Die Geschichte des St. Michaels-Ordens in Bayern und der St. Michaels-Bruderschaft seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart [Reprint 2019 ed.] 9783486725933, 9783486725926


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Die Geschichte des St. Michaels-Ordens in Bayern und der St. Michaels-Bruderschaft seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart [Reprint 2019 ed.]
 9783486725933, 9783486725926

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Die

KkWW k>es Hl. Rigükl^Srökls in

Bayern und der

5t Michaels -Bruderschaft seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart nach amtlichen Quellen bearbeitet

Dr. Ludwig Trost f. b. Legationsrath.

Mit

Farbendrucktafeln.

München und Leipzig. Druck und Verlag von R. Vldenbourg.

1888.

I. Die Geschichte des 5t. Michaels-Ordens in Bayern ist aufs innigste verknüpft mit der Geschichte der Bruderschaft des heil. Erzengels Michael,

solange der Großmeister des Ordens auch das „Oberhaupt" der letzteren war.

Da ferner die Errichtung der Bruderschaft einige Monate früher

fällt, als die Stiftung des Ordens, so ist es wohl begründet, zuerst eine

gedrängte Darstellung der Geschichte der Bruderschaft l) zu geben. Am 6. Mai des Wahres |6g3 wurden

der provinzial des Franzis­

kaner-Ordens in München, p. Fortunatus Hueber -) und der p. Hieronymus x) Sowohl für die Geschichte der Bruderschaft des heil. Erzengels Michael, als auch die des St. Michaels-Ordens sind die (Quellen Urkunden und Akten, welche im Jahre 18^2 als „Haus-Ritter-Ordens-Archiv vom heil. Michael älterer Satzung" vom königl. Staatsministerium des königl. Hauses und des Äußern dem königl. Geheimen Hausarchive zur Aufbewahrung übergeben worden sind. Das reiche, auch in kultur­ historischer Hinsicht nicht uninteressante Material wurde für die Öffentlichkeit bisher

nicht verwertet. Gedruckte, auf die Geschichte der Bruderschaft bezügliche Schriften fand ich nicht außer drei, sehr selten gewordene Bruderschaftsbüchlein aus den Jahren 1696, 1732 und 1760, welche mir vom hiesigen Franziskaner-Kloster in liebens­ würdiger Weise zur Verfügung gestellt wurden, und dem ebenso seltenen Schriftchen: Explication de l’Institution, des Regles, et des Usages de la ConfrGrie Electorale de St. Michel Archange pour les Agonisans. (Lille, 1706.) 2) p. Fortunatus Hueber, zu Neustadt a. D. in Bayern geboren, gehört zu den angesehensten Mitgliedern des Franziskaner-Ordens. In der „Bibliotheca Universa Franciscana“ etc. (Madrid 1732) wird in tom. I p. 352 über ihn geschrieben: dignissimus pater, generalis scriptor, ac per Germaniam Historicus, exquisita eruditione, plura et minime poenitenda condidit. Er selbst bemerkt in seiner „Dreyfachen Eronickh von dem dreyfachen Orden deß grossen h. Seraphinischen Ordens Stifflers Francisci durch gantz Teutschland" (München 1686) S. 785 und 786 über sich: „Hueber hat in dem Franziskaner-Orden der bayrischen Provinz alle höheren Ordens-Ämbter

embsig vnd eyffrig verrichtet, auch jederzeit dahin getrachtet, die Iierd deß Ordens vnd die Aufferbawung der geistlichen Ordens-Zucht zu beförderen." Er will, wie er weiter sich äußert, „gern der letzte seyn auß allen dapfferen Schrifft-Gelehrten, arbeitsamen und verdienten Ordens-Männern, welche in dem Orden S. Francisci für das Heyl der Seelen, Ehr Gottes vnd gemeine Wesen ihre Kräfften getrewlich und rühmlich haben angespannet. Hie verzeyhet mir, ihr ehrliche Männer, wann 1

2 Stettner zum Erzbischof und Kurfürsten von Köln Joseph Clemens *) in

6ie kurfürstliche Burg beschieden, wo ihnen derselbe eröffnete, daß er die Absicht hege, eine Bruderschaft des heil. Erzengels Michael in der neuen

ich nit allen genug thue, oder etlich gar nit einführe; dann öffters die saumseeliche Welt nichts denkwürdiges aufzeichnet; und was ich nit sihe, kann ich nit schreiben". Ebenda ist auch der größte Teil seiner Schriften verzeichnet, hueber war GeneralDefinitor des Ordens, provinzial der reformierten kurbayerischen Provinz, GeneralLektor und Prediger, auch für Deutschland in Ordensgeschäften bestellter Chronist und Geschichtsschreiber. ') Joseph Clemens Lajetan Franz Anton Kaspar Melchior Balthasar Johann Baptista Nikolaus, des Kurfürsten Ferdinand Maria von Bayern und der Prinzessin Henriette Adelheid von Savoyen jüngster Sohn, wurde am 5. Dezember 1671 in München geboren. Er erhielt eine für seine Zeit ausgezeichnete Erziehung, sprach und schrieb Französisch in seltener Gewandtheit, im deutschen Aufsatz leistete er unter den Räten zu Bonn hervorragendes, verfaßte französische Komödien, und kompo­ nierte auch, ohne, wie er 1720 selbst schreibt, eine Note zu kennen, noch die Musik im geringsten zu verstehen, indem er einem musikalisch Gebildeten seine „gedankhen" vorsang, welcher diese dann zu Papiere brachte. Den „Methodum“ aber, erzählt er weiter, „so ich mir hierin vorgeschrieben habe, ist allein jener, so die Jmben zu thun pflegen, welche aus denen schönsten Blumen das Honig herausziehen und solches zusammentragen; also auch ich alles, was ich componiert habe, allein genommen von gueten Meistern, deren Musicalien mir gefallen. Indessen mueß ich ein guetes gehör und gusto haben, weilten das Publicum, so solches gehört, selbe jederzeit approbiert hatt." Der Kurfürst ließ auch n Motetten der St. Michaelskirche in München, wo seine „Voreltern ein seminarium musicale gestiftet, zum präsent" überschicken. Für den geistlichen Stand bestimmt — Joseph Clemens machte später selbst kein hehl daraus, daß er einen eigentlichen Beruf hierfür nicht fühlte, und daß seine Bildung mehr darauf berechnet gewesen sei, in ihm die Fähigkeit zur Hand­ habung eines weltlichen Regiments als zur Führung des geistlichen Hirtenstabes heranzubilden —, wurde er 1685 zum Bischof von Freising und Regensburg erwählt, am 11. Dezember desselben Jahres vom Kapitel als Erzbischof und Kurfürst zu Köln anerkannt, in dem gleichen Jahre noch wurde er gefürsteter Abt zu Berchtes­ gaden und 169^ Koadjutor des Hochstiftes zu Hildesheim und Bischof zu Lüttich. Die heiligen weihen aber empfing er erst nach langem Kampfe mit sich selbst und auf Zureden seiner Freunde. Auf dieselben bereitete ihn der gemütvolle und fromme Erzbischof von Cambray Fenelon vor; die Priesterweihe empfing er in der Christ­ nacht 1706 in der Mauritius-Pfarrkirche zu Lille. Am 1. Mai i?o? erteilte ihm Fenelon die bischöfliche Konsekration, und nach derselben überbrachte ihm der baye­ rische Minister in Rom, Abt Baron Scarlatti, das erzbischöfliche Pallium. Am 12. November 1723 im Alter von 52 Jahren starb Joseph Clemens zu Bonn. Anfangs des folgenden Jahres wurde feine Leiche nach Köln gebracht und vor der Kapelle der heil. Dreikönige eingesenkt, das herz kam nach Altötting, das Ein­ geweide nach Lille in die von dem verlebten erbaute Maria-Loretto-Kapelle. (vergl. hierüber sowie über sein wechselvolles politisches und privates Leben: Rheinischer Antiquarius Bd. 13 Abteil. UI 5. 503 ff.)

3

Kapelle 6er Josephsburg nächst Berg am faim1) zu errichten. Der Kur­ fürst bestimmte sofort den provinzial, nachdem er diesen über die Aus­ führung seiner Absicht naher unterrichtet hatte, zum Präses 6er Bruder­ schaft-). Unter den Motiven, welche Joseph Clemens zu der „so erhabenen ') Von „Perg am Laimb" ober der Josephsburg heißt es bei Michel Wening: „Schloß und Hofmarch in Obern Bayrn, ein klein Stunbt von der Residenz-Statt München, ganz ebnen Lands entlegen, würdet sonsten die Hofmarch Perg am Laimb genannt, welche von unfürdenklichen Jahren die von Lerchenfeld innen gehabt, Anno 1677 aber Albrecht Sigmund (Herzog von Bayern) Bischoff zu Freysing von dem Baron Conrad von Lerchenfeld käufflich eingethan (erbaute daselbst ein niedliches, mit vier Thürmen versehenes Schloß) und nach Dero Eintritt an den Churfürsten von Cölln erblich gefallen." („Der Sitz der Pfarrei ist in dem an Berg am Laim unmittelbar anliegenden Dörfchen Baumkirchen". S. den Aufsatz „Berg am Laim" im Kalender f. kath. Christen auf d. I. 1855. Sulzbach i. d. Oberpfalz. S. 59 u. f.) — Riezler in seinem Schriftchen: Die Ortsnamen der Münchener Gegend (München 1887) bemerkt: „Berg am Laim, sehr geringe Erhöhung auf dem Lehmboden." Bereits in einer Urkunde vorn Jahre 814 kommt der Name „Berg am Laim" (Perke) vor. Von diesem Dorfe aus zeigt sich bei Hellem Wetter die bayerische Alpenkette in ihrer ganzen erhabenen Pracht. — Auch zu Godesberg (Kirchdorf im Kreise Bonn, unweit des Rheins) befindet sich ein wohl dem Anfänge des 13. Jahrhunderts entstammendes Wallfahrtskirchlein zu St. Michael, das durch Kurfürst Joseph Clemens im Jahre 1696 „prächtig hergestellt wurde, um für NiederDeutschland die Metropole der von besagtem Kurfürsten gestifteten Bruderschaft zum heil. Michael zu sein, wie es für Ober-Deutschland die Josephsburg bei München war". 2) p. Hueber sah einen Zusammenhang dieses Vorgangs mit der Erfüllung seines Wunsches, es möge ihm Gott einmal eine Gelegenheit schicken, sich dem Erz­ engel Michael durch „Mehrung des Ruhmes desselben auf Erden" dankbar zeigen zu können; denn wie in einer tagebuchartigen, von ihm zum Teile selbst verfaßten, lateinisch geschriebenen bis zum 12. Dezember 1700 reichenden Aufzeichnung: „Archivium domesticum erectae electoralis confraternitatis sancti Michaelis, afchangeli ducis militiae caelestis et agonizantium singularissimi patroni contra infernalis hostis insidias factae in Castro Bergensi prope Monachium a reverendiss. et serenissimo domino Josepho Clemente, S. B. J. electore coloniensi etc. Duce V. B. Anno M.DC.XCIII“ zu lesen ist, sei er gerade in der Nacht vor dem Tage, an welchem ihn der Kurfürst zu sich rufen ließ, im Schlafe von bösen Geistern bis zum Tode gequält und von diesen nur durch Anrufung des Erzengels Michael befreit worden. Einen weiteren Fall, in welchem sich ihm der Erzengel Michael hilfreich erwiesen habe, bringt er an einer anderen Stelle der genannten Aufzeichnung. Im Jahre 1687 war er auf einer kanonischen Visitation in Ungarn. In der Nähe von waizen (Vacia civitas) habe er allein das Schiff verlassen und sei dem Ufer entlang gegangen, um die verwüstete Gegend zu besichtigen. Denn kurz vorher hatten die Christen waizen den Türken wiederum entrissen und alles zerstört, so daß dort weiter kein Heide mehr wohnen konnte. Als er unter den Trümmern der Däuser stand, dachte er über das Flüchtige aller irdischen Dinge nach und versank immer tiefer in diesen Gedanken, plötzlich sah er drei türkische Räuber, Janitscharen, aus einem Hause hervorkommen. Sofort war ihm klar, daß es sich hier um sein Leben handle, und sofort habe er 1*

bewegten, bezeichnet er selbst

Handlung der Errichtung der Bruderschaft"

seine pietätsvollen Empfindungen zu dem Erzengel Michael, deren er sich schon als Rnabe bewußt wurde, und die sich bei ihm auch äußerlich durch

eine besondere Verehrung der Abbildungen dieses Erzengels

kundgaben.

3n der Hauptsache waren die Beweggründe für den bayerischen Herzog dieselben, welche ihn auch bald darauf den hochadeligen Ritterorden vom heil. Erzengel Michael stiften ließen, und die der Leser bei der Geschichte

desselben im Wortlaute finden wird.

3n der Einleitung zu dem vom Rurfürsten eigenhändig konzipierten Sta= tuten-Buch ‘) des genannten Ordens erzählt nämlich derselbe ausführlich, welche

Umstände, Lebenserfahrungen und Verhältnisse zu einer besonderen Ehrung des Erzengels Michael ihn gleichsam verpflichtet haben, was dieses Statuten; Buch speziell über die Einsetzung der Bruderschaft enthält, ist folgendes:

„wir so wohl alß Unser sammentliches

durchleuchtigstes

Lhurhauß

folgsamb mit dem Tobia ausschreyen mögen: Bonis omnibus per eum re-

pleti sumus2).

Haben wir dan nicht mehr alß billiche Ursach, eben also

gegen diesen h. Erzengel gesinnet zu seyn, wie es jener tapfere Held der alten Synagoga gewesen, und auß dancknehmigem Herzen mit selben in diese

wort außzu brechen: de magnis periculis ab eo liberati, magnifice gratias agimus ei.3).

Unß will zustehen, allen Rräfften aufzubieten, Unsern himm­

lischen Gutthäter, der Unß sammentlich von so vielen Gefahren erlediget,

mit so sonderbahren Gnaden angesehen, in Ehren zu haben, und ihm auf die herrlichste weise Unsere dankbahrliche Schuldigkeit abzustatten: nicht

zwar seinen Verdiensten nach, dan da würden wir nach aller Rräfften

Darstreckung weit zu kurz kommen, sondern nach Unserm vermögen. ach! wie weit gehet dieß Unseres vermögen?

Aber

wan Wir auch aller Un­

serer Möglichkeit werden aufgebotten haben, so wird es doch ein gringes seyn, diesen so grossen Gbligenheiten Genugthuung zu leisten, allein es

tröstet Uns jener denckwürdige Spruch des Römischen Weltweisen: interdum Beneficii Solutio est ipsa recordatio4).

auch den Erzengel Michael in seiner Heiden verbergen möge, während Erzengel anflehte, nahten sich jene merken, gingen sie an ihm, obwohl

Lin beständig erhaltenes An-

Not angerufen, daß er ihn vor den Augen jener er so in seiner Herzensangst aufs innigste den drei Räuber und, o Wunder! ohne ihn zu be­ er ihnen ganz nahe war, vorüber.

x) Buch, worin die Statuta des von Weyland Seiner Lhurfrtl. Drchlt. zu Cölln, Herzogen Joseph Clement in Ob: und Niedern Bejern, Höchstseligsten Angedenkens gestifteten Hochadelichen Ritter Ordens der Beschützer Göttlicher Ehre, unter dem Scbutz des Heiligen Erz-Engels Michaelis enthalten feint). Bonn, den z. April \72\« *) „Mit allen Gütern sind wir von ihm überhäuft worden." Tob. \2, z. s) „Aus großen Gefahren von Gott errettet, danken höchlich wir ihm." 2. Machab. j, u. 4) „Bisweilen ist schon die Rückerinnerung an eine Wohlthat eine Vergeltung derselben." Senec. ep. 62.

5 dencken der empfangenen Wohlthat wird auch wohl für eine Vergeltung deroselben geschätzt. Haben also das beste Mittel zu seyn erachtet, Unserer Danckschuldigkeit in etwas abzukommen, es dem grossen Heldensohne gleich zu thuen, welcher, nachdem er auf Anführung des Engels mit seinem volck durch den unter ihren Füssen wunderbahrlicher weiß trucken wordenen Fluß Jordan übergesetzt, auß demselben etliche Stein erwehlet und heraußgezogen, mit welchen er an dessen Ufer ein beständiges Denkmahl seiner Lrkanntlichkeit zur ewigen Gedächtnuß aufgerichtet: positi sunt lapides isti in monumentum usque in aeternum *). Nach diesem herrlichen Beyspiel nun seynd wir ebenfalß schlüssig worden, für alle von dem heyl. Erzengel Michael empfangene Wohlthaten, auß dem schnell dahinfließenden Fluß der Vergessenheit etliche harte Steine, welche wider die alles auszehrende Zeit immer bestehen mögten, herauß zu klauben, mit denselben ein ewiges Denkmahl Unserer Erkanntlichkeit auf­ zurichten durch Einführung einer andächtigen Bruderschafft, und eines an­ sehnlichen hochadlichen Ritterordens, beydes zu Ehren des heyl. Erzengels Michael zu Ersetzung etlichermaßen Unserer erkannten persönlichen Unver­ mögenheit mit diesen Worten des Propheten David’s: Magnificate Domi­ num mecum, alle andächtige Rlit-Brüder und Schwester, wie auch hochadliche Mitgenossen des Ritterordens einladend, zu ewigen Zeiten mit Unß und bey Abgang Unserer, den heyl. Michael, so lang die Welt stehen wird, zu ehren, zu loben und zu preisen: et exaltemus nomen Ejus in id ipsum*2). Solchemnach zur schuldigen Dankbahrkeit dieses himmlischen Beystands der heyl. Engelen, sonderbahr des heyl. Erzengels Michaelis, alß Unseres von Rind auf großen Patron, haben wir 1693, alß wir eben in dessen geweyhten, schönen Tempel Unß befunden, so Unsrer Durchleuchtigster Voranherr Wilhelmus V. erbauet, und der Societet Jesu zu München zugeeignet hat, die erste gedancken geschöpfet, eine Zhme zu Ehren gewidmete Bruderschafft zu stifften, so wir auch mit Gutheischen Unsers damahligen Seelsorgers P. Henrici Scherer, Priestern auß genannter Societet also eingerichtet, daß eben selbigen Jahrs den 8. May in Unserer Neuerbauten Schloß-Tapeln Unseres in Bayern gelegenen Lusthauses JosephsBurg, welche zu Ehren des heyl. Erzengels Michaelis eingeweyhet ist, wir genannte Bruderschafft würcklich eingesetzt haben, welche dergestalt von Gott

gesegnet worden, daß nun in selbiger über

Seelen sich befinden, und

unter solchen König: Thur: & Fürstl., auch Cardinal, Erz: & Bischöfliche,

Hochgräfliche, hoher u. nidern Stands beyderley Geschlechts sich zehlen lassen. Zndeme aber diese ohne Unterschied der Personen allein eingerichtet, der­ gestalt darin sich aufzüführen, gleich man am jüngsten Tag alle, ein wie 9 „Diese Steine wurden zum Denkmal gesetzt auf immer." Josue ?. 2) Machet groß mit mir den Herrn und lasset uns erhöhen seinen Namen all­ zumal." ps. 23, q.

6 der andere, vor Gottes Thron gleich erscheinen müssen; dahero wir den heyl. Erzengel Michael für solchen ansehen, alß wie die Kirch Ihne nennet: quem constituit Dominus super omnes animas suscipiendas l)*; alß ist dieses auch nichts anders, dan ein pur geistliches Merck, ohne die geringste Lhren-Titulen hierin zu suchen, sondern allein den genuß davon an den Tag des Gerichts zugemessen, laut dem Gebett, so wir täglich sprechen: Sancte Michael archangele, quem constituit Dominus super omnes animas suscipiendas, defende nos in Proelio, ne pereamus in tremendo Judicio8)."

In diesem Geiste verwirklichte Joseph Clemens den zwei Tage vorher gefaßten Gedanken der Gründung der Bruderschaft des heil. Erzengels Michael am 8. Mai, dem Tage der Erscheinung dieses Erzengels auf dem Berge Gargano, in der Hofkapelle zu Iofephsburg um \ \ Uhr vormittags, p. Fortunatus Hueber in der Eigenschaft des präses der Bruderschaft er­ läuterte, ehe die Bekleidung mit dem Ejcxbit und den Insignien stattfand, die „sehr lobwürdige Absicht" des Kurfürsten und sprach dann Mehreres zum preise des Erzengels Michael, worauf die Benedizierung des „Bruder­ schafts-Apparates" erfolgte. Nach derselben empfing der Kurfürst und der Präses einen bis zu den Knieen reichenden weißen Rock (tunica pure candida) von Leinwand, an welchem eine gleichfarbige, auf der Stirnseite mit einem blauen Kreuze versehene Kapuze angenäht war, den Nock aber hielt ein blauer Gürtel zusammen, „so daß diese Zusammenstellung der weißen und blauen Farbe die den Bayern eigentümlichen Landesfarben zeigten, welche auch der heil. Erzengel Michael bei seinen Erscheinungen, gleichsam als ihm zugehörige, familiariter anzunehmen pflegt"3). Nach Absingung der größern Litanei, während deren der Kurfürst vor dem Altare niedergestreckt (prostratus) lag, erhielt er den weißen pilgerstab der Bruder­ schaft. Dann nahten sich die kurfürstlichen Kämmerer und Gffizialen, die bei Hofe mit Ehrenämtern Bekleideten, die Lakaien (Laggei) u. s. w., welche vom Kurfürsten und präses zugleich die Bruderschaftskleidung be­ kamen mit den Worten: induat te Dominus novum hominem, qui secundum Deum creatus est in Justitia, veritate et sanctitate4).* Bei der Über­ reichung des Stabes aber, welcher mit einer weißseidenen Fahne — in deren Mitte das blaue Bruderschaftskreuz mit den Buchstaben F. P. F. P. — x) „welchen der Herr gesetzet hat über alle in den Himmel aufzunehmenden Seelen." Off. in fest, appar. S. Mich. ant. III. in I. vesp. a) „Heiliger Erzengel Michael, den der Herr gesetzt hat über alle in den Himmel aufzunehmenden Seelen, beschütze uns im Kampfe, auf daß wir nicht verloren sind in dem erschrecklichen Gerichte." Cf. Off. in fest, appar. S. Mich. ant. III. in I. vesp. und Grad. fest, dedic. S. Mich. 3) Über die sinnbildliche Bedeutung der Bruderschaftsembleme siehe S. u. 4) „Der Herr ziehe dir an einen neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist in Gerechtigkeit, Wahrheit und Heiligkeit."

7 geschmückt war, sprach der Präses: accipe baculum confraternitatis s. Mi­ chaelis Archangeli, ut sis Ejusdem Fidelis et Pius, Fortis et Perseverans Cliens usque in finem vitae tuael). Jeder Kandidat nahm auch eine brennende Kerze in die linke Hand, und nun verlas der Kurfürst zum erstenmal die Gelöbnisformel2) mit lauter und deutlicher Stimme. Nach­ dem der Präses daraus das Hochamt „in tubis et tympano“ („mit paucken und Trompeten") zelebriert hatte, fand eine Prozession statt, bei welcher der Kurfürst selbst das Kreuz voran trug, um zu zeigen, daß es in der Bruderschaft keinen Rangunterschied gäbe. Mit dem vom Präses gegebenen Segen, welchen er mit dem Bruderschaftsstabe vom Altare aus erteilte, schloß die kirchliche Feier, mit welcher die Bruderschaft des heiligen Erzengels Michael ins Leben trat. Schon am 29. desselben Monats erhielt sie auch vom Papst Innocenz XU. die Approbation und verschiedene Indulgenzen.

welche Meinung nun hatte der Kurfürst mit der Gründung dieser Konfraternität? welchem Zwecke sollte sie dienen und worin ihre Bestim­ mung bestehen? Hatte Joseph Siemens mit der Stiftung der genannten religiösen Genossenschaft im pietätsvollen Gedenken seiner vorfahren ein sichtbares Zeichen seines, Gott und seinem Schutzpatron, dem heil. Erzengel Michael, schuldigen Dankes setzen wollen, so war derselben damit auch schon ihre Aufgabe gegeben, nämlich: die Ehre Gottes und dieses Erz­ engels zu pflegen und zu befördern; insbesondere sollte sie „getreu in der Liebe, fromm im Gemüthe, starkmüthig im Glauben und beharrlich in der

9 „Empfange den Stab der Bruderschaft des heil. Erzengels Michael, damit du seiest als sein Schutzbefohlener bis zu deinem Lebensende getreu und gottesfürchtig, tapfer und beharrlich."

a) Die alte Gelöbnisformel lautet in lateinischer und deutscher Sprache: Formula votiva ad Sanctum Archangelum Michaelem. Sancte Michael Archangele, Dux Militiae Coelestis, Ego . . . Te hodie in Dominum Patronum, et peculiarem Animae meae Protectorem eligo, firmiterque statuo, ac propono, me constantem in tuo Cultu ac Veneratione permansurum nec permissurum, ut a me, vel meis subditis aliquid unquam agatur, tuis oculis ac beneplacito adversum. Obsecro Te igitur, suscipe me in Servum ac Clientem perpetuum, adsis mihi in actionibus omnibus meis, nec me deseras in ultima mortis hora, sed contra omnes diaboli versutias munitum, ad Paradisi Patriam perducas. Amen. — Andächtige Verpflichtung zu dem heiligen ErzEngel Michael. Heiliger Erzengel und großer Himmelsfürst Michael. Ich ... er­ wähle dich' heüt zu einem Schuz- und Schirm-Herrn meiner armen Seel, und nimb mir kräfftiglich vor, dich hinfüran beständig zu verehren, auch niemahl zu gedulten, daß von mir, oder meinen Untergebenen, deiner Ehr und wolgefallen etwas zuwider gehandlet werde. Bitte dich dann demüthiglich, nimme mich zu deinem beständigen Pflegkind an, stehe mir bey, in allem meinem Thun und Lassen, bevorab an meinem lezten Ende. Da sey mein Beschüzer wider alle teüfflische Anstöß. Bewahre mein Seel und begleyte sie in das Himmlische vatterland l Amen.

8 Verehrung" dem heil. Erzengel als „Schutzherrn der Sterbenden'") ihre Dienste weihen. Als Mittel, diese Aufgabe zu vollführen, arbeitete der Rurfürst mit eigener Hand eine Organisation aus, die sogenannte „Dosephsburgische Regel", die nach der bereits citierten Explication de l’Institution, des Kegels et des Usages de la Confrerie Electorale, Seite 2, „heilige und christliche Vorschriften enthält, auf Nächstenliebe und Demuth fußend dazu beiträgt, die weltliche Gesinnung zu vernichten. Unter dem Schutze des heil. Erz­ engels, welcher den Luzifer nur besiegt hat, um Gott alle die Ehre zu Theil werden zu lassen, die ihm von der Herrlichkeit der englischen Natur gebühren sollte, belehrt diese Bruderschaft Alle und I)eden, die ihr bei­ treten: Gott zu ehren durch Verleugnung ihrer selbst". vor allem unterstellte der Fundator die Bruderschaft einem „Magistrate", dem „die Regierung" derselben oblag, und „in drey Theill, als die Erste, zweite und dritte Classis abgetheilt" war. „Die Classis seynd die Rectores oder Regenten, welche die gantze Bruderschaft regieren und votum decisivum (entscheidende Stimme) und sessionem (Sitz) in dem Rath haben. Die 2. Classis seynd die Officiales oder Bruderschaft Officianten, welche sessionem im Rath auf berufen zwärn haben, aber nur erinnerungsweis votum consultativum (beratende Stimme), und haben zu verwalten die Bruderschaftsfahrnüssen *2) und schriften. Die 3. Classis seynd die Bedienten oder Diener der Bruderschaft, welche alles, was ihnen die obige befehlen, verrichten und exequiren müssen, und die fahrnüssen der Bruderschaft sauber und in gutem Stand erhalten." Die erste Klaffe bestand aus dem präfecten, aus dem Vizepräfekten und aus zwei Assistenten, ferner aus dem Archi-Sacellanus, dem Präses oder „Seh­ len (Seelen-)vorsteher", aus zwei Capellani „oder Raplänen", aus acht­ zehn Consultores „oder Rathsherrn", aus dem Secretarius „oder Geheim­ schreiber" und aus dem Cassier, im ganzen also aus 28 Personen, von denen der Präfekt, Vizepräfekt und die Assistenten die »Rectores« genannt werden. Zur zweiten Klasse gehörten vier Ceremoniarii, vier Cantores „oder Thor Regenten", vier Custodes „oder Tüsterr", vier Investitores „oder Ankleyder", vier Ductores „oder Führer der Prozessionen", zwei Notatores „oder Aufzeichner", ein vize-8ecretarius, ein Vize-Cassier (auch Thesaurarius genannt), zwei Lectores „oder Leser" und zwei Praecones (Prediger), im ganzen ebenfalls 28 Personen. Zur dritten Klasse zählten drei Curatores „oder Verwalter" und vier Famuli „oder Bruderschafft Dienerr", so daß *) Der Erzengel Michael wird nicht selten bezeichnet als „der Führer", auch „Großherzog der himmlischen Kriegsschaaren, als siegreicher Triumphator der Dä­ monen und als Beschützer der Kämpfenden gegen die höllischen Nachstellungen". 2) Fahrnuß, das bewegliche Eigentum, das mobiliare.

9 der ganze Magistrat eine Körperschaft von 63 Personen bildete *). Jede Rangstufe hatte eine besondere „Kleiderordnung", und ebenso genaue als ausführliche Instruktionen über das bezügliche „Amt", wenn ich auch bei letzteren von allen Einzelheiten absehe, so ist doch die Mahnung des Kurfürsten, welche sich bei den Vorschriften für den „Präfekt" findet und da und dort für das oder jenes Magistratsmitglied und für die übrigen Sodalen immer'wiederkehrt, für das Wesen der Bruderschaft, wie es sich der Stifter dachte, zu charakteristisch, um mit Stillschweigen darüber weg­ gehen zu können. Mit allem Nachdrucke mahnt nämlich der Kurfürst, der „schönen Tugend der Demuth" zu folgen, „dann gleichwie St. Michael ein Feind der Hoffarth gewesen ist, also schickht sich auf keine weis, daß wir, als dessen einverleibte Dienner, mehrers dem hoffärtigen Lucifer, als Michaeli anhangen wollen" und „absonderlich soll die Gbsorg dahin geflissen seyn, daß keine teuflische Hoffarth und ambition mit einschleiche, und darauf kein eitler präcendentzstreitt entstehe, massen hierin, so lang man den habit an dem Leib hat, kein weltlicher Rang, dignität, oder titul observirt werden kann, indemme alles gleich seyn muß, und dahero der Nahmen einer wahren Bruderschafft zu erkennen ist. Er selbst (der präfect) soll in allem seinen untergebenen Schäfflein mit einem guten Exempel vorleuchten . . . (und) die fach dahin vermögen, daß alle Mitglieder blos allein das himm­ lische suchen, und einer durchgehends brüderlichen Liebe und geistlichen Demueth zu der ewigen seeligkeit Helffen . . . und an einer andern Stelle wird der Präfekt aufmerksam gemacht, daß auch er nicht nach Willkür mit oder ohne den „Habit bey den Bruderschafts-Versamblungen" er­ scheinen dürfe, sondern denselben stets zu tragen habe, „dan wan einmahl dieses gestattet würde, so were fast unmöglich, in dieser ganz und gar Eng­ lischen Bruderschafft jenne christliche gleichheit darinn zuerhalten von allen Ständen, welche doch höchstnöthig, ja das ganze Fundament dieser Bruder­ schafft ist; dann so mann diese verliehret, ist auch der Nahmen selbsten einer Bruderschafft mithin verschwunden, dann ja mann nicht brüderlich leben kann, wo ein stand dem anderen (nach Weltlicher Ehre) vorgehen thut." Ls entsprach demnach diesen Grundsätzen, wenn in die Bruderschaft Adelige und Nichtadelige, Geistliche und weltliche ohne Unterschied aus­ genommen wurden. Aber wenn auch die Lebensstellung für das Ansehen der Person in der Bruderschaft von keiner Bedeutung sein sollte, so war doch naturgemäß schon durch die Verfassung der Körperschaft ein Unter­ schied der Einzelnen geschaffen, der vor allem dadurch zum Ausdruck kam, daß es „Regierte" und „Negierende" gab, ein Unterschied, der sich auch

*) Im Artikel 8 8 2 der mehrgedachten Explicatkm etc. heißt es: le Magistrat pour representer les ordres ou les Choeurs des Anges, est partarge en trois Hierarchies.

10 durch die äußeren Bruderschafts-Abzeichen kenntlich machte, die wieder bei den einzelnen Magistratsämtern selbst mehr oder minder wertvoll waren. Nur in der „Aufnahms-Leremonie" war ein wesentlicher Unterschied nicht vorhanden *). Line solche vollzog sich bei einem gewöhnlichen Bruderschafts­ mitglieds in folgender Weise: Der Archi-Sacellan und in dessen Verhin­ derung der Präses begab sich im Lhorrock und mit weißer Stola, die Bruderschafts-Medailles auf der Brust, in Begleitung von sechs angekleideten Brüdern oder wenigstens zwei Konsultoren, alle „mit gesühnten Stäben", zu dem Altar, wo der Priester die Allerheiligen-Litanei begann. Unter dieser knieten sich die Kandidaten beiderlei Geschlechtes nieder, mit brennen­ den Lichtern in der rechten Hand und in der linken die geweihte Bruder­ schaftsmedaille haltend. Sobald die Litanei abgesungen war, begann die Be­ kleidung der aufzunehmenden männlichen Mitglieder'). Zuerst reichte der J) Für die Aufnahme in die Bruderschaft waren besondere Tage bestimmt, so

der |8. März (Fest des Erzengels Gabriel),-der s. Mai (Fest der Erscheinung des Erzengels Michael) und der 2^. Oktober (Fest des Erzengels Raphael).

Kranke und Sterbende fanden jederzeit Aufnahme.

Reisende,

Es wurde vorausgesetzt, daß

der Aufzunehmende römisch-katholisch war. Die Verrichtungen, welche „der Einver­ leibte zur Gewinnung des geistlichen Gnaden-Schatzes zu beobachten" hatte, bestan­

den in der täglichen Abbetung des Formelgebetes, in Beicht und Kommunion am Fest des Erzengels Michael u. f. w. 2) wie das Bild des heil. Erzengels Michael auf den Abzeichen der Bruder­ schaft und des Ordens beschaffen sein sollte, schrieb der Kurfürst, wie folgt, genau vor:

Solle in allen Bildnusen, wo der heil. Erzengel Micha«! von wegen der Bruder-

schafft vorgestellt würd, von Mahlern, Bilthauern und andern Handwerksleithen observirt werden, auch die Pfenning vnd Bruderschafftwappen vnd sigill darnach ge­ richtet werden, daß die figur S. Michaelis bey der Bruderschafftnus vorgestelt mit

einem Kreiz in der Rechten vnd mit der wagg in der linkhen, den Drackh vnder sich ligend habent, vnd hingegen kein schilt nicht oder Donnerkeill darin gesehet werde,

dan

(weil) zwischen

dem

Ritterorden

vnd Bruderschafft

bissen

vnderschid zu machen, das die Erste S. Michelfigur führet mit Einem Donnerkeill in der Rechten auf der Brust das ordens Kreiz vnd auf dem hauept, in der linkhen Einen schilt mit dem Nahmen Jesus vnd in dessen Randt zu lesen: Quis ut Deus,

vnder seinen Fuessen streittend den Trakhen, — die ander aber auf obebemelte weis, weilen der Orden gestifftet ad gloriam dei defendendam, die Bruderschafft aber pro felice morte etc.

s) Das Bruderschaftsbüchlein v. I. J732 schildert den Bruderschaftsanzug wie

folgt: „Der Brüder-Aufzug ist ein langer weisser Rock von Leinwand, mit einer blauen

Gürtel; auf der linken Seiten ist ein himmelblaues Lreutz, mit denen Buchstaben, als F. P. F. P.

weissen

Auf dem Haupt tragen sie eine lange Hauben, auf

welcher ein dergleichen blaues Ereutzlein auf der Stirn zu sehen.

hanget an einem blauen Band, oder Schnur, ein von Gold,

An dem Hals

Silber oder andern

Metall gegossener Ablaß-Pfenning, auf welchen einerseits die Bildnuß S. Michaelis,

andererseits obbemeldtes Lreutz, mit denen

Buchstaben, und denen Worten: Sig-

Präses den Habit, dann hängte er um den Hals den Pfenning, wobei er sprach: Accipe pro amoris ac devotionis tessera, Signum S. Michaelis Archangel!, Caelestis tui Patroni, in quo vincas infernalis hostis versutias, et cum Angelis in Paradisum Dei ingrediaris. Amen1). Dann gab er -en Stab in die rechte Hand des Kandidaten. Die Frauenspersonen er­ hielten keinen Habit, sondern nur den Stab und Pfenning. Darauf wur­ den die Aufzunehmenden in das Bruderschaftsbuch eingezeichnet und be­ kamen ein Testimonium (Bruderschaftsbrief). Nachdem von den sämtlichen Neuaufgenommenen die 5. ? in der Anmerkung mitgeteilte Bruderschafts­ formel laut gesprochen war, wurde das »Te Deum laudamus« gesungen, unter welchem die Männer wie Frauen ihre brennenden Kerzen in die Han­ des Präses opferten. — Nachdem so die Bruderschaft des heil. Erzengels Michael von ^osef Tlemens mit päpstlicher Konfirmation errichtet war, stellte er an seinen Bruder, den „viel geprüften tapfern" Kurfürsten Maximilian Emanuel, das Ansuchen, jene „mit allem Zugehör" in seinen „Schutz" nehmen zu wollen. Diesem Wunsche entsprach im Jahre (69? der Kurfürst mittels eines „Protektions-Briefes" aus Brüssel in Brabant, in welchem num Archi - Confraternitatis S. Michaelis Archangel!; in der Hand haltend einen weissen Pilgerstab. Alle Stuck haben ihren besonderen sittlichen verstand. Erstlich:

der weisse Rock bedeutet ein reines Gewissen allzeit zu hallen.

2. Daß solcher von

Leinwand, zeiget an die Demuth, so allein ohne weltliche Ehren und präcedenzStreit herrschen solle. 3. Die blaue Gürtel ist ein Zeichen der getreuen verbündnuß mit den göttlichen willen. Das blaue Ereutz auf dem Herzen bemerket die Gedult in widrigen Zufallen.

Dann nächstdeme die weiß und blaue Färb des gnä­

digsten Herrn Stifflers Durchlaucht Lhur-Haus Bayern eigen ist, so wird auch von allen Farben-Auslegern, die blaue Färb der Treu und Gedult zugeeignet. 5. Die vier Buchstaben heissen so viel, als F. Fideliter, Getreu ohne Gleißnerey.

P. Pie,

Fromm ohne Lauigkeit. F. Fortiter, Starkmüthig ohne Verdruß. P. Perseveranter, Beharrlich ohne wankelmuth, dem heiligen Schuh-Patron zu dienen." (Ls gab fünf

Arten des Bruderschafts-Habit: den solennen, gewöhnlichen, den Buß-, Trauer- und Pilger-Habit.) 6. Der Pfenning dienet allen Einverleibten vor einen Schild wider alle Anfechtungen des Satans, sonderbar im letzten Sterb-Stündlein, wie das täg­ liche Gebett lehret:

„H. Erz-Engel Michael! bewahre uns in dem Streit, daß wir

nicht in den strengen Gericht zu Grund gehen mögen."

Derowegen dieses Zeichen

nicht von sich zu legen, absonderlich in den letzten Todtes-Kampf, um jenen vollkommenen Ablaß zu erlangen, welchen Innocentius XII. in seiner EonfirmationsBullen, den 29. May, 1693. in Articulo Mortis, verliehen hat.

7. Der Pilgerstab

letztlich zeiget unser zeitliche Wanderschaft, wie wir in gemeldten Tugenden, in dieser Lrzbruderschaft fortgehen sollen, um endlich in das ewige vatterland zu gelangen."

9 „Nimme an das Kennzeichen der Liebe und der Andacht des Heil. Erz-Engel Michaelis, deines himmlischen Patrons, in welchen du die Nachstellungen des hölli­

schen Feinds überwinden, und mit denen Engelen in das paradeiß Gottes eingehen sollest.

Amen."

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er seinen „Beschluß" mitteilte, die »S. Michaels Bruderschaft! in ewigen Schuez und Protection an- und aufzunehmen", womit, wie Kurfürst (Tie­ mens August unterm y. Februar (7^7 aus Bonn schreibt, die „besagte Bruderschaft sambt allen pertinentien unserem Lhurhaus zum Fidei Commis also und mit dem anhang gemacht worden, daß, sofern dero rechten oder Kirchenzuständigkeiten hierinnen sotten beunruhiget oder angefochten wer­ den, selbe den Lhur- und Landsfürstlichen schütz in alle weg und allezeit zu suchen und zu gebrauchen hetten." Die Bruderschaft des heil. Erzengels Michael sollte ferner nach dem genannten Protektionsbriefe den „vorrank" vor allen anderen Bruderschaften haben, auch „von allen weltlichen und geistlichen Auflagen einfach oder dopplet befreit und unangefochten" sein, „wie der hl. Erzengel Michael selbste über alle Ehör der Engeln erhebt und von aller yrdischen oder Unyrdischen Beschwernus befreiet ist". Die Hofkapelle und die anstatt derselben später erbaute 5t. Michaels­ kirche zu Dosephsburg wurde die „Mutterkirche" für alle nachmals entstan­ denen Oratorien und Filialen der Bruderschaft, die 5telle eines „Generalpräfecten" vertrat der Kurfürst selbst, und als er im Herbstmonate J693 „den hochadeligen Ritterorden der Beschützer göttlicher Ehr unter dem Schutz des heil. Erzengels Michael" ebenfalls zu IZosephsburg stiftete, stellte er die Bruderschaft unter den Großmeister des Ordens, der, falls nicht ein Mit­ glied des Kurhauses dem geistlichen Stande angehörte, jedesmal der regie­ rende Fürst sein sollte. Ohne dessen Erlaubnis konnte die Bruderschaft in Sachen ihrer Regeln, des Zeremoniale und Rituale, überhaupt in keiner irgendwie wichtigen Angelegenheit, eine Änderung oder Entscheidung treffen. So war im Laufe des Wahres (693 die Bruderschaft des heil. Erz­ engels Michael in ein festes Gefüge gebracht, und bereits nach vier fahren, am 9. 3uli 1697, konnte sie sich bei einem öffentlichen pompösen Aufzuge in der Stadt als wohl organisierte und bemittelte Körperschaft präsentieren. Den Anlaß hierzu bot das hundertjährige Jubiläum der Einweihung der St. Michaelshofkirche in München, der „Welt beriemten Khürchen der P. P. Societatis Jesu«, wie sie Joseph Llemens in einem aus Bonn den 30. 3uni 1697 datierten Schreiben an den damaligen Vizepräsidenten der Bruderschaft bezeichnet. Daß „die göttliche Allmacht auf sonderbahre Gnad" ihn die Freude genießen läßt, das hundertste Jahr erlebt zu haben, vor welchem „sein Durchleichtigister vhr Anherr, vnd auch durchleichtigister E?r. Gross Vatter" die genannte Kirche erbaut und eingeweiht hat, und daß auch er „nun eben ein gleichmessige vergnigung" in sich „findet, das Gott seinen ohnerforschlichen willen nach es also verordnet, das in disem Saeculo« er in „Schloß vnd Lapeln zu 3osephsburg, welche obbemelten heyl. Lrzengl gleichfahls zugeeignet ist, eine zu dessen Ehren ganz christ­ liche andechtige Bruederschafft von Beyderley geschlecht gestiftet vnd eingesezt habe", das hätte ihn (nach seinen eigenen Worten) verpflichtet, „ein solches 3ubel Jahr nach möglichkheit mit der Bruederschafft zu celebriren,

13 nachdem aber leider durch die gegenwerttigen Kriegs Conjuncturen seine von Gott ihm anvertrautte Landen in einen solchen betrübten Staubt gesezt worden, daß er ohne den merkhlichen Schaden vermahlen selbe nicht verlassen khöne", so gibt er seinen „Befelch vnd willen" dahin, daß die mehrgedachte Solemnitet von der Bruderschaft unter anderem mit einer „Prozession" begangen werde, die ausgehend vom Franziscaner Kloster durch „die Zwinger gaffen vnd ganze Residenz, schwäbinger und Dieners­ gaffen, yber den Markht (jefct Marienplatz), käffinger gaffen biß zu S. Michael« sich zu bewegen hatte. Der Kurfürst gab dabei den Auftrag, daß bei seinem „geliebten Herrn Vetter und dieser Bruderschafts-Protektor" „unterthänig um den Paß" durch die Residenz anzuhalten sei, und legte es ernstlich dem Vizepräsidenten ans Herz, nachdem bei der dergleichen Prozessionen oftmals ein präzedenzstreit entstünde, daß einem solchen Scandallo im vorneherein vorgebeugt werde. von dieser Prozession enthält das schon mehrmals erwähnte Archivium etc. eine genaue Schilderung, welche, abgesehen von ihrem Werte für die Geschichte der Bruderschaft, ein deutliches Bild derartiger kirchlicher Auf­ züge früherer Zeiten gibt und zugleich als eine Ergänzung der von dem Her­ zoge Wilhelm V. angeordneten Frohnleichnamsprozeffiou gelten kann. Das Manuscript über die „Michaelitische" Bruderschaftsprozession hat folgenden Wortlaut:

Pars I. 2 Mehrer aus der Bruederschafft. Thurfrtl.: Tammer-Rhät, Ignatius Dullinger, Secretarius, und IZacob Weinperger, prunverwalthek, in schönsten Klaydern. Genius oder Herold der Bruederschafft. Matthias Höcher, aufs schönste geschmucket. Cachet1) mit plumagien2), Stainen und perlen, vergölte Römerschuech. Treuzstab in der Hand, von weissen spänischen Zürneyß. Zähnlein von Silbermorr*). Bruederschafftschildt. 2 Engelknaben - Antonius wilhellmus Strobl, und Vitus Emmans. Einer schneeweiß gekleidet aufs schönste, der ander ganz pur blau, tragen dem Genio sein langes paludament (Mantel) nach und zwey Kreuz-schildt. Edlknaben in der Bruederschafft Liberey. 4 schöne Knaben, so der Tapezierer gestellt in der neuen Kleydung. Cachet mit plumagien. Der Erste tragt auf einen schönen geziehrten Kyß S. Michaelis vergölte wag. Der ander S. Michaelis geflambtes Schwerdt. Der dritte ein neues dop­ peltes mit Böhmischen Stainen gefastes Kreuz. Der viertte einen vergolten x) Cassis, eine Art Helm. (Cf. Du Gange, Glossarium mediae et infimae Latinitatis etc. Tom. II. p. 206: cassetus, casidis species.) a) plumagium, plumae avium: zarte, weiche Vogelfedern, plumage. 8) moire, Wasserappretur, gewässerte Zeng.

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H

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Schildt, darauf geschrieben: Quis ut Deus („wer wie Gott"). Alle S. Michaelis Ehrenzeichen auf schön geziehrten Kyssern. 2 Bruederschafftdiener in ihren ordentlichen Aufzug von der Bruederschafft. Brueöerschafft Kreuz. Thomas Haffner, Lsoffgarttner, in einen neuen Brueöerschafft Rock. Zwey Lnglknaben. Franz ^osephus Amort und Joannes Ljibler halten das vellum; brünenöte Torschen l), Schildt mit Sinnbilderen. Cachet mit Treuz und Loderen (Federn). Martialis, der Knab, welchen Thristus in die Mitte gestellt hat. Ignatius Feröinanöus de Mandl aufs allerschönste geziehret und geschmucket. Tragt den Schildt: sinite Parvulos venire ad me („Lasset die Kleinen zu mir kommen"). Ferculum2) des hl. Schuez- Engls. Feröinandus Reöerer auf das schönste gekleydet mit Flüglen; er haltet ein von pferdt gefahlenen Knaben; alles schön geziehret. Träger in neuen Röckhen. Englknaben mit Stiezen. 4 pfeillengl. Von der Ljoff-Tammer schön gekleydet. Tragen vergoldte pfeill und Kocher über die Axlen: pfeillbogen in der Ljandt zum Schuez ihrer Tlienten. Cachet mit Treuz und Föderen. Zechen (zehn) mit weißen Kutten und Stäben. 36 Englknaben aus dem waißlhaus, alle ser schön gekleydet mit glanzenten neuen zeugen undt Röcklen; mit Cacheten, und plumagien, stellen vor gar ziehrlich Thör der Englen. Ein Thor der Englen, alle mit Zincken undt poßaunen, Trompetten, Pfeiffen, Schallmeyen, Fagotten und was von Mundt lieblich kan gehlagen werdten, versehen. Englischer Aufzug mit Schlayr bedeckten Gesichteren. Ein Bruederschafft Fähnlein, getragen in aignen Aufzug. Zwey Englknaben-Bekleydter. ^)oann Ljinau und Balthasarus Schraivogl mit Bruederschafftschildten und Lichteren. Acht mit weißen Kutten und Stäben. Ferculum des hl. Erzengls Raphaelis. Ferdinand Röderer siehet aus, wie ein reissender pillgram schön von Angesicht. Pilgermäntelein umb den Halß. Huett mit Muschlen, zwei schöne Flügl, schön gestallte Kleyder, Reiß-Schuech. Pilgerstab. Kirbis-Fläschlein an der Seythen, haltet in der Etanb den jungen Tobias, dieser aber den Fisch. Träger in neuen Röcken. 2 Stiezntrager Englknaben. Raiß - Engl von der Hoffcammer schön gekleydet: mit raiß-Män-

x) Die Dorfen, Dorschen, Dorsten, der Strunk ober Stengel. (Cf. Schmeller, bayer. Wörterbuch Bd. j 5. 5^); torse Kolstrunk, thyrsus (cf. Lexer, mittelhoch­ deutsches Handwörterbuch Bd. 2 S. ^68). 8) ferculum statt fericulum, eine Trage, z. B. f. pomparum, worauf die Bilder der Götter bei Schauspielen getragen wurden. (Cicero.)

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telein, und raiß-Stäben auf ihren Schildten S. Raphaelis Thatten aus dem Buech Tobiae gemahlet. H mit weißen Lutten und Stäben.

Pars II.

mit weissen Lutten und Stäben. — P. P. Paulanj.

I. Hierarchia Angelorum, et Virtutum, Engl, Erzengl vndt Tugendt-kräfften. I. Chorus Angelorum. Zwey Gngl. Joannes Petrus Piderpost und Zosephus Eder schön frisch, undt villfärbig gekleydet. Cachet mit blau, weissen und gelben plumagien. Bruderschafft Greuz auf der ^erz-Seithen des Brustwarnrnes. weiß-schlayernes Oberhernet mit blau und gelben Farben, blaue römische Schirppen (Schärpen), blaues paludament auf dem Nucken, gekräußte eingebutterte Haar, schöne Gesichtlein mit weißen Flor verhenget, schöne weiße Handt-schuech, weiße Danz-schuech, roth oder blaue Strimpf, tragen vergölte Sichel und Senßen: entweder zum einschneiden des guetten waizen, undt Unkrauth, oder zur Schuz ihrer Pflegkinder, alles mit Geschmuck fein geziehret. Gin €ngb Music. — \2 Gngl mit allerhandt musicalischen Instru­ menten, frölich und lieblich aufspillent. mit weißen Lutten und Stäben. II. Chorus Archangelorum. — 2 Grz-Lngl Zoan Lainz und Antonius Lienle. Ziehen auf, wie ein Mercurius. Cachet mit plumagien auf dem Haubt zwischen zwey Flüglen. Bruststuck roth, mit grien und purpur­ farben Bändteren, blaues paludament über den Rucken, gelbe Stifflen oder vergölte Römerschuech. Flügel an Füssen anstatt der Spornen. Rothe Bändtlein und Röselein, in der Hand ein Mercury Ruethen, zwischen zweyen geflochtenen weiß- und feuerfarben Lilgen; weiße Handschuech, eingebuttertes Harr mit beschlayerten Angesicht, Hier sollen drey, oder mehr Trompetter, schöne Stücklein mit Clarin aufblaßen zum Zeichen des Ausrueffens, Lobens und Rüehmens. mit weißen Lutten und Stäben. III. Chorus virtutum. — 2 Tugendt-Lräfften. Zoann Morasch und Bernardus Rockinger: zwei Gngl ganz grüen aufziechent, grüene LorberGränz und Föderen auf dem Haubt, grüene Grenz, eingebutterte Haar, grüene Lleider und paludament; Stifflet, Bändter und Geschmuckzierdten grüen, in einer Handt mit Bluemmen geflochtne Gränz, in der anderen Ghristalline Pixlein mit klar gefärbten Tugent-Säfften angefillet; grüene Fligl und Strimpf. mit weißen Lutten und Stäben. P. P. Capuciny.

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II. Hierarchia Potestatum, Principatuum et Dominationum: der Gewaltigkeiten Firstenthumber und Herrschafften. I. Chorus Potestatum deren Gewaltigkeiten. Dominions Sedlmair und Felix. Zwei Lngl auf vorige Weiß grüen gekleidet, aber roth ans-geziehret. Mit Golt und Geschmuck behenget: ein gelbes paludament, grüene Strimpf, gelbe Stiffelet, vergölte Schlüssel auf schönen Kyssen tragent; grüenes Cachet, grüenes Creuz, grüen und gelbe Föderen, gelbe Strimpf. grüen und vergölte Handschuech, schöne und ernsthaffte Gesichter, köstlich schön herausgeschmucket. mit weißen Kutten und Stäben. II. Chorus principatuum, deren Zürstenthumben. — Rupertus Zettl und Lhristinus winther. 2 Engl zischen auf in vergolten und blau an­ geloffnen Harnisch, wie die Firsten; ein vergoltes mit Stainen versetztes Cachet mit allerhandt plumagien, von allerley Farben. Kleyder, Stifflet, Strimpf; Flügl sollen seyn vergott, versilbert und mit Stainen versezet; ein firstliches, mit Zobl gefiettertes paludament über die Axln, und Nucken 2C. 2c. tragen auf güldenen Kyffen vergölte Negimentsstäb und blosse köst­ liche Degen. Strimpf carmesinfarb. vergölte Römerschuech mit Silber undt Golt eingetragne Fligl. mit weissen Kutten und Stäberr. III. Chorus Dominationum, deren Herrschaften. Georg Lindwurm und Franziskus Lehner. 2 Engl mit Cronnen und Herzog-Hüettlein auf dem Haubt. aufs schönste mit Goldzeug geschmucket und geziehret, mit funkenten Stainen besezet. Herzogliches oder Königliches paludament über Axel und Rucken, vergölte Schuech, Strimpf purpur-farb, Mode Handschuech, Fligel von vergolten Föderen, tragen auf güldenen und geschmückten Küs­ seren zwey vergölte Scepter und Cronnen. mit weissen Kutten und Stäben. P. P. Augustiniany.

III. Hierarchia Thronorum, Gherubinorum et Seraphinorum, der Thronen, Cherubin und Seraphin. 4 mit weissen Kutten und Stäben. I. Chorus Thronorum. Joannes Rettinger und Matthias Ehren­ reich. 2 Lngl in gespieglten Kleydern, Spiegl auf der Brust und Haubt, halten einen subtillen Thronn: in dessen Mitte ein Triangl von Regen­ bogenfarben gestalltet. Die Spiegl auf dem Haubt sollen von lebendtigfärbigen Föderen eingemacht seyn; gleichfalls in zwei schönen Schildten zwei Spiegl mit schönen Föderen umbgeben. Diese Thronen sollen durch und durch glanzent seyn undt ein Siz Gottes nach Möglichkeit vorbildten. mit weissen Kutten und Stäben. II. Chorus Cherubinorum, der Cherubinen. Joannes Schäderer und Michael Blasy durch und durch aufs schönste heraußgekleidet, geziehret und

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gemahlet, verstecken das Angesicht unter zwey Flügl, tragen ein schön vergoltes Buech der göttlichen weißheit undt ein geflammtes Schwerdt. UI. Chorus Seraphinorum, der Seraphinen. 3oann kfillner und Fridericus Schultheiß. Zwey Lngl ganz roth gekleidet, jedoch also, das allenthalben auch undter den plumagien aufgeschlagen. Tragen auf der Brust ein geflammbtes Herz, in dessen ZUitte ein göttl. Triangl von den schönsten Regenbogenfarben; dergleichen geflambte Herz tragen sie auch in der Hand. mit weissen Butten und Stäben. P. P. Franciscany.

Pars TU. Ferculum S. Gabrielis Archangeli. Ioann Leiß wird sehr schön gekleydet mit Cachet und plumagien, Geschmuck und Zirathen, haltent ein Lilgen, darumb gewickelt ein Zettl mit der Schrifft: ave gratia plena, hat zwey schöne ausgebreitte Flügl auf den Rucken, eingebuttertes f^arr, ober des Throns geschrieben: Fortitudo Dei; in der andern Handt ein Regi­ mentsstab, umb das Cachet ein güldene Tron, die Augen jederzeit gen Fimmel gewendet. Träger in ihren neuen Aufzug, und Röckhen. 2 Stizentrager. 6 Lnglknaben begleithen bas Ferculum, von der Hof-Lämmer. Tragen in einer Handt frische lebendtige tilgen, in der andern neuge­ mahlte Schildt, auß hl. Schrifft mit den Geschichten S. Gabrielis. 6 mit weissen Kutten und Stäben. Treuz fir die Geistlichkeit. 2 Englknaben Bekleydter. 3oann Haffner und Ioann Lenz mit Lich­ tern und Lreuzschildten. Venerabilis Clerus in Thorröckhen mit Stäben und S. Michaelis­ pfenning auf der Brust. Fahnen für den ZNagistratt. 2 Englknaben Begleydter. Joseph ZNavill und Joseph Ostermair mit blauen puschen und Lreuzschildten. mit weissen Kutten und Stäben. vor dem Triumpfwagen werden in Ketten und Bandten gefiehret die von dem hl. Michael überwundtne Haubtfeind: Impietas, Gottlosikeit. — Thristoph Gropper, frech und truzig, meistens von gelben Attlaß und Taffet herausgekleidet, auf dem Haubt ein Schlang. Mird von der Pietate gefäffelet. pietas oder Frommkeit; 3aann Turner, geschmeidig gekleidet in maten Farben. Fiehret in dem Schildt das »P«. Idolomania, Gözen Thorrheit. — Ferdinandus Eder, auf dem Haubt ein gözen-Znfull, auf ein alte gäzenarth gekleydet; gleichfalls in Kotten, von berFidelitas wahre Glaubhafftigkeit gefiehret. — Bartholomäus Schütter. Englischer Aufzug, haltet im Schildt den 2. Buchstaben »F«.

18 Haeresis, Rözerey. Lonradus Fischer wird leichtlich in Groß-Prädioanten-Mantel und dergleichen vorgestellet in eiffenen Rotten, wohl ge-

fäffelet. Perseverantia lasset niehmahlen nach, die Glaubensfähler perseveranter zu bestreiten Simon Hochperger haltet einen Ring in der Handt, in dem

Schildt das »P«. Diabolus der Teuffel. Matthias Moser, häßlich genug gekleidet: haltet in der Handt ein Schlangen, wird von der Fortitudo, Starkmüthigkeit, fortiter bemeistert. Georgius Unterrainer fiehret Strick, und Hackhen, auf dem Schildt das »F«. 6 Schimmel von 6 englisch gekleydten Stallknechten geziehret aus dem Hoffstall zischen den Triumphwagen. S. Michael der Crzengl auf dem Triumphwagen. Joannes Ignatius Schmid, vor allen auf das schönste geschmucket, stehet zwischen zweyen Schuz Lngln, deren Herzogen Wilhelms und Maximilians; deren beyden contrefe waren zierlich aufgemacht. Herzog Wilhelm stellte vor das Iesuiter-Collegium, Herzog Maximilian die Bragerschlacht auf den weißen Berg. S. Michael raichet dem Herzog Maximilian das Thurfürsten Hüettlein. Gdlknaben auf dem Triumphwagen, deren 2 dem Herzog Wilhelm und 2 dem Churfürsten Maximilian aufwarthen: Ioann Franz und Franziscus Görg, 3oann Mitesser und Anton Ehrnlechner mit Ldlknaben Rleyderen von Hoff angelegt und schön an dem Ropf gekrauset. Neben dem Triumph­ wagen 6 andre Cnglknaben: Franz Brandhueber, Johann Schamsterpurg, Franz Kimpier, Ignatius Brandhueber, Vitus Krez und Benedictus Sülva. Diese sind sehr schön gekleidet, tragen auf Schildten und Rysseren etliche sonderbahre Zierdten S. Michaelis.

Nach dem Triumphwagen folgte das alte Testament, dessen Schutz­ herr vor Gott der hl. Michael gewesen ist. 2 Priester aus dem alten Testament: Felix Zwerger und Anton Holzer, levitisch herausgekleidet, tragen 2 leere Schüfflein und Rauchväffer ohne Rollen. 2 Cherubin tra­ gen die zerbrochne Arch des Bundts: Franz Lew und Grienewald, seindt weiß gekleidet. 3 Leviten auß dem alten Testament tragen die verschwelckte Ruethen Aarons. Die ausgelöschte Gesaz-Taffel; die siebenfach-zerbrochnen Leichter. Ioann Görg und Joseph Franz und Joseph Bögl. Vetus testamentum, das alte Gesaz. Caritanus bey dem Langenbuecher heraußgekleydet, wie es in frontispicio (Titelkupfer) Bibliae: schlecht undt abgetragen heraußgekleydet. 3 Lnglknaben in neuen Testament, schön gekleidet, von frischen lebendtigen Farben, gekraußten Haaren, plumgierte Cachet, weiße Strimpf, und Römer-schuech, mit brinenten Rauch-Vaß, mit offnen Cvangelybuech, mit sibenfachen Brunnen der hl. Sacrament. Clemens Andres, Simon Pröbstl und Franz Sturm.

- 19 \ Priester mit Reich und (Last (Tasula), zwischen 2 Diaconen mit wein und Brod. Novum Testamen tum, das neue Gesa; der Gnaden. Joseph Lederer, herausgekleidet, wie im Frontispicio der Bibel mit dem Treuz, und hl. Geist in Gestalt einer Tauben, dreifachen Tronn. Herr hoff Tapelan in dem Thorrock und Stab. Zahnen des hl. Märtyrers Clemens. 2 Englknaben: Joseph Lang und Sigismund Piller, schön roth ge­ kleidet mit Sigzeichen und Lorbercränzen. 2 Verwalther mit Sceptern, Herr Langenbuecher und Zechetmair in kurzen Thalaren. Statt-Music in Abgang der Hoff-Music. 2 Engl mit Rauchwerck, ein Schiffltrager. Ferculum S. Clementis Mart. 6 Träger und 6 Priester in Levitenröcken. Engl: Lorenz Pichler, ^oann Gästl, Joseph Bader und Matthias Wallstöffer, alle schön gekleidet, tragen Palm und Lorbercränz, begleitten den hl. sigreichen Märtyrer. Trompetter und hörpauggen (heerpaucken) von Pjoff. Engl, Stizentrager: Franz Thomaso, Anton Menreither, Josef Gampeck und Benedict Bärtl. 2 Engl mit glüenten Rauch - vässeren: Matth. Stöckel und Joseph Keller, brennes wohlriechentes Rauch-Werck zu Ehren der hl. Sacraments. \ Schiffltrager: Doann Sieberaich. Die ^8 Herrn Consultores in ihren Taffeten weissen und himmelblau ausgeschlagenen Thalären mit gesahnten Stäben und Birethen. 2 Engl mit glüenten Rauch - Oässeren: Franz Kopp und Joannes Strobll) machen immerdar Ranch zu Ehren des hochheilligsten Sacraments. \ Schiffltrager: Albert Piller. Dominj vice-Praefectus et Assistentes in ihren besonderen Thalaren und Aufzug. P. Praeses, von zwei Diaconen begleithet, in Pluvialj, tragent S. Michaelis Bildtnuß; P. Floridus Lector S. S. Canon, zu Freysing und p. Amandus Pfarr-Brediger zu Tölz in des durchleuchtigsten Herrn Stiffters Grnat. Ihro Hochfürstl. Durchleucht: der Churprinz. Der Hoche und nidre Adl: alle mit S. Michaelis Bildtnuß auf der Brust, Alle einverleibte Brüeder. \ Bruederschaffts-Fahnen zwischen zwey Englknaben. Das andächtige, Edle und Unedle Frauen-Volck. l) Die sämtlichen symbolischen Gestalten dieser Prozession kamen durch Schüler

des Gymnasiums zur Darstellung.

20 Die ledige Weibs-Bildter mit Tränzen auf dem Haubt.

Waißl-Mägblein ser schön in weißen Flor und Gränzen heraußgeziehret *). Die Bruderschaft des heil. Erzengels Michael zu Iosephsburg nahm

einen raschen Aufschwung und trieb zahlreiche Sprößlinge auch in von der Mutterkirche weit entlegenen Ländern.

Am

(5. August

(693 entstanden

in Freising, am 8. Mai (69^ zu Lüttich in der fürstlichen Hofkapelle, am 23. Juli (697 in Bonn, in „Ryssel" am 8. Mai (7(^ und am (^. Oktober

17(5 in Berchtesgaden Oratorien.

Kraft eines Breve vom 27. 3um (725

(Cum sicuti Dilecti etc.) erhob Papst Benedikt XIII. die Bruderschaft zur würde einer Erzbruderschaft2) namentlich auf eifriges Betreiben der „durch-

leuchtigisten Kurfürstin und Frau Violanda Beatrix,

Groß Herzogin zu

Florenz, gebornen Prinzessin auß Bayrn :c. rc., durch welch höchst preyßwürdigisten Recommendation die Michaelische Confraternitet von iezt regie­

rend päbstlichen Heiligkeit Benedicto XIII. zu einer Erz-Bruederschaft mit

allen Indulgentien vnd Privilegien allergenedigist erhebet worden. (725."

Anno

Aber nicht bloß durch die Zahl der Linverleibten und ihre weite

Verbreitung, sondern vor allem durch das Ansehen und den Rang der Personen, welche es sich zur Ehre rechneten, dieser Erzbruderschaft anzu­

gehören, zählt dieselbe von allen derartigen Bündnissen zu den „berühm­

testen".

3m 3ahre (729 sinden wir ihr inkorporirte Bruderschaften u. a.

in Bozen und Brixen, in „Lapreinitz in Slavonien", in Kirchdorf in der Grafschaft Haag, in Kirchhofen in „Preißgau", in Tölz, in „Teppel in

Böhmen", in Ellingen in Franken,

in 5t. Veit in Kärnten, in „Groß-

gloggau in Schlesien", in Hall „im Hnnthal",

Holzen in Schwaben, in

3ngolstadt und in 3nnspruck, in Landshut, in Neuburg a. D., in Regens­

burg, in Straubing, in Sigmaringen, in Speyer, in „Schwatz, in wienna) 9 Dieser Teil der Iubiläumsprozession (er hatte sich ihr bei den „Iesuitern" eingereiht) erregte nicht geringe Bewunderung der Bevölkerung und war der Stolz der Bruderschaft, deren Lhronist sie auch für „die Nachwelt" denkwürdig hält. Aber welcher Gegensatz hiezu, wenn wir nach hundert Jahren in einem Aktenxrodukte dd. 2. April 1788 lesen: „Nachdemme von der höchsten Stelle allen Bruderschaften im ganzen Land Bayern bey denen Fronleichnams Prozessionen die gefiehrte lebendige Figuren, Triumpf-lvägen, dann Reitterey allgemein abge­ schafft worden; so hat man bey der Erzbruderschaft des heyl. Michaels dergleichen gerätschaften verkauffen zu lassen für nothwendig erfunden, welches dan auch mit dem gehabten Triumpf-Wagen, dann den von der Mutterkirchen zu Berg herein­ gelieferten Kupfer von der abgebrochenen, zum theil verfaulten Figur des heyl. Michael geschehen." a) Der volle Titel der Bruderschaft war nun: churkölnische Hof- und Lrzbruderschäft des heil. Erzengels Michael. a) 3« Wien jedenfalls bei den Franziskanern. Es scheint, daß die Franzis­ kaner in allen ihren Klöstern diese Bruderschaft verbreiteten; denn an den meisten der angeführten Orte waren Niederlaffungen der Franziskaner. — Zur Zeit stehen

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und im Tyrol", in Waldsee in Tirol, in „Znaimb" — von fürstlichen Personen enthält das Verzeichnis: den nachmaligen Kaiser Karl VH. Alb­ recht, den Erbprinzen von Portugal Don Emanuel, den Herzog Wilhelm von Hessen, den Fürsten Alexius zu Nassau, die Königin von Spanien Maria Anna, die Königin von Polen Regina Eleonora, die kais. und erzherz. Prinzessin von (Österreich Maria Antonia, Kurfürstin in Bayern, die Markgräfin Maria Anna von Baden, die Fürstin zu Sigmaringen Johanna Katharina, die Fürstin zu portia Dorothea Tonstantina u. s. w. Diese fürstlichen Personen haben eigenhändig ihre Namen in die Ge­ löbnisformel eingetragen und zugleich ihre Wappen auf Pergament malen lassen. Formeln wie Wappen sind gesammelt in dem „Fürsten-Buech über alle hernach fündig in der Thurfürstlich Tölnischen Erz-Bruderschaft Michaelis Archangel! in Josephs-Burg Einverleibte mit Wappen vnd zum Thaill mitls Genedigisten Hanözaichens enthaltene Königliche, Thur: vnnd Hochfürstliche Häubter beiderley Geschlechts; vnd zumahlen daß Alte verhanden gweste Fürstenbuech zu Bonn bereits Anno (7(5 zu verlurst ge­ gangen, Alß ist dises, so vill möglich de Novo errichtet vnd verfasset wor­ den Anno (725". Als erstes Blatt enthält das Fürstenbuch eine kolorierte Abbildung des Hauptaltar - Gemäldes in der Michaelskirche zu Josephs­ burg, darstellend den über den Drachen siegenden Erzengel Michael, dann folgt das Titelblatt, dem sich 77 Pergamentblätter mit den gemalten Wappen der Immatrikulierten und ebenso viele Gelöbnissormeln anreihen, den Schluß bilden das auf Papier gezeichnete Wappen und die Gelöbnis­ formel des Fürsten und Abt zu Maria Einsiedeln, Beatus, sowie die Ge­ löbnisformel des „Joseph Konrad des heil. Röm. Reichs Fürst probst und Herr zu Berchtesgaden" *); die erste Gelöbnisformel ist die des Kurfürsten Maximilian Emanuel aus dem Jahre (693*). — 3m Jahre (732 hatte die Erzbruderschaft bereits einen solchen Ummit der Lrzbruderschaft in Berg am Laim noch in Verbindung die Filialen: Alt­ ötting, hl. Geist in München, St Martin in Landshut (Stadtpfarreien); die Pfarreien: Au bei Aibling, Röhrmosen, Seeshaupt, Bruck bei Grafing, Lutzingen (Schwaben), Monheim (Schwaben); die Stadtpfarrei: Neunburg v. w., Straubing; Franziskaner« flöfter: Dietfurt, Ingolstadt, und die Pfarrei Mettenheim bei Mühldorf. 9 Mhne Angabe eines Datums. 2) Der Einband des Fürstenbuches, klein Folio, besteht aus mit blauem Sammt überzogenen und schönen filbernen Beschlägen und Schließen versehenen Holzdeckeln. Auf der Vorderseite ist in der Mitte, ebenfalls von Silber, das kurfürstliche Wappen von Joseph Clemens angebracht. Leider ist beim Einbinden ein Stück des oberen Teiles vieler Pergamentblätter weggeschnitten und damit manche Zierrate um die Wappen etwas verletzt worden. Einsicht von dem Buche erhielt ich durch den derzeitigen Bruderschafts-Präses und Pfarrer von Baumkirchen, Herrn Pöppl, dem ich für fein freundliches Entgegenkommen und feine schätzenswerten Mitteilungen namentlich betreffs der St. Michaelskirche wärmsten Dank schulde.

22 fang, daß sie nach dem damaligen Bruderschaftsbüchlein 5. 8 bei hundert­

tausend Seelen und 53 inkorporierte Orte zählte, eine für jene Zeit gewiß

bemerkenswerte Ausbreitung! Unter diesen Umständen mußte sich auch die Hofkapelle zu Josephsburg1), wenn wir zudem in Betracht ziehen, daß sie

*) Diese Hofkapelle existierte bis J7^o, allerdings fast ein Jahrhundert schon außer Gebrauch gesetzt. Sie ging durch zwei Stockwerke der Josephsburg. Aus ihrer ersten Zeit sind noch folgende kirchliche Gegenstände vorhanden oder genannt: j. Der Bruderschaftskaplan Sauter berichtet (69q. an den Kurfürsten, daß von An­ dreas Wolff oder Jonas das Bildnis des St. Michael an dem in der Hofkapelle zu Berg aufgesetzten Altar angebracht worden ist, ferner daß Sauter dasjenige „Altärle", so der Kurfürst vor ungefähr 2 Jahren von Bonn gebracht hat, und die Zeit her im Hofgarten zu Freysing gestanden sei, nach Berg habe bringen und auf den Altar des heil. Martin im Oratorium des Kurfürsten setzen lassen. In dieses Altärchen ließ Sauter durch den Maler Jonas das Bildnis des heil. Martinus zeichnen. Unter diesem Altärchen befand sich eine goldene Muschel, in welcher der Kurfürst das Bildnis der Mutter Gottes von Altötting gemalt wünschte, der Maler Jonas schlug aber vor, nur den Namen Mariens darauf zu malen. (Man rühmt Wolf lebenswahre, klare Farbe, energische Zeichnung nach; s. auch S. 28, An­ merkung 0; 2. ein schöner silberner Kelch mit (falschen?) Steinen besetzt, am Fuße vier Medaillons von getriebener Arbeit — Leiden Lhristi darstellend; z. ein silberner Kelch von getriebener Arbeit am Fuße und Knoten, mit einem Wappen am Fuße, die Kuppa mit schöner Gravierung — englischer Gruß, St. Michael und Raphael, Roccocostil; eine Statue von Stein, 85 cm hoch (in der jetzigen St. Michaelskirche auf dem Franz de Paula-Altar). In Bezug auf dieselbe heißt es in dem Büchlein „der hl. Erz-Engel Michael glorreich in seiner Erscheinung rc. (760 (München)", die 2. Auflage des (699 erschienenen Büchleins „St. Michael, der höchste Seraphin rc. (£. Straub, München): „Es hat der Hochw., und Hochwohlg. Herr, Herr Carolus Simeoni, Freiherr von Adelshausen, Seiner Churf. Dchl. von Löln rc. Eammerer, probst zu Landshut und Motenkoven, rc. auf seinen Kosten ein Bildnuß S. Michaelis Archangeli von der Heiligen Haupt-Kirchen und Grufft des Bergs Gargan im Land Apulia, wie und wo sie eigentlich allda von den Ettglen zu Verehrung wunderlich vorgestellt worden, und zwar von dem Original-Stern heraus bringen lassen ((699)"... „auf dem Berg Gargan befindet sich ein Eremit, oder Einsidl, welcher von der Kunst ein Bildhauer, und diesem allein ist erlaubt aus dem Original-Felsen die Bildnus des heil. Michaels herauszuhauen, in der Größe, Höhe, und Ansehnlich­ keit, wie solche von denen heil. Englen ist dahin gebracht worden". Dieselbe, sowie die Figur eines Schutzengels in gleicher Größe (auf dem Norbert-Altar), beide in Glaskästen, sind auffallend schwer, wahrscheinlich aus Kreidekalk, mit hellgrauer Farbe überstrichen. Soll damit etwa das Geistige, Übersinnliche, Körperlose oder Schemenhafte ausgedrückt sein? (Herr Pfarrer Pöxpl fand in Paris auch die heil. Magdalena, die heil. Jungfrau vom Siege rc. in sonst schön gefaßten Altären grau angestrichen.) 5. Die am Anfänge des (8. Jahrhunderts erwähnte „schöne Mon­ stranz mit einem Partikel des heil. Kreuzes" ist nicht mehr vorhanden. Es ist damit wohl der von Johann Sigismund Zeller ex liberis baronibus ä Ofeinstetten et Leiberstorff an Joseph Clemens geschenkte Partikel gemeint, von diesem Partikel findet sich noch eine sehr schöne Abbildung (Kupferstich) und Aurhentika unter Glas uud Rahmen

23 auch Mröenszwecken zu dienen hatte, als nicht mehr ausreichend erweisen, weshalb der Kurfürst Joseph Llemens in den letzten Jahren vor seinem Tode der Erzbruderschaft den Konsens und die Anweisungen zur Erbauung

einer neuen Kirche gab.

Es war dabei seine Intention, daß sie „zwischen,

den beiden Pavillons" der Josephsburg zu stehen kommen und teils aus den Mitteln des Kurfürsten, teils aus freiwilligen Beiträgen erbaut werden

solle.

Den Befehl zum ersten „Steinsaz" der „vorhabenten" Kirche erteilte

sein Nachfolger, Kurfürst Llemens August, Ende des Wahres ^737 und be­ zeichnete als seinen Stellvertreter

bei diesem Akte seinen geheimen Rat

Grafen von Trauner, und als Monate darnach der Akt noch nicht erfolgt war,

verlangte der Kurfürst unterm

J2. Februar (738 von Bonn aus,

daß „ohnverzüglich" zu dem Merke geschritten werde.

Mit der Ausführung

des Befehles wurde der Bruderschaftssekretär Franz de Paula Mürnzl *) be­

traut, der auch bereits nach vier fahren das-Gebäude unter Dach brachte.

In diesem Neubau fand, obwohl der Boden noch nicht zur Hälfte mit Marmor­ pflaster belegt war, im Oktober ^7^5 die Promulgation des neugewählten

Bruderschaftsmagistrates

stattfand*).

Die

„solenne"

Einweihung

der

„Michaelischen Ritterordens und Erzbruderschafts-Hauptkirche zu Josephslinks neben dem Missionskreuze in der Kirche. Ein kleiner Kreuzpartikel, aber ohne besonderen wert, ist noch da. Es ist auch kaum anzunehmen, daß aus dieser Par« tikelmonstranz die noch vorhandene große, sehr schöne und schwere (wohl 25 pfb.) Monstranz gefertigt wurde, die zwar auch den heil. Michael als Träger hat, jedoch ein anderes Postament, indem Luzifer zu den Füßen Michaels fehlt; oder sollte Luzifer weggenommen worden fehl, da er zu einer Monstranz gewiß nicht paßt?? Auch der Oberbau der Monstranz ist ein anderer als auf dem Bilde, ist von Kupfer, obwohl ich den Träger Michael aus edlerem Metalle geformt erachte. Jedenfalls ist Fuß und Oberbau verschiedene Arbeit, die nicht ganz zusammenpaßt. 9 Den Bemühungen des durch keine Widerwärtigkeit zu ermüdenden Mannes verdankt in der Hauptsache die St. Michaelskirche ihr Dasein, die ihre Gegner selbst im Bruderschafts-Magistrate — darunter den Vicepräsidenten Ant. Laj. von Unertl — hatte. Unablässig, auch über Bayern hinaus, war würnzl im Sammeln von frei­ willigen Spenden für die Kirche, womit er deren Kosten von (738 bis September (753, nämlich 41 472 Gulden deckte. In dieser Summe sind auch die 9000 Gulden einbegriffen, welche der Kurfürst Joseph Llemens von Bonn her als Beitrag schickte. Auch daß dessen Nachfolger Llemens August aus dem kurkölnischen Iiegelofen bei Berg am Laim, i. I. (69( erworben, (742 zum Kirchenbau (00000 Ziegel anwies, kann hier gleich bemerkt werden, würnzl starb (759 nach H8jähriger Thätigkeit für die Bruderschaft. Eine an ihn erinnernde Gedenktafel, welche von ihm selbst verfaßte Verse enthält, ist an der Wand des.Vorplatzes der Sakristei eingelaffen. 2) Am (. Mai (744 ist die noch unfertige Kirche benediziert und sind in der­ selben heil. Messen gelesen worden, wobei die Franziskaner Musik mit Orgel mach­ ten. Am (0. desselben Monats die Apparitionis S. Mich, war feierlicher Gottes­ dienst. Über den Besuch der Kirche im Oktober (7^5 berichtet der damalige Bruder-

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bürg" fand am ^9. September J75J statt. Dieselbe vollzog der Weihbischof von Freising Johannes Ferdinand Baron v. pödigkeim. Nach geendigter Einweihung las der Bischof eine pontifikalmesse, „bey welcher durch anordtnung R. P. Crysanthi fischer Franciscani eine lieblich und Runstreiche Vocal Music zu hören wäre." Einige Monate vorher hatte der Kurfürst selbst die neue Kirche in Augenschein genommen und er hatte sich bei deren Besichtigung „recht zufrieden und vergnügt gesunden", und mit Recht: stand doch nach Verlauf von nicht ganz zwei Dezennien ein Gotteshaus vor ihm, das unter den prächtigen Kirchen, an denen Bayern so reich ist, nicht unter die letzten zählt '). Der „herrliche Tempel" 2*)1 ist im späteren Louis ^Zuartorze-Stil erbaut, hat eine Länge von 40,60 m, eine Breite von 29,