer Zeit auch C o m b e s und S e d i l l o t ein durch Thermalabsätze gebildetes Plateau von 3 0 0 F u f s Stärke, das stark bewegt einen klingenden Ton gab und vorzugsweise aus einein blendend vveifsen, stellenweise aber auch aus einem rosenroth gefärbten und dem bunten Marmor völlig ähnlichen Gestein bestand ')> welches nach R e n o u s bestimmter Angabe theils Aragon, theils Gyps ist. Uebereinslimmend ferner mit den älteren Beobachtern fanden unter den neueren S e d i l l o t 4—500 blendend weifse, zuckerhutartig gestaltete an ihrer Spitze durchbohrte Kegel 2 ) von 2 — 3 , gröfstentheils aber von 15—18 3 ), ja selbst von 25 Fufs Höhe und meist in 15 F. Entfernung von einander auf der plateauartigen Decke aufgesetzt. W a g n e r fand deren Gestein aber nicht allein weifs und röthlich, sondern sogar in allen Nüancen röthlich weifs, und bis in das dunkelste Aschgrau übergehend und z u gleich in den ältesten Kegeln von so ungemeiner Härte, dafs er es mit dem Granit verglich 4 ) , während in jüngst erst vollendeten Kegeln und an den den Mundlöchern nächsten Stellen die Masse gradezu schneeweifs von ihm genannt wird. Es wird hieraus klar, dafs nur ein Mangangehalt die Färbungen bewirkt hat, und dafs der f o r t gehende Einflufs der Atmosphäre eine immer weiter fort-
')
Die marmorä!:nlicIie Beschaffenheit des Gesteins erwähnt auch C a l z a (161), der hinzufügt, dafs die Wände der krystallinisclien Cunalchen mit Tausenden von Farben das Licht reflectiren.
2
G e r v a i s gibt die Anzahl dieser Kegel viel geringer, nämlich nur zu 100, C o m b e s gar nur zu 60 an. Eine Abbildung derselben liefert N i e l (a. a. O. Taf. I. Fig. 15.).
)
*)
G e r v a i s setzt ihre GrÖl'se durchschnittlich zu 2 Mètres. Auch G e r v a i s fand die Härte der Masse in den jüngeren Kegeln viel gröfser, als in den älteren ( a . a . O . 11).
217 gehende Zersetzung der Mangancarbonate in den feslen Niederschlägen zur Folge h a t , wodurch sie in dunkle Oxyde umgewandelt werden und die Färbung immer bestimmter hervortritt, g r a d e wie ähnliche Beobachtungen im N a s s a u schen in n e u e r e r Zeit bei der fortschreitenden Z e r s e t z u n g manganhaltiger Dolomite gemacht w o r d e n sind ' ) . Wagner glaubte übrigens aus dem Bildungsmodus der Masse der Kegel und der Härte des Gesteins in einigen Kegeln s o g a r einen Anhalt für die Bestimmung des Alters derselben zu haben, und er meinte z . B . einigen Kegeln ein Alter von 2 0 0 0 Jahren beilegen zu dürfen. Die Bildung der Kegel e r folgte auf die W e i s e , dafs w e n n an einer Stelle des P l a teaus heifses W a s s e r hervorbricht, bald um die A u s b r u c h s öifnung ein kreisförmiges Becken aus den steinigen N i e derschlägen entsteht, worin das W a s s e r fortwährend kochend bewegt ist. Die R ä n d e r des B e c k e n s e r h e b e n und v e r engen sich allmählig, bis sie sich zuletzt zu einem f ö r m lichen Kegel ausbilden, dem meist noch eine A u s b r u c h s ölfnung an der Spitze b l e i b t 2 ) . Schliefst sich auch diese 3 ), so bricht sich das Thermalwasser an einer a n d e r e n Stelle des Plateaus einen W e g zur Oberfläche. Ueberhaupt ist die Wasserfülle so bedeutend , dafs ein Schlag mit einer Hacke bereits Veranlassung zur Bildung eines neuen Quellenarms gibt 4)> und wirklich soll die j e t z i g e Hauptquelle zufällig auf diese W e i s e entstanden s e i n , da man bei der
')
Grandjean
in L e o n h a r d lind B r o n n s Jahrbuch der Mi-
neralogie 1844. 545. 2 ) N i e l a. a . O . 1 3 0 ; W a g n e r I, 3 0 7 ; S e d i l l o t V, 556. 3 ) Zuweilen bleibt von dem Canal noch ein Loch an der Spitze des Kegels übrig, das sich mit Dammerde füllt, worin Granatbäume w a c h s e n , welche durch ihr frisches Grün einen merkwürdigen
Contrast g e g e n
das einförmige dürre Ansehen
natürlichen Steinbehällers bilden. 4
)
S b a w 1 5 0 ; K e n n e d y Ii, 2 2 3 ; W a g n e r 1, 30-i.
des
218 geringen Slärke der Decke das Wasser fortwährend darunter kochen hört ')• Kegel entstehen aber nach Aussage der Eingeborenen jetzt nur noch selten, und N i e l behauptet sogar, dafs der Hauptbruch das Thermalwasser sich n u n mehr auf eine einzige Stelle des Plateaus reducirt *), wo dasselbe einen 40 Fufs über dem Spiegel des benachbarten Oued Schedakra erhabenen und von Dampf stets umhüllten Hügel mit stufenförmigen Absätzen gebildet hat, über welche es in schönen Cascaden herabstürzt 3 ). Dadurch wird eine Naturerscheinung hervorgebracht, deren künstliche Nachbildung man in Frankreich ein Chateau d'eau nennt. W a g n e r s Bericht zufolge nimmt der grofse Hügel noch fortwährend an Höhe und Umfang zu und derselbe vergleicht ihn seiner spitzen und sonderbar geformten Figuren w e gen sogar mit beschneiten Alpengipfeln. Auch in ihm ist die Masse blendend weifs, wie in den kleinen Kegeln, und nur stellenweise wird sie durch Schwefelabsätze angeblich gefärbt 4 ). Das Heraustreten des Thermalwassers soll jetzt aufserhalb, d.h., vorzugsweise am Rande des Plateaus in starken , zahlreichen Strömen stattfinden 5 ) , welche vereinigt den noch in einigen 100SchrittEntfernung75°C. warmen Oued
') *)
N i e l 130; C a l z a 161. H e b e n s t r e i t versicherte im Beginne des vorigen Jahrhunderts dafs sich unter den unzähligen Quellen dieser Localität besonders 6 durch Stärke und Schönheit auszeichnen.
3 ) *)
Niel 130; Calza 161; Kennedy II, 223; Tripier a. a. O. 600. Der starke Kalkabsatz und die zuckerhutförmige Form der Hügel erinnert an ähnliche reichhaltige Bildungen der berühmten Kalksäueriinge von Rodna in Siebenbürgen, welche eine bedeutende Zahl kegelförmiger Hügel um ihre Mündungen erzeugen und sich zuletzt nicht mehr aus der Ebene, sondern von der Spitze der Kegel herab ergiefsen ( T a m n a u in L e o n h a r d s Jahrb. 1836, 45).
5
Auch G e r v a i s s a g t , dafs das Kalkplaleau jetzt kein heilses Wasser mehr liefere.
)
219 Schedakra bilden ' ) , welcher bei der arabischen Bevölkerung auch den Namen des warmen Bachs (Oued Hammam) nach P e y s s o n e l oder des verwünschten Bachs (Ouad el Meskutin) nach C a l z a und W a g n e r erhalten h a t 2 ) und sich mit dem Seybousflusse sehr bald vereinigt. Calza erwähnt aufserdem in dieser Localität, wo nach dem ü b e r einstimmenden Zeugnisse aller Reisenden überall dickc Dämpfe emporsteigen 3 ) einen senkrechten Abgrund von mehr als 20 M. Tiefe und voll von Thermen, die stufenweise in Becken fallen und dem Ganzen das Bild einer pittoresken Cascade verleihen 4 ). Die Dämpfe sind, wie schon ihr Geruch erweist, mit Schwefelgas verunreinigt, und bestehen nach T r i p i e r s Analyse, der in 100 Volumtheilen 97 Proc. kohlensaures Gas, 2,5 Proc. Stickgas und 0 , 0 0 5 SchwefelwasserstofTgas ermittelte, also wesentlich aus dem ersten Gase. Im Wasser selbst ist der Schwefelgehalt ebenfalls so gering, dafs S e d i 11 o t den Genufs des Wassers sehr angenehm fand und gar keinen Schwefelgeschmack erkannt zu haben scheint 5 ). Dagegen ist
')
Nach G e r v a i s wird die Temperatur des Bachs durch die Hammam Meskutin auf 3 6 - 4 0 ° C. erhöht. S. 12. 3 ) C a l z a 1 6 1 ; P e y s s o n e l et D e s f o n t a i n e s I , 284. Den Namen Oued Schedakra finde ich nur bei G e r v a i s (12). J ) S h a w 179; N i e l 130; S e d i l l o t 556. *) Auch hiervon liefert N i e l eine Abbildung (Bull, de la soc. geol. de Fr. 1840. XI. Tab. I. 16.). ') Ganz entgegengesetzt dieser Angabe meint W a g n e r (I, 308), dafs die Hammam Meskutin ziemlich viel Schwefelwasserstoflgas führen, und G e r v a i s fand den Geruch danach stark. Nach T r i p i e r hat ein Becken mit schlammigem Wasser von 52° Temperatur nocli einen höheren Schwefelgehalt, als die übrigen warmen Quellen, die C a l z a gleichfalls schweflig und zugleich klar fand. Wodurch aber die von W a g n e r angeblich beobachteten schwarzen Dämpfe diese höchst auffallende Färbung erhielten, dürfte in d«r Tliat schwer abzugeben sein.
220 der Gehalt an Alcaiien in den Hammam Meskulin sehr b e deutend, indem T r i p i e r s Untersuchung e r w i e s ,
dafs die
heifsen Rückstände eines Litre verdampften Therinalwassers aus 0 , 4 1 5 6 0 Chlornatrium, 0 , 0 7 8 6 4 Chlormagnesium, 0 , 0 1 8 3 9 Chlorkalium, 0 , 0 1 0 8 5 Chlorcalcium, 0 , 3 8 0 8 6 wasserfreiem schwefeis. Kalk, 0 , 1 7 6 5 3 schwefeis. Natron, 0 , 0 0 7 6 3 schwefeis. Magnesia, Kalk
0 , 0 0 1 5 0 kohlens.
Strontian,
0 , 0 4 2 3 5 kohlens. Magnesia,
Metall b e r e c h n e t ,
0 , 2 5 7 2 2 kohlens.
0 , 0 0 0 5 0 Arsenik als
0 , 0 7 0 0 0 Kieselerde
und 0 , 0 6 0 0 0
ganischer Materie mit Spuren von Fluorüren und oxyd bestehen 2 ) .
Entsprechend
or-
Eisen-
diesem Mineralgehalt der
Therme zeigten sich auch deren
Absätze,
Kalkcarbonate mit Beimengungen
von Gyps,
die
wesentlich
kohlensaurem
Strontian, einem kleinen Quantum Magnesiacarbonat, e r d i gen
Substanzen, Manganoxyd,
waren ) .
Fluorcalcium und Arsenik
Die Auffindung des letztgenannten Elements im
3
Thermalwasser war nun ohne Zweifel das merkwürdigste R e sultat von T r i p i e r s Untersuchung und kam so unerwartet, dafs
selbst 2 verdiente Chemiker H e n r i und
Chevallier
an seiner Richtigkeit zweifelten, da es ihren Untersuchungen
')
anfänglich nicht g e l a n g , einen Arsenikgehalt in den
Der
überreiche
Kalkgehalt
der in Rede stellenden
ergibt sich schon ans dem weifsen Kalkhäutchen,
Therme
womit sich
deren Oberfläche bei ihrem limportreten an die Atmosphäre bedeckt.
Diese Erscheinung ist übrigens ganz analog dem blauen
Eisenüberznge,
welches sich, wie früher angegeben, auf der
Oberfläche der südafricanischen 'Stahlthermen sofort bei ihrem ßmporquillen erzeugt. !
)
Comptes rendus 1839. IX, 6 0 2 und im Journal de Chimie m é dicale 1840. VI, 2 7 8 .
')
Comptes rendus 1838. VIII, 2 5 5 ; Journ. de Chim. med. 1839. V, 183.
Bei dem grofsen Keichthum
an Kalk
war T r i p i e r s
Vermuthung,
der Hammam Meskutin dafs das Arsenik als
arsenige Säure an den Kalk und Strontian gebunden sei (Journ.
221 kalkigen Concrelionen unserer Therme nachzuweisen ').
Erst
5 J a h r e s p ä t e r v e r m o c h t e n s i e d i e f s , s o w o h l in B e z u g den Concrelionen, Salze der T h e r m e n a ) . felkies sich diese
in
Körper
wie
auch
in
Bezug
den Absätzen gleichfalls
derselben finden
zu
ihren
Ob e n d l i c h n o c h G l e i c h e s
für
d i e in
angeblich
die
auf
löslichen
I n d e m a b e r auch S c h w e f e l u n d S c h w e -
von Antimonsulfüren Meskutin
auf
gilt,
vorkommen
Producten
die Bleierze 4
3
der Nähe
),
müssen gehören.
und
die Fülle
der
Hammam
)> ist n i c h t mit B e s t i m m t -
de Chim. med. V, 184) die wahrscheinlichste. Da jedoch die nach T r i p i e r s Entdeckung eifrigst fortgesetzten chemischen Forschungen von W a l c l i n e r ( L i e b i g und W ö h l e r Annalen der Pharmacie 1844. LXI, 205 — 208), F l a n d i n und F i g u i e r ( C o m p t e s rendus XXIII, 818), C h a t i n (ebendort XXIII, 9 3 2 ) f e r n e r von B l e y und andern über die Anwesenheit des Arseniks in deutschen nnd französischen Mineralquellen zu dem Re« sultate führten, dafs dasselbe in al'en eisenhaltigen Wassern vorkomme, ist es gar nicht unwahrscheinlich, dais auch in unserer T h e r m e das Arsenik in näherer Beziehung zum Eisen steht, i n dem ungeachtet der sehr geringen Quantität Eisen, welche bei den Analysen der Hammam Meskutin vorgefunden w u r d e , d i e selbe doch zureichte, im Laufe der Zeit eine ausgedehnte Schicht Eisenocker von 1 Centimeter Dicke am F u f s e der Kalkkegel zu bilden ( B o b l a y e in den Comptes rendus VII, 242) Bull. geol. XI, 1 3 1 ; G e r v a i s 12) und weil die Untersuchung der Wiesbadener kochsalzreichen T h e r m e n erwies, dafs das Arsenik d e r selben sich nur mit dein niedergeschlagenen Eisen aus der A u f lösung ausscheidet. In Bezug auf die Hammam Meskutin bat dann F l a n d i n und F i g u i e r s allgemeine Vermuthung, dafs das Arsenik in allen warmen und kalten Mineralquellen zuvörderst mit den Alealien lösliche Salze bildet, die sich erst bei dem Zutritte der Luft zersetzen, wobei die arsenige Säure an das Eisen trete nnd damit als unlösliches Arseniat niederfalle, sicherlich ihre völlige Anwendbarkeit. ') ') 3 ) *)
Journ. de Chim. med. V, 402. Ebendort 1845. I, 344 und Comptes rendus XXIII, 683. P o i r e t I , 154. R e n o u Ann. des Mines. 4. S e r . IV, 538. K e n n e d y II, 225.
222 heit zu behaupten'), dürfte jedoch schwerlich erweislich sein, wenn es auch bekanntlich in neuester Zeit gelungen ist, in einigen Mineralquellen einen Antimon- und Bleigehalt nachzuweisen und das ungemein häufige Vorkommen das
')
Seitdem durch die bekannten Untersuchungen von P e p y s , M e i n e k e , B i s c h o f u. a. der wäfsrige Ursprung vieler Schwefelkiese durch eine Reduction von Eisensalzen mittelst bituminöser Materien unzweifelhaft geworden i s t , mufs man auch die Bildung dieses Mineralkörpers in den rund um die Hammam Meskutin sehr verbreiteten Süfswassertuffen (Ann. des Mines, 4. Ser. IV, 557 ) vollkommen begreiflich finden. Die Elemente des Schwefelkieses finden sich nämlich im Ueberflusse im T h e r malwasser vor, und zugleich erweisen die von B o b l a y e (Comptes rendus 1838. VIII, 340; Bull, de la soc. geol. de F r . XI, 130, 131) und R e n o u in den aus den algerischen Thermen abgesetzten Tuffen aufgehäuft gefundenen pflanzlichen und thierischen Reste, dafs bei der Bildung der Tuffe wirklich hinlänglich organische Substanzen vorhanden waren, um die Entstehung des Schwefelkieses zu ermöglichen. In gleicher Weise dürfte die Bildung des hier eingewachsenen Schwefels zu erklären sein. In wieweit jedoch dieser Bildungsmodus schon in der Vorzeit bei den gröfseren Schwefelmassen stattgefunden hat, welche nach dem Berichte eines neueren englischen Reisenden L o r d (Algier with notes of the neighbouring states of B a r b a r y by P e r c i v a l L o r d . 2 Vol. London 1835. I I , 210) in der Nähe der algerischen heifsen Quellen vorkommen sollen, dürfte erst durch spätere sorgsame Untersuchungen der hiesigen Localitäten zu ermitteln sein. Jedenfalls ist es hierbei nicht überflüssig zu erinnern, dafs schon S h a w (S. 151) in den nordwestafricanischen, von ihm besachten Landschaften aufser heifsen Schwefelquellen die Fülle des vorkommenden Schwefels erwähnt, den man damals trotzdem aus Europa bezog, dafs ferner L e o A f r i c a n u s ( E d . E l z e v i r 770) von dem Ueberflusse einiger Theile Nord Africas an Schwefel, freilich ohne Angabe einer bestimmten Localität sprach, endlich dafs in neuerer Zeit M a x B r a u n bei der Untersuchung der Schwefelablagerungen von Teruel in Aragonien (Bulletin de la Soc. de Geol. de F r . 1841. XII, 171—174) zu der bestimmten Ansicht
223 eingesprengte Vorkommen
des eingesprengten
in den A r k o s e n von Alençon
Bleiglanzes
in d e r N o r m a n d i e ,
wie ich
gelangte, dafs dieselben auf neptuniscliem Wege entstandene Massen seien. Wäre besonders die letzte Ansicht gegründet, welche dadarch noch mehr Interesse für das Verständnifs der Verhältnisse des algerischen Schwefels erhält, dafs die Kreideinassen der nordafricanischen Küstenländer völlig dieselben mit denen des nördlichen Spaniens sind, so stellte sich in der That ein ziemlich ausgebreiteter Entstellungsmodus des hiesigen Schwefels auf wäfsrigem Wege heraus, da bei der völligen Abwesenheit der plutonischen Gesteinmassen in den Umgebungen dieser Localität die Bildung des Schwefels nicht direct von feurigen Processen scheint abgeleitet werden zu können, wenn auch die Schwefelthermen selbst einem fortwährend in der Tiefe wirkenden Processe solcher Art ihren Ursprung verdanken. Sehen wir aber das dem hiesigen ganz an die Seite zu stellende jugendliche Auftreten des Schwefels in den fortwährend entstehenden Gypsmassen am rotben Meere (S. vorhin S. 172), bei deren Bildung thierisch organische Substanzen sicherlich nicht ohne Antheil bleiben und zugleich die Fülle der nach B o b l a y e und R e n ou in allen älteren algerischen Tuffen vorhandenen pflanzlichen und thierischen Reste, ferner die von B u r t o n mit krystallinischein Schwefel in den Nummulitenkalken Ober Aegyptens beobachteten Knollen vegetabilischer Materie (S. 171), endlich M. B r a u n s Angaben über seine Auffindung thierischer Reste in den Schwefelablagerungen von Teruel, so wird es höchst glaubhaft, dafs ein groiser Theil der älteren Schwefelmassen Nord Africas nur erst secundaire Producte des vulcanischen Processes im Erdinnern sind, und dafs sie gleich dem Schwefel an den Hammam Meskutin aus den Schwefelsalzen vorzeitlicher Thermen durch einen von den einst vorhanden gewesenen organischen Wesen eingeleiteten Zersetzungsprocefs entstanden. Sehr kurz und treffend drückt sich Uber diesen Bildnngsprocefs des Schwefels auf neptnnischem Wege ein neuerer französischer Forscher F o n t a n aus, welcher die Schwefelquellen in einem grofsen Theile von Europa der Untersuchung unterworfen hat, indem er sagt: Ainsi, quand les plâtres se trouvent en contact avec des matières organiques, il s'en de-
224 mich selbst ü b e r z e u g t h a b e , e n t s c h i e d e n
auf
die
Möglich-
keit d e r neptunischen Bildung vieler S c h w e f e l b l e i e hinweist, d a die kiesligen M a s s e n Spuren
organischer
der
Reste
Arkose
mit
vollkommen
den
erfüllt
deutlichsten sind ' ) .
B e z u g auf die T e m p e r a t u r Wer H a m m a m Meskutin die n e u e r e n A n g a b e n mit
In
stimmen
den ä l t e r e n darin ü b e r e i n ,
dafs
sie d i e s e l b e n in die Nähe des Kochpunkts v e r s e t z e n .
Wie
Poiret, Niel 95,
gibt nämlich B o b l a y e
zu 9 4 , 4 , Guyon
Desfontaines
zu 9 5
3
)
und
die T e m p e r a t u r z u 9 0 ° C., 2
)
97,7,
zu 9 6 , 3 ,
zu
endlich
in
Tripier )
U e b e r e i n s t i m m u n g mit C a l z a und W a g n e r tur d e r heifsesten Quelle
Gervais
s o g a r z u 1 0 0 ° an.
4
die
Tempera-
Man
vermag
E i e r in d e r T h e r m e hart z u s i e d e n und G e m ü s e g a r zu k o chen, ja S h a w
g e l a n g e s s c h o n , e i n e Hammelbrust in e i n e r
gage de l'hydrogène sulfuré, il s'y forme des dépôts de soufre (Comptes rendus. 1841. XII, 939). In wieweit endlich derselbe Entstehungsmodus auf den Schwefel Maroccos Anwendung findet, wo dieser nach J a c k s o n s Erkundigungen sich am Fufse des Atlas bei Tarudant in Fülle vorfinden soll (Account of Marocco. London 1 8 1 1 , 129} ein anderer neuerer Berichterstatter über Marocco, G r a b e r g a f H e m s ö in seinem W e r k e : Mogrib el Aksa oder das Kaiserthum Marocco, übersetzt von R e u m o n t . Stuttgart 1834, 17 gibt jedoch damit im Widerspruche a n , dafs der Schwefel in Marocco sehr selten sei), ist vorläufig bei dem völligen Mangel geognostischer Beobachtungen liche Marocco nicht zu bestimmen. '
') ') 4
)
über das süd-
W a l c h n e r s und W i l l s Auffindung des Antimons in den T h e r men von Wiesbaden ( L i e b i g und W ö h 1er Ann.d.Ch.u.Pharm. X L V I , 198—204, 2 0 6 ) , nachdem B a u e r nicht unbeträchtliche Quantitäten von Antimon zuerst in einer Mineralquelle des Canton Lucern ermittelt hatte ( J a h r b . für pract. Pharm. München X C , 4 1 1 ) ist in der Hinsicht von hohem Interesse. Tripier hat auf einen Antimongehalt der Hammam Meskutin noch nicht Rücksicht nehmen können. Comptes rendus 1838. VII, 210. Ebendort 1839. XI, 602. Comptes rendus I X , 601 ; Journ. de Pharmacie med. VI, ,277.
225 Viertelstunde im Thermalwasser sehr weich kochen zu l a s sen. In dieser Hinsicht stehen also einige der hiesigen Thermenäste den Geysern in Island gleich, ja sie übertreffen sogar, wie es scheint, die berühmten durch AI. v o n H u m b o l d t zuerst bekannt wordenen Aguas calientes de las Trincheras in Süd America, welche bisher zu den h e i fsesten des Erdbodens gerechnet worden waren '). Da hier Dünste aus allen Spalten des Gesteins hervorbrechen, so ist es im höchsten Grade wahrscheinlich, dafs sich auch hier das Thermalwasser erst in der Nähe der Oberfläche durch die aus der Tiefe des Erdkörpers emporsteigenden Dämpfe bildet 2 ). Aufser den erwähnten heifsen Quellen gibt es jedoch in dieser Gegend noch einige andere warme, von denen eine nach S e d i l l o t 3 ) sogar nur 23° am Thermometer zeigte, und bereits S h a w 4 ) versicherte, dafs es
')
Auch W a g n e t I, 308 sagt ausdrücklich, dafs die Hammam Meskutin zu den heifsesten Quellen der E r d e gehören, doch hat nach ihm nur die Temperatur eines neuen Sprudels im A u genblicke seines Hervorbrechens 100°, während die aller übrigen selten 87°,5 C. übersteigt. Mit diesen hohen T e m p e r a t u r bestimmungen stimmt übrigens die älteste bekannte der hiesigen T h e r m e n überein, die sich nach den Comptes rendus IX, 601 in einem 1702 zu London publicirten, mir aber durchaus unbekannten Werke findet, indem ihr zufolge die T e m p e r a t u r damals bis auf 5 und 4 , j a sogar bis auf 3" dem Siedepunkte nahe befunden wurde. 5 ) B r e i s l a k s bekannte Beobachtungen über die Bildungen von heifsem Wasser aus condensirten Wasserdämpfen in der Solfatara von Puzzuoli und Dolomieus vorhin erwähnte noch ältere über das Hervorbrechen von Wasserdämpfen und Quellen siedenden Wassers auf Pantellaria erweisen bestimmt die Möglichkeit einer solchen Bildungsweise der T h e r m e n . 3 ) Comptes rendus IV, 654. 4 ) S. 63. Karsten u. v.Dechen Archiv XXIV Bd. 1.H.
15
226 unter
den heifsen hiesigen
ger Temperatur gebe, intensiv kalt e r s c h i e n e n . peratur der oberen hoch war
C56°),
dafs eine
in d e n u n t e r e n
achtung
Barben
fand, und
schmack des
so heifs, kann. am
dafs
Wo
Rande
')
leben,
des
so
gerin-
zu
jenen
Wasserschichlen
zuweilen
sie in e i n e m B e c k e n eingetauchte Hand
Schichten welche
oben
so
verbrannte,
nach
Tripiers
derselbe
beim
Beob-
Anfühlen Ge-
Einige hundert Schritte selbst unterhalb der
man
das
von
Verhältnisse
die gekocht einen weichen und faden
hatten ').
Vorkommens
im
unteren
indem
während wann
sie
A u c h in d e n B a s s i n s ist d i e T e m -
und
namhaft verschieden,
Quellen a n d e r e
dafs
Fische
ist
mit
Mühe
nur
Thermometer Thermalvvassers
das W a s s e r
noch
die
Hand
48°
fortwährend darin
zeigte,
Oleanderbäume
halten
gedeihen (lauriers
Nach G e r v a i s Beobachtung laufen an den W ä n d e n der S t e i n k e g e l , da, wo das heifse Wasser h e r v o r b r i c h t , kleine S p i n n e n , wie ihm Sellien, aus der G a t t u n g Lycosa u m h e r , die sich sogar in die mit siedendem Wasser e r f ü l l t e Mündung d e r K e g e l wagten. Kleine Coleopteren fanden sich auf dieselbe Weise in den Ritzen der heifsen Kalksteine d e r K e g e l w o h n e n d . C r y p togamen wuchsen in dem 57° heifsen Wasser der C a s c a d e . In dem w a r m e n B a c h e sah endlich G e r v a i s Aale, zahlreiche C y prinen, namentlich Barbus setivinensis, F r ö s c h e ( R a n a esculenta), K r a b b e n ( T e l p h u s a iluviatilis), dieselben wie in den b e n a c h b a r ten Bächen, endlich C r u s t a c e e n von d e r G a t t u n g Cypris. Alle vermochten sehr leicht aus dem Wasser der gewöhnlichen T e m peratur in ein solches ü b e r z u g e h e n , worin die eingetauchte Hand nicht 1 5 — 2 0 S e c u n d e n gehalten werden k o n n t e , aber sie vermieden doch meist die raschen T e m p e r a t u r ü b e r g ä n g e . Besonders die Cyprisindividuen hielten sich in grofser M e n g e a n solchen Stellen zwischen C o n f e r v e n a u f , wo man die Hand im heifsen Wasser nicht ohne ein ziemlich lebendiges G e f ü h l des B r e n n e n s halten konnte. A. a . O. XVIf, 13. Gelegentlich f ü h r t
G e r v a i s a n , dafs e r auch in den H a m m a m B e r d a einige lintomostraceen, viele sehr kleine P a l u d i n e n , eine P l a n a r i a nnd eine Nais g e f u n d e n habe
227 r o s e s ) vortrefflich, und es finden sich an einer S t e l l e , wo dasselbe 4 5 ° W ä r m e h a t t e , sogar kräftig entwickelte D a t telbäume als deutlicher Beweis des Einflusses, welchen die Temperatur der w a r m e n Flüssigkeit auf die des Bodens auszuüben vermag ')• — Plutonische oder vulcanische G e steine kennt man übrigens in der Nähe des H a m m a m M e s kutin gar nicht, und es besteht die g a n z e U m g e b u n g , wie der gröfste Theil des Atlas, nur aus Gliedern der N e o c o mienformation, wesentlich also aus Fucoidenmergeln und eisenschüssigen S a n d s t e i n e n 2 ) . Da in medicinischer H i n sicht die hiesigen Thermen bei Rheumatismen und K n o chenkrankheiten ungemein wirksam s i n d , so sah sich die französische Regierung bald nach der Besitznahme C o n stantines veranlafst, hier ein Etablissement für Kranke u n d Verwundete der A r m e e unter Aufsicht eines Arztes a n z u legen 3 ). — Ein bemerkenswerthes und unzweifelhaft nur durch den überreichen Gehalt der Thermen an Gasen zu erklärendes Phänomen ist endlich das intermittirende S t r ö men d e r s e l b e n , indem sie 10 Minuten l a n g continuirlich fliefsen, und solchen Flufsperioden zunächst 10 Minuten lange Pausen folgen. In früheren Zeiten inufs die V e r breitung und Stärke der hiesigen Thermen viel b e d e u t e n der g e w e s e n sein, indem sich noch auf dem Plateau des rechten Ufers des Seybous piramidale S t e i n k e g e l , gleich den hiesigen, vorfinden, die sicherlich denselben Ursprung haben, in deren Nähe aber jetzt keine Thermen mehr v o r h a n den sind. J a selbst bis in die Nähe von Guelma setzen gleiche Kalktuffe fort, und es erscheinen dort in den unteren Lagen der entfernteren Ablagerungen angeblich dieselben
')
3
)
P o i r e t I, 154—156. B o b l a y e Bull. w a> ca
t -
4852,75
14,5
Summe 334
Summe 174220
Durchsch. 35,8
19,25
36
5453
•?-