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German Pages 84 Year 1970
DEUTSCHE DEMOKRATISCHE REPUBLIK DEUTSCHE AKADEMIE DER LANDWIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN ZU BERLIN
ARCHIV FÜR
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Archiv für Gartenbau, X V I I . Band, Heft 4 , 1 9 6 9
259
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Summary Title of the paper: Results from breeding and variety testing of black currants From 32 progenies with 4591 seedlings the author obtained 35 selections which were then cloned and tested in the orchard. Furthermore, these field experiments included 2 i varieties which had been selected from 122 varieties after 8 years of testing. Consideration of a large number of individual characteristics of the vegetative and generative performance permits a relatively reliable assessment of yield capacity and yield stability. With 9 varieties and 2 breeding clones the major characteristics for cultivation are expressed in a particularly favourable way. Their further testing for large-scale cultivation in the GDR is recommended. Literatur BAUER, R.: Grundlagen und Methoden der Züchtung und Zuchterfolge. Subgenus Ribesia. Handbuch d. Pflanzenzüchtung 6 (1962) S. 461-468. BERNING, A.: Die Prüfung von Sortenmerkmalen bei Roten und Schwarzen Johannisbeeren im Zusammenhang mit der mechanischen Ernte. Erwerbsobstbau 8 (1966) S. 66—69. BREITINGEE, E . : Vergleichbare Verteilungsbilder. Anthrop. Anz. 13 (1936) S. 281. COCHRAN, W. G., und G. M. C o x : Experimental designs. New York, Wiley & Sons, Inc., 1950 HATTON, R . G.: Black currant varieties. A method of classification. J. Pomol. 1 (1920) S. 6 5 - 8 0 und 145-154. HUGHES, H. M.: A study of two black currant chimaeras. J . hört. Sei. 38 (1963) S. 286-296. KRCZAL, H . : Einiges über den virösen Atavismus der Schwarzen Johannisbeere. Erwerbsobstbau 8 (1966) S. 232-234. KTJSMIN, A. J a . : Aufspaltung der Nachkommenschaft einer rot-schwarzen Johannisbeere. Agrobiologija Moskau 4 (1955) S. 528-532. KUSMIN, A. J a . : Neue Johannisbeerformen. Priroda 45 (1956) Nr. 10, S. 94—95. NEUMANN, U . : Untersuchungen über die Ursachen des vorzeitigen Früchtefalls bei Schwarzen Johannisbeeren. Arch. Gartenbau 1 (1953) S. 63—111. NEUMANN, U.: Die Bedeutung der Befruchtungsverhältnisse und Pflegemaßnahmen f ü r den vorzeitigen Früchtefall bei Schwarzen Johannisbeeren. Arch. Gartenbau 3 (1955) S. 339-354. NEUMANN, U . : Feldversuche mit Schwarzen Johannisbeeren. Arch. Gartenbau 8 (1960) S. 538-558. N E U M A N N , U . : Ertragssteigerung und Erntemechanisierung als Voraussetzung f ü r den großflächigen Anbau von Schwarzen Johannisbeeren. Obstbau 5 (1965) S. 21—23.
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SCHUCH,
Anschrift des Autors: Dr. U. Neumann Institut für Obstbau Dresden-Pillnitz Obstversuchsstation Rostock-Biestow
Arch. Gartenbau • Bd. 17 • H . 4 • 1969 • • S. 261-276 • Berlin Institut für Obstbau, Dresden-Pillnitz, Obstversuchsstation Rostock-Biestow
URSULA
NEUMANN
Die Struktur der Ertragskapazität von Schwarzen Johannisbeersorten als Grundlage der Anbaugestaltung Eingegangen am 23. Dezember 1968
1.
Einleitung
Für die großflächige Produktion von Schwarzen Johannisbeeren ist ein Anbausystem erforderlich, das eine hohe Ertragskapazität der Anlagen gewährleistet und die Anwendung eines maschinellen Ernteverfahrens ermöglicht. Die Sorten müssen in ihren Wuchs- und Ertragsmerkmalen den speziellen Anforderungen dieses Anbausystems angepaßt sein. Um Sortentypen mit einer entsprechenden Kombination von Ausprägungsstufen der wichtigsten Merkmale zu erkennen, haben wir ebenso wie beim Apfel (U. N E U M A N N 1 9 6 6 ) und bei der Pflaume ( M A R T I N K Ö W I T Z 1 9 6 6 ) eine Analyse der sortenspezifischen Struktur der Ertragskapazität vorgenommen. Dabei wird auch der Einfluß von Standzeit und Pflege berücksichtigt.
2.
Material und Methodik
Die Untersuchungen über die sortenspezifische Struktur der Ertragskapazität erfolgten an 12 Sorten mit je 3 Büschen des 1959 in Rostock-Biestow gepflanzten Sortiments (U. N E U M A N N 1 9 6 9 ) . Die Merkmalsausprägung ermittelten wir vom 3. bis 8. Standjahr an ganzen Büschen oder Stichproben durch Zählung Bonitierung und Messung. I m 3. und 4. Standjahr wurde der Neuwuchs an den Büschen vollständig gemessen, im 7. Standjahr erstreckten sich die Messungen des Alt- und Neuwuchses auf etwa ein Viertel der Astzahl jedes Busches. Das ergab 2 bis 6 Äste je Busch mit repräsentativer Altersund Größenstruktur. Von allen Ästen der 3 Büsche wurde der Basisdurchmesser gemessen und daraus der Basisdurchschnitt berechnet. — Der Einfluß von Standzeit und Pflege auf die Struktur der Ertragskapazität wurde an Versuchsquartieren in Rostock-Biestow und an Produktionsanlagen in Oberhof und Beckerwitz, Kreis Wismar, untersucht. Dabei wurden die Büsche vollständig gemessen, die Auszählungen des Fruchtansatzes der Infloreszenzen erfolgte an 3 Ästen je Busch.
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U. NEUMANN, Ertragskapazität von Schwarten Johannisbeersorten
3.
Ergebnisse
3.1.
Die sortenspezifische Struktur der Ertragskapazität
Die wichtigsten Komponenten der Ertragskapazität eines Johannisbeerbusches sind die Gesamtverzweigungslänge, der Anteil des Neuwuchses, die Anzahl der Insertionsstellen, an denen sich Infloreszenzen bilden können, die Blütenzahl je Infloreszenz, der Fruchtansatz der Blüten und das Beerenge wicht. Für die Ermittlung der Gesamtverzweigungslänge (S LS) verwendeten wir ebenso wie beim Apfel (NEUMANN 1966) das Verhältnis der Länge aller Achsen zum Basisquerschnitt der Mutterachse des Teilverzweigungssystems. Die statistische Analyse der Daten ergab, daß die Korrelation zwischen dem Basisquerschnitt und der Verzweigungslänge der Äste bei der Schwarzen Johannisbeere nicht so eng ist wie beim Apfel. Auf Grund der Anordnung der Sorten in der Korrelationstafel bildeten wir 2 Sortengruppen und zeichneten für jede die Regressionslinie (Abb. 1). Die Regression des Basisquerschnittes auf die Verzweigungslänge erwies sich für beide Gruppen als nicht linear. Bei Ästen mit sehr großem Basisquerschnitt ist die Verzweigungslänge relativ gering. Dabei bestehen wahrscheinlich Sortenunterschiede. Die geringe Anzahl untersuchter Äste je Sorte
Sortenqruppe £
A
5-
8.
öasiiqueritfinitt f e m 1 )
Abb. 1. Regression des Basisquerschnittes (cm 2 ) auf die Verzweigungslänge (m). Sortengruppe A : 'Brödtorp' 'Burley Black', 'Tinker' und'ZGL26', Sortengruppe B : 'Bogatyr', 'Consort', 'Dessertnaja Altaja', 'Goliath', 'Lowes Wellington X X X ' , 'Malvern Cross', 'Rosenthals Sehwarze' und 'Silvergieters Schwarze'
ließ die Berechnung der sortenspezifischen Regression nicht zu. Deshalb verwendeten wir den durchschnittlichen Quotienten Verzweigungslänge/Basisquerschnitt der untersuchten Äste jeder Sorte für die Berechnung der Gesamtverzweigungslänge/Busch der betreffenden Sorte. Auf diese Weise wird bei der Schätzung zwar die Sortenspezifität der Regression berücksichtigt, aber eine nicht vorhandene Linearität unterstellt. Die 12 untersuchten Sorten haben im 7. Standjahr durchschnittlich 39 m Verzweigungslänge je Busch (¿'LS/B) erreicht (Tab. 1, Sp. 2). 'Brödtorp' und 'Silvergieters Schwarze' bilden die Extremwerte der Sortenvariation. Von der durchschnittlichen Astzahl je Busch (Sp. 3) weichen jedoch 'Burley Black' und 'Silvergieters Schwarze' am stärksten ab. Der Auslichtungsschnitt hat die Sortenunterschiede wenig nivelliert. — Der Anteil der Altersbereiche an der
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Archiv für Gartenlau, XVII. Band, Heft 4.1969
Tabelle 1 Verzweigurgsmerkmale von 12 Sorten im 7. Standjahr,* im 6.; x von 3 Büschen je Sorte Sorte
X LS/B (m)
Äste/B (Stck)
Längenanteil der Altersbereiche (%) 3j. 5j. 2j4j.
Brodtorp Consort* Burley Black Tinker Bogatyr ZGL 26 Low. Well. X X X Goliath Malvern Cr. Dessert. Alt. Rosenthals Silverg.
80 54 53 50 42 38 33 30 29 24 20 19
14 15 20 14 14 14 11 13 11 12 12 10
49 82 63 66 63 72 66 65 61 69 58 60
23 14 16 17 13 18 18 17 15 11 19 17
14 4 17 15 15 7 10 7 12 12 19 20
12 0 3 2 9 3 3 11 11 8 4 1
X
39
13
65
16
13
5
2 0 1 0 0 0 3 0 1 0 0 2 0,8
Gesamtverzweigungslänge (Sp. 4 bis 8) hat durch den Auslichtungsschnitt offensichtlich eine Verschiebung zugunsten der 1- bis 2-jährigen Altersbereiche erfahren. Sie bilden zusammen 8 1 % der Verzweigungslänge. Die Sortenunterschiede sind auch in diesem Merkmal durch den Schnitt offenbar nur wenig nivelliert. 'Brödtorp' hat einen geringeren, 'ZGL 26' einen höheren Anteil jüngerer Altersbereiche. Der Anteil der Altersbereiche an der Gesamtverzweigungslänge ergibt sich bei Unterlassung von Schnitteingriffen entsprechend der jährlichen Häufigkeitsverteilung der Neuwuchslängen. Deshalb ist die Häufigkeitsverteilung der Neuwuchslänge (LN) ein wichtiges Wuchsmerkmal. Als Beispiele sind in den Tabelle 2 Durchschnittliche Neuwuchslärge (cm) von 12 Sorten im 3., 4. und 7. Standjahr, *im 2., 3. und 6.; x von 3 Büschen Sorte Sorte
1961-
1962
1965
Brodtorp Consort * Burley Black Tinker Bogatyr ZGL 26 Low. Well. X X X Goliath Malvern Cr. Dessert. Alt. Rosenthals Silverg.
21 28 34 32 26 27 23 20 20 26 30 20
10 30 28 30 19 20 24 15 23 15 17 18
12 35 22 34 29 18 19 21 23 25 20 27
X
26
21
24
264
V. NEUMANN, Ertragskapazität von Schwarzen Johannisbeersorten
LN (Kkafsenmitte, cm)
Abb. 2b
Tinker 1961 1962 1965
2,5 J 5
15
25
35
+5
55
65
75
85
95
105 LN
11S
125
155
(Klassenmitte,cm)
Abb. 2c SilvergizTers S c h w a r z e 1961 1962 1965
Abb. 2. Häufigkeitsverteilung der Länge des Neu Wuchses in den Jahren 1961,1962 und 1965 bei a: 'Brödtorp', b: 'Tinker'undc: 'Silvergieters Schwarze'
Abbildungen 2 a bis c die Häufigkeitsverteilungen der Neuwuchslänge von 'Brödtorp', 'Tinker' und 'Silvergieters Schwarze' dargestellt. Ihre stark ausgeprägte Linksschiefheit ist auffallend. Sie hat 1962, im 4. Standjahr, gegenüber 1961, dem 3. Standjahr, bedeutend zugenommen. Das Maximum der Häufigkeit hat sich in die Klasse 0 bis 5 cm verschoben. I m 7. Standjahr (1965) werden die
265
Archiv für Gartenbau, XVII. Band, Heft 4, 1969
langen Triebe bei 'Tinker' und 'Silvergieters Schwarze' wieder etwas häufiger. Die in Tabelle 2 angegebene durchschnittliche Neuwuchslänge der Sorten im 3., 4. und 7. Standjahr bringt die diesbezüglichen Sortenunterschiede ebenfalls zum Ausdruck. 'Brödtorp' hat in allen Untersuchungsjahren eine geringe durchschnittliche Neuwuchslänge, 'Tinker' eine besonders große. Bei 'Burley Black' und 'Rosenthals Schwarze' wird die durchschnittliche Neuwuchslänge im Laufe der Jahre geringer, während andere Sorten, z. B. 'Bogatyr' und 'Silvergieters Schwarze' 1965 längere Triebe bilden als 1961. Wir haben diese Wechselwirkung Sorte-Stand jähr nicht auf ihre Signifikanz geprüft, weil sie wahrscheinlich sehr stark vom Schnitt abhängig ist. Die Bedeutung des sortenspezifischen Anteils der Altersbereiche an der Gesamtverzweigungslänge besteht darin, daß sich die Altersbereiche in ihrer reproduktiven Tendenz unterscheiden (Tab. 3). Bei 2- bis 5jährigen Ästen ist der Besatz mit Infloreszenzen (nl) im 1jährigen Bereich der Verzweigung am dichtesten. Im 2jährigen Bereich nimmt er bereits sehr stark ab, der mehr als 4jährige Bereich der Verzweigung trägt kaum mehr direkt zur Ertragsbildung bei. Er dient nur noch als Gerüst, d. h. als Basis für jüngere reproduktive Teilverzweigungssysteme. Die Abnahme des Infloreszenzenbesatzes in den älteren Tabelle 3 Infloreszenzenbesatz (nl) 2- bis 5-jähriger Äste je Altersbereich und je Gesamtlänge der Verzweigung (nl/Z1 LS) vori 12 Sorten im 7. Standjahr,* im 6.; x von 3 Büschen je Sorte Sorte
nl/Altersbereich (Stck/dm) 2j. 3j.
4j-
5j.
0,1
0
n I / 2 LS (Stck/dm)
Brodtorp Consort * Burley Black Tinker Bogatyr ZGL 26 Low. Well. X X X Goliath Malvern Cr. Dessert. Alt. Rosenthals Silverg.
4,3 4,2 3,8 3,8 3,9 6,6 4,7 5,0 4,5 4,1 4,4 3,3
1,1 1,4 2,2 1,9 2,1 4,1 2,2 2,1 3,8 2,8 2,1 1,0
0,5 0,2 0,4 1,7 0,8 1,0 0,6 1,1 2,4 1,2 0,4 0,5
0 0 0,2 0 0,3 0 0 0 0 0
0 0 0 0 0 0 0 0 -
2,2 3,4 2,6 2,7 2,8 5,5 3,3 3,2 3,5 3,2 2,8 2,7
X
4,4
2,3
0,9
0,1
0
3,2
—
—
—
Bereichen der Verzweigung erfolgt bei allen Sorten. Die Daten in Tabelle 3 lassen jedoch Sortenunterschiede erkennen. Bei 'Brödtorp', 'Consort' und 'Silvergieters Schwarze' ist die Abnahme besonders stark. 'ZGL 26', 'Malvern Cross' und 'Dessertnaja Altaja' sind dagegen im 2jährigen Bereich noch relativ dicht mit Infloreszenzen besetzt. — Abgesehen von den unterschiedlichen Relationen zwischen den Altersbereichen bestehen deutliche Sortenunterschiede 18 Archiv für Gartenbau, Band 17, Heft 4,1969
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U. NEUMANN, Ertragskapazität von Schwarzen Johannisbeersorten
in der durchschnittlichen Dichte des Infloreszenzenbesatzes. 'Brödtorp' und 'ZGL 26' weichen am stärksten vom Sortenmittel ab. Der 1jährige Altersbereich ist in bezug auf seine Basis nicht homogen. Man kann unterscheiden zwischen 1jährigen Trieben, die aus terminalen oder lateralen Knospen des 2- bis 4jährigen Altersbereiches hervorgegangen sind und solchen die als sogenannte Bodentriebe oder dicht über der Erdoberfläche aus dem ältesten basalen Bereich des Busches entstanden sind. Nach L E N Z (1960) nimmt die Besatzdichte der Infloreszenzen bei diesen Bodentrieben mit zunehmender Trieblänge ab. Bei 20 bis 60 cm langen Trieben stellte L E N Z die höchste generative Leistung fest. Im basalen Bereich der längeren 1jährigen Bodentriebe nimmt die reproduktive Tendenz der Infloreszenzen ab, wahrscheinlich auch infolge mangelhafter Belichtung. Auf Grund der Ergebnisse von L E N Z haben wir die 1jährigen Bodentriebe gesondert untersucht (Tab. 4). Die Stärke der basalen Triebförderung ist sortenspezifisch. 'Silvergieters Schwarze' hat im 6. Standjahr bei allen 3 Büschen keine Bodentriebe gebildet, 'Consort' und 'Tinker' haben die meisten (Sp. 2) und auch die längsten Triebe (Sp. 3). Der Infloreszenzenbesatz der Bodentriebe (Sp. 4) ist im Durchschnitt der Sorten mit 1,4 Stck/dm im Vergleich zu den 1jährigen Trieben der 2- bis 5jährigen Äste mit 4,4 Stck/dm deutlich geringer. Die 1jährigen Triebe von 'ZGL 26', 'Lowes Wellington X X X ' und 'Dessertnaja Altaja' sind etwa 2- bis 3mal so dicht besetzt wie die von 'Malvern Cross' und 'Burley Black'. Die 'ZGL 26' hat relativ viele und lange Bodentriebe mit dem dichtesten Infloreszenzenbesatz . Unter Berücksichtigung aller wesentlichen vegetativen und reproduktiven Ertragskomponenten haben wir für die 12 Sorten die Ertragskapazität je Busch geschätzt. Wir gingen dabei von der auf Grund von Astproben über den BasisTabelle 4 Anzahl, Länge und Infloreszenzenbesatz 1 jähriger Bodentriebe von 12 Sorten im 7. Standjahr,* im 6.; x von 3 Büschen je Sorte Sorte
Anzahl
Länge (cm)
Infloreszenzenbesatz (Stck/dm)
Brodtorp Consort* Burley Black Tinker Bogatyr ZGL 26 Low. Well. X X X Goliath Malvern Cr. Dessert. Alt. Rosenthals Silverg.
2,3 3,0 2,0 3,0 2,0 2,3 1,7 1,0 2,0 1,5 1,3 0
86 112 107 107 93 101 95 96 65 72 65
1,2 1,1 0,8 1,0 1,4 2,1 2,0 1,7 0,7 2,0 1,5
-
-
X
1,8
91
1,4
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Archiv für Gartenbau, XVII. Band, Heft 4, 1969
quersehnitt aller Äste berechneten Verzweigungslänge je Busch aus (Tab. 1, Sp. 2). Ihre Multiplikation mit dem durchschnittlichen Infloreszenzenbesatz 2- bis öjähriger Äste (Tab. 3, Sp. 7) ergibt die Anzahl Infloreszenzen/Busch (Tab. 5, Sp. 2). Da die Sorten in Tabelle 5 nach ihrer Rangfolge in der Verzweigungslänge geordnet sind, kann man die Abweichungen infolge der verschiedenen Dichte des Infloreszenzenbesatzes leicht erkennen. 'Brödtorp' hat zwar die längste Verzweigung/Busch, aber eine geringe Besatzdichte. 'ZGL 26' kommt bei mittlerer Verzweigungslänge/Busch infolge des sehr dichten Besatzes Tabelle 5 Die Struktur der Ertragskapazität von 12 Sorten, Sortiment Rostock-Biestow 1965 Beerengewicht (g)
Ertrag/Busch Erwartungswert (kg)
1965 erreicht (kg)
0,7 0,9 0,5 0,6 0,5 0,5 0,6 0,8 0,7 0,7 0,3 0,3
0,65 0,80 1,10 1,05 1,15 0,85 1,05 1,10 0,95 1,05 0,87 1,15
7,2 10,7 7,1 9,0 7,5 6,6 7,6 6,6 6,0 4,7 1,5 1,8
3,0 4,1 3,5 3,3 2,4 2,1 3,5 2,6 2,0 2,7 1,1 1,2
0,6
0,98
6,4
2,6
Sorte
nl/B
Blüten/ RestTraube behang
Brodtorp Consort Burley Black Tinker Bogatyr ZGL 26 Low. Well. X X X Goliath Malvern Cr. Dessert. Alt. Rosenthals Silverg.
1760 1840 1380 1350 1180 2080 1090 960 1010 770 560 510
8,8 8,1 9,3 10,6 11,4 7,2 11,1 7,8 8,9 8,3 10,0 10,4
1250
9,3
X
auf die höchste Infloreszenzenzahl /Busch. — Wir multiplizierten die Infloreszenzenzahl/Busch nacheinander mit der Anzahl Blüten/Traube, dem Früchtefall bzw. Restbehang sowie mit dem Beerengewicht (Tab. 5, Sp. 3 bis 5) und erhielten die Blütenzahl, die Fruchtzahl und schließlich einen Erwartungswert für den Ertrag je Busch (Tab. 5, Sp. 6). Er wurde zu dem 1965 erzielten Ertrag/ Busch (Sp. 7) in Beziehung gesetzt (Abb. 3). Die Korrelation ist signifikant, r = 0,87, r m a x = 0,82 bei a = 0,1%. Die Erwartungswerte stimmen also in der Rangfolge mit den gemessenen Erträgen weitgehend überein. Ihre Variationsbreite ist allerdings größer und der Mittelwert der 12 Sorten zu hoch. Das ergibt sich aus der Art der Stichprobenentnahme und ist für die Fragestellung von untergeordneter Bedeutung. Mit der Errechnung der Erwartungswerte soll vor allem gezeigt werden, in welcher Weise sich die sortenspezifische Ertragskapazität im Zusammenwirken der Komponenten ergibt. Der hohe Ertrag von 'Consort' entsteht z. B. infolge der vielen Infloreszenzen/Busch und des geringen Früchtefalls. 'ZGL 26' hat zwar noch mehr Infloreszenzen/Busch, aber wenig Blüten/Traube, 50% Früchtefall und daher nur einen mittleren Ertrag. 18*
268
IT.
Neumann, Ertragskapazität
von Schwarzen Johannisbeersorten
.Cons. ,
.L.vlell.
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