Die Dauer der Stiftung: Eine diachronisch vergleichende Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar 9783050057668, 9783050056654

Jeder Stifter zielt auf Dauer. In seinem Bestreben, die Zeitgrenze des eigenen Lebens zu durchbrechen und mit seinem Anl

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Die Dauer der Stiftung: Eine diachronisch vergleichende Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar
 9783050057668, 9783050056654

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Tillmann Lohse Die Dauer der Stiftung

ST I F T U NG S GE S C H IC H T E N BA N D 7

Herausgegeben von Michael Borgolte

Tillmann Lohse

Die Dauer der Stiftung Eine diachronisch vergleichende Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar

Akademie Verlag

Abbildung auf dem Einband: Der Dom zu Goslar (vor 1819) Goslarer Museum, Inventar-Nr. 466 Foto: Bernhard Heinze

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© Akademie Verlag GmbH, Berlin 2011 Ein Wissenschaftsverlag der Oldenbourg Gruppe www.akademie-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen.

Einbandgestaltung: hauser lacour Druck: MB Medienhaus Berlin Bindung: Norbert Klotz, Jettingen-Scheppach Dieses Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. ISBN 978-3-05-005665-4 eISBN 978-3-05-005766-8

Inhalt

Vorwort ..................................................................................................................... 9 I.

Einleitung ................................................................................................. 11 I.1 Die Dauer der Stiftung – ein Problemaufriss .............................. 14 I.2 Das Kollegiatstift St. Simon und Judas als Fallbeispiel ............. 20 I.3 Zur Konzeptualisierung der Analyse .......................................... 39 ERSTER TEIL: MOMENTAUFNAHMEN

II.

Um 1047 – Kaiser Heinrich III. gründet das Kollegiatstift St. Simon und Judas in Goslar ..................................... 45

III.

Um 1163 – Propst Adelog von Reinstedt verzichtet auf das gemeinsame Leben mit den übrigen Stiftsherren ........................ 73

IV.

Um 1469 – Dekan Henning Bornhusen leitet das liturgische Totengedenken am Jahrtag Kaiser Heinrichs III. ............ 97

V.

Um 1647 – Kaiser Ferdinand III. beschützt das Kollegiatstift St. Simon und Judas per brieff ................................... 117

VI.

Um 1804 – Legationsrat Christian Wilhelm von Dohm setzt beim preußischen König neue Stiftungszwecke durch ........................... 143

VII.

Um 1956 – Oberbürgermeister Alexander Grundner-Culemann veranstaltet eine Feierstunde für Kaiser Heinrich III.............................. 165

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Inhalt

ZWEITER TEIL: DIE DAUER DER STIFTUNG IM DIACHRONISCHEN VERGLEICH VIII.

Prozeduren der Verstetigung, Prozeduren der Entstetigung .................. 189 VIII.1 Postulieren – Rekapitulieren – Ritualisieren ............................. 189 VIII.2 Modifizieren – Ignorieren – Negieren ...................................... 196

IX.

Arrangements von Beständigkeit............................................................ 201 IX.1 Kristallisationskerne .................................................................. 201 IX.2 Interdependenzen ....................................................................... 207 IX.3 Intensitäten................................................................................. 208

X.

Ergebnisse .............................................................................................. 211 DRITTER TEIL: EDITIONEN

XI.

Das Urbar von ca. 1191/94 .................................................................... 217 XI.1 Vorbemerkungen ....................................................................... 217 XI.2 Edition ....................................................................................... 236 XI.3 Index ......................................................................................... 287

XII.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert.................................... 295 XII.1 Vorbemerkungen........................................................................ 295 XII.2 Edition ....................................................................................... 322 XII.3 Index .......................................................................................... 379

XIII.

Der Ordinarius von 1435 ........................................................................ 383 XIII.1 Vorbemerkungen........................................................................ 383 XIII.2 Edition ...................................................................................... 408 XIII.3 Index .......................................................................................... 459

XIV.

Aus dem Brevier von 1522 .................................................................... 469 XIV.1 Vorbemerkungen ....................................................................... 469 XIV.2 Teiledition ................................................................................. 477 XIV.3 Index ......................................................................................... 495

Inhalt

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XV.

Verzeichnisse .......................................................................................... 499 XV.1 Archivalische und museale Quellen........................................... 499 XV.2 Gedruckte Quellen, Regesten und Repertorien.......................... 502 XV.3 Literatur...................................................................................... 514 XV.4 Abbildungen .............................................................................. 557 XV.5 Tabellen...................................................................................... 559 XV.6 Abkürzungen.............................................................................. 560 XV.7 Siglen ........................................................................................ 561

XVI.

Register ................................................................................................... 563 XVI.1 Personen .................................................................................... 563 XVI.2 Orte ............................................................................................ 570 XVI.3 Sachen ........................................................................................ 573

Für Jenny

Vorwort

Die vorliegende Studie ist im Wintersemester 2009/10 von der Philosophischen Fakultät I der Humboldt-Universität zu Berlin als Dissertation angenommen worden. Sie wurde für den Druck in einzelnen Abschnitten überarbeitet und ergänzt, die zwischenzeitlich erschienene Literatur dabei nach Möglichkeit eingearbeitet. Bei meinen Forschungen habe ich von vielen Seiten Unterstützung erhalten, für die ich mich auch an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Prof. Dr. Michael Borgolte (Berlin), mein akademischer Lehrer, hat mich vor rund einem Jahrzehnt erstmals mit der abgehandelten Problemstellung konfrontiert und meine Beschäftigung mit dem Thema in vielfältigster Weise gefördert. Seine Ratschläge ersparten mir manchen Um- oder Irrweg; die Freiheit, die er mir als seinem wissenschaftlichen Mitarbeiter in Forschung und Lehre so selbstverständlich zugestand, ließen meine an der (oft genug: archivalischen) Überlieferung erarbeiteten Gedanken überhaupt erst reifen. Prof. Dr. Michael Menzel (Berlin) und Prof. Dr. Frank Rexroth (Göttingen) gaben mir als Zweit- und Drittgutachter wichtige Anregungen für die Drucklegung. Prof. Dr. Rudolf Schieffer (München), Prof. Dr. Bernd Schneidmüller (Heidelberg), Prof. Dr. Ludolf Kuchenbuch (Berlin), Prof. Dr. Wolfgang E. Wagner (z. Zt. Göttingen), Prof. Dr. Benjamin Scheller (Essen), Prof. Dr. Andreas Odenthal (Tübingen), Dr. Martina Giese (Düsseldorf/München) und Herrn Christoph Gutmann, M.A. (Goslar) verdanke ich wertvolle Hinweise zu Detailfragen. Zahlreiche Archivare und Bibliothekare stillten meinen Hunger nach Akten und Büchern so gut es eben ging; vor allem Dipl.-Archivar Ulrich Albers und sein Team ließen mich mit den Beständen des Goslarer Stadtarchivs stets in der liberalsten Art und Weise arbeiten. Meine (ehemaligen) Kolleginnen und Kollegen Dr. des. Claudia Moddelmog, Dr. Michael Brauer, Dr. Kordula Wolf und Philipp Winterhager lasen das Manuskript in Gänze oder in Auszügen korrektur. Meine Eltern Bettina und Timm Lohse, meine Schwiegermutter Irmi Blekker und vor allem meine Frau Jenny Blekker sparten nicht mit Verbesserungsvorschlägen. Die Drucklegung lag bei Manfred Karras vom Akademie-Verlag in den besten Händen. Berlin, am 4. April 2011

Tillmann Lohse

I. Einleitung

Der letzte publizierte1 Entwurf einer Gesamtdarstellung der Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts2 St. Simon und Judas in Goslar datiert aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Frühjahr 1843 veröffentlichte Gottlob Friedrich Eduard Crusius seinen Aufsatz ›Zur Geschichte des vormals hochberühmten Domstifts in Goslar‹ im Hannoverschen Magazin.3 Man täte dem Verfasser dieser gerade einmal dreizehn Druckseiten umfassenden Skizze sicher Unrecht, mäße man ihn an jenen Maßstäben, die uns heute als selbstverständlich erscheinen. Crusius war und blieb zeit seines Lebens ein Pastor vom Lande, der nicht aus Profession, sondern aus Heimatliebe zum Historiographen wurde.4 Als solcher hielt er sich nicht lange mit Fragen 1 Die 1931 im Nachlass des Goslarer Gymnasialprofessors Wilhelm Wiederhold aufgefundene „umfangreiche [und] anscheinend in großen Teilen druckfertige Darstellung der Geschichte des [Goslarer] Domstiftes“, von der Frölich, Stand (1931), 26, sowie in einem auf den 16. Mai 1931 datierten Brief an Paul Kehr (Archiv der Max-Planck-Gesellschaft Berlin, Abt. I, Rep. 20, Nr. 6) berichtet, ist nie veröffentlicht worden. Das Manuskript muss als verschollen gelten, da es sich heute weder im StadtA Goslar (Nichtstädtische Bestände, Nachlässe, Nachlass Wiederhold), noch im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft (a. a. O) befindet. Zu Wiederhold, der das Goslarer Stadtarchiv von 1914 bis zu seinem Tode zunächst neben-, dann hauptamtlich leitete, siehe Hillebrand, Einführung (1979), 16, sowie unten Anm. 144. – Das von Friedrich Borchers in den „Abendstunden des schlimmen Winters 1944/45“ verfasste Typoskript ‚Dom und Haus‘ (StadtA Goslar, Bibliothek, B 120/67), bietet nach Ansicht des Verfassers zwar „beinahe eine Geschichte des Goslarer Domes“, allerdings ohne „Geschichtsschreibung im wissenschaftlichen Sinne“ zu beabsichtigen. Vgl. Borchers, Dom (1947), 1 u. 3. 2 Die in der älteren und lokalhistorischen Literatur gängige Bezeichnung als ‚Dom‘ oder ‚Domstift‘ kann sich zwar durchaus auf mittelalterliche Quellenzeugnisse stützen (vgl. z. B. UB Goslar 2, Nrn. 394 f. [1290 VI 26], wo die Kanoniker von St. Simon und Judas als tuomherren bezeichnet werden); im Rahmen einer terminologisch präzisen Untersuchung hat sie aber nichts zu suchen, da das Stift bekanntlich nie Kathedralkirche eines Bischofs war. 3 Crusius, Geschichte (1843). Es handelt sich um ein Derivat seines im Jahr zuvor erschienenen historiographischen opus magnum, der ›Geschichte der vormals kaiserlich freien Reichsstadt Goslar am Harze‹. Auch dieses Werk ist, obwohl durch neuere Spezialstudien mittlerweile weitestgehend überholt, in seinem umfassenden Darstellungsanspruch bis auf den heutigen Tag nicht ersetzt. 4 Crusius (1797-1861) wirkte als evangelischer Pastor zunächst in Eberholzen (heute Landkreis Hildesheim), später in Immenrode (heute Ortsteil von Vienenburg im Landkreis Goslar). Neben

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der Quellenkritik auf und strebte auch nicht nach umfassenden, abwägenden oder gar argumentativ entwickelten Deutungen; ihm genügte das bloße Sammeln und chronologische Ordnen denkwürdiger Begebenheiten. Mit großem Fleiß exzerpierte er deshalb die älteren Goslarschen Geschichtsschreiber, vor allem Heineccius5, aber auch Trumphius6, Lichtenstein7 und Honemann8, und montierte das auf diese Weise angehäufte Material dann seinerseits zu einer durch und durch antiquarischen Synthese. Unter den Zeitgenossen hat diese sicher eine interessierte Leserschaft gefunden; wer sie im 21. Jahrhundert zur Hand nimmt, wird vielleicht den ehrenwerten Impetus zur Popularisierung lokalgeschichtlicher Kenntnisse anerkennen, sich über die wissenschaftliche Qualität des Dargebotenen aber lieber ausschweigen. Es ist ja nicht allein der unkritische, mitunter fast naive Umgang mit der Überlieferung, der jeden heutigen Leser schon nach wenigen Zeilen irritieren muss, sondern auch der ganze Duktus der Berichterstattung. In seiner uns so fremd gewordenen Konzentration auf die Ereignisgeschichte geriet dem Autor die Darstellung der Stiftsgeschichte nämlich zu einer denkbar spröden Aneinanderreihung punktueller Ereignisschilderungen, so dass man sein Werk geradezu als eine Regestensammlung bezeichnen könnte, deren Auswahlkriterien ebenso wenig offengelegt werden wie die ihr zugrundeliegenden Quellen. Kurzum: Die Forschungslücke, seit jeher ein wichtiger Antrieb geschichtswissenschaftlicher Studien, ist offenkundig. Der erste Anstoß für die Anfertigung der vorliegenden Untersuchung kam jedoch aus einer anderen Richtung. Ihn gab die Beschäftigung mit einem Problem von allgemeinhistorischer und – wie mit Blick auf die gegenwärtigen Bemühungen um einen historisch reflektierten Umgang mit den bestehenden und untergegangenen Stiftungen der Vormoderne9, der mancherorts sogar zur Wiederaufnahme zwischenzeitlich abgerissener Memorialtraditionen geführt hat10, formuliert werden darf – keineswegs

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einer Reihe heimatgeschichtlicher Aufsätze, in denen er sich meist mit den „Denkwürdigkeiten“ einzelner Klöster der näheren Umgebung befasste, publizierte er auch Gedichte, Reiseberichte, Fabeln für Kinder und erbauliche Texte. Vgl. Rabe, Art. Immenrode (1941); Spanuth, Art. Eberholzen (1941). Heineccius, Nachricht (1704); ders., Antiquitatum (1707). – Heineccius (1674-1722) amtierte von 1699 bis 1708 als Diakon an der Frankenberger Kirche in Goslar. Vgl. Gasse, Heineccius (1987); ders., Stadt (1988), 13-33. Trumphius, Kirchen-Historie (1704). – Zu Heinrich Wilhelm Trumphius, von 1674 bis 1694 Diakon an der Pfarrkirche St. Stephan in Goslar, vgl. Gasse, Stadt (1988), passim. Lichtenstein, Abhandlung (1754). Honemann, Alterthümer (1754/55). Hier ist vor allem auf das starke Engagement der Stadt Münster hinzuweisen. Vgl. Jakobi/Lambacher/Winzer, Einführung (1996); Jakobi, Erbe (2000). Ich verweise hier nur auf das Mitte der 1990er Jahre revitalisierte Stiftergedenken Heinrichs IV. in Speyer (vgl. Moddelmog, Stiftungen [2009]), den am 20. November 2000 von Stift und Stadt Altötting eingeführten Gedenktag für König Karlmann (vgl. Moser, Äbte [2003], 186, Abb. 7 f.) sowie die anhaltenden Bemühungen der Initiative ‚Konrad I. – Der König der aus Hessen kam‘ um eine Reaktivierung der Memoria Konrads I. in Fulda (freundliche Mitteilung von deren

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bloß akademischer Bedeutung; nämlich mit der Frage, wie Stiftungen eigentlich das gewinnen, was gemeinhin als ihr ureigenes Charakteristikum angesehen wird: die fortwährende Dauer in der Zeit. Dass die Erörterung dieses Problems im Rahmen einer Fallstudie11 letzten Endes in einer neuen Gesamtdarstellung der betreffenden Stiftung münden würde, kann niemanden überraschen, der mit der Materie einigermaßen vertraut ist; hat sich doch bereits vor einigen Jahren die Ansicht durchgesetzt, dass Stiftungen als ‚totale soziale Phänomene‘ im Sinne des französischen Ethnologen Marcel Mauss begriffen werden müssen, da sie Recht und Religion, aber auch Kultur, Wirtschaft und Politik, mithin alle Bereiche menschlichen Lebens, gleichermaßen durchdringen.12 Die methodischen Konsequenzen dieser Einsicht liegen auf der Hand: Als ‚totale soziale Phänomene‘ versperren sich Stiftungen weitestgehend jenen sektoriellen Geschichtsbetrachtungen, wie sie von der älteren Forschung etwa unter dem Banner der Besitz-, Verfassungs- oder Personengeschichte betrieben wurden. Ihre vielschichtigen Wirkungen lassen sich vielmehr nur im Rahmen einer histoire totale adäquat erfassen, bei der die rechts- und sozial-, religions- und wirtschafts-, politikund kulturgeschichtlichen Aspekte nicht künstlich voneinander geschieden, sondern – wie im Leben – miteinander in Beziehung gesetzt werden.13 Wenn eingangs trotzdem noch einmal die Crusius’sche Skizze aus dem Jahre 1843 in Erinnerung zu rufen war, dann geschah das nicht nur, um auf ein bereits vor vielen Jahrzehnten konstatiertes und nach wie vor bestehendes Desideratum hinzuweisen14, sondern vor allem deshalb, weil der kontrastierende Rückblick auf jenen Text das Anliegen und die Konzeption der vorliegenden Studie besonders deutlich zu Tage treten lässt. Vor allem drei Aspekte, die sogleich noch näher auszuführen sind, müssen hier genannt werden: (1.) Im Mittelpunkt der Untersuchung steht nicht ein Gegenstand (also: das Kollegiatstift St. Simon und Judas), dessen diachrone Identität15 stillschweigend vorausgesetzt wird, sondern ein Problem, das sich mit folgendem Fragenbündel umreißen lässt: Auf welche Art und Weise haben sich Menschen zu unterschiedlichsten Zeiten darum bemüht, eben jene diachrone Identität durch intentionales Handeln überhaupt erst herzustellen? Inwieweit war ihr jeweiliges Trachten tatSprecher Josef Hoppe; vgl. auch Hoppe, Wesen [2006]). 11 Hier verstanden als die Darstellung eines konkreten Besonderen, das über sich selbst hinausweist auf ein abstraktes Allgemeines, mit der Absicht induktiver Theoriebildung. Vgl. Süßmann, Einleitung (2007), bes. 19-22. 12 So wegweisend Borgolte, Geschichte (1993), unter Berufung auf Mauss, Essai (1950). 13 Vgl. Borgolte, Geschichte (1993), 5 f. 14 Vgl. Frölich, Stand (1931), 41. 15 Hier und im Folgenden meine ich mit ‚Identität‘ stets die Leibniz’sche identitas indiscernibilium, verwende den Begriff also in einem logischen und nicht etwa in einem individual- oder sozialpsychologischen Sinne. Zur Kritik an dem in den letzten Jahren immer groteskere Züge annehmenden ‚Identitätsjargon‘ vgl. Niethammer, Identität (2000).

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sächlich von Erfolg gekrönt? Und wo mussten selbst die erfolgreichsten Verstetigungsstrategien früher oder später doch an ihre Grenzen stoßen? (2.) Das mit diesen Fragen umrissene Erkenntnisinteresse verbietet es, sich in einem additiven Anhäufen von Informationen zu ergehen, wie es kennzeichnend für die Crusius’sche Arbeitsweise war, aber auch in neueren Stiftskirchenmonographien durchaus noch zu beobachten ist16 und nicht zuletzt – unter systematischenzyklopädischen Vorzeichen – bis auf den heutigen Tag im Rahmen der Germania Sacra gepflegt wird.17 Der problemorientierte Zugriff auf das Material erfordert vielmehr die bewusste Konzentration auf zentrale Problemlagen, deren mal geglückte, mal missglückte Bewältigung durch die historischen Akteure in syn- und diachronischer Perspektive verglichen werden soll. (3.) Anders als Crusius möchte ich mich schließlich nicht damit begnügen, bloß die Ergebnisse bereits vorliegender Forschungen zu referieren, auch wenn deren Umfang in den seither vergangenen anderthalb Jahrhunderten erheblich angewachsen ist. Stattdessen ist es meine erklärte Absicht, die gesamte Darstellung soweit als möglich unmittelbar18 aus den Quellen zu erarbeiten.

I.1 Die Dauer der Stiftung – ein Problemaufriss Jeder Stifter zielt auf Dauer. Je nach Konzeption beruht das von ihm ersonnene Stiftungsgefüge auf bis zu vier intendierten Konstanten19: (1.) einem vom Stifter 16 Ein besonders krasses Beispiel ist Jakob, Kollegiatstift (1998). Vgl. aber auch Sacherer, St. Virgil (2000); Jernej, Kollegiatstift (2001); Anhalt, Kollegiatstift (2004); Siewert, Kollegiatstift (2007); Lang, St. Zeno (2009). 17 Vgl. Crusius, Germania Sacra (1996). Das im Laufe der Zeit erheblich ausgeweitete Bearbeitungsschema (siehe Brackmann, Vorschläge [1909]; Wentz, Germania sacra [1941], 99; Heimpel, Max-Planck-Institut [1961], 142-144; Heimpel/Prinz, Einführung [1962], VII; Hoven/Kröger/ Kruppa/Popp, Neuausrichtung [2007]), ist geringfügig modifiziert auch in Stiftskirchenmonographien angewandt worden, die unabhängig von der Germania Sacra entstanden sind; z. B. von Schmidt-Bleibtreu, Stift (1982). Ein anderes, aber ebenfalls systematisch-enzyklopädisches Bearbeitungsschema liegt dem seit Jahren angekündigten ‚Stiftskirchenhandbuch Baden-Württemberg‘ zugrunde. Vgl. Auge, Stift (2002), sowie die Adaption dieses Ansatzes auf die Stiftskirchen der Region Tirol-Südtirol-Trentino bei Obermair/Brandstätter/Curzel (Hrsg.), Dom- und Kollegiatstifte (2006). 18 Die ältere lokalhistorische Literatur (v. a. Hölscher u. Kloppenburg) gibt oftmals, wenn überhaupt, nur unpräzise Archivsignaturen an. Es war mir deshalb trotz aufwendiger Recherchen nicht in allen Fällen möglich, die Quellen im Original einzusehen. Um zukünftigen Forschern diese lästige Arbeit zu ersparen, habe ich die heutigen Archivsignaturen, wo immer es lohnend schien und ich sie ermitteln konnte, auch bei gedruckt vorliegenden Stücken angegeben. 19 Selbstverständlich erhebt nicht jeder Stifter den Anspruch auf eine derart weitreichende Beständigkeit des von ihm geschaffenen Stiftungsgefüges. Manch einer gestattet etwa den Stiftungsorganen, von Zeit zu Zeit die Stiftungszwecke neu zu justieren. Andere gehen sogar noch

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bestimmten und spätestens mit dem Tod desselben als unrevidierbar angesehenen Stiftungszweck; (2.) einem vom Stifter bereitgestellten Grundstockvermögen (Dotation), das in seinem Bestand erhalten bleiben muss, um eine fortwährende Erwirtschaftung von Überschüssen zu ermöglichen, die allein zur Realisierung des Stiftungszwecks eingesetzt werden dürfen; (3.) einer stabilen Organisationsstruktur mit klar geregelten Kompetenzen und Verfahrensabläufen, mittels derer sich die Stiftungsverwaltung treuhänderisch um die Bewirtschaftung des Stiftungsvermögens im Sinne des Stifters kümmert, d. h. jedwede Entfremdung des Grundstockvermögens unterbindet und die Erwirtschaftung und zweckgebundene Verwendung der Überschüsse (Stiftungserträge) koordiniert; sowie schließlich (4.) einem nach chronologischen Mustern ins Unendliche zu perpetuierenden Stiftungsvollzug, also der periodisch wiederkehrenden Verwirklichung des vom Stifter bestimmten Stiftungszwecks durch die Empfänger der Stiftungserträge (Destinatäre). Insofern kann es nicht verwundern, dass die historische Forschung, wann immer sie sich der Geschichte von Stiftungen zugewandt hat, stets auch deren Dauer traktierte. 20 Lange Zeit geschah dies eher beiläufig und unsystematisch, doch gerade in den letzten Jahren, in denen neben der Entstehungs- zunehmend auch die Wirkungsgeschichte von Stiftungen Aufmerksamkeit erregt hat21, sind erste tastende Versuche zu einer systematischen Beschäftigung mit dem Phänomen der ‚Stiftungsdauer‘ unternommen worden. Dabei lassen sich zwei Tendenzen beobachten, die es im Folgenden kritisch zu hinterfragen gilt, nämlich einerseits die Neigung, die Dauer der Stiftung zu essentialisieren, und andererseits die Neigung, die Dauer der Stiftung zu relativieren. Wie so oft beginnen die Probleme auch im Fall der ‚Stiftungsdauer‘ bereits mit der Terminologie.22 Dauer, das kann im Deutschen ganz Unterschiedliches bezeichnen: (1.) eine Zeitspanne, (2.) das (unbegrenzt gedachte) Nicht-Vorhandensein von Veränderung im Sinne von Beständigkeit und Gleichförmigkeit sowie (3.) die Beständigkeit bzw. Gleichförmigkeit von etwas innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls. Vor allem in der letztgenannten, alltagssprachlich vielleicht häufigsten, Verwendungsweise sind die Tendenzen zur Essentialisierung und Relativierung von Dauer bereits eo ipso angelegt. Bezogen auf die Dauer von Stiftungen stehen beide weiter, indem sie das sukzessive Aufzehren der Dotation nicht nur billigen, sondern zum Geschäftsprinzip erheben und so die Existenz der von ihnen errichteten Stiftung von vornherein zeitlich befristen. Man spricht dann von operativen Stiftungen bzw. von Gebrauchsstiftungen. 20 Vgl. etwa Laum, Stiftungen (1914), Bd. 1, 221-223; Bruck, Stiftungen (1954), 75 f. 21 Vgl. neben den bei Wagner, Stiftungen (2001), besprochenen älteren Arbeiten vor allem Hatje, Hospital (2002); Scheller, Memoria (2004); Lohse, Konrad I. (2006); Hensel-Grobe, St. NikolausHospital (2007); Moddelmog, Stiftungen (2009). – Daneben erscheinen jedoch nach wie vor auch Studien, die sich auf die Entstehungsgeschichte von Stiftungen konzentrieren; jüngst etwa Tritz, Schätze (2008). 22 Vgl. auch mit anderer Schwerpunktsetzung Wieland, Art. Dauer (1972).

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darüber hinaus jedoch auch jeweils im Banne von zum Teil weit zurückreichenden geschichtswissenschaftlichen Traditionssträngen. So ist etwa der Hang zur Essentialisierung der ‚Stiftungsdauer‘ in gewisser Weise ein Erbe jener revolutionären Umwälzungen in der kontinentaleuropäischen Dogmatik des Stiftungsrechts, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts ereignet haben. Wenige Jahre nachdem die für das vormoderne Stiftungswesen konstitutive Vorstellung von der ‚Gegenwart der Toten‘, der zufolge diese als handelnde Rechtssubjekte auch postmortal unter den Lebenden präsent blieben, der alteuropäischen Gesellschaft endgültig abhandengekommen war23, entwickelten die deutschen Rechtswissenschaftler Heise, Mühlenbruch und Savigny eine Theorie, nach der Stiftungen aufgrund ihrer Dauer in der Zeit als juristische Personen aufzufassen seien.24 Dauer wurde so zur entscheidenden Voraussetzung für die rechtsdogmatisch einwandfreie Teilhabe von ‚richtigen‘ Stiftungen am Rechtsleben. Im Umkehrschluss hieß das aber auch: Ohne Dauer keine Stiftung. Die Lehre von den rechtsfähigen Stiftungen prägt das deutsche Stiftungsrecht nicht nur bis auf den heutigen Tag25, sondern trübte auch lange Zeit den Blick auf das vormoderne Stiftungswesen, für das auf Biegen und Brechen die Existenz von Stiftungen mit Rechtspersönlichkeit erwiesen werden sollte.26 Das änderte sich erst 1988, als Michael Borgolte in einem programmatischen Aufsatz auf die offenkundigen Schwächen der bis dahin vorherrschenden, rechtshistorischen Sichtweise aufmerksam machte.27 Seither haben zahlreiche sozial- und kulturhistorisch ausgerichtete Studien unser Wissen über den Stellenwert und den Aktionsradius von Stiftungen in vormodernen Gesellschaften erheblich vertieft.28 Doch obgleich in der Stiftungsforschung mittlerweile einhellig die Auffassung vertreten wird, dass es die rechtshistorische Forschungstradition „kritisch zu rezipieren gilt“29, wirkt die von Heise, Mühlenbruch und Savigny betriebene Essentialisierung der Stiftungsdauer bis heute nach. Zwar herrscht gegenwärtig keineswegs Konsens darüber, ob nun der 23 24 25 26

Vgl. Oexle, Gegenwart (1983); Borgolte, Stiftungen (1988), 87-92. Vgl. Schulze, Hintergrund (1989), 32-34, 53 f.; Feenstra, Foundations (1998), 323-325. Vgl. §§ 80-89 BGB sowie die jeweiligen Stiftungsgesetze der Bundesländer. Geradezu groteske Züge nahm diese Rückprojektion bei Reicke, Stiftungsbegriff (1933), 273, an, der behauptete: „Der Begriff [scil. der Stiftung als juristischer Person] lebte, aber war noch nicht gefaßt. Der Gedanke war gegenwärtig, aber noch nicht zur Abstraktion erhoben.“ 27 Vgl. Borgolte, Stiftungen (1988). – Der von Theisen, Stiftungsrecht (2002), unternommene Versuch einer ‚Widerlegung‘ des sozial- und kulturhistorischen Deutungsansatzes muss nach dem nahezu einhelligen Urteil der Rezensenten (Borgolte, Droßbach, Freund, Kölzer) als gescheitert gelten. Anders: Eberl, Rez. Theisen, Stiftungsrecht (2003). 28 Vgl. die Auswahlbibliographie in Stiftungen und Stiftungswirklichkeiten (2000), 323-328; Wagner, Stiftungen (2001). – Mittlerweile beschränkt sich dieser Forschungsansatz auch nicht mehr auf das abendländische Europa. Vgl. vor allem die Beiträge in: Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam (2005). 29 Vgl. Borgolte, Geschichte (1993), 8.

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festgelegte Zweck, das bereitgestellte Vermögen30, die beauftragten Verwaltungsorgane31 oder der tatsächlich erfolgte Vollzug der Stifterauflagen32 von Dauer zu sein hat, damit man überhaupt von einer Stiftung sprechen kann. Dass Dauer in irgendeiner Weise vorhanden sein muss, gilt aber als eine ausgemachte Sache; wohl nicht zuletzt deshalb, weil nur so der Unterschied zu einer anderen Vergabungsform trennscharf markiert werden kann, von der Stiftungen (nicht nur umgangssprachlich) leider oft nicht streng genug geschieden werden33, die aber immer uno actu geschieht: der Schenkung.34 Was aber meint Dauer in Bezug auf Stiftungen? Ganz pauschal könnte man sagen: Das Ausbleiben von Veränderung und damit einen Zustand, der ohne relativierende Einschränkungen für den modernen Historiker eine zutiefst verstörende, ja empörende Vorstellung ist. Hier liegt die Wurzel für die Tendenz zur Relativierung der ‚Stiftungsdauer‘, bei der sich zwei Spielarten unterscheiden lassen: Erstere versteht die Dauer der Stiftung als eine zumindest de facto befristete Zeitspanne.35 Letztere löst die vollständige Abwesenheit von Wandel – unter Inkaufnahme einer begrifflichen Inkonsistenz – dahingehend auf, dass geringfüge und ganz allmähliche Veränderungen nicht länger im Widerspruch zur Dauer stehen, sondern geradezu als deren Charakteristikum gelten.36 In beiden Fällen werden Stiftungen zu einem Phänomen ‚langer Dauer‘, worunter allerdings jeweils ganz Verschiedenes zu verstehen ist; nämlich entweder ein Zeitintervall, dessen Anfang und Ende auf einer eindimensionalen Zeitskala eindeutig bestimmbar ist und das sich dementsprechend in seiner Ausdehnung präzise messen lässt, oder die schwerfälligste aller denkbaren Verlaufsgeschwindigkeiten, jene „verlangsamte[.] Zeit, die manchmal fast an der Grenze von Bewegung überhaupt steht“ und für die Fernand Braudel den Begriff der longue durée geprägt hat.37 Essentialisierung bzw. Relativierung der ‚Stiftungsdauer‘ können also jeweils auf eine ganz beachtliche Forschungstradition zurückblicken. Nichtsdestotrotz drohen sie, das Entscheidende eher zu vernebeln als zu erhellen: Indem ein Stifter sich freiwillig (eines Teils) seines Vermögens ein für alle Mal entäußert, damit aus dessen Erträgen fortan ein von ihm festgesetzter Zweck erfüllt werde, folgt er dem offenkundig ebenso universalen wie „unausrottbaren Wunsch, 30 Vgl. z. B. Wagner, Landesfürsten (2002), 270. 31 Vgl. z. B. Brinkhus, Stiftung (2003). 32 Vgl. programmatisch Lusiardi, Stiftung (2000), 51; zustimmend: Scheller, Memoria (2004), 20; Moddelmog, Stiftungen (2009), 11. 33 Ein symptomatisches Beispiel: Beyer, Urkundenübergabe (2004), passim. 34 Vgl. Borgolte, Art. Stiftung (1996); Borgolte, Art. Stiftung (2000). 35 So etwa Brinkhus, Stiftung (2003); Laum, Stiftungen (1914), 222 f. 36 So z. B. Hatje, Hospital (2002), 31. Die ebd., 674, angestellten Überlegungen verweisen dagegen eher auf die am Zeitstrahl messbare Extension von Dauer. 37 Vgl. Braudel, Geschichte (1977). Das Zitat ebd., 50. Siehe hierzu auch die forschungsgeschichtlichen Überlegungen bei Raulff, Dauer (1999).

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die Zeitgrenzen des eigenen Lebens zu durchbrechen und mit einem Anliegen [...] in künftige Generationen hineinzuwirken.“38 So mächtig er zu Lebzeiten aber auch sein mag, in seinem Streben nach postmortaler Einflussnahme auf zukünftige Lebenswelten bleibt jeder Stifter auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, weil nur sie der beanspruchten Zweckbindung des Stiftungsvermögens auch tatsächlich Geltung gegenüber ihren jeweiligen Zeitgenossen verleihen können.39 Damit der Appell zu stellvertretendem Handeln nicht wirkungslos verhallt, wird ein kluger Stifter deshalb stets versuchen, die Interessenlagen dieser Personen oder Personengruppen möglichst präzise zu antizipieren und – etwa durch materielle oder ideelle Anreize – auch in seinem Sinne zu beeinflussen. Doch selbst die raffinierteste Stiftungskonstruktion mit einem zu Lebzeiten des Stifters weithin affirmierten Stiftungszweck, einem hohen Grundstockvermögen und einem komplexen Geflecht wechselseitiger Kontrolle der Stiftungsorgane bietet letztlich immer nur eine unzureichende Gewähr. Denn schon im begründenden Akt liegt ja der „Grundwiderspruch“ einer jeden Stiftung beschlossen: „eine dauernde Ordnung mit zeitgebundenen Mitteln errichten zu wollen.“40 Zwar gilt der Stifterwille in vielen Rechtskulturen als ‚unantastbar‘, doch selbst in einem modernen Staat wie der Bundesrepublik Deutschland, der die „d a u e r n d e [...] Erfüllung des Stiftungszwecks“41 zur Voraussetzung für die staatliche Anerkennung rechtsfähiger Stiftungen macht, die er dann qua Verfassung zu schützen beansprucht42, ist der fortwährende Bestand derselben allein mit rechtlichen Mitteln nicht zu erzwingen.43 Keine der zu diesem Zwecke unabdingbaren Verstetigungsleistungen – weder die Tradierung der Stiftungszwecke, noch die Konservierung des Stiftungsvermögens, die Stabilisierung der Stiftungsverwaltung oder die Perpetuierung des Stiftungsvollzugs – erweist sich über kurz oder lang als Selbstläufer. Die Dauer einer jeden Stiftung muss deshalb in einem prinzipiell unabschließbaren 38 Borgolte, Einleitung (2000), 7. – Bis zu einer Globalgeschichte des Stiftungswesens ist es noch ein weiter Weg. Vgl. einstweilen die transkulturell vergleichenden Studien von Borgolte, Geschichte (2002); Baer, Waqf (2005); Lusiardi, Stiftung (2005); Borgolte, Stiftungen (2009). 39 Borgolte, König (2000), 41, formuliert deshalb in Anlehnung an die berühmte Herrschaftsdefinition Max Webers treffend: „Stiftung soll die Chance heißen, für Befehle bestimmten Inhalts ü b e r d e n e i g e n e n T o d h i n a u s bei angebbaren Gruppen von Menschen Gehorsam zu finden.“ Vgl. auch ebd., 57, sowie Wagner, Universitätsstift (1999), 26 f. 40 Borgolte, Stiftung (2003), 23. 41 § 80 Abs. 2 BGB (Hervorhebung: TL). Vgl. hierzu Neuhoff, Dauer (2008). 42 Art. 19 Abs. 3 und Art. 140 GG i. V. m. Art. 138 Abs. 2 WRV. Vgl. dazu die rechtshistorische Herleitung von Mainzer, Schutz (2005), sowie die Überlegungen von Jakob, Schutz (2006), 110115, der ein „Grundrecht des Stifters auf Stiftungsbestand“ diskutiert. 43 Vgl. Jakob, Schutz (2006), der sich im Rahmen seiner rechtsdogmatischen Argumentation zu dieser historisch begründeten Einsicht jedoch nicht durchringen kann, sondern vor allem darauf abhebt, wie bestehende „Schutzlücken“ durch eine Perfektionierung der rechtlichen Normen geschlossen werden könnten (vgl. ebd., 474-528 u. 541 f.).

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Prozess immer erst (und vor allem: immer wieder aufs Neue) von Menschen imaginiert und durch stellvertretendes Handeln realisiert werden. Sie ist demnach keine per se vorhandene ahistorische Entität, sondern konstituiert sich einzig und allein in zeitgebundenen Zuschreibungsakten historischer Akteure, ist also stets gedachte und gemachte Dauer. Wann immer aber (nicht nur mittelalterliche) Menschen Dauer als Resultat ihres Stiftungshandelns erhofften, dachten sie diese ohne jedes zeitliche Maß. Kein Stifter, kein Destinatär, kein Treuhänder wünschte je, ‚seine‘ Stiftung solle „möglichst lange“ existieren; in allen einschlägigen Dokumenten heißt es unisono: „für immer“. Von diesen Prämissen ausgehend möchte die vorliegende Studie zunächst einmal möglichst unvoreingenommen nach den Imaginationen von Kontinuation und Iteration fragen, die Menschen zu verschiedenen Zeiten im Hinblick auf ein bestimmtes Stiftungsgefüge entworfen haben und die in der institutionengeschichtlichen Perspektive allzu schnell hinter der Vorstellung einer sich selbst erhaltenden Institution verschwinden.44 Die Dauer der Stiftung soll dementsprechend nicht als wesenhafte Eigenschaft einer Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialform verstanden werden, die sich unter Bezug auf ein bestimmtes Substrat (Zweck, Vermögen, Verwaltung, Vollzug) in ihrer zeitlichen Extension ermitteln oder durch den Nachweis besonders schwerfälliger Wandlungsprozesse demonstrieren ließe, sondern als ein Denkmodell, dessen sich Menschen in der Vergangenheit (und Gegenwart) bedien(t)en, um ihrem ganz eigenen, bewusst (de-)stabilisierenden Handeln in Bezug auf ein konkretes Stiftungsgefüge Sinn zu verleihen.45 Neben der mikrohistorischen Würdigung derartiger Sinngebungsvorgänge gilt es dabei, in einer syn- und diachronisch vergleichenden Zusammenschau einerseits das Spektrum möglicher Umgangsformen mit dem Phänomen der ‚Stiftungsdauer‘ zu vermessen und andererseits die verschiedenen Beständigkeitsarrangements, die sich im Laufe einer Stiftungsgeschichte fassen lassen, auf ihre jeweiligen Kristallisationskerne und deren Interdependenzen zu befragen. In einer solchen Betrachtungsweise verliert das auf den ersten Blick so eindeutige Singularetantum ‚Dauer‘ zwangsläufig seine klaren Konturen und verschwimmt zu einer eher diffusen Schnittmenge standortgebundener Dauerprojektionen. Das muss allerdings kein Grund zur Beunruhigung sein. Denn auch wenn der Historiker auf diese Weise sich selbst der Möglichkeit beraubt, dem Objekt seiner Betrachtung für eine bestimmte Zeitspanne das Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein von Dauer im Sinne einer binären Codierung zu attestieren, gewinnt er doch eine Vielzahl von Anhaltspunkten, mittels derer sich verschiedene Phänotypen von Dauer mit ihren wechselhaften Intensitäten im diachronischen Vergleich bestimmen lassen. 44 Vgl. etwa Hatje, Hospital (2002), 36-38, unter Bezug auf Melville, Institutionen (1992). 45 Den „subjektive[n] Sinn des Stiftungshandelns“ als Forschungsfeld profilierte programmatisch Scheller, Memoria (2004), 20 f.

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I.2 Das Kollegiatstift St. Simon und Judas in Goslar als Fallbeispiel Weil sich in Deutschland zahlreiche Rechts- und Organisationsformen ‚Stiftung‘ nennen dürfen46, von denen keine einzige einer Eintragungspflicht in ein von wem auch immer geführtes Stiftungsverzeichnis unterliegt, lässt sich nur schwer abschätzen, wie viele Stiftungen gegenwärtig allein hierzulande existieren.47 Zu den ältesten und dementsprechend für eine Längsschnittanalyse der ‚Stiftungsdauer‘ interessantesten unter ihnen zählen jedoch zweifellos diejenigen geistlichen Institute (Klöster, Stiftskirchen, Spitäler oder Universitäten), deren Stiftungsgeschichte sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Kein Versuch, aus diesem ‚Pool‘ denkbarer Studienobjekte ein exemplarisches Fallbeispiel auszuwählen, kann letztlich ohne Willkür auskommen; die zu treffende Auswahl muss deshalb trotzdem keineswegs beliebig sein. Von den in Frage kommenden Stiftungstypen dürfen im Hinblick auf das zu erörternde Problem vor allem die weltlichen Kollegiatstifte als ein besonders reizvoller Untersuchungsgegenstand gelten, weil die in ihnen praktizierte Lebensform des Kanonikertums nach einhelliger Meinung der Forschung gerade nicht durch Stabilität, sondern durch „Variabilität“48 gekennzeichnet war, die vom Stifter intendierte Immunisierung des Stiftungsgefüges gegen den historischen Wandel also in einem Umfeld zu erfolgen hatte, das sich gegenüber den „wirtschaftlich, sozial und politisch [...] jeweils vorhandenen Gegebenheiten und Zwängen“ in den allermeisten Fällen als „außerordentlich anpassungsfähig“49 – und eben nicht: widerstandsfähig – erwies. In dieser vergleichsweise extremen Konstellation, so steht zu vermuten, lässt sich das unabschließbare Ringen um die Möglichkeiten und Grenzen der Dauer von Stiftungen besonders gut beobachten. Neben sachlichen Argumenten sprechen aber auch wissenschaftsgeschichtliche Überlegungen für eine derartige Wahl. Denn obgleich der Forschung selbstverständlich stets bewusst war, dass die allermeisten Kollegiatstifte nicht einfach nur eingerichtet, sondern – was ja bereits in den volkssprachlichen Bezeichnungen stift bzw. sticht anklingt50 – gestiftet wurden, und obgleich sich die heute weithin übli46 Vgl. z. B. Hof, Typologie (1998). 47 Vgl. Anheier, Stiftungswesen (1998); Sprengel, Stiftungen (2005), 105-110, Hense, Stiftungen (2006), 3, Anm. 5. 48 Marchal, Welt (2003), 74. 49 Marchal, Stadtstift (1982), 461 f.; vgl. auch Moraw, Stiftskirchen (2003), 58. 50 DWB, Bd. 18, 2869-2873. Anders: Masser, Bezeichnungen (1966), 83-87, der die Ansicht vertritt, die Gotteshausbezeichnung stift verweise auf „etwas Eingerichtetes, Geordnetes, Geregeltes“, jedoch selbst einräumen muss, dass sich diese Bedeutung „im Einzelfall oft nur schwer von der des (schenkenden) Gründens unterscheiden läßt“ (ebd., 86). – Täuschen die Register des Goslarer Urkundenbuchs nicht, dann wird St. Simon und Judas ab 1347 (UB Goslar 4, Nr. 312) regelmäßig als sticht bezeichnet, mitunter aber auch als mu(e)nstere (erstmals 1352 in: UB Goslar

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che Typologie der Stiftskirchen in erster Linie am sozialen Status der jeweiligen Stifter orientiert51, ist das Stift als Stiftung, wenn ich recht sehe, bislang noch überhaupt nicht systematisch untersucht worden. Unter einem ‚Kollegiatstift‘ versteht die historische Forschung in enger Anlehnung an die Terminologie des Kirchenrechts ein Kollegium von Weltgeistlichen aller Weihegrade, die nicht nach einer Mönchsregel, sondern ohne Gelübde nach eigenen Ordnungen aus dem Stiftungsvermögen ihrer Gemeinschaft leben und zu deren vorrangiger Aufgabe das gemeinsame Stundengebet sowie der feierliche Gottesdienst im Chor der Stiftskirche gehören, weshalb sie auch als Chorherren bezeichnet werden.52 Sieht man von dem Sonderfall der Kathedral- oder Domstifte, deren Mitglieder Anteil an der Diözesanverwaltung haben, einmal ab, dann existieren heute im deutschen Sprachraum de iure (und erst recht de facto) nur noch einige wenige Kollegiatstifte.53 Es wäre indes irreführend, von den gegenwärtigen auf frühere Verhältnisse zu schließen. Vor den Umwälzungen der napoleonischen Zeit waren Stiftskirchen nämlich eine so weitverbreitete und vor allem so wirkmächtige „Stätte der Begegnung von Kirche und Welt“54, dass vor kurzem sogar vermutet worden ist, kaum eine kirchliche Einrichtung habe das Erscheinungsbild unseres Landes qualitativ und quantitativ nachhaltiger geprägt als diese.55 Mehr als 500 Kollegiatstifte sind den jüngsten Schätzungen zufolge von Königen und Kaisern, Bischöfen und Äbten, Fürsten und Bürgern allein während des Mittelalters auf dem Gebiet des fränkisch-deutschen Reichs gegründet worden.56 Der Begriff ecclesia collegiata begegnet in den Quellen seit dem 12./13. Jahrhundert, die Lebensform, auf die er verweist, ist jedoch viel älter.57 Bereits im frühen Mittelalter lassen sich aus (bischöflichen) Kirchengütern unterhaltene Kommunitäten feststellen, deren Kanoniker genannte Mitglieder nach dem Vorbild der Apostel ein Gemeinschaftsleben führten, Seelsorge betrieben und sich um eine re-

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4, Nr. 479). Vgl. auch Tappen, Orts- und Personenverzeichnis (1956), 33, mit zahlreichen weiteren Belegen. Vgl. Moraw, Typologie (1980), 16-31. Behutsame Kritik an diesem Ansatz äußerten Röpcke, Kollegiatstift (1977), 18 f.; Marchal, Stadtstift (1982), 472; Meuthen, Stift (1984), 12. So fast wörtlich Crusius, Art. Stift (1996). Vgl. auch Plöchl, Art. Kollegiatkirchen (1978). – Von den Stiftskirchen mit weiblichen Kommunitäten (Kanonissenstifte), zu denen in den letzten Jahren viel geforscht wurde, sehe ich hier ab. Vgl. Meuthen, Stift (1984), 26. – Rothe, Statuten (2007), konnte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwanzig bestehende Kollegiatkapitel katholischer Konfession ermitteln, von denen allerdings nur noch neun mit Leben erfüllt waren. So die oft zitierte Charakterisierung bei Moraw, Typologie (1980), 11. Vgl. Auge, Stift (2002), 11 f. Vgl. Bünz, Stift (1998), Bd. 1, 13 mit Anm. 4. Zu den Ein- und Abgrenzungsproblemen vgl. ebd. sowie Wendehorst/Benz, Verzeichnis (1997), 2-4. Vgl. Crusius, Kollegiatstift (1984), 244.

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gelmäßige und möglichst feierlich ausgestaltete Liturgie bemühten.58 Eine deutliche, wenn auch zunächst vornehmlich auf dem Pergament existierende Abgrenzung der Kanoniker von den Mönchen bzw. der Stifte von den Klöstern erfolgte erst mit der 816 auf dem Aachener Konzil erlassenen institutio canonicorum, durch welche die Lebensführung aller an nicht-klösterlichen Kirchen des Frankenreichs gemeinsam wirkenden Kleriker denselben Vorschriften unterworfen werden sollte.59 Dem Kirchenhistoriker Albert Hauck erschienen diese Gebote am Ende des 19. Jahrhunderts „wie ein Zugeständnis an die menschliche Schwäche.“60 Die mittelalterlichen Zeitgenossen, zumal diejenigen aus dem Dunstkreis des Reformpapsttums, waren in ihrer Beurteilung mitunter weniger milde. Ihre Kritik entzündete sich vor allem am Privatbesitz der Chorherren, da dieser unweigerlich das gemeinsame Leben unterminiere; sie kaprizierte sich aber auch des Öfteren auf die in der Aachener Regel vorgeschriebenen Ernährungsgewohnheiten, die man kurzerhand als eine Aufforderung zur Völlerei verunglimpfte.61 In dem Bemühen, dem Ideal der Urkirche wieder so nahe wie möglich zu kommen, entstanden deshalb in der Folgezeit – weniger durch innere Reform als durch Neugründungen – zahlreiche Kanonikergemeinschaften, die ihr Gemeinschaftsleben der (in zwei verschiedenen Fassungen überlieferten) Regel des hl. Augustinus unterwarfen.62 In Abgrenzung zu den allein der institutio canonicorum verpflichteten Säkularkanonikern werden diese zu Besitzlosigkeit, Gelübde und einfachem Lebensstil verpflichteten Kommunitäten von der modernen Forschung unter dem Sammelbegriff ‚Regularkanoniker‘ zusammengefasst – eine Unterscheidung, die bereits im 12. Jahrhundert ganz geläufig war.63 Allen Anfeindungen zum Trotz sind jedoch auch in späteren Zeiten ‚klassische‘, also ‚weltliche‘, Kollegiatstifte errichtet worden. Berücksichtigt man auch die neuzeitlichen Stiftsgründungen, dann lassen sich unter je zeitspezifischen Vorzeichen insgesamt vier ‚Gründungswellen‘ konstatieren: Die erste fällt ins 9. Jahrhundert und umfasst außer Neugründungen auch alle älteren Klerikergemeinschaften, die sich nach 816 der institutio canonicorum unterwarfen, die zweite reicht von der Mitte des 10. bis ins dritte Viertel des 11. Jahrhunderts, die dritte vom 13. Jahrhun-

58 Vgl. Schieffer, Art. Kanoniker (1990); Marchal, Kanonikerinstitut [1] (1999), 778-781. 59 Vgl. IC. Zahlreiche, dem Editor Werminghoff noch unbekannte Textzeugen sind verzeichnet bei Mordek, Bibliotheca (1995), 1045-1058. Eine neue Edition auf breiterer Handschriftengrundlage forderte jüngst mit guten Argumenten Schmitz, Aachen (2007). – Zu den Bestimmungen und ihrer Durchsetzung vgl. Werminghoff, Beschlüsse (1902), bes. 623-629, 637-639; Schieffer, Entstehung (1976), 232-260; Semmler, Kanoniker (1995); Laudage, Norm (2004), 63-65. 60 Hauck, Kirchengeschichte (1890), Bd. 2, 540 [9. Aufl. 1958, 600]. 61 Vgl. Laudage, Norm (2004), 65-82. 62 Vgl. Weinfurter, Forschung (1977), sowie jetzt die Beiträge in Parisse (Hrsg.), Chanoines (2009). 63 Vgl. etwa Gerhoh von Reichersberg, Epistola ad Innocentium papam.

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dert bis zur Reformation, die vierte ist schließlich in den Jahrzehnten um 1600 anzusetzen.64 Das in den Jahren um 1050, also am Ende der zweiten ‚Gründungswelle‘, von Kaiser Heinrich III. in Goslar errichtete Kollegiatstift St. Simon und Judas eignet sich als Untersuchungsgegenstand für eine Fallstudie zur ‚Stiftungsdauer‘ vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verfügt es – was beileibe keine Selbstverständlichkeit ist65 – über eine ausgesprochen dichte und für diese Problemstellung sehr ergiebige Überlieferung, die (mit deutlichen Abstrichen für die Zeit nach 1400) auch vergleichsweise gut erschlossen ist. Zum anderen erweist sich seine wechselhafte Geschichte als hinreichend komplex, um allzu einfache Antworten auf die eingangs aufgeworfenen Fragen von vornherein auszuschließen. Während letzteres aus naheliegenden Gründen erst am Ende der Untersuchung zum Tragen kommen kann, wenn es gilt, die gewonnenen Ergebnisse noch einmal in einen größeren Rahmen zu rücken, ist ersteres bereits an dieser Stelle näher darzulegen. Von einigen wenigen, aber wichtigen Ausnahmen abgesehen66, wird das Quellenmaterial, das die ‚Stiftung St. Simon und Judas‘67 im Laufe ihrer wechselhaften Geschichte angehäuft hat, heute im Goslarer Stadtarchiv aufbewahrt. Folgt man einer 1979 von Werner Hillebrand68 vorgelegten Übersicht (Tab. 1), dann beläuft sich dieses auf insgesamt 934 Urkunden sowie 238 Pakete mit sonstigem Schriftgut. Während erstere ausnahmslos aus der Zeit vor 1800 stammen, entfallen von der restlichen Überlieferung nur etwa 55 Pakete, also annähernd ein Viertel, auf die Vormoderne. Das geradezu exponentielle Anwachsen der Materialbasis im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts ist zunächst einmal wenig überraschend. Sein wahres Ausmaß zeigt sich freilich erst, wenn man bedenkt, dass nach der Abwicklung des

64 Vgl. Moraw, Typologie (1980), 31 f.; Enderle, Kollegiatstift (1991), 102. – Lorenz, Einführung (2003), 51, unterscheidet für Baden-Württemberg insgesamt sechs Gründungsphasen, da er auch die Regularkanonikerstifte berücksichtigt und Moraws spätmittelalterliche Gründungswelle noch einmal in zwei gesonderte Perioden untergliedert. 65 Vgl. etwa die diesbezüglichen Klagen bei Moraw, Typologie (1980), 11. 66 An schriftlichen Quellen sind hier vor allem zu nennen: ein Kopialbuch vom Beginn des 14. Jahrhunderts (Dombibliothek Hildesheim, Hs 535; vgl. Kap. XII.1, bei Anm. 117 f.), der Ordinarius von 1435 (StadtA Hildesheim, Bestand 52, Nr. 350; vgl. Kap. XIII), zwei bzw. drei annähernd textgleiche Fassungen eines Reliquienverzeichnisses und der so genannten Stifts-Chronik aus dem 15. und 16. Jahrhundert (GWLB – NLB Hannover, Ms XXI, 1209; HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 20.10 Aug. 4°, ebd., Cod. Guelf. Novi 760; vgl. Kap. XII.1) sowie das Brevier von 1522 (vgl. Kap. XIV.1). – Zu den nichtschriftlichen Quellen vgl. die Angaben im Folgenden sowie bei Lohse, Art. Goslar, St. Simon und Judas (im Druck). 67 Diesen terminus technicus verwende ich hier und im Folgenden, um das Kollegiatstift St. Simon und Judas und den Anfang des 19. Jahrhunderts aus diesem hervorgegangenen Stiftsgüterfonds als Gesamtheit zu bezeichnen. 68 Werner Hillebrand (1923-1995) leitete das Goslarer Stadtarchiv von 1961 bis 1988. Vgl. StadtA Goslar, ZS 2-269.

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Tab. 1: Die Überlieferung der Stiftung St. Simon und Judas im Goslarer Stadtarchiv 69 Bestände

Umfang

Urkunden Domstift St. Simon und Judas (937-1797)

934 Stück

Alte Abteilung Bestand B (unverzeichnet) Domstift: Kopialbücher, Protokollbücher, Meierbücher (1074-1805) Domstift: Akten (1535-1803)

6 Pakete 26 Pakete

Domstift: Rechnungen und Register (1562-1803)

8 Pakete

Domstift: Fabrikrechnungen (1797-1802)

1 Paket

Domstift: Erbenzins Einbeck und Salzderhelden (1631-1651, 1729-1776)

1 Paket

Neue Abteilung Bestand C Stiftsgüterfonds: Akten (1803 ff.)

14 Pakete

Stiftsgüterfonds: Pachtkontrakte (1819-1843)

3 Pakete

Stiftsgüterfonds: Rechnungen (1803 ff.)

9 Pakete

Bestand D Stiftung S. Simonis et Judae et Montis S. Petri / Stiftsgüterfonds (1815-1867)

50 Pakete

Stiftsgüter-Fonds (1868-1954)

90 Pakete

Bestand Currente Registratur Abt. IX B: Simon- und Peters-Stifte / Stiftsgüterfonds (1625-1689, 1752-1915)

30 Pakete

Kollegiatstifts und der Überführung des Stiftungsvermögens in den so genannten Stiftsgüterfonds zu Beginn des 19. Jahrhunderts fast nur noch Rechnungen und Rechnungsbelege als archivwürdig erachtet wurden. Im Vergleich zu diesen auf einen bestimmten Teilaspekt der Stiftungsverwaltung konzentrierten Dokumenten ist die inhaltliche und gattungstypologische Spannweite der überlieferten Quellen aus der Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit sehr viel breiter, reicht sie doch von verschiedenen Einkünfte-, Güter- und Reliquienverzeichnissen70 über Heil-

69 Erstellt auf der Grundlage der Angaben bei Hillebrand, Einführung (1979), 23, 32 u. 37 f. – Die von Hillebrand angegebenen Laufzeiten der einzelnen Bestände sind nicht immer zuverlässig, die ‚Domstift-Akten‘ setzen z. B. bereits vor 1500 ein, die ‚Domstift-Rechnungen‘ bereits 1430. 70 Zum Urbar von 1191/94 vgl. Kap. XI. – Die Obödienzenregister von 1285/96 und 1309 sind gedruckt im UB Goslar 2, Nr. 419 bzw. UB Goslar 3, Nr. 213. Näheres dazu in Kap. XI.1. – Die spätmittelalterlichen Reliquienverzeichnisse hat Weiland 1877 ediert. Vgl. Index reliquiarum; Reliquien-Verzeichniss.

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tumsordnungen71, historiographische und nekrologische Notizen72 bis zu den Statutenbüchern73 und Kapitelsprotokollen74, um nur die wichtigsten Textsorten zu benennen. Die Quantität und Qualität des Goslarer Quellenmaterials lässt sich ebenso wie seine eigentümliche Ordnung nur historisch erklären. Bezeichnenderweise handeln bereits die ältesten Nachrichten über das Archiv und die Bibliothek der Kanoniker von St. Simon und Judas explizit von den Maßnahmen, mit denen man die stiftseigene Überlieferung vor Verlusten zu schützen versuchte. Nachdem es in dieser Frage zu Streitigkeiten zwischen den Stiftsherren gekommen war, bestimmten der Hildesheimer Domdekan Arnold von Warberg und der Riechenberger Propst Heinrich am 29. Juni 1288 in einem Schiedsspruch, dass alle Urkunden des Stifts hinter demselben Schloss verwahrt werden sollten wie das Kapitelsiegel. „Niemand“, so schärften sie den drei jährlich im Generalkapitel am Fest des Apostels Matthias (24. Februar) zu wählenden Schlüsselaufsehern ein, „möge jemals die Privilegien oder die allgemeinen Urkunden der Kirche ohne rechtmäßigen Grund, ohne Wissen der Stiftsherren und ohne dass ein Merkzettel hinterlegt worden sei an sich nehmen.“ Zudem verlangten sie, „im Hinblick auf die Bücher der Kirche, damit diese nicht auseinandergerissen oder entfremdet werden, Folgendes zu beachten: Die Schlüssel der Bücher sollen sich hinter demselben Siegelschloss und in der Verwahrung der vorgenannten [Schlüsselaufseher] befinden, und keiner dieser Männer überreiche irgendwem ein Buch der Kirche, es sei denn derjenige, der es empfängt, hinterlegt am Platz des Buches auf einem besiegelten Schriftstück seinen Namen und den Namen des Buches mit einer Abschätzung seines Wertes. Außerdem möge der Dekan mit der Kraft des heiligen Gehorsams jeden Schatzmeister warnen, damit dieser nicht selbst [der Gemeinschaft der Stiftsherren] entfremdet werde, und so 71 Das Formular für eine Heiltumsweisung aus der Zeit um 1500 ist unvollständig gedruckt bei Hölscher, Reliquienschatz (1901), 503-507, u. ders., Gottesdienst (1905), 28-32. Im Goslarer Stadtarchiv konnte das Original anhand der rätselhaften Quellenangaben Hölschers noch (?) nicht wieder aufgefunden werden. Eine wohl etwas ältere Heiltumsordnung ist nach einer für mich nicht zu ermittelnden Handschrift gedruckt als Anhang zu: UB Goslar 2, Nr. 352 [recte 532!]. Vgl. auch Kap. IV, Anm. 51 f. 72 Zu den so genannten Stifts-Chroniken vgl. Kap. XII. – Das um 1300 und 1365 VIII 24 urkundlich bezeugte Totenbuch der Kanoniker von St. Simon und Judas ist verschollen (vgl. UB Goslar 2, Nr. 606 = UB Goslar 3, Nr. 9; UB Goslar 4, Nr. 850). Einen aufgrund ihrer fragmentarischen Gestalt freilich nur sehr begrenzten Ersatz bieten zum einen die in das Urbar von ca. 1191/94 eingegangenen Exzerpte aus jenem (oder einem seiner Vorläufer) sowie eine Jahrtag-Liste vom Beginn des 14. Jahrhunderts. Zu letzterer vgl. Lohse, Stift (2008). 73 Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 651, Kopialbücher N u. O; ebd., Kasten 652, Kopialbuch P. Siehe hierzu die knappen Hinweise bei Schillinger, Statuten (1994), 110 f. 74 Die erhaltenen Kapitelsprotokolle setzen 1669 ein und reichen bis 1800 (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 649 f.: Kopialbücher J bis M). Sie konnten im Rahmen dieser Arbeit leider nicht systematisch ausgewertet werden.

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wird das Zurückbringen der Bücher von allen jedes Jahr für die Überprüfung am Morgen des seligen Matthias erfolgen.“75 Im Laufe der Zeit sind diese ohnehin schon ziemlich restriktiven Bestimmungen sogar noch weiter verschärft worden. Gemäß den 1585 gebilligten Statuten war es nicht einmal mehr den Schlüsselaufsehern gestattet, „ein Buch von seinem angestammten Platz für den folgenden Tag [d. h. über Nacht] zu entfernen.“76 1639 wurde darüber hinaus verfügt, fortan solle es keinem einzigen von ihnen erlaubt sein, die Klausur, in der die Siegel, die Privilegien und anderen Urkunden mit dem Kirchenschatz aufbewahrt wurden, ohne Wissen und Anwesenheit der anderen überhaupt zu öffnen.77 Und als man 1705 daran ging, die alten Statuten zu revidiren und dieselben ad statum praesentem pro salute ecclesiae zu accomodiren, wurde schließlich sogar eine wöchentliche Überprüfung des Archivs eingeführt, die der Junior-Kanoniker gemeinsam mit einem der Senioren vorzunehmen hatte.78 Doch der Schlendrian einzelner Stiftsherren war ja keineswegs die einzige Gefahr, die den Urkunden und Codices des Kapitels drohte. An Gelegenheiten, das Archiv oder die Bibliothek von St. Simon und Judas im großen Stile zu berauben, hat es im Laufe der Jahrhunderte jedenfalls nicht gemangelt. Im Juni 1206, als Gunzelin von Wolfenbüttel79, der Truchsess Ottos IV., mit seinen Truppen Goslar im Sturm eroberte und die Stadt so heftig plündern ließ, dass sich der Abtransport der Beute angeblich länger als eine Woche hinzog, soll eine göttliche Eingebung denjenigen, die bereits mit Waffengewalt in die Stiftskirche eingedrungen waren, doch

75 UB Goslar 2, Nr. 365: Nullus omnino habeat privilegia seu instrumenta ecclesie generalia nisi de causa legitima et memoriali reposito et scientia dominorum. Similiter de libris ecclesie, ne distrahantur vel alienentur, volumus sic servandum. Claves librorum erunt sub eadem clausura sigilli et custodia predictorum et prorsus nulli hominum liber aliquis ecclesie presentetur, nisi is, qui recipit, nomen suum et nomen libri cum estimatione sui valoris in littera sigillata pro memoriali loco libri reponat. Decanus nichilominus in virtute sancte obedientie, ne ipsum alienet, precipiat receptori, et hujusmodi librorum reportatio fiet ab omnibus pro recognitione in crastino beati Mathie annis singulis. 76 StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 651, Kopialbuch N, fol. 3v: prorsus nulli horum [observatorum clavium] a loco consueto librum asportare in posterum liceat. Vgl. auch Schillinger, Statuten (1994), 155 f. 77 StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 651, Kopialbuch O, pag. 31: Claves clausuram, in quibus sigilla, privilegiis et alia instrumenta cum ornamentis ecclesiae reservantur, tribus ex praesentibus canonicis commissae sint, nec uni licitum sit, sine aliorum scientia et praesentia, ejusmodi clausuras aperire. 78 StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 651, Kopialbuch O, pag. 36. Ebd., pag. 36 f.: Zu der Ratification des Archivs soll wöchentlich ein [Tag], und zwar ordentlich der Montag angewendet werden, oder es hat der jüngere Canonicus so dabey allezeit praesens seyn soll, sich mit demjenigen von den älteren Canonicis, an welchen die Reihe, eines bequemen Tages zu vergleichen. 79 Zu Gunzelin vgl. Petke, Reichstruchseß (2003).

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noch Einhalt geboten haben.80 Rund dreihundert Jahre später, als die Auseinandersetzungen um die Reformation in Goslar eskalierten, der Dekan Dietrich Rorbeck von einem „rasenden Volkshaufen“81 ermordet und die dem Stift inkorporierte Pfarrkirche St. Thomas samt ihres Friedhofs verwüstet wurde, scheint es ebenfalls bei der Drohung geblieben zu sein, den Stiftsherren neben den kelch, kleinot und sigel auch die brieff zu nehmen.82 Die Jesuiten, die 1629 auf Geheiß Kaiser Ferdinands II. die inzwischen protestantisch gewordenen Kanoniker vertrieben, interessierten sich dagegen ebenso wie die 1632 in Goslar eingefallenen schwedischen Söldner weniger für das Archivgut des Stifts, als vielmehr für Edelsteine und andere Kostbarkeiten. Erstere konfiszierten: 1) ein novum testamentum, sehr schön uff Pergamein lateinisch geschrieben, die eine seite des buches mit golde beschlagen unde vielen steinen [...] besetzet [...], 2) das einhorn, welches zum stabe formieret unde uff 10, jha mehr, 1000 thaler [...] geschetzet, 3) des kaysers kam, 4) des kaysers [...] jagt-horn [...], 5) zwey sammeten mesgewande unde ein chor-rock sehr schön [...] mit perlen und golde gesticket.83 Die abziehenden Schweden wiederum nahmen außer den sechzehn Geschützen der Stadt84 zumindest auch das einst von Kaiser Heinrich III. gestiftete, heute in Uppsala aufbewahrte Pracht-Evangeliar aus Goslar mit.85 80 Arnoldi chronica, lib. 6, cap. 7, 228: Quidam etiam ecclesiam beati Matthie armati intrantes, coronas aureas et cetera ornamenta innumera, a regibus large collata, deferre parabant. Sed divinitus hac voluntate mutata [...]. Vgl. auch Hucker, Kaiser (1990), 74-77, der aber vor allem die späteren Quellen zu wörtlich nimmt. 81 Hölscher, Geschichte (1902), 14. 82 Vgl. die Urkunde Kaiser Karls V. von 1530 X 31 (StadtA Goslar, Urkunden, Stadt Goslar, Nr. 1167); vollständig, aber nicht buchstabengetreu gedruckt bei Lichtenstein, Abhandlung (1754), 59-62, hier 60; auszugsweise auch bei Hölscher, Geschichte (1902), 84-86, hier 85. 83 Kurtzer Bericht wie mit dem Exempt Stifft SS. Simonis et Judae … proceduirt (1632 III 22; Abschrift: StA Wolfenbüttel, 41 Alt 2, Nr. 4, fol. 12r-15r, hier fol. 14v-15r; auszugsweise und modernisierend gedruckt bei: Heineccius, Antiquitatum [1707], 568). – Kloppenburg, Jesuiten (1906), 165 f., wies den bei Heineccius zitierten Bericht der evangelischen Stiftsherren als tendenziös zurück; die Authentizität der Angaben verbürgt jedoch das erhaltene ‚Extract‘ aus einem Schreiben, das der Reichshofrat von Hyen am 11. Juli 1630 aus Regensburg an den Hildesheimer Offizialen Eiling absandte und in dem er diesem mitteilte: dz wir […] anbefehlenn, diese vier stück, benandlich das unicornum, bibliam sive testamentum novum, item pectinem et cornum venaticum Henrici Aucupis, biß auf ferneren […] befehl in verwahrumb zue behaltten (StaatsA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 1, Nr. 80, fol. 56r). 84 Vgl. Brandes, Chronik, 237 f. 85 Uppsala, Universitetsbiblioteket, Ms. C 93 (Faksimile: Codex Caesareus Upsaliensis). Einzelheiten über die Erbeutung und den Abtransport des Evangeliars sind nicht bekannt. Die Universitätsbibliothek Uppsala erhielt den Band 1805 aus dem Vermächtnis des schwedischen Diplomaten Ulrich Celsing, der ihn wiederum von seinem Vater geerbt hatte. Vgl. Griep, Kunstwerke (1957), Teil B, 17. – Alle Nachforschungen nach weiteren Manuskripten und Pretiosen Goslarer Provenienz in Schweden sind bislang ergebnislos geblieben. Vgl. Griep, Seidenrock (1964), 118, Anm. 27; Schneidmüller, Reichsnähe (1992), 13, Anm. 51. Dass ein heute im Stockholmer Statens

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Die gravierendsten Eingriffe in die stiftseigene Überlieferung erfolgten somit vermutlich erst in der Zeit der Säkularisation. Nachdem die freie Reichsstadt Goslar mit den umliegenden Immediat-Stiften gemäß den Bestimmungen des Friedens von Lunéville (1802) an die preußische Krone gefallen war, wies der Legationsrat Christian Wilhelm von Dohm die Kanoniker am 7. April 1803 an, alle die Stiftsadministration betreffende[n] Bücher, Acten, Rechnungen, die alten sowohl als die neuen, sowie alle [...] in dem Stiftsarchive befindlichen Urkunden und Acten sofort herauszurücken. Noch am selben Tag wurden deshalb 1) die Stifts-Copialbücher unter den Buchstaben A, B, C und D; sodann 2) die Fabrikrechnungen von den Jahren 1791 bis 1802 sammt den dazu gehörigen Belegen [...]; 3) die CorpusRegister vom Jahre 1792 bis [...] 1800, wie auch das Manual von der Rechnung de 1802, welches noch nicht abgeschlossen war; 4) die Obedienzregister vom Jahre 1794 bis [...] 1801, und das Manuale vom Jahre 1802, das gleichfalls noch nicht abgeschlossen worden; 5) die sämmtlichen Obligationen über die ausstehenden Capitalien des Stifts; 6) des Stifts Statutenbuch und 7) das Stiftssiegel, wie auch 8) die Schlüssel zur Kapitelsstube nebst einigen andern das Rechnungswesen des Stifts betreffenden Acten an den zum Stiftsgüter-Administrator bestellten Werner Julius Heinrich Henrici übergeben. Anschließend begab man sich in die Stiftskirche, wo die in der Clausur befindlichen Urkunden in eine Kiste gelegt, auch auf der Capitelsstube in einen daselbst befindlichen Schrank reponirt, und alsdann die Clausur sowohl als dieser Schrank durch den Herrn Secretair Gronau [scil. einen Mitarbeiter von Dohms] versiegelt wurde.86 Während die von Henrici in Empfang genommenen Unterlagen nahezu vollständig erhalten sind87, dürfte die spätere Überführung der Urkunden und sonstigen Schriftstücke in das städtische Archiv kaum ohne Überlieferungsverluste vonstattengegangen sein. Das sich über mehrere Jahre dahinschleppende Procedere der Übergabe88 nährt zumindest den Verdacht, die Stiftsherren hätten bei der Umsetzung der von Dohmschen Anordnung – aus Widerwillen? Oder Faulheit? – keinen nennenswerten Ehrgeiz entwickelt. Zudem spricht einiges dafür, dass der vornehmlich an dem Vermögen und den Einkünften des Stifts interessierte Magistrat die abgelieferten Archivalien seinerzeit noch einmal einer gewissen Selektion unterzoHistoriska Museum verwahrtes Reliquiar nicht, wie von Goldschmidt, Reliquiar (1919), 14 f., behauptet, aus Goslar stammt, zeigte bereits Braun, Goslar-Relikvariet (1935). 86 So das hierüber von Henrici angefertigte und von diesem sowie Gronau und den Kanonikern Reck und Fabricius unterzeichnete Protokoll (StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Akte 1354, fol. 170r-171r). 87 Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 643 (Kopialbücher A, B u. C); ebd., Kasten 644 (Kopialbuch D); ebd., Kasten 651 (Statutenbuch); ebd., Kasten 654 (Fabrikrechnungen); ebd., Kasten 657 (Corpus-Register, Obödienz-Register); ebd., Kasten 661 (Fabrikrechnungen, Corpus- und Obödienz-Register). 88 Vgl. Hillebrand, Einführung (1979), 13.

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gen hat. Die Bibliothek des Stifts, von der sich kein vollständiger Katalog erhalten hat89, wurde in den folgenden Jahren jedenfalls ausnahmslos versteigert.90 Doch auch nachdem das für aufhebenswürdig befundene Archivgut des Stifts in die Obhut der städtischen Obrigkeit übergegangen war, ist es nachweislich noch zu Entfremdungen gekommen. Zwei bereits inventarisierte Stiftsurkunden aus dem 17. Jahrhundert91 gelangten z. B. irgendwie in den Besitz eines Goslarer Realschullehrers, der sie – wie Jahrzehnte später angestellte Nachforschungen ergaben – „wahrscheinlich als wertlos verbrannt hat.“92 Im Nachlass von Ernst Volger93, der 1839 mit der Ordnung des Goslarer Archivs beauftragt worden war, fand man sogar eine ganze Kiste voller Handschriften und Urkunden, darunter auch einige St. Simon und Judas betreffende Stücke94, die dieser – vielleicht aus Rache für seinen 1845 erfolgten Rauswurf – entwendet, dann über den Atlantik nach Winchester, Charlottesville und Richmond (allesamt im US-Bundesstaat Virginia gelegen) mitgenommen und schließlich von dort über Barcelona, Hamburg und Görlitz nach Breslau verschleppt hatte.95 Andere Diebstähle mögen weniger spektakulär über die Bühne gegangen sein96, blieben dafür aber auch bis heute ungeklärt.97 Auf eine für 89 Griep, Kunstwerke (1957), Teil B, 32, erwähnt (leider ohne Angabe einer Archivsignatur) ein Verzeichnis der in der Stiftsbibliothek verwahrten Bücher medizinischen Inhalts aus dem Jahr 1540, das immerhin 42 Titel enthalten soll. 90 Auf einer für den 16. Juli 1804 angesetzten, dann aber vom preußischen König für unzulässig erklärten Auktion sollten z. B. laut Bekanntmachung im Magdeburger Intelligenz-Blatt u. a. zwölf Stück Psalm- und zwölf Stück Antiphonen-Bücher nebst 2 Bibeln verkauft werden. Vgl. Schmidt, Auktion (1891), 548. 91 StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 803a (1602 IX 30) u. 829a (1652 II 6). 92 So die auf 1911 X 20 datierte Notiz von Uvo Hölscher im Urkunden-Findbuch 3 des StadtA Goslar. 93 Zu der durch zahlreiche Orts- und Tätigkeitswechsel geprägten Biographie Ernst Volgers (18171891) vgl. Jacobs, Nachtrag (1891). 94 Vgl. UB Goslar 2, Nrn. 549, 566, 568 u. 607; UB Goslar 3, Nrn. 44, 75 u. 814; UB Goslar 4, Nrn. 493 u. 705. 95 Vgl. Hillebrand, Einführung (1979), 12 f.; Bode, Schatz (1891); Jacobs, Nachtrag (1891). 96 Bode, Vorwort (1893), VIII, erweckt fast den Eindruck, die Beraubung des Archivs sei ein geradezu alltägliches Phänomen gewesen, wenn er behauptet, ein [1893] noch lebender Zeitgenosse, welcher im Laufe der vierziger Jahre [des 19. Jahrhunderts] in Goslar lebte, habe ihm als Augenzeuge erzählt, dass die alten Manuscripte kiepenweis vom Rathause verschleppt sein worden. Die Glaubwürdigkeit dieser Behauptung wird freilich durch den Umstand geschmälert, dass das städtische Archiv zu Beginn der 1840er Jahre aufgrund der Feuergefahr bereits aus dem Rathaus in das so genannte Konsistorienzimmer der Marktkirche (neben dem Chor) verlegt worden war. Vgl. Hillebrand, Einführung (1979), 12. 97 Von den nach 1945 zeitweilig vermissten Urkunden des Stifts haben sich bis auf zwei (StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 24 [gedruckt: D F I. 976], u. Nr. 710) alle wieder aufgefunden. Vgl. Bruchmann, Suchliste (1949); ders., Kriegsverluste (1952), 567 u. 569. Die beiden verlorenen Urkunden sind vermutlich nicht gestohlen worden, sondern am Auslagerungsort, einem Stollen des Rammelsbergs, verbrannt; so jedenfalls die Vorbemerkung zu D F I. 976.

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die Erforschung der Geschichte von St. Simon und Judas besonders schwerwiegende Entfremdung dieser Art hat Georg Bode98 1893 hingewiesen. In seiner Einleitung zum Goslarer Urkundenbuch berichtet er: Ich glaube mich [...] mit voller Bestimmtheit entsinnen zu können, dass, als ich in den Jahren 1864 bis 1866 das städtische Archiv besuchte, ich dort ein Copialbuch des Domstifts, eine Pergamenthandschrift in gr. 4° von bedeutendem Umfange sah, welche auch nach anderen Beobachtungen dort vorhanden gewesen ist. Doch: Bei meinen späteren Besuchen war die Handschrift nicht mehr aufzufinden.99 Über den Charakter dieses seither verschollen gebliebenen Codex’ können aufgrund der flüchtigen Beschreibung leider nur vage Vermutungen angestellt werden. Dabei wird man den von Bode gebrauchten Begriff des ‚Copialbuches‘ sicher nicht zu eng auslegen dürfen, da dieser die von ihm mit der Sigle ›C.S.J.‹ versehene Sammelhandschrift100 ebenfalls als Copialbuch bezeichnete, obwohl sie neben Urkundenabschriften auch historiographische Notizen, eine Jahrtag-Liste, ein Urbar sowie Reliquien- und Obödienzenverzeichnisse beinhaltet.101 Angesichts des Formats, des Umfangs sowie des eher auf das hohe Mittelalter verweisenden Beschreibstoffs könnte es sich bei dem verloren gegangenen Codex deshalb durchaus um das ehemalige Kapiteloffiziumsbuch der Goslarer Stiftsherren gehandelt haben102, das womöglich wie dasjenige des Hildesheimer Domkapitels103 neben Urkundenkopien auch eine Abschrift der Aachener Regel von 816, ein Totenregister und verschiedene Güterverzeichnisse enthielt. Die Überführung der stiftseigenen Überlieferung in das städtische Archiv sollte jedoch nicht nur für deren Umfang, sondern auch für die Ordnung und Erschließung der einzelnen Bestände nachhaltige Folgen haben. Wie aus einem bislang unbemerkt gebliebenen ‚Findbuch‘104 der Stiftsherren aus der ersten Hälfte des 18. Jahr98

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Georg Bode (1838-1910) war einer der Initiatoren des 1868 gegründeten Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde. In jahrzehntelanger Arbeit publizierte er das Goslarer Urkundenbuch und verfasste darüber hinaus zahlreiche historische, vor allem genealogische Studien. Vgl. Jacobs, Nachruf (1910). Vgl. Bode, Vorwort (1893), VIII f. Gemeint ist der heute als ‚Kopialbuch A‘ bezeichnete Codex. Zu diesem vgl. Kap. XI.1. Vgl. Bode, Vorwort (1893), XIV. Ein analoger Fall wäre dann das Kapiteloffiziumsbuch des Klosters St. Vitus zu Gladbach, dessen Entfremdung, Zerfledderung und Veräußerung im Laufe des 19. Jahrhunderts von Holtschoppen, St. Vitus (2008), Bd. 1, 54-58, anschaulich geschildert wird. HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 83.30 Aug. 2°. Vgl. zu dieser Handschrift Heinemann (Bearb.), Handschriften (1900), 72-75, Nr. 2864; Freise, Kapiteloffiziumsbuch (2000). StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 652: Akten- und Urkundenverzeichnis (18. Jahrhundert). – Die von Hillebrand, Einführung (1979), 13, vertretene Auffassung, das Kollegiatstift St. Simon und Judas habe bei seiner Auflösung über keinerlei Archivinventare verfügt, ist dementsprechend zu korrigieren. Vielmehr ist wohl davon auszugehen, dass die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch vorhandenen Repertorien einfach ‚entsorgt‘ wurden, als sie aufgrund der Neuordnung der Bestände ihre ursprüngliche Funktion nicht mehr erfüllen konnten.

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hunderts zu ersehen ist, wurden die im Laufe der Jahrhunderte angehäuften Dokumente in drei verschiedenen Archivschränken gelagert, von denen keiner erhalten ist: Schrank A stand demnach in der Kapitelstube und verfügte über acht Fächer, von denen manche mehr als vierzig Akten aufnehmen konnten. Schrank B hatte unten ein großes Fach und darüber sechzehn Schubladen, die bis zu sieben Akten enthielten. Schrank C schließlich scheint eine eher unbedeutende Rolle gespielt zu haben; sein Aufbau und Inhalt wird in dem ‚Findbuch‘ jedenfalls nicht eingehender beschrieben. Beim Abtransport des Archivguts hat man offenkundig nicht nur diese Schränke zurückgelassen, sondern auch das überkommene Ordnungssystem aufgegeben. Waren die einzelnen Schriftstücke bislang überwiegend nach dem Pertinenzprinzip, also nach Territorial-, Personal- oder Sachbetreffen geordnet, abgelegt worden, so sollte das gesamte Stiftsarchiv an seinem neuen Aufbewahrungsort systematisch nach Schriftguttypen (Urkunden, Akten, Amtsbücher, Rechnungen) sortiert werden. Über die Vor- und Nachteile dieser Entscheidung kann man durchaus geteilter Meinung sein. Einerseits hat die Klassifikation nach rein formalen Kriterien die historische Forschung in zweierlei Hinsicht eher erschwert, denn befördert, da sie (1.) die lebensweltlichen Zusammenhänge, die einst zwischen den einzelnen Dokumenten bestanden und nicht zuletzt aus der Ordnung des Archivs zu ersehen waren, so gründlich zerrissen hat, dass diese heute nur noch mit sehr viel Mühe rekonstruiert werden können, und da sie (2.) dem notorisch unterbesetzten Stadtarchiv eine Arbeit aufbürdete, die dessen Personal beim besten Willen nicht zu leisten vermochte: einen immensen, über Jahrhunderte gewachsenen Quellenbestand nicht nur fachgerecht zu lagern, sondern auch vollständig neu zu ordnen und durch entsprechende Repertorien zu erschließen.105 Ein Großteil der aus den Jahren vor 1803 stammenden Archivalien – nämlich die Amtsbücher, die Akten sowie die Rechnungen und Register – ist deshalb noch immer unverzeichnet. Lediglich für die annähernd 1.000 Urkunden des Stiftsarchivs existiert ein um 1840 von Ernst Volger angelegtes, in den 1870er Jahren von Ludwig Adolf Pacht106 vollendetes und zuletzt in den 1950er Jahren von Karl Bruchmann107 systematisch ergänztes Findbuch.108 Wesentlich besser ist die Lage hingegen für das Archivgut aus der Zeit nach 1803, da mittlerweile Näheres hierzu im Folgenden. 105 Vgl. zum Folgenden Tab. 1. 106 Der Oberlehrer Ludwig Adolf Pacht († 1878), hatte bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts das Hildesheimer Stadtarchiv nebenamtlich in seine Obhut genommen. Ab 1871 verzeichnete er im Goslarer Stadtarchiv die Urkunden der Stifte St. Simon und Judas und St. Peter. Vgl. Zoder, Stadtarchiv (1966), 5; Hillebrand, Einführung (1979), 14 f. 107 Karl Gustav Bruchmann (1902-1967), amtierte von 1948 bis 1960 als ‚Direktor der städtischen Sammlungen‘ in Goslar. Als solcher fungierte er nicht nur als Kulturdezernent und Stadtrat, sondern leitete neben dem Archiv auch die Bibliothek und das Museum der Stadt. Vgl. Booms, Nachruf (1968); Mommsen, Gedenken (1971). 108 StadtA Goslar, Urkundenfindbuch 3. Vgl. Hillebrand, Einführung (1979), 12 u. 14 f.

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sowohl die Akten und Pachtkontrakte als auch die Rechnungen und Rechnungsbelege des Stiftsgüterfonds bis zum Jahr 1954 komplett verzeichnet sind. Andererseits übt ja gerade das Unerschlossene seine ganz eigenen Reize aus. Denn so bedauerlich das Fehlen moderner Findmittel auch ist, da es immer wieder zu zeitraubenden und unter Umständen erfolglosen Recherchen nötigt, kann man ihm doch insofern etwas Positives abgewinnen, als es mitunter geradezu verblüffende Quellenfunde ermöglicht. So bin ich etwa – um nur ein besonders spektakuläres Beispiel anzuführen – bei einer Durchsicht der bislang allenfalls notdürftig geordneten, vormodernen Rechnungen und Register des Stifts auf eine Serie von Vizedominatsrechnungen aus den Jahren 1430 bis 1540 gestoßen109, die dem berühmten Quellencorpus des Braunschweiger Blasius-Stifts in puncto Umfang und Geschlossenheit nahezu gleichkommt.110 Darüber hinaus wird man nicht vergessen dürfen, dass erst die systematische Sammlung und Verzeichnung aller über die verschiedensten Abteilungen des Stiftsarchivs verteilten Urkunden den Abdruck derselben im Rahmen des Goslarer Urkundenbuchs überhaupt möglich gemacht hat. Als der Vorstand des Harz-Vereins für Geschichte und Alterthumskunde im Frühjahr 1871 den Entschluss zur Herausgabe eines Goslarer Urkundenbuches fasste und den jungen Gerichtsassessor Georg Bode mit dieser Aufgabe betraute111, hätte sich wohl keiner der Anwesenden träumen lassen, dass bis zum Erscheinen des ersten Bandes über zwanzig Jahre ins Land ziehen sollten112 und die Veröffentlichung des abschließenden fünften Bandes sogar mehr als ein halbes Jahrhundert auf sich warten lassen würde. Obgleich sich Bode offenkundig dazu genötigt sah, sogar bei den Mitgliedern des Harz-Vereins für ein solches Mammut-Unternehmen Überzeugungsarbeit zu leisten113, war mangelnde Unterstützung wohl kaum die Ursache für die beträchtliche Bearbeitungszeit. Die größten Schwierigkeiten lagen vielmehr auf anderem Gebiete: Bode erarbeitete das am Ende fast viertausend 109 Eine Edition dieses faszinierenden Quellencorpus hoffe ich zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen zu können. Einen ersten Eindruck über die Ergiebigkeit des Materials vermittelt die punktuelle Auswertung in Kap. IV. 110 Die Braunschweiger Vizedominatsrechnungen sind für die Jahre 1299 bis 1397 mit erheblichen Lücken und für den Zeitraum von 1398 bis 1536 geschlossen erhalten. Vgl. Vizedominatsrechnungen St. Blasius (1958), 5; Hoffmann, Umland (1981), 163, 171 f., 178 f. 111 Vgl. Bode, Vorwort (1893), V. 112 Gemäß dem am 18./30. Juli 1883 zwischen Bode, der Historischen Commission der Provinz Sachsen, dem Harz-Verein für Geschichte und Alterthumskunde sowie dem Verleger Otto Hendel geschlossenen Vertrag, sollte der erste Band bereits 1884 erscheinen. Vgl. StA Wolfenbüttel, VII D HS, Nr. 104, fol. 1r-4v, hier 2r. 113 Auf der Hauptversammlung des Harz-Vereins am 18. Juli 1876 in Hildesheim hielt Bode z. B. einen regelrechten Werbevortrag, in dem er freimütig einräumte, dass die aneinander gereihten Beurkundungen von Rechtsgeschäften [...], noch dazu in fremder Sprache [...] abgefaßt, als Gegenstand erfrischender Lectüre nicht dienen können und demgemäß auf denjenigen, welcher nicht die Geschichte wirklich erforschen [...] will [...], eher abstoßend als anziehend zu wirken pflegen“ (Bode, Urkundenschatz [1882], 154).

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Druckseiten umfassende Quellenwerk nämlich ausschließlich in seiner – durch berufliche Verpflichtungen knapp bemessenen – Freizeit, und seine beachtliche Karriere im braunschweigischen Justizdienst ließ ihm, wie er selbst beklagte, für Nebenbeschäftigung mit geschichtlichen Dingen nur eine sehr geringe Musse übrig.114 Nichtsdestotrotz verfolgte er ein ausgesprochen hochgestecktes Ziel, indem er es sich zur Aufgabe machte, ein im wahrsten Sinne des Wortes umfassendes Urkundenbuch zu erstellen, das neben allen die königliche Pfalz betreffenden Dokumenten auch das gesamte Urkundentum der Stadtgemeinde, der Gilden, Innungen und Bruderschaften, des Berg- und Hüttenwesens, der Pfarreien sowie der in und um Goslar gelegenen Klöster und Kapellen, Spitäler und Stifte enthalten sollte. So sinnvoll diese Entscheidung aus der Sicht der historischen Forschung ohne jeden Zweifel war, da nur auf diese Weise dem reichen Wechselverkehr, in welchem die Stadt und deren Bewohner zu den geistlichen Stiftungen standen und [den] vielseitigen Beziehungen, welche letztere wiederum mit jenen verbanden115, angemessen Rechnung getragen werden konnte, musste ihre Umsetzung aufgrund des Anschwellens der Überlieferungsdichte im späteren Mittelalter zwangsläufig zu einer echten Herausforderung werden. Und so sah sich Bode nicht nur gezwungen, seine Editionspläne für das dem 14. Jahrhundert angehörende Quellenmaterial mehrfach zu revidieren116, sondern auch die von ihm selbst bearbeitete Zeitspanne auf die Jahrhunderte bis 1400 zu begrenzen.117 Der Goslarer Gymnasialprofessor Uvo Hölscher118 wiederum, dem die Bearbeitung der verbleibenden anderthalb Jahrhunderte des ursprünglich bis 1552 projektierten Quellenwerks übertragen worden war119, scheint recht bald vor der schieren Masse der Überlieferung kapituliert zu haben120; 114 Bode, Vorwort (1893), XIII. 115 Ebd., V. 116 Vgl. ebd., XIII; Bode, Vorwort (1900), V; ders., Vorwort (1905), V f. – Den fünften und letzten, die Jahre 1366 bis 1400 umfassenden Band des Goslarer Urkundenbuchs hat Bode nicht mehr selbst zum Druck bringen können. Er erschien erst 1922 in einer durch Dr. phil. Uvo Hölscher überarbeiteten Version, für die dieser die von Bode nachgelassenen Manuskripte für zwei (!) weitere Bände zu einem Band zusammenkürzte, indem er von zahlreichen Urkunden keine Volltexte, sondern nur Regesten abdrucken ließ. Vgl. UB Goslar 5. Siehe hierzu auch Straßburger, Nachruf (1914), III. 117 Vgl. Bode, Vorwort (1893), XII. 118 Uvo Hölscher (1847-1914), betreute von 1887 bis zu seinem Tode nebenamtlich das Goslarer Stadtarchiv und wurde 1910, nach dem Tod Georg Bodes, zum Ersten Vorsitzenden des HarzVereins gewählt. Vgl. Straßburger, Nachruf (1914); Hillebrand, Einführung (1979), 15. – Der Gymnasialprofessor Dr. phil. Uvo Hölscher ist nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen Neffen Dr.-Ing. Uvo Hölscher (1878-1963), der seit 1914 als Dozent für Baugeschichte an der Technischen Hochschule Hannover lehrte. Vgl. hierzu Frölich, Straßennamen (1949), 8; Möhle, Einführung (1996), VIII. 119 Vgl. Jacobs, Rez. UB Goslar 1 (1893), 448. 120 Sein Nachruf gedenkt dieses ursprünglichen Plans mit keinem Wort. In seinem Nachlass finden sich auch keine diesbezüglichen Vorarbeiten. Vgl. Straßburger, Nachruf (1914); Hillebrand,

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er frönte statt der drögen Editionsarbeit lieber seinen historiographischen Ambitionen.121 Auch wenn das Goslarer Urkundenbuch gemessen an den ursprünglichen Plänen also letztlich ein Torso blieb, die Rezensenten – zurecht – die vergleichsweise hohe Zahl an Druckfehlern monierten122 und spätere Benutzer auf einige wenige übersehene Urkunden hinwiesen, weitere Fälschungen entlarvten oder einzelne Datierungen korrigierten123, hat Georg Bode die Erforschung der früh- und hochmittelalterlichen Geschichte Goslars doch wie kein anderer vor oder nach ihm revolutioniert. Durch sein Lebenswerk war nicht nur das gesamte ältere Schrifttum, aus dem Crusius noch so fleißig kompiliert hatte124, ein für alle Mal überholt, sondern zugleich eine tragfähige Materialbasis gewonnen, die zahlreiche der seither vorgelegten Spezialstudien überhaupt erst ermöglicht hat und von der auch die heutige Geschichtswissenschaft noch immer zehren kann. Überblickt man die seit Bodes Tagen erschienene Literatur zur Geschichte von St. Simon und Judas in Goslar, dann fällt sofort ins Auge, dass über manche Perioden der Stiftsgeschichte sehr viel, über andere hingegen fast gar nichts geschrieben worden ist. Besondere Aufmerksamkeit fand seit jeher die Gründung des Stifts durch Kaiser Heinrich III. in den Jahren um 1050, wobei das Interesse lange Zeit vornehmlich dessen vermeintlicher Funktion als ‚Pflanzstätte für den Reichsepiskopat‘ galt.125 Erst die neuere Forschung hat demgegenüber betont, dass der zweite Salier-Herrscher mit der Errichtung einer Stiftskirche zu Füßen der Goslarer Pfalz126, in der eine von ihm begründete und materiell abgesicherte Kanonikergemeinschaft fortwährend Gott dienen sollte, vor allem eine dauerhafte Memorialstätte für sich und seine Angehörigen zu schaffen trachtete.127 Neben der glanzvol-

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Einführung (1979), 51. – Die wenigen von Hölscher publizierten Editionen zur Goslarer Geschichte des 15. Jahrhunderts erreichen mitnichten das handwerkliche Niveau Bodes. Vgl. Hölscher, Beiträge (1896); ders., Ratsverordnungen (1909) Zu Hölscher als Geschichtsschreiber vgl. unten bei Anm. 130. Vgl. Neuburg, Rez. UB Goslar 1 (1894), 129 f.; Weiland, Rez. UB Goslar 1 (1894), 385. Vgl. etwa die Hinweise bei Frölich, Stand (1931), 31. Zuletzt: Ehlers, King (2002), 35 (zu UB Goslar 2, Nr. 209); Thalmann, ‚Adlerpfenning‘ (2004), 184 (zu UB Goslar 1, Nr. 590). Vgl. oben bei Anm. 4-8. Vgl. Gesler, Bericht (1914); Klewitz, Königtum (1939), 139-149; Rothe, Goslar (1940), 36-60; Zielinski, Reichsepiskopat (1984), 140 f. u. 264 f. Verhaltene Kritik an dieser Deutung bei Dahlhaus, Anfängen (1991), 416-419, 426; massive dann bei Lohse, Pfalzstift (2002/03), 85-88. Man spricht deshalb typologisch auch von einem Pfalzstift. Zum Zusammenhang von Pfalz und Stift bei St. Simon und Judas vgl. Fleckenstein, Hofkapelle (1966), Bd. 2, 280-287; Streich, Burg (1984), 421-428; Moraw, Pfalzstifte (1991), bes. 369 f.; Zotz, Klerikergemeinschaft (2005), 198204. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 426; Streich, Forschungen (1993), 193; Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 101-127; Ehlers, Metropolis Germaniae (1996), 92-97; Lohse, Pfalzstift (2002/03), 88-96. – Der Einwand von Zotz, Klerikergemeinschaft (2005), 200, Anm. 109, dass ‚Pflanzschule‘ und Gedenkstiftung „nicht unbedingt als Gegensatz zu sehen“ seien, verfängt m. E. nicht, da für letzteres zahlreiche zeitgenössische Zeugnisse angeführt werden können, für ersteres je-

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len Gründungsperiode fand aber auch die hoch- und spätmittelalterliche Stiftsgeschichte immer wieder Beachtung. Vor allem den wechselhaften Beziehungen der Kanoniker von St. Simon und Judas zu den deutschen Königen und Kaisern, den Bischöfen in Hildesheim und der sich allmählich herausbildenden Stadtgemeinde hat sich die Forschung oft und gerne zugewandt.128 Welche Rückwirkungen diese Beziehungen auf die innere Geschichte des Kapitels hatten, ist dabei vor allem für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts diskutiert worden, in der das Stift nach (nahezu) einhelliger Meinung der Forschung in eine schwere Krise geriet, weil es infolge der dramatisch schwindenden physischen Präsenz des Königtums vor Ort bei den sich häufenden Konflikten mit den Hildesheimer Bischöfen und Goslarer Ratsherren immer öfter den Kürzeren zog.129 Während die mittelalterliche Geschichte von St. Simon und Judas also in zahlreichen, zum Teil kontroversen Detailstudien erörtert wurde, harren die späteren Epochen der Stiftsgeschichte noch weitestgehend einer modernen Ansprüchen genügenden Erforschung. Hinsichtlich der Auseinandersetzungen um die Reformation und die Säkularisation des Stifts bieten die quellennahen, aber methodisch angreifbaren und stets von einem betont protestantisch-preußenfreundlichen Standpunkt130 urteilenden Darstellungen aus der Feder des Gymnasialprofessors Hölscher immerhin eine Reihe wichtiger Hinweise.131 Für die Jahrhunderte zwischen diesen beiden

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doch kein einziges. Damit soll nicht ausgeschlossen werden, dass Heinrich III. mit seiner Stiftsgründung neben prospektiv-memorialen auch unmittelbar gegenwartsbezogene repräsentative und administrative Zwecke verfolgte, wohl aber die Gewichtung dieser Zielsetzungen in ein rechtes Licht gerückt werden: Die Errichtung einer salischen Memorialstätte in Goslar betrieb Heinrich III. spätestens seit seiner Kaiserkrönung ebenso planmäßig wie kontinuierlich, die Erhebung von Goslarer Pröpsten zu Reichsbischöfen veranlasste er hingegen lediglich sporadisch. Ich bleibe deshalb dabei: Nur wer sich von der Vorstellung einer durch Heinrich III. begründeten ‚zentralen Ausbildungsstätte für den höheren Klerus‘ löst, wird die in der Tat frappierende Häufung von Bischofspromotionen aus dem Goslarer Kapitel in den ersten Jahren der Regierungszeit der Kaiserin Agnes (1057-1059) und zu Beginn der eigenständigen Regierung Heinrichs IV. (1066/67) richtig einordnen können. Vgl. die exzellente Zusammenfassung von Schneidmüller, Pfalzstift (1993). Siehe auch ders., Reichsnähe (1992), bes. 12 f., 18 f.; ders., Stadtherr (1993), bes. 155-158, 172-180. Wegweisend für die weitere Forschung wurde Frölich, Domstift (1920). Vgl. zuletzt Ehlers, King (2002), 18-42; Beckermann, Grabmal (2003), 142-152; relativierend jetzt aber Lohse, Stift (2008). Kritisch hierzu Kroker, Wendezeit (2005), 80 u. 88. Zur Reformation: Hölscher, Geschichte (1902), passim, der sich im Gegensatz zu Müller, Kirchenreformation (1871), und Asche, Geschichte (1883), nicht bloß auf die älteren Darstellungen von Heineccius, Nachricht (1704), 15-24, und Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 5-22, stützte, sondern auch die im Stadtarchiv erhaltenen Reformationsakten auswertete; speziell zum Interim: Hölscher, Geschichte (1904). Eine zeitgemäße Gesamtdarstellung der Reformation in Goslar fehlt. An neueren, für die Geschichte von St. Simon und Judas allerdings mit Ausnahme der Arbeiten von Graf und Seven wenig ergiebigen Detailstudien sind zu nennen: Brunke, Leben (1978); Winn, Anfänge (1978); Graf, Pfründe (1996); Seven, Reformation (1996); Hesse, Super-

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Zäsuren muss jedoch in vielen Fällen noch immer die Crusius’sche Skizze von 1843 als aktueller Forschungsstand gelten.132 Um die Geschichte des aus dem Kollegiatstift St. Simon und Judas hervorgegangenen Stiftsgüterfonds ist es sogar noch schlechter bestellt: Sie wurde bislang überhaupt nicht systematisch erforscht.133 Die stiefmütterliche Behandlung der neuzeitlichen Stiftsgeschichte hängt sicher mit der erheblich schlechteren Erschließung der entsprechenden Quellenbestände zusammen, spiegelt aber wohl auch ein „generelles Defizit“134 der vornehmlich auf das Mittelalter konzentrierten Stiftsforschung. Völlig zu Unrecht hat man lange Zeit sowohl den Stiftsgründungen der Neuzeit als auch dem nachmittelalterlichen Fortleben der Stiftskirchen kaum Beachtung geschenkt.135 Denn „auch wenn die Kollegiatstifte ihre Blütezeit im Mittelalter erlebten, so wäre es doch verfehlt, ihre Geschichte in den drei Jahrhunderten von der Reformation bis zur Säkularisation nur als einen Epilog hierzu verstehen zu wollen.“136 Angesichts der ungleichgewichtigen Beschäftigung mit der Geschichte von St. Simon und Judas kann es kaum verwundern, dass umfassende Längsschnittstudien zu einzelnen Aspekten des Stiftslebens – etwa der Bau-137, Besitz-138 oder Liturgie-

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intendenten (1996); Völker, Nicolaus von Amsdorf (2001); Brecht, Theodoricus Smedecken (2005). – Zur Säkularisation: Hölscher, Beiträge (1903); ders., Beitrag (1903); ders., Geschichte (1913). Ergänzend heranzuziehen sind: Kloppenburg, Beitrag (1911); Heckel, Dom- und Kollegiatstifter (1924), bes. 262 f.; Bruchmann, Christian Wilhelm von Dohm (1951). Siehe oben bei Anm. 3. – Allein das Schicksal des Stifts während des Dreißigjährigen Krieges ist seither mehrfach, wenn auch keineswegs erschöpfend, erörtert worden. Vgl. Klopp, Actenstücke (1860), 187-191; ders., Restitutions-Edikt (1862), 123 f. u. 127; Müller, Geschicke (1884), 7 f.; Kloppenburg, Jesuiten (1906); Stillig, Jesuiten (1993), bes. 201-205; Plath, Konfessionskampf (2005), bes. 233. Zum Stiftsgüterfonds im 19. Jahrhundert finden sich zahlreiche kursorische Bemerkungen bei Kloppenburg, Geschichte (1904), passim. Für die ‚Lebensbilder deutscher Stiftungen‘ skizzierte zudem Ocker, Stiftungen (1974), 237-239, in aller Kürze die Entstehung, Vermögensstruktur, Rechtsnatur und Verwaltungsorganisation des Stiftgüterfonds. Enderle, Kollegiatstift (1991), 101. Vgl. auch Benz, Säkularkanonikerstift (2006), 86, Anm. 3. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel; z. B. Döll, Kollegiatstifte (1967), dessen ebd., 13 f. mit Anm. 6, geäußerte Kritik an der üblichen Forschungspraxis kaum an Aktualität verloren hat. Bezeichnenderweise hat die Mehrzahl der Rezensenten Dölls umfassenden Ansatz überhaupt nicht adäquat zu würdigen gewusst, sondern sich lieber seitenlang über seine mitunter haarsträubenden Fehler im Detail ausgelassen. Vgl. etwa die Besprechungen von Heinemann (1968), Goetting (1968) und Meier (1968); anders hingegen Boockmann (1968) und Prinz (1968). Enderle, Kollegiatstift (1991), 106. So aber: Heutger, Nachleben (1961), der auch ganz kurz und nicht sehr fundiert auf St. Simon und Judas in Goslar eingeht (ebd., 77). Die von Salzwedel, Domvorhalle (1980), 122, als „vor dem Abschluß stehend“ bezeichnete Dissertation desselben über die Baugeschichte von St. Simon und Judas ist nie vollendet worden; die wichtigsten Ergebnisse finden sich, freilich ohne Belege, jetzt zusammengefaßt bei dems., Skizzierung (2001); zu seinen Recherchen vgl. auch HStA Hannover, Nds. 71, Acc. 110/98 Nr. 2435. Daneben bleibt man noch immer angewiesen auf die Angaben bei Mithoff, Kunstwerke (1862), 5-13; ders., Fürstenthum (1875), 40-47; Wolff/v. Behr/Hölscher, Stadt (1901), 38-66; Hölscher,

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geschichte139 – nach wie vor fehlen und selbst zu den beiden klassischen Arbeitsfeldern der deutschen Stiftskirchenforschung, der Verfassungsgeschichte und der (prosopographisch fundierten) Sozialgeschichte einzelner Kommunitäten140, bislang keine überzeugenden, geschweige denn erschöpfenden, Gesamtdarstellungen existieren. Die von Georg Nöldeke im Sommersemester 1904 an der Göttinger Universität als Dissertation vorgelegte ›Verfassungsgeschichte des kaiserlichen Exemtstiftes SS. Simonis und Judae‹ reicht nicht, wie es im Titel heißt, „bis zum Ende des Mittelalters“, sondern behandelt von wenigen Ausblicken abgesehen lediglich die Verhältnisse bis zum Jahre 1335, weil der Verfasser auf eigene Archivstudien komplett verzichtete und nur das bis dahin im Goslarer Urkundenbuch gedruckte MateKaiserstifter (1916), 51-61; ders., Kaiserpfalz (1927), 155-166. – Weitere Aufschlüsse ergeben die vor und nach dem Abriss der Stiftskirche (1819-22) angefertigten Baubeschreibungen und Zeichnungen von Eduard Mühlenpfordt (Goslar, Museum, Inventar-Nrn. 469 u. 1414a; Museumslandschaft Hessen Kassel, Graphische Sammlung, Inventar-Nrn. 6044, 6045 u. 6046; HStA Hannover, Bildgutsammlung, Nr. 11187, sowie ebd., Kartenabteilung, 250 B / 21 pm u. 22 pm; der Text ist gedruckt in: Beschreibung des Doms [1819], die Zeichnungen am besten, aber nicht immer originalgetreu und zudem unvollständig bei Mithoff, Kunstwerke [1862], Taf. 2-4), Karl Friedrich Schinkel (SMB, Kupferstichkabinett, SM, Skb. E, fol. 20; gedruckt bei: Rave, Skizzenbücher [1932], 131, Abb. 9), Gustav Stier, Gustav Gelder und anderen (StadtA Goslar, Kleine Erwerbungen, Zugang 6/68; größtenteils gedruckt in: Der Kaiserstuhl [1835]) sowie verschiedene, leider nur notdürftig dokumentierte Grabungen im ehemaligen Stiftsbezirk (vgl. Klemm, Krypta [1907]; Griep, Ausgrabungen (II) [1962], 72-76; ders., Ausgrabungen (III) [1970/71], 35-41; ders., Ausgrabungen (IV) [1976], 2-6; ders., Ausgrabungen (VI) [2010], 1921) sowie neuerdings auch geophysikalische Messungen (vgl. Fettig/Moritz, Umgang [2007], 3740). Eine 1960 von Horst Appuhn geplante Suchgrabung im Bereich des Chors scheiterte an der Frage der Finanzierung (vgl. StA Wolfenbüttel, 4 Nds, Zg. 42/1971, Nr. 5, fol. 1r, 5r-5v, 8r u. 9r). – Speziell zum ehemaligen Nordportal und seiner Vorhalle, die allein vom Abriss verschont blieb, vgl. außer Salzwedel (a. a. O.) noch Hölscher, Forschungen (1964), 84-92; Griep, Kirchen (1964), 134-138; Schubert, Stätten (1990), 207 f.; Niehr, Skulptur (1993), 213-216; Recker, Domvorhalle (1994). – Seit Sommer 2000 wird in der Goslarer Pfalz eine virtuelle Rekonstruktion des Kirchenbaus gezeigt, die Friedrich Balck (TU Clausthal) zusammen mit seinem Sohn Henning erarbeitet hat. In diesem Zusammenhang ist eine hilfreiche, wenn auch lückenhafte Materialsammlung publiziert worden: Balck, Materialsammlung (2001). 138 Den am Ende des 12. Jahrhunderts erreichten ‚Zwischenstand‘ dokumentieren Teute, Ostfalenland (1910), 216-244, u. Borchers, Domstift (1940), auf der Grundlage des Urbars von 1191/94 (Neuedition in Kap. XI). Eine vage Vorstellung der Besitzverhältnisse im 17./18. Jahrhundert vermitteln die von Tappen, Meierbuch (1951), erstellten Regesten aus dem Meierbuch der Jahre 1650 bis 1711 (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 645: Kopialbuch G). Die Geschichte der Stiftsländereien in Vallendar und Mengede respektive Harlingerode beleuchten Volger, Besitzungen (1841) bzw. Sandte, Haupthof (1998/99). 139 Materialreiche, aber durch die ‚Brille der Reformation‘ zum Teil arg verzerrte Einblicke in den spätmittelalterlichen Gottesdienst der Stiftsherren gibt Hölscher, Gottesdienst (1905). Speziell zur Reliquienverehrung zudem ders., Reliquienschatz (1901); zum Ablasswesen Thalmann, ‚Adlerpfennig‘ (2004); ders., Ablaßüberlieferung (2010), 132-134 u. passim. 140 Wegweisend wurden die Studien von Brackmann, Geschichte (1899) bzw. Schulte, Adel (1910).

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rial auswertete.141 So musste eine zentrale Quelle für die innere Verfassung der Stiftsherrengemeinschaft, die im Jahre 1585 approbierten, in einzelnen Bestimmungen aber zweifellos auf ältere Vorbilder zurückgehenden Statuten142, unberücksichtigt bleiben, was den Wert der Darlegungen ebenso schmälert wie die auch bei anderen älteren Studien zu beklagende „Tendenz, aus allgemeinen Kirchengeschichten bzw. kirchlichen Rechtsgeschichten oder aus den Verhältnissen in den besser erforschten Domkapiteln die Gegebenheiten im Stift vor Ort zu rekonstruieren.“143 Letzteres wird man der im Wintersemester 1956/57 ebenfalls in Göttingen eingereichten Dissertation, in der Rudolf Meier „die persönliche Zusammensetzung des Kapitels des Kollegiatstiftes St. Simon und Juda“ von den Anfängen bis ins dritte Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts untersuchte, sicher nicht vorwerfen können.144 Wirklich zu überzeugen, vermag jedoch auch diese Arbeit – trotz manch wichtiger Beobachtung – letztlich nicht. Zum einen hat Meier aus unerklärlichen Gründen zwei absolut einschlägige und ihm nachweislich wohlbekannte Quellen, nämlich die in das Urbar von 1191/94 eingeflossenen Totenbuchexzerpte145 sowie die JahrtagListe aus dem ‚Kopialbuch A‘146, nicht systematisch ausgewertet, wodurch ihm zahlreiche gesicherte und vermutliche Kanoniker des Goslarer Stifts entgingen.147

141 Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904). Die ebd., VII, gegebenen Hinweise auf die archivalische Überlieferung beruhen nicht auf eigenem Studium, sondern sind bei Bode, Vorwort (1893), XIVXVII, abgeschrieben. Dass Nöldeke (a. a. O.), Anm. *, angibt, der dritte Band des Goslarer Urkundenbuchs reiche, wie von Bode (a. a. O), XIII, angekündigt, bis 1350 und nicht bis 1335, wie aus dem 1900 erschienenen Band zu ersehen gewesen wäre, mag man als Indikator für die Gründlichkeit des Verfassers nehmen. Zur Änderung des ursprünglichen Editionsplans für das Goslarer Urkundenbuch siehe oben bei Anm. 116. 142 Vgl. Frölich, Domstift (1920), 108 f. 143 So Auge, Stift (2002), 15, unter Bezug auf Beispiele aus dem württembergischen Raum. 144 Meier, Domkapitel (1967). Das Zitat: ebd., 5. – Meier griff damit (merkwürdigerweise ohne es selbst zu erwähnen) ein Vorhaben auf, das bereits in den 1920er Jahren vom damaligen Leiter des Goslarer Stadtarchivs, dem Gymnasialprofessor Dr. Wilhelm Wiederhold, für die damals frisch in Angriff genommene historisch-statistische Darstellung der Reichskirche im Rahmen der Germania Sacra verfolgt worden, durch den Tod desselben am 1. Januar 1931 aber unvollendet geblieben war (vgl. Frölich, Stand [1931], 26, u. Kehr, Einführung [1933], VIII, der Wiederhold als „mein[en] alte[n] Schüler“ bezeichnet, aber versehentlich ein falsches Todesjahr angibt). Von den „umfangreichen Zettelsammlungen“ Wiederholds, auf die Frölich (a. a. O.) hinweist, hat sich zumindest im Goslarer Stadtarchiv nichts erhalten; die dort verwahrten Vorarbeiten vermitteln vielmehr einen ziemlich rudimentären Eindruck (vgl. StadtA Goslar, Nichtstädtische Bestände, Nachlässe, Nachlass Prof. Dr. Wiederhold, Nr. 2). 145 Urbar §§ 24 f., 28 f., 41-54, 56-58, 60-79, 83, 85; eventuell auch ebd., §§ 26 f., 82, 84. Vgl. Kap. III bei Tab. 4 sowie Kap. XI.1 bei Anm. 34. 146 StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 643: Kopialbuch A, pag. 6-8; mit personengeschichtlichen Kommentaren gedruckt bei Lohse, Stift (2008), 288-305. 147 Vgl. Lohse, Stift (2008), 281, Anm. 27, sowie Kap. III, Anm. 120.

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Zum anderen hat er sich bei seinem Versuch, in der Nachfolge Leo Santifallers148 außer dem Stand und der Herkunft auch alle übrigen persönlichen Verhältnisse der Goslarer Kanoniker zu beleuchten und (als wäre dies angesichts fehlender Vorarbeiten nicht anspruchsvoll genug) auch noch mit denjenigen der Hildesheimer und Halberstädter Domherren zu vergleichen, hoffnungslos verzettelt.149 Als unglücklich erwies sich zudem die möglicherweise nicht Meier selbst anzulastende Entscheidung, „im Hinblick darauf, daß die Biographien der Kanoniker des Goslarer Domstifts zu gegebener Zeit im Rahmen der Germania sacra wiedergegeben werden sollen“150, das zwar nicht fehlerfreie, aber doch mühsam erarbeitete prosopographische Fundament seiner Ausführungen in der Druckfassung der Dissertation einfach wegzulassen. Denn die Personallisten des Kollegiatstifts St. Simon und Judas sind bis heute nicht publiziert worden, so dass man bei Interesse für die Biographien einzelner Stiftsherren nach wie vor auf das maschinenschriftliche Manuskript von Meier angewiesen bleibt.151 Die vorliegende Untersuchung kann und will all diese Forschungslücken nicht auf einmal schließen. Mit dem Versuch einer problembezogenen Synthese ist vielmehr die Hoffnung verbunden, dass weitere Studien zu einzelnen Aspekten der Stiftsgeschichte das hier gebotene Bild zukünftig präzisieren und – wo es geboten scheint – auch korrigieren mögen.

I.3 Zur Konzeptualisierung der Analyse Das Problem, die Dauer der Stiftung in welcher Form auch immer gegen den historischen Wandel zu verteidigen, zieht sich in zahlreichen roten Fäden kreuz und quer durch die Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar. Die Vielzahl der Stränge, die es im Einzelnen aufzuspüren und zu verfolgen gilt, bringt es mit sich, dass jede Suche nach d e m e i n e n Fadenanfang oder -ende, 148 Santifaller, Domkapitel (1924/25). Zur bahnbrechenden Wirkung von Santifallers Studie über das Brixener Domkapitel siehe Brandstätter, Einleitung (2000), 12-16. 149 Das zeigt nicht nur die chaotische Gliederung, sondern auch der Umstand, dass die Studie sowohl einer Einleitung als auch eines Resümees entbehrt. Vgl. jedoch die prägnante Zusammenfassung der ‚ständegeschichtlichen‘ Ergebnisse bei Borgolte, Kirche (1992), 105 f. – Weitere Mängel benennen Goetting, Rez. Meier, Domkapitel (1967), und Kurze, Rez. Meier, Domkapitel (1969). 150 Meier, Domkapitel (1967), 194. Vgl. auch ebd., 5 u. 431. 151 Meier, Domkapitel (1956). Ich habe mit dem Exemplar gearbeitet, das 1964 in die Zentrale Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin gelangt ist (jetzt: Grimm-Zentrum, Signatur: Göttingen, Phil. F., Diss., 1964:F4). – Die von Meier angelegten Kateikarten zu den von ihm ermittelten Klerikern des Stifts lagern in den Arbeitsräumen der Germania Sacra in Göttingen. Es handelt sich, nach freundlicher Mitteilung von Frau Dr. Nathalie Kruppa, um die Kästen IV.6.4 und IV.6.5.

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von dem aus sich alles aufrollen ließe, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. So schwer es auch fallen mag, den Verlockungen einer genetischen Geschichtsbetrachtung zu widerstehen, für eine befriedigende Antwort auf die eingangs aufgeworfenen Fragen wird man andere Wege beschreiten müssen. Denn jede Entwicklungsgeschichte der ‚Stiftungsdauer‘ hätte sich ja wohl oder übel zwischen zwei denkbaren Narrativen zu entscheiden: unaufhaltsamer Verfall oder kontinuierliche Perfektionierung. Wie auch immer diese Wahl aber ausfiele, ihre Konsequenzen wären stets fatal, weil keine der beiden Alternativen dem komplexen Wechselspiel von Verstetigung und Entstetigung, das für die Geschichte aller Stiftungen kennzeichnend ist, wirklich gerecht zu werden vermöchte, sondern entweder die Beständigkeit oder die Unbeständigkeit des Stiftungsgefüges zu Gunsten einer vermeintlich linearen Verlaufsdarstellung über die Maßen hervorheben müsste. Zudem liefe eine solche Verlaufsdarstellung leicht Gefahr, in den Ursprüngen bereits die Ursachen für alles Spätere angelegt zu sehen152 oder die gesamte Geschichte wie eine Einbahnstraße auf die Gegenwart zulaufen zu lassen oder – schlimmer noch – beides auf einmal. Um die Quellen zum Sprechen zu bringen, ohne ihre Antworten bewusst oder unbewusst in teleologische Deutungsmuster zu pressen, soll hier deshalb nicht in erster Linie nach den kausalen Zusammenhängen von ‚vorher‘ und ‚nachher‘ gefragt werden, sondern nach den Ähnlichkeiten und Unterschieden, die sich bei konkreten historischen Akteuren ein und derselben, aber auch verschiedener Epochen im Umgang mit der ‚Stiftungsdauer‘ beobachten lassen. Damit wird eine gedankliche Operation zum obersten Ordnungsprinzip erhoben, die bereits Marc Bloch als einen „besonders wirksamen Zauberstab“ historischer Forschung bezeichnet hat, weil sie den Forscher davor bewahre, „alles ‚natürlich‘ zu finden“: der Vergleich.153 Über das heuristische und analytische Potential komparatistischer Untersuchungen im Bereich der Geschichtswissenschaften ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden, was hier nicht wiederholt zu werden braucht. Es mag deshalb an dieser Stelle der Hinweis genügen, dass der diachronische Vergleich mit seiner Gegenüberstellung von früherer und späterer Gestalt des gleichen Phänomens immer dann die einzig angemessene Methode darstellt, wenn nicht die Herleitung des Jüngeren aus dem Älteren (also Entwicklung) das leitende Erkenntnisziel darstellt, sondern das Ausmaß von Veränderung im historischen Prozess (also Wandel bzw. Dauer) ermittelt werden soll.154 Der Untersuchungszeitraum der vorliegenden Studie umfasst die gesamte Geschichte der ‚Stiftung St. Simon und Judas‘ in Goslar, erstreckt sich also von der Mitte des elften Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Ihr komparativer Ansatz bringt es 152 Vgl. hierzu die mahnenden Worte bei Bloch, Apologie (1974), 46 f. 153 Vgl. Bloch, Geschichtsbetrachtung (1994). Die Zitate ebd., 130 u. 149. 154 Vgl. Borgolte, Stiftungen (2009), 10.

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jedoch mit sich, dass nicht alle Abschnitte der Stiftsgeschichte mit derselben Intensität behandelt werden. Als Grundlage für die abschließenden Vergleiche zur ‚Stiftungsdauer’ im historischen Wandel (Kapitel VIII und IX) sollen vielmehr sechs Detailstudien zu einzelnen Episoden der Stiftsgeschichte fungieren, die jeweils den Charakter einer exemplarischen Momentaufnahme haben (Kapitel II bis VII). Mit dieser bewusst fokussierenden Annäherung an eine fast tausendjährige Stiftungsgeschichte möchte ich weder einer Historiographie der Höhepunkte frönen, noch die Flucht ins Anekdotische antreten, sondern der jüngst zurecht formulierten Aufforderung nachkommen, auch in größeren Synthesen eine der heutigen Forschungspraxis angemessene Darstellungsweise zu erproben, die gezielt zwischen close up und long view alterniert, indem sie aus der Nahsicht auf einzelne Stücke historischen Materials systematisch Fernsichten entwickelt, und zwar sowohl synchronisch auf verschiedene zeitgleiche als auch diachronisch auf verschiedene vor- und nachgängige Situationen ähnlicher Art.155 Im Rahmen der einzelnen Fallstudien ist deshalb jeweils zu ermitteln, wie bestimmte Personen oder Personengruppen unter je besonderen historischen Umständen die Dauer der Stiftung St. Simon und Judas imaginierten, auf welche Konstellationen von Kontinuation und Iteration sie dabei rekurrierten und inwieweit sie diese ihrerseits durch intentionales Handeln konservierten, modifizierten oder auch destruierten. Einerseits gilt es also, die verschiedenen Prozeduren von Verstetigung und Entstetigung offenzulegen, als deren Protagonisten neben dem Stifter vor allem die Treuhänder und Destinatäre der Stiftung zu gelten haben, neben denen aber auch zahlreiche weitere Akteure berücksichtigt werden müssen, z. B. Könige, Bischöfe und Ratsherren, die – zu Recht oder zu Unrecht – Aufsichtsrechte über die Stiftung beanspruchten, ferner Ritter und Ministerialen, die einzelne Stiftungsgüter plünderten oder pachteten, und nicht zuletzt die Bauern und Bürger, die durch ihre Arbeit und/oder ihre Abgaben die Stiftungserträge überhaupt erst erwirtschafteten. Andererseits ist danach zu fragen, wie sich die Stabilität respektive Instabilität des Stiftungszwecks, des Stiftungsvermögens, der Stiftungsverwaltung und des Stiftungsvollzugs zur Beständigkeit der Stiftung als Gesamtheit verhielt. Drohten Veränderungen im Bereich einer einzigen ‚Stiftungskomponente‘ gleich das ganze Gefüge zu destabilisieren? Oder erwies sich nicht gerade eine minimale Umformulierung des Zwecks, eine geringfügige Umschichtung des Vermögens, eine punktuelle Reorganisation der Verwaltung oder eine dezente Abwandlung des Vollzugs in den meisten Fällen als der sicherste Weg zur Restabilisierung? Die sechs Momentaufnahmen, in denen die Materialgrundlage für die anschließenden Vergleiche erarbeitet werden soll, betreffen die Jahr(zehnt)e um 1047, um 1163, um 1470, um 1647, um 1803 und um 1956. Obgleich eine gewisse Regelmäßigkeit im Hinblick auf die Abstände zwischen den einzelnen ‚Messpunkten‘ 155 Vgl. Jussen, Könige (2005), XXI.

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anzustreben war, um ein Mindestmaß an Repräsentativität zu gewährleisten, musste die Auswahl letzten Endes weniger nach mathematischen Mustern als nach inhaltlicher und überlieferungstechnischer Ergiebigkeit getroffen werden. Es galt also in erster Linie bestimmte Phasen der Stiftsgeschichte zu identifizieren, in denen typische Problemlagen der Stiftungsdauer nicht nur besonders virulent waren, sondern in denen sich die Deutungs- und Handlungsmuster, mittels derer die historischen Akteure diese zu bewältigen suchten, aufgrund günstiger Überlieferungsverhältnisse auch besonders gut studieren lassen.156 Dennoch erwies sich natürlich nicht jede Episode als gleichermaßen ergiebig für alle im Rahmen der Untersuchung verfolgten Fragestellungen. Um sich der Möglichkeit, inhaltlich gebotene Schwerpunktsetzungen innerhalb der einzelnen Teilkapitel vorzunehmen, nicht ohne Not zu berauben, und zugleich der Versuchung vorzubeugen, Leerstellen der Überlieferung mit allzu viel Phantasie einfach aufzufüllen, wurde deshalb von einer starren, an den Vergleichsparametern orientierten Untergliederung der Kapitel II bis VII abgesehen, die den Leser angesichts der relativ hohen Zahl der behandelten ‚Vergleichsfälle‘ wohl auch alsbald ermüdet hätte. Da mit dem Urbar von ca. 1191/94, den Stifts-Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, dem Ordinarius von 1435 sowie dem Brevier von 1522 vier zentrale Quellen für die Geschichte der Stiftung St. Simon und Judas in Goslar bislang nicht oder nur in unzureichenden Textausgaben vorlagen, habe ich die eigentliche Untersuchung um einen umfangreichen Quellenanhang (Kapitel XI-XIV) ergänzt, der die entsprechenden (Teil-)Editionen mit den dazugehörigen überlieferungsgeschichtlichen Ausführungen versammelt. Auf diese Weise brauchte die Darstellung nicht für ausufernde quellenkritische Exkurse unterbrochen zu werden, und der Leser kann das Fundament, auf dem die hier vorgetragenen Überlegungen ruhen, überprüfen, ohne selbst ins Archiv fahren zu müssen.157

156 Dass es am Ende sechs (und nicht fünf oder zehn) solcher Momentaufnahmen geworden sind, hat sich erst im Laufe des Forschungsprozesses ergeben. Nach und nach stellte sich heraus, dass durch weniger Fallstudien wichtige Aspekte des Themas verlorengegangen bzw. durch weitere Fallstudien keine wesentlichen Gesichtspunkte mehr hinzugekommen wären. 157 Da die (Teil-)Editionen des Urbars, der Chroniken, des Ordinarius und des Breviers Bestandteil der vorliegenden Studie sind (Kap. XI.2, XII.2, XIII.2 bzw. XIV.2) werden sie der Einfachheit halber stets nur mit Paragraphennummer zitiert; Urbar § 1 verweist also auf den ersten Absatz des in Kap. XI.2 edierten Güterverzeichnisses usw.

Erster Teil: Momentaufnahmen

II. Um 1047 – Kaiser Heinrich III. gründet das Stift St. Simon und Judas in Goslar

Am 7. September 1047 griff Kaiser Heinrich III. in Xanten am Rhein endlich selbst zur Feder, zog mit routinierter Hand jenen 42 Millimeter langen horizontalen Strich, der zur Vervollständigung seines prunkvollen Monogramms noch fehlte1, und verzierte dann in gewohnter Weise2 das am Ende der Zeile vorgezeichnete3 signum speciale.4 Damit war die Herstellung der ersten (erhaltenen) Urkunde für das Kollegiatstift St. Simon und Judas in Goslar zwar noch nicht abgeschlossen, aber was jetzt noch fehlte – die Eintragung von Tagesdatum, Handlungsort und Segenswunsch in die hierfür freigelassenen Lücken5 sowie die Anbringung des kaiserlichen Siegels –, das war nicht bloß reine Routine, sondern ließ sich auch innerhalb kürzester Zeit erledigen. Und genau darauf scheint der Herrscher, nachdem er die Angelegenheit längere Zeit hatte schleifen lassen, großen Wert gelegt zu haben. 1 StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 4. Vgl. D H III. 207, Anm. h. – Anders als im Original lassen sich die Tintenunterschiede in der Abbildung der Signumzeile bei Rück, Bildberichte (1996), 133, Abb. 490, nicht erkennen. Gleiches gilt für die Wiedergabe des gesamten Diploms in: Stadt im Wandel (1985), Bd. 1, 117, Nr. 68. – Zur Urkunden-Unterfertigung durch Heinrich III. vgl. Kehr, Heinrich III. (1931), XXXVIII-XLI, LX-LXII; Schlögl, Unterfertigung (1978), 12 f., 99-115. 2 Indem er nämlich nicht nur die Innenseiten des unzialen M sowie den Schaft und die Schenkelunterseite des R durch kräftige Ausmalung erheblich verbreiterte, sondern auch die drei vorgestellten virgulae sowie die drei nachgestellten Kreuze einfügte. Für die Eigenhändigkeit des Kaisers sprechen neben der Identität der (im Vergleich zum übrigen Urkundentext deutlich dunkleren) Tinte auch die auf einen ungeübten Schreiber deutenden Bewegungszüge der Wellenlinien, deren unterer Bogen stets spitz statt rund ausgeführt ist, sowie die in die gleiche Richtung weisende ungleichmäßige Anordnung der Kreuze. Vgl. zu diesen Kriterien auch Schlögl, Unterfertigung (1978), 113 f. – In den späteren Urkunden Heinrichs III. für St. Simon und Judas, die im Original erhalten sind (StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 5, 7, 8, 9, 10 u. 11 = DD H III. 233, 256, 257, 305, 330 u. 340), rühren das signum speciale und die Kreuze ebenfalls von der Hand des Kaisers her, während die virgulae stets von den jeweiligen Notaren eingezeichnet worden sind. 3 Am unteren Ende des rechten M-Bogens ist die feine Linienführung des Notars noch deutlich zu erkennen. 4 Vgl. hierzu Rück, Bildberichte (1996), bes. 29-36, der das Zeichen als Monogramm Mariens deuten möchte. Siehe auch Huschner, Kommunikation (2003), Bd. 2, 876-879. 5 Vgl. D H III. 207 Anm. m und o.

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Momentaufnahmen

Sein Beurkundungsauftrag lag mittlerweile bereits mehr als eine Woche zurück6, der Rechtsakt, den es auf dem 64 Zentimeter hohen und 48 Zentimeter breiten Pergamentstück schriftlich zu dokumentieren galt, vielleicht sogar schon über einen Monat7; nun aber sollte auf einmal alles ganz schnell gehen. Schließlich wollte der Kaiser am folgenden Tag wie jedes Jahr mit größtmöglichem liturgischen Prunk die Geburt Mariens feiern – jenes Kirchenfest, an dem Konrad II. 1024 zum römischdeutschen König gekrönt worden war und das seither den alljährlichen Höhepunkt einer spezifisch salischen Marienverehrung bildete, die weit mehr war als individuelle Frömmigkeit, weil sie unter Bezug auf die Perikope eben dieses Tages, den am Beginn des Matthäus-Evangeliums stehenden Stammbaum Jesu, die Motive der generatio Christi mit der Idee einer von Maria bewirkten Sicherung der Sohnesfolge verknüpfte und so das zukünftige Schicksal der Salier-Familie als Königsdynastie voll und ganz in die Hände der Gottesmutter zu legen trachtete.8 Doch im Gegensatz zu seinem Vater, der sich seinerzeit die Fürsprache Mariens allein durch das Versprechen einer Förderung des ihr geweihten Domes in Speyer für den Fall seiner Königswahl zu sichern gesucht hatte9, beabsichtigte Heinrich III. offenbar, die Gottesmutter einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen und ihren Schutz auf diese Weise gewissermaßen zu erzwingen. In seiner Urkunde für das Goslarer Stift verkündete er jedenfalls ebenso programmatisch wie selbstbewusst: „Wenn Wir danach streben, Gotteshäuser zu erbauen oder durch irgendwelche Güter zu erhöhen, dann hegen Wir nicht den geringsten Zweifel daran, dass Uns dieses sowohl für die Belange des diesseitigen Lebens als auch für die Belohnung der ewigen Glückseligkeit von Nutzen sein wird. Deshalb sollen alle Gott und Uns Getreuen, die gegenwärtigen und die zukünftigen, wissen, wie Wir um der göttlichen Liebe Willen und für das Heil Unserer Seele und derjenigen Unserer geliebten Gattin, der Kaiserin Agnes, und Unserer Eltern durch diese Unsere kaiserliche Urkunde der zu Ehren der heiligen Gottesmutter und ewigen Jungfrau Maria sowie der heiligen Apostel Simon und Judas geweihten Kirche in Goslar, welche Wir von Grund auf errichten, zum Nutzen der Brüder, die daselbst gemäß der Kanonikerregel Gott dienen, jenes Gut, das Wir in dem Jerstedt genannten Ort besessen haben, als Eigentum zugestanden, dargebracht und, auf dass es für immer dorthin gehöre, übertragen haben; und zwar mit der Bestimmung, dass kein König, Herzog, Graf 6 D H III. 207 folgt im Diktat fast durchweg D H III. 206, das am 2. September 1047 in Soest vollzogen wurde, aber, wie die benutzte Vorurkunde vermuten lässt, zuvor in Paderborn aufgesetzt worden war. Vgl. zum Beurkundungsvorgang auch Kehr, Heinrich III. (1931), LXVI u. LXXI. 7 Er wird im Sommer 1047 in Goslar erfolgt sein, von wo der Herrscher dann auf dem Hellweg Richtung Holland zog. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 404 mit Anm. 262. 8 Vgl. Hehl, Maria (1997), bes. 291 u. 303 f.; siehe auch Fried, Tugend (1993); Laudage, Heinrich III. (1999), 92 u. 104 f. 9 Vgl. D Ko II. 4 sowie Schmid, Sorge (1984), 672 u. 702; Hehl, Maria (1997), 271-273; Weinfurter, Speyer (2005), 158-161.

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Abb. 1: Die salischen Pfalz (Rekonstruktion Hölscher)

oder irgendeine andere einflussreiche oder unbedeutende Person sich anmaßen soll, dieses alles zu entfremden oder wegzunehmen. Wenn sich aber jemand als ein unbesonnener Verletzer dieser Unserer Urkunde erweisen sollte, so möge er wissen, dass er in die Gefahr einer göttlichen Bestrafung gerät und sich am Tage des Jüngsten Gerichts darüber Rechenschaft abzulegen hat. Und damit die Gültigkeit dieser Unserer Übertragung fest und ungestört zu jeder Zeit fortbestehen möge, haben Wir befohlen, dass die zu diesem Zweck aufgeschriebene und unten durch Unsere eigene Hand bestätigte Urkunde mit dem Abdruck Unseres Siegels versehen wird.“10 Die Kirche, als deren Gründer und Wohltäter sich der Kaiser mit diesen Worten selbst in Szene setzte, war Bestandteil – wahrscheinlich sogar das Herzstück – eines 10 D H III. 207: Si aeclesias [!] dei aedificare vel aliquibus bonis beatitudinis praemium nobis profuturum esse minime dubitamus. Quapropter omnium dei nostrique fidelium praesentium scilicet ac futurorum noverit industria, qualiter nos ob divinum amorem et ob remedium animae nostrae et dilectae coniugis nostrae Agnetis imperatricis augustę nec non parentum nostrorum ad aecclesiam Goslari, quam a fundamento constituimus, in honore sanctae dei genitricis Mariae semperque virginis et sanctorum apostolorum Simonis et Iudae consecratę [!] et in usum fratrum inibi deo sub canonica regula servientium tale praedium, quale nos habuimus in loco Gerstiti dicto [...], per hoc nostrum imperiale praeceptum in proprium concessimus atque condonavimus et illuc perpetualiter existendum tradidimus, eo quoque tenore ut nullus rex dux comes vel ulla alia magna parvaque persona id ipsum inde alienare vel auferre praesumat. Si quis autem huius nostrę cartę temerarius violator extiterit, divinę sententiae periculum incurrere et in die iudicii inde rationem reddere se sciat. Et ut hęc nostrae traditionis auctoritas stabilis et inconvulsa omni tempore permaneat, hanc cartam inde conscriptam subtusque manu propria corroboratam sigilli nostri inpressione iussimus insigniri.

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ausgesprochen ambitionierten Bauprogramms, das Heinrich III. bald nach seinem Herrschaftsantritt in Angriff genommen hatte. Mit dem Ausbau Goslars trat er ein weiteres Mal in die Fußstapfen seines Vaters, doch auch in diesem Fall verstand er es, bei aller Wahrung der Kontinuität sehr wohl eigenständige Akzente zu setzen. Der am nördlichen Harzrand in einer von zahlreichen Anhöhen eng umschlossenen Talmulde gelegene11, damals noch aus mindestens drei eher lose miteinander verbundenen Siedlungskernen12 bestehende Ort hatte, aufgrund seiner wachsenden Bedeutung für das Oberharzer Bergbau- und Hüttenwesen13, seit dem Beginn des zweiten Jahrtausends zunehmend das Interesse der römisch-deutschen Herrscher auf sich gezogen. Bereits Heinrich II. verfügte hier über – archäologisch allenfalls rudimentär nachweisbare – Gebäudekomplexe, die er vornehmlich während der Fastenzeit aufzusuchen pflegte.14 Sein Nachfolger, Konrad II., mochte sich damit nicht mehr begnügen, sondern beabsichtigte, auch die hohen Kirchenfeste (insbesondere Weihnachten) in Goslar zu feiern, und bemühte sich deshalb nach Kräften, die sakrale Infrastruktur des Ortes an die Bedürfnisse königlicher Hofhaltung anzupassen. Den ursprünglichen Plan einer Verlegung der Pfalz vom Liebfrauen- auf den Georgenberg scheint er zwar schon nach wenigen Jahren wieder verworfen zu haben15; vielleicht weil der am Vorbild der Aachener Marienkapelle orientierte Zentralbau mit oktogonaler Grundfläche und gewölbter Decke16, der als Pfalzkapelle vorgesehen war, die technischen Fertigkeiten seiner Architekten überforderte. Auf Anregung seiner Gemahlin Gisela ließ er jedoch stattdessen in den letzten Jahren seiner Regentschaft am nördlichen Ende des überkommenen Königspalastes eine kleine, zweigeschossige Pfalzkapelle errichten, die der hl. Maria geweiht wurde.17 Sie allein sollte später den Ansprüchen des Sohnes genügen.

11 Zur topographischen Situation vgl. Bruchmann, Art. Goslar, Stadtkreis (1952), 152; Herzog, Stadt (1964), 71-73 mit Abb. 14; Weidemann, Burg (1978), bes. 27, Abb. 9; Zotz, Goslar (1993), 244, Abb. 97. 12 Zur Siedlungsgeschichte vgl. Borchers, Villa (1919), bes. 14-24; Frölich, Topographie (1920/21), bes. 137-141; ders., Straßennamen (1949), bes. 21 f.; Herzog, Stadt (1964), 71-82; Stoob, Wachstumsphasen (1970/71); Schwineköper, Königtum (1977), 105-122. 13 Vgl. Zotz, Goslar (1993); Bartels, Stadt (2004), bes. 141-149. 14 Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 375-377; Ehlers, Anfänge (1997), 57. 15 Die Ortskontinuität der Goslarer Pfalz ist in der Forschung heftig umstritten. Ich folge hier im Wesentlichen den Überlegungen von Ehlers, Anfänge (1997), 71 u. 75. Andere Positionen vertreten: Dahlhaus, Anfängen (1991), 387-402; Spier, Georgenberg (1991); Zotz, Pfalz (1996), 265270; jeweils mit weiterer Literatur. 16 Die Kirche wurde 1527 von den Goslarer Bürgern zerstört und fortan als Steinbruch genutzt. Die erhaltenen Fundamente hat Günther Borchers 1963/64 ergraben. Zum Oktogon Konrads II. (St. Georg II) vgl. Borchers, Grabungen (1966), bes. 22-36 u. 47 f.; ders., Nachfolgebau (1966), bes. 241 f. u. 248 f.; ders., St. Georg (1978), 113-115; Meckseper, Stiftskirche (2010). 17 Vgl. Vita Godehardi posterior, 210 (cap. 26). Die 1108 erstmals urkundlich erwähnte Kirche stürzte 1714 endgültig in sich zusammen, ihre Fundamente ergrub Hölscher zweihundert Jahre

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Abb. 2: Die Topographie des Goslarer ‚Pfalzbezirks‘ (nach Mühlenpfordt)

Den Palast, in dem er selbst als Knabe mehrfach logiert hatte18, ließ Heinrich III. hingegen ebenso wie eine ältere, südlich von diesem gelegene Kirche mit unbekanntem Patrozinium niederreißen, um so Platz für einen Neubau zu schaffen, dessen imposante Schauseite vermutlich mit einem Altan-artigen Vorbau versehen war, auf den der Herrscher bei Bedarf heraustreten konnte (Abb. 1).19 Von dort aus beabsichtigte er wohl in erster Linie, die Huldigungen der zu seinen Füßen versammelten Getreuen entgegenzunehmen. Darüber hinaus bot der Söller jedoch auch einen perfekten Ausblick auf den etwa 130 Meter in östlicher Richtung, am Fuße des Liebfrauenbergs20, entstehenden Kirchenbau, von dem in der zitierten Urkunde so ausgiebig die Rede war (Abb. 2).

später. Vgl. Hölscher, Pfalz (1915), 25 f.; ders., Kaiserpfalz (1927), 70-73; Streich, Burg (1984), 415-419. 18 Vgl. Huschner, Aachen (2003), 72. 19 Vgl. Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 37-61 u. 112-115; Arens, Königspfalz (1985), 119 f.; Meckseper, Gestalt (1991); Möhle, Königspfalz (1996), bes. 85-89. Unergiebig hingegen: Biskup, Gestalt (1994/95); Memmert, Geschichte (1996); Warmbold, Gestalt (2006). 20 So wird wegen der erwähnten Marienkapelle der nördliche Ausläufer des Rammelsbergs bezeichnet.

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Bei diesem Gotteshaus handelte es sich um eine flach gedeckte romanische Basilika, deren dreischiffiges Langhaus in Verbindung mit dem mächtigen Querhaus und dem der Vierung vorgelagerten Altarraum die Form eines Kreuzes ergab (Abb. 3).21 Der um mehrere Stufen erhöhte und im Osten durch eine runde Hauptapsis geschlossene Altarraum ruhte auf einer dreischiffigen Hallenkrypta, in die aus den beiden Armen des Querschiffes zwei gewinkelte Treppen hinabführten.22 Die Querhausarme hatten wie das Chorquadrat eine Grundfläche von etwa acht mal acht Metern und verfügten jeweils über kleine Nebenapsiden. Das annähernd vierzig Meter lange, neunjochige Mittelschiff erreichte im Inneren eine Deckenhöhe von rund vierzehn Metern und war damit beinahe doppelt so hoch wie die beiden Seitenschiffe. Man betrat es durch ein auf der Mittelachse der Kirche gelegenes und mittels zahlreicher Gewände geschmücktes Portal am Ende des Langhauses, über dem sich ein imposanter Westriegel erhob. Zwischen den beiden nach oben hin oktogonal verjüngten Türmen, die als Gehäuse für Wendeltreppen dienten, befand sich eine zum Langhaus geöffnete Westempore und darüber – mehr als achtzehn Metern über dem Erdboden – die Glockenstube der Kirche. Im Vergleich zu den annährend zeitgleich errichteten Kathedralen23 in Speyer24, Würzburg25 oder Hildesheim26 mochte Heinrichs Goslarer Kirchenbau zwar bescheidene Dimensionen haben. Auf die Menschen, die damals an den Ufern der Gose27 in kleinen, zum Teil ins Erdreich eingelassenen und vornehmlich aus Holz und Lehm errichteten Behausungen lebten28, muss er zweifellos wie aus einer anderen Welt gewirkt haben. Und auch den zahlreichen kirchlichen und weltlichen Würdenträgern, die von weither angereist kamen, um an den in Goslar abgehaltenen 21 Vgl. auch zum Folgenden die Beobachtungen von Mithoff, Kunstwerke (1862), 7-9; ders., Fürstenthum (1875), 41-43; Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 157-160; nicht ohne Fehler noch einmal zusammengefasst durch Schubert, Stätten (1990), 206 f. 22 Die Krypta wurde 1905 ergraben. Vgl. die knappe Dokumentation durch Klemm, Krypta (1907), ferner die Rekonstruktion durch Schinkel, der die Krypta noch in situ gesehen hatte (Der Kaiserstuhl [1935], 57-59). Die Vorbildfunktion für die aufgrund ihrer gut erhaltenen romanischen Kapitelle berühmte Riechenberger Krypta betonen Salzwedel, Krypta (1980), 89 mit Anm. 13; Bräuer, Bauornamentik (2006), Bd. 1, 36. 23 Zum ‚Bauboom‘ in den Kathedralstädten des Reichs während der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts vgl. den Überblick bei Hirschmann, Ausbau (2004), bes. 82-88. 24 Zu dem von Konrad II. initiierten Neubau vgl. Haas, Baugeschichte (1972), 663-689; Kubach, Stellung (1972), 786-798; Wischermann, Speyer (1993). 25 Zu dem von Bischof Bruno (1034-1045) in Angriff genommenen Neubau vgl. Schulze, Dom (1991), Bd. 1, 70-88; Kummer, Architektur (2001), 422. 26 Zum unvollendet gebliebenen Neubau Bischof Azelins (1044-1054) vgl. Kruse, Dom (2000), 118-120 u. Abb. 128. 27 Zu den verschiedenen Armen, Ab- und Umleitungen dieses Nebenflusses der Oker und ihren wechselnden Benennungen im Goslarer Stadtgebiet vgl. Flachsbart, Geschichte (1928), 8-14; Frölich, Beiträge (1928), 165-175 u. 181. 28 Vgl. Griep, Bürgerhaus (1959), 17-20.

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Abb. 3: Grundriss der Goslarer Stiftskirche Heinrichs III. (nach Hölscher)

Hoftagen teilzunehmen29, und die in ihrem Leben sicher schon viele Gotteshäuser gesehen hatten, wird nicht verborgen geblieben sein, dass die von Heinrich III. neu errichtete Kirche selbst die für ihre Zeit überdurchschnittlich geräumige Königspfalz30 auf dem Liebfrauenberg an Monumentalität bei Weitem übertraf.31

29 Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 375-387; Huschner, Aachen (2003), bes. 74 f., 79-86. 30 Vgl. Petke, Bedeutung (1978), 5 f.; Arens, Königspfalz (1985), 121. 31 Die modernen Rekonstruktionen von Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 145, Abb. 34, und Schubert, Stätten (1990), 204, vermitteln hier leicht einen falschen Eindruck, da sie aus der Vogelschauperspektive konzipiert sind, die natürlich nicht der Wahrnehmung durch die Zeitgenossen entspricht. Die zahlreichen Veduten minderer Qualität, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts von dem damals noch ‚vollständigen‘ Gebäude-Ensemble am Liebfrauenberg angefertigt wurden, mögen deshalb trotz aller technischen Mängel die einstige Wirkung auf den Betrachter getreuer widerspiegeln (vgl. Goslar, Städtisches Museum, Inventar-Nr. 461, 462, 463 [gedruckt: Stadt im Wandel (1985), Bd. 1, 123, Nr. 76], 464, 466, 4502; siehe zu diesen Bildern auch Möhle, Verfall [1996], 133 f.; Lohse, Art. Goslar, St. Simon und Judas [im Druck]). Auf jeden Fall überragten die mehr als dreißig Meter hohen Türme des Westriegels eindeutig den Dachfirst der Pfalz, obgleich deren Bodenniveau etwa zehn Meter höher als das der Stiftskirche lag.

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Trotz all der offensiv zur Schau gestellten Pracht dienten die – noch ohne Lastenaufzüge oder Kräne32 – in den Himmel gewuchteten Mauern aber letztlich nur als Mittel zum Zweck. Denn für das, was Heinrich III. mit seiner Stiftsgründung erreichen wollte, war der „soziale Schöpfungsakt“33 viel wichtiger als der architektonische. Den erhofften Nutzen versprach sich der Kaiser ja nicht von dem Gebäude als solchem, sondern von den Menschen, für die er es hatte errichten lassen, also von jenen Geistlichen, die in selbigem – wie er in späteren Urkunden ausdrücklich betonen sollte – „auf Unseren Wunsch hin und gemäß Unserer Anordnung“34 ihren Gottesdienst zu versehen hatten. Die Vermehrung des Kultus gehörte seit Konstantin dem Großen zu den vornehmsten Aufgaben eines jeden christlichen Herrschers. Die Gründung eines Kanonikerstifts war nur eine unter vielen denkbaren Möglichkeiten, dieser Verpflichtung nachzukommen. Warum Heinrich III. gerade sie wählte, ist nirgends ausdrücklich belegt; wahrscheinlich kamen hier verschiedene Motive zusammen: Erstens ermöglichte eine Kanonikergemeinschaft eine besonders intensive und zudem prunkvolle Form der Liturgie, woran dem Herrscher gerade während seiner häufigen und langanhaltenden Anwesenheit in Goslar viel gelegen haben dürfte. Wie die Mönche in den Klöstern feierten die Stiftsherren nämlich außer der Messe auch gemeinsam das Stundengebet, widmeten sich also im Tag und Nacht dem Lob des Schöpfers. Im Gegensatz zu den Kuttenträgern waren sie dabei jedoch keinem asketischen Armutsideal unterworfen, ihren Bemühungen um eine möglichst pompöse Ausgestaltung des Gottesdiensts dementsprechend weder materielle, noch ideelle Grenzen gesetzt.35 Zweitens konnte man die in einer Stiftskirche versammelten Kleriker zwischen den obligatorischen Gebetszeiten – und mit Erlaubnis ihres Vorstehers auch weit darüber hinaus – hervorragend für weltliche Aufgaben einspannen, zum Beispiel als Schreiber bei der Ausfertigung von königlichen Urkunden. Nicht weniger als sieben der für Heinrich III. tätig gewordenen Notare hat denn auch die moderne Urkundenforschung einer in Goslar beheimateten „Schreibschule“ zugeordnet, als deren hervorstechendes Charakteristikum man eine „übertriebene[.] Verschnörkelungssucht“36 ausgemacht zu haben meint. Drittens lässt sich schließlich bei Heinrich III. nicht nur im Hinblick auf seine Goslarer Aktivitäten, sondern 32 Mechanische Hebegeräte sind erst seit dem 12. Jahrhundert belegt. Vgl. Binding, Baubetrieb (1993), 393. 33 Gierke, Privatrecht (1895), 651. Vgl. hierzu Borgolte, Stiftungen (1988), bes. 84-86. 34 DD H III. 233, 256, 257, 330 sprechen jeweils von iuxta nostram institutionem et votum in [...] monasterio Gozlare deo famulantium [...] canonic[is]. 35 Vgl. IC, bes. 394-397 (cap. 114 f.), 406-409 (cap. 126-131). 36 Kehr, Heinrich III. (1931), XLIX. Kritisch zu dieser Lokalisierung: von Gladiss, Kanzleischule (1939) und dessen Überlegungen weiterführend Klewitz, Kanzleischule (1941). Grundsätzliche Vorbehalte gegen die Angemessenheit von „Begriffe(n) wie ‚Schule‘ [...], mit denen Kehr und andere Diplomatiker so großzügig hantieren“, äußerte Hoffmann, Handschriften (1995), 45, Anm. 129.

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auch sonst ein starkes Engagement für die Erneuerung bzw. Absicherung einer regelkonformen Lebensweise von Kanonikern beobachten.37 Bei der Gründung des Stifts St. Simon und Judas mag deshalb auch die Überlegung eine Rolle gespielt haben, auf diese Weise einzelnen Weltgeistlichen aus seinem unmittelbaren Umfeld, die ihn als Mitglieder der Hofkapelle gewöhnlich auf seinen Reisen durch das Reich begleiteten, die Möglichkeit zu einer – zumindest sporadischen – Teilhabe an einer ihrem geistlichen Stand geziemenden vita communis zu bieten.38 Doch so plausibel all diese Motive für eine Stiftsgründung (zumal in Kombination) erscheinen mögen, es muss noch mehr dahinter gesteckt haben: irgendetwas, das keinen Aufschub duldete. Warum sonst hätten die Kanoniker bereits ihren Dienst in einer Kirche aufnehmen sollen, die trotz enormer finanzieller Anstrengungen39 des Gründers noch für mehrere Jahre eine Baustelle bleiben sollte? Man wird deshalb wohl nicht fehlgehen, wenn man in der Hoffnung auf Gebetshilfe seitens der Kanoniker das vordringliche Movens für die Goslarer Stiftsgründung erblickt. Natürlich strebten auch mittelalterliche Potentaten nach einer effizienten Administration und adäquaten Repräsentation ihrer Herrschaft. Oft genug aber dürften andere Probleme dringender gewesen sein: schwere Krankheiten des Reichsoberhaupts, komplizierte Schwangerschaften seiner Gemahlin, ausbleibende oder frühverstorbene Söhne, aufsässige Fürsten, schlechte Ernten usw. – all diese latenten Bedrohungen der eigenen Stellung und des politischen status quo hatten bereits die Merowinger, Karolinger und Ottonen dazu bewogen, geistliche Kommunitäten zum fortwährenden Gebet für Herrscher und Reich zu verpflichten.40 Und obgleich 37 Vgl. die zahlreichen, das Thema freilich nicht erschöpfenden Hinweise bei Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 315-335. 38 Vgl. Fleckenstein, Hofkapelle (1966), Bd. 2, 287 u. 294, dessen Ausführungen über St. Simon und Judas als „Zentrum der königlichen Reichskirchenpolitik“ jedoch viel zu stark der durch keinerlei zeitgenössische Quellen belegbaren Vorstellung verhaftet sind, Heinrich III. habe in Goslar eine ‚Pflanzschule‘ für zukünftige Reichsbischöfe errichten wollen (ebd., 261-264 u. 295). Kritisch hierzu bereits Lohse, Pfalzstift (2002/03), 85-88. Vgl. auch Kap. I, bei Anm. 125 u. 127. 39 Die Kosten für Heinrichs Kirchenbau lassen sich natürlich in keiner Weise beziffern. Die vergleichsweise kurze Bauzeit von maximal 12 Jahren, gerechnet vom Herrschaftsantritt Heinrichs III. (1039 VI 4) bis zur Stiftsweihe (1051 VII 2), setzt aber ein erhebliches pekuniäres Engagement des Bauherrn voraus. Vgl. hierzu mit anderen Beispielen Weilandt, Geistliche (1992), 160163; Hirschmann, Stadtplanung (1998), 512-514; sowie zur Bedeutung des Geldes für Bauvorhaben mit überregionalem Anspruchsniveau im 11. Jahrhundert grundsätzlich auch Warnke, Bau (1984), 93-102. – Vielleicht hatte der Gründer ein Zehntel seiner monetären Einkünfte aus der Goslarer Pfalz für den Kirchenbau von St. Simon und Judas bestimmt, auch wenn sein Sohn später sagen sollte, das Geld habe zur Aufbesserung des Lebensunterhalts der dortigen Kanoniker gedient. Vgl. D H IV. 117 (1063 XII 30), ferner Chroniken §§ 39 f., 60, sowie Dahlhaus, Anfängen (1991), 413. 40 Vgl. Biehl, Gebet (1937); Ewig, Gebetsklausel (1982); ders., Gebetsdienst (1982); Wagner, Gebetsgedenken (1994), 7-9, 17-34; Vogtherr, Reichsabteien (2000), 220-225.

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man seine Regentschaft bis in die jüngste Zeit hinein als einen „echte[n] Höhepunkt in der [...] Geschichte des römisch-deutschen Kaisertums“41 glorifiziert hat, sollte auch Heinrich III., nüchtern betrachtet, wenig Veranlassung haben, hiervon abzuweichen.42 Im Herbst 1047 etwa, neun Monate nachdem er in Sutri und Rom erst drei Päpste absetzen und sich dann selbst zum Kaiser krönen lassen hatte, musste er schon zum zweiten Mal einen (letztlich erfolglosen) Feldzug gegen den widerspenstigen Grafen Dietrich von Holland unternehmen.43 Bevor er jedoch rheinabwärts zog, feierte der Herrscher – wie bereits erwähnt – mit seinem Gefolge im Xantener St. Viktor-Stift das Fest Mariä Geburt; und während er selbst bei dieser Gelegenheit die Gottesmutter um Schlachtenglück angefleht haben mag, soll der Kölner Erzbischof Hermann II. beim Hochamt alle Anwesenden dazu aufgefordert haben, gemeinsam mit ihm dafür zu beten, dass dem Kaiser zur Aufrechterhaltung des Friedens im Reich endlich ein Sohn und Nachfolger geschenkt werde.44 Fürbitten wie diese waren damals kein Einzel-, sondern vielerorts der Regelfall. Vor allem in den großen Reichsabteien sowie den Metropolitankirchen wurden sie nicht bloß bei Anwesenheit des Herrschers gesprochen, sondern bildeten einen festen Bestandteil der Liturgie. Welche Bedeutung Heinrich III. diesem Gebetsdienst für die „Belange des diesseitigen Lebens“ beigemessen hat, zeigt nicht zuletzt die wiederholte Verwendung der althergebrachten Gebetsklauseln in seinen Urkunden. Wann immer er einer zum Reichsdienst verpflichteten Kommunität Besitzungen, Gerechtsame, Königsschutz, Immunität oder Wahlrecht bestätigte, versäumte er nur selten, in seinen Urkunden ausdrücklich festzuhalten, dies geschehe, damit die Begünstigten fortan von allen irdischen Sorgen befreit leben und die Gnade Gottes für den Herrscher und die Beständigkeit seines Reiches umso eifriger erflehen könnten. Viele der so oder ähnlich lautenden Klauseln lassen sich zwar auf Vorurkunden früherer Könige und Kaiser zurückführen45, die häufigen und gezielten Eingriffe46 in den Wortlaut der jeweiligen Vorlage beweisen aber, dass die entsprechenden Passagen keineswegs gedankenlos abgeschrieben wurden. Zudem begegnet die Aufforderung zum Gebet für den Herrscher und sein Reich auch in einer Reihe von Diplomen Heinrichs III., deren Text von den Angehörigen der königlichen Kanzlei bzw. den jeweiligen Empfängern ganz und gar eigenständig for41 Schulze, Kaisertum (1998), 400. Vgl. dagegen Prinz, Kaiser (1988), der aber manches im Überschwang zu düster zeichnet. Abwägend: Ziemann, Heinrich III. (2008). 42 Vgl. zu den Krankheiten Heinrichs III. Steindorff, Jahrbücher (1874), Bd. 1, 287, 332, Bd. 2, 113; zu Agnes’ Schwangerschaften Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 9-13, 115, 201; zur Fürstenopposition und der immer schwierigeren außenpolitischen Lage Boshof, Reich (1979). 43 Vgl. Lamperti annales, 61 (zu 1047); Herimanni chronicon, 127 (zu 1047). 44 Vgl. Brunwilarensis monasterii fundatorum actus, 138 (cap. 27). 45 Vgl. DD H III. 1, 6, 2, 32, 50, 56, 57, 86, 183, 221, 230a (olim 243; vgl. Kehr, Konzil [1932]), 287, 308, 346, 368 u. 369. 46 Vgl. DD H III. 6, 50, 86, 230a (olim 243; vgl. Kehr, Konzil [1932]), 287 u. 368 (wiederholt in D H III. 369).

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muliert wurde.47 In den für St. Simon und Judas ausgestellten Urkunden sucht man entsprechende Formulierungen zwar vergebens, das heißt aber mitnichten, dass den Goslarer Kanonikern diese Fürbitten inter vivos völlig fremd gewesen wären. Ganz im Gegenteil: Durch den ebenso regelmäßigen wie engen Kontakt mit dem Reichsoberhaupt dürfte eine solche ‚Dienstleistung‘ von ihnen als völlig selbstverständlich und deshalb gar nicht weiter erwähnenswert erachtet worden sein. Um dereinst die „Belohnung der ewigen Glückseligkeit“ zu erlangen, bedurfte jedoch nicht nur der lebende, sondern auch der tote Herrscher unbedingt der Gebetshilfe. Zum Heile seiner Seele beherzigte Heinrich III. ein Leben lang, was seine gelehrten Erzieher48 ihm bereits im Kindesalter wärmstens empfohlen hatten und was auch seine (selbsternannten?) Seelsorger49 später nicht müde wurden, ihm in langen Briefen schmackhaft zu machen: Er betete und fastete, er gab den Armen und absolvierte unter Tränen öffentliche Bußakte50, er verzieh jedem, der sich gegen ihn versündigt hatte51 – und lebte doch immer mit der Angst, dass all dies am Ende aller Tage, wenn er selbst vor den göttlichen Richter treten musste, zu wenig sein könnte. In der Hoffnung, nicht allein die zu Lebzeiten vollbrachten frommen Werke, sondern auch die nach seinem Tode stellvertretend für ihn gesprochenen Bittgebete könnten den endgültigen Richterspruch noch positiv beeinflussen52,

47 D H III. 46: pro animabus nostrorum predecessorum imperatorum scilicet et regum ac pro remedio animę patris nostri beatę memorię Ch. imperatoris, et ut orationes fratrum inibi servientium pro statu totius regni non defitiant, cum uxoribus filiis et filiabus natis et nascituris. D H III. 271: liceat illis [...] deo in tranquillitate devote servire et pro nobis nostrique imperii statu atque pro omnibus fidelibus possint exorare. D H III. 283a (Piattoli, diploma [1936], 84-87): liceat eis [...] quiete et tranquile [!] Deo servire et pro statu regni nostri mente serena Dominum ex[orare]. D H III. 342: quatinus sub nobis temporis tranquillitate gaudentes pro animarum nostrarum salute et pro totius nostri imperii incolomitate summum imperatorem secure exorare valeant. D H III. 345 (ein unvollzogener Entwurf): ut pro regni nostri statu nostraque incolomitate deum exorare secure ac libere queant. D H III. 371: ut fratres inibi deo devote famulantes pro regni nostri statu et nostra succedentiumque regum vel imperatorum salute et perpetua felicitate iugiter deo supplicare delectet. 48 Zu ihnen zählten die Bischöfe Brun von Augsburg († 1029) und Egilbert von Freising († 1039), der italienische Mönch Almericus Ursus sowie wahrscheinlich Wipo, ein Hofkaplan Konrads II. Vgl. Laudage, Heinrich III. (1999), 93 f. 49 Hier ist vor allem der Abt Bern von Reichenau († 1048) zu nennen. Vgl. Bern, Briefe, 59 f. (Nr. 27), 68 f. (Nr. [31]); Erdmann, Bern (1951), 116 f.; Schmale, Einleitung (1961), 5 f., 10, Anm. 47. 50 Vgl. Annales Altahenses maiores, 26 (zu 1041), 58 f. (zu 1044); Bern, Briefe, 54 (Nr. 24). Hierzu: Bornscheuer, Miseriae (1968), 205 f.; Weinfurter, Ordnungskonfigurationen (2001). 51 Vgl. etwa Herimanni chronicon, 124 (zu 1043); Annales Altahenses maiores, 37 (zu 1044); Lamperti annales, 58 f. (zu 1044). Berechtigte Einschränkungen bei Minninger, Friedensmaßnahmen (1979), 36. 52 Zu den theologischen Lehren, aus denen sich diese Hoffnung speiste, siehe Angenendt, Theologie (1984); Jezler, Jenseitsmodelle (1994); mit stiftungsgeschichtlicher Fokussierung Lusiardi, Fegefeuer (2000).

56

Momentaufnahmen

versuchte Heinrich III. deshalb nach Kräften, möglichst günstige Voraussetzungen für die postmortale Anhäufung sündenmildernder Tatbestände zu schaffen. Wie die meisten der vor und nach ihm regierenden fränkisch-deutschen Herrscher53 errichtete er zu diesem Zweck zahlreiche Stiftungen54, durch die das Totengedenken seiner selbst und anderer, von ihm benannter Profitienten gesichert werden sollte. Heinrich III. stiftete nämlich keineswegs bloß aus eigennützigen Motiven. Seine Sorge galt auch dem Seelenheil seiner Amtsvorgänger55 und Dienstmannen56, vor allem aber der liturgischen Memoria seiner Angehörigen: seines Vaters Konrad57 und seiner Mutter Gisela58, seines Großonkels und engen Vertrauten Bischof Bruno von Würzburg59, seiner beiden Gemahlinnen Gunhild60 und Agnes61 sowie schließ-

53 Vgl. Schmid, Sorge (1984); Borgolte, Stiftungsurkunden (1993); Wagner, Gebetsgedenken (1994); Borgolte, König (2000); Proetel, Werk (2000); Menzel, Memoria (2001); Lohse, Konrad I. (2006). 54 Die Stiftungstätigkeit Heinrichs III. ist bislang nur ansatzweise und mit stark divergierenden Ergebnissen erforscht worden. Die summarischen Angaben bei Kehr, Kapitel (1931), 13 f., Schulte, Könige (1934), 167-169, Schmid, Sorge (1984), 672 f., 724 (Karte), u. Vogtherr, Reichsabteien (2000), 225 mit Anm. 25, vermögen dabei aus unterschiedlichen Gründen nicht zu überzeugen. Die methodischen Probleme bei der Erfassung königlicher Stiftungstätigkeit können hier nicht in extenso erörtert werden, vgl. jedoch die Hinweise bei Lohse, Konrad I. (2006), 296 f. Das im Folgenden gezeichnete Bild dürfte sich aber auch durch eine minutiöse Analyse der zahlreichen, hier beiseitegelassenen Zweifelsfälle (z. B. Totenbucheinträge, über deren historischen Hintergrund nichts Näheres bekannt ist, oder urkundlich bezeugte Güterübertragungen pro remedio anime, bei denen aufgrund von Überlieferungsverlusten nicht mehr zu ermitteln ist, ob die aus dem vergabten Gut erwirtschafteten Erträge zum Zwecke eines fortwährenden Totengedenkens verwendet wurden) nicht grundlegend ändern. 55 Besonders deutlich wird dies in einer Urkunde von 1040 III 2, mit der Heinrich III. der bischöflichen Kirche zu Augsburg eine (anderweitig nicht belegte) Stiftung Ottos III. bestätigte und bei dieser Gelegenheit den ursprünglichen Stiftungszweck in seinem Sinne erweiterte, indem er bestimmte, der auf dem Stiftungsgut produzierte Wein solle fortan ad celebranda missarum sollemnia in memoriam nostri predecessorumque nostrorum, videlicet trium Ottonum et Heinrici consanguinei nostri imperatoris augusti nec non pię memorię Chuonradi patris nostri imperatoris augusti verwandt werden (D H III. 37). 56 Vgl. D H III. 176. Hierzu Gehrt, Verbände (1984), 22 f.; Schmid, Gedenkstiftungen (1984), 245247 u. 259. 57 Vgl. DD H III. 45, 73, 81, 106, 112, 167-173, 207, 218, 233, 236b, 256, 257, 270, 285, 286, 329 u. 330. 58 Vgl. DD H III. 73, 106, 112, 167-173, 207, 218, 233, 256, 257, 285, 286, 329 u. 330. 59 Einen Tag, nachdem sich Brunos Todestag zum dritten Mal gejährt hatte, errichtete Heinrich III. beim Basler Domkapitel eine Stiftung, die u. a. dem Gedenken des Würzburger Bischofs gewidmet war. Vgl. D H III. 218 (1048 V 28). Zumindest dieser Stiftungszweck wurde nachweislich bis ins 15. Jahrhundert vollzogen. Vgl. Totenbuch Basel, Bd. 1, 47 f., 55-64; ebd., Bd. 2, 241 (zum 27. Mai). 60 Vgl. DD H III. 73, 106 (?), 112, 167, 168 u. 171-173. 61 Vgl. DD H III. 167-173, 207, 218, 233, 256, 257, 285, 286, 329 u. 330.

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lich seines nach langen Jahren vergeblichen Hoffens endlich doch noch geborenen Sohnes Heinrich.62 Mit dem Vollzug der von ihm bestimmten Stiftungszwecke und der Verwaltung der hierfür bereitgestellten Stiftungsvermögen beauftragte Heinrich III. in den meisten Fällen bereits bestehende Gemeinschaften: vor allem Domkapitel mit oder ohne Einbindung des jeweiligen Bischofs (Basel63, Hildesheim64, Naumburg65, Speyer66 und Utrecht67), seltener Kollegiatkapitel (St. Adalbert68 und St. Marien69 in Aachen, St. Cosmas und Damian in Essen70, St. Frediano in Lucca71 sowie St. Servatius in Maastricht72), einmal vielleicht auch einen Mönchskonvent (Niederal62 Vgl. DD H III. 285, 286, 329 u. 330. 63 Vgl. oben Anm. 59. 64 Vgl. D H III. 236b; Totenbuch Hildesheim, 766 (zum 5. Oktober), hierzu Mooyer, Auszüge (1841), 101; ferner UB Hochstift Hildesheim 6, Nachtrag Nr. 6, 989 f. 65 Vgl. DD H III. 106 (1043 VI 27), 112 (1043 XI 20); hierzu Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 157 f. – Die im Wesentlichen nur durch z. T. sehr selektive frühneuzeitliche Abschriften erhaltene Naumburger Totenbuchüberlieferung gewährt mangels entsprechender Einträge keinerlei Aufschlüsse über den Vollzug der erteilten Memorialauflagen. Vgl. ebd., 147-150; Wiessner, Diözese (1997), Bd. 1, 20-22. In einer Aufstellung der durch die Propstei bei bestimmten Jahrzeiten zu leistenden Dienste aus dem Jahre 1367 heißt es jedoch: III. Non. Octobris obiit Hinricus Imperator tercius, et ponetur candela (gedruckt bei Lepsius, Alterthum [1822], 58). Sollten die Naumburger Kanoniker etwa statt der vorgesehenen Profitienten (vgl. oben bei Anm. 57 f., 60) nur des Stifters gedacht haben? 66 Vgl. DD H III. 81 (1041 VI 6), 167-174 (1046 VII 7 bzw. 9); Totenbuch Speyer 1, 408; Totenbuch Speyer 2, 346; Totenbuch Speyer 3, 507-514 (jeweils zum 5. Oktober). Siehe auch Ehlers, Metropolis (1996), 250 f., 356-358 u. 367 f. 67 Vgl. DD H III. 45 (1040 V 21). – In den vier erhaltenen spätmittelalterlichen Totenbüchern des Utrechter Domkapitels (vgl. Heeringa/van de Sande, Inventaris [2003], 91, Nr. 397-400) wird weder Konrads II. noch Heinrichs III. gedacht. Ein 1330/40 angelegtes und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts mehrfach aktualisiertes Anniversarbuch des Oudmunster in Utrecht (vgl. de Jonge van Ellemeet/de Graaff/van de Sande, Inventaris [2005], 49, Nr. 395-398) vermerkt jedoch zum 5. Oktober: Obiit Henricus tercius imperator, qui dedit bona in Groenighen et in Drenta (Totenbuch Utrecht, 130; ich danke Herrn Theo van de Sande [HUA] auch an dieser Stelle für die erteilten Auskünfte zu den einzelnen Handschriften). In einem weiteren, ebenfalls aus der Mitte des 14. Jahrhunderts stammenden Anniversarbuch des Oudmunster heißt es hingegen zum 5. Oktober: Obiit Henricus tercius imperator, qui dedit sancti Martini et nostre ecclesie bona in Groeningen, in Drenta (HUA, Oudmunster, Nr. 394). Zu den Hintergründen siehe van Vliet, Kringen (2002), 294-303, bes. 298 mit Anm. 1217. 68 Vgl. D H III. 73 (1041 II 13); Totenbuch Aachen [St. Adalbert], 324 (zum 5. Oktober). 69 Totenbuch Aachen [St. Marien], 125: Obiit Henricus cum barba imperator II., qui dedit Mandervelt et ampliavit fratribus mensuram panis, vini et cervisie. Die zugehörige Stiftungsurkunde hat sich nicht erhalten. Siehe auch Nolden, Besitzungen (1979/80), 32, 199 u. 394. 70 Vgl. D H III. 329 (1054 XI 17); Totenbuch Essen, 117 (zum 5. Oktober). Zur Geschichte des Stiftungsgutes siehe Schilp, Kanonikerkonvent (1995), 184, Anm. 63. 71 Vgl. oben Anm. 56. 72 Vgl. D H III. 270 (1051 VI 14). Die Maastrichter Memorialüberlieferung gewährt leider keine weiteren Aufschlüsse über die Geschichte dieser Stiftung, da die spätmittelalterlichen Anniversar-

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Momentaufnahmen

taich73). Darüber hinaus hat Heinrich III. aber mindestens drei Neugründungen in Angriff genommen. Neben St. Simon und Judas in Goslar verdanken nämlich auch die Kollegiatstifte St. Peter74 (ebenfalls in Goslar) und St. Margareten75 (in Ardagger im Donautal) die entscheidenden Impulse zu ihrer Errichtung dem zweiten Salier-Herrscher, obgleich es wohl in beiden Fällen erst seine Witwe war, die das von Heinrich Begonnene durch ihr beherztes Eingreifen tatsächlich überlebensfähig machte.76 Neugründungen – das klingt in dieser Einschränkung schon an und dessen dürfte sich auch Heinrich III. angesichts der gescheiterten Stiftsgründung77 seines Vaters in Goslar voll und ganz bewusst gewesen sein – waren im Vergleich zu ‚unselbständigen Stiftungen‘78 nicht nur die kostspieligeren, sondern auch die riskanteren

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bücher nur fragmentarisch erhalten geblieben sind. Vgl. Totenbuch Maastricht 1 (I 1 bis VII 11), in dem Konrad II. zum 4. Juni nicht verzeichnet ist; Totenbuch Maastricht 2 (X 21 bis XII 31). Im Niederaltaicher Martyrolog-Necrolog ist Heinrichs Name von späterer Hand mit einer typischen Stiftungsnotiz versehen. Totenbuch Niederaltaich, 61 (zum 5. Oktober): Heinricus II. imperator, qui dedit Zaia. In der erhaltenen Urkunde über diese Vergabung finden sich allerdings keine Hinweise auf eine entsprechende Intention des Kaisers. Vgl. D H III. 137 (1045 VI 3). Da kaum anzunehmen ist, dass einem so erfahrenen Notar wie Adalger A ein solcher Lapsus unterlaufen sein könnte, bleibt eigentlich bloß die Vermutung, die Mönche hätten aus eigenem Antrieb eine königliche Seelenheil-Schenkung ex post als Dotation einer Gedenkstiftung aufgefasst. Ein stichhaltiger Beweis für die Richtigkeit dieser Hypothese will aber nicht gelingen, weil in den Niederaltaicher Urbaren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts die aus Zaia (heute: Niederabsdorf) geschuldeten Abgaben zwar penibel aufgezeichnet worden sind, über eine zweckgebundene Verwendung der erzielten Einnahmen (etwa für Festmähler oder Armenspeisungen am Jahrtag Heinrichs III.) jedoch kein Wort verlautet, was wiederum nicht heißen muss, dass es solche nicht gegeben hat. Vgl. Urbare Niederaltaich, Bd. 1, 49*-51*; ebd., 506-515, Nr. 23/350-23/428. Vgl. DD H IV. 84, 132 sowie unten Anm. 76. – Wenn im Rahmen dieser Studie pauschal von Goslarer Kanonikern oder der Goslarer Stiftung Heinrichs III. gesprochen wird, sind bzw. ist stets diejenige(n) von St. Simon und Judas gemeint. Vgl. D H III. 230 (1049 I 7). Übersehen von Ehlers, Gründungen (2005), 21 f.; siehe jedoch Pelzl, Überlegungen (1977); Kronbichler, Stift (1996), 9-15; Weigl, Außenwelt (1999), 119 f. Auf Bitten von Agnes wiederholte Heinrich IV. am 19. Juli 1064 die bereits zwei Jahre zuvor verfügte Übertragung des „zuerst von meinem Vater Heinrich [...] errichteten, durch die gewissenhaften Anstrengungen und Aufwendungen meiner geliebten Mutter im Wesentlichen vollendeten“ Petersstifts an die Bischöfe von Hildesheim und bestätigte am folgenden Tag weitere Dotationen der Kaiserin. Vgl. D H IV. 132; ferner DD H IV. 84, 133. Hierzu: Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 246-253; unzureichend hingegen Frobese, Verfassungs- und Besitzgeschichte (1989), 68; dies., Petersbergstift (2010), 39-44. – Die Weihe von St. Margareten in Ardagger erfolgte wohl in Anwesenheit der Kaiserin Agnes am 4. September 1063 durch Erzbischof Anno II. von Köln unter Mitwirkung zahlreicher weiterer Kleriker, die Heinrich IV. auf seinem Feldzug nach Ungarn begleiteten. Vgl. Dedicatio ecclesie Ardachrensis; RI III.2,3, Nr. 304. Vgl. oben bei Anm. 15 sowie Chroniken § 22 Anm. 3. Unter diesem problematischen Begriff sollen hier all jene Stiftungen Heinrichs III. subsumiert werden, mit deren Verwaltung und Vollzug bereits bestehende Personengemeinschaften beauftragt wurden. Die typologische Abgrenzung gegenüber den Neugründungen bezieht sich dabei le-

Um 1047

59

Vorhaben. Ein Stifter, der sein frommes Werk an einer bereits seit Jahrhunderten bestehenden Kathedrale errichtete, hatte kaum Anlass zu der Befürchtung, das von ihm bereitgestellte Vermögen könnte in naher oder ferner Zukunft einer zweckwidrigen Verwendung zugeführt werden. Ganz anders hingegen der Gründer: Er musste alles daran setzen, so schnell wie möglich und aus dem Nichts heraus die institutionellen Rahmenbedingungen für einen fortwährenden Stiftungsvollzug zu schaffen, damit nicht bereits sein Tod all das zusammenbrechen ließ, was eigentlich für immer bleiben sollte. Den stärksten Anreiz, diesen mit zahlreichen Unwägbarkeiten gepflasterten Weg einzuschlagen, bildete zweifellos die Aussicht auf ein besonders exklusives und – somit auch besonders intensives – Stiftergedenken. Schließlich brauchte eine neu gegründete Klerikergemeinschaft anders als ein Domkapitel, das bereits im 11. Jahrhundert zahlreiche Gebetsauflagen zu erfüllen hatte79, nur die Memoria ihres Stifters und gegebenenfalls einiger weiterer Profitienten zu bewahren. Erst vor diesem Hintergrund wird die Stellung des Goslarer Pfalzstifts im Stiftungswerk Heinrichs III. so recht verständlich. Nach dem Wenigen, das sich den einzelnen Urkundentexten mit ihrem spröden Formelgut und den für diese Frage nahezu unergiebigen Berichten der ‚zeitgenössischen‘ Geschichtsschreiber80 entnehmen lässt, kann St. Simon und Judas unter allen Stiftungen Heinrichs III. wohl als die persönlichste gelten. Dafür spricht vor allem das Patrozinium der Kirche81, das mit der Jungfrau Maria auf die Salier als stirps regia verwies und mit den (schon bald namengebenden) Aposteln Simon und Judas Thaddäus sicher nicht zufällig auf genau jene Heiligen Bezug nahm, deren Fest am Geburtstag82 des

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80

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diglich auf den bei ersteren obsoleten „sozialen Schöpfungsakt“ des Stifters, nicht jedoch (wie in der modernen rechtswissenschaftlichen Terminologie) auf eine fehlende Verselbständigung des Stiftungsvermögens zu einer juristischen Person. Eine solche blieb der vormodernen Dogmatik des Stiftungsrechts fremd und fand dementsprechend auch bei Neugründungen nicht statt. Vgl. Borgolte, Stiftungen (1988), bes. 82 f., 91 f.; Feenstra, Foundations (1998), 306 f., 310-318 u. 323 f. Beim Regierungsantritt Heinrichs III. feierte z. B. das Speyerer Domkapitel fünfzig oder mehr Anniversarien pro Jahr. Die Zahl der zu kommemorierenden Personen stieg in den folgenden Jahrzehnten rasant an, so dass es um 1273 schon mehr als tausend waren. Vgl. Grafen, Spuren (1985), 387 u. 412-431 (B12, B15, B16, B18, B19, B20, B25, B27, B30, B31, B45, B48 u. K1); ders., Speyerer (1991), 121-134, ders., Forschungen (1996), 65. Man vgl. nur die äußerst kargen Berichte über die Gründung von St. Simon und Judas bei Adam, Gesta, 171 (lib. 3, cap. 28), in der Translatio s. Servatii, 107 (cap. 44), und in der Herrscherliste aus dem Hildesheimer liber capituli (HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. 83.30 Aug. 2°, fol. 131r; vgl. unten Abb. 27; gedruckt: Chronicon Hildesheimense, 850). Vgl. Krumwiede, Schutzherrschaft (1960), 29-33. Seit Karl dem Kahlen († 877) haben die (west-)römischen Kaiser nach spätantik-byzantinischem Vorbild immer wieder Stiftungen zur liturgischen Feier ihres Geburtstages errichtet. Vgl. Borst, Geburtstag (1996), 37 f.; Wagner, Walahfrid Strabo (2008). Von Heinrich III. sind derartige Anordnungen nicht überliefert. Vgl. aber Borst (a. a. O.), 45.

60

Momentaufnahmen

Stifters (28. Oktober) gefeiert wird. In dieselbe Richtung weist zudem die – möglicherweise auf ein Eigendiktat83 Heinrichs III. zurückgehende und somit als ‚inseriertes Selbstzeugnis‘84 zu deutende – Apostrophierung der Stiftskirche als „Zufluchtsstätte Unserer eigenen Vergänglichkeit“85 in einer Zustiftungsurkunde, die am Vorabend des vierzehnten Todestags von Konrad II., also am 3. Juni 1053, ausgefertigt wurde. Aber war das Goslarer Pfalzstift deshalb auch die „Lieblingsstiftung“86 des zweiten Salier-Kaisers? Moderne Historiker haben das wiederholt behauptet, doch verrät diese Charakterisierung wohl mehr über deren eigene Maßstäbe als über diejenigen, die man im 11. Jahrhundert anzulegen pflegte. Für Heinrich III. diente letztlich jede seiner Stiftungen ein und demselben Ziel: der Erlangung des ‚Ewigen Lebens‘. Wenn er dabei nicht alles auf eine Karte setzte, sondern eine „Dispersion der Gedenkstätten“87 betrieb, dann zielte das einerseits durch die Multiplikation der Gebetsleistungen auf eine Ertragsoptimierung im Jenseits und andererseits durch die Inanspruchnahme unterschiedlicher Personengemeinschaften auf eine Risikominimierung im Diesseits. Auf welche Art und Weise dabei langfristige Planung und spontane Entschlüsse, hehre Ziele und verfügbare Güter, Eigeninitiative und gutes Zureden zusammenwirkten, lässt sich für jeden Einzelfall und erst recht in der Summe nur ganz schwer entscheiden. Das unablässige und in dieser Hartnäckigkeit bei keiner anderen Stiftung zu beobachtende Engagement, mit dem Heinrich III. sich bis zu seinem Lebensende für seine Goslarer Stiftsgründung eingesetzt hat, war aber wohl weniger Ausdruck einer besonderen Zuneigung oder gar Bevorzugung, als vielmehr eine Frucht der Furcht88. Noch bevor das Baugelände der zu errichtenden Kirche am Fuße des Goslarer Liebfrauenberges feierlich konsekriert worden war und die Bauarbeiter damit beginnen konnten, die Baugrube auszuheben, hatte Heinrich III. gemäß den damals gültigen kirchenrechtlichen Bestimmungen89 für die materielle Absicherung der 83 Die von Hoffmann, Eigendiktat (1988), 423, in Erwägung gezogenen Eigendiktate Heinrichs III. finden sich bezeichnenderweise ebenfalls in Stiftungsurkunden (DD H III. 81, 236b; vgl. oben Anm. 66 u. 64). 84 Zu diesem Begriff vgl. zukünftig Schmolinsky, Sich schreiben (in Druckvorbereitung). 85 D H III. 305. Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 90-93. 86 So u. a. Kehr, Kapitel (1931), 12, u. Schmid, Sorge (1984), 720. Vgl. bereits Mund, Versuch (1800), 388: Heinrich III. „machte eine bessere Einrichtung [...] jener Stiftung ganz zu seinem Lieblings-Geschäfte.“ 87 Borgolte, Grab (2000), 297; vgl. auch ebd., 300. 88 Dass gerade die regelmäßige Inaugenscheinnahme des Gründungsprozesses zu einem regelrechten Angstgenerator werden konnte, der den Stifter zu immer neuen Maßnahmen drängte, zeigt der Vergleich mit dem fernab der üblichen Reiserouten in Ardagger errichteten Margaretenstift, um das sich der Kaiser, nachdem er Bischof Nitker von Freising mit der Gründung beauftragt hatte, nie wieder gekümmert zu haben scheint. 89 Vgl. PRG, Bd. 1, 122 f. (Nr. 36); hierzu Benz, Ecclesiae (1980), bes. 12-18. – Dass Heinrich III. den Vorgaben des canon de aedificanda aecclesia wirklich folgte, ist zwar nicht ausdrücklich belegt, für eine Missachtung gibt es allerdings keinerlei Indizien.

Um 1047

61

zukünftigen Kanonikergemeinschaft Sorge getragen, indem er ihr Ländereien in Semmenstedt und Oldendorf übertrug.90 Nach seiner Rückkehr aus Italien scheinen dem frisch gekrönten Kaiser aber im Sommer 1047, als das südlich der Basilika gelegene claustrum mit den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Kanoniker sicher fertiggestellt war91, von der Kirche aber wohl vorerst nur der hohe Chor mit dem bereits geweihten Hochaltar benutzt werden konnte92, Zweifel an der wirtschaftlichen Absicherung seiner Goslarer Stiftung gekommen zu sein. Was genau diese Bedenken im Einzelnen genährt hat, lässt sich nur mutmaßen: Vielleicht reichten die Erträge der ursprünglichen Dotation einfach nicht aus, um die Stiftsherren mit dem in der institutio canonicorum festgelegten Minimum an täglicher Nahrung – vier Pfund Brot, drei Pfund Bier und, wenn irgend möglich, ein Pfund Wein – zu versorgen93; vielleicht war die Stiftsherrengemeinschaft auch binnen weniger Jahre stärker angewachsen als anfangs überhaupt für möglich gehalten. Im Rückblick 90 Da zu diesem Zeitpunkt noch keine Personengemeinschaft bestand, die das wertvolle Pergament hätte verwahren können, ist keine dieser Transaktionen durch den Stifter beurkundet worden. Wir kennen die Namen der in Frage kommenden Ländereien deshalb nur aus den Bestätigungsurkunden Leos IX. und Viktors II. Vgl. JL 4194, JL 4363; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 43, 67. – Die Ländereien in Semmenstedt, †Oldendorf und †Wallersleben werden durch das Urbar von 1191/94 eindeutig als Dotation des Stifters ausgewiesen. Vgl. Urbar §§ 150-154, 199, 202, 207, 217, 222; ebd. §§ 145-149, 182, 185; ebd. §§ 16, 229, sowie UB Goslar 2, Nr. 464 (1293). Die in den Papsturkunden ebenfalls genannten Güter in Baalberge und †Pinßdorf stammten wahrscheinlich aus dem Dotalgut der Kaiserin Agnes. Vgl. die Hinweise bei Dahlhaus, Anfängen (1991), 411 f. mit Anm. 327 u. 329, der diese Schlussfolgerung allerdings selbst nicht gezogen hat. BlackVeldtrup, Kaiserin (1995), die sich 151-192 ausführlich mit dem Dotalgut der Kaiserin beschäftigt, ist dieser Spur rätselhafterweise nicht nachgegangen. Der Besitz in Dingelstedt schließlich geht auf die Stiftung einer Azela zurück, in der wohl eine illegitime Tochter Heinrichs III. zu erblicken ist. Vgl. Urbar § 87. – Die in erheblicher Entfernung von Goslar gelegenen Ländereien in Baalberge, †Pinßdorf und †Wallersleben werden den Kanonikern erst übertragen worden sein, als die Stiftsverwaltung gefestigt genug zur Bewirtschaftung von Fernbesitz war, die beiden erstgenannten Güter unter Umständen sogar erst in den letzten Monaten des Jahres 1056. 91 Die Regel, nach der die Kanoniker von St. Simon und Judas laut D H III. 207 im Herbst 1047 lebten, schreibt ja ausdrücklich vor: necesse est tamen, ut claustra, in quo clero sibi commisso canonice vivendum est, firmis undique circumdent munitionibus [...]. Sint etiam interius dormitoria, refectoria, cellaria, et caeterae habitationes usibus fratrum in una societate viventium necessariae. IC, 398, Z. 25-28 (cap. 117). 92 D H III. 207: ad aecclesiam, quam a fundamento constituimus in honore sanctae dei genitricis Mariae [...] et sanctorum apostolorum Simonis et Judae consecratę [!]. DD H III. 230, 256 f.: in monasterio, quod Gozlare [...] a fundamento incępimus aedificare. DD H III. 285 f.: monasterium in Goslare a nobis constructum atque in honore sanctae dei genitricis Mariae et apostolorum Symonis et Iudae dedicatum. Die Fertigstellung des Kirchenbaus erfolgte demnach kurz vor der Weihe durch Erzbischof Hermann II. von Köln am 2. Juli 1051. Vgl. hierzu Dahlhaus, Anfängen (1991), 405 mit Anm. 273. Vermutlich wurde der Chorbereich für die Zeit der noch anhaltenden Bauarbeiten wie in Speyer durch einen provisorischen Schutzbau gesichert. Vgl. Meier, Stiftern (1998), 44 mit Abb. 5. 93 Vgl. IC, 408, Z. 19-21 (cap. 122).

62

Momentaufnahmen

Tab. 2: Die Dotation der Stiftung St. Simon und Judas durch Heinrich III. 94 Datum

D H III.

Ort

Hufen

Urbar (1191/94)

Anteil

?



Semmenstedt

?



†Oldendorf

67 ½

§§ 151-154, 156 f.

17 %

17

§§ 145-148

1047 IX 7

207

Jerstedt

25 ½

§§ 141-143

1049 III 15

233

Giersleben (villa)

39

§§ 117

10 %

1050 XI 24

256

Adersleben Egeln Etgersleben

58 49 30 ½

§§ 161-163 §§ 105 f., 108, 110 f. § 107

15 % 12 % 8%

1050 XI 24

257

Sollnitz

?

§ 167

~

1052 III 27

285

Vallendar

?

§ 175

~

?

6%

1052 III 27

286

Mengede

1053 VI 3

305

Harlingerode

35 ½

§§ 134-139

9%

51

§§ 117-121

13 %

1055 I 16

330

Giersleben (predium)

1055 V 15

340

Etgersleben

?



†Wallersleben

8 16 ½ Summe

§ 174

4%

§ 107 §§ 16, 229

~

2% 4%

397 ½

bedeutete die am 7. September 1047 besiegelte Zustiftung Heinrichs III. auf jeden Fall eine Art ‚Dammbruch‘. Denn nachdem sich der Kaiser die Furcht vor dem wirtschaftlichen Ruin seiner Goslarer Gründung einmal eingestanden hatte, vermochte keine Erhöhung des Grundstockvermögens die Angst vor dem Scheitern je wieder endgültig zu vertreiben. Stattdessen verging jetzt kaum noch ein Jahr, in dem Heinrich III. den Kanonikern von St. Simon und Judas nicht weitere Liegenschaften übertrug: zuerst das Dorf Giersleben (1049), dann Ländereien in Adersleben, Egeln, Etgersleben und Sollnitz (1050), Weinberge in Vallendar und Mengede (1052) sowie schließlich Güter in Harlingerode (1053) und – mit einer deutlichen Tendenz zur Abrundung des Besitzes – abermals in Giersleben und Etgersleben (1055).95 94 Zu den Güterübertragungen, die (heute) nicht (mehr) durch Urkunden Heinrichs III. bezeugt werden, vgl. oben Anm. 90. – Die Hufenangaben stammen aus den jeweils angeführten Passagen des Urbars von 1191/94. In den beiden Orten, in denen das Stift zweimal bedacht wurde (Giersleben und Etgersleben), bleibt die Zuordnung der einzelnen Güter zu den jeweiligen Zustiftungen notgedrungen mit Unsicherheiten behaftet. – Die gerundeten Prozentwerte in der sechsten Spalte beziehen sich auf den Anteil der jeweiligen Vergabung an der Gesamtdotation des Stifters, wobei diejenigen Ländereien, über deren Größe das Urbar keine Aussage trifft, nicht berücksichtigt wurden. 95 Vgl. DD H III. 230, 256, 257, 285, 286, 305, 330, 340. Weitere Zustiftungen Heinrichs III., die entweder unbeurkundet blieben oder deren urkundliche Fixierungen später verloren gingen, bestätigte Viktor II. (vgl. oben Anm. 90).

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Den Gepflogenheiten der damaligen Zeit entsprechend, wechselte bei jeder dieser Transaktionen nicht nur Grund und Boden den Besitzer, sondern auch alles, was als zu diesem gehörig galt, also: die Hörigen beiderlei Geschlechts96, die Höfe und sonstigen Baulichkeiten, die bestellten und brachliegenden Äcker, die Wiesen und Weiden, die Felder und Wälder mit allem Jagdwild, die stehenden und fließenden Gewässer mit allen Fischen, die Mühlsteine und Mühlen, die hin- und wegführenden Wege, das unwegsame Gelände sowie überhaupt jeder Anspruch und Nutzen, der gegenwärtig oder zukünftig daraus hervorgehen könnte. So konsequent die Schreiber all dies, obwohl es eigentlich selbstverständlich war, in jeder Zustiftungsurkunde Heinrichs III. aufs Neue mit dem in der königlichen Kanzlei seit langem üblichen Bandwurmsatz festhielten, so konsequent vermieden sie – aus mangelndem Wissen oder im Vertrauen auf die administrativen Instanzen vor Ort – jede konkrete Angabe über die Größe des jeweils vergabten Gutes. Mit Hilfe des mehr als hundert Jahre später aufgezeichneten, ältesten (erhaltenen) Güterverzeichnis’ der Kanoniker von St. Simon und Judas lässt sich dennoch ein ziemlich klares Bild vom allmählichen Anwachsen jenes Grundstockvermögens gewinnen, aus dessen Erträgen die vom Gründer festgelegten Stiftungszwecke fortan erfüllt werden sollten (Tab. 2). Führen uns die im Urbar von ca. 1191/94 genannten Zahlenangaben nicht vollends in die Irre97, dann verfügte das Goslarer Pfalzstift in den ersten Jahren seines Bestehens mit etwas mehr als achtzig Hufen nicht einmal über halb so viel Grundbesitz wie er – zumindest der institutio canonicorum98 – selbst für die unbedeutendsten Kommunitäten als Untergrenze galt. Durch seine regelmäßigen Zustiftungen99 gelang es Heinrich III. jedoch innerhalb weniger Jahre, den Landbesitz der Goslarer Kanoniker mindestens zu verfünffachen. Damit blieb St. Simon und Judas zwar nach den Maßstäben der Aachener Regel weiterhin bloß ein kleines Stift, dessen Vorratskammern nun aber von Jahr zu Jahr besser gefüllt gewesen sein dürften. Bei seiner ersten Zustiftung im Herbst 1047 griff Heinrich III. noch zu einem ganz und gar traditionellen Instrument mittelalterlicher Herrschaftspraxis: der urkundlichen Strafandrohung ewiger Verdammnis, die all jene treffen werde, welche den Intentionen des Stifters zuwider zu handeln wagten.100 Es sollte allerdings das letzte Mal bleiben. In den folgenden Jahren entwickelte er stattdessen eine bemerkenswerte Doppelstrategie, um den fortwährenden Bestand seiner Stiftung für alle Zeiten zu sichern. 96 Zu den Lebenswelten dieser Menschen vgl. Kuchenbuch, Familia (2004). 97 Bei allen (berechtigten) Vorbehalten gegen die retrograde Methode müsste man doch sehr starke Schwankungen unterstellen, um das Bild, das sich aus den in Tab. 2 zusammengefassten Daten ergibt, in Zweifel zu ziehen. 98 IC, 408, Z. 19 f. (cap. 122): in minoribus locis ducentos aut trecentos mansos habentibus. 99 Zu diesem Terminus vgl. Kap. III, bei Anm. 112. 100 Vgl. oben Anm. 10.

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Momentaufnahmen

Abb. 4: Die Ländereien des Stifts und ihre Stifter (bis 1056)

Zum einen ließ Heinrich III. zusätzlich zu den pulverisierten Schultern der Apostel Simon und Judas, die er spätestens im Sommer 1047 von den Hersfelder Mönchen für seine Goslarer Stiftsgründung erworben hatte101, zahlreiche weitere Reliquien herbeischaffen102: aus Maastricht wohl im Frühjahr 1051 und anscheinend nicht ohne einen gewissen Widerstand der dortigen Domherren das Haupt des heiligen Servatius103, aus Trier im Sommer 1053 mit ausdrücklicher Zustimmung Erzbischof Eberhards unter anderem den Körper des heiligen Valerius104 und ein Jahr später 101 Vgl. Chroniken § 31. – D H III. 207, das ja von einem den Aposteln Simon und Judas geweihten Altar spricht, bietet einen sicheren terminus ante quem für die Translation, da alle (Haupt)altäre seit dem frühen Mittelalter bei der Weihe mit Reliquien auszustatten waren. Vgl. HerrmannMascard, Reliques (1975), 162-168. 102 Die diesbezüglichen Angaben bei Swinarski, Herrschen (1991), 462 f., Nr. 215 f., sind falsch. 103 Vgl. Translatio s. Servatii, 107-110 (bes. cap. 44 u. 47); hierzu Weilandt, Geistliche (1992), 170, 175-177, u. de la Haye, Leven (1998); ferner Chroniken § 31. – Das Servatius-Patrozinium erscheint erstmals in D H III. 305, der Kaiser hatte die Reliquien aber vielleicht bereits nach der am 31. März 1051 in Köln erfolgten Taufe Heinrichs IV., bei den Maastrichter Domherren, für die er am 14. Juni des Jahres urkundete (siehe oben Anm. 72), abgeholt, um sie persönlich zu der bevorstehenden Konsekration von St. Simon und Judas nach Goslar zu überführen. Zum Itinerar Heinrichs III. in jenen Wochen vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 405 mit Anm. 273. 104 Vgl. D H III. 309 und hierzu Ritzerfeld, Reichsgut (2005), dessen ebd., 43, geäußerte Ansicht über die Motive Heinrichs III. ich jedoch nicht teile. Die übrigen Reliquien stammten gemäß der in D H III. 305 genannten Goslarer Patrozinien von Rusticus, Venantius, Maternus und Eucharius. – Dass der von Heinrich III. geschenkte Schrein, den Bischof Bernhard I. von Hildesheim

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zudem noch Blutpartikel des Erzmärtyrers Stephan unbekannter Provenienz105. Geborgen im Inneren eines Altars oder eingefasst in kostbare Reliquiare bildeten die Gebeine der Heiligen ebenso wie die liturgischen Bücher, Gewänder und Gerätschaften, für deren Beschaffung Heinrich III. gleichfalls Sorge trug106, eine unabdingbare Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit des neugegründeten Gotteshauses.107 Ihre Überführung in das in dieser Hinsicht weitgehend von Importen abhängige Sachsen hatte deshalb eine bis in die Karolingerzeit zurückreichende Tradition.108 Im Gegensatz zu den Translationen des 9. Jahrhunderts, über die zum Teil sehr ausführliche und anschauliche Schilderungen angefertigt wurden109, scheint die ‚Reliquienjagd‘, die der zweite Salier-Kaiser zu Beginn der 1050er Jahre für seine Goslarer Stiftsgründung veranstaltete, die Zeitgenossen allerdings nicht zur Produktion vergleichbarer hagiographischer Texte angeregt zu haben. Doch dürfte sich das jeweilige Procedere ebenso wenig von den seit langem üblichen Mustern unterschieden haben wie der Nutzen, den sich der Initiator von der Reliquienüberführung versprach. Auffindung, Erhebung, Übergabe, Transport, Ankunft

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und Propst Eilbert im Mai 1144 zu Tage förderten, außer den Reliquien des Rusticus und des Venantius auch solche des Apostels Matthias enthalten haben soll, ist nicht für bare Münze zu nehmen, sondern als Reflex auf die 1127 erfolgte Auffindung des Matthiasgrabes im Trierer Eucharius-Kloster zu deuten, welches innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem populären Wallfahrtsziel avancierte. Vgl. D Ko III. 118; Annales Palidenses, 81 (zu 1144); Chroniken §§ 32, 35 u. 37; Becker, Benediktinerabtei (1996), 397-399 u. 447-453. In diesen Kontext gehört auch die am Ende des 12. Jahrhunderts wohl in Kenntnis der Translatio s. Servatii aufgestellte Behauptung Lamberts von Lüttich, Erzbischof Eberhard habe die Herausgabe der Matthias-Reliquien an Heinrich III. verweigert. Vgl. Inventio s. Mathiae, 449 (cap. 1.3), sowie die vorangehende Anm. Dem sehr spekulativen Versuch von Kloos, Übertragung (1958), 22 f., die Authentizität dieses Berichts zu erweisen, vermag ich deshalb nicht zu folgen. Zu Leben und Werk Lamberts vgl. jedoch ders., Lambert von Lüttich (1985). Erstmals erwähnt in D H III. 340; vgl. auch Chroniken § 33. – Da die Dedicatio altaris sancti Stephani von den Goslarer Kanonikern am 16. Juni gefeiert wurde und Heinrich III. im Frühsommer 1054 nachweislich in seiner Pfalz am nördlichen Harzrand weilte, lässt sich die Ankunft des Märtyrerbluts ziemlich präzise datieren. Vgl. Ordinarius § 38; Kalendarium, 50; sowie zum Itinerar des Kaisers (Quedlinburg [V 22]; Goslar [V 31]; Kaiserswerth [VII 10]) die Annales Altahenses maiores, 50 (zu 1054) u. DD H III. 322-324. – Die spätmittelalterlichen StiftsChroniken sowie eine wohl in den 1470er Jahren entstandene Heiltumsordnung führen darüber hinaus zahlreiche weitere Reliquien aus dem Kirchenschatz von St. Simon und Judas auf Heinrich III. zurück. Das völlige Fehlen zeitgenössischer Zeugnisse mahnt jedoch in allen diesen Fällen zur Vorsicht. Vgl. Chroniken §§ 34 f.; Designatio reliquiarum, 521, Z. 23-25, Z. 33, Z. 38-40, ebd., 522, Z. 12-16 (hierzu unten Kap. IV, Anm. 52). Etwas weniger skeptisch Dahlhaus, Anfängen (1991), 407 f. Vgl. Chroniken §§ 36, 38 u. 43 f. Vgl. Weilandt, Geistliche (1992), 167, sowie oben Anm. 101. Vgl. Schieffer, Reliquientranslationen (1999); Röckelein, Reliquientranslationen (2002), 25-30, 137-139 u. 374-380. Vgl. Röckelein, Reliquientranslationen (2002), 30-34 u. 93-135.

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und Niederlegung der sterblichen Überreste oder sonstiger Hinterlassenschaften des Heiligen wurden durch zahlreiche Rituale und Zeremonien aufwendig inszeniert.110 Wenn der Herrscher hierbei zumindest auf den letzten Metern selbst Hand anlegte111, dann steigerte dies zweifellos das Prestige der Goslarer Stiftsherren. Mehr als einen willkommenen Nebeneffekt wird man darin aber nicht erblicken dürfen. Mit seiner zielstrebigen Reliquienakkumulation verband der Stifter nämlich in erster Linie die Hoffnung, die in den transferierten Objekten gegenwärtigen Heiligen mögen fortan nicht bloß zugunsten seiner selbst sowie der neuen ‚Besitzer‘ als besondere Fürsprecher bei Gott auftreten, sondern mittels ihrer himmlischen virtus als „schadenabwehrende Schutzmittel“112 auch auf Erden wertvolle Dienste leisten. Zum anderen – und das war im Vergleich zu der von vielen Kirchengründern betriebenen Akquisition heiliger Gebeine eine eher außergewöhnliche Strategie – dedizierte Heinrich III., noch bevor der Gründungsprozess mit der Konsekration des fertiggestellten Kirchenbaus am 2. Juli 1051 überhaupt einen gewissen Abschluss gefunden hatte113, durch ein eigenhändig unterschriebenes Schriftstück114 die von ihm errichtete Stiftung „voll und ganz dem hl. Petrus und dessen apostolischen Stuhl in Rom“, damit sie „für immer frei und ungestört von jedweden Eigentumsund Herrschaftsansprüchen, allen Beeinträchtigungen und Beschwerlichkeiten bleiben möge.“115 Am Sonntag, dem 29. Oktober, einen Tag nachdem man – vielleicht als glanzvollen Abschluss der Mainzer Reformsynode116 – gemeinsam das Fest der Apostel Simon und Judas begangen hatte und Heinrich III. womöglich wieder einmal anlässlich seines Geburtstags für alle Untertanen sichtbar ‚unter der Krone‘ gegangen war117, bestätigte Papst Leo IX. den Empfang der kaiserlichen Gabe und 110 Vgl. Röckelein, Reliquientranslationen (2002), 325-365. 111 Vgl. oben Anm. 103 u. 105. 112 Angenendt, Heilige (1997), 158; vgl. auch ebd., 106 f., 155-157; Dinzelbacher, Realpräsenz (1990). 113 Vgl. oben Anm. 103. 114 Von diesem Dokument fehlt jede Spur. 115 JL 4194; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 49: Heinricus [...] quandam ęcclesiam [...] sancto Petro et ejusque apostolicę sedi [...] penitus concessit, [...] ut ipsa ęcclesia [...] in perpetuum libera et quieta persistat ab omni jure et dominio, ab omni lesione et molestia. – Das Diplom ist in der vorliegenden Form (StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 6) zweifellos nicht echt. Es handelt sich vielmehr um eine in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts angefertigte Nachahmung, durch die ein authentisches Privileg Leos IX. ersetzt werden sollte, das wohl mit Ausnahme der enumeratio bonorum in allen wesentlichen Punkten denselben Wortlaut hatte. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 419-427; ferner Germ. Pont. V.2,6, 151 f., Nr. 3. – Zum Urkundenwesen Leos IX. siehe Dahlhaus, Aufkommen (1989); ergänzend jetzt Frech, Urkunden (2006). 116 Da sich von dieser Versammlung kein Protokoll erhalten hat, lässt sich ihr Ende nicht eindeutig bestimmen. Wolter, Synoden (1988), 417, möchte sie bereits vor dem 22. Oktober enden lassen, spätestmöglicher Termin ist aber, wenn man den Wortlaut von JL 4194 ernst nimmt, erst der 28. Oktober. 117 Eine Festkrönung am 28. Oktober 1046 in Pavia bezeugen die Annales Altahenses maiores, 42

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erteilte dem Stift das Vorrecht, dass ihm fortan jeder erdenkliche apostolische Schutz zukommen solle, „damit es unversehrt in seinem Vermögen auf Erden fortbestehend keinerlei Schaden zu befürchten habe, weder von einem Kaiser, noch von einem König oder einem anderen Amtsträger oder Privatmann.“118 Die Stoßrichtung dieser Verfügung ist mehr als deutlich: Jedwede Einflussnahme äußerer Gewalten auf die gestiftete Gemeinschaft, die den Vollzug der Stiftungszwecke hätte stören können, sollte unterbunden werden. Von zentraler Bedeutung war dabei, dass allen nachfolgenden Herrschern ausdrücklich untersagt wurde, von den Gütern der Stiftung irgendetwas zu entfremden, obgleich jene zum Teil nachweislich aus Reichsgut stammten.119 Denn in den aus diesem Grundstockvermögen erwirtschafteten Erträgen bestand ja die alljährlich zur Erntezeit wiederkehrende Gabe des Stifters, welche – gemäß den ungeschriebenen ‚Gesetzmäßigkeiten‘ des Gabentauschs – stets aufs Neue seinen Anspruch auf eine Gegengabe seitens der Destinatäre begründete.120 Das Misstrauen, das Heinrich III. seinen Nachfolgern entgegenbrachte, kam nicht von ungefähr. Es erklärt sich daraus, dass 1049, nach fast sechs Jahren Ehe mit Agnes, noch immer kein Thronfolger das Licht der Welt erblickt hatte, der Fortbestand der Salier-Dynastie demnach alles andere als gesichert war. Indem Heinrich III. sein frommes Werk dem Apostelfürsten darbrachte, versuchte er also ebenfalls, einen Heiligen zum Schutze seiner Stiftung einzuspannen. Im Gegensatz zu Simon, Judas, Servatius, Valerius und Stephan sollte Petrus seine unheilabwehrende Wirkung jedoch nicht mittels seiner sterblichen Überreste, sondern durch seinen leibhaftigen Stellvertreter auf Erden, also den Papst, entfalten. Wie die Translation von Reliquien so war auch diese Strategie des ‚Bestandsschutzes‘ nicht ohne Vorläufer. Bereits die ottonischen Herrscher(innen) hatten für ihre und ihrer Vorfahren Kirchengründungen in Quedlinburg, Gandersheim, Selz, Magdeburg und Bamberg päpstliche Schutzprivilegien erwirkt.121 Heinrich III. aber ging die Angelegenheit ganz anders an; nicht nur, weil er seine Stiftung dem hl. Petrus förmlich übereignete – das hatte bereits Kaiser Heinrich II. mit seiner Bam-

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(zu 1046). Vgl. Klewitz, Festkrönungen (1939), 54. Zu den Überlieferungschancen und dem Procedere einer Festkrönung siehe ebd., 51 u. 70-75. JL 4194; gedruckt UB Goslar 1, Nr. 49: ut integra in suis rebus suisque possessionibus in secula constans nullum metuat vel ab imperatore vel a rege vel ab aliqua persona publica vel privata dispendium ac detrimentum. Das gilt mit Sicherheit für die Güter in Mengede und Vallendar, wahrscheinlich auch für die Ländereien in Adersleben, Egeln, Etgersleben, Giersleben und Sollnitz. Vgl. Stimming, Königsgut (1922), 9 f.; Wilke, Reichsgebiet (1970), 21 u. 77; Dahlhaus, Anfängen (1991), 410. Vgl. Oexle, Memoria (1976), 87-95; Borgolte, Geschichte (1993). Vgl. PUU 1, Nrn. 115 u. 184 (Gandersheim), 178 (Quedlinburg), 324 (Selz); PUU 2, Nr. †412 u. 567 (Magdeburg), 435 (Bamberg). Welche rechtlichen und/oder liturgischen Konsequenzen sich aus diesen Zusagen im Einzelnen ergaben, diskutiert Johrendt, Papsttum (2004), 149-154, 200208, in Auseinandersetzung mit der älteren Literatur.

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berger Bistumsgründung getan122 und das sollte in den kommenden Monaten geradezu ein Markenzeichen der ‚Klosterpolitik‘ Leos IX. werden123 –, sondern vor allem deshalb, weil er eine klar definierte Personengemeinschaft damit beauftragte, die Einhaltung der päpstlichen Schutzversprechungen zu überwachen, und ihr für den Fall einer Missachtung erhebliche Sanktionsrechte einräumte. Heinrichs Nachkommen (respektive Nachfolger) durften zwar die Vogtei ausüben; auch das Recht zur Benennung des Propstes sollten sie innehaben. Für den Fall aber, dass einer von ihnen wage, von den Besitzungen des Stifts irgendetwas als Eigentum oder Lehen zu vergeben, wurde es den Goslarer Kanonikern freigestellt, sich dieser beiden herrschaftlichen Reservatrechte ein für alle Mal zu entledigen und „fortan in jeder Hinsicht zur römischen Kirche [zu] gehören.“124 Die Stiftsherren von St. Simon und Judas sollten also nicht nur gleichzeitig als Treuhänder und Destinatäre der Stiftung agieren, sondern darüber hinaus auch eine Art Oberaufsicht über eine ordnungsgemäße Verwendung der Stiftungserträge ausüben. Ein Blick in die gegenwärtig vom ‚Bundesverband deutscher Stiftungen‘ oder den zuständigen Aufsichtsbehörden verbreiteten Mustersatzungen125 genügt, um sich zu vergewissern, dass eine solche Stiftungskonstruktion heute wohl kaum Aussicht auf staatliche Genehmigung hätte – für Heinrich III. jedoch bot anscheinend gerade diese Konzentration der Kompetenzen die beste Gewähr für einen ungestörten Bestand seiner Goslarer Stiftung. Und das kam nicht von ungefähr: Die Kanoniker von St. Simon und Judas waren schließlich während der letzten Jahre nicht bloß als passive Rezipienten herrscherlicher Anordnungen in Erscheinung getreten, sondern hatten den Stiftungsprozess spätestens ab 1047 auch aktiv mitgestaltet. Besonders deutlich wird dies in den Zustiftungsurkunden Heinrichs III., bei denen es sich fast ausnahmslos um Empfängerausfertigungen handelt.126

122 Vgl. PUU 2, Nr. 528; D H II. 427. 123 Vgl. Bloch, Klosterpolitik (1930), 198-209, 219-227; vor allem aber Dahlhaus, Anfängen (1991), 423 u. 427. In Unkenntnis der Ergebnisse von Dahlhaus blieb Oberste, Papst (2006), 426-433, die im Folgenden noch weiter zu profilierende Sonderstellung verborgen, die das Goslarer Pfalzstift unter den von Leo IX. privilegierten Dynastenklöstern bzw. -stiften innehatte. 124 JL 4194; gedruckt UB Goslar 1, Nr. 43: At si contra prohibitionem nostram quisquam eorum temptaverit agere, liberum jubemus esse preposito et canonicis, qui ibi pro tempore fuerint, sic omnimodo ad romanam ęcclesiam deinceps respicere, ut nihil metuat de imperiali vel regali conditione. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 425 f. 125 Vgl. etwa http://www.stiftungen.org/files/original/galerie_vom_25.11.2005_15.43.33/satzung_ rechtsfaehige_stiftung.pdf (Bundesverband deutscher Stiftungen); http://www.berlin.de/imperia/ md/content/senatsverwaltungen/justiz/stiftungen/mustersatzungen.pdf (Senatsverwaltung für Justiz, Berlin); Zugriff jeweils 23.01.2009. 126 Lediglich D H III. 230 stammt aus der Feder des Notars Winither A, alle übrigen Urkunden für St. Simon und Judas sind, wie ich im Anschluss an Kehr (vgl. oben Anm. 36) annehme, von Goslarer ‚Parteischreibern‘ mundiert worden, zu denen spätestens ab 1052 III 23 auch Adalger A zu zählen ist (vgl. Kehr, Heinrich III. [1931], XXVIII, sowie die Vorbemerkung zu D H III. 284).

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Auffällig ist zunächst einmal, dass in diesen Schriftstücken wiederholt eine Formel Verwendung gefunden hat, mit der den Goslarer Stiftsherren genau das ausdrücklich gestattet wurde, was den Nachkommen (respektive Nachfolgern) Heinrichs III. wenige Jahre zuvor noch so vehement verboten worden war, nämlich die vom Stifter empfangenen Güter zu vertauschen, zu verleihen, mithin zum Nutzen ihrer Gemeinschaft ganz nach ihrem Belieben über sie zu verfügen.127 Eigentlich gehörte eine solche Klausel zum Formelgut der Schenkungen zu freiem Eigentum128; in Stiftungsurkunden hieß es hingegen üblicherweise, das bereitgestellte Vermögen solle mit seinen Erträgen bis in alle Ewigkeit dem einmal festgelegten Zwecke gewidmet bleiben.129 Indem Heinrich III. – vielleicht auf Anraten seines altgedienten und nun im Goslarer Pfalzstift heimisch gewordenen Notars Adalger A130 oder auf Drängen des Propstes Hezilo131 – den Kanonikern von St. Simon und Judas gerade über jene Güter die volle Verfügungsgewalt einräumte, deren tatsächlicher Nutzen für die Stiftung ob ihrer viele Tagesreisen von Goslar entfernten Lage oder ihrer durch ein Todesurteil mit anschließender Güterkonfiskation belasteten Besitzgeschichte zweifelhaft erscheinen konnte132, bewies er eine bemerkenswerte Weitsichtigkeit. Zugleich aber stärkte er durch die bewusste Zurücknahme seines eigenen Herrschaftsanspruchs die zukünftige Handlungs- und Gestaltungsfreiheit der Genossenschaft.133 127 DD H III. 285 f.: ut praedicti monasterii praepositus caeterique fratres de eodem praedio [...] liberam potestatem habeant possidendi, commutandi, praecariandi vel quicquid illis placuerit ad utilitatem eiusdem monasterii seu fratrum inde faciendi. D H III. 305: ut prefata aecclesia eiusque rectores de prenominato predio liberam potestatem habeant obtinendi, possidendi vel quicquid illis ad usum aecclesiae et ad stipendium fratrum placuerit inde faciendi. 128 Vgl. DD H III. 18, 19, 20 und noch viel öfter. Die Klausel begegnet aber auch in Besitzbestätigungen, vor allem, wenn deren Diktat auf dem der Schenkungsurkunden aufbaut. Vgl. DD H III. 4, 31, 183, 224 u. 246. In den Stiftungsurkunden Heinrichs III. findet man sie, abgesehen von den drei genannten Goslarer Stücken, lediglich in denjenigen, die für den Speyerer Dom ausgestellt wurden. Vgl. oben Anm. 66 sowie Schieffer, Entstehung (1976), 267-269; Ehlers, Metropolis (1996), 193-207. 129 So z. B. auch in dem oben ausgiebig zitierten D H III. 207. Vgl. bei Anm. 10. 130 Wenige Tage bevor Heinrich III. die ersten beiden Urkunden ausstellte, in welchen den Kanonikern von St. Simon und Judas das volle Verfügungsrecht über die vergabten Güter zugestanden wurde, hat Adalger A nach jahrelanger Abstinenz vom Kanzleidienst in Goslar eine urkundliche Besitzbestätigung aufgesetzt, die genau denselben Passus enthielt. Vgl. D H III. 284 sowie oben Anm. 126. D H III. 305 wiederum hat Adalger A sogar selbst verfasst und geschrieben. 131 Auffälligerweise handelt es sich bei DD H III. 285 f. u. 305 genau um jene Urkunden, die das Stift erhielt, während Hezilo als Propst amtierte. Vgl. Meier, Domkapitel (1967), 181. 132 Die Entfernung zwischen Goslar und Mengede beträgt fast 210 Kilometer, diejenige zwischen Goslar und Vallendar sogar knapp 260 Kilometer (jeweils Luftlinie). Vgl. auch Abb. 4. – Der Besitz in Harlingerode war Heinrich III. durch die Verurteilung des ‚gesetzeslosen‘ Tiemo zugefallen. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 410. 133 Zur Verortung von Stiftungen im Spannungsfeld von Herrschaft und Genossenschaft vgl. anhand anderer Beispiele Borgolte, Stiftungen (1994); Wagner, Universitätsstift (1998).

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Wie groß das Zutrauen des Kaisers zu der von ihm gestiftete Personengemeinschaft war, erkennt man vor allem daran, dass er an den denkbar vage gehaltenen Angaben, welche die Goslarer Stiftsherren in den für sie ausgestellten Urkunden über die Leistungen machten, die sie als Gegengabe für den fortwährenden Verzehr der Stiftungserträge zu erbringen dachten, offenkundig niemals Anstoß genommen hat. Von den Kanonikern in Aachen, Naumburg und Basel verlangte er ausdrücklich, dass sie den Todestag seiner selbst und der von ihm benannten Profitienten mit Vigilien und Totenmessen begehen sollten.134 Den Speyerer Domherren schärfte er sogar ein, dass sie es aufgrund seiner Stiftung ja nicht versäumen dürften, in jeder (!) der kanonischen Tagzeiten umso eifriger und andächtiger bei Jesus Christus für die Seelenruhe seines Vaters und die Beständigkeit seines eigenen Lebens zu bitten.135 Die erste Fassung seiner Stiftungsurkunde für das Hildesheimer Domkapitel ließ er einkassieren, weil in ihr nicht ausdrücklich festgehalten war, dass das von ihm gestiftete Anniversar Konrads II. genauso wie dasjenige Heinrichs II. begangen werden sollte, nämlich mit Almosen für die Bedürftigen und gemeinsamen Fürbittengebeten der Kleriker während der Vigilien und Messen.136 Und die Maastrichter Domherren wies er schließlich an, „den Jahrtag unseres geliebten Vaters, des Kaisers Konrad, jedes Jahr mit Gottesdiensten (zu) feiern und an jenem Tag, wenn sie alle aus diesem Anlass einmütig gemeinsam speisen, aus den Erträgen des Stiftungsgutes das Gebot der Nächstenliebe (zu) erfüllen, sobald ein Bedürftiger sich zu stärken wünscht, damit sie durch diese Eintracht und die Leistung der schicklichen Nächstenliebe andächtigst im Gottesdienst und im Gedenken unseres Vaters vereint seien“; nicht ohne unmittelbar anschließend festhalten zu lassen: „Niemand soll imstande sein, irgendetwas anderes zu befehlen oder anzuordnen, als das, was wir festgelegt haben.“137 In den Goslarer Urkunden 134 D H III. 73 (Aachen): ut patris coniugis nostre anniversarius dies ab ipsis fratribus deinceps cum missarum et vigiliarum officiis sollempniter omni anno celebretur, noster quoque et matris nostre similiter pro tempore fiat. D H III. 106 (Naumburg): ut in anniversariis predictorum parentum per singulos annos vigilię et defunctorum offitia celebrentur et ad eorum memoriam totius religionis studio in perpetuum serventur. D H III. 218 (Basel): ut in anniversario eius et illorum quorum supra memoria in missarum officiis ac vigiliis celebretur tali die. 135 D H III. 81: ut [...] tanto studiosus tantoque devotis pro requie anime predilecti patris nostri ac pro stabilitate vite nostre omnibus horis oracionum suarum victimis non cessent interpellare. 136 D H III. 236a (unvollzogene Kanzleiausfertigung): ut patris nostri imperatoris Covnradi, ob cuius memoriale, sicut prediximus, hoc fecimus, quotannis communi eiusdem monasterii fratrum oratione celebretur dies anniversarius. D H III. 236b: ut patris nostri imperatoris Covnradi, ob cuius refrigerium animae hoc fecimus memoriale, eodem modo sicuti antecessoris sui felicis imperatoris Heinrici ibi iugiter maneat probenda, unde pro ipsius spiritus elemosina semper reficiatur pauperum Christi indigentia, et ut illius obitus dies anniversarius quotannis et constitutivis elemosinis et eiusdem cleri communibus vigiliarum et missarum cęlebretur orationibus. Vgl. zum Beurkundungsvorgang auch die Vorbemerkung von Wibel sowie zu den Memorialauflagen Heinrichs II. Borgolte, Stiftungsurkunden (1993), 248 f. 137 D H III. 270: ut singulis annis praedicti fratres diem anniversarium kari genitoris nostri Chovn-

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hingegen ist von diesem ausgeprägten, mitunter geradezu peniblen, Regelungsbedürfnis Heinrichs III. überhaupt nichts zu spüren. Hier heißt es schlicht und ergreifend: Die Bereitstellung der Stiftungsgüter erfolge „zum ewigen Gedenken“ seiner selbst, seiner Gemahlin Agnes und seines Sohnes Heinrich sowie zur Erlösung der Seelen seiner bereits verstorbenen Eltern.138 Mag sein, dass der Kaiser seine Vorstellungen darüber, wie diese commemoratio im Einzelnen zu begehen sei, mündlich artikulierte. Vielleicht ließ er den Goslarer Stiftsherren aber auch in dieser Hinsicht völlig freie Hand. Dass er mit der spätestens ab 1047 geübten Praxis sehr zufrieden war, liegt jedenfalls auf der Hand. Andernfalls wäre er wohl kaum so oft von weither angereist, um gemeinsam mit den Kanonikern von St. Simon und Judas für die Seelen seiner verstorbenen Eltern zu beten.139

radi imperatoris augusti cum divinis celebrent officiis et in ipso die omnes unanimiter propter eandem causam convenientes simul reficiendo caritatem adimpleant ex praedio praefato, ut per hanc concordiam et competentis exibitionem caritatis devotiores in dei servitium nostrique genitoris coadunentur, nullique sit potestas quicquam aliud inde facere vel ordinare praeter hoc solum, quod nos inde statuimus. 138 DD H III. 233, 256 f., 330: ob aeternam nostri nostrique thori ac regni consortis scilicet Agnetis imperatricis auguste commemorationem [et filii nostri dilectissimi Heinrici regis quarti; nur in D 330, TL] nec non pro salvatione beatarum animarum felicis memoriae Chonradi imperatoris, nostri quidem antecessoris et patris, atque matris nostrae Gisilae. In den übrigen Urkunden bleibt der Stiftungszweck noch blasser, doch wird in den Seelenheilformeln von DD H III. 285 f. über den bereits genannten Personenkreis hinausgehend auch aller Vor- und Nachfahren (parentum seu successorum) gedacht. Vgl. auch Lohse, Pfalzstift (2002/03), 91-93, bes. Anm. 30. u. 33. 139 Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 93 mit Anm. 35.

III. Um 1163 – Propst Adelog von Reinstedt verzichtet auf das gemeinsame Leben mit den übrigen Stiftsherren

Das Fest zu Ehren des hl. Matthias, jenes Apostels, dessen (vermeintliche1) Gebeine sein Amtsvorgänger Eilbert wenige Jahre zuvor in der Krypta der Stiftskirche feierlich erhoben hatte2, mag Propst Adelog im Frühjahr 1163 noch gemeinsam mit den übrigen Goslarer Stiftsherren gefeiert haben. Kurz darauf aber muss er aufgebrochen sein, und jeder Schritt, den er in den folgenden Wochen gen Süden tat, brachte ihn nicht nur näher zu seinem großen Förderer, dem Kaiser Friedrich Barbarossa, der nach langen Jahren des Kampfes gegen die oberitalienischen Stadtkommunen seit August 1162 wieder nördlich der Alpen weilte3, sondern führte ihn auch in eine Zukunft, in der vieles, das nun schon seit geraumer Zeit im Argen lag, endlich besser werden sollte. Während die in Goslar zurückgebliebenen Kanoniker vier Wochen später das Ende der österlichen Fastenzeit wie jedes Jahr mit opulenten Festmählern begingen4, konnte Adelog froh sein, wenn er es rechtzeitig bis nach Hersfeld oder Fulda geschafft hatte, um das höchste Fest der Christenheit in einem würdigen Rahmen zu begehen und sich an der Tafel eines reichen Abtes bewirten zu lassen. Doch werden ihm derlei mit jeder hochmittelalterlichen Reise unweigerlich verbundenen Ungewissheiten kaum Anlass zur Sorge gegeben haben, boten sie doch einen willkommenen Vorgeschmack auf jenes Leben, das er zukünftig zu leben gedachte: immer unterwegs im Auftrag (oder besser noch: im Gefolge) keines anderen als des „unbesiegbarsten römischen Kaisers“5 höchstpersönlich. Sein Reisebegleiter Thietmar hingegen dürfte da ganz anderer Meinung gewesen sein; der Leiter der Stiftsschule von St. Simon und Judas reiste schließlich nicht aus eigennützigen Motiven, sondern allein auf Drängen seiner Mitbrüder, die ihn mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut hatten. Mehr als einmal werden die Stiftsherren darüber gestritten haben, ob und – wenn ja – zu welchen Bedingungen 1 Vgl. Kap. II, Anm. 104. 2 Vgl. Chroniken § 37; Annales Palidenses, 81 (zu 1144); SW Rez. AB, 217 (cap. 292); SW Rez. C, 212 (cap. 280); ferner D Ko III. 118. Hierzu: Goetting, Bischöfe (1984), 356. 3 Vgl. Opll, Itinerar (1978), 31, 193. 4 Vgl. Urbar § 194. 5 So lautet die traditionelle Selbstbezeichnung Friedrichs I. in der Signumzeile seiner Urkunden.

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sie den Vorsteher ihrer Klerikergemeinschaft im wahrsten Sinne des Wortes „ziehen lassen“ könnten. Am Ende war die Aufgabe, den mühsam gefundenen Kompromiss in eine sprachliche Form zu bringen, die als Konzept für eine Herrscherurkunde taugte, natürlich am Scholaster hängengeblieben, dessen Entwurf nicht nur sachlich das Richtige traf, sondern durch seine ambitionierte Reimprosa auch stilistisch zu beeindrucken vermochte.6 Nur wer um diese Vorgeschichte weiß, vermag wohl abzuschätzen, wie groß die Enttäuschung der beiden ungleichen Reisegefährten gewesen sein muss, als sie bei ihrem Eintreffen am friderizianischen Hof7 in Mainz erkannten, dass die Gelegenheit für die Erlangung eines kaiserlichen Privilegs alles andere als günstig war. Mit unnachgiebiger Härte ging Barbarossa nämlich just in diesen Tagen gegen die dortige Stadtbevölkerung vor, um die mittlerweile schon fast drei Jahre zurückliegende Ermordung8 des Mainzer Erzbischofs Arnold (von Selenhofen), seines einstigen Kanzlers und langjährigen Ratgebers9, durch selbige zu sühnen. In einer Art Rundumschlag wurden der Stadtgemeinde alle Rechte, Freiheiten und Privilegien aberkannt, ihre Mauern, Wälle und Wachtürme geschleift, „auf dass sie fortan den Hunden und Wölfen, Dieben und Räubern offenstehe“10, die Drahtzieher unter Entzug aller Habe in die ewige Verbannung geschickt und einer ihrer Handlanger sogar zum Tode verurteilt.11 Da traf es sich für die beiden Goslarer Bittsteller gut, dass zu den wenigen Großen, die Friedrich I. in jenen Tagen um sich geschart hatte12, auch Albrecht der Bär gehörte, der bereits seit einigen Jahren im Auftrag des Königs die Vogtei über die in seinem Herrschaftsgebiet gelegenen Besitzungen des Goslarer Stifts ausübte13 und deshalb bestens geeignet war, ihnen den Zugang zum Herrscher zu ermöglichen.14 6 Ich folge hier einer Überlegung von Herkenrath, Studien (1980), 18, Anm. 143. Vgl. auch Urbar § 2 mit Anm. 3. 7 Hoftage und Hofhaltung Kaiser Friedrichs I. sind in den letzten Jahren intensiv erforscht worden. Vgl. u. a. Plassmann, Struktur (1998); Kölzer, Hof (2002); Spieß, Hof (2002); Rösener, Hoftage (2002); Laudage, Hof (2006). 8 Zum Konfliktverlauf siehe Weinfurter, Konflikt (1995); Görich, Ehre des Erzbischofs (2001); Keupp, Dienst (2002), 113-130. 9 Vgl. Schöntag, Untersuchungen (1973), 17-35; Uebach, Ratgeber (2008), 101-104. 10 Christiani liber, 245 (cap. 14): ipsa civitas omnibus iuribus et libertatibus et privilegiis est perpetuo privata; murus et fossatum et alie turrium municiones [...] destructa funditus et eversa, ita ut civitas ipsa deinceps lupis et canibus, furibus et latronibus pateat pervia. 11 Vgl. RI IV,2,2 Nr. 1197. 12 Vgl. etwa die Zusammenstellung bei Lindner, Hoftage (1990), Bd. 2, 118 (Nr. 61). 13 In einer Bestätigungsurkunde von 1155, unter deren Handlungszeugen mit Everhard von Reinstedt auch ein Verwandter Propst Adelogs namentlich genannt wird, bezeichnet sich Albrecht als Goslariensis ęcclesię post regem advocatus (UB Goslar 1, Nr. 234). Vgl. hierzu Schulze, Adelsherrschaft (1963), 121 f. u. 124 f. mit Karte 6. – In D F I. 545 wird Albrecht ebenfalls als advocatus Goslariensis ecclesię tituliert. 14 Zur Funktion derartiger Fürsprecher am Hofe Barbarossas vgl. Görich, Ehre Friedrich Barba-

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Ob die Vermittlung des askanischen Markgrafen allein schon ausreichte oder ob der Geschäftsgang durch Geldzahlungen15 noch zusätzlich beschleunigt wurde, ist nicht überliefert, doch am 12. April bekamen Adelog und Thietmar das heißbegehrte Stück Pergament trotz der ungünstigen Rahmenbedingungen tatsächlich ausgehändigt. Auf diesem hatte ein namentlich nicht bekannter Notar16 des Herrschers unter eifriger Benutzung des von den Petenten vorgelegten Konzepts festgehalten: „Mit der kaiserlichen Hochherzigkeit stimmt es am meisten überein, [neue] Kirchen zu gründen, die errichteten [Kirchen] in ihrem Zustand zu bewahren und unter den Geistlichen für Frieden zu sorgen, damit sie unbefangen imstande sind, sich mit voller Konzentration dem Gottesdienst zu widmen. Nachdem Wir wahrheitsgetreu gehört haben, dass die Goslarer Kirche von Unseren Vorfahren gegründet worden ist und sich zu Unserem Wohlergehen dem allmächtigen Gott tagtäglich in besonderem Maße hingibt, beabsichtigen Wir, ihr nicht allein den äußeren Frieden zu gewährleisten, sondern auch im Inneren die Eintracht und Einheit zu vermehren und sowohl jetzt als auch später die Ursache des Streits und der Zwietracht von den Geistlichen dieser Kirche vollständig zu entfernen. Daher haben Wir mit Unserer Vollmacht auf Bitten Unserer Getreuen Adelog, des Propstes, sowie des gesamten Kapitels dieser Kirche die Trennung der Propstei- und der Präbendengüter mit diesem Schriftstück bestätigt, damit jetzt und zukünftig jeder Anlass des Streites auf beiden Seiten beseitigt werde, so dass der Propst ungehindert seinen Reichsdienst erfüllen kann und die Kanoniker, zu denen der Propst, selbst wenn es, nachdem sie weniger geworden sind, zulässig wäre, keinen hinzufügen darf, die freie Verfügungsgewalt über ihre Güter haben. Außerdem sollen die Kanoniker die Freiheit haben, aus ihren Reihen einen Präbendenverwalter und [andere] Beauftragte zu ihrem eigenen Nutzen ein- und abzusetzen. Der Präbendenverwalter aber, dem alle auswärtigen Angelegenheiten anvertraut worden sind, soll mit Zustimmung des Kapitels die Meier bestimmen, durch welche die Güter der Brüder mit immer wachsamem Eifer klug und vorteilhaft in Ordnung gehalten werden mögen und keines aufgrund ihrer Nachlässigkeit, die den schlimmsten Schaden darstellt, einen Verlust erleide. Die erwähnten Beauftragten fürwahr und die Meier seien dem Propst in keiner Hinsicht Schuldner, weder wegen der Verwaltung der Villikationen, noch wegen der Güter der Brüder; nur jenen sollen sie gemäß der rechtlichen Bestimmungen Auskunft erteilen und ihre Abgaben gewissenhaft bezahlen. Auch hatte der Propst unter Berufung auf die hinterlistigen Berichte gewisser Leute die Mühle und die fünf Hufen in Baalberge aus der Gabe des Kaiser Konrads [III.] an sich gerissen, aber nachdem die Brüder den Beweis der Wahrheit rossas (2001), 36-48. 15 Vgl. Görich, Ehre Friedrich Barbarossas (2001), 337 f. 16 In der modernen Diplomatik firmiert er unter der Sigle U(lrich) B. Zu seinem Wirken vgl. Appelt, Einleitung (1990), 41 f. u. 60-62. – Der Empfängereinfluss zeigt sich nicht zuletzt an dem Kaisertitel, der Konrad III. kurzerhand ‚verliehen‘ wird.

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erbrachten, hat er von sich aus anerkannt, dass beides zu deren Präbende gehört. Außerdem ist der Propst verpflichtet, jedem der Brüder, der anwesend ist, alljährlich zwei Talente zu zahlen; eins am Tag der Königsweihe Heinrichs IV. von [den Ländereien in] Duringerode, das andere am Jahrtag der Azela, die der Kirche diese Güter übereignet hat, von [den Ländereien in] Dingelstedt.“17 Dass Friedrich Barbarossa auch nur annähernd wusste, wie rabiat er mit diesen Bestimmungen in das von Heinrich III. konzipierte Stiftungsgefüge eingriff18, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden. Natürlich war ihm die Kirche, deren streitende Kleriker er durch seine Urkunde zu versöhnen trachtete, nicht gänzlich unbekannt, schließlich hatte er in ihr, wann immer er sich in den letzten Jahren in Goslar aufhielt19, mit seinem Gefolge den Gottesdienst gefeiert. An welche Memorialauflagen der Stifter, den Friedrichs Notar anders als noch die Kanzlei seines Vorgängers20 bloß vage als „Vorfahren“ einzuordnen, aber nicht mehr namentlich zu benennen vermochte, die Konsumption der Stiftungserträge einst gekoppelt hatte, 17 D F I. 397: Imperiali magnificentię plurimum convenit, ęcclesias fundare, fundatas in suo statu conservare, ecclesiasticis personis pacem ordinare, ut divino ministerio tota intentione liberius se valeant accomodare. Cum autem vere cognoverimus, quod Goslariensis ecclesia, ab antecessoribus nostris fundata, omnipotenti deo cotidie in orationibus suis pro nostra salute specialiter sit devota, ei non solum pacem extra ordinare sed et intra concordiam et unitatem augere, et tum in presens tum in posterum materiam contentionis et discordię ab ipsis ecclesię personis intendimus penitus amovere. Proinde nostra auctoritate iuxta fidelis nostri Adelhohi eiusdem ecclesie prepositi et tocius capituli peticionem sequestrationem bonorum prepositure et prebendarum etiam scripto confirmavimus, ut presentibus et futuris omnis occasio dissensionis utrimque tollatur, ita quod prepositus ad regni servitium expeditus habeatur et canonici liberam bonorum suorum habeant dispensationem, in quibus, si defectum eos aliquando pati contigerit, prepositus hunc supplere non teneatur. Itaque canonici liberam habeant dispensatorem prebendarum et officiales intra ad suam utilitatem constituendi et deponendi potestatem. Dispensator autem, cui res exteriores comisse sunt, consensu capituli villicos constituat, quorum pervigili studio bona fratrum prudenter et utiliter ordinentur et nulla ex eorum negligentia, quę gravissima iactura est, dampna patiantur. Predicti vero officiales et villici ex officio villicationis aut de bonis fratrum preposito in nullo debitores existant, sed fratribus de omni iure tantummodo respondeant et fideliter sua debita persolvant. Molendinum etiam in Balberi et quinque mansos de oblatione predecessoris nostri imperatoris Conradi falsa quorundam relatione prepositus sibi vendicaverat, sed testimonio veritatis a fratribus facto ad prebendas eorum attinere sponte recognovit. Preterea duo talenta quicumque fuerit prepositus fratribus singulis annis persolvere debet, unum in ordinatione regis Heinrici quarti de Thuringeroth et aliud in anniversario Azele de Dingestede, que eadem bona contulit ęcclesię. 18 Vgl. hierzu mit anderer Akzentuierung Schneidmüller, Pfalzstift (1993), 40-43. 19 Für den hier in Rede stehenden Zeitraum lassen sich insgesamt vier Goslar-Aufenthalte Friedrichs I. nachweisen: 1152 V 9; 1154 (Ende Mai/Anfang Juni); 1157 VI 23/25; 1158 I 1. Vgl. RI IV,2,1, Nr. 85, Nr. 222-224, Nr. 462 f., Nr. 515 f. 20 D Ko III. 118 (1144): ęcclesiam Goslariensem, quam ipse [scil. inclyte recordationis Heinricus imperator, proavus noster,] propriis sumptibus in honorem sanctorum apostolorum Symonis et Judę ędificavit. In D Ko III. 228 ([Anfang April] 1150) ist St. Simon und Judas hingegen lediglich eine ęcclesi[a] nostr[a], quę a nostris antecessoribus fundata esse.

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wird den Staufer kaum interessiert haben, auch wenn er möglicherweise sogar selbst schon einmal Zeuge einer Jahrtagfeier der Goslarer Kanoniker für Kaiser Konrad II. geworden war.21 Denn es ist ja bekannt, dass Friedrich I. zwar vom christlichen Motiv der Barmherzigkeit geleitet vielerorts Spitäler errichtet und gefördert hat, „an der liturgischen Memoria, sei es begründet durch Stiftung, sei es beschlossen durch Verbrüderung, [hingegen] recht wenig interessiert war.“22 So gleichgültig ihm deshalb ein ordnungsgemäßer Stiftungsvollzug durch die Destinatäre gewesen sein dürfte, so wenig scherte es ihn vermutlich auch, inwieweit sich die Praxis der Stiftungsverwaltung tatsächlich mit den schriftlich niedergelegten Vorgaben Heinrichs III. deckte. Für ihn zählte vor allem eins: dass er qua Amt den Vorsteher der Kommunität ernennen durfte – ein Privileg, das ihn in die komfortable Situation versetzte, von Zeit zu Zeit einem seiner verdienten Hofkapläne einen ruhigen Lebensabend zu ermöglichen oder aber die kirchliche Karriere eines talentierten und ihm treu ergebenen Nachwuchsgeistlichen in Gang zu bringen. Genau auf einen solchen Hoffnungsträger war denn auch Friedrichs Wahl gefallen, als er nach dem Tod des Goslarer Propstes Eilbert zum ersten Mal von seinem Ernennungsrecht Gebrauch machen konnte. Der irgendwann in den 1150er Jahren23 zum Vorsteher der Gemeinschaft beförderte Adelog stammte aus einer edelfreien Familie, die sich nach ihrem im nordöstlichen Harzvorland gelegenen Stammsitz ‚von Reinstedt‘ nannte24, einem Ort, in dem auch die Goslarer Kanoniker aufgrund eines von Heinrich IV.25 veranlassten Tauschgeschäftes seit 1063 reich begütert waren.26 Als nachgeborener Sohn27 von seinen Eltern für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, wurde Adelog vermutlich schon in jungen Jahren in die Stiftsschule28 von St. Simon und Judas geschickt, um hier eine entsprechende Ausbildung zu erhalten. Dort lernte er zunächst Lesen und Schreiben und wurde dann, wie an mittelalterlichen Kathedral- und Stiftsschulen üblich, in den sieben freien Künsten unterwiesen.29 Doch nicht nur auf der Schul21 Und zwar im Jahre 1154, als er am 4. Juni vielleicht noch in Goslar weilte. Vgl. RI IV,2,1, Nr. 222-224. 22 Borgolte, König (2000), 53. Siehe auch ebd., 43-53. 23 Urkundlich ist Adelog ab 1160 II 21 als Propst von St. Simon und Judas nachweisbar. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 243. 24 Vgl. Heinemann, Bistum (1968), 271-273; Goetting, Bischöfe (1984), 415 f. – Die Angaben bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 37, Nr. 73; ders., Domkapitel (1967), 374, Nr. 24, sind falsch. 25 D H IV. 117 (1063 XII 30). 26 Vgl. Urbar § 129. 27 Zumindest sein Bruder Gerhard scheint älter gewesen zu sein. Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 416. 28 Vgl. Gidion, Geschichte (1969), 15-17; allgemein zu Stiftsschulen und ihrer Erforschung: Kintzinger, Stiftsschulen (2005). 29 Über das Niveau dieses Unterrichts lassen sich mangels einschlägigen Quellenmaterials kaum belastbare Aussagen treffen. So unter Bezug auf die Braunschweiger Stiftsschulen auch Kintzin-

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bank, sondern auch bei den liturgischen Verrichtungen, zu denen die Scholaren verpflichtet waren30, wird sich der Zögling Adelog ganz gut geschlagen haben, sonst hätten ihn die Goslarer Kanoniker wohl kaum per Kooptation in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Friedrich I. hingegen dürfte in erster Linie der zielstrebige Ehrgeiz des jungen Adelogs imponiert haben. Davon, dass dieser mit einem stark ausgeprägten Selbstbewusstsein gesegnet war, zeugen jedenfalls nicht nur einige Formulierungen seiner Urkunden31, sondern vor allem der Umstand, dass Adelog als erster Propst von St. Simon und Judas nachweislich ein persönliches Siegel führte32 – und was für eins! Eingerahmt von der Umschrift †PREPOSITV[S] GOSL(ariensis) zeigt jenes ein Brustbild des Siegelnden en face mit angewinkelten Armen und sehr aufwendig ausgearbeiteter Lockenpracht. In der rechten Hand hält Adelog einen Palmenzweig als virga correctionis, in der linken das geschlossene und ans Herz gedrückte Evangelienbuch – exakt dieselben Attribute, die in jenen Jahren auch Hermann, dem erwählten, aber noch nicht geweihten Bischof von Hildesheim auf seinem (allerdings deutlich größeren33) Elektensiegel beigelegt worden sind (Abb. 5).34 Das Streben nach höheren Würden, das in Bildern wie diesen (neben der angemessenen Repräsentation des bereits erreichten Rangs) ganz unverhohlen zum Ausdruck kommt, sollte für Adelog nicht bloßes Wunschdenken bleiben. Bereits ein halbes Jahr nachdem der Kaiser die Bedingungen festgelegt hatte, zu denen der Goslarer Propst von der in der Aachener Regel ausdrücklich vorgeschriebenen Pflicht zur Anwesenheit vor Ort35 entbunden wurde, folgte Adelog seinem Förderer auf dessen dritten Italienzug und verweilte mit Friedrich I. fast ein ganzes Jahr südlich der Alpen.36 Welche Aufgaben er im Gefolge Barbarossas übernahm, ist nicht bekannt, doch hatte er sich bereits nach einigen Monaten ein solches Ansehen erworben, dass ihn die Kanzlei als Zeugen für die Beurkundung von Rechtsger, Bildungswesen (1990), 130 f. 30 Einzelheiten hierzu sind vor allem aus dem Ordinarius von 1435 bekannt, doch wird so mancher dort geschilderte Brauch bereits ins hohe Mittelalter zurückreichen. Vgl. Ordinarius, passim. Siehe auch UB Goslar 2, Nr. 430 (1292 III 27). – Zu den Gesangsverpflichtungen der spätmittelalterlichen Stiftsschüler vgl. ferner den allgemeinen Überblick bei Niemöller, Untersuchungen (1969), bes. 143-149 u. 581-610. 31 Vgl. etwa UB Goslar 1, Nr. 247: ecclesia sanctorum Symonis et Judę, quam ab imperio gubernandam tenemus. 32 Erhalten: Göttingen, Diplomatischer Apparat, Nr. 47; StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 26 (gedruckt: UB Goslar 1, Nrn. 247 [nach 1161] u. 250 [um 1163]). Nachzeichnung im UB Goslar 1, Taf. 2, Nr. 1. Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 442. 33 Beide Siegel sind rund. Adelogs hat einen Durchmesser von 42 mm, Hermanns einen von 57 mm. 34 Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 413 f.; erhalten nur: BistumsA Hildesheim, Urkunde A VII 16 (gedruckt: UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 332). 35 IC, 415 (cap. 138): Qui et in congregatione assidui sint et fratrum curam pervigili studio gerant. 36 Vgl. Opll, Itinerar (1978), 33-35 u. 195 f.

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Abb. 5: Die Siegel Adelogs (links) und Hermanns (rechts) 37

geschäften heranzog.38 Auch in der Folgezeit ist der Goslarer Propst dann wiederholt, aber keineswegs ununterbrochen am Herrscherhof nachweisbar39; zumindest 1166/67, als der Kaiser ein viertes Mal nach Italien zog40, scheint Adelog noch einmal für längere Zeit am Stück in Goslar residiert zu haben.41 In jenen Jahren begann sich der jahrelange Königsdienst für ihn auch karrieretechnisch auszuzahlen. Zunächst bekam er durch Bischof Hermann von Hildesheim zusätzlich zu der Propstei von St. Simon und Judas noch diejenige von St. Peter in Goslar übertragen.42 Als Hermann bald darauf verstarb, wurde Adelog wohl noch 1170 auf Betreiben Barbarossas zu dessen Nachfolger gewählt und stand dann bis zu seinem Tod am 20. September 1190 der Hildesheimer Diözese vor.43 Obgleich der persönliche Ehrgeiz Adelogs von Reinstedt zweifellos eine große Rolle für die Erosion der von Heinrich III. entworfenen Stiftungsorganisation in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gespielt hat, darf man doch nicht übersehen, dass es bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten Tendenzen gegeben hatte, die 37 Reproduktionen nach: StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 26 (Adelog); BistumsA Hildesheim, Urkunde A VII 16 (Hermann). 38 DD F I. 445, 455 u. 457 (Pavia 1164 VI 9, VIII 8 u. VIII 10). 39 1165 XI 25 in Utrecht, 1168 VI 28 in Würzburg und 1169 VI 23 in Bamberg. Vgl. DD F I. 496, 545 u. 553. 40 Vgl. Opll, Itinerar (1978), 38-46 u. 199-203. 41 Vgl. UB Goslar 1, Nrn. 258 (1166), 260 (1167). 42 Als solcher urkundete er erstmals 1167. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 260, ferner ebd., Nr. 264. Sein Amtsvorgänger, Rainald von Dassel, war am 14. August 1167 verstorben. 43 Zu Wahl und Amtsführung siehe Heinemann, Bistum (1968), 271-313; Goetting, Bischöfe (1984), 417-443.

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in eine ähnliche Richtung wiesen. Zwar sind die Informationen über die ersten Goslarer Pröpste so spärlich, dass es geradezu vermessen wäre, Aussagen über ihre Amtsführung oder auch nur die Stabilität bzw. Instabilität ihres Aufenthaltsorts treffen zu wollen.44 Doch zumindest Adelogs unmittelbarer Amtsvorgänger, Propst Eilbert, hat sich nachweislich nicht nur für längere Zeit, sondern auch für denkbar weite Strecken von den ihm unterstellten Stiftsherren entfernt, was ihm in der historiographischen Überlieferung der Stiftsherren manch üble Nachrede eingetragen haben mag45: Im April 1135 feierte er zunächst mit Kaiser Lothar III. in Quedlinburg das Osterfest46 und brach dann im Sommer desselben Jahres an der Seite von Bischof Anselm von Havelberg gen Süden auf, um die byzantinischen Legaten, die wegen eines Bündnisses gegen Roger II. von Sizilien beim Süpplingenburger vorgesprochen hatten, zurück bis nach Konstantinopel zu begleiten.47 Auch wenn seither fast dreißig Jahre vergangen waren, mochte die Erinnerung an die während dieser Gesandtschaftsreise eingetretenen Missstände unter den Kanonikern von St. Simon und Judas noch so lebendig gewesen sein, dass sie ihrem Vorsteher jede Form des Reichsdienstes, die seine Absenz von Goslar mit sich brachte, zukünftig nur gestatten wollten, wenn er auf die sowohl von der Aachener Regel wie von Seiten des Stifters ausdrücklich vorgeschriebene Aufgabe des Propstes verzichtete, einem jeden Bruder Tag für Tag das zum Leben Notwendige zuzuteilen.48

44 Für kaum einen der ersten sieben Goslarer Pröpste lassen sich mehr als drei zeitgenössische Belege anführen: Rumold, nachmals Bischof von Konstanz, amtierte 1049 X 29 (vgl. JL 4194), Hezilo, nachmals Bischof von Hildesheim, vor 1054 XII 25 (vgl. Chronicon Hildesheimense, 853 [cap. 17]), Anno, nachmals Erzbischof von Köln, vor 1056 III 3 (vgl. Lamperti annales, 68 [zu 1056]; Bertholdi chronicon, 180 [zu 1056]), Gunther, nachmals Bischof von Bamberg, vor 1057 III 30 (vgl. UB Goslar 1, Nr. 65; JL 4363), Burchard, nachmals Bischof von Halberstadt, vor 1059 (vgl. Lamperti annales, 76 f. [zu 1059]; UB Goslar 1, Nr. 74), Craft, nachmals Elekt von Meißen, vor 1066 (vgl. Lamperti annales, 104 [zu 1066]), Rupert, nachmals Bischof von Bamberg, vor 1075 XI 30 (vgl. Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV., 29 f. [Nr. 11]; Lamperti Annales, 240 [zu 1075]; Bertholdi chronicon, 229 [zu 1075]). 45 Vgl. Chroniken § 37. 46 Das wird bezeugt durch das angebliche Original D Lo III. 72. Der Herausgeber von Ottenthal hält Teile der Zeugenliste für interpoliert, die Anführung Propst Eilberts jedoch für authentisch. Vgl. die Vorbemerkung ebd.; ders., Urkundenfälschungen (1926), 334-346; Petke, Kanzlei (1985), 453, Nr. 39c. 47 Vgl. RI IV,1,1, Nr. 453. 48 IC, 415 (cap. 139): Ea vero, quae fratribus dare debent, cum caritate tempore oportuno incunctanter praebeant, quatenus a Domino de fideli administratione gradum bonum adquirant. – D H III. 233: ut ejusdem monasterii prepositus, qui cętera cleri providet bona, similiter provideat et ista et reditus eorum ad communem usum [...] canonicorum. Wiederholt in DD H III. 256 f., 330.

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Abb. 6: Die Goslarer ‚Domburg‘ (Rekonstruktion Griep) 49

49 Über die bauliche Gestalt des Stiftsbezirks von St. Simon und Judas lassen sich kaum gesicherte Aussagen treffen. Das liegt vor allem an der radikalen Planierung des Geländes im Zuge des Abrisses der Stiftskirche (1819-1822), bei der seinerzeit nur drei Kurien ausgespart blieben, von denen zwei noch im 19. Jahrhundert (nach 1874 bzw. vor 1832) abgebrochen wurden (oben, Abb. 6, Nrn. 5 u. 7) und eine 1902 abgebrannt ist (ebd., Nr. 6). Vgl. Griep, Pfalzbezirk (o. J.), 61 u. 6971. Erschwerend kommt hinzu, dass die wenigen zeitgenössischen Abbildungen (gedruckt: Griep, Pfalzbezirk [o. J.], 68, 70; Balck, Materialsammlung [2001], 22, Abb. 11) durchweg von bescheidener Qualität sind und die nur unsystematisch im Zuge von Straßen- und Kanalarbeiten geho-

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Momentaufnahmen

Das gemeinsame Leben der fratres, dessen materielle Grundlage durch diese Modifikation der Stiftsverfassung für die Zukunft gesichert werden sollte, spielte sich damals im Wesentlichen innerhalb des Stiftsbezirkes ab, dessen topographisches Zentrum nicht zufällig der Chor der Stiftskirche bildete, in dem sich die Stiftsherren siebenmal am Tag zur Feier der kanonischen Horen50 versammelten (Abb. 6). In diesem etwa anderthalb Hektar großen, von einer Ringmauer51 umschlossenen Areal am Fuße des Liebfrauenbergs befanden sich außer der Stiftskirche und den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden der Kanoniker, die um den südlich an diese anschließenden Kreuzgang angeordnet waren, noch die der Dekanei inkorporierte St. Thomas-Kapelle, die vielleicht schon damals als Pfarrkirche für die Familiaren des Stifts fungierte und über einen eigenen Friedhof verfügte52, sowie verschiedene Kurien und Gärten. Wie bei allen Säkularkanonikergemeinschaften war die vita communis der Goslarer Stiftsherren vor allem durch drei Merkmale gekennzeichnet: gemeinsamen Besitz (ohne gleichzeitiges Verbot von Privateigentum), gemeinsam eingenommene Mahlzeiten und einen gemeinsamen Schlafsaal. Im Laufe des späteren Mittelalters haben die meisten weltlichen Kollegiatkapitel diese Lebensform aufgegeben, allerdings nicht von einem Tag auf den anderen, sondern in einem oft sehr langfristigen und von Ort zu Ort auch ganz unterschiedlichen Prozess, der von Seiten der historischen Forschung bislang allenfalls holzschnittartig erfasst worden ist. Gerade das Wissen um die spätere Entwicklung hat dabei mehr als einmal die Beurteilung der benen archäologischen Befunde bloß notdürftig dokumentiert werden konnten. Die Kirche, die an die östliche Seite des Kreuzgangs anschließenden Baulichkeiten sowie die Mauer um den St. Thomas-Kirchhof sind im ältesten Grundriss der Stadt von 1803 eingezeichnet. Vgl. Grund-Riß. Der westliche und der südliche Abschnitt des Kreuzgangs sind wohl 1697 einem Brand zum Opfer gefallen. Vgl. Borchers, Dom (1945), 120 f. Von den Kurien 3 bis 8 sind Grundmauern oder zumindest Scherben ergraben worden. Vgl. Griep, Ausgrabungen (1970/71), 38, Abb. 10; ders., Ausgrabungen (1976), 3, Abb. 1. Die Kurien 1 und 2 sind urkundlich bezeugt. Vgl. die Belege bei Griep, Pfalzbezirk (o. J.), 61-63. Alles in allem kann die hier abgebildete Rekonstruktion von Griep demnach durchaus als zuverlässig gelten, allerdings mit zwei Einschränkungen: Der Kurienbestand entlang der Ringmauer entspricht der im Laufe des späten Mittelalters etablierten Parzellierung; über die Lage der ersten im ausgehenden 12. Jahrhundert errichteten Kurien, die wohl kaum mehr als Holzhütten waren, lässt sich nichts genaues sagen. Auch die Zuweisung einzelner Kurien zu bestimmten Amtsträgern ist, wenn überhaupt, erst seit dem späten Mittelalter durch urkundliche Quellen belegt. 50 Vgl. IC, 406-409 (cap. 126-131). 51 Reste dieser Mauer wurden 1971 ergraben. Vgl. Griep, Ausgrabungen IV (1976), 2-4. Die Aachener Regel schrieb eine Befestigung des Claustrums verpflichtend vor. Vgl. IC, 398 (cap. 117). Der Usus, als zusätzliche Absicherung nachts auch noch Wachen aufzustellen, war nach der vermutlich in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erfolgten Integration des Stiftsbezirks in die städtischen Befestigungsanlagen aufgegeben geworden. Vgl. Urbar § 245, zur Stadtmauer ferner: Stoob, Wachstumsphasen (1970/71), 75; Graf, Goslar (2001), 81. 52 Vgl. Urbar § 236; Graf, Niederkirchenwesen (1998), 52.

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hochmittelalterlichen Zustände bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ein unvoreingenommener Blick auf die Goslarer Überlieferung des 12. Jahrhunderts, der die prinzipielle Offenheit der historischen Situation anerkennt, führt jedenfalls vor Augen, dass von einer ‚Auflösung‘ oder gar ‚Aufhebung‘ des gemeinsamen Lebens in jenen Jahren auf gar keinen Fall die Rede sein kann. Im Gegensatz etwa zum Hildesheimer Domkapitel, für das Bischof Hezilo bereits 1063/68 sowohl die Zahl der Domherren als auch deren tägliches Quantum an Nahrungsmitteln festgelegt hatte53, kannte das Stift St. Simon und Judas nämlich auch am Ende des 12. Jahrhunderts noch keine voll ausgebildeten Einzelpfründen mit fixierten Einkommenssätzen, obgleich die Haushaltsführung der Kanoniker, nicht zuletzt durch die voranschreitende Monetarisierung begünstigt, immer stärker in diese Richtung tendiert haben mag. Sichtbarer Ausdruck derartiger Individualisierungsbestrebungen waren die verschiedenen Stiftshöfe (domus et curtes claustrales)54, die wohl seit der Mitte des 12. Jahrhunderts als ‚Amtssitze‘ oder ‚Tageswohnungen‘55 von einzelnen Kanonikern auf eigene Kosten an den Innen- und Außenseiten der Ringmauer um den Stiftsbezirk errichtet wurden und für die recht bald gegenüber dem ‚bürgerlichen‘ Reichsvogt56 ein besonderer Rechtsstatus beansprucht werden sollte.57 Ob das dormitorium von St. Simon und Judas wie zum Beispiel dasjenige von St. Michael in Hildesheim im Obergeschoß des südlichen Bauabschnitts gelegen war, lässt sich anhand der ausgesprochen dürftigen urkundlichen Nachrichten nicht entscheiden.58 Dass die Goslarer Kanoniker im ausgehenden 12. Jahrhundert – wie in der Aachener Regel vorgeschrieben59 – nach der Komplet in einem gemeinsamen Schlafsaal ruhten, kann angesichts der beachtlichen Aufwendungen, die in der Regel der Kämmerer, an bestimmten Festtagen aber auch der Vizedominus oder der Küster für dessen Beheizung zu bestreiten hatten, nicht bezweifelt werden.60 Nur zu 53 UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 95. Vgl. Erdmann, Signum (1940); Goetting, Bischöfe (1984), 291; Snell, Statut (1995). 54 Eine Gesamtdarstellung zur Geschichte der Stiftskurien in Deutschland, welche die heutigen Ansprüchen nicht mehr genügende Skizze von Muller, Eigentum (1891), ersetzt, bleibt nach wie vor ein schmerzliches Desideratum. Die verdienstvollen lokalgeschichtlichen Studien der letzten Jahrzehnte vermögen diese Lücke trotz zaghafter Ansätze zu überregionalen Vergleichen nicht zu schließen. Vgl. Hoppe, Domfreiheit (1975); Holbach, Beiträge (1980); Bauer, Münsterbezirk (1995); Strobel, Kanonikalhäuser (2002). Siehe aber für Frankreich die Beiträge in: Les chanoines dans la ville (1994). 55 Solche mansiones waren bereits von der Aachener Regel vorgesehen worden. Vgl. IC, 417 f. (cap. 142 u. 144). 56 Vgl. Opll, Stadt (1986), 80 f. 57 Bestätigt in einer Urkunde Friedrichs I. aus dem August 1188. Vgl. D F I. 976. 58 Vgl. UB Goslar 2, Nr. 60 (1259 VII 5). 59 Vgl. IC, 413 f. (cap. 136). 60 Vgl. Urbar §§ 26, 162, 240-242. Anders: Griep, Pfalzbezirk (o. J.), 218.

84

Momentaufnahmen

gerne werden sich auch diejenigen Stiftsherren, die über eigene Kurien verfügten, zwischen den einzelnen Nokturnen in das warme dormitorium der fratres begeben haben, statt mit ihrem Gesinde zu frieren. Im Hinblick auf die Tischgemeinschaft der Kanoniker von St. Simon und Judas wird man hingegen etwas stärker differenzieren müssen: An gewöhnlichen Tagen lebten die Goslarer Stiftsherren des hohen Mittelalters, nach allem was wir wissen, vor allem von Brot, Bier und Met. In der Frühzeit erhielten ein jeder von ihnen aus der Backstube des Stifts täglich ein Schwarz- und ein Weißbrot, das nach dem Backen 16 bzw. 14 Mark, also circa drei Kilogramm, wiegen sollte61 und wohl des Öfteren mit Hinterschinken belegt wurde62, sowie fast immer eine etwas leichtere Semmel aus reinem Weizenmehl.63 Dazu tranken sie außer Met vor allem Dünnbier, dessen Herstellung einem eigens zu diesem Zwecke angestellten Brauer oblag.64 Am Ende des zwölften Jahrhunderts ließen sich die Stiftsherren noch immer die gleiche Menge Schwarz- und Weißbrot backen, allerdings (wohl der besseren Portionierbarkeit wegen) in jeweils zwei Laiben à vier bzw. dreieinhalb Kilo.65 Auch der Konsum von vergorenem Honig dürfte angesichts der fast 500 Schillinge, die jährlich für den „Met der Brüder“ aufgewandt wurden, kaum zurückgegangen sein.66 Die Gewohnheit, in Eigenregie das „alltägliche Bier“ brauen zu lassen, war hingegen mit der Zeit völlig abgerissen67; nicht etwa weil die Goslarer Stiftsherren weniger Bier getrunken hätten, sondern weil sie es – je nach persönlichem Geschmack und Bedarf – lieber bei einem der weltlichen Brauunternehmer kauften, von denen sich immer mehr im Tal der Gose ansiedelten, oder gleich in einer jener Bierschenken (taberna cervisię) konsumierten, die sich auch bei den übrigen ‚Goslarern‘ großer Beliebtheit erfreuten.68 Das hierzu benötigte Geld war allein durch die 30 Schilling, die wöchentlich als Präbendal-Münzen unter den Kanonikern verteilt wurden69, ausreichend vorhanden und ließ sich durch weitere individuelle Ein-

61 62 63 64 65 66 67

68

69

Vgl. Urbar §§ 225 u. 227. Zwei Hinterschinken vom Schwein lieferte etwa die Mühle in Giersleben. Vgl. Urbar § 117. Vgl. Urbar §§ 225 u. 228. Vgl. Urbar § 245. Vgl. Urbar § 225, wo als Motive für diese Änderung nur pauschal industria und discretio angeführt werden. Vgl. Urbar § 103. Urbar § 245: cum exspiravit consuetudo faciende cervisie cottidiane. Vgl. ebd. § 230. – Während der österlichen Fastenzeit wurde den Kanonikern jedoch weiterhin ein Krugbier (cifalis cervisia) gereicht. Vgl. Urbar § 232. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 410, Art. 16. Anders: Brinkmann, Brauwesen (1925), 5 f., der die durch nichts zu begründende Ansicht vertritt, bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hätten in Goslar allein „bevorrechtigte Kreise“ wie das „Domstift“ und „die Bergherren“ gewerbsmäßig gebraut. Vgl. Urbar § 226.

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künfte – etwa aus dem Verkauf der anstelle des gemeinsamen Bieres zugeteilten Hopfen- und Getreidequanta70 – problemlos vermehren. In denkbar starkem Kontrast zu dieser eher kargen Kost standen die Bankette, die von den Goslarer Kanonikern an bestimmten kirchlichen Feiertagen abgehalten wurden. Etwa vierzigmal im Jahr verspeiste man dann kurzerhand: drei Schweine71, von denen ein jedes mit einer drei Finger breiten Fettschicht versehen sein sollte, acht große oder zwölf mittlere Hühner, acht große oder zwölf mittlere Käse, achtzig Eier, sechzig Stangen Lauch, zwei Malter Weizen, ein Himten Salz und so viel Essig, wie man für drei Pfennige kaufen konnte.72 Dass dies die einzigen Gelegenheiten waren, an denen der von den Stiftsherren für einen Pfennig pro Woche angeheuerte Koch73 seine Künste präsentieren konnte, ist kaum anzunehmen. Welche Speisen er an gewöhnlichen Tagen in seinen Töpfen zu garen hatte, scheint aber nie systematisch reglementiert worden zu sein; es richtete sich wohl vor allem danach, was fromme Laien am Vortag jeweils an den einzelnen Altären der Stiftskirche als Oblationen74 dargebracht hatten, was einzelne Stiftsherren aus ihrem Privatvermögen beizusteuern bereit waren und was es auf dem Goslarer Markt gerade an Lebensmitteln zu kaufen gab.75 Auch wenn also vermutlich nicht jede Mahlzeit gemeinsam gegessen, nicht jedes Getränk gemeinsam getrunken wurde, hatte die Tischgemeinschaft doch ihren festen Platz im Alltag der Goslarer Stiftsherren, wobei intendierte Sättigung und inszenierte Bruderschaft in der Regel ungezwungen Hand in Hand gingen. Damit die verschiedenen Präbendalbrote aber überhaupt auf den Tisch kommen konnten, bedurfte es nicht nur eines versierten Bäckers und eines großen Backofens, sondern vor allem gemahlenen Getreides. Für ihren jährlichen Bedarf an Roggen und Weizen veranschlagten die Goslarer Kanoniker am Ende des 12. Jahrhunderts

70 Vgl. Urbar §§ 125 u. 230. 71 Von Pfingsten bis Matthäi wurde, wie auch andernorts üblich, Schaf- statt Schweinefleisch gereicht. Vgl. Urbar §§ 113 u. 224; Muller, Haushalt (1903), 296. 72 Vgl. Urbar § 224. 73 Vgl. Urbar § 244. 74 1144 hatte Konrad III. den Goslarer Kanonikern zur Vermehrung ihrer täglichen Präbende ein Drittel aller zu Ehren der hl. Matthias, Rusticus und Venantius dargebrachten Opfergaben angewiesen. Vgl. D Ko III. 118 sowie oben Anm. 2. 75 Die Ausgaben wurden von den wöchentlichen Geldzahlungen bestritten, die die Villikationen reihum zu leisten hatten (vgl. Tab. 3). – Wie intensiv die Goslarer Stiftsherren sich bereits im ausgehenden 12. Jahrhundert des Geldes als Tauschmittel bedienten, ersieht man ferner daran, dass sie von den zahlreichen Gärten, die sich in ihrem Besitz befanden, ausnahmslos Münzen erhielten, mit denen sie dann oft genug das in ihren Gärten angebaute Gemüse auf dem Markt gekauft haben dürften. Vgl. Urbar §§ 17, 22, 31, 47, 49, 50, 53, 60, 71 u. 82. Das einzige Gemüse, das den Kanonikern (und zwar in erheblichem Umfang) von ihren Meiereien geliefert wurde, waren Erbsen. Vgl. Urbar § 124. Zu den Auswirkungen der Geldwirtschaft auf die vita communis siehe auch Barrow, Cathedrals (1990), bes. 32-34.

86

Momentaufnahmen

Tab. 3: Die Servitien der Villikationen des Stifts 76 Villikation

Wochenservitien

Festtagsservitien

Anzahl

Zins (in Pfund)

mit Schweinefleisch

mit Schaffleisch

Urbar

Naturalien

Geld

Naturalien

Geld

Adersleben

4

14

3





1

4

§§ 164, 184, 195, 215, 219

Egeln

8

15

5



4



9

§§ 113, 194, 199, 200, 210, 211, 212, 213, 216, 220

Giersleben

8

14

6

3 (+1)



3

Harlingerode

?

?

1



1



2

Jerstedt

?

?

1







1

§§ 188

†Oldendorf

2



2 (+2)







2 (+2)

§§ 149, 182, 185

Pfersdorf

?

?

3







3

§§ 194, 199, 221

Reinstedt

8

20

3



?

Semmenstedt

?

?

2



2 (+1)

/ Hedeper

1

?

1





gesamt

12 (+1)

§§ 127, 187, 193, 194, 198, 199, 201, 205, 208, 214, 218 §§ 183, 209

3

§§ 132, 186, 196, 197



4(+1)



1

§§ 199, 202, 207, 217, 222 §§ 157, 194

jeweils 676 Malter77; das entspricht einem Volumen von etwa 80.000 Litern.78 Diese – in einer Zeit, in der auf ein gesätes Korn etwa drei bis vier geerntete Körner kamen – gewaltige Menge an Getreide wurde wie auch die Zutaten für die gemeinsamen Festmähler der Stiftsherren nach einem ausgeklügelten Abgabensystem von jenen neun Fronhofsverbänden geliefert bzw. bezahlt, die den Großteil des Präbendalvermögens von St. Simon und Judas ausmachten (Tab. 3). Mit Ausnahme der Villikation Reinstedt, die Heinrich IV. den Goslarer Stiftsherren 1063 anstelle des ihnen einst von seinem Vater verliehenen neunten Teils der Goslarer Fiskaleinnahmen zugewiesen hatte79, gingen diese Wirtschaftseinheiten allesamt auf die Erstausstattung der Kommunität durch ihren Gründer bzw. dessen noch zu Lebzeiten erfolgte Zustiftungen zurück.80 Das verwaltungstechnische (und 76 Alle Werte beruhen auf dem Urbar von 1191/94. Fehlende Angaben sind durch Fragezeichen (?) kenntlich gemacht, widersprüchliche Aussagen der Quelle ggf. in runden Klammern ( ) ergänzt. Unberücksichtigt blieben die 10 Schillinge, die am Fest der hl. Maria Magdalena von einer nicht zum Fronhofsverband Adersleben gehörigen Hufe in Hedersleben geleistet wurden (vgl. Urbar § 203), sowie die am Fest des hl. Jakob bzw. am Tag der Auffindung der Stephansreliquien fälligen Geldservitien in Höhe von 10 bzw. 16 Schillingen, über deren Herkunft nichts bekannt ist (vgl. Urbar §§ 204 u. 206). 77 Diese Zahl ergibt sich, wenn man die im Urbar § 227 für 14 Tage genannten Mengen aufs Jahr hochrechnet. 78 Nach Urbar § 126 entsprach 1 Malter 4 Himten, für die man näherungsweise 120 Liter (1 Himten = 30 Liter) ansetzen darf. 79 Vgl. D H IV. 117; ferner Chroniken §§ 39 f. u. 60. 80 Vgl. Tab. 2.

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oft auch geographische) Zentrum der einzelnen Villikationen war der dominicale genannte Herrenhof, in dem der vom Stift als Grundherren eingesetzte Verwalter, der lant-, curie- oder hof-meier81, residierte. Das von diesem mit Hilfe von tageweise frondienstpflichtigen Hörigen und den „alltäglichen Knechten des Herrenhofes“82 in Eigenregie bewirtschaftete Salland hatte einen Umfang von dreieinhalb bis zehn Hufen83, machte allerdings maximal ein Fünftel der gesamten Villikationsländereien aus.84 Der Großteil der Ackerflächen war stets an unfreie Hufenbauern unterschiedlicher Rechtsstellung ausgetan, die in einem Radius von selten mehr als fünf Kilometern85 um die Meierei verstreut in eigenen Gehöften lebten. Diese im grundherrlichen Schriftgut als censuales86, litones87, sclavici88, rithemanni89, zmurdi90 oder seniori91 bezeichneten Personengruppen hatten in der Regel nicht nur je spezifische Fronarbeiten (Pflügen, Jäten, Mähen, Einfahren) auf den Äckern des Herrenhofes zu leisten bzw. die zu deren Ablösung fälligen Zinse zu entrichten92, sondern waren auch dazu verpflichtet, einen Teil der von ihnen selbst erwirtschafteten Erträge beim Meier abzuliefern, welcher sie dann wiederum nach Goslar weiterleitete. Die Bestellung derjenigen Ländereien, von denen der Lebensunterhalt der Goslarer Kanoniker im Wesentlichen bestritten wurde, hatte demnach auch am Ende des 12. Jahrhunderts noch ein durchaus frühmittelalterliches Gepräge. Wie hartnäckig die Strukturen der bipartiten Domänen dem historischen Wandel widerstanden, lässt sich zum Beispiel daran ersehen, dass die in Westerode ansässigen Hufenbauern 81 Urbar §§ 105, 108 u. 247. 82 Urbar §§ 105, 107 u. 117: cottidiani servitiales dominicalis [bzw. curie]. Zu dieser Personengruppe siehe Küchenthal, Bezeichnung (1966), 109 f.; Last, Villikationen (1983), 405; Schwab, Grundherrschaft (1988), 155. 83 Ordnet man die Herrenhöfe nach ihrer Größe, ergibt sich folgende Reihenfolge: Reinstedt (10 Hufen), Semmenstedt (9 Hufen), Giersleben (7,5 Hufen), Adersleben (7 Hufen), Etgersleben (6 Hufen), Egeln, Jerstedt, Pfersdorf (jeweils 5 Hufen), Harlingerode (3,5 Hufen). Vgl. Urbar §§ 129, 151, 117, 161, 107, 105, 141, 159 u. 135. 84 Und zwar bei den Meiereien Pfersdorf (5 von insgesamt 22,5 Hufen = 22 %) und Jerstedt (5 von insgesamt 25,5 Hufen = 20 %). Vgl. Urbar §§ 159 bzw. 141-143. Bei den Fronhofsverbänden Harlingerode (3,5 von insgesamt 35,5 Hufen = 11 %) und Giersleben (8,5 von insgesamt 90 Hufen = 9 %) machte das Salland hingegen nur etwa ein Zehntel aus. Die von Rösener, Strukturformen (1980), 137 f., errechneten Durchschnittswerte verdecken diese regionalen Unterschiede. 85 Lediglich die Hufenbauern in Westerode, Ochtmersleben und †Hohendorf siedelten in mehr als zehn Kilometer Entfernung zu ‚ihrem‘ Herrenhof. Vgl. Urbar §§ 106, 108, 154, 248 u. 251. 86 Vgl. Urbar §§ 105 u. 141. 87 Vgl. Urbar §§ 117, 129-131, 135, 151-154, 159 u. 161. 88 Vgl. Urbar § 106. 89 Vgl. Urbar §§ 106, 118, 119, 120 u. 121. 90 Vgl. Urbar §§ 118, 119, 120 u. 121. 91 Vgl. Urbar §§ 118, 119, 120 u. 121. 92 Vgl. zur Ablösung der Frondienste und den damit einhergehenden agrarischen Wandlungsprozessen zusammenfassend Kuchenbuch, Dienst (2003).

88

Momentaufnahmen

ihre Abgaben wie seit Generationen üblich zu dem etwa dreizehn Kilometer entfernten Herrenhof in Semmenstedt transportierten, statt sie bei dem gerade einmal drei Kilometer entfernt gelegenen Herrenhof der Meierei Harlingerode abzuliefern.93 Allein der Modus, in dem die Erträge an die Goslarer Stiftsherren geliefert wurden, dürfte sich im Laufe der rund einhundert Jahre, die seit dem Tod des Stifters vergangen waren, einschneidend verändert haben. Zwar ist es durchaus denkbar, dass die Villikationen bereits seit den Tagen Heinrichs III. ihren Beitrag zur Versorgung der Kanoniker in Form von so genannten Diensten (servicia) zu leisten hatten, einer summarischen, in Quantität und Periodizität genau fixierten Abgabe, die vom Fronhofsverband als Ganzem und nicht (mehr) von den einzelnen Hörigen entrichtet wurde.94 Dass aber im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts alle Wochenservitien und zudem eine erhebliche Anzahl der Festtagsservitien nicht mehr in Naturalien, sondern in Geld geleistet wurden, wird erst einer jüngeren Entwicklung geschuldet gewesen sein, setzt diese Modifikation doch voraus, „dass die Inhaber der Latenhufen ihre Erzeugnisse, vor allem das Getreide bzw. die daraus veredelten Produkte, in nennenswertem Umfang auf dem Markt absetzen mussten und dies tatsächlich auch konnten“95, womit wohl erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu rechnen ist. Diese Neuerung brachte vor allem für die Goslarer Stiftsherren erhebliche Vorteile, weil sich die von den Villikationen abgelieferten Münzen nicht nur leichter lagern, sondern auch flexibler einsetzen ließen. Insofern wäre es nicht verwunderlich, wenn die sukzessive Umstellung des Abgabensystems von Natural- auf Geldleistungen gerade dann an Fahrt aufgenommen hätte, als die Zuständigkeit für die Verwaltung der Präbendalgüter vom Propst auf das Kapitel überging. Die Folgen, die die von Friedrich I. bestätigte Neuordnung der Kompetenzen nach sich zog, beschränkten sich jedoch keineswegs auf Fragen der Wirtschaftsführung. Wie bei vielen anderen Stiftskirchen wirkte die Gütertrennung zwischen Propst und Kapitel nämlich auch bei St. Simon und Judas als Katalysator für die rechtliche Verselbstständigung der Stiftsherrengemeinschaft als Korporation.96 War in früheren Urkunden oft nur ganz unspezifisch von „den Brüdern“ die Rede gewesen, „die in dieser Kirche Gott und seinen Heiligen dienen“97, so erschien in dem Barbarossa-Diplom vom 12. April 1163 stattdessen erstmals der Begriff „Kapitel“ – ein Terminus, der ursprünglich die morgendliche Versammlung aller Kanoniker meinte, bei der sich diese, eingerahmt von einer erbaulichen Lesung und individuel-

93 94 95 96 97

Vgl. Urbar § 154. Zum Aufkommen dieses Abgabensystems siehe Metz, Servitium (1978), 4 f., 10-15. Last, Villikationen (1983), 405. Vgl. auch ebd., 403 f. Vgl. Schneidmüller, Verfassung (1986); ferner Palmboom, Kapittel (1995), passim. So D H IV. 117 (1063 XII 30). Ähnlich auch: DD H III. 207 (1047 IX 7), 285 f. (1052 III 27); D Ko III. 228 (1050 IV); JL 6812 (1155 V 17; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 233).

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len Schuldbekenntnissen, über organisatorische Fragen austauschten98, der im Laufe der Zeit aber für die Bezeichnung der Kanonikergemeinschaft als Rechtssubjekt immer geläufiger werden sollte.99 Erste tastende Versuche in diese Richtung erfolgten noch in den 1160er Jahren und hingen bezeichnenderweise mit einem Gütertausch zwischen Propst Adelog und den Goslarer Stiftsherren zusammen.100 Bis die Kanoniker von St. Simon und Judas ihrer Umwelt ganz selbstverständlich als Korporation gegenübertraten, sollten jedoch – sofern die dürftige urkundliche Überlieferung nicht täuscht – noch mehr als sechzig Jahre vergehen.101 Die rechtliche Verselbständigung des Stiftskapitels stellte die Außenbeziehungen der Stiftsherren, deren Interessen gegenüber anderen (vor allem weltlichen) Instanzen bislang vom Propst wahrgenommen worden waren, auf eine völlig neue Grundlage. Sie war aber auch untrennbar verbunden mit einer schleichenden Neuordnung der inneren Verhältnisse. Die institutio canonicorum als normative Grundlage der vita communis wurde nach und nach ergänzt, modifiziert und im Laufe des späten Mittelalters schließlich vollständig verdrängt durch statutarische Bestimmungen über das Zusammenleben der Kanoniker.102 Dereinst sollten diese Rechtssetzungen wie bei anderen Kollegiatstiften in umfangreichen und systematisch geordneten Statutensammlungen zusammengefasst werden103, die durch das Bemühen geprägt waren, von den Aufnahmemodalitäten über gegebenenfalls wahrzunehmende Ämter, Residenzverpflichtungen und Absenzmöglichkeiten, Teilnahme an Messe, Stundengebet, Jahrzeiten und Prozessionen mitsamt der Strafen für etwaige Versäumnisse, bis hin zu Tod, Bestattung und Totengedenken alle Eventualitäten im Leben eines Stiftsherren zu regeln.104 Von einem solch umfassenden Regelungsanspruch waren die Rechtssetzungen der Kanoniker von St. Simon und Judas aus dem 12. Jahrhundert freilich noch weit entfernt. Sie widmeten sich in denkbar punktueller Art und Weise ganz alltäglichen Problemen des 98 Vgl. Stein-Kecks, Quellen (1996). 99 Allgemein zu diesem Wandel: Schieffer, Domkapitel (1976), 97; Marchal, Kanonikerinstitut [2] (2000), 15 f. 100 Die hierüber ausgestellte Urkunde (UB Goslar 1, Nr. 251 [wohl bald nach 1163]) endet mit den Worten: Ego Adelogus Goslariensis ecclesie prepositus confirmo, toto consentiente capitulo. Vgl. auch Urbar § 34, wo statt capitulum der Begriff ecclesia Verwendung findet. 101 Vgl. UB Goslar 1, Nrn. 474 (1226) u. 477 (um 1226). – Auffälligerweise hat die Kanzlei Barbarossas in späteren Urkunden bloß wieder von „den Brüdern“ gesprochen. Vgl. DD F I. 545 (1168 VI 28), 553 (1169 VI 23) u. 976 (1188 VIII). 102 Zur typologischen Unterscheidung von Regeln und Statuten siehe Melville, Regeln (2005). 103 Die älteste erhaltene Statutensammlung von St. Simon und Judas wurde am 24. Februar 1585 im Generalkapitel gebilligt, geht aber zweifellos auf ältere Vorlagen zurück. Vgl. Kap. I, bei Anm. 142. – Auf Vollständigkeit bedachte Statutenkodifikationen erscheinen in der Regel nicht vor dem 15. Jahrhundert. Vgl. Marchal, Kanonikerinstitut [1] (1999), 793 f. 104 Und die doch immer „nur eine zeit- und standortbedingte Auswahl aus dem vorhandenen Statutenmaterial“ einer Stiftskirche darstellten (Marchal, Statuten [1972], 108; vgl. auch ebd., 107123).

90

Momentaufnahmen

gemeinsamen Lebensvollzugs und legen so ein eindrucksvolles Zeugnis von den frühesten Anlässen genossenschaftlicher Willensbildung und -kodifikation ab. Das älteste überlieferte Statut behandelt wohl nicht zufällig ausgerechnet die Zubereitung der Präbendalbrote.105 Andere Statuten, die sich nicht im Wortlaut erhalten haben, dürften die Aufgaben des Dekans106, des Viztums107 und des Ökonomen108 geregelt haben, jener Amtsträger also, die die institutio canonicorum noch nicht kannte, die zu ernennen dem Kapitel aber in der Urkunde Friedrichs I. ausdrücklich gestattet worden war. Neben der eigenverantwortlichen Verwaltung des Präbendalvermögens gab es aber noch eine andere, von der Stiftskirchenforschung bislang kaum gewürdigte Triebfeder für die allmähliche Ausdifferenzierung der Rechte und Pflichten des einzelnen Kanonikers gegenüber dem Kapitel, deren immer kleinteiligere Regelung die innere Geschichte nahezu aller weltlichen Kollegiatstifte im späteren Mittelalter maßgeblich bestimmt hat109: den schleichenden Wandel von der Stiftung zur Rahmenstiftung.110 In Goslar setzte dieser Prozess bereits kurz nach der Gründung des Stifts ein und veränderte dessen Charakter innerhalb weniger Jahrzehnte ganz erheblich. In den 1050er Jahren waren den Kanonikern von St. Simon und Judas nicht nur durch Heinrich III., sondern auch durch andere Personen (die Kaiserin Agnes und den Pfalzgrafen Dedo von Sommerschenburg) Güter übereignet worden111, die zur Bestreitung der vom Gründer festgelegten Zwecke in die Dotation der Stiftung integriert wurden und die man deshalb unter Rekurs auf die moderne juristische Nomenklatur als ‚Zustiftungen‘ charakterisieren kann.112 Etwa zur selben Zeit dürfte jedoch Azela, eine illegitime Tochter Heinrichs III., mit Billigung (und wohl auch materieller Unterstützung) ihres Vaters den Goslarer Stiftsherren zwei umfangreiche Besitzungen in †Duringerode (am Sudmerberg bei Goslar) und Dingelstedt (am Huy) übertragen haben, die ausdrücklich n i c h t im Grundstockvermögen der Stiftung aufgehen sollten, sondern als Sondervermögen mit jeweils eigenständiger Zweckbindung zu erhalten waren. Die Erträge der zehn in †Duringerode gestifteten Hufen sollten fortan für eine jährliche Feier zum Andenken an die ordinatio ihres Stiefbruders Heinrichs IV. verwendet werden, diejenigen der achtzehn in Dingelstedt gestifteten Hufen dereinst zur Begehung ihres eigenen Jahr105 Vgl. Urbar § 225. 106 Ein Dekan lässt sich bei St. Simon und Judas bereits zu Beginn des 12. Jahrhunderts nachweisen. Vgl. Meier, Domkapitel (1957), Bd. 2, 30 f. (Nr. 54); ders., Domkapitel (1967), 192. 107 Dieses Amt begegnet erstmals im Urbar §§ 133, 165, 194, 241 u. 246. 108 Frühester Beleg für einen oeconomus des Stifts ist D F I. 975 (1188 VIII 8). Zu dessen Aufgaben siehe Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904), 61 f. 109 Vgl. Marchal, Kanonikerinstitut [2] (2000), 7-32. 110 Hierzu bereits Lohse, Stift (2008), bes. 283 f. 111 Vgl. Karte 1. 112 Vgl. Werner, Zustiftung (2003), bes. 36-47, 69-83; in sozialgeschichtlicher Perspektive: Lusiardi, Stiftung (2000), 55.

Um 1163

91

tags.113 Bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts sind dem Beispiel Azelas dann nicht weniger als 61 weitere Personen gefolgt, die den Kanonikern von St. Simon und Judas meist für die Aufnahme in das liturgische Totengedenken des Kapitels, mitunter aber auch für eine besonders feierliche Ausgestaltung einzelner Heiligenfeste bestimmte Ländereien oder Liegenschaften übereigneten.114 Einer von ihnen war der Scholaster Thietmar, der seiner Kirche fünfeinhalb Hufen im Goslarer Umland mit der Auflage übereignete, dass deren jährlicher Ertrag von zwei Silbermark folgendermaßen zu verwenden sei: Eine halbe Mark sollten die Stiftsherren dafür erhalten, dass sie das Fest des hl. Gregor aufwendiger als bisher begingen, jeweils eine Viertelmark dafür, dass sie seiner Eltern Wolfram und Lemode, und eine halbe Mark dafür, dass sie seiner selbst am Todestag gedachten. Von dem restlichen Geld sollten an nämlichem Termin die Armen gespeist werden.115 Die transformierende Wirkung, die von derlei ‚unselbständigen‘116 (oder besser: angelagerten) Stiftungen auf das von Heinrich III. entworfene Stiftungsgefüge ausging, lässt sich in drei Stränge einteilen: Erstens wurden die Stiftungszwecke, mit deren Umsetzung der Gründer die Kanoniker als Destinatäre seiner Stiftung beauftragt hatte, durch die Errichtung diverser angelagerter Stiftungen einerseits erheblich präzisiert, andererseits aber auch nicht unwesentlich ausgeweitet. Hatte Heinrich III. nämlich noch ganz allgemein einen unablässigen Gottesdienst von den Stiftsherren eingefordert, ohne sich auch nur ansatzweise in liturgische Fragen einzumischen, koppelten die verschiedenen Festtagsstiftungen den Genuss der jeweiligen Stiftungserträge durch die Kanoniker ausdrücklich an eine besonders feierliche und oft wohl auch en detail festgelegte Ausgestaltung der Liturgie an bestimmten Feiertagen.117 Noch einschneidendere Effekte als derartige Konkretisierungen dürften allerdings die zahlreichen Gedenkstiftungen auf die transpersonalen Handlungsziele der Stiftsherrengemeinschaft gehabt haben, da sie peu à peu die Exklusivität des Gründergedenkens unterminierten. Am Ende des 12. Jahrhunderts gedachten die Kanoniker von St. Simon und Judas außer ihres Gründers und der von diesem festgelegten Profitienten bereits

113 Vgl. Urbar §§ 86 f. 114 Vgl. Urbar §§ 1, 24-26, 28-31, 41-54, 56-79, 83, 85, 88-92. Dass mit den dort namentlich genannten Personen keineswegs alle Stifter von St. Simon und Judas erfasst sind, hat redaktionelle Gründe (zu diesen siehe Kap. XI.1), was nicht nur zahlreiche ‚unvollständige‘ Einträgen vermuten lassen, sondern auch durch die Jahrtag-Liste aus dem Kopialbuch A bestätigt wird, in der eine Reihe weiterer, im Urbar nicht erwähnter Personen aus dem 12. Jahrhundert verzeichnet ist. Vgl. Jahrtag-Liste, Nrn. 2, 3, 8, 13 (siehe hierzu Kap. XI.1, Anm. 10), 44, 46, 93, 99 u. 108 115 Vgl. Urbar § 1. 116 Zur Problematik dieses Begriffs vgl. Kap. II, Anm. 78. 117 Ausdrücklich belegt ist dies für die bereits oben erwähnte Festtagsstiftung des Scholasters Thietmar (vgl. bei Anm. 115), in anderen Fällen ist ein analoges Verfahren nur aus dem Fälligkeitstermin der Stiftungserträge zu erschließen. Vgl. Urbar §§ 4, 26, 30, 61 u. 84.

92

Momentaufnahmen

Tab. 4: Synopse zu den Totenbuchauszügen aus dem Urbar von ca. 1191/94 118 Nr.

Stifter

belegt

Dotation

01

Hermann

(1151)

10 ½ Hufen 2 Häuser 2 Hofstellen 1 Mühle

Ertrag 212 s

02

Judith

1156

1 Garten

72 s

03

Ulrich

1156

04

Marquard

?

05

Tethard

06 07 08 09

Zahlungstermin(e)

Urbar

Freitag vor Pfingsten 14. September Jahrtag Hermanns Jahrtag Hermanns 29. November 20. Dezember Jahrtag Richencins Jahrtag Lucias

§ 26

Jahrtag Juttas Jahrtag Ulrichs

§ 50

1 Garten

52 s

?

§ 50

5 ½ Hufen

42 s

Jahrtag Marquards Jahrtag Dietrichs

§ 44

(1160)

1 Haus

40 s

Jahrtag Tethards Jahrtag s. Gemahlin 27. Oktober

§ 61

Erpo

†1097

4 Hufen

32 s

?

§ 29

Verdecho

?

1 Mühle

30 s

?

§ 65

Wigburgis

?

2 Mühlen

30 s

?

§ 74

Haolf

?

3 Hufen 7 Hofstellen

28 s

?

§ 41

10

Hugo

?

1 Garten

28 s

?

§ 49

11

Rudolf der Eiserne

?

1 Garten

26 s

Jahrtag Rudolfs Jahrtag Giselberts Jahrtags Immas

§ 60

12

Ovo

1151-1177

3 Hufen

24 s

?

§ 42

13

Petrus

1131

2 Fleischbänke

21 ½ s

?

§ 78

14

Maszo & Wilhelm

?

4 Fleischbänke

20 s

?

§ 24

15

Dietrich Kind

?

2 Hufen

20 s

?

§ 28

16

Widekin

?

2 Hufen 4 Morgen

20 s

?

§ 52

17

Rudolf

(1154-1173)

1 Garten 1 Schmiede ½ Hufe

20 s

?

§ 53

§ 62

18

Tankmar,

(1154)

2 Hufen

20 s

?

19

Ulrich der Reiche

1174/81-1191

1 Fleischbank

20 s

Ostern

§ 63

20

Kuno

?

1 Garten

20 s

?

§ 71

21

Pilgrim

1118

1 Mühle

20 s

?

§ 76

118 Die Ordnung der Einträge erfolgte nach der Höhe der jährlichen Erträge. Alle aus dem Totenbuch in das Urbar übertragenen Einträge, die hierüber keine Angaben machen, wurden ebenso wie diejenigen, bei denen der Stifter ungenannt bleibt, nicht berücksichtigt. Um einen Vergleich zu ermöglichen, sind die jährlichen Erträge unter Zugrundelegung der folgenden Wertrelationen grundsätzlich in Schillingen angegeben: 10 Mark (marcae) = 12 Pfund (libra, talenta) = 40 Vierdinge (fertones) = 80 Lot (lot) = 240 Schilling (solidi) = 2880 Pfennige (denarii). Vgl. hierzu die Angaben im Register zu UB Goslar 1, 671 (s. v. Münzsorten), wo die Mark aber irrtümlich zu 30 statt zu 24 Schillingen gerechnet wird, worauf bereits Teute, Ostfalenland (1910), 219, Anm. 4, hingewiesen hat.

93

Um 1163 22

Reinburg

?

¼ Mine

20 s

Jahrtag Reinburgs

§ 88

23

Herzo

1120-1131

2 Hufen 1 Mühle

20 s

?

§ 90

24

Gunzo

1129

25

Petrus

?

26

Markolf

27

1 Mühle

20 s

?

§ 91

2 ½ Hufen

18 s

?

§ 72

(1173)

1 Mühle

16 s

?

§ 77

Tiedolf

?

1 Fleischbank

14 s

Jahrtag Tiedolfs Jahrtag Adelheids

§ 83

28

Hoburg

?

1 Haus

13 s

?

§ 79

29

Volbert

(1151-1169)

1 Mühle

10 s

?

§ 67

30

Conrad

?

1 Haus

10 s

?

§ 68

31

Altmann

?

1 Fleischbank

10 s

?

§ 75

32

Heinrich

?

1 Hufe 9 Morgen 1 Hofstelle

10 s

?

§ 92

33

Richinza

?

1 Haus

8s

?

§ 57

34

Bernhard

vor 1171

1 Fleischbank

8s

?

§ 64 § 66

35

Eicho

?

1 Fleischbank

8s

?

36

Thietmar

?

½ Fleischbank

8s

?

§ 70

37

Gertrud

1115-1143

1 Hufe

7s

?

§ 48

38

Hermes

?

1 Hofstelle

6s

?

§ 31

39

Wermar

?

1 Fleischbank

6s

?

§ 43

40

Woccolin

?

1 Fleischbank

6s

?

§ 51

41

Arnold

?

1 Haus

6s

?

§ 54

42

Willa

?

1 Fleischbank

6s

?

§ 56

43

Dietrich

(1160)

1 Fleischbank

6s

?

§ 58

44

Bovo

?

1 Fleischbank

5s

?

§ 69

45

Hermann

(1147)

1 Schmiede

5s

?

§ 73

46

Reinold

(1174/89)

1 Hofstelle

4s

?

§ 45

47

Wichmann

(1151-1160)

1 Garten

3s

?

§ 47

mindestens 65 weiterer Personen119, von denen eine ganze Reihe dem Stift vermutlich einst selbst als Kanoniker angehört hatte120, bei denen es sich aber größtenteils um Mitglieder der in Goslar und Umgebung ansässigen Ministerialen121 , Kaufmanns-122 und Handwerkerfamilien123 gehandelt haben dürfte.124 119 Vgl. Urbar §§ 24-26, 28-31, 41-54, 56-58, 60-79, 83, 85 u. 88-92; Jahrtag-Liste, Nrn. 2, 8, 46, 93 (= Urbar § 42) u. 108. 120 Das gilt mit Sicherheit für die Kanoniker Hermann, Ovo und Petrus (vgl. Urbar §§ 26, 42 u. 78) und wahrscheinlich auch für die Dekane Bernhard und Pilgrim (vgl. Urbar §§ 64 u. 76). Ob in den zwölf Personen, die in den Totenbuchauszügen des Urbars als fratres tituliert werden (vgl. Urbar §§ 24, 25, 29, 41, 44, 49, 52, 54, 70, 75 u. 92), aber urkundlich nicht als Kanoniker belegt sind, in jedem Fall (ehemalige) Angehörige des Stifts erblickt werden können, ist nicht mit letzter Sicherheit zu entscheiden, weil diese Bezeichnung auch auf eine Gebetsverbrüderung mit der Stiftsherrengemeinschaft zurückgehen könnte. Dass mit solchen Fällen zu rechnen ist, unterstreicht der Eintrag für die „Schwester Reinburg“ (vgl. Urbar § 88). Mitglieder anderer Kommunitäten lassen sich nur ganz vereinzelt nachweisen (Urbar §§ 67 u. 85). 121 Vgl. etwa Urbar §§ 46 f., 65, 73 u. 90; Jahrtag-Liste, Nrn. 2 u. 8.

94

Momentaufnahmen

Zweitens blieben die angelagerten Stiftungen nicht ohne Folgen für die Struktur des Stiftungsvermögens. Wer auch immer im Laufe des 12. Jahrhunderts bei den Kanonikern von St. Simon und Judas sein frommes Werk errichtete, dürfte zu Lebzeiten als wohlhabend oder gar reich gegolten haben. Mit der wirtschaftlichen Potenz eines Kaisers konnte er sich natürlich trotzdem nicht messen. Deshalb nahm sich die jeweils bereitgestellte Dotation gegenüber dem, was Heinrich III. einst an Gütern für sein Seelenheil investiert hatte, zwangsläufig bescheiden aus. Selbst in der Summe machten die auf diese Weise im Laufe von rund hundert Jahren zusammengekommenen Ländereien nur einen Bruchteil dessen aus, was der zweite Salier seiner Goslarer Stiftung allein am 24. November 1050 hatte zukommen lassen.125 Die zweckgebundenen Sondervermögen der angelagerten Stiftungen waren aber nicht nur vom Umfang her viel kleiner als das vom Gründer bereitgestellte Grundstockvermögen126, sie wurden auch ganz anders bewirtschaftet. Ihr Ertrag bestand nämlich weder in Nahrungsmitteln, noch in menschlicher Arbeitskraft, die man unmittelbar für deren Herstellung und Anlieferung ausbeuten konnte, sondern einzig und allein in Geld. Wie viele Münzen jeder der Stiftsherren als Gegengabe für den Vollzug eines bestimmten agglomerierten Stiftungszwecks erhielt, variierte sehr stark; für ein und dieselbe Leistung – nämlich die liturgische Memoria am Jahrtag – wurden mal drei, mal zweiunddreißig Schillinge unter den Kanonikern verteilt. Insgesamt wechselten auf diese Weise im Laufe eines Jahres allerdings weit mehr als zehntausend Pfennigmünzen ihren Besitzer.127 Drittens musste jede der angelagerten Stiftungen auch verwaltet werden. Irgendjemand hatte schließlich die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass die Stiftungsgüter nicht entfremdet, die jährlichen Zinsen pünktlich gezahlt, der vom Stifter festgelegte Zweck ordnungsgemäß erfüllt und die Erträge unter den Destinatären gerecht verteilt wurden. Im Fall von Azelas Stiftungen hatte diese Aufgabe – den damaligen Verhältnissen entsprechend – noch ganz selbstverständlich der Propst übernommen. Wenn Friedrich I. diese Zuständigkeit in seiner Urkunde vom 12. April 1163 auch für zukünftige Zeiten ausdrücklich bestätigte128, dann tat er dies 122 Der (erfolg)reichste von ihnen hieß Ulrich. Vgl. Urbar § 63. 123 Gesichert für Urbar § 62. Weitere Personen lassen sich wohl anhand ihrer Dotation diesem Milieu zuweisen. Vgl. etwa Urbar §§ 53, 73 u. 85. 124 Kirchliche oder weltliche Würdenträger sucht man hingegen nahezu vergebens; unter den nachweislich kommemorierten Personen befinden sich lediglich zwei Bischöfe (vgl. Urbar §§ 25 u. 29) und eine Herzogin (vgl. Urbar § 48). 125 Nämlich insgesamt 126 ½ Hufen im Vergleich zu 145 ½ Hufen. Vgl. Urbar §§ 4-15, 21, 25-29, 35-42, 44, 48, 52 f., 62, 72, 80 f., 90, 92 u. 96-102 mit Tab. 2. 126 In vielen Fällen handelt es sich auch gar nicht um Ländereien, sondern um Mühlen, Schlachtbänke, Verkaufsbuden oder Grubenanteile. 127 Allein die in Tab. 4 zusammengestellten Stiftungen erwirtschafteten einen jährlichen Ertrag von 1.050,5 Schillingen, was 12.606 Pfennigen entspricht. 128 Vgl. bei Anm. 17 sowie Urbar §§ 86 f.

Um 1163

95

vor allem deshalb, weil eine derartige Stiftungskonstruktion in der Zwischenzeit völlig aus der Mode gekommen war. Welche Instanz die Goslarer Stifter des ausgehenden zwölften Jahrhunderts üblicherweise anstelle des Propstes mit der treuhänderischen Verwaltung ihrer agglomerierten Stiftungsvermögen betrauten, lässt sich aufgrund der fragmentarischen Überlieferung nicht mit letzter Sicherheit bestimmen. Vieles spricht jedoch für das Stiftskapitel, das dann seinerseits Beauftragte ernannte, deren Rechte und Pflichten über kurz oder lang festgelegt werden mussten.

IV. Um 1469 – Dekan Henning Bornhusen leitet das liturgische Totengedenken am Jahrtag Kaiser Heinrichs III.

Wie jedes Jahr wurden die Menschen, die zwischen Rammels-, Stein- und Galgenberg an den Ufern der Gose lebten, auch 1469 in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober durch ein Glockengeläut der ganz besonderen Art aus dem Schlaf gerissen. Als erstes hörte man die „Kaiserglocke“, die an einigen hohen Feiertagen zusammen mit den übrigen Glocken der Stiftskirche Verwendung fand, aber nur zur Vigil Kaiser Heinrichs III. solitär erklang, dann die „goldene Glocke“, die üblicherweise sonntags und bei vielen Heiligenfesten geläutet wurde, bevor sich schließlich drei starke Männer damit abmühten, alle im Westwerk von St. Simon und Judas befindlichen Glocken gleichzeitig zu schlagen.1 Während die meisten ‚Goslarer‘ nach diesem akustischen Spektakel wieder in den Schlaf zurückfinden durften, war die Nachtruhe für die Kanoniker von St. Simon und Judas nun erst einmal zu Ende. Rasch eilten sie aus ihren Kurien in die Stiftskirche, um ihren angestammten Sitz im Chorgestühl einzunehmen (Abb. 8). Während die übrigen Stiftsherren noch schliefen, hatte der Küster hier schon alles vorbereitet2: Sämtliche verfügbaren Teppiche waren im Chorraum ausgebreitet, die geöffneten Heiligenschreine, die tabula3 und der goldene Altar auf bzw. vor dem Hochaltar drapiert. Zudem war(en) der (oder die) Deckel des hölzernen Schausargs4, der sich in der Flucht des Hoch1 Vgl. Ordinarius § 70; ferner Kap. XIII.3 s. v. campane. 2 Vgl. zum Folgenden Ordinarius § 70. Die Schilderung der Anniversarfeiern für Heinrich III. bei Hölscher, Gottesdienst (1905), 15-17, ist in vielen Punkten korrekturbedürftig. Zur Jahrtagsliturgie in der Goslarer Pfarrkirche St. Jakob während des 15. Jahrhunderts vgl. Graf, Memoria (1997), bes. 96-99. 3 Was mit der im Ordinarius von 1435 wiederholt erwähnten tabula genau gemeint ist, bleibt leider unklar. Vielleicht handelte es sich um die heute verschollene Schrifttafel mit einigen dem hl. Augustinus und Bernhard von Clairvaux zugeschriebenen Verhaltensmaßregeln für den Chordienst, die nach Asche, Kaiserpfalz (1892), 17 f., am Ende des 19. Jahrhunderts noch in der so genannten Domvorhalle aufbewahrt wurde. Vgl. auch Magin, Inschriften (1997), 46 f., Nr. 48, sowie zur Funktion derartiger Medien in spätmittelalterlichen Kirchenräumen Boockmann, Schrifttafeln (1984); Slenczka, Bildtafeln (1998), bes. 21 f., 176-202. 4 Das heute im Untergeschoss der Goslarer Pfalz aufbewahrte Modell stammt erst aus dem Jahre 1740, muss aber einen oder mehrere Vorgänger gehabt haben, die vielleicht mit einem Satteldach

98

Momentaufnahmen

altars mittig zwischen den beiden Reihen des Chorgestühls befand, geöffnet und die darunter zum Vorschein kommende, bunt bemalte Sandstein-Skulptur5, die Kaiser Heinrich III. als einen 1,78 Meter großen, bartlosen und in der höfischen Tracht des 13. Jahrhunderts gekleideten Mann mit Krone, Zepter und dem für Stifterbilder typischen Kirchenmodell6 in Szene setzte (Abb. 7), mit Leichentüchern7 eingeschlagen. Um den auf diese Weise evozierten Leichnam des Stifters brannten bereits vier wohlgestaltete Kerzen, als Henning Bornhusen, ein Goslarer Ratsherren-Sohn und seit einigen Jahren Dekan von St. Simon und Judas8, aus der Sakristei kommend den Altarraum betrat und die feierliche Vigil für den Gründer der Kommunität mit der collecta pro fundatore eröffnete: „Wir bitten, Herr, sei gnädig mit der Seele Deines Knechts, des Kaisers Heinrich, und gewähre, dass derjenige, der an diesem Orte mit den Gaben, die Du ihm gegeben hast, in nie nachlassender Sorge Deinem Namen tägliche Huldigungen eingerichtet hat, es sich verdiene, mit Deinen Heiligen die ewige Glückseligkeit zu genießen. Durch unsern Herrn, Jesus Christus, Deinen Sohn.“9 Kaum hatten die anwesenden Kanoniker diesen frommen Wunsch mit einem „Amen“ bekräftigt, stimmte Bornhusen, der als Dekan am Anniversar Heinrichs III. den Gottesdienst ausnahmsweise persönlich leitete10, schon die Antiphon »Dirige, Domine« an, mit der in Goslar üblicherweise die erste Nokturn des Totenoffiziums eröffnet wurde.11 Diese bestand wie die beiden unmittelbar anschließenden Nokturnen aus insgesamt vier liturgischen Einheiten: zunächst intonierte man abwechselnd versehen waren. Vgl. Beckermann, Grabmal (2003), 98-101 u. 169 (Abb. 15). 5 Die beste Beschreibung der Skulptur findet sich bei Beckermann, Grabmal (2003), 92 f., 101-109. 6 So Beckermann, Grabmal (2003), 106 f., mit guten Argumenten gegen Zahlten, Kaiserbilder (1993), 340. 7 Zumindest eines der heute verschollenen Tücher scheint diese Funktion noch im 18. Jahrhundert erfüllt zu haben; allerdings nicht mehr periodisch, sondern permanent. Vgl. die Hinweise bei von Rohr, Merckwürdigkeiten (1739), 291, 452 f.; Uffenbach, Reisen (1753), 80; Mund, Versuch (1800), 398; ferner Beckermann, Grabmal (2003), 136. 8 Nach Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 26, war Henning Bornhusen entweder ein Sohn des Ratsherren Boto Bornhusen (bezeugt: 1417-1424) oder des Ratsherren Heinrich Bornhusen (bezeugt: 1424-1435). Als Dekan von St. Simon und Judas ist er urkundlich nachgewiesen von 1467 VIII 30 bis 1471 III 25 und dann wieder von 1477 IV 7 bis 1491 I 13. Vgl. Meier (a. a. O.) mit unvollständigen Belegen. 9 Brevier § 7f. – Diese Fürbitte folgt dem Formular einer Fundatoren-Kollekte, deren Ursprünge und Rezeptionswege bislang nicht eingehend erforscht sind, die sich aber spätestens seit dem 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Vgl. CO, Nr. 4701; weitere Hinweise bei Schneidmüller, Burg (2003), 79 mit Anm. 261. Nahezu gleichlautende Gebete sprachen u. a. die Bamberger Domherren im 11. Jahrhundert für Kaiser Heinrich II. und die Kanoniker von St. Blasius in Braunschweig im 14./15. Jahrhundert für Heinrich den Löwen. Vgl. Hoffmann, Mönchskönig (1993), 200 f.; Schneidmüller, Burg (2003), 81. 10 Sonst war er hierzu lediglich an Mariä Reinigung (2. Februar) sowie am Fest der Apostel Simon und Judas (28. Oktober) verpflichtet. Vgl. Kalendarium, 46, 54. 11 Vgl. Brevier § 2a. Zum Folgenden: ebd. §§ 2a, 3a, 4a, 9a-9j.

Um 1469

99

Abb. 7: Der Goslarer Grabstein Kaiser Heinrichs III.

je drei Antiphonen und Psalmen mit einem abschließenden Versikel und betete anschließend das »Pater noster« sowie in der ersten Nokturn zudem das »Ave Maria«. Dann wurde abschnittweise aus einer Predigt des hl. Augustinus vorgelesen, in der sich der Kirchenvater um eine Auslegung dessen bemüht, was Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher12 über die Auferstehung der Toten gelehrt hat.13 Den ersten Abschnitt trug wie üblich der Kämmerer vor, die folgenden acht Passagen (reihum?) einer der übrigen Kanoniker14, wobei der Chor der Stiftsherren auf jede Lesung mit einem Responsorium antwortete. Nachdem der letzte dieser gregorianischen Choräle, das aus der Bestattungsliturgie entlehnte »Libera me«, gesungen und auch die abschließende Antiphon »Media vita in morte sumus« sowie das Kyrie verklungen waren, entzündete man noch eine kleine Kerze am Fuße der Grabplatte, welche die ganze Nacht hindurch bis zur Messe brennen sollte.15 Zur Seelmesse am nächsten Morgen, dem feierlichen Hochamt «Si enim»16, wurde wieder mit allen Glocken im Westwerk der Kirche geläutet. Abermals eilten die Kanoniker in den noch vom Vorabend feierlich geschmückten Chor, doch füllte sich nun auch das Langhaus mit frommen Laien – in erster Linie wohl mit jenen Armen, an die im Namen Heinrichs III. bereits bei Tagesanbruch Almosen verteilt worden waren und die sich nun für diese wohltätige Gabe mit einem Gebet zu revanchieren gedachten17; zu ihnen gesellten sich vielleicht auch einige Angehörige der städtischen Führungsschichten, die den Jahrtag des zweiten Salierkaisers zum Anlass nahmen, ihre Reichsnähe in königsferner Zeit zu demonstrieren.18 Dass der 12 13 14 15 16 17 18

1. Thess. 4,13-17. Brevier §§ 9a-9i. Vgl. Brevier § 9. Vgl. Brevier § 9j; Ordinarius § 70. Vgl. Ordinarius § 92a. Vgl. (auch zum Folgenden) Ordinarius § 70. Zu diesem Komplex siehe mit anderem Fokus Schneidmüller, Reichsnähe (1992), bes. 23-29.

100

Momentaufnahmen

Priester, der am Hoch- und nicht am Volksaltar zelebrierte, die bessere Kasel mit den Bildern der Heiligen angelegt hatte und die Ministranten die besseren weißen Chorhemden benutzten, blieb den im Langhaus Anwesenden dabei ebenso verborgen wie der Umstand, dass man die Skulptur Heinrichs III., die nach wie vor als aufgebahrter Leichnam dekoriert war, nun auch noch mit zwei weiteren Gegenständen versehen hatte, die angeblich aus dem persönlichen Besitz des Kaisers stammen sollten: einem Stab19 und einem Trinkhorn.20 Ob unter diesen Umständen tatsächlich alle Laien bis zum Ende der – ausschließlich akustisch erfahrbaren – Messe ausharrten, wird man wohl bezweifeln dürfen. Die Stiftsherren hingegen hatten gute Gründe, nicht nur pünktlich zu erscheinen, sondern auch bis zum abschließenden Segen mit Eifer bei der Sache zu sein, waren dies doch die üblichen Voraussetzungen für den Empfang der Präsenzgelder, die im Anschluss an die Seelmesse im Chor verteilt wurden, bevor die Stiftsherren in ihre Kurien zurückkehrten, um sich für das mittägliche Totenmahl21 umzuziehen, bei dem wie jedes Jahr Wein und Hühnchen gereicht wurden (Tab. 5).22 Zusätzlich zu der Leitung des Gottesdienstes am Anniversar Heinrichs III. fiel 1469 auch die Bereitstellung der Präsenz- und Totenmahlgelder in die Zuständigkeit Henning Bornhusens, weil er zu jener Zeit neben dem Dekanat in Personalunion auch das Amt des Viztums innehatte. Seitdem das Kapitel 1163 die Aufsicht über die Stiftsgüter im Wesentlichen an sich gerissen hatte, waren immer wieder Kanoniker mit anfangs wohl fallweise festgelegten, heute jedenfalls nur noch vage zu bestimmenden Kompetenzen und Aufgabenfeldern als vicedomini (wörtlich: Stellvertreter) des Kapitels bei der Güterverwaltung in Erscheinung getreten.23 Spätestens im 15. Jahrhundert hatte sich der Viztum jedoch zu einem regulären Stiftsamt entwickelt, dessen alljährlich neu gewählter Inhaber für die Erhebung und Verteilung der aus dem Präbendalvermögen erwirtschafteten Getreide- und Münz-

19 Diesen Stab trug der Bürgermeister bei der Himmelfahrtsprozession. Vgl. Ordinarius § 32b. 20 Ein ähnliches Ensemble von ‚Stifter-Devotionalien‘ verwahrten die Kanoniker von St. Georg in Limburg an der Lahn. Hinweise darauf, dass diese Gegenstände (ein Dolch, ein Messer, eine Trinkschale und ein Trinkhorn) am Jahrtag des Gründers, des Grafen Konrad Kurzbold († 948), auf dessen figürlichem Grabmal drapiert wurden, sucht man indes vergebens. Vgl. Struck, Gründung (1986), 10-15 mit Abb. 1-4; Crone, Konrad Kurzbold (1987), 56-58; Kloft, Bemerkungen (2004), 351-361; ders., Marderpelz (2005), 214 f. 21 Zu derartigen Totenmählern vgl. Oexle, Gegenwart (1983), 48-53; ders., Mahl (1984). 22 Die Totenmahlzahlungen sind in der Regel mit der Erläuterung pro vino et gallo versehen. 23 Erste Erwähnungen 1191/94 im Urbar §§ 133, 165, 194, 241 u. 246; weitere Belege: UB Goslar 1, Nrn. 385, 473 u. 474; UB Goslar 2, Nr. 216. Mehrere zeitgleich amtierende Viztume werden erwähnt: UB Goslar 2, Nr. 442 (1293 I 4). Vgl. auch Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904), 63 f.

Um 1469

101

Abb. 8: Chorquadrat und Sanktuarium von St. Simon und Judas (nach Gelder) 24

24 Diese „Das hohe Chor“ betitelte Zeichnung wurde ca. 1834/35, d. h. mehr als zehn Jahre nach dem 1819/22 erfolgten Abbruch der Stiftskirche und mehr als zwanzig Jahre nach der 1807/12 erfolgten Demontage ihrer Inneneinrichtung, durch Gustav Gelder, einen Sohn des ab 1834 vom Magistrat als ‚Konservator der Domvorhalle‘ angestellten Carl Gelder, angefertigt. So fragwürdig ihr Quellenwert deshalb im Detail erscheinen mag, die Einrichtung von Presbyterium und Sanktuarium wird im Wesentlichen sehr wohl durch die vor dem Abbruch der Stiftskirche angefertigten Grundrisse von Ilse, Mühlenpfordt und Stier bestätigt. Vgl. auch Beckermann, Grabmal (2003), 91.

102

Momentaufnahmen

Tab. 5: Die Präsenzgeld- und Totenmahlzahlungen des Viztums am Jahrtag Heinrichs III.25 0

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25 Die Tabelle verzeichnet alle zwischen 1430 und 1540 erfolgten Präsenzgeld- und TotenmahlZahlungen des Viztums am Jahrtag Heinrichs III., wobei die Spalten das jeweilige Jahr und die Zeilen das jeweilige Jahrzehnt markieren. Quellengrundlage sind die erhaltenen Vizedominatsrechnungen (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kästen 655 f., 658 u. 660). In diesen wird meist präzise zwischen den Präsenzgeld- und Totenmahl-Zahlungen differenziert. In der Tabelle entspricht ersterem jeweils die obere Zeile, letzterem jeweils die untere Zeile. Werden die Ausgaben am Anniversar des Gründers in der jeweiligen Vizedominatsrechnung nur summarisch angegeben, findet sich eine solche Unterteilung auch in der Tabelle nicht. – Das Rechnungsjahr des Viztums dauerte vom 1. Oktober bis zum 30. September. Maßgeblich für die hier zugrunde gelegte Datierung der Register ist das Jahr der Rechnungslegung; die abgerechneten Memorien Heinrichs III. sind also jeweils im vorangegangen Jahr abgehalten worden. – Rechnungsjahre, aus denen keine Register des Viztums überliefert sind, wurden mit einer Tilde (~) gekennzeichnet. Im Register von 1442 sind lediglich die Gesamtausgaben für Präsenzgeldzahlungen verzeichnet. Im Register von 1526 sind die einzelnen Beträge zwar wie im Vorjahr aufgelistet, am Rand steht aber von der Hand des Viztums (Georg Peters): Non dedi. Nach dem Register von 1530 gab der Viztum in diesem Jahr Präsenzgelder nur noch an Heiligenfesten, nicht mehr für Jahrtagsfeiern. In den Jahren 1531, 1532, 1533, 1535 und 1536 erscheint der Posten ‚exposita ad presencias‘ überhaupt nicht mehr in den Vizedominatsrechnungen.

Um 1469

103

quanta zuständig war26, darüber hinaus aber auch über einen eigenen Fonds verfügte, aus dessen Erträgen er unter anderem Prämien für die Anwesenheit beim Gottesdienst bereitzustellen hatte27, die dann vom Bursar, dem ‚Geldbeutelverwalter‘, im Chor zu verteilen waren.28 Für das Rechnungsjahr 1469/70 konnte der Goslarer Viztum, wie seiner erhalten gebliebenen Abrechnung zu entnehmen ist, einen nahezu ausgeglichenen Haushalt vorlegen: Einnahmen in Höhe von 151 ½ Mark, 1 Lot und 1 ½ Pfennigen standen Ausgaben in Höhe von 151 Mark, 1 Lot und 3 Pfennigen gegenüber.29 Von letzteren entfiel etwa ein Siebtel auf den Posten Exposita ad presencias, und zwar exakt 22 Mark, 3 Lot und 2 Pfennige, die in insgesamt fünfundfünfzig Tranchen an die jeweils im Chor anwesenden Stiftsherren als Belohnung für ihre Beteiligung am Gottesdienst verteilt wurden.30 Am 5. Oktober zahlte Henning Bornhusen, wie seit Jahrzehnten üblich, etwas mehr als eine halbe Mark aus. Das war gemessen am Jahresumsatz des Viztums zwar eine überschaubare Summe, unter allen von ihm geleisteten Präsenzgeldausschüttungen jedoch – und das sicher nicht zufällig – mit Abstand die höchste. Während bei anderen Gedenkfeiern und selbst an den bedeutendsten Heiligen-, Marien- oder Herrenfesten maximal 72 (oft sogar nur 36) Pfennige zur Auszahlung kamen31, entsprachen die 2 ½ Vierding, die Henning Bornhusen am Jahrtag Heinrichs III. in den Chor gab, 90 Pfennigen. Da blieben für jeden 26 Das legen zumindest die auf ältere Vorlagen zurückgehenden Statuten von 1585 nahe, in denen es heißt: Antiqua dicitur praebenda, quam ministrant vicedomini, scilicet omne commune frumentum granarii, denarii Magdeburgenses, Halberstadenses et Ascanienses (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 651: Kopialbuch N, fol. 9v). – Ein vergleichbarer Geschäftsbereich lässt sich für den Viztum des benachbarten Blasius-Stifts in Braunschweig bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts nachweisen, dessen früheste erhaltene Abrechnungsregister nach einer detaillierten Aufzählung der Getreide-Einkünfte stets mit dem pauschalen Ausgabenvermerk schließen: Ista fuit prebenda dominorum [mitunter ergänzt: nostrorum] isto anno: [mitunter ergänzt: cuilibet domino] [...] modii tritici, [...] modii siliginis, [...] modii avene (Vizedominatsrechnungen St. Blasius, 18, Z. 18 [zu 1300], 19, Z. 35 f. [zu 1301], 21, Z. 9 f. [zu 1302], 22, Z. 19-12 [zu 1303]); vgl. ferner Döll, Kollegiatstifte (1967), 198 f.; Hoffmann, Umland (1981), 163167; Schillinger, Statuten (1994), 145 f. 27 Die erhaltenen Vizedominatsrechnungen von St. Simon und Judas, aus denen all dies zu ersehen ist, setzen 1430 ein. Bereits die ältesten Stücke vermitteln jedoch den Eindruck einer seit langem üblichen Praxis. 28 Unsere Kenntnisse über dieses Stiftsamt speisen sich allein aus den erhaltenen Registra bursarie für die Jahre 1365/66 (nach dem heute nicht mehr auffindbaren Original gedruckt: UB Goslar 5, Nr. 63), 1456/57, 1459/60 u. 1460/61 (jeweils: StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 660). 29 Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 660, Registrum vicedominatus (1470), fol. 4r; ebd., fol. 8v. 30 Vgl. ebd., fol 5r. 31 Nämlich ½ Mark bzw. 1 Vierding. – Zum Vergleich: In der Goslarer Pfarrei St. Jakob wurden zur selben Zeit in der Regel ½ oder 1 Vierding, also 18 bzw. 36 Pfenning, an die Teilnehmer von Anniversarfeiern verteilt. Vgl. Graf, Memoria (1997), 103.

104

Momentaufnahmen

Teilnehmer, selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle 18 Kanoniker32 der Stiftskirche tatsächlich Vigil und Seelmesse besucht hatten, immerhin 5 Pfennige übrig. Von den paar Münzen wurde man natürlich nicht reich. Ihre Funktion als Anreiz zur Teilnahme am Gottesdienst scheinen die Geldstücke dennoch voll und ganz erfüllt zu haben; sonst wären aus dem Kreis der (potentiellen) Empfänger wohl kaum immer neue Memorialstiftungen errichtet worden, deren Erträge zukünftig nach genau demselben Muster vom Viztum ausgeschüttet werden sollten. Während die von Heinrich III. bereitgestellte Dotation schon im ausgehenden Hochmittelalter in die Mühlen einer immer unübersichtlicher werdenden Güterordnung der Stiftsherren geraten war, ihre Verwaltung und Abschöpfung im 15. Jahrhundert dementsprechend weder zentral, noch en bloc, sondern von ganz verschiedenen Instanzen der Stiftsverfassung jeweils in Verbindung mit anderen Gütermassen erfolgte33, blieb der Vollzug der von Heinrich III. erteilten Memorialauflagen stets sorgsam abgehoben von der Art und Weise, in der man die im Laufe der Jahre hinzugekommenen Stiftungszwecke realisierte. Die Sonderstellung, die dem Gründergedenken in der Memorialpraxis der Kanoniker von St. Simon und Judas zukam, zeigte sich nicht nur in der (unübertroffenen) Höhe der verteilten Präsenzgelder, sondern auch in einer vom gewöhnlichen Totengedenken34 der Stiftsherren abweichenden Liturgie mit eigenen Lesungen und Gebeten, besonderem Geläut und speziellem Dekor des Kirchenraums. Die markanteste Differenz zwischen den vielen Stiftermemorien und dem liturgischen Gedenken an den einen Gründer der Kommunität bildete freilich die zeitliche Frequenz. Während man der zahlreichen Wohltäter, die ihre Stiftungen bei den Kanonikern von St. Simon und Judas errichtet hatten, gewöhnlich am dritten, siebten und dreißigsten Tag nach ihrem Hinscheiden und dann alljährlich am Todestag gedachte35, beschränkte sich das Gründergedenken der Stiftsherren nicht auf einen einzigen, jährlich wiederkehrenden Termin. Gemäß dem Ordinarius von 143536 wurde der Schausarg im Chor der Stiftskirche nämlich nicht nur am 5. Oktober, sondern auch an fünfzig weiteren Tagen des Jahreskreises geöffnet (Tab. 6).

32 Sie werden namentlich genannt in der Stiftungsurkunde der Vikare Henning Tunszel, Henning Stederhoff und Cord Herde vom 25. März 1471. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 623. Zu dem wohl wegen Absenz hier nicht erwähnten Propst Heinrich Zedeler vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 121 f., Nr. 312; ders., Domkapitel (1967), 189, Nr. 263. 33 Der vom Viztum verwaltete Fonds bezog seine Einkünfte 1470 unter anderem von den Ämtern Semmenstedt und Oldendorf, zwei Wirtschaftseinheiten, die sich unmittelbar auf die Dotation Heinrichs III. zurückführen lassen. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 660, Registrum vicedominatus (1470), fol. 2r, sowie Kap. II, bei Anm. 90. 34 Vgl. Brevier §§ 1-8 und hierzu Kap. XIV.1. 35 Zu diesem Rhythmus vgl. Franz, Messe (1902), 243-247; Merk, Totenehrung (1926), 91-102; siehe auch Brevier § 7d. 36 Zu dieser Handschrift und den libri ordinarii als Gattung vgl. Kap. XIII.1.

105

Um 1469

Tab. 6: Die Termine für die ‚praesente cadavere‘ gefeierten Messen nach dem Ordinarius von 1435 Termin 6. Januar 8. Januar

Fest

Ordinarius

In festo Epyphanie Domini

§3

In festo beati Herardi episcopi

§4

17. Januar

In festo beati Anthonii confessoris

§5 §7

29. Januar

In festo beati Valerii episcopi

30. Januar

In festo beate Aldegundis virginis

§8

2. Februar

In festo Purificationis beate Marie virginis

§9

6. Februar

In festo beate Dorothee virginis

§ 10

24. Februar

In festo sancti Mathye apostoli

§ 11

25. März

In festo Annuntiacionis beate Marie

§ 14

26. März

In festo beati Ludgheri episcopi

§ 15

1. April

In festo beati Venantii martiris

§ 16

4. April Ostervigil

In festo sancti Ambrosii episcopi

§ 17

In vigilia Pasche

§ 22

6. Mai

In festo sancti Iohanni ante portam

§ 27

9. Mai

In Translationis beati Andree

§ 28

In festo beati Servacii episcopi

§ 29

13. Mai 19. Mai Himmelfahrtsvigil Pfingstvigil

In festo beati Cirilli

§ 31

In vigilia Ascensionis Domini

§ 32

In vigilia Penthecostes

§ 33

Trinitatis

In festo sancte Trinitatis

§ 35

Fronleichnam

In festo Corporis Christi

§ 36

22. Juni

In festo sanctorum decem milium martirum

§ 39

24. Juni

In festo Nativitatis beati Johannis baptiste

§ 40

29. Juni

In festo sanctorum Petri et Pauli

§ 41

In festo Dedicationis huius ecclesie

§ 43

10. Juli

In festo Translationis beati Thome apostoli

§ 45

25. Juli

In festo beati Jacobi apostoli

§ 48

In festo Transfigurationis Domini

§ 53

2. Juli

6. August 10. August

In festo beati Laurentii

§ 54

15. August

In festo Assumptionis sancte Marie

§ 55

16. August

In festo sancti Bernwardi episcopi

§ 56

29. August

In festo Decollationis sancti Johannis baptiste

§ 59

In festo Nativitatis beate Marie

§ 60

8. September 10. September

In Dedicatione altaris sancti Mychahelis

§ 61

17. September

In festo beati Lamberti martiris

§ 65

22. September

In festo sanctorum Mauricii et sociorum eius

§ 67

106

Momentaufnahmen 29. September

In festo beati Mychahelis

§ 69

30. September

In festo beati Iheronimi presbyteri

§ 70

In Anniversario Hinrici

§ 71

5. Oktober 21. Oktober

In festo sanctarum undecim milium virginum

§ 72

28. Oktober

In festo sanctorum apostolorum Symonis et Jude

§ 73

1. November 11. November

In festo Omnium Sanctorum

§ 74

In festo beati Martini

§ 77

19. November

In festo beate Elyzabeth

§ 79

20. November

In festo Patronorum

§ 80

30. November

In festo beati Andree apostoli

§ 82

4. Dezember

In festo beate Barbare virginis

§ 83

6. Dezember

In festo beati Nycolai episcopi

§ 84

8. Dezember

In festo Conceptionis beate Marie virginis

§ 85

(schwankend)

In festo beati Eucharii episcopi

§ 86

25. Dezember

In festo Nativitatis Christi

§ 88

Diese nach einem strengen Reglement erfolgende Inszenierung des „stellvertretenden Bildnis’“37 Heinrichs III. war keine gedankenlose Spielerei, sondern erfüllte eine doppelte Funktion: Zum einen steigerte der stete Wechsel von Ver- und Enthüllung die visuelle Wirkung des handwerklich eher mäßig gearbeiteten Reliefs und beugte so einer schleichenden mnemopraktischen Abstumpfung seiner Betrachter vor. Zum anderen bildete die Dekoration der Grabplatte eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die Vergegenwärtigung des toten Stifters in einem genau festgelegten Rhythmus über das ganze Jahr verteilt werden konnte. Seit dem hohen Mittelalter erfolgte die namentliche Stiftermemoria nämlich nicht mehr nur in den eigens zu diesem Zweck abgehaltenen Spezialmessen, den missae defunctorum, sondern auch während der regulären Tagesmesse, wenn in den Fürbitten u. a. auch der verstorbenen Wohltäter mit besonderen Kollekten gedacht wurde.38 Im 15. Jahrhundert empfand man die Einfügung solcher Totenorationen in „Nichttotenmesse[n]“39 zunehmend als problematisch und beschränkte sie deshalb auf diejenigen Gottesdienste, die praesente cadavere, also in Gegenwart eines Leichnams, zelebriert wurden.40 Indem die Kanoniker von St. Simon und Judas den Chor ihrer 37 38 39 40

Reinle, Bildnis (1984). Merk, Totenehrung (1926), 56. Ebd. Vgl. ebd., 57 f. – Andernorts wurden bereits die Grabmäler so konzipiert, dass sie den Dargestellten eindeutig im Kontext der Missa pro defunctis, in der über dem aufgebahrten Leichnam die Absolution gesprochen wurde, situierten. In diesen Fällen machte das Grabbild die g e s a m t e in seinem Umfeld gefeierte Liturgie „zu einem Teil seiner Realität [und verlieh ihr] den Charakter einer fortdauernden Missa pro defunctis“ (Körner, Praesente cadavere [1990], 52; vgl. ebd., 49 f.). Siehe hierzu die Beispiele bei Wischermann, Grabmal (1980), 11; Körner, Praesente cada-

Um 1469

107

Kirche regelmäßig so herrichteten, als trügen sie just an diesem Tage Heinrich III. zu Grabe, konnten sie auch weiterhin zwei- bis fünfmal im Monat die Gnade Gottes für den vor langer Zeit verstorbenen Kaiser erflehen, ohne mit den liturgischen Normen ihrer Zeit in Konflikt zu geraten. Und dabei war es sicher kein Zufall, dass man hierfür in der Regel diejenigen Feste auswählte, die mit dem größten liturgischen Aufwand gefeiert wurden, konnte auf diese Weise doch nicht nur eine Vielzahl von Heiligen als Interzessoren bei Gott in Anspruch genommen, sondern auch der Eifer der Destinatäre bei der Erfüllung der Stiftungsauflagen in ein für jene besonders günstiges Licht gerückt werden. So prägend die Intimität stiftende Versammlung der Destinatäre um den ‚aufgebahrten Leichnam‘ des Kirchengründers für den Stiftungsvollzug durch die Kanoniker von St. Simon und Judas im späten Mittelalter auch war, das Gedenken Kaiser Heinrichs III. blieb keineswegs auf den Hohen Chor als sorgfältig inszenierten Memorialraum begrenzt, sondern brach sich auch jenseits der Kirchenmauern Bahn. Denn die Teilhabe der Goslarer Stadtbevölkerung an den Jahrtagsfeierlichkeiten des Kaisers erschöpfte sich mitnichten in den leisen Flüchen, zu denen sich einige der Bürger ob der nächtlichen Ruhestörung durch das aufwendige Glockenläuten hinreißen lassen mochten. Am Morgen eines jeden 5., 6. und 8. Oktobers strömten, wie bereits erwähnt, die Armen und Kranken der Stadt zum Stiftsbezirk, um dort ihre Almosen zu empfangen.41 Noch größere Breitenwirkung entfaltete die Integration der Laien in das Stiftergedenken für Heinrich III. freilich im Rahmen der Heiltumsweisungen, die das Goslarer Kapitel seit 1298 alljährlich veranstaltete42 und die so große Menschenmengen anzogen, dass das Stift 1461 von Papst Pius II. das Recht verliehen bekam, bei dieser Gelegenheit zusätzliche Beichtväter für die Gläubigen einzusetzen.43 Ursprünglich war die öffentliche Zur-Schau-Stellung der Reliquienschreine lediglich auf den Peter- und Paulstag (29. Juni) terminiert, aufgrund des großen Andrangs erstreckte sie sich aber in der Mitte des 15. Jahrhunderts bereits über fast vier volle Tage, und zwar von der ersten Vesper jenes Tages (28. Juni) bis zur zweiten Vesper am Fest der Märtyrer Processus und Martinianus (2. Juli), an dem auch die Weihe der Goslarer Stiftskirche gefeiert wurde. Während dieser Zeit zog das Kapitel mindestens einmal mit all seinen Reliquien in aufwendiger Prozession von der Stiftskirche zur Pfalzkapelle Unser Lieben Frauen44 und, sofern das Wetter mitspielte, vere (1990) 50-52; Schwarz, Liturgie (2000), 169-175; Scheller, Memoria (2004), 72-80. 41 Vgl. Ordinarius § 70. 42 Vgl. Designatio reliquiarum sowie in Unkenntnis dieser Quelle und mit falschem Patrozinium auch Kühne, Heiltumsweisungen (2004), 55 f. – Bereits 1294 war beschlossen worden, den Nagel und das Holz vom Kreuze Christi fortan jeden Freitag auszusetzen. Vgl. Chroniken §§ 134-138. 43 Regesten PUU, Nr. 1975; gedruckt: Heineccius, Antiquitatum (1707), 405. 44 Vgl. Ordinarius §§ 41a, 41b u. 43a. Üblicherweise führten die Stiftsherren bei ihren Prozessionen in die Liebfrauen-Kapelle nur einen Teil der Reliquien mit sich (vgl. Ordinarius §§ 3, 9, 11, 14,

108

Momentaufnahmen

mit denjenigen des hl. Matthias auch um die Stadtmauer herum.45 Zudem lud man das Volk mehrmals täglich zu Predigten in die Stiftskirche und in den Garten des Kreuzgangs.46 Mit ein wenig Glück konnten die Gläubigen bereits bei diesen Gelegenheiten einen Blick auf die heiligen Gebeine erheischen. Eine förmliche Weisung der Reliquien fand jedoch nur am Vorabend sowie am Morgen des Kirchweihtages statt. Als Bühne diente dabei die hölzerne Gallerie47, die im ausgehenden 13. Jahrhundert an die östliche Seite der etwa zweieinhalb Meter hohen48, massiv gemauerten Chorschranke gezimmert worden war49, welche seit jeher das Presbyterium der Stiftskirche vom übrigen Kirchenraum abtrennte und nun als Brüstung diente (Abb. 9). Von hier aus begrüßte der stimmgewaltigste unter den Kanonikern, der vocalissimus, die versammelten Gläubigen mit den Worten: „Freunde Christi! Eure Liebe soll wissen, dass dieses Stift in der kaiserlichen Stadt Goslar von Kaiser Heinrich III., seligen Andenkens, gestiftet und errichtet, und durch den heiligen Vater Papst Leo [IX.] dem allmächtigen Gott, der reinen Jungfrau Maria, den heiligen Aposteln Simon und Judas, den heiligen Märtyrern Rusticus und Venantius, den heiligen Bischöfen Eucharius, Valerius, Servatius und Maternus und allen Heiligen geweiht worden ist. Dann hat ein jeder der Heiligen einen bestimmten Ablass aus dem Gnadenschatz der Kirche dazu gegeben. Und Papst Leo und Kaiser Heinrich haben diese Kirche mit vielen unversehrten heiligen Körpern und mannigfaltigen Heiltumspartikeln ausgestattet, die sie aus fernen Ländern hierher gebracht haben.

45 46 47

48 49

24, 35, 59, 73, 84 u. 87b), mitunter sogar gar keine (vgl. Ordinarius §§ 19 u. 36, ferner ebd. §§ 29 u. 48). Ein ähnlicher Aufwand wurde lediglich an Pfingsten, Mariä Himmelfahrt und dem Fest der Kirchenpatrone betrieben, doch genügte an jenen Tagen stets eine Tragbahre (gerula) zum Transport der Reliquien (vgl. Ordinarius §§ 32a, 54 u. 72), während am Peter- und Paulstag derer zwei zum Einsatz kamen. Vgl. Ordinarius § 41c. Vgl. Ordinarius §§ 41, 42 u. 43. So die Bezeichnung in der Legende zum Grundriss von Stier (StadtA Goslar, Kleine Erwerbungen A6/1968; gedruckt: Der Kaiserstuhl [1835], 34 f., 46); Im Grundriss von Ilse (StadtA Goslar, Karten und Pläne, Nr. 1/43 [1]) heißt es hingegen: Prieche. – In Kombination ergaben ‚Galerie‘ und Chorschranke einen historisch gewachsenen Lettner, der wohl am ehesten dem Typus ‚Hallenlettner‘ zuzuordnen ist, sich aber nicht nur durch die Kombination der Werkstoffe Holz und Stein von vergleichbaren Exemplaren abhebt, sondern auch durch die Öffnung der Arkaden zum Chor (!) und nicht zum Langhaus. Zur Typologie und Bühnenfunktion mittelalterlicher Lettner vgl. (ohne Berücksichtigung desjenigen von St. Simon und Judas) Schmelzer, Lettner (2004), bes. 64-81 u. 144-148. Nach Schinkel betrug die Höhe der Wand nicht mehr als 8 preußische Fuß. Vgl. Der Kaiserstuhl [1835], 57. 1299 VIII 25 wird der Küster verpflichtet, in der Oktav von Mariä Himmelfahrt während der Matutin Kerzen auf der Wand zwischen Chor und Langhaus zu entzünden. UB Goslar 2, Nr. 575: Custos [...] candelas in parietibus accendet. Das setzt die Existenz der ‚Galerie‘ nicht zwangsläufig voraus, macht sie aber doch sehr wahrscheinlich.

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Abb. 9: Der ‚Lettner‘ von St. Simon und Judas, vom Langhaus aus gesehen 50 50 Es handelt sich um einen Ausschnitt aus der 1834/35 durch Gustav Gelder angefertigten Zeichnung mit dem Titel ‚Innere Ansicht des Münsters zu Goslar kurz vor dem Abbruche‘ (StadtA Goslar, Kleine Erwerbungen A6/1968; vollständig gedruckt u. a. in: Der Kaiserstuhl [1835], 48). Zu deren Quellenwert vgl. oben Anm. 24. Die Adaption in dem auf Mithoff, Kunstwerke (1862), Taf. 3, zurückgehenden und seither vielfach nachgedruckten Querschnitt von Westen ist grob verzerrend. – Ursprünglich schloss die Erweiterung der Chorschranke zu einem Lettner wohl mit den aus Holz geschnitzten Spitzbögen bzw. dem Ziborium des Hl.-Kreuz-Altares ab. Die monumentale Triumpfkreuzgruppe mit ihrem Unterbau (dem kielförmigen, zwölf hölzerne Apostelfiguren überwölbenden Bogen sowie dem als Verbindungsfuge zum älteren Baubestand dienenden ‚Sockel‘) ist erst 1520 errichtet worden. Vgl. Griep, Kunstwerke (1957), Teil D, 16-19.

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Und in alten Schriften dieser Kirche ist zu lesen: Ein jeder Mensch soll mit Innigkeit dieses Gotteshaus wegen des [zu gewinnenden] Ablasses und der Seligkeit seiner Seele aufsuchen. Und zum Nutzen der innigen Menschen, die gekommen sind, um Ablass zu verdienen, soll man das erwähnte Heiltum zeigen und erläutern. Anschließend ist der Ablass zu verkünden und der Segen zu erteilen.“51 Als Einstimmung erklang zunächst zu Ehren der Stiftspatrone das Responsorium «Gratias tibi, rex regum». Dann wurden durch die auf dem ‚Lettner‘ versammelten Kleriker des Stifts nacheinander zwanzig52 verschiedene Reliquiare (vornehmlich 51 Schreizettel 2, 503 f.: Frunde Christi in godt den heren! [...] Scal Juwe leve besunderen weten, dat duth jeghenwordige erlike stichte [...] in dusser keyserlichen stadt Gosler gestichtet unde gebuwet ys van Keiser Hinrike, dem dridden in dem namen, zeliger dechtnisse, unde dorch den hilghen vader, den Pawes Leonem, [...] in de ere des almechtigen goddes, Marien der reynen jungfrauwen, Simonis unde Judae der hilgen apostelen, Rustici, Venantii, der hilghen martelers, Eucharii, Valerii, Servatii, Materni, der hilghen Biscuppe [...] und aller hilghen [...] gewiget [ys]. Unde hebben de [hilghen] denne alle eyn iuwelick [...] afflate uthe dem scatte der hilghen kerken darto gegeven. Unde desulve Pawes Leo unde Keiser Hinrik dusse kerken mit velen hilghen gantzen corporen unde manichvoldigen [...] partikelen hilgedomes, dat se uth ver[n]en landen [...] hyr thor stede gebracht, [...] begavet hebben [...]. Unde dat se in olden scriffte by disser kerken gefunden unde gelesen is: Scal ein itlike mynsche duth goddeshus gerne myt ynnicheit seines herten soken umbe [...] afflates willen und salicheit siner sele. [...] Unde scal [...] to nüthsamicheit [...] der ynnigen [...] minschen, de geschicket syn, afflat to vordenende, wisen unde vortellen so dan hilghedom so vorgesproken. Darna afflath und benediginge [ys] to vorkundige unde to gevende. – Hölscher hat dieses Ausrufungsformular sowie einige weitere mit der Goslarer Heiltumsweisung im Zusammenhang stehende Texte nach einer heute nicht mehr auffindbaren, von ihm auf „etwa [...] 1500“ datierten „Urkunde“ bzw. „Domchronik“ (?!) gedruckt, für die er die rätselhafte Signatur „Gosl. Arch. Eccl. Nr. 1532“ angibt. Vgl. Hölscher, Reliquienschatz (1901), 507, Anm. 1; ders., Gottesdienst (1905), 28. Die vierstellige Nummer bezieht sich wohl auf einen jener Zahlencodes, mit denen Hölscher die gesamte Aktenüberlieferung des Stifts nach einem heute nicht mehr erkennbaren System versehen hat. Die überwiegend losen Blätter wurden in den 1930er Jahren von der damaligen Archivleiterin, Theda Tappen, chronologisch geordnet und (ohne Anfertigung einer Konkordanz) mit neuen provisorischen Signaturen versehen, die bis heute für die Aufbewahrung der ‚Domstiftakten‘ maßgeblich sind. In der ‚Mappe 1-50‘, die das Aktenmaterial der Jahre ‚(vor) 1500 bis 1515‘ beinhaltet, findet sich das von Hölscher benutzte Archivale definitiv nicht, wohl aber zahlreiche auf 1948 datierte Verlustanzeigen von der Hand Karl Gustav Bruchmanns. Ob Hölschers Abdruck „nur teilweise im Wortlaut“ erfolgte, wie Graf, Niederkirchenwesen (1998), 342, Anm. 12, annimmt, kann deshalb nicht mehr überprüft werden. Hölschers zum Teil offenkundige Lesefehler und seine stellenweise konfuse (hier und im Folgenden stillschweigend verbesserte) Interpunktion zeigen jedoch, dass er den Text nicht vollumfänglich verstanden haben kann. – Zwei weitere Ausrufungsformulare der Kanoniker von St. Simon und Judas, die wohl bei anderen Gelegenheiten verwendet wurden, hat Weiland ediert. Vgl. Schreizettel 1 und hierzu Kap. XII.1 bei Anm. 16 sowie Kühne, Reliquien (2010), 259-263. 52 Das in der Designatio reliquiarum, 521, Z. 26, angeführte Stück von der Doppelaxt des Bischofs Benno von Meißen wird erst nach dessen Kanonisation zur Schau gestellt worden sein. Gerade der Umstand, dass man (aus aktuellem Anlass) die Benno-Reliquie am Ende des ersten Durchgangs ‚anhängte‘, wodurch der einst sorgsam komponierte Aufbau der Reliquienweisung (vgl. unten nach Anm. 55, ferner Anm. 59) empfindlich gestört wurde, zeigt eindeutig, dass die Desig-

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Schreine, aber auch Bilder, Fahnen und Monstranzen) emporgehalten oder enthüllt53, über deren jeweiligen Inhalt der vocalissimus das Publikum – womöglich unter Zuhilfenahme eines Zeigestocks – belehrte. Unter anderem zeigte man: an zweiter Stelle den „Schrein des großen, innen und außen wunderbar vergoldeten Sarkophags, der den größten Teil des Apostels Matthias und der Märtyrer Rusticus und Venantius enthält, deren Überreste der erwähnte Kaiser mit vielen anderen aus Trier hinübergebracht und hier ruhmreicher niedergelegt hat,“54 sowie an zwanzigster Stelle das „mit Gold, Silber und Edelsteinen wundervoll geschmückte Haupt des hl. Nikolaus, das ebenfalls durch den Stifter, Kaiser Heinrich III, hierher überführt worden ist.“55 Mit letzterem war eine denkbar suggestive Überleitung zur Bruderschaft des hl. Nikolaus gegeben, der beizutreten der Ausrufer im Anschluss an den ersten ‚Durchgang‘ der Goslarer Heiltumsweisung allen Anwesenden mit den Worten nahelegte: „Freunde Christi! An dieser Stelle soll Eure Liebe wissen, dass in dieser ehrwürdigen Kirche vor vielen Jahren durch Kaiser Heinrich III., liebevollen Andenkens, der das Münster erbaut hat, eine Bruderschaft gestiftet worden ist: die Bruderschaft des hl. Bischofs Nikolaus, die dann von Päpsten, Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen bestätigt und mit Ablass versehen worden ist, so dass all diejenigen, die diesem Gotteshaus zu Hilfe kommen, im Leben und nach dem Tode aller guten Werke teilhaftig werden, die in dieser Kirche geschehen sind und noch geschehen sollen.“56 Wen diese Aussicht lockte, der hatte sich mit allen übrigen Aufnahmewilligen am Altar der hl. Maria Magdalena im nördlichen Seitenschiff

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natio in ihrer überlieferten Form (vgl. Kap. I, Anm. 71) zwar frühestens 1524 aufgezeichnet worden sein kann, wie Dahlhaus, Anfängen (1991), 407, Anm. 295, zu Recht betont, aber sehr wohl auf eine ältere Vorlage zurückgehen dürfte, deren Abfassung ich wegen des Nexus von Nikolaus-Reliquie und 1479 erstmals urkundlich erwähnter Nikolaus-Bruderschaft in die 1470er setzen möchte. Siehe auch unten Anm. 73. Welcher der beiden Weisungstechniken man sich in Goslar bediente, ist nicht überliefert. Vgl. jedoch die bei Kühne, Ostensio (2002), 775-777, gesammelten Belege für andere Orte. Designatio reliquiarum, 519, Z. 11 f.: Secundo ostenditur hic scrinium magni sarcophagi mirabiliter intus axteriusque deauratam, in quo continentur hae reliquiae: [...] maxima pars sancti Matthiae apostoli, Rustici martiris, Venantii martiris, quas reliquias praefatus imperator [scil. Heinrich III.] de Treveris cum multis aliis transtulit et hic gloriosius collocavit. Ebd., 521, Z. 23-25: Vicesimo ostenditur caput sancti Nicolai mirifice auro, argento et lapidibus preciosis decoratum, etiam per fundatorem Henricum tertium imperatorem hic collatum. Schreizettel 2, 505: Frunde cristi in godt den heren! Hyr scal juwe leve wetten, dat ein broderscup in dusser erliken kerken ys in olden jahren dorch keyser Hinrike, den dritten, [...] de dut munster gebuwet hefft, milder dechtnisse, gestichtet [...], geheten: de broderscop sancti Nicolai des hilghen biscoppes, de do na tiden is bestediget van pawesen, cardinalen, artzebiscoppen, biscoppen, myt afflate begyfftiget [...], so dat alle jenne, de to hulpe komen dussem gotteshuse [...] werden deilhaftich aller guden werke, de in dusser kerken syn gescheyn und noch scheyn scullen [...] in dem levende unde na dem dode.

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der Kirche gleich neben der zur Stadt hin ausgerichteten Vorhalle einzufinden57; allerdings erst, nachdem auch der zweite ‚Durchgang‘ der Heiltumsweisung absolviert war. Dieser wurde mit der Antiphon «Isti sunt sancti»58 eingeleitet und umfasste ebenfalls zwanzig59 Reliquiare, die dem Publikum in der nun bereits bekannten Manier präsentiert wurden. Zu diesen zählten unter anderem: der „Schrein des kleinen Sarkophags, der die Körper der heiligen Bischöfe Eucharius, Valerius, Maternus und Cirillus enthält, die derselbe Kaiser Heinrich mit anderen Reliquien aus Trier gebracht hat“60; einen „Teil vom Blut des hl. Erzmärtyrers Stefan in jenem kostbaren Gefäß, das der erwähnte Kaiser Heinrich, der Stifter, dieser Kirche geschenkt hat, und das in diesem neuen silbernen Bild, das Euch gezeigt wird, eingeschlossen ist“61; das „Fett des hl. Laurentius, das Kaiser Heinrich ebenfalls geschenkt hat, in jenem kostbaren Gefäß, das durch Eure Zuneigung in diesem neuen silbernen Bild ausgestellt wird“62; das „von Gold, Silber und kostbaren Gemmen vortrefflich umgebene Haupt des hl. Servatius, das der ehrwürdigste Kaiser und Stifter hierher gebracht hat“63; „zwei große mit Gold, Silber und kostbaren Gemmen geschmückte Kreuze, die einen großen Teil vom Holz des hl. Kreuzes enthalten und hier ebenfalls vom Stifter hinterlegt worden sind“64 sowie schließlich ein „Bild der hl. Jungfrau Maria, ihr Haar enthaltend, das gleichfalls vom Stifter Heinrich gegeben worden ist.“65 57 Vgl. Hölscher, Reliquienschatz (1901), 507. – Zur Lokalisierung der Maria-Magdalenen-Kapelle vgl. Griep, Kirchen (1964), 134 f.; Salzwedel, Domvorhalle (1980), 126; ferner Graf, Niederkirchenwesen (1998), 76, zu einer gleichnamigen Kapelle, die vermutlich in der Glockengießerstraße stand, hier aber nicht gemeint sein dürfte. 58 CAO 3, Nr. 3444. 59 Wie auch andernorts üblich (vgl. Kühne, Ostensio [2002], 797, 801-804), endete die Goslarer Heiltumsschau ursprünglich mit der Präsentation eines Kreuzes, das für den abschließenden Segen verwendet wurde. Die in der Designatio sanctarum reliquiarum in Goslaria, 522, Z 32-53, angeführten Nummern 21 bis 24 sind demnach als spätere Hinzufügungen anzusehen. Siehe auch oben Anm. 52. 60 Designatio reliquiarum, 521, Z. 31-34: scrinium minoris sarcophagi, continens ista corpora sanctorum [...]: scilicet Eucharii, Valerii, Materni, Cirilli pontificum, quae corpora idem Henricus imperator de Treveris portavit cum aliis reliquiis. 61 Ebd., 521, Z. 35-37: pars sanguinis beati Stephani protomartiris, in quodam precioso vasculo, quod praefatus imperator Henricus fundator dedit huic ecclesiae, in ista nova imagine argentea, quae vobis monstratur, inclusum. 62 Ebd., 521, Z. 38-40: pinguedo sancti Laurentii in vasculo quodam precioso, quod caritati vestrae hic in ista nova imagine argentea ostenditur, quam etiam imperator Henricus dedit. 63 Ebd., 522, Z. 10 f.: caput sancti Servatii nobiliter auro et argento gemmisque preciosis circumdatum, quod gloriosissimus imperator et fundator huc apportavit. 64 Ebd., 522, Z. 12-14: duae magnae cruces auro, argento et gemmis preciosis ornatae [...], continentes magnam partem de ligno sanctae crucis, hic etiam per fundatorem repositae. 65 Ebd., 522, Z. 15 f.: imago beatae Mariae virginis, etiam per fundatorem Henricum data, continens de crinibus beatae Mariae virginis.

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Abb. 10: Der Goslarer Pfalzbezirk um 1500 (Rekonstruktion Griep)

Wie viel von diesen Erläuterungen bei den im Langhaus der Kirche versammelten Menschenmassen tatsächlich ‚ankam‘, hing nicht allein vom Eifer oder Stimmorgan des vocalissimus ab. Manches Wort ging unvermeidlicherweise in dem für Heiltumsweisungen typischen Lärmpegel unter, gehörten Schreien und Weinen doch ganz selbstverständlich zum „Affektrepertoire“66 solcher Veranstaltungen, zu denen manche Besucher eigens ihre Trompeten und Hörner mitbrachten, in die sie bei jeder zum Vorschein kommenden Reliquie aufs Neue nach Kräften bliesen. Zudem kamen die Leute ja nicht wegen des gelehrten Geredes, sondern wegen der ausgestellten Objekte. Es ging ihnen also in erster Linie ums Sehen. Akustische Reize mochten das gebotene Spektakel abrunden, konnten aber schon aus strukturellen Gründen über eine untergeordnete, die visuelle Wahrnehmung unterstützende Funktion nicht hinauskommen. Dennoch werden die Worte des Ausrufers zumin66 Kühne, Ostensio (2002), 785; vgl. auch ebd., 783-788.

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dest bei einigen der Pilger in den vorderen Reihen Gehör gefunden und ihre intendierte Wirkung entfaltet haben. Die für heutige Ohren in ihrer Redundanz geradezu ermüdenden Hinweise auf den Stifter als Reliquienspender, boten – so anfechtbar sie aus der Perspektive quellenkritischer Forschung auch erscheinen mögen67 – wohl den meisten Zeitgenossen eine hinreichende Authentifizierung der dargebotenen Heiltümer. Darüber hinaus beförderten sie jedoch auch die ‚historische Memoria‘ Kaiser Heinrichs III., seinen innerweltlichen Ruhm (fama) als frommer, freigebiger und tatkräftiger Herrscher68 – und das nicht nur bei den mehr als 6.000 Menschen, die zu jener Zeit innerhalb der Goslarer Stadtmauer lebten.69 Mit der zunehmend überregionalen Ausstrahlung der Heiltumsweisung von St. Simon und Judas wurde das – zwar in liturgische Handlungen eingebundene, aber letztlich profane – Stiftergedenken Heinrichs III. im späten Mittelalter nämlich zu einem regelrechten Massenphänomen, das im Hinblick auf die (potentiellen) Kommemorateure einen kaum noch zu kontrollierenden, geschweige denn zu rekonstruierenden Wildwuchs mit sich brachte. In Ermangelung von Augenzeugenberichten muss hier zwar vieles ungewiss bleiben. Zwei voneinander völlig unabhängige Zeugnisse lehren jedoch, wie groß und zugleich amorph man sich diesen Personenkreis vorzustellen hat: Zum einen berichtet der Goslarer Geschichtsschreiber Hans Geismar, dass die jährliche Reliquienweisung, wohl weil das inklusive aller Seitenschiffe immerhin rund achthundert Quadratmeter große Langhaus nicht mehr genug Platz für den Andrang der Gläubigen bot, 1497 auf den Kaiserbleek genannten Platz zwischen Pfalz und Stiftskirche (Abb. 10) verlegt und das Westwerk von St. Simon und Judas zu diesem Zweck mit einem Erker versehen wurde.70 Zum anderen ist das einzige bislang bekannt gewordene Pilgerzeichen von St. Simon und Judas (Abb. 11), für dessen Erwerb man dem Käufer einst einen Sündennachlass von 80 Tagen und zwei Karenen versprochen hatte71, nicht in Goslar, Braunschweig oder Hildesheim, sondern auf dem Waterlooplein in Amsterdam gefunden worden.72 Vor diesem Hintergrund wird man in der Nikolaus-Bruderschaft, die natürlich keine Gründung Kaiser Heinrichs III. war, sondern erst Mitte der 1450er Jahre auf Betreiben der Goslarer Stiftsherren ins Leben gerufen wurde73, nicht bloß ein

67 Vgl. Kap. II, Anm. 105. 68 Zum Wechselspiel von fama und memoria vgl. Oexle, Fama (1998), bes. 8. 69 Die Zahlenangabe nach Schuler, Goslar (1985), 448. Siehe auch Kelichhaus, Goslar (2005), 34, Anm. 19. 70 Vgl. Geismar, Chronik, 121 (zu 1497). Der Erker muss später wieder zurückgebaut worden sein, da er in Mühlenpfordts Beschreibung und Zeichnung der Westfassade keine Berücksichtigung findet. Vgl. Beschreibung des Doms [1819], 7; Mithoff, Kunstwerke (1862), Taf. 2. 71 Vgl. Schreizettel 1, 603, Z. 46 f.; Schreizettel 2, 507. 72 Vgl. van Beuningen/Koldeweij, Insignes (1993), 96-98 u. 180, Nr. 289. 73 Das behauptet jedenfalls Heineccius, Antiquitatum (1707), 400 (zu 1452/53): Florebant quoque per haec tempore in urbe nostra sacrae fraternitates [...]. Inter has eminebant praecipue illae,

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Abb. 11: Pilgerzeichen von St. Simon und Judas, ca. 1450-1500 (Umzeichnung)

Instrument zur Beschaffung dringend benötigter Geldmittel für den Unterhalt der Baulichkeiten von St. Simon und Judas sehen dürfen75, sondern vielleicht auch den quae beate Mariae virginis et sancti Nicolai honori institutae sunt. Der früheste (erhaltene) urkundliche Beleg stammt erst von 1479 III 25, ist allerdings kein Gründungsstatut, sondern setzt die Existenz der Bruderschaft als bekannt voraus (StadtA Goslar, Deposita, HStA Hannover, Urkunden Hildesheim Or., Nr. 2 [= Zugang 189/56]; gedruckt: Heineccius, Antiquitatum [1707], 412 f.): collegiata ecclesia sanctorum Simonis et Judae ac Matthiae apostolorum [...], in qua, ut accepimus, venerabilis fraternitas utriusque sexus hominum in honorem sancti Nicolai episcopi [...] est. – Militzer, Bruderschaften (2005), erwähnt die Nikolaus-Bruderschaft mit keinem Wort. Vgl. jedoch Graf, Niederkirchenwesen (1998), 342 f., Anm. 12, 352, Anm. 78, zwar in Unkenntnis der oben zitierten Urkunde, aber mit dem wichtigen Hinweis, dass die Nikolaus-Bruderschaft im Gegensatz zu fast allen übrigen Goslarer Bruderschaften während der Reformation nicht zu Gunsten des ‚gemeinen Kastens‘ aufgelöst wurde. 74 Das mit reichen gotischen Architekturelementen versehene, aus Blei und Zinn gearbeitete Pilgerzeichen hat eine Größe von 68 x 41 mm und ist in neun Bildfelder (je drei Nischen in drei Reihen) aufgeteilt. In der Mitte stehen von links nach rechts die Apostel Simon Zelotes (mit Keule), Petrus (mit Kreuzstab und Schlüssel) und Judas Thaddäus (mit Hellebarde und Buch). Darüber befinden sich ebenfalls von links nach rechts ein Armreliquiar (vermutlich dasjenige des hl. Eucharius), ein Kruzifix und eine Monstranz, darunter eingerahmt von zwei Kastenschreinen ein Reichsadler mit kräftigen Klauen. Die Inschrift am Fuße des Gitterguss’ lautet: ECCL(ESIA) GOSLAR(IENS)IS. 75 Dieser Zweck wird in einer 1479 von 15 Kardinälen ausgestellten Urkunde ausdrücklich genannt: fraternitas [...] pro salute vivorum et mortuorum ad restaurandamque dictam ecclesiam, quae in suis structuris et aedificiis destituta ruinam minatur (StadtA Goslar, Deposita, HStA Hannover, Urkunden Hildesheim Or., Nr. 2 [= Zugang 189/56]; gedruckt: Heineccius, Antiquitatum [1707], 412 f.). Ob die Lage wirklich so dramatisch war und inwieweit die fraternitas sancti Nicolai hier ggf. Abhilfe schaffen konnte, lässt sich nicht entscheiden. Die von vergleichbaren Bruderschaften an anderen Stiftskirchen erwirtschafteten Erträge waren in der Regel jedenfalls recht bescheiden. Vgl. Moraw, Stift (1964), 174-176; Schöller, Organisation (1989), 331-336. Eine Ausnahme dürfte in dieser Hinsicht die Dombaubruderschaft St. Stephani in Halberstadt gewesen sein. Vgl. Diestelkamp, Geschichte (1929), 221 f., 237 f. Viele Fabrikbruderschaften dienten zudem weniger dem Erhalt der überkommenen Bausubstanz als vielmehr der Realisierung besonders ehrgeiziger Neubauprojekte. Vgl. die Hinweise bei Escher-Apsner, Bauförderung (2003), 153-155.

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Versuch, in jenem Meer von Anonymität, das die Stiftskirche alljährlich während der großen Heiltumsweisung umspülte, durch die namentliche Einschreibung aller Aufnahmewilligen in das – leider verlorene – Bruderschaftsbuch76 so etwas wie persönliche Nähe herzustellen.

76 Zu diesem Quellentyp vgl. Moraw, Stift (1964), 161-163; Heinzelmann, Buch (2000).

V. Um 1647 – Kaiser Ferdinand III. beschützt das Stift St. Simon und Judas zu Goslar per brieff

Die Hofräte Kaiser Ferdinands III. waren vielbeschäftigte Männer. Die Zahl der causae, in denen der in Wien ansässige Reichshofrat – neben dem Reichskammergericht die zweite Säule der obersten Gerichtsbarkeit im Alten Reich – Jahr für Jahr angerufen wurde, lag damals irgendwo im dreistelligen Bereich.1 Manche dieser Beratungsangelegenheiten zogen sich über Jahre hin, die meisten Fälle konnten aber erheblich schneller abgeschlossen werden. Hierzu zählten etwa die von den reichsunmittelbaren, d. h. ohne jedwede Zwischeninstanzen direkt dem Kaiser untergebenen, Klöstern und Stiften seit jeher heiß begehrten Privilegienbestätigungen. Zwar musste auch bei diesen der vorgeschriebene Geschäftsgang penibel eingehalten werden2, doch tendierte der Beratungsbedarf der Hofräte zumindest dann, wenn die Bittsteller auf bereits vorliegende Konfirmationsurkunden früherer Kaiser verweisen konnten, in der Regel gegen Null.3 So war es auch 1647, als der langjährige Reichshofratsagent Jeremias Pistorius von Burgdorf4 am 21. Januar das um Abschriften der kayserlichen protectoria, so ihnen von Kayser Friedrich anno 1188 ertheilt und von ietziger kayserlicher Mayestät den 25. Septembris anno 1637 confirmiert worden, ergänzte Gesuch der Goslarer Stiftsherren um eine solche Privilegienbestätigung bei der Reichshofkanzlei einreichte.5 Von dort wurde die Eingabe – 1 Genaue Zahlen liegen für die Regierungszeit Ferdinands III. (1637-1657) bislang nicht vor; wohl aber für diejenige Kaiser Rudolfs II. (1576-1612), in der sich die Gesamtzahl der jährlichen Beratungsangelegenheiten, sieht man einmal von den völlig exzeptionellen 2.710 der Jahre 1576/77 ab, zwischen 191 (1611) und 725 (1594) bewegte. Vgl. Ehrenpreis, Gerichtsbarkeit (2006), 298. 2 Er wurde geregelt in den fortwährend aktualisierten Reichshofratsordnungen. Vgl. RHR Ordnungen; ferner: Hartmann-Polomski, Regelung (2001); Ehrenpreis, Gerichtsbarkeit (2006), 88-94. 3 Vgl. Ehrenpreis, Gerichtsbarkeit (2006), 90. 4 Pistorius, genannt Pfister, diente ab 1600 (?) als Agent am Reichshofrat. Sein Testament ist datiert auf 1645 III 27 (ÖStA/HHStA Wien, Hofarchive, Obersthofmarschallamt, Karton 625, Nr. 30); 1652 treten seine Erben in Erscheinung (ebd., RHR, Judicialia, Alte Prager Akten, Karton 138, Nr. 36). Zu Pistorius und seiner Familie vgl. die knappen Bemerkungen bei Winkler, Fragen (1994). Allgemein zu den Reichshofratsagenten: Ehrenpreis, Reichshofratsagenten (2003). 5 ÖStA/HHStA Wien, RHR, Protokolle, Faszikel 139 (1647), fol. 22r (1647 I 29; Konzept); die Reinschrift mit geringfügigen Abweichungen ebd., Faszikel 138 (1647), fol. 21v. Zu den Reichs

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wie üblich – über den Reichshofratspräsidenten an einen (namentlich nicht bekannten6) Hofrat als zuständigem Referenten weitergeleitet. Dieser legte die causa seinen Ratskollegen bereits acht Tage später zur Beratung vor, die wohl ohne lange Diskussionen in dem Beschluss mündete: „Die erbetene Erneuerung und Bestätigung möge erfolgen.“7 Daraufhin fertigte Johannes Scheffer, ein untergeordneter Protokollant und Konzipist, unter Zuhilfenahme von Gesuch, Beratungsprotokoll und Formelbuch den Entwurf für das ausgehende Schreiben an, der nach Billigung durch den Reichsvizekanzler in der Reichshofkanzlei ins Reine geschrieben wurde.8 Auf der Reinschrift unterschrieben dann zunächst der Reichshofrat Dr. Johann Söldner9 als Sekretär der deutschen Expedition und der Reichshofrat Justus von Gebhardt10 in Vertretung11 des Reichsvizekanzlers, bevor der brieff schließlich dem Kaiser selbst zur Unterschrift und Besiegelung vorgelegt wurde. Nachdem Pistorius am 8. Oktober 1647 die fällige Bearbeitungsgebühr in Höhe von 36 Gulden an das kaiserliche Kanzlei-Taxamt entrichtet hatte12, bekam er eine

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hofratsprotokollen vgl. immer noch die grundlegenden Ausführungen von Gross, Geschichte (1933), 247-260. – Das seinerzeit eingereichte Gesuch ist in der Akte über die Privilegienbestätigungen des Stifts St. Simon und Judas in Goslar (ÖStA/HHStA Wien, RHR, Gratialia et Feudalia, Confirmationes privilegiorum [Deutsche Expedition], Faszikel 66, Konvolut 1, Nr. 1) nicht mehr vorhanden. Wie es ausgesehen haben könnte, lehrt ein Blick in das von dem Kanoniker Ulrich Friedrich von Schölkopf als Bevollmächtigtem des Kapitels überbrachte Gesuch um Privilegienbe stätigung (undatiert [nach 1747]; Original: ebd.). In Frage kommen laut Sitzungsprotokoll von 1647 I 29 (wie Anm. 5) die Reichshofräte: Tobias von Haubitz, Johann Frhr. von Crafft, Albrecht Frhr. von Zinzendorff, Justus von Gebhard, Dr. Georg Ludwig Lindenspühr, Dr. Johann Krydell und Dr. Benedikt Butzlin. Zu diesen: Gschließer, Reichshofrat (1942), 217 f., 220 f., 231 f., 246 u. 254-256. Sitzungsprotokoll von 1647 I 29 (wie Anm. 5): Fiat renovatio et confirmatio petita. Zu Scheffers Engagement in dieser Sache vgl. neben ÖStA/HHStA Wien, RHR, Protokolle, Faszikel 139 (1647), fol. 22r, u. ebd., Faszikel 138 (1647), fol. 20v, auch ÖStA/HHStA Wien, Reichskanzlei, Reichstaxamt, Taxbücher, Nr. 189 (1647/48), ungezählt. Johannes Scheffer de Leoncastro († Anfang 1659) war ab 1634 Schreiber in der lateinischen Expedition der Reichskanzlei, ab 1638 ebd. Konzipist und neben dem Sekretär der deutschen Expedition ständiger Protokollführer im Reichshofrat. Vgl. Gross, Geschichte (1933), 446 f. Allgemein zur Tätigkeit der Konzipisten u. Reichshofratssekretäre ebd., 100-106. Zu Söldner († 1649) vgl. Gschließer, Reichshofrat (1942), 232. Zu von Gebhardt († 1657) vgl. Gschließer, Reichshofrat (1942), 220 f. Vgl. Gschließer, Reichshofrat (1942), 221. Vgl. ÖStA/HHStA Wien, Reichskanzlei, Reichstaxamt, Taxbücher, Nr. 188 (1647), fol. 7r; ebd., Nr. 189 (1647/48), fol. 6v. Ein Großteil der Summe (20 Gulden) scheint in die Tasche des Reichshofratssekretärs Paul Thoman von Frankenberg geflossen zu sein (vgl. Taxbuch, Nr. 189, ungezählt [Abrechnung des Paul Thoman]), der sich bei der Erledigung dieser Angelegenheit vielleicht gerade deshalb so ins Zeug legte, um endlich einen Teil seines ausstehenden Soldes vereinnahmen zu können. Zu dieser nicht unüblichen Praxis vgl. Gross, Geschichte (1933), 263. Zu Thoman vgl. ebd., 441 f. – Die Schreib- und Schnurverzeichnisse des Reichstaxamts, die wohl noch präzisere Einblicke in den Geschäftsgang ermöglichen würden, sind für das Jahr 1647 leider nicht erhalten.

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prunkvolle Pergamenturkunde ausgehändigt, auf der zu lesen war: „Wir, Ferdinand III., von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, bekennen öffentlich mit diesem Brief, dass Wir aus erheblichen Uns vorgebrachten und dazu bewegenden Ursachen den Dekan, Senior und sämtliche Kapitulare Unseres kaiserlichen freien Exemtstifts St. Simon und Judas in Goslar, das Uns und dem Heiligen Reiche vermöge uralter kaiserlicher Privilegien unmittelbar unterworfen ist, mitsamt der Vikare, Diener, Stiftsmeier und Zugehörigen sowie all ihrem Hab und Gut, sei es liegend oder fahrend, zu Lehen oder zu Eigen, so wie sie es jetzt innehaben oder zukünftig erwerben werden, wie auch die zu dem genannten Stift gehörigen Kirchen, Häuser inklusive Bewohnern, Dörfer und Güter, nämlich Gärten, Ländereien, Holzungen, Wiesen, Zehnten und allem anderen, wie auch immer es heißen mag, sei es in der Stadt Goslar, sei es außerhalb auf dem Land gelegen, in Unseren und des Reichs besonderen Schutz und Schirm aufgenommen und ihnen dazu Unsere und des Reichs Freiheit, Sicherheit und Geleit vor Gewalt gnädiglich gegeben haben, damit sie allenthalben im Reich frei, sicher, unbeschwert und unbekümmert seien. Und gebieten Wir deshalb allen und jeden geistlichen und weltlichen Kurfürsten und Fürsten, Prälaten, Grafen, Freien, Herren, Rittern, Knechten, Hauptleuten, Landvögten, Pflegern, Verwesern, Amtsleuten, Landrichtern, Schultheißen, Bürgermeistern, Richtern, Räten, Bürgern, Gemeinden und allen übrigen Uns und des Reichs Untertanen und Getreuen aus römisch-kaiserlicher Macht und Vollkommenheit mit diesem Brief, dass sie den oben genannten Dekan, Senior, Capitularen, Vikaren, Dienern und Anverwandten mitsamt deren oben genannten Hab und Gut in Unserm und des Reichs besonderen Schutz, Schirm und Geleit gänzlich bleiben lassen sollen, und jene dem zuwider nicht bekümmern, arrestieren, vergewaltigen, angreifen, aufhalten, pfänden, spolieren, in ihren Privilegien und Besitzungen stören oder mit widerrechtlichen Handlungen zu Wasser oder zu Lande beschweren sollen und sie als geistliche Personen auch mit eigenmächtigen Einquartierungen, Kontributionsveranlagungen oder anderen Kriegsbeschwerden verschonen sollen, um Unsere und des Reichs schwere Ungnade und Strafe und dazu ein Pöen von dreißig Mark lötigen Goldes zu vermeiden, die ein jeder, so oft er frevelhaft gegen diese Verfügung handle, ohne Nachlass zu zahlen verpflichtet sein soll, und zwar zur Hälfte an Unsere und des Reichs Kammer, zur Hälfte an den Dekan, Senior und die Kapitularen des besagten Stifts.“13 13 Privileg Ferdinands III. (1647 I 29; nach heute verlorener Vorlage [wohl dem Original] gedruckt bei: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 43-45): Wir Ferdinand der Dritte, von Gottes Genaden Erwölter Römischer Kayser, zu allen Zeitten Mehrer des Reichs, [...] bekennen öffentlich mit diesem Brieff [...], dass Wir auß erheblichen Uns vorgebrachten [...] Ursachen [...] Dechandt, Senior, und sämptliche Kapitularen Unseres käyserlichen freyen Exempt Stifftes SS. Simonis & Judae in Goßlar, so Uns und dem Heiligen Reiche, vermüge uhralter käyserlichen Privilegien, immediate underworffen, sampt den Vicarien, Dienern, Stiffts-Meyern und Zugehörigen, auch deroselben Leib, Haab und Güettern, ligenden und fahrenden, Lehen und Aigen, so Sie itzo haben, oder künftig mit

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Die Gunsterweisung Kaiser Ferdinands III.14 stand in einer langen Tradition. Seit dem hohen Mittelalter hatten die weltlichen Oberhäupter der lateinischen Christenheit dem Goslarer Stift immer wieder einzelne Rechte oder bestimmte Besitzungen bestätigt.15 1276 erfolgte erstmals eine pauschale Bestätigung aller Privilegien durch König Rudolf von Habsburg16; sie wurde bis in das Diktat hinein stilbildend für alle späteren königlichen bzw. kaiserlichen Bestätigungsurkunden (Tab. 7). Man könnte deshalb versucht sein, Ferdinands brieff vom 16. Januar 1647 als typischen Routinefall des unablässig nach Aktualisierung lechzenden vormodernen Rechtsdenkens17 abzutun, würde ihm damit aber kaum gerecht werden. Denn bei aller Formelhaftigkeit war die Gunstbezeugung des Habsburgers keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Sein Vorgänger und Vater, Ferdinand II., hatte den Goslarer Stiftsherren nämlich am 22. August 1628 eine inhaltlich nahezu deckungsgleiche Bestätigungsurkunde ausgestellt18, sich jedoch bereits anderthalb Jahre später an deren Wortlaut in keiner Weise mehr gebunden gesehen.

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rechtmeßigen Titul überkommen werden, wie auch des genannten Stiffts Kirchen, Häusere und deroselben Einwohnere, auch Dörffer und zugehörige Güettere, an Gärtten, Ländereyen, Holtzungen, Wiesen, Zehenten und alles anders, wie es Nahmen haben mag, in der Statt Goßlar und ufm Lande gelegen, in Unsere und des Reichs besondere [...] Schutz und Schirm auffgenommen [...] und ihnen dazu Unsere und des Reichs Frei-, Sicherheit und Glaid vor Gewalt [...] gnädiglich [...] gegeben haben [, damit sie] allenthalben im Reich [...] frey, sicher, unbeschwert und unbekümmert seyn [...]. Und gebietten [Wir] darauf allen und yeden Churfürsten, Fürsten, geistlichen und weltlichen, Prälaten, Graven, Freyen, Herren, Rittern, Knechten, Hauptleuthen, Landvogten, Pflegern, Verwesern, Ambtleuthen, Landrichtern, Schuldhaissen, Burgermaistern, Richtern, Räthen, Bürgern, Gemainden und sonsten allen andern Unsern und des Reichs Underthanen und Getrewen von Römischer Käyserlicher Macht und Vollkommenheit [...] mit diesem Brieff [...], dass Sie obgenandten Dechandt, Senior, Kapitularen, Vicarien, Dienere und Anverwandte, sambt deroselben Leib, Haab und Güettern [...] wie obstehet [...] in solchem Unserm und des Reichs besonderen [...] Schutz, Schirm und Glaidt, gäntzlich bleiben [...] lassen und darwieder [...] nicht bekümmern, arrestiren, vergewaltigen, angreiffen, aufhalten, pfändten, spoliren, noch an ihren habenden Privilegiis und Possesion nicht turbiren oder mit [...] widerrechtlichen Handelungen [...] zu Wasser oder zu Lande nicht beschwären [...], auch mit aigenthätlicher Einlogier- und Einquartierunge, Contributions-Anlagen, und allen andern Kriegesbeschwärdten, sie als geistliche Personen gentzlich [...] unperturbirt [...] verbleiben lassen [...] sollen, [...] [um] Unsere und des Reichs schwähre Ungnadt und Straffe, und dazue eine Pöen, nemblich dreyßig Markh lötiges Goldes zu vermeiden, die ain yeder so offt er fräventlich, oder wider rechtlich hierwider thätte, Uns halb in Unser und des Reichs Cammer und den anderen halben Theil vielgemeldten Dechanten, Seniorn und Capitularn besagtes Käyserlichen Freyen Stiffts in Goslar [...] unnachläßig zu bezahlen, verfallen seyn soll. Zu diesem vgl. jetzt Höbelt, Friedenskaiser (2008). Vgl. D H IV. 27 (1057 IX 17); RI V.1,2, Nr. 4331 (1234 VII 3; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 535); RI V.1,2, Nr. 4333 (gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 356). Vgl. RI VI.1, Nr. 589 (1276 VIII 26; gedruckt: UB Goslar 2, Nr. 227). Vgl. Krause, Dauer (1958). StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 820.

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Tab. 7: Pauschale Bestätigungsurkunden der römisch-deutschen Könige für St. Simon und Judas19 römisch-deutscher König Name Herrschaftsantritt Rudolf 1273 X 23 Adolf 1292 V 5 Albrecht 1298 VIII 24 Karl V. 1519 VI 28 Maximilian II. 1564 XI 24 Matthias 1612 VI 13 Ferdinand II. 1619 VIII 28 Ferdinand III. 1636 XII 22 Ferdinand III. 1636 XII 22 Leopold I. 1658 VII 18 Karl VI. 1711 X 12 Karl VII. 1742 I 24 Franz I. 1745 IX 13

Bestätigung der Rechte und Privilegien Datum Signatur Druck 1276 VIII 26 Nr. 67 UB Goslar 2, Nr. 227 1295 I 2 Nr. 121 UB Goslar 2, Nr. 479 1298 XII 21 Nr. 156 UB Goslar 2, Nr. 552 1530 IX 18 Nr. 770 — 1566 IV 2 Nr. 796 — 1616 VIII 12 Nr. 814 — 1628 VIII 22 Nr. 820 — 1637 IX 25 — — 1647 I 29 — Lichtenstein, 43-45 1659 I 25 Nr. 836 Lichtenstein, 41-42 1726 XII 24 Nr. 856a Lichtenstein, 46-48 1743 XII 13 Nr. 862a Lichtenstein, 49-51 1747 XII 4 Nr. 863a Lichtenstein, 51-53

Nachdem die militärische Handlungsfähigkeit der protestantischen Union infolge einer verheerenden Niederlagenserie gegen die von Wallenstein und Tilly angeführten Truppen der katholischen Liga auf dem Nullpunkt angelangt war, erließ Ferdinand II. am 6. März 1629 das so genannte Restitutionsedikt, durch das der seit dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 verbindliche Status quo des konfessionellen Besitzstands ohne Einverständnis der evangelischen Reichsstände einseitig zugunsten der Katholiken verändert werden sollte. Mit der Exekution des Restitutionsedikts in Norddeutschland betraute der Kaiser seinen Reichshofrat Johannes von Hyen20 sowie Franz Wilhelm Graf von Wartenberg21, seit 1625 Fürst-

19 Die Spalte Signatur bezieht sich auf den Fonds ›StadtA Goslar, Urkunden, Domstift‹, in dem alle (noch erhaltenen) Originalurkunden zu finden sind. – Wie dem Privileg Karls VI. zu entnehmen ist, hatte das Kapitel gleich nach dem Tod Kaiser Leopolds (1705 V 5) bei Kaiser Joseph I. um eine Bestätigung der Rechte und Besitzungen nachgesucht und diese auch 1705 IX 10 bewilligt bekommen, doch unterblieb die Expedition derselben verschiedener Hinderungen halber (StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 856a; gedruckt bei Lichtenstein, Abhandlung [1754], 46-48, hier 47). War das ein vornehmer Ausdruck für nicht bezahlte Gebühren? 20 Zu von Hyen († 1630) vgl. Gschließer, Reichshofrat (1942), 218 f. 21 Zu diesem am umfassendsten immer noch Goldschmidt, Lebensgeschichte (1866), hier bes. 56-60 u. 70 f. – In seiner Relatio Status aus dem Jahr 1641 rühmte sich von Wartenberg gegenüber Papst Urban VIII., er habe in den Jahren 1629 f. tatsächlich vier Kathedralkirchen, ein Erzbistum und 147 Kollegiatstifter oder Klöster restitutiert (zitiert nach: Berning, Relatio [1940], 143). Bernings Hinweis (ebd., Anm. 21) auf die für den Fall Goslar aufschlussreiche Korrespondenz Wartenbergs mit der Kurie, die sich im Vatikanischen Geheimarchiv befindet (Nunz. di Colonia 12, fol. 84 ff., ebd. 212, 213), habe ich nicht mehr nachgehen können.

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Momentaufnahmen

bischof von Osnabrück, und Johannes Pelking OFM Conv22, seit 1620 Weihbischof von Paderborn, die er in einer eigens angefertigten Instruktion darüber belehren ließ, auf welche Weise alle nur denkbaren Einwände der protestantischen Pfründeninhaber auszuräumen seien.23 Am 9. Dezember 1629 zitierten die beiden erstgenannten Restitutionskommissare neben dem Rat und den übrigen Geistlichen der Stadt Goslar auch die Kanoniker von St. Simon und Judas zur Anhörung nach Peine.24 Die Stiftsherren, die von der Vorladung erst erfuhren, als der gesetzte Termin bereits verstrichen war, beantworteten die antizipierten Fragen ebenso selbstbewusst wie unzutreffend per Brief: Ihre Kirche sei bereits 1530, also lange vor dem von Ferdinand II. zum Stichtag erklärten Passauer Vertrag vom 2. August 1552 zur Augsburgischen Konfession übergetreten25, weshalb keiner der Kanoniker irgendwelche Güter des Stifts unrechtmäßig in Besitz habe. Obwohl sie demnach von dem kaiserlichen Edikt nicht gemeint sein könnten, wären sie durchaus willens gewesen, jemanden aus ihrer Mitte nach Peine zu senden, allein wegen der Kürze der Zeit und der Abwesenheit mehrerer Mitglieder sei dies schlechterdings nicht möglich gewesen.26 Doch so einfach war die Angelegenheit nicht aus der Welt zu schaffen! Nur wenige Tage später wurde dem Goslarer Kapitel bekanntgegeben, die Restitutionskommission gedenke die Angelegenheit durch ihre Subdelegierten an Ort und Stelle untersuchen zu lassen.27 Dass die beiden Gesandten, Hermann Eiling28 und Melchior Martini29, keineswegs gewillt waren, ein unparteiisches und ergebnisoffenes Verfahren durchzuführen, demonstrierten sie gleich nach ihrer Ankunft, indem sie kurzerhand ein in Elfenbein gefasstes Reliquienkästchen30 des Stifts als Geschenk 22 Vgl. Stillig, Jesuiten (1993), 196 f. 23 Ferdinand II. an die kaiserlichen Kommissare (1629 V 27; paraphrasiert bei: Kloppenburg, Jesuiten [1906], 145 f.). 24 Vgl. Kloppenburg, Jesuiten (1906), 147. 25 Diese Auffassung hatten die Kanoniker bereits 1606 gegenüber einer Reichshofratskommission beteuert. Vgl. Inquisitorial-Artikul commissionis caesareae et resolutio capituli (1606 VII 23; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 1184, pag. A1-A25, hier pag. A3 f.). 26 Kapitel St. Simon und Judas an die Restitutionskommission (1629 XII 11; Original: StaatsA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 16, Nr. 31, fol. 50r-51r; paraphrasiert bei: Kloppenburg, Jesuiten [1906], 148 f.). 27 Vgl. den diesbezüglichen Schriftverkehr im StaatsA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 16, Nr. 31, fol. 57r (1629 XII 13; Konzept), fol. 45r (1629 XII 18; Konzept), sowie das Protokoll der Restitutionskommission ebd., Rep. 100, Abschnitt 1, Nr. 71, fol. 40r (1629 XII 14). 28 Hermann Eiling († 1643) war Offizial des Bischofs von Hildesheim. Vgl. Stillig, Jesuiten (1993), 196 f. 29 Melchior Martini war Advokat in Hildesheim. Vgl. Stillig, Jesuiten (1993), 200 f. 30 Nach Auskunft der spätmittelalterlichen Reliquienverzeichnisse verfügte das Stift einst über sechs verschiedene Reliquienschreine aus Elfenbein. Vgl. Reliquien-Verzeichniss, 602; Index reliquiarum, 608. Welcher von diesen durch die Subdelegierten entwendet wurde, lässt sich nicht entscheiden.

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für Fürstbischof von Wartenberg beschlagnahmten.31 Keine achtundvierzig Stunden später wurden sämtliche Mitglieder des Kapitels mit Ausnahme des Scholasters Laurentius Albert Buell32, dem einzigen Katholiken unter den Stiftsherren von St. Simon und Judas, ultimativ aufgefordert, all ihre Pfründen, Rechte und Benefizien umgehend abzutreten. Bereits am Neujahrstag des Jahres 1630 konnte Eiling an seine Vorgesetzten Erfolg auf ganzer Linie vermelden: Die evangelischen Kanoniker hätten – wenn auch unter Protest – alles Geforderte herausgerückt.33 Während diese Enteignung gewissermaßen im stillen Kämmerlein erfolgte, wurde die Rekatholisierung des Stifts, um die gewünschte Publizität zu erreichen, bald darauf sorgsam in Szene gesetzt. Der zum Dekan ernannte Buell berichtete hierüber an den bereits weitergereisten Eiling: Ihre Gnaden, der Herr von Hyen, habe am 18. Januar nach seinem unter feierlichem Geläut erfolgten Einzug in die Stiftskirche im Namen der kaiserlichen Majestät von dem Herrn Subdelegierten Martini „alle von unqualifizierten [nämlich evangelischen] Kanonikern und Vikaren empfangenen Kirchenschlüssel eingefordert und in Gegenwart nicht allein der anwesenden Kleriker, sondern auch von mehr als tausend Personen“ ihm, Buell, „diese Schlüssel im Chor der Kirche vor den Stufen des Hochaltars öffentlich anvertraut und dabei befohlen, in selbiger fortan den Gottesdienst zu versehen und alles, was dem Stift etwa entfremdet worden sei, wieder herbeizubringen.“34 Am darauffolgenden Tag, einem Sonntag, habe Hermann Baving, der niedersächsische pater provincialis der Jesuiten, in der Stiftskirche die Messe mit anschließender Prozession gefeiert und Christoph Kölicher, 31 Vgl. Kloppenburg, Jesuiten (1906), 150. 32 Buell war Anfang des 17. Jahrhunderts zum Goslarer Scholaster ernannt worden. Vgl. ÖStA/ HHStA Wien, RHR, Gratialia et Feudalia, Praebendae regiae, Faszikel 1 (A-G), Konvolut 2 (B), Nr. 24. 1595 erscheint Buell noch als syndikus unter den Laienbrüdern im Mitgliederverzeichnis des Halberstädter Kalands, 1603 X 7 wurde er in Köln zum Dr. iur. promoviert, ab 1616 X 1 amtierte er, aufgrund einer Ersten Bitte Ferdinands II., auch als Kanoniker von St. Pauli in Halberstadt, 1619 VIII 14 war er ebd., wenn auch nicht unangefochten Dekan. Gestorben ist Buell 1647 als Pfarrer von Mariae Himmelfahrt in Melk. Vgl. Winter, Statuten (1868), 62; Ranieri u. a. (Hrsg.), Dissertationen (1986), 156 (Nr. 10472); UB St. Bonifacii u. St. Pauli, Nrn. 500 u. 503 f.; Aichinger-Rosenberger (Bearb.), Niederösterreich (2003), Bd. 2, 1417. 33 Vgl. Hermann Eiling an Kurfürst Ferdinand (1630 I 1; gedruckt: Politische Correspondenz, 401 f. [Beilage zu Nr. 374]). Siehe auch Kloppenburg, Jesuiten (1906), 151. 34 Laurentius Buell an Hermann Eiling (1630 I 20; Original: StA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 1, Nr. 80, fol. 64r-67v, hier fol. 64v-65r; auszugsweise und fehlerhaft gedruckt bei Kloppenburg, Jesuiten [1906], 153): Ihre Gnaden Herr von Hyen alß Kayßerlicher Commissarius in nahmen offt allerhöchstgedachter Römisch Kayßerlicher Mayestet von dem herrn subdelegirtem alle von den unqualificirten canonicis undt vicariis empfangene kirchenschlüßell abgefordert, undt in kegentwart nicht alleine der ahntwesenden clerekey, sondern auch mehr, alß 1000 persohnen mir solche schlüßell offentlich in choro ante gradus altaris, alß hochwürdigem decano hintwieder ahnvertrawet, undt die divina zu versehen, auch was etwa von dem stifft abkommen herbey zuebringen höchlich, decenti, brevi et nervosa oratiuncula ahnbefohlen.

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der im Vorjahr eingesetzte gegenreformatorische Abt des Zisterzienserklosters Walkenried35, dabei nicht nur den Chor, sondern auch den „beinahe undurchdringbaren Haufen“36 im Kirchenschiff aspergiert. Das alles sei „gottlob ohne Unordnung vonstattengegangen, gar kein Tumult entstanden“; „die Dastehenden“ hätten vielmehr „ganz verblüfft den Sinn des katholischen Gottesdienstes aufs Neue verspüret.“37 Wie glaubwürdig diese Angaben sind, lässt sich im Abstand von fast vier Jahrhunderten kaum mehr entscheiden.38 Unter den Restitutionskommissaren, denen mit solchen Schilderungen möglicherweise geschmeichelt werden sollte, dürfte jedenfalls kaum Dissens darüber bestanden haben, dass der ‚richtige‘ Messritus allein Norddeutschland nicht für den Katholizismus zurückgewinnen werde. Flankierende Maßnahmen waren unverzichtbar; und so weilte auch der Zelebrant Baving im Januar 1630 keineswegs zufällig in Goslar, sondern weil er auf der Suche nach einem geeigneten Standort für eine neu zu errichtende Jesuiten-Residenz war, in der zukünftig katholische Geistliche für Niedersachsen und Westfalen ausgebildet werden sollten. Die Stadt am nördlichen Harzrand scheint seinen Vorstellungen voll und ganz entsprochen zu haben, vielleicht weil sich der Magistrat in jenen Tagen besonders entgegenkommend gerierte.39 Bereits am 14. Februar 1630 schlug von Wartenberg dem Kaiser dementsprechend vor, in Goslar ein Kollegium von 13 Jesuiten unter der Leitung eines Rektors anzusiedeln, das mit den Einkünften der Kollegiatstifte St. Simon und Judas und St. Peter dotiert werden könne, die er auf ca. 1.000 bzw. ca. 300 Reichsthaler schätze.40 Und keine zwei Wochen später wandte sich

35 Vgl. Seibrich, Gegenreformation (1991), 243 f. 36 Buell an Eiling (wie Anm. 34, hier fol. 65v): inpenetrabilem ferme catervam. 37 Ebd.: Und ist gottlob alleß sine confusione, woll abgangen, gar kein tumultus, sondern astantium [!] animus ex novitate tanquam attonitus verspüret. 38 Sowohl Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 47 f., als auch Heineccius, Antiquitatum (1707), 564, beklagen übereinstimmend, die Jesuiten hätten es durch besonders pompöse Gottesdienste verstanden, das Volk anzulocken, so dass besonders an hohen Festtagen die evangelischen Kirchen fast leer gewesen seien. Wie viel Topos in diesen Schilderungen der beiden protestantischen Kirchenhistoriker steckt, ist allerdings nur schwer zu entscheiden. 39 Buell berichtete an Eiling, der Rat habe den evangelischen Pfarrern geboten, alle verdrießliche[n] reden und verachtungen einzustellen, undt sich schiedtlich und friedtlich zu verhalten (1630 I 20; auszugsweise gedruckt bei Kloppenburg, Jesuiten [1906], 154). Außerdem verlegte er die morgendliche Predigt, die sonntags in der Stiftskirche gehalten zu werden pflegte (vgl. unten nach Anm. 89), kurzerhand in die Marktkirche. Vgl. Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 46. Zu den Motiven des damaligen Bürgermeisters Henning Cramer von Clausbruch vgl. die konträren Positionen von Hölscher, Bürgermeister (1907), 22 f., u. Gidion, Versuch (1951), 29-31. – In Minden, Verden, Hameln, Nordhausen, Mühlhausen und Stade sollten ebenfalls Jesuiten-Kollegien errichtet werden. Vgl. Klopp, Restitutions-Edikt (1862), 123 f. 40 Vgl. Kloppenburg, Jesuiten (1906), 154.

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bereits der Pater Johann Kemp SJ an den Osnabrücker Bischof mit der Bitte, ihm eine Kurie des Stifts St. Simon und Judas als Wohnung anzuweisen.41 Während die (letztlich abschlägig beschiedenen) Proteste der evangelischen Stiftsherren am Kaiserhof noch der Entscheidung harrten42, nahm die JesuitenNiederlassung auf dem Liebfrauenberg im Rekordtempo konkrete Gestalt an; nicht zuletzt, weil Ferdinand II. sich auf sanften Druck seines jesuitischen Beichtvaters Wilhelm Lamormaini, wann immer es nötig schien, persönlich in die Angelegenheit einschaltete. So teilte er etwa dem Goslarer Magistrat am 10. April des Jahres mit, es gefalle ihm durchaus, „dass bei Euch das Kollegiatstift St. Simon und Judas samt den noch übrigen Pfründen den Patres der Gesellschaft Jesu, deren Herren bereits zur Verrichtung des Gottesdiensts in besagter Kirche der hl. Simon und Judas eingeführt seien, zur Fundierung eines Kollegiums und Noviziat assigniert werden solle“, doch würde er es „gnädigst gern sehen mögen, dass ihnen neben den wenigen Kanonikat-Häusern auch dasjenige Alte, das vor vielen Jahren curia imperialis gewesen, ohnehin neben der Kirche gelegen und ziemlich verfallen sei, zu ihrer Habitation überlassen werde.“43 Nach reiffliche[r] deliberation stimmte der Magistrat diesem Ansinnen unter gewissen Bedingungen zu44, so dass am 5./15. Juni 1630 die feierliche Übergabe von Kaiserhaus und Kaiserbleek an den Ordensprovinzial Baving erfolgen konnte.45 Die nach Goslar beorderten Jesuiten waren anscheinend handwerklich recht begabt. Sonst hätten sie wohl kaum – lediglich durch die Goslarer Bürgersöhne als 41 Vgl. StaatsA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 16, Nr. 31, fol. 76r; ferner Kloppenburg, Jesuiten (1906), 155. 42 Vgl. ebd., 158 f. Dass die Kanoniker, wie Kloppenburg annimmt, ihren Einspruch mit der Urkunde Leos IX. von 1049 untermauerten, durch die jedwede Eingriffe zukünftiger Kaiser auf Bitten des Gründers ausdrücklich untersagt wurden (vgl. Kap. II, bei Anm. 118), halte ich für nicht sehr wahrscheinlich. Da sich im Wiener Reichshofratsarchiv heute keine Akten mehr zu diesem Vorgang befinden, muss die Frage nach der Argumentationsstrategie der Goslarer Stiftsherren aber leider offenbleiben. 43 BistumsA Hildesheim, Josephinum I., Nr. 430 (olim Jesuitica, K II, Nr. 360): [...] dass bei Euch dass collegiat stifft S. S. Simonis et Judae, sambt denen noch übrigen praebenden [...] denen patribus Societatis JESU, deren herren beraits zur verrichtung des gottesdienst in besagter S. S. Simonis et Judae kirches eingeführet, zur fundierung eines collegii undt novitiats assignirt werden solle, [...] und Wir das gnedigst gern sehen mochten, dass ihnen auch neben den wenigen canonicat-heusern daßjenige alte [...], so vor jahren curia imperialis gewesen, auch ohne dass negst bei den kirchen gelegen, undt ziemlich verfallen, zur ihrer habitation vergunstiget und hierumb gelaßen werde. Vgl. auch Stillig, Jesuiten (1993), 202, Anm. 70. 44 Goslarer Magistrat an Ferdinand II. (undatiert [1630 nach IV 10 / vor VI 15]; gedruckt bei Klopp, Actenstücke [1960], 187-191, das Zitat 188). – Als Herzog Julius von BraunschweigWolfenbüttel sich 1570 darum bemühte, die Goslarer Pfalz vom Kaiser verliehen zu bekommen, hatte der Magistrat dagegen vor dem Reichshofrat noch kräftig opponiert. Vgl. RHR Akten I,1, Nr. 499. 45 Vgl. BistumsA Hildesheim, Josephinum I., Nr. 431 (olim Jesuitica, K II, Nr. 362); ferner Stillig, Jesuiten (1993), 202, Anm. 70.

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Momentaufnahmen

Handlanger unterstützt46 – binnen weniger Monate am nördlichen Ende der zur Stadt ausgerichteten Schauseite des alten Königspalasts, direkt neben der schon ziemlich verfallenen Liebfrauenkapelle, einen mehrstöckigen Anbau errichten können.47 Dieser war in Angriff genommen worden, weil dem Goslarer Kolleg im Rahmen der projektierten Rekatholisierung Norddeutschlands unablässig neue Aufgaben zuwuchsen: Neben einem Noviziat zur Unterweisung zukünftiger Ordensmitglieder und einem Priesterseminar planten Baving und Lamormaini bald auch schon die Einrichtung einer von Jesuiten geleiteten katholischen Universität.48 Die Restitutionskommissare griffen diese Idee begeistert auf und stellten dem Kaiser deshalb am 13. September 1630 anheim, ob er nicht „selbiger Universität fundator zu sein sich allergnädigst belieben lassen“ wolle; es würde solches schließlich „Eurer Kaiserlichen Majestät zu einem unsterblichen Ruhm“ gereichen.49 Doch so hochfliegend die Goslarer Pläne der Societas Jesu waren, so knapp bemessen blieb auch das Zeitfenster für ihre Umsetzung. Zwölf Monate später flüchteten bereits die meisten der Kollegiaten schon wieder vor den anrückenden Schweden nach Hildesheim.50 Etwa hundertfünfzig Bürger sollen damals versucht haben, ihnen nachzusetzen, und nur durch den Bürgermeister Henning Cramer von Clausbruch51, der kurzerhand alle Stadttore zusperren ließ, daran gehindert worden sein.52 Der letzte Jesuit verließ im Januar 1632 die Stadt53, kurz bevor das etwa 10.000 Mann starke schwedische Heer Goslar am 24. des Monats kampflos einnahm.54

46 Vgl. Brandes, Chronik, 237 (zu 1630). 47 Vgl. Memmert, Geschichte (1996), 73-75 mit Abb. 18 f. – Der Rohbau der Jesuiten (mehr war es wohl nicht) stürzte nach drei Jahrzehnten wieder ein. Vgl. Brandes, Chronik, 246 (zu 1661). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts stand nach Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 47, immerhin noch eine Mauer, die von dem sehr prächtigen / aber doch Gottlob / vergeblich angefangenen Bau kündete. 48 Vgl. Kloppenburg, Jesuiten (1906), 157 u. 160 f.; Bireley, Religion (1981), 143-145; Stillig, Jesuiten (1993), 204-206 49 von Wartenberg u. von Hyen an Ferdinand II. (1630 IX 13; Kopie: StA Osnabrück, Rep. 100, Abschnitt 1, Nr. 61, fol. 24r; nicht buchstabengetreu gedruckt bei: Klopp, Restitutions-Edikt [1862], 127; Kloppenburg, Jesuiten [1906], 161): [...] unnd selbiger universitet fundator zu seinn sich allergnädigst beliebenn laßenn wollen. Eurer Kayßerlichen Maiestät gereicht solches zu einem unsterblich rumbh. 50 Vgl. Stillig, Jesuiten (1993), 213. 51 Zu diesem siehe Hölscher, Bürgermeister (1907); Gidion, Versuch (1951); ders., ‚Exculpatio‘ (1954). 52 Vgl. Hermann Eiling an Fürstbischof von Wartenberg (1632 I 6; paraphrasiert bei: Kloppenburg, Jesuiten [1906], 164). 53 Vgl. Stillig, Jesuiten (1993), 205. 54 Vgl. Brandes, Chronik, 238 (zu 1632); ferner: Müller, Geschicke (1884), 8; Kloppenburg, Jesuiten (1906), 164.

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Nun diente die Stiftskirche den Eroberern erst einmal übergangsweise zur Unterbringung von Kriegsgefangenen55, doch schon bald konnten die wenigen noch vorhandenen evangelischen Stiftsherren den Chordienst wieder aufnehmen.56 Bis sie in den Genuss ihrer Einkünfte kamen, sollten allerdings noch einige Jahre verstreichen. Im Gefolge der Schweden war nämlich auch Daniel Müller nach Goslar gekommen, ein Kommissar Fürst Ludwigs I. von Anhalt-Köthen, der zum vorläufigen Verwalter des Stadtwesens ernannt worden war. Müller kassierte mit Billigung der schwedischen Söldner nicht nur das große und das kleine Siegel, das Statutenbuch und alle die wichtigsten Urkunden des Stifts, sondern veranlasste auch die Abschöpfung aller Erträge der Stiftsländereien zu Gunsten der fürstlich-anhaltinischen Kasse.57 Da half es nichts, dass der Welfen-Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel an Ludwig I. voller Empörung schrieb, ihm liege sehr daran, dass dieß berühmte Stift, dessen Schutzherr er sey, nicht untergehe, und deshalb könne er nicht dulden, dass dessen Güter in seinen Ländern von Andern in Besitz genommen würden. Es sei ja auch gar kein Grund vorhanden, warum die evangelischen [Stifts]herren von den Schweden gezüchtigt werden sollten.58 In den vollständigen Genuss ihrer Pfründen kamen die Kanoniker erst wieder nach dem Abzug der Schweden im Oktober 1635.59

55 Vgl. Crusius, Geschichte (1842), 317. 56 Vgl. Heineccius, Antiquitatum (1707), 568. Die Personenstärke der Stiftsherrengemeinschaft in jenen Jahren lässt sich nur sehr schwer abschätzen. 1606 existierten bei St. Simon und Judas insgesamt zwölf Kanonikate, sechs Senioren und sechs Junioren, von denen letztere ehe sie den numerum seniorum erreichen [...] in studiis bleiben oder sonstwie sich erhalten mussten, da sie sehr wenig oder fast nichts bekamen (Inquisitorial-Artikul commissionis caesareae et resolutio capituli [1606 VII 23; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 1184, pag. A1-A25, hier pag. A13 f.; zu den Schwankungen der Kapitelsgröße im 16. Jahrhundert siehe auch ebd., pag. A12 f.]). Auf einer 1642 V 24 abgehaltenen Kapitelssitzung waren aber bloß noch die drei Kanoniker Heinrich Burgdorf, Georg Reck und Simon Straube anwesend. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 823. – Die Anzahl der Pfründen, die an dem Stift vergeben werden konnten, war 1281 VII 22 erstmals festgelegt worden, und zwar auf vierundzwanzig. Das Statut ist gedeutet und gedruckt bei Frölich, Domstift (1920), 98-101, 153 f., dem allerdings entgangen zu sein scheint, dass die Festlegung eines numerus certus ein im 13. Jahrhundert allerorten zu beobachtender Vorgang ist und der deshalb die in dem Statut angeführte, damals allgemein übliche Begründung (Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Mittel) zweifellos überstrapaziert. Zum Aufkommen des numerus certus vgl. jetzt grundsätzlich Meyer, Aufkommen (2007). 57 Vgl. Heineccius, Antiquitatum (1707), 568; Crusius, Geschichte (1842), 317. 58 Friedrich Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel an Ludwig I. von Anhalt-Köthen (1632; paraphrasiert bei: Heineccius, Antiquitatum [1707], 568 f.; Crusius, Geschichte [1842], 318). Vgl. auch die Klagen der Stiftsherren in StA Wolfenbüttel, 41 Alt Fb. 2, Nr. 4. – Im Gegenzug für sein Schutzversprechen hatte das Kapitel dem Herzog (wie zuvor bereits dessen Vorgängern) 1615 V 24 das Besetzungsrecht für eine seiner Pfründen eingeräumt. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 813. 59 Vgl. Crusius, Geschichte (1842), 319.

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Wenn es hart auf hart kam, das lehrte diese Episode der Stiftsgeschichte bereits die Zeitgenossen mit kaum zu überbietender Deutlichkeit, dann war eine kaiserliche Konfirmationsurkunde kaum das Pergament wert, auf dem sie geschrieben war – da mochte das angehängte Siegel auch noch so groß sein.60 Warum also nahmen die Goslarer Stiftsherren 1646/47, als man sicher genug andere Sorgen haben konnte, nichtsdestotrotz den Mut zusammen und die Mühe auf sich, einen Boten oder gar einen aus ihrer Mitte mit einem Säckchen voller Münzen quer durch das vom jahrzehntelangen Krieg so arg geschundene Heilige Römische Reich nach Wien zu schicken, um beim Reichshofrat die Bestätigung aller Rechte, Besitzungen und Privilegien des Stifts zu erbitten? Die von ihnen selbst gegebene Begründung für dieses Vorgehen – weil die originalia [scil. der Urkunden Friedrichs I. von 1188 und Ferdinands III. von 1637] bei dieses Kriegs-Zeiten hinweggenommen worden seien61 – ist zwar durchaus plausibel, verrät aber für sich genommen noch nicht besonders viel über die eigentlichen Hintergründe. Fürchteten die Stiftsherren, die im Juni 1645 in Osnabrück aufgenommenen Verhandlungen für einen ‚Universalfrieden‘ könnten am Ende zu ihren Ungunsten ausgehen, und versuchten deshalb auf diesem Wege, sich für den Ernstfall zu wappnen? Das ist gut möglich, dürfte aber nicht das einzige Motiv gewesen sein. Hinzu kam sicher auch die Erkenntnis, dass das Stift seine exklusive reichsunmittelbare Stellung gegenüber den lokalen Potentaten auf Dauer nur mit Unterstützung des Kaisers (und nicht gegen ihn) würde verteidigen können. Mehr noch als den welfischen Herzog, der in seiner Stellung als vom Kaiser approbierter Schutzherr62 nicht nur auf die Zusammensetzung des Kapitels Einfluss zu nehmen suchte, fürchteten die Kanoniker dabei seit langem den Magistrat der Reichsstadt63 – und das nicht zu Unrecht, sahen sie sich doch im Laufe des 17. Jahrhunderts alle paar Jahre genötigt, mit der städtischen 60 Das zur Besiegelung von Ferdinands II. Urkunde vom 28. August 1628 benutzte ‚mittlere Kaisersiegel (Reichshofkanzlei)‘ hat einen Durchmesser von 10,3 Zentimetern, exklusive Siegelschale. Abb. bei Posse, Siegel (1909/13), Bd. 3, Tafel 50, Nr. 1. 61 ÖStA/HHStA Wien, RHR, Protokolle, Faszikel 139 (1647), fol. 22r; ebd., Faszikel 138 (1647), fol. 21v. – Die gefälschte Urkunde Friedrichs I. ist später offenbar wieder aufgetaucht, sie liegt heute im StadtA Goslar (Urkunden, Domstift, Nr. 22; den Nachweis der Fälschung erbrachte Hausmann, Diplom [1952]). Von der ersten Privilegienbestätigung Ferdinands III. fehlt hingegen jede Spur. Dass eine solche einst existiert haben muss, lehren indes die Protokolle des Reichshofrats. Vgl. ÖStA/HHStA Wien, RHR, Protokolle, Faszikel 111 (1637), fol. 218v; ebd., Faszikel 112B (1637), fol. 313r. 62 In dieser Stellung erscheinen zuerst 1285 XI 13 die Herzöge Albrecht I. und Wilhelm I. von Braunschweig-Lüneburg (vgl. UB Goslar 2, Nr. 330). Von 1474 bis zur Aufhebung des Stifts übten die Wolfenbütteler Welfen eine Schutzvogtei über das Stift aus, die ihnen anfangs mit Gebeten, ab 1615 mit dem Nominationsrecht für eine Pfründe, der so genannten Erbschutz-Präbende, entgolten wurde (vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 628 u. 813, sowie oben Anm. 58). 63 Vgl. etwa die 1603 bei Heinrich Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel vorgetragenen Klagen der Stiftsherren über den Rat der Stadt Goslar (StA Wolfenbüttel, 41 Alt Fb. 2, Nr. 11, fol. 1r12v).

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Obrigkeit Vergleichsverträge64 abzuschließen, in denen sie lange verteidigte Rechtsansprüche peu à peu aufgeben65 und auch sonst manch unvorteilhafte Regelung zähneknirschend akzeptieren mussten.66 Eine kaiserliche Bestätigungsurkunde des aktuellen Amtsinhabers, so hoffte man wohl auf Seiten des in die Defensive gedrängten Kapitels, würde die Verhandlungsposition gegenüber dem Rat – nicht zuletzt vor den Reichsgerichten, bei denen man regelmäßig gegeneinander prozessierte67 – wieder merklich verbessern. Welche Wirkmächtigkeit die zur Urkunde geronnene Gnade des Reichsoberhaupts als symbolisches Kapital68 im Zweifelsfall entfalten konnte, zeigen die ersten (ebenfalls gescheiterten) Angriffe auf den Bestand der Stiftung in den Jahrzehnten nach der Reformation. Als das aufrührerische Treiben der lutherisch gesinnten Bürger, das binnen weniger Jahre die Thomas-Kapelle am nordöstlichen Ende des Stiftsbezirks ihr Mobiliar, den Scholaster seine Schüler und den Dekan Dietrich Rorbeck sogar sein Leben gekostet hatte69, dem Kapitel von St. Simon und Judas zu bunt wurde, wandte es sich 1530 hilfesuchend an Karl V., der den Magistrat der Stadt auch umgehend abmahnte. Als ein gütiger und milder Kaiser, ließ Karl die Ratsherren wissen, wolle er das Geschehene noch einmal übersehen, doch seien den Kanonikern ihre Kapelle, ihre Schule und alle entwendeten Kelche und Kleinodien zurückzugeben, auch die entstandenen Schäden zu bezahlen und überhaupt solch unchristliches und ungehöriges Verhalten zukünftig zu unterlassen.70 Der Effekt dieser Worte war ebenso durchschlagend wie nachhaltig. Wann 64 Vgl. die Verträge zwischen dem Kapitel St. Simon und Judas und dem Goslarer Magistrat von 1605 V 4, 1617 I 17 u. 1645 II 17 (Originale: StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 804 f., 815, 824; gedruckt bei: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 63-65 [Nr. 10], 65-70 [Nr. 11], 70-74 [Nr. 12]). 65 Etwa auf den Wortpfennig, einen Arealzins, den die Stiftsherren angeblich von Kaiser Heinrich III. verliehen bekommen hatten (vgl. Urbar § 179), von dem es nun aber hieß, seine Zahlung werde ausgesetzt, weil sich kein Theil der Vertragsparteien erinnern könne, was es eigentlich sei (StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 815; gedruckt bei: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 6570, hier 68). 66 1605 mussten sie den Ratsherren gestatten, so offt es nötig [...] der Kirchen Kleinodien besichtigen und inventieren zu lassen, damit davon ohn ihr Vorwissen und Bewilligung nichts verwendet werden muge, 1617 sogar einwilligen, ein Viertel der Verkaufserlöse an den Magistrat abzutreten. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 804 f. bzw. 815; gedruckt bei: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 63-65, hier 63 f., bzw. 65-70, hier 68. 67 Vgl. etwa: HStA Hannover, Hann. 27 Hildesheim, Nr. 493 (1596-1608) u. dazu Kauertz, Akten 1, 725, Nr. 833; ÖStA/HHStA Wien, RHR, Judicialia miscellanea, Karton 31 (G1b), Konvolut 4 (Klageschrift von 1611 VII 3). 68 Etwas anderes hatten die Kaiser, seit ihr Reiseweg sie nicht mehr an den nördlichen Harz-Rand führte, den Goslarern ja ohnehin nicht anzubieten. 69 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 14. 70 Privileg Karls V. (1530 X 31; Original: StadtA Goslar, Urkunden, Stadt, Nr. 1167; gedruckt bei: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 59-62 [Nr. 9], hier 62).

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immer in den kommenden Jahren der Ruf laut wurde, die Goslarer Chorherren sollten – zur Not mit Gewalt – gezwungen werden, von ihren ‚papistischen‘ Zeremonien abzulassen, sich zu beweiben und zu Gunsten der hungerleidenden Prädikanten auf ihre Pfründen zu verzichten, schob der Magistrat dem alsbald einen Riegel vor71; nicht zuletzt weil er in dem dramatischen, gleichermaßen vor Gericht wie auf dem Schlachtfeld ausgetragenen Konflikt mit Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel um den Rammelsberg auf das Wohlwollen des Kaisers dringend angewiesen war.72 Mit der Zeit akzeptierten sogar die Wortführer der Reformation diesen Standpunkt und versuchten, in ihren Forderungen das übliche Totschlagargument des Magistrats – man dürfe gegen die Stifte nicht weiter vorgehen, als vor Gott und seiner Kaiserlichen Majestät verantwortet werden möge73 – antizipierend zu entkräften. So etwa im Juli 1544, als der dritte Goslarer Superintendent Eberhard Wiedensee gemeinsam mit den übrigen evangelischen Predigern dem Magistrat einen Forderungskatalog überreichte, der sich nicht zuletzt auf das Stift St. Simon und Judas bezog. „Die Münsterpfaffen“, so klagten die Supplikanten, „führen ungeachtet göttlicher Gebote, Zucht, Ehre, Billigkeit, ihres eigenen Rechts, der vom Rat verordneten Reformation und vieler Ermahnungen ein unchristliches, schändliches, ärgerliches und wüstes Leben. Deshalb bitten und ermahnen wir Ein Ehrbaren Rat auf das fleißigste, dass man doch solchem ganz unchristlichen Gebahren nicht länger zusehe, sondern ohne Verzug alle Pfaffenhuren aus der Stadt verweise, und dass sie nicht, wie das früher wohl geschehen ist, zum einen Tor heraus- und zum anderen wieder hereingehen oder sich heimlich verstecken dürfen.“ Nichtsdestotrotz sähe man es aber „für gut an, dass in dem Münster neben dem Propst und dem Scholaster, die kaiserliche Lehen sind und vielleicht bleiben müssen, ein Dekan mit vier oder fünf Kanonikern sei und bleibe, und sie also um der Güter und Kleinodien willen im Münster ein Kapitel bilden, damit der Rat nicht angegriffen werde, weil da kein Kapitel sei.“ Zukünftig könne man es doch so machen, „dass der Superintendent stets zugleich auch als Dekan im Münster amtiere und dort zusätzlich zu der gewöhnlichen deutschen Predigt jede Woche ein oder zwei lateinische Theologie-Lektionen mit deutscher Zusammenfassung lese, und dass die anderen Kanoniker nach dem Abgang der jetzigen allesamt Kinder der Stadt und examinierte Magister zu sein hätten, von denen einer als Pfarrer im Münster wirke, die anderen nach der Anweisung des Superintendenten lateinische, griechische oder hebräische Lektionen läsen, einer wohl auch Schulmeister wäre.“ Gegen eine solche Ordnung und Reformation könne Seine Kaiserliche Majestät nichts einzuwenden haben, „denn auch wenn das Münster ein kaiserliches Stift sei, habe doch der Kaiser 71 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 52, 76, u. ö. 72 Vgl. Gidion, Versuch (1951), bes. 6-12; Blume, Goslar (1969); Seven, Reformation (1996). 73 Goslarer Magistrat an die Prädikanten der Stadt (1528 X 21; paraphrasiert bei: Hölscher, Geschichte [1902], 52).

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abgesehen davon, dass er Propstei und Scholasterei verlehne, darin gar nichts zu schaffen, sondern der Papst hier regiert. Weil nun aber der Papst nichts mehr gilt“, wäre es nur billig, „dass Ein Ehrbarer Rat nun Papst sei und sich die Pfaffen nach diesem Papst richten und sich vom ihm regieren lassen.“74 Wie nicht anders zu erwarten, ermahnte der Magistrat daraufhin den Superintendenten inständig, das Stiftskapitel bei der Visitation bloß nicht in seinen wohlverbrieften Rechten zu kränken, um jedwede Verwerfung mit dem Kaiser tunlichst zu vermeiden.75 Im folgenden Jahr ernannte er Wiedensee jedoch tatsächlich zum Dekan des Münsters, „mit dem Rechte, den Gottesdienst der Kanoniker zu überwachen, wenn’s ihm beliebe, zu predigen, und auf Wunsch des Kapitels auch neue Ordnungen im Sinne der Reformation zu treffen.“76 Mehr als ein kurzes Intermezzo sollte dies freilich nicht werden. Denn als die Goslarer Gesandten, nach der Zerschlagung des Schmalkaldischen Bundes, am 21. Januar 1548 in Augsburg den Fußfall vor Karl V. vollzogen und sich die Stadt auf Gnade und Ungnade dem Kaiser ergab, mussten nicht nur 30.000 Gulden berappt und zwölf Geschütze ausgeliefert, sondern auch alle Eingriffe in die Verfassung des Kollegiatstifts St. Simon und Judas umgehend suspendiert werden.77 Die frühneuzeitlichen Konfessionskonflikte entwickelten sich allerdings nicht nur zum wiederholten Male zu einer existentiellen Bedrohung für den Bestand der 74 Superintendent Wiedensee und die Goslarer Prädikanten an den Goslarer Magistrat (1544 VII 18; StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 4552; gedruckt bei: Hölscher, Geschichte [1902], 143-150, hier 148 f.): De Munsterpapen, ungeachtet [...] gotliker gebode, tucht, ere, billicheit, dartho ok or eigen recht und darenboven E. E. Rades Reformation und veler ermanung und bedrawing, fören ein unchristlik, schentlik, ergerlik und wüstes levent [...]. Nu bidden und vormanen wy E. E. Radt up dat allerflitigste, [...] dat men doch solkem [...] gantz unchristlichen wesende nicht lenger thosehe, sunder ane lenger vertoch alle papenhuren [...] uth der stadt verwise [...] und dat se nicht wu dat eher wol gescheen, tho einem dhore uth, thom anderen ingaen, edder sik hemelichen verstecken. Item, wi sehen dat ok vor gut an, dat in dem Munster neben dem Proveste und Scholastico, (welke kaiserliche Lehen sin und villiche bliven moten) ein dekan sampt vier edder vif canonicis si und blive, und se also ein kapitel im Munster umb der guder willen und der cleinodien bilden, dat derhalben, wen da nein kapitel were, E. E. Radt nicht anfechtinge krige. [...] konde men dat also maken, dat de superintendent alletid ok dekan im Munster were, welker boven der gewonliken dudeschen predige ok eine edder twe latinische lectionen thor weken in der theologia lese, jedoch mit dudeschem anhange [...], dat de andern canonici alle na der jtzigen affgange goslarsche kinder und magistri artium weren, einer van denen were im Munster parner, de anderen lesen lectiones latinisch, grekisch edder hebreisch na ordnung des Superintendenten, idt konde der einer ok wol scholmester sin. [...] Solker ordnung afir und reformation konde K. Majestät nicht entkegen sin, den isst dat Munster wol ein Kayserlich Stift, so hefft doch K. M. hir inne gar nicht tho schaffen, allene dat he de Provestie und de Scholasterie verlenet, sus hefft de Pawest hir regeret. [...] dewile nu afir de Pawest nicht mehr gilt, ist idt io billich, dat E. E. Radt nu pawist sy, und sik de Papen na dissem Paweste richten, ok sik van deme regeren laten. 75 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 150. 76 Ebd., 152. Vgl. auch ebd., 153 f. 77 Vgl. ebd., 163; Blume, Goslar (1969), 151.

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Stiftung, sie veränderten auch das Innenleben des Stifts. Das betraf: zum einen die wirtschaftlichen Grundlagen des Chordienstes, weil in den Wirren der Reformation und des Bauernkriegs so manches Gut vorübergehend oder endgültig verlorenging; zum anderen die korporative Verfassung des Stiftskapitels, an welcher Propst und Scholaster – die beiden vom Kaiser ernannten Dignitäten des Stifts, deren Amtsinhaber stets katholischer Konfession waren (und blieben) – spätestens mit der Approbation der gesammelten Statuten im Generalkapitel am 24. Februar 1585 keinen Anteil mehr hatten.78 Am stärksten wirkte sich das jahrzehntelange Ringen der Konfessionen jedoch auf den Vollzug der beiden von Heinrich III. (und allen späteren Stiftern) festgelegten, transpersonalen Handlungsziele der Kanonikergemeinschaft aus: das Stiftergedenken und den Chordienst. Ein förmlicher Beschluss über das sofortige Einstellen aller gestifteten Seelmessen, wie ihn etwa der Goslarer Magistrat für die städtischen Pfarrkirchen im Jahre 1537 öffentlich verkündete79, ist in den umfangreichen, einstweilen leider bloß ansatzweise geordneten80 Akten des Stiftskapitels bislang nicht aufgefunden worden – wer weiß, ob es einen solchen überhaupt gegeben hat. Das Schicksal der bei den Kanonikern von St. Simon und Judas errichteten Stiftungen in den Jahren während und nach der Reformation muss deshalb beim gegenwärtigen Stand der Forschung aus anderen Quellen erschlossen werden. Ein spektakulärer Einzelfall mag dabei die Suchrichtung vorgeben: 1527, ein Jahr bevor sich der Rat der Stadt offiziell zur Reformation bekannte, widerrief ein Vikar des Stifts St. Simon und Judas urkundlich eine von ihm sechs Jahre zuvor errichtete Stiftung an dem in der Krypta von St. Simon und Judas gelegenen Altar der heiligen Gottesmutter, weil er durch göttliche Gnade seinen schrecklichen Irrtum und die darin zum Ausdruck kommende Abgötterei erkannt habe. Stattdessen überwies er das Legat an die Prediger in der Frankenberger Pfarrkirche, verkündete fortan selbst das ‚reine Wort‘ und verehelichte sich sogar, obwohl schon hochbetagt, einfach „um des Beispieles willen.“81 Diese vom Stifter selbst zurückgenommene Stiftung wird eine der letzten gewesen sein, die überhaupt bei den Kanonikern und Vikaren von St. Simon und Judas errichtet wurden, denn die lange Reihe der erhaltenen Stiftungsurkunden, die im Laufe der Jahrhunderte ihren Weg ins Stiftsarchiv fanden, bricht am 19. November 1521 mit einer von Katharine Wildefur für ihren verstorbenen Ehemann Heinrich ins Leben gerufenen Memorien-Stiftung ziemlich unvermittelt ab.82 Den öffentlich 78 Weder der Propst noch der Scholaster finden in der Statutensammlung irgendeine Erwähnung. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 651, Kopialbuch N, ungezählt [fol. 1r-41v]. 79 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 124-126. 80 Vgl. Kap. I bei Anm. 105. 81 Hölscher, Geschichte (1902), 171, Anm. 38. Hinweise zu ähnlich gelagerten Fällen bei: Jacobs, Widerruf (1885); Graf, Pfründe (1996), 43, Anm. 98. 82 Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 756. Allein in den rund vier Jahren, die zwischen

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bekannt gemachten Widerrufsmotiven des Vikars dürfte freilich noch ein weiteres hinzuzufügen sein: Im Herbst 1525 scheint die seit langem übliche Zahlung von Präsenzgeldern für die Teilnahme am Gottesdienst – ohne dass sich über die Hintergründe genaueres sagen ließe – von einem Tag auf den anderen komplett eingestellt worden zu sein; zumindest der Viztum gab nun nichts mehr in den Chor.83 Das Kapital, mit dem der Vikar den Altar der heiligen Gottesmutter wenige Jahre zuvor dotiert hatte, verlor also unversehens seine bisherige Funktion und musste darum, wenn es weiter als Grundstockvermögen einer Stiftung fungieren sollte, ohnehin mit einer neuen Zweckbindung versehen werden. Irrig wäre allerdings die Annahme, die Kanoniker und Vikare des Stifts hätten das liturgische Totengedenken für die Stifter ihrer Kirche komplett eingestellt, bloß weil sie hierfür keine Präsenzgelder mehr erhielten. Sonst dürfte Superintendent Wiedensee diejenigen Stiftsherren, die sich nicht länger der vom Rat veranlassten Reformation widersetzen wollten, im Jahre 1535 kaum angewiesen haben, „alle papistischen Zeremonien und Missbräuche mitsamt Vigilien, Seel- und anderen Messen“ umgehend abzulegen und „nun hinfort überhaupt keine Messe mehr zu halten, weder Hoch- noch Winkelmesse.“84 Viel Anklang scheint diese Forderung unter den Geistlichen von St. Simon und Judas jedoch nicht gefunden haben, denn schon im Herbst 1538 wurden nachweislich wieder Präsenzgelder gezahlt85, und im Frühjahr 1540 wurde sogar noch einmal eine neue Gedenkstiftung errichtet.86 Die Reformation war eben – in Goslar wie auch anderswo – keine Einbahnstraße. Nach langem hin und her bekannte sich das Stiftskapitel im Sommer 1566 – mit Ausnahme des Propstes und des Scholasters, die rechtzeitig mit den die Einkünfte ihrer Pfründen betreffenden Dokumenten das Weite gesucht hatten87 – schließlich doch noch ohne Wenn und Aber zur Reformation, so dass Jakob Vernickel, Diakon

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Luthers Thesenanschlag und dieser Stiftung vergingen, waren mindestens sechs neue Stiftungen bei den Kanonikern und Vikaren von St. Simon und Judas errichtet worden. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 754 (1518 IV 17; Memorien-Stiftung), 749 (1519 V 16; MessStiftung), 750 (1519 V 21; Altar-Stiftung; unvollzogen), 752 (1520 II 3; Vikarie-Stiftung), 752 a (1520 V 18; Memorien-Stiftung), 574 (1520 VI 24; Memorien-Stiftung), 755 (1521 IX 23; MessStiftung). Vgl. Tab. 5 (zu 1526) mit Anm. 24. Reformatio antiquorum ecclesiae rituum et caerimoniarum (1535; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Mappe 101-150, pag. 128-138; gedruckt bei: Hölscher, Geschichte [1902], 118-121, hier 119): se scholen affdhon alle papistischen ceremonien und mißbruke sampt vigilien, seel- und anderen messen und nu henfort kein ander messe mer holden wedder homesse noch winkelmesse. Vgl. Tab. 5 (zu 1539 f.) mit Anm. 24; ferner StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 786 (1542 II 14), wo (offenkundig mit Einverständnis des Rates!) ein Teil der Rente, die von einem Bürger für die Nutzung eines Stiftskuriengrundstücks zu zahlen ist, für spezielle Memorien in der Stiftskirche angewiesen wird. Vgl. StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 781 (1540 VII 25). Vgl. Ziegler, Insolvenzverfahren (2006), 27 f.

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der Marktkirche und Pastor zu St. Thomas88, am Sonntag vor Michaelis die erste evangelische Predigt von der Kanzel des Stifts halten konnte.89 Bereits im August hatte der Goslarer Magistrat den Stiftsherren in einem protocollum reformationis mitgeteilt, welche Veränderungen im liturgischen Ritus er jetzt (endlich) von ihnen erwarte: Zum einen solle „zur Pflanzung und Förderung des allein seligmachenden Wort Gottes und zu vieler Leute Seelenheil“ die morgendliche Predigt, die bisher sonntags in der Thomas-Kapelle gehalten worden sei, zur selben Stunde mit den üblichen Zeremonien und Gesängen durch denselben Prediger wie bisher, nämlich Vernickel, in der Stiftskirche gehalten und selbige zu diesem Zweck gereinigt, die zerworfenen Fenster ausgebessert und auch sonst alle notwendigen Reparaturen vorgenommen werden. Zum anderen sähe man es gerne, wenn „die Kapitulare alle Tage in der Woche zwei Zusammenkünfte in der Stiftskirche halten, und zwar morgens um neun Uhr, und nachmittags um drei.“90 Morgens möge man mit dem Hymnus «Iam lucis orto sydere» oder einem anderen aus dem nun gedruckt vorliegenden Wittenberger Psalter anheben, z. B. «Venite adoremus Dominum», «Veni, sancte spiritus, reple tuorum», «Quicunque vult salvus esse» oder «Diß seindt die heiligen zehen geboth» auf Deutsch. Wie von alters her gebräuchlich, hätten die Chöre die Verse dabei abwechselnd zu singen. Anschließend solle einer der Kapitulare antiphonieren, ein anderer (insgesamt dreimal) einen Psalm anstimmen, den dann der ganze Chor gemeinsam mit anschließendem «Gloria patri» zu Ende singe. Nach Vollendung der Psalmodie habe die eingangs intonierte Antiphon noch einmal vollständig zu erklingen und auch ein Responsorium zu folgen. Zu guter Letzt sei fortlaufend ein Kapitel aus dem Neuen Evangelium zu lesen, und zwar „verständlich in deutscher Sprache“, sowie mit dem «Benedictus Dominus Deus Israel» oder dem «Te Deum laudamus» zu endigen, mal auf Deutsch, mal auf Latein. Nachmittags solle hingegen auf jeden Fall mit einem deutschen Psalm begonnen werden, „wegen der Bürger, die vielleicht in die Kirche kommen mögen, und weil wir uns unserer deutschen Sprache nicht schämen dürften.“ Anschließend psalmodiere man wie am Morgen, nur dass anstelle des Responsoriums ein Hymnus zu singen sei, und zwar je nach aktueller Position im 88 Zu Vernickel († 1568) vgl. die knappen Bemerkungen bei Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 72. 89 Vgl. Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 24; Heineccius, Antiquitatum (1707), 509. 90 Protocollum reformationis (1566 VIII; Original: StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Mappe 401-440, pag. 133-139, hier pag. 135 f.): dass [...] zu pflanzung und forderung göttlichs allein seligmachenden worts und zu vieler leuthe sehlen heil, die gewenliche frühe predigt, so des sontags in s. Thomas bißher gehalten, uff stunde und zeith, auch mit dem [!] gewönlichen ceremonien und gesengen, wie bißhero beschehen auch durch denselben herrn predicanten [...] im münster gehalten werden, und dass derwegen das münster gereinigt, die fenster so zerworffen und ander notthürfftiger gebäude reficirt und gebeßert werden mügen. [...] dass die capitulares alle tage in der wochen zwo conventiones in dem münster halten, den morgen um neun uhr, den nachmittag hora tertia.

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Kirchenjahr «O lux» oder «Christe, qui lux es». Danach läse ein Stiftsherr (fortlaufend) ein Kapitel aus dem Alten Testament in deutscher Sprache. Abschließend erklinge das «Magnificat» oder das «Nunc dimittis», jeweils mit einer Antiphon, sowie das «Benedicamus». Zur Vesper könne man zudem auf den Orgeln spielen lassen.91 Im Gegensatz zu den gestifteten Seelmessen, die hier – wie selbstverständlich – gar keine Erwähnung mehr finden, sollte das gemeinsame Chorgebet als transpersonales Handlungsziel der Stiftsherrengemeinschaft also auch in nachreformatorischer Zeit bestehen bleiben; und das, obwohl Luther, der in seiner Zeit als Augustiner-Eremit tagein, tagaus selbst die kanonischen Horen zu begehen pflegte92, sich später wiederholt sehr abfällig über diese geäußert hatte. Seine Kritik richtete sich dabei nicht allein gegen das – im normativen Schriftgut der geistlichen Institutionen allenthalben angeprangerte – Herunterleiern, Plappern, Murmeln oder Nuscheln der Gebete und Lektionen, sondern vor allem gegen den vermeintlichen ‚Verdienst‘-Charakter der liturgischen Handlungen und insbesondere gegen die Vorstellung, das bloße Sprechen vorformulierter Gebete sei als solches schon etwas Verdienstliches bei Gott, sei es nun für den Betenden selbst oder für denjenigen, der das Gebet ‚bestellt‘ hatte93 – eine Vorstellung, die zudem zwangsläufig dazu führen musste, dass das von den Kanonikern zu absolvierende Pensum unablässig stieg, was wiederum der geforderten Chor-Disziplin nicht gerade zuträglich war. „Es 91 Ebd., pag. 136-139: und das man des morgens mit einem hymno alß «Iam lucis orto sydere» und dergleichen wie man dan in dem nun gedruckten psalter zu Wittenberg [...] mancherley hymnos findet, [...] oder vorher singe «Venite adoremus Dominum» biß zum ende, oder aber «Venio sancte spiritus reple tuorum» vel «Quicunque vult salvus esse» sive «Diß seindt die heiligen zehen geboth» etc. germanice. Item, wie von alters gebreuchlich, sol ein chor um den andern die versus singen, darnach sol einer von dem capitularibus antiphonieren [...] darnach ein ander anheben einen psalter, den sollen die capitulares [...] biß zum ende singen, und das «Gloria patri» darzu, zum andern- und drittenmahl noch einen psalm cum «Gloria patri». Wenn denn diese psalm gesungen, soll man die antiphon, welche vorhin intonirt, biß zum ende aussingen, hierauf mocht folgen ein responsorium und nach dem responsorio sol einer ein capitul aus den [!] neuen testament (von vorn anzufangen und als täglich biß zum ende zu continiren) verstendlich in deutscher sprache lesen, hiernach bißweilen «Benedictus Dominus Deus Israel», bisweilen «Te Deum laudamus» deutsch und lateinisch, das alß zu zeiten umgewechselt werde. Nachmittags zu bestimmter zeit, singe man erstz einen deutschen Psalm, umb der bürger und bürgerschen willen, die vielleicht in der kirchen kohemen mochten, und das wir uns unser deutschen sprach nicht schemen dürften, darnach antiphonirt man, und singe 3 psalmen mit den «Gloria Patri», darauf die antiphonen biß zum ende, und dan einen hymnus juxta temporis rationem «O lux» oder «Christe qui lux es», darnach sol einer ein capitul aus dem alten testament (auch von neuen anzusahen, und iß fort zu continuiren) in deutscher sprach lesen und dann das «Magnificat» latine oder teutsch mit ihren antiphonen eins tags, des andern das «Nunc dimittis» mit einer antiphon. Nach dem «Magnificat», oder «Nunc dimittis» etc. [...] das «Benedicamus». So mügen sie auch zu vesper zeith uff den orgeln spielen laßen. 92 Vgl. Häußling, Luther (1988). 93 Vgl. Odenthal, Umgestaltung (2007), 91.

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war“, so hat man es treffend auf den Punkt gebracht, „das Leistungsprinzip, das ihm [scil. Luther] diesen Gottesdienst zeitlebens vergällte.“94 Nichtsdestotrotz plädierte der Reformator gerade im Hinblick auf die Stifte für eine Beibehaltung des Offiziums, um auch nach der Abschaffung der Werktagsmessen einen täglichen Gottesdienst zu gewährleisten, für den allerdings eine „gereinigte Form“95 gefunden werden musste. Wie eine solche aussehen könnte, erläuterte der Goslarer Superintendent Wiedensee den Kanonikern von St. Simon und Judas 1535 in seiner Denkschrift Reformatio antiquorum ecclesiae rituum et caerimoniarum, in der er den Chorherren gleich zu Beginn – und ganz im Sinne Luthers – einschärfte, sie sollten alle Zeremonien „frei und ungezwungen halten, nicht so, als wollten sie hiermit Gott einen besonders angenehmen Dienst erweisen oder sich für die Ausführung eines Werkes Bezahlung verdienen“, sondern als die ihnen nun mal eigene Beschäftigung, „weil sie ja sonst nichts anderes zu schaffen haben und auch ein Leben lang ihre Pfründen behalten, sich also von der Kirche ernähren und davon leben.“96 Damit war das Kernanliegen der Liturgiereform des Superintendenten Wiedensee auch schon umrissen. Sie zielte in erster Linie auf die innere Haltung der Kanoniker, blieb im Hinblick auf die äußere Form des Gottesdienstes hingegen ziemlich konventionell: Eine radikale Reduktion des Pensums war nicht vorgesehen; sowohl die sieben Tagzeiten als auch die zum Abendmahl-Gottesdienst umfunktionierte tägliche Messe sollten fortgeführt werden. Liturgiesprache blieb zudem das Lateinische; nur während der Abendmahlfeier sollte, wie in den Goslarer Pfarrkirchen, Deutsch gesprochen und gesungen werden.97 Ganz anders dagegen die Ordnung des Magistrats von 1566, die nur noch zwei tägliche Horen und einen wöchentlichen Gemeindegottesdienst vorsah und die nicht zuletzt durch die erheblich ausgeweitete Verwendung deutscher Texte und Lieder den Verkündigungscharakter der Liturgie viel stärker hervorzuheben suchte. Ihr war denn wohl auch mehr Erfolg beschieden als der Wiedensee’schen Reformatio, die – wenn überhaupt – nur ganz punktuell beachtet worden zu sein scheint.98 Auf die Anfrage einer Reichshofratskommission, wie denn gegenwärtig der Gottesdienst des Stifts verrichtet werde, antwortete das Kapitel nämlich am 23. Juli 1606: Ge94 Häußling, Brevierreformen (1990), 299. 95 Odenthal, Umgestaltung (2007), 103. Vgl. auch Häußling, Brevierreformen (1990), 301 f. 96 Reformatio antiquorum ecclesiae rituum et caerimoniarum (1535; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Mappe 101-150, pag. 128-138; gedruckt bei: Hölscher, Geschichte [1902], 118-121, hier 119): Dusse unden beschrevene ceremonien [...] scholden se fry und unbedwungen holden, nicht als wolden se hiemidde godt einen sunderlichen, angeneimen deinst dhon, darmede betalinghe tho vordeinende ex opere operato, sunder schullen se als ein exercittium [...] holden, dewile se sunst nicht anderst tho schaffende hebben und or lebendeslangk [...] ore prebenden [...] beholden und also van der kerken sik neren und darvon leven. 97 Vgl. ebd., 119 f. 98 Vgl. oben nach Anm. 73.

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predigt werde wöchentlich einmal, und an kanonischen Stunden gäbe es täglich zwei, die man mit Fleiß absolviere.99 Eine am 13. Dezember 1639 vorgenommene Änderung des bisherigen Usus’ betraf lediglich den Beginn der Horen; im Generalkapitel wurde beschlossen: „Die kanonischen Stunden sind jeden Tag zweimal, morgens um sieben Uhr und mittags um ein Uhr, mit der gebührenden Hingabe zu feiern und von allen in Goslar anwesenden Kanonikern und Vikaren zu besuchen, mit Ausnahme derjenigen, die wegen Krankheit oder einem anderen schwerwiegenden Grund verhindert sind.“100

Abb. 12: Mittelalterliche Kasel aus dem Stift St. Simon und Judas (Vorder- und Rückseite)101

Bei all diesen reformatorischen Eingriffen in die liturgische Praxis der Kanoniker von St. Simon und Judas, so einschneidend sie zum Teil waren, wird man allerdings auch die ungebrochenen Kontinuitäten nicht übersehen dürfen: Während etwa die Domkapitel von Havelberg102, Magdeburg103 und Merseburg104 am Ende des 16. 99 Inquisitorial-Artikul commissionis caesareae et resolutio capituli (1606 VII 23; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 1184, pag. A1-A25, hier pag. A6): die predigt wochentlich einmahl, die hora canonica taglich zweier sein und nachmittage mit singen dero psalmen verordneten responsorien, antiphonen mit fleiß gehalten. Zwischen und und nachmittage muss der Abschreiber Erdwin von der Haardt versehentlich eine auf die morgendliche Hore verweisende Angabe ausgelassen haben. 100 Statut von 1639 XII 13 (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 651, Kopialbuch O, pag. 31-35, hier pag. 31 [cap. 1]): Horae canonicae singulis diebus bis mane hora septima a meridie prima cum debita devotione celebrari, et ab omnibus praesentibus canonicis et vicariis, nisi morbus aut alie gravissime causae impedimento fuerint, visitari debent. 101 Bei der hier abgebildeten Kasel handelt es sich vielleicht um diejenige, die im 15. Jahrhundert am Jahrtag Heinrichs III. verwendet wurde. Vgl. Ordinarius § 70. 102 Vgl. Ludecus, Vesperale; Odenthal, Umgestaltung (2007), 106-112.

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bzw. zu Beginn des 17. Jahrhunderts für das evangelische Stundengebet ganz neue liturgische Bücher entwarfen, scheint man in Goslar das 1522 gedruckte Brevier105 einfach weiterverwendet zu haben, wobei die Benutzung vermutlich – wie bei den Halberstädter und Naumburger Domkapiteln106 – durch eine neu aufgestellte Ordnung geregelt wurde, die entweder nicht erhalten oder noch nicht wieder aufgefunden worden ist. Darauf deuten jedenfalls die Nachträge zu den Sonntagen 25, 26 und 27 nach Trinitatis, die dem paläographischen Befund zufolge im Laufe des 17. Jahrhunderts in einen der Bände für das Sommerhalbjahr eingetragen worden sind.107 Außer den liturgischen Büchern hat man aber auch die (spät)mittelalterlichen Paramente bis weit in die Frühe Neuzeit, vielleicht sogar bis zur Aufhebung des Stifts, in Gebrauch gelassen. Da die Gewänder des Goslarer Stifts im Gegensatz etwa zu denjenigen des Brandenburger Domkapitels108 die Säkularisation nicht überstanden haben, lässt sich dies nur aus Sekundärzeugnissen erschließen. Als deren wichtigstes hat zweifellos eine Serie von Kupferstichen zu gelten, die der Clausthaler Theologe und Universalgelehrte Caspar Calvör 1705 in seinem großen Handbuch ›Ritualis ecclesiastici‹109 von drei Kaseln des Goslarer Stifts abdrucken ließ (Abb. 12). Auch wenn das zunehmend baufällige110 Schiff der Stiftskirche nach 1566 zur Pfarrkirche der Thomas-Gemeinde wurde, blieb der Chor derselben doch vornehmlich ein Ort der Psalmodie – und das hieß: ein Ort des Stiftungsvollzugs. Wann immer hier die gregorianischen Gesänge erklangen, handelten die Kanoniker und Vikare ganz im Sinne Kaiser Heinrichs III. Ob den Stiftsherren das stets (oder jemals) bewusst war? Vermutlich nicht, waren es doch offenkundig nicht die – wohl nur den wenigsten von ihnen wörtlich bekannten – Anordnungen des vor vielen Jahrhunderten verstorbenen Stifters, sondern die strengen Vorschriften der StiftsStatuten111, die sie dazu bewegten, Tag für Tag das 1521 vom Rat teilweise er103 104 105 106 107

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Vgl. Odenthal, Umgestaltung (2007), 113-117. Vgl. Mehl, Ordnung (1936), 56, Abs. 4. Vgl. Kap. XIV.1. Vgl. Odenthal, Ökumene (2003); ders., Ordinatio (2005); ders., Dom (2010). Vgl. Kap. XIV.1, Anm. 32. – Noch 1599 verfügten die Stiftsherren zudem über lose und unbeschnittene Bögen des Brevierdrucks von 1522, von denen ihr Advokat beim Reichskammergericht am 28. April des Jahres etliche zu den Akten gab, da aus ihnen die Exemtion des Stifts eindeutig hervorgehe. Vgl. HStA Hannover, Hann. 27 Hildesheim, Nr. 493, Quadrangel 20, fol. 19 mit Beilage N und dazu: Kauertz, Akten 1, 725, Nr. 833. Vgl. den eindrucksvollen Katalog: Liturgische Gewänder (2005). Siehe auch Flügge, Kontinuität (2005). Calvör, Ritualis ecclesiastici, fig. 52 (nach pag. 510). 1658 stürzte ein Teil des Deckengewölbes im Hauptschiff ein und zerstörte den großen Kronleuchter vor dem Volksaltar; eine unansehnliche Balkenkonstruktion musste fortan das Schlimmste verhindern. Vgl. Trumphius, Kirchen-Historie (1704), 60; Beschreibung des Domes [1819], 8; Wolff/von Behr/Hölscher, Stadt (1901), 55, Abb. 50. Zur frühneuzeitlichen Sorge um die Chordisziplin vgl. Matscha, Strafbuch (2008).

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Abb. 13: Das Reichsadler-Fenster aus dem Chor der Stiftskirche

neuerte112 und mit seinen vierundzwanzig Sitzen113 mittlerweile viel zu groß gewordene Chorgestühl der Stiftskirche aufzusuchen. Wann immer sie allerdings Presbyterium und Sanktuarium von St. Simon und Judas aufsuchten, betraten sie nach wie vor einen Memorialraum allererster Güte. 112 Damals wurde die südliche Reihe der Chorherrenstühle neu angefertigt. Vgl. Brandes, Chronik, 131 (zu 1521). Griep, Kunstwerke (1957), Teil E, 12, gibt irrtümlich das Jahr 1517 an. 113 Die exakte Zahl der Sitze ist nur schwer zu bestimmen. Auf der Zeichnung von Gelder (vgl. Abb. 8) zähle ich insgesamt 24 Stallen, der Grundriss von Stier (vgl. Kap. I, Anm. 137) verzeichnet hingegen bloß 21. Die Angaben bei Mithoff, Kunstwerke (1862), Taf. 2 (42 Stallen), u. Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 159, Abb. 42 (28 Stallen), halte ich für reine Phantasieprodukte.

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Zwar dürfte der Deckel des Schausargs nun während des Gottesdienstes nicht mehr geöffnet worden sein. Doch der Präsenz Heinrichs III. unter den Stiftsherren tat das allenfalls vorübergehend Abbruch. Eine Zeitlang mag er für manche nur noch der unter dem Holzkasten verborgene Kaiser mit dem Hund, den einige auch für eine ehebrecherische Königstochter hielten114, gewesen sein. Schon bald erlebte er jedoch ein bemerkenswertes Comeback, und zwar in einer Inszenierung, die ein beredtes Zeugnis von den zeitgebundenen Erinnerungsbedürfnissen der frühneuzeitlichen Kanoniker ablegt: Als der große Krieg 1648 endlich zu Ende war, bestellten die Stiftsherren von St. Simon und Judas bei einer unbekannten Werkstatt115 neue Glasmalereien für die drei zentralen Fenster des gotischen Chorabschlusses.116 Das mittlere dieser in neun Bildfelder unterteilten Fenster, die bei einer Kantenlänge von ca. 180 Zentimetern nahezu quadratisch ausgeführt sind, zierte ein doppelköpfiger Reichsadler mit habsburgischem Wappenschild auf der Brust (Abb. 13), genau so wie er auch auf dem ‚großen Kaisersiegel‘ der Reichshofkanzlei Kaiser Ferdinands III. dargestellt wurde.117 Das nördlich von diesem angeordnete Fenster zeigte die drei Stiftspatrone Simon, Judas und Matthias, das südlich montierte die – allesamt als Kaiser titulierten – Herrscher Konrad I., Heinrich III. und Friedrich I. (Abb. 14). Wie unschwer zu erkennen ist, versammelte das Bildprogramm der drei Fenster das ganze Ensemble der seinerzeit als maßgeblich erachteten, himmlischen und weltlichen Schutzmächte des Stifts.118 In diesem Kontext verlor der in frühneuzeit114 Vgl. Heineccius, Antiquitatum (1707), 65 f. 115 Vgl. Zahlten, Kaiserbilder (1993), 347. 116 Die Fenster werden heute im so genannten ‚Dom-Raum‘ des Goslarer Museums ausgestellt. Ihre Datierung ist sehr umstritten. Asche, Kaiserpfalz (1892), 15, plädiert für 1512, was definitiv zu früh ist, weil das dargestellte Wappen erst seit der Regierungszeit Maximilians II. Verwendung fand. Zahlten, Kaiserbilder (1993), 344-347, setzt die Fenster in die Regierungszeit Rudolfs II. (1576-1612) und vermutet 1577 als Entstehungsjahr. Ein Katalog des Goslarer Museums hält darüber hinaus auch die Jahre 1629-1632 für möglich. Vgl. Die Stiftskirche St. Simon und Judas. Ich folge hier einer Spätdatierung, die Magin, Inschriften (1997), 96, ins Spiel gebracht hat, ohne mit letzter Konsequenz für sie zu optieren. Die konkrete Gestaltung der Adlerflügel und -klauen ist nämlich eindeutig dem von Ferdinand II. und Ferdinand III. benutzten Siegel (vgl. folgende Anm.) nachempfunden und nicht demjenigen, das Maximilian II. oder Matthias für ihre nach Goslar gesandten Privilegien verwendet haben (vgl. Posse, Siegel [1909/13], Bd. 3, Taf. 32, Nr. 1, bzw. ebd., Taf. 42, Nr. 3). Von Rudolf II. erhielt das Stift überhaupt keine Bestätigungsurkunde (vgl. Tab. 7). 117 Vgl. Posse, Siegel (1909/13), Bd. 3, Taf. 54, Nr. 5; vgl. ebd., Bd. 5, 74, Nr. 3. 118 Vgl. Zahlten, Kaiserbilder (1993), 346; Magin, Inschriften (1997), 95 (Nr. 90). Die von ders., ebd., XIX, vertretene Ansicht, die Kaiserbilder seien als „Propagandainstrument im Dienste der zeitgenössischen Politik“ zu verstehen, übersieht, dass als vornehmliche Betrachter (und somit als Zielgruppe) der Fensterscheiben eigentlich nur die Stiftsherren in Frage kommen. Insofern sind die Fenster wohl eher als „Memorialbilder“ anzusprechen. Zu deren vielfältigen Funktionen vgl. Oexle, Memoria (1984).

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Abb. 14: Das Kaiser-Fenster aus dem Chor der Stiftskirche

liche Tracht gekleidete, mit Zepter und Reichsapfel (und nicht mehr mit Kirchenmodell) dargestellte Salier-Kaiser seine so lange erfolgreich behauptete, exklusive Stellung im Gedenkhorizont der Kanoniker von St. Simon und Judas; er war nun bloß noch einer unter mehreren. Gemäß der bis ins Hochmittelalter zurückreichenden historiographischen Tradition des Stifts wurde Kaiser Heinrich III. in der erläuternden Beischrift119 die angebliche Verlegung eines auf der Harzburg von Konrad I. errichteten Stifts nach Goslar im Jahre 1040 zugeschrieben.120 Man gedachte seiner also für eine Tat, die er nie begangen hatte, aber: Man gedachte seiner. 119 Sie lautet: Henricus 3 imp[erator] transtulit in hunc locum anno Chri[sti] 1040 in honorem Dei, et Sanctorum Simonis, et Iudae. 120 Vgl. Kap. XII.1 nach Anm. 68; ferner Trumphius, Kirchen-Historie (1704) § 14.

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Abb. 15: Die Stiftskirche im 18. Jahrhundert

VI. Um 1803 – Legationsrat Christian Wilhelm von Dohm setzt beim preußischen König neue Stiftungszwecke durch

Im letzten Heft seiner 1800 publizierten ›Topographisch-statistischen Beschreibung der Kaiserlichen freien Reichs-Stadt Goslar‹ kam Sebastian Georg Friedrich Mund, seit 1774 Pastor primarius an der Goslarer Marktkirche1, noch einmal auf das Stift St. Simon und Judas zu sprechen. Zu wünschen wäre es, sinnierte er ganz freimütig, daß die ursprünglichen Einkünfte dieser Stiftung noch immer so, wie in dem vormahligen blühenden Wohlstande derselben, seyn mögen; allein dieß ist ein frommer Wunsch und wird es auch wahrscheinlich bleiben, nachdem in den verschiedenen theils traurigen, theils wohlthätigen Revolutionen in Deutschland, besonders in denen, welche durch die Reformation und den dreissigjährigen Krieg entstanden sind, eine sehr merkliche Veränderung darin vorgegangen ist. Wie hoch sich jezo die Einnahmen der Dohmheren belaufen, ist im Publicum nicht bekannt: und wer wird so vorwizig oder zudringlich seyn, darnach zu fragen?2 Gerade einmal zwei Jahre sollten da noch ins Land gehen, bis tatsächlich ein Mann in Goslar erschien, der nicht nur so vorwizig und zudringlich war, derlei Auskünfte zu erbeten, sondern, bald nachdem er diese erhalten hatte, auch den Entschluss fasste, die in Rede stehenden Geldmittel fortan einem ganz anderen als dem bisherigen Zwecke zuzuführen. Er hieß: Christian Wilhelm von Dohm. Der am 11. Dezember 1751 in Lemgo geborene Pastorensohn war schon in jungen Jahren Vollwaise geworden.3 Noch während seines Studiums der Theologie, Philologie, Belletristik, Geschichte, Rechts- und Kameralwissenschaften, das er zunächst in Leipzig aufnahm und später in Göttingen fortsetzte, trat er als Übersetzer und Herausgeber von Reiseberichten4 sowie als Mitbegründer der literarischpolitischen Zeitschrift «Deutsches Museum»5 hervor. In letzterer veröffentlichte Dohm, nachdem er im Herbst 1777 den Ruf auf eine Professur für Finanzwissen1 Vgl. Crusius, Geschichte (1842), 447 u. 462. 2 Mund, Versuch (1800), 400 f. 3 Zur Biographie von Dohms vgl. neben Gronau, Wollen (1824) vor allem Dambacher, Beitrag (1974), 1-31 u. passim; Wilbertz, Quellen (2002); Bödeker, Intentionen (2002), 307-312. 4 Vgl. die Bibliographie bei Rapaport, Gegner (1908), 134-142, hier 134. 5 Vgl. Hofstaetter, Museum (1908), 34-123.

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schaft am Collegium Carolinum in Kassel angenommen hatte, zahlreiche Miszellaneen statistischen und historischen Inhalts sowie einige staatswissenschaftliche Abhandlungen, mit denen er sich für eine Anstellung im preußischen Staatsdienst zu qualifizieren hoffte. Im Herbst 1779 ging dieser seit langem gehegte Wunsch6 endlich in Erfüllung, wenn auch zunächst bloß mit überschaubaren Kompetenzen und bescheidener Entlohnung als ‚Geheimer Archivarius‘ im Range eines Kriegsrats beim preußischen Hauptarchiv zu Berlin. Die wenige Jahre später publizierte Schrift ›Über die bürgerliche Verbesserung der Juden‹7 erregte bereits unter den Zeitgenossen großes Aufsehen8; förderlicher für seine Karriere in der preußischen Bürokratie dürfte aber die massive Unterstützung durch den zweiten Etat- und Kabinettsminister, Ewald Friedrich von Hertzberg, gewesen sein.9 1783 wechselte Dohm endgültig ins Auswärtige Departement, für das er, 1786 durch König Friedrich Wilhelm II. nobilitiert, fortan als Gesandter u. a. auf dem Rastatter Kongress (1798/99) tätig war. Nachdem Preußen in dem am 23. Mai 1802 geschlossenen Geheimvertrag mit Frankreich als Entschädigung für den Verlust seiner linksrheinischen Territorien die Bistümer Hildesheim und Paderborn, einen Teil des Bistums Münster, die Abteien Elten, Essen, Werden, Herford und Quedlinburg, das Eichsfeld, das Gebiet von Erfurt mit Untergleichen sowie die Reichsstädte Mühlhausen, Northeim und Goslar zugesprochen bekommen hatte10, wurde die ‚Hauptorganisations-Kommission der Entschädigungs-Lande‘ (HOK) mit Sitz in Hildesheim ins Leben gerufen. Ihre Aufgabe bestand darin, unter der Leitung des Staatsministers Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert die Inbesitznahme und Eingliederung der neuen Provinzen in das preußische Staatswesen durch verschiedene untergeordnete Amtsträger vor Ort zu koordinieren. Ein halbes Jahr später, am 2. September, bekam von Dohm, der als preußischer Gesandter beim Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis bereits während der Verhandlungen mit Frankreich ein Memorandum über den Zustand des Hildesheimer Bistums nach Berlin gesandt hatte11, von König Friedrich Wilhelm III. den Auftrag zur Reorganisation der Stadt Goslar.12 Tags darauf erhielt er entsprechende Instruktionen durch von der Schulenburg.13 6 Vgl. etwa Dohm an Ludwig Gleim (1777 VIII 31; auszugsweise gedruckt bei: Dambacher, Beitrag [1974], 15): Fest und ungeändert ist mein Vorsatz oder Wunsch vielmehr, Ihrem großen Friedrich zu dienen. Dies seh ich als das Hauptziel meines Lebens an. 7 Dohm, Verbesserung. Zur kritischen Würdigung dieses Plädoyers siehe Detering, Wahrheit (2002). 8 Vgl. Wüller, Systemkrise (2004), 56 f. Über die freundliche, aber reservierte Reaktion Friedrichs II. berichtet Dohm, Denkwürdigkeiten 4, 484, Anm. 31. 9 Vgl. Wüller, Systemkrise (2004), 74-79. 10 Französisch-Preußischer Vertrag vom 23. Mai 1802, 585 (§ 7). Vgl. auch Hölscher, Beitrag (1903), 211-223. 11 Gedruckt: Dohm, Statistische Notizen. Vgl. auch Dylong, Domkapitel (1997), 269. 12 Vgl. Bruchmann, Wirken (1951), 88; zu den Hintergründen der Verzögerung Hölscher, Beitrag

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Als von Dohm am Abend des 8. Septembers 1802 in Goslar eintraf, war die förmliche Okkupation der ehedem so stolzen, nun aber durch eine drückende Schuldenlast von rund 46.000 Reichstalern14 in ihrer Handlungsfreiheit stark eingeschränkten Reichsstadt bereits vollzogen. Am Morgen war der zum vorläufigen ‚Civil-Commissarius‘15 bestellte Landrat von Katte in Begleitung einer HusarenKompanie, bestehend aus einem Oberoffizier, einem Trompeter, einem Unteroffizier und zwölf Gemeinen mit ohngefähr zwanzig Pferden16, in die Stadt eingezogen, ohne dass von irgendeiner Seite dagegen protestiert worden wäre. Im Rathaus hatten die Bürgermeister Siemens und Stedekorn sowie der Syndikus Giesecke die Stadt in aller Form übergeben, nachdem ihnen das Patent Friedrich Wilhelms III. vom 6. Juni 1802 verlesen worden war, in welchem der preußische König bekanntgab, dass ihm das Stift Hildesheim in säkularisiertem Zustand, und die Stadt Goslar, zusammen als ein Erbfürstentum zugeteilt und zugeeignet werden solle, dergestalt, daß dasselbe auf ewige Zeiten Unserm Zepter angehöre und bey Unserm Königlichen-Churfürstlichen Hause verbleibe.17 Anschließend war von Katte mit seiner Entourage auf die andere Seite der Abzucht gezogen und hatte die vor Ort wohnhaften Kanoniker von St. Simon und Judas angewiesen, sich in der Kapitelsstube zu versammeln. Hier war den Stiftsherren Reck, Haegermann und Fabricius sowie dem Stiftssyndikus Henrici durch die erneute Verlesung des KöniglichPreußischen Patents die Besitznahme des Stifts bekannt gemacht worden18, woraufhin diese mittelst gegebenen Handschlages versprachen, von nun an des Königs von Preußen Majestät als ihren Landesherren zu erkennen, demselben treu gehorsam und unterthänig zu seyn und sich dessen Gesetzen und Anordnungen zu unterwerfen.19 (1903), 223-231. 13 Vgl. von der Schulenburg an von Dohm (1802 IX 3; Konzept: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 5r-7r). 14 Vgl. Werner, Goslar (1967), 212-217, mit dem wichtigen Hinweis, dass diese Summe im Vergleich zu anderen Reichsstädten ziemlich gering war und der Goslar allenthalben vorauseilende Ruf der „notorisch ärmsten Reichsstadt“ (Hölscher, Beitrag [1903], 223) wohl nicht zuletzt vom Magistrat zur Abwehr etwaiger Begehrlichkeiten befördert wurde. 15 Über den ‚Kommissar‘ aus verwaltungsgeschichtlicher Perspektive noch immer lesenswert: Hintze, Commissarius (1970). 16 von Katte an den Goslarer Magistrat (1802 IX 4; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. I, Fach 41/42, Nr. 1840, fol. 23r). 17 Königlich Preußisches Patent an die sämmtlichen geistlichen und weltlichen Stände und Einwohner des Stifts Hildesheim und der Stadt Goslar (StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. I, Fach 41/42, Nr. 1840, fol. 1r-2v, hier fol. 2r; gedruckt: Hölscher, Beitrag (1903), 215 f., hier 215). Vgl. Müller, Ruhe (2007), 267-271. 18 Die freilich weder in diesem Dokument noch im französisch-preußischen Geheimvertrag vom 23. Mai 1802 ausdrücklich erwähnt wird. 19 So das von allen Anwesenden eigenhändig unterzeichnete Protokoll über diesen Vorgang (StadtA Goslar, Goslar, Curr. Reg., Rep. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 22r-22v). Vgl. auch den Bericht

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In seinem abschließenden Bericht über all diese Vorgänge konnte von Katte der HOK bereits einiges mitteilen, was er anlässlich der Okkupation über St. Simon und Judas in Erfahrung gebracht hatte: Das Stift sei die älteste Kirche der Stadt, besitze einen Altar aus heidnischer Zeit20 und unterstehe nicht der Gerichtsbarkeit des Rates. Der Propst und Scholaster sei katholischer Konfession, die anderen Stiftsherren aber protestantisch und von Kaiser Joseph II. mit einem Ordenszeichen (Abb. 16) versehen.21 Die Einkünfte eines Kanonikers betrügen über 500, die des Propstes aber kaum 100 Taler.22 Für den Anfang waren diese Informationen sicher nicht schlecht, als Grundlage für die ambitionierten Reorganisationspläne von Dohms sollten sie sich aber schon bald als viel zu vage erweisen. Da allerhöchsten Orts daran gelegen war, von den Stifften in den Seiner Königlichen Majestät angefallenen Landen eine genaue und zuverlässige Kenntniß zu haben, legte der zur interimistischen Verwaltung alhir bestellte commissarius dem Stiftskapitel deshalb bereits am 19. September einen detaillierten Fragenkatalog vor, nach dem dieses Auskunft über die gegenwärtige Verfassung des Stifts, sein bisheriges Verhältnis zu Kaiser, Reich und hiesiger Stadt23 sowie die Namen, Rechte und Pflichten seiner Glieder erteilen sollte. Des Weiteren gab er den Kanonikern auf, das sämmtliche Vermögen des Stiffts, es bestehe in liegenden Gründen, Häusern, Natural- oder Geld-Gefällen, ausstehenden Capitalien und die sich von demselben ergebende Revenüen und Zinsen [...] vollständig nachzuweisen sowie die Verwendung der jährlichen Einnahmen und sämmtliche Ausgaben des Stiffts, so wohl für das Allgemeine, als auch wie viel jede einzelne Präbende ertrage, es sei in Gelde oder Naturalien, [...] genau anzuzeigen.24

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von Kattes an die HOK (1802 IX 11; GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 21r-24r, hier fol. 22r). Gemeint ist der 1266 in den Chor der Stiftskirche verlegte Altar des hl. Hilarius (vgl. UB Goslar 2, Nr. 125), der in der Frühen Neuzeit als ein Relikt aus dem angeblich von Karl dem Großen zerstörten Heiligtum des Götzen Krodo angesehen wurde, das sich ehedem an der Stelle der Harzburg befunden habe. Die Initiative zu dieser Verleihung ging vom Goslarer Kapitel aus, das den Kaiser ganz konkret um ein auf dem Kleide zu befestigende[s] Anker-Kreuze ersuchte, welches nicht nur auf einer flammenden […] Gnaden-Sonne ruht, sondern auch mit einer fliegenden, weißen, auf die kayserliche Würde deutenden Stola umgeben und mit einem in dem grünen Sieges- oder Lorbeer-Kranze gefassete[n] güldene[n] Schild mit den Worten CONRADUS I. FUNDATOR. JOSEPHUS II. AMPLIFICATOR versehen sein möge (1787 I 18; Original: ÖStA/HHStA Wien, RHR, Grat. et Feud., Conf. priv. [Dt. Ex.], Fasz. 66, Konv. 1, Nr. 1, ungezählt). Vgl. von Katte an die HOK (1802 IX 15; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, 2077, fol. 1r-4v, hier fol. 2v; gedruckt bei: Doebner, Nachrichten [1900], 430-434, hier 431). Zu dieser Detailfrage hatte von Dohm zuvor bereits Auskunft vom Magistrat erbeten. Vgl. das Reskript vom 15. September (StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. I, Fach 41/42, Nr. 1840, fol. 43r46v, hier fol. 43v; gedruckt: Bruchmann, Wirken [1951], 92-97, hier 93). von Dohm an das Kapitel St. Simon und Judas (1803 IX 19; Original: StadtA Goslar, Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 26r-26v).

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Abb. 16: Das von Kaiser Joseph II. an die Goslarer Stiftsherren verliehene „Gnadenzeichen“ 25

In ihrem auf den 30. November 1802 datierten Antwortschreiben26 teilten die zwischenzeitlich bereits gemahnten27 Kanoniker dem preußischen Gesandten mit, dass sich das Vermögen ihrer Kirche in insgesamt sechs verschiedene Fonds gliedere, über die jeweils gesonderte Register geführt würden. Man unterscheide: Erstens die Fabrik, die einen jährlichen Ertrag von etwas mehr als 241 Reichstalern erwirtschafte, von dem die Gehälter der Stiftsbediensteten sowie der Unterhalt von Stiftskirche und Stiftsgebäuden nebst anderen kleineren Ausgaben bestritten werde; zweitens das registrum corporis, welches einen Gewinn von etwas mehr als 1216 Reichstalern abwerfe, der nach Abzug einiger Deputate unter Dekan und Kanoni25 Die Zeichnung stammt aus der ausgesprochen prunkvollen Verleihungsurkunde Josephs II. (1787 IV 1; Original: StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 872a, ungezählt [pag. 7]). Die von den Erben der verstorbenen Kanoniker zurückgeforderten Kanonikatskreuze ließ der Rat spätestens ab 1817 zu Gunsten des Stiftsgüterfonds öffentlich versteigern. Vgl. StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 507/08, Nr. 3984; ebd., Fach 510, Nr. 4000. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren einige Exemplare im Huldigungssaal des Goslarer Rathauses ausgestellt. Vgl. Asche, Kaiserpfalz (1910), 135. Ob sich heute noch das eine oder andere Stück in einer privaten Sammlung oder im Goslarer Museum befindet, ist nicht bekannt. Zur Verleihung derartiger Ehrenzeichen vgl. auch Klueting, Ordenskreuze (1982), sowie den Katalog von Gritzner, Dom-Kollegiate (1987). 26 Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v; das Folgende nach ebd., fol. 55v58r). 27 Vgl. von Dohm an das Kapitel St. Simon und Judas (1802 X 16; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 39r).

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kern verteilt werde; drittens die Obödienzen, an deren Überschuss von etwa 1506 Reichstalern allein die residierenden Kanoniker partizipierten; viertens das registrum corporis der Vikare, des Kantors und des Organisten, das in gemeinschaftliche und individuelle Unterfonds zerfalle, die zusammen einen Erlös von etwa 535 Reichstalern28 auswiesen; sowie schließlich fünftens und sechstens die Propstei und die Scholasterei, deren jährlicher Überschuss von 60 bzw. 209 Reichstalern29 allein den vom Kaiser eingesetzten katholischen Inhabern dieser Prälaturen zustehe und die deshalb als corpora abscissa30 anzusehen seien. Alles in allem erhalte gegenwärtig der Dekan jährlich ex registro corporis ein Dreizehntel des Gewinns, zuletzt 81 Reichstaler, 34 Mariengroschen und 3 Pfennige, ex registro obedientiarum einen Schock Malter tannenes Holz à 30 Reichstaler sowie anlässlich der Einführung eines Propstes, Scholasters, Kanonikers und Vikars gewisse Introductionsgebühren, welche jedoch nicht fixiert seien. Jeder Kanoniker, egal ob an- oder abwesend, beziehe jährlich ex registro corporis zwei Dreizehntel des Gewinns, zuletzt 163 Reichstaler, 32 Mariengroschen und 6 Pfennige, des Weiteren die Nutzung von einem Morgen Wiesenkamps im Wert von 2 Reichstalern und 18 Mariengroschen sowie die Nutzung einer Kurie nebst Gärten, die mit 20 bis 40 Reichstalern per anno anzusetzen sei. Von den vor Ort residierenden Stiftsherren wiederum erhalte ein jeder darüber hinaus noch seinen Anteil vom Überschuss ex registro obedientiarum, zuletzt 502 Reichstaler, 6 Mariengroschen und 1 Pfennig. Es werfe demnach gegenwärtig jede Kanonikerpräbende 688 bis 708 Reichstaler, 20 Mariengroschen und 7 Pfennige ab31, zu denen allerdings unter Umständen weitere Gefälle hinzukä28 Das ergibt die Addition der im Corpus bonorum corporis vicariorum, cantoris et organistae (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 93r-96r) genannten Summen für die einzelnen Unterfonds. 29 Diese Angaben beruhen auf den beigelegten Einkünfteverzeichnissen der Propstei und Scholasterei (undatiert [Oktober/November 1802]; Abschriften: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 75r-81r, hier fol. 81r, bzw. ebd., fol. 82r-83r, hier fol. 83r). 30 Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 52r). 31 Zum Vergleich: Die Diäten des preußischen Diplomaten von Dohm beliefen sich auf 4 Reichstaler pro Tag, er erhielt also jährlich 1460 Reichstaler vom König. Vgl. von der Schulenburg an von Dohm (1802 IX 22; Konzept: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 37r) sowie die Korrespondenz über die abschlägig beschiedene Bitte von Dohms um eine Diätenerhöhung im Oktober 1803 (ebd., fol. 85r-88v). Der Syndicus des Stifts bekam als jährliches Gehalt 30 Reichstaler, der Kämmerer 18 Reichstaler und der Glockenschläger 7 Reichstaler und 21 Mariengroschen. Vgl. Corpus bonorum der registri fabricae (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 84r-85v, hier fol. 85r). Folgende Preisangaben mögen die mit diesen Beträgen verbundene Kaufkraft vor Augen führen, wobei die damalige Münzrelation von 1 Reichstaler = 36 Mariengroschen = 288 Pfennige zu bedenken ist: Um 1800 betrug die jährliche Miete für ein kleines Haus 4 bis 6 Reichstaler, 1 Schwein kostete 5 Reichstaler, 1 Pfund Butter 3 Mariengroschen und 6 Pfennige, ein Weizenbrot 8 Pfennige. Vgl. Werner, Goslar (1967), 236 f.

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men, deren Höhe aber wegen der großen Ungewissheit solcher Gebühren nicht genau angegeben werden könne; für die Pfründe des Seniors sei jedenfalls auch noch das praecipuum des Senioratsgartens in Anschlag zu bringen, der jährlich 15 Reichstaler Zins erlöse. Auf der Grundlage dieses für ganz befriedigend32 befundenen Berichts sowie der beigelegten Aufstellungen über die Einnahmen und Ausgaben der einzelnen Vermögenskörper33 erstellte von Dohm innerhalb einer Woche einen vorläufigen Etat des Stifts, in dem er dessen jährlichen Überschuss (exklusive Propstei und Scholasterei) auf 3.459 Reichstaler, 2 Mariengroschen und 2 Pfennige bezifferte.34 Der Organisationskommissar war somit bestens vorbereitet, als von der Schulenburg ihn am 25. März 1803 aufforderte, darüber Bericht zu erstatten, ob und unter welchen Modalitäten die beiden Goslarer Stifte St. Simon und Judas und St. Peter, die nach den Paragraphen 35 und 36 des vor Monatsfrist verabschiedeten RDHS ihre Reichsunmittelbarkeit verloren und an Preußen gefallen seien, eingezogen oder beibehalten werden sollten, und wie im Falle einer Beibehaltung daraus eine Versorgungsanstalt für verdienstvolle Staatsbeamte geschaffen werden könnte.35 Wenn von Dohm es trotzdem vermied, umgehend Stellung zu beziehen, dann lag das vor allem daran, dass er keine der beiden von der HOK ins Auge gefassten Lösungen präferierte, sondern sich längst auf eine dritte Option festgelegt hatte, deren Realisierung er durch gezielte Lobbyarbeit den Weg zu ebnen gedachte. Vorbereitet durch zwei ausführliche Berichte über das (vor allem im Hinblick auf die katholische Gemeinde) unbefriedigende Kirchenregiment36 und das verbesserungswürdige Schulwesen37 der ehemaligen Reichsstadt konfrontierte von Dohm die HOK am 26. April 1803 schließlich mit seinem Plan, die Güter der beiden Goslarer Stifte zwar einzuziehen, allerdings nicht, um sie – wie vom RDHS ausdrücklich vorgesehen38 32 von Dohm an das Kapitel St. Simon und Judas (1802 XII 2; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 103r-103v, hier 103r). 33 Vgl. Corpus bonorum der registri fabricae (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 84r-85v); Vermögensstand der registri corporis (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: ebd., fol. 86r-88v); Corpus bonorum der registri obedientiarum (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: ebd., fol. 89r-92v); Corpus bonorum corporis vicariorum, cantoris et organistae (undatiert [Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Henricis: ebd., fol. 93r-96r); Revenüen der Propstey (undatiert [Oktober/November 1802]; Abschrift [?]: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 75r-81); Revenüen der Scholasterey (undatiert [Oktober/November 1802]; Abschrift [?]: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 82r-83r). 34 Vgl. Kloppenburg, Geschichte (1904), 50 f. 35 Vgl. Kloppenburg, Beitrag (1911), 269. 36 Vgl. von Dohm an die HOK (1803 IV 18; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 51 f.) 37 Vgl. unten Anm. 42. 38 Vgl. RDHS, 512 (§ 35).

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und andernorts von preußischen Reorganisationskommissaren auch gerne praktiziert39 – zur Erleichterung der landesherrlichen Finanzen dem Staatsvermögen einzuverleiben, sondern um sie fortan als einen von diesem getrennten, eigenständigen Fonds zu führen, dessen Erträge allein zum Besten der hiesigen Kirchen- und Schulbedienten verwendet werden sollten. Bei dem großen und bleibenden Nutzen, den eine solche Verwendung für die religiöse und sittliche Bildung der hiesigen Einwohner haben würde, glaubte er, nicht einmal erwähnen zu dürfen, daß durch dieselbe bei dem Simon Judae-Stift, dessen Revenüen wieder zu derjenigen Bestimmung zurückgebracht würden, der sie u r s p r ü n g l i c h gewidmet waren.40 Mit seiner Behauptung, das Kirchenvermögen von St. Simon und Judas auf diese Weise wieder seinem ursprünglichen Stiftungszweck zuzuführen, argumentierte von Dohm – ob bewusst oder unbewusst lässt sich nicht entscheiden – in der Tradition der reformatorischen Sequestrationen.41 Der preußische OrganisationsCommissarius hatte aber auch ganz konkrete Ideengeber vor Ort.42 Irgendwann im Frühjahr 1803 war ihm vom Goslarer Bürgermeister Johann Georg Siemens, der seiner Heimatstadt in den vorangegangenen zwei Jahrzehnten bereits zahlreiche Reformen verordnet hatte43 und in dem von Dohm schnell einen Verbündeten für 39 Vgl. etwa Overmann, Jahre (1902), 48-52; Kleimann-Balke, Ankunft (2004); Oer, Preußen (2005). 40 von Dohm an die HOK (1803 IV 26; gedruckt: Kloppenburg, Geschichte [1904], 53 f., hier 53 [Hervorhebung: TL]). 41 Vgl. Müller, Säkularisationen (2003), 69; ferner Heckel, Problem (1996), 41-43; Klueting, Enteignung (1996), 72-76, 81 f. 42 Wie sehr sich von Dohm die in dem sogleich zu erörternden Memorandum des Bürgermeister Siemens vorgetragenen Ansichten zu eigen machte, verdeutlicht seine Unterrichtung der HOK über die Zustände des Goslarer Schulwesens (1803 IV 19; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2558, fol. 1r-5r), in der es u. a. heißt: Die gelehrte Schule, auch Markt- oder Stadt-Schule genannt, gehörte ehemals zu dem hiesigen unmittelbaren Stift SS. Simonis et Judae. Die canonici desselben besorgten in früheren Zeiten selbst den Unterricht in dieser Anstalt, die man daher auch Domschule nannte, und nachher, als die canonici aufhörten, auf diese Weise sich nützlich zu beschäftigen, lag doch dem Stifte ob, für die Erhaltung der angestellten Lehrer sowie des ganzen Instituts überhaupt zu sorgen. Die Reformation bewirkte hierunter eine Veränderung. [...] Seitdem lag die Sorge für die Schule, welche gar kein eigenes Vermögen hat, allein dem Magistrat ob; doch trug das Stift noch eine ganze Zeit zu den Kosten bey, und es finden sich Spuren, daß theils die Kanonicate den Schulmännern verliehen, theils einige Praebenden dem Magistrat zum Besten der Schule überlassen wurden. In der Folge aber hat dieses aufgehört; nur erhällt der jedesmalige Rector noch fortwährend jährlich einige Himten Getreide von dem Stift (ebd., fol. 1r-1v). – Die erstmalige Bereitstellung von vier ledigen Präbenden des Stifts für die Finanzierung der Marktschule erfolgte 1555 III 25. Vgl. Seven, Reformation (1996), 92. 1594 stellte das Stift die Zahlungen zu Gunsten der städtischen Schule vorübergehend wieder ein; 1605 einigte man sich auf eine fixe Summe, die jährlich um Ostern gezahlt werden sollte. Vgl. Oestmann, Reichskammergerichtsadvokaten (1995), 192-195; StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 804 f. (gedruckt: Lichtenstein, Abhandlung [1754], 63-65 [Nr. 10]). 43 Vgl. Werner, Goslar (1967), 111-192; ferner Kroker, Wendezeit (2005), 79. – Nicht gesehen habe

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seine eigenen Pläne fand44, ein Memorandum zugespielt worden, welches der Verfasser selbst als einen Einfall oder auch nur einen Traum, betreffend die hiesige lateinische Schule45, bezeichnete. In diesem Dokument, das Siemens, um seine Imagination zu witzen und zu unterhalten, in die Form einer königlichen Willensäußerung gebracht46 hatte und das schon allein aufgrund dieser Skurrilität verdient, in extenso wiedergegeben zu werden, führte der Bürgermeister aus: Des Königs von Preußen Majestät an den Probst, den Scholaster, die Dechante, die Senioren und Subsenioren und übrigen sämmtlichen Capitularen, auch die Vicarien des Simonsstifts und Petersstifts. [...] Mit Wohlgefallen haben Wir [scil. Friedrich Wilhelm III.] bemerkt, daß jene beiden Stifte verschiedene gute Zwecke haben, und deßhal[b] bei Uns [...] veranlasset, solche Stifte nicht einzuziehen, vielmehr sie ganz d e m S i n n d e r e r s t e n S t i f t u n g g e m ä ß f o r t d a u e r n zu lassen. Der U r z w e c k derselben war bekanntlich, nächst der Beförderung einer [...] täglichen Gottesverehrung die Erhaltung und Ausbreitung der Wissenschaften [...]. Und daß besonders das Simonsstift und Petersstift in Goslar diesen [...] Zweck vorzüglich gehabt haben [...] fließt schon aus dem noch bis auf den heutigen Tag von ihnen befolgten Gesetze, nach welchem ihre sämmtlichen Stiftsgeistlichen nothwendig drey Jahr auf hohen Schulen der Wissenschaften sich beflissen haben müssen, dessen sie nicht bedurft haben würden, wenn bloß Andachtsübungen der einzige Zweck der Stiftungen gewesen wären. Desgleichen [...] ist [es] historisch richtig, daß die hiesige lateinische Schule vor der Reformation nur Sache [...] hauptsächlich des Simonsstifts gewesen sey, und daß die dabey angesetzten Geistlichen den Unterricht darin selbst verrichtet haben. So wie denn auch diese gute Einrichtung bis auf die gegenwärtige Zeit gewiß beibehalten und das hiesige Lycäum eine Dohmschule geblieben seyn würde, wenn nicht der Magistrat und die Bürgerschaft zu Goslar die Luthersche Religion 30 Jahr früher angenommen hätten, als die bei jenen Stiften angesetzte Geistlichkeit sie annahm; und wenn nicht durch diesen Umstand [...] jener Unterricht suspendiret wäre. Jetzt heben Wir diese Suspension nach Unserer Gerechtigkeitsliebe wiederum auf, Wir mißbilligen zugleich sämmtliche Anmassungen, die der Magistrat zu Goslar in ich die aus den Jahren 1935/38 stammende, ca. 260 Schreibmaschinenseiten umfassende Vita Siemens’ aus der Feder von Günther Hawacker, auf die Hawacker, Siemens (1947), hingewiesen hat und die sich heute unter der Signatur ‚SAA 1 / Lf 744‘ im Siemens-Archiv, München, befindet (freundlicher Hinweis von dessen Leiter, Herrn Dr. Frank Wittendorfer). 44 Vgl. Gronau, Wollen (1824), 401. 45 Siemens an von Dohm (undatiert [wohl Anfang 1803]; Konzept mit zahlreichen Korrekturen des Verfassers: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, ungezählt [fol. 1r-2v, hier fol. 1r]). 46 Ebd., fol. 2v. – Werner, Goslar (1967), 228, Anm. 33, möchte, vielleicht aufgrund dieser Formulierung, das ganze Memorandum als „Scherz“ abtun. Das bei aller Vertraulichkeit sorgsam abwägende Anschreiben Siemens’ an von Dohm gibt aber überhaupt keine Veranlassung zu einer derartigen Relativierung.

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Betreff des daselbst befindlichen Lycäums sich hat zu Schulden kommen lassen, und Wir bestätigen vielmehr solches Lycäum in seiner ursprünglichen [...] Qualität als Dohmschule. Dabey haben Wir dem Magistrat in Goslar den ernstlichen Befehl ertheilet, diese Dohmschule sammt allen Schulgebäuden [...] an die [...] beiden Stifte zurück zu geben, und denselben künftig [...] nicht allein die Erhaltung solcher Schule, sondern auch die Oberaufsicht darüber [...] zu überlassen. Dagegen aber hegen wir [...] zu Euch, der bei den Stiften angesetzten Geistlichkeit, das Allergnädigste Vertrauen, daß Ihr Euch dieser Schulangelegenheit so annehmen werdet, als [...] der Sinn und große Zweck derjenigen Stiftungen es fordert, auf deren Statuten Ihr verpflichtet seid [...]. Was die nach diesen Statuten Euch noch außerdem [...] obliegend Andachtsübungen [...] betrifft, so müßt Ihr erkennen, daß es Euch oder Euren [...] Vorgängern nicht zustand, darin aus eigener Gewalt etwas zu ändern, und etwa die zu den Andachtsübungen vorgeschriebene Zeit abzukürzen oder wohl gar einige dazu bestimmte Stunden ganz eingehen zu lassen oder Euch von darzu gehörigen Abwartung selbst zu dispensieren. Alle dergleichen Aenderungen, Abkürzungen, Einziehungen und Dispensationen [...] werden demnach aus gleicher Gerechtigkeitsliebe als null und nichtig hiedurch wiederum cassiret und aufgehoben. Indeß bedarf es keines Erinnerns, daß die Art der [...] Euch obliegenden Andachtsübungen [...] dem Geiste des gegenwärtigen Zeitalters keineswegs ferner angemessen sey [...]. Auch trauen wir Euren Einsichten zu, daß Ihr es dem e i g e n t l i c h e n Z w e c k der Stiftungen, denen Ihr Euch geeignet habt, weit gemäßer finden werdet, die zu jenen Andachtsübungen Euch vorgeschriebenen Zeiten jetzt mit zu der [...] Euch obliegenden Verbreitung der Wissenschaft [...] zu verwenden. Euch allen kann es daher nur höchst erwünscht kommen, wenn Wir jedem von Euch hiedurch zur Pflicht machen, statt der vielen Stunden des Tages, die jene Euch vorgeschriebenen Andachtübungen erfordern, täglich, die Sonntage und Feiertage ausgenommen, nur zwey Stunden in Eurer eigenen Dohmschule, [...] einen Unterricht zu ertheilen, dessen Ertheilung ohnedem schon Eure Pflicht war; und wenn Wir dagegen, wie hiedurch geschiehet, erwähnte Andachtsübungen, in so fern gewisse Tageszeiten dazu verordnet waren, aus Landesherrlicher Macht völlig aufheben und aus besonderer Gnade Euch davon frey sprechen. [...] Gegeben und signiert zu Berlin am ... Friedrich Wilhelm.47 Die historische Begründung, die Siemens in seinem Memorandum anführte, war keineswegs aus der Luft gegriffen. Wie nahezu alle hochmittelalterlichen Stiftsgründungen dürfte auch St. Simon und Judas von Anfang an über eine Schule verfügt haben, für deren Erwähnung in den Zustiftungsurkunden Heinrichs III., aufgrund ihrer absolut untergeordneten Bedeutung für die vom Stifter bestimmten 47 Siemens’ Entwurf für ein Reskript Friedrich Wilhelms III. (undatiert [wohl Anfang 1803]; Konzept mit vielen Korrekturen des Verfassers: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, ungezählt [fol 3r-7r, Hervorhebungen: TL]).

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Zwecke, keinerlei Veranlassung bestand. Im Jahre 1528, als die reformatorischen Umwälzungen Goslar in vollem Umfang ergriffen48, hatte sich Dr. Johannes Amandus, der erste protestantische Superintendent in Goslar49, Luthers Forderung ›An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten sollen‹50 zu eigen gemacht und für die protestantisch gewordenen Bürgersöhne eine neue Schule gegründet, die wegen ihrer Lage am Gemeindehof, also in unmittelbarer Nähe des Marktplatzes51, auch Marktschule genannt wurde.52 Wie hoch die Wogen damals gingen, zeigen nicht nur die im folgenden Jahr ergangene Selbstverpflichtung der Goslarer Ratsherren, ihre Kinder nur noch in die Marktschule zu schicken53, und der (vergebliche) Versuch der Stadtverwaltung, die Stiftsschule per Dekret zu schließen54, sondern auch die bald darauf von den ersten Marktschülern ersonnenen Spottverse, die sich dem damals sieben- oder achtjährigen Stiftsschüler Hans Geismar so sehr eingebrannt haben müssen, dass er sie noch mehr als drei Jahrzehnte später Wort für Wort in seiner großen Goslarer Chronik wiederholte.55 Die ‚historische Wahrheit‘ der Goslarer Schulgeschichte interessierte Johann Georg Siemens jedoch nur insoweit, als sie sich für seine politischen Ziele einspannen ließ. Nicht im Entferntesten dürfte er daran gedacht haben, die höhere Schulbildung der Goslarer Bürgersöhne in die Verantwortung der Stiftsgeistlichen zu legen. Die ins Auge gefasste (Rück-)Übertragung der Zuständigkeit für das städtische Lyzeum diente, wie der Bürgermeister von Dohm in seinem Anschreiben darlegte, in erster Linie als Drohkulisse. Siemens spekulierte nämlich darauf, dass die Stiftsherren wegen ihres fortgeschrittenen Alters oder auswärtigen Wohnsitzes unter keinen Umständen selbst als Lehrer tätig werden wollten, und hatte deshalb am Ende seiner fingierten Kabinettsorder eine entsprechende Option ins Spiel gebracht: Demjenigen unter den Kanonikern, welcher etwa [...] besondere Hindernisse anführen [...] würde, die ihm die persönliche Leitung des Unterrichts in [der] Dohm48 Vgl. Graf, Pfründe (1996), 29-33; Seven, Reformation (1996), 76-81. 49 Zu seinem Wirken in Goslar: Tschackert, Superintendent (1904), 28-41; Hesse, Superintendenten (1996), 98-102; Völker, Leben (2001), 73-75. 50 Luther, An die Ratsherren. 51 Zur Lokalisierung vgl. die Skizze bei Borchers, Villa (1919), 35. 52 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 56; Gidion, Geschichte (1969), 22 f. 53 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 75. 54 Vgl. Hölscher, Geschichte (1902), 168, Anm. 23; Gidion, Geschichte (1969), 20. 55 Geismar, Chronik, 135 (zu 1530): Und ick gingk in der munsterschole, do moste ick und andere scholers vel homut und gespodt liden van den marckscholern, und repen uns na: Munsterkloth, / de duvel fore dich over den ordt / up dem kaisers bleke, / dar slan se sick midt dem queke, / up der konnies brugge, / dar slan se sick mit den muggen, / vor Unser frauen barge, / dar slan se sick mit den twargen, / vor dem breden dore, / dar heffen se ohren kop vorlorn, / an der gronen linden, / dar schollen se ohren kop wedder finden, / ahn der gronen dannen, / dar schullen ohre koppe an hangen. Vgl. auch Cordes, Einleitung (1954), 2; Gidion, Geschichte (1969), 21.

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schule unmöglich machten, solle Friedrich Wilhelm III. aus allerhöchster Gnade gestatten, solchen ihm obliegenden Unterricht durch einen von dem bei gedachter Dohmschule jetzt angesetzten und in solcher Absicht [...] künftig gehörig zu besoldenden, sehr qualifizierten Lehrern für sich verrichten zu lassen.56 Auf diese Weise, hoffte er, würden die Kanoniker seinen Traum von einer besseren Ausstattung des Goslarer Schulwesens durch eine freiwillige Übernahme der den Schullehrern nöthigen Unterstützung sofort selbst wahr machen.57 Doch von Dohm wollte dieses Spiel nicht mitspielen. Er witterte die Gunst der Stunde und ging „ohne alle Winkelzüge [...] direkt auf das Ziel los“58: eine neue Zwecksetzung der gesamten Stiftungserträge für alle Zeiten festzuschreiben. Warum der Organisations-Commissarius den Plan des Bürgermeisters verwarf, sich die jenem zugrundeliegende historische Begründung aber dennoch zu eigen machte, lässt sich wohl nur durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren erklären. Begünstigt wurde diese Entscheidung sicher nicht unerheblich durch das Verhalten der Goslarer Kanoniker, die dem preußischen Gesandten auf Nachfrage zwar die seit langem kanonisierte und ebenso komplexe wie fiktive Gründungsgeschichte59 des Stifts ausgiebig darlegten60, sich über etwaige von Seiten des Stifters erteilte Auflagen aber komplett ausschwiegen und durch die (an sich zutreffende) Behauptung, ein Stiftungsbrief 61 der Kommunität habe sich nicht erhalten, zudem den Eindruck vermittelten, zeitgenössische Belege für eine ursprüngliche Zwecksetzung seien ohnehin nicht beizubringen. So wie der Goslarer Pfarrer Heineccius im Jahre 170462 oder die moderne Forschung seit 199163 hätte auch von Dohm, der ja im Stande war, binnen weniger Wochen ein auf intensivem Quellenstudium beruhendes Gutachten über die Goslarer Besitzansprüche am Rammelsberg zu erstellen64, 56 Siemens’ Entwurf für ein Reskript Friedrich Wilhelms III. (undatiert [wohl Anfang 1803]; Konzept mit vielen Korrekturen des Verfassers: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, fol 3r-7r, hier fol. 6v-7r). 57 Siemens an von Dohm (undatiert [wohl Anfang 1803]; StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, ungezählt [fol. 1r-2v, hier fol. 2v]). 58 Kloppenburg, Beitrag (1911), 268. 59 Vgl. Kap. XII.1, bei Anm. 68. 60 Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 46r-46v). 61 Ebd., fol. 46v. 62 Der unter ausdrücklichem Bezug auf die Seelenheil-Klauseln in den Diplomen Heinrichs III. wetterte: Wie man nun durch heuchlerischen Schein das Volck zu gewinnen [...] suchete / [...] also unterließ man auch in damahligen Zeiten der Finsternis nicht von demselben durch allerhand Einbildungen sich zu bereichern / und sie [scil. die Laien] zu vielen Stifftungen und Donationen zu bewegen / unter dem Vorwand / daß solches unfehlbar die Menge ihrer Sünden austilgen / und sie zum Himmel bringen sollte (Heineccius, Nachricht [1704], 14). 63 Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 426. 64 von Dohm an die HOK (1803 II 10; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2134, fol. 55r-75r; auszugsweise gedruckt: Dohm, Berg-Werk). Vgl. auch Dambacher, Beitrag (1974), 397 f. mit

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anhand der zahlreichen Zustiftungsurkunden Heinrichs III. die liturgische Memoria des Gründers und das unablässige Stundengebet als immerwährende Verpflichtungen der Kanoniker identifizieren können. Dass sich der Legationsrat die kaiserlichen Diplome, über deren Vorhandensein er sehr wohl Bescheid wusste65, aber gar nicht erst vorlegen ließ, war wohl ebenfalls den Goslarer Stiftsherren geschuldet. Sie bestätigten nämlich die (ihnen nicht bekannten) Angaben des Bürgermeisters Siemens über den ursprünglichen Bildungsauftrag des Stifts, in dem sie – unter indirektem Bezug auf die Vita Bennonis des Hieronymus Emser66 – gegenüber von Dohm behaupteten, ihr Institut habe im Mittelalter nur die gelehrtesten Männer aufgenommen und sei dadurch gleichsam ein Seminarium aller Erz- und Bischöfe durchs ganze römische Reich67 geworden. Die Unwissenheit und der Stolz der Kanoniker spielten also gleichermaßen einem gewieften Politiker in die Hände, der ganz genau wusste, welch eleganten Deckmantel die vermeintliche Wiederherstellung der ‚guten, alten Ordnung‘ für grundsätzliche Neuerungen abzugeben vermochte. Wie geschickt von Dohm die ganze Sache anging, sollte sich in den folgenden Monaten zeigen, in denen es ihm tatsächlich gelang, den preußischen König davon zu überzeugen, das gesamte Vermögen des Stifts St. Simon und Judas zukünftig zur Besoldung der Goslarer Schul- und Kirchenangestellten anzuweisen, da sich in der Tat [...] nicht leicht eine gemeinnützigere Bestimmung dieser Stifte[.] denken lasse.68 Hatte der Monarch zunächst noch verlauten lassen, er trage keine Bedenken [...], hierdurch zu genehmigen, daß beyde [Goslarer] Stifte[.] für jetzt beybehalten [...] werden, und wolle bloß in dem Stifte St. Simonis und Judä die Probstey und Scholasterey schon jetzt zur Einziehung zum Besten der Kirchen- und Schulanstalten der Stadt Goslar, sobald sie vacant werden, bestimmen69, erklärte er sich unter Anm. 398. 65 Vgl. Catalogus der bey hiesigem unmittelbaren Königlich Preußischen Dom Stift SS. Simonis et Judae vorhandenen Diplomatum ihren Jahren nach verzeichnet (undatiert [wohl Oktober/November 1802]; Konzept von der Hand Recks: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 65r-67r). 66 Obgleich die Kanoniker von St. Simon und Judas über ein Exemplar der 1512 in Leipzig gedruckten Lebensbeschreibung des Bischofs Benno von Meißen verfügten (vgl. Kap. XI.1 bei Anm. 20), erweist der Wortlaut ihrer Auskunft an von Dohm, dass sie sich nicht direkt auf die von Emser in seine Vita Bennonis inserierte Liste der zu (Erz-)Bischöfen promovierten Goslarer Pröpste und Kanoniker beriefen, sondern auf deren Deutung durch Heineccius, Antiquitatum (1707), 55-57. – Zur Abfassung der Vita Bennonis vgl. Volkmar, Heiligenerhebung (2002), 125-140; zur historischen Kritik der ‚Promotionsliste‘ zuletzt Lohse, Pfalzstift (2002/03), 85-88; jeweils mit weiterer Literatur. 67 Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 46v-47r). 68 von Dohm an Friedrich Wilhelm III. (1803 VII 3; Kopie: HStA Hannover, Hann. 83a, Nr. 453, pag. 83-93, hier pag. 89; gedruckt bei: Kloppenburg, Beitrag [1911], 271). 69 Kabinettsorder Friedrich Wilhelms III. (1803 V 18; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 96A, Nr.

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dem Eindruck der hartnäckigen Gesuche von Dohms am 12. Juli schließlich doch bereit, die Einkünfte der beiden geistlichen Institute vollständig einzuziehen, nachdem allen Pfründenanwärtern70, sobald die Reihe an sie käme, ihre eingezahlten Exspektanzgelder71 zurückerstattet worden seien. Der dringenden Bedürfnisse wegen solle darüber hinaus schon jetzt den drei in Goslar wohnhaften Kanonikern von St. Simon und Judas gemäß den Bestimmungen des RDHS von ihren mehr als 457 Reichstaler betragenden Einkünften jeweils ein Zehntel abgezogen und diese Mittel sofort den gedachten Zwecken zugeführt werden.72 Nachdem von Dohm dem König diese Grundsatzentscheidung abgetrotzt hatte, begann er konkrete Pläne für die Reorganisation des Goslarer Schulwesens auszuarbeiten73, denen die mit ihrer Überprüfung beauftragte Kriegs- und Domänenkammer in Halberstadt ohne Änderungswünsche zustimmte.74 Bei der gewissenhaften Arbeitsweise des preußischen Gesandten hätte sich die Angelegenheit vermutlich noch eine ganze Weile hingezogen, wenn Friedrich Wilhelm III. nicht im Herbst 1803, mehr als ein Jahr nach der Besitzergreifung seiner Entschädigungsländer, die Auflösung der HOK und der ihr untergebenen Spezialkommissionen und -legationen zum 1. Dezember des Jahres angeordnet hätte. Von Dohm erfuhr von dieser Absicht des Monarchen durch ein Schreiben vom 9. September, in dem die-

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58R, ungezählt [fol. 1r-1v]; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Beitrag [1911], 271). Vgl. auch von Dohm an den Goslarer Magistrat (1803 V 31; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 181r-181v). Wie viele solcher Anwartschaften im Jahr 1803 bestanden, ist nicht bekannt. Am 26. August 1820 konnten dem Goslarer Magistrat aber immerhin noch achtzehn Männer einen rechtmäßigen Exspektanzbrief vorweisen. Den ersten Rang unter den Turnarien genannten Nachrückern hatte damals der Ökonom Johann Gottlieb Hauser aus Neuwarmbüchen (heute Ortsteil der Gemeinde Isernhagen im Landkreis Region Hannover) inne. Er wartete auf seine Kooptation durch das Kapitel bereits seit 1764! Vgl. StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 510, Nr. 3999, ungezählt. Siehe ferner HStA Hannover, Hann. 92, Nr. 888, fol. 24r-26v u. fol. 30r-32r; ebd., Hann. 113, Nr. 16293; ebd., Hild. Br. 11, Nr. 46. Die Gebühren für die Anwartschaft auf ein Kanonikat betrugen 300 bis 350 Reichstaler. Vgl. Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept von der Hand Henricis: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 53r). Siehe auch: Nachricht, was ein Turnarius, wenn er zu der würklichen Possession seines Canonicatus gelangen will, vor seiner Introduction zu praesentiren schuldig (StadtA Goslar, Bestand B [unverzeichnet], Domstift, Kasten 651, Kopialbuch O, pag. 119 f.). Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1803 VII 12; Kopie: HStA Hannover, Hann. 83a, Nr. 453, pag. 101 f.; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 56). Unmittelbar vorausgegangen war das oben Anm. 68 zitierte Schreiben von Dohms. Vgl. auch Bruchmann, Wirken (1951), 102 f. Vgl. von Dohm an den Goslarer Magistrat (1803 VII 22; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, ungezählt [fol. 8r-18v]; auszugsweise gedruckt bei: Bruchmann, Bedeutung [1950], 58-60); von Dohm an Friedrich Wilhelm III. (1803 IX 5; gedruckt bei: Kloppenburg, Beitrag [1911], 272-281). Vgl. Kloppenburg, Beitrag (1911), 281 f.; Bruchmann, Bedeutung (1950), 60.

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ser ihn aufforderte, er solle die Fortsetzung seiner Geschäfte alsbald der Kriegs- und Domänenkammer zu Halberstadt überlassen und alle verhandelten Akten und Nachrichten dem in Bälde abgeordneten commissario gedachter Behörde übergeben.75 Getrieben von der Sorge, sein schöner Plan könnte am Ende doch noch im Sande verlaufen, zeigte von Dohm nun geradezu hektische Betriebsamkeit und diktierte seinem Sekretär Gronau am 17. September gleich drei Reskripte, mit denen er allen vor Ort betroffenen Parteien (also dem Magistrat76 sowie den Kollegiatkapiteln von St. Peter77 und St. Simon und Judas) das bislang bloß intern Ausgehandelte offiziell verkündete. Letzterem ließ er mitteilen: Nach erhaltenem Allerhöchstem Beschlusse wird hiermit dem königlichen Immediat-Stifft SS. Simonis et Judae bekannt gemacht, wie des Königs Majestät Allergnädigst zu verfügen geruhet haben, daß alle und jede mit dem Decanat, der Probstey & Scholasterey, den Canonicaten, Vicarien und übrigen Bedienungen bey dem SS. Simonis et Judae Stifft verbundene[n] Revenüen [...], ingleichen alle übrige[n] Einkünfte des gedachten Stiffts [...] eingezogen und zur Verbesserung der hiesigen Kirchen- und Schulbediente[n] verwandt werden sollen. Die zur Zeit vorhandenen canonici und übrigen Stiffts-Angehörigen bleiben hiernach, bis zu ihrem Abgange, im Genuß ihrer bisher bezogenen Revenüen, jedoch mit der Bestimmung, daß denjenigen Stiffts-Gliedern, welche mehr als 800 Gulden (die 457 Reichtsthalern Preußisch Courant gleich zu setzen) jährliche Einkünfte genießen, [...] ein Zehntel ihrer bisherigen Revenüen zurückbehalten und zu hier gedachter wohlthätiger Bestimmung sofort verwandt werden soll. [...] [Unterzeichneter] bemercket zugleich, wie der bisherige interimistische Administrator der Güter und Revenüen des Stiffts, syndicus Henrici, in dieser Administration aufs Neue bestätiget ist [...], auch der Königliche Kriegs-Rath und Stadtdirector Siemens und Königliche Justitz-Rath Giesecke deren vollständigen Betrag sämmtlicher Revenüen des Stiffts und seiner einzelnen Glieder genau zu untersuchen, als zu diesem Geschäfft ernannte comissariis, beauftragt sind.78 Mit diesen Worten war das Erlöschen des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar, rund neuneinhalb Jahrhunderte nach seiner Gründung, endgül75 Vgl. Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1803 IX 9; Abschrift: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2468, fol. 16r-17r). Siehe auch Friedrich Wilhelm III. an die Kriegs- und Domänekammer zu Halberstadt bzw. an von Dohm (Abschriften: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2558, fol. 10r-10v bzw. fol. 11r). 76 von Dohm an den Goslarer Magistrat (1803 IX 17; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 188r-191r); zeitgenössischer Druck bei Ernst Wilhelm Gottlieb Kircher in Goslar unter anderem: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 192r-193v; moderne Nachdrucke: Kloppenburg, Geschichte (1904), 56-62; Liermann, Geschichte (2002), 324-327. 77 Dieses Schreiben hat sich nicht erhalten. Es dürfte sich inhaltlich aber kaum von demjenigen an das Kapitel von St. Simon und Judas unterschieden haben. 78 von Dohm an das Kapitel St. Simon und Judas (1803 IX 17; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 187r-187v).

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tig besiegelt – wenn auch, und das wusste wohl niemand besser als der preußische Legationsrat, vorerst bloß auf dem Papier. Um weiter Einfluss auf die Umsetzung seiner Erlasse nehmen zu können, bat von Dohm, der nach seiner Ankunft in Goslar gegenüber der HOK noch beteuert hatte, er habe alle Hoffnung, dass sein fortgehender Aufenthalt hier n i c h t für sehr lange Zeit erforderlich seyn werde79, nun bei seinen Vorgesetzten inständig um eine Verlängerung seiner Zuständigkeit. Im Falle einer Übertragung der Goslarer Geschäfte an die Kriegs- und Domänenkammer in Halberstadt würden schon wegen der räumlichen Distanz, kleinliches Privat-Interesse und Neben-Absichten unvermeidlicherweise Widersprüche erregen, die bey dem Ansehn und Vertrauen, welches ich mir einmahl erworben, und bey dem schnellen Betrieb, der von mir in die Sache gebracht wäre, sich nicht zeigen könnten. Auch der Mangel der Kenntniß unseres Geschäfftsgangs [...] bei dem größten Theil derer, welche hier gebraucht werden müßten, würden [...] dem entfernten collegio unmöglich so ersetzt, noch Gemein-Geist und Ehrliebe, die gerade bey Einrichtungen dieser Art so viel wirken müssen, so belebt werden können, wie es mir ein Leichtes seyn würde. [...] Indem ich diese Gründe Eurer Königlichen Majestät höchsterlauchter Beurtheilung unterthänigst vorlege, darf ich um so mehr ehrerbietigst hoffen, daß [...] Eure Königliche Majestät bestimmen werden, mir gnädigst zu erlauben, dasjenige wirklich zur Vollendung zu bringen, was derselben schon so nahe gebracht ist, da mein Wunsch für die zum Theil mühvollen Arbeiten, denen ich mich hier unterzogen habe, durch das Bemühtsein, etwas b l e i b e n d Gutes zu hinterlassen, belohnt zu machen, Eurer Königlichen Majestät nicht mißfallen kann.80 Einmal in Fahrt zögerte er nicht, sein Anliegen dem Vorsitzenden der HOK auch noch einmal privatim vorzutragen. Es wäre, schrieb von Dohm am selben Tage vertraulich an von der Schulenburg, sehr niederschlagend für mich, wenn ich der einzigen Belohnung, die ich für meine Arbeiten wünsche, beraubt und statt etwas wirklich Gutem nur in den Akten vergrabene Vorschläge hinterlassen hätte. [...] Was es mir [aber] wirklich zu meiner menschlichen Pflicht macht, auf die Belassung bei diesen Geschäften bis zu ihrer Beendigung zu drängen, ist meine feste Überzeugung, daß dasselbe erst nach langer Zeit oder nie, so wie es jetzt leicht möglich ist, vollendet werden kann, wenn es dem künftigen Administrationskollegium übertragen werden sollte.81

79 von Dohm an die HOK (1802 IX 26; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 45r-45v, hier fol. 45r [Hervorhebung im Original]). 80 von Dohm an die HOK (1803 IX 19; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2468, fol. 26r-29v, hier fol. 27v-29v). 81 von Dohm an von der Schulenburg (1803 IX 19; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2468, fol. 18r-21v, hier fol. 19r-19v; gedruckt: Hölscher, Beitrag (1903), 247 f., der den Brief jedoch irrtümlich auf den 26. September datiert.

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Abb. 17: Heinrich Christian Paasch, Die ehemalige Dom-Kirche in Goslar (1813) 82

Ob es am Ende tatsächlich das durch von Dohm an die Wand gemalte Schreckgespenst der trägen preußischen Bürokratie (und nicht vielmehr die im Vergleich zu den anderen Entschädigungsländern so untergeordnete Bedeutung der Stadt Goslar) war, das die Herren in den obersten Dienststuben dazu bewog, den Wünschen des Organisations-Commissarius nachzugeben, mag hier dahingestellt bleiben. Zumindest aus der Perspektive des heutigen Betrachters stellte jenes für die reibungslose Umsetzung der von Dohmschen Pläne allenfalls eine mittelbare Gefahr dar. Das erste und sicher nicht zu unterschätzende Hindernis bildeten vielmehr die frisch Säkularisierten.83 So wandten sich etwa die Kanoniker des Peters-Stifts, kaum dass ihnen das Reskript vom 17. September zugegangen war, sogleich mit der – letztlich erfolglosen84 – Bitte an Friedrich Wilhelm III., der König möge von seinen Ansprüchen auf das Stifft absehen und uns, als im fremden territorio belegen, in statu quo 82 Das Aquarell des Goslarer Zeichenlehrers Heinrich Christian Paasch befand sich einst im Besitz des Goslarer Museums, gilt aber, wie mir dessen Leiter, Herr Christoph Gutmann, freundlicherweise mitteilte, seit einigen Jahren als verschollen. Zu seinem Quellenwert vgl. Möhle, Verfall (1993), 133 f. 83 Deren Schicksal erst jüngst in den Fokus der Säkularisationsforschung getreten ist. Vgl. etwa Dobras, Folgen (2002); Haas, Karriereknick (2004). 84 Vgl. Friedrich Wilhelm III. an Staatsminister von Angern (1803 X 26; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 3419, fol. 10r-10v).

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lassen.85 Von dem Kapitel St. Simon und Judas brauchte der preußische Legationsrat solch grundsätzlichen Widerstand aber anscheinend nicht zu befürchten. Nach eigenen Angaben war die einzige Bedingung, die dessen Mitglieder an die Aufhebung der ohnehin schon arg reduzierten Chorstunden86 in der zunehmend vom Verfall bedrohten Stiftskirche (Abb. 15 u. 17)87 stellten, neben der – von vornherein unstrittigen – Zahlung einer ihrer bisherigen Pfründe entsprechenden Pension, die Beibehaltung der ihnen zustehenden Berechtigungen, und zwar: das Privileg eines besonderen Gerichtsstands, die Freiheit von allen persönlichen Abgaben und Lasten (Kopf- und Reichssteuern, Akzise, Kollekten, Einquartierung und Wachdiensten)88, insbesondere aber das Optionsrecht auf die Kurien des Stifts89, durch das jede nach 85 Dekan Christian Carl Gottlieb von der Mülbe im Namen des Kapitels an Friedrich Wilhelm III. (1803 X 6; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 96A, Nr. 58R, ungezählt [fol. 5r-12v]). Vgl. auch ders. an von Dohm (1803 X 6; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 3419, fol. 6r-8r) und dessen ausgesprochen barsche Antwort (1803 X 16; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 3419, fol. 9r-9v). – Auffälligerweise argumentierte der Dekan von St. Peter bloß mit der geographischen Lage der einstigen Stiftskirche außerhalb der Goslarer Stadtmauer, während eine ‚ewige‘ Zweckbindung des Stiftsvermögens durch den Gründer mit keinem Wort erwähnt wird. 86 1802 psalmodierte man nur noch alltäglich einmal und zwar des Morgens im Sommer um 7 und im Winter um 8 Uhr, an Fest-, Sonn- und Aposteltagen und deren Vigilien aber 2 mal, nemlich auch noch den Mittag um 1 Uhr. Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 51r). 87 Bei allem Bemühen um eine realistische Darstellung vermitteln alle Zeichnungen der Stiftskirche vom Beginn des 19. Jahrhunderts ein mehr oder weniger stark idealisiertes Bild von deren Erhaltungszustand. Das ganze Ausmaß der Schäden ist deshalb nur der 1819 angefertigten Beschreibung des Maschineninspektors Eduard Mühlenpfordt zu entnehmen, der von der hannoverschen Regierung mit der Beaufsichtigung der Abrissarbeiten beauftragt worden war: Das ganze Gebäude ist jetzt [...] in einem so baufälligen Zustande, daß die Reparatur desselben ungeheure Summen erfordert und die Kirche dennoch dem nagenden Zahn der Zeit nicht lange mehr widerstanden haben würde [...]. [Der nördliche Giebel des Kreuzschiffs] ist sehr schadhaft und es befinden sich in ihm mehrere Risse, deren einer von oben an bis etwa 3 Fuß vom Boden heruntergeht und an seinen breitesten Stellen 9 Zoll weit ist. Auch die obere Spitze des Giebels [...] ist ihrer Schadhaftigkeit wegen abgebrochen und dafür mit einem hölzernen Bindewerke ersetzt. Doch ist auch dieses schon wieder wandelbar geworden und schon mehrere Wandflächen ausgefallen. [...] In der [nordöstlichen] Wand des Kreuzschiffs [ist] ein ebensolcher Riß wie in dessen Giebel befindlich und das Gebäude überhaupt an dieser Stelle am schadhaftesten [...] [, doch ist es] im Allgemeinen [...] sehr schadhaft, so daß man sich genöthigt gesehen hat, allenthalben eiserne Anker in den Hauptwänden und Thürmen an zu bringen, um dessen Verfall wenigstens eine Zeitlang aufzuhalten. [...] Die sehr schadhaften Gewölbe des Hauptschiffs sind schon im Jahre 1658 mit einem starken, von unten durch drei starke Säulen von Holz unterstützen und von oben mittelest eiserner Hangschrauben an den Dachträger befestigten Träger unterzogen, um sie vor dem Einsturze zu sichern (Beschreibung des Doms [1819], 6-8). 88 Vgl. Kapitel St. Simon und Judas an von Dohm (1802 XI 30; Konzept: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 46r-58v, hier fol. 51r-51v). 89 Fabricius an den Präfekten des Oker-Departments Henneberg (1809 V 6; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1355, fol. 145r-147v, hier fol. 145v-146r).

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dem Tod eines Kanonikers freiwerdende Stiftsherrenwohnung nach altem Brauch neu vergeben wurde und auf das vor allem Lebrecht Christian Christoph Fabricius, der jüngste der Kapitularen90, beharrlich insistierte.91 Insofern war die gewiss nicht unparteiische Charakterisierung der drei vor Ort residierenden Kanoniker durch von Dohm vielleicht doch nicht ganz aus der Luft gegriffen, der an die HOK in Hildesheim meldete: Der Senior Reck, ein Mann von mehr als 80 Jahren, steht wegen seiner eigennützigen Denkungsart und wenigstens ehemals geführten desolaten Lebens in allgemein üblem Ruf. Der Subsenior Haegermann ist der Trunkenheit so sehr ergeben, daß er selten zur Besinnung kommen soll, ein nicht unbeträchtliches Vermögen durchgebracht hat und obgleich er bei beiden hiesigen Stiftern praebendiert ist, doch immer in dürftigen Zuständen sich befindet. Der dritte, Doctor Fabricius, ist ein verdorbener Arzt, gleichfalls dem Trunk ergeben und in sehr zerrütteten Vermögensverhältnissen.92 Tab. 8: Die Altersstruktur des Stiftskapitels (1802) 93 Name, ggf. Amt Franz Wilhelm von Schultz, Propst und Scholaster Wilhelm Freiherr von Gebhardi, Dekan Julius Anton Ernst Reck, Senior Carl August Haegermann, Subsenior Georg August Gabriel Heinsius Johann Gottlieb Reinecke Wilhelm Hieronymus Hecht Lebrecht Christian Christoph Fabricius

Alter 79 Jahre 63 Jahre 83 Jahre 68 Jahre 53 Jahre 53 Jahre 49 Jahre 33 Jahre

Doch allein die schiere Existenz einer bis auf weiteres materiell zu versorgenden Personengruppe, mochte sich diese auch noch so kooperativ gebärden, brachte bereits erhebliche Probleme mit sich. Man brauchte schließlich kein mathematisches Genie zu sein, um überschlagen zu können, dass sich das sukzessive Aussterben der acht Stiftsmitglieder von St. Simon und Judas wahrscheinlich noch über einige Jahrzehnte hinziehen würde, weil das Durchschnittsalter des Kapitels zwar etwas mehr als 60 Jahre betrug, der jüngste Kanoniker allerdings gerade einmal 33 Lenze zählte (Tab. 8). Genau aus diesem Grund hatte Siemens, dem an einer sofortigen 90 Vgl. unten bei Anm. 93. 91 Vgl. die diesbezügliche Korrespondenz im StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1355, fol. 133r-136r, fol. 141r, fol. 144r u. fol 153r, sowie ebd., Fach 510, Nr. 4003, u. im HStA Hannover, Hild. Br. 11, Nr. 51, fol. 5r-6v. u. fol. 35r-37v. 92 von Dohm an die HOK (1803 IV 10; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2372, fol. 1r-3r, hier fol. 1r-1v). 93 Vgl. Status membrorum et officialium ecclesie regiae et immediatae SS. Simonis et Judae in Goslaria anno 1802 (Konzept: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 69r-70r, hier fol. 69r-69v).

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Verbesserung des Schulwesens gelegen war, sich gegen die Einziehung der Goslarer Stifte ausgesprochen94; von Dohm hingegen schreckte dies nicht. Er hoffte wohl insgeheim auf ein rasches Ableben der alten Männer, zählte auch auf die Bescheidenheit, die Lehrer und Pfarrer in der Aussicht auf eine bessere Bezahlung in der Zukunft an den Tag legen würden95, und vertraute – nicht zu Unrecht, wie sich bald zeigen sollte96 – im Übrigen darauf, dass der König die gröbsten Löcher im Etat übergangsweise aus anderen Töpfen schließen würde. Obgleich die Unsicherheit über die Höhe der Beträge, die anfangs für „das Beste der Goslarer Kirchen- und Schulbedienten“ überhaupt zur Verfügung stehen würden, und deren nur schwer prognostizierbares Anwachsen in den kommenden Jahren zweifellos die größte Hypothek bildeten, mit der der von Dohmsche Plan belastet war, gab es noch zwei weitere Risiken für die ins Auge gefasste Umwidmung des Stiftungsvermögens: die Konkretisierung der neuen Stiftungszwecke und der Aufbau einer neuen Stiftungsverwaltung. Die erste Aufgabe löste von Dohm gewissermaßen im Handumdrehen. Hatte er am 17. September 1803 selbst noch keine klare Vorstellung davon, in welcher Ordnung nach Maaßgabe der mehr oder weniger dringenden Bedürfnisse die successive[.] vacant werden[den] Stifts-Revenüen verwandt werden sollen97, legte er der HOK bereits drei Wochen später eine mittelfristige Finanzkalkulation vor, mit der die neue Zweckbindung des Stiftungsvermögens erheblich an Kontur gewann.98 Demnach sollten aus dem Überschuss der beiden eingezogenen Stifte, der im Durchschnitt der letzten sechs Jahre 4.632 Reichstaler betragen habe, sich aber bei einer bessren und ordentlichen Administration99 auf bis zu 5.000 Reichstaler vermehren lasse, folgende Ausgaben jährlich bestritten werden: 450 Reichstaler als Zuschuss zur Aufbesserung der von fünf auf vier zu reduzierenden protestantischen Predigergehälter, die künftig nach Alter gestaffelt fünf-, sechs-, sieben- und achthundert Reichstaler betragen sollten100; 701 Reichstaler für die Einrichtung eines 94 Vgl. Siemens an von Dohm (undatiert [wohl Anfang 1803]; Konzept mit zahlreichen Korrekturen des Verfassers: StadtA Goslar, Curr. Reg., Rep. VI B, Fach 368/370, Nr. 3323, ungezählt [fol. 1r-2v]). 95 Vgl. von Dohm an Friedrich Wilhelm III. (1803 IX 5; gedruckt bei: Kloppenburg, Beitrag [1911], 272-281, hier 281). 96 Vgl. etwa Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1803 X 17; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 4111, fol. 1r-4v, hier 3v; auszugsweise gedruckt bei Kloppenburg, Geschichte [1904], 68-70, hier 69). 97 von Dohm an den Goslarer Magistrat (1803 IX 17; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 188r-191r, hier fol. 190r; unter anderem gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 56-62, hier 61; Liermann, Geschichte [2002], 324-327, hier 327). 98 Vgl. zum Folgenden von Dohm an die HOK (1803 X 9; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 3419, fol. 11r-20v); ferner Kloppenburg, Geschichte (1904), 67 f. 99 Ebd., fol. 19v. 100 Diese Reduktion hatte von Dohm bereits zuvor angeregt. Vgl. von Dohm an den Goslarer Magi-

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katholischen Gottesdienstes in Goslar (Zuschuss zum Pfarrergehalt, Gehälter für Organisten, Schullehrer und Küster, Kultuskosten); 3.000 Reichstaler für die Dotierung der Lehrerinnen und Lehrer an der Bürgerschule und den vier Elementarschulen, die aus der bisherigen Lateinschule bzw. den Opferschulen hervorgehen sollten101; sowie 500 Reichstaler als Beiträge für die Witwenkasse der Prediger und Schullehrer. Auch wenn von den insgesamt benötigten 4.651 Reichstalern zunächst bloß etwa 240 Reichstaler zur Verfügung standen, die von den über 457 Reichstaler betragenden Pfründen der Kanoniker Reck, Haegermann und Fabricius einbehalten werden konnten, fand von Dohms Etat umgehend die grundsätzliche Billigung des Königs, der lediglich auf penible Rechnungsführung pochte.102 Mehr Mühe hatte der preußische Legationsrat mit der Installation einer neuen Stiftungsverwaltung; an ihr sollte er buchstäblich bis zur letzten Minute seines Goslarer Aufenthaltes arbeiten. Dabei schwebte von Dohm wohl schon seit April des Jahres nicht nur eine bestimmte Konstruktion der ‚Stiftungsorgane‘ und ihrer Kompetenzen, sondern auch das heranzuziehende Personal vor. An die Stelle der bisherigen Verwaltung der verschiedenen Vermögenskörper durch einzelne Stiftsherren sollte eine zentrale Güterverwaltung durch einen vom Magistrat beaufsichtigten ‚Stiftsgüteradministrator‘ treten. Für dieses Amt hatte der Organisationskommissar wohl von Anfang an den Bergamtsauditor und Stiftssyndicus Werner Julius Heinrich Henrici vorgesehen103, den er bereits im April 1803 aus besonderem Vertrauen zu dessen Rechtschaffenheit und Geschicklichkeit mit der interimistischen Verwaltung aller Güter und Einkünfte von St. Simon und Judas beauftragt hatte.104 Allein, die durch von Dohm am 6. Oktober 1803 zur Genehmigung eingereichte Instruction des Stiftsgüteradministrators wurde bis auf weiteres einfach nicht bestätigt. Der König stellte sich auf den Standpunkt, dies falle nun in die Zuständigkeit der Halberstädter Kriegs- und Domänenkammer105; die wiederum ließ sich gehörig Zeit –

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strat (1803 IX 17; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 188r191r, hier fol. 190r; unter anderem gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 56-62, hier 60 f.; Liermann, Geschichte [2002], 324-327, hier 327). Vgl. oben Anm. 73. Vgl. Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1803 X 17; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 4111, fol. 1r-4v, hier fol. 2r-3v; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 68-70, hier 69). Zur Person Henricis vgl. den Status membrorum et officialium ecclesiae regiae liberae et immediatae SS. Simonis et Judae in Goslaria anno 1802 (Konzept: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 69r-70r, hier fol. 70r). Vgl. die Instruction für den Administrator der Güter und Revenüen des SS. Simonis et Judae Stiffts, Herrn Berg-Amts-Auditor und Stiffts-Syndicus Henrici (1803 IV 7; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 168r-169v, das Zitat fol. 168r). Vgl. Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1803 X 17; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 4111, fol. 1r-4v, hier fol. 1r-2r; diese Passage ist nicht gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 68-70).

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Momentaufnahmen

Zeit, die von Dohm unweigerlich davonlief. Am 6. Februar 1804 antwortete Friedrich Wilhelm III. auf ein erneutes Verlängerungsgesuch von Dohms106, er wolle hiermit noch einmal genehmigen und nachgeben, daß Ihr bis ultimo Febr. c. Euren commissarischen Aufenthalt dort verlängert, um das angefangene nützliche Werk vollenden zu können. Mit dem Ablauf dieses Termins wird aber allen Euren Verhandlungen ein Ziel gesetzt und können vom 1ten März an keine weiteren [...] erfolgen.107 Fünf Tage später approbierte der für die Finanzen zuständige Staatsminister Ferdinand Ludolph Friedrich von Angern als Leiter der Kriegs- und Domänenkammer schließlich doch noch den Leitfaden für den Goslarer Stiftsgüteradministrator in seiner endgültigen Fassung.108 Trotzdem ließ es sich von Dohm am 29. Februar 1804 nicht nehmen, Henrici noch einmal ausdrücklich einzuschärfen, daß er sowohl die, durch das einbehaltene Zehntheil von den Revenüen des canonicus Reck, Haegermann und Fabricius jetzt vorräthigen, als die darauf noch künftig eingehenden, so wie auch die aus dem Verkauf des Glockenguts und anderer Materialien der Simon Judae Stiffts-Kirche einkommende Gelder, ingleichen alle übrigen in der Folge vacant werdenden Revenüen, welche sämmtlich der allerhöchsten Bestimmung gemäß, in den Kirchen- und Schulfonds einfließen sollen, an den hiesigen Magistrat abzuliefern habe, wenn sie von demselben, wie die Bedürfnisse des Schul- und Kirchenfonds es nöthig machen, eingefordert werden. Auch wird sich der Administrator [...] mit allen künftig nöthigen Anfragen, wegen Verkauf von Naturalien, Verpachtung u. s. f. an den hiesigen Magistrat, als der ihm zunächst vorgesetzten Behörde zu wenden und die von demselben erhaltenen Anweisungen genau zu befolgen haben.109 Es war von Dohms letzte Amtshandlung in Goslar.

106 von Dohm an die HOK (1803 [recte 1804!] I 27; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 90r-92v.) 107 Friedrich Wilhelm III. an von Dohm (1804 II 6; Original: GStA PK, I. HA, Rep. 70, Nr. 2008, fol. 95r-95v, hier fol. 95v). 108 Instruction für den Stiftssyndicus Henrici als Administrator und Rechnungsführer über die Güter der beiden hiesigen Stifter SS. Simonis et Judae und zum Petersberge (1804 II 11; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 362r-369r, das Zitat fol. 362v). 109 von Dohm an Henrici (1804 II 29; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg. Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, ungezählt [loses Blatt vor fol. 1]).

VII. Um 1956 – Oberbürgermeister Alexander Grundner-Culemann veranstaltet eine ‚Feierstunde‘ für Kaiser Heinrich III.

In den ersten Monaten seit ihrer Wiedereröffnung für den Publikumsverkehr im Mai 1955 hatte die Goslarer ‚Kaiserpfalz‘ bereits mehr als eine viertel Million Besucher angezogen.1 Am Freitag, dem 5. Oktober 1956, nahm der Andrang allerdings bislang völlig ungekannte Ausmaße an. Für 11 Uhr hatte der Magistrat anlässlich der neunhundertsten Wiederkehr des Todestages Kaiser Heinrichs III. zu einer Feierstunde ins Kaiserhaus eingeladen2 und obwohl der Termin alles andere als arbeitnehmerfreundlich gewählt war, versammelten sich etwa eintausend Menschen im großen Saal des Obergeschosses3; unter ihnen nicht nur zahlreiche Goslarer Bürger, sondern auch Vertreter des Bundes, des Landes, der Kunst, der Kirchen, der Hochschulen, des Handwerks, des Handels, der Industrie sowie der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände.4 Zur Einstimmung spielte das Kammerorchester der Akademie für Musik und Theater aus Hannover, dann erhoben sich der Oberbürgermeister Alexander Grunder-Culemann5 (CDU), der Stadtdirektor Helmut Schneider6 und der Bürgermeister Paul Hausten (SPD) von ihren Plätzen und schritten durch den Verbindungsgang hinüber in die Ulrichs-Kapelle, um dort an der 1883/84 auf Betreiben der Landdrostei Hildesheim neu errichteten Grablege7, in die man seinerzeit das (angebliche8) Herz Kaiser Heinrichs III. gebettet hatte, einen Kranz niederzule-

1 Vgl. Kommunales Leben 3, 4. 2 Vgl. Heinrichsfeier und Kulturpreis, in: Goslarsche Zeitung vom 4. Oktober 1956; Feierstunden in der Kaiserpfalz, in: Goslarsche Zeitung vom 5. Oktober 1956. 3 Vgl. Gedenkfeier, 1. 4 Vgl. Sein Herz schlug für das Abendland ..., in: Goslarsche Zeitung vom 6. Oktober 1956. 5 Ein Porträt Grundner-Culemanns findet sich bei: Kropp/Rosznyay, Biographie (1998), 198 f. 6 Zu Schneiders Werdegang vgl. Testimony of Helmut Schneider, 838 f., 844. 7 Vgl. Beckermann, Grabmal (2003), 94-97. Die diesbezüglichen Archivalien (behördlicher Schriftverkehr samt Bauplänen, Entwurfsskizzen und Handwerkerrechnungen) im HStA Hannover (Hann. 100 Goslar, Nrn. 127 u. 129), die Beckermann in den 1990er Jahren noch einsehen konnte, sind mittlerweile wegen Pilzbefalls für die Benutzung gesperrt. 8 Dass die am Kopfende der Tumba eingelassene Kapsel nicht, wie allenthalben behauptet, das Herz Kaiser Heinrichs III. enthält, werde ich an anderer Stelle nachweisen.

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gen. Die übrigen Teilnehmer verharrten derweil in schweigendem Gedenken9, den Blick je nach Sitzplatz entweder auf eines der Sehnsuchtsbilder deutscher Kaiserherrlichkeit gerichtet, mit denen der Düsseldorfer Maler Hermann Wislicenus das Obergeschoß der Pfalz in den Jahren 1879 bis 1897 versehen hatte10, oder durch die Fenster nach draußen über den Platz am Fuße des Liebfrauenbergs schweifend, auf dem einst die von Heinrich III. errichtete Stiftskirche gestanden hatte, von der nun bloß noch eine später angebaute Vorhalle, die so genannte Domkapelle, übrig geblieben war.11 Zurückgekehrt aus der Ulrichs-Kapelle ergriff Oberbürgermeister GrundnerCulemann das Wort zu einer Begrüßungsansprache, in der er ausführte, warum sich die Stadt Goslar veranlasst gesehen habe, eine derartige Gedenkfeier abzuhalten: Mitten im Herzen Deutschlands und wiederum die Mitte zwischen dem Osten und dem Westen unserer alten Reichsgrenzen haltend, liegt unser Harz wie eine Bastion am Rande der nördlichen Tiefebene, geeignet, von Norden und Osten heranflutende Völkerwellen aufzufangen. Aus dieser Lage heraus war [der] Harzraum berufen, eine besondere geschichtliche Aufgabe zu erfüllen. [Seine] große geschichtliche Zeit [...] war die hochmittelalterliche Kaiserzeit von den Liudolfingern bis zu den Staufern. In diesen etwa 300 Jahren erhebt sich das Geschehen in den Harzlanden von rein landesgeschichtlicher zu reichsgeschichtlicher, ja europäischer Bedeutung. [...] Heinrich III. war ein Mann von hoher, geistiger Kraft, fein und kirchlich gebildet, unter dem das Reich seine größte Ausdehnung, die Kaiserwürde ihr höchstes Ansehen genoß. Die bedeutsamen Erfolge im Osten gegenüber slawischen Großmachtplänen und seine Herrschaft über das Papsttum haben die Regierung Heinrichs III. als den Gipfelpunkt deutscher Kaisermacht erscheinen lassen. Wie sein Blick nach Osten gerichtet war, so liegt auch heute nach 900 Jahren wieder unser Schicksal in der Berührung mit dem Osten, der – zwar in anderer Art, aber doch nicht weniger kraftvoll – anbrandet gegen unseren Harzraum. Möchte er nicht mehr am Rande einer Zone liegen, sondern bald – wie damals – wieder der landschaftliche Mittelpunkt, das Herz des Reiches werden!12 Nachdem der stürmische 9 Gedenkfeier, 1. 10 Vgl. Arndt, Kaiserpfalz (1976). 11 Der 1933 von Schneider (Stadtbauamt Goslar) unterbreitete, aus heutiger Sicht in seiner Verbindung von archäologischer Forschung und touristischer Attraktion geradezu visionär anmutende ‚Vorschlag zur Freilegung und städtebaulichen Eingliederung der Domfundamente‘, blieb unausgeführt. Vgl. StadtA Goslar, Karten und Pläne 2/24. In den 1950er Jahren wurde der ‚Domplatz‘ nicht mehr, wie in den Jahrzehnten zuvor, als Exerzierplatz für die Soldaten der ‚Domkaserne‘, sondern für den städtischen Wochenmarkt genutzt. Vgl. das auf ca. 1958 datierte Foto bei Geyer, Goslar (1987), unpaginiert [166]. Die bereits in den 1930er Jahren vom Goslarer Senator Hermann Borchers verfolgte Idee, den Grundriss der abgerissenen Kirche im Pflaster nachzubilden, wurde erst zu Beginn der 1970er Jahre auf Betreiben von Hans-Günther Griep realisiert. Vgl. Borchers, Dom (1945), 1; Fettig/Moritz, Umgang (2007), 36. 12 Gedenkfeier, 1 f.

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Applaus, den Grundner-Culemann für diese Ausführungen erhalten haben dürfte, verklungen war, verlas der Oberbürgermeister noch ein Telegramm, das er im Namen der Stadt Goslar vor Beginn der Feierstunde an seinen Speyerer Amtskollegen abgesandt hatte und in dem es hieß: Am Tage der 900. Wiederkehr des Todestages Kaiser Heinrichs III., dessen Herz in der Ulrichskapelle der hiesigen Kaiserpfalz ruht, gedenken wir des großen deutschen Kaisers, fühlen uns der Stadt Speyer, deren Dom seinen Körper birgt, besonders verbunden und entbieten ihr unsere Grüße.13 Es folgte ein musikalisches Interludium. Dann trat Karl Gustav Bruchmann, seit 1948 Direktor der Städtischen Sammlungen, ans Rednerpult und sprach über ‚Heinrich III. und Goslar‘ – ein Thema, bei dem es nicht lange dauern konnte, bis der Vortragende auf Heinrichs erste Goslarer Stiftsgründung, das Pfalzstift St. Simon und Judas, zu sprechen kam. Nachdem Bruchmann die Gründungsumstände in knappen Worten skizziert hatte, schlug er den Bogen bis zur Gegenwart und klagte: Es ist umso schmerzlicher, daß nicht feindliche Gewalt, sondern die Vergänglichkeit des Irdischen diesem verehrungswürdigen Dom im Lauf der Jahrhunderte so schwere Schäden zufügte, daß seine Erhaltung nicht möglich schien. Und dennoch muß es jedem, der auch nur eine Spur von Bewußtsein für hehre Größe und monumentale Geschichte sein eigen nennt, unfaßlich sein, daß man damals, nach Abschluß der napoleonischen Zeit, als mit Wiener Kongreß und Heiliger Allianz eine Aera ewigen Friedens angebrochen schien, nicht das Letzte zur Erhaltung des Domes hergab. [...] Der für alle irgendwie innerlich mit der deutschen Geschichte Verbundenen unverständliche Entschluß wurde Wirklichkeit: der Dom fiel dem Abbruch zum Opfer. Nur die Vorhalle blieb verschont, aber von ihrer Giebelfront schaut Heinrich III., als Stifter das Modell des Domes in der Linken haltend, hernieder, [der] Schirmherr [...] dieses geheiligten Distriktes [...]. Und wenn noch heute die auf Christian Wilhelm von Dohms Veranlassung von der preußischen Krone und ihren Rechtsnachfolgern der Stadt Goslar für ewige Zeiten zur Verfügung gestellten Revenuen dieses Stiftes zur Verbesserung des hiesigen Kirchen- und Schulwesen dienen, dann lebt Heinrichs III. Werk unmittelbar mit uns und der Jugend, von Generation zu Generation mitgehend. Wie sein Vorredner hatte sich auch Bruchmann für das Ende seiner Ausführungen besonders starke Worte aufgespart: Heinrichs früher Tod, belehrte er die Zuhörer, ist ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte, eine Katastrophe von außerordentlichem Ausmaß. Nicht für Goslar allein war damit die glanzvollste Periode seiner Geschichte abgeschlossen, auch des alten Reiches Herrlichkeit empfing einen furchtbaren Schlag. Uns aber möge, neun Jahrhunderte überbrückend, in dieser Stunde das schlichte Wort der Domstiftschronik in dem Wunsche einen: Sin zele rauwe in dem vrede!14 13 Gedenkfeier, 2. 14 ebd., 12. u. 18.

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Abb. 18: Die Goslarer Erinnerungsplakette zum neunhundertsten Todestag Heinrichs III.

Ein drittes Mal Musik, dann zerstreuten sich die Menschenmassen allmählich wieder. Doch bereits am späten Nachmittag, um 18 Uhr, wurde an Ort und Stelle weiter gefeiert.15 Im Rahmen einer außerordentlichen Ratssitzung verlieh der Oberbürgermeister unter reger Anteilnahme der Goslarer Bevölkerung den im Vorjahr vom Magistrat ausgelobten Kulturpreis der Stadt Goslar. Wieder spielte das Hannoveraner Kammerorchester, der Bonner Bildungsphilosoph Prof. Dr. Theodor Litt hielt einen Festvortrag über ‚Wissenschaft und Kunst als Lebensmächte‘, bevor die Urkunden an die ersten Preisträger16 ausgehändigt wurden. Der Termin für die Preisverleihung, betonte Grunder-Culemann gleich zu Beginn der Veranstaltung, sei bewußt auf diesen Tag, den 900. Todestag Heinrichs III. gelegt worden, da auch zu des Kaisers Zeit Kunst und Wissenschaft in großer Blüte standen.17 Anschließend begaben sich die Ratsherren und Verwaltungsangestellten mit einigen ausgewählten Gästen zu einem kleinen Imbiss in die Rathausdiele, wo sich die soeben Ausgezeichneten in das Goldene Buch der Stadt eintrugen18 und eine vom Magistrat 15 Vgl. Feierstunden in der Kaiserpfalz, in: Goslarsche Zeitung vom 5. Oktober 1956. 16 Es waren dies: Der Dichter Ernst Jünger und der ehemalige Pfarrer der Goslarer Marktkirche Dr. Hugo Duensing (beide rückwirkend für das Jahr 1955) sowie der Göttinger Theaterintendant Heinz Hilpert und der aus Brieg (Schlesien) nach Goslar geflohene Kirchenmusikdirektor i. R. Max Drischner (für das Jahr 1956). Die Urkunden sind abgebildet in: Kommunales Leben 3, 79. 17 Zitiert nach: Die Verleihung der Goslarer Kulturpreise, in: Goslarsche Zeitung vom 6. Oktober 1956. – Ort und Stunde sollten, so erinnerte sich der Nachfolger Grundner-Culemanns, Oberbürgermeister Dr. Hermann Pfaffendorf, auf der vierten Verleihungsfeier am 12. November 1959, nicht nur dem Verleihungsakt, sondern dem Preise selbst etwas von ihrer Würde leihen (Kulturpreis 1958, 6). 18 Vgl. Bei der Eintragung ins Goldene Buch, in: Goslarsche Zeitung vom 8. Oktober 1956.

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herausgegebene, nach dem Entwurf des Berliner Bildhauers Prof. Dr. h. c. Richard Scheibe19 gegossene Erinnerungsplakette zum neunhundertsten Todestag Heinrichs III. an mehrere verdiente Goslarer Bürger verliehen wurde.20 Sie zeigt den Kaiser auf einem Thron sitzend, wie er mit der linken Hand ein Modell der Stiftskirche auf seinen Knien balanciert (Abb. 18). Die vom Magistrat der Stadt Goslar am 5. Oktober 1956 durchgeführte Ansammlung von „Feierstunden“ hatte keine auch nur ansatzweise vergleichbaren Vorläufer. Wie still es zwischenzeitlich um Heinrich III. in der alten Kaiserstadt geworden war, zeigt ausgerechnet der Vergleich mit Christian Wilhelm von Dohm, dessen Andenken in Goslar seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv gepflegt wurde, ohne dass der Organisationskommissar zu Lebzeiten irgendwelche Pläne in diese Richtung gesponnen hätte21: Am 27. Oktober 1904 fanden sich, so berichtet es die Goslarsche Zeitung vom selben Tage, die städtischen Kollegien, der Landrat, die Geistlichen und Lehrer der Stadt sowie ein zahlreiches Publikum um 11 Uhr auf dem zu einer gärtnerischen Anlage umgestalteten ehemaligen Johanneskirchhof ein, um der Enthüllung des neu errichteten von Dohm-Denkmals beizuwohnen (Abb. 19).22 Dieses bestand aus einer Gruppierung von Granitblöcken, dessen oberster mit einem aus Bronze gearbeiteten Relief des freiherrlichen Antlitzes versehen war, damit die jetzigen und kommenden Geschlechter es i m m e r vor Augen haben.23 Bereits ein Vierteljahrhundert später versammelten sich erneut sämtliche Honorationen und zahlreiche Bürger der Stadt auf offener Straße, um des preußischen Legationsrats aus gegebenem Anlass zu gedenken. Das mittlerweile als reichlich unzulänglich[.]24 geltende Denkmal war nämlich wieder abgerissen worden, doch hatte sich für das Medaillon mit der Büste des Legationsrats und die begleitende Inschrift schnell ein neuer Aufstellungsort gefunden: die nördliche Wand der Marktkirche. Unbestrittener Höhepunkt der Einweihungsfeier für das translozierte Denkmal war die feierliche Verlesung einer Urkunde, die in einem eigens ausgesparten rückseitigen Hohlraum eingemauert worden war und in der man für die Nachwelt unter anderem aufgeschrieben hatte: Auf seine [scil. von Dohms] Veranlassung wurde in Goslar der Stiftsgüterfonds gebildet, dem auf Grund eines königlichen Rescriptes vom 17. September 1803 sämtliche Einkünfte aus den beiden Klöstern SS. Simonis et Judae und Montis S. Petri zufließen sollten. Ueber die 19 Drei Jahre später sollte Scheibe ebenfalls mit dem Goslarer Kulturpreis ausgezeichnet werden. Vgl. Kulturpreis 1958, 6 u. 37-40. 20 Vgl. Erinnerungsplakette verliehen, in: Goslarsche Zeitung vom 6. Oktober 1956. 21 Auch bei der 1811 aus seinem Privatvermögen dotierten Preisstiftung am Lemgoer Gymnasium scheint das Memorialmotiv keine große Rolle gespielt zu haben. Vgl. Wilbertz, Quellen (2002), 301 f. 22 Vgl. Die Denkmalsenthüllung, in: Goslarsche Zeitung vom 27. Oktober 1904. 23 So der Bürgermeister Georg von Garßen in seiner Begrüßungsansprache. Zitiert nach ebd. (Hervorhebung: TL). 24 Dem Freiherren von Dohm, in: Goslarsche Zeitung vom 28. Januar 1931.

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Verwendung der Mittel des Stiftsgüterfonds wurde vom Freiherrn von Dohm dahin Bestimmung getroffen, daß sie für i m m e r zum Besten der Kirchen und Schulen verwendet werden sollten. Durch die Schaffung des Stiftsgüterfonds [...] hat sich Freiherr von Dohm u n a u s l ö s c h l i c h e Verdienste um das Goslarer Kirchenund Schulwesen erworben.25 Das Reiterstandbild Heinrichs III., das der Hildesheimer Baurat Hermann Cuno 1883 vor der in den Jahren zuvor aufwendig restaurierten Pfalzanlage26 neben demjenigen Friedrich Barbarossas aufstellen lassen wollte, wurde hingegen nie errichtet. An seine Stelle trat noch während der Planungsphase auf Bitten des Goslarer Magistrats eine Statue Kaiser Wilhelms I., des am 9. März 1888 verstorbenen ‚Barbablanca‘.27 Durch die – von Auswärtigen, nicht von Einheimischen betriebene – Errichtung einer Tumba in der Ulrichskapelle, für die die aus St. Simon und Judas gerettete Grabplatte des Stifters mit einem modernen Unterbau versehen wurde, entstand zwar 1883/84, also etwas mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem 1822 vollendeten Abriss der Stiftskirche, wieder ein greifbarer Erinnerungsort Heinrichs III. in Goslar.28 Doch sowohl der achthundertste Todestag als auch der neunhundertste Geburtstag des zweiten Salierkaisers verstrichen ohne jedwede Feierlichkeiten.29 Es brauchte anscheinend weniger ein rundes Jubiläum als vielmehr eine bestimmte historische Konstellation, um der Memoria Heinrichs III. in Goslar wieder neues Leben einzuhauchen. Längst vergangen schienen damals die Zeiten, in denen sich die Stadt am nördlichen Harzrand als Austragungsort für den 1895 ausgelobten (und letztlich nie durchgeführten) ‚Nationaltag für deutsche Kampfspiele‘30 oder als Standort für den ‚Reichsehrenhain‘, das seit 1924 geplante (und letztlich nie gebaute31) Zentraldenkmal für die deutschen Gefallenen des ersten Weltkriegs, bewarb32; längst vergangen auch die Jahre, in denen man voller Stolz den Titel ‚Reichsbauernstadt‘ im 25 Zitiert nach: Dem Freiherren von Dohm, in: Goslarsche Zeitung vom 28. Januar 1931 (Hervorhebung: TL). 26 Vgl. zu den einzelnen Baumaßnahmen Möhle, Verfall (1996), mit dem treffenden Urteil: „So wird am Ende der Boden einer Rekonstruktion des [...] Baus verlassen und das Kaiserhaus zu einem Bauwerk des 19. Jahrhunderts“ (ebd., 181). 27 Vgl. Lange, Kaiserhaus (1985), 69 f.; Möhle, Verfall (1996), 176. 28 Vgl. oben bei Anm. 7. 29 Das lehrt ein Blick in die Goslarsche Zeitung der entsprechenden Tage. – Auch während der von einem eigens gegründeten Festausschuss, dem übrigens auch Grundner-Culemann angehörte, sorgfältig vorbereiteten 1000-Jahr-Feier der Stadt Goslar im August 1922, spielte Heinrich III. überhaupt keine Rolle. Vgl. Schyga, Goslar (1999), 47, 51-58, 65-68. 30 Vgl. Arndt, Kaiserpfalz (1976), 69-71 mit Abb. 107 f.; Lange, Kaiserhaus (1985), 70 f. 31 Nach jahrelangem Hickhack bestimmte Adolf Hitler am 2. Oktober 1935 schließlich das bereits 1927 fertiggestellte Hindenburg-Denkmal in Tannenberg zum ‚Reichsehrenmal‘. 32 Vgl. Deininger, Bemühungen (1983); unberücksichtigt blieben dort die Akten im GStA Berlin, I. HA, Rep. 90A, Nr. 2548.

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Abb. 19: Das Goslarer Denkmal für Christian Wilhelm von Dohm

Briefkopf und im Munde führte, als alljährlich Tausende auf dem abfallenden Gelände vor dem Kaiserhaus unter dem Dach eines von Flakscheinwerfern gebildeten Lichtdoms ihren Treueschwur auf den ‚Führer‘ leisteten.33 Im Herbst 1956 beschäftigten die Goslarer Bevölkerung ganz andere Probleme als jene gigantomanischen Bauprojekte, die die städtische Verwaltung ohne zählbares Ergebnis jahrzehntelang in Atem gehalten hatten.34 Mit zunehmender Verfestigung der innerdeutschen Grenze35 drohte der Stadt nämlich nicht nur die geographische Marginalisierung, son33 Vgl. Schyga, Goslar (1999), bes. 176-191; ferner Griep, Legenden (1989), 55-58. Weder Schyga noch Griep gehen näher auf die Vorträge und Reden ein, die im Rahmen der Reichsbauerntage gehalten wurden. Diejenigen des Jahres 1934 sind dokumentiert in: Die geopolitische Bedeutung; Der zweite Reichsbauerntag. 34 Die Goslarer Nachkriegsgeschichte harrt noch einer umfassenden Analyse. Vgl. Hauptmeyer, Einleitung (2001), 11. Die folgenden Bemerkungen können und wollen diese Lücke natürlich nicht füllen, sondern nur einige Beobachtungen zuspitzen, die sich vornehmlich auf das städtische Verwaltungsschriftgut stützen. 35 Zwei Jahre zuvor hatte die DDR entlang der Demarkationslinie ein Sperrgebiet bestehend aus einem 10 Meter breiten Kontrollstreifen, einem 500 Meter breiten Schutzstreifen und einer fünf Kilometer breiten Sperrzone eingerichtet. Vgl. Anordnung über die Neuregelung der Maß-

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dern auch die Zerstörung der verwandtschaftlichen, gesellschaftlichen, verkehrsgeographischen und vor allem auch wirtschaftlichen Netzwerke, in die sie und ihre Bewohner seit dem Ende der reichsstädtischen Zeit hineingewachsen waren. Außerdem hatten von den zahlreichen in Goslar gebliebenen Flüchtlingen und Vertriebenen36, die die Einwohnerzahl der Stadt innerhalb weniger Jahre von 26.000 auf über 40.000 Personen ansteigen ließen37, ein Jahrzehnt nach der bedingungslosen Kapitulation zwar die meisten wieder eine Arbeit auf Vorkriegsniveau gefunden38, aber – trotz erheblicher Bemühungen der Stadtverwaltung39 – noch längst nicht alle einen angemessenen Wohnraum bezogen. Die sowjetische Bedrohung und die Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen als nationale Aufgabe kennzeichneten in den Augen der Zeitgenossen die Gegenwart, für deren Bewältigung GrundnerCulemann (und auch Bruchmann) durch eine Feierstunde für Heinrich III. Kraft zu schöpfen gedachten. Ihre Gegenwartsdiagnose war ein Nährboden, auf dem das Bedürfnis nach hehrer Größe und monumentaler (oder, um Nietzsche richtig zu zitieren: monumentalischer) Geschichte unter allen irgendwie innerlich mit der deutschen Geschichte Verbundenen besonders prächtig gedeihen konnte: Die etwas mehr als zehn Kilometer entfernte ‚Zonengrenze‘ im Hinterkopf, das auf dem Gelände des kurzlebigen Goslarer Flughafens binnen weniger Jahre aus dem Boden gestampfte Neubauviertel Jürgenohl vor Augen40 mochte die gemeinsame Erinnahmen; Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen. 36 Bis Anfang 1947 passierte täglich ein Sonderzug mit fünf- bis sechshundert Flüchtlingen aus den deutschen ‚Ostgebieten‘ die Zonengrenze zwischen Stapelburg und Eckertal. Die jeweils fünf- bis sechshundert Flüchtlinge wurden dann von hier aus weiter nach Goslar gebracht. Als Durchgangslager diente die 1935/36 für die Massenveranstaltungen der Reichsbauernfeiern errichtete, Ostern 1948 abgebrannte Goslarhalle. Für die meisten Flüchtlinge blieb Goslar nur eine Zwischenstation unter vielen, für mehrere Tausend von ihnen sollte die Stadt am nördlichen Harzrand aber zur neuen Heimat werden. Vgl. Kommunales Leben 1, 53-58. 37 Vgl. Kommunales Leben 1, 13. 38 Nach einer zeitgenössischen Erhebung unter etwa 5.000 Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Gebieten jenseits der Oder-Neiße-Linie waren 65 Prozent der Befragten im alten Beruf verblieben, 13 Prozent hatten sich verschlechtert, 2 Prozent verbessert, 4 Prozent in einem anderen, aber nach seiner sozialen Stellung gleichwertigen Beruf tätig. 13 Prozent erhielten Unterhaltshilfe aus dem Lastenausgleich, 3 Prozent wurden vom Sozialamt unterstützt. Vgl. Kommunales Leben 1, 66. – Die ‚Fürsorge für Zugewanderte‘ kostete die Stadt im Rechnungsjahr 1956 102.710 DM, zuzüglich der Ausgabeposten ‚Tuberkulosehilfe für Zugewanderte‘ (5.013 DM), ‚Kriegsfolgenhilfe (pauschaliert)‘ (33.078 DM) und ‚Umsiedlung von Heimatvertriebenen‘ (12.094 DM). Vgl. Haushaltsplan 1958, 131 u. 133, Nr. 421; ebd., 133, Nr. 422; ebd., 127, Nr. 4111; ebd., 129, Nr. 413/560. 39 In den Jahren 1945 bis 1954 waren in Goslar 1.788 neue Wohnungen errichtet worden, viele davon mit städtischer Unterstützung. Vgl. Kommunales Leben 1, 42 f. 40 Hier fanden in den Jahren 1950 bis 1956 mehr als 3.000 Menschen eine neue Bleibe. Mitte der 1950er Jahre schwächte sich das anfangs sprunghafte Wachstum des neuen Stadtteils aber bereits wieder merklich ab, wie die Zahlen für 1954 (2.370 Einwohner), 1955 (3.050 Einwohner) und 1956 (3.057 Einwohner) zeigen. Vgl. Kommunales Leben 1, 44; Kommunales Leben 2, 54, Kom-

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nerung an die ‚Gipfelpunkte‘ deutscher Kaisermacht jeden einzelnen Teilnehmer an der Gedenkfeier für Heinrich III. darin bestärken, „dass das Große, das einmal da war, jedenfalls einmal m ö g l i c h war und deshalb auch wohl wieder einmal möglich sein wird“; auf dass er fortan „mutiger seinen Gang“ gehe, jetzt, da „der Zweifel, der ihn in schwächeren Stunden anfällt, ob er nicht vielleicht doch das Unmögliche wolle, aus dem Felde geschlagen“41 ist. Für kritische Historie, die „grausam über alle Pietäten“42 hinwegzuschreiten hat, blieb da kein Platz mehr. Dabei hätte gerade der promovierte Historiker Bruchmann43 gestützt auf die Akten des von ihm geleiteten Stadtarchivs mit manch einer der Legenden aufräumen können, die vor Ort seit Generationen beharrlich gepflegt wurden. Der Abbruch der Stiftskirche etwa war ja mitnichten erfolgt, weil ‚man‘ (wer auch immer sich hinter diesem Indefinitpronomen verbergen mochte) aus unerklärlichen Gründen versäumt hatte, ‚das Letzte‘ herzugeben, sondern weil die Bürgermeister Johann Georg Siemens und Johann Friedrich Ludwig Giesecke44 sich bei den zu Beginn des 19. Jahrhunderts in rascher Folge wechselnden Goslarer Landesherren mit bemerkenswerter Hartnäckigkeit für den Abriss der baufälligen Gemäuer einsetzten und alle Initiativen zu einer Wiederherstellung45 oder Umnutzung des Gebäudes – sei es als Pulverfabrik46 oder auch als Schule47 – bereits im Keim zu ersticken suchten.48 Hatte der preußische König Siemens im Sommer 1804 noch dazu gezwungen, das umlaufende Gerücht eines unmittelbar bevorstehenden Abrisses öffentlich zu dementieren49, nutzte dessen Nachfolger (und Schwieger-

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munales Leben 3, 69. Vgl. ferner Kommunales Leben 2, 56 (zeitgenössisches Foto); Kommunales Leben 3, 16-23 (Baugeschichte). Nietzsche, Nutzen (1972), 256. Ebd., 266. Die bei Stengel in Marburg entstandene und mit cum laude bewertete Dissertation behandelt die Territorialgeschichte des Kreises Eschwege. Vgl. Bruchmann, Kreis (1931); ferner Booms, Nachruf (1968), 174; Mommsen, Gedenken (1971), 347. Zu diesem siehe Kroker, Wendezeit (2005), 79, Anm. 9. Vgl. Friedrich Wilhelm III. an die Kriegs- und Domänenkammer zu Halberstadt (1804 X 15; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 3419, fol. 74r-75r; Provisorische Regierungskommission in Hannover an den Goslarer Magistrat (1816 III 4; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 511, Nr. 1666, fol. 14r-15r). Vgl. StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. III, Fach 238, Nr. 2044, ungezählt (1812 VI 13). Vgl. Mühlenpfordt an die Provinzialregierung in Hannover (1819 III 11; Original: HStA Hannover, Hann. 80 Hild. Nr. 12921, ungezählt). Eine eingehende Untersuchung der (Diskussion um die) Demontage der Stiftskirche von St. Simon und Judas in den Jahren 1804 bis 1822 vor dem Hintergrund der just in jenen Jahren aufkommenden Denkmalpflege, ist ein seit langem beklagtes Desideratum. Vgl. etwa Griep, Seidenrock (1964), 119, Anm. 31. Salzwedel, Ergebnisse (2001), 10-15, erfasst das im StadtA Goslar und im HStA Hannover reichlich vorhandene Material nur lückenhaft und bietet zudem oft bloß schlampige Belege. Wichtige Hinweise bereits bei Lange, Kaiserhaus (1985), 52-56. Friedrich Wilhelm III. an den Goslarer Magistrat (1804 VII 2; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 511, Nr. 1666, fol 5r; der vorausgegangene Schriftwechsel ebd., fol 2r-4r).

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Momentaufnahmen

sohn), der Maire Giesecke, den Übergang Goslars an das Königreich Westfalen, um das Thema erneut auf den Tisch zu bringen. Er beteuerte gegenüber dem Unterpräfekten des Distrikts Braunschweig, Georg Karl Ludwig Henneberg, dass ein Verkauf auf Abbruch gleich anfänglich der Plan gewesen sei50 und gab bei dem Distrikt-Baumeister Ilse ein ausführliches Gutachten über den Wert der in der Stiftskirche verbauten Materialien in Auftrag.51 Zwar verhinderten die wenig später aufflammenden Befreiungskriege eine schnelle Umsetzung dieser Planspiele, doch kaum war Goslar auf dem Wiener Kongress dem Königreich Hannover zugesprochen worden, wurde Giesecke bei der nun zuständigen Provinzialregierung wegen des (angeblich bereits genehmigten) Abrisses vorstellig. Diese meldete zwar noch einmal grundsätzliche Bedenken an52, gab aber im Februar 1819 schließlich doch dem Drängen des Goslarer Magistrats nach; allerdings nur unter der Auflage, dass das vom Prinzregenten zur öffentlichen Ausstellung der Dom-Alterthümer bestimmte Nordportal der Kirche vom Abriss auszunehmen sei.53 Einer öffentlichen Versteigerung stand nun nichts mehr im Wege. Am 19. Juli 1819 erhielt der Kalkschneidermeister Pape für 1.506 Reichsthaler den Zuschlag.54 Von der vereinnahmten Summe wurden zunächst die in den vergangenen Jahren angehäuften Handwerkerrechnungen für notdürftige (wenn auch nicht immer notwendige) Reparaturarbeiten an der Stiftskirche beglichen. Der Rest floss in den in jenen Jahren noch denkbar klammen Stiftsgüterfonds.55 Das jahrelange Gezerre um den Abriss der Stiftskirche war nicht der einzige Konflikt, den Bruchmann in seinem Vortrag systematisch ausblendete. Sein harmo50 Goslarer Magistrat an Unterpräfekten Henneberg (1813 VI 10; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 511, Nr. 3418, ungezählt). 51 Vgl. StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 511, Nr. 3418, ungezählt. 52 Vgl. Provinzialregierung in Hannover an den Goslarer Magistrat (1816 V 16; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 511, Nr. 1666, fol. 14r-15r). 53 Vgl. Kabinettsministerium an die Provinzialregierung in Hannover (1819 II 24; Original: HStA Hannover, Hann. 80 Hild. Nr. 12921, ungezählt); Goslarer Magistrat an die Provinzialregierung in Hannover (1819 II 26; Original: ebd.). – Anfang 1823 präsentierte Hofbaurat Laves erste Entwürfe für die Einrichtung der [...] Vorhalle zu einer Kapelle im antiken Geschmacke (HStA Hannover, Hann. 92, Nr. 888, fol. 3r-3v; vgl. auch ebd. fol. 2r-2v). Die museale Nutzung der ‚Dom-Vorhalle‘ im Wandel der Jahrhunderte verdiente eine eigene Untersuchung. Ich verweise hier nur auf ein besonders spektakuläres Zeugnis: den als Unikat hergestellten ‚Ausstellungskatalog‘ des Conservators der hiesigen Domkapelle, Carl Gelder, aus dem Jahr 1860 (StadtA Goslar, Bibliothek, G 195 u. G 196). 54 Vgl. Salzwedel, Ergebnisse (2001), 14. – Die Thomas-Kapelle war bereits 1814 für 30 Reichsthaler von Dr. Johann Christian Borchers ersteigert worden. Sie wurde erst 1863 abgetragen. Vgl. Borchers, Dom (1945), 231 f. 55 1825 beliefen sich die Ausgaben des Stiftsgüterfonds auf insgesamt 8.524 Reichstaler. Dem standen lediglich Einnahmen in Höhe von 6.920 Reichstalern gegenüber. Das Defizit wurde im Wesentlichen durch die Überschüsse des Klosters Neuwerk gedeckt. Vgl. Kloppenburg, Geschichte (1904), 159.

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nisierender Blick auf die Stiftungsgeschichte wollte – einer bereits damals fest etablierten, lokalhistorischen Tradition folgend – nur den Segen56 sehen, den Heinrichs Goslarer Stiftung in ihrer Modifikation durch Christian Wilhelm von Dohm nach wie vor spende. Dass der Stiftsgüterfonds in den vorangegangenen Jahrzehnten auch eine nie versiegende Quelle des Streits zwischen dem Magistrat, der katholischen Gemeinde und dem hannoverschen bzw. preußischen Kultusministerium als zuständiger Aufsichtsbehörde gewesen war, sollte (und wollte wohl auch) niemand so genau wissen. Die zum Teil verbittert geführten Auseinandersetzungen zwischen dem Magistrat und der katholischen Gemeinde drehten sich in immer neuen Konstellationen stets um die gleiche Frage: Welcher Anteil an den Überschüssen des Stiftsgüterfonds letzterer zustehe.57 In den ersten Jahren, als das zusammengelegte Vermögen der Stifte St. Simon und Judas und St. Peter, aufgrund der zahlreichen von ihm zu befriedigenden Pensionsleistungen für die ehemaligen Stiftsherren, kaum Gewinn abwarf, versuchte der Magistrat durch einen buchhalterischen Kniff, eine für ihn besonders günstige Lösung zu finden. Er unterteilte den Stiftsgüterfonds in zwei Unterfonds, den ‚katholischen Kirchenfonds‘ sowie den ‚evangelischen Kirchenund Schulfonds‘, und behauptete, ersterem seien vom König die Pfründen des Propstes und des Scholasters, also die beiden bislang von einem Katholiken innegehabten und am schlechtesten dotierten Stellen, sowie zehn Prozent der über 475 Reichsthaler betragenden Pfründen zugewiesen worden, letzterem das restliche Vermögen der beiden aufgehobenen Stifte. Solange die Propstei und die Scholasterei nicht vakant würden, verfüge der ‚katholische Kirchenfonds‘ jährlich bloß über 400 Reichstaler, habe aber Kosten von 469 Reichstalern. Die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben könne zwar aus dem ‚evangelischen Kirchenund Schulfonds‘ vorgestreckt werden, müsse aber nach dem Abgang des Propstes und Scholasters zurückgezahlt werden.58 Nachdem von Schultz, der letzte Propst und Scholaster von St. Simon und Judas, am 20. November 1810 verstorben war und der ‚katholische Kirchenfonds‘ die (angeblich) angehäuften Schulden zwei Jahre später wieder abgetragen hatte, unterstützte der Magistrat zunächst sogar eine Gehaltserhöhung für den katholischen Pfarrer.59 Die in den folgenden Jahren kontinuierlich steigenden Überschüsse60 des 56 Crusius, Geschichte (1843), 207: Die Stiftung bewährt noch [immer] ihren Segen für die Kirchen und Schulen Goslars, und dieser Segen ist ein bleibenderes Denkmal, als die alte Münsterkirche gewesen wäre. Ähnlich Borchers, Domstift (1940), 14: Noch heute besteht dieser Stiftsgüterfonds und läßt den Schulen besondere Zuschüsse zufließen. So wirkt die Stiftung, die einst Kaiser Heinrich III. vor 900 Jahren ins Leben gerufen, auch in unseren Tagen, wenn auch in bescheidenen Grenzen, ihr Gutes. 57 Summarisch hierzu: Harnischfeger, Geschichte (2005), 139-141. 58 Vgl. Kloppenburg, Geschichte (1904), 147 f.; siehe auch ebd., 90, 120. 59 Vgl. ebd., 148. 60 Die 1818 erzielten Einkünfte aus der ehemaligen Propst- und Scholasterpfründe sind aufgeführt in

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Momentaufnahmen

‚katholischen Kirchenfonds‘ weckten jedoch alsbald neue Begehrlichkeiten. Um nachzuweisen, dass die Ansicht, es gäbe einen eigenständigen ‚katholischen Kirchenfonds‘, ganz irrig61 sei, wandte sich Giesecke sogar an den vormaligen Organisations-Kommissar von Dohm mit der Bitte, in dessen private Unterlagen über die Einrichtung des Stiftsgüterfonds Einsicht nehmen zu dürfen. Tatsächlich übersandte von Dohm kurz vor seinem Tod ein Heft Acten62 nach Goslar, in denen von einem ‚katholischen Kirchenfonds‘, der ja eine spätere Erfindung des Magistrats gewesen war, naturgemäß nirgends die Rede war. Unter Berufung auf diese Dokumente und besonders den § 3 des kommissarischen Reskripts vom 17. September 1803, in dem von Dohm angekündigt hatte, mit Hilfe des Stiftsgüterfonds sollten n e b e n angemessener Verbesserung der hiesigen Kirchenbedienten u n d Einrichtung eines katholischen Gottesdienstes v o r z ü g l i c h die hiesigen Schulanstalten auf eine den Bedürfnissen angemessene Art eingerichtet werden63, versuchte der Rat die Provinzialregierung in Hannover davon zu überzeugen, dass letzteres unzweifelhaft den Hauptzweck der Stiftung darstelle, als Gehaltszuschuss für die katholischen Kirchenangestellten und zur Einrichtung des katholischen Gottesdienstes demnach nur das verwandt werden dürfe, was zu den Schul-Anstalten nicht erforderlich sey.64 Auch wenn die Provinzialregierung eine derartige Hierarchisierung der Stiftungszwecke nie ausdrücklich anerkannte, legte sie fortan bei der Bewilligung zusätzlicher Mittel für die Gehalts- und Kultuskosten der katholischen Gemeinde eine große Zurückhaltung an den Tag65 und befragte zu jedem diesbezüglichen Gesuch zunächst die Goslarer Ratsherren, die – wie das für die Angelegenheiten der katholischen Kirche zuständige Konsistorium Hildesheim schon bald klagen sollte – eifrigst darauf bedacht waren, die zum katholischen Cultus erforderlichen Kosten auf alle mögliche Art zu beschränken.66 So gelang es dem Magistrat tatsächlich, die

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dem ‚Verzeichnis aller der katholischen Kirche in Goslar zugehörigen Grundstücke an Ländereyen, Wiesen, Holztheilungen oder sonstigen Pertinenzien‘ (PfarrA St. Jakobus, Signatur 5, ungezählt). Goslarer Magistrat an die Provinzialregierung in Hannover (1821 XII 28; gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 149-155, hier 150). Ebd. von Dohm an den Goslarer Magistrat (1803 IX 17; Original: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 188r-191r, hier 189r). Die Hervorhebung stammt nicht aus dem Original, sondern aus dem auf dieses bezugnehmenden Schreiben des Magistrats vom 28. Dezember 1821 (vgl. Anm. 61). Goslarer Magistrat an die Provinzialregierung in Hannover (1821 XII 28; gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 149-155, hier 152). Richtungweisend wurde die Kabinettsorder vom 21. November 1825 (gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 159-161, hier 160 f.). Konsistorium Hildesheim an das Kabinettsministerium in Hannover (1827 I 8; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 129 u. 176 f., hier 177).

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‚Sachmittelbeihilfe‘ zur Durchführung des Gottesdienstes ungeachtet aller Geldentwertungen und Teuerungsraten bis weit ins 20. Jahrhundert auf dem von der Kriegs- und Domänenkammer am 21. Februar 1806 vorläufig festgelegten Niveau von 138 Reichstalern (= 425,50 Mark) einzufrieren.67 Gehaltserhöhungen für Pfarrer, Kaplan oder Lehrer versuchte er, möglichst lange zu blockieren und – ließen sie sich, ob des beharrlichen Insistierens der Betroffenen, nicht länger hinausschieben – als ad personam verliehene Zuschüsse zu deklarieren, aus denen kein Anspruch für zukünftige Zeiten abgeleitet werden könne. Als Pfarrei und Kaplanei von St. Jakobi während des Kulturkampfes für etwa ein Jahrzehnt (18741884) unbesetzt blieben68, verwendete man die eingesparten Gehälter ganz selbstverständlich für die sonstigen Ausgaben69 des Stiftsgüterfonds. So unversöhnlich, wie sich die Rechtsauffassungen des Magistrats und der katholischen Gemeinde gegenüberstanden, dürfte der Konflikt zwischen den beiden Parteien wohl noch im Jahre 1956 angedauert haben, wenn die Goslarer Stadtverwaltung die Hyperinflation des Jahres 1923 nicht dazu genutzt hätte, alle bis dato aus den Erträgen des Stiftsgüterfonds gezahlten Zuschüsse zur Besoldung der katholischen und protestantischen Geistlichen ein für alle Mal einzustellen. Dem Pfarrer der katholischen Gemeinde, Franz Hartmann70, waren seine ersten beiden vierteljährlichen Tranchen in Höhe von 393,75 Mark am 1. April und am 27. Juni 1923 noch ausgehändigt worden. Die beiden Raten für die zweite Jahreshälfte wurden hingegen wie auch der Zuschuss zu den Kultuskosten in Höhe von 425,50 Mark wegen Geringfügigkeit der Beträge71 einfach nicht mehr ausgezahlt. Die ‚Nachweisung‘ über das Gehalt des katholischen Pfarrers in Goslar für das Rechnungsjahr 1923/24 vermerkt hierzu unter der Rubrik ‚Zuschüsse Dritter‘ lapidar: Der hiesige Stiftsgüterfonds zahlte früher 1575 Mark, hat aber seine Leistungen im Herbst 1923 eingestellt.72 Welch dramatische Folgen der Pfarrei St. Jakobi durch diesen Einkommensverlust drohten, zeigt freilich ein am 17. Februar 1924 vom Kirchenvorstand angefertigter Vergleich der im Rechnungsjahr 1924/25 zu erwartenden Einkünfte mit den tatsächlichen Einnahmen von vor zehn Jahren. Erhielt der katholische Pfarrer in Goslar 1914 noch ein Jahresgehalt von 4.000 Mark, das sich 67 Vgl. die Rechnung des Stiftsgüterfonds für das Jahr 1923 (StadtA Goslar, Bestand D, Nr. 2303, fol. 22v). 68 Vgl. Bretschneider, St.-Jakobi-Gemeinde (2005), 148-155; sowie allgemein Aschoff, Staatsleistungen (2000), 176-178. 69 Goslarer Magistrat an die Landdrostei Hildesheim (1884 VI 28; auszugsweise gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 211). 70 Zu diesem vgl. Hahnemann, Geschichte (1983), 19-29, 100, der allerdings die Konflikte um das Gehalt des Pfarrers mit keinem Wort erwähnt. 71 So eine Marginalnotiz in der Rechnung des Stiftsgüterfonds für das Jahr 1924 (StadtA Goslar, Bestand D, Nr. 2303, fol. 23r). 72 Nachweisung über das örtliche Stelleneinkommen der Pfarrstelle in Goslar für das Rechnungsjahr 1.4. 1923-24 (1924 V 6; Original: PfarrA St. Jakobus, Signatur 191, ungezählt).

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Momentaufnahmen

aus Stolgebühren (25 Mark), Anniversarienstiftungen (122 Mark) und Zuschüssen aus der örtlichen Kirchenkasse (78 Mark), dem Stiftsgüterfonds (1.575 Mark) sowie dem staatlichen Zuschussfonds für Mindestgehalt und Alterszulagen (2.200 Mark) zusammensetzte, konnte er ein Jahrzehnt später nur noch 25 Mark Stolgebühren, 100 Mark aus der örtlichen Kirchenkasse und 2.200 Mark aus dem staatlichen Zuschussfonds, summa summarum also 2.325 Mark, erwarten. Das war ziemlich genau ein Drittel dessen, was das preußische ‚Gesetz betreffend die Bereitstellung von Mitteln zur Aufbesserung des Diensteinkommens der katholischen Pfarrer vom 7. Mai 1920‘ als absolutes Mindesteinkommen für Geistliche vorgesehen hatte.73 Fast schon fatalistisch schrieb der Kirchenvorstand von St. Jakobi dementsprechend unter der Rubrik ‚Bemerkungen‘: Der Stiftsgüterfonds hat vor einem halben Jahr seine Zahlungen eingestellt. Kirchensteuer wird erhoben für [den Zeitraum] 1. Oktober 1923 bis 31. März 1924: 1 Goldpfennig von 100 Mark Einkommenssteuer 1922. Dieselbe reicht nicht einmal aus für bauliche Unterhaltung und Kaplansgehalt.74 Die Verwaltung des Stiftsgüterfonds zeigte sich von derlei Nöten völlig unbeeindruckt und verordnete sich selbst einen äußerst rigiden Sparkurs. Im Rechnungsjahr 1924 strich man nahezu alle etatmäßigen Ausgabeposten, so dass insgesamt nicht einmal die Hälfte der Jahreseinnahmen ausgeschüttet wurde.75 Doch auch als das Geld seit 1925 wieder lockerer saß, fanden die Goslarer Pfarrer, gleich welcher Konfession, keine Berücksichtigung mehr.76 Die Überschüsse des Stiftsgüterfonds wurden seither fast ausschließlich ins städtische Bildungswesen investiert; zum Teil als allgemeiner Zuschuss zum städtischen Schulfonds, zum Teil als direkte Zahlungen an die Elementar-, Mittel- und Oberschulen der Stadt (Tab. 9). Auch wenn das höhere Schulwesen dabei nominal stets die größeren Beträge erhielt, profitierte lange Zeit das Volksschulwesen prozentual viel stärker von den Zuschüssen des Stiftsgüterfonds. In manchen Jahren machten diese mehr als die Hälfte seiner Einnahmen aus; nur sehr selten weniger als ein Drittel.77 Erst als 1955 die Aufnahmegebühren und das Schulgeld für Gymnasium und Oberschule abgeschafft wurden, verschoben sich die Proportionen. Nun avancierten die Gelder des Stiftsgüterfonds schlagartig zur wichtigsten Einnahmequelle für das höhere Schulwesen, 73 Art. 2 des genannten Gesetzes sah als Einstiegsgehalt 6.800 Mark plus Ortszuschlag vor. Mit zunehmendem Dienstalter sollten die fixen Bezüge auf bis zu 10.200 Mark ansteigen. Zu den verschiedenen Staatsleistungen für die katholische Kirche im Preußen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts siehe auch den Überblick von Aschoff, Staatsleistungen (2000). 74 Nachweisung über die Pfarrstelle der katholischen Pfarrkirchengemeinde in Goslar am Harz (1924 II 17; Original: PfarrA St. Jakobus, Signatur 191, ungezählt). 75 Vgl. die Rechnung des Stiftsgüterfonds für das Jahr 1924 (StadtA Goslar, Bestand D, Nr. 2305). 76 Vgl. die Rechnung des Stiftsgüterfonds für das Jahr 1925 (StadtA Goslar, Bestand D, Nr. 2307). 77 Die exponentielle Steigerung der Volksschulwesen-Einnahmen in den Jahren 1936 und 1937 ist auf Ergänzungszuschüsse des Staates zurückzuführen, die aber schon 1938 wieder ausgesetzt wurden.

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wobei ihr Beitrag allerdings gerade einmal drei Prozent des insgesamt benötigten Finanzvolumens ausmachte. Tab. 9: Die Zuschüsse des Stiftsgüterfonds zum Schulwesen der Stadt Goslar (1924-1956)78 Jahr

1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 ··· 1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956

Soll Zuschuss SGF [?] 1.328 RM 1.479 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 2.559 RM 4.500 RM 4.500 RM ··· [?] [?] 4.500 DM 4.500 DM 3.500 DM 3.500 DM 4.500 DM 4.500 DM 4.500 DM 8.000 DM

Volksschulwesen Ist Zuschuss GesamtSGF Einnahmen 0 RM 6.050 RM 1.479 RM 5.424 RM 2.559 RM 5.332 RM 2.559 RM 8.466 RM 2.559 RM 5.429 RM 2.559 RM 5.946 RM 3.229 RM 5.963 RM 2.559 RM 5.900 RM 2.559 RM 4.949 RM 2.559 RM 8.506 RM 2.559 RM 6.075 RM 2.559 RM 4.708 RM 2.559 RM 33.179 RM 2.559 RM 32.836 RM 2.634 RM 7.482 RM [?] [?] [?] [?] ··· ··· 4.500 RM 12.647 RM 1.500 DM 6.499 DM 7.307 DM 14.150 DM 4.500 DM 14.572 DM 5.500 DM 12.808 DM 3.500 DM 12.322 DM 4.500 DM 13.807 DM 4.500 DM 13.317 DM 4.500 DM 13.290 DM 8.000 DM 18.221 DM

Anteil SGF 0% 27 % 48 % 30 % 47 % 43 % 54 % 43 % 52 % 30 % 42 % 54 % 8% 8% 35 % [?] [?] ··· 36 % 23 % 52 % 31 % 43 % 28 % 33 % 34 % 34 % 44 %

Soll Zuschuss SGF [?] 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.227 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.127 RM 5.000 RM 5.000 RM ··· [?] [?] 5.000 DM 5.000 DM 4.500 DM 4.500 DM 5.000 DM 5.000 DM 6.000 DM 11.000 DM

Höheres Schulwesen Ist Zuschuss GesamtSGF Einnahmen 0 RM 51.585 RM 5.127 RM 62.452 RM 5.227 RM 80.267 RM 5.227 RM 82.430 RM 5.127 RM 77.333 RM 5.127 RM 72.721 RM 5.127 RM 99.619 RM 5.127 RM 88.318 RM 5.127 RM 88.703 RM 5.127 RM 87.875 RM 5.127 RM 89.355 RM 5.127 RM 95.096 RM 5.127 RM 139.650 RM 5.127 RM 139.700 RM 5.127 RM 116.237 RM [?] [?] [?] [?] ··· ··· 5.000 RM 224.579 RM 1.650 DM 120.831 DM 5.000 DM 183.377 DM 5.000 DM 230.630 DM 6.500 DM 273.287 DM 4.500 DM 375.109 DM 11.000 DM 323.322 DM 5.000 DM 572.835 DM 6.000 DM 17.249 DM 11.000 DM 17.954 DM

Anteil SGF 0% 8% 7% 6% 7% 7% 5% 6% 6% 6% 6% 5% 4% 4% 4% [?] [?] ··· 2% 1% 3% 2% 2% 1% 3% 1% 35 % 61 %

78 Die Tabelle verzeichnet sowohl die veranschlagten als auch die tatsächlich geleisteten Zuschüsse des Stiftsgüterfonds (Kolumnen: Zuschuss SGF) und setzt sie in Relation (Kolumnen: Anteil SGF) zur Summe aller Einnahmen der jeweiligen Empfänger (Kolumnen: Gesamteinnahmen) in den einzelnen Rechnungsjahren. Grundlage sind die Haushaltspläne der Stadt Goslar für die Jahre 1925 bis 1958. Vgl. Haushaltsplan. Die Haushaltspläne der Jahre 1941 bis 1946 waren mir nicht zugänglich. – Bis 1938, dem Jahr, in dem die erste Geschäftsanweisung für den Stiftsgüterfonds erlassen wurde (vgl. bei Anm. 91), flossen die Zuschüsse des Stiftsgüterfonds zum Volksschulwesen nicht direkt an selbiges, sondern nahmen einen ‚Umweg‘ über den ‚Kirchen- und Schulfonds‘. Die Mittelschulen, die bereits 1949 eine außerordentliche Einmalzahlung in Höhe von 693 DM erhalten hatten (vgl. Haushaltsplan 1951, 44 [Nr. 22.083]), wurden 1955 neu in das Budget des Stiftsgüterfonds aufgenommen. Im ersten Jahr erhielten sie 1.500 DM, 1956 bereits das Doppelte. Vgl. Haushaltsplan 1955, 74 (Nr. 22.083); Haushaltsplan 1956, 76 (Nr. 22.083).

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Momentaufnahmen

Die vom Magistrat veranlasste ‚Umleitung‘ der Stiftungserträge war ein eindeutiger Verstoß sowohl gegen die im kommissarischen Reskript vom 17. September 1803 ausgesprochene Zweckbindung der Stiftungserträge, die bislang als autoritative Leitlinie der Stiftungsverwaltung gegolten hatte79, als auch gegen Art. 173 der Weimarer Reichsverfassung, der den Religionsgemeinschaften alle auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen bis zur Verabschiedung eines Reichsgesetzes über deren Ablösung garantierte.80 Im preußischen Kultusministerium scheint niemand daran Anstoß genommen zu haben. Dass auch die Pfarrgemeinden den Husarenstreich des Magistrats klaglos hinnahmen, lässt sich kaum denken. Diesbezügliche Gravamina sind bislang jedoch nicht aufgefunden worden – mit einer Ausnahme: Die im Sommer 1939, also fast zwei Jahrzehnte später, zaghaft vorgetragene Beschwerde des bischöflichen Generalvikariats in Hildesheim wurde vom Braunschweiger Regierungspräsidenten allerdings ziemlich barsch zurückgewiesen.81 So einmütig Magistrat und Kultusbehörde bei der Begrenzung der für kirchliche Zwecke verwandten Summen in der Regel agierten, so heftig stritten sie immer wieder untereinander um die Verfügungsgewalt über das Vermögen des Stiftsgüterfonds. Das Kabinettsministerium in Hannover war recht bald zu der Auffassung gelangt, dass die Entscheidung, wie die vom Stiftsgüterfonds erwirtschafteten Erträge zu verwenden seien, lediglich und allein von der landesherrlichen Ermäßigung82 abhinge. Dementsprechend schärfte es der Landdrostei Hildesheim als zwischengeschalteter Behörde in einem Reskript vom 23. Mai 1840 ein: Weder die evangelische noch die katholische Pfarrgemeinde, noch endlich der Magistrat zu Goslar, welchem überdieß nur die Aufsicht über die Verwaltung des aus den gedachten Revenüen gebildeten Stiftsgüterfonds [...] übertragen ist, haben Ansprüche auf eine bestimmte Art der Verwendung, wenn solche nicht auf bereits ertheilte Zusicherung begründet werden können.83 Das wollte der Magistrat nicht hinnehmen und behauptete, von Dohm habe der Stadt die uneingeschränkte Verfügungsgewalt über das Vermögen und die Erträge des Stiftsgüterfonds zugestanden. Doch das Ministerium der Geistlichen und Unterrichts-Sachen wies 79 Vgl. etwa als ein Zeugnis unter vielen: Regierungspräsident Paul Fromme an den katholischen Kirchenvorstand in Goslar (1911 III 4; Original: PfarrA St. Jakobus, Signatur 167, ungezählt): Wir können nicht anerkennen, dass dem Stiftsgüterfonds durch das Dohmsche Reskript vom 17. September 1803 die rechtliche Verpflichtung auferlegt worden ist, die Besoldung des Küsters und des Organisten an der katholischen Kirche in Goslar zu tragen. 80 Vgl. allgemein Aschoff, Republik (2000), 270. 81 Vgl. den Schriftwechseln in: HStA Hannover, Hann. 180 Hildesheim, Nr. 20121, ungezählt. 82 Kabinettsorder vom 21. November 1825; gedruckt bei Kloppenburg, Geschichte (1904), 159-161, hier 159. 83 Kultusministerium Hannover an die Landdrostei Hildesheim (1840 V 23; Kopie: HStA Hannover, Hann. 83a, Nr. 453, pag. 187-194, hier pag. 187; gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 187-190, hier 187).

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diese Behauptung umgehend zurück und schrieb nach Goslar, es könne die Bestimmungen des in Frage gestellten Reskripts keineswegs zurücknehmen, da die Angabe des Magistrats, daß die Güter des säcularisierten Simons- und Petri-Stifts seinerzeit der Stadt Goslar als freies Eigenthum übertragen seyen, den vorliegenden Acten nach unrichtig ist.84 In der Folgezeit unternahm der Magistrat noch einige weitere, allesamt abschlägig beschiedene Versuche, seine Rechtsposition bei den übergeordneten Behörden zur Geltung zu bringen85, bis schließlich 1849 selbst dem Goslarer Stadt-Syndicus Neuburg Zweifel kamen, ob das Eigentum der Stadt am Stiftsgüterfonds gerichtlich zu beweisen sei.86 Nachdem Goslar 1866 wieder an Preußen gefallen war, dauerte es nicht lange, bis der preußische Kultusminister den Magistrat der Stadt daran erinnerte, dass das Vermögen der beiden aufgehobenen Goslarer Stifte, welches nun den Stiftsgüterfonds bilde, durch die Säkularisation ein landesherrliches Eigenthum geworden sei, an dem der Stadt Goslar ein Verfügungsrecht oder eine Einwirkung auf die Verfügung über die Revenüen [...] niemals eingeräumt worden sei und dessen Verwaltung der Magistrat im Übrigen lediglich im Auftrage der Staatsregierung führe.87 Die Ratsherren, durch die so unerfreulich verlaufene Auseinandersetzung mit den hannoverschen Behörden ‚gezähmt‘, meldeten dieses Mal keinen Widerspruch an, sondern arrangierten sich einfach mit dem Status quo. Umso größer war die Aufregung, als der Reichs- und Preußische Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust am 5. Mai 1937 die Absicht kundtat, im Zuge einer auf Vereinheitlichung zielenden Umstrukturierung seiner Behörde die Verwaltung des Stiftsgüterfonds der Klosterkammer in Hannover zu übertragen. Der Goslarer Bürgermeister Hermann Mühlenberg wurde (in Vertretung des Oberbürgermeisters Droste) sofort persönlich beim Regierungspräsidenten Traugott Bredow in Hildesheim vorstellig. Kurz darauf schrieb er Bredow zudem noch einen langen Brief88, um ihn dazu zu bewegen, die dringende Bitte des Goslarer Magistrats, auch zukünftig die Verwaltung des Stiftsgüterfonds in der Hand des Oberbürgermeisters zu belassen, beim Kultusminister in Berlin wärmstens zu vertreten. Mühlenberg argumentierte: Etwaigen Vorteilen der beabsichtigten Umstrukturierung stünden erhebliche [...] Unannehmlichkeiten für die Bevölkerung und auch für 84 Kultusministerium Hannover an den Goslarer Magistrat (1841 VIII 11; gedruckt bei: Kloppenburg, Geschichte [1904], 190 f.) 85 Vgl. den diesbezüglichen Schriftverkehr im HStA Hannover, Hann. 80 Hild., Nr. 12955; ferner Kloppenburg, Geschichte (1904), 192. 86 Vgl. Kloppenburg, Geschichte (1904), 192. 87 Erlass von 1868 XI 17, zitiert nach: Hildesheimer Regierungspräsident Ernst von Philipsborn an den Goslarer Magistrat (1900 XI 1; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 537, Nr. 7304, fol. 15r-15v, hier 15r). 88 Bürgermeister Mühlenberg an den Hildesheimer Regierungspräsidenten Bredow (1937 V 24; Konzept: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 537, Nr. 7304, ungezählt). Dort auch die folgenden Zitate.

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Momentaufnahmen

die Verwaltung des Stiftsgüterfonds selbst gegenüber. Letztere sei bislang gegen einen geringen Unkostenbeitrag89 durch die verschiedenen Ressorts der Goslarer Stadtverwaltung miterledigt worden. Der Klosterkammer, die ja keine Beamten vor Ort habe, drohe hingegen bei der geplanten Kompetenzerweiterung ein nicht zu unterschätzender Mehraufwand. Zudem finde die Goslarer Einwohnerschaft, die mit all ihren Nöten und Wünschen an den Oberbürgermeister herantritt, in diesem auch in Sachen Stiftsgüterfonds einen zuverlässigen Ansprechpartner: Alle Pächter, Mieter und Hypothekenschuldner des Stiftsgüterfonds kommen zum Oberbürgermeister und würden es kaum verstehen, wenn jetzt die Klosterkammer in Hannover mit der Verwaltung des Stiftsgüterfonds beauftragt würde. – Man kann sich sicher stärkere Argumente vorstellen; doch um den seinerzeitigen Kultusminister zu überzeugen, reichten offenbar auch diese. Wie widerwillig Rust freilich nur nachgab, zeigt sein entsprechender Erlass vom 4. November 1937, in dem er ausdrücklich betonte: Ich vermag [...] die Übertragung der Verwaltung dieses Fonds an die Klosterkammer in Hannover – eine Regelung, die mir nach wie vor nach Lage der Dinge im Interesse des preußischen Staates als am ehesten zweckmäßig erscheinen will – nur solange zurückzustellen, als Gewähr dafür besteht, daß für die Verwaltung des Goslarer Stiftsgüterfonds ausschließlich s t a a t l i c h e und nicht etwa städtische Interessen maßgebend sind.90 Bis auf weiteres lag die Administration des Stiftsgüterfonds also weiterhin in den Händen des Goslarer Magistrats; und trotzdem blieb keineswegs alles beim Alten. Mehr als ein Jahrhundert nach der Aufhebung der beiden Goslarer Kollegiatstifte wurde nun nämlich eine eigene ‚Geschäftsanweisung‘ für die Verwaltung des aus ihrem Vermögen hervorgegangenen Fonds ausgearbeitet91, in der die Zweckbin89 Der Stiftsgüterfonds zahlte z. B. einen Verwaltungskostenbeitrag an die städtische Forstverwaltung, der sich im Rechnungsjahr 1935/36 auf 271,25 RM belief. Vgl. Haushaltsplan 1938, 122. 90 Kultusminister Rust an den Hildesheimer Regierungspräsidenten Bredow (1937 XI 4; auszugsweise gedruckt bei Ocker, Stiftungen [1974], 239). – Das Misstrauen speiste sich vielleicht nicht ganz zu Unrecht aus dem Geschäftsgebaren, das der Goslarer Magistrat in den vergangenen Jahrzehnten gepflegt hatte. So war etwa der städtischen Kämmereikasse 1888 vom Stiftsgüterfonds ein Darlehen über 200.000 Mark gewährt worden, über dessen weitere Tilgung noch 1931 verhandelt werden musste (vgl. HStA Hannover, Hann. 180 Hildesheim, Nr. 20116). 1950 war es immer noch nicht ganz zurückgezahlt (vgl. StA Wolfenbüttel, 4 Nds, Zg. 57a/1997, Nr. 3, fol. 67r). 91 Ein erster (wohl von der Stadt Goslar) konzipierter Entwurf findet sich im StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 537, Nr. 7304, ungezählt. – Zunächst scheinen die 1804 ad personam erteilten Instruktionen für den Stiftsgüter-Administrator Henrici (vgl. Kap. VI, bei Anm. 104) auch für dessen Nachfolger verbindlich gewesen zu sein. Seit 1876 erfolgte die Verwaltung des Stiftsgüterfonds nach den vom preußischen Kultusminister erlassenen ‚Allgemeine[n] Bestimmungen, betreffend die der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Verwaltung angehörigen Stiftungsfonds in der Provinz Hannover, welche unmittelbar von Königlichen Behörden und Beamten verwaltet werden‘ (1876 XI 11; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 537, Nr. 7304, fol. 1r-3r). Stiftsgüteradministratoren wurden bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Goslarer Magistrat eingesetzt; ab 1920 übernahm die Verwaltung des Fonds ein Kassengehilfe der städtischen

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dung der Erträge und die Aufgaben und Pflichten des Magistrats als treuhänderischem ‚Stiftungsorgan‘ erstmals ausdrücklich kodifiziert wurden. In ihr heißt es: (1.) Der Stiftsgüterfonds in Goslar ist ein der alleinigen Verfügung des Preußischen Staates unterliegendes, nichtrechtsfähiges92 Sondervermögen [...]. Er ist dazu bestimmt, mit seinen Einkünften unter Entlastung der preußischen Staatskasse zur Förderung allgemein schulischer und kultureller Belange vornehmlich in der Stadt Goslar zu dienen. (2.) Die örtliche Verwaltung der Besitzungen des Stiftsgüterfonds erfolgt in jederzeit widerruflichem Auftrage des Preußischen Staates durch die Stadt Goslar. (3.) Die Stadt Goslar hat im Auftrage des Staates die Vermögenswerte und die laufenden Einkünfte des Stiftsgüterfonds pfleglich zu betreuen und auf eine sparsame und wirtschaftliche Verwaltung besonders Bedacht zu nehmen. Das gesamte Vermögen des Stiftsgüterfonds, insbesondere aber seine Geldbestände, sind von der Verwaltung des Gemeindevermögens und der Gemeindeeinkünfte stets gesondert zu halten.93 Mit diesem Schriftstück verlor das hektisch aufgesetzte Schreiben, das der preussische Legationsrat von Dohm am 17. September 1803 an den Goslarer Rat gesandt hatte und das von diesem alsbald in gedruckter Form einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden war94, endgültig seine Rolle als oberste Richtschnur für die Verwaltung des Stiftsgüterfonds.95 Von seinem Verfasser ohnehin bloß als Provisorium gedacht, konnte das Dohmsche Reskript diesen Charakter – ungeachtet vielfältiger Bezugnahmen in der Folgezeit – nie ganz abstreifen. In der unübersichtlichen Situation des Jahres 1803 war die Grenze zwischen bloßer Absichtserklärung und rechtsverbindlicher Dekretierung kaum scharf zu ziehen, und so mussten die Bestimmungen des preußischen Diplomaten für eine wirklich taugliche ‚Stiftungssatzung‘ notgedrungen viel zu vage bleiben. Die ‚Geschäftsanweisung‘ von 1938 schuf demgegenüber auf einem Erfahrungsschatz von mehr als hundert Jahren aufbauend ganz neue Verbindlichkeiten: Sie bestätigte die in den Jahren zuvor Kämmerei. Vgl. HStA Hannover, Hann. 180 Hildesheim, Nr. 20136. 92 Die Frage einer etwaigen Rechtsfähigkeit war vom Kultusministerium bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprüft worden; offenkundig mit negativem Ergebnis. Vgl. Hildesheimer Regierungspräsident von Philipsborn an den Goslarer Magistrat (1900 XI 1; Abschrift: StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 537, Nr. 7304, fol. 15r-15v). 93 Geschäftsanweisung für die Verwaltung des Stiftsgüterfonds in Goslar (1938 X 10; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand D, Nr. 2328, ungezählt). Es folgen noch einige Bestimmungen über die aufzustellenden Haushaltspläne und genehmigungspflichtigen Verwaltungsgeschäfte, die hier nicht weiter von Interesse sind. Kenntnisnahme und Beachtung bestätigte Bürgermeister Mühlenberg am 27. März 1939. 94 Vgl. Kap. VI, Anm. 76. 95 Dass ihm diese Rolle im 19. Jahrhundert durchaus zukam, zeigt z. B. eine Marginalie, die ein unbekannter Leser auf einem der Reskriptdrucke hinterließ: Dieses Reskript [...] wird gewehnlich [!] als die organische Anordnung aller in Betracht kommenden Einrichtungen angesehen (HStA Hannover, Hann. 83a, Nr. 453, pag. 105-114, hier pag. 105).

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Momentaufnahmen

erfolgte Transformation der ‚kirchlichen‘ in ‚kulturelle‘ Belange96, sie zementierte den Alleinverfügungsanspruch des preußischen Staates, und sie gewährte der Stadt Goslar innerhalb bestimmter, großzügig gezogener Grenzen einen beträchtlichen Gestaltungsspielraum bei der konkreten Vermögensverwaltung. Insofern kann es kaum verwundern, dass der Kultusminister Dr. Adolf Grimme in dem Schriftsatz von 1938 nur einige wenige Worte auswechseln ließ97, als er am 28. April 1949 stellvertretend für das Bundesland Niedersachsen als mittelbaren Rechtsnachfolger Preußens98 eine neue ‚Geschäftsanweisung für die Verwaltung des Goslarer Stiftsgüterfonds‘99 erließ, die mit geringfügigen Modifikationen die Geschicke der Stiftung bis in die Gegenwart prägen sollte.100 96 Dass diese durchaus auch in eins fallen konnten, zeigen die Beihilfe[n] für sonstige stiftungsmäßige Zwecke in Höhe von 4.000 DM bzw. 6.000 DM, die der Stiftsgüterfonds 1956 bzw. 1958 für die Instandsetzung der St. Jakobikirche und die Fertigstellung der Orgel in der Frankenberger Kirche zahlte. Vgl. StA Wolfenbüttel, 45 Nds, Zg. 88/1975, Nr. 188, ungezählt. 97 Nur eine Änderung scheint hier erwähnenswert: Auf Drängen der Stadt Goslar (vgl. Anm. 99) wurde in § 1 das 1937 wohl als Konzession an den damaligen Kultusminister (vgl. bei Anm. 89) eingefügte vornehmlich gestrichen, so dass als Stiftungszweck nun bloß noch die Förderung allgemein schulischer und kultureller Belange in der Stadt Goslar vorgesehen war. – Im Vorfeld hatte Grimme zwar den Goslarer Magistrat noch einmal aufgefordert, Vorschläge für die Förderung kirchlicher Zwecke zu machen, und angekündigt, sich andernfalls mit den kirchlichen Behörden in Verbindung [zu] setzen. (StA Wolfenbüttel, 4 Nds., Zg. 57a/1997, Nr. 3, fol. 35r-36r). Geschehen ist nach Aktenklage aber weder das eine noch das andere. Die Präsidial- und Finanzabteilung des Verwaltungsbezirks Braunschweig stellte vielmehr am 27. Oktober 1948 fest, da seit 1923 keine Zuschüsse an die Kirchen mehr gezahlt worden seien, bestehe dazu auch künftig kein Anlass (ebd., fol. 8v). 98 Mit der Gebietsbereinigung zwischen Preußen und Braunschweig waren Vermögen und Verwaltung des Stiftsgüterfonds zum 1. April 1942 auf das Land Braunschweig übergegangen. Vgl. Ocker, Stiftungen (1974), 237; zu den Einzelheiten: HStA Hannover, Hann. 122a, Nr. 4266, fol. 306r u. 307r. – 1944 I 7 erließ der Braunschweigische Ministerpräsident Dietrich Klagges eine neue Geschäftsanweisung für den Stiftsgüterfonds, die sich zwar eng an derjenigen von Rust orientierte, diese aber in fast schon grotesker Weise personalisierte. Vgl. StA Wolfenbüttel, 4 Nds., Zg. 57a/1997, Nr. 3, fol. 27r/v (Abschrift); ebd., fol. 10r-11r (Abschrift von nach 1946 mit handschriftlichen Korrekturen zur Anpassung an die jetzigen staatsrechtlichen Verhältnisse). 99 Eine Fotokopie derselben übersandte mir freundlicherweise Frau Kornelia Heemeyer (Stadt Goslar, Fachbereich 1: Finanzen). – Stellvertretend für den Minister zeichnete damals Dr. Hans Heckel; die Anerkennung von Seiten der Stadt Goslar erfolgte 1949 XI 23 durch den Stadtkämmerer Heinrich Wulfert in Vertretung des Oberstadtdirektors. Wulfert hatte wenige Monate zuvor noch ausgesprochen scharf, aber letztlich erfolglos, gegen einzelne Formulierungen der Geschäftsanweisung opponiert. Vor allem mit Blick auf § 2 führte er in einem Schreiben an den Präsidenten des Verwaltungsbezirks Braunschweig aus: Die Stadt Goslar ist […] der Ansicht, daß weder der preußische Staat, noch dessen Rechtsnachfolger die Rechtsstellung des Stiftsgüterfonds und die Entscheidungen und Verfügungen des seiner Zeit verfügungsberechtigten preußischen Königs abändern konnte und kann. […] Entsprechend dem Inhalt der damaligen Stiftung dienen die Einkünfte des Stiftsgütervermögens ausschließlich schulischen und kulturellen Belangen in der Stadt Goslar. Die Verwaltung des Stiftsvermögens erfolgt ohne das Recht des Widerrufs und auf alle Zeiten durch die Stadt Goslar. […] Wenn die Geschäftsanweisungen […] seit 1933 den

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Charakter des Stiftsgüterfonds als Staatsvermögen besonders betonten und das der Stadt Goslar zustehende Verwaltungsrecht als jederzeit widerruflich ausdrücklich feststellten, brachten sie die für die damalige Zeit geltende staatsrechtliche und politische Ansicht zum Ausdruck. […] Tat sächlich hat der preußische Staat und späterhin der braunschweigische Staat in der Zeit von 1933-1945 weder über die Einkünfte des Stiftsgüterfonds verfügt, noch andere Rechte für sich in Anspruch genommen, als sie bereits vor Erlaß dieser Geschäftsanweisungen durch den Staat wahrgenommen und durch die Stadt Goslar anerkannt wurden. Im Gegensatz zu der damaligen Situation muß nunmehr die Stadt Goslar […] annehmen, daß der Staat die bestehende anzu greifen beabsichtigt […]. Es ist uns jedoch nicht verständlich, daß nach dem Ende der national sozialistischen Diktatur diktatorische Maßnahmen, die rechtlich nicht begründet waren, nicht nur in einer neuen Geschäftsanweisung weiter verewigt werden sollen, sondern der Staat sogar aus diesen damaligen diktatorischen Maßnahmen glaubt Rechte herleiten zu können, die die Machthaber des Nationalsozialismus in ihrer Zeit für sich nicht in Anspruch genommen haben, obwohl sie aufgrund der von ihnen diktierten Geschäftsanweisungen eine derartige Möglichkeit besessen hätten (1949 VII 5; Original: StA Wolfenbüttel, 4 Nds, Zg. 57a/1997, Nr. 3, fol. 31r-32r [Kopie: ebd., fol. 15r-17r]; der weitere Schriftwechsel ebd., fol. 22r/v u. 37r/v). 100 Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 104 f. – Die Umwandlung des Stiftsgüterfonds in eine Stiftung öffentlichen Rechts, die nach Hesse, Superintendenten (1996), 100, Anm. 15, in der Ratssitzung vom 14. Mai 1996 beschlossen worden sein soll, ist nie rechtskräftig geworden. Weder die von Hesse angeführte Ratsvorlage (Nr. 53/96), noch das Sitzungsprotokoll waren mir zugänglich.

Zweiter Teil: Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

VIII.

Prozeduren der Verstetigung, Prozeduren der Entstetigung

Wann immer die historischen Akteure von der Mitte des 11. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts über die Dauer der Stiftung St. Simon und Judas sinnierten, taten sie dies nicht als bloße Gedankenspielerei, sondern eingebunden in konkrete Handlungs- und Entscheidungssituationen, in denen es weniger um intellektuelles Vergnügen als um die Durchsetzung handfester Interessen ging. Wie breit das Repertoire möglicher Umgangsformen mit dem Problem der ‚Stiftungsdauer‘ war, dürften die vorstehenden Momentaufnahmen zur Genüge gezeigt haben. Im Folgenden soll nun der Versuch unternommen werden, das bisher zusammengetragene und ggf. um weitere einschlägige Beispiele zu ergänzende Material nach sechs Idealtypen zu ordnen, von denen man die ersten drei als ‚Prozeduren der Verstetigung‘ bezeichnen kann, weil sie auf eine Stabilisierung der Stiftung abzielten, und die letzten drei als ‚Prozeduren der Entstetigung‘, weil sie eine Destabilisierung der Stiftung bezweckten. Der diachronische Vergleich verdeutlicht dabei, dass die gleichsam epochenübergreifenden Handlungsmuster unter je zeitspezifischen Vorzeichen mehr oder weniger stark moduliert werden konnten bzw. mussten, wodurch sich weitere Subtypen ergeben.

VIII.1 Postulieren – Rekapitulieren – Ritualisieren Unerlässlich für die Behauptung von Dauer im historischen Wandel ist, so banal das zunächst auch klingen mag, das Behaupten selbst. Da Stiftungen ihre Dauer nicht aus sich selbst heraus generieren oder erhalten können, sondern stets auf entsprechende Zuschreibungen angewiesen bleiben, müssen Stifter, Treuhänder, Destinatäre und (selbsterklärte) Aufsichtsinstanzen die ‚Stiftungsdauer‘ in immer neuen Kontexten und gegenüber unterschiedlichen Adressatenkreisen p o s t u l i e r e n . Am Anfang all dieser Postulate stand bei der Stiftung St. Simon und Judas in Goslar die kirchenrechtlich geforderte Konsekration des Baugrundstücks, mit der das Areal am Fuße des Liebfrauenbergs für immer der Verherrlichung des allmäch-

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

tigen Gottes gewidmet wurde. Sie erfolgte, ebenso wie die wirtschaftliche Erstausstattung der Kommunität, die in dem zu errichtenden Gotteshaus ihren Dienst versehen sollte, ausschließlich in mündlicher Form. Erst als Heinrich III. 1047 daran ging, das Grundstockvermögen seiner Stiftung radikal zu erhöhen, ließ er seinen Stifterwillen auch aufs Pergament bannen, damit seine Güterzuweisung, die „für immer dorthin gehören“ sollte, auch ja „fest und ungestört zu jeder Zeit fortbestehen möge.“1 Neben der Absicherung des Stiftungsvermögens gegen etwaige Entfremdungen, die zweifellos das wesentliche Movens der fortan in rascher Folge vorgenommenen Beurkundungsakte darstellte, begegnet in den Diplomen des Saliers noch ein zweiter Gegenstand prospektiver Dauerbehauptungen: der Zweck der Stiftung. Wiederholt ließ der Kaiser nämlich festhalten, die materielle Ausstattung der Kanonikergemeinschaft erfolge „zum ewigen Gedenken“ des Gründers und der von ihm benannten Profitienten.2 Auffällig vage bzw. inexistent blieben demgegenüber die schriftlich fixierten Anweisungen Heinrichs III. im Hinblick auf die Verwaltung und den Vollzug seiner Stiftung. Erstere legte er in die Hände des Propstes, für dessen Rechte und Pflichten er zumindest implizit auf ein allgemein bekanntes Kirchengesetz, die institutio canonicorum, verwies.3 Letzteren überließ er offenkundig im Wesentlichen dem Gestaltungswillen der Kanonikergemeinschaft, auch wenn mündlich erteilte Durchführungsbestimmungen nicht ausgeschlossen werden können.4 Ganz anders agierte hingegen ein dreiviertel Jahrtausend später der ‚zweite Gründer‘ der Stiftung, der Freiherr Christian Wilhelm von Dohm. Er hätte wohl am liebsten jedes noch so kleine Detail seiner Stiftungskonzeption in eine umständlich ausformulierte Instruktion gefasst. Doch die unübersichtlichen Verhältnisse des Jahres 1803 und die Ungeduld seines Dienstherren machten ihm dabei recht bald einen Strich durch die Rechnung. So erließ von Dohm zwar am laufenden Band schriftliche Anweisungen an den Magistrat, die Stiftsherren oder den Stiftsgüteradministrator. Was auch immer er dabei im Einzelnen verfügte, hatte in der Regel aber bloß vorläufigen Charakter, beanspruchte nur Gültigkeit bis zum baldigen Erlass umfassenderer Verordnungen, mit deren Ausarbeitung von Dohm unablässig beschäftigt war. Allein den von ihm schon frühzeitig ins Auge gefassten und in zähen Kämpfen beim preußischen König durchgesetzten neuen Stiftungszweck ließ er in seinem Reskript vom 17. September 1803 ausdrücklich festschreiben, in welchem er verfügte, die (im Detail noch zu ermittelnden) Erträge der beiden Goslarer Stifte sollten zukünftig nach einem (im Detail noch festzulegenden Verteilungsplan)

1 2 3 4

Vgl. Kap. II, bei Anm. 10. Vgl. Kap. II, bei Anm. 138. Vgl. Kap. III, bei Anm. 48. Vgl. Kap. II, nach Anm. 138.

Prozeduren der Verstetigung, Prozeduren der Entstetigung

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für immer zum Besten der hiesigen Kirchen- und Schulbedienten verwendet werden.5 Neben diesen (und zahlreichen anderen) prospektiven Postulaten von Permanenz, die von der Gegenwart des jeweiligen ‚Sprechers‘ ausgehend das Verhalten zukünftiger Generationen auf ein bestimmtes Verhaltensmuster festzulegen suchten, trifft man in der Geschichte des Kollegiatstifts St. Simon und Judas auch auf deren Gegenstücke, also retrospektive Behauptungen. Die Dauer im Rückblick wurde zum Beispiel immer dann zum Thema, wenn Herrscher wie Ferdinand III. in ihren Urkunden für die Stiftsherrengemeinschaft eigens darauf hinwiesen, dass selbige einst von ihren Vorfahren bzw. Vorgängern errichtet worden sei6 – ein Hinweis, der in keiner Herrscherurkunde für St. Simon und Judas fehlt. Des Weiteren prägte die rückblickende Feststellung von Beständigkeit in hohem Maße die institutionelle Erinnerung des Kollegiatstifts, die in ihren historiographischen Manifestationen zumindest phasenweise die charakteristischen Züge einer „Geltungsgeschichte“7 annahm. Zwar wird man kaum ernsthaft behaupten wollen, die ebenso spröde wie fiktive Erzählung einer ursprünglichen Stiftsgründung durch Konrad I. auf der Harzburg, welche dann später von Heinrich III. nach Goslar verlegt worden sei8, ziele darauf ab „die eigenen Anfänge so darzustellen, dass sie maßstabsetzend für alles Nachfolgende erscheinen.“ Die zahlreichen Hinweise auf königliche Gunsterweisungen (Stiftungen, Schenkungen, Privilegierungen usw.)9 lesen sich jedoch in der Tat wie der Versuch, „die Zeitspanne zwischen dem Beginn und der Gegenwart als eine ungebrochene Abfolge konkreter Einlösungsakte der primordialen Qualitäten vorzuführen“, mit dem Ziel einer „Entzeitlichung des Geschehens, die allem Vergangenen die Kontingenz des Wandels nimmt und die in jedem Augenblick der Geschichte das Unveränderliche als gegenwärtig zeigt.“ Sollte dies tatsächlich einmal die leitende Darstellungsabsicht der Goslarer StiftsChronik oder einer ihrer Vorstufen gewesen sein, dann wurde jene jedoch bald durch die (hier überhaupt nicht abwertend gemeinte) Fabulierlust der Chorherren konterkariert.10 Bereits am Ende des 13. Jahrhunderts war das Geschichtswerk nämlich schon so massiv mit den verschiedensten Nachrichten und Anekdoten vornehmlich lokalhistorischen Inhalts durchsetzt, dass die ‚immerwährende Königsnähe‘ der Kanoniker von St. Simon und Judas als roter Faden der Geschichtserzählung kaum mehr zu erkennen war. Annähernd vier Jahrhunderte scheint man mit dem auf diese Weise angehäuften Wust an Informationen, der nun gerade nicht 5 Kap. VI, Anm. 76. 6 Vgl. Kap. V, bei Anm. 9. Der letzte, der Heinrich III. dabei noch namentlich erwähnte, war Konrad III. Vgl. Kap. III, Anm. 20. 7 Vgl. Vorländer/Melville, Geltungsgeschichten (2002), X. Dort auch die beiden folgenden Zitate. 8 Vgl. Chroniken §§ 2 u. 27, sowie Kap. XII.1, bei Anm. 68. 9 Vgl. Chroniken §§ 2, 22, 28-44, 58, 60, 71, 76, 79, 81, 100, 113 u. 125. 10 Vgl. Kap. XII.1.

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

mehr die Gleichförmigkeit, sondern die Wandelbarkeit von Geschichte betonte, ganz gut gelebt zu haben. Eine Rückbesinnung aufs Wesentliche erfolgte jedenfalls erst in der Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Kanoniker ihre Stiftsgeschichte im Medium eines Glasfenster-Ensembles auf den ebenso klaren wie einfachen Dreiklang brachten: gegründet von Kaiser Konrad, verlegt von Kaiser Heinrich, mit besonderen Rechten ausgestattet von Kaiser Friedrich.11 * Ein Stifter mag seinen Willen noch so präzise artikulieren – eine realistische Chance auf die postmortale Umsetzung seiner Anweisungen hat er nur, wenn es auch nach seinem Tod noch Menschen gibt, die sich als deren Adressaten verstehen. Um aber überhaupt stellvertretend für den Stifter handeln zu können, müssen diese sich dessen Vorstellungen über den Auftrag der Stiftung und die Wege seiner Erfüllung zunächst selbst zu eigen machen. Darum kommt dem R e k a p i t u l i e r e n der ‚Stiftungssatzung‘, sei es in ihrer Gesamtheit oder nur im Hinblick auf einzelne Aspekte, eine kaum zu überschätzende Bedeutung für die Verstetigung von Stiftungen zu. Aneignen kann man sich freilich nur das, was zuvor auf einem geeigneten, den Tod des Stifters überdauernden Medium gespeichert worden ist. Die Pergamenturkunden, die Heinrich III. von seinen Notaren beschreiben ließ, haben diese Funktion, wie sich rückblickend feststellen lässt, ganz hervorragend erfüllt: Von den neun Diplomen, die der Kaiser seiner Goslarer Stiftsgründung in den Jahren um 1050 ausstellte, sind immerhin sieben im Original erhalten geblieben und verbürgen so den Stifterwillen bis auf den heutigen Tag in seiner authentischsten Form.12 Die verwendeten Tierhäute erwiesen sich dabei nicht nur im Hinblick auf ihre materielle Haltbarkeit als ausgesprochen robust, sondern ließen sich – mehrfach gefaltet – auch denkbar einfach verstauen. So förderlich letzteres für die Konservierung war, so wirkungsvoll dürfte es die regelmäßige Rezeption der Schriftstücke behindert haben. Anders als etwa eine an prominenter Stelle platzierte Stifterinschrift, die jedermann gewissermaßen im Vorbeigehen lesen konnte, forderte das Ansinnen, eine Urkunde des Stifters zu lesen, bei den Kanonikern von St. Simon und Judas schon recht bald den – alles andere als einfachen13 – Gang ins Archiv, mithin ein hohes Maß an Eigeninitiative. Die Rekapitulation stifterlicher Willenserklärungen ist allerdings in jedem Fall als eine aktiv-konstruktive (und nicht etwa passiv-rezeptive) Form der Wissensgenerierung anzusehen. Das verdeutlicht exemplarisch die Inventarisierung der von 11 Vgl. Kap. V, nach Anm. 119. 12 Vgl. Kap. II, Anm. 2. 13 Vgl. Kap. I.2, bei Anm. 75.

Prozeduren der Verstetigung, Prozeduren der Entstetigung

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Heinrich III. bereitgestellten Stiftungsgüter, die der Scholaster Thietmar in Angriff nahm, nachdem das Kapitel 1163 die Wirtschaftsführung des Stifts an sich gerissen hatte.14 Weil die Zustiftungsurkunden des Gründers zwar die Orte benannten, in denen die vergabten Güter lagen, sich über deren konkrete Beschaffenheit jedoch nur in Formeln äußerten, die für eine zufriedenstellende Bewirtschaftung viel zu unpräzise waren15, versuchte der Schulmeister sich selbst an Ort und Stelle ein Bild davon zu machen, was genau jeweils gemeint war.16 Auf seinen Reisen durch die ganz verstreut liegenden Villikationen des Stifts ermittelte er so mit großem Fleiß die genaue Anzahl aller Hufen und Hofstellen, Morgen und Mühlen und erfasste mit einer zum Teil pedantisch anmutenden Akribie all die Abgaben und Dienste, die von den hörigen Bauern jeweils zu leisten waren. Nach Goslar zurückgekehrt, verarbeitete er dann die mühsam erhobenen Ergebnisse seiner Inspektionen zu einem systematisch geordneten Güterverzeichnis, das zukünftige Generationen gewissermaßen als Supplement der kaiserlichen Urkunden lesen sollten und, wie später noch deutlich werden wird, auch tatsächlich lasen. Bei seiner Konkretion der Anordnungen Heinrichs III. verließ sich Thietmar in erster Linie auf die Auskünfte der Meier und Bauern, schloss also ganz ungeniert vom vorgefundenen Ist-Zustand auf den einstmals bestimmten Soll-Zustand.17 So selbstverständlich dieses Prozedere für alle Beteiligten im 12. Jahrhundert war, so unvorstellbar wäre eine derartige ‚Diktatur des Faktischen‘ für jene Kontrahenten gewesen, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts darüber stritten, wie die Erträge des Stiftsgüterfonds zu verwenden seien. Magistrat, Kultusministerium, Konsistorium – sie alle argumentierten allein auf der Grundlage der als maßgeblich erachteten Rechtsdokumente und legten dabei, wenn es sein musste, jedes Wort auf die Goldwaage. Besonders deutlich wird diese Form des interpretierenden Umgangs mit den stifterlichen Anordnungen bei dem Versuch der Goslarer Stadtverwaltung, aus den Konjunktionen, mit denen von Dohm die Aufzählung der von ihm ins Auge gefassten Stiftungszwecke versah, eine vom preußischen König intendierte Hierarchie derselben abzuleiten.18 In der vormodernen Geschichte der ‚Stiftung St. Simon und Judas‘ lassen sich solche ganz eng am Text argumentierenden Exegesen des Stifterwillens nicht nachweisen. Zwar wurden die Urkunden Kaiser Heinrichs III. nachweislich nicht einfach nur verwahrt, sondern von Zeit zu Zeit auch (vor-)gelesen und abgeschrieben. Die Rückversicherungen über das vom Stifter tatsächlich Gemeinte blieben aber, soweit sich das anhand der erhaltenen Quellen beurteilen lässt, stets am autoritativen Urkundentext ‚kleben‘ und führten nie zu eigenständigen Erläuterungen, 14 15 16 17 18

Vgl. Kap. XI.1, bei Anm. 48. Vgl. Kap. II, nach Anm. 95. Vgl. auch zum Folgenden Kap. XI.1, bei Anm. 50. Vgl. ebd. Vgl. Kap. VII, bei Anm. 64.

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

Kommentierungen oder Reformulierungen des Stifterwillens, und sei es nur im Hinblick auf ein zeitgemäßeres Vokabular. Während zum Beispiel einer der Goslarer Stiftsherren in dem ca. 1276/98 angelegten Kopialbuch des Stifts neben der Abschrift eines gefälschten Barbarossa-Diploms notierte „Beachte wohl, dieses Privileg birgt viele Kräfte in sich!“19, beschränken sich die Marginalien zu den Urkunden Heinrichs III. in demselben Codex auf den bereits vom Abschreiber vermerkten Hinweis: „Wir haben die Originalurkunde.“20 Als man im 15. und 16. Jahrhundert eine ‚Neuauflage‘ des Kopialbuchs anfertigte, hielt man selbst das nicht mehr für mitteilenswert.21 Tab. 10: Die erhaltenen Transsumpte der Zustiftungsurkunden Kaiser Heinrichs III. Urkunden Heinrichs III. D H III. 207 D H III. 233 D H III. 256

Transsumpte Datum — — [1273/87] VIII 10

1385 VIII 19

D H III. 257 D H III. 285

— [1274/87] VIII 10

D H III. 286 D H III. 305

— [1297/1303]

D H III. 330 D H III. 340

— 1283 IX 1

Aussteller — — Bertold, Propst des Stifts St. Georg Albert, Propst des Klosters Neuwerk Heinrich, Propst des Klosters Frankenberg Konrad Kusel, Vizearchidiakon zu Goslar Arnold, Propst des Stifts St. Georg Bernhard, Dekan des Stifts St. Peter Berthold, Propst des Klosters Neuwerk — Albert, Propst des Klosters St. Matthias Bertold, Propst des Stifts St. Georg Reinhold, Scholaster d. Stifts St. Simon u. Judas — Arnold, Domdekan zu Hildesheim Bodo, Propst des Stifts Riechenberg — Heinrich, Propst des Stifts Riechenberg Bertold, Propst des Stifts St. Georg Albert, Propst des Klosters Neuwerk

Druck — — UB Goslar 2, Nr. 267

UB Goslar 5, Nr. 589

— UB Goslar 2, Nr. 268

— UB Goslar 2, Nr. 606 / UB Goslar 3, Nr. 6 — UB Goslar 2, Nr. 312

Dazu passt das Bild, das die beglaubigten Kopien der Zustiftungsurkunden Heinrichs III. vermitteln, von denen auffällig viele im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts angefertigt wurden (Tab. 10). In der Regel wiederholten sie bloß Wort für Wort den Text der nach gründlicher Prüfung als echt erwiesenen Vorlage. Allein der Hildesheimer Domdekan Arnold und der Riechenberger Propst Bodo nahmen sich in ihrem Transsumpt die Freiheit, etwas zu verkünden, das über die wortwörtlichen Verfügungen Heinrichs III. hinausgehend zukünftig ebenfalls beachtet werden 19 Dombibliothek Hildesheim, Hs. 535, fol. 16v: Nota bene, istud privilegium multos habet in se virtutes! Vgl. auch Schneidmüller, Pfalzstift (1993), 43 mit Anm. 88. 20 Vgl. ebd., passim: Originale habemus. 21 Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 643, Kopialbuch B, pag. 20 ff.

Prozeduren der Verstetigung, Prozeduren der Entstetigung

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müsse, weil es in jenem Güterverzeichnis, das sich im Totenbuch der Stiftsherren befinde, eingetragen sei: dass nämlich alle Stiftshufen in Harlingerode außer einer zur Präbende des Kapitels gehörten, was dereinst die Laten in Anwesenheit des Vogtes unter Eid bezeugt hätten22 – eine Rekapitulation des Stifterwillens, die bereits Thietmar in sein Urbar23 aufgenommen hatte. * Als totale soziale Phänomene verfügen Stiftungen über ein hoch komplexes Innenleben. Selbst der misstrauischste Stifter wäre wohl kaum in der Lage, Verwaltung und Vollzug seiner Stiftung wirklich bis ins letzte Detail zu explizieren. Warum auch? Ungeschriebene Gesetze müssen ja nicht weniger wirksam sein als geschriebene, und prozedurales Wissen erlernt man ohnehin am effektivsten durch Imitation. Ohne die Bedeutung des Behauptens und des Vergegenwärtigens herabsetzen zu wollen, spricht deshalb vieles dafür, dass die Verstetigung des Stiftungsgefüges im Alltag in erster Linie durch das konsequente R i t u a l i s i e r e n der elementaren Verfahrensabläufe gewährleistet wird. Zwei Bespiele aus dem 12. Jahrhundert mögen dies illustrieren: Wenn die hörigen Bauern von ihren Feldern oder die Meier von ihren Herrenhöfen nach Goslar kamen, um an der Stiftspforte die fälligen Erträge abzuliefern24, oder wenn die Stiftsherren sich an bestimmten Heiligentagen zu opulenten Festmählern im Refektorium versammelten25, dann vollzogen alle Anwesenden dabei jeweils ganz bestimmte Rituale, d. h. formal normierte und symbolisch aufgeladene Handlungssequenzen, mittels derer sich – vor dem Hintergrund des Gabentauschmodells – der Status der Beteiligten gezielt veränderte.26 Im ersten Fall wurden aus den Schuldnern, als welche die Bauern das ganze Jahr über galten, vorrübergehend diejenigen, die die alljährliche Gabe des Stifters stellvertretend für diesen überreichten; einer Gabe, mit der die Kanoniker ihrerseits gegenüber diesem zur Gegengabe in Form von Gebeten verpflichtet wurden.27 Im zweiten Fall revanchierte sich der tote Stifter für den besonders feierlichen Gottesdienst an hohen Kirchenfesten mit einer so üppig gedeckten Tafel, dass die Chorherren ihre sonst üblichen Speisegewohnheiten für einen Tag vergessen durften und es stattdessen so halten konnten, wie der 22 Vgl. UB Goslar 2, Nr. 606 = UB Goslar 3, Nr. 9: Preterea recognoscendo nichilominus protestamur, quod omnia infrascripta in libro mortuorum ecclesie Goslariensis, in quo bona et redditus predicte ecclesie continentur, plenius sunt conscripta: In judicio coram advocato B. testati sunt litones ecclesie nostre sub sacramento [etc.]. 23 Urbar § 135. 24 Vgl. Urbar §§ 117, 118, 151, 159, 161, 247, 251 u. 253. 25 Vgl. Urbar §§ 181-224; ferner Kap. III, bei Anm. 71. 26 Die Definition nach Stolberg-Rilinger, Kommunikation (2004), 503; vgl. auch ebd., 502-504. 27 Vgl. Oexle, Memoria (1976), 87-95; Borgolte, Geschichte (1993).

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vermögende Adel, aus dessen Reihen zumindest die Pröpste und Dekane des Stifts damals noch überwiegend stammten.28 Die Regeln, nach denen diese und andere Rituale ‚aufgeführt‘ wurden, waren zwar nicht unveränderbar, insgesamt aber doch ziemlich starr, denn nur durch die Erwartbarkeit bestimmter Verhaltens- und Handlungsweisen konnte die intendierte Komplexitätsreduktion auch tatsächlich geleistet werden. Alle Beteiligten setzten dabei für gewöhnlich die durch teilnehmende Beobachtung erworbene Kenntnis der Regeln bei ihren ‚Mitspielern‘ stillschweigend voraus. Heutigen Historikern geht das ganz anders. Sie hätten gerne für jedes Ritual ein zeitgenössisches ‚Ritualbuch‘, um mehr über die jeweiligen Inszenierungsstrategien zu erfahren. In der Überlieferung des Kollegiatstifts St. Simon und Judas hat sich ein solches – wie so oft – nur für den Bereich der Liturgie erhalten, in der der Druck zur reibungslosen Konformität wohl stets am größten war. Der Ordinarius de preparamentis, cappis, tapetibus et cetera von 1435, der, wie die zahlreichen Nachträge beweisen, für knapp hundert Jahre auf dem jeweils aktuellen Stand gehalten wurde, führt eindrucksvoll vor Augen, wie stabil die Praxis des Gründergedenkens am Jahrtag29, aber auch der verschiedenen Prozessionen30 und anderer kirchlicher Rituale trotz der vielen kleinen Änderungen bis weit ins sechzehnte Jahrhundert blieb.

VIII.2 Modifizieren – Ignorieren – Negieren Jeder Stiftungsentwurf ist ein Kind seiner Zeit. Er speist sich aus dem Vorstellungsreservoir seines Stifters, das bei aller Phantasie die verschlungenen Wege des historischen Wandels doch nie vollständig vorherzusehen vermag. Droht die Spannung zwischen den Vorgaben des Stifters und dem gewandelten Umfeld, in dem sich seine Stiftung bewähren muss, eines Tages zu groß zu werden, sehen die Treuhänder oder andere ‚Aufsichtsinstanzen‘ oft nur noch einen Ausweg: die Konzeption der Stiftung zu m o d i f i z i e r e n. Das muss nicht immer im Widerspruch zu den Vorgaben des Stifters stehen. So räumte etwa Heinrich III., der sonst stets auf der Unveräußerbarkeit des Stiftungsvermögens beharrte, bei drei seiner Goslarer Zustiftungen dem Propst und Kapitel von St. Simon und Judas ausdrücklich das Recht ein, die vergabten Güter gegebenenfalls zum Nutzen des Stifts auch wieder zu verkaufen oder zu vertauschen.31 Während die Kanoniker die Ländereien im nahegelegenen Harlingerode, zum Teil 28 Vgl. Meier, Domkapitel (1967), 63; allerdings mit unbefriedigender Materialbasis, vgl. Kap. I.2, nach Anm. 144. 29 Vgl. Ordinarius § 70, sowie Kap. IV. 30 Vgl. etwa Ordinarius §§ 32a, 34a, 36a, 41b. 31 Vgl. Kap. II, nach Anm. 129.

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unter Einsatz ihres Lebens32, bis zur Aufhebung des Stifts verteidigten33 (mit der Folge, dass der Stiftsgüterfonds dort noch heute über, wenn auch bescheidenen, Landbesitz verfügt34), haben sie bei den beiden an Rhein und Mosel gelegenen Ländereien von dieser Option tatsächlich Gebrauch gemacht, wenn auch in ganz unterschiedlicher Form. Das Gut in Vallendar verkauften die Kanoniker am 25. Februar 1304 für 300 Mark Kölner Pfennige an den Edelherren Wilhelm von Isenburg.35 Eine ähnliche Lösung mag ihnen seinerzeit auch für das Gut in Mengede vorgeschwebt haben. Allein, nachdem Dietrich von Uslar, der zu Verhandlungen abgesandte Vikar des Stifts, von dem beklagten Usurpator, Graf Reinbold von Solms, gefangen genommen und seines Pferdes, seiner Kleider, seiner Barschaften sowie der mitgeführten Originalurkunden beraubt worden war, zogen sie es doch vor, auf ihre Ansprüche sang- und klanglos zu verzichten.36 In beiden Fällen hatte sich bereits in den vorangegangenen Jahrzehnten gezeigt, dass das Stift – anders als noch im ausgehenden 12. Jahrhundert37 – effektiv nicht mehr in der Lage war, die Erträge der beiden Weinberge, auf die auch die benachbarten Ritter ein Auge geworfen hatten, tatsächlich für sich zu beanspruchen.38 Maßgeblich befördert wurde die Entscheidung zur Abstoßung der Güter jedoch sicher auch dadurch, dass man Wein zu Beginn des 14. Jahrhunderts viel einfacher auf dem Markt kaufen konnte als noch in der Mitte des 11. Jahrhunderts. Andere Modifikationen des Stiftungsgefüges konnten sich zwar nicht auf eine explizite Sanktionierung von Seiten des Stifters stützen, dürften aber nach Ansicht der ausführenden Akteure trotzdem ganz in dessen Sinne gewesen sein. Hierzu zählen vor allem die zahlreichen Veränderungen, die sich beim Vollzug der Stiftungszwecke im Laufe des Mittelalters feststellen lassen: Die Aufstellung einer figürlichen Grabplatte des Gründers im Chor der Stiftskirche im ausgehenden 13. Jahrhundert39, die Einbindung einer ebenso großen wie anonymen Zahl von Laien in die Heinrichs-Memoria durch deren ‚öffentliche‘ Verbindung mit Reliquienkult

32 Im Jahr 1466 wurde der Dekan Heinrich Swichard von einem Amtmann des Braunschweiger Herzogs erschlagen, als er geschäftlich in Harlingerode weilte. Vgl. Graf, Memoria (1997), 84, 146. 33 Vgl. Sandte, Haupthof (1998/99). 34 Vgl. Kap. IX, bei Anm. 8. 35 Vgl. UB Goslar 3, Nr. 60; Volger, Besitzungen (1841), 168-171 (Nr. 13). In dem Entwurf zu dem Verkaufsbrief war noch ausdrücklich darauf hingewiesen worden, dass die Goslarer Stiftsherren das Gut einst von Kaiser Heinrich III. erhalten hatten. Vgl. UB Goslar 3, Nr. 59. 36 Vgl. UB Goslar 3, Nr. 61. Daran änderte auch die Verurteilung des Grafens nichts mehr, von der ganz unsicher ist, ob sie je vollstreckt wurde. Vgl. UB Goslar 3, Nrn. 75 f. 37 Vgl. Urbar §§ 174 f. u. 178. 38 Vgl. Volger, Besitzungen (1841); die einschlägigen Urkunden sind gedruckt im UB Goslar 2, Nrn. 236, 282, 288, 307, 549, 558, 567 f., 570 f. u. 586. 39 Vgl. Kap. IV, bei Anm. 5.

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und Ablasswesen während des späten Mittelalters40, die radikale Änderung der Jahrtag-Liturgie am Vorabend der Reformation41 – all das hätte die Vorstellungskraft Heinrichs III. sicher bei weitem überstiegen. Indem derartige Änderungen gerade nicht den ‚authentischen‘ Vollzug der Stiftungszwecke aus den Anfangstagen der Stiftung zum Maßstab erhoben, sondern in erster Linie die aktuellen Bedürfnisse der Lebenden zu befriedigen suchten, nutzten sie letztlich auch dem Anliegen des Stifters, das auf diese Weise allem historischen Wandel zum Trotz vermittelbar blieb. Dies galt in gewissem Sinne selbst für solche Modifikationen, bei denen ein – wie auch immer gearteter – gedanklicher Bezug zur ursprünglichen Stiftungskonzeption gar nicht mehr zu erkennen ist; etwa bei dem Bildnis Kaiser Heinrichs III., das die Kanoniker in der Mitte des 17. Jahrhunderts auf einem Fenster im Chor der Stiftskirche installierten. Denn im Ergebnis entsprach die Wirkung, die von den bemalten Fensterscheiben ausging (und heute im Goslarer Museum noch immer ausgeht), durchaus den Intentionen des Gründers, auch wenn Heinrich III. bei dem Stichwort memoria eher an Liturgie, denn an Historie gedacht haben dürfte und das Bemühen um eine zeitgemäße Umsetzung des Stiftungszwecks sicher nicht das leitende Motiv für die Herstellung der Fenster war.42 Ähnlich liegen die Dinge auch bei der Feierstunde, die der Oberbürgermeister Grundner-Culemann 1956 für Heinrich III. ausrichtete und die mit den mittelalterlichen Memorialfeiern nur noch den Termin gemein hatte.43 Mitunter war die Berufung auf den ‚ursprünglichen Stifterwillen‘ aber auch nichts anderes als eine willkommene Legitimationsstrategie zur Durchsetzung ganz persönlicher, eigentlich stiftungsferner Ziele. So zum Beispiel bei dem Goslarer Bürgermeister Johann Georg Siemens, der unter Berufung auf die Erhaltung und Ausbreitung der Wissenschaften als dem Urzweck der Stiftung 1803 beim preußischen Gesandten von Dohm dafür warb, das Stift St. Simon und Judas nicht aufzuheben, sondern dem Sinn der ersten Stiftung gemäß fortdauern zu lassen44 – und dabei, wie sein entlarvendes Begleitschreiben beweist, keineswegs die Interessen eines von seinen Treuhändern und Destinatären ‚betrogenen‘ Stifters vertrat, sondern schlicht und ergreifend den städtischen Haushalt von der Last der Prediger- und Lehrergehälter zu befreien trachtete.45 Neben den vom Stifter ausdrücklich gestatteten und den (vorgeblich) ganz in seinem Sinne durchgeführten Veränderungen des Stiftungsgefüges gilt es schließlich noch auf eine dritte Gruppe von Modifikationen hinzuweisen, die zumindest implizit auf das Stiftungsgefüge Bezug nahmen, weil sie dadurch notwendig wurden, 40 41 42 43 44 45

Vgl. Kap. IV, nach Anm. 41. Vgl. Kap. XIV, nach Anm. 50. Vgl. Kap. V, bei Anm. 118. Vgl. Kap. VII, nach Anm. 29. Vgl. Kap. VI., bei Anm. 47. Vgl. Kap. VI, bei Anm. 57.

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dass die verschiedenen von den Treuhändern und Destinatären zu beachtenden Vorschriften in der Praxis miteinander konkurrierten, so dass bei gleichberechtigter Beachtung aller stifterlichen Willensäußerungen deren dysfunktionale Effekte die Stiftung als Ganzes bedrohten.46 Dies war etwa in der Mitte des 12. Jahrhunderts der Fall, als sich die Verpflichtung der Kanonikergemeinschaft zum gemeinschaftlichen Leben und die Beauftragung des (immer häufiger absenten) Propstes mit der Verwaltung des Stiftungsvermögens zusehends schlechter miteinander vertrugen. Einzelheiten der damaligen Auseinandersetzungen sind nicht überliefert, doch geht man wohl nicht fehl in der Annahme, dass das Stift zu jener Zeit vor der größten Zerreißprobe seiner Geschichte stand. Wie ernst die Lage gewesen sein muss, sieht man nicht zuletzt daran, dass die Kanoniker den mühsam ausgehandelten Kompromiss durch den amtierenden Kaiser urkundlich dekretieren ließen47, wodurch dieser de facto Regelungskompetenzen wahrnahm, die Heinrich III. anlässlich der Übertragung des Stifts an den heiligen Petrus und die Päpste als dessen irdische Stellvertreter noch kategorisch ausgeschlossen hatte.48 * Verstöße gegen die ‚Stiftungssatzung‘ haben ihre Ursache oftmals in einer mangelnden Kenntnis derselben, sind also unmittelbare Folge unterlassener Rekapitulationen. Von dem ‚Fehlverhalten‘ aus Unwissenheit über die bestehenden Vorschriften sind allerdings jene Fälle zu unterscheiden, in denen sich Treuhänder und Destinatäre ganz bewusst dazu entschließen, die Anweisungen des Stifters zu i g n o r i e r e n. Der Nachweis derartiger Handlungsweisen ist methodisch nicht ganz unproblematisch, da die historischen Akteure ihre Ignoranz gegenüber dem Stifterwillen in der Regel nicht an die große Glocke zu hängen pflegen. In der Geschichte der Stiftung ‚St. Simon und Judas‘ lässt sich die bewusste Option für diese Prozedur zur Entstetigung der ‚Stiftungsdauer‘ aber zumindest in einem Fall sehr wahrscheinlich machen: Als der Goslarer Magistrat in den Jahren 1924/25 die Partizipation der städtischen Geistlichkeit an den Überschüssen des Stiftsgüterfonds zunächst aussetzte und dann ganz beendete, dürften die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung sehr wohl gewusst haben, dass dies ein eindeutiger Verstoß gegen die Vorschriften des kommissarischen Reskripts vom 17. September 1803 war, die bislang auch von ihrer Seite als oberste ‚Richtschnur‘ für die Verwaltung des Stiftungsvermögens anerkannt worden waren.49 Wer weiß, wie lange diese Strategie des ‚Einfach-nichtBeachtens‘ durchzuhalten gewesen wäre? Der Goslarer Magistrat wollte es offen46 47 48 49

Vgl. hierzu auch Borgolte, Stiftungen (2003), 22 f. Vgl. Kap. III, bei Anm. 5. Vgl. Kap. II, bei Anm. 118. Vgl. Kap. VII, nach Anm. 69.

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kundig nicht drauf ankommen lassen und nutzte bereits wenige Jahre später die erste sich bietende Gelegenheit, um eine Rückkehr zum älteren Usus durch eine offizielle Umformulierung der Stiftungszwecke ein für alle Mal auszuschließen.50 * Als die extremste Form der Destabilisierung von Stiftungen müssen schließlich all diejenigen Denk- und Verhaltensweisen gelten, die die Geltungskraft der stifterlichen Verfügungen, rundheraus n e g i e r e n. Solche Umgangsformen mit dem Problem der ‚Stiftungsdauer‘ begegnen in geballter Form zuerst bei den Reformatoren, die den Verdienstcharakter von Stiftungen im Sinne der Werkheiligkeit mit theologischen Argumenten bestritten, später unter geänderten Vorzeichen dann vor allem bei den Aufklärern, die es, wie der französische Physiokrat Turgot, einfach nicht länger hinnehmen wollten, dass Menschen von begrenzter Einsicht ihr Vermögen für die Ewigkeit festzulegen suchten und damit dem gesellschaftlichen Wandel im Wege stünden.51 Selbst die schärfsten Gegner der Stiftung ‚St. Simon und Judas‘ haben sich allerdings die radikale Stiftungskritik der Reformatoren oder Aufklärer niemals zu eigen gemacht. Weder den lutherisch gesinnten Prädikanten noch den gegenreformatorischen Kommissaren Kaiser Ferdinands II. erschien die von Heinrich III. auf unbestimmte Zeit erhobene Zweckbindung des Stiftungsvermögens von St. Simon und Judas als eine Position, mit der man sich überhaupt in irgendeiner Weise auseinanderzusetzen hätte. Sie dachten auch gar nicht an eine theologisch oder politisch begründete Zerschlagung Stiftung, sondern bloß an eine (rechtlich anscheinend für bedenkenlos erachtete) Umwidmung des Vermögens gemäß den Erfordernissen der Gegenwart.52 Erst Christian Wilhelm von Dohm, der solches nicht nur forderte oder versuchte, sondern auch wirklich durchzusetzen verstand, stellte den Bezug zu den Intentionen des Gründers wieder her. Doch selbst als der Organisations-Kommissar das Kollegiatstift 1803 vom preußischen König aufheben ließ, war das keineswegs eine bewusste Absage an die Stiftungskonzeption Kaiser Heinrichs III. Angesichts der vor Ort allseits verbreiteten Ansicht, das Stift St. Simon und Judas habe einst vor allem als Bildungseinrichtung gedient, erschien die Überführung seines Vermögens in einen Fonds zur Gehaltsaufbesserung der Goslarer Lehrer und Prediger vielmehr als naheliegender Weg, um den nicht ganz uneitlen Wunsch, selbst etwas bleibend Gutes53 zu schaffen, mit dem Geld anderer Leute kurzerhand zu verwirklichen.

50 51 52 53

Vgl. Kap. VII, bei Anm. 91. Nach Liermann, Geschichte (2002), 173; vgl. auch Borgolte, Stiftung (2003), 9-11. Vgl. Kap. V, nach Anm. 26 u. nach Anm. 73. Vgl. Kap. VI, bei Anm. 80.

IX.

Arrangements von Beständigkeit

IX.1 Kristallisationskerne Wann immer die historischen Akteure die Dauer der Stiftung St. Simon und Judas in den Blick nahmen, war ihr Bezugspunkt in der Regel nicht die Stiftung als Ganzes, sondern stets nur eine ihrer Komponenten. Es ging ihnen also nicht um die Gleichförmigkeit der Stiftung an und für sich, sondern lediglich um die Beständigkeit des Zwecks, des Vermögens, der Verwaltung oder des Vollzugs. Aus diesem Grund scheint es gerechtfertigt, die Stiftungskomponenten als Kristallisationskerne der ‚Stiftungsdauer‘ aufzufassen und danach zu fragen, inwiefern sich für jede von ihnen eine ganz eigene Geschichte von Verstetigung und Entstetigung, Beständigkeit und Unbeständigkeit entwerfen lässt. Von allen Komponenten der Stiftung weisen die S t i f t u n g s z w e c k e von St. Simon und Judas dabei mit Sicherheit die größte Kontinuität auf. Ihre Geschichte wird im Wesentlichen geprägt durch eine einzige einschneidende Zäsur: die öffentliche Bekanntmachung der neuen, vom preußischen König bestimmten Stiftungszwecke durch den Legationsrat von Dohm am 17. September 1803. In all den vorangegangenen Jahrhunderten hatten die beiden von Kaiser Heinrich III. irgendwann in den 1040er Jahren formulierten Zwecksetzungen zumindest pro forma ihre Gültigkeit behalten: der unablässig zu feiernde Gottesdienst und die immerwährende Sorge um die Memoria des Stifters und der von ihm benannten Profitienten, nämlich seiner Gemahlin Agnes und seiner Eltern Konrad II. und Gisela. Allein im Hinblick auf letzteres hatte der Gründer noch zu Lebzeiten seine ursprüngliche Konzeption dahingehend erweitert, dass den Kanonikern spätestens 1055 auch das Gedenken „Unsres lieblichsten und geliebtesten Kindes Heinrich“1 auferlegte, des nach langen Jahren vergeblichen Hoffens doch noch geborenen Thronfolgers. Dass das Wissen um diese Zusammenhänge seit der Reformation zusehends schwand, machte Heinrichs Auflagen keineswegs obsolet, begünstigte jedoch ganz wesentlich die Umwidmung des Stiftungsvermögens zugunsten der Goslarer Lehrer und Pfarrer im Zuge der Säkularisation. So einschneidend diese Umwidmung zweifellos war, darf man doch nicht übersehen, dass auch in der Folgezeit ein (wenn auch 1 DD H III. 285 f.: ob remedium animae [...] dulcissimae prolis nostrae Heinrici. D H III. 330: ob aeternam [...] commemorationem [...] filii nostri dilectissimi Heinrici.

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kleiner) Teil der jährlichen Erträge für kirchliche Zwecke – und das hieß nicht zuletzt: für Gottesdienst – verwendet werden sollte; legt man den von Dohmschen Etat-Entwurf von 1803 zugrunde, immerhin etwas mehr als ein Drittel.2 Insofern ließe sich durchaus die Ansicht vertreten, der preußische Legationsrat habe durch seine Eingriffe – unbewusst – zumindest einen der beiden Stiftungszwecke Kaiser Heinrichs III. in die Moderne hinüber gerettet. Erst die 1938 von Kultusminister Rust erlassene Geschäftsanweisung für die Verwaltung des Stiftsgüterfonds sollte mit dieser Tradition definitiv brechen, in dem sie allein die Förderung allgemein schulischer und kultureller Belange als Zweck des Stiftungsvermögens festlegte und damit eine vom Goslarer Magistrat bereits seit der Hyperinflation von 1923 etablierte Engführung bei der Mittelvergabe nachträglich legalisierte.3 Tab. 11: Die Bewahrung der Dotation im Wandel der Jahrhunderte Orte Adersleben Egeln Etgersleben Giersleben Harlingerode Jerstedt Mengede †Oldendorf Semmenstedt Sollnitz Vallendar Wallersleben

um 1050 + + + + + + + + + + + +

um 1190 + + + + + + + + + — + +

um 1606 — — — — ... 4 + — + + — — —

um 1803 — — — — + + — — + — — —

um 2001 — — — — + — — — — — — —

Über die Bewahrung des S t i f t u n g s v e r m ö g e n s von St. Simon und Judas sind derzeit nur vage Aussagen möglich. Das liegt zum einen am Fehlen brauchbarer besitzgeschichtlicher Vorarbeiten, zum anderen aber auch an der lückenhaften und kleinteiligen Überlieferung, in der sich nur sehr selten einmal Stücke finden, die Rückschlüsse auf das gesamte Vermögen des Stifts und nicht nur über die Nutzung einzelner Güterkomplexe erlauben. Anhand von vier Verzeichnissen aus den Jahren um 1191/94, 1606, 1803 und 20015, die derartige Einsichten tatsächlich 2 Vgl. Kap. VI, nach Anm. 98. 3 Vgl. Kap. VII, bei Anm. 93 u. 72. 4 Die Ländereien in Harlingerode werden hier nicht aufgeführt, da sie seinerzeit zu den Pfründen von Propst und Scholaster zählten, die als corpora abscissa galten. Vgl. Kap. VI, bei Anm. 30. 5 Es handelt sich um das Urbar von ca. 1191/94, eine Güteraufstellung in der ‚Inquisitorial-Artikul commissionis caesareae et resolutio capituli‘ (1606 VII 23; Abschrift: StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 1184, pag. A1-A25, hier pag. A17-A20), ein ‚Verzeichniss der sämmtlichen zum Simonstifte und Petersstifte in Goslar gehörigen Güter‘ (undatiert [ca. 1803]; Abschrift: StadtA Goslar, Curr.

Arrangements von Beständigkeit

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zulassen, kann man trotzdem ein ungefähre Vorstellung davon gewinnen, welches Schicksal den von Heinrich III. bereitgestellten Stiftungsgütern im Laufe der Jahrhunderte beschieden war (Tab. 11). Die Ergebnisse sind alles andere als überraschend: Die Verluste betrafen zunächst diejenigen Ländereien, die besonders weit von Goslar entfernt gelegen waren, wie etwa das Gut Sollnitz, bei dem nicht einmal gesichert ist, ob das Stift jemals Einkünfte von dort bezog.6 Die in unmittelbarer Nähe zu Goslar gelegenen Güter in Semmenstedt, Jerstedt und Harlingerode konnte das Stift hingegen bis zum Anbruch der Moderne und darüber hinaus für sich beanspruchen. Besonders bemerkenswert erscheint dabei, dass noch die ›Übersicht über das Vermögen und die Schulden des Stiftsgüterfonds am 31. Dezember 2001‹7 unter der Rubrik ‚Grundbesitz‘ einen 0,9012 Hektar großen Acker in der Gemarkung Harlingerode verzeichnet, der offenkundig auf die Zustiftung Kaiser Heinrichs III vom 3. Juni 1053 zurückzuführen ist.8 Die S t i f t u n g s v e r w a l t u n g war die Komponente in dem von Heinrich III. ersonnenen Stiftungsgefüge, die dem historischen Wandel in seiner ursprünglichen Form am kürzesten standzuhalten vermochte. Gemäß den Bestimmungen der Aachener Regel, auf deren Vorschriften sich das Zusammenleben der Stiftsherren auch sonst gründen sollte, hatte der Kaiser den jeweiligen Propst mit der Verwaltung des Stiftungsguts beauftragt. Die politischen Ambitionen der Amtsinhaber, die durch ihre Tätigkeit im Reichsdienst wiederholt längere Absenzen von der ihnen unterstellten Kommunität in Kauf nahmen, führten aber offenkundig recht bald zu schwerwiegenden Unregelmäßigkeiten in der Wirtschaftsführung. Um die materielle Grundlage ihrer vita communis zu sichern, sahen sich die Kanoniker von St. Simon und Judas bereits etwas mehr als hundert Jahre nach dem Tod des Gründers zum Eingreifen genötigt. Mit kaiserlicher Billigung konnten sie durchsetzen, dass sie die Verwaltung der Präbendalgüter fortan in Eigenregie durchführen durften. Bis hierfür eine tragfähige organisatorische Lösung gefunden worden war, vergingen wohl einige Jahrzehnte, in denen man sich von einem Provisorium zum nächsten hangelte. Schließlich wurde mit dem jährlich aus den Reihen der Stiftsherren zu wählenden Viztum ein neues Amt geschaffen, in dessen Aufgabenbereich unter anderem die Verwaltung der Präbendalgüter fiel. Bei dieser Lösung ist es im Wesentlichen bis zur Aufhebung des Stifts geblieben.9 Parallel dazu entwickelte sich

6 7 8

9

Reg., Fach 522, Nr. 3419, fol. 21r-47r) sowie die ‚Übersicht über das Vermögen und die Schulden des Stiftsgüterfonds am 31. Dezember 2001‘ (vgl. unten Anm. 7). Vgl. D H IV. 224; Urbar § 167. Von der Frau Kornelia Heemeyer (Stadt Goslar, Abt. 1: Finanzen) mir freundlicherweise eine Fotokopie übersandte. Vgl. D H III. 305; zur Besitzgeschichte: Sandte, Haupthof (1998/99). – Neben der Gründungsausstattung müssten unbedingt auch die Dotationen der später bei den Kanonikern von St. Simon und Judas angelagerten Stiftungen (etwa der Häuserbesitz in der Stadt Goslar) in die Betrachtung mit einbezogen werden. Dies ist aufgrund fehlender Vorarbeiten zur Zeit aber nicht möglich. Vgl. Kap. IV, Anm. 26.

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aber seit dem 13. Jahrhundert ein – wohl selbst für die Zeitgenossen – schon bald nicht mehr vollständig zu durchschauendes Geflecht von zweckgebundenen Sondervermögen (Obödienzen, Amtsgüter) mit jeweils eigenen Verwaltungsinstanzen. Diese existierten zum Teil bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, auch wenn im Laufe der Frühen Neuzeit durch Zusammenlegung einzelner Sondervermögen zu größeren Fonds manche Geld- und Warenströme innerhalb des Kapitels wieder vereinfacht wurden. Im Hinblick auf die Dauer des S t i f t u n g s v o l l z u g s wird man schließlich wohl am stärksten differenzieren müssen. Je nachdem, welche Zwecke es jeweils zu erfüllen galt, sind ganz unterschiedliche Phasen von Beständigkeit und Unbeständigkeit zu konstatieren. Der von Heinrich III. angeordnete, feierliche Gottesdienst stellte vom 11. bis ins 19. Jahrhundert (und mit gewissen Abstrichen sogar bis ins 20. Jahrhundert) die Hauptbeschäftigung der Destinatäre dar, wobei sich allerdings im Laufe der Zeit erhebliche Akzentuierungen beobachten lassen. Bis zur Aufhebung des Kollegiatstifts standen die kanonischen Horen mit ihren gregorianischen Gesängen und den Väterlesungen eindeutig im Mittelpunkt der Liturgie. Neben dem unablässigen Lob Gottes nahmen seit dem 12. Jahrhundert aber auch Heiligenkult und Totengedenken einen immer breiteren Raum des täglichen Gottesdiensts ein – eine Tendenz, die nicht zuletzt durch die Errichtung zahlreicher Festtags- und Anniversarstiftungen befördert wurde.10 Erst die Reformation setzte dieser metastasenartig wuchernden Anhäufung liturgischer Verpflichtungen ein abruptes Ende. Das endgültige Bekenntnis des Stiftskapitels zur lutherischen Lehre im Jahr 1566 brachte darüber hinaus eine deutliche Reduktion des Pensums sowie eine Nutzung der Kirche für den Gemeindegottesdienst der Thomas-Pfarrei mit sich.11 Wann genau die kanonischen Horen eingestellt wurden, ist nicht überliefert; es spricht aber manches dafür, dass dies im Frühjahr 1804 geschah.12 Die letzten Stiftsherren genossen ab diesem Zeitpunkt ihre Pfründeneinkünfte, ohne dafür irgendwelche liturgischen Dienste verrichten zu müssen. An ihre Stelle traten in gewisser Weise die evangelischen Prediger und der neu berufene katholische Pfarrer in der Stadt Goslar, deren Unterhalt bis 1923 aus den Erträgen des Stiftsgüterfonds bezuschusst bzw. bestritten wurde.13 In dem von diesen Geistlichen gefeierten Gottesdienst spielte das gemeinsame Stundengebet allerdings keine Rolle mehr. Zu den Teilnehmern zählte auch nicht länger bloß ein exklusiver Kreis von Klerikern, sondern die ganze Gemeinde. Ob man für die Zeit nach 1803 aber überhaupt noch von einem Stiftungsvollzug sprechen kann, erscheint sehr zweifelhaft, da die Goslarer Pfarrer (wie die Goslarer Lehrer) zwar die Überschüsse des Stiftsgüterfonds verzehrten, dadurch aber in ihrer 10 11 12 13

Vgl. Kap. III, bei Anm. 117. Vgl. Kap. V, nach Anm. 86. Vgl. Kap. VI, Anm. 89. Vgl. Kap. VII, bei Anm. 76.

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Berufsausübung nicht auf eine einmal festgelegte ‚Richtschnur‘ verpflichtet wurden, sondern den wechselnden Vorgaben ihrer jeweiligen Vorgesetzen in den kirchlichen (bzw. staatlichen) Behörden unterworfen blieben. Die Erfüllung der von Heinrich III. bestimmten Memorialauflagen wiederum ist ganz unterschiedlich gut dokumentiert: Ein liturgisches Gedenken Konrads II. und Heinrichs IV. durch die Goslarer Stiftsherren lässt sich anhand von einigen punktuellen Belegen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert eindeutig nachweisen.14 Anniversarfeiern für Heinrichs Mutter Gisela können zumindest in der Frühzeit des Stifts wahrscheinlich gemacht werden.15 Nur für die Kommemoration von Heinrichs zweiter Gemahlin Agnes sind bislang noch keine Anhaltspunkte ausfindig gemacht worden, was aber nicht heißen muss, dass eine solche nie stattgefunden hat. Im Vergleich mit diesen eher kargen Nachrichten nehmen sich die zahlreichen erhaltenen Quellen zum Gründergedenken geradezu üppig aus. Sie erlauben, den Stiftungsvollzug nicht bloß als Faktum zu konstatieren, sondern auch in seiner (Un)-Beständigkeit durch die Jahrhunderte zu verfolgen. Das älteste erhaltene diesbezügliche Zeugnis ist wohl die mit einer figürlichen Darstellung des Gründers versehene Grabplatte, deren Anfertigung jüngst mittels weit ausgreifenden Stilvergleichs in die Jahre 1270/90 datiert worden ist16, die allerdings – was bislang überhaupt nicht beachtet wurde – erst 1366 anlässlich der Errichtung eines neuen ‚Unterbaus‘ in der (erhaltenen) schriftlichen Überlieferung Erwähnung gefunden hat.17 Ob die Grabplatte ein anderes Memorialzeichen ablöste, ist ebenso unbekannt wie ihre anfängliche Einbindung in die Liturgie, über die erst der Liber Ordinarius von 1435 Auskunft erteilt. Gemäß diesem ‚Regiebuch‘ sollte das für gewöhnlich unter einem Sargkasten verborgene Bildnis des Gründers an insgesamt einundfünfzig Tagen des Jahres als Leichnam drapiert während des Gottesdienstes zur Schau gestellt werden, so dass dieser praesente cadavere gefeiert wurde und auch während der Nicht-Totenmessen eine Kollekte für Heinrich III. gebetet werden konnte.18 Wann dieser Brauch aufgekommen ist, lässt sich nicht entscheiden; er dürfte aber zweifellos jünger sein als das bei dieser Gelegenheit gesprochene Gebet, die collecta pro fundatore, die andernorts bereits seit dem 11. Jahrhundert belegt ist.19 Zusammen mit dem Formular20 für die Vigilien am Jahrtag des Gründers 14 UB Goslar 5, Nr. 63 (= Rechnung des Bursars für das Jahr 1366): Ad memoriam Conradi imperatoris barum 34 denarii. [...] Ad memoriam Henrici imperatoris barum 15 denarii. Vgl. ferner Ordinarius § 37 Anm. a (Konrad II.); ebd. § 53 Anm. b (Heinrich IV.). Siehe auch ebd. § 92a. 15 Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 93, Anm. 35. 16 Vgl. Beckermann, Grabmal (2003), 109-117. 17 UB Goslar 5, Nr. 63 (= Rechnung des Bursars für das Jahr 1366): Ista exposui ad structuram pileren domino Henrico regi 2 ½ talenta et 10 solidi, pro urna et molden 2 solidi, 2 solidi pro repen, 6 solidi pro platis. Summa est 3 talenta et 5 solidi. 18 Vgl. Tab. 6; ferner Kap. IV, bei Anm. 40. 19 Vgl. Kap. IV, Anm. 9. 20 Vgl. Brevier § 9a-i u. dazu Kap. XIV.1, bei Anm. 47.

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

zählte diese Kollekte vermutlich zu den ältesten Elementen des liturgischen Totengedenkens für Kaiser Heinrich III. in Goslar. Darüber hinaus könnten auch das alljährlich am 5. Oktober, dem Todestag des Gründers, abgehaltene Totenmahl der Kanoniker und die um diesen Termin gruppierten Armenspeisungen, obschon erst für das 15. Jahrhundert ausdrücklich belegt21, sehr wohl bis ins elfte Jahrhundert zurückreichen, hatte Heinrich III. diese Formen des Stiftergedenkens doch bei manchen seiner übrigen Stiftungen ausdrücklich eingefordert.22 Während des 15. Jahrhunderts blieb das im Laufe der Zeit ausgebildete Procedere für die Begehung des Gründergedenkens durch das Kapitel jedenfalls ausgesprochen stabil. Das zeigt zum einen das Fehlen jeglicher Modifikationen in der ansonsten von Änderungen und Streichungen geradezu übersäten OrdinariusHandschrift23 und ist zum anderen aus den nahezu gleichbleibenden Ausgaben für Präsenzgelder und Totenmähler in den Abrechnungen des Viztums zu ersehen. Erst im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts sollte sich das Kapitel zu einem radikalen Einschnitt entschließen und die Liturgie der Vigilfeier grundlegend verändern. An die Stelle des althergebrachten Totenoffiziums mit seiner ausgedehnten Psalmodie trat nun eine nur von einigen kurzen Hymnen unterbrochene Lesung aus einer Predigt Papst Gregors des Großen, in der es gar nicht mehr um das Thema des Todes, sondern ausschließlich um die Pflichtverletzungen des Klerus ging.24 Sehr oft dürfte diese Liturgie allerdings nicht mehr ‚aufgeführt‘ worden sein, denn der letzte positive Beleg für die Abhaltung gestifteter Memorien durch die Kanoniker von St. Simon und Judas stammt aus dem Jahr 1540.25 Zwar riss das Andenken Heinrichs III. unter den Nachlebenden auch in der Folgezeit niemals völlig ab, aber es erhielt nun einen rein profanhistorischen Charakter, dem das einst vom Gründer intendierte Element der Fürbitte bei Gott gänzlich abging. Erste Ansätze zu einer weniger jenseits- als diesseitsorientierten Memoria des zweiten Saliers lassen sich freilich bereits in mittelalterlicher Zeit feststellen. Neben den historiographischen Zeugnissen der Stiftsherren, in denen Heinrich III. sowohl qualitativ als auch quantitativ eine prominente Rolle spielte26, ist hierfür vor allem auf die Heiltumsweisungen zu verweisen, in denen der Kaiser vor den versammelten Laien als Reliquienbeschaffer gerühmt wurde.27

21 22 23 24 25 26 27

Vgl. Tab. 5; Ordinarius § 70. Vgl. Kap. II, bei Anm. 136 f. Vgl. Ordinarius § 70; Tab. 19. Vgl. Kap. XIV.1, nach Anm. 55. Vgl. Kap. IV, Anm. 25; Kap. V, bei Anm. 86. Vgl. Chroniken §§ 26-47; dazu auch: Kap. XIII, Anm. 96. Vgl. Kap. IV, bei Anm. 54-69.

Arrangements von Beständigkeit

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IX.2 Interdependenzen So selbstverständlich Zweck, Vermögen, Verwaltung oder Vollzug den historischen Akteuren als Kristallisationskerne der ‚Stiftungsdauer‘ galten, so selten sind die Fälle, in denen sie sich explizit über die Interdependenzen zwischen diesen vier Komponenten des Stiftungsgefüges geäußert haben. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, und sie beginnen – wenig überraschend – mit dem Gründer selbst. In nahezu jeder seiner Zustiftungsurkunden stellte der Kaiser den kausalen Konnex zwischen der Unveräußerbarkeit des Stiftungsvermögens und der Unabänderlichkeit des Stiftungszwecks ausdrücklich heraus. Weil sein und seiner Anverwandten Gedenken für immer zu bewahren sei, müsse auch das vergabte Gut für immer bei der Stiftskirche verbleiben. Im Umkehrschluss hieß das: Weil das vergabte Gut stets bei der Stiftskirche verbleibe, müsse auch das Gedenken durch deren Kleriker unablässig vollzogen werden. Wenn ein solcher Zusammenhang in der Folgezeit von den Treuhändern und Destinatären nie wieder ausdrücklich hergestellt wurde, ist das sicher nicht dahingehend zu deuten, dass diese die Auffassung ihres Gründers nicht teilten. Sie dürfte ihnen vielmehr so selbstverständlich erschienen sein, dass ihre Explikation allein aus diesem Grunde unterblieb, gehörte doch die Denkfigur eines ins Unendliche perpetuierten ‚Tausches‘ von materiellen Gaben gegen spirituelle Gegengaben ganz zweifellos zum theologischen (aber auch wirtschaftlichen und sozialen) Gemeingut des lateinischen Mittelalters.28 Vielleicht ist es deshalb symptomatisch, dass die Interdependenzen zwischen den einzelnen Komponenten der Stiftung erst wieder während der Reformation zum Gegenstand von Diskussionen wurden. Als die lutherischen Prediger sich im Juli 1544 beim Rat über die Münsterpfaffen beschwerten, vertraten sie die Ansicht, dass bei St. Simon und Judas auch zukünftig neben Propst und Scholaster ein Dekan mit vier oder fünf Kanonikern tätig seien solle, damit sie umb der guder willen und der cleinodien im Münster ein Kapitel bilden.29 Die Akzentverschiebung ist mehr als deutlich: War das Stiftungsvermögen bei Heinrich III. noch in erster Linie ein Mittel zum Zweck, bildete es in den Augen der Reformatoren nunmehr den alleinigen Daseinsgrund für die (inzwischen als Korporation verfasste) Gemeinschaft der Treuhänder und Destinatäre. Da die Güter für immer an das Kapitel vergeben worden seien, habe auch immer ein Kapitel zu existieren. Was sollte man sonst mit den Gütern machen? So aufschlussreich derartige Bedeutungsverschiebungen zweifelsohne sind, wird man sich bei der Ermittlung von Wechselwirkungen zwischen der jeweiligen Dauer von Zweck, Vermögen, Verwaltung und Vollzug einer Stiftung doch nicht allein auf die diesbezüglichen Reflexionen der unmittelbar Betroffenen beschränken wol28 Vgl. Oexle, Memoria (1976), 87-95. 29 Vgl. Kap. V, Anm. 74.

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

len. Interesse wecken zum einen solche Effekte, die von den Zeitgenossen zwar intendiert, aber nicht expliziert wurden, zum anderen solche Eingriffe, deren Auswirkungen im Rückblick unübersehbar erscheinen, den Mitlebenden selbst aber offenkundig ganz verborgen blieben. Die Heterogenität der Befunde versperrt sich indes in diesen und anderen Fällen konsequent allen simplifizierenden Schematisierungen30: Mitunter vermag die Gleichförmigkeit einer Stiftungskomponente die Beständigkeit der übrigen zu stärken, mitunter muss sie deren Wandel aber auch geradezu provozieren. Veränderungen in einem Bereich der Stiftung helfen unter Umständen, den Status quo in anderen Bereichen abzusichern, können diesen aber auch verschärft in Frage stellen. Konzentriert man sich zudem nicht von vorne herein auf die Wechselwirkungen zwischen zwei Komponenten einer Stiftung, sondern behält stets das ganze Stiftungsgefüge im Blick, gerät man unversehens in ein Gestrüpp ambivalenter Interdependenzen, für dessen Entflechtung die Forschung bislang noch kein belastbares Modell entwickelt hat. Ein solches kann auch aus der diachronisch vergleichenden Analyse der Stiftung St. Simon und Judas nicht kurzerhand destilliert werden. Tragfähige Hypothesenbildungen bräuchten wohl eine breitere Materialgrundlage, die erst noch zu erarbeiten wäre.31

IX.3 Intensitäten Die verschiedenen Kristallisationskerne der ‚Stiftungsdauer‘ nur für sich genommen oder in ihren Wechselwirkungen zu betrachten, erscheint zwar analytisch wie arbeitspraktisch durchaus als legitim. Darüber darf man allerdings nicht aus den Augen verlieren, dass die vier Stiftungskomponenten, also der Zweck, das Vermögen, die Verwaltung und der Vollzug, in ihrer Gesamtheit zu jedem Zeitpunkt der Stiftungsgeschichte ein spezifisches Arrangement von (Un-)Beständigkeit bildeten, dessen Grad an innerer Verfestigung vor allem im diachronischen Vergleich mit vor- und nachgängigen (Un)-Beständigkeits-Arrangements der gleichen Stiftung zu Tage tritt. Legt man bei einem solchen Vergleich jeweils das Jahrzehnt um einen bestimmten ‚Messpunkt‘ als Referenzgröße zugrunde, dann lässt sich für die Stiftung St. Simon und Judas zeigen, dass die Intensität der Dauer bei den sechs im Rahmen dieser Studie eingehender untersuchten Episoden der Stiftungsgeschichte in den Jahren um 1647 und um 1956 am höchsten war. Um 1047 erfolgten nicht nur geringfügige Ergänzungen der Stiftungszwecke (Memoria Heinrichs IV.), sondern auch massive Veränderungen des Stiftungsvermögens (Zustiftungen Heinrichs III.). Um 1163 kam es sowohl zu einschneidenden Umgestaltungen in der Stiftungsver30 Dass es nicht um das Aufdecken von Gesetzmäßigkeiten gehen kann, versteht sich von selbst. 31 Wertvolles Material ist bereits zusammengetragen worden von Moddelmog, Stiftungen (2009).

Arrangements von Beständigkeit

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waltung (eigenverantwortliche Administration der Präbendalgüter durch das Kapitel) als auch zu spürbaren Erweiterungen der Stiftungszwecke und – damit einhergehend – des Stiftungsvermögens (angelagerte Stiftungen). Um 1471 lässt sich das Aufkommen völlig neuer Formen des Stiftungsvollzugs beobachten (Einbindung der Laien in das Gründergedenken). Um 1803 änderte sich außer dem Vermögen, das trotz Säkularisation als ein vom städtischen Vermögen gesonderter Fonds erhalten blieb, eigentlich alles. In den Jahren um 1647 bzw. um 1956 herrschte demgegenüber bei jeder der vier Stiftungskomponenten schlicht business as usual. Alles blieb wie gehabt, dauerte an und an und an... Dieser Befund verdient in dreifacher Hinsicht Beachtung: (1.) verdeutlicht er, dass die Verstetigung bzw. Entstetigung von ‚Stiftungsdauer‘ nicht als linearer Prozess, sondern als eine unablässige Pendelbewegung zwischen den Polen Beständigkeit und Unbeständigkeit aufzufassen ist. (2.) unterstreicht er, dass diese Pendelbewegungen durch einen eigentümlichen Rhythmus geprägt sind, der neben gleichmäßig-seichten auch ruckartig-heftige Ausschläge kennt. 1647 lag es schließlich gerade einmal siebzehn Jahre zurück, dass die Stiftung St. Simon und Judas infolge des Restitutionsedikts für einige Monate in ihren Grundfesten erschüttert worden war. Und (3.) lässt er schließlich keinen Zweifel daran, dass so unterschiedliche Arrangements von Beständigkeit wie diejenigen von 1647 und 1956 in der Lage sind, eine ganz ähnliche Intensität von Dauer hervorzubringen. Die in der Nahsicht gewonnenen Ergebnisse können darüber hinaus auch für die Fernsicht fruchtbar gemacht werden. Ausgehend von einem spezifischen Beständigkeitsarrangement lässt sich nämlich für jedes seiner Elemente das ‚Einrasten‘ im Vorfeld und das ‚Ausrasten‘ im Nachgang ermitteln. Das Stiftungsgefüge des Jahres 1647 zum Beispiel blieb nicht nur bis zur Aufhebung des Stifts weitestgehend intakt, es bestand auch zuvor bereits – mit der erwähnten kurzzeitigen Unterbrechung – seit etwa einem dreiviertel Jahrhundert in nahezu unveränderter Form. Das Bekenntnis zur lutherischen Lehre im Jahr 1566 hatte, von 1647 aus gesehen, im Hinblick auf den Stiftungszweck und dessen Vollzug die letzten einschneidenden Modifikationen gebracht. Die reformationsbedingten Verluste des Stiftungsvermögens lagen bereits dreißig Jahre länger zurück, hatten aber ganz beachtliche Restbestände der ursprünglichen Dotation verschont. Die Organisation der Stiftung entsprach im Wesentlichen dem spätestens seit dem 15. Jahrhundert gepflegten Usus. Zugespitzt könnte man deshalb formulieren: Während Heinrich III. wohl schon um 1200 erhebliche Mühe gehabt hätte, seine zur Rahmenstiftung mit (zunehmend) korporativ verfasster Selbstverwaltung durch die Destinatäre transformierte Stiftsgründung überhaupt wiederzuerkennen, dürfte der Alltag eines Stiftsherren in den Jahren um 1647 weder den Kanonikern des 13. noch denen des beginnenden 19. Jahrhunderts vollkommen fremd gewesen sein, auch wenn erstere sicher all die Seelmessen für die Stifter ihrer Kirche vermisst, letztere vielleicht über das für ihre Begriffe zu hohe Pensum beim Stundengebet geklagt hätten.

X.

Ergebnisse

Gemessen an den weitreichenden Beständigkeitsansprüchen ihrer Stifter, Treuhänder und Destinatäre müssen Stiftungen letztlich immer „Institut[e] der Vergeblichkeit“1 bleiben. Dies gilt auch für das weltliche Kollegiatstift St. Simon und Judas, das Kaiser Heinrich III. in den Jahren um 1047 in Goslar errichtet hat. Das vom Gründer mit immerwährenden Zweckbindungen beschwerte Vermögen der Stiftung verflüchtigte sich im Laufe der Zeiten; spätestens im 19. Jahrhundert fand es – von einigen wenigen Restposten abgesehen – seinen Weg zurück in die Wirtschaftskreisläufe des Boden- und Arbeitsmarkts. Zuvor hatten bereits die Auflagen, an deren Erfüllung die Konsumption der Stiftungserträge einst gebunden worden war, ihre handlungsleitende Geltungskraft sukzessive eingebüßt: Der tägliche Gottesdienst der Destinatäre endete wohl 1804, ihre stellvertretende Fürbitte für den toten Stifter spätestens 1566. Die ursprünglich vorgesehene Form der Stiftungsverwaltung konnte ihre Aufgaben sogar schon 1163 nicht mehr zufriedenstellend bewerkstelligen. Aus der Perspektive des Stifters kündet ein jedes dieser Daten vom sukzessiven Zusammenbruch seiner Stiftungskonstruktion. Aus der Perspektive des Historikers lässt sich jedoch bei genauerem Hinsehen keine dieser Zäsuren für ein endgültiges Eingehen der Stiftung in Anspruch nehmen. Wann immer die Nachlebenden nämlich aufhörten, den Anordnungen Heinrichs III. weiterhin Folge zu leisten, entwarfen sie alsbald neue Regelungen, die nun ihrerseits unbegrenzte und unveränderte Gültigkeit, also Dauer, beanspruchten. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so immer neue Arrangements von Beständigkeit, die Heinrichs Wunsch, die Grenze des eigenen Lebens zu durchbrechen, durch alle Zeiten hindurch bis in die Gegenwart transportierten. Ungeachtet aller Brüche fand seit der Mitte des 11. Jahrhunderts jede Generation aufs Neue ihre eigenen Umgangsformen mit dem, was aus dem Stiftungsgefüge Heinrichs III. zwischenzeitlich geworden war – zuletzt etwa am 5. Oktober 2006, als der Goslarer Oberbürgermeister Dr. Otmar Hesse aus Anlass des 950. Todestags des zweiten Salier-Kaisers einige ausgewählte Gäste zu 1 Borgolte, Stiftung (2003), 22 f.; vgl. auch ders., Geschichte (1993), 17 f.

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

einer ökumenischen Gedenkandacht in die Ulrichskapelle einlud2, oder am 3. Juni 2007, als die seit langem abgerissene Stiftskirche für den 3. Welterbetag der UNESCO mit Zeltplanen und touristischem Rahmenprogramm noch einmal wiederbelebt wurde (Abb. 20).3 Die Annahme eines Kontinuanten ‚Stiftung‘, der sich innerhalb eines bestimmten Zeitintervalls in seinen essentiellen Eigenschaften gleich bleibt und allenfalls in seinen akzidentellen Merkmalen Veränderungen unterliegt, kann diesem komplexen Wechselspiel von Verstetigung und Entstetigung, das immer neue Gemengelagen von Beständigkeit und Unbeständigkeit hervorbringt, nicht gerecht werden. Nur wer die Sicht der historischen Akteure auf das Problem der ‚Stiftungsdauer‘ zum Gegenstand der Untersuchung macht, erkennt neben der Vergeblichkeit, die allen Versuchen einer Produktion von Permanenz im Medium der Stiftung früher oder später beschieden sein muss, auch die sinnstiftende Kraft, die den jeweils bemühten Imaginationen und Prozeduren von Kontinuation und Iteration innewohnt. Die damit einhergehende Diversifikation des Singularetantums ‚Dauer‘ gibt den Blick frei auf die kleinen und die großen Erfolge, die frühere Generationen von Stiftern, Treuhändern und Destinatären in ihrem Bemühen, die Gleichförmigkeit der Stiftung gegen den historischen Wandel zu verteidigen, im Laufe der Jahrhunderte errungen haben. Um die intendierten und die kontingenten, die verblüffend erfolgreichen und die kläglich gescheiterten Verunmöglichungen von Veränderung im historischen Prozess in ihren individuellen Facetten und verallgemeinerbaren Mustern angemessen profilieren zu können, bedurfte es neben der dezidierten Absage an eine essentialistische Auffassung der ‚Stiftungsdauer‘ auch einer vergleichsweise günstigen Quellenlage, vor allem aber eines methodischen Ansatzes, der sich nicht auf die Herleitung des Jüngeren aus dem Älteren kaprizierte, sondern es erlaubte, das ‚gleiche‘ Phänomen in seiner früheren und späteren Gestalt systematisch einander gegenüberzustellen. Das historiographische Konzept der ‚Momentaufnahmen‘ hat sich hierbei voll und ganz bewährt, weil es einerseits durch seine problemorientierten Zugriffe auf einzelne Stücke historischen Materials eine Vielzahl wertvoller Einzelbefunde ans Tageslicht zu fördern half, die an dieser Stelle nicht noch einmal bilanziert zu werden brauchen4, und weil es andererseits eine solide Grundlage für die anschließenden Vergleiche zur Stiftungsdauer gelegt hat. 2 Sie war eingebettet in ein von der Stadt Goslar veranstaltetes ‚Salier-Jahr‘, in dem zugleich des 900. Todestags Kaiser Heinrichs IV. gedacht wurde. Letzterer stand auch im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Tagung, die sich am 4./5. Oktober 2006 im Goslarer Achtermann mit dem Thema ‚Die Salier und die Sachsen‘ beschäftigte. Die Publikation der seinerzeit gehaltenen Vorträge steht noch aus. Vgl. Struve, Salier (2008), 9, Anm. 16. 3 Vgl. Fettig/Moritz, Umgang (2007), 40 f. 4 Die vergleichende Stiftskirchenforschung wird sich diese über das Sachregister bequem zunutze machen können.

Ergebnisse

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Abb. 20: Die Inszenierung der ehemaligen Stiftskirche am UNESCO Welterbetag 2007

Die hier vorgelegte Geschichte des weltlichen Kollegiatstifts St. Simon und Judas wollte sich erklärtermaßen nicht auf die Darstellung eines konkreten Besonderen beschränken, sondern auf induktivem Wege erste Schritte zu einer akteurszentrierten Theorie der ‚Stiftungsdauer‘ wagen. Wie nicht anders zu erwarten, haben die je spezifischen Verhaltensweisen, die einzelne historische Akteure im Hinblick auf die Dauer der Stiftung St. Simon und Judas an den Tag legten, teils stabilisierende, teils destabilisierende Effekte nach sich gezogen. Im diachronischen Vergleich konnte allerdings gezeigt werden, dass das Repertoire möglicher Umgangsformen dabei im Laufe der Jahrhunderte keineswegs beliebig groß war, sondern sich im Wesentlichen auf sechs verschiedenen Handlungsmuster beschränkte, nämlich: das Postulieren, Rekapitulieren und Ritualisieren der ‚Stiftungsdauer‘ einerseits sowie das Modifizieren, Ignorieren und Negieren derselben andererseits. Der Zweck einer solchen Typologie besteht – wie könnte es anders sein – zuvörderst in der gedanklichen Ordnung der Verhaltensweisen früherer Generationen. Ausgehend von den genannten Idealtypen lassen sich nämlich die einzelnen Protagonisten der Stiftungsgeschichte von St. Simon und Judas in Goslar mit ihren individuellen Handlungszielen und -optionen trefflich charakterisieren – erst recht,

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Die Dauer der Stiftung im diachronischen Vergleich

wenn man darüber hinaus noch weitere Subtypen definiert, also etwa zwischen prospektiven und retrospektiven Postulaten von Beständigkeit oder zwischen Ignoranz aus Unwissen oder aus Überzeugung differenziert. Im syn- und diachronischen Vergleich bestimmter Handlungsmuster können zudem deren jeweilige Effekte viel klarer konturiert werden. Dass es hierbei nicht um das Auffinden vermeintlicher Gesetzmäßigkeiten (etwa im Hinblick auf den Erfolg bestimmter Ver- oder Entstetigungsstrategien) gehen kann, sondern bloß um die Feststellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zur Profilierung des Einzelfalls, braucht wohl kaum eigens betont zu werden. Inwieweit sich der anhand der Stiftung St. Simon und Judas in Goslar erarbeitete Entwurf einer Typologie der ‚Umgangsformen‘ mit den Problem der ‚Stiftungsdauer‘ generalisieren und ausbauen lässt, wird die Forschung zukünftig an anderen Fallbeispielen überprüfen müssen. Gleiches gilt für die Frage nach den Arrangements von Beständigkeit, die sich im Laufe der Geschichte einer Stiftung ermitteln lassen. Die Einsicht, dass Zweck, Vermögen, Verwaltung und Vollzug als Kristallisationskerne der ‚Stiftungsdauer‘ fungieren (können), ist für sich genommen weder neu, noch überraschend, sondern bildete ja seit jeher den (je verschiedenen) Ansatzpunkt für essentialistische Erklärungsmodelle des Phänomens ‚Stiftung‘. Am Beispiel von St. Simon und Judas in Goslar konnte nun aber gezeigt werden, dass es gute Gründe dafür gibt, einzelne Komponenten des Stiftungsgefüges nicht länger p e r d e f i n i t i o n e m als ‚dauerhaft‘ zu setzen5, sondern so präzise wie möglich in ihrem unaufhörlichen Changieren zwischen Beständigkeit und Unbeständigkeit zu beobachten. Nur wer Stiftung als ein quadrupolares Verstetigungsfeld aufzufassen bereit ist, erkennt nämlich, dass sich einerseits im Längsschnitt für jede dieser Komponenten eine ganz eigene Geschichte von Kontinuation und Iteration entwerfen lässt, und dass andererseits im Querschnitt bei ein und derselben Stiftung im Laufe ihrer Geschichte ganz verschiedene, auch unterschiedlich intensive, Arrangements von Beständigkeit ermittelt werden können. In einer solchen Sichtweise ist die Zukunft der Goslarer Stiftung Kaiser Heinrichs III. heute genauso offen wie an jedem anderen Tag, seit der Grundsteinlegung in den vierziger Jahren des zweiten Jahrtausends. Denn solange das Wissen um den ursprünglichen Stifterwillen Heinrichs III. und seine Reformulierung durch Christian Wilhelm von Dohm in Goslar lebendig bleibt, besteht die Chance, dass nachlebende Generationen in diesem Sinne tätig werden – zumal das nach wie vor vorhandene Stiftungskapital ja durchaus Gestaltungsspielräume eröffnet.

5 Also von Stiftungen nur dann zu sprechen, wenn – je nach Lehre – ein unabänderlicher Zweck, ein unveräußerbares Vermögen, eine kontinuierliche Verwaltung oder ein fortwährender Vollzug nachzuweisen ist.

Dritter Teil: Editionen

XI. Das Urbar von ca. 1191/94

XI.1 Vorbemerkungen Unter den heute im Goslarer Stadtarchiv verwahrten Archivalien des Stifts St. Simon und Judas gehört jener Codex, für den sich die irreführende Bezeichnung ‚Kopialbuch A‘ eingebürgert hat1, zweifellos zu den wertvollsten Stücken für die historische Forschung.2 Diese erst von einer modernen Hand am oberen Seitenrand durchgehend (wenn auch nicht immer glücklich3) paginierte Sammelhandschrift enthält insgesamt sechs verschiedene aus dem 12. bis 16. Jahrhundert datierende Lagen, die erst nach 1512 in ihrer heutigen Form zusammengebunden worden sind.4 Die erste Lage5 bildeten einst zwei Binionen, deren äußere Blätter mitsamt dem Vorsatzblatt spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts – vielleicht aber auch schon lange vorher – verlorengegangen sind. Wie den erhaltenen Resten (heute: pag. 1-8) zu entnehmen ist, hat ein namenloser Abschreiber das ursprünglich sechzehn Pergamentseiten umfassende Faszikel mit einer Reihe listenartig aufgebauter Texte gefüllt, die er durch eine oder mehrere Leerzeile/n voneinander abhob. Auf eine nunmehr eingangs verstümmelte Aufzählung der in den einzelnen Altären von St. Simon und Judas geborgenen Reliquien (pag. 1-2)6 folgt zunächst eine Übersicht über die Lage der einzelnen Altäre und Kapellen der Kirche (pag. 2)7, dann ein

1 Nur die zweite Lage, mithin ein ziemlich geringer Anteil des gesamten Codex’, besteht nämlich aus Urkundenabschriften. 2 StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 643, Kopialbuch A. 3 Ausgeschnittene oder unbeschriebene Seiten wurden konsequent nicht mitgezählt. Die Seitenzahlen vermitteln deshalb für sich genommen leicht ein falsches Bild über das Lagenschema dieser Sammelhandschrift. 4 Die Beschreibung der Handschrift bei Bode, Vorwort (1893), XIV, entspricht nicht dem codicologischen Befund. Die Angaben bei Weiland, Einleitung (1877), 590, sind präziser, berücksichtigen die ausgeschnittenen Blätter aber nur zum Teil. – Der Codex ist 1997 durch die Firma ‚Papier- und Buchrestaurierung Leipzig Bucheinband ‹exquisit› GmbH‘ restauriert worden. Das bei der Öffnung des Einbands vorgefundene Lagenschema wurde damals nicht dokumentiert. 5 Siehe zum Folgenden auch Lohse, Stift (2008), 277 f. 6 Gedruckt: Index reliquiarum, 606, Z. 9 - 607, Z. 11. 7 Gedruckt: Index reliquiarum, 607, Z. 12 - Z. 44.

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Editionen

Verzeichnis der Reliquiare und der in ihnen eingeschlossenen Reliquien (pag. 2-3)8, eine katalogartige Sammlung von historiographischen Notizen zu verschiedenen ostfränkisch-deutschen Herrschern (pag. 3-5)9 sowie schließlich eine Aneinanderreihung von insgesamt 109 Todesmeldungen (pag. 5-8), die ich aufgrund ihres eigentümlichen Charakters als ‚Jahrtag-Liste‘ bezeichnet habe.10 Die zweite Lage bestand ursprünglich aus einem Quinio, von dem heute das erste Blatt fehlt, welches recto vermutlich mit einem Inhaltsverzeichnis beschrieben und verso leer geblieben war. Auf den achtzehn erhaltenen Pergamentseiten (pag. 9-26) haben vier verschiedene Hände aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts Abschriften von zeitgenössischen Privaturkunden angefertigt, die unterschiedliche Belange des Stifts, vor allem Grundstücksangelegenheiten, betreffen.11 Es handelt sich, wie aus dem ersten eingetragenen Stück unzweifelhaft hervorgeht, um jenes registrum, in dem gemäß einem Kapitelsbeschluss vom 2. Februar 1274 „der vollständige Wortlaut aller Urkunden, mit denen unsere Stiftsherren oder andere Kleri8 Gedruckt: Index reliquiarum, 607, Z. 45 - 608, Z. 35. 9 Die bislang maßgebliche Ausgabe der ‚Goslarer Stifts-Chronik‘ von Weiland ist durch die im Rahmen der vorliegenden Studie angefertigte Neuedition überholt. Vgl. Kap. XII. 10 Vgl. Jahrtag-Liste. – Folgende Addenda und Corrigenda zu meiner Edition seien an dieser Stelle nachgetragen: (1.) Horthghisus miles (Nr. 13) ist wohl mit jenem Ortgisus zu identifizieren, der 1191 unter den Goslarer cives in einer Urkunde Bischofs Berno von Hildesheim testiert; vgl. UB Goslar 1, Nr. 333. (2.) Bertoldus Honestus laicus (Nr. 61) ist der Schwiegersohn Konrads von Bilstein (bezeugt: 1286-1332; 1293 Vogt) und Vater eines gleichnamigen Sohnes (bezeugt: 1307/10-1312); vgl. UB Goslar 3, Nr. 281 sowie den Stammbaum der Familie von Bilstein ebd., 833. (3.) Johannes Cornu vicarius (Nr. 96) ist eventuell mit magister Johannes, einem um 1274 erwähnten Vikar der Marien-Magdalenen-Kapelle, zu identifizieren; vgl. UB Goslar 2, Nr. 210. (4.) Rothmannus laicus (Nr. 99) dürfte der Schwiegervater des 1156 II 19 belegten Ulrichs sein, der wie seine Gemahlin Jutta nachweislich Stiftungen bei den Kanonikern von St. Simon und Judas errichtet hat; vgl. UB Goslar 1, Nr. 235, Urbar § 50. (5.) Die bei Eintrag Nr. 10 vorgenommene Emendation (subdiaconus statt sub) ist falsch. Bei Albertus sub sancto Egidio handelt es sich nicht um einen vermutlichen Stiftsherren von St. Simon und Judas, sondern um den ältesten namentlich bekannten Vertreter einer Bürgerfamilie, die sich wohl aufgrund ihres in der Nähe der St. Ägidien-Kapelle (Ecke Bäckerstr./Marktstr.) gelegenen Stammsitzes sub sancto Egidio bzw. ‚unter St. Ägidien‘ nannte und in den 1320er Jahren einen Goslarer Ratsherren stellte. So bereits Graf, Niederkirchenwesen (1998), 70, Anm. 78, deren ebd. geäußerte Vermutung, die JahrtagListe sei das Totenregister einer Bruderschaft, allerdings kaum zu überzeugen vermag. Warum sollte in einer solchen (insgesamt mindestens 109 Personen umfassenden) Liste nur der Diakon Hermann (Nr. 46) explizit als frater noster bezeichnet und der Laie Bernhard (Nr. 98) als custos granarii nostri spezifiziert werden? – Ich danke Herrn Prof. Dr. Bernd Schneidmüller (Heidelberg) auch an dieser Stelle für seine freundlichen Hinweise. 11 Die erste Hand schrieb von 1274 bis 1277 auf pag. 9-19 die UB Goslar 2, Nrn. 193, 192, 205, 203, 204, 201, 200, 118, 221, 238, 243 u. 239 gedruckten Urkunden, die zweite Hand nach 1282 III 25 auf pag. 19-21 die UB Goslar 2, Nr. 297 gedruckte Urkunde, die dritte Hand wohl nur wenig später auf pag. 21 f. die UB Goslar 1, Nr. 302 gedruckte Urkunde und die vierte Hand schließlich frühestens 1293 auf pag. 22-26 die UB Goslar 1, Nrn. 423, 430, 432, 431, 437, 171, 347 u. 465 gedruckten Urkunden.

Das Urbar von ca. 1191/94

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ker und Laien sich vertraglich einigen, zur Vermeidung zukünftiger Unannehmlichkeiten, die unsere Kirche [in der Vergangenheit] mehrfach wegen solcher Urkunden erlitten hat, eingetragen werden“ sollte.12 Nicht ohne Grund wurde anscheinend bei dieser Gelegenheit auch gleich noch festgelegt, „dass der Herr Küster und die [beiden] anderen Kanoniker, die die Schlüssel unseres Siegels verwahren, zukünftig niemandem irgendeine Urkunde zeigen dürfen, wenn sie nicht zuvor in eben dieses Register übertragen worden ist.“13 Von den insgesamt zweiundzwanzig eingetragenen Urkunden haben sich jedenfalls gerade einmal drei im Original erhalten.14 Die dritte Lage, ebenfalls ein Quinio (pag. 27-44), enthält das älteste erhaltene Urbar des Stifts, über das sogleich noch ausführlicher zu handeln ist. Die vierte Lage – wie die vorherigen komplett auf Pergament geschrieben – hat einen reichlich verworrenen Aufbau. Täuscht der ohne Freilegung des Buchblocks zu gewinnende Eindruck nicht, dann folgte hier ursprünglich auf ein heute fehlendes Einzelblatt zunächst ein Unio, dessen vorderes Blatt jetzt ebenfalls ausgeschnitten ist, dann ein bereits um 1300 um sein letztes Blatt beraubter15 Ternio, ein weiteres Einzelblatt und schließlich ein Binio, von dem das letzte (wohl leer gebliebene) Blatt heute ebenfalls fehlt. Auf den erhalten gebliebenen Seiten des Unio und des Ternio steht ein um 1285/96 angelegtes und in den folgenden Jahrzehnten von zahlreichen Händen ergänztes und verbessertes Obödienzenverzeichnis (pag. 45-56).16 Das folgende Einzelblatt bietet hierzu recto die Fortsetzung eines auf pag. 56 begonnenen Nachtrags; verso steht von erheblich älterer Hand der Psalm 114, darunter von einer Hand des beginnenden 13. Jahrhunderts der Wortlaut eines bei der Aufnahme ins Stiftskapitel abzulegenden Eides17 (pag. 57 f.). Die noch vorhandenen Blätter des darauf folgenden Binio hat eine zeitgenössische Hand mit einem Register der im Jahre 1309 bei St. Simon und Judas bestehenden Obödienzen beschrieben (pag. 59-63).18

12 UB Goslar 2, Nr. 193: decrevimus facere registrum, in quo de cetero omnium instrumentorum tenor in integrum conscribatur, que nostris canonicis sive aliis clericis vel laicis super contractibus conferuntur, ad cavenda futura incommoda, que nostra ecclesia de quibusdam instrumentis pluries sustinuit. 13 Ebd.: statuimus, ut dominus custos et alii canonici claves sigilli nostri habentes [...] sint astricti, quod nulli aliquod instrumentum ammodo representent, nisi prius sit in isto registro transscriptum. – Über die Verwahrung der Schlüssel zu Siegel, Archiv usw. vgl. auch Kap. I, bei Anm. 75. 14 StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nrn. 60, 63, 72 (gedruckt: UB Goslar 2, Nrn. 171, 200, 297). 15 Das zeigt der Nachtrag über die Obödienz des von 1274 III 17 bis 1288 und dann wieder von 1291 bis 1301 IX I belegten Scholasters Reinhard, der bruchlos über das ausgeschnittene Blatt von pag. 56 auf pag. 57 hinüberreicht. 16 Mit stark verbesserungsbedürftigem Apparat gedruckt im UB Goslar 2, Nr. 419. 17 Dieser lautet: Ego, N., bonas et honestas consuetudines istius ecclesie pro viribus meis servare promitto, ad quam electus sum in canonicum et in confratrem. 18 Gedruckt: UB Goslar 3, Nr. 213.

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Die fünfte Lage besteht aus einem Unio. Die beiden Papierblätter sind von dem Kanoniker Albert Lindau19 im Jahre 1434 (oder bald danach) mit Aufzeichnungen „Über die Güter an der Bode“ beschrieben worden. Die sechste und letzte Lage bildet schließlich der 1512 von Melchior Lotter dem Älteren in Leipzig gedruckte Bericht über das Leben und die Wunder des heiligen Benno von Meißen aus der Feder des Hieronymus Emser.20 Wer auch immer die Zusammenführung dieser in zeitlicher und sachlicher Hinsicht so disparaten Stücke zwischen zwei mit Leder überzogenen Holzdeckel veranlasst haben mag, handelte wohl in erster Linie aus antiquarischen Motiven, denn zumindest die hochmittelalterlichen Bestandteile des Codex’ hatten zu diesem Zeitpunkt ihren ursprünglichen Sitz im Leben längst verloren. Das Urbar zum Beispiel mag zwar auch im 16. Jahrhundert noch zur Untermauerung von Besitz- und Abgabenansprüchen herangezogen worden sein21, seine Rolle als „mnemopraktisches Hilfsmittel“ einer grundherrlichen Wirtschaftsführung, deren „Alltag (...) bestimmt war von eingeweihter, situations- und sachkundiger Mündlichkeit“22, hatte es da aber bereits seit langem ausgespielt. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen hochmittelalterlichen Güteraufzeichnungen23, die – etwa in Kombination mit Traditionsnotizen oder Totenregistern – von vornherein als Teil einer umfassenden Sammelhandschrift angelegt wurden, hat das Goslarer Urbar seine ursprüngliche Funktion als ein schmales Heftchen erfüllt, was der Schmutz, der sich im Laufe der Jahre auf den leer gebliebenen (und deshalb später ungezählten) Außenseiten angesammelt hat, eindrucksvoll belegt. Dieses Heftchen war wie die allermeisten seiner erhaltenen Gattungsgenossen das Resultat eines mehrstufigen Verschriftungsprozesses mit wechselnden Zielvorgaben, als dessen Charakteristikum die neuere Urbar-Forschung das unablässige Fort- und Umschreiben, Kompilieren, Redigieren und Kommentieren des einmal Aufgeschriebenen herausgearbeitet hat.24 Bereits ein erster Blick auf seine äußere Form offenbart die typischen „Ordinationsgewinne“25 einer solchen, von langer Hand geplanten Reinschrift: Die einzelnen Pergamentseiten haben heute – von drei Ausnahmen abgesehen26 – eine Höhe 19 Albert Lindau wurde 1392 VII 22 mit einer Pfründe des Stifts providiert und ist von 1401 IX 29 bis 1445 I 5 als Kanoniker von St. Simon und Judas bezeugt. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 73, Nr. 178; ders., Domkapitel (1967), 201, Nr. 189. 20 Emser, Vita Bennonis = VD 16 E 1117. 21 Vgl. zu derartigen Verwendungen grundherrlichen Schriftguts die instruktive Fallstudie von Egloff, Urbar (1999); ferner Sablonier, Verschriftlichung (2002), 106-108. 22 Kuchenbuch, Ordnungsverhalten (1997), 237. 23 Vgl. den Überblick von Bünz, Probleme (1995). 24 Vgl. Kuchenbuch, Ordnungsverhalten (1997), 191 f., 263. 25 Kuchenbuch, Ordnungsverhalten (1997), 214. 26 Die pag. 30 f., 36 f., 42 f. sind wohl seit jeher unten unregelmäßig beschnitten gewesen, so dass bei pag. 30 f. am äußeren Rand etwa 25 mm, bei pag. 36 f. mittig etwa 19 mm und bei pag. 42 f.

Das Urbar von ca. 1191/94

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von ca. 260 mm und eine Breite von ca. 200 mm. Dieses Format ist aber nicht das ursprüngliche. Während die Original-Breite unzweifelhaft erhalten geblieben ist27, sind die Blätter am oberen Ende eindeutig zu einem späteren Zeitpunkt beschnitten worden, was auf pag. 35 und pag. 36 zu (mühelos rekonstruierbaren) Textverlusten geführt hat28 und dem in je 31 Zeilen pro Seite29 mit einem Schriftspiegel von etwa 212 x 151 mm eingetragenen Verzeichnis nunmehr ein ziemlich gedrungenes Erscheinungsbild verleiht, welches in starkem Kontrast zu dem Bemühen des anlegenden Schreibers steht, mittels eines ausgesprochen gleichmäßigen Schriftduktus’, sorgfältiger Absatz- und Kolumnenbildung30 sowie effektvoller Rubrizierung von Satzanfängen und Überschriften31 ein optisch ansprechendes Werk zu schaffen, das durch zahlreiche bewusst freigelassene Spatien32 zudem genügend Platz für spätere Ergänzungen und Korrekturen bot. In ihrer ganzen Komplexität werden die zahlreichen Redaktionsstufen, die dem Urbar vorausgegangen sein müssen, aber erst deutlich, wenn man neben seiner graphischen auch seine sprachliche Gestalt genauer unter die Lupe nimmt. Dabei empfiehlt es sich, vier sachlich differierende und durch entsprechende Überschriften bzw. Spatien auch optisch voneinander abgesetzte Abschnitte, die zusammen etwa achtzig Prozent der Grundschicht ausmachen, jeweils gesondert zu betrachten. Es sind dies: (1.) die Aufzeichnungen über die Güter und Einkünfte der Oblei, einer von den Präbendal- und Amtsgütern gesondert verwalteten Vermögensmasse, für die im norddeutschen Raum auch der Begriff ‚Obödienzen‘ gebräuchlich war33 (pag. 28-31); (2.) die Beschreibung der

27 28 29 30 31 32

33

am äußeren Rand etwa 55 mm fehlen. Die noch heute sichtbaren Probleme, die der Schreiber mit der Umsetzung seines Schriftspiegels auf pag. 42 f. hatte, lassen vermuten, dass alle diese Unregelmäßigkeiten schon bei der Anlage der Handschrift vorhanden waren. Gleiches gilt wohl auch für die beiden Löcher im Pergament auf pag. 30 f. außen (Durchmesser: 20 mm) bzw. unten (Durchmesser: 3 mm), nicht aber für das erst nachträglich entstandene Loch auf pag. 27 (vgl. Urbar § 1 Anm. d). Die vom Zeilenziehen herrührenden Nadeleinstiche sind an den äußeren Rändern durchgehend noch zu erkennen. Vgl. Urbar § 128 Anm. a, § 140 Anm. a. Auf pag. 33, 35 f. u. 37 sind die von anlegender Hand mit roter Tinte ausgeführten ‚Überschriften‘ über dem eigentlichen Schriftspiegel nachgetragen. Vgl. Urbar § 179 Anm. a, § 180 Anm. a, § 182 Anm. a, § 203 Anm. a. Vgl. Urbar §§ 3, 114, 116, 128, 134, 140, 150, 158, 160, 168 u. 181. Vgl. Urbar § 114 Anm. a, § 115 Anm. a, § 122 Anm. b, § 123 Anm. b, § 124 Anm. a, § 125 Anm. a, § 126 Anm. a, § 127 Anm. a, § 133 Anm. a, § 135 Anm. c, § 139 Anm. c, § 144 Anm. a, § 156 Anm. a, § 159 Anm. a, § 164 Anm. b, § 165 Anm. a, § 166 Anm. b, § 179 Anm. d u. Anm. f, § 180 Anm. a, § 223 Anm. b, § 224 Anm. e, § 225 Anm. f, § 236 Anm. e, § 237 Anm. d. Vgl. Rasche, Necrologien (1995), 26 mit Anm. 171; ferner Bünz, Oblatio (2007), 28-44. – In Goslar begegnet der Begriff obedientia zur Bezeichnung einer von einzelnen Kanonikern als Obödienziaren verwalteten Vermögensmasse zuerst in dem Statut vom 29. Juni 1288. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 365. Siehe auch ebd., Nr. 239 (1277 IX 20), wo bereits ein obedientiarius erwähnt wird. – Die beiden nur wenig jüngeren Obödienzenverzeichnisse von 1285/96 und 1309 harren nach wie vor einer gründlichen Analyse. Vgl. oben bei Anm. 16 und 18 sowie Rasche, Necrolo-

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einzelnen Villikationen des Goslarer Stifts (pag. 31-37); (3.) eine kalendarisch geordnete Aufstellung der von den Villikationen des Stifts zu leistenden Festtagsservitien (pag. 38-40) sowie schließlich (4.) eine Übersicht über verschiedene Sondervermögen der Dignitäre und Bediensteten des Stifts (pag. 41-43). Von diesen vier ‚Abteilungen‘ des Urbars zeigt die erste, der Oblei gewidmete, die mit Abstand geringste Binnenstrukturierung. Absätze, Paragraphenzeichen oder Leerzeilen sucht man hier vergebens. Als einzige Gliederungselemente der fortlaufenden Aufzählung von Besitzungen, Erträgen, Zahlungsterminen und Stiftern fungieren auf mittlerer Zeilenhöhe angebrachte Punkte, durch welche die einzelnen Sätze und Satzglieder voneinander abgehoben werden, sowie rubrizierte Initialen, mit denen ausnahmslos jeder der Einträge beginnt. Die Sprache, in der die einzelnen Posten notiert wurden, ist in so hohem Maße standardisiert, dass sich mehr als 80 Prozent der Einträge einer von zwei Formulargruppen zuweisen lassen, deren syntaktische Matrix allenfalls durch den Grad ihrer Verkürzung variiert. Fünfzig der insgesamt 104 Einträge folgen dem Schema ‚[Datum] [Name] obiit, qui/que dedit/ contulit [Umfang und Ertrag des Stiftungsguts]‘, erweisen sich also als wörtliche, wenn auch zum Teil arg verstümmelte Exzerpte aus dem Totenbuch des Stifts34, das offenkundig bereits seit dem Ende des 11. Jahrhunderts nicht mehr nur mit den Namen der zu kommemorierenden Personen, sondern auch mit Angaben über die von diesen jeweils bereitgestellte Dotation versehen wurde35, sich also gattungstypologisch vom Nekrologium zum Anniversarbuch wandelte.36 33 weitere Einträge folgen hingegen einem Schema, das in seiner vollständigen Fassung ‚[Ortsangabe] habet ecclesia [Umfang des Stiftungsguts] solventem/ solventes [Ertrag] [Zahlungstermin]‘ lautet37, wobei allerdings in den meisten Fällen das habet ecclesia sowie der Zahlungstermin fortgelassen worden sind.38 Vermutlich gehen auch diese Angaben auf Totenbuchexzerpte zurück, die aber im Zuge einer zwischengeschalgien (1995), 224. 34 Vgl. Urbar §§ 24 f., 28 f., 41-54, 56-58, 60-79, 83 u. 85-92. Hinzu kommen eventuell noch: Urbar §§ 26 f., 82 u. 84. 35 Die älteste der identifizierbaren Personen ist Bischof Erpho von Münster (†1097). Vgl. Urbar § 29. 36 Zur Typologie der Totenbücher vgl. Huyghebaert, Documents (1972); Oexle, Memoria (1976), 70-76; Schuler, Anniversar (1987), 72-89. – Das Aufkommen der Anniversarbücher ist bislang nur unzureichend erforscht, wird aber von der Forschung meist ins (ausgehende) 12. Jahrhundert datiert. Vgl. etwa Lemaître, Répertoire (1980), 23; Butz, Jahrzeitbuch (1983), Bd. A, 30 f.; Schuler, Anniversar (1987), 86. Die Speyerer Domherren scheinen allerdings bereits seit den 1030er Jahren ihr Totenbuch mit Stiftungsnotizen versehen zu haben. Vgl. Grafen, Forschungen (1996), 77 f., 124-131, 144, 254 f., 259 f. Ein aufschlussreiches Fallbeispiel (St. Gereon in Köln) für den Übergang vom Nekrologium zum Anniversarbuch erörtert Rasche, Necrologien (1995), 50. 37 So Urbar § 30. 38 Vgl. Urbar §§ 4-16, 18, 21-23, 30, 32 f., 35-40 u. 80 f. Besonders stark gekürzt sind aufgrund des geringen zur Verfügung stehenden Platzes die Nachträge im Urbar §§ 95-102.

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Das Urbar von ca. 1191/94 Tab. 12: Aufbau, Inhalt und Schreiber des Urbars aus dem Kopialbuch A39 Seite — 27 28 29 30 31 32 33 34

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Inhalt leer Stiftungen und Verdienste des Scholasters Thietmar (§§ 1-2) Güter und Einkünfte der Oblei (§§ 3-20) Güter und Einkünfte der Oblei (§§ 20-34) Güter und Einkünfte der Oblei (§§ 34-74) Güter und Einkünfte der Oblei (§§ 74-104) Die Villikation Egeln (§§ 105-107) Die Villikation Egeln (§§ 107-114) Die Villikation Lebenstedt (§ 115) Die Villikation Giersleben (§§ 116-118) Die Villikation Giersleben (§§ 118-122, 127) Die Einkünfte des Winzers (§ 123) Erbsen, Weizen, Salz (§§ 124-126) Die Villikation Reinstedt (§§ 128-133) Die Villikation Harlingerode (§§ 134-139) Die Villikation Jerstedt (§§ 140-144) Die Villikation Oldendorf (§§ 145-149) Die Villikation Semmenstedt (§§ 150-157) Die Villikation Pfersdorf (§§ 158-159) Die Villikation Adersleben (§§ 160-165) Zwei Stiftungen Heinrichs IV. (§§ 166-167) Ein Gütertausch mit Friedrich I. (§§ 168-173) Weinlieferungen (§§ 174-178) Zinse aus Goslar (§§ 179-180) Die Festtagsservitien der Villikationen (§ 181) Die Festtagsservitien der Villikationen (§§ 182-223) Die Festtagsservitien der Villikationen (§ 224) Brote, Geldstücke, Semmeln (§§ 225-228) Geldzinse aus Wallersleben (§ 229) Bier, Holz, Fische (§ 230-233) Die Güter in Wirschleben und Baalberge (§§ 234-235) Das Sondervermögen des Dekanats (§ 236) Die von der Propstei verwalteten Stiftungsgüter (§ 237) Das Sondervermögen der Schule (§ 238) Das Sondervermögen der Küsterei (§ 239) Das Sondervermögen des Kämmerers (§ 240) Holzlieferungen des Vizedominus und Küsters (§§ 241-242) Das Sondervermögen des Kornspeicherverwalters (§ 243) Das Sondervermögen des Kochs (§ 244) Das Sondervermögen des Bierbrauers (§ 245) Das Sondervermögen des Bierbrauers (§ 245) Das Sondervermögen des Bäckers und der Bäckerei (§ 246) Die Villikation Egeln (§§ 247-250) Die Villikation Egeln (§§ 251-253) leer

Schreiber — Hand C – Hand E – Hand F Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand D Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A Hand A – Hand E Hand A Hand A Hand A Hand A Hand E Hand A Hand A Hand A Hand A Hand B Hand B Hand B Hand B Hand B Hand B Hand B Hand B – Hand G Hand B – Hand G —

39 Die Doppelseiten, die der Betrachter en bloc wahrnimmt, sind jeweils zwischen zwei vertikalen Strichen zusammengefasst.

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teten Redaktionsstufe an die praktischen Bedürfnisse der Einkünfteerhebung angepasst wurden, indem man einerseits alle zu diesem Zwecke überflüssigen Informationen (die Namen der Stifter, aber auch die jeweilige Zweckbindung der Erträge) wegließ, und andererseits die für die Neuordnung der Einträge nach geographischen Kriterien wichtigste Information, nämlich den Ort, in dem die jeweiligen Güter lagen, an den Beginn der Einträge rückte. An zwei Stellen lässt sich das angestrebte, aber keineswegs durchgehend erreichte Ziel dieser redaktionellen Bemühungen in etwa erahnen40, insgesamt ist aber von der „musterhafte[n] Anordnung und Klarheit“41, die man dem Goslarer Urbar bescheinigt hat, gerade in der ‚Abteilung‘ über die Güter und Einkünfte der Oblei herzlich wenig zu spüren. Das liegt zum einen daran, dass die Einträge der beiden genannten Formulargruppen zwar ansatzweise, aber keineswegs durchgehend voneinander geschieden sind42, und hängt zum anderen damit zusammen, dass sich zwischen den zahlreichen stark schematisierten auch einige wesentlich freier formulierte Vermerke über die Erwerbs- und Besitzgeschichte bestimmter Güter43 sowie die von einzelnen (auffälligerweise nicht näher bestimmten) Mühlen44 und Forsten45 zu entrichtende Geldzinse eingestreut finden, die einst auf separaten Zetteln oder als Marginalien notiert gewesen sein mögen und von der anlegenden Hand des Urbars ziemlich rabiat in den fortlaufenden Text integriert wurden. Die geplante Neuschrift eines hochmittelalterlichen Urbars brachte, wie gerade letzteres exemplarisch vor Augen führt, neben Ordinationsgewinnen eben oft auch Ordinationsverluste. Der in diesem Sinne ambivalente Charakter des Goslarer Güterverzeichnisses zeigt sich auch in dessen zweiter ‚Abteilung‘, der Beschreibung der Stiftsmeiereien. Diese beruht, wie seit dem frühen Mittelalter üblich46, auf Befragungen sowohl des jeweils zuständigen villicus als auch der abgabenpflichtigen Laten, denen die Bestellung der Ländereien oblag und die über deren Umfang und Ertrag gegebenenfalls auch im Hofgericht unter Eid47 aussagen mussten. Eine solche zweifellos mit erheblichem Aufwand verbundene Bestandsaufnahme war nötig geworden, nachdem das Stiftskapitel 1163 zwar das Recht zur eigenverantwortlichen Bewirtschaftung des Präbendalvermögens erhalten hatte48, der bislang mit dieser Aufgabe betraute Propst die hierfür benötigten Unterlagen aber nicht herausgeben konnte oder 40 41 42 43 44 45 46 47 48

Vgl. die jeweils nach geographischer Nähe geordneten Einträge im Urbar §§ 6-10 u. 37-40. Teute, Ostfalenland (1910), 216. Besonders krass: Urbar §§ 79-85. Vgl. Urbar §§ 17, 19 f., 31 u. 34. Vgl. Urbar § 55. Vgl. Urbar §§ 93 f. Vgl. Kuchenbuch, Verrechtlichung (1991); Heidrich, Befragung (1998). Vgl. Urbar § 135. Vgl. D F I. 397 und hierzu oben Kap. III.

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wollte.49 Das verschriftete Ergebnis der an Ort und Stelle durchgeführten Befragungen waren neun in sich geschlossene Villikationsbrevia, deren einheitlicher Aufbau auf ein bereits im Vorfeld festgelegtes Erhebungsschema schließen lässt. Am Anfang steht in der Regel eine Beschreibung des Herrenhofes (dominicale) mit seinen vor Ort gelegenen Pertinenzen, einer mitunter sehr detaillierten Aufzählung der von den jeweiligen Hörigen zu erbringenden Pflug-, Jät-, Ernte- und Fuhrdienste, sowie – sofern vorhanden – einer knappen Erwähnung der Amtsgüter des Meiers und/oder des Fronbotens.50 Auf diese folgt dann eine nach geographischer Lage geordnete Auflistung der übrigen zum Herrenhof gehörigen Ländereien, deren Reihung dem Reiseweg der erhebenden Kommission entsprechen dürfte. In einigen Fällen sind die Angaben über die einzelnen Besitz- und Abgabenansprüche in ihrer parataktischen Aneinanderreihung so kleinteilig, dass der lange Weg der Daten von den Kerbhölzern51 und Rechenbrettern über die Wachstafeln und Einzelpergamente in das allein erhaltene Urbar-Heftchen noch schemenhaft erkennbar ist.52 Doch selbst die ausführlichsten dieser Vermerke sind bereits gekennzeichnet durch das auch sonst im grundherrlichen Schriftgut allenthalben zu beobachtende Bemühen, „vom Aktuellen, [d. h.] dem Bestand der Familiaren, wegzukommen und das sachlich bleibende im Basisindex, dem mansus, festzuhalten“53, setzen also erhebliche Abstraktionsprozesse voraus, die wohl kaum direkt vor Ort, sondern erst im Zuge des nachträglichen Redigierens erfolgt sind. Gleiches gilt mit Sicherheit auch für die beiden sachlich unterschiedlich fokussierten Summenziehungen, mit denen wohl alle brevia vor ihrer Übertragung in das Urbar-Heftchen anhoben und endeten. Es sind dies zum einen die in letzterem beinahe durchgehend rubrizierten Angaben über die Gesamtanzahl der Hufen und deren monetären Jahresertrag zu Beginn der jeweiligen Villikationsbeschreibungen, die trotz ihrer meist starken Reduktion zweifellos den Charakter von Überschriften tragen54, zum anderen die abschließenden Angaben über die von den einzelnen Meiereien zu leistenden Wochen- und Festtagsservitien, die anscheinend an etlichen Stellen dem Kür-

49 Die Formulierung im Urbar § 2 scheint eher für ersteres zu sprechen. An möglichen Motiven für eine schwach ausgeprägte Kooperationsbereitschaft des Propstes herrscht indes kein Mangel: außer dem erlittenen Kompetenzverlust stand ja auch noch der Vorwurf unrechtmäßiger Verlehnungen im Raume (vgl. Urbar §§ 112, 135, 136, 137 u. 246). 50 Vgl. Urbar §§ 105, 117, 129, 141, 151, 159 u. 161. Stark verkürzt: Urbar § 145. Ein durch komplizierte Rechtsstreitigkeiten bedingter Sonderfall: Urbar § 135. 51 Vgl. Kuchenbuch, Kerbhölzer (1999). 52 Vgl. etwa Urbar § 118. Bezeichnenderweise können die drei folgenden Einträge (Urbar §§ 119121) mittels Rückverweisen ohne Informationsverlust erheblich kürzer ausfallen. 53 Vgl. Kuchenbuch, Ordnungsverhalten (1997), 215. 54 Vgl. Urbar § 150. Stark gekürzt sind: Urbar §§ 116, 128, 134, 140, 158 u. 160. Notgedrungen nachgestellt wurde: Urbar § 114. Nicht rubriziert ist: Urbar § 145. – Zu Überschriften im grundherrlichen Schriftgut siehe auch Kuchenbuch, Ordnungsverhalten (1997), 192 f., Anm. 68.

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zungsdrang des Urbar-Schreibers zum Opfer gefallen sind.55 Bei seiner Synthese der einzelnen Villikationsbrevia zu einem umfassenden Verzeichnis hat dieser die in ihrer Reichweite und Urheberschaft so unterschiedlichen Ordnungsleistungen jedenfalls im Wesentlichen bewahrt, einige sogar besonders zur Geltung gebracht, die mühsam erarbeitete Gleichförmigkeit der Darstellung aber immer wieder auch durch sachfremde Einsprengsel (‚Gütergeschichten‘56, Verweise auf benachbarte Oblei-57 bzw. Amtsgüter58 oder Merksätze über nicht-villikationsspezifische Einkünfte59) empfindlich gestört. Bei den meisten dieser Einschübe dürfte es sich abermals um Marginalien der jeweiligen Vorlage handeln, die der Schreiber des Heftchens mal ohne jede Kennzeichnung60, mal durch Paragraphenzeichen und Leerzeilen abgesetzt61 in den fortlaufenden Text inserierte. An zwei Stellen könnte es sich jedoch auch um eigenständige Kommentierungen des Urbars handeln.62 Im Vergleich zu den beiden vorherigen weist die dritte ‚Abteilung‘ eine erheblich größere innere Kohärenz auf. In streng kalendarischer Reihung ist hier vermerkt worden, an welchen Tagen welche der Villikationen eine feststehende Anzahl von Naturalien oder (seltener) eine fixe Geldsumme zur Bestreitung eines gemeinsamen Festmahls der Stiftsherrn zu liefern hatte.63 Auffälligerweise orientiert sich die Ordnung dieses Servitienkalenders im Gegensatz zu den Servitien-Vermerken der Villikationsbeschreibungen64, aber auch zu den ihr selbst nachgestellten Erläuterungen65, nicht an den Rhythmen bäuerlichen Wirtschaftens, sondern am Circumcisionsstil der Jahreszählung, beginnt also nicht mit dem 29. September (Michaelis), sondern mit dem 1. Januar. Diese gelehrte Abwendung von den gebräuchlichen Zyklen mittelalterlicher Rechnungslegung wird man sicher als Indikator für einen im Medium der Schrift realisierten Abstraktionsprozess deuten dürfen, auch wenn dessen praktischer Nutzen letztlich rätselhaft bleibt. Bemerkenswert ist ferner, dass die inhaltliche Stringenz der kalendarischen Anordnung ihre skripturale Entsprechung in einer denkbar klaren Repräsentation des Textes findet. Um die gesamten im Laufe eines Jahres fälligen Festtagsabgaben übersichtlich auf einer Seite 55 Vgl. Urbar §§ 113, 127, 132, 149, 157 u. 164. Entsprechende Angaben zu den Villikationen Harlingerode, Jerstedt, Semmenstedt und Pfersdorf fehlen. Zu den Wochen- und Festtagsservitien siehe auch Kap. III. 56 Vgl. Urbar §§ 112 u. 122. 57 Vgl. Urbar § 155. 58 Vgl. Urbar §§ 111 f., 123, 126, 133, 156, 162 u. 165. 59 Vgl. Urbar §§ 124-126. 60 Vgl. Urbar §§ 111 f., 133 u. 155 f. 61 Vgl. Urbar §§ 123-126 u. 165. 62 Vgl. Urbar §§ 122, 133 u. 165. 63 Vgl. Kap. III, bei Anm. 72. 64 Vgl. oben bei Anm. 55. Zu den mitunter widersprüchlichen Angaben der Villikationsbrevia und der Servitienliste siehe unten Anm. 76 sowie oben Tab. 3. 65 Urbar § 224: servitia festiva, que inchoantur in die sancti Michahelis.

Das Urbar von ca. 1191/94

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Abb. 21: Der Servitienkalender aus dem Urbar von ca. 1191/94

abbilden zu können, hat der Urbar-Schreiber die hierfür vorgesehene pagina nämlich nicht nur von vornherein in zwei Spalten eingeteilt, sondern die (ein weiteres Mal) stark schematisierten66 und jeweils mit einer rubrizierten Initiale 66 Vollständig lauten die Einträge: ‚[Datum] de [Name der Villikation] dandum/redimendum est

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anhebenden Einträge so gekürzt, dass der zur Verfügung stehende Raum tatsächlich bequem für alle Fälligkeitstermine ausreichte (Abb. 21). Die vierte und letzte ‚Abteilung‘ des Goslarer Urbars ist – offenkundig ohne Anspruch auf Vollständigkeit67 – einigen kleineren Fonds gewidmet, die neben den beiden großen Vermögenskörpern Präbende und Oblei im ausgehenden 12. Jahrhundert zum Gesamtbesitz des Stifts gehörten und die durchgehend unter Rekurs auf den für ihre Verwaltung zuständigen Amtsinhaber bezeichnet werden. Die einzelnen, durch Leerzeilen voneinander abgesetzten Einträge beginnen dementsprechend ganz gleichförmig mit den Eingangsworten: Ad decaniam pertinent [...]; Ad preposituram [pertinent ...]; Ad scolam pertinent [...]; usw.68 Der auf den ersten Blick so einheitliche Aufbau täuscht jedoch darüber hinweg, dass hier ganz unterschiedliche Arten von Sondervermögen verhandelt werden. In den ad preposituram gehörigen Ländereien sind wohl durchweg Dotationen von angelagerten Stiftungen zu erblicken, die in der Frühzeit des Stifts bei den Kanonikern von St. Simon und Judas errichtet worden waren und deren treuhänderische Administration anders als bei den im Vermögenskomplex Oblei zusammengefassten Liegenschaften, die auf (späteren) Stiftungen beruhten und vom Kapitel verwaltet wurden, in die Zuständigkeit des Propstes fiel.69 Bei den übrigen Ländereien handelt es sich hingegen um Amtsgüter im weitesten Sinne, wobei allerdings nicht immer klar zu ersehen ist, inwieweit die Erträge zur Bestreitung bestimmter Amtspflichten dienten70 und inwieweit selbige für den jeweiligen Amtsinhaber ein Einkommen darstellten, das die als Dekan, Scholaster oder Küster amtierenden Kanoniker zusätzlich zu ihren regulären Präbendalbezügen und die laikalen Bediensteten der Stiftsherren in Ergänzung zu ihren wöchentlichen und (soweit ersichtlich) ebenfalls aus dem Präbendalvermögen der Brüder gezahlten71 Bezügen erhielten (Tab. 13).

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servitium‘, Verb und Objekt sind jedoch fast immer fortgelassen. Ausnahmen: Urbar §§ 182, 184, 185 u. 212. Unberücksichtigt bleiben nachweislich die Amtsgüter des Viztums (aus den Reihen der Dignitäre) sowie des Winzers und des Salzmeisters (aus den Reihen der Stiftsbediensteten). Vgl. jedoch Urbar §§ 133, 165, 194, 241 u. 246 bzw. ebd. §§ 123 u. 126. Vgl. Urbar §§ 236-240 u. 243-246. Das lässt sich zumindest für die Güter in Dingelstedt und †Duringerode nachweisen (vgl. Urbar §§ 86 f., 237, und hierzu Kap. III, mach Anm. 110) und ist auch für die 8 Hufen in Baddeckenstedt zu vermuten, die das Stift 1109 gegen seine wohl auf eine Stiftung der Kaiserin Agnes (vgl. Kap. II, Anm. 90) zurückgehenden Besitzungen in †Pinßdorf eingetauscht hatte. – Dass die vier im Urbar explizit genannten Ländereien keineswegs das gesamte Propsteigut bildeten, wie Schneidmüller, Verfassung (1986), 142, annimmt, ist aus dem unmittelbar anschließenden Hinweis ersichtlich, die vom Propst an seine Ministerialen und andere Männer zu Lehen vergebenen Ländereien seien hier nicht (!) aufgeführt. Vgl. Urbar § 237. Eine Ausnahme sind die zwei vom Kämmerer verwalteten Hufen in Adersleben, deren gesamter Ertrag ausdrücklich für das Feuer im Schlafsaal vorgesehen war. Vgl. Urbar §§ 162 u. 240. Zumindest die gezahlten Pfennige werden an einer Stelle ausdrücklich als denarii prebendales bezeichnet. Vgl. Urbar § 243.

229

Das Urbar von ca. 1191/94 Tab. 13: Der ‚Wochenlohn‘ der Stiftsbediensteten72

Kämmerer

Kornspeicherverwalter Koch Bierbrauer Bäcker

Pf. 2

Schillinge —





1 2 2

— 18 (mind.) —

Brote —

Roggen 22

Malz 1 Portion

4



1 Portion

Sonstiges an Festtagen: 1 „Teilchen“ von dem Brot und sonstigem —

— 14 —

9 — 22

½ Portion ½ Portion 1 Portion

— — (fast) alle Roggenkleie

Das Urbar aus dem ‚Kopialbuch A‘, so lassen sich die Beobachtungen zu seinen vier ‚Abteilungen‘ wohl zusammenfassen, hatte eine ebenso lange wie komplexe Vorgeschichte. Vor diesem Hintergrund muss die Textgestalt eines anderen, nahezu zeitgleich entstandenen Güterverzeichnis’ von St. Simon und Judas besonderes Interesse erregen, das mit diesem an vielen Stellen Wort für Wort übereinstimmt, in einzelnen Passagen aber auch erhebliche Abweichungen zeigt. Dieses wurde einst im Königlichen Staatsarchiv Hannover verwahrt.73 Heute ist das Schriftstück, das sich selbst als Registrum de bonis ecclesie Goslariensis bezeichnete, dort allerdings nicht mehr aufzufinden.74 Unser Wissen über seine Beschaffenheit und seinen Inhalt beschränkt sich deshalb auf das, was Georg Bode im ersten Band des Goslarer Urkundenbuch mitgeteilt hat. Demnach handelte es sich um einen „einmal geknickten Pergamentbogen, welcher auf der Innenseite beschrieben, von dessen ersten Blatte jedoch die obere Hälfte abgeschnitten“75 war. Die vier ‚Abteilungen‘, die den Großteil der Goslarer Handschrift (Hs. G) ausmachen, finden sich in dem verlorenen Manuskript allesamt wieder; allerdings in ganz anderer Reihenfolge und zum Teil mit erheblich abweichender Binnengliederung (Tab. 14). Der Schreiber der Hannoveraner Handschrift (Hs. H) hat demnach nicht das Urbar-Heftchen aus dem ‚Kopialbuch A‘ als Vorlage verwandt, sondern sowohl die Villikationsbeschreibungen als auch die Amtsgüterverzeichnisse ein weiteres Mal aus losen Pergamentzetteln kompiliert. Auf solchen müssen auch die Notate zu den Erbsen-, Weizen- und Salzlieferungen bzw. den Brot-, Geld-, Semmel-, Bier-, Holz- und Fischreichnissen gestanden haben, die zwar an abweichenden Stellen, aber immer en bloc zwischen die vier Urbar-‚Abteilungen‘ eingearbeitet wurden. Gleiches gilt für die Stiftungen Heinrichs IV., einen Gütertausch mit Friedrich I., 72 Quellengrundlage der Tabelle sind die Angaben im Urbar §§ 240 u. 243-246. Die Maßeinheit der Roggenquanta ist aus dem Urbar nicht zu ersehen. 73 Vgl. UB Goslar 1, 336 (im Anhang zu Nr. 301). 74 Vgl. Schneidmüller, Verfassung (1986), 142, Anm. 91. 75 UB Goslar 1, 336 (im Anhang zu Nr. 301).

230

Editionen

Tab. 14: Aufbau und Inhalt des Urbars in dem heute verlorenen Textzeugen aus Hannover Aufbau und Inhalt von Hs. H

entspricht in Hs. G

Übereinstimmung nach Bode

Die Villikation Egeln

§§ 113 f.

?

Die Villikation Giersleben

§§ 116, 127 (?)

?

Die Villikation Reinstedt

§§ 128, 132 (?)

?

Die Villikation Pfersdorf

§§ 158 f.

„fast wörtlich“

Die Villikation Adersleben

§§ 160, 164

?

Die Villikation Semmenstedt

§§ 150-157

„fast wörtlich“

Die Villikation Oldendorf

§§ 145-149

„wörtlich“

Die Villikation Harlingerode

§§ 134-139

„wörtlich“

Die Villikation Jerstedt

§§ 140-144

„wörtlich“

Erbsen, Weizen, Salz

§§ 124-126

[wörtlich]

Die Einkünfte des Winzers

§ 123

[wörtlich]

Zwei Stiftungen Heinrichs IV.

§§ 166 f.

„wörtlich“

Ein Gütertausch mit Friedrich I.

§§ 169-170, 172-173

[fast wörtlich]

Weinlieferungen

§§ 174-178

[fast wörtlich]

Zinse aus Goslar

§§ 179 f.

[fast wörtlich]

Brote, Geldstücke, Semmeln

§§ 224-228

[fast wörtlich]

Bier, Holz, Fische

§§ 230-233

[fast wörtlich]

Das Sondervermögen des Dekanats

§ 236

[wörtlich]

Das Sondervermögen der Schule

§ 238

[wörtlich]

Stiftungsgüter der Propstei

§ 237

[wörtlich]

Das Sondervermögen des Kämmerers

§ 240

[fast wörtlich]

Das Sondervermögen des Küsters

§ 239

[fast wörtlich]

Das Sondervermögen des Kochs

§ 244

[wörtlich]

Das Sondervermögen des Bierbrauers

§ 245

[wörtlich]

Das Sondervermögen des Bäckers

§ 246

[fast wörtlich]

Holzlieferungen

§§ 241 f.

[wörtlich]

Güter und Einkünfte der Oblei

§1

[wörtlich]

spezielle Oster-Servitien

§ 194 Anm. d

[fast wörtlich]

Die Festtagsservitien der Villikationen (auf einem eingenähten Pergamentstück)

§§ 181-223

[fast wörtlich]

die Weinlieferungen aus Mengede, Vallendar, Gielsdorf und Giersleben sowie die Geldzinse aus Goslar. So erhellend der Vergleich der Handschriften für die Frage nach den Strategien der Stofforganisation ist, so präzise läßt sich auch die zeitliche Schichtung der einzelnen Versatzstücke bestimmen. Als ältester Bestandteil des überlieferten urbarialen Schriftguts der Kanoniker von St. Simon und Judas muss zweifellos die Servitienliste gelten, die aufgrund ihrer kalendarischen Einordnung der beweglichen

Das Urbar von ca. 1191/94

231

Kirchenfeste nur in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein kann76 und vor ihrer Eintragung in die Urbar-Heftchen mindestens zwei Mal überarbeitet worden ist.77 Die Villikationsbrevia sind hingegen erst in den Jahren nach 1163 entstanden; zumindest dasjenige der Meierei Harlingerode wohl noch vor 1070.78 Das ‚Amtsgüterverzeichnis‘ könnte zeitgleich angelegt worden sein, doch muss dies mangels eindeutiger Indizien eine bloße Vermutung bleiben.79 Wesentlich jünger ist hingegen, worauf sogleich zurückzukommen ist, die Übersicht über die Oblei. Die Anlageschicht des Güterverzeichnisses aus dem ‚Kopialbuch A‘ gehört der Schrift nach in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. An Versuchen, den Zeitpunkt ihrer Niederschrift noch präziser zu bestimmen, herrscht indes kein Mangel. Georg Bode etwa vertrat die Ansicht, die Erwähnung eines auch urkundlich belegten Gütertauschs zwischen Kaiser Friedrich I. und dem Stiftskapitel80 liefere einen sicheren terminus post quem, und zwar den 23. Juni 1169. Da Bode in dem Urbar das von dem Scholaster Thietmar angefertigte scriptum erblicken wollte, in dem 76 Das ergibt sich aus der Einordnung von Ostern n a c h dem Fest des heiligen Venantius (1. April) einerseits, und der Einordnung von Himmelfahrt v o r dem Fest des heiligen Servatius (13. Mai) andererseits, für die der 3. April den spätestmöglichen Ostertermin bildet. Vgl. Urbar §§ 193 f. bzw. 196 f. Von den in Frage kommenden Jahren scheiden 1054 und 1195 aus, weil das Stift 1054 noch nicht über die Villikation Reinstedt verfügte, die immerhin drei Festtagsservitien beisteuerte, und die ursprüngliche Servitienliste bereits in den 1150/60er Jahren um weitere Einträge ergänzt worden sein muss. Vgl. hierzu Kap. III, bei Anm. 79 sowie die folgende Anm. Als mögliche Entstehungsjahre bleiben deshalb 1111, 1116, 1127, 1138 und 1149 übrig, ohne dass eine weitere Eingrenzung möglich scheint. – Dass die Villikationsbeschreibungen und die Servitienordnung nicht gleichzeitig entstanden sein können, ist auch daran zu sehen, dass Himmelfahrt im Urbar § 132 n a c h dem Fest des heiligen Servatius eingeordnet ist, das Reinstedter Villikationsbreve also in einem Jahr angefertigt wurde, in dem Ostern auf den 5. April oder einen späteren Termin fiel. 77 Als erste (nachweisbare) Nachträge sind die Vermerke zu den Servitien anzusehen, die von der am königlichen Weiher in Goslar gelegenen Mühle an Stelle des einst (und später wieder) am Palmsonntag, zwischenzeitlich aber stattdessen in geringerem Umfang am Gründonnerstag, am Fest der Verkündigung Mariens (26. März) sowie am Karsamstag zu leisten waren, und die mit dieser Reihenfolge nur in einem Jahr vorgenommen worden sein können, in dem Ostern auf einen 27. März fiel, d. h. entweder 1155 oder 1160. Vgl. Urbar §§ 189-192. – Als zweite (nachweisbare) spätere Hinzufügung sind die Angaben über das am Tag der hl. Maria Magdalena (22. Juli) von den Gütern in Hedersleben zu leistende Servitium einzustufen, weil das Kapitel diese Ländereien erst (bald) nach 1163 von Propst Adelog eingetauscht hatte. Vgl. Urbar § 203 mit UB Goslar 1, Nr. 251. Auffälligerweise wird das von denselben Gütern am Tag des hl. Dionysius (9. Oktober) zu leistende Servitium in der Servitienliste nicht erwähnt. Vgl. Urbar § 34. 78 Hier wird nämlich beklagt, der Propst (Adelog, wie man ergänzen darf) habe Präbendalgut der Brüder an Friedrich von Harlingerode zu Lehen vergeben. Vgl. Urbar §§ 135-137, 246. 79 Zumindest die Aufzeichnungen über das Sondervermögen des Bäckers und der Bäckerei dürften ebenfalls vor 1170 entstanden sein, da auch hier über Entfremdungen durch Propst Adelog geklagt wird. Vgl. die vorangehende Anm. 80 Vgl. Urbar § 169; D F I. 553. – Für eine Reihe weiterer im Urbar erwähnter Gütertausche fehlen hingegen urkundliche Belege. Vgl. Urbar §§ 17, 19, 112, 122 u. 246.

232

Editionen

dieser – wie der von späterer Hand hinzugesetzte, prologartige Nachtrag auf pag. 27 berichtet – „alle innerhalb und außerhalb der Stadt Goslar gelegenen Besitzungen der Stiftskirche und das, was eine jede von ihnen erlösen soll, gesammelt hatte“81, schlussfolgerte er, das Güterverzeichnis müsse in die Zeit gesetzt werden, in der Thietmar urkundlich belegt sei, also in die Jahre 1174 bis 1195.82 Diese immer noch recht vage Datierung meinte später Joachim Dahlhaus erheblich präzisieren zu können. Er machte darauf aufmerksam, dass unter den arealzinspflichtigen Kirchen unter anderem eine ecclesia de Ruzent[ore] Erwähnung findet83, mit der nur jener Frauenkonvent gemeint sein kann, der auf eine Stiftung des Goslarer Vogtes Volkmar von Wildenstein und seiner Gemahlin Helena zurückgeht und in den hierüber ausgestellten bischöflichen und kaiserlichen Bestätigungsurkunden aus den Jahren 1186 und 1188 als das „Gebetshaus vor dem Rosentor“84 bezeichnet wird, ab 1191/1202 dann als der „Mariengarten“85 erscheint und 1225 erstmals unter dem bis heute gebräuchlichen Namen „Neuwerk“86 firmiert. Das Güterverzeichnis könne deshalb, so Dahlhaus, „wohl nicht vor und nicht lange nach 1186“87 entstanden sein. Die neuere Forschung ist diesem Vorschlag in seltener Einhelligkeit gefolgt88 – zu Unrecht, wie eine erneute Überprüfung ergab. Denn bei den Aufzeichnungen über die soeben angesprochenen Arealzinsen, auf die die Kanoniker von St. Simon 81 Urbar § 2: Item predictus Thetmarus omnes possessiones dicte ecclesie infra civitatem et extra sitas collegit in scripto, et quid quelibet solveret possessio. 82 Vgl. UB Goslar 1, 336 (im Anhang zu Nr. 301). In seiner Einleitung verkürzte er diese Zeitspanne irrtümlich auf die Jahre 1174 bis 1191. Vgl. Bode, Einleitung (1893), 69. Der letzte urkundliche Beleg für Thietmar stammt jedoch vom 21. April 1194 (und nicht 1195). Vgl. unten Anm. 94. – In dem von Hermann Dürre erarbeiteten Register zum UB Goslar 1 wird ebenso wie in der Kopfzeile der Edition ohne nähere Begründung das Jahr 1181 angegeben. Diese Datierung übernahmen u. a. Wilke, Reichsgebiet (1970), 68, u. Rösener, Strukturformen (1980), 137; beide ebenfalls ohne Begründung. 83 Urbar § 180. 84 UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 442 (1186 X 16): extra portam, que dicitur Ruozendore, [...] oratorium. D F I. 978 (1188 VIII 28): oratorium [...] juxta portam Ruzindore. 85 UB Walkenried 1, Nr. 32: in orto sanctae Mariae abbatissa. Dort ist die Urkunde auf 1188 VIII/1202 VII 21 datiert, doch dürfte das Stück erst nach dem Tode Volkmars, des 1191 letztmals als lebend bezeugten Stifters der Kommunität, ausgestellt worden sein. So auch schon Bode in seinem Kommentar zu UB Goslar 1, Nr. 341. – Weitere Belege für „Mariengarten“ aus den folgenden Jahren: UB Goslar 1, Nr. 377 (1208): conventui de orto sancte Marie; ebd., Nr. 383 (1210 VI 2): conventu de orto sancte Marie; ebd., Nr. 386 (ca. 1208/13): ecclesie de orto sanctę Marię; usw. 86 UB Goslar 1, Nr. 442 (1225 V 1): conventui sancte Marie Novi Operis; ebd., Nr. 444 ([1225] VII 27): ecclesiam Novi Operis. Die männlichen Vorsteher des Frauenkonvents wurden bereits seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts als prepositi de Novo Opere bezeichnet. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 358 (1201 IX 8); ebd., Nr. 388 (1212 V 18); u. ö. 87 Dahlhaus, Anfängen (1991), 412. 88 Vgl. etwa Schneidmüller, Pfalzstift (1993), 42; Graf, Niederkirchenwesen (1998), 441.

Das Urbar von ca. 1191/94

233

und Judas unter Berufung auf eine entsprechende Verleihung durch Kaiser Heinrich III. Ansprüche erhoben89, handelt es sich keineswegs um das jüngste Teilstück des Urbars. Diese müssen vielmehr einige Jahre älter sein als die Auszüge aus dem Totenbuch des Stifts, die von der Dotation einzelner Stiftungen, deren Erträgen und Stiftern handeln. Während Ulrich der Reiche nämlich in dem Verzeichnis der Arealzinser noch als Lebender erscheint90, setzt die Erwähnung desselben unter den zu kommemorierenden Stiftern seinen zuvor erfolgten Tod voraus91, der frühestens 1191 eingetreten sein kann.92 Während sich der terminus post quem für die Anfertigung des Urbar-Heftchens somit ziemlich präzise benennen lässt, bleibt die Bestimmung des terminus ante quem eher vage und zudem notgedrungen auf Prämissen angewiesen, die letztlich nicht zu verifizieren sind. Unterstellt man, der Schreiber der Anlageschicht hätte sich bei der Benennung des von Vogt Volkmar gestifteten Frauenkonvents im Verzeichnis der Arealzinser an der zum Zeitpunkt der Niederschrift, der ja mit demjenigen der Erstverschriftung nicht in eins fallen muss, am damals aktuellen Usus orientiert, wäre der terminus ante in den Jahren 1191 bis 1202 zu suchen.93 Möchte man, wie seit Bode allgemein üblich, in der anlegenden Hand diejenige des 1194 letztmals urkundlich94 bezeugten Scholasters Thietmar erkennen95, lässt sich der Entstehungszeitraum sogar noch weiter eingrenzen, nämlich auf die Jahre 1191/94. Eine intensivere Beschäftigung mit dem Urbar-Heftchen der Kanoniker von St. Simon und Judas ist von der Forschung wiederholt gefordert96, bislang aber nur in Ansätzen geleistet worden.97 Das mag verschiedene Gründe haben, doch stellte die mit zahlreichen editorischen Mängeln98 behaftete editio princeps, die Georg Bode 89 90 91 92

93 94 95

96 97

98

Vgl. Urbar § 179; Chroniken § 41. Vgl. Urbar § 180. Vgl. Urbar § 63. In diesem Jahr erscheint er nämlich als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs Berno von Hildesheim (UB Goslar 1, Nr. 333). Dürre hält den dort genannten Odelricus Dives für den Sohn des ersteren (siehe im Register zum UB Goslar 1, s. v. Dives), wofür aber nichts spricht. Vgl. oben Anm. 85. JL 17091 (1194 IV 21; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 343; vgl. Germ. Pont. V.2.6, 168 f., Nr. 10). Vgl. UB Goslar 1, 336 (im Anhang zu Nr. 301). – Die von Schwab, Grundherrschaft (1988), 152, geäußerte Ansicht, Thietmar habe den auf pag. 27 eingetragenen Bericht über seine Verdienste und Stiftungen (Urbar §§ 1 f.) selbst verfasst, ist schon aus paläographischen Gründen abzulehnen. Zur Datierung dieses Nachtrags vgl. unten Anm. 100. Zuletzt von Schneidmüller, Pfalzstift (1993), 42. Vgl. vor allem Teute, Ostfalenland (1910), 216-244; Rösener, Grundherrschaft (1980), 136-138; Kuchenbuch, Bauern (1983), passim; Last, Villikationen (1983), passim; Schwab, Grundherrschaft (1988), 152-156. Siehe jetzt aber die weniger agrar- als stiftungsgeschichtlich ausgerichtete Analyse in Kap. III. Neben den zum Teil frappierenden Lesefehlern (z. B. Urbar § 69: talentum statt 5 solidos; ebd. § 184: Gherardi statt Herardi; ebd. § 227: 21 statt 31; ebd. § 236: sancti Thome statt beati Thome) sind vor allem willkürliche Auslassungen (z. B. ebd. § 89: opus Mathie statt opus sancti Mathie;

234

Editionen

1893 im Rahmen des Goslarer Urkundenbuches vorgelegt hat, zweifellos seit jeher eine besonders große Hürde dar, die mit der hier vorgelegten Neuausgabe beseitigt werden konnte. Diese bietet eine Wiedergabe aller für die Geschichte der grundherrlichen Güterordnung wesentlichen99 Einträge in jenen Quinio, der heute die dritte Lage des ‚Kopialbuch A‘ bildet, umfasst also neben der ca. 1191/94 angelegten Grundschicht inklusive sämtlicher von Hand A vorgenommener Ergänzungen und Korrekturen auch die wenig später von Hand B angefertigte Fortsetzung des ‚Amtsgüterverzeichnisses‘ samt der von demselben Schreiber notierten Neufassung des Eintrages über die Villikation in Egeln, des Weiteren die von Hand C herrührenden Erinnerungen an die Verdienste und Stiftungen des Scholasters Thietmar100 aus der ersten und die von Hand D eingetragenen Aufzeichnungen über die Villikation Lebenstedt101 aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie schließlich die ausgesprochen sparsamen Nachträge der Hände E, F und G. Der gesamte Text wird, der Reihenfolge der Vorlage entsprechend, fortlaufend und ohne Verwendung unterschiedlicher Schrifttypen dargeboten. Welcher Schreiber für welchen Abschnitt verantwortlich zeichnet, ist der Tabelle 12 zu entnehmen; die Nachträge der Hände C, D, E, F und G werden zudem in den Textanmerkungen verzeichnet. Dort finden sich auch alle abweichenden Lesarten der verlorenen Hannoveraner Handschrift, sofern diese durch Georg Bode überliefert worden sind. Die Konstitution des Textes orientiert sich im Wesentlichen an den vom Gesamtverein der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine formulierten ›Richtlinien für die Edition mittelalterlicher Amtsbücher‹.102 Demnach erfolgt die Textwiedergabe durchgehend buchstabengetreu. Dabei werden »u« und »i« stets vokalisch, »v« und »j« stets konsonantisch verwendet, Großbuchstaben ausschließlich für

99

100

101

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ebd. § 135: tres et dimidius statt tres mansi et dimidius; ebd. § 172: Windehuse statt Winede huse), nicht kenntlich gemachte Emendationen (z. B. ebd. § 174: danda sunt; ebd. § 179: ad vestituram) und falsch aufgelöste Abkürzungen (z. B. ebd. § 5: modo statt modios; ebd. § 26: 9 mansi statt 9 mansos) zu bemängeln, einmal auch ein übersehener Nachtrag (ebd. § 191). Unberücksichtigt blieben deshalb die zahlreichen zur leichteren Orientierung an den äußeren Rändern der Handschrift von verschiedenen Händen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit angefertigten Transkriptionen der im Urbartext erwähnten Ortsnamen und (seltener) Sachbetreffe, die vielleicht von sprachgeschichtlichem Interesse sein könnten, für die Geschichte der grundherrlichen Güterordnung aber völlig belanglos sind und den Anmerkungsapparat nur unnötig aufgebläht hätten. Dieser Nachtrag muss vor der Anfertigung von D F I. †1077, d. h. vor 1234/77, erfolgt sein, sonst wäre im Urbar § 1 von sieben (und nicht bloß von sechs) Diplomen die Rede, die Thietmar von Friedrich I. erlangt haben soll. Zur Datierung von D F I. †1077 vgl. Hausmann, Diplom (1952), 53. Dieser Nachtrag erfolgte wohl, wie bereits Schwab, Grundherrschaft (1988), 156, vermutet hat, im Zusammenhang mit der Verpachtung der Lebenstedter Ländereien an den Ritter Dietrich von Gadenstedt im Jahre 1282. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 301. Heinemeyer u. a., Richtlinien (1978). Zu den Vor- und Nachteilen dieser Richtlinien vgl. Stübing, Textwiedergabe (1992).

Das Urbar von ca. 1191/94

235

Satzanfänge und Eigennamen gebraucht, überschriebene Buchstaben in runden Klammern ( ) nachgestellt, alle eindeutigen Kürzungen kommentarlos aufgelöst, ausgelassene Worte oder Buchstaben in eckigen Klammern [ ] eingefügt, römische Zahlen durch arabische Ziffern wiedergegeben103 und die Getrennt- bzw. Zusammenschreibung ebenso wie die Interpunktion dem modernen Usus angepasst. Der Sachapparat bietet in erster Linie die Identifikation aller erwähnten Personen und Orte, ferner die heute übliche Datumsangabe der im Text erwähnten Fälligkeitstermine.104 Auch die Besitzgeschichte einzelner Güter wird hier, sofern entsprechende urkundliche oder historiographische Zeugnisse vorliegen, erläutert; allerdings nur bis zum Ende des 12. Jahrhunderts.

103 Einige Zahlenangaben des Urbars sind mit hochgestellten Genus-Endungen versehen. Sofern es sich um Kardinalzahlen handelt (vgl. Urbar §§ 20 [24or, 4or], 26 [4or, 4or], 27 [4or], 29 [4or], 96 [4or], 118 [4or], 131 [24or], 135 [4or], 180 [1a], 225 [4or], 230 [24or, 24or]), werden diese kommentarlos fortgelassen. Ordnungszahlen sind hingegen unter Hinweis auf die originale Schreibweise komplett verbalisiert wiedergegeben. Vgl. Urbar § 26 mit Anm. a, § 27 mit Anm. a, § 29 mit Anm. a. 104 Bei regional differierender Terminierung einzelner Heiligenfeste (Cirilli, Rustici) folge ich stets den Angaben aus dem Brevier von 1522. Vgl. Kalendarium.

236

Editionen

XI.2 Edition Stiftungen und Verdienste des Scholasters Thietmar §1

{pag. 27} aMagister Thetmarus1, ecclesie Goslariensis scolasticus, ad honorem Dei et beate Marie virginis et sanctorum apostolorum Petri et Pauli, Symonis et Jude ac Matthie et aliorum sanctorum, quorum in predicta ecclesia habentur patrocinia, ob remedium anime sue et patris sui et matris sue contulit jam dicte ecclesie 5b mansos et dimidium et duas domos, quarum una est claustralis, alia est juris forensis. Mansorum duo siti sunt cum duabus areis in Lochtenen majore2 ad eos pertinentibus, tercius mansus situs est Bettingeroth3 sine area, quartus situs est in Lengethe4, ad quem pertinent tres aree et tria jugera ibidem sita, quintus et dimidius situs est in proxima villa Stokkem5 cum una area. Hos mansos jam dictus magister Thetmarusc possedit quiete 12 annis et amplius sine omni questione et contradictioned, ita quod nullus sibi vendicavit jus comitie vel advocatie vel proprietatis. De his bonis ordinavit hec fieri dictus magister Thetmarusc: In die sancti Gregorii6 ob sollempnitatem ejus festive agendam et pro speciali historia ejus dicenda in matutinis danda est dominis dimidia marca argenti, in anniversario ejus7 danda est dominis dimidia marca et in eodem die danda est dimidia marca ad spensam pauperum, in anniversario patris sui Wolframie 8 dandus est dominis ferto, similiter in anniversario matris sue Lemodis9 fertof.a a) Magister … ferto ist von Hand C nachgetragen. — b) 5 ist von Hand F auf einer Rasur von etwa sechs Buchstaben nachgetragen. — c) Hs. G hat: T. — d) Das zweite on ist aufgrund eines Lochs im Pergament heute nicht mehr zu lesen. — e) Hs. G hat: Wlframi. — f) Dazu am Rand von Hand F: Nota, si alicubi adhuc hec haberentur. 1) Thietmar, als Scholaster von St. Simon und Judas belegt von 1174 VI 2 bis 1194 IV 21. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 103, Nr. 264; ders., Domkapitel (1967), 204, Nr. 272. — 2) Lochtum, Ortsteil der Stadt Vienenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). — 3) Bettingerode, Ortsteil der Stadt Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). — 4) Lengde, Ortsteil der Stadt Vienenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). — 5) †Stöckheim bei Lengde, Ortsteil der Stadt Vienenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). Vgl. UB Goslar 1, 655, s. v. Stockem. — 6) 12. März. — 7) 27. März. Vgl. Jahrtag-Liste, Nr. 44. — 8) Wolfram ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht bekannt. — 9) Lemode ist anderweitig nicht belegt, ihr Todestag nicht bekannt.

§2

a

Item predictus Thetmarusb 1 omnes possessiones dicte ecclesie infra civitatem et extra sitas collegit in scripto, et quid quelibet solveret posses-

Das Urbar von ca. 1191/94

237

sio, quod ante tempus suum factum non fuit. Unde cum in villicationibus predicte ecclesie possessiones ad quamlibet villicationem pertinentes scriberet, tantam aput villicos et litones optinuit benivolentiam, ut ad petitionem suam et ad instantiam suam promitterent stabiliter dare dominis nostris duram annonam ad bracium sive triticum sive ordeum sive avenam ad prefinitam mensuram, que prius dabant triticum bracium, quod parvi erat momenti. Item predictus Thetmarusb plenarium ecclesie alienatum occasione pignoris restituit ecclesie, dando pro eo 6 marcas. In hoc etiam consuluit ecclesie, quod ordinem legendorum et cantandorum per circulum anni redegit in scriptum in loco publico positum.a cIdem Thetmarusb in gratia domini Friderici2 imperatoris obtinuit 6 privilegia3 ad bonum et pro libertate ecclesie Goslariensis.c {pag. 28} a) Item … positum ist von Hand C nachgetragen. — b) Hs. G hat: T. — c) Idem … Goslariensis ist von Hand E mit hellbrauner, stellenweise fast verblasster Tinte nachgetragen. Diesen Satz hat eine moderne Hand mit Bleistift links unten auf der Seite transkribiert. 1) Zu Thietmar vgl. Urbar § 1 Anm. 1. — 2) Kaiser Friedrich I. — 3) Vgl. DD F I. 397 (1163 IV 12), 403 (1163 VII 28), 553 (1169 VI 23), 975-977 (alle 1188 VIII 8). Dass Thietmar an der Ausstellung dieser Urkunden in irgendeiner Weise beteiligt war, geht aus keinem der Stücke explizit hervor. Zumindest die erste Barbarossa-Urkunde für St. Simon und Judas beruht aber vermutlich auf einem Konzept des Goslarer Scholasters. Vgl. Kap. III, bei Anm. 6.

Güter und Einkünfte der Oblei §3

a

Oblatio ecclesie Goslariensis, ad quam pertinent 215b cet dimidiac mansi, orti 11, domus 8, macella 18, molendina 14, fabrice 2, camere 3a. a) Oblatio … 3 ist von Hand A über den obersten vorgezeichneten Zeilen von pag. 27 und pag. 28 mit roter Tinte eingetragen. — b) 5 ist von Hand E mit brauner, heute fast verloschener, Tinte hinter 210 nachgetragen. — c) et dimidia ist von Hand E mit brauner, heute fast verloschener, Tinte über der Zeile nachgetragen.

§4

In Selenstede1 habet ecclesia 10 mansos et dimidium, unde dantur 5 talenta et 4 solidi gravis monete in festo apostolorum Symonis et Jude2. 1) Sellenstedt, Ortsteil der Gemeinde Adenstedt im Landkreis Hildesheim (Niedersachsen). — 2) 28. Oktober.

§5

In Lievenstede1 7 mansos et dimidium, unde dantur tres marce modios, tertia pars annone quondam inde dabatur.2

238

Editionen 1) Lebenstedt, Ortsteil der Stadt Salzgitter (Niedersachsen). — 2) Siehe auch Urbar § 115, wo vermutlich von denselben Ländereien die Rede ist.

§6

In Hostferdesleven1 9 mansos et tantum terre, quod solvere debet 2 solidos, et 1 mansus solvit 5 solidos. 1) Osmarsleben, Ortsteil der Stadt Güsten im Salzlandkreis (SachsenAnhalt).

§7

In Gorene1 4 mansos, et 1 mansus solvit 8 solidos. 1) Gröna, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§8

In Sabrowe1 6 mansos, unde dantur 36 solidi. 1) †Sabrau, bei Gröna, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§9

In Gersleve1 2 mansos et 2 areas, et 1 mansus solvit 7 solidos. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 10

In Bollenstede1 3 mansos et 3 areas, unde dantur 16 solidi. 1) Bullenstedt, Ortsteil der Gemeinde Ilberstedt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 11

In Nientorb1 mansum solventem 10 solidos. 1) †Niendorf, bei Groß Biewende, Ortsteil der Gemeinde Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 12

In Westene1 mansum solventem 8 solidos. 1) Wesseln, Ortsteil von Bad Salzdetfurth im Landkreis Hildesheim (Niedersachsen).

§ 13

In Chixste1 2 mansos solventes 12 solidos. 1) Sickte, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 14

In Durchenrode1 mansum solventem 7 solidos et ibidem molendinum, unde dantur 4 solidi. 1) †Duringerode, nordöstlich von Oker (Stadtteil von Goslar). Vgl. Wieries, Wüstungen (1908), 282, 287-291.

§ 15

In Herlingerode1 dimidium mansum solventem 2 solidos. 1) Harlingerode, Ortsteil der Stadt Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 16

In Walerersleve1 16 mansos et dimidium, unde dantur 6 solidi de quolibet

Das Urbar von ca. 1191/94

239

manso, et aream molendini, quod edificari prohibetur a vicinis. Villicus eorundem bonorum in usus suos habet 10 solidos. 1) †Wallersleben, bei Erfurt (Thüringen). Ob die 16 ½ Hufen auf eine Dotation durch Heinrich III. zurückgehen, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit entscheiden (vgl. Kap. II, bei Anm. 90), jedenfalls bestätigte bereits Papst Viktor II. den Goslarer Kanonikern 1057 I 9 ihren Besitz in Walehesleben (vgl. JL 4363; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 67). Siehe auch Urbar § 229.

§ 17

In Uechenroht1 12 mansos habebat ecclesia, ubi tantum 2 solidi dabantur de manso, inde ecclesia habebat marcam argenti, sed consensu et conventia domini imperatoris Friderici2 vendidimus bona illa ina Uechenroht1 b monachis in Wocolderotb 3 pro 24 marcis4, quibus addidimus 6 marcas et emimus ortum solventem 7 fertones, quorum medietas datur in Nativitate Domini5, reliqua medietas datur in Carnis Depositione6. Ideo autem ea bona vendidimus predictis monachis, quia ex vicinitate sui illis sunt fructuosa, nobis autem ex remotione pene erant inutilia; non enim solvebant nobis nisi marcam. a) Nach in folgt eine Rasur von etwa drei Buchstaben. — b) monachis ... Wocolderot ist von Hand A interlinear nachgetragen. Der Zusatz wurde später wohl von derselben Hand mit dunklerer Tinte (vgl. § 24 Anm. a; § 25 Anm. a; § 28 Anm. a und b; u. ö.) durch Verweiszeichen zwischen bona illa und in Uechenroht eingeschoben, was aber syntaktisch abwegig ist. 1) †Uechenrot, bei Thamsbrück, Ortsteil von Bad Langensalza, Stadt im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen). — 2) Kaiser Friedrich I. — 3) Zisterzienserkloster in Volkenroda, heute Ortsteil der Gemeinde Körner im Unstrut-Hainich-Kreis (Thüringen). Vgl. Pfister, Klosterführer (1998), 512 f. — 4) Eine Urkunde hierüber hat sich nicht erhalten. — 5) 25. Dezember. — 6) Fastnacht.

§ 18

In Cula1 7 mansos et dimidium solventes 10 et 8 solidos, et villicus recipit in usus suos 6 solidos. 1) Keula, Ortsteil der Gemeinde Helbedündorf im Kyffhäuserkreis (Thüringen).

§ 19

In Cleppincheroht1 habebat ecclesia 6 mansos solventes 12 solidos, sed consimili causa et predicti imperatorisa 2 licentia vendidimus bona illa in Cleppincherode1 fratribus de Polede4 pro 20 marcis3, quibus redemimus molendinum in Balbri5, quod solvit marcam et dimidiam.6 a) Hs. G hat: inperatoris. 1) †Clapparot, nordwestlich von Rhumspringe, Ortsteil der Samtgemeinde Gieboldehausen im Landkreis Göttingen (Niedersachsen). Vgl. von

240

Editionen Wintzingeroda-Knorr, Wüstungen (1903), LXIX (Nr. 176), LXXVI (Nr. 278), 192 f. — 2) Gemeint ist Kaiser Friedrich I. (vgl. Urbar § 17). — 3) Eine Urkunde hierüber hat sich nicht erhalten. — 4) Prämonstratenserpropstei in Pöhlde, heute Ortsteil der Stadt Herzberg/Harz im Landkreis Osterode am Harz (Niedersachsen). Vgl. Germ. Pont. IV.4, 329-331; Backmund, Monasticon (1983), 307-309. — 5) Baalberge, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 6) Vgl. auch Urbar § 204 Anm. a.

§ 20

Juxta plateam dominorum1 24 areas2, quas dedit prepositus Adelogusa 3 in concambio4 pro Besincheroht5, ubi ecclesia {pag. 29} habuit 4 mansos et ex eis 8 solidos. De areis autem 16 solidi dantur.6 a) Hs. G hat: A. 1) Die Herrenstraße im Goslarer ‚Bergdorf‘. Vgl. Bornhardt, Flurnamen (1935), 43 f.; Frölich, Straßennamen (1949), 83, Nr. 114; Griep, Pfalzbezirk (o. J.), Tafel 10. — 2) Meier wollte in diesen Hausstellen eine auf Propst Adelog zurückgehende und mit der Umwandlung der Bergwerksverwaltung in Zusammenhang stehende Ansiedlung auswärtiger Ritter erblicken, die als ‚jüngeres Bergdorf‘ von dem älteren zunächst geschieden gewesen sei. Vgl. Meier, Streit (1928), 53-56; ders., Siedlungen (1942), 154-156. Dagegen wandte sich zurecht Frölich, Betrachtungen (1950), 10-12. — 3) Adelog, der aus der edelfreien Familie derer von Reinstedt stammte, ist als Propst von St. Simon und Judas belegt von 1160 II 21 bis Anfang 1171. Von 1171 bis zu seinem Tod (1190 IX 20) amtierte er als Bischof von Hildesheim. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 11, Nr. 9; ders., Domkapitel (1967), 374, Nr. 24; Goetting, Bischöfe (1984), 414-443. — 4) Vgl. UB Goslar 1, Nr. 250 (um 1163). — 5) †Betsingerode, nordöstlich von Ilsenburg, Stadt im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Jacobs, Wüstungskunde (1921), 46 f., Nr. 6. — 6) Auf welcher Rechtsgrundlage diese Abgaben erfolgten, ist umstritten. Meier dachte zunächst an einen Wort-, später an einen Mietzins, Frölich hingegen an einen Gruppenleihezins. Vgl. Meier, Streit (1928), 56; ders., Siedlungen (1942), 174; Frölich, Vor- und Frühgeschichte (1929), 251.

§ 21

In Gerstede1 2 mansos et dimidium solventes talentum in Conversione sancti Pauli2. 1) Jerstedt, Ortsteil von Goslar. — 2) 25. Januar.

§ 22

Juxta montem beati Georgii1 ortum solventem 16 solidos. 1) Der Georgenberg in Goslar.

§ 23

In Wischerippe1 20 mansos solventes 7 talenta.2 1) Kleinwirschleben, Ortsteil der Gemeinde Baalberge im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Das Dorf Kleinwirschleben hatte König Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertragen. Vgl. D Ko III. 228. Siehe

Das Urbar von ca. 1191/94

241

auch Urbar §§ 95, 104 u. 234.

§ 24

11. kalendas octobris1 obierunt fratres nostri, Maszo2 et Willemannusa 3, qui dederunt 4 macella solventia talentum. a) Willemannus ist von Hand A interlinear mit dunklerer Tinte nachgetragen. Das zunächst notierte Willehelmus wurde bei dieser Gelegenheit durchgestrichen, später wohl von Hand E zudem expungiert. 1) 21. September. — 2) Mazo, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, bei Anm. 120. Er ist weder identisch mit dem gleichnamigen Bischof von Verden, den Meier, Domkapitel (1967), 206, Nr. 17, zu den „wahrscheinliche[n] Stiftsmitglieder[n]“ zählt, noch mit dem gleichnamigen canonicus, der in der JahrtagListe (Nr. 92) erwähnt wird, da ersterer an einem 25. Oktober, letzterer an einem 21. September verstarb. — 3) Willemann, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, bei Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 132; ders., Domkapitel (1967), 207.

§ 25

Benno1 episcopus obiit, frater noster, quia dedit in Hetlo2 8 mansos. a) qui ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. 1) Entweder Bischof Benno II. von Osnabrück († 1088 VIII 27) oder Bischof Benno von Meißen († 1106 VI 16). — 2) †Hetlede (auch †Hetelde), bei Schladen, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. BVKNK 2 (1846), 16; Jungesbluth, Verzeichnis (1887), 23; UB Goslar 1, 636.

§ 26

In Widerincheroth1 9 mansos. In Levede2 mansum et dimidium. Infra civitatem domum solventem 14 solidos et aliam domum illi vicinam solventem 6 solidos et 2 areas ibidem solventes 4 solidos, aream molendini solventem 2 solidos. Pro casa destructa, que solvebat talentum, dabatur idem census de molendino superiori proximo, quia fuit destructa ex consilio pro edificatione ejusdem molendini. De omnibus his bonis datur iste census: 2 talenta in proxima sextaa feria ante Pentecosten3, in Exaltatione sancte Crucis4, in anniversario Hermanni5 16 solidos, in anniversario Hermanni6, fratris nostri, 10 solidos, in vigilia sancti Andree7 4 talenta, in vigilia sancti Thome8 10 solidos, in anniversario Richencin9 talentum, in anniversario Lucie10 10 solidos, camerariis 6 solidos ad lumen dormitorii11. a) Hs. G hat: VIa. 1) †Wideringerode, bei Gielde, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 2) Lewe, Ortsteil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). — 3) Freitag vor Pfingsten. — 4) 14. September. — 5) Hermann ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht

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Editionen bekannt. Es handelt sich vermutlich um den Vater des Kanonikers Hermann. Zu diesem vgl. Urbar § 26, Anm. 6. — 6) Hermann ist möglicherweise mit dem 1151 III 14 als Kanoniker von St. Simon und Judas belegten Herimannus presbiter zu identifizieren (vgl. UB Goslar 1, Nr. 212). Zwei von 1167 bis 1169 nachzuweisende Kanoniker von St. Peter in Goslar kommen ebenfalls in Betracht (vgl. UB Goslar 1, Nrn. 260 u. 264). Der 1174 VI 2 erwähnte Herimannus Halberstadiensis ac Goslariensis canonicus (UB Goslar 1, Nr. 282) dürfte hingegen ausscheiden, da er vermutlich an einem 21. August verstarb (vgl. Jahrtag-Liste, Nr. 46), was mit der chronologischen Ordnung der hier genannten Zahlungstermine nicht zu vereinbaren ist. — 7) 29. November. — 8) 20. Dezember. — 9) Richencin ist anderweitig nicht belegt (siehe aber Urbar § 57), ihr Todestag nicht bekannt. Es handelt sich vermutlich um eine Verwandte (Mutter oder Schwester) des Kanonikers Hermann. Zu diesem vgl. Urbar § 26, Anm. 6. — 10) Lucia ist anderweitig nicht belegt, ihr Todestag nicht bekannt. Es handelt sich vermutlich um eine Verwandte (Mutter oder Schwester) des Kanonikers Hermann. Zu diesem vgl. Urbar § 26, Anm. 6. — 11) Wird nicht erwähnt im Urbar § 240.

§ 27

In Werra1 capellam, que dotata est 4 mansis, quorum 3 sunt in eadem villa, quartuma in Thornede majore2. Ibidem in Werra1 habet ecclesia nostra dominicale cum 6 mansis et preterea quartum dimidium mansum cum totidem areis, de quo dimidio manso non datur decimab. In orientali parte ejusdem ville singularem habet indaginem. De his bonis dantur annuatim due marce. a) Hs. G hat: IIIItum. — b) Hs. G hat: Xa. 1) Wehre, Ortsteil der Gemeinde Schladen im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 2) Dörnten, Ortsteil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 28

Theodericus Puer1 obiit 14. kalendas septembris2, quia contulit b2 mansosb in Buchede3 solventes talentum. a) qui ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. — b) 2 ... mansos ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. 1) Dietrich Kind ist anderweitig nicht belegt. Es handelt sich wohl um einen Vorfahren des in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachgewiesenen Trägers desselben Namens (vgl. UB Walkenried 1, Nrn. 435, 530), dessen Totengedenken die Goslarer Stiftsherren ebenfalls begingen (vgl. Jahrtag-Liste, Nr. 39). — 2) 19. August. — 3) Beuchte, Ortsteil der Gemeinde Schladen im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 29

Erpo1 episcopus Monasterigensis, frater noster, obiit quartoa idus novembris2, quib dedit 4 mansos in Lanchele3 solventes 32 solidos. a) Hs. G hat: IIIIto. — b) qui ist von Hand A mit dunklerer Tinte

Das Urbar von ca. 1191/94

243

interlinear nachgetragen. 1) Bischof Erpho von Münster (1085-1097). Zu diesem vgl. Kohl, Bistum (2003), Bd. 3, 136-155. — 2) 10. November. — 3) Langeln, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

§ 30

Juxta montem Hersseberch1 habet ecclesia molendinum2 solvens 16 solidos, 5 in anniversario Bernhardi et 10 in festo beati Viti3. 1) Der Herzberg südwestlich von Goslar. — 2) Eine halbe Mühle am Herzberg hatten Eilbert als Propst von St. Simon und Judas (siehe Urbar § 112 Anm. 3) und Ludolf (I.) von Wöltingerode als Vogt von St. Simon und Judas (siehe Petke, Grafen [1971], 22-28, 257-261) 1129 VII 17 mit Billigung König Lothars III. unter anderem tauschweise für das Dorf †Botingeroth und zwei Hufen in Hahndorf von Gerhard, dem Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Riechenberg bei Goslar, erhalten. Vgl. D Lo III. 22. — 3) 15. Juni.

§ 31

Aream juxta sanctum Egidium1 contulit Hermes2, unde dabantura 6 solidi. Hanc aream commutavimus pro horto, qui solvit fertonem. a) ba ist von Hand A interlinear nachgetragen. 1) St. Ägidien-Kapelle in Goslar, an der Gabelung von Marktstraße und Bäckerstraße gelegen. — 2) Hermes ist anderweitig nicht belegt.

§ 32

Molendinum in Imenchehove1 solvens talentum in festo Fabiani2 et aream adjacentem, que reddit 3 solidos. 1) Imenghehof (heute: Gemeindehof), Straßenzug in Goslar. Zur Lokalisierung vgl. die Skizze bei Borchers, Villa (1919), 35. — 2) 20. Januar.

§ 33

Molendinum juxta wiwarium regis1 solvens qualibet septimana 6 hemetones forenses de tritico, preterea unum modium tritici in Pascha2, unum in Pentecosten3 et in Palmis4 dimidiam marcam. 1) Königlicher Weiher in Goslar. Zur Lokalisierung zwischen Pfalz und Marktsiedlung vgl. Weidemann, Burg (1978), 19, Abb. 5. — 2) Ostern. — 3) Pfingsten. — 4) Palmsonntag. Vgl. Urbar § 191.

§ 34

Unum mansum in Hedesleven1 et alium in Adchersleven2, quos accepit ecclesia in concambio3 a preposito Adelogoa 4 pro Gotthincheroth5, unde datur servi- {pag. 30} tium6 in festo beati Dionisii7 de 10 solidis. a) Hs. G hat: A. 1) Hedersleben/Selke, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (SachsenAnhalt). — 3) Vgl. UB Goslar 1, Nr. 251 (um 1163). — 4) Vgl. Urbar § 20 Anm. 3. — 5) Göttingerode, Ortsteil der Stadt Bad Harzburg im Landkreis

244

Editionen Goslar (Niedersachsen). — 6) Dieses Servitium fehlt in der Servitienliste (Urbar §§ 181-224). — 7) 9. Oktober.

§ 35

In Egle1 5 mansos solventes 2 talenta. Ibidem molendinum, quod habet 14 jugera, unde dantur 10 solidi. Ibidem 6 areas solventes 3 solidos. 1) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 36

In Diggelstede1 2 mansos solventes 16 solidos. 1) Dingelstedt am Huy, Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

§ 37

In Lievede1 2 mansos, unde datur talentum. 1) Lewe, Teil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 38

In Dornethun1 2 mansos et 2 areas solventes 16 solidos. 1) Dörnten, Ortsteil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 39

In Dornethehusen2 unum mansum et dimidium et 2 prata, unde dantur 8 solidi. 1) †Dörntenhausen, westlich von Dörnten, Ortsteil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). Vgl. Petke, Grafen (1971), 498, Nr. 69.

§ 40

In Dornethe1 unum mansum cum una area solventem 10 solidos. 1) Dörnten, Ortsteil der Gemeinde Liebenburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 41

Haolfus1, frater noster, obiit, qui dedit 3 mansos cum 4 areis in Ha(o)endorf2 solventes 28 solidos. 1) Haolf ist anderweitig nicht belegt. — 2) Hahndorf, Stadtteil von Goslar.

§ 42

Ovo1, frater noster, [obiit, qui] dedit 3 mansos in Bathchenstede2 solventes marcam. 1) Ovo ist als Kanoniker des Stifts von 1151 III 14 bis 1177 belegt (vgl. UB Goslar 1, Nr. 212; UB Hochstift Hildesheim 1*, Nr. 1), er starb an einem 29. März (vgl. Jahrtag-Liste, Nr. 93). — 2) Baddeckenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 43

Wermarus1 [obiit, qui dedit] macellum solvens fertonem.

Das Urbar von ca. 1191/94

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1) Wermar ist anderweitig nicht belegt.

§ 44

Marquardus1, frater noster, [obiit, qui] dedit 5 mansos et dimidium in Scemmenstede2, unde dantur 2 talenta et 2 solidi, talentum in anniversario ejus et 14 solidi in anniversario Theoderici3. 1) Marquard, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar § 155. — 3) Dietrich ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht bekannt. Vermutlich handelt es sich um den Vater von Marquard (vgl. Urbar § 44 Anm. 1).

§ 45

Reinoldus1 [obiit, qui dedit] aream solventem 4 solidos. 1) Reinold ist wahrscheinlich mit dem 1174/89 belegten Reinold zu identifizieren (vgl. UB Goslar 1, Nrn. 287 u. 304).

§ 46

Anno1 [obiit, qui dedit] macelluma fertonem et dimidiab solvensc. a) macellum ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. — b) Hand A hatte zunächst dimidium macellum geschrieben, dann aber macellum gestrichen und mit dunklerer Tinte interlinear ein a eingefügt. — c) Nach solvens hatte Hand A ursprünglich 4 solidos geschrieben, die 4 aber später (unvollständig) radiert und dann alles durchgestrichen. Beide Worte sind schließlich (wohl von Hand E) auch noch expungiert worden. 1) Anno ist möglicherweise der von 1152 V 9 bis 1163 XI 2 belegte königliche Vogt in Goslar. Vgl. D F I. 10 (1152 V 9); DD HdL 27 (1154 VI 3), 39 (1157/58?), 64 (1163 XI 2).

§ 47

Wicmannus1 [obiit, qui dedit] ortum solventem lot. 1) Wichmann ist vielleicht der von 1151 III 17 bis 1160 III 7 belegte Hildesheimer Ministeriale dieses Namens. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nrn. 273 (1151 III 17), 313 (1158 VII 27) u. 317 (1160 III 7); ein weiterer Beleg möglicherweise ebd., Nr. 277 ([1151/53]).

§ 48

Gertrudis1 ducissa [obiit, que dedit] mansum in Berclinge2 solventem 7 solidos. 1) Gertrud von Süpplingenburg (*1151 IV 18, † 1143 IV 18), Tochter Kaiser Lothars III., Gemahlin Herzog Heinrichs des Stolzen und Mutter Herzog Heinrichs des Löwen. — 2) Berklingen, Ortsteil der Gemeinde Vahlberg im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 49

Hugo1, frater noster, [obiit, qui dedit] ortum solventem 28 solidos. 1) Hugo, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, bei Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel

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Editionen (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f.

§ 50

Jutha1 [obiit, que dedit] ortum solventem marcam et dimidiam in anniversario ejus2, alterum in memoriam2 O(u)dalrici3 mariti sui. Idem O(u)dalricus3 dedit alterum ortum solventem 52 solidos ad stupam dominorum. 1) Judith, die Gemahlin Ulrichs, ist 1156 II 19 belegt. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 235. — 2) Nach Ausweis eines Mortuariums des Goslarer Georgenstifts beging der nach 1527 auf den ehemaligen Wirtschaftshof Grauhof (etwa 4 km nördlich von Goslar) übergesiedelte Augustiner-Chorherrenkonvent bis weit ins 19. Jahrhundert hinein an einem nicht näher spezifizierten Tag im März das anniversarium Odalrici civis Goslariensis et Judithae uxoris ejus benefactorum Georgimontani (Dombibliothek Hildesheim, Hs. 543, fol. 8r). Da mit der Einführung der Reformation durch Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel 1568 alle Seelmessen aufgehört haben dürften, handelt es sich bei diesem Stiftergedenken keineswegs um eine ungebrochene Tradition, sondern um eine frühneuzeitliche Rekonstruktion auf der Grundlage der urkundlichen Bestätigung einer Memorialstiftung Ulrichs durch Bischof Bruno von Hildesheim (vgl. UB Goslar 1, Nr. 235). Die fortlaufende Führung des erwähnten Totenregisters setzte 1669/1707 (wohl mit den ersten Todesfällen unter den 1643 infolge des Restitutionsediktes in Grauhof angesiedelten Augustiner-Chorherren aus der Windesheimer Kongregation) ein und riss 1865 endgültig ab. Vgl. Dombibliothek Hildesheim, Hs. 543, fol. 14r (jüngster Eintrag von anlegender Hand: 1707 Maius 17, Anniversarium reverendi domini Ferdinandi Wasmodt, sacerdoti, professi in Grawhoff), fol. 29r (erster möglicher ‚ad-hoc-Eintrag‘ von anlegender Hand: 1669 October 7, Anniversarium reverendi domini Joannis Schmidt, professi in Grawhoff), fol. 32v (letzter Nachtrag überhaupt: 1865 November 4, Patri reverendi domini Clemens Leder [...] obiit hodie in Domino mane hora secunda [...]). Zum Quellenwert der älteren Einträge in das Georgenberger Mortuarium siehe auch Ehlers, Fundatio (1998), 152, Anm. 101. — 3) Ulrich, der Gemahl Judiths, ist 1156 II 19 belegt. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 235.

§ 51

Woccolinus1 [obiit, qui dedit] macellum solvens fertonem. 1) Woccolin ist anderweitig nicht belegt.

§ 52

Widekinus1, frater noster, [obiit, qui dedit] 2 mansos et 4 jugera in Bersleven2, unde dantur talentum agravis monetea. a) gravis monete ist am rechten Rand von Hand A nachgetragen, darunter befindet sich eine Rasur von gleicher Länge. 1) Widekin, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f. — 2) Berßel, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

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§ 53

247

Rodolfus1 [obiit, qui dedit] ortum et fabricam et dimidium mansum in Gerstede2 solventes talentum. 1) Rudolf ist wahrscheinlich mit dem von 1154 VI 3 bis 1173 IX 13 belegten, in der Pfarrei St. Jakob ansässigen Goslarer Bürger dieses Namens zu identifizieren. Vgl. D HdL 27; UB Goslar 1, Nrn. 243, 271 u. 280. — 2) Jerstedt, Stadtteil von Goslar.

§ 54

Arnoldus1, frater noster, [obiit, qui dedit] domum solventem fertonem. 1) Arnold, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f.

§ 55

De molendino datur servicium 10 et 9 solidorum in die beati Rustici1. De molendino 10 solidi in die beati Bartholomeia 2. a) Hs. G hat: Bartholomi. 1) 27. Juli. — 2) 24. August.

§ 56

Willa1 [obiit, que dedit] macellum solvens fertonem. 1) Willa ist anderweitig nicht belegt.

§ 57

Richinza1 [obiit, que dedit] domum solventem 8 solidos. 1) Richinza ist anderweitig nicht belegt. Sie ist möglicherweise identisch mit der im Urbar § 26 genannten Richencin.

§ 58

Theodericus1 [obiit, qui dedit] macellum solvens fertonema. a) Hs. G hat versehentlich: ferto. 1) Dietrich ist möglicherweise mit dem Laien Theoderic zu identifizieren, der 1160 III 7 eine Urkunde Bischof Brunos von Hildesheim testierte. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 316.

§ 59

De duabus cameris qualibet septimana solidus, de dimidia [camera] ferto in die beati Martini1. 1) 11. November.

§ 60

Rodolfus Ferreus1 [obiit, qui dedit] ortum solventem 26 solidos, in anniversario ejus 10, in anniversario filii sui Gisilberti2 6, in anniversario uxoris sue Immen3 10. 1) Rudolf der Eiserne ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht bekannt. — 2) Giselbert, der Sohn Rudolfs des Eisernen, ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht bekannt. — 3) Imme, die Gemahlin Rudolfs des Eisernen, ist anderweitig nicht belegt, ihr Todestag nicht be-

248

Editionen kannt.

§ 61

a

Tethardus1 [obiit, qui dedit] domum solventem 2 talenta, unde dantur 10 solidi in anniversario ejus, in anniversario uxoris sue 10a, in vigilia Symonis et Jude2 talentum. a) Tethardus ... 10 ist von Hand A am rechten Rand mit dunklerer Tinte nachgetragen. 1) Tethard ist möglicherweise mit dem Laien Thegenart zu identifizieren, der 1160 III 7 eine Urkunde Bischof Brunos von Hildesheim testierte. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 316. — 2) 27. Oktober.

§ 62

Tancmarus1 [obiit, qui dedit] 2 mansos in Witinchen2 solventes talentum. 1) Tankmar ist wohl identisch mit dem Goldschmied dieses Namens, der 1154 VI 3 in Goslar eine Urkunde Herzog Heinrichs des Löwen testierte. Vgl. D HdL 27. — 2) †Witinchen, bei Vienenburg, Stadt im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 63

Odelricus Dives1 [obiit, qui dedit] macellum solvens talentuma in Pascha2. a) talentum ist von Hand A interlinear nachgetragen, bei dieser Gelegenheit wurde das zunächst notierte 8 solidi gestrichen. 1) Ulrich der Reiche ist belegt von 1174/81 bis 1191. Vgl. UB Goslar, Nrn. 287, 296 u. 333. Siehe auch Urbar § 180. — 2) Ostern.

§ 64

Bernhardus1 decanus [obiit, qui dedit] duo dimidia macella solventia 8 solidos. 1) Bernhard amtierte vermutlich für einen nicht näher zu bestimmenden Zeitraum zwischen Pilgrim (nach 1118 XI 13; siehe Urbar § 76 Anm. 1) und Erembert (1171 IX 22 bis 1191) als Dekan von St. Simon und Judas in Goslar. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 126; ders., Domkapitel (1967), 206.

§ 65

Verdecho1 [obiit, qui dedit] molendinum solvens 30 solidos. 1) Verdecho war der Vater Rudolfs (I.) von der Kapelle (bezeugt: 1118/29 bis 1152; siehe Jahrtag-Liste, Nr. 2), seine Familie gehörte zur Goslarer Reichsministerialität. Vgl. UB Goslar 1, Nrn. 208 u. 245; Bode, Uradel (1911), 130-134; Graf, Niederkirchenwesen (1998), 67 f.

§ 66

Eicho1 [obiit, qui dedit] macellum solvens 8 solidos. 1) Eine eindeutige Identifizierung der gemeinten Person ist nicht möglich. In Frage kommen vor allem jener Eiko, der 1146 III 11 eine Urkunde Bischof Bernhards I. von Hildesheim testierte (vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 239), und jener Eiko, der 1186 X 16 in Goslar eine Urkunde Bischof Adelogs von Hildesheim testierte (vgl. UB Hochstift Hildesheim 1,

Das Urbar von ca. 1191/94

249

Nr. 442), ferner der von 1142 II 3 bis 1146 belegte Hildesheimer Ministeriale Heizo (vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nrn. 227, 231, 236 u. 242).

§ 67

Volbertus1 [obiit, qui dedit] molendinum solvens 10 solidos. 1) Volbert ist möglicherweise mit dem gleichnamigen Kanoniker von St. Georg in Goslar zu identifizieren, der von 1151 III 14 bis 1169 belegt ist. Vgl. UB Goslar 1, Nrn. 212 u. 264.

§ 68

Conradus1 [obiit, qui dedit] domum solventem 10 solidos. 1) Eine eindeutige Identifizierung ist nicht möglich. Unter der keineswegs sicheren Voraussetzung, dass der Abschreiber keine weltliche oder kirchliche Amtsbezeichnung fortgelassen hat, kommen in Betracht: drei Ministerialen dieses Namens, die 1109 VII 4, um 1154 bzw. 1173 IX 13 belegt sind (vgl. UB Goslar 1, Nrn. 155, 227 u. 280), sowie vier Goslarer cives dieses Namens, die 1151 III 14, 1154 VI 3, 1160 II 21 bzw. 1191 belegt sind (vgl. UB Goslar 1, Nrn. 212, 229 [= D HdL 27], 243 u. 333).

§ 69

Bovo1 [obiit, qui dedit] macellum solvens 5 solidos. 1) Bovo ist anderweitig nicht belegt.

§ 70

Titmarus1, frater noster, [obiit, qui dedit] dimidium macellum solvens 8 solidos. 1) Thietmar, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f.

§ 71

Cono1 [obiit, qui dedit] ortum solventem talentum. 1) Kuno ist anderweitig nicht belegt.

§ 72

Petrus1 [obiit, qui dedit] 2 mansos et dimidium in Mandre minore2 solventes 18 solidos. 1) Petrus ist anderweitig nicht belegt. — 2) Klein-Mahner, Ortsteil der Stadt Salzgitter (Niedersachsen).

§ 73

Hermannus1 [obiit, qui dedit] fabricam solventem 5 solidos. 1) Hermann ist möglicherweise der 1147 XII 13 belegte Sohn Rudolfs (I.) von der Kapelle (bezeugt: 1118/29 bis 1152; siehe Jahrtag-Liste, Nr. 2). Vgl. UB Goslar 1, Nr. 208.

§ 74

Wicburgis1 {pag. 31} [obiit, que dedit] 2 molendina, quorum unum solvit 16 solidos, reliquum 14. 1) Wigburgis ist anderweitig nicht belegt.

250 § 75

Editionen

Altmannus1, frater noster, [obiit, qui dedit] macellum solvens 10 solidos. 1) Altmann, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, bei Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f. Eine Identifizierung mit Bischof Altmann von Passau († 1091), der bekanntlich sowohl Heinrich III. als auch dessen Gemahlin Agnes als Kaplan eng verbunden war und mit dem Goslarer Kapitel eine Gebetsbruderschaft eingegangen sein könnte, scheidet wohl aus, da Fleischbänke als Stiftungsgut bei den Kanonikern von St. Simon und Judas sonst erst im 12. Jahrhundert bezeugt sind. Vgl. Urbar §§ 46, 58, 63, 66, 78 u. 83.

§ 76

Decanus Pilgrim1 [obiit, qui dedit] molendinum solvens talentum. 1) Pilgrim testierte 1118 XI 13 noch als Kanoniker von St. Simon und Judas (vgl. Annales Stederburgenses, 204). Er amtierte wohl nach Bruning (bezeugt: 1115), dem ersten namentlich bekannten Dekan von St. Simon und Judas. Vielleicht ist er mit dem 1120 I 21 belegten Propst von St. Georg namens Pilegin identisch. Vgl. Ehlers, Fundatio (1998), 156. Die Angaben bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 82, Nr. 208; ders., Domkapitel (1967), 192, sind unvollständig.

§ 77

Marcolfus1 [obiit, qui dedit] molendinum solvens 16 solidos. 1) Vermutlich jener Markolf, der 1173 IX 13 in Goslar eine Urkunde Bischof Adelogs von Hildesheim testierte. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 280. Ein anderer Markolf bezeugte 1108 V 13 die Verleihung der Pfarrrechte an die Kirche des hl. Petrus auf dem Goslarer Frankenberg. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 152.

§ 78

Petrus1, frater noster, [obiit, qui dedit] macellum solvens 15 solidos et dimidium macellum solvens 6 solidos. 1) Petrus, der Gründer des Augustiner-Chorherrenstifts Riechenberg bei Goslar, ist 1131 VI 12 als Kanoniker von St. Simon und Judas belegt. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 198. Die Angaben bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 80 f., Nr. 206; ders., Domkapitel (1967), 182, Nr. 18, sind fehlerhaft. Zu den Fälschungen DD Lo III. 32, †128 (jeweils 1131 II 7), in denen Petrus ebenfalls erwähnt wird, vgl. Goetting, Fälschungen (1970), 145-166; RI IV.1,1, Nr. †260-†262.

§ 79

Hoburch1 [obiit, que dedit] domum solventem 13 solidos. 1) Hoburg ist anderweitig nicht belegt.

§ 80

In Gerstede1 mansum solventem 8 solidos. 1) Jerstedt, Ortsteil von Goslar.

§ 81

In Burne1 2a mansos solventes 10 solidos. Molendinum solvens talentum.

Das Urbar von ca. 1191/94

251

Molendinum solvens 11 solidos. a) 2 ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. 1) Borne, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 82

Duos ortos juxta sanctum Johannem1, quorum unus solvit 10 solidos, alter 16. 1) Pfarrkirche St. Johannis im Goslarer ‚Bergdorf‘.

§ 83

Tiedolfus1 [obiit, qui dedit] macellum solvens 14 solidos, quorum 7 dantura in anniversario ejus, reliqui 7 in anniversario Adelheidis1. a) dantur ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. 1) Eine eindeutige Identifizierung ist nicht möglich. In Frage kommen: ein 1151 III 14 als magister monetę apostrophierter Thiedolf (vgl. UB Goslar 1, Nr. 212), der 1154 VI 3 als Zeuge in einer Urkunde Heinrichs des Löwen erscheint, sowie zwei weitere Träger dieses Namens, die ebenfalls als urbani Goslarienses in der letztgenannten Urkunde testieren (vgl. D HdL 27). Welcher der Thiedolfe hier gemeint ist, lässt sich nicht entscheiden. — 2) Adelheid ist anderweitig nicht belegt, ihr Todestag nicht bekannt.

§ 84

Macellum solvens 18 solidos in die sancti Cirilli1. 1) 19. Mai.

§ 85

Bertoldus1 diaconus [obiit, qui dedit] fabricam argentariam. 1) Bertold ist als Kanoniker des Hildesheimer Domstifts belegt von 1143 IV 9 bis 1160 III 7 bzw. VII 30. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nrn. 231 (1143 IV 9), 239 (1146 III 11), 272 (1151 III 14), 280 (1152 X 13), 296 (1155 X 18), 298 (1156 II 19), 311 (1158 V 28), 316 (1160 III 7) u. 318 ([1160] VII 30); ein weiterer Beleg vielleicht ebd., Nr. 317 (1160 III 17). Vgl. Meier, Domkapitel (1967), 365-369. Dass Berthold, wie Meier (a. a. O., 366) behauptet, von 1160 bis 1163 VIII 23 als Hildesheimer Domscholaster amtierte, ist zwar denkbar, erscheint aber angesichts der Nichterwähnung dieser Amtsbezeichnung im Goslarer Urbar als eher zweifelhaft.

§ 86

6.a kalendas julii1 ordinatione regis Heinrici quarti2 dare debet prepositus talentum de Duringerode3. a) Am linken Rand steht ein großes Paragraphenzeichen, das sich offenkundig auf diesen Eintrag bezieht. 1) 26. Juni. Dieses Datum passt weder zu der Königskrönung Heinrichs IV. am 17. Juli 1054 (vgl. D H IV. 471), noch zu dessen Wahl auf der Fürstenversammlung in Tribur, die Hermann von Reichenau zu 1053 berichtet (Herimanni Chronicon, 133) und die gewöhnlich in den Herbst dieses Jahres gesetzt wird (vgl. RI III.2,3, Nr. 13; Müller, Itinerar [1901], 97 f.).

252

Editionen Sollte letztere etwa bereits einige Monate zuvor stattgefunden haben? Das Itinerar Heinrichs III. (1053 VI 10 Ballenstedt, 1053 VII 14 Minden) stünde dem nicht entgegen. — 2) Kaiser Heinrich IV. — 3) †Duringerode, nordöstlich von Oker, Stadtteil von Goslar. Zur Lokalisierung vgl. Wieries, Wüstungen (1908), 282 u. 287-291. Siehe auch Urbar § 237, wo die Anzahl der Hufen mit 10 beziffert wird. Diese Stiftung geht auf Azela (zu dieser siehe Urbar § 87, Anm. 1) zurück, wie aus einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. hervorgeht. Vgl. D F I. 397 (1163 IV 12).

§ 87

Ascela1 laica obiit, que contulit mansos in Diggelstede2, qui pertinent ad preposituram, unde prepositus dabit talentum fratribus in anniversario3 ipsius Ascelen.4 1) Azela (nicht „von Dingelstedt“ wie Dürre im Register zu UB Goslar 1, 604, und diesem folgend Wilke, Reichsgebiet [1970], 69, Anm. 284, irrtümlich angeben) war wohl die vor 1100 verstorbene Mutter des Bischofs Johannes I. von Speyer (1090-1104), von welcher die Annales Spirenses, 82, behaupten, sie sei die (illegitime) Schwester Kaiser Heinrichs IV. gewesen. Vgl. hierzu Black, Töchter (1991), 55, Anm. 119, u. Grafen, Forschungen (1996), 261-272, die jedoch wie die gesamte ältere Forschung das Goslarer Urbar nicht kennen. — 2) Dingelstedt am Huy, Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. auch Urbar § 237, wo die Anzahl der Hufen mit 18 beziffert wird. Terminus ante quem für diese Stiftung ist 1057 I 9, da Papst Viktor II. an diesem Tag bereits den Stiftsbesitz in Dingelstedt bestätigte. Vgl. JL 4363; gedruckt UB Goslar 1, Nr. 67. — 3) Sollte die im Urbar § 87, Anm. 1, erwogene Identifizierung zutreffen, dann fiel Azelas Jahrtag auf den 24. September. Vgl. Grafen, Forschungen (1996), 262 u. 343. — 4) Diese Bestimmungen über die Verwaltung des Stiftungsguts und die Ausschüttung der Stiftungserträge bestätigte Kaiser Friedrich I. Vgl. D F I. 397 (1163 IV 12).

§ 88

Reinburh1, soror nostra, obiit, que contulit ecclesie quartam partem fovee in monte corvorum2, unde datur talentum in anniversario ejus. 1) Reinburg ist anderweitig nicht belegt, ihr Todestag unbekannt. — 2) Der Rammelsberg bei Goslar.

§ 89

Hartwardus1 obiita, [qui] contulit etiam ecclesie quartam partem fovee in eodem monte2, que dicitur opus sancti Mathie. a) obiit ist von Hand A interlinear nachgetragen. 1) Hartward ist anderweitig nicht belegt, sein Todestag nicht bekannt. — 2) Der Rammelsberg bei Goslar.

§ 90

Herezo1 [obiit, qui dedit] 2 mansos et molendinum in Sudborch2 solventes talentum. 1) Herzo, der erste bekannte Angehörige der Goslarer Reichsministerialenfamilie der Herezonen, ist belegt von 1120 I 21 bis 1131 VI 12. Er tes-

Das Urbar von ca. 1191/94

253

tierte in königlichen und bischöflichen Urkunden stets an der Spitze der cives Goslarienses, ab 1129 VI 17 an erster, zuvor an zweiter Stelle. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 164 (1120 I 21); D Lo III. 22 (1129 VI 17); UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 196 (1131 VI 12); Petke, Pfalzstadt (1973), 284-287; ders., Kanzlei (1985), 157-161. Zu den Fälschungen DD Lo III. 32, †128 (jeweils 1131 II 7), in deren Zeugenlisten Herzo ebenfalls erwähnt wird, vgl. Goetting, Fälschungen 1970, 145-166; RI IV.1,1, Nr. †260-†262. — 2) †Sudburg, bei Oker, Ortsteil von Goslar.

§ 91

Gunzo1 laicus [obiit, qui dedit] molendinum in Sudburh2 solvens talentum. 1) Gunther, ein Bruder des Propstes Gerhard von Riechenberg, der aus dem Kapitel von St. Simon und Judas hervorgegangen war (vgl. Annales Stederburgenses, 204) und später auch den Augustiner-Chorherren bzw. Chorfrauen von St. Georg bei Goslar (ab ca. 1122; vgl. Streich, Klöster [1986], 64 f.), St. Peter und Paul in Heiningen (ab 1126; vgl. Streich, Klöster [1986], 72) sowie St. Jakobus und Christopherus in Steterburg (ab 1142; vgl. Streich, Klöster [1986], 121 f.) vorstehen sollte, ist 1129 VI 17 belegt. Vgl. D Lo III. 22; Petke, Kanzlei (1985), 161 mit Anm. 286. Zu den Fälschungen DD Lo III. 32, †128 (jeweils 1131 II 7), in deren Zeugenlisten Gunther ebenfalls erwähnt wird, vgl. Goetting, Fälschungen (1970), 145-166; RI IV.1,1, Nr. †260-†262. — 2) †Sudburg, bei Oker, Ortsteil von Goslar.

§ 92

Heinricus1, frater noster, [obiit, qui dedit] mansum aet 9 jugera et areama in Gundersleve2 solventes 10 solidos. a) et ... aream ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. 1) Heinrich, vielleicht ein anderweitig nicht bezeugter Kanoniker von St. Simon und Judas. Vgl. Kap. III, Anm. 120. Fehlt bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 122-132; ders., Domkapitel (1967), 206 f. — 2) †Gundersleben, bei Wegeleben, Stadt im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

§ 93

In festo sancti Micahelis1 10 solidi de silva, que dicitur Axeberh2. 1) 29. September. — 2) Axebergwald, genaue Lage unbekannt.

§ 94

In die dedicationis1 marca argenti de silva danda est. 1) 2. Juli.

§ 95

Vivelinge1 quartum dimidium mansum.2 1) Weferlingen, Marktflecken im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 2) Ländereien in Weferlingen hatte König Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertragen. Vgl. D Ko III. 228. Siehe auch Urbar §§ 23, 104 u. 234.

254 § 96

Editionen

Wadendorf1 4 mansos. 1) †Wadendorf, bei Flechtingen, Gemeinde im Landkreis Börde (SachsenAnhalt).

§ 97

Uffelde1 2 mansos. 1) Hackpfüffel, Gemeinde im Landkreis Mansfeld-Südharz (SachsenAnhalt).

§ 98

Brunelesdorb1 1 mansum. 1) †Brunsdorf, bei Schadeleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt).

§ 99

Growingen1 1 mansum. 1) Grauingen, Gemeinde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt).

§ 100

Eilhardingeahusea 1 b2 mansos et 1 silvulamb. a) huse ist von Hand A interlinear eingetragen. — b) 2 ... silvulam ist von Hand A in kleinerer Schrift nachgetragen. 1) †Ellershausen, bei Flechtingen, Gemeinde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt).

§ 101

a

Zaiglisce1 1 mansuma. a) Zaiglisce ... mansum ist von Hand A in kleinerer Schrift nachgetragen. 1) Zechelitz, bei Dröbel, Ortsteil der Stadt Bernburg (Saale) im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 102

a

Steinbesce1 1 mansuma. a) Steinbesce ... mansum ist von Hand A in kleinerer Schrift nachgetragen. 1) Vielleicht †Steinitz, bei Eickendorf, Ortsteil der Gemeinde Bördeland im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hertel, Wüstungen (1899), 403, Nr. 358; Bily, Ortsnamenbuch (1996), 359, deren Belege aber jeweils erst im 14. Jahrhundert einsetzen.

§ 103

a

In Balbri1 28 mansos habemus, quorum quilibet solvit 8 solidos.2 In Thethenleven3 mansos 16, quorum quilibet solvit 10 solidos, qui omnes simul solvunt 8 talenta. Harum duarum villarum redditusa bpertinent ad medonem fratrumb. a) In ... redditus ist von Hand A in kleinerer Schrift nachgetragen. — b) pertinent ... fratrum ist von Hand A in kleinerer Schrift am linken Rand nachgetragen.

Das Urbar von ca. 1191/94

255

1) Baalberge, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 235. — 3) Dedeleben, Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

§ 104

a

In Wischerippe1 20 mansos habemusa.2 a) In ... habemus ist von Hand A in kleinerer Schrift am linken Rand nachgetragen. 1) Kleinwirschleben, Ortsteil der Gemeinde Baalberge im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Das Dorf Kleinwirschleben hatte König Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertragen. Vgl. D Ko III. 228. Siehe auch Urbar §§ 23, 95 u. 234.

Die Villikation Egeln § 105

Ad dominicale in Heglen1 pertinent 5 mansi. Insuper in eadem villa sunt 10 et 9 mansi cum totidem areis censuales curie, quorum quilibet solvit 5 solidos et 5 maldratas tritici, et quilibet litonum illas 5 maldratas de suo manso feret Goslariam ad granarium dominorum. Insuper ibi sunt 3 aree, ad quarum quamlibet pertinent 9 jugera, quea habent cottidiani servitiales dominicalis. Insuper curie meier pro jure suo habet dimidium mansum, preco dimidium mansum habet. Preterea ibi sunt 6 aree, quarum quelibet solvit 6 denarios cum statuto servitio dominicalis. a) que ist von Hand A mit dunklerer Tinte korrigiert aus qui. 1) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 106

In Hoendorf1 12 mansi sclavici, quorum quilibet solvit 2 solidos et 2 maldratas siliginis et 2 maldratas avene et 12 pullos et 30 ova et unam paliama et plenam manum pregnatib lini et mensuram seminis lini, insuper statutum servitium dominicalis. Insuper ibi sunt 2 mansi, 1 rithemanni et 1 senioris, qui pro suo jure serviunt curie. a) Statt: paleam. — b) Hs. G hat versehentlich: pregati. 1) Eine genaue Lokalisierung wird durch die Häufigkeit dieses Ortsnamens erheblich erschwert. Am plausibelsten erscheint mir innerhalb des Villikationsverbunds eine Identifizierung mit: †Hohendorf, westlich von Schönebeck (Elbe), Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hertel, Wüstungen (1899), 172 f., Nr. 158; Bily, Ortsnamenbuch (1996), 196. Denkbar wäre aber auch: †Hohndorf, nördlich von Plötzkau, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hey/Schulze, Siedelungen (1905), 157, Nr. 22. Oder: †Hohndorf, südlich von Calbe/Saale, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Bily, Ortsnamenbuch (1996), 197.

256 § 107

Editionen

In Hethchersleven1 ad dominicale pertinent 6 mansi. Insuper 3 aree, ad {pag. 32} quarum quamlibet pertinent 9 jugera, que habent cottidiani servitiales dominicalis. Insuper 30 mansi et dimidius cum totidema areis, quorum quilibet solvit 5 solidos et 5 maldratas tritici. a) Hs. G hat bloß: tot. 1) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 108

In Ochtmersleven1 4 mansi, quorum 2 solvunt 15 solidos, 2 [solvunt] 16 solidos. Insuper 2 mansi, pertinentes ad jus villicale, siti in Etchersleven2. Ibi sunt 6 jugera pertinentia lantmeiero. 1) Ochtmersleben, Gemeinde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 2) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 109

In Tuiwligen1 modicum terre est solvens curie 10 et 8 denarios. 1) †Zwieflingen, bei Schwaneberg, Ortsteil der Gemeinde Sülzetal im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hertel, Wüstungen (1899), 480, Nr. 427.

§ 110

In Starendorf1 6 mansi, quorum quilibet solvit 3 solidos et statutum curie servitium, preterea 2 molendina. 1) †Starendorf, bei Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 111

In Ethchersleven1 5 aree, quarum quelibet solvit 4 denarios. Preterea 1 mansusa pertinens ad officium pistorale solvens 8 solidos. a) Nach mansus ist Hand A versehentlich mit solvens fortgefahren, hat ihren Irrtum aber sogleich bemerkt und das falsche Wort durchgestrichen. Die spätere Expungierung stammt wohl von Hand E. 1) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 112

In Ludescicherode1 5 mansos habemus pertinentes ad pistrinum nostrum2, qui tempore prepositi Heilberti3 dati sunt ecclesie pro duobus mansis in Gersleven4 in concambio5, et eosdem 5 usurpat sibi Fridericus6 in beneficium.a a) Nach beneficium folgt eine Lücke von etwa 3 Buchstaben. 1) Lüttgenrode, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 246. — 3) Eilbert ist als Propst von St. Simon und Judas belegt von 1109 VII 4 bis 1144 V 19. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 11, Nr. 8; ders., Domkapitel (1967), 410, Nr. 38. — 4) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 5) Eine Urkunde hierüber hat sich nicht erhalten. — 6) Friedrich von Harlingerode ist anderweitig nicht be-

Das Urbar von ca. 1191/94

257

legt. Vgl. auch Urbar §§ 135-137 u. 246.

§ 113

De hac villicatione servitur 8 septimanis in pane et cervisia, et dantur in censu 15 talenta. Preterea dantur ex ea novem servitia festiva, quorum 5 dantur dea carne porcina: primum in festo sancti Michahelis1, secundum in die sanctorum Symonis et Jude2, tercium in festo Andree3, quartum in Nativitate Domini4, quintum in Pascha5; quatuor de carne ovina: primum in Pentecosten6, secundum in festo sancti Johannis Baptiste7, tertium in Nativitate beati virginis8, quartum in die sancti Mathei9. a) de ist von Hand A interlinear nachgetragen. 1) 29. September. Vgl. Urbar § 212. — 2) 28. Oktober. Vgl. Urbar § 213. — 3) 30. November. Vgl. Urbar § 216. — 4) 25. Dezember. Vgl. Urbar § 220. — 5) Ostern. Vgl. Urbar § 194. — 6) Pfingsten. Vgl. Urbar § 199. — 7) 24. Juni. Vgl. Urbar § 200. — 8) 8. September. Vgl. Urbar § 210. — 9) 21. September. Vgl. Urbar § 211.

§ 114

a

Ad hanc villicationem pertinent 88 mansi et dimidius, et solvunt 17 talenta et 12 solidosa. a) Ad ... solidos ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. Diese ‚Überschrift‘ steht unter dem Absatz, auf den sie sich bezieht, weil der wohl ursprünglich für sie vorgesehene Raum durch Nachträge (vgl. Urbar §§ 100-104) aufgebraucht worden war. Es folgt eine Leerzeile.

Die Villikation Lebenstedt § 115

a

Ad villicacionem in Levenstede1 juxta Lechtenberch2 pertinent 7 mansi, qui dicuntur aurei propter fertilitatem ipsorum, et bona curia, ubi fuerat castrum.3 Hii 7 mansi solvunt ecclesie nostre in hunc modum: quilibet mansus dabit dimidietatem trium jugerorumb et post hec terciam partem omnium seminum suorum tam hyemalis quam estivalis. Item quilibet mansus dabit unum porcum valentem dimidium fertonem circa Egidii4. Item quilibet mansus dabit sexagenam ovorum in Pascha5. Item quilibet mansus dabit duos pullos circa Michahelis6. Item in eadem villa sunt areec solventes 17 solidos Brunswicenses et 17 pullosa. {pag. 33} a) Ad ... pullos ist von Hand D in eine freigelassene Lücke von 10 Zeilen eingetragen; anschließend folgen zwei weitere Leerzeilen. — b) Hs. G hat: jugerum. — c) Nach aree ist der Rest der Zeile, der noch Platz für bis zu elf Buchstaben geboten hätte, für eine Zahlenangabe freigelassen worden. 1) Lebenstedt, Ortsteil der Stadt Salzgitter (Niedersachen). — 2) Lichtenberg, Ortsteil der Stadt Salzgitter (Niedersachsen). — 3) 1129 VII 17 hatten Propst Eilbert als Propst von St. Simon und Judas (siehe Urbar § 112

258

Editionen Anm. 3) und Ludolf (I.) von Wöltingerode, als Vogt von St. Simon und Judas (siehe Urbar § 30 Anm. 2) mit Billigung König Lothars III. unter anderem 9 Hufen mit Zubehör in Lebenstedt tauschweise für das Dorf †Botingeroth und zwei Hufen in Hahndorf von Gerhard, dem Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Riechenberg bei Goslar, erhalten. Vgl. D Lo III. 22. Siehe auch Urbar § 5. — 4) 1. September. — 5) Ostern. — 6) 29. September.

Die Villikation Giersleben § 116

a

97 mansi 23 talenta et dimidium et 4 solidi et 4 denariia. a) 97 ... denarii ist von Hand A mit roter Tinte über der ersten Zeile von pag. 33 eingetragen. Hs. H hatte: Ad villicationem in Gersleven pertinent 90 mansi solventes 23 talenta et dimidium et 4 solidi et 4 denarii.

§ 117

In Gersleven1 30 mansi et dimidius litonum cum totidem areis, quorum quilibet solvit 5 solidos duobus denariis minus et 3 modios siliginis pistorales et 8 modios ordei. Item quilibet eorundem litonum solvit 2 modios siliginis pro eo, quod jure antiquo quilibet eorum debebat arare 3 jugera in campo curie et metere 3 diebus usque ad meridiem, si placuerit villico, et quilibet eorum feret Goslariam ad granarium dominorum 7 maldratas et dimidiam. Item de 4 mansis afferent curie plaustratam lignorum in tercio anno ad iter unius diei. Item 4 mansi et 3 aree, et quilibet illorum solvit 7 solidos. Item ad dominicale pertinent 7 mansi et dimidius. Itema ad jus villici 1 mansus. Item dimidius mansus ad custodiam granarii dominicalis. Item 8 aree, ad quarum quamlibet 9 jugera, queb habent cottidiani servitiales curie. Item ad curiam pertinent 5 jugera in uno campo. Item 5 mansi et 10 aree ad colendam vineam.2 Item 4 mansi et dimidius cum 4 areis ad granarium dominorum Goslarie.3 Item 1 mansus et 1 area pertinens camerario solvens 7 solidos.4 Item pars terre solvens quadraginta denarios. Item de uno jugere 8 denarii. Item 11 aree, quarum quelibet solvit 4 denarios. Item unum molendinum solvens 40 maldratas et 2 pernales porcos. Item indago pertinens curie et pratum. Item 1 mansus, cujus medietas jacet Gersleven et media pars in Trimmendorf5. Item 1 mansus pertinens eidem villicationi situs est Trimmendorf5, ad quem pertinent etiam 4 aree sine mansis, adjacentes Gersleven. a) Item ist von Hand A interlinear nachgetragen. — b) que ist von Hand A mit dunklerer Tinte verbessert aus qui. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 177. — 3) Vgl. Urbar § 243. — 4) Vgl. Urbar § 240. — 5) Strummendorf, Ortsteil der Gemeinde Giersleben im Salzlandkreis

Das Urbar von ca. 1191/94

259

(Sachsen-Anhalt).

§ 118

In Matheliz1 8 mansi sunt et totidem aree, quorum 4 sunt smurdorum, et eorum quilibet solvit 6 solidos et 5 modios tritici pistorales et totidem avene et 8 modios ordei et 7 pullos et 35 ova et ollam, et quilibet eorum feret Goslariam de manso suo 7 maldratas et dimidiam. Item quilibet eorum arabit 3 jugera et emundabit agros curie aa carduis. Item tempore messis quilibet eorum qualibet septimana mittet 6 nuntios ad metendum. Item quilibet eorum dabit 2 denarios et dimidium ad pisces et 1 denarium vigili2. Item de his 4 mansis afferent curie plaustratam lignorum in tertio anno ad iter unius diei. Idem zmurdi arare, emundare et metere debent curie aut dabunt 4 modios siliginis et 3 tritici. Item quilibet eorum feret in tercio anno plaustratam fimi in vineam. Item quilibet zmurdorum dabit 30 tegetesb ad tegendum horreumc dominicalis et 15 ad tegendum molendinum et 40 ad tegendam domum curie. De reliquis 4 mansis duo sunt seniorum, quorum uterque solvit 5 solidos et 2 denarios ad pisces {pag. 34} et 3 denarios ad metendum. Reliqui 2 mansi sunt rithemannorum, quorum uterque solvit 6 solidos et 4 denarios et ad pisces 3 denarios et 3 denarios ad metendum. a) Nach a folgt eine Rasur von etwa zwei Buchstaben, vermutlich: ca. Der Schreiber hatte also wohl zunächst das Spatium zwischen a und carduis vergessen. — b) Über tegetes hat Hand A nachgetragen: 1 scove. — c) Hs. G hat: oreum. 1) †Madlitz, südöstlich von Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Rien, Giersleben (1937), 60. Vielleicht auch †Mateliz, bei Bernburg (Saale) im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hey/Schulze, Siedelungen (1905), 62, Nr. 36. — 2) Vgl. auch Urbar § 245.

§ 119

In Cozede1 15 mansi et totidema aree, quorum 10 sunt zmurdorum, 2 seniorum, 2 rithmannorum, et solvunt et serviunt jure supradicto2. Quintus decimus est zmudicus, pertinens ad jus villicale. a) Hs. G hat bloß: tot. 1) †Cozide, bei Warmsdorf, Ortsteil der Gemeinde Amesdorf im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Hey/Schulze, Siedelungen (1905), 58, Nr. 15. — 2) Vgl. Urbar § 118.

§ 120

In Colende1 8 mansi et totidem aree, quorum 4 sunt zmurdorum, 1 rithmanni, 2 seniorum, et solvunt et serviunt ut alii supradicti ejusdem nominis et juris2. Octavus pertinet coquine dominorum3, solvens 8 solidos. 1) †Köhlen, südlich von Amesdorf, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Hey/Schulze, Siedelungen (1905), 60, Nr. 25. — 2) Vgl. Ur-

260

Editionen bar § 118. — 3) Vgl. Urbar § 244.

§ 121

In Zenplicen1 9 mansi et totidema aree, quorum 5 sunt zmurdorum, 2 seniorum, 2 rithemannorum, et serviunt jure supradicto2. a) Hs. G hat bloß: tot. 1) †Zemplitz, bei Schackstedt, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). — 2) Vgl. Urbar § 118.

§ 122

Item in Gersleven1 est dimidius mansus datus ecclesie in concambioa 2 pro indagine, quem Teodericus de Reinstede3 possidet injuste.b a) Hs. G hat versehentlich: conconcambio. — b) Es folgen anderthalb Leerzeilen. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Eine Urkunde hierüber ist nicht erhalten. — 3) Dietrich von Reinstedt ist anderweitig nicht belegt; er gehörte aber zweifellos zur Familie des Propstes Adelog. Vgl. hierzu Kap. III, bei Anm. 24.

Die Einkünfte des Winzers § 123

Vinitor noster habet redditus 36a solidorum sitos in Gersleven1 ad officium suum pertinentes.b a) Die 6 ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. Ursprünglich stand bloß 30. — b) Es folgt eine Leerzeile. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. auch Urbar § 177.

Erbsen, Weizen, Salz § 124

Sciendum est, quod de qualibet integra villicatione dande sunt 2 maldrate pise, de dimidia una.a a) Es folgt eine Leerzeile.

§ 125

Ad quamlibet prebendam dande sunt 2 maldrate humili, quod parum est, quia de integra villicatione dantur 16 maldrate; sed modo commutavimus humulum in triticum, ita ut de integra villicatione dentur 12 maldrate tritici, de dimidia sex.a a) Es folgen anderthalb Leerzeilen.

Das Urbar von ca. 1191/94

§ 126

261

Dande sunt annuatim de Jetre1 15 maldrate salis vel 60 hemeten. Et ad officium salinatoris pertinent 15 jugera sita in Jetre1.a a) Es folgen anderthalb Leerzeilen. 1) Gitter, Ortsteil der Stadt Salzgitter (Niedersachsen).

§ 127

Servitur etiam de hac villicatione 8 septimanis ad panem et cervisiam, et dantur inde 14 libre. Insuper novem servitia festiva, primum in Pascha1, secundum in Pentecosten2, tertium in festo sancti Laurentii3, quartum in die sancti Petri4, quintum in festo Omnium Sanctorum5, sextum in Nativitate Domini6, septimum in Capite Jejunii7. Item unum servitium de 10 solidis in die sancti Venantii8, unum de 10 solidis in die sancti Cirilli9, unum de 10 solidis in die sancti Rustici10.a {pag. 35} a) Es folgen vier Leerzeilen. 1) Ostern. Vgl. Urbar § 194. — 2) Pfingsten. Vgl. Urbar § 199. — 3) 10. August. Dem widerspricht die Angabe im Urbar § 207. — 4) 29. Juni. Vgl. Urbar § 201. — 5) 1. November. Vgl. Urbar § 214. — 6) 25. Dezember. Wird nicht erwähnt im Urbar § 220. Im Urbar § 223 erscheint jedoch ein hier nicht erwähntes Servitium am Fest der unschuldigen Kindlein (28. Dezember), das von der Gierslebener Villikation zu leisten war. Der Fälligkeitstermin dieses Dienstes ist demnach zwischen der Anfertigung der Servitienliste und der Erstellung des Gierslebener Villikationsbreve um einige Tage vorverlegt worden. — 7) Fastenanfang. Vgl. Urbar § 187. — 8) 1. April. Vgl. Urbar § 193. — 9) 19. Mai. Vgl. Urbar § 198. — 10) 27. Juli. Vgl. Urbar § 205.

Die Villikation Reinstedt § 128

a

80 mansi solventes 24 talenta et dimidiuma. a) 80 ... dimidium ist von Hand A mit roter Tinte über der ersten Zeile von pag. 35 eingetragen. Die obere Hälfte der ersten drei Wörter fehlt aufgrund nachträglicher Beschneidung des Pergaments. Hs. H hatte: Ad villicationem in Reinstede pertinent 80 mansi solventes 24 talenta et dimidium.

§ 129

In Reinstede1 ad dominicale pertinent 10 mansi, preterea 40 mansi et 1 litonum et aree 50, et quilibet mansus litonum solvit 7 solidos et 1 maldratam siliginis et 8 modios ordei; et litonum quilibet dat 1 maldratam tritici pro statuto servitio curie, quod est in arando, metendo et cetera. Preco habet dimidium mansum ad jus suum. Insuper est ibi molendinum. 1) Reinstedt, Ortsteil der Stadt Falkenstein/Harz im Landkreis Harz

262

Editionen (Sachsen-Anhalt).

§ 130

In Widesdorf1 3 mansi et 3 aree supradicti juris2. 1) Westdorf, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 129.

§ 131

In Hoem1 24 mansi litonum et dimidius mansus pertinens familie curie, aree 10 et 9, et mansi solvunt et serviunt jure supradicto2. 1) Hoym, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 129.

§ 132

De hac villicatione servitur 8 septimanis et dantur in censu 20 libre. Insuper tria servitia festiva, primum in Purificatione1, secundum in die sancti Servatii2, tercium in Ascensione Domini3. 1) 2. Februar. Vgl. Urbar § 186. — 2) 13. Mai. Vgl. Urbar § 197. — 3) Himmelfahrt. Vgl. Urbar § 196.

§ 133

Ratione hujus villicationis vacantis percipit vicedominus de ea 100 et 3 maldratas tritici et ordei, cujus medietas est ordeum et medietas triticum, et 10 sexenaria avene.a a) Es folgen zweieinhalb Leerzeilen.

Die Villikation Harlingerode § 134

a

35 mansi et dimidius, et solvunt 9 talenta et dimidium.a a) 35 ... dimidium ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. Hs. H hatte: Ad villicationem in Herlingerode pertinent 25 mansi et dimidius, et solvunt 9 talenta et dimidium.

§ 135

In juditio coram advocato Borchardo1 testati sunta litones ecclesie nostre sub sacramento, quod omnes mansi in Herlincherodeb 2 pertineant jure ad prebendam fratrum, uno excepto pertinente prepositure, ubi tamen modo ecclesia non habet in possessione nisi 7 mansos, quorum quilibet solvit 7 solidos; tres mansi et dimidius pertinentes ad dominicale, tres et dimidius litonum. Reliquos usurpat sibi Fridericus3 ex beneficio a preposito; similiter Tetmarus4 cognatus suus 2 mansos et 4 areas.c a) sunt ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. — b) Hs. H hatte: Herlingerothe. — c) Es folgen fünfeinhalb Leerzeilen. 1) Graf Burchard (I.) von Wöltingerode († 1189/90) ist belegt von 1142 bis 1189. Zu diesem vgl. Petke, Grafen (1971), 47-58, 257 f. — 2) Harlingerode, Ortsteil der Stadt Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Nieder-

Das Urbar von ca. 1191/94

263

sachsen). — 3) Friedrich von Harlingerode. Zu diesem siehe Urbar § 112 Anm. 6. — 4) Dietmar von Harlingerode ist anderweitig nicht belegt.

§ 136

Item in Behem1 habemus tres mansos et 6 areas, ex quibus duos mansos et dimidium et 5 areas usurpat sibi Fridericus2 ex beneficio. 1) Bündheim, Stadtteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). — 2) Friedrich von Harlingerode. Zu diesem siehe Urbar § 112 Anm. 6.

§ 137

In Winederodea 1 [habemus] 13 mansos et dimidium, quorum quilibet solvit 7 solidos. De eisdem mansis Fridericus2 sibi usurpat tres mansos et 6 areas in beneficio. Item habemus ibi 20 areas et tria jugera. a) Hs. H hatte: Winetherode. 1) †Wenderode, nördlich von Harlingerode, Ortsteil der Stadt Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). Vgl. Wieries, Wüstungen (1908), 280-287. — 2) Friedrich von Harlingerode. Zu diesem siehe Urbar § 112 Anm. 6.

§ 138

In Sclivedea 1 [habemus] 5 mansos, quorum quilibet solvit 7 solidos, et 10 areasb. a) Hs. H hatte: Sclevethe. — b) Ein 1297/1303 durch den Hildesheimer Domdekan Arnold von Warberg und den Riechenberger Propst Bodo ausgestelltes Transsumpt von D H III. 305 (UB Goslar 2, Nr. 606 = UB Goslar 3, Nr. 9), welches auch das Harlingeroder Villikationsbreve nach einer von Hs. G und Hs. H abweichenden Überlieferung aus dem damals in Gebrauch befindlichen Totenbuch des Stifts enthält, ergänzt: et molendino. 1) Schlewecke, Stadtteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachen).

§ 139

a

In Suthderneb 1 1 mansum solventem 8 solidos et unam aream.a c {pag. 36} a) Dieser Satz fehlt in UB Goslar 2, Nr. 606 = UB Goslar 3, Nr. 9. Vgl. hierzu Urbar § 138 Anm. b. — b) Hs. H hatte: Sutherre. — c) Es folgen fünfeinhalb Leerzeilen. 1) †Sutere, am Ostabhang des Sudmerberges auf dem linken Oker-Ufer, nördlich von Oker (Stadtteil von Goslar). Vgl. Wieries, Wüstungen (1908), 290, Anm. 39.

Die Villikation Jerstedt § 140

a

25 mansi et dimidius, et solvunt octo talenta et 8 solidos.a

264

Editionen a) 25 ... solidos ist von Hand A mit roter Tinte über der ersten Zeile von pag. 36 eingetragen. Die obere Hälfte der letzten zwei Wörter fehlt aufgrund nachträglicher Beschneidung des Pergaments. Hs. H hatte: Ad villicationem in Gerstede pertinent 25 mansi et dimidius, et solvunt octo talenta et 8 solidos.

§ 141

Ad dominicale in Gerstede1 pertinent 5 mansi, qui reddunt annonam tantum. Item in eadem villa habemus 12 mansos censuales, quorum quilibet solvit 7 solidos Goslariensis monete. Totidem ibidem habemus areas, scilicet 12. 1) Jerstedt, Ortsteil der Stadt Goslar.

§ 142

Item in Lagnescea 1 habemus 5 mansos et dimidium cum totidem areis, et quilibet illorum solvit 5 solidos. Preterea ibidem est una area et 6 jugera, que similiter solvunt duos solidos. a) Hs. H hatte: Langnisce. 1) Langelsheim, Stadt im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 143

In Astfelt1 habemus tres mansos et 3 areas, et quivis illorum mansoruma solvit 5 solidos. a) Vor mansorum hat Hand A durch den Zeilenwechsel bedingt zunächst noch einmal illorum wiederholt, dieses Missgeschick aber später bemerkt und das überzählige Wort mit dunklerer Tinte gestrichen. 1) Astfeld, Ortsteil der Stadt Langelsheim im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 144

De salina habere debemus 30 maldratas salis annuatim.a a) Es folgen zwei Leerzeilen.

Die Villikation Oldendorf § 145

Ad villicationem in Aldendorfa eadem villa.

1

pertinent 11 mansi et dimidius, siti in

a) Hs. H hatte: Aldenthorp. 1) †Oldendorf, südöstlich von Einbeck, Stadt im Landkreis Northeim (Niedersachsen). Vgl. Kühlhorn, Wüstungen (1995), Bd. 3, 31-51, Nr. 272.

§ 146

In Sulbeke1 unus. 1) Sülbeck, Ortsteil der Stadt Einbeck im Landkreis Northeim (Nieder-

Das Urbar von ca. 1191/94

265

sachsen).

§ 147

In Wolquardisa 1 2 mansi. a) Hs. H hatte: Volquardis. 1) Volksen, Ortsteil der Stadt Einbeck im Landkreis Northeim (Niedersachsen).

§ 148

In Nigenburnena 1 2 et dimidius. a) Hs. H hatte: Nigenbornen. 1) Negenborn, Ortsteil der Stadt Einbeck im Landkreis Northeim (Niedersachsen).

§ 149

Inde servitur duabus septimanis, et dantur in censum 3 libre et dimidia; et preterea 2 servitia festiva in Nativitate Domini1. 1) 25. Dezember. Diese beiden Servitien werden im Urbar § 220 nicht erwähnt. Hingegen werden im Urbar §§ 182 u. 185 zwei Servitien erwähnt, die hier fehlen.

Die Villikation Semmenstedt § 150

a

Ad hanc villicationem pertinent 68 mansi et solvunt 14 talentab et totidem solidos Bruneswicenses et 12 solidos Goslariensesa. a) Ad ... Goslarienses ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. — b) talenta ist von Hand A mit roter Tinte interlinear nachgetragen.

§ 151

Ad dominicale in Chemenstedea 1 pertinent 9 mansi. Preterea 28 mansi litonum, quorum quilibet solvit 6 solidos et 3 denarios et 1 maldratam siliginis et 1 maldratam bracii et 4 modios avene et 1 pullum; et 1 plaustratam annone feret unusquisque litonum Goslariam ad granarium dominorum. a) Hs. H hatte: Schemenstede. 1) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 152

In Berclinge1 16 mansi litonum. 1) Berklingen, Ortsteil der Gemeinde Vahlberg im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§ 153

In Biwene 3 mansi et dimidius. 1) Biewende, Ortteil der Gemeinde Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel

266

Editionen (Niedersachsen).

§ 154

In Westerodea 1 3 mansi et 3 aree, qui omnes sunt ejusdem juris cum superioribus. a) Hs. H hatte: Westerrothe. 1) Westerode, Ortsteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen).

§ 155

Item in Chemenstedea 1 5 mansi et dimidius et 1 [mansus] in Berclinge2 pertinentes ad oblationem3. a) Hs. H hatte: Scemmenstede. 1) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 2) Berklingen, Ortsteil der Gemeinde Vahlberg im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 3) Vgl. Urbar § 44.

§ 156

Item unus mansus in Chemenstede1 et 1 in Berclinge2 pertinentes ad custodiam granarii3 Goslarie.a a) Es folgt eine Leerzeile. 1) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 2) Berklingen, Ortsteil der Gemeinde Vahlberg im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 3) Vgl. Urbar § 243.

§ 157

In Harbera 1 habemus 8 mansos, unde servitur nobis per ebdomadam solam. a) Hs. H hatte: Hathebere. 1) Hedeper, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

Die Villikation Pfersdorf § 158

a

23 mansi 5 talenta et 8 solidia. a) 23 ... solidi ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. Hs. H hatte: Ad villicationem in Heingesdorf pertinent 23 mansi solventes 5 talenta et 8 solidi.

§ 159

In Heingesdorf1 16 mansi et dimidius et totidem aree, quorum quilibet solvit 6 solidos et 2 maldratas tritici et 4 modios tritici, et quilibet litonum secat curie in messe 4 jugera, et unum ter arat. Item de duobus mansis 9 equos quinquies ministrabunt litones ad ferendam annonam Goslariam, et quilibet eorum prestabit equum villico quolibet anno ad afferenda ligna curie. Item 5 mansi pertinent ad dominicale. Insuper ad jus villici mansus

Das Urbar von ca. 1191/94

267

et dimidius. Item 4 aree, ad quarum quamlibet pertinent 9 jugera, que habent cottidiani ministri curie; et 1 molendinum.a {pag. 37} a) Es folgt eine Leerzeile. 1) Vermutlich Pfersdorf, Ortsteil der Gemeinde Quenstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 415, Anm. 359.

Die Villikation Adersleben § 160

a

62 mansi 18 talenta et 15 solidia. a) 62 ... solidi ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. Hs. H hatte: Ad villicationem in Adesleve pertinent 62 mansi solventes 18 talenta et 15 solidi.

§ 161

In Atthessleven1 ad dominicale pertinent 7 mansi et 2 ad jus villici et 17 mansi litonum et 10 et 9 aree, et quilibet eorum mansorum solvit 6 solidos et 4 modios tritici et 4 siliginis et 15 modios tritici pro bracio, et quilibet eorum debet arare ad curiam 4 jugera et 2 [jugera] metere et uno die inducere, et quivis eorum dabit 2 pullos et plaustratam feret Goslariam. In tercio anno ibunt pro edificiis curie. 1) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (SachsenAnhalt).

§ 162

In Hethdesleven1 14 mansi et dimidius, et quilibet eorum solvit 6 solidos et 12 modios tritici pro bracio et 3 modios tritici ad semen. Item 3 mansi ad lumen dormitorii2 et unus mansus ad stipendium Godescalci3. 1) Hedersleben/Selke, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. auch Urbar § 240. — 3) Vgl. auch Urbar § 245.

§ 163

In Hersleve1 17 mansi et dimidius et 11 aree et 1 molendinum solvens 10 solidos, et mansi 7 talenta. 1) Harsleben, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

§ 164

Summa horum est sexaginta duo mansi, unde servitur 4 septimanis, et dantur ad censum 14 libre et 3 servitia festiva1: primum in die sancti Martini2, secundum in die sancti Thome3, tercium ain die sancte Walburgisa 4.b a) Hs. H hatte: in die apostolorum Philippi et Jacobi. — b) Es folgt eine Leerzeile.

268

Editionen 1) Ein viertes Servitium wird im Urbar § 184 erwähnt. — 2) 11. November. Vgl. Urbar § 215. — 3) 21. Dezember. Vgl. Urbar § 219. — 4) 1. Mai. Vgl. Urbar § 195.

§ 165

60 maldratas tritici percipit vicedominus de hac villicatione preter antiquam pensionem, eo quod ipsa vacat.a a) Es folgen anderthalb Leerzeilen.

Zwei Stiftungen Heinrichs IV. § 166

Heinricus1 rex quartus contulit ecclesie nostre in villa, que dicitur Bernhardesdorfa 2, 20 mansos et unum in pago Terlingen sitos, et inde habemus privilegium3.b a) Hs. H hatte: Bernardesdorp. — b) Es folgt eine Leerzeile. 1) Heinrich IV. — 2) Barnstorf, Ortsteil der Gemeinde Uehrde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 3) Diese Urkunde hat sich nicht erhalten, an ihrer einstigen Existenz hegen die Herausgeber der Diplome Heinrichs IV. jedoch keinen Zweifel (vgl. D H IV. *225; dort nach 1069 X 26 eingereiht, was aber zu früh sein dürfte). Sie wurde wohl vernichtet, nachdem die Goslarer Stiftsherren um 1235/45 trotz einer nicht zuletzt zu diesem Zweck gefälschten Barbarossa-Urkunde (D F I. †1077) ihre Besitzansprüche nicht gegen ihre Konkurrenten, die von Herzog Otto dem Kind unterstützten Mönche aus Königslutter, hatten durchsetzen können. Den Hintergrund für die Streitigkeiten bildete vermutlich die von Seiten der sächsischen Großen nie anerkannte Konfiskation der ursprünglich zum Haldenslebener Erbgut gehörigen Barnstorfer Ländereien durch Heinrich IV. während des Sachsenkrieges. Vgl. Naß, Urkunden (1990), 146-148, der jedoch übersah, dass bereits Hausmann, Diplom (1952), das so genannte ‚große Diplom‘ Kaiser Friedrichs I. von 1188 VIII 8 (s. o.) als eine zwischen 1234 VII 5 und 1277 I 28 angefertigte Fälschung erwiesen hat.

§ 167

Heinricus1 rex contulit ecclesie nostre quoddam predium Soleniscea 2 cum aliis locis ad eundem burwartb pertinentibus in pago Nicizac situm, et de hoc habemus privilegium.3 Bonis tamen his caremus et superioribus sitis in Bernhardesdorfd 4. a) Über Solenisce von Hand A präzisiert: Selewiz. — b) Hs. G hat: buruuart. — c) Über Niciza von Hand A präzisiert: Niczene. Hs. H hatte ebenfalls: Niczene. — d) Hs. H hatte: Bernardesdorp. 1) Heinrich IV. — 2) Sollnitz, Ortsteil der Stadt Dessau-Roßlau (SachsenAnhalt). — 3) D H IV. 224 (1069 X 26). Vgl. bereits D H III. 257 (1050 XI 24), das hier rätselhafterweise nicht erwähnt wird. — 4) Barnstorf, Orts-

Das Urbar von ca. 1191/94

269

teil der Gemeinde Uehrde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

Ein Gütertausch mit Friedrich I. § 168

a

29 mansi et dimidiusa. a) 29 ... dimidius ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen.

§ 169

Fridericus1 imperator dedit huic ecclesie in concambio2 pro Diederen3 reditus 16 talentorum in villis subnotatis. 1) Friedrich I. — 2) Vgl. D F I. 553 (1169 VI 23). Siehe auch D F I. 545 (1168 VI 28). — 3) Dieren, Ortsteil der Gemeinde Rheden in der Provinz Gelderland (Niederlande). Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 414 mit Anm. 351.

§ 170

In Bila1 dominicale, ad quod pertinent 6 mansi et dimidius solventes tria talenta et 5a solidos aut medietatem annone. Preterea [habemus] ibidem 11 mansos, qui solvunt 5 talenta et 16 solidos, bet 3 agros solvunt 6 denariosb. a) Hs. H hatte: 6. — b) et ... denarios fehlte in H. 1) Bielen, Ortsteil der Stadt Nordhausen (Thüringen).

§ 171

a

In Urbeke1 [habemus] 3 mansos, quorum quilibet solvit 16 solidosa. a) In ... solidos fehlte in H. 1) Urbach, Gemeinde im Landkreis Nordhausen (Thüringen).

§ 172

In Winedehusea 1 dominicale, quod habet 4 mansos, solvens 2 talenta aut medietatem annone. Preterea ibidem 5 mansos, quorum quivis solvit 10 solidos, excepto uno, qui solvit 8 solidos. Preterea tantum terre, quod solvit 30 denariosb. a) Hs. H hatte: Winethehusen. — b) denarios ist von Hand A mit dunklerer Tinte auf einer Rasur von etwa sieben Buchstaben nachgetragen. 1) Windehausen, Gemeinde im Landkreis Nordhausen (Thüringen).

§ 173

a

In festo sancte Waltburgis1 danda sunt inde 5 talenta, in festo sancti {pag. 38} Michahelis2 6 talenta, in adventu3 6a. a) In ... 6 ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen. 1) 1. Mai. — 2) 29. September. — 3) Advent.

270

Editionen

Weinlieferungen § 174

De Mengeden1 12 talenta et dimidium amonete Tremoniea dandab sunt fratribus. a) Hs. H hatte: Tremonensis monete. — b) Hs. G hat: dande. 1) Mengede, Ortsteil der Stadt Dortmund (Nordrhein-Westfalen).

§ 175

De Valendren1 tum 10 plaustrate vini, tum plus, tum minus, juxta aeris qualitatem. 1) Vallendar, Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz).

§ 176

De Giselisdorfa 1 2 marce pro vino, ubi tamen secundum aeris temperiem, quandocumque crescunt, 10 plaustrate vini. a) Hs. H hatte: Giselesdorp. 1) Gielsdorf, Ortsteil der Gemeinde Elster/Elbe im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Vgl. Bily, Ortsnamenbuch (1996), 173.

§ 177

De vinetis in Gerslevena 1, quandocum que provenerunt, 8 plaustrate vini. a) Hs. H hatte: Gersleve. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Die Terrassen für den Weinanbau befanden sich bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts nordöstlich des Ortes. Vgl. Rien, Giersleben (1937), 60. Siehe auch Urbar §§ 117 u. 123.

§ 178

De septem supranominatis villis1 ministratur vinum nobis.a a) In Hs. H folgte: et danda est preposito plaustrata vini in littore Reni. 1) Vgl. Urbar §§ 170-172 u. 174-177.

Zinse aus Goslar § 179

a

11 talenta Goslariensis monete pertinent ad vestituramb nostram, que colligendac sunt de areis tocius civitatis.d Iste est census, qui fratribus Goslariensis ecclesie debetur ad vestitum, quem christianissimus et gloriosus Romanorum imperator Heinricus1 dandum instituit2 et beatissimus papa Leo3 apostolice auctoritatis banno confirmavit4. Census de curtibus Goslarie 33 talenta et amplius, de pistoribus 4 talenta, que ad vestitum eorundem fratrum pertinent, de platea Romanorum6, de carpentariis, de preconibus 9e, de uno precone 6 talenta, de altero 3, de venditoribus her-

Das Urbar von ca. 1191/94

271

barum 3 talenta.a f a) An dieser Stelle hat der Schreiber des Urbars, um Platz zu sparen, den Text auf zwei Kolumnen verteilt. 11 steht am Beginn der linken Spalte, die etwa zwei Drittel der Seitenbreite einnimmt. — b) Hs. G hat: vestiram. — c) colligenda ist von Hand A verbessert aus: colligende. — d) Es folgen zwei Leerzeilen. — e) Hs. H hatte irrtümlich: 8. — f) Es folgen fast zwei Leerzeilen. 1) Heinrich III. — 2) Ein entsprechendes Diplom ist nicht überliefert. — 3) Papst Leo IX. — 4) JL 4194 (1049 X 29; gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 43) verspricht dem Stift St. Simon und Judas nur ganz allgemein die Unversehrtheit seines Vermögens in Goslar und anderen Orten, ohne den Arealzins mit einem Worte zu erwähnen. — 6) Die Römerstraße ist nach Frölich, Straßennamen (1949), 119, Nr. 247, im Norden der Stadt unweit des Rosentores zu suchen.

§ 180

a

Ecclesia sancti Petri1 tenetur nobis censum de 10 areis solvere, ecclesia sancti Georgii2 de 9 [areis], de Richenberge3 de 19 [areis], de Corvegia4 de tribus areis, de Walkenride5 de 4 [areis], de Heninge6 de tribus [areis], de Stuterlingeburg7 de una [area], de Valthingerode8 de una [area], de Hilsingeburg9 de 4 [areis], de Drubike10 de 1 [area], de Ruzentore11 de 26 areis, de Cella12 de 2 [areis]. Udelricus Dives13 tenetur solvere 11 solidos et 4 denarios de areis suisa. a) An dieser Stelle hat der Schreiber des Urbars, um Platz zu sparen, den Text auf zwei Kolumnen verteilt. Ecclesia steht am Beginn der rechten Spalte, die etwa ein Drittel der Seitenbreite einnimmt. Nach suis folgen acht Leerzeilen. 1) Säkularkanonikerstift St. Peter, östlich von Goslar. Vgl. Streich, Klöster (1986), 65 f. — 2) Augustiner-Chorherrenstift St. Georg, nördlich von Goslar. Vgl. Streich, Klöster (1986), 64 f. — 3) Augustiner-Chorherrenstift Riechenberg, nordwestlich von Goslar. Vgl. Streich, Klöster (1986), 115. — 4) Benediktinerabtei Corvey (Landkreis Höxter, Nordrhein-Westfalen). Vgl. Sagebiel, Corvey (1992). — 5) Zisterzienserkloster Walkenried (Landkreis Osterode/Harz, Niedersachsen). Vgl. Streich, Klöster (1986), 126 f. — 6) Augustiner-Chorfrauenstift St. Maria in Heiningen (Landkreis Wolfenbüttel, Niedersachsen). Vgl. Streich, Klöster (1986), 72. — 7) Benediktinerinnenkloster Stötterlingenburg (Sachsen-Anhalt). Vgl. Schmitt, Kirche (2007). — 8) Benediktinerinnen-/Zisterzienserinnenkloster St. Marien in Wöltingerode, heute Ortsteil von Vienenburg (Landkreis Goslar, Niedersachsen). Vgl. Streich, Klöster (1986), 131 f. — 9) Benediktinerabtei Ilsenburg (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt). Vgl. Pötschke, Kloster (2004). — 10) Benediktinerinnenkloster in Drübeck (Landkreis Harz, Sachsen-Anhalt). Vgl. noch immer Jacobs, Kloster (1877), sowie neuerdings Pötschke, Geschichte (2008). — 11) Benediktinerinnen-/Zisterzienserinnenkloster Neuwerk in Goslar. Vgl. Römer-Johannsen, Goslar, Neuwerk (1984); Streich, Klöster (1986), 66. — 12) Benediktinerkloster St.

272

Editionen Matthias in Zellerfeld, heute Ortsteil von Clausthal-Zellerfeld (Landkreis Goslar, Niedersachsen). Vgl. Streich, Klöster (1986), 133. — 13) Ulrich der Reiche ist belegt von 1174/81 bis 1191. Vgl. UB Goslar, Nrn. 287, 296 u. 333. Siehe auch Urbar § 63.

Die Festtagsservitien der Villikationen § 181

a

De dominicalibus nostris danda sunt nobis infra coronam anni 24 servitia de carne porcina, 12 de carne ovinaa. {pag. 39} a) De ... ovina ist von Hand A mit roter Tinte eingetragen.

§ 182

Ina Circumcisione1 dandum est servitium de Aldendorfb 2. a) Auf dieser Seite hat der Schreiber, um Platz zu sparen, den Text auf zwei Kolumnen verteilt. In steht am Beginn der linken Kolumne. — b) Hs. H hatte: Aldendorp. 1) 1. Januar. — 2) †Oldendorf, südöstlich von Einbeck, Stadt im Landkreis Northeim (Niedersachsen). Vgl. Kühlhorn, Wüstungen (1995), Bd. 3, 31-51, Nr. 272. Dieses Servitium wird nicht erwähnt im Urbar § 149.

§ 183

In Epiphania1 de Herlincherotha 2. a) Hs. H hatte: Herlingerot. 1) 6. Januar. — 2) Harlingerode, Ortsteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 134-139.

§ 184

In die sancti Herardi1 redimendum est gravis monete solidis 10 de Atteslevena 2. a) Hs. H hatte: Attesleve. 1) 8. Januar. — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Dieses Servitium wird nicht erwähnt im Urbar § 164.

§ 185

In festo sancti Valerii1 de Aldendorfa 2 dandum est servitium. a) Hs. H hatte: Aldendorp. 1) 29. Januar. — 2) †Oldendorf, südöstlich von Einbeck, Stadt im Landkreis Northeim (Niedersachsen). Vgl. Kühlhorn, Wüstungen (1995), Bd. 3, 31-51, Nr. 272. Dieses Servitium wird nicht erwähnt im Urbar § 149.

§ 186

In Purificatione1 de Reinstede2. 1) 2. Februar. — 2) Reinstedt, Ortsteil der Stadt Falkenstein/Harz im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 132.

Das Urbar von ca. 1191/94

§ 187

273

In Depositione Carnium1 de Gerslevena 2. a) Hs. H hatte: Gersleve. 1) Fastenanfang. — 2) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Urbar § 127.

§ 188

In die sancti Mathie1 de Gerstede2. 1) 24. Februar. — 2) Jerstedt, Ortsteil von Goslar. Vgl. Urbar §§ 140144.

§ 189

a

In Cena Domini1 6 solidi pro servitio sunt dandi de molendino quodama. a) In ... quodam ist von Hand E expungiert; in Hs. H stand stattdessen: In bona 5. feria danda est unicuique dominorum placenta et 2 Goslarienses denarii ad mandatum. 1) Gründonnerstag.

§ 190

a

In Annuntiatione1 similiter 6 solidi pro servitio de eodem molendinoa. a) In ... molendino ist von Hand E expungiert; fehlte in H. 1) 25. März.

§ 191

ab

De molendinob cin die Palmarumc 1 ddanda est dimidiad emarcae.a a) Hs. H hatte: In die Palmarum danda est dimidia marca de molendino in wivario. Siehe auch Urbar § 33. — b) De molendino ist von Hand E nachgetragen. — c) in ... Palmarum ist von Hand A mittig eingetragen. — d) danda ... dimidia ist von Hand E nachgetragen. — e) marca ist von Hand E am Ende der vorangehenden Zeile nachgetragen. 1) Palmsonntag.

§ 192

a

In Sabbato Pasche1 sex [solidi pro servitio] de eodem molendinoa. a) In ... molendino ist von Hand E expungiert; fehlte auch in H. 1) Karsamstag.

§ 193

In die sancti Venantii1 10 solidi gravis monete pro servitio2. 1) 1. April. — 2) Nach Urbar § 127 war dieses Servitium von der Villikation Giersleben zu leisten.

§ 194

In Pascha1 servitium de Ekglena 2 est dandum primum, secundum de Gersleve3, tertiumb de Hengesdorfc 4, quartum de Hatberd 5. e fAd carnem benedictam dominis nostris ministrandam danda est perna bona et duo agni boni et 8 scapule bonef, get hec omnia dabit vicedominusg.e a) Hs. H hatte: Eglen. — b) Das r ist von Hand A interlinear nachgetra-

274

Editionen gen. — c) Hs. H hatte: Heingedorp. — d) Hs. H hatte: Hatheber. — e) In Hs. H lautete der Passus abweichend: In die pasce ministranda est perna bona et 2 agni boni et 8 scapule bone et hec dare debet vicedominus. — f) Ad ... bone ist von Hand A am linken Rand nachgetragen. — g) et ... vicedominus ist von Hand E am linken Rand nachgetragen. 1) Ostern. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113. — 3) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 127. — 4) Vermutlich Pfersdorf, Ortsteil der Gemeinde Quenstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar §§ 158 f. — 5) Hedeper, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar § 157.

§ 195

In festo Philippi et Jacobi1 de Attesleven2. 1) 1. Mai. — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 164.

§ 196

In Ascensione1 de Reinstidea 2. a) Hs. H hatte: Reinstede. 1) Himmelfahrt. — 2) Reinstedt, Ortsteil der Stadt Falkenstein/Harz im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 132.

§ 197

In die sancti Servatii1 de Reinstidea 2. a) Hs. H hatte: Reinstede. 1) 13. Mai. — 2) Reinstedt, Ortsteil der Stadt Falkenstein/Harz im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 132.

§ 198

In die sancti Cyrilli1 10 solidi gravis monete pro servicio2. 1) 19. Mai. — 2) Nach Urbar § 127 war dieses Servitium von der Villikation Giersleben zu leisten.

§ 199

In Pentecosten1 dandum est primum servicium de Ekgelena 2, secundum de Gersleven3, tercium de Hengesthorfb 4, quartum de Scemmenstede5. a) Hs. H hatte: Egklen. — b) Hs. H hatte: Heingestorp. 1) Pfingsten. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113. — 3) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Urbar § 127. — 4) Vermutlich Pfersdorf, Ortsteil der Gemeinde Quenstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar §§ 158 f. — 5) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 150-154.

§ 200

In festo sancti Johannis Baptiste1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen.

Das Urbar von ca. 1191/94

275

1) 24. Juni. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 201

In die Petri et Pauli1 de Gersleven2. 1) 29. Juni. — 2) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Urbar § 127.

§ 202

In Dedicatione1 nostra de Scemmenstede2. 1) 2. Juli. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 150-154.

§ 203

Ina die sancte Marie Magdalene1 10 solidi gravis monete de novali2 in Hethdeslevenb 3. a) In steht am Beginn der rechten Kolumne. Vgl. Urbar § 182 Anm. a. — b) Hs. H hatte: Hethesleve. 1) 22. Juli. — 2) Vgl. UB Goslar 1, Nr. 251. Das Servitium wurde demnach nicht von den 14 ½ Hufen in Hedersleben/Selke bestritten, die zur Meierei Adersleben gehörten (vgl. Urbar § 162), sondern von der einen Hederslebener Hufe, die das Kapitel wohl bald nach 1163 mit Propst Adelog gegen Präbendalgüter in Göttingerode getauscht hatte (vgl. Urbar § 34). — 3) Hedersleben/Selke, Gemeinde im Landkreis Harz (SachsenAnhalt).

§ 204

In die sancti Jacobi1 a10 solidi pro servicioa. a) Hs. H hatte: dandi sunt 12 solidi de casa juxta Richenberc, item danda marca argenti de molendino in Balbri. Vgl. zu letzterem auch Urbar § 19. 1) 25. Juli.

§ 205

In die sancti Rustici1 10 solidi pro servicio2. 1) 27. Juli. — 2) Nach Urbar § 127 war dieses Servitium von der Villikation Giersleben zu leisten.

§ 206

In Inventione sancti Stephani1 16 solidi pro servicio. 1) 3. August.

§ 207

In festo sancti Laurentii1 de Scemmenstede2. 1) 10. August. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Dem widerspricht die Angabe im Urbar § 127.

§ 208

In Assumptionea 1 de Gersleven2. a) In Hs. H folgte: sancte Marie. 1) 15. August. — 2) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-

276

Editionen Anhalt). Dieses Servitium wird nicht erwähnt im Urbar § 127, es wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf den Tag des hl. Laurentius vorverlegt. Vgl. Urbar § 207.

§ 209

In die sancti Bartholomei1 de Herlincherotha 2. a) Hs. H hatte: Herlingerot. 1) 24. August. — 2) Harlingerode, Ortsteil von Bad Harzburg im Landkreis Goslar (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 134-139.

§ 210

In Nativitate sancte Marie1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 8. September. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 211

In die sancti Mathei1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 21. September. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 212

In die sancti Michahelis1 de Ekgelena 2 dandum est servicium. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 29. September. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 213

In festo apostolorum Symonis et Jude1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 28. Oktober. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 214

In festo Omnium Sanctorum1 de Gerslevena 2. a) Hs. H hatte: Gersleve. 1) 1. November. — 2) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Urbar § 127.

§ 215

In die sancti Martini1 de Atteslevena 2.b a) Hs. H hatte: Attesleve. — b) Hier folgte in H: In die sancte Katharine [25. November] 3 fertones de Balbri. Vgl. Urbar §§ 19 u. 103. 1) 11. November. — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 164.

Das Urbar von ca. 1191/94

§ 216

In festo sancti Andree1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 30. November. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113.

§ 217

In die sancti Nicolai1 de Scemmenstede2. 1) 6. Dezember. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 150-154.

§ 218

In die sancti Eucharii1 10 asolidi gravis monetea pro servicio. a) Hs. H hatte: solidos villicus de Gerleve dabit. Vgl. Urbar § 117. 1) 8. Dezember.

§ 219

In festo sancti Thome1 de Atteslevena 2. a) Hs. H hatte: Attesleve. 1) 21. Dezember. — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 164.

§ 220

In Nativitate Domini1 de Ekgelena 2. a) Hs. H hatte: Eglen. 1) 25. Dezember. — 2) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 113. Drei weitere Servitien werden erwähnt im Urbar §§ 127 u. 149, so dass an Weihnachten wohl wie an Ostern (siehe Urbar § 194) insgesamt vier Servitien geleistet wurden.

§ 221

In die sancti Stephani1 de Hengesdorfa 2. a) Hs. H hatte: Heingestorp. 1) 26. Dezember. — 2) Vermutlich Pfersdorf, Ortsteil der Gemeinde Quenstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar §§ 158 f.

§ 222

In die sancti Johannis1 de Scemmenstede2. 1) 27. Dezember. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Vgl. Urbar §§ 150-154.

§ 223

In die Innocentum1 de Gerslevena 2.b {pag. 40} a) Hs. H hatte: Gersleve. — b) Es folgen 7 Leerzeilen. 1) 28. Dezember. — 2) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Dieses Servitium wird nicht erwähnt im Urbar § 127.

277

278 § 224

Editionen

Ada servitia festiva, que inchoantur in die sancti Michahelis1, dandi sunt 3 porci fortes pingues in latitudine 3 digitorum, octo pulli magni aut 12 mediocres, octo casei magni aut 12 mediocres, octoginta ova, sexagenarium de porro, hemeto salis et 2 maldrate tritici et 3 denarii graves ad quodlibet servicium pro aceto et 6 denarii graves pro lignis et 12 denariib graves pro ollis, et hec de qualibet villicatione danda sunt in die, quo de ea servitur. Unicuique dominorum nostrorum scutella nova cum sale manus plene. Hec servicia durant usque in diem Pentecosten2.c In die Pentecosten dande sunt 5 oves cum predicta dsumma pinguesd pullorum, caseorum et ovorum et scutellarum.e a) Hs. H hatte: Ac. — b) Hs. G hat versehentlich bloß: dena. — c) Der Rest der Zeile sowie das erste Drittel der folgenden Zeile sind ausradiert — d) summa pingues ist möglicherweise von Hand A später nachgetragen worden, die Worte reichen jedenfalls ohne Not deutlich über den rechten Zeilenrand hinaus. — e) Es folgen zweieinhalb Leerzeilen. 1) 29. September. — 2) Pfingsten.

Brote, Geldstücke, Semmeln § 225

Secundum primam institucionem dabantur dominis nostris 2 tantum panes prebendales, unus albus, alter niger, sub hoc pondere: albus in pasta ponderabat aex institutionea 16 marcas, post bdebcoccionemc ponderabat 14 marcas; niger vero ante coccionem 18 marcas, post coccionem vero 16 ponderabat. Ex industria et discretione statutum est, ut de illis duobus panibus fiant 4, duo albi et duo nigri, sub hoc pondere: alborum paniumd uterque in pasta ponderabit 8 marcas, post coccionem vero 7; nigrorum vero uterque in pasta ponderabit 9 marcas, post coccionem vero 8. Simulae nostra in pasta ponderare debet 14 marcas, post coccionem vero 12 marcas ponderabit.f a) ex institutione ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. — b) de ist von Hand A mit dunklerer Tinte interlinear nachgetragen. — c) Nach Bode (UB Goslar 1, 337) stand in Hs. H in diesem Absatz statt post coccionem mehrfach post decogtionem. — d) Statt panium hatte Hand A zunächst wohl panis geschrieben und dieses dann später mit dunklerer Tinte in panum korrigiert. — e) Hs. H hatte: simila. — f) Es folgen anderthalb Leerzeilen.

§ 226

Per coronam anni dandi sunt ad prebendales nummos qualibet septimana 30 solidi gravis monete.

Das Urbar von ca. 1191/94

279

§ 227

Ad prebendalem panem nostrum ad 14 dies pertinent 26 maldrate siliginis, 31 aliquando 22 maldrate tritici.

§ 228

Dande sunt nobis infra coronam anni ad servicia de puro tritico centum et 48a simule et totidem phochencenb 1. a) Es folgt eine Lücke von etwa neun Buchstaben. — b) Hs. H hatte: vokencen. 1) Eine kleine Semmel. Vgl. UB Goslar 1, 671, s. v. phochencen.

Geldzinse aus Wallersleben § 229

De bonis in Valersleven1 et aliis villis danda sunt nobis in festo sanctorum apostolorum Symonis et Jude2 6 talenta gravis monete, in Adventu Domini3 6, in festo sancte Walburgis4 5. {pag. 41} 1) †Wallersleben, bei Erfurt (Thüringen). Vgl. Urbar § 16 — 2) 28. Oktober. — 3) Advent. — 4) 1. Mai.

Bier, Holz, Fische § 230

Pro cervisia cotidiana danda est nobis annona dura in hunc modum: Unicuique nostrum dande sunt 12 maldrate tritici aut 18 maldrate ordei aut 24 maldrate avene. De avena ab antiquo hec facta est ordinatio et servanda est, quod semper una maldrata premenda est ambabus manibus, reliqua non; et hec 24 maldrate equipollere debent 8 scepelonibus forensibus.

§ 231

Pro lignis dandi sunt 3 solidi gravis monete. Pro humulo triticum.

§ 232

Item danda est nobis cifalisa cervisia per quadragesimam. a) Hs. H hatte: ciphalis.

§ 233

Item danda sunt nobis in quadragesima ad pisces 6 talenta gravis monete.

280

Editionen

Die Güter in Wirschleben und Baalberge § 234

a

De Wischerippe1 vero habemus 20 mansosa.2 a) De ... mansos ist von Hand E mit dunklerer Tinte nachgetragen. 1) Kleinwirschleben, Ortsteil der Gemeinde Baalberge im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Das Dorf Kleinwirschleben hatte König Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertragen. Vgl. D Ko III. 228. Siehe auch Urbar §§ 23, 95 u. 104.

§ 235

a

In Balbri1 habemus 28 mansosb solventes 12 talenta gravis monetea.2 a) In ... monete ist von Hand E mit dunklerer Tinte nachgetragen. — b) Hs. G hat versehentlich: smansos. 1) Baalberge, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Vgl. Urbar § 103.

Das Sondervermögen des Dekanats § 236

Ad decaniam Goslariensem pertinent hii mansi: In Ekgelena 1 6, quorum quilibet solvit 8 solidos; in Hammendorfb 2 1 mansus solvens 14 solidos; in Hohendorfc 3 1 mansus et quedam jugera, unde solvuntur 12 solidi; in Etkerslevend 4 7 mansi, quorum quilibet solvit 8 solidos. Insuper prebenda et capella beati Thome5.e a) Hs. H hatte: Eglen. — b) Hs. H hatte: Hammendorp. — c) Hs. H hatte: Hoendorp. — d) Hs. H hatte: Hetkersleve. — e) Es folgen zwei Leerzeilen. 1) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) †Ammendorf, bei Gröningen im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 3) Vermutlich †Hohendorf, westlich von Schönebeck (Elbe), Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 106 Anm. 1. — 4) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 5) St. Thomas-Kapelle, einst in der nordöstlichen Ecke des Stiftsbezirks von St. Simon und Judas gelegen. Vgl. Griep, Pfalzbezirk (o. J.), 242, Abb. 1.

Die von der Propstei verwalteten Stiftungsgüter § 237

Ad preposituram Goslariensem [pertinent]: In Batchenstedea 1 8 mansi et una capella et unum molandinumb.2 In Dingelstede3 18 mansi et capella et vinea et molendinum. In Durkerothc 4 10 mansi et dimidius et 2 molendina. In Scurriz5 10 mansi et dimidius. Hec bona pertinent ad preposituram Goslariensem absque his, que ministeriales prepositi habent et alii

Das Urbar von ca. 1191/94

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ejus homines beneficiati ab eo.d a) Hs. H hatte: Badekenstete. — b) Hs. H hatte: molendinum. — c) Hs. H hatte: Durkerot. — d) Es folgen dreieinhalb Leerzeilen. 1) Baddeckenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 2) Diese Besitzungen hatte das Stift wohl 1109 für seine Güter in †Pinßdorf eingetauscht. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 155 (= UB Paulinzelle, Nr. 6). — 3) Dingelstedt am Huy, Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 4) †Duringerode, nordöstlich von Oker, Stadtteil von Goslar. Vgl. Wieries, Wüstungen (1909), 282 u. 287-291. — 5) Vielleicht verschrieben aus Scurtiz; in diesem Fall zu identifizieren mit Schkortitz, Ortsteil der Stadt Grimma im Landkreis Leipzig (Sachsen). Vgl. Eichler, Ortsnamen (1993), Bd. 3, 197.

Das Sondervermögen der Schule § 238

a

Ad scolam pertinent 9 mansi siti in Matheliza 1. a) Der ganze Satz ist stark verblasst und heute nur noch mit Mühe zu entziffern. Es folgt eine Leerzeile. 1) †Madlitz, südöstlich von Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 118.

Das Sondervermögen der Küsterei § 239

a

Ad custodiama pertinet census iste silvalis: De silva, que dicitur Laresfelt1, danda sunt annuatim 4 btalenta Goslariensis monete. Item de silvab, que dicitur silva Reinardi2, ccompetunt 10c solidi annuatim. Item dde silva Govvisd 3 10 solidi annuatim. Item de silva, eque dicitur Franchenscerve4, 10 solidi. Item de silva, que diciture Herescamp5, 2 talenta danda sunt annuatim. Et totus predictus census dandus est in die sancti Jacobi6. {pag. 42} a) Hs. H hatte: Ad beneficium custodis. — b) talenta ... silva ist heute nicht mehr zu lesen. Der Text hier und im Folgenden nach der Edition von Bode im UB Goslar 1, 332 (Nr. 301). — c) competunt 10 ist heute nicht mehr zu lesen. — d) de ... Govvis ist heute nicht mehr zu lesen. — e) que ... dicitur ist heute nicht mehr zu lesen. 1) Lasfelde, heute Ortsteil von Osterode am Harz (Niedersachsen). Vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen (2000), 97-99. — 2) Reinhardswald, wohl im Innerste-Tal, westlich von Wolfshagen im Harz (heute Ortsteil der Stadt Langelsheim im Landkreis Goslar, Niedersachen) zu lokalisieren.

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Editionen Vgl. Denker, Waldbesitz (1918), 65 f.; Grosse, Geschichte (1929), 119. — 3) Gowisch-Wald, gelegen im Umfeld der Stammburg der Herren von der Gowische, die sich in Wolfshagen im Harz (heute Ortsteil der Stadt Langelsheim im Landkreis Goslar, Niedersachen) befand. Vgl. Wilke, Reichsgebiet (1970), 174 f.; Immenroth, Ritter (2009), 19-23 u. 94-96. — 4) Frankenscherfe-Wald, wohl am linken Ufer der Innerste im Umfeld der Frankenscharrnhütte (westlich von Clausthal-Zellerfeld im Landkreis Goslar, Niedersachsen) zu suchen. Vgl. Denker, Waldbesitz (1918), 46 f. u. 65. — 5) Kamschlacken, Ortsteil von Osterode am Harz (Niedersachsen). Vgl. Ohainski/Udolph, Ortsnamen (2000), 89 f. — 6) 25. Juli.

Das Sondervermögen des Kämmerers § 240

Ad officium sive ad beneficium camerarii nostri pertinent: Qualibet septimana duo graves denarii et 22a siligines et integrum bracium et de serviciis festivis porciuncula in pane et in aliis; et tres mansi in Adesleve1, quorum unus pertinet ad usum suum solvens 8 solidos gravis monete, duo illorum pertinent ad lumen dormitorii2 ad ignem faciendum. Deputatus est ei: Census de silva Gowische3 solvens talentum, preterea 32 denarii de areis sitis juxta Frankeneberchb 4 et 16 solidi Goslariensis monete de molendino. Item unus mansus et una area solvens 7 solidos pertinent camerario, situsc in Gersleve5.d a) Die Maßeinheit fehlt. — b) Hs. H hatte: Frankenberch. — c) Hs. G hat versehentlich: situsus. — d) Es folgen zwei Leerzeilen. 1) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (SachsenAnhalt). — 2) Vgl. Urbar § 162. — 3) Gowisch-Wald. Vgl. Urbar § 239 Anm. 3. — 4) Kloster Frankenberg, Goslar. — 5) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

Holzlieferungen des Vizedominus und des Küsters § 241

Vicedominus noster ministrare debet dominis nostris quater in anno ignem in dormitorio de magnis et fortibus lignis: in nocte apostolorum Simonis et Jude1, in nocte Omnium Sanctorum2, in nocte Natalis Domini3, in nocte Circumcisionis Domini4. 1) 28. Oktober. — 2) 1. November. — 3) 25. Dezember. — 4) 1. Januar.

§ 242

Custos adebet darea ligna ad faciendum ignem ad benedicendum in vigiliab Paschec 1.

Das Urbar von ca. 1191/94

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a) Hs. H hatte: dare debet. — b) Hs. G hat versehentlich: vigli. — c) Pasche ist am Ende der vorangehenden Zeile eingetragen. Es folgt eine Leerzeile. 1) Osternacht.

Das Sondervermögen des Kornspeicherverwalters § 243

Ad beneficium custodis granarii nostri pertinent: 6 denarii prebendales qualibet septimana et obulus et 4 panes, 3 nigri et 1 albus, et integrum bracium et 4 mansi et dimidius siti in Gersleve1.a Item unus mansus in Chemenstede2 et 1 in Berclinge3 pertinentes ad custodiam granarii Goslarie4.b a) Der Rest der Zeile (etwa ein Drittel) ist unbeschrieben geblieben. — b) Es folgt eine Leerzeile. 1) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. auch Urbar § 117. — 2) Semmenstedt, Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 3) Berklingen, Ortsteil der Gemeinde Vahlberg im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). — 4) Vgl. Urbar § 156.

Das Sondervermögen des Kochs § 244

Ad beneficium coci nostri pertinenta: 1 denarius gravis monete qualibet septimana et 9b siligines et dimidium bracium et 1 mansus solvens 8 solidos situs in Colende1.c a) Hs. G hat versehentlich: pertinet. — b) Die Maßeinheit fehlt. — c) Es folgt eine Leerzeile. 1) †Köhlen, südlich von Amesdorf, Gemeinde im Salzlandkreis (SachsenAnhalt). Vgl. Hey/Schulze, Siedelungen (1905), 60, Nr. 25. Siehe auch Urbar § 120.

Das Sondervermögen des Bierbrauers § 245

Ad beneficium braxatoris nostri, que cottidianam faciebat cervisiam, pertinent: 2 denarii gravis monete qualibet septimana et duo panes qualibet die, 1 albus et 1 niger, et dimidium bracium et 2 solidi Goslariensis monete de integra villicatione et 1 solidus de dimidia villicatione, qui quondam deputati erant vigilibus nostris, qui vigilabant circa claustrum et

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Editionen

officinas nostras1; et 1 mansus solvens 8 solidos, situs in Atteslevea 2. {pag. 43} Et cum exspiravit consuetudo faciende cervisie cottidiane, translatum est istud beneficium in ecclesiasticam personam, que vocabatur Godescalcus et ordinatum est, ut deserviret in choro, et inde vocatum est stipendium Godescalci.b a) Attesleve hat Hand B nur mit Mühe in die Zeile gedrängt bekommen, die durch das eigentümliche Format der Seite am Ende immer flacher wird. Zu Beginn der folgenden Seite hat der Schreiber die Worte in Attesleve deshalb noch einmal wiederholt. Hs. H hatte: Atesleve. — b) Es folgen anderthalb Leerzeilen. 1) Vgl. auch Urbar § 118. — 2) Adersleben, Ortsteil der Stadt Wegeleben im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt).

Das Sondervermögen des Bäckers und der Bäckerei § 246

Ad beneficium pistoris pertinent qualibet septimana 2 graves denarii et 22a siligines et integrum bracium. Et ei pertinent omnes furfures siliginis unicuiqueb septimane, exceptis tribus maldratis, que pertinent ad vicedominatum, ad quem etiam pertinent furfuresc tritici per totum annum. In Ludescingerode1 habuimus 5 mansos pertinentes ad pistrinum nostrorum, qui tempore prepositi Eilberti2 dati sunt ecclesie nostre pro duobus mansis sitis in Gersleve3 in concambio4, et eosdem 5 mansos usurpavit sibi Fridericus de Herlingeroded 5 in beneficio a preposito Adelogo6. eItem in Etgersleven7 est 1 mansus pertinens ad officium pistorale solvens 8 solidos gravis monetee.f a) Die Maßeinheit fehlt. — b) Hs. H hatte: uniuscujusque. — c) Vor furfures stand in Hs. H noch: omnes. — d) Hs. H hatte: Herlingerot. — e) Item ... monete fehlte in H. — f) Es folgen anderthalb Leerzeilen. 1) Lüttgenrode, Gemeinde im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Zu Eilbert vgl. Urbar § 112 Anm. 3. — 3) Giersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. auch Urbar § 112. — 4) Eine Urkunde hierüber hat sich nicht erhalten. — 5) Friedrich von Harlingerode. Zu diesem siehe Urbar § 112, Anm. 6. — 6) Zu Adelog vgl. Urbar § 20 Anm. 3. — 7) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

Die Villikation Egeln § 247

In Eglen1 sunt 20 mansi et dimidius litonum, quorum quilibet solvit 5 maldratas tritici et 5 solidos, preter 1 [mansus], qui solvit 6 maldratas

Das Urbar von ca. 1191/94

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tritici et 6 solidos. Preterea sunt ibi 26 jugera et dimidium, que dicuntur overlant, que solvunt 4 maldratas et dimidiam et 4 solidos et dimidium. Ibidem sunt 3 jugera, que tenet Gerhardus, ad supplementum unius mansi, quem tenet, et sunt ibi 6 jugera dimidio minus, que uno anno solvunt 44 denarios, alio anno 22 denarios, tercio anno nihil; et prememoratum frumentum Goslarie presentabitur a litonibus. Ibidem sunt 13 aree 1 molendino attinensa solventes 12 solidos, et quelibet 1 solidum. Ibidem est molendinum solvens 40 maldratas, 32 siligines, 8 tritici, et 2 porcos, inpinguabuntur ut melius possunt, quos de allodio recipiet. Preterea molendinarius dabit servicium vel porcum valentem 3 solidos. Item hovemeger tenet dimidium mansum, pro quo nunc dat solidum pro eo servicio. Ibidem est allodium, quod habet 5 mansos, et sunt 50 prata, de quibus habentur 20 plaustrate feni, et quedam saligna. a) Nach attinens folgt eine Rasur von etwa drei Buchstaben. Hand B war hier wohl irrtümlich gleich mit 12 fortgefahren. 1) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 248

Item in Otmersleve1 sunt 4 mansi solventes 31 solidos monete Berneburgensisa. a) Hs. G hat: Beburgensis. 1) Ochtmersleben, Gemeinde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt).

§ 249

Item in Ammendorp1 sunt quedam novalia, que solvunt 19 solidos, quorum 2 dantur custodi nemoris in Hakele2. 1) †Ammendorf, bei Gröningen im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 2) Vielleicht Hakeborn, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 250

Summa frumenti in Eglen1 tantum de litonibus est 100 et 8 maldrate tritici. Summa de Otmersleve2 et de Amendorp3: 2 talenta et 8 solidi. Summa denariorum in Eglen1 6 talenta et 22 denarii. {pag. 44} 1) Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) Ochtmersleben, Gemeinde im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 3) †Ammendorf, bei Gröningen im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt).

§ 251

In Hondorpe1 sunt 5 mansi quadrante minus, quorum 3 [mansi] solvunt 23 solidos, 1 [mansus solvit] 9 solidos, quadrans 30 denarios, dimidius mansus, quem tenet senior, solvit 7 solidos, 5 pro equo, 2 pro convivio. Ibidem sunt 6 mansi slavici, quorum quilibet solvit: 2 solidos ad herscult 15 diebus post «Quasi modo geniti»2; quindecim diebus ante Natale Domini3 4 solidos ad censum, 12 denarios pro minando servicioa [Goslariam], pro lino et semine lini 12 denarios, quia 6 pro uno et 6 pro alio, 4

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Editionen

parvas maldratas siligines et 4 avene, 24 pullos, 1 sexagenam de ovis, pro palea 2 solidos, de quibusdamb areis 6 denarios. Summa hujus: 5 talenta et 3 solidi. Summa pullorum: 2 sexagene et 24 pulli. Summa ovorum: 6 sexagene tantum, et his temporibus dabunturc. Item slavi de Hondorpe1 dabunt pro eradicando tribulo, pro metendod, pro arando, pro feno metendo, pro cumulando feno, pro his omnibus 12 solidos in festo Mauricii4 pro redemtione omnium istorum. Item senior de Hondorpe1 dabit ante Natale5 pro quodam manso, qui dicitur Diedene6, 8 solidos. a) Nach servicio hat Hand B pro servicio metando 2 denarios geschrieben, dieses aber später wieder gestrichen. — b) Nach quibusdam hat Hand B versehentlich noch einmal da geschrieben, dieses aber sogleich wieder gestrichen. — c) dabuntur ist am Ende der folgenden Zeile von Hand B nachgetragen und eingekreist worden. — d) Nach metendo folgt eine Lücke von etwa zwölf Buchstaben, die zum Teil durch das Verb des vorangehenden Satzes aufgefüllt ist. Vgl. die vorangehende Anm. 1) Vermutlich †Hohendorf, westlich von Schönebeck (Elbe), Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). Vgl. Urbar § 106 Anm. 1. — 2) Erster Sonntag nach Ostern. — 3) 10. Dezember. — 4) 22. September. — 5) 25. Dezember. — 6) Von altslawisch *dĕd-ina (= Erbe). Vgl. Strzelczyk, Rejestr (1976), 225.

§ 252

In Edekersleve1 sunt 35 mansi et 2 jugera, quorum quilibet solvit 5 maldratas tritici et 5 solidos, et 2 jugera solvunt 1 maldratam et 1 solidum. Summa denariorum: 9 talenta 4 solidis minus. Summa frumenti: 176 maldrate. Ibidem est 1 mansus solvens 6 solidos annuatim et 2 jugera solventia 2 solidos, preterea 6 jugera, que annuatim solvunt 2 solidos. Ibidem sunt: 21 aree, quarum 6 solvunt 3 solidos, quarum quelibet solvit 6 denarios; 11 aree solvunt 3 solidos et 8 denarios, quarum quelibet [solvit] 4 denarios; quatuor aree solvunt 12 denarios, quarum quelibet solvit 3 denarios. Item in Thuiflinge2 sunt quidam agri, qui solvunt 5 denarios. Summa denariorum: 18 solidi et 1 denarius. Item in Edekersleve1 est allodium constans ex 8 mansis et prata quedam et saligna. Ibidem est molendinum solvens 40 maldratas, 30 siliginesa, 10 tritici, et 3 porcos inpinguabit, prout melius possunt, quos de allodio recipiet. a) Hs. G hat bloß: sili. 1) Etgersleben, Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) †Zwieflingen, bei Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt).

§ 253

In Starendorpe1 sunt 7 mansi, quorum quilibet solvit 3 solidos ad censum 15 diebus ante Natale Domini2, 1 solidum ad herscult 15 diebus ante Rogationes3. Item de universitate mansorum dant: 10 et 8 denarios pro minando servicioa Goslariam, pro pastura duarum vaccarum 1 solidum

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Das Urbar von ca. 1191/94

annuatim, si preposito placet. Ibidem sunt 2 jugera et dimidium, pro quibus annuatim solvunt in Nativitate Domini4 10b denarios, pro 14 pullis et 14 panibus et 12 cantaris cervisie, 30 denarios in Nativitate Domini4, et hec in opcione recipientis. Item pro quibusdam serviciis, que tenentur curie, 6 solidos in festo sancti Johannis Baptiste5. Hec sunt servicia: aratura annona, locanda in horrea et pro metendo. Summa hujus: 2 talenta.c a) vi ist von Hand B interlinear nachgetragen. — b) Nach 10 hat Hand B zunächst solidos geschrieben, den Irrtum aber sogleich bemerkt und das falsche Wort gestrichen. — c) Am Fuße von pag. 43 und pag. 44 stehen von Hand G folgende Summen: Sunt 200 mansi, 1 jugera, 13 areae, 3 molendina. Sunt 26 denarii et 6 solidi. Frumenti 300 maldra tritici minus 17. 1) †Starendorf, bei Egeln, Stadt im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt). — 2) 10. Dezember. — 3) Die drei Bitttage vor Himmelfahrt. — 4) 25. Dezember. — 5) 24. Juni.

XI.3 Index ~~~ Personen ~~~ Adelheid § 83 Adelog von Reinstedt, Propst von St. Simon und Judas, später Bischof von Hildesheim §§ 20, 77 Anm. 1, 122 Anm. 3, 203 Anm. 2, 246 Anno, Vogt in Goslar (?) § 46 Altmann § 75 Altmann, Bischof von Passau § 75 Anm. 1 Arnold, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 54 Arnold von Warberg, Domdekan in Hildesheim § 138 Anm. b Azela §§ 86 Anm. 3, 87 Benno, Bischof von Meißen § 25 Benno II., Bischof von Osnabrück § 25 Bernhard, Dekan von St. Simon und Judas § 64 Berthold, Domkanoniker in Hildesheim § 85 Bodo, Propst in Riechenberg § 138 Anm. b Bovo § 69 Bruning, Dekan von St. Simon und Judas § 76 Anm. 1 Bruno, Bischof von Hildesheim §§ 50 Anm. 2, 61 Anm. 1

Burchard (I.) von Wöltingerode, Graf § 135 Anm. 1 Clemens Leder § 50 Anm. 2 Dietmar von Harlingerode § 135 Dietrich § 58 Dietrich § 44 Dietrich Kind § 28 Dietrich von Reinstedt § 122 Eicho § 66 Eilbert, Propst von St. Simon und Judas §§ 30 Anm. 2, 112, 115 Anm. 3, 246 Erpho, Bischof von Münster § 29 Ferdinand Wasmodt, Profess in Grauhof § 50 Anm. 2 Friedrich I., Kaiser §§ 2, 17, 19, 86 Anm. 3, 87 Anm. 3, 166 Anm. 3, 169 Friedrich von Harlingerode §§ 112, 135, 136, 137, 246 Gerhard, Propst von Riechenberg §§ 30 Anm. 2, 115 Anm. 3 Gertrud von Süpplingenburg § 48 Giselbert § 60 Gunther § 91 Haolf § 41 Hartward § 89

288

Editionen

Heinrich, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 92 Heinrich III., Kaiser §§ 16 Anm. 1, 179 Heinrich IV., König §§ 86, 87 Anm. 1, 166, 167 Heinrich der Löwe, Herzog §§ 62 Anm. 1, 83 Anm. 1 Hermann § 26 Hermann § 73 Hermann, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 26 Hermann von Reichenau § 86 Anm. 1 Hermes § 31 Herzo § 89 Hoburg § 79 Hugo, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 49 Imme § 60 Johannes I., Bischof von Speyer § 87 Anm. 1 Johannes Schmidt, Profess in Grauhof § 50 Anm. 2 Judith § 50 Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog § 50 Anm. 2 Konrad § 68 Konrad III., König §§ 104 Anm. 2, 234 Anm. 2 Kuno § 71 Lemode § 1 Leo IX., Papst § 179 Lothar III., Kaiser § 115 Anm. 3 Lucia § 26 Ludolf (I.) von Wöltingerode §§ 30 Anm. 2, 115 Anm. 3 Markolf § 77 Marquard, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 44

Maszo, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 24 Otto das Kind, Herzog § 166 Anm. 3 Ovo, Kanoniker von St. Simon und Judas § 42 Petrus § 72 Petrus, Kanoniker von St. Simon und Judas § 78 Pilgrim, Dekan von St. Simon und Judas § 76 Reinburg § 88 Reinold § 45 Richencin § 26 Richinza § 57 Rudolf § 53 Rudolf der Eiserne § 60 Rudolf (I.) von der Kapelle §§ 65 Anm. 1, 73 Anm. 1 Tankmar § 62 Tethard § 61 Thietmar, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 70 Thietmar, Scholaster von St. Simon und Judas §§ 1, 2 Tiedolf § 83 Ulrich § 50 Ulrich der Reiche §§ 63, 180 Verdecho § 65 Viktor II., Papst §§ 16 Anm. 1, 87 Anm. 2 Volbert, Kanoniker von St. Georg (?) § 67 Wermar § 43 Wichmann § 47 Widekin § 52 Wigburgis § 74 Willa § 56 Willemann, Kanoniker von St. Simon und Judas (?) § 24 Woccolin § 51 Wolfram § 1

~~~ Orte ~~~ Adersleben §§ 34, 160 Anm. a, 161, 184, 195, 203 Anm. 2, 215, 219, 240, 245 †Ammendorf §§ 236, 249, 250 Astfeld § 143 Baalberge §§ 19, 103, 204 Anm. a, 215 Anm. b, 235 Baddeckenstedt §§ 42, 237

Barnstorf §§ 166, 167 Berklingen §§ 48, 152, 155, 156, 243 Berßel § 52 †Betsingerode § 20 Bettingerode § 1 Beuchte § 28 Bielen § 170

Das Urbar von ca. 1191/94 Biewende § 153 Borne § 81 †Botingeroth §§ 30 Anm. 2, 115 Anm. 3 †Brunsdorf § 98 Bündheim § 136 Bullenstedt § 10 †Clapparot § 19 †Cozide § 119 Dedeleben § 103 Dieren § 169 Dingelstedt am Huy §§ 36, 87, 237 Dörnten §§ 27, 38, 40 †Dörntenhausen § 39 †Duringerode §§ 14, 86, 237 Egeln §§ 35, 105, 194, 199, 200, 210, 211, 212, 213, 216, 220, 236, 247, 250 †Ellershausen § 100 Etgersleben §§ 107, 108, 111, 236, 246, 252 Frankenscherfe-Wald § 239 Gielsdorf § 176 Giersleben §§ 9, 112, 116 Anm. a, 117, 122, 123, 177, 187, 193 Anm. 2, 194, 198 Anm. 2, 199, 201, 205 Anm. 2, 208, 214, 218 Anm. a, 223, 240, 243, 246 Gitter § 126 Göttingerode § 34 Goslar §§ 26, 179 — Gemeindehof § 32 — Georgenberg § 21 — Herrenstraße im Bergdorf § 20 — Herzberg § 30 — Rammelsberg §§ 88, 89 — Römerstraße § 179 — St. Ägidien-Kapelle § 31 — St. Johannes, Pfarrkirche im Bergdorf § 82 — Weiher des Königs §§ 33, 191 Anm. a Gowisch-Wald § 239 Grauingen § 99 Gröna § 7 †Gundersleben § 92 Hackpfüffel § 97 Hahndorf §§ 30 Anm. 2, 41, 115 Anm. 3 Hakeborn § 249 Harlingerode §§ 15, 134 Anm. a, 135, 183, 209 Harsleben § 163 Hedeper §§ 157, 194 Hedersleben/Selke §§ 34, 162, 203

289 †Hetlede § 25 †Hoh(e)ndorf §§ 106, 236, 251 Hoym § 131 Jerstedt §§ 21, 53, 80, 140 Anm. a, 141, 188 Kamschlacken § 239 Keula § 18 Klein-Mahner § 72 Kleinwirschleben §§ 23, 104, 234 †Köhlen §§ 120, 244 Langeln § 29 Langelsheim § 142 Lasfelde § 239 Lebenstedt §§ 5, 115 Lengde § 1 Lewe §§ 26, 37 Lichtenberg § 115 Lochtum § 1 Lüttgenrode §§ 112, 246 †Madlitz §§ 118, 238 Mengede § 174 Negenborn § 148 †Niendorf § 11 Ochtmersleben §§ 108, 248, 250 †Oldendorf §§ 145, 182, 185 Osmarsleben § 6 Pfersdorf §§ 158 Anm. a, 159, 194, 199, 221 †Pinßdorf § 237 Anm. 2 Reinhardswald § 239 Reinstedt §§ 128 Anm. a, 129, 186, 196, 197 Riechenberg § 204 Anm. a †Sabrau § 8 Schkortitz § 237 Schlewecke § 138 Sellenstedt § 4 Semmenstedt §§ 44, 151, 155, 156, 199, 202, 207, 217, 222, 243 Sickte § 13 Sollnitz § 167 †Starendorf §§ 110, 253 †Steinitz § 102 †Stöckheim § 1 Strummendorf § 117 †Sudburg §§ 90, 91 Sülbeck § 146 †Sutere § 138 †Uechenrot § 17 Urbach § 171 Vallendar § 175

290

Editionen Westerode § 154 †Wideringerode § 26 Windehausen § 172 †Witinchen § 62 Zechelitz § 101 †Zemplitz § 121 †Zwieflingen §§ 109, 252

Volksen § 147 †Wadendorf § 96 †Wallersleben §§ 16, 229 Weferlingen § 95 Wehre § 27 †Wenderode § 137 Wesseln § 12 Westdorf § 130

~~~ Sachen ~~~ acetum § 224 agni § 194 agri §§ 170, 252 allodium §§ 247, 252 anniversarius §§ 1, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 44, 50, 60, 61, 83, 87, 88 annona §§ 5, 141, 151, 159, 170, 172, 253 — dura §§ 2, 230 area, aree §§ 9, 10, 20, 26, 27, 31, 35, 38, 40, 41, 45, 92, 105, 107, 111, 115, 117, 118, 119, 129, 130, 131, 135, 136, 137, 138, 139, 141, 142, 143, 154, 159, 161, 163, 179, 180, 240, 247, 252 — molendini § 16, 26, 32 avena §§ 2, 106, 133, 151, 230, 251 beneficium §§ 112, 135, 136, 137, 237, 240, 243, 244, 245, 246 bracium §§ 2, 151, 161, 162, 240, 243, 244, 245, 246 burwart § 167 camera, camere §§ 3, 59 campus curie § 117 cantari § 253 capella §§ 27, 237 — beati Thome § 236 caro — benedicta § 194 — ovina §§ 113, 181 — porcina §§ 113, 181 carpentarii § 179 casa §§ 26, 204 Anm. a casei § 224 castrum § 115 censuales curie § 105 census §§ 113, 132, 149, 164, 179, 180, 239, 240, 251, 253

cervisia §§ 113, 127, 253 — cifalis § 232 — cotidiana §§ 230, 245 cardui § 118 chorus § 245 claustrum § 245 convivium § 251 curia §§ 106, 109, 115, 117, 118, 161, 253 curtes § 179 custodi nemoris § 249 denarius, denariii §§ 105, 109, 111, 116, 117, 118, 151, 172, 240, 247, 250, 251, 252, 253 — Goslariensis § 189 Anm. a — gravis monete §§ 224, 240, 244, 245, 246 — prebendales § 243 Dignitäre des Stiftskapitels — custos, custodiam §§ 239, 242 — decania § 236 — prepositus, prepositura §§ 86, 87, 135, 178 Anm. a, 237, 253 — scolam § 238 — vicedominus §§ 133, 164, 194, 241, 246 dominicale §§ 27, 105, 107, 117, 118, 129, 135, 141, 151, 159, 161, 170, 172, 181 domus §§ 3, 26, 54, 57, 61, 68, 79 — curie § 118 dormitorium § 241 equus, equi §§ 159, 251 fabrica, fabrice §§ 3, 53, 73 — argentaria § 85 familia curie § 131 fenum §§ 247, 251 ferto, fertones §§ 31, 43, 46, 51, 54, 56, 58, 115, 215 Anm. b

Das Urbar von ca. 1191/94 fimum § 118 fovea §§ 88, 89 Frondienste — arare §§ 117, 118, 129, 159, 161, 251, 253 — affere curie §§ 117, 118, 159 — cumulare fenum § 251 — emundare agros § 118 — eradicare tribulum § 251 — ferre ad vineam § 118 — ferre (sive minare) Goslariam §§ 117, 118, 151, 159, 161, 247, 251, 253 — locare in horrea § 253 — inducere § 161 — metere §§ 117, 118, 129, 161, 251, 253 — pascere vaccas § 253 — secare § 159 frumentum §§ 247, 250, 252 furfures § 246 granarium — dominicalis § 117 — dominorum §§ 105, 117, 151 hemeto, hemetones §§ 126, 224 — forenses § 33 herscult §§ 251, 253 horreum, horrea §§ 118, 253 (h)ortus, (h)orti §§ 3, 17, 21, 31, 47, 49, 50, 53, 60, 71, 82 humuli §§ 125, 231 ignis §§ 240, 241, 242 indago §§ 27, 117, 122 jugera §§ 35, 52, 92, 105, 107, 108, 115, 117, 118, 126, 137, 142, 159, 161, 236, 247, 252, 253 jus villicale §§ 108, 119 Kirchenfeste — Adventu §§ 173, 229 — Andree §§ 26 (vigilia), 113, 216 — Annuntiatione § 190 — Ascensione Domini §§ 132, 196 — Assumptione § 208 — Bartholomei §§ 55, 209 — Capite Jejunii § 127 — Cena Domini §§ 189, 194 Anm. d — Circumcisione §§ 182, 241 — Cirilli §§ 84, 127, 198 — Conversione sancti Pauli § 21 — Dedicatione §§ 94, 202 — Depositione Carnis §§ 17, 187

291 — Dionisii § 34 — Epiphania § 183 — Exaltatione sancte Crucis § 26 — Egidii § 115 — Eucharii § 218 — Fabiani § 32 — Gregorii § 1 — Herardi § 184 — Innocentum § 223 — Inventione sancti Stephani § 206 — Jacobi §§ 204, 239 — Johannis Baptiste §§ 113, 200, 253 — Johannis Evangeliste § 222 — Katharine § 215 Anm. b — Laurentii §§ 127, 207 — Marie Magdalene § 203 — Martini §§ 59, 164, 215 — Mathei §§ 113, 211 — Mathie § 189 — Mauricii § 251 — Michahelis §§ 93, 113, 115, 173, 212, 224 — Nativitate sancte Marie §§ 113, 210 — Nativitate Domini §§ 17, 113, 127, 149, 220, 241, 251, 253 — Nicolai § 217 — Omnium Sanctorum §§ 127, 214, 241 — Palmarum §§ 33, 191 — Pascha §§ 33, 63, 113, 115, 127, 192 (sabbatum), 194, 242 (vigilia) — Pentecosten §§ 26 (sexta feria ante), 33, 113, 127, 199, 224 — Petri (et Pauli) §§ 127, 201 — Philippi et Jacobi §§ 164 Anm. a, 195 — Purificatione §§ 132, 186 — «Quasi modo geniti» § 251 — Rogationes § 253 — Rustici §§ 55, 127, 205 — Servatii §§ 132, 197 — Stephani § 221 — Simonis et Jude §§ 4, 61 (vigilia), 113, 213, 229, 241 — Thome §§ 26 (vigilia), 164, 219 — Valerii § 185 — Venantii §§ 127, 193 — Viti § 30 — Walburgis §§ 164, 173, 229

292 Kommunitäten, geistliche — Corvey § 180 — Goslar, Frankenberg § 240 — Goslar, Neuwerk § 180 — Goslar, St. Georg §§ 50 Anm. 2, 180 — Goslar, St. Peter § 180 — Ilsenburg § 180 — Königslutter § 166 Anm. 3 — Pöhlde § 19 — Riechenberg §§ 78 Anm. 1, 180 — Stötterlingenburg § 180 — Volkenroda § 17 — Walkenried § 180 — Wöltingerode § 180 — Zellerfeld § 180 libre §§ 127, 132, 149, 164 lignum, ligna §§ 117, 118, 159, 224, 231, 241, 242 linum §§ 106, 251 litones §§ 2, 135, 159, 250 lot § 47 lumen dormitorii §§ 26, 162, 240 macellum, macella §§ 3, 24, 43, 46, 51, 56, 58, 63, 64, 66, 69, 70, 75, 78, 83, 84 maldratas §§ 105, 106, 107, 117, 118, 123, 124, 125, 126, 129, 133, 144, 151, 159, 165, 224, 227, 230, 246, 247, 250, 252 — parvas § 251 mansus, mansi §§ 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 23, 25, 26, 27, 28, 29, 34, 35, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 44, 48, 52, 62, 72, 80, 81, 87, 89, 92, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 110, 111, 112, 114, 115, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 128, 129, 134, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 145, 146, 147, 148, 150, 151, 155, 156, 157, 158, 159, 160, 161, 162, 163, 164, 166, 168, 170, 171, 172, 234, 235, 236, 237, 238, 240, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 251, 252, 253 — censuales § 141 — dimidius §§ 1, 3, 4, 5, 15, 16, 18, 21, 26, 39, 44, 53, 72, 105, 107, 114, 117, 122, 129, 131, 134, 136, 137, 140, 145, 148, 155, 159, 162, 163, 168, 170, 237, 243 — quartus dimidius §§ 27, 95

Editionen — litonum §§ 117, 129, 130, 131, 151, 152, 153, 154, 161, 247 — rithemannorum §§ 106, 118, 119, 120, 121 — s(c)lavici §§ 106, 251 — smurdorum §§ 118, 119, 120, 121 — seniorum §§ 106, 118, 119, 120, 121, 251 marca, marce §§ 1, 2, 17, 19, 27, 33, 42, 50, 176, 191, 225 — argenti §§ 1, 17, 94, 204 Anm. a medo fratrum § 103 meier — curie- § 105 — hove- § 247 — lant- § 108 mensura § 106 messis §§ 118, 159 ministeriales § 237 modios §§ 5, 33, 117, 118, 129, 159, 161, 162 molendinarius § 247 molendinum, molendina §§ 3, 14, 19, 26, 30, 32, 33, 35, 55, 65, 67, 74, 76, 77, 89, 90, 110, 117, 118, 129, 138 Anm. b, 159, 163, 189, 190, 191, 192, 204 Anm. a, 237, 240, 247, 252, 253 Anm. c novalia § 249 nummi prebendales § 226 oblatio § 3, 155 officine § 245 Offizianten des Stiftskapitels — braxator § 245 — cocus §§ 120, 244 — custos granarii Goslarie §§ 156, 243 — camerarius, camerarii §§ 26, 117, 240 — pistor §§ 111, 112, 246 — salinator § 126 — vinitor § 123 olla, olle §§ 118, 224 ordeum §§ 2, 117, 118, 129, 133, 230 ova §§ 106, 115, 118, 224, 251 overlant § 247 palea § 251 panis, panes §§ 113, 127, 240, 243, 245, 253 — prebendales §§ 225, 227 pensio § 165 perna §§ 117, 194 phochencen § 228 pisces §§ 118, 233 pise § 123

Das Urbar von ca. 1191/94 pistores § 179 placenta § 189 Anm. a plaustrata, plaustrate §§ 117, 118, 151, 161, 175, 176, 177, 178, 247 Anm. a plenarium ecclesie § 2 porcum, porci §§ 115, 117, 224, 247, 252 porrum § 224 pratum, prata §§ 39, 117, 247, 252 prebenda §§ 125, 135, 236 preco, precones §§ 105, 129, 179 pulli §§ 106, 115, 118, 151, 161, 224, 251, 253 quadragesima §§ 232, 233 sal §§ 126, 144, 224 salina §§ 144, 247, 252 scapule § 194 scepelones forenses § 230 scove § 118 Anm. b scutella § 224 semen, semina §§ 106, 115, 162, 251 servitiales (sive ministri) cottidiani dominicalis (sive curie) §§ 105, 107, 117, 159 servitium, servitia §§ 34, 55, 181, 228, 247, 251, 253 — festiva §§ 113, 127, 132, 149, 164, 182224, 240 sexagena §§ 115, 224, 251 siligo, siligines §§ 106, 118, 129, 151, 161, 227, 240, 244, 246, 247, 251, 252 — pistorales § 117 silva, silvula §§ 93, 94, 100, 239, 240 simula, simule §§ 225, 228 solidus, solidi §§ 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 26, 29, 30, 31, 32, 34, 35, 36, 38, 39, 40, 41, 44, 45, 48, 49, 50, 55, 57, 59, 60, 61, 64, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 73, 74, 75, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 92, 93, 103, 105, 106, 107, 108, 110, 111, 114, 116, 117, 118, 120, 123, 127, 129, 135, 137, 138, 139, 140, 142, 143, 151, 158, 159, 160, 161, 162, 163,

293 170, 171, 172, 180, 189, 190, 192, 204, 205, 206, 236, 239, 240, 244, 245, 247, 249, 250, 251, 252, 253 — Berneburgensis monete § 248 — Brunsvicensis monete §§ 115, 150 — Goslariensis monete §§ 141, 150, 240, 245 — gravis monete §§ 4, 184, 193, 198, 203, 218, 226, 231, 240, 246 spensam pauperum § 1 statutum servitium dominicalis (sive curie) §§ 105, 106, 110, 129 stipendium Godescalci §§ 162, 245 stupam dominorum § 50 talentum, talenta §§ 4, 21, 23, 24, 26, 28, 32, 35, 37, 44, 53, 61, 62, 63, 71, 72, 76, 86, 87, 88, 89, 90, 103, 113, 114, 116, 128, 134, 140, 150, 158, 160, 163, 169, 170, 172, 173, 239, 240, 250, 251, 252, 253 — Goslariensis monete §§ 179, 239 — gravis monete §§ 52, 229, 233, 235 — monete Tremonie § 174 terre — modicum § 109 — pars § 117 — tantum §§ 6, 172 triticum §§ 2, 33, 105, 107, 118, 125, 129, 133, 159, 161, 162, 165, 224, 227, 228, 230, 231, 246, 247, 250, 252 vaccas § 253 venditores herbarum § 179 vestitum § 179 vestitura § 179 vigil, vigiles §§ 118, 245 villa, ville §§ 105, 141, 145, 166, 169, 178 villicatio §§ 113, 114, 115, 116 Anm. a, 117, 123, 125, 127, 128 Anm. a, 132, 133, 140 Anm. a, 145, 150, 224, 245 villicus, villici §§ 2, 16, 18, 117, 159, 161, 218 Anm. a vinea, vineta §§ 117, 118, 177, 237 vinum §§ 175, 176, 177, 178

XII.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

XII.1 Vorbemerkungen Unter den zahlreichen chronikalischen Geschichtswerken des Mittelalters gehören die im Goslarer Kollegiatstift St. Simon und Judas fabrizierten sicher nicht zu den bedeutendsten. Ihr Umfang ist ebenso bescheiden wie ihre Originalität, und um die Zuverlässigkeit der von ihnen überlieferten Geschehnisse ist es auch nicht immer gut bestellt.1 Insofern kann es kaum verwundern, dass die so genannte Goslarer Stifts-Chronik in all den Jahren, in denen es den Historikern vornehmlich um die harten Fakten der Ereignisgeschichte ging, mit ziemlich spitzen Fingern angefasst wurde2 und allenfalls in heimatgeschichtlichen Publikationen auf ein größeres Interesse stieß.3 Daran hat sich erst vor wenigen Jahren etwas geändert, als die historiographischen Produkte der Kanoniker von St. Simon und Judas ins Visier einer Forschungsrichtung gerieten, die sich weniger für die Frage nach der Glaubwürdigkeit der dargebotenen Geschichtserzählung interessiert als vielmehr für die Motive, die bei deren Abfassung eine maßgebliche Rolle spielten. In zwei nahezu zeitgleich erschienenen Aufsätzen interpretierten Caspar Ehlers und Wolfgang Beckermann die Chronik im Hinblick auf das historische Selbstverständnis der Stiftsherren von St. Simon und Judas, aus deren Kreis ihr namenloser Verfasser stammen muss, und beide kamen dabei unabhängig voneinander annähernd zu dem gleichen Schluss: „Zu der Zeit, in der die Chronik des Stifts St. Simon und Judas geschrieben wurde“, konstatiert Ehlers, „war beinahe ein halbes Jahrhundert ohne königlichen Besuch vergangen. Die Kirche des einst so königsnahen Stifts war weder mit einem einzigen Gottesdienst in Anwesenheit eines Herrschers noch mit einer einzigen Festkrönung beehrt worden. Dies bedeutete ein Vakuum an Macht und Ansehen, das die Abfassung der Chronik motivierte.“ Mit dem Dahinschwinden königlicher Macht seien Institutionen, die von dieser abhängig waren, angesichts der bürgerlichen Emanzipation Gefahr gelaufen, ihre Stellung zu verlieren. „Das Ziel der Kanoniker war vermutlich eine Legitimation durch die Vergangenheit. Nachdem sie 1 Vgl. etwa Chroniken §§ 23, 77 oder 89. 2 Vgl. Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904), VII; Rothe, Goslar (1940), 64. Noch Black-Veldtrup, Kaiserin (1995), 108, rät aus diesem Grund, „die Quelle mit Vorsicht zu benutzen.“ 3 Zuletzt Jörn/Jörn, Meisterlied (1992), 37-48 u. ö.

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unlängst den Diözesanstreit verloren hatten, sahen sie nun ihre Stellung sehr ernsthaft bedroht durch die Veränderungen im Kräfteverhältnis mit der Stadt.“4 Und fast noch pointierter heißt es bei Beckermann: „Die Vergangenheit diente als Vehikel für die Bewältigung der gegenwärtigen Probleme.“ So wie das in jenen Jahren errichtete, figürliche Grabmal Kaiser Heinrichs III. im Chor der Stiftskirche5 müsse auch die Stifts-Chronik als ein „Appell“ verstanden werden, „der in zwei Richtungen wirksam werden konnte.“ Nach außen sei durch sie gegenüber Bischof und Stadtgemeinde der eigene Rang als kaiserliche Gründung unterstrichen worden. Nach innen wiederum habe die Besinnung auf die ruhmreiche eigene Geschichte identitätsstiftende Wirkung entfaltet. „Indem man dem Kapitel die gemeinsame Gründungstradition [...] vor Augen hielt, konnte ein neues, gemeinsames Selbstbewusstsein geschaffen werden.“6 Beide Autoren deuten die Abfassung der Stifts-Chronik also als Reaktion auf eine äußere Bedrohung. Die fehlende physische Anwesenheit des Reichsoberhaupts vor Ort, so meinen sie, habe sowohl bei den auf eine Ausweitung ihrer Diözesanherrschaft erpichten Hildesheimer Bischöfen als auch bei der sich in eben jenen Jahren formierenden Goslarer Stadtgemeinde Begehrlichkeiten geweckt, denen die ihrer königlichen Schutzmacht beraubten Kanoniker immer weniger entgegenzusetzen vermochten. Um seine Stellung gegenüber den lokalen und regionalen Kräften zu behaupten, habe das Stiftskapitel deshalb gezielt auf das symbolische Kapital einer glorreichen Vergangenheit rekurriert und sei dabei auch vor abenteuerlichen Geschichtsklitterungen nicht zurückgeschreckt. Mit dieser Interpretation folgen Ehlers und Beckermann einer Forschungsrichtung, die man als ‚causa scribendi-Forschung‘ bezeichnen kann, da sie von der Prämisse ausgeht, man habe bei bestimmten Gattungen der mittelalterlichen Geschichtsschreibung, insbesondere den Fundationsgeschichten, Stifterchroniken und ähnlichen Werken, „zunächst nach dem Anlass und der damit zusammenhängenden causa scribendi als dem archimedischen Punkt zu fragen, von dem her die ganze Darstellung gesehen werden“ müsse.7 Die Verschriftlichung historischer Memoria durch die Mitglieder geistlicher Kommunitäten sei nämlich in der Regel als Reaktion auf eine als krisenhaft empfundene Gegenwart erfolgt und habe vornehmlich dem Zweck gedient, den eigenen Zeitgenossen durch exempla der Geschichte Anleitungen für deren eigenes Handeln zu geben.8 Gegen diese Deutungsfolie ließen sich zahlreiche grundsätzliche Einwände erheben. So wäre etwa zu hinterfragen, ob hier nicht eine unzulässige, weil anachronis4 5 6 7

Ehlers, King (2002), 23 f., 34 (meine Übersetzung). Vgl. Kap. IV, bei Anm. 5. Beckermann, Grabmal (2003), 152; ebd., 151. Althoff, Causa scribendi (1988), 133. – Beckermann, Grabmal (2003), rezipierte diesen Text nur indirekt über Sauer, Fundatio (1993), bes. 17 u. 128-136. 8 Vgl. Althoff, Causa scribendi (1988), 126 u. 133.

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tische, Übertragung moderner Konzepte von Autorschaft in die Schreibstuben der mittelalterlichen Klöster und Stifte erfolgt. Oder: ob das alleinige Abheben auf den didaktischen Impetus solcher Werke nicht eine allzu eindimensionale Sicht auf die Verwendungsmöglichkeiten begünstigt, welche die zeitgenössischen Verfasser und Rezipienten für ihre Fundationsgeschichte oder Stifterchronik erdachten. Wie sehr die interpretative Einbahnstraße der ‚causa scribendi-Forschung‘ in die Irre führt, zeigt sich indes meist schon bei einem näheren Blick auf die handschriftliche Überlieferung des jeweiligen Werkes; so auch im Falle der Goslarer Stifts-Chronik, von der sich bekanntlich zwei verschiedene Fassungen erhalten haben: (1.) eine kürzere Version in lateinischer Sprache (im Folgenden: L), die mit dem ins Jahr 912 datierten Regierungsantritt König Konrads I. anhebt und – mit einer erheblichen Lücke im 10. Jahrhundert – bis in die Zeit Kaiser Heinrichs V. reicht. Sie wird durch einen einzigen, in den ersten Jahren des 14. Jahrhunderts9 geschriebenen Textzeugen (LG) repräsentiert, der heute als Teil einer ‚Kopialbuch A‘ genannten Sammelhandschrift10 in dem noch immer unverzeichneten ‚Bestand B, Domstift‘ des Goslarer Stadtarchivs aufbewahrt wird. Die Stifts-Chronik findet sich im ersten Faszikel11 dieses nach 1512 in seiner heutigen Form zusammengebundenen Codex’, welches einst zwei Pergament-Binionen umfasste, deren äußere Blätter mitsamt dem Vorsatzblatt spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts verloren gegangen waren. Eingerahmt von verschiedenen Verzeichnissen der Altäre und Reliquiare des Stifts sowie einem eigentümlichen Totenregister füllte sie ursprünglich die (ungezählten) Blätter 4 recto und verso sowie 5 recto, denen heute aufgrund späterer Beschneidungen die Seiten 3 bis 5 entsprechen. (2.) eine längere Version in mittelniederdeutscher Sprache (D), die ebenfalls mit dem Regierungsantritt Konrads I. beginnt und ohne Lücken in der Herrscherabfolge bis in das Jahr 1294 fortgeführt ist. Diese Fassung wird von drei Textzeugen überliefert, die dem 15. und 16. Jahrhundert angehören und heute in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover (DH)12 bzw. in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel (DW1 und DW2)13 verwahrt werden. DH steht in einem Konvolut aus zehn losen, laut Wasserzeichen 1458 bzw. 1459/66 hergestellten Papierblättern (285 x 190 mm), die in je 34 Zeilen beschrieben worden sind.14 Die ersten Blätter sind gefüllt mit mittelniederdeutschen Über9 10 11 12 13 14

Terminus post quem ist 1300/05. Vgl. Lohse, Stift (2008), 277, Anm. 8. Zu dieser vgl. Kap. XI.1. Ausführlicher zu diesem Faszikel bereits Lohse, Stift (2008), 277-279. Ms. XXI 1209. Cod. Guelf. 20.10 Aug. 4o u. Cod. Guelf. Novi 760 4o. Vgl. Härtel/Ekowski, Handschriften (1982), 234. Die Blätter waren, wie die Beschneidungsspuren am ehemals innenliegenden Rand lehren, einst in einem Codex zusammengebunden. Bis auf fol. 5 und 6 sind alle Blätter mittlerweile an den Rändern aus konservatorischen Gründen mehr oder weniger stark ausgebessert. Die Tinte auf fol. 1r ist zum Teil so stark verblichen, dass einzelne Wörter nicht mehr zu erkennen sind. Fol. 7 bis 10 haben mittig ein möglichweise auf Tintenfraß

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setzungen der bereits erwähnten Verzeichnisse von den Altären und Reliquiaren des Stifts. Auf fol. 3v beginnt dann mit einer roten Initiale, aber ohne vorangehende Überschrift oder Leerzeile der bis fol. 10v durchlaufende Text der Chronik. DW1 steht in einer Sammelhandschrift, die zwischen ihren mit gepresstem Leder überzogenen und mit zwei Schließen und Metallecken versehenen Holzdeckeln insgesamt 228 Papierblätter (215 x 160 mm) umfasst.15 Die ersten drei Lagen (VI12 + VI24 + [2] V36) dieses Codex’ sind nach dem 9. April 1486 mit dem bereits aus DH bekannten, hier allerdings um den Wortlaut von zwei ‚Schreizetteln‘ für Heiltumsweisungen16 ergänzten Textkorpus (fol. 1r-17r) sowie einem Bericht über die Königswahl Maximilians I. (fol. 25r-36r) in je 29 Zeilen pro Seite beschrieben worden. Die Chronik beginnt auf fol. 7v oben und endet auf fol. 17r unten. DW2 steht in einer schmucklosen Sammelhandschrift17 mit Papp-Einband, die heute noch 11 von ehedem 12 Papierblättern enthält (202 x 165 mm, [IV-1]7+III11). Auf diesen haben zwei Hände des 16. Jahrhunderts den Text der Goslarer StiftsChronik (fol. 1r-10v) sowie eine Descriptio Romae (fol. 11r) notiert.

zurückgehendes, im Durchmesser bis zu fünf Millimeter breites Loch, das jedoch (bislang) an keiner Stelle zu Textverlust geführt hat. 15 Die Handschrift war, wie aus einem eigenhändigen Vermerk Herzog Augusts II. von Braunschweig-Wolfenbüttel auf fol. 1r hervorgeht, ein Geschenk, das jener im November 1638 von Johann Schwartzkopf, seinem Geheimen Kammerrat und späteren Kanzler, erhalten hatte. Außer den im Folgenden erwähnten Texten enthält der Codex noch auf fol. 38r-209r eine Abschrift der neueren Redaktion des Goslarer Stadtrechts von ca. 1350 (gedruckt: Leges municipales; als Hs. G auch bei Ebel, Stadtrecht [1968]) sowie auf fol. 218r-274v eine Abschrift des Bergrechts für den Rammelsberg bei Goslar von 1359/71 (gedruckt: Leges metallicae). Vgl. Heinemann, Handschriften (1900), 294 f.; Ebel, Stadtrecht (1968), 9 mit Anm. 13, 22. 16 Zuletzt (nicht nach dem Original) gedruckt von Weiland. Vgl. Schreizettel 1. – Weiland, Einleitung (1877), 589, bezeichnete die beiden Texte als „Predigt“, was aber sachlich nicht das Richtige trifft. Vorbehalte gegen Weilands Kategorisierung äußerte bereits Ehlers, King (2002), 20, 37-39, der lieber von einer Ansprache („adress“) sprechen wollte. Zur Gattung der ‚Schreizettel‘ genannten Ausrufungsformulare für Heiltumsweisungen und ihrem einstigen Sitz im Leben siehe grundsätzlich, aber ohne Berücksichtigung der Goslarer Überlieferung Kühne, Ostensio (2000), 53 f., 774-776. 17 Für den Hinweis auf diesen in der Forschung bislang völlig unbekannten Textzeugen der Goslarer Stifts-Chronik bin ich Frau Dr. Martina Giese (Düsseldorf/München) zu großem Dank verpflichtet. – Über die Provenienz des Codex’ teilt Otto von Heinemann in seinem handschriftlichen ‚Katalog der Codices Novi‘ von 1871 mit: „Aus Steinackers Auction gekauft vom Propst Apfel und dann für die herzogliche Bibliothek“; auf dem vorderen Spiegel der Handschrift notierte er zudem Jahr (1866) und Preis (4 Taler) der Erwerbung. Hermann Apfel († 1892) war von 1852-1867 Propst des Klosters ‚Zur Ehre Gottes‘ in Wolfenbüttel. Vgl. Seebaß/Freist (Bearb.), Pastoren (1969), Bd. 1, 214; ebd., Bd. 2, 7 (Nr. 87) u. 361. Ein älterer Ex-Libris-Aufkleber auf dem vorderen Spiegel ist zwar nur unvollständig herausgelöst, aber nicht mehr zuzuordnen. Die ebd. durch von Heinemann notierte Angabe ‚v. Praun nr. 2712‘ bezieht sich auf den Nachweis bei: von Praun, Bibliotheca (1744), 527.

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Die letzte und bis heute maßgebliche Edition der beiden Fassungen der Goslarer Stifts-Chronik erfolgte 1877 durch Ludwig Weiland im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica.18 Sie kann heutigen Ansprüchen nicht mehr genügen, da sie mit schwerwiegenden handwerklichen Mängeln behaftet ist, über deren Ursachen sich nur noch spekulieren lässt19, die allerdings ganz und gar nicht zu dem geläufigen Bild des ‚meisterhaften Editors‘ Weiland passen wollen, den die zeitgenössischen Rezensenten so euphorisch feierten20 und dem auch spätere Generationen von Forschern bis in die jüngste Zeit hinein ehrerbietig Respekt gezollt haben.21 Während Weiland nämlich den Text von L nach der Goslarer Handschrift noch einigermaßen fehlerfrei wiedergegeben hat22, ist seine Ausgabe von D alles andere als zuverlässig. Zwar wird man ihm zu Gute halten müssen, dass er allein DH im Original eingesehen hatte, den Wortlaut von DW1 hingegen bloß aus den älteren Editionen von Leibniz23 und denjenigen von DW2 überhaupt nicht kannte.24 Doch erklärt dieser Umstand weder die zahlreichen Lesefehler, die Weiland bei seiner 18 Vgl. Chronicon S. Simonis et Iudae Goslariense; Chronik des Stiftes St. Simon und Judas in Goslar. 19 Ein schweres Augenleiden, das Weiland sich bereits in jungen Jahren zugezogen hatte und das sich gerade in der Zeit weiter verschlimmerte, in der er die Edition der Goslarer Stifts-Chronik vorbereitete (vgl. Dümmler, Nachruf [1895], 666; Frensdorff, Erinnerung [1895], 113), mag seine Arbeit massiv behindert haben. Als alleinige Erklärung für das bestenfalls flüchtige Kollationieren der verschiedenen Textzeugen reicht das aber nicht aus, weshalb man danach fragen dürfen wird, inwieweit Weilands editorische Nachlässigkeit auch mit seiner kaum verhehlten Geringschätzung für die historiographische Qualität der Goslarer Stifts-Chronik zusammenhängen könnte, deren „historischen Werth“ er aufgrund ihrer häufigen Irrtümer mit „fast gleich null“ bezifferte (Weiland, Einleitung [1877], 589). Zu dieser uns heute so fremd gewordenen positivistischen Grundeinstellung kamen aber wohl noch persönliche Motive hinzu. Aus Protest gegen das erste Vatikanische Konzil (1869/70) war Weiland nämlich zum Protestantismus übergetreten. Für die katholischen Stiftsherren, aus deren Reihen die Verfasser der Stifts-Chronik stammten, hatte er seither nur noch bissige Worte übrig: Die Goslarer Kanoniker, so belehrte er etwa die Mitglieder des Hansischen Geschichtsvereins auf dessen Pfingstversammlung im Jahre 1884, hätten „nur wenig zum Ruhme Goslars beigetragen; [die] Prälaten genossen die Pfründen in beneidenswerthem Stilleben. Um Kunst und Wissenschaft haben sie sich nicht gekümmert; kein Literaturproduct, keine nennenswerte historische Aufzeichnung ist hier entstanden, mit Ausnahme jener dürftigen Chronik von St. Simon und Judas vom Ende des 13. Jahrhunderts, welche die frühere Zeit in trüber sagenhafter Verworrenheit behandelt“ (Weiland, Goslar [1885], 23). 20 Vgl. etwa Roediger, Rez. MGH. Dt. Chron. Bd. 2 (1878), 259 u. 278. 21 Vgl. jeweils auch mit kritischen Untertönen Herkommer, Überlieferungsgeschichte (1972), 18-24; Menzel, Weltchronik (1985), 14; Wolf, Weltchronik (1998), 8 f. 22 Irrtümlich las Weiland vigesimo statt vicesimo (Chroniken § 4), Sommerschenburgh statt Somerschenburgh (ebd. § 22), fuerunt recondite statt recondite fuer[u]nt (ebd. § 30), solempnem statt sollempnem und et statt at (beides ebd. § 45). Diese (nirgends sinnentstellenden) Ungenauigkeiten scheinen auf den ersten Blick verschmerzbar, summieren sich aber doch auf durchschnittlich etwa zwei Lesefehler pro Seite – bei einer sehr sauber geschriebenen Handschrift! 23 Vgl. unten Anm. 32. 24 Vgl. Weiland, Einleitung (1877), 589.

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Transkription von DH unterliefen25, noch die kaum zu durchschauenden Prinzipien seiner Textkonstitution. Ohne nähere Begründung folgte er bald dem einen, bald dem anderen Textzeugen26, und scheute auch nicht davor zurück, hier und da in schroffem (und mehr als einmal verschwiegenem) Widerspruch zu der gesamten erhaltenen Überlieferung einen vermeintlichen ‚Urtext‘ zu konstruieren.27 Ludwig Weiland war, wie soeben angedeutet, nicht der erste, der sich um eine Edition der Goslarer Stifts-Chronik bemühte. Bereits zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatten drei Gelehrte nahezu zeitgleich Textausgaben dieser Quelle vorgelegt. Den Erstdruck von LG besorgte 1706 der Gröninger Pastor Johann Georg Leuckfeld28 als Zugabe zum zweiten Teil seiner ›Historische[n] Beschreibung der vormahls berühmten Kayserlich Freyen Reichs-Abtey Walckenried‹.29 Nur ein Jahr später zitierte der Goslarer Diakon Johann Michael Heineccius die lateinische Fassung nahezu vollständig, aber ganz verstreut in seinen ›Antiquitatum Goslariensium et vicinarum regionum libri sex‹.30 Schließlich gab Gottfried Wilhelm Leibniz den Text 1710 im zweiten Band seiner ›Scriptores rerum Brunsvicensium‹ ein weiteres Mal heraus.31 Der welfische Hofbibliothekar war es auch, der im folgenden Jahr eine doppelte editio princeps von D veranlasste. Im dritten Band der ›Scriptores‹ ließ er die mittelniederdeutsche Fassung nämlich aus Versehen gleich zweimal (in verschiedenen Varianten) abdrucken.32 Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Leuckfeld, Heineccius und Leibniz begnügte sich Weiland nicht damit, allein den von Verschreibungen gereinigten Text der Handschriften in moderner Umschrift wiederzugeben. In seiner knapp gehaltenen Einleitung unternahm er erstmals auch den Versuch, die Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte der Goslarer Stifts-Chronik in groben Zügen nachzuzeichnen (Abb. 22). Von zentraler Bedeutung für Weilands Rekonstruktion war da25 Gleich im ersten Satz übersah er zum Beispiel den Einschub: de erste bi dem namen, ein sone Lodewiges. Vgl. Chroniken § 1. 26 Wie rabiat Weilands Mischtext die einzelnen Textzeugen vermengt, verdeutlich etwa der Beginn von Chroniken § 18. DW1 liest: Dusse de hefft gestichtet den bisscupdom to Babenberge [...]. DH liest: Dusse heft gestichtet dem bischopdum Babelberge [...]. Weiland gibt: Dusse heft gestichtet den bischopdum to Babenberge [...]. 27 Wie unsystematisch Weiland dabei vorging, zeigt folgendes Beispiel: In Chroniken § 6 haben die Textzeugen fruwe (DW1) bzw. vrauwe (DH), doch Weiland gibt: vrawe. In Chroniken § 32 haben die Textzeugen dann vrowen (DW1) bzw. fruwen (DH), doch Weiland gibt: vruwe. 28 Zu Leben und Werk Leuckfelds vgl. Bernd, Historia (2003). 29 Chronicon parvum de Monasterio SS. Simonis et Iudae Goslariae. 30 Heineccius, Antiquitatum (1707), 4 f., 9, 33 f., 38, 50 f., 54, 72, 109 u. 126. 31 Chronicon parvum ecclesiae S. S. Simonis et Iudae Goslariensis. 32 Chronicon breve principum Romanorum, qui Goslarie aut in vicina egerunt et ecclesias privilegiis donaverunt, dialecto Saxonica scriptum (auf der Grundlage von DW1 mit einigen wenigen Varianten aus DH) bzw. Excerpta ex chronico manuscripto ecclesiae Goslariensis dialecto saxonica contexto (auf der Grundlage von DW1). Das Versehen wird in der Vorrede ausdrücklich entschuldigt. Vgl. ebd., 31.

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bei seine Auffassung, die beiden erhaltenen Fassungen der Goslarer Stifts-Chronik (L und D) seien Auszüge aus einer „reichhaltigeren verlorenen Chronik“33, deren Verfasser, der „vielleicht mit dem Übersetzer eine Person war“34, sich vor allem auf die Urkunden des Stifts gestützt, darüber hinaus aber auch lokale Sagen, Weihenotizen, Reliquientitel und Totenbücher sowie einige andere, umfangreichere Geschichtsbücher verarbeitet habe; nämlich: die Sächsische Weltchronik, die von der Forschung des 19. Jahrhunderts erschlossene ‚Sächsische Kaiserchronik‘ sowie – vielleicht – die Pöhlder Annalen.35 Diese verlorene Vorlage (*V), so Weiland weiter, sei nicht in mittelniederdeutscher, sondern in lateinischer Sprache abgefasst worden, das Ende ihres Berichts aber nicht identisch gewesen mit demjenigen der lateinischen Fassung, die (zumindest in dem einzigen erhaltenen Textzeugen) mit der Niederlage Kaiser Heinrichs V. gegen die von Lothar III. angeführten Sachsen in der Schlacht am Welfesholze abbricht36, sondern vielmehr in die Zeit ihrer Niederschrift gefallen, welche in den Jahren 1286/88 erfolgt sein müsse.37 Weilands Überlegungen zur Werkgenese und Überlieferungsgeschichte der Goslarer Stifts-Chronik sind von der Forschung bis auf den heutigen Tag nahezu vorbehaltlos akzeptiert worden.38 Mehr oder weniger ausführlich findet man sie in allen einschlägigen Quellenkunden wiederholt39, und auch in der neuesten Literatur – also bei Ehlers und Beckermann – werden sie stets als ‚gesichertes Wissen‘ referiert und zur Grundlage weitreichender Interpretamente gemacht.40 Einer kritischen Überprüfung halten sie trotzdem nicht stand. Unterzieht man nämlich die erhaltenen Textzeugen einem sorgfältigen Vergleich – was Weiland selbst offenkundig nicht geleistet hat und seinen Lesern überdies arg erschwerte, indem er L und D hintereinander und nicht nebeneinander druckte – dann gelangt man in allen wesentlichen Punkten (Quellengrundlage, Datierung, Überlieferungsgeschichte) zu abweichenden Ergebnissen. Zunächst zur Überlieferungsgeschichte: Bei Weilands These, der zufolge sowohl L als auch D als Auszüge aus einer reichhaltigeren Chronik des Goslarer Stifts anzusehen sind, handelt es sich im Grunde um eine ganz und gar willkür33 Weiland, Einleitung (1877), 586. – Um den Lesefluss nicht unnötig zu stören, habe ich Weilands Orthographie hier und im Folgenden dem heutigen Usus entsprechend modifiziert. 34 Ebd., 588. 35 Vgl. ebd., 587 f. 36 Vgl. Chroniken § 65. 37 Vgl. Weiland, Einleitung (1877), 586 f. 38 Eine Ausnahme ist Rothe, Goslar (1940), 64 f., deren Überlegungen allerdings nicht stichhaltig sind. 39 Vgl. Lorenz, Geschichtsquellen (1887), 147 mit Anm. 3; Rep. font. Bd. 3, 346; BuchholzJohanek, Art. Chronik (1978); Knödler, Art. Chronik des Stiftes SS. Simon und Judas in Goslar (2006); dies., Art. Chronicon SS. Simonis et Iudae Goslariensis (2006); Schauerte, Art. Goslarer Stiftschronik (2010). 40 Vgl. Ehlers, King (2002), 20 u. ö.; Beckermann, Grab (2003), 152.

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Abb. 22: Die Überlieferung der Goslarer Stifts-Chronik (nach Weiland)

liche Behauptung, für die der Editor selbst jede Begründung schuldig blieb und für die sich wohl auch kein überzeugender Nachweis führen lässt. Vielmehr sprechen alle beizubringenden Indizien eindeutig gegen eine solche Annahme. Zum einen kannte offensichtlich keiner der Gelehrten, die zu Beginn des 18. Jahrhunderts ihre Textausgaben der Goslarer Stifts-Chronik veröffentlichten, eine umfangreichere Version derselben.41 Zum anderen – und das wiegt noch schwerer – hatte auch keiner der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichtsschreiber, die die Stifts-Chronik nachweislich benutzten, ein solches Exemplar vorliegen: weder der um 1350 schreibende (ehemalige?) Goslarer Kanoniker und Einbecker Scholaster Dietrich Lange42, noch die dem 15. und 16. Jahrhundert angehörigen Historiographen Dietrich Engelhus43, Hermann bzw. Konrad Bote44 oder Hans Geismar.45 Letzteres war übrigens bereits Weiland aufgefallen, der – ohne daraus allerdings die 41 Leuckfeld, Heineccius und Leibniz druckten L allesamt nach LG, Leibniz D nach DW1 unter sporadischer Hinzuziehung von DH. 42 Vgl. Saxonia, 810 f. – Die Angaben zu Lange bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 72, Nr. 174, sind denkbar dürftig, vgl. jedoch Worstbrock, Art. Lange, Dietrich (1985), mit wichtigen Korrekturen und Ergänzungen durch Kühne, Engelhus-Studien (1999), bes. 126 f. u. 131. Anhand der urkundlichen Überlieferung lässt sich der Lebensweg des Verfassers sogar noch schärfer konturieren. Demnach wirkte Lange, der 1309 aufgrund seines geringen Alters an letzter Stelle einer Aufzählung der Kanoniker von St. Simon und Judas in Goslar erscheint (UB Goslar 3, Nr. 213), später als Scholaster des Kollegiatstifts St. Peter und Alexander in Einbeck; vgl. Urkundenauszüge Einbeck, Nr. 133 (1322 VII 10), Nr. 135 (1322 XII 10), Nr. 142 (1325 XI 19). Ob er sein Goslarer Kanonikat behielt, mag man angesichts fehlender weiterer Erwähnungen im Goslarer Urkundentum bezweifeln, ausgeschlossen ist es aber nicht. – Die Entstehungszeit der ›Saxonia‹ ergibt sich aus dem Ende des Berichtzeitraums (1348). 43 Vgl. Chronicon Theoderici Engelhusii, 1071 u. 1087. 44 Vgl. Cronecken der Sassen, 303 (zu 913), 323 (zu 1025), 324 (zu 1033), 324 (zu 1040), 326 (zu 1056), 326 (zu 1076), 331 (zu 1095) u. 341 (zu 1138). – Die Frage, ob der auch anderweitig literarisch in Erscheinung getretene Zollschreiber Hermann Bote oder der Goldschmied Konrad Bote die Cronecken der Sassen verfasst hat, kann hier auf sich beruhen. Vgl. hierzu den Überblick bei Flood, Probleme (1987), 180-184. 45 Vgl. Geismar, Chronik, 53 f., 56, 63 u. 78 f. Siehe auch ebd., 5.

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naheliegenden Konsequenzen zu ziehen – selber einräumte: „Nirgends finde ich durchschlagende Beweise, dass einem dieser [...] Autoren noch das ursprüngliche [also umfangreichere; TL] Werk vorgelegen habe; die deutsche Bearbeitung allein kann ihnen vielmehr den Stoff geliefert haben.“46 Ein sorgfältiger Vergleich der erhaltenen Textzeugen erhellt zudem zweifelsfrei, wie abwegig Weilands Annahme ist, der Verfasser von L und D hätte seine vermeintlichen Exzerpte aus ein und demselben Geschichtsbuch angefertigt. Die inhaltlichen Differenzen zwischen den beiden Fassungen sind nämlich so zahlreich und gravierend, dass sie, selbst wenn man ganz und gar nachlässige Abschreiber unterstellt, unmöglich auf dieselbe Vorlage zurückgeführt werden können und ein identischer Urheber erst recht ausgeschlossen werden muss. Die beiden Versionen bieten nämlich neben einem (in seiner Quantität aufgrund der fragmentarischen Überlieferung von L nur schwer zu bestimmenden47) gemeinsamen Grundstock an Nachrichten, nicht nur jeweils bemerkenswertes Sondergut48, sie widersprechen sich auch an einigen Stellen ganz eindeutig.49 Doch auch wenn die Verfasser von L und D nicht beide unmittelbar aus *V geschöpft haben können, bleibt die Frage, wann die verlorene Vorlage entstanden ist, von erheblicher Relevanz für die Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte. Ausgangspunkt für Weilands Datierung von *V in die Jahre 1286/88 war seine Beobachtung, dass die letzten Abschnitte der niederdeutschen Fassung, nämlich die Kapitel 20 bis 23, dem allgemeinen Charakter der Chronik nicht entsprechen. Weiland hielt sie deshalb für später hinzugefügte Nachträge, die frühestens 1288 vorgenommen worden sein könnten, weil das zu Beginn des 20. Kapitels erwähnte Ereignis – ein bei Helmstedt gelegter Hinterhalt – sich erst in eben diesem Jahr zutrug.50 Da in Kapitel 17 vorgreifend bereits das Auftreten des ‚falschen Friedrich‘ im Jahre 1286 (sic!) erwähnt werde51, schlussfolgerte er, die Urfassung der Goslarer StiftsChronik müsse in der kurzen Zeitspanne zwischen diesen beiden Ereignissen entstanden sein.52 Und in der Tat unterscheiden sich die letzten Passagen der nieder46 Weiland, Einleitung (1877), 589. 47 Daran, dass L ursprünglich zumindest auch die §§ 11-15 u. 17 f. enthielt, kann m. E. kein Zweifel bestehen. 48 Sondergut von L: Chroniken §§ 3, 37 u. 44. Sicheres Sondergut von D: Chroniken §§ 6-8, 23, 42, 51 u. 59. Vgl. auch die vorangehende Anm. 49 Vgl. z. B. Chroniken §§ 50 u. 64; ebd. §§ 22 u. 76. 50 Vgl. Chroniken § 121. Dort allerdings zu 1282 datiert. 51 Vgl. Chroniken § 111. – Wie Weiland auf das (in der Quelle selbst nicht genannte) Datum 1286 kommt, bleibt rätselhaft. Nach der seinerzeit wohl maßgeblichen Studie von Meyer, Tile Kolup (1868), 18 mit Anm. 47, trat Dietrich Holzschuh erstmals 1282/83 in Köln als vermeintlicher Kaiser in Erscheinung; die aktuelle Forschung datiert sein erstes Auftreten hingegen ins Jahr 1284 (Haverkamp, Art. Dietrich Holzschuh [1986]). Verbrannt wurde der Hochstapler jedenfalls, das war schon zu Weilands Zeiten unstrittig, bereits 1285. 52 Vgl. Weiland, Einleitung (1877), 286 f.

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Abb. 23: Lombarden als Gliederungselement in DH (fol. 4r, Ausschnitt)

deutschen Fassung ganz erheblich von den vorhergehenden Ausführungen. Im Fokus der Geschichtserzählung stehen hier nicht mehr nur die Könige und Kaiser unter besonderer Berücksichtigung ihrer Wohltaten für das Kollegiatstift St. Simon und Judas, sondern auch andere denkwürdige Ereignisse aus der näheren Umgebung: Todesfälle53, Brandkatastrophen54, Fehden55, Rechtsstreitigkeiten56 usw. Die Angaben werden chronologisch präziser und sind – ganz entgegen dem sonstigen Duktus der Darstellung – mitunter geradezu annalistisch strukturiert57, so dass sich in der Tat der Eindruck aufdrängt, hier werde eine alte Chronik mit zeitgeschichtlichen Nachträgen fortgeschrieben. Die nachträglichen Ergänzungen zum ursprünglichen Grundstock der Chronik setzen jedoch keineswegs zu Beginn des 20. Kapitels ein. Warum? Zunächst einmal ist zu betonen, dass die Kapiteleinteilung der Goslarer StiftsChronik eine Erfindung von Weiland ist. Die erhaltenen Textzeugen kennen eine solche nicht. Sie verwenden als einziges, markant hervorstechendes Gliederungselement rote Initialen, mit denen ausschließlich diejenigen Sätze anheben, in denen 53 54 55 56 57

Vgl. Chroniken § 120. Vgl. Chroniken § 122. Vgl. Chroniken §§ 126 f. Vgl. Chroniken §§ 130-132. Vgl. Chroniken §§ 121 f.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

305

Abb. 24: Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DH (fol. 8v, Ausschnitt)

Abb. 25: Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DW1 (fol. 14v, Ausschnitt)

Abb. 26: Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DW2 (fol. 8r, Ausschnitt)

vom Herrschaftsantritt eines neuen Königs berichtet wird (Abb. 23). Die Worte, mit denen Weiland das 20. Kapitel beginnen lässt, stehen dementsprechend im fortlaufenden Text zur Regierungszeit König Rudolfs. In DH sind sie im Gegensatz zu fast allen anderen (Neben-)satzanfängen nicht einmal rubriziert; in DW1 und DW2 – vielleicht von späterer Hand – immerhin unterstrichen (Abb. 24-26). Wichtiger als dieser Befund ist jedoch ein anderes Argument, weil es Weilands Ansicht nicht nur eindeutig widerlegt, sondern zugleich den Weg zu einer neuen, überzeugenderen Datierung der verschiedenen Textschichten der Goslarer StiftsChronik ebnet. Der entscheidende Satz steht weder im siebzehnten noch im zwanzigsten ‚Kapitel‘, sondern zu Beginn des neunzehnten. Er lautet: Na goddes bort 1273 greve Rodolff, greven Alberdes sone van Havekesborch, [de] 92. van Augusto,

306

Editionen

hefft entfangen dat Romesche rike und regeret 17 jar, 10 mante unde 6 dage.58 Diese Aussage über die Regierungszeit Rudolfs von Habsburg konnte unmöglich bereits in den Jahren 1286/88 getroffen werden, sondern erst nachdem der König am 15. Juli 1291 verstorben war. Da die zitierte Passage einerseits den stereotyp formulierten, die ganze Chronik strukturierenden Sätzen über das Jahr des Regierungsantritts, die Verwandtschaftsverhältnisse, die Namenszusätze und die ab Augustus gezählte ‚Kaisernummer‘ gleicht59, andererseits aber völlig singulär die Regierungszeit nicht einfach nur nach Jahren, sondern auch nach Monaten und Tagen bemisst, wird man genau an dieser Stelle den Beginn einer ersten Fortschreibung des ‚ursprünglichen‘ Chroniktextes anzusetzen haben. Die verlorene Vorlage, die demnach mit einer Schilderung der Verdienste abbrach, welche sich König Wilhelm von Holland um die Stiftskirche erworben hatte60, dürfte somit nicht in den Jahren 1286/88, sondern noch vor der Krönung Rudolfs von Habsburg am 23. Oktober 1273 angefertigt worden sein.61 Die Entstehungszeit von *V lässt sich aber noch präziser eingrenzen, sobald man ermittelt, aus welchen Quellen der Verfasser der Stifts-Chronik sein Wissen im Einzelnen bezog. Das Tableau dieser Zeugnisse hat Weiland schon ganz richtig abgesteckt, allein deren Gewichtung ist ihm etwas schief geraten. Denn der namenlose Geschichtsschreiber aus dem Kapitel von St. Simon und Judas stützte sich keineswegs „vor allem [auf die] Urkunden des Stifts.“62 Wörtliche Übereinstimmungen zwischen diesen und dem Text der Chronik lassen sich – von einer Ausnahme abgesehen63 – an keiner Stelle nachweisen. Zwar wird wiederholt auf urkundlich fixierte Rechtsgeschäfte Bezug genommen64, von einem gründlichen oder gar systematischen Studium der im Stiftsarchiv verwahrten Urkunden kann aber nicht die Rede sein. Ein solches hätte den Berichterstatter zweifellos vor manchem seiner zum Teil haarsträubenden Irrtümer bewahrt65, war aber vor der Neuordnung des Stiftsarchivs66 in den Jahren nach 1276 vielleicht nicht nur nicht beabsichtigt,

58 59 60 61 62 63 64 65 66

Vgl. Chroniken § 115. Vgl. Chroniken §§ 1, 4, 11, 13, 14, 17, 21, 26, 48, 63, 70, 75, 78, 88, 92, 98, 102 u. 112. Vgl. Chroniken § 113. Vgl. Chroniken § 115. Weiland, Einleitung (1877), 587. Vgl. Chroniken § 39. Explizit in Chroniken §§ 129, 132 u. 140; implizit in Chroniken §§ 79, 113 u. 125. Vgl. etwa Chroniken § 2 Anm. 2. Von dieser Neuordnung, bei der Papst-, Königs- und Privaturkunden systematisch voneinander geschieden wurden, zeugen noch heute die mit In registro anhebenden Dorsalvermerke von einer Hand des ausgehenden 13. Jahrhunderts, die sich auf zahlreichen Originalurkunden aus dem Stiftsarchiv finden und die in ganz auffälliger Art und Weise mit deren Reihenfolge in einem von anderer, aber gleichzeitiger Hand angelegten Kopialbuch des Stifts (Hildesheim, Dombibliothek, Hs 535; vgl. Stähli/Härtel/Giermann/Arnold, Handschriften [1991], 23 f.) korrespondiert. Da die

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

307

Abb. 27: Die Herrscherliste im liber capituli des Hildesheimer Domkapitels von 1191

sondern auch gar nicht praktikabel. Nicht die Privilegien der Könige und Kaiser bildeten also die vornehmliche Materialbasis des Goslarer Geschichtsschreibers, sondern zwei andere Quellen, die dieser ausgesprochen geschickt miteinander verwob. Als erste Vorlage ist – wie schon Weiland vermutete – eine heute verlorene Liste der römisch-deutschen Könige und Kaiser zu erschließen, die im Laufe der Zeit mit personenbezogenen Notizen angereichert worden war. Über die exakte Textgestalt dieser Liste wird man nur spekulieren können, ein Blick in das Kapiteloffiziumsbuch des Hildesheimer Domkapitels (Abb. 27) lässt jedoch erahnen, wie diese ausgesehen haben könnte.

Urkunde König Rudolfs von Habsburg für St. Simon und Judas (UB Goslar 2, Nr. 227) aufgenommen wurde, die Privilegienbestätigung durch König Albrecht I. (UB Goslar 2, Nr. 552) aber noch keine Berücksichtigung fand, müssen die Neuordnung des Archivs und die Anfertigung des Kopialbuchs zwischen 1276 VIII 26 und 1298 XII 21 erfolgt sein.

308

Editionen

Linker Hand stehen hier in chronologischer Reihenfolge jeweils zu Beginn einer neuen Zeile die Namen der fränkisch-deutschen Herrscher von Pippin dem Mittleren bis zu Heinrich IV., regelmäßig ergänzt um Angaben über die Dauer ihrer Regierungszeit, seltener auch über die Verwandtschaft untereinander. An dieses Grundgerüst haben sich offenkundig im Laufe der Zeit bei einigen Herrschern historiographische Nachrichten angelagert. Der allmähliche Übergang von einer reinen Liste zu einer denkbar rudimentären Form von Historiographie lässt sich dabei noch heute Schritt für Schritt nachvollziehen, weil der Schreiber des Hildesheimer Kapiteloffiziumsbuchs das Layout seiner Vorlage im Fall der Herrscherliste so sorgfältig nachgeahmt hat, dass die ursprünglich wohl von verschiedenen Händen vorgenommenen Ergänzungen eindeutig als solche zu erkennen sind. Die Goslarer Liste war mit Sicherheit kürzer als die Hildesheimer. Da sie, wie bei solchen Aufstellungen üblich, unmittelbar aus dem liturgischen Gedenkhorizont der listenführenden Kommunität gespeist worden sein dürfte, mag sie – je nachdem wie eng bzw. weit man den Personenkreis fassen möchte, der mit dem in den Seelenheil-Klauseln von Heinrichs Goslarer Zustiftungsurkunden verwendeten Begriff (omnes) parentes umrissen werden sollte67 – ursprünglich mit Konrad II. angehoben oder auch schon die fünf ottonischen Herrscher beinhaltet haben. Konrad I. kam sicher erst nach dem Aufkommen der fiktiven Vorgeschichte des Goslarer Pfalzstifts hinzu, in der dem Goslarer Pfalzstift eine 916 von ‚Kaiser‘ Konrad I. auf der Harzburg errichtete, dem hl. Valerius geweihte Vorgänger-Institution angedichtet wurde.68 Ob diese Legende bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kolportiert wurde69, ist jedoch ebenso unsicher wie die Motive ihrer Lancierung. Drei Beweggründe, die eine Rolle gespielt haben könnten, sind von der Forschung bislang erwogen worden: der Versuch, den Besitz einer bedeutenden ValeriusReliquie gegenüber dem Trierer Klerus zu rechtfertigen70, das Verlangen, sich gegenüber den anderen Goslarer Stiftskirchen (St. Georg, St. Peter) als älteste Kommunität am Platze zu profilieren71, sowie das Bemühen, die eigenen Anfänge über den ersten nachkarolingischen König mit denjenigen des deutschen Reiches zu verknüpfen.72 Vielleicht war die fiktive Vorgeschichte aber auch gar nicht das Produkt einer von handfesten Interessen geleiteten ‚Fälschungs-‘ oder (weniger pejorativ) ‚Erfindungsabsicht‘, sondern vielmehr das letztlich kontingente Ergebnis einer oralen Erinnerungskultur73, in der die Ruine des von Heinrich IV. gegründeten, aber 67 68 69 70 71 72 73

Vgl. DD H III. 207, 285 f.; zum Problem auch Wagner, Gebetsgedenken (1994), 28-30 Vgl. Chroniken § 2. So Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904), 73. Dagegen Gesler, Bericht (1914), 33 f. Vgl. Nöldeke, Verfassungsgeschichte (1904), 73. Vgl. Spier, Geschichte (1985), 27. Vgl. Ehlers, King (2002), 22. Zu den kreativen Verformungskräften der Erinnerung, gerade in oralen Gesellschaften vgl. Fried, Schleier (2004).

309

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

bereits 1074 wieder zerstörten Valerius-Stifts auf der Harzburg eines Tages von irgendwem mit der von Konrad II. – der als Kaiser ja ‚der Erste‘ war! – vorrübergehend geplanten Verlegung der Goslarer Pfalz (samt Pfalzkapelle)74 vom Liebfrauen- auf den Georgenberg in Verbindung gebracht wurden? 75

Tab. 15: Synopse zur Textvorlage der ‚Kaisereinträge‘ in der Goslarer Stifts-Chronik Stifts-Chronik (LG), § 26 Anno dominice incarnacionis millesimo 40. Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit annis 17.

Sächsische Weltchronik (C1) – nach 1260 In deme 1040. iare van godes gebort Heinric de dridde des namen, des keiser Conrades sone, quam an dat rike, de 86. van Augusto, unde was daran 17 iar

Stifts-Chronik (LG), § 26 Anno dominice incarnacionis millesimo 40. Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit annis 17.

Annales Palidenses – nach 1182 Decedente itaque rege Conrado de Wibelingin anno Domini 1039, Heinricus filius eius, huius nominis tercius cognomento Heinricus cum barba, in omni virtute strenuus regnavit annis 17 (…).

Stifts-Chronik (LG), § 26 Anno dominice incarnacionis millesimo 40. Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit annis 17.

Annalista Saxo – 1148/52 Heinricus filius eius (scil. Conradi), (…) ante scilicet in specialem regni monarchiam generali cleri populique preelectione coronatus, nunc autem sine quavis contradictionis molestia solio patris eodem anno est intronizatus, anno scilicet dominice incarnationis millesimo 39., ab Urbe condita millesimo 791.

Stifts-Chronik (LG), § 26 Anno dominice incarnacionis millesimo 40. Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit annis 17.

Ekkehard von Aura (Rez. III) – 1116/17 Anno dominicae incarnationis millesimo quadragesimo, ab Urbe autem condita 1791, Heinricus tercius, Chuonradi imperatoris filius, iam dudum patre vivente rex constitutus, 80. loco ab Augusto, patri successit, et 17 annis regnavit. Frutolf von Michelsberg – 1101 Anno dominicę incarnationis millesimo quadragesimo, ab Urbe autem condita millesimo 791. Heinricus tercius Chuonradi imperatoris filius, iam dudum patre vivente rex constitutus, 86. loco ab Augusto patri successit, et 17 annos regnavit.

Stifts-Chronik (LG), § 26 Anno dominice incarnacionis millesimo 40. Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit annis 17.

74 Vgl. Kap. II, bei Anm. 15. 75 Quellennachweise: SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 170; Annales Palidenses, 68; Annalista Saxo, 382; Ekkehardi chronica, 195; Frutolfi chronica, 62.

310

Editionen

Die zweite Hauptquelle der Goslarer Stifts-Chronik war jedenfalls die Sächsische Weltchronik, deren Rezension C der Verfasser von *V viel intensiver rezipierte als bislang bekannt. Ihr entnahm er nämlich nicht bloß, wie bereits Weiland erkannte, die Nachrichten über die Stiftungen Konrads II. in Limburg und Speyer, über einen ‚Unfall‘ Heinrichs V. in der Goslarer Pfalz sowie vielleicht die Erhebung der in der Krypta des Stifts geborgenen Reliquien durch Propst Eilbert76, sondern auch die bereits angesprochenen, ganz und gar stereotyp formulierten Passagen, die vom Jahr des Regierungsantritts, den Verwandtschaftsverhältnissen und Epitheta sowie der ‚Kaisernummer‘ und Regierungsdauer der einzelnen Herrscher handeln.77 Das erhellen etwa, um ein beliebiges Beispiel herauszugreifen, die Angaben zu Kaiser Heinrich III. – gerade auch im Vergleich zu den mittelbaren und unmittelbaren Vorlagen der Sächsischen Weltchronik, die der Goslarer Chronist (rein theoretisch) ja auch eigenständig benutzt haben könnte (Tab. 15). Dass der Verfasser von *V diese Angaben wohl aus der nach 1260 entstandenen Rezension C der Sächsischen Weltchronik entnommen hat und nicht aus der um 1229 entstandenen Rezension A oder der 1237/42 entstandenen Rezension B78, zeigt eine synoptische Darstellung der jeweiligen Angaben zum Jahr des Regierungsantritts, der ab Augustus gezählten ‚Kaisernummer‘ und der in Jahren angegebenen Regierungszeit (Tab. 16). Die Abweichungen zwischen der Goslarer StiftsChronik und der Rezension A sind so mannigfach, dass direkte Abhängigkeitsverhältnisse mit Sicherheit ausgeschlossen werden müssen. Ob dem Historiographen unter den Kanonikern von St. Simon und Judas eine B- oder C-Handschrift der Sächsischen Weltchronik vorlag, ist hingegen nur hypothetisch zu entscheiden.79 Vor allem die Kongruenzen bei der Datierung des Herrschaftsantritts Heinrichs I. (921 statt 919) und der Regierungsdauer Heinrichs V. (21 statt 20 Jahre) sprechen

76 Vgl. Chroniken §§ 24, 50 bzw. 64, 37. 77 Vgl. oben Anm. 59. – Warum Weiland, der ja zugleich mit seiner Ausgabe der Goslarer StiftsChronik auch die bis heute maßgebliche Edition der Sächsischen Weltchronik vorlegte, diese Zusammenhänge nicht aufgefallen sind, kann wohl ein weiteres Mal nur mit mangelnder Gründlichkeit erklärt werden. Vgl. oben bei Anm. 19. 78 Im Hinblick auf die Abfolge und Datierung der verschiedenen Rezensionen, die sich von der Sächsischen Weltchronik erhalten haben, folge ich im Wesentlichen der Auffassung von Menzel, Weltchronik (1985), 176-182. Wichtige Ergänzungen hierzu bei: Wolf, Weltchronik (1997), 121127. Eine andere Rezensionsabfolge postulieren: Herkommer, Überlieferungsgeschichte (1972), 229-238, 266-269; ders., Art. ‚Sächsische Weltchronik‘ (1992), 479-483; sowie jetzt mit neuen, aber ebenfalls nicht überzeugenden Argumenten auch von Olberg-Haverkate, Zeitbilder (2008), 762 f. Die für die Textgeschichte der Goslarer Stifts-Chronik entscheidende Datierung der Rezension C auf ‚nach 1260‘ ist dabei allerdings ganz unstrittig. 79 Dies wird erschwert durch das geringe Vergleichsmaterial einerseits und die Korruptelen der DHandschriften andererseits. Letztere treten vor allem dort zu Tage, wo mit LG eine Kontrollüberlieferung zur Verfügung steht. So dürfte etwa die in LG für Heinrich III. genannte ‚Kaisernummer‘ auf die ursprüngliche Zählung der Kaiserreihe verweisen.

311

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

für eine Benutzung der Rezension C.80 Auf die Abweichung zwischen DH, DW1 und DW2 einerseits und der Hs. 24 der Sächsischen Weltchronik andererseits hinsichtlich des Regierungsantritts Konrads III. und der Regierungsdauer Friedrichs I. wird man demgegenüber nicht so großes Gewicht legen dürfen, da in beiden Fällen das Gros der C-Handschriften sehr wohl mit der Goslarer Überlieferung übereinstimmt.81 82

Tab. 16: Synopse zur Abhängigkeit der Goslarer Stifts-Chroniken von der Sächsischen Weltchronik Sächsische Weltchronik

Goslarer Stifts-Chronik

Rez. A (Hs. 1)

Rez. B (Hs. 15)

Rez. C (Hs. 24)

Konrad I.

945 79. van Augusto 7 jar

912 79. ab Augusto 7 annis

912 912 79. van Augusto (...) ab Augusto 7 iar 7 annis

LG

912 | 912 | 1112 74. van Augusto 7 jar

DH | DW1 | DW2

Heinrich I.

962 80. van Augusto 18 iar

91983 80. ab Augusto 18 annis

921 921 80. van Augusto — 18 iar 18 annis

921 | 921 | 1121 75. van Augusto 18 jar

Otto I.

980 81. van Augusto 31 jar

937 81. ab Augusto 38 annis

937 — 81. van Augusto — 37 iar —

938 | 938 | (…) 81. | 76. | 76. van Augusto 38 jar

Otto II.

1011 82. van Augusto 9 iar

975 82. ab Augusto 9 annis

975 — 80. van Augusto — 9 iar —

984 | 984 | (…) 77. | 77. | 72. van Augusto 18 | 8 | 8 jar

Otto III.

1020 82. van Augusto 18 iar

984 83. ab Augusto 18 annis

984 — 83. van Augusto — 18 iar —

994 | 994 | (…) 78. van Augusto 18 jar

Heinrich II.

1038 84. van Augusto 23 iar

1002 84. ab Augusto 23 annis

1002 — 84. van Augusto — 23 iar —

1002 | 1002 | (…) 79. van Augusto 23 jar

Konrad II.

1061 85. van Augusto 5 iar

1025 85. ab Augusto 15 annis

1025 1025 85. van Augusto — 15 iar 15 annis

1025 80. van Augusto 15 jar

80 Weiland, Einleitung (1877), 587, spricht sich ebenfalls für eine Rezeption der Rezension C aus und verweist hierzu auf die wörtlichen Parallelen von Chroniken § 50 und SW, ed. Weiland, cap. 212. Dieses Argument setzt allerdings voraus, dass D hier den Text von *V getreuer als L bewahrt haben müsste. 81 Vgl. unten Anm. 86 f. 82 Die Tabelle gibt zu jedem der aufgeführten Könige in der ersten Zeile das Jahr des Regierungsantritts, in der zweiten die ab Augustus gerechnete ‚Kaisernummer‘ und in der dritten die Regierungsdauer an, so wie es bzw. sie in den jeweiligen Quellen angegeben wird. Soweit nicht anders vermerkt, stammen die Angaben zur Rez. A (Hs. 1) aus HAB, Cod. Guelf. 23.8 4o (die Nachweise bei SW, ed. Weiland, sind fehlerhaft), diejenigen zur Rez. B (Hs. 15) aus SW, Hs. 15, ed. Massmann, diejenigen zur Rez. C (Hs. 24) aus SW, Hs. 24, ed. Herkommer, diejenigen zu LG, DH, DW1 und DW2 aus der Edition der Stifts-Chronik in Kap. XII.2. Abweichende Angaben der DHandschriften sind mit senkrechten Strichen voneinander abgehoben, Lücken durch drei Punkte in runden Klammern angedeutet. Zu den Hervorhebungen durch Fettdruck vgl. bei Anm. 80 f. 83 Nach SW, ed. Weiland, 158, Anm. p, so auch Hs. 14, jedoch nicht die B-Handschriften 13, 16, 17.

312

Editionen

Heinrich III.

1066 86. van Augusto 17 iar

1040 86. ab Augusto 17 annis

1040 1040 86. van Augusto 86. ab Augusto 17 iar 17 annis

1040 | 1040 | 1 40 80. van Augusto 17 jar

Heinrich IV.

— 84 — —

1057 87. ab Augusto 49 annis

1057 1057 87. van Augusto — 49 iar 49 annis

1057 | 1057 | 1 57 88. van Augusto 49 jar

Heinrich V.

1106 88. van Augusto 20 jar

1106 88. ab Augusto [20 annis]85

1106 1106 88. van Augusto — 21 iar 21 annis

1106 | 1106 | 11 6 83. van Augusto 21 jar

Lothar III.

1126 89. van Augusto 12 iar

1126 89. ab Augusto 12 annis

1126 — 89. van Augusto — 12 iar —

1126 84. van Augusto 12 jar

Konrad III.

1138 90. van Augusto 14 iar

1138 90. ab Augusto 14 annis

112886 — 90. van Augusto — 14 iar —

1138 85. van Augusto 18 jar

Friedrich I.

1152 91. van Augusto 38 iar

1152 91. ab Augusto 38 annis

1152 — 91. van Augusto — 87 33 iar —

1152 86. van Augusto 38 jar

Heinrich VI.

1190 92. van Augusto 8 ½ iar

1190 92. ab Augusto 8 annis

1190 — 92. van Augusto — 8 iar —

1188 87. van Augusto 18 jar

Philipp

1198 93. van Augusto 2 iar

1198 92. ab Augusto 10 annis

1198 — 93. van Augusto — 10 iar —

1189 | 1189 | 1188 88. | 88. | 89. van Augusto 10 jar

Otto IV.

1208 94. van Augusto 10 iar

1208 94. ab Augusto 10 annis

1208 — 94. van Augusto — 10 iar —

1208 89. van Augusto 10 jar

Friedrich II.

1210 95. van Augusto 3788

1218 95. ab Augusto (...)

1218 — 95. van Augusto — 3389 —

1218 | 1218 | 1228 90. van Augusto 32 jar

Vergleicht man die zu den einzelnen Herrschern angeführten Zahlenwerte der Stifts-Chronik mit denjenigen der einzelnen Textzeugen aus den drei Untergruppen, in die sich die C-Fassung der Sächsischen Weltchronik einteilen lässt, dann ergibt sich ferner, dass die Version, die dem Goslarer Chronisten vorlag, entweder der Rezension C1 oder der Rezension C2 angehört haben muss (Tab. 17).90 Da letztere erst nach 1277 entstanden ist, der anonyme Geschichtsschreiber aus dem Kapitel 84 Das Kapitel über die Regierungszeit Heinrichs IV. weicht in Hs. 1 erheblich vom gemeinen Text der SW ab, weshalb u. a. die üblichen Angaben zum Herrscher fehlen. 85 Die Angabe fehlt in der Hs. 15. Nach SW, ed. Weiland, 200, Z. 1 f. (cap. 238; Rez. A u. B), haben aber alle übrigen Handschrift der Rezension B hier 20 (und nicht 21) Jahre. 86 Wohl Schreibfehler. Die übrigen Manuskripte der Rezension C haben nach SW, ed. Weiland, 210, Z. 41 f., Anm. k, mit Ausnahme der Hss. 18 und 19 die Jahreszahl 1138. 87 Nach SW, ed. Weiland, 219 mit Anm. c, so auch die Hss. 18 bis 20, während die Hss. 21 bis 23 jeweils 38 lesen. 88 Nachtrag von späterer Hand? 89 Von späterer Hand auf Rasur. Nach SW, ed. Weiland, 241, Anm. p, haben die übrigen CHandschriften hier: 32. 90 Die Rezension C3 bietet allein für den Regierungsantritt fast durchgehend andere Daten.

313

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

von St. Simon und Judas die Sächsische Weltchronik aber bereits vor 1273 rezipierte, kommt jedoch nur die Rezension C1 als Vorlage in Frage. Lässt man die bloße Anzahl der Abweichungen als Argument gelten, dürfte das seinerzeit benutzte (und heute verlorene) Manuskript der Sächsischen Weltchronik der Handschrift 23 näher gestanden haben als der Handschrift 24.91 Tab. 17: Synopse zu den signifikanten Divergenzen zwischen den Goslarer Stifts-Chroniken einerseits 92 und den Rezensionen C1, C2 und C3 der Sächsischen Weltchronik andererseits Sächsische Weltchronik

Goslarer Stifts-Chroniken

Rez. C1 (Hs. 23 | 24)

Rez. C2 (Hs. 20 | 21 | 22)

Rez. C3 (Hs. 18 | 19)

LG

DH | DW1 | DW2

Konrad I.

912 79. van Augusto 7 iar

912 79. van Augusto 7 iar

912 79. van Augusto 7 iar

912 (...) ab Augusto 7 annis

912 | 912 | 1112 74. van Augusto 7 jar

Heinrich I.

921 80. van Augusto 18 iar

921 80. van Augusto 18 iar

912 | 914 80. van Augusto 18 iar

921 — 18 annis

921 | 921 | 1121 75. van Augusto 18 jar

Otto I.

937 81. van Augusto 37 iar

937 81. van Augusto 37 iar

933 | 932 81. van Augusto 12 iar

— — —

938 | 938 | (…) 81. | 76. | 76. van Augusto 38 jar

Otto II.

975 80. van Augusto 9 iar

975 80. van Augusto 9 iar

971 | 970 80. van Augusto 12 iar

— — —

984 | 984 | (…) 77. | 77. | 72. van Augusto 18 | 8 | 8 jar

Otto III.

979 | 984 83. van Augusto 18 iar

984 83. van Augusto 18 iar

983 | 982 83. van Augusto 18 iar

— — —

994 | 994 | (…) 78. van Augusto 18 jar

Heinrich II.

1002 84. van Augusto 24 | 23 iar

1002 84. van Augusto 23 iar

1002 84. van Augusto 24 iar

— — —

1002 | 1002 | (…) 79. van Augusto 23 jar

Konrad II.

1025 85. van Augusto 15 iar

1025 85. van Augusto 15 iar

1026 | 1027 85. van Augusto 15 iar

1025 — 15 annis

1025 80. van Augusto 15 jar

Heinrich III.

1040 86. van Augusto 17 iar

1040 86. van Augusto 17 iar

1040 | 1041 86. van Augusto 17 iar

1040 86. ab Augusto 17 annis

1040 | 1040 | 1 40 80. van Augusto 17 jar

91 Die Hs. 23 bietet sowohl bei Heinrich II. als auch bei Heinrich IV., die Hs. 24 sowohl bei Friedrich I. als auch bei Friedrich II. eine abweichende Regierungsdauer. Die Hs. 24 weicht darüber hinaus aber auch hinsichtlich des Regierungsantritts Konrads III. von den Goslarer StiftsChroniken ab. 92 Die Tabelle gibt zu jedem der aufgeführten Könige in der ersten Zeile das Jahr des Regierungsantritt, in der zweiten Zeile die ab Augustus gerechnete Kaisernummer und in der dritten Zeile die Regierungsdauer an, so wie es bzw. sie in den jeweiligen Quellen angegeben wird. Soweit nicht anders vermerkt stammen die Angaben zu den Rezensionen C1, C2 und C3 aus der SW, ed. Weiland, diejenigen zu LG, DH, DW1 und DW2 aus der Edition der Stifts-Chronik in Kap. XII.2. Abweichende Angaben der D-Handschriften sind mit senkrechten Strichen voneinander abgehoben, Lücken durch drei Punkte in runden Klammern angedeutet. Zu den Hervorhebungen durch Fettdruck vgl. Anm. 91.

314

Editionen

Heinrich IV.

1057 87. van Augusto 12 | 49 iar

1057 | 1057 | 1050 87. van Augusto 49 iar

1057 | 1058 87. van Augusto 49 iar

1057 — 49 annis

1057 | 1057 | 1 57 88. van Augusto 49 jar

Heinrich V.

1106 88. van Augusto 21 iar

1106 88. van Augusto 21 iar

1106 | 1107 88. van Augusto 21 iar

1106 — 21 annis

1106 | 1106 | 11 6 83. van Augusto 21 jar

Lothar III.

1126 89. van Augusto 12 iar

1126 89. van Augusto 12 | 12 | 22 iar

1127 | 1128 89. van Augusto 12 iar

— — —

1126 84. van Augusto 12 jar

Konrad III.

1138 | 1128 90. van Augusto 14 iar

1138 90. van Augusto 14 iar

1139 | 1140 90. van Augusto 15 iar

— — —

1138 85. van Augusto 18 jar

Friedrich I.

1152 91. van Augusto 38 | 33 iar

1152 91. van Augusto 33 | 38 | 38 iar

1154 | 1155 91. van Augusto 33 iar

— — —

1152 86. van Augusto 38 jar

Heinrich VI.

1185 | 1190 92. van Augusto 8 iar

1190 92. van Augusto 8 iar

1193 92. van Augusto 8 iar

— — —

1188 87. van Augusto 18 jar

Philipp

1198 93. van Augusto 10 iar

1198 93. van Augusto 10 iar

1201 93. van Augusto 10 iar

— — —

1189 | 1189 | 1188 88. | 88. | 89. van Augusto 10 jar

Otto IV.

1208 94. van Augusto 10 iar

1208 94. van Augusto 10 iar

1211 94. van Augusto 10 iar

— — —

1208 89. van Augusto 10 jar

Friedrich II.

1218 95. van Augusto 32 | 33

1218 95. van Augusto (...)

1221 95. van Augusto 32

— — —

1218 | 1218 | 1228 90. van Augusto 32 jar

Im Hinblick auf etwaige Abhängigkeiten der Stifts-Chronik von den Pöhlder Annalen und der verlorenen Sächsischen Kaiserchronik hat sich bereits Weiland aus gutem Grunde nur sehr vorsichtig geäußert.93 Wörtliche Übernahmen finden sich an keiner Stelle und die inhaltliche Berührungen bei der Schilderung der Bestattung Kaiser Heinrichs III. oder der Reliquienerhebung durch Propst Eilbert können auch durch eine Rezeption in umgekehrter Richtung erklärt werden, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Goslarer Aufzeichnungen in diesen Fällen einst am Beginn der Überlieferung standen.94 Als Ergebnis all dieser Überlegungen zur Textgeschichte der Goslarer StiftsChronik lässt sich demnach festhalten: Es ist und bleibt zwar das Verdienst von Ludwig Weiland, als erster die lateinische und die mittelniederdeutsche Fassung dieses Geschichtswerks miteinander in Beziehung gesetzt zu haben. Angesichts der zahlreichen Einwände, die gegen seine Thesenbildung vorgebracht werden müssen, erscheint es allerdings unumgänglich, sich von seiner Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte ein für alle Mal zu verabschieden. An ihre Stelle muss ein Stemma treten, das die komplexe Textgenese der Goslarer Stifts-Chronik präziser abzubilden vermag (Abb. 28). 93 Vgl. Weiland, Einleitung (1877), 587 f. 94 Diese Möglichkeit konnte Weiland aufgrund seiner ‚Spätdatierung‘noch nicht in Betracht ziehen.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

315

Idealtypisch betrachtet lassen sich mindestens sechs Redaktionsstufen der Goslarer Stifts-Chronik voneinander unterscheiden: Am Anfang stand eine vermutlich auf der Grundlage des Nekrologiums von St. Simon und Judas angelegte und dann kontinuierlich fortgeführte Herrscherliste (*H), die außer den jeweiligen Namen auch schon Angaben über das Jahr des Herrschaftsantritts oder die Dauer der Regierungszeit enthalten haben mag. Dieses Verzeichnis wurde in der Folgezeit mit personenbezogenen Nachrichten angereichert. Ob die auf diese Weise ergänzte Liste (*H+) in einem Zug angefertigt worden ist, muss allerdings bezweifelt werden. Zwar scheint die auffällig planmäßige Erfassung der königlichen Stiftungen und Bestattungsorte in eine solche Richtung zu deuten95, andere Nachrichten zeigen aber ein völlig abweichendes Gepräge96, so dass man die zweite Redaktionsstufe wohl besser als das Ergebnis einer nicht näher einzugrenzenden Anzahl von Arbeitsschritten auffassen sollte. Auf jeden Fall müssen zumindest einige dieser Notate bis ins frühe 12. Jahrhundert zurückreichen.97 In einem dritten Schritt entstand dann zwischen 1260 und 1273 durch die systematische Erweiterung von *H+ um die Herrscherangaben aus der Rezension C1 der Sächsischen Weltchronik98 eine Geschichtsdarstellung, für die die Bezeichnung ‚Chronik‘ definitiv nicht mehr zu hoch gegriffen ist. Da diese nur näherungsweise rekonstruierbare Textstufe99 mit Sicherheit in lateinischer Sprache abgefasst war100, sollte sie am besten mit der Sigle *L (statt *V) bezeichnet werden.

95 Vgl. Chroniken §§ 10, 12, 15, 18, 24, 68 u. 72. 96 So z. B. die Sequenzen, die mit der Datierung eines Ereignisses in ein bestimmtes Regierungsjahr des jeweiligen Herrschers anheben (vgl. Chroniken §§ 2, 5 [ursprünglich inkl. § 9?] u. 74) oder die Nachrichten, die mit der vermeintlichen Verlegung der Stiftskirche von der Harzburg nach Goslar im Zusammenhang stehen (vgl. Chroniken §§ 2, 22 u. 27) und nicht zuletzt die raumgreifende Aufzählung der Gaben Kaiser Heinrichs III., durch welche die Proportionen des gesamten Werkes in eine deutliche Schieflage gerieten (vgl. Chroniken §§ 28, 31, 33-36 u. 39-44). 97 Das gilt etwa für die berühmte Anekdote über des Teufels zynischen Kommentar zum blutigen Ausgang des so genannten Goslarer Rangstreits. Vgl. Chroniken § 53. 98 Möglichweise sind darüber hinaus auch noch weitere Passagen aus der Sächsischen Weltchronik in die Goslarer Stift-Chronik geflossen (vgl. Chroniken §§ 10, 24, 50 bzw. 64), doch könnten manche Berührungspunkte zwischen den beiden Geschichtswerken ebenso gut auf eine Rezeption von *H+ durch denjenigen Geschichtsschreiber bedingt sein, der für die Rezension C der Sächsischen Weltchronik verantwortlich war (vgl. Chroniken §§ 37, 46) – eine Möglichkeit, die Weiland, Einleitung (1877), 587, überhaupt nicht in Betracht zog. 99 Neben dem gemeinsamen Text von LG und DH/DW1/DW2 müssen auch alle der Sächsischen Weltchronik entnommenen, aber nur durch die D-Handschriften überlieferten Herrscherangaben dieser Textstufe zugewiesen werden (Chroniken §§ 11, 13, 14, 17, 70, 78, 88, 92 u. 98). Zudem ist davon auszugehen, dass LG den Wortlaut des (ebenfalls lateinischen) ‚Originals‘ in der Regel besser bewahrt haben dürfte. 100 In diesem Punkte ist Weiland, Einleitung (1877), 586, zuzustimmen, der zu Recht auf die unverkennbaren lateinischen Überreste in den D-Handschriften verweist.

316

Editionen

Abb. 28: Die Überlieferung der Goslarer Stifts-Chronik (nach Lohse)

Nach einer historiographischen Pause von etwa zwei Jahrzehnten wurde die Arbeit an der Goslarer Stifts-Chronik erst wieder aufgenommen, als die Nachricht vom Tod König Rudolfs im Sommer 1291 in Goslar eintraf. Zunächst fügte man dem vorliegenden Opus einen Überblick über Verdienste des Verstorbenen im Allgemeinen und um das Stift St. Simon und Judas im Besonderen101 hinzu, ergänzte diesen später um einige Nachträge102 und fügte dann in rascher Folge immer neue Anhänge hinzu: zunächst einen Bericht über die Erstürmung der nordöstlich von Goslar gelegenen Harlyburg103, bald darauf eine knappe Meldung über den Herrschaftsantritt Adolfs von Nassau104, einen Vermerk über den Erwerb des Zehnten von Zilly durch die Goslarer Kanoniker105, eine durch und durch parteiische Darstellung des ‚Mühlenstreits‘ zwischen den geistlichen Instituten und dem Rat der Stadt Goslar106 sowie schließlich einen Bericht über die Erhebung von Reliquien im Stift St. Simon und Judas und deren anschließende Weisung107 (*L+). Doch bereits 101 Vgl. Chroniken §§ 115-119 u. 123-125. 102 Bei Chroniken §§ 120-122 handelt es sich offenkundig um einstige Marginalien, die recht ungeschickt in den fortlaufenden Text integriert wurden. Als weitere Nachträge aus dieser Zeit kommen in Frage: Chroniken §§ 111 u. 114. 103 Vgl. Chroniken §§ 126 f. (geschrieben nach 1291 VIII 17). 104 Vgl. ebd. § 128 (geschrieben nach 1292 V 6). 105 Vgl. ebd. § 129 (geschrieben nach 1293 VIII 21); ebd. § 140 (geschrieben nach 1294 VII 13). 106 Vgl. ebd. §§ 130-132 (geschrieben nach 1293 X 16). Vgl. Schiller, Bürgerschaft (1912), 66 f. 107 Vgl. Chroniken §§ 133-139 (geschrieben nach [1293] XI 20 bzw. XII 7); ebd., 141 (geschrieben

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

317

nach wenigen Jahren brach diese zeitgeschichtliche Fortschreibung der StiftsChronik, vielleicht bedingt durch den Tod des letzten Fortsetzers, im Herbst 1294 wieder ab. Als fünfte Redaktionsstufe hat die vermutlich im Laufe des 14. Jahrhunderts angefertigte Übertragung des Chroniktextes ins Mittelniederdeutsche (*D) zu gelten108, die zwar in vielen Passagen ziemlich wortgetreu erfolgte109, in einigen aber auch sehr frei mit dem Wortlaut der lateinischen Vorlage umging: mitunter geradezu sinnverzerrend raffte110, mitunter – wohl unter Einfluss der mündlichen Überlieferung vor Ort – phantasievoll ausschmückte111 und manches vielleicht auch gänzlich neu hinzufügte112, ohne dabei freilich einen Bogen zur eigenen Gegenwart zu schlagen. Dies geschah erst in den letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts. Die letztmalige Fortschreibung der Stifts-Chronik in ihrer sechsten Redaktionsstufe beschränkte sich allerdings auf einen annalistisch gehalten Nachtrag zum Jahr 1486. Sie machte also gar nicht den Versuch, die Berichtslücke von rund zwei Jahrhundert113 zu füllen, und ihr Verfasser beabsichtigte wohl auch gar nicht, die abgerissene historiographische Tradition des Kapitels neu zu begründen. Die jüngste erhaltene Abschrift der Stifts-Chronik aus dem 16. Jahrhundert brachte vor allem sprachliche Modernisierungen, aber (sieht man einmal von Lesefehlern ab114) keine inhaltlichen Neuerungen mehr. Sie ist deshalb allenfalls aus sprachgeschichtlicher Perspektive als eigenständige Redaktionsstufe aufzufassen. Keine der sechs idealtypisch voneinander geschiedenen Redaktionsstufen ist in ihrer ursprünglichen Form auf uns gekommen. Die erhaltenen Handschriften sind allesamt mehr oder weniger gründlich gearbeitete Derivate, die sich wie folgt in das Überlieferungsstemma der Goslarer Stifts-Chronik einordnen lassen: LG ist ein sehr selektiver Auszug aus *L oder *L+. Bei DH, DW1 und DW2 und handelt es sich jeweils um Abschriften von *D, die zwar unübersehbar durch Dialekt und Schreibgewohnheiten der jeweils tätigen Kopisten geprägt sind, im Großen und Ganzen aber nur einige wenige, substantielle Eingriffe in den Text der Vorlage aufweisen. Im Allgemeinen zeigt DW2 starke Übereinstimmungen mit DH. Obwohl deutlich jünnach 1294 IX 8). 108 Die Übertragung wird von Rothe, Goslar (1940), 65, in den Anfang des 14. Jahrhunderts datiert. Sollte diese Hypothese zutreffen, dann spräche vieles für den Goslarer Scholaster Könemann von Jerxheim († 1316) als Übersetzer. Ein sprachgeschichtlicher Vergleich mit dessen anderen Werken könnte hier vielleicht mehr Klarheit bringen. Vgl. dazu die Vorarbeiten von Ludwig Wolff in: Die Dichtungen Könemanns, 28-51. 109 Vgl. Chroniken §§ 1, 2, 4, 5 u. ö. 110 Vgl. etwa ebd. § 24. 111 Vgl. etwa ebd. §§ 38, 43 u. 52. 112 Das könnte z. B. für die Etymologie des Rammelsbergs und der Gose gelten. Vgl. Chroniken § 6. 113 Nur überliefert in DW2. Vgl. Chroniken § 142 Anm. n. 114 Vgl. z. B. Chroniken § 10 Anm. g, § 13 Anm. h, § 16 Anm. l, § 65 Anm. n.

318

Editionen

ger, ist DW2 aber nicht direkt von DH abhängig, sondern teilt mit dieser Handschrift lediglich die Vorlage, von der (vielleicht über verlorene Zwischenglieder) auch DW1 abstammen dürfte. 115 Gerade in jenen Passagen, in denen DW2 mit DW1 gegen DH übereinstimmt, bietet jedenfalls ausgerechnet der jüngste erhaltene Textzeuge trotz seiner sprachlichen Modernisierungen wichtige Hinweise auf die älteste erreichbare Textgestalt der Goslarer Stifts-Chronik in ihrer deutschen Fassung. Dass die lateinische Vorlage von *D nicht identisch mit derjenigen von LG gewesen sein kann, zeigt das jeweilige Sondergut, das durchweg den Charakter von ehemaligen Marginalien hat.116 Sollte LG also die Fassung *L + als Vorlage gehabt haben, dann müssen von dieser bereits vor 1300/05 mindestens zwei Textzeugen existiert haben, deren Ränder mit unterschiedlichen Nachträgen beschrieben waren. Zumindest eine dieser Handschriften existiert – wenn auch um die Stifts-Chronik beraubt – noch heute: es ist das vor 1298 angelegte, heute in der Hildesheimer Dombibliothek verwahrte Kopialbuch des Stifts117, dessen verlorengegangene Lagen 1 und 2118 wohl neben den aus LG bekannten Verzeichnissen der Altäre und Reliquiare von St. Simon und Judas auch eine vollständige Fassung der erweiterten Stifts-Chronik in lateinischer Sprache enthielten. Mit dieser Revision der von Weiland postulierten Thesen zur Werkgenese und Überlieferungsgeschichte der Goslarer Stifts-Chronik werden die eingangs referierten Deutungen von Ehlers und Beckermann ihrer Quellengrundlage beraubt. Das Grundgerüst der Goslarer Stifts-Chronik sowie der Großteil ihrer Inhalte, darunter auch die fiktive Gründungsgeschichte, die die Errichtung einer später von Heinrich III. nach Goslar verlegten Stiftskirche Konrad I. zuschrieb, sind nachweislich noch in königsnaher Zeit verfasst worden.119 In den 1270er und 1280er Jahren, in denen 115 Charakteristisches Sondergut von DH sucht man in DW2 nämlich vergebens. Vgl. vor allem Chroniken § 129 Anm. b; weitere Beispiele in Auswahl: ebd. § 14 Anm. g, § 20 Anm. c, § 25 Anm. e, § 28 Anm. c. – Mithilfe von DW2 lassen sich deshalb auch redaktionelle Änderungen des Schreibers von DW1 gegenüber seiner Vorlage nachvollziehen. Vgl. etwa Chroniken § 4 Anm. s, 24 Anm. a, § 71 Anm. c. 116 Vgl. oben Anm. 48. 117 Hildesheim, Dombibliothek, Hs 535. Vgl. oben Anm. 66. 118 Der Verlust von zwei Lagen ist daraus zu ersehen, dass die nach heutigem Befund zweite Lage von anlegender Hand als vierte gekennzeichnet worden ist. Vgl. Hildesheim, Dombibliothek, Hs 535, fol. 10r. 119 Als letzter römisch-deutscher König weilte Wilhelm von Holland am 7. Januar 1253 in Goslar. Vgl. D W 258. – So eindeutig dieser Einschnitt in der Goslarer Stadtgeschichte in der Retrospektive auch erscheint, die Zeitgenossen werden Wilhelms Besuch kaum als das Ende einer Ära wahrgenommen haben. Zwischen zwei Königsbesuchen hatten ja auch in früheren Zeiten schon einmal mehr als zwanzig Jahre gelegen. Vgl. etwa RI V.1,2, Nr. 4075 (1227 VIII 29; Heinrich [VII.], Nr. 5075 (1252 IV 6; Wilhelm v. Holland). Wenn man noch im 15./16 Jahrhundert die Rangordnung der Goslarer Geistlichkeit bei die Einholung des römischen Kaisers oder Königs (mit dem Dekan von St. Simon und Judas an der Spitze) in eine Prunkausfertigung des Goslarer Stadtrechts aufnahm (StadtA Goslar, Bestand B, Nr. 823, pag. 405 f.; gedruckt: Frölich, Domstift

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

319

es in der Tat wiederholt zu Konflikten zwischen den Stiftsherren und der Stadtgemeinde kam120, ruhte hingegen die historiographische Produktion. Dasjenige, was nach dem Abschluss der Streitigkeiten in den 1290er Jahren nachgetragen wurde, war wiederum kaum geeignet, das Prestige der Stiftskirche zu erhöhen oder ältere Rechte zu legitimieren, sondern hatte mehr den Charakter einer lokalen Zeitgeschichtsschreibung. Als Beleg für die Krise, in die das Kollegiatstift St. Simon und Judas in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts angeblich geschlittert sein soll, wird man die Goslarer Stifts-Chronik deshalb zukünftig nicht mehr anführen können. Darüber hinaus verdeutlichen die historiographischen Produkte der Kanoniker von St. Simon und Judas exemplarisch, warum der methodische Ansatz der ‚causa scribendi-Forschung‘ geradezu zwangsläufig in die Irre führen muss: Gründungsgeschichten, Stifterchroniken und ähnliche Werke wurden nicht aus einem einzigen Anlass und mit einer einzigen Intention verfasst, sondern meist über mehrere Jahrzehnte von verschiedenen Personen mit unterschiedlichen Interessen auf-, um- und fortgeschrieben. Statt den einen ‚archimedischen Punkt‘ zu suchen, von dem aus die ganze Darstellung gesehen werden müsse, erscheint es deshalb viel lohnender, die verschiedenen Erinnerungsschichten, aus denen solche Werke bestehen, Stück für Stück freizulegen. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist allerdings eine Textausgabe, die nicht der Versuchung erliegt, einen vermeintlichen Urtext rekonstruieren zu wollen, sondern die es erlaubt, Entstehung und Veränderung eines historiographischen Textkorpus im Wandel der Zeiten zu verfolgen. Die im Folgenden vorgelegte Neu-Edition der Goslarer Stifts-Chronik soll genau dies leisten – so gut das angesichts der trümmerhaften Überlieferung überhaupt möglich ist. Sie bietet deshalb einen Paralleldruck von LG und DW1 und weist im Variantenapparat alle Abweichungen von DH und DW2 gegenüber DW1 nach121, so dass Stabilität und Variabilität des Textcorpus lückenlos dokumentiert werden. [1920], 156; zur Handschrift siehe auch Ebel, Stadtrecht [1968], 16 f.), dann spiegelt dies natürlich in erster Linie die mühsam austarierte innerstädtische ‚Ehrenhierarchie‘, zeigt aber doch auch, dass man selbst drei Jahrhunderte nach dem letzten Herrscherbesuch für den Ernstfall vorbereitet sein wollte. Vgl. auch Schneidmüller, Reichsnähe (1992), bes. 12 f., 19-24, 29, 51 f.; Ehlers, King (2002), 26, Anm. 86, 37; ferner Schenk, Zeremoniell (2003), bes. 101-115 (zur Quellengattung der Ordines ad recipiendum; allerdings ohne Berücksichtigung der Goslarer Überlieferung) u. 238-402 (zum „Idealschema“ eines spätmittelalterlichen Herrscheradventus). 120 Vgl. am umfassendsten immer noch Frölich, Domstift (1920), der sich durch seine Begeisterung für das zur Freiheit strebende Bürgertum den Weg zu einer angemessenen Interpretation dieser Konflikte freilich verbaute. Frölichs Deutungsschema entstammte einer Tradition, die weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht (vgl. Schreiner, ‚Kommunebewegung‘ [1980], bes. 166 f.), seine Interpretation ist in der Folgezeit vielfach kritisiert worden; zuletzt bei Lohse, Stift (2008). 121 Die Frage, welche der D-Handschriften dem Paralleldruck zugrunde gelegt werden soll, war nur sehr schwer zu entscheiden. DW2 ist zwar eindeutig die schludrigste aller Abschriften, den Kopisten von DH und DW1 sind aber in etwa gleich viele Abschreibfehler unterlaufen, so dass das

320

Editionen

Direkte Zitate aus älteren Quellen erscheinen dabei in kleinerer Schrifttype. Um den meist doppelten Übersetzungsvorgang – nämlich: (1.) aus dem Mittelniederdeutschen der Sächsischen Weltchronik ins Lateinische122 bei der Anfertigung von *L und (2.) aus dem Lateinischen von *L wieder zurück ins Mittelniederdeutsche bei der Anfertigung von *D – offenzulegen, erschien es wünschenswert, auch den Wortlaut der Vorlage in diesen Fällen vollständig in den kritischen Apparat aufzunehmen. Da aber, wie bereits erwähnt, das Manuskript der Sächsischen Weltchronik, das dem Historiographen unter den Stiftsherren von St. Simon und Judas in den 1260er Jahren vorgelegen haben muss, heute nicht mehr existiert, ist dies nur näherungsweise möglich. Ausschlaggebend für die Entscheidung, den Text der Hs. 24123 (aus der Rezension C1) zum Vergleich mit abzudrucken, waren zwei Gründe: Zum einen dürfte diese Fassung der Vorlage des Goslarer Geschichtsschreibers besonders nahegestanden haben124, zum anderen liegt sie seit einigen Jahren in einer wirklich zuverlässigen Edition vor.125 Darüber hinaus erschien es reizvoll, auch den Wortlaut der Hs. 15126 (aus der Rezension B) zum Vergleich mit abzudrucken. Die einzige vollständig erhaltene lateinische Übersetzung der Sächsischen Weltchronik deckt sich nämlich mehr als einmal gerade nicht mit der in Goslar angefertigten. Die Wiedergabe der Quellentexte erfolgt buchstabengetreu.127 Dabei werden »u« und »i« stets vokalisch, »v« und »j« stets konsonantisch verwendet, Großbuchstaben ausschließlich für Satzanfänge und Eigennamen gebraucht, überschriebene Buchstaben in runden Klammern ( ) nachgestellt, alle eindeutigen Kürzungen

122

123 124 125

126

127

Kriterium des ‚besten‘ Textes nicht angewendet werden konnte. Für DW1 sprach letztlich vor allem, dass sie in einzelnen Formen gegenüber DH und DW2 ein älteres Gepräge aufzuweisen scheint, worauf schon Weiland, Einleitung [1877], 589, hingewiesen hat. Auf die Konstruktion eines D-Archetypus wurde aus zwei Gründen bewusst verzichtet: Zum einen, weil der Vergleich von DH, DW1 und DW2 zwar in vielen Fällen die Rekonstruktion des Urtextes ermöglicht, aber eben nicht in allen. Zum anderen, weil die Konstruktion eines Mischtextes, wie gezeigt werden konnte, dem Genre der Fundations- und Stifterchronik einfach nicht angemessen ist. Zu den verschiedenen ‚Rückübersetzungen‘ der Sächsischen Weltchronik, denen LG trotz der sehr selektiven Benutzung zukünftig zur Seite zu stellen wäre, vgl. die leider recht oberflächlichen Bemerkungen bei von Olberg-Haverkate, Zeitbilder (2008), 616-619. Zwei weitere, bislang unbekannte Textzeugen verzeichnet Giese, Compendium (2007), 192-195. Erfurt/Gotha, Universitäts- und Forschungsbibliothek, Ms. Memb. I 90 (2. Hälfte 13. Jahrhundert). Beschreibungen bei Wolf, Weltchronik (1997), 115-118. Vgl. oben nach Anm. 90. SW, Hs. 24, ed. Herkommer. – Die Klagen über die Unzuverlässigkeit der Lesartenapparate in den verschiedenen Textausgaben der Sächsischen Weltchronik sind Legion. Vgl. etwa Wolf, Weltchronik (1997), 9, Anm. 27. Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 1308 (1. Viertel 15. Jahrhundert). Beschreibungen bei Wolf, Weltchronik (1997), 91-93; von Olberg-Haverkate, Zeitbilder (2008), 357-363. Gedruckt: SW, Hs. 15, ed. Massmann. Dieser Grundsatz erfordert bei der Wiedergabe von D zwar eine erhebliche Zahl von (auf den ersten Blick) entbehrlich erscheinenden Lesartennachweisen, ist aber sowohl für sprach- als auch für überlieferungsgeschichtliche Forschungen zur Goslarer Stifts-Chronik unverzichtbar.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

321

kommentarlos aufgelöst, ausgelassene Worte in eckigen Klammern [ ] eingefügt, römische Zahlen durch arabische Ziffern wiedergegeben, unsichere Lesungen durch ein nachgestelltes Fragezeichen in runden Klammern (?) kenntlich gemacht und die Getrennt- bzw. Zusammenschreibung ebenso wie die Interpunktion dem modernen Usus angepasst. Die Weilandsche Kapiteleinteilung wurde – obwohl durch die Handschriften nur zum Teil gedeckt128 – beibehalten, da sie in der älteren Literatur wiederholt beim Zitieren Verwendung gefunden hat. Der Sachkommentar korrigiert die gröbsten Irrtümer der Goslarer Chronisten und konzentriert sich ansonsten auf Erläuterungen von lokalhistorischem Interesse.

128 Vgl. oben nach Anm. 57.

322

Editionen

XII.2 Edition

§1

a

Chronik des Stiftes St. Simon und Judas in Goslar

Chronicon S. Simonis et Iude Goslariense

cap. 1

cap. 1

b

c

d

e

f

g

Na goddes bord do me screff 912 h Conradus, de erste bi deme namen,

ein sonei Lodewigesj, de de was de driddek keiser vanl demem slechte n des groten Karlesn, heffto entfangen p q r s dat Romesche riike unde is get u r west de veirde unde 70. vanl demem keiserev Augusto under heffto w q x a1 regeret dat riike 7 jar .

a

Anno gracie nongentesimo duodecimo Conradus imperator, huius nominis

primus, filius Lodvici, tercii imperatoris de genere Magni Karuli,y ab Augusto, adeptus est Romanum imperia1 um et regnavit annis 7.

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 151: In deme 912. iare van godes gebort Conrad [...] gewan dat rike, de 79. van Augusto, unde was daran 7 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 287: Anno Domini 912 Conradus regis, Conradi filius [...]. Iste est 79. ab Augusto, et regnavit septem annis. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 157 f., Z. 35-1. — b) Nach DW2. — c) gottes DW2. — d) bort DH. gebort DW2. — e) man DW2. — f) scref DH. schreiff DW2. — g) 1112 DW2. — h) dem DH. — i) söhne DW2. — j) Loddewiches DW2. — k) derde DH. dritte DW2. — l) von DH. — m) dem DH & DW2. — n) de grote Karls DW2. — o) heft DH. — p) Romische DW2. — q) rike DH & DW2. — r) und DW2. — s) ist DW2. — t) ghewest DH. — u) 4. DH. verde DW2. — v) kaiser DW2. — w) geregeret DH. — x) jhar DW2. — y) Es folgt eine etwa acht Buchstaben breite Lücke, in die die Kaisernummer nachgetragen werden sollte, aber nicht wurde. 1) Konrad I. regierte von 911 bis 918 als ostfränkischer König. Er wurde nie Kaiser; sein Vater war nicht Ludwig III., sondern Konrad der Ältere.

§2

In demea vefftenb jarec hefftd he gebuwet undee gestichtigetf dat munster torg Hartesborchh der wertlikeni canonekej in de erek suntel Valerii,1 de ein bisscupm isn gewesen dero kerkenp toq Trerer.

Hic primo, in anno regni sui quinto, fundavit ecclesiam istam in Hartesburg canonicorum secularium in honore beati Valerii confessoris atque pontificis Treverensis,1 et dotavit eam cum predio in Harlingerodhe2 et aliis multis bonis.

323

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

a) dem DH. — b) veften DH. fefften DW2. — c) jhare DW2. — d) heft DH. — e) und DW2. — f) begiftiget DH. gestifftet DW2. — g) to der DH. tho der DW2. — h) Hertesborch DH. Harzborgk DW2. — i) werliken DH. wercklichen DW2. — j) kanonke DH. canoniken DW2. — k) ehre DW2. — l) sankt DW2. — m) bischup DH. bischop DW2. — n) ist DW2. — o) DH folgt: hilgen. — p) kirchen DW2. DH folgt: unde goddeshuse. — q) tho DW2. — r) Triere DW2. 1) Konrad I. errichtete in der Tat ein Kollegiatstift, aber nicht in Harzburg, sondern in Weilburg, dem Stammsitz seiner Familie. Vgl. Lohse, Konrad I. (2006), 297 f., 311 f. Das 1074 von den aufständischen Sachsen zerstörte Valerius-Stift bei der Harzburg war eine Gründung Heinrichs IV. Vgl. Streich, Klöster (1986), 70. — 2) Das Gut in Harlingerode übertrug Kaiser Heinrich III. dem Goslarer Stift am 3. Juni 1053. Vgl. D H III. 305.

§3

Cuius anniversarius est die beati Valentini martiris.1 {pag. 4} 1) 14. Februar. Konrad I. starb aber am 23. Dezember 918. Vielleicht eine Verwechslung mit Konrad III., der am 15. Februar 1152 verstarb?

cap. 2 §4

a

b

c

d

cap. 2 e

f

deg erste anh demei namen, de dar isj gewesen ein sonek Otten, einesl m n o j hertogen van Sassen, unde is gep nomet Auceps effte Vogeler, de 75. vann Augusto hefftq entfangen datr Romesche rikes undeo hefftq geregerett u a1 18 jar . Na goddes bord 921 Hinricus ,

a

Anno primo

gracie nongentesimo vicesimo huius nominis Henricus, primus, filius Ottonis, ducis Saxonie, qui vocabatur Auceps, adeptus est Romanum imperium et regnavit annis a1 18.

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 151: In deme 921. iare van godes gebort Heinrich, des hertogen Otten sone, quam an dat rike, de 80. van Augusto, unde was daran 18 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 289: Anno Domini 919 Hinricus, filius Ottonis ducis, imperium accepit, 80. ab Augusto, qui 18 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 158, Z. 18 f. (cap. 148). — b) Nach DW2. — c) gottes DW2. — d) bort DH. gebort DW2. — e) 1121 DW2. — f) Hinrik DH. — g) der DW2. — h) ann DW2. — i) dem DH & DW2. — j) ist DW2. — k) sohne DW2. — l) eins DH & DW2. — m) hertegen DH. hertigs DW2. — n) von DH. — o) und DW2. — p) efte DH. offte DW2. — q) heft DH. — r) det DW2. — s) DH folgt: unde is geheten Auceps. DW2 folgt: und ist geheten Auceps. — t) regeret DH. — u) jhar DW2. 1) Heinrich I. regierte von 919 bis 936 als römisch-deutscher König. Sein

324

Editionen

Vater, Otto der Erlauchte, war nicht Herzog von Sachsen.

§5

a

In demeb 16.c jare sines rikes wartd gefundene de Rammesberchf.a 1

a

In anno vero regni sui quintodecimo mons Ramesberch inventus est.a 1

a) Anders in der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 161: He [scil. Otto I.] vant oc allererst dat silvererze in deme lande to Sassen, unde wared noch. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 315: Iste [scil. Otto I.] etiam primus montem argenti, qui Rammesberch dicitur, in Saxonia reperit, qui usque in diem hodiernum perdurare consuevit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 164 f., Z. 38-1 (cap. 159). — b) dem DH & DW2. — c) 15. DH. — d) wartt DW2. — e) gevunden DH. — f) Rammelsberch DH. 1) Die ältesten historiographischen Zeugnisse datieren die Öffnung der sächsischen Silberadern in die 960er Jahre, ohne den Rammelsberg allerdings explizit zu erwähnen. Dies geschieht erst in Quellen des 12. Jahrhunderts. Die montanarchäologische Forschung konnte mittlerweile aber nachweisen, dass die Erze des Rammelsberges bereits seit dem 4./5. Jahrhundert abgebaut worden sind. Vgl. Hillebrand, Anfängen (1967), 110 f.; Ehlers, Anfänge (1997), 47-49; Bartels, Stadt (2004), 136 f.

§6

De jeger, de dar vanta dussenb berchc,d was gehetene Ramme; sus wartf na oneg gehetene de berchh alsei Rammesberchj. Dusses jegers fruwek hetl Gosam, darn iso nu dat waterp naq genometr. a) vantht DW2. — b) diesen DW2. — c) bergk DW2. — d) DH folgt: de. — e) gheheten DH. — f) wartt DW2. — g) ome DH. ihme DW2. — h) barch DH. bargk DW2. — i) alze DH. — j) Rammelsberch DH. Rammesbergk DW2. — k) vrauwe DH. fraue DW2. — l) heitt DW2. — m) Gossa DW2. — n) unde dar DH. und dar DW2. — o) ist DW2. — p) wather DW2. — q) nu DH. — j) ghenomet DH. Der Schreiber von DW2 hatte zunächst versehentlich geschrieben: geheten.

§7

Dussea sulveb vorste hefftc gehadd einene stridf mitg demeh konnigei van Ungerenj bik Wagersleve1 undel dodem dar velen minscheno undel fengkp den konnigk, undel

325

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

darnaq esscheder he tohopes sine vorstent undel vantu overv onew datx ordely undel ledz omeaa affslanbb sin hovetcc uppedd der stede gehetenee Werle2. {fol. 8r} a) Nach Dus endet in DH fol. 3v. — b) sulffe DW2. — c) heft DH. — d) gehat DH. gehatt DW2. — e) einen fehlt DH. — f) strit DH. stritt DW2. — g) mitt DW2. — h) dem DH & DW2. — i) konnighe DH. — j) Ungern DW2. — k) bei DW2. — l) und DW2. — m) dodede DH & DW2. — n) veele DW2. — o) mentschen DW2. — p) venich (?) DW2. — q) darnach DW2. — r) eschede DH & DW2. — s) tohope fehlt DW2. — t) forsten DH & DW2. — u) vantt DW2. — v) ohver DW2. — w) on DH. ihne DW2. — x) det DW2. — y) urtell DW2. — z) let DH. leitt DW2. — aa) om DH. ohme DW2. — bb) afslan DH. — cc) Hier endet in DW2 fol. 1r. — dd) up DH. uff DW2. — ee) gheheten DH. gehethen DW2. 1) Wackersleben, Ortsteil der Gemeinde Hötensleben im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt). — 2) Königspfalz Werla, in der Nähe von Werlaburgdorf im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen).

§8

Uppea dusserb stede Werlec hadde do de keiserd einen sale, undef dusse sulveg stede ish nu geheten Goslari.1 a) Up DH. Uf DW2. — b) disser DW2. — c) DH folgt: dar. — d) kaiser DW2. — e) zal DH. saell DW2. — f) und DW2. — g) sulveste DW2. — h) ist DW2. — i) Gosler DH & DW2. 1) Zur ‚Verlegung‘ der königlichen Pfalz von Werla, wo Heinrich II. 1013 letztmals residierte, nach Goslar vgl. von der Nahmer, Heinricus (1993), 23-26.

§9

a

Bi dusses keisersb tiden wartc gebuwet Goslard.a

a

Et postea per ipsum civitas Goslariensis est constructa.a

a) Ähnlich die Sächsische Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 152: De keiser Heinrich buwede de stat to Goslare. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 291: Hinricus igitur imperator civitatem Goslarie [...] construxit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 158, Z. 32 f. (cap. 148). — b) kaisers DW2. — c) wartt DW2. — d) Gosler DH.

326 § 10

Editionen

a

Dusse sulve keiserb hefftc gestichtetd dat munster toe Quedelingeborchf der wertlikeng juncfrowenh in dei erej suntek Servaciil undem hefftc ido wolp begifftigetq.1 Nar sinemes dodet Mecheldu sinv husfruwew hefftc gestichtetx ein closter toy Northusen van wertlikenz juncfrowenaa undebb vancc geistlikendd personen, alse monekeee.a 2 Dusse keiserb isff begraven togg Quedelingeborchhh mitii siner husfruwenjj.

a

Idem imperator fundavit monasterium prudentum virginum in Quedelingeburga et ibidem est sepultus.kk

a) Ähnlich die Sächsische Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 152: De keiser Heinrich buwede [...] dat closter to Quedelingeburch unde Wenethusen. Sin vrowe diu koninginne Mechilt, en heilich wif, buwede dat closter to Northusen unde de abbedie to Polede. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 291: Hinricus igitur imperator [...] claustrum virumque Quedelinghborch et Wenthusen construxit, uxor vero eius Mechtildis, femina sancta, cenobium in Northusen et abbatiam Poelde constituit. Vgl. SW, ed. Weiland, 158 f., Z. 32-2 (cap. 148). — b) kaiser DW2. — c) heft DH. — d) DW2 folgt (bereits von anlegender Hand getilgt): Goslar. — e) tho DW2. — f) Quedelingborch DH. Quedelinborgk DW2. — g) werliken DH. wercklichen DW2. — h) juncfrauwen DH. jungfrauen DW2. — i) die DW2. — j) ehre DW2. — k) sunte fehlt DW2. — l) Servatii DW2. — m) und DW2. — o) ot DH. idt DW2. — p) woll DW2. — q) begiftiget DH. begifftigt DW2. — r) Nach DW2. — s) sinem DH. seinen DW2. — t) tode DW2. — u) Mechelt DH. Mechdellt DW2. — v) sein DW2. — w) husvruwe DH. husfru DW2. — x) gestifftet DW2. — y) zu DW2. — z) werliken DH. wercklichi DW2. — aa) jucfruwen DH. jungfrauen DW2. — bb) und DW2. DH folgt: Polde. — cc) von DH. — dd) geisliken DH. geistlichen DW2. — ee) monneke DH & DW2. — ff) ist DW2. — gg) tho DW2. DH folgt, wohl durch den Zeilenwechsel bedingt, versehentlich ein weiteres mal: to. — hh) Quedelinborch DH. Quedlinborgk DW2. — ii) mitt DW2. — jj) husvruwen DH. husfruen DW2. — kk) Es folgt eine Leerzeile.

cap. 3 § 11

a

b

c

d

e

Na goddes bord 938 Otto de grote, f g h ein sone Hinrikes , des keisers i vorgenant geheten Auceps, [de]j 76.k van Augusto, hefftl entfangenm dat

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

Romesche rike unden heffto geregeretp qa1

38 jar .

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 155: In deme 937. iare van der bort unses herren Otto de grote, des koning Heinrikes sone, quam an dat rike, de 81. van Augusto, unde was daran 38 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 300 f.: Anno Domini 937 Otto magnus, Henrici imperatoris filius, ad coronam imperii est assumptus, octogesimus primus ab Augusto, et 38 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 161, Z. 1 f. (cap. 153). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) In DW2 ist der Platz für die Jahreszahl freigelassen. — e) Otte DH. — f) sohne DW2. — g) Hinrikes fehlt DW2. — h) kaisers DW2. — i) vorgent DW2. — j) So auch DW2. — k) 81. DH. — l) hefft fehlt DH. — m) enfangen DH. — n) und DW2. — o) heft DH. — p) regeret DW2. — q) jhar DW2. 1) Otto I. regierte von 936 bis 973 als römisch-deutscher König.

§ 12

Dusse heffta erlikenb gestichtetc unde begifftigetd de kerken toe Meideborchf, undeg ish darsulvesi begraven jmit siner husfrowenj.

d

a) heft DH. — b) erchen DW2. — c) gestifftet DW2. — d) unde begiftiget DH. unde begifftiget fehlt DW2. — e) tho DW2. — f) Magdeborgk DW2. — g) und DW2. — h) ist DW2. — i) darsulvest DW2. — j) frowen DW1 am Ende der folgenden Zeile. mit siner husfruwen DH. mit … husfrowen fehlt DW2.

cap. 4 § 13

a

b

c

d

e

Na goddes bord 984 Otto , geheten de rode, ein sone des groten Otten, des keisersf, deg 77.h vani Augusto, hefftj k entfangen dat Romesche rike unde l m n k regeret 8 jar unde licht begraven

in Wuldao.a 1

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 161: In deme 975. jare van godes gebort Otto de rode, des groten Otten sone, gewan dat rike, de 80. van Augusto, und was daran 9 jar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 315: Anno Domini 975 Otto ruffus, magni Ottonis filius, imperium est adeptus, ab Augusto octogesimus secundus, et annis 9

327

328

Editionen

regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 165, Z. 3 f. (cap. 160). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) In DW2 ist der Platz für die Jahreszahl freigelassen. — e) Otte DH. — f) keiser DW2. — g) der DW2. — h) 72. DW2. — i) von DH. — j) heft DH. — k) und DW2. — l) regert DH. — m) achten DH. — n) jhar DW2. — o) Wlda DH. 1) Otto II. regierte von 961 bis 983 als römisch-deutscher König. Er wurde nicht in Fulda, sondern in Rom bestattet. Vgl. Borgolte, Memoria (2000). Vermutlich liegt hier eine Verwechslung mit König Konrad I. vor, dessen sterbliche Überreste in Fulda beigesetzt wurden. Vgl. Heiler, Grab (2006).

cap. 5 § 14

a

b

c

d

Na goddes bord 994 Otto, geheten dat kinte, ein sonef gdes Roden Otteng, h i j des keisers , [de] 78. van Augusto, k l hefft entfangen dat Romesche rike undem k n oa mitp siner hefft regeret 18 jar

moder, de oneq erlikenr {fol. 8v} upgetogen.1

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 163: In deme 984. iare van der bort unses herren Otto, des roden kaiser Otten sone, gewan dat rike, de 83. van Augusto, unde was daran 18 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 317 f.: Anno Domini 984 Otto, ruffi Ottonis imperatoris filius, ad coronam imperii assumptus est, ab Augusto octogesimo tertius, et regnavit 18 annis. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 165, Z. 35 f. (cap. 162). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) In DW2 ist der Platz für die Jahreszahl freigelassen. — e) kindt DW2. — f) sohn DW2. — g) Otten des Roden DH. — h) kaisers DW2. — i) So auch DW2. — j) von DH. — k) heft DH. — l) Romische DW2. — m) und DW2. — n) geregert DH. — o) jar fehlt DH. jhar DW2. — p) mitt DW2. — q) on DH. ohne DW2. — r) erliken hadde DH. erlichen hadde DW2. 1) Otto III. regierte von 983 bis 1002 als römisch-deutscher König.

§ 15

Dusse dea hefftb gestichtetc dat munster tod Ganderseme der wertlikenf juncfroweng.1 a) de fehlt DH. — b) heft DH. — c) gestifftet DW2. Nach ge endet hier fol. 1v. — d) tho DW2. — e) Gandersheim DW2. — f) werliken DH. wergli[chen] DW2 mit kleinem Defekt der Handschrift. — g) juncfrauwen DH. jungfruen DW2.

329

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

1) Das Kanonissenstift Gandersheim wurde nicht durch Otto III., sondern 852 durch Liudolf und dessen Gemahlin Oda gegründet. Vgl. Goetting, Kanonissenstift (1973), 81-85.

§ 16

Bi dusses tiden isa erschenen deb hilgec vader unded bisscupe Berwardus, de de regerde datf stichteg toh Hildensemi 31 jarj, unded isa gewesen dusses keisersk lvorgenant meisterl.1 a) ist DW2. — b) der DW2. — c) hillige DW2. — d) und DW2. — e) bischop DH. bischof DW2. — f) det DW2. — g) stiffte DW2. — h) tho DW2. — i) Hildesheim DW2. — j) jhar DW2. — k) kaisers DW2. — l) Nach meister endet in DH fol. 4r. rentmeister DW2. 1) Bernward amtierte von 993 bis 1022 als Bischof von Hildesheim. Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 166-230.

cap. 6 § 17

a

b

c

d

e

Na goddes bord 1002 Hinricus, de anf g h dere bi deme namen, ein sone des i j k l hertogen to Beigeren , [de] 79. van Aum n o gusto, hefft entfangen dat Romesche p m qa1 rike unde hefft regeret 23 jar . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 165: In deme 1002. iare van godes gebort Heinric, de hertoge van Beieren, disses namen de ander, gewan dat rike, de 84. van Augusto, unde was daran 23 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 324: Anno Domini 1002 Henricus, Bawarie dux, huius nominis secundus, ab Augusto octogesimus quartus, imperium optinuit et 23 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 167, Z. 16 f. (cap. 164). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortht DW2. — d) In DW2 ist der Platz für die Jahreszahl freigelassen. — e) der DW2. — f) ander DW2. — g) demm DH. dem DW2. — h) sohne DW2. — i) hertegen DH. — j) tho DW2. — k) Beiren DW2. — l) So auch DW2. — m) heft DH. — n) det DW2. — o) Romische DW2. — p) und DW2. — q) jhar DW2. 1) Heinrich II. regierte von 1002 bis 1024 als römisch-deutscher König.

§ 18

Dusse dea hefftb gestichtetc dend bisscupdome tof Babenbergeg 1 in

330

Editionen

deh erei suntej Jurgenk, den bisscupdoml tom Merseborchn 2 in deo erei suntej Laurenciip, dat munster toq Coffhungenr 3 wertlikers juncfrowent in deo erei unser leven vrowenu. a) de fehlt DH & DW2. — b) heft DH. — c) gestifftet DW2. — d) dem DH. — e) bischopdum DH. biskopsthum DW2. — f) to fehlt DH. zu DW2. — g) Babelberge DH. — h) der DW2. — i) ehre DW2. — j) sankt DW2. — k) Jurgens DH. — l) bischopdum DH. biskopsthom DW2. — m) zu DW2. — n) Mersborgk DW2. — o) die DW2. — p) Laurenci DW2. — q) tho DW2. — r) Kofungen DH. Coffhunge DW2. — s) werliker DH. werglicher DW2. — t) juncfruwen DH. jungfrauen DW2. — k) vruwen DH. fruen DW2. 1) Bamberg. — 2) Merseburg. — 3) Kaufungen.

§ 19

Dusse sulve Hinricus wasa nein keiserb, sunderc ein konnigkd, undee he undee sin husfruwef Koneguntg blevenh beide juncfroweni, undee sintj begravenk tol Babenbergem, undee sintj beide erheven undee hillichn.1 a) was fehlt DW2. — b) kaiser DW2. — c) sondern DW2. — d) konnigh DH. — e) und DW2. — f) husfrue DW2. — g) Konnegunt DH. Konnigunda DW2. — h) bliven DH. — i) juncfruwen DH. jungfrauen DW2. — j) sin DW2. — k) gegraven DH. — l) tho DW2. — m) Babenbarge DH. — n) hillig DW2. 1) Kaiser Heinrich II. wurde am 12. März 1146, seine Gemahlin Kunigunde am 3. April 1200 heiliggesprochen. Heinrichs Gebeine wurden am 13. Juli 1147, Kunigundes am 9. September 1201 erhoben.

§ 20

Dusse gaffa [dat stichte] tob Hildensemc sunted Godderde na sunted Berwardoe.1 a) gaf DH. — b) tho DW2. — c) Hildesheim [bereits von anlegender Hand getilgt: nach] DW2. DH folgt: to. — d) sankte DW2. — e) do steht in DW1 am Ende der folgenden Zeile. Barwarde DH. 1) Godehard amtierte von 1022 bis 1038 als Bischof von Hildesheim. Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 230-256. Zu Bischof Bernward von Hildesheim

331

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

siehe Chroniken § 16 Anm. 1.

cap. 7 § 21

a

b

cap. 3

c

d

de andere bi deme namen, ein sonef Na goddes bord 1025 Conradus , e

g

h

i

j

k

Hinrici des hertogen to Swaven , [de] 80. vanl Augusto, hefftm entfangen dat Romeschen riikeo undep hefftm regeretr sa1 15 jar .

a

Anno gracie millesimo vicesimo quinto Conradus imperator, huius nominis secundus, filius Henrici ducis Suevie, adeptus est Romanum imperium et a1 regnavit annis quindecim.

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 169: In deme 1025. iare van goddes gebort Conrad van Swaven, des hertogen Heinrikes broder, quam an dat rike unde was daran 15 iar, de 85. van Augusto. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 330: Anno gratie 1025 Cuonradus de Swavia, frater ducis Heinrici, octogesimus quintus ab Augusto imperium suscepit, et in eo 15 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 169 f., Z. 34-1 (cap. 168). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortht DW2. — d) Cunradus DH. — e) dem DH. — f) sohne DW2. — g) Hinrici in DW2 von anlegender Hand am linken Rand. — h) hertegen DH. — i) tho DW2. — j) Svaven DH. Swaben DW2. — k) So auch DW2. — l) von DH. — m) heft DH. — n) Romsche DW2. — o) rike DH & DW2. — p) und DW2. — r) regert DH. — s) jhar DW2. 1) Konrad II. regierte von 1024 bis 1039 als römisch-deutscher König. Er war nicht der Sohn Herzog Heinrichs von Schwaben, sondern Heinrichs von Speyer, dem ältesten Sohn Herzog Ottos I. von Kärnten.

§ 22

Dusse gaffa der kerken torb Hartesborchc dein vorwerk to Vischeribbe1 unded ein vorwerke in Umelingef 2, unde hefftg gestichteth den Jurgenberchi.3

Hic dotavit eandem ecclesiam in Hartesburg cum predio trans Salam, quod dicitur Balberghe4, et suis appendiciisj, et cum predio Wevelinghe2 apud Somerschenburgh5.

a) gaf DH. — b) to DH. tho DW2. — c) Harzborgk DW2. — d) ein … unde fehlt in DW2. — e) vorwergk DW2. — f) Umelingk DW2. — g) heft DH. — h) gestifftet DW2. — i) Jurgenbarch DH. — j) Vor appendiciis hat die anlegende Hand das zunächst geschriebene appensione gestrichen. 1) Die villa Kleinwirschleben, heute Ortsteil der Gemeinde Baalberge im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), stiftete nicht Konrad II., sondern Konrad III., und zwar Anfang April 1150. Vgl. D Ko. III. 228; Urbar §§ 23, 95, 104 u. 234. Ursache für die Verwechslung war wohl die Intitulatio

332

Editionen

Konrads III., der in der Stiftungsurkunde (wie üblich) als Romanorum rex secundus apostrophiert wurde. — 2) Die Ländereien in Weferlingen, heute Marktflecken im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt), hatte König Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertragen. Vgl. D Ko III. 228, ferner Urbar §§ 23, 104 u. 234 sowie die vorangehende Anm. — 3) Dem Versuch Konrads II., auf dem Georgenberg bei Goslar ein Stift zu errichten, war kein Erfolg beschieden. Erst seinem Urenkel, Kaiser Heinrich V., gelang es, an dieser Stelle eine lebensfähige Kanonikergemeinschaft zu installieren; allerdings unter völlig veränderten Vorzeichen: St. Georg wurde nicht, wie von Konrad II. wohl ursprünglich beabsichtigt, königliches Pfalzstift, sondern eine bischöfliche Eigenkirche. Vgl. Kap. II, bei Anm. 15 f. — 4) Gemeint ist das bei Baalberge gelegene Gut in Kleinwirschleben, das Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übereignet hatte (vgl. Chroniken § 22 Anm. 1). In Baalberge, heute Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), war das Stift aufgrund einer Zustiftung der Kaiserin Agnes bereits seit der Mitte des 11. Jahrhunderts begütert. Vgl. Kap. II, Anm. 90. — 5) Sommerschenburg, heute Ortsteil der Gemeinde Sommersdorf im Landkreis Börde (Sachsen-Anhalt).

§ 23

Dusse dea wan wedder dat hilgeb lant, Acharon, Jerusalem, {fol. 9r} Damascumc unded so mere, datf gantzeg hilgeh lant.1 a) de fehlt DH. — b) hilige DW2. — c) Damascon DH. — d) und DW2. — e) mehr DW2. — f) det DW2. — g) ganze DW2. — h) hilge fehlt DH. hilige DW2. 1) Konrad II. zog nie ins Heilige Land und eroberte weder Akkon, noch Jerusalem oder Damaskus. Letzteres gilt auch für Konrad III., mit dem Konrad II. hier wohl verwechselt wird.

§ 24

Dusse dea starffb toc Spirad.1

e

Hic eciam ecclesiam Limborch2 et episcopatum in Spira3 primus fundavite, et ibidem est sepultus.d

a) de fehlt DH & DW2. — b) sterff DH. — c) tho DW2. — d) Spire DW2. — e) Ähnlich auch die Sächsische Weltchronik. Hs. 24, ed. Herkommer, 169: De koning Conrad stichte do en closter van siner burch Limborch unde begonde allererst des bischopdomes to Spire. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 333: Rex igitur Cu(o)nradus claustrum quoddam de castro suo Linborch construxit et episcopatum Spirensem tunc primum instituit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 170, Z. 21 f. (cap. 168). — d) Es folgen zwei Leerzeilen. 1) Konrad II. starb nicht in Speyer, sondern in Utrecht. — 2) Kloster Limburg an der Haardt. Vgl. D Ko II. 216; Schenk, Kloster (2002), bes.

333

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

206-219, mit weiterer Literatur. — 3) Speyer. Vgl. D Ko II. 4, sowie Kap. II, bei Anm. 9.

§ 25

a

Dusse Hinricusb hefftc gestichtetd dee kerken tof Goslarg.a a) Dusse … Goslar war vermutlich einst Randglosse zu Chroniken § 26. — b) Hinrik DH. Hinrich DW2. — c) heft DH. — d) gestifftet DW2. — e) DH folgt: hilgen. — f) tho DW2. — g) Gosler DH. Hier endet in DW2 fol. 2r.

cap. 8 § 26

a

b

c

cap. 4 d

Na goddes bord 1040 Hinricus, ein e f g h sone Conradi vorgescreven , de i j h k dridde bi deme namen, de andere konnigkl, deh 80.m vann Augusto, heffto p q entfangen dat Romesche rike unde r sa1 regert 17 jar .

a

Anno dominice incarnacionis millesimo 40 Henricus, filius huius Conradi imperatoris, huius nominis tercius rex, secundus imperator, 86. ab Augusto, suscepit Romanum imperium et regnavit a1 annis 17.

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 170: In deme 1040. iare van godes gebort Heinric de dridde des namen, des keiser Conrades sone, quam an dat rike, de 86. van Augusto, unde was daran 17 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 335: Anno Domini 1040 Henricus, huius nominis tertius, Conradi imperatoris filius, octogesimus sextus ab Augusto, imperium obtinuit et in eo annis 17 vixit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 171, Z. 23 f. (cap. 170). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) 1 40 DW2. — e) sohne DW2. — f) Cunradi DW2. — g) vorgeschreven DW2. — h) der DW2. — i) derde DH. dritte DW2. — j) dem DH & DW2. — k) ander DW2. — l) konnig DH. — m) 80. ist in DW1 von späterer Hand verbessert zu: 81. — n) von DH. — o) heft DH. — p) entfang DW2. — q) und DW2. — r) regeret DH. — s) jhar DW2. 1) Heinrich III. regierte von 1039 bis 1056 als römisch-deutscher König.

§ 27

Dusse dea wandelde datb munster sanctic Valerii wertlikerd canonekee van der Hartesborchf wenteg in de stidde, darh idi noj licht.1

Iste transtulit monasterium sancti Valerii de Hartesburgh ad locum istum.1

a) de fehlt DH. — b) det DW2. — c) sankte DW2. — d) werliker DH. weltliker DW2. — e) canonke DH. canoniknn DW2. — f) Hertesborch DH. Harzborgk DW2. — g) wenthe DW2. — h) da DW2. — i) it DH. idt DW2. — j) nu DH. nhun

334

Editionen

DW2. 1) Eine solche Verlegung hat nie stattgefunden. Möglicherweise handelt es sich um eine Reminiszenz an die gescheiterte Stiftsgründung Kaiser Konrads II. auf dem Georgenberg bei Goslar. Vgl. Kap. XII.1, bei Anm. 74 sowie die Kommentare zu Chroniken §§ 2 u. 22.

§ 28

Undea dusse de hefftb de kerkenc herlikend begiftigete undea begavet mitf einemeg vorwerkeh in Jerslevei mitf allej siner tobehoringek.1

Et istam ecclesiam fundavit et dotavit cum predio in Iersleve et omnibus suis attinenciis.1

a) Und DW2. — b) heft DH. — c) kercken DW2. DH folgt: gestichtet. — d) herlichnn DW2. — e) begiftet DH. begifftigt DW2. — f) mitt DW2. — g) einem DH & DW2. — h) vorwarke DH. — i) Jersleven DW2. — j) al DH. aller DW2. — k) thobehoringe DW2. 1) In Giersleben, heute Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), ist das Stift am 15. März 1049 und am 16. Januar 1055 von Kaiser Heinrich III. mit Ländereien ausgestattet worden. Vgl. DD H III. 233 u. 330.

§ 29

Undea hefftb se vormiddelstc unsemed hilgestene vaderf, demeg paweseh Leone1, miti sinen hulperenj, alsek cardinalenl, ertzebisscuppenm, bisscuppenn undea ebbedeno, derp so veleq alser 73 ins demeg tale, in demeg daget der hilgenu mertelerv Processi undea Martiniani2, in de erew der hilgenu apostelenx Simonis undey Judez, Rustici undeaa Venanciibb, der mertelerv, Valerii, Servaciicc, Maternidd, Eucharii confessoremee undea aller hilgenff gewigetgg laten in siner jegenwordicheithh.3

Et eam per beatissimum papam Leonem1 cooperantibus sibi in numero cardinalibus, archiepiscopis et pontificibus et abbatibus septuaginta tribus in die beatorum Processi et Martiniani martirum2 in honore sancte Marie et sanctorum apostolorum Symonis et Iude, Rustici, Venancii martirum, Valerii, Servacii, Materni, Eucharii confessorum et omnium sanctorum, ipso imperatore presente, consecrari procuravit.3

a) Und DW2. — b) heft DH. — c) vermiddelst DW2. — d) unsem DH. unserm DW2. — e) hilgestenn DH. heiligsten DW2. — f) vadere DH. vather DW2. — g) dem DH & DW2. — h) pavese DH. pavst DW2. — i) mitt DW2. — j) hulfern DW2. — k) als DW2. — l) cardinale DH. — m) artzebischoppen DH. ehrtzbiskoppen DW2. — n) bisscuppen fehlt DH & DW2. — o) abbeten DH. ebden DW2. — p) der fehlt DH. — q) veele DW2. — r) alze DH. — s) Hier

335

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

endet in DH fol. 4v. — t) tage DW2. — u) hillignn DW2. — v) mertelere DH. marterer DW2. — w) ehre DW2. — x) aposteln DW2. — y) et DH. und DW2. — z) Judae DW2. — aa) unde fehlt DH. und DW2. — bb) Venantii DW2. — cc) Servatii DW2. — dd) Materni fehlt DW2. — ee) confessorum DH. confessoris DW2. — ff) heiligen DW2. — gg) gewihet DW2. — hh) jegenwerdicheit DH. jegenwordigkeit DW2. 1) Papst Leo IX. — 2) 2. Juli. — 3) Die Weihe der Stiftskirche am 2. Juli 1051 nahm nicht Papst Leo IX., sondern Erzbischof Hermann II. von Köln vor. Vgl. Dahlhaus, Anfängen (1991), 404 f. Die Aufzählung der Kirchenpatrone zeigt deutliche Parallelen mit derjenigen in D H III. 305 (ob honorificenciam beatorum apostolorum Simonis et Tathei tum ob electorum martirum Rustici et Venancii et confessorum Valerii, Seruacii et Eucharii, Materni), für eine direkte Benutzung sind die Abweichungen aber zu groß.

§ 30

Dusse ergenantea hilgesteb vader Leoc gaffd dussemee keiseref einen groten delg derh reliquieni der hilgenj Petri undek Pauli, vele helel lichammem der hilgenn, undek mennigerleieo stuckep, de he sammet hadde in mennigen stedenq, de he leide in de altarer, dos he set wigedeu.1

Idem venerabilis papa Leo tulit imperatori magnam partem reliquiarum apostolorum Petri et Pauli, integra corpora sanctorum et diversas reliquias, que per diversa loca sibi fuerant apportate et in altaribus recondite fuer[u]nt, que illo die fuerant consecrata.

a) ehrgenanthe DW2. — b) [bereits von anlegender Hand getilgt: heiligen] hiligste DW2. — c) In DW2 hatte der Schreiber zunächst irrtümlich Lo geschrieben. — d) gaf DH. — e) dussem DH & DW2. — f) kaiser DW2. — g) de(e)l DH. deill DW2. — h) der fehlt DW2. — i) reliqen DW2. — j) hilligen DW2. DH folgt: apostelen. — k) und DW2. — l) heile DW2. — m) lichnam DW2. — n) heiligen DW2. — o) mennigerlei DW2. — p) stucke fehlt DW2. — q) stidden DH. — r) altar DW2. — s) de DH. — t) de DH. — u) wiede DW2. 1) Vgl. Chroniken § 29 Anm. 3.

§ 31

Dusse sulve keisera in einemb {fol. 9v} scrinec, dat he halde vand Harveldee, gafff der kerkeng 2 schulderenh der hilgeni apostelenj Simonis undek Judel gepulverisertm 1, dat hovet sunten Servaciio.2

Idem imperator in quodam scrineo, quod tulerat de Hersvelde, dedit ecclesie duas scapulas pulverizatas beatorum apostolorum Symonis et Iude1, caput beati Servacii.2

336

Editionen

a) kaiser DW2. — b) enem DH. — c) schreine DW2. — d) von DH. — e) Hersvelde DH. — f) gaf DH. — g) kercken DW2. — h) sculderen DH. schuldern DW2. — i) hilligen DW2. — j) aposteln DW2. — k) und DW2. — l) Judae DW2. — m) gepulverirerlich DW2. — n) sancti DH. sankte DW2. — o) Servatii DW2. 1) Die Schulter-Reliquien erwarb Heinrich III. vor 1047 von dem Kloster St. Simon und Judas in Hersfeld. Vgl. Kap. II, bei Anm. 101. — 2) Das Haupt des hl. Servatius erhielt Heinrich III. wohl 1051 von den Kanonikern des Servatius-Stifts in Maastricht. Vgl. Kap. II, bei Anm. 103.

§ 32

Dusse dea gaff okb den van Trerec ein grotd rike vorwerke vor de reliquienf sanctig Mathieh 1, de he bewerkeni ledj in einemk sarckl, 2 guldenem crucen, 1 nagelo des herenp, einq schrinr undes einq bilde unser leven vrowent.

Dedit eciam Treverensibus quosdam largos reditus, quos habent pro reliquiis beati Mathie1, quas hic gloriosius collocavit, et duas cruces aureas, clavum domini, scrineum et ymaginem beate virginis.

a) de fehlt DH. — b) auch DW2. — c) Trier DW2. — d) grod DH. grott DW2. — e) vorwergk DW2. — f) reliqen DW2. — g) sankte DW2. — h) Mathiae DW2. — i) bewarcken DW2. — j) le(e)d DH. leitt DW2. — k) enem DH. — l) sark DH. sarke DW2. — m) gulden DH. Hier endet in DW2 fol. 2v. — n) crutze DW2. — o) nagell DW2. — p) hern DW2. — q) 1 DH. — r) scrin DH. — s) und DW2. — t) fruwen DH. fruen DW2. 1) Vgl. D H III. 309. Dort ist von den Reliquien des hl. Matthias freilich nicht die Rede. Siehe auch Kap. II, bei Anm. 104.

§ 33

In demea anderenb jarec dusses stichtesd ein eddele delf des blodesg sancti Steffanih des ersten mertelersi mitj demek vorwerkel Ederslevem mitj allen siner tobehoringeo hefftp he gegevenq dussemer godeszhuses.1

Idem imperator Henricus dignissimam partem sanguinis beati Stephani prothomartiris cum predio Edekersleve et omnibus suis attinenciis dedit huic ecclesie,1

a) dem DH & DW2. — b) andren DW2. — c) jhare DW2. — d) stifftes DW2. — e) edell DW2. — f) deill DW2. Der Schreiber hat im Anschluss versehentlich noch einmal wiederholt: unser leven fruen. Dusses stifftes ein edell deill. — g) bloides DH. — h) Stephani DH & DW2. — i) martelers DW2. — j) mitt DW2. — k) dem DH. deme DW2. Der Schreiber hat im Anschluss versehentlich noch einmal wiederholt: mit dem. — l) vorwarke DH. vorwercke DW2. — m) Edekersleve DH. Edeckersleve DW2. — n) al DH. aller DW2. — o)

337

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

thobehoringe DW2. — p) heft DH. — q) geven DH. — r) dussem DH & DW2. — s) goddeshuse DH. gotteshuse DW2. 1) Die Reliquie des hl. Stephan brachte Heinrich III. vermutlich im Frühsommer 1054 nach Goslar. Ob er den Kanonikern bei dieser Gelegenheit Ländereien in Etgersleben übereignete, ist unklar; eine diesbezügliche Zustiftungsurkunde, in der auch erstmals vom Blut des Erzmärtyrers die Rede ist, stammt jedenfalls erst vom 15. Mai 1055. Vgl. Kap. II, bei Anm. 105, sowie D H III. 340. In Etgersleben, heute Gemeinde im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), war das Stift bereits am 24. November 1050 durch Heinrich III. mit Gütern ausgestattet worden. Vgl. D H III. 256.

§ 34

Darnaa eineb kenebackenc sancti Nicolai mitd demee vorwerkef Schemenstiddeg mitd alleh siner tobehoringei,1

et craneum beati Nicolai cum predio Tzemmenstedhe et omnibus suis attinenciis.1

a) Danach DW2. — b) einne DH. — c) kennebacken DH. kennebacknn DW2. — d) mitt DW2. — e) dem DH & DW2. — f) vorwercke DW2. — g) Scemmenstidde DH. Schemenstitt DW2. — h) al DH. aller DW2. — i) tobehorige DH. thobehoringe DW2. 1) Die Villikation Semmenstedt gehörte vermutlich zur Gründungsausstattung des Stifts durch Kaiser Heinrich III. Eine entsprechende Stiftungsurkunde hat sich zwar nicht erhalten, doch wird der rechtmäßige Besitz den Goslarer Kanonikern in den Bullen Leos IX. und Victors II. vom 29. Oktober 1049 bzw. 9. Januar 1057 bestätigt. Vgl. JL 4194, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 43; JL 4363, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 67; ferner: Urbar §§ 150-154. Dass Heinrich III. die Übereignung der Ländereien mit Reliquien des hl. Nikolaus ‚garnierte‘, ist ganz und gar unwahrscheinlich, da der Bischof von Myra in der Folgezeit nie unter den Patronen des Stifts erscheint. Die Grundlage für die Behauptung einer solchen Reliquientranslation war wohl das Servitium, das die Villikation Semmenstedt am 6. Dezember zu leisten hatte. Vgl. Urbar § 217.

§ 35

data smerb sancti Laurenciic, gebeinte vand suntee Dyonisiof, de lichammeg der hilgenh Valerii, Materni, Cyrillii, de dej sin artzebisscuppek gewesenl tom Treren, den arm sancti Eucharii, gebeinteo vand suntee Herardop Ratisponensiq episcopo under mennigerleies cirodet.

Dedit eciam pinguedinem beati Laurencii in vasculo precioso, reliquias sancti Dyonisii et corpora sanctorum Valerii, Materni, Cyrilli, Treverensium pontificum, brachium sancti Eucharii auro et gemmis honorifice decoratum et reliquias sancti Herardi Ratisponensis episcopi.

338

Editionen

a) det DW2.— b) smer fehl DW2. Der Schreiber hat aber eine Lücke freigelassen, um das für ihn unleserliche oder unverständliche Wort nachzutragen; was nie erfolgte. — c) Laurentzii DW2. — d) von DH. — e) sancto DW2. — f) Dionisio DW2. — g) lichname DW2. — h) heiligen DW2. — i) Cirilli DW2. — j) de fehlt DH. — k) artzebischoppe DH. archebiskoppe DW2. — l) wesen DH. — m) tho DW2. — n) Trier DW2. — o) gebente DH. gebeinthe DW2. — p) Erhardo DW2. — q) Ratisponenso DW2. — r) und DW2. — s) mannigelei DW2. — t) czirrode DH. Der Schreiber von DW2 schrieb zunächst gebothe, tilgte das verlesene Wort aber wieder und ließ zu Beginn der folgenden Zeile eine Lücke, um das richtige Wort später nachzutragen; was nie erfolgte.

§ 36

Dedit eciam magnum plenarium1 intus et extra mirifice decoratum. 1) Gemeint ist das Goslarer Evangeliar Heinrichs III., das heute in der Universitätsbibliothek Uppsala verwahrt wird. Vgl. die Faksimileausgabe: Codex caesareus Upsaliensis.

§ 37

a

Collocavit eciam quasdam reliquias in altari cripte reverenter, quas postea Bernardus1 Hildensemensis {pag. 5} episcopus cum Elberto2 huius ecclesie preposito irreverenter videre et alibi locare voluit, quod ambo excecati fuerunt.a a) Ähnlich auch die Sächsische Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 219: Keiser Heinric de ander des namen hadde gestift den dom to Goslare, he hadde sancti Mathie apostoli hilechdom unde oc anderer hilegen, Rustici unde Venancii, mit anderen hilegen bestadet an eneme altare der cluft des selven munsteres mit groten eren. Darna over manich iar ward darumme en twivel. Do was daran de provest des selven godeshuses Eilbrecht mit deme bischope Bernarde van Hildensim, dat se dat hilichdom besagen unde van der stat anderwar bestadeden. Dat gescha 14. kalendas iunii. Darna over twe iar ward de selve bischop blint, unde de provest ward oc blint unde starf gais dodes. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 412: In illis etiam diebus Bernardus Hildensemensis episcopus et Albertus prepositus altare Goslarie aperverunt, ut sanctorum reliquias viderent, sed hoc videre sunt prohibiti, quia utrique luminibus suis sunt orbati. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 212, Z. 20-26 (cap. 280).

339

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

1) Bernhard I. amtierte von 1130 bis 1153 als Bischof von Hildesheim. Vgl. Goetting, Bischöfe (1984), 339-383. — 2) Eilbert ist als Propst von St. Simon und Judas bezeugt von 1109 VII 4 bis 1144 V 19, er starb an einem 1. Februar. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 38 (Nr. 80); ders., Domkapitel (1967), 410, Nr. 38.

§ 38

Item de Grekesche konnigka sandeb dussemec einend breffe 1, undef dar isg van gemaketh ein vorhancki 2 vor demej hogenk altar. Undel dat segelm dusses brevesn woicho 22 marckp, darq ledr he affs maken einent kelcku 3.

{vgl. § 43}

a) konnig DH. konning DW2. — b) santhe DW2. — c) dussem DH. — d) 1 DH. — e) breiff DW2. — f) und DW2. — g) ist DW2. — h) ghemaket DH. — i) vorhank DH. vorhangk DW2. — j) den DH. — k) hohen DW2. — l) Unde fehlt DH. und DW2. — m) seggel DH. segell DW2. — n) breiffes DW2. — o) woch DH. — p) mark DH. — q) darr DW2. — r) le(e)t DH. lecht DW2. — s) af DH. — t) enen DH. — u) kelk DH. 1) Bei diesem byzantinischen „Auslandsschreiben“ handelte es sich, wie erhalten gebliebene Exemplare lehren, um einen etwa vier Meter langen und 40 cm breiten Rotulus, der aus mehreren Stücken Purpurpergament zusammengeklebt, zwischen zwei breiten Zierleisten mit goldener Schrift beschrieben und mit einem in roter Tinte ausgeführten Menologem als eigenhändiger Unterschrift des Basileus versehen war. Vgl. Ohnsorge, Goslar (1951), 60 f. — 2) Hierfür wurde vermutlich nur der erste, in griechischer Sprache abgefaßte Teil des Rotulus verwendet, der für jeden dieses Alphabets nicht kundigen Betrachter ornamentalen Charakter gehabt haben dürfte. Vgl. Ohnsorge, Goslar (1951), 61 f. Wie regelmäßig die littera regis Grecie noch während des 15. und 16. Jahrhunderts im Rahmen des Stiftsgottesdienstes als palla altaris Verwendung fand, belegt der Liber Ordinarius von 1435. Vgl. Ordinarius §§ 2, 36, 41, 73 u. 78. Die von Kresten, Correctiunculae (1994), 144-148, entwickelte Kritik an der Interpretation Ohnsorges ist damit hinfällig. — 3) Diese massive Goldbulle hatte, wie Ohnsorge, Bemerkungen (1968), 61-65, wahrscheinlich machen konnte, einen Durchmesser von 27 mm und wog 15,21 g. Sie kann also nicht in Goslar eingeschmolzen und zu einem Trinkgefäß weiterverarbeitet, sondern wird vielmehr als Schmuck an einem Kelch angebracht worden sein, denn „das Wertvolle der Bulle war ja nicht das Gold als solches, sondern das in Byzanz in der Kaiserkanzlei zur Bulle geschlagene Gold“ (a. a. O., 65). Siehe auch Ohnsorge, Goslar (1951), 64 mit Anm. 46; Kresten, Correctiunculae (1994), 146. So erklärt sich auch, warum dieser Kelch zwar zu Beginn des 13. Jahrhunderts ‚zerbrechen‘ konnte. Vgl. Chroniken § 107.

340 § 39

Editionen

Dusse dea gaff bden negendenc deld e

f

g

h

alle siner gudere , de dar horden to sii h j k ner tresekameren , to der provende der lb heren ,

Hic eciam dedit bnonam partem omnium bonorum ad fiscum regium pertinenb cium ,

a) de fehlt DH. der DW2. — b) Übernommen aus D H IV. 117: noster genitor [scil. Heinrich III.] nonam partem omnium bonorum ad suum fiscum pertinentium aecclesiae deo sanctisque apostolis Simoni et Judę in Goslaria constructae ad augendum [...] prebendam fratrum [...] tradiderat. — c) 9. DH. — d) deill DW2. — e) al DH. — f) goide DH. guder DW2. — g) horthen DW2. — h) tho DW2. — i) tressekamer DW2. — j) praebenden DW2. — k) den DH. — l) hern DW2.

§ 40

{vgl. § 60}

quod postea filius suus Henricus, dando largum predium in Reynstede in recompensam, in melius commutavit.1

1) Das Gut in Reinstedt, heute Ortsteil der Gemeinde Falkenstein/Harz im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt), übereignete König Heinrich IV. den Goslarer Kanonikern am 30. Dezember 1063. Vgl. D H IV. 117.

§ 41

unde dennea worttinsb {fol. 10r} over de gantzenc stadd

Dedit eciam illum gloriosum censum arearum per totam civitatem Goslariensem, qui vulgariter wazschare nuncupatur.1

a) den DH & DW2. — b) worttingk DW2. Ebd. von anlegender Hand mit roter Tinte am Rand: worttpfenningk. — c) ganzen DH. — d) statt DW2. 1) Eine solche Vergabung Heinrichs III. wird erstmals erwähnt im Urbar von ca. 1191/94. Vgl. Urbar § 179.

§ 42

unde ein vorwercka in Gerstedeb.1 a) vorwerk DH. vorwergk DW2. — b) Ierstitte DW2. 1) Die Ländereien in Jerstedt, heute Ortsteil der Stadt Goslar, übertrug Heinrich III. den Kanonikern von St. Simon und Judas am 7. September 1047. Vgl. D H III. 207.

§ 43

{vgl. § 38}

Dedit preterea quandam litteram1, a

341

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

rege Grecie sibi missam, cum sigillo aureo satis ponderoso2; de quo fiebat calix aureus3, de littera vero fiebat palla altaris4. 1) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 1. — 2) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 3. — 3) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 3. — 4) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 2.

§ 44

§ 45

Super hec autem omnia fecit et dedit huic ecclesie bona inenarrabilia in reliquiis et ornamentis, preparamentis, libris, libertatibus, reditibus et similibus, que singula scribere nequaquam possumus causa brevitatis. {vgl. § 47}

Suis eciam temporibus predictus papa Leo1 post huius templi sollempnem dedicationem2 aconcilium in Maguncia celebravit3, ubi hanc ecclesiam multis privilegiis acb libertatibus honoravit4 ob ipsius imperatoris presenciama.

a) Vielleicht unter Benutzung der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 172: He [scil. Leo IX.] quam oc to dudischeme lande unde hadde en concilium to Megenze, dar was de keiser Heinric. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 341: Hic [scil. Leo IX.] consilium in Maguntia celebravit, ubi Henricus imperator presens assuit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 172, Z. 37 f. (cap. 172). In der Urkunde Leos IX. für St. Simon und Judas vom 29. Oktober 1049 wird des Mainzer Konzils sowie der Anwesenheit Heinrichs III. auf selbigem ebenfalls gedacht. Vgl. JL 4194, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 43: cum essemus cum eo Magontię ibique synodum haberemus. — b) Die Handschrift hat: at. 1) Papst Leo IX. — 2) Vgl. Chroniken § 29 Anm. 3. — 3) Zur Mainzer Reformsynode vom Oktober 1049 vgl. Wolter, Synoden (1988), 409-418. — 4) Vgl. JL 4194, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 43; ferner Kap. II, bei Anm. 118.

§ 46

Sina dochterb hetc Mechildisd undee licht begraven in demef munstereg.

Idem quoque imperator in argumentum veri amoris filiam suam

342

Editionen

Darnah ein deli des vaders wartj gegravenk bi derl dochter, sunder de lichamm isn too Spire. Sina selep [rauwe]q in dem vreder!

Mechthildim virginem et spostea bona fide et morte preoccupatus cor suum cum precordiis apud filiam suam hic in choro, reliquam vero partem sui corporis in Spira disposuit tumularis. Quorum anime felices semper vivant beate per infinita secula seculorum. Amen.t

a) Sein DW2. — b) tochter DW2. — c) heitt DW2. — d) Melchidis DH. Mechtildis DW2. — e) und DW2. — f) dem DH & DW2. — g) munster DW2. — h) Und DW2. — i) deel DH. deill DW2. — j) wartt DW2. — k) Hier endet in DH fol. 5r. begraven DW2. — l) de DH. — m) lichnam DW2. — n) lit DH. licht begraven DW2. — o) tho DW2. — p) zele DH. seele DW2. — q) So auch in DH. DW1 hat irrtümlich: vrauwe. ruhe DW2. — r) frede DW2. Hier endet in DW2 fol. 3r. — s) Ähnlich in der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 173: Darna vorsched de keiser Heinric mit gu(o)deme geloven. Sin ward en del to Goslare begraven unde en del to Spire. SW, Hs.: 15, ed. Massmann, 345: Ipse [scil. Heinrich III.] postea in bona confessione de hoc seculo transiit, cuius pars Goslarie est sepulta, reliqua vero pars in Spira. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 173, Z. 26-28 (cap. 174). — t) Es folgen zwei Leerzeilen.

§ 47

Item in dussesa tideb heldc ded pawese Leo1 ein consilium tof Mentzeg 2, sush quami he toj Goslark umme bede willenl des keisersm unden wigedeo dut vorgenantep godeszhusq.3

{vgl. § 45}

a) dussen DW2. — b) tid DH. tiden DW2. — c) helt DH. hefft DW2. — d) der DW2. — e) pavst DW2. — f) zu DW2. — g) Mentse DH. — h) sonst DW2. — i) kam DH. — j) tho DW2. — k) Gosler DH & DW2. — l) willn DH. — m) kaisers DW2. — n) und DW2. — o) wihede DW2. — p) vorgenanthe DW2. — q) goddeshus DH. gotheshus DW2. 1) Papst Leo IX. — 2) Vgl. Chroniken § 45 Anm. 3. — 3) Vgl. Chroniken § 29 Anm. 3.

cap. 9 § 48

a

b

c

cap. 5 d

e

Na goddes bord 1057 Hinricus , ein f e g h sone Hinrici , de 4. bi deme namen, de

a

Anno gracie 1057 Henricus, huius filip u[s] , suscepit Romanum imperium et

343

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

88.i van Augusto, hefftj entfangen dat Romeschek rike undel hefftm geregeretn

a1

regnavit annis quadraginta novem.

oa1

49 jar .

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 174: In deme 1057. iare van goddes gebort Heinric, de verde desses namen, des kaiser Heinrikes sone, quam an dat rike, de 87. van Augusto, unde was dar[an] negene unde vertich iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 346: Anno Domini 1057 Henricus, huius nominis quartus, Henrici imperatoris filius, ab Augusto octogesimus 7, ad imperium est assumptus et regnavit annis 49. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 174, Z. 5-7 (cap. 175). — b) gottes DW2. — c) bort DH. geborth DW2. — d) 1 57 DW2. — e) Hinrich DW2. — f) sohne DW2. — g) den DH. dem DW2. — h) de fehlt DW2. — i) 88. in DW1 von jüngerer Hand verbessert zu: 82. — j) heft DH. — k) Romische DW2. — l) und DW2. — m) het DH. — n) geregert DH. gereigert DW2. — o) jhar DW2. — p) Die Handschrift hat: filium. 1) Heinrich IV. regierte von 1056 bis 1106 als römisch-deutscher König.

§ 49

In demea ersten jareb sines rikes ledc he utropend einen hoff toe Goslerf in demg pinxtenh.

Hic celebravit curiam in Goslare in festo penthecostes,

a) dem DH & DW2. — b) jhare DW2. — c) leitt DW2. — d) uttrofen DW2. — e) tho DW2. — f) Goslr DH. — g) den DW2. — h) pinxsten DH.

§ 50

a

Sin schiltb mitc demed swerdee in sinem zalef tog Gosler bi sinem bedde warth vorbrenti mitj demed blixem.a

{vgl. § 64}

a) Vgl. Chroniken § 64 Anm. a. — b) schwert DW2. — c) mitt DW2. — d) dem DH & DW2. — e) schilde DW2. — f) saele DW2. — g) tho DW2. — h) wartt DW2. — i) vorbrentt DW2. — j) mitt DW2.

§ 51

Ichteswelkea vorstenb korenc wedder den jungen konnighd Rodolvee, marckgrevenf tog Miszenh, in eineni konnigkj. a) Itzlicheswelke DW2. DH folgt: der. — b) forsten DH & DW2. — c) korn DW2 (von anlegender Hand am linken Rand). Das zunächst geschriebene

344

Editionen

korthen ist getilgt. — d) konning DH. Der Schreiber war hier zunächst fortgefahren mit Do wart twi (vgl. Chroniken § 52), bemerkte dann aber seinen Irrtum und tilgte die zu früh geschriebenen Wörter. forsten DW2. — e) Rodolphum DW2. DH folgt: unde. — f) margreven DH & DW2. — g) tho DW2. — h) Misen DH. Missen DW2. — i) 1 DH. — j) konnig DH. konning DW2.

§ 52

Do warta twidracht1 undeb utghetingec des blodesd in demee munstere, dat datf blotg vloth uti den dorenj. Bucko2, ein bisscupk tol Halberstadm, bleffn dar doto undeb lichtp begravenq tol Ilsenborchr. Dedo3 ein palantgrave wass vant der Zomerschenborchu bleffn dar okv dotw undeb licht in demee middele des munsters. Dusse dex gaffy z der kerkenz de gudereaa tol Slanstedebb 4 undeb tocc Dedelevedd 5. Vele eddelingeee uteff Swavengg, Beierenhh, Francken undeb utii dussemejj lande {fol. 10v} worden darkk gedodet.

et ipso die orta est maxima sedicio1 hic in monasterio inter principes, et Buggo2 Halberstadensis episcopus, Dedo3 comes palatinus, qui dedit huic ecclesie bona in Slanstede4 et Dedenleve5, interempti sunt, et alii quam plures.

a) wartht DW2. — b) und DW2. — c) utgetinge DH. udtgedinge DW2. — d) bloides DH. — e) dem DH & DW2. — f) dass DW2. — g) bloit DH. — h) flot DW2. — i) utt DW2. — j) do(e)ren DH. dohren DW2. — k) bischop DH & DW2. — l) tho DW2. — m) Halverstad DH. Halberstat DW2. — n) blef DH. bleift DW2. — o) doed DW2. — p) lit DH. — q) begraven ist in DH von anlegender Hand korrigiert aus: bebegraven. — r) Ilsenborgk DW2. — s) was fehlt DH. — t) von DH. van DW2 (von anlegender Hand am linken Rand. Das zunächst geschriebene Wort ist getilgt). — u) Sommerschenborch DH. Sommerschenborgk DW2. — v) ock DW2. — w) dödt DW2. — x) de fehlt DH. — y) gaf DH. — z) der kerken fehlt DW2. — aa) godere DH. — bb) Slanstitt DW2. — cc) to fehlt DW2. — dd) DH folgt: Item. DW2 folgt: der kercken. — ee) edelinge DW2. — ff) ut DH. utht DW2. — gg) Svaven DH. — hh) Beiren DH. Baiern DW2. — ii) utt DW2. — jj) dussem DH. dussm DW2. — kk) dar ist in DW2 von anlegender Hand interlinear nachgetragen 1) Gemeint sind die Rangstreitigkeiten zwischen Bischof Hezilo von Hildesheim und Abt Widerad von Fulda, die auf einer Weihnachten 1062 in Goslar abgehaltenen Synode erstmals ausbrachen und Pfingsten 1063 zu einer blutigen Auseinandersetzung in der Goslarer Stiftskirche führten. Vgl. Heikkilä, Kloster (1998). — 2) Bischof Burchard II. von Halberstadt

345

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

erlag erst am 7. April 1088 im Kloster Ilsenburg den Verletzungen, die ihm bei einem Angriff auf ihn und sein Gefolge am Vortag in Goslar zugefügt worden waren. Vgl. Gesta episcoporum Halberstadensium, 101 (zu 1087); Annalista Saxo, 479-481 (zu 1088); zu den politischen Hintergründen: Fenske, Adelsopposition (1977), 100-118; Kaiser, Mord (1993), 130; Patzold, Konflikte (2000), 113-115. — 3) Dedo (I.) von Goseck, Pfalzgraf von Sachsen, wurde bereits am 5. Mai 1056 in Pöhlde ermordet und auf Anordnung Heinrichs III. in Goslar begraben. Vgl. Lamperti annales, 70 (zu 1056); Gosecker Chronik, 19 (cap. 9). — 4) Schlanstedt, heute Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Um diese Besitzungen zu verteidigen, interpolierten die Goslarer Kanoniker in der Mitte des 12. Jahrhunderts den Ortsnamen Slanstete nicht nur in die Urkunde Viktors II. vom 9. Januar 1057 (JL 4363, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 67; vgl. hierzu Dahlhaus, Anfängen [1991], 421 f.), sondern ließen sich sowohl von Papst Anastasius IV. als auch von Papst Hadrian IV. eine entsprechende Bestätigungsurkunde ausstellen (vgl. JL 9921, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 230; JL 10062, gedruckt: UB Goslar 1, Nr. 233). Der Erfolg gab ihnen Recht. Zwar werden im Urbar von ca. 1191/94 keine Besitzungen in Schlanstedt erwähnt, doch haben sich etliche Rechnungen De bonis in Dedeleve et Slanstede aus dem beginnenden 16. Jahrhundert im Goslarer Stadtarchiv erhalten. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kästen 655, 656, 658 u. 660. — 5) Dedeleben, heute Ortsteil der Gemeinde Huy im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). Ende des 12. Jahrhunderts verfügte das Stift hier über 16 Hufen. Vgl. Urbar § 103.

§ 53

a

Dar wartb gehortc de duveld in der hoge des welvese, de darf alsusg sangkh: i‚Dussen dachj des strides hebbek ekl gemaket.‘i a

a

Et cantante choro hunc versum: ‚Hunc diem gloriosum fecisti‘1, cantabat demon in summitate monasterii: ‚Hunc diem bellicosum ego feci.‘a

a) Diese Passage weist eine enge, zum Teil wörtliche Übereinstimmung mit den 1118/25 niedergeschriebenen Taten der englischen Könige Wilhelms von Malmesbury und mit der vor 1216 entstandenen Weltchronik Helinands von Froidmont auf. Gesta regum Anglorum, Bd. 1, 344 (lib. 2, cap. 192): Cum vero (mira subitiam) sequentia cantata, et versu ‚Hunc diem gloriosum fecisti‘ chori conticuissent, vox ab aere lapsa late insonuit: ‚Hunc diem bellicosum ego feci.‘ Helinandi chronicon, 932D: Sequentia autem percantata, et ultimo ejus versu dicto: ‚Hunc diem gloriosum fecisti‘, vox ab aere lapsa est: ‚Hunc diem bellicosum ego feci‘. Da aber Wilhelm und (diesem folgend auch) Helinand sowohl im Hinblick auf den Ort (Mainz statt Goslar) als auch hinsichtlich der Datierung (1040 statt zur Zeit Heinrichs IV.) irren, wird man die Goslarer Version als den ältesten Kern der Überlieferung ansehen müssen. — b) wartt DW2. — c) gehorrt DW2. — d) duvell DW2. — e) welffes DW2. — f) das DW2. — g) sus DH. also

346

Editionen

DW2. — h) sank DH. sanck DW2. — i) Dussen … gemaket in DW2 mit roter Tinte. — j) tagk DW2. — k) heff DW2. — l) ik DH. ich DW2. 1) Dies ist der letzte Vers der Sequenz «Sancti spiritus assit nobis gracia», die vor der tridentinischen Liturgiereform am Pfingstsonntag gesungen wurde.

§ 54

Data slotb des hertogenc vand Sassene upf demeg Jurgenbergeh warti vorsturtj.1 a) Datt DW2. — b) slod DH. In DW2 war der Schreiber anschließend versehentlich mit uff fortgefahren, bemerkte seinen Fehler aber sogleich und tilgte das zu früh geschriebene Wort. — c) hertigen DH. — d) von DH. — e) Zassen DH. — f) uff DW2. — g) dem DH & DW2. — h) Jurgenbarch DH. — i) wartt DW2. — j) vorstord DH. vorstorrt DW2. 1) Es handelt sich wohl um eine Reminiszenz an die Konflikte zwischen Heinrich dem Löwen mit Markgraf Albert und Erzbischof Wichmann im Spätsommer 1167. Der falschen chronologischen Einordnung dürfte eine Verwechslung mit der Zerstörung der Harzburg im Jahre 1074 zugrundeliegen. Vgl. Ehlers, Fundatio (1998), 130-134.

§ 55

Rodolfusa, de uterkorenb was, sneldec sekd nae Misznef. De junge konnigkg vorvolgedeh onei, undej bi Islevek vechtedenl sem tohopen undej Hinricus wano den stridp.1 Undej in demeq sulven tohopen stortender efftes vechtendet sloch he affu van tovallesv wegen de vorderen hantw, darx he omey medez aa gelovet haddeaa truwebb undej holtcc todd wesendeee. Doch nam he oneff todd gnaden.gg a) Rudolphus DW2. — b) uterkorn DW2. — c) scnelde DW2. — d) sik DH. sich DW2. Hier endet in DW2 fol. 3v. — e) nach DW2. — f) Miszen DH. Missene DW2. — g) konnig DH. konning DW2. — h) volgde DW2. — i) on DH. ohne DW2. — j) und DW2. — k) Isleven DW2. DH folgt: dar. — l) vechten DW2. — m) sehe DW2. — n) thohofe DW2. — o) wantt DW2. — p) stritt DW2. — q) dem DH & DW2. — r) stordende DH. — s) ifte DH. oder DW2. — t) vechtinge DH. — u) af Rodolpho DH. aff Rodolffo DW2. — v) thofalles DW2. — w) hantt DW2. — x) da DW2. — y) hadde ohme DW2. — z) midde DH &

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

DW2. — aa) gelovet hadde fehlt DW2. — bb) tru DW2. — cc) holtt DW2. — dd) tho DW2. — ee) wesen DH. — ff) ohne DW2. DH folgt: noch. — gg) Hier endet in DH fol. 5v. 1) Die entscheidende Schlacht zwischen Heinrich IV. und Rudolf von Rheinfelden fand nicht bei Eisleben statt, sondern bei Hohenmölsen.

§ 56

Van dusser bedroffnissea bleffb dat munster ungewigetc effted reconsilierete 3 ½ jarf. Darnag screffh dusse Hinricus ani sinen angeborenj frundk, herenl Hermen ertzebisscupm ton Collen. Dusse deo wigedep wedder dat munster umme bede willenq dusses Hinricusr.1 a) bedrofnisse DH. bedroffnis DW2. — b) bleibtt DW2. — c) ungewihet DW2. — d) efte DH. offte DW2. — e) reconcileret DH. — f) jhar DW2. — g) Darnach DW2. — h) scref DH. schreiff DW2. — i) ahn DW2. — j) angeborn DW2. — k) frunt DH. fruntt DW2. — l) hern DH & DW2. — m) artzebischop DH. ertzbischoppen DW2. — n) tho DW2. — o) de fehlt DH. — p) wingede DH. wihede DW2. — q) willn DH. — r) Hinriks DW2. 1) Erzbischof Hermann II. von Köln kann die Wiederweihe des Stifts im Jahre 1066 nicht vorgenommen haben, da er bereits am 11. Februar 1056 verstarb. Er war vielmehr der Konsekrator bei der ersten Weihe des Stifts am 2. Juli 1051. Vgl. Chroniken § 29 Anm. 3.

§ 57

De ridderea des abbedesb 1 vanc Wuldad makeden eto demee ersten dusse twidracht2 in demef munstereg. Hirumme in deh wedderwigingei der kerken sande dusse vorgenantej abbetk, genometl Nummus3, to der erem des keisersn oin dusse kerkeno dep groten kroneq 4. Sunder de lutteker krones mitt 4 klockenu quemen vanc der Hartesborchv.5 a) ridders DH. — b) abbates DH. apts DW2. — c) von DH. — d) Vulde DH. — e) tom DH. tho deme DW2. — f) dem DH & DW2. — g) munster DW2. — h) der DH & DW2. — i) wedderwihgende DW2. — j) vorgenombthe DW2. — k) apt DW2. — l) ghenomet DH. — m) ehre DW2. — n) kaisers DW2. — o) in

347

348

Editionen

… kerken fehlt DW2. — p) die DW2. — q) kronen DH. cronen in dusse kercken DW2. — r) lutke DH. luttken DW2. — s) cronen DW2. — t) mitt DW2. — u) clocken de DH. — v) Hertesborch DH. Harzborgk DW2. 1) Gemeint ist Widerad von Eppenstein, der von 1060 bis 1075 als Abt von Fulda amtierte. — 2) Vgl. Chroniken § 52 Anm. 1. — 3) Der Spottname ‚Nummus‘ (dt. ‚Geldstück‘) spielt auf die Bestechungsgelder an, die Abt Widerad gezahlt haben soll, um einer Amtsenthebung zu entgehen. Vgl. Lamperti annales, 83 f. (zu 1063). — 4) Der große Kronleuchter hing einst vor dem Lettner über dem Heilig-Kreuz-/Stephanus-Altar. Über seine Gestalt schreibt Uffenbach, Reisen (1753), 77: Recht in der Mitte der Dom-Kirche hängt eine sehr große von Kupfer künstlich gemachte Crone mit allerhand Figuren und Farben, unter denen die zwölf Apostel vorkommen. Die Leichen der Dom-Herren werden jedesmal darunter gesetzt, und auf die Zacken der Crone brennende Wachskerzen gesteckt.“ In der Taxation für die Versteigerung des Stiftsinventars vom 1. März 1812 heißt es, der Kronleuchter bestehe in Gropen [= Bronze], sey [...] mit menschlichen Figuren besetzt, habe im Diameter dreyzehn Fuß [ca. 3,71 m], die Höhe dessen Kranses ein Fuß [28,52 cm] und wöge etwa drey einen halben Centner (StadtA Goslar, Curr. Reg. IX B, Fach 511, Nr. 3418, ungezählt). Griep, Legenden (1989), 72, möchte die beiden Nachrichten auf den kleinen Radleuchter (siehe folgende Anm.) beziehen, der bei Uffenbach geschilderter Aufbahrungsritus reicht jedoch unzweifelhaft in die vorreformatorische Zeit zurück und fand seit jeher vor dem HeiligKreuz-/Stephanus-Altar statt. Vgl. Ordinarius § 92b. Arenhövel, HeziloRadleuchter (1975), 144-147, mit Abb. 315-324, vertritt mit guten Argumenten die Ansicht, einige im Hessischen Landesmuseum in Kassel aufbewahrte Schmuckbleche seien als Überbleibsel des großen Kronleuchters von St. Simon und Judas zu identifizieren. Der Rest wurde wohl wie drei der fünf Kirchenglocken nach 1812/13 eingeschmolzen. Vgl. ebd., 248, Anm. 602. — 5) Der kleine Radleuchter ist 1266 erstmals urkundlich bezeugt (UB Goslar 2, Nr. 125), mag aber viel älter gewesen sein. Er hing an der östlichen Seite der Vierung, unter jenem Bogen, der das Chorquadrat vom Altarraum schied. Im Gegensatz zur großen Krone wird er bereits im ‚Katalog‘ zu der für den 16. Juli 1804 angesetzten Auktion des Stiftsinventars nicht mehr erwähnt. Vgl. Schmidt, Auktion (1891), 548.

§ 58

Dusse sulve keiser leda maken den sarckb suntec Valerii unded lede denf bewerkeng mith velei czirodenj.

Idem imperator sarcophagum sancti Valerii fieri et ornari mirifice procuravit.k

a) le(e)t DH. leitt DW2. — b) sark DH. — c) sancti DW2. — d) und DW2. — e) leitt DW2. — f) den fehlt in DH. dene DW2. — g) bewarken DW2. — h) mitt DW2. — i) veele DW2. — j) czirode DH. ziherden DW2. — k) Es folgen zwei Leerzeilen.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

§ 59

Item twenea peweseb worden bic siner tidd {fol. 11r} gekorene. Dussef vorstotteg he beide undeh kos einen in dusser twieri stede, geheten Severus, undeh was ein bisscupj tok Babenberge, undeh einl provestm des munsters ton Gosler was he tovorno gewesenp. Dusse wartq genometr Clemenss 1 undeh heldt einl consiliumu tok Mentze.2 Dussev dew gaffx demey munstere velez vriheitaa undeh privilegia in demey sulven consiliobb. a) 2 DH. — b) pavese DH. pavste DW2. — c) bei DW2. — d) titt DW2. — e) gekronet DW2. — f) De DH. — g) verstotte DW2. — h) und DW2. — i) twiger DH. — j) bischop DH. bischopp DW2. — k) tho DW2. — l) 1 DH. — m) probst DW2. — n) zu DW2. — o) tovoren DH. thovorn DW2. — p) ghewesen DH. — q) wartt DW2. Das zunächst notierte wartht hat bereits der anlegende Schreiber getilgt. — r) geno(e)met DH. — s) Cclemens DH. — t) helt DH. heilt DW2. — u) concilium DH & DW2. — v) Hier endet in DW2 fol. 4r. — w) de fehlt in DH. der DW2. — x) gaf DH. — y) dem DH & DW2. — z) vehele DW2. — aa) friheithen DW2. — bb) concilio DW2. 1) Suidger, seit 1040 Bischof von Bamberg, wurde am 24. Dezember 1046 zum Papst gewählt, nachdem zuvor die drei gleichzeitig amtierenden Päpste Gregor VI., Benedikt IX. und Sylvester III. auf den Synoden von Sutri und Rom abgesetzt worden waren. Als Papst führte er den Namen Clemens II. Dass er vor seiner Bischofserhebung Propst von St. Simon und Judas war, ist aus chronologischen Gründen wohl auszuschließen. — 2) Das Konzil von Mainz hielt nicht Clemens II., sondern Leo IX. ab. Vgl. Chroniken § 45 Anm. 3.

§ 60

Dussea sulve keiserb gaffc vor dend 9. dele, datf dar horde in de tresekamereng, den sin vaderh hadde gegeveni der kerken, datj vorwerckk in Keynstiddel mitm allen sinero tobehoringep.1 a) Unde dusse DH. — b) kaiser DW2. — c) gaf DH. — d) de DW2. — e) deile DW2. — f) de DH. — g) tresskamern DW2. — h) DW2 folgt (bereits von anlegender Hand getilgt): de. — i) geven DH. — j) det DW2. — k) vorwark

349

350

Editionen

DH. — l) DW1 verschrieben aus: Reynstidde. Reynstede DH. Reinstidt DW2. — m) mitt DW2. — n) al DH. aller DW2. — o) siner ist in DW2 von anlegender Hand am linken Rand nachgetragen. — p) thobehoringe DW2. 1) Vgl. Chroniken § 40 Anm. 1.

§ 61

Dussea isb cde keiser gewesenc, de ded vorbannene isb vanf dem stole tog Rome. a) Dut DH. — b) ist DW2. — c) gewes des keisers DH. — d) de fehlt DH. — e) gebannen DH. vorbannet DW2. — f) von DH. — g) tho DW2.

§ 62

Sina soneb wartc uterkorend van itteswelkene vorstenf undeg regerde boven denh vader. Undeg darnai wartc de vader vordrevenj van demek soneb undeg starffl in armoidem ton Ludeke1. Darnai wartc he begraven vano demek soneb ton Spire2. a) Sein DW2. — b) sohne DW2. — c) wartt DW2. — d) utherkohrn DW2. — e) ichteswelken DH. ichteswelschen DW2. — f) forsten DW2. — g) und DW2. — h) dem DW2. — i) darnach DW2. — j) verdreven DW2. — k) dem DH & DW2. — l) starf DH. — m) armode DH & DW2. — n) tho DW2. — o) von DH. 1) Lüttich. — 2) Speyer.

cap. 10 § 63

a

b

c

d

cap. 6 e

f

Na goddes bord 1106 Hinricus , de g h i j veffte bi deme namen, ein sone keiser f k l Hinricus , de 83. van Augusto, hefft m n entfangen dat Romesche rike, unde o p qa1 hefft regeret 21 jar .

a

Anno gracie 1106 Heinricus imperator, predicti Henrici filius, regnavit annis via1

ginti et uno.

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 191: In deme 1106. iare van der bort unses herren Heinric, disses namen de vifte, des keiser Heinrikes sone, quam an dat rike, de achte unde achtentegeste van Augusto, unde was daran 21 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 379 f.: Anno Domini 1106 Henricus, huius nominis quintus,

351

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

imperatoris Henrici filius, ab Augusto octogesimus octavus imperium optinuit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 186, Z. 14-16 (cap. 206; Rez. C), 200, Z. 1 f. (cap. 238; Rez. AB). — b) Nach DW2. — c) gottes DW2. — d) bort DH. gebortt DW2. — e) 11 6 DW2. — f) Hinrich DW2. — g) 5. DH. voffte DW2. — h) dem DH. — i) söhne DW2. — j) kaiser DW2. — k) von DH. — l) heft DH. — m) Romsche DW2. — n) und DW2. — o) het DH. — p) regert DH. — q) jhar DW2. 1) Heinrich V. regierte von 1099/1106 bis 1125 als römisch-deutscher König.

§ 64

{vgl. § 50}

a

Huius clipeus cum gladio, dormientis hic in aula regis, ictu fulminis est consumptus.a

a) Ähnlich die Sächsische Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 194: Koning Heinric quam do to Goslare, do lach he unde slep, unde quam en starc donreslach, deme volgede en blicsne; darvan vorbarn sin schilt unde sin swert bi sinem bedde; dat was en uvel teken. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 385: Porro rex Henricus venit Goslariam et in quadam nocte clipeus et gladius suus igne consumpti sunt celesti, quod utique malum omen novo reputabant regi. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 188, Z. 29-31 (cap. 212; Rez. C), 201, Z. 18 f. (cap. 240; Rez. AB).

§ 65

Dusse dea hefftb gevechtetc upped demee velde tof Welpesholteg mith deni vorstenj undek eddelingen dusses landesl undek vorlos den stridm undek wart vorvluchtichn undek vloo wentep uppeq de Hartesborchr.1

Hic postmodum contra Saxones in Welpesholte dimicavit et victoriam perdidit domino sic volente.s

a) de fehlt DH. — b) heft DH. — c) gefechtet DW2. — d) up DH. uff DW2. — e) dem DH & DW2. — f) tho DW2. — g) Welfesholte DW2. — h) mitt DW2. — i) dem DW2. — j) forsten DW2. — k) und DW2. — l) Hier endet in DH fol. 6r. — m) stritt DW2. — n) vorfluchtich DH. weltfluchtigk DW2. — o) floch DW2. — p) wente fehlt DH. — q) up DW2. — r) Hertesborch DH. Harzborgk DW2. — s) Es folgt eine Leerzeile und dann die Jahrtag-Liste. Vgl. auch Lohse, Stift (2008), 278 f. 1) Nicht Heinrich V., sondern Heinrich IV. floh im Juni 1073 vor den Sachsen auf die Harzburg. Vgl. Harzburg-Regesten, Nr. 9.

§ 66

De ridderscupa der Sassen vorvol-

352

Editionen

gedenb onc. De keiserd stale sekf heimelikeng enwechh, undei se vorsturdenj dat slotk intl derm gruntn. Alleo, de {fol. 11v} vangen, dep dodenq se.1 a) ridderscop DH. ridderschop DW2. — b) vorvolgede DH. verfolgede DW2. — c) ohne DW2. — d) kaiser DW2. — e) stall DW2. — f) sik DH. sich DW2. — g) hemelken DH. heimlich DW2. — h) enwegh DW2.— i) und DW2. — j) vorstorden DH. verstorden DW2. — k) slott DW2. — l) ut DH. in DW2. — m) de DW2. — n) gruntt DW2. — o) Al DH. — p) de fehlt DH. — q) dodeden DH. 1) Heinrich IV. (nicht V.) konnte sich im August 1073 aus der Harzburg davonstehlen. Ihre Zerstörung erfolgte im März 1074. Vgl. HarzburgRegesten, Nrn. 12-16.

§ 67

Clemens makede eine vorsoningea mitb demec keisered eundef deng vorstenh e, undef gaff over dat gantze ertrikei macht denj cappittelenk, bisscuppel uterkesendem, undef ditn bestedigedeo pawesp Clemensq vorgenant. a) versonunge DW2. — b) mitt DW2. — c) dem DH & DW2. — d) kaisere DW2. — e) und … forsten in DW2 von anlegender Hand am linken Rand nachgetragen. — f) und DW2. — g) den fehlt DH. de DW2. — h) forsten DH & DW2. — i) erdrike DW2. — j) dem DW2. — k) capitelen DH. — l) bischoppe DH & DW2. — m) udtderkeessende DW2. — n) dut DH. dutt DW2. — o) bestedegede de DH. bestedigte DW2. — p) paves DH. paviste DW2. — q) In DW2 war der Schreiber zunächst fortgefahren mit und heilt ein concilium; er bemerkte aber seinen Fehler und tilgte die irrtümlich notierten Wörter.

§ 68

Dusse liita begraven tob Spire. a) lit DH. licht DW2. — b) tho DW2.

§ 69

In demea 18. jareb hadde he den stridc vor Wolpesholted. a) dem DH & DW2. — b) jhare DW2. — c) strit DH. stritt DW2.— d) Wolperssholte DW2. Hier endet in DW2 fol. 4v.

353

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

cap. 11 § 70

a

b

c

d

e

f

g

h

i

j

Na goddes bord 1126 Lodewich , ein hertoge van Sassen unde ein sone greven k l m l n o Geverdes van Supplingeborch , de 84. van Augusto, hefft entfangen dat Romesche i p q r r i s t rike, unde is gewesen ein konnigk und nein keiser unde hefft regert 12 u a1 jar . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 211: In deme 1126. iare van goddes gebort Luder, de hertoge van Sassen, greven Gevehardes sone van Suplingeburch, quam an dat rike, de negen unde achtentegste van Augusto; unde was daran 12 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 399 f.: Anno igitur Domini 1126 Luderus, dux de Saxonia, comitis Ghevehardi de Suppelingheborch filius, ab Augusto 89., imperium obtinuit et 12 annis in eo regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 204, Z. 2931 (cap. 254; Rez. C), 208, Z. 28-30 (cap. 269; Rez. AB). — b) Nach DW2. — c) gottes DW2. — d) bort DH. gebortt DW2. — e) Lodewich in DH von jüngerer Hand über der Zeile verbessert zu: Lotharius. — f) hertege DH. — g) tho DW2. — h) Zassen DH. — i) und DW2. — j) sohn DW2. — k) Geverdell DW2. — l) von DH. — m) Suppelingborch DH. Sublinborgk DW2. — n) heft DH. — o) Romische DW2. — p) ist DW2. — q) koningk DH. konningk DW2. — r) und … keiser fehlt DH. — s) het DH. — t) geregert DH. regeret DW2. — u) jhar DW2. 1) Lothar III. regierte von 1125 bis 1137 als römisch-deutscher König, sein Vater war Graf Gebhard von Süpplingenburg. Am 4. Juni 1133 wurde er in Rom zum Kaiser gekrönt.

§ 71

Dusse dea tzirdeb den arm suntec Eucharii mitd golde undee eddelenf steinteng. a) de fehlt DH & DW2. — b) cziirde DH. ziherde DW2. — c) sancti DH & DW2. — d) mitt DW2. — e) und DW2. — f) edelen DH. etlen DW2. — g) stenten DH. steinen DW2.

§ 72

Dusse dea hefftb gebuwetc dat munster tod Lutteree undef licht darsulvesg gegravenh.1 a) de fehlt DH & DW2. — b) heft DH. — c) gebuet DW2. — d) tho DW2. — e) Lutter DW2. — f) und DW2. — g) darsulvest DW2. — h) begraven DW2. 1) Am 1. August 1135 verfügte Lothar III. die Umwandlung des von seinen Vorfahren, den Markgrafen Bernhard dem Älteren und Bernhard dem Jüngeren von Haldensleben, in Königslutter am Elm (Landkreis Helmstedt), gegründeten Kanonissenstifts in ein Benediktinerkloster. Vgl. D Lo III. 74; ferner Römer, Königslutter (1978); Naß, Urkunden (1990). Bald darauf

354

Editionen

wird mit dem imposanten Neubau begonnen worden sein.

§ 73

Bi siner tida wartb angehevenc de geistliked orden gehetene Cisterciensisf. a) titt DW2. — b) wartt DW2. — c) angegeven DH. — d) geistliche DW2. — e) de DW2. — f) Cisterciensis gelang dem Schreiber von DW2 erst im zweiten Anlauf.

§ 74

In demea tegedeb jarec sines rikes Petrus1, ein canonekd tome munsterf, stichtedeg dath closteri tomj Rikenbergek 2 geistlikerl canonekem unden heffto idp erlikenq begifftigetr. a) dem DH & DW2. — b) tegeden DH. tegende DW2. — c) jhare DW2. — d) canonnek DH. canonike DW2. — e) thome DW2. — f) munstere DH. — g) stichte DH & DW2. — h) det DW2. — i) kloster DW2. — j) to DH. — k) Richenberge DH & DW2. In DW2 auch noch einmal in roter Tinter am linken Rand. — l) geistlicher DW2. — m) canonneke DH. canoniken DW2. — n) und DW2. DH folgt durch den Zeilenwechsel bedingt versehentlich ein weiteres mal: unde. — o) heft DH & DW2. — p) it DH. idt DW2. — q) erlich DW2. — r) begiftiget DH. begifftet DW2. 1) Petrus ist 1131 VI 12 als Kanoniker von St. Simon und Judas belegt. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 198. Die Angaben bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 80 f., Nr. 206; ders., Domkapitel (1967), 182, Nr. 18, sind fehlerhaft. Zu den Fälschungen DD Lo III. 32, †128 (jeweils 1131 II 7), in denen Petrus ebenfalls erwähnt wird, vgl. Goetting, Fälschungen (1970), 145-166; RI IV.1,1, Nrn. †260-†262. — 2) Das AugustinerChorherrenstift Riechenberg bei Goslar.

cap. 12 § 75

a

b

c

d

e

f

g

h

Na goddes bord 1138 Conradus, ein hertoge van Swaven , de dridde bi deme namen, [de]i 85. van Augusto, hefftj entfangen datk Romeschel rike, undem hefftj n o a1 geregert 18 jar . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 217: In deme 1128 iare Conrad van Swaven quam an dat rike, de negentegeste van Augusto, unde was daran 14 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 408: Anno gratie 1138 Conradus de Swevia, 90. ab Augusto, imperium obtinuit [et] 14 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 210, Z. 29 f. (cap. 274; Rez. C); ebd., 216, Z. 11 f. (cap. 290; Rez. AB). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) hertege DH. — e) von DH. — f) Svaven DH. — g) derde DH. — h) dem DH & DW2. — i) So auch DW2. — j) heft DH. — k) det DW2. — l) Romsche DW2. — m) und DW2. — n) geregeret

355

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

DH & DW2. — o) jhar DW2. 1) Konrad III. regierte von 1138 bis 1152 als römisch-deutscher König.

§ 76

Dusse dea hefftb wedder buwetc de Hartesborchd 1 undee hefftf gegeveng der kerken de gudereh bi der Salei.2 a) de fehlt DH & DW2. — b) heft DH. — c) gebuwet DH. gebuhet DW2.— d) Hartzborgk DW2. — e) und DW2. — f) heft DH & DW2. — g) geven DH. — h) goidere DH. godere DW2. — i) Saale DW2. 1) Dies tat erst Kaiser Friedrich I. Vgl. Arnoldi chronica, 138 f. (lib. 2, cap. 18). — 2) Gemeint sind die Ländereien in Kleinwirschleben, heute Ortsteil der Gemeinde Baalberge im Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt), die Konrad III. dem Stift Anfang April 1150 übertrug. Vgl. D Ko. III. 228; Urbar §§ 23, 95, 104 u. 234. In Chroniken § 22 wird diese Stiftung irrtümlich Konrad II. zugeschrieben.

§ 77

Dusse dea gingk in pelgrimmeb wisc in dat hilged lante undef licht darsulvesg okh begraven.1 {fol. 12r} a) de fehlt DH. — b) pellegrimmen DH. pelgrim DW2. — c) wiis DH. wiese DW2. — d) hillige DW2. — e) lantt DW2. — f) und DW2. — g) darsulvest DW2. — h) in dem lande DH. ock DW2. 1) Konrad III. wurde nicht im Heiligen Land, sondern im Bamberger Dom bestattet.

cap. 13 § 78

a

b

c

d

e

Na goddes bord 1152 Ffredericus de grote, de erste bi deme sonef des vorgenanteng hertogenh utei Swavenj broderesonek, de m n o p a1 gusto, hefft entfangen dat Romesche rike unde regert 38 jar.

namen, ein 86. vanl Au-

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 225: In deme 1152. iare van der bort unses herren Vrederic de hertoge van Swaven, de koning Conrades brodersone, quam an dat rike, de en unde negentegeste van Augusto, unde was daran 33 iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 419: Anno Domini 1152 Fredericus, dux Swevie, regis Conradi fratris filius, ab Augusto 91., imperium obtinuit et 38 annis regnavit. Siehe auch SW, ed. Weiland, 219, Z. 1-3 (cap. 297, Rez. C); ebd., 228, Z. 1-3 (cap. 322, Rez. AB). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) Fredericus DH & DW2. — e) dem DH & DW2. — f) söhne DW2. — g) vorgenanthen DW2. — h) hertegen DH. herzog DW2. — i) ut DH. utt DW2.

356

Editionen

— j) Svaven DH. — k) brodersone DH. brodersohne DW2. — l) von DH. — m) heft DH. Hier endet in DH fol. 6v. — n) Romsche DW2. — o) und DW2. — p) regeret DH. regered DW2. — q) jar fehlt DW2. 1) Friedrich I. regierte von 1152 bis 1190 als römisch-deutscher König.

§ 79

Dusse dea hefftb gegevenc der kerken vele privilegia unded vriheite unded preparamenta.1 a) de fehlt DH. — b) heft DH. — c) geven DH. — d) und DW2. — e) freiheitt DW2. 1) Vgl. DD F I. 397, 553, 975-977.

§ 80

Bi dusses tiden 2 strengea riddere, Ebbertusb vanc Wulfelbutted 1, Conradus de Werree 2 vechtedenf in siner jegenwordicheitg. a) In DH war der Schreiber zunächst fortgefahren mit vechte, bemerkte dann aber seinen Irrtum und tilgte das zu früh geschriebene Wort. — b) Ebbertus ist in DH von jüngerer Hand korrigiert zu: Ekbertus. Everhardus DW2. — c) von DH.— d) Wulfenbutte DH. Wulffenbutte DW2. — e) Were DW2. — f) fechten DW2. — g) jegenwerdigkeit DW2. 1) Ekbert von Wolfenbüttel ist 1188 urkundlich bezeugt. Vgl. D F I. 975; UB Goslar 1, Nr. 320. — 2) Konrad von Wehre, ein Ministeriale des Bischofs von Hildesheim, ist von 1181 bis 1194 urkundlich bezeugt. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nrn. 401, 481, 504; ferner: Bode, Uradel (1911), 230-232.

§ 81

Dusse dea hefftb der kerken wedderc gekregend de guderee in Gersleve1, de def rede nag bleven werenh.2 a) de fehlt DH. Hier endet in DW2 fol. 5r, wobei de zu Beginn von fol. 5v versehentlich noch einmal wiederholt ist. — b) heft DH. — c) weder DH. — d) kregen DH. — e) godere DH & DW2. — f) de fehlt DH. — g) nach DW2. — h) wehren DW2. 1) Giersleben. Vgl. Chroniken § 28. — 2) Vgl. D F I. 403 (1163 VII 28).

§ 82

Dusse dea hefftb velec tod demee rike gebracht unde hochlikenf vorhogetg mith rikedome. a) de fehlt DH. — b) heft DH. — c) veele DW2. — d) tho DW2. — e) dem DH & DW2. — f) hochliken ist in DH von jüngerer Hand korrigiert aus: hoc-

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

357

liken. hochlichen DW2. — g) verhoget DW2. — h) mitt DW2.

§ 83

Dussesa vogetb, gehetenc Volkmarus1, hefftd gestichtete datf Nigewerckg 2 hirh toi Goslarj. a) Dusse DW2. — b) hofft DW2. — c) gheheten DH. — d) heft DH. — e) gestichtecht DW2. — f) das DW2. — g) Nigewerck steht in DW1 zusätzlich von anlegender Hand als Marginalie am rechten Rand. Nigewerk DH. Niewercloster DW2. — h) hir fehlt DH. — i) tho DW2. — j) Gosler DH & DW2. 1) Volkmar von Wildenstein ist als Goslarer Vogt bezeugt von 1173 bis 1191. Vgl. UB Goslar 1, Nrn. 280, 288, 306, 309 u. 333; DD F I. 975, 978, 983 f. — 2) Die Gründung des Klosters Neuwerk bestätigten Bischof Adelog von Hildesheim am 16. Oktober 1186 und Kaiser Friedrich I. am 28. August 1188. Vgl. UB Hochstift Hildesheim 1, Nr. 442; D F I. 978.

§ 84

Naa demeb dodec dusses vogedesd ein clericke, gehetenf Philippus1, ein canonicus der kerkeng toh Gosler isi geworden ein procurator dusses herenj, herenk Ffrederikesl desm keisersn, hiro in Gosler. Dusse clericus hefftp gestichtetq de cappellen desr hilgens geistes bit desu konnigesv bruggenw 2, undex dat keiserhusy 3 van demez tegedenaa, de omebb wartcc van Borcholtedd 4. a) Nage DW2. — b) dem DH. dede DW2. — c) tode DW2. — d) vogt DW2. — e) clerik DH. clerikus DW2. — f) gheheten DH. — g) kercken DW2. — h) tho DW2. — i) ist DW2. — j) hern DW2. — k) her DH. heren fehlt DW2. — l) Fredericus DH. Friedericus DW2. — m) des fehlt DH. — n) kaisers DW2. — o) hiir DH. Das zweite i ist allerdings von jüngerer Hand getilgt worden. hir fehlt DW2. — p) hat DH. — q) gestifftet hier in Gosler DW2. — r) DW2 folgt versehentlich: des. — s) heiligen DW2. — t) bei DW2. — u) der DW2. — v) konnings DW2. — w) brugge DH. bruge DW2. — x) und DW2. — y) kaiserhus DW2. — z) dem DH & DW2. — aa) tegenden DW2. — bb) om DH. ohme DW2. — cc) wardt DW2. — dd) Borckholte DW2. 1) Philipp ist urkundlich nicht als Kanoniker von St. Simon und Judas bezeugt. Vielleicht wurde er deshalb (zu Unrecht!) bei Meier, Domkapitel (1967), 202, nicht verzeichnet. — 2) Die Heilig-Geist-Kapelle gilt in der Forschung als königliche Gründung. Vgl. Graf, Niederkirchenwesen (1998), 89, Anm. 185. — 3) Gemeint ist wohl vielmehr eine Kurie in der Nähe der Pfalz. Vgl. Memmert, Pfalz (1996), 62. — 4) Vielleicht Borgholz, heute Ortsteil von Borgentreich im Landkreis Höxter (Nordrhein-Westfalen), das urkundlich aber erst 1291 erwähnt wird. Vgl. Krus, Borgholz (1991), 21 f.

§ 85

a

Sibilla, ein prophetissaa, sprackb vanc ddussen tokomeden dingend so: date

358

Editionen

he datf Romescheg rike scholdeh regeren alsei ein vosj undek besitten alse ein lauwe undel idm vorlatenn alse ein hunto. Undel hirumme, pdo he wolde inp dat hilgeq lantr, dos ne wolde he nicht over dat watert, sunder he gincku dorchv Ungeren, Bulgrien, {fol. 12v} Greken undel Turken. a) Sibilla … prophetissa in DW2 mit roter Tinte. — b) sprak DH. sprach DW2. — c) von DH. — d) dusses tokommede ding DH. dussem thokomenden DW2. — e) datht DW2. — f) det DW2. — g) Romische DW2. — h) scolde DH. — i) alze DH. als DW2. — j) volck DW2. — k) unde fehlt DH. und DW2. — l) und DW2. — m) it DH. idt DW2. — n) verlathen DW2. — o) huntt DW2. — p) wolthe ehr [von anlegender Hand getilgt: 3 tage und wolthe hirumme] in dreyen tagen DW2. — q) hillige DW2. — r) land DH. landt DW2. — s) doh DW2. — t) watter DW2. — u) gink DH. — v) In DW2 hat der offenkundig unkonzentrierte Abschreiber das zunächst notierte durch gestrichen und stattdessen noch einmal he ginck durch geschrieben.

§ 86

In demea dageb Barnabe des apostelsc 1 ginckd he ine ein klein waterf mitg kinderen undeh vordrancki, datj se datj alle segenk. Ein dell sines lichammesm licht ton Antiocho 2 undeh ein dell ton Zursp 3. a) dem DH & DW2. — b) tage DW2. — c) apostelen DH. — d) gink DH. — e) an DH. — f) wadder DW2. — g) mitt DW2. — h) und DW2. — i) verdranck DW2. — j) datt DW2. — k) sahen DW2. — l) deill DW2. — m) lichammen DH. liffes DW2. — n) tho DW2. — o) Antiochia DW2. — p) Zu(e)rs DH. Hier endet in DW2 fol. 5v. 1) 11. Juni [1190]. — 2) Antakya (Türkei). — 3) Tyros (Libanon).

§ 87

Bi sinen tiden begundea sekb cde ordend derc Dudeschene herenf. a) begunden DW2. — b) sik DH. sich DW2. — c) die DW2. — d) orde DH. — e) Dutschen DW2. — f) hern DW2.

cap. 14 § 88

a

b

c

d

e

f

g

h

i

Na goddes bord 1188 Hinricus , de veffte an deme namen, ein sone des grotenj keisersk Ffrederikesl, de 87. vanm Augusto, hefftn entfangeno datp Romescheq r s t u v w x y a1 rike unde regeret 18 jar , unde is geheten de mildeste gever . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 244: In deme 1190. iare van goddes bord ward Heinric koning, des kaiser Vrederikes sone, de twe unde negentegeste van Augusto, unde

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

359

was daran achte iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 439: Anno verbi incarnati 1180 Henricus, imperatoris Frederici filius, ab Augusto 92., ad imperium est assumptus regnavitque octo annis. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 234, Z. 7 f. (cap. 336). — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) Hinrich DW2. — e) der DW2. — f) veffte ist in DW1 von viel jüngerer Hand korrigiert zu: sechste. vifte DH. viffte DW2. — g) ahn DW2. — h) dem DH. — i) sohne DW2. — j) grossen DW2. — k) keiser DH. kaisers DW2. — l) Frederkes DH. Fridericus DW2. — m) von DH. — n) heft DH. DW2 folgt: he. — o) entfang DW2. — p) dath DW2. — q) Romische DW2. — r) und he DW2. — s) geregeret DH. — t) jhar DW2. — u) und DW2. — v) ist DW2. — w) gehethen DW2. — x) mildelste DH, wohl von anlegender Hand korrigiert aus: midelste. — y) gever ist in DW2 von anlegender Hand am linken Rand nachgetragen. 1) Heinrich VI. regierte von 1169/90 bis 1197 als römisch-deutscher König.

§ 89

a

Dusse Hinricus vorrichtedea b den mechtigenc vorstend vane Brunswigkf undeg hertogenh undeg dreff onei vane demej hertogedomek tol Sassenm, Westvalenn, Beiereno, undeg leendep dusse dreq hertogedomer ssinen egens vorstend, undeg vordrefft oneu van demej lande wentev in Engelantw.1 a) Dusse … vorrichtede fehlt DW2. — b) vonrichtede DH. Richtig wäre aber: vornichtede. — c) mechtigsten DW2. — d) forsten DW2. — e) von DH. — f) Brunswik DH. Brunswich DW2. — g) und DW2. — h) hertegen DH. — i) on DH. ihn DW2. — j) dem DH & DW2. — k) hertigedumme DH. hertochdome DW2. — l) van DW2. — m) Zassen DH. — n) Hier endet in DH fol. 7r. Westfahren DW2. — o) Beiren DH. Baieren DW2. — p) lende DW2. — q) 3 DH. drei DW2. — r) hertigedumme DH. hertigthome [von anlegender Hand getilgt: van Sassen, Westfalen, Baiern] DW2. — s) seinem ehigen [von anlegender Hand getilgt: sohne] DW2. — t) vordref DH. verdreiff DW2. — u) on DH. ihne DW2. — v) wenthe DW2. — w) Engelantt DW2. 1) Nicht Heinrich VI., sondern sein Vater, Friedrich I. Barbarossa, entzog Heinrich dem Löwen im Jahre 1180 die Herzogtümer Sachsen und Bayern und schickte ihn 1182 in die Verbannung.

§ 90

Dussemea sulven Hinricusb keiserec wartd vorgevene van siner egenf husfruweng, darvan he starffh, undei isj begraven tok Spire. a) Dussem DH. Dusse DW2. — b) Hinrich DW2. — c) kaisere DW2. — d) wartt DW2. — e) vergeven DW2. — f) eigen DW2. — g) husfruen DW2. — h) starf DH. — i) und DW2. — j) is fehlt DH. ist DW2. — k) tho DW2.

§ 91

In sinemea vefftenb jarec des [rikes]d do starffe hertogef Hinricusg hvani

360

Editionen

Brunswigkh de mechtigej.1 a) sinem DH & DW2. — b) 5. DH. — c) DH folgt: he. Der Schreiber wollte wohl hertege notieren, bemerkte dann aber, dass er einige Worte seiner Vorlage übersprungen hatte, und vergaß die irrtümlich geschriebenen Buchstaben zu tilgen. jhare DW2. — d) So auch DH & DW2. — e) sterf DH. — f) hertege DH. — g) Hinrich DW2. — h) van Brunswigk fehlt DW2. — i) von DH. — j) mechtege DH. Die letzten vier Buchstaben stehen hier am Ende der darauffolgenden Zeile. 1) Heinrich der Löwe starb am 6. August 1195.

cap. 15 § 92

a

b

c

d

e

f

g

h

i

Na goddes bord 1189 Philippus, hertoge ute Swaven , keiser Hinricus brodersone, [de] 88.j vank Augusto, hefftl entfangen dat Romeschem rike, unden o pa1 regerde 10 jar . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 246: In deme 1198. iare van goddes gebort ward Philippus, de hertoge van Swaven, des keiser Heinrikes broder, to koninge gekoren, de dre unde negentegeste van Augusto, unde was daran tein iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 445: Anno Domini 1198 dux Swevie, Philippus, imperatoris Henrici germanus, in regem est electus, ab Augusto 92., et 10 annis regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 236, Z. 3-5 (cap. 340). — b) Nach DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) 1188 DW2. — e) hertege DH. hertoch DW2. — f) ut DH. utht DW2. — g) Svaven DH. — h) kaiser DW2. — i) Hinrichs [von anlegender Hand gestrichen: söhne] DW2. — j) 89. DW2. — k) von DH. — l) heft DH. — m) Romische DW2. — n) und DW2. — o) regerethe DW2. — p) jhar DW2. 1) Philipp von Schwaben regierte von 1198 bis 1208 als römisch-deutscher König.

§ 93

Dusse dea haddeb toc maled leffe def stadg Goslerh. a) de fehlt DH & DW2. — b) Ein verschriebenes hadde ist in DW2 von anlegender Hand getilgt. — c) tho DW2. — d) maele DW2. — e) lef DH. — f) die DW2. — g) statt DW2. — h) Goslr DH.

§ 94

Otto, hertogea tob Brunswigkc, ein soned hertogene Hinricusf gdes mechtigeng, de vordrevenh warti van ichteswelkenj vorstenk, wartl okm gekorenn in eineno konnigkp. {fol. 13r} q rDarvans tsekr sakedet grotu twidrachtv in deme rike.q 1

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

361

a) hertege DH. — b) tho DW2. — c) Brunswich DW2. — d) söhne DW2. — e) hertegen DH. hertigen DW2. — f) Hinrich DW2. — g) des mechtigen fehlt DH. — h) verdreven DW2. — i) wartt DW2. — j) itzgewaldigen DW2. — k) forsten DW2. — l) wartt DW2. — m) ock DW2. — n) gekoret DW2. — o) 1 DH. — p) konnig DH. konning DW2. — q) Darvan … rike fehlt DH. — r) Darvan sek steht in DW1 von anlegender Hand auch am Fuße von fol. 12v in vertikaler Ausrichtung. Die Lagen 1 und 2 der Handschrift sind demnach erst nach ihrer Beschriftung zusammengebunden worden. — s) Davan DW2. — t) schach seche (?) DW2. — u) grothe DW2. — v) Hier endet in DW2 fol. 6r. 1) Otto IV., der dritte Sohn Heinrichs des Löwen, wurde am 9. Juni 1198 zum römisch-deutschen König gewählt, nachdem am 6./8. März des Jahres bereits Philipp von Schwaben zum König gekürt worden war.

§ 95

a

Palantinus vana Wetelingespagenb 1 dodede den konnigkc Philippum tod Babenberge. Darsulvese he starfff, unde gwarth begraveni g tod Spira.2 a) Palantinus van fehlt DH. — b) Wetdelingespad[en] DW2. Die letzten beiden Buchstaben sind wegen enger Bindung der Handschrift nicht zu lesen. — c) konnik DH. konning DW2. — d) tho DW2. — e) Darsulvest DW2. — f) starf DH. — g) licht gegraven DH. — h) wartt DW2. —i) begraffen DW2. 1) Otto VIII. von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern. — 2) Philipp von Schwaben wurde am 21. Juni 1208 in Bamberg ermordet. Seine zunächst im dortigen Dom bestatteten Gebeine ließ Friedrich II. im Dezember 1213 nach Speyer überführen. Vgl. Ehlers, Metropolis (1995), 179-183.

§ 96

Bi dussesa tiden wartb gewunnen de stadc tod Goslere vanf demeg gesinde Ottonis des konnigesh, undei wartj gepughetk, nal goddesm bordn 12521 in demeg dage Medardi confessoris2. a) dussen DW2. — b) wartt DW2. — c) stat DW2. — d) to fehlt DH. tho DW2. — e) Goslr DH. — f) von DH. — g) dem DH & DW2. — h) konnighes DH. konnings DW2. — i) und DW2. — j) wartht DW2. — k) gepineghet DH. gespuget DW2. — l) nach DW2. — m) gotts DW2. — n) bort DH. bortt DW2. 1) Die Plünderung Goslars erfolgte im Jahre 1206. Vgl. Kap. I, bei Anm. 80. — 2) 8. Juni. Vgl. auch Chroniken § 99.

§ 97

In dussena tiden1 dusse sulve Otto stichtedeb dat slot toc demed Herlingebergee. a) dusser DH. — b) sattede DH. — c) tho DW2. — d) dem DH. — e) Herlinberge DH. Harlingeberge DW2.

362

Editionen

1) Die Harlyburg errichtete Otto IV. 1203/04 auf dem etwa zehn Kilometer nordöstlich von Goslar gelegenen Harlingeberg. Vgl. die Braunschweigische Reimchronik, 532 (vv. 5873 f.); Arnoldi chronica, 217 (lib. 6, cap. 5); sowie Heine, Harlyburg (2002).

cap. 16 § 98

a

b

c

d

e

e

4. bi demef namen, eing soneh hertogeni Hinrikesj k des mechtigenk, de vordreven wartl vanm Brunswigkn, heffto entfangen dat Romesche rike in eindracht, undep isq gewesen de 89. van Augusto, undep o r sa hefft geregeret 10 jar . Na goddes bord 1208 Otto, de

a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 248: In deme 1208. iare van unses herren bort Otto, des hertogen Heinrikes sone van Bruneswic, ward gekoren to koninge van al den vorsten, de vierde und negentegeste van Augusto unde was daran tein iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 453: Anno Domini 1208 Otto, ducis Henrici de Bruneswich filius, ab universis princibus in regem est electus. Hic ab Augusto nonagesimus quartus exstitit et 10 annis in imperio regnavit. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 238, Z. 17-19 (cap. 347). — b) Nach DW2. — c) godes DH. gotts DW2. — d) bort DH. gebortt DW2. — e) Otto de ist in DH von anlegender Hand über der Zeile korrigiert aus: dat. — f) dem DH. — g) einen DW2. — h) sohne DW2. — i) hertegen DH. — j) Hinrich DW2. — k) des mechtigen fehlt DH. — l) wahrtt DW2. — m) von DH. — n) Brunsvik DH. Brunswich DW2. — o) heft DH. — p) und DW2. — q) ist DW2. — r) geregert DH. — s) jhar DW2. 1) Otto IV. regierte von 1198 bis 1218 als römisch-deutscher König.

§ 99

Vor des eera bde stadb wartc gevangend. De sarke mite den anderen gebeintenf wereng begraven.1 a) ehre DW2. — b) de stat DW2 (von anlegender Hand am linken Rand nachgetragen). — c) wartt DW2. — d) gewunnen DH. gefangen DW2. — e) mitt DW2. — f) beinten DH. gebeinthen DW2. — g) wehren DW2. 1) Vgl. Chroniken § 96.

§ 100

Dusse konnigka in demeb dage Othmaric 1 hefftd erheven de reliquiene, undef tog den sarken tog makende heffth he gegeveni 60 marckj. a) konnige DW2. — b) dem DH & DW2. — c) Ottmari DW2. — d) heft DH. — e) reliqen DW2. — f) und DW2. — g) tho DW2. — h) het DH. — i) geven DH.

363

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

gegefen DW2. — j) mark DH. 1) 16. November.

§ 101

Dusse was in des pawesesa banne, undeb de deckenc dusser kerken, gehetend Ambrosius1, heffte onef darutg geloseth in demei lesten des dodes torj Hartesborchk 2, undeb isl gestorven undeb begraven tom Brunswigkn. a) paves DH. pavestes DW2. — b) und DW2. — c) deken DH & DW2. — d) gheheten DH. gehethen DW2. — e) heft DH. — f) o(e)n DH. ohne DW2. — g) darutt DW2. — h) gheloset DH. erloset DW2. — i) dem DH & DW2. — j) tho der DW2. — k) Harzborgk DW2. — l) ist DW2. — m) tho DW2. — n) Brunswik DH. Brunswi[ch] DW2. Die zweite Silbe ist am Ende der Zeile von anlegender Hand interlinear nachgetragen; die letzten beiden Buchstaben sind aufgrund enger Bindung nicht zu lesen. 1) Ein Dekan dieses Namens ist urkundlich nur für 1229 V eindeutig bezeugt (UB Goslar 1, Nr. 498). Er erscheint zudem in drei undatierten Urkunden (UB Goslar 1, Nrn. 501-503), die Bode zu 1219/32 und Meier, Domkapitel (1956), 16 f. (Nr. 8), zu 1223/32 setzen wollten. Sollte die Angabe der Stifts-Chronik einen wahren Kern haben, müßte Ambrosius vor seinem in den Jahren 1221/23 bezeugten Vorgänger Hartmann schon einmal als Dekan von St. Simon und Judas amtiert haben, was aufgrund der lückenhaften Überlieferung nicht auszuschließen ist. — 2) Der Kaiser erhielt die Absolution von seinem Beichtvater Friedrich, dem Abt des Klosters Walkenried. Er hatte sich aber, als er den Tod kommen spürte, die Reliquien der hl. Simon und Judas aus dem nahegelegenen Goslar an sein Sterbebett bringen lassen. Vgl. Hucker, Kaiser (1990), 337-341.

cap. 17 § 102

a

b

c

d

e

f

g

h

i

Na goddes bord 1218 Ffredericus , de andere bi deme namen, konnigk j k l m n o p Hinricus sone , de 90. van Augusto , hefft entfangen dat Romesche rike unde req r a1 geret 32. jar . a) Übernommen aus der Sächsischen Weltchronik. SW, Hs. 24, ed. Herkommer, 250: In deme 1218. iare van goddes bort ward de koning Vrederic, des keiser Hinrikes sone, koning ane werren, de vif unde negentegeste van Augusto, unde was daran [auf Rasur: 33] iar. SW, Hs. 15, ed. Massmann, 460 f.: Anno Domini 1218 rex Fredericus, imperatoris Henrici filius, ab Augusto nonagesimus quintus, sine contradictione imperium est adeptus regnavitque [es folgt eine Lücke in der Handschrift] annis. Vgl. auch SW, ed. Weiland, 241, Z. 13-15 (cap. 357). — b) Nach DW2. — c) gottes DW2. — d) bort DH. gebortt DW2. — e) 1228 DW2. — f) Fredericus DH. Fridericus DW2. — g) ander DW2. — h) dem DH & DW2. — i) konning

364

Editionen

DW2. — j) Hinrich DW2. — k) sohne DW2. — l) de fehlt DH. — m) Aügüsto DH. Nach Aüg endet in DH fol. 7v. — n) heft DH. — o) Romische DW2. — p) und DW2. — q) regert DH. — r) jhar DW2. 1) Friedrich II. regierte von 1212/18 bis 1250 als römisch-deutscher König.

§ 103

Des rikes {fol. 13v} kronen undea dat sperb nam he toc Goslerd. 1 a) und DW2. — b) Hier endet in DW2 fol. 6v. — c) tho DW2. — d) Goslr DH. 1) Friedrich II. erhielt die Reichsinsignien von Pfalzgraf Heinrich, dem Bruder Ottos IV., im Sommer 1219 in Goslar. Vgl. RI V.1,1, Nr. 1024a.

§ 104

Bi adusses tidena wartb erheven Elizabethc tod Marborche, de def was ein lantgrevinne vang Dorringenh undei einj dochterk des konnigesl tom Ungerenn1, oalse mep o screffq 1236, des anderenr dagess nat sunteu Walburgisv.2 a) dusser tid DH. — b) wartht DW2. — c) Elisabeth DW2. — d) tho DW2. — e) Marborgk DW2. — f) de fehlt DH. — g) von DH. — h) Doringen DH. — i) und DW2. — j) eine DW2. — k) tochter DW2. — l) konnings DW2. — m) van DW2. — n) Ungern DW2. — o) ass’et DH. — p) deme DW2. — q) schreiff DW2. — r) andren DW2. — s) tags DW2. — t) nach DW2. — u) sancte DW2. — v) Wolborge DH. Wolburgis DW2. 1) Andreas II. von Ungarn. — 2) Die Gebeine der im Vorjahr heilig gesprochenen Landgräfin Elisabeth von Thüringen wurden am 1. (und nicht am 2.) Mai 1236 feierlich erhoben.

§ 105

a

Item bi siner tidb ledc de sunne einsd eclipsime 1, do mef screffg 1241.a a) Die Nachricht von der Sonnenfinsternis am 6. Oktober 1241 begegnet auch in einer Zeittafel, die in den Hss. 20, 21, 23 u. 231 der Sächsischen Weltchronik überliefert ist. Vgl. SW, ed. Weiland, 279, Z. 23 f. — b) titt DW2. — c) leitht DW2. — d) eine DW2. — e) eclipsia DW2. — f) men DW2. — g) schreib DW2. 1) Gemeint ist die totale Sonnenfinsternis, die am 6. Oktober 1241 überall im Reich zu beobachten war. Vgl. Stephenson, Eclipses (1997), 401-404, mit einer sehr lückenhaften Dokumentation der historiographischen Belege.

§ 106

Dussea beveldeb sinem sone1 dat rike, doc he tochd in Lumbardiene.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

365

a) Dusse fehlt DH. — b) In DW2 hat der Schreiber das zunächst geschriebene Wort getilgt; sein Nachtrag am linken Rand ist aufgrund enger Bindung nur unvollständig zu lesen. — c) to DW2. — d) thoch DW2. — e) Lumberdingen DH. Lumberdien DW2. 1) Heinrich (VII.), der erstgeborene Sohn Friedrichs II., wurde am 20./26. April 1220 zum römisch-deutschen König gewählt, bevor sein Vater zurück nach Italien zog.

§ 107

Dusse sone1, dea nam derb kerkenc wedder den gulden kelckd, de dar was gemaket vane demef segeleg, dat de konnigkh vane Greken hadde gehengeni anj den breffk, denl he sandem demen stichtereo dusser kerkenc 2, undep de kelckd wartq tobroken3. a) de fehlt DH & DW2. — b) In DH ist das r von anlegender Hand über der Zeile nachgetragen. — c) kercken DW2. — d) kelk DH. — e) von DH. — f) dem DH & DW2. — g) seggele DH. segelle DW2. — h) konnig DH. konning DW2. — i) gehenget DW2. — j) ahn DW2. — k) breiff DW2. — l) dene DW2. — m) sante DW2. — n) dem DH. — o) stichter DW2. — p) und DW2. — q) wartt DW2. — r) thobroken DW2. 1) König Heinrich (VII.). — 2) Vgl. Chroniken §§ 38 u. 43. — 3) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 3.

§ 108

Dussea soneb sande dec vader utd demee lande, darf he do starffg.1 a) Dussem DW2. — b) sohne DW2. — c) der DW2. — d) utht DW2. — e) dem DH & DW2. — f) da DW2. — g) sterf DH. 1) Heinrich (VII.) starb wohl 1242 II 12 in Martirano (Italien, Provinz Catazaro).

§ 109

Bi dussesa tiden wartb gebuwet datc closterd etof demee Frankenbergeg, de dar vorenh den orden, de dari sin in einemmj boitsammegenk levende.1 a) dussen DH. — b) wartht DW2. — c) det DW2. — d) kloster DW2. — e) tom DH. — f) tho DW2. — g) In DW1 hat die anlegende Hand am linken Rand zusätzlich als Marginalie Ffrankenberch notiert. Franckenberge DH. Franckenberge DW2, mit roter Tinte im fortlaufenden Text. — h) vo(e)ren DH. fohren DW2. — i) da DW2. — j) einem DH & DW2. — k) boitsammigen DH. botsamigen DW2. 1) Das Chronicon Hildesheimense, 860, datiert die Errichtung des Reuerinnenklosters auf dem Goslarer Frankenberg in die Regierungszeit des Bischofs Konrads II. von Hildesheim (1221-1246). Der erste urkundliche

366

Editionen

Beleg für den Konvent stammt aus dem Jahr 1234. Vgl. UB Goslar 1, Nr. 540.

§ 110

Van demea konnige spreken veleb lude, dat he noch levede, cvele okc, dat he dotd weree. a) dem DH & DW2. — b) veele DW2. — c) ock vele DW2. — d) dod DH. dodt DW2. — e) wehre DW2.

§ 111

Ichteswelkea werenb dar okc, de sekd letene heten Romeschef konnigkg. Undeh ein vorrederi wartj vorbrantk in demel vürem ton Weslero 1, genometp Theodricusq Holtschor 2. a) Ichteswelcken DW2. — b) wehren DW2. — c) ock DW2. — d) sich DW2. — e) lethen DW2. — f) Romische DW2. — g) konnig DH. konningk DW2. — h) Und DW2. — i) verreder DW2. — j) wartht DW2. — k) vorbrent DH. verbrantht DW2. — l) dem DH. — m) vure DH. fuhre DW2. — n) tho DW2. — o) Wefler DH. — p) gehethen DW2. — q) Theodoricus DH & DW2. — r) Holscho DW2. 1) Wetzlar. — 2) Dietrich Holzschuh (auch Tile Kolup) gab sich 1284/85 als Kaiser Friedrich II. aus. Nach seiner Auslieferung an den herbeigeeilten König Rudolf von Habsburg wurde er als Ketzer und Zauberer verurteilt und am 7. Juli 1285 im Kaisergrund bei Wetzlar verbrannt.

cap. 18 § 112

Naa goddesb bortc 1251 greve Wilhelm vand Hollant, dee 91.f vand Augusto, hefftg entfangen dat Romescheh rike undei regeretj 9 jark.1 a) Nach DW2. — b) gottes DW2. — c) gebortt DW2. — d) von DH. — e) de fehlt DH. — f) 81. DH. — g) heft DH. heff DW2. — h) Romische DW2. — i) und DW2. — j) regert DH. regereth DW2. — k) jhar DW2. 1) Wilhelm von Holland regierte von 1248 bis 1256 als römisch-deutscher König.

§ 113

Dusse dea hefftb velec vriheitd gekregene der kerken vanf demeg hove toh Rome.i 1 a) de fehlt DH & DW2. — b) heft DH. — c) veele DW2. — d) freiheitt DW2. — e) gekregen ist in DH von anlegender Hand korrigiert aus: gedregen. — f) von DH. — g) dem DH & DW2. — h) tho DW2. — i) Hier endet in DW2 fol.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

367

7r. 1) Vgl. die Urkunden Papst Innozenz’ IV. aus dem Herbst 1249 (Potthast, Nrn. 13779, 13812 f., 13833, gedruckt: UB Goslar 1, Nrn. 633-635, 637; siehe auch Originale PUU, Nrn. 95-98; Regesten PUU, Nrn. 371-373, 375).

§ 114

Dusse dea hefftb gevechtetc mitd den Nortfresene, undef {fol. 14r} dar wartg he gedodet, undef einh mechtichi Frese groiffj onek in sin hus.1 Darnal sinem sonen, Florenciuso 2, vechtedep averq mitr den Fresens tunde dodede 12 dusentu Vresenv t. Averw dussen Fresenx, de sinen vader hadde gegraveny in sin hus, den hengede he undef ledz den vader wedder upgraven undef ledaa onek erlikenbb gravencc in eindd closteree gehetenff Daff.3 a) de fehlt DH. — b) heft DH. — c) gefechtet DW2. — d) vor DH. mitt DW2. — e) Nortfrissen DW2. — f) und DW2. — g) ward DH. wartht DW2. — h) 1 DH. — i) mechtig DW2. — j) greiff DH. groff DW2. — k) on DH. ohne DW2. — l) Darnach DW2. — m) sin DH & DW2. — n) söhne DW2. DW1 folgt (von der Hand des Rubricators gestrichen): Laurencius. DH folgt: greve. — o) Florentinus DH & DW2. — p) fechtede DW2. — q) over DW2. — r) mitt DW2. — s) Frisen DW2. — t) unde … Vresen fehlt DW2. — u) Der Schreiber von DH hat zunächst das entsprechende römische Zahlzeichen geschrieben, dieses dann aber gestrichen und die Mengenangabe verbalisiert. — v) Vresen fehlt DH. — w) Averst DW2. — x) Freisen DW2. — y) graven DH. begraven DW2. — z) leitht DW2. — aa) leidt DW2. — bb) erlichen DW2. — cc) begraven DW2. — dd) einem DW2. — ee) Hier endet in DH fol. 8r. kloster DW2. — ff) gheheten DH. 1) König Wilhelm von Holland starb am 28. Januar 1256. — 2) Florens V., Graf von Holland. — 3) Graf Florens V. brachte den Leichnam seines Vaters 1282 in die Abtei zu Middelburg auf der Insel Walcheren.

cap. 19 § 115

Naa goddesb bordc 1273 greve Rodolffd, greven Alberdese sonef vang Havekesborchh, [de] 92.i vang Augusto, hefft hej entfangen dat Romesche rike undek regeretl 17 jarm, 10 mante undek 6 dage.1 a) Nach DW2. — b) gottes DW2. — c) bord fehlt DH. gebortt DW2. — d) Rodolf DH. — e) Albertes DH. Albrechs DW2. — f) söhne DW2. — g) von DH. — h) Havesborgk DW2. — i) 87. DH. — j) he fehlt DH & DW2. — k) und DW2. — l) regert DH. — m) jhar DW2. 1) Rudolf von Habsburg regierte von 1273 bis 1291 als römisch-deutscher

368

Editionen

König.

§ 116

Dusse was olda, strenge, wiisb, sachtmodichc, karch unded hadde leffe den fredef. a) olt DH & DW2. — b) wis DH & DW2. — c) sachtmodig DW2. — d) und DW2. — e) lef DH. leiff DW2. — f) vrede DH.

§ 117

He overwan den konnigka vanb Bemenc, Odachmarumd, undee dodede onf in demeg stride1, undee dat hertogedomh toi Osterickj undee dat hertogedomk Carniciel, de de denm konnigkn vanb Beemeno beide besatp, brachte dusseq under dat Romescher rike. a) konnig DH. konningk DW2. — b) von DH. — c) Beemen DH. Behmen DW2. — d) Odackmarum DH. Odachmannum DW2. — e) und DW2. — f) ohne DW2. — g) dem DH. — h) hertechdum DH. hertochdom DW2. — i) tho DW2. — j) Osterik DH. In DW2 von anlegender Hand interlinear verbessert aus: Osteligk (?). — k) hertichdum DH. hertochdom DW2. — l) Carnitia DW2. — m) de DH. dem DW2. — n) konningk DW2. — o) Behmen DW2. — p) besad DH. besatt DW2. — q) DW2 folgt: beiden. — r) Romische DW2. 1) Rudolf von Habsburg bezwang Ottokar II. von Böhmen am 26. August 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld.

§ 118

Dat hertogedoma tob Osterickc vorleended he sinem sonee, alse Alberto1, undef Carnicieng deme anderen sonee, Rodolffoh 2, de markei tob Tzirienj, dat lantk tob Crekenl leendem he greven Meinharden van Tiroleo 3. Dat landk Egronp beheldq he tob demer rike. a) hertichdum DH. hertochdom DW2. — b) tho DW2. — c) Osterik DH. Osterike DW2. — d) verlehnde DW2. — e) sohne DW2. — f) und DW2. — g) Carniciem DW2. — h) Rodolfo DH. Rodolpho DW2. — i) merke DH. marcke DW2. — j) Czirien DH & DW2. — k) lantt DW2. — l) Cregen DH. — m) lende DH. — n) Meinhardo DW2. — o) Tiroll DW2. — p) Egeron DH. — q) behelt DH. beheiltt DW2. — r) dem DH. 1) Albrecht I. von Habsburg. — 2) Rudolf II. von Habsburg. — 3) Graf Meinhard II. von Görz-Tirol wurde 1286 mit dem Herzogtum Kärnten belehnt.

§ 119

Vele stede undea slote, de dar werenb komen vanc demed rike, brachte he mite siner kloicheitf wedder bi dat rike.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

369

a) und DW2. — b) wehren DW2. — c) von DH. — d) dem DH. — e) mitt DW2. — f) clockheit DH. klockheitt DW2.

§ 120

Bi siner tida starffb Otto vanc Brunswigkd 1, bisscupe tof Hildensemg, des snellenh dodes in suntei jOlrikes dagej.2 {fol. 14v} In der sulvenk tida, darnal over sesm wekenn, starffo sinp broder Albertq 3, hertoger vans Brunswigkd, naturlikest dodes, in demeu dagev unser leven vrowenw crudwigingex 4. a) titt DW2. — b) sterff DH. — c) von DH. — d) Brunswik DH. Brunswich DW2. Hier endet in DW2 fol. 7v. — e) bischup DH. [von anlegender Hand gestrichen: naturlichch dodes in dem tage unser leven fruen kruttwihe] bischop DW2. — f) tho DW2. — g) Hilden DH. Hildesheim DW2. — h) sulven DH. — i) sancti DW2. — j) Olrichstage DW2. — k) sulffen DW2. — l) darnach DW2. — m) 6 DH & DW2. — n) weeken DW2. — o) starf DH. — p) sein DW2. — q) Albrecht DH. Albrech DW2. — r) hertege DH. — s) to DH. — t) naturlichs DW2. — u) dem DH & DW2. — v) daghe DH. tage DW2. — w) fruwen DH. fruen DW2. — x) krudwiginge DH. kruttwihe DW2. 1) Otto I. von Braunschweig-Lüneburg amtierte von 1260 bis 1279 als Hildesheimer Bischof. Vgl. Kruppa/Wilke, Bischöfe (2006), 199-236. — 2) 4. Juli [1279]. — 3) Albrecht I., Herzog von Braunschweig-Lüneburg. — 4) 15. August [1279].

cap. 20 § 121

Item do me screffa 12821 Aswin vanb demec Steinberge, Borchartd vane Zalderef, Hinricusg undeh Anno vanb Heimborchi, Hilmer vanb Obergej, Ludolffk vanb Bortzen, riddere, undeh velel andere gude lude worden vorradenm ton Helmenstiddeo undeh worden dar gedodet einesp jammerlikenq dodes.2 a) scref DH. schreiff DW2. — b) von DH. — c) dem DH & DW2. — d) Borchartt DW2. — e) DH folgt: den. — f) Salder DW2. — g) Hinrich DW2. — h) und DW2. — i) Heimborgk DW2. — j) Obergen DW2. — k) Ludelef DH. Lutloff DW2. — l) veele DW2. — m) verraden DW2. — n) tho DW2. — o) Helmestede DH. Helmstidde DW2. — p) eins DH. — q) jammerken DH. 1) Die Jahreszahl ist verderbt. Ein zeitgenössischer Nachtrag zur Cronica ducum de Brunswick, 587 (cap. 20), datiert dieses Ereignis auf den 5. Juni 1288. So auch die Cronica S. Petri Erfordensis moderna, 292 (zu 1288). — 2) Von den 38 Steinkreuzen, die zum Gedenken an die bei diesem Hinterhalt gefallenen Ritter errichtet worden sein sollen, ist bloß noch eines in Helmstedt an der Ecke Privatstraße/Schöninger Straße erhalten. Vgl. Mül-

370

Editionen

ler/Baumann, Kreuzsteine (1988), 127, Nr. 3732.1.

§ 122

Darnaa alse me screffb 1289c do vorbrended dat keiserhuse to Goslerf in de grunt, gin demeh g dagei Johannisj undek Pauli.1 a) Darnach DW2. — b) scref DH. schreiff DW2. — c) 1089 DH. — d) voorbrende DH. verbrende DW2. — e) keisershus DW2. — f) Goslr DH. — g) im DW2. — h) dem DH. — i) dage fehlt DH. — j) Petri DW2. — k) und DW2. 1) 26. Juni.

§ 123

Dusse konnigka heldb fredec alle sine tidd over. Oke so drefff he grotg arbeith iundej kostei darnak, dat he lsekm gernel hedden gesegento latenp in q einen keiserr q, sunder he nes hadde dartot neinu luckev. a) konning DW2. — b) helt DH. heft DW2. — c) vrede DH. — d) titt DW2. — e) Ock DW2. — f) dref DH. dreiff DW2. — g) grote DW2. — h) arbeitt DW2. — i) unde koste fehlt DH. — j) und DW2. — k) darnach DW2. — l) gerne sik DH. — m) sich DW2. — n) hette DW2. — o) gesegnet DW2. — p) lathen DW2. — q) des einen keisers DH. — r) kaiser DW2. — s) ne fehlt DW2. — t) dartho DW2. — u) kein DW2. — v) gelucke DW2.

§ 124

In demea 16. jareb sines rikes quamc he to Erfforded 1 undee was dar vilf na ein jarg. Doh bodi he denj vorstenk, eddelingenl undee demem gantzen lande ton Sasseno 2 undee Dorringenp 3 swerenq denr frede. Overs vele riddere undee rovere gafft he dar dat ordelu. Ichteswelkev stede undee slote in Dorringenp undee bi der Salew 4 vorstorde he okx, ichteswelkev beheldy he biz demea rike. a) dem DH. — b) jhare DW2. — c) kam DW2. — d) Erforde DH. Erfortt DW2. — e) und DW2. — f) vill DW2. — g) jhar DW2. — h) Hier endet in DH fol. 8v. — i) bot DH. bott DW2. — j) dem DW2. — k) forsten DW2. — l) edelingen DW2. — m) dem DH & DW2. — n) tho DW2. — o) Zassen DH. — p) Doringen DH & DW2. — q) swehren DW2. — r) de DH. dem DW2. — s) Overe DW2. — t) gaf DH. — u) ordell DW2. — v) ichteswelcke DW2. — w) Zale DH. Saele DW2. — x) ock DW2. — y) behelt DH. beheiltt DW2. — z) in DW2. 1) Erfurt. — 2) Sachsen. — 3) Thüringen. — 4) Die Saale.

§ 125

Dusse heffta alle privilegia unde vriheitb der kerkenc vornigetd undee bestedigetf 1 undee heffta der kerkeng wedder kregenh dei guderej tok Egelen undee tok Edekeslevel, de dem rede welken tido na bleven werenp.2

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

371

a) heft DH. — b) friheitt DW2. Hier endet in DW2 fol. 8r. — c) kercken DW2. — d) vernihet DW2. — e) und DW2. — f) bestedigt DW2. — g) sulffen DW2. — h) gekregen DH & DW2. — i) de fehlt DH. — j) godere DH & DW2. — k) tho DW2. — l) Edekersleve DH. Ekesleve DW2. — m) de fehlt DH. — n) welcke DW2. — o) tidt DW2. — p) werhen DW2. 1) Vgl. die Urkunde Rudolfs vom 26. August 1276 (UB Goslar 2, Nr. 227). — 2) Vgl. den am 3. bzw. 30. September 1290 im Auftrag König Rudolfs verkündeten Schiedsspruch Graf Heinrichs von Blankenburg (UB Goslar 2, Nrn. 409-411).

§ 126

De vorstena, edelinge undeb stede toc Sassend, de dare hadden demef konnige deng {fol. 15r} fredeh gesworen, in demef sulveni jarej ummek velel undeb groter roveriem willenn, de dar schach vano demef Herlingebergep 1, so belegen se dat slotq in demer meimante undeb buwedes vort 5u nigev slote2. In der sulveni tidw, alse ditx sloty susz wartaa belegen, so starffbb de konnigkcc to Germersemdd 3 in aller apostelen dage4 undeb licht begraven toc Spire.5 a) forsten DW2. — b) und DW2. — c) tho DW2. — d) Zassen DH. — e) de DW2. — f) dem DH. — g) dem DW2. — h) vrede DH. — i) sulffen DW2. — j) jhare DW2. — k) ums DW2. — l) veele DW2. — m) roverige DH. — n) In DW2 hat bereits die anlegende Hand das zunächst notierte halffen getilgt. — o) von DH. — p) Herlinberge DH. Harlingebarge DW2. — q) slod DH. slott DW2. — r) dem DH & DW2. — s) buweden DH. buede DW2. — t) darvor DW2. — u) viff DW2. — v) nihe DW2. — w) tidt DW2. — x) dut DH. — y) slod DH. solt DW2. — z) sonsten DW2. — aa) wartht DW2 (von anlegender Hand am linken Rand). — bb) sterf DH. — cc) konnigh DH. konning DW2. — dd) Germerssen DW2. 1) Gemeint ist die 1203/04 von Otto IV. erbaute Harlyburg. Vgl. Chroniken § 97. — 2) Drei dieser Belagerungsburgen lassen sich noch im Gelände ausmachen. Vgl. Heine, Harlyburg (2002). — 3) Germersheim, heute Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises (Rheinland-Pflaz). Rudolf verstarb aber in Speyer. — 4) 15. Juli [1291]. — 5) Rudolf von Habsburg wurde am 16. Juli 1291 im Speyerer Dom beigesetzt.

§ 127

Darnaa des anderenb dages na unser leven vrowenc krudwiginged 1 quame hertogef Hinricusg2 mith groter manscupi vor den Herlingeberchj undek wolde untsettenl dat slotm. Dar wartn ein groto stridp vor demeq slote, undek de forstenr, de dar hadden gesworen den frede, den gaffs godt, de here, dat seu wunnen den stridp. Velev minschenw worden in demeq stride gedodet. Hertogenx Otten3 gesinde vany Lunenborchz, dat neaa hadde’s noch mith demebb einencc parte noch mith demeq anderenb. Dussedd, deee grepen

372

Editionen

herenff Erekegg4, ertzebisscuphh toii Meideborchjj, undek Wilhelmekk 5, hertogenll tomm Brunswigknn, undek velev lude vany beiden partienoo. Okpp de de werenqq upperr demeq slote, worden okpp gegrepen. Darnaa des anderenb dagesss geven se dat slottt.6 a) Darnach DW2. — b) andren DW2. — c) fruwen DH. fruen DW2. — d) kruttwihe DW2. — e) kam DW2. — f) hertege DH. — g) Hinrich DW2. — h) mitt DW2. — i) manschop DH. manscop DW2. — j) Herlingberch DH. Herlin[ge]bergk DW2. Die beiden ergänzten Buchstaben sind wegen enger Bindung nicht zu lesen. — k) und DW2. — l) entsetten DH & DW2. — m) slod DH. slott DW2. — n) wartt DW2. — o) grod DH. grott DW2. — p) stritt DW2. — q) dem DH & DW2. — r) vorsten DH. — s) gaf DH. — t) gott DW2. — u) sehe DW2. — v) veele DW2. — w) menschen DW2. — x) Hertigen DH. — y) von DH. — z) Luneborch DH. Luneborgk DW2. — aa) nhe DW2. Das zunächst geschriebene Wort ist von anlegender Hand getilgt. — bb) deme fehlt DH. dem DW2. — cc) 1 DH. — dd) Dusser DH. — ee) de fehlt DH. — ff) hertoge DW2. — gg) Ereken DW2. — hh) artzebischope DH. erzbischof DW2. — ii) tho DW2. — jj) Magdeborgk DW2. — kk) Wilhelm DH & DW2. — ll) hertegen DH. hertog DW2. — mm) von DH. tho DW2. — nn) Brunswich DW2. — oo) partenigen DH. parten DW2. — pp) Ock DW2. — qq) wehren DW2. — rr) up DH. upp DW2. — ss) DH folgt: de. tages DW2. — tt) slod gewunen DH. slot upp DW2. Hier endet in DW2 fol. 8v. 1) 16. August [1291]. — 2) Heinrich I., Herzog von BraunschweigGrubenhagen († 7. September 1322). — 3) Otto II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg († 10. April 1330). — 4) Erich, ein Sohn des Markgrafen Johann I. von Brandenburg, amtierte von 1283 bis 1295 als Erzbischof von Magdeburg. — 5) Wilhelm I., Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel († 30. September 1292). — 6) Die Harlyburg fiel nach viermonatiger Belagerung am 17. August 1291 und wurde anschließend geschleift. Vgl. Heine, Harlyburg (2002); zur Belagerung ferner: Herlingsberga, 771-783; Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium, 425; Magdeburger Schöppenchronik, 171.

cap. 21 § 128

Naa goddesb bordc 1292 greve Adolfusd vane Assewe1, def 93.g vane Augusto, heffth hei entfangen dat Romeschej rike undek wartl eindrechtlikenm gekorenn to Franckfordeo 2 in suntep Godderdes dageq 3. a) Nach DW2. — b) gottes DW2. — c) bort DH. gebortt DW2. — d) Adolphus DH & DW2. — e) von DH. — f) der DW2. — g) 83. DH. — h) heft DH. — i) he fehlt DH. — j) Romische DW2. — k) und DW2. — l) wartt DW2. — m) eindrechliken DH. eindrechtliken DW2. — n) gekorn DW2. Hier endet in DH fol. 9r. — o) Franckvorde DH. Franckfurtt DW2. — p) sancti DW2. — q) tage

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

373

DW2. 1) Adolf von Nassau regierte von 1292 bis 1298 als römisch-deutscher König. — 2) Frankfurt am Main. — 3) 5. Mai.

§ 129

In dem ersten jarea sines rikesb do krechc de kerke dto Goslere d den tegedenf tog Tzilligenh 1 vor 70 hunderti undej vertichk markl 2 {fol. 15v} pures sulvers boven alle kost undej teringe, de darover schach. Undej kregen onem vann greven Hinricuso vann Regenstein3, demep he gelenet was vann demep bisscuppeq tor Halberstads, de sinent egendomu undej sinv recht w vann der wegenw hefftx gegeven unser kerken, alse wiy vindenz inaa brevenbb, de darovercc gegevendd undej gemaketee sintff.4 De helfftegg des tegedenhh undej denii egendom letenjj unse herenkk den van Walkenredell 5, de geven de helfftegg utmm, darnn dusse tegedef wartoo medepp betalet.6 a) jharr DW2. — b) DH folgt: do sterf hertege Wilhelm von Brunswik [scil. Wilhelm I., Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, † 1292 X 30], de sik dodede mit sinem egen meste, unde is begraven to Brunsvik. In dem anderen jare sines rikes. — c) kreich DW2. — d) tho Gosler ist in DW2 von anlegender Hand am linken Rand nachgetragen. — e) Goslr DH. — f) tegen DW2. — g) tho DW2. — h) Czilien DH. Cilligen DW2. — i) hundert fehlt DH. hundertt DW2. — j) und DW2. — k) 40 DH. vertigk DW2. — l) marck DW2. — m) on DH. ohn DW2. — n) von DH. — o) Hinrich DW2. — p) dem DH & DW2. — q) bischoppe DH & DW2. — r) van DW2. — s) Halberstatt DW2. — t) sin DW2. — u) eigendom DW2. — v) sin fehlt DH. sein DW2. — w) van … wegen fehlt DW2. — x) heft DH. — y) wi fehlt DH. wir DW2. — z) finden DW2. — aa) DH folgt: dem. — bb) breiffen DW2. — cc) darup DH. — dd) gehgeven DH. geven DW2. — ee) maket DH. — ff) sin DW2. — gg) helfte DH. — hh) tegens DW2. — ii) de DH. — jj) laten DH. letten DW2. — kk) hern DW2. — ll) Walckenrede DW2. — mm) udt DW2. — nn) da DW2. — oo) wartt DW2. — pp) midde DH & DW2. 1) Zilly, heute Ortsteil der Gemeinde Aue-Fallstein im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Der Kaufpreis betrug 700 Mark. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 449 (1293 VIII 21). — 3) Heinrich (III.) von Regenstein († nach 1311 VI 11). Vgl. Schwennicke, Hessen (1998), Taf. 117. — 4) Vgl. UB Goslar 2, Nrn. 449 f. (1293 VIII 21) u. 455 (recte 454; 1293 X 14). — 5) Gemeint sind die Zisterziensermönche des Klosters Walkenried. — 6) Vgl. UB Goslar 2, Nr. 451.

§ 130

In der sulven tida inb suntec Jacobes daged 1 erhoffe sekf ein hettelickg undeh eini infurich unwille manckj den prelaten undeh denk kerken butenl undeh binnen der stadm vann einemeo parte, undeh deme rade undeh meinheitp vann demeq anderenr partes, so grott, dat alleu dev vorvolgers der

374

Editionen

kerkenw vorgenant vorschotx me mity den lechtenz undeh vorluddeaa se mity den klocken. Undeh de clagebb der papheitcc schotdd up her Sivertee 2, ffdo torff tidgg bisscuphh toii Hildensemjj, wentekk anll den konnigkmm, de do gar wolnn screffoo ppder papheitpp undeh badqq se undeh wold etrr okss sott ernstlikenuu gehadvv hebben, dat alleww overmoitxx, de den kerkenw gescheinyy werezz, aaadat se darna werenaaa, datbbb oneccc darddd vullenkommelikeneee vülfff vor schegeggg.3 Dusse grote twidracht stuntehhh wente Martiniiii.4 a) tidt DW2. — b) bi DH. — c) sancti DW2. — d) tage DW2. — e) erhof DH. — f) sik DH. sich DW2. — g) hetlik DH. herttelich DW2. — h) und DW2. — i) ein fehlt DH. — j) mank DH. manek DW2. — k) den fehlt DW2. — l) buthen DW2. — m) statt DW2. — n) von DH. — o) 1 DH. einem DW2. — p) menheit DH. meinheitt DW2. — q) dem DH & DW2. — r) andren DW2. — s) partht DW2. — t) grott DW2. — u) al DH. — v) de fehlt DW2. — w) kercken DW2. — x) verschor DW2. — y) mitt DW2. — z) lichten DH. — aa) vorlude DH. verlude DW2. — bb) klage DW2. — cc) papheitt DW2. — dd) stott DW2. — ee) Siffrid DH. Sivertt DW2. — ff) do ter DH. tho der DW2. — gg) titt DW2. — hh) bischup DH. bischop DW2. — ii) tho DW2. — jj) Hildesheim DW2. — kk) went DH. — ll) ahn DW2. — mm) konnige DW2. — nn) woll DW2. — oo) scref DH. schreiff DW2. — pp) der papheit fehlt DH. der papeitt DW2. — qq) bat DH. batt DW2. — rr) es DW2. — ss) auch DW2. — tt) so fehlt DH. — uu) ernstlich DW2. — vv) gehat DH. gehatt DW2. Hier endet in DW2 fol. 9r. — ww) aller DW2. — xx) overmoÿt DH. overmott DW2. — yy) gheschen DH. geschegen DW2. — zz) wehre DW2. — aaa) dat … weren fehlt DW2. — bbb) det DW2. — ccc) on DH. ohne DW2. — ddd) den DW2. — eee) vullenkomliken DH. vullkomlichen DW2. — fff) vul DH. vull DW2. — ggg) schehge DW2. — hhh) stod DH. stuntt DW2. — iii) Mertini DH. 1) 25. Juli [1293]. — 2) Siegfried II. von Querfurt amtierte von 1279 bis 1310 als Bischof von Hildesheim. Vgl. Kruppa/Wilke, Bischöfe (2006), 237-302. — 3) Ein solches Schreiben ist nicht überliefert. — 4) 11. November [1293].

§ 131

Dea ortzakeb dusser twidracht: idc quamd toe vanf einerg molen undeh van andereni nigen buwetenj; undeh de renttek undeh denl tinsm beheldenn uns itwelkeo vor mitp snedicheitq undeh listicheitr. a) De ist in DW2 von anlegender Hand interlinear nachgetragen, die auch das zunächst notierte Dusse wieder getilgt hat. — b) ortsake DH. ursake DW2. — c) it DH. idt DW2. — d) kam DH. — e) tho DW2. — f) van ist in DH von anlegender Hand interlinear nachgetragen. — g) ener DH. — h) und DW2. — i) andren DW2. — j) gebuten DW2. — k) rente DH. — l) de DH & DW2. — m) tinsse DW2. — n) beholden DW2. — o) itteswelke DH. itzwelcke DW2. —p) mitt DW2. — q) snodigkeitt DW2. — r) listigkeit DW2.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

§ 132

375

Doch so warta dusseb {fol. 16r} hadc unded unwille toe lestenf geschedeng vormiddelst demeh vorgenannteni Siffridoj 1, bisscupk toe Hildenseml, unded demem dekenn, hereno Arnoldop 2, der sulven kerkenp unded velen anderenq vromenr luden, in dusser wiiss, dat de stadt toe seku wan allev de molenw der kerkenp wolx, dochy dat dat schachz vilaa na anebb willen der kerkenp. Dochcc umme vredesdd unded eindracht willen geven se datee over, unded de stadt hefftff sekgg wedderhh vorplichtetii unded mitjj breven gevestigetkk mitjj alle nicht toe nemendell darvanmm jenichnn schadeoo denpp kerkenp effteqq den papen vanrr komen mochte, sunderss se willen se in orertt vriheituu navv derww utwisingexx des hilgenyy geistlikenzz rechtesaaa mitbbb allemeccc vliteddd vorwareneee unded vortsettenfff. Ditggg vinthhh meniii in sunderlikenjjj breven, de dar sin up gegeven.3 a) wahrt DW2. — b) dusse fehlt DW2. — c) hat DH. hatht DW2. — d) und DW2. — e) tho DW2. — f) leste DW2. — g) ghescheden DH. Nach ghe endet in DH fol. 9v. gescheeden DW2. — h) dem DH & DW2. — i) vorgenanten DW2. — j) Sigfrido DW2. — k) bischoppe DH. biskup DW2. — l) Hildesheim DW2. — m) deme fehlt DH. dem DW2. — n) decken DW2. — o) her DH. hern DW2. — p) Arnolde DH. — p) kercken DW2. — q) andren DW2. — r) vromen fehlt DH. fromen DW2. — s) wis DW2. — t) stat DW2. — u) Nach sek sind in DW1 zwei bis drei Buchstaben mit roter Tinte getilgt. seck DW2. — v) al DH. — w) DH folgt: de. — x) wal DH. woll DW2. — y) dach DH. — z) schal DH. — aa) veell DW2. — bb) ahne DW2. — cc) [Von anlegender Hand getilgt: Und veelen andren fromen luden] Doch DW2. — dd) fredes DH & DW2. — ee) dut DH. — ff) heft DH. — gg) sik DH. sich DW2. — hh) DH folgt: to. — ii) vorplicht DH. verpflichtet DW2. — jj) mitht DW2. — kk) befestigt DW2. — ll) nomende DH. — mm) davan DW2. — nn) jennich DH. jennigen DW2. — oo) schaden DW2. — pp) der DH. — qq) efte DH. — rr) von DH. — ss) sundern DW2. — tt) ohrer DW2. — uu) friheitt DW2. — vv) nach DW2. — ww) orer DH. — xx) utwisunge DW2. — yy) hilligen DW2. — zz) geistliken ist in DH von jüngerer Hand korrigiert aus: geitliken. geistlichen DW2. — aaa) rechten DW2. — bbb) mitt DW2. — ccc) allem DH. — ddd) flite DW2. — eee) verwahren DW2. — fff) vorsetten DW2. — ggg) Dut DH. Ditt DW2. — hhh) vant DW2. — iii) me DH. man DW2. — jjj) sunderken DH. sunderlichen DW2. 1) Zu Siegfried vgl. Chroniken § 130 Anm. 2. — 2) Arnold von Warberg, seit 1262 als Kanoniker des Hildesheimer Domkapitels bezeugt, amtierte ebd. von 1282 bis 1303 als Dekan und anschließend bis 1304 als Propst. Vgl. die Nachweise im Register zu UB Hochstift Hildesheim 3, 865, 869, jeweils s. v. Warberg, Arnold v. — 3) Vgl. UB Goslar 2, Nrn. 456 f. (1293 X 16).

376

Editionen

cap. 22 § 133

In der sulven tida undeb van stuntc nad dussere vordrachtf schachg, dat ein behende meister 2 kronenh, tomaleni behendes werkesj, [de] werenk voroldetl undeb bevlecketm, undeb vele scrinen dero leven hilgenp vornigedeq undeb purgerder, dat doch dats gebeintet der leven hilgenp bleffu unbevlecketv. a) tidt DW2. — b) und DW2. — c) stundt DW2. — d) nach DW2. — e) diesser DW2. — f) verdracht DW2. — g) scach DH. — h) kroinen DW2. — i) tomales DH. tho maken DW2. — j) werckes DW2. — k) wehren DW2. — l) veroldet DW2. — m) belecketht DW2. — n) schrine DW2. — o) Hier endet in DW2 fol. 9v. — p) hilligen DW2. — q) vornihet DW2. — r) pregerde DH. — s) de DW2. — t) gebente DH. gebeine DW2. — u) blef DH. — v) unbeflecket DW2.

§ 134

Sus issa etb geschein; nicht vanc dussesd meisterse wegen, sunderf vanc goddesg vorsichticheith, de dei ditj alsusk schickede, in demel dagem sunten Berwardi1, odes bisscuppesp o , denq rme stede mers r up sine tidt schalu v began erlikenv in dusser kerkenw, dat de scrinex worden geopent, dat mey sachz mitaa innicheitbb ccundedd mitaa vullenkomeneree erlicheitff cc de gebeintegg veler leven {fol. 16v} hiligenhh, de dar lange iiweren inneii besloten westjj, so dat se nicht merkk scholdenll wesen in vorgettingemm, sundernn in steder dechtnisseoo. a) is DH. — b) oc DH. — c) von DH. — d) des DH. diesses DW2. — e) meister DH. — f) sondern DW2. — g) gottes DW2. — h) gave DH. vorsichtigkeitt DW2. — i) de fehlt DH. — j) dut DH. dus DW2. — k) sus DH. — l) dem DH & DW2. — m) tage DW2. — n) sancti DW2. — o) des bisscuppes fehlt DH. — p) bischopes DW2. — q) de DW2. — r) me mer stede DH. — s) mehre DW2. — t) titt DW2. — u) schall DW2. — v) began erliken fehlt DW2. — w) kercken DW2. — x) schrine DW2. — y) mhe DW2. — z) sah DW2. — aa) mitt DW2. — bb) innigkeitt DW2. — cc) unde … erlicheit fehlt DH. — dd) und DW2. — ee) wolkomender DW2. — ff) Ehererbeitigkeitt DW2. — gg) gebente DH. gebeine DW2. — hh) hilgen DH. hilligen DW2. — ii) inne weren DH. — jj) west fehlt DH. westht DW2. — kk) meher DW2. — ll) scolden DH. — mm) vorigettinge DW2. — nn) sonder DW2. — oo) dechnisse DH. gedechtnissi DW2. 1) 20. November [1293].

§ 135

Vorder warta dar so veleb hilgedomesc gefundend, dat gode def hereg boven alle sih gebenedieti.

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

377

a) wartt DW2. — b) veele DW2. — c) hilligedomes DW2. — d) gevunden DH. — e) gott DW2. — f) den DW2. — g) hern DW2. — h) sie DW2. — i) benediget DH. In DW2 hat der Schreiber das zunächst notierte Wort getilgt.

§ 136

Vana rades wegen des cappittelsb sin tohopec esschetd de prelaten, geistlikee personen, de parnere undef gvele andereg hhoveschei undef h erlikej personen undef dat gantze volkk. a) Von DH. — b) capittels DH & DW2. — c) thohope DW2. — d) eschet DH. esket DW2. — e) geistliche DW2. — f) und DW2. — g) andere veele DW2. — h) hovesche unde fehlt DH. — i) hoveske DW2. — j) erliche DW2. — k) volck DW2.

§ 137

In demea negestenb dage nac sunted Nicolaoe 1 gingen sef eine erlikeg processienh undei drogen de reliquienj undei wisedenk sel alle denjennenm, de dar nbeger hadden too n, to seinp de [reliquien], so dat darq wartr ein grots tolopt des volkesu. Darvan sekv vormerdew dex innicheity in velen luden. a) dem DH & DW2. — b) negsten DW2. — c) nach DW2. — d) sancti DW2. — e) Nicolaio DW2. — f) sehe DW2. — g) erliche DW2. — h) procession DW2. — i) und DW2. — j) Hier endet in DH fol. 10r. reliqen DW2. — k) Der Schreiber von DW2 hat die letzten drei Buchstaben versehentlich zweimal geschrieben und dann ein den zuviel gestrichen. — l) se fehlt DW2. — m) denjennigen DW2. — n) begher to hadden DH. — o) tho DW2. — p) sen DH. — q) da DW2. — r) wartht DW2. — s) grott DW2. — t) tholop DW2. — u) volckes DW2. — v) seik (?) DW2. — w) vormherde DW2. — x) die DW2. — y) innigkeitt DW2. 1) 7. Dezember [1293].

§ 138

In der sulven tida wartb okc gestichtetd, dat mee alle fridage, umme tof reitzingeg willen des volkesh tof innicheiti, scholdej utsettenk undel wisenm vann demeo nagele unsesp leven herenq undel dat stucke vann demeo holter des hilgens crucest. a) tidt DW2. — b) wartt DW2. — c) ock DW2. Es folgt ein von anlegender Hand getilgtes Wort. — d) geschicket DH. — e) man DW2. — f) tho DW2. — g) reitzige DH. reitzunge DW2. — h) volckes DW2. — i) innigkeit DW2. — j) schollen DW2. — k) upsetten DW2. — l) und DW2. — m) wiesen DW2. — n) von DH. — o) dem DH & DW2. — p) unsers DW2. — q) hern DW2. — r) Hier endet in DW2 fol. 10r. — s) hilligen DW2. — t) crutzes DW2.

§ 139

De namen der reliquien worden gescrevena up einen breffb, undec de breve

378

Editionen

sintd geklevet bovene an de scrinef. a) geschreven DW2. — b) bref DH. breiff DW2. — c) und DW2. — d) sin DW2. — e) oven DW2. — f) schriene DW2.

cap. 23 § 140

In demea driddenb jarec dusses sulven konnigesd Adolphi warte fto demef andereng male losgekundigeth de tegedei toj Czilligenk 1 vormiddelstl fruwenm Elizabetn 2 grevinneno Hinricusp vanq Regensteinr vor demes slote Heimborcht 3. Darsulvesu werenv velew vorsichtige vromedex lüdey, zin welkeraa z jegenwordicheitbb dustcc vorhandeltdd wartee, ffde meff noch wolgg vinthh in denii breven, de darup gegeven sintjj.4 {fol. 17r} a) dem DH & DW2. — b) 3. DH. — c) jhare DW2. — d) konnings DW2. — e) wartt DW2. — f) tom DH. tho dem DW2. — g) andren DW2. — h) losgekundigt DW2. — i) tegen DW2. — j) tho DW2. — k) Czilien DH. Czillien DW2. — l) vormittelst DW2. — m) frauen DW2. — n) Elisabeth DH & DW2. — o) grevinne DH. greven DW2. — p) Hinrich DW2. — q) von DH. — r) Regensten DH. — s) dem DH. — t) Heinborch DH. Heimborgk DW2. — u) Darsulvest DW2. — v) wehren DW2. — w) veele DW2. — x) vromede fehlt DH. frome DW2. — y) lude DH & DW2. — z) iowelker DH. — aa) welcher DW2. — bb) jegenwerdicheit DH. jegenwortt DW2. — cc) dut DH & DW2. — dd) verhandelht DW2. — ee) wart fehlt DW2. — ff) Der Schreiber von DW1 hat zunächst deme geschrieben, dann aber nach dem ersten e einen Trennungsstrich eingefügt. deme DH. de mehe DW2. — gg) wal DH. woll DW2. — hh) fintt DW2. — ii) dem DW2. — jj) Der Rest der Zeile, etwa 10 Buchstaben, ist in DW1 freigelassen. sindt DW2. 1) Zilly, heute Ortsteil der Gemeinde Aue-Fallstein im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 2) Elisabeth von Hoya, Gemahlin Heinrichs (III.) von Regenstein († 1320). Vgl. Schwennicke, Hessen (1998), Taf. 117. — 3) Heimburg, heute Ortsteil der Stadt Blankenburg im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt). — 4) Vgl. UB Goslar 2, Nr. 470 (1294 VII 13).

§ 141

In demea sulven jareb cunde bi der sulvenc tidd, alse der borde Marien1, wartf bewarchtg dath hoveti suntej Nicolai mitk sulverel undem golde unden mennigerleigeo eddelsteintep qet ceteraq. a) dem DH & DW2. — b) jhare ist in DW2 von anlegender Hand getilgt. — c) unde … sulven fehlt DW2. — d) tidt DW2. — e) bor DH. bortt DW2. — f) wartht DW2. — g) bewracht DH. bewartht DW2. — h) det DW2. — i) hoved DH. — j) sancti DW2. — k) mitt DW2. — l) sulver DH. — m) und DW2. DH folgt: mit. — n) und DW2. — o) mennig allerlei DW2. — p) eddelstente DH.

379

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert

edtlege steine DW2. — q) et cetera fehlt DH & DW2. 1) 8. September [1294].

§ 142

a

Hir hefftb einenc ende de croneked der Romeschene vorstenf, de dar hebbeng gewoneth toi Goslerj undek uppel de negede, undek hebben de kerken erlikenm privilegeretn.a a) Hir … geprivilegeret ist in DW1 vom Rubrikator rot unterstrichen worden und steht in DH eingerückt (links ca. 15 Millimeter, rechts ca. 20 Millimeter). — b) heft DH. — c) ein DW2. — d) cronica DW2. — e) Romischen DW2. — f) forsten DW2. — g) hebbet DH. — h) ghewonet DH. — i) tho DW2. — j) Goslr DH. — k) und DW2. — l) up DH & DW2. — m) erlichen DW2. — n) geprivilegeret et cetera DH. Darunter konnte Weiland in DH von jüngerer Hand noch lesen: Anno domini 1040 fundatum est monasterium in Goslaria. Leo nonus dedicavit d. papa cum prelatis. Alibi legitur fundatum 987 ab Hinrico secundo, et anno sui imperii 14 consecrari fecit per Leonem Papam. Sed hoc falsum est, indulgentias dedit papa Leo, et has confirmaverunt pape Victor, Adrianus, Innocentius quartus (Weiland, Einleitung [1877], 589). Seit dem Wasserschaden infolge des Leinehochwassers vom 11. Februar 1946 ist dieser Nachtrag jedoch vollständig verblaßt und nur noch seine mit roter Tinte ausgeführte ‚Umzäunung‘ zu erkennen. geprivilegiret DW2. Allein diese Handschrift fährt fort: Item na gottes gebortt 1486 jhar wartt gewunne de Harzborgk van der stat Gosler up sancti Ulrichstage [4. Juli] vormiddage binnen 4 stunden. Tho der tidt wehren burgermeister Bartellt Gunther und Ludecke Remen (?) [vgl. hierzu auch Harzburg-Regesten, Nr. 111].

XII.3 Index ~~~ Personen ~~~ Adelog, Bischof von Hildesheim § 83 Anm. 2 Adolf von Nassau, König §§ 128, 130, 140 Agnes, Kaiserin § 22 Anm. 4 Albrecht I., König § 118 Albrecht I. von Braunschweig-Lüneburg, Herzog § 119 Albrecht IV. von Habsburg, Graf § 115 Albrecht der Bär, Markgraf § 54 Anm. 1 Ambrosius, Dekan von St. Simon und Judas § 101 Anastasius IV., Papst § 52 Anm. 4 Andreas II., König § 104 Anno von Heimburg § 120

Arnold von Warberg, Domdekan in Hildesheim § 132 Aswin von dem Steinberg § 120 Benedikt IX., Papst § 59 Anm. 1 Bernhard I., Bischof von Hildesheim § 37 Bernhard (der Ältere) von Haldensleben, Markgraf § 72 Anm. 1 Bernhard (der Jüngere) von Haldensleben, Markgraf § 72 Anm. 1 Bernward, Bischof von Hidesheim § 16 Berthold Gunter, Bürgermeister von Goslar § 142 Anm. n Burchard II., Bischof van Halberstadt § 52

380 Burchard von Salder § 120 Clemens II., Papst §§ 59, 67 Dedo (I.) von Goseck, Pfalzgraf von Sachsen § 52 Dietrich Holzschuh § 111 Edgith, Königin § 12 Eilbert, Propst von St. Simon und Judas § 37 Elisabeth von Regenstein, Gräfin § 140 Elisabeth von Thüringen, Landgräfin § 104 Ekbert von Wolfenbüttel § 80 Erich, Erzbischof von Magdeburg § 127 Florenz V., Graf § 114 Friedrich, Abt von Walkenried § 101 Anm. 2 Friedrich I., Kaiser §§ 76 Anm. 1, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89 Anm. 1 Friedrich II., Kaiser §§ 95 Anm. 2, 102, 103, 105, 106, 108, 109, 110 Gebhard von Süpplingenburg, Graf § 70 Godehard, Bischof von Hildesheim § 20 Gosa § 6 Gregor VI., Papst § 59 Anm. 1 Hadrian IV., Papst § 52 Anm. 4 Hartmann, Dekan von St. Simon und Judas § 101 Anm. 1 Heinrich I., König §§ 4, 7, 9, 10, 11 Heinrich I. von Braunschweig-Grubenhagen, Herzog § 127 Heinrich II., Kaiser §§ 17, 18, 19, 20 Heinrich III., Kaiser §§ 2 Anm. 2, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37, 39, 41, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 52 Anm. 3 Heinrich IV., Kaiser §§ 2 Anm. 1, 40, 48, 55, 56, 57, 58, 60, 61, 62, 63 Heinrich V., Kaiser §§ 22 Anm. 3, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68 Heinrich VI., Kaiser §§ 88, 89, 90, 91, 92, 102 Heinrich (VII.), König §§ 106, 107, 108 Heinrich der Löwe, Herzog §§ 54 Anm. 1, 89, 91, 94, 98 Heinrich der Zänker, Herzog § 17 Heinrich von Blankenburg, Graf § 125 Anm. 2 Heinrich (V.) von Braunschweig, Pfalzgraf § 103 Anm. 1 Heinrich von Heimburg § 120 Heinrich von Regenstein, Graf §§ 129, 140 Heinrich von Schwaben, Herzog § 21 Heinrich von Speyer § 21 Anm. 1

Editionen Hermann II., Erzbischof von Köln §§ 28 Anm. 3, 56 Hezilo, Bischof von Hildesheim § 52 Anm. 1 Hilmer von Oberg § 120 Innozenz IV., Papst § 113 Anm. 1 Karl der Große, Kaiser § 1 Konrad I., König §§ 1, 2, 3, 13 Anm. 1 Konrad II., Kaiser §§ 21, 22, 23, 24, 26, 27 Anm. 1 Konrad II., Bischof von Hildesheim § 109 Anm. 1 Konrad III., König §§ 3 Anm. 1, 22 Anm. 1, 2 u. 4, 23 Anm. 1, 75, 76, 77, 78 Konrad der Ältere, Graf § 1 Anm. 1 Konrad von Wehre § 80 Konstantin IX. Monomachos, Basileus §§ 38, 43, 107 Konstanze, Königin von Sizilien § 90 Kunigunde, Kaiserin § 19 Leo IX., Papst §§ 29, 30, 34 Anm. 1, 45, 47, 59 Anm. 2 Liudolf § 15 Anm. 1 Lothar III., Kaiser §§ 70, 71, 72 Ludeke Reimers, Bürgermeister von Goslar § 142 Anm. n Ludolf von Bortzen § 120 Ludwig III. (der Jüngere), König § 1 Mathilde, Königin § 10 Mathilde, Tochter Heinrichs III. § 46 Meinhard II. von Görz-Tirol, Graf § 118 Oda § 15 Anm. 1 Otto I., Kaiser §§ 11, 12, 13 Otto I. von Braunschweig-Lüneburg, Bischof von Hildesheim § 120 Otto II., Kaiser §§ 13, 14 Otto II. von Braunschweig-Grubenhagen, Herzog § 127 Otto III., Kaiser §§ 14, 15, 16 Otto IV., Kaiser §§ 94, 96, 97, 98, 100, 101, 103, Anm. 1, 126 Anm. 1 Otto VIII. von Wittelsbach, Pfalzgraf § 95 Otto der Erlauchte § 4 Otto von Worms, Herzog von Kärnten § 21 Anm. 1 Ottokar II. Přemysl, König § 117 Petrus, Kanoniker von St. Simon und Judas § 74

381

Die Chroniken aus dem 14. und 15. Jahrhundert Philipp, Kanoniker von St. Simon und Judas § 84 Philipp von Schwaben, König §§ 92, 94 Anm. 1, 95 Ramm § 6 Rudolf II., Herzog § 118 Rudolf von Habsburg, König §§ 115, 116, 117, 118, 119, 123, 124, 126 Rudolf von Rheinfelden, Gegenkönig §§ 51, 55 Siegfried II. von Querfurt, Bischof von Hildesheim §§ 130, 132

Sylvester III., Gegenpapst § 59 Anm. 1 Theophanu, Kaiserin § 14 Viktor II., Papst §§ 34 Anm. 1, 52 Anm. 4 Volkmar von Wildenstein, Goslarer Vogt §§ 83, 84 Wichmann, Erzbischof von Magdeburg § 54 Anm. 1 Widerad von Eppenstein, Abt von Fulda §§ 52, 57 Anm. 1 Wilhelm I. von Braunschweig-Wolfenbüttel, Herzog §§ 127, 129 Anm. a Wilhelm von Holland, König §§ 112, 113, 114

~~~ Orte ~~~ Akkon § 23 Antiochia/Antakya § 86 Baalberge § 22 Bamberg §§ 18, 19, 95 Borgholz § 84 Braunschweig §§ 98, 101 Bulgarien § 85 Damaskus § 23 Dedeleben § 52 Egeln § 125 Eisleben § 55 England § 86 Erfurt § 124 Etgersleben §§ 33, 125 Frankenberg (Goslar) § 109 Frankfurt am Main § 128 Fulda § 13 Gandersheim § 15 Germersheim § 126 Georgenberg (Goslar) §§ 22, 27 Anm. 1, 54 Giersleben §§ 28, 81 Goslar §§ 8, 9, 25, 41, 47, 49, 50, 83, 84, 93, 96, 99, 103, 122, 129, 130, 132, 142 Griechenland § 85 Harlingeberg §§ 97, 126 Harlingerode § 2 Harzburg §§ 2, 22, 27, 57, 65, 66, 76, 101, 142 Anm. n Heimburg § 140 Helmstedt § 120 Hersfeld § 31 Hildesheim §§ 16, 20 Hohenmölsen § 55 Anm. 1

Ilsenburg § 52 Jerstedt § 42 Jerusalem § 23 Kaufungen § 18 Kleinwirschleben §§ 22, 76 Anm. 2 Königslutter § 72 Limburg an der Haardt § 24 Lombardei § 106 Lüttich § 62 Maastricht § 31 Anm. 2 Magdeburg § 12 Mainz §§ 45, 47 Martirano § 108 Anm. 1 Meißen § 55 Merseburg § 18 Middelburg § 114 Nordhausen § 10 Pöhlde § 52 Anm. 3 Quedlinburg § 10 Rammelsberg, bei Goslar §§ 5, 6 Reinstedt §§ 40, 60 Riechenberg § 74 Rom §§ 13, Anm. 1, 61, 113 Sachsen § 124 Schlanstedt § 52 Semmenstedt § 34 Sommerschenburg § 22 Speyer §§ 24, 46, 62, 68, 90, 95, 126 Thüringen § 124 Trier § 32 Türkei § 85 Tyros § 86 Ungarn § 85

382 Wackersleben § 7 Weilburg § 2 Anm. 1 Welfesholz §§ 65, 69 Werla §§ 7, 8

Editionen Wetzlar § 111 Weverlingen § 22 Zilly §§ 129, 140

XIII. Der Ordinarius von 1435

XIII.1 Vorbemerkungen Am 21. Juni 1435 vollendete Johannes Oldewise, Vikar am Hochaltar des Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar1, eine Handschrift2, die er selbst als den Ordinarius de preparamentis (cappis) tapetibus et cetera jener Kirche bezeichnete.3 Ursprünglich wohl für den eigenen Gebrauch angefertigt, fand dieses Buch auch nach dem Tod Oldewises zahlreiche weitere Benutzer. Vom vielen Blättern ist sein lederner Rücken deshalb im Laufe der Jahrhunderte ganz porös geworden und mittlerweile nahezu vollständig zerbröselt. Von einer ehedem vorhandenen Schließe zeugen heute bloß noch zwei Metallbeschläge, die mittig auf den etwa einen halben Zentimeter starken und zu etwa einem Drittel mit Leder überzogenen, hölzernen Einbanddeckeln angebracht wurden. Verblüffend gering sind demgegenüber die Abnutzungsspuren des eigentlichen Buchblocks: Aus fol. 19 sind unten etwa drei Quadratzentimeter herausgerissen. Zwei weitere Blätter (fol. 10 und 11) haben ebenfalls am unteren Ende einen etwa vier bzw. acht Zentimeter langen Riss. Darüber hinaus sind zahlreiche Passagen mehr oder weniger gründlich getilgt worden. Unwiderruflicher Textverlust ist jedoch bloß an einer einzigen (unwesentlichen) Stelle zu beklagen4, da die fehlenden oder unleserlichen Buchstaben in der Regel aus dem Kontext mühelos ergänzt werden können. Der ursprüngliche Umfang der Handschrift umfasste drei mit Hanf-Schnüren zusammengebundene Lagen: einen Quinternio und zwei Quaternionen (V10 + IV18 + IV26), allesamt in Oktav (210 x 145 mm) und ohne Spuren späterer Beschneidung. Die einzelnen Papierblätter, die von moderner Hand rechts oben fortlaufend mit Bleistift foliiert worden sind, hat Oldewise offenkundig in mehreren Arbeitsgängen 1 Johannes Oldewise, urkundlich nachgewiesen von 1405 bis 1444, erscheint zunächst als kaiserlicher Notar (bis 1426), später auch als Vikar der St. Andreas-Kapelle (ab 1439). Über seine Aktivitäten als Vikar am Hochaltar der Stiftskirche ist außer der Anfertigung des Ordinarius bislang nichts bekannt. Vgl. Graf, Niederkirchenwesen (1998), 444 u. 484; ferner: HStA Hannover, Hild. Or. 3, Grauhof, Nr. 180 (1426 II 27); ebd., Hild. Or. 2, Ringelheim, Nr. 7 (1484 IV 7). 2 Heute: StadtA Hildesheim, Bestand 52, Nr. 350. Zur Beschreibung des Codex’ vgl. auch Stahl, Handschriften (2001), 55 f. 3 Ordinarius §§ 1 u. 92d. 4 Vgl. Ordinarius § 78.

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Editionen

beschrieben: Zunächst versah er die einzelnen Seiten mit einem einheitlichen, später vor allem rechts nicht immer eingehaltenen Schriftspiegel (160 x 90 mm) und unterteilte sie in je 35 Zeilen. Dann schrieb er mit einer braunen Tinte und in einer ziemlich gleichmäßigen gotischen Kursive den Text des Ordinarius. Schließlich ergänzte er mit roter Tinte insgesamt 97 unterschiedlich prunkvoll gestaltete Initialen, hob auch sonst allerlei hervor (insbesondere jede Erwähnung der Jungfrau Maria) und fügte zudem eine ganze Reihe textstrukturierender Zeichen5, zwei präzisierende Adjektive6, eine vergessene Präposition7 sowie ein abschließendes Lob Gottes8 hinzu (Abb. 29). Inwieweit Oldewise nicht bloß als Schreiber, sondern auch als Verfasser des Ordinarius anzusehen ist, lässt sich nur schwer entscheiden. Im Gegensatz zu vergleichbaren Handschriften anderer Stiftskirchen9 enthält das Goslarer Exemplar nämlich keine einleitenden Bemerkungen zu den Umständen und Hintergründen seiner Abfassung, und auch aus der Formulierung des Explicit geht nicht eindeutig hervor, ob Oldewise den vorliegenden Text lediglich kopiert, hier und da ergänzt oder sogar völlig eigenständig abgefasst hat.10 Eine sorgfältige Analyse der Textgestalt muss jedoch zu der Schlussfolgerung führen, dass es sich bei dem heute im Hildesheimer Stadtarchiv verwahrten Codex um eine Abschrift handelt. Dafür sprechen vor allem die zahlreichen Stellen, bei denen die Augen des Kopisten offensichtlich schneller gelesen haben als seine eigene Hand schreiben konnte.11 Dass die Vorlage(n12), die Oldewise dabei benutzte, für diesen nicht immer leicht zu entziffern war(en) und somit wohl kaum – oder zumindest nicht nur – aus dessen eigener Feder gestammt haben dürfte(n), lehrt wiederum ein völlig sinnentstellender Lesefehler auf fol. 24 verso.13 Doch auch wenn demzufolge eine alleinige Autorschaft 5 6 7 8 9

10 11

12

13

Punkte auf halber Zeilenhöhe, senkrechte Striche, waagerechte Wellenlinien, Absatzzeichen usw. Vgl. Ordinarius § 9 Anm. c, § 11 Anm. d. Vgl. Ordinarius § 63 Anm. b. Vgl. Ordinarius § 92d Anm. a. Vgl. unten Tab. 18, Nrn. 7 (Basel, Domstift), 37 f. (Trier, Domstift), 44 (Zürich, Domstift); jeweils Sp. 10. Zu den Prologen der Trierer Ordinarien siehe auch die Spezialstudie von Heinz, Prolog (2007). Vgl. Ordinarius § 92d. In vielen (aber keineswegs allen) Fällen hat Oldewise die Auslassungen beim Korrekturlesen bemerkt und die fehlenden Buchstaben bzw. Wörter nachgetragen. Vgl. Ordinarius § 28 Anm. a, § 33 Anm. a, § 36 Anm. b, § 36a Anm. a, § 48 Anm. a, § 63 Anm. b, § 87a Anm. a, § 89 Anm. a, § 90 Anm. b. – Seltener kommen die ebenfalls auf einen nachlässigen Kopisten deutenden Verdoppelungen vor. Vgl. Ordinarius § 20 Anm. c, § 43 Anm. a. Die reichlich konfuse Darstellung für den Tag der Kirchweihe (vgl. Ordinarius §§ 42 f.) könnte aus der Verwendung mehrerer, voneinander abweichender Vorlagen resultieren. Ob jedoch erst Oldewise oder schon der Verfasser seiner Vorlage mit einer sinnvollen Ordnung der einzelnen Vorschriften überfordert war, ist nicht mehr zu ermitteln. Der übrigens auch Oldewise nicht verborgen geblieben ist. Vgl. Ordinarius § 87a mit Anm. b: candele [...] manebunt cum dentes statt candele [...] manebunt ardentes.

Der Ordinarius von 1435

385

Oldewises wohl auszuschließen ist, wäre es angesichts der zahlreichen inhaltlichen Präzisierungen14, Erweiterungen15 und Abänderungen16, die der Priester und Vikar des Hochaltars nach der ‚Vollendung‘ des Ordinarius im Juni 1435 erwiesenermaßen noch vorgenommen hat, völlig abwegig anzunehmen, jener habe sich zuvor jeder Form der Bearbeitung seiner Vorlage(n) enthalten. Wer auch immer jedoch für den Wortlaut des Goslarer Ordinarius im Einzelnen verantwortlich gezeichnet haben mag, der Text, den Oldewise (ab)schrieb, gehört ohne jeden Zweifel zu einer Gattung, die die moderne Forschung in enger Anlehnung an die übliche Selbstbezeichnung dieser Werke unter dem Begriff der libri ordinarii subsumiert.17 In solchen Büchern wurde einst festgehalten, was im Laufe eines Kirchenjahrs beim Stundengebet und während der Messe in welcher Reihenfolge vorzutragen sei. Die Abfolge der einzelnen Gesänge, Lesungen und Gebete, von denen meist nur die Anfänge (Initien) angeführt werden, füllt dementsprechend oft weite Teile der einzelnen Handschriften aus. In der Regel erschöpfen sich die Ordinarien jedoch nicht in einer bloßen Aufzählung der zu rezitierenden Texte, sondern enthalten überdies erläuternde Rubriken, in denen spezifische Anweisungen für die Feier des Gottesdienstes gegeben werden. Nicht zuletzt um Streitereien unter den Mitwirkenden vorzubeugen18, sah man sich offensichtlich genötigt, deren Rollenverteilung und Kleidung ebenso zu reglementieren wie die Beleuchtung und Ausschmückung des Kirchenraums, die Formationen und Routen der Prozessionszüge, das Läuten der Glocken oder die Verehrung der Heiligen. In der Summe ergaben all diese Informationen eine Art „Regiebuch“19 für den Chordienst; ein Buch, das nicht nur auf die zahlreichen Rollenbücher verwies, die von den einzelnen liturgischen Funktionsträgern verwendet wurden (z. B. Evangeliar, Antiphonar oder Sakramentar), sondern das die gesamte Inszenierung der gottesdienstlichen 14 Vgl. Ordinarius § 9 Anm. c, § 11 Anm. d, § 16 Anm. b, § 20 Anm. b, § 32b Anm. a, § 34a Anm. a, § 34c Anm. b, § 40 Anm. a, § 41c Anm. a, § 51 Anm. a, § 89 Anm. a. 15 Vgl. Ordinarius § 7 Anm. a, § 8 Anm. a, § 19 Anm. a, § 20 Anm. a u. Anm. d, § 35 Anm. a, § 36 Anm. f u. Anm. h, § 70 Anm. a, § 78 Anm. d. 16 Vgl. Ordinarius § 16 Anm. a, § 34 Anm. a, § 34c Anm. d, § 35 Anm. c. 17 Vgl. unten Tab. 18, Sp. 4. Seltener sind die Selbstbezeichnungen: breviarum, directorium, ceremoniale. 18 Vgl. etwa LO Xanten, 47: Quippe cum mortalium fragilis sit memoria et rerum turbe non sufficiant ac plerique fratres in diversis locis diversis a puerili evo inbuti usibus non facile possint sine scripturis ad ignotum et insolitum sibi usum animum applicare, propter quod confusiones, immo et contentiones in choro, quales nec in foro fieri deceret, sepius sunt exorte, hiis quidem suum, illis vero suum usum conantibus imitari, igitur ut huiusmodi confusionis et contentionis materies tollatur de medio et fratres, quos tam ex locorum quam morum diversitate in unius compage corporis mater ecclesia congregavit secundum apostolum soliciti servare unitatem spiritus in vinculo pacis, unum modum et ordinem officiorum habeant divinorum, libellus iste ordinarius est collectus secundum usum ecclesie Xanctensis a priscis temporibus hactenus observatam. Siehe hierzu auch Bärsch, Liber (2005), 19. 19 Diese treffende Charakterisierung geht zurück auf Fischer, Schiffsprozession (1954), 6.

386

Editionen

Handlungen, die eine religiöse Gemeinschaft – ein Kloster oder Klosterverband, ein Dom- oder Kollegiatstift, ein Orden, eine Pfarrei oder eine ganze Diözese – durch die Anpassung der römischen Vorlagen an die lokalen Verhältnisse als Eigenliturgie ausgebildet hatte, in einem einzigen Kompendium zu vereinen suchte.20 Wie viele solcher Handschriften sich insgesamt erhalten haben, kann gegenwärtig nicht einmal annäherungsweise beziffert werden.21 Alle Überlegungen zur Gattungsgeschichte der libri ordinarii müssen deshalb notgedrungen von einem vergleichenden Blick auf die bereits edierten oder zumindest beschriebenen Textzeugen ausgehen, deren Zahl erfreulicherweise beständig anwächst (Tab. 18).22 Die ältesten erhaltenen Ordinarien datieren aus dem elften Jahrhundert und entstammen vornehmlich dem monastischen Milieu.23 In Deutschland und in Frankreich, in England und in Italien – stets waren es wohl zuerst die Mönche, die derartige Handbücher zur Vorbereitung auf den Gottesdienst konzipierten und konsultierten. Während des späteren Mittelalters wurde das lokale liturgische Brauchtum dann aber auch von zahlreichen Stiftskapiteln in entsprechenden Handschriften gesammelt, überarbeitet, ergänzt und fortgeschrieben.24 Mit der rasanten Verbreitung gedruckter Breviere und Missalien seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts25 und vor allem infolge der durch das Trienter Konzil (1545-1563) angestoßenen Liturgiereformen26 verloren die Ordinarien zwar vielerorts wieder ihre zentrale Bedeutung für den Chordienst, blieben aber mitunter noch bis zum Anbruch der Moderne in Gebrauch.27

20 Vgl. Fiala/Irtenkauf, Versuch (1963), 119 f.; Foley, Libri (1988); Martimort, „Ordines“ (1991), 62-73; Collomb, Liber (1995); Kohlschein, Liber (1998), 1-6; Palazzo, History (1998), 221-228, Bärsch, Liber (2005), 22 f. 21 In Frankreich sollen insgesamt etwa 200 Handschriften ausfindig gemacht worden sein. Vgl. Kohlschein, Liber (1998), 6, Anm. 29. – Für das Gebiet der Germania Sacra sind aufgrund des gegenwärtigen Erschließungsstands noch nicht einmal Schätzungen möglich. Den bislang ungedruckten Ordinarien, die Kohlschein (ebd., 7 f.) durch eine Umfrage bei den deutschen Bistumsarchiven ermitteln konnte, sind mindestens zwei weitere aus Hildesheim und Limburg hinzuzufügen. Vgl. Tab. 18, Nrn. 10 u. 18. 22 Der Überblick bei Martimort, „Ordines“ (1991), 54-61, nennt insgesamt 88 Titel. Ergänzungen u. a. bei Bärsch, Liber (2005), 37-40. 23 Vgl. LO Rheinau, XX u. XXII, wo das Aufkommen der Ordinarien allerdings um einige Jahre zu spät angesetzt wird. Ein frühes Beispiel aus Montecassino liegt jetzt in einer exzellenten Edition vor: LO Montecassino & Benevento. 24 Zur zeitlichen Streuung der überlieferten Handschriften s. Tab. 18, Sp. 3. 25 Vgl. Goldschmidt, Brevierdruck (1935), passim; Kranemann, Normbuch (2003), 72-75. 26 Vgl. Jedin, Konzil (1945). 27 So z. B. das directorium des Kollegiatstifts St. Georg in Limburg (Tab. 18, Nr. 21). Vgl. Hefele/ Weiß, Kunst (2005), 58. – Ein absoluter Sonderfall ist zweifellos der in der ersten Hälfte des 20. (!) Jahrhunderts angelegte Liber ordinarius ecclesiae metropolitanae Paderbornensis, auf den Bärsch, Liber (2005), 32, Anm. 138, hingewiesen hat.

Der Ordinarius von 1435

Abb. 29: Das Anniversar Kaiser Heinrichs III. im Ordinarius von 1435 (fol. 20v)

387

388

Editionen

Tab. 18: Synopse zu den Stifts-Ordinarien aus dem Gebiet der Germania Sacra28 Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

1

Anderlecht, Kollegiatstift St. Peter & Paul

2. Hälfte 14. Jh.

Ordinarius capituli sancti Anderlectensis

265 x 175 Brüssel, Archives général du Royaume, Archives ecclésiastiques, nr. 173

2

Bamberg, Domstift

1192/96

Breviarium de ordine divini officii

Bamberg, 269 x 195 Staatsbibliothek, lit 116

3

Bamberg, Domstift

vor 1288

Breviarium de ordine divini officii

270 x 210 Bamberg, StaatsA, Domkapitel B 86 Nr. 242

4

Bamberg, Domstift

Mitte 13. Jh.

Breviarium de ordine divini officii

312 x 235 Bamberg, StaatsA, Domkapitel B 86 Nr. 241

5

Bamberg, Domstift

13. Jh.

Breviarium de ordine divini officii

245 x 175 Nürnberg, Germanisches NationalMuseum, 8° Hs. 672a

6

Bamberg, Domstift

15. Jh.

Breviarium de ordine divini officii

Bamberg, PfarrA St. Gangolf

7

Basel, Domstift

1517

Ceremoniale Basiliensis Karlsruhe, episcopatus GLA, Hs. 1341

8

Bonn. Kollegiatstift St. Cassius

Ende 13. Jh.



185 x 134

320 x 215

325 x 235 Köln, Historisches Archiv des Erzbistums, PfA S. Severin A II 3

28 Die Synopse erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern soll lediglich erste Anhaltspunkte für eine vergleichende Betrachtung einzelner Ordinarien-Handschriften bieten. Bei den in Sp. 3 genannten Titeln handelt es sich um Selbstbezeichnungen; nicht-zeitgenössische Bezeichnungen (z. B. auf dem Buchrücken) werden durch einen vorangestellten Asteriskus gekennzeichnet. Das Format (Höhe x Breite) ist in Millimetern angegeben. Alle Angaben beruhen nicht auf Autopsie der Handschriften, sondern sind den jeweils in Sp. 11 genannten Werken entnommen. Bei widersprüchlichen Angaben folge ich in der Regel der neueren Literatur.

389

Der Ordinarius von 1435

Umfang Aufbau und Inhalt Temporale

Edition — Sanctorale

Sonstiges

Beschreibung

47 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 5r-47r)

u. a. Läuteordnung (fol. 1r), LO Anderlecht — ebd., XIIspezielle liturgische XIV Vorschriften (fol. 2r-4r)

59 Bll.

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-31r) (fol. 32r-54v)

u. a. Verzeichnis der Oblationen (fol. 55v-59v)

74 Bll.

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-?) (fol. ?-52v)

u. a. Verzeichnis der ungedruckt — Oblationen (fol. 53r-58r), LO Bamberg, Kalendarium (fol. 58v-74v) 17 f.

136 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 17ra-56vb) (fol. 58rb-99vb)

LO Bamberg u.a. Kalendarien (fol. 1r— ebd., 18-22 6v, 101va-112vb), Stiftungen (fol. 101ra, 101rb, 123v-124v, 125v, 133va-133vb), Testamente (fol. 7r, 9r, 113r, 113vb, 119va-119vb)

91 Bll.

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-?) (fol. ?-50v)

u. a. Hymnar (fol. 53r-58r), ungedruckt — LO Bamberg, Benediktionen (fol. 60r22-24 76v), Totenoffizium (fol. 85r-91v)

92 Bll.

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 3ra-?) (fol. ?-78va)

u. a. Gründungsnotiz (fol. 1r), Zinsverzeichnis (fol. 1v-2r)

ungedruckt — LO Bamberg, 24-26

75 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 7r-54v)

u. a. Praefatio (fol. 6r-6v), spezielle liturgische Bräuche (fol. 55r-71v)

LO Basel — ebd., 99-104

289 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 284r-289v)

u. a. Antiphonar (fol. 1r216r), Hymnar (fol. 271v281v)

LO Bonn — Odenthal, Processio (2008), 116122

LO Bamberg — ebd., 14-17

390

Editionen

Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

9

Düsseldorf, Kollegiatstift St. Lambert

nach 1440

?

Düsseldorf, HStaatsA, Düsseldorf, Stift, Rep. u. Hs. 7 [olim 5a]

295 x 215

10

Essen, Kollegiatstift St. Cosmas & Damian

1370/93

Ordinarius canonicorum ecclesie Assindensis de officiatione monasterii

Essen, MünsterA, Hs. 19

225 x 165

11

Essen, Kollegiatstift St. Cosmas & Damian

Ende 15. Jh.

Ordinarius canonicorum ecclesie Assindensis de officiatione monasterii

Düsseldorf, ULB, Ms. C 47

225 x 180

12

1532 Halle, Kollegiatstift St. Moritz & Maria Magdalena

Verus ordinarius gloriose et prestantissime ecclesie collegiate sanctorum Mauritii et Marie Magdalene

Bamberg, Staatsbibliothek, Ed. VI 3

230 x 171

13

Hildesheim, Domstift

1473/79

Ordinarius novus ecclesiae Hildesheimensis

Hildesheim, 215 x 155 Dombibliothek, Hs. 793

14

Köln, Domstift

nach 1515

*Ceremoniale

310 x 210 Köln, StadtA, Domstift, Akten 1p (Abschrift 18. Jh.) [seit 2009 verloren?]

15

Köln, Kollegiatstift St. Aposteln

ca. 1276

Ordo, qualiter et quid 480 x 325 Köln, on ecclesia Sanctorum StadtA, Geistliche Abt. Apostolorum cantandum 18 [seit 2009 verloren?] sit et legendum

391

Der Ordinarius von 1435

Umfang Inhalt und Aufbau

Edition —

Temporale

Sanctorale

Sonstiges

Beschreibung

58 Bll.

?

?

u. a. Kalendarium (fol. 1r3v)

ungedruckt — Handschriftencensus, Bd. 1, 248, Nr. 346

81 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. pag. 20-120)

u. a. Praefatio (pag. 1), Hebdomadarordnung (pag. 2-15), Exequien und Anniversarien (pag. 120127), Servitienliste (pag. 153-156)

LO Essen — ebd., VII-XIV; Bärsch, Feier (1997), 5 f.

74 Bll.

?

?

ungedruckt — Karpp, Bemerkungen (1991), 174

?

207 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 11v-186r)

u. a. Kalendarium (fol. 2r- LO Halle (nur 7v), Heiltumsweisung (fol. Auszüge) — ebd., 10-12; 187r-198v) Leitschuh u. a., Katalog (1895/ 1906), 267 f., Nr. 119

138 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (pag. 37a-113b) (pag. 115a-247b)

u. a. Kalendar (pag. 1-12)

ungedruckt — Giermann u. a. (Bearb.), Handschriften (1993), 100 f.

77 Bll.

?

LO Köln, Dom — ebd., 13-20

u. a. Nekrologium (fol. 10r104v), Urkundenkopien (fol. 109r-121v), Einkünfteregister (fol. 122r-128v)

LO Köln, St. Aposteln — ebd., 26-33; Handschriftencensus, Bd. 2, 921 f., Nr. 1576

?

?

129 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 1r-9r)

392

Editionen

Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

16

Köln, Kollegiatstift St. Aposteln

1370/92



Köln, 280 x 200 StadtA, Geistliche Abt. 23 [seit 2009 verloren?]

17

Köln, Kollegiatstift St. Aposteln

um 1400

295 x 210 Köln, Ordinarius ecclesie Sanctorum Apostolorum StadtA, Geistliche Abt. 24 [seit 2009 verloren?] Coloniensis

18

Köln, Kollegiatstift St. Gereon

1424



485 x 360 Köln, Erzbischöfliches Diözesanmuseum, Bu 9

19

Köln, Kollegiatstift St. Ursula

1389/1426

Ordinarius canonicorum ecclesie Sanctarum Undecim Milium Virginum Coloniensium

295 x 210 Köln, StadtA, Geistliche Abt. 24 [seit 2009 verloren?]

20

Leuven, Kollegiatstift St. Peter

Anfang 14 Jh.

Ordinarius secundum consuetudinem sancti Petri Lovanensis

Brüssel, Bibliothek royale, II nr. 1448

180 x 130

21

Limburg, Kollegiatstift St. Georg

1. Hälfte 15. Jh.

*Directorium Ecclesie Collegiate Sancti Georgij in Limburg

Limburg, Diözesanarchiv, Hs. LA 1

220 x 160

22

Maastricht, Kollegiatstift St. Marien

Mitte 14 Jh.

Ordinarius ecclesie beate Marie Trajectensis

’s Gravenhagen, 315 x 230 Koninklijke Bibliothek, 71.A.13 = Theol. 76

393

Der Ordinarius von 1435

Umfang Inhalt und Aufbau Temporale

Edition — Sanctorale

Sonstiges

Beschreibung

133 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (pag. 95-162) (pag. 169-220) Commune sanctorum (pag. 163-168)

u. a. Preces (pag. 5-20), Lektionar/Kollektar (pag. 21-79), Hymnar (pag. 246258), Antiphonar (pag. 258-264)

ungedruckt — LO Köln, St. Aposteln, 3537; Handschriftencensus, Bd. 2, 922, Nr. 1577

154 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-55v) (fol. 61r-104v)

u. a. LO Köln, St. Ursula (fol. 55v-58v), Kalendar (fol. 108r-110v), Verzeichnis der Vikarien (fol. 127r-136r)

ungedruckt — LO Köln, St. Aposteln, 3740; Handschriftencensus, Bd. 2, 922, Nr. 1578

271 Bll. Proprium de tempore — (fol. 1va-7va)

Leseordnung (fol. 7va-9ra), LO Köln, St. Graduale (fol. 9v-271v) Gereon — ebd., 265 f.; Handschriftencensus, Bd. 2, 785, Nr. 1333

3 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 55v-58v)

u. a. LO Köln, St. Aposteln (fol. 1r-55v u. 61r-104v), Kalendar (fol. 108r-110v), Verzeichnis der Vikarien (fol. 127r-136r)

LO Köln, St. Ursula — ebd., 116 f.; Handschriftencensus, Bd. 2, 922, Nr. 1578

99 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 1r-54v)

u. a. Synodalstatuten (fol. 55r-85v)

LO Leuven — ebd., XI-XII; Gheyn, Ecriture (1901), 234, Nr. 401

u. a. Hebdomadarordnung (fol. 2r-26r), Prozessionen, Stationen, Benediktionen (fol. 138r-145v)

ungedruckt — Hefele/Weiß, Kunst (2005), 58 f., Nr. 12

148 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 27r-106r)

u. a. Kalendar (fol. 2v-8r), LO Maastricht, 138 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis Aufgaben von Amtsträgern St. Marien — (fol. 9ra-67vb) (fol. 68vb-121vb) ebd., XVII-XXXI Commune sanctorum (fol. 127ra-133va) (fol. 122vb-[?])

394

Editionen

Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

23

Maastricht, Kollegiatstift St. Servatius

1264/87



Rijksarchief in Limburg 350 x 255 te Maastricht, Archief St. Servaas, Broederschap der Kapelanen, Nr. 56

24

Magdeburg, Domstift

nach 1508

Verus ordinarius sacrosancte ecclesie cathedralis ac Metropolitane Magdeburgensis

Berlin, Staatsbibliothek PK, Theol. lat. qu. 113

25

Mainz, Domstift

um 1545

Ordinarius sive Registrum praesentiarum secundum chorum ecclesiae Moguntinae

310 x 300 Mainz, Martinusbibliothek des Priesterseminars, Hs. 92

26

Münster, Domstift

um 1300

Ordinarius ecclesae Monasteriensis

Münster, BistumsA, Domarchiv Hs. 1

241 x 174

27

Münster, Domstift

um 1500

Ordinarius secundum ritum maiores ecclesie Monasteriensis

Münster, BistumsA, Domarchiv Hs. 5

258 x 184

28

Münster, Domstift

1599

Ordinarius cathedralis ecclesiae divi Pauli Monasterii

Münster, BistumsA, Domarchiv Hs. 6

289 x 192

29

Münstermaifeld, Kollegiatstift St. Martin/ St. Severus

14. Jh.

Ordinarius totius anni qualiter tenende sunt hore in choro

Kues, 186 x 130 Bibliothek des Nikolaus-Hospitals, Hs. 134

150 x 100

395

Der Ordinarius von 1435

Umfang Inhalt und Aufbau Temporale

Edition — Sanctorale

Sonstiges

Beschreibung

118 Bll. vw (fol. 8ra-71rb)

u. a. Kalendar (fol. 2r-7v), Heiltumsweisungen, Namenlisten von Kanonikern

LO Maastricht, St. Servatius — ebd., 1-7

176 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 38v-118v) (fol. 119r-174v)

u. a. allgemeine Regeln zur Feier des Gottesdienstes (fol. 7v-38r), Nachträge zu neuen Festen (fol. 174v176v)

ungedruckt — Rose, Verzeichniss (1903), 758 f., Nr. 749

279 Bll. vw (fol. 1r-137v)

LO Mainz — u. a. Statuten (fol. 138r), Verzeichnisse der Mainzer ebd., 1-3 (Erz-)Bischöfe (fol.164r169r), des Ornats, der Kleinodien u. Reliquien (fol. 170r-177r, 188r-214v)

109 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 60r-92v) (fol. 92v-109r)

u. a. Orationen und Kapitel LO Münster 1 (fol. 1v-59v) (nur Auszüge) — Lengeling, Missale (1995), 105107

120 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (pag 1- fol. 87) (fol. 88-144)

LO Münster 2 (nur Auszüge) — Lengeling, Missale (1995), 109111

221 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-95r) (fol. 96r-199r)

u. a. Münsteraner Ordinaius von 1784 (fol. 201r-211v)

ungedruckt — Lengeling, Missale (1995), 111 f.

76 Bll.

Synodalstatuten (fol. 38r76v)

ungedruckt — Marx, Verzeichnis (1905), 131, Nr. 134; LO Trier, 38 f., Anm. 119

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 1r-16v[?]) (fol. 17r-37r)

396

Editionen

Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

30

Paderborn, Domstift

1324

*Ordinarius divini officii

Paderborn, Archiv des Generalvikariats, I-19 rot [Abschrift v. 1660]

?

31

Speyer, Domstift

Mitte 13. Jh.

*Directorium seu ordo celebrandi divinum chori officium

Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 1882

190 x 140

32

Straßburg, Domstift

?

Consuetudines ecclesiastice Argentinensis ecclesie

Donaueschingen, Fürstenbergische Bibliothek, Nr. 512

188 x 143

33

Straßburg, Domstift

Ende 12. Jh.

Consuetudines ecclesiastice Argentinensis ecclesie

Bern, Burgerbibliothek, Nr. 53 [verloren]

?

34

Straßburg, Domstift

Anfang 13. Jh.



Wolfenbüttel, HAB, Cod. Aug. 84 2° Nr. 2865

275 x 190

35

Straßburg, Domstift

1364

Consuetudines ecclesiastice Argentinensis ecclesie

Melk, Klosterbibliothek, Cod. 585 [olim 966]

245 x 175

36

Tongern, Kollegiatstift Unser Lieben Frauen

1435/36

Tongern, Liber qui dicitur Domarchiv, ordinarius ostendens quomodo cantandum sit Reg. 1 [?] in ecclesia B. M. Tongrensis per totum annum

37

Trier, Domstift

1305/07

Libellum (…) in quo (…) quid in choro et quo ordine sit candandum

London, British Museum, Harley 2958

285 x 195

150 x 110

397

Der Ordinarius von 1435

Umfang Inhalt und Aufbau Temporale

Edition — Sanctorale

Sonstiges

Beschreibung

69 Bll.

Proprium de tempore — (fol. 16r-66v)

u. a. allgemeine Regeln für LO Paderborn den Gottesdienst (fol. 10r- — ebd., 11-19 14r) u. 158

70 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 1r-68r)

Schriftproben (fol. 69r-70r) ungedruckt — Lamott, Ordinarius (1961), 27 f.

66 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 56v-66v)

u. a. Zinsregister (fol. 12r21v), Nekrologium (fol. 30r-46v)

[?]

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 104v-112r)

u. a. Nekrologium (fol. 1v- LO Straßburg 14v), Kanonikerregel (fol. 2 — Burg, Recherches 17r-104r) (1969), 4-7

LO Straßburg 1 — Barack, Handschriften (1895), 345 f, Nr. 512; Burg, Recherches (1969), 1-3

224 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben, Ansätze zu einer Trennung aber unübersehbar (fol. 166r-177v)

u. a. Kalendar (fol. 1r-11v), Diurnale (fol. 12v-162v), Synodalstatuten (fol. 188r224r)

LO Straßburg 3 — Heinemann, Katalog (1900), 75 f.; Burg, Recherches (1969), 18-20

205 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 55v-?) (fol. 133v-?)

u. a. Kalendar (fol. 1r-6v), allgemeine Regeln für den Gottesdienst (fol. 8r-49v)

ungedruckt — Burg, Recherches (1969), 20-25; Glassner, Inventar (2000), 257 f.

220 Bll. Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 1r-40v u. fol. 49r-68r)

u. a. Kalendar (ungezählt), Prozessionen, Stationen (fol. 41v-45r, 46r-48v), Spezialmessen (fol. 213v214r)

LO Tongern — ebd. [a], VII-X; Corswarem, Boeken (1923), 25-29

68 Bll.

Prolog (fol. 1r), Stationen (fol. 46r-48v)

LO Trier — ebd., 17-39

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 1r-46r u. fol. 48v-68r)

398

Editionen

Nr.

Stiftskapitel

Datierung

Titel

Archivsignatur

Format

38

Trier, Domstift

Anfang 15. Jh.

Ordinarius horarum ecclesie Treverensis

Trier, Stadtbibliothek, Hs. 1737/66

268 x 203

39

Utrecht, Domstift

ca. 1346

Ordinarius

Utrecht, Rijksarchief, Domkapittel archive, no. 67

?

40

Utrecht, Kollegiatstift St. Marien

ca. 1425

*Liber sive ordinarius London, Æcclesiæ divæ virginis British Museum, Add. 9769 Mariæ Traiectensis

278 x 203

41

Würzburg, Kollegiatstift St. Johannis (Haug)

um 1360

Breviarium de omnibus Würzburg, que cantanda et legen- Universitätsbibliothek, M. p. th. f. 127a da sunt per circulum anni in choro sancti Iohannis

326 x 234

42

Xanten, Kollegiatstift St. Viktor

1258/86

Ordinarius secundum usum ecclesie Xanctensis

Xanten, StiftsA, B 2

350 x 210

43

Xanten, Kollegiatstift St. Viktor

14. Jh.

Ordinarius secundum usum ecclesie Xanctensis

Xanten, StiftsA, H 126

395 x 280

44

Zürich, Domstift

1260

Breviarium Chori Turicensis

Zürich, 238 x 165 Zentralbibliothek, C. 8b

399

Der Ordinarius von 1435

Umfang Inhalt und Aufbau Temporale

Edition — Sonstiges

Beschreibung

171 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (pag. 25-126) (pag. 127-177), Commune sanctorum (pag. 178-188)

Sanctorale

u. a. Kalendar (ungezählt), Prolog (pag. 1), allgemeine Regeln für das Offizium (pag. 2-24), Stationen (pag. 189-?), Bischofskatalog (pag. 333[?])

ungedruckt — Keuffer/ Kentenich, Verzeichnis (1914), 81 f., Nr. 174; LO Trier, 40 f.

64 Bll.

Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 31r-63v) (fol. 11v-31r)

u. a. Speiseordnung (fol. 1r-11v[?]), Güterverzeichnis (fol. 63v-64v[?])

LO Utrecht, Dom — ebd., 3; Rechtsbronnen, 3 f.

47 Bll.

Proprium de tempore und Proprium de sanctis sind miteinander verwoben (fol. 2ra-47vb)



LO Utrecht, St. Marien — ebd., 33-39

216 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis u. a. Kalendar (fol. 1r-6v), (fol. 7r-114v) (fol. 114v-209v), allgemeine Regeln (fol. Commune sanctorum 216r-216v) (fol. 210r-215v)

LO Würzburg — ebd., 95-97

182 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 52b-65a) (fol. 65a-72b)

u. a. Kalendar/Nekrologium (fol. 11b-36b), Prozessionen u. Spezialmessen (fol. 72b78b), Synodal- u. andere Statuten (fol. 96r-183v)

LO Xanten — Handschriftencensus, Bd. 2, 865 f., Nr. 1458

161 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 8r-[?]) (fol. [?]-40)

u. a. Kalendar (fol. 2r-6v), Invitatorien (fol. 41r-43v), Psalter (fol. 44r-126v), Cantica (fol. 127r-133v), Hymnen (fol. 148r-159v)

LO Xanten — ebd., N8-N15; Handschriftencensus, Bd. 2, 869 f., Nr. 1522

169 Bll. Proprium de tempore Proprium de sanctis (fol. 4rb-86ra) (fol. 90ra-156ra) Commune sanctorum (fol. 156ra-160ra)

u. a. Prolog (fol. 1ra), Statut (fol. 1ra-4rb), Allerheiligenlitanei (fol. 86ra-89ra), spezielle Regeln (fol. 160rb-169va)

LO Zürich — Ladner, Liber (1995)

400

Editionen

Ein vergleichender Blick auf das bereits erschlossene Quellenmaterial erhellt jedoch nicht allein die gattungsgeschichtlichen Entwicklungspfade, sondern lässt auch die formalen und inhaltlichen Besonderheiten jedes einzelnen Exemplars deutlicher hervortreten. So fällt etwa der Goslarer Ordinarius schon in seiner äußeren Beschaffenheit eindeutig aus dem Rahmen des Üblichen. Zwar kann das handliche Oktav-Format bei Ordinarien des 15. Jahrhunderts durchaus als gängig gelten29, doch ist die Goslarer Handschrift mit ihren gerade einmal 26 Blättern erheblich schmaler als die entsprechenden Codices anderer Dom- und Kollegiatstifte. Der vergleichsweise geringe Umfang hat seine Ursache keineswegs darin, dass die von den Goslarer Stiftsherren gefeierte Liturgie weniger aufwendig ausgestaltet war. Er resultiert vielmehr aus dem Umstand, dass der Ordinarius von St. Simon und Judas nicht – wie sonst üblich – mit anderen Texten zwischen zwei Buchdeckeln zusammengebunden worden ist. Zwar hat auch er im ausgehenden Mittelalter, vielleicht sogar noch zu Lebzeiten Oldewises, einige Erweiterungen erfahren. Während sich aber andernorts Kalendarien, Nekrologien, Güter- und Einkünfteverzeichnisse, Sammlungen von Synodalstatuten, allgemeine Regeln für den Gottesdienst oder spezielle Vorschriften für die Benediktionen, Prozessionen und Stationen zu den Ordinarien gesellten30, ja diese an Umfang mitunter sogar übertrafen31, hat das Goslarer Exemplar nur drei – in quantitativer Hinsicht – geringfügige Ergänzungen erfahren, deren vornehmlicher Gegenstand zudem völlig singulärer Art ist. Nach der letzten Lage wurde zwei ungezählte Blätter angehängt: eines aus Papier, das links unten etwa 65 mm eingerissen ist (fol. I*, 192 x 125 mm), und eines aus Pergament, das einst sowohl waagerecht als auch senkrecht jeweils mittig gefaltet war (fol. II*, 144 x 135 mm). Ein weiteres, ebenfalls ungezähltes, mit fünfblättrigen Rosetten verziertes Blatt Papier fungierte einst als Spiegel des vorderen Buchdeckels (fol. I). Alle drei Blätter liegen der Handschrift aufgrund des schlechten Erhaltungszustands heute nur noch lose bei.32 Während fol. I mit vermischten Notizen aus dem ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert beschrieben ist, enthalten fol. I* und fol. II* listenartige Aufstellungen von verschiedenen Händen desselben Zeit29 Vgl. Tab. 18, Nrn. 6 (Bamberg, Domstift), 11 (Essen, Kollegiatstift St. Cosmas und Damian), 13 (Hildesheim, Domstift), 21 (Limburg, Kollegiatstift St. Georg); jeweils Sp. 6. Etwas größer sind die Ordinarien-Handschriften der Kollegiatstifte St. Lambert in Düsseldorf (ebd., Nr. 9), St. Aposteln in Köln (ebd., Nr. 17), St. Marien in Tongern (ebd., Nr. 36) bzw. Utrecht (ebd., Nr. 40) sowie der Domstifte in Münster (ebd., Nr. 27) und Trier (ebd., 38). Völlig aus dem Rahmen fällt diejenige von St. Gereon in Köln (ebd., Nr. 18). 30 Vgl. Tab. 18, Sp. 10. 31 Vgl. Tab. 18, Nrn. 15 (Köln, Kollegiatstift St. Aposteln), 18 (Köln, Kollegiatstift St. Gereon), 26 (Münster, Domstift), 32 (Straßburg, Domstift), 42 f. (beide: Xanten, Kollegiatstift St. Viktor); jeweils Sp. 7-10. 32 Ihre ursprüngliche Anordnung ergibt sich aus dem im Juli 1979 von der HAB Wolfenbüttel angefertigten Mikrofilm der Handschrift.

Der Ordinarius von 1435

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raums über die Termine für die Verteilung von Präsenzgeldern.33 Obwohl die codicologische (und damit auch funktionale) Verbindung von Ordinarius und Präsenzgeldzetteln im Falle des Oldewiseschen Manuskripts offensichtlich erst nachträglich hergestellt worden ist, hat sie vor Ort zweifellos Vorläufer gehabt. Bereits die ältesten urkundlichen Belege für einen liber ordinarius der Kanoniker von St. Simon und Judas aus dem ausgehenden 14. Jahrhunderten betonen nämlich ausdrücklich, dass in jenem verbindlich festgehalten sei, bei welchen Memorien und Festtagen Präsenzgelder in welcher Höhe gezahlt werden sollen.34 Doch nicht nur die äußere Form, sondern auch die Auswahl und Anordnung des behandelten Stoffes offenbart bei näherer Betrachtung charakteristische Eigenheiten. Bemerkenswert ist zunächst, dass die Angaben zu den Festen des Jahreskreises (proprium de temporis) und den Festen der Heiligen (proprium de sanctis) nicht, wie es ab dem 13. Jahrhundert üblich wurde35 und im 15. Jahrhundert eigentlich die Regel war36, voneinander geschieden sind und auch die Prozessionen nicht in einer gesonderten Abteilung abgehandelt werden. Diese „archaische Form“37 ist wahrscheinlich der von Oldewise benutzten Vorlage geschuldet, die wohl zwischen 133438 und 138939 angefertigt worden war, in der Gliederung des Materials jedoch ihrerseits von älteren Versionen des Goslarer Ordinarius abhängig gewesen sein dürfte.40 Noch auffälliger als der Aufbau ist aber die inhaltliche Schwerpunktset33 Vgl. dazu Kap. IV. 34 UB Goslar 5, Nr. 524 (1383 X 29 u. XII 3): Unde wat to memorien unde to festen darvan bord, alse unse ordinarius in unseme goddeshuse utwiset, dat schullet se to sodanen tiden darvan gheven. Ebd., Nr. 715 (1388 X 31): Unde schullet ok gheven to kore ene halve mark, alse dat steyt in unseme ordinario, to deme feste sinte Annen. 35 Vgl. Tab. 18, Sp. 8 u. 9. Allgemein zu dieser Entwicklung u. a. Kohlschein, Liber (1998), 4. 36 Vgl. Tab. 18, Nrn. 6 (Bamberg, Domstift), 13 (Hildesheim, Domstift), 17 (Köln, Kollegiatstift St. Aposteln), 27 (Münster, Domstift), 36 (Tongern, Kollegiatstift St. Marien); jeweils Sp. 8 u. 9. Siehe jedoch auch ebd., Nrn. 21 (Limburg, Kollegiatstift St. Georg), 40 (Utrecht, Kollegiatstift St. Marien); jeweils Sp. 8 u. 9. 37 Vgl. LO Rheinau, XLVIII. 38 Der Ordinarius hat einen eigenen Eintrag für das Trinitätsfest (§ 35), dessen feierliche Begehung 1334 von Papst Johannes XXII. allgemein eingeführt wurde. 39 Das in diesem Jahr von den Päpsten Urban VI. und Bonifatius IX. offiziell anerkannte festum visitationis Marie hat im Goslarer Ordinarius noch keinen eigenen Eintrag erhalten. Die beiläufigen Erwähnungen des Fests bzw. seiner Oktav wirken wie spätere Einschübe (vgl. Ordinarius §§ 24e u. 43) oder sind es sogar ganz eindeutig (vgl. ebd. § 44 Anm. a). Die zögerliche Einführung dieses Marienfests durch die Goslarer Kanoniker hat seine Ursache wohl darin, dass es auf den Tag der Kirchweihe von St. Simon und Judas (2. Juli) fiel. Schließlich löste man das Problem der Terminkollision, indem man die Heimsuchung Mariens am 3. Juli beging. Vgl. Kalendarium, 51. 40 In der Aufzählung der Stiftungen und Verdienste des Scholasters Thietmar, die zu Beginn des 13. Jahrhunderts dem Urbar des Stifts vorangestellt wurde, ist bereits von einem für alle Kanoniker zugänglichen plenarium die Rede, in welchem die Reihenfolge dessen, was im Laufe eines Jahres während des Gottesdienstes gelesen und gesungen werden sollte, festgehalten war. Vgl. Urbar § 2. – In einer Stiftungsurkunde von 1299 VIII 25 verweisen Dekan Konemann und das Stifts-

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Editionen

zung, die ja bereits in der Selbstbezeichnung des Regelbuchs anklingt. Während die meisten Ordinarien nämlich größtenteils aus einer Aneinanderreihung von Initien bestehen, behandelt der Ordinarius de preparamentis (cappis) tapetibus et cetera ecclesie Goslariensis vornehmlich die Bekleidung der am Gottesdienst beteiligten Personen, die Art des Glockengeläuts sowie die Ausschmückung des Kirchenraums mit Altartüchern, Kerzen, Tafelbildern, Reliquiaren und Teppichen. Um zu wissen, welche Gesänge und Lesungen wann und von wem vorgetragen werden sollten, mussten sich die Kanoniker von St. Simon und Judas also eines anderen Nachschlagewerkes bedienen; vielleicht jenes (heute verlorenen) Ordinarius’, auf den Oldewises Manuskript wiederholt verweist.41 Wie regelmäßig der Codex trotz (oder gerade wegen?) seiner inhaltlichen Beschränkung zeitweise konsultiert wurde, zeigen nicht allein seine bereits erwähnten Abnutzungsspuren, sondern vor allem die zahlreichen Nachträge, mit denen er im Laufe des ausgehenden Mittelalters geradezu übersät wurde. Nicht weniger als 10 verschiedene Schreiber, von denen sich mindestens vier (nämlich Berthold Radeke42, Konrad Heiger43, Henning Bornhusen44 und Heinrich Hellekop45) durch Handschriftenvergleich identifizieren lassen46, haben den Ordinarius mit ihren Verbesserungen und Ergänzungen rund sieben Jahrzehnte lang auf dem jeweils aktuel-

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kapitel auf einen „Gesang, der in unsre Bücher und unser Brevier geschrieben worden ist“ (cum cantu in nostris libris et breviario scripto). Vgl. UB Goslar 2, Nr. 575. Vgl. Ordinarius §§ 23, 32b, 36a, 41c. – Dass sich im Chor einer Stiftskirche gleichzeitig mehrere Ordinarien befanden, die inhaltlich nicht identisch waren, ist z. B. für St. Marien in Utrecht bezeugt. Vgl. LO Utrecht [St. Marien], 16 f. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 658, Registrum vicedominatus (1457-1460), jeweils fol. 1r. – Radeke ist als Kanoniker des Stifts urkundlich bezeugt von 1462 VII 21 bis 1482 VII 5. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 82 f., Nr. 215; ders., Domkapitel (1967), 189, Nr. 269. Er muss dem Kapitel aber schon früher angehört haben, da er von 1457 bis 1459 als Viztum amtierte, wie die angeführten Register lehren. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 655, Registrum vicedominatus (1513-1515), jeweils fol. 1; ebd., Kasten 656, Registrum vicedominatus (1518), fol. 1r. – Heiger ist als Kanoniker des Stifts urkundlich bezeugt von 1512 XI 3 bis 1520 III 18, er starb vor 1529 I 25. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 51, Nr. 125; ders., Domkapitel (1967), 190, Nr. 309. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 655, Registrum vicedominatus (1484), fol. 1r.; ebd., Kasten 658, Registrum vicedominatus (1454), fol. 1r; ebd., Kasten 660 (1468-1471 u. 1479), jeweils fol. 1r. – Zu Bornhusen vgl. oben Kap. IV, bei Anm. 8. Vgl. StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 655, Registrum vicedominatus (1495-1499, 1501-1503 u. 1505-1507), jeweils fol. 1r. – Hellekop ist als Kanoniker des Stifts urkundlich bezeugt von 1490 IX 28 bis 1520 II 3, er starb vor 1520 VI 24. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), 53, Nr. 131; ders., Domkapitel (1967), 189, Nr. 291. Er muss dem Kapitel aber schon früher angehört haben, da er von 1485 bis 1487 als Viztum amtierte, wie die angeführten Register lehren. Ich habe lediglich die als Autographen erhaltenen Vicedominatsrechnungen zum Vergleich herangezogen. Zu diesen vgl. Kap. IV. – Bei einer Verbreiterung der Quellengrundlage um die Urkunden und Akten aus dem Stiftsarchiv würden vermutlich weitere Identifizierungen gelingen.

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len Stand gehalten (Tab. 19).47 Das plötzliche Ausbleiben weiterer Nachträge in den 1520er Jahren dürfte in einem engen Zusammenhang mit der Reformation stehen. In einer Zeit dogmatischer, aber auch liturgischer Verunsicherung mögen die lutherisch gesinnten Stiftsherren (sofern es denn welche gab) sich nicht länger mit punktuellen Änderungen des Ritus begnügt, die altgläubigen Stiftsherren hingegen umso fester an den traditionellen Formen des Gottesdienstes festgehalten haben. Mit der Anfertigung eines gedruckten Vollbreviers der Stiftskirche im Jahre 152248, die vielleicht eine eben solche ‚Stillstellung‘ des katholischen Ritus bezwecken sollte, wurden die in erster Linie auf die Inszenierung des Gottesdienstes abzielenden Angaben des Ordinarius de preparamentis, (cappis,) tapetibus et cetera ecclesie Goslariensis jedenfalls keineswegs obsolet. Womöglich haben die Goslarer Stiftsherren damals aber nicht nur ihr Brevier, sondern auch ihren Ordinarius zum Druck befördert.49

47 Da die verschiedenen Nachträge innerhalb einer relativ kurzen Zeitspanne vorgenommen wurden und nicht auszuschließen ist, dass mehrere „Redaktoren“ gleichzeitig an der Handschrift arbeiteten, schien mir eine chronologische Ordnung der Nachtragshände weder praktikabel, noch wissenschaftlich gewinnbringend. Ich folge deshalb bei der Vergabe der Siglen für die unterschiedlichen Schreiber der Reihenfolge ihres Auftretens in der Handschrift. Angesichts der meist sehr knapp gehaltenen und nicht selten stark verblichenen Notate konnte letzte Sicherheit bei den Zuweisungen leider nicht in jedem Fall gewonnen werden; besonders unsichere Zuordnungen stehen in eckigen Klammern. 48 Vgl. Kap. XIV.1. 49 So lange in der noch ungesichteten Aktenüberlieferung des Stifts kein positiver Beleg hierfür gefunden ist, vermag allein der Verweis auf ähnlich gelagerte Fälle diese Hypothese zu stützen. Bei den um 1500 gedruckten Ordinarien, die sich bis heute erhalten haben, handelt es sich indes, wenn ich recht sehe, stets um solche, die für ein ganzes Bistum und nicht bloß für eine Stiftskirche Gültigkeit beanspruchten. So ließ etwa der Brandenburger Bischof Joachim von Bredow 1488 einen ‚Breviarius‘ für seine Diözese bei Moritz Brandis in Leipzig drucken. Vgl. Lecheler, Gottesdienstordnung (2002/03). Der vom Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg 1345 für seine Diözese erstellte Ordinarius wurde 1506 bei Hermann Bungart in Köln gedruckt. Vgl. LO Trier, 40 f.; Heinz, Bücher (2007), 237 f., Nr. VII/1. Weitere Beispiele verzeichnet Goldschmidt, Brevierdruck (1935), 3, Anm. 7. Zu den Motiven für die Drucklegung eines Ordinarius siehe ebd., 19 f.

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Editionen

Tab. 19: Die Bearbeiter des Ordinarius Hand 1

2 3

4 5 6 7 8 9 10

Schreiber Konrad Heiger

Frhr. v. Wendt Berthold Radeke

? ? ? ? ? Henning Bornhusen Heinrich Hellekop

Nachträge § 2 Anm. a | § 2 Anm. b | § 8 Anm. a | § 9 Anm. a | § 9 Anm. b | [§ 11 Anm. a] | § 11 Anm. b | § 11 Anm. c | § 13 Anm. a | § 13 Anm. b | [§ 14 Anm. a] | § 14 Anm. b | § 21 Anm. a | § 24 Anm. a | § 24a Anm. a | § 24b Anm. b | § 24d Anm. b | § 25 Anm. a | § 29 Anm. a | § 29 Anm. b | § 34 Anm. b | § 34b Anm. a | § 34b Anm. b | § 34c Anm. a | § 34c Anm. b | § 34d Anm. a | § 34d Anm. b | § 35 Anm. b | § 35 Anm. d | § 36 Anm. a | § 36 Anm. c | § 36 Anm. d | § 36 Anm. e | § 36 Anm. g | § 37 Anm. a | § 38 Anm. a | § 39 Anm. a | § 39 Anm. b | § 41b Anm. a | § 41c Anm. b | § 44 Anm. a | § 44 Anm. b | § 45 Anm. a | § 53 Anm. a | § 53 Anm. b | § 53 Anm. d | § 54 Anm. a | § 54 Anm. b | § 56 Anm. a | § 56 Anm. b | § 59 Anm. a | § 67 Anm. a | § 68 Anm. a | § 68 Anm. c | § 69 Anm. a | § 71 Anm. a | § 71 Anm. b | § 73 Anm. b | § 73 Anm. c | § 74 Anm. a | § 75 Anm. a | § 76 Anm. a | § 78 Anm. a | § 78 Anm. c | § 79 Anm. a | § 79 Anm. c | § 80 Anm. a | § 80 Anm. b | § 81 Anm. b | § 82 Anm. a | § 83 Anm. a | § 84 Anm. a | § 85 Anm. b | § 87b Anm. a | § 88 Anm. c | § 90 Anm. a | § 90 Anm. c | § 91 Anm. a | § 94 Anm. c § 3 Anm. a § 6 Anm. a | § 18 Anm. a | § 24d Anm. c | § 24e Anm. a | § 25 Anm. a | § 26 Anm. a | § 37 Anm. a | § 53 Anm. b | § 53 Anm. c | § 79 Anm. a | § 81 Anm. a | § 85 Anm. b | § 93 | § 94 | § 95 § 9 Anm. d | § 33 Anm. b | § 83 Anm. c § 24b Anm. a § 24d Anm. a § 26 Anm. a § 30 Anm. a | § 44 Anm. a § 58 Anm. a | § 85 Anm. a § 88 Anm. a | § 89 Anm. b

Welches Schicksal Oldewises Manuskript in den folgenden drei Jahrhunderten beschieden war, ist völlig ungewiss. Erst ab dem Anbruch der Moderne lässt sich die Überlieferung der Handschrift wieder in groben Zügen nachvollziehen. Der einzige Nachtrag von deutlich jüngerer Hand bezieht sich nämlich, anders als alle früheren Marginalien, nicht auf den Text des Ordinarius, sondern bietet bloß einen schnöden Besitzvermerk, den Karl Friedrich Freiherr von Wendt eigenhändig am unteren Rand des ersten Blattes angebracht hat.50 Auf welchem Wege von Wendt, der 1768 zum Hildesheimer Domherren aufgeschworen wurde, im Domkapitel schnell Karriere machte und ab 1784 als Weihbischof amtierte, in den Besitz der 50 Zur Biographie von Wendts (1748-1825) vgl. Aschoff, Weihbischöfe (1995), 82 f.; Dylong, Domkapitel (1997), 414 f.

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Handschrift gelangte, ist nicht bekannt. Erhielt er sie von Franz Wilhelm von Schultz, der bis zu seinem Tod am 20. November 1810 die beiden ‚katholischen‘ Pfründen von St. Simon und Judas innehatte und in Hildesheim residierte?51 Ersteigerte er sie 1812/13 auf einer jener Auktionen in Goslar, bei denen die Reste des Kirchenschatzes von St. Simon und Judas peu à peu verscherbelt wurden? Oder nutzte er seine Stellung als Großalmosenier und Palastbischof König Jérômes I. von Westfalen, um sie aus der Masse der konfiszierten, kirchlichen Wertgegenstände zu ergattern? Sicher ist nur, dass der Besitzvermerk frühestens 1818 angebracht worden sein kann, denn von den drei Ämtern, als deren Inhaber sich von Wendt in seinem ‚Ex Libris‘ ausgab (Titularbischof von Pasinopel, Hildesheimer Dompropst und Apostolischer Vikar für das einst zu Mainz gehörige, nun aber mit dem Königreich Hannover vereinigte Untereichsfeld52), hatte er das letztgenannte erst am 2. Mai jenes Jahres erworben. Über von Wendt gelangte der Codex dann an den Hildesheimer Justizrat Hermann Adolf Lüntzel53, ohne dass jedoch über die Modalitäten dieser Transaktion Näheres bekannt wäre.54 Lüntzel wiederum vermachte ihn 1850 mit seiner imposanten, annähernd 4.000 Bände umfassenden Bibliothek dem Hildesheimer Museumsverein55, zu dessen Gründungsmitgliedern er fünf Jahre zuvor gehört hatte und dem er bereits zu Lebzeiten beträchtliche Geld- und Sachspenden zukommen ließ.56 Der junge Verein, der sich in jenen Jahren händeringend um die finanziellen Mittel zur Errichtung eines eigenen Museumsgebäudes bemühte, war mit einer adäquaten Lagerung, geschweige denn Erschließung, dieser noblen Gabe anscheinend hoffnungslos überfordert.57 Als sich fast drei Jahrzehnte später Richard Doebner, der frisch bestellte Sekretär des Hildesheimer Stadtarchivs58, im Juni 1879 daran machte, ein ›Repertorium der Manuscripte, Copialbücher und Acten des städtischen Museums zu Hildesheim‹ anzufertigen, nahm jedenfalls niemand Anstoß daran, 51 Zu von Schultz siehe neben Kloppenburg, Geschichte (1904), 91, auch StadtA Goslar, Curr. Reg., Abt. IX B, Fach 522, Nr. 1354, fol. 67r. Vgl. ferner das auf 1810 VII 20 datierte Testament desselben (HStA Hannover, Hann. 71 Hildesheim, Nr. 962). 52 Ordinarius § 3 Anm. a. 53 Zu Lüntzel (1799-1850), seiner Familie und seinem Engagement als Paulskirchen-Abgeordneter, Heimathistoriker und Mäzen vgl. Elster, Familien (1931); Klingebiel, Bürgermeisterfamilie (1998), passim; Stein, Merk-Würdiges (1998), 60 f.; Boetzkes, Welten (1998), 467-469; Knott, Justizrat (1998/99). 54 Lüntzel bemerkt in seiner postum veröffentlichten ›Geschichte der Stadt und Diöcese Hildesheim‹ über die Handschrift lapidar: „In meinem Besitze.“ (Lüntzel, Geschichte [1858], Bd. 2, 672, Anm. 2). 55 Vgl. BVKNK 6, 1850/54, 4. 56 Vgl. BVKNK 1, 1845, 8 u. 10; BVKNK 4/5, 1848/49, 8. 57 Vgl. BVKNK 6, 1850/54, 4 f.; Feldhaus, Vorwort (1900). 58 Doebner (1852-1911) leitete das Hildesheimer Stadtarchiv von 1878 bis 1910. Vgl. Zoder, Stadtarchiv (1966), 5 f.

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dass der Goslarer Ordinarius nicht mehr aufgefunden werden konnte. Knapp zwei Jahre später kam er jedoch (wie zahlreiche andere Handschriften aus der Sammlung des Museums) unter unbekannten Umständen wieder zum Vorschein und erhielt von Doebner die Nummer 350 zugewiesen.59 Es sollte nicht das letzte vorübergehende ‚Verschwinden‘ des Codex’ bleiben. Im Zuge der Auslagerung der Hildesheimer Archivalien in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges oder während der anschließenden, mehrere Jahrzehnte andauernden Zwischenlagerung der Bestände in den verschiedensten Kellerräumen und Dachgeschossen der Stadt60 scheint das Wissen um seinen konkreten Aufbewahrungsort abermals verlorengegangen zu sein.61 Als sich der Direktor des Hildesheimer Stadtarchivs Helmut von Jan62 nach dem 1974/75 endlich erfolgten Umzug in das neue Archivgebäude63 an eine Inventur der Handschriften des Museums machte, konnte er jedoch erleichtert vermerken: „Wieder da.“64 Angesichts dieser bis in die jüngste Zeit von zahlreichen Widrigkeiten geprägten Überlieferungsgeschichte kann es kaum verwundern, dass der Goslarer Ordinarius von der Forschung bislang kaum beachtet worden ist. Zwar hatte bereits Lüntzel die Handschrift für seine aus dem Nachlass herausgegebene ›Geschichte der Stadt und Diöcese Hildesheim‹ herangezogen, war dabei aber über die Paraphrase einzelner Passagen nicht hinaus gekommen.65 Seither wurden lediglich die Angaben über die Einbindung des Grabmals Kaiser Heinrichs III. in die Liturgie der Goslarer Stiftsherren von verschiedener Seite ausgewertet.66 Eine umfassende Analyse der Handschrift blieb jedoch ebenso wie eine kritische Ausgabe des Textes bislang ein Desideratum. 59 Vgl. StadtA Hildesheim, Bestand 54, Nr. 38, fol. 1r bzw. 42v, sowie die wohl aus dieser Zeit stammende Signatur ›4130 / Mus. Hild. 350‹ auf dem ehemaligen Spiegel des vorderen Buchdeckels. 60 Vgl. Zoder, Stadtarchiv (1966), 6-11; von Jan, Rechenschaftsbericht (1975), 66-70. 61 Renate Kroos berichtet in ihrer 1958 eingereichten Dissertation, deren endgültiges Druckmanuskript im April 1967 abgeschlossen wurde, der Ordinarius sei „weder in Hildesheim noch in Goslar auffindbar“ gewesen. Vgl. Kroos, Bildstickereien (1970), 164, Nr. 38. 62 Helmut von Jan (1910-1991) leitete das Hildesheimer Stadtarchiv von 1964 bis 1975. Vgl. Hartmann, Nachruf (1991). 63 So die Vermutung von Herrn Dr. Michael Schütz (Stadtarchiv Hildesheim), dem ich auch die Identifizierung der Handschrift von Jans verdanke. 64 Vgl. StadtA Hildesheim, Bestand 54, Nr. 38, fol. 42v. – Archivdirektor von Jan veranlasste wohl auch, dass auf dem vorderen Deckel des Ordinarius gleich zweimal in einer unter konservatorischen Gesichtspunkten höchst bedenklichen Art und Weise die Signatur ‚HM 350‘ angebracht wurde: außen mit einem schwarzen Filzschreiber und innen mit einem blauen Kugelschreiber. 65 Vgl. Lüntzel, Geschichte (1858), Bd. 2, 672-674. 66 Vgl. Steigerwald, Kaiserthron (1993), 131-136; Beckermann, Grabmal (2003), 132-139; Lohse, Pfalzstift (2002/03), 96-99; sowie jetzt Kap. IV. – Ein auf dem Ordinarius basierender Vortrag von Frau Dr. Renate Kroos (München) über ‚Thesaurus et ornatus ecclesie Goslariensis‘ aus dem Jahre 1989 (vgl. Das Reich der Salier 1024-1125, 258, Anm. 6) blieb ungedruckt.

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Um die sprachlichen Eigenheiten des Goslarer Ordinarius so gut wie möglich zu konservieren, bietet die nachfolgende Edition eine buchstabengetreue Wiedergabe der Handschrift ›Hildesheim, Stadtarchiv, Best. 52, Nr. 350‹. Durchbrochen wird dieses Prinzip lediglich bei den Buchstaben ‚u‘ bzw. ‚v‘, die stets nach ihrem Lautwert wiedergegeben werden, und den römischen Zahlzeichen, an deren Stelle arabische Ziffern treten. Der nahezu vollständige Verzicht auf editorische Eingriffe in den Wortlaut des Originals schien insofern vertretbar, als die schwankende67 und mitunter eigenwillige68 Orthographie Oldewises sowie die immer wieder auftretenden Kasus- und Genusverwechslungen69 dem Verständnis des Textes an keiner Stelle im Wege stehen. Um den Lesefluss allerdings nicht in einem unzumutbaren Maße zu erschweren, musste die Interpunktion gemäß den modernen Regeln erfolgen, für deren Anwendung im Einzelfall Oldeswises syntaktische Symbole mitunter wertvolle Hinweise bieten konnten. Aus denselben Gründen wurden auch die ausgesprochen zahlreichen Abbreviaturen aufgelöst sowie die Groß- und Kleinschreibung vereinheitlicht. Unleserliche Stellen sind durch drei Punkte in runden Klammern (...) angedeutet, unsichere Lesungen durch ein nachgestelltes Fragezeichen in runden Klammern (?) kenntlich gemacht. Die Hinzufügungen des Herausgebers, die sich auf ein für das Textverständnis unabdingbares Mindestmaß beschränken, stehen in eckigen Klammern [ ]. Alle Streichungen und Nachträge werden unter Angabe der jeweiligen Schreiberhand70 im textkritischen Apparat nachgewiesen. Liturgische Initien erscheinen ohne Satzzeichen in doppelten spitzen Klammern « » und werden – soweit möglich – anhand der einschlägigen Sammlungen von Deshusses/Darragon bzw. Hesbert sowie der Vulgata nachgewiesen.71 Die kursiv gesetzten Datumsangaben zu den einzelnen Festtagen und die fortlaufenden Paragraphennummern72 sind editorisches Beiwerk, welches das Auffinden und Zitieren einzelner Passagen erleichtern soll. 67 Oldewise schreibt z. B. mal tapetia (Ordinarius §§ 2, 3, 4 u. ö.) und mal tepetia (ebd. §§ 11, 14, 25 u. ö.), mal blaviis (ebd. §§ 2, 5, 29 u. ö.) und mal blaveis (ebd. §§ 45, 55, 89 u. ö.) usw. 68 Etwa: antipendio (Ordinarius §§ 4, 5, 6 u. ö.), cappellam (ebd. §§ 19, 41b), chorona (ebd. § 54), clippeos (ebd., §§ 24b, 34b, 59, 88), commestionem (ebd. §§ 11, 29, 41 u. ö.), grifones, grifonum u. ä. (ebd. §§ 13, 15, 16 u. ö.), luterna (ebd. § 36a), pingwedo (ebd. § 53), popullum (ebd. § 36a), pulbitum (ebd. § 21), scampna (ebd. § 38), sangwis (ebd. §§ 50, 53), symeas (ebd. §§ 14, 22, 36), Sthephani (ebd. §§ 32b, 50), transsendendo (ebd. § 32b). 69 Besonders oft steht habens statt habente (Ordinarius §§ 2, 4, 5 u. ö.). Weitere Beispiele: cappa meliori (ebd. § 12), in superiori choro (ebd. § 19), rubeo cruce (ebd. § 32), cum parvo tapeti (ebd. § 35), pulsum vesperorum (ebd. § 38), matutina prepulsa(bu)ntur (ebd. §§ 41a, 43), sub velaminis (ebd. § 43), primam missa (ebd. § 87b). 70 Vgl. oben Tab. 18. 71 CT bzw. AMS, CAO 3 u. CAO 4. Ergänzend werden bei Bedarf die AH herangezogen. 72 Die Zählung orientiert sich weitestgehend an der Gliederung der Handschrift, in der jedes Fest mit einer roten Initiale einsetzt (vgl. Abb. 29). Bei einigen längeren Einträgen schien eine zusätzliche Gliederung in Unterabschnitte (a, b, c usw.) wünschenswert. Diese erfolgte in erster Linie nach sachlichen Gesichtspunkten.

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Editionen

XIII.2 Edition § 1 Ordinarius de preparamentis, tapetibus et cetera ecclesie Goslariensis. § 2 In festo circumcisionis Domini. 01.01. Duo presunt choro in cappis choralibus optimis. Campana dominica aurea pulsabitur. Sarchophagi et altare beati Mychahelis denudentur. Summum altare cum littera regis Grecie1 ornetur et palla habens bordam auream cum diversis capitibus apostolorum, episcoporum et virginum. Septem lumina ante summum altare ponentur. Tapetia fere omnia in choro ponentur. Sacerdos thurificans cappa serica acum leporibus aureis contexta, cuius spatium est blavii et rubei coloris, subducta nigro panno habens ante quatuor armillas rotundas utatura. Magnum completorium pulsabitur. Candele in corona2 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis bblaviis sericis et optimis et casula in parte sinistra blavia fluel3 in parte dextra viridis cum animalibus deauratis celebreturb. Si dominica die venerit, domini in circuitu cappati erunt. In secundis vesperis duo lumina incendantur. a) cum … utatur gestrichen. Am linken Rand von Hand 1: rubea de floel. Vgl. Ordinarius § 1 Anm. 1. — b) blaviis … celebretur gestrichen. Am rechten Rand von Hand 1: rubeys de floel, quos dedit Hinrech Bornhusen celebretur. Gemeint ist: Henning Bornhusen, der von 1455 IV 21 bis 1491 I 13 als Kanoniker, von 1467 VIII 30 bis 1471 II 25 und 1477 IV 7 bis 1491 I 13 auch als Dekan belegt ist und bald nach 1505 XI 12 verstarb. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 26, Nr. 43; ders., Domkapitel (1967), 196, Nr. 44; sowie oben Kap. IV, bei Anm. 8. 1) Vgl. Chroniken § 38 Anm. 1 u. 2. — 2) Zu den beiden Kronleuchtern der Stiftskirche vgl. Chroniken § 57 Anm. 4. — 3) fluwel ist mittelniederdeutsch für Samt oder Atlas. Vgl. Lübben, Handwörtbuch (1888), 487.

§ 3 In festo epyphanie Domini. 06.01. Campana dominica aurea pulsabitur. Sepulcrum regis, altare sancti Mychahelis, sarchophagi, tabula ante altare aperientur et denudentur. Omnia tapetia in choro et septem lumina ante summum altare ponentur. Palla habens bordam auream cum diversis capitibus apostolorum, episcoporum et virginum supra summum altare ponetur. Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus. Sacerdos thurificans cappa aurea cum diversis animalibus et anibus circulis et stripis longis subducta cum blavio panno utatur. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Sacerdos et ministri ad missam preparamentis aureis de blyante2 utentur. In secundis vesperis duo lumina ante altare incendantur.a {fol. 1v} Si festum dominica

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die venerit, processio ibit ad Dominam Nostram3 cum cappis et reliquiis et cetera. a) Am unteren Rand steht von Hand 2: von Wendt, Bischof zu Basinopel, Vicarius apostolicus, Domprobst zu Hildesheim. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) bliant ist mittelniederdeutsch für einen mit Gold durchwirkten Seidenstoff. Vgl. Lübben, Handwörterbuch (1888), 52. — 3) Gemeint ist die Pfalzkapelle Unser Lieben Frauen. Vgl. zu dieser Weidemann, Bauten (1978), 60-64; Graf, Niederkirchenwesen (1998), 448 f. u. ö.

§ 4 In festo beati Herardi episcopi. 08.01. Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis et altare aureum aperientur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Brachium sancti Herardi ad summum altare ponatur. Rectores chori et sacerdos thurificans cappis glaucis utantur. Altare cum antipendio cum grifonibus et palla habens bordam sive listam sericam pro parte quadrate, quarum una blavia alia rubea, et sic deinceps adornetur. Sacerdos et ministri ad missam preparamentis glaucis utentur. § 5 In festo beati Anthonii confessoris. 17.01. Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis, altare sancti Mychahelis et sarchophagi aperientur. Sex tapetia in choro et septem lumina ante summum altare ponentur. Altare summum cum antipendio viridi quinque stripas habente et palla cum parvis armillis adornetur. Domini regunt chorum in cappis glaucis. Sacerdos cappa blavia utatur. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Sacerdos casula blavia crucem ante et retro cum stellis habens, ministri preparamentis blaviis de sayno2 utentur ad missam. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) saien ist mittelniederdeutsch für ein leichtes Zeug von feiner Wolle. Vgl. Lübben, Handwörterbuch (1888), 313.

§ 6 In festo conversionis beati Pauli. 25.01. Campana ferialis pulsabitur. Quinque tapetia ponentur. Due candele ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio plures ymagines et musculas habente preparetur. Palla cum borda serica habens figuras semelle et crucem per medium tractam aliasque figuras diversasa {fol. 2r} supraponatur. Rectores chori cappis glaucis utentur. Sacerdos indutus cappa serica cum pavonibus et equis thurificet. Mediocre completorium pulsabitur. Sacerdos et ministri preparamentis cum ymaginibus ad missam vestiantur. a) Am unteren Rand steht von Hand 3: In Quadragesima due cappe nigre et

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Editionen casule nigre.

§ 7 In festo beati Valerii episcopi. 29.01. Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septem tapetia et septem lumina ante altare ponentur. Rectores chori cappis glaucis utantur. Sacerdos induatur cappa serica cum animalibus aureis intexta, spacio viridi et rubeo, subducta glauco panno habens ante tres armillas. Altare cum antipendio ymaginem sancte Marie habente ornetur. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Sacerdos et ministri preparamentis viridibus in capsella positis utentur. aSi presens festum dominica die venerit, domini erunt cappati in circuitu.a a) Si … circuitu ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 8 In festo beate Aldegundis virginis. 30.01. a a Si ante Septuagesima venerit, aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis et altare aureum aperientur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Rectores chori et sacerdos thurificans cappis albis utantur. Altare summum cum antipendio ymagines et musculas habente et palla cum parvis armillis adornetur. Completorium mediocre pulsabitur. Sacerdos et ministri preparamentis albis ad missam utentur, scilicet casula alba magna bordam nigram in modum crucis habente. a) Si … venerit ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. Darunter steht von Hand 1: Si post Septuagesimam, tunc tenetur ut festum Dorothee. Vgl. Ordinarius § 10.

§ 9 In festo purificationis beate Marie virginis.a 02.02. Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum imperatoris, altare aureum, sarchophagi, tabula ante et in altare aperientur et denudentur. {fol. 2v} Omniab tapetia in choro ponentur. Septem candele ad vesperas et ad matutinam ante summum altare ponentur et incendantur. Altare summum cum palla optima habente magnas armillas quadratas adornetur. Rectores chori cappis melioribus choralibus utentur. Sacerdos thurificans cappa aurea meliori cum diversis anibus et foliis arborum subducta blavio panno utatur. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam in cappis albisc est legendum et cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Sacerdos et ministri ad missam optimis preparamentis utentur, dscilicet equalibus, in quibus apparent ymagines hominum, piscum et draconumd. Processio ibit ad Dominam Nostram2 cum cappis et reliquiis. In secundis vesperis duo

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lumina ante summum altare incendantur. a) Am rechten Rand steht von Hand 1: Si post Septuagesimam, tunc domini et scholaris in superpellicia. — b) Am oberen Rand steht von Hand 1: Festum sancti Walentini [14. Februar] peragetur sicut festum Barbare [vgl. Ordinarius § 82]. Capiatur casula rubea samloth. Letzteres ist mittelniederdeutsch für Kamelot, einen Stoff aus Kamelhaaren. Vgl. Lübben, Handwörterbuch (1888), 315. — c) albis ist von Oldewise mit roter Tinte am rechten Rand nachgetragen. — d) scilicet … draconum ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 4: Ad missam utentur preparamentis nigris optimis. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 10 In festo beate Dorothee virginis. 06.02. Si ante Septuagesimam venerit: Aurea campana pulsabitur, sepulcrum regis et altare aureum aperientur. Si vero post: Campana ferialis pulsabitur, quinque tapetia ponentur. Domini regunt chorum in cappis albis equalibus. Sacerdos thurificans cappa aurea brevi habens listam blaviam in dorso albis foliis intextam utatur. Completorium mediocre pulsabitur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio ymaginem sancte Marie in medio habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Sacerdos et ministri preparamentis albis utentur, scilicet casula pro media parte alba et pro altera media parte rubea. In secundis vesperis cappis suprascriptis utatur. § 11 In festo sancti Mathye apostoli. 24.02. Aurea campana pulsabitur. Tepetia omnia ponentur. Sepulcrum regis et altare aureum denudentur. Sarchophagi ambo aperiantur. Tabula ante summum altare aperiatur.a Septem candele ante altare summum ponentur.b {fol. 3r} Optima palla cum magnis armillis quadratis altari supraponatur. Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus.c Sacerdos ad thurificandum cappa aurea cum diversis animalibus et anibus, circulis et stripis longis subducta blavio panno utatur. Finito completorio fiet sermo in monasterio ad populum. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam in cappis glaucisd est legendum et cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Et si presens festum venerit dominica die, processio ibit ad Dominam Nostram2 et domini erunt cappati. In gerula reliquie portantur et plenarium maius. Sacerdos et ministri ad missam preparamentis aureis de blyante3 utentur. Tabula supra altare aperietur. Post commestionem fiet sermo in monasterio ad populum. In secundis vesperis duo lumina ante altare incendantur et cappis antedictis utatur. a) Am rechten Rand steht von Hand 1 (?): Superpellicia. — b) Am unteren Rand steht von Hand 1: Item post die Valantini et Juliane [14. bzw. 16. Fe-

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Editionen bruar] portabunt reliquie ad monasterium. — c) Am rechten Rand steht von Hand 1: blau Achtermans. Gemeint ist: Berthold Achtermann, der vor 1517 VIII 30 zum Kanoniker von St. Simon und Judas gewählt wurde und vor 1536 II 14 verstorben ist. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 15, Nr. 1; ders., Domkapitel (1967), 195, Nr. 1. — d) glaucis ist von Oldewise mit roter Tinte am rechten Rand nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. — 3) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1.

§ 12 In festo conversionis beate Marie Magdalene. 01.03. Campana ferialis pulsabitur. Quinque tapetia ponentur. Domini regunt chorum in cappis albis equalibus. Sacerdos thurificansa ad legendam collecta cappa alba meliori utatur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio ymaginem sancte Marie virginis in medio habente et cum palla parvas armillas habente ornetur. Completorium mediocre pulsabitur. Sacerdos casula viridi diversas stripas blavias et rubeas habente et ministri albis preparamentis ad missam utentur. In secundis vesperis cappe superius scripte induantur. a) thurificans ist von Oldewise expungiert und später (wohl von anderer Hand) auch gestrichen worden.

§ 13 In festo beati Gregorii pape. 12.03. Campana ferialis pulsabitur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare summum cum antipendio grifones habentea {fol. 3v} etb cum palla habente bordam sericam et figuras quadratas, quarum una blavia, alia rubea, et sic deinceps adornetur. Sacerdos cappa glauca utatur. Completorium magnum pulsabitur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis glaucis utentur. In secundis vesperis cappis suprascriptis utatur. a) Am unteren Rand steht von Hand 1: In die sancta (?) celebrabitur secunda missa per decanum vel de dominis nostris in preparamentis nigris et capiatur den brunen (?) athlas casel. — b) Am oberen Rand steht von Hand 1: Item festum Gerdrudi [17. März] peragetur sicud festum Dorothee virginis. Vgl. Ordinarius § 10.

§ 14 In festo annuntiationis beate Marie. 25.03. a Aurea campana pulsabitur. Tepetia fere omnia ponentur. Sepulcrum regis et altare aureum denudentur. Sarchophagi aperiantur. Altare summum cum antipendio aquilam habente et cum palla nigram bordam cum Sampsone habente adornetur. Duo lumina ante altare incendantur. Domini regunt chorum in cappis albis. Sacerdos ad thurificandum utatur cappa aurea habente b monstra, volucres et symeas cum vexillis subducta rubeo pannob. Magnum

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completorium pulsabitur. Ad matutinam ante altare duo lumina incendantur. In preparamentis albis missa celebrabitur, scilicet casula argentea cum fistulatoribus. Et si presens festum venerit dominica die, processio ibit ad Dominam Nostram1 et domini erunt cappati. In gerula reliquie portantur et plenarium cum ymaginibus beate Marie et apostolorum. Lac beate Marie virginis cum aliis reliquiis in monasterio de mane exponatur. In secundis vesperis cappis suprascriptis, scilicet albis, utatur. a) Am linken Rand steht von Hand 1 (?): Superpellicia. — b) Monstra … panno ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: Mit (?) den krusen guldene knop. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 15 In festo beati Ludgheri episcopi. 26.03. Campana ferialis pulsabitur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare ad vesperas et ad matutinam incendantur. Altare summum cum antipendio grifonum et palla cum borda serica figuras semelle et cruces in medio habente adornetur. Rectores chori et sacerdos cappis glaucis utantur. Completorium mediocre pulsabitur. Sacerdos et ministri ad missam preparamentis glaucis vestiantur. Si vero {fol. 4r} presens festum post diem Pasche venerit et peragetur, tunc aurea campana magnum completorium pulsabitur, sepulcrum regis et altare aureum aperientur.1 1) Heinrich Koch, Pfarrer zu Hilwardingerode, errichtete 1314 VII 3 eine Stiftung, aus deren Erträgen der Vikar des Nikolaus- und Liudger-Altars u.a. in die beati Luithgeri ad peragendum festum ipsius cum novem lectionibus […] distribuet singulis annis inter dominos et vicarios […] dimidiam marcam (UB Goslar 3, Nr. 338).

§ 16 In festo beati Venantii martiris. 01.04. Campana ferialis pulsabitur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio grifonum et palla cum borda aurea habens plures veisas sericas rubeas, virides, blavias et glaucas adornetur. Sarchophagus beati Venantii aperiatur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeisa utantur, bcappa rubea longab. Completorium mediocre pulsabitur. Missa in preparamentis rubeis celebretur. Si vero presens festum post Pascha venerit et peragetur, tunc campana aurea dominica et magnum completorium pulsabitur, sepulcrum regis et altare aureum denudentur. a) rubeis ist von Oldewise über der Zeile nachgetragen. Das von ihm zuvor notierte glaucis wurde bei dieser Gelegenheit gestrichen. — b) cappa … longa ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen.

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§ 17 In festo sancti Ambrosii episcopi. 04.04. Campana ferialis pulsabitur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio grifonum et palla cum borda serica figuras semellarum et cruces in medio habente adornetur. Rectores chori et sacerdos cappis glaucis vestiantur. Completorium mediocre pulsabitur. Missa in preparamentis glaucis celebretur, sed casula viridi habente in dorso bordam auream in modum crucis. Brachium sancti Ambrosii ad vesperas et ad missam in altari exponatur. Si vero presens festum post Pascha venerit et peragetur, tunc campana aurea dominica et magnum completorium pulsabitur, sepulcrum imperatoris et altare aureum aperientur. § 18 Sabbato ante diem Palmarum. Samstag vor Palmsonntag Unus vicarius presit choro ad vesperas indutus rubea cappa. Et sacerdos legens collectam eciam utatur rubea cappa. Altare summum cum pallio rubeo plures circulos habente ornetur, quod pallium sive antipendium ante altare usque in sextam feriam pend[e]at,a {fol. 4v} et palla habens parvam bordam auream cum pluribus filis sive veisis rubeis et sericis supraponatur. Quinque tapetia ante summum altare ponentur. a) Am unteren Rand steht von Hand 3: Dominica juxta ante Chorporum [vgl. Ordinarius § 36] legitur ewangelium. Illud verbum (…).

§ 19 In die Palmarum. Palmsonntag Missa in rubeis preparamentis, scilicet casulis, celebretur. Unus canonicorum preest choro in cappa rubea. Omnes cappe puerorum exponentur, in quibus pueri octo vel circa cantabunt «Gloria laus»1. Et isti pueri transibunt in processione ante subdyaconum, qui ministrabit. Processio ibit ad Dominam Nostram2 sive cappellam regiam beate Marie virginis et ibi in superiori choro benedicentur rami palmarum. aDomini erunt cappati cappis melioribusa. Duo scolares ministri preparatib precedunt portantes duas parvas cruces. Subdyaconus portabit plenarium cum crucifixo. Reliquie non portantur neque cruces maiores secunda, tertia et quarta feriis palmarum. Missa celebrabitur in rubeis preparamentis, scilicet casulis. a) Domini … melioribus ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. — b) Oldewise schrieb versehentlich: prepararati. 1) CAO 4, Nr. 8310. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 20 In bona quinta feria sive in Cena Domini. Gründonnerstag a Quinque tapetia ponentura. Post octava hora nona pulsabitur una vice cum duabusb magnis campanis in turri. Post pulsumc statim legit in choro prima,

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tertia, sexta et nona. Missa compulsabitur cum omnibus campanis in turri et in choro. Sacerdos sit indutus casula rubea. Ministri vero debent esse induti dalmaticis sive tunicis rubeis et non casulis. Unus canonicus indutus rubea cappa preerit choro incipiens ad missam introitum «Nos autem gloriari»1. d Epistola et ewangelium leguntur in ambone. Silentium, non pulsabitur. Et «Pax Domini» dicetur. Oratio «Domine [Iesu] Christe filii Dei vivi» sola dicetur, uti in missa pro defunctis.d Finito officio per totum sacerdos alteram hostiam consecratam cum magna humilitate retroportabit ad armarium in locum mundum et ornatum cum corporalibus, et ibi debet reservati cum lumine accenso usque in crastinum. Deinde duo scolares preparati portabunt duas cruces, duo scolares superpelliciati duo lumina, unus thuribulum sed cappatus. Subdyaconus cum plenario habens crucifixum sive crucem {fol. 5r} et preparatus et dyaconus eciam preparatus precedent. Et processio sequetur et intrabunt capitolium. Et parietes capitolii debent esse amicti velis. Et ibi domini more consueto celebrabunt mandatum et cetera. a) Quinque … ponentur ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. — b) duabus ist von Oldewise interlinear nachgetragen. — c) Nach pulsum hat Oldewise noch einmal pulsum wiederholt und später nur halbherzig getilgt. — d) Epistola … defunctis ist von Oldewise am unteren Rand nachgetragen. 1) AMS, Nr. 77a.

§ 21 In die Parasceve, hoc est sexta feria.a Karfreitag Statim post horam septimam signabitur prima ligneo instrumento ab ecclesiastico et prima legitur. Hora octava signata signabitur officium et legitur tercia, sexta et nona simul. Ponatur crux iuxta altare summum et tegatur cum purpura. Et ponantur velamina et tapetia in pavimento usque subtus organum. Sacerdos et tres ministri preparamentis et rubeis casulis induti procedunt de armario ad altare sancti Mathye1 cum silentio. Ante idem altare excendatur unum magnum tapete. Preparetur pulbitum sacerdoci ad legendas oraciones. Preparetur pulbitum dyacono ad legendum passionem Domini. Legatur prophetia sine tytulo, scilicet «In tribulatione sua»2. Sequitur tractus et legatur per modum prophetie. Sequitur oratio «Deus a quo et Iudas»3. Deinde sequitur alia lectio exodi «Dixit Dominus ad Moysen»4. Et legetur per modum epistole et cetera. Finitis orationibus sacerdos et ministri assumant quintum socium, qui super superpellicium eciam induat casulam rubeam et cantent antiphonam «Popule meus»5. Duo scolares preparati et lumina tenentes in suis manibus cantent «A[g]yos». Unus scolaris cappatus thurificet. Chorus «Sanctus» et cetera. Et quam antiphonam cantantur, tunc scolari cum luminibus et thuribulo vertant se ad crucem. Deinde per ministros denudetur crux et levatur atque cantetur antiphonam «Ecce lignum crucis»6. Chorus perficiat antiphonam cantandam cum psalmo «Beati

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immaculati»7. Et interim velum, quod pendet ante magnam crucem super altare beati Mathye1 sive crucis, submittitur et deponitur. Et ministri reiterent cantandam antiphonam «Ecce lignum crucis»6 et iterum chorus perficiet cum psalmo. {fol. 5v} Quo peracto sacerdos et ministri redeunt ad armarium et preparabunt se ad officium. Velamen preparabitur. Deinde quatuor ministri induti eisdem casulis rubeis portabunt velamen, sub quo vadat sacerdos portans corpus Dominicum. Duo scolares precedunt portantes lumina et unus cum thuribulo et cetera. Et sacerdos dicat «Confiteor» et cetera. Eciam dicat illam orationem ante communionem: «Domine Iesu Christe filii Dei vivi» et cetera. Deinde ad vesperam legantur psalmos feriales submissa voce. «Pater noster». Psalmus «Misere mei Deus»8. «Christus factus est [pro nobis] oboediens»9 cum oratione sive oremus «Respice quesumus Domine»10 et cetera. Quibus peractis cum omni humilitate redibunt cum corpore Dominico ad armarium et cetera. Ministri canonici exuunt preparamenta. Sed sacerdos exuit solam casulam rubeam transiens cum alba ad sepelienda crucem et cetera. a) Am rechten Rand steht von Hand 1: In nocte dominice exponantur reliquie subtus organum. In nocte Parascreve et eciam (...) comparandum. Die ersten beiden Wörter dieses Nachtrags sind später hinzugefügt worden. 1) Der Altar ist erstmals 1303 VII 8 bezeugt (UB Goslar 3, Nr. 46: ad novum altare, scilicet sanctorum Mathie, Rustici et Venantii). — 2) Hos. 6,1. — 3) CT, Nr. 731. — 4) 2 Mos. 6,1. — 5) CAO 3, Nr. 4312. — 6) CAO 3, Nr. 2522. — 7) Ps. 118. — 8) Ps. 51,3. — 9) CAO 3, Nr. 1792. — 10) CT, Nr. 3101.

§ 22 In vigilia Pasche. Ostervigil Sexta hora signata signatur prima et legitur. Hora septima signatur officium. Et leguntur tertia, sexta et nona in cappis nigris, quibus finitis cappe nigre deponantur usque ad adventum Domini. Sepulcrum imperatoris, altare aureum, sarchophagi, tabula ante altare aperientur et denudentur. Omnia tapetia in choro ponentur. Palla cum magnis armillis quadratis, que est optima, altari summo supraponatur usque in quartam feriam. Preparetur pulb[i]tum sacerdoci prope altare versus orientem ad legendas collectas. Preparetur pulb[i]tum dyacono ad cantandum «Exultet»1 versus septemtrionem. Capiatur ignis de berillo a sole vel excutiatur a silice et cetera. Sacerdos utatur cappa aurea habente monstra et symeas cum vexillis et casula alba habens per medium bordam nigram et cetera. Dyaconus et subdyaconus albis preparamentis utentur. Sacerdos, dyaconus nichil portantes. Subdyaconus portans plenarium penes magnum. Duo scolares preparati albis portantes {fol. 6r} parvas cruces et non vexilla. Unus scolaris portans baculum, in quo ligabitur candela convoluta, per quam cereus magnus incende-

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tur. Unus scolaris portans in scutella thus et mirram atque tymiama. Unus portans thuribulum argenteum mediocre absque ignea. Unus scolaris portans aquam benedictam. Omnes purpureis cappis induti incipiendum legere septem psalmos sine «Gloria patri» procedant cum processione, que sequitur ad locum, ubi benedicendus est novus ignis, et sacerdos cum suis ministris omnibus ter circuit ignem et cetera. Deinde dyaconus incipiat «Exultet»1 in loco debito, ubi inveniat pulpitum et librum preparatum, candelam convolutam ardentem et scolarem cappatum cereum benedicendum tenentem. Et tempore debito inprimat cereo in modum crucis thus et mirram, scilicet quatuor partes thuris et unam partem mirre in medio. Dyaconus eciam tempore debito cereum incendat per se et cetera. Cereo benedicto senior canonicus indutus cappa alba vel cappa aurea brevi habente bordam blaviam in dorso albis foliis intextam incipiat legere «In principio»2 et cetera. Duo canonici presunt choro in cappis choralibus melioribus. Deinde duo scolares portantes cruces, scolaris portans cereum, scolaris portans crisma et unus cum thuribulo, omnes cappati, subdyaconus portans plenarium, dyaconus et sacerdos nichil portantes procedant per ostium prepositi ad locum, ubi benedicendus est baptismus. Trina vice circu[m]eundo ipsum et cetera. Et processio sequatur utriusque chori et cetera. Ad officium cantores incipiant «Kyrieleison» paschalem, sacerdos «Gloria in excelsis Deo». Et tunc statim fiat compulsacio solempnis in choro et in turri et cetera ista vice. Ewangelium legitur absque candelis, quia scolarus cum thuribulo solus procedit cum subdyacono et dyacono ad legendum ewangelium et cetera. Ad completorium pulsabitur aurea campana. Septem candele ante altare ponentur. Altare et sarchophagi aperiantur. {fol. 6v} 1) CAO 4, Nr. 8301. — 2) Gen. 1,1.

§ 23 In sancta nocte Pasche. Osternacht Ecclesiastica signet hora debita, scilicet undecima, idem circa ligneo instrumento, ut omnes conveniant in chorum. Tres canonici seniores induti cappis purpureis rubeis habentes thuribula in manibus procedunt ad sepulcrum, et domini sequuntur eos et cetera. Finito «Cum rex glorie» et «Ad cenam agni» et cetera. Et domini vadant ad loca sua in stallo. Et dominus decanus vel senior incipiat alta voce non nimis cum clamosa «Regina celi»1 et cetera. Et tunc fiat compulsacio in choro et in turri solempnis. Deinde pulsetur campana aurea dominica et alie campane secundum ordinem debitum et consuetum. Et infra pulsum custodes preparent vexilla et ponantur ad loca sua deputata. Compulsacione facta sacerdos dicat «Domine labia mea aperies» et cetera. Septem candele ante altare. Lumina in corona2 et circa chorum incendantur. Altare summum sine tabula ante altare et sarchophagi aperian-

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tur et cetera. Finito «Gloria patri» ad tercium responsorium duo scolares cappati vadant cum parvis vexillis ad monasterium et processio sequitur. Iterum vadant tres seniores canonici cappati cappis albis et thuribula ferentes per longaneam australem sub silencio cantantes «Maria Magdalena»3 et cetera. Ut patet in ordinario. 1) CAO 3, Nr. 4597. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 3) CAO 4, Nr. 7128.

§ 24 In die sancto Pasche. Ostern Rectores chori cappis optimis choralibus utentur. Sacerdos et ministri optimis preparamentis utentur ad missam. Ad matutinam in cappis albis est legendum et cantandum. Ad processionem procedant duo scolares preparati portantes 2 parva vexilla, duo scolares cappati portantes maiora vexilla et duo scolares cappati portantes gerulam reliquiarum, unus scolaris cappatus portans aquam benedictam. Vicarius cappatus aspergat. Subdyaconus portans plenarium magnum. Dyaconus portans brachium beati Eucharii. Sacerdos portans crucem de clavo Domini.a Processio ibit ad Dominam Nostram1 et domini erunt cappati. a) Am linken Rand steht von Hand 1: Dat gulden preparament. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

a Nota: Cereus magnus non extingwitur nisi finita summa missa in die Pasche et semper reincendatur ad {fol. 7r} vesperam et ad summam missam secundam et in tercia secunda. Ad vesperam organa incipiant «Kyrieleison» paschale et cetera. Finita collecta duo scolares preparati sive induti albi portantes duo parva vexilla, scolaris cappatus portans cereum, scolaris cappatus portans crisma, scolaris cappatus portans thuribulum, subdyaconus preparatus portans plenarium, dyaconus preparatus ut ad missam nichil portans, sacerdos cappatus aurea cappa meliore et qui celebravit missam. Omnes procedant usque ad baptismum. Ter circumeundo baptismum et cetera et cetera. Visitatio baptismi fiet in die Pasche, secunda et tercia feria, et ministri preparamentis, quibus ad missam usi sunt, istis tribus diebus utentur. Et bina vice cantatur «Dicant nunc»1. Tertia feria «Dicant nunc» non cantatur. Hoc finito unus de pueris dicat «Benedicamus Domino» et cetera.a a) Am rechten Rand steht von Hand 1: Dat rode preparament popem (?). Vgl. Ordinarius § 35 Anm. d. 1) CAO 4, Nr. 6438.

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b Feria secunda et feria tercia erit legendum et cantandum in cappis albis. Duo presunt choro in cappis albis. Sarchophagi, tabula ante altare et supra altare aperientur et denudentur. Septem candele ante altare ponentur. Lumina in corona1 et circa chorum incendantur ad matutinam. Aurea missa in casula acum stellisa celebretur.2 «Kyrieleison», «Gloria in excelsis» et sequens «Zyma vetus»3 in parvis organis cantabuntur. Lumina in corona1 per totam missam ardebunt et cetera. Summa missa in preparamentis aureis de blyante4 celebretur. Casula aurea domini Holley5 habens in dorso duos clippeos, in uno apparet tridens, in alio tria lylia, induatur. Cappa aurea dominorum de Walmedy6 cum diversis animalibus et anibus et stripis longis utatur.b a) cum … stellis ist gestrichen und radiert. Am rechten Rand steht von Hand 5: der (...)here. — b) Am rechten Rand steht von Hand 1: Achtermans tuch, dat blawe floel. Vgl. Ordinarius § 11 Anm. c. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Die „goldene Messe“ wurde am Morgen des Ostermontags gefeiert. Bei ihr hatten alle Ratsherren mit ihren Frauen und Töchtern anwesend zu sein. Vgl. die ‚Annales‘ der Goslarer Ratsherren von 1508-1515 bei Frölich, Verfassung (1921), 60; ferner ebd., 35, Anm. 2 (mit irreführenden Angaben). — 3) Vgl. Grosfillier, Séquences (2008), 320-325 (Edition) u. 596-616 (Kommentar). — 4) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1. — 5) Berthold von Holle ist 1391 XII 9 als Kanoniker belegt. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 56 f., Nr. 147; ders., Domkapitel (1967), 200, Nr. 154. — 6) In Betracht kommen: Alexander von Wallmoden (von 1233 bis 1272 X 23 als Kanoniker belegt, seit 1238 Scholaster, verstorben vor 1274 III 17), dessen Neffe Alexander (von 1259 VII 5 bis 1285/96 als Kanoniker belegt) oder dessen Großneffe Dietrich (1305 als Kanoniker belegt, zugleich Kanoniker am Hildesheimer Domstift). Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 109-111, Nr. 280-282; ders., Domkapitel (1967), 205, Nr. 291-293.

c Feria tercia sacerdos cappa serica aureis leporibus contexta nigro panno subducta habens quatuor armillas rotundas imperatoris ad thurificandum utatur. Ad missam casula argentea cum fistulatoribus et tunice albe induantur. Ad vesperas quinque lumina ante altare ponentur. Post completorium duo tapetia tolluntur. {fol. 7v} d Feriaa quarta in Pascha ad matutinam, ad missam et ad vesperas in cappis albis chorus regatur.b Tabula ante altare et sarchophagi aperientur. Sacerdos ad thurificandum cappa viridi utatur. Missa in viridibus preparamentis cum botris celebretur. Ad vesperam duo lumina incendantur. Tabula, altare et sarchophagi non aperientur. Et baptismus non visitur.c a) Am oberen Rand steht von Hand 6: Nota: Festum sancti Busini martyris gloriosi [23. April] regatur ut festum sancti Georgii [vgl. Ordinarius § 26

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Editionen Anm. a]. Si autem venerit post Trinitatis, regatur ut festum sancti Oswaldi regis et martyris [vgl. Ordinarius § 51]. — b) Am linken Rand steht von Hand 1: Bornhusen tuch. Vgl. Ordinarius § 2 Anm. b. — c) Am linken Rand steht von Hand 3: Nota: Ad vesperas et ad missas semper incendenda lumina paschale usque ad festum Pentecostes dominicis diebus et festis.

e Notandum est, quod infra festum Pasche et octavam Corporis Christi, octavam Visitationis beate Marie, octavam Assumptionis et Nativitatis beate Marie, infra festum Nativitatis Christi et octavam Epyphanie Domini rector chori, sacerdos et ministri altaris dominicis diebus et eciam aliis ferialibus diebus, ut premittitur, cappis et preparamentis albis utentur.1 Et eciam predictis dominicis diebus in circuitu plenarium minus cum ymagine beate Marie virginis portabitur.a a) Am linken Rand steht von Hand 3: Nota: Octava Pasche ad vesperas duo lumina. Duo domini regunt corum in cappis albis, preparamentis albis. 1) Vgl. Ordinarius §§ 24, 37, 44 mit Anm. a, 56, 62, 87 u. 91 mit Anm. 1.

§ 25 In festo sanctorum Phylippi et Jacobi. 01.05. a Duo presunt choro in cappis glaucis. Sex tepetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum antipendio habente ymagines cum clavibus ornetur. Palla cum magnis armillis rotundis, quarum duodecim sunt, supraponatur. Sacerdos cappa cum pavonibus et equis utatur. Completorium magnum pulsabitur. Sarchophagi in die solum aperientur. Missa in preparamentis cum ymaginibus celebretur. a) Am linken Rand steht von Hand 3: Et Ultimum Pasce idem celebrabitur. Darunter steht von Hand 1: In secundis vesperis erit stacio altaris Anne in novo cripte. Die neue Krypta wurde nach Wolff/v. Behr/Hölscher, Stadt (1901), 42, im Jahr 1462 unter der Kapitelsstube errichtet.

§ 26 In festo inventionis sancte crucis. 03.05. Aurea campana pulsabitur. Duo presunt choro in cappis rubeis. Quinque tapetia ante summum altare ponentur. Duo lumina incendantur ante summum altare. Altare summum cum pallio sive antipendio habente in medio ymaginem beate Marie virginis ornetur. Palla habens parvam bordam auream cum pluribus filis sive veisis sericis et rubeis supraponatur. Sarchophagi aperientur. Tria tapetia ante altare sancte crucis1 ponentur.a {fol. 8r} Due magne cruces ad altare sancte crucis ante chorum deportentur. Duobus scolaribus cum superpelliciis et luminibus precedentibus, que dictis vesperis in locum suum reserventur. Rectores chori, sacerdos et ministri altaris cappis et preparamentis rubeis utentur. Plenarium cum crucifixo portabitur. Infra sequentiam due magne cruces per ministros altaris et due parve cruces per sacerdotem ad baptyzandum in baptisterio ad medium monasterii deporten-

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tur. Scolaribus cum minoribus duobus vexillis, duobus luminibus et cum thuribulo precedentibus et cetera. Magnum completorium pulsabitur. De mane due magne cruces cum quibusdam aliis reliquiis in monasterio exponantur. a) Am unteren Rand steht von Hand 7: Vera die Geor[g]ii [23. April] erit dedicacio altaris Marie Magdalene. Darunter steht von Hand 3: Georgii preparamenta rubea, casula rubea cum cruce Swartekoppes. Ad vesperas duo lumina et ad matutinam (...) in cappis rubeis. Textverlust durch Beschädigung des Blattes. Personen mit dem Familiennamen Swartekop sind in Goslar im Laufe des 15. Jahrhunderts wiederholt als schoßpflichtig bezeugt. Vielleicht handelt es sich bei dem Stifter des genannten Kreuzes um Johannes Swartekop, der 1413 als Bürgermeister amtierte. Vgl. die Nachweise bei Graf, Niederkirchenwesen (1998), 499, Nr. 186. 1) Der Laienaltar von St. Simon und Judas wurde 1263 I 14 durch Erzbischof Ruprecht von Magdeburg zu Ehren des hl. Kreuzes, des Erzmärtyrers Stephanus und weiterer Heiliger geweiht. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 83.

§ 27 In festo sancti Iohanni ante portam. 06.05. Aurea campana et magnum completorium pulsabitur. Sex tapetia in choro ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare cum antipendio aquilam habente et cum palla bordam nigram cum Sampsone [habente] adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa serica cum pavonibus ad thurificandum utatur. Missa in preparamentis cum leonibus celebretur, scilicet in casula, ubi apparent leones absque circulis. § 28 In translationis beati Andree. 09.05. Aurea campana et magnum completorium pulsabitur. Sex tepetia ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi denudentur. Altare cum antypendio ymagines cum clavibus habente ornetur et cum palla habente magnas rotundas armillas duodecim. Duo lumina ante altare incendantur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa viridi utatur. Missa in viridibus preparamentis cum botris et equalibus celebretur. Et si presens festum dominica die venerit, domini erunt cappati in circuitu. {fol. 8v} a) die ist von Oldewise unter der Zeile nachgetragen.

§ 29 In festo beati Servacii episcopi. 13.05. Aurea campana et magnum completorium pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur.a Tapetia fere omnia in choro ponentur. Septem lumina ante summum altare ad vesperas et ad matutinam ponentur. Altare summum cum pallio viridi quinque stripas habente et cum palla duo-

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decim armillas rotundas deauratas habente adornetur. Caput sancti Servacii ad vesperas supra summum altare ponatur.b Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa blavia ad thurificandum utatur. Missa in preparamentis blaviis sericis et melioribus celebretur, scilicet in casula blavia crucem ante et retro habente absque stellis. De mane caput sancti Servacii cum quibusdam aliis reliquiis in monasterio exponatur. Lumina in corona1 et circa chorum ad matutinam incendantur. Ad missam tabula supra altare summum aperiatur. Post commestionem sermo fiet ad populum in monasterio. Si presens festum dominica die venerit, non transponetur, sed processio ibit ad Dominam Nostram2 et domini erunt cappati sicut in die Pasche.3 Ad secundas vesperas duo lumina ante altare incendantur et cappis suprascriptis utatur. a) Am linken Rand steht von Hand 1: et denudentur. — b) Am linken Rand steht von Hand 1: Et duo lumina super idem altare ponantur et incendantur. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. — 3) Vgl. Ordinarius § 24.

§ 30 In festo translationis beati Mathye prima. 18.05. Aurea campana non pulsatur. Sex tapetia ponentur. Sarchophagus beati Mathye aperietur. Altare summum cum antipendio viridi quinque stripas habente et cum palla duodecim armillas rotundas habente adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Duo lumina ante altare incendantur. Sacerdos cappa serica cum pavonibus et equis ad thurificandum utatur. Completorium mediocre pulsatur. Sacerdos et ministri ad missam preparamentis cum ymaginibus utentur.a Ad secundas vesperas propter festum beati Cirilli aurea campana pulsabitur. {fol. 9r} a) Am unteren Rand steht von Hand 8: Casula serica intexta anibus aureis et habens ymaginem crucifixi in dorso.

§ 31 In festo beati Cirilli. 19.05. Aurea campana et magnum completorium pulsatur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi ambo aperientur et denudentur. Sex tapetia in choro ponentur. Septem lumina ante altare incendantur et ponentur. Altare cum pallio viridi stripas habente et cum palla cum duodecim armillis rotundis deauratis adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa viridi utatur cum botris. Magnum completorium pulsatur. Lumina in corona1 et circa chorum ad matutinam incendantur. Missa in preparamentis sericis et viridibus et casula in capsella sive in capside reclusa, que et quam dominus decanus de Ierxhem2 dedit, celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina ante altare summum incendantur et cappis antedic-

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tis utatur. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Friedrich von Jerxheim ist von 1265 bis 1287 I 21 als Kanoniker belegt, von 1269 bis 1274 auch als Dekan. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 59, Nr. 155; ders., Domkapitel (1967), 200, Nr. 163.

§ 32 In vigilia ascensionis Domini. Himmelfahrtsvigil Aurea campana pulsatur. Omnia tapetia in choro ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante summum altare et in altaria sive supra altare et ambo sarchophagi aperiantur et denudentur. Septem lumina ante altare ponentur et incendantur. Palla melior sive optima cum magnis armillis altari supraponatur. Duo presunt choro in cappis choralibus melioribus. Sacerdos ad thurificandum cappa aurea optima cum diversis anibus et foliis arborum subducta blavio [panno] utatur. Magnum completorium pulsabitur. Panniculus albus cum rubeo cruce supra altare beati Mathye1 pendendum in ambone deponitur et reservetur. Ad matutinam lumina in corona2 et circa chorum cum septem luminibus ante altare incendantur. Et ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappis albis cantandum et in cappa aurea et brevi in dorso bordam blaviam albis foliis intextam habente legendum. Sacerdos et ministri preparamentis melioribus, cappa et casula equalibus, in quibus apparent plures yma- {fol. 9v} gines sanctorum et eciam draconem et cetera ad missam utentur. a) altari ist von Oldewise verbessert aus altara. 1) Vgl. Ordinarius § 21 Anm. 1. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

a Processio ibit ad Dominam Nostram1. In processione domini erunt cappati. Sacerdos portabit crucem de clavo Domini, dyaconus brachium beati Eucharii, subdyaconus magnum plenarium, duo scolares preparati parva vexilla. Duo scolares portabunt cappati maiora vexilla suprapositis magnis crucibus. Scolaris cappatus portabit aquam benedictam. Sacerdos vicarius cappatus aspergat. Duo scolares cappati portabunt gerulam, in qua ponantur reliquie, scilicet caput sancti Nycolai, caput sancti Servacii, duo scrinea parva et ymago beate Marie virginis, prout consuetum est in festivitatibus fieri, et cetera. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

b Facta commestione nona pulsabitur cum duabus magnis campanis bina vice. Et unum magnum tapete ponatur ante altare sancte crucis1. Post secundum pulsum cantetur nona solempniter. Et infra nonam incendantur duo lumina, que duo angeli in trabe supra ambonem tenent et habent in manibus

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suis. Et eciam tabula ante altare summum et sarchophagi ad nonam aperiantur. Dicta nona duo canonici seniores cappati cappis aureis melioribus portant ymaginem Christi. Que ymago tamquam dyaconus cum pallio suo purpureo sit preparata, acui sit aquila deaurata in pectore consutaa. Duo vicarii seniores sive summi altaris cappati portantes duo thuribula. Duo scolares superpliciati portantes duo lumina. Duo scolares cappati portantes maiora vexilla et magnas cruces. Proconsul civitatis portans baculum cesaris. Camerarius consulum habens parvum baculum in manibus. Omnes precedunt ymaginem ad monasterium transsendendo in latere australi, usque ad altare sancti Sthephani sive sancte crucis. Et stacio erit in monasterio. Domini erunt cappati. Et dominus decanus utatur cappa optima, que est serica, habens {fol. 10r} plures ymagines sanctorum et draconum. Et processio primo et in principio procedit in monasterium, dummodo inb organis cantatur antiphonam «O crux gloriosa»2. Et processionem precedit camerarius consulum cum parvo baculo, deinde dominus proconsul civitatis cum baculo cesaris, deinde duo scolares cappati cum minoribus vexillis, deinde pueri de scolis et processio tota dominorum et cetera. Et quando cantores incipiunt antiphonam «Ascendo ad patrem»3 et cetera, imago ad nubes ascendit et cetera, prout in ordinario scriptum est. Et interim eciam desuper flores, germina, panis oblatarum et aqua aspergantur et cetera. Omnibus peractis fiat sermo ad populum ante palacium imperiale et cetera.4 Ad secundas vesperas solum duo lumina ante altare incendantur. Et cappis suprascriptis in primis vesperis utendum est et cetera. a) cui … consuta ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. — b) in ist von Oldewise interlinear nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1. — 2) CAO 3, Nr. 4018. — 3) CAO 3, Nr. 1493. — 4) Die ‚Annales‘ der Goslarer Ratsherren von 1508-1515 berichten über diese Prozession: Item wen denne de none uthe is, so geht de bormester mit den olden heren up den chor unde de kemerer geyt midde unde ock andere heren. So nimpt de kemerer den staff uth dem gerhuse [= Sakristei] edder de opperman deyt on ome unde geyt denne uth der dor, wen de tidt is, na dem cappittelhus unde Lisentreder geyt vor ome her unde denne de bormester dar negest de kerken her neder wente under de orgellen. So geyt men denne wedder na deme fromissen altar in de dor, dar de sanckmester up der halven steyt, unde geyt denne wedder den sulven ganck wedder vor de orgelen unde so blifft dar denne der papen kemere standen under der orgelen unde der heren kemerer geyt mit dem bormester up den chore. So geyt se wedder to den heren in de kerken unde de kemerer byddet se denne mit den heren up de wort to gande, dar denet de kemerer den heren (Frölich, Verfassung [1921], 64).

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§ 33 In vigilia Penthecostes. Pfingstvigil Prima, tertia et sexta continuabuntur in cantandum cum matutina. Prima pulsatur infra psalmum «Laudate Dominum de celis»1. Et secundus pulsus prime fiet in fine «Benedictus Dominus»2 et cetera. Tercia et sexta non pulsabuntur. Finita sexta erit intervallum usque ad horam competentem et cetera; hora octava vel modicum probatus. Nona pulsabitur cum magna campana in turri bina vice. Et cantabitur ordine suo. Ad officium sive ad missam acereus magnus incendatura. Duo seniores canonici presunt choro. Prophetie leguntur. Missa celebrabitur in cappis et preparamentis glaucis. Visitatio baptismi erit sicut in vigilia Pasche.3 Sacerdos induatur bcappa aurea brevi habens bordam blaviam in dorso albis foliis intextamb. Cereus magnus finita missa extingwetur et reincendatur ad vesperas. Ad missam in die sancto et eciam ad secundas vesperas et in predicta vigilia ante nonam omnia tapetia in choro ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante altare et sarchophagi aperiantur. Palla optima cum magnis armillis {fol. 10v} summo altari supraponatur. Plenarium penes optimum portabitur. «Benedicamus Domino» ad missam dicetur. Ad vesperas aurea campana pulsabitur. Sepulcrum imperatoris, altare aureum, sarchophagi, tabula ante altare et supra altare aperientur et denudentur. Septem candele ante altare incendantur. Rectores chori cappis melioribus choralibus utentur. Sacerdos thurificans cappa aurea optima utatur. Magnum completorium pulsabitur. a) cereus … incendatur ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. — b) cappa … intextam ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 4: cappa sicut in vigilia Pasce. Vgl. Ordinarius § 22. 1) Ps. 148,1. — 2) Luk. 1,68. — 3) Vgl. Ordinarius § 22.

§ 34 In die sancto Penthecostes. Pfingsten Rectores chori et sacerdos ad matutinam et ad vesperas cappis supradictis utantur. Septem lumina ante altare, lumina in corona1 et circa chorum ad matutinam incendantur. In cappis glaucisa est legendum et cantandum vel capiatur cappa aurea antiquissima ad legendum. Ad missam sacerdos et ministri boptimis preparamentis equalibus, in quibus apparent ymagines sanctorum et draconumb utentur. Processio ibit ad Dominam Nostram sive ad capellam regalem beate Marie. Domini erunt cappati. Et reliquie portantur in gerula. a) glaucis ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. Das von ihm zuvor notierte albis wurde bei dieser Gelegenheit gestrichen. — b) optimis … draconum ist gestrichen. Am linken Rand steht ein fast ganz verblasster Nachtrag von Hand 1.

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Editionen 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

a Ordo processionis sit iste: Primo precedant duo scolares preparati cum duobus minoribus vexillis. Deinde vicarius aspergens et scolaris portans aquam benedictam cappatia. Deinde duo scolares cappati portantes maiora vexilla suprapositis duabus magnis crucibus. Deinde duo scolares cappati portantes gerulam reliquiarum, in qua ponantur reliquie, scilicet caput sancti Nycolai, caput sancti Servacii, duo scrinea parva et ymago beate Marie virginis. Deinde subdyaconus portans plenarium magnum sive optimum. Deinde dyaconus portans brachium beati Eucharii. Deinde sacerdos portans parvam crucem de clavo Domini. Deinde sequitur processio puerorum, vicarium et dominorum et cetera. Tabula ante altare et in altari sive supra altare aperientur. In reversione processionis rectores chori in medio monasterii incipient «Veni sancte spiritus»1, non antiphona, sed alleluia. Chorus perficiet. {fol. 11r} Organa cantent finalem cum alleluia. Interim sparguntur desuper flores, et columba alba submittitur. Deinde ignis, panis oblatarum, germina et aqua. Ad diversitatem lingwarum ostendendam et cetera. De 3 cantores incipiant antiphonam «Hodie completi sunt»2 et cetera. Processio intret chorum. Et compulsetur missa. Ad secundas vesperas septem lumina incendantur. Tabula ante altare et sarchophagi aperiantur. Cereus magnus ultimo incenditur. Visitatio baptismi non erit. Cappis antedictis utendum est. Magnum completorium pulsabitur. a) cappati ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. 1) AH 54, Nr. 153. Diese Pfingstsequenz wurde lange Zeit Stephen Langton (um 1155-1228) oder Papst Innozenz III. (1160-1216) zugeschrieben, kann aber wohl „nicht nach 1160“ (Tax) verfasst worden sein. Ihre Erwähnung im Goslarer Ordinarius ist insofern bemerkenswert, als vergleichbare Bücher aus anderen Klöstern und Stiften auch im späten Mitelalter fast immer noch das «Sancti spiritus assit nobis gratia» aus der Feder des Notker Balbulus († 912) als Pfingstsequenz anführen. Vgl. Tax, Verfasserschaft (2006); Bärsch, Feier (1997), 317 f., Anm. 84. — 2) CAO 3, Nr. 3096.

b Feria secunda: Incensio luminum ut in sancto die servetur. Tabule, altare et sarchophagi aperiantur. Ad matutinam in cappis albis est legendum et cantandum. Rectores chori cappis glaucis utentur. Sacerdos ad thurificandum cappa aserica cum leporibus aureis contexta subducta panno nigro quatuor armillas rotundas habens in pectorea utatur. Missa in preparamentis de blyante1 celebretur. bCasula aurea dominorum de Ratzinghe2 habens in dorso tres clippeos et ceterab induatur. Ad vesperas tabula ante altare et sarchophagi aperiantur. Septem lumina incendantur. Magnum completorium pulsabitur.

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a) serica … pectore ist gestrichen. Am rechten Rand steht fast ganz verblasst von Hand 1: Lovens (?) tuch. Sollte die Lesung des Namens korrekt sein, ist wohl gemeint: Heinrich Lovensen, als Kanoniker des Stifts bezeugt von 1456 VI 1 bis 1506 IV 17, gestorben vor 1513 II 27. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 73; ders., Domkapitel (1967), 201, Nr. 191. — b) Casula … cetera ist gestrichen. Am rechten Rand steht (fast ganz verblasst) von Hand 1: Achtermans tuch. Vgl. Ordinarius § 11 Anm. c. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1. — 2) Kanoniker dieses Namens werden bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, u. dems., Domkapitel (1967), 202, nicht nachgewiesen.

c Feria tercia: Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum ut supra. Incensio luminum ut supra servetur. Tabule, altare et sarchophagi aperiantur. Rectores chori cappis glaucis utentur. Sacerdos ad thurificandum cappa a serica cum animalibus aureis subducta panno glauco tres armillasa habente utatur. Missa in bcasula serica cum animalibus aureis contexta sine ricinis (?) subducta panno glauco et in preparamentis cum leonibus et circulis aureisb celebretur. Vespere prepulsabuntur cum duabus magnis campanis ad deponendum sarchophagum minorum, qui crastina die per circuitum civitatis transportatur.1 Tria lumina ad vesperas ante altare ponentur et incendantur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Ad thurificandum cappa serica ut supra in matutina utatur. Completorium ccum campana beati Mathyec pulsabitur. Duo tapetia tolluntur. {fol. 11v} De sero circa horam octavam vel anted pulsabitur cum duabus magnis campanis in turri propter circuitum antedictum. a) serica … armillas ist gestrichen. Am rechten Rand steht ein fast ganz verblasster Nachtrag von Hand 1. — b) casula … aureis ist gestrichen. Am rechten Rand steht (fast ganz verblasst) von Hand 1: Bornhusen (?). Vgl. Ordinarius § 2 Anm. b. — c) cum … Mathye ist von Oldewise unter der Zeile nachgetragen. — d) ante ist von Oldewise interlinear nachgetragen. Das von ihm zuvor notierte post wurde bei dieser Gelegenheit gestrichen. 1) Zu dieser Prozession vgl. auch die ‚Annales‘ der Goslarer Ratsherren von 1508-1515 bei Frölich, Verfassung (1921), 64 f.; ferner ebd., 37, Anm. 4.

d Feria quarta. Ad matutinam tria lumina ante altare incendantur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Tabula ante altare et sarchophagus beati Mathye solum ad matutinam et ad missam aperientur et non in secundis vesperis. Sacerdos cappa aaurea brevi cum borda blavia in medio dorsia utatur. Missa in bpreparamentis glaucis celebrabitur et ceterab. Facta processione fiet intimatio indulgentiarum huius ecclesie. Et tunc sequitur benedictio super populum cum parvo scrineo argenteo, in quibus habentur reliquie sancti Nycolai et cetera. Ad secundas vesperas cappis glaucis supradictis utendum

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est. Duo lumina ante altare in pelvibus incendantur et cetera. a) aurea … dorsi ist gestrichen. Am linken Rand steht (fast ganz verblasst) von Hand 1: gron damaschen. — b) preparamentis … cetera ist gestrichen. Am linken Rand steht (fast ganz verblasst) von Hand 1: (…) athlas.

§ 35 In festo sancte Trinitatis. Trinitatis Campana aurea dominica pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante altare et sarchophagi aperientur. Tapetia fere omnia in choro et septem lumina ante altare ponentur. Palla habens bordam auream cum diversis capitibus sanctorum supra altare summum ponetur. aLocus trinitatis cum parvo tapeti ornetura. Duo presunt choro in cappis choralibus melioribus. Sacerdos cappa bserica cum animalibus aureis spacio viridi contextab subducta glauco panno ante habens tres armillas deauratas utatur. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam in cappa viridic est legendum, in cappis glaucis est cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in dcasula pro medietate viridi cum animalibus deauratis et pro medietate blavia de fluel2 et in preparamentis viridibus cum botrisd celebretur. Processio ibit ad Dominam Nostram3 cum cappis et reliquiis, prout more est. Plenarium magnum portabitur. Tabula eciam supra altare aperietur ad missam. In secundis vesperis duo lumina ante altare incendantur. a) Locus … ornetur ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. — b) serica … contexta ist gestrichen. Am linken Rand steht (fast ganz verblasst) von Hand 1: Bornhusen. Vgl. Ordinarius § 2 Anm. b. — c) viridi ist von Oldewise über der Zeile nachgetragen. Das von ihm zuvor notierte aurea et antiquissima wurde bei dieser Gelegenheit gestrichen. — d) casula … botris ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 1: Boines Iohan (?) popem tuch. Der Name bezieht sich vielleicht auf Johannes Schaper, der von 1496 XII 20 bis 1509 V 5 als Pfarrer von St. Thomas bezeugt ist. Vgl. Graf, Niederkirchenwesen (1998), 493, Nr. 163. Boye ist mittelniederdeutsch für einen groben Wollstoff. Vgl. Lasch u. a., Handwörterbuch, Bd. 1, 308. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 3. — 3) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 36 In festo Corporis Christi. Fronleichnam Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septema tapetia ponentur. Sepbtemb lumina ante altare incendantur. Altare summumc {fol. 12r} cum littera regis Grecie1 sive cute et palla cum diversis capitibus sanctorum in borda aurea adornetur. Duo presunt choro in cappis albisd. Sacerdos ad thurificandum cappa aurea ehabens monstra, volucres et symeas cum vexillis subducta [panno] rubeo utature. Magnum completorium pulsabitur. Ad matutinam in cappis albis est legen-

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dum et cantandum. fLumina circa chorum et in corona2 incendantur.f Missa in preparamentis albisg celebretur, sed in casula argentea cum fistulatoribus et anibus. Tabula supra altare aperietur. Processio ibit ad Dominam Nostram3. Domini erunt cappati. Gerula reliquiarum non portatur. hAd processionem rectores chori cappis melioribus choralibus utantur.h a) Septem ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: Omnia. — b) tem ist von Oldewise unter der Zeile nachgetragen. — c) Am unteren Rand steht von Hand 1: In den gulden preparamente. — d) albis ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 1: melioribus. — e) habens … utatur ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: Penekopfer darvan Wallach. Der Bezug dieser Marginalie zum Text des Ordinarius bleibt rätselhaft. — f) Lumina … incendantur ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. — g) albis ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: nogest (...) myt den gulden mawen. Letzteres ist mittelniederdeutsch für Rockärmel. Vgl. Lasch u. a., Handwörterbuch, Bd. 2, 927. — h) Ad … utantur ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 1. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 3) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

a Ordo processionis sit iste: Primo precedant duo scolares preparati cum duobus parvis vexillis. Deinde vicarius cappatus aspergens et scolaris cappatus portans aquam benedictam. Deinde subdyaconus portans plenarium penes magnum. Deinde dyaconus portans brachium sancti Eucharii. Deinde sequitur tota processio scolarium et dominorum. Deinde retro dominum decanum procedunt duo scolares cappati portantes maiora vexilla cum magnis crucibus, duo scolares superpliciati cuma cymbalis, duo scolares superpliciati portantes lumina, duo scolares cappati portantes thuribula, unus scolaris superpliciatus cum luterna optima. Deinde sequitur sacerdos cappatus cappa aurea penes optimam portans sacrosanctum corpus Dominicum sub velamine adhuc deputato et cetera ut prescriptus in ordinario. Finita missa fiat benedictio cum corpore Dominico super popullum. Deinde per sacerdotem corpus Christi retroportatur ad locum suum deputatum, absque velamine precedentibus scolaribus preparantibus cum luminibus. Cetera patent. a) Das vor cum geschriebene portantes ist bereits von Oldewise gestrichen worden.

§ 37 In octava Corporis. Fronleichnamsoktav Aurea campana et magnum completorium pulsatur. Altare aureum aperietur. Sex tepetia in choro ponentur. Duo lumina incenduntur. Altare cum pallio ymagines et musculas habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Duo presunt choro in cappis albis. Missa in preparamentis albis

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celebretur, sed casula domini Tyderici Storynghes1 a, {fol. 12v} scilicet serica de spacio blavii coloris cum circulis albis diversis intexta, induatur. Circuitus non fiet cum corpore Christi. a) Am unteren Rand steht von Hand 3: Conradus imperator. Ponantur quatuor lumina, compulsabitur cum omnibus campanis. Gemeint ist der Jahrtag Kaiser Konrads II. am 2. Juni. Darunter steht von Hand 1: Dominica post octava Corporis Christi deponitur vexille. 1) Dietrich Storing ist von 1410 II 20 bis 1427 IV 6 als Kanoniker belegt, seine Provision erfolgte bereits 1406 I 30. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 102, Nr. 259; ders., Domkapitel (1967), 204, Nr. 267.

§ 38 In festo dedicationis altaris sancti Stephani1. 16.06. 2 In medio monasterio, scilicet post die beati Viti martiris , ponatur unum lignum, in quo sarchophagi solent deportari, in opposito altaria sancti Anthonii3 et sanctorum Cosme et Damiani4, in quo dependantur tapetia dividenda medium monasterii. Item scampna ornentur [cum] tapetia sive velis parvis. Quatuor tapetia ante altare sancte cruce ponentur et tres cussini mediocre circa idem altare. Item duo vexilla circa idem altare statuantur. Ad vesperas aurea campana pulsabitur. Duo lumina ad idem altare ponantur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa blavia utatur ad thurificandum. Completorium magnum pulsabitur. Missa in preparamentis blaviis sericis melioribus celebretur, scilicet casula blavia habente crucem et stellas ante et retro. Et lumina in trabe supra ambone ad matutinam ante omeliam incendantur et cetera.a Si presens dedicatio venerit ipso die sancte Trinitatis vel in die Corporis Christi, tunc chorus servabit horas canonicas de sancta Trinitate vel de Corpore Christi,5 sed unus canonicus adhuc deputatus cum dyacono et subdyacono canonico atque vicario eiusdem altaris infra pulsum vesperorum legent in medio monasterii vespere de dedicatione altaris et completorium. Et de mane infra matutinam legent ibidem matutinam et alias horas de dedicatione altaris. Et statim finita matutina in choro, duo de canonicis in medio monasterii presunt choro. Et pueri cum processione intrabunt monasterium, cum quibus sacerdos canonicus et ministri de canonicis adhuc deputatus ibidem missam scilicet «Terribilis»6 ante primam perficient cantando. a) Am linken Rand steht von Hand 1: Item in secundis versperis iterum ponenda. Item duo lumina super altare sancti Steffani. 1) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1. — 2) 15. Juni. — 3) Der Altar zu Ehren der hl. Anthonius und Pankratius wurde 1330 XI 5 gestiftet. Vgl. UB Goslar 3, Nr. 855. — 4) Der Altar zu Ehren der hl. Cosmas, Damian, Dorothea und Barbara wurde 1335 I 6 gestiftet. Vgl. UB Goslar 3, Nr. 1010. — 5) Vgl. Ordinarius §§ 35 f. — 6) CAO 4, Nr. 7763.

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§ 39 In festo sanctorum Decem Milium Martirum. 22.06. Aurea campana et magnum completorium pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante altare et sarchophagi aperientur. Septem tepetia ponentur. {fol. 13r} Septema lumina ante altare incendantur. Palla cum duodecim armillis rotundis et deauratis altari supraponitur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis ad vesperas, ad matutinam et ad missam induantur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis rubeis celebretur. Si presens festum dominica die venerit, circuitus erit in ambitu cum cappis. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur.b a) Am oberen Rand steht von Hand 1: Item festum Johannis et Pauli [26. Juni] peragetur sicud festum Johannis Baptiste [vgl. Ordinarius § 40], [gestrichen: sed] in primis vesperis item lumina expogiantur et non in matutina. Tunc duo lumina in pelvibus incendantur. — b) Am rechten Rand steht von Hand 1: Erit stacio ad altare decem milium martirum in secundis vesperis sine cappa. Dieser Altar ist in der bislang gedruckten urkundlichen Überlieferung nicht bezeugt. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 40 In festo nativitatis beati Johannis Baptiste. 24.06. Aurea campana et completorium magnum pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septem tepetia et septem lumina ponentur. Altare cum antipendio viridi et palla habente armillas duodecim deauratas rotundas adornetur. Duo presunt choro in cappis rubeis.a Sacerdos cappa serica cum diversis animalibus, foliis, circulis sive stripis subducta blavio [panno] utatur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis cum diversis leonibus contextis celebretur, scilicet casula cum leonibus absque circulis. Ad secundas vesperas duo lumina ante altare incendantur. Et in primis vesperis, in matutina et in missa reliquie de cineribus beati Johannis altari supraponentur. a) rubeis ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 41 In festo sanctorum Petri et Pauli. 29.06. Vespere prepulsantur in turri cum duabus magnis campanis solempniter. Deinde aurea campana pulsabitur diu. Omnia tapetia in choro ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante altare et supra altare sarchophagis depositis aperiantur et denudentur. Ad pulsum quinte campane ambo sarchophagi ad monasterium portantur, sed prius asseres ad summum altare ponantur et cetera. Duobus scolaribus cum luminibus et uno scolare cappa-

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to cum thuribulo precedentibus et cetera. Et statim sarchophagis depositi littera regis Grecie1 supra summum altare ad locum debitum appendatur. Septem lumina ante altare ponentur et incendantur. {fol. 13v} Palla optima cum magnis armillis quadratis altari superponatur. Duo presunt choro in cappis choralibus melioribus. Sacerdos ad thurificandum cum maiore thuribulo cappa aurea optima cum diversis anibus et foliis arborum subducta blavio [panno] utatur. Quatuor antipendia cum quatuor pallis ad monasterium circa sarchophagos portentur, cum quibus subcustos preparabit locum, ubi reliquie ponende sunt, et cetera. Completorium cum aurea campana pulsatur et secundus pulsus completorii fit cum campana beati Mathye in choro. Finitis vesperis ante completorium fiet sermo in monasterio ad populum. In die sancto de mane fient duo sermones in viridario ambitus. Et post commestionem similiter fiet sermo ad populum in monasterio. De sero ponendus est parvus cereus in medio monasterii intra ambos sarchophagos, qui incendatur et ardebit per totam noctem usque de mane. Et de sero fiet compulsacio solempnis in turri cum duabus magnis campanis et cetera. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 1.

a In die sancto: Matutina prepulsabuntur in turri cum duabus magnis campanis solempniter. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, in cappa blavia legendum et in cappis glaucis cantandum. Et inceptis matutine reliquie cum diversis scrineis de summo altari in parva gerula ornata precedentibus duobus scolaribus cum luminibus circa sarchophagos in monasterio deportentur et ibidem ad locum debitum exponantur. Ad tercium nocturnum sive ante omeliam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Sacerdos et ministri preparamentis melioribus, cappa et casula equalibus, in quibus apparent plures ymagines sanctorum et draconum, ad missam utentur. Finita sexta processio ibit ad Dominam Nostram2 et domini erunt cappati. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

b Et sic erit processio ordinanda: Duo scolares preparati precedunt cum duobus parvis vexillis, de Iude vicarius cappatus {fol. 14r} aspergens cum uno scolare cappato portante aquam benedictam. Post hos duo scolares cappati portantes parvam gerulam ornatam cum reliquiis consuetis. Deinde subdyaconus cum magno plenario. Deinde dyaconus portans brachium sancti Eucharii. Deinde sequuntur scolares ordinatim. Inter scolares et vicarios ibunt duo scolares cappati portantes duo alia vexilla et duo scolares superpliciati portantes duo lumina et unus scolaris cappatus cum thuribulo argenteo mediocre, quos sequuntur duo ministri induti dalmaticis et preparamen-

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tis, in quibus apparent leones cum circulis, unus portans plenarium cum crucifixo, alter portans brachium sancti Herardi. Post hos ibunt duo summi vicarii vel alii duo vicarii rogati et bonis cappis sericis induti portantes in una gerula magna cum purpureo ornata sanctas reliquias in minori sarchophago reclusas. Deinde sequitur totaliter processio, scilicet vicarii et canonici. In ultimo inter seniorem sive decanum et sacerdotem summam missam celebrantem, qui isto die ultimus est in processione, ibunt duo scolares cappati cum duobus aliis vexillis. Post hos iterum vadunt duo scolares portantes optima duo vexilla cum magnis aureis crucibus. Post hos sequuntur duo scolares superpliciati cum candelis et unus scolaris cappatus cum magno et optimo thuribulo. Post quos iterum sequuntur duo ministri induti dalmaticis et preparamentis sericis viridibus cum botris, unus portans plenarium penes optimum et alter portans brachium sancti Ambrosii. Post illos ibunt duo canonici seniores vel alii cappati aureis cappis portantes in una gerula magna cum serico velamine ornata sanctas reliquias beati Mathye cum sociis suis requiescentes in maiori sarchophago. Post illos sequitur sacerdos celebraturus summam missam portans crucem de clavo Domini. {fol. 14v} Et sic ordinati intrabunt cappellam beate Marie, et reliquie portantur ad chorum et cetera. Et sicut intravit processio cum reliquiis, sic exeat cum magna reverentia usque in monasterium. In introitu monasterii organa cantabunt responsorium «Isti sunt sancti»1. Interim reponende sunt reliquie ad loca sua. Cum repetitione intrabit processio chorum. Missa celebrabitur ordine suo solempniter cum maiore calice et cum ampullis argenteis prout in summis festivitatibus consuetum est fieri. Arma[rium] sanctuarii in latere aquilonari aperiatur. Ad secundas vesperas duo lumina ante altarem incendantur et cappis supradictis utatur.a Infra vesperam reliquie in diversis parvis scrineis in parva gerula ornata et luminibus precedendis ad loca sua reportentur. Sacerdos indutus cappa aurea cum diversis animalibus, circulis et stripis longis thurificet in choro summum altare et cetera, deinde eciam reliquias in maioribus et minoribus sarchophagis dummodo cantatur «Magnificat» et cetera. Finitis vesperis sarchophagi cum suis reliquiis inclusis ad loca sua retroponentur et cetera.2 a) Am linken Rand steht von Hand 1: Et stacio fiet ad altare sancti Mathei. Der Altar zu Ehren des hl. Matthäus wird 1309 erstmals erwähnt. Vgl. UB Goslar 3, Nr. 213. 1) CAO 4, Nr. 7023. — 2) Zu dieser Prozession siehe auch die ‚Annales‘ der Goslarer Ratsherren von 1508-1515 bei Frölich, Verfassung (1921), 66; ferner Graf, Niederkirchenwesen (1998), 348.

c Notandum est, quoniam sarchophagus beati Mathye debet portari per circuitum civitatis, quod fieri debet dominica die proxima post festum beati

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Johannis Baptiste1, si aura est. Ad vesperas erit prepulsandum cum duabus magnis campanis sollempniter in turri, deinde aurea campana. Ad vesperas servabitur de apostolis dominicaliter et cetera. Completorio, quo ad secundum pulsum pulsatur cum campana beati Mathye dominica. De sero fiet compulsacio in turri cum duabus magnis campanis. Post missam summam cantabitur sexta. Finita sexta cantor ebdomedarius incipiat «Asperges me»2. Circuitus non erit ista die in claustro. Vicarius altaris sancti Mathye3 indutus cappa serica acum stolaa aspergat totum clerum in choro et solus cum parvis vexillis precedat processionem et cetera. In reversione cantabitur in organis responsorium «Gracias tibi»4. Cetera patent clare in ordinario.b {fol. 15r} a) cum stola ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. — b) Am unteren Rand steht von Hand 1: Ipsa die Pauli [30. Juni] duo vicarii presunt choro in cappis rubeis. Ad turificandum cappa rubea. Myssa celebrabitur in preparamentis viridis cum botris. Tepetia non tolluntur, neque altaria denudentur, alique reliquia in monasterio ipse maiorem sarchophagum exponuntur. 1) Vgl. Ordinarius § 40. — 2) CAO 3, Nr. 1494. — 3) Der den Heiligen Matthias, Rusticus und Venantius geweihte Altar ist erstmals 1303 VII 8 als novum altare bezeugt, eine mit diesem verbundene Vikarie wird 1313 IX 7 erwähnt. Vgl. UB Goslar 3, Nrr. 46 u. 306. — 4) Dieses Responsorium ist weder im CAO 4 noch im RH verzeichnet. Die in Goslar gebräuchliche Version lautete nach Auskuft des Breviers von 1522: Gracias tibi, rex regum, qui per graciam tuam hunc nobis donasti patronum. O sacer Mathia nos pusillum gregem tuum sub tegmine alarum tuarum conserva! [Versiculus] Quos hostis mundus caro deprimit ut grave pondus. [Repetitio] Sub tegmine (Breviarium estivale, pars 6, fol. 16r; zu diesem Druck siehe Kap. XIV.1).

§ 42 In die sive in festo dedicationis huius ecclesie, 02.07. que erit in die sanctorum martirum Processi et Martiniani. Vespere prepulsantur in turri cum duabus magnis campanis, deinde aurea campana satis diu. Sepulcrum regis, altare aureum, sarchophagi, tabula ante altare et in altari aperientur et denudentur. Omnia tepetia in choro ponentur. Septem candele ante altare incendantur. Candele in parietibus, in choro et in monasterio ponentur et incendantur. Ad primas vesperas, ad matutinam, ad summam missam et eciam ad secundas vesperas duo presunt choro in cappis choralibus melioribus. Et reliquie fere omnes in scrineis et cum capsellis in monasterio ad vesperas et in crastino cum ornatu suo exponantur. Sacerdos thurificans cappa aurea optima utatur. Finitis vesperis fiet sermo in monasterio ad populum ante completorium. Item de mane finita matutina fiet sermo in viridario ambitus, si aura est. Et si non fuerit bona aura, sed pluvialis, fiet sermo in ambitu ante gradus decanie. Et post commestionem

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similiter fiet sermo ad populum in monasterio, pro cuius intimatione fiat pulsus maioris campane in turri trina vice. Completorium cum aurea campana pulsatur et secundus pulsus completorii fiet cum campana beati Mathye in choro. Et de sero fiat solempnis pulsus in turri cum duabus magnis campanis. § 43 In die sancto dedicationis templi. 02.07. Matutina prepulsantur in turri cum duabus magnis campanis sollempniter. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappa aurea antiquissima legendum et in cappis albis cantandum. Reliquie in medio monasterio exponantur. Ante altare summum septem candele incendantur. Lumina in parietibus, lumina in corona1 et circa chorum ad tercium nocturnum incendantur. Sacerdos et ministri preparamentis melioribus, cappa et casula equalibus, in quibus apparent ymagines sanctorum et draconum ad missam utentur. Ad processionem domini cappati erunt. Et processio exibit per ostium magni paradysi sub v[el]aminis precedendo ante {fol. 15v} eta infra gradus. Gradus in fine versus orientem ascendens per circuitum sancti Thome intrando claustrum et ambitum circumeundo usque in monasterium cum reliquiis et vexillis, prout ordo processionis in die sancto Penthecostes prescriptus est2 et cetera. Missa compulsabitur et complebitur solempniter. Si placet dominis, facta processione potest fieri sermo ad populum in cymiterio prope gradus. Facta commestione pulsatur ad sermonem trina vice, qui fiet in monasterio, ut prescriptum est. Ad secundas vesperas cappis supradictis utatur et propter festum visitationis beate Marie septem lumina ponentur et incendantur. Silices et lumina in parietibus, tabula ante altare et sarchophagi aperientur. Finitis vesperis duo tepetia tolluntur. Magnum completorium pulsatur. Et reliquie ad loca sua debita reportentur. a) Vor et hat Oldewise offensichtlich durch den Seitenwechsel bedingt noch einmal ante wiederholt. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 34a.

a Ad matutinam sequente die. Duo presunt choro in cappis albis. Septem lumina, lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Tabula ante altare et sarchophagi aperiantur. Sacerdos cappa serica cum diversis animalibus, foliis, rosis et stripis aureis contexta subducta blavio panno ad thurificandum utatur. Missa in preparamentis albis celebrabitur, scilicet in casula argentea cum fistulatoribus. Si presens festivitas dominica die venerit, processio ibit ad Dominam Nostram2, si dominis placuerit, vel per circuitum in claustro. Et domini erunt cappati. Ad secundas vesperas duo lumina ante altare incendantur et cappis suprascriptis utatur.

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Editionen 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 44 In festo translationis beati Thome apostoli. 10.07. Aurea campana et magnum completorium pulsatur. Sepulcrum regis, altare aureum, tabula ante summum altare et sarchophagi aperiantur. Septem tepetia in choro ponentur. Palla cum nigra borda, in qua apparet Sampson cum leonibus, altari supraponatur. Duo lumina ante altare incendantur. Duo presunt choroa {fol. 16r} inb cappis glaucis. Sacerdos cappa viridi utatur. Sacerdos et ministri preparamentis viridibus equalibus et cum botris, que dominus Bodo1 dedit, utentur et cetera. a) Am unteren Rand steht von Hand 8: Octava Visitationis [9. Juli] servatur sicud festum [letzteres von Hand 1 gestrichen und ersetzt durch: octava] Nativitate [von Hand 1 nachgetragen: Marie; vgl. Ordinarius § 62]. Octava Pasche dabitur presencia scholaribus Georgi. Der zweite Satz hat aus chronologischen Gründen auf dieser Seite eigentlich nichts zu suchen. Er bezieht sich wohl auf die Schüler des Stifts St. Georg bei Goslar, von denen aus mittelalterlicher Zeit sonst bloß bekannt ist, dass ihre Zahl im Jahr 1355 sieben betrug. Vgl. UB Goslar 4, Nr. 521. — b) Am oberen Rand steht fast ganz verblasst von Hand 1: Festum Margarete [13. Juli] peragetur sicut festum Katharine [vgl. Ordinarius § 80] in preparamentis viridibus et atlas, que dedit (...). 1) Ein Kanoniker dieses Namens wird bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, u. dems., Domkapitel (1967), 196, nicht nachgewiesen. Vielleicht handelt es sich um Bodo von Mahlum, der von 1312 VII 23 bis 1331 VI 21 als perpetuus vicarius des Stifts bezeugt ist und nachweislich noch andere Stiftungen errichtet hat. Vgl. UB Goslar 3, Nrr. 284, 306, 487, 598, 697, 724, 892.

§ 45 In festo Divisionis Apostolorum. 15.07. Campana ferialis pulsatur, deinde campana beati Mathye et cetera. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Solum modo ianue sarchophagorum aperiantur. Altare cum pallio cum ymaginibus et clavibus ornetur. Palla cum borda serica pro partibus quadratis, quarum una blavia alia rubea, et sic deinceps altari supraponatur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa serica cum pavonibus et equis utatur. Completorium mediocre pulsatur. Missa in preparamentis ablaveis de saino1 a et in casula viridi habente bordam auream in dorso per modum crucis celebretur et cetera. a) blaveis … saino ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: viridis cum botris. 1) Vgl. Ordinarius § 5 Anm. 1.

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§ 46 In festo beate Marie Magdalene. 22.07. Aurea campana pulsatur. Sex tepetia ponentur. Sarchophagi et altare aureum aperientur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum pallio ymagines et musculas habente et cum palla cum parvis armillis adornetur. Duo presunt choro in cappis albis. Sacerdos ad thurificandum cappa aurea brevi et in dorso bordam blaveam habente utatur. Visitatio altaris sancte Marie fiet. Et vicarius thurificans cappa alba induatur meliore. Magnum completorium pulsatur. Missa in casula et preparamentis albis celebretur. Cetera patent. § 47 In festo beati Jacobi apostoli. 25.07. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum imperatoris, altare aureum et sarchophagi aperientur. Sex tepetia in choro ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio ymagines et musculas habente adornetur, et palla cum duodecim magnis armillis aureis et rotundis supraponatur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappaa serica cum pavonibus utatur. {fol. 16v} Sacerdos et ministri ad missam preparamentis cum ymaginibus utentur. Ad secundas vesperas incipit festum beate Anne, matris Marie virginis. a) cappa ist von Oldewise interlinear nachgetragen.

§ 48 In festo beate Anne. 26.07. Aurea campana pulsatur. Altare aureum et sarchophagi aperientur. Summum altare cum antipendio grifonum in medio ymaginem beate Marie virginis habente et cum palla duodecim armillas adeaauratas rotundas habente adornetur. Septem tepetia in choro ponentur. Septem lumina ante summum altare incendantur. Duo presunt choro in cappis albis. Sacerdos ad thurificandum cappa serica cum diversis parvis animalibus aureis, foliis et stripis subducta blavio panno utatur. Magnum completorium pulsatur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis albis celebretur, scilicet magna casula alba habente bordam nigram deauratam ante et retro in modum crucis. Si presens festum dominica die venerit, processio ibit ad Dominam Nostram2. Domini erunt cappati. Ad secundas vesperas duo lumina ante summum altare incendantur. a) de ist von Oldewise interlinear nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 49 In festo beati Rustici et sociorum eius. 27.07. Aurea campana pulsatur. Sex tapetia ponentur. Altare aureum et sarchophagus sancti Mathye aperiantur. Altare summum cum antipendio grifones

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habente et cum palla auream bordam habente et plures veisas sericas rubeas, virides atque glaucas adornetur. Quatuor lumina ad vesperas et ad matutinam super summum altare ponentur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis utantur. Magnum completorium pulsatur. Missa in preparamentis rubeis celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. § 50 In festo inventionis sancti Stephani et sociorum eius. 03.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sex tapetia ponentur. Altare aureum et sarchophagi aperientur. Altare summum cum pallio yma{fol. 17r} ginem beate Marie virginis in medio habente ornetur. Palla cum parvis armillis supraponatur. Duo lumina incendantur. Sangwis beati Sthephani ad vesperas super summum altare cum duobus candelis sive luminibus ponatur et de mane ad monasterium cum quibusdam aliis reliquiis deseratur usque post summam missam. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis utantur. Missa in preparamentis ymagines habente vel in rubeis celebretur. Ad secundas vesperas cappe supradicte induantur. § 51 In festo beati Oswaldi regis. 05.08. Aurea campana pulsatur. Altare aureum et sarchophagi aperientur. Sex tepetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum pallio grifonum ymaginem beate Marie virginis in medio habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis utantur, acappa rubea et pallidaa. Completorium magnum pulsetur. Missa in preparamentis rubeis celebretur.1 a) cappa … pallida ist von Oldewise am rechten Rand nachgetragen. 1) Dekan und Kapitel des Stifts verpflichteten sich 1367 I 6 in einem Rentenvertrag mit Ratzo von Sehlde, den Tag des hl. Oswald zu begehen mit ornate des altares, mid ghelude unde gheluchte, mid leccien unde mid sanghe, de sek darto gheboret liker wis, als we begat den dach sente Laurentieses (UB Goslar 5, Nr. 74).

§ 52 In festo Transfigurationis Domini. 06.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sex tapetia ponentur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Altare cum pallio grifonum ymaginem beate Marie virginis in medio habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Duo lumina ante altare incendantur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa viridi magistri Gotfridi1 utatur. Missa in preparamentis viridis cum casula in capside servata et reclusa, quae dominus decanus de Jerxsem2 dedit et de terra sancta Iherusalem secum asportavit, celebretur.3

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1) Kanoniker dieses Namens sind 1222 und 1302/38 urkundlich bezeugt. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 46, Nr. 111; ders., Domkapitel (1967), 198, Nr. 117, bzw. 199, Nr. 118. Dass einer von ihnen den Magistertitel führte, ist anderweitig jedoch nicht belegt. — 2) Vgl. Ordinarius § 31 Anm. 2. — 3) Der Stiftsherr Friedrich von Jerxheim leistete nach der Rückkehr von seiner Jerusalem-Pilgerfahrt eine Geldspende, damit das Fest der Verklärung des Herrn fortan jedes Jahr feierlich begangen werde (vgl. UB Goslar 2, Nr. 237; 1277 VIII 16). Bald darauf wies er den Kanonikern zu diesem Zweck auch noch Naturaleinkünfte an und bestimmte, ut in distributione illius pensionis custodi detur talentum cere, ut coronam et candelas chori incendi faciat in vesperis, matutinis et missa, prout consuevi fieri in aliis festivitatibus (UB Goslar 2, Nr. 241; 1277 X 16).

§ 53 In festo beati Laurentii. 10.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperiantur. Altare summum cum pallio, in quo apparet aquila, et cum palla habente nigram bordam, in qua apparent Sampson et leones, adornetur.a Septem tepetia et septem lumina ante altare ponentur. Sangwis sive pingwedo beati Laurentii ad vesperas super summum altare cum duobus luminibus ponatur et deb {fol. 17v} manec ad monasterium cum quibusdam aliis reliquiis deseratur usque post summam missam. Duo presunt choro in cappis rubeis. Sacerdos cappa dserica cum animalibus aureis spacio viridi et rubeo habente tres armillas subducta glauco pannod utatur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis viridis cum botris et casula in parte dextra viridi cum animalibus deauratis et pro parte sinistra de fluel2 celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. a) Am rechten Rand steht ein fast ganz verblasster Nachtrag, wohl von Hand 1. — b) Am unteren Rand steht von Hand 3: Ffestum Ciriaci [8. August] tale peragetur sicud festum Transfigurationis Domini [gestrichen und durch Oswaldi regis ersetzt; vgl. Ordinarius §§ 52 bzw. 51] et peragetur ante festum Laurentii. Vgl. Ordinarius § 53. Darunter steht von Hand 1: Hinrici imperatori parvum lumen. Gemeint ist der Jahrtag Kaiser Heinrichs IV. am 7. August. — c) Am oberen Rand steht von Hand 3: Ffestum Autoris [20. August] tenetur ut Eucharius. Vgl. Ordinarius § 85. — d) serica … panno ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 1: rubea, [quam] dedit Hehnreck Wellinghusen scholasticus. Gemeint ist: Heinrich Wellinghausen, der von 1462 VII 21 bis 1479 I 22 als Kanoniker belegt ist, ab 1471 III 25 auch als Scholaster. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 112, Nr. 289; ders., Domkapitel (1967), 205, Nr. 300. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 3.

§ 54 In festo assumptionis sancte Marie. 15.08. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum regis aperiatur. Altare aureum denude-

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tur. Tabula ante altare et in altari atque sarchophagi aperientur. Omnia tapetia in choro et septem lumina ante altare ponentur. Palla optima cum magnis armillis quadratis altari supraponatur. Duo presunt choro in cappis melioribus choralibus.a Sacerdos ad thurificandum cappa aurea optima utatur. Magnum completorium pulsatur. Ad vesperas lac beate Marie virginis cum duobus luminibus super summum altare pendatur et de mane ad monasterium cum quibusdam aliis reliquiis deseratur usque post summam missam. Ad matutinam lumina in chorona et circa chorum cum septem luminibus ante altare incendantur. Et in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappa serica cum diversis animalibus, foliis, rosis et stripis subducta blavio panno legendum et in cappis albis cantandum. Sacerdos et ministri preparamentis melioribus, cappa et casula equalibusb, ad missam utentur. Processio ibit ad Dominam Nostram1. Et domini erunt cappati. Gerula cum reliquiis solitis et magne cruces absque vexillis portentur, prout ordo processionis in die Penthecostes prescriptus est.2 Et tabule ante altare summum et supra altare aperientur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. Et cappis supradictis in parvis vesperis utantur. Sarchophagi aperiantur. {fol. 18r} a) Am linken Rand steht von Hand 1: «Tota pulcra» [CAO 3, Nr. 5162], per octava tria lumina. — b) Am linken Rand steht von Hand 1: Swarth. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. — 2) Vgl. Ordinarius § 34a.

§ 55 In festo sancti Bernwardi episcopi Hildensemensis. 16.08. Aurea campana pulsatur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio grifonum et palla cum borda serica figuras semellarum et cruces in medio habente adornetur. Rectores chori et sacerdos cappis glaucis vestiantur. Completorium magnum pulsatur. Missa in preparamentis viridibus celebretur, scilicet casula viridi cum diversis stripis blaveis et rubeis ornata et preparamentis sive dalmaticis viridibus in capside reclusis. Et sepulcrum regis et altare aureum aperientur. § 56 In octava assumptionis beate Marie virginis. 22.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et sarchophagi aperiantur. Septem tapetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare summum cum pallio habente ymagines et claves et cum palla habente duodecim armillas rotundas deauratas adornetur. Domini presunt choro in cappis albis. Sacerdos cappa aurea brevi habente bordam blaviam ante et retro utatur. Missa in preparamentis albis celebretur, scilicet casula serica de spacio blavii coloris cum circulis albis diversis contexta habente crucem ante et retro, qua dominus Tydericus Storyngh1 dedit, et cetera. Eta in parvis

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vesperis vicarius ad thurificandum in criptab cappa alba utatur.2 a) Am rechten Rand steht von Hand 1: Erit stacio. — b) Am rechten Rand steht von Hand 1: antiqua. 1) Vgl. Ordinarius § 37 Anm. 1. — 2) Der Kanoniker Friedrich von Osterwieck bestimmte 1299 VIII 25, dass fortan ein Scheffel Getreide darauf verwendet werden solle, alljährlich die Oktav von Mariä Himmelfahrt feierlich zu begehen, sic quod dictis vesperis in choro domini cum scholaribus, duabus crucibus precedentibus, criptam intrabunt cum antiphona «Tota pulchra es», et ibidem cantabunt «Magnificat» cum antiphona «Salve regina»; sequenti vero die matutinas in choro cum cantu in nostris libris et breviario scripto cantabimus et missam similiter organis cantantibus sequenciam «Ave preclara» et cetera sollempniter et devote. Custos vero habebit duplicem portionem, pro qua in prioribus vesperis septem candelas ante altare summum et in matutinas coronam in choro et candelas in parietibus accendet et pulsari faciet, prout in festis maioribus est consuetum. Vicarius enim cripte solidum habebit et ponet duas candelas ardentes super altare (UB Goslar 2, Nr. 575).

§ 57 In festo sancti Bartholomei apostoli. 24.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et sarchophagi aperiantur. Duo lumina ante altare incendantur. Septem tepetia ponentur in choro. Altare cum pallio continente ymagines sancti Jacobi cum musculis et cum palla habente parvas armillas adornetur. Domini presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa serica domini de Brunswich1 cum pavonibus et equis utatur. Missa in preparamentis cum ymaginibusa atque equalibus celebretur. a) Vor ymaginibus hat Oldewise das zunächst geschriebene leonibus et circulis celebretur gestrichen. 1) Dietrich von Braunschweig ist 1317 VII 8 als Kanoniker belegt. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 290 f., Nr. 50; ders., Domkapitel (1967), 196, Nr. 49.

§ 58 In festo decollationis sancti Johannis baptiste. 29.08. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. {fol. 18v} Septem tepetia in choro ponentur. Sepulcrum imperatoris, altare aureum et sarchophagi aperientur. Summum altare cum antipendio viridi quinque stripas habente et cum palla duodecim armillas rotundas deauratas habente adornetur. Septem lumina ante altare ponentur et incendantur. Sacerdos ad thurificandum cappa serica cum diversis animalibus, foliis, rosulis et stripis panno blavio subducta utatur. Ad omeliam in matutina lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis sericis cum circulis, in quibus leones apparent, deauratis utentur. Rectores chori cappis rubeis in isto festo induantur. In secundis vesperis duo lumina ante

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altare incendantur. Rectores chori cappis rubeis utatur.a 2 a) Am oberen Rand steht von Hand 9: Si presens festum dominica die venerit, domini in circuitu erunt cappati. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Der Scholaster Reinhard bestimmte 1283, dass ein Drittel der Roggen- und Weizenerträge, die die von ihm wieder urbar gemachten Stiftsländereien in Langelsheim erwirtschafteten, im Chor verteilt werden sollten, damit das Fest der Enthauptung des Johannes wie die anderen Hochfeste feierlich begangen werde; gemeint war damit: aurea campana pulsari, sarcophagi detegi, septem candele ante summum altare incendi specialisque hystoria, que in libris nostris scripta est de decollatione sancti Johannis baptiste, decantari (UB Goslar 2, Nr. 315).

§ 59 In festo nativitatis beate Marie. 08.09. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum regis, altare sancti Mychahelis, sarchophagi et tabula ante altare summum aperientur et denudentur. Omnia tepetia in choro et septem lumina ante altare ponentur.a Palla optima cum magnis armillis quadrate supra summum altare ponatur. Duo presunt choro in cappis choralibus melioribus. Sacerdos ad thurificandum cappa aurea cum diversis animalibus et anibus, circulis et stripis longis subducta panno blavio utatur. Magnum completorium pulsantur. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappa aurea brevi habente bordam blaviam cum albis circulis in dorso legendum et in cappis albis cantandum. Ad omeliam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Ad missam tabula supra summum altare aperiantur. Et missa in preparamentis aureis de blyante2 celebretur et in casula aurea domini Holleii3 habente in dorso duos clippeos, in uno apparent tria lylia, et cetera. Domini ibunt cum processione cappati ad Dominam Nostram4. Magne cruces et parve cruces absque vexillis ante processione deportentur, similiter gerula cum reliquiis suis solicis et cetera. {fol. 19r} a) Am linken Rand steht von Hand 1: Achtermans. Vgl. Ordinarius § 11 Anm. c. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1. — 3) Vgl. Ordinarius § 24b Anm. 5. — 4) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 60 In dedicatione altaris sancti Mychahelis, 10.09. que erit ipso die beati Hylarii. Aurea campana pulsabitur. Sepulcrum regis aperiatur. Altare sancti Mychahelis denudetur. Quatuor tapetia ante idem altare ponentur. Duo lumina ad idem altare ponentur et ad vesperas et ad matutinam incendantur. Duo canonici presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa blavia utatur. Magnum completorium pulsatur. Ad matutinam duo lumina parva intra altare ponentur. Ad ome-

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liam lumina in parva corona1 incendantur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis blaviis de sayno2 induantur, scilicet casula blavia habente cruce ante et retro absque stellis. Ad secundas vesperas iterum duo lumina ad altare ponentur.3 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.— 2) Vgl. Ordinarius § 5 Anm. 1. — 3) Dekan und Kapitel des Stifts verpflichteten sich 1266 anläßlich der Errichtung einer Vikarie an dem auf den hohen Chor verlegten Michaelis-Altar durch Ulrich von Bilstein, den Tag der Altarweihe und das Fest des hl. Michael an diesem („goldenen“) Altar fortan feierlich zu begehen, ita quod ad vesperas, ad matutinas, ad missam sarcofagi detegantur. Duo debent preesse choro in utraque die, et sicut in majoribus festivitatibus fieri solet, completorium conpulsari (UB Goslar 2, Nr. 125).

§ 61 In festo exaltationis sancte crucis. 14.09. Servabitur per totum ordo prescriptus in festo Inventionis sancte Crucis1 excepto illo, quod duo scolares ad monasterium cum duabus parvis crucibus [precedent] et non cum vexillis et cetera. 1) Vgl. Ordinarius § 26.

§ 62 In octava nativitatis beate Marie virginis. 15.09. Aurea campana et magnum completorium pulsatur. Altare aureum et sarchophagi aperiantur. Sex tapetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare summum cum antypendio in medio ymaginem beatem Marie habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Duo presunt choro in cappis albis. Sacerdos cappa aurea brevi habente bordam ante et retro utatur. Missa in preparamentis albis celebretur, scilicet casula serica de spacio blavii coloris circulis albis intexta habente crucem ante et retro, qua dominus Tydericus Storyngh1 dedit.2 1) Vgl. Ordinarius § 37 Anm. 1. — 2) Der Scholaster Reinhard bestimmte 1283, dass fortan am Fest der Geburt Mariens eine marca nigra im Chor verteilt werden solle, damit dessen Oktav so feierlich begangen werde, wie diejenige der Himmelfahrt Mariens. Vgl. UB Goslar 2, Nr. 315, sowie Ordinarius § 56.

§ 63 In festo beati Materni episcopi. [?]1 Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et sarchophagus minor aperiantur. Septem tepetia in choro et duo lumina ad altare ponentur. Altare summum cum pallio viridi stripas habente et ac[um] [pal]laa duodecim armillas rotundas habente adornetur. {fol. 19v} Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa viridi adb thurificandum utatur. Missa in preparamentis viridibus in capsella reclusis et casula serica viridi habente in modum crucis auream bordam in medio dorsi celebretur.

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Cetera patent. a) c[um] [pal]la Riss im Pergament. — b) ad ist von Oldewise mit roter Tinte am linken Rand nachgetragen. 1) Die Einreihung zwischen der Oktav der Geburt Mariens und dem Fest des hl. Lambert scheint darauf hinzuweisen, dass die Kanoniker von St. Simon und Judas das Fest des hl. Maternus am 16. September begingen. Der dem Brevier von 1522 vorangestellte Kalender verzeichnet es jedoch (wie auch sonst allgemein üblich) am 14. September. Vgl. Kalendarium, 53.

§ 64 In festo beati Lamberti martiris. 17. 09. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum, sarchophagi aperiantur. Sex tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio grifonum et cum palla bordam auream habente et plures veisas sericas rubeas, virides, glaucas et blavias adornetur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis utantur. Et capiatur cappa rubea longa et aliqualiter pallida. Missa in preparamentis rubeis celebretur, sed capiatur casula viridi serica habente diversas stripas rubeas et blaveas et cetera. § 65 In festo beati Mathei apostoli. 21. 09. Campana ferialis pulsatur. Sex tepetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum pallio virides stripas habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos cappa serica cum pavonibus domini Tyderici de Brunswich1 utatur. Completorium amagnum ina turri cum duabus campanis non maioribus pulsetur. Ad missam sacerdos et ministri glaucis preparamentis utentur. a) Oldewise schrieb versehentlich: in magnum. 1) Vgl. Ordinarius § 57 Anm. 1.

§ 66 In festo sanctorum Mauricii et sociorum eius. 22.09. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperiantur. Altare summum cum antipendio viridi quinque stripas habente et cum palla parvas armillas deauratas habente adornetur. Septem tapetia ponentur. Duo lumina incendantur. Rectores chori et sacerdos cappis rubeis utantur. Missa in preparamentis rubeis celebretur. Ad secundas vesperas cappis suprascriptis in parvis vesperis [utend]uma est. {fol. 20r} a) [utend]um Riss im Pergament.

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§ 67 In festo sanctorum Cosme et Damiani. 27.09. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulchrum regis, altare aureum, sarchophagi aperientur. Septem tapetia in choro ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum pallio ymagine sancte Marie continenti et cum palla bordam auream habente cum diversis filis sive veisis sericis rubei, viridis et glauci coloris adornetur. Rectores chori cappis rubeis utantur. Sacerdos thurificet in cappa viridi cum botris. Missa in preparamentis viridibus cum botris celebretur.a a) Am rechten Rand steht von Hand 1: In secundis vesperis fiet stacio altaris Cosme et Damiani. Vgl. auch Ordinarius § 38 Anm. 4.

§ 68 In festo beati Mychahelis.1 29.09. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum regis, altare sancti Mychahelis et sarchophagi aperientur. Quatuor tepetia ante altare sancti Mychahelis et septem tapetia in choro ante summum altare ponentur. Duo lumina ante summum altare incendantur. Et duo lumina ad vesperas et ad matutinam ad altare sancti Mychahelis ponentur et incendantur. Summum altare cum antipendio aquilam continente et cum palla habente nigram bordam, in qua apparent leones et Sampson, adornetur. Domini presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos thurificans acappa serica cum diversis animalibus, foliis, rosis, circulis et stripis, blavio panno subductaa utatur. Magnum completorium pulsatur. Ad matutinam duo lumina intra altare aureum ponantur. Ante omeliam lumina in parva corona2 incendantur. Missa summa ad idem altare sancti Mychahelis in preparamentis bcum ymaginibusb cbeati Martini et ewangelistarumc celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina ad altare aureum ponentur. a) cappa … subducta ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: Cappa aurea der van Lunneborch. Kanoniker mit diesen Namen werden bei Meier, Domstift (1956), Bd. 2, u. dems., Domstift (1967), 201, nicht nachgewiesen. — b) cum ymaginibus ist ausgekratzt. — c) beati … ewangelistarum ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: casula des van Hot et tunica myt den gulden mawen. Vgl. auch Ordinarius § 36 Anm. g. 1) Vgl. Ordinarius § 60 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 69 In festo beati Iheronimi presbyteri. 30.09. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperiantur. Sex tapetia in choro ponentur. Altare cum viridi pallio quinque stripas habente et cum palla duodecim armillas rotundas habente adornetur. Septem lumina ante altare incendantur. Duo presunt choro in cappis glaucis.a {fol. 20v} Sacerdos cappa viridi utatur. Ad omeliam in matutina lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa

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in preparamentis viridibus in capsella reclusis et in casula viridi habente auream bordam in dorso in modum crucis celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. a) Am unteren Rand von Hand 1: Si presens festum venerit in diem dominicam. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 70 In anniversario Hinrici, 05.10. imperatoris et fundatoris huius ecclesie. Vigilie pulsantur cum campana imperatoria in turri solempniter. Deinde aurea campana pulsabitur. Et vigilie et missa tribus viribus cum omnibus campanis compulsantur. Sepulcrum imperatoris aperietur et tapetibus adornetur et quatuor formose candele circumponantur et incendantur. Ad vigilias et ad missam: Lectiones «Quando celebramus»1 legantur et una parva candela circa sepulcrum finitis vigiliis ponatur et incendatur et per noctem ardebit usque ad missam. Altare aureum, sarchophagi, tabula ante summum altare et eciam supra altare aperiantur et denudentur ad vigilias et ad missam sicut in die sancto Pasche.2 Et omnia tepetia in choro ponentur. Completorium cum aurea campana pulsabitur. Et secundus pulsus fiet cum campana beati Mathye. De sero fiet compulsacio solempnis cum duabus magnis campanis in turri. Propter stipam sive spensam in crastino pauperibus distribuendam et cetera. Pariter primam et tertiam crastina die erit. Et servabitur intervallum. Et dabitur stipa et cetera prout moris est. Ad missam sacerdos meliori casula cum ymaginibus sanctorum et ministri preparamentis sive albis melioribus utentur. [Et celebrabitur] cum magno et meliore calice et ampullis argenteis. aEpistola et ewangelium proprie summum altare legentur in albisa. Baculus et cornu imperatoris eciam infra terciam, sextam et missam super sepulcrum regis ponantur. a) Epistola … albis ist von Oldewise am linken Rand nachgetragen. 1) Augustinus, De eisdem verbis Apostoli, 1. Thess. 4, 13-17 (Sermo 173). Zu der von den Goslarer Stiftsherren verwendeten Textfassung vgl. Brevier §§ 9a-9i. — 2) Vgl. Ordinarius § 24.

§ 71 In festo sanctarum Undecim Milium Virginum. 21.10. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum denudentur. Tabula ante summum altare et sarchophagi aperientur. Septem {fol. 21r} tapetia in choro et septem lumina ante summum altare ponentur. Palla cum duodecim armillis rotundis deauratis summo altari supraponatur. Duo presunt choro in cappis albis. Sacerdos [cappa] a serica cum diversis parvis animalibus, foliis, circulis et stripis blavio

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pannoa subducta utatur. Ad matutinam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Missa in preparamentis albis et casula alba et rubea celebretur. Ad vesperas secundas duo lumina incendantur. Si presens festum dominica die venerit, circuitus fiet in claustro et domini erunt cappati.b a) serica … panno ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: cappa rubea domini Wellinghusen. Vgl. Ordinarius § 53 Anm. d. — b) Am rechten Rand steht von Hand 1: Processio ibit ad Dominam Nostram. Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 72 In festo sanctorum apostolorum Symonis et Jude. 28.10. Aurea campana pulsabitur diu. Sepulcrum imperatoris, altare aureum, sarchophagi et tabula ante altare et supra altare aperientur. Omnia tepetia in choro et septem lumina ante altare ponentur. Reliquie ad vesperas et de mane crastina die ad monasterium deportantur et ibidem exponantur. Et duo lumina circumponantur et incendantur. Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus. Sacerdos thurificans cappa aurea optima utatur. Summum altare cum palla optima habente armillas aureas quadratas adornetur. Finito completorio statim fiet sermo in monasterio ad populum. De sero magnum completorium pulsabitur in turri cum duabus magnis campanis solempniter. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappis glaucis cantandum et in cappa blavia legendum. Et ante omeliam lumina in corona1 et circa chorum incendantur. Processio ibit ad Dominam Nostram2 et domini erunt cappati. Magne cruces et cetera ante processionem deserantur et gerula cum reliquiis deputatis solitis et consuetis et prout in die sancto Penthecostes prescriptum est.3 Sacerdos et ministri ad missam optimis preparamentis, scilicet cum ymaginibus sanctorum et equalibus, utentur. Post commestionem fiet sermo ad populum in monasterio, pro cuius intimatione trina vice pulsatur in turri cum magna campana. Et omnia prout in summis festivitatibus solent fieri peragantur. {fol. 21v} 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. — 3) Vgl. Ordinarius § 34a.

§ 73 In festo Omnium Sanctorum. 01.11. Aurea campana pulsatur. Altare aureum, sepulcrum regis et sarchophagi aperietur. Summum altare cum littera regis Grecie1 sive cute et cum palla habente pluria capita sanctorum ornetur. Omnia tepetia in choro et septem lumina ante altare ponantur. Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus. Sacerdos thurificans cappa aurea penesa optimabm utaturb. Magnum completorium pulsatur. Ad matutinam in cappis est legendum et can-

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tandum, scilicet rubeis. Lumina in corona2 et circa chorum ante omeliam incendantur ad missam. Sacerdos et ministri preparamentis caureis de blyantec 3 utentur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. Si presens festivitas dominica [die] venerit et aura sit, processio ibit ad Dominam Nostram4 cum reliquiis solitis. Et domini erunt cappati et cetera. a) penes ist gestrichen. — b) m … utatur ist gestrichen. Über der Zeile steht von Hand 1: utatur. — c) aureis … blyante ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 1: scilicet dat werkede tuch. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 1. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 3) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1. — 4) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 74 In octava sanctorum Symonis et Jude. 04.11. Aurea campana et magnum completorium pulsatur. Altare aureum et sarchophagi aperientur. Sex tapetia ponentur.a Duo lumina incendantur. Altare cum antipendio ymagines et musculas habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa blavia utatur. Missa in preparamentis blaviis de sayno1 et casula blavia cum cruce et stellis celebretur. Cetera patent. a) Am linken Rand steht von Hand 1: (...) mynistri rubeis (...) utentur et alia (...). 1) Vgl. Ordinarius § 5 Anm. 1.

§ 75 In octava Omnium Sanctorum. 08.11. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et sarchophagi aperiantur. Sex tapetia ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum antipendio grifonum, in quo apparet ymago beate Marie, et cum palla habente parvas armillas adornetur.a Rectores chori et sacerdos et ministri cappis rubeis et preparamentis rubeis utentur. Sed capiatur casula, que pro una medietate est rubea et pro altera medietate est alba, et cetera. {fol. 22r} a) Am linken Rand steht von Hand 1: (...) de fromissen prester (...) unde ock (…) nicht, (…) eyn cruce umme hoff.

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11.11. § 76 In festo beati Martini.a Aurea campana et magnum completorium pulsabitur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septem tapetia et septem lumina ponentur. Altare cum pallio viridi et stripas habente et cum palla duodecim armillas habente ornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos thurificans cappa viridi domini Bodonis1 utatur. Ad matutinam ante omeliam lumina in corona2 et circa chorum incendantur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis viridibus domini Bodonis1 cum botris et silibus utentur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. Si presens festum dominica die venerit, domini in circuitu erunt cappati. Cetera patent. a) Am oberen Rand steht von Hand 1: Item des sondages in den achtedage Martini so gheyt me myt twen crucem umme hoff. 1) Vgl. Ordinarius § 44 Anm. 1. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 77 In festo translationis beati Mathye secunda. 16.11. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et ambo sarchophagi aperientur. Septem tapetia in choro et quatuor lumina magna supra summum altare ponentur. Altare cum antipendio cum ymaginibus et clavibus et cum palla habente duodecim armillas rotundas adornetur. Domini presunt choro in cappis. Sacerdos cappa serica domini Tyderici de Brunswich1 cum pavonibus utatur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis sericis bonis cum circulis, in quibus leones apparent, utentur vel casula cum leonibus absque circulis et cetera. 1) Vgl. Ordinarius § 57 Anm. 1.

§ 78 In festo beate Elyzabeth. 19.11. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septem tepetia et septem lumina ponentur. Altare cum cute sive littera regis Grecie1 ornetur.a Palla cum (...) nigra borda, in qua apparent leones et Sampson, altari supraponatur. Sacerdos cappa aurea bet brevib habente bordam cblaviam in dorsoc ad thurificandum utatur. {fol. 22v} Duo presunt choro in cappis albis. Ad matutinam ante omeliam lumina in corona2 et circa chorum incendantur. Ad missam sacerdos et ministri preparamentis albis utentur, scilicet casula magna alba cum nigra cruce. Ad secundas vesperas incipit festum patronorum. dSi presens festum dominica die venerit, domini in circuitu erunt cappati.d a) Am rechten Rand steht von Hand 1: antependium cum quinque stripeis. — b) et … brevi ist gestrichen. — c) blaviam … dorso ist gestrichen. Unter der Zeile steht von Hand 1: auream crucem. — d) Si … cappati ist von Oldewise

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Editionen am rechten Rand nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 1. — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2.

§ 79 In festo Patronorum. 20.11. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperientur. Septem tepetia in choro ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Tabula ante altare aperietur.a Duo presunt choro in cappis. Sacerdos ad thurificandum cappa bserica cum animalibus parvis habens ante tres armillas subducta glauco pannob utatur. Ad matutinam in cappis rubeis est legendum et cantandum. Et capiatur cappa rubea longa et pallida ad legendum. Ad missam in preparamentis cviridibus domini Bodonis1 cum botris sive silibus celebreturc. Si presens festum dominica die venerit, domini in circuitu claustri erunt cappati. Cetera patent. a) Am linken Rand steht von Hand 1: palla cum capitibus sanctorum aurea antiquissima. Darunter steht von Hand 3: Illacionis Marie [26. November] tenetur ut Annunciationis Marie. Vgl. Ordinarius § 14. — b) serica … panno ist gestrichen. — c) viridibus … celebretur ist gestrichen. Am linken Rand steht von Hand 1: Sicud in die Andree. Vgl. Ordinarius § 81. 1) Vgl. Ordinarius § 44 Anm. 1.

§ 80 In festo beate Katharine virginis. 25.11. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Altare aureum et sarchophagi aperiantur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina incendantur.a Altare cum pallio cum ymaginibus sancti Iacobi et cum musculis adornetur. Palla cum parvis armillis altari supraponitur. Duo presunt choro in cappis albis. Sacerdos thurificans cappa aurea et brevi habente bordam blaviam in dorso utatur. Missa in preparamentis albis et in casula serica, cuius spatium [est] blavii coloris cum diversis albis intexta circulis celebretur.b a) Am linken Rand steht von Hand 1: In parvis vesperis erit stacio in novo cripte. Vgl. Ordinarius § 25 Anm. a. — b) Am linken Rand steht von Hand 1: In secundis vesperis erit stacio Omnium Sanctorum. Der Allerheiligen-Altar ist 1323 X 27 erstmals bezeugt (UB Goslar 3, Nr. 664: novi altaris in honore Omnium Sanctorum).

§ 81 In festo beati Andree apostoli. 30.11. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperiantur. Sex tapetia in choro ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare cum antipendio cum ymaginibus et clavibus et cuma {fol. 23r} palla habente duodecim armillas rotundas deauratas adornetur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos thurificans cappa serica cum diversis parvis animalibus, foliis, rosis et stripis subducta panno blavio utatur. Magnum

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completorium pulsatur. Missa in preparamentis bcum leonibus in circulis melioribusb et in casula serica cum animalibus aureis contexta panno glauco subducta celebretur. a) Am unteren Rand steht von Hand 3: In Adventum Domine cappe nigre, casule nigre. — b) cum … melioribus ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: rubeis habens crucem in dorso, in qua apparet ymago Christi.

§ 82 In festo beate Barbare virginis. 04.12. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis et altare aureum aperientur. Quinque tapetia ponentur. Duo lumina ante altare incendantur. Altare summum cum antipendio ymaginem beate Marie in medio habente et cum palla parvas armillas habente adornetur. Domini presunt choro in cappis albis. Sacerdos ad thurificandum cappa aaurea brevi habens bordam blaviam in dorso albis foliis intextama utatur. Missa in preparamentis albis et in casula pro media parte alba et pro altera media parte rubea celebretur. a) aurea … intextam ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: alba purpurea.

§ 83 In festo beati Nycolai episcopi. 06.12. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum et sarchophagi aperiantur. Septem tapetia ponentur. Septem lumina incendantur. Altare summum cum antypendio, in quo apparet aquila, et cum palla habente nigram bordam, in qua apparet Sampson et leones, adornetur. Caput sancti Nycolai ad vesperas super summum altare ponatur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa blaviaa utatur. Ad matutinam ante omeliam lumina in corona1 et circa chorum incendantur et caput beati Nycolai cum aliis quibusdam reliquiis in monasterio exponatur. Missa in preparamentis blaviis, scilicet casula blavia cum cruce absque stellis, celebretur etb in preparamentis blaviis sericis et non de sayno2. {fol. 23v} Si presens festum dominica die venerit, domini in circuitu erunt cappati. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur.c a) Am linken Rand steht von Hand 1: de Luneborcht. Vgl. Ordinarius § 68 Anm. a. — b) et ist von Oldewise über der Zeile nachgetragen. Das zuerst notierte scilicet hatte er vorher mit roter Tinte gestrichen. — c) Am linken Rand steht von Hand 4: Et erit stacio altari Mychahelis. Si in dominicam diem venerit, (...) de festo sancti Eucharii. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 5 Anm. 1.

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§ 84 In festo conceptionis beate Marie virginis. 08.12. Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare aureum, sarchophagi et tabula ante altare aperiantur et denudentur. Tapetia fere omnia in choro ponentur. Septem lumina ante summum altare ponentur et incendantur. Palla habens auream bordam cum diversis capitibus sanctorum altari supraponatur. Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus. Sacerdos ad thurificandum cappa aurea cum diversis animalibus, circulis et stripis longis subducta cum blavio panno utatur. Ad matutinam in cappis albis est legendum et cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum ante omeliam incendantur. Missa in preparamentis aureis de blyante2 celebretur et casula equali. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. Si presens festum dominica die venerit, processio, si aura est, ibit ad Dominam Nostram3 cum cappis et reliquiis solitis et consuetis.a a) Am linken Rand steht von Hand 1: Blau, floel, Achterman [vgl. Ordinarius § 11 Anm. c]. Festum Lucie [14. Dezember] peragetur sicud festum Barbare [vgl. Ordinarius § 82]. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 1. — 3) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3.

§ 85 In festo beati Eucharii episcopi. [schwankend]1 Aurea campana et magnum completorium pulsantur. Sepulcrum regis, altare sancti Mychahelis et sarchophagi aperiantur. Septem tapetia et septem lumina ponentur. Altare summum cum antipendio viridibus habente quinque stripas et cum palla habente duodecim armillas rotundas deauratas adornetur. Brachium sancti Eucharii supra summum altare ponatur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa serica a cum animalibus aureis habente tres armillas ante et subducta panno glaucoa utatur. Ad matutinam lumina in corona2 et circa chorum ante omeliam incendantur. Brachium beati Eucharii cum quibusdam aliis reliquiis in monasterio exponatur. Missa in preparamentis viridibus {fol. 24r} dominib Frederici de Jerxsem3 decani in capsella reclusis celebretur. Ad secundas vesperas duo lumina incendantur. Si presens festum dominica venerit, domini in circuitu erunt cappati. Cetera patent. a) cum … glauco ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 9: viridi. Von derselben Hand steht am linken Rand: quam dedit Iohannis Gerke. Gemeint ist: Johannes Gerken, der von 1468 IV 16 bis ca. 1513/14 als Kanoniker belegt ist. Vgl. Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, 43 f., Nr. 104; ders. Domkapitel (1967), 198, Nr. 110. — b) Am oberen Rand steht von Hand 3: Item [von Hand 1 über der Zeile ergänzt: octo dies] ante Nativitatem Christi incipiens «O sapientia» [CAO 3, Nr. 4081; von Hand 1 über der Zeile ergänzt: et tunc] incenduntur duo lumina ante altare et extingwentur, quando

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finitum est «O sapientia». Darunter steht der solchermaßen redigierte Satz noch einmal mit gerinfügigen Abweichungen von Hand 1: Item octo dies ante Nativitatem Christi incipietur «O sapientie» tunc incenduntur duo lumina ante altare et extingwentur, quando finitum est «O sapientie». 1) In Jahren mit dem Sonntagsbuchstaben A wurde das Fest des hl. Eucharius am 10. Dezember, dem 2. Sonntag im Advent, gefeiert. Vgl. die Notabilia generalia des Breviers von 1522 (HAB Wolfenbüttel, 532,1 Theol. 8°, pars 2, fol. 11v; zu diesem Druck siehe Kap. XIV.1). — 2) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 3) Vgl. Ordinarius § 31 Anm. 2.

§ 86 In festo beati Thome apostoli. 21.12. Aurea campana non pulsatur, sed ferialis. Quinque tapetia in choro ponentur. Duo lumina incendantur. Altare cum pallio ymagines et musculas habente preparetur. Palla cum borda serica habens figuras semellarum et crucem per medium tractam aliasque figuras diversas altari supraponatur. Duo presunt choro in cappis glaucis. Sacerdos ad thurificandum cappa serica cum pavonibus utatur. Completorium, quo ad secundum pulsum cum campana beati Mathye pulsabitur. Sacerdos et ministri casula et preparamentis cum ymaginibus et equalibus ad missam utentur. Cetera patent. § 87 In festo nativitatis Christi. 25.12. Aurea campana pulsatur. Sepulcrum regis, altare aureum, sarchophagi et tabula ante altare et supra altare aperientur. Omnia tepetia in choro ponentur. Septem lumina ante summum altare ponentur et incendantur. Palla optima cum magnis armillis quadratis et deauratis summo altari supraponatur.a Domini regunt chorum in cappis choralibus melioribus. Sacerdos thurificans cappa aurea meliori cum diversis anibus et foliis arborum subducta blavio panno utatur. Magnum completorium pulsatur. Ad matutinam in cappis est legendum et cantandum, scilicet in cappa aurea antiquissima legendum et in cappis albis cantandum. Lumina in corona1 et circa chorum ante omeliam incendantur. Et duo lumina intra aureum altare ponantur et cetera. Tabula ante altare et in altari atque sarchophagi ad matutinam et ad missam «Dominus dixit ad me»2 aperiantur. Missa prima, scilicet «Dominus dixit ad me»2, in albis preparamentis et in casula pro media parte alba et pro altera parte rubea celebretur. Septem lumina ante altare {fol. 24v} summum, quando cantatur nonum responsorium, extingwuntur et cum candelabris ad loca sua retro summum altare deportantur. a) Vor supraponatur hat Oldewise das zunächst notierte superponatur gestrichen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) CAO 3, Nr. 2406.

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a Sciendum est, quod in nocte Christi infra decimam et undecimam horam cum maximis campanis duabus vel tribus ad matutinam primo erit prepulsacio. Postea aurea campana et cum omnibus campanis diversim pulsabitur in ordine suo. Ad matutinam invitatorium «Christus natus est»1 et cetera. Ad primam missam, scilicet «Dominus dixit ad me»2, unus canonicorum preerit choro in cappa rubea. Unus canonicus subdyaconus leget prophetias ad omnes tres missas illa die sancta celebrandas, et sit preparatus et indutus dalmatica sive tunica serica cum diversis circulis et stripis glauci et rubei coloris et solet esse in capsella reclusa. Osculum pacis non datur dyacono in nocte, propter osculum Iude traditoris. Finita communione canonicorum sacerdos de senioribus preparatus et indutus magna alba casula habente nigram bordam in modum crucis vadit super ambonem et leget ewangelium secundum, quod ewangelium legi solet, scilicet «Liber generationis Jesu Christi»3. Et precedunt duo scolares ministri cum duobus luminibus et unus scolaris cappatus cum thuribulo. Sacerdote et ministris stantibus ante altare summum in ordine suo, sed vertentibus se ad ambonem. Finito ewangelio cantores incipiant «Te Deum laudamus» et cetera. Postea complens dyaconus dicat «Benedicamus Domino». Deinde luminaa in parva corona4 et candele circa chorum stantes tunc extingwunt. Candele vero in trabe stantes super altare beati Stephani5 ad secundam missam manebuntb ardentes. Et sacerdos cum ministris ibit ad altare sancti Stephani5, et processio sequitur, quia ibi secunda missa cantabitur et celebrabitur in preparamentis blaviis sericis et melioribus et in casula blavia meliore absque stellis. Et unus canonicorum in cappa rubea preest choro. a) Vor lumina hat Oldewise mit roter Tinte das zunächst notierte parva corona gestrichen. — b) Vor manebunt hat Oldewise mit roter Tinte das zunächst notierte manebunt cum dentes gestrichen. 1) CAO 3, Nr. 1055. — 2) CAO 3, Nr. 2406. — 3) Matt. 1,1. — 4) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 5) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1.

b Notandum est, quod ad primam missa ewangelium legitur in ambone. {fol. 25r} Et sciendum est, quod in solempnitate huius diei non erit processio, nisi fuerit dominica dies, et tunc, si aura est, processio ibit ad Dominam Nostram1 cum reliquiis et cappis prout in summis festivitatibus consuetum est fieri. Summa missa, scilicet «Puer natus»2, in optimis preparamentis celebrabitur. Sarchophagi et tabula ante altare summum et supra altare in istis tribus festivis diebus aperientur ad vesperas et ad missas. Ad secundas vesperas septem lumina ponentur.a Post «Benedicamus domino» dyaconi incipient agere festum summum cantantes responsorium «Lapides torrentes»3, precedent enim processionem bini, et bini induti dalmaticis portantes candelas in manibus. Et duo seniores diaconi portabunt sangwi-

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nem beati Stephani ab altare sancti Stephani4 precedentibus duobus scolaribus cum luminibus, et stabunt dyaconi et domini nostri ante ostium magnum paradysi cantandum versum «Mortem»3 et cetera. a) Am rechten Rand steht von Hand 1: Precedunt processione due scholaris cappati cum parvus (...) et unus cappatus cum turibulo. 1) Vgl. Ordinarius § 3 Anm. 3. — 2) CAO 4, Nr. 7450. — 3) CAO 4, Nr. 7075. — 4) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1.

§ 88 In die beati Stephani. 26.12. 1 Ad matutinam lumina in corona et circa chorum incendantur. Duo presunt choro in dalmaticis acum leonibus et circulis melioribusa et eciam ad missam. Missa in preparamentis blaviisb celebretur cet casula aurea domini de Bothinghe2 habens tres clippeos in dorsoc. Ad secundas vesperas septem lumina incendantur. Duo presunt choro in dalmaticis ut supra. Post «Benedicamus» incipiunt sacerdotes agere festum summum sine ludo et ioco voluptuoso sicut decet ordinem sacerdotalem servare, per quem patri filius immolatur. Cantandum responsorium «Vox tonitrui»3 ante processionem in monasterium descendentes et candelas in manibus gerentes. Induti casulis melioribus cantantes versum «Victo senatu»3. Et in reversione poterunt cantare quicquid ipsis placuerit, scilicet «Salve regina» vel «Alma redemptoris»4. Deinde «Benedicamus» sive «Puer natus in Betlehem». Deinde sequitur completorium in ordine suo et cetera. a) cum … melioribus ist gestrichen. Am rechten Rand hat Hand 10 zunächst Domini regunt corum in preparamentis geschrieben, dies dann später aber selbst getilgt und darunter deauratis notiert. — b) Vor blaviis ist von Oldewise gestrichen: aureis de. — c) et … dorso ist gestrichen. Am rechten Rand steht von Hand 1: Achtermans. Vgl. Ordinarius § 11 Anm. c. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 2. — 2) Ein Kanoniker dieses Namens wird bei Meier, Domkapitel (1956), Bd. 2, u. dems., Domkapitel (1967), 196, nicht nachgewiesen. — 2) CAO 4, Nr. 7921. — 3) CAO 3, Nr. 1356.

§ 89 In die beati Johannis ewangeliste. 27.12. Ad matutinam lumina in choro et circa chorum incendantur. Duo presunt choro in casulis blaviisa bcum ymaginibus et cum leonibus absquec circulisb. {fol. 25v} Duo presunt choro in casulis blaveis, scilicet in una habente stellas sine cruce et in una habente pisces deauratos. Et eciam ad missam in casulis blaveis celebrabitur. Sacerdos casula in parte sinistra blavea de fluel1 et in parte dextra viridis cum animalibus deauratis contexta utatur. Dyaconus casula blavia cum cruce absque stellis, subdyaconus casula blavea cum cruce et cum stellis utantur. Ad secundas vesperas duo lumina

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incendantur. Cetera patent. a) blaviis ist von Oldewise unter der Zeile nachgetragen. — b) cum … circulis ist zunächst expungiert, später auch gestrichen worden. Am unteren Rand steht von Hand 10: Domini regunt chorum in casulis stellatis et piscibus blaviis. — c) absque ist von Oldewise unter der Zeile nachgetragen. 1) Vgl. Ordinarius § 2 Anm. 3.

§ 90 Et in octava beati Johannis erit festum vicariorum. 03.01. Et tunc duo vicarii presunt choro in casulis cum ymaginibus cum leonibus in circulis. Ad missam sacerdos casula blavea cum cruce absque stellis utatur.a Dyaconus inb casula blavea cum stellis absque cruce, subdyaconus casula blavea cum piscibus intexta ministrabunt.c Cetera patent. a) Am linken Rand steht von Hand 1: Sacerdos ad thurificandum cappa rubea (...). — b) in ist von Oldewise interlinear nachgetragen. — c) Am rechten Rand steht von Hand 1: Habens spangen in crucem.

§ 91 In die sanctorum Innocentum Martyrum.a 28.12. Dominicis et eciam ferialibus diebus usque ad octavam Epyphanie Domini1 inclusive cappis et preparamentis albis utendum est.b a) Am linken Rand steht von Hand 1: Duo presunt choro in cappis rubeis. Missa in preparamentis rubeis et in stola rubea, in qua apparet ymago Christi. — b) Es folgt eine Leerzeile. 1) 13. Januar.

§ 92 Notandum est et sciendum, quod in diebus et in festivitatibus subscriptis, videlicet Circumcisionis Domini, Valerii, Annuntiationis beate Marie, Servacii, Trinitatis, Corporis Christi, Inventionis sancti Stephani, Laurentii, Mychahelis, Martini episcopi, Elyzabeth, Patronorum et beati Eucharii,1 duo maiora tapetia contexta semper ponenda sunt ante gradus sanctuarii et cetera. 1) Vgl. Ordinarius §§ 2, 7, 14, 29, 35, 36, 50, 53, 68, 76, 78, 79 u. 85.

a Item sciendum est, quod in memoriis imperatorum summa missa erit «Si enim»1 et celebrabitur ad summum altare in casula serica dupl[ic]ata habente ab extra duos leones coniunctos in dorso et ab intra habente plures volucres sive columbas. Et celebrabitur cum magno et optimo calice. Et sacrificium portabitur. Cetera patent. {fol. 26r} 1) Das Goslarer Formular dieser Messe ist nicht bekannt, da sich kein Missale des Stifts erhalten hat. Zahlreiche regional und chronologisch differierende Versionen verzeichnet Gay, Formulaires (1957), 93, Nr. 14, u. ö. Vgl.

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auch Praßl, Gesang (2002).

b Item sciendum est, quod die obitus canonicorum funeribus supraponitur primo lintheum cum rubeaa cruce, deinde velamen amplum et longum habens plures figuras quadratas magnas albi, blavei et crisei coloris cum longis stripis rubeis, deinde velamen sericum cum parvis draconibus et basiliscis, vinis et vinis coniunctis aureis, albis et viridibus contextum. Et missa animarum celebrabitur per dominum decanum vel alium canonicum ad altare beati Stephani1 in medio monasterii in casula viridi habente in dorso bordam auream in modum crucis vel in casula viridi cum diversis stripis blaveis et rubeis. Duo canonici ministrabunt in albis. Missa celebrabitur cum magno et optimo calice. Et sacrificium portabitur.b a) rubea ist von Oldewise verbessert aus: rubeo. — b) Am unteren Rand steht von Hand 11: Ad commendationem post missam faciendam. Sacerdos et ambo ministri induantur rubeis cappis super albas. Et in fine sacerdos faciat benedictionem cum scrineo super populum. Dieser Nachtrag ist durch Verweiszeichen sowohl auf § 92b als auch auf § 92c bezogen. 1) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1.

c Sed die obitus vicariorum funeribus supraponitur primo lintheum cum rubeaa cruce, deinde velamen amplum et longum habens plures figuras quadratas et cetera ut supra, deinde velamen sericum habens diversas figuras quadratas parvas albi, rubei, glauci coloris. Et missa animarum celebrabitur per vicarium summi altare et cetera ad altare sancte crucis1 in medio monasterii in casula serica dupl[ic]ata habente diversas parvas quadratas figuras rubei, blavei, viridi, nigri coloris et cervis albis atque arboribus parvis intexta et cetera. Duo vicarii ministrabunt in albis. Missa celebrabitur cum magno et optimo calice. Sacrificium portabitur.b a) rubea ist von Oldewise verbessert aus: rubeo. — b) Vgl. Ordinarius § 92b Anm. b. 1) Vgl. Ordinarius § 26 Anm. 1.

d Explicit ordinarius de preparamentis, cappis, tapetibus et cetera ecclesie Goslariensis completus et conscriptus per Iohannem Oldewisen presbiterum et vicarium summi altaris sub anno incarnacionis Christi millesimo quadringentesimo tricesimo quinto, in die sancti Albani martiris75. aFinito libro sit laus et gloria Cristoa. a) Finito … Cristo ist von Oldewise mit roter Tinte geschrieben. 1) 21. Juni 1435.

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Appendix: Addita posteriora § 93 {fol. 26v} a«Salve, mater pietatis, et totius trinitatis nobile tricliniumb»1. «Tu gloria Jherusalem, tu leticia Israhel, tu honorificentia populi nostri»2. Tu, nostri virgo pia, misero miserere, Maria. Amen.a a) Salve … Amen ist von Hand 3 geschrieben. — b) triclinium ist von Hand 3 verbessert aus trichlinium. 1) Salve … triclinum entspricht dem Beginn der 2. Strophe der Sequenz »Salve mater salvatoris«, die Adam von St. Victor zugeschrieben wird. Vgl. Grosfillier, Séquences (2008), 415-420 (Edition) u. 708-728 (Kommentar). — 2) Jdt. 15,9; zugleich Teil des Gebets «Tota pulchra es».

§ 94

a

Translationis Andree |b Translationis Mathie | Decem milium militumc | Visitationis Marie | Anne mater Marie | octava Jacobi | Barwardi | Decolationis Johannis | Nativitatis Marie | Lamberti | Mauricii | Jheronimi | XI milium virginum | octava Omnium Sanctorum | Martini | Katherine | Barbare | Conceptionis Marie | Trinitatis | Corpus Christi | octavam Corporis Christi | Feriam 6. post Corporis Christi | Hinrici Imperatoris. dIn cuius anteceden[ti]s obitus membris ecclesie, scilicet sacerdoti et 3 adversarii[s], dabitur vobis presenciam et de pulsando non dito.d a a) Translationis … dito ist von Hand 3 geschrieben. — b) Der vertikale Strich repräsentiert hier und im Folgenden einen Zeilenwechsel in der Handschrift. — c) Am linken Rand steht von Hand 1: Salus populi, Laus Deo. — d) In … dito steht rechts in einer zweiten Kolumne.

§ 95

a

Offerturiales sunt in festo Pasche, Ascensionis, Pentecostes, Dedicationis, Nativitatis Christi, Purificationis. Nota: Quando cuius circuitus bsint ad capella sancte Marie, si aura est, vel in ambitu, tantum pulsabitur cum duobusb maio[rib]us campanis, tantum induant dominis nostris cappis, tunc dabitur maiori et minori costodi 1c solidi pro commestione. 6 denarii dabitur de aure[a] missa, 2 fertones post pascha.a a) Offerturiales … pascha ist von Hand 3 geschrieben. Vermutlich hat derselbe Schreiber den gesamten Absatz später zu tilgen versucht, indem er zunächst das erste Wort durchstrich und dann über bzw. unter den Absatz schrieb: Quid sequitur bzw. non. — b) sint … duobus ist von späterer Hand gestrichen. — c) 1 ist von späterer Hand verbessert zu 3.

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Der Ordinarius von 1435

XIII.3 Index Vorbemerkung: Der besseren Übersichtlichkeit halber mussten die mitunter divergierenden Angaben, mit denen der Ordinarius ein und denselben Gegenstand bezeichnet, für diesen Index vereinheitlicht werden. Die originale Sprachgestalt der Quelle ist dabei aber so gut es ging bewahrt worden.

~~~ Altäre ~~~ altare aureum (sive sancti Mychahelis) §§ 2, 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 22, 24d, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 35, 36, 37, 39, 40, 41, 42, 44, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 60, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 83 Anm. c, 84, 85, 87 altare beate Anne in novo cripte § 25 Anm. a altare beate Marie Magdalene § 26 Anm. a altare beati Mathye §§ 21, 32 altare Decem Milium Martirum § 39 Anm. b altare Omnium Sanctorum § 80 Anm. b altare sancte Marie § 46

altare sancti Anthonii § 38 altare sancti Mathei § 41b Anm. a altare sancti Stephani (sive sancte crucis) §§ 21, 26, 32b, 38, 38 Anm. a, 87a, 87b, 92b, 92c altare sanctorum Cosme et Damiani §§ 38, 67 Anm. a altare summum §§ 2, 3, 5, 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 21, 22, 23, 26, 29, 30, 31, 32, 32b, 33, 35, 36, 41, 41a, 41b, 43, 44, 47, 48, 49, 50, 53, 54, 55, 56, 58, 59, 62, 63, 64, 66, 68, 70, 71, 72, 77, 82, 83, 84, 85, 87a, 87b, 92

~~~ Baulichkeiten ~~~ ambitus §§ 39, 42, 43 ambo §§ 11, 31, 32, 32b, 41, 77, 87a, 87b armarium §§ 20, 21 baptismus §§ 24a, 24d baptisterium ad medium monasterii § 26 capitolium § 20 capella — regia beate Marie virginis (sive Domina Nostra) §§ 3, 9, 11, 14, 19, 29, 32a, 34, 35, 36, 41a, 41b, 43a, 48, 54, 59, 71 Anm. b, 72, 73, 84, 87b, 87b Anm. a, 95 — sancti Thome § 43 chorus §§ 2, 3, 5, 7, 9, 11, 20, 22, 23, 26, 27, 29, 31, 33, 34a, 37, 41, 41b, 44, 47, 48, 54, 57, 58, 59, 63, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 77, 79, 81, 84, 86, 87 — superiorus in capella regia beate Marie virginis § 19 claustrum §§ 41c, 43, 43a

cripta — antiqua §§ 56, 56 Anm. b — nova §§ 25 Anm. a, 80 Anm. a cymiterium § 43 gradus — decanie § 42 — in fine versus orientem § 43 — sanctuarii § 92 later aquilonaris § 41b longanea australis § 23 monasterium §§ 11 Anm. b, 23, 26, 29, 32b, 34a, 38, 41, 41a, 42, 43, 50, 53, 54, 61, 72, 83, 85, 88, 92b, 92c palacium imperiale § 32b pulbitum §§ 21, 22 organa (sive organum) §§ 21, 21 Anm. a, 24a, 32b, 34a, 41b, 41c — parva § 24b

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Editionen

ostium — magnum (sive magni) paradysi §§ 43, 87b — prepositi § 22 sepulcrum regis (sive imperatoris) §§ 3, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 15, 16, 17, 22, 23, 27, 28, 29, 31, 32, 33, 35, 36, 39, 40, 41, 42,

44, 47, 52, 53, 54, 58, 59, 60, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 76, 78, 79, 81, 82, 83, 84, 85, 87 stallum § 23 viridarium ambitus §§ 41, 42

~~~ Glocken ~~~ campana aurea §§ 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11, 14, 15, 22, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 41c, 42, 44, 46, 47, 48, 49, 50, 51, 52, 53, 54, 55, 56, 57, 58, 59, 60, 62, 63, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 87a campana dominica aurea §§ 2, 3, 16, 17, 23, 35 campana beati Mathye (dominica in choro) §§ 34c, 41, 41c, 42, 45, 70, 86

campana ferialis §§ 6, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 45, 65, 86 campana imperatoria in turri § 70 campana magna in turri §§ 33, 72 campana maior in turri § 42 campane due non maiores in magno turri § 65 campane due magne (in turri) §§ 20, 32b, 34c, 41, 41a, 41c, 42, 43, 70, 72, 95 campane maxime due vel tres § 87a campane omnes (in turri et in choro) §§ 20, 37 Anm. a, 70, 87a

~~~ Initien ~~~ Antiphonen Alma redemptoris § 88 Ascendo ad patrem § 32b Asperges me § 41c Christus factus est pro nobis oboediens § 21 Cum rex glorie § 23 Ecce lignum crucis § 21 Hodie completi sunt § 34a O crux gloriosa § 32b O sapientia § 85 Anm. b Popule meus § 21 Regina celi § 23 Tota pulcra §§ 54 Anm. a, 56 Anm. 2 Hymnen Ad cenam agni § 23 Exultet § 22 Gloria laus § 19 Te Deum laudamus § 87a

Introitus Nos autem gloriari § 20 Dominus dixit ad me §§ 87, 87a Puer natus § 87b Terribilis § 38 Invitatorien Christus natus est § 87a Domine labia mea aperies § 23 Si enim § 92a Lektionen Dixit Dominus ad Moysen § 21 In principio § 22 In tribulatione sua § 21 Liber generationis Jesu Christi § 87a Quando celebramus § 70 Orationen Deus a quo et Iudas § 21

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Der Ordinarius von 1435 Domine Iesu Christe filii Dei vivi §§ 20, 21 Pater noster § 21 Respice quesumus Domine § 21 Psalmen Beati immaculati § 21 Misere mei Deus § 21 Laudate Dominum de celis § 33 Responsorien Dicant nunc § 24a Gracias tibi § 41c Isti sunt sancti § 41b Lapides torrentes § 87b Maria Magdalena § 23 Puer natus in Betlehem § 88 Vox tonitrui § 88 Sequenzen Ave preclara § 56 Anm. 2 Veni sancte spiritus § 34a

Zyma vetus § 24b Versikel Mortem § 87b Victo senatu § 88 Sonstiges Agyos § 21 Alleluia § 34a Benedicamus domino §§ 24a, 33, 87a, 87b, 88 Benedictus Dominus § 33 Confiteor § 21 Gloria patri §§ 22, 23 Gloria in excelsis Deo §§ 22, 24b Kyrie eleison §§ 22, 24a, 24b Magnificat §§ 41b, 56 Anm. 2 Pax Domini § 20 Salve regina §§ 56 Anm. 2, 88 Sanctus § 21

~~~ liturgische Objekte ~~~ ampulle argentee §§ 41b, 70 aqua §§ 32b, 34a — benedicta §§ 22, 24, 32a, 34a, 36a, 41b baculum — cesaris (sive imperatoris) §§ 32b, 70 — in quo ligabitur candela § 22 — parvum § 32b berillus § 22 calix magnus (sive maior) et melior (sive optimus) §§ 41b, 70, 92a, 92b, 92c candela — convoluta § 22 — una parva § 70 candelabra § 87 candele §§ 22, 41b — due §§ 6, 50 — in choro § 42 — (in corona et) circa chorum §§ 2, 87a — in manibus §§ 87b, 88 — in monasterio § 42 — in parietibus § 42 — in trabe super altare beati Stephani § 87a

— quatuor formose § 70 — septem §§ 11, 22, 23, 24b, 33, 42, 43 cereus §§ 22, 24a — in modum crucis § 22 — magnus §§ 22, 24a, 33, 34a — parvus § 41 columba alba § 34a corona §§ 2, 3, 5, 7, 9, 11, 23, 24b, 29, 31, 32, 34, 35, 36, 39, 40, 41a, 43, 43a, 48, 52 Anm. 3, 53, 54, 56 Anm. 2, 58, 59, 69, 71, 72, 73, 76, 78, 83, 84, 85, 87, 88 — parva §§ 60, 68, 87a cornu imperatoris § 70 corpus Dominicum (sive Christi) §§ 36a, 37 crisma §§ 22, 24a cruces § 22 — due §§ 20, 76 Anm. a — (due) magne §§ 26, 32a, 32b, 34a, 36a, 54, 59, 72 — (due) parvae §§ 19, 22, 26, 59, 61 — maiores § 19

462 crux §§ 21, 75 Anm. a — magna § 21 cussini tres mediocre § 38 cymbala § 36a flores §§ 32b, 34a germina §§ 32b, 34a gerula (reliquiarum) §§ 11, 14, 24, 32a, 34a, 36, 41b, 54, 59, 72 — parva §§ 41a, 41b ignis § 34a liber § 22 — ordinarius §§ 23, 32b, 36a, 41c lignum § 38 lintheum cum rubea cruce §§ 92b, 92c lumen, lumina §§ 20, 21, 26, 34b, 34c, 36a, 39 Anm. a, 41, 41a, 41b — duo §§ 13, 20, 24d, 24e Anm. a, 25, 26 Anm. a, 32b, 37, 39, 41b, 49, 50, 51, 53, 54, 56, 62, 65, 66, 67, 69, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 80, 83, 84, 85, 86, 87a, 87b, 89 — duo ante altare §§ 2, 3, 4, 8, 9, 10, 11, 12, 14, 15, 16, 17, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32b, 35, 38, 40, 41b, 43a, 44, 45, 46, 47, 48, 52, 55, 57, 58, 60, 63, 64, 68, 79, 81, 82, 85 Anm. b — duo in pelvibus §§ 34d, 39 Anm. a — duo (parva) in altare §§ 60, 68, 87 — duo (que duo angeli) in trabe supra ambonem (tenent et habent in manibus suis) §§ 32b, 38 — duo super altare §§ 29 Anm. b, 38 Anm. a, 53, 54 — in corona § 24b — in corona et circa chorum §§ 3, 5, 7, 9, 11, 23, 24b, 29, 31, 32, 34, 35, 36, 39, 40, 41a, 43, 43a, 48, 53, 54, 58, 59, 69, 71, 72, 73, 76, 78, 83, 84, 85, 87, 88, 89 — in parietibus § 43 — in parva corona §§ 60, 68, 87a — parvum, -a §§ 53 Anm. b, 60 — paschales § 24d Anm. c — quatuor (magna) §§ 37 Anm. a, 49, 77 — quinque § 24c — septem §§ 2, 3, 5, 7, 9, 29, 31, 32, 34, 34a, 34b, 35, 36, 39, 40, 41, 43, 43a, 48, 53,

Editionen 54, 58, 59, 69, 71, 72, 73, 76, 78, 83, 84, 85, 87, 87b, 88 — tria §§ 34c, 34d luterna optima § 36a mirra § 22 panis oblatarum §§ 32b, 34a panniculus albus cum rubeo cruce § 32 sacrificium §§ 92a, 92b, 92c scampna § 38 scutella § 22 silices § 43 tabula §§ 3, 9, 11, 22, 23, 24b, 24d, 29, 32, 32b, 33, 34, 34a, 34b, 34d, 35, 36, 39, 41, 42, 43, 43a, 44, 54, 59, 70, 71, 72, 79, 84, 87, 87b tabule §§ 34b, 34c, 54 thuribula — duo §§ 32b, 36a — tres § 23 thuribulum §§ 20, 21, 22, 24a, 26, 41, 87a, 87b Anm. a — argenteum mediocre §§ 22, 41b — magnum et optimum § 41b — maius § 41 thus § 22 tymiama § 22 silex § 22 velum, -a §§ 20, 21, 38 velamen §§ 21, 36a, 43 — amplum et longum habens plures figuras quadratas magnas albi, blavei et crisei coloris cum longis stripis rubeis §§ 92b, 92c — sericum (cum parvis draconibus et basiliscis, vinis et vinis coniunctis aureis, albis et viridibus) §§ 41b, 92b, 92c velamina § 21 vexilla §§ 22, 23, 41b, 43, 54, 59, 61 — maiora §§ 24, 32a, 32b, 34a, 36a — minora duo §§ 26, 32b, 34a — optima duo cum magnis aureis crucibus § 41b — parva §§ 23, 41c — (parva) duo §§ 24, 24a, 32a, 36a, 38, 41b

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Der Ordinarius von 1435

~~~ Paramente ~~~ Alben alba § 21 albe §§ 22, 24a, 70, 92b, 92b Anm. b, 92c albe meliores § 70 Altartücher palla (antiquissima) bordam auream cum diversis capitibus sanctorum (apostolorum, episcoporum et virginum) habens §§ 2, 3, 35, 36, 73, 79 Anm. a, 84 palla armillas (magnas) rotundas (deauratas) duodecim habens §§ 25, 28, 29, 30, 31, 39, 40, 47, 48, 56, 58, 63, 69, 71, 76, 77, 81, 85 palla armillas parvas (deauratas) habens §§ 5, 8, 10, 12, 37, 46, 50, 51, 52, 57, 62, 65, 66, 74, 75, 80, 82 palla bordam nigram habens, in quam apparet Sampson cum leonibus §§ 14, 27, 44, 53, 68, 78, 83 palla bordam parvam auream habens cum pluribus filis sive veisis sericis rubeis, viridibus, blaviis et glaucis §§ 16, 18, 26, 49, 64, 67 palla bordam sive listam sericam habens pro parte quadrate, quarum una blavia alia rubea §§ 4, 13, 45 palla cum borda serica habens figuras semellarum et crucem per medium tractam aliasque figuras diversas §§ 6, 15, 17, 55, 86 palla (melior sive) optima armillas magnas (aureas quadratas) habens §§ 9, 11, 22, 32, 41, 54, 59, 72, 87 palle quatuor § 41 Antependien antependia quatuor § 41 antipendium (sive pallium) — grifonum (in medio) ymaginem beate Marie virginis habens §§ 4, 7, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 26, 48, 49, 50, 51, 52, 55, 62, 64, 67, 75, 82 — plures ymagines (sancti Jacobi) et musculas habens §§ 6, 8, 37, 46, 57, 74, 80, 86

— purpureum, in cui sit aquila deaurata in pectore consuta §§ 14, 27, 32b, 53, 68, 83 — rubeum plures circulos habens § 1 — viride (quinque stripas habens) §§ 5, 29, 30, 31, 40, 58, 63, 65, 66, 69, 76, 78 Anm. a, 85 — ymagines cum clavibus habens §§ 25, 28, 45, 47, 56, 77, 81 littera regis Grecie sive cute §§ 2, 36, 41, 73, 78 Dalmatiken dalmatica sive tunica serica cum diversis circulis et stripis glauci et rubei coloris et solet esse in capsella reclusa § 87a dalmatices §§ 41b, 87b — cum leonibus et circulis meliores § 88 — deaurate § 88 Anm. a — rubee § 20 Insignien stola § 41c — rubea, in qua apparet ymago Christi § 91 Anm. a Kappen cappa § 39 Anm. b cappa alba §§ 22, 56 — melior §§ 12, 46 cappa aurea — antiquissima §§ 34, 35 Anm. c, 43, 87 — der van Lunneborch §§ 68 Anm. a, 83 Anm. a — et brevis bordam (sive listam) blaviam cum albis foliis et circulis in medio dorsi habens §§ 10, 22, 32, 33, 34d, 46, 56, 59, 62, 78, 80, 82 — (melior sive) optima (cum diversis anibus et foliis arborum) §§ 9, 24a, 32, 33, 41, 42, 54, 72, 73 mit Anm. a, 87 — monstra, volucres et symeas cum vexillis habens §§ 14, 22, 36 — penes optimam §§ 36a, 73 — (serica dominorum de Walmedy) cum diversis animalibus (et anibus), circulis et

464 stripis longis §§ 3, 11, 24b, 40, 41b, 59, 84 cappa blavia §§ 5, 29, 38, 41a, 60, 72, 74, 83 cappa bordam auream crucem [habens] § 78 Anm. c cappa Bornhusen § 35 Anm. b cappa glauca § 12 cappa gron damaschen § 34d Anm. a cappa Lovens § 34b Anm. a cappa mit den krusen guldene knop § 14 Anm. b cappa rubea §§ 17, 19, 20, 41c Anm. b, 87a, 90 Anm. a — que dedit Hehnreck Wellinghusen scholasticus §§ 53 Anm. d, 71 Anm. a — (longa) et pallida §§ 16, 51, 64, 79 cappa serica § 41c — cum animalibus aureis (intexta, spacio viridi et rubeo) habens ante tres armillas (deauratas) §§ 7, 34c, 35, 53, 85 — cum animalibus parvis habens ante tres armillas § 79 — cum diversis (parvis) animalibus, foliis, ros(ul)is et stripis aureis contexta §§ 43a, 48, 54, 58, 68, 71, 81 — cum leporibus aureis contexta (cuius spatium est blavii et rubei coloris) §§ 2, 24c, 34b — (domini Tyderici de Brunswich) cum pavonibus (et equis) §§ 6, 25, 27, 30, 45, 47, 57, 65, 77, 86 — optima habens plures ymagines sanctorum et draconum § 32b — rubea de floel § 2 Anm. a — viridis, quam dedit Iohannis Gerke § 85 Anm. a cappa viridis §§ 24d, 28, 35, 44, 63, 69 — cum botris (domini Bodonis) §§ 31, 67, 76 — magistri Gotfridi § 52 cappe §§ 3, 9, 34c, 35, 39, 41a, 77, 79, 84, 87b — albe §§ 8, 9, 14, 23, 24, 24b, 24d, 24e, 24e Anm. a, 32, 34 Anm. a, 34b, 36, 37, 43, 43a, 46, 48, 54, 56, 59, 62, 71, 78, 80, 82, 84, 87, 91 — albe equales §§ 10, 12 — auree (meliores) § 32b, 41b

Editionen — (chorales) meliores (sive optime) §§ 2, 3, 9, 11, 19, 22, 24, 32, 33, 34, 35, 36, 36 Anm. d, 41, 42, 54, 59, 72, 73, 84, 87 — glauce §§ 4, 5, 6, 7, 11, 13, 15, 16 Anm. a, 17, 25, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 34, 34b, 34c, 34d, 35, 38, 41a, 44, 45, 47, 52, 55, 57, 60, 63, 65, 68, 69, 72, 74, 76, 81, 83, 85, 86 — nigre §§ 6 Anm. a, 22, 81 Anm. a — puerorum § 19 — purpuree § 22 — purpuree rubee § 23 — rubee §§ 16, 26, 26 Anm. a, 39, 40, 41c Anm. b, 49, 50, 51, 53, 58, 64, 66, 67, 73, 75, 79, 91 Anm. a, 92b Anm. b — serice bone § 41b Kaseln casula alba § 46 — bordam nigram per medium habens § 22 — magna bordam nigram (deauratam ante et retro) in modum crucis habens §§ 8, 48, 78, 87a — pupurea § 82 Anm. a casula argentea cum fistulatoribus (et anibus) §§ 14, 24b, 36, 43a casula aurea — domini de Bothinghe habens tres clippeos in dorso § 88 — domini Holley habens in dorso duos clippeos, in uno apperet tridens in alio tria lylia §§ 24b, 59 — dominorum de Ratzinghe in dorso tres clippeos habens § 34b casula blavia — cum piscibus deauratis (habens spangen in crucem) §§ 89, 90, 90 Anm. c — stellas habens sine cruce §§ 89, 90 — crucem ante et retro habens cum stellis §§ 5, 38, 74, 89 — (melior) crucem ante et retro habens absque stellis §§ 29, 60, 83, 87a, 89, 90 casula boynes Iohan Popem tuch § 35 Anm. d casula Bornhusen tuch §§ 24d Anm. b, 34c Anm. b casula cum leonibus absque circulis §§ 27, 40, 77 casula cum stellis § 24b

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Der Ordinarius von 1435 casula des van Hot § 68 Anm. c casula in parte sinistra blavia fluel, in parte dextra viridis cum animalibus deauratis §§ 2, 35, 53, 89 casula (in capsella sive) in capside (servata et) reclusa, qua dominus decanus de Ierxhem dedit §§ 31, 52 casula melior cum ymaginibus sanctorum §§ 70, 86 casula (pro media parte) alba et (pro altera media parte) rubea §§ 10, 71, 75, 82, 87 casula rubea §§ 20, 21 — cum cruce (Swartekoppes) §§ 18 Anm. a, 26 Anm. a — samloth § 9 Anm. b casula serica — cum animalibus aureis contextis (sine ricinis) §§ 34c, 81 — de spacio blavii coloris cum circulis albis diversis contextis (habens crucem ante et retro), qua dominus Tydericus Storyngh dedit §§ 37, 62, 80 — duplicata habens ab extra duos leones coniunctos in dorso et ab intra habens plures volucres sive columbas § 92a — duplicata habens diversas parvas quadratas figuras rubei, blavei viridi, nigri coloris et cervis albis atque arboribus parvis § 92c — anibus aureis intexta et habens ymaginem crucifixi in dorso § 30 Anm. a — viridis diversas stripas blavias et rubeas habens §§ 12, 55, 64, 92b — viridis in medio dorsi bordam auream in modum crucis habens §§ 17, 45, 63, 69, 92b casule § 20 — blavie cum stellis et piscibus § 89 Anm. b — blavie cum ymaginibus et leonibus absque circulis § 89 — cum ymaginibus et leonibus in circulis § 90 casule meliores § 88 casule nigre §§ 6 Anm. a, 81 Anm. a casule rubee § 21 den brunen athlas casel § 13 Anm. a

Korporalien corporalia § 20 Messgewänder dat gulden preparament §§ 24 Anm. a, 36 Anm. c dat rode preparament popem § 24a preparamenta § 21 — alba §§ 8, 10, 12, 14, 22, 24e, 24e Anm. a, 36, 37, 43a, 46, 48, 56, 62, 71, 78, 80, 82, 87, 91 — (aurea) de blyante §§ 3, 11, 24b, 34b, 59, 73, 84, 88 Anm. b — blavia Achtermans floel §§ 11 Anm. c, 24b Anm. b, 34b Anm. b, 59 Anm. a, 84 Anm. a, 88 Anm. c — blavia de sayno §§ 5, 45, 60, 74, 83 — blavia, serica et meliora (sive optima) §§ 2, 29, 38, 83, 87a, 88 — cum ymaginibus beati Martini et ewangelistarum § 68 — glauca §§ 4, 13, 15, 17, 33, 34d, 65 — (meliora sive) optima (scilicet cappa et casula equalibus), in quibus apparent plures ymagines hominum, piscum et draconum §§ 9, 24, 34, 41a, 43, 54, 70 — myt den gulden mawen § 36 Anm. g — nigra § 13 Anm. a — nigra optima § 9 Anm. d — optima cum ymaginibus (sanctorum et equalibus) §§ 6, 25, 30, 47, 50, 57, 72, 86, 87b — rubea §§ 16, 19, 26, 26 Anm. a, 39, 49, 50, 51, 64, 66, 75, 91 Anm. a — rubea de floel, quos dedit Hinrech Bornhusen § 2 Anm. b — rubea crucem in dorso habens, in qua apparet ymago Christi § 81 Anm. b — scilicet dat werkede tuch § 73 Anm. c — serica (bona sive meliora) cum circulis aureis, in quibus leones apparent §§ 27, 34c, 40, 41b, 58, 77, 81 — (sive dalmatice) virides (et serica) in capsella (sive in capside) posita, que dominus decanus Fridericus de Ierxhem dedit (et de terra sancta Iherusalem secum asportavit) §§ 7, 31, 52, 63, 69, 85

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Editionen

— virides cum botris (et silibus et equalibus), que dominus Bodo dedit §§ 24d, 28, 35, 41b, 41c Anm. b, 44, 45 Anm. a, 53, 67, 76, 79 — virides et atlas, que dedit (…) § 44 Anm. b Superpellicea superpellicium § 21 superpellicia §§ 9 Anm. 1, 11 Anm. a, 14 Anm. a, 26 Teppiche tapete — parvum § 35 — unum magnum §§ 21, 32b tapetia §§ 38, 41c Anm. b, 70 — duo §§ 24c, 34c, 43 — duo maiora § 92 — fere omnia §§ 2, 14, 29, 35, 42, 84 — omnia §§ 3, 9, 11, 22, 32, 33, 36 Anm. a, 41, 54, 59, 70, 72, 73, 86 — quatuor §§ 38, 60, 68 — quinque §§ 4, 6, 8, 10, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 20, 26, 45, 55, 80, 82, 86

— septem §§ 7, 36, 39, 40, 44, 48, 53, 56, 57, 58, 63, 66, 67, 68, 71, 76, 77, 78, 79, 83, 85 — sex §§ 5, 25, 27, 28, 30, 31, 37, 46, 47, 49, 50, 51, 52, 62, 64, 65, 69, 74, 75, 81 — tria § 26 Tuniken tunica myt den gulden mawen § 68 Anm. c tunice — albe § 24c — rubee § 20 Untergewänder pannus — blavius §§ 3, 9, 11, 32, 40, 41, 43a, 48, 54, 58, 59, 68, 71, 81, 84, 87 — glaucus §§ 7, 34c, 35, 53, 79, 81, 85 — niger habens ante quatuor armillas (rotundas imperatoris in pectore) §§ 2, 24c, 34b — rubeus §§ 14, 36

~~~ Personen ~~~ Adam von St. Victor § 93 Anm. 1 Alexander von Wallmoden, Kanoniker § 24b Berthold Achtermann, Kanoniker §§ 11 Anm. c, 24b Anm. b, 34b Anm. b, 59 Anm. c, 84 Anm. a, 88 Anm. c Berthold von Holle, Kanoniker §§ 24b, 59 Bodo von Mahlum, Vikar §§ 44 Anm. 1, 76, 79 Dietrich Storing, Kanoniker §§ 37, 56, 62 Dietrich von Braunschweig, Kanoniker § 57 Dietrich von Wallmoden, Kanoniker § 24b Friedrich von Jerxheim, Kanoniker §§ 31, 52, 85 Friedrich von Osterwieck, Kanoniker § 56 Anm. 2 Gottfried, Kanoniker § 52 Heinrich IV., Kaiser § 53 Anm. b Heinrich Koch, Pfarrer zu Hilwardingerode § 15 Anm. 1 Heinrich Lovensen, Kanoniker § 34b Anm. a

Heinrich Wellinghausen, Kanoniker §§ 53 Anm. d, 71 Anm. a Henning Bornhusen, Kanoniker §§ 2 Anm. b, 24d Anm. b, 34c Anm. b, 35 Anm. b Innozenz III., Papst § 34a Anm. 1 Johannes Gerken, Kanoniker § 85 Anm. a Johannes Schaper, Pfarrer von St. Thomas § 35 Anm. d Johannes Swartekop, Bürgermeister § 26 Anm. a Konrad II., Kaiser § 37 Anm. a Notker Balbulus, Mönch in St. Gallen § 34a Anm. 1 Ratzo von Sehlde, Bürger § 51 Anm. 1 Reinhard, Kanoniker §§ 58 Anm. 2, 62 Anm. 2 Ruprecht von Querfurt, Erzbischof von Magdeburg § 26 Anm. 1 Stephen Langton, Erzbischof von Canterbury § 34a Anm. 1 Ulrich von Bilstein, Bürger § 60 Anm. 3

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Der Ordinarius von 1435

~~~ Prozessionen, Stationen, Umgänge ~~~ circuitus §§ 2, 7, 24e, 28, 37, 58 Anm. a, 76, 78, 83, 85 — civitatis §§ 34c, 41c — in ambitu §§ 39, 95 — claustri §§ 41c, 43, 43a, 71, 79 — sancti Thome § 43 — umme hoff §§ 75 Anm. a, 76 Anm. a introitus monasterii § 41b ordo processionis §§ 34a, 36a, 41b, 43, 54 processio §§ 24, 34a, 34d, 41b, 43, 87b — ad capitolium § 20 — ad baptismum §§ 22, 24a — ad Dominam Nostram §§ 3, 9, 11, 14, 19, 29, 32a, 34, 35, 36, 41a, 43a, 48, 54, 59, 71 Anm. b, 72, 73, 84, 87b, 87b Anm. a, 95

— ad locum, ubi benedicendus est novus ignis § 22 — ad monasterium § 23 — pueri § 38 stacio § 56 Anm. a — ad altare Decem Milium Martirum § 39 Anm. b — ad altare sancti Mathei § 41b Anm. a — altari Mychahelis § 83 Anm. c — altaris Anne § 25 Anm. a — altaris Cosme et Damiani § 67 Anm. a — in monasterio § 32b — in novo crypte § 80 Anm. a — Omnium Sanctorum § 80 Anm. b visitacio — altaris sancte Marie § 46 — baptismi §§ 33, 34a

~~~ Reliquien, -kult ~~~ armarium sanctuarii § 41b brachium — beati Eucharii §§ 24, 32a, 34a, 36a, 41b, 85 — sancti Ambrosii §§ 17, 41b — sancti Herardi §§ 4, 41b capsella, -e §§ 7, 42, 63, 69, 85, 87a caput — sancti Nycolai §§ 32a, 34a, 83 — sancti Servacii §§ 29, 32a, 34a cineres beati Johannis § 40 crux (parva) de clavo Domini §§ 24, 32a, 34a, 41b intimatio indulgentiarum huius ecclesie § 34d lac beate Marie virginis §§ 14, 54 pingwedo beati Laurentii § 53 plenarium §§ 22, 24a — cum crucifixo (sive cruce) §§ 19, 20, 26, 41b — (minus) cum ymaginibus beate Marie virginis (et apostolorum) §§ 14, 24e — magnum (sive maius sive optimum) §§ 11, 24, 32a, 34a, 35, 41b

— penes magnum (sive optimum) §§ 22, 33, 36a, 41b reliquie §§ 3, 9, 11, 11 Anm. b, 14, 19, 21 Anm. a, 26, 29, 32a, 34, 34a, 35, 41, 41a, 41b, 42, 43, 50, 53, 54, 59, 72, 73, 83, 84, 85, 87b — sancti Nycolai § 34d sangwis — beati Stephani §§ 50, 87b — beati Laurentii § 53 sarchophagi §§ 2, 3, 5, 7, 9, 11, 14, 22, 23, 24b, 24d, 25, 26, 27, 28, 29, 31, 32, 32b, 33, 34a, 34b, 34c, 35, 36, 38, 39, 40, 41, 41a, 42, 43, 43a, 44, 45, 46, 47, 48, 50, 51, 52, 53, 54, 56, 57, 58, 59, 62, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 83, 84, 85, 87, 87b — maiores § 41b — minores §§ 34c, 41b sarchophagus — beati Mathye §§ 30, 34d, 41b, 41c, 49 — beati Venantii § 16 — maior § 41c Anm. b

468 — minor §§ 41b, 63 scrinea § 42 — diversa (parva) §§ 41a, 41b — duo parva §§ 32a, 34a scrineum § 92b Anm. b

Editionen — parvum argenteum, in quibus habentur reliquie sancti Nycolai § 34d ymago — beate Marie virginis §§ 32a, 34a — Christi § 32b

XIV. Aus dem Brevier von 1522

XIV.1 Vorbemerkungen Von dem Brevier des Kollegiatstifts St. Simon und Judas in Goslar, dessen Druck Lorenz Stuchs1 am 8. Dezember 15222 in Halberstadt im Hause und im Auftrage Ludwig Trutebuls3 vollendete, wurden noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwei vollständige Exemplare in öffentlich zugänglichen Bibliotheken verwahrt. Das eine befand sich unter der Signatur ›Liturg. 440‹ in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden4, das andere unter einer heute nicht mehr vollständig zu ermittelnden Signatur5 in der Bibliothek der Grafen von Stolberg im Schloss Wernigerode.6 Beide Exemplare sind dem Zugriff der (liturgie-)historischen Forschung jedoch 1 Lorenz Stuchs war vermutlich der Sohn des Nürnberger Druckers Georg Stuchs, der sich zunächst auf Liturgica spezialisiert hatte, ab 1521 aber vor allem reformatorische Schriften druckte. Vgl. Baumann, Druckerei (1954); Benzing, Stuchsdruckerei (1961/63). 2 Das Impressum am Ende des Sommerbandes lautet: [...] Halberstadie impressus anno virginei partus millesimo quingentesimo vicesimo secundo octava decembris. 3 Lange Zeit hielt man irrigerweise Trutebul für den Drucker; so etwa Hölscher, Gottesdienst (1905), 6. Baumann konnte jedoch nachweisen, dass Trutebul, der aus Aschersleben stammte, ab 1513 dem Stadtrat von Halberstadt angehörte und 1516/17 und 1520/21 das Amt des reitenden (stellvertretenden) Bürgermeisters innehatte, nur als Finanzier der ersten Halberstädter Offizin fungierte. 1523 musste Trutebul vermutlich im Zusammenhang mit reformatorischen Unruhen die Bischofsstadt verlassen und verkaufte sein Druckmaterial an Johann Lörsfeld, der damit noch im selben Jahr in Erfurt zu drucken begann. Vgl. Baumann, Buchdrucker (1952); ders., Geschichte (1956/58), 246248; Benzing, Buchdrucker (1982), 173; ferner Luther, Trutebul (1913). Die Angaben bei Reske, Buchdrucker (2007), 323 f., sind fehlerhaft. 4 Nur dieses Exemplar ist nachgewiesen bei: Bohatta, Bibliographie (1937), 203, Nr. 2250. 5 Die von den Stolbergschen Bibliothekaren in jahrzehntelanger Arbeit angefertigten Kataloge, die Ende der 1920er Jahre ca. 200.000 Karteikarten umfasst haben sollen (vgl. Herricht, Handschriftenabteilung [1970], 21), wurden am 18. April 1946 zusammen mit dem Großteil der in Wernigerode verbliebenen Restbestände (etwa 70.000 von annähernd 90.000 noch vorhandenen Bänden) in die UdSSR abtransportiert. Vgl. Pfeil, Katalog (2007), Bd. 1, XXVI, Anm. 95; ferner Trophäenkommissionen, 139 f. (Dok. Nr. 20), 200 (Dok. Nr. 31); Meier zu Eissen, Bücherraub (2007), 105113. – Folgt man den Angaben bei Förstemann, Bibliothek (1866), 40, dann gehörte das Goslarer Brevier einst zur Signaturgruppe ›Hl‹ (Katholische Theologie), und hatte eine zwischen 670 und 884 liegende Ordnungszahl. 6 Seine Existenz wird bezeugt durch Grotefend, Zeitrechnung (1892), Bd. 2, Abt. 1, 59.

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Editionen

innerhalb weniger Jahre – und vielleicht für immer – entzogen worden. Das Dresdener Exemplar gilt seit dem Ende des zweiten Weltkriegs als verschollen und wird seither in Russland vermutet.7 Das Wernigeröder Exemplar wurde vielleicht Ende der 1920er Jahre durch das infolge der Hyperinflation von 1923 in große finanzielle Bedrängnis geratene Adelshaus Stolberg-Wernigerode, wie zahlreiche andere kostbare Handschriften, Inkunabeln und Frühdrucke, über das Antiquariat Karl W. Hiersemann8 (Leipzig) oder das Antiquariat Jacques Rosenthal9 (München) nach Amerika verkauft.10 Außer den beiden genannten sind allerdings noch zwei weitere Exemplare11 erhalten geblieben, die zwar für sich genommen unvollständig sind, sich jedoch glücklicherweise wechselseitig ergänzen: Ein Teilband für das Winterhalbjahr, das Breviarium hyemale, wurde der Goslarer Stiftsbibliothek vermutlich während des Dreißigjährigen Krieges entfremdet12, bevor Herzog Rudolf August ihn ca. 1682/84 für die Wolfenbütteler Bibliothek erwerben konnte13, wo er heute unter der Signatur 7 Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 103, Anm. 68. 8 In den mir zugänglichen Katalogen des Antiquariats Karl W. Hiersemann aus den Jahren 1926 bis 1930 taucht das Goslarer Brevier nicht auf. Vgl. Katalog Hiersemann. Nicht gesehen habe ich die Katalog-Nrn. 557 f., 560-567, 569-576, 578, 580-588, 594, 599; von diesen kommen aufgrund der thematischen Ordnung aber eigentlich bloß die Nr. 557 (Illustrierte Bücher des 16. Jahrhunderts), allenfalls auch noch die Nrn. 526 u. 582 (jeweils: Inkunabeln) in Frage. 9 In den mir zugänglichen Katalogen des Antiquariats Jacques Rosenthal aus den Jahren 1926 bis 1930 taucht das Goslarer Brevier nicht auf. Vgl. Katalog Rosenthal. Nicht gesehen habe ich die Katalog-Nrn. 88 u. 91. 10 So jedenfalls die am 19. August 2008 freundlicherweise mitgeteilte Vermutung von Frau Dr. Brigitte Pfeil (Universitätsbibliothek Erfurt), der gegenwärtig sicher besten Kennerin der Stolberg-Wernigerödischen Bibliotheksgeschichte. Vgl. Pfeil, Katalog (2007), XVII-XXX. – In den sehr umfangreichen maschinenschriftlichen Katalogen des Berliner Antiquars Martin Breslauer, der ab 1930 große Teile der Stolberg-Wernigerödischen Bibliothek zum Verkauf anbot, wird das Goslarer Brevier unter den besonders wertvollen, frühen Drucken nicht erwähnt. Die Signaturgruppe ›Hl ‹, zu der es vermutlich gehörte (vgl. oben Anm. 5) und die 1932 noch 1129 Bände umfasste, darunter „allein 36 Inkunabeln; viele Drucke von Erasmus von Rotterdam; Breviarien, Stundenbücher, Plenarien usw.“ (Breslauer, Bücher [1932], 79), fehlt in den in der Berliner Staatsbibliothek erhaltenen Exemplaren des Verkaufskatalogs leider ganz. Vgl. SBB PK, Nachlass 307: Martin und Bernhard Breslauer (von der Hand Breslauers annotiertes Arbeitsexemplar); SBB PK, 4° Ao 8014/36 (ursprünglich zu Werbezwecken [?] an die Berliner Staatsbibliothek versandte Hektographie); jeweils Bd. 2: Abt. G-J. Die Aufstellung der besonders wertvollen Stücke: ebd., Bd. 8: Varia. 11 Einzelne Blätter befinden sich zudem im HStA Hannover, Hann. 27 Hildesheim, Nr. 493, Quadrangel 20, Beilage N. Vgl. dazu oben, Kap. V, Anm. 107. 12 Dass es sich bei diesem Exemplar des Winterbandes nicht um das letzte in Goslar verbliebene gehandelt haben kann, ist aus den Angaben bei Heineccius zu erschließen, der noch zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus dem Breviarium hyemale zitiert. Vgl. Heineccius, Beata Maria Deipara (1706), 61 [recte 16!]; ders., Antiquitatum (1707), 437. 13 Seine verschlungenen Initialen finden sich auf dem Titelblatt. Nach freundlicher Mitteilung von Herrn Christian Hogrefe (HAB) lässt sich die Erwerbung des Bandes in die Jahre 1682/84 da-

Aus dem Brevier von 1522

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›Theol. 532,1 8°‹ zu finden ist.14 Der Teilband für das Sommerhalbjahr, das Breviarium estivale, wurde vermutlich 1812/13 bei der Veräußerung des Inventars von St. Simon und Judas15 durch den späteren Halberstädter Oberlandesgerichtsrat Ernst Georg Julius Hecht ersteigert16 und tauchte fast zwei Jahrhunderte später im Besitz des inzwischen verstorbenen Goslarer Hobbyhistorikers17 Franz Balaho wieder auf18, der den Frühdruck am 8. März 1966 für 480,00 DM auf einer Auktion der Venator KG in Köln ersteigert hatte.19 Der damals an mögliche Interessenten versandte Katalog bietet zwar eine ausführliche Beschreibung des Bandes, enthält aber keinerlei Angaben zu seiner Provenienz.20 Wann und von wem das Breviarium estivale einst der Hechtschen Sammlung entfremdet wurde, lässt sich deshalb nicht mehr zweifelsfrei ermitteln. Sicher ist wohl nur, dass es sich nicht unter den ca. 335 Büchern befand21, die Otto Heine, an den der größte und „doch wohl wertvollste Teil“22 der Hechtschen Sammlung durch zwei komplizierte Erbgänge geraten war, 1950 zusammen mit zahlreichen Urkunden und Handschriften dem Niedersächsischen Staatsarchiv in Hannover als Depositum anvertraute.23 In der im Frühjahr

14

15 16 17 18

19 20 21 22 23

tieren, da das Brevier noch in den eigenhändigen Bibliothekskatalog des Herzogs aufgenommen wurde. Allein dieses Exemplar ist nachgewiesen im VD 16, Bd. 3, 348, Nr. B 8144, sowie (trotz des Verweises auf Bohatta [siehe Anm. 4] nur dem VD 16 folgend) bei Häußling, Gattungen (2005), 50. Vgl. Kap. I, Anm. 90; Kap. VI, bei Anm. 109; Chroniken § 57 Anm. 4 f. Sein schlichtes Ex-Libris befindet sich am unteren Ende des vorderen Spiegels. Zu Hecht († 1840) und seiner Sammlung vgl. Przybilla, Quellen (1980), 203-205. Vgl. etwa Balaho, Kunstdenkmäler (1962). Vgl. Lohse, Pfalzstift (2002/03), 103, Anm. 68. – Herr Balaho, der mir im Oktober 2004, nach Vermittlung durch den Vorsitzenden des Geschichtsvereins Goslar e. V., Herrn Hansgeorg Engelke, gestattete, den Band für meine Forschungen zu inspizieren, vermachte den Frühdruck vor seinem Tod der Stadt Goslar. Seither wird er in einem Stahlschrank des Goslarer Museums zwischengelagert, wie mir dessen Leiter, Herr Christoph Gutmann, im Juni 2009 mitteilte. Den genannten Herren sei für ihre Hilfsbereitschaft auch an dieser Stelle ganz herzlich gedankt. Vgl. JdA 17: 1966, 56; sowie den Versteigerungsplan bei Venator Auktion 29/30, 3. Vgl. Venator Auktion 29/30, 34 (Nr. 147); siehe auch ebd., 2. Vgl. Przybilla, Quellen (1980), 206, Anm. 23. Hamann/van den Heuvel/Bardehle, Übersicht (1992), 151. Ein förmlicher Depositalvertrag wurde jedoch erst 1957 abgeschlossen. Nachdem die Landesbibliothek die Urkunden und Manuskripte der Hechtschen Sammlung 1978 für das Land Niedersachsen erworben und dem Hauptstaatsarchiv als Dauerleihgabe überlassen hatte, blieb der Bestand nur deshalb in der Abteilung Deposita, um die alte, vielfach zitierte Signatur (Dep. 76) beibehalten zu können. Vgl. Hamann/van den Heuvel/Bardehle, Übersicht (1992), 151-153. – Nach Przybilla, Quellen (1980), 206, der sich auf das maschinenschriftliche Findbuch (AR [1960]) stützt, erfolgte die Übergabe des Materials durch Heine in den Jahren 1947 und 1952. Dem widerspricht allerdings eine auf den 3. März 1950 datierte Aktennotiz des Magazinverwalters Müller über die Ablieferung der am 22. Februar 1950 durch Heine in Aussicht gestellten „11 Kisten“. Vgl. HStA Hannover, 1/3, Nr. 332, fol. 240r u. fol. 244r.

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1957 angelegten Kartei der Manuskripte und Bücher dieses Bestandes ist es jedenfalls nicht verzeichnet worden.24 Da kaum anzunehmen ist, dass das Goslarer Brevier – immerhin eines der ersten in Halberstadt gedruckten Bücher – bereits 1882 bei der Veräußerung sämtlicher nicht die Halberstädter Geschichte betreffender Druckerzeugnisse25 aus der Hechtschen Sammlung ausgesondert wurde, bleiben wohl nur zwei Szenarien denkbar: Entweder wurde der Band im Rahmen der 1930 erfolgten Erbteilung26 nicht Otto Heine, dem späteren Depositar, sondern einer seiner Cousinen zugeschlagen, die ihn später ohne Hinzuziehung eines namhaften Antiquariats versilberte27, oder er wurde ersterem im Mai 1945 gestohlen, ohne dass dies in den Wirren des Kriegsendes irgendjemandem aufgefallen wäre.28 Tab. 20: Der Aufbau der beiden Brevier-Bände Breviarium Hyemale29

Breviarium Estivale Calendarium

pars I

fol. 1v – fol. 8r

Calendarium

pars I

[fol. 1v – fol. 8v]30

Notabilia generalia

pars II

[fol. 1r – fol. 7v]

Notabilia generalia

pars II

fol. 1r – fol. 7v31

Pars de tempore (In vigilia pasche – In Dominica XXIV)

pars III

fol. 1r – fol. 12032

Pars de tempore (In adventu Domini – In cena Domini)

pars III

fol. 1r – fol. 121v

[Horae canonicae]

pars IV

fol. 1r – fol. 97v33

Horae canonicae

pars IV

fol. 1r – fol. 97v

Commune Sanctorum

pars V

fol. 1r – fol. 28v

Commune sanctorum

pars V

fol. 1r – fol. 28v

Pars de Sanctis (Annunciationis Marie – Illationis Marie)

pars VI

fol. 1r – fol. 141v

Pars de sanctis (Vigilia Andree – Tiburtii et Valeriani)

pars VI

fol. 1r – fol. 140v

Das zweibändige Brevier des Stifts St. Simon und Judas ist ein typisches Produkt seiner Zeit. Im handlichen Oktav-Format bot es dem Stiftsherren – auf zwei Teil24 25 26 27

28

29 30 31 32

33

Vgl. HStA Hannover, Dep. 76, Karteikiste: Manuscripte und Bücher. Vgl. Przybilla, Quellen (1980), 205; Hamann/van den Heuvel/Bardehle, Übersicht (1992), 151. Vgl. Hamann/van den Heuvel/Bardehle, Übersicht (1992), 152. Die Jahrgänge 1930 bis 1939 des ‚Jahrbuchs der Bücherpreise‘ sowie die Jahrgänge 1950 bis 1965 des ‚Jahrbuchs der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen‘ vermelden jedenfalls nichts von einer solchen Veräußerung. Przybilla, Quellen (1980), 206, u. Hamann/van den Heuvel/Bardehle, Übersicht (1992), 152, sprechen lediglich von „Brandschäden“ bzw. „mutwilligen Zerstörungen“, doch gerade in einem solchen ‚Umfeld‘ mögen Diebstähle nicht bemerkt worden sein. Die Angaben im VD 16, Abt. 1, Bd. 3, 348, Nr. B 8144, sind größtenteils falsch. Die Blätter sind von moderner Hand mit Bleistift foliiert worden. Auf fol. 1r ist von moderner Hand mit Bleistift eine „9“ geschrieben worden. Fol. 120 ist recto irrtümlich als fol. 109 gezählt, verso finden sich handschriftliche Nachträge zu den Sonntagen 25, 26 und 27 nach Trinitatis, die (der Schrift nach) aus dem 17. Jahrhundert stammen. Es folgt ein leeres Blatt.

Aus dem Brevier von 1522

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bände verteilt – alle Lese-, Lied- und Gebetstexte samt der erläuternden Rubriken, die für eine dem Brauch seiner Kirche entsprechende Ausführung der kanonischen Horen benötigt wurden. Die detaillierte Aufzählung der besonderen, in Abhängigkeit von Kirchenjahr bzw. Heiligenfesten (proprium de tempore, proprium de sanctis) zu vollziehenden Riten machen dementsprechend den Löwenanteil des Bandes aus. Ergänzt wird sie – wie auch sonst in Brevieren des beginnenden 16. Jahrhunderts üblich – um ein vorangestelltes Kalendarium, allgemeine Regeln für den Chordienst und spezielle Erläuterungen zu den einzelnen Tagzeiten (Tab. 20). Eine umfassende liturgiegeschichtliche Würdigung des Goslarer Breviers von 1522, die die in vielen Punkten irrigen Ausführungen von Uvo Hölscher zu korrigieren hätte34, wird zukünftig von berufenerer Seite vorgenommen werden müssen. Sie erscheint umso wünschenswerter, als die (katholische) Liturgiegeschichte des Hildesheimer Sprengels bislang im Vergleich zu anderen deutschen Bistümern weitgehend im Dunkeln liegt35 und mit dem Ordinarius von 1435 eine wichtige Parallelquelle nunmehr in einer kritischen Edition zugänglich gemacht worden ist.36 Die hier vorgelegten Auszüge aus dem Breviarium ecclesie exempte sanctorum Symonis et Jude apostolorum oppidi imperialis Goslariensis dienen in erster Linie zur Entlastung des Anmerkungsapparats in Kapitel IV der vorliegenden Studie, doch mögen sie auch als ‚Appetitanreger‘ für eine intensivere Beschäftigung mit diesem bislang kaum beachteten Halberstädter Frühdruck gelesen werden. Die beiden im Folgenden edierten Passagen entstammen zum einen den Blättern 82r bis 87v des vierten Teils, der – wie oben gezeigt – im Sommer- und Winterband identisch ist (§§ 1-9), zum anderen den Blättern 102v bis 103r des dritten Teils aus dem Breviarium estivale (§§ 10-15). Die §§ 1 bis 8 geben mit ihrer detaillierten Aufzählung der Gesänge, Lesungen und Kollekten, die während der Totenvigilien und -vespern vorzutragen waren, einen lebhaften Einblick in die allgemeine Memorialpraxis der Goslarer Stiftsherren im späten Mittelalter. Die ersten sieben des insgesamt neun Lesungen umfassenden Totenoffiziums folgen mit ihren aus dem Buch Hiob entnommenen Passagen37 dem in der römisch-katholischen Kirche wohl seit dem 9. Jahrhundert38 üblichen Ritus.39 Auffällig sind jedoch die letzten beiden Lesungen (Hiob 19,20-24 und Hiob 19,2534 Man vgl. nur die völlig an den Haaren herbeigezogenen Angaben zur Lage der einzelnen Altäre bei Hölscher, Gottesdienst (1905), 13, mit den Angaben im Index reliquiarum, 607, bzw. Reliquien-Verzeichniss, 601. 35 Vgl. die spärlichen Nachweise bei Reifenberg, Gottesdienst (1980), 49; Kranemann, Geschichte (1995), 251. 36 Vgl. Kap. XIII. 37 Erste Nokturn: Hiob 7,16-21; Hiob 10,1-7; Hiob 10,8-12. Zweite Nokturn: Hiob 13,22-28; Hiob 14,1-6; Hiob 14,13-16. Dritte Nokturn: Hiob 17,1-3 u. 11-15. 38 Zu den (heftig umstrittenen) Anfängen des Totenoffiziums vgl. Ottosen, Responsories (1993), 3149, 373 f. 39 Vgl. ebd., 53-59.

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Editionen

27), da der hier auf zwei Lesungen verteilte Text gewöhnlich allein die achte lectio bildet – eine Lösung, die nach den auf einer abundanten Materialgrundlage fußenden Forschungen von Knut Ottosen im deutschen Sprachraum sonst nur aus Halberstadt, Hildesheim und Naumburg bekannt ist.40 Die Responsorien-Serie41 des Goslarer Totenoffiziums stimmt freilich mit keiner der aus den genannten Städten bekannten überein (Tab. 21), sondern zeigt unter den mehr als 2.000 bei Ottosen erfassten Serien42 die größte Übereinstimmung mit derjenigen des Stifts Saint Émilion (Aquitanien) aus dem 12. Jahrhundert. Ob man hier wirklich von liturgiegeschichtlichen Filiationen ausgehen kann?43 Wahrscheinlicher sind doch wohl autochthone Entwicklungen in den jeweiligen Ortskirchen, die unabhängig voneinander zu einem ähnlichen Ergebnis führten. Tab. 21: Die Responsorien-Serien des Totenoffiziums in der Liturgie der Stiftskapitel von Goslar, Halberstadt, Hildesheim, Naumburg und Saint Émilion 44 Stiftskapitel Goslar Halberstadt, Dom

Datum 1522 1495 1495

Sigle — S.1933-4 S.1932-3

Hildesheim, Dom

1250-1350 1493 1493 1350-1400 1492 1100-1200

BN 3102 CPHV 1427A CPHV 1427B FULD 71 S.1932-15 BORD 902

Naumburg, Dom Saint Émilion

1. Nokturn 79 – 58 – 47 14 – 72 – 90 44 – 47 – 58 14 – 72 – 01 44 – 47 – 58 79 – 82 – 83 72 – 14 – 32 79 – 44 – 58 79 – 44 – 58 79 – 58 – 47

2. Nokturn 83 – 76 – 40 24 – 32 – 57 76 – 83 – 79 24 – 32 – 47 76 01 – 58 – 47 57 – 24 – 68 76 – 47 – 83 76 – 47 – 01 83 – 76 – 40

3. Nokturn 01 – 18 – 38 68 – 83 – 38 01 – 18 – 38 68 01 – 18 – 38 76 – 18 – 38 28 – 76 – 38 01 – 10 – 18 83 – 18 – 38 18 – 38 – 01

Belege — 172 179 178 195 187 194 194 194

Die §§ 9 bis 15 unterstreichen mit ihren speziellen Anweisungen für das in der pars de tempore zwischen dem Fest des hl. Franziskus und demjenigen der Märtyrer Sergius und Bacchus eingereihte anniversarium Hinrici imperatoris einmal mehr 40 41 42 43

Vgl. ebd., 59 f., leider ohne Belege. Vgl. ebd., 3 u. 7-10. Vgl. ebd., 4 u. 97-201. So verstehe ich die von Ottosen, Responsories (1993), 354, geäußerte Ansicht, alle 79er-Serien mit Responsorium 44 oder 58 an zweiter Stelle stünden wahrscheinlich in einem (nicht näher spezifizierten) Zusammenhang mit St. Emmeram in Regensburg. 44 Alle Angaben folgen Ottosen, Responsories (1993), auf den sich auch die in der Kolumne ‚Belege‘ genannten Seitenzahlen beziehen. Unberücksichtigt geblieben sind die von Ottosen als Hildesheimer Handschriften geführten Codices SBB PK, Ms. theol. lat. fol. 218 (bei Ottosen: BERL 218) und SBB PK, Ms. theol. lat. fol. 319 (bei Ottosen: BERL 319A bzw. BERL 319B). Ersterer stammt nämlich aus St. Godehard in Brandenburg (vgl. Rose, Verzeichniss [1903], 712 f., Nr. 709; Becker/Brandis, Handschriften [1985], 20), letzterer aus dem Havelberger Domstift (so Rose, Verzeichniss [1903], 714, Nr. 710) oder weniger präzise aus Norddeutschland (so Becker/Brandis, Handschriften [1985], 23).

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die absolute Sonderstellung, die das Gründergedenken bei den Kanonikern von St. Simon und Judas trotz der zahlreichen im Laufe des Mittelalters angelagerten Memorialstiftungen stets behielt.45 Die Responsorien-Serie war zwar exakt die gleiche wie bei den ‚gewöhnlichen‘ Vigilien46, aber zwischen den Gesängen las man nicht aus den Klagen des Propheten Hiob, sondern rezitierte die Predigt des hl. Augustinus über 1. Thess. 4,13-17.47 Dieser Lesestoff hatte bereits im Laufe des 10. Jahrhunderts – vermutlich zuerst in Italien – Einzug in das Totenoffizium erhalten48 und wurde später vor allem durch seine Aufnahme in das Pontificale RomanoGermanicum49 popularisiert, in Deutschland besonders in der Diözese Würzburg.50 Neben dem soeben skizzierten Formular für die Vigil Heinrichs III., das zweifellos als das ursprüngliche zu gelten hat, überliefert das Brevier aber noch eine zweite, von diesem erheblich abweichende Version des Gründergedenkens am Jahrtag. Ihr zufolge sollte(n) in der Nacht vom 4. auf den 5. Oktober nicht mehr drei, sondern nur noch eine Vigil gehalten, und dementsprechend auch nicht mehr neun, sondern nur noch drei Lektionen gelesen werden; und zwar aus der Homilie Gregors des Großen über das Evangelium nach Lukas 10,1-9.51 Wann genau diese Modifikation vorgenommen wurde, lässt sich nur näherungsweise bestimmen: Für 1435 ist der ältere Ritus noch eindeutig belegt52, spätestens 1522 muss der neuere Ritus jedoch eingeführt gewesen sein. Vermutlich wird man den Bruch mit der Jahrhunderte alten Memorialpraxis näher an das zweite als an das erste Datum heranzurücken haben. Denn der Lapsus des Druckers, der in seinem Impressum immerhin behauptete, das vorliegende „Buch der kanonischen Stunden“ nicht nur „eifrigst durchgesehen und korrigiert“, sondern auch mit den „verbessertsten“ Handschriften des Stifts verglichen zu haben53, hatte seine Ursache natürlich in einer Inkongruenz der benutzten Vorlagen. Abweichungen, wie die beim Anniversar Heinrichs III. zu beobachtenden, dürften sich in den ‚verbessertsten Handschriften‘ aber auf die ‚ganz frischen‘ Modifikationen der Liturgie beschränkt haben.

45 46 47 48 49 50 51 52 53

Vgl. Kap. IV, nach Anm. 33. Vgl. Brevier § 9a. Vgl. Brevier §§ 9a-9i sowie Kap. IV. Der älteste erhaltene Textzeuge stammt aus Subiaco. Vgl. Ottosen, Responsories (1993), 87; siehe auch ebd., XLII, 43 u. 105. PRG 2, 293-296. So Ottosen, Responsories (1993), 87, leider ohne Belege. Vgl. Brevier §§ 13a-13c. Hölscher, Gottesdienst (1905), 15, hat diese Stelle gänzlich missverstanden und zudem die Textvorlage nicht erkannt. Vgl. Ordinarius § 70. Breviarium estivale, pars VI, fol. 141v: Canonicarum horarum liber secundum ordinem rubrice ecclesie exempte sanctorum Symonis et Jude apostolorum oppidi imperialis Goslariensis ordinatus, studiosissime revisus et correctus; at instar correctissimorum exemplorum collatus [...]. Vgl. auch Anm. 2.

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Editionen

Viel wichtiger als die exakte Datierung ist freilich die inhaltliche Akzentverschiebung, die mit der Änderung des Lesestoffs einherging. Während die HiobLektionen des officium defunctorum seit jeher stellvertretend für den Verstorbenen vor Gott gesprochen wurden54, hatte sich bereits der Sermon des hl. Augustinus vor allem an die Gedenkenden gewandt, die den Tag, an dem sie eines verstorbenen Bruders gedachten, zum Anlass nehmen sollten, darüber nachzusinnen, was sie selbst dereinst zu befürchten bzw. zu erhoffen hätten.55 Mit dem Auszug aus der Predigt Gregors des Großen wurde die Fokussierung auf die Stiftsherrengemeinschaft als Auditorium noch einmal verstärkt, wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen. An die Stelle von Augustinus’ gelehrten Ausführungen wider die Bitterkeit des Todes trat nämlich eine Fundamentalkritik des Klerus: „Bedenken wir doch“, hob der Vorleser nun an, „wie verdammungswürdig es ist, ohne Einsatz hier einen Arbeitslohn zu empfangen! Seht, wir leben von den Opfergaben der Gläubigen, doch welche Mühe nehmen wir auf uns für die Seelen der Gläubigen? Wir nehmen das zu unserem Lebensunterhalt, was die Gläubigen darbrachten, um ihre Sünden wiedergutzumachen, und trotzdem unternehmen wir keinerlei Anstrengung, gegen diese Sünden durch Eifer im Gebet oder in der Predigt so anzugehen, wie es angemessen wäre.“ Und weiter: „Bedenken wir also, welch Vergehen es vor Gott bedeutet, den Lösepreis der Sünden zu verzehren und nicht mit der Verkündigung den Sünden entgegenzuwirken. Hören wir, was durch die Stimme des seligen Hiob gesagt wird: ‚Wenn mein Land gegen mich klagt und seine Furchen mit ihm weinen, wenn ich seinen Ertrag verzehre ohne Bezahlung ...‘ Das Land jammert nämlich tatsächlich über seine Besitzer, wenn die Kirche gegen ihre Hirten zu Recht murrt.“56 – Es sollte nicht mehr lange dauern, bis das Murren, auf das die Kanoniker von St. Simon und Judas mit diesen aus dem Frühmittelalter ‚geborgten‘ Worten zu Beginn des 16. Jahrhunderts Bezug nahmen, das Ende der Jahrtagsfeiern für Kaiser Heinrich III. nach sich zog... ———————— Die Edition der Brevier-Auszüge beruht auf folgenden Prinzipien: Der Text der Vorlage wird unter stillschweigender Auflösung aller Kürzungen durchgehend buchstabengetreu wiedergegeben, von einer Übernahme der originalen Satzzeichen (Punkte und Doppelpunkte) jedoch abgesehen. Vielmehr wird die Interpunktion, um den Lesefluss nicht unnötig zu stören, nach modernen Regeln gehandhabt. Die vom Herausgeber verantwortete Einteilung in Paragraphen und Absätze ist ebenfalls ein Zugeständnis an den modernen Leser. Die Drucke selbst kennen als Gliederungs54 Vgl. Ottosen, Responsories (1993), 54; Schwarz, Liturgie (2000), 165-168. 55 Vgl. die programmatischen Eingangsworte im Brevier § 9a. 56 Brevier §§ 13a, 13c. Übersetzung in Anlehnung an: Gregor der Große, Evangelienhomilien, 279, 281.

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elemente neben der durch Schwarz- bzw. Rotdruck kenntlich gemachten Unterscheidung von liturgischen Texten und erläuternden Hinweisen lediglich ein bis zwei Zeilen hohe, meist rubrizierte, ganz vereinzelt aber auch in kleine Holzschnitte integrierte Initialen am Beginn längerer liturgischer Texte sowie schwarze Paragraphenzeichen am Ende eines Abschnitts, z. B eines Heiligentages. Um den fortlaufenden Wechsel von Rot- und Schwarzdruck anzudeuten, werden in der Edition Rubriken stets in Kapitälchen gesetzt. Alle liturgischen Texte bzw. deren Initien erscheinen in doppelten spitzen Klammern « », die Hinzufügungen des Herausgebers hingegen in eckigen Klammern [ ]. Um die ortskirchlichen Besonderheiten in der Liturgie der Kanoniker von St. Simon und Judas herauszuschälen, wurden die Angaben des Breviers mit den jeweils einschlägigen Textausgaben57 kollationiert und alle Abweichungen im kritischen Apparat nachgewiesen.

XIV.2 Teiledition §1

{fol. 82r} INCIPIUNT VIGILIE MORTUORUM

§2 a

IN PRIMO NOCTURNO ANTIPHONA. «Dirige, Domine, Deus meus, in conspectu tuo viam meam.»1 PSALMUS. «Verba mea au[ribus].»2 ANTIPHONA. «Convertere, Domine, et eripe animam meam, quoniam non est in morte, qui memor sit tui.»3 PSALMUS. «Domine, ne in furore tuo.»4 Primum. ANTIPHONA. «Nequando rapiat ut leo animam meam, dum non est, qui redimat neque qui salvum faciat.»5 PSALMUS. «Domine, Deus meus, in te speravi.»6 VERSICULUS. «Dirige, Domine, Deus meus, in conspectu tuo viam meam.»7 «Pater noster.» «Ave.» 1) CAO 3, Nr. 2244. — 2) Ps 5,2. — 3) CAO 3, Nr. 1921. — 4) Ps. 6,2. — 5) CAO 3, Nr. 3875. — 6) Ps. 7,2. — 7) CAO 4, Nr. 7209.

57 Es sind dies: CAO 3 bzw. Graduale triplex (für die Antiphonen), CAO 4 bzw. ROD (für die Responsorien), CO (für die Gebete), VOD (für die Versikel) sowie Augustinus, Sermo 173, Gregorius Magnus, Homilia in Evangelia 1,17, und die Vulgata (für die Lesungen).

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Editionen

LECTIO I. {fol. 82v} «Parce mihi, Dominea, nihil enim sunt dies mei. Quid est homo, quia magnificas eum aut quia ponis erga eum cor tuum? Visitas eum diluculo, et subito probas illum. Usquequo non parcisb mihi. Nec dimittis me ut gluciamc salivam meam? Peccavi. Quid faciam tibi, o custos hominum? Quare dme posuistid contrarium tibi? Et factus sum emihimet ipsie gravisf. Cur non tollisg peccatum meum, et quare non aufersh iniquitatem meam? Ecce nunc in pulvere dormioi, et si mane me quaesieris non subsistam.»1 RESPONSORIUM. «Redemptor meus vivit et in novissimo resurgam et renovabuntur denuo ossa mea et in carne mea videbo Dominum meum» VERSICULUS. «Lauda anima mea Dominum laudabo Dominum in vita mea psallendo Deoi meo quamdiu ero» [REPETITIO.] «Et reno[vabuntur]»2 a) Domine fehlt Vulgata. — b) parces Vulgata. — c) gluttiam Vulgata. — d) posuisti me Vulgata. — e) Das Brevier hat versehentlich: mihimetipsi. — f) graves Vulgata. — g) tolles Vulgata. — h) auferes Vulgata. — i) dormiam Vulgata. — j) Deo fehlt VOD, Nr. 125. 1) Hiob 7,16-21. — 2) ROD, Nr. 79; VOD, Nr. 125.

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LECTIO SECUNDA. «Tedet animam meam vite mee: dimittam adversum me eloquium meum. Loquar in amaritudine anime mee, dicam Deo: Noli me condemnare. Indica mihi, cur me ita judices? Numquid bonum tibi videtur, si columnierisa meb, et opprimas me opus manuum tuarum, et consilium impiorum adiuves? Numquid oculi carnei tibi sunt aut sicut videt homo, et tu videbis? Numquid sicut dies hominis dies tui, et anni tui sicut humana sunt tempora, ut quaeras iniquitatem meam, et peccatum meum scruteris? Et scias quia nihil impium fecerim, cum sit nemo qui de manu tua possit eruere.»1 RESPONSORIUM. «Ne tradas domine bestiis animas confitenciumc tibi et animas pauperum tuorum ne obliviscaris in finem» VERSICULUS. «Memorare que sit nostra substancia Domine et quia non vane constituisti omnes filios hominum» [REPETITIO.] «Et animas»2 a) calumnieris Vulgata. — b) me fehlt Vulgata. — c) confitentes CAO 4, Nr. 7210. 1) Hiob 10,1-7. — 2) CAO 4, Nr. 7210 = ROD, Nr. 58; VOD, Nr. 138.

d

LECTIO III. «Manus tue, Dominea, bfecerunt me et plasmaverunt meb totum in circuitu, etc repente precipitas me? Memento, queso, quod sicut lutum feceris me, et in pulverem reduces me. Nonne sicut lac

Aus dem Brevier von 1522

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mulsisti me, et sicut caseum me coagulasti? Pelle et carned vestisti me,e ossibus et nervis conpegisti me. Vitam et misericordiam tribuisti mihi, et visitacio tua custodivit spiritum meum.»1 RESPONSORIUM. «Memento queso, Domine, quod sicut {fol. 83r} lutum feceris me, et in pulverem reduces me. Nonne sicut lac mulsisti me, et sicut caseum me coagulasti? Pelle et carne vestisti me, ossibus et nervis compegisti me.» VERSICULUS. «Vitam et misericordiam tribuisti mihi, et visitacio tua custodivit spiritum meum.» [REPE2 TITIO.] «Nonne sicut lac.» a) Domine fehlt Vulgata. — b) plasmaverunt me et fecerunt me Vulgata. — c) Vulgata folgt: sic. — d) carnibus Vulgata. — e) Vulgata folgt: et. 1) Hiob 10,8-12. — 2) ROD, Nr. 47; VOD, Nr. 242.

§3 a

IN SECUNDO NOCTURNO. ANTIPHONA. «In loco pascue ibi me collo[ca]vit.»1 PSALMUS. «Dominus regit me.»2 ANTIPHONA. «Delicta iuventutis mee et ignorancias meas ne memineris Domine.»3 PSALMUS. «Ad te, Domine, le[vavi].»4 ANTIPHONA. «Credo videre bona Domini in terra viventium.»5 PSALMUS. «Dominus illuminatio.»6 VERSUS. «Delicta iuventutis mee et ignorancias meas ne memineris.»7 «Pater noster.» 1) CAO 3, Nr. 3250. — 2) Ps. 22. — 3) CAO 3, Nr. 2146. — 4) Ps. 24. — 5) CAO 3, Nr. 1948. — 6) Ps. 26. — 7) CAO 4, Nr. 6325.

b

LECTIO IIII. «Responde mihi: Quantas habeo iniquitates et peccata. Scelera mea atquea delicta ostende mihi. Cur faciem tuam abscondis et arbitraris me inimicum tuum? Contra folium quod vento rapitur, ostendis potentiam tuam et stipulam siccam persequeris. bScribis enimb contra me amaritudines, et consumere me vis peccatis adolescenciec mee. Posuisti in nervo pedem meum, et observasti omnes semitas meas et vestigia pedum meorum considerasti. Qui quasi putredo consumendus sum et quasi vestimentum quod comeditur a tinea.»1 RESPONSORIUM. «Rogamus te, Domine, Deus noster, ut suscipias animas eorum defunctorum, pro quibus sanguinem tuum fudisti. Recordare quia pulvis sumus et homo sicut fenumd et flos agri.»2 VERSICULUS. «Misericors et miserator et eiustef, Dominee.»2 [REPETITIO.] «Recordare.»2

480

Editionen

a) et Vulgata. — b) Das Brevier hat versehentlich: Scribisenim. — c) adulescentiae Vulgata. — d) foenum CAO 4, Nr. 7548. — e) iustus dominus VOD, Nr. 147. — f) clemens CAO 4, Nr. 7548. 1) Hiob 13,22-28. — 2) CAO 4, Nr. 7548 = ROD, Nr. 83; VOD, Nr. 147.

c

LECTIO V. «Homo natus de muliere, brevi vivens tempore: repletur multis miseriis. Quia quasi flos egreditur et conteritur et fugit velotb umbra, et numquam in eodem statu permanet. Et dignum ducis super huiuscemodi aperire oculos tuos, et adducere eum tecum in iudicium. Quis potest facere mundum de inmundo conceptum semine? Nonne tu qui solus es? Breves dies hominis sunt, etc numerus mensiumd eius apud te est. Constituisti terminos eius, qui preteririe non poterunt. Recede ergof paululum ab eo, ut quiescat donec optata {fol. 83v} veniantg, quasih mercennarii dies ejus.»1 [RESPONSORIUM.] «Quomodo confitebor tibi, Domine, iDeus meus,i quando veneris in jiudicio tuoj, quia cor meum mundumk non custodivi, animam meam in carne positaml pollui, templum corporis mei de opere iniquitatis coinquinavi. Precor te, Domine, antem discutias me, miserere mei.» VERSICULUS. «Tibi soli peccavin, Domine, miserere mei.» [REPETITIO.] «Precor.»2 a) Qui fehlt Vulgata. — b) velut Vulgata. — c) et fehlt Vulgata. — d) mensuum Vulgata. — e) praeterire Vulgata. — f) ergo fehlt Vulgata. — g) veniat Vulgata. — h) sicut Vulgata. — i) Deus meus fehlt ROD, Nr. 76. — j) iudicium tuum CAO 4, Nr. 7504. — k) mundum fehlt CAO 4, Nr. 7504. — l) CAO 4, Nr. 7504, folgt bereits hier: coinquinavi. — m) antequam CAO 4, Nr. 7504; ROD, Nr. 76. — n) VOD, Nr. 222, fährt fort: et malum coram te feci. 1) Hiob 14,1-6. — 2) CAO 4, Nr. 7504 = ROD, Nr. 76; VOD, Nr. 222.

d

LECTIO VI. «Quis mihia tribuat, ut in inferno protegas me, etb abscondas me, donec pertranseat furor tuus, et constituas mihi tempus, in quo recorderis mei? Putasne mortuus homo rursum vivaturc? Cunctis diebus, quibus nunc milito, expecto donec veniat inmutatio mea. Vocabis med, et ego respondebo tibi. Operi manuum tuarum porriges dexteram. Tu quidem gressus meos dinumerasti, sed parcee peccatis meis.»1 RESPONSORIUM. «Libera me, Domine, de viis inferni, qui portas ereas confregisti. Et visitasti infernum, et dedisti eis lumen, ut viderent te, qui erant in penis tenebrarum.» VERSICULUS. «Clamantes et dicentes: Advenisti, redemptor noster.» [REPETITIO.] «Qui portas ereas

Aus dem Brevier von 1522

481

confregisti et visitasti infernum.»2 a) Vulgata folgt: hoc. — b) ut Vulgata. — c) vivet Vulgata. — d) me fehlt Vulgata. — e) parces Vulgata. 1) Hiob 14,13-16. — 2) CAO 4, Nr. 7092 = ROD, Nr. 40; VOD, Nr. 31.

§4 a

IN TERTIO NOCTURNO. ANTIPHONA. «Non derelinquas me, Domine, Deus meus, non discesseris a me.»1 PSALMUS. «Domine, ne in furore tuo»2 secundam. ANTIPHONA. «Sana, Domine, animam meam, quia peccavi tibi.»3 PSALMUS. «Beatus, qui intelli[git].»4 ANTIPHONA. «Sitivit anima mea ad Deum, fontema vivum, quando veniam et apparebo ante faciem Domini.»5 VERSUS. «Quemadmodum desiderat.» VERSUS. «Ego dixi: Domine, miserere mei. Sana animam meam, quia peccavi tibi.»6 «Pater noster.» a) fontem fehlt CAO 3, Nr. 4972. 1) Graduale triplex, 360. — 2) Ps. 37. — 3) CAO 3, Nr. 4696. — 4) Ps. 40. — 5) CAO 3, Nr. 4972. — 6) CAO 4, Nr. 6627.

b

LECTIO VII. «Spiritus meus attenuabitura, dies mei breviabuntur. Et solum mihi superest sepulchrum. Non peccavi, et in amaritudinibus moratur oculus meus. Libera me, Domineb, et pone mec iuxta te, et cuiusvis manus pugnet contra me. Dies mei transierunt. Cogitationes mee dissipate sunt, torquentes cor meum. Noctem verterunt in diem, et rursum post tenebras spero lucem. Si {fol. 84r} sustinuero, infernus domus mea est, etd in tenebris stravi lectulum meum. Putredini dixi, pater meus es, mater mea et soror mea vermibus. Ubi est ergo nunc prestolatio mea, et epatientia mea?e fTu es, Domine, Deus meus.f»1 RESPONSORIUM. «Absolve, Domine, ganimas eorumg ab omni vinculo delictorum. Non eash tormentum mortis attingat, non reorum cathena constringat, sed miseratio tua in pacis ac lucis regione constituat.» VERSICULUS. «Si que illisi sintj, Domine, digne cruciatibus culpe, tu eas gratiak lenitatisl indulge.» [REPETITIO.] «Non reorum ca[thena]»2 a) adtenuabitur Vulgata. — b) Domine fehlt Vulgata. — c) me fehlt Vulgata. — d) et fehlt Vulgata. — e) patientiam meam quis considerat? Vulgata. — f) Tu … meus fehlt Vulgata. — g) animam ejus

482

Editionen ROD, Nr. 1. — h) eam ROD, Nr. 1. — i) illis VOD, Nr. 216. — j) sunt VOD, Nr. 216. — k) gratie mitissime VOD, Nr. 216. — l) lenitate VOD, Nr. 216. 1) Hiob 17,1-3 u. 11-15. — 2) ROD, Nr. 1; VOD, Nr. 216.

c

LECTIO VIII. «Pelli mee consumptis carnibus adhesit os meum, et derelicta sunt tantummodo labia circa dentes meos. Miseremini mei, miseremini mei, saltema vos amici mei, quia manus Domini tetigit me. Quare bme persequiminib sicut Deus, et carnibus meis saturamini? Quis mihi tribuat, ut scribantur sermones mei? Quis mihi det, ut exarentur in libro stilo ferreo velc plumbi laminad vel celtee sculpantur in silice?»1 RESPONSORIUM. «Deus eterne in cuius humana conditio potestate consistitf animas omniumg fidelium defunctorum quesumus ab omnibus absolve peccatis, ut penitentie fructum quem voluntas eorum optavit preventi mortalitateh non perdant.» VERSICULUS. «Qui in cruce positus latronem sero penitentem suscepisti, eorum, precamur, pie peccata dilue.» [REPETITIO.] «Ut penitentie fructum quem voluntas eorum optavit preventi mortalitateg non perdant.»2 a) saltim Vulgata. — b) persequimini me Vulgata. — c) et Vulgata. — d) lammina Vulgata. — e) certe Vulgata. — f) constitit CAO 4, Nr. 6417. — g) omnium fehlt CAO 4, Nr. 6417. — h) morte CAO 4, Nr. 6417. 1) Hiob 19,20-24. — 2) CAO 4, Nr. 6417 = ROD, Nr. 18; VOD, Nr. 184.

d

LECTIO NONA. «Scio enim, quod redemptor meus vivita, et in novissimo dieb de terra surrecturus sumc. Et rursum circumdabor pelle mea, et in carne mea videbo Deum. Quem visurus sum ego ipse. Et oculi mei conspecturi sunt, et non alius. Reposita est hec spes mea in sinu meo.»1 RESPONSORIUM «Libera me, Domine, de morte eterna in die illa tremenda, quando celi movendi sunt et terra.» VERSICULUS. «Dies illa, dies ire, diesd calamitatis et miserie, dies magna et amara valde.» [REPETITIO.] «Quando celi movendi sunt et terra.»2 a) vivat Vulgata. — b) die fehlt Vulgata. — c) sim Vulgata. — d) dies fehlt CAO 4, Nr. 7091. 1) Hiob 19,25-27. — 2) CAO 4, Nr. 7091 = ROD, Nr. 38; VOD, Nr. 55.

Aus dem Brevier von 1522

§5

483

AD LAUDES. ANTIPHONA. {fol. 84v} «Exultabunta ossa humiliata.»1 PSALMUS. «Miserere.»2 ANTIPHONA. «Exaudib orationem meam ad te omnis caro veniet.»3 PSALMUS. «Te decet.»4 ANTIPHONA. «Me suscepit dextera tua Domine.»5 PSALMUS. «Deus, Deus meus.»6 ANTIPHONA. «Eruisti, Domine, canimas eorumc ne perirentd.»7 PALMUS. «Ego dixi.»8 ANTIPHONA. «Omnis spiritus laudet Dominum.»9 PSALMUS. «Laudate Dominum.»10 VERSICULUS. «In memoria eterna erunte iusti, ab auditione mala non timebunt.»11 a) CAO 3, Nr. 2810, folgt: Domino. — b) CAO 3, Nr. 2767, folgt: Domine. — c) anima mea CAO 3, Nr. 2674. — d) periret CAO 3, Nr. 2674. — e) sint VOD, Nt. 116. 1) CAO 3, Nr. 2810. — 2) Ps. 50. — 3) CAO 3, Nr. 2767. — 4) Ps. 64. — 5) CAO 3, Nr. 3725. — 6) Ps. 62. — 7) CAO 3, Nr. 2674. — 8) Jes. 38,10-20. — 9) CAO 3, Nr. 4154. — 10) Ps. 150. — 11) VOD, Nr. 116.

§6

AD BENEDICTIONEM ANTIPHONA. «Omne, quod dat mihi pater, ad me veniet, et eum, qui venit ad me, non eiciam foras.»1 CANTICUM. «Benedictus.» «Kirieleyson.» «Christeleyson.» «Kirieleyson.» «Pater noster.» «Et ne nos [inducas in temptacionem].»2 VERSICULUS. «A porta inferi erue, Domine, aanimas eoruma.»3 [ANTIPHONA.] «Credo videre bona Domini in terra viventium.»4 [Responsorium] «Requiem eternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.»5 [RESPONSORIUM.] «Domine, exaudi oracionem meam et clamor meus ad te veniat.»6 a) anima mea CAO 3, Nr. 1191. 1) CAO 3, Nr. 4115. — 2) Die vorangehenden Zeilen des Vaterunser wurden von den Kanonikern still gebetet. — 3) CAO 3, Nr. 1191. — 4) CAO 3, Nr. 1948. — 5) CAO 4, Nr. 7533. — 6) CAO 4, Nr. 6495.

§7

SEQUENS COLLECTA. SEMPER ERIT PRIMA TAM IN MEMORIIS DOMINORUM QUAM LAICORUM, IMPERATORUM ET IMPERATRICUM.

484 a

Editionen

FUNDATORE TAMEN EXCEPTO COLLECTA. «Deus, indulgentiarum Domine, da aanime famuli tui, N.a, cuius bmemoriam agimusb, refrigerii sedem, quietis beatitudinem, eternec luminis claritatem. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].»1 a) famulo tuo CO, Nr. 1251. — b) anniversarium depositionis diem commemoramus CO, Nr. 1251. — c) eterne fehlt CO, Nr. 1251. 1) CO, Nr. 1251.

b

PRO FRATRIBUS ET SORORIBUS NOSTRE CONGREGATIONIS COLLECTA. «Deus, venie largitor et humane salutis amator, quesumus immensama clementiam tuam, ut nostre congregationis fratres bet sorores, propinquos familiares ac benefactores nostrosb, qui ex hoc seculo transierunt, cbeata Maria semper virginec intercedente, ad perpetue beatitudinis consortium pervenire concedas. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].»1 a) immensam fehlt CO, Nr. 2205. — b) et sorores, propinquos familiares ac benefactores nostros fehlt CO, Nr. 2205. — c) beato illo patrono nostro CO, Nr. 2205. 1) CO, Nr. 2205.

c

DOMINICALIS COLLECTA. «Fidelium Deus, omnium conditor et redemptor, animabus famulorum famularumque tuarum, aomnium fidelium defunctoruma, remissionem cunctorum tribue peccatorum, ut indulgentiam, quam semper optaverunt, piis supplicationibus consequantur. Qui [vivis et regnas] cum [Deo patre in unitate spiritus sancti Deus: per omnia secula seculorum. Amen].»1 a) omnium fidelium defunctorum fehlt CO, Nr. 2684b. 1) CO, Nr. 2684b.

d

IN DEPOSITIONE COLLECTA. «Quesumus, Domine, ut aanime famuli tuia, cuiusb obitus sui diem cprimum, secundum, tertium vel septimum vel tricesimumc commemoramus, sanctorum atque electorum tuorumd largirie dignerisf consortium et rorem misericordie tue perhennem infundereg. Per [dominum nostrum, Iesum Christum, filium tuorum. Amen].»1 a) famulo tuo illi CO, Nr. 4846. — b) CO, Nr. 4846, folgt: illum. — c) primum, secundum, tertium vel septimum vel tricesimum fehlt CO, Nr. 4846. — d) tuorum fehlt CO, Nr. 4846. — e) largire CO, Nr. 4846. — f) digneris fehlt CO, Nr. 4846. — g) infunde CO, Nr. 4846.

Aus dem Brevier von 1522

485

1) CO, Nr. 4846.

e

PRO IN CIMI- {fol. 85r} TERIO QUIESCENTIBUS COLLECTA. «Deus, in cuius miseratione anime fidelium requiescunt, famulis aet famulabus [!] tuisa omnibus, hic bet ubique in Christob quiescentibus, da propicius suorumc veniam peccatorum, ut, [a]d cunctis reatibus absoluti, tecume sine fine letentur. Per eundem [Christum Dominum nostrum. Amen].»1 a) tuis illis et illis vel CO, Nr. 1170. — b) et ubique in Christo fehlt CO, Nr. 1170. — c) suorum fehlt CO, Nr. 1170. — d) So auch CO, Nr. 1170. — e) tecum fehlt CO, Nr. 1170. 1) CO, Nr. 1170.

f

PRO FUNDATORE COLLECTA. «Propiciare, quesumus, Domine, anime famuli tui, aN. imperatorisa, et presta, ut, qui de tuis donis in hoc loco pervigili cura nomini tuo quotidiana preparavit obsequia, perpetua cum sanctis tuis mereatur perfrui leticia. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].»1 a) illius CO, Nr. 4701. 1) CO, Nr. 4701.

g

IN ANNIVERSARIO UNIUS COLLECTA. «Deus, indulgentiarum Domine, da aanime famuli tui, N., VEL da anime famule tue, N.a, cuius anniversarium depositionis diem commemoramus, bet animabus fidelium tuorum, quorum memoriam agimusb, refrigerii sedem quietis beatudinem eternec luminis claritatem. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].»1 a) famulo tuo CO, Nr. 1251. — b) et animabus fidelium tuorum, quorum memoriam agimus fehlt CO, Nr. 1251. — c) eterne fehlt CO, Nr. 1251. 1) CO, Nr. 1251.

h

PRO DESOLATIS ANIMABUS COLLECTA. «Omnipotens et misericors Deus, quesumus, ut miserearis animabus miseris, quibus apud te non habent intercessorem, quibus non est consolatio, nec spes in tormentis, nisi quod a te ad imaginem tuam facte sunt, et precioso sanguine tuo redempte sunt: parce Domine, parce illis, et defende plasma tuum, et ne des alteri deprecamur gloriam nominis tui operaque manuum tuarum, ne despias in eis, sed libera eas ad societatem civium supernorum. [Per eum,] qui vi[vit et regnat in secula seculorum. Amen].»1

486

Editionen

1) Vgl. CO, Nr. 3359.

§8 a

VESPERE MORTUORUM. ANTIPHONA. «Placebo Domino in regione vivorum.»1 PSALMUS. «Dilexi.»2 ANTIPHONA. «Heu mihia, quia incolatus meus prolongatus est.»3 PSALMUS. «Ad Dominum.»4 ANTIPHONA. «Dominus custodit te ab omni malo, custodiat animam tuam Dominus.»5 PSALMUS. «Levavi oculos.»6 ANTIPHONA. «Si iniquitates observaveris Domine Domine quis sustinebit.»7 PSALMUS. «De profundis.»8 ANTIPHONA. «Opera manuum tuarum ne despicias.»9 PSALMUS. «Confitebor tibi Domine.»10 SUPER «MAGNIFICAT» ANTIPHONA. «Absolve, Domine, animas eorum ab omni vinculo delictorum, ut in resurrectionisb respirent.»11 CANTICUM. «Magnificat.» «Kirieleyson.» TER. «Christeleyson.» TER. «Kiriel[eyson].» {fol. 85v} TER. «Pater noster.» «Et ne nos [inducas in temptacionem].»12 VERSICULUS. «In memoria eterna erunt iusti. Ab auditione mala non timebunt.»13 [RESPONSORIUM]. «Requiem eternam dona eis, Domine, et lux perpetua luceat eis.»14 [RESPONSORIUM.] «Domine, exaudi orationem meam, et.»15 a) me CAO, Nr. 3038. — b) CAO 3, Nr. 1211, folgt: gloria inter sanctos tuos resuscitati. 1) CAO 3, Nr. 4293. — 2) Ps. 114. — 3) CAO 3, Nr. 3038. — 4) Ps. 119. — 5) CAO 3, Nr. 2402. — 6) Ps. 120. — 7) CAO 3, Nr. 4899. — 8) Ps. 128. — 9) CAO 3, Nr. 4159. — 10) Ps. 137. — 11) CAO 3, Nr. 1112. — 12) Die vorangehenden Zeilen des Vaterunser wurden von den Kanonikern still gebetet. — 13) CAO 4, Nr. 6766. — 14) CAO 4, Nr. 7533. — 15) CAO 4, Nr. 6495.

b

PRO PLURIBUS DEFUNCTIS COLLECTA. «Inclina quesumusa, Domine, aurem tuam ad preces nostras, quibus misericordiam tuam supplices deprecamur, ut banimas fidelium tuorum, quasb de hoc seculo migrare iussisti, in pacis ac lucis regione constituas et sanctorum tuorum iubeas esse consortesc. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].»1

Aus dem Brevier von 1522

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a) quesumus fehlt CO, Nr. 3116b. — b) animam famuli tui illius, quam CO, Nr. 3116 b. — c) consortem CO, Nr. 3116b. 1) CO, Nr. 3116b.

c

PRO BENEFACTORIBUS COLLECTA. «Deus, cuius misericordie non est numerus, suscipe propicius preces humilitatis nostre et animabus, a que nobis in orationem commendate [!] sunt et quarum utimur elemosinis, eterne quietis beatitudinem largiaris.a Per eum, qui [vivit et regnat in secula seculorum. Amen].»1 a) CO, Nr. 1178, fährt fort: quibus tui nominis dedisti confessionem, per haec sacramenta salutis nostrae cunctorum remissionem tribue peccatorum. 1) Abwandlung von CO, Nr. 1178.

d

COLLECTA. «Adiuva nos, Domine, Deus noster, aet beatissime Dei genitricis, Mariea, precibus exoratus: banimas famulorum famularumque tuarum et omnium fidelium defunctorumb in beatitudinec sempiterne lucisd constitue. Per.» a) beati Laurentii martyris tui CO, Nr. 191. — b) et animam famuli tui illius episcopi CO, Nr. 191. — c) beatitudinis CO, Nr. 191. — d) luce CO, Nr. 191. 1) CO, Nr. 191.

e

ANTIPHONA. «Salve, regina, [mater] misericordie, vita, dulcedo et spes nostra, salve. Ad te clamamus, exules filii Eve. Ad te suspiramus gementes et flentes in hac lachrimarum valle. Eya ergo, advocata nostra, illos tuos misericordes oculos ad nos converte. Et Iesum benedictum fructum ventris tui, nobis post hoc exilium ostende. O clemens, o pia, o dulcis [virgo Maria]a.» VERSICULUS. «Dignare me, laudare te, virgo sacrata, da mihi virtutem contra hostes tuos.»1 a) Im Brevier steht: mala [!]. 1) CAO 3, Nr. 2217.

f

COLLECTA. «Gratiam tuam quesumusa, Domine, mentibus nostris infunde, ut qui, angelo annuncianteb, Christi filii tui incarnationem cognovimus, per passionem eius et crucem ad resurrectionis gloriam perducamur. Per eundem [Christum Dominum nostrum. Amen].» a) quesumus fehlt CO, Nr. 2748. — b) nunciante CO, Nr. 2748.

488

Editionen 1) CO, Nr. 2748.

§9

a

SEQUUNT LECTIONES LEGENDI IN VIGILIIS HENRICI ET HENRICI IMPERATORUM FUNDATORUM ECCLESIE NOSTRE. CAMERARIUS LEGET PRIMAM LECTIONEM, RELIQUAS VERO LEGENT DOMINI NOSTRI. LECTIO I. «Quando celebramus diesa fratrum defunctorum, in mente habere debemus et quidb sperandum et quidb timendum sit. c Secundum hoc enim timendum est, {fol. 86r} quia ‹mors peccatorum pessima›d. Secundum hoc autem sperandume quiaf ‹pretiosa in conspectu Domini mors sanctorum eius›g.c Ideoh propter spem, ‹in memoria eterna erit iustus›i, propter timorem, ‹ab auditu malo non timebit›i. Erit enim auditus quo nullus sit maiorj, quando diciturk sinistris: ‹Ite in ignem eternum›l. Ab hoc auditu malo iustus non timebit. Erit enim ad dexteram inter illos quibus diceturm: ‹Venite, benedicti Patris mei, percipite regnum›n.»1 RESPONSORIA UT SUPRA IN VIGILIIS CUM PSALMIS, ANTIPHONIS ET 2 VERSICULIS. a) diem PRG 2, 293. — b) quod PRG 2, 293. — c) Die beiden Sätze stehen PL 38, 937, und PRG 2, 293, in umgekehrter Reihenfolge. — d) Ps. 33,22. — e) PRG 2, 293 folgt: est. — f) quoniam PL 38, 937. — g) Ps. 115,15. — h) Ideoque PL 38, 937; PRG 2, 293. — i) Ps. 111,7. — j) pejor PL 38, 938. — k) dicetur PL 38, 938. — l) Matth. 25,41. — m) dicitur PRG 2, 293. — n) Vgl. Matth. 25,34. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 1 (ed. Migne, in: PL 38, 937 f.; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 293). — 2) Vgl. Brevier §§ 1-4.

b

LECTIO II. «In hac autem vita, quea ante summa bona et ante summa mala ducitur, in medio bonorum bmalorumque, quia media estb, id est in neutra parte summorum; quia et bona quecumque hic fuerintc, in comparatione deternorum bonorumd nulla sunt, et mala quecumque in hac vita experitur homo, in comparatione ignis eterni nec comparanda sunt. In hac ergo medietate vite illud, quod audivimus nunc ex evangelio, tenere debemus: ‹Qui credite in me,f licet moriatur, vivit.›g Et vitam pronuntiat, et mortem non negat.»1 a) PL 38, 938; PRG 2, 293, folgt: media. — b) malorum mediocrum PL 38, 938; malorum PRG 2, 293. — c) PL 38, 938; PRG 2, 293, folgt: homini. — d) bonorum aeternorum PL 38, 938; PRG 2, 293. — e) PL 38, 938, folgt: inquit. — f) PRG 2, 293, folgt: inquit. — g) Vgl. Joh. 11,25 f. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 1 (ed. Migne, in: PL 38, 938.; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 293 f.).

Aus dem Brevier von 1522

c

489

LECTIO III. «‹Qui credit in me,a licet moriatur, vivit.›b Quid est: licet moriatur, vivit? Licet moriatur corpore, cvivit spirituc. Deinde adiungiturd: ‹Et qui vivit et credit in me, non morietur in eternum›e. Certe licet moriatur, quomodo fsi nonf moriatur ad tempus, ‹non morietur in eternum›e. Sic ista solvitur questio, ut non sint ginter se contrariag verba veritatis, et possint instruere affectum pietatis. Ergo, licet corpore morituri simus, vivimus, si credimus.» a) PRG 2, 294, folgt: inquit. — b) Vgl. Joh. 11,25. — c) spiritu vivit PRG 2, 294. — d) adiungit PL 38, 938; PRG 2, 294. — e) Joh. 11,26. — f) non morietur? Sed licet PL 38, 938; PRG 2, 294. — g) contraria inter se PRG 2, 294. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 1 (ed. Migne, in: PL 38, 938; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 294).

d

LECTIO QUARTA. «Est autem fides nostra maxime discreta ab omni fide gentilium in resurrectione mortuorum. Hanc enim ailli omninoa non recipiunt, quia ubib recipiant non habent. A domino enim preparatur voluntas hominis, ut sit fidei receptaculum. Dicit enimc dDominus Iudeisd: ‹Sermo meus non capit in vobis.›e Ergo in his capit, in quibus invenit quod capiat. In his enim invenit quod capiat sermo qui capit, quos Deus pol- {fol. 86v} licendo non decipit. Ille enim, qui querit ovem perditamf, et quam queratg novit, et ubi querat, et quomodo heius membrah dispersa congregeti, in junam salutemj redigat, et ita constituatk, ut eam ulterius non perdat.»1 a) omnino illi PRG 2, 294. — b) PRG 2, 294, folgt: non. — c) enim fehlt PL 38, 938; PRG 2, 294. — d) Judaeis Dominus PL 38, 938. — e) Joh. 8,37. — f) Vgl. Luk. 15,4. — g) quaerit PL 38, 938. — h) membra eius PRG 2, 294. — i) colligat, et PL 38, 938. congreget, et PRG 2, 294. — j) viam salutis PRG 2, 294. — k) restituat PL 38, 938. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 2 (ed. Migne, in: PL 38, 938; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 924).

e

LECTIO V. «Consolemura nosb invicem, etc in his sermonibus nostris. Potestd non dolere cor humanum edefunctis charissimise. Melius tamenf dolet etg sanatur cor humanum quam non dolendo sith inhumanum. Maria Domino coherebat et mortuum fratrem dolebat. Sed quid miraris, quia Maria dolebati, cum ipse Dominus ipsej flebat? Movere autem quemvis potest, quomodo flebat mortuum, se continuo iubente, victurumk? Non mortuum flebat, quem ipse suscitavit, sed mortem, quam sibi homo peccando comparavit.»1

490

Editionen

a) PL 38, 938, folgt: ergo. — b) PRG 2, 294, folgt: ergo. — c) et fehlt PRG 2, 294. — d) PRG 2, 294, folgt: enim. — e) defuncto charissimo PL 38, 938. — f) tamen fehlt PRG 2, 294. PL 38, 938, folgt: cum. — g) et fehlt PL 38, 938. — h) fit PL 38, 938. — i) PL 38, 938; PRG 2, 294, folgt: tunc. — j) ipse fehlt PL 38, 938; PRG 2, 294. — k) Vgl. Joh. 11. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 2 (ed. Migne, in: PL 38, 938; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 294 f.).

f

LECTIO VI. Si enim anon precessisset peccatuma, sine dubio mors secuta non fuisset. Secuta enimb ergo mors etiamc corporis, quam precessitd anime. Mors anime precessit deserendo Deum, et mors corporis secuta est deserente anima. Hace deseruit volens, etf coacta est deserere nolens. Tanquam illi diceretur: Recessisti ga Deog quem diligere debuisti, recendeh ab eo quemi dilexisti. Quis enim vult mori? Prorsus nemo. Et ita nemo, ut beato Petro diceretur: ‹Alterj te cinget, et ducetk quo tu non vis›l.1 a) peccatum non pr(a)ecessisset PL 38, 938; PRG 2, 295. — b) enim fehlt PL 38, 939. est PRG 2, 295. — c) etiam fehlt PRG 2, 295. — d) PL 38, 939, folgt: mors. — e) Hac fehlt PRG 2, 295. — f) hac PL 38, 939. — g) ab eo PL 38, 939, u. PRG 2, 295. — h) recede PL 38, 939, u. PRG 2, 295. — i) quod PL 38, 939. — j) Alius PRG 2, 295; Vulgata. — k) feret PL 38, 939. Die Vulgata hat jedoch ebenfalls: ducet. — l) Joh. 21,18. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 2 (ed. Migne, in: PL 38, 938 f.; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 295).

g

LECTIO VII. «Si ergo nulla esset mortis amaritudo, non esset magna martyrum fortitudo. Ideo et apostolus, de dormientibus inquit: ‹Nolo enima vos ignorare, fratres, bde dormientibusb, ut non contristemini, sicut et gentesc, que spem non habent›d. Necesse est enim ut contristemini: Sed ubi contristarise? Ubi corpus, quodf ex anima, fit exanime, discedente anima, qui ambulabat iacet, qui loquebatur tacetg. Oculi lumenh non capiunt, aures inulla vocei patescunt; omniumj me[m]brorum officia conquieverunt. Non est qui moveat gressus ad ambulandum, manus ad operandum, sensus ad percipiendum.»1 a) enim fehlt PL 38, 939; PRG 2, 295; Vulgata. — b) de dormientibus fehlt PL 38, 939. — c) ceteri Vugalta. — d) 1. Thess. 4,13. PL 38, 939; PRG 2, 295, fahren fort: Non tantum ait: ‹Non contristemini›; sed: ‹ut non sic contristemini, quemadmodum gentes, quae spem non habent›. — e) contristaris fehlt PRG 2, 295. PL 38,939 folgt: consoletur te spes. Quomodo enim non contristaris. — f) PL 38, 939; PRG 2, 295, folgt: vivit. — g) PL 38, 939, folgt: clausi. —

Aus dem Brevier von 1522

491

h) lucem PL 38, 939; PRG 2, 295. — i) nulli voci PL 38, 939. — j) omnia PL 38, 939; PRG 2, 295. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 2 f. (ed. Migne, in: PL 38, 938 f.; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 295).

h

LECTIO OCTAVA. «Nonne ista est domus, quam nescio quis invisibilis habitator ornabat? Discessit, qui non videtura, remansit, quod cum dolore videatur. {fol. 87r} Ista est causa tristicie. Si istab est causa tristicie, chuius tristicie que consolatio?c Quia ‹ipse Dominus in iussu et in voce archangeli,d in novissimae tubaf descendet de celo, et mortui, gqui in Christo suntg, resurgent primi.›h Deinde nos viventes, qui reliqui sumus, simul cum illis rapiemur in nubibus obviam Christo in aera.i ‹Et sicj semper cum Domino erimus›k.1 a) videbatur PL 38, 939. — b) haec PL 38, 939. — c) sit hujus tristitiae consolatio PL 38, 939. — d) PL 38, 939; PRG 2, 295, folgt: et. — e) novissima fehlt Vulgata. — f) Die Vulgata. — g) in Christo PL 38, 939; PRG 2, 295. Die Vulgata hat jedoch ebenfalls: qui in Christo sunt. — h) 1. Thess. 4, 16. — i) PL 38, 939, folgt: Numquid et hoc ad tempus? Non: sed quid est? — j) ita PL 38, 939; PRG 2, 296. Die Vulgata hat aber ebenfalls: sic. — k) 1. Thess. 4,17. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 3 (ed. Migne, in: PL 38, 939; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 295 f.).

i

LECTIO NONA. «Pereat contristatio, ubi tanta est consolatio: Detergatur luctus ex animo, fides expellat dolorem. In tanta spe non deceta esse triste templum Dei. Ibi habitat bonus consolator, ibi qui non fallit, promissor. bScio, utb mortuum diu plangamus, quiac mors amara est. Per illam transivit et Dominus. Sufficiant hec pauca charitati vestre, consoletur vos habundantiusd, qui non migrat de corde nostroe, sed ita dignaturf inhabitareg, ut nos dignetur etiam in fine invitareh conversosi ad Deumj.»1 a) debet PRG 2, 296. — b) Quid PL 38, 939. — c) quoniam PL 38, 939; PRG 2, 296. — d) abundantius PL 38, 939; PRG 2, 296. — e) vestro PL 38, 939; PRG 2, 296. — f) dignetur PL 38, 939. dignabitur PRG 2, 296. — g) habitare PL 38, 939; PRG 2, 296. — h) mutare PL 38, 939; PRG 2, 296. — i) conversi PL 38, 939. — j) Dominum, etc. PL 38, 939. Dominum PRG 2, 296. 1) Augustinus, Sermo 173, cap. 3 (ed. Migne, in: PL 38, 939; ed. Vogel/Elze, in: PRG 2, 296).

j

RESPONSORIUM. «Libera me, Domine, de morte eterna in die illa tremenda. Quando celi movendi sunt et terra.» VERSICULUS. «Horendum est incidere in manua Dei viventis, nam manifeste veniet Deus

492

Editionen

noster et non silebit. Ignis in conspectu eius ardebit, et in circuitu eius tempestas valida, que prorsus examinabitb, quos ignis exuretc.» [REPETITIO.] «Quando.»1 ANTIPHONA. «Media vita in morte sumus quem querimus adiutorem nisi te, Domine, qui pro peccatis nostris iuste irasceris. Sancte Deus, sancte fortis, sancte et misericos salvator, amare morti ne tradas nos.»2 «Kirieleyson». «Christeleyson». «Kirieleyson». ALIA UT SUPRA IN VIGILIIS.3 a) manus VOD, Nr. 106. — b) examinat VOD, Nr. 106. — c) exurat in die illa VOD, Nr. 106. 1) ROD, Nr. 38; VOD, Nr. 106. — 2) CAO 3, Nr. 3732. — 3) Vgl. Brevier §§ 1-4.

k

PRO PARENTIBUS COLLECTA. «Deus, qui nos patrem et matrem honorare precepisti, miserere clementer animabus aparentum nostroruma eorumque peccata dimitte meque eos in eterne claritatis gaudiisb fac videre. Per [Christum] Do[minum nostrum. Amen].»1 PRO PLURIBUS SACERDOTIBUS [COLLECTA]. Beati Petri apostoli tui quesumus, Domine, intercessione nos protege, et animas famulorum tuorum N. sacerdotum sanctorum tuorum {fol. 87v} iunge consorciis. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].» COLLECTA. «Fidelium Deus, omnium conditor et redemptor.» UT 2 SUPRA. a) patris et matris meae CO, Nr. 1903. — b) gaudio CO, Nr. 1903. 1) CO, Nr. 1903. — 2) Vgl. Brevier § 7c.

§ 10

{fol. 102v} IN ANNIVERSARIO HINRICI IMPERATORIS VIGILIE SOLLEMNIS 1 DICENTUR. LECTIONES ERUNT: «QUANDO CELEBRAMUS». 1) Vgl. Brevier §§ 9a-i.

a b

VESPERE VIGILIARUM ECIAM DICENTUR. DEINDE DICENTUR VESPERE DE APOSTOLIS, AD QUAS DICENTUR PSALMI FERIALES CUM SUIS ANTIPHONIS. HYMNUS. «Exultet celum laudibus» CAPITULUM. «Per manus [autem] apostolorum»1 VERSICULUS. «In omnem terram»2 SUPER MAGNIFICAT. «Ecce ego mitto vos sicut oves»3 [ORATIO.] «Deus qui nos» COLLECTA. «Per beatos tuos Symonem et Iudam et Matthiam ad agnici-

Aus dem Brevier von 1522

493

onem tui nominis venire tribuisti, da nobis eorum gloriam sempiternam et proficiendo celebrare et celebrando proficere. Per [Christum Dominum nostrum. Amen].» 1) Apg. 5,12. — 2) CAO 3, Nr. 3262. — 3) CAO 3, Nr. 6588.

c

AD SUFFRAGIUM DE SANCTO FRANSCISCO. ANTIPHONA. «Iustum deduxit.»1 ALIA MORE CONSUETO, SED NON DE APOSTOLIS. PSALMI PRO DEFUNCTIS NON DICUNTUR. 1) CAO 3, Nr. 3540, Nr. 3541 oder Nr. 3542.

§ 11

AD COMPLETORIUM. [HYMNUS]. «Te lucis» ANTIPHONA. «Pacem tuam»1 1) CAO 3, Nr. 4206.

§ 12

AD MATUTINAM. INVITATORIUM. «Regem apostolorum»1 1) CAO 3, Nr. 1125.

§ 13

IN NOC[TURNO]. ANTIPHONA. «In omnem terram.»1 PSALMUS. «Celi enarrant.»2 ANTIPHONA. «Clamaverunt.»3 PSALMUS. «Eructavit.»4 VERSICULUS. «In omnem terram.»5 1) CAO 3, Nr. 3262. — 2) Ps. 18. — 3) CAO 3, Nr. 1823. — 4) Ps. 44. — 5) CAO 3, Nr. 3262.

a

LECTIO PRIMA. «Pensemus cuius damnationis sit sine labore hic percipere mercedem laboris. Ecce, ex oblationem fidelium vivimus, sed quid pro animabus fidelium laboramus? Illa in anostrum stipendiuma sumimus, que pro redimendis peccatis suis fideles obtulerunt, nec tamen contra peccatam eadem vel orationis studio vel predicationis, ut dignum est, insudamus. Vix pro culpa sua quempiam aperta voce reprehendimus. Et adhuc, quod bgravius estb, aliquando si persona in hoc mundo potens sit, malac eius etd errata laudantur, ne, si forsitane aversetur, per iracundiam munus subtrahat quod impendebat.»1 «Tu autem[, Domine, miserere nobis].» RESPONSORIUM DE APOSTOLIS.

494

Editionen

a) stipendium nostrum PL 76, 1142B. — b) est gravius PL 76, 1142B. — c) mala fehlt PL 76, 1142B. — d) forsitan PL 76, 1142B. — e) forsitan fehlt PL 76, 1142C. 1) Gregorius Magnus, Homilia in Evangelia 1,17 (ed. Migne, in: PL 76, 1142BC).

b

LECTIO SECUNDA. «Sed debemus sine cessatione meminisse quod de quibusdama scriptum est: ‹Peccata populi mei comedent.›b Cur autem peccata populi comedere dicuntur, nisi quia peccata delinquencium fovent, ne temporalia stipendia amittant? Sed et nos, qui ex oblationibus fidelium vivimus, quas illi pro csuis peccatisc obtulerunt, {fol. 103r} si comedimus et tacemus, eorum procul dubio peccata manducamus.»1 «Tu [autem, Domine, miserere nobis].» a) Im Brevier steht versehentlich: quidusdam. — b) Hos. 4,8. — c) peccatis suis PL 76, 1142C. 1) Gregorius Magnus, Homilia in Evangelia 1,17 (ed. Migne, in: PL 76, 1142C).

c

LECTIO TERTIA. «Pensemus ergo, cuius sit apud Deum criminis peccatorum precium manducare, et nihil contra peccata predicando agere. Audiamus, quid beati Iob voce dicitur: ‹Si adversum me terra mea clamat, et cum ipsa sulci eius deflent, si fructus eius comedi absque pecunia.›a Terra etb enim contra possessorem suum clamat, quando contra pastorem suum iuste ecclesia murmurat. Cuius eciam sulci deflent, si corda audiencium, quae a precedentibus sunt patribus. Predicationis voce et vigore invectionis exarata, viderintc aliquid quod lugeant de vita pastoris.»1 «Tu autem[, Domine, miserere nobis].» [HYMNUS.] «Te Deum.» a) Hiob 31,38 f. — b) et fehlt PL 76, 1142D. — c) vident PL 76, 1142D. 1) Gregorius Magnus, Homilia in Evangelia 1,17 (ed. Migne, in: PL 76, 1142CD).

§ 14

LAUDES. ANTIPHONA. «Hoc est preceptum»1 cum ceteris. CAPITULUM. «Per manus [autem] apostolorum.»2 VERSICULUS. «Dedisti hereditatem.»3 SUPER BENEDICTIONEM ANTIPHONA. «Tradent enim vos.»4 COLLECTA UT SUPRA.5

495

Aus dem Brevier von 1522

SUFFRAGIUM MORE SOLITO. 1) CAO 3, Nr. 3080. — 2) Apg 5,12. — 3) CAO 3, Nr. 2133. — 4) CAO 3, Nr. 5164. — 5) Vgl. Brevier § 7f.

§ 15

AD HORAS. [RESPONSORIA] DE APOSTOLIS. CUM CAPITULO ET COLLECTA UT SUPRA.1 SECUNDE VESPERE NON SEQUUNTUR. 1) Vgl. Brevier §§ 14 u. 7f.

XIV.3 Index ~~~ Antiphonen ~~~ Absolve Domine § 8a Clamaverunt § 13 Convertere Domine § 2a Credo videre bona §§ 3a, 6 Delicta iuventutis § 3a Dirige Domine § 2a Dominus custodit § 8a Ecce ego mitto § 10b Eruisti Domine § 5 Exaudi [Domine] orationem § 5 Exultabunt ossa § 5 Heu mihi quia § 8a Hoc est preceptum § 14 In loco pascue § 3a In omnem terram § 13

Iustum deduxit § 10c Me suscepit § 5 Media vite in morte § 9j Nequando rapiat § 2a Non dereliquas § 4a Omne quod dat § 6 Omnis spiritus laudet § 5 Opera manuum § 8a Pacem tuam § 11 Placebo Domine § 8a Salve regina § 8e Sana Domine animam § 4a Si iniquitates § 8a Sitivit anima mea § 4a Tradent enim vos § 14

~~~ Capitulum ~~~ Per manus §§ 10b, 14

~~~ Cantica ~~~ Benedictus § 6 Magnificat § 8a

~~~ Hymnen ~~~ Exultet celum § 10b

496

Editionen

Te Deum § 13c Te lucis § 11

~~~ Invitatorium ~~~ Regem apostolorum § 12

~~~ Lektionen ~~~ Qui credit in me § 9c Quis mihi tribuat § 3d Responde mihi § 3b Scio enim § 4d Sed debemus sine cessatione § 13b Si enim non precessisset § 9f Si ergo nulla esset § 9g Spiritus meus attenuabitur § 4b Tedet animam meam § 2c Oelli mee consumptis § 4c

Consolemur nos § 9e Est autem fides nostra § 9d Homo natus de muliere § 3c In hac autem vita § 9b Manus tue Domine § 2d Nonne ista est domus § 9h Parce mihi Domine § 2b Pensemus cuius damnationis § 13a Pensemus ergo cuius sit § 13c Pereat constristatio § 9i Quando celebramus § 9a

~~~ Orationen ~~~ Adiuva nos Domine § 8d Beati Petri apostoli § 9k Deus cuius misericordie § 8c Deus in cuius miseratione § 7e Deus indulgentiarum Domine §§ 7a, 7g Deus qui nos patrem § 9k Deus venie largitor § 7b Fidelium Deus omnium §§ 7c, 9k

Gratiam tuam quesumus § 8f Inclina quesumus Domine § 8b Omnipotens et misericors Deus § 7h Pater noster §§ 3a, 4a, 6, 8a Per beatos tuos Symonem § 10b Propiciare quesumus Domine § 7f Quesumus Domine ut anime § 7d

~~~ Psalmen ~~~ Ad Dominum § 8a Ad te Domine § 3a Beatus qui § 4a Celi enarrant § 13 Confitebor tibi § 8a De profundis § 8a Deus Deus meus § 5 Dilexi § 8a Domine Deus meus § 2a Domine ne in furore §§ 2a, 4a

Dominus illuminatio § 3a Dominus regit me § 3a Ego dixi § 5 Eructavit § 13 Laudate Dominum § 5 Levavi oculos § 8a Miserere § 5 Te decet § 5 Verba mea auribus § 2a

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Aus dem Brevier von 1522

~~~ Responsorien ~~~ Absolve Domine § 4b Deus eterne § 4c Domine exaudi §§ 6, 8a Libera me §§ 3d, 4d, 9j Memento queso Domine § 2d

Ne tradas domine § 2c Quomodo confitebor § 3c Redemptor meus vivit § 2b Requiem eternam §§ 6, 8a Rogamus te Domine § 3b

~~~ Versikel ~~~ A porta inferi § 6 Clamantes et dicentes § 3d Dedisti hereditatem § 14 Delicta iuventutis § 3a Dies illa § 4d Dignare me § 8e Dirige Domine Deus § 2a Horendum est incidere § 9j In memoria eterna §§ 5, 8a

In omnem terram §§ 10b, 13 Lauda anima mea § 2b Memorare que sit § 2c Misericors et miserator § 3b Qui in cruce § 4c Si que illis sint § 4b Tibi soli peccavi § 3c Vitam et misericordiam § 2d

~~~ Versus ~~~ Ego dixi § 4a Quemadmodum desiderat § 4a

XV.

Verzeichnisse

XV.1 Archivalische und museale Quellen BERLIN, ARCHIV DER MAX-PLANCK-GESELLSCHAFT — Abteilung I, Repositur 20, Nr. 6

BERLIN, GEHEIMES STAATSARCHIV – PREUßISCHER KULTURBESITZ — I. Hauptabteilung — Repositur 70, Nrn. 2008 (olim Kap. I., Nr. 3), 2134 (olim Kap. II, Sekt. XI, Nr. 2), 2372 (olim Kap. II, Sekt. XVI, Nr. 8), 2468 (olim Kap. II, Sekt. XXXVIII, Nr. 5) u. 2558 (olim Kap. II, Sekt. LV, Nr. 3) — Repositur 96A, Nr. 58R

BERLIN, STAATLICHE MUSEEN – KUPFERSTICHKABINETT — SM, Skb. E

BERLIN, STAATSBIBLIOTHEK – PREUßISCHER KULTURBESITZ — Nachlässe, Nr. 307

GOSLAR, MUSEUM — Inventar-Nrn. 461, 462, 463, 464, 466, 469, 1414a u. 4502

GOSLAR, PFARRACHIV ST. JAKOBUS — Signaturen 5, 167 u. 191

GOSLAR, STADTARCHIV — Alte Abteilung — Bestand B, Nrn. 823, 1184 u. 4552 — Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kästen 643 (Kopialbücher A-C), 644 (Kopialbuch D), 645 (Kopialbuch G), 649 (Kopialbücher J u. K mit Beilagen), 650 (Kopialbücher L u. M), 651 (Kopialbücher N u. O), 652 (Kopialbuch P mit Beilagen), 655 (Rechnungen u. Register), 656 (Rechnungen u. Register), 658 (Rechnungen u. Register) u. 660 (Rechnungen u. Register);

500

— — —



Verzeichnisse

ebd., Mappen 1-50 (Domstiftakten [vor] 1500-1515), 101-150 (Domstiftakten 1524-1535) u. 401-440 (Domstiftakten 1564-1570) — Bibliothek, B 120/67, G 195 u. G 196 — Currente Registratur, Abteilung I, Fach 41, Nr. 1840; ebd., Abteilung III, Fach 238, Nr. 2044; ebd., Abteilung VI B, Fach 368, Nr. 3323; ebd., Abteilung IX B, Fach 507/508, Nr. 3984; ebd., Fach 510, Nrn. 3999, 4000 u. 4003; ebd., Fach 511, Nrn. 1665, 1666, 3418; ebd., Fach 522, Nrn. 1354, 1355, 3419, 4110, 4111; ebd., Fach 537, Nr. 7304 — Deposita, HStA Hannover, Urkunden Hildesheim Or., Nr. 2 (= Zugang 189/56) — Findmittel, Urkunden-Findbuch 3: Domstift – Petersbergstift — Karten und Pläne, Nrn. 1/43 (1) u. 2/24 — Kleine Erwerbungen, Zugang 6/68 Neue Abteilung, Bestand D, Nrn. 2303, 2305, 2307 u. 2328 Nichtstädtische Bestände, Nachlässe, Nachlaß Prof. Dr. Wiederhold, Nr. 2 Urkunden — Domstift — Stadt Goslar Zeitungssammlung, Nr. 2-269

HANNOVER, GOTTFRIED WILHELM LEIBNIZ BIBLIOTHEK / NIEDERSÄCHSISCHE LANDESBIBLIOTHEK — Ms XXI, 1209

HANNOVER, NIEDERSÄCHSISCHES HAUPTSTAATSARCHIV — — — — — — — — — — — — — — — — —

Bildgutsammlung, Nr. 11187 (olim: Kartenabteilung, 250 D / 2 pk) Dep. 76: Hechtsche Sammlung (olim: Heine/Halberstadt), Karteikiste: Manuscripte und Bücher Hann. 1/3, Nr. 332 Hann. 27 Hildesheim, Nr. 493 Hann. 71 Hildesheim, Nr. 962 Hann. 80 Hildesheim, Nrn. 12921 (olim: I O Nr. 1289) u. 12955 (olim: I O Nr. 1323) Hann. 83a, Nr. 453 Hann. 92, Nr. 888 Hann. 100 Goslar, Nrn. 127 u. 129 Hann. 113, Nr. 16293 Hann. 122a, Nr. 4266 Hann. 180 Hildesheim, Nrn. Nr. 20116, 20121 u. 20136 Hild. Br. 11, Nrn. 46 u. 51 Hild. Or. 2, Ringelheim, Nr. 7 Hild. Or. 3, Grauhof, Nr. 180 Kartenabteilung, 250 B / 21 pm; ebd., 250 B / 22 pm Nds. 71, Acc. 110/98, Nr. 2435

HILDESHEIM, BISTUMSARCHIV — Josephinum I., Nrn. 430 (olim Jesuitica, K II, Nr. 360), 431 (olim Jesuitica, K II, Nr. 362) — Urkunde A VII 16

Archivalische und museale Quellen

HILDESHEIM, DOMBIBLIOTHEK — Hss. 535 u. 543

HILDESHEIM, STADTARCHIV — Bestand 52, Nr. 350 — Bestand 54, Nr. 38

KASSEL, MUSEUMSLANDSCHAFT HESSEN — Graphische Sammlung, Inventar-Nrn. GS 6044, GS 6045 u. GS 6046

OSNABRÜCK, STAATSARCHIV — Rep. 100, — Abschnitt 1, Nrn. 61, 71 u. 80 — Abschnitt 16, Nr. 31

UTRECHT, HET UTRECHTS ARCHIV — Archief van het kapittel van Oudmunster, Mss. 394, 395, 396, 397, 398

WIEN, ÖSTERREICHES STAATSARCHIV – HAUS-, HOF- UND STAATSARCHIV — Hofarchive, Obersthofmarschallamt, Karton 625, Nr. 30 — Reichshofrat, — Gratialia et Feudalia — Confirmationes privilegiorum (Deutsche Expedition), Faszikel 66, Konvolut 1, Nr. 1 — Praebendae regiae, Faszikel 1 (A-G), Konvolut 2 (B), Nr. 24 — Judicialia — Alte Prager Akten, Karton 138, Nr. 36 — Miscellanea, Karton 31 (G1b), Konvolut 4 — Protokolle, Faszikel 111, 112B, 138 u. 139 — Reichskanzlei, Reichstaxamt, Taxbücher, Nr. 188 u. 189

WOLFENBÜTTEL, HERZOG AUGUST BIBLIOTHEK — — — — —

532,1 Theol. 8° Cod. Guelf. 20.10 Aug. 4° Cod. Guelf. 23.8 Aug. 4° Cod. Guelf. 83.30 Aug. 2° Cod. Guelf. Novi 760 4°

WOLFENBÜTTEL, STAATSARCHIV — — — —

41 Alt, Fb. 2, Nrn. 4 u. 11 4 Nds, Zg. 42/1971, Nr. 5 u. Zg. 57/1997, Nr. 3 45 Nds, Zg. 88/1975, Nr. 188 VII D HS, Nr. 104

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502

Verzeichnisse

XV.2 Gedruckte Quellen, Regesten und Repertorien Adam, Gesta — Magistri Adam Bremensis gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum. Hrsg. v. Bernhard Schmeidler. (MGH. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi, [Bd. 2].) 3. Aufl. Hannover/Leipzig 1917 [ND Hannover 1993]. AH — Analecta Hymnica Medii Aevi. 55. Bde. Hrsg. v. Guido Maria Dreves/Clemens Blume/Henry Marriott Bannister. Leipzig 1886-1922. AMS — Antiphonale missarum sextuplex. D’après le Graduel de Monza et les Antiphonaires de Rheinau, du Montblandin, de Compiègne, de Corbie et de Senlis. Hrsg. v. René-Jean Hesbert. Brüssel 1935 [ND Rom 1985]. Annales Altahenses maiores. Hrsg. v. Edmund von Oefele, in: MGH. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi, [Bd. 4]. Hannover 1891 [ND 1979]. Annales Palidenses — Annales Palidenses auctore Theodoro monacho. Hrsg. v. Georg Heinrich Pertz, in: MGH. Scriptores, Bd. 16. Hannover 1859 [ND Stuttgart 1994], 48-98. Annales Spirenses — Annales Spirenses. Hrsg. v. Ludwig Bethmann, in: MGH. Scriptores, Bd. 17. Hannover 1861, 80-85. Annales Stederburgenses — Annales Stederburgenses auctore Gerhardo praeposito. Hrsg. v. Georg Heinrich Pertz, in: MGH. Scriptores, Bd. 16. Hannover 1859 [ND Stuttgart 1994], 197-231. Annalista Saxo — Die Reichschronik des Annalista Saxo. Hrsg. v. Klaus Naß. (MGH. Scriptores, Bd. 37.) Hannover 2006. Anordnung über die Neuregelung der Maßnahmen — Anordnung über die Neuregelung der Maßnahmen an der Demarkationslinie zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westdeutschland vom 18. Juni 1954, in: Zentralblatt der Deutschen Demokratischen Republik. Jahrgang 1954. Berlin 1954, 266 f. Augustinus, Sermo 173, ed. Migne — Aurelius Augustinus, De eisdem verbis apostoli 1. Thess. 4,1317 [Sermo 173]. Hrsg. v. Jacques-Paul Migne, in: Patrologiae cursus completus. Series latina. Bd. 38. Paris 1865, 937-939. Augustinus, Sermo 173, ed. Vogel/Elze — Aurelius Augustinus, De eisdem verbis apostoli 1. Thess. 4,13-17 [Sermo 173]. Hrsg. v. Cyrille Vogel/Reinhard Elze, in: Le Pontifical romano-germanique du dixième siècle. Bd. 2. Hrsg. v. dens. (Studi e Testi, Bd. 227.) Città del Vaticano 1963, 293-296. Auktionskatalog Brandes 67 (Oktober 1978). Braunschweig 1978. Arnoldi chronica — Arnoldi abbatis Lubecensis chronica. Hrsg. v. Johann Martin Lappenberg, in: MGH. Scriptores, Bd. 21. Hannover 1869 [ND 1988], 100-250. Bern, Briefe — Die Briefe des Abtes Bern von Reichenau. Hrsg. v. Franz-Josef Schmale. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe A: Quellen, Bd. 6.) Stuttgart 1961. Bertholdi Chronicon — Bertholdi chronicon 1054-1080. Hrsg. v. Ian S. Robinson, in: Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz. (MGH. Scriptores rerum Germanicarum. Nova Series, Bd. 14.) Hannover 2003, 161-381. Beschreibung des Doms [1819] — Eduard Mühlenpford, Beschreibung des alten Doms zu Goslar [1819]. Transkription v. Joachim Salzwedel, in: Friedrich Balck, Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion. Stiftskirche St. Simon und Judas (Goslarer Dom). Clausthal-Zellerfeld 2001, 4-9.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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Brandes, Chronik — Die Goslarer Chronik des Hans Caspar Brandes von ca. 1729. Hrsg. und kommentiert v. Hans-Günther Griep. (Jahresgabe für die Mitglieder des Museumsvereins Goslar.) Goslar 1994. Briefsammlungen der Zeit Heinrichs IV. Hrsg. v. Carl Erdmann/Norbert Fickermann. (MGH. Briefe der deutschen Kaiserzeit, Bd. 5.) Weimar 1950. Brunwilarensis monasterii fundatorum actus. Hrsg. v. Georg Waitz, in: MGH. Scriptores, Bd. 14. Hannover 1883 [ND 1988], 121-144. BVKNK — Jahresbericht über die Schicksale des Vereins für Kunde der Natur und der Kunst im Fürstenthum Hildesheim und der Stadt Goslar (bis 1848/49); Bericht des Museumsvereins oder Vereins für Kunde der Natur und der Kunst im Fürstenthum Hildesheim und der Stadt Goslar (ab 1850/54) Calvör, Ritualis ecclesiastici — Caspar Calvör, Ritualis ecclesiastici. Pars altera nobile de locis, temporibus, personis sacris, variisque aliis ad antiquitatem ecclesiasticamque rem spectantibus argumentum pertractans. Goslar/Jena 1705. Christiani liber — Christiani archiepiscopi liber de calamitate ecclesiae Moguntinae. Hrsg. v. Heinrich Reimer, in: MGH. Scriptores, Bd. 25. Hannover 1880 [ND 1974], 236-249. Chronicon breve principum Romanorum, qui Goslarie aut in vicina egerunt et ecclesias privilegiis donaverunt, dialecto Saxonica scriptum. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 3. Hannover 1711, 426-430. Chronicon Hildesheimense. Hrsg. v. Georg Heinrich Pertz, in: MGH. Scriptores, Bd. 7. Hannover 1846 [ND Stuttgart 1995], 845-873. Chronicon parvum de Monasterio SS. Simonis et Iudae Goslariae. Hrsg. v. Johann Georg Leuckfeld, in: Ders., Antiquitates Walckenredenses, oder Historische Beschreibung der vormahls berühmten Kayserlich Freien Reichs-Abtey Walckenried Cistercienser-Ordens, Bd. 2. Leipzig/Nordhausen 1706, 196-199. Chronicon parvum ecclesiae S. S. Simonis et Iudae Goslariensis. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 2. Hannover 1710, 535-536. Chronicon S. Simonis et Iudae Goslariense. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Deutsche Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877 [ND 2001], 604-606. Chronicon Theoderici Engelhusii. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 2. Hannover 1710, 977-114. Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in Goslar. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Deutsche Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877 [ND 2001], 591-599. CAO 3 — Corpus antiphonalium officii. Vol. 3: Invitatoria et antiphonae. Hrsg. v. Renato-Joanne Hesbert. (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior: Fontes, Bd. 9.) Rom 1968. CAO 4 — Corpus antiphonalium officii. Vol. 4: Responsoria, versus, hymni, et varia. Hrsg. v. RenatoJoanne Hesbert. (Rerum ecclesiasticarum documenta. Series maior: Fontes, Bd. 10.) Rom 1970. CO — Corpus orationum. 14 Bde. Hrsg. v. Eugène Moeller/Johanes Maria Clément/Bertrand Coppieters ’t Wallant. (Corpus Christianorum Series Latina, Bd. 160.) Turnhout 1992-2004. Codex caesareus Upsaliensis — Codex caesareus Upsaliensis. A facsimile edition of an Echternach gospelbook of the eleventh century. 2 Bde. Stockholm 1971. Cronecken der Sassen — Chronicon Brunsvicensium picturatum dialecto Saxonica conscriptum autore Conrado Bothone. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 3. Hannover 1711, 277-425.

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Verzeichnisse

Cronica ducum de Brunswick. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH Dt. Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877, 574-587. Cronica S. Petri Erfordensis moderna. Hrsg. v. Oswald Holder-Egger, in: MGH. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi, [Bd. 43]. Hannover/Leipzig 1899, 117-442. CT 3,1 — Jean Deshusses/Benoit Darragon, Concordances et tableaux pour l’étude des grands sacramentaires. T. 3,1: Concordance verbale A-D. (Spicilegia Friburgensis subsidia, Bd. 11.) Fribourg 1982. CT 3,4 — Jean Deshusses/Benoit Darragon, Concordances et tableaux pour l’étude des grands sacramentaires. T. 3,4: Concordance verbale Q-Z. (Spicilegia Friburgensis subsidia, Bd. 14.) Fribourg 1983. (D)D F I. — Die Urkunden Friedrichs I. Hrsg. v. Heinrich Appelt unter Mitwirkung von Rainer Maria Herkenrath/Brigitte Meduna. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 10,1-5.) Hannover 1975-1988. (D)D H III. — Die Urkunden Heinrichs III. Hrsg. v. Harry Bresslau/Paul Kehr. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 5.) Berlin 1926-31 [ND Hannover 1993]. (D)D H IV. — Die Urkunden Heinrichs IV. Hrsg. v. Dietrich von Gladiss/Alfred Gawlik. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 6.) Berlin u. a. 1941-1978. (D)D HdL — Die Urkunden Heinrichs des Löwen, Herzogs von Sachsen und Bayern. Hrsg. v. Karl Jordan. (MGH. Laienfürsten- und Dynastenurkunden der Kaiserzeit, Bd. 1.) Leipzig 1941-1949 [ND Stuttgart 1995]. (D)D Ko II. — Die Urkunden Konrads II. Mit Nachträgen zu den Urkunden Heinrichs II. Hrsg. v. Harry Bresslau/Hans Wibel/Alfred Hessel. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 4.) Hannover/Leipzig 1909 [ND Hannover 2001]. (D)D Ko III. — Die Urkunden Konrads III. und seines Sohnes Heinrich. Hrsg. v. Friedrich Hausmann. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 9.) Wien u. a. 1969. (D)D Lo III. — Die Urkunden Lothars III. und der Kaiserin Richenza. Hrsg. v. Emil von Ottenthal/Hans Hirsch. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 8.) Berlin 1927 [ND ebd. 1957]. D(D) W — Die Urkunden Heinrich Raspes und Wilhelms von Holland. Hrsg. v. Dieter Hägermann/Jaap G. Kruisheer unter Mitwirkung von Alfred Gawlik. 2 Bde. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 18.) Hannover 1989/2006. Dedicatio ecclesie Ardachrensis. Hrsg. v. Harry Bresslau, in: MGH. Scriptores, Bd. 30,2. Leipzig 1926/34 [ND 1976], 778. Der Kaiserstuhl [1835] — Karl Prinz von Preußen, Der Kaiserstuhl aus dem Münster zu Goslar. Geschichte, Identifizierung, Schicksal [1835]. Hrsg. v. Gerd-H. Zuchold, in: Prinz Karl von Preußen und der Goslarer Kaiserstuhl. Kunstgeschichte und Denkmalpflege in Berlin und Preußen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hrsg. v. dems. (Mitteilungen der Pückler-Gesellschaft, N.F. Bd. 5.) Berlin 1986, 10-74. Der zweite Reichsbauerntag — Kurt Vowinckel, Der zweite Reichsbauerntag in Goslar vom 11. bis 18. November 1934, in: Zeitschrift für Geopolitik 11, 1934, 758-765. Designatio reliquiarum — Designatio sanctarum reliquiarum in Goslaria. Hrsg. v. Georg Bode, in: UB Goslar 2, 519-522 (im Anhang zu Nr. 352 [recte: 532!]). Die Dichtungen Könemanns. Kaland, Wurzgarten, Reimbibel. Hrsg. v. Ludwig Wolff. (Niederdeutsche Denkmäler, Bd. 8.) Neumünster 1953.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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Die geopolitische Bedeutung — Richard Wagner, Die geopolitische Bedeutung Goslars im ersten Reich, in: Zeitschrift für Geopolitik 11, 1934, 746-757. Dohm, Berg-Werk — Christian Wilhelm von Dohm, Über das Berg-Werk und die Forsten der Stadt Goslar und die deshalb mit dem Hause Braunschweig obwalteten Irrungen, in: Herynisches Archiv 1, 1805, 377-440 [ND in: Walter Gronau, Christian Wilhelm von Dohm nach seinem Wollen und Wirken. Ein biographischer Versuch. Lemgo 1824, 654-707]. Dohm, Denkwürdigkeiten 4 — Christian Wilhelm von Dohm, Denkwürdigkeiten meiner Zeit oder Beiträge zur Geschichte vom lezten Viertel des achtzehnten und vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. 1778 bis 1806. Bd. 4. Lemgo/Hannover 1819. Dohm, Statistische Notizen — Christian Wilhelm von Dohm, Statistische Notizen vom Hochstift Hildesheim. Hrsg. v. Richard Doebner, in: Ders., Studien zur Hildesheimischen Geschichte. Hildesheim 1902, 154-167. Dohm, Verbesserung — Christian Wilhelm von Dohm, Über die bürgerliche Verbesserung der Juden. 2 Bde. Berlin/Stettin 1781/83 [ND in einem Bd. Hildesheim 1973]. Ekkehardi chronica — Ekkehardi Uraugensis chronica. Hrsg. v. Georg Waitz, in: MGH. Scriptores, Bd. 6. Leipzig 1893 [ND 1980], 1-267. Emser, Vita Bennonis — Hieronymus Emser, Divi Bennonis Misnensis quondam episcopi vita, miracula, et alia [...]. Leipzig 1512. Excerpta ex chronico manuscripto ecclesiae Goslariensis dialecto saxonica contexto. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 3. Hannover 1711, 750-753. Französisch-preußischer Vertrag vom 23. Mai 1802 — Traité conclu à Paris le 23 mai 1802 entre la France et la Prusse pour la cession de la rive gauche du Rhin et la fixation des indemnités accordées sur la rive droite. Hrsg. v. Alexandre Jean Henry de Clercq, Recueil des traités de la France, Bd. 1: 1713-1802. Paris 1880, 583-587. Frutolfi chronica — Frutolfi chronica. Hrsg. v. Franz-Josef Schmale/Irene Schmale-Ott, in: Frudolfs und Ekkehards Chroniken und die Anonyme Kaiserchronik. Hrsg. u. übers. von dens. (Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters, Bd. 15.) Darmstadt 1972, 47-121. Gedenkfeier — Gedenkfeier zur 900. Wiederkehr des Todestages Kaiser Heinrichs III. am 5. Oktober 1956 in der Kaiserpfalz zu Goslar. Hrsg. v. der Stadt Goslar. Goslar 1957. Geismar, Chronik — Die Goslarer Chronik des Hans Geismar. Hrsg. v. Gerhard Cordes. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, H. 14.) Goslar 1954. Gerhoh von Reichersberg, Epistola ad Innocentium papam — Gerhoh von Reichersberg, Epistola ad Innocentium papam missa, quid distet inter clericos seculares et regulares. Hrsg. v. Ernst Sackur, in: MGH. Libelli de lite imperatorum et pontificum, Bd. 3. Hannover 1897, 202-239. Germ. Pont. IV.4 — Germania pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Germaniae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum. Vol. 4: Provincia Maguntinensis. Pars 4: S. Bonifatius, archidioecesis Maguntinensis, abbatia Fuldensis. Hrsg. v. Hermann Jakobs nach Vorarbeiten v. Heinrich Büttner. (Regesta Pontificum Romanorum.) Göttingen 1978. Germ. Pont. V.2,6 — Germania pontificia sive repertorium privilegiorum et litterarum a Romanis pontificibus ante annum MCLXXXXVIII Germaniae ecclesiis monasteriis civitatibus singulisque personis concessorum. Vol. 5,2: Provincia Maguntinensis. Pars 6: Dioeceses Hildesheimensis et Halberstadensis. Appendix Saxonia. Hrsg. v. Hermann Jakobs nach Vorarbeiten v. Heinrich Büttner. (Regesta Pontificum Romanorum.) Göttingen 2005.

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Verzeichnisse

Gesetz betreffend die Bereitstellung von Mitteln zur Aufbesserung des Diensteinkommens der katholischen Pfarrer vom 7. Mai 1920, in: Preußische Gesetzsammlung. Jahrgang 1920, 273 f. (Nr. 23). Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium. Hrsg. v. Wilhelm Schum, in: MGH. Scriptores, Bd. 14. Hannover 1883 [ND 1988], 361-486. Gesta episcoporum Halberstadensium. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Scriptores, Bd. 23. Hannover 1874 [ND 1986], 73-123. Gesta regum Anglorum — William of Malmesbury, Gesta regum Anglorum – The history of the English kings. 2 Bde. Hrsg. u. übers. v. Roger A. B. Mynors. Vollendet und kommentiert von Rodney M. Thomson/Michael Winterbottom. (Oxford medieval texts.) Oxford 1998/99. Gosecker Chronik — Die Gosecker Chronik (Chronicon Gozecense). Hrsg. v. Richard Ahlfeld, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 16/17, 1968, 1-49. Graduale triplex — Graduale triplex seu Graduale Romanum Pauli PP. VI cura recognitum et rhythmicis signis a Solesmensibus monachis ornatum Neumis Laudunensibus (Cod. 239) et Sangallensibus (Codicum San Gallensis 359 et Einsidlensis 121) nunc auctum. Solesmis 1979. Gregor der Große, Evangelienhomilien. Lateinisch – Deutsch. Teil 1. Übers. und eingeleitet von Michael Fiedrowicz. (Fontes Christiani, Bd. 28,1.) Freiburg u. a. 1997. Gregorius Magnus, Homilia in Evangelia 1,17. Hrsg. v. Jacques-Paul Migne, in: Patrologiae cursus completus. Series latina, Bd. 76. Paris 1878, 1138C-1149C. Grund-Riß — Grund-Riß der ehemals Kayserlich freyen Reichs-, jetzt Königlich Preussischen Stadt Goslar 1803. Hrsg. v. Werner Hillebrand mit vermessungskundlichen und kartographischen Bemerkungen von Heinz Wittke. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, Bd. 29.) Goslar 1973. Harzburg-Regesten — Heinrich Spier, Harzburg-Regesten. Teil 1, in Harz-Zeitschrift 22/23, 1970/71, 79-96; Teil 2, in: ebd. 24/25, 1972/73, 101-112; Teil 3, in: ebd. 26, 1974, 35-56. Haushaltsplan — [Haushaltsatzung und] Haushaltsplan der [Reichsbauern-]Stadt Goslar 1925-1940 u. 1949-1958. Goslar 1925-1940 u. 1949-1958. Helinandi chronicon — Helinandus Frigidi Montis monachus, Chronicon. Hrsg. v. Jacques Paul Migne, in: Patrologiae cursus completus. Series latina, Bd. 212. Paris 1855, 771-1028C. Herimanni chronicon — Herimanni Augiensis chronicon. Hrsg. v. Georg Heinrich Pertz, in: MGH. Scriptores, Bd. 5. Hannover 1844 [ND Stuttgart 1980], 67-133. Herlingsberga — Heinrici Roslae, Nienbirgensis Saxonis, Herlingsberga. Hrsg. v. Heinrich Meibom [dem Älteren], in: Heinrich Meibom [der Jüngere], Historicos Germanicos. (Scriptores rerum Germanicarum, Bd. 1.) Helmstedt 1688, 775-783. IC — Institutio canonicorum Aquisgranensis. Hrsg. v. Albert Werminghoff, in: Concilia aevi Karolini I. (MGH. Leges. Sectio 3: Concilia, Bd. 2,1.) Hannover/Leipzig 1906, 308-421. Index reliquiarum. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Deutsche Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877 [ND 2001], 606-608. Inventio s. Mathiae — Acta inventionis corporis sancti Mathiae et miraculorum auctore Lamberto monacho Trevirensi. Hrsg. v. Gottfried Hentschen, in: Acta Sanctorum. Februar. Bd. 3. Antwerpen 1658, 448-452. Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher (, Handschriften) und Autographen. Ergebnisse der Auktionen in Deutschland, Holland, Österreich und der Schweiz, Bd. 1-16. Hamburg/Stuttgart 1951-1965. Jahrbuch der Bücherpreise. Ergebnisse der Versteigerungen in Deutschland, Österreich, Holland, Skandinavien, der Tschechoslowakei, Ungarn, Bd. 25-34. Leipzig 1931-1940.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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Jahrtag-Liste — Tillmann Lohse, Das Stift und seine Stifter. Überlegungen zur Jahrtag-Liste aus dem sog. Kopialbuch A der Kanoniker von St. Simon und Judas in Goslar, in: Gestiftete Zukunft im mittelalterlichen Europa. Festschrift für Michael Borgolte zum 60. Geburtstag. Hrsg. v. Wolfgang Huschner/Frank Rexroth. Berlin 2008, 275-307, hier 288-305. JL — Regesta pontificum Romanorum. Ab condita ecclesia ad annum post Christum natum 1198. 2 Bde. Hrsg. v. Philipp Jaffé. 2., verbesserte und erweiterte Auflage unter der Leitung von Wilhelm Wattenbach besorgt von Samuel Loewenfeld/Ferdinand Kaltenbrunner/Paul Ewald. Leipzig 1885 [ND Graz 1956]. JdA 17: 1966 — Jahrbuch der Auktionspreise für Bücher, Handschriften und Autographen. Ergebnisse der Auktionen in Deutschland, Holland, Österreich und der Schweiz. Bd. 17: 1966. Hamburg 1967. Kalendarium — [Das Kalendarium aus dem Brevier von 1522]. Hrsg. v. Uvo Hölscher, in: Ders., Der Gottesdienst im Dome zu Goslar. Beitrag zur inneren Geschichte des Kaiserstiftes Simonis und Judae in Goslar, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 38, 1905, 158, hier 45-58. Katalog Hiersemann — Antiquariat Karl W. Hiersemann, Katalog Nrn. 559, 568, 589-593, 595-598, 600-603, 605. Leipzig 1926-1930. Katalog Rosenthal — Jacques Rosenthal Buch- und Kunstantiquariat, Katalog Nrn. 84-87, 89 f., 92 f. München 1926-1930. Kauertz, Akten 1 — Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Hannover. Hochstift Hildesheim und benachbarte Territorien 1495-1806. Bd. 1: A-G. Bearb. u. eingeleitet v. Claudia Kauertz. (Inventar der Akten des Reichskammergerichts, Bd. 30,1 – Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung. Das Niedersächsische Landesarchiv und seine Bestände, Bd. 1,1.) Göttingen 2009. Kommunales Leben 1 — Goslar. Kommunales Leben. Statistik von gestern und heute. 1. Jahrgang. Hrsg. v. der Stadt Goslar. Goslar 1955. Kommunales Leben 2 — Goslar. Kommunales Leben. Statistik von gestern und heute. 2. Jahrgang. Hrsg. v. der Stadt Goslar. Goslar 1956. Kommunales Leben 3 — Goslar. Kommunales Leben. Statistik von gestern und heute. 3. Jahrgang. Hrsg. v. der Stadt Goslar. Goslar 1957. Kulturpreis 1958 — Feier der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Goslar für 1958. Mit der Festrede von Universitätsprofessor Dr. Hermann Heimpel ‚Goslar und Canossa‘. Kaiserpfalz Goslar am 12. November 1959. Hrsg. v. der Stadt Goslar. Goslar 1960. Lamperti annales. Hrsg. v. Oswald Holder-Egger, in: Lamperti monachi Hersfeldensis opera. (MGH. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum separatim editi, [Bd. 38].) Hannover/Leipzig 1894 [ND Hannover 1984], 1-304. Leges metallicae — Leges metallicae montis Rammelii prope Goslariam. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 3. Hannover 1711, 535-558. Leges municipales — Leges municipales antiquae civitatis imperialis Goslariensis. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 3. Hannover 1711, 484-535. LO Anderlecht — Les Ordinaires des collégiales Saint Pierre à Louvain et Saints-Pierre-et-Paul à Anderlecht d’après des manuscrits du XIVe siècle. Hrsg. v. Placide Fernand Lefèvre. (Bibliothèque de la Revue d’histoire ecclésiastique, fasc. 36.) Louvain 1960.

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Verzeichnisse

LO Bamberg — Breviarium Eberhardi Cantoris. Die mittelalterliche Gottesdienstordnung des Domes zu Bamberg. Hrsg. v. Edmund Karl Farrenkopf. (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen, Bd. 50.) Münster 1969. LO Basel — Hieronymus Brilinger, Ceremoniale Basiliensis episcopatus. Hrsg. und ins Deutsche übertragen v. Konrad W. Hieronimus, in: Ders. (Bearb.), Das Hochstift Basel im ausgehenden Mittelalter (Quellen und Forschungen). Basel 1938, 97-320. LO Bonn — Der älteste Liber Ordinarius des Bonner Cassiusstiftes (13. Jahrhundert). Bearb. v. Andreas Odenthal, in: Märtyrergrab – Kirchenraum – Gottedienst II. Interdiesziplinäre Studien zum Bonner Cassiusstift. Hrsg. v. dems./Albert Gerhards. (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 36.) Siegburg 2008, 163-180. LO Essen — Der Liber Ordinarius der Essener Stiftskirche. Mit Einleitung, Erläuterungen und einem Plan der Stiftskirche und ihrer Umgebung. Hrsg. v. Franz Arens. Paderborn 1908. LO Halle — Paul Wolters, Ein Beitrag zur Geschichte des Neuen Stiftes zu Halle (1519-1541), in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen 15, 1882, 7-41. LO Köln [Dom] — Gottfried Amberg, Ceremoniale Coloniense. Die Feier des Gottesdienstes durch das Stiftskapitel an der Hohen Domkirche zu Köln bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit. (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 17.) Siegburg 1982. LO Köln [St. Aposteln] — Andreas Odenthal, Der älteste Liber Ordinarius der Stiftskirche St. Aposteln in Köln. Untersuchungen zur Liturgie eines mittelalterlichen kölnischen Stifts. (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 28.) Siegburg 1994. LO Köln [St. Gereon] — Andreas Odenthal, Edition des Liber Ordinarius aus St. Gereon von 1424, in: Märtyrergrab, Kirchenraum, Gottesdienst. Interdisziplinäre Studien zu St. Gereon in Köln. Hrsg. v. dems./Albert Gerhards. (Studien zur Kölner Kirchengeschichte, Bd. 35.) Siegburg 2005, 265-282. LO Leuven — Les Ordinaires des collégiales Saint Pierre à Louvain et Saints-Pierre-et-Paul à Anderlecht d’après des manuscrits du XIVe siècle. Hrsg. v. Placide Fernand Lefèvre. (Bibliothèque de la Revue d’histoire ecclésiastique, fasc. 36.) Louvain 1960. LO Maastricht [St. Marien] — De Ordinarius van de collegiale Onze Lieve Vrouwekerk te Maastricht. Volgens een handschrift uit het 3. kwart van de 14. eeuw. Hrsg. v. J. M. B. Tagage. (Maaslandse Monografieën, Bd. 39.) Assen 1984. LO Maastricht [St. Servatius] — De Ordinarius Chori van de collegiale Sint-Servaaskerk te Maastricht. Volgens een handschrift uit het vierde kwart van de dertiende eeuw. Hrsg. v. J. M. B. Tagage. (Maaslandse Monografieën, Bd. 54.) Leeuwarden/Mechelen 1993. LO Mainz — Franz-Rudolf Weinert, Mainzer Domliturgie zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Der Liber Ordinarius der Mainzer Domkirche. (Pietas liturgica. Studia, Bd. 20.) 2., überarb. Aufl. Tübingen/Basel 2009. LO Montecassino & Benevento — Thomas Forrest Kelly, The Ordinal of Montecassino and Benevento. Breviarium sive ordo officiorum, 11th century. (Spicilegium Friburgense, Bd. 45) Fribourg 2008. LO Münster 1 — Richard Stapper, Die Feier des Kirchenjahres an der Kathedrale von Münster im hohen Mittelalter. Ein Beitrag zur Heortologie und Liturgiegeschichte. Münster 1916, 140-169. LO Münster 2 — Ex Ordinario II maioris ecclesiae Monasteriensis. Hrsg. v. Richard Stapper, in: Franziskus Schubert/ders., Excerpta ex ordinariis Germanicis. (Opusculus et textus. Series liturgica, fasc. 7-8.) Münster 1936, 35-80.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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LO Paderborn — Franz Kohlschein, Der Paderborner Liber Ordinarius von 1324. Textausgabe mit einer strukturgeschichtlichen Untersuchung der antiphonalen Psalmodie. (Studien und Quellen zur westfälischen Geschichte, Bd. 11.) Paderborn 1971. LO Rheinau — Anton Hänggi, Der Rheinauer Liber Ordinarius (Zürich Rh 80, Anfang 12. Jh.). (Spicilegium Friburgense, Bd. 1.) Freiburg (Schweiz) 1957. LO Straßburg 1 — André Marcel Burg, Les «consuetudines» de Baldolf (XIe siècle), in: Archives de l’eglise d’Alsace 43 [3. sér. 4], 1984, 1-50. LO Straßburg 2 — Joseph Walter, Essai sur l’ancienne liturgie de la cathédrale de Strasbourg. Suivi d’une notice sur le trésor du XIIe siècle, in: Bulletin de la Société des amis de la cathédrale de Strasbourg 2. sér. 2, 1932, 7-38, hier 23-33. LO Straßburg 3 — André Marcel Burg, Le coutumier anonyme (XIIIe siècle) de l’eglise cathédrale de Strasbourg, in: Archives de l’eglise d’Alsace 47 [3. sér. 8], 1988, 31-65. LO Tongern [a] — L’ordinaire de la collégiale, autrefois cathédrale, de Tongres d’après un manuscript du XVe siècle. T. 1: Le Temporal. Hrsg. v. Placide Fernand Lefèvre. (Spicilegium sacrum Lovaniense. Etudes et Documents, fasc. 34.) Leuven 1967. LO Tongern [b] — L’ordinaire de la collégiale, autrefois cathédrale, de Tongres d’après un manuscript du XVe siècle. T. 2: Le Sanctoral. Hrsg. v. Placide Fernand Lefèvre. (Spicilegium sacrum Lovaniense. Etudes et Documents, fasc. 35.) Leuven 1968. LO Trier — Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche (London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14 Jh.). Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen. Hrsg. u. bearb. v. Adalbert Kurzeja. (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen, H. 52.) Münster 1970. LO Utrecht [Dom] — L’ordinaire de s. Martin d’Utrecht. Hrsg. v. Paul Séjourné. (Bibliotheca liturgica sancti Willibrordi, T. 1.) Utrecht 1919/21. LO Utrecht [St. Marien] — Liber ordinarius sancte Marie Traiectensis. The Ordinal of St. Mary’s Church, Utrecht (Ms. London, British Library, Add 9769). Hrsg. v. Kees Vellekoop. (Documenta et Archivalia ad historiam musicae neerlandicae, Bd. 6 – Bouwstenen voor een geschiedenis der toonkunst in de Nederlanden, Bd. 6.) Amsterdam 1996. LO Würzburg — Die mittelalterliche Gottesdienstordnung des Stiftes Haug in Würzburg. Hrsg. v. Rita Wehner. (Schriften des Zentralinstituts für fränkische Landeskunde und allgemeine Regionalforschung an der Universität Erlangen-Nürnberg, Bd. 17.) Neustadt an der Aisch 1979. LO Xanten — Der älteste Ordinarius des Stiftes Xanten. Hrsg. v. Friedrich Wilhelm Oediger. (Die Stiftskirche des hl. Viktor zu Xanten, Bd. 2,4 – Veröffentlichungen des Xantener Dombauvereins, Bd. 9.) Kevelaer 1963. LO Zürich — Der Liber ordinarius des Konrad von Mure. Die Gottesdienstordnung am Grossmünster in Zürich. Hrsg. v. Heide Leuppi. (Spicilegium Friburgense, Bd. 37.) Freiburg (Schweiz) 1995. Ludecus, Vesperale — Das Vesperale et Matutinale des Havelberger Domdechanten Matthaeus Ludecus. Nachdruck eines lutherischen Offiziumsbuches von 1589 (Querfurt, Archiv der evangelischen Kirchengemeinde St. Lamperti, Signatur F 4). Eingeleitet und hrsg. v. Andreas Odenthal. (Monumenta Liturgica Ecclesiarum Particularium, Bd. 1.) Bonn 2007. Luther, An die Ratsherren — Martin Luther, An die Ratsherren aller Städte deutschen Landes, in: D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe. Bd. 15: Schriften und Predigten des Jahres 1524. Weimar 1899, 27-53. Magdeburger Schöppenchronik. Hrsg. v. Karl Janicke. (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 7.) Leipzig 1869 [ND Göttingen 1962].

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Verzeichnisse

Originale PUU — Brigide Schwarz, Die Originale von Papsturkunden in Niedersachsen 1199-1417. (Index actorum Romanorum pontificum ab Innocentio III ad Martinum V electum, Bd. 4.) Città del Vaticano 1988. Politische Correspondenz — Politische Correspondenz des Grafen Franz Wilhelm von Wartenberg, Bischofs von Osnabrück, aus den Jahren 1621-1631. Hrsg. v. Hermann Forst. (Publicationen aus den Königlich Preußischen Staatsarchiven, Bd. 68.) Leipzig 1897. Potthast — Regesta pontificum Romanorum. Inde ab a. post Christum natum MCXCVIII ad a. MCCCIV. Hrsg. v. August Potthast. 2 Bde. Berlin 1874/75 [ND Graz 1957]. PRG — Le Pontifical romano-germanique du dixième siècle. 3 Bde. Hrsg. v. Cyrille Vogel/Reinhard Elze. (Studi e Testi, Bd. 226, 227 u. 269.) Città del Vaticano 1963-1972. PUU 1 — Papsturkunden 896-1046. Bd. 1: 896-996. Bearb. v. Harald Zimmermann. (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Klasse. Denkschriften, Bd. 174 – Veröffentlichungen der Historischen Kommission, Bd. 3.) 2., revidierte Auflage Wien 1988. PUU 2 — Papsturkunden 896-1046. Bd. 2: 996-1046. Bearb. v. Harald Zimmermann. (Österreichische Akademie der Wissenschaften. Phil.-hist. Klasse. Denkschriften, Bd. 177 – Veröffentlichungen der Historischen Kommission, Bd. 4.) 2., revidierte Auflage Wien 1989. RDHS — Der Reichsdeputations-Hauptschluß. 1803, Febr. 25. Hrsg. v. Karl Zeumer, in: Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung in Mittelalter und Neuzeit. Bd. 2: Von Maximilian I. bis 1806. Bearb. v. dems. 2., vermehrte Aufl. Tübingen 1913, 519-528 (Nr. 212). Rechtsbronnen — Rechtsbronnen van den Dom van Utrecht. Hrsg. v. Samuel Muller Fz. (Oude vaderlandsche rechtsbronnen, Bd. 2,5.) ’s-Gravenhage 1903. Regesten PUU — Brigide Schwarz, Regesten der in Niedersachsen und Bremen überlieferten Papsturkunden 1198-1503. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 37 – Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, Bd. 15.) Hannover 1993. Rep. font. — Repertorium fontium historiae Medii Aevi. Primum ab Augusto Potthast digestum, nunc cura collegii historicorum e pluribus nationibus emendatum et auctum. 11 Bde. Rom 1962-2007. RH — Ulysse Chevalier, Repertorium hymnologicum. Catalogue des chants, hymnes, proses, séquences, tropes en usage dans l’église latine depuis les origines jusqu’à nos jours. 6 Bde. (Subsidia hagiographica, Bd. 4.) Louvain/Bruxelles 1892-1921. RHR Akten I,1 — Die Akten des Kaiserlichen Reichshofrats. Serie 1: Alte Prager Akten. Band. 1: AD. Hrsg. v. Wolfgang Sellert. Bearb. v. Eva Ortlieb. Berlin 2009. RHR Ordnungen — Die Ordnungen des Reichhofrats 1550-1766. 2 Bde. Eingeleitet und hrsg. v. Wolfgang Sellert. (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im alten Reich, Bd. 8.) Köln/Wien 1980/1990. RI III.2,3 — Die Regesten des Kaiserreiches unter Heinrich IV. Erste Lieferung: 1056 (1050)-1065. Neubearbeitet v. Tilman Struve. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 3,2,3.) Köln/ Wien 1984. RI IV.1,1 — Die Regesten des Kaiserreiches unter Lothar III. und Konrad III. Erster Teil: Lothar III. (1125 [1075]-1137). Neubearbeitet v. Wolfgang Petke. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 4,1,1.) Köln/Weimar/Wien 1994. RI IV.2,1 — Die Regesten des Kaiserreichs unter Friedrich I. 1152 (1122)-1190. Erste Lieferung: 1152 (1122)-1158. Neubearb. v. Ferdinand Opll unter Mitwirkung v. Hubert Mayr. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 4,2,1.) Wien/Köln 1991.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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RI IV.2,2 — Die Regesten des Kaiserreichs unter Friedrich I. 1152 (1122)-1190. Zweite Lieferung: 1158-1168. Neubearb. v. Ferdinand Opll. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 4,2,2.) Wien/Köln 1991. RI V.1,2 — Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Conrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard. 1198-1272, Bd. 2. Bearb. von Julius Ficker/ Eduard Winkelmann. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 5,1,2.) Innsbruck 1882 [ND Hildesheim 1971]. RI VI.1 — Die Regesten des Kaiserreichs unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich VII. 1272-1313. Abt. 1. Bearb. von Oswald Redlich. (Johann Friedrich Böhmer, Regesta Imperii, Bd. 6,1.) Innsbruck 1898 [ND Hildesheim 1969]. ROD — The Alphabetic List of Responsories [of the Dead]. Hrsg. v. Knud Ottosen, in: Ders., The Responsories and Versicles of the Latin Office of the Dead. Aarhus 1993 [ND mit einem neuen Vorwort und Korrekturnachtrag Norderstedt 2007], 397-401. Saxonia — Tiderici Langen Saxonia. Hrsg. v. Heinrich Meibom [dem Älteren], in: Heinrich Meibom [der Jüngere], Historicos Germanicos. (Scriptores rerum Germanicarum, Bd. 1.) Helmstedt 1688, 806-812. Schreizettel 1 — Predigt. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Deutsche Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877, 602-604. Schreizettel 2 — [Schreizettel]. Hrsg. v. Uvo Hölscher, in: Ders., Der Reliquienschatz im Dom zu Goslar, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 34, 1901, 499-518, hier 503-507 [ND, in: Ders., Der Gottesdienst im Dome zu Goslar. Beitrag zur inneren Geschichte des Kaiserstiftes Simonis und Judae in Goslar, in: Zeitschrift des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde 38, 1905, 1-58, hier 28-32]. SW, ed. Weiland — Sächsische Weltchronik. Hrsg. v. Ludwig Weiland, in: MGH. Deutsche Chroniken, Bd. 2. Hannover 1877 [ND 2001], 1-384. SW, Hs. 15, ed. Massmann — Das Zeitbuch des Eike von Repgow in ursprünglich niederdeutscher Sprache und in früher lateinischer Übersetzung. Hrsg. v. Hans Ferdinand Massmann. (Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart, Bd. 42.) Stuttgart 1857. SW, Hs. 24, ed. Herkommer — Das Buch der Welt. Kommentar und Edition zur ‚Sächsischen Weltchronik‘. Ms. Memb. I 90, Forschungs- und Landesbibliothek Gotha. Hrsg. v. Hubert Herkommer. Luzern 2000. Testimony of Helmut Schneider, official of the personnel department of Farben’s Auschwitz plant, in: Trials of war criminals before the Nuernberg Military Tribunals under control Council Law No. 10. Volume 7: The „Farben“ case. Military Tribunal 6. The United States of America against Carl Krauch et al. Nuernberg October 1946 – April 1949. Washington, DC 1953, 838-852. Totenbuch Aachen [St. Adalbert] — Joseph Gerhard Rey, Ein altes Nekrologium von St. Adalbert zu Aachen, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 23, 1901, 306-337. Totenbuch Aachen [St. Marien] — Eduart Teichmann, Das älteste Aachener Totenbuch, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 38, 1916, 1-213. Totenbuch Basel — Paul Bloesch, Das Anniversarbuch des Basler Domstifts (Liber vite Ecclesie Basilienses) 1334/38-1610. 2 Bde. (Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte, Bd. 7.) Basel 1975. Totenbuch Essen — Konrad Ribbeck, Ein Essener Necrologium aus dem 13. und 14. Jahrhundert, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 20, 1900, 29-135.

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Verzeichnisse

Totenbuch Hildesheim — Excerpta ex necrologio Hildesheimensis ecclesiae veteri. Hrsg. v. Gottfried Wilhelm Leibniz, in: Ders., Scriptores rerum Brunsvicensium, Bd. 1. Hannover 1707. 763-767. Totenbuch Maastricht 1 — P. Doppler, Obituaire de l’Eglise collégiale, libré et impériale de SaintServais à Maestricht commencé vers 1294, in: Publications de la Société historique et archéologique dans le Limbourg 47 (N.F. 27), 1911, 261-325. Totenbuch Maastricht 2 — Jacques Stiennon, Un fragment inédit d’un obituaire de Saint-Servais de Maestricht (XIVe et XVe siècles), in: Miscellanea Trajectensia. Bijdragen tot de Geschiedenis van Maastricht. (Werken uitgegeven door Limburgs Geschied- en Oudheidkundig Genootschap gevestigd te Maastricht, Nr. 4.) Maastricht 1962, 131-167. Totenbuch Niederaltaich — Necrologium monasterii Altahae Inferioris. Hrsg. v. Maximilian Fastlinger, in: MGH. Necrologia Germaniae. Bd. 4: Dioecesis Pataviensis (Regio Bavarica. Regio Austriaca nunc Lentiensis). Berlin 1920, 27-72. Totenbuch Speyer 1 — Hansjörg Grafen, Spuren der ältesten Speyerer Necrologüberlieferung. Ein verlorenes Totenbuch aus dem 11. Jahrhundert, in: Frühmittelalterliche Studien 19, 1985, 379-431, hier 391-412. Totenbuch Speyer 2 — Hansjörg Grafen, Forschungen zur älteren Speyerer Totenbuchüberlieferung. Mit einer Textwiedergabe der Necrologanlage von 1273. (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Bd. 74.) Mainz 1996, 275-367. Totenbuch Speyer 3 — Chorregel und jüngeres Seelbuch des alten Speierer Domkapitels. Bd. 1: Seelbuch (Liber animarum). Hrsg. v. Konrad von Busch. (Historisches Museum der Pfalz e. V. / Historischer Verein der Pfalz. Veröffentlichungen, Bd. 1.) Speier 1923. Totenbuch Utrecht — A. A. J. van Rossum, Necrologium van Oud-Munster te Utrecht, in: Archief voor de Geschiedenis van het Aartsbisdom Utrecht 10, 1882, 270-320; ebd. 11, 1883, 1-56, 212258, 347-373; ebd. 12, 1884, 105-188. Totenbuch Würzburg — Corpus Regulae seu Kalendarium Domus S. Kiliani Wirciburgensis saecula IX.-XIV. amplectens. Hrsg. v. Franz X. Wegele, in: Abhandlungen der Bayerischen Akadademie der Wissenschaften. Historische Klasse, Bd. 13,3. München 1877, 1-164. Translatio s. Servatii — Iocundi translatio sancti Servatii. Hrsg. v. Rudolf Köpke, in: MGH. Scriptores, Bd. 12. Hannover 1856 [ND Stuttgart 1995], 85-126. Trophäenkommissionen — Die Trophäenkommissionen der Roten Armee. Eine Dokumentensammlung zur Verschleppung von Büchern aus deutschen Bibliotheken. Hrsg. v. Klaus-Dieter Lehmann/ Ingo Kolasa. (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderhefte, Bd. 64.) Frankfurt am Main 1996. UB Goslar 1 — Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Erster Theil: 922 bis 1250. Bearb. v. Georg Bode. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 29.) Halle 1893. UB Goslar 2 — Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Zweiter Theil: 1251 bis 1300. Bearb. v. Georg Bode. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 30.) Halle 1896. UB Goslar 3 — Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Dritter Theil: 1301 bis 1335. Bearb. v. Georg Bode. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 31.) Halle 1900. UB Goslar 4 — Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Vierter Teil: 1336 bis 1365. Bearb. v. Georg Bode. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 32.) Halle 1905.

Gedruckte Quellen, Regesten, Repertorien

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UB Goslar 5 — Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Fünfter Teil: 1366 bis 1400. Bearb. v. Georg Bode/Uvo Hölscher. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 45.) Berlin 1922. UB Hochstift Hildesheim 1 — Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe. Erster Theil: Bis 1221. Hrsg. v. Karl Janicke. (Publikationen aus den Königlich Preußischen Staatsarchiven, Bd. 65.) Leipzig 1896. UB Hochstift Hildesheim 1* — Otto Heinemann, Nachträge und Berichtigungen zu Janicke’s Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe. Band 1, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen [62], 1897, 86-95. UB Hochstift Hildesheim 3 — Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe. Dritter Theil: 1260 bis 1310. Bearb. v. Hermann Hoogeweg. (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 11.) Hannover/Leipzig 1903. UB Hochstift Hildesheim 6 — Urkundenbuch des Hochstifts Hildesheim und seiner Bischöfe. Sechster Teil: 1370-1398. Bearb. v. Hermann Hoogeweg. (Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Bd. 28.) Hannover 1911. UB Paulinzelle — Urkundenbuch des Klosters Paulinzelle 1068-1534. Hrsg. v. Ernst Anemüller. (Thüringische Geschichtsquellen, N.F. Bd. 4.) Jena 1905. UB St. Bonifacii u. St. Pauli — Urkundenbuch der Collegiat-Stifter S. Bonifacii und S. Pauli in Halberstadt. Bearb. v. Gustav Schmidt. (Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete, Bd. 13.) Halle 1881. UB Walkenried 1 — Urkundenbuch des Klosters Walkenried. Bd. 1: Von den Anfängen bis 1300. Bearb. v. Josef Dolle nach Vorarbeiten von Walter Baumann. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Bd. 210 – Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte, Bd. 38.) Hannover 2002. Urbare Niederaltaich — Die Urbare Abt Hermanns von Niederaltaich. 2 Bde. Bearb. v. Josef Klose. (Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte, N.F. Bd. 43.) München 2003. Urkundenauszüge Einbeck — Urkundenauszüge zur Geschichte der Stadt Einbeck bis zum Jahre 1500. Bearb. v. Wilhelm Feise. Einbeck 1959. VD 16 — Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts. Abt. 1: Verfasser, Körperschaften, Anonyma. 22 Bde. Hrsg. v. der Bayerischen Staatsbibliothek in München in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. Stuttgart 1983-1995. Venator Auktion 29/30 — Venator KG, Auktion 29/30 (8. bis 10. März): Wertvolle Bücher / Graphik 15. bis 20. Jahrhundert. [Köln] [1966]. Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen — Verordnung zur Erleichterung und Regelung der Maßnahmen an der Grenze zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Deutschen Bundesrepublik vom 3. Mai 1956, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik. Teil 1. Jahrgang 1956. Nr. 45. Berlin den 14. Mai 1956, 385-387. Vita Godehardi posterior — Wolfherii vita Godehardi posterior. Hrsg. v. Georg Heinrich Pertz, in: MGH. Scriptores, Bd. 11. Hannover 1854 [ND Stuttgart 1994], 196-218. Vizedominatsrechnungen St. Blasius — Die Vizedominatsrechnungen des Domstifts St. Blasii zu Braunschweig 1299-1450. Hrsg. v. Hans Goetting/Hermann Kleinau. (Veröffentlichungen der niedersächsischen Archivverwaltung, H. 8.) Göttingen 1958.

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Verzeichnisse

VOD — The Alphabetic List of Versicles [of the Dead]. Hrsg. v. Knud Ottosen, in: Ders., The Responsories and Versicles of the Latin Office of the Dead. Aarhus 1993 [ND mit einem neuen Vorwort und Korrekturnachtrag Norderstedt 2007], 403-420. Vulgata — Biblia sacra iuxta vulgatam versionem. Hrsg. v. Robert Weber/Roger Gryson. 5., verb. Aufl. Stuttgart 2007.

XV.3 Literatur Peter Aichinger-Rosenberger (Bearb.), Niederösterreich, südlich der Donau. 2 Bde. (Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs.) Horn/Wien 2003. Gerd Althoff, Causa scribendi und Darstellungsabsicht. Die Lebensbeschreibung der Königin Mathilde und andere Beispiele, in: Litterae medii aevi. Festschrift für Johanne Autenrieth zu ihrem 65. Geburtstag. Hrsg. v. Michael Borgolte/Herrad Spilling. Sigmaringen 1988, 117-133. Arnold Angenendt, Theologie und Liturgie der mittelalterlichen Toten-Memoria, in: Memoria. Der geschichtliche Zeugniswert des liturgischen Gedenkens im Mittelalter. Hrsg. v. Karl Schmid/ Joachim Wollasch. (Münstersche Mittelalter-Schriften, Bd. 48.) München 1984, 79-199. — , Heilige und Reliquien. Die Geschichte ihres Kultes vom frühen Christentum bis zur Gegenwart. 2., überarbeitete Aufl. München 1997. Markus Anhalt, Das Kollegiatstift St. Georgen in Altenburg auf dem Schloss 1413-1537. Ein Beitrag zur Stiftsforschung. (Erfurter Theologische Schriften, Bd. 32.) Leipzig 2004. Helmut K. Anheier, Das Stiftungswesen in Zahlen. Eine sozial-ökonomische Strukturbeschreibung deutscher Stiftungen, in: Handbuch Stiftungen. Ziele – Projekte – Management – Rechtliche Gestaltung. Hrsg. v. der Bertelsmann Stiftung. Wiesbaden 1998, 47-82. Heinrich Appelt, Einleitung, in: Die Urkunden Friedrichs I. Bearb. v. dems. unter Mitwirkung von Rainer Maria Herkenrath/Brigitte Meduna. (MGH. Diplomata regum et imperatorum Germaniae, Bd. 10,5.) Hannover 1990, 1-138. Willmuth Arenhövel, Der Hezilo-Radleuchter im Dom zu Hildesheim. Beiträge zur Hildesheimer Kunst des 11. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Ornamentik. Berlin 1975. Fritz Arens, Die Königspfalz Goslar und die Burg Dankwarderode in Braunschweig, in: Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150-1650. Hrsg. v. Cord Meckseper. (Landesausstellung Niedersachsen 1985. Ausstellungskatalog, Bd. 3.) Stuttgart/Bad Cannstatt 1985, 117-149. Monika Arndt, Die Goslarer Kaiserpfalz als Nationaldenkmal. Eine ikonographische Untersuchung. Hildesheim 1976. Theodor Asche, Geschichte der Reformation in der vormals kaiserlich freien Reichsstadt Goslar. Eine Festgabe zur Erinnerung an die 400jährige Lutherfeier im Jahr 1883. Goslar o. J. [1883]. — , Die Kaiserpfalz zu Goslar am Harz im Spiegel der Geschichte. Goslar 1892 [2., verbesserte Aufl. Goslar 1910]. Hans-Georg Aschoff, Weihbischöfe in Hildesheim vom späten Mittelalter bis zur Säkularisation, in: Weihbischöfe und Stifte. Beiträge zu reichskirchlichen Funktionsträgern der Frühen Neuzeit. Hrsg. v. Friedhelm Jürgensmeier. (Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte, Bd. 4.) Frankfurt am Main 1995, 66-90.

Literatur

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— , Staatsleistungen an die Katholische Kirche in Preußen, Hannover, Sachsen sowie den Mittel- und Kleinstaaten, in: Die Kirchenfinanzen. Hrsg. v. Erwin Gatz (Geschichte des Kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, Bd. 6.) Freiburg im Breisgau 2000, 163-195. — , Die Weimarer Republik. Rechtliche Rahmenbedingen, in: Die Kirchenfinanzen. Hrsg. v. Erwin Gatz (Geschichte des Kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, Bd. 6.) Freiburg im Breisgau 2000, 267-271. Oliver Auge, Das Stift Beutelsbach und das Tübinger Stiftskirchenprojekt, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte 61, 2002, 11-54. Norbert Backmund, Monasticon Praemonstratense. Id est historia circariarum atque canoniarum candidi et canonici ordinis Praemonstratensis. Teil 1,2. 2. Aufl. Berlin/New York 1983 [1. Aufl. Straubing 1949]. Gabriel Baer, The Muslim Waqf and Similar Institutions in Other Civilizations. Hrsg. v. Miriam Hoexter, in: Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam vor der Moderne. Auf der Suche nach ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden in religiösen Grundlagen, praktischen Zwecken und historischen Transformationen. Hrsg. v. Michael Borgolte. (Stiftungsgeschichten, Bd. 4.) Berlin 2005, 257-280. Jürgen Bärsch, Die Feier des Osterfestkreises im Stift Essen. Nach dem Zeugnis des Liber Ordinarius (zweite Hälfte 14. Jahrhundert). Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen. (Quellen und Studien. Veröffentlichungen des Instituts für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen, Bd. 6.) Münster 1997. — , Liber ordinarius – Zur Bedeutung eines liturgischen Buchtyps für die Erforschung des Mittelalters, in: Archa Verbi 2, 2005, 9-58. Franz Balaho, Über einige Kunstdenkmäler aus dem Goslarer Dom, in: Unser Harz. Heimatzeitschrift für den gesamten Harz und seine Vorlande 10, 1962, 13 f. Friedrich Balck, Materialsammlung zur virtuellen Rekonstruktion. Stiftskirche St. Simon und Judas (Goslarer Dom). Clausthal-Zellerfeld 2001. Karl August Barack (Bearb.), Die Handschriften der Fürstlich-Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen. Tübingen 1865. Julia Barrow, German cathedrals and the monetary economy in the twelfth century, in: Journal of Medieval History 16, 1990, 13-38. Christoph Bartels, Die Stadt Goslar und der Bergbau im Nordwestharz. Von den Anfängen bis zum Riechenberger Vertrag von 1552, in: Stadt und Bergbau. Hrsg. v. Karl Heinrich Kaufhold/Wilfried Reininghaus. (Städteforschung. Reihe A, Bd. 64.) Köln/Weimar/ Wien 2004, 135-188. Markus Bauer, Der Münsterbezirk von Konstanz. Domherrenhöfe und Pfründhäuser der Münsterkapläne im Mittelalter. (Konstanzer Geschichts- und Rechtsquellen, Bd. 35.) Sigmaringen 1995. Walter Baumann, Wer war der erste Halberstädter Buchdrucker? Umwege und Abwege einer Forschung, in: Gutenberg-Jahrbuch 27, 1952, 124-132. — , Die Druckerei Stuchs zu Nürnberg, in: Gutenberg-Jahrbuch 29, 1954, 122-132. — , Geschichte des alten Halberstädter Buchdrucks [Teil 1], in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 1, 1956/58, 245-273. Peter Jörg Becker/Tilo Brandis (Bearb.), Die theologischen lateinischen Handschriften in Folio der Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz Berlin. Teil 2: Ms. theol. lat. fol. 598 bis 737. (Staats-

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Verzeichnisse

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Verzeichnisse

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Literatur

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Verzeichnisse

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XV.4

Abbildungen

Nr. 1

Die salische Pfalz (Rekonstruktion Hölscher) aus: Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 107, Abb. 28

S. 47

Nr. 2

Die Topographie des Goslarer ‚Pfalzbezirks‘ (nach Mühlenpfordt) Reproduktion: Museumslandschaft Hessen Kassel, nach: ebd., Graphische Sammlung, Inv.-Nr. 6044

S. 49

Nr. 3

Grundriss der Goslarer Stiftskirche Heinrichs III. (nach Hölscher) aus: Hölscher, Kaiserpfalz (1927), 159, Abb. 42

S. 51

Nr. 4

Die Ländereien des Stifts und ihre Stifter (bis 1056) Zeichnung: Verf.

S. 64

Nr. 5

Die Siegel Adelogs (links) und Hermanns (rechts) Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 26 (Adelog); Reproduktion: BistumsA Hildesheim nach ebd., Urkunde A VII 16 (Hermann)

S. 79

Nr. 6

Die Goslarer ‚Domburg‘ (Rekonstruktion Griep) aus: Griep, Pfalzbezirk (o. J.), 23.

S. 81

Nr. 7

Der Goslarer Grabstein Kaiser Heinrichs III. aus: Heineccius, Antiquitatum (1707), fig. 4, nach pag. 62

S. 99

558

Verzeichnisse

Nr. 8

Chorquadrat und Sanktuarium von St. Simon und Judas (nach Gelder) Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Kleine Erwerbungen 6/68

S. 101

Nr. 9

Der ‚Lettner‘ von St. Simon und Judas, vom Langhaus aus gesehen Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Kleine Erwerbungen 6/68

S. 109

Nr. 10

Der Goslarer Pfalzbezirk um 1500 (Rekonstruktion Griep) aus: Schubert, Stätten (1990), 204

S. 113

Nr. 11

Pilgerzeichen von St. Simon und Judas, ca. 1450-1500 (Umzeichnung) Umzeichnung: Carina Brumme Reproduktion nach: http://www2.hu-berlin.de/sachkultur/bilder/1318.jpg

S. 115

Nr. 12

Mittelalterliche Kasel aus dem Stift St. Simon und Judas (Vorder- und Rückseite) aus: Calvör, Ritualis ecclesiastici, fig. 52, nach pag. 510

S. 137

Nr. 13

Das Reichsadler-Fenster aus dem Chor der Stiftskirche Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Bibliothek, G 195, Blatt 10

S. 139

Nr. 14

Das Kaiser-Fenster aus dem Chor der Stiftskirche Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Bibliothek, G 195, Blatt 10

S. 141

Nr. 15

Die Stiftskirche im 18. Jahrhundert Reproduktion: HStA Hannover, nach ebd., Hann. 27 Hildesheim, Nr. 2012, Quadrangel 37

S. 142

Nr. 16

Das von Kaiser Joseph II. 1787 an die Goslarer Stiftsherren verliehene „Gnadenzeichen“ Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Urkunden, Domstift, Nr. 872a

S. 147

Nr. 17

Heinrich Christian Paasch, Die ehemalige Dom-Kirche in Goslar (1813) Reproduktion: StadtA Goslar

S. 159

Nr. 18

Die Goslarer Erinnerungsplakette zum neunhundertsten Todestag Heinrichs III. (Vorder- und Rückseite) aus: Gedenkfeier, 18

S. 168

Nr. 19

Das Goslarer Denkmal für Christian Wilhelm von Dohm Foto: Franz Schirmer; Reproduktion: StadtA Goslar

S. 171

Nr. 20

Die Inszenierung der ehemaligen Stiftskirche am UNESCO Welterbetag 2007 Foto: Martin Schenk / Goslarsche Zeitung

S. 213

Nr. 21

Der Servitienkalender aus dem Urbar von ca. 1191/94 Reproduktion: Verf. nach StadtA Goslar, Bestand B (unverzeichnet), Domstift, Kasten 643, Kopialbuch A, pag. 39

S. 227

Nr. 22

Die Überlieferung der Goslarer Stifts-Chronik (nach Weiland) Schema: Verf.

S. 302

Nr. 23

Lombarden als Gliederungselement in DH (fol. 4r, Ausschnitt) Reproduktion: GWLB/NLB Hannover nach ebd., Ms XXI, 1209

S. 304

Nr. 24

Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DH (fol. 8v, Ausschnitt) Reproduktion: GWLB/NLB Hannover, nach ebd., Ms XXI, 1209

S. 305

Nr. 25

Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DW1 (fol. 14v, Ausschnitt)

S. 305

Abbildungen, Tabellen

559

Reproduktion: HAB Wolfenbüttel, nach ebd., Cod. Guelf. 20.10 Aug. 4° Nr. 26

Der vermeintliche Beginn von ‚Kapitel 20‘ in DW2 (8r, Ausschnitt) Reproduktion: HAB Wolfenbüttel, nach ebd., Cod. Guelf. Novi 760 4°

S. 305

Nr. 27

Die Herrscherliste im liber capituli des Hildesheimer Domkapitels von 1191 Reproduktion: HAB Wolfenbüttel, nach ebd., Cod. Guelf. 83.30 Aug. 2°, fol. 151r

S. 307

Nr. 28

Die Überlieferung der Goslarer Stifts-Chronik (nach Lohse) Schema: Verf.

S. 316

Nr. 29

Das Anniversar Kaiser Heinrichs III. im Ordinarius von 1435 (fol. 20v) Reproduktion: StadtA Hildesheim nach ebd., Bestand 52, Nr. 350

S. 387

XV.5

Tabellen

Nr. 1 Nr. 2 Nr. 3 Nr. 4 Nr. 5

Die Überlieferung der Stiftung St. Simon und Judas im Goslarer Stadtarchiv Die Dotation der Stiftung St. Simon und Judas durch Heinrich III. Die Servitien der Villikationen des Stifts Synopse zu den Totenbuchauszügen aus dem Urbar von ca. 1191/94 Die Präsenzgeld- und Totenmahlzahlungen des Viztums am Jahrtag Heinrichs III.

S. 24 S. 62 S. 86 S. 92 S. 102

Nr. 6

Die Termine für die praesente cadavere gefeierten Messen nach dem Ordinarius von 1435 Pauschale Bestätigungsurkunden der römisch-deutschen Könige für St. Simon und Judas Die Altersstruktur des Stiftskapitels (1802) Die Zuschüsse des Stiftsgüterfonds zum Schulwesen der Stadt Goslar (19241956) Die erhaltenen Transsumpte der Zustiftungsurkunden Kaiser Heinrichs III. Die Bewahrung der Dotation im Wandel der Jahrhunderte Aufbau, Inhalt und Schreiber des Urbars aus dem Kopialbuch A Der ‚Wochenlohn‘ der Stiftsbediensteten Aufbau und Inhalt des Urbars in dem heute verlorenen Textzeugen aus Hannover Synopse zur Textvorlage der ‚Kaisereinträge‘ in der Goslarer Stifts-Chronik Synopse zur Abhängigkeit der Goslarer Stifts-Chroniken von der Sächsischen Weltchronik Synopse zu den signifikanten Divergenzen zwischen den Goslarer StiftsChroniken einerseits und den Rezensionen C1, C2 und C3 der Sächsischen Weltchronik andererseits Synopse zu den Stifts-Ordinarien aus dem Gebiet der Germania Sacra

S. 105

Nr. 7 Nr. 8 Nr. 9 Nr. 10 Nr. 11 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 14 Nr. 15 Nr. 16 Nr. 17

Nr. 18

S. 121 S. 161 S. 179 S. 194 S. 202 S. 223 S. 229 S. 230 S. 309 S. 311 S. 313

S. 388

560 Nr. 19 Nr. 20 Nr. 21

XV.7 a. a. O. Abb. Abs. Abt. Anm. Art. Aufl. Bd. bearb. BistumsA Bll. cap. Curr. Reg. d dems. dens. Dep. ders. dies. Diss. DM Dok. dt. ebd. ed. engl. erg. f f. ff. fasc. fol. Frhr. germ. H. HA hist. hl.

Verzeichnisse Die Bearbeiter des Ordinarius Der Aufbau der beiden Brevier-Bände Die Responsorien-Serien des Totenoffiziums in der Liturgie der Stiftskapitel von Goslar, Halberstadt, Hildesheim, Naumburg und Saint Émilion

S. 404 S. 472 S. 474

Abkürzungen am angegebenen Ort Abbildung(en) Absatz Abteilung Anmerkung(en) Artikel Auflage Band bearbeitet Bistumsarchiv Blätter capitulum Currente Registratur denarius, -i demselben denselben Depositum derselbe u. ä. dieselbe(n) u. ä. Dissertation Deutsche Mark Dokument deutsch ebenda ediert englisch ergänzte ferto, -ones folgende fortfolgende fascicule folio Freiherr germanistische Heft Hauptabteilung historisch u. ä. heilig u. ä.

HOK hrsg. Inv. i. V. m. Jg. Kap. kan. Konv. l masch. mm ND N.F. Nr(n). N.S. pag. phil. o. J. r Rep. Rez. RM s S. s. a. scil. SGF Skb. SM Sp. StA StadtA s. v. T. Tab. Taf. u. u. a.

Haupt-Organisations-Kommission herausgegeben Inventar in Verbindung mit Jahrgang Kapitel kanonistische Konvolut lot maschinenschriftlich Millimeter Nachdruck; Neudruck neue Folge Nummer(n) nova series pagina philosophisch u. ä. ohne Jahr recto Repositur Rezension Reichsmark solidus, -i Seite siehe auch scilicet Stiftsgüterfonds Skizzenbuch Schinkel Museum Spalte(n) Staatsarchiv Stadtarchiv sub verbum Teil; tomus; tome Tabelle(n) Tafel(n) und und andere; unter anderem

561

Abkürzungen, Siglen u. ä. u. ö. v v. v(v).

und ähnliches und öfter verso von Vers(e)

XV.8

verb. Verf. vgl. Vol. Vul.

verbesserte Verfasser vergleiche volume u. ä. Vulgata

Siglen

Siglen, die auf Quelleneditionen verweisen, werden im Quellenverzeichnis aufgelöst. DWB GG GStA PK GWLB NLB HAB HUA HStA ÖStA/HHStA SBB PK SMB WRV

Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. 32 Bde. Leipzig 1854-1961. Grundgesetz Geheimes Staatsarchiv Berlin – Preußischer Kulturbesitz Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek Herzog August Bibliothek Het Utrechts Archief Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Österreichisches Staatsarchiv, Abteilung Haus-, Hof- und Staatsarchiv Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Staatliche Museen zu Berlin Weimarer Reichsverfassung

XVI. Register

XVI.1 Personen Achtermann, Berthold, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Adam von St. Viktor, Dichter 466 Adelog, Propst von St. Simon und Judas, später Bischof von Hildesheim 73, 75, 77-79, 89, 225, 231, 287, 379 Agnes, Kaiserin 35, 46, 54, 56, 58, 61, 67, 71, 90, 205, 228, 379 Albert, Propst von Neuwerk 194 Albert, Propst von St. Matthias 194 Albrecht der Bär, Markgraf 74 f., 379 Almericus Ursus, Mönch 55 Altmann 93, 287 Altmann, Bischof von Passau 287 Amandus, Johannes, Superintendent 153 Ambrosius, Dekan von St. Simon und Judas 379 Anastasius IV., Papst 379 Andreas II., König 379 Angern, Ferdinand Ludolph Friedrich von, Staatsminister 159, 164 Anhalt-Köthen, Ludwig I. von, Fürst 127 Anno, Vogt 287 Anno II., Propst von St. Simon und Judas, später Erzbischof von Köln 58, 80 Anselm, Bischof von Havelberg 80 Apfel, Hermann, Propst 298 Appuhn, Horst, Kunsthistoriker 37 Arnold, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 93, 287 Arnold, Propst von St. Georg 194 Augustinus 22, 97, 99, 475 f. Azela 61, 76, 90, 94, 287 Azelin, Bischof von Hildesheim 50 Balaho, Franz, Heimatforscher 471 Baving, Hermann, Provinzial 123-126

Beckermann, Wolfgang, Kunsthistoriker 295 f., 301, 318 Benedikt IX., Papst 379 Benno, Bischof von Meißen 110, 155, 220, 287 Benno II., Bischof von Osnabrück 287 Bern, Abt von Reichenau 55 Bernhard, Abt von Clairvaux 97 Bernhard, Dekan von St. Peter 194 Bernhard, Dekan von St. Simon und Judas 93, 287 Bernhard, Kornspeicherverwalter 218 Bernhard I., Bischof von Hildesheim 65, 379 Berno, Bischof von Hildesheim 233 Bernward, Bischof von Hildesheim 379 Berthold, Domkanoniker in Hildesheim 287 Bertold, Kanoniker von St. Simon und Judas 93 Bertold, Propst von Neuwerk 194 Bertold, Propst von St. Georg 194 Bilstein, Konrad von, Vogt 218 Bilstein, Ulrich von, Bürger 466 Blankenburg, Heinrich von, Graf 380 Bloch, Marc, Historiker 40 Bode, Georg, Editor 30, 32-34, 229-234 Bodo, Propst in Riechenberg 194, 287 Bonifatius IX., Papst 401 Borchers, Friedrich, Heimatforscher 11 Borchers, Johann Christian, Chemiker 174 Bornhusen, Boto, Ratsherr 98 Bornhusen, Heinrich, Ratsherr 98 Bornhusen, Henning, Dekan von St. Simon und Judas 98, 100, 103, 402, 404, 466 Bortzen, Ludolf von 380 Bote, Hermann, Zollschreiber 302 Bote, Konrad, Goldschmied 302

564 Bovo 93, 287 Brandis, Moritz, Drucker 403 Braudel, Fernand, Historiker 17 Braunschweig, Dietrich von, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Braunschweig, Heinrich (V.) von, Pfalzgraf 380 Braunschweig-Grubenhagen, Heinrich I. von, Herzog 380 Braunschweig-Grubenhagen, Otto II. von, Herzog 380 Braunschweig-Lüneburg, Albrecht I. von, Herzog 128, 379 Braunschweig-Lüneburg, Otto I. von, Bischof von Hildesheim 380 Braunschweig-Lüneburg, Wilhelm I. von, Herzog 128 Braunschweig-Wolfenbüttel, August II. von, Herzog 298 Braunschweig-Wolfenbüttel, Friedrich Ulrich von, Herzog 127 Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich (der Jüngere) von, Herzog 130 Braunschweig-Wolfenbüttel, Heinrich Julius von, Herzog 128 Braunschweig-Wolfenbüttel, Julius von, Herzog 125, 288 Braunschweig-Wolfenbüttel, Rudolf August von, Herzog 470 Braunschweig-Wolfenbüttel, Wilhelm I. von, Herzog 381 Bredow, Joachim von, Bischof von Brandenburg 403 Bredow, Traugott, Regierungspräsident 181, 182 Breslauer, Martin, Antiquar 470 Bruchmann, Karl Gustav, Archivar 31, 110, 167, 172-174 Brun, Bischof von Augsburg 55 Bruning, Dekan von St. Simon und Judas 287 Bruno, Bischof von Hildesheim 287 Bruno, Bischof von Würzburg 50, 56 Buell, Laurentius Albert, Scholaster und Dekan von St. Simon und Judas 123 Bungert, Hermann, Drucker 403 Burchard, Propst von St. Simon und Judas 80

Register Burchard II., Bischof von Halberstadt 379 Burgdorf, Heinrich, Kanoniker von St. Simon und Judas 127 Butzlin, Benedikt, Reichshofrat 118 Calvör, Caspar, Theologe 138 Celsing, Ulrich, Diplomat 27 Clemens II., Papst 380 Conrad 93 Cornu, Johannes, Vikar 218 Crafft, Johann Frhr. von, Reichshofrat 118 Craft, Propst von St. Simon und Judas 80 Cramer von Clausbruch, Henning 124, 126 Crusius, Gottlob Friedrich Eduard, Historiograph 11, 14, 34 Cuno, Hermann, Baurat 170 Dahlhaus, Joachim, Historiker 232 Dassel, Rainald von, Erzbischof von Köln 79 Dietrich 93 Dietrich 287 Doebner, Richard, Archivar 405 f. Dohm, Christian Wilhelm von, Legationsrat 28, 143-151, 153-164, 167, 169-171, 175 f., 180, 183, 190, 193, 198, 200 f. Drischner, Max, Kirchenmusiker 168 Droste, Heinrich, Oberbürgermeister 181 Duensing, Hugo, Pastor 168 Dürre, Hermann, Historiker 232 Eberhard, Erzbischof von Trier 64, 65 Edgith, Königin 380 Egilbert, Bischof von Freising 55 Ehlers, Caspar, Historiker 295 f., 301, 318 Ehrhaftig, Berthold 218 Eicho 93, 287 Eilbert, Propst von St. Simon und Judas 65, 73, 77, 80, 287, 314, 380 Eiling, Hermann, Offizial 27, 122 f. Emser, Hieronymus, Theologe 155, 220 Engelhus, Dietrich, Historiograph 302 Engelke, Hansgeorg, Heimatforscher 471 Eppenstein, Widerad von, Abt 381 Erich, Erzbischof von Magdeburg 380 Erpho, Bischof von Münster 92, 222, 287 Fabricius, Lebrecht Christian Christoph, Kanoniker von St. Simon und Judas 28, 145, 160, 161, 163 f. Ferdinand II., Kaiser 27, 120-126, 140, 200 Ferdinand III., Kaiser 117-121, 128, 140, 191

Personen Florenz V., Graf 380 Franz I., Kaiser 121 Friedrich, Abt von Walkenried 380 Friedrich I., Kaiser 73-78, 83, 88, 89, 94, 117, 128, 140, 170, 192, 194, 223, 229, 231, 234, 287, 312, 313, 314, 287, 380 Friedrich II., Kaiser 312, 313, 314, 380 Friedrich der Große, König 144 Friedrich Wilhelm II., König 144 Friedrich Wilhelm III., König 29, 144 f., 151 f., 154-159, 160, 162-164, 173, 184, 190, 193, 199 Fromme, Paul, Regierungspräsident 180 Gadenstedt, Dietrich von, Ritter 234 Garßen, Georg von, Bürgermeister 169 Gebhardi, Wilhelm Frhr. von, Dekan von St. Simon und Judas 161 Gebhardt, Justus von, Reichshofrat 118 Geismar, Hans, Historiograph 114, 153 Gelder, Carl, Konservator der Domvorhalle 101, 174 Gelder, Gustav 37, 101, 109, 139 Georg IV., Prinzregent 174 Gerken, Johannes, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Gerhard, Propst in Riechenberg 287 Giese, Martina, Historikerin 298 Giesecke, Johann August Stephan, Syndicus 145, 157 Giesecke, Johann Friedrich Ludwig, Maire 173 f., 176 Gisela, Kaiserin 46, 56, 205 Giselbert 287 Gleim, Ludwig, Dichter 144 Godehard, Bischof von Hildesheim 380 Görz-Tirol, Meinhard II. von, Graf 380 Gosa 380 Goseck, Dedo (I.) von, Pfalzgraf 380 Gottfried, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Gregor VI., Papst 380 Gregor der Große, Papst 206, 475 f. Griep, Hans-Günther, Heimatforscher 166 Grimme, Adolf, Kultusminister 184 Gronau, Walter, Sekretär 28, 157 Grundner-Culemann, Alexander, Oberbürgermeister 165-168, 170, 172, 198 Gunhild, Königin 56

565 Gunter, Berthold, Bürgermeister 379 Gunther 287 Gunther, Propst von St. Simon und Judas 80 Gunzo 93 Gutmann, Christoph, Museumsleiter 159, 471 Habsburg, Albrecht I. von, König 121, 305, 307, 379 Habsburg, Albrecht IV. von, Graf 379 Habsburg, Rudolf von, König 120, 306, 381 Hadrian IV., Papst 380 Haegermann, Carl August, Kanoniker von St. Simon und Judas 145, 161, 163 f. Haldensleben, Bernhard (der Ältere) von, Markgraf 379 Haldensleben, Bernhard (der Jüngere) von, Markgraf 379 Haolf 92, 287 Harlingerode, Dietmar von 287 Harlingerode, Friedrich von 231, 287 Hartmann, Dekan von St. Simon und Judas 380 Hartmann, Franz, Pfarrer 177 Hartward 287 Haubitz, Tobias von, Reichshofrat 118 Hauck, Albert, Historiker 22 Hauser, Johann Gottlieb, Ökonom 156 Hausten, Paul, Bürgermeister 165 Hecht, Ernst Georg Julius, Oberlandesgerichtsrat 471 Hecht, Wilhelm Hieronymus, Kanoniker von St. Simon und Judas 161 Heckel, Hans 184 Heemeyer, Kornelia 184, 203 Heiger, Konrad, Kanoniker von St. Simon und Judas 402, 404 Heimburg, Anno von, Ritter 379 Heimburg, Heinrich von 380 Heine, Otto, Depositar 471 f. Heineccius, Johann Michael, Diakon und Historiograph 12, 154, 300 Heinemann, Otto von, Bibliothekar 298 Heinrich 93 Heinrich, Propst von Frankenberg 194 Heinrich, Propst von Riechenberg 25, 194, Heinrich, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 288 Heinrich I., König 310 f., 313, 380

566 Heinrich II., Kaiser 48, 67, 70, 98, 311, 313, 380 Heinrich III., Kaiser 23, 27, 34, 35, 45-71, 76, 79, 86, 90 f., 97-100, 104, 106, 108, 111 f., 129, 140 f., 152, 154, 155, 165170, 172 f., 175, 191-194, 196-206, 208 f., 211, 233, 288, 296, 310, 312-314, 315, 318, 380, 387, 406 Heinrich IV., Kaiser 12, 35, 57, 58, 64, 71, 76 f., 86, 205, 208, 223, 229, 288, 308, 312, 313, 314, 380, 466 Heinrich V., Kaiser 297, 301, 310, 312, 314, 380 Heinrich VI., Kaiser 312, 314, 380 Heinrich (VII.), König 319, 380 Heinrich der Löwe, Herzog 98, 288, 380 Heinrich der Zänker, Herzog 380 Heinsius, Georg August Gabriel, Kanoniker von St. Simon und Judas 161 Helena 232 Hellekop, Heinrich, Kanoniker von St. Simon und Judas 402, 404 Hendel, Otto, Verleger 32 Henneberg, Friedrich Christian Ludwig, Präfekt 160, Henneberg, Georg Karl Ludwig, Unterpräfekt 174 Henrici, Werner Julius Heinrich, Syndicus und Stiftsgüter-Administrator 28, 145, 147-149, 154, 157, 163 f., 182 Herde, Conrad, Vikar von St. Simon und Judas 104 Hermann 93, 288 Hermann 288 Hermann, Bischof von Hildesheim 78 f. Hermann, Diakon und vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 218 Hermann, Priester und Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 93, 288 Hermann II., Erzbischof von Köln 54, 61, 380 Hermann von Reichenau 288 Hermes 93, 288 Hertzberg, Ewald Friedrich von, Minister 144 Herzo 93, 288 Hesse, Otmar, Oberbürgermeister 211

Register Hezilo, Propst von St. Simon und Judas, später Bischof von Hildesheim 69, 80, 83, 380 Hillebrand, Werner, Archivar 23 Hilpert, Heinz, Intendant 168 Hitler, Adolf, Reichskanzler 170 Hoburg 93, 288 Hogrefe, Christian, Bibliothekar 470 Hölscher, Uvo, Dr.-Ing., Bauhistoriker 33, 48 Hölscher, Uvo, Dr. phil., Archivar 29, 33, 35, 110, 473 Holland, Dietrich von, Graf 54 Holland, Wilhelm von, König 306, 318 f., 381 Holle, Berthold von, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Holzschuh, Dietrich 303, 380 Hoppe, Josef, Initiator 13 Hortgis, Ritter 218 Hugo, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 288 Hyen, Johannes von, Reichshofrat 27, 121, 123 Ilse, Distrikt-Baumeister 101, 108, 174 Imme 288 Innozenz III., Papst 466 Innozenz IV., Papst 380 Isenburg, Wilhelm von, Edelfreier 197 Jan, Helmut von, Archivar 406 Jérôme I., König 405 Jerxheim, Friedrich von, Dekan von St. Simon und Judas 466 Jerxheim, Könemann von, Scholaster von St. Simon und Judas 317 Johannes I., Bischof von Speyer 288 Johannes XXII., Papst 401 Joseph I., Kaiser 121 Joseph II., Kaiser 146 f. Judith 92, 218, 288 Jünger, Ernst, Dichter 168 Kapelle, Rudolf (I.) von der 288 Karl der Große, Kaiser 146, 380 Karl der Kahle, Kaiser 59 Karl V., Kaiser 27, 121, 129-131 Karl VI., Kaiser 121 Karl VII., Kaiser 121 Karlmann, König 12

Personen Katte, Landrat 145 f. Kehr, Paul, Historiker 11 Kemp, Johann, Pater 125 Kind, Dietrich 92, 287 Kircher, Ernst Wilhelm Gottlieb, Verleger 157 Klagges, Dietrich, Ministerpräsident 184 Koch, Heinrich, Pfarrer 466 Kölicher, Christoph, Abt 123 Konemann, Dekan von St. Simon und Judas 401 Konrad 288 Konrad I., König 12, 140 f., 146, 191 f., 297, 308, 311, 313, 318, 380 Konrad II., Bischof von Hildesheim 380 Konrad II., Kaiser 46, 48, 50, 56, 58, 60, 70, 205, 308-311, 313, 380, 466 Konrad III., König 75 f., 85, 191, 288, 312, 313, 314, 380 Konrad der Ältere, Graf 380 Konrad Kurzbold, Graf 100 Konstantin IX. Monomachos, Basileus 380 Konstantin der Große, Kaiser 52 Konstanze, Königin 380 Kroos, Renate, Kunsthistorikerin 406 Kruppa, Nathalie, Historikerin 39 Krydell, Johann, Reichshofrat 118 Kunigunde, Kaiserin 380 Kuno 92, 288 Kusel, Konrad, Vizearchidiakon 194 Lamormaini, Wilhelm, Beichtvater 125 f. Lange, Dietrich, Kanoniker von St. Simon und Judas 302 Langton, Stephen, Erzbischof von Canterbury 466 Laves, Georg Ludwig Friedrich, Hofbaurat 174 Leder, Clemens 287 Leibniz, Gottfried Wilhelm, Universalgelehrter 13, 300 Lemode 91, 288 Leo IX., Papst 61, 66, 68, 108, 125, 288, 380 Leopold I., Kaiser 121 Leuckfeld, Johann Georg, Historiker 300 Lindau, Albert, Kanoniker von St. Simon und Judas 220 Lindenspühr, Georg Ludwig, Reichshofrat 118

567 Litt, Theodor, Bildungsphilosoph 168 Liudolf 380 Loersfeld, Johann, Drucker 469 Lothar III., Kaiser 80, 288, 301, 312, 314, 380 Lotter (der Ältere), Melchior 220 Lovensen, Heinrich, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Ludwig III., König 380 Lucia 288 Lüntzel, Hermann Adolf, Mäzen 405 f. Luther, Martin 133, 135 f., 153 Luxemburg, Balduin von, Erzbischof von Trier 403 Mahlum, Bodo von, Vikar 466 Markolf 93, 288 Marquard, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 288 Martini, Melchior, Advokat 122 f. Maszo, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 288 Mathilde, Königin 380 Matthias, Kaiser 121, 140 Mauss, Marcel, Ethnologe 13 Maximilian I., Kaiser 298 Maximilian II., Kaiser 121, 140 Meier, Rudolf, Historiker und Archivar 38 Mühlenberg, Hermann, Bürgermeister 181, 183 Mühlenpfordt, Eduard, Bauingenieur 37, 101, 114, 160, 173 Mülbe, Christian Carl Gottlieb von der, Dekan von St. Peter 160 Müller, Magazinverwalter 471 Müller, Daniel, Kommissar 127 Mund, Sebastian Georg Friedrich, Pastor 143 Nassau, Adolf von, König 121, 316, 379 Neuburg, Goslarer Stadtsyndicus 181 Nietzsche, Friedrich, Philosoph 172 Nitker, Bischof von Freising 60 Nöldeke, Georg, Historiker 37 Notker Balbulus, Mönch 466 Oberg, Hilmer von, Ritter 380 Oda 380 Oldewise, Johannes, Vikar von St. Simon und Judas 383-385, 401 Osterwieck, Friedrich von, Kanoniker von St. Simon und Judas 466

568 Otto I., Kaiser 311, 313, 380 Otto II., Kaiser 311, 313, 380 Otto III., Kaiser 56, 311, 313, 380 Otto IV., Kaiser 26, 312, 314, 380 Otto das Kind, Herzog 288 Otto der Erlauchte 380 Ottokar II. Přemysl, König 380 Ottosen, Knut, Liturgiehistoriker 474 Ovo, Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 93, 288 Paasch, Heinrich Christian, Zeichenlehrer 159 Pacht, Ludwig Adolf, Archivar 31 Pape, Kalkschneidermeister 174 Pelking, Johannes, Weihbischof 122 Peters, Georg, Kanoniker von St. Simon und Judas 102 Petrus 93, 288 Petrus, Kanoniker von St. Simon und Judas 92, 93, 288, 381 Pfaffendorf, Hermann, Oberbürgermeister 168 Pfeil, Brigitte, Bibliothekarin 470 Philipp, Kanoniker von St. Simon und Judas 381 Philipsborn, Ernst von, Regierungspräsident 181, 183 Pilgrim, Dekan von St. Simon und Judas 92, 93, 288 Pippin der Mittlere, Hausmeier 308 Pistorius von Burgdorf, Jeremias, Reichshofratsagent 117 f. Pius II., Papst 107 Querfurt, Ruprecht von, Erzbischof von Magdeburg 466 Querfurt, Siegfried II. von, Bischof von Hildesheim 381 Radeke, Berthold, Kanoniker von St. Simon und Judas 402, 404 Ramm 381 Reck, Georg, Kanoniker von St. Simon und Judas 127 Reck, Julius Anton Ernst, Kanoniker von St. Simon und Judas 28, 145, 155, 161, 163 f. Regenstein, Elisabeth von, Gräfin 380 Regenstein, Heinrich von, Graf 380 Reimers, Ludeke, Bürgermeister 380

Register Reinburg 93, 288 Reinecke, Johann Gottlieb, Kanoniker von St. Simon und Judas 161 Reinhard, Scholaster von St. Simon und Judas 219, 466 Reinhold, Scholaster von St. Simon und Judas 194 Reinold 93, 288 Reinstedt, Dietrich von 287 Reinstedt, Everhard von 74 Reinstedt, Gerhard von 77 Rheinfelden, Rudolf von, Gegenkönig 380 Richencin 288 Richinza 93, 288 Roger II., König 80 Rorbeck, Dietrich, Dekan von St. Simon und Judas 27, 129 Rotmann 218 Rudolf 92, 288 Rudolf I., König 120 f., 305 f., 316, 381 Rudolf II., Herzog 381 Rudolf II., Kaiser 117, 140, Rudolf der Eiserne 92, 288 Rumold, Propst von St. Simon und Judas 80 Rupert, Propst von St. Simon und Judas 80 Rust, Bernhard, Kultusminister 181 f., 184 Salder, Burchard von, Ritter 380 Santifaller, Leo, Historiker 39 Schaper, Johannes, Pfarrer 466 Scheffer de Leoncastro, Johannes, Konzipist 118 Scheibe, Richard, Bildhauer 169 Schmidt, Johannes, Profess in Grauhof 288 Schinkel, Karl Friedrich, Architekt 37, 50, 108 Schneider, Bauingenieur 166 Schneider, Helmut, Stadtdirektor 165 Schneidmüller, Bernd, Historiker 218 Schölkopf, Friedrich von, Kanoniker von St. Simon und Judas 118 Schütz, Michael, Archivar 406 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm Graf von der, Staatsminister 144, 145, 149, 158 Schultz, Franz Wilhelm von, Propst und Scholaster von St. Simon und Judas 161, 175, 405 Schwaben, Heinrich von, Herzog 380

Personen Schwaben, Mathilde von, Herzogin 380 Schwaben, Philipp von, König 312, 314, 381 Schwartzkopf, Johann, Geheimer Kammerrat 298 Sehlde, Ratzo von, Bürger 466 Selenhofen, Arnold von, Erzbischof von Mainz 74 Siemens, Johann Georg, Bürgermeister 145, 150-154, 157, 162, 173, 198 Söldner, Johann, Reichshofrat 118 Solms, Reinbold von, Graf 197 Sommerschenburg, Dedo von, Pfalzgraf 90 Speyer, Heinrich von 380 St. Ägidien, Albert unter 218 Stederhoff, Henning, Vikar von St. Simon und Judas 104 Stedekorn, Christoph Friedrich, Bürgermeister 145 Steinberg, Aswin von, Ritter 379 Stengel, Edmund E., Historiker 173 Stier, Gustav, Architekt 37, 101, 108, 139 Storing, Dietrich, Kanoniker 466 Straube, Simon, Kanoniker von St. Simon und Judas 127 Struve, Tilman, Historiker 211 Stuchs, Georg, Drucker 469 Stuchs, Lorenz, Drucker 469 Süpplingenburg, Gebhard von, Graf 380 Süpplingenburg, Gertrud von, Herzogin 93, 287 Swartekop, Johannes, Bürgermeister 466 Swichard, Heinrich, Dekan von St. Simon und Judas 197 Sylvester III., Papst 381 Tankmar 92, 288 Tappen, Theda, Archivarin 110 Tethard 92, 288 Theophanu, Kaiserin 380 Thietmar 93 Thietmar, Scholaster von St. Simon und Judas 73-75, 91, 193, 195, 223, 231-234, 288, 401 Thietmar, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas 288 Thoman, Paul, Reichshofratssekretär 118 Thüringen, Elisabeth von, Landgräfin 380 Tiedolf 93, 288 Tiemo 69

569 Tilly, Johann t’Serclaes von, Feldherr 121 Trumphius, Heinrich Wilhelm, Historiograph 12 Trutebul, Ludwig, Finanzier 269 Tunszel, Henning, Vikar von St. Simon und Judas 104 Turgot, Anne Robert Jacques, Physiokrat 200 Ulrich 92, 218, 288 Ulrich der Reiche 92, 94, 233, 288 Urban VI., Papst 401 Urban VIII., Papst 121 Uslar, Dietrich von, Vikar 197 Verdecho 92, 288 Vernickel, Jakob, Diakon 133 f. Viktor II., Papst 61, 62, 288, 381 Volbert, vermutlich Kanoniker von St. Georg 93, 288 Volger, Ernst, Archivar 29, 31 Wallenstein, Albrecht Wenzel Eusebius von, Feldherr 121 Wallmoden, Alexander von, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Wallmoden, Dietrich von, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Warberg, Arnold von, Domdekan 25, 194, 287, 379 Wartenberg, Franz Wilhelm Graf von, Fürstbischof 121, 123-125 Wasmodt, Ferdinand, Profess in Grauhof 287 Weber, Max, Soziologe 18 Wehre, Konrad von 380 Weiland, Ludwig, Editor 299-307, 310, 314, 318 Wellinghausen, Heinrich, Kanoniker von St. Simon und Judas 466 Wendt, Karl Friedrich Frhr. von, Dompropst 404 f. Wermar 93, 288 Wichmann 93, 288 Wichmann, Erzbischof von Magdeburg 381 Widekin 92, 288 Wiedensee, Eberhard, Superintendent 130 f., 133, 136 Wiederhold, Wilhelm, Historiker 11, 38 Wigburgis 92, 288 Wildefur, Heinrich 132

570 Wildefur, Katharina 132 Wildenstein, Volkmar von, Vogt 232 f., 381 Wilhelm 92 Wilhelm I., Kaiser 170 Willa 93, 288 Willemann, vermutlich Kanoniker von St. Simon und Judas Wipo, Hofkaplan 55 Wislicenus, Hermann, Maler 166 Wittelsbach, Otto VIII. von, Pfalzgraf 380 Wittendorfer, Frank, Archivar 151 Woccolin 93, 288

Register Wöltingerode, Burchard (I.) von, Graf 287 Wöltingerode, Ludolf (I.) von 288 Wolf, Ludwig, Editor 317 Wolfenbüttel, Ekbert von 379 Wolfenbüttel, Gunzelin von, Truchsess 26 Wolfram 91, 288 Worms, Otto von, Herzog 380 Wulfert, Heinrich, Stadtkämmerer 184 Zedeler, Heinrich, Propst von St. Simon und Judas 104 Zinzendorff, Albrecht Frhr. von, Reichshofrat 11

XVI.2 Orte Aachen 57, 70 Adersleben 62, 67, 86, 87, 20, 223, 228, 230, 288 Akkon 381 Altötting 12 †Ammendorf 288 Amsterdam 114 Anderlecht 388, Antiochia 381 Ardagger 58, 60 Aschersleben 469 Astfeld 288 Augsburg 56, 131 Baalberge 61, 75, 223, 288, 381 Baddeckenstedt 228, 288 Bamberg 67, 79, 98, 300, 388, 400 f., 381 Barcelona 29 Barnsdorf 288 Basel 56, 57, 70, 384, 386 Berklingen 288 Berlin 144, 152 Berßel 288 †Betsingerode 288 Bettingerode 288 Beuchte 288 Bielen 288 Biewende 289 Bonn 386 Borgholz 381 Borne 289 †Botingeroth 289

Brandenburg 138, 474 Braunschweig 98, 103, 114, 180, 184, 381 Breslau 29 †Brunsdorf 289 Bündheim 289 Bulgarien 381 Bullenstedt 289 Charlottesville, VA 29 †Clapparot 289 Corvey 292 †Cozide 289 Damaskus 381 Dedeleben 289, 381 Deutschland 21, 83, 143, 166, 386 Dieren 289 Dingelstedt am Huy 76, 90, 228, 289 Dörnten 289 †Dörntenhausen 289 Drenthe 57 Dresden 469 †Duringerode 76, 90, 228, 289 Düsseldorf 390, 400 Eberholzen 11 Eckertal 172 Egeln 62, 67, 86, 87, 202, 223, 230, 289, 381 Eichsfeld 144, 405 Einbeck 302 Eisleben 381 †Ellershausen 289 Elten 144 England 381, 386

Orte Erfurt 469, 381 Eschwege 173 Essen 57, 144, 390, 400 Etgersleben 62, 67, 87, 202, 289, 381 Frankenscherfe-Wald 289 Frankfurt am Main 381 Frankreich 83, 144, 386 Fulda 12, 73, 381 Gandersheim 67, 381 Germersheim 381 Gielsdorf 230, 289 Giersleben 62, 67, 84, 86, 87, 202, 223, 230, 289, 381 Gitter 289 Gladbach 30 Görlitz 29 Göttingen 143 Göttingerode 289 Goslar — Abzucht 145 — Breites Tor 153 — Domplatz 166 — Flughafen 172 — Frankenberg 381 — Galgenberg 97 — Gemeindehof 153, 289 — Georgenberg 48, 289, 309, 381 — Glockengießerstraße 112 — Gose 50, 84, 97, 317 — Goslarhalle 172 — Herrenstraße 289 — Herzberg 289 — Johanneskirchhof 169 — Jürgenohl 172 — Kaiserbleek 114, 125, 153 — Kapelle St. Andreas 383 — Kapelle St. Ägidien 289 — Kloster Frankenberg 292 — Kloster Neuwerk 232 f., 292 — Kollegiatstift St. Georg 48, 292, 308 — Kollegiatstift St. Peter 28, 58, 157, 159, 181, 292, 308 — Königsbrücke 153 — Liebfrauenberg 48 f., 51, 125, 153, 166, 189, 309 — Marktplatz 153 — Museum 147, 159, 198 — Pfalz 48 f., 51, 97, 113, 125, 165, 170 f.

571 — Pfalzkapelle St. Ulrich 165 f., 211 — Pfalzkapelle Unser Lieben Frauen 48, 107, 126, 459 — Pfarrkirche St. Cosmas und Damian (Marktkirche) 124, 143, 168, 169 — Pfarrkirche St. Jakob 97, 103, 177 f., 184 — Pfarrkirche St. Johannes im Bergdorf 289 — Pfarrkirche St. Peter und Paul (Frankenberg) 12, 184 — Pfarrkirche St. Stephan 12 — Pfarrkirche / Kapelle St. Thomas 27, 82, 134, 138, 174, 204, 290, 459 — Rammelsberg 29, 49, 97, 130, 154, 317, 289, 381 — Rathaus 147, 168 — Römerstraße 289 — Stadtmauer 82, 108, 160 — Steinberg 97 — Weiher des Königs 231, 289 Gowisch-Wald 289 Grauingen 289 Griechenland 381 Gröna 289 Groningen 57 †Gundersleben 289 Hackpfüffel 289 Hahndorf 289 Hakeborn 289 Halberstadt 115, 123, 138, 156-158, 173, 469, 472, 474 Halle 390 Hamburg 29 Hameln 124 Hannover 165, 173, 174, 176, 229, 405, 471 Harlingeberg 381 Harlingerode 37, 62, 69, 86, 87, 88, 195, 197, 202 f., 223, 226, 230, 289, 381 Harlyburg 316 Harsleben 289 Harzburg 146, 191, 308 f., 315, 381 Havelberg 137, 474 Hedeper 86, 289 Hedersleben 86, 231, 289 Heimburg 381 Helmstedt 303, 381 Herford 144 Hersfeld 64, 73, 381

572 †Hetlede 289 Hildesheim 50, 57, 70, 83, 114, 126, 144 f., 165, 176, 177, 180, 307, 381, 386, 390, 400 f., 405, 474 †Hoh(e)ndorf 87, 289 Hohenmölsen 381 Holland 46 Hoym 289 Ilsenburg 292, 381 Immenrode 11 Italien 61, 78 f., 386 Jerstedt 46, 86, 87, 202 f., 223, 226, 230, 289, 381 Jerusalem 381 Kaiserswerth 65 Kammschlacken 289 Kassel 144 Kaufungen 381 Keula 289 Klein-Mahner 289 Kleinwirschleben vgl. s. v. Wirschleben †Köhlen 289 Köln 64, 123, 303, 390, 392 f., 400 f., 403 Königslutter 292, 381 Konstantinopel 80 Langeln 289 Langelsheim 289 Lasfelde 289 Lebenstedt 223, 234, 289 Leipzig 143, 220, 403, 470 Lemgo 143 Lengde 289 Leuven 392 Lewe 289 Lichtenberg 289 Limburg an der Haardt 310, 381 Limburg an der Lahn 100, 386, 392, 400 f. Lombardei 381 Lochtum 289 Lucca 57 Lüttgenrode 289 Lüttich 381 Maastricht 57, 64, 70, 381, 392, 394 †Madlitz 289 Magdeburg 67, 137, 381, 394 Mainz 74, 381, 394, 405 Martirano 381 Manderfeld 57

Register Meißen 381 Melk 123 Mengede 37, 62, 67, 69, 197, 202, 230, 289 Merseburg 137, 381 Middelburg 381 Minden 124 München 470 Münster 12, 144, 394, 400 f. Münstermaifeld 394 Mühlhausen 124, 144 Naumburg 57, 70, 138, 474 Negenborn 289 Neuwarmbüchen 156 Niederabsdorf 58 Niederaltaich 57 f. Niedersachsen 124 †Niendorf 289 Norddeutschland 121, 124 Nordhausen 124, 381 Northeim 144 Ochtmersleben 87, 289 Österreich 21 †Oldendorf 61, 86, 104, 202, 223, 230, 289 Osmarsleben 289 Osnabrück 128 Paderborn 144, 396 Pasinopel 405 Pavia 66 Peine 122 Pfersdorf 86, 87, 223, 226, 230, 289 †Pinßdorf 61, 228, 289 Pöhlde 292, 381 Preußen 144, 184 Quedlinburg 65, 67, 80, 144, 381 Regensburg 27 Reinhardswald 289 Reinstedt 77, 86, 87, 223, 230, 231, 289, 381 Richmond, VA 29 Riechenberg 289, 292, 381 Rom 54, 66, 381 Russland 470 †Sabrau 289 Sachsen 65, 381 Saint Émilion 474 Schkortitz 289 Schlanstedt 381 Schlewecke 289 Schweiz 21

573

Orte Sellenstedt 289 Selz 67 Semmenstedt 61 f., 86, 87, 88, 104, 202 f., 223, 226, 230, 289, 381 Sickte 289 Sollnitz 62, 67, 202 f., 289 Sommerschenburg 381 Speyer 12, 46, 50, 57, 61, 69, 70, 167, 310, 381, 396 Stade 124 Stapelburg 172 †Starendorf 289 †Steinitz 289 †Stöckheim 289 Stötterlingenburg 292 Straßburg 396, 400 Strummendorf 289 †Sudburg 289 Sülbeck 289 †Sutere 289 Sutri 54 Tannenberg 170 Thüringen 381 Tongern 396, 400 f. Trier 64, 65, 112, 308, 381, 384, 396, 398, 400 Türkei 381 Tyros 381 †Uechenrot 289 Ungarn 58, 381 Uppsala 27 Urbach 289 Utrecht 57, 79, 398, 400 f. Vallendar 37, 62, 67, 69, 197, 202, 230, 289 Verden 124

Volkenroda 292 Volksen 290 Wackersleben 382 †Wadendorf 290 Walkenried 124, 292 †Wallersleben 61, 202, 223, 290 Weferlingen 290 Wehre 290 Weilburg 382 Welfesholz 382 †Wenderode 290 Werden 144 Werla 382 Wernigerode 469 Wesseln 290 Westdorf 290 Westerode 87, 290 Westfalen 124 Wetzlar 382 Weverlingen 382 †Wideringerode 290 Wien 117, 128 Winchester, VA 29 Windehausen 290 Wirschleben 223, 289, 381 †Witinchen 290 Wöltingerode 292 Würzburg 50, 79, 398, 475 Xanten 45, 398, 400 Zechelitz 290 Zellerfeld 292 †Zemplitz 290 Zilly 316, 382 Zürich 384, 398 Zwieflingen 290

XVI.3 Sachen Das Sachregister beschränkt sich auf solche Lemmata, die für die vergleichende Stiftskirchenforschung von Interesse sind. Ablass 108, 110 f., 197, 467 Almosen 99, 107, 206, 293 Altar, Altäre 217, 473 — 10.000 Märtyrer 459 — Aller-Heiligen 459

— Goldener, auch St. Hilarius, St. Michael oder Krodo 97, 146, 459 — Hochaltar 97, 100, 123, 459 — St. Anna 459 — St. Anthonius 459

574 — — — — — —

St. Cosmas und Damian 459 St. Maria 133, 459 St. Maria Magdalena 111, 112, 459 St. Matthäus 459 St. Matthias 459 St. Stephan / Heilig-Kreuz 100, 109, 138, 348, 459 Amtsgüter 204, 225 f. Archiv 25 f., 132, 192, 306 Archivalien 23-25, 28 f. — Akten 28, 31 — Brevier 23, 41, 138, 402, 403, 469-472 — Bruderschaftsbuch 116 — Bursaren-Rechnungen 103 — Chroniken 23, 25, 41, 297 f. — Evangeliar 27 — ‚Findbuch‘ 30 — Heiltumsordnungen 25, 110 — Kapiteloffiziumsbuch 30 — Kapitelsprotokolle 25 — Kopialbücher 28, 217, 318 — (Liber) Ordinarius 23, 41, 383 f., 400 — Meierbücher 37 — Obligationen 28 — Obödienzenverzeichnisse 28, 219 — Rechnungen und Register 28, 31, 149 — Reliquienverzeichnisse 24 — Schreizettel 298 — Statutenbücher 25, 28, 127 — Totenbücher 25, 38, 218, 222 — Urbare 30, 38, 41, 220-232 — Urkunden 24-27, 29, 127, 218 f. — Vizedominatsrechnungen 32, 102, 402 Archivschränke 28, 31 Aufhebung 157 Bäcker 85, 223, 229 f., 231, 292 Bibliothek 25 f., 29 Bierbrauer 223, 229 f., 292 Bücher 28, 29, 65 Bursar 103, 205 Chordienst 52, 97, 127, 134-137, 152, 155, 160, 201, 204 f. Dekanat, Dekane 90, 98, 123, 130 f., 148, 196, 223, 230, 290, 319 Dotation 59-64, 90, 94 f., 104, 190, 192 f., 202 f., 207 — Entfremdung 67, 123, 127, 132, 190 — Umwidmung 132 f., 162, 177-180, 201

Register Einkünfte 124, 143; vgl. auch s. v. Servitien Exspektanzgelder 156 Fabrik 147 Fabrikbruderschaft St. Nikolaus 111 f., 114116 Festkalender 291 Festmähler 73, 85, 195, 226-228, 290 Festtagsstiftungen 91, 204 Forste 224 Gärten 85, 92 f., 148, 291 Gebetsverbrüderungen 93, 250 Glockenschläger 148 Grubenanteile 93 f. Gründung 34, 52 f., 59, 66, 68, 154, 191 Gütertrennung 75, 88 Güterordnung 100, 104 Heiltumsweisungen 107-116, 206, 298, 317 Immunität 83 Kämmerer 83, 99, 148, 223, 228, 229 f., 292 Kantor 148 Kapellen 217 Kapitel 35 — als Korporation 88 f., 132 — Aufnahmeeid 219 — General- 25, 89, 132, 137 — Größe 61, 127, 161 — Siegel 25-28, 127, 219 — Zusammensetzung 38 Kirchengebäude und Inventar 36, 49 f., 53 — Abriss 37, 101, 160, 167, 173 f. — Altäre siehe s. v. Altar — Baubeschreibung 37 — Chor 61, 82, 97, 100, 103, 106 f., 108, 123 f., 138, 140, 459 — Chorgestühl 97 f., 139, 460 — Chorschranken 108, 109 — Claustrum 61, 82, 290, 459 — ‚Domvorhalle‘ 37, 97, 112, 166 f., 174 — Dormitorium 83 f., 228, 290 — Friedhof 459 — Fundamente 166 — Glasmalereien 139-141, 192, 198 — Glocken 97, 99, 164, 348, 460 — Glockenstube 50 — Grabplatte Heinrichs III. 99, 106, 197, 205, 296, 460 — Kapitelsstube 28, 145, 293, 459 — Kanzel 134, 459

Sachen — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —

Klausur 26, 28 Klostergarten 460 Kornspeicher 291 Kreuzgang 82, 108, 459 Kronleuchter 138 Krypta 50, 73, 310, 459 Langhaus 100, 108, 113 f., 138 Lettner 108, 109, 110 Mittelschiff 50, 138, 160 Nordportal 37, 174 Orgeln 135, 459 Presbyterium 101, 108, 139 Querhaus 160 Radleuchter 348 Ringmauer 82 f. Sakristei 98, 459 Sanktuarium 101, 139 Schausarg 97, 104, 140 Seitenschiffe 50, 111, 114 Taufstein 459 Triumpfkreuzgruppe 109 Verfall 82, 138, 160 Westwerk 50, 51, 97, 99, 114 Wirtschaftsgebäude 81 f., 292 Versteigerung 174, 348 virtuelle Rekon struktion 37 Zeichnungen 37, 51, 81, 108, 109, 139, 159, 160 Kirchenschatz 26 f., 65, 129 f., 461 f. Kleidung 293 Koch 85, 223, 229 f., 292 Kornspeicherverwalter 218, 223, 229, 292 Küster 83, 97, 108, 219, 223, 230, 290 Kurien 81-84, 97, 100, 125, 133, 148, 160 f., 203 Ländereien 36, 92 f., 146, 197, 202 f. Liegenschaften 92-94, 146 Liturgie 36 f., 91, 97-100, 104-107, 134-138, 196, 198, 204-206, 406, 473-476 Meier, Meierhöfe 75, 87, 195, 224 f., 293 Memoria — historische 114, 141, 198, 206, 315 — liturgische 70 f., 76 f., 91-94, 97-107, 132 f., 155, 196, 198, 200, 205 f., 290, 308, 401, 473-476 Mühlen 63, 75, 84, 92 f., 193, 224, 231, 292, 316 Oblationen 85

575 Oblei, Obödienzen 148, 204, 221-224, 226, 230 f. Okkupation 146 Ökonom 90 Organist 148 Paramente 27, 65, 98, 100, 137 f., 463-466 ‚Pflanzstätte des Reichsepiskopats‘ 34, 53 Personallisten 39 Pfründen 83, 125, 127, 128, 136, 148 f., 150, 160, 290 Pilgerzeichen 114 f. Präbende 61, 75, 80, 84 f., 88, 90, 100 f., 195, 203, 224 f., 231, 293 Präsenzgelder 100, 102, 133, 206, 401 Privilegien der Kanoniker 160 Propstei, Pröpste 75-80, 89, 94, 130, 132 f., 148, 149, 155, 175, 190, 196, 199, 202, 203, 223-225, 228, 230, 290 Prozessionen 196, 467 Refektorium 195 Reformation 27, 35, 115, 129-134, 150, 151, 198, 201, 204, 207, 403 Reichsunmittelbarkeit 128, 149 Rekatholisierung 123-126 Reliquien, Reliquiare 64-66, 107 f., 110-112, 122, 129 f., 197, 217 f., 316 f., 467 f. Salzmeister 228, 292 ‚Schreibschule‘ 52 Scholaster 130, 132 f., 148, 149, 155, 175, 202, 223, 230 Schule, Schüler 77 f., 129, 150, 151-154, 290 Senior 149 Servitien 86, 88, 223, 225-228, 230 f. Sondervermögen, Fonds 90, 94, 103, 104, 147-149, 202, 204, 223, 228, 230 Statuten 26, 38, 89, 103, 132, 138, 152, 221 Stifter-Devotionalien 100 Stiftsgüterfonds 36, 147, 150, 169, 175-184 — Administrator(en) 28, 163 f., 182 — Archivalien 24, 32 — Etat 162 f., 174, 178 f. — Rechtsform 183, 185 — Verfügungsrecht 181 f., 184 — Vermögen 203 — Verwaltung 163 f., 180, 182-184 — Zwecke 162 f., 183, 199 f. Stiftungen, angelagerte 91 f., 203, 228

576 Syndicus 148 Tischgemeinschaft 84-86 Totenmähler 100, 206 Turnarien 156 Verfassung 37 f., 79 f., 88, 104, 131, 146 Verlegung, angebliche 141, 308 f., 318 Vikare 148 Villikationen 85, 86-88, 223, 226, 293 vita communis 53, 82-85, 89 f., 199, 203

Register Viztum(e) 83, 90, 100, 102, 103 f., 133, 203, 206, 223, 228, 290, 402 Vogtei 74, 128 Wächter 293 Weihe 61, 107, 189 Weinberge 62, 197, 293 Winzer 223, 228, 230, 293 Zustiftungen 60-62, 86, 90, 196, 203