Die Feldkanone nach dem Bedürfniss der Zeit [Reprint 2021 ed.] 9783112437605, 9783112437599


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Die Feldkanone nach dem Bedürfniss der Zeit [Reprint 2021 ed.]
 9783112437605, 9783112437599

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Die Feldkanone

nach

dem Bedürfniß der Zeit.

Quanto alla fabbrica, gli antichi arsenali ebbero un caos di arliglerie: non ordine, non distinzione, non proporzioni ed appena trovavano nomi di serpenli, belve, uccelli, per distinguere tanto numero d'invenzioni. Monierlicoli — Opere militari. (Um 1670.)

Berlin. Druck und Verlag von Georg Reimer. 1855.

L)ie großen Fortschritte, welche die Einrichtung der Handfcuenvaffcn in der neuesten Zeit gemacht hat, haben die Wirksam­

keit der Infanterie in hohem Grade gesteigert und es ist nicht denkbar,. daß

dieselben' ohne Einfluß

auf den Gebrauch

Waffen bei einem künftigen Kriege bleiben sollten.

aller

Wenn auch

zunächst die Reiterei durch dieselben tangirt und in ihren Leistungen

gefährdet werden muß, so daß selbst ihre bisherigen Organisationsund Stärke-Verhältnisse dadurch zweifelhaft werden können,

so

liegt doch auch der Artillerie die Frage sehr nahe, ob sie in ihrem bisherigen Wirken auf den Schlachtfeldern durch die Fortschritte der Handfeuerwaffen beeinträchtigt werden und ob durch eine Ver­

änderung in ihrer Bewaffnung den zu erwartenden Nachtheilen vorgebcugt werden könne? — Ehe wir zur Beantwortung dieser Frage übergehen,

glauben wir, zunächst die Natur der Gefahr

näher ins Auge fassen zu müssen, welche für die Artillerie aus

der Verbesserung des kleinen Gewehres erwachsen kann. Es scheint uns einleuchtend, daß diese Waffe besonders die Schwärme feindlicher Schützen zu fürchten hat, die tnit weittra­

genden und einen sichern Schuß gewährenden Gewehren bewaffnet, die Bedienungs-Mannschaften, die Bespannungen und die Muni­ tionskasten der Protzen und Wagen auf das Korn nehmen. Keine Konstruktion der Artillerie wird dies verhindern können:

auch selbst die schwersten Kaliber werden nicht vermögen,

1*

eine

4

tapfere, auf das Schützengefecht wohl eingeübte Infanterie auö einer Stellung zu treiben, in welcher sie jeden Vortheil des Bo­ dens geschickt zu benutzen versteht. Die Bekämpfung von Tirailleurs durch Artilleriefeuer hat bis jetzt nur ausnahmsweise, besonders dann stattgefunden, wenn sich Gelegenheit barbot, eine Linie der­ selben zu ftanfiren: man hat das Schießen nach denselben bisher immer als eine Munitionsverschwendung angesehen und wird eS auch später so ansehen müssen, weil sich durch die verbesserte Be­ waffnung der Infanterie die Größe und die Form deS Zielobjektes nicht verändert. Es wird dies um so gewisser stattfinden, weil man die mitzuführende Munition nicht vermehren kann, ohne große Uebelstände herbeizuführen und weil immer auf die Aus­ dauer der Geschützrohre Rücksicht zu nehmen sein wird. Von einer gegliederten Truppe wird die Artillerie nicht befürchten dürfen, auf große Entfernungen beschossen zu werden, weil durch Salven auf 300 und mehr Schritte der Vortheil der besseren Bewaffnung unausbleiblich aufgeopfert werden würde. Die Artillerie, welche nach allen vorliegenden Verlustlisten in den bisherigen Kriegen im Vergleich zu den andern Waffen außer­ ordentlich wenig Mannschaft verloren hat, weil ihre Feuerlinie die dünnste aller gegliederten taktischen Formationen ist, wird sich dar­ aus gefaßt machen müssen, in der Folge zahlreichere Opfer zu bringen. Es liegt nahe, daß die Zahl dieser Opfer und die Masse der materiellen Verluste nur dadurch verkleinert werden kann, daß man den feindlichen Schützenlinien ein so kleines Ziel als möglich, entgegen stellt; daß also eine Feldartillerie, welche keine Munitions­ wagen ins Gefecht mitzuführen braucht, die ihre Geschütze mit der geringsten Zahl von Mannschaft bedienen kann und sich mit der kleinsten Zahl von Pferden zu behelfen vermag, hiebei in ent­ schiedenem Vortheil ist, daß dagegen reitende Artillerie und schwere Batterien mehr leiden werden. Es wird hierauf bei der Verwen­ dung der verschiedenen Gattungen Feldartillerie zu achten sein;

5 man wird es namentlich — was bisher, leider! oft genug ver­

gessen worden ist — vermeiden müssen, reitende Artillerie zu den einleitenden und zu den hinhaltenden Akten der Gefechtsführung

zu verwenden.

Dagegen wird sie den Massen der Reiterei ein

unentbehrlicherer Beistand werden,

als

bisher.

Die

schweren

Batterien werden ebenfalls mit mehr Oekonomie als bisher ver­ wendet und mehr für die speciellen Fälle aufgespart werden 'müssen, wo die Wirkung deS schwereren Rohrs allein auöreicht.

Bei der

Wahl der Stellungen für die oben bezeichneten Akte deS Gefechts

werden Rücksichten genommen werden müssen,

deren Beachtung

bisher weniger streng erforderlich war, und auch die künstlichen Mittel zur ehrenvollen länger» Behauptung einer Stellung eint größere Bedeutung bekommen. Allein die Verbesserung der Handfeuerwaffen ist jetzt keiner

Armee ausschließlich eigen und keine der Großmächte, welche die kleinern stets mit sich fortziehen, ist darin ganz zurückgeblieben.

Ein Uebergewicht einer oder der andern Macht kann daher nur eine kurze Zeit lang dauern. Jeder feindlichen Tirailleurlinie wird

sich alsbald eine diesseitige entgegen werfen und sie mit einem gleich vollkommenen Gewehr bekämpfen: nur wird

der Zwischenraum

zwischen zwei sich bekämpfenden Schützenlinien allmälig etwas größer werden und man wird sich sorgfältiger decken, als es bisher geschah.

Die Vorstellungen, welche Friedensversuche und FriedenS-

übungen von der Wirksamkeit einer Waffe erwecken, sind überdem sehr viel größer, als die PrariS sie ergeben kann.

Auch zum

guten Schießen gehören natürliche Anlagen und große Uebung,

wie man sie von der großen Masse der Infanterie nicht erwarten darf.

Die beste Büchse schießt fehl, wenn sie im Moment deS

Abdrückens nicht genau aus das Ziel gerichtet ist und die Zahl der Schützen, welche über 300 Schritt hinaus ihren Mann sicher

trifft, wird immer nur klein sein, denn je vollkommener ein Gewehr ist, desto feiner will cs auch behandelt sein, sonst tragen seine

6 Vorzüge keine Früchte.

Die Mehrzahl der Infanteristen, welche

vor ihrem Eintritt als Landleute oder Handwerker schwere Arbeiten

verrichtet haben, besitzt zwar ost ein scharfes Auge, selten aber die, übrigen Eigenschaften, welche zu einem ausgezeichneten Schützen

gehören, besonders nicht die erforderliche Ruhe und Feinheit der

Hand.

Die Gesichtswinkel,

welche kleine Objekte auf größere

Entfernungen bilden, werden zu spitz: ein Wanken des Gewehres nach der Seite um den kleinen Winkel von 5 Minuten giebt auf die Entfernung von 500 Schritt schon einen Fehler von beinahe

2 Fuß, also gegen den einzelnen Mann einen Fehlschuß, obgleich das vom Visir um 35 Zoll entfernte Korn nur um 7 J der Linie gewichen war.

Zoll aus

Und wie leicht tritt ein Wanken um

einen so kleinen Winkel ein! — Gegenstände, die nur 1 Minute

dick sind, verschwinden nach frühern physikalischen Ermittelungen dem unbewaffneten Auge, auch wenn es sehr scharf ist,

schon

vollständig. Aber noch weit schwerer ist es, die erforderliche Visirhöhe richtig zu beurtheilen.

Die Schätzung der Entfemung ist

schon dann schwer, wenn man die Umrisse des Objekts klar vor

Augen hat: sie wird fast unmöglich, wenn sich der Gegner durch daö Terrain decken kann und von ihm nichts zu sehen ist, als der Rauch seines Schusses, besonders da man in solchem Falle

nicht einmal beurtheilen kann, ob man getroffen hat, oder nicht. In den besten Schützengesellschaften findet man immer nur

eine sehr geringe Anzahl Schützen, welche — auf genau bekannte Entfernung — stets gleich sicher und zuverlässig bleiben und die

Mitglieder dieser Corporationen setzen sich, ehe sic schießen, niemals Einflüssen der Temperatur oder der Witterung, oder einer Abspan­

nung der physischen oder geistigen Kräfte durch Strapazen, Ent­ oder

durch schnelle Bewegungen vor

dem Beginn ihres Feuers aus.

Wie könnte man etwas Besseres,

behrungen und Bivouaks

als sie leisten, von Mannschaften erwarten, die sich allen diesen

Einflüssen nicht zu entziehen vermögen?

7 Die Ziele

der Artillerie werden

also

auch

in

der Folge,

eben so, wie früher, geschlossene feindliche Truppen und Batterien

sein und

die Geschosse,

welche

sie neben dem Kugelschuß oder

Granatwurf mitführt, müssen für besondere Fälle und für ent­

scheidende Momente des Gefechts aufgespart werden. deS Eingreifens der Artillerie können

Die Zwecke

sich also nicht verändem,

sondern nur ihr Benehmen in einzelnen Fällen: man wird ihre

Bedeckungen verstärken und ihnen die

besondere Aufgabe stellen

müssen, die Artillerie vor dem Einnisten feindlicher Tirailleurs in

wirksamer Nähe zu schützen und die Artillerie muß sich für die etwas größere Zahl der Opfer, welche sie in der Folge bringen

wird, damit trösten, daß diese nicht zu vermeiden sind. Da

die

Gefechtszwecke

der Artillerie sich

nicht

verändem

können, so scheint auch in den Fortschritten der Handfeuerwaffen

kein Grund zu liegen, mit der Bewaffnung derselben Verände­ rungen vorzunehmen, wenn man nicht hoffen darf, ihre Wirkung ohne Beeinträchtigung ihrer Beweglichkeit erheblich zu erhöhen.

In Nachstehendem glauben wir, den Beweis schuldig zu sein, daß hierin große Mißgriffe geschehen können und es würde nicht

schwer sein, zu beweisen, daß auch jetzt in den Beständen vieler Artillerien ganz verfehlte Konstruktionen eristiren.

Indessen ist die

daraus hervorgehende Gefahr nicht so sehr groß: das französische

Feld-Artillerie-System von 1803 (Marmont) hatte lauter fehlerhaft konstruirte Geschützröhre und doch sind alle Siege des Kaiserreichs mit diesem Material erfochten worden, für welches man ein aner­

kannt vortreffliches System verwarf und

erst 26 Jahre später

wieder zur Geltung brachte.

Eine

große

benachbarte Artillerie

hat an

der Stelle des

leichtern Kanonenkalibers der Feldartillerie einen kurzen

12pfder

eingeführt, der einige Jahre früher, wo die äußeren Verhältnisse eine Kritik noch gestatteten, vielfache Anfechtungen erfahren hat.

8 ES kann nur an dem Drange der politischen Verhältnisse gelegen haben, daß man, — dem Vernehmen nach — die Kanonenrohre vom 8pfdgen Kaliber, welche in großer Zahl vorhanden waren,

auf 12 Pfd. auszubohren beschloß, um ein Geschütz zu gewinnen, welches den neueren Anforderungen deS Krieges angeblich besser entsprechen soll, als der 8pfder. Die Sache hatte bei jener Macht

weniger Bedenken, als bei andem, weil der 8pfdcr in seinen Gcwichtsverhältnissen

— abgesehen

vom

Munitionstransport —

einem kurzen 12pfder ziemlich nahe kommt, also daS Bedenken

vor einer Gewichtsvermehrung nicht stattfand. Der vorhandene 8pfder hatte in der Seele beinahe 17 Boh­

rungsdurchmesser Länge; auf 12 Pfd. ausgebohrt, wird das Geschütz

auf 14,8 Bohrungsdurchmcsser herabgesetzt, kommt also in der

Länge seiner Seele dem östreichischen Feld-12pfder sehr nahe, so daß in dieser Hinsicht kein Bedenken

obwalten kann,

da man

weiß, daß die Leistungen der östreichischen Artillerie in allen Kriegen

gerechte Anerkennung gefunden haben: nicht so günstig gestalten sich aber die übrigen Verhältnisse. Der 12pfder der erwähnten Macht hat*) BohrungSdurchmesser in französischem Maaß

Der 8pfder

.

......— 4" 5"' 9""

....................................

.

.

— 3" 11"' 0""

Differenz — 0"

6'" 9""

DaS Metall wird also durch daS Auöbohren in der ganzen Länge 0" 3"' 4"",5

deS RohrS geschwächt um

.

oder um 0",29 Preußisch.

Das ausgebohrte Metall beträgt bei­

läufig 249"° und sein Gewicht 82 Pfd. Das Rohr bekommt statt

1186 Pfd., die es früher wog, ein Gewicht von 1104 Pfd.

Es

ist ursprünglich für eine Ladung von 1,223 Kilogrammen kon-

struirt, welche beiläufig ein Drittheil des Gewichts der 8pfdgen Kugel betrugen, aber nur 0,21 oder wenig über i der 12pfdgcn

*) Afde mcmoirc von 1836.

9 Kugel.

Da das Rohr aber geschwächt ist, so ist die frühere La­

dung deS 8pfderS zu stark für dasselbe geworden und es wird rathsam sein, auf 0,20 des Gewichts der 12pfdgen Kugel, — oder selbst bis

0,166 — | herabzugehen.

hältniß entspricht bei der Rohrlänge

Dieses Ladungsver­

vom

14,8 Kaliber einer

Anfangsgeschwindigkeit*), für £ kugelschwer von beiläufig

für | kugelschwer von .

.

.

während daS 8pfdge Rohr eine solche von gewährte.

Bei

12

1593' die Anfangs­

Kaliber Seelenlänge würde

geschwindigkeit für | nur

.

.

.

.

.

.

.

.

für 4 nur

betragen.

1280'

1200'

.

.

1190'

’ .

1096'

Es ist also gewiß, daß daS neue Rohr in Bezug auf

bestrichene Räume nicht so viel leisten kann,

als

eS in seiner

ursprünglichen Konstruktion leistete und daß die Maaßregel, ein Geschütz durch AuSbohren auf einen größeren Kaliber zu bringen, nur

eine Verstümmelung genannt werden kann.

Was

würde

Gribeauval, der systematische Konstruktor gesagt haben, wenn er

sein wohl berechnetes Rohr auf so vandalische Weise hätte miß­ handeln sehen!

Die Maaßregel, die 8pfdge Kanone auf 12 Pfund auSzu-

bohren, soll — wie gesagt — nur ein vorläufiger Nothbehelf sein und dem Vernehmen nach ist von der Einführung eines

12pfdgen Kanons von 12 Kaliber Länge die Rede.

Vom jetzigen

Standpunkte jener Macht angesehen, erscheint die Sache weniger

schroff, als es der Fall sein würde, wenn die Feldartillerie der­

selben noch mit Opfdern bewaffnet gewesen wäre. Der 8pfder hatte 1186 französische Pfunde Rohrgewicht, ein 12pfdgeS Kanonenrohr

von 12 Kaliber Länge kann mit der nämlichm Metallmasse sehr

füglich konstruirt werden, so daß die Bewegung des Geschützes an und für sich eben so leicht von statten gehen würde, als die des

*) Piobert, Traite etc.

10 8pfderS.

Allein dieö ist denn doch ein nur ganz einseitiger Ge­

sichtspunkt: besonders kann eine Artillerie, deren ganze Verhält­

nisse auf einen leichtern Kanonenkaliber berechnet sind, den Uebergang zu einem solchen 12pfder nicht ohne sehr bedeutende Ver­ änderungen in ihrem Material bewerkstelligen, wenn auch wirklich eint Ueberzeugung vorhanden wäre, daß aus einem solchen Schritte

eine bessere Wirkung hervorginge.

ES würde freilich am wirksamsten fein, wenn man auch in der Schlacht Bombenkanonen führen könnte: die Geschichte der

Artillerie aller Perioden berichtet daher von Geschützen, welche die Aufgabe lösen sollten, die leichte Beweglichkeit mit einer gestei­

gerten Wirkung zu verbinden.

Schon das Canon de 24 ä la

Portugaisc *), wovon St. Remy 1697 eine Zeichnung gegeben hat; die hin und her schwankenden Kanonen-Konstruktionen der Preußischen Artillerie von 1738 bis zum siebenjährigen Kriege, der

kurze 24pfder des französischen Artillerie-General Dorsner (1793) und Breithaupt's Vorschlag zu einem Universal-Geschütz (1827)

geben davon Zeugniß. Aber dieses Streben nach etwas so Unver­ einbarem, als Beweglichkeit und

große Wirkung sind,

ist ein

Widerspruch in sich selbst und hat eben so wenig Erfolg, als das Suchen der Berliner Tagesblätter nach einem „anständigen"

Mädchen für Alles.

Es liegt sowohl praktisch, als wissenschaftlich jetzt zu Tage, daß

ein Geschütz,

welches

in seinen Konstruktionsverhältniffen

zwischen Kanone und Haubitze in der Mitte steht, den so charak-

*) Kurzer 24psder von 10| Kaliber Seelenlänge mit sphärischer Kammer, mit deren Konstruktion der Chevalier de St. Julien den Stein der Weisen gefunden zu haben meinte. Die Kammer hat einen größern Durchmesser, als die Seele und faßt etwas über 6 Pfd. Pulver, das Zündloch geht durch den Boden. Seinen Verhältnissen nach zu urtheilen, mußte dieses Rohr

außerordentlich stark auf die Lastete wirken. — Wenn eine solche Spekulation in der Mitte des 17ten Jahrhunderts noch erklärlich war, so würde sie doch iit der Mitte des 19ten nicht mehr entschuldigt werden können.

11

teristisch verschiedenen Bestimmungen beider Gattungen nur sehr unvollkommen entsprechen kann und zugleich eine schwächliche Ka­ none und eine unbrauchbare Haubitze sein muß.

Des großen

Königs scharfes Auge erkannte in den ersten Jahren des sieben­

jährigen Krieges die Schwäche des' Dieskau'schen Hermaphroditen*) für die Zwecke deS Feldkriegs, — obgleich dieser, schon nach seinem

Kaliber zu urtheilen, gewiß mehr leisten mußte, als ein auf die­ selbe relative Länge herabgesetzter 12pfder, und der hohe Herr

wollte lieber die unbehülfliche Wucht

des Brummers

ertragen,

als eine ungenügende Wirkung seiner Artillerie in der Schlacht.

Der Dieskau'sche 24pfder sang

also auf dem Janus-Hügel bei

Roßbach sein Schwanenlied**).

Es ist oben erwähnt, daß ein, auf 12pfdges Kaliber aus­

gebohrter 8pfder eine Ladung von ppr. | kugelschwer aushalten würde und dies läßt sich

auch

auf einen,

12 Kaliber langen

I2psder anwenden, der eine Metallmasse von 11. bis 1200 Pfd.

bekommt, welche angemessen vertheilt wird.

Diese Ladung betrüge

also V — 2,4 oder selbst bis 2,5 Pfd. wenn eS sich blos darum

handeln dürfte, was das Rohr auszuhalten vermag; man könnte dieselbe also für den Kartätschschuß adoptiren.

Für den Kugel­

schuß kommt aber noch eine ganz andere Rücksicht in Betracht,

*) Kurzer 24pfder von 12 Kaliber Länge und 1450 bis 1560 Pfd. Gewicht, von denen 1745 20 Stück mit konischer und 1747 eben so viele

mit cylindrischer Kammer in Berlin gegossen wurden. Obgleich man später Hohlkugeln ohne Sprengladung von 15 Pfd. Gewicht anwendete, war ihre Einwirkung auf die Lafsetö doch sehr offensiv. **) Bei Hohensriedberg scheinen die kurzen 24psder — vermuthlich die Holtzmann'sche Konstruktion von 1743 — wovon in Berlin 4 Stück mit cylindrischer Kammer, 3630 Pfd. schwer und 8 Stück mit konischer Kammer,

2470 Pfd. schwer gegossen wurden — den König mehr befriedigt zu haben. Er sagt darüber: (Histoire de mon temps Chap. XIII.) „Le Roi sc liäta d’etablir une balteric dc six picccs de 24 sur ce mont Topazc, laqueHc fut tres utile par la grande confusion, quelle mit dans les cnneinis.” — Die Preußische Artillerie führte damals ihre Bersuche aus deu Schlachtfeldern aus.

12 nämlich der erst in neuerer Zeit zur Sprache gebrachte Erfahrungs­ satz, daß jeder Rohrlänge eine gewisse Ladung am meisten zusagt,

oder mit andern Worten:

„daß bei jeder Rohrlänge eine

„gewisse Ladung die günstigsten Verhältnisse für die „Wahrscheinlichkeit des Treffens ergiebt" und daß diese um so mehr abnimmt, je mehr man sich von dieser entsprechend­

sten Ladung entfernt.

Ein Beispiel zu geben, führen wir hier

diese Verhältnisse für vier Geschütze

eines und desselben Kali­

bers an:

Gewicht deö Geschosses.

Geschütze.

7pfdger Mörser 7pfdge Haubitze Kurze 24pfdge Kanone

1 1

Gewicht der passendsten Ladung im Vergleich zum Gewicht des Geschosses.

6 Loth

0,008

20 bis 24 Loth

0,026 bis 0,031

Granate

von / 15 Pfb.

1 Lange 24pfdge ) Kanone

Ladung, welche die günstigste Wahr­ scheinlichkeit des Treffens giebt.

0,133 bis 0,166s « s.5 0,29 biS 0,33 \ | 140 bis 160 Loth / « Eine Menge Erscheinungen, deren Dasein vielen Artilleristen Gewicht

64 bis 80 Loth

wenigstens empirisch bekannt ist, ließen sich hier anführen, um die Richtigkeit dieses Satzes zu beweisen, den zuerst Borkcnstcin, der

das Organ eines tiefern Forschers*) geworden ist, in einer (1822)

gedruckten Schrift öffentlich ausgesprochen hat; wir wollen uns aber begnügen, einige, allen ältern Artilleristen bekannte Erfahrun-

gen ins Gedächtniß zurückzurufen. 1) Der Belagerungs- 12pfder wurde früher bei den Uebun­ gen zum Rikoschettiren des gedeckten Weges angewendet und er­

gab bei der Ladung von 28 bis 36 Loth, welche man anwenden mußte, um die eigenthümlichen Bedingungen dieses Schusses zu

*) Des verstorbenen Generals Helbig.

13 erfüllen, eine so geringe Anzahl Treffer, daß man es aufgeben

mußte, ihn zu diesem Zwecke zu verwenden.

Die Ladung von

0,072 bis 0,09 des Kugelgewichts war für das Naturell dieses Geschützes viel zu schwach.

2) Der kurze 24pfder schießt auf Entfernungen, welche mit seiner entsprechenden Ladung (2 bis 2| Pfd. für die Granate,

3 Pfd. für die Vollkugel) zu erreichen sind, mit großer Genauig­ keit und behauptet in einer gewissen Sphäre selbst eine gewisse

Ueberlegenheit über das lange Geschütz desselben Kalibers.

Allein

bei Entfernungen des Zieles, wo diese Ladung nicht mehr auSreicht, wechselt das Verhältniß und er tritt gegen seinen längem

Bruder in Nachtheil. 3) Die mit den verschiedenen Ladungen der 7pfdgen Hau­

bitze gemachten Erfahrungen.

Alle ältere Artilleristen sind von der

Leistungsfähigkeit dieses Geschützes überrascht worden, als man endlich aufhörte, bei demselben fast ausschließlich die Ladung von 1Pfd. anzuwendcn.

Und welche unbefriedigende Ergebnisse lie­

ferte die französische 5| zöllige Haubitze in den Kriegen Napoleon's, da man sie nie anders als mit 15 Pfd. gebrauchte? — Ihr Miß­ brauch führte 1829 ihre Abschaffung herbei;

der Verfasser

hat

aber von mehreren erfahrenen Offizieren der französischen Artillerie ein Bedauern darüber aussprechen hören,

daß man der kurzen

Haubitze den Stab gebrochen habe und von vielen wurde die jetzige 8zöllige Belagerungshaubitze — von 3,61 Kaliber Seelen­

länge, — als

die einzige genannt,

welche die Aufgaben eines

Wurfgeschützes zu lösen vermöge.

Es folgt hieraus analog, daß ein 12 Kaliber langer 12pfder mit einer Ladung von 1 Pfd. den günstigsten Granatschuß und mit einer Ladung von beiläufig 1,6 Pfd. (51,2 Loth) den günstig­ sten Kugelschuß ergeben wird, daß er also für die meisten, im

14 Feldkriege verkommenden Fälle zu schwach ist, denn diese Ladung steht zwischen | und | des Kugelgewichtes fast in der Mitte.

Sollte also der Grund für die Einführung eines solchen Ge­

schützes aus der jetzigen bessern Bewaffnung der Infanterie her­

geleitet werden, so kann man, wenigstens in Bezug auf den Kugelschuß

bestimmt

verfehltes ist.

aussprechen,

daß

das

gewählte Mittel

ein

Der Kugelschuß bleibt aber immer die Hauptsache

und die andern Geschosse dienen nur in besondern Fällen;

Artillerie nimmt deshalb

zu

jede

einer großen Anzahl von Kugel­

schüssen, immer nur eine verhältnißmäßig kleine Zahl von Kartät­ schen und Shrapnels mit.

Der Kugelschuß bietet also auch den

besten Maaßstab für die Beurtheilung des Werthes einer Kanoncn-

Konstruktion dar und nicht die andern Geschosse; indessen wollen wir auch auf diese einen Blick werfen.

Die Zahl der Kugeln für einen Kartätschenschuß der Feld­ kanonen-Kaliber ist bei den meisten Artillerien zu sechs Schichten

a sieben Kugeln angenommen, wobei aber in einer Schicht die mittelste Kugel aus bekannten Gründen weggelassen wird.

Mit

allem Zubehör erreicht die gefüllte Büchse fast das IHMalige Ge­ wicht der Bollkugcl.

Wir glauben nicht, daß für einen kurzen

12pfder von 1200 Pfd. Rohrgewicht eine so schwere Vorlage gut

angewendet sein möchte, es dürfte sich vielmehr als nothwendig Herausstellen, die Zahl der Schichten, u>n die Reaktion auf die Laffcte zu vermindern, auf 5, vielleicht selbst auf 4, also auf resp.

35 oder 28 Kugeln herab zu setzen.

Die letztre Zahl ist bei der

östreichischen Feld-Artillerie als Norm angenommen und die ge­

füllte Büchse wiegt beiläufig so viel, als die Vollkugel.

Nimmt

man für den Kartätschschuß die Ladung von 2£ Pfd. an, so be­

trägt diese für 41 Kugeln weniger als

für 35 Kugeln weniger

als -6 , für 28 Kugeln weniger als i vom Gewicht des Geschosses.

Bei dem bisherigen franz.

Feld-12pfder von 17 Kaliber Seelen­

länge ist die Ladung für den Kartätschschriß stärker angenoinmen,

15 als für den Kugelschuß, nämlich zu 2,080 Kilogrammen, oder

4,43 Pfd. Preußisch, was beinahe | vom Gewicht der gefüllten Büchse beträgt; seine Kraft ist zum Theil diesen! günstigen Ver­ hältniß seiner Ladung, zum Theil aber auch der Länge des Rohrs

zuzuschreiben und kann daher mit einem Rohr von 12 Kaliber Länge, — man mag nun die Zahl von 41 Kugeln beibehalten,

oder sie vermindern — nicht erreicht werden.

Der Vorschlag, statt

der 12löthigen, Olöthige Kugeln anzuwenden, ist nicht zulässig,

weil sich letztere in der 12pfdgen Büchse nicht schichten.

Im Kar­

tätschschuß wird also ein 12pfder von 12 Kaliber Länge dem bis­ herigen weit nachstehen und kaum die Leistung des OpfderS er­

Bei der französischen Artillerie, wo der bisherige 12pfder

reichen.

für den Kartätschschuß, eben so, wie der 8pfder, eine verstärkte

Ladung

bekam,

stellt

sich

dieses

Verhältniß

noch

auffallender

heraus*).

In Bezug

auf den

Shrapnel

lehren

alle ,bisherigen Er­

fahrungen, daß die Wirkung um so größer und mörderischer aus­

fällt, wenn die Endgeschwindigkeit im Moment des Freiwerdens

der Bleikugeln möglichst groß war, so daß also der Feld-12pfder sich bei diesem Geschoß sehr günstig herausgestellt hat.

Da man

einem 12pfder von 12 Kaliber Länge ebenfalls 2 Pfd. Ladung

geben kann, so würde er im Shrapnclschuß eine sehr befriedigende

Wirkung äußern, wenn er auch das längere Geschütz dieses Ka­ libers nicht ganz erreichen kann.

Der Verfasser glaubt dies um

so mehr, als er. Gelegenheit hatte, die Wirkung dieses Geschosses

an einem kurzen 24pfder zu beobachten, obgleich dieser mit einer *) Die Geschichte der preußischen 7psdgen Haubitze von 1764 bis 1842 ist wohl geeignet die Vorsicht gegen zu leichte Konstruktionen wach zu erhalten.

Im baierschen Erbfolgekriege zertrümmerte sie bei 550 Pfd. Rohrgewicht alle Lasteten; die nämliche Erfahrung ergab sich in den Feldzügen von 1792, 1793, 1794, obgleich man sie aus 660 Pfd. verstärkt hatte. Man gab ihr nun 770 Pfd., wobei sie noch sehr häufig die Schildzapfenpfannen zersprengte, wes­

halb man in der Konstruktion von 1842 ihr Gewicht auf 880 Pfd. vermehrte.

16

relativ schwächer!» Ladung schoß.

Eine 6pfdge Kanone kann hierin

natürlich den Vergleich nicht auShalten. Wird aber der Shrapnel bei einem bevorstehenden Kriege die

Erwartungen bestätigen, welche durch die Friedensversuche erweckt worden sind, oder wird eine Schmälerung seiner Wirkungen ein­

treten? — Diese Frage kann nur die Zukunft beantworten, vor­ läufig müssen wir und mit der Hoffnung zufrieden stellen, daß

uns der Feind eben so große Ziele gegenüber stellen wird, als

wir uns im Frieden konstruiren und die zwar den Nutzen haben,

die Bahn der Kugeln beurtheilen zu können, aber dagegen den Nachtheil herbeiführen, daß sie uns in selbstgefällige Träume ein­ schläfern.

Vielleicht dürfte auch die Frage aufgeworfen werden,

ob auch die Zünder nach »jähriger Aufbewahrung in einem erschüt­

ternden Behälter und unter wechselnden hygroskopischen Einflüssen, die nämliche Brennzeit inne halten werden, als sic unmittelbar nach ihrer Fabrikation darlegten?

Noch wäre die Frage zu erörtern, ob eS rathsam sein dürfte, einen verkürzten 12pfder mit einer Anzahl Granaten auszustatten und der Gedanke daran scheint um so näher zu liegen, als der

kurze 24pfdcr mit Granaten vorzügliche Dienste leistet.

Allein eS

scheint in Erwägung gezogen werden zu müssen, daß die mit dem

kurzen

24pfder

gemachten

Erfahrungen

sich

lediglich

auf

den

engeren Kreis des BelagerungSkrieges beziehen und daß dieselben mit einer 7pfdgen, nicht mit einer Haudmörscr-Granate gewonnen sind.

Der Verfasser dieser Blätter hat

die Wirkungen langer Haubitzen

zu

öfter Gelegenheit gehabt,

beobachten

und

dabei

sich

überzeugt, daß die Sprengwirkung fast bei jedem Schuß verloren geht, weil die Geschosse weit hinter dem Ziele krepiren.

Es wäre

also nur die Frage, ob in besonderen Fällen davon eine Anwen­

dung zu machen sei, z. B. gegen Brustwehren von Erde.

Versuche (1837) haben indessen gezeigt,

Frühere

daß die Sprengladung

einer 12pfdgen Granate zu schwach ist, so daß sie kaum 1 Fuß

17 tief in Erde eindringen darf, wenn sie noch einen Trichter aus­

werfen soll und daß sie, dringt sie tiefer ein, fast ohne alle Wir­ kung krepirt.

Es wäre also wohl nicht zu empfehlen, die Kate­

gorien der Kanonen-Munition, die schon 3 betragen, um eines

problematischen Vortheils wegen, der nur in seltnem Falle ver­ langt werden wird, noch um eine zu vermehren. Fassen wir das Gesagte zusammen, so ergiebt sich das Resultat,

daß nur vom Shrapnel eine größere Wirkung erwartet werden kann, als von einer Feldkanone von kleinerem Kaliber, aber relativ

längerem Rohr.

Wird dies gegen die Fortschritte der feindlichen Handfeuer­ waffen wirksam sein? — Wird man gegen Schwärme feindlicher

Tirailleurs, die sich den Batterien gegenüber oft stundenlang ein­

nisten,

fortwährend

mit Shrapnels schießen können und welche

Wirkung wird dies gegen vereinzelte, gedeckte Mannschaften haben? —

Denn nur von Tirailleurs kann die Rede sein, eine gegliederte Truppe wird ihre mächtigen Salven stets unter 300 Schritt ab­

geben: sie ist also nur im Moment der Entscheidung zu fürchten, mithin nicht in der Wirkungssphäre des Shrapnels, sondern in der deS Kartätschschuffes *). Das Tiraillement wird aber jedenfalls

eine Ausdehnung erreichen, die es früher nie gehabt hat.

Einige Studien über Konstruktionsverhältniffe führen zu der Ueberzeugung,

daß

ein

kurzer

12pfder,

dessen Rohr

11

bis

1200 Pfd. wiegt, unmöglich mit den Gewichtsverhältnissen herzu­ stellen ist, welche die im Jahre 1842 wegen ihrer Schwerfälligkeit in Preußen verworfene Opfdge Kanone hatte.

Die französische

Artillerie bespannte selbst ihren bisherigen Feld-12psder mit nur 6 Pferden und sie wird den verkürzten ohne Zweifel nicht stärker

*) Dans la guerre, comme dans l’amour, on ne decide rien, que de trespres. Die große Schwierigkeit, die Entfernung einer gut gedeckten Tirailleurlinie richtig zu schätzen, kommt auch in Betracht.

18 bespannen.

Man kann aber diese Veranschlagung der thierischen

Kraft

der

und

an

Artillerie übertragen,

sie zu machenden Ansprüche nicht auf eine deren Bespannungen das nördliche Deutsch­

land und daS Königreich Preußen hergiebt.

Das deutsche Pferd

hat viele Vorzüge vor der Mehrzahl der französischen Pferdcracen, allein an Masse und an Qualifikation zum schweren Zuge ist eS mit demselben in der Totalität nicht zu vergleichen und deshalb

ist der Maaßstab, den die französische Artillerie an die Pferdekraft legt, auch ein wesentlich anderer, als er in Deutschland möglich

wäre.

Es wird also die Frage entstehen: Soll ein kurzer 12pfder

sechs- oder achtspännig fein? — Letzteres hat, was nicht bewiesen

zu werden braucht, viel gegen sich und ersteres muß nach allem

vorher Erörterten alö unzulässig erklärt werden; — oder soll das neue Geschöpf etwa 7spännig fahren, wie weiland der alte General-

Capitain Cuesta, wenn er den Feind rekognoscirte? Der Protzkastcn ließe sich wohl zu einer solchen Größe auö-

dchnen, daß er bis zu 30 Schuß fassen könnte, wäre dies aber,

der Beweglichkeit wegen, rathsam? — Ein 12pfdger Schuß wiegt immer beinahe doppelt so viel, als ein Opfdger, bei einer totalen

Abschaffung aller leichten Batterien

ist

es

nicht zu ver­

daher

meiden, daß die Zahl der Munitionsfahrzeuge bedeutend vermehrt werden muß.

Alle diese Verhältnisse haben seit langer Zeit die

Schranken für die Größe der im Felde mitzuführenden Kanonen-

Kaliber gezogen und man wird sie nicht durchbrechen, ohne für

scheinbare Vortheile große Uebelstände einzutauschen. Nach

dem

Vorstehenden

erscheint

eS

dem

Verfasser

nicht

rathsam, bei der Einführung eines verkürzten 12pfders den bis­

herigen Feld-12pfder ganz zu beseitigen,

weil

sich

eine Menge

Situationen denken lassen, wo derselbe nach wie vor, erforderliche Kraft und Leistungsfähigkeit besitzt.

allein die

Eben so wenig

vermag ein kurzer 12pfder die Aufgaben zu lösen, welche die Ein­

führung der Haubitzen in die Feldartillerie motivirt haben

und

19 welche ursprünglich nichts sein sollten, als Mörser, auf Fcldlaffeten

gelegt.

Ihre Einführung in größerer Zahl gehört erst dem An­

fänge des 18ten Jahrhunderts an und im spanischen Erbfolge­ kriege wurden fit in nur sehr beschränkter Zahl bei den Armeen

mitgeführt; aber jetzt sind sie vollständig eingebürgert. Einer Artillerie, welche die Bestimmung hat, bei der Kavallerie

zu manövriren und diese Waffe zu unterstützen, ein Geschütz zu geben, welches eine schwer wiegende Munition führt, möchte be­ denklich

sein; vielmehr muß

man

wünschen,

daß die reitende

Artillerie in ihren Protzen eine solche Quantität Munition mit­ führe, daß sie nicht während lebhafter GefechtS-Momente zu einer Ergänzung derselben gezwungen werden könne.

Die Wahl ist

daher bei allen Armeen auf den 6pfder gefallen und erst in neuerer

Zeit hat man ihn in Frankreich, aber nicht zur Freude der reitenden Artillerie, mit dem 8pfder vertauscht, der sich dort überhaupt keiner allgemeinen Popularität erfreut, wenn man auch zugiebt, daß der 6pfder von 1803, so wie er war, nicht beibehalten werden konnte.

Giebt man zu, daß auch der Opfker der reitenden Artillerie

nicht füglich durch eine Kanone schwereren Kalibers ersetzt werden

könne, so vermehrt sich durch die Einführung eines kurzen 12pfders die Zahl der vorhandenen Feldgeschütze um eins. In Preußen z. B.,

wo man 1842 der Vereinfachung wegen und um den unbequemen Munitionstransport zu vermeiden, die lOpfdge Haubitze abschaffte, würde die Zahl dir vorhandenen Feldgeschütze von 3 wieder auf 4, in Frankreich, wo man die Ozöllige Haubitze beibehielt, sogar aus

5 steigen.

Sehr häufig lassen sich in der Geschichte der Artillerie Rück­

schritte zu Einrichtungen erkennen, die schon früher da gewesen

waren und das, dieser Arbeit vorgesetzte Motto giebt Zeugniß, daß es schon vor Jahrhunderten nicht anders war.

Sammlung

merkwürdiger Konstruktionen,

welche

Die schöne der

General

20

Marion unter dem Titel „Recueil de bouches ä feu et d’affuls curieux, employes tant en France qu’ä l’etranger — heraus­ gegeben hat, könnte eben so gut: Collection de fantaisies (folies) sur le territoire de l’artillerie heißen. Oft war dabei ein unge­ schickter guter Wille, eben so oft das Jagen nach einem schein­ baren Verdienst die Triebfeder. Aber die Erfolge im Kriege sind stets viel mehr von dem Geiste der Kriegführung, als von der Beschaffenheit der Kriegs­ werkzeuge abhängig gewesen: mancher Sieg ist von mangelhaft bewaffneten Heeren gegen vortrefflich bewaffnete erfochten worden und die elendesten Plätze haben oft einen ehrenvollen Widerstand geleistet. Was aber auch die Zukunft bringen möge, wir wollen uns darüber keine Sorgen machen, sondern erwägen, daß es nicht Scanderbeg's Säbel war, welcher der hohen Pforte den Kopf warm machte, sondern sein Geist und sein Arm! Im Juni 1855.