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German Pages 655 [656] Year 1986
Anatomie des Menschen Zweiter Teil
A. Waldeyer | A. Mayet
Anatomie des Menschen für Studierende und Ärzte dargestellt nach systematischen, topographischen und praktischen Gesichtspunkten
Zweiter Teil: Kopf und Hals · Auge · Ohr · Gehirn · Arm · Brust 15., neubearbeitete Auflage
w DE
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Walter de Gruyter Berlin · New York 1986
Prof. Dr. med. et phil. A. Waldeyer | ehemals Direktor des A n a t o m i s c h e n Institutes der Humboldt-Universität Berlin, unter Mitarbeit v o n Dr. med. U . Waldeyer ehemals 1. Oberärztin am A n a t o m i s c h e n Institut der Humboldt-Universität Berlin Prof. Dr. med. A. Mayet, Direktor des A n a t o m i s c h e n Institutes der Johannes-Gutenberg-Universität Saarstraße 21 6500 Mainz D a s Buch enthält 448 Abbildungen
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der Deutschen
Bibliothek
Waldeyer, Anton: Anatomie des Menschen : für Studierende u. Ärzte dargest. nach systemat., topograph, u. prakt. Gesichtspunkten / A. Waldeyer. A. Mayet. [Unter Mitarb. von U. Waldeyer]. - Berlin ; New York : de Gruyter NE: Mayet, Anton [Bearb.] Teil 2. - 15., neubearb. Aufl. - 1986. ISBN 3-11-005734-4
© Copyright 1986 by Walter de Gruyter & Co., Berlin 30. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Photokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Printed in Germany. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dergleichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, daß solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um gesetzlich geschützte, eingetragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Satz und Druck: Passavia Druckerei GmbH Passau. Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer Buchgewerbe GmbH, Berlin. Einbandgestaltung: R. Hübler, Berlin.
Vorwort zur 15. Auflage Für diese Auflage habe ich, unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse in unserem Fachgebiet, aber auch der Bedürfnisse der Klinik, viele kleinere und mehrere größere Änderungen des Textes und der Abbildungen durchgeführt. Geholfen haben mir dabei Zuschriften vieler Studenten und Ratschläge meiner Fachkollegen. Es waren dies vor allem die Herren Professoren G. Müller, D. Petutschnigk, E. Stofft und L. Vollrath aus Mainz und Herr Privatdozent Dr. Chr. Walther aus Ulm. Ich danke allen für wertvolle Hinweise und Anregungen. Uberarbeitet wurde das Kapitel über den Bau der Zähne und des Kauapparates, den Bau und die Funktion der Sehzellen, der Zirbeldrüse, des Hypothalamus, der Hypophyse, des Thymus, der Hirnhäute und des Erregungsleitungssystems des Herzens. Viele klinische Hinweise sind hinzugekommen. Die für die klinische Diagnostik wichtigen Engpaßsyndrome wurden besonders beachtet. Die künstlerische Arbeit hat in bewährter Weise Herr G. Schlich durchgeführt. Dem Walter de Gruyter-Verlag danke ich für die großzügige Unterstützung, seinem Herrn Dr. med. A. Bedürftig für gute Zusammenarbeit. Mainz, im September 1985
A. May et
Vorwort zur 14. Auflage Nachdem der II. Band des Waldeyer seit der 6. Auflage unverändert erschienen ist, war eine sorgfältige Überprüfung des Textes und der Abbildungen sowie ihre Anpassung an die Fortentwicklung der Anatomie erforderlich. Da das Buch nicht nur den Studierenden, sondern auch praktizierenden Ärzten und Zahnärzten dienen soll, war auch eine Revision der vielen Hinweise auf die Klinik notwendig. Umfangreichere Änderungen oder Ergänzungen habe ich im Abschnitt über die Anatomie der Zähne, ferner bei der Besprechung der Kerne des Großhirns, vornehmlich des Thalamus, beim Kleinhirn, bei der Hörbahn und beim Spatium parapharyngeum vorgenommen. Viele Bilder sind neu gezeichnet worden, einige wurden durch neue ersetzt. Die Farbe der Muskeln in den Abbildungen wurden jener des I. Bandes angeglichen. Dem Verlag danke ich für die großzügige Unterstützung meiner Arbeit. Mein besonderer Dank gilt den vielen Studenten aus dem gesamten deutschen Sprachgebiet, deren Zuschriften mir geholfen haben, manche Unstimmigkeit in Abbildungen und Text zu beseitigen. Auch diesmal hat mir die Akademische Oberrätin, Frau Dr. med. S. Heil bei der Anleitung der Zeichner und beim Lesen der Korrekturen in bewährter Weise geholfen. Die künstlerische Arbeit lag in Händen von Frau R. Drews, Herrn A. Drews, Herrn G. Schlich und Frau G. Schmitt-Teßmann. Mainz, September 1978
A. May et
Vorwort zur 1. Auflage Acht Jahre lang wurden die zahlreichen Freunde des I.Bandes auf eine harte Probe gestellt. Bereits 1942 war der größte Teil der Klischees fertig. Der Satz lag zum Teil schon im Umbruch vor. Das Papier war bereitgestellt. In wenigen Minuten wurde die jahrelange Arbeit ein Raub der Flammen. Es wurde sofort mit dem Wiederaufbau begonnen. Doch noch zweimal zerstörten die Furien des Krieges bereits wiedererstandene Teile der Originalzeichnungen, der Klischees und des Satzes. Die zahlreichen günstigen Urteile über den I.Band aus den Kreisen der Anatomen, Kliniker und praktischen Ärzte, vor allem aber die begeisterte Aufnahme, die er bei den Studenten gefunden hatte, gaben mir den Mut und die Kraft, zum vierten Male an die Arbeit zu gehen und allen Schwierigkeiten zum Trotz den II. Band zu vollenden. Die Korrekturen des II. Bandes lasen meine Frau, Dr. med. Franziska Waldeyer geb. Werner, und stud. med. Hans Zimmermann, der mir auch bei der Aufstellung des Sachregisters half. Ihnen mit dem Verlag gilt mein besonderer Dank. Möge das Buch den Weg zu den alten Freunden finden, zahlreiche neue hinzugewinnen und Künder sein des deutschen Lebens- und Aufbauwillens. Berlin-Marienfelde, im August 1950
A. Waldeyer
Vorwort zur 2. und 3. Auflage Die Neuauflage bedeutete für Autor und Verlag eine große Arbeitslast, da alle Druckstöcke und 159 Originalzeichnungen der I.Auflage verloren gingen. Sie wurden durch möglichst naturgetreue, größere und instruktivere ersetzt. Darüber hinaus wurde die Zahl der Bilder um 93, darunter 15 Röntgenaufnahmen, auf 447 erhöht. Die bessere bildmäßige Ausstattung soll es dem eiligen Leser, dem Studenten und dem vielbeschäftigten Arzt ermöglichen, sich schnell über eine Region zu orientieren. Die Umstellung auf die internationalen Pariser Nomina anatomica (PNA, 1955) und die in New York (1960) beschlossenen Korrekturen der Pariser Namen machte eine intensivere Überarbeitung des Textes notwendig. Bei stärkeren Abweichungen von den Jenaer Namen (JNA, 1937) wurde der bisherige Name im Text in eckigen Klammern eingefügt, und im Sachregister kursiv gedruckt. Die Kapitel Kopf-Hals, Gehirn, Arm und Brust wurden besonders gründlich überarbeitet. Dabei wurde der ursprüngliche Gedanke, schon frühzeitig von der systematischen zur topographischen und angewandten Anatomie vorzudringen und den Studenten, unter Betonung funktioneller Zusammenhänge und praktisch-anatomischer Hinweise, näher an die Klinik heranzuführen, noch stärker betont. In den knappen systematischen Übersichten wurde eine gewisse Vollständigkeit erstrebt. Manche aufgeführten Einzelheiten haben für die praktische Medizin keine große Bedeutung und können beim Studium vernachlässigt werden, ermöglichen aber bei einer speziellen Fragestellung eine schnelle Orientierung. Der um 78 Seiten vermehrte Umfang ist im wesentlichen durch die zusätzlichen und größeren Bilder bedingt. Straffe Gliederung und unterschiedliche Schrifttypen sollen auch vom Schriftbild her das Lesen und Wiederholen erleichtern.
Sämtliche neuen Zeichnungen wurden in besonders intensiver Zusammenarbeit mit dem Diplom-Graphiker Herrn Horst Link und meiner langjährigen Mitarbeiterin Frau Oberarzt Dr. Ursula Schröder nach Präparaten erstellt, die zum größten Teil die Präparatoren G. Kunz und G. Wilcke schufen. Es ist mir ein Herzensbedürfnis, Herrn Horst Link für die hervorragende künstlerische Gestaltung, Frau Oberarzt Dr. U. Schröder für den selbstlosen Einsatz bei der möglichst naturgetreuen Erstellung der Bilder und den Herren G. Kunz und G. Wilcke für die Anfertigung der Präparate meinen besonderen Dank auszusprechen. Es unterstützten mich beim Lesen der Korrekturen und der Umstellung auf die Pariser Namen neben den jüngeren Mitarbeitern (Dr. Gisela Behne, Dr. Eveline Henkel, Winfried Kleinau, Ute Kleinschmidt, Gerhard Kunz, Dr. Marianne Post, Dr. Wolfgang Salinger, Ursula Schönheit, Dr. Bodo Schönheit, Dr. Gert-Dieter Spranger, Hartmut Wenk, Dr. Jürgen Wenzel, Helmut Winter) und Fräulein Frieda Trost vor allem Herr Oberarzt Dr. H.-H. Loetzke, Herr Oberarzt Dr. J. Staudt und Herr Dr. Wolfram Richter. Bei der Aufstellung des Sachregisters halfen Frau Doris Förste und Fräulein Helga Stanke. Ihnen allen gilt mein besonderer Dank. Schließlich danke ich noch Herrn Prof. W. Kirsche für die sechs schematischen Zeichnungen der Abb. 279 sowie den Herren Prof. Liess und Prof. Leonhard für die Röntgenbilder. In alter Verbundenheit ermöglichte mein Verleger Herr Dr. h. c. Dr. h. c. Herbert Cram die großzügige buchtechnische Ausstattung. Dafür gilt ihm und seinen Mitarbeitern mein ganz besonderer Dank. Möge auch die in neuem Gewände erscheinende Auflage den Jüngern Äskulaps das anatomische Rüstzeug für das ärztliche Handeln vermitteln helfen. Berlin, im Herbst 1964
A. Waldeyer
Aus dem Vorwort zur 6. Auflage Mein besonderer Dank gilt wieder meiner Frau, Dr. med. Ursula Waldeyer geb. Schröder. Nachdem sie mich schon als langjährige und engste Mitarbeiterin nach dem Verlust aller Klischees des II. Bandes, unter Hintansetzung ihrer eigenen Arbeit, besonders bei der Erstellung der neuen Abbildungen unterstützt hatte, war sie mir bei der Überarbeitung der 6. Auflage, beim Lesen der Korrekturen und bei der Überholung des Sachregisters eine äußerst wertvolle Hilfe. Berlin 45, Hortensienstr. 38
A. Waldeyer
Vorwort zur 7.-13. Auflage Nach dem Tode von Herrn Professor Anton Waldeyer, am 10. Juni 1970, blieben die siebente und die folgenden Auflagen unverändert. Februar 1975
Der Verlag
Inhaltsübersicht Kopf und Hals A. Der Schädel I. Der Gehirnschädel 1. Ansicht von oben 2. Seitenansicht 3. Ansicht von vorn 4. Ansicht von hinten 5. Innenansicht des Schädeldaches 6. Die Schädelbasis a) Die innere Schädelbasis b) Die äußere Schädelbasis 7. Die isolierten Knochen des Gehirnschädels a) Das Scheitelbein b) Das Stirnbein c) Das Hinterhauptsbein d) Das Schläfenbein e) Das Keilbein II. D e r G e s i c h t s - o d e r V i s z e r a l s c h ä d e l 1. Die Augenhöhle 2. Die knöcherne Nasenhöhle a) Das Septum nasi b) Die laterale Wand c) Boden der Nasenhöhle d) Das Dach der Nasenhöhle e) Das Skelett der äußeren Nase 3. Die isolierten Knochen der Nasenhöhle a) Das Gaumenbein b) Das Tränenbein c) Die Nasenbeine d) Das Siebbein e) Der Oberkiefer f) Das Jochbein g) Das Pflugscharbein 4. Die Nasennebenhöhlen 5. Die Flügelgaumengrube 6. Die knöcherne Begrenzung der Mundhöhle a) Der harte Gaumen b) Der Unterkiefer c) Die Zähne III. Die E n t w i c k l u n g des S c h ä d e l s 1. Das Primordialkranium 2. Das Desmokranium
1 2 2 3 5 6 8 8 8 14 18 18 18 19 22 24 27 27 29 29 30 31 32 32 32 32 33 34 35 36 38 38 39 42 43 43 43 47 64 64 64
χ
Inhaltsübersicht
IV. V.
V e r g l e i c h e n d e A n a t o m i e u n d E n t w i c k l u n g des Viszeralskelettes D e r S c h ä d e l als G a n z e s 1. Die Festigkeit des Schädels 2. Die Ernährung der Schädelknochen 3. Die Relation zwischen Gehirn- und Gesichtsschädel 4. Zur Anthropologie des Schädels 5. Beziehungen zwischen Nahtverknöcherung, Gehirn und pathologischen Schädelformen
B. Die Muskeln des Halses und Kopfes I. Die H a l s m u s k e l n 1. Der Hautmuskel des Halses, Platysma 2. Der Kopfwender 3. Zungenbein und Zungenbeinmuskeln a) Die unteren Zungenbeinmuskeln b) Die oberen Zungenbeinmuskeln 4. Die tiefen Halsmuskeln a) Die Skalenusgruppe b) Die mediale oder praevertebrale Gruppe 5. Das Zusammenspiel der Hals-, Kau- und Nackenmuskeln . . II. Die M u s k e l n des K o p f e s 1. Die mimische Muskulatur des Kopfes a) Die Muskeln in der Umgebung der Lidspalte b) Die Muskeln in der Umgebung der Mundöffnung c) Die Muskeln in der Umgebung der Nasenöffnung d) Die Muskeln in der Umgebung der äußeren Ohröffnung. . e) Die Muskeln des Schädeldaches f) Mimische Muskeln und Mienenspiel 2. Die Muskeln des Kau- und Schluckaktes a) Die eigentlichen Kaumuskeln b) Die Schiundmuskeln c) Die Gaumenmuskeln d) Die Zungenmuskeln 3. Das Zusammenspiel der Muskeln beim Kau- und Schluckakt.
64 68 68 70 70 74 75 75 75 76 77 77 78 79 81 81 82 83 84 85 85 88 91 91 91 92 94 94 96 97 98 101
C. Übersicht über die Arterienversorgung des Kopfes und Halses
102
D. Übersicht über die Venen des Kopfes und Halses
107
£. Übersicht über die Lymphgefäße und Lymphknoten des Kopfes und Halses . . . .
109
F. Übersicht über die Nervenversorgung des Kopfes und des Halses I. Die H i r n n e r v e n II. D a s H a l s g e f l e c h t
111
G. Topographische und angewandte Anatomie des Halses I. Allgemeines 1. Beobachtung am Lebenden a) Allgemeine Form b) Relief und Einteilung in Regionen 2. Hautnerven und Hautvenen II. Die R e g i o c o l l i a n t e r i o r 1. Das Trigonum caroticum
112 125 127 127 127 127 127 129 131 131
Inhaltsübersicht
XI
2. Das Trigonum submandibulare 3. Die Regio colli mediana a) Die Regio submentalis b) Die Regio hyoidea c) Die Regio subhyoidea d) Die Regio laryngea α) Das Kehlkopfskelett ß) Die Verbindungen der Kehlkopfknorpel γ) Die Kehlkopfmuskeln δ) Die Kehlkopfhöhle ε) Nerven- und Gefäßversorgung 0 Geschlechts- und Altersunterschiede η) Nachbarschaftsbeziehungen des Kehlkopfes $) Elastisch-muskulöse Gurtung und Verschieblichkeit des Kehlkopfes i) Leistungen des Kehlkopfes e) Die Regio thyroidea a) Die Schilddrüse ß) Die Beischilddrüse oder Epithelkörperchen f) Die Luftröhrengegend III. D i e R e g i o c o l l i l a t e r a l i s (Trigonum colli laterale) Das Trigonum omoclaviculare IV. D i e R e g i o s t e r n o c l e i d o m a s t o i d e a V. D a s S p a t i u m s c a l e n o v e r t e b r a l e VI. D i e B e z i e h u n g e n d e r L u n g e n s p i t z e u n d d e r P l e u r a kuppel zum Hals
135 137 137 137 137 137 138 141 142 144 147 148 148
VII. F a s z i e n u n d B i n d e g e w e b s r ä u m e d e s H a l s e s
163
149 150 151 151 155 155 157 157 159 161 162
H. Topographische und angewandte Anatomie des Kopfes I.
II.
HI IV. V.
VI.
165
Die Weichteile des S c h ä d e l d a c h e s 1. Die Kopfschwarte 2. Das Perikranium Die o b e r f l ä c h l i c h e Gesichtsgegend (Regio faciei lateralis superficialis) 1. Die Entwicklung des Gesichtes 2. Haut, Fettpolster, Gefäße und Nerven 3. Die Ohrspeicheldrüse 4. Die Endäste des Trigeminus D i e t i e f e G e s i c h t s g e g e n d (Regio faciei lateralis profunda) .
165 166 168
Die N a s e n h ö h l e n und ihre N e b e n h ö h l e n Die M u n d h ö h l e 1. Das Vestibulum oris 2. Das Cavum oris proprium a) Der Gaumen b) Die Zunge c) Die Regio sublingualis d) Zusammenfassendes über die Speicheldrüsen e) Die Nervenversorgung der Zähne, des Zahnfleisches und des Kiefergerüstes Der Schlund
179 184 185 186 187 188 194 194
168 168 170 171 173 175
195 196
XII
Inhaltsübersicht
VII. D a s S p a t i u m p a r a p h a r y n g e u m VIII. V e r g l e i c h e n d e A n a t o m i e u n d E n t w i c k l u n g s geschichte des S c h l u n d - oder K i e m e n d a r m e s
201 203
Das Sehorgan A. Die Schutzeinrichtungen des Auges I. II. III.
211
Die Augenlider und A u g e n b r a u e n Die B i n d e h a u t Der T r ä n e n a p p a r a t
211 214 215
B. Der Augapfel I. Die ä u ß e r e A u g e n h a u t 217 1. Die weiße oder harte Augenhaut 217 2. Die Hornhaut 218 II. D i e m i t t l e r e A u g e n h a u t 218 1. Die Aderhaut 218 2. Der Strahlenkörper 220 3. Die Regenbogenhaut 221 III. D i e L i n s e , L e n s , d e r Z o n u l a a p p a r a t u n d d i e A k k o modation 223 IV. D i e i n n e r e A u g e n h a u t 225 1. Die Netzhaut 227 2. Das Pigmentepithel 230 V. D e r G l a s k ö r p e r 230 VI. D a s K a m m e r w a s s e r u n d d e r i n t r a o k u l a r e D r u c k . . . 231 VII. L i c h t w e g u n d E r r e g u n g s l e i t u n g 231 Der Sehnerv 231
217
C. Der Bewegungsapparat des Augapfels
232
I.
II. III.
Die A u g e n m u s k e l n 1. Die 4 geraden Augenmuskeln 2. Die 2 schrägen Augenmuskeln Der F e t t k ö r p e r und der B i n d e g e w e b s a p p a r a t der Augenhöhle D i e B e z i e h u n g e n d e r O r b i t a zu d e n Nasennebenhöhlen
233 233 233 236 238
D. Die Nerven und Gefäße der Augenhöhle I. II. III. IV.
Die Die Die Die
Nerven A. o p h t h a l m i c a Venen Lymphwege
238 238 241 241 242
Das Ohr A. Der Schalleitungsapparat I. Das äußere Ohr 1. Die Ohrmuschel 2. Der äußere Gehörgang
244 244 244 244
Inhaltsübersicht II. III.
Das Trommelfell Das Mittelohr 1. Die Paukenhöhle a) Die Wände der Paukenhöhle b) Die Gehörknöchelchen c) Die Binnenmuskeln des Mittelohres d) Schleimhaut, Schleimhautfalten und -buchten e) Die Gefäße f) Die Nerven 2. Die pneumatischen Nebenräume der Paukenhöhle 3. Die Ohrtrompete
XIII 248 250 250 250 253 254 256 256 257 259 260
B. Der Schallaufnahme- und der Gleichgewichtsapparat I.
II.
III. IV.
Das häutige Labyrinth 1. Der Gleichgewichtsanteil a) Die Bogengänge b) Utriculus und Sacculus c) Ductus und Saccus endolymphaticus 2. Der Gehöranteil a) Die häutige Schnecke b) Das Cortische Organ Das knöcherne Labyrinth 1. Der Vorhof 2. Die knöchernen Bogengänge 3. Die knöcherne Schnecke Die p e r i l y m p h a t i s c h e n R ä u m e Der innere Gehörgang
261 261 262 262 263 263 264 264 265 267 267 268 269 271 272
Das Gehirn A. Allgemeines
274
I.
A u f g a b e und L e i s t u n g des N e r v e n s y s t e m s
274
II. III. IV.
Die B a u s t e i n e des N e r v e n s y s t e m s Die L e i t u n g s b ö g e n Die E n t w i c k l u n g und G l i e d e r u n g des N e r v e n s y s t e m s 1. Differenzierung des Neurairohres im Bereich des Rückenmarks 2. Differenzierung des Neurairohres im Bereich des Gehirns. . . Vergleichende Anatomie
275 275 276 277 278 283
V.
B. Die makroskopische Anatomie I. Die O b e r f l ä c h e des G e h i r n s 1. Ansicht von oben 2. Die Seitenansicht 3. Ansicht von medial 4. Die Gehirnbasis a) Die Stirnlappen b) Die Schläfenlappen c) Das viereckige Mittelfeld
286 286 286 287 292 295 295 295 295
XIV
Inhaltsübersicht
II.
d) Die Brücke e) Das verlängerte Mark f) Die Austrittsstellen der Hirnnerven Z e r g l i e d e r u n g u n d k u r z e s S t u d i u m d e r i n n e r e n Teile des G e h i r n s 1. Das Endhirn und das Zwischenhirn a) Die Seitenventrikel b) Der 3. Ventrikel c) Lage und Form der grauen und weißen Substanz α) Die weiße Substanz Die innere Kapsel Der Stabkranz ß) Die Kerne des End- und Zwischenhirns aa) Der Thalamus ßß) Der Hypothalamus yy) Der Schweifkern (5 petrosi superior is )
Foramen jugulare
Sulcus sinus petrosi \ inferioris, Clivus ( Pars > basi lari s ossis occipitalis) )
Foramen mastoideum
Sulcus sinus sigmoidei
Canalis hypoglossi
Sulcus sinus transversi
Fossa cranii posterior
Crista occipitalis interna
Protuberantia occipitalis interna
Foramen magnum
A b b . 7. Innenfläche der Schädelbasis (Basis cranii interna)
gelegenen S c h l ä f e n b e i n e n gebildet. Gegenüber dem ziemlich einheitlich gebauten Schädeldach zeigt sie folgende Charakteristika: 1. Sie weist 3 terrassenförmig hintereinander gelegene Gruben, die v o r d e r e , m i t t l e r e und h i n t e r e S c h ä d e l g r u b e , die Fossa cranii anterior, media und posterior, auf. 2. Gegenüber der ziemlich gleichmäßig dicken Schädeldecke finden wir an der Basis einen bunten Wechsel von dicken und dünnen Knochen. 3. Sie ist von zahlreichen großen und kleinen L ö c h e r n (Foramina), K a n ä l e n ( Canales) u n d S p a l t e n (Fissurae) durchbrochen. Diese lassen Gefäße und Nerven aus- und eintreten. Die Öffnungen schwächen die an sich schon ungleich stark
10
Kopf und Hals. Der Schädel
gebaute Basis noch weiter. S c h ä d e l b a s i s b r ü c h e kommen deshalb weit häufiger als solche der Schädeldecke vor (Abb. 61).
α) D i e v o r d e r e S c h ä d e l g r u b e , Fossa eranii anterior, ist die höchstgelegene der 3 Terrassen und nimmt die Stirnlappen des Gehirnes auf. Sie wird (Abb. 6 u. 7) von der dünnen Pars orbitalis (Dach der Augenhöhle) des Stirnbeins, dem Körper und den kleinen Flügeln des Keilbeins, Corpus und Alae minores [parvae] ossis sphenoidalis, und der Siebplatte des Siebbeins, Lamina cribrosa, gebildet. Wir unterscheiden an der vorderen Schädelgrube ein unpaares M i t t e l f e l d (das Dach der Nasenhöhlen) und die beiden s e i t l i c h e n A b t e i l u n g e n (das Dach der Augenhöhlen). Im Mittelfeld finden wir von vorn nach hinten: 1. das Foramen caecum, beim Erwachsenen ein blind endendes Loch, beim Kind häufig ein Kanal zur Nasenhöhle ( V. emissario); 2. die Crista galli, eine hahnenkammartige Leiste des Siebbeins, die der Hirnsichel, Falx cerebri, zur Befestigung dient; 3. die Lamina cribrosa, eine siebartig durchlöcherte Platte des Siebbeins zu Seiten der Crista galli. Sie läßt die dünnen Riechnerven, Nn. olfactorii, zur Nasenhöhle und die kleine A. ethmoidalis anterior in die Schädelhöhle ein- und, nach Angabe der A. meningea anterior, in die Nasenhöhle austreten; 4. das Corpus ossis sphenoidalis, den Körper des Keilbeins. Die seitlichen Abteilungen, gebildet von den Partes orbitales des Stirnbeins und den Alae minores [parvae] des Keilbeins, zeigen die Impressiones digitatae, E i n d r ü c k e für die Stirnhirnwindungen, und L e i s t e η, die den Furchen des Stirnhirnes entsprechen. Der kleine Keilbeinflügel läuft nach medial in den stumpfen Processus clinoideus anterior [alae parvae] aus. ß) D i e m i t t l e r e S c h ä d e l g r u b e , Fossa cranii media, reicht vom scharfen hinteren Rand des kleinen Keilbeinflügels bis zur oberen Kante der Felsenbeinpyramide, Margo superior partis petrosae. Sie läßt ebenfalls ein u n p a a r e s M i t t e l f e l d u n d p a a r i g e , s e i t l i c h e G r u b e n unterscheiden. Das Mittelstück beginnt vorn mit einer flachen Furche, die zum Canalis opticus (Austrittsstelle des N. opticus und der A. ophthalmicä) führt. Hinter dem Sulcus fallt das Mittelstück zum T ü r k e n s a t t e l , Sella turcica, ab. An der Vorderwand des Sattels erheben sich die stumpfen Processus clinoidei [sellae] medii. Die R ü c k w a n d des S a t t e l s , Dorsum sellae, steigt steil an und endet mit einer stumpfen Kante, von der die Processus clinoidei posteriores [dorsi sellae] seitlich abgehen. Die Sattelgrube wird auch Fossa hypophyseos genannt, weil sie die Hypophyse, den Hirnanhang, aufnimmt. Der B o d e n d e r G r u b e ist nur durch eine dünne Knochenlamelle von der Keilbeinhöhle (einer Nasennebenhöhle) getrennt (Operationsweg bei Hypophysenoperationen!). An den P r o c e s s u s c l i n o i d e i in der U m g e b u n g des T ü r k e n s a t t e l s ist das Diaphragma sellae, eine horizontale Platte der harten Hirnhaut, befestigt. Es deckt die Hypophyse zu und läßt nur ein feines Loch für den Hypophysenstiel frei.
Die seitlichen Gruben werden vom großen Flügel des Keilbeins, Ala major [magna] ossis sphenoidalis, von der vorderen Fläche der Felsenbeinpyramide, Facies anterior partis petrosae, und der Schuppe des Schläfenbeins, Pars squamosa ossis temporalis, gebildet. Sie nehmen die Schläfenlappen des Gehirns auf. Von ihnen führen besonders viele Löcher und Spalten nach außen.
Der Gehirnschädel. Die Schädelbasis
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1. Die Fissura orbitalis superior [cerebralis] ist dreieckig, liegt zwischen Ala minor und major des Keilbeins und führt die Nn. ophthalmicus, trochlearis, oculomotorius und abducens aus der Schädelhöhle zur Augenhöhle und die V. ophthalmica superior aus der Augenhöhle zum Sinus cavernosus. 2. Das Foramen rotundum durchbohrt die Wurzel der Ala major und entläßt den N. maxillaris zur Flügelgaumengrube. 3. Das Foramen ovale liegt weiter lateral und hinten und läßt den N. mandibularis zur äußeren Schädelbasis austreten. 4. Das Foramen spinosum durchbohrt den hintersten Zipfel, die Spina, des großen Keilbeinflügels, ist sehr klein und führt die A. meningea media (aus der A. maxillaris) und den Ramus meningeus des N. mandibularis von außen in die Schädelhöhle. 5. Das Foramen lacerum, ein unscharf begrenztes Loch zwischen dem Hinterrand der Ala major und der Spitze der Felsenbeinpyramide, ist am nicht mazerierten Schädel durch eine faserknorpelige Platte verschlossen. 6. Die Fissura sphenopetrosa ist der seitliche Ausläufer des Foramen lacerum. Sie entläßt die N. petrosi [superficialis] major und minor zur äußeren Schädelbasis. 7. Die innere Öffnung des Canalis caroticus liegt unmittelbar hinter dem Foramen lacerum in der Spitze der Pyramide. Durch sie tritt die A. carotis interna, das H a u p t g e f ä ß f ü r d a s G e h i r n , aus dem Felsenbein in die Schädelhöhle, verläuft seitlich des Türkensattels nach vorn und erzeugt dort den flachen Sulcus caroticus. 8. Der Hiatus canalis [Apertura interna canaliculi] n. petrosi minoris ist eine feine Öffnung auf der Großhirnfläche der Pyramide. Von ihr führt eine schmale Furche für den Nerven zur Fissura sphenopetrosa. 9. Der Hiatus canalis n. petrosi majoris [n. facialis] ist nur wenig größer als die vorige Öffnung und liegt unmittelbar hinter ihr. Durch ihn tritt der N. petrosus major (aus dem Facialis bzw. Intermedius) in die Schädelhöhle ein, verläuft in einem feinen gleichnamigen Sulcus zur Fissura sphenopetrosa, durch die er zur Außenfläche des Schädels gelangt. Das Relief der seitlichen Gruben. Vom Foramen spinosum läuft ein Sulcus arteriosus (für die A. meningea media) zur seitlichen Wand und gabelt sich in einen v o r d e r e n und h i n t e r e n Ast. Über die praktisch wichtige Lagebestimmung s. Abb. 296. Die Spitze der Pyramide zeigt eine flache Delle, die Impressio trigemini, für das Ganglion trigeminale [Gasseri] des N. trigeminus. Die Mitte der Facies anterior [cerebralis] der Pyramide wird durch den oberen Bogengang zur Eminentia arcuata vorgebuckelt. Lateral und dorsal von ihr finden wir das Tegmen tympani, die dünne Decke des Mittelohrraumes. Es trennt den Mittelohrraum von der Gehirnhöhle (Schläfenlappenabszesse vom Mittelohr aus!). An der oberen Felsenbeinkante verläuft der Sulcus sinus petrosi superioris [cristae pyramidis] für den Sinus petrosus superior. P r a k t i s c h e A n w e n d u n g . Die Schädelbasis ist im Bereich der mittleren Schädelgrube durch die v i e l e n L ö c h e r und d ü n n e n S t e l l e n besonders g e s c h w ä c h t . S c h ä d e l b a s i s b r ü c h e sind hier häufig, halten sich an die Stellen des geringsten Widerstandes. Aus der Verletzung der durch die Löcher tretenden Gefäße und Nerven kann man auf die Lage der Bruchlinien (Abb. 62) schließen. Auf die Beziehungen zwischen Pyramide (Innen- und Mittelohr) und Schläfenlappen wurde bereits verwiesen. Vergrößerungen der Hypophyse schädigen häufig die anliegende Sehnervenkreuzung. Operativer Zugang zu diesen Geschwülsten durch Nasen- und Keilbeinhöhle.
γ) D i e h i n t e r e S c h ä d e l g r u b e , Fossa
craniiposterior
Sie wird b e g r e n z t durch das Dorsum sellae, die Rücklehne des Türkensattels, durch die von vorn medial nach hinten lateral verlaufende obere F e l s e n b e i n k a n t e und durch den Sulcus sinus transversi des Hinterhauptsbeins. An diesen Grenzen heftet sich das Kleinhirn-
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Kopf und Hals. Der Schädel
zeit, Tentorium cerebelli, an. Diese dachartig abfallende Platte der harten Hirnhaut (Abb. 294) schließt die in der Grube untergebrachten Hirnteile (Kleinhirn, Brücke und verlängertes Mark) nach oben weitgehend ab. Die knöcherne Grundlage der Grube liefern das H i n t e r h a u p t s b e i n , die hintere [Kleinhirn-] Fläche der P y r a m i d e und das D o r s u m s e l l a e des Keilbeins. Wir unterscheiden ein u n p a a r e s M i t t e l s t ü c k und p a a r i g e , s e i t l i c h e Gruben. Das Mittelstück ist der Clivus (Blumenbach), ein nahezu ebener, vom Türkensattel zum großen Hinterhauptsloch, Foramen [occipitale] magnum, sanft abfallender Abhang. Der Clivus wird vom Körper des Keilbeins und vom Körper, Pars basilaris, des Hinterhauptsbeins gebildet. Zwischen beiden besteht bis zum 20. Lebensjahr eine Knorpelfuge, die Synchondrosis sphenooccipitalis. Am Seitenrande des Clivus verläuft jederseits der Sulcus sinus petrosi inferioris. Er zieht an der Unterkante der Pyramide entlang nach lateral und hinten zum Foramen iugulare und nimmt den Sinus petrosus inferior auf. A u f d e m C l i v u s liegen die B r ü c k e und d a s v e r l ä n g e r t e M a r k . Zwischen Brücke und Clivus verläuft in der Mediansagittalen die A. basilaris.
Die seitlichen Gruben nehmen die Hemisphären des Kleinhirns auf. Sie werden in der Mittellinie durch eine Leiste, die Crista occipitalis interna, getrennt. Diese verläuft vom Foramen magnum zu einem höckerartigen Vorsprung, der Protuberantia occipitalis interna. Von der letzteren zieht eine breite Furche, der Sulcus sinus transversi, nahezu horizontal nach vorn bis zur Felsenbeinpyramide, wo er in den Sulcus sinus sigmoidei übergeht, der sich mit einer sigmaförmigen Krümmung nach unten und medial zum Foramen iugulare wendet. Das Foramen jugulare liegt zwischen Felsenbein und der Pars lateralis (lateral vom Foramen magnum) des Hinterhauptsbeins. Beide Knochen zeigen hier einen Ausschnitt, die Incisura jugularis, die zusammen das gleichnamige Loch begrenzen. Meist wird es durch die Processus intrajugulares, feine, spitze, von den beiden Knochen ausgehende Fortsätze, i n e i n k l e i n e r e s v o r d e r e s L o c h (für den Durchtritt des Sinus petrosus inf., Ν. glossopharyngeus, N. vagus und N. accessorius) und ein g r ö ß e r e s h i n t e r e s L o c h (für die V. jugularis interna) unterteilt. Die Partes laterales des H i n t e r h a u p t s b e i n s begrenzen seitlich das Foramen magnum, sind in der Jugend durch Knorpelfugen, durch die Synchondroses intraoccipitales anteriores [basilaterales] von der Pars basilaris und durch die Synchondroses intraoccipitales posteriores [squamolaterales] von der Squama occipitalis getrennt. Sie werden durch den Canalis hypoglossi durchbohrt. Oberhalb des Kanals liegt das Tuberculum jugulare. Durch das große, ovale Foramen magnum steht die Schädelhöhle mit dem Wirbelkanal in Verbindung. E s t r e t e n h i n d u r c h : die Medulla oblongata, die Nn. accessorii, die Wurzeln der Nn. cervicales I, die Aa. vertebrales, Aa. spinales anteriores und posteriores, die Rr. meningei der Aa. vertebrales und Venengeflechte.
An der Facies posterior, der hinteren oder Kleinhirnfläche, der Felsenbeinpyramide finden wir den ovalen Porus acusticus internus. Er führt in den Meatus acusticus internus, den inneren Gehörgang, durch welchen die Nn. facialis, intermedius und vestibulocochlearis [statoacusticus] in Begleitung der A.u. V. labyrinthi (erstere aus der A. basilaris) ins Felsenbein ziehen. Emissarien sind Knochenkanäle, die dünnwandige Venen ( Vv. emissariae) beinhalten, welche das Blut aus den Vv. diploicae des Schädeldaches sammeln und in die Blutleiter (Sinus) des Schädelinneren oder in die Venen der Weichteile des Kopfes oder in beide abführen. Sie haben eine g r o ß e p r a k t i s c h e B e d e u t u n g für die Fortleitung von Entzündungen und für den Druckausgleich, da sie das Blut des Schädelinneren mit dem Blut außerhalb des Schädels in Verbindung setzen. Emissarien beinhaltet:
Der Gehirnschädel. Die Schädelbasis
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1. das Foramen parietale, im Scheitelbein, neben der Pfeilnaht, 2. das Foramen mastoideum, vom Sulcus sinus sigmoidei zur Außenfläche der Pars petrosa, 3. der Canalis condylaris, vom Sinus sigmoideus (nahe dem For. jugulare) zur äußeren Schädelbasis (hinter dem Condylus occipitalis), 4. die Fissura orbitalis superior (für V. ophthalmica superior), 5. das Foramen ovale, 6. der Canalis caroticus, 7. der Canalis hypoglossi, 8. das Foramen magnum. Canales diploici (Brescheti) sind Kanäle in der Diploë der platten Knochen des Schädeldaches für die gleichnamigen Venen. Im Präparat der Abb. 8 sind sie mit Metall ausgegossen. Wir unterscheiden Canales bzw. Vv. diploicae frontales, temporales anteriores und posteriores und occipitales. Sie münden durch die Emissarien in die ä u ß e r e n u n d i n n e r e n Venen des Schädels.
V. diploica temporalis posterior
V. diploica temporalis anterior
V. diploica frontalis
V. diploica occipitalis
Abb. 8. Vv. diploicae und Diploë des Schädels nach Entfernung der Tabula externa. Injektion der Venen mit Woodschem Metall
Die Nähte der Basis cranii interna sind nach den benachbarten Knochen benannt. Eine große praktische Bedeutung kommt ihnen nicht zu. Man verfolge sie in Abb. 6 und 7. Von vorn nach hinten sind es folgende: Sutura frontoethmoidalis, sphenoethmoidalis, sphenoparietalis, sphenosquamosa, occipitomastoidea. Synchondroses cranii, Knorpelverbindungen zwischen den Schädelknochen sind: Synchondrosis sphenooccipitalis, sphenopetrosa und petrooccipitalis. Dazu kommen a m k i n d l i c h e n S c h ä d e l : die Synchondrosis intraoccipitalis, anterior (zwischen Körper und Pars lateralis des Occipitale), die Synchondrosis intraoccipitalis posterior (zwischen Squama und Pars lateralis des Occipitale).
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Kopf und Hals. Der Schädel b) Die äußere Schädelbasis
gehört in den hinteren Zweidritteln dem Hirnschädel, im v o r d e r e n Drittel dem G e sichtsschädel an. α) D e r h i n t e r e Teil wird von der Außenfläche des Os occipitale gebildet (Abb. 9, 10 u. 12). Es liegen v o r dem Foramen magnum die Pars basilar is, s e i t l i c h von ihm die Partes laterales, h i n t e r ihm die Squama des Hinterhauptsbeines. Die Pars basilaris steht v o r n durch die Synchondrosis sphenooccipitalis mit dem K e i l b e i n k ö r p e r , s e i t l i c h durch die Synchondrosispetrooccipitalis mit der F e l s e n b e i n p y r a m i d e in Verbindung. Auf der Mitte der Pars basilaris erhebt sich das flache Tuberculum pharyngeum (zur Anheftung des Pharynx).
Pflugscharbein
Abb. 9. Schädelbasis von außen. Farbiges Schema
Die Partes laterales tragen die Condyli occipitales, 2 längliche, bikonvexe Gelenkfortsätze für die gelenkige Verbindung mit dem Atlas. Die Längsachsen ihrer überknorpelten Gelenkflächen schneiden sich vorn. Manchmal ist die Gelenkfläche durch eine quere Furche in ein vorderes und ein hinteres Feld geteilt. H i n t e r dem Condylus mündet der Canalis condylaris (Emissarium!). S e i t l i c h vom Condylus sind die Partes laterales zur Incisura jugularis eingekerbt. Der Processus jugularis springt hier gegen die Pyramide vor. Der Processus intrajugularis unterteilt mit dem gleichnamigen Fortsatz der Pars petrosa das Foramen jugulare. Der Canalis hypoglossi durchbohrt die Partes laterales quer.
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Der Gehirnschädel. Die Schädelbasis
Squama occipitalis
Protuherantia occipitalis exlerna
Crista occipitalis externa
Linea nuchae superior Linea nuchae inferior Foramen magnum Canalis condylaris Condylus occipitalis
Incisura jugular is Processus intrajugularis Sonde im Canalis hypoglossi Pars lateralis
\ Pars basilarif
Tuberculum pharyngeum
Abb. 10. Hinterhauptsbein (Os occipitale). Außenansicht
Auf der Squama occipitalis erhebt sich die Protuberantia occipitalis externa. Die seitlich von ihr ausgehenden kräftigen Lineae nuchae superiores begrenzen nach oben das Ursprungsfeld für die Nackenmuskulatur. Es wird durch die mediane Crista occipitalis externa und die queren Lineae nuchae inferiores [plani nuchalis] in 4 ungefähr gleich große Felder unterteilt. ß) D e r m i t t l e r e Teil wird vom K e i l b e i n und den beiden S c h l ä f e n b e i n e n gebildet. A. Die facies inferior des Schläfenbeins schiebt sich zwischen das Hinterhauptsbein und den großen Keilbeinflügel (Abb. 9). Ihr Hinterrand bildet mit dem Os occipitale das Foramen jugulare. Die Facies inferior zeigt unterhalb des Foramen eine mächtige Aushöhlung, die Fossa jugularis (für die Aufnahme des Bulbus superior v. jugularis). In der Tiefe dieser Grube liegt (Abb. 11) der Canaliculus mastoideus (für den Ramus auricularis n. vagi). M e d i a l v o r n von der Fossa jugularis liegt der Canalis caroticus, die Eintrittsstelle für die A. carotis int. in die Schädelhöhle. Zwischen dieser und der Fossa jugularis finden wir die kleine Fossula petrosa mit der äußeren Öffnung des Canaliculus tympanicus (für den N.
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Kopf und Hals. Der Schädel
tympanicus). Unmittelbar dahinter liegt eine kleine dreieckige Grube mit der Apertura externa canaliculi cochleae. L a t e r a l v o n der F o s s a j u g u l a ris liegt der G r if fei f o r t s a t z , Processus styloideus. Sein Anfangsteil steckt in einer knöchernen Scheide (Vagina processus styloidei) die vom Boden der Paukenhöhle und von der Pars tympanica des Schläfenbeins gebildet wird. Hinter dem Griffelfortsatz finden wir das Foramen stylomastoideum (Austritt d. N. facialis). Lateral vom Foramen treffen wir den kräftigen Warzenfortsatz, Processus mastoideus. Dieser zeigt an seiner medialen Seite einen tiefen Einschnitt, die Incisura mastoidea (Ursprung des Venter posterior m. digastrici). Weiter medial von dieser verläuft der flache Sulcus a. occipitalis. Hinter dem Warzenfortsatz, nahe dem Hinterhauptsbein, liegt meist ein großes Foramen mastoideum (Abb. 12). Die Pars tympanica des Schläfenbeins bildet den Boden und die S e i t e n w ä n d e des knöchernen äußeren G e h ö r g a n g e s , Meatus acusticus externus osseus. Nach vorn trennt ein scharfer Knochenspan die Pars tympanica von der Pars squamosa. Dicht nebeneinander liegen hier die Fissura petrotympanica (Glaserschc Spalte, Austritt der Chorda tympani) und die Fissura petrosquamosa. Vor dem Canalis caroticus liegt die Mündung des Canalis musculotubarius. Er wird durch eine knöcherne Scheidewand, Septum canalis musculotubal, in einen Semicanalis m. tensoris tympani und einen Semicanalis tubae auditivae unterteilt.
Pars squamosa
Processus %ygomaticus
Fissura petrosquamosa [ Crista tegmentalis]
Tuberculum articulare
Fissura petrotympanica Canalis musculotubarius
Fossa mandibularis
Canalis caroticus ( Apertura interna) Canalis caroticus ( Apertura externa)
Pars tympanica Porus acusticus externus osseus
Pars petrosa Fossula petrosa
Processus styloideusy Vagina proc. styl.
Apertura externa canaliculi cochleae
Processus mastoideus
Fossa jugularis, Canaliculus mastoideus Foramen stylomastoideum
Incisura mastoidea Sulcus arteriae occipitalis
Außenfläche der Pars petrosa [ Pars mastoidea]
Foramen mastoideum
Abb. 11. Rechtes Schläfenbein (Os temporale). Basalansicht
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Der Gehirnschädel. Die Schädelbasis
Die Pars squamosa des Schläfenbeins zeigt unmittelbar vor der Pars tympaniea die Gelenkgrube für den Unterkiefer, die Fossa mandibulares. Ihre enge Nachbarschaft zum äußeren Gehörgang erklärt, daß dieser beim Sturz (oder Schlag) auf den Unterkiefer brechen kann.
Vor der Gelenkgrube liegt an der Wurzel des Jochfortsatzes, Processus zygomaticus, der Gelenkhöcker, Tuberculum articulare. Auf ihm gleitet bei ausgiebigen Öffnungsbewegungen der Gelenkkopf des Unterkiefers. B. Vom Keilbein sehen wir an der äußeren Schädelbasis den Körper, Corpus, die großen Flügel, Alae majores, und die Flügelfortsätze, Processus pterygoidei. Am Körper ist das Pflugscharbein (Abb. 9) befestigt. Es gehört bereits zum Viszeralschädel.
Foramen incisivum Sutura palatina mediana Spina nasalis, Lamina horizontales ossis palatini Vomer, Choana I
Sutura incisiva Processus palatinus maxillae Sutura palatina transversa Foramen palatinum majus et minus
Lamina medialis mit Hamulus
Fissura orbitalis inferior
Lamina lateralis
Crista infratemporalis
Arcus zygomaticus
Canalis pterygoideus
Ala major oss. sphen., Foramen ovale
Foramen lacerum
Tuberculum articulare
Tuberculum pharyngeum Foramen spinosum, Sulcus tubae auditivae
Fossa mandibularis Fissura petrotympanica, Sulcus tubae auditivae
styloideus, Canalis caroticus
Processus mastoideus
Porus acusticus externus
Incisura mastoidea
Foramen stylomastoideum
Sulcus arteriae occipitalis
Foramen jugulare
Canalis condylaris
Condylus occipitalis
Foramen mastoideum
Foramen magnum
[ Planum nuchale]
Crista occipitalis externa
Linea nuchae superior
Linea nuchae inferior Protuberantia occipitalis externa
Abb. 12. Basalansicht (Norma basalis) des Schädels
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Kopf und Hals. Der Schädel
Die Alae majores sind nach hinten und unten zur Spina ossis sphenoidalis ausgezogen. Sie ist von dem kleinen Foramen spinosum durchbohrt (für die A. meningea media). M e d i a l u η d ν o r η von ihm mündet das Foramen ovale aus. Die Facies temporalis der Ala major wird durch eine Knochenleiste, die Crista infratemporalis, unterteilt. Medial von ihr entspringt ein Kopf des M. pterygoideus lateralis. Die Processus pterygoidei ziehen an der Grenze von Körper und großen Flügeln abwärts. Sie b e s t e h e n a u s einer Lamina medialis (bindegewebig vorgebildet) und Lamina lateralis (knorpelig vorgebildet), die durch die Fossa pterygoidea (Ursprung des M. pterygoideus medialis) getrennt werden. Die Lamina medialis endet in Höhe des Gaumens mit einem H a k e n , dem Hamulus pterygoideus, der einen feinen Sulcus für die Sehne des M. tensor veli palatini trägt. Die W u r z e l des Processus pterygoideus wird in sagittaler Richtung von dem Canalis pterygoideus durchbohrt, der den N. petrosas major und N. petrosus profundus in die Flügelgaumengrube, Fossa pteryçopalatina, führt und eine kleine Arterie beherbergt. Unmittelbar unterhalb seiner hinteren Öffnung liegt an der Wurzel der Lamina medialis die Fossa scaphoidea (Abb. 21). Sie dient einem Teil des M. tensor veli palatini als Ursprung. γ) D e r v o r d e r e Teil der äußeren Schädelbasis (Abb. 9 u. 12) gehört dem Viszeralschädel an und wird S. 43 besprochen.
7. Die isolierten Knochen des Gehirnschädels kann man durch Sprengung eines Schädels mittels quellender Erbsen erhalten. Das Studium der isolierten Bausteine vermittelt uns keine wesentlich neuen Erkenntnisse. Es sind keine funktionellen, sondern nur entwicklungsgeschichtliche Einheiten, die zur einheitlichen Hirnkapsel zusammengefügt sind. Sie sollen deshalb nur recht kurz besprochen werden. a) Das Scheitelbein, Os parietale (Abb. 13 u. 14), ist ein viereckiger, gewölbter Knochen mit einer Außenfläche, Facies externa (Abb. 13), und einer Innenfläche, Facies interna (Abb. 14). Die 4 Ecken sind der Angulus frontalis, sphenoidalis, mastoideus, occipitalis. Die 4 Ränder bezeichnen wir als Margo sagittalis, frontalis, squamosus, occipitalis. A n d e r k o n v e x e n F a c i e s e x t e r n a (Abb. 13) suchen wir auf: Linea temporalis superior und inferior, Tuber parietale, Foramen parietale. A n d e r k o n k a v e n F a c i e s i n t e r n a (Abb. 14) beachten wir die Sulci arteriosi, den Sulcus sinus sagittalis superioris, den Sulcus sinus sigmoidei, das Foramen parietale.
b) Das Stirnbein, Os frontale (Abb. 15 u. 16), besteht aus der konvexen Squama frontalis, der Pars nasalis (Verbindung mit den Nasenbeinen) und den paarigen, durch die Incisura ethmoidalis getrennten Partes orbitales. An der Squama frontalis unterscheiden wir eine konkave Innenfläche, Facies interna, eine konvexe Außenfläche, Facies externa (Abb. 15), und die kleine Facies temporalis. Der Margo supraorbitalis trennt die Facies externa von den Partes orbitales. Er zeigt 2 Einschnitte bzw. Löcher, Incisura (Foramen) frontalis und supraorbitalis. An der F a c i e s e x t e r n a (Abb. 15) suchen wir auf: Tuber frontale, Glabella, Arcus superciliaris und Linea temporalis, die die kleine seitliche Facies temporalis abtrennt.
Der Gehirnschädel. Die isolierten Knochen des Gehirnschädels
Foramen parietale Angulus frontalis
Angulus occipitalis
Linea temporalis superior
Linea temporalis inferior
Margo occipitalis Margo frontalis
Angulus
spbenoidalis
Abb. 13. Rechtes Scheitelbein (Os parietale). Außenfläche (Facies externa)
Von der P a r s n a s a l i s geht die Spina nasalis a b (in Abb. 15 gegabelt, meist einfach). Der P r o c e s s u s z y g o m a t i c u s (Abb. 15) stellt die Verbindung mit dem Jochbein, Os zygomaticum, her.
Die Pars orbitalis bildet das Dach der Augenhöhlen und der Siebbeinzellen. Ihre Incisura ethmoidalis nimmt die Lamina cribrosa des Siebbeins auf. Das Foramen ethmoidale posterius führt A. und N. ethmoid, posterior von der Augenhöhle in die hinteren Siebbeinzellen. Das Foramen ethmoidale anterius führt A. und N. ethmoid, anterior aus der Augenhöhle in die Schädelhöhle. Man suche ferner auf: die Spina trochlearis (für die Anheftung der Trochlea, einer Knorpelspange zum Durchtritt der Sehne des M. obliquus superior), die Fossa glandulae lacrimalis (lateral vorn, zur Aufnahme der Tränendrüse), den Margo supraorbital, den Margo sphenoidalis (für die Ala major), den Margo parie talis (für das Os parietale) und den Processus zygomaticus (für das Os zygomaticum). An der Pars nasalis springt die Spina nasalis ossis frontalis vor. c) Das Hinterhauptsbein, Os occipitale (Abb. 10 u. 17), besteht aus der Pars basilaris, den Partes laterales und der Squama occipitalis. M a n beachte in Abb. 17 die gezackten Ränder, Margo lambdoideus und Margo mastoideus, den Processus jugularis, den Proc. intrajugularis und die Incisura jugularis. A n d e r I n n e n f l ä c h e (Abb. 17) suche m a n auf: die Protuberantia occipitalis interna, die Crista occipitalis interna, den Sulcus sinus sagittalis superioris, den Sulcus sinus transversi, den Sulcus sinus sigmoidei, den Canalis hypoglossi, den Canalis condylaris und das Tuberculum iugulare.
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K o p f und Hals. Der Schädel
Margo sagittali s
Angulus frontalis
Margo frontalis
Sulcus sinus Foramen sagittalis parietale superiori s
Angulus occipitalis
>
Margo occipitalis
Angulus sphenoidalis
Sulci arteriosi
Margo squamosus
Angulus mastoideus
Sulcus sinus sigmoidei
A b b . 14. R e c h t e s Scheitelbein ( O s p a r i e t a l e ) . I n n e n f l ä c h e ( F a c i e s i n t e r n a )
Squama frontalis
Tuber frontale
t
Linea temporalis - Fades temporalis Arcus superciliaris • Processus z,ygomaticus
^
lncisura supraorbitalis
Incisura frontalis Margo supraorbitalis
Glabella Spina nasalis
A b b . 15. S t i r n b e i n ( O s f r o n t a l e ) . A u ß e n f l ä c h e ( F a c i e s e x t e r n a )
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D e r G e h i r n s c h ä d e l . D i e isolierten K n o c h e n des G e h i r n s c h ä d e l s
Spina trochlearis
Incisura Incisura supraorbitalis frontalis \ \
Pars nasalis ι
Arcus superciliaris y Alargo supraorbitalis
Pars orbitalis " ( Facies orbitalis)
Fossa glandulae lacrimalis
—Processus zjgomaticus [ Alargo sphenoidalis] Alargo parietalis
[Foveolae ethmoidales ]
Incisura Foramen ethmoi- Foramen ethmoidale anterius ethmoidalis dale posterius
A b b . 16. Stirnbein (Os f r o n t a l e ) . A u g e n h ö h l e n f l ä c h e (Facies orbitalis)
Protuberantia occipitalis interna
Squama occipitalis
Alargo lambdoideus occipitalis cerebralis ] Crista occipitalis interna sinus transversi Alargo fnastoideus occipitalis cerebellaris]
Foramen magnum Sulcus sinus sigmoidei
Canotti condylaris
Processus jugularis
Incisura jugularis
Sonde im Canalis bypoglossi Processus intrajugularis Tuberculum jugulare Pars lateralis
Sulcus sinus petrosi inferioris
Clivus
Pars basilaris A b b . 17. H i n t e r h a u p t s b e i n (Os occipitale). Ansicht v o n innen u n d v o r n
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Kopf und Hals. Der Schädel
d) Das Schläfenbein, Os temporale (Abb. 11, 18 u. 19), besteht aus: 1. der Pars petrosa, der Felsenbeinpyramide mit dem Warzenfortsatz als Grundfläche, 2. der Pars squamosa, der Schuppe, 3. der Pars tympanica, dem Trommelfellteil. Man bestimme die Ränder: Margo sphenoidalis, parietalis, occipitalis und die Incisura parietalis.
Margo parietalis Sulcus a. temporalis mediae Linea temporalis
Pars squamosa
Incisura parietalis
Margo occipitalis Zjgomaticus Foramen mastoideum
Tuberculum articulare
Spina supra meatum
mandibularis petrosquamosa
Incisura mastoidea
Fissura petrotympanica Pars tympanica Processus mastoideus Meatus acusticus Processus styloideus externus
Abb. 18. Rechtes Schläfenbein (Os temporale), Seitenansicht (Facies temporalis)
In d e r S e i t e n a n s i c h t (Abb. 18) suche man an der Pars petrosa den Processus mastoideus, die Incisura mastoidea und das Foramen mastoideum auf. Von der Pars squamosa geht der Processus zygomaticus aus. Dieser läuft nach hinten in die Linea temporalis inferior aus. An seiner Wurzel trägt er das Tuberculum articulare, hinter dem die Fossa mandibularis liegt. Durch einen Knochenspan der Pars petrosa ist die Squama von der Pars tympanica getrennt. Vor dem Span liegt die Fissura petrosquamosa, hinter ihm die Fissura petrotympanica. Die Pars tympanica legt sich als Belegknochen von unten her an die Pars squamosa und petrosa, begrenzt den knöchernen Gehörgang von unten, vorn und hinten. O b e n , im Bereich der Incisura tympanica, fehlt die Pars tympanica. Im Dreiviertelring der Pars tympanica findet sich ein Falz für das Trommelfell, Sulcus tympanicus. Die Pars tympanica des Neugeborenen umgreift als schmales Hufeisen das Trommelfell (Anulus tympanicus, Abb. 3).
Der Gehirnschädel. Die isolierten Knochen des Gehirnschädels Afargo parietalis
Pars squamosa
Eminentia arcuata
Margo sphenoidalis
Tegmen tympani
Fossa 'subarcuata
Margo superior partis petrosae
Porus acústicas internus
Impressii? trigemini
sinus petrosi superioris
Apex partis petrosae
Sulcus sinus sigmoidei
Sulcus sinus petrosi inferior is
Margo occipitalis
Fades posterior partis petrosae
/ Apertura externa canalieuìi cochleae
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Apertura externa aquaeductus vestibuli // Processus sfyloideus
ι I nei sura jugular i s
^^ Foramen masíoideum
Abb. 19. Rechtes Schläfenbein (Os temporale), von der Schädelhöhle aus gesehen. Sicht auf die Pars petrosa und die Pars squamosa
Der Griffelfortsatz, Processus styloideus, gen, S. 67).
ist ein Teil des Zungenbeinbogens (Hyoidbo-
I n d e r S c h ä d e l h ö h l e n a n s i c h t (Abb. 19) sieht m a n nur die Pars squamosa und die Pars petrosa. An der Pars squamosa beachte m a n den Margo sphenoidalis u n d
parietalis.
Die Felsenbeinpyramide, Pars petrosa, besitzt 3 Flächen u n d 3 K a n t e n . Auf der oberen Fläche, Facies anterior [cerebralis] suche m a n auf: 1. die Impressio trigemini, eine flache Mulde an der Pyramidenspitze f ü r das Ganglion trigeminale [semilunare] des Ν. trigeminus; 2. die Eminentia arcuata, eine quere Erhebung, die durch den oberen Bogengang erzeugt wird; 3. das Tegmen tympani, die dünne Decke der Paukenhöhle; 4. den Hiatus canalis n. petrosi majoris [n. facialis], eine Ö f f n u n g f ü r den gleichnamigen Nerven; 5. den Sulcus η. petrosi majoris, eine Furche, die von dem obigen Hiatus nach medial führt; 6. den Hiatus canalis n. petrosi minoris, eine Ö f f n u n g für den gleichnamigen Nerven; 7. den Sulcus η. petrosi minoris, eine Furche, die vom Hiatus zur Fissura sphenopetrosa führt.
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Kopf und Hals. Der Schädel
Die obere Kante, Margo superior [Crista pyramidis], trägt eine flache Furche, den Sulcus sinus petrosi superioris [cristae pyramidis], und trennt die obere von der hinteren Fläche. Auf der hinteren Fläche, Facies posterior, suche man auf: 1. eine Öffnung, den Porus acusticus internus, die in den Meatus acusticus internus, den inneren Gehörgang führt (für Nn. facialis, intermedius, vestibulocochlearis [statoacusticus] und die A. labyrinthi); 2. die Fossa subarcuata, eine unwichtige Grube, lateral von den obigen; 3. die Apertura externa aquaeductus vestibuli, lateral und unten von der vorigen, entläßt den Ductus endolymphaticus zu dem zwischen beiden Durablättern gelegenen Saccus endolymphaticus; 4. den Sulcus sinus petrosi inferioris, eine schmale Furche nahe der hinteren Kante für den gleichnamigen Blutleiter; 5. die Incisura jugularis, an der hinteren Kante, die mit dem gleichnamigen Einschnitt des Os occipitale das Foramen jugulare bildet; 6. die Apertura externa canaliculi cochleae, an der hinteren Kante, eine kleine Öffnung für den Ductus perilymphaticus; 7. den Sulcus sinus sigmoidei, eine breite S-förmige Furche für den gleichnamigen Blutleiter; 8. das Foramen mastoideum, im obigen Sulcus, die innere Öffnung für die V. emissaria mastoidea. Die untere Fläche, Facies inferior [basialis] wurde bereits S. 15 besprochen (Abb. 11). Die Felsenbeinpyramide beherbergt das I n n e n - und M i t t e l o h r . Näheres darüber S. 267. e) Das Keilbein, Os sphenoidale (Abb. 20-22) Früher verglich man den sehr kompliziert gebauten Knochen mit einer fliegenden Wespe, woher noch heute die Bezeichnungen: K ö r p e r und Flügel stammen. Auch nennt man den Knochen noch häufig „Wespenbein".
Ala minor
Canalis opticus
Rostrum sphenoidale
Concha sphenoidalis
Fissura orbitalis superior Facies temporalis I Apertura sinus sphenoidalis
Fades orbitalis
Foramen rotundum
I
me
Vorls
Foramen rotundum
Canalis pterygoideus
Sulcus palatinas major
Spina ossis sphenoidalis
Lamina lateralis
j processus > pteryLamina medialis ) goidei
Incisura pterygoidea
Abb. 20. Keilbein (Os sphenoidale) von vorn gesehen
Der Gehirnschädel. Die isolierten Knochen des Gehirnschädels
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D a s K e i l b e i n s t e h t m i t a l l e n K n o c h e n d e s G e h i r n s c h ä d e l s und den meisten Knochen des Viszeralschädels in Verbindung. Es besteht aus dem Körper, Corpus, den großen Flügeln, Alae majores, den kleinen Flügeln, Alae minores, und den flügelartigen Fortsätzen, Processus pterygoidei. Das Corpus ossis sphenoidalis ist ein würfelartiger Körper mit 6 Flächen. Die hintere Fläche (Abb. 20) steht zunächst synchondrotisch, später synostotisch mit der Pars basilaris Processus ciinoideus anterior Processus ciinoideus posterior CUvus
Canali s opticus
Ala
minor
des Os occipitale in Verbindung. Die obere Fläche ist tief zur Fossa hypophyseos eingedellt. Hinten trägt sie das Dorsum sellae mit den seitlichen Processus clinoidei posteriores. Die kleinen Processus clinoidei medii gehen (Abb. 22) von der Vorderwand der Hypophysengrube ab. Die seitlichen Flächen tragen die Flügel, l a t e r a l v o r n o b e n die schwertartigen Alae minores, l a t e r a l u n t e n die Alae majores, l a t e r a l h i n t e n u n t e n d i e Processus pterygoidei. Die vordere Fläche (Abb. 20) zeigt die paarige Apertura sinus sphenoidalis. Median zieht die Crista sphenoidalis (zur Anlagerung der Lamina perpendicularis des Siebbeins) senkrecht abwärts und läuft in das Rostrum sphenoidale aus, das von den Flügeln des Pflugscharbeins umfaßt wird. Der Körper des Keilbeins ist weitgehend ausgehöhlt. Die K e i l b e i n h ö h l e , der Sinus sphenoidalis, ist durch das Septum sinuum sphenoidalium in zwei, häufig asymmetrische Kammern geteilt und ist vorn bis auf die zur Nasenhöhle führenden Aperturae sinuum sphenoidalium durch eine muschelförmige Knochenlamelle, die Concha sphenoidalis, verschlossen. Durch die Keilbeinhöhle können wir die Hypophyse operativ angehen.
Die Alae minores [parvae], die k l e i n e r e n F l ü g e l , bilden mit je 2 Wurzeln den Canalis opticus. Sie haben die Gestalt eines Krummsäbels und begrenzen mit ihrer unteren Fläche die Augenhöhle, mit ihrer oberen die Schädelhöhle. Nach medial und hinten laufen sie in die kräftigen Processus clinoidei anteriores falae parvae] aus (Abb. 21, 22). Die Alae majores [magnae], die g r ö ß e r e n F l ü g e l , werden nahe ihrer Wurzel vom Foramen rotundum und Foramen ovale durchbohrt. Sie sind nach außen und aufwärts gekrümmt. Man unterscheidet 4 Flächen, 4 Ränder und 1 Winkel. Die F a c i e s c e r e b r a l i s weist gegen das Gehirn (Abb. 6, 7, 21, 22).
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Kopf und Hals. Der Schädel Canalis opticus
[Spina ethmoidals]
Processus clinoideus medi us
Margo frontalis
Ala minor
Margo parietalis
Fissura orbitalis superior
Ala minor
Processus clinoideus anterior Foramen rotundum
ΛΙα major
Foramen ovale
Margo squamosus
Foramen spinosum
Lingula sphenoidalis
Spina ossis sphenoidalis Sulcus caroticus
Dorsum sillae
Processus clinoidtus posterior
Abb. 22. Keilbein (Os sphenoidale) von der Schädelhöhle aus gesehen
Die F a c i e s t e m p o r a l i s liegt an der Außenfläche des Schädels (Abb. 2) und wird durch die Crista infratemporalis von der basalwärts gerichteten Facies infratemporalis getrennt. Die F a c i e s o r b i t a l i s begrenzt (Abb. 20, 23) hinten und lateral die Augenhöhle. Sie ist glatt und eben. Die F a c i e s m a x i l l a r i s liegt (Abb. 20) unterhalb der vorigen und weist gegen die Maxiila. Auf ihr mündet das Foramen rotundum. Der Margo frontalis steht mit dem Stirnbein, der Margo zygomaticus mit dem Jochbein, der Margo parietalis mit dem Scheitelbein und der Margo squamosus mit dem Schläfenbein in Verbindung. Der hintere Rand des großen Flügels (Abb. 22) ist dornartig zur Spina ossis sphenoidalis ausgezogen und wird vom Foramen spinosum durchbohrt. Die Fissura orbitalis superior [cerebralis] ist ein schräger, medial weiter, lateral enger Spalt zwischen größerem und kleinerem Flügel (Abb. 20, 21). Die Processus pterygoidei, die f l ü g e l a r t i g e n F o r t s ä t z e , gehen (Abb. 20, 21) nahezu senkrecht nach unten ab, bestehen aus zwei Platten, der Lamina medialis und lateralis, die die Fossapterygoidea zwischen sich fassen. Die zwischen ihnen gelegene Incisura pterygoidea wird am ganzen Schädel durch den Processus pyramidalis des Gaumenbeins geschlossen. Die mediale Lamelle läuft nach unten in einen Haken, Hamulus pterygoideus, mit einem Sulcus für die Sehne des M. tensor veli palatini aus. Die Wurzel der Flügelfortsätze wird von dem sagittalen Canalis pterygoideus (Abb. 20, 21) durchbohrt. Er mündet in die Fossa pterygopalatina. U n t e r h a l b der hinteren Öffnung des Kanals (Abb. 21) liegt die kahnförmige Grube, Fossa scaphoidea. D e r P r o c e s s u s v a g i n a l i s geht von der medialen Seite der Lam. medialis ab, legt sich der Unterfläche des Körpers an und reicht bis zu den Alae des Pflugscharbeins.
f ) Das Siebbein, Os ethmoidale, hilft nur mit der kleinen Lamina cribrosa (Abb. 6) die Schädelhöhle zu begrenzen. Sonst gehört es dem Viszeralschädel an und wird deshalb dort (S. 35) besprochen.
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Augenhöhle
27
II. Der Gesichts- oder Viszeralschädel (Abb. 5) bildet die knöcherne Grundlage des Gesichtes, umrahmt die Augenhöhlen, die Nasen- und Nasennebenhöhlen, die Mundhöhle und trägt die Zähne. 1. Die Augenhöhle, Orbita (Abb. 5, 23) Die Augenhöhle hat die Gestalt einer vierseitigen Pyramide, deren Basis nach vorn weist und den nahezu rechteckigen Augenhöhleneingang, Aditus orbitae, bildet. Er wird von dem Margo aditus umrahmt, der oben vom Stirnbein, lateral und unten vom Jochbein und unten und medial vom Oberkiefer gebildet wird. Der mediale und der laterale Rand stehen nahezu senkrecht, der obere und untere Rand fallen von medial nach lateral ab. Die obere Wand wird von der Facies orbitalis des S t i r n b e i n s und der Ala minor des K e i l b e i n s gebildet. Man nennt sie auch , , D a c h " der Augenhöhle. Das Dach trennt m e d i a l und v o r n die Augenhöhle von der Stirnhöhle, dem Sinus frontalis, weiter hinten die Augenhöhle von der vorderen Schädelgrube und dem Stirnlappen des Gehirns. V o r n u n d l a t e r a l ist das Dach zur Fossa glandulae lacrimalis eingedellt. Die mediale Wand steht ungefähr sagittal. Sie wird vorn vom T r ä n e n b e i n , Os lacrímale, in der Mitte von der viereckigen Lamina orbitalis des Siebbeins und hinten vom Corpus ossis sphenoidalis gebildet. Vorn liegt an der medialen Wand eine tiefe Grube für den Tränensack, die Fossa sacci lacrimalis. Sie wird vorn von der Crista lacrimalis anterior des Oberkiefers, hinten von der Crista lacrimalis posterior des Tränenbeins begrenzt (Abb. 4). Nach unten setzt sie sich in den Canalis nasolacrimal fort, der unter der unteren Nasenmuschel mündet. Die untere Wand wird von der Facies orbitalis des O b e r k i e f e r s und des J o c h b e i n s und dem kleinen Processus orbitalis des G a u m e n b e i n s gebildet. Von der lateralen Wand wird sie durch die Fissura orbitalis inferior [sphenomaxillaris] getrennt. Ungefähr auf der Mitte der Fläche verläuft der Sulcus infraorbitalis, der durch die Periorbita verschlossen ist und sich nach vorn in den knöchernen Canalis infraorbitalis fortsetzt, der auf der Gesichtsfläche unterhalb des unteren Augenhöhlenrandes ausmündet. Die laterale Wand ist vom Dach durch die Fissura orbitalis superior [cerebralis] geschieden. Sie verläuft von vorn außen nach hinten innen, ist länger als die mediale Wand und bildet mit der der anderen Seite ungefähr einen rechten Winkel. Sie setzt sich zusammen aus der Facies orbitalis des J o c h b e i n s und der des größeren K e i l b e i n f l ü g e l s . Die Achse der Orbita verläuft von der Mitte des Aditus orbitae zur Mitte des Canalis opticus und schneidet sich mit der der anderen Seite oberhalb des Türkensattels. Die Öffnungen der Orbita (Abb. 5, 23,31, 171, 179) 1. Der Aditus orbitae. 2. Der Canalis opticus führt den N. o p t i c u s und die A. o p h t h a l m i c a (aus der A. carotis int.) aus der Schädel- in die Augenhöhle. 3. Die Fissura orbitalis superior [cerebralis], zwischen Ala major, Ala minor und Corpus ossis sphenoidalis, ist medial breit, lateral schmal. Bis auf die Durchtrittsstellen der V. o p h t h a l m i c a s u p . und s ä m t l i c h e r A u g e n h ö h l e n n e r v e n ist sie durch Bindegewebe, dem glatte Muskulatur beigemischt ist, verschlossen. Durch die Ur-
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Kopf und Hals. Der Schädel
Sprünge der Augenmuskeln (Abb. 171) wird sie in 3 Abschnitte unterteilt. D e r l a t e r a l e führt den N. frontalis, N. lacrimalis und den N. trochlearis aus der Schädelhöhle in die Augenhöhle und die V. ophthalmica superior in die entgegengesetzte Richtung. D u r c h d e n m i t t l e r e n (innerhalb des Muskelringes) ziehen N. oculomotorius, N. nasociliaris und N. abducens aus der Schädel- in die Augenhöhle. D e r m e d i a l e ist vollständig verschlossen. 4. Die Fissura orbitalis inferior [sphenomaxillaris], zwischen Ala major und Maxiila, ist durch eine Bindegewebsplatte und den glatten M. orbitalis, der auch auf die Fissura orbitalis superior ausstrahlt, verschlossen. Sie läßt einen Ast der V. o p h t h a l m i c a i η f e r i o r aus der Augenhöhle zum Plexus pterygoideus und den N. i n f r a o r b i t a l i s aus der Flügelgaumengrube in den Sulcus und Canalis infraorbitalis durchtreten. Der M. orbitalis (Müllerscher Muskel) wird vom Sympathicus innerviert (aus C 8 , Th,). Durch seinen Tonus hilft er mit die Lage des Augapfels aufrechtzuerhalten. Beim Ausfall seiner Innervation sinkt der Augapfel leicht ein (Enophthalmus, s. Horner sehe Trias, S. 160).
5. Das Foramen ethmoidale anterius [Canalis orbitocranialis], v o r n am Oberrande der Lamina orbitalis des Siebbeins, entläßt N. und A. e t h m o i d , a n t e r i o r aus der Augen- in die Schädelhöhle (Abb. 179). 6. Das Foramen ethmoidale posterius [Canalis orbitoethmoideus], h i n t e n am Oberrande der Lamina orbitalis, läßt N. und A. e t h m o i d , p o s t e r i o r aus der Augenhöhle in die Cellulae ethmoidales austreten. 7. Das Foramen zygomaticoorbitale, an der Facies orbitalis des Jochbeins, entläßt den N. z y g o m a t i c u s aus der Augenhöhle in den Jochbeinkörper, weiter durch das Foramen zygomaticofaciale zum Gesicht und durch das Foramen zygomaticotemporale zur Schläfengegend. 8. Der Canalis nasolacrimalis führt von der Fossa sacci lacrimalis ab- und dorsalwärts unter die u n t e r e Nasenmuschel. P r a k t i s c h e A n m e r k u n g e n : Die n a s a l e W a n d d e r O r b i t a ist am dünnsten, kann manchmal, besonders bei alten Leuten, Lücken haben, durch die Entzündungen der Siebbeinzellen sich zur Augenhöhle ausbreiten können (retrobulbäre Abszesse). In das D a c h d e r O r b i t a (Abb. 178, 180) kann die Stirnhöhle weit hineinreichen ( Übergreifen von Stirnhöhlenentzündungen nach unten zur Augen-, nach oben zur Schädelhöhle ). D e r Β o d e η d e r O r b i t a und der Ν. infraorbitalis haben enge Beziehun-
Foramen supraorbitale
Incisura frontalis Os frontale
O s sphenoidale (Ala minor) Fissura orbitalis superior Os sphenoidale ( Ala major)
Canalis opticus O s ethmoidale ( I Mmina orbitalis) Os lacrimale Os palatinum ( Processus orbitalis)
Os zygomaticum
Maxilla ( Facies orbitalis) Sulcus infraorbitalis
Fissura orbitalis inferior Foramen infraorbitale
Abb. 23. Rechte Augenhöhle (Orbita). Die begrenzenden Knochen sind durch verschiedene Farben schematisiert
29
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die knöcherne Nasenhöhle
gen zur Oberkieferhöhle, Sinus maxillaris (Abb. 177). D i e l a t e r a l e W a n d ist am stärksten. Sie hat keine größere praktische Bedeutung. Erwähnt sei, daß sie bei Säugern noch weitgehend fehlt und sich erst bei Anthropoiden und beim Menschen knöchern entwickelt. A n d e r S p i t z e d e r A u g e n h ö h l e n p y r a m i d e sind durch den Canalis opticus und die Fissura orbitalis superior noch Beziehungen zur Schädelhöhle, speziell zum Sinus cavernosus gegeben.
Die Periorbita kleidet als Periost die knöcherne Augenhöhle aus. Durch den Canalis opticus und die Fissura orbitalis superior geht sie in die Dura mater der Schädelhöhle über.
2. Die knöcherne Nasenhöhle ist paarig, geteilt durch eine mediane Scheidewand, das Septum nasi. Wir können an ihr die eigentliche Nasenhöhle und die recht kompliziert gestalteten Nasennebenhöhlen unterscheiden. Die v o r d e r e Ö f f n u n g (Abb. 5) ist birnenförmig, Apertura piriformis, und wird von den beiden Oberkiefern (Maxillae) und den Nasenbeinen (Ossa nasalia) umrahmt. An ihrem Unterrande springt die Spina nasalis anterior (Abb. 26) dornartig vor. D i e h i n t e r e n Ö f f n u n g e n , Choanae, sind länglich, doppelt so hoch wie breit. Sie werden (Abb. 9 u. 12) von den Gaumenbeinen, dem Pflugscharbein und dem Keilbein umrahmt. a) Das Septum nasi, die mediane Scheidewand (Abb. 24), wird von der Lamina perpendicularìs [mediana] des Siebbeins und dem Vomer, Pflugscharbein, gebildet. Sie ist häufig verbogen und wird vorn durch Knorpel, Cartílago septi nasi [septodorsalis] ergänzt. Der Knorpel schickt meist einen Fortsatz bis zum Keilbeinkörper (Processus posterior, sphenoidalis). S e p t u m d e v i a t i o n e n : S. 184.
Fossa hypophysialis
Sinus frontalis Crista galli —
^ Sinus sphenoidalis
Lamina cribrosa —Os nasale
Processus posterior [ sphenoidalisJ Cartílago septi nasi — Vomer Cartílago alaris major Canalis incisivus — Processus pterygoideus
Processus palatinas maxillae
Crista nasalis
Lamina hori^ontalis ossis palatini
Hamulus pterygoideus
Abb. 24. Die Nasenscheidewand (Septum nasi) von links gesehen
30
K o p f und Hals. Der Schädel
b) Die laterale Wand (Abb. 25 u. 26), wird vom Siebbein, Keilbein, Gaumenbein, Oberkiefer, Tränenbein, Nasenbein und der selbständigen unteren Muschel gebildet. Sie ist durch die Mündungen der Nebenhöhlen mehrfach durchbrochen. Diese werden aber erst nach Wegnahme der Nasenmuscheln sichtbar. Die Muscheln sind dünne Knochenlamellen, die sich (Abb. 26, 32) gegen den gemeinsamen Nasengang vorwölben und von ihm den oberen, mittleren und unteren Nasengang, Meatus nasi superior, médius und inferior, abgrenzen. Die obere und mittlere Muschel, Concha nasalis superior und media, gehören dem Siebbein an. Sie zeigen auf ihrer medialen Fläche (Abb. 26) feine Rillen für die Riechnerven.
Os frontale Crista galli Ala minor ossis sphenoidalis
Hiatus semilunaris
Fossa hypophysialis
Processus uncinatus
Os sphenoidale ( Sinus) Os nasale
Os ethmoidals ( Concha nasalis superiorj
Os lacrimale
O s occipitale ( Clivus) Maxilla Foramen sphenopalatinum Processus pterygoideus
Concha nasalis inferior Os palatinum
Bulla ethmoidalis
A b b . 25. L a t e r a l e W a n d d e r r e c h t e n N a s e n h ö h l e . D i e m i t t l e r e M u s c h e l ist z u m Teil e n t f e r n t . D i e b e g r e n z e n d e n K n o c h e n sind d u r c h v e r s c h i e d e n e F a r b e n s c h e m a t i s c h w i e d e r g e g e b e n
Die untere Muschel, Concha nasalis inferior, ist eine längliche, nach außen eingerollte Knochenplatte, die (Abb. 25,26,32) mit dem Oberkiefer, dem Tränenbein, dem Gaumenbein und dem Hakenfortsatz, Processus uncinatus, des Siebbeins in Verbindung steht. Die Öffnungen der lateralen Wand: 1. O b e r h a l b des Processus uncinatus, der von vorn oben nach hinten unten verläuft, liegt der Hiatus semilunaris, eine halbmondförmige Öffnung, gegen die sich von oben her die Bulla ethmoidalis, eine besonders große Siebbeinzelle, vorwölbt. Sie bleibt auch am Schleimhautpräparat (Abb. 130) als halbmondförmiger Spalt offen und führt in die Oberkieferhöhle, Stirnhöhle und in die vorderen Siebbeinzellen. Nicht selten mündet die Stirnhöhle gesondert vor dem Hiatus semilunaris. 2. O b e r h a l b der Bulla ethmoidalis mündet ein Teil der vorderen Siebbeinzellen (Abb. 130).
31
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die knöcherne Nasenhöhle
3. U n t e r h a l b d e r o b e r e n M u s c h e l münden die hinteren Siebbeinzellen (Abb. 130). 4. U n t e r h a l b d e r u n t e r e n M u s c h e l mündet an der Grenze zwischen vorderem und mittlerem Drittel der Canalis nasolacrimal (Abb. 130). 5. Das F o r a m e n s p h e n o p a l a t i n u m wird von der Incisura sphenopalatina des Gaumenbeins und dem Körper des Keilbeins umrahmt (Abb. 24, 25). Es entläßt Nerven und Gefäße (Rr., Aa. nasales posteriores) aus der Flügelgaumengrube zum hinteren Teil der Nasenhöhle.
Concha nasalis superior
Lamina cribrosa
\
ι
Fossa hypopbysialis Crista galli Sinus frontalis
Sims spbenoidalis
[Spina nasalis ossis frontalis] _ Apertura sinus spbenoidalis Os nasale Processus frontalis maxillae
_ _ Clivus
Os lacrimale ~ — —
—. Foramen sphenopalatinum
Concha nasalis media
Lamina medialis — processus pterygoidei
Concha nasalis inferior Spina nasalis anterior Canalis incisivus _
I I Sutura palatina transversa
χ Os palatimm
Abb. 26. Die laterale Wand der rechten Nasenhöhle an einem paramedian durchsägten Schädel
c) Der Boden der Nasenhöhle ist gleichzeitig das Dach der Mundhöhle (Abb. 9, 12, 29) und heißt G a u m e n . Diese horizontale Scheidewand zwischen Mund- und Nasenhöhle fehlt noch den Fischen und Amphibien, beginnt bei den Reptilien und ist nur bei den Säugetieren voll ausgebildet. Die knöcherne Grundlage, Palatum durum, liefern der Processus palatinus des O b e r k i e f e r s und die Lamina horizontalis [palatina] des G a u m e n b e i n s (Abb. 27-30). Bei Störungen in der Entwicklung vereinigen sich die Gaumenfortsätze nicht. Es kommunizieren Mund- und Nasenhöhle (Wolfsrachen, Palatoschisis, s.S. 188).
Der Canalis incisivus (Abb. 24) beginnt an der Mundhöhlenseite unpaar mit dem Foramen incisivum (Abb. 12, 29) und mündet an der Nasenhöhlenseite paarig neben dem Septum (er beinhaltet den N. nasopalatinus und einen Ast der A. nasalis posterior septi).
32
Kopf und Hals. Der Schädel
d) Das Dach der Nasenhöhle wird von der Lamina cribrosa des Siebbeins gebildet. Bricht die Lamina cribrosa (bei Schädelbasisverletzungen), so kann, bei gleichzeitiger Verletzung der Hirnhäute, Liquor cerebrospinalis durch die Nase abfließen.
e) Das Skelett der äußeren Nase Den oberen k n ö c h e r n e n Teil bilden die beiden Nasenbeine, Ossa nasalia (Abb. 31) und die angrenzenden Stirnfortsätze der beiden Oberkiefer. Der untere k n o r p e l i g e Teil besteht aus: 1. der Cartílago nasi lateralis, einer dreiseitigen Knorpelplatte, die mit dem Nasenscheidewandknorpel eine Einheit bildet, 2. der Cartílago alaris major, einer hakenförmigen Spange, die mit ihrem Scheitel die Nasenspitze bildet, mit ihrem lateralen Schenkel die S t ü t z e d e r N a s e n f l ü g e l und mit ihrem medialen Schenkel von vorderen Teil der Scheidewand (Abb. 24), 3. den Cartilágines nasales accessoriae, in Form und Größe variablen Knorpelstückchen, die in das die obigen Knorpel verbindende Bindegewebe eingelagert sind.
3. Die isolierten Knochen der Nasenhöhle a) Das Gaumenbein, O s palatinum (Abb. 9, 27-30), besteht aus 2 nahezu rechtwinklig gestellten Platten, der h o r i z o n t a l e n Lamina horizontalis [palatina], die den hinteren Teil des harten Gaumens bildet, und der v e r t i k a l e n Lamina
Os lacrimale Concha nasalis inferior Processus orbitalis Cellula ethmoidalis Processus sphenoidalis, lncisura sphenopalatina Lamina perpendicularis mit Crista conchalis Lamina horizontalis Processus pyramidalis
Maxilla
Abb. 27. Rechtes Gaumenbein (Os palatinum) von nasal her gesehen, in Lagebeziehung zum Oberkiefer und zur unteren Muschel
Abb. 28. Rechtes Gaumenbein (Os palatinum) von hinten gesehen
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die knöcherne Nasenhöhle
33
perpendicularis [maxillaris], die sich an der Bildung der lateralen Nasenwand (Abb. 25, 27) beteiligt (Facies nasalis), sich mit breiter Fläche (Facies maxillaris) dem Oberkiefer anlegt und den großen Eingang in die Oberkieferhöhle weitgehend verschließen hilft (Abb. 27, 34). Die Lamina perpendicularis. Vom oberen Rande gehen 2 Fortsätze, d e r P r o c e s s u s s p h e n o i d a lis und der P r o c e s s u s o r b i t a l i s , ab, die durch die Incisura sphenopalatine getrennt sind. Der Proc. sphenoidalis legt sich an den Keilbeinkörper, der Proc. orbitalis grenzt mit einer Fläche an die Orbita. Auf der F a c i e s n a s a l i s (Abb. 27) verlaufen 2 sagittale Leisten, oben die Crista ethmoidalis für die Anlagerung der mittleren Muschel, unten die Crista conchalis für die Befestigung der unteren Muschel. Auf der F a c i e s m a x i l l a r i s (Abb. 30) verläuft nahe dem hinteren Rande der Sulcus palatinus major [pterygopalatinus], der mit dem Oberkiefer den Canalis palatinus major [pterygopalatinus] begrenzt und nach unten in das Foramen palatinum majus ausläuft. Die hintere Kante (Abb. 27) läuft nach unten in den lateralwärts gerichteten P r o c e s s u s p y r a m i d a l i s aus, der sich an die mediale und laterale Lamelle des Processus pterygoideus des Keilbeins legt und die Fossa pterygoidea begrenzen hilft. Die Lamina horizontalis (Abb. 28, 29) grenzt vorn in der Sutura palatina transversa an den Gaumenfortsatz des Oberkiefers und endet hinten mit einem freien Rande, von dem die Spina nasalis nach hinten vorspringt.
Sutura incisiva Processus orbitalis Foramen incisivum
Incisura sphenopalatine
Processus palatinus maxillae Processus sphenoidalis Sutura palatina
Facies maxillaris laminae perpendicularis
Sutura palatina transversa
Sulcus palatinus major
Foramen palatinum majus Foramina palatina minora Processus pyramidalis Lamina horizontalis ossis palatini
Spina nasalis
Abb. 29. Rechtes Gaumenbein (Os palatinum) von unten gesehen, in Lagebeziehung zum Oberkiefer
Processus pyramidalis
Abb. 30. Rechtes Gaumenbein (Os palatinum) von vorn gesehen (Facies maxillaris)
c) Das Tränenbein, Os lacrimale (Abb. 31), ist ein dünner, viereckiger Knochen von der Größe eines Fingernagels, der zwischen Oberkiefer, Stirnbein und Siebbein liegt und die Augen- von der Nasenhöhle (Abb. 25) trennt. Auf der Augenhöhlenseite verläuft die Christa lacrimalis posterior, die nach unten in einen Haken, Hamulus lacrimalis, ausläuft und mit der Crista lacrimalis anterior des Proc. frontalis maxillae die T r ä n e n s a c k g r u b e (Fossa sacci lacrimalis) begrenzt. Unten tritt es meist mit der Concha nasalis inferior in Verbindung (Abb. 25).
34
K o p f und Hals. Der Schädel
c) Die Nasenbeine, Ossa nasalia (Abb. 31), sind 2 längliche, platte Knochen, die den oberen Teil des Nasenrückens und damit die vordere Wand der Nasenhöhle bilden. Sie variieren, wie die äußere Nase, individuell und rassisch sehr in Form und Größe. Crista lacrimalis O s lacrimale ( Crista lacrimalis posterior) anterior maxillae
Os frontale
Sutura frontonasalis
Sutura internasalis
Foramen ethmoidale anterius et posterius
Os nasale dextrum Lamina orbi talis ossis ethmoidalis
Os nasale sinistrum
Canalis opticus Fossa sacci lacrimalis Hamulus lacrimalis Apertura piriformis Os zygomaticum Spina nasalis anterior
\
-—Maxilla
(Foramen infraorbitale)
A b b . 31. R e c h t e s T r ä n e n b e i n ( O s l a c r i m a l e ) u n d N a s e n b e i n e (Ossa n a s a l i a ) in situ Siebbein
Stirnbeinhöhle
Stirnbein
Jochbein
Oberkiefer
Gaumenfortsät^e der Oberkiefer A b b . 32. S c h e m a t i s i e r t e r F r o n t a l s c h n i t t d u r c h d e n v o r d e r e n Teil d e r N a s e n h ö h l e . Gelb = untere Muschel. Blau = N a s e n s c h e i d e w a n d k n o r p e l 1 = Siebbeinzellen 3 = Augenhöhle 5 = Oberkieferhöhle 2 = Kieferhöhleneingang 4 = Nasenhöhle
35
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die isolierten Knochen der Nasenhöhle
Sie stoßen in der Sutura internasalis zusammen, grenzen in der Sutura frontonasalis an die Pars nasalis des Stirnbeins und in der Sutura nasomaxillary an den Processus frontalis des Oberkiefers und stehen an der nasalen Fläche mit dem Septum nasi in Verbindung. Auf der inneren Fläche verläuft der Sulcus ethmoidalis (für den N. ethmoidalis anterior).
d) Das Siebbein, O s ethmoidale (Abb. 6, 7, 23-26, 31-33, 38-40), ist der zarteste und zerbrechlichste Knochen des Schädels. Mit der kleinen Lamina cribrosa und der Crista galli begrenzt es die Schädelhöhle (Abb. 6, 7). Der größte Teil gehört dem Viszeralschädel an. Die mediane Lamina perpendicularis bildet den oberen Teil der Nasenscheidewand (Abb. 24, 32, 33). Die beiden seitlichen Teile sind stark gekammert (Abb. 32), werden deshalb als Siebbeinlabyrinth, Labyrinthus ethmoidalis, bezeichnet. Die Kammern, S i e b b e i n z e l l e n , Cellulae ethmoidales genannt, grenzen mit der papierdünnen Lamina orbitalis an die Augenhöhle (Abb. 31-33, 39). Die oberen Siebbeinzellen werden durch das Stirnbein, die unteren durch den Oberkiefer (Abb. 32) und das Tränenbein geschlossen. Von der medialen Fläche des Siebbeinlabyrinths gehen die obere und mittlere Muschel ab (Abb. 25, 26, 32). L a g e u n d S t r u k t u r des Siebbeins verstehen wir am besten auf einem Frontalschnitt durch den Schädel (Abb. 32). Es steht o b e n breitflächig mit dem S t i r n b e i n , l a t e r a l
Lamina orbitalis ossis ethmoidalis
Lamina cribrosa ossis ethmoidalis
Crista galli
Canalis opticus
Sinus frontalis
Fissura orbitalis superior
Sutura frontonasalis
Facies orbitalis alae majoris
Os nasale Lamina perpendicularis ossis ethmoidalis
Cellulae ethmoidales
Cartílago septi nasi et nasi lateralis (abgetrennt)
Processus uncinatus Canalis pterygoideus ( Lamina medialis Processus I pterygoideus | ( Lamina lateralis Hamulus pterygoideus
Vomer Lamina horiymtalis ossis palatini
Maxilla mit Canalis incisivus
Cartílago alaris major
Abb. 33. Siebbein (Os ethmoidale) von rechts und vorn gesehen. Die benachbarten Knochen und Knorpel sind zum besseren Verständnis der Lage mit gezeichnet
36
Kopf und Hals. Der Schädel
und u n t e n mit dem O b e r k i e f e r und der u n t e r e n M u s c h e l , m e d i a n und u n t e n mit dem V o m e r in Verbindung. Der H a k e n f o r t s a t z , Processus uncinatus, des Siebbeins zieht von vorn oben nach hinten unten, gewinnt Anschluß an die untere Muschel (Abb. 25, 32, 33) und begrenzt von unten her den Hiatus semilunaris. Von oben her wölbt sich gegen den Hiatus semilunaris eine besonders große Siebbeinzelle, die Bulla ethmoidalis, vor (Abb. 25). Die schmale Brücke zur unteren Muschel (Abb. 25) ist der letzte Rest des g e n e t i s c h e n Zusammenhanges. Die untere Muschel gehörte ursprünglich auch zum Siebbein. Während beim übrigen Siebbein aber die knorpelige Anlage in Knochen u m g e b a u t wird (Primordialknochen), hat sich im Bereich der unteren Muschel Deckknochen a u f dem Knorpel angelegt, worauf der Knorpel geschwunden ist.
e) Der Oberkiefer,
Maxilla
(Abb. 34, 35, 39), besteht aus einem hohlen K ö r p e r , Corpus, und 4 Fortsätzen, dem S t i r n f o r t s a t z , Processus frontalis, dem G a u m e n f o r t s a t z , Processus palatinus, dem zähnetragenden Processus alveolaris und dem J o c h b e i n f o r t s a t z , Processus zygomaticus. Am Körper unterscheiden wir eine Facies nasalis, Facies orbitalis, Facies infratemporalis (zur Fossa infratemporalis weisend) und eine Facies anterior (Gesichtsfläche). Wir beginnen das genauere Studium mit der Facies nasalis, um den Anschluß an die zuletzt beschriebenen Knochen und die Nasenhöhle zu gewinnen. Die nasale Ansicht des Oberkiefers (Abb. 34) zeigt am isolierten Knochen den großen Eingang in die Oberkieferhöhle, den Hiatus maxillaris. Dieser wird im h i n t e r e n Teil durch die Lamina perpendicularis des Gaumenbeins (Abb. 25) verschlossen. Der restliche Teil der Öffnung wird durch die Lamina orbitalis des Siebbeins, besonders seinen Processus uncinatus, und die untere Muschel eingeengt. Die in Abb. 25 noch sichtbaren Öffnungen in die
Margo lacrimalis
Incisura lacrimalis
Hiatus maxillaris
Processus frontalis Crista ethmoidalis
Sulcus lacrimalis
Anlagerungsfläche für Os palatinum
Crista conchalis Spina nasalis anterior Processus palatinus
Canalis incisivus Processus alveolaris
Facies nasalis
Sulcus palatinus major [pterygopalatine]
Abb. 34. Rechter Oberkiefer (Maxilla) von der nasalen Fläche aus gesehen
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die isolierten Knochen der Nasenhöhle
37
Kieferhöhle sind am Schleimhautpräparat (Abb. 130) verschlossen bis auf den Hiatus semilunaris, der selbst noch durch Schleimhaut weiter eingeengt wird. H i n t e r dem Hiatus maxillaris verläuft der Sulcus palatinus major [pterygopalatinus] im Bogen abwärts. Er wird durch den gleichnamigen Sulcus des Gaumenbeins zum Canalis palatinus major [pterygopalatinus] ergänzt. Der Processus palatinus geht h o r i z o n t a l vom Körper ab, legt sich (Abb. 9, 12, 29) in der Sutura palatina mediana an den Fortsatz der Gegenseite und in der Sutura palatina transversa an die Lamina horizontalis [palatina] des Gaumenbeins, bildet so die v o r d e r e n Vi des h a r t e n G a u m e n s . Dem Septum nasi schickt er die Crista nasalis entgegen, die vorn in die Spina nasalis anterior ausläuft. Der Processus frontalis (Abb. 34) geht nach vorn und oben vom Körper ab. Mit dem gezackten oberen Rande legt er sich ans Stirnbein. An den hinteren Rand, den Margo lacrimalis, und in die Incisura lacrimalis legt sich das Tränenbein. Der vordere Rand dient oben zur Anlagerung des Nasenbeins, unten zur Begrenzung der Apertura piriformis. An seiner Wurzel verläuft der Sulcus lacrimalis (für den Canalis nasolacrimalis). Über die n a s a l e F l ä c h e zieht o b e n die Crista ethmoidalis (für die Anlagerung des Siebbeins), u η t e η die Crista conchalis (für die Anlagerung der unteren Muschel). Über die A u ß e η f 1 ä c h e (Abb. 35) zieht die kräftige Crista lacrimalis anterior (vordere Begrenzung der Fossa sacci lacrimalis) nahezu senkrecht abwärts. Sie läuft nach unten in den Margo infraorbitalis Die äußere Ansicht des Oberkiefers (Abb. 35) läßt die F a c i e s a n t e r i o r des Körpers mit dem Foramen infraorbitale und der Fossa canina (oberhalb des Eckzahnes, Dens caninus), die F a c i e s o r b i t a l i s mit dem Sulcus und Canalis infraorbitalis und die F a c i e s i n f r a t e m p o r a l i s mit dem Tuber maxillae und den Foramina alveolaria (für die A. alveolaris superior posterior und die Rr. alveolares superiores posteriores) erkennen. Der Processus zygomaticus geht nach l a t e r a l a b und trägt eine rauhe Fläche für die Anlagerung des Jochbeins.
38
Kopf und Hals. Der Schädel
Der Processus alveolaris geht nach u n t e n a b , zeigt an seiner Außenfläche längliche, senkrechte Wülste, die Juga alveolaria, und trägt Löcher für die Wurzeln der Zähne, die Alveoli dentales. Die Zahnalveolen (Abb. 44) werden zusammen mit den Zähnen S.47 besprochen. f ) Das Jochbein, Os zygomaticum (Abb. 36, 37), (von dem griechischen zygein = verbinden) ist ein viereckiger Knochen, der den Oberkiefer mit dem Stirnbein, Keilbein und Schläfenbein verbindet (Abb. 2). Es grenzt zwar nicht an die Nasenhöhle, hat aber so wichtige funktionelle Beziehungen zum Oberkiefer, daß es im
Processus frontalis
Processus frontalis
Facies orbitalis
Sonde im Foramen ^ygomaticotemporale Facies orbitalis
Foramen ζygomaticofaciale
Foramen xjgomaticoorbitale
Processus temporalis
Processus temporalis
Facies lateralis
Facies temporalis
[ Processus maxillaris ]
Abb. 36. Rechtes Jochbein (Os zygomaticum) von außen
Abb. 37. Rechtes Jochbein (Os zygomaticum) von innen
Anschluß an ihn besprochen werden soll. Es hat 3 Fortsätze, den kräftigen Oberkieferfortsatz [Processus maxillaris], der den Kaudruck vom Oberkiefer aufnimmt und ihn über den Processus frontalis auf das Stirnbein, über den Processus temporalis mittels des Jochbogens auf das Schläfenbein überträgt. Die Facies lateralis [malaris] bildet den vorspringenden Teil der Wange und hat ein kleines Loch, das Foramen zygomaticofaciale für den gleichnamigen Nerven. Die Facies temporalis begrenzt die Schläfengrube. Die Facies orbitalis grenzt an die Orbita. Auf der Augenhöhlenfläche liegt das Foramen zygomaticoorbitale. Durch das Foramen zygomaticofaciale auf der Facies lateralis und das Foramen zygomaticotemporal auf der Facies temporalis gelangen die sensiblen Aste des N. zygomaticus zur Haut in der Umgebung des Jochbeines (N. zygomaticofacialis, N. zygomaticotemporal).
g) Das Pflugscharbein, Vomer (Abb. 24), bildet den hinteren und unteren Teil der N a s e n s c h e i d e w a n d . Der o b e r e R a n d hat seitliche Fortsätze, die Alae vomeris, die sich mit dem Keilbeinkörper verbinden. Der v o r d e r e R a n d stößt an die Lamina perpendicularis des Siebbeins und den Nasenscheidewandknorpel, der u n t e r e R a n d steht auf dem Palatum durum. Das Pflugscharbein erinnert an die primitiven Pflugscharen der alten Römer.
39
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Nasennebenhöhlen
4. Die Nasennebenhöhlen, Sinus paranasales (Abb. 38-40), haben eine so große praktisch-klinische Bedeutung, daß sie nach der Beschreibung der einzelnen Knochen noch im Zusammenhang studiert werden müssen. Eine gute Übersicht vermittelt uns Abb. 38. Die mächtige Oberkieferhöhle, Sinus maxillaris, ist ziemlich glattwandig, zeigt aber verschiedene Buchten. An ihrer A u g e n h ö h l e n f l ä c h e trägt sie eine tiefe Furche für den Sulcus und Canalis infraorbitalis. M e d i a l und o b e n steht sie durch den Hiatus maxillaris mit der Nasenhöhle in Verbindung. Oberhalb des Hiatus sehen wir das viereckige kleinkammerige Feld der Siebbeinzellen, Cellulae ethmoidals. Sie reichen vorn bis an den Processus frontalis des Oberkiefers, hinten bis zum Sinus
Sinus frontalis
Cellulae ethmoidales
Sinus sphenoidal
Fossa sacci lacrimalis
Sinus maxillaris
infraorbitalis
Abb. 38. Nasennebenhöhlen von lateral. Ihre Schleimhautauskleidung ist durch Entfernen der deckenden Knochen dargestellt
sphenoidalis. Die Lamina orbitalis ossis ethmoidalis, eine papierdünne Knochenplatte, die die einzelnen Kammern durchscheinen läßt (Abb. 39), trennt sie von der Augenhöhle. Oben werden sie durch die Pars orbitalis des Stirnbeins abgeschlossen (Abb. 32). Die paarige Stirnhöhle, Sinus frontalis, liegt in der Stirnbeinschuppe und reicht nach hinten in das Dach der Augenhöhle. Die ebenfalls paarige Keilbeinhöhle, Sinus sphenoidalis, zeigt leichte Buckel und grenzt vorn an die hinteren Siebbeinzellen. Zur weiteren Vertiefung der topographischen Kenntnisse studiere man nochmals den Frontalschnitt (Abb. 32) und die Sagittalschnitte (Abb. 24, 25, 26, 39).
40
Kopf und Hals. Der Schädel
Topographie, Entwicklung und praktische Anwendung Die Oberkieferhöhle variiert stark in Form und Größe. Sie füllt den ganzen Oberkieferkörper aus, kann sich aber in extremen Fällen in den Stirn-, Gaumen-, Jochbein- und Alveolarfortsatz vorbuchten. Der B o d e n steht meist in Höhe des harten Gaumens, erreicht meist in Höhe des 1. Mahlzahnes den tiefsten Punkt (Abb. 39). Seine Wurzeln und die der benachbar-
Foramen ethmoidale posterius Dach der Orbita Canalis opticus ethmoidale anterius Processus clinoideus posterior
Processus clinoideus anterior
Lamina orbitalis ethmoidalis (Siebbeinzcllen durchscheinend) Os lacrimale
Fossa hypophysialis Processus orbitalis ossis palatini Fossa pterygopalatina Processus pterygoideus Sinus maxillaris Processus pyramidalis ossis palatini
Fossa sacci lacrimalis Boden der Orbita Canalis infraorbitalis Hiatus maxillaris der Schleimhaut
Abb. 39. Mediale Wand der Augen- und Kieferhöhle von lateral. Die Siebbeinzellen sind durchscheinend dargestellt. Die mit Schleimhaut ausgekleidete Kieferhöhle zeigt die Lage des Hiatus maxillaris und die engen Lagebeziehungen zu den Wurzeln der Mahlzähne. Die Wurzeln des 1. Molaren sind von lateral her freigelegt
ten Zähne sind nur durch eine dünne, manchmal durchlöcherte Knochenlamelle von der Höhle getrennt. In der zum Tuber maxillae ausgebuchteten H i n t e r w a n d verlaufen in feinen Knochenräumen, unmittelbar unter der Kieferhöhlenschleimhaut, die Rr. alveolares superiores posteriores. In dem dünnen D a c h , das Kiefer- und Augenhöhle trennt, verläuft der N. infraorbitalis. Die ebenfalls dünne m e d i a l e W a n d grenzt in der unteren Hälfte an den unteren Nasengang, in der oberen an den mittleren Nasengang. Der nahe dem Dach gelegene Hiatus maxillaris mündet mittels des Infundibulum ethmoidale unter der mittleren Muschel im Hiatus semilunaris. Die O b e r k i e f e r h ö h l e e n t s t e h t als eine Ausstülpung der Nasenhöhle, ist als solche mit Nasenhöhlenschleimhaut ausgekleidet. Zur Zeit der Geburt ist sie noch eine Spalte. Sie kann sich erst wesentlich ausdehnen, wenn die im Oberkiefer angelegten Ersatzzähne (Abb. 52) beim Zahnwechsel Platz machen. A n w e n d u n g . Die Lage des Hiatus maxillaris ergibt bei aufrechter Haltung ungünstige Abflußbedingungen für Sekret und Eiter. Nur beim Liegen auf der gesunden Seite können sie in die Nasenhöhle abfließen. Die Punktion der Kieferhöhle unter der unteren Muschel macht wegen der geringen Wand-
41
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Nasennebenhöhlen
stärke keine Schwierigkeiten. Man hat nur den Tränennasengang zu schonen. E n t z ü n d u n g e n und Karzinome der K i e f e r h ö h l e können Z a h n s c h m e r z e n und N e u r a l g i e n im B e r e i c h d e s N . i n f r a o r b i t a l i s auslösen. Z a h n w u r z e l e n t z ü n d u n g e n können auf die Kieferhöhle übergreifen.
Die Siebbeinzellen, Cellulae ethmoidales, unterteilen wir meist in vordere und hintere. Zahl, Größe und Ausdehnung schwanken in weiten Grenzen. D i e h i n t e r e n münden unter der oberen Muschel, d i e v o r d e r e n unter der mittleren Muschel, oberhalb und
1. Sinus frontalis 2. Paries superior orbitae
Ala minor 4. Linea innominata
J. Cellulae ethmoidals
7. Concha nasaits inferior
6. Septum nasi
8. Palatum durum
9, Sinus 10.
maxillaris
Orbita
Abb. 40. Augenhöhlen, Nasen- und Nasennebenhöhlen im Röntgenbild. Postero-anteriore Aufnahme (Institut für Röntgendiagnostik der Charité Berlin)
unterhalb der Bulla ethmoidalis aus (Abb. 130). Das dünne T r ä n e n b e i n und die hauchdünne Lamina orbitalis ossis ethmoidalis trennen sie von der Augenhöhle. O b e n werden sie durch das Stirnbein abgeschlossen. V o r n können sie den Tränennasengang und die Öffnungen der Stirnhöhle einengen. Durchbruch von Eiter zur Augenhöhle (retrobulbäre Abszesse), I n f e k t i o n d e r v o r d e r e n S c h ä d e l g r u b e u n d d e r K i e f e r h ö h l e sind klinische Komplikationen, die bei Entzündung der Siebbeinzellen auftreten können. Die Siebbeinzellen entstehen nach Peter nicht durch Ausstülpung von der Nasenhöhle, wie alle übrigen Nebenhöhlen, sondern durch Verwachsungen der tiefen Muschelteile zu abgekapselten Hohlräumen.
Die paarige Keilbeinhöhle, Sinus sphenoidalis, liegt im Keilbeinkörper, hinter der Nasenhöhle, vor dem Clivus und über dem Nasenrachenraum. Sie wird durch eine meist asymmetrische Scheidewand geteilt und mündet hinter der oberen Muschel in den Recessus sphenoethmoidalis (Abb. 130). Ihre Größe ist sehr variabel. Bei starker Pneumatisation kann sie sich nach allen Seiten ausdehnen und sehr enge Nachbarschaftsbeziehungen zum N. opticus,
42
Kopf und Hals. Der Schädel
Chiasma opticum, Sinus cavernosus, zur A. carotis interna, zur Hypophyse d a c h gewinnen.
und zum
Rachen-
Die Entwicklung der Keilbeinhöhlen beginnt bald nach der Geburt und ist mit dem 25. Lebensjahr beendet. I n f e k t i o n d e r H ö h l e n kann sich durch die dünnen Knochenlamellen auf die benachbarten Gebiete ausdehnen. S c h ä d e l b a s i s b r ü c h e durch die Keilbeinhöhle führen zu Blut- und Liquorabfluß in den Nasenrachenraum. Bei t r a n s n a s a l e r O p e r a t i o n d e r H y p o p h y s e sind die oben genannten topographischen Beziehungen zu beachten. D i e paarige Stirnhöhle, Sinus frontalis, zeigt eine sehr variable Größe. Eine meist asymmetrische Scheidewand trennt rechte und linke Höhle. Kleine Höhlen liegen nur in der Stirnbeinschuppe, große können sich im Augenhöhlendach bis zum Canalis opticus ausdehnen. Der A b f l u ß der Stirnhöhle erfolgt durch den Ductus nasofrontalis der Kliniker in den mittleren Nasengang, meist in den Hiatus semilunaris, seltener vor ihm. Enge N a c h b a r s c h a f t s b e z i e h u n g e n bestehen zur vorderen Schädelgrube, zur Augenhöhle und den vorderen Siebbeinzellen. Manchmal kann sich eine Siebbeinzelle in die Stirnhöhle vorwölben oder den Ductus nasofrontalis einengen. Sie entwickelt sich erst nach der Geburt, hat mit 6 Monaten die Größe einer kleinen Erbse, mit 3 Jahren einer Bohne, mit 6 Jahren einer Haselnuß. Später dehnt sie sich weiter in die Stirnbeinschuppe und in das Dach der Orbita aus. Röntgenaufnahmen (Abb. 40, 65) vermitteln uns einen guten Überblick über G r ö ß e , L a g e und Z u s t a n d der Nasennebenhöhlen. Die Funktion der Nasennebenhöhlen ist nicht eindeutig geklärt. Wahrscheinlich schwinden ähnlich wie beim Röhrenknochen die funktionell (bei der Verteilung des Kaudruckes) nicht beanspruchten Teile. Die stehengebliebenen Scheidewände würden somit Trajektorien entsprechen. In die leeren Kammern stülpt sich die Nasenschleimhaut ein. Die mit Luft gefüllten pneumatisierten (Pneuma = Luft) Räume dienen sicherlich auch der Vorwärmung der Atmungsluft. Ärztliche Bedeutung der Nebenhöhlen. Wird der Abfluß der Nasennebenhöhlen durch mechanische Ursachen (Septumverbiegung, hyperthrophierte Muscheln) oder Schwellung der Nasenschleimhaut behindert, so kann es zu Entzündungen einzelner oder seltener aller Nebenhöhlen kommen ( S i n u s i t i s , S i n u i t i s ) . U m den Durchbruch des Eiters in benachbarte Gebiete ( A u g e n h ö h l e , S c h ä d e l h ö h l e ) zu vermeiden, muß man oft die erkrankten Nebenhöhlen operativ eröffnen. Wegen der ungünstigen Abflußbedingungen ist besonders die Oberkieferhöhle häufig erkrankt. Auch von kranken Zähnen können sich Entzündungen dieser Höhle herleiten (dentogene Sinusitis).
5. Die Flügelgaumengrube, Fossa pterygopalatina (Abb. 39), liegt zwischen der Rückfläche des Oberkiefers und der Vorderfläche des Processus pterygoideus des Keilbeins. Sie ist am Schädel am einfachsten in der Seitenansicht aufzusuchen. Als Treffpunkt zahlreicher K a n ä l e und als Behälter des G a n g l i o n p t e r y g o p a l a t i n u m wollen wir sie eingehender studieren. Sie ist oben breit und verjüngt sich nach unten zum Canalis palatinus major. D a s D a c h wird v o m Keilbeinkörper und der Wurzel der Ala major, d i e m e d i a l e W a n d von der Lamina perpendicularis des Gaumenbeins, d i e V o r d e r w a n d v o m Körper des Oberkiefers, d i e H i n t e r w a n d von der Facies maxillaris und dem Processus pterygoideus des Keilbeins gebildet. D i e l a t e r a l e W a n d ist durch Bindegewebe gegen die Fossa infratemporalis abgeschlossen. Zur Grube führt: 1. das Foramen rotundum den N. maxillaris aus der Schädelhöhle, 2. der Canalis pterygoideus den N. petrosus major (parasympathisch) und den N. petrosus profundus (sympathisch), 3. die Fissura pterygomaxillaris [pterygopalatina] die A. sphenopalatina (aus der A. maxillaris).
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die knöcherne Begrenzung der Mundhöhle
43
Aus der G r u b e f ü h r t : 1. die Fissura orbitalis inferior den N. zygomaticus und N. und A. infraorbitalis zur Augenhöhle, 2. der Canalis palatinus major [pterygopalatinus] die Nn. palatini und die A. palatina descendens zum Gaumen, 3. das Foramen sphenopalatinum die Rr. und Aa. nasales posteriores zur Nasenhöhle. In der Flügelgaumengrube liegt das parasympathische Ganglion pterygopalatinum. In ihm wird das I. Neuron der sekretorischen Leitung für die Tränendrüse, die Nasendrüsen und die Gaumendrüsen auf das II. Neuron umgeschaltet. Weiteres S. 259.
6. Die knöcherne Begrenzung der Mundhöhle a) Der harte Gaumen, Palatum durum, bildet das Dach der Mundhöhle. Er wird in den vorderen 2λ von den Processus palatini d e r O b e r k i e f e r , im hinteren Drittel von den Laminae horizontales d e r G a u m e n b e i n e gebildet (Abb. 9,12, 29, 44). Die Sutura palatina mediana und die Sutura palatina transversa kreuzen und vereinigen die 4 Knochen. Vorn findet sich bei Kindern und Jugendlichen manchmal noch eine Sutura incisiva. Sie verläuft von der Grenze zwischen Eckzahn und Schneidezähnen zum Foramen incisivum und ist die Grenze gegen das ursprünglich selbständige Os incisivum. Das Foramen incisivum ist die Ausmündung des aus der Nasenhöhle kommenden Canalis incisivus. Foramen palatinum majus und minus (für die gleichnamigen Gefäße und Nerven) sind die Mündungen des Canalis palatinus major. Die Seitenwände und die Vorderwand der Mundhöhle werden vom Unterkiefer, vom Processus alveolaris der Oberkiefer und den Zähnen gebildet. b) Der Unterkiefer, Mandíbula (Abb. 41-13, 45), entsteht aus 2 Hälften, die beim Neugeborenen noch b i n d e g e w e b i g verbunden sind und sich im ersten Lebensjahr k n ö c h e r n vereinigen. Er besteht aus dem basalen K ö r p e r , der beiderseits im K i e f e r w i n k e l , Angulus mandibulae, in den a u f s t e i g e n d e n A s t , Ramus mandibulae, übergeht (Abb. 41). Der Ramus mandibulae endet oben mit dem Gelenkfortsatz, Processus condylaris, und dem spitzen Muskelfortsatz, Processus coronoideus. Am Gelenkfortsatz unterscheiden wir den querovalen Gelenkkopf, Caput mandibulae ( M a n d i b u l a k ö p f c h e n ) , und einen Hals, Collum mandibulae. Der letztere zeigt an seiner Vorderfläche eine Grube, Fovea pterygoidea, für den Ansatz des M. pterygoideus lateralis. Der Processus coronoideus dient zum Ansatz des M. temporalis, ist beim Erwachsenen spitz, beim Greis säbelförmig nach hinten gekrümmt, bei starker Muskulatur (Anthropoiden und prähistorischen Rassen) stumpf und abgerundet. Die A u ß e n - und I n n e n f l ä c h e des Kieferastes sind a u f g e r a u h t für den Ansatz des M. masse ter und des M. pterygoideus medialis. Der Vorderrand des Astes läuft nach unten, lateral von der Zahnreihe, in eine Leiste, die Linea oblique, aus. Auf der I n n e n f l ä c h e d e s K i e f e r a s t e s führt das Foramen mandibulae Ν., Α., V. alveolaris inferior in den Canalis mandibulae. Es liegt in der Höhe der Kauflächen der Mahlzähne. Medial ist es durch die Lingula mandibulae verdeckt. Dieser sehr variable Knochenspan kann bei Mandibularisanaesthesien das Einführen der Nadel erschweren (S. 196). Er dient dem Lig. sphenomandibulare zum Ansatz. Vom Foramen mandibulae verläuft der Sulcus mylohyoideus (für den gleichnamigen Nerven) ab- und vorwärts. Die oberhalb der Furche gelegene Linea mylohyoidea dient dem gleichnamigen Mundbodenmuskel zum Ursprung.
44
K o p f u n d H a l s . D e r Schädel Processus coronoideus
Processus condylaris (Caput mandibulae ) Lingula mandibulae Fovea pterygoidea Foramen mandibulae
Collum mandibulae
Sulcus mylohyoideus Ramus mandibulae
Pars alveolaris
Linea obliqua
Jugum alveolare Protuberantia mentalis Angulus mandibulae
Foramen mentale
Tuberculum mentale
A n s i c h t v o n rechts und v o r n
Processus condylaris ( Caput mandibulae ) Collum mandibulae Ramus mandibulae Sulcus mylohyoideus Tuberositas pterygoidea
Angulus mandibulae Linea mylohyoidea Corpus mandibulae Fovea submandibulars
Fovea sublingualis
' Tuberculum mentale
Spina mentalis
Fossa digastrica
A b b . 42. U n t e r k i e f e r ( M a n d í b u l a ) . Ansicht v o n hinten u n d u n t e n
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die knöcherne Begrenzung der Mundhöhle
45
Der Angulus mandibular zwischen Basalfläche des Körpers und Hinterrand des Astes, schwankt zwischen 90-140°, erreicht beim Neugeborenen 150° und hat bei Anthropoiden meist 90°. Er scheint bei starker Kaumuskelentwicklung abzunehmen (größere Fläche für den Muskelansatz). Das Corpus mandibulae bildet mit den Rami mandibulae einen parabolischen Bogen (Abb. 42,43). Die mit der Spaltlinienmethode dargestellten Osteone des Basalbogens verlaufen vom Kinn zum Gelenkfortsatz (Abb. 64), sind am Kinn unterbrochen (Abb. 63). Der massive Basalbogen verjüngt sich nach oben zum Alveolarbogen. Der Z a h n - u n d A l v e o l a r b o g e n (Abb. 43, 45) ist etwas k l e i n e r und enger a l s d e r K ö r p e r b o g e n , da er gegenüber dem Kinn zurückspringt. Der Kinnvorsprung (Abb. 41) bestellt aus einem erhabenen dreieckigen Feld, das nach oben in einen Vorsprung, die Protuberantia mentalis,
Processus condylar!s (Caput mandibulae )
Processus coronoideus
Molar III
Molarli Molar I
Ρ raemolar II
Praemolar 1 Caninus
Incisivas II
Incisivus I
Proluberantia mentalis
Tuberculum mentale
Abb. 43. Unterkiefer (Mandíbula). Blick auf die Kaufläche
und nach unten lateral in 2 kleine Höckerchen, die Tubercula mentalia, ausläuft. Das v o r s p r i n g e n d e , positive Κ i η η ist ein Erwerb des rezenten Menschen und beim Europäer am besten ausgebildet. An der A u ß e n f l ä c h e d e s K ö r p e r s sehen wir das Foramen mentale. Es l i e g t beim Erwachsenen mit erhaltenen Zähnen an der Grenze zwischen 1. und 2. Backenzahn, in der Mitte zwischen Basis und Alveolarrand. Es läßt N., A. u. V. mentalis aus dem Canalis mandibulae zur Haut austreten. Beim Neugeborenen, wo der Basalbogen noch schwach entwickelt ist, liegt es näher der Basis, beim zahnlosen Greisenkiefer mit rückgebildeter Pars alveolaris nahe dem Oberrand. Die auf Biegung beanspruchte Kinngegend ist an der I n n e n f l ä c h e noch durch die kräftigen, Muskeln zum Ursprung dienenden Spinae mentales verstärkt. Biegungsbrüche des Unterkiefers liegen deshalb seitlich von der Kinngegend.
46
Kopf und Hals. Der Schädel
An der I n n e n f l ä c h e des Unterkieferkörpers (Abb. 42) seien noch paarige flache Gruben, die Fovea sublingualis und die Fovea submandibular is für die gleichnamigen Drüsen, sowie die Fossa digastrica für den Ansatz des M. digastricus erwähnt. Sutura incisiva, Processus palatinus maxillae Foramen incistvum
/a
C
Pi Af, (Sepia interradicularia )
Sulci palatini Foramen palatinum majus et minus Sutura palatina transversa, Spina nasalis ossis palatini Lamina hori^ontalis ossis palatini
Sutura palatina mediana
Abb. 44. Knöcherner Gaumen (Palatum osseum); Zahnfacher der Oberkiefer (Alveoli dentales)
Ml mit Septum interradiculare
h
h
C
Abb. 45. Unterkiefer (Mandíbula), mit Zahnfáchem (Alveoli dentales). Ramus mandibulae größtenteils entfernt
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
47
Pars alveolaris des Unterkiefers und Processus alveolaris der beiden Oberkiefer tragen die Alveoli dentales, Fächer für die Wurzeln der Zähne. Die einzelnen Fächer sind durch die Septa interalveolaria getrennt. Die Alveolen der mehrwurzeligen Zähne sind durch die Septa interradicularia weiter unterteilt (Abb. 45). Vergleich von Ober- und Unterkiefer. D e r Z a h n b o g e n bildet im Oberkiefer und im Unterkiefer jeweils eine Parabole, jedoch verschiedenen Grades. Weil der Zahnbogen des Oberkiefers meist weiter gespannt ist, überragen die oberen Mahlzähne, Molares, die unteren ein wenig nach bukkal (weiteres S. 60). Die A l v e o l i für die Schneidezähne, Incisivi ( I b I2), sind im Oberkiefer rund, im Unterkiefer seitlich zusammengedrückt. Die W u r z e l f ä c h e r d e r M a h l z ä h n e (M l5 M 2 , M 3 ) zeigen im O b e r k i e f e r 1 palatinales Unterfach und 2 bukkale Unterfächer, im U n t e r k i e f e r 1 proximales und 1 distales Unterfach. Die Alveolarfortsätze besitzen eine ausgesprochene Spongiosastruktur. Die Trajektorien sind so angeordnet, daß sie den Kaudruck von den Zähnen auf den Kiefer übertragen (Abb. 63, 64). Beim Verlust von Zähnen schwindet der Alveolarfortsatz durch Inaktivitätsatrophie (s. Greisenschädel). Das Kinn springt dann s c h e i n b a r stärker vor. In Wirklichkeit ist der Mund eingefallen, wenn kein Zahnersatz getragen wird. c) Die Zähne, Dentes (Abb. 46-56) Bei vielen Nichtsäugern ist die Form der Zähne eines Individuums ziemlich gleichartig (Homoiodontie). Bei den meisten Säugetieren und beim Menschen führt die verschiedenartige Ernährungsweise zur Spezialisierung einzelner Zahngruppen des Gebisses: die Zähne unterscheiden sich deutlich voneinander (HeterodontieJ. Das menschliche Gebiß ist diphyodont, d.h. die erste Garnitur, das M i l c h g e b i ß (Denies decidui, Denies lactates), wird durch eine zweite Garnitur, das D a u e r g e b i ß (Dentespermanentes) ersetzt. Es findet nur ein Zahnwechsel statt. Unter den Zähnen des Dauergebisses unterscheidet man solche die an Stelle der herausgefallenen Milchzähne durchtreten ( E r s a t z z ä h n e , das sind die Dentes incisivi, canini und praemolares) und solche, die im Milchgebiß keine Vorläufer haben ( Z u w a c h s z ä h n e , das sind die Dentes molares). Die Zuwachszähne können genetisch als spät durchgebrochene Milchzähne aufgefaßt werden. In der Praxis werden sie aber zum Dauergebiß gerechnet. Das Milchgebiß besteht aus je 5 Milchzähnen in jeder Kieferhälfte. Es sind dies: 2 Dentes incisivi ( S c h n e i d e z ä h n e ) , 1 Dens caninus ( E c k z a h n ) und 2 Dentes molares (Milchmolaren). Durchbruch des Milchgebisses. Zwischen dem 6.Monat und dem Ende des 2. Lebensjahres brechen in der Regel 20 Milchzähne durch. Am Ende dieser Zeit stehen die Kronen der Zähne in Okklusion, das Wachstum der Zahnwurzeln ist noch nicht abgeschlossen. Es beansprucht vielmehr weitere 1-2 Jahre. Es erscheinen: Dentes incisivi, im 6 - 9. Monat, die mittleren Schneidezähne, Dentes incisivi, im 8.-11. Monat, die seitlichen Schneidezähne, Dentes molares, im 12.-16. Monat, die vorderen Mahlzähne, Dentes canini, im 16.-20. Monat, die Eckzähne, Dentes molares, im 20.-24. Monat. die hinteren Mahlzähne, Die Zähne des Unterkiefers brechen im allgemeinen vor den entsprechenden Zähnen des Oberkiefers durch. Beim Zeitpunkt des Zahndurchbruches bestehen beträchtliche Variationen ( , , F r ü h z a h n e r " , „ S p ä t z a h n e r " ) . Das D a u e r g e b i ß besteht aus 32 bleibenden Zähnen. Jede Kieferhälfte hat 2 Dentes incisivi ( S c h n e i d e z ä h n e ) , 1 Dens caninus ( E c k z a h n ) , 2 Dentes praemolares ( B a c k e n z ä h n e ) und 3 Dentes molares ( M a h l z ä h n e ) .
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Kopf und Hals. Der Schädel
Der Durchbruch des Dauergebisses ( Z a h n w e c h s e l ) beginnt gewöhnlich mit dem 1. bleibenden Mahlzahn im 6. Lebensjahr ( „ S e c h s j a h r m o l a r " ) . Sein frühes Erscheinen ermöglicht das Kauen, während die anderen Zähne nach und nach ersetzt werden. Es folgen: die die die die die die die
mittleren Dentes incisivi seitlichen Dentes incisivi vorderen Dentes praemolares hinteren Dentes praemolares Dentes canini 2. Dentes molares ( „ Z w ö l f j a h r m o l a r e " ) 3. Dentes molares
im im im im im im im
7 - 8. 8 - 9. 9.-11. 11.-13. 11.-13. 12.-14. 18.^40.
Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre.
Die bleibenden Zähne gleichen in der Form den Milchzähnen bis auf die B a c k e n z ä h n e , Dentes praemolares. Diese haben eine Sonderform, fehlen im Milchgebiß. Der 3. Molar (,, We i s h e i t s z a h n " , Dens sapientiae, Dens serotinus) bricht manchmal nicht durch. Sehr selten kommt es noch zur Ausbildung eines 4. Molaren. Die Zahnformel soll eine schnelle Übersicht über die Anzahl der Zähne und über ihre Zugehörigkeit zu Gruppen geben. Für jede Gruppe steht der Anfangsbuchstabe ihres lateinischen Namens, beim Milchgebiß noch zusätzlich d (deciduus). • z w ι j . . Z a h n l o r m e l des M i l c h gBe b i s s e s :
Id2 Cdl Md2 Id2 Cdl Md2 12 Cl P2 M3 Z a h n f o r m e l des b l e i b e n d e n G e b i s s e s : 12 Cl P2 M3 Bei dieser g e k ü r z t e n F o r m e l wurde die bilaterale Symmetrie des menschlichen Gebisses berücksichtigt. Das Gebißschema dient der Kennzeichnung der Zähne. Bei seiner Aufstellung bedient man sich eines Achsenkreuzes, desssen Vertikale die Medianebene kennzeichnet. Die Horizontale trennt die Oberkieferzähne von denen des Unterkiefers. In das Gebißschema werden die linken Zähne rechts von der Vertikalen, die rechten links von ihr eingetragen. Die 8 Zähne der einen Kieferhälfte des bleibenden Gebisses werden, ausgehend von der Mittellinie, von 1 bis 8 durchnumeriert. 8
7 6
5 4
3 2
1
1
2
3 4
5 6 7
7
5 4
3 2 1
1
2
3 4
5 6 7
rechts 6
links
Will man in der Praxis einzelne Zähne kennzeichnen, so genügt es, den Quadranten und die Ziffer der Zähne anzugeben. 3 2 | = Zweier rechts unten und Dreier rechts unten = seitlicher Incisivus und Caninus rechts unten. Bei der Kennzeichnung am Milchgebiß verwendet man römische Zahlen. Die F e d e r a t i o n d e n t a i r e i n t e r n a t i o n a l e (F.D.I.) hat ein Gebißschema empfohlen, das eine Weiterentwicklung des oben beschriebenen Schemas darstellt. Die Zähne jeder Gebißhälfte werden von 1-8 durchnumeriert und erhalten beim bleibenden Gebiß jeweils die Kennziffer für den entsprechenden Quadranten (oben rechts = 1, oben links = 2, unten links = 3, unten rechts = 4). Beim Milchgebiß werden die Kieferhälften mit den Ziffern 5, 6, 7 und 8 gekennzeichnet.
18 48
17 47
16 46
15 45
14 13 44 43
12 11 42 41
Dauergebiß: 21 31
22 32
23 33
24 34
25 35
55 85
54 84
52 82
Milchgebiß: 61 71
62 72
63 73
64 74
65 75
53 83
51 81
26 36
27 37
28 38
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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Gelesen und gesprochen wird jede einzelne Ziffer, ζ. B. eins-eins, eins-zwei, eins-drei (im oberen Schema) oder acht-eins, acht-zwei usw. (im unteren Schema). E i n i g e F a c h a u s d r ü c k e , die in der Zahnheilkunde der Orientierung dienen: buccal: der Wange zugekehrt (auch bukkal) labial: den Lippen zugekehrt lingual: der Zunge zugekehrt ρ a1 a tiηa 1 : dem Gaumen zugekehrt m e sia1 : der Medianebene (des Zahnbogens) zugehkehrt distal: dem hinteren Ende des Zahnbogens zugekehrt apical : an der Wurzelspitze (Apex), zur Wurzelspitze hin (auch apikal) cervical: am Zahnhals, zum Zahnhals hin (auch zervikal) occlusal: an der Kaufläche, zur Kaufläche hin (auch okklusal) incisai: an der Kaukante, zur Kaukante hin approximal: an der Kaufläche, zur Kaufläche hin (approximalwärts)
a) A l l g e m e i n e r A u f b a u d e s Z a h n e s (Abb. 46) An jedem Zahn unterscheiden wir eine freie, nicht verdeckte, Zahnkrone, Corona dentis, von einer (bis drei) verdeckten Zahnwurzel, Radix dentis. Das mehr spitze Ende der Wurzel (Wurzeln) wird Wurzelspitze (Apex dentis) genannt. Die Zahnkrone ragt aus dem Zahnfleisch heraus und ist mit dem ektodermalen Zahnschmelz (Enamelum, Substantia adamantina) überzogen. Die Wurzel steckt in einer Vertiefung des Ober- oder Unterkieferknochens, der Zahnalveole (Alveolus dentalis) und wird vom Zement (Cementum, Substantia ossea) umgeben. Am schmalen Zahnhals, Collum dentis, stoßen Schmelz und Zement zusammen. Beim Jugendlichen wird der Zahnhals noch vom Zahnfleisch verdeckt. Mit zunehmendem Alter bildet sich dieses zurück und gibt den Zahnhals allmählich frei. Die Grenze zwischen Schmelz und Zement wird sichtbar. Die harte Grundlage des Zahnes bildet das Zahnbein (Dentinum, Substantia eburnea). Das Dentin wird im Bereich der Krone vom Zahnschmelz, im Bereich der Wurzel vom Zement umhüllt. Es umschließt die Zahn- oder Pulpahöhle, Cavum dentis. Diese setzt sich in den Wurzelkanal (Canalis radiéis dentis) fort und endet an der Wurzelspitze mit einem Loch (Foramen apicis dentis). Durch letzteres treten die Versorgungskabel des Zahnes (Nerven und Gefäße) ein und aus. In der Pulpahöhle sind sie in lockeres Bindegewebe (Zahnpulpa, Pulpa dentis) eingebettet. β) B e f e s t i g u n g d e s Z a h n e s (Abb. 46) Der Zahn wird durch den Zahnhalteapparat, das Parodentium, in der Alveole federnd aufgehängt. Zu ihm gehören der Z e m e n t der Zahnwurzel, der A l v e o l a r k n o c h e n , das D e s m o d o n t i u m , welches Knochen und Zement durch Bänder (Ligamenta alveolodentalia) verbindet. Im Prinzip wird also der Zahn durch Bindegewebe (Desmodontium, Periodontium ) in der Alveole verankert (Syndesmosis). Die frühere Bezeichnung Gomphosis, E i η z a p f u n g ist demnach nicht zutreffend. Schließlich gehört zum Halteapparat auch das Zahnfleisch, Gingiva. Alle erwähnten Anteile des Parodontiums bilden eine genetische, funktionelle und klinische Einheit. Die in ihrer Gesamtheit als Ligamenta alveolodentalia bezeichneten kollagenen Faserzüge des D e s m o d o n t i u m haben alle einen mehr oder minder schrägen Verlauf (Abb. 46). Sie sind einerseits im Z e m e n t , andererseits im A l v e o l a r k n o c h e n durch Sharpeysche Fasern fest verankert. Im mittleren Gebiet der Wurzel ziehen sie als Fibrae alveolodentales inferiores leicht spitzenwärts (nach apikal) und können den Kaudruck elastisch auffangen und auf den Alveolarknochen übertragen. Die im Ruhezustand gewellten kollagenen Faserbündel werden dabei entwellt. An der Wu r ζ e 1 (Fibrae apicales) und nahe dem A l v e o l a r r a n d (Fibrae alveolodentales superiores) steigen sie zahnwärts an, wirken den mittleren entgegen und verhindern ein Emporsteigen des Zahnes. Oberhalb des Alveolarrandes strahlen auch Fasern aus dem Z a h n f l e i s c h gegen das Collum dentis aus und bilden ein
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Kopf und Hals. Der Schädel
s u p r a a l v e o l ä r e s F l e c h t w e r k , das früher als Ligamentum circulare dentis bezeichnet wurde. Auf Querschnitten durch Zahn und Alveole erkennt man, daß auch Fasern tangential an den Zahn herantreten. Sie sollen den beim Kauakt auftretenden Drehkräften entgegenwirken. Durch die beschriebene Faseranordnung werden Zement und Alveolarknochen auf Zug beansprucht, was zum Anbau neuer Substanz anreizt, wogegen der Knochen bei Druckbeanspruchung atrophieren würde.
Zwischen den Bindegewebsfasern des Desmodontium verlaufen zahlreiche B l u t g e f ä ß e , die vom Boden der Alveole aufsteigen, vielfach zirkuläre Verbindungen eingehen und besondere Gefäßknäuel bilden, die sich auf Druck entleeren und damit das elastische Auffangen des Kaudruckes unterstützen. Um die Blutgefäße liegen zahlreiche feine Nerven. Das gesamte, den Zahn umgebende, mit Gefäßen und Nerven versehene Bindegewebe wird auch als Wurzelhaut, Periodontium, bezeichnet. Es hat, unter anderem, die Aufgabe beim Kauakt auftretende mechanische Einwirkungen auf die Zähne (Druck-, Kipp- und Dreh-
Foramen apicis dentis
Abb. 46. Schematisierter Längsschnitt durch einen Schneidezahn und seinen Halteapparat
kräfte) abzufangen. Die kollagenen Faserzüge und das Polster der Blutgefäße dienen diesem Zweck. Bei der sehr schmerzhaften Wurzelhautentzündung wird der Zahn durch die starke Füllung der Blutgefäße des Periodontium geringfügig aus der Alveole herausgehoben. Der geringe Bewegungsspielraum der gesunden Zähne in den Alveolen ist meßbar und kann als eine Art der Federung bezeichnet werden. Folgende, geringe Bewegungen sind möglich: Tiefertreten des Zahnes durch den Kaudruck, geringes Emporsteigen z. B. beim Fehlen der Antagonisten, Kippbewegungen in mesiodistaler und vestibulolingualer Rich-
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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tung, Drehungen um die Längsachse. Alle Bewegungen werden, bei gesundem Periodontium, durch die Ligg. alveodentalia und durch das Druckpolster der Blutgefäße gebremst. Das Zahnfleisch, Gingiva. Die beim gesunden Menschen hellrosafarbene Gingiva besteht aus einer bindegewebigen Grundlage und einem Überzug aus mehrschichtigem Plattenepithel. Das auf der labialen und bukkalen Seite mit mehr Schichten ausgestattete papillenreiche und leicht verhornte Epithel ( ä u ß e r e s S a u m e p i t h e l ) geht am Zahnfleischsaum (Limbus gingivae) in ein wenigerschichtiges, papillenloses, dem Zahn zunächst nur angelagertes Epithel ( i n n e r e s S a u m e p i t h e l ) über. Es biegt dann in Richtung zum Zahnschmelz um und verwächst mit diesem. Auf diese Weise entsteht zwischen Zahnkrone und innerem Saumepithel eine etwa 1 mm tiefe T a s c h e (physiologische Zahnfleischtasche). Im Bindegewebe der Gingiva verlaufen kollagene Faserbündel in komplizierter Weise in verschiedenen Richtungen (Feneis). Sie verbinden das Zahnfleisch unverschieblich mit dem Periost des Kiefers und mit dem Bindegewebe des Periodontiums und gehören zum Halteapparat des Zahnes. Das Zahnfleisch hat eine reiche Blutgefäß- und Nervenversorgung. Die Arterien kommen aus dem Alveolarknochen und verlaufen im Zahnfleischsaum ringförmig um den Zahn herum. Die Nerven bilden verschiedenartige Endigungen im Bindegewebe und im Epithel. Für die Funktion der Zähne ist ein gesundes Zahnfleisch und seine feste Verankerung von größter Bedeutung. Mit fortschreitendem Lebensalter bildet es sich langsam zurück. Die in die I n t e r d e n t a l r ä u m e hineinragenden I n t e r d e n t a l p a p i l l e n werden niedriger. Das innere Saumepithel wuchert apikalwärts, seine Verwachsungen mit dem Zahnschmelz lösen sich, die Zahnfleischtaschen werden tiefer. Der Z a h n h a l s und der Zugang zum P a r o d o n t i u m wird freigegeben. Entzündungen des letzteren ( P a r o d o n t o s e ) führen schließlich zum Verlust des Zahnes.
γ) F e i n b a u d e s Z a h n e s Das D e n t i n ( Z a h n b e i n ) und die Z a h n p u l p a (Pulpa dentis, Z a h n m a r k ) haben eine gemeinsame mesodermale Herkunft und bilden auch funktionell eine Einheit. Das Dentin (Zahnbein, Substantia eburnea) ist sowohl im Bereich der Zahnkrone als auch im Bereich der Zahnwurzel ausgebildet. Es ist das harte Gerüst des Zahnes und steht dem Knochen nahe, ist aber härter als dieser. Gebildet wird es von Odontoblasten, die an der inneren, die Pulpahöhle umgebenden, Fläche des Zahnbeines liegen. Diese entsenden, anfangs einige μπι dicke, dann durch Abzweigungen immer dünner werdende, Zytoplasmafortsätze ( D e n t i n f a s e r n , T o m e s s c h e F a s e r n ) in das Zahnbein. Die Fasern liegen in D e n t i n k a n ä l c h e n , haben stark verzweigte Endstrecken und erstrecken sich stellenweise bis in das Zement. In diesen Kanälchen liegen auch marklose, den Nervengeflechten der Zahnpulpa entstammende, s e n s i b l e N e r v e n f a s e r n (starke Schmerzempfindlichkeit des Dentins!). Die Dentinkanälchen sind hauptsächlich radiar angeordnet, haben im Bereich der Zahnwurzel einen mehr horizontalen, im Bereich der Krone einen zunehmend steileren Verlauf (Abb. 46). An einem Querschliff sind sie überwiegend längs getroffen. Das z e l l f r e i e Dentin enthält wesentlich mehr anorganische Substanzen (70%) als der Knochen. Dementsprechend ist es auch härter als dieser. Auf organische Substanzen entfallen 20%. Der Rest ist Wasser. Der mineralische Anteil des Dentins besteht hauptsächlich aus Kalzium und aus Phosphor in Form von H y d r o x y l a p a t i t . Daneben kommen auch andere Mineralien, wie Magnesium und Fluor, in geringen Mengen vor. Die organische Komponente besteht zu 90% aus zugfesten kollagenen Fasern und zu 10% aus Grundsubstanz (Kittsubstanz). Die Kollagenfasern sind vorwiegend in Längsrichtung des Zahnes orientiert und deshalb an Querschliffen quer getroffen. Bei der Zahnbildung wird das Dentin schichtweise abgelagert. In den einzelnen Schichten ist der Verlauf der kollagenen Fasern jeweils geringfügig abweichend. Diese, in den einzelnen Schichten etwas unterschiedliche Anordnung der Kollagenfasern erhöht die Stabilität des Dentins, und damit auch des Zahnes, erheblich.
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Kopf und Hals. Der Schädel
Die Dentinbildung und die Mineralisation des Dentins verlaufen nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Auch ist die Mineralisation nicht immer gleich stark. An Querschliffen sind im Zahn deshalb konzentrische Ringe (v. E b n e r s c h e L i n i e n ) , vor allem im pulpanahen Dentin, zu erkennen. Sie entsprechen mineralarmen Bezirken des Dentins. Ähnlich stellen die O w e n s c h e n K o n t u r l i n i e n verbreiterte und nur schwach mineralisierte Wachstumslinien des Dentins dar. Sie sind wahrscheinlich Folge von Störungen der Dentinbildung, verursacht durch verschiedene Noxen (ζ. B. durch Krankheiten im Kindesalter). Die Mineralisation (Verkalkung) der Grundsubstanz des j u n g e n D e n t i n s ( P r ä d e n t i n ) beginnt in den schmelznahen Schichten in Form von isolierten kleineren und größeren Kugeln (Globuli), die später miteinander zum homogenen Dentin verschmelzen. Aber auch im fertigen Zahn findet man, vor allem im Bereich der Zahnkrone, unregelmäßige Bezirke mit un verkalktem Dentin, das I n t e r g l o b u l a r d e n t i n . Bei der Mazeration des gezogenen Zahnes wird dieses zerstört. Es entstehen Hohlräume: I n t e r g l o b u l a r r ä u m e . Das Interglobulardentin liegt in den oben erwähnten Owenschen Linien. Im Dentin der Zahnkrone ist das Interglobulardentin viel zahlreicher, in Form von kleinen Bezirken, die bei schwacher Vergrößerung wie Körnchen aussehen, vorhanden. Es bildet die To m e s s c h e K ö r n e r s c h i c h t (Abb. 46). Das Dentin wird z e i t l e b e n s von den Odontoblasten neu gebildet. Wir unterscheiden: 1) Das P r ä d e n t i n als junges, noch nicht verkalktes Dentin. 2) Das E r s a t z d e n t i n ( R e i z d e n t i n , s e k u n d ä r e s D e n t i n ) . Es ersetzt vor allem im Bereich der Zahnkrone, durch Abschleifung (Abkauen) verlorengegangenes Dentin, um die Eröffnung der Pulpahöhle zu verhindern. Die Bildung des Ersatzdentins wird durch das fortschreitende Abkauen der Zähne aufrechterhalten. Durch das Abschleifen des Schmelzes entstehen an den Schneidekanten der Schneidezähne quere Rinnen, die Kauflächen der Prämolaren und Molaren werden planoder hohlgeschliffen (die Kauhöcker verschwinden). Durch die Reste des gelblichweißen Schmelzes schimmert das hellbraune ursprüngliche (primäre) Dentin durch. Schreitet der Schleifprozeß weiter fort, so wird auch das Primärdentin abgekaut. Die Odontoblasten bilden von innen her (von der Pulpahöhle aus) das braune Ersatzdentin. Bei diesem Vorgang wird die Pulpahöhle zunehmend kleiner. T o p o g r a p h i s c h e E i n t e i l u n g d e s D e n t i n s (nach H.E. Schroeder): 1) P e r i t u b u l ä r e s D e n t i n umgibt die Dentinkanälchen und ist stark und gleichmäßig mineralisiert. 2) I n t e r t u b u l ä r e s D e n t i n liegt zwischen den von peri tubulärem Dentin umgebenen Dentinkanälchen. Es ist schwächer mineralisiert und enthält 50% der Kollagenfasern des Dentins. 3) M a n t e l d e n t i n bildet eine periphere (0,5 mm dicke) Schicht des Dentins. An Zahnschliffen ist es an der starken Endverzweigung der Dentinfasern erkennbar. 4) Z i r k u m p u l p a l e s D e n t i n umgibt die Pulpahöhle. Die teils ektodermale, teils mesodermale Zahnpulpa ( Z a h n m a r k , Pulpa dentis) liegt im Pulparaum ( P u l p a h ö h l e ) des Zahnes. Letztere teilt man ein in eine K r o n e n k a m m e r (in der Zahnkrone) und in den K a n a l (die K a n ä l e ) in der Zahnwurzel (in den Zahnwurzeln). Die Kronenkammer des Pulparaumes folgt der Form der Kaufläche der Zähne und bildet im Bereich der Zahnhöcker Ausbuchtungen (Pulpahörner). Sie wird mit fortschreitendem Lebensalter und durch die Bildung von Ersatzdentin zunehmend eingeengt. Der für den Zahn lebensnotwendigen Pulpa steht somit weniger Raum zur Verfügung. Die Zahl, die Lage und die Ausdehnung der Wurzelkanäle ist bei allen Zähnen großen Variationen unterworfen. Verdoppelungen und Verdreifachungen der Kanäle sind nicht selten. Auch kommen z u s ä t z l i c h e A u s m ü n d u n g e n der Kanäle in das seitliche Desmodontium vor.
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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Die Form und der Verlauf der Kanäle werden allgemein von der Zahl der in die Pulpa eintretenden Blutgefäße bestimmt. Die Zahnpulpa besteht aus einem zarten, lockeren Bindegewebe mit kollagenen und argyrophilen Fasern und mehreren Arten von Zellen. Die B i n d e g e w e b s z e l l e n (Fibroblasten) sind die häufigste Zellart. Sie besitzen ovale Kerne und sind verzweigt. Mit ihren Zellfortsätzen treten sie in Kontakt und bilden ein dreidimensionales Netzwerk. Wenig differenzierte M e s e n c h y m z e l l e n können zugrundegegangene Odontoblasten ersetzen und auch der Abwehr dienen (B. OrbanJ. Neben diesen Zellen kommen in der Zahnpulpa auch andere, meist eingewanderte Zellen vor ( L y m p h o z y t e n , M o n o z y t e n , H i s t i o zy ten). Sie dienen alle der Abwehr. Die dentinbildenden O d o n t o b l a s t e n gehören eigentlich zum Dentin. Sie liegen in der äußersten Peripherie des Pulparaumes dem Dentin unmittelbar an. Die A r t e r i e n treten, aus dem Desmodontium kommend, an den Foramina apicis dentis und an allen a k z e s s o r i s c h e n L ü c k e n in die Wurzelkanäle ein und verlaufen von der Wurzelpulpa zur Kronenpulpa. Besonders im Bereich der Odontoblasten bilden Kapillaren dichte Netzwerke. Aus diesen sammeln sich weitlumigere Venen, welche mit den Arterien zahlreiche Anastomosen eingehen ( a r t e r i o v e n ö s e A n a s t o m o s e n , Kurzschlüsse). Die V e n e n verlassen, zusammen mit Lymphgefäßen, an den bereits erwähnten Foramina den Zahn. Marklose und markhaltige N e r v e n f a s e r n treten in die Zahnwurzel ein und verlaufen kronenwärts. Die marklosen v e g e t a t i v e n Fasern versorgen die Blutgefäße der Zahnpulpa (auch die arteriovenösen Kurzschlüsse). Die s e n s i b l e n , zunächst markhaltigen, Nervenfasern bilden in der Kronenpulpa, vor allem im Bereich der Odontoblasen, unter Verlust der Markscheide, ausgedehnte Netze. Diese sind die Grundlage der starken Schmerzempfindlichkeit der Zähne. Aus den Netzen treten marklose sensible Nervenfasern in die Dentinkanälchen ein. Alle sensiblen Nervenfasern des Zahnes reagieren auf verschiedene Reize (Druck, Kälte, Wärme usw.) stets nur mit Schmerzempfindungen. Die Zahnpulpa hat für den Zahn lebenswichtige Funktionen zu erfüllen. Sie versorgt die Odontoblasten mit Nährstoffen und ermöglicht so die ungestörte Dentinbildung. Sie beherbergt Abwehrzellen, die bei Erkrankungen (der Pulpa) in Funktion treten. Die sensiblen Nervenendigungen zeigen durch Schmerzempfindungen frühzeitig Erkrankungen und Schäden (freigelegtes Dentin, freie Zahnhälse) an. Im Pulparaum herrscht, auch im gesunden Zahn, ein relativ hoher Druck (20-30 mm Hg, E.E. Beweridge, A. C. Brown). Dieser wird wahrscheinlich durch die Kontraktionsfahigkeit der Blutkapillaren und durch die arteriovenösen Anastomosen reguliert. Ein der Pulpa beraubter Zahn ist praktisch tot. Bei intaktem Desmodontium und Zement kann er aber noch jahrelang seine Funktion erfüllen. Gehen diese schließlich auch zugrunde, so wird er abgestoßen. Der Zahnschmelz (Enamelum, Substantia adamantina) ist ektodermaler Herkunft und die am besten mineralisierte und härteste Substanz des menschlichen Körpers (mindestens Härtegrad 5 der Mohsschen Skala). Allerdings bricht er relativ leicht. Er hat eine gelbweißliche oder blauweißliche Farbe, ist an der Kaufläche am stärksten und nimmt halswärts an Dicke ab. Der Schmelz hat so gut wie keinen Stoffwechsel und besteht zu 97% aus anorganischer Substanz. Nerven und Blutgefäße fehlen ihm. Sein mineralischer Anteil besteht hauptsächlich aus Kalzium und Phosphor (zu 90%) in Form von Hydroxylapatit und geringen Mengen anderer Substanzen (Natrium, Kalium, Magnesium, Chlor, Fluor). Im Schmelz unterscheiden wir einen geformten von einem ungeformten Anteil. Der erstere besteht aus radiär angeordneten, von der Schmelz-Dentin-Grenze in Richtung Schmelzoberfläche verlaufenden 5 μπι dicken sechskantigen Schmelzprismen ( S c h m e l z f a s e r n ) . Sie sind in ihrem mittleren Teil verdreht und haben eine nicht durchgehende Längsrille (Kannelierung). Zusammengehalten werden die Schmelzprismen durch
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Kopf und Hals. Der Schädel
eine ungeformte, verkalkte Kittsubstanz. Die Prismen sind nicht nur in sich verdreht, sondern von Schicht zu Schicht etwas anders im Raum orientiert. An Zahnschliffen sieht man deshalb, besonders in den tieferen Schichten des Schmelzes, eine Streifung, die aus helleren ( P a r a z o n i e n ) und dunkleren Abschnitten ( D i a z o n i e n ) besteht ( H u n t e r S c h r e g e r s c h e S t r e i f u n g ) . Diese optische Erscheinung beruht darauf, daß am Zahnschliff Schmelzprismen abwechselnd längs (Parazonien) und quer oder schräg getroffen sind (Diazonien). Die an Zahnschliffen im gesamten Schmelz sichtbaren, von der SchmelzDentin-Grenze in schräger Richtung zur Schmelzoberfläche verlaufenden bräunlichen Streifen ( R e t z i u s s c h e S t r e i f e n ) beruhen auf schubweiser Schmelzbildung und sind den Jahresringen eines Baumes vergleichbar. Die Streifen sind - wie die Jahresringe - verschieden breit. Der Zahnschmelz hat einen äußerst geringen Stoffwechsel. Je nach Gebißform, wird er an der Kaufläche der Zähne mehr oder minder stark abgeschliffen. Eine Regeneration ist nicht möglich. An nicht abgekauten, jungen Zähnen überzieht ein 1 μ dickes, faseriges Häutchen das Schmelzoberhäutchen (Cutícula dentis) den Schmelz. Es ist mit der organischen Substanz des Schmelzes fest verbunden. Am größten Teil der Krone wird es bald abgescheuert und bleibt nur im Bereich des Zahnhalses erhalten. Hier dient es der Verankerung des Zahnfleisches. Der Zement (Cementum) ist eine knochenähnliche Substanz, aber kein Knochen. Im Gegensatz zu diesem ist es ärmer an Blutgefäßen. Außerdem finden im Zement keine Umbauvorgänge statt. Am ehesten könnte man es als mineralisiertes Bindegewebe bezeichnen (H.E. Sehr oeder). Desmodontium und Zement sind mesodermaler Herkunft und bilden eine funktionelle Einheit. Zementbildner sind Abkömmlinge der Mesenchymzellen ( Z e m e n t o b l a s t e n ) . Sie erzeugen die Grundsubstanz, in die sie sich einmauern, und die kollagenen Fasern. Die bereits eingemauerten, den Knochenzellen ähnlichen Zellen, nennt man Z e m e n t o z y t e n . Diese haben die Aufgabe, den Zement am Leben zu erhalten. Schließlich sind an der Zementbildung auch Bindegewebszellen (Fibroblasten) beteiligt. Der a n o r g a n i s c h e A n t e i l des Zements (60%) ist ähnlich zusammengesetzt wie beim Knochen, der organische (30%) besteht hauptsächlich aus kollagenen Fasern. Der Rest (10%) ist Wasser. In der G r u n d s u b s t a n z wechseln zellreiche und fibrillenreiche Abschnitte mit zeli- und fibrillenarmen ab. Im Zement sind die Faserzüge des Desmodontiums (Aufhängeapparat des Zahnes) nach Art der Sharpeyschen Fasern verankert. Ernährt wird der gefaßfreie Zement aus dem Desmodontium. Ein intakter Zement ist auch bei wurzelgefüllten Zähnen für die Aufrechterhaltung ihrer Funktion unerläßlich. Schmelz-Zement-Grenze. In der Regel stoßen die beiden dicht aneinander oder die eine Substanz unterlappt geringfügig die andere (meist der Zement den Schmelz). Selten findet kein Kontakt statt. Das tiefer gelegene, empfindlichere Dentin hat dann, im Bereich des Zahnhalses, keine Abdeckung und liegt frei. δ) E n t w i c k l u n g d e r Z ä h n e (Abb. 47-51) In der 6. Keimlingswoche senkt sich im Bereich der Kiefer das Epithel des ektodermalen Teiles der Mundhöhle (Abb. 47) als Zahn- oder Schmelzleiste in das darunter gelegene Bindegewebe. Von dieser zunächst glatten, bogenförmigen Zahnleiste sprossen die Schmelzkolben oder -knospen (je 10 im Ober- und Unterkiefer) l i p p e n w ä r t s (Abb. 48). An diesen zunächst soliden Knospen wachsen die Ränder stärker als das Zentrum, umwachsen das Bindegewebe, das dadurch zur Z a h n p a p i l l e wird. Durch diesen Umwachsungsvorgang bekommt das Schmelzorgan allmählich G l o c k e n f o r m (Abb. 49). Während der Ausbildung der Glockenform löst sich das Schmelzorgan allmählich von der Zahnleiste. Es steht nur noch mit dem Hals und nahe dem freien Rande der Leiste mit dieser in Zusammenhang.
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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Dazwischen hat sich eine Schmelznische ausgebildet. Nachdem sich auch diese letzten Verbindungen gelöst haben, richtet sich die Zahnanlage auf. Lingual vom Schmelzorgan schiebt sich bereits die Ersatzzahnleiste (E) vor (Abb. 50). Das Schmelzorgan differenziert sich (Abb. 51) in die hochzylindrischen inneren Schmelzzellen, die sternförmig verzweigten Zellen der Schmelzpulpa und die niedrigen äußeren Schmelzzellen (siehe Ersatzzahnanlage in Abb. 51). Die S c h m e l z p u l p a k o m m t n u r im B e r e i c h d e r S c h m e l z b i l d u n g ,
Abb. 47. Zahnleiste (Z) im Unterkiefer. Mu = Mundhöhlenepithel. Schema nach W. Meyer. Urban & Schwarzenberg 1954
Abb. 49. Zahnleiste des Oberkiefers. Die Epithelknoten sind zu Glocken ausgewachsen und haben sich von der Zahnleiste abgesetzt. Nach W. Meyer. Urban & Schwarzenberg 1954
Abb. 48. Zahnleiste des Oberkiefers mit 10 Knoten für die Milchzähne. Nach W. Meyer. Urban & Schwarzenberg 1954
Abb. 50. Modell vom Keim des unteren seitlichen Schneidezahnes eines Keimlings von 12,5 cm Länge (4. Monat). Ersatzzahnleiste (E) schiebt sich nach lingual. In der Vorhofsleiste (links) ist ein Spalt aufgetreten. Nach W. Meyer, Urban & Schwarzenberg 1954
der späteren Krone, vor. D a s S c h m e l z o r g a n b e s t i m m t O r t u n d F o r m d e s Z a h n e s , ist g l e i c h s a m d i e G u ß f o r m f ü r d a s Z a h n b e i n , r e g t d i e B i l d u n g von O d o n t o b l a s t e n und diese wiederum zur A b l a g e r u n g von Zahnbein a n . S c h l i e ß l i c h b i l d e t es im B e r e i c h d e r K r o n e n o c h d e n S c h m e l z . Das Schmelzorgan gibt aber nicht nur im Bereich der Krone die Form des endgültigen Zahnes mit allen Vorsprüngen (Höckern) wieder, sondern wächst auch über den Hals hinaus wurzelwärts weiter, bestimmt auch die Form der Wurzel und heißt hier Wurzel- oder Epithelscheide. Der so entstandene Hohlzylinder enthält auch die bindegewebige Z a h n p u l p a , die hier ebenfalls an der Außenseite O d o n t o b l a s t e n differenziert. Bei m e h r w u r z e l i g e n
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K o p f und Hals. Der Schädel
Z ä h n e n wachsen in den Z y l i n d e r vom Rande aus S c h e i d e w ä n d e ein, die ihn in Fächer für die einzelnen Wurzeln unterteilen. Im 5. Keimlingsmonat beginnen die Odontoblasten nach außen, gegen die inneren Schmelzzellen hin, Prädentin abzusondern, das sich durch Kalkeinlagerung in das endgültige Dentin umwandelt. Bei der Dentinablagerung werden die Dentinbildungszellen nicht wie beim Knochen in die neugebildete Substanz aufgenommen, sondern sie lassen nur einen
Zahnwall Abgesprengter Teil der Zahnleiste
Äußeres Schmelzepithel Schmeiß Dentin Inneres Schmelzepithel
Schmelzpulpa Odontoblasten
Zahnpapille Umwachsungsrand
Periost des Unterkiefers
Unterkiefer
A b b . 51. S c h n e i d e z a h n a n l a g e eines K e i m l i n g s i m 9. M o n a t m i t E r s a t z z a h n a n l a g e . ( N a c h
Corning)
Fortsatz, die Z a h n f a s e r , in ihr zurück, bleiben aber selbst an der inneren Oberfläche des Dentins liegen. Die Dentinbildung schreitet von der Kaufläche allmählich gegen die Wurzelspitze vor. Bald n a c h dem Beginn der Prädentinbildung sondern die inneren Schmelzzellen nach innen (gegen das Dentin hin) den Schmelz ab. Die Schmelzbildung beginnt ebenfalls an der Kaufläche, schreitet dann b i s z u m H a l s vor. Im Bereich der Wurzel- oder Epithelscheide, wo k e i n e S c h m e l z p u l p a vorhanden ist, somit inneres und äußeres Schmelzblatt aneinander liegen, besitzt das Schmelzorgan n i c h t die Fähigkeit Schmelz abzulagern. Die
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Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
E p i t h e l s c h e i d e g e h t hier, nachdem sie die Form für die Wurzel lieferte, die Zahnpulpa zur Bildung von Odontoblasten und diese zur Dentinbildung anregte, v e r l o r e n . Das die einzelnen Zahnanlagen umgebende Bindegewebe verdichtet sich schon frühzeitig zum Zahnsäckchen. Dieses liefert später im Bereich der Wurzel den A u f h ä n g e a p p a r a t des Zahnes (Zement, Periodontium und Alveolarwand). Haben die Zähne eine bestimmte Größe erreicht, so durchbricht die Krone die Reste des darüber gelgenen Schmelzorgans, das Zahnsäckchen und das Zahnfleisch. Die Wurzelbildung ist zu dieser Zeit noch nicht abgeschlossen, wie wir an dem 1. Dauermolaren (Mj) des Oberkiefers in der Abb. 52 an den großen Wurzellöchern erkennen können. Die Anlage der bleibenden Zähne erfolgt in genau der gleichen Weise von der Ersatzzahnleiste aus. Sie beginnt in der 17. Woche mit dem 1. bleibenden Molaren und endet im 5. Lebensjahr mit dem 3. bleibenden Molaren. Die Anlagen der bleibenden Zähne liegen im kindlichen Kiefer mundhöhlenwärts von den Wurzeln der Milchzähne, teils zwischen ihnen. Da für die Dauermolaren im Alveolarfortsatz kein Platz ist, liegen sie im Unterkieferast und in der hinteren Wand des O b e r k i e f e r k ö r p e r s (Abb. 52) und müssen beim Wachstum der Kiefer und Alveolarfortsätze komplizierte Wanderungen und Verlagerungen durchmachen, bis sie ihren endgültigen Platz einnehmen. Störungen in dieser Wanderung führen zum Durchbruch am falschen Ort oder zur Retention des Zahnes. Beim Zahnwechsel werden die Wurzeln der Milchzähne durch O s t e o k l a s t e n abgebaut, um Platz für die bleibenden Zähne zu schaffen. Schließlich hängt nur noch die Krone am Hals locker mit dem Zahnfleisch zusammen und kann leicht entfernt werden.
c
h
Canali s manJibulae M2
Abb. 52.
ΜΛ
P2
P1
C
/2
Ji
Gebiß eines sechsjährigen Kindes von rechts. Milchgebiß und 1. oberer und unterer Molar vollständig durchgebrochen. Die übrigen bleibenden Zähne sind im Kiefer freigelegt
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Kopf und Hals. Der Schädel
ε) B e s c h r e i b u n g u n d U n t e r s c h e i d u n g s m e r k m a l e d e r b l e i b e n d e n
Zähne
(Abb. 53-56) An jedem Z a h n unterscheiden wir 5 Flächen, die Κ a u f l ä c h e (auch „Occlusalfläche"), Facies masticatoria, die L i p p e n - oder W a n g e n f l ä c h e , Facies labialis seu buccalis (Facies vestibularis), die G a u m e n - oder Z u n g e n f l ä c h e , Facies lingualis seu palatina (Facies oralis) und die K o n t a k t f l ä c h e n mit den Nachbarzähnen, Facies contactus
Abb. 53. Krümmungsmerkmal (nach Mühlreiter). Die beiden mittleren Schneidezähne sind im Umriß wiedergegeben. Zur labialen Fläche des rechten ist die Sehne s, s, gezogen. Von dem Punkt v, wo sich die Fläche am meisten dem Zahnbogen (ZBG) nähert, ist die Senkrechte auf die Sehne gezogen. Die verschieden starke Krümmung der medialen und lateralen Hälfte stellt das Krümmungsmerkmal dar ( „ A p p r o x i m a l f l ä c h e n " ) . Die Facies contactus heißen bei den Schneide- und Eckzähnen Facies medialis und lateralis, bei den Backen- und Mahlzähnen Facies anterior und posterior. Die Zahnärzte bezeichnen die Facies medialis und Facies anterior als Facies mesialis, die Facies lateralis und Facies posterior als Facies distalis. Die Schneidezähne, Denies incisivi, haben die F o r m eines H o h l m e i ß e l s mit schwach gewölbter labialer und leicht konkaver lingualer Fläche. An der letzteren findet sich oberhalb des Halses ein verschieden starkes Höckerchen, das Tuberculum linguale. Die Kaufläche stellt eine K a n t e (Margo incisalis) dar. Sämtliche Schneidezähne sind e i n w u r z e l i g ; die Wurzeln der oberen sind rund, der unteren seitlich abgeplattet. Die oberen Zähne sind breiter und stärker als die unteren. Zur Unterscheidung der rechten und linken Zähne dienen die Kanten-, Wurzel- und Krümmungsmerkmale. D a s K r ü m m u n g s m e r k m a l . Die Kronen der meisten Zähne sind in der Aufsicht mesial in oro-vestibulärer Richtung breiter als distal (Abb. 53). So sind die beiden medialen Schneidezähne an der medialen Seite der labialen Fläche stärker gekrümmt als an der lateralen. D a s K a n t e n m e r k m a l . Bei den Schneidezähnen des Ober- und Unterkiefers, aber auch bei Eckzähnen und Prämolaren, ist die distale Kronenecke an der Kaukante stärker abgerundet (Abb. 54, 55). Der Winkel zwischen Kaufläche und Approximalfläche ist distal größer als mesial (deshalb auch „Winkelmerkmal"). D a s W u r z e l m e r k m a l . Die Wurzeln der meisten Zähne sind nach distal abgebogen (Abb. 54, 55). Diese Wurzelkrümmung ist durch die Wanderung der Zähne von hinten nach vorn, wobei die noch weichen Wurzeln nach hinten abgebogen werden, zu erklären. Die K r o n e n f l u c h t . Nur bei Zähnen des Unterkiefers bildet die Kronenachse mit der Wurzelachse einen nach oral offenen Winkel. Die Kronenachse ist also nach oral (in Richtung zur Mundhöhle) geneigt. Die Eckzähne, Dentes canini. Die K a u k a n t e ist konisch und in einen vorderen kürzeren und horizontaleren Abschnitt und einen hinteren längeren, wurzelwärts stärker abfallenden Abschnitt, unterteilt. D a s Tuberculum linguale ist kräftig und läuft zur Spitze in eine Leiste aus, die die linguale Fläche unterteilt (Abb. 55). Die e i n f a c h e W u r z e l ist besonders lang und kräftig. Die oberen Zähne sind stärker als die unteren. Die Backenzähne, Dentes praemolares, haben 2 H ö c k e r , einen größeren bukkalen und einen kleineren lingualen, u n d eine K a u f l ä c h e . Die unteren Zähne haben eine nahezu
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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runde, die oberen eine (von vorn nach hinten) abgeplattete Wurzel, die, beim 1. meistens, beim 2. seltener, zweigeteilt ist, aber fast immer Längsfurchen zeigt. Bei den unteren ist außerdem die Krone gegen die Wurzel stärker lingual geneigt. Die Mahlzähne, Denies molares, sind m e h r h ö c k r i g e Z ä h n e mit großer Kaufläche, die sowohl im Ober- wie im Unterkiefer vom 1. zum 3. Molaren kleiner wird. Die K r o n e n d e r u n t e r e n sind nahezu quadratisch, zeigen auf der Kaufläche (Abb. 43) kreuzförmige Furchen. Der erste untere Molar hat meist 3 bukkale und 2 linguale, der zweite 2 bukkale und 2 linguale H ö c k e r . Der dritte ist bereits rudimentär, hat sehr variable Form. Die u n t e r e n M o l a r e n h a b e n 2 a b g e p l a t t e t e (eine vordere und eine hintere) W u r z e l n . Die K r o n e n d e r o b e r e n M o l a r e n sind rhombisch und zeigen Η-förmige Furchen (Abb. 12). Sie besitzen durchschnittlich 4 Höcker (2 linguale und 2 bukkale). Die bukkalen Höcker sind gegen die lingualen nach vorn verschoben, wodurch die rhombische Form zustande kommt. Der 1. obere Molar trägt an seiner lingualen Fläche oft ein kleines Höckerchen, das Tuberculum anomale [Carabelli], Der 2. obere Molar ist nicht selten dreihöckerig. Die o b e r e n M o l a r e n sind d r e i w u r z e l i g (2 bukkale und 1 palatinale);
Abb. 54. Die bleibenden Zähne des rechten Oberkiefers und der rechten Unterkieferhälfte von der bukkalen bzw. labialen Fläche gesehen
palatinalen bzw. lingualen Fläche gesehen
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Kopf und Hals. Der Schädel
die Wurzeln stehen so, daß die palatinale zwischen die beiden bukkalen fällt. Beim 3. Molaren sind die 3 Wurzeln häufig nur angedeutet, zu einer nach hinten abgebogenen, pfahlförmigen Wurzel vereinigt. ξ) D i e M i l c h z ä h n e (Abb. 56) sind wesentlich kleiner als die bleibenden, haben aber ungefähr die gleiche Form. Nur sind die oben beschriebenen Merkmale nicht so ausgeprägt. Die Milchmolaren entsprechen in ihrer Form den Dauermolaren, n i c h t den Prämolaren, durch die sie ersetzt werden.
Abb. 56. Die Milchzähne des rechten Oberkiefers und der rechten Unterkieferhälfte von bukkal bzw. labial gesehen
η) D a s G e b i ß als G a n z e s Die Okklusion. Beim Zahnverschluß artikuliert die geschlossene Zahnreihe des Oberkiefers mit der des Unterkiefers meist so, daß die Höcker des einen Zahnes in die Gruben und Interdentalspalten des anderen fassen (Abb. 4, 5). Das Vestibulum oris wird dadurch im Bereich der Zahnreihe fast vollständig von der eigentlichen Mundhöhle getrennt (Okklusion). Unter Okklusion versteht der Zahnarzt dagegen den Kontakt zwischen Zähnen des Oberkiefers und des Unterkiefers. Bedingt durch die größere Breite der oberen Schneidezähne, sind dabei die Oberkieferzähne gegen die Unterkieferzähne etwas nach distal verschoben. Nach neueren Untersuchungen (Schuhmacher, Ehler u. Mitarb.) bildet der obere Zahnbogen eine Parabel zweiten oder dritten Grades (nicht eine Ellipse!) und der untere Zahnbogen ebenfalls eine Parabel. Zwischen beiden Zahnbögen besteht jedoch beim durchschnittlichen europäischen Gebiß eine Inkongruenz zwischen oberer und unterer Zahnreihe insofern, als die Zähne des Oberkiefers jene des Unterkiefers l a b i a l w ä r t s (nach vorne) und b u c c a l w ä r t s (nach der Seite) überragen. Besonders ausgeprägt ist dies im Bereich der Schneidezähne: die Kaukante der oberen Schneidezähne greift vor jene der unteren. Im Bereich der Kronen der übrigen Zähne ist dieses Prinzip auch verwirklicht, jedoch nicht so ausgeprägt. Die Vorderzähne arbeiten durch Abscherung, wie die Schneiden einer Schere, dicht aneinander vorbei. Diese häufigste Gebißform des Europäers wird deshalb als Scheren-, Vor- oder Überbiß (Psalidodontie, Psalis = Schere) bezeichnet. Eine weitere normale Okklusionsform ist der seltenere Kopf- oder Zangenbiß (Labidontie). Die Vorderzähne beider Kiefer berühren sich bei der Okklusion wie die Schneiden einer Kneifzange. Speesche Kurve (Kompensationskurve). In der Seitenansicht (Abb. 4) fallen die Kauflächen von vorn nach hinten bis zum 1. Molaren ab, um dann wieder anzusteigen. Es kommt eine Kurve wahrscheinlich dadurch zustande, daß sich die Mahlzähne in die Richtung des stärksten Kaudruckes (von oben vorn nach hinten unten) einstellen.
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Die Zähne
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Jede A b w e i c h u n g vom Normalbiß führt zu u n g l e i c h m ä ß i g e r B e a n s p r u c h u n g der Zähne und eventuell zu Beeinträchtigungen der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur. Es ist Aufgabe der Kieferorthopädie, hier Abhilfe zu schaffen. Die Artikulation. Die Zähne des Oberkiefers sind gegen die des Unterkiefers nach d i s t a l verschoben (Abb. 5). Dadurch hat jeder Zahn des einen Kiefers Kontakt mit zwei Zähnen des anderen Kiefers. Beim Kauakt arbeiten demnach drei miteinander „artikulierende" Zähne zusammen. Die zwei gleichnamigen Zähne sind die H a u p t a n t a g o n i s t e n , der dritte der N e b e n a n t a g o n i s t . Eine Ausnahme bilden nur die oberen Weisheitszähne und die mittleren unteren Schneidezähne. Sie haben nur einen Antagonisten. Die Selbstregulierung des Gebisses. Bei einem intakten Gebiß wird der Kontakt der Zahnkronen ( K r o n e n k o n t a k t ) dauernd aufrechterhalten, obwohl die Kontaktstellen, durch die Bewegungen der Zähne während des Kauaktes, abgeschliffen werden. Dies geschieht durch eine Neigung der Zähne nach mesial ( M e s i a l w a n d e r u n g ) , was besonders bei Prämolaren und Molaren gut erkennbar ist. Verliert ein Zahn seinen Antagonisten, so wächst er zunächst aus der Okklusionsebene heraus. Darüber hinaus neigt er sich langsam, oft fast bis in eine Horizontallage, n a c h m e s i a l (nicht nach distal!), um im anderen Kiefer einen Antagonisten zu erreichen. Diese Selbstregulierung ist eine Leistung des P a r o d o n t i u m s . Sie erfordert umfangreiche Umbauvorgänge im Knochen der Zahnalveole und im Bindegewebe des Desmodontiums. Auf dieser Reaktionsfähigkeit des Halteapparates beruhen auch alle Eingriffe des Zahnarztes zur Regulation der Fehlstellungen der Zähne. Abnutzung der Zähne. Nicht nur an den Berührungsflächen der Zahnkronen, wo im Laufe der Zeit an den Kontaktpunkten Schleiffacetten entstehen, sondern auch an den Kauflächen wird der Schmelz allmählich abgeschliffen (Abrasio). Der Grad der Abnutzung ist von der Art der Nahrung, der Dauer der Beanspruchung, der Stellung der Zähne (beim Kopfbiß besonders stark!), der Kraft der Kaumuskeln und der Art der Kaubewegungen abhängig. Die Größe der Zähne der Erwachsenen ist individuell verschieden. Im allgemeinen sind sie bei der Frau kleiner als beim Mann. Die normalerweise zwischen den Farbtönen grau und weiß oder gelb schwankende Farbe der Zähne ist von vielen Faktoren abhängig: vom Lebensalter, vom Gesundheitszustand des Menschen (Vitaminmangel!), vom Zustand der Zähne (wurzelbehandelte Zähne), von der Mundhygiene, der Ernährungsweise usw. Bedingt wird sie durch die Farbe und Transparenz des Schmelzes und durch die Farbe des hindurchschimmernden Dentins. Während die Zähne des Kindes noch gelblich sind, werden sie beim Erwachsenen mit zunehmendem Lebensalter, infolge der stärkeren Mineralisation, heller. Freigelegtes Dentin ist hellbraun, Sekundärdentin grau. Stellungs- und Lageanomalien der Zähne können verschiedene Ursachen haben. Das Mißverhältnis zwischen Zahngröße und Kiefergröße kann eine Rolle spielen. Beide Faktoren werden voneinander unabhängig vererbt. Falsche Lage eines Zahnes beeinflußt zwangsläufig die Stellung des anderen. Zahnlücken werden im Laufe der Jahre kleiner, weil die benachbarten Zähne durch Verlagerung ( Z a h n w a n d e r u n g ) die Lücke zu verschließen versuchen. Retention von Zähnen und Durchbruch am falschen Ort (in den Gaumen, in die Oberkieferhöhle usw.) haben ihre Ursachen in primär falscher Anlage oder in atypischen Wachstumsvorgängen. Verdoppelung von Zähnen kommt durch Spaltung der Zahnanlage (seitlicher oberer Schneidezahn) oder durch Bestehenbleiben beider Dentitionen vor. I n n e r v a t i o n der Zähne: S. 195, A r t e r i e n v e r s o r g u n g : S. 106
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Kopf und Hals. Der Schädel
.9) D a s K i e f e r g e l e n k , Articulatio temporomandibularis (Abb. 80, 81, 83) Im Kiefergelenk artikulieren der walzenförmige, an den Enden abgerundete Gelenkfortsatz des Unterkiefers, Processus condylaris, mit der Fossa mandibulares und dem Tuberculum articulare des Schläfenbeines. Die queren Achsen der beiden Gelenkfortsätze schneiden sich vor dem Foramen magnum, bilden somit einen nach vorn offenen stumpfen Winkel. Zwischen den mit Faserknorpel überzogenen artikulierenden Flächen liegt ein aus Faserknorpel bestehender Discus articularis. Kapsel und Verstärkungsbänder. Die schwache, trichterförmige Gelenkkapsel entspringt am Rande der Fossa mandibularis und schließt das Tuberculum articulare ein. Sie setzt oberhalb der Fovea pterygoidea am Unterkieferhals an. Sie ist so weit, daß der Gelenkkopf nach vorn, vor den Unterkieferhöcker, luxieren kann, ohne daß sie einreißt. Da sie auch am Diskurs ansetzt, ist die Gelenkhöhle in eine obere diskotemporale und eine untere diskomandibulare Kammer unterteilt (Abb. 82). Das dreieckige Ligamentum laterale [temporomandibulare] verstärkt die schlaffe Kapsel und bremst das Zurückführen des Unterkiefers ab (Abb. 79 u. 81). Das Ligamentum sphenomandibulare von der Spina des Keilbeins zur Lingula mandibulae und das Ligamentum stylomandibulare vom Proc. styloideus zum Angulus mandibulae haben keine Beziehungen zur Kapsel und keine große mechanische Bedeutung. Mechanik des Kiefergelenkes (Abb. 57). Das Kiefergelenk ist als eine Kombination zweier Gelenke aufzufassen. Das u n t e r e , diskomandibulare S c h a r n i e r g e l e n k und das o b e r e , diskotemporale S c h i e b e g e l e n k können getrennt und gemeinsam benutzt
Caput mandibulae M. pterygoideus
lateralis
Abb. 57. Schematische Darstellung des Kiefergelenkes, a: bei Kieferschluß, b: bei der Öffnungsbewegung. Die Verlagerungen des Kieferkopfes gegen den Discus articularis werden durch Kreise markiert
werden. Rechtes und linkes Kiefergelenk müssen stets gemeinsam tätig sein. Die F o r m der Gelenkflächen, der Z u s t a n d des G e b i s s e s , die F o r m u n d S t e l l u n g d e r Z ä h n e , die K a u m u s k u l a t u r und ihre I n n e r v a t i o n sind G l i e d e r e i n e s f u n k t i o n e l l e n S y s t e m s , die den Ablauf der Kieferbewegungen beeinflussen. Da die Zahnreihen als Führungsflächen dienen, wird ein Fehlen der Zähne (beim Säugling und Greis), ein lückenhaftes Gebiß, ein Vor- und ein Kopfbiß zwangsläufig die Form der Gelenkflächen und den Bewegungsablauf abwandeln. In der Ruhestellung des Unterkiefers stehen die Zähne nicht in Okklusion. Der Gelenkkopf mitsamt dem Diskurs liegt im vorderen Teil der Gelenkgrube und auf dem hinteren Abhang des Gelenkhöckers.
Der Gesichts- oder Viszeralschädel. Das Kiefergelenk
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1.Die Ö f f n u n g s - u n d S c h l i e ß u n g s b e w e g u n g ist eine Scharnier-Schiebebewegung. Sie beginnt mit einer reinen Scharnierbewegung. Recht bald rutscht der Diskus unter der Zugwirkung des M. pterygoideus lateralis auf dem Gelenkhöcker nach vorn und unten. Gleichzeitig wandert der Kieferwinkel nach hinten. Diese Drehung des Kieferastes erfolgt um eine quere, durch das Foramen mandibulae gehende Achse. Der in dieses Loch eintretende Nerv erleidet deshalb bei dieser Bewegung keine Zerrung. Der hinter dem Kieferast gelegene Raum wird bei dieser Bewegung oben erweitert, unten eingeengt. Weiteres S. 96. Legt man eine Fingerkuppe auf den Kieferkopf, so läßt sich die Bewegung leicht feststellen. Nach Einführen eines Fingers in den äußeren Gehörgang beobachtet man eine Erweiterung beim Öffnen, eine Einengung beim Schließen des Mundes. Die hinter dem Kieferkopf gelegenen Weichteile werden beim Öffnen durch den Luftdruck zu einer Grube eingedellt, was man besonders bei mageren Menschen sehen kann. Der zwischen Kieferast und Warzenfortsatz gelegene Lobus retromandibularis der Ohrspeicheldrüse wird bei stärkerer Öffnung komprimiert. Öffnen und Schließen bedeutet somit eine Massage der Drüse, die die Sekretion anregen soll.
O f f n e n u n d S c h l i e ß e n erfolgt ohne Artikulation der Zahnreihen gleichzeitig im rechten und linken Gelenk. Beide Kiefergelenke arbeiten als ein S c h a r n i e r gelenk mit w a n d e r n d e r Achse. 2. Das V o r - und Z u r ü c k s c h i e b e n des Unterkiefers findet im oberen, diskotemporalen Gelenk unter Führung der Zahnreihen statt. Deshalb können der Zustand der Zahnreihen, Form und Stellung der Zähne sowie die Form des Gelenkhöckers den Bewegungsablauf beeinflussen. Der Diskus gleitet mit dem Gelenkkopf auf dem Tuberculum articulare nach vorn. Bei starkem Vorbiß ist eine leichte Öffnungsbewegung nötig, um die Schneidezähne des Unterkiefers an denen des Oberkiefers vorbeiführen zu können. 3. Die S e i t w ä r t s - oder M a h 1 b e w e g u η g erfolgt ebenfalls unter Führung der Zahnreihen. Der eine Kopf dreht sich um eine senkrechte Achse in der Pfanne; der andere gleitet auf dem Gelenkhöcker nach vorn und bringt die Zahnreihe seiner Seite zum Klaffen. Bei dieser Schwenkbewegung wird das Kinn auf die Gegenseite verschoben. Das M a h l e n findet auf der Seite der Drehung statt. Die vielseitigen Kieferbewegungen des omnivoren Menschen sind bei manchen Säugern einseitig spezialisiert. Bei d e n R a u b t i e r e n gestatten die walzenförmigen Gelenkfortsätze nur eine Scharnierbewegung. Beim Dachs umfaßt die Pfanne den Gelenkkopf so weit, daß er auch nach der Entfernung der Kapsel nicht herausfallen kann. Die s a g i t t a l stehenden, walzenförmigen Gelenkfortsätze der Nager sichern die G l e i t - oder S c h i e b e b e w e g u n g e n , die W i e d e r k ä u e r zerkleinern ihre Nahrung vorwiegend durch Seitwärts- oder Mahlbewegungen.
Alipassungsvorgänge am Kiefergelenk. Beim N e u g e b o r e n e n ist die Gelenkgrube flach; das Tuberculum articulare fehlt noch. Beim zahnlosen G r e i s e n k i e f e r flachen sich Gelenkgrube und Gelenkhöcker ab. Beim Kind und Greis erfolgt das Öffnen und Schließen deshalb vorwiegend durch Scharnierbewegung. Beim K o p f - oder Z a n g e n b i ß ist die Gelenkgrube flach, die Neigung des Gelenkhöckers gering; es überwiegt die Gleitbewegung. Beim starken Ü b e r b i ß ist die Neigung des Gelenkhöckers steil; der Gelenkkopf ist stark gekrümmt, der Kieferhals nach vorn umgebogen; es herrschen die Scharnierbewegungen vor. Auch einseitiger Verlust der Zähne, besonders der Backen- und Mahlzähne kann zu Umbauvorgängen am Kiefergelenk führen. Luxation des Kiefergelenkes. Zu starke Öffnungsbewegungen können, meist bei angeborener Bereitschaft, zu Verrenkungen des Kiefergelenkes führen. Der Kieferkopf rutscht dabei über das Tuberculum articulare hinweg nach vorne, der Mund bleibt offen. Zur Einrenkung führt der Arzt beide Daumen in die Mundhöhle des Patienten und drückt auf die Kauflächen der unteren Molaren so lange, bis sich der Kieferkopf wieder nach hinten in die Gelenkpfanne verlagert.
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Kopf und Hals. Der Schädel
III. Die Entwicklung des Schädels beim Menschen (Abb. 58, 59)
1. Das Primordialkranium In der 5. und 6. Embryonalwoche umhüllt eine Mesenchymverdichtung das sich entwikkelnde Gehirn. Bereits im 2. Monat setzt im basalen Teil dieser Mesenchymkapsel die Knorpelbildung ein. Es entstehen n e b e n dem vorderen Ende der Chorda dorsalis die knorpeligen Parachordalia, seitlich von ihnen die knorpeligen Ohrkapseln (Abb. 58 A). Vor der Chorda dorsalis entwickeln sich die paarigen knorpeligen Praechordalia, die Rathkeschen S c h ä d e l b a l k e n oder T r a b e c u l a e c r a n i i . Zwischen ihnen gelangt eine Ausstülpung des ektodermalen Mundhöhlendaches, die Rathkesehe oder Hypophysentasche, an die Gehirnbasis und liefert dort den Vorderlappen der Hypophyse. Vor den Praechordalia entwickeln sich um die Riechsäcke die knorpeligen Nasenkapseln. Durch Verschmelzung dieser zunächst getrennten Anlagen entsteht d i e k n o r p e l i g e S c h ä d e l b a s i s , d a s Primordialkranium. Es zeigt schon die wesentlichen Löcher für den Durchtritt der Nerven und Gefäße (Abb. 58 B). Knorpelig angelegt werden das H i n t e r h a u p t s b e i n bis auf den oberen Teil der Schuppe, das K e i l b e i n bis auf die mediale Lamelle des Flügelfortsatzes und den seitlichen Teil des großen Flügels, die P a r s p e t r o s a des Schläfenbeines (Ohrkapsel), das S i e b b e i n und die untere N a s e n m u s c h e l .
2. Das Desmokranium Durch d i r e k t e V e r k n ö c h e r u n g des Bindegewebes, als Deckknochen, entstehen (in Abb. 59 grau) die K n o c h e n d e s S c h ä d e l d a c h e s (Os frontale, Os parietale, oberer Teil der Squama occipitalis, die Pars squamosa ossis temporalis), die D e c k k n o c h e n d e r N a s e n h ö h l e (Os lacrímale, Os nasale und der Vomer ), weiter das Os t y m p a n i c u m und die L a m i n a m e d i a l i s p r o c . p t e r y g o i d e i des Keilbeins. L a c r i m a l e und N a s a l e legen sich als Deckknochen a u f die knorpelige Nasenkapsel, die darunter zugrunde geht. Der V o m e r entwickelt sich beiderseits a u f der knorpeligen Nasenscheidewand. Diese schwindet, worauf sich die zunächst paarigen Deckknochen zum einheitlichen Vomer vereinigen. Die verschiedenen Nasenknorpel sind die letzten Reste der knorpeligen Nasenkapsel.
IV. Vergleichende Anatomie und Entwicklung des Viszeralskelettes Der Gehirnschädel der Knorpelfische bleibt während des ganzen Lebens knorpelig. Er besteht bei ihnen aus Nasen-, Ohr- und Gehirnkapsel, die zu einem Ganzen verschmolzen sind (Abb. 60). An ihm sind jederseits Knorpelspangen lose befestigt, die die Mundöffnung und den Anfangsteil des Eingeweiderohres, den Kiemendarm, rippenartig umgeben. Wir nennen sie Viszeralbogen. Der 1. Knorpelbogen ( Mandibularbogen) ist in ein d o r s a l e s Stück, das Palatoquadratum, und ein v e n t r a l e s Stück, das Mandibulare, geteilt. Beide tragen Zähne und sind miteinander gelenkig verbunden (primäres Kiefergelenk). Der 2. Bogen ist in das dorsale Hyomandibulare und das ventrale Stylohyale gegliedert; er heißt Hyoidbogen. An dem Hyoid findet sich ventral noch ein Verbindungsstück zur Gegenseite, die Copula. Das Hyomandibulare hat ebenfalls noch Beziehungen zur Schädelkapsel. Zwischen Palatoquadratum und Hyomandibulare liegt das S p r i t z l o c h , der Rest einer Kiemenspalte. Kaudal
Die Entwicklung des Schädels. D a s P r i m o r d i a l k r a n i u m . D a s D e s m o k r a n i u m Geruchsorgan
Canalis caroticus
Nasenkapsel
N. abducens
Auge Hypophysenloch Rathkescher Schädelbalken Labyrinthbläschen Labyrinthkapsel Parachordalia Hypoglossussklerotome Cervicalsklerotome
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N. trigeminus II u. III N. facialis N. vestibulocochlearis N. glossopharyngeus Columella Ν. vagus N. hypoglossus Chorda
A b b . 58. S c h e m a der E n t w i c k l u n g des k n o r p e l i g e n P r i m o r d i a l k r a n i u m . A . g a n z j u n g e s , B. älteres S t a d i u m . U m g e z e i c h n e t n a c h Clara, V E B G e o r g T h i e m e Leipzig
Os frontale Os parietale Ala major Pars squamosa ossis temporalis Ohrkapsel Pars tympanica ossis temporalis Proc. styloideus, Foramen stylomastoideum Halswirbel
Ala minor, Canalis opticus Nasenkapsel Os nasale Os lacrimale Maxilla Os zjgomaticum Cartílago Meckel i Mandíbula
A b b . 59. S e i t e n a n s i c h t des P r i m o r d i a l k r a n i u m ( b l a u ) eines m e n s c h l i c h e n K e i m l i n g s a u s d e m 3. M o n a t ( n a c h e i n e m M o d e l l v o n O. Hertwig u n d F. Ziegler. D i e D e c k k n o c h e n sind g r a u g e t ö n t )
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Kopf und Hals. Der Schädel X IX
VII
V
Abb. 60. Schema eines Selachierschädels mit eingetragenen Hirnnerven. Die Viszeralbögen sind mit denselben Farben wie in Abb. 60 (vom Menschen) wiedergegeben. In Anlehnung an Wiedersheim
Hammer- Amboßgelenk
Griffelfortsatz
Meckelscher Knorpel
Abb. 61. Viszeralskelett des Menschen. Die einzelnen Viszeralbögen bzw. ihre Abkömmlinge sind durch verschiedene Farben hervorgehoben
folgen 5 weitere Bogen, die je in 4 Abschnitte gegliedert sind. Sie tragen Kiemen, haben keine Beziehungen zum Schädel, liegen bereits vor der Wirbelsäule. Wir nennen sie Branchialoder Kiemenbögen. Zwischen ihnen liegen weite Kiemenspalten. Dem Viszeralbögen sind bestimmte Nerven zugeordnet. Zum 1. Viszeral- oder Mandibularbogen gehört der 3. Ast des N. trigeminus, zum 2. Viszeral- oder Hyoidbogen der N. facialis, zum 3. Viszeral- oder 1. Kiemenbögen der N. glossopharyngeus. Die weiteren Kiemenbögen werden vom N. vagus versorgt. Jedem Bogen ist auch Muskulatur zugeordnet, die den Kiemenkorb verengt und erweitert (s. unten). Beim Menschen werden 4 Viszeralbögen und 5 S c h i u n d t a s c h e n angelegt, die aber nicht mehr nach außen durchbrechen. Das Material vom 5., 6. und 7. Bogen bleibt auch erhalten, bildet aber keine Bogen mehr. Die Viszeralbögen des Menschen werden ebenfalls zunächst knorpelig angelegt.
Vergleichende Anatomie und Entwicklung des Viszeralskelettes
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Der 1. Viszeralbogen ( M a n d i b u l a r b o g e n ) liefert das dorsal gelegene Quadratum (den späteren Amboß) und das ventrale Mandibulare, das meist Meckelscher Knorpel genannt wird. Zwischen Quadratum und Mandibulare liegt das p r i m ä r e K i e f e r g e l e n k , das als späteres Hammeramboßgelenk (Abb. 61) in den Dienst der Schalleitung tritt. Das h i n t e r e Ende des Meckelschen Knorpels wird zum Hammer umgebildet. Auf den größeren v o r d e ren Teil des Meckelschsn Knorpels lagert sich von außen B e l e g k n o c h e n (grau in Abb. 59) auf, der den Unterkiefer, die Mandíbula, liefert. Im Bereich der Mandíbula geht der Knorpel zugrunde. Die Mandíbula gewinnt eine neue Gelenkbeziehung zum Schädel (Schläfenbein). Dieses neue Kiefergelenk des M e n s c h e n und a l l e r a n d e r e n S ä u g e r stellen wir als s e k u n d ä r e s K i e f e r g e l e n k dem p r i m ä r e n K i e f e r g e l e n k a l l e r N i c h t s ä u g e r gegenüber. Es sei hervorgehoben, daß das zähnetragende Palatoquadratum der Haie (Abb. 60) n i c h t d e m Oberkiefer entspricht. Dieser entsteht beim Menschen direkt aus dem Bindegewebe, zeigt 6 Knochenkerne, von denen 5 bereits frühzeitig verschmelzen. Das 6. Stück, das die Oberkieferschneidezähne tragende Incisivum, bleibt länger selbständig, ist manchmal noch beim Jugendlichen durch die Sutura incisiva vom Oberkiefer getrennt. Der Deckknochen der Maxiila legt sich erst spät der Nasenkapsel an, die an dieser Stelle schwindet. Jochbein und Gaumenbein entstehen ebenfalls direkt im Bindegewebe.
Der 2. Viszeralbogen ( H y o i d b o g e n ) liefert den S t e i g b ü g e l , den P r o c . s t y l o i d e u s , das Lig. s t y l o h y o i d e u m und das k l e i n e H o r n des Z u n g e n b e i n s . Der Proc. styloideus verschmilzt bei der Verknöcherung mit dem Felsenbein. Der 3. Viszeralbogen bleibt nur in seinem ventralen Teil als g r o ß e s H o r n des Z u n g e n b e i n s erhalten. Die ventralen Enden des 2. und 3. Bogens sind durch die Copula, den Z u n g e n b e i n k ö r p e r , verbunden. Aus dem Material des 4. und 5. Viszeralbogens entsteht der S c h i l d k n o r p e l . Aus dem Material des 6. Bogens sollen sich der K e h l d e c k e l und die C a r t i l á g i n e s c u n e i f o r m e s entwickeln. Das Material des 7. Viszeralbogens soll den R i n g k n o r p e l , die G i e ß b e c k e n k n o r pel und die Knorpelspangen bzw. -platten der L u f t r ö h r e und der B r o n c h i e n liefern. Kiemenbogenmuskeln, -nerven und -Arterien: S. 203-208.
Beim Palaeokranium der Rundmäuler treten der N. facialis und der N. vestibulocochlearis als l e t z t e H i r n n e r v e n aus der Schädelkapsel. Bei allen anderen Wirbeltieren ist die Schädelkapsel durch Aufnahme von Rumpfmaterial vergrößert (Neokranium). Bei Selachiern (Abb. 60) und Amphibien treten der N. glossopharyngeus und N. vagus bereits aus der Schädelkapsel aus (protometameres Neokranium). Bei allen Amnioten muß weiteres Rumpfmaterial in den Schädel aufgenommen sein, da der N. accessorius und der N. hypoglossus in den Schädel einbezogen sind (auximetameres Neokranium). Mit der Vergrößerung der Hirnkapsel geht eine Massenzunahme und Weiterentwicklung des Gehirns parallel. Wirbeltheorie des Schädels. In dem Bestreben, ein allgemeines Bauprinzip für den ganzen Körper zu finden, haben Goethe und Oken im Schädel nach Wirbelelementen gesucht. Den Wirbeln entsprechende Teile können wir im Schädel des Menschen nicht finden, da bei dem eben erwähnten Anbau vom Palaeokranium zum auximetameren Neokranium nur das M a t e r i a l von Wirbeln, nicht f e r t i g e W i r b e l aufgenommen wurden.
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Kopf und Hals. Der Schädel
V. Der Schädel als Ganzes 1. Die Festigkeit des Schädels Der Gehirnschädel ist eine basal abgeplattete, von vorn nach hinten in die Länge gezogene H o h l k u g e l . Am S c h ä d e l d a c h besteht er aus ziemlich gleichmäßig dicken, p l a t t e n K n o c h e n , die eine stärkere, äußere kompakte Schicht, die Lamina externa, und eine dünnere, innere kompakte Schicht, die Lamina interna seu vitrea, und zwischen beiden eine variable Diploë zeigen. An der S c h ä d e l b a s i s (Abb. 62) wechseln stärkere Streben mit dünnen Stellen und zahlreichen Löchern. In der rechten Hälfte der Abb. 62 sind die verstärkten S t r e b e p f e i l e r durch schwarze Punktierung und die besonders d ü n n e n S t e l l e n durch rote Umrandung wiedergegeben. Die letzteren kann man gut erkennen, wenn man eine Schädelbasis gegen das Licht hält. Crista galli
Foramen caecum
Stirnpfeiler (quer)
Lamina cribrosa
Abb. 62. Schädelbasis. Links: Aus- bzw. Eintrittsstellen der Nerven und Gefäße. Rechts: Strebepfeiler punktiert, besonders dünne Stellen rot umrandet, Löcher schwarz, typische Bruchlinien blau
Der Schädel als Ganzes. Die Festigkeit
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Die Hohlkugel des Gehirnschädels zeigt eine gewisse e l a s t i s c h e V e r f o r m b a r k e i t . Sind die verformenden Kräfte zu stark, so kommt es zu Schädelbrüchen (Frakturen). Die ungleiche Wandstärke und der Aufbau der Wände erklärt manche Eigenarten und die Lage der Brüche. Bei engumschriebener Gewalteinwirkung (Schlag mit einem harten Gegenstand) kommt es zu I m p r e s s i o n s f r a k t u r e n . Die Stelle wird gegen die Schädelhöhle eingedrückt, wobei die B r u c h l i n i e n vom Zentrum der Einwirkung aus r a d i e n f ö r m i g verlaufen. Häufig beobachtet man bei solchen Gewalteinwirkungen nur einen Bruch der Lamina interna, was leicht zu übersehen und erst an Hirnsymptomen erkannt wird. Ursprünglich nahm man eine besondere Sprödigkeit der Lamina interna an und nannte sie Tabula vitrea, Glastafel. Doch ist die Impressionsfraktur wohl rein mechanisch zu erklären. Bei der Eindellung kommt es an der I n n e n f l ä c h e zu einer Z u g - , an der A u ß e n f l ä c h e zu einer D r u c k b e a n s p r u c h u n g . Weil der Knochen aud Druck besser als auf Zug beanspruchbar ist, muß auch die Lamina interna (nach innen konvex durchgebogen) zuerst brechen. Wirkt dagegen die Gewalt b r e i t f l ä c h i g auf die Kugel (beim Sturz auf den Kopf), so pflanzt sie sich über die Wände der Kugel fort, die dann an den schwächsten Stellen birst ( B e r s t u n g s b r ü c h e ) . Diese Berstungsbrüche finden wir vorwiegend an der Schädelbasis. Die häufigsten B r u c h l i n i e n sind in Abb. 62 eingetragen. Liegen sie im B e r e i c h d e r v o r d e r e n S c h ä d e l g r u b e , so sind B l u t u n g e n bzw. Liquorabfluß a u s d e r N a s e n h ö h l e (Lamina cribrosa!) oder Blutungen indie A u g e n h ö h l e , die sich nach vorn fortpflanzen und unter den Augenlidern als Brillenhämatom erscheinen, charakteristische Symptome. Bei B r ü c h e n in d e r m i t t l e r e n S c h ä d e l g r u b e stellen wir Blut-und Liquorabfluß durch N a s e , R a c h e n und eventuell den ä u ß e r e n G e h ö r g a n g (aber nur bei verletztem Trommelfell) fest. Bei B r ü c h e n in d e r h i n t e r e n S c h ä d e l g r u b e tritt häufig Blut unter der Haut über dem Warzenfortsatz aus. Schädelbrüche können zu Verletzungen des Gehirns führen. Risse in den starrwandigen Sinus durae matris haben oft tödliche Blutungen zur Folge. Bei Schädelbasisbrüchen sind Nerven und Blutgefäße, die durch Knochenlücken und Spalten durchtreten, besonders gefährdet. Nerven mit kurzem intrakraniellen Verlauf (Glossopharyngeus-Vagus-Accessoriusgruppe, N. hypoglossus) sind seltener verletzt, der N. vestibulocochlearis und die Äste des N. trigeminus dagegen häufiger. Der N. abducens und der N. trochlearis haben einen langen intrakraniellen Verlauf. Sie sind deshalb häufig verletzt. Blutungen aus der A. meningea media führen zu s u b d u r a l e n H ä m a t o m e n .
Die Streben des Gesichtsschädels haben dem Druck, den der Unterkiefer auf den Oberkiefer ausübt, Widerstand zu leisten und den Kaudruck auf den stärkeren Hirnschädel zu übertragen.
Abb. 63. Verstärkungspfeiler des Schädels von vorn. Nach Benninghoff
Abb. 64. Verstärkungspfeiler des Schädels von der Seite. Nach Benninghoff
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Kopf und Hals. Der Schädel
1. Die S t i r n n a s e n p f e i l e r leiten den Kaudruck von den Schneide- und Eckzähnen und z. T. vom 1. Backenzahn (Abb. 63) über den Stirnfortsatz des Oberkiefers um die äußere Nasenöffnung herum zum mittleren Teil der Stirn. Mit der Spaltlinienmethode (Abb. 63) ist die Fortsetzung des Pfeilers auf das Schädeldach nicht nachzuweisen, weil der Knochen hier so stark ist, daß eine Ausbildung von Trajektorien nicht notwendig erscheint. 2. D e r J o c h p f e i l e r nimmt den Kaudruck vom 2. Backenzahn, vom 1. und z.T. vom 2. Mahlzahn auf und leitet ihn l a t e r a l um die Augenhöhle. Wir können ihn vom Oberkiefer über dessen Jochfortsatz auf das Jochbein (Abb. 64) und von dort verfolgen: a)als s e n k r e c h t e n J o c h p f e i l e r über den Jochfortsatz des Stirnbeines auf die seitlichen Teile der Stirn (in Abb. 62 quergetroffen), b)als h o r i z o n t a l e n J o c h p f e i l e r über den Jochbogen auf das Schläfenbein und entlang der Schläfenlinie zum senkrechten Jochpfeiler zurück. Die Schläfengegend ist somit von einem stärkeren Knochenrahmen eingefaßt. Im Bereich der eingerahmten Felder ist der Knochen relativ dünn. 3. Der F l ü g e l f o r t s a t z p f e i l e r leitet den Kaudruck vom 2. und 3. Mahlzahn über den Flügelfortsatz und Teile des Keilbeinkörpers (punktiertes Feld in Abb. 62). Die Streben der Schädelbasis (Abb. 62). Es lassen sich ein medianer und 2 Querbalken unterscheiden. 1. Der mediane L ä n g s b a l k e n beginnt am Türkensattel, verläuft über den Clivus, umfaßt das Foramen magnum und erreicht über die Crista occipitalis interna den Sulcus sinus sagittalis superioris und über die Crista frontalis die Crista galli. Im Bereich der dünnen Siebplatte und der Hypophysengrube ist dieser Längsbalken unterbrochen. 2. Der v o r d e r e Q u e r b a l k e n liegt an der Grenze zwischen vorderer und mittlerer Schädelgrube und strahlt seitlich nach vorn und hinten aus. 3. Der h i n t e r e Q u e r b a l k e n wird von den Pyramiden geliefert. Da die Umgebung des Labyrinthes zeitlebens aus dem primitiven Faserknochen besteht, kann dieser Balken brechen, wobei der Gesichtsnerv und der Hörnerv geschädigt werden können. Die Basen der beiden Pyramiden werden noch durch einen Knochenrahmen entlang des Sulcus sinus transversi verbunden. An ihnen entspringt das Kleinhirnzelt, das ebenso wie die Hirnsichel die Festigkeit des Schädels verstärkt (Abb. 294). Röntgenaufnahmen in verschiedenen Ebenen (Abb. 40, 65) geben uns am Lebenden die besten Aufschlüsse über Frakturen, Lage und Zustand der Nasenhöhlen, über die Größe der Hypophysengrube usw. Die Schwierigkeiten der Deutung der Röntgenaufnahmen ergeben sich vor allem aus der Tatsache, daß die verschiedenen Teile aufeinander projiziert werden. 2. Die Ernährung der Schädelknochen findet vom ä u ß e r e n P e r i o s t und dem äußeren Blatt der Dura mater (dem i n n e r e n P e r i o s t ) aus statt. Beim älteren Menschen tritt die Ernährung von der Dura aus zurück. 3. Die Relation zwischen Gehirn- und Gesichtsschädel zeigt in der stammesgeschichtlichen Entwicklung hinsichtlich Form, Lage und Größe bedeutende Unterschiede. Der H i r n s c h ä d e l , als Kapsel für Gehirn, Geruchsorgan und Ohr angelegt, wird zwangsläufig durch die Größe des Gehirns beeinflußt.
Der Schädel als Ganzes. Die Festigkeit
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Der G e s i c h t s - oder E i n g e w e i d e s c h ä d e l , d e r Nahrungsaufnahme und der Atmung dienend, erfährt mit dem Übergang von der Kiemen- zur Lungenatmung eingreifende Umkonstruktionen der ursprünglichen Bauelemente (S. 64). Die Art der Nahrung sowie die Art des Greifens und der Zerkleinerung derselben wirken formend auf den Kauapparat. Gehirn- und Gesichtsschädel folgen somit in der Gestaltung gewissen Eigengesetzen. Sie müssen sich aber auch aneinander anpassen, wenn eine
ι. Arterienfurchen 2. Dorsum sellae Fossa bypopbysialis Paries superior orbitae
Sinus sphenoidalis 6. Cellulae ethmoidales 7. Sinus frontalis S. Sinus maxillaris
j>. Palatum durum 10. Caput mandibulae 11. Ohrmuscheln 12. Cellulae mastoideae
j). Margo superior partis petrosae 14. Processus spinosus axis
Abb. 65. Röntgenbild des Kopfes beim Lebenden. Seitenaufnahme (Institut für Röntgendiagnostik der Charité Berlin)
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Kopf und Hals. Der Schädel
harmonische Kopfform entstehen soll. Neben vielen anderen Faktoren wirken noch die Körpergröße, die Art der Fortbewegung und die Körperhaltung gestaltend auf den Schädel. Vergleichen wir auf einem Mediansagittalschnitt (Abb. 65) den Schädel eines vierfüßigen Säugers mit dem eines Menschen, so stellen wir fest: der Gesichtsschädel liegt beim Hirsch v o r dem Hirnschädel, beim Menschen u n t e r dem großen Hirnschädel; das Foramen magnum weist beim Menschen nach u n t e n , beim Vierfüßler nach h i n t e n u n t e n ; entsprechend benötigt der aufrecht stehende Mensch relativ wenig Muskelkraft, um den Schädel auf der Wirbelsäule im Gleichgewicht zu halten, seine Halsmuskulatur ist schwächer. Der Kopf des Vierfüßlers muß dagegen von einer starken Nackenmuskulatur getragen werden. Die Schädelbasis ist beim Hirsch gerade, beim Menschen im Bereich der Hypophysengrube abgeknickt; der Çlivus bildet mit dem Boden der vorderen Schädelgrube einen stumpfen Winkel (Clivuswinkel). Die Überlagerung des Gesichtsschädels durch den Hirnschädel bildet sich in der Stammesgeschichte des Menschen allmählich aus, zeigt aber auch beim rezenten Menschen noch erhebliche rassische und individuelle Unterschiede. Die mächtige Entwicklung der Großhirnrinde beim Menschen führte zu einer starken Ausbuchtung des Hirnschädels nach vorn (Aufrichtung des Stirnbeins) und nach hinten (hinter das Foramen magnum). Die gleichzeitige Abknickung der Schädelbasis und die Reduktion des Kauapparates vervollständigen die Sonderform des menschlichen Schädels. Der Clivuswinkel wird in der Stammesgeschichte des Menschen zunehmend größer. Der P r o f i l - oder G e s i c h t s w i n k e l gibt uns vergleichbare Werte für das mehr oder minder starke Vorspringen des Gesichtsschädels. Man bestimmt diesen Winkel, der von der O h r a u g e n e b e n e (vom Unterrand des Augenhöhleneinganges zum Oberrand des äußeren Gehörganges) und einer Linie gebildet wird, die wir von der Sutura frontonasalis zum Alveolarrand des Oberkiefers zwischen den mittleren Schneidezähnen ziehen, mit dem G o n i o m e t e r . Ein großer G e s i c h t s w i n k e l gilt als typisch menschliches Merkmal. Schädel mit einem Gesichtswinkel um 80° und darüber bezeichnet man als o r t h o g n a t h , u m 65-80° als p r o g n a t h . Der Winkel beträgt beim N e u g e b o r e n e n nahezu 90°, beim erwachsenen E u r o p ä e r durchschnittlich 80°. Große Gesichtswinkel betonen das typisch menschliche, die Überlegenheit des Gehirns über das Animalische. So haben die großen griechischen Bildhauer ihren menschlichen Idealgestalten einen Gesichtswinkel über90°gegeben. Den E i n f l u ß d e s G e h i r n s a u f d i e S c h ä d e l f o r m können wir während der embryonalen und postembryonalen Entwicklung recht gut beobachten. Da das Gehirn im Wachstum vorauseilt, ist der Hirnschädel gegenüber dem Gesichtsschädel und dem übrigen Körper unverhältnismäßig groß, breit und hoch (Abb. 67 A). Entsprechend beträgt das Hirngewicht beim Neugeborenen 14,3%, beim Erwachsenen 2,4% des Körpergewichts. Obwohl der Gesichtsschädel des Neugeborenen verhältnismäßig klein ist, beträgt die Kopfhöhe beim Neugeborenen beim Erwachsenen /Ί-/% der Gesamtkörperlänge (vgl. Bd. I, Abb. 48). Bleibt das Gehirn durch eine Entwicklungsstörung im Wachstum zurück, so bleibt auch der Hirnschädel klein (Mikrozephalie). Krankhafte Vergrößerung des Gehirns durch Erweiterung der Hirnhohlräume (Hydrocephalus internus) treibt die Knochen des Schädeldaches auseinander. Die aufgewölbten dünnen Knochen, weite Schädelnähte und große Fontanellen charakterisieren den W a s s e r k o p f . Entfernt man beim jungen Tier eine Hirnhälfte, so bildet sich darüber ein vorwiegend häutiges Dach. Die Knochenregeneration scheint somit von dem Vorhandensein eines intakten Gehirns abhängig zu sein.
Abb. 66. Schematische Medianschnitte durch den Schädel des Menschen (schwarz) und des Hirsches (punktiert), um Lage und Größe des Hirn- und Gesichtsschädels zu zeigen. Nach Bütschli geändert
Der Schädel als Ganzes. Größe und Form
A
B
73
C
Abb. 67. Das Verhältnis von Gehirn- (weiß) und Gesichtsschädel (grau). Die Schädel vom Neugeborenen (A), Erwachsenen (B) und Greis (C) wurden auf die gleiche Höhe gebracht Größe und Form des Gesichtsschädels werden weitgehend von der Zahl und Größe der Zähne bestimmt. Er zeigt während der Entwicklung ein r h y t h m i s c h e s W a c h s t u m , das mit dem Durchbruch der Milch- und Dauerzähne zusammenfallt. Besonders groß ist das Wachstum der Kiefer während des 2. Dentition, wo in den Kiefern an Stelle der 20 kleinen Milchzähne Raum für die 32 großen Dauerzähne geschaffen werden muß (Abb. 67 B). Verlust der Zähne führt zu einem Abbau der Alveolarfortsätze der Kiefer. Der zahnlose G r e i s e n s c h ä d e l (Abb. 67C) zeigt somit eine starke Reduktion des Gesichtsschädels, so daß sich die Relation zwischen Gehirn- und Gesichtsschädel wieder dem des Neugeborenen nähert. Den E i n f l u ß d e s K a u a p p a r a t e s auf die Schädelform zeigt uns die Entwicklungsreihe der Anthropoidenschädel besonders eindrucksvoll. Ähnlich wie beim Menschenkind beobachten wir beim jungen Menschenaffen ein Überwiegen des Gehirnschädels über den Gesichtsschädel. Menschen- und Anthropoidenschädel haben auf diesem Entwicklungsstadium eine gewisse Ähnlichkeit. Diese Ähnlichkeit geht bald verloren, weil beim Menschen auch nach der Geburt Gehirn und Hirnschädel noch erheblich an Größe zunehmen, während sie beim Menschenaffen bald zu wachsen aufhören. Der Gesichtsschädel der Anthropoiden wächst aber weiter, um Raum für die relativ großen Zähne zu schaffen. Die mächtigen Kiefer des erwachsenen Anthropoiden (Abb. 68) benötigen auch eine starke K a u m u s k u l a t u r . Der schwere Gesichtsschädel und die Tatsache, daß der Unterstützungspunkt, die Verbindung mit der Wirbelsäule, relativ weit hinten liegt, macht eine massige N a c k e n m u s k u l a t u r
Abb. 68. Schädel eines männlichen Gorillas. Nach Bluntschli-Benninghoff
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Kopf und Hals. Der Schädel
erforderlich. U m Ursprungs- bzw. Ansatzflächen für die Kau- und Nackenmuskulatur zu schaffen, entwickeln sich bei den Anthropoiden, besonders beim Gorilla, mächtige Knochenkämme (Abb. 68). Die Größe der Kämme ist einerseits von der Stärke der Muskulatur, andererseits von der Größe der Hirnkapsel abhängig. Den E i n f l u ß d e r K ö r p e r g r ö ß e auf die Schädelform zeigt uns sehr eindrucksvoll die formenreiche Züchtungsreihe des Hundes. Gegenüber den mehr oder minder langschädeligen großen und mittelgroßen Rassen zeigen alle extremen Zwergformen einen runden, relativ großen Hirnschädel, der ähnlich wie bei den Anthropoiden und dem Menschen den relativ kleinen Gesichtsschädel überlagert. Wie ist dieser Befund zu erklären? Bei dem spielerischen Bestreben des Menschen, Zwerghunde zu züchten, folgt der Gesichtsschädel der Verkleinerung des Gesamtkörpers. Der Hirnschädel kann dieser Verkleinerung nur bis zu gewissen Grenzen folgen, weil ein Tier von der Organisationshöhe eines Hundes ein Nervensystem benötigt, das die Leistungen eines Hundes ermöglicht bzw. die Lebensfähigkeit sichert. Es kommt deshalb bei den Zwerghunden zu einer relativen Hirn- bzw. Hirnschädelvergrößerung; der Hirnschädel wird außerdem rundlicher, weil eine Kugelschale für die Aufnahme eines gegebenen Körpers die geringste Oberfläche benötigt. Schließlich beeinflusssen auch noch U m w e l t f a k t o r e n das Verhältnis von Hirn- und Gesichtsschädel. Unter Nahrungsmangel aufgezogene Schweine sollen einen langen Schädel bekommen, der sich dem des Wildschweins angleicht. Bei der Ratte erzeugte man durch vitaminfreie Ernährung längere und schmalere Schädel. In Gefangenschaft aufgewachsene Wölfe haben einen kürzeren und breiteren Schädel als die wild aufgewachsenen. Die Frage, ob auch menschliche Populationen, die Generationen in einem anderen Erdteil lebten, die Kopfform ändern, ist noch nicht eindeutig geklärt.
4. Zur Anthropologie des Schädels Außer dem Gesichtswinkel wird zur Bestimmung der verschiedenen Schädel- und Gesichtsformen noch eine große Zahl von Maßen genommen (s. Lehrbücher der Anthropologie). Hier sollen nur die wichtigsten wiedergegeben werden. Längenbreitenindex. Man mißt die g r ö ß t e B r e i t e (bei verschiedenen Schädeln weiter vorn oder hinten, oben oder unten) u n d d i e g r ö ß t e L ä n g e , von der Glabella bis zum Opisthion (am meisten nach hinten vorspringender Punkt in der Medianlinie des Hinterhauptsbeins), und drückt die Breite in Breite χ 100 Prozenten der Lange aus: . Länge Schädel mit einem Index unter 75 werden als dolichozephal (Langschädel), von 75-80 als mesozephal (Mittelschädel), über 80 als brachyzephal (Kurzschädel) bezeichnet. Längenhöhenindex. Nach der größten Länge mißt man die größte Höhe vom Basion (Vorderrand des Foramen magnum) zum Bregma (Kreuzungspunkt der Kranz- mit der Pfeilnaht) und drückt die TT··, · τ, j τLange ·· . , Hohe in Prozenten der aus: Höhe χ 100 . Wir .bezeichnen: Länge Schädel mit einem Index über Schädel mit einem Index von Schädel mit einem Index unter
75 als hypsizephal (hochköpfig), 70-75 als orthozephal (mittelköpfig), 70 als platy(chamae)zephal (niederköpfig).
Der Gesichtsindex orientiert über die Form des Gesichtsschädels. Man mißt die Gesichtshöhe (Nasion-Gnathion) und drückt sie in Prozenten der größten Jochbogenbreite aus: Gesichtshöhe χ 100 Größte Jochbogenbreite. Nasion ist die Sutura frontonasalis in der Medianebene. Unter Gnathion verstehen wir denjenigen Punkt des Unterrandes des Unterkiefers, der in der Mediansagittalen am meisten nach unten vorragt. Wir bezeichnen: Schädel mit einem Gesichtsindex bis Schädel mit einem Gesichtsindex von Schädel mit einem Gesichtsindex über
85 als euryprosop (breitgesichtig), 85-90 als mesoprosop (mittelgesichtig), 90 als leptoprosop (schmal, hochgesichtig).
Mit der Form des Gesichtes verändern sich vor allem auch die Form des Augenhöhleneinganges und der Abstand zwischen den Augenhöhlen. Auch die Form der Nase sucht man messend zu erfassen. Doch sei zu allen Maßen gesagt, daß sie nur eine rohe Vorstellung von der Form vermitteln. Ohne genauere Beschreibung, Umrißzeichnungen, Lichtbilder usw. läßt sich das Charakteristische oft nicht erfassen.
Der Schädel als Ganzes. Anthropologie des Schädels
75
Ein t y p i s c h m e n s c h l i c h e s M e r k m a l ist die A u f r i c h t u n g und W ö l b u n g d e s S t i r n b e i n s . Die Wölbung läßt sich durch Mediansagittalkurven erfassen und vergleichen. Die Stellung des Stirnbeins kann man durch Bestimmung des Stirnneigungswinkels messen. Der Stirnneigungswinkel (zwischen Ohraugenebene und Glabella-Bregmalinie) beträgt bei: c? Gorilla S Orang Pithecanthropus Neandertaler Europäer
17° 31° 37° 44° 47-66°
Das Volumen der Hirnkapsel bestimmt man am einfachsten durch Einfüllen von Hirse, Schrotkugeln usw. Es beträgt: beim beim beim beim beim beim
Orang Gorilla Pithecanthropus erectus Neandertaler (geschätzt) Cro-Magnon-Menschen rezenten Menschen
300- 480 370- 585 850 1230-1532 1550-1590 1100-1900
cm 3 , cm 3 , cm 3 , cm 3 , cm 3 , cm 3 .
Die menschlichen Maße schwanken außerordentlich. Doch klafft zwischen den niedrigsten menschlichen und den höchsten anthropoiden Maßen eine große Lücke. Der umstrittene Fund des Pithecanthropus steht zwischen beiden.
5. Beziehungen zwischen Nahtverknöcherung, Gehirn und pathologischen Schädelformen Da das Wachstum der platten Schädelknochen an den Rändern (durch Umwandlung des zwischen den Nähten liegenden Bindegewebes) erfolgt, muß f r ü h z e i t i g e N a h t v e r k n ö c h e r u n g zur M i k r o z e p h a l i e führen. Das Mißverhältnis zwischen Schädel- und Gehirnwachstum bedingt eine starke Ausprägung des Innenreliefs der Hirnkapsel. Der Wachstumsdruck des Gehirns erzeugt starke Impressiones digitatae. Über Mikrozephalie als Folge geringeren Hirnwachstums s. S. 72. Andererseits bleiben bei übermäßiger Vergrößerung des Schädelinhalts (Hydrozephalus) Fontanellen und Nähte lange offen. Das Resultat sind die großen Wasserkopf- oder Quadratschädel (Betonung der Tubera!). Bei f r ü h z e i t i g e r V e r k n ö c h e r u n g e i n z e l n e r N ä h t e wird das Wachstum in der Richtung senkrecht auf die synostotische Naht gehemmt. Das wachsende Gehirn weitet den Schädel nach der entgegengesetzten Richtung aus. So entstehen: 1. der Skaphozephalus, K a h n s c h ä d e l (abnorm geringe Breite und abnorme Länge, Scheitelbeine bilden in ihrer steilen Stellung einen Kiel), bei frühzeitiger Verknöcherung der Pfeilnaht, 2. der Oxyzephalus, S p i t z - oder Tu r m s c h ä d e l (abnorm große Breite und geringe Länge; platte, kurze Stirn), bei frühzeitiger Verknöcherung der Kranznaht, 3. Plagiozephalus, S c h i e f s c h ä d e l bei nur teilweiser oder einseitiger frühzeitiger Nahtverknöcherung. Scharf zu trennen von diesen durch Wachstumsstörungen bedingten Deformationen sind die k ü n s t l i c h e n D e f o r m a t i o n e n bei manchen Völkern. Durch Bretter, Binden, Lagerung wird hier der gut modellierbare kindliche Kopf an verschiedenen Stellen (Stirn, Hinterhaupt) gewollt und ungewollt abgeflacht.
B. Die Muskeln des Halses und des Kopfes I. Die Halsmuskeln Der Hals spielt eine Vermittlerrolle zwischen Rumpf und Kopf, führt Eingeweide, Nerven und Gefäße von kranial nach kaudal und umgekehrt. Diese Leistungen finden auch in dem Verhalten der Muskeln ihren Niederschlag, die in Lage, Nervenversorgung und Form teils Kopf-, teils Rumpfmuskeln entsprechen.
76
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
1. Der Hautmuskel des Halses, Platysma (Abb. 69), entspringt von der Faszie des großen Brust- und des Deltamuskels in Höhe der 2. Rippe, läuft als breite, dünne (gr. platys) Muskelplatte auf- und medianwärts bis zum Unterkiefer und setzt mit seinen m e d i a l e n F a s e r n a m U n t e r k i e f e r r a n d an. Die l a t e r a l e n F a s e r n s t r a h l e n in die Wangengegend aus. Die m e d i a l s t e n F a s e r n ü b e r k r e u z e n sich unterhalb des Kinnes in der Mittellinie. Er besitzt k e i n e e i g e n e F a s z i e , ist fest mit der Haut verbunden. Oberhalb des Brustbeins bleibt ein muskelfreies Dreieck. Funktion. Er zieht den Unterkiefer und den Mundwinkel herab, hebt die Haut in senkrechten Falten ab. Die Hautfalten unterstützen den durch andere Gesichtsmuskeln hervorgerufenen Gesichtsausdruck (Erschrecken, Aufmerksamkeit, Schmerz). Seine medialen Fasern sind die Grundlage von Hautfalten, die bei alten Leuten jederseits vom Kinn senkrecht abwärts ziehen. N e r v e n v e r s o r g u n g . Da er mit der mimischen Muskulatur des Kopfes zur Muskulatur des 2. Viszeralbogens gehört, wird er vom Nerven dieses Bogens, dem N. facialis, versorgt. V e r g l e i c h e n d e s . Er ist der Rest eines allgemeinen Hautmuskels, des Panniculus carnosus, den viele Säugetiere in zuckende Bewegung versetzen können, um ζ. B. lästige Fliegen zu verscheuchen. P r a k t i s c h e A n m e r k u n g . Die feste Verbindung mit der Haut erklärt folgende Tatsachen: E n t z ü n d u n g e n z w i s c h e n H a u t u n d M u s k e l breiten sich wenig aus; Ergüsse zwischen Platysma
M. risorius -
AI. depressor anguli oris -
Platysma
_ - M. sternocleidomastoideus __ „ Prominentia laryngea , AI. omohyoideus
AI. sternohyoideus
/ Rand des AI. trapezius Clavicula
' ι ι \ Sternaler Teil des Fossa Klavikulärer Teil Fossa M. sternocleidomastoideus supraclavicularis des AI. sternocleido- supraclaviculars minor mastoideus major
Abb. 69. Links Relief des Halses, rechts Platysma
Die Halsmuskeln. Der Kopfwender
77
und Oberflächenfaszie können bis zur Brust absinken; quere Halswunden klaffen stärker als längslaufende; die Haut läßt sich leichter in Längs- als in Querfalten abheben.
2. Der Kopfwender, M . sternocleidomastoideus (Abb. 69, 71), entspringt zweiköpfig: 1. mit rundlicher Sehne vom M a n u b r i u m s t e r n i (Caput sternale), 2. mit breiter, platter Sehne vom Brustbeinende des S c h l ü s s e l b e i n s (Caput claviculare). Zwischen den beiden Köpfen bleibt ein wechselnd weiter Spalt. Die F a s e r n v e r l a u f e n kranial- und dorsalwärts, wobei der Schlüsselbeinanteil unter dem Brustbeinanteil verschwindet. Er setzt am Processus mastoideus und dem angrenzenden Teil der Linea nuchae superior mit breiter, platter Sehne an. Am Lebenden springt der Muskel schon in ruhiger Lage als Wulst vor. Die medialen Ränder beider Muskeln begrenzen die v o r d e r e H a l s g e g e n d ( Regio colli anterior ). Diese sinkt oberhalb des Brustbeins zur D r o s s e l g r u b e , Fossa jugularis, ein. Zwischen dem Hinterrand des Muskels und dem Vorderrand des M. trapezius liegt d i e s e i t l i c h e H a l s g e g e n d , Regio colli lateralis. In ihr ist oberhalb des Schlüsselbeins die Haut (besonders bei mageren Menschen) zur Fossa supraclavicularis major (Abb. 69) eingesunken. Bei muskelschwachen und fettarmen Personen kann zwischen den Ursprungsköpfen des Muskels die Haut zur Fossa supraclavicularis minor einsinken. Bei der Drehung der Kopfes erreicht der kontrahierte Muskel einen geraden Verlauf; beim gedehnten Muskel der Gegenseite wird der spiralige Verlauf um den Hals stärker. Funktion. Bei b e i d s e i t i g e r W i r k u n g wird das Hinterhhaupt kaudalwärts gezogen, das Kinn gehoben und der erhobene Kopf mit der Halswirbelsäule ventralwärts geführt. Bei e i n s e i t i g e r T ä t i g k e i t wird das Gesicht zur Gegenseite gedreht und das Kinn gehoben. Sind Kopf und Hals festgestellt, unterstützt er durch Hebung des Brustkorbes die Einatmung. Die Zusammenarbeit mit den übrigen Hals- und den Nackenmuskeln s. S. 83. N e r v e n v e r s o r g u n g : N. accessor ius und Äste des Plexus cervicalis ( Plexus accessoriocervicalis ). P r a k t i s c h e A n m e r k u n g . Krankhafte, narbige Veränderungen im Muskel, die meist im sternalen Kopf liegen, bedingen einen S c h i e f h a l s , Caput obstipum.
3. Zungenbein und Zungenbeinmuskeln Das Zungenbein, Os h y o i d e u m (Abb. 70), liefert eine Stütze für die Basis der Z u n g e . Es ist eine hufeisenförmige, flache Knochenspange, die aus einem Körper, Corpus, und zwei Paar Hörnern besteht. Die g r o ß e n H ö r n e r , Cornua majora, gehen vom Seitenrande des
Cornu majus
Cornu minus
Corpus
Abb. 70. Zungenbein (Os hyoideum) von rechts vorn gesehen
78
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
Körpers aus, sind mit ihm durch Knorpel verbunden, verjüngen sich nach dorsal, um schließlich mit einer knopfförmigen Verdickung zu enden. Die k l e i n e n H ö r n e r , Cornua minora, bleiben lange Zeit knorpelig, sind gelenkig oder bindegewebig mit dem Körper verbunden und stehen durch das Lig. stylohyoideum mit dem Processus styloideus in Verbindung (Abb. 61). Die Cornua minora stammen vom 2., die Cornua majora vom 3. Viszeralbogen ab. Der Körper entspricht einer Copula (vgl. Entwicklung S. 67 u. Abb. 61). In seltenen Fällen kann ein langer Griffelfortsatz mit einem langen Cornu minus in Verbindung stehen und Schluckbeschwerden verursachen.
a) Die unteren
Zungenbeinmuskeln
(Abb. 71) entsprechen dem R e k t u s s y s t e m des Rumpfes, zeigen wie dieses in wechselnder Zahl sehnige Unterbrechungen, Intersectiones tendineae. Für die R u m p f h e r k u n f t spricht die Nervenversorgung durch die Ansa cervicalis {profunda, Ansa η. hypoglossi). Vgl. S. 124, 125.
M. mylohyoideus
Venter anterior m. digastrici
Raphe m. mylohyoids
M. styloglossus M. masseter
M. styloglossus Venter posterior m. digastrici M. hyoglossus
M. stylohyoideus
Os hyoideum, M. thyrohyoideus
M. constrictor pharyngis inferior
Prominentia laryngea
M. longus capitis
Venter superior m. omohyoidei
M. levator scapulae M. scalenus anterior
M. sternohyoideus M. scalenus medius Cartílago cricoidea
Plexus brachialis
Glandula thyroidea
M. trapezius
Clavicula
M. sternocleidomastoideus
Fossa jugularis
M. sternothyroideus
Venter inferior m. omohyoidei
Abb. 71. Die Muskeln des Halses von vorn. Der linke M. sternocleidomastoideus ist teilweise entfernt. Auf den Unterzungenbeinmuskeln ist die Lamina praetrachealis fasciae colli (Fascia colli media) dargestellt
Die Halsmuskeln. Die Zungenbeinmuskeln
79
1. M . sternohyoideus, der B r u s t z u n g e n b e i n m u s k e l . Ursprung: Dorsalfläche des Manubrium stemi, Sternoklavikulargelenk, sternales Ende der Clavicula. Ansatz: Kaudaler Rand des Corpus ossis hyoidei. Form und Lage: Er verschmälert sich und konvergiert nach kranial. Die medialen Ränder lassen zwischen sich den Adamsapfel, den Ringknorpel, Teile der Luftröhre, der Schilddrüse und des folgenden Muskels frei. 2. M . sternothyroideus, der B r u s t b e i n s c h i l d k n o r p e l m u s k e l . Ursprung: Dorsalfläche des Manubrium sterni und Knorpel der 1. Rippe kaudal und medial vom vorigen. Ansatz: Linea obliqua des Schildknorpels. Form und Lage: Er verbreitert sich nach kranial, geht mit dem lateralen Teil häufig mittels einer Zwischensehne in den folgenden über. Der platte, dünne Muskel deckt die Schilddrüse, reicht über den medialen Rand des M. sternohyoideus hinaus, ist bei Schilddrüsenvergrößerungen besonders gedehnt und atrophisch. In der Mitte besitzt er häufig eine Zwischensehne. 3. M . thyrohyoideus, der S c h i l d k n o r p e l z u n g e n b e i n m u s k e l . Ursprung: Linea obliqua des Schildknorpels. Ansatz: Lateraler Teil des Corpus ossis hyoidei und medialer Teil des Cornu majus. 4. M . omohyoideus, der S c h u l t e r z u n g e n b e i n m u s k e l . Ursprung: Margo superior der Scapula nahe der Incisura scapulae. Ansatz: A m lateralen Teil des Cornu majus ossis hyoidei. Lage und Form: Durch eine Zwischensehne, die an der mittleren Halsfaszie befestigt ist, wird er in einen Venter inferior und superior geteilt. Seine Faszie ist mit der Rückfläche der Clavicula verwachsen, wo auch Fasern entspringen können. Er verläuft schräg durch die Regio colli lateralis und teilt von ihr das kleine Trigonum omoclaviculare ab. Hier kann man am Lebenden den Muskel sehen. Im Trig, omoclaviculare finden wir die A. subclavia und das mächtige Nervengeflecht des Armes. Die beiden Bäuche sind an der Zwischensehne winklig abgebogen. Bei der Kontraktion kann die Halsfaszie gespannt und damit die in der Gefäßscheide verlaufende V. jugularis interna erweitert werden. Wirkung der unteren Zungenbeinmuskeln (Abb. 72). G e m e i n s a m fixieren sie das Zungenbein oder nähern es dem Brustbein. Der Thyrohyoideus hebt, der Sternothyroideus senkt den Schildknorpel und damit den Kehlkopf. Die Muskeln wirken vor allem beim Kau- und Schluckakt mit (S. 101). Auch bei der Öffnung des Mundes spielen sie eine Rolle.
b) Die oberen
Zungenbeinmuskeln
(Abb. 71, 72) unterteilen wir in: a) die tiefen Muskeln des 2. Viszeralbogens, ß) die Mundboden- oder Unterkieferzungenbeinmuskeln.
a) D i e t i e f e n M u s k e l n d e s 2. V i s z e r a l b o g e n s haben ihre ursprüngliche Lage zum 2. Viszeralbogen, auf den sie als Heber wirken, beibehalten, während die Hauptmasse als mimische Muskulatur auf den Kopf und den Hals wanderte. Entsprechend werden sie vom Nerven des 2. Bogens, dem N. facialis, versorgt.
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
1. Der M. stylohyoideus, der G r i f f e l f o r t s a t z z u n g e n b e i n m u s k e l , entspringt von der Dorsalfläche des Processus styloideus, verläuft ab-, vor- und medialwärts, spaltet sich in zwei Zipfel, welche die Zwischensehne des M. digastricus umgreifen und setzt an der Grenze von Corpus und Cornu majus des Zungenbeins an. 2. Venter posterior [mastoideus] des M. digastricus [biventer] entspringt in der Incisura mastoidea, medial vom Warzenfortsatz, verläuft mit dem vorigen ab-, vor- und medialwärts, durchbohrt den M. stylohyoideus und geht mittels einer Z w i s c h e n s e h n e , die durch eine Faszienschlinge am Zungenbein befestigt ist, in den folgenden über. ß) D i e M u n d b o d e n - u n d U n t e r k i e f e r z u n g e n b e i n m u s k e l n : 1. Venter anterior [mandibularis] des M. digastricus, der vordere Bauch des z w e i b ä u c h i g e n M u s k e l s , entspringt in der Fossa digastrica des Unterkiefers, verläuft kaudal- und lateralwärts und geht mittels einer Z w i s c h e n s e h n e , die mit einer Bindegewebsschlaufe am Zungenbein befestigt ist, in den vorigen über. 2. M. mylohyoideus, der K i e f e r z u n g e n b e i n m u s k e l , entspringt von der Linea mylohyoidea des Unterkiefers, verläuft kaudal-, medial- und dorsalwärts und setzt am Zungenbein und an der Raphe m. mylohyoidei, einem medianen Bindegewebsstreifen, der vom Unterkiefer zum Zungenbein zieht, an. 3. M. geniohyoideus, der K i n n z u n g e n b e i n m u s k e l , entspringt von der Spina mentalis [mandibulae] und setzt am Z u n g e n b e i n an (Abb. 72, 84). M. temporalis
Porus acusticus externus ^
_ M. pterygoideus lateralis
r
Processus mastoideu.
Al. masseter M. pterygoideus medialis M. geniohyoideus
Processus styloideus Venter posterior .
AI. stylohyoideus
Os hyoideum v
Cartílago thyroidea
Venter anterior M. mylohyoideus
~ M. thyrohyoideus M. omohyoideus - • M. sternohyoideus
Abb. 72. Das Zusammenspiel der Kau- und Zungenbeinmuskeln
Die Halsmuskeln. Die tiefen Halsmuskeln
81
Nervenversorgung: Venter anterior und M. mylohyoideus gehören, wie die eigentlichen Kaumuskeln, mit denen sie bei den Kieferbewegungen zusammenarbeiten, zum 1. Viszeralbogen und werden wie diese vom N. trigeminus, und zwar vom N. mylohyoideus versorgt. Der M. geniohyoideus wird durch Fasern aus dem Plexus cervicalis, die ihm durch den N. hypoglossus zugeführt werden (S. 125), innerviert. Wirkung der oberen Zungenbeinmuskeln Die beiden Mm. mylohyoidei bilden als quere Traggurte den eigentlichen M u n d b o d e n , das Diaphragma oris. Der auf ihm liegende Geniohyoideus und der unter ihm liegende Venter anterior verstärken den Mundboden, verspannen ihn in der Längsrichtung. Durch Heben des Mundbodens wird die auf ihm liegende Zunge gegen den Gaumen gepreßt. Ist das Zungenbein durch Venter posterior und Stylohyoideus (y in Abb. 72) einerseits und die unteren Zungenbeinmuskeln (z in Abb. 72) andererseits festgestellt, so können die Mundbodenmuskeln (x) den Unterkiefer herabziehen, den Mund öffnen. Fixieren die Kaumuskeln den Unterkiefer, so können die Muskeln χ und y das Zungenbein und damit den Kehlkopf heben. Die Muskeln χ führen das Zungenbein und damit den Kehlkopf nach v o r n und oben, unter die Zunge (Schluckstellung!), die Muskeln y nach h i n t e n und oben (Phonationsstellung! ).
4. Die tiefen Halsmuskeln liegen lateral und ventral von der Halswirbelsäule. Entsprechend unterscheiden wir eine l a t e r a l e oder S k a l e n u s g r u p p e und eine m e d i a l e oder p r ä v e r t e b r a l e G r u p p e . a) Die Skalenusgruppe (Abb. 72) 1. M. scalenus anterior, der v o r d e r e T r e p p e n m u s k e l , entspringt mit 4 (3) Zacken von den Tubérculo anteriora des 3. (4.)-6. Halswirbelquerfortsatzes und setzt am Tuberculum m. scaleni anterioris der 1. Rippe an. 2. M. scalenus médius, der m i t t l e r e T r e p p e n m u s k e l , entspringt von den Tubérculo anteriora a l l e r Halswirbelquerfortsätze und setzt an der 1. R i p p e hinter dem Sulcus a. subclaviae an. 3. M. scalenus posterior, d e r h i n t e r e T r e p p e n m u s k e l , entspringt von den Tubercula posteriora des 5.-6. (7.) Halswirbelquerfortsatzes und setzt am oberen Rand der 2. R i p p e an. Zwischen Scalenus anterior und medius liegt die wichtige dreieckige hintere Skalenuslücke für den Durchtritt der A. subclavia und des Plexus brachialis. Den Raum zwischen Scalenus anterior und Rückfläche der Clavicula bezeichnet man auch als vordere Skalenusliicke. Hier verläuft die V. subclavia. Bei zu enger hinterer Skalenuslücke können durch Druck auf den Plexus brachialis und die A. subclavia Schmerzen und Durchblutungsstörungen am Arm auftreten (Skalenussyndrom). Dieses Syndrom und andere Verursacher von Druck auf den Plexus brachialis und auf die A. und V. subclavia (z. B. Variationen der Mm. scaleni, der Clavicula, der 1. Rippe, Halsrippen) werden unter dem Sammelbegriff „Thoracic-outhlet-syndrome" zusammengefaßt. Die Scaleni entsprechen Zwischenrippenmuskeln, die miteinander verschmolzen sind, als die Halsrippen sich zurückbildeten.
Wirkung: Sie heben die Rippen. Bei festgestellten Rippen neigen sie die Halswirbelsäule seitwärts und drehen sie zur gleichen Seite. Der vordere Skalenus kann auch beugen. Bei
82
K o p f u n d H a l s . D i e M u s k e l n d e s H a l s e s u n d des K o p f e s
fixierter Halswirbelsäule und bei forcierter Inspiration wirken sie als Atemhilfsmuskeln. Ihre Funktion bei der ruhigen Einatmung ist noch umstritten. Nervenversorgung: K u r z e Ä s t e d e s 2 . - 8 . Z e r v i k a l n e r v e n .
bJ Die mediale oder prävertebrale Gruppe (Abb. 73) liegt in der Rinne zwischen den Körpern und Querfortsätzen der Halswirbel. 1. M. longus colli, der l a n g e H a l s m u s k e l , läßt unterscheiden a) Pars recta. Ursprung: Obere Brust- und untere Halswirbelkörper. Ansatz: Körper der oberen Halswirbel. b) Pars obliqua superior. Ursprung: Tubercula anteriora der Querfortsätze 3-5. Ansatz: Tuberculum anterius des Atlas. c) Pars obliqua inferior. Ursprung: Körper der oberen Brustwirbel. Ansatz: Querfortsätze des 5. und 6. Halswirbels. 2. M. longus capitis, der l a n g e K o p f m u s k e l . Ursprung: Tubérculo anteriora des 3.-6. Halswirbelquerfortsatzes. Ansatz: Unterfläche der Pars basilar is des Hinterhauptsbeins. 3. M. rectus capitis anterior, der v o r d e r e g e r a d e K o p f m u s k e l . Ursprung: Querfortsatz des Atlas. Ansatz: Pars basilaris ossis occipitalis, dorsolateral vom vorigen. Tuberculum anterius atlantis, M. rectus capitis anterior M. longus capitis Processus styloideus Processus transversus atlantis M. splenius capitis M. longus colli M. levator scapulae A. vertebrali s A. thoracica interna Costa I
M. rectus capitis lateralis Processus mastoideus A. vertebralis longus colli Tuberculum caroticum M. scalenus médius M. scalenus anterior M. scalenus posterior A. subclavia
A b b . 73. T i e f e H a l s m u s k e l n . L i n k s tiefe L a g e ; d e r S c h n i t t ist d u r c h d e n W a r z e n f o r t s a t z gelegt
Die Muskeln des Halses. Das Zusammenspiel der Hals-, Kau- und Nackenmuskeln
83
4. Mm. intertransversarii anteriores cervicis verlaufen zwischen den Tubérculo anteriora benachbarter Halswirbelfortsätze. Wirkung der prävertebralen Gruppe: Bei b e i d s e i t i g e r Tätigkeit beugen sie den Kopf bzw. die Wirbelsäule nach vorn, bei e i n s e i t i g e r neigen sie sie zur Seite. Die schrägen Züge drehen. Nervenversorgung: Kurze Äste der Zervikalnerven.
5. D a s Zusammenspiel der Hals-, Kau- und Nackenmuskeln Der mit den höheren Sinnesorganen ausgestattete Kopf benötigt für die Orientierung in der Umwelt eine besonders große Beweglichkeit. Die Kopfgelenke und die Gelenke der Halswirbelsäule gestatten eine Bewegung nach allen Seiten. Hals-, Kau- und Nackenmuskeln wirken auf die zahlreichen Gelenke in so vielfältiger Weise ein, daß die Beteiligung der einzelnen Gelenke und Muskeln nicht bei jeder Haltung analysiert werden kann. So sollen
M. splenitis capitis
M. semispinalis capitis
M. trapezius ( Konturen J
M. masseter Obere Zungenbeinmuskeln Untere Zungenbeinmuskeln M. longus capitis M. sternocleidomastoideus (Konturen )
Abb. 74. Das Zusammenspiel der Nackenmuskeln mit den Hals- und Kaumuskeln. Stark vereinfachtes Schema. Sternocleidomastoideus und Trapezius sind nur mit starken Konturen wiedergegeben
84
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
anhand der stark schematischen Abb. 74 nur einige typische Bewegungen besprochen werden. Der Gesamtausschlag der B e u g u n g und S t r e c k u n g beträgt etwa 125°. Er verteilt sich mit etwa 30° auf das obere und untere Kopfgelenk und mit 95 bis 100° auf die Halswirbelsäule. Eine S e i t w ä r t s n e i g u n g des Kopfes und des Halses kann bis etwa 45° erfolgen. Ihre gleichsinnige D r e h u n g erreicht etwa 90°, wovon etwa 25-30° auf das untere Kopfgelenk entfallen. Der bewegliche Stiel der Halswirbelsäule ermöglicht auch noch eine Vor- u n d R ü c k v e r l a g e r u n g des Kopfes. Sie wird in der Hauptsache durch die Sternocleidomastoidei ausgeführt, die bei gerader Kopfhaltung die Halswirbelsäule etwa in der Mitte kreuzen (Abb. 74). Bei dieser Lage können sie die obere Halswirbelsäule strecken und die untere beugen. Mit zunehmender Vorverlagerung des Kopfes nimmt die streckende Wirkung ab, die beugende zu. Von der starken, vielgegliederten Nackenmuskulatur (s. Bd. I) sind nur die langen, am Kopf ansetzenden Semispinalis capitis und Splenius capitis im Schema dargestellt. Sie überkreuzen sich spitzwinklig. Gemäß ihrem Verlauf wird der Splenius capitis den Kopf drehen und seitwärts neigen, der Semispinalis capitis mehr strecken. Ist jedoch der Kopf durch die Muskelkette der Kau- und Zungenbeinmuskeln festgestellt, so kann er die Halswirbelsäule strecken. Splenius und Levator scapulae bilden mit dem Sternocleidomastoideus einen spitzen Winkel. Sie können den Kopf und die oberen Halswirbel rückverlagern. Sie sind darin Antagonisten des Sternocleidomastoideus. Bei nach vorn geführter Schulter wird der Levator scapulae ein Seitwärtsneiger. Außer ihm neigen noch der Sternocleidomastoideus, der Kopfteil des Trapezius, die Scaleni und die meisten Nackenmuskeln bei einseitiger Kontraktion seitwärts. Die wirksamsten Drehmuskeln setzen am Kopf an. Sternocleidoomastoideus und Trapezius drehen das Gesicht zur entgegengesetzten Seite. Sie neigen gleichzeitig seitwärts, wenn nicht Nackenmuskeln der Gegenseite (Splenius capitis, Longissimus capitis, Semispinalis capitis) im gleichen Sinne drehen und zugleich eine entgegengesetzte Seitwärtsneigung ausführen. Die oberen und unteren Zungenbeinmuskeln beugen, unterstützt von dem elastischen Zug der Halseingeweide, den Kopf und die Halswirbelsäule vor, wenn die Kaumuskeln durch ihren Tonus die Kieferöffnung verhindern. Sie haben mit ihrem längeren Hebelarm ein günstigeres Drehmoment als die prävertebralen Mm. rectus capitis anterior und longus colli und capitis. Die Kieferöffnung kann durch Senken des Unterkiefers durch die Zungenbeinmuskeln, aber auch durch Rückbeugen des Kopfes und der Halswirbelsäule durch die Nackenmuskeln erreicht werden. Bei starker Rückbeugung des Kopfes und der Halswirbelsäule durch die Nackenmuskeln ist die vordere Halskontur fast gerade gestreckt: die Halseingeweide und die mehrgliedrige, vom Brustkorb bis zum Jochbeinbogen reichende Muskelkette sind gedehnt. Sternocleidomastoideus, Scaleni und die Zungenbeinmuskeln erhalten dabei eine günstige Ausgangsposition für die Hebung des Brustkorbes (Einatmung). Der erschwert atmende Patient beugt den Kopf zurück, um die als Atemhilfsmuskeln wirkenden Halsmuskeln voll wirksam werden zu lassen. Die vielfaltigen Bewegungskombinationen werden zentralnervös gesteuert.
II. Die Muskeln des Kopfes (Abb. 75-78) Wir unterscheiden eine o b e r f l ä c h l i c h e Lage, die enge Beziehungen zur Gesichtshaut hat und mimische Muskulatur genannt wird, und eine t i e f e Lage, die den Unterkiefer gegen den übrigen Schädel bewegt und Kaumuskulatur heißt. Im Zusammenhang mit der letzteren soll auch die dem Schluckakt dienende Muskulatur, die Schlund-, Gaumen- und Zungenmuskulatur, besprochen werden.
Die Muskeln des Kopfes. Die mimische Muskulatur
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1. Die mimische Muskulatur des Kopfes stammt von der M u s k u l a t u r des 2. V i s z e r a l b o g e n s ab, hat ihre alte Lage am Zungenbein aufgegeben und ist flächenhaft über den Kopf gewandert. Sie u m g i b t die Ö f f n u n g e n des K o p f e s , beeinflußt ihre Form und Größe, s e t z t an d e r H a u t u n d a n d e r e n W e i c h t e i l e n des G e s i c h t e s a n , verschiebt die Haut gegen die Unterlage und b e e i n f l u ß t d a d u r c h d e n A u s d r u c k des G e s i c h t e s . Da sie in die Haut ausstrahlt, fehlt über ihr eine Faszie. Vorausgeschickt sei noch, daß die M i m i k nicht allein durch die Art der Differenzierung und Anordnung der Muskulatur, sondern a u c h d u r c h die D i c k e d e r H a u t , die A n o r d n u n g u n d F e s t i g k e i t des U n t e r h a u p t b i n d e g e w e b e s , die G r ö ß e u n d L a g e des F e t t p o l s t e r s u n d den Turgor der H a u t b e e i n f l u ß t wird. Für die Herkunft der mimischen Muskulatur spricht die V e r s o r g u n g d u r c h d e n N. facialis, den Nerven des 2. Viszeralbogens. Im Bereich des Gesichtes sind oberflächliche Faszien nur über dem M. temporalis (Fascia temporalis), über der Gl. parotis Fascia parotidea) und über dem M. masseter (Fascia masseterica) vorhanden. Die mimischen Muskeln haben keinen Faszienüberzug. In ihrem Bereich breiten sich deshalb Infektionen der Haut (ζ. B. Furunkel) rasch in die Tiefe aus. Siehe S. 107, 399.
a) Die Muskeln in der Umgebung der Lidspalte (Abb. 75, 77) 1. M. orbicularis oculi, der R i n g m u s k e l des A u g e s , besteht aus einer feinfaserigen, auf den Augenlidern liegenden Pars palpebralis, einer grobfaserigen Pars orbitalis, die in weiterem Bogen die erstere umkreist und Beziehungen zu den Nachbarmuskeln hat, und einer Pars lacrimalis, einer tiefen kleinen Portion der Pars palpebralis, die den Abfluß der Tränenflüssigkeit regelt. Pars palpebralis und Pars orbitalis entspringen (Abb. 76) medial von dem kräftigen Lidband, Lig. palpebrale mediale, bilden untereinander verflochtene Muskelbögen, die sich dachziegelförmig decken und dem lateralen Lidwinkel zustreben. Hier verflechten sich die Fasern gitterartig. Ein Teil der Fasern zieht durch das Muskelgitter radiär zum Lig. palpebrale laterale. Oberflächliche Fasern biegen schräg zur Schläfenhaut ab. Im S t i r n b e r e i c h überkreuzen sich die Bündel spitzbogenförmig und setzen mit elastischen Sehnen an der Haut an oder gehen in Fasern der Stirnmuskulatur über. Auch im Oberkieferbereich verläßt ein Teil der Fasern den Kreisverlauf, zieht schräg radiär und setzt mit elastischen Sehnen an der Haut an. Die Pars lacrimalis (Abb. 77) verläuft als nahezu horizontaler Muskelbogen vom Lig. palpebrale laterale durch den inneren Lidrand (M. ciliaris, Riolani) zu den Tränenkanälchen, gibt hier ein spezielles Fasersystem an sie ab und erreicht als Hornerscher Muskel hinter dem Tränensack die Crista lacrimalis posterior. Die Fasern zu den Tränenkanälchen bilden um den vertikalen Schenkel ein d o p p e l l ä u f i ges S p i r a l s y s t e m , eine Art Sphinkter, und auf dem horizontalen Schenkel eine 20-40 μπι dicke Längsmuskulatur in Form einer halben Schraubentour {Rohen). Funktion: Lidschlag, rasche, momentane Verengung der Lidspalten, Lidschluß, länger dauernder leichter (im Schlaf) oder starker Schluß der Lider (beim willkürlichen Zukneifen) und Fortbewegung der Itänenflüssigkeit. Die Lidschlußbewegung beginnt mit einer Senkung des Oberlides, das schließlich rasch nach medial geführt wird. Das Unterlid wird dagegen beim Hochschieben stetig stärker nach medial geführt. Dabei verkürzt sich die Lidspalte um 1-2 mm (Abb. 78). Diese Bewegung der Lider nach medial begünstigt die Fortbewegung der Tränenflüssigkeit zum Tränensee und den Tränenpunkten. Dabei kantet die Pars lacrimalis den Lidrand und die Tränenpunkte nach innen
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
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M. auricularis superior
M. temporoparietalis Galea aponeurotica Venter frontalis m. occipitofrontalis M. auricularis anterior, R. frontalis a. temporalis superficialis Pars orbitalis "j ? M. orbicularis oculi Pars palpebralis ) M. depressor supercilii M. procerus M. levator labii superioris alaeque nasi M. nasalis ( Pars transversa ), M. levator nasi
M. levator labii superioris M. zygomaticus minor M. levator anguli oris [caninus]
M. occipitofrontalis ( Venter occipitalis )
M. orbicularis oris M. zygomaticus major M. mentalis, Kinnhaut
M. trapezius
M. depressor labii inferioris M. depressor anguli oris [ triangularis] M. risorius M. splenius capitis
Glandula parotis, Ductus parotideus
M. sternocleidomastoideus
Platysma
Abb. 75. Kopfmuskeln I. Oberflächliche Lage. ** = M. temporofrontalis (Varietät)
und zieht gleichzeitig mit dem stärkeren Hornerschen Muskel den Lidapparat nach medial, wobei die Tränenpunkte in den Tränensee eintauchen. Der senkrechte Schenkel der Tränenkanälchen wird durch den s p i r a l i g e n S p h i n k t e r geschlossen (Druckeffekt), der horizontale Schenkel durch die gleichzeitige Medialbewegung verkürzt und erweitert (Saugeffekt). Beim Lidöffnen wird der s e n k r e c h t e Schenkel erweitert, der h o r i z o n t a l e Schenkel verlängert. Die Kanälchenmuskulatur arbeitet somit bei den Lidbewegungen als S a u g - und D r u c k p u m p e {Rohen). Die Pars lacrimalis übt gleichzeitig einen Druck auf den Augapfel aus, kann ihn 1-1,5 mm rückwärts bewegen. Nach Staroperationen kann durch diesen Druck (beim krampfhaften Zukneifen) der Glaskörper aus der Wunde gepreßt werden. Die Pars palpebralis führt im Wechselspiel mit dem Lidheber den Lidschlag aus, wobei sich die Lider wie Schalen auf dem Augapfel verschieben. Die Pars orbitalis zieht beim starken Zukneifen der Augen die Haut der Umgebung nach medial, wobei am lateralen Augenwinkel radiäre Hautfalten, sogenannte „Krähenfüße" auftreten. Bei der Kontraktion werden die Winkel der sich überkreuzenden Muskelbündel größer, die Spitzbogen flachen sich ab. Bei der Lidöffnung führt der Stirnmuskel die Orbitalisfasern in ihre ursprüngliche Lage zurück. 2. M . depressor supercilii, der H e r a b z i e h e r der B r a u e n , k a n n als Abspaltung der Pars orbitalis aufgefaßt werden. Er entspringt oberhalb des Lig. palpebrale mediale
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Die Muskeln des Kopfes. Die mimische Muskulatur
M. occipitofrontal ( Venter frontalis )
Durch flechtung von Frontalis und Pars orbitalis
Pars orbitalis
Pars palpebralis
Ltg. palpebrale mediale
Lig. palpebrale laterale
Abb. 76. Faserschema des M. orbicularis oculi. Nach Rohen
Canaliculus lacrimalis superior
Lacus lacrimalis
Fornix sacci lacrimalis
Hornerscher Muskel
Punctum lacrimale Lig. palpebrale mediale
Spiralmuskelsystem
(Sphincter)
Canaliculus lacrimalis inferior
Abb. 77. Schema der Muskelanordnung an den Tränenwegen. Nach Rohen
Abb. 78. Bewegungsschema der Augenlider. Nach Reitsch-Rohen
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
vom Knochen (Abb. 75) und strahlt nach oben fächerförmig in die H a u t des B r a u e n k o p f e s und den Stirnmuskel aus. Wirkung: Der „Brauenkopf" wird über das Auge nach unten und medial gezogen. Das Auge bekommt etwas „Drohendes" und „Lauerndes". 3. M. corrugator supercilii [glabellae], der S t i r n g l a t z e n r u n z l e r , entspringt medial am Arcus superciliaris (Abb. 79), verläuft leicht ansteigend lateralwärts und setzt o b e r h a l b d e r M i t t e d e r B r a u e an der Haut an. Bedeckt ist er vom Orbicularis oculi und Frontalis. Genetisch ist er als ein tiefer, selbständiger Teil der Pars orbitalis aufzufassen.
Wirkung: Am Ansatz dellt er die Haut ein. Außerdem schiebt er die Haut zu s e n k r e c h t e n F a l t e n ü b e r d e r N a s e n w u r z e l zusammen. Er vermittelt damit den Eindruck der Konzentration, des Nachdenkens. 4. Venter frontalis m. occipitofrontalis [M. frontalis], der S t i r n m u s k e l , entspringt in der H a u t der B r a u e n und der Glabella und verbindet sich mit Fasern des Orbicularis oculi (Abb. 76). Er verläuft leicht divergierend aufwärts und setzt an der Galea aponeurotica an. Wirkung: Er runzelt die Stirn und öffnet das Auge. Dadurch erweckt er den Eindruck des Aufnehmens mit dem Auge, der Aufmerksamkeit, des Staunens usw. Zahlreiche und feine Querfalten der Stirn finden wir bei dünner, wenige und breite Falten bei dicker Haut.
5. M. procerus [depressor glabellae], der H e r a b z i e h e r d e r S t i r n g l a t z e (Abb. 75, 79), entspringt auf dem N a s e n r ü c k e n , divergiert nach oben und setzt an der H a u t d e r G l a b e l l a bzw. am Stirnmuskel an. Wirkung: Er erzeugt Q u e r f a l t e n a u f d e r N a s e n w u r z e l , glättet die Haut der Glabella, ist der Antagonist des medialen Teiles des Stirnmuskels, indem er die queren Stirnfalten aufhebt. b) Die Muskeln in der Umgebung der Mundöffnung (Abb. 75, 79) Wir können einen r i n g f ö r m i g e n S c h l i e ß e r , den M. orbicularis oris, und r a d i e n f ö r m i g in die Mundwinkel ausstrahlende E r w e i t e r e r unterscheiden. 1. M. orbicularis oris, der R i n g m u s k e l d e s M u n d e s , bildet die muskulöse Grundlage der Lippe, liegt der H a u t n ä h e r , ist mit ihr fester verbunden als mit der S c h l e i m h a u t . D a s B i n d e g e w e b e ragt zwischen die ringförmigen Fasern so hinein und ist so fest mit der Haut verbunden, daß sich einzelne Faserbündel nur mit größter Mühe präparieren lassen. Diese f e s t e V e r b i n d u n g v o n H a u t u n d M u s k e l gibt den Lippen wohl ihre e i g e n w i l l i g e I n d i v i d u a l - u n d R a s s e n f o r m . Die Durchflechtung der eigenen Fasern und das Zusammenspiel mit den in den Mundwinkel einstrahlenden Fasern ermöglicht die mechanisch sehr schwer zu verstehende Verformung der Lippen, wie sie für das Sprechen, Saugen, Pfeifen, Blasen usw. nötig ist. Aus dem Ringverlauf machen sich F a s e r n frei, die n a h e z u s e n k r e c h t g e g e n d a s L i p p e n r o t ausstrahlen. Sie können das Lippenrot nach innen ziehen und damit die s c h m a l e n , geschlossenen Lippen hervorbringen. Andere Fasern strahlen in die Nasenscheidewand aus und können sie herabziehen (M. depressor septi). Weitere Fasern befestigen sich an der Alveolenwand der seitlichen Schneidezähne des Ober- und Unterkiefers und wurden früher als Mm. incisivi bezeichnet. 2. M. depressor anguli oris [triangularis, Dreiecksmuskel], der H e r a b z i e h e r des M u n d w i n k e l s , entspringt breit an der B a s i s d e r M a n d í b u l a , läuft nach oben spitz zu und strahlt in den M u n d w i n k e l aus.
D i e M u s k e l n des K o p f e s . D i e mimische Muskulatur
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Galea aponeurotica Venter frontalis m. occipitofrontalis M. temporalis, Fascia temporalis ( Lamina superficialis et profunda, Fett) corrugator supercilii orbitalis > m. orbicularis oculi Pars palpebralis procerus M. levator labii superiori alaeque nasi levator labii superioris nasalis (Pars transversa), M. levator nasi
M. levator anguli oris [ caninus] M. zjgûmaticus minor Venter occipitalis m. occipitofrontalis Arcus xjgomaticus, Lig. laterale M. masseter A. carotis ext., A. maxillaris, V. retromandibularis Venter posterior m. digastrici, M. sternocleidomastoideui M. trapezius M. splenius capitis Α. linguales, Glandula submandibulars Λ. tbyroidea superior, M. thyrobyoideus A. carotis communis, M. omohyoideus ( Venter superior )
M. orbicularis oris M. zygomaticus major M. buccinator, Ductus parotideus Al. depressor labii inferioris M. mentalis, Kinnhaut M. depressor anguli oris M. risorius f abgeschnitten) Platysma, A. facialis Venter anterior m. digastrici, M. mylohyoideus hyoideum, M. sternohyoideus
A b b . 79. K o p f m u s k e l n II. Parotis, Platysma u n d andere mimische M u s k e l n sind z u m Teil entfernt, u m den M . masseter u n d die Fascia temporalis darzustellen
Wirkung: Er zieht den Mundwinkel herab, flacht den oberen Bogen der Nasolabialfurche ab. A n m e r k u n g : Wird bei den nicht seltenen Eingriffen a n der Basis m a n d i b u l a e der den M u s k e l versorgende Ramus marginalis mandibulae des N. facialis durchtrennt, s o ziehen die A n t a g o n i s t e n den M u n d w i n k e l h o c h .
3. M. depressor labü inferioris [M. quadratus labii mandibularis, Viereckmuskel der Unterlippe], der H e r a b z i e h e r d e r U n t e r l i p p e , entspringt von der Basis mandibulae, zugedeckt vom vorigen, verläuft auf- und medialwärts und strahlt in den M. orbicularis oris ein. Wirkung: Er zieht die Unterlippe herab. 4. M. risorius, der L a c h m u s k e l , entspringt in der Wangenhaut (erzeugt hier das „Grübchen") und strahlt in den Mundwinkel aus. Er k a n n als selbständiger Teil des Platysma, des Z y g o m a t i c u s oder des D e p r e s s o r anguli oris aufgefaßt werden.
5. M. levator labii superioris alaeque nasi [M. levator nasi et labii maxillaris medialis], der H e b e r d e r O b e r l i p p e u n d des N a s e n f l ü g e l s , entspringt vom N a s e n r ü c k e n , nahe dem medialen Augenwinkel und strahlt in die N a s e n f l ü g e l und
Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
in die Haut im Bereich der N a s e n l i p p e n f u r c h e aus. Er hängt meist mit der Pars orbitalis zusammen. Wirkung: Er hebt den Nasenflügel und die Nasenlippenfurche und damit die Oberlippe. Gleichzeitig schiebt er die Haut zu schrägen, vom medialen Augenwinkel zur Mitte des Nasenrückens verlaufenden Falten zusammen. 6. M. levator labii superioris [M. levator nasi et labii maxillaris lateralis], der H e b e r d e r O b e r l i p p e , entspringt dicht unterhalb des Augenhöhleneinganges und strahlt in die Nasenlippenfurche aus. Wirkung: Er hebt die Nasenlippenfurche und damit die Oberlippe. 7. M. zygomaticus minor, der k l e i n e J o c h b e i n m u s k e l , entspringt vom Jochbein, hängt meist mit der Pars orbitalis zusammen und strahlt in die Haut der Nasenlippenfurche aus. Wirkung: Er zieht die Nasenlippenfurche und damit den Mundwinkel nach lateral und oben. 8. M. zygomaticus major, der g r o ß e J o c h b e i n m u s k e l , entspringt unterhalb des vorigen vom Jochbein und strahlt auch etwas tiefer in die Nasenlippenfurche und damit in den Mundwinkel aus. Wirkung: Er zieht die Nasenlippenfurche und damit den Mundwinkel nach lateral und oben. Er erzeugt vor allem die weit seitlich gezogenen Nasenlippenfurchen, das Gesicht „des lachenden Buddha". Die beiden folgenden Muskeln bilden eine tiefere Lage (Abb. 79, 81), strahlen nicht mehr in die Nasenlippenfurche, sondern direkt in den M. orbicularis oris aus. 9. M. levator anguli oris [M. caninus, Eckzahnmuskel], der H e b e r des M u n d w i n k e l s , entspringt unterhalb des Foramen infraorbitale in der Fossa canina und strahlt in den M. orbicularis oris und den M. depressor anguli oris aus. Wirkung: Er hebt den Mundwinkel. 10. M. buccinator, der B a c k e n - o d e r Trompetermuskel,entspringt am A l v e o l a r f o r t s a t z des O b e r - u n d U n t e r k i e f e r s im Bereich der letzten Molaren sowie von der Raphe pterygomandibularis [bucipharyngica], einem Bindegewebsstreifen, der sich zwischen Unterkiefer und Hamulus pterygoideus ausspannt und gleichzeitig Teilen des oberen Schlundschnürers zum Ursprung dient (Abb. 82, 83). Die u n t e ren F a s e r n ziehen im Bogen nach oben und strahlen in den M. orbicularis der Oberlippe, die o b e r e n verlaufen im Bogen nach unten und strahlen in die Unterlippe aus. Die F a s e r n ü b e r k r e u z e n sich neben dem Mundwinkel und bilden dort den Hauptbestandteil eines deutlich fühlbaren, manchmal sichtbaren Knotens. Wirkung: Er bildet die G r u n d l a g e d e r W a n g e . Zusammen mit dem M. orbicularis oris v e r k l e i n e r t er den V o r h o f d e r M u n d h ö h l e , den Raum zwischen Zahnreihen einerseits und Wangen und Lippen andererseits, dabei preßt er die Luft unter Druck heraus (Blasen) oder bringt beim Kauen die in den Vorhof gefallenen Speisen wieder auf die Kauflächen. Durch Aufnahme von Luft in den Vorhof wird er gedehnt und ergibt das „Posaunenengelgesicht". Er verschmälert die Mundspalte und kann sie bei einseitiger Tätigkeit zur selben Seite ziehen. Corpus adiposum buccae (Bichatscher Fettpfropf), der W a n g e n f e t t p f r o p f , liegt zwischen dem hinteren Teil des M. buccinator und dem M. masseter (Abb. 81). Er liefert eine verformbare Verschiebeschicht und gibt der Wange einen gewissen Halt. Er ist für den Saugakt von Bedeutung. Als Baufett wird er nur bei äußerster Abmagerung abgebaut. 11.M. mentalis, der K i n n m u s k e l , entspringt von der Alveolenwand der seitlichen unteren Schneidezähne und strahlt in die Haut des Kinnes aus. Wirkung: Er zieht die Haut zu den „Kinngrübchen" ein, hebt die Kinnhaut und wirkt damit i n d i r e k t auf die Mundmuskeln, indem er die Unterlippe hochund vorschiebt (Bildung der „Schnute" oder des „Flunsches").
Die Muskeln des Kopfes. Die mimische Muskulatur
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c) Die Muskeln in der Umgebung der Nasenöffnung (Abb. 75, 79) beeinflussen die Weite der Nasenlöcher. 1. Der Nasenanteil des M. levator labii superioris alaeque nasi (S. 89) hebt die Nasenflügel. 2. Der M. depressor septi senkt die Nasenscheidewand. 3. Der M. nasalis entspringt vom Oberkiefer in der Nähe des Eck- und seitlichen Schneidezahnes und setzt mit seiner Pars transversa am mittleren Teil des Nasenrükkens (Abb. 75) und mit seiner Pars alaris am Unterrand des Nasenflügels an. Wirkung: Die Pars transversa komprimiert die Nasenöffnung, biegt den knorpeligen gegen den knöchernen Teil der Nase ab. Die Wirkung der Pars alaris ist nicht eindeutig geklärt. Es wurde deshalb die Bezeichnung M. dilatator nasi der PNA wieder aufgegeben. d) Die Muskeln in der Umgebung der äußeren Ohröffnung (Abb. 75) bestehen aus 2 Gruppen: 1. M u s k e l n , d i e v o m K o p f z u r O h r m u s c h e l z i e h e n und sie (bei manchen Menschen) als Ganzes am Kopf bewegen. a ) M . auricularis anterior [temporalis], der v o r d e r e O h r m u s k e l , entspringt von der Fascia temporalis und setzt vorn an der Spina helicis der Ohrmuschel an und zieht sie nach vorn. β) M . auricularis superior, der o b e r e O h r m u s k e l , entspringt von der Galea aponeurotic, zieht von oben her an die Ohrmuschel und zieht sie nach oben. γ) M. auricularis posterior [nuchalis], der h i n t e r e O h r m u s k e l , zieht von hinten her horizontal zur Innenfläche der Ohrmuschel und zieht sie nach hinten. 2. M u s k e l n , d i e a n d e r k n o r p e l i g e n O h r m u s c h e l e n t s p r i n g e n u n d a n s e t z e n . Sie sind der Rest eines Schließmuskels des äußeren Ohres. Bei vielen Tieren verformen sie die Ohrmuschel. Beim Menschen sind sie so rückgebildet, daß sie ohne praktische Bedeutung sind. Vgl. Abb. 183, 184. e) Die Muskeln des Schädeldaches (Abb. 75) bezeichnen wir in der Gesamtheit als M. epicranius. Sie ziehen von vorn, hinten und von der Seite zu einer flächenhaften Sehne, Galea aponeurotica, der S e h n e n h a u b e . Sie ist mit der Kopfhaut fest zur K o p f s c h w a r t e ( S k a l p ) verbunden. Gegen das Periost läßt sie sich leicht verschieben. Die Kopfschwarte kann man daher leicht vom Schädel ablösen (Skalpierungsverletzungen!). l . M . occipitofrontalis. H i n t e r h a u p t s m u s k e l [M. occipitalis] und S t i r n m u s k e l [M. frontalis] werden neuerdings als einheitlicher Muskel aufgefaßt, der durch eine breite Zwischensehne, die Galea aponeurotica, verbunden ist. a) Venter occipitalis [M. occipitalis]. Er entspringt von der Linea nuchae suprema des Hinterhauptsbeines und strahlt nach oben und vorn in die Galea aus. Er glättet die Stirnfalten und gibt durch seine Spannung dem Venter frontalis ein Punctum fixum.
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
b) Venter frontalis [M. frontalis]. Der Stirnmuskel ist der eigentliche „Stirnrunzier". Er wirkt auch als Heber der Braue mit dem Ringmuskel des Auges zusammen (S. 88).
2. M. temporoparietalis, der S c h l ä f e n s c h e i t e l m u s k e l , variiert sehr in Größe und Stärke. Er zieht seitlich zur Galea (Abb. 75). Der Zug der in die Galea ausstrahlenden Muskeln ist so stark, daß Verletzungen der Kopfschwarte, die durch die Galea hindurchgehen, stark klaffen, wenn sie quer über den Kopf verlaufen. Sagittal verlaufende Wunden klaffen kaum. Lähmungen der mimischen Muskulatur sind bei Erkrankungen und Verletzungen des N. facialis und bei Hirntraumen (Schlaganfall!) häufig. Bilden sie sich nicht zurück, so ist die Mimik, meist einer Gesichtshälfte, ganz oder teilweise aufgehoben. Ungenügender Lidschluß verursacht Tränenträufeln und Austrocknung der Hornhaut ( X e r o p h t h a l m i e ) . Mangelnder Lippenschluß führt zum Speichelfluß. f ) Mimische
Muskeln
und
Mienenspiel
(Abb. 80) Die mimischen Bewegungen sind aus den innigen Wechselbeziehungen zwischen Sinnestätigkeit und Seelenleben herzuleiten. Bei der Deutung des Mienenspiels hilft uns das Studium der Triebbewegungen des Kindes. Hier können wir erkennen, wie das Zweckhafte zum Ausdrucksmittel für psychische Vorgänge wird. Beim Säugling beherrscht die am weitesten ausgebildete Geschmacksempfindung das Mienenspiel. Bei der Prüfung der Gegenstände durch „Beschmecken" werden charakteristische, zweckhafte Bewegungen ausgeführt. Süße Dinge, wie die Muttermilch, werden mit Lippen und Zunge angesaugt, schlecht schmeckende durch Öffnen des Mundes und Speichelfluß beseitigt; der Säugling versucht dabei, durch Heben der Oberlippe und Senken der Unterlippe, an denen der unangenehme Geschmack haftet, die Berührung mit der Zunge, dem Sitz des Geschmacksorgans, zu vermeiden. Vom 8. Monat ab erhält der Mund bei dieser Abwehrbewegung eine typisch viereckige Form. Solche Annäherungs- und Abwehrbewegungen werden später auch gebraucht, wenn in der Psyche Vorstellungen entstehen, die der ursprünglichen Sinnesqualität ähnlich sind. Bei angenehmen Empfindungen wird der Mund gespitzt; das Lippenrot ist dabei nach innen gekehrt. Bei Kindern und manchen Erwachsenen entsteht dadurch der Ausdruck der prüfenden Aufmerksamkeit. Unangenehme Empfindungen rufen bei Kindern eine für das Weinen charakteristische viereckige Mundform hervor. Ähnliche Annäherungsund Abwehrbewegungen, Öffnen und Schließen der Lidspalte, Rümpfen der Nase, beobachten wir auch bei unangenehmen Gesichts- und Geruchsreizen. Da der Mensch seine Ohrmuschel nicht verformen kann, sucht er durch Bewegung des Kopfes das Hörvermögen zu verbessern (Lauschstellung). Bei der Schließ- und Öffnungsbewegung der einen Sinnespforte treten auch häufig Mitbewegungen der anderen auf. So werden bei unangenehmen Geräuschen häufig die Augen geschlossen. Abwehrbewegungen können beim Erwachsenen zu Drohungen verstärkt werden. Er kann im Zorn die Lippe so weit heben, daß er die „Zähne zeigt". Fehlen die Sinnesreize und damit die entsprechenden Zweckbewegungen (Öffnen und Schließen), so fehlen auch die entsprechenden Ausdrucksbewegungen im Bereich der Sinnespforte. So ist bei angeborener Blindheit die Mimik im Bereich des Auges und der Stirn auffallend starr. Das vielfaltige Mienenspiel des Erwachsenen mit seinen feinen Abstufungen zu beschreiben, ist unmöglich. Die Deutung ist so schwierig, weil der Erwachsene vieles aus dem Mienenspiel anderer bewußt oder unbewußt entlehnt. Der Widerspruch zwischen echtem eigenen Gesichtsausdruck und dem falschen, angenommenen kann zu unangenehmen Disharmonien, zur Grimasse führen. Das menschliche Gesicht wird häufig zur Maske, um Affekte, Vorstellungen und Gedanken zu verbergen, die uns innerlich bewegen. Anhand der Abb. 80 sollen einige charakteristische Ausdrucksweisen des Mienenspiels dargestellt werden. Lidspalten, unteres Ende der Nase und Mund sind durch einfache Linien angedeutet. Der Ausdruck wird teilweise durch die Markierung typischer Falten unterstützt. Gerade, parallele Linien (Abb. 80c) vermitteln den Ausdruck der R u h e u n d G l e i c h g ü l t i g k e i t . Bei F r e u d e u n d H e i t e r k e i t (a) sind Mund und Nase verbreitert, Mundwinkel, Nasenflügel und Augenlid leicht gehoben. Bei der Steigerung der Heiterkeit, dem h e r z l i c h e n Lachen (b), sind Mund und Nase noch mehr verbreitert. Durch Zygomatikuswirkung sind Mundwinkel und Nasenlippenfurche stärker gehoben, die Weichteile der Wangen gegen die Augen verschoben; das Gesicht erscheint breit. Im Gegensatz zur gehobenen Grundstimmung (a und b) finden wir bei der Depression fallende Gesichtslinien; die Mundwinkel hängen herab (M. depressor anguli oris); Kompression der Nasenlöcher durch die Pars transversa m. nasalis (Abwehr unangenehmer Eindrücke) läßt die Nase schmal erscheinen. Senkrechte „Gramfalten" auf der Nasenwurzel ( M . corrugator supercilii) vermitteln den Eindruck der Niederge-
Die Muskeln des Kopfes. Die mimische Muskulatur
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schlagenheit und T r a u r i g k e i t (d). Durch die Verlagerung der Weichteile in der Umgebung des Auges sind die Lidspalten einander genähert. Die Steigerungsform der Traurigkeit, das s c h m e r z l i c h e W e i n e n (e) wird durch schräg nach außen abfallende Lidspalten und nahezu senkrechte Nasenlippenfurchen erreicht. Das Gesicht erscheint schmal und lang. So pflegt man bei einer Abwandlung der Traurigkeit, der E n t t ä u s c h u n g , zu sagen, „er macht ein langes Gesicht". Weit geöffnete Augen, Querfalten auf der Stirn und geschlossener Mund vermitteln den Ausdruck der A u f m e r k s a m k e i t (f). Im Bereich der Augen und der Stirn zeichnen sich auch S t a u n e n , Ü b e r r a s c h u n g u n d E n t s e t zen ab. Bei der Steigerung zum Entsetzen und S c h r e c k kann sich der Mund öffnen. Vom Mund ausgehende, am Hals in Richtung des Platysma verlaufende Falten zeigen uns, daß beim Erschrecken das Platysma an dem Öffnen des Mundes beteilligt ist. Die Mimik des Gesichtes wird durch die Haltung des Kopfes unterstützt. Hocherhobener Kopf und ins Weite gerichteter Blick kennzeichnen den S t o l z , erhobener Kopf mit nach unten gerichtetem Blick die Ve r a c h t u η g. Die Stimmungslage prägt sich aber auch in der Haltung des gesamten Körpers, im Gang und in der Bewegung der Hände aus (Pantomimik).
Abb. 80. Schemata der Mimik (Entwurf und Ausführung H. Link) a. Heiterkeit; b. Lachen; c. Ruhe, Gleichgültigkeit; d. Traurigkeit; e. schmerzliches Weinen; f. Aufmerksamkeit Die ständige Bewegung der mimischen Muskeln hinterläßt bleibende Spuren, die auch von der Beschaffenheit der Haut und der Stärke des Unterhautfettgewebes abhängig sind. Bei g e i s t i g e r A r b e i t finden wir diese „Narben der Gedanken" im Bereich um Stirn und Auge. G e m ü t s b e w e g u n gen zeichnen sich mehr im Mundbereich ab. Der dauernde Gesichtsausdruck, die P h y s i o g n o m i e , wird durch die Fülle der Erlebnisse während des Lebens geprägt, aber auch durch die Form des Gesichtes und gewisse Asymmetrien des Kopfes beeinflußt. Obwohl das Gesicht als Ganzes eine lebendige Einheit darstellt, zeigen die beiden Gesichtshälften meist große Unterschiede in Form, Mimik und Ausdruck. Der Künstler stellt diese Unterschiede recht oft dar, um dem Gesicht einen besonderen Reiz zu geben. Auf photographischem Wege kann man diese Asymmetrien verdeutlichen, indem man die rechte oder linke Bildhälfte durch die spiegelbildgleichen ergänzt. Viele Menschen zeigen dabei zwei Gesichter. Die Tatsache, daß die mimischen Muskeln nicht auf Gelenke wirken, ermöglicht die außerordentliche Plastizität der Mimik und des Gesichtsausdruckes. Gedanken und feinste Regungen des Innenlebens finden so beredten Ausdruck, wenn sie nicht durch vollkommene Selbstbeherrschung, eine Leistung des Großhirns, unterdrückt werden. Abschließend sei noch erwähnt, daß bestimmte Krankheiten den Gesichtsausdruck so typisch verändern, daß der geschulte Arzt daraus Rückschlüsse für die Diagnose und die Prognose ziehen kann.
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
So ist ζ. B. der plötzliche Verfall der Gesichtszüge bei Baucherkrankungen mit Beteiligung des Bauchfells als Zeichen einer ernsten Krisis zu werten (Facies abdominalis seu hippocratica). Auch chronisch Magenkranke haben meist einen typischen Gesichtsausdruck (Facies gastrica). Veränderungen des Gesichtsausdrucks bei Kranken lassen sich sehr schwer beschreiben. Man muß sie häufig sehen und erleben, um dabei den ärztlichen Blick zu schulen. Leichter zu beurteilen sind Durchblutungs- und Tonusveränderungen der Haut und Lähmungen einzelner Muskeln und Muskelgruppen. Bei halbseitiger Lähmung ist die Gesichtshälfte schlaff, die Falten sind verstrichen, die Lidspalte ist erweitert. Bei Ausfall des Depressor anguli oris steht der Mundwinkel höher, bei Ausfall der Heber (Levator anguli oris, Levator labii superioris) steht der Mundwinkel tiefer. Bei einseitiger Lähmung des Stirnmuskels fehlen die queren Stirnfalten.
2. Die Muskeln des Kau- und Schluckaktes a) Die eigentlichen
Kaumuskeln
( A b b . 79, 81, 82) h a b e n die A u f g a b e , den U n t e r k i e f e r gegen d e n O b e r k i e f e r zu bewegen, die N a h r u n g zu e r f a s s e n , a b z u b e i ß e n u n d zu zerkleinern. U n t e r s t ü t z t w e r d e n sie bei d e r Z e r k l e i n e r u n g s a r b e i t d u r c h die W a n g e n - u n d Z u n g e n m u s k e l n . Sie w e r d e n als M u s k e l n des 1. V i s z e r a l b o g e n s v o m N . trigeminus v e r s o r g t .
Corpus adiposum buccae
M. masseter
Ductus parotideus (abgeschnitten )
M. buccinator
Al. depressor anguli oris [ triangularis]
Abb. 81. Die Muskeln des Kopfes III. Fascia temporalis, Jochbogen und M. Masseter sind großenteils entfernt
Die Muskeln des Kopfes. Die Muskeln des Kau- und Schluckaktes
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1. M. masseter, der K a u m u s k e l (Abb. 79), besteht aus einer oberflächlichen schrägen und einer tiefen senkrechten Lage. D e r o b e r f l ä c h l i c h e Teil entspringt vom U n t e r r a n d des Jochbogens, zieht nach hinten und unten und setzt nahe dem Kieferwinkel an der Tuberositas masse ter ica an. D e r t i e f e Teil entspringt von der I n n e n f l ä c h e des Jochbogens, zieht senkrecht abwärts und setzt am Kieferast bis herauf zum Processus coronoideus [muscularis] an, wo er mit dem M. temporalis zusammenhängen kann. Nerven: Der N. massetericus aus dem III. Trigeminusast gelangt durch die Incisura mandibulae in die Tasche zwischen den beiden Teilen. Der Muskel ist beim Kauen besonders gut als Wulst zu sehen und zu fühlen, heißt deshalb schlechthin der Kaumuskel. Zwischen ihm und dem Wangenmuskel liegt der Wangenfettpfropf (S. 90).
Oberhalb des Jochbogens wird beim starken Kauen die Schläfengegend vorgewulstet. Es geschieht dies durch den fächerförmigen M. temporalis, der erst nach der Entfernung seiner starken Faszie sichtbar wird. Die Fascia temporalis (Abb. 79) spannt sich als derbe, aponeurotische Platte zwischen Linea temporalis superior [fascialis] und Jochbogen aus. Oberhalb des Jochbogens teilt sie sich in ein o b e r f l ä c h l i c h e s und t i e f e s B l a t t , die an der Außen- bzw. Innenfläche des Jochbogens ansetzen. Zwischen beiden liegt Fettgewebe, das in höherem Alter oft schwindet und dann die „eingefallenen Schläfen" der alten Leute ergibt. 2. M . temporalis, der S c h l ä f e n m u s k e l (Abb. 81), wird erst nach Entfernung der Faszie und Abtragung des Jochbogens voll sichtbar. Er entspringt vom Planum temporale und der Fascia temporalis, konvergiert zum Proc. coronoideus [muscularis], wo er mit kräftiger Sehne ansetzt. An der Vorderkante und Innenfläche des Muskelfortsatzes reicht der Ansatz besonders tief herunter.
Ductus par oliàeus
M. buccinator
M. depressor angui i oris
Abb. 82. Die Muskeln des Kopfes IV. M m . pterygoidei und M. buccinator nach Entfernung des M. temporalis und des Processus coronoideus (muscularis) mandibulae. Das Kiefergelenk ist eröffnet
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
3. M. pterygoideus lateralis, der ä u ß e r e F l ü g e l m u s k e l (Abb. 82), entspringt z w e i k ö p f i g , 1. von der Crista infratemporalis (Caput infratemporale), 2. von der Außenfläche der Lamina lateralis des Processus pterygoideus (Caput pterygoidale), zieht nahezu horizontal nach hinten zur Fovea pterygoidea des Unterkieferhalses, zum Discus articularis und zur Gelenkkapsel des Kiefergelenkes. 4. M. pterygoideus medialis, der i n n e r e F l ü g e l m u s k e l (Abb. 82), entspringt in der Fossa pterygoidea des Flügelfortsatzes und zieht nach hinten und unten zur Tuberositas pterygoidea, nahe der Innenfläche des Unterkieferwinkels. Hier steht er durch einen Sehnenstreifen mit dem Masseter in Verbindung. Er bildet mit dem M. masseter eine Schlinge, in der die Mandíbula aufgehängt ist.
Kaumuskeln und Kieferbewegungen (Abb. 72) Man wiederhole zunächst das Kiefergelenk S. 62. Die Kaumuskeln dienen der Bewegung des Unterkiefers gegen den Oberkiefer (Kauen, Sprechen usw.). 1. Das Schließen der Kiefer (Abbeißen) erfolgt durch den Temporaiis und die Muskelschlinge des Masseter und Pterygoideus medialis. D a s G e s c h l o s s e n h a l t e n wird durch den Unterdruck in der Mundhöhle unterstützt. 2. Das Öffnen erfolgt durch den M. pterygoideus lateralis, die M u n d b o d e n m u s k e l n (x: Mylohyoideus, Geniohyoideus und Venter anterior des Digastricus), nachdem das Zungenbein durch die kaudalen Zungenbeinmuskeln (z) nach unten und durch die Gruppe y (Stylohyoideus, Venter posterior des Digastricus) nach hinten festgestellt ist. U n t e r s t ü t z e n d w i r k e n das Eigengewicht des Unterkiefers und der mit ihm in Zusammenhang stehenden Weichteile, weiter noch das Öffnen der Mundspalte (Aufhebung des Unterdruckes in der Mundhöhle). 3. Das Vorschieben des Unterkiefers bewirken die Pterygoidei laterales. Unterstützend greifen die oberflächlichen Fasern des Masseter und der Pterygoideus medialis ein. Da der Pterygoideus lateralis auch am Discus articularis ansetzt, wird dieser beim Verschieben mit nach vorn gezogen. Beim normalen Scherenbiß muß erst eine leichte Öffnung erfolgen, damit die Unterkieferschneidezähne an den vorstehenden Oberkieferzähnen vorbeigeführt werden können.
4. Das einseitige Verschieben erfolgt durch den Pterygoideus lateralis e i n e r Seite. Das Kinn weicht dabei zur anderen Seite ab. 5. Das Zurückziehen bewirken die h i n t e r e n Züge des Temporaiis. Die M u n d b o d e n m u s k e l n können helfend eingreifen.
b) Die
Schlundmuskeln
Der S c h l u n d , Pharynx, das gemeinsame Stück des Luft- und Speiseweges, ist eine nach vorn offene Halbrinne, die von der Schädelbasis bis zum Beginn der Speiseröhre reicht. Sie steht nach vorn durch die Choanen mit der N a s e n h ö h l e , durch die S c h i u n d e n g e , Isthmus faucium, mit der M u n d h ö h l e , durch den Kehlkopfeingang (Aditus laryngis) mit den u n t e r e n L u f t w e g e n in Verbindung und geht nach kaudal in die Speiseröhre über. Dieses Hohlorgan besteht aus einer dünnen, festen, fibrösen Membran, der innen Schleimhaut und außen Muskeln aufliegen. Diese Muskeln sind q u e r g e s t r e i f t , verlaufen 1. ringförmig ( S c h l u n d s c h n ü r e r oder Konstriktoreri) oder 2. in der Längsrichtung ( H e b e r oder Levatoren).
Die Muskeln des Kopfes. Die Muskeln des Kau- und Schluckaktes
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α) D i e S c h l u n d s c h n ü r e r (Abb. 83, 84, 145, 146) 1.M. constrictor pharyngis superior [cephalopharyngicus], der obere oder K o p f s c h l u n d s c h n ü r e r , entspringt von Knochen, Faszien und Muskeln des Kopfes, mit seiner: a) Pars pterygopharyngea vom unteren Drittel der Lamina medialis und vom Hamulus pterygoideus, b) Pars buccopharyngea von der Raphe pterygomandibularis [bucipharyngica], c) Pars mylopharyngea von der Linea mylohyoidea des Unterkiefers, d) Pars glossopharyngea von der Eigenmuskulatur der Zunge. Die Fasern wenden sich im Bogen dorsal- und medianwärts und vereinigen sich mit den Fasern der Gegenseite in der medianen bindegewebigen Raphe pharyngis. Die o b e r e n , aufsteigenden Fasern erreichen das Tuberculumpharyngeum des Hinterhauptsbeins, die u n t e r e n ziehen etwas abwärts und werden vom folgenden überdeckt. Innervation: IX. 2. M. constrictor pharyngis médius [hyopharyngicus], der m i t t l e r e oder Z u n g e n b e i n s c h l u n d s c h n ü r e r , entspringt mit der a) Pars chondropharyngea vom kleinen Horn, b) Pars ceratopharyngea vom großen Horn des Zungenbeins und setzt ebenfalls aufund absteigend an der medianen Raphe an. Innervation: IX und X. 3. M. constrictor pharyngis inferior [laryngopharyngicus], der u n t e r e oder K e h l k o p f s c h l u n d s c h n ü r e r , entspringt vom Kehlkopfskelett mit der a) Pars thyropharyngea von der Linea obliqua des Schildknorpels und der b) Pars cricopharyngea vom Ringknorpel. Die oberen Fasern ziehen stark divergierend aufwärts zur Raphe, die unteren gehen in den Anfangsteil der Speiseröhrenmuskulatur über. Innervation: X. Am Übergang des unteren Schlundschnürers in die Speiseröhre besteht an deren Hinterwand oft ein muskelschwaches, nur aus Ringfasern bestehendes Dreieck (Laimersches Dreieck). Als schwache Stelle bildet es die Grundlage für die Zenkerschen Ösophagusdivertikel.
ß) D i e S c h i u n d h e b e r (Abb. 83, 84, 145, 146) 1. M. stylopharyngeus entspringt von der medialen Fläche des Proc. styloideus, steigt schräg ab-, vor- und medianwärts, gelangt in der Lücke zwischen oberem und mittlerem Schlundschnürer an die Innenfläche des Schlundes, wo er vorwiegend am Schildknorpel und seitlich der Epiglottis endet. Innervation: IX. 2. M. palatopharyngeus (Abb. 84, 145), entspringt von der Aponeurose des weichen Gaumens und angrenzendem Knochen (Hamulus, Lamina medialis processus pterygoidei), tritt in die seitliche Schiundwand ein, in der er dorsalwärts bis zur Raphe und abwärts bis zum Hinterrand des Schildknorpels verläuft. Innervation IX. Der Muskel bildet die G r u n d l a g e d e s h i n t e r e n G a u m e n b o g e n s , des Arcus palatopharyngeus. Wirkung der Schlundmuskeln: Der Schlund wird beim Schluckakt verengt, gehoben und verkürzt. Abart. Sehr häufig (Abb. 145) entspringen auch Faserzüge vom Unterrand der Tuba auditiva
(M. salpingopharyngeus). c) Die Gaumenmuskeln (Abb. 83, 84, 145) wirken weitgehend mit den Schlundmuskeln zusammen. Wir unterscheiden: 1. M. tensor veli palatini, der S p a n n e r d e s w e i c h e n G a u m e n s . Er entspringt 1. v e n t r o l a t e r a l v o n d e r T u b e an der Schädelbasis (von der Wurzel des Proc.
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Halses und des Kopfes
pterygoideus bis zur Spina ossis sphenoidalis), 2. vom Knorpel der Tube, 3. vom membranösen Teil der Tube. Der Muskel steigt konvergierend abwärts bis zur Höhe des Hamulus pterygoideus. Hier biegt die S e h n e um den Hamulus als Hypomochlion rechtwinklig medianwärts um und verbreitert sich zur G a u m e n a p o n e u r o s e , die am Hinterrande des harten Gaumens befestigt ist. Innervation: V/3. 2. M. levator veli palatini, der H e b e r d e s w e i c h e n G a u m e n s . Er entspringt d o r s o m e d i a l v o n d e r T u b e , 1. von der Unterfläche der Felsenbeinpyramide, 2. von der knorpeligen Tube. Er wendet sich ab- und medianwärts und strahlt oberhalb des Hamulus pterygoideus schräg in den weichen Gaumen aus (Abb. 84, 145). Innervation: IX (ev. Χ, XII). 3. M. palatoglossus, der G a u m e n z u n g e n m u s k e l , bildet die muskulöse G r u n d l a g e d e s v o r d e r e n G a u m e n b o g e n s , des Arcus palatoglossus, kommt vom weichen Gaumen und strahlt bogenförmig in den seitlichen Zungenrand aus (Abb. 84). Er ist eine Art Schließmuskel des Isthmus faucium, der Enge zwischen Mundhöhle und Schlund. Innervation: IX. 4. M. palatopharyngeus gehört dem Gaumen und dem Schlund an und wurde bereits oben besprochen (s. S. 97). Lage des M. tensor veli palatini und des M. levator veli palatini: Sie bilden im oberen Teil des Pharynx (Abb. 83) die seitliche Begrenzung. Außen liegt ihnen der M. pterygoideus medialis an. Der Levator liegt dorsomedial, der Tensor ventrolateral von der Tube. 5. M. uvulae, der Z ä p f c h e n m u s k e l , entspringt von der Gaumenaponeurose nahe der Spina nasalis [posterior] und strahlt in die Spitze des Zäpfchens aus (Abb. 145). Die Nervenversorgung ist ungewiß (VII, IX, X?). Klinische Befunde sprechen zum Teil für eine Versorgung des Levator durch den N. facialis. Präparatorisch ist dies nicht nachgewiesen. Vergleichend-anatomische Gesichtspunkte sprechen dagegen.
Wirkung der Gaumenmuskeln: Der Tensor hebt den weichen Gaumen bis zur Horizontalen und verspannt ihn der Quere nach. Von dieser Stellung aus kann ihn der Lœvator weiter heben, da er nicht an ein Hypomochlion gebunden ist. Durch Hebung und Querverspannung des Gaumensegels und gleichzeitige Kontraktion des oberen Schlundschnürers (Passavantschev Wulst) wird die Nasenhöhle fest gegen die Mundhöhle abgeschlossen. Der Levator fixiert durch seine Lage die Tube und ermöglicht dem Tensor, der auch vom membranösen Teil entspringt, das Öffnen der Tube. So findet beim Schlucken auch eine Durchlüftung der Tuben und dadurch der D r u c k a u s g l e i c h im M i t t e l o h r statt. Der M. uvulae verkürzt und versteift das Zäpfchen. d) Die Zungenmuskeln Die Zunge ist ein solides, muskuläres, von Schleimhaut überzogenes Organ, das auf den Mundbodenmuskeln (Abb. 133), dem Diaphragma oris, ruht. Das Bindegewebe der Schleimhaut ist verstärkt zur Aponeurosis linguae, die zahlreichen Zungenmuskeln zum Ansatz dient. Die sich recht kompliziert durchflechtenden Muskeln unterteilen wir in SkelettZungenmuskeln und Eigenmuskeln der Zunge. Alle Zungenmuskeln werden vom N. hypoglossus (XII) versorgt. a) D ie ä u ß e r e n o d e r S k e l e t t - Z u n g e n m u s k e l n (Abb. 84) 1. M. genioglossus, der K i n n z u n g e n m u s k e l , entspringt oberhalb des M. geniohyoideus von der Spina mentalis des Unterkiefers und strahlt fächerförmig in die Zunge aus.
Die Muskeln des Kopfes. Die Zungenmuskeln
Processus pterygoideus M. tensor veli palatini, Ductus parotideus M. buccinator M. levator veli palatini Processus styloideus, M. styloglossus Processus mastoideus Venter posterior m. digastrici M. constrictor pharyngis superior M. stylopharyngeus Mandíbula, M. mylohyoideus M. constrictor pharyngis médius, M. stylohyoideus
M. hyoglossus, Cornu majus ossis hyoidei M. thyrohyoideus, Membrana thyrohyoidea M. omohyoideus ( Venter superior ) Pars thyropharyngea
Platysma
(Schnittrand)
Mm. digastrici
(Venteranterior)
Corpus ossis hyoidei, M. mylohyoideus
M. constrictor pharyngis inferior Pars cricopharyngea M. sternohyoideus Cartílago thyroidea Trachea Cartílago cricoidea M. cricothyroideus
Abb. 83. Die Schlund- und Mundbodenmuskeln von der Seite dargestellt. Der Unterkiefer ist zum Teil entfernt
2. M. hyoglossus, der Z u n g e n b e i n z u n g e n m u s k e l , entspringt als dünne, viereckige Platte vom Cornu majus und Corpus des Zungenbeins und strahlt nach vorn und oben in die Zunge aus. 3. M. styloglossus, der G r i f f e l z u n g e n m u s k e l , entspringt vom Proc. styloideus und dem Lig. stylomandibulare, verläuft kaudal und ventralwärts, strahlt mit queren Fasern in der Höhe der Gaumenbögen in die Zungenmuskulatur ein und verläuft mit der Masse seiner Fasern am Zungenrande bis zur Spitze. ß) D i e i n n e r e n o d e r E i g e n m u s k e l n d e r Z u n g e (Abb. 133) haben in der Zunge ihren Ursprung und ihr Ende. Wir unterscheiden:
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Kopf und Hals. Die Muskeln des Kopfes und des Halses Fossa mandibularis
Tuberculum articulare
M. levator veli palatini
M. tensor veli palatini, Hamulus pterygoideus Chorda tympani, Processus mastoideus
M. buccinator
Proc. styIoideus, M. constrictor pharyngis sup.
M. levator labii superioris [ caninus J
Venter posterior m. digastrici, M. stylohyoideus M. styloglossus et V. jugular i s interna AÍ. et R. stylopharyngeus A. carotis interna, N. glossopharyngeus Lingua, M. palatoglossus A. carotis ex terna, Radix superior ansae cervicalis
M. palatopharyngeus, Tonsilla palatina
Ν. hypoglossus, A. facialis
M. orbicularis oris M. hyoglossus, A. lingualis M. genioglossus, Ν. lingualis M. constrictor pharyngis inferior A. carotis communis
Mandíbula ( Schnittfläche )
M. et R. thyrohyoideus
M. sternocleidomastoideus Venter superior m. omohyoidei M. sternohyoideus Os hyoideum
M. geniohyoideus
M. mylohyoideus
Venter anterior m. digastrici
Abb. 84. Die Gaumen-, Zungen-, Mundboden- und Schlundmuskeln, die drei „Zungennerven" und die Gaumenmandel von der rechten Seite aus dargestellt. Der M. constrictor pharyngis superior (cephalopharyngicus) und der M, buccinator sind zum Teil, die rechte Unterkieferhälfte vollständig entfernt
1.M. longitudinales superior [superficialis], den o b e r f l ä c h l i c h e n L ä n g s m u s k e l , der nahe der Schleimhaut von der Spitze bis zum Zungenbein verläuft; 2. M. longitudinalis inferior [profundus], den t i e f e n L ä n g s m u s k e l , der zwischen Genioglossus und Hyoglossus von der Basis bis zur Spitze zieht; 3. M. transversus linguae, Querzüge, die zwischen oberflächlichem und tiefem Längsmuskel vom Septum linguae, einer bindegewebigen, medianen Scheidewand, zum Seitenrande ziehen und sich dort zum Teil in den Palatoglossus und in die Pars glossopharyngea des oberen Schlundschnürers fortsetzen. 4. M. verticalis linguae, senkrechte Muskelzüge, die von der Aponeurosis linguae aus die übrigen Muskeln senkrecht bis zur Unterfläche durchsetzen. Wirkung der Zungenmuskeln: Die dreidimensionale Anordnung der Muskeln ermöglicht die g r o ß e F o r m b a r k e i t der Zunge. Sie erfolgt hauptsächlich durch die B i n n e n m u s k e l n . Die Längsmuskeln verkürzen sie, die vertikalen flachen sie ab, die queren verschmälern und runden sie. Die S k e l e t t m u s k e l n d e r Z u n g e dienen in erster Linie der L a g e v e r ä n d e r u n g der Zunge, in zweiter der F o r m u n g derselben. Styloglossus und Hyoglossus führen die Zunge nach hinten, der erstere
Die Muskeln des Kopfes. Zusammenspiel der Museklen beim Kau- und Schluckakt
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gleichzeitig nach oben, der letztere nach unten. Der Genioglossus führt mit seinen h i n t e r e n F a s e r n den Zungengrund nach vorn, mit seinen m i t t l e r e n den Zungenkörper nach vorn und abwärts, vom Gaumen weg, die v o r d e r e n biegen die Zungenspitze abwärts. Durch das Zusammenwirken der verschiedenen Muskeln oder auch von Teilen derselben, kann die Zunge so geformt und verlagert werden, daß wir mit der Zungenspitze ungefähr jeden Punkt der Mundhöhle erreichen können. Außerdem läßt sie sich weit herausstrecken. Bei diesem Vorgang arbeiten ζ. B. der Genioglossus, der die Zunge, die Mundbodenmuskeln, die das Zungenbein und damit ebenfalls die Zunge nach vorn führen und schließlich die vertikalen und queren Fasern mit, die die Zunge verlängern. Die Zunge bringt beim Kauen die Nahrung auf die Kauflächen, unterstützt mechanisch das Einspeicheln und die Formung des Bissens und treibt die zerkleinerte Nahrung wie ein Spritzenstempel durch die Schiundenge in den Schlund. Weiter dient ihre Schleimhaut als Geschmacksorgan. Schließlich kommt ihr noch für die Lautbildung, die Artikulation der Sprache, eine große Bedeutung zu.
3. Das Zusammenspiel der Muskeln beim Kau- und Schluckakt (Abb. 72, 85, 86) Durch Ö f f n e n und S c h l i e ß e n der Kiefer wird die Nahrung gefaßt und abgebissen. Die abgebissenen Stücke werden durch die Zunge und die Wangenmuskeln zwischen die schmalen Kauflächen der Zahnreihen gebracht. Durch meist einseitiges V o r s c h i e b e n und Zur ü c k z i e h e n des Unterkiefers bei gleichzeitiger Kontraktion der Schließer wird die Nahrung gemahlen. Die beim Mahlvorgang dauernd in die Mundhöhle und den Mundhöhlenvorraum fallenden Teile werden durch Wangen- und Lippenmuskeln einerseits, durch die Zunge andererseits immer wieder zwischen die Mahlflächen gebracht und dabei gleichzeitig mit dem Speichel durchmischt. Die B e d e u t u n g d i e s e r H i l f s m u s k e l n beim Kauen können wir sehr gut bei Lähmungen feststellen. Fällt bei L ä h m u n g d e s N . f a c i a l i s der M. buccinator oder bei Schädigung des N. t r i g e m i n u s die Sensibilität der Zungen- und Wangenschleimhaut aus, so ist bei gut funktionierenden Kaumuskeln der Kauakt sehr gestört, weil sich die Speisen in den Backentaschen, zwischen den Zähnen und unter der Zunge ansammeln.
Ist schließlich die Nahrung genügend zerkleinert und eingespeichelt, so wird der Mundhöhleninhalt durch Schluß der Mundspalte und der Gaumenenge und Hebung der Zunge Zungenrücken χμ Seiten der Uvula M. constrictor pharyngis superior ι ( Passavantscher Wulst ) ¡ M. hyoglossus
Epiglottis —
Schildknorpel
Abb. 85. Kehlkopf, Zungenbein und weicher Gaumen in Respirationsstellung
Abb. 86. Kehlkopf, Zungenbein und weicher Gaumen in Schluckstellung
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Kopf und Hals. Übersicht über die Arterienversorgung
(durch die Kontraktion der Mundbodenmuskeln) unter Druck gesetzt (Abb. 86). Der Geniohyodeus zieht gleichzeitig das Zungenbein nach vorn, der Thyrohyoideus nähert den Kehlkopf dem Zungenbein. Der Kehlkopf schlüpft unter die Zunge, wodurch der Kehldekkel heruntergedrückt, der Kehlkopfeingang abgeschlossen und der Speiseweg frei wird. Der Eingang zur Nasenhöhle wird durch die Gaumenmuskeln und den oberen Schlundschnürer abgeschlossen, indem das Gaumensegel gehoben und gespannt und die hintere Schiundwand durch die Kontraktion des Schlundschnürers gegen das Gaumensegel vorgewulstet wird (Passavantscher Wulst, Abb. 86). Die Mm. palatopharyngei nähern durch ihre Kontraktion die hinteren Gaumenbögen einander und gleichzeitig der hinteren Schiundwand, so daß sie eine z u s ä t z l i c h e S i c h e r u n g für den Abschluß des Nasopharynx liefern. Die Hyoglossi und Styloglossi schieben die Zunge und damit den Speisebrei wie den Kolben einer Spritze nach hinten gegen die Schiundenge. Sobald der Speisebrei die Gaumenbogen, den Zungengrund und die hintere Schiundwand berührt, wird der u n w i l l k ü r l i c h e Teil des S c h l u c k a k t e s ausgelöst (über den Reflexbogen S. 347). Für einen Augenblick öffnet sich die Schiundenge, der Brei wird in den Schlund gespritzt und die Schiundenge sofort wieder geschlossen. Die einsetzenden peristaltischen Kontraktionen der Schlundschnürer und der Speiseröhrenmuskulatur treiben den Bissen vor sich her bis zum Magen. Beim S c h l u c k e n v o n F l ü s s i g k e i t wirkt der Kehldeckel wie ein Wellenbrecher. Der Flüssigkeitsstrom wird am Kehlkopfeingang vorbei durch den Recessuspiriformis (Abb. 145) geleitet. D e r f e s t e B i s s e n gleitet an dem heruntergeklappten Kehldeckel herab. Eine zusätzliche Sicherung des Kehlkopfeinganges erfolgt durch die Kontraktion der Mm. aryepiglottici, die den Eingang verengen und gleichzeitig den Kehldeckel herunterklappen. Beim S ä u g l i n g steht der Kehlkopf und damit der Kehldeckel wesentlich höher. Saugen und Atmen ist gleichzeitig möglich. Bei den Säugern (mit Ausnahme der Primaten und des Menschen) reicht der Kehldeckel bis hinter den Gaumen. Da bei ihnen außerdem Mund- und Nasenhöhle nicht so stark gegen den Schlund abgeknickt sind, kommt Verschlucken bei ihnen noch seltener vor. Die Umkonstruktion beim Menschen hängt wohl mit der Ausbildung der artikulierten Sprache zusammen.
C. Übersicht über die Arterienversorgung des Kopfes und des Halses (Abb. 87) Der Arcus aortae verläuft in einem kranialwärts konvexen Bogen von rechts vorn nach links hinten, um an der linken Seite des 4. Brustwirbelkörpers in die Brustaorta überzugehen. Am konvexen Rande des Aortenbogens entspringen 3 starke Äste für Kopf, Hals und Brustgliedmaßen, der Truncus brachiocephalicus am m e i s t e n v e n t r a l , in d e r M i t t e die A. carotis communis sinistra, die A. subclavia sinistra am w e i t e s t e n d o r s a l . Der Truncus brachiocephalicus, die Armkopf Schlagader, teilt sich (Abb. 87) in Höhe der Articulatio sternocalvicularis dextra in die A. subclavia dextra, die r e c h t e S c h l ü s s e l b e i n s c h l a g a d e r und die A. carotis communis dextra, die r e c h t e g e m e i n s a m e K o p f Schlagader. Die A. carotis communis v e r s o r g t d e n v e n t r a l e n u n d m e d i a l e n Teil des H a l s e s u n d d e n g a n z e n K o p f u n d a n a s t o m o s i e r t im B e r e i c h d e r H i r n b a s i s (Circulus arteriosus cerebri) u n d d e r S c h i l d d r ü s e (kraniale undkaudale Schilddrüsenarterien) m i t d e m S t r o m g e b i e t d e r A. s u b c l a v i a , die im w e s e n t l i c h e n d e n l a t e r a l e n u n d d o r s a l e n Teil des H a l s e s u n d die o b e r e G l i e d m a ß e versorgt.
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Kopf und Hals. Übersicht über die Arterienversorgung
Die A. carotis communis verläuft o h n e A s t a b g a b e kranial- und etwas lateralwärts b i s z u m O b e r r a n d d e s S c h i l d k n o r p e l s , erweitert sich hier zum Sinus caroticus und teilt sich in: I. A. carotis interna, die i n n e r e K o p f s c h l a g a d e r . Sie zieht o h n e A s t a b g a b e durch den Canalis caroticus des Felsenbeins in die Schädelhöhle, verläuft hier durch den Sinus cavernosus und gibt folgende Äste ab: 1. A. ophthalmica, die A u g e n s c h l a g a d e r . Sie verläuft mit dem N. opticus durch den Canalis opticus, versorgt den gesamten Inhalt der Augenhöhle und die Stirngegend. Äste sind: a) A. centralis retinae, die N e t z h a u t a r t e r i e . Sie tritt 0,6-0,8 cm vom Augapfel entfernt in den Sehnerven, verläuft in ihm bis zur Netzhaut, die von ihr mit Endarterien versorgt wird.
A. carotis interna A. cerebri media et anterior
A. meningea media A. temporalis superficialis
A. ophthalmica Α. angularis Aa. temporales profundae A. infraorbital Aa. alveolares superiores A. palatina descendens Α. labialis superior
A. auricularis posterior A. occipitalis A. maxillaris • A. mas seterica A. alveolaris inferior
A. buecali s A. profunda linguae Α. labialis inferior
A. occipitalis A. facialis
Α. mentalis A. sublingualis
A. pharyngea assendens ( interna A. carotis ·ς ( externa
A. submentali s A. lingualis A. laryngea superior
A. vertebralis A. carotis communis Α. subclavia
A. thyroidea superior - Glandula thyroidea
Truncus brachiocephalicus
Abb. 87. Schema der Arterienversorgung des Kopfes und Halses
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Kopf und Hals. Übersicht über die Arterienversorgung
b) A. lacrimalis, die T r ä n e n d r ü s e n a r t e r i e . Sie verläuft nach l a t e r a l zur Tränendrüse, weiter zur Bindehaut des Auges und zu den Augenlidern. ' c) Rami musculares. Die Muskeläste kommen direkt aus dem Hauptstamm, zum Teil aus einem oberen und unteren stärkeren Ast. Die vorderen Muskeläste geben am Hornhautrande feine Äste, die Aa. ciliares anteriores, durch die Sklera zur mittleren Augenhaut. d) Die A r t e r i e n d e r m i t t l e r e n A u g e n h a u t (Gefäßhaut). Sie entspringen mit 2 Stämmen, die sich in zahlreiche kleine Äste aufteilen. Diese verlaufen neben dem Sehnerven und durchbohren neben ihm die Sklera. Wir unterscheiden: a) Aa. ciliares posteriores breves (choroideae), 12-15 Äste, zum hinteren Teil der Aderhaut des Auges; ß) Aa. ciliares posteriores longae (iridis, e i n e n a s a l e u n d e i n e t e m p o r a l e ) . Sie verlaufen mit den vorigen zwischen äußerer und mittlerer Augenhaut, verzweigen sich aber erst im Corpus ciliare und in der Iris (in den v o r d e r e n Teilen der Aderhaut),
e) A. supraorbitalis. Sie zieht unter dem D a c h d e r O r b i t a nach vorn und teilt sich in: a) Ramus medialis (A. frontalis medialis), durch Incisura (Foramen) frontalis; β) Ramus lateralis (Α. frontalis lateralis), d u r c h Foramen (Incisura) supraorbitale zur Stirn, wo sie mit benachbarten Arterien anastomosieren.
f) Aa. ethmoidales, die S i e b b e i n a r t e r i e n , meist zwei: a) A. ethmoidalis posterior durch das Foramen ethmoidale posterius (Canalis orbito-ethmoideus) zu den Siebbeinzellen; β) A. ethmoidalis anterior durch das Foramen ethmoidale anterius (Canalis orbitocranialis) in die Schädelhöhle (Abgabe der kleinen A. meningea anterior), dann durch die Siebplatte in die Nasenhöhle, wo sie mit m e d i a l e n Z w e i g e n die Scheidewand, mit l a t e r a l e n die seitliche Wand, Siebbeinzellen und die Stirnhöhle versorgt.
g) Aa. palpebrales mediales, die m e d i a l e n L i d a r t e r i e n . Sie gehen in den Augenlidern mit den Aa. palpebrales laterales (aus der A. lacrimalis) bogenförmige Verbindungen, Arcus palpebrales,
ein.
h) A. dorsalis nasi, der e i n e E n d a s t der A. ophthalmica, zieht vom medialen Augenwinkel abwärts zum Nasenrücken, wo sie mit der A. angularis (aus der A. facialis) anastomosiert. 2. A. cerebri media, die m i t t l e r e H i r n s c h l a g a d e r , der stärkste Endast der Carotis interna, wendet sich seitwärts, zieht zwischen Stirn- und Schläfenlappen (Sulcus lateralis) haupts. zur l a t e r a l e n Fläche des Großhirns (Abb. 308, 309). 3. A. cerebri anterior, die v o r d e r e H i r n s c h l a g a d e r , wendet sich medianwärts z u r F i s s u r a l o n g i t u d i n a l i s c e r e b r i , um ü b e r d e n B a l k e n dorsalwärts zu verlaufen und vorwiegend die m e d i a n e n Flächen des Großnhirns zu versorgen (Abb. 308, 309). 4. A choroidea anterior, die vordere G e f ä ß h a u t s c h l a g a d e r , zieht mit dem N. opticus dorsolateralwärts und gelangt z w i s c h e n den H i r n s c h e n k e l n und dem S c h l ä f e n l a p p e n zum Unterhorn des Seitenventrikels und zur Tela choroidea des 3. Ventrikels. 5. A. communicans posterior ist ein verschieden starker V e r b i n d u n g s a s t zur A. cerebri posterior (s. Circulus arteriosus cerebri S. 409). II. Α. carotis externa, die ä u ß e r e K o p f s c h l a g a d e r , v e r s o r g t d e n K o p f m i t A u s n a h m e des G e h i r n s , des A u g e n h ö h l e n i n h a l t e s , d e r S t i r n u n d des v o r d e r e n Teiles d e r N a s e n h ö h l e . Beim Ursprung aus der Carotis communis liegt sie meist ventral und medial von der Carotis interna. Sie zieht o b e r f l ä c h l i c h durch das Trigonum caroticum, dann u n t e r dem Venter posterior des Digastricus und dem Stylohyoideus, um d o r s a l vom Ramus mandibulae in der Substanz der Ohrspeicheldrüse bis z u m C o l l u m m a n d i b u l a e aufzusteigen, wo sie in ihre E n d ä s t e , A. maxillaris und A. temporalis superficialis, zerfällt. Während ihres Verlaufes gibt sie ab:
Kopf und Hals. Übersicht über die Arterienversorgung
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1. V e n t r a l v e r l a u f e n d e Ä s t e : a) A. thyroidea superior, die o b e r e S c h i l d d r ü s e n a r t e r i e , entspringt unmittelbar nach der Carotisteilung, zieht bogenförmig abwärts zum Oberrande und zur V o r d e r f l ä c h e der Schilddrüse. Außer dem unbedeutenden R. infrahyoideus und R. stemocleidomastoideus sei erwähnt: a) A. laryngea superior, die o b e r e K e h l k o p f a r t e r i e . Sie gelangt mit dem gleichnamigen Nerven durch die Membrana thyrohyoidea in das Innere des Kehlkopfes. β) R. cricothyroideus. Er zieht vor dem gleichnamigen Bande zur Mittellinie, wo er meist mit dem Ast der anderen Seite anastomosiert (Bedeutung für Laryngotomie!).
b) A. lingualis, die Z u n g e n a r t e r i e , entspringt in H ö h e d e s g r o ß e n Z u n g e n b e i n h o r n s , verschwindet u n t e r dem M. hyoglossus (hier zu unterbinden!) und verläuft geschlängelt zwischen M. genioglossus und M. longitudinalis inferior zur Zungenspitze. Äste: a) R. suprahyoideus, über dem Zungenbein zum gleichnamigen Ast der Gegenseite; ß) A. sublingualis, zwischen M. mylohyoideus und Glandula sublingualis verlaufend (für Unterzungendrüse, Schleimhaut unter der Zunge, Zahnfleisch und Muskeln); γ) Rr. dorsales linguae für die Schleimhaut der Zungenwurzel; δ) Α. profunda linguae, der E n d a s t , verläuft an der Unterfläche der Zungenspitze, neben dem Zungenbändchen zur Spitze.
c) A. facialis, die G e s i c h t s a r t e r i e , entspringt unmittelbar oberhalb der vorigen (manchmal mit ihr zusammen), zieht u n t e r dem Venter posterior des Digastricus in das Trigonum submandibulare, verläuft hier durch die Glandula submandibularis und in stärkeren Krümmungen zum Unterrand des Unterkiefers (vor dem Masseteransatz ist der Puls zu fühlen!). Im Gesicht zieht sie stark geschlängelt aufwärts zum m e d i a l e n A u g e n w i n k e l (Anastomose mit der Ophthalmicä). Äste: α) A. palatina ascendens verläuft zwischen M. styloglossus und M. stylopharyngeus zum Pharynx, zur Gaumenmandel (R. tonsillaris) und zum weichen Gaumen. β) A. submentalis zieht auf der Unterfläche des M. mylohyoideus zum Kinn. Zweige zu den Muskeln und Rr. glandulares zur Gl. submandibularis. 7) A. labialis inferior und superior zur Unter- und Oberlippe (mundhöhlenwärts vom M. orbicularis oris). Anastomosen zur Gegenseite und zu benachbarten Arterien. â) Α. angularis, E n d as t , zum medialen A u g e n w i n k e l und Anastomose zur A. dorsalis nasi (aus der Ophthalmica). Versorgung der äußeren Nase. TVuncus thyrolinguofacialis. Selten entspringen die drei Arterien (a, b und c) in einem gemeinsamen Stamm aus der A. carotis externa. Diese Variation ist bei Unterbindungen zu beachten.
2. M e d i a l e r A s t : A. pharyngea ascendens, die a u f s t e i g e n d e S c h i u n d s c h l a g a d e r , entspringt direkt oberhalb der Carotisteilung, läuft an der seitlichen Rachenwand aufwärts bis zur Schädelbasis. 3. D o r s a l w ä r t s v e r l a u f e n d e Ä s t e : a) A. sternocleidomastoidea zieht ü b e r d e n N . hypoglossus hinweg nach lateral und unten zum gleichnamigen Muskel. b)A. occipitalis, die H i n t e r h a u p t s a r t e r i e , entspringt in Höhe der A. facialis, steigt, bedeckt vom Digastricus, zum Warzenfortsatz auf (eigener Sulcus), wendet sich u n t e r dem Stemocleidomastoideus, Splenius capitis und Longissimus capitis dorsalwärts, durchbohrt den Trapeziusursprung und zieht am Hinterhaupt, aufwärts. c) A. auricularis posterior [retroauricularis], die h i n t e r e O h r s c h l a g a d e r , steigt vor dem Warzenfortsatz und hinter der Ohrmuschel aufwärts. Außer Muskelästen gibt sie ab:
Kopf und Hals. Übersicht über die Arterienversorgung a) A. stylomastoidea, durch das gleichnahmige Loch in den Canalis facialis, von hier Äste zur Schleimhaut der Paukenhöhle (A. tympanica post), zu den Cellulae mastoideae (Rami mastoidei) und an den Steigbügelmuskel (R. stapedius); β) R. auricularis zur Rückfläche der Ohrmuschel; γ) R. occipitalis zum Hinterhaupt, Anastomose mit der A. occipitalis.
. E n d ä s t e . Die Teilung erfolgt h i n t e r dem Collum mandibulae in: a) A. temporalis superficialis, die o b e r f l ä c h l i c h e S c h l ä f e n a r t e r i e , die häufig als stark geschlängeltes Gefäß in der Schläfengegend zu erkenn ist. Sie verläuft vor dem Ohr aufwärts, teilt sich oberhalb des Jochbogens in einen R. frontalis (zur Stirngegend, Anastomose mit dem Ramus lateralis der A. supraorbitalis) und einen R. parietalis (zur Schläfengegend, Anastomose mit der A. occipitalis). In ihrem Verlauf gibt sie folgende Äste ab: a) R. parotidei zur Gl. parotis; β) A. transversa faciei, fingerbreit unterhalb des Jochbogens zum Gesicht; γ) Rr. auriculares anteriores zur Vorderfläche der Ohrmuschel und zum äußeren Gehörgang; '· · · >.·. · ' ¿y/^gk
Anlage des _ Jf Septum pellucidum ^ m ^ ^ ^ ^ J g ^ S S ^ B U ^ ^ î . |k Sfc. • Ικ^Λ* Commissura anterior -'jffiSr? «ate&ag-am _ _
Mesencephalon ( Aquaeductus cerebri) Lamina tedi --•"/'quadrigemina] Cerebellum
Bulbus olfactorìus
Nervus opticus - **
/ /
/
Chiasmaplatte
Infundibulum
A b b . 217. M o d e l l d e s G e h i r n e s eines m e n s c h l i c h e n K e i m l i n g s v o n 102 m m Scheitel-Steißlänge. Mediansagittalschnitt. N a c h Hochstetter
Gyrus cinguli
Sulcus cinguli
Sulcus centralis
Lobulus paracentralis Praecuneus Sulcus parietooccipitalis Cuneus Sulcus calcarinus Gyrus occipitotemporalis medialis
A b b . 2 1 8 . M e d i a n s a g i t t a l s c h n i t t d u r c h d a s G e h i r n . F a r b i g e s S c h e m a der e i n z e l n e n H i r n a b s c h n i t t e . T e l e n c e p h a l o n = gelb; D i e n c e p h a l o n = blau; M e s e n c e p h a l o n = punktiert; M e t e n c e p h a l o n = grün; M y e l e n c e p h a l o n = gestrichelt
man die Vierhügelplatte, Lamina tecti, im Rautenhirngebiet den starken Kleinhirnwulst ( Cerebellum). In der weiteren Entwicklung wächst das in Abb. 217 noch vor dem Diencephalon gelegene Corpus callosum über die dünne Decke des Diencephalon nach hinten bis zum rostralen Ende der Vierhügelplatte. An der Oberfläche der noch glatten Hemisphärenblase treten Gruben, Furchen und Windungen auf. Hierdurch wird eine weitere Oberflächenvergrößerung und damit eine Zunahme der Hirnrinde erreicht. Auch an der ursprünglich glatten
283
Vergleichende Anatomie
Kleinhirnoberfläche bilden sich Furchen und Windungen, die ebenfalls eine Zunahme der Kleinhirnrinde bedeuten. Die Histogenese des Gehirns ist anfanglich gleich der des Rückenmarkes (s. S. 278) Während beim Rückenmark die N e r v e n z e l l e n z e n t r a l , in der grauen Substanz, liegen bleiben und a u ß e n von dem Markmantel, den N e r v e n f a s e r n , umgeben sind, wandert beim Gehirn ein Teil der Zellen an die O b e r f l ä c h e , bildet die Hirnrinde. Der andere Teil bleibt wie beim Rückenmark im I n n e r n und bildet die zentralen Kerne. Die weiteren Entwicklungsvorgänge sollen bei der Beschreibung des Erwachsenengehirns dargestellt werden. Ein farbiges Schema (Abb. 218) und nachfolgende Tabelle zeigen zusammenfassend, was sich aus den einzelnen Hirnbläschen entwickelt. Prosencephalon (Vorderhirn)
Encephalon, Gehirn
Mesencephalon (Mittelhirn)
Telencephalon, Endhirn Diencephalon, Zwischenhirn
| Cerebrum, j Großhirn.
/Lamina tecti, Vierhügelplatte (-Tegmentum, Haube ^Crura cerebri, Hirnschenkel Isthmus rhombencephali
Rhombencephalon (Rautenhirn)
, , TT. . Metencephalon, Hinterhirn r Myelencephalon, Nachhirn
/Cerebellum, Kleinhirn < „ .. , \Pons, nBrücke —Medulla oblongata (verlängertes Mark)
V. Vergleichende Anatomie Wenn wir auf Sagittalschnitten die Gehirne der Wirbeltiere vergleichen, so stellen wir fest, daß die basalen, in Abb. 219 grauen Teile zwar gewisse Abwandlungen zeigen, in ihrem grundsätzlichen Aufbau aber wiederkehren. Es sind jene Abschnitte, von denen die Hirnnerven ausgehen, die die Sinneseindrücke aus der Peripherie aufnehmen und Impulse an sie abgeben. Diese von den Fischen bis zum Menschen grundsätzlich gleichen Teile bezeichnen wir als U r h i r n oder Palaeencephalon. Die Abwandlungen am Urhirn sind der Ausdruck einer bestimmten Leistung. So prägt sich die Art der Fortbewegung in der Größe und Ausbildung des Kleinhirns aus. Schwimmen und Fliegen, die Fortbewegung in 3 Dimensionen, stellt höhere Anforderungen an die Erhaltung des Gleichgewichts und an den Tonus der Muskulatur als die Fortbewegung auf der Erde (Kriechen, Hüpfen usw.). Entsprechend finden wir unter den Fischen bei den guten Schwimmern (Lachsen, Haien, Abb. 219 a, 220) ein wesentlich größeres und besser entwickeltes Kleinhirn als bei den wenig schwimmenden Flundern. Bei den meisten Amphibien ist das Kleinhirn (Abb. 221) nur eine schmale, unbedeutende, quergestellte Platte über dem Rautenhirn. Bei den Vögeln (Abb. 223) ist es ein mächtiger Wulst geworden, der die Rautengrube vollständig deckt. Landschildkröten und Echsen besitzen nur halb so viel Kleinhirnmasse wie ihre nahe verwandten, schwimmenden Arten. Ähnliche Beziehungen zwischen der Größe eines Hirnteiles und bestimmten Leistungen ließen sich noch in großer Zahl nennen. Verwiesen sei nur noch auf die Beziehungen zwischen der Größe des Riechhirns und dem Riechvermögen, zwischen der Größe des Tectum opticum, den oberen zwei Hügeln der Vierhügelplatte, und dem Sehvermögen. Zu dem Urhirn gesellt sich in der Vertebratenreihe in immer stärkerem Maße ein Hirnteil, der sich wie ein M a η t e 1, Pallium, oder Cortex, R i n d e , über das Palaeencephalon legt (schwarz in Abb. 219). Die Rinde ist zunächst glatt (Abb. 220-224). Mit weiterer Zunahme der Rinde faltet sie sich; es treten Furchen und Windungen auf (Abb. 219 d, 225).
284
Das Gehirn. Allgemeines
In d e m Maße, wie das Pallium als übergeordnete Zentrale mit den Urhirnteilen verknüpft wird, werden auch a m Palaeencephalon Neuhirnanteile angebaut. Wir werden sie als n e e η z e p h a l e T e i l e des Mittelhirns, der Brücke, des Kleinhirnes, usw. in der weiteren Darstellung kennenlernen. Bei den K n o r p e l f i s c h e n (Selachiern) ist das Endhirn noch relativ klein. Seine Teilung in zwei Hemisphären ist nur angedeutet (Abb. 220). Das zum Urhirn gehörende Mittelhirndach besteht aus 2 Hügeln (Tectum opticum: Ende der Sehbahn). Das Kleinhirn ist bereits gut ausgebildet. Bei A m p h i b i e n (Abb. 221) sind die Endhirnhemisphären bereits deutlich voneinander getrennt und wesentlich mächtiger. Das Tectum opticum ist breit. Im Endhirn ist durch Ansammlung von Nervenzellen eine Großhirnrinde bereits angedeutet. Bei den R e p t i l i e n (Abb. 222) ist die Hirnrinde schon voll ausgebildet. Das Zwischenhirn ist durch die nach dorsal gewachsenen Großhirnhemisphären völlig verdeckt. Bei den V ö g e l n (Abb. 223) verdeckt das Großhirn von dorsal her nicht nur das Zwischenhirn, sondern auch Teile des Mittelhirns. Das Kleinhirn ist mächtig.
Cerebellum Mesencephalon Striatum Hai
Lobus olfactorius
Mesencephalon
Medulla oblongata
Cerebellum Eidechse
Olfactorius
Kaninchen
Mensch
Olfactorius Mesencephalon
Cerebellum
Abb. 219. Palaeencephalon (grau) und Neencephalon (schwarz). 4 Medianschnitte durch Gehirne von: Hai, Eidechse, Kaninchen, Mensch. Umgezeichnet nach Edinger
285
Vergleichende Anatomie
Bei den S ä u g e r n (Abb. 224, 225) ist das Großhirn so weit nach dorsal gewachsen, daß es das Kleinhirn berührt. Beim Kaninchen ist die Oberfläche des Großhirns noch glatt ( l i s s e n c e p h a l ) , beim Hund dagegen bereits gefurcht ( g y r e n c e p h a l ) .
Bulbus olfactorius Tradln olfactorius Großhirnhemisphäre N. terminali*
Riechorgan
Zwischenhirn Nn. olfactorii Bulbus olfactorius
Mittelhirn ( Tectum opticum)
Bulbus olfactorius
N. Opticus
J Endhirn
Endhirn
Zwischenhirn Mittelhirn (Tectum opticum) Kleinhirn
Zwischenhirn Mittelhirn ( Tectum opticum) Kleinhirn
Auricula —
Verlängertes Mark (Rautengrube)
Verlängertes Mark
Auricula
Kleinhirn
Rautengrube Verlängertes Mark
I
Abb. 220. Gehirn eines Knorpelfisches. Von dorsal gesehen
Abb. 221. Gehirn eines Frosches. Von dorsal gesehen
Bulbus olfactorius
Abb. 222. Gehirn eines Alligators. Von dorsal gesehen
Bulbus olfactorius
Lobus olfactorius
Großhirnhemisphäre Großhirnhemisphäre Mittelhirn ( Tectum opticum)
Vierhügelplatte
Kleinhirn Flocculus Verlängertes Mark
Abb. 223. Gehirn einer Taube. Von dorsal gesehen
Großhirnhemisphäre
Klein-f h
"~"
Wurm
(Hemisphäre N. vagus
Abb. 224. Gehirn eines Kaninchens. Von dorsal gesehen
Kleinhirn
Abb. 225. Gehirn eines Hundes. Von dorsal gesehen
286
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
B. Makroskopische Anatomie Das Gehirn liegt umgeben von den 3 Hirnhäuten so eng der Schädelkapsel an, daß zahlreiche Windungen sich auf der Innenfläche der Schädelkapsel als Eindrücke, Impressiones digitatae, ausprägen. Die Gesamtform des Gehirnes wiederholt die F o r m des Schädels. Das Gehirn erscheint somit in der Ansicht von oben (Abb. 226) beim L a n g s c h ä d e l ellipsoid, beim K u r z s c h ä d e l rundlich. Die g r ö ß t e B r e i t e findet sich in der Schläfengegend. Sie kann aber der Schädelform entsprechend mehr vorn oder hinten liegen. Das frische Gehirn ist so weich, daß es sich abplattet. Konservierte und gehärtete Gehirne geben nur dann die ursprüngliche Form annähernd wieder, wenn sie bei der Fixierung in Flüssigkeit schwimmend an der A. basilaris aufgehängt sind.
Bei der folgenden Oberflächenbetrachtung des Gehirnes ist anzuraten, eine Schädelbasis daneben zu legen und immer wieder die einzelnen Hirnteile in den Schädel zu projizieren.
I. Die Oberfläche des Gehirns 1. Ansicht von oben (Abb. 226) In der Ansicht von oben erscheint das Gehirn als ein E l l i p s o i d mit einem Stirn- und einem Hinterhauptspol. Eine mediane Spalte, die Fissura longitudinalis cerebri, teilt es in 2 Hälften, Hemisphären. In die Spalte ragt die H i r n s i c h e l , Falx cerebri, eine Lamelle der harten Hirnhaut, tief hinein (s. Abb. 294, 302). A m oberen R a n d e der Hirnsichel verläuft ein mächtiger Blutleiter, der Sinus sagittalis superior. Er zeigt seitliche Aussackungen, Lacunae laterales, und nimmt die Vv. cerebri superiores auf (Abb. 226 links). In den Sinus und besonders in seine Lakunen stülpen sich zahlreiche knopfförmige Wucherungen der Arachnoidea, Granulationes arachnoideales (Granula meningica), vor. Zieht m a n die beiden Hemisphären etwas auseinander, so sieht man im m i t t l e r e n Abschnitt in der Tiefe eine weiße Masse, den B a l k e n , Corpus callosum. Er verbindet die beiden Hemisphären miteinander und wird als K o m m i s s u r bezeichnet. Vor und hinter dem Balken trennt die Spalte die Hemisphären vollständig. Die g r a u g e l b e Oberfläche der Hemisphären zeigt zahlreiche mäandrische, scheinbar regellos angeordnete Windungen, Gyri cerebri. Sie werden durch Furchen, Sulci cerebri, begrenzt. In die Furchen schiebt sich die gefäßführende P i a m a t e r hinein. Die zarte Spinngewebshaut, A r a c h n o i d e a , zieht dagegen über die Furchen hinweg. Über ihnen ist deshalb der Subarachnoidalraum, das Cavum subarachnoideale, etwas erweitert, wie es der Medianschnitt, Abb. 301, wo die Subarachnoidalräume mit hellblauer Masse injiziert sind, zeigt. Zwei besonders tiefe und charakteristische Furchen wollen wir bei dieser Ansicht besonders beachten. Der Sulcus centralis, die Z e n t r a l f u r c h e , teilt die Hemisphären in eine vordere und hintere Hälfte, trennt den Stirn- von dem Scheitellappen (Abb. 228) und wird vorn von der v o r d e r e n Z e n t r a l w i n d u n g , Gyrus praecentralis, und hinten von der h i n t e r e n Z e n t r a l w i n d u n g , Gyruspostcentralis, eingefaßt. Besonders t y p i s c h f ü r die Zentralfurche ist, daß sie die o b e r e oder M a n t e l k a n t e der Hemisphäre einschneidet und sich noch ein Stück auf die Facies medialis cerebri fortsetzt. Der Sulcus parietooccipitalis, d i e S c h e i t e l h i n t e r h a u p t s f u r c h e , liegt nahe dem Hinterhauptspol. Sie kommt von der Facies medialis cerebri (Abb. 229), schneidet ebenfalls die Mantelkante und setzt sich noch eine Strecke auf die Facies superolateral cerebri fort. Sie trennt den H i n t e r h a u p t s l a p p e n (Abb. 228, blau) vom S c h e i t e l l a p p e n (weiß).
Die Oberfläche des Gehirns
Lacuna lateralis (geschlossen), V. cerebri superior
287
Sulcus frontalis superior
Lacunae laterales ( eröffnet)
Gyrus frontalis medius
Λ. meningea media
Gyrus praecentralis
Vv. cerebri superiores
Gyrus postcentralis
Sinus sagittalis superior ( eröffnet)
Sulcus centralis
Abb. 226. Großhirnhemisphären in situ, von oben gesehen. Die Dura mater ist bis auf die Umgebung des Sinus sagittalis superior entfernt. Links sind Arachnoidea und Pia mater mit den Vv. cerebri superiores dargestellt. Rechts sind die Hirnhäute entfernt, um die Lage der Hirnfurchen und -Windungen zu zeigen. Verändert nach A. Haff eri, 1957, Springer-Verlag
2. Die Seitenansicht (Abb. 227) zeigt die g e w a l t i g e M a s s e n e n t w i c k l u n g des menschlichen Großhirns. Es überlagert fast alle anderen Hirnteile. Eine horizontale, tiefe Spalte, die Fissura transversa cerebri, trennt den Hinterhauptslappen des Großhirns vom Kleinhirn und reicht bis zu dem in der Tiefe versteckten Mittelhirn. In der Spalte liegt eine Lamelle der Dura mater, das K l e i n h i r n z e l t , Tentorium cerebelli. Gyri und Sulci. In die zunächst verwirrende Unregelmäßigkeit der Furchen und Windungen, die nicht einmal an den beiden Hälften desselben Gehirns gleich sind, bringen wir einige Ordnung, wenn wir zuerst die H a u p t f u r c h e n bestimmen. Der Sulcus centralis verläuft von hinten oben nach vorn unten, begleitet von dem Gyrus praecentralis und dem
288
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Die Oberfläche des Gehirns. Die Seitenansicht
289
Gyrus postcentralis. Er schneidet die obere oder Mantelkante ein. Sein unteres Ende weist auf die tiefe, s e i t l i c h e F u r c h e , Sulcus lateralis (Fissura Syhii). Sie hat (s. Schema, Abb. 228) einen langen, nach hinten weisenden Ast, R a m u s p o s t e r i o r , einen kurzen, senkrecht aufsteigenden R a m u s a see η d e n s und einen nach vorn gerichteten R a m u s a n t e r i o r . Zieht man die angrenzenden Windungen auseinander, so entdeckt man in der tiefen Fossa lateralis cerebri die Insula, einen von den Nachbarwindungen überwucherten Rindenteil. Die in der Entwicklung zurückgebliebene Insel wurde von den sich mächtig entwickelnden Stirn-, Scheitel- und Schläfenlappen überlagert. Da diese Überlagerung an den Kiemendeckel ( O p e r c u l u m ) der Fische erinnert, spricht man von einem Operculum frontale, frontoparietale und temporale.
Der Sulcus lateralis trennt den Stirnlappen (Abb. 228, gelb) vom Schläfenlappen (grün). Das h i n t e r e Ende des Ramus posterior wird von einer bogenförmigen Windung, dem Gyrus supramarginalis, umfaßt. Ramus anterior und Ramus ascendens teilen die angrenzende, untere Stirnwindung, den Gyrus frontalis inferior, in 3 Teile, eine vordere Pars orbitalis, eine mittlere dreieckige Pars triangularis und eine hintere Pars opercularis (Abb. 227). In der Tiefe der Fossa lateralis cerebri verläuft zwischen Stirn- und Schläfenlappen die mittlere Hirnarterie, A. cerebri media, mit ihrem Stamm und ihren Hauptästen. Sie versorgt in der Hauptsache die F a c i e s s u p e r o l a t e r a l i s c e r e b r i (Abb. 308). Der Sulcus parietooccipitalis kommt von der Facies medialis cerebri, kerbt die Mantelkante ein und greift nur kurz auf die Facies superolateralis cerebri über. Er trennt (Abb. 228) den Scheitellappen (weiß) vom Hinterhauptslappen (blau). Reicht er weiter auf der Facies superolateralis herab, so spricht man von einer Affenspalte. Die durch die beschriebenen Furchen abgegrenzten Lappen projiziere man in die Schädelhöhle. Es liegt der Stirnlappen in der vorderen, der Schläfenlappen in der mittleren Schädelgrube und der Hinterhauptslappen auf dem K l e i n h i r n z e l t , Tentorium cerebelli (Abb. 294). a) Der Stirnlappen, Lobus frontalis (gelb in Abb. 228) In der Seitenansicht wird er von dem Sulcus centralis und dem Sulcus lateralis begrenzt. Parallel zum Sulcus centralis verläuft in ihm der Sulcus praecentralis. Meist ist er unterbrochen (Abb. 227), besteht dann aus einem oberen und unteren Stück. Sulcus centralis und praecentralis begrenzen den Gyrus praecentralis, die vordere Zentralwindung. Vom Sulcus praecentralis verlaufen der Sulcus frontalis superior und inferior, die obere und untere Stirnfurche, horizontal nach vorn und grenzen 3 parallele Windungen ab. Es sind dies die obere, mittlere und untere Stirnwindung, Gyrus frontalis superior, médius und inferior. Die untere Stirnwindung ist durch den Ramus anterior und ascendens des Sulcus lateralis in 3 Teile, die Pars opercularis, triangularis und orbitalis unterteilt. Der Gyrus praecentralis und die Umgebung des Sulcus lateralis sind der Sitz der primären oder psychomotorischen Zentren. Hier beginnen d i e k o r t i k o s p i n a l e n und k o r t i k o b u l b ä r e n Bahnen. Ausfallserscheinungen und experimentelle Reizungen haben uns gezeigt, daß die einzelnen Teile des Körpers hier in umgekehrter, auf den Kopf gestellter Reihenfolge lokalisiert sind. Die Zentren für die Muskeln des B e i n e s sind nahe der oberen Kante vertreten und greifen noch etwas auf die mediale Fläche, den Lobulus paracentralis, über. Nach unten folgen der R u m p f , o b e r e G l i e d m a ß e , H a l s und K o p f . Die einzelnen Muskeln oder Muskelgruppen zugehörigen Rindenfelder sind in ihrer Ausdehnung von der Funktion der betreffenden Muskeln abhängig. Muskeln mit einer differenzierten Funktion (z. B. Handmuskeln) haben ein größeres Rindenfeld als Muskeln mit einfachen Funktionen (z. B. Gesäßmuskeln). In der Pars opercularis, die mit dem unteren Ende des Gyrus praecentralis zusammenhängt, liegt das Zentrum für die beim Sprechen tätigen Muskeln, das motorische Sprachzentrum (Broca). Bei R e c h t s h ä n d e r n liegt es an der linken, bei Linkshändern an der rechten Hirnhälfte. E s sei a b e r b e s o n d e r s b e t o n t ,
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Das Gehirn. Makroskopische Anatomie Sulcus praecentralis
Sulcus centralis _ Sulcus posUentralis
Sulcus frontalis superior „
Sulcus frontalis inferior
. Sulcus intraparietalis - Sulcus parìetoociipitalis
Ramus ascendens Sulcus lateralis
Ramus anterior ' >
Ramus posterior
Sulcus temporalis inferior
Stirnlappen (gelb) :
G. fr. s. G. f r . i. Sehläfenlappen (grün) : G. t . s. G. t . i. Scheitellappen (weiß) : L. p. s. G. a. H i n t e r h a u p t s l a p p e n = blau.
= = = = = =
Sulci occipitales
Sulcus temporalis superior
Gyrus frontalis sup., G. f. m . = Gyr. f r o n t , médius, Gyr. f r o n t , inferior, G. p r . = Gyrus praecentralis, Gyrus temporalis sup., G. t . m . = Gyr. temp, médius, Gyr. t e m p . inf. Lobulus parietalis sup., G. sm. = Gyrus supramarginalis, Gyrus angularis, G. po. = Gyrus postcentralis
Abb. 228. Schematisierte Seitenansicht des Großhirns
d a ß in d e r m o t o r i s c h e n R i n d e n i c h t d i e e i n z e l n e n M u s k e l n , s o n d e r n zusammenarbeitende Muskelgruppen und damit Bewegungsbilder lokalisiert sind. Reizung der motorischen Zentren führt zu Krämpfen (Rindenepilepsie), Zerstörung derselben zunächst zur L ä h m u n g der Muskeln der Gegenseite (Hemiplegie). Früher oder später können die Lähmungen wieder schwinden, indem die benachbarten unversehrten Felder und auch die der anderen Seite für das zerstörte Gebiet eintreten.
Das Zentrum für Gemeinschaftsbewegungen der Augenmuskeln liegt im hinteren Teil der mittleren Stirnwindung (Blickzentrum). Diese besondere Lage hängt wohl damit zusammen, daß die Augenmuskeln nicht wie die übrigen Skelettmuskeln auf Gelenke wirken.
Sekundäre motorische Rindenfelder nehmen wir in den an den Sulcus praecentralis angrenzenden, hinteren Teilen der Stirnwindungen an. Ihre Zerstörung führt zur Unfähigkeit, im Laufe des Lebens erlernte, zweckgerichtete Bewegungen auszuführen. Obwohl die primären motorischen Zentren intakt, die M u s k e l n n i c h t g e l ä h m t sind, können die Patienten nicht sprechen (motorische Aphasie) und nicht schreiben (Agraphie). Bei diesen Apraxien fehlt das wichtige Zusammenspiel der einzelnen Muskelgruppen.
b) Der Scheitellappen, Lobus parietalis (weiß in Abb. 228), wird v o r n durch den Sulcus centralis, h i n t e n durch die Verlängerung des die Mantelkante einschneidenden Sulcus parietooccipitalis, u n t e n durch den Ramus posterior des Sulcus lateralis und seine Verlängerung nach hinten begrenzt.
Die Oberfläche des Gehirns. Die Seitenansicht
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Der Sulcus postcentral, die hintere Zentralfurche, läuft parallel zum Sulcus centralis, ist häufig in ein oberes und unteres Stück geteilt und grenzt den Gyrus postcentralis, die hintere Zentralwindung, nach hinten ab. Vom Sulcus postcentralis zieht der Sulcus intraparietalis nahezu horizontal nach hinten und teilt den S c h e i te Happen in den Lobulus parietalis superior, das obere Scheitelläppchen, und den Lobulus parietalis inferior. Der letztere wird durch die hinteren, nach oben abgebogenen Enden des Ramus posterior sulci lateralis und den Sulcus temporalis superior, die obere Schläfenfurche, wieder unterteilt. Auf den Enden dieser beiden Furchen sitzen gleichsam wie Kappen 2 gebogene Windungen, der Gyrus supramarginalis und der Gyrus angularis. Im Gyrus postcentralis enden die von der Haut und den Muskeln kommenden, über den Thalamus verlaufenden, sensiblen Bahnen (Körperfühlsphäre). In diesem primären sensiblen Rindenfeld finden wir eine ähnliche somatotopische Lokalisation wie im motorischen Gyrus praecentralis. Die einzelnen Gegenden des Körpers sind in bestimmten Feldern vertreten. An den Gyrus postcentralis schließen sich nach hinten sekundäre sensible Rindenfelder an. In ihnen werden „Erinnerungsbilder" des in den primären Zentren Empfundenen festgehalten. Verletzung der sekundären sensiblen Felder führt zu Agnosien, z. B. zur Astereognosie, zur Unfähigkeit, Gegenstände durch Betasten zu e r k e n n e n , während Verletzung der primären Zentren zur Unempfindlichkeit, Anästhesie, führt. So enthält der linke Gyrus angularis die Erinnerungsbilder für die Bedeutung der Schriftzeichen (Lesezentrum). Zerstörung desselben führt zur W o r t b l i n d h e i t , zur Unfähigkeit zu lesen (Alexie).
c) Der Schläfenlappen, Lobus temporalis (grün in Abb. 228), wird vom Stirn- und Scheitellappen durch den Ramus posterior des Sulcus lateralis und vom Hinterhauptslappen durch die Verlängerung des Sulcusparietooccipitalis getrennt. Zwei von vorn nach hinten verlaufende Furchen, Sulcus temporalis superior und inferior, trennen drei Windungen, den Gyrus temporalis superior, médius und inferior. Der G y r u s t e m p o r a lis s u p e r i o r hat auf seiner dem Stirn- und Scheitellappen zugewandten Fläche 3-4 konstante Querwindungen, Gyri temporales transversi. Die vorderste von ihnen bezeichnet man als Heschlsche Querwindung. In ihr und in dem angrenzenden Teil der A u ß e n f l ä c h e des Gyrus temporalis superior liegt das primäre Hörzentrum, die Endigungsstelle der Hörbahn (Abb. 265). Ausfall dieses Zentrums ergibt R i n d e n t a u b h e i t . Einseitige, totale Zerstörung ruft Hörstörungen auf b e i d e n Ohren hervor. Es muß also die Hörbahn von jedem Ohr zur Rinde beider Hemisphären ziehen.
O k z i p i t a l w ä r t s vom primären Hörzentrum liegt im G y r u s t e m p o r a l i s s u p e r i o r das sekundäre Hörzentrum, das akustische E r i n n e r u n g s z e n t r u m . Ausfall des letzteren bedeutet S e e l e n t a u b h e i t , die Unfähigkeit, Worte, Töne, Geräusche usw. zu v e r s t e h e n , weil die früheren Eindrücke (Engramme) dieser Art verlorengegangen sind.
Der Gyrus temporalis inferior bildet die Kante zwischen lateraler und basaler Fläche des Gehirns. d) Der Hinterhauptslappen, Lobus occipitalis (blau in Abb. 228), gegen den Scheitel- und Schläfenlappen durch den Sulcus parietooccipitalis und seine Verlängerung abgegrenzt, zeigt auf der A u ß e n f l ä c h e ziemlich unregelmäßige Sulci und Gyri occipitales.
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Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Hier liegt das s e k u n d ä r e S e h z e n t r u m (optische Erinnerungsbilder). Zerstörung desselben bedeutet S e e l e n b l i n d h e i t , die Unfähigkeit, gesehene Gegenstände wiederzuerkennen, weil der Vergleich mit früheren optischen Eindrücken nicht mehr möglich ist.
3. Ansicht von medial, Facies medialis cerebri (Abb. 229) Am Mediansagittalschnitt fallt der quergeschnittene B a l k e n , Corpus callosum, durch die zentrale Lage, die weiße Farbe und die große Ausdehnung besonders auf. Er beginnt vorn mit dem schiffsschnabelartig ausgezogenen Rostrum, geht mittels eines Knies, Genu, in den S t a m m , Truncus, über und endet hinten mit dem abgerundeten B a u c h , Splenium. Vom Rostrum zieht eine dünne Platte vor der Commissura anterior abwärts bis zum Chiasma opticum. Diese ist der ursprünglich vorderste Teil des Vorderhirnbläschens und heißt deshalb Lamina terminalis. Unter dem leicht gebogenen Balken verläuft ein stärker gekrümmter Bogen, d a s G e w ö l b e , Fornix. Er ist ebenfalls weiß und beginnt im Corpus mamillare, einem weißen, rundlichen Höcker an der Basalfläche des Gehirns (Abb. 231), zieht als S ä u l e , Columna fornicis, vor- und aufwärts, wendet sich dann im Bogen nach hinten und legt sich als Corpus fornicis an die Unterfläche des Balkens (Abb. 229). Der Schenkel, Crus fornicis, ist auf dem Sagittalschnitt nicht zu sehen, da er sich lateral- und abwärts wendet und in das Unterhorn des Seitenventrikels gelangt (s. Abb. 230). Der Anfangsteil der Columna fornicis ist von grauer Masse zugedeckt und heißt deshalb auch Pars tecta columnae fornicis im Gegensatz zum frei in den Hirnhohlraum vorragenden Teil, Pars libera columnae fornicis (in Abb. 230 durch verschiedene Tönung wiedergegeben). Der Fornix endet in den Fimbria hippocampi (S. 300). Er beinhaltet wichtige Bahnen des limbischen Systems (Tractus hippocampomamillaris ). Zwischen Balken und Gewölbe liegt vorn eine dreieckige, dünne weiße Platte, das Septum pellucidum. Es trennt die Seitenventrikel und besteht aus 2 Lamellen, die eine schlitzartige Höhle (Abb. 234), das Cavum septi pellucidi, begrenzen. Unterhalb des Fornix liegt der spaltförmige dritte Ventrikel, Ventriculus tertius. Dieser reicht n a c h v o r n bis zum Chiasma opticum, wo er zwei Ausbuchtungen, eine obere, den Recessus opticus, und eine untere, den Recessus infundibuli, besitzt. N a c h h i n t e n reicht er bis zum Aquaeductus cerebri, einem feinen Kanal, der das Mittelhirn durchzieht und den III. mit dem IV. Ventrikel verbindet. Oberhalb des Anfanges des Kanals hat der Ventriculus tertius noch 2 Buchten; die eine erstreckt sich in den Stiel der Z i r b e l d r ü s e , Corpus pineale, und heißt Recessus pinealis, die andere liegt oberhalb der Zirbel, Recessus suprapinealis. Die l a t e r a l e Wand des III. Ventrikels wird vom Thalamus gebildet. Dieser ist mit dem der Gegenseite meist durch eine Brücke g r a u e r Substanz, Adhaesio interthalamica, [Massa intermedia], verbunden (in Abb. 229 ein ovales, weißes Feld). Sie ist eine sekundäre Verklebung grauer Massen, k e i n e Kommissur.
Unterhalb der Adhaesio interthalamica verläuft eine flache Furche, der Sulcus hypothalamicus. Dieser trennt den eigentlichen Thalamus von der hypothalamischen Region. Das Foramen interventriculare (Monroi), die Verbindung des III. Ventrikels mit dem Seitenventrikel, liegt v o r dem Thalamus und h i n t e r der Columna fornicis (Abb. 230). Furchen und Windungen: Parallel zum Balken verläuft der Sulcus cinguli. In seinem hinteren Teil wendet er sich aufwärts zur Mantelkante, die er dorsal vom Gyrus postcentralis einkerbt. Die Rinde vor und oberhalb des Sulcus cinguli gehört dem Gyrus frontalis superior an. An ihn schließt sich nach hinten der Lobulus paracentralis. Er umkreist das Ende des Sulcus centralis und verbindet Gyrus prae- und postcentralis.
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Die Oberfläche des Gehirns. Ansicht von medial Sinus sagit talis superior mit Fornix, Tela choroidea Ventriculus tertius, Septum pellucidum, ventriculi tertii Adhaesio interthalamica Truncus corporis callosi Mündungen der Vv. cerebri superiores
Gyrus cinguli, [Α. callosomarginalis]
Rr. parietales
[A. pericallosa]
Splenium corporis callosi, V. cerebri magna
Rr. frontales a. cerebri anterlori s
Sinus rectusy Praecuneus
Genu et rostrum corporis callosi Commessura anterior, Lamina terminalis
Sulcus parietooccipitalis
Crista galli, Sinus frontalis Cuneus Rr. orbitales a. cerebri anterioris Aquaeductus cerebri, Tectum mesencephali
A. cerebri anterior
Sulcus calcarinus, Gyrus occìpitotemporalis medialis
Chiasma opticum, rus infundibuli
Confluens sinuum
Ventriculus quartus, Cerebellum Conchae nasales Pons, Fossa interpeduncularis
Sinus sphenoidalis ( Septum) Hypophysis, Corpus mamillare Palatum durum, Lingua
Medulla oblongata, Sinus occipitalis Arcus posterior atlantis, Aiedui la spinalis
Ostium pharyngeum Axis
Arcus anterior atlantis, Lig. transversum atlantis
A. basilaris, Clivus
Tonsilla pharyngea,
Abb. 229. Topographie des Gehirns. Mediansagittalschnitt durch einen Kopf mit injizierten Arterien. Linke Kopfhälfte
Zwischen Sulcus cinguli und Corpus callosum bzw. einer ihn abgrenzenden Furche, dem Sulcus corporis callosi, liegt der Gyrus cinguli. Dieser geht nach v o r η in die Àrea subcallosa [parolfactoria] über. Nach hinten verschmälert er sich hinter dem Splenium des Balkens zum Isthmus gyri cinguli und geht dann (Abb. 230) in eine Windung des Schläfenlappens, den Gyrus parahippocampalis [hippocampi], über. Zwischen Area subcallosa [parolfactoria] und der dünnen Lamina terminalis liegt der schmale Gyrus paraterminalis [subcallosus]. Es ist der vordere Teil e i n e r r u d i m e n t ä r e n W i n d u n g , die sich oberhalb des Balkens in das Indusium griseum, hinter dem Splenium in den g r a u e n Gyrus fasciolaris und schließlich in den sehr versteckt, zwischen Gyrus parahippocampalis und Fimbria hippocampi (Abb. 236) liegenden, gekerbten Gyrus dentatus fortsetzt. Dieser zieht mit seinem vorderen Ende, dem Uncusbändchen, über den Uncus das hakenförmig gebogene vordere Ende des Gyrus parahippocampalis.
tubae
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Das Gehirn. Makroskopische Anatomie Corpus callosum
Indusium griseum
Gyrus cinguli
Crusfornicis
Foramen interventriculare Gyrus fasciolaris Septum pellucidum Fimbria hippocampi Columna fornicis Gyrus paraterminalis [subcallosus]
Sulcus hippocampi
Commissura anterior, Lamina terminalis
Gyrus dentatus
Area subcallosa [parolfactoria]
Uncus
Bulbus Tractus ' ' olfactorms
Trigomm olfactorium
Tractus opticus, Uncusbändchen Gyrus parahippocampalis
Abb. 230. Rechte Hemisphärenhälfte nach Abtragen des Hirnstammes. Area subcallosa (parolfactoria, Brocae), Gyrus cinguli, Gyrus parahippocampalis = punktiert; Fornix = schwarz
Gyrus paraterminalis [subcallosus], Indusium griseum mit seinen streifenförmigen Erhebungen, den Striae longitudinales mediales und laterales (Abb. 232), Gyrus fasciolaris und Gyrus dentatus gehören zum Archipallium, sind Riechhirnanteile. Der Sulcus parietooccipitalis, die Grenze zwischen Scheitel- und Hinterhauptslappen, verläuft von der Mantelkante ab- und etwas vorwärts (Abb. 229). Der Sulcus calcarinus zieht meist vom Occipitalpol horizontal nach vorn und trifft dort spitzwinklig auf den Sulcus parietooccipitalis. Zwischen den beiden Furchen hegt ein keilförmiges Rindengebiet, der Cuneus. Oberhalb des Sulcus parietooccipitalis finden wir den Praecuneus, ein viereckiges, in mehrere kleinere Windungen zerfallendes Rindengebiet. Der Praecuneus gehört noch zur Körperfühlsphäre (S. 291 ). In der Umgebung des Sulcus calcarinus endet die Sehbahn (Sehrinde), und zwar enden die Fasern der oberen Netzhauthälfte oberhalb des Sulcus, die Fasern von der unteren H ä l f t e u n t e r h a l b des Sulcus calcarinus. Zerstörung der Sehrinde führt zur R i n d e n b l i n d h e i t , zur beidseitigen Hemianopsie. (Siehe S. 370). Unterhalb des Genu corporis callosi ist noch die dreieckige Area subcallosa [parolfactoria] zu erwähnen. Der Aquaeductus cerebri (mesencephali, Sylvii) setzt sich dorsokaudal in den Ventriculus quartus fort. V e n t r a l von ihm ist die B r ü c k e , Pons, d o r s o k a u d a l das K l e i n h i r n , Cerebellum, im Schnitt getroffen (Abb. 229). Das letztere zeigt eine baumkronenartige Aufzweigung der Windungen, die wir als Lebensbaum, Arbor vitae cerebelli, bezeichnen. Der kaudal von der Brücke gelegene Teil des Gehirns ist zwiebeiförmig verdickt und heißt v e r l ä n g e r t e s M a r k , Medulla oblongata (auch Bulbus = Zwiebel genannt).
Die Oberfläche des Gehirns. Die Gehirnbasis
295
4. Die Gehirnbasis, Facies inferior cerebri (Abb. 231) Die Basis des Gehirns ist besonders stark gegliedert. Diese Gliederung, die Lage und den Austritt der Hirnnerven studiere man immer nur, indem man an Hand eines Schädels gleichzeitig die innere Schädelbasis betrachtet (Abb. 7). Den drei Schädelgruben entsprechen jederseits drei wulstartige Erhebungen der Hirnbasis: der Stirnlappen, der Schläfenlappen und die Kleinhirnhemisphären. a) Die Stirnlappen, Lobi frontales, liegen in der vorderen Schädelgrube. Durch eine mediane Spalte, die Fissura longitudinalis cerebri, werden sie voneinander getrennt. Diese begrenzt mit den parallel zu ihr verlaufenden Sulci olfactorii die Gyri recti. In den Sulci verlaufen die Tractus olfactorii. Sie schwellen vorn zu den länglichen Bulbi olfactorii an. Diese liegen auf der Lamina cribrosa des Siebbeins und nehmen die von der Riechschleimhaut der Nasenhöhle kommenden Riechnerven, Nn. olfactorii, auf. N a c h h i n t e n verbreitert sich jeder Tractus olfactorius zu einem dreieckigen Feld, dem Trigonum olfactorium (Abb. 230, 231). Es wird seitlich von zwei weißen Streifen, der Stria olfactoria medialis und lateralis, eingefaßt. Die Stria olfactoria medialis läuft zwischen Gyrus paraterminalis [subcallosus] und Area subcallosa [parolfactoria] aus. Die Stria olfactoria lateralis zieht über das Limen insulae zum Uncus gyri parahippocampalis. Hinter dem Trig, olfactorium, zwischen dem Schläfenlappen und dem Chiasma opticum finden wir ein von zahlreichen kleinen Gefäßen durchbohrtes Feld, die Substantia perforata anterior. Bulbus olfactorius, Tractus olfactorius, Trigonum olfactorium, Stria olfactoria medialis und lateralis und Substantia perforata anterior bilden den basalen Teil des R i e c h i r n s , Rhinencephalon. Bei m a k r o s m a t i s c h e n (mit gutem Geruchs vermögen versehenen) Tieren sind sie stark ausgebildet. B e i m m i k r o s m a t i s c h e n Menschen sind sie rudimentär. Beim menschlichen Fetus sind sie noch relativ gut entwickelt.
Lateral vom Sulcus olfactorius liegen unregelmäßige, H - f ö r m i g verlaufende Furchen, die Sulci orbitales (auf dem Dach der Orbita). Sie begrenzen die Gyri orbitales.
b) Die Schläfenlappen, Lobi temporales, liegen in der mittleren Schädelgrube und haben damit enge Beziehungen zum Mittelohrraum ( Entzündungen können auf das Gehirn übertreten! ). Von l a t e r a l n a c h m e d i a l erkennen wir den Gyrus temporalis inferior, den Sulcus occipitotemporalis, den Gyrus occipitotemporalis lateralis und medialis, den Sulcus collateralis und Gyrus parahippocampalis, der sich nach hinten in den zungenförmigen Gyrus lingualis fortsetzt.
c) Das viereckige Mittelfeld Zwischen den Stirnlappen, den Schläfenlappen und dem vorderen Rande der Brücke, Pons, finden wir ein medianes Feld, das den basalen Teil des Z w i s c h e n - und M i t t e l h i r n s darstellt. Es liegt auf dem M i t t e l s t ü c k der mittleren Schädelgrube (S. 10). In dem Mittelfeld verlaufen die nach vorn und oben auseinanderweichenden H i r n s c h e n k e l , Crura cerebri. Sie begrenzen eine tiefe Grube, die Fossa interpeduncularis. Der Boden dieser Grube ist hinten von zahlreichen Gefäßen durchbohrt, Substantia perforata posterior. Nach vorn von ihr fallen zwei Halbkugeln, Corpora mamillaria, durch ihre weiße Farbe auf. Vor diesen erhebt sich ein quergestellter Wulst, der Hirnanhang, die Hypophysis.
296
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Die Hypophyse geht mittels eines trichterförmigen, hohlen Stieles, Infundibulum, in einen grauen Höcker, Tuber cinereum, über. Der Hohlraum des Stieles ist eine Aussackung des III. Ventrikels und heißt Recessus infundibuli (S. 292 u. Abb. 229). Das Tuber cinereum ist der Boden des III. Ventrikels und als S i t z w i c h t i g e r , v e g e t a t i v e r Z e n t r e n von hoher praktischer Bedeutung. Die H y p o p h y s e liegt in der Fossa hypophysialis des Schädels und ist darin durch eine besondere Platte der Dura mater, das Diaphragma sellae, eingeschlossen. Das Diaphragma sellae hat nur ein kleines Loch für den Durchtritt des Infundibulum. A n m e r k u n g . U m die H y p o p h y s e im Zusammenhang mit dem Gehirn (wie in Abb. 231) aus dem Schädel herauszunehmen, muß man vorher das Diaphragma sellae sorgfältig durchtrennen. Gewöhnlich reißt der dünne Stiel ab und die Hypophyse bleibt bedeckt vom Diaphragma sellae in der Fossa hypophysialis zurück.
Vor der Hypophyse und dem Tuber cinereum liegt ein X-förmiges Gebilde, das Chiasma opticum. In ihm kreuzt der größere Teil der von der Netzhaut kommenden Fasern des N. opticus. Der „Sehnerv" ist seiner Entwicklung und seinem Feinbau nach ein Hirnteil. Als solcher erhält er, wie das Gehirn, je eine Hülle der Pia, Arachnoidea und Dura mater. Der Tractus opticus, wie der Sehnerv ein Bündel weißer Substanz des Zwischenhirnes, zieht vom Chiasma opticum nach hinten und windet sich um die Crura cerebri. Hier verschwindet er unter dem Schläfenlappen. Zieht man diesen nach lateral oder trägt man ihn ab (Abb. 239), so kann man die breitere Radix lateralis bis zum lateralen Kniehöcker, Corpus geniculatum laterale, die schmälere Radix medialis zum Colliculus superior der Vierhügelplatte verfolgen. d) Die Brücke, Pons, ist ein breiter, querverlaufender Wulst kaudal von der Fossa interpeduncularis. Sie „ ü b e r b r ü c k t " die Crura cerebri und zieht mit den „Brückenarmen", Pedunculi cerebelares medii, schräg nach lateral und hinten zu den Kleinhirnhemisphären. Die Brücke ist stammesgeschichtlich ein später Erwerb. Ihre Ausbildung geht parallel der Vergrößerung der G r o ß h i r n r i n d e und der Entwicklung der K l e i n h i r n h e m i s p h ä r e n . Sie enthält (S. 338) die Brückenkerne und stellt eine Verbindung zwischen Großhirn und Kleinhirn her.
e) Das verlängerte Mark, Medulla oblongata ( B u l b u s ) , beginnt kaudal von der Brücke. Neben der medianen Spalte, Fissura mediana anterior, liegen die Pyramiden. Sie verjüngen sich nach kaudal, indem ein Teil der Fasern über die Mittellinie kreuzt (Decussatio pyramidum) und in den Seitenstrang des Rückenmarkes zieht (S. 329). Der Rest setzt sich in den Vorderstrang des Rückenmarkes, Funiculus anterior, fort. Seitlich werden Pyramiden durch den Sulcus lateralis anterior abgegrenzt. Lateral von diesem Sulcus treffen wir einen länglichen, weißen Wulst, die Oliva. Sie enthält den Nucleus olivaris. Seitlich von Brücke und verlängertem Mark sehen wir das durch schmale, parallele Windungen charakterisierte Kleinhirn, Cerebellum. Kleinhirn-Brückenwinkel. Im Dreieck zwischen dem Hinterrand der Brücke, der Medulla oblongata und dem Kleinhirn verlassen der N. facialis, der N. intermedins und der N. vestibulocochlearis das Gehirn. Meist vom letztgenannten Nerven ausgehende Tumoren führen zu Ausfallserscheinungen in den Versorgungsgebieten der drei Nerven. Auch benachbarte Nerven (N. glossopharyngeus, N. vagus) können geschädigt werden.
297
Die Oberfläche des Gehirns. Die Gehirnbasis
f ) Die Austrittsstellen der Hirnnerven Austritt aus dem Hirn I. II. III. IV.
N n . olfactorii N. opticus N. oculomotorius N. trochlearis
V.
N . trigeminus
VI.
N. abducens
VII.
Ν. facialis
VIII.
X.
N . vestibulocochlearis N. glossopharyngeus N. vagus
XI.
N . accessorius
XII.
N . hypoglossus
IX.
Bulbus olfactorius Chiasma opticum Sulcus medialis cruris cerebri, dicht vor der Brücke am medialen R a n d e des Hirnschenkels Dorsal, hinter den Vierhügeln, seitlich vom Frenulum veli medullaris superioris. Verlauf um den Hirnschenkel Winkel zwischen Brücke und mittlerem Kleinhirnstiel
Hinterer R a n d der Brücke, zwischen dieser und der Pyramide Im Kleinhirnbrückenwinkel, vor und lateral von der Olive Hier ist sein N . intermedius noch selbständig
Kleinhirnbrückenwinkel, lateral vom N . facialis, lateral von der Olive Hinter der Olive, im Sulcus lateralis posterior Hinter dem N. glossopharyngeus, im Sulcus lateralis posterior Obere Wurzelfäden (zerebraler Teil): hinter dem N . vagus im Sulcus lat. post. Untere Wurzelfaden (spinaler Teil): zwischen vorderen und hinteren Wurzeln der Zervikalnerven bis zum 5.-6. Zervikalnerven. Sulcus lateralis anterior, zwischen Pyramide und Olive
Austritt aus dem Schädel Lamina cribrosa Canalis opticus Fissura orbitalis superior Fissura orbitalis superior Ν. ophthalmicus: Fiss. orbit, sup. N. maxillaris: F o r a m . rotund. N. martdibularis: F o r a m . ovale Fissura orbitalis superior Porus acusticus internus Meatus acusticus internus, Canalis facialis, Foramen stylomastoideum Porus et meatus acusticus internus Foramen jugulare Foramen jugulare Foramen jugulare
Canalis hypoglossi
An Hand der Abb. 231 und einer Schädelbasis wiederhole man die Austrittsstellen der Hirnnerven durch die Dura mater und aus dem Schädel (Abb. 297) sowie die Hauptäste und Versorgungsgebiete (S. 111).
II. Zergliederung und Studium der inneren Teile des Gehirns 1. D a s Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
Ein Horizontalschnitt oberhalb des Balkens (Abb. 232) zeigt jederseits neben dem Balken ein großes Feld weißer Substanz, das Centrum semiovale, das außen von der unregelmäßig gewundenen, grauen Rinde umgeben ist. Im Centrum semiovale beobachten wir außer zahlreichen Blutpunkten, die durchgeschnittenen Gefäßen angehören, keine weiteren Strukturen. Es besteht aus markhaltigen Nervenfasern, die sich in den verschiedenen Richtungen
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
298 Polus frontalis
Sulcus olfactorius
Fissura longitudinalis cerebri
Bulbus olfactorius Tractus olfactorius
Gyrus rectus Sulci et gyri orbitales
N. opticus
Polus temporalis
Trigonum olfactorium Substantia perforata anterior
Hypophysis N. ophthalmicus
Tractus opticus
N. maxillaris N. mandibulars mit Radix motoria
N. oculomotorius Tuber cinereum
Ganglion trigeminale [ semilunare]
Corpus mamillare
Pons
N. trochlearis
Pedunculus cerebellaris medius
N. trigeminus
Flocculus cerebelli
N. abducens N. facialis, N. vestibulocochlearis
Pyramis N. hypoglossus
N. glossopharyngeus
Sulcus lateralis anterior
N. vagus
N. cervtalis I
N. accessorius
Cerebellum
Oliva
Polus occipitalis
Fissura mediana anterior Decussatio pyramidum
Abb. 231. Basale Fläche des Gehirns
durchflechten. Zwischen den beiden Hemisphären sehen wir in der Mitte den Balken. Er ist von einer feinen grauen Schicht, dem Indusium griseum, bedeckt. Sie ist in der Mitte und seitlich zu feinen Längswülsten, Striae longitudinales mediales und laterales, verdickt, die als Reste rudimentärer Windungen des Archipallium aufzufassen sind (Abb. 230, 232, 233). Auf der linken Seite der Abbildung 232 ist die Insel durch Wegnahme des O p e r c u l u m (S. 289) freigelegt. Die Insel (ein im Wachstum zurückgebliebenes und in die Tiefe verlagertes Rindengebiet) wird ringförmig vom Sulcus circularis umgeben. Wir können an der Insel die vorn gelegenen Gyri breves und den nach hinten verlaufenden Gyrus longus unterscheiden. Die Abb. 232 gibt links noch den Blick auf die Oberseite des G y r u s t e m p o r a l i s s u p e r i o r mit den Gyri temporales transversi frei. Entfernt man seitlich von den Striae longitudinales laterales die M a r k p l a t t e des Centrum semiovale (Abb. 233), so bekommt man einen Einblick in die S e i t e n v e n t r i k e l . a) Die Seitenventrikel,
Ventriculi laterales,
erstrecken sich mit dem Cornu anterius in den Stirnlappen, mit dem Cornu posterius in den Hinterhauptslappen und mit dem Cornu inferius in den Schläfenlappen der Hemisphäre. Die Pars centralis liegt im Scheitellappen.
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
Sulcus lateralis Lobus temporalis Gyri breves insulae — Fossa lateralis cerebri Gyrus longus insulae Gyri temporales transversi
299
Genu corporis callosi Radiatio corporis callosi ( P. front.) Stria longitudinales medialis ~ Stria longitudinales lateralis Truncus corporis callosi Radiatio corporis callosi ( P. pariet.) Indusium griseum Radiatio corporis callosi ( P. occipit.) Splenium corporis callosi
Abb. 232. Corpus callosum und Insula von oben. Durch einen Horizontalschnitt sind die Großhirnhemisphären bis zur Höhe des Corpus callosum abgetragen. Links ist außerdem noch die Insel freigelegt
Das Cornu anterius reicht nach hinten bis zum Foramen interventriculare, das die Verbindung zum III. Ventrikel herstellt. D i e m e d i a l e W a n d bildet das Septum pellucidum. Es trennt den rechten und linken Seitenventrikel im Bereich des Cornu anterius (Abb. 234). An der l a t e r a l e n W a n d wölbt sich der mächtige Kopf des Schweifkernes, Caput nuclei caudati, vor. Die V o r d e r w a n d bildet das Genu corporis callosi, das D a c h der Truncus corporis callosi. Die Pars centralis reicht vom Foramen interventriculare bis zum hinteren Ende des T h a l a m u s . Der B o d e n wird vom Corpus nuclei caudati gebildet. Auf ihn folgt nach medial eine Furche, die Stria terminalis (beinhaltet markhaltige Nervenfasern, die vom Mandelkern zum Hypothalamus ziehen), unter der meist die V. thalamostriata bläulich durchscheint (Abb. 235). Diese trennt den Nucleus caudatus vom Thalamus. Der Thalamus ist in Abb. 234 durch ein von Ependym überzogenes Adergeflecht, den Plexus choroideus ventriculi lateralis, und weiter nach medial durch das Crus fornicis verdeckt. Wendet man den Plexus nach medial und lateral, so stellt man fest, daß er lateral am Thalamus und medial am Fornix befestigt ist. Das Dach der Pars centralis wird vom Balken gebildet. Die m e d i a l e W a n d liefert der hintere Teil des Septum pellucidum. Das Cornu posterius wendet sich im Bogen nach hinten in den Hinterhauptslappen. D a c h und l a t e r a l e W a n d werden vom B a l k e n und der S e h s t r a h l u n g , die über dem Horn in die Sehrinde ausstrahlt, gebildet. An der m e d i a l e n W a n d erhebt sich ein
300
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Lohns frontalis
Insula .
Cornu anterius ventriculi lat. Lobus temporalis — Caput nuclei caudati Stria terminalis
Pars centralis ventriculi lat. - Cornu inferius ventriculi lat. - Plexus choroideus ventriculi lateralis - Glomus cboroideum
Crus fornicis
Splenium corporis callosi
— - Hippocampus
Sulcus calcarinus
—
Cornu posterius ventriculi lai.
Lobus occipitalis -
Abb. 233. Die Seitenventrikel, Ventriculi laterales, von oben her eröffnet. Rechts ist ein Teil des Schläfenlappens entfernt, um das Cornu inferius des Seitenventrikels zu zeigen
länglicher, an einen V o g e l s p o r n erinnernder Wulst, das Calcar avis. Erzeugt wird er durch den Sulcus calcarinus, der hier die Wand gegen den Hohlraum vorwölbt. Das Cornu inferius wendet sich im Bogen nach unten, vorn und medial in den Schläfenlappen. Das D a c h wird vom schmalen Schwanz (Cauda) des N u c l e u s c a u d a t u s gebildet, der sich nach vorn bis zum M a n d e l k e r n erstreckt. An der m e d i a l e n S e i t e d e s B o d e n s verläuft in ganzer Länge von hinten nach vorn ein mächtiger, weißer Wulst, der Hippocampus. Vorne nimmt er an Breite zu und ist durch mehrere nebeneinander liegende Furchen in zehenartige Erhebungen gegliedert (Pes hippocampi, Abb. 236). Gerade dieser Abschnitt erinnert an die Pfoten des Seepferdchens, Hippocampus.
Der Hippocampus ist durch den tiefen Sulcus hippocampi gegen den Ventrikel vorgewulstet. Er ist an der Oberfläche von einer dünnen Markschicht, dem Muldenblatt, Alveus hippocampi, überzogen; seine Fasern sammeln sich in der Fimbria hippocampi, die nach hinten in das Crus fornicis übergeht (Abb. 235). L a t e r a l vom Hippocampus wulstet der Sulcus collateralis die Eminentia collateralis gegen den Ventrikelhohlraum vor. Nach h i n t e n verbreitert sie sich zu dem Trigonum collaterale. Hippocampus und Fimbria hippocampi sind am eröffneten Ventrikel (Abb. 233) zunächst durch den Plexus choroideus verdeckt. Erst
301
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
Septum pellucidum
Genu corporis callosi
Cavum septi pellucidi Foramen interventriculare
Hippocampus
Nucleus candatus
Stria terminalis Corpus fornicis
Untere Schnittfläche des Balkens Splenium corporis callosi Hippocampus
Glomus choroideum f Trigonum collaterale
Calcar avis
Abb. 234. Seitenventrikel, Septum pellucidum, Fornix sind durch Wegnahme des Balkenrestes weiter freigelegt
wenn in einem weiteren Präparationsstadium Hinterhaupts- und Schläfenlappen abgetragen sind (Abb. 236), kann man sie voll übersehen. Nachdem der Truncus corporis callosi entfernt ist (Abb. 234), sieht man das Septum pellucidum mit dem spaltförmigen Cavum septi pellucidi und nach hinten anschließend das Corpus fornicis und die nach lateral und hinten auseinanderweichenden Crura fornicis. Zwischen ihnen liegt ein dreieckiges Feld, Commissura fornicis (hippocampi). Sie enthält Fasern aus dem Hippocampusgebiet. M a n o r i e n t i e r e sich n o c h m a l s ü b e r die L a g e des P l e x u s c h o r o i d e u s . Vorn reicht er bis zum Foramen interventriculare. B e f e s t i g t ist er l a t e r a l am Thalamus, m e d i a l am lateralen Rande des Fornix. H i n t e n weist er mit einem Knäuel, Glomus choroideum, gegen das Cornu posterius. U n t e n ist er an der Fimbria hippocampi und am Dach des Unterhorns des Seitenventrikels befestigt. Durchschneiden wir jetzt den Fornix in Höhe des Foramen interventriculare und klappen ihn nach hinten zurück (Abb. 235), so r e i ß t d e r P l e x u s a m F o r n i x r a n d e a b . Die gezähnelte Rißstelle bezeichnen wir als Taenia fornicis. Zwischen den freigelegten Thalami erscheint jetzt eine dünne, aus P i a m a t e r bestehende B i n d e g e w e b s p l a t t e , die Tela choroidea ventricidi tertii. Sie bildet die Decke des dritten Ventrikels und steht seitlich mit dem Bindegewebe des Plexus choroideus des Seitenventrikels in Verbindung. In
302
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Striae longitudinales indusii grisei Genu corporis callosi (Schnittflächt)
Caput nuclei caudati
V. septi pellucidi Carum septi pellucidi V. thalamostriata Columna fornicis ( durchtrennt)
V. choroidea
Thalamus
V. thalamostriata
Tela choroidea ventriculi tertii
Corpus callosum
Vv. cerebri internae
Corpus fornicis ( zurückgeschlagen)
V. cerebri magna
Abb. 235. Die inneren Hirnvenen. Das Gewölbe, Fornix, ist vorn durchtrennt und zurückgeschlagen. Blick auf die eröffneten Seitenventrikel mit den Plexus choroidei und das Dach des dritten Ventrikels
der Tela choroidea des III. Ventrikels verlaufen die Vv. cerebri internae, die vorn durch die Vereinigung der V. thalamostriata, V. choroidea und V. septi pellucidi entstehen, somit das B l u t a u s d e m I n n e r n d e s G e h i r n s aufnehmen und sich hinten zur u n p a a r e n V. cerebri magna (Galeni) vereinigen. Diese verläuft u n t e r dem Splenium corporis callosi zum Sinus rectus. Nachdem wir das Splenium corporis callosi median durchtrennt haben, lassen sich die restlichen Teile des Hinterhaupts- und Schläfenlappens leicht ablösen (Abb. 236). Es sind jetzt das Cornu posterius und inferius des Seitenventrikels, die Fimbria hippocampi, Calcar avis, Hippocampus und Gyrus dentatus gut zu übersehen. Nachdem weiter der Plexus choroideus des Seitenventrikels und die Tela choroidea ventriculi tertii entfernt sind (Abb. 237), gewinnen wir Einblick in den spaltförmigen Ventriculus tertius. b) Der III. Ventrikel, Ventriculus tertius (Abb. 237, 238) Er wird seitlich von den beiden T h a l a m i begrenzt. Auf letzterem verlaufen jederseits zwei gezähnelte Rißstellen. M e d i a l , an der Taenia thalami, ist die dünne D e c k e d e s III. V e n t r i k e l s , l a t e r a l , an der Taenia choroidea, ist der P l e x u s c h o r o i d e u s des Seitenventrikels abgerissen. Das zwischen den beiden Taenien gelegene Gebiet war ursprünglich von Pia überzogen (Abb. 237, 238), liegt also extraventrikulär. Zum Unterschied zu diesem F e l d glänzt das z w i s c h e n T a e n i a c h o r o i d e a u n d S t r i a t e r m i n a l i s gelegene Feld des Thalamus. Hier ist die dünne, mediale, mit Ependym ausgekleidete Wand des Telencephalon mit dem Thalamus (Diencephalon) verwachsen. Wir nennen sie deshalb Lamina affixa (Abb. 238). Die beiden Thalami sind an der Grenze zwischen vorderen und
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon Cornu posterius ventriculi lateralis
Corpus callosum
303
Crus fornicis Gyrus parahippocampalis [ hippocampi] Gyrus dentatus
[ Digitationes hippocampi] Polus temporalis
Calcar avis
Trigonum collaterale
Fimbria hippocampi
Hippocampus
A b b . 236. Hinterhorn und Unterhorn des Seitenventrikels; Fornix, Hippocampus, G y r u s dentatus
Cornu anterius ventriculi lat. Cavum sept i pellucidi Nucleus caudatus
Septum pellucidum
Stria terminalis
Columna fornicis (durchschnitten)
Lamina affixa Taenia choroidea Thalamus Ventriculus tertius Pulvinar
Í
Lobulus ( — quadran-< gularis l
Fissurae cerebelli Lobulus semilunaris superior
Foramen interventriculare Adhaesio interthalamica [ Massa intermedia] Taenia thalami Commissura posterior Trigonum habenulae Corpus pineale Colliculus superior et inferior laminae tedi
j [Incisura cerebelli posterior]
A b b . 237. III. Ventrikel, T h a l a m u s , Nucleus caudatus, Epiphyse, L a m i n a tecti (quadrigemina), Cerebellum. Plexus choroidei der Seitenventrikel, Tela choroidea des III. Ventrikels, Hinterhaupts- und Schläfenlappen sind entfernt
304
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Ventriculus lateralis
Plexus choroideus ventriculi lateralis Fornix
Nucleus caudatus
Taenia fornicis Taenia choroidea
V. thalamostriata
Lamina affixa Taenia thalami
Insula Nucleus lentiformis Capsula interna
Plexus choroideus ventriculi tertii Thalamus Ventriculus tertius
Ansa peduncularis [cruralis] Fimbria fornicis, Plexus choroideus im Cornu inferius
Abb. 238. Schematisierter Frontalschnitt durch End- und Zwischenhirn. Pfeile geben die Einstülpungsstelle (Fissura choroidea) des Plexus choroideus ventriculi lateralis an. Aufteilung der zentralen Kerne durch die Capsula interna
mittlerem Drittel meist durch die Adhaesio interthalamica (Massa intermedia, Brücke grauer Substanz, keine Kommissur) miteinander verbunden. Unmittelbar vor dem pinienzapfenförmigen Corpus pineale, d e r E p i p h y s e , liegt eine weiße Querverbindung, die Commissura posterior. Die stärkere Commissura anterior (Abb. 229) liegt unmittelbar vor den Columnae fornicis. Sie wird erst sichtbar, wenn wir die Thalami etwas auseinanderdrängen. Das Foramen interventriculare (Monroi), die Verbindung zwischen Seiten- und III. Ventrikel, ist zwischen der durchschnittenen Columna fornicis (Abb. 237) und dem vorderen Thalamusende gut zu übersehen. Das Corpus pineale ist mit zwei Zügeln, den Habenulae, die zu einem dreieckigen Feld, dem Trigonum habenulae, ziehen, befestigt. Es ruht auf der Vierhügelplatte, Lamina tecti [quadrigemina], die jederseits einen Colliculus superior und inferior unterscheiden läßt. In den Habenulae verläuft die Commissura habenularum. Vom Trigonum habenulae verläuft n a c h v o r n , der Taenia thalami folgend, ein weißer M a r k s t r e i f e n , die Stria medullaris thalami. Der Thalamus besitzt mehrere höckerartige Vorwölbungen, von denen eine als P o l s t e r , Pulvinar, nach hinten vorspringt. Bevor wir die Zergliederung fortsetzen, betrachten wir noch das Präparat der Abb. 237 von der Seite (Abb. 239). Wir können jetzt nach Fortnahme des Schläfenlappens, gut den Ve r 1 a u f des Crus cerebri übersehen. Obwohl sein kaudales Ende von der Brücke überlagert ist, gewinnen wir doch den Eindruck, daß seine Fasern die V e r l a u f s r i c h t u n g d e r M e d u l l a o b l o n g a t a fortsetzen. Die kraniale Fortsetzung werden wir auf den Schnittbildern (Abb. 240, 243) weiter verfolgen. D o r s a l vom Crus cerebri liegt ein dreieckiges Feld [Trigonum lemnisci). In ihm verläuft die laterale Schleife, Lemniscus lateralis, zum unteren Zweihügel und zum medialen Kniehöcker, Corpus geniculatum mediale. K r a n i a l legt sich der Tractus opticus dem Crus cerebri an, um mit seiner breiteren Radix lateralis zum lateralen Kniehöcker, Corpus geniculatum laterale, und mit seiner schmäleren Radix medialis zum Colliculus superior zu gelangen. Auch das Auslaufen des Tractus olfactorius in die Stria olfactoria lateralis (über das Limen insulae), das Trigonum olfactorium und die Stria olfactoria sind jetzt gut zu überblicken.
305
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
Puhinar
Corpus seniculatum . mediale laterale
,N. trocblearts, Crus cerebri
Insula, Tractus opticus
Corpora mamillaria
Substantia perforata anterior
Stria olfactoria lateralis
Lamina tedi Cerebellum
Tuber cinereum, Infundibulum
JV. opticus
Chiasma opticum Stria olfactoria medialis Fissura longitudinales cerebri
Bulbus olfactorius
Tractus olfactorius Plexus cboroideus ventriculi IV, N.X
Oliva
Trigonum olfactorium
Ν. XII
Ν. IX
N. VI
Lobus temporalis
Nn. VII, VIII
Pons, Ν. V
Ν. III
Stria olfactoria lateralis
Abb. 239. Gehirn von rechts und unten gesehen. Insula, Tractus opticus, Corpora geniculata und Crus cerebri sind durch Entfernung des Operculum und des rechten Schläfenlappens freigelegt
Nachdem wir bisher die äußeren und inneren Oberflächen des End- und Zwischenhirns studiert haben, wollen wir jetzt die c) Lage und Form der grauen und weißen Substanz auf Horizontal- und Frontalschnitten näher kennenlernen. Auf dem schematisierten Frontalschnitt (Abb. 240) durch End- und Zwischenhirn bildet die graue Substanz: 1. die Großhirnrinde, eine mäandrisch gefaltete, graue Schicht, die in wechselnder Dicke nahezu die ganze O b e r f l ä c h e überzieht, 2. die Kerne des End- und Zwischenhirns, mächtige, im I n n e r n gelegene, graue Massen, die sich zum Teil gegen die Ventrikel vorwölben, zum Teil aber auch vollständig von weißer Masse umgeben sind. α) D i e w e i ß e S u b s t a n z , Substantia
medulläres,
besteht aus markhaltigen Nervenfasern, die sich in allen Richtungen durchflechten und ganz verschiedene Aufgaben haben. In der Hauptsache unterscheiden wir drei, in Abb. 240 durch verschiedene Farben wiedergegebene Faserarten:
306
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
1. Die Kommissurenfasern (blau). Sie verbinden gleiche Teile der linken und rechten Hemisphäre. Die wichtigsten Kommissuren sind: a) das Corpus callosum, b) die Commissura anterior, c) die Commissura posterior, d) die Commissura habenularum, e) die Commissura fornicis. Der Balken {Corpus callosum, S. 292) verbindet als größte Kommissur die Rindengebiete beider Hemisphären. Er ermöglicht nicht nur die gleichzeitige Funktion beider Großhirnhälften, sondern auch das sich im Kindesalter entwickelnde funktionelle Übergewicht der einen Großhirnseite (beim Rechtshänder der linken, beim Linkshänder der rechten). Bei Zerstörung des Balkens entstehen beim Rechtshänder Bewegungsstörungen des linken Armes und umgekehrt beim Linkshänder solche des rechten. Beim angeborenen b a l k e n l o s e n G e h i r n sind keine Störungen feststellbar. In solchen Fällen übernehmen andere Kommissuren (vornehmlich die Commissura anterior) die Funktion des Balkens. Die vom Balken zur Großhirnrinde ausstrahlenden Fasersysteme nennen wir Balkenstrahlung (Radiatio corporis callosi).
2. Die Assoziationsfasern (rot). Sie verbinden verschiedene Teile der g l e i c h e n Hemisphäre untereinander, dienen der Assoziation. Außer den zahlreichen intrakortikalen Verbindungen (s. Feinbau S. 377) gibt es noch zahlreiche subkortikale. Diese stellen doppelläufige Verbindungen zwischen Rindengebieten der gleichen Seite auf kürzere oder größere Entfernung her. Wir unterscheiden: a) Fibrae arcuatae breves, von einer Windung zur benachbarten; b) Fibrae arcuatae longae, sie überspringen einige Windungen. c) Das Cingulum, der Gürtel (Abb. 241), ist ein im Gyrus cinguli verlaufendes, durch Abfaserung leicht darstellbares Bündel, das im Bogen vom Stirnhirn bis in den Gyrus parahippocampalis zieht und dabei laufend Fasern an die benachbarten
Fibra arcuata brevis
Cingulum
Fibra arcuata longa
Corpus callosum
Gyrus cinguli
Fasciculus longitudinalts superior
Nucleus caudatus
Fornix Thalamus Capsula interna Nucleus lentijormis Ansa peduncularis Corpus amygdaloideum Fasciculus longitudinalts inferior
Corpus mamillare
Crus cerebri
Abb. 240. Assoziationsfasern (rot), Kommissurenfasern (blau) und Projektionsfasern (schwarz) sind schematisch in einen Frontalschnitt in Höhe der Adhaesio interthalamica (Massa intermedia) eingetragen
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
307
Sulcus centralis Fasciculus longitudinalis superior [frontooccipitalis] Fasciculus occipitalis verücalis
Fasciculus uncinatus Fasciculus longitudinalis inferior [frontotemporalis]
Abb. 242. Lange Assoziationsbahnen des Großhirns von lateral. Schema
d)
e)
f) g)
Windungen abgibt bzw. aus ihnen aufnimmt. Es verbindet Teile des limbischen Systems. Der Fasciculus longitudinalis superior [frontooccipitalis] liegt weiter lateral (Abb. 240) über dem Linsenkern und verbindet die Stirnregion mit dem Scheitel- und Hinterhauptslappen (Abb. 242). Eine bogenförmige Abzweigung von diesem Faszikel zum Schläfenlappen nennt man Fasciculus arcuatus. Der Fasciculus longitudinalis inferior [frontotemporalis] liegt zentral im Schläfenlappen (Abb. 240) und verbindet den Stirnlappen mit dem Hinterhaupts- und Schläfenlappen (Abb. 242). Der Fasciculus uncinatus, das Hakenbündel (Abb. 241, 242), verbindet den Orbitalen Teil des Stirnlappens mit dem Schläfenlappen. Den Fornix, das Gewölbe, rechnet man zum limbischen System. Seine Fasern von der Hippokampusformation zu den Septumkernen sind als A s s o z i a t i o n s f a s e r n , alle übrigen, der Hauptteil, als P r o j e k t i o n s f a s e r n aufzufassen (S. 392).
308
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
E i n s c h w a c h a u s g e b i l d e t e r Fasciculus Schläfenlappen.
occipitalis
verticalis
v e r b i n d e t Scheitel-, H i n t e r h a u p t s - u n d
3. Die Projektionsfasern (schwarz in Abb. 240) verbinden, z.T. doppelläufig, die Großhirnrinde mit kaudalen Teilen des Gehirns und mit dem Rückenmark. Sie projizieren die Eindrücke aus der Peripherie über die Kerne auf die Großhirnrinde (kortikopetale Fasern) oder von der Großhirnrinde direkt oder indirekt (nach Umschaltung in den Kernen) in die Peripherie (kortikofugale Fasern). Die von den verschiedensten Teilen der Großhirnrinde kommenden, in Abb. 240 schwarzen Fasern werden in Höhe der zentralen Kernmasse auf eine schmale Zone weißer Substanz, die Capsula interna, zusammengedrängt. Ein großer Teil dieser Fasern geht nach kaudal kontinuierlich in die Crura cerebri des Mittelhirns über. Die Capsula interna durchsetzt die zentrale Kernmasse und trennt sie in den lateral gelegenen Nucleus lentiformis und den medial gelegenen Thalamus und Nucleus caudatus (Abb. 240,243). Auf Horizontalschnitten (Abb. 243, 245, 247) erscheint die Capsula interna V-förmig gebogen und läßt ein Crus anterius, zwischen Caput nuclei caudati und Nucleus lentiformis, ein K n i e , Genu, das etwa in Höhe des Foramen interventriculare liegt, und ein Crus posterius, das Nucleus lentiformis und Thalamus trennt, unterscheiden.
Vorderer Thalamusstiel
Crus anterius capsulae internae Insula Genu capsulae internae Nucleus lentiformis Crus posterius capsulae internae
Tractus frontopontine Nucleus caudatus Vorderer Thalamusstiel (Querschnitt) Tractus frontopontinus (Querschnitt) Tractus corticonuclearis Tractus corticospinalis ( Arm) Tractus corticospinalis (Bein) Oberer Thalamusstiel Thalamus Corpus geniculatum laterale
Radiatio acustica Tractus temporopontine Radiatio optica, Tractus occipitopontinus
Cerebellum
A b b . 243. C a p s u l a i n t e r n a m i t s c h e m a t i s c h e i n g e z e i c h n e t e n B a h n e n . H o r i z o n t a l s c h n i t t d u r c h d a s G e h i r n in H ö h e d e r K e r n e
Das Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
309
Die innere Kapsel, Capsula interna Die Projektionsfasern verlaufen in der Capsula interna in einer ganz bestimmten Anordnung. Von vorn nach hinten folgen (Abb. 243): 1. V o r d e r e r T h a l a m u s s t i e l , vom Stirnhirn zum Thalamus (Tractus frontothalamicus). 2. F r o n t a l e B r ü c k e n b a h n , Tractus frontopontinus (rot kariert), von der oberen und mittleren Stirnwindung zu den Brückenkernen, Nuclei pontis. 3. T r a c t u s c o r t i c o n u c l e a r i s (Tractus corticobulbaris), von der Zentralwindung zu den Ursprungskernen der Hirnnerven. Sie liegt im Genu. 4. T r a c t u s c o r t i c o s p i n a l i s , von der Zentralwindung zu den Vorderwurzelzellen des Rückenmarks, wobei das Feld für die Bahnen zum Arm weiter vorn, für das Bein weiter hinten liegt. 5. O b e r e r T h a l a m u s s t i e l , d i e T a s t s t r a h l u n g , vom Thalamus zu den Zentralund angrenzenden Windungen. 6. O k z i p i t o t e m p o r a l e B r ü c k e n b a h n , Tractus temporopontinus und occipitopontinus (rot kariert), vom Schläfen- und Hinterhauptslappen zu den Brückenkernen. 7. H i n t e r e r T h a l a m u s s t i e l , vom Pulvinar zum Hinterhauptslappen. 8. R a d i a t i o a c u s t i c a ( H ö r s t r a h l u n g ) , vom Corpus geniculatum mediale zum Gyrus temporalis superior. 9. R a d i a t i o o p t i c a ( S e h s t r a h l u n g ) , vom Corpus geniculatum laterale zur Rinde in der Umgebung des Sulcus calcarinus. Da die Bahnen in der Capsula interna auf engem Raum zusammengedrängt sind, können schon kleine Blutungsherde (Apoplexie!) große Ausfälle hervorrufen. Arterienversorgung, S. 411.
Der Stabkranz, Corona radiata Oberhalb des Nucleus caudatus und des Nucleus lentiformis streben (Abb. 240) die Projektionsfasern fächerförmig auseinander und ziehen zur Großhirnrinde. Nehmen wir an einem median halbierten Gehirn den Schweifkern fort und brechen wir den Balken, dessen in Abb. 240 blaue Fasersysteme die schwarzen Projektionsfasern kreuzen, weg, so erscheinen die übrigbleibenden Projektionsfasern in dieser Seitenansicht als „Stäbe". In Wirklichkeit sind es frontal gestellte Scheiben, die aus dem Thalamus der Rinde zustreben. Man hat dieses Bild seit altersher als Stabkranz des Thalamus bezeichnet. Es sind dies doppelläufige Verbindungen zwischen Thalamus und Großhirnrinde, Fasciculi thalamocorticales und corticothalamici. Entsprechend der Wachstumsrichtung der Großhirnhemisphären nach hinten und unten erhalten die Stäbe eine bogen- oder kranzförmige Anordnung wie auch der Nucleus caudatus (Abb. 244). Da sie außerdem streckenweise dichter stehen, sprechen wir von einem v o r d e r e n (gelb), o b e r e n (schwarz), h i n t e r e n (grün) und u n t e r e n (blau) T h a l a m u s s t i e l . Der letztere verläuft unterhalb des Linsenkernes. Unabhängig von diesen Namen prägen wir uns an Hand der schematischen Abb. 244 vor allem ein, wie die Fasern vom Thalamus zu den verschiedensten Teilen der Großhirnrinde streben. Diesen Stabkranzfasern des Thalamus liegen lateral jene Fasern an, die von dem in Abb. 244 querdurchtrennten Crus cerebri in gleicher Weise der Großhirnrinde zustreben. Wir können sie uns darstellen, wenn wir von der Insel her (vgl. Abb. 240) den Linsenkern durch Wegnahme der darüber liegenden Schichten herausfasern und die oberhalb der Insel gelegenen Windungen wegbrechen.
310
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie Thalamus
Abb. 244. Schema der Thalamusstiele (verändert nach Tandler). An einem durchsichtig gedachten Gehirn ist der Linsenkern entfernt und das Crus cerebri am Übergang in die Capsula interna durchtrennt. Blau = unterer, gelb = vorderer, schwarz = oberer, grün = hinterer Thalamusstiel
ß) D i e K e r n e des E n d - u n d Z w i s c h e n h i r n s Nachdem wir in groben Zügen den Aufbau der weißen Substanz kennengelernt haben, müssen wir zur Vervollständigung der Raumvorstellungen auf Horizontal- und Frontalschnitten noch Lage und Form der Kerne studieren. Medial von der inneren Kapsel liegen (Abb. 240, 243, 245-250) Nucleus caudatus, Thalamus und Hypothalamus, lateral von ihr der Nucleus lentiformis und das Claustrum. oca) Der Thalamus (Abb. 237, 238, 245, 246, 249, 250) ist ein großes eiförmiges, seitlich abgeplattetes Kerngebiet des Zwischenhirns. Der vordere Pol zeigt das Tuberculum anterius thalami. Der hintere Pol überragt als P o l s t e r , Pulvinar, seitlich die Vierhügelplatte. Die freien Flächen begrenzen die Ventrikel. Seine mediale Fläche (Abb. 229) bildet einen Teil der Seitenwand des III. Ventrikels. Der Sulcus hypothalamicus grenzt hier den Thalamus gegen den Hypothalamus ab. Die o b e r e F l ä c h e (Abb. 235, 237) wird lateral durch die Stria terminalis gegen den Nucleus caudatus und medial durch die Taenia thalami abgegrenzt. Von vorn nach hinten verläuft die Taenia choroidea, die Rißstelle des Plexus choroideus ventriculi lateralis. Lateral von ihr ist der Thalamus von der Lamina affixa bedeckt und begrenzt den Seitenventrikel; m e d i a l ist er von Pia bedeckt. Die obere Fläche ist von der grünen Markfaserlage des Stratum zonale überzogen. An der l a t e r a l e n F l ä c h e ist der Thalamus mit der Capsula interna (Abb. 245), an der U n t e r f l ä c h e mit dem Hypothalamus (Abb. 250) verschmolzen. Auf Horizontal- (Abb. 245) und Frontalschnitten (Abb. 240,249,250) kann man bereits mit bloßem Auge erkennen, daß weiße Markblätter, Laminae medulläres thalami, den Thalamus in mehrere Kerne unterteilen. Wir unterscheiden eine Lamina medullarìs externa, die den schmalen Nucleus reticularis thalami (Abb. 246) vom übrigen Thalamus trennt. Die Lamina medullarìs interna ist an Horizontalschnitten Y-förmig (Abb. 245 links, 246). In diese sind die intralaminären
311
D a s E n d h i r n , Telencephalon, u n d d a s Z w i s c h e n h i r n , D i e n c e p h a l o n Cavum sept i pellucidi
Genu corporis callosi Cornu anterius ventriculi lateralis
Columna fornicis ( durchschnitten) Capsula interna (Crus anterius)
Septum pellucidum s
x
Caput nuclei caudati V. thalamostriata
Claustrum
Capsula interna ( Genu)
Capsula externa Putamen
Foramen interventriculare
Globus J _ pallidus
Nucleus anterior
nuclei lentiformis
Nucleus lateralis
Thala-< Nucleus mus lateralis
thalami Nucleus medialis Cauda nuclei caudati
Nucleus medialis Ventriculus tertius
Hippocampus Colliculus superior Plexus choroideus ventriculi lateralis
Colliculus inferior
A b b . 245. H o r i z o n t a l s c h n i t t d u r c h d a s G r o ß h i r n in H ö h e des T h a l a m u s
Kerne eingelagert. Ihr größter ist der Nucleus centralis. Zwischen den beiden rostral gelegenen Schenkeln des „Y" liegt die vordere Kerngruppe (Abb. 246). Lateral von der inneren Marklamelle liegt die laterale, medial von ihr die mediale Gruppe der Thalamuskerne. Näheres über die wichtigsten Kerne und ihre Verbindungen S. 360. Zum Thalamus rechnen wir noch den Metathalamus, die Kniehöcker, Corpus geniculatum mediale und laterale mit ihren Kernen, und den Epithalamus, Corpus pineale, Habenulae, das Trigonum habenulae mit seinem Kern, Stria medullaris thalami, die Commissura habenularum und die Commissura posterior. In den Thalamuskernen unterscheidet man heute zyto- und myelo-architektonisch bereits 150 kleinere Kerne und Areale. ßß) Der Hypothalamus erreicht auf der Hirnbasis (Abb. 231) zwischen den Crura cerebri die freie äußere Oberfläche, zeigt hier die Corpora mamillaria, das Tuber cinereum mit dem Hypophysenstiel und der Hypophyse und rostral davon das Chiasma opticum mit den nach hinten abgehenden Tractus optici. Seine V o r d e r w a n d bildet die dünne Lamina terminalis (Abb. 229). Unterhalb des
312
Das Gehirn. M a k r o s k o p i s c h e A n a t o m i e
Ventriculus lateralis
Caput nuclei caudati Claustrum Capsula externa Nucleus lentiformis Capsula interna Nucleus reticularis thalami Lamina medulläres externa
Foramen interventriculare Vordere Gruppe (Nuclei anteriores) Ventriculus tertius Mediale Gruppe Lamina medulläres interna mit intrala minären Kernen Laterale Gruppe
Abb. 246. Schematische Einteilung des T h a l a m u s in Kerngruppen a m Horizontalschnitt
Cornu anterius ventriculi lat. Caput nuclei caudati
^ Genu corporis callosi ^ Cornu anterius ventriculi lateralis ^ Caput nuclei caudati
Putamen Commissura anterior
ν Ρutamen Tractus mamillothalamicus
Ventriculus tertius
Globus pallidus
Nucleus subthalamicus
Insula -— Capsula externa
Substantia nigra — Claustrum Cauda nuclei caudati -
Capsula interna Nucleus subthalamicus Corpus geniculatum laterale
Nucleus ruber Colliculus superior
Aquaeductus cerebri
^
N
\
Nucleus dentatus
Hippocampus
\ Cornu inferius ventriculi lat.
Abb. 247. Horizontalschnitt durch das Gehirn in Höhe des H y p o t h a l a m u s , des Nucleus ruber und des Nucleus dentatus
313
D a s Endhirn, Telencephalon, und das Zwischenhirn, Diencephalon
Septum pellucidum Corpus callosum Nucteus caudatus Ventriculus lateralis
Crus anterius capsulae internae
Capsula interna Insula Nucleus lentiformis
Claustrum
Commissura anterior
Capsula externa
Lamina terminalis
Putamen
Chiasma opticum Globus pallidus
A b b . 248. F r o n t a l s c h n i t t I d u r c h d a s G r o ß h i r n (in H ö h e d e r C o m m i s s u r a a n t e r i o r )
Sulcus hypothalamicus bildet er die Seitenwand des III. Ventrikels. Der Hypothalamus ist mithin Grundplattenanteil des Zwischenhirns. In der Seitenwand verläuft die Pars tecta columnae fornicis zum Corpus mamillare (Abb. 230). Die Grenze gegen das Mittelhirn ist unscharf, da der Nucleus ruber und die Substantia nigra in den Hypothalamus hineinragen. Diese unmittelbare Fortsetzung der Haube ( Tegmentum) des Mittelhirns in das Zwischenhirn bezeichnen wir als Subthalamus. Dieser beinhaltet als größten Kern den Nucleus subthalamicus (Abb. 247). Feinbau und Funktion S. 365. γγ) Der Schweifkern, Nucleus caudatus, bildet mit seinem breiten, flachen K o p f , Caput nuclei caudati, die Seitenwand des Cornu anterius des Seitenventrikels (Abb. 245, 247) und ist hier durch das Crus anterius der Capsula interna nur unvollständig vom Linsenkern getrennt (Abb. 248). Nach hinten verjüngt er sich schnell zum K ö r p e r , Corpus nuclei caudati, und S c h w e i f , Cauda nuclei caudati. Dieser verläuft, medial durch die Stria terminalis vom Thalamus getrennt, im Boden der Pars centralis des Seitenventrikels (Abb. 237), biegt nach unten und vorn um, um im Dach des Cornu inferius des Seitenventrikels bis zum Corpus amygdaloideum zu ziehen. Wegen seines bogenförmigen Verlaufs, der ein Ausdruck der Massenverschiebungen bei der Hemisphärenentwicklung ist, finden wir den Kern auf Horizontal- und Frontalschnitten doppelt getroffen (Abb. 247). δδ) Der Linsenkern, Nucleus lentiformis, ist so vollständig in die weiße Substanz der Hemisphäre eingebettet, daß er nirgends eine äußere oder innere Oberfläche erreicht und nur auf Schnitten angetroffen werden kann. Auf Horizontalschnitten (Abb. 245, 247) erscheint er als bikonvexe Linse. Die s c h w a c h g e w ö l b t e , l a t e r a l e F l ä c h e weist gegen die Insel und wird durch die Capsula externa vom Claustrum getrennt, die s t a r k g e w ö l b t e , m e d i a l e F l ä c h e wird von der V-
314
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Corpus callosum
Abb. 249. Frontalschnitt II durch das Großhirn (in Höhe der Adhaesio interthalamica und der Corpora mamillaria)
Plexus choroideus ventriculi lateralis
Corpus callosum ν
Nucleus caudatus
V. cerebri interna Plexus choroideus ventriculi tertii
Corpus fornicis
Insula
Thalamus
Claustrum
Ventriculus tertius
Nucleus lentiformis
Nucleus ruber
Cornu inferius ventriculi lateralis
Nucleus subthalamicus
Plexus choroideus ventriculi lateralis Hippocampus
Substantia nigra Sulcus hippocampi Fissura choroidea
Abb. 250. Frontalschnitt III durch das Großhirn (in Höhe des kaudalen Thalamusgebietes). Der Linsenkern ist nur noch in Resten getroffen
förmig gestalteten Capsula interna umfaßt. Auf Frontalschnitten (Abb. 238, 240, 248, 249) hat er die Form eines Keiles, dessen Schneide nach medial weist. Auf der basalen Fläche des Kernes erzeugt die Commissura anterior auf ihrem Wege zum Schläfenlappen (Abb. 248) einen Eindruck. Rostrai stehen Linsenkern (genauer: seine Schale, Putamen) und Schweifkern durch das Crus anterius capsulae internae hindurch in Verbindung, erscheinen als ein
315
Das Kleinhirn, Cerebellum
einheitlicher, gestreifter Körper. Beide werden deshalb auch unter dem Namen „ S t r e i f e n k ö r p e r " , Corpus striatum, zusammengefaßt. Der Linsenkern besteht (Abb. 247 rechts) aus drei schalenförmigen Gliedern, die durch weiße Markblätter, Lamina medulläres, mehr oder minder deutlich getrennt sind. Die äußere Schale, Putamen, hat am frischen Präparat eine braunrote Farbe wie der Nucleus caudatus. Beide sind phylogenetisch jünger und werden auch als Neostriatum bezeichnet. Die beiden kleineren Innenschalen sind markreicher, deshalb blasser, haben eine graugelbe Farbe, werden als Globus pallidus des Linsenkerns zusammengefaßt. Er ist phylogenetisch älter (Paleostriatum) und gehört nach neuerer Auffassung entwicklungsgeschichtlich, faseranatomisch und physiologisch zum Zwis c h e n h i r n , nicht zum Endhirn. Beim Auswachsen der Capsula interna in das Endhirn wird dieses Kerngebiet von den Kernmassen des Zwischenhirns abgetrennt. Nur das Putamen und der Nucleus caudatus entstehen aus dem Colliculus ganglionaris des Endhirns (S. 359).
Die Lamina medulläres des Nucleus lentiformis laufen in die Ansa lenticularis, die L i n s e n k e r n s c h l i n g e , eine basal vom Linsenkern liegende Marklamelle, aus. In ihr verlaufen Fasern vom Linsenkern zum Thalamus, Nucleus subthalamicus, Nucleus ruber und Substantia nigra. Sie ist ein Bestandteil der in Abb. 238 u. 240 eingezeichneten Ansa peduncularis. Diese verbindet den Mandelkern mit dem Temporalhirn und Zwischenhirn, außerdem den Thalamus mit dem Hypothalamus. εε) Die Vormauer, Claustrum (Abb. 245, 247-250), ist eine dünne, flächenhaft angeordnete, graue Masse zwischen Linsenkern und Insel. Sie wird nach basal dicker und hängt hier mit dem Corpus amygdaloideum zusammen. Sie soll ein Abkömmling der Inselrinde sein. ζζ) Der Mandelkern, Corpus amygdaloideum
(Abb. 249),
wulstet sich gegen das vordere Ende des Unterhorns des Seitenventrikels vor und hängt mit der Rinde des Gyrus parahippocampalis zusammen. Seinem Feinbau nach ist er vom Basalganglion abzuleiten. Funktionell gehört er zum limbischen System. Außerdem hat er regulatorische vegetative Funktionen. Experimente an Tieren zeigen jedoch, daß der Mandelkern entbehrlich ist (Anand und Brobeck). Weiteres S. 391 und 392.
2. Das Kleinhirn, Cerebellum, liegt in der h i n t e r e n S c h ä d e l g r u b e und wird durch das Tentorium cerebelli von den Hinterhauptslappen des Großhirns getrennt (Abb. 229). Ventral stößt es an das verlängerte Mark, die Brücke und den IV. Ventrikel, dessen Dach es bildet. Charakterisiert ist es durch schmale, parallele Windungen, Folia cerebelli, die auf dem Schnitt ein blattartiges Aussehen
haben. Diese Blätter enthalten im Innern weiße Marklamellen, von denen kleinere, sekundäre und tertiäre Lamellen abgehen. Alle Lamellen sind an der Oberfläche von grauer Rinde überzogen. Der Medianschnitt durch das Kleinhirn (Abb. 229) erinnert an einen Le ben sb ä u m , Arbor vitae (Thuja occidentalis, Lebensbaum). Das menschliche Kleinhirn läßt ein unpaares Mittelstück, den phylogenetisch älteren Wurm, Vermis, und die phylogenetisch jüngeren, seitlichen Hemisphären, Hemisphaeria cerebelli, unterscheiden. Die an das Tentorium grenzende Facies superior ist schwach konvex (Abb. 237). Auf der an Brücke und verlängertes Mark grenzenden Facies inferior sind die Hemisphären stärker konvex. Zwischen ihnen liegt in einer Bucht der Unterwurm (Abb. 251). Die Facies inferior bildet das Dach des IV. Ventrikels (Abb. 229). Einige Furchen schneiden tiefer ein und grenzen an den Hemisphären Lappen ab.
316
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie Pedunculus cerebellaris superior
Lobulus centralis Ala lobuli centralis
médius Pedunculus I cerebellaris j V inferior -
Velum medulläre superius [ anlerius] Flocculus
Nodulus
Pedunculus flocculi
Tonsilla cerebelli ~
Plexus choroideus ventriculi quarti Lobulus biventer Recessus lateralis ventriculi quarti
Lobulus semilunaris inferior Uvula vermis
. Velum medulläre inferius [posteriusJ
Abb. 251. Kleinhirn, Cerebellum, von vorn und unten gesehen
Diesen Lappen sind bestimmte Teile des Wurmes zugeordnet. Von vorn nach hinten unterscheiden wir (Abb. 237, 251, 252): am Wurm:
an den Hemisphären:
1. Lingula (auf dem Velum medulläre anterius) Facies superior
Facies inferior
2. Lobulus
centralis
3. Culmen (Gipfel) 4. Declive (Abhang) 5. Folium (Blatt)
Ala lobuli centralis
] J
M o n t i c u l u s ( B e rg)
Lobulus
quadrangularis
Lobulus semilunaris
superior
6. Tuber 1. Pyramis
Lobulus semilunaris Lobulus biventer
inferior
8. Uvula (Zäpfchen) 9. Nodulus (Knötchen)
Tonsilla (Mandel) Flocculus (Flocke)
Nodulus und Flocculus bilden die Pars nodulofloccularis. Durch die Fissura prima und die Fissura praepyramidalis wird der Wurm des Kleinhirns in drei Abschnitte eingeteilt: Lobus anterior, medius und posterior. Phylogenetische und funktionelle Gliederung des Kleinhirns. Die Pars nodulofloccularis bekommt hauptsächlich v e s t i b u l ä r e , die Lingula v e s t i b u l ä r e und spinale Afferenzen. Sie bilden den phylogenetisch ältesten Teil des Kleinhirns (Archicerebellum, Vestibulocerebellum). Lobulus centralis, Culmen, Pyramis und Uvula bilden das Zweitälteste Gebiet (Palaeocerebellum, Spinocerebellum). Sie beziehen s p i n a l e Afferenzen. Der übrige und größte Teil des Kleinhirns (Declive, Folium, Tuber vermis, Hemisphären unterhalb der Fissura prima, ist Neuerwerb (Neocerebellum, Pontocerebellum). Er empfängt k o r t i k o p o n t i n e Zuflüsse. Pendunculi cerebellares, K l e i n h i r n s t i e l e , nennen wir die Verbindungen mit den benachbarten Hirnabschnitten. Auf jeder Seite unterscheiden wir drei Stiele. 1. Der Pendunculus cerebellaris inferior ( Corpus resti/orme, Crus medullocerebellare), unterer Kleinhirnstiel oder S t r i c k k ö r p e r , verbindet das Kleinhirn mit dem verlängerten M a r k und dem Rückenmark. 2. Der Pendunculus cerebellaris medius (Brachium pontis, Crus pontocerebellar), mittlerer Kleinhirnstiel oder Β r ü c k e n a r m , ist die mächtige Verbindung des Kleinhirns mit der Brücke. 3. Der Pendunculus cerebellaris superior (Brachium conjunctivum, Crus cerebellocerebrale), oberer Kleinhirnstiel oder B i n d e a r m , verbindet das Kleinhirn mit
317
Das Kleinhirn. Cerebellum Culmen Fissura prima Lobulus centralis — Declive Aquaeductus cerebriν „ Folium vermis Lingula Ventrìculus quartus Tuber vermis Nodulus
Fissura praepyramidalis
Fissura posterolateralis Uvula Pyramis
Abb. 252. Schematisierter Mediansagittalschnitt durch ein menschliches Kleinhirn (umgezeichnet nach Clara). Neben der alten klassischen Einteilung ist die moderne, vergleichend-anatomisch fundierte Einteilung durch verschiedene Schraffierung wiedergegeben. Horizontal schraffiert = Lobus anterior; weiß = Lobus medius; punktiert = Lobus posterior; senkrecht und horizontal schraffiert = Pars nodulofloccularis
Nucleus fastigii Nuclei globosi Nucleus emboliformis Nucleus dentatus
Abb. 253. Schematische Darstellung der Kleinhirnkerne an einem Horizontalschnitt
dem Mittelhirn. Er führt hauptsächlich Bahnen a u s dem Kleinhirn h e r a u s , während die anderen Arme diesem Bahnen z u f ü h r e n . Erst nach der Durchtrennung der drei Paar Kleinhirnstiele läßt sich das Kleinhirn entfernen (Abb. 256). Z w i s c h e n den beiden Pendunculi cerebellares superiores spannt sich eine dünne Marklamelle, das Velum medulläre superius, aus. Auf ihm liegt eine dünne Kleinhirnplatte, die Lingula cerebelli. Die Pedunculi cerebellares superiores und das Velum medulläre superius begrenzen lateral und dorsal den rostralen Teil des VI. Ventrikels. Man vergleiche auch den Sagittalschnitt (Abb. 229). Das Velum medulläre inferius zieht vom Nodulus und den Flockenstielen (Abb. 251) nach kaudal, geht dort in die dünne Decke des IV. Ventrikels, die Tela choroidea ventriculi quarti, über.
318
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
Limen insulae
Insula -Gyri breves Gyrus longus
Capsula interna
N. opticus, Tractus olfactorius
Abb. 254. Hirnstamm, nach mehreren Abfaserungspräparaten zusammengestellt. Umgezeichnet nach Büttner (Z. Anat. 84, 1927)
Im Innern des Kleinhirns, im weißen Marklager, liegen, ähnlich wie beim Großhirn, graue Kerne. Auf einem Horizontalschnitt (Abb. 247) kann man ohne Mühe den größten von ihnen, den g e z a h n t e n K e r n , Nucleus dentatus, erkennen. Bricht man an gut gehärteten Gehirnen von rostral her, den Pedunculi cerebellares superiores folgend, das Kleinhirn stückweise weg, so läßt er sich in Fortsetzung der Bindearme auch makroskopisch gut herausfasern (Abb. 254).
Der Nucleus dentatus ist dorsoventral abgeplattet und erinnert an einen regelmäßig gefalteten Beutel. Auf dem Querschnitt erscheint er median offen (Hilus nuclei dentati) und ähnelt dem Nucleus olivaris der Medulla oblongata. Vor d e m H i l u s (Abb. 263) liegt der P f r o p f k e r n , Nucleus emboliformis, m e d i a n w ä r t s davon der kleinere K u g e l k e r n , Nucleus globosus. Beide Kerne werden als Nucleus interpositus zusammengefaßt. In der Nachbarschaft des Firstes des IV. Ventrikels (des Fastigium) finden wir den Nucleus fastigii. Es gehören der Nucleus dentatus bis auf einen kleinen, medialen Teil dem N e u k l e i n h i r n , alle anderen dem U r k l e i n h i r n an.
Das Mittelhirn, Mesencephalon
319
Feinbau, Bahnen und Funktion des Kleinhirns S. 352 bis 358. P h y l o g e n e s e . Das Kleinhirn kommt bei allen Wirbeltieren mit Ausnahme der primitiven Myxinoiden vor. Da es 1. im Dienste des Gleichgewichts steht und 2. den für die Koordination der Bewegung wichtigen Muskeltonus regelt, hängt seine Ausbildung weitgehend von der Ausbildung des Gleichgewichtsapparates, von der Art der Fortbewegung und der sonstigen Benutzung der Gliedmaßen ab. Entsprechend finden wir in der Wirbeltierreihe einen sehr großen Formenreichtum des Kleinhirns. Beim Frosch (Abb. 221) besteht es aus einem quergestellten Wulst, der den breitesten Teil der Rautengrube überbrückt. Er läßt ein unpaares, verdicktes Mittelstück, das Corpus cerebelli, und p a a r i g e , o h r f ö r m i g e T a s c h e n , Partes auriculares, in die sich der IV. Ventrikel als Recessus lateralis erstreckt, unterscheiden. Das erstere nimmt Bahnen aus dem Rückenmark und dem verlängerten Mark auf und steht im Dienste des T o n u s und der K o o r d i n a t i o n der Bewegungen. In den letzteren endigen die Fasern aus den angrenzenden Vestibulariskernen und regeln das G l e i c h g e w i c h t . Bei den Fischen haben die guten Schwimmer, z.B. die Haie (Abb. 219a, 220), bereits ein gut ausgebildetes Corpus cerebelli. Ihm strömen dauernd von den Flossen und den Muskeln Erregungen zu, die über den Tonus der Muskeln unterrichten. Von ihm können Impulse an die Muskulatur abgegeben werden, sobald sich die Gleichgewichtslage irgendwie verändert. Bei den Reptilien zeigen die s c h w i m m e n d e n Echsen und Wasserschildkröten eine gute Ausbildung des Kleinhirns gegenüber den k r i e c h e n d e n Schlangen und Echsen. Bei den höheren Wirbeltieren nimmt das den Tonus der Muskeln registrierende und beeinflussende Corpus cerebelli immer mehr zu. Die Partes auriculares, in denen ausschließlich der Gleichgewichtsnerv (Pars vestibularis η. vestibulocochlearis) endet, erscheinen gegenüber dem Corpus nur noch als Anhängsel und bilden beim Menschen die Pars nodulofloccularis, den medianen Nodulus und die seitlichen Flocculi. Z w e i Q u e r f u r c h e n , Fissura prima und die vor der Pyramide gelegene Fissura praepyramidalis teilen das Corpus cerebelli in einen Lobus rostralis, Lobus medius und Lobus caudalis (Abb. 252). Im rostralen und kaudalen Lappen enden die von den Muskeln und der Haut kommenden spinozerebellaren Bahnen. Der Lobus medius soll ein dem Lobus rostralis und Lobus caudalis ü b e r g e o r d n e t e s Z e n t r u m darstellen. Alle Säugetiere besitzen K l e i n h i r n h e m i s p h ä r e n , ein N e u k l e i n h i r n , Novocerebellum. Die Entwicklung des Novocerebellum geht parallel der Großhirnentwicklung. Entsprechend zeigen auch die Verbindungen zwischen Großhirnrinde und Kleinhirnhemisphäre, die Brückenarme und die Brücke, eine aufsteigende Entwicklungsreihe. Physiologisch prägt sich diese Fortentwicklung in einer Differenzierung der Muskelleistungen, besonders an den Extremitäten aus. Die niederen Säuger benutzen die Gliedmaßen fast nur zur Fortbewegung, b e i d e r s e i t s z u g l e i c h , die höheren, vor allem die Primaten und der Mensch, benützen die e i n z e l n e n Gliedmaßen selbständig und können sehr differenzierte Bewegungen mit ihnen ausführen.
3. Das Mittelhirn, Mesencephalon Nach der Wegnahme des Kleinhirns ist die Dorsalansicht des Mittelhirns gut zu übersehen (Abb. 256). Sie zeigt die Vierhügelplatte, Lamina tecti [quadrigemina], mit den Colliculi superiores und den Colliculi inferiores, die durch kreuzförmige Furchen voneinander getrennt sind. Zwischen den oberen Hügeln liegt die Z i r b e l d r ü s e , Corpus pineale. Zwischen den unteren Hügeln beginnt ein weißer Streifen, das Frenulum veli medullaris superioris, das nach unten in das Velum medulläre superius übergeht. Zu Seiten des Frenulum tritt am unteren Rande des Colliculus inferior der dünne N. trochlearis aus und wendet sich um die Hirnschenkel nach ventral. Vom u n t e r e n H ü g e l , einem p r i m ä r e n H ö r z e n t r u m , zieht ein schmaler Wulst, das Brachium colliculi inférions, schräg lateral- und aufwärts zum Corpusgeniculatum mediale, dem medialen Kniehöcker (Abb. 256). Vom o b e r e n H ü g e l , e i n e m p r i m ä r e n S e h z e n t r u m , führt das Brachium colliculi superioris zum Corpus geniculatum laterale, dem lateralen Kniehöcker. In d e r S e i t e n a n s i c h t (Abb. 239,254) überblickt man den mächtigen H i r n s c h e n k e l , Crus cerebri, und das Trigonum lemnisci, ein vom Brachium colliculi inferioris, Crus cerebri und Cerebellum begrenztes Dreieck. In ihm läßt sich leicht der Lemniscus lateralis, die l a t e r a l e S c h l e i f e (die zum Colliculus inferior ziehende Hörbahn), herausfasern (Abb. 254). An d e r v e n t r a l e n F l ä c h e oder Basis des Mittelhirns sehen wir die Crura cerebri, die Hirnschenkel, und die zwischen ihnen gelegene Fossa interpeduncularis (intercruralis)
320
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie Aquaeductus cerebri —
Tegmentum
[Trigomm lemttisci] [Sulcus lateralis mesencephali] Substantia nigra
Nucleus ruber
Crus cerebri
Fossa interpeduncularis Sulcus medialis cruris cerebri [η. oculomotorii]
Abb. 255. Schematisierter Querschnitt durch das Mittelhirn
mit der Substantia perforata posterior, die von zahlreichen feinen Gefäßen durchbohrt wird. Hier tritt ein weiterer Mittelhirnnerv, der N. oculomotorius, im Sulcus medialis cruris cerebri aus (Abb. 231, 255). Das Mittelhirn wird von dem feinen Aquaeductus cerebri (Sylvii) durchzogen (Abb. 229, 255). Er verbindet den III. mit dem IV. Ventrikel. Einen Ü b e r b l i c k ü b e r die G l i e d e r u n g u n d H a u p t b e s t a n d t e i l e des Mittelhirns vermittelt der schematische Querschnitt (Abb. 255). Dorsal vom Aquaeductus liegt die Lamina tecti (Lamina quadrigemina, Tectum). Ein schon makroskopisch dunkel erscheinender länglicher Kern, der Nucleus niger (Substantia nigra), der Sulcus lateralis mesencephali und der Sulcus medialis cruris cerebri grenzen die Crura cerebri von der Haube, dem Tegmentum, ab. Im rostralen Teil des Tegmentum erkennen wir bereits makroskopisch einen rötlichen Kern, den Nucleus ruber. Weiteres S. 343. P h y l o g e n e s e . Bei Fischen (Abb. 220) und Amphibien (Abb. 221) ist das Mittelhirn ein relativ großer Hirnanteil. Dorsal zeigt es z w e i mächtige Hügel, in denen der Hauptanteil der Sehbahn endet. Wir bezeichnen diese Hügel deshalb auch als Tectum opticum. In ihm laufen aber auch noch andere Eindrücke (Schmerz-, Temperatur- und Berührungsempfindungen über den Tractus spinotectalis; Gleichgewichtsempfindungen) zusammen, werden hier verarbeitet und als Impulse an die Peripherie zurückgegeben. Es erfüllt als Integrationszentrum Aufgaben, die später die Großhirnrinde übernimmt, was sich noch in dem S c h i c h t e n b a u des Tectum opticum zeigt. Die Collidili inferiores treten ä u ß e r l i c h erst bei den Schlangen und Eidechsen in Erscheinung, liegen aber bereits bei Fischen und Amphibien als große K e r n m a s s e n in d e r Sei t e n w a n d des noch weiten Ventrikelhohlraumes. Diese andersartige Genese zeigt sich auch in dem abweichenden, histologischen Aufbau. Bei den Vögeln (Abb. 223), als ausgesprochenen Augentieren, stellt das Tectum opticum noch zwei mächtige Hügel dar, die weiter s e i t l i c h v e r l a g e r t sind. Mit der stärkeren Entwicklung des Großhirns bei den Säugern (Abb. 219c und d; 224) tritt das Mittelhirndach immer mehr an Größe und Bedeutung zurück. I n d e m M a ß e , w i e d i e L e i s t u n g e n w e i t e r r o s t r a l , in d a s Z w i s c h e n - u n d E n d hirn, verlagert werden, müssen Bahnen durch das Mittelhirn herauf- und herabg e f ü h r t w e r d e n . D i e s e n e u e n , z u f ü h r e n d e n B a h n e n v e r l a u f e n in d e r H a u b e , d i e w e g f ü h r e n d e n in d e n H i r n s c h e n k e l n . Entsprechend stellen wir in der Tierreihe eine a l l m ä h l i c h e Z u n a h m e d e r H a u b e u n d A u s b i l d u n g d e r H i r n s c h e n k e l fest. Diese A n b a u t e n an das ursprüngliche Mittelhirn bezeichnen wir als seinen n e e n z e p h a l e n Anteil. K u r z z u s a m m e n g e f a ß t können wir sagen: mit Z u n a h m e d e r O r g a n i s a t i o n s h ö h e f i n d e n w i r in d e r W i r b e l t i e r r e i h e e i n m o r p h o l o g i s c h e s u n d f u n k t i o n e l l e s Z u r ü c k t r e t e n d e s T e c t u m o p t i c u m (des Rindenanteiles oder Integrationsapparates [S. 275]) u n d e i n e Z u n a h m e d e s L e i t u n g s a p p a r a t e s (Haube und Hirnschenkel).
321
Das Rautenhirn, Rhombencephalon
4. Das Rautenhirn, Rhombencephalon, besteht aus v e n t r a l e n A n t e i l e n (dem v e r l ä n g e r t e n M a r k und der B r ü c k e ) und dem d o r s a l e n K l e i n h i r n . E s schließt den IV. Ventrikel ein, dessen rautenförmiger Boden als „Rautengrube", Fossa rhomboidea, bezeichnet wird. Sie ist in Abb. 256 bis auf den rostralen Teil freigelegt. a) Die Rautengrube, Fossa rhomboidea, wird rostral von den Pedunculi cerebellares superiores und kaudal von den Pedunculi cerebellares inferiores eingefaßt. Die rostrale Spitze geht in den Aquaeductus cerebri über. Der Sulcus medianus teilt die Rautengrube in eine rechte und linke Hälfte. An der Stelle der größten Breite verlaufen weiße Striae medulläres ventriculi quarti (Hörbahn) quer über die Area vestibularis bis zum Sulcus medianus, wo sie sich in die Tiefe einsenken. Sie trennen die kaudale, der Medulla oblongata zugehörige Hälfte von der rostralen, die zum Brückengebiet gehört. Im B o d e n d e r R a u t e n g r u b e liegen die meisten Hirnnervenkerne. Bei oberflächlicher Lage wölben sie ihn vor. Kaudal von den Striae medulläres liegt neben dem Sulcus Thalamus
Trigonum habenulae
Lamina affixa Stria terminalis Taenia choroidea Stria medullaris tbalami Corpus pineale Pulvinar
{
superior Bracbium colliculi superioris Brachium coll·culi inferioris
inferior N. trochlearis Frenulum veli medullaris superioris Lingula cerebelli auf dem Velum medulläre superius Sulcus limitons
[Trigonum lemni sc i] Ν. trigeminus Pedunculus cerebellaris superior N. facialis, N. intermedins, N. vestibulocochlearis Pedunculus cerebellaris medius Pedunculus cerebellaris inferior
Colliculus facialis Striae medulläres ventriculi IV Flocculus
~~~~ Area vestibularis
Recessus lateralis ventriculi IV Plexus choroideus Tuberculum ventriculi IV nuclei cunea ti Taenia ventriculi quarti Tuberculum nuclei gracilis
Trigonum n. hypoglossi ^ Trigonum n. vagi N
[Area postrema]
\ Sulcus medianus Obex
A b b . 256. M i t t e l h i r n u n d R a i i t e n h i r n v o n d o r s a l , n a c h W e g n a h m e des Kleinhirns
322
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
medianus das Trigonum n. hypoglossi (darunter der Nucleus η. hypoglossî). Lateral-kaudal vom Trig. η. hypoglossi fällt ein vertieftes, längliches Feld, das Trigonum n. vagi [Ala cinerea], durch tiefgraue Färbung auf (darunter der Nucleus dorsalis n. vagi). An d e r b r e i t e s t e n S t e l l e , medial vom Eingang in den Recessus lateralis ventriculi IV, erhebt sich die Area vestibularis (darunter die Nuclei vestibulares). Rostral von den queren Striae medulläres wird die Grube durch den Nucleus η. abducentis und das i n n e r e K n i e d e s N. facialis zum Colliculus facialis vorgebuchtet. Rostrai von diesem und lateral vom Sulcus limitons, der eine mediane Erhebung abgrenzt, liegt ein graubläuliches Feld, der Locus caeruleus. Über die Lage der übrigen Kerne orientiere man sich auf Abb. 259. b) Der vierte Ventrikel, Ventriculus quartus, ist der Hohlraum des Rhombencephalon. Der Boden wurde o b e n a l s R a u t e n g r u b e beschrieben. An ihrer breitesten Stelle stülpen sich die Recessus laterales ventriculi quarti (Abb. 251, 256) aus, winden sich um die Pedunculi cerebellares inferiores und erscheinen an der Hirnbasis. Das Dach ist zeltförmig (Abb. 229). Sein r o s t r a l e r Teil verläuft vom Mittelhirn zum Kleinhirn und besteht s e i t l i c h aus den kräftigen Bindearmen, Pedunculi cerebellares superiores, zwischen denen sich in der Mitte das Velum medulläre superius ausspannt (Abb. 256). Sein k a u d a l e r Teil zieht vom Kleinhirn zum kaudalen Rande der Rautengrube und besteht rostral aus dem kurzen Velum medulläre inferius, das nach kaudal in die sehr dünne Tela choroidea ventriculi quarti übergeht. Sie ist teils gegen den Hohlraum als Plexus choroideus ventriculi quarti vorgestülpt. Die beiden Dachteile stoßen im D a c h g i e b e l (Fastigium) zusammen. In der Tela choroidea findet sich eine mediane Öffnung, die Apertura mediana ventriculi quarti (Foramen Magendiei). Durch dieses Loch stehen der IV. Ventrikel und damit auch alle anderen mit d e m C a v u m s u b a r a c h n o i d e a l e in V e r b i n d u n g , das an dieser Stelle zur C i s t e r n a c e r e b e l l o m e d u l l a r i s erweitert ist. Zwei seitliche Öffnungen, die Aperturae laterales ventriculi quarti (Foramina Luschkae), liegen a n d e n E n d e n d e r R e c e s s u s l a t e r a l e s und münden ebenfalls in das Cavum subarachnoideale (in die Cisterna pontis). Die drei Öffnungen in der Decke des IV. Ventrikels dienen der Druckregulierung des in den Ventrikeln befindlichen Liquor cerebrospinalis. Dieser wird durch die Plexus choroidei in die Ventrikel abgesondert, gelangt durch die drei Öffnungen in das Cavum subarachnodeale, wo er wieder resorbiert wird (S. 404). Durch den Subokzipitalstich ( S u b o k z i p i t a l p u n k t i o n ) kann man in die Cisterna cerebellomedullaris gelangen, um Liquor zu entnehmen und eventuell die Ventrikel mit Luft zu füllen.
Nach kaudal setzt sich der IV. Ventrikel in den feinen Zentralkanal des Rückenmarks fort (Abb. 218, 229). c) Das verlängerte Mark, Medulla oblongata
(Bulbus)
Die Medulla oblongata geht in Höhe des 1. Zervikalnerven oder der Pyramidenkreuzung ohne scharfe Grenze aus dem Rückenmark, Medulla spinalis, hervor, verdickt sich allmählich zwiebeiförmig und endet v e n t r a l am kaudalen Rande der Brücke, d o r s a l in der Mitte der Rautengrube, in Höhe der Striae medulläres ventriculi quarti. D i e v e n t r a l e F l ä c h e ruht auf der Pars basilaris des Hinterhauptsbeines, läßt (Abb. 231) eine Fissura mediana anterior, als seitliche Längswülste die Pyramiden, die Decussatio pyramidum (Pyramidenkreuzung), die Olive, den Sulcus lateralis anterior und die Austritte der Hirnnerven VII-XII erkennen. D i e D o r s a l a n s i c h t (Abb. 256) zeigt, wie das Rückenmark, den Sulcus medianus posterior und den Sulcus lateralis posterior. Der Fasciculus gracilis des Hinterstranges verdickt sich rostralwärts keulenförmig zum Tuberculum nuclei gracilis [Clava]. Der Fascicu-
Das Rautenhirn, Rhombencephalon
323
lus cuneatus verdickt sich zum Tuberculum nuclei cuneati. Lateral von diesem bildet der Seitenstrang des Rückenmarks häufig (besonders bei Kindern) einen dunklen Höcker, das Tuberculum cinereum. Unter ihm liegt der Nucleus tractus spinalis η. trigemini, die Fortsetzung der Hintersäule des Rückenmarks. Der Seitenstrang wendet sich (Abb. 254) dorsal von der Olive in scharf dorsalwärts gerichtetem Bogen als Pedunculus cerebellaris inferior zum Kleinhirn. Ihm gesellen sich Teile des Hinterstranges und olivozerebellare Bahnen zu. d) Die Brücke, Pons, besteht aus einer Pars basilaris pontis, dem auf S. 296 beschriebenen, queren Wulst, der in einer den N. facialis und den N. trigeminus verbindenden Linie in die B r ü c k e n a r m e , Pedunculi cerebellares medii [Crura pontocerebellaria], übergeht, und einer Pars dorsalis, die den rostralen Teil der Rautengrube begrenzt. V e r g l e i c h e n d e A n a t o m i e : Die Ausbildung der P a r s b a s i l a r i s geht parallel der Entwicklung der Großhirn- und Kleinhirnhemisphären. Sie fehlt also allen niederen Wirbeltieren. Sie enthält die q u e r e n B r ü c k e n f a s e r n , die die Großhirnrinde mit dem Kleinhirn verbinden, die B r ü c k e n k e r n e und Längsfasern, die das Großhirn mit dem Rückenmark verbinden (die P y r a m i d e n b a h nen). Die letzteren wulsten die Brückenfasern seitlich von der Mittellinie vor, so daß eine mediane Furche entsteht, in der die A. basilaris verläuft. Die Pars basilaris ist neenzephal, die Pars dorsalis paläoenzephal.
Das Rautenhirn kann man auch als Kiemenhirn bezeichnen, weil von ihm die mächtigen Kiemenbogennerven abgehen. Die A u s b i l d u n g i h r e r K e r n e ist auch wohl die i n n e r e U r s a c h e f ü r d i e U m f o r m u n g d e r M e d u l l a o b l o n g a t a gegenüber der Medulla spinalis. Der enge Zentralkanal des Rückenmarks hat sich zu dem geräumigen IV. Ventrikel erweitert. Die im Rückenmark dorsal vom Zentralkanal gelegenen, sensibeln Anteile sind seitwärts verlagert. Dadurch wird die dorsale Wand im Bereich des IV. Ventrikels zur dünnen Tela choroidea ventriculi quarti ausgezogen (S. 325).
C. Der innere Aufbau des Gehirns Man wiederhole zunächst den Aufbau und den Leitungsapparat des Rückenmarks, das als der phylogenetisch ältere Teil am klarsten das ursprüngliche Bauprinzip zeigt (Bd.I).
Die Erforschung der Bahnen erfolgte in mühseliger, jahrzehntelanger Arbeit mit verschiedenen Methoden, deren wichtigste hier kurz geschildert seien, weil sie für das physiologische und klinische Denken unerläßlich sind. Nach dem Walterschen Gesetz „kann eine Nervenfaser ihre anatomische und physiologische Integrität nur dann bewahren, wenn sie mit ihrer lebensfähigen Ursprungszelle in unversehrter Verbindung steht". Durchschneiden wir im physiologischen Experiment einen Nerven oder Teile des Rükkenmarks oder Gehirns, so müssen die von den Zellen abgetrennten Teile der Neuriten zugrunde gehen. Die Markscheide löst sich in Myelintropfen auf, der Achsenzylinder zerfällt in einzelne Stücke. Nach einigen Wochen sind die Zerfallsprodukte der Markscheide resorbiert. Wir bezeichnen diese Vorgänge als sekundäre oder Wallerschz Degeneration (siehe Bd. I). Mit der Weigertschen M a r k s c h e i d e n f ä r b u n g , durch die normale Markscheiden geschwärzt werden, lassen sich degenerierte Nervenfaserbündel als h e l l e B e z i r k e nach-
324
Das Gehirn. Makroskopische Anatomie
weisen und leicht auf Serienschnitten verfolgen. Liegt die Degeneration oberhalb der Durchschneidungsstelle, so handelt es sich um aufsteigende Bahnen, liegt sie unterhalb, so sind absteigende Bahnen getroffen. Durch planmäßige Zerstörung von weißer oder grauer Substanz ließen sich so mittels der s e k u n d ä r e n D e g e n e r a t i o n bei Tieren Ursprung, Verlauf und Endigung zahlreicher Bahnen bestimmen. Da sich das menschliche Gehirn wesentlich von dem der übrigen Säuger unterscheidet, lassen Tierversuche nur mit großer Vorsicht auf Befunde beim Menschen schließen. Hier war man auf genaue Beobachtung krankhafter Ausfälle beim Lebenden und nachträgliches Studium des pathologischen Befundes angewiesen. Wertvolle Erkenntnisse vermittelt uns auch das Studium der Entwicklung der Markscheiden (Flechsig). Die einzelnen Bahnen erhalten zu ganz verschiedenen Zeiten, zum Teil erst nach der Geburt, ihre Markscheiden. Die M a r k s c h e i d e n b i l d u n g oder M y e l i n i s i e r u n g der ursprünglich marklosen Achsenzylinder fallt ungefähr mit der Inbetriebnahme der einzelnen Bahnen zusammen. Da die Markscheiden sich mittels der Weigertschen Methode blauschwarz bis schwarz färben lassen, kann man auf Serienschnitten durch Gehirn und Rückenmark verschiedener Altersstufen, Auftreten und Verlauf der einzelnen Bahnen in der ungefärbten Umgebung verfolgen und, soweit sie erst nach der Geburt reifen, aus der geistigen Entwicklung auf die physiologische Leistung der Bahn schließen. Die vergleichende Anatomie lehrt uns, daß das Auftreten, Größenzu- und -abnahme von Hirnabschnitten mit bestimmten Leistungen parallel gehen. So lassen sich ζ. B. interessante Beziehungen zwischen der Art der Fortbewegung und der Ausbildung bestimmter Rückenmarksbahnen feststellen. Mit der Entstehung und der Größenzunahme des Neencephalon treten auch im Rückenmark neue Bahnen auf. Diese stammesgeschichtlich neuen Bahnen, der Tractus spinocorticalis und corticospinalis, die als auf- und absteigende Schenkel eines Leitungsbogens den n e u e n H i r n t e i l mit der Peripherie verknüpfen, erhalten in der Ontogenese ihre Markscheiden später als die stammesgeschichtlich alten Bahnen. Sie werden, physiologisch ausgedrückt, auch in der Ontogenese später in Betrieb genommen.
I. Verlängertes Mark, Brücke und Mittelhirn besitzen in ihrem Urhirnanteil, der Haubenregion, die die Urspungs- bzw. Endkerne der Hirnnerven III—XII enthält, einen nur wenig wechselnden Aufbau. Sie sollen deshalb in ihrem Feinbau und in ihrer Funktion im Zusammenhang besprochen werden.
1. Vergleich des Rückenmarks mit der Medulla oblongata In der Ansicht von ventral (Abb. 231) hat die Medulla oblongata eine große Ähnlichkeit mit dem Rückenmark, was schon der Name „verlängertes Mark" zum Ausdruck bringt. Wie am Rückenmark der Abgang der großen Extremitätennerven zu starken Anschwellungen führt (Intumescentia cervicalis und lumbalis), so läßt der Abgang der relativ starken Hirnnerven die Medulla oblongata „zwiebeiförmig" anschwellen, was ihr auch den Namen „Bulbus" eingetragen hat. Der dorsale Teil der Medulla oblongata ist gegenüber dem Rückenmark stark abgewandelt, wie eine Vergleich der Abb. 257 und 258 lehrt. Im Rückenmark zeigt die graue Substanz am Querschnitt eine Schmetterlingsform, in der sich die somatomotorischen, viszeromotorischen, viszerosensiblen und somatosensiblen Zellen in ventrodorsaler Anordnung finden. In ihrer unmittelbaren Umgebung, in der Formatio reticularis und in den Grundbündeln, liegt der Assoziationsapparat. Der Hohlraum des Rückenmarks liegt weitgehend zentral (Zentralkanal).
Verlängertes Mark, Brücke und Mittelhirn
325
Abb. 257. Funktionelle Gliederung der grauen Substanz des Rückenmarkes. Somatomotorische Zellgebiete = rot und vertikal gestrichelt, viszeromotorische Zellgebiete = rot und horizontal gestrichelt, viszerosensible Zellgebiete = blau und horizontal gestrichelt, somatosensible Zellgebiete = blau und vertikal gestrichelt. Tractus corticospinalis lateralis und anterior = rot. Grundbündel grau punktiert. Formatio reticularis netzartig gezeichnet.
Abb. 258. Funktionelle Gliederung der Medulla oblongata. Farben und Strichelung wie in Abb. 257. Ovales, blau punktiertes Feld = sensibler Trigeminuskern, längliches, blau punktiertes Feld = Lemniscus medialis, rot punktiertes Feld = Pyramidenbahn, graues unscharf begrenztes Feld mit kleinen Kreisen = Formatio reticularis
D u r c h V e r l a g e r u n g d e r H i n t e r s ä u l e n in der Richtung der Pfeile erhalten wir in der Medulla oblongata eine mediolaterale Anordnung der Kerne (Abb. 258). D i e H i n t e r s t r ä n g e w e r d e n e b e n f a l l s n a c h v e n t r a l v e r l a g e r t . Sie schalten in den Hinterstrangkernen auf das 2. Neuron um, das im Bogen nach ventral verläuft, zur Gegenseite kreuzt und den Lemniscus medialis bildet. Durch diese Umlagerung der Hinterstrangbahnen und der grauen Substanz nach ventral (in Richtung der Pfeile) wird das G e b i e t d o r s a l vom Z e n t r a l k a n a l sehr d ü n n ; der Z e n t r a l k a n a l e r w e i t e r t sich z u m I V . V e n t r i k e l . Die dünne dorsale Decke liefert die Tela choroidea ventriculi IV. Die Formatio reticularis des Rückenmarks kehrt in der Formatio reticularis medullae oblongatae wieder, liegt auch hier in unmittelbarer Nachbarschaft der grauen Substanz, nimmt ventral von den Kernen ein großes, unscharf begrenztes Feld ein. Sie verknüpft:
326
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
1. die Hirnnerven untereinander, 2. die Hirnnerven mit den Spinalnerven und ermöglicht damit lebenswichtige, reflektorische Kombinationsbewegungen, wie sie ζ. B. für die Atmung notwendig sind. In dieses große Assoziationsfeld müssen wir verlagern: 1. die lebenswichtigen, automatischen Zentren, die in der Physiologie als „Atemzentrum" und als „kreislaufregulierende" Zentren (Vasomotoren- und Herzregulationszentren) bezeichnet werden, 2. eine Reihe wichtiger Reflexzentren. Die letzteren können wir unterteilen in: 1. Schutzreflexe (Husten-, Nies-, Lidschluß-, Tränensekretionsreflex), 2. Reflexe für Nahrungsaufnahme und -Verarbeitung (Schluck-, Saug-, Speichelsekretions-, Brechreflex). Weiteres s. S. 347 u. f. Das dorsale, die K e r n e u n d d i e F o r m a t i o r e t i c u l a r i s e n t h a l t e n d e G e b i e t der Medulla oblongata wird seit Meynert als H a u b e , Tegmentum, bezeichnet. Sie gehört dem Urhirn an, ist paläoenzephal. Die in ihr verlaufenden, der Assoziation dienenden Fasern, werden auch als H a u b e n - oder t e g m e n t a l e B a h n e n , die in ihr gelegenen Kerne als H a u b e n k e r n e zusammengefaßt. Wie schon oben betont, ist dieser p a l ä o e n z e p h a l e Anteil (die Haube) im Mittelhirn, in der Brücke und im verlängerten Mark grundsätzlich gleich. Diesem A l t h i r n t e i l des Hirnstammes sind ventral N e u h i r n a n t e i l e angegliedert. Es sind vor allem Bahnen, die mit der Entstehung und Vergrößerung des Großhirns auftreten. Neenzephal sind: im M i t t e l h i r n die Hirnschenkel, Crura cerebri, in d e r B r ü c k e die queren Brückenfasern, die Brückenkerne und die Pyramidenbahn, im v e r l ä n g e r t e n M a r k die Pyramiden und die Oliven. Die Pyramidenbahn verläuft stets im neenzephalen Teil dieser drei Hirnabschnitte.
2. D a s besondere Verhalten der Hirnnerven 1. Während die Spinalnerven in ungefähr gleichen Abständen vom Rückenmark abgehen, sind die Hirnnerven zu Gruppen zusammengedrängt (z. B. N.facialis, N. vestibulocochlearis, N. intermedius) oder weit auseinandergezogen (N. trigeminus, N. trochlearis, N. oculomotorius). 2. Während die Spinalnerven ziemlich gleichmäßig motorische und sensible Fasern enthalten, sind die Hirnnerven oft rein motorisch (N. trochlearis, N. abducens, N. accessorius, N. hypoglossus) und rein (N. vestibulochochlearis) oder überwiegend sensibel (N. trigeminus). Die parasympathischen Fasern sind ungleich verteilt, verlaufen nur im N. oculomotorius, N. facialis (intermedius), N. glossopharyngeus und N. vagus. 3. Während bei den Spinalnerven die sensible Wurzel d o r s a l eintritt, die motorische Wurzel v e n t r a l austritt, und beide sich a u ß e r h a l b des Rückenmarks zum gemischten Nerven vereinigen (Abb. 257), vereinigen sich die motorischen, sensiblen und parasympathischen Anteile der Hirnnerven bereits im Z e n t r a l o r g a n und t r e t e n zum größten Teil als gemischte Nerven l a t e r a l a u s (Abb. 258). Nur die Nn. oculomotorius, abducens, hypoglossus verlassen das Gehirn ventral. Der m o t o r i s c h e N. trochlearis verläßt es d o r s a l . Von den 12 Hirnnerven sind nur 4 Branchial- oder Kiemenbogennerven (N. mandibularis des N. trigeminus; Ν. facialis, Ν. glossopharyngeus und N. vagus, S. 207). Nur diese Nerven führen v i s z e r o m o t o r i s c h e Fasern für die Kiemenbogenmuskeln.
Verlängertes M a r k , B r ü c k e u n d M i t t e l h i r n . Die L a g e d e r H i r n n e r v e n k e r n e
3. D i e L a g e der
327
Hirnnervenkerne
1 . D i e somatomotorischen Kerne (rot in A b b . 259) liegen n e b e n d e r Mittellinie
am
weitesten dorsal. Es sind: a ) d e r Nucleus
η. hypoglossi
b ) d e r K e r n d e s N. abducens,
f ü r die Z u n g e n m u s k u l a t u r , d e s N.
trochlearis
u n d d e s N. oculomotorius
für die
Augenmuskeln. 2. D i e parasympathischen Kerne (gelb in A b b . 2 5 9 ) liegen lateral v o n d e n
vorigen,
ebenfalls dorsal. Es sind:
Epiphysis Nucleus ruber
Nucleus accessorius ( autonomicus) n. oculomotorii Nucleus (motorius) ». oculomotorii Nucleus tractus mesenceph. η. V N. trochlearis (IV) et R. meningeus n. trigemini Nucleus (motorius) ». trochlearis Nucleus motorius η. trigemini Ν. facialis, Genu internum Nucleus (motorius) n. abducentis
Nucleus motorius ». facialis
Trac tus solitarius
Nucleus dorsalis ( alae cinereae) Nucleus (motorius) ». hypoglossi Nucleus ambiguus Tractus solitarius Nucleus ( motorius) ». accessorii Nucleus tractus spinalis η. V
A b b . 259. R ä u m l i c h e D a r s t e l l u n g d e r H i r n n e r v e n k e r n e . M o t o r i s c h e K e r n e = r o t , sensible = b l a u , V e s t i b u l a r i s k e r n e = h e l l g r ü n , C o c h l e a r i s k e r n e = d u n k e l g r ü n , p a r a s y m p a t h i s c h e K e r n e = gelb. N a c h Η. Braus, C. Elze: A n a t o m i e d e s M e n s c h e n , Bd. I I I . S p r i n g e r Verlag, Berlin - G ö t t i n g e n - H e i d e l b e r g , 1960
328
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
a) b) c) d) e)
die Pars parasympathica des Nucleus dorsalis n. vagi (Nucleus alae cinereae), der Nucleus salivatorius inferior (N. glossopharyngeus), der Nucleus salivatorius superior (N. facialis-intermedius), ein Nucleus parasympathicus des N. trigeminus (fraglich), der Nucleus accessorius (autonomonicus) n. oculomotorii. Sie versorgen Drüsen und glatte Muskeln.
3. Die viszeromotorischen Kerne (rot in Abb. 259) liegen weiter lateral und ventral. Es sind: a) der Nucleus motorius n. trigemini für die Muskulatur des 1. Viszeralbogens, b) der Nucleus η. facialis für die Muskulatur des 2. Viszeralbogens, c) der Nucleus ambiguus n. glossopharyngei für die Muskulatur des 3. Viszeralbogens, d) der Nucleus ambiguus n. vagi für die Muskulatur der folgenden Bögen, e) der Nucleus ambiguus n. accessorri und f) der Nucleus spinalis η. accessorii setzen diese Kernsäule nach kaudal fort. Die aus dem Nucleus ambiguus stammenden kranialen Fasern (Radix cranialis) des N. accessorius ziehen als R. internus in den N. vagus. Sie versorgen die Kehlkopfmuskeln. Die Radix spinalis des N. accessorius aus dem spinalen Kern versorgt als Ramus externus Sternocleidomastoideus und Trapezius. Die morphologische Stellung des Accessorius ist keineswegs gesichert, da er nicht zum Kiemenapparat gehört und nur mit seinem R. internus Eingeweide versorgt.
4. Die viszerosensiblen Kerne liegen dorsal und lateral von den parasympathischen. Es sind: a) der Nucleus dorsalis n. vagi [terminalis alae cinereae], b) der Nucleus dorsalis n. glossopharyngei [terminalis alae cinereae], c) der Nucleus solitarii (Nucleus gustatorius, Geschmackskern). Er liegt etwas weiter ventral. Es ist eine schmale Kernsäule, an der die Geschmacksfasern des Facialisintermedius, Glossopharyngeus und Vagus enden. 5. Die somatosensible Kernmasse (blau in Abb. 259) liegt lateral von den vorigen. Sie erstreckt sich vom Mittelhirn bis in das Halsmark. Es ist das Endigungsgebiet des N. trigeminus, des größten sensiblen Kopfnerven. Sie gliedert sich von kaudal nach kranial in: a) Nucleus tractus spinalis η. trigemini (erstreckt sich von der Medulla oblongata bis in das Halsmark, angeblich für Schmerz- und Temperaturempfindung), b) Nucleus sensorius superior η. trigemini (Nucleus principalis in der Medulla oblongata), angeblich für die epikritische Sensibilität (Berührung und Lokalisationssinn), c) Nucleus tractus mesencephalici n. trigemini. Er ist die Endigungsstätte von den Muskelspindeln der Kaumuskeln und vom Kiefergelenk kommender sensibler Fasern und ein in das Gehirn verlagertes sensibles Ganglion. 6. Die sensorischen Kerne des N. vestibulocochlearis [statoacusticus] (hellgrün und dunkelgrün in Abb. 259) liegen an der breitesten Stelle der Rautengrube. Es sind: a) Nuclei vestibulares (medialis, lateralis, superior, inferior) für das Gleichgewicht, b) Nuclei cochleares (ventralis, dorsalis) für das Hören. K e r n l a g e u n d A u s t r i t t d e s N . h y p o g l o s s u s ist aus der Tatsache zu erklären, daß er aus der V e r s c h m e l z u n g v o n 3 S p i n a l n e r v e n , deren dorsale Wurzeln weitgehend zurückgebildet waren, entstanden ist. Sein Versorgungsgebiet, die Zungenmuskulatur, ist ursprünglich ventrale Rumpfmuskulatur, die erst sekundär in die Zunge und den Mundboden einwanderte. Als Rest der dorsalen Wurzeln kann man am Hypoglossus gelegentlich noch ein kleines, sensibles (Spinal-)Ganglion antreffen. Auch die innige V e r b i n d u n g m i t d e m P l e x u s c e r v i c a l i s durch die Radix superior ansae cervicalis spricht für seine Herkunft.
Eine gute räumliche Vorstellung über die Lage der Hirnnervenkerne gibt die Abb. 259.
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
329
4. Feinbau und Funktion des Hirnstammes Wenn wir jetzt auf schematischen Querschnitten die Lage der Hirnnervenkerne und der wichtigsten Bahnen genauer studieren, so geschieht es nicht nur aus Freude an der Morphologie, sondern weil wir nur bei genauer Kenntnis der Histotopographie das normale physiologische Geschehen und verschiedene klinische Krankheitsbilder wirklich verstehen können.
Querschnitt I (Abb. 260), in Höhe der Pyramidenkreuzung (Grenze zwischen Rückenmark und Modulla oblongata), zeigt gegenüber den relativ einförmigen Rückenmarksquerschnitten eine A u f s p l i t t e r u n g d e r g r a u e n S u b s t a n z . Die Hinter- und Vordersäulen sind von dem zentralen, grauen Teil abgesprengt. Die H i n t e r s ä u l e n , denen jetzt der Nucleus tractus spinalis η. trigemini entspricht, sind außerdem durch die starken Hinterstränge nach l a t e r a l u n d v e n t r a l verlagert. Da sensible, dorsale Wurzeln in diesem Querschnitt fehlen, schickt der N. trigeminus, ein wesentlich rostraler gelegener Nerv, einen Teil seiner sensiblen Fasern bis zu dieser Querschnittshöhe, ja sogar in das obere Zervikalmark herab. Sie liegen als Tractus spinalis η. trigemini dem Nucleus tractus spinalis η. trigemini lateral an.
Septum medianum posterius
Fasciculus gracilis ( Coll) Nucleus gracilis ( Göll)
Tractus spinalis η. trigemini Nucleus tractus spinalis n. trigemini Substantia intermedia centralis Nucleus spinalis ». accessorii Canalis centralis
Fasciculus cuneatus (Burdach) Nucleus cuneatus (Burdach) Tractus spinocerebellaris posterior Tractus spinocerebellaris anterior Decussaiio pyramidum Formaiio reticularis
Columna anterior Tractus corlicospinalis Fissura mediana anterior
Abb. 260. Querschnitt I in Höhe der Decussatio pyramidum. Markhaltige Nervenfasern schwarz; Ganglienzellen schwarze Punkte; graue Substanz hell
Im Fasciculus gracilis ist der Nucleus gracilis an der v e n t r a l e n Seite des Fasciculus cuneatus der Nucleus cuneatus aufgetreten. An diesen Hinterstrangkernen finden die I. N e u r o n e der Hinterstrangbahn ihr Ende. Besonders charakteristisch ist in diesem Schnitt die Decussatio pyramidum. Die Pyramidenbahnen kreuzen aus dem Gebiet neben der Fissura mediana anterior zum größten
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
330
Teil in den Seitenstrang der Gegenseite und heißen nunmehr Pyramidenseitenstrangbahn, Tractus corticospinalis lateralis. Nur der kleinere Teil (ca. 5-10% der Fasern) behält als Pyramidenvorderstrangbahn, Tractus corticospinalis anterior, die ursprüngliche Lage bei und verläuft weiter ungekreuzt bis in die Rückenmarksegmente, wo er auf die andere Seite kreuzt. Die übrigen Bahnen zeigen gegenüber dem Rückenmark keine wesentliche Lageveränderung.
Querschnitt II (Abb. 261), in Höhe der Hinterstrangkerne, der Pyramiden und der Schleifenkreuzung (Myelencephalon = Medulla oblongata) Die sensiblen Hinterstrangbahnen im Fasciculus gracilis und cuneatus entsenden ihre Fasern zum Nucleus gracilis und cuneatus. Sie schalten hier auf die Zellen des II. Neurons um, deren Neuriten in weitem Bogen (Fibrae arcuatae internae) ventralwärts in ein längliches Feld der Gegenseite ziehen, das wir als m e d i a l e S c h l e i f e , Lemniscus medialis, bezeichnen. Die in der Mittellinie sich überkreuzenden Fasern nennen wir S c h l e i f e n k r e u z u n g , Decussatio lemniscorum. Neuerdings unterscheiden wir lateral vom Nucleus cuneatus noch einen Nucleus cuneatus accessorius. Seine Neuriten gelangen als Fibrae arcuatae externae dorsales und ventrales über den Pedunculus cerebellaris inferior der gleichen und der Gegenseite zum Kleinhirn. Sie leiten Impulse aus den Muskeln der oberen Extremität. Der Tractus spinalis η. V und der Nucleus tractus spinalis η. V sind noch etwas mehr nach ventral verlagert. Die spinalen Trigeminusfasern verhalten sich genau wie die Hinterstrangfasern. Sie schalten in ihrem Kern um und kreuzen zur Gegenseite in den Lemniscus medialis. Lateral vom Lemniscus medialis ist das kaudale Ende des Nucleus olivaris getroffen. Lateral und ventral von ihm liegt das charakteristische, d r e i e c k i g e Feld des Tractus olivospinalis und spinoolivaris (Heiweg). Canalis centralis Fasciculus gracilis Nucleus gracilis • Fasciculus cuneatus • Nucleus cuneatus . Tractus spinalis η. V
Nucleus spinalis n. accessorii
... Nucleus tractus spinalis η. V posterior
Tractus rubrospinal Tractus spinothalamics lateralis Decussatio lemniscorum Lemniscus medialis - Nucleus olivaris
anterior . Nucleus ». hypoglossi
Tractus spinoolivaris " Tractus corticospinalis Fasciculus longitudinalis medialis
Abb. 261. Querschnitt II durch die Medulla oblongata in Höhe der Hinterstrangkerne und der Schleifenkreuzung
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
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Ventral bildet das geschlossene Bündel des Tractus corticospinalis den Wulst der Pyramide. Dorsal von den Pyramidenbahnen treffen wir an der gleichen Stelle wie im Halsmark das mediale Längsbündel, den Fasciculus longitudinalis medialis, an. Der Tractus spinocerebellaris posterior und anterior, der Tractus spinothalamicus lateralis und der Tractus rubrospinal haben die gleiche Lage wie im Rückenmark. Ventrolateral vom Zentralkanal liegt der Nucleus η. hypoglossi. Der in ihm entspringende N. hypoglossus zieht nach ventral und tritt wie die motorischen Wurzeln der Spinalnerven ventral aus. Dorsolateral vom Zentralkanal finden wir den Nucleus spinalis η. accessorii. Die aus ihm entspringenden Fasern wenden sich l a t e r a l w ä r t s und verlassen 1 a t e r a 1 die Medulla oblongata. Der Fasciculus longitudinalis medialis verbindet alle Augenmuskelkerne mit dem spinalen Kern des N. accessorius und der Vordersäule des Halsmarkes. Außerdem hat er Verbindungen mit den Vestibulariskernen. Das mediale Längsbündel kontrolliert die Bewegungen der Augen und koordiniert diese mit den Bewegungen des Halses und des Kopfes.
Querschnitt III (Abb. 262), in Höhe der Olive und des Austritts des N. vagus und N. glossopharyngeus (Rhombencephalon) Die Befunde einiger aufeinander folgender Schnitte sind auf einem Querschnitt zusammengedrängt. Vagus und Glossopharyngeus würden sonst nicht auf einem Schnitt anzutreffen sein.
Der Zentralkanal hat sich zum IV. Ventrikel erweitert. Die bisher dorsal vom Zentralkanal gelegenen, sensiblen Anteile sind lateralwärts verlagert. A u s d e r b i s h e r v e n t r o d o r s a l e n A n o r d n u n g d e r K e r n m a s s e n ist e i n e m e d i o l a t e r a l e g e w o r d e n . Der Ursprungskern des Hypoglossus hat seine Lage beibehalten. Der N. vagus (rechts) endet mit G e s c h m a c k s f a s e r n im Nucleus tractus solitarii, mit v i s z e r o s e n s i b l e n F a s e r n im Nucleus dorsalis n. vagi [alae cinereae] und entspringt mit viszeromotorischen Fasern im Nucleus ambiguus, mit parasympathischen in der Pars parasympathica nuclei dorsalis n. vagi. Der N. glossopharyngeus (links) endet mit G e s c h m a c k s f a s e r n im Nucleus tractus solitarii, mit viszerosensiblen Fasern im Nucleus dorsalis n. glossopharyngei [alae cinereae] und entspringt mit viszeromotorischen Fasern im Nucleus ambiguus, mit parasympathischen im Nucleus salivatorius inferior. Der Nucleus cuneatus und der Nucleus cuneatus accessorius, der Tractus spinalis η. V und der Nucleus tractus spinalis η. V, die spinale Trigeminuswurzel und ihr Kern, sind weiter ventral verlagert und durch den unteren Kleinhirnstiel, Pedunculus cerebellaris inferior [das Corpus restiforme, Strickkörper], von der Peripherie abgedrängt. Aus dem Nucleus cuneatus accessorius ziehen kurze Fasern als Fibrae arcuatae externae dorsales lateralwärts zum Pedunculus cerebellaris inferior. Die v e n t r a l e Hälfte des Schnittes ist durch den mächtigen, stark gefalteten Nucleus olivaris charakterisiert. Er wölbt die Oberfläche buckelartig vor und bildet die Olive. Dorsal und medial von ihm liegen die phylogenetisch alten Nebenoliven, der Nucleus olivaris accessorius dorsalis und medialis. D i e N e b e n o l i v e n kommen schon bei den niederen Wirbeltieren vor und sind bei den guten Schwimmern unter ihnen gut entwickelt. Der besonders bei den Primaten und dem Menschen stark gefaltete H a u p t k e r n , Nucleus olivaris. ist n e e n z e p h a l . Seine Vergrößerung geht parallel mit der Ausbildung der Kleinhirnhemisphären.
Der Nucleus olivaris, empfangt aus der lateral von ihm gelegenen, zentralen Haubenbahn, Tractus tegmentalis centralis, Fasern, die vor allem vom Nucleus ruber (Tractus
332
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Nucleus dorsalis η. IX
Nucleii vestibulares
Nucleus salivatorius inferior
Nucleus η. XII
Nucleus dorsalis η. Χ ( Pars parasympathica)
V,
Nucleus dorsalis η. Χ
Tractus solitarius et nucleus tractus solitarii Nucleus cuneatus et cuneatus accessorius
Tractus solitarius ^ Pedunculus cerebellaris inferior
Fasciculus longitudinal is medialis
Nucleus tractus spinalis η. V
Tractus tectospinalis Nucleus ambiguus
.
_ _ — - Tractus spinalis η. V Nucleus ambiguus
Tractus rubrospinalis
Tractus olivocerebellaris • et tr. spinocerebellaris posterior Tractus s pinothalamicus lateralis
Ganglion superius • Tr. spinocerebellaris posterior ' Tr. spinocerebellaris anterior Ganglion inferius
Tractus tegmentalis , centralis Nucl. olivans accessorius dorsalis
Lemniscus medialis Nucleus olivaris '
Nucl. olivaris accessorius medialis
Pyramis ( Tractus corticospinalis)
Abb. 262. Querschnitt III, in Höhe der Olive und des Austritts der Nn. glossopharyngeus und vagus. Stark schematisiert
rubro olivaris), aber auch aus anderen Gebieten der Haube, dem großen Assoziationsapparat des Hirnstammes, kommen. Andere Impulse strömen ihm vom Rückenmark (Tractus spinoolivaris) und vom Kleinhirn (Tractus cerebelloolivaris) zu. Er entsendet aus dem nach medial offenen Hilus nuclei olivaris den Tractus olivocerebellaris (vollviolett in Abb. 262) durch den Pedunculus cerebellaris inferior zur R i n d e d e r K l e i n h i r n h e m i s p h ä r e . Da diese wieder durch den Tractus cerebellorubral mit dem Nucleus ruber in Verbindung steht, können Nucleus ruber, Nucleus olivaris und Kleinhirnrinde sich wechselseitig beeinflussen, sich gegenseitig kontrollieren. Die vom Nucleus ruber an den motorischen Apparat (motorische Hirnnervenkerne und Vorderwurzelzellen) abgehenden Impulse können so jederzeit der Gesamtlage angepaßt werden. Schließlich kann der Nucleus olivaris noch direkt durch den Tractus olivospinalis korrigierend eingreifen. Ventromedial von der Olive hat der Tractus corticospinalis seine Lage neben der Fissura mediana anterior beibehalten. Er bildet die Pyramide. Der Lemniscus medialis hat ebenfalls seine frühere Lage beibehalten, ist nur größer geworden. Die Fasern aus den Hinterstrangkernen sind spärlicher. Dafür treten jetzt in ihn die gleichwertigen Fasern aus den sensiblen bzw. sensorischen Hirnnervenkernen, aus dem Nucleus dorsalis η. vagi et η. glossopharyngei, aus dem Nucleus tractus solitarii (VII, IX, X) und aus dem Nucleus tractus spinalis η. trigemini ein. Sie kreuzen alle in der Mittellinie zum Lemniscus medialis der Gegenseite.
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
333
Der T r a c t u s t e c t o s p i n a l i s und der F a s c i c u l u s l o n g i t u d i n a l i s m e d i a l i s liegen zwischen Hypoglossuskern und medialer Schleife. Der T r a c t u s r u b r o s p i n a l i s , der T r a c t u s s p i n o t h a l a m i c u s l a t e r a l i s und der T r a c t u s s p i n o c e r e b e l l a r i s a n t e r i o r haben im wesentlichen ihre frühere Lage beibehalten. Der Tractus spinocerebellaris posterior dagegen zieht durch den unteren Kleinhirnstiel, Pedunculus cerebellaris inferior, zum Wurm des Kleinhirns.
Querschnitt IV (Abb. 263), in Höhe des Abduzenskernes und des inneren Fazialisknies (Rhombencephalon) Auch hier sind mehrere Schnitte in einem zusammengefaßt. Die Schleife des Facialis wäre nicht in einem Schnitt vollständig anzutreffen.
Ventral wird das Bild beherrscht durch das Auftreten der Brücke. Die querverlaufenden B r ü c k e n f a s e r n werden, durch die noch in geschlossenem Bündel liegenden Fasern des Tractus corticonuclearis und Tractus corticospinalis, in eine oberflächliche und tiefe Lage auseinandergedrängt. Sie entspringen in den Brückenkernen, Nuclei pontis, der Gegenseite und verlaufen durch die Brückenarme, Pedunculi cerebellares medii (in Abb. 263 ist nur der linke ausgeführt), zur Rinde der Kleinhirnhemisphären. U m die Pyramidenbahnen liegen verstreut die Tractus corticopontini. Sie kommen von verschiedenen Teilen der Großhirnrinde und verlaufen durch die Capsula interna, durch die Crura cerebri und enden an den Brückenkernen. Diese Kerne werden durch die oben erwähnten queren Brückenfasern (Fibrae pontis transversae) mit der gegenseitigen Kleinhirnhemisphäre verbunden (Tractus pontocerebellaris ). Die Pedunculi cerebellares inferiores sind durch die Brückenarme in die Tiefe gedrängt und nehmen ein ovales Feld, ventrolateral vom IV. Ventrikel, ein. Ihre Fasern verlaufen medial und lateral vom Nucleus dentatus. M e d i a l v o m N u c l e u s d e n t a t u s ziehen nur Fasern zum und vom Urkleinhirn (Abb. 263 links): 1. Die direkte sensorische Kleinhirnbahn, direkte Fortsetzung von Vestibularisfasern zur Kleinhirnrinde. 2. Fasern vom Nucleus vestibularis und anderen sensiblen Endkernen (blau gestrichelt in Abb. 263) zum Kleinhirnwurm. 3. Fasern von den Urkleinhirnkernen zum Nucl. vestibularis (blau gestrichelt in Abb. 263).
L a t e r a l v o m N u c l e u s d e n t a t u s liegen: 1. Bahnen zum und vom Neukleinhirn a) der Tractus olivocerebellaris, b) der Tractus cerebelloolivaris,
vom Nucleus olivaris zur Rinde der Kleinhirnhemisphäre, von der Kleinhirnrinde zum Nucleus olivaris.
2. Bahnen zum Urkleinhirn a) Der Tractus spinocerebellaris posterior, b) der Tractus bulbocerebellaris, vom Nucleus cuneatus accessorius über die Fibrae arcuatae externae dorsales zur selben und über die Fibrae arcuatae externae ventrales zur Gegenseite des Kleinhirnwurmes. c) Der Tractus nucleocerebellaris, von den Endkernen sensibler Hirnnerven zum Urkleinhirn.
Die Urkleinhirnkerne liegen im Dach des IV. Ventrikels, in der Mitte der G i e b e l k e r n , Nucleus fastigii, seitlich der runde Nucleus globosus und der kommaförmige Nucleus emboliformis.
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns Tractus spinocerebellaris posterior
Vermis cerebelli
Nuclei jastigli, emboliformis, globosus
Nucleus dentatus Tractus olivocerebellaris Hemisphaerium cerebelli
Pedunculus cerebellaris . inferior
Pedunculus cerebellaris superior
Pars medialis
Ventriculus IV
Pars lateralis
Nuclei vestibulares Pedunculus cerebellaris medius
Pedunculus cerebellaris inferior
Tr. spinalis et nucí, tractus spinalis η. V
Nucleus n. abducentis
Fasciculus longitudinal is medialis
Nucleus n. facialis Tractus rubrospinalis
Tractus tegmentalis centralis
Tractus vestibulospinalis Nucleus dor salis corporis trapezoide i Pars vestibularis n. vestibulococblearis
Pars vestibularis n. vestibulococblearis
Fasern des Tractus corticonuclearis
Tractus spinothalamics Tractus corticonuclear!s u. corticospinalis
Tractus corticopontini
Formatto reticularis
Tractus spinocorticalis
Abb. 263. Querschnitt IV, in Höhe des Abduzenkernes und des inneren Fazialisknies. Kleinhirnhemisphären nur zum Teil dargestellt. Stark schematisiert
Der Nucleus dentatus, gezähnelt und an den Nucleus olivaris erinnernd, liegt etwas weiter lateral, gehört vorwiegend dem Neukleinhirn, Neocerebellum, an und nimmt aus der R i n d e der Hemisphären (ebenfalls Neocerebellum) Impulse auf, die er umschaltet und über den Bindearm, Pedunculus cerebellaris superior, weiterleitet. Der Pedunculus cerebellaris superior, der obere Kleinhirnstiel (Bindearm), liegt dorsolateral vom IV. Ventrikel. Er führt: 1. in der Hauptsache Fasern von der Rinde der Kleinhirnhemisphäre über den Nucleus dentatus zum Nucleus ruber, 2. Fasern von der Wurmrinde über die Urkleinhirnkerne zum Nucleus ruber, 3. Fasern vom oberen Vierhügel und Thalamus zum Kleinhirn, 4. den Tractus spinocerebellaris anterior rückläufig zum Kleinhirn. Die Haubenregion, das zwischen Rautengrube und Brücke gelegene Feld, hat gegenüber der Abb. 262 ebenfalls eine starke Umlagerung erfahren. Der Lemniscus medialis ist aus der dorsoventralen Lage in eine transversale überführt. Lateral hat sich ihm der dreieckige Tractus spinothalamicus als Spitze angelagert. Damit sind die vom Rückenmark an getrennt verlaufenden Bahnen für Oberflächen- und Tiefensensibilität zu einem einheitlichen Bündel zusammengefaßt. In dem durch die Verlagerung des Lemniscus medialis freigewordenen Raum finden wir jetzt die Formatio reticularis, den
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
335
Elementarapparat des Hirnstammes, der sich bis zum Mittelhirn erstreckt. Lateral von ihr liegt der Tractus tegmentalis centralis, die zentrale Haubenbahn, die vorher weiter ventral, an der dorsolateralen Seite des Nucleus olivaris untergebracht war. An die Stelle des Nucleus olivaris ist der kleinere Nucleus dorsalis corporis trapezoidei [olivaris metencephali] getreten. Lateral von ihm finden wir den Tractus rubrospinalis, medial den kleinen Tractus vestibulospinal. Der N. abducens (kein Kiemenbogennerv) entspricht in der L a g e seines Kernes, Nucleus η. abducentis (nahe der Mittellinie unter der Rautengrube), und dem v e n t r a l e n Verlaufe und Austritt seiner Fasern dem N. hypoglossus der kaudalen Schnitte. Der N. facialis, ein viszeromotorischer Nerv für die Muskulatur des zweiten Kiemenbogens (in ursprünglicher Lage: M. stylohyoideus und Venter posterior des Digastricus; weitgehend verlagert: die mimische Muskulatur des Kopfes, das Platysma, der M. stapedius), entspringt im Nucleus η. facialis. Dieser Kern liegt wie der Nucleus ambiguus ventrolateral. Die aus ihm entspringenden Fasern beschreiben eine Schleife um den Abduzenskern und treten wie die übrigen Kiemenbogennerven l a t e r a l aus. Der Scheitel der Schleife (auch inneres Knie des Facialis genannt) wölbt die Rautengrube zum Colliculus facialis vor. Fasern des Tractus corticonuclearis verlaufen zum r e c h t e n und l i n k e n Fazialiskern. Diese bilaterale Verbindung mit der Großhirnrinde trifft aber nur für den v o r d e r e n („ o b e r e n " ) Teil des Fazialiskernes zu, der den M. orbicularis oculi und die Stirnmuskulatur versorgt. Schließen des Auges erfolgt gewöhnlich gleichzeitig auf beiden Seiten. Einseitiges Schließen muß erst erlernt werden. Die unteren mimischen Muskeln (Wange und Mund) werden dagegen häufig asymmetrisch gebraucht. Bei einseitigem Ausfall des Tractus corticonuclearis (Apoplexie!) ist Augenzwinkern und Stirnrunzeln möglich, während Mund- und Wangenversorgung ausfallen. Bei der peripheren Lähmung des N. facialis ist auch der Stirnfazialis betroffen < Wichtiges Unterscheidungsmerkmalfür zentrale und periphere Fazialislähmung!).
Die Gleichgewichtsbahn (Abb. 264) Die Pars vestibularis η. vestibulocochlearis hat den gleichen lateralwärts gerichteten Verlauf wie die erwähnten Kiemenbogennerven. Die Zellen der bipolaren I. Neurone bilden das im Fundus meatus acustici interni gelegene Ganglion vestibuläre (Abb. 264). Die peripheren Neuriten kommen von den Sinnesendigungen des Gleichgewichtsapparates (Maculae staticae, Cristae ampullares), die zentralen Neuriten enden zum größten Teil an den Nuclei vestibulares, zum kleineren Teil als direkte, sensorische Kleinhirnbahn im Wurm und Flocculus des Kleinhirns. Die Nuclei vestibulares enthalten die Zellen der II. Neurone. Sie liegen an der breitesten Stelle der Rautengrube (Abb. 259). Man kann folgende undeutlich getrennte Kerne unterscheiden: 1. 2. 3. 4.
Nucleus Nucleus Nucleus Nucleus Gegend mit den
vestibularis lateralis, großzelliger, Deitersscher Kern, vestibularis superior, Bechterewscher Kern, vestibularis medialis, kleinzelliger, Schwalbe scher Kern, vestibularis inferior (Roller), eine kaudale Fortsetzung des vorigen, die sich bis in die der Hinterstrangkerne erstreckt. Die an ihm endenden, absteigenden Fasern kann man absteigenden Trigeminusfasern (Tractus spinalis η. trigemini) vergleichen.
Die in den Endkernen entspringenden, II. Neurone leiten: 1. z u m U r k l e i n h i r n , wo auch die Nachrichten vom aktiven und passiven Bewegungsapparat zusammenströmen,
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns Decussatio tractuum tegnenti
Tr. vestíbulospinalis
Tractus corticospinalis
Lemniscus medialis
Tr. rubrospinalis
Abb. 264. Schema der Gleichgewichtsbahn
2. in die H a u b e n r e g i o n , das große Assoziationsfeld des Hirnstammes, wo sie: a) an den kurzen Strangzellen der Formatio reticularis enden, b) lange Strangzellen bilden (Abb. 265): α) den Fasciculus longitudinalis medialis (mediales Längsbündel) der gleichen und der Gegenseite, ß) d e n Tractus
vestibulospinalis.
D u r c h diese Strangzellen und ihre zahlreichen K o l l a t e r a l e n k ö n n e n E r r e g u n g e n des G l e i c h g e w i c h t s a p p a r a t e s a u f d e n m o t o r i s c h e n A p p a r a t , die U r s p r u n g s k e r n e d e r H i r n - ( b e s o n d e r s A u g e n m u s k e l - ) n e r v e n u n d die i h n e n e n t s p r e c h e n d e n V o r d e r w u r z e l z e l l e n des R ü c k e n m a r k s , ü b e r t r a gen u n d r e f l e k t o r i s c h e M u s k e l b e w e g u n g e n a u s g e l ö s t w e r d e n , die z u r E r h a l t u n g normaler K o p f - , Augen- und R u m p f s t e l l u n g dienen.
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
337
D i e z u m K l e i n h i r n g e l a n g t e n I m p u l s e können über den Nucleusfastigii 1. rückläufig den Nucleus vestibularis lateralis beeinflussen (Tractus cerebellonuclearis, vollblau in Abb. 264), 2. über den Pedunculus cerebellaris superior zum gegenseitigen Nucleus ruber gelangen ( Tractus cerebellorubral). Vom N u c l e u s r u b e r a u s w e r d e n d i e E r r e g u n g e n e i n e r s e i t s ü b e r d e n Tractus r u b r o s p i n a l i s an den m o t o r i s c h e n A p p a r a t weitergegeben, and e r e r s e i t s zum T h a l a m u s u n d weiter zur G r o ß h i r n r i n d e geleitet, wo die Lage- und S t e l l u n g s ä n d e r u n g e n ins B e w u ß t s e i n g e l a n g e n . Der Gleichgewichtsapparat steht auch noch mit dem vegetativen System in Verbindung. Bei seiner Erregung kann es zu Pupillen- und Blutdruckveränderungen, Sensationen im Magendarmkanal (Seekrankheit) und anderen Beeinflussungen kommen.
Die Hörbahn (Abb. 265) Die bipolaren, bineuritischen I. Neurone beginnen an den Haarzellen des Corn'schen Organs, haben ihren Zelleib im Ganglion spirale cochleae und ziehen zum ventralen und zum dorsalen Kochleariskern. Die im Nucleus cochlearis ventralis entspringenden Fasern umgeben zum Teil in Achtertouren den oberen Teil des O l i v e n k e r n s {Nucleus olivaris metencephali, „ o b e r e O l i v e " ) und den T r a p e z k e r n (Nucleus corporis trapezoidei). Dadurch entsteht ein Fasergebilde,
Hörru
Abb. 265. Schema der Hörbahn. „Ventrale Hörbahn" schwarz, „dorsale Hörbahn" blau, Kerne der Augenmuskelnerven, mediales Längsbündel und Tractus tectospinalis rot
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
das als T r a p e z k ö r p e r (Corpus trapezoideum) bezeichnet wird. Sie enden teils in den zuletzt erwähnten Kernen der gleichen Seite, teils kreuzen sie zur Gegenseite, um an den gleichnamigen Kernen zu enden. Der Oliven- und der Trapezkern vermitteln Verbindungen mit der Formatio reticularis, mit dem motorischen Trigeminuskern, mit dem Fazialiskern, mit dem Abduzenskern und unter Vermittlung des m e d i a l e n L ä n g s b ü n d e l s {Fasciculus longitudinalis medialis, in Abb. 265 rot) mit dem Trochleariskern und dem motorischen Okulomotoriuskern. Durch diese Verbindungen werden Bewegungen der Augen unter dem Einfluß von Schalleindrücken ( B l i c k w e n d u n g e n ) und die Innervation der Mittelohrmuskeln (M. stapedius, M. tensor tympani) reflektorisch gesteuert. Die restlichen Fasern dieser „ventralen Hörbahn" schließen sich der lateralen Schleife (Lemniscus lateralis, s. unten) an. Die dem Nucleus cochlearis dorsalis entstammenden Fasern der „ d o r s a l e n H ö r b a h n " ziehen teils sehr oberflächlich im Boden des IV. Ventrikels quer zur Mittellinie, teils tiefer. Sie kreuzen zur Gegenseite und enden zum Teil im Nucleus corporis trapezoidei und im Nucleus olivaris. Andere Fasern vereinigen sich mit Fasern aus dem ventralen Kern zur l a t e r a l e n S c h l e i f e (Lemniscus lateralis). Ein geringerer Teil der Lemniskusfasern erreicht den unteren Hügel des Mesencephalon (Colliculus inferior, Tectum acusticum) und ein größerer Anteil nach teilweisen Umschaltungen im Nucleus lemnisci lateralis das Corpus geniculatum mediale ( m e d i a l e r K n i e h ö c k e r ) . Hier beginnt an Synapsen das letzte Neuron der Hörbahn, das als Hörstrahlung (Radiatio acustica) durch die Capsula interna zur H ö r r i n d e in der Heschischen Querwindung der Gyri temporales transversi zieht. Im Lemniscus lateralis verlaufen auch ungekreuzte Hörbahnfasern der gleichen Seite. Vom Colliculus inferior bestehen Verbindungen der Hörbahn mit dem im Colliculus superior entspringenden Tractus tectospinalis. Er verbindet die oberen und unteren Zweighügel nicht nur mit der Formatio reticularis, sondern auch mit den Motoneuronen der Kopf- und Halsnerven. Wie das m e d i a l e L ä n g s b ü n d e l , ist er an optisch und akustisch ausgelösten Reflexen für Bewegungen des Kopfes beteiligt (optisch-akustische Reflexbahn). Da in den Verlauf der Hörbahn oft Z w i s c h e n n e u r o n e eingeschaltet sind, ist ihre Einteilung in eine bestimmte Anzahl von Neuronen nicht mehr angebracht. Die Zerstörung des Ganglion spirale und der beiden Cochleariskerne führt zu gleichseitiger Taubheit. Bei einseitigem Ausfall darüber liegender Strecken und Kerne, entsteht keine vollständige Taubheit, weil die Hörbahn doppelseitig verläuft. S. Abb. 265.
Querschnitt V (Abb. 266), durch die Mitte der Brücke, in Höhe des Trigeminusaustrittes Im ventralen Teil des Schnittes ist die B r ü c k e in ihrer größten Breite getroffen. Tractus corticonuclearis und Tractus corticospinalis sind durch die Brückenfaserung in zahlreiche Bündel aufgespalten. In ihrer Nachbarschaft liegen wieder die Tractus corticopontini, die an den sehr verstreuten B r ü c k e n k e r n e n enden. Aus den letzteren entspringen wieder die Fibrae pontis transversae, die im gegenseitigen Pedunculus cerebellaris medius zum Kleinhirn ziehen. Dieser mittlere Kleinhirnschenkel nimmt lateral ein großes Areal ein und wird von Fasern des N. trigeminus durchbrochen. Aus dem Tractus corticonuclearis ziehen Fasern nach dorsal zu dem motorischen Trigeminuskern (Nucleus motorius n. trigemini) b e i d e r Seiten. Die Haubenregion, das Feld zwischen Rautengrube und Brücke, ist wenig verändert. Der Lemniscus medialis hat weiterhin seine transversale Lage und führt m e d i a l die Fasern des Tractus bulbothalamicus (grob punktiert!) und 1 a t e r a 1 die Fasern des Tractus spinothalamics (fein punktiert!). Weiter lateral liegt ihm ein violettes, dreieckiges Feld, die l a t e r a l e S c h l e i f e , Lemniscus lateralis (Hörbahn), an. Aus dem Nucleus sensorius superior η. trigemini, kreuzen, wie weiter kaudal aus den Hinterstrangkernen und den sensiblen Endkernen der anderen Hirnnerven, Fasern in die gegenseitige, mediale Schleife.
339
F e i n b a u u n d F u n k t i o n des H i r n s t a m m e s
Ventriculus IV
corticopontini
Fasciculus longiTractus spinotudinalis medialis Formatto reticularis cerebellaris anterior
nucleorum pontis
Ptdunculus cerebellaris superior
corticonuclearis
A b b . 266. Q u e r s c h n i t t V, d u r c h die M i t t e d e r B r ü c k e in H ö h e d e s T r i g e m i n u s a u s t r i t t e s . Stark schematisiert
Die Formatio reticularis, der Tractus tegmentalis centralis, der Tractus rubrospinalis und der Fasciculus longitudinalis medialis haben ungefähr die gleiche Lage wie im vorigen Schnitt. Aus dem medialen Längsbündel sind Kollateralen zum gleichseitigen motorischen Kern des Trigeminus eingetragen. Sie sollen das Zusammenspiel der Kaumuskeln mit den anderen Muskelgruppen gewährleisten. Der N. trigeminus und seine Kerne (Abb. 267). Der Trigeminus hat als 1. Viszeralbogennerv wie alle Kiemenbogennerven intramedullär einen l a t e r a l w ä r t s gerichteten Verlauf. Er durchbohrt die Brückenarme und tritt seitlich von der Brücke aus. Er ist ein gemischter Nerv mit einer größeren Radix sensoria und einer kleineren Radix motoria. Die viszeromotorischen Fasern entspringen im Nucleus motorius n. trigemini und verlaufen im 3. Aste des Trigeminus (N. mandibularis) 1. zu den Kaumuskeln, 2. zur Mundbodenmuskulatur (M. mylohyoideus und Venter anterior m. digastrici), 3. zum Spanner des Gaumens (Tensor veli palatini) und Spanner des Trommelfelles (Tensor tympani). Der motorische Kern erhält (Abb. 267) Fasern von der Großhirnrinde b e i d e r Seiten. Die sensiblen Fasern (von der B i n d e h a u t und H o r n h a u t des Auges, von der S c h l e i m h a u t der Nase und Nasennebenhöhlen und der Mundhöhle, von den Z ä h n e n
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns Cortex cerebri
Nucleus caudalus
Abb. 267. Kerne und intrazerebraler Verlauf des N. trigeminus. Schema. Sensible Fasern blau, motorische rot
und von der H a u t des Gesichts) verlaufen über das mit den Spinalganglien zu vergleichende Ganglion trigeminale (Ganglion semilunare Gasseri) zur seitlichen Haubenregion. Hier steigt ein großer Teil der Fasern im Tractus spinalis η. trigemini abwärts bis in das obere Halsmark und endet an dem medial von ihm gelegenen Nucleus tractus spinalis η. trigemini. Ein anderer Teil endet an dem sensiblen Hauptkern, dem Nucleus sensorius superior η. trigemini. Er liegt lateral vom motorischen Kern (Abb. 259, 267). Ein kleiner Teil steigt als aufsteigende oder mesenzephale Trigeminuswurzel, TVactus mesencephalicus n. trigemini, lateral vom zentralen Höhlengrau bis in das Mittelhirn aufwärts und endet an dem Nucleus tractus mesencephalic! η. trigemini. Früher hielt man den mesenzephalen Anteil für motorisch. Wahrscheinlich handelt es sich aber um sensible, propriorezeptive Fasern von den Muskeln und Sehnenspindeln der Kaumuskeln. Von den beiden übrigen sensiblen Kernen ziehen die Fasern (II. Neuron) über die Mittellinie (Abb. 268) zum Lemniscus trigeminalis und in ihm bis zum Thalamus. Das hier beginnende III. Neuron zieht durch den hinteren Schenkel der Capsula interna zum Gyrus postcentral der Großhirnrinde. Vom Tractus spinalis η. trigemini gehen zahlreiche K o l l a t e r a l e n zu den motorischen und parasympathischen Kernen der Medulla oblongata, zu
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
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den Vorderwurzelzellen des oberen Halsmarks und zur Formatio reticularis. Sie beteiligen sich damit an den Leitungsbogen für wichtige Reflexe (Hornhaut-, Kau-, Saug-, Schluckreflexe S. 347, 348). Der IV. Ventrikel wird auf diesem Schnitt v e n t r a l von der Rautengrube, l a t e r a l von den starken Bindearmen, Pedunculi cerebellares superiores, und d o r s a l von dem dünnen, vorderen Marksegel, Velum medulläre superius, begrenzt. Die Pedunculi cerebellares superiores führen vor allem zerebellofugale Fasern aus den Kernen des Kleinhirns zum roten Kern der Mittelhirnhaube, Tractus cerebellorubralis, und zum Thalamus, Tractus cerebellothalamicus. Der Tractus spinocerebellaris anterior zieht von ventral nach dorsal, außen um den Pedunculus cerebellaris superior und gelangt mit diesem r ü c k l ä u f i g zum Lobus anterior, und Lobulus simplex des Kleinhirns.
Querschnitt VI (Abb. 268), in Höhe der unteren Zweihügel (Mesencephalon) Es sind wiederum einige Schnitte in einem zusammengezogen. Der N. trochlearis tritt in Wirklichkeit etwas kaudaler aus.
Der Schnitt geht bereits durch das Mittelhirn. Wir können an ihm einen dorsalen Teil, die V i e r h ü g e l p l a t t e , Lamina tecti (Lamina quadrigemina), einen mittleren Teil, die H a u b e , Tegmentum, und einen ventralen Teil, die H i r n s c h e n k e l , Crura cerebri, unterscheiden. Tegmentum und Crus cerebri fassen wir als H i r n s t i e l , Pedunculus cerebri, zusammen. Der IV. Ventrikel hat sich zum Aquaeductus cerebri verengt. Er wird von einer mächtigen, grauen Masse, der Substantia grísea centralis, umgeben. Lateral von ihm liegt der Tractus mesencephalicus n. trigemini und sein Kern. Ventral finden wir jetzt den Ursprungskern des N. trochlearis, den Nucleus η. trochlearis. Er nimmt die gleiche Lage zur Mittellinie und zu dem anliegenden Fasciculus longitudinalis medialis ein wie weiter kaudal der Abduzens- und Hypoglossuskern. Der aus ihm entspringende Nerv hat gegenüber allen anderen Hirnnerven eine Sonderstellung. Er läuft als einziger im Bogen um die Substantia grísea centralis d o r s a l w ä r t s , k r e u z t im Velum medulläre superius zur Gegenseite und tritt kaudal von den unteren Vierhügeln aus. Die oberen Kleinhirnstiele, Pedunculi cerebellares superiores (Bindearme, Brachia conjunctiva), ziehen im Bogen von dorsal nach ventral, k r e u z e n in der Mittellinie, Decussatio pedunculorum cerebellarium superiorum (Bindearmkreuzung) und streben dem roten Kern zu. Das große Feld der sensiblen Bahnen (Lemniscus medialis, Tr. spinothalamicus und der Lemniscus lateralis) ist von der Mittellinie weg seitwärts verlagert. Die Fasern der lateralen Schleife (Hörbahn, violett) strahlen bereits in den Colliculus inferior aus. Den Tractus rubrospinalis treffen wir zwischen dem Pedunculus cerebellaris superior und der medialen Schleife. An der Grenze zwischen Haube und Hirnschenkel fällt schon am ungefärbten Schnitt ein breiter, dunkler Streifen, die Substantia nigra (Nucleus niger, Soemmering), auf. Sie gehört zum Tegmentum und läßt nach Spatz einen dorsalen, schwarzen Anteil, der zahlreiche dunkel pigmentierte Nervenzellen enthält, un deinen ventralen, rötlichen Abschnitt, der in
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
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Nucleus colliculi inferioris Pedunculus cerebellaris superior Lemniscus lateralis Tractus spinothalamicus Lemniscus medialis Formatio reticularis Decussatio pedunculorum cerebellarium superiorum Substantia nigra
Aquaeductus cerebri
Substantia grísea centralis Tractus mesencephalicus η. V Nucleus η. trochlearis Fasciculus longitudinalis medialis Tractus tegmentalis centralis Tractus tectospinalis Tractus rubrospinalis Tractus occipitotemporopontinus
Tractus corticospinalis
[ Recessus posterior fossae interpeduncularis]
Tractus corticonuclearis
Tractus frontopontinus
Abb. 268. Querschnitt VI, in Höhe der unteren Zweihügel. Stark schematisiert
Farbe und A u f b a u an den Globus pallidus erinnert, unterscheiden. Er ist eine Schaltstation für das extrapyramidale System (S. 372). Über die Bedeutung der bei Säugetieren als Neuerwerb auftretenden Substantia nigra ist wenig bekannt. Als Schaltstelle des extrapyramidalen motorischen Systems, steht sie, wie der Nucleus ruber, mit dem Corpus striatum, mit dem Globus pallidus und mit der Großhirnrinde in Verbindung. Bei Erkrankungen des EPMS (ζ. B. bei der Parkinsonschen Krankheit) wird eine Beteiligung der Substantia nigra vermutet. In ihr entsteht der Transmitter D o p a m i n , der an das Striatum weitergegeben wird. Die Crura cerebri, Hirnschenkel, entstehen in der Tierreihe mit der Ausbildung der Großhirnrinde und gehören somit dem Neencephalon an. Sie enthalten die Verbindungen vom Großhirn zur Bücke, zum verlängerten M a r k und zum Rückenmark. Von medial nach lateral zeigen sie folgenden A u f b a u : 1. Tractus frontopontinus, frontale Brückenbahn (vom Stirnhirn zur Brücke), 2. Tractus corticonuclearis (zu den motorischen Hirnnervenkernen), 3. Tractus corticospinalis, Pyramidenbahn (zu den Vorderwurzelzellen des Rükkenmarks), 4. Tractus occipitotemporopontinus, okzipi to temporale Brückenbahn (vom Hinterhaupts- und Schläfenlappen zur Brücke).
Feinbau und Funktion des Hirnstammes Substantia grísea centralis
Aquaeductus cerebri
343
Colliculus Tractus mesensuperior cepbalicus η. V
ventralis
Abb. 269. Querschnitt VII, in Höhe der oberen Zweihügel. Stark schematisiert
Querschnitt VII (Abb. 269), in Höhe der oberen Zweihügel (Mesencephalon) Der Aquaeductus cerebri und die Substantia grísea centralis sind nur wenig verändert. An die Stelle des Trochleariskernes ist der Okulomotoriuskern getreten; er besteht aus dem medialen, parasympathischen Nucleus accessorius n. oculomotorii und dem lateralen Nucleus η. oculomotorii. Die Lage der Kerne und der Nervenverlauf (nach ventral) entsprechen dem N. hypoglossus und N. abducens. Der Nerv tritt in der Fossa interpeduncularis aus. Die Haubenregion, Tegmentum, zeigt zentral die mächtigen r o t e n K e r n e , denen dorsolateral die Lemnisci mediales hornartig aufsitzen. Zwischen den roten Kernen sehen wir die schwächere, d o r s a l e oder Meynertsche und die stärkere, v e n t r a l e oder Fore Ische H a u b e n k r e u z u n g . In der schwächeren Decussatio tegmenti dorsalis kreuzt der Tractus tectospinalis, in der stärkeren Decussatio tegmenti ventralis kreuzt der Tractus rubrospinalis. Der Tractus spinotectalis und der Tractus spinothalamicus strahlen mit dem t e k t a l e n Anteil bereits in den Colliculus superior ein. Unter der Außenfläche des Tegmentum ist noch die Fortsetzung der Hörbahn, die hier im Brachium colliculi inferioris vom Colliculus inferior zum Corpus geniculatum mediale verläuft, angeschnitten. Der Nucleus ruber, der r o t e K e r n , ist eine längliche, im Querschnitt runde Masse grauer Substanz, die sich von der rostralen Hälfte des Mittelhirns bis in die hypothalamische Region erstreckt (Abb. 247). Er liegt dorsal von der Substantia nigra und medial vom Lemniscus medialis und besteht aus einem großen, rostralen, kleinzelligen, stammesgeschichtlich jungen Neorubrum und einem kleinen, kaudalen, großzelligen, stammesgeschichtlich alten Palaeorubrum.
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Abb. 270. Verbindungen des Nucleus ruber. Schema
Er bekommt Z u f l ü s s e (Abb. 270): 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.
hauptsächlich von der gegenseitigen Kleinhirnhälfte über den Pedunculus cerebellaris superior, vom Nucleus vestibularis lateralis (Deiters) über das mediale Längsbündel, vom Colliculus superior, vom Thalamus, vom Globus pallidus direkt und indirekt über die Substantia nigra, vom Striatum über den Globus pallidus, von der Großhirnrinde.
D i e E i n d r ü c k e a u s d i e s e m g r o ß e n Z u f l u ß g e b i e t w e r d e n im N u c l e u s ruber aufeinander abgestimmt und weitergeleitet: 1. zur Medulla oblongata und zum Rückenmark (zu den motorischen Hirnnervenkernen und Vorderwurzelzellen): a) vom großzelligen Teil über den Tractus rubrospinalis ( e i n Neuron), b) vom kleinzelligen Teil über den Tractus rubroreticularis (zahlreiche hintereinandergeschaltete Neurone); 2. rückläufig zu den Zuflußgebieten: a) über den Tractus rubroolivaris und olivocerebellaris (S. 358) zum Kleinhirn, b) über den Tractus rubrotectalis zum Colliculus superior, c) über den Tractus rubrothalamicus zum Thalamus und von dort zum Globus pallidus und zur Großhirnrinde.
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
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Durch diese rückläufigen Leitungen werden wohl die Zuflüsse kontrolliert und auf das richtige M a ß abgestimmt. Die Substantia grísea centralis, d a s z e n t r a l e H ö h l e n g r a u , umgibt als mächtige graue Masse den Aquaeductus cerebri. Rostral hängt sie mit dem Höhlengrau des III. Ventrikels zusammen. Man kann in ihr einige Kerne abgrenzen, über deren Funktion noch wenig Sicheres bekannt ist. Im zentralen Höhlengrau verläuft zum Teil das d o r s a l e L ä n g s b ü n d e l (Fasciculus longitudinalis dorsalis). Es gehört zur Formatio reticularis und verbindet u.a. die Kerne des Hypothalamus mit den parasympathischen Hirnnervenkernen, mit den Speichelkernen und mit den vegetativen Zellen der Substantia intermedia im Rückenmark.
Die Collidili superiores, die oberen Z w e i h ü g e l , zeigen im Wechsel grauer und weißer Schichten den Aufbau primitiver H i r n r i n d e . Wir verstehen dies aus der Tatsache, daß der von rostral her einstrahlende N. opticus k e i n „Hirnnerv", sondern eine intrazerebrale Bahn ist, wofür seine Entwicklung (S. 225) wie auch sein histologischer Aufbau (S. 231) sprechen. In die o b e r f l ä c h l i c h e n Schichten strahlen Teile der S e h - , R i e c h - und H ö r b a h n , in die t i e f e n der Tractus spinotectalis (vom Rückenmark) und der Trac tus nucleotectalis (von den sensiblen Hirnnervenkernen) ein. In den Schichten findet eine V e r a r b e i t u n g d e r E r r e g u n g e n statt. Das Ergebnis wird: 1. dem Rückenmark und dem verlängerten Mark a) d i r e k t über den Tractus tectospinalis und Fasciculus longitudinalis medialis, b) i n d i r e k t über den Nucleus ruber, 2. dem Kleinhirn über den Pedunculus cerebellaris superior, 3. den übergeordneten Zentren (Thalamus und Globus pallidus) zur Orientierung
zugeleitet. Beim Menschen tritt mit der Größenzunahme des übergeordneten Großhirns das Mittelhirndach als Integrationsort zurück.
Die Formatio reticularis der Haubenregion des Hirnstammes konnten wir auf den Querschnitten I-VII verfolgen. Sie nimmt dort neben der Mittellinie, ventral von den unter dem Boden des IV. Ventrikels liegenden Hirnnervenkernen, ein unscharf begrenztes Feld ein, das in seiner netzartigen Struktur an die Formatio reticularis des Rückenmarks erinnert. Wir können an ihr einen medialen, vorwiegend zelligen Anteil und einen lateralen, faserigen Anteil unterscheiden. Die Zellen der Formatio reticularis, die sich vom Halsmark bis in das Zwischenhirn erstrecken, werden in der Gesamtheit auch als m o t o r i s c h e r H a u b e n k e r n (Nucleus motorius tegmenti) oder N u c l e u s r e t i c u l a r i s bezeichnet. Die kleinen und großen Zellen liegen streckenweise zerstreut oder zu größeren und kleineren Kernen zusammengelagert. Man hat über 40 Kerne unterschieden. Von den größeren seien erwähnt der Nucleus ruber, Nucleus vestibularis lateralis (Deiters), Nucleus ventralis und dorsalis corporis trapezoidei, Nucleus lemnisci lateralis und der kleine Nucleus interstitialis. Dieser empfangt Eindrücke vom Gleichgewichtsnerven. In ihm entspringt ein Teil der Fasern des medialen Längsbündels. Die Zellen der Formatio reticularis kann man als kurze und lange Schaltzellen auffassen, die Erregungen von einem sensiblen Hirnnerven an den motorischen Apparat, die somatomotorischen und viszeromotorischen Kerne der Hirnnerven und die Vorderwurzelzellen des Rückenmarks (überwiegend an "/-Motoneurone, weniger an α-Motoneurone) abgeben und damit reflektorische, zweckgerichtete Kombinationsbewegungen auslösen. Gesteuert wird dieser wichtige Koordinationsapparat vom Kleinhirn, Zwischenhirn und Endhirn. Die Neuriten der Zellen können einzeln verlaufen oder auch lange Bahnen (Fasciculus longitudinalis medialis, Tractus rubrospinalis, Tractus vestibulospinalis) und aus kürze-
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
ren Gliedern bestehende Neuronenketten bilden (ζ. B. Tractus rubroreticularis, Tractus reticulospinalis). Neben diesen eng mit dem extrapyramidalen motorischen System verknüpften motorischen Funktionen ist die Formatio reticularis auch am vegetativen Geschehen beteiligt. Durch Nebenschlüsse an die Sinnesbahnen gekoppelt, wertet sie die aus der Peripherie zuströmenden Erregungen aus und wirkt, je nach Bedarf, e r r e g e n d oder h e m m e n d auf die übergeordneten vegetativen Zentren und die Großhirnrinde. Letztere wird von der Retikularisformation stimuliert und wachgehalten. Dämpfung der Formatio reticularis durch Medikamente erhöht die Schlafbereitschaft, ihre Zerstörung führt zum Dauerschlaf.
Die Leistungen des Mittelhirns und des verlängerten Markes Als Ursprungs- bzw. Einmündungsgebiet der zehn kaudalen Hirnnervenpaare haben Mittelhirn und verlängertes Mark ähnliche Aufgaben wie das Rückenmark. Sie nehmen propriorezeptive und exterorezeptive Eindrücke auf, übertragen sie auf den E i g e n a p p a r a t , der darauf mit Eigen- oder Fremdreflexen antwortet, oder leiten sie zu übergeordneten Zentren weiter ( L e i t u n g s a p p a r a t ) . D u r c h s c h n e i d u n g s v e r s u c h e , k l i n i s c h e B e o b a c h t u n g e n u n d d a s Gampersehe M i t t e l h i r n w e s e n (eine menschliche Mißbildung, der alle Hirnteile rostral vom Mittelhirn nahezu fehlten) h a b e n b e w i e s e n , d a ß d a s v e r l ä n g e r t e M a r k u n d d a s M i t t e l h i r n E i n r i c h t u n g e n b e s i t z e n , die f ü r die E r h a l t u n g des L e b e n s einerseits notwendig sind, aber andererseits auch genügen. Trennen wir durch einen Schnitt das Rückenmark vom verlängerten Mark, so wird das Versuchstier bald zugrunde gehen. Legen wir dagegen den Schnitt rostral von den oberen Zweihügeln an, so kann es bei bestimmten Pflegemaßnahmen längere Zeit am Leben erhalten werden. Im Naturexperiment, beim Gamperschen Mittelhirnwesen, machte man dieselbe Beobachtung. Es konnte nahezu drei Monate am Leben erhalten und studiert werden. Kleine Schäden (zirkumskripte Verletzungen, Blutungen, Degenerationen) zeigen, daß die unbedingt lebensnotwendigen Zentren (Atemzentrum, Kreislaufzentrum) in Höhe des kaudalen Teils der Rautengrube, neben der Mittellinie, liegen. Sie besitzen eine gewisse Automatie, werden aber durch chemische Stoffe und Nerveneinfluß gesteuert. Das Atemzentrum verlagern wir in die Formatio reticularis in Höhe der Vaguskerne. Es ist d o p p e l s e i t i g angelegt. Einseitige Zerstörung desselben ergibt einseitigen Ausfall der Atmung. Die Zellen der Formatio reticularis werden hier durch die C0 2 -Spannung des Blutes automatisch erregt. Die Neuriten der Zellen und ihre Kollateralen übertragen die Erregung auf die motorischen Wurzelzellen aller an der Atmung beteiligten Muskeln, sie verbinden die Zellen des N u c l e u s a m b i g u u s (Kehlkopf) mit V o r d e r w u r z e l z e l l e n d e s H a l s m a r k e s (des N. phrenicus, Zwerchfell) u n d d e s B r u s t m a r k s (zu den Zwischenrippenmuskeln). Bei starker Reizung (Atemnot, Erstickungsanfällen) breitet sich die Erregung auch auf jene Vorderwurzelzellen aus, welche die Atemhilfsmuskeln (S. 551) versorgen. Gesteuert wird das Atemzentrum reflektorisch durch sensible Vagusfasern, die durch die Blähung der Lungen gereizt werden. Die automatisch und reflektorisch geregelte Atmung kann durch Reize auf andere sensible Nerven reflektorisch abgewandelt werden. So führt Reizung der Nasenschleimhaut (sensibler Trigeminusfasern) zu abnorm tiefer Einatmung und folgender ruckartiger, starker Ausatmung bei offener Glottis (Niesreflex). Reizung sensibler Vagusfasern in der Schleimhaut des Kehlkopfes, der Luftröhre und Bronchien durch feste, flüssige oder gasförmige Fremdstoffe führt zu starker Einatmung und Glottisverschluß, dann zu einer stoßartigen Ausatmung, die den Glottisverschluß sprengt und die Fremdkörper herausschleudert (Hustenreflex).
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
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In beiden Fällen wird die Erregung von den sensiblen Fasern (Trigeminus bzw. Vagus) zunächst auf die Formado reticularis und von dieser auf jene motorischen Kerne übertragen, die bei der Atmung beteiligt sind. Die Kreislaufzentren (Vasomotorenzentrum und Herzhemmungszentrum) arbeiten ebenfalls automatisch, werden aber auch vom C0 2 -Gehalt des Blutes beeinflußt. Das Vasomotorenzentrum ist nicht scharf abzugrenzen, erstreckt sich wohl über ein größeres Feld der Medulla oblongata, in dem die einzelnen Gefäßgebiete wahrscheinlich selbständig vertreten sind. Es regelt den Tonus der Gefäße. Reizung verengt die Gefäße und steigert demgemäß den Blutdruck, Zerstörung ergibt Gefäßerweiterung und Blutdruckabfall. Das Herzhemmungszentrum fällt wahrscheinlich mit den Vaguskernen zusammen. R e i z u n g des Zentrums oder des Vagus führt zunächst zur P u l s v e r l a n g s a m u n g , darauf zur Pulsbeschleunigung und schließlich zum Herzstillstand. Die K r e i s l a u f z e n t r e n werden n e r v ö s durch s e n s i b l e V a g u s - und G l o s s o p h a r y n g e u s f a s e r n beeinflußt. Blutdrucksteigerung führt zu einer D e h n u n g der Gefäßwände; dabei werden im A o r t e n b o g e n die sensiblen Endigungen des N . v a g u s , in der Wand des S i n u s c a r o t i c u s die des N . g l o s s o p h a r y n g e u s , gereizt. Reflektorische Übertragung des Reizes auf die zentrifugalen Vagusfasern setzt das Herztempo herab. Gleichzeitig wird auch durch Einwirkung auf das Vasomotorenzentrum der Blutdruck herabgesetzt. Kreislaufzentrum und Atemzentrum sind außerdem noch eng miteinander gekoppelt. Das morphologische Substrat für das sehr komplizierte Zusammenspiel dieser Zentren sehen wir wieder in der Formatio reticularis des Rautenhirns. Außer diesen automatisch wirkenden, durch C0 2 -Spannung des Blutes und nervösen Einfluß regulierten Zentren gibt es noch reine Reflexzentren. Sie sind Schutzeinrichtungen oder dienen der Nahrungsaufnahme und -Verarbeitung. Der Schluckreflex. Berührung des Zungengrundes, der Gaumenbögen und der hinteren Schiundwand (N. glossopharyngeus und N. vagus) wird von den s e n s i b l e n Fasern dieser beiden Nerven zur Medulla oblongata geleitet, dort durch Kollateralen auf den Nucleus ambiguus (Glossopharyngeus und Vagus) und den Hypoglossuskern übertragen. Gleichzeitig findet noch eine Übertragung auf die Zellen der Formatio reticularis statt, die indirekt die Verbindung z u m m o t o r i s c h e n T r i g e m i n u s k e r n u n d d e n V o r d e r w u r z e l z e l l e n d e r H a l s s e g m e n t e herstellen. Auf dem Wege über die motorischen Anteile des Trigeminus, Glossopharyngeus, Vagus, Hypoglossus und der oberen Halsnerven werden alle jene Muskeln in Tätigkeit gesetzt, die für den recht komplizierten Schluckakt (S. 101) nötig sind. Schon kleine Störungen in diesem Zusammenspiel führen zum Verschlucken und können durch Aspirationspneumonie das Leben gefährden. Der Saugreflex. Berührung der Lippen und Zungenspitze (2. und 3. Ast des Trigeminus) führt beim „reifen" Neugeborenen zu einer gemeinsamen Betätigung der Lippen-, Wangen-, Zungen- und Mundbodenmuskulatur, die darauf abzielt, im v o r d e r e n Teil der Mundhöhle einen Unterdruck zu schaffen, durch den die Milch angesaugt wird. Dieser Reflex verläuft von den sensiblen Endigungen des Trigeminus zu den Zellen der Formatio reticularis. Diese leiten den Impuls zu den Ursprungskernen des Trigeminus, Facialis und Hypoglossus. Von den letzteren fließen die Impulse zu den obengenannten Muskeln, regen sie zu der Gemeinschaftsarbeit des Saugens an. Dieser aus drei Neuronen bestehende Leitungsbogen wird erst gegen E n d e der Schwangerschaft leitfähig. Frühgeburten sind deshalb schwer zu ernähren. Der Reflex verschwindet bereits wieder in der 2. Hälfte des 1. Lebensjahres (bei Gehirnverletzungen kann er wieder auftreten). Speichelsekretionsreflexe. Berührung der Zunge (Trigeminus), Erregung der Geschmacksfasern (Intermedius, Glossopharyngeus) durch Geschmacksstoffe und der Nn. olfactorii durch Riechstoffe sowie Vorstellungen (Großhirn) regen die Drüsen im Bereiche der Mundhöhle und des Magens zur Speichel- bzw. Magensaftsekretion an. Der Reiz verläuft in den sensiblen bzw. sensorischen Fasern des Trigeminus, Intermedius, Glossopha-
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
ryngeus, der Nn. olfactorii über die Zellen der Formatio reticularis zu den parasympathischen Kernen, Nucleus salivatorius superior und inferior und Nucleus dorsalis n. vagi, von dort über die parasympathischen Fasern dieser Nerven zu den Speichel- und Magendrüsen. Von den Schutzreflexen wurden beim Atemzentrum bereits der Nies- und Hustenreflex besprochen. Hier sei noch auf die Hornhautreflexe verwiesen. B e r ü h r u n g d e r H o r n h a u t führt reflektorisch zum Schließen der Augenlider und zum Zurückwerfen des Kopfes. Der Reflex verläuft vom 1. T r i g e m i n u s a s t über Kollateralen zum U r s p r u n g s k e r n d e s F a c i a l i s , von dem aus der M. orbicularis oculi betätigt wird. Die gleichzeitig im T r a c t u s s p i n a l i s η. t r i g e m i n i absteigenden Fasern schicken K o l l a t e r a l e n ins Halsmark zu d e n V o r d e r w u r z e l z e l l e n für die Nackenmuskeln. Schon der leichte Austrocknungsreiz löst den Lidschlag aus, wodurch die Hornhaut wieder angefeuchtet wird. Reizung der Hornhaut regt gleichzeitig die Tränensekretion an. Den afferenten Schenkel liefert wieder der Trigeminus. Dieser schaltet um auf den parasympathischen Anteil des Intermedius, der auf dem Wege: N.petrosus major-Ganglion pterygopalatinum-N. zygomaticus-Anastomose zum N. lacrimalis Tränensekretion bewirkt. Lidschlag und Tränenreflex halten Fremdstoffe vom Auge fern oder spülen sie fort, um eine Infektion zu verhindern. Die Vestibularisreflexe. Reizen wir durch Bewegung des Kopfes oder des Körpers den Gleichgewichtsapparat (die Cristae ampullares der Bogengänge und die Maculae [staticae] im U triculus und Sacculus), so treten reflektorisch T o n u s v e r ä n d e r u n g e n i n den Muskeln des Körpers auf. Sie haben das Ziel, b e i d e r v e r ä n d e r t e n K ö r p e r s t e l l u n g d a s G l e i c h g e w i c h t z u e r h a l t e n o d e r es w i e d e r h e r z u s t e l l e n . Der Reflex verläuft durch den Gleichgewichtsnerven zu den Nuclei vestibulares (besonders zum Deiters?,chen Kern). Die in ihm entspringenden Anteile des Fasciculus longitudinalis medialis und des Tractus vestibulospinalis (Abb. 271) übertragen den Reiz auf die V o r d e r w u r z e l z e l l e n der gleichen und der gegenüberliegenden Seite und die ihnen entsprechenden Wurzelzellen der motorischen Kerne der Medulla oblongata und des Mittelhirns. Auf diese Weise werden Bewegungen oder Spannungsänderungen in den Muskeln ausgelöst, die das Gleichgewicht sichern. Besonders eindrucksvoll ist die V e s t i b u l a r i s w i r k u n g a u f d i e A u g e n b e w e g u n g e n . Drehen wir den Kopf nach einer Seite, so versuchen die Augen in der alten Blickrichtung zu beharren und werden nach der Gegenseite gedreht. Drehen wir den Körper bei mäßiger Geschwindigkeit um die Längsachse, so versuchen die Augen in der alten Blickrichtung zu beharren, folgen dann aber mit k u r z e n , r u c k a r t i g e n Bewegungen der Drehrichtung (Nystagmus). Den gleichen Effekt erhalten wir auch durch k a l o r i s c h e R e i z u n g d e s V e s t i b u l a r i s (durch Ausspritzen des Ohres mit kaltem oder warmem Wasser). Heben wir den Kopf, so bewegen sich die Augen und die Lider nach unten, senken wir ihn, so bewegen sie sich nach oben. Es werden auch hier die Augen reflektorisch in der ursprünglichen Blickrichtung gehalten. Dieser Reflex erfolgt auch im Dunklen und bei Erblindung, wird also nicht vom Auge, sondern nur vom Gleichgewichtsnerven ausgelöst. Diese reflektorische Beeinflussung der Augenmuskeln erfolgt durch jene Bestandteile des medialen Längsbündels, die vom Deitersschen Kern zu den Augenmuskelkernen ziehen (s. u.). Die Gleichgewichtsveränderungen werden außerdem noch auf dem Wege Lemniscus medialis-Thalamus der Großhirnrinde zugeleitet.
Die nervöse Regulierung der Augenbewegungen Das „binoculare Einfachsehen" erfordert eine äußerst komplizierte Zusammenarbeit der ä u ß e r e n und i n n e r e n (glatten) M u s k e l n b e i d e r A u g e n , die stets gleichzeitig innerviert werden müssen. Soll das G e s i c h t s f e l d von der Mittelstellung aus zum B l i c k f e l d erweitert werden, so müssen beide Bulbi g l e i c h s i n n i g e (parallele) Links- und Rechtswendungen (je 40-50°) und g l e i c h s i n n i g e s Heben und Senken (je 50-60°) durchführen. Diese Richtbewegungen
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
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Abb. 271. Schema des medialen Längsbündels, Fasciculus longitudinalis medialis, und des Tractus vestibulospinalis
der Bulbi können noch durch g l e i c h f ö r m i g e K o p f b e w e g u n g e n (Links-Rechtswenden, Heben und Senken) erweitert werden. Sollen die optischen Achsen beider Augen im Fixationspunkt zum Schnitt kommen, so müssen die beiden Bulbi auf diesen Punkt eingestellt, d. h. beim Übergang von der Fernzur Nahstellung k o n v e r g i e r t werden. Das bedeutet eine g e g e n s i n n i g e Bewegung der beiden Mm. recti mediales. Diese K o n v e r g e n z b e w e g u n g ist nun noch zwangsläufig gekoppelt mit der A k k o m o d a t i o n (stärkere Wölbung der Linse durch Innervation des M. ciliaris) und einer stärkeren A b b l e n d u n g (durch Innervation des M. sphincter pupillae). Diese Koppelung von Konvergenz, Akkomodation und Abblendung ist für die Naheinstellung aus rein physikalischen Gründen nötig (siehe Lehrbücher der Physiologie). Wir müssen sie in die Formatio reticularis des Hirnstammes, hauptsächlich wohl in das m e d i a l e L ä n g s b ü n d e l verlagern. Das Abtasten der drei Dimensionen des Raumes durch Seiten-, Vertikal- und Naheinstellungsbewegungen bedeutet einen ständigen Wechsel von gleichsinnigen zu gegensinnigen Bewegungskombinationen, von Akkommodation und Abblendung. Es erfordert eine höchst kompliziert, nur teilweise geklärte, nervöse Verknüpfung. Diese kann 1. im Assoziationsapparat des Hirnstammes, besonders im medialen Längsbündel (Abb. 271), 2. in den Ursprungskernen der Augenmuskelnerven (Abb. 272) und 3. in der Großhirnrinde liegen. Ad 1. Das mediale Längsbündel (Abb. 271) verknüpft durch seine Kollateralen die A u g e n m u s k e l k e r n e der gleichen und der Gegenseite u n t e r e i n a n d e r und
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Ganglion ciliare Radix oculomotoria [parasympathica] Westphal-Edingerscher Kern ( M. sphincter pupillae) Perliascher Mediankern (M. ciliari s) Nucleus η. oculomotorii (großzelliger lateral herη) Nucleus η. trochlearis
Fasciculus longitudìnalis medialis
Nucleus n. ahducentis
I Kortikales Blick^entrum
Abb. 272. Farbiges Schema der Kerne und Nerven für die glatten und quergestreiften Augenmuskeln. Verändert nach Bing. Im Nucleus η. oculomotorii liegen von kranial nach kaudal die Zellen für: 1. M. levator palpebrae superioris; 2. M. rectus superior; 3. M. rectus medialis; 4. M. obliquus inferior; 5. M. rectus inferior
m i t d e n V o r d e r w u r z e l z e l l e n der Halsmuskeln (Koordination der Augenbewegungen mit den Halsbewegungen). Es reicht vom Mittelhirn bis in das Rückenmark. Es enthält verschiedene Faserarten, von denen in Abb. 271 nur die wichtigsten dargestellt sind. Wir sehen dort nur jene, die a) im Nucleus interstitialis (Cajal), b) im Nucleus vestibularis lateralis (Deiters)
entspringen. Da auch der rostral vom Nucleus ruber gelegene Nucleus interstitialis Impulse vom Gleichgewichtsapparat empfängt, ist durch die unter a) und b) genannten Bestandteile eine reflektorische Beeinflussung der Augenmuskeln und Halsmuskeln vom Gleichgewichtsapparat aus möglich. Fast alle sensiblen Hirnnerven schicken Neuriten oder Kollateralen in das mediale Längsbündel. Herausgehoben seien noch die Fasern der Hörbahn. Sie gehen vom Nucleus centralis und dorsalis corporis trapezoidei aus. Auf diesem Wege erfolgt die reflektorische Beeinflussung der Augenmuskeln durch Schalleindrücke (Hinwendbewegungen S. 337). Schließlich sollen noch K o l l a t e r a l e n von den Ursprungszellen des N. abducens im medialen Längsbündel verlaufen und zu dem Teil des gleichseitigen Nucleus η. oculomotorii ziehen, der den M. rectus medialis versorgt (Abb. 272). Da dieser Kern Neuriten zum gleich- und gegenseitigen M. rectus medialis schickt (Abb. 272), können gleichsinnige Abduktionsbewegungen (durch den Rectus lateralis der einen und den Rectus medialis der anderen Seite) erfolgen.
Feinbau und Funktion des Hirnstammes
351
Ad 2. Die Kerne der Augenmuskelnerven liegen zum größten Teil im Mittelhirn (N. oculomotorius, N. trochlearis) auf engem Raum zusammengedrängt. (Zirkumskripte Schäden können große Ausfälle bedeuten!) Nur der Abduzenskern liegt im Boden der Rautengrube (Abb. 259). Die Lage der Augenmuskelkerne und der Austritt der Neuriten ist aus der schematischen Abb. 272 zu ersehen. Die p a r a s y m p a t h i s c h e n , v i s z e r o m o t o r i s c h e n W u r z e l z e l l e n für die inneren, glatten Augenmuskeln (M. ciliaris und M. sphincter pupillae) verlaufen zur gleichen Seite (homolateral). Die s o m a t o m o t o r i s c h e K e r n s ä u l e des N. oculomotorius (rot in Abb. 272) zerfällt in Einzelkerne für die einzelnen Muskeln. Aus ihnen treten die Fasern für: 1. den M. levator palpebrae superioris und M. rectus superior homolateral, 2. den M. rectus medialis und M. obliquus inferior homolateral und kontralateral, 3. den M. rectus inferior kontralateral aus. Die Wurzelzellen des N. trochlearis (blau) treten kontralateral, die des N. abducens (violett) homolateral aus.
Da der N. abducens durch die oben beschriebenen, im medialen Längsbündel verlaufenden Kollateralen die Zusammenarbeit mit den Mm. recti medialis regelt, verlegt man in seinen Kern oder dessen Umgebung ein pontínes Blickzentrum. Ad 3. Das kortikale Blickzentrum der Großhirnrinde (im hinteren Teil der mittleren Stirnwindung) b e e i n f l u ß t d u r c h den auf Abb. 291 punktierten, durch die Capsula interna und Crura cerebri verlaufenden Tractus corticonuclearis, die A u g e n m u s k e l k e r n e b e i d e r S e i t e n . Genau wie die übrige motorische Rinde (S. 381), regt das kortikale Blickzentrum n i c h t e i n z e l n e M u s k e l n a n , sondern löst Kombinationsbewegungen (Heben und Senken, Rechts- und Linkswenden beider Augen) aus. Anwendung. S u p r a n u k l e ä r e L ä h m u n g e n (von der Großhirnrinde bis zu den Augenmuskelkernen) machen wegen der bilateralen Versorgung der Kerne keine großen Erscheinungen, wenn sie einseitig sind. R e i z u n g e n des Blickzentrums lösen assoziierte Bewegungen aus. Einseitige S c h ä d i g u n g e n d e r K e r n e rufen (s. Abb. 272) homolaterale oder kontralaterale oder (beim Rectus medialis und Obliquus inf.) keine Lähmung hervor. D i e e n g e N a c h b a r s c h a f t d e r O k u l o m o t o r i u s u n d T r o c h l e a r i s k e r n e erklärt die großen Ausfalle bei kleinen Schäden im Bereich des Mittelhirns. Ebenso können zirkumskripte Schäden im Bereich des medialen Längsbündels große Störungen hervorrufen. A u s f a l l d e s A b d u z e n s k e r n e s bedeutet neben homolateraler Abduzenslähmung auch Schädigung des Rectus medialis. Liegt der Schaden distal vom Abgang der Kollateralen zum medialen Längsbündel, so fallt n u r der homolaterale Abduzens aus.
Über das Mittelhirn und die Okulomotoriuskerne verläuft auch der Pupillarreflex. Er kann ausgelöst werden: 1. durch Lichteinfall, 2. durch Naheinstellung (gekoppelt mit Konvergenz und Akkomodation). Die Lichtreaktion verläuft vom afferenten Schenkel, Retina, N. opticus, Chiasma opticum (teilweise Kreuzung), Tractus optici zu den Colliculi superiores (Abb. 280), und weiter über eine Schaltstation im Mittelhirn auf dem efferenten Schenkel (Okulomotoriuskern-N. oculomotorius-Ganglion ciliare-Nn. ciliares breves) z u m S p h i n c t e r p u p i l l a e . Eine Störung dieses Leitungsbogens kann: 1. im afferenten Schenkel, 2. in der Schaltstation, 3. im efferenten Schenkel liegen. Da die Fasern zum Teil im Chiasma opticum kreuzen, kann von e i n e m Auge aus der rechte und linke Colliculus superior erregt und damit die Lichtreaktion (konsensuelle) auf beiden Augen ausgelöst werden. Ad 1. Ist der afferente Schenkel unterbrochen, d.h., ist das Auge blind, so kann von
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
diesem Auge aus die Lichtreaktion nicht ausgelöst werden (amaurotische Starre!), doch kann vom gesunden Auge aus die Lichtreaktion auf beiden Augen ausgelöst werden. Sind beide Augen blind (amaurotisch), so kann durch Naheinstellung (Konvergenz) der blinden Augen noch eine Pupillenverengung erreicht werden. Ad 2. Ist die noch nicht genau bekannte Überleitung vom afferenten zum efferenten Schenkel, die Schaltstation, gestört, so fehlt die Lichtreaktion (reflektorische Pupillenstarre!), obwohl das Auge sehen und die Pupille sich bei Naheinstellung (Konvergenz) verengen kann. Die reflektorische Pupillenstarre ist meist doppelseitig und oft durch Lues (Tabes, Paralyse) bedingt. Ad 3. Ist der efferente Schenkel (vom Okulomotoriuskern zum Sphincter pupillae und M. ciliaris) unterbrochen, so fehlen Licht- und Naheinstellungsreaktion.
II. Das Kleinhirn, Cerebellum 1. Feinbau (Abb. 273) Bereits makroskopisch lassen sich im Kleinhirn die w e i ß e und die g r a u e S b u s t a n z unterscheiden. Letztere bildet die K l e i n h i r n r i n d e und die im Innern gelegenen K l e i n h i r n k e r n e . Der Nucleus fastigii, emboliformis und globosus und ein k l e i n e r Teil d e s Nucleus dentatus gehören dem U r k l e i n h i r n , der Nucleus dentatus zum w e i t a u s g r ö ß t e n Teil d e m N e u k l e i n h i r n an. Die Kleinhirnrinde läßt: 1. eine äußere, graue, feingekörnte Schicht, Stratum moleculare, 2. eine innere, rotbraune, grobgekörnte Schicht, Stratum granulosum, 3. eine zwischen beiden liegende Ganglienzellschicht, Stratum gangliosum, unterscheiden. Diese Schicht kann auch zum Stratum granulosum gerechnet werden. Das Kleinhirnmark enthält wie das Großhirnmark: 1. A s s o z i a t i o n s f a s e r n (Verbindung von Rindengebieten der gleichen Seite); 2. K o m m i s s u r e n f a s e r n (Verbindung von Rindengebieten der rechten und linken Seite); 3. P r o j e k t i o n s f a s e r n . Die letzteren können Impulse: a) zur Kleinhirnrinde leiten ( a f f e r e n t e F a s e r n , rot in Abb. 273), b) von der Kleinhirnrinde fortführen ( e f f e r e n t e F a s e r n = Neuriten der Purkinjezellen, schwarz in Abb. 273). Afferente Fasern („Eingänge"): 1. D i e K l e t t e r f a s e r n durchsetzen das Stratum granulosum, „klettern" wie Efeu an den Dendriten der Purkinjeschen Zellen empor und treten mit ihnen in synaptische Verbindungen. Jede Purkinjezelle wird stets nur von einer Kletterfaser versorgt, jedoch kann die selbe Kletterfaser an mehrere benachbarte Purkinjezellen herantreten. Kollateralen der Kletterfasern zu anderen Zellen der Kleinhirnrinde (Korbzellen, Golgizellen, Sternzellen) sind möglich. Alle Kletterfasern führen Afferenzen aus der unteren Olive. 2. Die M o o s f a s e r n führen alle übrigen Afferenzen zum Kleinhirn (vom Rückenmark, von der Medulla und von der Brücke). Im Gegensatz zu den Kletterfasern, sind sie sehr stark verzweigt und geben auch zahlreiche Kollateralen ab.
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Das Kleinhirn. Feinbau Korbzeih
gangliosum
Abb. 273. Vereinfachtes Schema der neuronalen Verknüpfung in der Kleinhirnrinde. Die vordere Schnittfläche ist senkrecht und quer durch eine Windung gelegt. Die seitliche Schnittfläche verläuft in der Längsrichtung der Windung. Moosfasern und Kletterfasern = rot; Neurit einer Purkinjezelle = schwarz; Purkinjezelle = grau; Körnerzellen = blau; Korbzelle, Sternzelle, Golgizellen = schwarz. In Anlehnung an J.C. Eccles, M. Ito und J. Szentàgothai
In der Körnerschicht verdicken sich die Äste der Moosfasern an ihren Enden r o s s e t t e n a r t i g . Jede Endrosette bildet mit zahlreichen Dendriten der Körner- und Gilgizellen Synapsen axodendritischer Art. Es entsteht dadurch ein von Glia umhüllter eosinophiler Synapsenhaufen (Glomerulus cerebellar is, E c c l e s , I t o , S z e n t à gothai). Efferente Fasern ( „ A u s g ä n g e " ) sind die Neuriten der Purkinjezellen (schwarz in Abb. 273). Sie schicken rückläufige Kollateralen zu den Faserkörben benachbarter Purkinjezellen und ziehen durch die Körner- und Markschicht zu den Kernen des Kleinhirns. Die Zellen der Kleinhirnrinde (Abb. 273) 1. Im Stratum granulosum liegen dicht nebeneinander die Κ ö r η e r ζ e 11 e η. Sie besitzen mehrere Dendriten, deren Enden klauenförmig verdickt sind und mit Endrosetten der Moosfasern Synapsen eingeben. Der Neurit tritt in das Stratum moleculare ein und gabelt sich T-förmig. Jeder der beiden Äste verläuft parallel zur Kleinhirnoberfläche über eine Strecke von 1-2 mm ( P a r a l l e l f a s e r n ) und bildet Synapsen mit Dendriten der anderen Nervenzellen der Kleinhirnrinde.
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
2. Die K o r b z e l l e n (innere Sternzellen) liegen im inneren Drittel der Molekularschicht. Kollateralen ihres Neuriten bilden um den Leib der Purkinjezellen Faserkörbe und a x o s o m a t i s c h e Synapsen. Sie sind stark verzweigt, ihr Dendritenbaum gegen die Oberfläche gerichtet. 3. Weiter außen liegen kleinere, den Korbzellen ähnliche, S t e r n z e l l e n . Ihre Dendriten verzweigen sich in allen Richtungen, ihr Neurit bildet a x o d e n d r i t i s c h e Synapsen mit den Purkinjezellen. 4. G o l g i - Z e l l e n liegen in der Körnerschicht, meist in Nähe der Purkinjezellen. Sie sind größer als Körnerzellen. Ihr großer Dendritenbaum verzweigt sich dreidimensional in der Molekularschicht, ihr kurzer Neurit endet mit seinen Zweigen in den Glomeruli cerebellares. 5. Die P u r k i n j e z e l l e n bilden mit ihren birnenförmigen Zellkörpern das Stratum gangliosum. Die in regelmäßigen Abständen angeordneten großen Zellen entsenden an ihren oberen Pol bis zu drei Dendriten, die sich spalierbaumartig (zweidimensional) in der Molekularschicht verzweigen. An der Basis der Zellen tritt der Neurit aus. Die Axone der 15 Millionen Purkinjezellen ziehen zu den Kleinhirnkernen (ζ. T. auch zu Vestibulariskernen), und bilden die einzigen Efferenzen der Kleinhirnrinde. Die Zellkörper dieser in ihrer Form für das Kleinhirn charakteristischen Zellen werden von F a s e r k ö r b e n umgeben, welche aus Kollateralen der Neuriten der Korbzellen aus rückläufigen Kollateralen der eigenen Neuriten und aus Ästen der Kletterfasern bestehen. Funktionelle Verknüpfung der Neurone der Kleinhirnrinde Die Kleinhirnrinde hat zwei „Eingänge": die K l e t t e r f a s e r n und die M o o s f a s e r n und einen „Ausgang": die Neuriten der P u r k i n j e z e l l e n . Die Kletterfasern geben zwar Kollateralen an die Kleinhirnkerne ab, enden aber sonst ziemlich d i r e k t an den Dendriten der Purkinjezellen. Die Moosfasern wirken mehr i n d i r e k t , weil sie an einer Vielzahl von Körnerzellen enden. Erst deren Parallelfasern stellen den Kontakt mit den Purkinjezellen (und anderen Zellen) her. Kletter- und Moosfasern wirken e r r e g e n d (exzitatorisch). Die Zellen der Kleinhirnrinde haben überwiegend h e m m e n d e (inhibitorische) Wirkung. Nur die Körnerzellen bilden eine Ausnahme. Sie erregen über die Parallelfasern alle anderen Neurome. Die Purkinjezellen hemmen die Neurone der Kleinhirnkerne, Golgizellen hemmen die Körnerzellen und Stern- und Korbzellen hemmen die Purkinjezellen. Wie bereits erwähnt, bilden die Neuriten (Axone) der Purkinjezellen den „Ausgang" der Kleinhirnrinde. Da die Neuriten bestimmter Rindenabschnitte ganz bestimmte Kleinhirnkerne erreichen, läßt sich die Kleinhirnrinde in drei L ä n g s z o n e n einteilen. 1. Die Pars mediana entspricht der Rinde des Kleinhirnwurmes und projiziert zum Nucleus fastigii. 2. Die Pars intermedia, nur geringfügig breiter als die Pars mediana, schließt sich dieser seitlich an. Sie projiziert zum Nucleus interprositus (Nucleus globosus und Nucleus emboliformis). 3. Die Pars lateralis bildet den größten Teil der Kleinhirnhemisphären. Sie projiziert zum Nucleus dentatus.
2. Die Urkleinhirnbahnen (Abb. 274) orientieren das Kleinhirn über den Zustand der Peripherie (über die Spannung der Muskeln, die Stellung der Gliedmaßen, die Haltung des Körpers und die Lage des Körpers im Raum). Sie beginnen in der Peripherie mit den Rezeptoren der Tiefensensibilität und mit den Sinnesendigungen des Gleichgewichtsapparates (S. 261) und des Auges (S. 228) und erreichen auf verschiedenen Wegen das Urkleinhirn. 1. Die vom Rumpf und von den Gliedmaßen kommenden Tiefenempfindungen werden durch die Spinalnerven zum Rückenmark geleitet. In ihm erreichen sie:
Das Kleinhirn. Die Urkleinhirnbahnen
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a) über die Kleinhirnseitenstrangbahnen: im Tractus spinocerebellaris posterior der gleichen Seite (durch den unteren Kleinhirnstiel), im Tractus spinocerebellaris anterior der gleichen und der Gegenseite (durch den oberen Kleinhirnstiel), Tractus embolothalamicus Tractus tectocerebellaris
Lamina tedi Nucleus ruber
Decussatio pedunculorum cerebellarium superiorum
Tractus rubroolivaris
N. trigeminus, Nucl. sensorius sup. η. trigemini
Tractus rubrospinalis
Tractus nucleocerebellaris
Tractus cerebellorubral
( anterior Tractus embolothalamicus
Tractus spinocerebellars < ( posterior Nucleus dentatus Nucleus emboliformis
Kollateralen
den Nuclei reticulares
Vermis cerebelli Hemisphaerium cerebelli
Nucleus globosus Nucleus fastigii Fasciculus uncinatus Tractus fastigiobulbaris Flocculus Nuclei vestibulares Nucleus reticularis
Direkte sensorische Kleinhirnbahn N. vestibulocochlearis
Tractus reticulospinalis Tractus spinocerebellares
Indirekte sensorische Kleinhirnbahn Tractus vestibulospinalis
Tractus bulbocerebellaris Tractus rubroolivaris Tractus olivocerebellaris Pedunculus cerebellaris inferior Nucleus olivar is Nucl. olivaris accèssorius medialis
Nucleus reticularis Nucl. olivaris accessorius dorsalis
Abb. 274. Urkleinhirnbahnen. Schema. Zum Urkleinhirn führende Bahnen schwarz, wegführende rot
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
b) über den Hinterstrang den Nucleus cuneatus accessorius und von dort im Tractus bulbocerebellaris der gleichen und der Gegenseite das Urkleinhirn (durch Fibrae arcuatae externae dorsales und ventrales). 2. Die vom Kopf kommenden Tiefenempfindungen werden durch die sensiblen Hirnnerven, vorwiegend den Trigeminus, zu den Endkernen des Rautenhirns und von dort durch den Tractus nucleocerebellaris über den unteren Kleinhirnstiel zum Urkleinhirn geleitet. 3. Die vom Gleichgewichtsapparat ausgehenden Erregungen werden entweder direkt oder indirekt, d.h. nach Umschaltung in den Nuclei vestibulares, dem Urkleinhirn zugeleitet. 4. Gesichtseindrücke, die durch die Sehbahn (S. 368) den Colliculus superior erreicht haben, gelangen gekreuzt und ungekreuzt durch den Tractus tectocerebellaris zum Urkleinhirn. 5. Eindrücke von der medialen und dorsalen Nebenolive gelangen im Tractus olivocerebellaris zum Urkleinhirn. A l l e d i e s e E i n d r ü c k e w e r d e n in d e r K l e i n h i r n r i n d e g e s a m m e l t u n d a u s g e w e r t e t . D a s E r g e b n i s wird ü b e r den e f f e r e n t e n S c h e n k e l des Leit u n g s b o g e n s d e m m o t o r i s c h e n A p p a r a t (den motorischen Kernen der Hirnnerven und den Vorderwurzelzellen des Rückenmarks) g e m e l d e t , d e r d a r a u f m i t z w e k k e n t s p r e c h e n d e n I m p u l s e n an die M u s k e l n r e a g i e r t . Der efferente Schenkel des Leitungsbogens beginnt mit den Purkinjezellen und verläuft direkt oder indirekt, mit oder ohne Umschaltung in den Urkleinhirnkernen (Nuclei globosus, emboliformis, fastigii und z. T. der Nucleus dentatus), a) über den unteren Kleinhirnstiel α) zum Nucleus vestibularis lateralis (Fortsetzung: Tractus vestibulospinalis anterior und lateralis, Fasciculus longitudinalis medialis), β) zur Olive der Gegenseite (Fortsetzung: Tractus olivospinalis); b) über den oberen Kleinhirnstiel a) zum Nucleus reticularis, motorischen Haubenkern (Fortsetzung: Tractus reticulospinalis), ß) zur Vierhügelplatte, y) zum Nucleus centralis (centromedianus) thalami (Verbindung zum Striatum), δ) zum Nucleus ruber der Gegenseite (Fortsetzung: Tractus rubrospinalis). Von den genannten Kernen werden die der statischen Koordination dienenden Impulse zu den motorischen Wurzelzellen der Hirn- und Rückenmarksnerven geleitet.
3. Die Neukleinhirnbahnen (Abb. 275) Die Befehle der Großhirnrinde und des extrapyramidalen Systems an den motorischen Apparat gehen im Nebenschluß zum Neukleinhirn. Sie verlaufen: 1. vom Großhirn a) in der Hauptsache über die frontale und okzipitotemporale Brückenbahn (schwarz auf Abb. 275) zu den Nuclei pontis, über die Fibrae pontis transversae und den mittleren Kleinhirnstiel zur g e g e n s e i t i g e n Kleinhirnhemisphäre, b) zum kleineren Teil d i r e k t über den Tractus corticocerebellaris (schwarz auf Abb. 275) zur g l e i c h s e i t i g e n Kleinhirnhemisphäre;
Das Kleinhirn. Die Neukleinhirnbahnen
Abb. 275. Neukleinhirnbahnen. Schema. Zum Neukleinhirn führende Bahnen schwarz, wegführende rot
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns 2. vom extrapyramidalen System über Nucleus ruber - Tractus rubroolivaris Tractus olivocerbellaris zur g e g e n s e i t i g e n Kleinhirnhemisphäre.
- Olive -
Diese B e f e h l e t r e f f e n im K l e i n h i r n mit den M e l d u n g e n aus der Peripherie z u s a m m e n . Die K l e i n h i r n r i n d e f a ß t die zahlreichen Einzelmeld u n g e n der P e r i p h e r i e zu e i n e m e i n h e i t l i c h e n G e s a m t b i l d der L a g e zus a m m e n , v e r g l e i c h t es m i t d e n B e f e h l e n d e r G r o ß h i r n r i n d e u n d d e s extrapyramidalen Systems und greift korrigierend, hemmend oder förd e r n d , in d a s m o t o r i s c h e G e s c h e h e n e i n , i n d e m es ü b e r s e i n e e f f e r e n t e n Bahnen den Tonus der Muskeln regelt und für das Zusammenspiel der S y n e r g i s t e n u n d A n t a g o n i s t e n d a s M a ß d e s I m p u l s e s (Eumetrie) bestimmt. Die efferenten Bahnen des Neukleinhirns beginnen ebenfalls mit den Purkinjezellen u n d verlaufen: 1. in der H a u p t s a c h e von der Kleinhirnrinde über Nucleus dentatus - Tractus cerebellor u b r a l - Nucleus ruber - Fasciculi rubroreticulares, 2. zum kleineren Teil über Tractus cerebelloolivaris - Tractus olivospinalis zum motorischen Apparat. 3. Der Tractus cerebellothalamicus zieht zum v e n t r o l a t e r a l Thalamuskern u n d orientiert von d o r t aus die Großhirnrinde über die Lage. Funktion des Kleinhirns. Das Kleinhirn ist durch Nebenschlüsse mit allen motorischen Zentren verbunden und erhält außerdem Meldungen aus beinahe allen Sinnesorganen. Es hat die Aufgabe, die Funktion der motorischen Zentren zu koordinieren. Von der motorischen Großhirnrinde erhält es über Kollateralen der Pyramidenbahn Vorausmeldungen über Willkürbewegungen. Es kann dadurch alle motorischen Impulse, die dem Muskeltonus, der Haltung und Bewegung und dem Körpergleichgewicht dienen, steuern. Die R i n d e des K l e i n h i r n w u r m e s (S. 354) bekommt Afferenzen aus dem somatosensiblen Bahnen und projiziert über dem Nucleus fastigii vor allem in die Formatio reticularis des Hirnstammes. Die P a r s i n t e r m e d i a der K l e i n h i r n r i n d e bezieht Afferenzen aus somatosensiblen Bahnen und aus der motorischen Großhirnrinde. Ihre Efferenzen erreichen über dem Nucleus globosus und emboliformis (Nucleus interpositus) den Nucleus ruber. Die R i n d e d e r K l e i n h i r n h e m i s p h ä r e n h a t Afferenzen aus allen Teilen der Großhirnrinde. Ihre Efferenzen erreichen über den Nucleus dentatus den Nucleus ventralis intermedius (lateralis) des Thalamus und weiter die motorische Großhirnrinde. Anwendung. Die geschilderten anatomischen Tatsachen erklären den klinischen Befund bei Kleinhirnschäden. 1. Cerebellare Ataxie. Die mangelnde Zusammenarbeit der einzelnen Muskelgruppen stört die G e m e i n s c h a f t s b e w e g u n g e n . Die Störungen zeigen sich vor allem am Rumpf und an den unteren Gliedmaßen. Die Patienten bekommen den torkelnden Gang eines Betrunkenen. Im Gegensatz zur spinalen Ataxie, wo meist auch die Sensiblilität gestört ist, bestehen k e i n e S ensibilitäts ausfälle. 2. Adiadochokinese (e priv.; diadochos = aufeinanderfolgend; kinesis = Bewegung). Die gestörte Zusammenarbeit der einzelnen Muskelgruppen zeigt sich an der oberen Gliedmaße durch die Unfähigkeit, schnell aufeinanderfolgende Bewegungen (Pronation und Supination der Hand, Beugung und Streckung der Finger) auszuführen. Klavierspiel, Maschinenschreiben ist unmöglich. Entsprechend kann auch das schnelle Aussprechen komplizierter Worte behindert sein. 3. Dysmetrie. Da die Willkürimpulse nur auf einem N e b e n g e l e i s e das Kleinhirn treffen, können wir bei plötzlichem Kleinhirnausfall k e i n e L ä h m u n g , wohl aber ein f a l s c h e s M a ß der Impulse feststellen. Die Bewegungen schießen ζ. B. beim Versuch, mit dem Finger die Nasenspitze zu berühren, über das Ziel hinaus (Hypermetrie) oder erreichen das Ziel nicht (Hypometrie ). 4. Cerebellare Hypotonie. Die Herabsetzung des Muskeltonus läßt die Gliedmaßen in abnorme Stellungen bringen. Von der spinalen Hypotonie (Bd. I) unterscheidet sich die zerebellare durch das Erhaltensein der Reflexe, da ja bei Kleinhirnausfall der spinale Reflexbogen noch intakt ist. Angeborener Kleinhirnmangel und langsam sich entwickelnde Schäden werden kaum bemerkt, weil die Aufgaben des Kleinhirns dann von anderen Zentren übernommen werden. Einseitige Kleinhirnausfälle bedeuten vorwiegend Ausfall an der gleichen Seite, da ja die Bahnen vorwiegend zur gleichen Seite ziehen.
Das Vorderhirn, Prosencephalon
359
III. Das Vorderhirn, Prosencephalon, besteht aus dem Zwischen- und Endhirn. Beim Menschen überlagert das Endhirn das Zwischenhirn so weitgehend, daß nur an der Basis ein kleiner Bezirk des Zwischenhirns sichtbar ist. Im Gebiet der großen, zentralen Kerne ist die Vereinigung der End- und Zwischenhirnbestandteile so innig (Abb. 245-250), daß nur eine entwicklungsgeschichtliche Übersicht zeigen kann, was zum Endhirn und was zum Zwischenhirn gehört. Auch die Faserverbindungen untereinander und mit den kaudaleren Hirnabschnitten sind so geartet, daß Entwicklung, Feinbau, Faserverlauf und Leistungen des Prosencephalon nur im Zusammenhang abgehandelt werden können.
1. Entwicklungsgeschichtliche Übersicht Die Entwickung der Augenblase und des Augenbechers aus den vorderen Teilen des Zwischenhirns wurde bereits S. 225 gezeigt. Ein Frontalschnitt durch das Gehirn eines menschlichen Keimlings von 25,1 mm Scheitelsteißlänge (Abb. 276) soll uns zunächst einen Überblick über die Bestandteile des Zwischen- und Endhirns geben. Das Zwischenhirn zeigt hier eine ähnliche Form wie das embryonale Rückenmark der Abb. 211. Der Sulcus hypothalamics (Sulcus diencephalicus ventralis) entspricht aber nicht dem Sulcus limitons des Neuralrohres. Auch kann im Diencephalon nicht mehr von einer Grund- und Flügelplatte die Rede sein (D. Starck). Der Sulcus hypothalamics markiert die Grenze zwischen den beiden großen Anteilen des Zwischenhirnes, dem Thalamus und dem Hypothalamus. Dorsal und lateral vom Zwischenhirn liegen die Endhirnblasen (Hemisphärenblasen). Ihre Wand zeigt ungleiches Dickenwachstum. Am Boden ist sie verdickt und es wulstet sich der zellreiche G a n g l i e n h ü g e l (Colliculus ganglionaris) gegen den Hohlraum des Seitenventrikels vor. Vom Thalamus trennt ihn der tiefe Sulcus terminalis (Abb. 276). Hier, an der Grenze zwischen Thalamus und Colliculus ganglionaris, lagern sich vom Großhirn kommende oder zu diesem ziehende Leitungsbahnen ein. In ihrer Gesamtheit werden sie Capsula interna genannt. Diese weißen Fasermassen zersprengen die Zellen des Ganglienhügels in den Nucleus caudatus und das Putamen (des Linsenkernes). Die Sprengung ist aber nicht vollständig. Beide Kerngebiete bleiben durch Zellstränge („Streifen") miteinander verbunden (deshalb Corpus striatum). Der Globus pallidas des Linsenkernes (Pallidum) ist kein Abkömmling des Ganglienhügels. Er entsteht durch Hineinwachsen von Zellmaterial des Zwischenhirns. Durch die Entstehung der Capsula interna und die damit verbundenen Umformungen im Grenzgebiet zwischen dem Ganglienhügel und dem Zwischenhirn verschwindet die seitliche Wand des letzteren völlig. Das Zwischenhirn wird in das Großhirn einbezogen. Die übrigen Teile der Hemisphären zeigen ein stärkeres Flächenwachstum, umhüllen als M a n t e l (Pallium), den Hirnstamm. Dieser Mantelteil des Endhirns verdickt sich erst später und gliedert sich unter Einengung des großen Ventrikelraumes in die Großhirnrinde und die mächtigen Markmassen des Seitenventrikel
Plexus choroideus
^ Epitheliomas
Thalamus
Sulcus terminalis Colliculus ganglionaris ( Ganglienhügel) Veniriculus III
— Sulcus hypothalamics
Hypothalamus
Abb. 276. Frontalschnitt durch das Endhirn (schwarz) und das Zwischenhirn (grau) eines menschlichen Keimlings von 25,1 mm Scheitel-Steißlänge (nach einer Abbildung von Hochstetter)
360
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Endhirns. Er wächst sehr rasch nach vorne, hinten und unten und verdeckt den größten Teil der kaudalen Hirnabschnitte. Am menschlichen Gehirn erreicht dadurch das Zwischenhirn nur an der Hirnbasis, zwischen den Pedunculi (Crura) cerebri, die freie Oberfläche.
2. Die Kerne des Zwischenhirns a) Der
Thalamus
Form, Lage und grobe Einteilung dieses mächtigen Kerngebietes wurde bereits S. 310 beschrieben. Zyto- und faserarchitektonisch hat man im Thalamus bisher etwa 150 kleinere Kerngebiete unterschieden. Aus der Fülle morphologischer und physiologischer Tatsachen kann hier nur ein kurzer Abriß gegeben werden. Der Thalamus ist die große Schalt- und Kontrollstation für alle aus der Peripherie (Umwelt und Innenwelt) kommenden Erregungen mit Ausnahme der Riechreize. Er ist damit der Tor z u m B e w u ß t s e i n f ü r alle Erregungen, die der Körperfühlsphäre, der Seh- und Hörrinde des Großhirns übermittelt werden. Er ist ferner ein selbständiges Assoziations- und Integrationszentrum, in dem die von verschiedenen Orten kommenden Erregungen miteinander verglichen und verknüpft und in affektbetonter Weise gefärbt, zu elementaren, unbewußten Gefühlen und Affekten (Unlust, Schmerz, Angst, Wollust usw.) verarbeitet und den Assoziationsfeldern der Großhirnrinde zugeleitet werden. Der Thalamus steht direkt oder indirekt mit verschiedenen Teilen des extrapyramidalmotorischen Systems in Verbindung (Abb. 281). Er erhält von ihnen ständig Meldungen über ihren Funktionszustand und kann damit koordinierend und regulierend in den Bewegungsablauf eingreifen. Außerdem hat er wichtige Beziehungen zum limbischen System, das unsere Emotionen steuert. Ein Thalamuskern kann folgende Verbindungen haben: a) mit anderen Thalamuskernen, b) mit benachbarten subkortikalen Kernen, c) mit der Großhirnrinde d) mit langen, aufsteigenden Bahnen aus dem Hirnstamm und Rückenmark. Es ist üblich, jene Thalamuskerne, die ihre Afferenzen aus der Peripherie (ζ. B. der Haut) über somatotopisch gegliederte Bahnen (ζ. B. Lemniscus medialis) erhalten und selbst eine der Peripherie entsprechende somatotopische Gliederung aufweisen, als spezifisch zu bezeichnen. In ihnen ist ζ. B. jeder Hautbezirk durch nur ihm zugehörige Neurone an einer ganz bestimmten Stelle vertreten. Benachbarte Hautareale sind im spezifischen Thalamuskern nebeneinander repräsentiert. Der vom Thalamus zum Gyrus postcentralis führende Tractus thalamocorticalis projiziert diese somatotopische Gliederung bis in die Körperfühlsphäre hinein (siehe auch S. 362). Den spezifischen Thalamuskernen werden solche gegenübergestellt, deren zuführende Neurone unterwegs mehrmals umgeschaltet werden (z.B. in der Formatio reticularis) und Erregungen aus verschiedenen Sinnesgebieten (ζ. B. aus dem Auge und aus der Haut) dem Kern zuleiten („nicht spezifische Thalamuskerne"). Assoziationskerne des Thalamus (ζ. B. Nucleus lateralis posterior, Nucleus lateralis dorsalis, Nuclei anteriores, Pulvinar) erhalten keine direkten Erregungen aus der Peripherie. Sie haben gegenläufige Verbindungen mit den Assoziationsfeldern der Großhirnrinde.
Einteilung der wichtigen Thalamuskerne (s. Abb. 277) 1. Vordere Gruppe:
Nucleus anterior dorsalis Nucleus anterior medialis Nucleus anterior ventralis
nicht spezifisch
Das Vorderhirn. Die Kerne des Zwichenhirns Facies lateralis cerebri:
361 Facies mediaiis cerebri:
I.Mmina medulläres interna mit intralaminären Kernen
Nucleus mediaiis dorsalis Nuclei anteriores Pulvinar
Nucleus reticularis Nucleus lateralis dorsalis Nucleus ventralis anterior
Nucleus centromedianus ( centralis)
Nucleus lateralis posterior Nucleus geniculatus mediaiis
Nucleus ventralis intermedins ( lateralis) Nucleus ventralis posterior lateralis
Nucleus geniculatus lateralis
Nucleus ventralis posterior mediaiis ( arcuatus)
Abb. 277. Farbiges Schema der wichtigsten Thalamuskerne und ihrer Projektion auf die Großhirnrinde. Der Nucleus centromedianus, die intralaminären Kerne und der Nucleus reticularis sind nicht farbig dargestellt. Es fehlt auch ihre Projektion auf die Großhirnrinde. Der Nucleus reticularis größtenteils gestrichelt. Aus P. L. Williams und R. Warwick: Functional Neuroanatomy of Man, Churchill Livingstone, Edinburgh, London, New York, 1975
2. Mediale Gruppe:
Nucleus mediaiis (dorsalis) Kerne der Mittellinie
3. Laterale Gruppe: Nucleus lateralis dorsalis Nucleus lateralis posterior Nuclei des Pulvinar Nucleus ventralis anterior Nucleus ventralis intermedius Nucleus ventralis posterior (lateralis und mediaiis) Nucleus reticularis Weitere wichtige Thalamuskerne: Nucleus geniculatus mediaiis (spezifisch) Nucleus geniculatus lateralis (spezifisch) Nuclei intralaminares, Nucleus centromedianus.
(nicht spezifisch) (nicht spezifisch) (nicht spezifisch) (nicht spezifisch) (nicht spezifisch) (spezifisch) (lateralis, spezifisch) (spezifisch) (nicht spezifisch)
362
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Nuclei anteriores thalami. Sie empfangen Erregungen aus dem Trigonum olfactorium und aus dem limbischen System (Hippokampusformation), die ihnen hauptsächlich über den Fornix, das Corpus mamillare und den Fasciculus mamillothalamicus (Vicq d'Azur) zugeleitet werden. Die wahrscheinlich affektiv und triebhaft gefärbten Erregungen werden von ihnen in den Gyrus cinguli projiziert. Der Nucleus medialis erhält den Hauptzufluß durch den unteren Thalamusstiel, aus den sogenannten Basalkernen in der Umgebung der Substantia perforata anterior, aus dem Hypothalamus, dem Globus pallidus und den Nuclei laterales thalami. Ferner werden Verbindungen mit dem limbischen System vermutet. Er projiziert die emotional gefärbten Empfindungen in die orbitale und frontale Hirnrinde. Eine Durchtrennung seiner Verbindungen mit der Stirnrinde ( L e u k o t o m i e ) führt zur Linderung bei Angst- und Depressionszuständen. Dieser Eingriff führt zu starken Persönlichkeitsveränderungen und wird deshalb aus ethischen Gründen nicht mehr durchgeführt.
Die Kerne der Mittellinie befinden sich medial vom Thalamus in der Wand des III. Ventrikels. Sie sind beim Menschen schwach entwickelt. Verbindungen haben sie mit der Formation reticularis, mit dem Kleinhirn, mit dem Corpus striatum, mit dem Hypothalamus und mit einigen Thalamuskernen. Sie projizieren in die limbische, parietookzipitale und frontale Rinde. Der Nucleus lateralis dorsalis (Assoziationskern) kann als Fortsetzung der Nuclei anteriores angesehen werden. Er erhält Afferenzen aus dem limbischen System und projiziert zur limbischen Rinde und zum Parietallappen. Der Nucleus lateralis posterior (Assoziationskern) unmittelbar vor dem Pulvinar hat Verbindungen mit dem Scheitellappen. Die Kerne im Pulvinar (Assoziationskerne) erfahren erst bei den Primaten eine starke Entwicklung. Sie haben Verbindungen mit anderen Thalamuskernen, mit dem Corpus geniculatum mediale und mit dem Corpus geniculatum laterale. Ihr Projektionsfeld liegt im Parietallappen, im Okzipitallappen und im Temporallappen. Der Nucleus ventralis anterior ist ein wichtiges Zentrum, durch welches das Corpus striatum und die Formatio reticularis die Aktivitäten der motorischen und prämotorischen Großhirnrinde steuern. (Bei Ausschaltung des Kernes Abschwächung des Tremors beim Morbus Parkinson.) Er hat Verbindungen zu anderen Thalamuskernen, zum Globus pallidus, zum Nucleus reticularis und zur Formatio reticularis. Sein Projektionsgebiet liegt in der motorischen und prämotorischen Cortex und in der Inselrinde. Wie der vordere ventrale Kern, beeinflußt auch der laterale ventrale Kern (Nucleus ventralis intermedius oder lateralis) die Willkürmotorik. Seine Afferenzen bezieht er aus dem Nucleus dentatus des Kleinhirns der Gegenseite, aus dem gleichseitigen Nucleus ruber, außerdem vom Globus pallidus. Er projiziert auf die motorische und prämotorische Großhirnrinde. Die mit der motorischen und prämotorischen Rinde in Verbindung stehenden Thalamuskerne können den Ablauf der Bewegungen „modulieren". Sie werden deshalb (nach Kulenbeck) als M o d u l a t i o n s k e r n e bezeichnet. Nucleus ventralis posterior thalami. S ä m t l i c h e s o m a t o s e n s i b l e n und s e n s o r i s c h e n B a h n e n der Peripherie (mit Ausnahme der Riechbahnen, die direkt zur Rinde ziehen) werden im Nucleus ventralis posterior umgeschaltet. Man unterscheidet an ihm einen medialen Anteil (Nucleus ventralis posterior medialis = Nucl. ventr. posteromedial, auch Nucleus arcuatus genannt) von einem mehr lateral gelegenen Nucleus ventralis posterior lateralis (oder Nucl. ventr. posterolateralis). Die Bahnen des Lemniscus medialis (Tractus bulbothalamicus) enden mit allen Fasern, der Tractus spinothalamicus anterior und lateralis mit den meisten Fasern im Nucleus posterolateralis. Die Fasern aus den sensiblen Trigeminuskernen (Tractus nucleothalamicus, „Trigeminusschleife") und wahrscheinlich auch Fasern aus dem Geschmackskern (Nucleus tractus solitarii) enden am Nucleus posteromedialis.
Das Vorderhirn. Die Kerne des Zwischenhirns
363
Die Einstrahlung dieser Bahnen erfolgt segmentweise u n d zeigt außerdem noch eine somatotopische Gliederung, indem die Zentren f ü r K o p f , A r m u n d Bein von medial nach lateral angeordnet sind. Die Projektionsfelder der beiden Teilkerne des Nucleus ventralis posterior liegen im Bereich des Gyrus postcentralis u n d der vorderen Inselrinde (Geschmacksfeld). S e h - u n d H ö r e i n d r ü c k e werden auf d e m Wege zur Seh- u n d H ö r r i n d e in den entsprechenden K e r n e n des M e t a t h a l a m u s (Nucleus geniculates lateralis, Nucleus geniculates medialis) umgeschaltet. Alle diese Schalt- oder Relaiskerne sind durch doppelläufige Verbindungen (Fasciculi thalamocorticales und Fasciculi corticothalamicî) mit den entsprechenden Rindenfeldern verbunden. Die Fasciculi corticothalamici haben wohl die Aufgabe, die Relaiskerne zu sensibilisieren oder abzudichten, für die ankommenden Erregungen leichter oder schwerer durchgängig zu machen. So wird es bei konzentrierter Aufmerksamkeit möglich, gewisse Sinneseindrücke stärker, andere geringer oder kaum zu empfinden. Der Nucleus reticularis thalami (Abb. 277) k a n n als Fortsetzung der Formatio reticularis des Mittelhirns betrachtet werden. Er empfangt Afferenzen aus Großhirnrinde, der F o r m a tio reticularis u n d dem Globus pallidus. Seine Efferenzen ziehen zu spezifischen u n d nicht spezifischen Thalamuskernen. Die Funktion der intralaminären Kerne (Abb. 277) und des größten unter diesen (des Nucleus medialis centralis oder centromedianus) ist noch weitgehend unbekannt. Letzterer soll die ihm zufließenden Erregungen aus dem Kleinhirn und aus Kollateralen des Tractus bulbothalamicus und des Fasciculus longitudinalis medialis nicht der Großhirnrinde, sondern dem extrapyramidalen System, dem Nucleus caudatus und dem Putamen, zuleiten. Die doppelläufigen Verbindungen zwischen T h a l a m u s u n d Großhirnrinde wurden bereits S. 309 als Stabkranz des Thalamus und Thalamusstiele geschildert. Diese Verbindungen
Abb. 278. Thalamokortikaler Neuronenkreis. Eine große spezifische Thalamuszelle (unten rechts) erhält Impulse aus der Peripherie. Ihr Neurit verzweigt sich in der III. und IV. Rindenschicht und tritt durch zahlreiche Synapsen mit kleineren Rindenzellen und einer großen efferenten Zelle (oben) in Verbindung. Eine etwas kleinere Rindenzelle der tieferen Schichten leitet die Erregungen, die ihr durch zahlreiche Synapsen der Rinde zuströmen, zum Thalamus zurück und überträgt sie auf eine kleine Schaltzelle des Thalamus. Diese leitet den Impuls zur Rinde zurück und tritt auch mit der großen Thalamuszelle in synaptische Verbindung. Die beiden senkrechten Linien in der Mitte deuten an, daß die Neuriten auf weite Strecken unterbrochen sind. Umgezeichnetes Schema nach R. Hassler (in Schaltenbrand-Bailey, Thieme, Stuttgart 1959)
364
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
bilden thalamokortikale Neuronenkreise (Abb. 278), die als Reglersysteme wirken. Man kann sie auch als p s y c h i s c h e R e f l e x b a h n e n bezeichnen. Thalamuskerne und ihre zugehörigen Rindenfelder bilden auch eine trophische Einheit. Zerstörung eines Thalamuskernes ergibt eine Degeneration der zugehörigen Rinde und umgekehrt. Erkrankungen des Thalamus zeigen verschiedenartige, nicht immer charakteristische Symptome: 1. S e n s i b l e S t ö r u n g e n äußern sich in: a) Hypästhesien der gegenüberliegenden Seite. Die Herabsetzung der Sensibilität betrifft besonders die Tiefenempfindung. b) Hyperästhesien gegenüber allen Sinnesreizen, verbunden mit einer Erhöhung der Reizschwelle. Sobald ein Reiz überhaupt wahrgenommen wird, empfindet man ihn schmerzhaft. c) Parästhesien und Dysästhesien. d) Hemianästhesia dolorosa, dauernde, auf Medikamente kaum ansprechende, heftige, sogenannte „ z e n t r a l e S c h m e r z e n " in der dem Krankheitsherd gegenüberliegenden Körperseite. 2. M o t o r i s c h e S t ö r u n g e n zeigen sich in: a) Ausfall gewisser Psychoreflexe. Bei unbeabsichtigtem Lachen und Weinen bleibt die untere Gesichtsmuskulatur maskenartig starr, obwohl sie willkürlich beweglich ist. b) Hyperkinesen, choreo-athetotische Zwangsbewegungen meist an der Hand und an den Fingern. 3. P s y c h i s c h e S t ö r u n g e n äußern sich in: a) Herabsetzung der Aufmerksamkeit. b) Veränderung des Gefühls- und Affektlebens (hochgradige Affektlabilität, Reizbarkeit, Schreckhaftigkeit, Ungeduld).
Als Metathalamus bezeichnet man das Corpus geniculatum laterale und mediale. Siehe S. 339, 370.
b) Die Zirbeldrüse, Corpus pineale (Abb. 237), ist ein länglicher, abgeplatteter, an einen Pinienzapfen erinnernder Körper, der durch die Habenulae mit den Trigona habenulae verbunden ist. Da sie sich auf dem Zwischenhirndach nach dorsal entwickelte, wird sie auch als Epiphysis cerebri bezeichnet. Sie gehört zum Epithalamus des Zwischenhirns. Bei niederen Wirbeltieren sind das Pinealorgan und das bei manchen Tieren (Amphibien, Reptilien) vorhandene „dritte Auge" (Stirnorgan, Parietalorgan) d i r e k t empfindliche Sinnesorgane mit endokrinen Funktionen ( A . O k s e h e ) . Bei Säugetieren und beim Menschen ist die Zirbeldrüse ein i n d i r e k t lichtempfindliches Organ, das große Form- und Lageunterschiede aufweist. Histologisch zeigt die Zirbeldrüse des Menschen durch Bindegewebszüge abgegrenzte Zellhaufen, die aus nervenzellähnlichen, verzweigten Pinealozyten ( P i n e a l z e l l e n ) bestehen. Eingebettet sind diese in ein Gerüst aus G l i a z e l l e n (Astrozyten) und vereinzelten Nervenzellen. Daneben kommen maulbeerförmige, konzentrisch geschichtete, bis zu 1 mm dicke Kalkkonkremente ( H i r n s a n d , Acervulus) vor. Funktion. Bei allen untersuchten Wirbeltieren und beim Menschen bildet die Zirbeldrüse aus S e r o t o n i n das Hormon Melatonin. Tagsüber ist die Produktion gering, nachts dagegen gesteigert ( c i r c a d i a n e R h y t h m i k ) . Reguliert wird die Melatoninsynthese (z.B. bei Ratten, aber nicht bei Vögeln!) von postganglionären Nervenfasern aus dem Ggl. cervicale superius des Sympathicus über einen eigenen Nerven (N. conarii). Die Information über den Hell-Dunkel-Rhythmus wird dem Ganglion über Bahnen, die von der Netzhaut über die Nuclei suprachiasmaticus und paraventricular des Hypothalamus zum Seitenhorn des Rückenmarks ziehen, zugeführt. Das Melatonin bewirkt bei niederen Wirbeltieren (z. B. bei Fischen) eine Aufhellung der pigmentbildenden Melanophoren der Haut. Die Zirbeldrüse mißt bei bestimmten Säugetieren die Tag- und Nachtläufe („innere Uhr") und bewirkt, durch das Melatonin, daß sich viele Tiere nur zu bestimmten Jahreszeiten fortpflanzen (antigonadotrope Wirkung beim Goldhamster, progonadotrope beim Schaf). Die schlafinduzierende Wirkung des Melatonin ist bisher beim Menschen am besten untersucht (L. Vollrath). Außerdem spielt die Zirbeldrüse eine wichtige Rolle als neurovegetatives Zentrum.
Das Vorderhirn. Die Kerne des Zwischenhirns c) Die subthalamische
u n d hypothalamische
365
Region,
d u r c h d e n Sulcus h y p o t h a l a m i c u s v o m T h a l a m u s a b g e g r e n z t , entwickelt sich a u s d e r G r u n d platte. Von k a u d a l h e r schieben sich die M i t t e l h i r n k e r n e , Nucleus ruber u n d Substantia nigra, in die R e g i o n vor. I n d i e s u b t h a l a m i s c h e R e g i o n (Subthalamus) g e h ö r e n : a) Die Zona incerta ist eine schmale graue Masse ventral vom Thalamus, von ihm durch eine schmale, weiße Zone, das Forelsche Feld H u den unteren Thalamusstiel, getrennt. ß) Der Nucleus subthalamicus (Corpus Luysi) ist eine b i k o n v e x e , blutreiche, g r a u r ö t l i che M a s s e , die v e n t r a l v o n d e r v o r i g e n liegt u n d d u r c h die A n s a lenticularis ( F o r e l s c h e s Feld 2 ) v o n ihr g e t r e n n t ist. N a c h k r a n i a l reicht er bis in die H ö h e des C o r p u s m a m i l l a r e , n a c h k a u d a l bis ü b e r die S u b s t a n t i a nigra. 7) Der Nucleus campi Forel besteht aus Zellgruppen, die zwischen Ventrikelwand und Nucleus subthalamicus einerseits und Corpus mamillare und Basalfläche des Thalamus andererseits liegen. Z u m Hypothalamus g e h ö r e n : a) Der Globus pallidus liegt z w a r lateral v o m T h a l a m u s , ist d u r c h die C a p s u l a i n t e r n a v o m H y p o t h a l a m u s g e t r e n n t ( A b b . 249), g e h ö r t a b e r entwicklungsgeschichtlich, vergleichend-anatomisch u n d funktionell zum Hypothalamus. Große, spindelförmige Nervenzellen mit langen Dendriten, feine Eisenkörnchen und Abnutzungspigment in ihnen und in den Gliazellen und sehr zahlreiche markhaltige Fasern erinnern an den Feinbau des rötlichen Teils der Substantia nigra. F a s e r v e r b i n d u n g e n u n d F u n k t i o n sollen b e i m e x t r a p y r a m i d a l e n S y s t e m b e s p r o c h e n werden. ß) Die Corpora mamillaria liegen a m B o d e n des Z w i s c h e n h i r n s . Sie sind n u r bei d e n P r i m a t e n p a a r i g , bei d e n ü b r i g e n Säugetieren u n p a a r . Sie e n t h a l t e n b e i m M e n s c h e n einen g r o ß e n m e d i a l e n u n d einen kleinen g r a u e n l a t e r a l e n K e r n . Sie sind in d a s k o m p l i z i e r t e limbische System eingeschaltet (S. 391). y) D a s zentrale Höhlengrau des Z w i s c h e n h i r n s ist die u n m i t t e l b a r e F o r t s e t z u n g d e r S u b s t a n t i a grísea centralis des M i t t e l h i r n s . E s kleidet die S e i t e n w ä n d e u n d d e n B o d e n des III. Ventrikels a u s . Von d o r s a l n a c h b a s a l n i m m t es a n M ä c h t i g k e i t zu. In d e r F o s s a i n t e r p e d u n c u l a r i s tritt es als Tuber cinereum a n die freie O b e r f l ä c h e . Feinbau und Funktion. Im zentralen Höhlengrau finden wir neben marklosen und markarmen Nervenfasern Gruppen unterschiedlich gestalteter Zellen, die sich durch besonderen Gefaßreichtum auszeichnen. Von diesen Kernen, in Abb. 279 topographisch eingetragen, zeichnen sich der unmittelbar über dem Chiasma opticum gelegene Nucleus supraopticus und der flache, unter dem Ependym des III. Ventrikels gelegene Nucleus paraventricularis durch große Ganglienzellen mit kräftigen Fortsätzen aus, die ein granuläres, färberisch elektiv darstellbares Sekret produzieren. Dieses Neurosekret (Bargmann, Scharrer) wird durch die „neurosekretorischen Bahnen" (schwarz-rot in Abb. 279), die Axone der Ganglienzellen, der Neurohypophyse zugeleitet und dort gespeichert. Es enthält die Hormone AdiuretinVasopressin und Oxytocin und steuert damit den Wasser- und Salzhaushalt, den Blutdruck und die glatte Muskulatur des Uterus. Zerstörung der Kerne bzw. Durchtrennung des Hypophysenstiels ergeben einen Diabetes insipidus. Auch die Kerne des Tuber cinereum scheinen neurosekretorisch tätig zu sein; man findet in ihren Ganglienzellen Kolloidtropfen. Diese Kerne sind durch den Tractus tuberoinfundibularis (rot in Abb. 279) mit der Hypophyse verbunden. Neben den oben erwähnten, zu Speicherung an die N e u r o h y p o p h y s e abgegebenen Hormone, steuert der Hypothalamus auch die Hormonproduktion und Hormonabgabe der A d e n o h y p o p h y s e (durch S t e u e r h o r m o n e , R e l a i s i n g - F a k t o r e n ) und unter Vermittlung dieser beinahe das ganze hormonale Geschehen im Körper. Weitere Kerngebiete des Hypothalamus: Nucleus infundibularis (steht mit der Neurohypophyse in Verbindung), Nucleus ventromedialis (Verbindungen zum limbischen System, zum Thalamus, zum Hirnstamm), Nuclei praeoptici (in der Area praeoptica, Abb. 279, Verbindungen zum olfaktorischen System und zum Mandelkern, zu den Nuclei tuberales), Nucleus suprachiasmaticus (direkt über dem
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
366
Sulcus hypothalamics
Commissura anterior
Nucleus paraventricularis
Lamina terminales Area praeoptica
Nucleus dorsomedialis hypothalami
Nucleus ventromedialis hypothalami
Nucleus posterior hypothalami
Nucleus supraOpticus
Nucleus tuberomamillaris
Chiasma opticum
Nuclei praemamillares dorsales et rostrales
Radix retinohypothalamica
Corpus mamillare N. opticus Tractus tuberoinfundibularis Pars infundibularis adenohypophyseos
. r j., , Aτ , Nucleus infundibularis
Nuclei tuberales laterales
Radix retinohypothalamica Infundibulum Gefäß-Nervenypne mit Inseln der Pars infundibularis Diaphragma sellae Perivasculäre Verdicbtungsxpnen Pars intermedia Lobus anterior
Abb. 279. Kerne des Hypothalamus und Verbindungen des Hypothalamus mit der Hypophyse. Radix retinohypothalamica schwarz; Tractus tuberoinfundibularis rot; neurosekretorische Bahnen braunschwarz. Umzeichnung eines Schemas aus Clara, Das Nervensystem des Menschen, J.A. Barth, Leipzig 1959
Chiasma opticum, Verbindungen zur Radix retinohypothalamica und zur Zirbeldrüse), Nucleus posterior (Verbindungen zum Mesencephalon), Nucleus tuberomamillaris (Verbindungen zum Mandelkern und Mittelhirn), Nucleus dorsomedialis (Verbindungen zum Mesencephalon, zum Thalamus). Mit allen seinen Kernen steuert der Hypothalamus als wichtiges Zentrum beinahe alle vegetativen Funktionen im Körper. Dafür sprechen beim Menschen vor allem klinische Erfahrungen. Die anatomischen und physiologischen Erkenntnisse sind allerdings meist nur an Tieren erarbeitet worden. Die Lokalisation zahlreicher vegetativer Zentren (Wärmeregulation, Fettstoffwechsel, Sexualfunktion, Schlafsteuerung u. a.) in bestimmte Kerne ist noch nicht endgültig gesichert. Auch über die Verknüpfung der Zentren untereinander und ihre Beziehungen zu über- und untergeordneten Abschnitten des Gehirns und Rückenmarks ist eine verbindliche Aussage nicht möglich. Es bestehen afferente Bahnen von der orbitofrontalen Hirnrinde, aus der basalen Riechrinde, aus dem Mandelkernkomplex, aus dem Thalamus, Striatum und dem Globus pallidus, vom Auge (Radix retinohypothalamica, Abb. 279), aus der Haube des Mittel- und Rautenhirns sowie aus dem Rückenmark. Die Radix retinohypothalamica verbindet vegetative Zellen der Retina mit dem Hypothalamus. Sie ermöglicht die Beeinflussung vegetativer Vorgänge durch das Licht. Efferente Bahnen ziehen aus dem Hypothalamus zum Thalamus, Epithalamus, Striatum, zur Neurohypophyse, zur Haube des Mittel- und Rautenhirns und zum Schützschen Bündel (Fasciculus longitudinalis dorsalis). Der Hypothalamus, die Reglerzentrale für alle vegetativen nervösen Vorgänge, steht mit der Hypophyse, der Zentrale für die hormonale Steuerung, in so engen Wechselbeziehungen, daB man von einem Zwischenhirnhypophysensystem (Bargmann) sprechen kann. Der Nucleus subthalamicus regelt u. a. die Tätigkeit des extrapyramidalen Nucleus ruber. Erkrankt er, so kommt es zu unkontrollierten Schleuderbewegungen ( H e m i b a l l i s m u s ) .
Das Vorderhirn. Die Hypophyse
367
S) D e r H i r n a n h a n g , Hypophysis cerebri Der walzenförmige, etwa 0,6 g schwere Drüsenkörper liegt in der Fossa hypophysialis des Keilbeins und hängt mit einem trichterförmigen Stiel, der das Diaphragma sellae durchbohrt, am Boden des Zwischenhirns. Auf frischen Sagittalschnitten kann man eine vordere größere, bräunlichgraue Adenohypophyse und eine hintere kleine, grauweißliche Neurohypophyse unterscheiden. Entwicklung. Das ektodermale Epithel des Rachendaches senkt sich bereits beim 4 Wochen alten Keimling zu einer seichten Grube {Rathkesehe Tasche) ein. Diese wächst als Epithelsäckchen nach kranial, der trichterförmigen Ausstülpung des Zwischenhirnbodens entgegen. Die zunächst schlauchförmige Verbindung zur primitiven Mundhöhle obliteriert zu einem soliden Zellstrang, der durch den Canalis craniopharyngeus des Keilbeinkörpers zieht. Als Rest des Drüsengewebes bleibt am Rachendach die kleine Rachendachhypophyse bestehen. Der Canalis craniopharyngeus verschwindet später. Das jetzt geschlossene Hypophysensäckchen legt sich an die knolllig verdickte Neurohypophyse, wächst mit einem Fortsatz, der Pars tuberalis, am Infundibulum herauf bis zum Zwischenhirnboden. Die Hinterwand des Säckchens und der sich allmählich verkleinernde Hohlraum liefern die Pars intermedia. Die besonders verdickte Vorderwand differenziert sich zum Lobus anterior. Die Ausstülpung des Zwischenhirnbodens differenziert sich in den Hypophysenstiel, Infundibulum, und den Hinterlappen, Lobus posterior.
An der Adenohypophyse (3Λ des Organs) kann man einen T r i c h t e r l a p p e n (Pars tuberalis, Pars infundibularis), einen Vor d e r l ä p p e n (Lobus anterior) und einen Z w i s c h e n l a p p e n (Pars intermedia), an der Neurohypophyse einen Hinterlappen (Lobus posterior) und einen H y p o p h y s e n s t i e l (Infundibulum) unterscheiden. Gefäßversorgung: Der Vorderlappen erhält 2 Arterien aus dem Circulus arteriosus cerebri, der Hinterlappen 2 Arterien aus der A. carotis interna. Die Gefäße dringen von der Oberfläche in die Hypophyse ein, sind untereinander verbunden und bilden in der Zwischenzone ein mit a r t e r i ο ν e η ö s e η A η a s t o m o s e η und e p i t h e l o i d e n Z e l l e n ausgestattetes Geflecht. Das Blut aus den weiten S i n u s k a p i l l a r e n fließt über die Kapselvenen in den Sinus circularis und Sinus cavernosus. Ein P f o r t a d e r s y s t e m leitet das Blut vom Hypothalamus über den Hypophysenstiel zur Adenohypophyse und transportiert die Steuerhormone. Nervenversorgung: 1. S y m p a t h i s c h e F a s e r n aus dem Geflecht der A. carotis int. ziehen mit den Gefäßen in den Vorderlappen und Hinterlappen und verzweigen sich a) an den Gefäßen, b) zwischen den Zellen des Vorderlappens. 2. Markarme, feine N e r v e n f a s e r n a u s d e m H y p o t h a l a m u s ziehen zum Hinterlappen; einzelne gelangen von dort in den Vorderlappen.
Feinbau der Adenohypophyse: 1. Lobus anterior, Vorderlappen, Pars distalis. Zwischen den schwammartig untereinander zusammenhängenden Zellsträngen finden sich die weiten, dünnwandigen Sinuskapillaren. Durch Absonderung von Kolloid können in den epithelialen Zellsträngen P s e u d o f o l l i k e l entstehen. Neben kleinen u n g r a n u l i e r t e n S t a m m z e l l e n , die α-,β-,γ-, δ- und ε-Zellen liefern, lassen sich verschiedene Formen von g r a n u l i e r t e n Z e l l e n unterscheiden. Die α-Zellen enthalten a z i d o p h i l e G r a n u l a . Der Kern liegt meist exzentrisch. Sie finden sich gehäuft in den seitlichen Abschnitten und machen etwa 40% der Vorderlappenzellen aus. Die ^-Zellen (10%) enthalten b a s o p h i l e G r a n u l a . Die Zahl der Granula ist starken Schwankungen unterworfen. Die y-Zellen sind c h r o m o p h o b (farbscheu). Ihre feinen Körnchen färben sich bei der Azan-Färbung nur schwach grauviolett. Da sie mit rund 50% den Hauptanteil der Vorderlappenzellen stellen, nennt man sie auch Hauptzellen. Sie finden sich gehäuft im mittleren Abschnitt. Die ¿-Zellen unterscheiden sich bei der kombinierten Kresofuchsin-Azan-Färbung durch ihre leuchtend blauen Granula von den ß-Zellen mit dunkelvioletten Körnchen, ßund ¿-Zellen sind PAS positiv. Die ε-Zellen unterscheiden sich nach Azanfarbung durch ihre orangeroten Granula deutlich von den karminroten Körnchen der α-Zellen.
368
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Entgranulierte, vakuolisierte Zellen sind als Endstadien der granulierten Zellen beschrieben. Funktion: Die Produktion bestimmter Hormone in bestimmten Zellen der Adenohypophyse ist noch nicht geklärt. Eine Zuordnung kann deshalb nur unter Vorbehalt erfolgen. Die α - Z e l l e n liefern das Wachstumshormon (Somatotropin, STH). Überfunktion führt beim Jugendlichen mit vorhandenen Epiphysenfugen zum R i e s e n w u c h s , bei Erwachsenen zur A k r o m e g a l i e , zur Vergrößerung der Akra, der vorspringenden Körperteile (Nase, Kinn, Finger, Zehen). Die ^ - Z e l l e n , nach Scharf und Mitarbeitern die Bildner des thyrotropen Hormons (TSH), sind bei Thyroxinmangel vermehrt. Bei der Kropfbildung bilden die Stammzellen vermehrt y-Zellen, die sich durch Ausbildung azidophiler Granula zu Thyroektomiezellen (T-Zellen) differenzieren (Scharf u. Förster). Die chromophoben yZellen bilden das adrenocorticotrope Hormon (ACTH). Die ¿ - Z e l l e n werden als die Bildner der gonadotropen Hormone (FSH) angesehen. Nach K a s t r a t i o n verschwinden die δZellen; sie werden durch die Kastrationszellen (K-Zellen) ersetzt. Die ε - Z e l l e n erzeugen Prolactin (LTH), welches das Wachstum der Brustdrüse und die Milchsekretion steuert. 2. Pars tuberalis, der T r i c h t e r l a p p e n , an der Vorderfläche des Hypophysenstiels, besteht aus längsverlaufenden Zellsträngen, die vorwiegend aus hellen, feingranulierten T u b e r ali s z e l l e n bestehen, die den y-Zellen ähneln. α-Zellen fehlen; /7-Zellen sind spärlich. 3. Pars intermedia, der Z w i s c h e n l a p p e n , zwischen Vorder- und Hinterlappen, 2% des ganzen Organs, ist besonders durch k o l l o i d g e f ü l l t e H o h l r ä u m e (Zysten, Follikel) charakterisiert. Sie sind durch Aufgliederung und durch Abspaltung von der ursprünglich einheitlichen Hypophysenhöhle entstanden. Daneben kommen noch tubulöse Drüsen vor. Die dazwischen gelegenen Epithelzellstränge enthalten hauptsächlich undifferenzierte Zellen, ß- und "/-Zellen. Frei im Bindegewebe gelegene b a s o p h i l e Zellen wandern mit zunehmendem Alter entlang der Blutgefäße in den Hinterlappen ein. Ungeklärt ist die Frage der Funktion dieser basophilen Zellen. Bei T i e r e n produziert die Pars intermedia das Intermedin, ein Hormon, das die Melanophoren unter Lichteinwirkung zur Ausbreitung bringt. B e i m M e η s c h e η ist die Funktion der Pars intermedia unklar.
Feinbau der Neurohypophyse: Lobusposterior, Hinterlappen und Infundibulum, Hypophysenstiel, bestehen aus Neuroglia und marklosen Nervenfasern; Ganglienzellen fehlen. Die N e u r o g l i a z e l l e n können eisenfreie und eisenhaltige Pigmentkörnchen enthalten. Diese in der Form wechselnden Gliazellen bezeichnen wir als Pituizyten. Die aus dem Hypothalamus zur Hypophyse ziehenden Nervenfasern des Tractus hypothalamohypophysialis schwellen durch das Sekretionsprodukt der Nuclei supraoptici und paraventriculares (s. o.) zu den sogenannten Herringkörpern an. Der Hinterlappen ist somit nur der S t a p e l p l a t z u n d A b g a b e o r t der im Hypothalamus gebildeten Hormone Adiuretin-Vasopressin und Oxytozin. Ersteres erhöht den Blutdruck und beschleunigt die Rückresorption von Wasser in den Nieren, letzteres bedingt die Kontraktion der glatten Muskelzellen des Uterus (Wehen!) bei der Entbindung.
3. Die Sehleitung (Abb. 280) Da Netzhaut und N. opticus eine Ausstülpung des Zwischenhirns sind (S. 225), ist dieser Nerv als intrazerebrale Bahn aufzufassen. Auch histologisch und pathologisch-anatomisch verhält er sich wie ein Hirnteil. Bereits in der Netzhaut (S. 228) liegen drei hintereinanderge-
Das Vorderhirn. Die Sehleitung
369
Retina
N. opticus
Ganglion ciliare
Chiasma opticum N. oculomotorius, Τractus opticus Nucl. n. oculomotorii Corpus geniculatum laterale Cclliculus superior Pulvinar tbaiami Radiatio optica Cornu posterius ventriculi lateralis Corpus callosum
Optisches Erinnerungszentrum
Sehstrablung (gefasert)
Sehrinde ( Area striata)
Abb. 280. Halbschematische Darstellung der Sehbahn und des Pupillarreflexes von der Hirnbasis aus gesehen. Das Mittelhirn ist in Höhe der oberen Hügel durchtrennt. Hinterhaupts- und Schläfenlappen sind teilweise entfernt. An der rechten Hirnhälfte sind die Sehstrahlung und der hintere Teil des Balkens herausgefasert, an der linken ist die Sehstrahlung schematisch eingezeichnet. Fasern von den rechten Netzhautflächen = schwarz, von den linken Netzhauthälften = rot
schaltete Neurone: I. die Stäbchen- und Zapfenzellen, II. die bipolaren Nervenzellen, III. die großen multipolaren Ganglienzellen. Die Neuriten der letzteren gehen in der Nervenfaserschicht der Retina netzartige Verbindungen ein (daher der Name Netzhaut!), sammeln sich im „blinden Fleck", dem Discus η. optici. Nach dem Durchtritt durch die Area cribrosa sclerae erhalten sie ihre Markscheiden und bilden den N. opticus (S. 231). Ausfall der N. opticus führt zur gleichseitigen Blindheit. Im Chiasma opticum kreuzen die von der nasalen Retinahälfte kommenden Fasern, während die temporalen Fasern im gleichseitigen Tractus opticus weiterziehen. Die Fasern aus dem Makulagebiet nehmen eine Sonderstellung ein, indem sie teils kreuzen, teils ungekreuzt weiterziehen. G e s c h w ü l s t e der kaudal vom Chiasma liegenden H y p o p h y s e schädigen durch Druck zunächst die gekreuzten, nasalen Fasern, ergeben auf beiden Augen einen Ausfall der nasalen Retina, d.h. eine bitemporale Gesichtsfeldeinschränkung (ungleichmäßige, heteronyme, bitemporale Hemianopsie).
370
Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
Der Tractus opticus verläuft vom Chiasma opticum über das Tuber cinereum und um das Crus cerebri nach lateral und kaudal zum Corpus geniculatum laterale. Er f ü h r t Fasern aus der gleichseitigen temporalen und gegenseitigen nasalen Netzhauthälfte. Beim Ausfall eines Tractus opticus können auf der Gegenseite gelegene Gegenstände nicht wahrgenommen werden (Ausfall der gleichseitigen Retinahälften beider Augen, homonyme Hemianopsie, vgl. Abb. 280).
Das Corpus geniculatum laterale, d e r s e i t l i c h e K n i e h ö c k e r , zeigt einen komplizierten Schichtenbau. Sechs Lagen grauer Substanz werden durch feine Marklamellen getrennt. Die von bestimmten Bezirken der Netzhaut kommenden Optikusfasern enden an bestimmten Zellgruppen des lateralen Kniehöckers. Die Neuriten dieser Zellen ziehen zum kleineren Teil als Tractus geniculotectalis zum Colliculus superior, zum größeren Teil als Radiatio optica ( Gratiolet&chc Strahlung) durch den hintersten Teil der Capsula interna zur S e h r i n d e in der Umgebung des Sulcus calcarinus. Die Gratioletsche Sehstrahlung, Radiatio optica, stellt eine sagittal gestellte, makroskopisch darstellbare Marklamelle dar (Abb. 280), die an der lateralen Seite und am Dach des Hinterhorns des Seitenventrikels zur Sehrinde verläuft. Die Sehrinde (Feld 17 d. Abb. 286, 287, 289, 290) heißt auch „Area striata", weil man in ihr schon makroskopisch einen weißen, durch tangentiale, markhaltige Fasern gebildeten „Streifen" (Vicq d'Azyr oder Gennari) erkennen kann. Sie liegt in der Umgebung des Sulcus calcarinus, im angrenzenden Teil des Cuneus und des Gyrus occipitotemporalis medialis. Die Ganglienzellen der Sehrinde sind gesetzmäßig bestimmten Stäbchen- und Zapfenzellen zugeordnet, so daß benachbarte Ganglienzellen benachbarten Netzhautelementen entsprechen. So enden o b e r h a l b des Sulcus calcarinus die Fasern aus den o b e r e n Netzhauthälften, u n t e r h a l b des Sulcus die Fasern aus den u n t e r e n Netzhauthälften. Nahe dem Okzipitalpol enden zu beiden Seiten des Sulcus die Fasern des makulären Bündels (s. u.). Da die Gesichtsfelder beider Augen sich bis auf einem schmalen, sichelförmigen, temporalen Bezirk decken, werden die Seheindrücke jedes Auges weitgehend bikortikal registriert. Aus dem Gesagten ergibt sich, daß bei Zerstörung bestimmter Rindenbezirke bestimmte Teile des Gesichtsfeldes ausfallen müssen. So ergibt Zerstörung der S e h r i n d e o b e r h a l b d e s Sulcus calcarinus einen Ausfall der oberen Netzhauthälften, d.h. des unteren Gesichtsfeldes (Hemianopsia inferior), Zerstörung der S e h r i n d e u n t e r h a l b d e s S u l c u s einen Ausfall der unteren Netzhauthälften, d.h. des oberen Gesichtsfeldes (Hemianopsia superior). Fällt die Sehrinde beider Seiten vollständig aus, so ist der Patient blind. Er sieht die Gegenstände nicht, obwohl die Netzhaut und die Sehbahn bis zum Corpus geniculatum laterale intakt sind. Die vom lateralen Kniehöcker über den Colliculus superior verlaufenden, optischen Reflexe (s. u.) sind dabei erhalten. Wir sprechen bei diesem Befund von Rindenblindheit.
Das makuläre Bündel, die Fasern von der Fovea centralis und der Macula lutea, nehmen eine Sonderstellung ein. Teils k r e u z e n s i e , t e i l s b l e i b e n sie u n g e k r e u z t . D a m i t i s t d i e S t e l l e d e s s c h ä r f s t e n S e h e n s b e i d e r A u g e n im r e c h t e n u n d l i n k e n K n i e h ö c k e r u n d in d e r r e c h t e n u n d l i n k e n A r e a s t r i a t a v e r t r e t e n . Die Fasern haben im ganzen Verlauf eine wechselnde, aber streng gesetzmäßige Lage. In der Sehrinde projizieren sie sich in einem keilförmigen Bezirk nahe dem Okzipitalpol. Da die Makulafasern jedes Auges bikortikal enden, ergibt einseitiger Totalausfall der Sehrinde keine vollständige, homonyme („gleichmamige") Anopsie (Blindheit). Es bleibt vielmehr in der Mitte des Gesichtsfeldes das Makulagebiet erhalten. Diese „Aussparung der Macula" bei homonymer Hemianopsie ist ein differentialdiagnostisches Merkmal für kortikale oder subkortikale Schädigung der Sehbahn.
Optische Erinnerungsfelder (Feld 18 und 19 in Abb. 289, 290). Nachdem die Seheindrücke in der Sehrinde zu Sinneseindrücken verarbeitet sind, werden diese durch Assoziationsfasern verschiedenen Rindengebieten zugeleitet. An der lateralen Fläche des Hinterhauptslappens, in dem o p t i s c h e n E r i n n e r u n g s f e l d , sollen die optischen Eindrücke
Das Vorderhirn. Die Kerne des Endhirns
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gestapelt werden, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, neue optische Eindrücke mit früheren zu vergleichen, Gesehenes wiederzuerkennen. Sind die optischen Erinnerungsfelder beider Seiten zerstört, so kann der Patient die Form, Farbe u. a. eines Gegenstandes angeben, gleichartige Gegenstände sortieren, die Bedeutung des Gegenstandes ist ihm jedoch verlorengegangen. Er sieht einen Bekannten, erkennt ihn aber nicht. Sind seine anderen Erinnerungsfelder intakt, so erkennt er ihn sofort, wenn er ihn sprechen hört. Ausfall des optischen Erinnerungsvermögens, des optischen Gedächtnisses, bezeichnen wir als Seelenblindheit.
Bei R e c h t s h ä n d e r n liegt im l i n k e n Gyrus angularis ein besonderes, optisches Erinnerungszentrum für Schriftzeichen, das Lesezentrum. Ist es zerstört, so versteht der Patient, obwohl er die Buchstaben sieht und sie sogar abschreiben kann, nicht mehr die Bedeutung der Schriftzeichen. Er kann nicht lesen. Diesen Befund bezeichnen wir als Wortblindheit oder Alexie.
Der Tractus geniculotectalis. Die in den v e n t r a l e n Schichten des Corpusgeniculatum laterale entspringenden Fasern, beim Menschen etwa '/s der Gesamtfasern, ziehen als Tractus geniculotectalis zum Colliculus superior (Tectum opticum). Sie dienen ausschließlich der Vermittlung optischer Reflexe (S. 351). Bei niederen Tieren, wo das Tectum opticum die Seheindrücke wahrscheinlich zu Sinneswahrnehmungen verarbeiten kann, tritt der größere Teil der Optikusfasern direkt zum Tectum opticum, schickt nur Kollateralen zum lateralen Kniehöcker. Mit dem Auftreten und der Zunahme der Großhirnrinde werden die Seheindrücke immer mehr ins Großhirn projiziert, das Tectum opticum wird unselbständiger und zu einem Reflexzentrum degradiert.
Zentrifugale Fasern der Sehbahn ziehen: 1. vom Colliculus superior im N. opticus zur Retina (Bedeutung unklar; vielleicht Sensibilisierung der Netzhaut), 2. von der Sehrinde: a) über den Colliculus superior zum motorischen Apparat (psychoreflektorische Blickund Einstellbewegungen des Auges, Kopf-, Rumpf- und Gliedmaßenbewegungen), b) über die Brücke zum Kleinhirn, c) zum Corpus geniculatum laterale (vielleicht Anregung oder Hemmung des Kniehöckers, um die Seheindrücke leichter oder schwerer passieren zu lassen).
4. Die Kerne des Endhirns entstehen aus dem Colliculus ganglionaris, einer Verdickung des Bodens der Endhirnbläschen (Abb. 276). Durch Einwachsen weißer Fasermassen gliedert er sich in Nucleus caudatus, Putamen des Linsenkernes, Claustrum und Corpus amygdaloideum. Nach ihrer Lage im Gehirn bezeichnet man diese Kerne auch als Basalganglien des Endhirns. Die weiter kaudal liegenden Kernmassen, die aus den Flügelplatten des Zwischenhirns abstammenden Globus pallidus und Nucleus subthalamicus, die im Mittelhirn gelegenen Nucleus ruber und Nucleus niger sowie die Formatio reticularis rechnet man im weiteren Sinne zu den Basalganglien. Nach Clara bezeichnet man sie besser als Stammganglien.
a) Der Streifenkörper, Corpus striatum Nucleus caudatus und Putamen erscheinen auf Schnitten (Abb. 245-248) im Bereich des Crus anterius der Capsula interna durch „Streifen" grauer Substanz verbunden; sie werden deshalb auch kurz „Streifenkörper" oder „Striatum" genannt. Der Streifenkörper ist arm an markhaltigen, aber reich an marklosen Fasern und erscheint deshalb gegenüber dem blasseren Globus pallidus („Pallidum") graurot. Das Striatum enthält zwei Arten von Zellen:
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Das Gehirn. Der innere Aufbau des Gehirns
1. Zahlreiche kleine, polymorphe Zellen des Go/gischen Typs empfangen ihre Impulse vom Thalamus, Hypothalamus, Mittelhirn und Substantia nigra und geben sie an die folgenden ab. 2. Große, multipolare Zellen des Deitersschen Typs sammeln die Impulse der zahlreichen kleinen Zellen und geben sie an den Globus pallidus (kurz: Pallidum) der gleichen Seite weiter. Als Endhirnanteil entsteht das Striatum erst später in der Wirbeltierreihe. Es wird deshalb auch als Neostriatum dem älteren Palaeostriatum (Globus pallidus des Linsenkerns) gegenübergestellt. Bei den Vögeln hat es seine größte Ausdehnung und Leistung. Bei diesen „Striatumtieren" erfüllt es Aufgaben, die bei den Säugern mit ihrer größeren Rindenentwicklung von der Hirnrinde übernommen werden. Das Striatum des neugeborenen Kindes enthält gegenüber dem bereits markreifen Pallidum nur wenige markreife Fasern, ist noch funktionsuntüchtig. Die Haltung des Säuglings in den ersten Monaten wird also noch vom Pallidum bestimmt. Beim Erwachsenen ist das Striatum dem Pallidum übergeordnet und spielt eine beherrschende Rolle im extrapyramidalen System (s. u.). Es scheint dabei dämpfend und verfeinernd auf die über das Pallidum verlaufenden, gefühlsgefärbten, unwillkürlichen Reaktionsund Ausdrucksbewegungen und regulierend, stärker oder geringer hemmend, auf den M u skeltonus zu wirken ( „ S t r i a t u m b r e n s s e " ) · b) Die Vormauer, Claustrum, ist eine schmale, zwischen Putamen und Inselrinde gelegene, graue Masse, die ventral mit der Area olfactoria, dem Corpus amygdaloideum und der Stria olfactoria lat. zusammenhängt. c) Der Mandelkern,
Corpus
amygdaloideum,
liegt an der Spitze des Unterhorns des Seitenventrikels. Durch feine Marklamellen ist er in mehrere Kerngruppen gegliedert. Er gehört zum l i m b i s c h e n System und wird dort besprochen.
5. Das extrapyramidal-motorische System regelt: 1.die unbewußten, unwillkürlichen, affektbetonten Reaktions- (unwillkürliche Schmerzäußerung und Abwehr) und Ausdrucksbewegungen, die sich in der Mimik aber auch im Verhalten der übrigen Muskulatur zeigen und jedem Menschen in Haltung und Gebärde seine persönliche Note geben, 2. Die Abstufung des Muskeltonus, 3. die unwillkürlichen Hilfs- und Mitbewegungen (ζ. B. das Pendeln der Arme beim Gehen), 4. die myostatische Sicherung des Körpers bei der Ausführung von Willkürbewegungen, die rechtzeitige Inbetriebnahme von Muskeln, die zur Erhaltung oder Wiederherstellung des Gleichgewichts und zur statischen Sicherung des arbeitenden Gliedes dienen. Ein Operateur braucht, ob er mit Messer, Schere, Pinzette oder Nadel arbeitet, für die jeweiligen, zielgerichteten, willkürlichen Zweckbewegungen mit ihnen eine wechselnde Zahl von Arm- und Handmuskeln, die über die Pyramidenbahn m y o m o t o r i s c h innerviert werden. Daneben benötigt er für die E r h a l t u n g des G l e i c h g e w i c h t s beim Stehen oder Sitzen am Operationstisch eine Anzahl von Bein- und Rumpfmuskeln und zur s t a t i s c h e n F i x a t i o n der arbeitenden Hände und Arme die Schultergürtelmuskulatur. Schließlich erfordern die Finger- und Handbewegungen noch eine rezip r o k e I n n e r v a t i o n , eine Herabsetzung oder Steigerung des Tonus der Antagonisten. Diese feine Abstimmung des Tonus und die gesamte myostatische Sicherung erfolgt unwillkürlich durch das extrapyramidale System. Extrapyramidales und pyramidales System arbeiten eng zusammen, was schon darin seinen Ausdruck findet, daß beide ihre Impulse über eine g e m e i n s a m e E n d s t r e c k e , die Vorderhornzellen, zur quergestreiften Muskulatur senden. Entscheidende Unterschiede zeigt bei den beiden Systemen die Wegstrecke von der Großhirnrinde zu den Vorderwurzel-
Das Vorderhirn. Die Kerne des Endhirns
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zellen. Während die P y r a m i d e n b a h n von der Großhirn ohne Unterbrechung (mononeural) durch die Pyramiden das Rückenmark erreicht, sind die P r o j e k t i o n s b a h n e n v o n d e r e x t r a p y r a m i d a l e n H i r n r i n d e zum Rückenmark in komplizierter Weise mehrfach unterbrochen (polyneural). Außerdem verlaufen sie nicht über die Pyramiden. In ihren Verlauf sind vielmehr zahlreiche Kerne, das Striatum (Putamen und Nucl. caudatus), der Globus pallidus, der Nucleus subthalamicus, einige Thalamuskerne, die Substantia nigra, der Nucleus ruber, die Nuclei reticulares und der Nucleus olivaris eingeschaltet (Abb. 281). Diese Kerne erhalten einerseits Impulse von der Großhirnrinde, andererseits Meldungen aus der Peripherie. Mehrere in den Verlauf der extrapyramidalen Leitungswege eingeschaltete Reglerkreise stimmen die motorischen Impulse a u t o m a t i s c h , fördernd oder hemmend, auf die Erfordernisse der Peripherie ab. 1. Ein Reglerkreis verläuft von den Brodmannschen Feldern 4 und 6 (Abb. 286) a) über Putamen, Pallidum, vordere Teile des Nucleus ventralis thalami zu den Feldern 4 a und 4 γ (Förderung der Motorik), b) über Nucleus caudatus, Pallidum, Nucleus ventralis intermedius und ventralis posterior thalami zu den Feldern 4s und 6 (Hemmung der Motorik). Unterbrechung dieses Reglerkreises führt zu Hyperkinesen (Zittern, Chorea, Athetose).
2. Ein weiterer Reglerkreis verläuft von den Arealen 4,6 und 8 teils direkt, teils indirekt (über Pallidum und Nucleus subthalamicus) zur Substantia nigra und zum Nucleus ruber und von hier über den Thalamus zurück zu den Feldern 4 a, 4 s und 4 y. Dieser Leitungsbogen wirkt dämpfend auf die praezentrale Rinde. Seine Unterbrechung soll für das Zittern bei der Schüttellähmung (Morbus Parkinson) verantwortlich sein.
3. Ein dritter Reglerkreis verläuft von den Areae 6 und 8 über die Brückenkerne zum Kleinhirn und von hier a) über Nucleus dentatus, oberen Kleinhirnstiel, Nucleus ventralis lateralis thalami der Gegenseite zur Area 4, b) über Nucleus emboliformis, oberen Kleinhirnstiel, Nucleus centralis thalami zum Striatum (Putamen und Nucleus caudatus). Dieser Reglerkreis steuert mithin über die Großhirnrinde die willkürlichen Bewegungsimpulse der Pyramidenbahn und über das Striatum die Impulsfolge des extrapyramidalen Systems. Unterbrechung des Reglerkreises ergibt zitternde und athetotische Bewegungen bei der Ausführung willkührlicher Präzisionsbewegungen.
In den Kernen des extrapyramidalen Systems werden die aus verschiedenen Zuflußgebieten kommenden Impulse aufeinander abgestimmt und weitergeleitet. Das Striatum koordiniert die kortikalen Impulse mit den Meldungen aus dem Thalamus und dem Hypothalamus und gibt selbst Impulse zur Substantia nigra, zum Pallidum und zum Hypothalamus. Das Pallidum empfängt Impulse von der Großhirnrinde und vom Striatum und leitet sie über die Ansa lenticularis, Linsenkernschlinge, zum Thalamus, Hypothalamus, Nucleus subthalamicus, kontralateralen Pallidum, Nucleus ruber, zur Substantia nigra, zu den Nuclei reticulares und zum Nucleus olivaris (Abb. 281). Der Nucleus ruber erhält neben zahlreichen anderen Zuflüssen (S. 343) hauptsächlich Impulse aus dem kontralateralen Kleinhirn über den Nucleus dentatus. Über die efferenten Impulse dieser großen Schaltstation S. 343. Besonders hervorgehoben seien die Rückmeldesysteme vom Nucleus ruber über Tractus rubroolivaris und Tractus olivocerebellaris zum Kleinhirn und von ihm a) zum Nucleus ruber zurück, b) über den Thalamus zur motorischen Großhirnrinde. Im Laufe des Lebens werden viele, zunächst bewußt ausgeführte Bewegungen automatisiert, vom extrapyramidalen System übernommen.
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D a s Gehirn. Der innere A u f b a u des G e h i r n s
Nucleus caudatus Nucleus lateropolaris Nucleus ventralis thalami Ρut amen Globus pallidus Nucleus subtbalamicus Nucleus corporis mamillaris Tractus
corticocerebellaris
Ansa lenticularis
Tractus embolothalamicus
Trac tus striatonigralis
Tractus dentatothalamicus
7 r. occipito- temporcpontinus Tr. corticorubralis Tr. corticonigralis Tr. pallidoolivaris
Nucleus reticularis tegmenti Nucleus ruber Substantia nigra Decussatio pedunculorurn cerebellarium sup. Kollaterale χιι den Nuclei reticulares
Tr. rubroolivaris Tr. rubroreticularis Nucleus dentatus
Kleinhirn
Nucleus emboliformis Nucleu; fastigiì Ventriculus quartus Nuclei vestibulares Nucl. reticularis pontis Nuclei pont i s
Fibrae
pontocerebellar
Tr. corticocerebellaris Tr. olivocerebellaris
Tr. rubroreticularis Pedunculus cerebellar is inferior Nucleus reticularis
Tr. cerebelloolivaris Tr. rubrospinalis
Tr. spinoolivaris
Nucl. olivaris accessorius medialis et dors.
Tr. olivosptnalis
Nucleus olivaris
Das Vorderhirn. Die Großhirnrinde
375
Der Anfänger in der Kunst der Terpsichore führt nach Anweisung des Lehrers die ersten Tanzschritte bewußt aus, was man an seinem konzentrierten Gesichtsausdruck ablesen kann. Die Bewegungen sind zunächst noch unbeholfen, steif und stockend, werden vielen unnötigen Nebenbewegungen begleitet. Nach längerer Übung werden sie flüssiger, eleganter, das Gesicht entspannter. Die Bewegungsfolgen sind automatisiert, vom extrapyramidalen System übernommen. Das entlastete Großhirn wird ' für andere Aufgaben, ζ. B. für eine mehr oder minder geistreiche Unterhaltung mit dem Partner frei. Eine scharfe Trennung des pyramidalen und extrapyramidalen Systems ist heute nicht mehr berechtigt, weil nach neueren Untersuchungen nur 2 - 3 % der Pyramidenfasern von den herrschen Riesenpyramidenzellen, 40% von verschiedenen Zellen der Area 4 und 6, 20% von der Area 3-1 und 40% aus der Praefrontal-, Temporal-, hinteren Parietal- und Occipitalrinde stammen. Da das extrapyramidale System nahezu mit den gleichen Rindenfeldern in Verbindung steht, sind die Deutungen experimenteller Befunde und klinischer Ausfallserscheinungen sehr schwierig und oft widersprechend. Bahnen des extrapyramidalen Systems Abb. 281 und Bd.I. Ausfälle im extrapyr. System können die verschiedenen Bestandteile betreffen, ergeben deshalb verschiedene Krankheitsbilder. Erkrankungen des Pallidum (Paralysis agitans, Parkinsonsche Krankheit) und die parkinsonoiden Folgezustände der Encephalitis lethargica, Little sehe Krankheit und die Wilsonscbe Krankheit (progressive Linsenkernentartung) ergeben 1. durch Enthemmung des über den Nucleus ruber verlaufenden Kleinhirntonus, 2. durch Wegfall der vom Striatum ausgehenden Impulse der amyostatischen Symptomenkomplex. Er ist charakterisiert durch mimische Starre und allgemeine Bewegungsarmut (Tonussteigerung und Fehlen der Impulse vom Striatum!), Wegfall automatischer Bewegungen, Beharren der Glieder in passiv herbeigeführten Stellungen, mangelhafte Enthemmung der Antagonisten (Zahnradphänomen! Passive Beugungen und Streckungen im Ellenbogengelenk werden durch momentane, rhythmische Sperrungen unterbrochen, als ob die Trochlea humeri durch ein Zahnrad ersetzt wäre), Antagonistentremor (mangelhafte statische Sicherung der Gelenke durch ungleichmäßige und unzeitige Kontraktion der Agonisten und Antagonisten). Die allgemeine Tonussteigerung ist nicht mit einer Steigerung der Reflexe verbunden ( Unterschied gegenüber den Pyramidenbahnaffektionen!). Bei Erkrankungen des Striatum fallen die regulierenden, hemmenden ( „ S t r i a t u m b r e m s e " ) und fördernden Impulse auf das Pallidum ganz oder teilweise aus. Diese „ E n t h e m m u n g d e s P a l l i d u m " äußert sich in einer Hypotonie und Hyperkinese, im Auftreten und in der Übersteigerung von Pallidumautomatismen, in unwillkürlichen, blitzartigen Zuckungen und spontanen, langsamen, bizarren Bewegungen einzelner Muskeln, wie wir sie bei der Chorea, beim Myoklonus und bei der Athetose finden.
6. Die Großhirnrinde, Cortex cerebri, läßt stammesgeschichtlich drei verschiedene Rindenbezirke, Paleocortex, Archicortex und Neocortex unterscheiden. Sie zeigen in der Wirbeltierreihe eine unterschiedliche Größe und Lage. Der Paleocortex ist bereits bei den F i s c h e n angelegt. Er empfangt ausschließlich Riechbahnen. Bei den Amphibien (Frosch) finden wir auf dem Frontalschnitt (Abb. 282) einen dorsomedialen Archicortex und einen dorsolateralen Palaeocortex. Beide empfangen im wesentlichen noch Riechbahnen. Bei den Reptilien (Eidechse) hat sich in dem Grenzgebiet zwischen Palaeo- und Archicortex eine schmale Zone als Neocortex entwickelt. Sie empfangt aus dem Thalamus bereits Bahnen der somatischen Sensibilität. In der Säugerreihe nimmt der Neocortex immer mehr an Ausdehnung und Bedeutung zu, Palaeo- und Archicortex bleiben im Wachstum zurück und werden durch den stark wachsenden Neocortex in die Tiefe verlagert. Bei der B e u t e l r a t t e nimmt der Neocortex die dorsale Hälfte der Hemisphäre ein. Der Sulcus rhinalis anterior trennt ihn von dem basalen Palaeocortex. In dem Gebiet der Furche differenziert sich die Insel. Der Archicortex ist an der medialen Hemisphärenfläche in die Tiefe verdrängt. Beim K a n i n c h e n ist durch den wachsenden Neocortex der Sulcus rhinalis anterior
•4 Abb. 281. Schema der extrapyramidalen Bahnen. Blau = von der Großhirnrinde über das Striatum verlaufende Bahnen; schwarz = von der Großhirnrinde und der Olive zum Kleinhirn führende Bahnen; schwarz punktiert = Bahnen von der Großhirnrinde zum Thalamus; braun = von der Großhirnrinde direkt zum Nucleus ruber, zur Substantia nigra und zum Hypothalamus; rot = efferente Bahnen des Kleinhirns und Bahnen vom Nucleus ruber (Tr. rubrospinalis, Tr. rubroolivaris, Tr. rubroreticularis)
D a s G e h i r n . D e r i n n e r e A u f b a u des G e h i r n s V
Str.p.d.
V
Str
S
^
N.c.
Str. p. v. Eidechse
Frosch
Beutel ratte
Kaninchen
G. p.
C. a. C. h. Cl G. p.
S. r. p. Mensch
S. r. p. Hund
= Commissura anterior — Commissura hippocampi = Claustrum — Gyrus parahippocampalis (pars posterior) I. gr. = Indus ium griseum N. c. = Nucleus caudatus Pa = Pallidum — Globus pallidus Pu = Putamen S. — Septum S. e. = Sulcus endorhinalis S. r. a. — Sulcus rhinalis anterior S. r. p. — Sulcus rhinalis posterior Str = Striatum Str. p. d. = Striatum (pars dorsalis) Str. p. v. = Striatum (pars ventralis) Th = Thalamus V = Ventrikel
Das Vorderhirn. Die Großhirnrinde
377
bereits weiter basal verlagert. Beim H u n d hat der Neocortex eine so starke Entwicklung erfahren, daß er bereits als b a s a l e r N e o c o r t e x (Spatz) die Hirnbasis erreicht. Der Sulcus rhinalisposterior trennt ihn vom Gyrus parahippocampalis [hippocampi]. Auch das Auftreten von Furchen und Windungen ist der Ausdruck einer mächtigen Zunahme des Neocortex. Der M e n s c h zeigt eine besonders starke Massenzunahme des Neocortex, der sich an der Hirnbasis weiter nach medial vorgeschoben hat. Durch stärkere Fältelung hat der Neocortex eine weitere Oberflächenvergrößerung erfahren. Dies zeigt sich besonders im Bereich der Insel. Die benachbarte Rinde, vor allem des Stirnlappens, hat sich als Deckel (Operculum) über die in die Tiefe verlagerte Insel geschoben. Die Seitenansichten der Gehirne vom Igel (Abb. 283), Halbaffen (Abb. 284) und Menschen (Abb. 285) zeigen sehr eindrucksvoll die allmähliche Vergrößerung des Neocortex und das Zurücktreten von Palaeo- und Archicortex in der Säugerreihe. Beim I g e l trennt der Sulcus rhinalis anterior (S. r. a.) den Neocortex vom mächtigen P a l a e o c o r t e x , der sich in den Bulbus olfactorius (B. o.), das Tuberculum olfactorium (T. o.) und den Lobuspiriformis gliedert. Der keilförmige Bezirk des A r c h i c o r t e x (Area 28) bildet den hinteren Pol und ist durch den Sulcus rhinalis posterior gegen den Neocortex abgegrenzt. In dem kleinen, dorsal gelegenen N e o c o r t e x kann man bereits die langgestreckte I n s e l (Area 13-16), die p r i m ä r e m o t o r i s c h e R e g i o n (Area 4 und 6), die p r i m ä r e s e n s i b l e R e g i o n (Area 5 und 7), die p r i m ä r e S e h r e g i o n (Area 17) und die p r i m ä r e H ö r r e g i o n (Area 22) unterscheiden. Beim H a l b a f f e n (Lemur) hat der N e o c o r t e x durch das Auftreten phylogenetisch jüngerer Areale (weiß) an Größe und Bedeutung zugenommen. Bei der Entwicklung dieser neuen Areale haben die primären Rindengebiete eine wesentliche Verlagerung und Differenzierung erfahren (Abb. 284). Durch das Auftreten der präfrontalen Rinde (Area 8-11) erscheint die Insel (Area 13-16) zurückverlagert. Der A r c h i c o r t e x (Area 28) hat seine Lage zum Palaeocortex beibehalten. Durch die Verlagerung der primären Seh- (17) und Hörrinde (22) und das Auftreten der neuen Areale 18-21 ist der Archicortex weit nach vorn verlagert. Beim M e n s c h e n ( A b b . 285) haben die phylogenetisch jüngsten Felder(weiß) gegenüber den primären Rindengebieten besonders stark an Ausdehnung zugenommen. Die vor der primären motorischen Region gelegene Präfrontalregion gliedert sich in eine größere Zahl von Arealen (8-11, 44—47). Sie macht nach Economo 30% der Großhirnoberfläche aus. Palaeo- und Archicortex sind in der Seitenansicht nicht zu erkennen. Auch die Insel ist vollständig verdeckt.
Beim erwachsenen Menschen überzieht die Großhirnrinde als graue, 2-5 mm dicke Schicht die ganze Oberfläche des Großhirns. Sie ist im allgemeinen auf der Höhe der Windungen dicker als in der Tiefe der Furchen. Der Gehalt an Ganglienzellen und marklosen Fortsätzen läßt sie gegenüber dem Mark grau erscheinen. Das Markscheidenbild (Abb. 288 C) zeigt uns aber, daß auch in der Rinde charakteristisch angeordnete, markhaltige Fasern vorkommen. Im Bereich der Sehrinde kann man bereits mit freiem Auge einen feinen, weißen Markstreifen (Gennari- oder Vicq d'Azyrschen Streifen) erkennen. Nach ihm wird dieses Gebiet als Area striata bezeichnet. Die feinere, mikroskopische Untersuchung der Rinde deckt große, regionale Unterschiede hinsichtlich der Größe und Anordnung der Zellen (Zytoarchitektonik), der Anordnung und Stärke der markhaltigen Fasern (Myeloarchitektonik) und der Verzweigung der Gefäße (Angioarchitektonik) auf. Neuerdings studiert man auch die zytochemischen Unterschiede (Chemoarchitektonik). Felder gleichen Aufbaues werden als Areae bezeichnet. Man hat bisher über 200 zytoarchitektonische Felder unterschieden. In den Abb. 286 u. 287 sind die zytoarchitektonisch verschiedenen Areae zu Hirnrindenkarten zusammengestellt. Trotz dieser großen, regionalen Unterschiede läßt sich der Neocortex, auf einen 6-7schichtigen Grundtyp zurückführen. Er wird als Isocortex dem Allocortex (Palaeocortex + Archicortex), dem älteren Teil der Hirnrinde, gegenübergestellt. Die Grundschichten des Isocortex (Abb. 288): 1. Die Molekularschicht, Lamina molecularis, Lamina zonalis, ist arm an Nervenzellen und reich an Gliazellen. Sie wird wie die Molekularschicht der Kleinhirnrinde vor allem von zahllosen Dendritenverästelungen und Neuriten der Zellen aus tieferen Schichten aufgebaut. In ihr finden wir die Cajalschen Zellen und die äußeren Tangentialfasern.
Abb. 282. Die stammesgeschichtliche Entwicklung der Endhirnrinde (6 Frontalschnitte). Umgezeichnet nach W. Kirsche. Die Lage von Palaeocortex- MM
Archicortex- H i
Neocortex- - ο.. .Sä S Q « ..fi m S S S •S a -o < Ja υ JS o o c phalangis proximali s Caput J
Caput / Basis pbalangis proximalis < Corpus ( Caput Phalanx media
Phalanx media
Phalanx distalis
Abb. 357. Armskelett v o n dorsal und von ventral. Praktisch wichtige, direkt tastbare Knochenteile schwarz. Durch dünne Muskeln oder Sehnen hindurch indirekt tastbare Teile grau. In Anlehnung a n
v. Lanz-Wachsmuth
480
Der Arm. Systematische Anatomie des Armes
flügelartig ab (Scapula alata). Der Processus coracoideus läßt sich bei herabhängendem Arm unter dem vorderen Teil des Deltamuskels durchtasten; bei abduziertem Arm ist er im Trigonum deltoideopectorale zu fühlen. Die übrigen Teile der Scapula sind durch Schultergürtel- und Schultermuskeln so verdeckt, daß sie der manuellen Untersuchung nicht zugänglich sind. Der Humerusschaft wird in ganzer Ausdehnung von einem kräftigen Muskelmantel umgeben. Da dieser seitlich, vor allem medial schwächer ist, kann man den Innenrand, teilweise auch den Außenrand durchtasten. Der Humeruskopf kann eventuell von der Achselhöhle aus bei adduziertem Arm (Entspannung der Fascia axillaris) getastet werden. Das Tuberculum majus und minus durch den Deltamuskel zu fühlen, ist schwierig. Von den Epikondylen ist der mediale immer deutlich zu sehen und zu tasten; der laterale wird in Steckstellung des Ellenbogengelenkes von der radialen Muskelgruppe überlagert; bei proniertem Unterarm und leichter Beugung im Ellenbogengelenk tritt er deutlicher hervor; in dem etwas distal von ihm gelegenen Grübchen kann man den Gelenkspalt und das Caput radii gut abtasten. Vom Radius ist außer dem Kopf nur noch das distale Ende mit dem kräftigen Processus styloideus radii der manuellen Untersuchung zugänglich; es liegt unmittelbar unter der Haut oder es wird von den flachen Strecksehnen überlagert. Die Ulna liegt an der Streckseite in ganzer Ausdehnung, vom Olecranon bis zum Processus styloideus ulnae, unmittelbar unter der Haut (Parierfrakturen!). Das Caput ulnae springt deutlich als Handknöchel vor. Bei kontrahierten Unterarmmuskeln erscheint der unter der Haut gelegene Teil der Ulna als Rinne. Der Olekranonpunkt und die beiden Epikondylenpunkte des Humerus liegen bei gestreckten Arm in einer Geraden; bei rechtwinkliger Beugung bilden die 3 Punkte ein gleichschenkliges Dreieck (Abb. 331, Ellenbogendreieck, Huetersches Dreieck). Die gut sichtbare und tastbare Elle wurde in alten Zeiten als Längenmaß verwendet. Vom Carpus sind p a l m a r die Eminentia radialis (Tuberculum ossis scaphoidei, Tuberculum ossis trapezii) und die Eminentia ulnaris (Os pisiforme, Hamulus ossis hamati), s e i t l i c h das Hamatum und Trapezium, d o r s a l zwischen den Strecksehnen das Capitatum zu fühlen. Die Mittelhand- und Fingerknochen sind d o r s a l in ganzer Ausdehnung zu sehen und gut abzutasten; p a l m a r sind nur die Köpfe der Mittelhandknochen, Basen, Seitenränder und Köpfe der Fingerknochen und die Sesambeine der Untersuchung zugänglich.
II. Übersicht über die Arterienversorgung des Armes (Abb. 358) Die obere Gliedmaße wird bis auf unbedeutende, segmentale Äste zu den Muskeln des Schultergürtels von e i n e m g r o ß e n A r t e r i e n s t a m m versorgt. Er heißt im H a l s g e b i e t A. subclavia, im A c h s e l b e r e i c h A. axillaris, a m O b e r a r m A. brachialis, und teilt sich a m U n t e r a r m in die zwei großen Äste: A. radialis und A. ulnaris. 1. Die Schlüsselbeinarterie, A. subclavia, entspringt r e c h t s hinter dem Sternoklavikulargelenk aus dem Truncus brachiocephalicus, l i n k s im Brustraum direkt aus dem Arcus aortae. Sie verläuft in nach kranial konvexem Bogen über die Pleurakuppel, hinterläßt auf der Lungenspitze einen Eindruck, zieht mit dem Plexus brachialis durch die Skalenusliicke (zwischen M. scalenus anterior und medius) und erzeugt hier auf der 1. Rippe den Sulcus a. subclaviae. Zwischen 1. Rippe und Clavicula gelangt sie in die Achselhöhle, wo sie fortan A. axillaris heißt. In ihrem Verlauf gibt sie fünf Aste ab, die in der Hauptsache Hals, Kopf und Brustraum versorgen. Nur drei kleinere Äste sind für die Schulterversorgung und für den Kollateralkreislauf des Armes von Bedeutung.
D i e Schlüsselbeinarterie, Α . subclavia A. vertebral is A. cervicali s aseendeη s A. thyroidea inferior A. transversa colli ( R. superf, R. prof)
A. cervical is superficialis Truncus thyrocervicalis
A. axillaris
A. carotis communis
A. thoracoacromialis (R. acrom.y R. deltoid.t R.pector.)
A. subclavia Truncus costocervicalis
M. pectoral is minor
A. thoracica interna
A. circumfiexa humeri post.
A. t bor acia lateralis
A. circumfiexa humeri ant. A. circumfiexa scapulae
Rr. intercostales anteriores
A. profunda brach i i A. subscapulari s A. collatérales radialis A. col lateralis media Α. brachial i s A. collâter al i s ulnar is superior A. collaterali s ulnaris inferior Α. cubitalis
A. recurrens ulnari s
Α. recurrens radialis Α. recurrens interossea
A. interossea communis A. interossea anterior Α. interossea posterior
Α. radialis
Α. ulnari s
R. palmaris profundus R. palmar is superficialis a. radialis A. princeps pol lie is
R. palmaris superficialis J a' Arcus palmaris profundus Arcus palmaris superficialis
Aa. digitales palmares communes Aa. digitales palmares propriae
A b b . 358. S c h e m a der Arterienversorgung des A r m e s
^
u naris
482
Der Arm. Systematische Anatomie des Armes
Äste: 1. A. vertebrata, W i r b e l a r t e r i e , verläuft durch die Foramina transversaria des 6.-1. Halswirbels, wendet sich oberhalb des Atlas nach medial, durchbohrt die Membrana atlantooccipitalis posterior und die Dura mater spinalis und gelangt durch das Foramen magnum in die Schädelhöhle; hier umgreift sie seitlich die Medulla oblongata und vereinigt sich kaudal von der Brücke mit der Arterie der anderen Seite zur A. basilaris. die mit der rechten und linken A. carotis interna den Circulus arteriosus cerebri bildet (siehe Gehirn S.409) A m H a l s g i b t sie nur unbedeutende Zweige ab: a) Rr. musculares für die tiefen, prävertebralen Halsmuskeln, b) Rr. spinales, kleine segmentale Äste, in den Wirbelkanal, c) R. meningeus für die hintere Schädelgrube.
I n d e r S c h ä d e l h ö h l e gibt sie ab: a) A. spinalis posterior für die Dorsalfläche des Rückenmarks, b) A. spinalis anterior. Diese fließt bald mit dem Gefäß der anderen Seite zu einem unpaaren Stamm zusammen, der in der Fissura mediana anterior des Rückenmarks verläuft und mit der vorigen und den Rr. spinales der segmentalen Arterien zahlreiche Verbindungen eingeht. c) A. cerebelli inferior posterior für die Unterfläche des Kleinhirns.
2. A. thoracia interna (A. mammaria interna), i n n e r e B r u s t a r t e r i e , entspringt gegenüber der A. vertebralis von der Konkavität der A. subclavia, verläuft zur D o r s a l f l ä c h e der vorderen Brustwand, wo sie fingerbreit neben dem Seitenrande des Brustbeins abwärts zieht, um nach dem Durchtritt durch das Zwerchfell sich in die A. epigastrica superior fortzusetzen. Die A. thoracia interna versorgt im wesentlichen die vordere Brust- und Bauchwand und gibt nur kleine Äste an die Brusteingeweide ab. I.
Eingeweideäste: a ) Rr. mediastinales, feine Aste zum Inhalt des vorderen Mediastinum, b ) R r . thymici, Zweige zum Thymus, c ) Rr. bronchiales z u m u n t e r e n Teil d e r L u f t r ö h r e u n d z u m r e c h t e n u n d linken Bronchus.
II. B r u s t w a n d ä s t e : a) A. pericardiacophrenica, ein dünnes, langes Gefäß, das mit dem N. phrenicus zum Zwerchfell gelangt und unterwegs Ästchen zum Herzbeutel abgibt. b) Rr. sternales zur Dorsalfläche des Brustbeines,
c) Rr. perforantes durchbohren die Brustwand, versorgen die Ventralfläche des Brustbeins und mit: οι) Rr. musculares den M. pectoralis major, ß) Rr. cutanei die Haut der vorderen Brustwand, y) Rr. mammarii die Brustdrüse.
d) Rami intercostales anteriores, meist je 2 für die ersten 6 Zwischenrippenräume. Sie anastomosieren mit den Aa. intercostales posteriores (aus der Aorta). e) A. musculophrenica, der l a t e r a l e E n d a s t , verläuft auf den Rippenursprüngen des Zwerchfells lateralwärts und versorgt mit Rr. c o s t a l e s den 7.-10. Zwischenrippenraum und außerdem das Zwerchfell. III. B a u c h w a n d a s t : A. epigastrica superior, der m e d i a l e E n d a s t , gelangt durch die Larreyschs Spalte (Trigonum sternocostale) an die Rückfläche des M. rectus abdominis, wo
Die Schlüsselbeinarterie, Α. subclavia
483
er mit der A. epigastrica inferior (aus der A. iliaca ext.) anastomosiert. (Diese Anastomose erweitert sich bei Verengung der Aorta.) 3. Truncus thyrocervicalis, S c h i l d d r ü s e n - H a l s - S t a m m , entspringt am medialen R a n d e des M. scalenus anterior und zweigt sich meist in 4 Äste für Schilddrüse, Hals und Schulter auf: a) A. thyroidea inferior, u n t e r e S c h i l d d r ü s e n a r t e r i e , steigt senkrecht bis zum 6. Halswirbel auf und wendet sich hinter der A. carotis communis medialwärts zur R ü c k f l ä c h e d e r S c h i l d d r ü s e . Äste: a.) ß) y) δ)
A. laryngea inferior zum Kehlkopf, Rr. pharyngei zum Pharynx, Rr. oesophagei zum Oesophagus, Rr. tracheales zur Trachea.
b) A. cervicalis ascendens, a u f s t e i g e n d e H a l s a r t e r i e , verläuft medial vom N . phrenicus auf dem M. scalenus anterior bis zur Schädelbasis. Äste: α) Rr. musculares für die benachbarten Muskeln, ß) Rr. spinales für den Wirbelkanal. c) A. transversa colli, q u e r e H a l s a r t e r i e , verläuft in variabler Weise durch das seitliche Halsdreieck. Sie teilt sich in einen oberflächlichen und tiefen Ast. Der tiefe Ast entspringt häufig selbständig aus der A. subclavia und durchbohrt dabei den Plexus brachialis; er wurde früher als eigentliche A. transversa colli bezeichnet.
R. communicans Nn. digitales palmares communes Nn. digitales palmares proprii
Abb. 361. Schema der Nervenversorgung des Armes
Übersicht über die Nervenversorgung des Armes
493
e) Ramus communicans cum n. ulnari, eine Verbindung mit dem N. ulnaris in Höhe des oberflächlichen Hohlhandbogens. Sie ermöglicht einen Faseraustausch. f) 3 Nn. digitales palmares communes stellen die Endäste dar. Sie versorgen a l l e D a u m e n b a l l e n m u s k e l n mit A u s n a h m e des t i e f e n K o p f e s des Flex o r p o l l i c i s b r e v i s u n d d e s M . a d d u c t o r p o l l i c i s und die L u m b r i c a les 1 u. 2 (3). Die Nn. digitales palmares communes teilen sich in Nn. digitales palmares proprii für die Haut der 3 Vi radialen Finger der Hand. Der N. medianus versorgt somit alle Beuger des Unterarmes mit Ausnahme des Flexor carpi ulnaris und des ulnaren Teiles des Flexor digitorum profundus (für 4. u. 5. Finger), alle Daumenballenmuskeln mit Ausnahme des Adductor pollicis und des Caput profundum m. flexoris pollicis brevis, außerdem die Lumbricales 1 u. 2 und die Haut über der Handwurzel, über der Palma manus und an der Beugelfläche der 3 Vi radialen Finger. Autonomgebiet des N. medianus. Von dem soeben angegebenen Schema der Hautinnervation gibt es beträchtliche Abweichungen. Regelmäßig versorgt der N. medianus nur die Haut über dem M i t t e l - und E n d g l i e d des 2. und 3. Fingers. Autonomgebiet (Areapropria) siehe Bd. I.
3. N. ulnaris, E l l e n n e r v (C5 Th¡), entspringt aus dem Fasciculus medialis, verläuft zunächst medial von der A. brachialis, tritt dann durch das Septum intermusculare brachii mediale auf die Streckseite, wo er im Sulcus η. ulnaris humeri, hinter dem Epicondylus medialis, gut zu tasten ist. Zwischen den beiden Köpfen des Flexor carpi ulnaris gelangt er wieder auf die Beugeseite, wo er ulnar von der A. ulnaris, unter dem M. flexor carpi ulnaris (Leitmuskel!) bis zur Handwurzel herabzieht. Hier verläuft er a u f d e m R e t i n a c u l u m f l e x o r u m zur Hohlhand. Äste: a) Rr. articulares zum Ellenbogengelenk, b) Rr. musculares zum Flexor carpi ulnaris und zum ulnaren Teil des Flexor digitorum profundus (4. u. 5. Finger), c) R. palmaris n. ulnaris zur Haut der Handwurzel (an der ulnaren Seite). d) Ramus dorsalis n. ulnaris; er geht etwa 5 cm oberhalb des Handgelenks zur Dorsalseite des Handgelenks ab, wo er in 5 N n . d i g i t a l e s d o r s a l e s für die Streckseiten der 2Vi ulnaren Finger zerfallt. Er hat meist eine Verbindung zum R. superficialis n. radialis. e) Der Endast teilt sich in der Hohlhand in: f · ι· . -zum M. palmaris brevis α)λ πR. s u p e r f i c i a l i s - = — x r , Nn. digitales palmares communes. Die letzteren versorgen mit ihren Nn. digitales palmares proprii die Haut an der Beugeseite der 1 Vi ulnaren Finger. ß)R. p r o f u n d u s ; er durchbohrt und versorgt die Kleinfingerballenmuskeln, außerdem die Mm. lumbricales 3 und 4, sämtliche Mm. interossei, M. adductor pollicis und das Caput profundum m. flexoris pollicis brevis. Der N. ulnaris versorgt somit an der Beugeseite des Unterarms und der Hand alle Muskeln, die nicht vom N. medianus versorgt werden, außerdem die Haut an der ulnaren Seite der Hand, 2 Vi Finger dorsal, 1 Vi Finger palmar. Autonomgebiet des N. ulnaris. Der Nerv versorgt in jedem Falle die Haut des kleinen Fingers.
4. N. cutaneus antebrachii medialis (C8, Th,) kommt aus dem Fasciculus medialis, verläuft im Zuge der V. axillaris, V. brachialis und V. basilica distalwärts, tritt mit der letzteren durch die Oberarmfaszie und teilt sich in:
494
Der Arm. Systematische Anatomie des Armes
a) Ramus anterior fur die vordere 1 r,,.. , , TT . , T T i ,
a = Querschnitt nahe der Ventilebene b = häufiges Verhalten b-d = Querschnitt durch die Mitte der Kammern c = große A. coronaria dextra d = große A. coronaria sinistra
Abb. 421. Variationen der Versorgungsgebiete der rechten (schwarz) und linken (weiß) Koronararterie. Schemata nach v. Hayek, Springer-Verlag 1958
Die A. coronaria dextra versorgt in der Regel den größten Teil des rechten Herzens, den hinteren Teil der Scheidewand und wechselnd große Teile der Hinterwand des linken Ventrikels (schwarz in Abb. 421 b u. c). Die A. coronaria sinistra versorgt den übrigen Teil des linken Ventrikels, den vorderen Teil der Scheidewand und einen schmalen Streifen der Vorderwand des rechten Ventrikels (weiß in Abb. 421b u. c). Der R. intraventricularis anterior entläßt in seinem Verlauf eine Reihe von Ästen, hauptsächlich an den linken Ventrikel. An der Herzspitze dringen seine Äste mit den Muskelfasern in die Tiefe und versorgen die tiefen Muskelfasern beider Ventrikel, die Papillarmuskeln und die unteren Teile der Scheidewand. Diese Art der Verzweigung erklärt das Vorkommen tief gelegener Infarkte bei intakter oberflächlicher Muskulatur. Der geschilderte ausgeglichene Versorgungstyp der beiden Kranzarterien kommt nur in etwa der Hälfte aller Herzen vor. Einen Uberblick über das Vorherrschen der rechten oder linken Koronararterie vermittelt die Abb. 422a-d. Die vorherrschende Arterie versorgt den größten Teil der Scheidewand (Abb. 421). Der Sinusknoten und das //¿reche Bündel werden in der Regel von der rechten Koronararterie versorgt. Zwischen rechter und linker Koronararterie bestehen zahlreiche Anastomosen, die aber so fein sind, daß man die Kranzarterien als funktionelle Endarterien ansehen muß. Lediglich in 9% normaler Herzen sind zwischen ihnen funktionsfähige Anastomosen nachgewiesen. Im allgemeinen können die Anastomosen die Ernährung des Herzmuskels n i c h t sicherstellen, wenn ein benachbarter Ast
Abb. 422. Variabilität der Koronararterien. Herzen von hinten gesehen Nach v. Hayek, Springer-Verlag 1958
584
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes ~ Valvula semilunaris sinistra J Valvula semilunaris (¡extra > va^vae _ I aortae Valvula semilunaris posterior J
Valva trunci Í ^ semilunaris dextra . .. ΐ Valvula semilunaris anterior " ' Valvula semilunaris sinistra A. coronaria sinistra
A. coronaria dextra Trigonum fibrosum dextrum Vaha atrioventricula- f Cuspis anterior ris sinistra [mitralis] ( Cuspis posterior -
Cuspis anterior \ I valvae atrioventricuCuspis septalis > laris dextrae . I ftricuspidalis] 1 J Cuspis posterior ) - Valvula sinus coronarli
Septum interatriale
Sinus coronarias V. coráis media
Abb. 423. Ventilebene des Herzens mit Herzklappen und Kranzgefäßen. Die Vorhöfe sind entfernt
undurchgängig ist. Es kommt zum Herzinfarkt, der beim Ausfall eines größeren Astes den sofortigen Tod (Herzschlag) herbeiführt. Der Ausfall eines kleineren Versorgungsgebietes kann mit einer S c h w i e l e ausheilen. Die Anpassung der Kranzgefaße an die funktionsbedingten verschiedenen Größen des Herzens, erfolgt durch ihren geschlängelten Verlauf. Adrenalin, das die übrigen peripheren Gefäße verengt, e r w e i t e r t d i e K r a n z g e f ä ß e . γ) Die R ä u m e
des
Herzens
D a s H e r z w i r d d u r c h e i n e S c h e i d e w a n d , d i e a u ß e n d e m V e r l a u f d e r Sulci i n t e r v e n t r i c u l a res e n t s p r i c h t , u n d d u r c h e i n e n K l a p p e n a p p a r a t a n d e r V o r h o f - K a m m e r g r e n z e in 4 a n n ä h e r n d gleich g r o ß e R ä u m e , d i e b e i d e n V o r h ö f e u n d d i e b e i d e n K a m m e r n , u n t e r t e i l t . D a s S e p t u m i n t e r v e n t r i c u l a r stellt in s e i n e m g r ö ß e r e n , u n t e r e n Teil e i n e k r ä f t i g e M u s k e l p l a t t e d a r (Pars muscularis). O b e n g e h t es in d i e d ü n n e Pars membranacea septi interventricularis ü b e r ( A b b . 4 2 4 ) . D a s S e p t u m interatriale ( A b b . 4 2 5 ) b e s t e h t e b e n f a l l s a u s e i n e r Pars muscularis u n d e i n e r Pars membranacea. D e r rechte Vorhof, Atrium dextrum ( A b b . 425), n i m m t d a s B l u t d e r V . cava superior u n d inferior u n d d e s Sinus coronarius a u f . D i e Valvula v. cavae inferioris (Eustachii) u n d die Valvula sinus coronarli (Thebesii) u m r a h m e n v o n r e c h t s h e r d i e E i n m ü n d u n g e n d e r V. c a v a u n d d e s S i n u s c o r o n a r i u s . D i e V a l v u l a v. c a v a e i n f e r i o r i s leitet in d e r E m b r y o n a l z e i t d a s B l u t d e r u n t e r e n H o h l v e n e z u d e m in d e r V o r h o f s c h e i d e w a n d g e l e g e n e n For amen ovale. D a s B l u t g e l a n g t s o u n t e r U m g e h u n g d e s L u n g e n k r e i s l a u f s d i r e k t in d e n l i n k e n V o r h o f . D i e F o s s a ovalis w i r d v o n d e m w u l s t f ö r m i g e n Limbus fossae ovalis u m r a h m t ( A b b . 4 2 5 , 4 3 1 ) . Der Limbus ist der verdickte R a n d des Septum secundum. Der Boden der Fossa ovalis hängt beim Embryo als freier R a n d des Septum primum wie „ein geöffneter Türflügel" als Valvula foraminis ovalis in den linken Vorhof hinein. Strömt nach der Geburt das mit dem ersten Atemzuge in die Lunge gesaugte Blut in den linken Vorhof zurück, so wird die Tür durch den entstehenden Überdruck zugeschlagen, das Foramen wird funktionell geschlossen. Allmählich verkleben die Ränder miteinander. Doch kann man bei 23% der Erwachsenen das Foramen noch sondieren. Ist aber die Valvula foraminis ovalis zu kurz angelegt, so bleibt das Loch auch funktionell offen; die Durchmischung des venösen und arteriellen Blutes führt zu Kreislaufstörungen, die nach der G r ö ß e der Ö f f n u n g verschieden schwere Formen annehmen können.
585
Das Herz
V. cava superior Atrium dextrum mit Mm. pedinati
Atrium sinistrum
Septum interatriale Valvula semilunaris posterior I valvae Valvula semilunaris sinistra I aortae
V. cava inferior
Pars membranacea septi interventricularis Cuspis posterior 1 valvae atrioventriculaCuspis anterior f ris sinistrae [mitraiis]
Valva atrioventri- I Cuspis posterior cularis dextra -! [tricuspidalis] \ Cuspis septalis
Pars muscularis septi interventricularis
Mm. papulares
M. papillaris posterior M. papillaris anterior
Ventriculus dexter —
Ventriculus sinister
Trabeculae carneae
Abb. 424. Frontalschnitt durch das Herz in der Ebene der Atrioventrikularöffnungen
Der zwischen den Mündungen der Hohlvenen gelegene Teil des rechten Vorhofes ist glattwandig. Er wurde erst später als Sinus venarum cavarum in den Vorhof einbezogen und ist durch die gegen das Lumen vorspringende Crista terminalis (Abb. 431) gegen den ursprünglichen Vorhof abgesetzt. Der letztere zeigt kammartige Erhebungen der Muskulatur, Mm. pectinati, die senkrecht auf die Crista terminalis zustreben. Vom ursprünglichen Vorhof geht das rechte Herzohr nach vorn ab. Die rechte Kammer, Ventriculus dexter, erhält ihr Blut aus dem rechten Vorhof durch das Ostium atrioventriculare dextrum (Abb. 423^426). Vom Rande dieser Öffnung entspringen 3 bindegewebige, von Endokard überzogene, dreieckige Klappen, Cuspes. Nach ihrer Lage bezeichnen wir sie als Cuspis anterior, Cuspis posterior und Cuspis septalis. Sie bilden zusammen die Valva atrioventricularis dextra ( Valvula tricuspidalis, mit 3 Segeln). Von der freien Spitze und der Außenfläche der Cuspes entspringen Sehnenfäden, Chordae tendineae, die zu den Mm. papilläres ziehen. Diese liegen an der Grenze zweier Klappen, die sie mittels der Chordae tendineae spannen. Der lange M. papillaris anterior entspringt von einem kräftigen Muskelbalken, Trabecula septomarginalis (Leonardosches Bündel, Moderatorenband), der vom Septum zur Kammerwand zieht. Er ist in dieser Lage bei der Eröffnung der rechten Kammer gefährdet. Der hintere Papillarmuskel ist kurz. Am Septum können 2 kleine Papillarmuskeln vorkommen. Ihre Chordae tendineae können aber auch direkt an der Scheidewand entspringen. Wie die Segel vom Wind, so werden die Cuspes vom Blut gebläht, bei der Kammerkontraktion durch das Blut vor das Ostium atrioventriculare getrieben (Abb. 426 Sy). Die Cuspes legen sich so dicht aneinander, daß der Rückstrom des Blutes in den Vorhof verlegt ist. Die Papillarmuskeln verhindern mit ihren Chordae tendineae, daß die Klappen in den Vorhof zurückschlagen. Auf dem Querschnitt (Abb. 427) erscheint der rechte Ventrikel halbmondförmig. Die relativ dünne Wand hat nur den geringen Widerstand im Lungenkreislauf zu überwinden.
586
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes Septum interatriale
V. cava superior
Limbus fossae ovalis Aorta V. cava inferior Fossa ovalis Valvula v. cavae inferior is Valvula sinus coronarti τ, , I Vaha atrioventricularis dextra { [tricuspidalis]
Cuspis anttrior t.H5plS
Auricula dextra (Mm. pedinati) Truncus pulmonales Valva trunci pulmonalis Crista supraventriculars Conus arteriosus
posterior Chordae tendineae
Chordae tendineae [aus dem Septum interventriculare entspringend]
Mm. papilläres Trabeculae carmae
Rest der ventralen Wand des Ventriculus dexter
Abb. 425. Rechter Vorhof und rechte Kammer nach Abtragung der ventralen Wand
Zahlreiche netzförmig angeordnete Muskelzüge, Trabeculae carneae, springen besonders im Bereich der Einströmungsbahn, die von der Vorhofkammeröffnung zur Herzspitze verläuft, gegen das Innere vor. Die von der Herzspitze zur Valva trunci pulmonalis aufsteigende Ausströmungsbahn ist glattwandiger. Oberhalb der Crista supraventricularis (Abb. 425) wird sie als Conus arteriosus bezeichnet. Die Pulmonalisklappe, Valva trunci pulmonalis (Abb. 423,425), wird von 3 halbmondförmigen Taschen, Valvulae semilunares, gebildet, die mit ihrer Basis an der Gefäßwand angeheftet sind. Ihre freien Ränder ragen in das Arterienlumen vor und tragen ein Knötchen, Nodulus valvulae semilunaris und seitlich von diesem jederseits eine halbmondförmige, verdünnte Stelle, die Lunula valvulae semilunaris. Läßt der Blutstrom aus der rechten Kammer nach, so füllen sich die Taschen; die freien Schließungsränder der Taschen lagern sich so dicht aneinander, daß das Rückströmen des Blutes verhindert wird. Noduli ( A r a n t i i ) und Lunulae sollen den vollständigen Klappenschluß unterstützen. Nach der Lage der Taschen unterscheiden wir an der Valva trunci pulmonalis eine Valvula semilunaris anterior, dextra und sinistra. Der linke Vorhof, Atrium sinistrum, nimmt jederseits mit 2 Vv. pulmonales das aus der Lunge zurückströmende, arterialisierte Blut auf und leitet es durch das Ostium atrioventriculare sinistrum in die linke Kammer weiter. Der zwischen den Lungenvenen gelegene, glattwandige Teil wurde erst in der Entwicklung in den Vorhof einbezogen. Vom ursprünglichen Vorhof aus wendet sich das schmale, linke Herzohr, Auricula sinistra, zur Vorderfläche des Herzens, wo es zwischen Truncus pulmonalis und Ventriculus sinister erscheint.
Das Herz M. papillaris anterior
Septum interventriculare ( Pars muscularis)
Ventriculus dexter
Chordae tendineae
Abb. 426. Die Stellung der Atrioventrikulär- und Semilunarklappen in Diastole (Dia) und Systole (Sy). Schema
Ventriculus sinister
Abb. 427. Querschnitt durch die Herzkammern
Die linke Kammer, Ventriculus sinister (Abb. 424, 427, 428), ist durch eine besonders kräftige Wand ausgezeichnet, die den starken Widerstand im großen Körperkreislauf überwinden muß. Ein engmaschiges Netzwerk von Trabeculae carneae springt gegen das Lumen vor. Aus ihm erheben sich 2 kräftige Mm. papilläres (anterior und posterior), die ihre Chordae tendineae zu der zweizipfligen Klappe, Valva atrioventricularis sinistra ( Valvula bicuspidalis, mit 2 Segeln), schicken. Da sie mit der Mitra des Bischofs eine gewisse Ähnlichkeit besitzt, nennt sie der Kliniker Valvula mitralis. Die Zipfel der Klappe werden als Cuspis anterior und posterior bezeichnet. Die Cuspis anterior bildet gleichzeitig auch die Scheidewand zwischen der vom Ostium atrioventriculare sinistrum zur Herzspitze verlaufenden Einströmungsbahn und der zwischen Septum interventriculare und Cuspis anterior aufsteigenden, glattwandigen Ausströmungsbahn, die sich durch die Aortenklappe in die Aorta ascendens fortsetzt (Abb. 429). Die Aortenklappe, Valva aortae, wird wie die Pulmonalklappe von 3 halbmondförmigen Taschen, Valvulae semilunares, gebildet (Abb. 423, 429). Nach ihrer Lage werden sie als Valvula semilunaris posterior, dextra, und sinistra bezeichnet. Oberhalb der Klappe ist die Aortenwand zum Sinus aortae ( V a l s a l v a e ) ausgebuchtet. Die Taschen bestehen aus einer bindegewebigen Grundlage, die vom Endokard überzogen ist, aber keine Gefäße besitzt. Der zu gleicher Zeit erfolgende Schluß der Aorten- und Pulmonalisklappe erzeugt den 2. Herzton. Erkrankungen der Taschen können zu Verwachsungen, Kalkablagerungen und Zerstörungen führen, wodurch die Klappe eingeengt (Stenose) oder schlußunfähig wird (Insuffizienz). Bei der Stenose ist das Ausströmen des Blutes erschwert, bei der Insuffizienz strömt ein Teil des Blutes in der Diastole zurück. Stenose und Insuffizienz kommen auch kombiniert vor.
δ) H e r z s k e l e t t u n d A n o r d n u n g d e r H e r z m u s k u l a t u r An der Vorhofkammergrenze ist das Bindegewebe zu je einem Anulus fibrosus dexter und sinister verdichtet, die einerseits den Cuspes der Atrioventrikularklappen, andererseits der Vorhof- und Kammermuskulatur zum Ursprung bzw. Ansatz dienen. Auch Aorta und Truncus pulmonalis besitzen oberhalb der Klappen bindegewebige Ringe. Ein Bindegewebszwickel zwischen Aorta und Anulus fibrosus dexter und sinister (Abb. 423) wird als Trigonum
588
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes Aorta
A. pulmonalis dextra _ _ Ke. pulmonales dextrae Lig. arteriosum (Botalli) A. pulmonalis sinistra — Vv. pulmonales simstrae
Atrium sinistrum
—
V. cava inferior
Eingang in die Auricula sinistra Auricula sinistra
- Septum interatriale Cuspis anterior
Chordae tendineae
\ valvae atrioven> tricularis siniCuspis posterior I strae [mitralis]
• Chordae tendineae M. papillaris anterior - Ventriculus sinister (Septum interventriculare)
M. papillaris posterior
Abb. 428. Linker Vorhof und linke Kammer nach teilweiser Entfernung der dorsalen Wand
Gbrosum dextrum, ein weiterer, links von Aorta und Anulus fibrosus sinister, als Trigonum fibrosum sinistrimi bezeichnet. Diese Bindegewebsverstärkungen bilden zusammen mit der Pars membranacea der Scheidewände das bindegewebige Skelett des Herzens. Die quergestreifte Muskulatur des Herzens (s. Bd. I) bildet ein Raumnetz, das am Herzskelett entspringt und ansetzt, aber einige Hauptverlaufsrichtungen erkennen läßt. An den Kammern unterscheiden wir eine ä u ß e r e , m i t t l e r e u n d i n n e r e S c h i c h t . Die äußere Schicht entspringt vom Herzskelett, verläuft in linksgerichteten Schraubenzügen bis zur Herzspitze, wo sie sich im Vortex cordis, H e r z w i r b e l , in die Tiefe senkt, um als i n n e r e S c h r ä g f a s e r n wieder bis zum Herzskelett aufzusteigen. Andere Fasern der äußeren Schicht senken sich vor allem in den Sulci interventriculares in die Tiefe, umkreisen die beiden Ventrikel einzeln (Abb. 430) und streben dann ebenfalls in der inneren Längsschicht wieder dem Herzskelett zu. Die äußere Schicht umkreist beide Kammern gemeinsam, die Ringschicht jede Kammer für sich. Die dünne Muskulatur der Vorhöfe läßt ä u ß e r e , q u e r e , über beide Vorhöfe verlaufende Züge und i n n e r e B o g e n f a s e r n erkennen, die vom Herzskelett über das Vorhofsdach zum Herzskelett ziehen. Sie setzen die Richtung der äußeren Kammerfasern fort und können in Zusammenarbeit mit ihnen die Vorhofkammergrenze nach hinten und vorn verschieben. Die Ringfasern verengen das Lumen und treiben das Blut aus. Die Herzspitze wird ausschließlich von der linken Kammer gebildet (Abb. 424). Die Wand ist hier dünn und nimmt vorhofwärts allmählich an Stärke zu. Die Kontraktion der Ring- und inneren Längsfasern engt den Ventrikelraum ein und verkürzt ihn gleichzeitig. Die kontrahierten Teile verdicken die Wand und passen sie dem steigenden Druck in der
Das Herz
589
V. cava superior ~ _ Aorta ascendetis Valva aortae ( Valvula semilunaris posterior) Auricula dextra _
- · Vv. pulmonales sinistrae - Auricula sinistra
Abgang der A. coronaria dextra
Lunula 1 vaivu¡ae semilunaris sinistrae valvae aortae Nodulus Valva atrioventricularis sinistra [ bicuspidalis seu mitralis] ( Cuspis anterior)
Valvae aortae ( Valvula semilunaris dextra) Cuspis anterior Valva atrioventricularis dextra • Cuspis posterior [ tricuspidalis] Cuspis septalis -
Mm. papilläres (abgeschnitten)
Mm. papulares
- - Pars muscularis septi interventricularis
Trabeculae carneae
Abb. 429. Frontalschnitt durch das Herz in der Ebene des Aortenabganges Kammer an. Die Blutsäule wird dabei durch die Aortenklappe in die A o r t a geschoben. Mit der Dickenzunahme der Kammerwand steigt auch gleichzeitig der Widerstand in den großen Gefäßen. Die Herzspitze bleibt bei diesem Vorgang nahezu an Ort und Stelle. Die an der Vorhofkammergrenze gelegene Ventilebene des Herzens (Graf Spee) in der alle Ventile (Klappen) des Herzens liegen (Abb. 423), wird durch die Kammerverkürzung herzspitzenwärts bewegt. Trigotium s ini strum
fibrosum Aorta
Ostium atrioventriculare sinistrum
Innere Längsfasern
Chordae tendineae Äußere Schrägfasern Papillarmuskel Mittlere Ring fa serη
Vortex cordis
Abb. 430. Schema des Muskelfaserverlaufs in der linken Kammer. Nach Benninghoff
590
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
Dabei werden die Vorhöfe entfaltet, und das Blut wird aus den Venen angesaugt. Das Herz ist somit eine Druck- und Saugpumpe. Dauernde Mehrarbeit, hervorgerufen durch Widerstände in der peripheren Strombahn, und Klappenfehler führen zur Hypertrophie der Herzmuskulatur. Verstärkte Füllung der Herzräume ruft zunächst eine tonogene, beim Nachlassen der Herzkraft eine myogene Dilatation hervor. Diese Veränderungen betreffen zunächst nur den besonders beanspruchten Teil des Herzens, können dann aber auch die übrigen in Mitleidenschaft ziehen.
ε) E r r e g u n g s b i l d u n g s - u n d E r r e g u n g s l e i t u n g s s y s t e m u n d
Herznerven
Bei der Darstellung der Herzmuskulatur wurde festgestellt, daß die Vorhof- und Kammermuskulatur durch das Bindegewebe des Herzskeletts getrennt sind. Nur durch eine schmale Muskelbrücke, die sich histologisch von der übrigen Muskulatur unterscheidet, wird die E r r e g u n g vom Vorhof zur Kammer g e l e i t e t . Sie bildet mit gleich oder ähnlich gebauten Muskeln das E r r e g u n g s l e i t u n g s s y s t e m d e s H e r z e n s . Dieses modifizierte Herzmuskelgewebe ist in Bindegewebsscheiden eingebettet. Sie wirken als Isolatoren gegen die Arbeitsmuskulatur des Herzens und führen Blutgefäße, Nerven und Lymphgefäße. Das System besteht aus dem Nodus sinuitralis (Sinusknoten, K e i t h - F l a c k s c h e r K n o t e n ) , dem Nodus atrioventricularis (Vorhof-Kanunerknoten, A s c h o f f - T a w a r a K n o ten) und dem Fasciculus atrioventricularis ( H i s s c h e s B ü n d e l ) . Der Sinusknoten liegt in der Wand des rechten Vorhofes, am vorderen Umfang der Einmündungsstelle der V. cava superior. Er besteht aus einem regellosen Netzwerk dünner fibrillenarmer und sarkoplasmareicher Muskelfasern. Die ovalen bis runden Kerne füllen den Querschnitt einer Muskelfaser fast ganz aus. Eine Querstreifung der Myofibrillen ist nur elektronenoptisch sicher nachweisbar. Der etwa 2 mm breite Knoten enthält in seiner Peripherie Nervenfasern und Ganglienzellen. Der Sinusknoten ist der primäre Schrittmacher der Herzkontraktionen. Im gesunden Herzen des erwachsenen Menschen erzeugt er in Ruhe 60-80 Erregungen pro Minute. Diese führt er der Arbeitsmuskulatur des rechten und linken Vorhofes und dem Vorhof-Kammer-Knoten zu. Der Vorhof-Kammer-Knoten empfängt die rhythmischen Erregungen des Sinusknotens über die Arbeitsmuskulatur des rechten Vorhofes und leitet sie über das Hissche Bündel an die Arbeitsmuskulatur der Herzkammern weiter. Fällt der Sinusknoten aus, so übernimmt der Vorhof-Kammer-Knoten die Funktion des Schrittmachers, mit einer Frequenz von 40-60 Herzschlägen pro Minute. Er ist der sekundäre Schrittmacher des Herzens. Der Knoten liegt im rechten Vorhof subendokardial an der Mündung des Sinns coronarius (Abb. 431), nahe dem Anulus fibrosus der rechten Atrioventrikularöffnung. Auch er besteht aus einem Muskelnetzwerk ( S c h i e b l e r ) , ist reich an Kapillaren und Nervenfasern. In seiner Nachbarschaft sind Ganglienzellen vorhanden. Seine Muskelzellen sind denen des Sinusknotens ähnlich. Das Hissche Bündel wurde von H i s j u n . entdeckt und ist eigentlich die unmittelbare Fortsetzung des Atrioventrikularknotens, die als Stamm, Truncus fasciculi atrioventricularis, bezeichnet wird (Abb. 431). Er zieht vom Knoten an der Vorhofkammergrenze zur Pars membranacea septi interventricularis, wo er sich im Oberrand der muskulären Kammerscheidewand in zwei Schenkel (Crura) teilt. Der rechte Schenkel (Crus dextrum fasciculi atrioventricularis) zieht entlang der Kammerscheidewand, als mehr rundlicher Strang, subendokardial nach kadaul, um sich an den Trabeculae carneae, an den Papillarmuskeln und an der Kammerwand zu verzweigen. Der linke Schenkel (Crus sinistrimi fasciculi atrioventricularis) durchbohrt noch den membranösen Teil der Herzscheidewand, um kaudal der Valva aortae in den linken Ventrikel zu gelangen. Er liegt ebenfalls subendokardial und bildet ein flaches Band (Abb. 432). An den Trabeculae carneae, an den Papillarmuskeln und an der Kammerwand zweigt er sich
Das Herz Crista terminalis Limbus fossae ovalis
591 V. cava superior Aorta
Fossa ovalis Valvula v. cavae inferioris
Aurícula dextra
V. cava inferior ·
- Conus arteriosus
Valvula sinus coronarli . Nodus atrioventricularis
_ Pars membranacea septi atrioventricularis
Truncus fasciculi atrioventricularis Crus dextrum fasciculi atrioventricularis
Valva atrioventricularis dextra [ tricuspidalis]
Abb. 431. Nodus atrioventricularis, Truncus und Crus dextrum des Erregungsleitungssystems des Herzens (gelb)
ebenfalls in ein Netzwerk modifizierter Muskelfasern auf. Rückläufige Fasern streben zur Vorhof-Kammer-Grenze. Bisweilen ziehen endokardüberzogene Fäden („falsche Sehnenfaden") durch den Ventrikel. Die Endverzweigungen der beiden Schenkel bilden das Netz der Purkinje-Fasern. Diese stellen die Verbindung mit der Arbeitsmuskulatur her. Wie im gesamten Erregungssystem, sind auch diese Fasern modifizierte, fibrillenarme und sarkoplasmareiche Muskelfasern. Ein erhöhter Glykogengehalt dieser Muskelfasern konnte beim Menschen nicht sicher nachgewiesen werden. Fällt die Funktion des Sinusknotens und des Vorhof-Kammer-Knotens aus, so kann an einer beliebigen Stelle des Leitungssystems der Herzkammern ein tertiärer Schrittmacher des Herzens tätig werden. Die durch das Erregungsleitungssystem bedingte Automatie des Herzens steht noch unter der r e g u l i e r e n d e n , antagonistischen Wirkung der Herznerven, des Sympathicus und des Parasympathicus. Die Nn. vagi verlangsamen die Schlagfolge (negativ chronotrop), hemmen die Erregungsleitung (negativ dromotrop) und setzen die Kraft der Herzkontraktionen herab (negativ inotrop). Der Sympathicus beschleunigt die Schlagfolge (positiv chronotrop), wird deshalb auch Accélérons genannt, fördert die Erregungsleitung (positiv dromotrop) und steigert die Kraft der Herzkontraktionen (positiv inotrop). Er setzt an den Herzmuskelfasern T r a n s m i t t e r (Noradrenalin) frei, welches auf spezielle Rezeptoren (ß-Rezeptoren)
wirkt.
Äste des Halsgrenzstranges (Nn. cardiaci cervicales), deren Fasern alle im Ggl. stellatum umgeschaltet werden, und des N. vagus (Rr. cardiaci) mischen sich auf dem Herzen zu
592
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes V. pulmonales sinistra A. pulmonalis dextra
Vv. pulmonales dextrae
Aorta ascendens A. pulmonalis sinistra
Atrium sinistrum V. cava inferior
Auricula sinistra Valva aortae
~ Schnittrand der Cuspis posterior — Pars membranacea septi interventricular's Crus sinistrum fasciculi atrioventricularis
M. papillaris posterior
— M. papillaris anterior
Abb. 432. Crus sinistrum des Erregungsleitungssystems des Herzens (gelb)
den H e r z g e f l e c h t e n , die untereinander in Verbindung stehen. Der Plexus cardiacus superficialis liegt mehr links, v o r dem Aortenbogen, der Plexus cardiacus profundus mehr rechts, hinter dem Aortenbogen. Die aus den Geflechten hervorgehenden Ä s t e verzweigen sich 1. auf den großen Gefäßen, 2. auf den Vorhöfen und Kammern und 3. als Plexus coronarius mit den Kranzgefäßen. Sie verlaufen zunächst im E p i k a r d , bilden in ihm ein Geflecht, dringen in das M y o k a r d ein, umspinnen hier mit feinsten Geflechten die Herzmuskelfasern und bilden schließlich noch ein Geflecht unter dem E n d o k a r d . In die Geflechte sind i n t r a m u r a l e G a n g l i e n eingestreut, die wahrscheinlich mit präganglionären Vagusfasern in Verbindung stehen. Die Innervation durch den N. vagus ist mehr auf die Vorhöfe beschränkt.
Die zu den Plexus cardiaci ziehenden Nerven: 1. Die Rr. cardiaci superiores entspringen aus dem Vagusstamm unterhalb des Ggl. inferius [nodosum] - manchmal auch vom N. laryngeus superior - und ziehen mit den großen Halsgefäßen zum Plexus cardiacus. 2. Die Rr. cardiaci inferiores verlassen den Vagus rechts in Höhe der A. subclavia, links erst vor dem Aortenbogen. Nicht selten kommen sie erst aus den Nn. laryngei recurrentes. 3. Der N. cardiacus cervicalis superior entspringt als zarter Ast am unteren Ende des Ggl. cervicale superius, verläuft medial vom Grenzstrang, unter der tiefen Halsfaszie, abwärts und erreicht links mit der A. carotis communis, rechts mit dem Truncus brachiocephalicus das Herzgeflecht. 4. Der N. cardiacus cervicalis medius, meist ein starker Ast, entspringt aus dem Ggl. cervicale medium (beim Fehlen desselben aus dem R. interganglionaris) und gelangt vor oder hinter der A. subclavia zum Plexus cardiacus. 5. Der N. cardiacus cervicalis inferior kommt mit mehreren Wurzeln aus dem Ganglion cervicothoracicum (stellatum) und verläuft rechts hinter dem Truncus brachiocephalicus, links hinter dem Aortenbogen zum Herzgeflecht. 6. Vom 2.-4. (5.) Brustganglion ziehen feine Äste als Nn. cardiaci thoracici zum Herzgeflecht.
Das Herz
593
Die Vagus- und Sympathikusäste können schon am Hals Verbindungen eingehen und Geflechte bilden. Der stärkere Plexus cardiacus profundus nimmt den größeren Teil der Äste sämtliche Nn. und Rr. cardiaci der rechten Seite, außerdem die Nn. cardiaci cervicales médius und inferior des linken Sympathicus und die Rr. cardiaci inferiores des linken Vagus auf. Sensible Nervenendigungen sind besonders zahlreich im Epikard und Endokard nachgewiesen. In der Wand der Vorhöfe wurden nahe der Einmündung der Vv. cavae und der Vv. pulmonales netzförmige Nervenverzweigungen als Dehnungsrezeptoren nachgewiesen (Nonidez). Der beim Kaninchen nachgewiesene Depressor geht von der Aorta aus, registriert den Blutdruck und kann über das Vaguszentrum durch Verlangsamung des Herzschlages den Blutdruck senken und dadurch die Aorta entlasten. Beim Menschen könnte ihm der aus dem N. laryngeus superior entspringende Vagusast entsprechen. Erwähnt sei noch, daß auch psychische Erregungen und Reizungen der Baucheingeweide, besonders des Magens und des großen Netzes, die vielleicht über den Vagus verlaufen, auch die Herztätigkeit beeinflussen können.
ζ) D i e T o p o g r a p h i e d e s H e r z e n s u n d s e i n e P r o j e k t i o n auf die v o r d e r e B r u s t w a n d Projizieren wir die Herzsilhouette (Abb. 433, 434) auf die vordere Brustwand, so sind randbildend auf der rechten Seite: die V. c a v a s u p e r i o r (V. c.) und der r e c h t e V o r h o f (R. V.), auf der linken Seite: der l i n k e V e n t r i k e l (zwischen 3 u. 4), das l i n k e H e r z o h r (zwischen 4 u. 5), der T r u n c u s p u l m o n a l i s (P.) und der A r c u s a o r t a e (A). Nach kaudal (in Abb. 433 punktiert) geht der Herzschatten in den durch die Bauchorgane (Leber) bedingten Schatten über. Herzspitze und unterer Herzrand projizieren sich bei posteroanteriorem Strahlengang in den Schatten der linken Zwerchfellkuppel (Abb. 434). Sie liegen in der Bucht, die von der vorderen Brustwand und von dem nach vorn abfallenden Zwerchfell gebildet wird. An der Herzsilhouette können wir noch die L ä n g e d e s g a n z e n H e r z e n s (1-3 in Abb. 433), die H e r z b r e i t e (2-4), den r e c h t e n M e d i a n a b s t a n d (Mr) und den l i n k e n M e d i a n a b s t a n d (Ml) messen, die uns über die Größe des Herzens
MSI.
Abb. 433. Herzsilhouette. Röntgenpause: HA = Herzachse; HB = Herzbreite; Mr = rechter Medianabstand; Ml = linker Medianabstand; MSE = Mediansagittalebene; RV = rechter Vorhof; LV = linker Vorhof; LK = linke Kammer; A = Aorta; Ρ = Truncus pulmonalis; V. C. = V. cava superior
594
/. 2. 3. 4. /.
Die Brust. D e r I n h a l t des B r u s t r a u m e s
V. cava superior Rechter Vorhof Herzspitze Linker Ventrikel Linkes Her^ohr
6. Pulmonalisbogen 7. Aortenknopf S. Recessus diaphragmaticomediastinalis dexter ρ. Recessus costodiaphragmaticus sinister 10. Linke Zwerchfellkuppel
11. 12. 13. 14.
Rechte Zwerchfellkuppel Oesophagus ( Aortenenge) Rechte Unterlappenarterie Linker Lungenhilus
A b b . 434. Topographie des Herzens u n d des O e s o p h a g u s (mit Kontrastmittel gefüllt) ( p . a . - A u f n a h m e des Instituts f ü r R ö n t g e n d i a g n o s t i k der Charité Berlin)
(S. 597) A u s k u n f t g e b e n .
Die Herzachse (1-3) bildet mit der Horizontalen
einen
Winkel
v o n e t w a 45°. Ist d e r W i n k e l gröi3er, s o s p r e c h e n w i r v o n e i n e m S t e i l h e r z e n , ist er k l e i n e r , von einem
Q u e r h e r z e n .
D i e L a g e der einzelnen H e r z a b s c h n i t t e zur vorderen B r u s t w a n d ( A b b . 4 3 5 ) . D e r rechte Vorhof, d u r c h d e n v o r d e r e n
Rand
d e r r e c h t e n L u n g e (in A b b . 4 3 5 gestrichelt), u n d
den
Das Herz
595
A. carotis communis dextra V. jugularis interna A. subclavia dextra V. subclavia sinistra Truncus brachiocephalicus V. brachiocephalica sinistra V. cava superior Arcus aortae Rr. a. pulmonalis dextrae Auricula dextra
Vv. pulmonales dextrae
Atrium dextrum
V. cava inferior Diaphragma
Truncus pulmonalis Auricula sinistra Valva trunci pulmonalis Valva aortae Valva atrioventricularis sinistra [bicuspidalis, mitralis] - Valva atrioventricularis dextra [tricuspidalis] - Ventriculus sinister — Ventriculus dexter — Lingula pulmonis sinistri
Abb. 435. Herz, Herzklappen und große Gefäße sagittal auf die ventrale Wand des Brustkorbes projiziert. Grenzen der Lungenlappen gestrichelt. Die segel- und halbmondförmigen Klappen tragen in der Abb. noch die, in der Klinik gebräuchlichen, alten Namen. Die neuen Namen ersehe man aus umstehender Skizze (Abb. 436)
Recessus costomediastinalis von der vorderen Brustwand getrennt, liegt in H ö h e des 3.-6. Rippenknorpels und ragt 1 - 2 cm über die rechte Sternallinie nach rechts. Das rechte Herzohr liegt in Höhe des 3. Interkostalraumes hinter dem Sternum. Die rechte Kammer, nur teilweise durch die Lungenränder und die Recessus costomediastinales von der vorderen Brustwand getrennt, reicht vom 3. bis zum 6. Rippenknorpel und liegt medial von der linken Parasternallinie hinter den linken Zwischenrippenräumen 3-5 und der linken Hälfte des Brustbeines. Sie wird bei Stich Verletzungen besonders häufig betroffen. Der linke Vorhof liegt in der Hauptsache dorsal, in Höhe des 7.-9. Brustwirbels. N u r das linke Herzohr erscheint auf der Vorderfläche in Höhe des dritten linken Rippenknorpels. Die linke Kammer weist nur mit einem schmalen Streifen, der sich von der 3. bis 6. Rippe erstreckt, gegen die vordere Brustwand. Der Hauptteil ruht auf dem Zwerchfell. Die von der linken K a m m e r gebildete Herzspitze liegt beim Erwachsenen meist im 5. Interkostalraum, 8 - 9 cm links von der Mittellinie, etwas medial von der Medioklavikularlinie. Sie entspricht nicht genau dem
596
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
Abb. 436. Skizze zu Abb. 435 mit den neuen Namen der Klappen, r = rechte; 1 = linke; h = hintere; ν = vordere; s = septale. Pfeile weisen auf die Auskultationsorte
Herzspitzenstoß. Bei F r a u e n f ü h l e n wir i h n in etwa 2 0 % der Fälle i m 4. I n t e r k o s t a l r a u m , e b e n s o bei K i n d e r n bis zu 8 J a h r e n . Der HerzspitzenstoB verschiebt sich bei linker Seitenlage nach links, bei rechter etwas nach rechts. Außerdem wird seine Lage durch den Zwerchfellstand beeinflußt. Bei F l ü s s i g k e i t s a n s a m m l u n g im H e r z b e u t e l schwindet er. S y s t o l i s c h e E i n z i e h u n g an der Stelle des Spitzenstoßes läßt auf a d h a e s i v e P e r i k a r d i t i s schließen. H e b e n d e r S p i t z e n s t o ß verrät eine Hypertrophie der linken Kammer, schwacher Spitzenstoß ein Nachlassen der Herzkraft. Die Lage der Herzostien und ihre Auskultation ( A b b . 435). D i e Valva atrioventricularis dextra [tricuspidalis] liegt in der H ö h e des Sternalansatzes der 5. R i p p e hinter d e m S t e r n u m . D o r t findet a u c h die A u s k u l t a t i o n statt. D i e Valva atrioventricularis sinistra [bicuspidalis] projiziert sich h i n t e r den S t e r n a l a n s a t z des 4. linken R i p p e n k n o r p e l s . I h r Ton wird fortgeleitet u n d a m besten a b g e h o r c h t a n der Herzspitze im 5. I n t e r k o s t a l r a u m , etwas medial v o n der Medioklavikularlinie. D i e Valva tranci pulmonalis, P u l m o n a l k l a p p e , liegt hinter d e m S t e r n a l a n s a t z der linken 3. R i p p e . I h r e n fortgeleiteten Ton auskultiert m a n im 2. I n t e r k o s t a l r a u m links v o m S t e r n u m . D i e Valva aortae, A o r t e n k l a p p e , liegt rechts v o n der P u l m o n a l k l a p p e hinter d e m S t e r n u m . I h r e n fortgeleiteten Ton auskultiert m a n i m 2. I n t e r k o s t a l r a u m rechts v o m S t e r n u m . Perkussion des Herzens. Klopfen wir den Brustkorb in Richtung auf das Herz von oben, von links und von rechts her ab, so wird der laute, tiefe Schall der Lungen an der Herzgrenze deutlich leiser und etwas höher. Diese relative Herzdämpfung entspricht ungefähr der Projektionsfigur des Herzens (Abb. 435). Sie darf beim gesunden Herzen fingerbreit über den rechten Sternalrand hinausragen. Links beginnt sie an der Herzspitze, 8-11 cm links von der Medianlinie; nach oben reicht sie bis in den 3. linken Interkostalraum. Perkutiert man im Bereich der relativen Herzdämpfung mit l e i s e n Schlägen weiter medianwärts, so schwindet am Lungenrand die letzte Spur des hellen Lungenschalles. Das Herz liegt hier unmittelbar der Brustwand an oder ist nur durch den Recessus costomediastinalis sinister von ihr getrennt. Da das Sternum als Ganzes schwingt, läßt sich hinter ihm kein Schallunterschied feststellen. Wir bezeichnen mithin das Feld der maximalen Dämpfung links vom Sternum als absolute Herzdämpfung. Sie reicht vom Sternalansatz der 4. linken Rippe nach lateral etwas über die ParaSternallinie hinaus, von hier abwärts bis zum 6. Rippenknorpel (in Abb. 435 zwischen dem linken Sternalrand und dem gestrichelten linken Lungenrand). Nach unten ist die Abgrenzung nur möglich, wenn die Dämpfung an den tympanitischen Schall des Magens oder Darmes grenzt. Meist geht sie aber in die Leberdämpfung über.
Das Herz
597
Lungenblähung (Emphysem), Inspiration und Exspiration, schrumpfende Prozesse der Lunge, oberflächliche und tiefe Lage des Herzens können die absolute Herzdämpfung größer oder kleiner werden lassen, ohne daß die Herzgröße verändert ist.
ζ) G r ö ß e u n d G e w i c h t d e s H e r z e n s sind abhängig vom Alter, vom Geschlecht, vom Körpergewicht, von der Körperlänge und vom Trainingszustand. Im allgemeinen gilt die Regel, daß das Herz so groß ist wie die Faust des Individuums. Am Lebenden läßt sich ein leidlich exaktes Urteil über die Herzgröße durch die Bestimmung der Herzmaße an der orthodiagraphisch oder durch Röntgenfernphotographie hergestellten Herzsilhouette gewinnen. Die projizierte Länge des ganzen Herzens (1-3 in Abb. 433) beträgt beim Mann etwa 14,5 cm, bei der Frau etwa 12 cm, die Herzbreite (2-4 in Abb. 433) 10,5 cm, der rechte Medianabstand (Mr) etwa 4 cm, der linke Medianabstand (Ml) etwa 8,8 cm. Rechter und linker Medianabstand (Mr, Ml) ergeben den 12-15 cm großen Transversaldurchmesser. Aus den Maßen läßt sich die Flächengröße der Herzsilhouette berechnen. Der Groedelsche Herz-Lungenquotient gibt an, wie oft der Transversaldurchmesser des Herzens im größten Transversaldurchmesser des Thorax enthalten ist. Er beträgt beim Kinde 1,8, beim Erwachsenen, 2, wodurch ausgedrückt ist, daß das Herz des Kindes relativ größer ist. D a s H e r z d e s N e u g e b o r e n e n ist relativ groß und schwer (7,6 g Herzgewicht pro kg Körpergewicht), weil es in der Fetalzeit auch den Widerstand in dem weitverzweigten Plazentarkreislauf überwinden mußte. Bis zum 4. Monat sinkt dieses relative Herzgewicht auf 3,8 g. Mit etwa 1 % Jahren hat es wieder 5 g erreicht und bleibt mit gewissen Schwankungen während des Lebens bestehen. Das w e i b l i c h e H e r z ist gewöhnlich etwas leichter und kleiner. Dauernd erhöhte M u s k e l a r b e i t führt zu leichter Herzvergrößerung. I m A l t e r bleibt das Herz trotz Abnahme des Körpergewichts meist relativ groß, weil die Widerstände im Kreislauf mit zunehmender Verkalkung der Arterien größer werden. P a t h o l o g i s c h kann das Herz durch Hypertrophie und Dilatation vergrößert sein. Die Herzvergrößerung betrifft dabei die besonders beanspruchten Abschnitte. Verbreiterung nach links spricht für eine Vergrößerung des linkens Herzens und ergibt eine „Schuhform" der Herzsilhouette. Verbreiterung nach oben und rechts weist auf eine Vergrößerung der rechten Kammer hin („Kugelform" der Silhouette).
δ) F o r m - u n d L a g e v e r ä n d e r u n g e n d e s H e r z e n s ergeben sich vor allem durch Veränderungen des intrathorakalen und intraabdominalen Druckes und durch die Größe und Lage der Nachbarorgane. Der elastische Zug der rechten und linken Lunge hält das Mittelfell und mit ihm das Herz in einer bestimmten Lage zur Medianebene. Zunahme dieses Lungensogs bei der Inspiration wirkt erweiternd auf das zwischen den beiden Lungen gelegene Herz, besonders auf die dünnwandigen großen Venen und die Vorhöfe, die sich stärker füllen. Das rhythmische An- und Abschwellen des intrathorakalen Sogs kommt in der Pulskurve zum Ausdruck. Wird der Lungensog e i n e r Seite herabgesetzt oder aufgehoben (Pneumothorax), so zieht die gesunde Lunge das Mittelfell und damit das Herz zu sich herüber. Sammeln sich größere Flüssigkeitsmengen (Exsudat, Eiter, Blut) oder Luft (Spannungspneumothorax) in der kranken Brusthöhle an, so wird mit zunehmendem Druck das Herz (vor allem seine dünnwandigen Teile) kompromiert und stärker zur gesunden Seite verlagert. Durch die Verlagerung kommt es zu einer Abknickung und Torsion der großen Gefäße, besonders der V. cava inferior, zu hochgradiger Stauung in den Venen und ungenügender Füllung des Herzens. Es entsteht eine lebensbedrohliche Kreislaufstörung. Pendelt beim Pneumothorax das Mittelfell mit den rhythmischen Druckveränderungen bei der Ein- und Ausatmung abwechselnd zur gesunden und kranken Seite, so sprechen wir vom Mediastinalflattern. Es beeinträchtigt stark den Kreislauf. Auch Verwachsungen des Herzens mit der Umgebung, Stränge und schrumpfende Prozesse im Brustraum können mehr oder minder starke Verlagerungen des Mittelfells und des Herzens und dadurch starke Kreislaufbehinderung hervorrufen. EinfluB der Körperlage. I m S t e h e n ist der Herzschatten schmal und länglich, in R ü c k e n l a g e breiter und kürzer; das Herz steht höher und ist mehr quer gelagert. I n l i n k e r S e i t e n l a g e verschiebt sich das Herz mehr nach links. I n r e c h t e r S e i t e n l a g e ergibt sich keine wesentliche Verschiebung, weil sich das Herz auf die Leber stützt.
598
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
Abb. 437. Herzsilhouette bei Inspiration (a) und Exspiration (b). Röntgenpause nach Aufnahmen von Dr. G.A. Weltz (in Lubosch 1935) EinfluB des Zwerchfellstandes (Abb. 437). H o c h s t a n d des Z w e r c h f e l l s bei starker Ausatmung und raumbeengenden Prozessen in der Bauchhöhle (Schwangerschaft, Geschwülste, Lebervergrößerung, starke Füllung des Magendarmkanals usw.) heben und verbreitern das Herz, wobei die Spitze leicht nach vorn gedreht wird. Starke Füllung des Magens und Gasansammlung in der Flexura coli sinistra können durch Einwirkung auf das Herz Druckgefühl hinter dem Brustbein und Herzklopfen hervorrufen. Auch starke Einschnürungen durch Korsetts und Leibbinden verändern die Herzlage. T i e f s t a n d d e s Z w e r c h f e l l s bei starker Einatmung, beim Emphysem, bei geringem Druck in der Bauchhöhle (schlaffe Bauchdecken) ergibt ein schmales, nach unten gezogenes Herz. Es „hängt" an seinen Gefäßen. Da der Aortenbogen über den linken Bronchus zieht, kann bei starker Zwerchfellsenkung die Luftröhre und damit auch der Kehlkopf in der Systole abwärts gezogen werden (Oliver-Cardarellisches Symptom!). Paradoxer Puls und Anschwellen der Halsvenen bei d e r E i n a t m u n g werden ebenfalls beobachtet. Auch Konstitutions- und Altersunterschiede des Thorax (S. 552) und pathologische Thoraxformen führen zu Lage- und Formveränderungen des Herzens („Tropfenherz" des schmalbrüstigen Asthenikers, „Querherz" des breitschultrigen Pyknikers, Verlagerungen beim Kyphoskoliotiker!). b) Die Herzinnenhaut,
Endocardium,
das
Endokard,
überzieht als d ü n n e Schicht die R ä u m e des Herzens einschließlich der Klappen. Ein dünnes, einschichtiges polygonales Endothel bildet den Abschluß gegen das Blut. Unter dem Endothel liegt eine Schicht kollagener Fasern, die in der Systole gewellt, in der Diastole gedehnt sind. Eingelagerte elastische Fasern fangen den Schub des vorbeiströmenden Blutes ab. Glatte Muskelzellen können den elastischen Widerstand herauf- und herabsetzen. Da das Endokard durch den vorbeistreichenden Blutstrom beansprucht wird, ist es an der Mündung und am Ursprung der Gefäße am stärksten, in der linken Kammer stärker als in der rechten. Eingespritzte Tusche oder Farbstoffe werden von den Bindegewebszellen des Endokard gespeichert. In das Blut gelangte Bakterien können zu einer Entzündung des Endokard, Endocarditis, führen und starke Veränderungen am Klappenapparat hervorrufen. c) Der
Herzbeutel
besteht wie die übrigen serösen Häute, aus einem viszeralen Blatt, der Lamina viscerales pericardii, dem Epikard, das die Oberfläche des Herzens u n d die Abgänge der großen G e f ä ß e überzieht u n d aus einem parietalen Blatt, Lamina parietalis pericardii, Pericardium, einem straffen, etwas dehnbaren Sack, der das Herz u n d die Anfangsteile der großen G e f ä ß e umgibt. Es besteht aus einer äußeren kräftigen fibrösen Schicht u n d einer inneren serösen. Das Perikard liegt beim Gesunden d e m Herzen faltenlos an. Die i n n e r e , s e r ö s e S c h i c h t sondert eine geringe Menge Flüssigkeit (normal etwa 15 cm 3 ) ab, die das reibungslose Gleiten in dem kapillaren Spalt zwischen Herz u n d Herzbeutel ermöglicht. Die ä u -
Der Herzbeutel
599
Abb. 438. Verlauf der kollagenen Fasern des Herzbeutels. Von ventral gesehen. Nach Walraff
ß e r e , d e r b e F a s e r s c h i c h t verhindert eine Überdehnung des Herzens und stellt die Verbindung mit der Umgebung her. Nach dem Prinzip des Scherengitters überkreuzte oder auch gewellte kollagene Fasern fangen die Überdehnung des Herzens ab, elastische Fasernetze raffen das Perikard und verkleinern den Herzbeutel. Durch dieses Konstruktionsprinzip kann sich der Herzbeutel den Form-, Größen- und Lageveränderungen des Herzens anpassen und sich dem Herzen anschmiegen. Er erlaubt eine Größenzunahme um etwa % (Abb. 438). Bei Eröffnung des Herzbeutels am Lebenden springt das Herz in jeder Diastole hervor, alle Hohlräume des Herzens, besonders die rechten, nehmen an Größe zu. Dadurch werden die Atrioventrikularklappen, besonders die Valva atrioventricularis dextra, insuffizient. Die geringere Herzleistung spricht für die Bedeutung des unversehrten Herzbeutels, der über dem dünnwandigen, rechten Vorhof besonders kräftig ist.
Der Herzbeutel liegt nur zwischen den vorderen Umschlaglinien der Pleura (Abb. 415) der vorderen Brustwand unmittelbar an und ist hier durch die Ligg. sternopericardiaca an der Rückfläche des Brustbeins angeheftet. Die Verbindung mit der Pleura mediastinalis und dem hinteren Mediastinum ist nicht besonders fest. Inniger ist sie dagegen mit dem Zwerchfell, hier besonders am vorderen Rande. Das Innere des Herzbeutels ist mit Mesothel ausgekleidet und spiegelnd glatt. Die Vorder-, Zwerchfell- und Seitenflächen liegen dem Herzen glatt an. Die Rückfläche (Abb. 439) zeigt zwischen den Abgängen der großen Gefäße verschiedene Buchten, die bei Ergüssen im Herzbeutel praktische Bedeutung gewinnen können. Der Übergang des Perikards in das Epikard erfolgt an der Porta arteriosa und venosa. Zwischen beiden liegt der spaltförmige Sinus transversus pericardii. Die Porta arteriosa liegt in der Kuppel des Herzbeutels. Die Umschlaglinie reicht auf der Aorta fast bis an den Abgang des Truncus brachiocephalicus, auf dem Truncus pulmonalis bis nahe an die Teilungsstelle. Die Porta venosa hat eine |— Form. Der senkrechte Schenkel wird von den Vv. cavae, der horizontale von den Vv. pulmonales gebildet. Alle Venenmündungen sind durch eine kurze, gekröseartige Platte zusammengefaßt. Zwischen den Venenmündungen finden sich Buchten, Recessus, die sich bei umfangreichen Ergüssen im Herzbeutel füllen können. Zwischen den beiden unteren Lungenvenen erstreckt sich der Sinus obliquus pericardii nach rechts oben. Der rechts von dem rechten Schenkel gelegene Hohlvenenrezessus kann größere Flüssigkeitsmengen aufnehmen. Der Übergang der Hinterwand zur Zwerchfellfläche ist abgerundet. Ergüsse im Herzbeutel sammeln sich meist an dieser Stelle und buchten sich nach dorsal gegen die Speiseröhre aus. Der Übergang der Zwerchfellfläche des Beutels zur Vorderwand ist spitzwinklig. Da er beim Stehen den tiefsten Punkt darstellt, sammeln sich in dieser Stellung perikarditische Ergüsse in ihm an.
600
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes Truncus sympathicus, Ganglion cervico-
Ganglion cervicothoracicum (stellatum)
thoracicum (stellatum)
Ansa subclavia
Oesophagus, N. laryngeus recurrens Nn. phrenicus et phrenicus accessorius
Truncus thyrocervicalis
Ductus thoracicus
Rr. cardiaci inferiores
A. thoracica interna N. vagusy Ν. laryngeus recurrens
N. phrenicus, A. pericardiacophrenica
Α. thoracica interna
N. vagus Plexus cardiacus
N. phrenicus, A. pericardiacophrenica Aorta ascendens » »
N. laryngeus recurrens Lig. arteriosum
V. cava superior
A. pulmonalis sinistra
Sinus transversus pericardii
• Vv. pulmonales sinistrae Vv. pulmonales dextrae Oesophagus ( durchscheinend) Pericardium serosum ( Lamina parietalis)
V. cava inferior
Abb. 439. Rückwand des Herzbeutels nach Herausnahme des Herzens Starke Ergüsse im Herzbeutel komprimieren besonders die dünnwandigen Herzabschnitte. Stauung der Venen, Leberschwellung, Aszites, Stauungsnephritis zeigen die Behinderung des venösen Zuflusses an; Lungenödem weist auf Insuffizienz des linken Herzens hin. Die Punktion des Herzbeutels wirkt oft lebensrettend. Die günstigste Stelle für die Punktion ist der Winkel, den die linke 7. Rippe mit der Basis des Schwertfortsatzes bildet. Ohne Gefahr von Nebenverletzungen erreicht man hier beim steil sitzenden Patienten die tiefste Stelle des Herzbeutels. Die operative Eröffnung des Herzbeutels, Perikardiotomie, führt man am zweckmäßigsten an der gleichen Stelle, unter eventueller Resektion des 7. Rippenknorpels, aus. Verwachsungen des Herzbeutels mit dem Epikard und mit der vorderen Brustwand beeinträchtigen ebenfalls das rechte Herz (mangelnde diastolische Füllung und unvollständige systolische Entleerung). Neben der Einflußstauung zeigt sich äußerlich vor allem eine s y s t o l i s c h e E i n z i e h u n g der vorderen Brustwand. Durch intraperikardiale Kardiolyse kann man die mechanische Behinderung beheben.
Das Herz ist im Herzbeutel an der Porta arteriosa und venosa verankert. Die nach links unten gerichteten Teile sind aber beweglich und können um eine schräge Achse, die von der Aorta zur V. cava inferior verläuft (Abb. 439), durch Druck und Zug verlagert werden. d) Der Thymus, Bries, ist ein plattes, längliches, beim Kinde graurötliches Organ, das hinter dem Sternum und vor den großen Gefäßen im vorderen Mediastinum liegt (Abb. 415). Die paarige Anlage entsteht
Der Thymus
601
als ventraler Sproß der 3. (seltener auch der 4.) Schiundtasche (Abb. 147, 148) und wandert nach kaudal, bis sie ihre endgültige Lage hinter dem Sternum erreicht. Der kraniale Teil der Anlage geht meist zugrunde, kann aber in Form von akzessorischen Lappen, die man gelegentlich in der Schilddrüse findet, erhalten bleiben. Auch Stränge, die manchmal von der Schilddrüse kranialwärts ziehen, weisen auf die urspüngliche Verbindung zum Schiunddarm.
Größe. Der Thymus erreicht seine größte Ausdehnung im Kindesalter. Er wiegt beim Neugeborenen etwa 12 g, im 2.-3. Lebensjahr etwa 37 g. Bis zur Pubertät bleibt dieses Gewicht erhalten. Darauf erfolgt eine allmähliche Rückbildung des Organs, ein Ersatz des spezifischen Gewebes durch Fettgewebe, wobei die Form des Organes erhalten bleibt. Form und Lage. Die beiden meist asymmetrischen Lappen, Lobi, lagern sich gewöhnlich in der Mittellinie aneinander. Nach kaudal laufen sie meist in Hörner aus. Kleine, durch Bindegewebe getrennte Läppchen, Lobuli, sind auf der Oberfläche sichtbar, hängen aber alle mit dem z e n t r a l e n M a r k s t r a n g jedes Lappens zusammen. Beim Kleinkinde, hat das Organ die größte Ausdehnung und überragt nach kranial meist den Brustbeinrand. Es kann nicht selten, der Luftröhre aufgelagert, bis zur Schilddrüse reichen (Wichtig für Tracheotomie!). Im Bereich der Area interpleurica superior (S. 558) ist der Thymus durch lockeres Bindegewebe mit der Rückfläche des Brustbeins verbunden. Seitlich ist er von der Pleura mediastinalis bedeckt und stößt an den N. phrenicus. Dorsal liegt er auf den großen Gefäßen (V. cava superior, Vv. brachiocephalicae, Aorta, Truncus pulmonalis) und dem Herzbeutel (vgl. Abb. 415 mit Abb. 416). Ein abnorm großer Thymus kann Druck auf die anliegenden Venen ausüben und die vorderen Pleuragrenzen lateralwärts verschieben. Gefäße und Nerven. Die Rr. thymici kommen direkt aus der A. thoracica int. oder ihren Ästen (Rr. mediastinales und A. pericardiacophrenica). Die Venen münden in der Regel in die linke V. brachiocephalica. Die Lymphgefäße fließen in die vor oder hinter dem Thymus liegenden Nodi lymphatici mediastinales anteriores. Die Nerven stammen aus dem Vagus und Sympathicus. Feinbau. An einem hellen, zentralen Markstrang hängen durch lockeres Bindegewebe getrennte Läppchen, Lobuli, bei denen man am Querschnitt eine innere, hellere Zone, das Mark, von einer äußeren, dunklen Zone, der Rinde, unterscheidet. Mark und Rinde bestehen grundsätzlich aus gleichen Zellen: R e t i k u l u m z e l l e n hauptsächlich entodermaler Herkunft, die frei von retikulären Fasern sind. Ihre Fortsätze bilden ein Netzwerk, in dessen Maschen Lymphozyten eingelagert sind. Die Verteilung der Zellen ist nicht gleichmäßig. In der Rinde liegen sie wesentlich dichter als im Mark. In letzterem kommen häufig epitheliale Zellkugeln mit konzentrischer Schichtung vor (Hassallsche Körperchen). Sie zeigen in ihrem Innern degenerative Prozesse (Verkalkung, Verfettung, Vakuolenbildung usw.).
Bei der Rückbildung des Thymus verändert sich das Mark am wenigsten. Die Zahl der Hassallschen Körperchen, etwa 1350000 beim Neugeborenen, bleibt bis zur Pubertät ziemlich konstant. Nach der Pubertät beginnt die Pubertätsinvolution. Durch Auswanderung der Lymphozyten wird zunächst die R i n d e stärker betroffen. An Stelle des Parenchyms tritt in zunehmendem Maße Fettgewebe auf. Im Mark wird die Neubildung von Hassallschen Körperchen eingeschränkt. Dadurch sinkt ihre Zahl bis zum 50. Lebensjahr auf etwa 250000. Viele von ihnen zeigen Verkalkung. Der z e n t r a l e M a r k s t r a n g unterliegt einer epithelialen Umwandlung, indem sich die epithelialen Retikulumzellen vergrößern und enger aneinander legen. Infolge der kontinuierlichen Rückbildung finden wir in dem Thymus des Greises nur noch letzte Reste von Parenchym ohne deutliche Differenzierung von Mark und Rinde. Neben der Pubertäts- und Altersinvolution können wir auch noch eine akzidentelle Involution beobachten. Das Organ reagiert, wahrscheinlich unter dem Einfluß der Nebennierenrindenhormone, sehr empfindlich auf Unterernährung, Infektionen, Gifte und chronische Erkrankungen. Unabhängig vom Alter kommt es zu einer lebhaften Auswanderung der Lymphozyten aus der Rinde, zu Lymphozytenzerfall und Phagozytose der Trümmer durch die entodermalen Retikulumzellen. Die Hassallsch.cn Körperchen verhalten sich unterschiedlich. Bei a k u t e n I n f e k t i o n e n (Diphterie, Tetanus) kommt es zu einer Ver-
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Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
mehrung. Es herrschen die kleinen Formen vor. Bei c h r o n i s c h e n K r a n k h e i t e n u n d H u n g e r z u s t ä n d e n sinkt dagegen die Zahl der Hassallschen Körperchen gegen die Norm ab. Die Funktion des Thymus ist noch nicht ganz geklärt. Als lymphoepitheliales Organ beherbergt er Lymphozyten, die in ihm zu immunkompetenten T-Lymphozyten heranreifen. Die Vorstufen dieser Zellen gelangen embryonal aus dem Dottersack und aus der Leber und nach der Geburt aus dem Knochenmark in den Thymus. Hier werden sie, vor allem in der Rinde, immunologisch zu Trägern der z e l l g e b u n d e n e n I m m u n i t ä t (T-Lymphozyten) geprägt. Sie gelangen in die Blutgefäße (durch die Kapillarwände hindurch) und damit in die Blutbahn. Mit dem Blut erreichen sie verschiedene lymphatische Organe (Milz, Lymphknoten, Lymphgewebe der Darmwand) und siedeln sich dort in bestimmten Zonen an. Hier sind sie in ständiger Alarmbereitschaft, wandern in die Blutbahn, in die Organe und Gewebe und wieder in ihre Depots zurück. Sie sind langlebig und teilungsfähig. Zwischen dem Thymus und den inkretorischen Drüsen bestehen wichtige Korrelationen. Männliche und weibliche G e s c h l e c h t s h o r m o n e hemmen die Tätigkeit des Thymus und beschleunigen seine Rückbildung. Ähnliches bewirken Hormone der Nebennierenrinde und das adrenocorticotrope Hormon (ACTH) der Adenohypophyse. Im Thymus selbst werden Hormone gebildet, die auf die Prägung der T-Lymphozyten einwirken (Thymushormone oder Thymusfaktoren: Thymosin, Thymopoetiri). e) Die großen Gefäße und Nerven sind erst nach der Entfernung des Thymus und der Eröffnung des Herzbeutels in ganzer Ausdehnung zu übersehen (Abb. 416). Die beiden Vv. brachiocephalicae entstehen hinter den Sternoklavikulargelenken durch den Zusammenfluß der V. jugularis interna und der V. subclavia. In den Venenwinkel mündet links der Ductus thoracicus, rechts der Ductus lymphaticus dexter ein. Die lange V. brachiocephalica sinistra verläuft am konvexen Rande des Aortenbogens, überkreuzt die 3 großen Äste des Arcus aortae und vereinigt sich hinter der rechten Brustbeinhälfte in Höhe der 1. Rippe mit der kurzen V. brachiocephalica dextra zur V. cava superior. Die Vv. brachiocephalicae nehmen von kranial die Vv. thyroideae inferiores und von kaudal die Vv. thoracicae internae (Abb. 416), die linke außerdem noch das Blut aus den oberen Interkostalräumen auf. Die V. cava superior steigt rechts vom Sternalrand senkrecht abwärts und mündet, nachdem sie von dorsal her die über den rechten Bronchus verlaufende V. azygos aufgenommen hat, in Höhe des Sternalansatzes der 3. Rippe in den rechten Vorhof. Das im Herzbeutel liegende, untere Ende ist vom Epikard überzogen. Vorn ist die Vene durch den Thymus, den Recessus costomediastinalis und den vorderen scharfen Lungenrand von der Brustwand getrennt. L a t e r a l ist sie von der Pleura mediastinalis bedeckt. Zwischen Vene und Pleura läuft der rechte N. phrenicus vor dem Lungenhilus abwärts. Auf der rechten Lunge erzeugt sie eine Impressio. H i n t e n grenzt sie an die rechte Lungenwurzel. M e d i a l ist sie durch Bindegewebe mit der Aorta ascendens verbunden. Sie kann hier durch Aortenneurysmen komprimiert werden. Die etwa 6 cm lange Aorta ascendens verläuft nach ihrem Ursprung aus dem linken Ventrikel von links hinten unten nach rechts vorn oben, erreicht hier in Höhe des Sternalansatzes der 2. Rippe den rechten Brustbeinrand und geht am Ursprung des Truncus brachiocephalicus in den Arcus aortae über. An i h r e m U r s p r u n g liegt sie, vom Truncus pulmonalis überkreuzt und vom rechten Herzohr bedeckt, etwa 6 cm, an i h r e m E n d e nur etwa 2 cm vom Brustbein entfernt. Nahezu ganz im Herzbeutel gelegen, ist sie mit dem Truncus pulmonalis durch Bindegewebe und eine gemeinsame Epikardhülle verbunden. H i n t e n grenzt sie an den rechten Vorhof, die rechte Lungenarterie und den rechten Bronchus, r e c h t s u n d h i n t e n an die V. cava superior, l i n k s an die Teilungsstelle des Truncus pulmonalis.
Die großen Gefäße und Nerven Glandula thyroidea \
\ M. scalenus anterior Truncus thyrocervicalis Truncus brachiocephalicus Costa I A V . thoracica interna Schnittlinie des Pericardium serosum ( Lamina parietalis) Aorta ascendens V. cava superior
-—
603
N. phrenicus I !
A, carotis communis, N. vagus V. jugularis int. Plexus brachialis Arcus aortae, Lig. arteriosum N. vagus, Ν. laryngeus recurrens N. phrenicus, A. pericardiacophrenica Truncus pulmonalis __ Valva trunci pulmonalis Valva aortae Valva atrioventricularis sinistra [bicuspidali sJ Valva atrioventricularis dextra [ tricuspidaiis] Septum interventriculare
Abb. 440. Lage der großen Gefäße, der Herzkammern, der Kammerscheidewand, der Valvae atrioventricularis dextra und sinistra und der Valvae aortae und trunci pulmonalis. Die ventrale Wand der K a m m e r n ist entfernt
Das aus dem linken Ventrikel einströmende Blut prallt bei der bestehenden K r ü m m u n g der Aorta besonders gegen die rechte Wand. Diese wird stark beansprucht und mit zunehmendem Aortendruck nach rechts ausgebuchtet.
Der Arcus aortae beginnt unmittelbar unterhalb des Ursprungs des Truncus brachiocephalicus, in Höhe des Ansatzes der 2. rechten Rippe, verläuft nach dorsal und links und geht an der linken Seite des 4. Brustwirbelkörpers in die Aorta descendens über (Abb. 446). Da der Aortenborgen nahezu sagittal steht, entspringen die 3 großen Arterien, Truncus brachiocephalicus, A. carotis communis sinistra und A. subclavia sinistra, nicht neben-, sondern hintereinander aus dem Aortenbogen. Der am oberflächlichsten gelegene Tr u n c u s b r a c h i o c e p h a l i c u s muß auf seinem Wege nach rechts die Luftröhre überkreuzen. Sein Puls kann bei der Layrngoskopie an der vorderen Luftröhrenwand beobachtet werden. Geht das G e f ä ß sehr weit links a b oder steigt es steil an, so kann es erst oberhalb des Brustbeins die Luftröhre überkreuzen ( Vorsicht bei der Tracheotomie!).
Die am weitesten dorsal entspringende A. s u b c l a v i a s i n i s t r a wendet sich von ihrem Ursprung nach v o r n und o b e n zur Skalenuslücke und erzeugt auf der Lungenspitze eine besonders tiefe Furche. Der Aortenbogen verläuft über die rechte A. pulmonalis, gelangt an die linke Seite der Luftröhre, reitet auf dem linken Bronchus (Abb. 410) und legt sich in Höhe des 4. Brustwirbels an die linke Seite der Speiseröhre (S. 607). Oben tangiert der Aortenbogen die Verbin-
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Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
dungslinie der 1.Rippenknorpel. Er ist hier von der V. brachiocephaliaca bedeckt. D i e l i n k e F l ä c h e wird vom Plexus cardiacus superficialis, vom linken N. phrenicus und vom linken N. vagus überkreuzt (Abb. 446). In ihrem hinteren Abschnitt ist sie von der Pleura mediastinalis überzogen. Auf der linken Lunge erzeugt sie einen tiefen Eindruck. Von der Konkavität des Bogens zieht das Lig. arteriosum (Botalli) zur linken A. pulmonalis. Um das Band und den Aortenbogen verläuft der linke N. laryngeus recurrens dorsokranialwärts zur Luftröhre, Speiseröhre und zum Kehlkopf (Aortenaneurysmen und Mediastinaltumoren können eine linksseitige Rekurrenslähmung hervorrufen!). Der etwa 5 cm lange Truncus pulmonalis liegt nahezu ganz im Herzbeutel (mit der Aorta ascendens durch ein gemeinsames Epikard verbunden), verläuft nach kranial, dorsal und links zum Ansatz des 2. Rippenknorpels und zerfällt außerhalb des Herzbeutels, unterhalb des Aortenbogens, in die A. pulmonalis dextra und sinistra. Die größere A. pulmonalis dextra setzt die Richtung des Truncus pulmonalis fort und zieht hinter der Aorta ascendens und hinter der V. cava superior zum rechten Lungenhilus. Verlauf und Größe erklären die Tatsache, daß ein Embolus aus dem rechten Ventrikel immer in die rechte Lunge gelangt. Die kürzere und kleinere A. pulmonalis sinistra steigt über den linken Bronchus zum linken Lungenhilus an.
2. Das Mediastinum posterius liegt in der unteren Hälfte dorsal vom Herzbeutel. Kranial ist die Abgrenzung nur künstlich durch eine durch die beiden Lungenhili gelegte Frontalebene möglich. Es enthält: Luftröhre und ihre Teilung in die Hauptbronchien, Speiseröhre, Nn. vagi, Aorta thoracica, Ductus thoracicus, Vv. azygos und hemiazygos und den Grenzstrang des Sympathicus. a) Die Luftröhre, Trachea, betritt vor dem 1. Brustwirbelkörper den Brustraum und steigt ventral von der Speiseröhre abwärts bis zum 4. Brustwirbelkörper, wo sie sich in den rechten und linken Bronchus principalis teilt (Bifurcatio tracheae). Lage am Hals und Aufbau S. 156. Lage im Brustraum. D o r s a l liegt sie auf dem Oesophagus. Da sie nur durch ihn von der Wirbelsäule getrennt ist, lassen sich Rasselgeräusche in ihr am besten auf dem Rücken neben der Wirbelsäule feststellen. Sie endet jedoch schon in Höhe des 3. Brustwirbeldorns bzw. in der Interspinallinie (Verbindung der Spinae scapulae bei herabhängenden Armen).
V e n t r a l wird sie vom Aortenbogen und vom Truncus brachiocephalicus überkreuzt und vom Thymus bedeckt (Aortenaneurysma, Thymushyperplasie, Tauchkropf können sie komprimieren!). R e c h t s grenzt sie an das Endstück der auf dem rechten Bronchus principalis reitenden V. azygos (Abb. 441, 445), an den rechten Vagus, an die Pleura mediastinalis und an den Truncus brachiocephalicus. L i n k s wird sie oberhalb des linken Bronchus durch den Aortenbogen eingedellt. Weiter kranial grenzt sie an die A. carotis communis sinistra, die A. subclavia sinistra und den N. laryngeus recurrens sinister. Neben ihr finden wir die Nodi lymphatici tracheales, kranial und kaudal von der Bifurcatio die Nil. tracheobronchiales superiores und inferiores. Der Bronchus principalis dexter und sinister wurden bereits S. 566 besprochen. b) Die Speiseröhre, Oesophagus, verbindet als 23-26 cm langes Rohr den Schlund mit dem Magen. Sie beginnt am unteren Rande des Ringknorpels etwa in Höhe des 6. Halswirbels mit den Oesophagusmund, verläuft vor der Wirbelsäule in flachem, nach dorsal konvexem Bogen abwärts und geht vor dem 11.-12. Brustwirbel am Magenmund, Cardia, in den Magen über. Da der Oesophagusmund
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Die Speiseröhre Glandula thyroidea, Trachea
N.phrenicus Ganglion cervicothoracicum (stellatum) A. subclavia, Ansa subclavia Truncus brachiocephalicus
Truncus sympathicus
N. vagus
„ A. vertebrali s _ - Ductus thoracicus - - Nn. phrenicus et pbrenicus accèssorius - Oesophagus, N. laryngeus recurrens - Ν. phrenicus, Α. thoracica interna
N. vagus y Ν. laryngeus recurrens Aorta ascendens . V. azygos
Arcus aortae, Plexus cardiacus N. vagus, TV. laryngeus recurrens Α. pulmonales sinistra
A. pulmonalis deχ tra Nodi lymphatici tracheobronchiales inferiores
Bronchus principalis sinister Vv. pulmonales sinistrae
Vv. pulmonales dextt Aorta thoracica Ν. vagus dexter, V. azygos N. phrenicus dexter A. pericar- — diacophrenica
Nodi lymphatici mediastinales posteriores ~ ~ N. vagus sinister
~ ~ N. phrenicus sinister
Abb. 441. Lungenhilus (links präpariert), Bifurcatio tracheae, Oesophagus mit Plexus oesophageus, Aorta mit Plexus cardiacus nach Herausnahme des Herzbeutels
14-15 cm von den Schneidezähnen beginnt, beträgt die Entfernung vom Munde bis zum Magen 3 7 ^ 1 cm. Das Maß schwankt mit der Rumpflänge des Individuums. Nach Joessel kann man die Lange beim sitzenden Patienten, dessen Kopf nach vorn gebeugt ist, dadurch bestimmen, daß man mit dem Bandmaß vom Dorn des 11. Brustwirbels zum Dorn des 7. Halswirbels und von dort über die Schulter hinweg zum Munde mißt.
An der Speiseröhre unterscheiden wir einen Hals-, Brust- und Bauchteil, Pars cervicalis, thoracica und abdominalis. Die Pars cervicalis, etwa 8 cm lang, reicht bis zum Oberrand des Sternum. Sie liegt vor der Wirbelsäule und ist mit der Lamina praevertebralis fasciae cervicalis durch eine lockere Verschiebeschicht verbunden. Retropharyngeale und retrooesophageale Eiterungen können in dieser Verschiebeschicht zum hinteren Mediastinum absinken und eine lebensbedrohende Mediastinitis hervorrufen.
V e n t r a l grenzt sie an den membranösen Teil der Luftröhre. Sie kann hier beim Verschlingen eines großen Bissens nach ventral erweitert werden. Während der Oesophagus-
606
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
Medianebene
Obere Enge
Obere Weite
Mit tiere Enge
J*
Untere Weite . . Hiatus oesophageus
Untere Enge -
Diaphragma Hiatus aorticus
Aorta
Abb. 442. Oesophagus von ventral mit „Engen" und „Weiten". Nach Corning
Abb. 443. Topographie der Luftröhre, Speiseröhre und Aorta. Schema nach Walter Felix
mund etwa in der Mittellinie liegt, weicht sie im Hals- und oberen Brustgebiet etwas nach links ab und erscheint z. T. links von der Trachea (Abb. 443). Hier kann sie operativ eröffnet werden (Oesophagotomia externa). Zu beachten sind hierbei die A. carotis communis sinistra, die A. thyroidea inferior und der N. laryngeus recurrens sinister.
Im oberen Teil grenzt sie beiderseits an die Schilddrüse (Schlingbeschwerden bei starkem Kröpf! ). Die Pars thoracica liegt beim Lebenden nicht, wie wir es meist an der Leiche finden, auf der Brustwirbelsäule. Sie läuft vielmehr vom 2. Brustwirbel ab in einem flachen Bogen in einigem Abstand von der Wirbelsäule kaudal- und ventralwärts (Abb. 444). In Höhe des 4.-5. Brustwirbels wird sie vom linken Bronchus überkreuzt und von links her durch den Aortenbogen eingeengt (Mittlere oder Aortenenge!). Kaudal von dieser Enge weicht die Speiseröhre etwas nach rechts ab (Abb. 442). Sie verläuft hier zunächst neben der Aorta thoracica, wendet sich kaudalwärts wieder nach ventral und links und tritt ventral von der Aorta durch den Hiatus oesophageus des Zwerchfells. O b e r h a l b d e r B i f u r c a t i o t r a c h e a e liegt der Oesophagus teilweise hinter der Luftröhre (Pars retrotrachealis). U n t e r h a l b d e r B i f u r c a t i o grenzt er an den Herzbeutel (Pars retropericardiaca). Die Nachbarschaftsbeziehungen zur Rückwand des Herzbeutels sind so eng, daß Erweiterungen des linken Vorhofes bei Mitralstenose und Ergüsse im Herzbeutel den Oesophagus einengen und Passageschwierigkeiten hervorrufen können. Die nahen Lagebeziehungen zum linken Vorhof ermöglichen es auch, die Pulsation des Vorhofes vom Oesophagus aus zu registrieren. Oesophaguskrebse können auf den Herzbeutel und das Herz übergreifen. Von praktischem Interesse sind noch die unterhalb der
Die Speiseröhre
607
Bifurcatio tracheae vor dem Oesophagus gelegenen Nil. tracheobronchiales. Bei stärkerer Vergrößerung können sie das Oesophaguslumen einengen; bei schrumpfenden Prozessen kann die Oesophaguswand zu Traktionsdivertikeln ausgezogen werden.
Unmittelbar o b e r h a l b d e s Z w e r c h f e l l s ist die Speiseröhre durch lockeres Bindegewebe vom Herzbeutel und von der linken Kammer getrennt. Dieses Bindegewebe gestattet es, daß der Herzbeutel sich hier bei Herzbeutelergüssen nach dorsal zu einem Recessus ausbuchtet (S. 599).
Die Pars abdominalis, der unterhalb des Zwerchfells gelegene Teil, ändert, mit der Stellung des Zwerchfells, mit der Körperhaltung, mit der Füllung des Magens und mit dem Kontraktionszustand der Speiseröhrenmuskulatur, ihre Länge (0-3 cm). In Rückenlage kann der nach links und hinten absinkende Magen die Speiseröhre bis zu 3 cm herabziehen. Andererseits kann die Kardia bis in den Zwerchfellschlitz heraufgezogen sein. Das untere Speiseröhrenende ist im Hiatus oesophageus verschieblich eingebaut Hiatushemien, Bd. I). Die thorakale und abdominale Zwerchfellfaszie verbinden sich am oberen und unteren Rande des Hiatus mit der Tunica adventitia des Oesophagus, die oberhalb und im Bereich des Hiatus besonders verstärkt ist. Die Ringmuskulatur ist hier besonders verdickt; sie bildet bei Kontraktion die 3. oder Zwerchfellenge des Oesophagus.
Die Lichtung der Speiseröhre hat (Abb. 442) abwechselnd weite und enge Stellen. Die 1. Enge, 15 cm von der Zahnreihe entfernt, entspricht dem Oesophagusmund. Er ist nur für Instrumente bis zu 14 mm Dicke durchgängig und damit die engste Stelle. In Ruhe wird er durch rhythmische Kontraktionen der obersten Ringmuskelfasern lockerer oder fester geschlossen gehalten. Oberhalb von ihm wulstet ein submuköses Venengeflecht die Rückwand der Pars laryngea des Schlundes als Oesophaguslippe gegen die Ringknorpelplatte vor. Die anschließende 1. W e i t e stellt in Ruhe einen quergestellten Spalt dar. Vorder- und Rückwand liegen, unter dem Einfluß des äußeren Luftdrucks und des Druckes der Nachbarorgane, aneinander. Die 2. Enge, 25 cm von der Zahnreihe entfernt, erreichen wir dort, wo sich der Aortenbogen von links und der linke Bronchus von vorn her an den Oesophagus legen (Abb. 443). Sie wird auch Aortenenge genannt ( Vorsicht beim Verdacht auf Aortenaneurysma!). Die 2. W e i t e steht unter dem Einfluß des Lungensogs und wird durch ihn dauernd offengehalten, zeigt aber respiratorische Schwankungen. Die 3. Enge, 40 cm von der Zahnreihe und 3 cm von der Kardia entfernt, kommt durch die Kontraktion der hier besonders kräftigen R i n g m u s k u l a t u r zustande. Sie wird meist Zwerchfellenge genannt, obwohl ihre Lage zum Zwerchfell wechselt. Unterhalb von ihr ist die Speiseröhre leichter erweiterungsfähig. Die Kardia ist in Ruhe geschlossen. Die den Hiatus oesophageus begrenzenden M u s k e l s c h e n k e l d e s Z w e r c h f e l l s können das untere Speiseröhrenende bei t i e f e r E i n a t m u n g komprimieren und durch diesen zusätzlichen Verschluß das Erbrechen unterdrücken. Nach Sauerbruch u.a. soll noch ein 3. Faktor, eine r e i n m e c h a n i s c h e V e n t i l s p e r r e , das Eintreten von Mageninhalt in die Speiseröhre verhindern. Blut- und Lymphgefäße. Die arterielle Versorgung ist sehr variabel. I m o b e r e n A b s c h n i t t erfolgt sie aus der A. s u b c l a v i a , entweder durch einen direkten Ast oder durch Äste aus dem Truncus thyrocervicalis. Der m i t t l e r e A b s c h n i t t erhält beiderseits 4-5 Rami oesophagei, die links aus der Aorta, rechts meist aus den Interkostalarterien stammen. Der u n t e r e A b s c h n i t t (bis zu 10 cm) wird von Ästen der A. gastrica sinistra und A. phrenica inferior versorgt. Die Venen fließen im oberen Drittel zu den Vv. thyroideae inferiores, im mittleren Abschnitt zu den Vv. azygos und hemiazygos, im unteren Abschnitt durch den Hiatus oesophageus zur V. gastrica sinistra und damit zur V. portae. Damit ist eine wichtige Anastomose zwischen Pfortader und V. cava superior gegeben. Oesophagusvarizen bei Pfortaderstauung! Die Lymphgefäße aus dem mukösen und submukösen Geflecht ziehen durch die Muskelschicht direkt zu den benachbarten oder auch mittels Längsanastomosen zu entfernteren Lymphknoten. Als regionäre Lymphknoten sind zu nennen: Nil. cervicales profundi, Nil. tracheales, Nil. tracheobronchiales, Nil. mediastinales posteriores und Nil. gastrici sinistri.
Die Nervenversorgung erfolgt antagonistisch durch den Vagus und Sympathicus. D e r Vagus f ö r d e r t , der S y m p a t h i c u s h e m m t die p e r i s t a l t i s c h e n B e w e g u n g e n .
608
1. Linke Zwerchfellkuppel 2. Rechte Zwerchfellkuppel ). Recessus costodiaphragmaticus hinten 4. Recessus costodiaphragmaticus vorn
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
f. Cor 6. Oesophagus 7. Columna vertehralis 8. Scapula
9. Sternum 10. Retrosternaler Raum //. Trachea (hell)
Abb. 444. Topographie des Oesophagus (mit Kontrastmittel gefüllt) bei transversalem Strahlengang (Röntgenaufnahme des Instituts für Röntgendiagnostik der Charité Berlin)
Die Speiseröhre
609
V a g u s d u r c h s c h n e i d u n g führt zur Erschlaffung der Speiseröhre. Die untere Enge bleibt aber geschlossen, so daß sich Bissen oberhalb ansammeln.
I m o b e r e n A b s c h n i t t treten die aus dem Ggl. cervicothoracicum kommenden, sympathischen Fasern an die Abgangsstellen des N. laryngeus recurrens heran und gelangen mit dessen Rr. oesophagei zur Speiseröhre. U n t e r h a l b d e r B i f u r c a t i o t r a c h e a e lagern sich die beiden Vagusstämme an die Speiseröhre (Näheres S. 613) und bilden den grobmaschigen Plexus oesophageus (Abb. 441,445), zu dem sich auch beiderseits sympathische Fasern aus Brustgrenzstrang und dem Plerus aorticus thoracicus gesellen. Sympathische und parasympathische Fasern treten an den intramuralen, zwischen Längs- und Ringmuskelschicht gelegenen, Plexus myentericus heran. Vagusfasern enden auch an den motorischen Endplatten der quergestreiften Muskelfasern. Schmerz- und Temperaturempfindung sind gering. Berührungsreize, die den Schluckreflex fördern, verlaufen wahrscheinlich ebenfalls über den Vagus. Die sensiblen Fasern ziehen zum 5. Brustsegment (Headsche Zone, Überempfindlichkeit der Haut bei Verätzungen und Krebs, S. Bd. I). Der Schluckakt erfolgt, nachdem die Speisen durch die Schiundenge in den Schlund gespritzt sind (S. 101), reflektorisch. Die Reizung der Schleimhaut des Schlundes wird über die sie versorgenden Nerven (Trigeminus, Glossopharyngeus und Vagus) zum Schluckzentrum in der Medulla oblongata geleitet. Von hier aus erfolgt die koordinierte, zeitlich richtig aufeinanderfolgende Erregung der Schlund- und Oesophagusmuskulatur über den Glossopharyngeus und Vagus. Durch Heben, Verkürzung und Einschnürung des Schlundes wird der Bissen speiseröhrenwärts getrieben; der Oesophagusmund öffnet sich; peristaltische Kontraktionen der Speiseröhrenmuskulatur schieben den Bissen bis zur Kardia, die reflektorisch den Eintritt in den Magen freigibt. Zu starke Reize (heiße und ätzende Flüssigkeiten) führen zu einem Verschluß der Kardia, wodurch es oberhalb wie auch an der 1. und 2. Enge zu starken Verbrennungen und Verätzungen kommen kann. Bei zu geringen Reizen sammelt sich der Inhalt oberhalb der Kardia an, bei der Erreichung der Reizschwelle öffnet sie sich. Flüssigkeiten können, nachdem sie in den oberen Oesophagus gelangt sind, heruntergespritzt werden. Sie erreichen in 0,5-1,5 s die Kardia. Feste Bissen benötigen etwa 8 s. Feinbau. Die glatte, helle S c h l e i m h a u t besteht aus einem mehrschichtigen Plattenepithel, einer schwachen Lamina propria und einer kräftigen Muscularis mucosae. Ihre glatten Muskelzellen greifen mit zahlreichen elastischen Sehnen am elastischen Gerüst der angrenzenden Bindegewebsschichten und an den Gefäßen an und sichern eine planmäßige Führung aller Bestandteile bei der Weiter- und Engerstellung des Lumens. Das Epithel ist an der Kardia durch eine scharfe, gezackte Linie gegen das Magenepithel abgesetzt. Vereinzelt beobachtet man versprengte Inseln von rötlicher Magenschleimhaut. Eine lockere Tela s u b m u c o s a gestattet eine Verschiebung der Muskularis gegen die Schleimhaut, die sich an der Leiche in Längsfalten legen und ein sternförmiges Lumen schaffen kann. Eine variable Zahl in der Submucosa gelegener S c h l e i m d r ü s e n erleichtert mit ihrem Sekret das Gleiten der Speisen. Die T u n i c a m u s c u l a r i s besteht nach Lier se (1968) nicht aus einer isolierten äußeren Längs- und inneren Ringschicht. Sie läßt vielmehr 2 prinzipielle Muskelkonstruktionen erkennen: 1. Muskelbündel verlaufen in stets gleichem Abstand vom Lumen von kranial nach kaudal in steilen Touren im Uhrzeigersinn (Wendel), 2. Muskelbündel umkreisen das Lumen in schraubenförmigen Touren. Diese verlaufen in der Außenschicht steiler, in der Innenschicht stärker geneigt, am oberen und unteren Ende nahezu ringförmig ( Verschlußsegmente). Im Schraubensystem überkreuzen sich ab- und aufsteigende Muskelbündel, die im oder gegen den Uhrzeigersinn verlaufen. Die Muskelschicht wird von kranial nach kaudal dicker. Die Dicke der Längs- und Ringmuskulatur verhält sich zervikal wie 1:2, thorakal wie 2:2, abdominal wie 3:2. Die starke Längsschicht ermöglicht durch ihren Tonus eine stärkere Längsspannung. Diese unterstützt besonders das untere ringförmige Verschlußsegment. Ist die Längsspannung zu groß oder die Muskulatur insuffizient, so ergibt sich eine Öffnungsinsuffizienz (Kardiospasmus). Ist die Längsspannung aufgehoben, so fehlt der Verschluß des unteren Oesophagusendes (z. B. Refluxoesophagitis bei Hiatushernien). Wird der Oesophagus am Magen durchtrennt, so zieht er sich auf Grund seiner Längsspannung zurück, wenn er nicht festgehalten wird. Kranial sind die Längsmuskelzüge an der Ringknorpelplatte angeheftet, kaudal gehen sie in die Magenmuskulatur über. Längs- und Ringmuskelschicht bestehen im kranialen Abschnitt aus quergestreifter Muskulatur. Bis zur Bifurcatio tracheae, in der Ringschicht etwas früher, werden sie allmählich durch glatte Muskelzellen ersetzt. Kaudal finden wir nur glatte Muskulatur. Bei vielen Säugetieren (Rind, Schaf, Kaninchen) besteht die ganze Speiseröhre aus quergestreifter Muskulatur. Eine bindegewebige T u n i c a a d v e n t i t i a stellt die Verbindung zu den Nachbarorganen her. Aus der Muskularis abgezweigte Muskelfasern können zusammen mit elastischen Fasern an der Luftröhre, dem linken Bronchus, der Pleura mediasti-
Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes M. scalenus médius et posterior Plexus brach ialis A. subclavia Ν. cardiacus
V. jugular is interna Ν. phrenicus AÎ. scalenus anterior Angulus venosus dexter V. subclavia dextra
Ν. et. Vasa intercostalia N. recurrens Pleura costalis Oesophagus A. pulmonal i s
Bronchi, Rr. bronchiales
N. vagus
Τruncus brach iocephalicus V. azygos
Vv. pulmonales V. cava superior Ductus thoracicus Truncus sympathicus Aorta thoracica Ν'. splanchnicus major Pleura costalis ( Schnittkante)
N. phrenicus et Vasa pericardiacophrenica Pleura mediasi inai is ( Schnittkante) Cor Oesophagus et Τruncus vagal i s anterior Diaphragma
Costa IX
Abb. 445. Mediastinum von rechts. Brustkorb seitlich gefenstert, rechte Lunge entfernt. Pleura mediastinalis und Pleura costalis zum größten Teil abgetragen
nalis, der Aorta und am Zwerchfell ansetzen. Sie gestatten der Speiseröhre, ihre Einstellung zu den Nachbarorganen zu ändern. Ein S e r o s a ü b e r z u g kommt nur an wenigen Stellen vor.
Die Beziehungen der Pleura zur Speiseröhre interessieren vor allem den Chirurgen, weil ein Fehlen des Serosaüberzuges eine Unsicherheit der Naht und erhöhte Infektionsgefahr bedeutet. In der Ansicht von rechts (Abb. 445) sieht man den Oesophagus oberhalb und unterhalb des horizontalen Endstückes der V. azygos. Unterhalb der Vene liegt die Pleura der Speiseröhre und dem rechten Vagus unmittelbar an. Da die rechte Pleura zwischen dem 3. und 10. Brustwirbel meist über die Mittellinie hinausgreift (Abb. 401) und einen bis zur Aorta thoracica reichenden Recessus retrooesophageus (Heiss) bildet, ist hier auch die Oesophagusrückfläche weitgehend von Serosa überkleidet (Abb. 392). In der Ansicht von links (Abb. 446) ist die Speiseröhre nur in einem kleinen Feld unterhalb des Lungenhilus
Die Aorta thoracica
611
zwischen Herzbeutel und Aorta sichtbar (von Pleura überzogen). Sie kann hier auch einen flachen Eindruck auf der linken Lunge erzeugen.
c) Die Gefäße und Nerven des Mediastinum posterius Die Aorta thoracica ist die Fortsetzung der Arcus aortae, verläuft vom 4. Brustwirbel an der linken Seite der Wirbelsäule abwärts und schiebt sich gegen das Zwerchfell hin mehr gegen die Mittellinie vor, die sie aber erst im Hiatus aorticus, vor dem 12. Brustwirbel, mit ihrem rechten Rande erreicht. In ihrem Verlauf steigt sie hinter der linken Lungenwurzel und dem Herzbeutel herab (Abb. 446). L i n k s wird sie weitgehend von der Pleura mediastinalis überkleidet. Auf der linken Lunge erzeugt sie eine tiefe Furche. R e c h t s wird sie vom Ductus thoracicus und vom Oesophagus begleitet, der sie oberhalb des Zwerchfells überkreuzt (Abb. 447). Unten kann sie auch Beziehungen zur rechten Pleura mediastinalis gewinnen. Ihre parietalen Aste, 10 Aa. intercostales posteriores, entspringen beiderseits dorsal und steigen nach kranial und lateral auf zu ihren zugehörigen Zwischenrippenräumen. Sie unterkreuzen den Ductus thoracicus, die Vv. azygos und hemiazygos, die Nn. splanchnici und den Grenzstrang. Die rechten Interkostalarterien sind wesentlich länger, da sie die Wirbelkörper überkreuzen müssen. Ihre viszeralen Aste: 1. Rami bronchiales (für die Ernährung des Lungengewebes), 2. Rami oesophagei, 3-6 Äste zur Speiseröhre, 3. Rr. mediastinales, zu Lymphknoten des hinteren Mediastinum, 4. Rami pericardiaci zum Herzbeutel, 5. Aa. phrenicae superiores, zum Lenden teil des Zwerchfells, gehen in variabler Zahl und Größe lateral und ventral ab.
Die Vv. azygos und hemiazygos [thoracicae longitudinales], die L ä n g s v e n e n des B r u s t k o r b e s , begleiten als Reste der embryonalen Vv. cardinales inferiores die Aorta, nehmen die segmentalen Rumpfwandvenen und die Plexus venosi vertebrales externi und interni auf. In d e r B a u c h h ö h l e verlaufen sie als Vv. lumbales ascendentes auf den Querfortsätzen der Wirbel hinter dem M. psoas major. Sie nehmen die Vv. lumbales auf und stehen mit der V. cava inferior und den Vv. iliacae communes in Verbindung. Die V. azygos [thoracica longitudinalis dextra] tritt mit dem N. splanchnicus major in den Brustraum, steigt unter Aufnahme der Vv. intercostales posteriores und der V. hemiazygos vor der Wirbelsäule aufwärts bis zum 4. Brustwirbelkörper, wo sie über den rechten Lungenhilus verläuft und außerhalb des Herzbeutels von hinten her in die V. cava superior einmündet (Abb. 445, 447). Links wird sie vom Ductus thoracicus begleitet. Ventral ist sie meist mit Pleura bekleidet. Ihre Lage schwankt außerordentlich. Nicht selten senkt sie sich, in eine Pleurafalte eingeschlossen, in die Substanz der rechten Lunge ein, wodurch ein akzessorischer, im Röntgenbild erkennbarer „Lobus v. azygos" entsteht.
Die V. hemiazygos [thoracica longitudinalis sinistra] steigt, unter Aufnahme der Vv. intercostales posteriores, links von den Brustwirbelkörpern empor und wendet sich in Höhe des 7.-10. Brustwirbelkörpers hinter der Aorta thoracica und dem Ductus thoracicus zur V. azygos, in die sie mündet. Nach oben setzt sie sich meist in eine V. hemiazygos accessoria fort, die das Blut aus den oberen Interkostalräumen sammelt und in die V. brachiocephalica sinistra mündet. Häufig besteht noch eine direkte, quer über den Aortenbogen nach ventral verlaufende Verbindung zur V. cava superior (Abb. 446). Vv. l u m b a l e s a s c e n d e n t e s u n d Vv. a z y g o s u n d h e m i a z y g o s s t e l l e n zusammen mit den inneren und äußeren venösen Geflechten der Wirbel-
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Die Brust. D e r Inhalt des B r u s t r a u m e s M. scalenus posterior Plexus brachialis
N. phrenicus
Ai. scalenus médius
V. jugularis interna
A. subclavia sinistra
A. carotis communis M. scalenus anterior
Costa I
V. subclavia sinistra
Ν. vagus sinister
Sternum Truncus sympathicus Lig. arteriosum et N. laryngeus recurrens
Plexus cardiacus
A.pulmonal is
Aorta ascendent
V, hemiazygos accessoria Pleura mediasi inai is Aorta thoracica et Plexus sympathicus
Vv. pulmonales et bronchi Ν. phrenicus et Vasa pericardiacophrenica
Ν. et Vasa intercostalia Ν. splanchnicus major
Pleura costalis
V. hemiazygos
Perikard Oesophagus et Trun cus vagalis anterior
M. inter cos tali s extemus M. intercostalis internus
Pleura mediastinalis ( Schnittkante)
Pleura costalis (Schnittkante) Diaphragma
Pleura costalis Costa IX
A b b . 446. M e d i a s t i n u m v o n links. B r u s t k o r b seitlich gefenstert, linke L u n g e e n t f e r n t . P l e u r a mediastinalis u n d P l e u r a costalis z u m g r ö ß t e n Teil a b g e t r a g e n
s ä u l e e i n e w i c h t i g e V e r b i n d u n g z w i s c h e n V. c a v a i n f e r i o r u n d V . c a v a s u p e r i o r her, die bei A b f l u ß b e h i n d e r u n g der e i n e n H o h l v e n e e i n e n K o l lateralkreislauf ermöglicht. Ductus thoracicus, B r u s t m i l c h g a n g Die beiden Trunci lumbales und der unpaare Truncus intestinalis vereinigen sich höher oder tiefer vor dem 11. Brustwirbel bis zum 2. Lendenwirbel im Hiatus aorticus zu der variablen, manchmal fehlenden Cisterna chyli. Der aus ihr hervorgehende kontraktionsfähige Ductus thoracicus gelangt hinter der Aorta in den Brustraum und verläuft hier vor den Wirbelkörpern zwischen Aorta thoracica und V. azygos (Abb. 447) bis zum 4. Brustwirbel. Bis hierher ist er ventral meist von der rechten Pleura mediastinalis bekleidet und von der Speiseröhre
Die Nervi vagi
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durch den Recessus retrooesophageus getrennt. Weiter oben unterkreuzt er den Aortenbogen und gelangt an der linken Seite der Speiseröhre zum Hals, wo er ventral der Äste der A. subclavia und ventral des Grenzstranges und des N. phrenicus zum Venenwinkel (Vereinigung der V. jugularis interna und V. subclavia) zieht. Die Nn. vagi (s. S. 121) haben im Brustraum einen unterschiedlichen Verlauf. Der rechte N. vagus tritt zwischen A. und V. subclavia dextra ins Mediastinum, gibt hier nach dorsal um die A. subclavia den N. laryngeus recurrens und nach ventral die Rr. cardiaci inferiores ab. Hier wendet er sich, dicht der Pleura anliegend, nach dorsal, kreuzt die Seitenfläche der Luftröhre (Abb. 445) und unterkreuzt die V. azygos. Hier gibt er die Rr. bronchials zum Plexus pulmonalis anterior und posterior ab. Weiter unten bildet er, von Pleura bedeckt, unter Abgabe von zahlreichen Rr. oesophagei den grobmaschigen Plexus oesophageus. In ihm findet ein Faseraustausch zwischen rechtem und linkem Vagus statt, so daß die aus dem Geflecht hervorgehenden Trunci vagales Fasern aus dem rechten und linken N. vagus enthalten. Der Truncus vagalis posterior erreicht hinter dem Oesophagus durch den Hiatus oesophageus die Bauchhöhle und zieht nach Abgabe von Ästen zur Rückfläche des Magens mit der Masse seiner Fasern zum Plexus coeliacus. Der linke N. vagus erreicht an der lateralen Seite der A. carotis communis sinistra, mit ihr medianwärts ziehend, den Aortenbogen. Auf dieser Strecke gibt er die Rr. cardiaci inferiores ab (Abb. 441) und unterkreuzt die V. brachiocephalica sinistra und den N. phrenicus (Abb. 446). An der linken Fläche des Aortenbogens wendet er sich, von Pleura bedeckt nach hinten. Unterhalb des Arcus aortae gibt er, um das Lig. arteriosum, den linken N. laryngeus recurrens ab (bei Aortenaneurysma besonders häufig linksseitige Recurrenslähmung!). Zwischen A. pulmonalis sinistra und Aorta gelangt er an die Rückfläche des linken Lungenhilus, wo er die Rr. bronchiales zu dem Plexus pulmonalis schickt. Erst in Höhe des 7. Brustwirbels erreicht er die linke Fläche der Speiseröhre (Abb. 446). Nach Faseraustausch im Plexus oesophageus gelangt er als Truncus vagalis anterior auf die Vorderfläche der Speiseröhre und durch den Hiatus oesophageus in den Bauchraum, um mit Rr. gastrici anteriores zur Vorderfläche des Magens und mit Rr. hepatici zur Leber zu ziehen. Der Truncus sympathicus tritt vom Hals, wo er medial vom Gefäß-Nervenbündel in der Lamina praevertebralis fasciae cervicalis (Fascia cervicalis profunda) leicht aufzusuchen ist, vor dem Köpfchen der 1. Rippe in den Brustraum. Der Brustgrenzstrang liegt von allen Gebilden des Mediastinum am weitesten lateral. Eingebettet in die Fascia endothoracica wird er von der Pleura costalis bedeckt. Auch ohne Präparation ist er gut durch die Pleura zu erkennen. Oben liegt er vor den Rippenköpfen, zwerchfellwärts schiebt er sich weiter nach medial und liegt an der Seite der Wirbelkörper. In seinem Verlauf überkruezt er die Interkostalgefaße und -nerven. 10-12 B r u s t g a n g l i e n (Ganglia thoracica) liegen meist in Höhe des zugehörigen Spinalnerven. Ihre Zahl schwankt, weil benachbarte Ganglien nicht selten miteinander verschmelzen (vgl. Abb. 445-447). Jedes Ganglion ist durch 1-3 Rami communicantes mit dem zugehörigen Spinalnerven verbunden. Sie führen: 1. weiße, markhaltige, präganglionäre Fasern von Zellen der Seitensäule des Rückenmarkes zum Ganglion (Rr. communicantes albi), 2. graue, marklose oder markarme, postganglionäre Fasern vom Ganglion über die Spinalnerven zur Körperwand (Schweißdrüsen, Arrectores pilorum, Vasokonstriktoren, Knochen, Muskeln usw., Rr. communicantes grisei,) 3. afferente, schmerzleitende, von den Eingeweiden kommende Fasern zu ihren im Spinalganglion liegenden bineuritischen Ganglienzellen, deren efferenter Neurit an
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Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
Glandula Α. carotis communis, thyroidea, Truncus sympathicusy Ganglion cervicothoracicum N. laryngeus recurrens Trachea
Truncus brachiocephalicus A. intercostalis suprema Ganglion cervicothoracicum ( stellatum) Plexus brachialis
N. laryngeus recurrens dexter
Oesophagus, Ν. laryngeus recurrens sinister !
Ganglion cervicale medium
• N. vagus - Ductus thoracicus Plexus brachialis, A. transversa colli (R. prof.) Ggl. cervicothoracicum (stellatum)
Ν. vagus dexter Aorta ascendens V. azygos -• N. vagus dexter Rr. communicantes
^ Ansa subclavia Α. carotis communis sinistra Rr. cardiaci inferiores Ν. laryngeus recurrens sinister Bifurcatio tracheae Oesophagus
Ganglia thoracica
Aorta thoracica Ν. vagus sinister Ductus thoracicus
N. splanchnicus major
V. azygos Oesophagus, Truncus vagalis posterior
A.y V. interco stali s posterior R. ventralis n. thoracici M. inter costali s internus
Truncus vagalis posterior
Schnittrand der Pleura
Ν. splanchnicus major et minor Ganglion coeliacum
N. subcostalis N. iliohypogastricus M. quadratus ¡umborum Truncus sympathicus
Truncus coeliacus
— A. mesenterica superior
A. renalis Rr. communicantes A. lumbalis
M. psoas, N. genitofemoralis
Abb. 447. Topographie des Mediastinum posterius. Der Oesophagus ist z . T . reseziert, um die tiefer liegenden Gebilde zu zeigen
Das Lymphsystem des Brustraumes
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Zellen der Hintersäule endet. Von hier wird der Eingeweideschmerz im Seitenstrang (wie der Tr. spinothalamicus lateralis) zum Thalamus geleitet. Beim Menschen sind diese verschiedenen Faserarten in den Rami communicantes so gemischt, daß eine Unterscheidung von Ramus albus und griseus meist nicht möglich ist.
N a c h m e d i a l gehen vom Brustgrenzstrang zahlreiche feine und größere Äste zu den Eingeweiden und den Gefäßen des Mediastinum ab. Vom 2.-4. (5.) Brustganglion, Ganglion thoracicum, ziehen feine Äste als Nn. cardiaci thoracici zum Herzgeflecht. Sie enthalten akzelerierende und Schmerzfasern. Andere Zweige gelangen zum Plexus oesophageus und als Rr. pulmonales zum Plexus pulmonalis. Zwei größere Stämme ziehen als g r o ß e r und k l e i n e r E i n g e w e i d e n e r v , N. splanchnicus major und minor, durch das Zwerchfell zu den praevertebralen Ganglien des Bauchraumes. Der N. splanchnicus major kommt aus den Brustganglien 6-9, der N. splanchnicus minor aus dem 10. und 11. Brustganglion. Manchmal findet man im Verlauf des N. splanchnicus major ein größeres Ggl. splanchnicum. Es handelt sich um Ganglienzellen, die in der Entwicklung die prävertebralen Ganglien nicht erreicht haben. Ähnliche Zellansammlungen werden im Verlauf der verschiedensten vegetativen Nerven beobachtet.
Die Nn. splanchnici führen: 1. in der Hauptsache e f f e r e n t e , präganglionäre Fasern (s.o. unter 1), die die Brustganglien ohne Unterbrechung durchlaufen, um nach Umschaltung in den prävertebralen Ganglien die Baucheingeweide zu versorgen. 2. in geringerer Zahl a f f e r e n t e , schmerzleitende Fasern von den Eingeweiden (über ihren weiteren Verlauf siehe oben unter 3). Das 1. Brustganglion liegt auf dem Köpfchen der 1. Rippe, wo es meist mit dem unteren Halsganglion zum Ganglion cervicothoracium (stellatum) verschmolzen ist. Dorsal von der A. subclavia zieht ein stärkerer Ast zum Halsgrenzstrang, ventral von ihr ein schwächerer zum Ganglion cervicale medium (Ansa subclavia). Kaudal von der Arterie kommt aus dem Ganglion der N. cardiacus cervicalis inferior. Da kranial von C 8 keine Verbindungen zwischen Rückenmark und Halsgrenzstrang bestehen, erhalten von ihm aus Kopf, Hals, obere Gliedmaßen und Herz, z. T. auch Aorta und Lungen, ihre gesamte sympathische Versorgung. Neuerdings wird vor allem bei spastischen Zuständen in diesem Gebiet das Ganglion durch Injektion oder zusammen mit dem ganzen Halsgrenzstrang operativ ausgeschaltet (Stellatumblockade). Bevor man diesen schwerwiegenden Eingriff vornimmt, sei man sich darüber klar, daß damit nicht nur der gesamte Kopfsympathicus (Hornerscher Symptomenkomplex: S. 159) und die Vasokonstriktoren, sondern vor allem auch die sympathischen Fasern zum Herzen und zu wichtigen innersekretorischen Organen (Schilddrüse, Epithelkörperchen, Hypophyse) ausgeschaltet werden. Vor allem ist bei einem doppelseitigen Eingriff daran zu denken. Wenn die innersekretorischen Organe auch noch hormonal gesteuert werden und das Herz auch ohne sympathische Versorgung automatisch arbeitet, so bedeutet doch die Ausschaltung des Sympathicus einen tiefen Eingriff in die vegetative Steuerung, der sich vor allem am erkrankten Organ unangenehm bemerkbar machen kann.
Das Lymphsystem des Brustraumes (Abb. 448) Die bereits bei den Organen beschriebenen Lymphgefäße und regionären Lymphknoten seien hier nochmals im Zusammenhang mit den größeren Lymphstämmen dargestellt. Außerdem Ductus thoracicus (s.S. 612) und dem D u c t u s l y m p h a t i c u s d e x t e r (s. unten) gibt es im Brustraum rechts und links je 3 größere Lymphstämme: 1. Der Truncus parasternalis sammelt die Lymphe aus den Nil. parasternales [sternales] und leitet sie beiderseits direkt oder nach Vereinigung mit dem Truncus mediastinalis anterior in den „Venenwinkel". Außerdem sollen noch, besonders links, Verbindungen zu den retroklavikulären und supraklavikulären Lymphknoten bestehen. Frühe
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Die Brust. Der Inhalt des Brustraumes
V. jugularis interna sinistra
Trachea
Oesophagus Costa prima
Angulus venosus
Ductus thoracicus
Truncus mediastinalis anterior
V. subclavia sinistra
Nil. tracheales Α. carotis communis sin., A. subclavia sin. NIL mediastinales anteriores Truncus bronchomediastinalis
Arcus aortae
Nil. tracheobronchiales superiores Bronchus principalis sinister Truncus pulmonalis Nil. tracheobronchiales inferiores Nil.
parasternals Vv. pulmonales, Ductus thoracicus
Truncus parasternalis
Aorta thoracica y Nil. aortici
Nil. phrenici anteriores
Nil. intercostales
Oesophagus Nil. phrenici posteriores
Diaphragma
Abb. 448. Hauptlymphstämme und Lymphknotengruppen des Brustraumes (Schema). Sieht auf das Mediastinum von links. Pfeile zeigen den Lymphzuftuß vom Bauchraum an. Verdeckte Teile der Lymphstämme gestrichelt
Metastasen in ihnen bei Karzinomen im oberen Bauchraum würden so ihre Erklärung finden ( „ V i r c h o w s c h e D r ü s e " hinter dem linken Sternoklavikulargelenk bei Magenkrebs). NU. parasternales [sternales]. Q u e l l g e b i e t : Haut über und neben dem Sternum und oberhalb des Nabels, medialer Teil der Mamma, Interkostalräume, Pleura parietalis, Zwerchfell, Peritonaeum parietale oberhalb des Nabels, Leber. 2. Der Truncus mediastinalis anterior verläuft an der Rückfläche des Brustbeins und nimmt die Lymphe aus den Nil. mediastinales anteriores und den Nil. phrenici auf und führt sie selbständig oder mit dem vorigen vereint zum „Venenwinkel". Die Nil. mediastinales anteriores liegen hinter dem Sternum, vor und hinter dem Thymus, vor den großen Gefäßen und vor dem Herzbeutel. Die untersten, unmittelbar auf dem Zwerchfell liegenden werden auch als NIL phrenici bezeichnet. Q u e l l g e b i e t e : Leber, Herzbeutel, Herz, Thymus. Außerdem sind noch Verbindungen zu den Nil. parasternales beschrieben.
Das Lymphsystem des Brustraumes
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3. Der Truncus bronchomediastinalis verbindet eine Lymphknotenkette, die zu Seiten des Oesophagus und der Aorta liegt (Nil. mediastinales posteriores), nimmt außerdem noch die Lymphe aus den Nil. tracheobronchiales und tracheales auf und mündet l i n k s in den Ductus thoracicus. R e c h t s vereinigt er sich mit dem Truncus mediastinalis anterior sowie mit dem Truncus jugularis und Truncus subclavius zu dem sehr kurzen Ductus lymphaticus dexter. Nil. mediastinales posteriores. Q u e l l g e b i e t : Leber, Zwerchfell, Speiseröhre, Lungen, dorsaler Teil der Zwischenrippenräume. Nil. tracheobronchiales inferiores (an der Bifurcatio tracheae) und superiores (im Winkel zwischen Luftröhre und Stammbronchien). Q u e l l g e b i e t : Lunge, Bronchien, Pleura pulmonalis und linke Herzhälfte. Nil. tracheales (neben der Luftröhre). Q u e l l g e b i e t : Kehlkopf unterhalb der Rima glottidis, Luftröhre, Lungen, mittleres Drittel der Speiseröhre.
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Sachregister Alle Zahlen sind Seitenzahlen. Kursiv gedruckte Zahlen weisen auf Hauptstellen des Textes hin. A Abrasio (Zähne) 61 „Accessorius spinalis" 124 „Accessorius vagi" 124 Achselarterie 484 Achselgegend 497 Achselgrube 497 Achselhaut 497 Achselhöhle 497, 498 - Lymphknoten 490, 500 Achsellücken 436 Acinus pulmonis 575 Acromion 1, 418 ACTH 602 Adamsapfel 138 Adelmannsche Beugung 511 Adenohypophyse 367 - Feinbau 367 - Funktion 368 Adenoide Vegetationen 197 Aderhaut 218 - Feinbau 219 Adhaesio interthalamica 292, 304 Adiadochokinese 358 Aditus laryngis 96, 144 Adiuretin - Vasopressin 365 Adrenocorticotropes Hormon (ACTH) 368 „Affenhand" 529 Affenspalte 289 Agger nasi 180 Agnosie 291 - taktile 383 Agranuläre Rinde 386 Agraphie 290 Akkomodation 221, 225 Akromegalie 368 Alexie 291, 371 Allocortex 377 Alveolus dentalis 47, 49 Amakrine Zellen 230 Amaurotische Starre 252 Amboß 254 Amboßfalte 256 Amboß-Steigbügelgelenk 254 Ampulla membranacea 262 Anästhesie 291 Angulus costae 541 - infrasternalis 542 - Ludovici 539
- mandibulae 45 - oculi 212 - oris 185 - sterni 539 - venosus 574 Anulus tympanicus 4 Ansa cervicalis 124, 131, 161 - cervicalis profunda 78, 124, 131 - cervicalis, Radix inferior 124 - cervicalis, Radix superior 124 - cervicalis superficialis 135 - Galeni 123, 147, 156 - hypoglossi 78, 124, 131, 161 - lenticularis 315 - peduncularis 315 - subclavia 161 - thyroidea 162 - Vieussenii 161 Antebrachium 512 Antrotomie 5, 260 Antrum mastoideum 247, 250, 259 Anulus fibrosus (Herz) 587 - iridis major 221, 223 - iridis minor 221, 223 - tendineus communis 233 - Zinii 233 Aorta asendens 602 - thoraciea 553, 611 Aortenklappe 587 Apertura(ae) externa aquaeductus vestibuli 24 - externa canaliculi cochleae 16, 24, 271 - laterales ventriculi quarti 322 - mediana ventriculi quarti 322, 401 - sinus sphenoidalis 25 - thoracis inferior 547, 549 - thoracis superior 547, 549 Apex cordis 580 - linguae 189 - pulmonis 562 Aphasie, motorische 290 - sensorische 383 Aponeurosis linguae 98, 191 - m. bicipitis brachii 452, 508 - palmaris 473, 522 - stylopharyngea 201 Apoplexie 411
Appendices ventriculi laryngis 145 Approximalflächen 58 Apraxie 290, 382, 385 Aquaeductus cerebri 279, 292, 294, 320, 408 - mesencephali 279, 292, 294, 320, 408 - Sylvii 279, 292, 294, 320, 408 Arachnoidea encephali 401 Arbor vitae cerebelli 294, 315 Archicortex 375 Arcus aortae 102, 603 - costalis 542 - glossopalatinus 197 - hypoglossi 124 - palatoglossus 197 - palatopharyngeus 97, 197 - palmaris profundus 485, 524 - palmaris superficialis 486, 523 - pharyngopalatinus 197 - senilis 218 - superciliaris 5, 165 - venosus juguli 155 Area cochleae 273 - entorhinalis 390 - interpleurica inferior 559 - interpleurica superior 558 - η. facialis 273 - nervosa plexus cervicalis 130 - parolfactoria 294 - saccullaris 272 - striata 370 - subcallosa 293, 294 - utriculoampullaris 272 - vestibularis 321, 322 - vestibularis inferior 272 - vestibularis superior 272 Areola mammae 534 Archicerebellum 316 Archipallium 298 Arm, Hautvenen 489 - Lymphgefäße 489 - Nerven 490 - Venen 486 Armgeflecht 490 Armarterie 484 Arteria(ae) alveolaris inferior 106, 176 - alveolares superiores anteriores 106
620 - alveolaris superior posterior 177 - angularis 105 - auricularis posterior 105, 167 - auricularis profunda 106, 176 - axillaris 484 - axillaris, Unterbindung 497, 500 - basillaris 413, 414,482 - brachialis 484, 504, 509 - brachialis, hohe Teilung 504 - brachialis, Unterbindung 485, 504, 511 - brachialis superficialis 504 - bronchiales 573 - buccalis 106, 175, 177 - canalis pterygoidei 106, 178 - carotis communis 102, 131, 159 - carotis communis, Unterbindung 133 - carotis communis dextra 159 - carotis communis sinistra 159 - carotis externa 104 - carotis interna 103, 409 - centralis retinae 103, 225, 232 - cerebelli inferior anterior 414 - cerebelli inferior posterior 414 - cerebelli superior 414 - cerebri anterior 104, 410 - cerebri media 104, 410 - cerebri posterior 414 - cervicalis ascendens 483 - cervicalis profunda 483 - cervicalis superficialis 157, 483 - choroideae 241 - choroidea anterior 104, 410 - ciliares anteriores 241 - ciliares posteriores breves 104, 241 - ciliares posteriores longae 104, 241 - circumflexa humeri anterior 484, 501 - circumflexa humeri posterior 484, 501 - circumflexa scapulae 483, 500, 503 - collateralis media 485, 506 - collateralis radialis 485, 506, 509 - collateralis ulnaris inferior 485 - collateralis ulnaris superior 485, 504, 508 - communicans anterior 409, 410 - communicans posterior 104, 409, 413 - coronaria dextra 581, 583 - coronaria sinistra 581, 583 - cubitalis 509
Sachregister - digitales palmares communes 486, 523 - digitales palmares propriae 486, 523 - dorsalis nasi 104, 241 - epigastrica superior 482 - ethmoidales 104 - ethmoidalis anterior 182,183, 241 - ethmoidalis posterior 182, 183 - facialis 105, 133, 136, 171 - facialis, Puls 105, 171 - hyaloidea 224, 225, 230 - infraorbitalis 106, 177 - intercostales anteriores 482 - intercostales posteriores 553, 611 - intercostalis suprema 483 - interossea anterior 486, 516 - interossea communis 486 - interossea posterior 486, 516 - interossea recurrens 486, 516 - iridis 241 - labiales 105 - labyrinthi 273, 414 - lacrimalis 104, 241 - laryngea inferior 483 - laryngea superior 105, 133 - lingualis 105, 133, 136, 191 - mammaria interna 482 - masseterica 106, 175, 177 - maxillaris 106, 176 - mediana 486, 516 - meningeae 393 - meningea anterior 241, 396 - meningea media 106,176,396 - meningea posterior 396 - metacarpea dorsalis I 485 - metacarpeae dorsales 527 - metacarpeae palmares 485, 524 - musculophrenica 482 - nasales posteriores et septi 106, 182
- nasales posteriores laterales 182 - nutricia humeri 484 - occipitalis 105, 133, 167 - ophthalmica 103, 241, 409 - palatina ascendens 105, 136, 199, 201 - palatina descendens 106, 178 - palatina major 106, 178, 187 - palatinae minores 106, 178, 188, 199 - palpebrales mediales 104 - pericardiacophrenica 482 - pharyngea ascendens 105, 133, 199, 200 - phrenicae superiores 611 - princeps pollicis 485 - profunda brachii 484, 504, 506 - profunda linguae 105, 191
-
pulmonales 567 pulmonalis dextra 604 pulmonalis sinistra 604 radialis 485, 509, 515, 519 radialis, Puls 515, 519 radialis indicis 485 recurrens radialis 485 recurrens ulnaris 486 sphenopalatina 106, 178, 201 spinalis anterior 414, 482 spinalis posterior 414, 482 sternocleidomastoidea 105, 133 - subclavia 161, 450 - subclavia, Unterbindung 159 - subcostalis 553 - sublingualis 105, 191, 194 - submentalis 105 - subscapularis 484, 500, 502 - supraorbitalis 104, 166, 241 - suprascapularis 157, 483 - supratrochlearis 241 - temporalis media 106 - temporales profundae 106, 177 - temporalis superficialis 106, 166 - thoracica interna 162, 482, 553 - thoracica lateralis 484, 498 - thoracica suprema 484 - thoracoacromialis 484, 496, 497 - thoracodorsalis 500 - thyroidea ima 155 - thyroidea inferior 152, 162, 483 - thyroidea superior 105, 133, 152 - transversa colli 483, 503 - transversa colli, Ramus profundus 157 - transversa colli, Ramus superficialis 157 - transversa faciei 106, 170 - tympanicae 256 - tympanica anterior 106, 176 - ulnaris 486, 509, 516 - ulnaris, Puls 519 - vertebralis 161, 409, 413, 482 - zygomaticoorbitalis 106 Articulatio(iones) acromioclavicularis 422 - capitis costae 543 - carpometacarpeae 460, 461 - carpometacarpea pollicis 460 - costotransversaria 543 - costovertebrales 543 - cricoarytaenoidea 142 - cricothyroidea 141 - cubiti 445 - humeri 423 - humeroradialis 445 - humeroulnaris 444 - incudomallearis 254
Sachregister - incudostapedia 254 - intercarpeae 454, 457 - interphalangeae manus 462 - mediocarpea 455 - metacarpophalangeae 461 - radiocarpea 454 - radioulnaris distalis 442, 443 - radioulnaris proximalis 442 - sternoclavicularis 422 - sternocostales 543 - temporomandibularis 42 Artikulation (Zähne) 61 Aschoff-Tavara-Knoten 590 Assotiationsfasern 306, 386 Astereognosie 291 Atemzentrum 346, 575 Atmung 546 Atmungstypen 552 Atrium dextrum 580, 584 - sinistrum 580, 586 Augapfel 209, 217 Auge 209 Augenblase 225, 281 Augenbecher 225 Augendiagnose 222 Augengrube 225 Augenhöhle 27 - Achse 27 - Lymphgefäße 242 - Nerven 238 - Venen 241 - Wände 27 Augenlid 211 Augenmuskelkerne 351 Augenmuskeln 233 - Funktion 234 - Innervation 235 Auricula 243, 244 - dextra 580 - sinistra 580 Auris externa 243, 244 - interna 262 - media 250 Äußere Körnerschicht 379 - Pyramidenschicht 379 „Aussparung der Macula" 370 Ausströmungsbahn (Herz) 586 Auximetameres Neokranium 67 Axilla 495 Axis bulbi 210 Β Backe 185 Backenzähne 58 „Bajonettfraktur" 442 Balken 286, 292, 306 Balkenloses Gehirn 306 Balkenstrahlung 306 Basalganglien 371 Basedowsche Krankheit 154, 231 Basis cranii 8 - cordis 579, 580 - stapedis 254
Bechterewscher Kern 335 Beischilddrüse 155 - Feinbau 155 - Funktion 155 Beta-Rezeptoren 591 Bichatscher Fettpfropf 90, 170 Bifurcatio tracheae 566, 567 Bindearm 316 Bindearmkreuzung 341 Bindehaut 214 - Feinbau 214 - Gefäße 214 - Lymphgefäße 214 - Nerven 214 Bindehautsack 214 Blähhals 152 Blickzentrum 290 - kortikales 351 „Blinder Fleck" 369 Blut-Hirn-Schranke 402 Blut-Liquor-Schranke 402, 405 Bodenplatte 277 Bogengänge 261, 262 - Feinbau 262 - Funktion 262 - knöcherne 268 Bowmansche Grenzschicht 218 Branchialbögen 66 Branchiogene Fisteln 205 Brachium 503 - colliculi inferioris 319 - colliculi superioris 319 - conjunctivum 316 - pontis 316 Bries 600 Brillenhämatom 213 Bronchialasthma 575 Bronchialbaum 566 Bronchioli 575 - respiratorii 575 - terminales 575 Bronchopulmonale Segmente 566 Bronchus lingularis inferior 566 - lingularis superior 566 - lobaris inferior 566 - lobaris medius 566 - lobaris superior 566 - principalis dexter 566 - principalis sinister 566 - segmentalis anterior 566 - segmentalis apicalis 566 - segmentalis apico-posterior 566 - segmentalis basalis anterior 566 - segmentalis basalis lateralis 566 - segmentalis basalis mediales 566 - segmentalis basalis posterior 566 - segmentalis lateralis 566 - segmentalis medialis 566 - segmentalis posterior 566
621 Bruchsche Membran 219 Brücke 296, 323, 333 - Phylogenese 323 Brückenarme 296, 316 Brückenbeuge 281 Brückenhaube 338 Brust 531 - Form 531 - Orientierungslinien 532 Brustbein 538 Brustdrüse 533 - Arterien 537 - Entwicklung 536 - Feinbau 534, 536 - Lage 533 - Lymphbahnen 537 - Nerven 538 - Venen 537 Brustdrüsen, überzählige 536 Brustfell 556 Brustgrenzstrang 613 Brustmilchgang 612 Brustwand 533 Brustwarze 534 Brustwarzen, überzählige 536 Busen 533 Bucca 185 „Bulbus" 296, 322 Bulbus oculi 209, 217 - olfactorius 295 - v. jugularis inferior 109 - v. jugularis superior 109 Bulla ethmoidalis 30, 36, 180 Bursa bicipitoradialis 452 - m. coracobrachialis 452 - subacromialis 427, 501 - subcoracoidea 424 - subcutanea acromialis 427, 501 - subcutanea olecrani 511 - subdeltoidea 427, 432, 501 - subhyoidea 137 C Caecum cupulare 264 - vestibuläre 264 Calcar avis 300 Calcitonin 154 Calvaría 2 Camera bulbi anterior 210 - bulbi posterior 210 Canaliculus(i) cochleae 271 - lacrimales 211, 215 - mastoideus 15 - tympanicus 15 Canalis(es) caroticus 11, 15 - carpi 459, 519 - condylaris 14 - diploici 13 - hyaloideus 230 - hypoglossi 12, 14, 124 - incisivus 31, 43 - infraorbitalis 27 - mandibulae 45
622 - musculotubarius 16 - nasolacrimalis 27, 28 - opticus 10, 27, 241 - pterygoideus 18, 26 - radicis dentis 49 - semicirculares ossei 268 Canalis semicircularis anterior 268 - semicircularis lateralis 269 - semicircularis posterior 268 - spiralis cochleae 267 Capitulum humeri 421 Capsula interna 308, 309 - externa 313 - lentis 224 Caput costae 539 - humeri 419 - radii 441 - succedaneum 168 - ulnae 440 Cardia 604 Carpus 453 Cartilago(ines) alaris major 32 - arytaenoidea 138 - auriculae 244 - costales 542 - corniculata 141, 145 - cricoidea 138 - cuneiformis 139, 145 - epiglottica 139 - nasales accessoriae 32 - nasi lateralis 32 - septi nasi 29 - thyroidea 138 - tritícea 139 - tubae auditivae 260 - lacrimalis 212 - sublingualis 135, 194 Cavum dentis 49 - laryngis 144 - leptomeningicum 401 - oris 184 - oris proprium 186 - pleurae 559 - septi pellucidi 292, 301 - subarachnoidale 401 - tympani 250 Cellulae ethmoidales 35, 41 - mastoideae 247, 259 Cementum 49, 54 Centrum semiovale 297 Cerebellare Ataxie 358 - Hypotonie 358 Cerebellum 315, 352 Cerumen 247 Chalazion 213 Cheilognathopalatoschisis 169 Cheilognathoschisis 169 Cheiloschisis 169 Chiasma opticum 112, 229, 296 Chiasmaplatte 281 Choanen 96, 179 Chorda(ae) obliqua 442 - tendinae 585, 587
Sachregister - tympani 118, 119, 136, 179, 258 Choroidea 209, 218 - Feinbau 218 Cilia 211, 212 Cingulum 306, 386 Circadiane Rhythmik 364 Circulus arteriosus cerebri 409 - arteriosus iridis major 223 Circulus arteriosus iridis minor 223 Circumferentia articularis radii 441,442 - articularis ulnae 440, 443 Cisterna ambiens 402 - cerebellomedullaris 401 - chiasmatis 402 - chyli 612 - corporis callosi 402 - fossae lateralis cerebri 402 - interpeduncularis 402 - pontis 402 - trigemini 395 - v. cerebri magnae 402 Claudiussche Zellen 266 Claustrum 315, 371, 372 Clava 322 Clavicula 418 - Entwicklung 419 Cli vus 12 Clivuswinkel 72 Cochlea 267, 269 Colliculus(i) facialis 322 - ganglionaris 315 - inferiores 319 - superiores 319, 345 Collum anatomicum humeri 419 - chirurgicum humeri 420 - costae 541 - dentis 49 - radii 441 Commissura anterior 304, 306, 386, 408 - formicis 301, 306, 386 - habenularum 304, 306, 386 - hippocampi 301 - labiorum 185 - posterior 304, 306, 386 Concha nasalis inferior 30 - nasalis media 30 - nasalis superior 30 - nasalis suprema 180 - sphenoidalis 25 Confluens sinuum 398 Coniocortex 381 Conjunctiva 214 Connexus intertendinei 465, 525 Conus arteriosus 580, 586 - elasticus 142 Copula 64, 193 Cor 580 - profundum 559 - superficiale 559
Cornea 209, 218 - Feinbau 218 Cornua thyroidea 138 Corona ciliaris 220 - dentis 49 - radiata 309 Corpus(ora) adiposum buccae 90, 170 - adiposum orbitae 211, 233, 236 - adiposum praeepiglotticum 150 - amygdaloideum 315, 371, 372, 393 - callosum 286, 292, 306, 386 - ciliare 209, 220 - costae 541 - fornicis 301 - geniculatum laterale 230,296, 304, 319, 370 - geniculatum mediale 304, 319 - Luysi 365 - mamillaria 295, 365 - mandibulae 45 - pineale 304, 364 - restiforme 316 - sterni 538, 539 - striatum 315, 371 - trapezoideum 338 - vitreum 210, 230 Cortex cerebri 283, 375 - lentis 225 Cortisches Organ 265 Costae 539 - fluctuantes 539 - spuriae 539 - verae 539 Cranium 1 - cerebrale 2 Crista(ae) ampullaris 262, 335 - arcuata 138 - cutis 521 - galli 10 - lacrimales 27 - occipitalis interna 12 - pyramidis 24 - supraventricularis 586, 587 - terminalis 585 - tuberculi majoris 420 - tuberculi minoris 420 Crus(ra) cerebellocerebrale 316 - cerebri 279, 295, 319, 341, 342 - fornicis 299, 301 - medullocerebellare 316 - osseum commune 269 - osseum simplex 269 - pontocerebellare 316 Cryptae tonsillares 197 Cubitus 508 Cuneus 294 Cupula pleurae 558 Cutícula dentis 54
Sachregister D Dauergebiß 47 - Durchbruch 48 Darwinsches Höckerchen 244 Daumenballen 473 Daumenballenfach 523 Daumen-Kleinfingerprobe 529, 530 Deckfalte 211,277 Decussatio lemniscorum 330 - pendunculorum cerebellarium superiorum 341 - pyramidum 296,322, 329,386 Deitersscher Kern 335 Deitersche Zellen 266 Dens(tes) 47 - canini 58 - decidui 47 - incisivi 58 - lactales 47 - molares 59 - permanentes 47 - praemolares 58 - sapientiae 48 - serotinus 48 Dentin 49, 51 - Einteilung 52 - sekundäres 52 Dentinum 49, 51 Dentinfasern 51 Dentinkanälchen 51 Descemetsche Grenzschicht 218 Descensus laryngis 148, 150 Desmodontium 49 Desmokranium 64 Diabetes insipidus 365 Diaphragma oris 81 - sellae 10, 296 Diazonien 54 Diencephalon 281, 360 Digiti manus 453, 527 Dijodthyrosin 154 Diploë 68 Discus η. optici 227, 369 Dorsalaponeurose 528 - Finger 476 „Dorsale Hörbahn" 338 Dorsum manus 525 - sellae 10 Dreieckiges Bein 454 Dritter Ventrikel 292, 302 Drosselgrube 155, 539 Ductuli alveolares 575 Ductus branchiales 204 - cochlearis 261 - endolymphaticus 261, 263 - lactiferus 534 - lymphaticus dexter 109, 574, 617 - n a s o l a c r i m a l 181, 211, 216 - parotideus 170, 172 - pharyngobranchiales 204 - reuniens 261, 264 - semicirculares 261, 262
-
sublingualis major 194 sublinguales minores 194 submandibularis 194 thoracicus 109, 162, 574, 612, 615 - thyroglossus 154, 188 - utriculosaccularis 261 Dupuytrensche Kontraktur 522 Dura mater 393 Dysmetrie 358 Dysphagia lusoria 161 Dyspraxie 386
623 F
Facies articularis capitis costae 539 - diaphragmatica cordis 578, 580 - interlobares pulmonum 573 - sternocostalis cordis 580 „Fallhand" 528 Falx cerebri 286, 393, 394 - cerebelli 393, 394 Fascia antebrachii 462, 514 - axillaris 498 E - brachii 447, 504 - buccopharyngea 203 v. Ebnersche Linien 52 - cervicalis, Lamina praeEckzähne 58 trachealis 155 Eigelenk 454 - cervicalis, Lamina superEinströmungsbahn (Herz) 586,587 ficialis 155, 159 Elle 440 - clavipectoralis 436, 496 Ellenarterie 486 - colli media 155, 163 Ellenbeugengegend 508, 511 - colli profunda 163 Ellenbogen 508 - colli superficialis 155, 163 Ellenbogengelenk 445 - endothoracica 163, 553 - Kapsel 445 - masseterica 85 Ellenbogenstreckseite 511 - parotidea 85 Eminentia arcuata 11, 23, 268 - pectoralis profunda 436, 496 - carpi radialis 480, 559 - pharyngobasillaris 200 - ulnaris 459, 480 - temporalis 85, 95 - collateralis 300 Fasciculus(i) atrioventricularis - pyramidalis 256 590 Emissaria 12 - corticothalamic! 309, 388 Emphysem 553 - cuneatus 329 Enamelum 49, 53, 56 - gracilis 329 Endhirn 297 - longitudinalis inferior 307, - Kerne 371 386 Endocarditis 598 - longitudinalis medialis 331 Endocardium 598 - longitudinalis superior 307, Endokard 598 386 Endolymphe 264 - occipitalis verticalis 308 Enophthalmus 237 - retroflexus 392 „Eparterieller Bronchus" 563 - t h a l a m o c o r t i c a l 309 Epicardium 580/598 - uncinatus 307, 386 Epicondylus(i) humeri 421 Fazialislähmung 335 - lateralis humeri 511 Fenestra cochleae 251, 268 - medialis humeri 511 - vestibuli 251, 268 Epiglottis 139 Fibrae alveolodentales 49 Epikanthus 212 - arcuatae cerebri 306, 386 Epikard 580, 598 - arcuatae externae 330 Epipharynx 196 - arcuatae externae dorsales Epiphyse 304 331 Epithalamus 311 - arcuatae internae 330 Epithelkörperchen 155 - nigroamygdalares 392 Epitympanon 250 - pontis transversae 333 Erbsenbein 454 - zonulares 209, 225 Erregungsbildungssystem Ficksches Bogenband 457 (Herz) 590 Figurae tactiles 521 Erregungsleitungssystem Finger 453, 527 (Herz) 590 - Gefäße 528 Ersatzdentin 52 - Haut 528 Ersatzzahnleiste 55, 57 - Nerven 528 Ersatzzähne 47 - Sehnen 528 Exophthalmus 154, 237 - Sehnenscheiden 528 - pulsierender 399 Fingergelenke 461 Extrapyramidales System 372 Fingerglieder 453
624 Fingergrundgelenke 461, 462 Fingerknochen 461 Fingermittelgelenke 462 Fimbria hippocampi 292, 300 Fissura horizontalis pulmonis 563 - interlobaris pulmonis 563 - longitudinalis cerebri 286 - mediana anterior (medullae oblongatae) 322 - obliqua pulmonis 563 - orbitalis inferior 27, 28 - orbitalis superior 11, 26, 27, 238 - petrosquamosa 16 - petrotympanica 16 - praepyramidalis 316 - prima 316 - sphenopetrosa 11, 121 - sterni congenita 539 - Sylvii 289 - transversa cerebri 287 Flankenatmung 544 Flügelgaumengrube 42 Flügelplatte 278 Folia cerebelli 315 Folliculi linguales 188 Fonticulus major 2 - mastoideus 4 - minor 2 - sphenoidalis 4 Foramen(mina) apicis dentis 49 - caecum 10 - caecum linguae 188 - ethmoidale anterius 19, 28 - ethmoidale posterius 19, 28 ~ frontale 165 - incisivum 43 - interventriculare 292, 299, 304, 408 - jugulare 12, 120, 121 - lacerum 11 - Luschkae 322, 409 - Magendiei 322, 409 - magnum 12 - mandibulae 43 - mastoideum 16, 24 - mentale 45 - Monroi 292, 304, 408 - occipitale magnum 12 - ovale 11, 25, 584 - palatinum majus 43 - palatinum minus 43 - rotundum 11, 25 - singulare 272 - sphenopalatinum 31 - spinosum 11, 18, 26 - stylomastoideum 118 - supraorbitale 165 - thyroideum 138 - zygomaticofaciale 38 - zygomaticoorbitale 28 - zygomaticotemporale 38 Formatio reticularis 334, 345
Sachregister - reticularis medullae oblongatae 325 Fornix 292, 307, 386 - conjunctivae 214 - humeri 423 - pharyngis 197 - sacci lacrimalis 216 Fossa axillaris 497 - cranii anterior 10 - cranii media 10 - cranii posterior 11 - cubitalis 508 - coronoidea humeri 421 - glandulae lacrimalis 19 - hypophyseos 25, 296 - infraclavicularis 495 - infraspinata 416 - interpeduncularis 295, 319 - intercruralis 319 - jugularis 15, 155, 539 - lateralis cerebri 289 - olecrani 421 - ovalis 584 - pterygopalatina 42 - radialis humeri 421 - rhomboidea 321 - sacci lacrimalis 27 - scaphoidea 18 - subarcuata 24 - supraclavicularis major 77 - supraclavicularis minor 77, 159 - supraspinata 416 Fossula(ae) petrosa 15 - tonsillares 197 Fovea centralis 210, 228, 370 - oblonga 138 - radialis 525 - sublingualis 46 - submandibularis 46 - triangularis 138 Foveolae granulares 8, 404 Frenulum labii inferioris 186 - labii superioris 186 - linguae 191 - veli medullaris superioris 319 „Frühzahner" 47 Fundus meatus acustici interni 272 Fuszin 230 G Galea aponeurotica 91, 165 Ganglion cervicale medium 159 - cervicale superius 133, 150 - cervicothoracicum 159,615 - ciliare 240 - extracraniale (N. glossopharyngeus) 120 - geniculi 118 - inferius (N. glossopharyngeus) 120 - inferius (N. vagus) 121
- intracraniale (N. glossopharyngeus) 120 - jugulare 121 - nodosum 121 Ganglion oticum 121, 179 - pterygopalatinum 115 - semilunare 113, 340, 395 - spirale 120, 271, 273 - stellatum 159, 615 - submandibulare 136 - superius (N. glossopharyngeus) 120 - superius (N. vagus) 121 - trigeminale 113, 340, 395 - trigeminale, Anästhesie 395 - vestibuläre 120, 273, 335 Gaumen 187 - harter 42 Gaumenbein 32 Gaumenbogen 197 Gaumenmandel 197 - Arterien 199 - Feinbau 197 - Funktion 197 - Nerven 200 Gaumenmuskeln 97 Gaumenspalte 188 Gebiß 60 Gebißschema 48 „Geburtshelferhand" 529 Gehirn 274 - Oberfläche 286 - , weiße Substanz 305 Gehirnbasis 295 Gehirnkapsel 64 Gehirnnerven 112 Gehirnschädel 2, 68 Gehörgang, äußerer 243, 244 - innerer 272 Gehörgangsknorpel 245 Gehörknöchelchen 253 Gelber Fleck 228 Gennari-Streifen 370 Geniculum n. facialis 118 Gerstenkorn 213 Geschmacksknospen 189 Geschmacksleitung 191 Gechmacksnerven 189 Geschmacksporus 189 Geschmackszellen 189 Gesicht, Entwicklung 168 Gesichtsfurunkel, Ausbreitung 179 Gesichtshaut 170 Gesichtsschädel 27 Gesichtswinkel 72 Gewölbe 292 Gibsonsche Faszie 163, 553 Gießbeckenknorpel 138 Gingiva 49, 51, 186 - Nerven 195 Glabella 5, 165 Glandula(ae) labiales 186 - buccales 175 - ceruminosae 247
Sachregister - ciliares 212 - lacrimalis 211, 215 - linguales 191 - lingualis anterior 191 - olfactoriae 181 - palatinae 187 - parathyroidea 155 - parotis 170, 171 - parotis, Blutgefäße 172 - parotis, Feinbau 173 - parotis, Nerven 173 - parotis accessoria 172 - sublingualis 194 - submandibularis 135 - tarsales 212, 213 - thyroidea 151 - tracheales 156 Glasersche Spalte 16 Glaskörper 210, 230 Glaukom 231 Gleichgewichtsbahn 335 Gleichgewichtsnerv 120 Glia perivascularis 402 Glioblast 278 Globus pallidus 315, 365 Glomerulus(a) cerebellaris 353 - olfactoria 390 Glomus caroticum 131 - choroideum 301 Glottis 145 Glottiskrampf 144 Glottisödem 147 Glotzauge 231 Golgi-Zellen 354 Gonadotropes Hormon (FSH) 368 Granula meningica 286, 398, 404 Granulationes arachnoidales 286, 398, 404 Gratioletsche Strahlung 370 Grauer Star 225 Großhirnmark 386 Großhirnrinde 375 - Myeloarchitektonik 381 - Phylogenese 375 - Rindenfelder 381 - Schichtenbau 377 - Zytoarchitektonik 377 Grundplatte 278 Grüner Star 231 Guyonsche Loge 525 Gyrus(i) angularis 291 - cerebri 286 - cinguli 293 - dentatus 293 - fasciolaris 294 - frontalis inferior 289 - frontalis superior 292 - lingualis 295 - occipitotemporalis 295 - orbitales 295 - parahippocampalis 293, 295, 390 - paraterminalis 293
-
praecentralis 286, 287, 289 postcentralis 286, 289, 291 rectus 295 subcallosus 293 supramarginalis 289, 291 temporalis inferior 291, 295 temporalis médius 291 temporalis superior 291 temporales transversi 291, 298 H
Habenulae 304 Hagelkorn 213 Hakenbein 455 Hals allgemein 1 - Grenzen 1 Halsbläschen 204 Halsbucht 204 Halsfaszien 163 Halsfisteln (mediane) 206 Halsfisteln (seitliche) 205 Halsgeflecht 125 Halsmuskeln 75 Halsphlegmone, tiefe 135 Hammer 253 Hammer-Amboß-Gelenk 254 Hammer-Amboß-SchuppenRaum 256 Hamulus ossis hamati 459 - pterygoidens 18, 26 Hand 518 Handfaszien 473 Handgelenke 453 - Mechanik 460 Handgelenk, distales 455 - proximales 454 Handknochen, Ossifikation 462 - Phylogenese 462 Handmuskeln, kurze 473 Handrücken 525 Handskelett, Einteilung 453 Handwurzel 453 Handwurzelbeugeseite 519 Handwurzelknochen, Form 457 Handwurzelmittelhandgelenke 460 „Hasenscharte" 169 Hasnersche Klappe 216 Hassalsche Körperchen 601 Haube 279, 326, 341 Hauptbronchus, linker 566 - rechter 566 Helicotrema 271 Helix 244 Helmholtzsche Hörtheorie 266 Hemianästhesie 383 Hemianopsia bitemporalis 369, 400 - homonyma 370 - inferior 370 - superior 370 Hemiballismus 366 Hemisphaeria cerebelli 315
625 Hensensche Zellen 266 Herz 580 - Auskultation 596 - Form 597 - Gewicht 597 - Größe 597 - Lageveränderungen 597 - Maße 597 - Nerven 591 - Neugeborener 597 - Perkussion 596 Herzachse 579 Herzbeutel 598 - Punktion 600 Herzdämpfung, absolute 596 - relative 596 Herzgrube 531 Herzhemmungszentrum 347 Herzinnenhaut 518 Herzkammer, rechte 586 - linke 587 Herz-Lungenquotient 597 Herzmuskulatur 588 Herzskelett 587 Herzspitzenstoß 596 Herring-Körper 368 Heschlsche Querwindung 291 Heterodontie 47 Heterotypische Rinde 380 Hiatus aorticus 611 - basilicus 503 - canalis n. petrosi majoris 11, 23 - canalis n. petrosi minoris 11, 23 - maxillaris 36 - semilunaris 30, 181 Hiatushernie 607 Hilus pulmonis 563 „Hilusdrüsen" 574 Hiluszeichnung 568 Hinterhauptsbein 19 Hinterhauptsfontanelle 2 Hinterhauptslappen 291 Hippocampus 300 Hirnanhang 367 Hirnarterien 409 - Artériographie 414 Hirnbläschen, primäre 278 - sekundäre 279 Hirnhaut, harte 393 Arterien 396 Nerven 397 - weiche 400 Funktion 403 Nerven 403 Hirnnerven 326 - Austrittstellen 297 - Kerne 327 Hirnschenkel 279, 295, 341, 342 Hirnsichel 286, 393, 394 Hirnstamm, Feinbau 329 - Funktion 329 Hirnstiel 341 Hirnvenen 414
626
Sachregister
Hirnventrikel 405 - Punktion 409 Hissches Bündel 590 „Hochstettersche Epithelmauer" 170 Hohlhand 521 Hohlhandbogen, oberflächlicher 486, 523 - tiefer 485, 524 Hohlvenenrezessus 599 Hohlwarze 534 Homoiodontie 47 Homotypische Rinde 380 Hörbahn 337 Hordeolum 213 Horizontalzellen 230 Hörnchenknorpel 141 Hörnerv 120 Hornerscher Muskel 216 - Symptomenkomplex 160, 615 Hornhaut 209, 218 - Feinbau 218 Hornhautreflex 348 Hörrinde 338 Hörstrahlung 338, 390 Hörzellen 266 Hörzentrum 291 Humerus 419 Humor aquosus 210 Hunter-Schregersche Streifung 54 Huntsche Zone 119 Hustenreflex 346 Hyaluronsäure 230 Hyaluronsäure 230 Hydrocephalus 3 - internus 72 Hydroxylapatit 51 Hyoidbogen 67 Hyomandibulare 64 „Hyparterieller Bronchus" 563 Hyperakusis 256 Hypermastie 536 Hyperthelie 536 Hypopharynx 196 Hypophyse 296, 367, 400 - Entwicklung 367 - Gefäße 367 - Nerven 367 Hypophysis cerebri 296, 367, 400 Hypophysentumoren 400 Hypothalamus 281, 311, 365 - Feinbau 365 Hypothenar 473, 474 Hypotympanon 250 I Impressio(nes) cardiaca 563 - digitatae 10 - trigemini 11, 23 Incisura(ae) apicis cordis 580 - cardiaca pulmonis 578 - clavicularis sterni 539
- costales sterni 539 - ethmoidalis 18 - frontalis 165 - interarytaenoidea 144 - jugularis sterni 539 - mastoidea 16 - radialis ulnae 440 - scapulae 416 - thyroidea 138 - thyroidea superior 138 - trochlearis ulnae 444 - ulnaris radii 441, 443 Incus 254 Indusium griseum 293, 298 Infundibulum 296 - ethmoidale 181 Inkabein 7 Innenohr 261 Innere Augenhaut 225 - Kapsel 308, 309 - Körnerschicht 379 Pyramidenschicht 380 Inneres Knie (N. facialis) 335 Interdentalpapillen 51 Interdentalräume 51 Interglobulardentin 52 Interglobularräume 52 Intermediärstellung 142 Intermedin 368 Intersectiones tendineae 78 Interspinallinie 604 Intraokularer Druck 231 Intravenöse Injektionen 509 Intumescentia cervicalis 324 - lumbalis 324 Insel 298 Insula 298 Iris 209, 221 - Feinbau 222 - Gefäße 223 - Nerven 223 Irisdiagnose 222 Iriskornealwinkel 231 Iriskrause 221 Irisstroma 222 Isocortex 377 Isthmus gyri cinguli 293 - faucium 96 - tubae auditivae 260 J Jakobsonsche Anastomose 121 Jacksonscher Anfall 383 Jakobsonsches Organ 181 Jochbein 38 Juncturae tendinum 465 Κ Kahnbein 454 Kahnschädel 75 Kammerwasser 210 Kantenmerkmal 58 Kardiolyse 600
Karotissiphon 414 Karpalkanal-Syndrom 460 Karpaltunnelsyndrom 460 Kastrationszellen 368 Katarakt 225 Kaumuskeln 94 Kehldeckel 139 Kehldeckel-FettkörperMechanismus 150 Kehlkopf 138 - Funktion 150 Kehlkopfeingang 96, 144 Kehlkopfhöhle 144 Kehlkopfmuskeln 142 Kehlkopfschleimhaut 147 Kehlkopfskelett 138 Keilbein 25 Keilbeinfontanelle 4 Keilbeinhöhle 25, 39, 41 - Zugang 181 Keilknorpel 139 Keith-Flackscher-Knoten 590 Kephalohämatom 168 Kerne der Mittellinie 362 - des Pulvinar thalami 362 Kiefergelenk 62 - Kapsel 62 - Luxation 63 - Mechanik 62 Kieferklemme 184 Kiemen 203 Kiemenbögen 66, 203 Kiemenbogenarterien 206 Kiemenbogenmuskeln 207 Kiemenbogennerven 207 Kiemenfurchen 204 Kiemenhirn 323 Kleinfingerballen 473, 474 Kleinfingerballenfach 523 Kleinhirn 315, 352 - Feinbau 352 - Funktion 358 - Phylogenese 319 Kleinhirn-Brückenwinkel 296 Kleinhirnhemisphären, Einteilung 316 Kleinhirnkerne 318 Kleinhirnsichel 393, 394 Kleinhirnwurm, Einteilung 316 Kleinhirnzelt 393, 394 Kletterfasern 352 Knochenleitung 272 Knorpelknickungswinkel 542 Kolostrum 536 Kommissuren 306 Kommissurenfasern 386 Kommissurenplatte 281 Kompensationskurve 60 Komplementärräume 559 Koniotomie 148 Konjunktivalsack 214 Kopf, allgemein 1 - Grenzen 1 Kopfbein 455 Kopfbiß 60
Sachregister Kopfmuskeln 84 Kopfschwarte 91, 166 - Lymphbahnen 167 - Nerven 167 - Venen 167 Kopfwender 76 Korakoid 419 Korbzellen 354 Kornea 218 Körperfühlsphäre 291, 294 „Krallenhand" 530 Kranzgefäße 580 Kranznaht 2 Kreislaufzentren 346, 347 Kretinismus 154 Kronenflucht 58 Kronenkammer 52 Kronenkontakt 61 Krönleinsches Schema 396 Kröpf 152 Krümmungsmerkmal 58 Kubitalwinkel 446 L Labbésche Vene 415 Labidontie 60 Labium(ia) oris 185 - limbi vestibuläre 266 Labyrinth, häutiges 261 - knöchernes 267 Labyrinthus ethmoidalis 35 - membranaceus 261 - osseus 267 Lacertus fibrosus 452, 508 - m. recti lateralis 233 Lacunae laterales 286 Lacus lacrimalis 211,212,215 Laimersches Dreieck 97 Lambdanaht 2 Lamina(ae) affixa 302 - basilaris 265 - choriocapillaris 219 - cribrosa sclerae 231 - granulans externa 379 - granularis interna 379 - medulläres thalami 310 - molecularis 377 - multiformis 380 - parietalis pericardii 580, 598 - perpendicularis 29 - praevertebralis fasciae cervicalis 163 - pyramidalis externa 379 - pyramidalis interna 380 - quadrigemina 279, 304, 319, 320, 341 - spiralis ossea 270 - superficialis fasciae cervicalis 163 - suprachoroidea 219 - tecti 279, 304, 319, 320, 341 - tectoria ventriculi tertii 408 - terminalis 292, 408 - visceralis pericardii 580, 598
Larreysche Spalte 482 Laryngopharynx 196 Larynx 138 Laterale Schleife 338 Lebensbaum 315 Legasthenie 385 Leitungsbogen 275 Lemniscus medialis 330, 332, 334 - lateralis 304, 319, 338 - trigeminalis 340 Lens 223 Leonardosches Bündel 585 Leptomeninx 400 Lesezentrum 291, 371, 385 Leukotomie 385 Levatorwulst 197 Lichtreaktion 351 Lidhaut 212 Lidkante 212 Lidplatte 212 Lidspalte 212 Limbisches System 391 Limbus corneae 218 - gingivae 51 - fossae ovalis 584 - palpebralis 212 Limen nasi 179 Linea alba colli 165 - axillaris 532 - axillaris anterior 532 - axillaris posterior 533 - cephalica 521 - costoarticularis 533 - mamillaris 532 - mediana anterior 532 - mediana posterior 533 - mensalis 521 - nuchae inferior 8, 15 - nuchae superior 6, 15, 165 - nuchae suprema 6 - parasternalis 532 - scapularis 533 - sternalis 532 - stomachica 521 - temporalis inferior 5 - temporalis superior 5 - trapezoidea 419 - Vitalis 521
Ligamentum(a) acromioclaviculare 422 - alveolodentalia 49 - anularía 156 - anulare stapedis 254 - arteriosum 580, 604 - Botalli 604 - carpi dorsale 462 - carpometacarpea 461 - collaterale radiale 446 - collaterale ulnare 446 - conoideum 422 - coracoacromiale 423 - coracoclaviculare 422 - costoclaviculare 422 - costopleurale 553
627 - cricothyroideum 138, 141, 142 - glenohumeralia 425 - incudis posterius 254 - incudis superius 254 - intercarpea 454, 457 - interclaviculare 422 - mallei superius 253 - metacarpea dorsalia 461 - metacarpea interossea 461 - metacarpea palmaria 461 - metacarpea superficialia 473 - metacarpeum transversum profundum 461 - natatoria 473 - palpebrale laterale 213 - palpebrale mediale 213 - pisohamatum 469 - pisometacarpeum 469 - pleurovertebrale 553 - pulmonale 563 - radiocarpeum dorsale 455 - radiocarpeum palmare 455 - sphenomandibulare 62 - spirale cochleae 265 - sternoclaviculare anterius 422 - sternoclaviculare posterius 422 - sternocostale intraarticulare 543 - sternocostale radiatum 543 - sternopericardiaca 599 - stylomandibulare 62 - temporomandibulare 62 - thyrohyoidea 141 - thyrohyoideum medianum 141 - thyroideum 155 - transversum scapulae superius 422 - trapezoideum 422 - ulnocarpeum palmare 455 - vocale 142 Lingua 188 Lingula cerebelli 317 - pulmonis 563 Linse 223 - Altersveränderungen 224 - Entwicklung 224 Linsenkapsel 224 Linsenkern 313 Linsentrübung 225 Lippen 185 - Arterien 186 - Lymphgefäße 186 - Nerven 186 Lippenrot 185 Liquor cerebrospinalis 404 Liquor-Hirn-Schranke 402 Liquorräume 404 Lobulus(i) auriculae 244 - paracentralis 292 - parietalis inferior 291 - parietalis superior 291 - pulmonis 563, 567, 576
628
Sachregister
Lobus(i) axillaris mammae 533 - frontales 289, 295 - inferior pulmonis 563 - médius pulmonis 563 - occipitalis 291 - parietalis 290 - pyramidalis 151 - temporalis 291, 295 - v. azygos 564 Locus coeruleus 322 Luftröhre 156, 604 - Gefäße u. Nerven 156 - Lagebeziehungen 156 - Schleimhaut 156 Luftröhrengegend 155 Luftröhrenschnitt 156 Lunge 560 - Farbe 576 - Feinbau 575 - Form 561 - Gewicht 576 - Lymphgefäße 573 - Nerven 575 Lungenarterien 567 Lungenbasis 562 Lungenfell 556 Lungenhilus 563 - Topographie 563 Lungenlappen, akzessorische 564 Lungenläppchen 563, 567, 576 Lungenpforte 563 Lungenspitze 562 Lungensog 551 Lungenvenen 567 Lungenwurzel 563 Lungenzug 551 Lunula valvulae semilunaris 586 Luxatio infraspinata 426 - subcoracoidea 426 - supracoracoidea 426 Lymphatischer Rachenring 199 M Macula(ae) flava 145 - lutea 228, 370 - neglecta 263 - sacculi 263 - staticae 263, 335 - utriculi 263 Magengrube 531 Magenmund 604 Mahlzähne 59 Makuläres Bündel 370 Malleus 253 Mamma 533 Mandelkern 315, 371, 372, 392 Mandíbula 43 Mandibulaköpfchen 43 Mandibulare 64 Mandibularbogen 64, 67 „Mantel" 283 Manubrium sterni 538, 539 Manus 518
Margo ciliaris 221 - pupillaris 221 - supraorbital 5 Massa intermedia thalami 292, 304 Maxiila 36 Meatus acusticus externus 243, 244 - acusticus internus 12, 24,119, 272 - nasi inferior 30 - nasi médius 30 - nasi superior 30 Meckelscher Knorpel 67 Mediales Längsbündel 349 Mediale Schleife 330 Mediane Lippenspalte 169 Medianusgabel 491 Mediastinalflattern 597 Mediastinitis 605 Mediastinum 555, 576 - anterius 578 - posterius 604 Medulla oblongata 296, 322 Medullarplatte 276 Medullarrohr 277 Medullarrinne 276 Medullarwülste 276 Meibomsche Drüsen 212 Melatonin 364 Membrana intercostalis interna 546 - interossea antebrachii 440, 442, 514 - reticularis 266 - spiralis 265 - suprapleuralis 163 - tectoria 266 - thyrohyoidea 141 - tympani 248 - tympani secundaria 251, 268 Merseburger Trias 154 Mesektoderm 277 Mesencephalon 319 Mesialwanderung 61 Mesopharynx 196 Mesotendineum 478 Mesotenon 478 Mesotympanon 250 Metacarpus 453 Metathalamus 311, 364 Mikrozephalie 2, 72 Milch 536 Milchdrüse 533 Milchgebiß 47 - Durchbruch 47 Milchzähne 60 Mimische Muskulatur 85 Mitralzellen 390 Mittelfell 555, 576 Mittelhand 453 Mittelhandknochen 460 Mittelhirn 319 - Phylogenese 320 Mittelohr 259
Mittelohrtaubheit 256 Moderatorenband 585 Modiolus 269 Modulationskerne (Thalamus) 362 Mohrenheimsche Grube 418, 495 Molekularschicht (Großhirn) 377 Mollsche Drüsen 212 Mondbein 454 Mongolenfalte 212 Monticuli 521, 522 Moosfasern 352 Motorisches Sprachzentrum 289 Müllerscher Muskel 28, 220 Müllersche Stückzellen 230 Multiforme Schicht 380 Mundboden 81 Mundbodenphlegmone 135, 194 Mundhöhle 184 Mundwinkel 185 Musculus(i) abductor digiti minimi 474 - abductor pollicis brevis 473 - abductor pollicis longus 467, 512, 519 - adductor pollicis 474 - anconeus 452 - auricularis anterior 91 - auricularis posterior 91 - auricularis superior 91 - arrectores pilorum 212 - arytaenoideus 143 - biceps brachii 448 - brachialis 452 - brachioradialis 463, 512 - buccinator 90 - caninus 90 - ciliaris 209, 220, 240 - ciliaris, Funktion 221 - constrictor pharyngis inferior 97 - constrictor pharyngis medius 97 - coracobrachialis 452 - corrugator supercilii 88 - costrictor pharyngis superior 97 - cricoarytaenoideus lateralis 142 - cricoarytaenoideus posterior 142 - cricothyroideus 142 - deltoideus 431 - depressor anguli 88 - depressor septi 91 - depressor labii inferioris 89 - depressor supercilii 86 - digastricus 80 - dilatator pupillae 222, 240 - epicranius 91
Sachregister extensor carpi radialis brevis 463, 512 extensor carpi radialis longus 463 extensor carpi ulnaris 465 extensor digiti minimi 465 extensor digitorum 463 extensor indicis 467 extensor pollicis brevis 467, 512, 519 extensor pollicis longus 467 flexor carpi radialis 469, 512, 519 flexor carpi ulnaris 469, 512 flexor digiti minimi brevis 474 flexor digitorum profundus 470 flexor digitorum superficialis 469, 512 flexor pollicis brevis 474 flexor pollicis longus 470 frontalis 88, 92 genioglossus 98 geniohyoideus 80 hyoglossus 99, 136 infraspinatus 435 intercartilaginei 546 intercostales 544 intercostales externi 545 intercostales interni 545 intercostales intimi 545 interossei 474 intertransversarii anteriores cervicis 83 levator anguli oris 90 levator labii superioris 90 levator labii superioris alaeque nasi 89, 91 levator nasi et labii maxillaris lateralis 90 levator nasi et labii maxillaris medialis 89 levator palpebrae superioris 213 levator veli palatini 98, 197 longitudinalis inferior 100 longitudinalis superior 100 longus capitis 82 longus colli 82 lumbricales 474, 523 masseter 95 mentalis 90 mylohyoideus 80, 136 nasalis 91 obliquus oculi inferior 234, 235 obliquus oculi superior 234, 235 occipitalis 91 occipitofrontalis 91, 92 omohyoideus 79 opponeus digiti minimi 474 opponeus pollicis 474 orbicularis oculi 85, 212, 213 orbicularis oris 88
-
orbitalis 28, 237 palatoglossus 98, 197 palatopharyngeus 97, 98 palmaris brevis 474, 522 palmaris longus 469, 512, 519 papilläres 585, 587 pectinati 585 pectoralis major 429 pectoralis minor 429 procerus 88 pronator teres 469 pronator quadratus 470 pterygoideus lateralis 96 pterygoideus medialis 96 quadratus labii mandibularis 89 rectus capitis anterior 82 rectus oculi medialis 233, 235 rectus oculi inferior 235 rectus oculi lateralis 233, 235 rectus oculi superior 233, 235 retractor bulbi 235 risorius 89 salpigopharyngeus 97 scalenus anterior 81, 159 scalenus medius 81 scalenus minimus 163, 553 scalenus posterior 81 serratus anterior 431 sphincter laryngis externus 142 sphincter laryngis internus 142 sphincter pupillae 222, 240 stapedius 255 sternalis 429 sternocleidomastoideus 77 sternohyoideus 79 sternothyroideus 79 subclavius 431, 497 subcostales 546 subscapularis 435, 502 supinator 467 supraspinatus 435 stylohyoideus 80 stylopharyngeus 97, 136 tarsalis inferior 214 tarsalis superior 214 tensor tympani 255 tensor veli palatini 97 temporalis 95, 175 temporoparietalis 92 teres major 435 teres minor 435 thyroarytaenoideus 143 thyroepiglotticus 143 thyrohyoideus 79 transversus linguae 100 transversus thoracis 546 triangularis 88 triceps brachii 452 uvulae 98 verticalis linguae 100 vocalis 144 zygomaticus major 90
629 - zygomaticus minor 90 Myxödem 154 Ν Nackenbeuge 281 Nägel 528 Nahtknochen 2 Nasenbein 34 Nasenfurunkel 180 Nasengänge, knöcherne 30 Nasenhöhle 179 - knöcherne 29 Nasenkapseln 64 Nasenmuscheln 30 Nasennebenhöhlen 39, 179 Nasenskelett 32 Nasopharynx 196 Nebenoliven 331 Nebenphrenikus 126, 161 Neocerebellum 316, 334 Neocortex 375 Neorubrum 342 Neostriatum 315, 372 Nervensystem, Entwicklung 276 Nervus(i) abducens 117, 235, 238, 240, 335 - accessorius 124, 133, 157, 503 - alveolaris inferior 117, 179 - Anästhesie 195 - ampullaris anterior 120 lateralis 120 posterior 120, 272 - auriculares anteriores (N. auriculotemporalis) 117 - auricularis posterior 119 - auricularis magnus 125, 129, 159 - auriculotemporalis 117, 168, 173, 179 - axillaris 494, 500, 501 - buccalis 116, 174, 175, 179 - cardiaci cervicales 161, 591 - cardiacus cervicalis inferior 592,615 cervicalis medius 592 cervicalis superior 592 - cardiaci thoracici 592, 615 - caroticotympanic! 258 - cervicalis descendens 124, 125, 161 - ciliares 221 - ciliares breves 240 longi 114 - cochlearis 120 - cutaneus antebrachii lateralis 491, 509, 514 - cutaneus antebrachii medialis 493, 500, 503, 504, 509, 514 - cutaneus antebrachii posterior 494, 506, 514 - cutaneus brachii lateralis inferior 494, 506
Sachregister
630 - cutaneus brachii lateralis superior 494, 501 - cutaneus brachii medialis 494, 503 - cutaneus brachii posterior 494, 504, 506 - cutaneus colli 125, 129, 135, 159 - digitales dorsales 493 - digitales palmares communes 493, 523 - digitales palmares proprii 493, 523 - dorsalis scapulae 157, 491, 503 - ethmoidalis anterior 114,182, 183 - ethmoidalis posterior 114 - facialis 118, 335 - - Verlaufsstrecken 258, 259 Verletzungen 259 - frontalis 114, 239 - glossopharyngeus 120, 136, 189, 191,200 - hypoglossus 124, 131, 136, 191, 194 - infraorbitalis 115, 173 - infratrochlearis 114, 173 - intercostales 553 - intercostobrachialis 498, 503 - intermediofacialis 118 - intermedius 118, 189 - interosseus anterior 492, 516 - interosseus posterior 494, 516 - lacrimalis 113, 173, 239 - laryngeus inferior 123, 147, 154, 156 - laryngeus recurrens 123, 154, 156, 162, 604 - laryngeus superior 123, 133, 147 - lingualis 117, 136, 179, 191, 194 - mandibularis 116, 173, 179 Anästhesie 196 - massetericus 116, 175, 178 - maxillaris 114, 173 Anästhesie 196 - meatus acustici externi 117 - medianus 491, 498, 504, 509, 516, 519, 523 Autonomgebiet 493 Lähmung 529 - mentalis 117, 173, 179 - musculocutaneus 491, 500, 504 - mylohyoideus 117, 136, 179 - nasociliaris 114, 238 - n a s o p a l a t i n e 115, 182, 188 - occipitalis major 168 - occipitalis minor 125, 130, 168 - olfactorii 112, 182, 183, 295 - oculomotorius 112, 235, 240, 320, 338
-
ophthalmicus 113, 173 opticus 112, 211, 229, 231 palatini 115 palatini minores 188 palatinus major 187 palatinus medius 200 pectorales 491, 497 petrosus major 118, 119 petrosus minor 121, 257 phrenicus 126, 159, 161, 579, 602 - phrenicus accessorius 126, 161
-
pterygoidei 179 pterygoideus lateralis 116 pterygoideus medialis 116 pterygopalatini 115 radialis 494, 504, 506, 509 Autonomgebiet 494 Lähmung 528 recurrens 123, 154, 156, 162, 604 - saccularis 120, 263 - splanchnicus major 615 - splanchnicus minor 615 - stapedius 119 - statoacusticus 119 - subclavius 491 - sublingualis 117 - subscapularis 491 - supraclaviculares 125, 130, 496, 501, 538 - supraorbitalis 114, 167, 173 - suprascapularis 157, 491 - supratrochlearis 114, 173 - temporales profundi 116, 178 - tensoris tympani 179 - tensoris veli palatini 179 - terminalis 181 - thoracici 501, 553 - thoracicus longus 157, 491, 500 - t h o r a c o d o r s a l 491, 500 - transversus colli 125, 129, 135, 159 - trigeminus 113, 173, 395 Druckpunkte 174 - - Kerne 339 - trochlearis 113, 235, 239, 319 - tympanicus 121, 257 - ulnaris 493, 500, 504, 508, 511, 516 Autonomgebiet 493 Lähmung 530 - utricularis 120, 263 - utriculoampularis 120 - vagus 121, 131, 133, 159, 161, 189, 200, 613 - vestibularis 120 - vestibulocochlearis 119, 262, 271, 335 - zygomaticus 115, 173 - zygomaticofacialis 38 - zygomaticotemporalis Netzhaut 210, 225
- Ablösung 227, 230 - Entwicklung 225, 227 - Feinbau 228 - Gefäße 228 Neukleinhirnbahnen 356 Neuralleiste 277 Neuralplatte 276 Neurairinne 276 Neurairohr 277 Neuraiwülste 276 Neuroblast 278 Neurohypophyse 368 Neurokranium 2 Neuroporus 277 Neurosekretion 365 Nickhaut 212 Niesreflex 346 Nischenzellen 576 Nodulus valvulae semilunaris 586 Nodus(i) lymphatici apicales 490, 497, 500 - lymphatici axillares 489, 490 - lymphatici axillares centrales 537 - lymphatici axillares laterales 500 - lymphatici axillares profundi 490 - lymphatici bronchopulmonales 574 - lymphatici buccales 110, 111 - lymphatici centrales 490, 500 - lymphatici cervicales profundi 111, 133, 152 - lymphatici cervicales superficiales 111 - lymphatici cubitales 489 - lymphatici cubitales superficiales 509 - lymphatici infraclaviculares 490, 497, 500, 537 - lymphatici intercostales 537 - lymphaticus jugulodigastricus I I I , 200 - lymphaticus juguloomohyoideus 111 - lymphatici mediastinales anteriores 616 - lymphatici mediastinales posteriores 537, 617 - lymphatici occipitales 109 - lymphatici parasternales 537, 555, 616 - lymphatici parotidei 110 - lymphatici pectorales 490, 500, 537 - lymphatici phrenici 616 - lymphatici praelaryngei I I I - lymphatici pulmonales 574 - lymphatici retroauriculares 109 - lymphatici retropharyngei III
Sachregister - lymphatici submandibulares 110, 135, 192 - lymphatici submentales 110, 137, 192 - lymphatici subscapulares 490, 500 - lymphatici tracheales 111, 152, 574, 604, 617 - lymphatici tracheobronchit e s 574, 604, 617 Nodus atrioventricularis 590 Nodus sinuitralis 590 Nottracheotomie 129 Nucleus(ei) accessorius n. oculomotorii 342 - ambiguus 331 - anteriores thalami 362 - campi Forell 365 - caudatus 313, 315, 371 - cochlearis dorsalis 338 - cochlearis ventralis 337 - corporis trapezoidei 337 - cuneatus 329 - cuneatus accessorius 330 - dentatus 318, 334 - dorsalis n. glossopharyngei 331 - dorsalis n. vagi 331 - emboliformis 318, 333 - fastigii 318, 333 - geniculatus lateralis 363 - geniculatus medialis 363 - globosus 318, 333 - gracilis 329 - infundibularis 365 - interpositus 318 - lateralis dorsalis thalami 362 - lateralis posterior thalami 362 - lentiformis 313 - lentis 225 - medialis thalami 362 - motorius n. trigemini 339 - n. abducentis 322, 335 - η. facialis 335 - n. hypoglossi 327, 331 - n. trochlearis 341 - niger 320, 341 - olivaris 330,331,335 - olivaris metencephali 337 - paraventricularis 365 - pontis 333 - posterior hypothalami 366 - praeoptici 365 - reticularis thalami 363 - ruber 320, 337, 342 - salivatorius inferior 331 - salivatorius superior 331 - sensorius n. trigemini 340 - spinalis n. accessorii 331 - subthalamicus 313, 365 - suprachiasmaticus 365 - supraopticus 365 - tractus mesencephali n. trigemini 340 - tractus solitarii 191, 331
- tractus spinalis n. trigemini 329, 340 - ventralis anterior thalami 362 - ventralis intermedius (lateralis) thalami 362 - ventralis posteromedialis thalami 191, 362 - ventromedialis thalami 365 - vestibulares 335 - vestibularis lateralis 337 Nystagmus 348 O Oberarm 503 Oberarmgegend, hintere 506 Oberarmgegend, vordere 504 Oberarmknochen 419 „Obere Olive" 337 Oberfachliche Gesichtsgegend 168 Oberkieferhöhle 39, 40 Oberkieferknochen 36 Oberlappenbronchus 566 Oberschuppe 6 Odontoblasten 51, 53, 55 Oesophagotomia externa 606 Oesophagus 604 - Feinbau 609 - Gefäße 607 - Nerven 607 Oesophagusdivertikel 97 Oesophagusengen 607 Oesophaguslippe 607 Oesophagusmund 157, 604, 607 Oesophagusvarizen 607 Ohr 243 - äußeres 243, 244 Arterien 248 Lymphgefäße 248 Nerven 247 Ohrkapsel 64 Ohrläppchen 244 Ohrmuschel 243, 244 Ohrschmalz 247 Ohrschmalzdrüsen 247 Ohrspeicheldrüse 170, 171 Ohrtrompete 260 - Funktion 261 Okklusion 60 Olecranon 511 Oliva 296, 322 Olfaktorisches System 390 Operculum 204 Ora serrata 227 Orbiculus ciliaris 220 Orbita 27 Organum spirale 120, 265 - vomeronasale 181 Os (ossa) capitatum 455 - digitorum manus 461 - ethmoidale 26, 35 - frontale 18 - hamatum 455 - hyoideum 77
631 - incisivum 43 - interparietale 7 - lacrimale 33 - lunatum 454 - metacarpalia 460 - multangulum majus 455 minus 455 - nasalia 34 - naviculare 454 - occipitale 19 - palatinum 32 - parietale 18 - pisiforme 454 - scaphoideum 454 - sphenoidale 25 - suturarum 2 - temporale 22 - trapezium 455 - trapezoideum 455 - triquetrum 454 - zygomaticum 38 Ossicula auditus 253 Ostitis fibrosa generalisata 155 Ostium atrioventriculare dextrum 585 sinistrum 586 - pharyngeum tubae 197, 260 - tympanicum tubae 260 Otosklerose 256 Ovaläres Bündel 278 Owensche Konturlinien 52 Oxycephalus 75 Oxytocin 365 Ρ Pacchionische Granulationen 404 Palatoquadratum 64 Palaeencephalon 283 Palaeocerebellum 316 Palaeocortex 375 Palaeorubrum 342 Palaeostriatum 315, 372 Palatoschisis 31, 188 Palatum 187 - durum 31,43 Pallidum 371 - Erkrankungen 375 Pallium 283, 359 Palma manus 521 Palpebra 211 Panaritium 523 Papez-Kreis 392 Papilla(ae) filiformes 189 - foliatae 189 - fungiformes 189 - incisiva 187 - linguales 189 - mammae 534 - parotidea 172 - vallatae 189 Papillarleisten 521 Parachordalia 64 Parallelfasern 353
632 Parapharyngealraum 201 - Verbindungen 203 Parathormon 155 Parazentese 249 Parazonien 54 Parierfrakturen 480, 512 Paries membranaceus (Trachea) 156 Parodontium 49 Parodontose 51 Parotisloge 172 Pars libera coni elastici 142 Passavantscher Wulst 98 Paukenhöhle 250 - Gefäße 256 - Lymphgefäße 257 - Nerven 257 - Stockwerke 250 - Wände 250 Pedunculus(i) cerebellaris inferior 316, 331, 333 - cerbellares medii 296, 316, 333 - cerebellaris superior 316,334, 341 Pektoralistasche 429 Pericardium 580, 598 Perikard 598 Perikardiotomie 600 Perikranium 168 Periodontium 49, 50 Periorbita 237 Pes hippocampi 300 Petiolus 139 Pfeilnaht 2 Pflugscharbein 38 Phalanges digitorum manus 453, 461 Pharynx 96, 196 - Arterien 200 - Nerven 200 Philtrum 185 Phrenikotomie 126, 161, 553 Phrenikusexhairese 161, 553 Pia mater 402 - - Arterien 402 Pituizyten 368 Plagiocephalus 75 Planum nuchale 6 - occipitale 6 - temporale 5 Platysma 76, 129, 159 Pleura 555 - Feinbau 559 - Lymphe 554 - costalis 556 - diaphragmatica 556 - mediastinalis 558 - parietalis 553, 555 - pericardiaca 558 - pulmonalis 556 Pleuragrenzen 558 Pleurahöhle 559 - Punktion 555 Pleuraschwarten 560
Sachregister Pleuritis sicca 560 Plexus accessoriocervicalis 125 - brachialis 490 - brachialis, Betäubung 158 - cardiacus 123 - cardiacus superficialis 592 - cardiacus profundus 592 - cervicalis 111, 125 - cervicalis, Anästhesie - choroideus ventriculi lateralis 299 - choroideus ventriculi quarti 322 - dentalis inferior 117 - dentalis superior 115 - (nervosus) oesophageus 124, 609, 613 - parotideus 172 - pharyngeus (nervosus) 121, 123, 200 - pulmonalis anterior n. vagi 123, 575 - pulmonalis posterior n. vagi 123, 575 - tympanicus 121, 257 - venosus pharyngeus 109, 148, 201 - venosus pterygoideus 109, 179, 242 Plica(ae) aryepiglotticae 139, 144 - ciliares 220 - fimbriata 191 - glossoepiglottica lateralis 189 - glossoepiglottica mediana 189 - incudis 256 - lacrimalis 216 - mallearis anterior 248, 256 - mallearis posterior 248, 256 - mediastinopulmonalis 563 - n. laryngei 147, 200 - palatinae transversae 187 - salpingopharyngea 197 - semilunaris conjunctivae 212 - stapedis 256 - sublingualis 194 - vestibularis 145 - vocalis 145 Pneumenzephalographie 409 Pneumolyse 559 Pneumothorax 553, 559, 561, 597 Pons 296, 323, 333 Pontocerebellum 316 Porta arteriosa cordis 580, 599 - venosa cordis 580, 599 Porus acusticus internus 12, 24, 272 „Posticus" 142 Praechordalia 64 Praecuneus 294 Prädentin 52, 56 Prävertebrale Halsmuskeln 82 Primordialkranium 64
Processus ciliares 220 - clinoidei 25 - clinoideus anterior 10, 25 - clinoideus medius 25 - clinoideus posterior 25 - cochleariformis 252 - condylaris mandibulae 43 - coracoideus 41, 495 - coronoideus mandibulae 43 - coronoideus ulnae 440 - ensiformis 538, 539 - intrajugularis 14 - lenticularis 254 - muscularis 138 - pterygoideus 17, 26 - styloideus 16 - styloideus radii 441 - styloideus ulnae 440 - supracondylaris 421 - uncinatus 30 - vocalis 138 - xiphoideus 538, 539 Profilwinkel 72 Projektionsfasern 308, 386 Prokorakoid 419 Prolactin (LTH) 368, 536 Prominentia canalis facialis 252 - canalis semicircularis lateralis 252, 269 - laryngea 138 - spiralis 265 Promontorium 251, 268 Pronation (Unterarm) 444 Prosencephalon 359 Protometameres Neokranium 67 Protrusio bulbi 231 Protuberantia mentalis 45 - occipitalis interna 12 - occipitalis externa 6, 15, 165 Prussaksche Tasche 249 Prussakscher Raum 256 Psalidodontie 60 Psychomotorische Hirnzentren 289 Ptosis 214 Pulmo 560 Pulmonalisklappe 586 Pulpa dentis 49, 52 Pulpahöhle 49 Pulpahörner 52 Pulvinar thalami 310 Punctum lacrimale 211,212,215 Pupillarrand 221 Pupille 221, 222 Purkinje-Fasern 591 Purkinjezellen 354 Putamen 315, 371 Pyramidenbahn 386 Pyramidenkreuzung 322 Pyramidenseitenstrangbahn 388 Pyramidenvorderstrangbahn 388 Pyramis medullae oblongatae 322
Sachregister
Q Queckenstedtscher Versuch 405 Querherz 594
R Rabenschnabelfortsatz 418 Rachenmandel 197 Rachitis 3 Radialextensoren 463 Radialislähmung, dissoziierte 508 Radialispuls 515, 519 Radiatio acustica 338, 390 - corporis callosi 306 - optica 370, 389 - thalamocingularis 392 Radius 440 Radix dentis 49 - inferior (Ansa cervicalis) 161 - lingua 188 - oculomotoria 113, 240 - pulmonis 563 - retinohypothalamica 366 - superior (Ansa cervicalis) 161 Ramus(i) alveolares superiores anteriores (N. infraorbitalis) 115 - alveolaris superior médius (Ν. infraorbitalis) 115 - alveolares superiores posteriores (Ν. maxillaris) 115 - auricularis (N. vagus) 122 - bronchiales anteriores (N. vagus) 123 - bronchiales posteriores (N. vagus) 123 - buccales (Ν. facialis) 119 - cardiaci (Ν. vagus) 591 - cardiaci inferiores (Ν. recurrens) 123, 592 - cardiaci superiores 123, 592 - cardiacus (Ν. vagus) 131 - carpeus dorsalis ae. radialis 527 - carpeus dorsalis ae. ulnaris 527 - coeliaci (Ν. vagus) 124 - colli (N. facialis) 119,129, 135 - communicans cum ganglio ciliari (N. nasociliaris) 114 - communicantes albi 613 - communicantes grisei 613 - communicantes cum nervo faciali (Ν. auriculotempor a l ) 117 - communicans cum plexu tympanico (N. facialis) 119 - dentales inferiores (Ν. alveolaris inferior) 117 - digastricus (N. facialis) 119 - dorsales linguae (A. lingualis) 191
- externus (N. laryngeus superior) 123 - gastrici anteriores (Ν. vagus) 124 - gastrici posteriores (Ν. vagus) 124 - geniohyoideus (N. hypoglossus) 125 - gingivales inferiores (Ν. alveolaris inferior) 117 - hepatici (N. vagus) 124 - intercostales anteriores 482 - internus n. accessorii 121, 123 - internus (Ν. laryngeus superior) 123 - intestinales (Ν. vagus) 124 - isthmi faucium (N. lingualis) 117 - labiales inferiores (Ν. mentalis) 117 - labiales superiores (Ν. infraorbitalis) 115 - Henales (Ν. vagus) 124 - linguales (N. glossopharyngeus) 121 - linguales (N. hypoglossus) 125 - mandibulae 43 - marginalis mandibulae (N. facialis) 119, 135 - meningeus (N. hypoglossus) 124 - meningeus (N. mandibularis) 116
- meningeus (N. maxillaris) 115 - meningeus (N. vagus) 122 - m. stylopharyngei (N. glossopharyngeus) 121 - nasales (N. nasociliaris) 114 - nasales externi (N. infraorbitalis) 115 - nasalis externus (Ν. nasociliaris) 173 - nasales interni (Ν. infraorbitalis) 115 - nasales posteriores superiores laterales 115, 182 - nasales posteriores superiores mediales 115 - oesophagei (N. recurrens) 123 - oesophagei (N. vagus) 124 - orbitales (N. pterygopalatini) 115 - palmaris n. mediani 514 - palmaris n. ulnaris 514 - palpebrales inferiores (N. infraorbitalis) 115 - parotidei (Ν. auriculot e m p o r a l ) 117 - pericardiacus (N. phrenicus) 126 - pharyngei (N. glossopharyngeus) 121 - pharyngei (N. vagus) 123 - phrenici (N. phrenicus) 126
633 -
pleurales (Ν. phrenicus) 126 profundus n. radialis 509, 516 profundus n. ulnaris 524 renales (Ν. vagus) 124 sinus carotici (N. glossopharyngeus 121, 131, 132 - stylohyoideus (N. facialis) 119 - superficialis η. radialis 511, 514, 526 - superficialis η. ulnaris 523 - temporales (Ν. facialis) 119 - temporales superficiales (N. auriculotemporalis) 117 - thyrohyoideus (N. hypoglossus) 125 - tonsillares (N. glossopharyngeus) 121 - tracheales (N. recurreus) 123 - zygomatici (N. facialis) 119 - zygomaticofacialis (N. zygom a t i c s 115, 173 - zygomaticotemporalis (Ν. zyg o m a t i c s ) 115, 168, 173 Raphe m. mylohyoidei 137 - pharyngis 97 Rascetta 518 Rathkesche Tasche 205 Rautengrube 321 Rautenhirn 321, 323 Recessus ellipticus 268 - costodiaphragmaticus 550, 558, 559 - costomediastinalis 558, 559 - diaphragmaticomediastinalis 560 - epitympanicus 251 - infundibuli 292, 408 - lateralis ventriculi quarti 322, 408 - membranae tympani anterior 256 - membranae tympani posterior 256 - membranae tympani superior 256 - opticus 292, 408 - pharyngeus 197 - pinealis 292, 408 - piriformis 145, 200 - pleurales 559 - retrooesophageus 559, 610 - sphenoethmoidalis 41 - sphaericus 268 - suprapinealis 292, 408 - supratonsillaris 205 Regenbogenhaut 209, 221 Regio antebrachii anterior 514 - antebrachii posterior 516 - axillaris 497 - brachii anterior 504 - brachii posterior 506 - carpi anterior 519 - colli lateralis 157 - colli mediana 137
634
Sachregister
-
cubiti anterior 508 cubiti posterior 511 deltoidea 500 faciei lateralis profunda 175 faciei lateralis superficialis 168 - hyoidea 137 - infraclavicularis 495 - laryngea 137 - olecrani 511 - respiratoria nasi 181 - scapularis 501 - sternocleidomastoidea 159 - subhyoidea 137 - sublingualis 194 - submentalis 137 - thyroidea 151 - trachealis 155 Reinkesches Ödem 147 Reissnersche Membran 264 Reizdentin 52 Releasing-Faktoren 365 Respiratorische Oberfläche 576 Restricta 518 Rete arteriosum acromiale 484, 503 - arteriosum scapulare 503 - articulare cubiti 485 - carpi dorsale 516, 527 Retina 210, 225, 227 Retinaculum extensorum 462, 514 - flexorum 460, 519 Retrobulbäre Abszesse 28, 41 Retziussche Streifen 54 Residualluft 572 Rhinencephalon 390 Rhinoscopia anterior 184 - posterior 184 Rhodopsin 228 Rhombencephalon 321 Riechhärchen 181 Riechhirn 390 Riechschleimhaut 181 Riechzellen 181, 390 Riesenwuchs 368 Rima glottidis 145 - oris 185 - palpebrarum 212 Rindenblindheit 370, 383 Rindenepilepsie 290 Ringknorpel 138 Rippen 539 - Krümmungen 542 - Varietäten 542 Rippenknorpel 542 Rollerscher Kern 335 S Säbelscheidentrachea 152, 156 Sacculus(i) 261, 263 - alveolares 575 - laryngis 145 Saccus endolymphaticus 263
- lacrimalis 211, 215, 216 Saliva 194 Saugreílex 347 Sattelgelenk 460 Scala tympani 264, 270, 271 - vestibuli 264, 270, 271 Scapula 416 - alata 480 Schädel 1 - Anthropologie 74 - Entwicklung 64 - Festigkeit 68 - Impressionsfrakturen 69 Schädelbasis 8 - äußere 14 - innere 8 Schädeldach 2 Schädelgrube, hintere 11 - mittlere 10 - vordere 10 Schädelgrund 2 Scheitelbein 18 Scheitelbeuge 281 Scheitellappen 290 Scheitel-Ohr-Kinn-Linie 173 Schläfenbein 22 Schläfenlappen 291, 295 Schlemmscher Kanal 231 Scherenbiß 60 Scheuklappenblindheit 400 Schiefschädel 75 Schilddrüse 151 - Entwicklung 154 - Feinbau 154 - Funktion 154 - Hüllen 151 - Operation 154 - Venen 152 Schildknorpel 138 Schläfenmuskel 95 Schlaganfall 411 Schleifenkreuzung 330 Schluckakt 609 Schluckreflex 347 Schlund 96, 196 - Arterien 200 - Muskeln 96 - Nerven 200 Schlundbögen 203 Schiundfurchen 204 Schlundschnürer 97 Schiundtaschen 66 Schlüsselbein 418 Schlüsselbeinarterie 480 Schmelzfasern 53 Schmelzknospen 54 Schmelzkolben 54 Schmelzleiste 54 Schmelzoberhäutchen 54 Schmelzorgan 54, 55 Schmelzprismen 53 Schmelzpulpa 55 Schmelzzellen 55 Schmelz-Zement-Grenze 54 Schnecke 269
Schneidezähne 58 „Schnüffelrinne" 180 Schulter 495 Schulterblatt 416 Schultergegend, hintere 501 - seitliche 500 - vordere 495 Schultergelenk 423 - Kapsel 424 - Mechanik 427 - Punktion 501 Schultergräte 416 „Schulterhöhe" 418 Schwalbescher Kern 335 Schweifkern 313 Schweißdrüsenabszesse 498 „Schwurhand" 529 Sclera 209, 217 „Sechsjahrmolar" 48 Seelenblindheit 292, 371, 383 Seelentaubheit 383 Segmentbronchien 566 Sehnenscheiden, Hand 477 Sehstrahlung 389 Sehleitung 368 Sehloch 221 Sehnerv 231 - Hüllen 231 Sehnervenkreuzung 112 Sehpurpur 228 Sehrinde 370, 389 Sehstrahlung 231 Sehzellen 228 Sehzentrum, sekundäres 292 Seitenplatten 277 Seitenventrikel 298, 405 Seitliche Lippenspalte 169 Selbsttamponade (Herz) 580 Sella turcica 10 Semicanalis m. tensoris tympani 252, 255 - tubae auditivae 252 Septum(a) interalveolaria 47 - interatriale 584 - intermusculare brachii laterale 447, 504 - intermusculare brachii mediale 447, 504 - interradicularia 47 - interventriculare 584 - linguae 100 - nasi 29 - orbitale 213, 237 - pellucidum 292, 299, 300 - primum 584 - sagittale 201, 203 Sharpersche Fasern 54 Shrapnellsche Membran 248, 256 Siebbein 26, 35 Siebbeinzellen 35, 41 - Zugang 181 Sinus aortae 587 - caroticus 131 - cavernosus 398
Sachregister -
cervicalis 204 coronarius 581 costomediastinalis 559 durae matris 107, 398 frontalis 39, 42 intercavernosi 398 lactiferus 534 mammarum 533 maxillaris 39, 40 obliquus pericardii 599 occipitalis 398 paranasales 39 petrosus inferior 399 petrosus superior 399 phrenicocostalis 550, 558,559 phrenicomediastinalis 560 pleurales 559 rectus 302, 398 sagittalis inferior 398 sagittalis superior 286, 398 sigmoideus 260, 398 sphenoidalis 25, 39, 41 sphenoparietalis 399 transversus 398 transversus pericardii 580, 599 - Valsalvae 587 - venarum cavarum 585 Sinusitis 42 Sinusknoten 590 Skalenuslücken 81, 480 Skalenussyndrom 81 Skalp 91, 165, 166 Skaphozephalus 75 Sklera 217 Somatotropin (STH) 368 Sorgiusscher-Lymphknoten 498, 537 Spaltdüsentheorie 267 Spannungspneumothorax 597 Spatium anguli iridocornealis 231 - axillare 436, 437, 497, 498 - axillare, Inhalt 437 - axillare, Verbindungen 438 - circumbulbare 236 - intervaginale 217, 236 - parapharyngeum 201 - praetracheale 155 - retropharyngeum 164, 203 - scalenovertebrale 161 - subdeltoideum 432, 436, 501 - subglotticum 142, 145 - subpectorale 436 - suprasternal 155, 165 - viscerale colli 137 „Spätzahner" 47 Speesche Kurve 60 Speiche 440 Speichel 194 Speichelsekretionsreflexe 347 Speichenarterie 485 Speiseröhre 604 Spina(ae) mentales 45 - ossis sphenoidalis 18, 26
- scapulae 416 - supra meatum 5 - trochlearis 18, 19 Spinngewebshaut 401 Spinocerebellum 316 Spongioblast 278 Spritzloch 64 Spüldrüsen 189 Stabkranz 309, 363 Stammganglien 371 Stapes 254 Stauungspapille 228 Steigbügel 254 Steigbügelfalte 256 Steigbügelplatte 254 Steilherz 594 Stellatumblockade 159, 615 Stellknorpel 138 Stereoagnosie 383 Sternalpunktion 539 Sternum 538 Stimmband 142 Stimmfalte 145 Stimmritze 145 Stirnbein 18 Stirnfontanelle 2 Stirnhöhle 39, 42 - Zugang 181 Stirnlappen 289, 295 Stirnnaht 2 Strahlenkörper 209, 220 Stratum ganglionare n. optici 228, 229 - ganglionare retinae 228, 229 - neuroepitheliale retinae 228 Streifenkörper 315, 371 Stria(ae) longitudinales 298 - mallearis 248 - medullaris thalami 304 - medulläres ventriculi quarti 321 - olfactoria 295, 304 - terminalis 299 - vascularis 265 Striatum 371 - Erkrankungen 375 „Striatumbremse 375 Strickkörper 316 Struma 152 - retrosternalis 152 Stylohyale 64 Subarachnoidale Balken 400 Subglottischer Raum 142, 145 Subdeltoidaler Gleitraum 432, 436, 501 Subokzipitalpunktion 322, 402 Subokzipitalstich 322, 402 Substantia adamantina 49, 53, 56 - eburnea 49, 51 - grísea centralis 341, 345 - medullaris cerebri 305, 386 - nigra 320, 341 - ossea 49, 54 - perforata anterior 295
635 - perforata posterior 295, 320 Subthalamus 313, 365 Sulcus(i) arteriosi 8 - a. occipitalis 167 - a. subclaviae 542 - bicipitalis lateralis 452, 503 - bicipitalis medialis 452, 503 - calcarinus 294, 300 - centralis 286, 287 - cerebri 286 - cinguli 292 - circularis 298 - collateralis 295 - coronarius 580 - corporis callosi 293 - costae 541, 546 - cutis 521 - deltoideopectoralis 436, 495 - ethmoidalis 35 - hypothalamicus 281, 292 - infraorbitalis 27 - intertubercularis 419 - interventricularis anterior 580 - interventricularis posterior 580 - intraparietalis 291 - lateralis cerebri 289 - limitans 322 - medialis cruris cerebri 320 - medianus fossae rhomboideae 321 - nasolabialis 185 - n. petrosi majoris 23 - n. petrosi minoris 23 - n. radialis humeri 421, 506 - n. ulnaris 508 - occipitotemporalis 295 - olfactorius 180, 295 - orbitales 295 - parietooccipitalis 286, 289, 294 - postcentralis 291 - pulmonalis 546 - rhinalis anterior 375 - sclerae 217 - sinus petrosi inferioris 12, 24 - sinus petrosi superioris 11 - sinus sagittalis superioris 8 - sinus sigmoidei 12, 24 - sinus transversi 12 - temporalis inferior 291 - temporalis superior 291 - terminalis 188, 580 - v. subclaviae 542 Supination (Unterarm) 444 Supraalveoläres Flechtwerk 50 Suprachoroidaler Lymphraum 219 Suprastemalraum 155 Sutura coronalis 2, 5 - frontalis - frontalis persistens 5 - frontonasalis 35 - frontozygomatica 5
Sachregister
636 - incisiva 43 - internasalis 35 - lambdoidea 2 - mendosa 7 - nasomaxillaris 35 - occipitomastoidea 5 - palatina mediana 43 - palatina transversa 43 - parietomastoidea 5 - sagittalis 2 - serrata 2 - sphenofrontalis 5 - sphenoparietalis 5 - sphenosquamosa 5 - squamosa 5 Synchondrosis(es) cranii 13 - petrooccipitalis 13 - sphenooccipitalis 12, 13 Τ Tabatière anatomique 525 Tabula vitrea 69 Taenia choroidea 302 - formicis 301 - thalami 302 Tapetum lucidum 219 Tarsus 212 Taschenfalte 145 Tastballen 521 Tauchkropf 152 Tectum 319, 320 Tegmen tympani 11, 23 Tegmentum 279, 326 - mesencephali 320, 341 Tela choroidea ventriculi quarti 322, 409 - choroidea ventriculi tertii 301 Telencephalon 297 Telobranchialer Körper 205 Tentorium cerebelli 12, 393 Tenonsche Kapsel 211, 236 Tenonscher Raum 218, 236 Tentoriumriß 393 Tetanie 155 Thalamokortikale Neuronenkreise 364 Thalamus 281, 310, 360 - Erkrankungen 364 - Kerne 360 Thalamusstiele 363 Thenar 473 Thoracic-outhlet-syndrome 81 Thorax 538 - pthisicus 553 Thymus 600 - Feinbau 601 - Form 601 - Funktion 602 - Gefäße 601 - Größe 601 - Lage 601 - Nerven 601 - Rückbildung 601 Thymusanlagen 205
Thymusdreieck 559 Thymopoetin 602 Thymosin 602 Thyroektomie-Zellen 368 Thyrotropes Hormon (TSH) 368 Thyroxin 154 Tiefe Gesichtsgegend 175 T-Lymphozyten 602 Tomessche Fasern 51 Tonsilla lingualis 189, 205 - palatina 198 - palatina, Arterien 199 - palatina, Nerven 200 - pharyngea 197, 198, 205 Torus levatorius 197 - tubarius 197 Trabecula(ae) septomarginalis 585 - carneae 587 Trachea 156, 566, 604 Tracheotomia inferior 155, 156 - superior 155, 156 Tractus amygdalohippocampalis 392 - angularis 165 - cerebellonuclearis 337 - cerebellorubralis 341 - cerebellothalamicus 341 - corticobulbaris 388 - corticocerebellaris 388 - corticohypothalamicus 388 - corticonigralis 388 - corticonuclearis 388 - corticopallidalis 388 - corticopontini 333, 338, 388 - corticoreticularis 388 - corticorubralis 388 - corticospinalis 386, 332 - corticospinalis anterior 388 - corticospinalis lateralis 388 - corticostriatalis 388 - corticotectalis 388 - geniculotectalis 370, 371 - hippocampomamillaris 292 - longitudinalis medialis 349 - mamillotegmentalis 392 - mamillothalamicus 392 - mesencephalicus n. trigemini 340 - olfactomesencephalicus 392 - olfactorius 295, 304 - olivocerebellaris 332 - olivospinalis 330 - opticus 229, 296, 370 - rubroolivaris 331 - spinalis η. trigemini 329, 331, 340 - spinocerebellaris anterior 341, 355 - spinocerebellaris posterior 333, 355 - spinocorticalis 388 - spinoolivaris 330, 332 - spinothalamicus anterior 388
- spinothalamicus lateralis 388 - tegmentalis centralis 331, 335 - tuberoinfundibularis 365 Tragi 244 Tränenbein 33 Tränendrüse 211, 215 - Arterien 215 - Feinbau 215 - Nerven 215 - parasymp. Innervation 241 Tränennasengang 181, 211, 216 Tränenpunkte 211, 212, 215 Tränenröhrchen 211, 215 Tränensack 211, 215, 216 Tränensackgrube 33 Tränensee 211, 212, 215 Trapezähnliches Bein 455 Trapezförmiges Bein 455 Trapezkern 337 Trapezkörper 338 Trigonum caroticum 131 - collaterale 300 - colli laterale 157 - deltoideopectorale 495 - fibrosum (Herz) 588 - habenulae 304 - lemnisci 304, 319 - n. hypoglossi 322 - n. vagi 322 - olfactorium 295, 304 - omoclaviculare 157 - pericardiacum 559 - sternocostale 482 - submandibulare 135 - thymicum 559 Trochlea humeri 421, 444 - η. obliqui oculi superioris 234 Trolardsche Vene 415 Trommelfell 248 - Feinbau 249 - Nerven 250 - Stellung 249 Trommelfelltaschen 256 Truncus(i) brachiocephalicus 102 - bronchomediastinalis 574, 617 - costocervicalis 162, 483, 553 - fasciculi atrioventricularis 590 - jugularis 109 - linguofacialis 133 - mediastinalis anterior 616 - parasternalis 615 - pulmonalis 567, 604 - subclavius 490 - sympathicus 159, 161, 613 - t h y r o c e r v i c a l 159, 162, 483 - thyrolinguofacialis 105 - vagales 124 - vagalis anterior 121, 613 - vagalis posterior 121,613 Tuba auditiva 260 Tubenkatarrh 261 Tuben wulst 197
Sachregister Tuber cinereum 296, 365 - frontale 3, 5 - parietale 3 Tuberculum(a) anomale 59 - auriculae 244 - Carabelli 59 - cinereum 323 - conoideum419 - corniculatum 145 - costae 541 - cuneiforme 141, 145 - linguale 58 - majus 419 - minus 420 - m. scaleni 542 - nuclei cuneati 323 - nuclei gracilis 322 - ossis scaphoidei 459 - ossis trapezii 459 - pharyngeum 14 - thyroideum 138, 193 Tuberositas deltoidea 421 - radii 441 - m. serrati anterioris 542 - ulnae 440 Tunica fibrosa bulbi 209, 217 - interna bulbi 210, 225 - mucosa laryngis 147 - vasculosa bulbi 209 - vasculosa lentis 224 Türkensattel 10 Turmschädel 75 U Überbiß 60 Ulna 440 Ultimobranchialer Körper 205 Uncus 293 Uncusbändchen 293 Unterarm 512 Unterarmbeugeseite 514 Unterarmfaszie 462 Unterarmmuskeln 463 Unterarmphlegmone 518 Unterarmstreckseite 516 Unterkiefer 43 Unterlappenbronchus 566 Unterschuppe 6 Urhirn 283 Urkleinhirnbahnen 354, 356 Urkleinhirnkerne 356 Utriculus 261, 363 Uvea 209 V Vagina(ae) bulbi 211, 234, 236 - fibrosae digitorum manus 478 - processus styloidei 16 - synovialis communis mm. flexorum 470, 477, 523 - synovialis intertubercularis 424, 448
- synoviales tendinum digitorum manus 478 - synovialis tendinis m. flexoris carpi radialis 478 - tendinis m. flexoris pollicis longi 470, 477 Vallecula epiglottica 189 Valva aortae 587 - atrioventricularis dextra 585 - atrioventricularis sinistra 587 - trunci pulmonalis 586 Valvula(ae) bicuspidalis 587 - Eustachii 584 - foraminis ovalis 584 - mitralis 587 - semilunares 586, 587 - sinus coronarli 584 - thebesii 584 - tricuspidalis 585 - v. cavae inferioris 584 Vasa coronaria 580 - pericardiacophrenica 579 - „privata" (Lunge) 573 - „publica" (Lunge) 568 Vasomotorenzentrum 347 Velum medulläre inferius 317, 322, 409 - medulläre superius 317, 322, 409 Vena(ae) anastomotica inferior 415 - anastomotica superior 415 - auricularis posterior 107, 167 - azygos 554, 611 - basalis 414 - basilica 489, 503, 514 - brachiocephalica 109 - brachiocephalica dextra 602 - brachiocephalica sinistra 602 - bronchiales 573 - cava superior 109, 602 - centralis retinae 232 - cephalica 489, 496, 497, 503, 514 - cerebelli inferiores 415 - cerebelli superiores 415 - cerebri magna 107, 302, 415 - cerebri inferiores 415 - cerebri internae 107, 302, 415 - cerebri media profunda 415 - cerebri media superficialis 415 - cerebri superiores 286, 415 - choroidea 302 - cordis anteriores 581 - cordis magna 581 - cordis media 581 - cordis minimae 581 - coronariae 581 - diploicae 107 - facialis 107, 135, 171 - Galeni 107, 302,415 - hemiazygos 554, 611 - hemiazygos accessoria 554, 611
637 - intercostales posteriores 553, 554 - jugularis anterior 107, 128 - jugularis externa 107, 128, 131, 159 - jugularis interna 109,131,159 - jugularis superficialis dorsalis 107, 159 - jugularis superficialis ventralis 107, 128, 131 - labyrinthi 273 - lumbalis ascendens 611 - mediana antebrachii 489,509, 514 - mediana basilica 489, 509 - mediana cephalica 489, 509 - mediana cubiti 489, 509 - meningeae 393 - obliqua atrii sinistri 581 - occipitalis 107, 167 - ophthalmica inferior 107,242 - ophthalmica superior 107, 241, 399 - parietooccipitalis interna 414 - posteriores ventriculi sinistri 581 - pulmonales 567 - retromandibularis 107, 135 - septi pellucidi 302, 414 - subclavia 109, 497 - submentalis 107 - supraorbitalis 167 - temporalis interna 414 - temporalis superficialis 167 - thalamostriata 299, 302, 414 - Thebesii 581 - thoracica lateralis 489 - thoracica interna 554 - thoracicae longitudinales 611 - thoracoepigastrica 489, 538 - vorticosae 241 Venenwinkel 574 Venöse Blutleiter 398 Ventilebene 589 Ventriculus dexter 580, 585 - laryngis 145 - lateralis 298 - sinister 580, 587 - tertius 292, 302, 408 - quartus 322, 408 „Verkörnelte" Rinde 381 Verlängertes Mark 296, 322 Vermis cerebelli 315 „Verpyramidisierte" Rinde 381 Vertebra prominens 1 Vertex corneae 218 Vesícula cervicalis 204 Vestibularisreflexe 348 Vestibulocerebellum 316 Vestibulum nasi 179 - oris 184, 185 Vibrissae 179 Vicq-d'Azyr-Streifen 370 Vierhügelplatte 279, 341 Vierter Ventrikel 331, 322
638
Sachregister
Vincula tendinum 478 „Virchowsche Drüse" 616 Virchow-Robinsche Räume 402 Viszeralbögen 203 Viszeralbogenmuskeln 207 Viszeralbogennerven 207 „Visceral brain" 390 „Viszeralhirn" 390 Viszeralschädel 27 Vitalkapazität 572 Vola manus 521 Vomer 38 Vorbiß 60 Vorderhirn 359 - Entwicklung 359 Vorhof, linker 586 - rechter 584 Vorhof-Kammer-Knoten 590 Vormauer 315, 371, 372 V-Phlegmone 478, 523 W Wachstumshormon 368 Wallersche Degeneration 323 Wallersches Gesetz 323 Wangenfettpfropf 90, 170 Warzenhof 534 Warzenfontanelle 4 Weigertsche Markscheidenfärbung 323 Weisheitszahn 48 Weizenknorpel 139 Wernickesches Sprachzentrum 383
Wespenbein 25 Wimperhaare 212 Wimpern 211 Wirbeltheorie des Schädels 67 Witzelsucht 385 Wolfsrachen 31, 188 Wortblindheit 291, 371 Wurzelhaut 50 Wurzelkanal 49, 58 X X-Arm 446 Xerophthalmie 92 Ζ Zahnalveole 49 Zahnbein 49 Zahnbogen 47 Zähne 47 - Arterien 106 - Aufbau 49 - Befestigung 49 - Entwicklung 54 - Feinbau 51 - Innervation 195 Zahnfleisch 49, 51, 186 - Nerven 195 Zahnfarbe 61 Zahnformel 48 Zahngröße 61 Zahnhals 49 Zahnhalteapparat 49 Zahnhöhle 49
Zahnkrone 49 Zahnleiste 54 Zahnpulpa 49, 52 Zahnretention 57 Zahnsäckchen 57 Zahnschmelz 49, 53, 56 Zahnwanderung 61 Zahnwechsel 48 Zahnwurzel 49 Zahnzement 49, 54 Zangenbiß 60 Zentrales Höhlengrau 341, 345 Zentralfurche 286 Zentralwindung 286 Ziliarrand 221 Zirbeldrüse 364 - Feinbau 364 - Funktion 364 Zona incerta 365 Zuckerkandische Bänder 163 Zunge 188 - Arterien 191 - Lymphgefäße 192 - Nerven 191, 193 Zungenbälge 188 Zungenbein 77 Zungenbeinmuskeln 78 Zungenentwicklung 193 Zungengrund 188 Zungenmuskeln 98 - Wirkung 100 Zuwachszähne 47 Zwischenhirn, Kerne 360 Zwischenrippenmuskeln 544 - Funktion 546