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CORPUS SCRIPTORUM CHRISTIANORUM ORIENTALIUM EDITUM CONSILIO
UNIVERSITATIS CATHOLICAE AMERICAE ET UNIVERSITATIS CATHOLICAE LOVANIENSIS Vol. 703
SCRIPTORES SYRI TOMUS 272
DIE BRIEFE 1 UND 2 DES OSTSYRISCHEN PATRIARCHEN TIMOTHEOS I. ÜBERSETZUNG VON
MARTIN HEIMGARTNER
LOVANII IN AEDIBUS PEETERS 2022
DIE BRIEFE 1 UND 2 DES OSTSYRISCHEN PATRIARCHEN TIMOTHEOS I.
CORPUS S C R I P T O R U M C H R I S T I A N O R U M O R I E N TA L I U M EDITUM CONSILIO
UNIVERSITATIS CATHOLICAE AMERICAE ET UNIVERSITATIS CATHOLICAE LOVANIENSIS Vol. 703
SCRIPTORES SYRI TOMUS 272
DIE BRIEFE 1 UND 2 DES OSTSYRISCHEN PATRIARCHEN TIMOTHEOS I. ÜBERSETZUNG VON
MARTIN HEIMGARTNER
LOVANII IN AEDIBUS PEETERS 2022
A catalogue record for this book is available from the Library of Congress.
© 2022 by Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium Tous droits de reproduction, de traduction ou d’adaptation, y compris les microfilms, de ce volume ou d’un autre de cette collection, réservés pour tous pays. ISSN 0070-0452 ISBN 978-90-429-4628-6 eISBN 978-90-429-4630-9 D/2022/0602/6 Éditions Peeters, Bondgenotenlaan 153, B-3000 Louvain
VORWORT Einundzwanzig Jahre an ein und demselben Autor arbeiten zu dürfen ist ein riesiges Privileg. Was mit der Disputation mit dem Kalifen alMahdī begonnen hat, ist ohne ursprüngliche Planung zu einer Gesamtausgabe der Briefe herangewachsen, die mit dem vorliegenden Band ihren Abschluss findet. In die Freude über den gelungenen Abschluss mischt sich auch ein gewisses Bedauern. So ist es leider nicht gelungen, die alte Bagdader Mutterhandschrift durchgehend beizuziehen. Ebenso blieb es mir verwehrt, die Fragmente und das Rechtsbuch in die Ausgabe miteinzubeziehen. Schliesslich hat der Zeitdruck des zu Ende gehenden Projektes auch eine eingehendere Bearbeitung mancher Teilaspekte verunmöglicht. Vielleicht ergeben sich für das eine oder andere Anliegen Möglichkeiten in mittlerer Zukunft. Eine Digitalisierung in GREgORI ist geplant. Die Briefe 1 und 2 des ostsyrischen Patriarchen Timotheos sind zwei umfangreiche theologische Traktate, die je bedeutenden theologischen Themen gewidmet sind: Ersterer widmet sich der Taufe, Letzterer der Seele. Beide Texte sind zwar seit Brauns Edition der Briefe 1–39 in den Jahren 1914/15 bekannt, aber sie sind in der Forschung nur marginal beachtet worden, vermutlich weil sie nur im syrischen Original oder in lateinischer Übersetzung zugänglich waren. Erst seit einigen Jahren liegt wenigstens zum Brief über die Seele eine monografische Studie vor. Diese beiden Briefe bilden dem Erscheinen nach den zweiten Teil eines Forschungsprojektes zu den Briefen 1–29, das der Schweizerische Nationalfonds zur Förderung der Forschung zu meiner grossen Freude bewilligt hat. Mir bleibt zu danken: Der Schweizerische Nationalfonds hat das vorliegende Editions- und Übersetzungsprojekt finanziert. Meine hochgeschätzte Chefin und Fachkollegin Prof. Dr. Silke-Petra Bergjan, Zürich, hat die Mühen des Projektantrages auf sich genommen. Herrn Dr. Grigory Kessel, Wien, danke ich für Handschriftenkopien aus Trichur und Bagdad sowie ihm wie auch Herrn Dr. Vittorio Berti, Padova, für Kopien von schwer zugänglichen Büchern. Letzterer sowie Herr Helmut P. Sandeck, Bad Berka, sind mir teilweise bei der Erstellung des syrischen Textes zur Seite gestanden. Herr Dr. Samuel Zinsli, Zürich, hat mich beim Korrekturlesen in altbewährter Manier unterstützt. Herrn Dr. Joachim Jakob, Linz, danke ich für wertvolle Hinweise. Frau Prof. Dr. Andrea Schmidt,
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M. HEIMGARTNER
Louvain-la-Neuve, danke ich für die erneute Aufnahme in die Reihe Corpus Scriptorum Christianorum Orientalium und die ebenso altbewährte sorgfältige Behandlung des Manuskripts bei der Drucklegung. Schöfflisdorf, den 19. April 2021
Martin HEIMGARTNER
VORBEMERKUNG Über die Art der Zitation von Quellen und Sekundärliteratur gibt die Einleitung zum Literaturverzeichnis Auskunft. Für syrische Wörter wird folgende Umschrift verwendet: a (resp. ’) b g d h w z ḥ ṭ y k l m n s ‘ p ṣ q r š t; der Unterschied zwischen harter oder weicher Aussprache der begadkepat-Buchstaben bleibt unberücksichtigt. Arabische und persische Wörter werden mit dem Transliterationssystem des 19. Internationalen Orientalistenkongresses von 1935 wiedergegeben. Gebräuchliche Orts- und Personennamen werden in der (resp. einer) uns geläufigen Form wiedergegeben (so Bagdad statt Baġdād und Sergios statt Sargīs). Bei der Schreibung moderner Eigennamen sind Inkonsequenzen unvermeidlich, ebenso bei Ortsnamen, von denen mehrere Schreibweisen belegt sind, sowie bei der syrischen Schreibweise persischer und arabischer Wörter.
EINLEITUNG 1. ZUM INHALT DER BRIEFE 1 UND 2 SOWIE DES CENTO Während der vorletzte Band der Gesamtausgabe der Timotheosbriefe weitgehend kürzere Texte enthielt (Briefe 3–29), umfasst der vorliegende letzte Band nochmals zwei grössere Traktate: Brief 2 ist nach der Disputation sowie den Briefen 41 und 34 der viertlängste Brief der Sammlung, Brief 1 folgt nach den Briefen 40 und 42 als siebentlängster Brief.1 An Brief 1 ist ein sogenannter Cento2 angeschlossen, den ein späterer Kompilator3 aus Texten des Timotheos zusammengestellt und mit liturgischen Anweisungen ergänzt hat.4 1.1. Brief 1 In Brief 1 antwortet Timotheos auf eine Anfrage von Bischof Salomon von Ḥedattā5, ob man Chalkedonenser und Westsyrer6 beim Übertritt zur ostsyrischen Kirche erneut taufen müsse. Diese Anfrage kann nur implizit erschlossen werden. Timotheos beginnt den Text mit einer Laudatio auf den Briefempfänger, dem es gebühre, Weisheit nicht zu empfangen, sondern Weisheit zu lehren. Wenn dieser also Fragen stelle, so geschehe dies wie bei den Aposteln und bei Christus selbst, welche nur aus didaktischen Gründen Fragen gestellt hätten, deren Antworten sie selbstverständlich selbst gewusst hätten. Wenn er, Timotheos, nun also Salomons Bitte nachkomme, werde er freilich nur sagen, was dieser schon selbst wisse (Kap. 1). 1 Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, Anm. 79 auf S. XXII–XXIII. Brief 1 umfasst in der Handschrift V 24 Seiten. Fast gleich lang ist Brief 36 mit 23 Seiten und viereinviertel Zeilen in V. 2 Der Begriff bei BERTI, Vita, S. 45. 3 Zu seiner Datierung und Identifikation siehe unten S. XXIII–XXVII. 4 Der Cento wird im Titel des vorliegenden Bandes nicht erwähnt. Ebenso wurde auch die Apologie des Nestorius im Titel von Edition und Übersetzung der Briefe 42–58 (HEIMGARTNER, CSCO 644 und 645) nicht genannt. Sie ist dort an Brief 50 angeschlossen. 5 Zu ihm und insbesondere zu seiner Rolle bei der Wahl des Timotheos vgl. BERTI, Vita, S. 157–169, und FIEY, Assyrie, Band 1, S. 108–111. 6 Timotheos nennt in 1,4,5 und 1,6,16 (2×) »Chalkedonenser und Severianer«, in 1,4,7 »Melkiten und Severianer« (1,7,2.16; 1,8,23), die Über- und Unterschrift des Briefes nennen nur die »Kyrillianer« (ebenso das Zitat der Briefüberschrift in Cto 2), der Cento (Cto 1.17) und seine Überschrift sprechen von den »Jakobiten und Markianiten«, kennen aber auch den Sprachgebrauch des Timotheos (»Severianer und Chalkedonenser« in Cto 11).
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M. HEIMGARTNER
Im Briefschluss unterstreicht Timotheos dies noch einmal mit den üblichen Bescheidenheitstopoi. Er habe die Frage nach bestem Vermögen beantwortet. Salomon möge doch Fehlendes ergänzen und Falsches korrigieren (1,9,1–2). Timotheos beginnt seine Argumentation mit einer Reflexion über die Einheit von Gott, Herr, Glaube und Taufe in ihrer gegenseitigen Interdependenz gemäss Eph 4,5 (1,1,11). Anders als bei den jüdischen Tauchbädern findet die Taufe nur ein einziges Mal statt, da sie eine Abbildung von Tod und Auferstehung ist: Wie die Christen einmal den Tod sterben und einmal die Auferstehung auferstehen, so werden sie auch einmal mit der Taufe getauft. Was also die erneute Taufe beim Übertritt von Christen anderer Gruppierungen betrifft, ist die Gültigkeit der Taufformel entscheidend: Sie muss sich auf den dreieinigen Gott beziehen, sie muss von einem geweihten Amtsträger vollzogen worden sein, und sie muss sich auf Christus als Gott und Mensch beziehen. Wie allerdings die beiden Naturen in Christus genau definiert werden, ist für die Taufe nicht entscheidend. Daher sind Markioniten, Photinianer, Paulianer und andere Häretiker beim Übertritt zur ostsyrischen Kirche erneut zu taufen, weil ihre Taufe keine wirkliche Taufe ist, ebenso die von nicht geweihten Amtsträgern Getauften. Bei den »Chalkedonensern und Severianern« hingegen genügen eine Absolution und eine Salbung mit Salböl, bei der ein Kreuz auf die Stirn des neu in die Gemeinschaft Aufgenommenen gezeichnet wird (syrisch: »Bezeichnung«). Gleichzeitig lehnt Timotheos es mit aller Entschiedenheit ab, dass Ostsyrer sich von Westsyrern oder Chalkedonensern taufen lassen würden. Ferner nennt er drei verschiedene Einwände, welche er ausführlich widerlegt: 1. Wenn die Taufe der anderen beiden grossen Konfessionen als gültig erachtet wird, sollten die Ostsyrer auch deren Taufe annehmen können (1,5,1). 2. Die Kanones des Clemens von Rom, des Cyprian von Karthago und die Synode von Laodicea würden eine erneute Taufe vorschreiben (1,7,1). 3. Die Ostsyrer sollten auch die Taufe der Häretiker als gültig anerkennen, welche beim Übertritt in die ostsyrische Kirche durch Kreuzeszeichen und Salbung gereinigt wird, wie Mose und Elisa die bitteren Wasser durch Holz und Salz süss gemacht hätten (1,8,1–3). Ebenso wehrt er die Möglichkeit einer zweiten Taufe mit Väterbelegen bei Gregor von Nazianz (1,8,6), Ḥenānīšō‘ dem Grossen (1,8,9–11) und bei Amphilochios von Ikonium (1,8,17–21) ab, wobei es sich bei den letzten beiden Zitaten offenbar um sonst unbekannte Textfragmente dieser Autoren handelt.
EINLEITUNG
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1.2. Der Cento An Brief 1 ist in der Sammlung der Briefe des Timotheos ein kleiner Text angeschlossen, der nicht von ihm selbst stammt, sondern von einem späteren Kompilator redigiert ist, »der das gütige Urteil des Timotheos einschränken wollte«7. Dieser sogenannte Cento ist eine kleine Kompilation von Zentralaussagen des Timotheos zur Thematik der erneuten Taufe aus Brief 1 und aus weiteren, nicht erhaltenen Briefen unseres Autors. Daran ist ein liturgisches Formular für den Übertritt von Chalkedonensern und Severianern zur ostsyrischen Kirche angeschlossen. Der unbekannte Kompilator geht aus von Brief 1 an Salomon von Ḥedattā, in dem Timotheos darlegt, dass beim Übertritt zur ostsyrischen Kirche nur diejenigen Häretiker erneut getauft werden sollen, welche entweder nur das Gottsein oder nur das Menschsein des Christus bekennen. Ebenso müssen Heiden getauft werden, welche keines von beiden bekennen. Hingegen wird die frühere Taufe von Severianern und Chalkedonensern beim Übertritt anerkannt, weil sie sowohl Gottsein als auch Menschsein des Christus bekennen, wenn auch über die Art der Vereinigung Uneinigkeit besteht. Sie werden beim Übertritt nur durch einen Ritus aus Versöhnung, Gebet und Salbung, nicht aber durch eine erneute Taufe aufgenommen (Cto 2–8). Während ein zweiter Brief an Salomon von Ḥedattā und ein weiterer an dessen Nachfolger Johannes von Ḥedattā ebendasselbe lehren (Cto 9f), schreibt ein Brief an Māranzekā von Ninive noch genauer einen ganz bestimmten Versöhnungsritus vor (Cto 11), für den der Kompilator ein Formular vorlegt (Cto 21–32). Der Kompilator gesteht, dass er selbst lieber in Berufung auf Cyprian und die afrikanischen Bischöfe auch für Severianer und Chalkedonenser die erneute Taufe vorschreiben würde, doch dem stehe das Urteil von Timotheos entgegen, der argumentiert habe, dass die Synode des Cyprian schon von Papst Stefan als Neuerung abgelehnt worden sei (Cto 13f). Ebenso übt der Kompilator leise Kritik: Erstens hätten entgegen der Aussagen von Timotheos in Brief 1,7,13 und einem weiteren Zitat (Cto 15) die Severianer und Chalkedonenser sehr wohl auch die Feste verändert, weil sie nicht dieselbe Sukzession des apostolischen Öls hätten (Cto 16), und zweitens hätten die Severianer sehr wohl auch einige 7 BRAUN (Textus, S. 30 Anm. 1) im lateinischen Original: »Quae sequuntur addita sunt ab aliquo autore, qui sententiam benignam Timothei restringere voluit.« Zur Identifikation des Kompilators s. unten S. XXVI.
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M. HEIMGARTNER
Bibelstellen abgeändert (Cto 17f).8 Mit diesen Aussagen wolle er Timotheos zwar nicht widersprechen, aber doch zeigen, wie gross der Abstand der genannten beiden Häresien zur ostsyrischen Kirche sei (Cto 19). Doch weil Timotheos den Übertritt zu seiner Kirche erleichtern wollte und zudem den alten Kanones gefolgt sei, müsse man sieh dem Urteil des Patriarchen anschliessen (Cto 20). Es folgt die Liturgieordnung der Versöhnung (Cto 21), welche sich an die Eucharistiefeier anschliesst und offenbar die Vorschriften des Timotheos im verlorenen Brief an Māranzekā von Ninive (Cto 11) umsetzt. Nach passenden Gebeten und Hymnen (Cto 22–28) soll der Übertretende niederknien, über ihm soll der Priester das Gebet der »Handauflegung zur Versöhnung« rezitieren und, wenn jener sich wieder erhoben hat, ihm mit Salböl ein Kreuz auf die Stirn zeichnen (Cto 29f). Die entsprechenden Worte zu dieser Salbung sind dem Kompilator so wichtig, dass er sie bereits in der Einleitung seines Textes ein erstes Mal zitiert (Cto 1). Bei der Austeilung der Eucharistie soll der neu in die Kirchengemeinschaft Aufgenommene als Erster kommunizieren (Cto 32). Der Cento ist offenbar als Anhang zu Brief 1 konzipiert, wie aus einer Bemerkung in Cto 2 hervorgeht. Vermutlich wurde er in einer späteren Redaktionsstufe zusammen mit den Briefen 1 und 2 an eine ursprüngliche Kernsammlung angeschlossen (dazu unten Kapitel 4). Jedenfalls liegt dem Centonisten ein noch grösseres Corpus der Timotheosbriefe vor als uns. So kennt er zusätzlich zu den Briefen 26 und 519 mindestens einen weiteren Brief an Māranzekā10. Ebenso kennt er einen zweiten Brief an Salomon von Ḥedattā sowie einen weiteren an dessen Nachfolger Johannes von Ḥedattā, welche uns alle beide unbekannt sind.11 1.3. Brief 2 Brief 2 ist ein Traktat über die Seele. Er antwortet auf Fragen, die Bōktīšō‘ (oder arab. Bōḥtīšō‘), der Oberarzt des Kalifen, an Timotheos gerichtet hatte.12 Der Text beginnt mit einer erkenntnistheoretischen Reflexion über Zwei der drei Beispiele stehen auch in Brief 1,6,12. Vgl. dazu auch BROCK, Hebrews. Vorausgesetzt, dass die Adressaten der Briefe 26 und 51 identisch sind, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, S. 96 Anm. 487 (skeptisch), sowie unten S. XXVII sowie Anm. 27 zu Cto. 11 (zugunsten der Identität). 10 Zum Problem, ob in Cto 11 der Brief an Māranzekā als vierter genannt ist oder ob es sich tatsächlich um den »vierten Brief« an denselben handelt, siehe unten Anm. 26 zu Cto 11. 11 Cto 9. 12 Dies geht erst aus dem Schlusskapitel deutlich hervor (2,12,2f). 8
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EINLEITUNG
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die nur durch Offenbarung und Glauben zugängliche Gotteserkenntnis, die intellektuell erkennbaren Dinge und die sinnlich wahrnehmbaren Dinge (Kapitel 1). Die Seele als intellektuell erkennbare unkörperliche Natur kann nur aufgrund ihrer Wirkungen erfasst werden (2,2,1). Danach erarbeitet Timotheos in den Kapiteln 2 und 3 eine Definition der Seele aufgrund der vier wissenschaftlichen Fragen, »dass sie ist, was sie ist, wie sie ist und weshalb sie ist«, wie die neuplatonischen Aristoteleskommentatoren13 sie in Anlehnung an 2 An 2,1 formuliert haben. Nach der Definition der Seele, welche in 2,2,25 konzentriert gebündelt wird, werden in durchnummerierten »Kapiteln«14 sieben Fragen beantwortet, welche offenbar der Briefadressat an ihn gestellt hatte, wie aus dem Briefschluss hervorgeht (2,12,2f). Dabei hat Timotheos diese Fragen offenbar für die Kapitelüberschriften übernommen: Die vierte und siebente Frage scheinen wörtlich übernommen zu sein, wie das Lam citationis nahelegt.15 Demgegenüber hat Timotheos die übrigen Fragen sprachlich zu indirekten Fragen umgestaltet. In den Kapiteln 2 und 3 findet sich eine merkwürdige Überschneidung: Die Definition der Seele wird in 2,2,25 antizipiert, obwohl die Fragen »wie« und »warum« erst in Kapitel 3 erörtert werden. Möglicherweise ist der Grund dafür, dass die erste Frage von Bōktīšō‘ nur das »Wie« und das »Warum« umfasste. Die in Kapitel 2 vorangehende Untersuchung, »dass die Seele ist und was die Seele ist« (2,3,2), scheint Timotheos selbst um der Sache willen ergänzt zu haben.16 Auffälligerweise wird das Thema des Traktates über die Seele weder in der Briefüberschrift noch in der Inscriptio genannt. Das Stichwort »Seele« fällt erstmals in 2,2,1. Anders als in vergleichbaren Traktaten17 geht Timotheos hier gleich medias in res und verzichtet auf eine weitschweifige gestelzte Einleitung. Dennoch verwendet er die üblichen Bescheidenheitstopoi. Die Hinweise auf seine eigene Unfähigkeit und die Mangelhaftigkeit des Geschriebenen finden sich im Schlusskapitel (2,12,1–6).
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Vgl. dazu unten Anm. 12 zu ep 2,1,16. In der vorliegenden Edition entsprechen sie den Kapiteln 2,3–2,8. — Für »Kapitel« verwendet Timotheos das griechische Lehnwort
{¾ćáóù. 15 2,6,1 und 2,9,1. 16 Damit mag zusammenhängen, dass die Abschlussformulierung zu Kapitel 2 erst in 2,3,2 nach der Überschrift zu Kapitel 3 folgt, während die zu Kapitel 3 in 2,3,31 vor der folgenden Kapitelüberschrift steht. Vgl. dazu Anm. 49 zu 2,3,2. 17 Vgl. dazu etwa die Briefe 41 und 42 oder die Disputation. 14
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M. HEIMGARTNER
2. ZUR REZEPTION BEI SPÄTEREN SYRISCHEN AUTOREN UND ZUR FORSCHUNGSGESCHICHTE IN DER NEUZEIT Vermutlich kennt der Westsyrer Moše bar Kēfā den Seelentraktat des Timotheos: Die Definition der Seele in seiner Schrift über dasselbe Thema scheint sich an ep 2,2,25 anzulehnen.18 Mit Sicherheit kennt der ostsyrische Patriarch Timotheos II. (1318–1332) den Text. In seiner Schrift »Über die sieben Sakramente der Kirche« zitiert er den Abschnitt 2,8,2– 7.9–10 wortwörtlich, sodass er als Textzeuge verwendet werden kann und teilweise sogar den Text zu verbessern hilft.19 Diese Textteile erschienen auch als erste im Druck, nämlich im Jahr 1725 im ersten Teil des dritten Bandes der Bibliotheca Orientalis Clementino-Vaticana von Joseph Simon Assemani, nur konnte damals noch niemand ahnen, dass diese Passagen wortwörtlich aus Brief 2 von Timotheos I. übernommen sind. Ungeachtet des interessanten Inhalts haben die Texte des vorliegenden Bandes — mit einer Ausnahme — in der Forschung wenig Beachtung gefunden. Das mag unter anderem daran liegen, dass das Stichwort »Seele« in Überschrift und Inscriptio nicht vorkommt und auch im Text selbst erst in 2,2,1 erstmals genannt wird. Als Oskar Braun 1901 eine Gesamtausgabe der Briefe plante20, eine Übersicht über den Autor und seine Texte gab21 und mit der Edition einzelner Briefe begann22, nannte er die Briefe 1 und 2 sowie den Cento nur kurz den Überschriften nach, wobei er aber auf das Thema der Seele in Brief 2 hinweist.23 Bōktīšō‘, dem Adressaten von Brief 2, widmete er eine lange Anmerkung.24 Erstmals vollständig erschien Brief 2 in der Edition der Briefe 1–39 von Braun im Jahr 1914, der im folgenden Jahr die lateinische Übersetzung folgte. 18
Vgl. dazu unten Anm. 47 zu ep 2,2,25. Dies hatte bereits BRAUN erkannt (Versio, S. 35 Anm. 2 sowie S. 36 Anm. 2 und 5), ? nämlichĀÙ¾çáÝ(2,8,5),z{ÌÃÐ{ (2,8,6) undzüÂx(2,8,7). Bei der letztgenannten Stelle konjiziert BRAUN richtig (Textus, S. 57 Anm. 1; in Versio, S. 36, ergänzt er »Filii« kursiv in der Übersetzung), ohne auf diese Lesart in der Sekundärüberlieferung bei Timotheos II. hinzuweisen. Das WortzüÂxsteht auch in der betreffenden Edition bei ASSEMANI (BOCV, Bd. 3/2, S. 346 Z. 15). 20 BRAUN, Katholikos, S. 152. 1903 kündigte BRAUN (Briefe [OrChr 3], S. 1) an, zuerst die neunzehn Briefe an Sergios aus dessen Zeit als Priester und Lehrer an der Schule des Mār Abraham zu publizieren. 21 BRAUN, Katholikos, S. 138–152. 22 Nämlich Brief 47 (BRAUN, Brief [OrChr 1], S. 299–313. 23 BRAUN, Katholikos, S. 149. 24 BRAUN, Katholikos, S. 149 Anm. 1 (endet auf S. 150). 19
EINLEITUNG
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Raphael Bidawid (1922–2003), ab 1989 langjähriger Patriarch der Chaldäischen Kirche, hat mit seiner 1956 publizierten Monografie Les lettres du patriarche nestorien Timothée I ein jahrzehntelang gültiges Standardwerk zu Timotheos geschaffen. Seine Zusammenfassungen der Briefe ermöglichen eine schnelle Orientierung über deren Inhalt. Brief 1 wird auf 12 Zeilen zusammengefasst.25 Den Cento erwähnt er kurz.26 Für ihn sind dabei vor allem die Hinweise auf die darin genannten Briefe an Bischof Salomon von Ḥedattā (Cto 2.9), Bischof Johannes von Ḥedattā (Cto 10) und Bischof Māranzekā von Ninive (Cto 11) wichtig. Brief 2 widmet er eine gute Seite27, wobei er auch den Inhalt der sieben Kapitel herausarbeitet.28 Fast hundert Jahre später, nämlich 2015, hat Vittorio Berti dem Traktat über die Seele eine Monografie gewidmet: L’au-delà de l’âme et l’en-deçà du corps. Approches d’anthropologie chrétienne de la mort dans l’église syro-orientale. Leider macht der Titel den engen Bezug zum Traktat des Timotheos nicht sichtbar. Berti kontextualisiert hier Brief 2 nicht nur im Rahmen der syrischen Theologie, sondern gibt auch eine vollständige französische Übersetzung, welche auch Problemstellen diskutiert, Konjekturen macht29 und in Anmerkungen wichtige Parallelstellen anführt.30 Überdies ist im Paralleldruck zur französischen Übersetzung auch der syrische Text von Brauns Edition seiten- und zeilengleich beigefügt.31 Erste Ergebnisse dieses Forschungsprojektes hat Berti 2013 unter dem Titel Provvidenza, libertà e legame anima-corpo nella lettera 2 di Timoteo I a Rabban Bokhtīšō‘, archiatra di Hārūn al-Rašīd publiziert. Nicht berücksichtigt ist der Seelentraktat des Timotheos überraschenderweise in dem grossen Aufsatz von Henri Hugonnard-Roche La question de l’âme dans la tradition philosophique syriaque (VIe-IXe siècle) aus dem Jahr 2014. BIDAWID, Lettres, S. 18f. BIDAWID, Lettres, S. 19. 27 Länger sind nur seine Zusammenfassungen der Briefe 40, 42, 47 und der Disputation (BIDAWID, Lettres, S. 32–43). 28 BIDAWID, Lettres, S. 19f. 29 Vgl. dazu etwa ep 2,9,21, wo BERTI (Au-delà, S. 264 Anm. 42) nahezu dieselbe Konjektur vornimmt wie die Handschrift Mingana Syrus 587 (M). 30 Vgl. etwa die Hinweise auf Stellen aus dem Kategorienkommentar von Sergios von Reš῾aina (BERTI, Au-delà, S. 258f Anm. 9 und S. 260f Anm. 11). 31 Der kritische Apparat im Editionsband verzeichnet die Abweichungen und Konjekturen von Bertis Abschrift. 25 26
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3. ZUR DATIERUNG DER BRIEFE 1
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Bidawid datiert beide Briefe — 1 und 2 — auf die Anfangszeit von Timotheos’ Patriarchat. Da sie am Anfang der Sammlung stehen, weist er sie konkret den Jahren 780/781 zu.32 Berti übernimmt Bidawids Datierung für Brief 133, datiert aber Brief 2 auf die Jahre 787–801.34 Im erstgenannten Jahr wurde Bōktīšō‘ zum Oberarzt am Kalifenhof ernannt, im letztgenannten Jahr verstarb er.35 Zu Autorschaft und Abfassungsdatum des Cento äussere ich mich in meinen Äusserungen zur Gesamtredaktion der Briefe des Timotheos.36 4. ZUR GESAMTREDAKTION DER BRIEFE DES TIMOTHEOS Vittorio Berti hat in seiner grossen Timotheosmonografie37 vier grundlegende Resultate vorgebracht, die den Ausgangspunkt für die folgende Untersuchung zur Gesamtredaktion des Corpus der Timotheosbriefe bilden: Erstens hat er die gut begründete These vorgebracht, dass die uns überlieferten Briefe des Timotheos auf eine Sammlung seines ehemaligen Studienkollegen Sergios zurückgehen, der als Nachfolger von Mār Pētīōn die Schule von Abraham bar Dāšandād in Mossul leitete und im Laufe der 790er Jahre zum Metropoliten von Elam berufen wurde, wo er um 803 starb38. Von da her erklärt sich, dass 40 der 59 Briefe an Sergios adressiert sind, und zwar die früheren Briefe an »Sergios, Priester und Lehrer« und die späteren Briefe an »Sergios, Metropolit von Elam«.39 BIDAWID, Lettres, S. 64 und 73. BERTI, Vita, S. 56 und 60. 34 BERTI, Vita, S. 56 und 61, vgl. auch DERS, Au-delà, S. 37. 35 SOURDEL, Art. Bukhtishu‘, Sp. 1338. Zu den Quellen siehe BERTI, Au-delà, S. 37 Anm. 89 (vgl. auch Anm. 90). 36 Siehe unten S. XXIII–XXVII. 37 BERTI, Vittorio, Vita e studi di Timoteo I (†823) patriarca cristiano di Baghdad: Ricerche sull’epistolario e sulle fonti contigue, (StIr.C 41) Paris 2009. 38 BERTI, Vita, S. 62f, und HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LXXI–LXXII. 39 Bei Brief 14 ist mit dem Anfang auch die Angabe der Adressaten (wohl die Brüder im Kloster Mār Gabriel in Mossul) verloren gegangen. Als einziger der 59 Texte hat die Disputation keinen Adressaten. Die Adressaten der übrigen 17 Briefe sind: Bischof Salomon von Ḥedattā (Brief 1), Oberarzt Bōktīšō‘ (Brief 2), die Elamiter (Briefe 4; 10; 12); Bischof Māranzekā von Ninive (Brief 26), Māranzekā, zukünftiger Bischof von Bēt Nuhadrān (Brief 51; die Identität mit dem Vorhergehenden ist unsicher), die Gläubigen von Basra und Huballat (Brief 34), Naṣr (Briefe 35 und 36), die Mönche in Mār Mārōn (Brief 41), die Schulbrüder im Kloster Bēt Mār Gabriel in Mossul (Brief 42), Pētīōn (Briefe 9a und 43), Johannes Bōktīšō‘ (Brief 45), Metropolit Aprēm von Elam (Brief 50), Bischof Barsāhadē von Hōrmīzd Ardašīr (Brief 56). Wenn man genauer ist und die literarkritisch erschlossenen 32
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EINLEITUNG
XVII
Bei den meisten übrigen Briefen lässt sich erklären, wie Sergios in deren Besitz gekommen sein dürfte.40 Zweitens hat Berti Bidawids Datierung der Briefe an mehreren Punkten revidiert41 und insbesondere herausgearbeitet, dass die Briefe 8 und 44 durch Irrtum je aus zwei ursprünglich unabhängigen Teilen zusammengesetzt wurden42, welche ich neu als 8a und 8b resp. 44a und 44b bezeichne. Bertis Datierungen konnte ich selbst bei meiner Edition und Übersetzung der Briefe 42–58 an einigen Stellen noch modifizieren.43 Drittens hat Berti den Wirrwarr im uns überlieferten Briefcorpus damit erklärt, dass im Laufe der Überlieferung einzelne Hefte einer ungebundenen Handschrift durcheinandergeraten sind, denn praktisch durchwegs sind einzelne Blöcke erkennbar, welche in sich eine logische Abfolge aufweisen.44 Berti hat jedoch nicht versucht, die ursprüngliche Reihenfolge der Hefte wiederherzustellen. Dies zu tun ist im Folgenden eines meiner Ziele. Dabei gehe ich — mit leichten Modifikationen — von der Gruppierung in Blöcke aus, welche Berti als Ergebnis seiner Untersuchung vorgeschlagen hat.45 Viertens hat Berti darauf hingewiesen, dass sich an zwei Stellen Spuren eines späteren Redaktors finden, der Schriften eingeschoben hat, die Brieffragmente 8b (wohl an Elia bar Parrūkzād), 9b (wohl an die Elamiter) und 44b (wohl an Sergios) miteinbezieht, wenden sich offenbar 41 von 62 Briefen an Sergios. — Bei der Disputation können wir nur aus dem Schluss von Brief 40 (40,11,4) erschliessen, dass Sergios ihr Adressat ist. Sie ist vermutlich nicht als Brief, sondern als Buch zu verstehen. Das würde erklären, weshalb sie keine Briefadresse hat. Bei Brief 40 sieht die Briefadresse eher wie eine Buchwidmung aus (»An Rabban Mār Sergios, Priester und Lehrer. Timotheos, um sich im Herrn zu freuen.«). Möglicherweise sind also beide Gespräche von Anfang an nicht als Briefe, sondern als literarische Texte konzipiert, wenn auch an Sergios gerichtet. Beide Texte haben auch keinen Gruss am Ende. Ich hatte schon vor Jahren Justins Dialog mit dem Juden Trypho als literarisches Vorbild der Disputation vermutet (HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XXXV–XXXVI). Dieser Text hat genau die gleiche Zwischenstellung zwischen Traktat und Brief. Er ist als Brief eingekleidet, aber auch hier fehlen Briefadresse und Gruss am Schluss. 40 BERTI, Vita, S. 63f. 41 BERTI, Vita, S. 50–62. 42 BERTI, Vita, S. 52f (Brief 8; dabei folgt er FIEY, Assyrie, Band 2, S. 500 Anm. 5) und S. 59f (Brief 44). BRAUN (Textus, S. 109 Anm. 2; Versio, S. 72 Anm. 5) hatte dasselbe für die Briefe 13 und 14 festgestellt, die ebenfalls in der Überlieferung zu einem einzigen Brief zusammengewachsen sind. Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 701, S. XXVII. 43 HEIMGARTNER, CSCO 645, S. L–LXVI und LXXIII–LXXVI. 44 BERTI, Vita, S. 65. 45 BERTI (Vita, S. 66) rechnet mit folgenden Blöcken: a) 1, 2, disp, b) 3–13, c) 14–20, d) 21–25 (+26?), e) 27–33, f) 34–36, g) 37–39, h) 40–41, i) 42–44, l) 45–48, m) 49–51, n) 52–58. Die Ordnungsbuchstaben j und k sind in dieser Gliederung entsprechend der italienischsprachigen Praxis ausgelassen.
XVIII
M. HEIMGARTNER
nicht zur ursprünglichen Sammlung gehören: Dazu zählen zum einen der nach Brief 1 eingeschobene Cento zur Frage der Anerkennung der Taufe der Jakobiten und Melkiten, welcher Auszüge aus Briefen des Timotheos enthält, und zum anderen die Apologie des Nestorius von Bēt Nuhadrān nach Brief 50, die zeigt, wie der vierte Kanon der Synode von 78246 in der Praxis angewendet wurde. Auch Brief 51, der Māranzekā auf den Bischofssitz von Bēt Nuhadrān beruft, dürfte nach Berti seine Position der ordnenden Hand eines Redaktors verdanken.47 Wir können also auf der These von Berti weiterarbeiten, dass das vorliegende Briefcorpus auf die Sammlung von Sergios zurückgeht. Dabei ist genauer zu fragen, ob innerhalb der Sammlung Wachstumsstufen fassbar sind, ob sich die ursprüngliche Reihenfolge der Hefte wiederherstellen lässt und welche Briefe aus ursprünglich unabhängigen Teilen zusammengesetzt sind. 4.1. Lange und kurze Briefüberschriften: die Erweiterungsredaktion Die Briefüberschriften, welche vor den von Timotheos stammenden Briefadressen stehen, sind meist äusserst kurz. Einige wenige Briefe, die zudem meist in Gruppen stehen, haben jedoch auffällig lange Überschriften und teilweise auch Briefunterschriften. Diese Unterschiede lassen vermuten, dass hier verschiedene Redaktionsstufen zugrunde liegen. Hier die Briefüberschriften in deutscher Übersetzung.48 Fett gedruckt führe ich Texte und Textteile an, welche ich einer erweiternden Redaktion zuweise oder die sonst irgendwie auffällig sind.49 Ob alle Besonderheiten auf dieselbe Redaktion zurückgehen, wird noch zu prüfen sein.
46
Ep 50,21. BERTI, Vita, S. 64f. 48 Für eine solche Untersuchung war die Edition von Braun unbrauchbar, weil er bei den Überschriften die in V erhaltenen ursprünglichen Lesarten nur in seltenen Fällen angibt (so etwa bei Brief 1, vgl. BRAUN, Textus, S. 3 Anm. 2), sondern generell dem Codex Chabot folgt, der jedoch zur sogenannten Elias-Rezension gehört. Mit der vorliegenden Edition können wir endlich auf den ursprünglichen Text rekurrieren, wie er von den Handschriften VWLM und der zur Zeit nicht zugänglichen Bagdader Handschrift überliefert wird. 49 Man beachte ferner, dass die Disputation mit dem Kalifen al-Mahdī hier zwischen den Briefen 2 und 3 platziert ist. Erst die Elias-Rezension hat sie an den Schluss der Sammlung umgestellt. Daher wird sie bei BIDAWID als Brief 59 gezählt (Lettres, S. 42f). Auch BRAUN folgt der Briefabfolge der Elias-Rezension (vgl. seine Bemerkung in Textus, S. 75 Anm. 1). 47
EINLEITUNG
Brief 1
XIX
Wiederum mit Gottes Hilfe schreiben wir den Brief des heiligen Katholikos Mār Timotheos an Bischof Salomon von Ḥedattā über die Taufe, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen darf. Zu Ende ist mit der Hilfe unseres Herrn der Brief, der vom Ehrwürdigen Gottes, dem Katholikos Timotheos, an Bischof Salomon von Ḥedattā in Angelegenheit der Taufe darüber geschrieben wurde, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen darf.
Cento
Wiederum schreibe ich einige Fragen über die Taufe, gesammelt aus den Briefen von Gottes Ehrwürdigem, Mār Timotheos, Katholikos-Patriarch des Ostens, darüber, ob man die Jakobiten und Markianiten [erneut] taufen soll oder nicht.
Brief 2
Wiederum von demselben Ehrwürdigen Gottes, Katholikos Mār Timotheos, an Rabban Bōktīšō‘, Diakon und Arzt des Königs. Zu Ende ist das Exemplar des Briefes, welchen der ehrwürdige Katholikos Mār Timotheos an den Diakon Bōktīšō‘, den Arzt des Königs, schrieb.
Disputation
Wiederum von demselben Katholikos Mār Timotheos die Disputation, die er mit Mahdī, dem Befehlshaber der Gläubigen, betreffend den Glauben des Christentums in Gestalt von Frage und Antwort geführt hat. Zu Ende ist das Gespräch über den Glauben, das in Fragen und Antworten zwischen dem hochwürdigen Kirchenherrn, dem Katholikos-Patriarchen Mār Timotheos, und dem Araberkönig Mohammed, genannt Mahdī, stattfand.
Brief 3
Wiederum von demselben ein Brief an Sergios.
Brief 4
Von demselben an die Elamiter.
Brief 5
Von demselben an Sergios, Metropolit von Elam.
Brief 6
Von demselben an Sergios, Metropolit von Bēt Lāpāṭ.
Brief 7
Von demselben an Sergios.
Brief 8
Von demselben an denselben.
Brief 9
Von demselben an Rabban Pētīōn.
Brief 10
Von demselben an die Elamiter
XX
M. HEIMGARTNER
Brief 11
Von demselben an Sergios.
Brief 12
Von demselben an die Elamiter.
Brief 13/14
Von demselben an Sergios.
Brief 15
Wiederum von demselben 〈an〉 Sergios, Priester und Lehrer des Klosters unseres Vaters Mār Abraham des Übersetzers.
Brief 16
Von demselben.
Brief 17
Von demselben.
Brief 18
Von demselben.
Brief 19
Von demselben.
Brief 20
Von demselben.
Brief 21
Von demselben an denselben.
Brief 22
Von demselben an Sergios.
Brief 23
Von demselben an denselben.
Brief 24
Von demselben an denselben Sergios.
Brief 25
Von demselben an denselben Sergios.
Brief 26
Von demselben an Bischof Māranzekā von Ninive.
Brief 27
Von demselben an Rabban Sergios.
Brief 28
Von demselben an Sergios.
Brief 29
Von demselben an ihn.
Brief 30
Von demselben an ihn.
Brief 31
Von demselben an ihn.
Brief 32
Von demselben an Rabban Sergios.
Brief 33
Von demselben an ihn.
Brief 34
Von demselben an die Priester und die Gläubigen von Basra und Huballat über die Menschwerdung der Gott-Rede und über die Gottwerdung ihres Menschseins und darüber, dass unser Herr Christus auch in der Natur seines Menschseins nicht Diener, sondern Herr ist.
Brief 35
Von demselben an den Gläubigen Naṣr. Darüber, dass Christus nicht Diener ist.
Brief 36
Wiederum von demselben an den Gläubigen Naṣr. Zweiter Brief. Zu Ende sind die Briefe an Naṣr.
EINLEITUNG
XXI
Brief 37
Wiederum von demselben an Sergios.
Brief 38
Wiederum von demselben an Sergios.
Brief 39
Von demselben an denselben.
Brief 40
Von demselben an Rabban Mār Sergios.
Brief 41
Von demselben an die Mönche von Mār Mārōn.
Brief 42
Von demselben an die Studenten, die im Kloster Bēt Mār Gabriel in Mossul wohnen.
Brief 43
Von demselben an Rabban Pētīōn.
Brief 44
Von demselben an Sergios.
Brief 45
Von demselben an Rabban Bōktīšō‘.
Brief 46
Von demselben an Sergios.
Brief 47
Von demselben an Sergios.
Brief 48
Von demselben 〈an ebendiesen〉 Sergios.
Brief 49
Wiederum von demselben 〈an Sergios〉, als er im Kloster unseres Vaters Mār Abraham des Übersetzers in der Ortschaft Ninive war.
Brief 50
Wiederum die Kanones, die vom ehrwürdigen50 Katholikos Mār Timotheos zusammen mit den Metropoliten und Bischöfen, die sich mit ihm versammelten, aufgestellt und für die ganze Hyparchie Elam an den ehrwürdigen Mār Aprēm geschickt wurden. Zu Ende sind die Kanones, die vom ehrwürdigen Patriarchen Mār51 Timotheos und den Bischöfen seines Volkes angeordnet wurden. Sie wurden wegen des Friedens an den ehrwürdigen Mār Aprēm, Metropolit von Elam, geschickt.
Apologie des Wiederum von demselben eine Abschrift davon, worüber Nestorius, Bischof von Bēt Nuhadrān, der des Messalianismus Nestorius angeklagt war, in einem Protokoll befragt wurde, sowie davon, was allgemein festgesetzt wurde von den Versammelten und vom ehrwürdigen Patriarchen Mār Timotheos, der ihm dann die Bischofsweihe gab im Jahr Hundertvierundsiebzig der Herrschaft der Araber. 50 In CSCO 645, S. 80, habe ich ungenau übersetzt: »Es folgen die heiligen Kanones, die vom heiligen…« 51 Das Wort »Mār« fehlt in meiner Übersetzung in CSCO 645, S. 88.
XXII
M. HEIMGARTNER
Brief 51
Wiederum ein Brief von Katholikos Mār Timotheos an Rabban Māranzekā, als dieser Lehrer in Nisibis war; durch diesen [Brief] berief er ihn zum Bischofsamt von Bēt Nuhadrān.
Brief 52
Von demselben an Sergios.
Brief 53
Von demselben an Sergios.
Brief 54
Von demselben an Sergios.
Brief 55
Von demselben an denselben.
Brief 56
Von demselben an Bischof Barsāhadē.
Brief 57
Von demselben an Sergios.
Brief 58
Von demselben an Sergios. Zu Ende sind die Briefe des Mār52 Timotheos, Gottes Ehrwürdigen, des Patriarchen des Ostens, mit der Hilfe des Herrn. Sein Gebet [werde] der Gemeinschaft der Gläubigen [zuteil], und dem Herrn [sei] Lobpreis! Amen!
Die kurzen Überschriften lauten meist: »Von demselben an N. N.«, wobei zum Namen des Adressaten höchstens noch ein Titel oder eine Ortsangabe hinzutritt. Oft wird der Name bei Wiederholungen noch durch »an denselben« oder »an ihn« ersetzt. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Briefe an Sergios. Von dieser Praxis heben sich die fett gedruckten Stellen ab, welche ich im Wesentlichen einer Erweiterungsredaktion zuordne:53 Diese Überschriften sind relativ lang und nehmen verschiedentlich auch auf den Inhalt Bezug.54 Mehrfach liefern sie wertvolle Hintergrundinformationen, welche nicht aus der Briefadresse oder dem Brieftext erschlossen sind.55 An mehreren Stellen steht eine Unterschrift am Ende des Textes.56 Timotheos wird als »Katholikos«, als »Patriarch« oder gar als »Katholikos-Patriarch« tituliert und trägt mehrfach das Prädikat »Gottes Ehrwürdiger«.57 In den beiden Blöcken 1–disp und 49–51 52
Das Wort »Mār« fehlt in meiner Übersetzung in CSCO 645, S. 138. Davon ausgenommen scheint mir die Unterschrift von Brief 58 (vgl. dazu unten S. XXVI). 54 So bei Brief 1, Cento, Disputation, Brief 34 und 35 sowie der Nestorius-Apologie. 55 So kann der Fall des Nestorius erst dank der Überschrift der Nestorius-Apologie chronologisch näher eingeordnet werden (Jahr 174 der Araber). Auch die Überschriften der Briefe 51 und 49 enthalten solche Zusatzinformationen. 56 So bei Brief 1, Cento, Brief 2, Disputation, Brief 36, Brief 50 sowie ferner am Ende der Briefsammlung nach Brief 58. 57 Die Titulierung als »Gottes Heiliger« in der Buchüberschrift vor Brief 1 könnte demgegenüber von einem noch späteren Redaktor stammen. Dass man beim Anfang der 53
EINLEITUNG
XXIII
beginnen die Überschriften abgesehen vom allerersten Brief ausnahmslos mit »wiederum« (u{). Vereinzelte weitere Stellen mit »wiederum« in den Überschriften sind noch zu untersuchen. Diese Charakteristika konzentrieren sich hauptsächlich auf drei Blöcke: die Briefe 1 und 2 mit dem Cento und der Disputation, die Briefe 34–36 und die Briefe 49–51 mit der Apologie des Nestorius. Sieben der neun längsten Briefe des Timotheos finden sich hier.58 Im Gegensatz zur übrigen Sammlung, wo Briefe an Sergios dominieren59, sind die Texte hier mit Ausnahme von Brief 49 nicht an Sergios gerichtet, und nur hier stehen Texte von anderen Autoren60. Die Erweiterungsredaktion verbindet offensichtlich die kurzen, meist an Sergios gerichteten Korrespondenzbriefe mit den grossen Traktaten und schöpft dabei, so möchte man vermuten, auch aus anderen Quellen. Allerdings finden sich auch ausserhalb dieser Redaktion grosse Traktate, so etwa die Briefe 40–42. Die einfachste Annahme scheint mir, dass diese Erweiterung von Sergios selbst vorgenommen wurde: Dafür spricht, dass keiner der ergänzten Timotheosbriefe nach dem Tod des Sergios um 803 abgefasst ist. Von einer ganzen Reihe dieser ergänzten Texte wissen wir, dass Sergios sie besessen hat, nämlich die Briefe 34–36, 49 und 50 sowie mit grösster Wahrscheinlichkeit auch die Disputation. Es wäre seltsam, wenn Sergios dem Corpus nicht auch diese Traktate sowie sein eigenes Berufungsschreiben (Brief 49) einverleibt hätte, welche er selbst besass. Auch hatte Sergios selbstverständlich die Zusatzinformationen der Überschriften der Briefe 15 und 49, welche nicht aus den Briefadressen gewonnen sind. Mir scheint, dass sich auch der Zeitpunkt der Redaktion genauer bestimmen lässt: Sie fand wohl bald nach Sergios’ Amtsantritt als Metropolit von Elam statt. So wird verständlich, warum der Synodalbrief vom Jahr 782 an Metropolit Aprēm von Elam, mit dem das Schisma nach der Wahl des Timotheos überwunden wurde (Brief 50), direkt hinter Sergios’ Berufungsschreiben (Brief 49) steht: Sergios scheint den Brief im Archiv seines Vorgängers Aprēm vorgefunden zu haben. Die Position von Brief 49 erklärt sich auch aus dessen besonderer Bedeutung: Im Gegensatz zu den Sammlung mit späteren Zusätzen rechnen muss, zeigen die Varianten der späteren Handschriften, vgl. unten Anm. 2 zur Überschrift von Brief 1. 58 Die neun längsten Briefe des Timotheos sind in absteigender Reihenfolge: Disputation mit al-Mahdī, Brief 41, Brief 34, Brief 2, Brief 40, Brief 42, Brief 1, Brief 36 und Brief 35, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, Anm. 79 auf S. XXII–XXIII, sowie oben Anm. 1. 59 Siehe oben S. XVI mit Anm. 39. 60 Nämlich der Cento und die Apologie des Nestorius.
XXIV
M. HEIMGARTNER
Korrespondenzbriefen der Mossulzeit ist er ein eigentliches amtliches Dokument und steht wohl daher vereint mit dem Synodalbrief 50, der Nestorius-Apologie und dem Berufungsschreiben von Māranzekā (Brief 51). Er begründet Sergios’ Rang als Metropolit von Elam, als welcher er Empfänger der entsprechenden Briefe sein würde. Möglicherweise wurde das Original von Brief 49 nicht in der Sammlung von Sergios’ Privatbriefen, sondern bei den Urkunden des Metropolitansitzes aufbewahrt, wo sich auch der Synodalbrief befand. Beim Block der Briefe 49–51 mit der Nestorius-Apologie hat nur Brief 50 eine Briefunterschrift. Dies dürfte mit der Kürze der betreffenden Texte zusammenhängen. Wie Brief 49 ist auch Brief 51 ein Berufungsschreiben und hat ebenso eine Überschrift mit Zusatzinformation. Laut dieser wurde mit ihm der Lehrer Māranzekā zum Bischof von Bēt Nuhadrān berufen. Er könnte also wie die Nestorius-Apologie aus dem Bischofsarchiv von Bēt Nuhadrān stammen.61 Auch die Briefe 1 und 2 lassen vermuten, dass Sergios der berufliche und soziale Aufstieg ins Metropolitenamt auch zu anderen Quellenbeständen den Zugang geöffnet hat. Dies dürfte der Anlass gewesen sein, seine bestehende Sammlung mit den neu zugegangenen Texten in eine entsprechende Form zu bringen. Vorerst rätselhaft ist die Position der Briefe 49–51 mit der NestoriusApologie an der jetzigen Stelle zwischen den Briefen 48 und 52, wo sie den Zusammenhang von Sergios’ Elamkorrespondenz stören. Eher würde man sie als Ergänzung der Erweiterungsredaktion am Schluss der Sammlung erwarten, sodass sie ein Pendant zum Block am Anfang (Brief 1– Disputation) bilden würden. Sollte die Redaktion also kurz nach Sergios’ Amtsantritt erfolgt sein, bildeten sie ursprünglich den Schluss der vorläufigen Sammlung, an die erst später die Elambriefe angefügt wurden. Wie sie an die jetzige Stelle verrutscht sind, werden wir später erhellen müssen. Schliesslich erklärt sich damit auch, dass sich nur vor Brief 15 eine lange Überschrift zu den an Sergios gerichteten Mossulbriefen findet, bei den Elambriefen jedoch nirgends eine solche steht. Sie könnte verloren gegangen sein. Noch näher liegt jedoch, dass der Erweiterungsredaktor die Elambriefe noch nicht besass. Die Überschrift von Brief 15 — »Wiederum 61 Kontakte mit Bēt Nuhadrān hatte Sergios offensichtlich bereits vor seiner Wahl zum Metropoliten. So schreibt Timotheos in Brief 44,10 an Sergios: »Deiner Keuschheit sind nämlich, so meine ich, die Untersuchungen bekannt, die von uns gegen unseren Bruder Nestorius, Oberhaupt des [Bischofs-]Sitzes von Bēt Nuhadrān durchgeführt wurden.« Leider bricht unmittelbar danach der Text ab. Aus Brief 28 erfahren wir, dass Sergios miteinbezogen war, als einer oder mehrere Orte vom Bistum Bēt Nuhadrān zum Bistum Margā hinüberwechseln wollten.
EINLEITUNG
XXV
von demselben 〈an〉 Sergios, Priester und Lehrer des Klosters unseres Vaters Mār Abraham des Übersetzers« — zeigt ebenfalls Charakteristiken der Erweiterungsredaktion. Sie beginnt mit »wiederum« und bietet ein Informationsplus, das nicht aus der unmittelbar folgenden Briefadresse62 gearbeitet ist. Diese Überschrift lässt zudem vermuten, dass das vorangehende Kondolenzschreiben zum Tod des Schullehrers Pētīōn (Brief 14) — der Anfang mit der Briefüberschrift und -adresse ist verloren — nicht an Sergios adressiert war, sondern sich wie Brief 42 an die Schulbrüder insgesamt wandte.63 Auch die Briefe 34–36 sind nicht an Sergios gerichtet. Dank der entsprechenden Korrespondenz in den Briefen 30–33 und 37 wissen wir allerdings, dass Sergios diese Texte besass.64 Timotheos selbst bat später Sergios um eine Abschrift von Brief 36 (24,9), der ihm schon seit langer Zeit fehlte (vgl. 37,2f). Hier sind die Charakteristiken von Sergios’ Erweiterungsredaktion nicht so deutlich wie anderswo. Die Überschrift von Brief 34 ist gewohnt lang, aber diejenigen der Briefe 35 und 36 (»Von demselben an den Gläubigen Naṣr«) entsprechen den kurzen Überschriften der Korrespondenzbriefe. Bei diesem Block hat Sergios die Briefüberschriften wohl nur überarbeitet und bei Brief 35 die Inhaltsangabe ergänzt. Bei Brief 36 hat er den Zusatz »Zweiter Brief« und die auffallend kurze Briefunterschrift »Zu Ende sind die Briefe an Naṣr« vielleicht bereits vorgefunden.65 Das Wort »wiederum«, mit dem er die folgenden Briefe angeschlossen hat, findet sich seltsamerweise zu Beginn der Überschriften sowohl von Brief 37 als auch von Brief 38. Möglicherweise hat Sergios die Briefe 34–36 zuerst erst nach Brief 37 eingeschoben, denn dort, nach der entsprechenden Korrespondenz (Briefe 30–33 und 37), würde man sie nämlich erwarten und noch nicht nach Brief 33. Möglicherweise hat ein noch späterer Abschreiber die Briefe 34–36 um einen Brief nach vorne verschoben.66
62 Die Inscriptio von Brief 15 lautet: »An den Christus liebenden Rabban Mār Sergios, Priester und Lehrer. Timotheos, der geringste unter den Dienern unseres Herrn, grüsst deine Keuschheit und bittet um dein Gebet.« 63 Zwar erkannte schon BRAUN (Versio, S. 72 Anm. 5) zu Recht, dass sich Brief 14 an den Priester und Lehrer Sergios richtet (vgl. ep 14,94–96), doch meist sind die Brüder insgesamt angeredet (ep 14,50.97.105). 64 Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XI–XIV. 65 In Heimgartner, CSCO 662, S. 137, habe ich verkürzend »Ende der Briefe an Naṣr« übersetzt. 66 Vgl. dazu auch HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XIX.
XXVI
M. HEIMGARTNER
Auffälligerweise haben die Timotheosbriefe keine Gesamtüberschrift, sondern nur eine Gesamtunterschrift am Ende nach Brief 58. Deren Wortwahl scheint auf den ersten Blick wieder die Hand von Sergios’ Erweiterungsredaktion zu verraten. Sie könnte dieser jedoch auch nachgebildet sein und im Zusammenhang mit einer späteren Redaktion stehen, welche die Briefe des Timotheos in das sogenannte Rechtsbuch des Patriarchen Elias67 oder Vorstufen desselben integriert. Bereits Brief 1 wird mit »wiederum« an das vorangehende syrisch-römische Rechtsbuch68 angeschlossen, und ebenfalls mit »wiederum« wird nach Brief 58 Aprēms Brief an Gabriel Bōktīšō‘ angeschlossen, der auch aus dem Metropolitanarchiv von Bēt Lāpāṭ stammen dürfte.69 Da die Editionsarbeiten zu dieser Grosskollektion mit Ausnahme einzelner Teile noch kaum vorangeschritten sind, kann die hochinteressante Frage nach Art und Umfang dieser Gesamtredaktion des Rechtsbuches hier nicht weiter verfolgt werden. Man wird sich jedenfalls hüten müssen, ein blosses »wiederum« voreilig dem Erweiterungsredaktor zuzuteilen. Daher notieren wir vorerst nur, dass Brief 3 mit einem solchen »wiederum« an den vorangehenden Block der Erweiterungsredaktion angeschlossen ist, während ein solcher Anschluss mit »wiederum« nach dem dritten Block in der Adresse von Brief 52 fehlt. Zum Anfang der Sammlung bestimmte Sergios offenbar die herausragenden theologischen Traktate: Brief 1 über die Taufe, Brief 2 über die Seele und die Disputation mit al-Mahdi über Christentum und Islam. Die Taufe war für Sergios offenbar das wichtigste Thema, und so stellte er Brief 1 an die Spitze. Verräterisch ist dabei, dass Sergios dem Brief einen Cento beigefügt hat, der den Traktat leicht verschärfend uminterpretiert.70 Der Anfangsbrief der Sammlung ist der einzige Text, der durch die Zugabe eines weiteren Textes kommentiert und sogar in der Aussageintention umakzentuiert wird. Das Nächstliegende ist die Annahme, dass Sergios selbst den Cento verfasst hat. Laut der Überschrift ist der Cento »gesammelt aus den Briefen des Timotheos«. Niemand war dazu so prädestiniert Siehe dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XI–XII. Vgl. dazu die Edition von SELB/KAUFHOLD, Rechtsbuch. 69 Die Überschrift des zur Zeit noch unveröffentlichten Briefes lautet: »Ferner ein Brief von Mār Aprēm, Metropolit von Elam, an Gabriel, Sohn des Bōktīšō‘, darüber, dass es nicht erlaubt ist, die Heiligkeit [der Eucharistie] der Rhomäer und der Jakobiten zu empfangen.« (Handschrift Birmingham, Mingana 587, Blatt 818a–820b) Die Unterschrift lautet: »Zu Ende ist der Brief von Mār Aprēm, Metropolit von Elam, an Gabriel bar Bōktīšō‘ darüber, dass es nicht erlaubt ist, das Heilige der Rhomäer und der Jakobiten zu empfangen.« (Birmingham, Mingana 587, Blatt 820b) 70 Vgl. dazu oben S. XI–XII. 67 68
EINLEITUNG
XXVII
wie Sergios als Redaktor der Briefsammlung. Der Cento nimmt auch ausdrücklich Bezug auf Brief 1, dessen Ende wenige Zeilen zuvor stehe71; er ist also genau auf die jetzige Stelle in der Briefsammlung nach Brief 1 hinkonzipiert. Dabei wird Brief 1 auch eingehend referiert und zitiert (Cto 2–8). Somit dürften sich auch die übrigen Verweise des Cento auf die Briefsammlung beziehen. Unmittelbar nach den Ausführungen zu Brief 1 ist nämlich von einem zweiten Brief an Salomon von Ḥedattā (Cto 9), einem an dessen Nachfolger Johannes von Ḥedattā (Cto 10) und dem »vierten Brief« an Māranzekā von Ninive (Cto 11) die Rede, welche sich ebenfalls mit der Taufe beschäftigten. Diese Texte scheinen also verloren gegangen zu sein. Mit der liturgischen »Ordnung der Versöhnung« in Cto 21–33 bezieht sich der Verfasser des Cento offensichtlich auf den »vierten Brief« an Māranzekā von Ninive, wo sich Timotheos offenbar ausführlicher zum entsprechenden Ritus äusserte (Cto 11). Was den verlorenen Brief an Māranzekā von Ninive betrifft, drängt sich der Gedanke auf, dass er irgendwo nach Brief 51 an Māranzekā folgte. Damit fällt neues Licht auf die schwierige Frage, ob Bischof Māranzekā von Ninive mit dem gleichnamigen Lehrer identisch ist, der mit Brief 51 zum Bischof von Bēt Nuhadrān berufen wurde.72 Weshalb hätte Sergios seine vorläufige Briefsammlung, soweit wir erkennen können, mit einem Berufungsschreiben an einen — uns im Übrigen unbekannten — Lehrer beenden sollen? Wenn irgendwo danach der verlorene Brief über die Taufe folgte, passte das jedoch sehr gut. Das Berufungsschreiben würde zusätzlich die Wichtigkeit und Integrität des Amtsträgers illustrieren, an den Timotheos seine Ausführungen zur Taufe richtet.73 Mit dem Brief zur Taufe am Schluss des 71 Cto 2: »…dessen Ende jetzt vor deinen Augen [ist].« Sonst müsste man annehmen, der Redaktor habe diesen Teilsatz in der bereits bestehenden Cento eingefügt. 72 Zur Frage der Identität der beiden Māranzekā siehe bereits HEIMGARTNER, CSCO 645, S. 96 Anm. 487, und DERS., CSCO 701, S. 101 Anm. 2. 73 Das war wohl besonders wichtig, weil Timotheos Māranzekā unserer Rekonstruktion zufolge anschliessend vom Bischofssitz Bēt Nuhadrān zum Bischof von Ninive umberief. Auch sonst hat Timotheos gelegentlich Bischöfe von weniger wichtigen auf bedeutendere Sitze berufen, wie das Beispiel von Johannes von Ḥedattā zeigt, den er laut ep 21,1 und 22,10f zum Metropoliten von Nisibis berief. Dabei setzt sich Timotheos über die seit Nizäa geltende Vorschrift hinweg, dass Bischofe nicht auf eine andere Hyparchie wechseln dürfen, die er etwa in ep 3,6 ausdrücklich erwähnt. — Der Wechsel von einem Bischofssitz zu einem anderen wird verboten auf der Synode von Nizäa, Kanon 15 (syrischer Text bei Schulthess, Kanones, S. 24), danach auf der Synode von Aba I., Kanon 13 (Braun, Synhados, S. 139f; Chabot, Synodicon, S. 547/557), auf der Synode des Joseph, Kanon 5 (Braun, Synhados, S. 152; Chabot, Synodicon, S. 100/357f) sowie der Synode des Ezechiel, Kanon 24 (Braun, Synhados, S. 183; Chabot, Synodicon, S. 124/383). Zum Verbot der Ordination in fremdem Gebiet vgl. auch Synode des Joseph, Kanon 3 (Braun, Synhados, S. 151; Chabot, Synodicon, S. 99/357). Zur Sache vgl. Selb, Kirchenrecht, Bd. 1, S. 133f.)
XXVIII
M. HEIMGARTNER
Bandes war Sergios wieder bei dem Thema angelangt, mit dem er die Sammlung begonnen hatte. Auch die beiden anderen verlorenen Briefe über die Taufe — nämlich der zweite Brief an Salomon von Ḥedattā (Cto 9) und der an dessen Nachfolger Johannes von Ḥedattā (Cto 10) — würden hier am Schluss der Sammlung gut hinpassen, aber mehr lässt sich dazu nicht sagen. Schliesslich scheint es mir von diesen Angaben im Cento her plausibler anzunehmen, dass Brief 26 an Bischof Māranzekā von Ninive auch ursprünglich als ein weiterer Brief an Māranzekā nach Brief 51 stand; somit wäre der im Cento erwähnte Brief über die Taufe wohl tatsächlich der letzte von vier Briefen an Māranzekā, wobei ausser diesem mindestens ein weiterer verloren sein dürfte. Ob Brief 51 bereits als erster gezählt wurde oder erst die grossen Brieftraktate nummeriert waren, ist ebenfalls ungewiss. 4.2. Die Umstellungsredaktion Die Sammlung der Timotheosbriefe weist mehrere Naht- oder Bruchstellen auf, wo entweder die Handschriften eine Lücke aufweisen oder wo unerkannt zwei Teile von ursprünglich selbständigen Briefen zu einem neuen, scheinbar ganzen zusammengewachsen sind (dazu in Kapitel 4.2.1.). Zum anderen stehen Blöcke von Briefen an Sergios aus seiner Zeit als Priester und Lehrer in Mossul und seiner Zeit als Metropolit von Elam wirr durcheinander (dazu in Kapitel 4.2.2.). Zu beiden Problemen hat Berti, wie erwähnt, Vorarbeit geleistet. 4.2.1. Die Nahtstellen Im Gesamtcorpus der Timotheosbriefe finden sich insgesamt sechs Nahtstellen. Teilweise sind diese in den Handschriften rein äusserlich unsichtbar. An mehreren Stellen sind Briefe, denen Anfang oder Ende fehlen, zu scheinbar ganzen Briefen zusammengewachsen. Diese müssen aufgrund inhaltlicher Divergenzen literarkritisch in die ursprünglichen Teile zerlegt werden. Im Rückgriff auf Vorarbeiten von Braun, Fiey und Berti lassen sich die folgenden ursprünglich selbständigen Briefteile74 herausarbeiten: 8a und 8b, 9a und 9b, 13 und 14 sowie 44a und 44b.75 Im Fall der Teilbriefe 44a und 44b ist die Nahtstelle in den Handschriften 74 Die Bezeichnung der Briefteile mit a und b stammt von mir; ich habe sie erstmals angewandt in HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LVI–LVIII und LXIV–LXVI (44a/44b) und LXI (8a). 75 Siehe dazu HEIMGARTNER, CSCO 701, S. XXV–XXVII.
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auch äusserlich als Lücke sichtbar76, bei den Briefen 13 und 14 ist sie an Textschäden im letzten Paragraphen von Brief 13 wenigstens erahnbar.77 78 Zwei weitere, deutlich sichtbare Lücken finden sich nach disp 19,44 und am Ende von Brief 26. Im letzteren Fall ist der gesamte Rest des Briefes in unbekanntem Ausmass verloren gegangen, im ersteren Fall ist durch Textinhalt und Buchunterschrift gesichert, dass die Fortsetzung in disp 20,1 zur selben Schrift gehört. Da sich im Bereich der Erweiterungsredaktion nur die letztgenannte Nahtstelle findet und bei dieser auch keine Textstücke verstellt worden sind, können wir für die folgende Analyse die von der Erweiterungsredaktion hinzugefügten Texte beiseite lassen, um die ursprüngliche Ordnung des nicht erweiterten Corpus zu ermitteln. Somit bleibt nach Abzug der in der Erweiterungsredaktion neu dazugekommenen Texte ein rekonstruiertes Briefcorpus von folgendem Umfang zurück: 3–33.37–48.52–58. 4.2.2. Die Mossul- und die Elamblöcke Was die Blöcke betrifft, aus denen das jetzige Corpus zusammengesetzt ist, betrachte ich in Vereinfachung gegenüber Berti79 die Briefe 27–33.37– 44a vorerst als eine einzige grössere Einheit mit den darin eingelegten Briefen 41–43. Die genauen Umstände dieser Einlagen wird noch zu klären sein. Dafür teile ich gegenüber Berti den Block der Briefe 3–13 bereits in die Elambriefe 3–8a und 9b–13 sowie die Mossulbriefe 8b–9a auf.80 Bei den Briefen 8b und 14 ergibt sich die Zuordnung nach Mossul aus inhaltlichen Gründen, ebenso die Zuordnung nach Elam bei Brief 9b und höchstwahrscheinlich bei 44b81. So erhalte ich folgende Blöcke von Briefen aus den beiden Tätigkeitsperioden des Sergios in Mossul und in Elam, wobei ich die Nahtstellen mit waagrechten Doppelstrichen einzeichne: 76
Im Fall von Brief 44a/b beträgt die Lücke in der ältesten Handschrift Bagdad 509 eindreiviertel Zeilen, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 644, S. 71, und CSCO 645, S. 54 mit Anm. 256, ausführlicher ebenda S. LXVI–LXVII und LXIV. 77 Vgl. dazu Brief 13,41. 78 Dabei ist der Text bereits innerhalb von 19,44 ein erstes Mal beschädigt und bricht schliesslich gänzlich ab, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. 105 Anm. 334 und 335. 79 BERTI, Vita, S. 66 (siehe die Auflistung oben in Anm. 45). 80 Grund dafür ist, dass ich anders als Berti Brief 9 mit BRAUN (Briefe [OrChr 2], S. 25 Anm. 2 und S. 3) in zwei unabhängige Brieffragmente unterteile, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 701, S. XXVI–XXVII. 81 Vgl. dazu BERTI, Vita, S. 59f, und HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LXIV–LXVI.
XXX
M. HEIMGARTNER
Briefe 3–8a
Elam
Briefe 8b–9a
Mossul
Briefe 9b–13
Elam
Briefe 14–20 Briefe 21–25 daran angefügt Brief 26
Mossul Elam
Briefe 27–33.37–44a darin eingelegt Briefe 41–43
Mossul
Briefe 44b–48.52–58
Elam
Der Befund könnte nicht augenfälliger sein. Von den 5 Nahtstellen innerhalb der Briefe 3–58 fallen ausnahmslos alle mit einem Wechsel von Mossul- und Elamblöcken zusammen. Und umgekehrt fallen die Wechsel von Mossul- und Elamblöcken mit einer einzigen Ausnahme (Briefe 20/21) stets mit einer Nahtstelle zusammen. Die jetzige Abfolge der Briefe kann also unmöglich das Ergebnis einer wohlüberlegten redaktionellen Umstellung eines unbeschädigten Textes sein. Der jetzige Text kann auch nicht der Überrest einer wohlüberlegten redaktionellen Umstellung sein, in der dann später unglücklicherweise durch Blattausfall Lücken entstanden wären. Es wäre zu seltsam, dass die Blattausfälle in der festgestellten Weise mit den Wechseln der Blöcke parallel gehen. Folglich ist die jetzige Abfolge der Briefe entweder ein zufälliges Durcheinander von Textblöcken — etwa von durcheinandergeratenen Einzelheften einer ungebundenen Handschrift — oder aber ein mehr oder weniger geschickter Versuch, einen bereits beschädigten Text durch gezielte redaktionelle Umstellung möglichst wiederherzustellen und die Lücken auszubessern. Dies lässt sich überprüfen: Wenn der Text vollständig wäre und nur durch zufällige Umplatzierungen entstellt worden wäre, müssten sich die Brieffragmente 8a, 8b, 9a, 9b, 13, 14, 26, 44a und 44b zu den ursprünglichen Briefen zusammensetzen lassen. Das ist jedoch nicht möglich. Zudem fehlt bei fünf Briefen der Schluss und nur bei vieren der Anfang.82 82 Suchen wir zuerst den Anfang des Kondolenzschreibens Brief 14 zum Tode des Mossuler Schullehrers Pētīōn: Die logische Spielerei von Brief 8a ist dazu völlig ungeeignet, ebenso Brief 26, die Abhandlung zu den verschiedenen Patriarchaten und Konfessionen,
EINLEITUNG
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Damit steht fest: Die Sammlung ist auch ungeachtet der Umstellungen an mehreren Stellen beschädigt: Von insgesamt neun Briefen sind entweder der Anfang oder der Schluss in unbekanntem Ausmass verloren gegangen. Nun treffen an vier von fünf Bruchstellen zwischen Mossulund Elamblöcken Brieffragmente so aufeinander, dass scheinbar ganze Briefe entstehen. Mir scheint, dass dahinter nicht Zufall, sondern mehr oder weniger tiefgründige Redaktionsarbeit steckt. Ein Redaktor hat die Blöcke umgestellt, um möglichst viele vermeintlich zerteilte Briefe wieder richtig zusammenzusetzen. Wenigstens an einigen Stellen lassen sich seine Überlegungen nachvollziehen: Recht gekonnt ist die Einfügung der Briefe 8b–9a zwischen 8a und 9b: Der in 8b erwähnte Pētīōn wird durch die Verbindung mit 8a zu einer Person in Elam. Genauso gerät Pētīōn als Adressat von Brief 9a durch die Anfügung von 9b ins elamitische Umfeld. Die Einfügung der Briefe 8b–9a hat sich an beiden Nahtstellen welche zudem an einen anderen Adressaten (Māranzekā) gerichtet ist. Auch die Ausführungen zur Schwagerehe in Brief 9a passen nicht, ganz abgesehen vom Adressaten (Pētīōn). Brief 44a ist tatsächlich auch ein Kondolenzschreiben nach Mossul, aber zum Tod einer anderen Person (Elia). Zudem ist im erhaltenen Text bereits der Übergang zu einem anderen Thema fassbar, nämlich dem 790/791 zum Bischof von Bēt Nuhadrān ernannten Nestorius, womit sich auch chronologische Unvereinbarkeiten ergeben. Auch Brief 13 eignet sich nicht: Er richtet sich an den Metropoliten Sergios und orientiert über die Probleme, welche sich bei der Weihe des Metropoliten Ḥenānīšō‘ von Sarbaziah ergaben. Zu Brief 9b, dem Mahnschreiben an die Elamiten, den neugewählten Metropoliten Sergios anzuerkennen, lässt sich kein Anfang finden. Alle Briefanfänge wenden sich an Einzelpersonen und passen auch inhaltlich nicht: weder das Kondolenzschreiben Brief 44a noch die logische Spielerei Brief 8a noch Brief 13 über die Probleme mit Ḥenānīšō‘, alle drei an Sergios gerichtet, ebensowenig die theologische Abhandlung Brief 26 an Māranzekā. Als Briefanfang zu Brief 8b mit verschiedenen Aufträgen an den Priester und Lehrer Sergios eignet sich Brief 13 über die Probleme mit Ḥenānīšō‘ nicht. Die theologische Abhandlung Brief 26 an Māranzekā passt vom Adressaten her nicht, und inhaltlich wäre sie eher überraschend. Auch Brief 9a an Pētīōn passt vom Adressaten her nicht; nach ebendiesem erkundigt sich Timotheos in 8b. 44a passt aus chronologischen Gründen nicht, weil er die Erhebung von Nestorius zum Bischof von Bēt Nuhadrān im Jahre 790/791 voraussetzt, während Pētīōn bereits unter al-Mahdī gestorben ist: Die Disputation, allerspätestens 785 verfasst (vermutlich aber 782/783, dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XXXIII), richtet sich bereits an dessen Nachfolger Sergios. Suchen wir schliesslich einen Anfang zu Brief 44b: Die Briefe 8a und 44a an Sergios den Schullehrer in Mossul passen nicht zu dem Konfliktfall mit dem namentlich ungenannten Amtsträger im Südirak. Ebensowenig dürften die Briefe 26 an Māranzekā und 9a an Pētīōn den ausstehenden Anfang von 44b repräsentieren. Brief 13 hingegen steht zwar von der Thematik her sehr nahe, aber es handelt sich um zwei verschiedene Problempersonen, beide Amtsträger, die aus Personalmangel auf Stellen berufen wurden, welche sie dann bald wieder verliessen, in Brief 13 in Sarbaziah, in 44b in Sus und Baṣra. Zudem liefert keiner der Briefanfänge die Informationen, welche 44b voraussetzt (vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LXIV mit Anm. 200).
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M. HEIMGARTNER
so sehr »bewährt«, dass die Zusammenfügungen jahrhundertelang verborgen geblieben sind.83 4.2.3. Die Rekonstruktion des Elamregisters Wir haben festgestellt, dass sich die Brieffragmente nicht zu ganzen Briefen zusammensetzen lassen. Wir wollen daher nun einen anderen Weg gehen und zu rekonstruieren versuchen, wie die verstellten Blöcke ursprünglich geordnet waren. Dabei scheint es leichter zu sein, die Elamblöcke in die richtige Reihenfolge zu bringen: Wenn wir den Mossulblock mit den beiden Briefen 8b–9a herausnehmen, scheinen die Briefe 3–13 bereits richtig geordnet zu sein, vermutlich auch chronologisch. So hatten es im Wesentlichen auch bereits Bidawid und Berti gesehen.84 Nehmen wir nun auch den Mossulblock mit den Briefen 14–20 heraus und fügen dort die Briefe 44b–48.52–58 ein. Für diese Platzierung und gegen die Einfügung nach den Briefen 21–26 sprechen inhaltliche Verflechtungen: In den Briefen 54 und 57 plant Timotheos, Īšō‘barnūn zum Metropoliten von Nisibis zu erheben, und in den Briefen 21 und 22 berichtet er, wie dies gescheitert sei.85 Ebenso kommen dadurch die Texte zur Absetzung von Bischof Abraham von Gāi in die richtige Reihenfolge (Briefe 3, 54, 83 Die Nahtstelle zwischen den Briefen 44a und 44b hat erst Berti 2009 entdeckt, die zwischen 8a und 8b Fiey im Jahr 1965 und die zwischen 13 und 14 Braun in seiner CSCOEdition von 1914. Die Nahtstelle zwischen den Briefen 9a und 9b hat ebenfalls Braun entdeckt, und zwar bereits bei der Einzeledition von Brief 9 im Jahr 1902, aber er traute der Sache nicht und betrachtete die beiden Teilbriefe in seiner Gesamtedition wieder als einen einzigen durchgehenden Text. Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 701, S. XXVI. 84 BIDAWID, Lettres, S. 68f und 74; BERTI, Vita, S. 61f und 66 (dieser mit Ausgliederung von Brief 8b). Beide datieren jedoch Brief 4 nach Brief 9 und die Briefe 5–7 nach 13: BIDAWID (Lettres, S. 68f) stellt die beiden Briefe an die Elamiter (Brief 4 und 10) direkt vor Brief 11, weil Timotheos dort Sergios auffordert, den Elamitern die an sie gerichteten Briefe vorzulesen. Dabei hat Bidawid übersehen, dass sich auch in Brief 5 eine entsprechende Aufforderung findet, die sich offensichtlich auf Brief 4 bezieht (5,4). Brief 4 steht offensichtlich vor Brief 5 doch am richtigen Platz. Die Briefe 5 und 6 werden von BIDAWID hinter Brief 13 gestellt (Lettres, S. 69), denn Timotheos habe Īšō‘sabran und Īšō‘raḥmeh mit Brief 13 aufgefordert, zu ihm zu kommen (BIDAWID, Lettres, S. 69 Anm. 4, meint 13,27f; er verweist dort auf BRAUN, Textus, S. 108f, und DERS., Versio, S. 71), gemäss Brief 5 habe er ihnen »erneut« geschrieben (5,12), worauf sie laut Brief 6 tatsächlich eingetroffen seien (6,10). Hier hat Bidawid die Namen verwirrt: In 5,12 sind Ḥenānīšō‘ und Īšō‘sabran genannt, in 6,10 Ḥenānīšō‘, Īšō‘raḥmeh und Īšō‘sabran und in 13,27f Ḥenānīšō‘ und Sabrīšō‘. Möglicherweise hat aber auch Timotheos Īšō‘sabran und Sabrīšō‘ verwechselt. Hier Klarheit über die genauen Abläufe zu schaffen, ist schwierig. Für eine Umstellung der Briefe 5 und 6 scheint mir die Argumentationsbasis jedenfalls zu schwach. 85 Vgl. dazu im Detail HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LXX–LXXIII.
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21+22). So entsteht durch die Herausnahme von 8b–9a und die Einfügung von 44b–48.52–58 an die Stelle von 14–20 ein chronologisch durchgehendes Briefregister des Sergios von Elam. Auch der Anschluss der Briefe 44b und 45 an Brief 13 passt: Brief 45 scheint in die Übergangszeit zu gehören, wo Timotheos die umstrittene Position des Sergios als Metropolit durch Briefe an die Elamiter sowie an einflussreiche Privatpersonen zu stabilisieren versucht, und Brief 44b berichtet von ähnlichen Schwierigkeiten mit Amtsträgern wie Brief 13. In Brief 53,1–4 hören wir davon, dass sich die Situation definitiv beruhigt hat, und Timotheos schreibt diesen Erfolg nicht seinen eben genannten Briefen zu, sondern dem Eingreifen des Hofbeamten Gabriel (53,4). Dazu könnte passen, dass uns die Briefe 46–48 einen Sergios zeigen, der mehr wissenschaftlich als kirchenpolitisch-pastoral tätig ist. Noch etwas fällt auf an dem rekonstruierten Elamregister: Sämtliche darin eingelegten Briefe an andere Personen und Gruppen in seiner Metropolie sind offensichtlich Doppel von Briefen, die über Sergios den Empfängern zugestellt wurden, wie es der Fall von Bischof Barsāhadē von Hōrmīzd Ardašīr (Briefe 55 und 56)86 zeigt. Sie scheinen beim jeweiligen Begleitbrief an Sergios zu stehen.87 Entsprechendes scheint für die Briefe 4, 9b, 10 und 12 an die Elamiter zu gelten, welche Sergios diesen vorlesen musste.88 Zu Brief 45 findet sich kein Weiterleitungsvermerk. Es wäre allerdings denkbar, dass Timotheos im verlorenen Anfang von Brief 44b auf Brief 45 Bezug genommen hat, falls die beiden Briefe tatsächlich zusammengehören. Unklar ist die Einordnung des traktatartigen Briefes 26. Falls er nach Brief 25 an der ursprünglichen Stelle steht, scheint er an den Schluss des Elamregisters angeschlossen zu sein. Er könnte einer der Briefe sein, welche Timotheos gemäss Brief 24 Sergios zur kritischen Prüfung zugeschickt hat, ob sie »orthodox« seien (24,8). Noch näher liegt, dass er mit weiteren Briefen an Māranzekā sowie den beiden im Cento erwähnten Briefe an Salomon beziehungsweise Johannes von Ḥedattā (Cto 9f) hier den Schluss der Sammlung bildete, der allerdings mit Ausnahme von Brief 26,1–46 verloren ist. Wir hatten oben vermutet, dass diese Briefe ursprünglich nach den Briefen 49–51 den Schluss der damals noch vorläufigen Sammlung bildeten. Sergios scheint später die Elambriefe dazwischen eingeschoben zu haben. 86 87 88
»Brich unseren Brief an ihn auf, lies ihn und schick ihn an ihn weiter.« (ep 55,10) In diesem Fall Brief 55, vgl. die Erwähnung von Brief 56 in 55,7–10. Vgl. die Anweisungen in ep 5,4 und 11,13.
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4.2.4. Die Rekonstruktion des Mossulregisters Schwieriger ist es, die verbleibenden Mossulstücke 8b–9a, 14–20, 27– 33.37–44a zu ordnen. Bei den Briefen 14–20 scheint der inhaltliche Zusammenhang darauf hinzudeuten, dass diese Briefe in der ursprünglichen Ordnung stehen, wie schon Bidawid und Berti festhalten.89 Bei den Briefen 27–33.37–40 ist die interne Chronologie undeutlich. Immerhin sind einzelne Blöcke zu erkennen, welche in Zusammenhang zu stehen scheinen wie die fünf Briefe 30–33 und 37 sowie die beiden Briefe 38 und 39. Die Position der übrigen Texte ist vorerst unklar. Man könnte versuchen, sie chronologisch einzuordnen: Die Briefe 8b–9a gehören in die Frühzeit von Sergios’ Wirken in Mossul. Brief 9a richtet sich an Pētīōn. In Brief 8b erkundigt sich Timotheos beim Adressaten nach Pētīōns Verbleiben und bittet um die Weiterleitung von Briefen an diesen (8,28–30). Damit sind wohl Brief 9a und mindestens ein weiterer Brief gemeint. Die Briefe 8b–9a stehen also zeitlich vor Brief 14. Brief 44a wiederum gehört aufgrund der Nennung des Falls von Bischofs Nestorius von Bēt Nuhadrān in die Zeit kurz nach der Synode von 790/791.90 Von seiner Entstehungszeit her wäre er unmittelbar vor Brief 27 einzuordnen, der sich auf 791/792 datieren lässt91. Es bleiben die grossen Brieftraktate 40–42 und der darauf folgende Brief 43: Brief 40 gehört ins zeitliche Umfeld der Disputation und dürfte älter sein als die unmittelbar ihm vorangehenden Briefe. Seine jetzige Position hat er jedoch wohl erhalten, weil er wie die folgenden Briefe 41 und 42 als Traktat betrachtet wurde. Sergios hat also die von ihm gesammelten grossen Brieftraktate nach den kurzen Einzelbriefen eingeordnet.92 Zu diesen grossen Traktaten will der kurze Brief 43 an Pētīōn nicht passen. Er ist ein Gelegenheitsbrief und nicht ein Traktat. Chronologisch gehört er zu den frühesten Briefen der Sammlung. Er dürfte seinen ursprünglichen Platz in der Nachbarschaft von Brief 9a an denselben Adressaten haben und würde dann mit zu den an Pētīōn weiterzuleitenden Briefen gehören. Muss er ebenfalls ganz nach vorne zu den Briefen 8b–9a 89 BIDAWID, Lettres, S. 61f und 73 (ebenda, S. 61: »Les lettres XIV–XX se suivent parfaitement«); BERTI, Vita, S. 60f (dieser mit Eingliederung der Briefe 50, 40 und der Disputation zwischen den Briefen 17 und 18). 90 Vgl. HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LVII. 91 BIDAWID, Lettres, S. 60 und 74. Ihm folgt Berti, Vita, S. 51 mit Anm. 59 und S. 61. 92 In einem frühen Stadium dürfte die Sammlung aus hintereinandergestellten Einzelexemplaren der jeweiligen Briefe bestanden haben. Damals könnte die Disputation nach Brief 40 aufbewahrt gewesen sein, bevor Sergios sie im Rahmen der Erweiterungsredaktion an den Anfang der Sammlung nach Brief 2 stellte, aber das ist reine Hypothese.
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verschoben werden? Doch weshalb wurde er dann an seinen heutigen Platz gestellt? Einfacher ist die Erklärung, dass sich Brief 43 wie auch Brief 44a am ursprünglichen Ort befinden und die Briefe 8b–9a zwischen ihm und Brief 44a, dem Kondolenzschreiben zum Tod von Elia eingeordnet werden müssen. Dass die Briefe 43 und 44a ursprünglich nicht aufeinander folgten, werde ich später daran zeigen können, dass Brief 44a auf einem Einzelblatt stand. Damit ergibt sich eine neue Konstellation dieser vier Briefe: Mit dem Anfang von Brief 8b ist auch der Name des Adressaten verloren gegangen, den Timotheos beauftragt, die Briefe an Pētīōn weiterzuleiten (8,30). Berti hat an Sergios gedacht93, mir scheint jedoch der in 16,12 genannte Elia bar Parrukzad näher zu liegen,94 der wohl mit dem in Brief 44a beklagten verstorbenen Elia identisch ist.95 Wenn Timotheos in Brief 8b nicht Sergios, sondern Elia bar Parrukzad mit dem Versand der Briefe an Pētīōn beauftragt hätte (8,30), würde verständlich, warum Sergios sich gemäss 16,12 die Briefe an Pētīōn erst von Elia bar Parrukzad aushändigen lassen sollte. So erklärt sich noch besser, dass Sergios Brief 8b nicht in die mit Brief 15 beginnende Reihe integriert hat. Die Briefe 43, 8b–9a bilden also die Briefe der Pētīōnkorrespondenz, die über Elia weitergeleitet wurde. An diese Gruppe hätte Sergios also schliesslich auch das Kondolenzschreiben zum Tod von Elias (Brief 44a) angeschlossen, über den die Pētīōnkorrespondenz zu ihm gelangt war. Dass sich Timotheos in Brief 16,11–13 auch auf Brief 43 bezieht, ist zwar deutlich. Allerdings könnte die Pētīōnkorrespondenz noch weitere, uns verlorene Anfragen umfasst haben, wenn Timotheos auf »verschiedene Briefe« an Pētīōn verweist (16,12). Dieses Modell ermöglicht uns nun eine Rekonstruktion des Mossulregisters und der daran angefügten Traktate, welche nicht nur sachlich plausibel ist, sondern auch mit der heutigen Reihenfolge identisch ist mit Ausnahme des Blockes der Briefe 8b–9a, welcher erwiesenermassen an beiden Enden beschädigt ist: 14–20.27–33.37–43.8b–9a.44a. Damit ergäbe sich eine klare Strukturierung der Mossulbriefe, die gegenüber der heutigen Reihenfolge nur zwei Verschiebungen erfordert: Zuerst stünde Brief 14, der vermutlich an die Schulbrüder gerichtet war und Sergios’ Position als Schulleiter begründete. Danach folgen 18 Briefe BERTI, Vita, S. 52 und 60. So bereits HEIMGARTNER, CSCO 701, S. X. 95 Vgl. dazu auch HEIMGARTNER, CSCO 245, S. 53 Anm. 246, sowie BERTI, Vita, S. 219. 93 94
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an Sergios nach der entsprechenden Überschrift über Brief 15, darin eingelagert die Briefe 34–36. Brief 40, der letzte Brief dieser Reihe, bildet den Übergang zu zwei weiteren Traktaten (Briefe 41 und 42). Darauf folgt die Pētīōnkorrespondenz mit den beiden Briefen an Pētīōn (Briefe 43 und 9a), eventuell weiteren verlorenen Briefen an Pētīōn, dem mutmasslich an Elia gerichteten Brief 8b mit Bitte um deren Weiterleitung sowie dem Kondolenzschreiben zum Tod dessen, der die Pētīōnbriefe verwaltet hat. 4.2.5. Die rekonstruierte Briefsammlung des Sergios Damit sind wir in unserer Rekonstruktion auf der Ebene der Sammlung des Sergios angelangt. Den Kernbestand der Sammlung bilden die Briefe, welche Timotheos an Sergios in dessen Zeit in Mossul gerichtet hatte. Sie bestand aus Einzelexemplaren der an Sergios versandten Ausfertigungen der betreffenden Briefe, von denen ein weiteres Exemplar im Register der Patriarchatskanzlei zurückblieb.96 In diese Sammlung eingefügt und daran angegliedert sind grosse Traktate, welche Sergios ebenfalls besass (34– 36 und 40–41). Ebenso ist daran die oben sogenannte Pētīōnkorrespondenz angeschlossen. Sergios hat all diese Briefe aus seiner Mossuler Zeit nach Elam mitgenommen, als er zum dortigen Metropoliten ernannt wurde. Kurz nach seinem Amtsantritt hat Sergios die Sammlung um weitere Stücke erweitert, welche ihm vermutlich in dieser Zeit zugänglich wurden (Briefe 1–disp und 49–51 samt Nestorius-Apologie, ferner die oben genannten diversen verlorenen Texte). Diese hat er an den Anfang und an den Schluss seiner vorläufigen Sammlung gestellt. Spätestens in diesem Moment dürfte er die gesammelten Einzelbriefe ein erstes Mal abgeschrieben haben, sodass ein Buch entstand, das an seinem Ende noch nicht fertig war. Anlass dazu war wohl Sergios neue Funktion als Metropolit. Bei den bisherigen Briefen handelte es sich um Privatbriefe an Sergios selbst oder um Abschriften von Briefen an andere in seinem eigenen Besitz.97 Bei den Briefen an den Metropoliten Sergios handelte es sich jedoch um amtliche Schreiben, die wohl ihren Ort im Metropolitanarchiv hatten. Wenn sie also fortan in die bestehende Briefsammlung integriert werden sollten, musste das in Form von Abschriften der archivierten Exemplare geschehen. Diese Abschriften der Briefe aus der Elamzeit haben nun 96 Vgl. dazu ep 30–33 und 37 mit den entsprechenden Bemerkungen in HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XI–XIV, sowie ep 24,9f zum Brief »an die neuen Juden«. 97 Vermutlich hat Sergios auch die ihm ausgehändigte Pētīōnkorrespondenz als seinen Privatbesitz betrachtet, weil er sich um die Ausführung der an Pētīōn gerichteten Aufträge kümmerte.
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offenbar Sergios selbst und eventuell ein Nachlassverwalter nach Brief 51 eingeschoben, sodass die grossen Traktate weiterhin den Schluss der Sammlung bildeten. Leider ist dieser Schluss nach Brief 26,46 verloren. Der Aufbau der Sammlung des Sergios zeigt sich also wie folgt: 1) Herausragende Traktate: Brief 1 über die Taufe mit dem ergänzenden Cento, Brief 2 über die Seele und die Disputation mit dem Kalifen al-Mahdi. 2) Briefe an Sergios aus der Zeit in Mossul (15–20; 27–33; 37–39), vorangestellt Brief 14 (wohl an die Schulbrüder) und darin eingegliedert die Briefe 34–36. 3) Grosse Traktate (Briefe 40–42). 2) Die Pētīōnkorrespondenz aus der frühen Zeit in Mossul mit Briefen an Pētīōn und vermutlich Elia bar Parrūkzād (Briefe 43, 8b–9a) sowie dem Kondolenzschreiben zum Tod von Elia (Brief 44a). 4) Amtliche Dokumente: das Berufungsschreiben an Sergios (Brief 49), der Synodalbrief von 782 (Brief 50) und die Nestorius-Apologie sowie das Berufungsschreiben an Māranzekā (Brief 51). 5) Briefe aus der Elamzeit (3–8a; 9b–13; 44b–48; 52–58; 21–25). 6) Weitere herausragende Traktate: Brief 26, danach sind wohl zwei oder drei weitere Briefe an Māranzekā sowie die beiden Briefe an Salomon und Johannes von Ḥedattā über die Taufe verloren gegangen. 4.2.6. Die Umstellungen Gegenüber der hier rekonstruierten ursprünglichen Briefsammlung des Sergios geht die heutige Reihenfolge auf einen späteren Redaktor zurück, der fünf Umstellungen vorgenommen hat. In Weiterführung der These von Berti98 nehme ich an, dass er eine Briefsammlung vorfand, die aus ungebundenen Heften bestand, wie es uns Timotheos für drei damalige Fälle dokumentiert.99 An etlichen Stellen waren Blätter ausgefallen. Dabei waren insgesamt neun Briefe beschädigt worden, denen nun Anfang oder Ende fehlte (8a, 9b, 13, 14, 44b, 26, 44a, 8b und 9a). Der Redaktor versuchte nun, die Hefte möglichst so umzustellen, dass die seiner Meinung nach auseinandergerissenen Briefe wieder zusammengefügt wurden. Dazu fügte er die Briefe 8a und 8b, die Briefe 9a und 9b, die Briefe 13 und 14 sowie BERTI, Vita, S. 65. Nämlich für zwei Abschriften der Briefe 34–36 (ep 30,2f.6; 31,8–10; 33,2; 37,1, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XI–XIV) sowie für eine Handschrift der Reden Gregors von Nazianz (ep 18,9f). 98 99
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die Briefe 44a und 44b zu vermeintlich ganzen Briefen zusammen. An der letztgenannten Stelle ist die Lücke ebenso kenntlich gemacht wie am Ende von Brief 26 und in disp 19, wo ebenfalls Text fehlt. In der folgenden Grafik kennzeichnet eine Linie über dem Textblock mit einem Abwärtswinkel links eine Nahtstelle vor dem betreffenden Textblock, eine Linie unterhalb mit Aufwärtswinkel rechts eine Nahtstelle nach dem betreffenden Textblock. Die fünf umgestellten Textblöcke sind fett gekennzeichnet:
Der Redaktor hat also nur die fünf Textblöcke umgestellt, bei denen er am Anfang oder am Ende Textverluste feststellte. Er hat sie so zusammengefügt, dass vier scheinbar vollständige Briefe entstanden. Um dies anzuzeigen, sind in der rechten Spalte der Grafik die beiden Winkelzeichen an den betreffenden vier Stellen jeweils verbunden. Die Lücke vor Brief 14 beseitigte der Redaktor, indem er die Blöcke mit den Briefen 3– 8a, 8b–9a sowie 9b–13 voranstellte. Da der erste Block (Briefe 3–8a) nur hinten beschädigt war, die beiden anderen (Briefe 8b–9a und 9b–13) am
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Anfang und am Ende, konnte er so einen durchlaufenden Text herstellen. Ebenso fügte er die vorne beschädigten Briefe 44b–48 an den hinten unvollständigen Brief 44a an, sodass auch hier ein scheinbar vollständiger Brief entstand. Durch diese Umstellung kam also die oben festgestellte seltsame Position der Briefe 49–51 zwischen den Briefen 48 und 52 zustande. Nach Brief 26,46 war der Rest der Sammlung ausgefallen, und das ist auch der Grund dafür, warum von fünf Briefen der Schluss fehlt, aber nur von vier Briefen der Anfang. Der Umstellungsredaktor war offenbar der Meinung, dass dieser Textblock im Inneren des Corpus stehen müsse. Warum er die Briefe 21–26 ausgerechnet an die heutige Stelle verschob, ist inhaltlich nicht nachvollziehbar. Vielleicht konnte er in der Heftstruktur seiner Handschrift vor Brief 27 einen Blattverlust feststellen, und so fügte er die Briefe dort ein. Die Annahme liegt nahe, dass es der Umstellungsredaktor war, der die Gesamtunterschrift nach Brief 58 angebracht hat. Nun gibt es auch mathematische Indizien dafür, dass diese Beschädigungen durch Blattausfall in der dem Redaktor vorliegenden Handschrift entstanden waren. Bei mehreren der verschobenen Blöcke scheint es sich nämlich um Gruppen von ganzen Blättern oder gar Heften zu handeln. Dies zeigt sich zuallererst bei den beiden Blöcken der Briefe 8b– 9a und 9b–13, welche Nahtstellen zu Beginn und am Ende aufweisen. Wir betrachten dazu die Zeilenzahl der folgenden Blöcke in der Referenzhandschrift V, welche pro Seite stets 28 Zeilen umfasst. Tatsächlich zählen die genannten beiden Blöcke 201 respektive 272 Zeilen, was fast genau einem Verhältnis von 3: 4 entspricht. Es handelt sich hier also je um ein Heft von 3 respektive 4 wohl ineinandergelegten Doppelblättern in der dem Umstellungsredaktor vorliegenden Handschrift. Die Zeilenzahl pro Einzelblatt ist praktisch gleich: Sie beträgt beim ersten Heft 33½ Zeilen (6 × 33½ = 201), beim zweiten 34 Zeilen (8 × 34 = 272). Auch die Zeilenzahl von Brief 44a ist nahezu identisch: Er nimmt in V 34½ Zeilen ein. Es scheint sich bei Brief 44a also um ein Einzelblatt zu handeln. Das ist der Grund, warum ich Brief 44a oben als einen einzelnen selbständigen Textblock betrachtete. Wenden wir nun diese Methode auf alle Textblöcke der rekonstruierten ursprünglichen Reihenfolge an, um die Heftstruktur zu eruieren: Wir rechnen im Folgenden mit einer Heftstruktur von jeweils 8 Blättern (also sog. Quaternionen mit je vier Doppelblättern), wie damals meist üblich. Mit Ausnahme von Brief 44a sind die Zeilenzahlen auf ganze Zeilen gerundet:
XL
Brief
1–disp 19 disp 20–21 14–20 27–43 8b–9a 44a 49–51 3–8a 9b–13 44b–48 52–58 21–26
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Stelle in V Zeilen total (Seite und Zeile) 243,10–391,16 391,24–396,7 425,20–443,18 461,16–689,26 408,24–415,28 689,26½ – 691,4 700,5–711,8 396,7–408,22 415,28–425,20 691,6–700,5 711,8–719,20 443,18–461,4
4150 123 502 6394 201 34½ 311 351 272 251 244 490
Anzahl Blätter zu 34 Zeilen 122 (= 15 × 8 + 2) 4 15 188 (= 23 × 8 + 4) 6 1 9 10 8 7 7 14
Kontrollwert Abweichung genaue Vielfache in % von 34 122 × 34 = 4148 4 × 34 = 136 15 × 34 = 510 184 × 34 = 6392 6 × 34 = 204 1 × 34 = 34 9 × 34 = 306 10 × 34 = 340 8 × 34 = 272 7 × 34 = 238 7 × 34 = 238 14 × 34 = 476
0.05 9.56 1.57 0.03 1.47 1.47 1.63 3.24 0 5.46 2.52 2.94
Lassen wir vorerst den Anfang der Sammlung bis zum Ende der Disputation beiseite und beginnen wir mit den Briefen 14–20. Sie umfassen mit grosser Genauigkeit (1.57%) zwei Hefte auf insgesamt 15 Blättern. Offenbar fehlte am Anfang des ersten Hefts das Blatt mit dem Beginn von Brief 14. Auf sehr lange Textblöcke ist die hier gewählte Methode nur bedingt anwendbar, denn die Textmasse lässt sich mit nur sehr geringen Abweichungen auf Blättern verschiedener Zahl unterbringen. So entsprechen die folgenden Briefe 27–43 mit grösster mathematischer Genauigkeit 188 Blättern (Abweichung 0.031%). Es könnten aber auch etwas mehr oder etwas weniger Blätter gewesen sein. Selbst bei 192 oder 184 Blättern betrüge die Abweichung nur gerade 2,1%. 184 resp. 192 Blätter entsprechen 23 resp. 24 Quaternionen. Bei den Blattzahlen dazwischen wären also ein bis sieben Blätter ausgefallen. Die mit grösster Genauigkeit erschlossenen 188 Blätter sähen also einen Verlust von vier Blättern vor; bei 190 resp. 186 Blättern (Abweichung 1,06%) wären es zwei resp. sechs verlorene Blätter. Wenn auch unklar ist, wie gross der Blattverlust vor Brief 27 genau war, ist er doch naheliegend. Jedenfalls würde er plausibel machen, warum der Umstellungsredaktor vor Brief 27 den Block mit den Briefen 21–26 platzierte, der offenbar am Ende beschädigt war, wie sich noch zeigen wird. Dass der Blattverlust vor Brief 27 keine Spuren hinterlassen hat, sondern offenbar mit dem Ende eines Briefes zusammengefallen ist, ist bei so kurzen Texten wie den Briefen 27–33 durchaus realistisch.
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Das nächste Heft mit den Briefen 8b–9a bestand, wie bereits dargelegt, aus nur sechs Blättern. Hier fehlen zu Beginn des Heftes der Anfang von Brief 8b und am Ende des Heftes der Schluss von Brief 9a. Es lässt sich allerdings nicht sagen, ob das äusserste Doppelblatt verloren gegangen war oder ob zu Beginn oder am Schluss zwei Blätter fehlten. Aus noch darzulegenden Gründen werde ich im Folgenden die Annahme favorisieren, dass zwei Blätter zu Beginn fehlten. Bei den Briefen 49–51 (inklusive Nestorius-Apologie) lässt sich die Heftstruktur auf den ersten Blick nicht recht überzeugend nachweisen: Es handelt sich zwar mit grosser Genauigkeit um neun Blätter (Abweichung 1.634%). Man wundert sich aber, dass die ungerade Blattzahl einen Blattverlust unvermeidlich nahelegt und andererseits die Briefe mit dem Umfang der Hefte so genau übereinstimmen, dass keine Textverluste sichtbar sind.100 Das Ende von Brief 51 scheint gerade das erste Blatt einer neuen Quaternio ausgefüllt zu haben. Die Briefe 3–8a umfassen recht genau 10 Blätter (Abweichung 3.235%). Bei einer durchgehenden Quaternionenstruktur kämen zwei ausgerissene Einzelblätter am Ende dazu. Das folgende Heft mit den Briefen 9b–13 umfasst, wie gezeigt, acht Blätter, dürfte also vollständig sein. Der verlorene Anfang von Brief 9b stand wohl auf den nach Brief 8a ausgefallenen Blättern. Der Schluss von Brief 13 scheint zusammen mit dem Anfang von Brief 44b auf dem verlorenen Blatt gestanden zu haben, das zur Quaternio mit den Briefen 44b–48 gehörte. Übriggeblieben sind 7 Blätter. Der Schluss von Brief 48 scheint mit dem Ende des Hefts zusammengefallen zu sein. Bei den Briefen 52–58 stellt sich wieder das Problem, dass es sich mit grosser Genauigkeit um sieben Blätter handelt (Abweichung 2.521%), aber keine Textverluste sichtbar sind, obwohl die ungeraden Blattzahl einen Blattverlust unvermeidlich nahelegt. Ach hier möchte ich aus noch darzulegenden Gründen annehmen, dass ein Blatt zu Beginn fehlte. Am Schluss folgten zwei Hefte mit den Briefen 21–26 auf 14 Blättern. Beim zweiten Heft fehlen offenbar am Schluss zwei Blätter, welche den verlorenen Schluss von Brief 26 und gegebenenfalls weitere Texte umfassten. Hier am Ende der Sammlung scheinen die Textverluste beträchtlicher zu sein, wie die oben angestellten Überlegungen vermuten lassen. Beim »vierten Brief« an Bischof Māranzekā von Ninive (Cto 11) und den beiden 100
Natürlich ist denkbar, dass der Redaktor kleine Textreste zu Beginn und am Ende weggelassen hat, weil er sie nicht mehr reparieren konnte.
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verlorenen Briefen über die Taufe an die Bischöfe Salomon und Johannes von Ḥedattā (Cto 9f) scheint es sich eher um längere Texte zu handeln. Es dürften also mindestens noch ein weiteres Heft wenn nicht gar mehrere verloren gegangen sein. Wenden wir nun diese Überlegungen auf den Anfang der Sammlung an, den wir vorher beiseite gelassen haben. Wenn bei der Lücke nach disp 19,44 ebenfalls auf dieser Stufe der Textgeschichte ein Blatt ausgefallen wäre, müsste der Rest der Disputation (disp 20f) ebenfalls ganze Blätter füllen. Hier ist die Abweichung mit nahezu 10% jedoch so gross, dass ich meinen möchte, der Textverlust sei zu einem anderen, vermutlich späteren Zeitpunkt entstanden. In der Tat ist diese Stelle auch nicht von einer Umstellung betroffen. Es wäre allerdings auch hier möglich, dass am Ende der Disputation einige Zeilen leergelassen wurden. Ich stelle die Quaternionen in der folgenden Grafik in der rekonstruierten Reihenfolge der Briefe dar (ohne Brief 1–disp):
Diese Darstellung macht die Textverluste in ihrem mutmasslichen Umfang sichtbar. Es sind die verlorenen Anfänge resp. Enden von insgesamt
EINLEITUNG
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neun Briefen, dazu die aus dem Cento erschlossenen Texte: Vor den Briefen 14–20 ist der Anfang von Brief 14 verloren gegangen. Ob vor Brief 27 Seiten ausgefallen sind und, wenn ja, wieviele, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Ich rechne in der Grafik mit dem Verlust von vier Blättern; es könnten aber, wie oben festgestellt, auch mehr oder weniger gewesen sein. Was darauf stand, wissen wir nicht. Bei der Quaternio mit den Briefen 8b–9a stand auf den ersten beiden Blättern wohl der Anfang von Brief 8b. Brief 8b war also ursprünglich möglicherweise etwa viermal so lang, oder es befand sich davor noch ein weiterer kurzer Brief, wohl ebenfalls an Pētīōn.101 Von der folgenden Quaternio ist nur ein einziges Blatt mit dem Anfang von Brief 44a erhalten geblieben. Um welches Blatt der Quaternio es sich handelt, können wir nicht sagen. Es dürfte sich jedoch nicht um eines der Aussenblätter handeln, es sei denn, die vorangehende Quaternio wäre anders strukturiert. Es bleiben also für die Schlüsse der Briefe 9a und 44a sowie eventueller weiterer Briefe an Pētīōn, wie oben vermutet (wohl vor 44a), insgesamt sieben Blätter. Die Textverluste sind also eher gross. Nach Brief 51 scheinen aufgrund der hier vorgetragenen Hypothese sieben Blätter verloren gegangen zu sein. Was dort stand, wissen wir nicht. Man könnte an einen der verlorenen Briefe von Māranzekā denken, von dem ja offenbar mindestens vier Briefe in der Sammlung enthalten waren (vgl. Cto 11). Allerdings möchte man noch lieber vermuten, dass die vier Māranzekā-Briefe — ähnlich wie die beiden Naṣr-Briefe 35 und 36 — unmittelbar nacheinander folgten. Da in der Überschrift von Brief 26 — anders als bei Brief 36 — nichts davon steht, dass es sich um den »zweiten« oder »dritten Brief« an Māranzekā handle, liegt die Vermutung näher, dass Brief 26 der erste Brief an den Bischof Māranzekā von Ninive ist. In diesem Fall wäre das Berufungsschreiben nicht in die Zählung miteinbezogen worden. Bei den beiden Quaternionen mit den Briefen 3–8a stand auf den sechs verlorenen Blättern nach Brief 8a dessen verlorener Schluss sowie der Anfang von Brief 9b. Diese beiden Briefe, deren erhaltene Reste beide rund zwei Blätter füllen102, waren also entweder ursprünglich wesentlich länger, oder es sind ein oder mehrere weitere Briefe vollständig verloren gegangen. Die folgende Quaternio (Briefe 9b– 13) scheint vollständig erhalten zu sein. Bei den nächsten beiden Quaternionen ist je das erste Blatt ausgefallen. Auf dem verlorenen Blatt vor 101 Brief 8b umfasst in V total 23 Zeilen (408,24–409,19). Zwei ausgefallene Blätter entsprechen 68 Zeilen. 102 Brief 8a umfasst in V total 65 Zeilen (406,15–408,24), Brief 9b 60 Zeilen (409,19– 417,21).
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Brief 44b stand das Ende von Brief 13 und der Anfang von Brief 44b. Hier scheinen die Textverluste eher bescheiden zu sein. Was auf dem verlorenen Blatt vor Brief 52 stand, ist uns unbekannt. Bei der letzten Quaternio der Sammlung fehlen offenbar zwei Blätter mit dem Schluss von Brief 26, danach scheinen mindestens eine, wenn nicht mehrere Quaternionen mit weiteren — vermutlich insgesamt drei — Briefen an Māranzekā sowie den Briefen an Salomon und Johannes von Ḥedattā (Cto 9–11) verloren gegangen zu sein. Stellen wir nun die soeben rekonstruierten Hefte in der heutigen Reihenfolge zusammen:
Dabei zeigt sich, dass sich durch die Umstellungen verblüffenderweise fast durchgehend vollständige Quaternionen ergeben: Die beiden Einzelblätter am Ende des Blocks der Briefe 3–8a vervollständigen den Block mit den Briefen 8b–9a. Die Einzelblätter zu Beginn der Briefe 27–43 füllen die Lücke in der Quaternio nach Brief 26. Wir sahen oben, dass sich die Zahl dieser Einzelblätter nur ungenau bestimmen lässt. Wenn es vier waren, wie hier in der Grafik gezeichnet, erhält man die grösste mathematische Genauigkeit. Wenn es nur zwei waren, würden sie den Blattausfall nach Brief 26 perfekt ergänzen. Ebenso ergänzen das Einzelblatt von Brief 44a und das Einzelblatt am Ende des Blocks mit den Briefen 49– 51 die jeweils folgenden Blöcke (Briefe 44b–48 und Briefe 52–58) zu vollständigen Heften. Der einzige Ort, wo die Heftstruktur gemäss dieser Rekonstruktion nicht wiederhergestellt wird, findet sich zu Beginn des Blocks mit den Briefen 14–20. Wir müssen uns bewusst machen, dass diese Überlegungen zur Heftstruktur in unterschiedlichem Grad hypothetischen Charakter haben. Es ist aber die einzige Möglichkeit, noch weiteren Aufschluss über die Art der
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Umstellungen zu erhalten. Ich bin davon ausgegangen, dass bei Blöcken mit fehlenden Briefanfängen oder -schlüssen die Abweichung sich an der Nahtstelle befindet, also etwa bei Brief 44b am Anfang des Heftes. Der Fall der Briefe 9b–13 macht deutlich, dass auch ein Heft mit einer Nahtstelle am Anfang und am Ende vollständig sein kann. Bei den Briefen 8b–9a gibt es mehrere Möglichkeiten, welche beiden Blätter ausgefallen sind. Entsprechendes gilt beim sehr langen Textblock der Briefe 27–43 sogar für die Kalkulation der mutmasslichen Anzahl der Blätter. Auch bei den Briefen 52–58 wissen wir nicht, ob der Blattausfall, der keinen Textschaden hinterlassen hat, sich zu Beginn oder am Schluss des Blockes befand. Ich habe hier im Rahmen der vertretbaren Möglichkeiten stets diejenige gewählt, welche der Blattstruktur am besten entsprach. Erstaunlich ist, dass wir auf diese Weise mit Ausnahme des Anfangs von Brief 14 eine durchgehende Quaternionenstruktur erhalten. Das hiesse also, dass der Redaktor nicht nur, wie oben dargelegt, die beschädigten Briefe wieder zu ganzen Texten zusammensetzen wollte, sondern dabei gleichzeitig das Ziel verfolgte, die Heftstruktur wiederherzustellen. Ob das an allen Stellen so zutraf, wie meine ad bonam partem interpretierte Rekonstruktion es nahelegt, oder nur an einigen Stellen, ist dabei letztlich nicht entscheidend. Die Heftstruktur könnte jedoch der Grund gewesen sein, warum der Redaktor die Briefe 21–26 vor Brief 27 einschob, wofür wir oben keine inhaltliche Erklärung finden konnten. Die hier vorgetragene Hypothese liefert eine stimmige Erklärung. Jedenfalls legen diese mathematischen Betrachtungen noch einmal nahe, dass der Redaktor nicht etwa aus inhaltlichen oder anderen Gründen — die wir nicht mehr eruieren können — die Briefe umstellte und erst danach die Blätter verloren gingen. Es war gerade umgekehrt: Die Umstellungen sind ein Versuch, das beschädigte Corpus wieder in die richtige Reihenfolge zu bringen, scheinbar ganze Briefe herzustellen und die Heftstruktur zu reparieren. Damit hat er die Briefsammlung in bester Absicht heillos verwirrt. Wann genau der Umstellungsredaktor wirkte, wissen wir nicht. Terminus post quem ist der Tod des Sergios (um 803). Jedenfalls lag ihm ein stark beschädigtes Exemplar der Briefsammlung vor. An mehreren Stellen waren Blätter oder Doppelblätter ausgefallen. Vermutlich handelte es sich noch immer um eine Abschrift auf Papyrus und nicht auf Papier, das aber im Kalifenreich bereits unter Harun (786–809) Einzug gehalten hat.103 103
Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, S. 63f Anm. 301.
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Der Beschreibstoff Papyrus mag mit ein Grund gewesen sein, dass die Falzstellen der Aussenblätter leicht brachen. Der Grund für die Schäden dürfte die intensive Benutzung des betreffenden Exemplars gewesen sein. Handelte es sich noch um das Urexemplar von Sergios selbst, so ist gut vorstellbar, dass schon er die Sammlung rege benutzt hat. Auch bei der Redaktion des Rechtsbuches des Patriarchen Elia oder einer Vorstufe desselben sind die Texte sicher rege gelesen worden. Man kann sich gut vorstellen, dass die Benutzer für die Lektüre oder für andere Arbeiten einzelne Blätter oder Hefte aus der ungebundenen Handschrift herausnahmen und dann nicht zurücklegten. 5. ZU DEN SCHWIERIGKEITEN DER EDITION, ÜBERSETZUNG UND INTERPRETATION Wie die übrigen Briefe sind auch die Briefe 1 und 2 in der Handschrift Bagdad 509104 aus dem späten 13. Jahrhundert überliefert. Zur Zeit ist sie nicht zugänglich. Unklar ist, ob dafür nur die bürgerkriegsartigen Zustände im Irak verantwortlich sind oder ob auch kirchenpolitische Gründe mitspielen. Daher musste ich auf eine Reihe von verfügbaren Abschriften zurückgreifen.105 Aus diesen lässt sich im Wesentlichen ein solider, verständlicher Text rekonstruieren. An etlichen Stellen zeigt sich, dass bereits die Vorlage von Bagdad 509 beschädigt gewesen sein muss. Bei kleinen Lücken kann der ausgefallene Text meist über den Zusammenhang erschlossen werden. Hier hat bereits die Elias-Rezension zahlreiche gute Konjekturen eingefügt, denen ich oft gefolgt bin. Es ist eine grosse Erleichterung für die Textinterpretation, dass die Briefe 1 und 2 geschlossene Einheiten sind, die weitgehend aus sich selbst heraus verständlich werden. Die grössten Probleme bilden Stellen, wo schon in der Vorgängerhandschrift von Bagdad 509 längere Textstücke fehlten. An manchen Stellen meine ich befriedigende Konjekturen gefunden zu haben. An anderen Stellen lässt sich nur der ungefähre Gedanke erschliessen; ich habe an diesen Stellen in der Übersetzung eine mögliche Textvariante in doppelten Klammern »[[…]]« angeführt, aber in der Edition auf eine Rekonstruktion des syrischen Textes verzichtet.106 An allen Problemstellen107 sind bessere Lösungen von anderen Fachleuten dringend erwünscht. 104 105 106 107
Vgl. dazu im Editionsband S. XV–XVI. Vgl. dazu im Editionsband S. XIV–XV. Vgl. dazu ep 2,5,6. Dazu zähle ich in erster Linie ep 1,7,3 sowie 2,5,6 und 2,8,9.
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Eine Übersetzung stellt eine notwendige Verständigung über den Inhalt des Textes dar und ist eine notwendige Kontrolle einer jeden Textedition. Beide Briefe und der Cento liegen in der lateinischen Übersetzung von Braun vor, Brief 2 zudem in der französischen Übersetzung von Berti. Meine Übersetzung bestätigt generell die solide und präzise Arbeit von Braun. Er hat sich durch seine lange und intensive Beschäftigung mit Timotheos ein grosses Gespür für dessen Sprache angeeignet. Ausser einzelnen Details, wo ich zu anderen Lösungen gekommen bin, gibt es nur zwei grössere Kritikpunkte: Zum einen wird aus seiner Übersetzung oft die Syntax langer Satzperioden nicht deutlich.108 Zum anderen übersetzt er den relativ häufigen AusdruckèÞÙsßÙsx(»zum Beispiel«) immer wieder als Fragewort (»quomodo?«).109 Ferner strafft Braun öfters den Text, wo Timotheos sich pleonastisch mit zwei oder mehreren Synonymen ausdrückt.110 Dabei handelt es sich aber nur um Kleinigkeiten. Brauns Übersetzung hat mich ebenso wie die von Berti vor manchem Fehltritt bewahrt. Um den Vergleich mit diesen beiden Übersetzungen zu erleichtern, gebe ich in meinem deutschen Text die Paginierung der syrischen Edition von Braun an (z. B. »|96|«), welche auch in seiner Übersetzung am Rand beigefügt ist. Die Übersetzung von Berti ist nach der Paginierung der Edition von Braun geordnet. Wie schon bei meinen früheren Editionen und Übersetzungen habe ich — in Übereinstimmung mit dem Profil von CSCO — mich in der Einleitung auf ein Minimum zu beschränken versucht. Ebenso hoffe ich auf weiterführende Arbeiten sowie auf Berichtigungen und kritische Hinweise von Fachkolleginnen und -kollegen. Im Zwiespalt, einerseits möglichst eng am originalsprachlichen Text zu bleiben und andererseits den Inhalt in möglichst gutem Deutsch wiederzugeben, musste ich mich oft für freiere Formulierungen entscheiden. In eckigen Klammern zugesetzte Wörter und Satzteile dienen dem besseren Verständnis. Damit lässt sich nicht vermeiden, dass die deutsche Übersetzung oft klarer wirkt, als es das syrische Original ist.111 Dies gilt insbesondere für Stellen, wo Timotheos dasselbe Wort innerhalb eines Das betrifft vor allem Sätze, die mitèÙx...èãgestaltet sind. So beispielsweise in 2,9,21. 110 So schreibt er in 1,1,9 nur verkürzt »quasi lampades lucis« statt »Leuchten und Lampen des Lichts« (BRAUN, Versio, S. 2), in 1,1,10 »Taliter vos interrogatis« statt »Derart seid ihr, und derart fragt ihr« (ebenda) und in ep 1,2,3 »nativitatem in eodem nomine et invocatione Trinitatis« statt »die eine und selbe Geburt im einen und selben Namen und in der einen und selben Anrufung der Trinität« (Versio, S. 3f). 111 Vgl. zu dieser Problematik auch etwa FREDE/PATZIG, Metaphysik, Bd. 1, S. 18. 108 109
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Satzes in zwei verschiedenen Bedeutungen verwendet.112 Bei Zitaten antiker Schriftsteller sind die Gross-Kleinschreibung und die Interpunktion gegenüber der zugrunde liegenden Edition stillschweigend meiner eigenen Praxis angepasst. Über grundlegende Übersetzungsprobleme bei den Texten des Timotheos habe ich mich in den Einleitungen der Übersetzungsbände meiner bisherigen Editionen mehrfach geäussert.113 Hier wiederhole ich einiges in aller Kürze oder verweise auf die entsprechenden früheren Ausführungen. Überlange syntaktische Konstruktionen, insbesondere Vergleichssätze, müssen im Deutschen manchmal zerlegt werden.114 Auch ineinander verschachtelte Sätze oder Satzteile entflechte ich meist. An manchen Stellen muss die Syntax um der Verständlichkeit willen umgestellt oder verändert werden. Timotheos’ Vorliebe für Variantbegriffe bereitet oft Schwierigkeiten und zwingt einen zu sprachlichen Konzessionen.115 Verschiedentlich habe ich Genitiv- und Konstruktusverbindungen adjektivisch aufgelöst.116 So übersetze ich passim »die menschliche« resp. »göttliche Individualität unseres Herrn« statt »die Individualität des Menschseins unseres Herrn« resp. »die Individualität des Gottseins unseres Herrn« u. ä.117 Manchmal sind rhetorische Fragesätze schwierig zu übersetzen118; bei längeren, komplexeren Fragen ist dabei oft eine Umformung notwendig.119 Zum anderen betreffen die Übersetzungsschwierigkeiten einzelne Begriffe, bei denen ich teilweise von den konventionellen Übersetzungen abweiche: 112
So beispielsweise »Ort« (Ás) in 2,4,3 mit Anm. 81 zur Stelle (wörtlich »Ort und Stelle werden bei Körpern ausgesagt. Dann hat folglich [das Wort] ›wo‹ bei Körpern und im Zusammenhang mit Körpern einen Ort.«). 113 Siehe HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XLVII–XLIX, ebenso CSCO 644, S. XIX–XXI sowie S. 91 mit Anm. 462 und 463, ferner auch CSCO 662, S. XXIX–XXXVIII. 114 Vgl. etwa ep 2,11,12–14 mit Anm. 196 zur Stelle. Gelegentlich bietet auch der syrische Text Ansätze solcher Entflechtungen, vgl. etwa den Beginn von ep 2,11,29. 115 Vgl. etwa »in nicht unrichtiger und nicht ungerechter Weise« (1,1,5 mit Anm. 6 zur Stelle), »notwendigerweise auch zwingend« (1,1,17), »nochmals erneut« (1,4,1), »anders oder in anderer Weise« (2,1,1), »Erkenntnis, die sich auf Gott bezieht und sich auf Gott erstreckt« (2,1,2), »durch den und vermittelst dessen« (2,1,16). 116 Vgl. etwa »deiner grossen Erkenntnis« statt »der Grösse deiner Erkenntnis« (2,12,1). 117 Vgl. dazu auch HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXX–XXXI. 118 Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXI. 119 Vgl. etwa ep 1,7,15.
EINLEITUNG
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a) melīlā (»vernünftig«) übersetze ich mit »denksprachfähig« und das davon abgeleitete Abstraktum melīlūtā mit »Denksprachfähigkeit«. Entsprechendes gilt für die negativen Pendants (»denksprachlos« usw.).120 b) meltā, traditionell als »Wort« übersetzt, wird bei Timotheos als Sprechakt Gottes und nicht als Resultat von Gottes Sprechakt verstanden. Daher habe ich die Übersetzung »Rede« gewählt.121 Ebenso wäre es treffender, rūḫā (»Geist«) — das syrische Pendant zum griechischen πνεῦμα — in entsprechender Weise mit »Hauch« oder »Atemhauch« wiederzugeben — die Bedeutung wird in ep 40,7,7 deutlich sichtbar —, aber dies schien mir für deutsche Ohren doch allzu befremdlich. c) alāhūtā/nāšūtā (»Gottheit«/»Menschheit«) übersetze ich abweichend vom Sprachgebrauch der deutschsprachigen Theologie mit Gottsein/ Menschsein. Entsprechendes gilt für weitere Abstraktbildungen wie Dienersein, Herrsein, Königsein, Sohnsein.122 d) Den Begriff ūsīā (griechisch οὐσία) übersetze ich in der Regel mit »Wesen«. Was den Begriff οὐσία in aristotelisch geprägten Zusammenhängen betrifft, teile ich den Vorbehalt von Arpe sowie von Frede und Patzig gegenüber der Übersetzung »Substanz«123. Bei Timotheos ist »Wesen« (ūsīā) weitgehend gleichbedeutend mit »Natur« (kyānā). e) Den syrischen Begriff demūtā mit seinem breiten semantischen Gehalt von »Bild«, »Gestalt« einerseits und »Gleichheit« andererseits übersetze ich oft mit »Gleichbild«.124 f) Die christologischen Zentralbegriffe qenōmā (»Hypostase«125) und parṣōpā (»Person«) gebe ich mit »Individualität« und »Person« wieder126. g) Das Wort tē’ōrīyā (»Theorie«) übersetze ich mit »theoretische Betrachtung«.127 120 Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XLVIII, CSCO 645, S. XIX–XX, und CSCO 662, S. XXXII. 121 Am deutlichsten ist die Bedeutung von »Rede« als Akt Gottes in ep 40,7,7 und disp 18,38 sichtbar, vgl. dazu ausführlich HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XLVIII–XLIX, sowie ep 40,7,5f, ferner auch DERS., Pseudojustin, S. 134 Anm. 4. — Bekanntlich ist im Syrischen das feminine Wort meltā maskulin, wenn Christus als Gottes λόγος gemeint ist. NÖLDEKE (Grammatik, S. 245) nennt dies eine »dogmatische Grille«. 122 Vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 645, S. XX, und CSCO 662, S. XXXII–XXXIII. 123 Siehe Arpe, Substantia, sowie FREDE/PATZIG, Metaphysik, Bd. 1, S. 20, und v. a. Bd. 2, S. 16f. 124 Zur Notwendigkeit dieser Wortwahl bei der Übersetzung der Briefe 34–36 und 41 vgl. HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXIII–XXXIV, und CSCO 674, S. XXX–XXXI. 125 In ep 41,2,8 verwendet Timotheos den syrischen und den griechischen Begriff synonym nebeneinander: »Individualität oder Hypostase«. 126 Dazu ausführlich HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXIV–XXXV. 127 So in 1,1,7; 1,5,3; 1,8,8.
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In der Übersetzung habe ich manchmal Lesarten, die von der EliasRezension oder einer anderen Handschrift eindeutig konjiziert worden sind, wie Konjekturen in spitze Klammern gesetzt und mit der entsprechenden Sigel der Handschrift resp. E für die Elias-Rezension gekennzeichnet, also etwa 〈…〉E. Damit soll in der Übersetzung transparent werden, dass es sich dabei nicht um blosse Textvarianten, sondern um eigentliche Konjekturen handelt. Die beiden vorliegenden Briefe tragen nach der — letztlich auf Braun basierenden — Zählung von Bidawid die Nummern 1 und 2. In den Handschriften der Elias-Rezension beginnt die Briefzählung erst mit Brief 3, der dann als Brief 1 nummeriert wird, während die Briefe 1 und 2 offenbar als Traktate betrachtet werden und ausserhalb der Nummerierung bleiben.128 Der von der Elias-Rezension abhängigen Edition von Darmo fehlen die vorliegenden Briefe 1 und 2 sowie der Cento. Sie umfasst nur die Briefe 3–41.129 In meinen bisherigen Publikationen habe ich bereits verschiedentlich die Briefe 1 und 2 nach der Paragrapheneinteilung der damals im Entstehen begriffenen vorliegenden Edition zitiert. Da ich stellenweise die Paragrapheneinteilung während der Arbeit noch verfeinert habe, divergieren diese Stellenangaben teilweise um einen oder zwei Paragraphen.
128 Zu den beiden Nummerierungssystemen siehe ausführlich HEIMGARTNER, CSCO 645, S. LXXVI–LXXVIII. 129 Dabei bricht der Text kurz vor Ende des Briefes mitten in 41,10,21 ab. Für die Details siehe HEIMGARTNER, CSCO 673, S. XXVIII–XXIX.
LITERATURVERZEICHNIS Im vorliegenden Literaturverzeichnis werden nur die in diesem Band zitierten Werke aufgeführt. Nicht aufgenommen sind auch die gängigen Hilfsmittel wie Wörterbücher, Grammatiken, Konkordanzen, Lexika und Übersetzungen, sofern sie nicht zitiert werden. Ebenfalls nicht aufgeführt werden die einzelnen Bände von MPG sowie die geläufigen Bibelausgaben und -übersetzungen. Texteditionen werden unter den Namen der Editoren eingeordnet. Die Editionen sind dem Stellenregister zu entnehmen, ebenso die Abkürzungen für antike Autoren und Schriften. Die Abkürzungen für Zeitschriften und Serien sind zu finden bei Siegfried M. Schwertner, TRE Abkürzungsverzeichnis, 2., überarbeitete Auflage, Berlin 1994, und 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Berlin 2017. Verlagsorte in lateinischer Sprache werden in der heute geläufigen Form wiedergegeben. Bei Verlagen mit mehreren Filialen wird meist der Ort des Hauptsitzes angegeben. In der Regel wird die Literatur mit Nachnamen des Autors und Kurztitel oder Sigel der jeweiligen Reihe (CSCO, PTS u. a.) zitiert (mit oder ohne Bandnummer). Dabei werden die Seitenverweise für Text und Übersetzung nur durch Schrägstrich getrennt, auch wenn diese, wie etwa in CSCO üblich, in verschiedenen Bänden stehen. Wenig geläufige arabische Autoren werden nur nach der deutschen Übersetzung bei van Ess, Theologie, zitiert; sie sind auch nicht ins Stellenregister aufgenommen. Bei den Bänden von CSCO werden die Reihen Scriptores Syri und Scriptores Arabici sowie Subsidia abgekürzt mit »Syr«, »Arab« und »Sub«. Als »DNP« wird Der Neue Pauly, Stuttgart 1996ff, abgekürzt. ARPE, Curt, Substantia, in: Ph. 94, 1941, S. 65–78. [ASSEMANI, Giuseppe Simone,] Bibliotheca Orientalis Clementino-Vaticana, in qua Manuscriptos Codices Syriacos, Arabicos, Persicos, Turcicos, Hebraicos, Samaritanos, Armenicos, Aethiopicos‚ Graecos‚ Aegyptiacos, Ibericos‚ & Malabaricos. Recensuit, digessit, excerpit, & genuina scripta à spuriis secrevit, praemissa singulorum auctorum vita, Joseph Simonius Assemanus. 4 Bände, Rom 1719–1728. [zitiert als »BOCV«] [BADONG, Kurt,] Galeni De causis procatarcticis libellus a Nicolao Regino in sermonem latinum translatus ad codicum fidem recensuit et in graecum sermonem retro vertit K. Bardong (CMG.S 2), Leipzig/Berlin 1937. BERTI, Vittorio, Grazia, visione e natura divina in Nestorio di Nuhadra, solitario e vescovo siro-orientale († 800 ca.), in: Annali di Scienze Religiose 10, 2005, S. 219–257. BERTI, Vittorio, Vita e studi di Timoteo I (†823) patriarca cristiano di Baghdad: Ricerche sull’epistolario e sulle fonti contigue, (StIr.C 41) Paris 2009. BERTI, Vittorio, Provvidenza, libertà e legame anima-corpo nella lettera 2 di Timoteo I a Rabban Bokhtīšō‘, archiatra di Hārūn al-Rašīd, in: NOCE, Carla, PAMPALONI, Massimo, TAVOLIERI, Claudia (Hrsgg.), Le vie del sapere in ambito siro-mesopotamica dal II al XII secolo. Atti del convegno internazionale tenuto a Roma nei giorni 12–13 maggio 2011, (Orientalia Christiana Analecta 293) Roma 2013, S. 149–175.
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LITERATURVERZEICHNIS
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[HEIMGARTNER, Martin,] Die Briefe 3–29 des ostsyrischen Patriarchen Timotheos I.: Textedition von Martin Heimgartner, (CSCO 700 Syr 269) Lovanii [= Löwen] 2021. Übersetzung von Martin Heimgartner, (CSCO 701 Syr 270) Lovanii [= Löwen] 2021. [zitiert als » HEIMGARTNER, CSCO 700« und » HEIMGARTNER, CSCO 701«] [HESPEL, Robert, DRAGUET René,] Théodore bar Koni: Livre des Scolies (recension de Séert). I. Mimrè I–V. Traduit par Robert Hespel et René Draguet, (CSCO 431 = CSCO.S 187) Louvain 1981. II. Mimrè VI–XI. Traduit par Robert Hespel et René Draguet, (CSCO 432 = CSCO.S 188) Louvain 1982. [HESPEL, Robert,] Théodore bar Koni: Livre des Scolies (recension d’Urmiah). Les collections annexées par Sylvain de Qardu. Édité par Robert Hespel (CSCO 464 = CSCO.S 197) Louvain 1984. Traduit par Robert Hespel (CSCO 465 = CSCO.S 198) Louvain 1984. HÖFFE, Otfried (Hrsg.), Aristoteles-Lexikon, (Kröners Taschenausgabe 459) Stuttgart 2005. [HOENERBACH, Wilhelm, Spies, Otto,] Ibn aṭ-Ṭaiyib, Fiqh an-Naṣrānīya, »Das Recht der Christenheit«. 1. Teil herausgegeben von W. Hoenerbach und O. Spies, (CSCO 161 Arab 16) Louvain 1956. 1. Teil übersetzt von W. Hoenerbach und O. Spies, (CSCO 162 Arab 17) Louvain 1956. HUGONNARD-ROCHE, Henri, Sur la lecture tardo-antique du Peri Hermeneias d’Aristote: Paul le Perse et la tradition d’Ammonius, in: Studia GraecoArabica 3, 2013, S. 37–104. HUGONNARD-ROCHE, Henri, La question de l’âme dans la tradition philosophique syriaque (VIe-IXe siècle), in: Studia Graeco-Arabica 4, 2014, S. 17–64. [JAEGER, Werner,] Aristotelis Metaphysica: recognovit brevique adnotatione critica instruxit W. Jaeger, (SCBO) Oxford 101989. KAUFHOLD, Hubert, Die Rechtssammlung des Gabriel von Baṣra und ihr Verhältnis zu den anderen juristischen Sammelwerken der Nestorianer, (MUS ARWG 21) Berlin 1976. KAUFHOLD, Hubert, Syrische Handschriften juristischen Inhalts in südindischen Bibliotheken, (SÖAW.PH 535/Veröffentlichungen der Kommission für antike Rechtsgeschichte 5) Wien 1989. KAUTZSCH, Emil, Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments, in Verbindung mit Fachgenossen übersetzt und herausgegeben von E. Kautzsch. Zweiter Band: Die Pseudepigraphen des Alten Testaments. Tübingen 1900 (mehrfach unverändert nachgedruckt). LABOURT, Hieronymus [= Jérôme], De Timotheo I Nestorianorum Patriarcha (728– 823) et Christianorum orientalium condicione sub Chaliphis Abbasidis: accedunt XCIX eiusdem Timothei definitiones canonicae e textu syriaco inedito nunc primum latine redditae. Paris 1904. [LAGARDE, Paul Anton,] Reliquiae iuris ecclesiastici antiquissimae. Syriace primus edidit A. P. de Lagarde, Leipzig 1856. LAND, J[an] P[ieter] N[icolaas], Otia Syriaca. (Anecdota Syriaca 4) Leiden 1875. [MAI, Angelo,] Scriptorum veterum nova collectio e Vaticanis codicibus edita ab A. M., Tomus X., Roma 1838. [MANSI, Giovanni Domenico,] Sacrorum Conciliorum Nova, Et Amplissima Collectio: In Qua Praeter Ea Quae Phil. Labbeus, Et Gabr. Cossartius S.J. Et novissime Nicolaus Coleti in lucem edidere Ea Omnia Insuper Suis In
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SCHWARTZ, Eduard, MOMMSEN, Theodor, Eusebius, Werke. 2. Band: Die Kirchengeschichte. Herausgegeben im Auftrage der Kirchenväter-Commission der Königl. Preussischen Akademie der Wissenschaften von Eduard Schwartz, die lateinische Übersetzung des Rufinus bearbeitet im gleichen Auftrage von Theodor Mommsen. Erster Teil: Die Bücher I bis V. GCS Eusebius 2/1, Leipzig 1903. Zweiter Teil: Die Bücher VI bis X, Über die Märtyrer in Palästina. GCS Eusebius 2/2, Leipzig 1908. Dritter Teil: Einleitungen, Übersichten und Register. GCS Eusebius 2/3, Leipzig 1909. SCHWARTZ, Eduard, Zur Geschichte des Athanasius VII, in: NGWG.PH 1908, S. 305–374 [dazu eine Tafel, eingebunden nach S. 376]. SCHWARTZ, Eduard, Publizistische Sammlungen zum Acacianischen Schisma, (ABAW.PH 10) München 1934. SELB, Walter, Orientalisches Kirchenrecht, Band I: Die Geschichte des Kirchenrechts der Nestorianer (von den Anfängen bis zur Mongolenzeit), (SÖAW.PH 388/ Veröffentlichungen der Kommission für antike Rechtsgeschichte 3) Wien 1981. SELB, Walter, KAUFHOLD, Hubert, Das syrisch-römische Rechtsbuch. Band 1, Einleitung. Band 2, Texte und Übersetzungen, Band 3, Kommentar, (DÖAW.PH 295/ Veröffentlichungen der Kommission für antike Rechtsgeschichte 9) Wien 2002. VON SODEN, Hans, Sententiae LXXXVII episcoporum. Das Protokoll der Synode von Karthago am 1. September 256, textkritisch hergestellt und überlieferungsgeschichtlich untersucht, in: NGWG.PH 1909, S. 247–307. SOKOLOFF, Michael, A Syriac Lexicon: A Translation from the Latin, Correction, Expansion, and Update of C. Brockelmann’s Lexicon Syriacum, Winona Lake — Piscataway 2009. SOURDEL, D., Art. Bukhtīshū‘, in: EI2 1/2, 1954, 1338. TAMCKE, Martin, Henanischo‘ I., in: JASTROW, Otto, TALAY, Shabo, HAFENRICHTER, Herta (Hrsgg.), Studien zur Semitistik und Arabistik. Festschrift für Hartmut Bobzin zum 60. Geburtstag, Wiesbaden 2008, S. 395-402. [VASCHALDE, Arthur Adolphe,] Iacobi Edesseni Hexaemeron seu in opus creationis libri septem interpretatus est A. Vaschalde. (CSCO 97 [= 2,56 V.], Syr 48) Louvain 1932. VÖÖBUS, Arthur, Syriac and Arabic Documents Regarding Legislation Relative to Syrian Asceticism: edited, translated and furnished with literary historical data, [PETSE 11] Stockholm 1960. [VÖÖBUS, Arthur,] The Canons Ascribed to Maruta of Maipherqat and Related Sources. Edition by Arthur Vööbus, (CSCO 439 Syr 191) Leuven 1982. Translation by Arthur Vööbus, (CSCO 440 Syr 192) Leuven 1982. [VÖÖBUS, Arthur,] The Synodicon in the West Syrian Tradition I: Edited by Arthur Vööbus, (CSCO 367 Syr 161) Louvain 1975. Translated by Arthur Vööbus, (CSCO 368 Syr 162) Louvain 1975. [ZEKL, Hans Günter,] Aristoteles: Kategorien: Hermeneutik oder vom sprachlichen Ausdruck (De interpretatione): Beigegeben sind Porphyrios: Einführung in die Kategorien des Aristoteles (Isagoge): Pseudo-Aristoteles: Einteilungen (Divisiones): Pseudo-Platon: Begriffsbestimmungen (Definitiones): Herausgegeben, übersetzt, mit Einleitungen und Anmerkungen versehen von Hans Günter Zekl, (PhB 493, Aristoteles Organon Band 2) Hamburg 1998.
DIE BRIEFE 1 UND 2 DES OSTSYRISCHEN PATRIARCHEN TIMOTHEOS I. Übersetzung
BRIEF 1 Wiederum mit Gottes Hilfe schreiben wir den Brief des heiligen Katho- 1 likos Mār Timotheos an Bischof Salomon von Ḥedattā1 über die Taufe, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen darf.2 An die gerade Richtschnur und Definition von Tugend und Wissen, den Ehrwürdigen Gottes, Mār Salomon. Der Sünder Timotheos, der geringe 5 Diener unseres Herrn, grüsst deine Ehrwürdigkeit und bittet um dein Gebet. 1,1 Das Licht, du Ehrwürdiger Gottes, hat die Eigentümlichkeit, zu erleuchten3, und nicht, erleuchtet zu werden. Ebenso [hat] die Weisheit [die Eigentümlichkeit], weise zu machen, und nicht, weise gemacht zu 10 werden. 1,2 Denn wenn diese [Eigentümlichkeiten] auch gemäss ihrer Präexistenz und Einprägung |4| nicht ohne Grund und ohne Prinzip sind — denn Einer [allein] ist es, der als Einziger ohne Prinzip und ohne Ursache ist, wenn es denn angemessen ist, zu sagen, dass er »einer« und »einziger« ist, er, der jenseits [des Begriffs] »Einer« und jenseits [des Begriffs] 15 »Einziger« ist und [als solcher] begriffen wird, sondern über die Vollendung hinaus erhaben und erschaffend ist, er, zu dem nichts hinzugefügt werden kann und von dem nichts weggenommen werden kann4, denn 1 Zu Ḥedattā vgl. FIEY, Assyrie, Bd. 1, S. 103–114. — Vermutlich ist der in ep 21,1 und 22,10 genannte Johannes von Ḥedattā Salomons Nachfolger. Cto 10 berichtet von einem nicht erhaltenen Brief des Timotheos an Johannes von Ḥedattā, der einen ähnlichen Inhalt wie der vorliegende Brief 1 gehabt haben muss. Vgl. ferner Ḥabbībā, Priester und Lehrer aus Ḥedattā und Metropolit von Rāi, in ep 21,4. 2 In der Elias-Rezension (Handschriften BT) lautet die Überschrift: »Im Vertrauen auf Gottes Kraft beginnen wir die Briefe des Katholikos-Patriarchen Mār Timotheos des Ersten zu schreiben, welche er im Lauf des Patriarchats schrieb, das seinen Anfang im Jahr 778 unseres Herrn Christus nahm und im Jahr 820 unseres Herrn endete. Zuerst von ebendemselben an Bischof Salomon von Ḥedattā über die Taufe, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen darf« In der Edition B steht zuoberst vor Brief 1 zudem die Überschrift: »Briefe des Katholikos Mār Timotheos«. 3 Vgl. Lk 2,32 und 2 Kor 4,6. 4 Zu »Mehrung und Minderung« (À{üÙøÂ{èãÀ{¾ÚÆé) vgl. Arist Kat 5 3b,33– 4a,9: Die Kategorie des Wesens kennt kein Mehr oder Weniger. Diese Stelle wird aufgenommen in ep 34,4,12f: »Nun ist Natur das, was in allgemeinem Sinn und mit Gleichrangigkeit
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derart ist und wird all das sein, was zu Gott gehört —, dann [sind diese Eigentümlichkeiten] noch mehr bei uns Menschen nicht ohne andere Ursache und ohne [anderes] Prinzip. 1,3 Denn alles wird mit Salz gesalzen, und »wenn das Salz fad wird, womit soll es dann salzig gemacht werden?« (Mt 5,13) Wenn also auch das Licht finster wird, womit soll es dann [wieder] leuchtend gemacht werden? Ebenso auch, wenn die Weisheit verblödet: Womit soll sie [wieder] weise gemacht werden? 1,4 So aber ist es auch eine Eigenheit deiner Ehrwürdigkeit, [andere] zu lehren, und nicht, [selbst] zu lernen, vielmehr [andere] weise zu machen, und nicht, [selbst] von anderen weise gemacht zu werden. Denn Wissen hast du sowohl von Natur aus als auch von [deiner] Bildung her in ausreichender Weise. 1,5 Wenn [du sie aber] sogar vom Geist her [hast], der alles erforscht, der in genauer Weise sogar die Tiefen Gottes ergründet (vgl. 1 Kor 2,10) und als Gott Wesensgleicher ewig ist als Ewiger vom Ewigen nicht im Sinne einer Geburt — denn [nur] Einer ist Geborener jenseits von allen Bewegungen und Zeiten —, sondern [als Ewiger vom Ewigen] im Sinne eines Hervorgehens — denn einer allein geht aus dem Vater hervor jenseits von aller Welt und Räumlichkeit5, sehr wohl in richtiger und gerechter Weise6 geschenkt —, dann hat aber Gott sie [= die Weisheit] uns durch seinen [eben] genannten Geist geoffenbart. 1,6 Und wenn deine Ehrwürdigkeit von seiten des Geistes her sehr wohl reich ist, von der Natur her sehr wohl Fülle und Übermass hat und von der Bildung her sehr wohl heilsam ist: Weshalb denn also hast du die Reihe der Lehrer, des Lichts und der Weisheit verlassen und bist du zur Reihe der Lernenden, der zu Erhellenden und der |5| weise zu Machenden gekommen? 1,7 Du, der du vom Geist her und seit vielen Tagen7 alle Stufen der Vernunft und der theoretischen Betrachtungen8 beschritten hast und viele andere aus den Vielen in vielfacher Weise einsichtig und weise gemacht hast und jedes Gehör und [jeden] 〈Verstand〉9 mit dem Glanz der grossen Erkenntnis und hinsichtlich des Wesens in einer jeden Individualität erkannt wird, die unter einer Art [eingeordnet] ist, und [zwar] ohne das Mehr und Weniger (ÁÎÂ{ĀÚÝÀĀóé{èãüÔé), [anders als es bei] jenen neun Kategorien [der Fall ist].« Vgl. ferner auch »Gewinn und Mangel« (ÁüêÑã{ÁÎã) in ep 35,2,22f. 5 ZuÁÎÓvgl. auch disp 4,55. 6 Im Syrischen »in nicht unrichtiger und nicht ungerechter Weise«. 7 Syrisch: »seit langen Tagen«. 8 Im Syrischen tē’ōrīyās, vgl. gr. θεωρία (so auch unten 1,5,3 und 1,8,8 sowie ep 41,2,25). 9 Ich konjiziere »Verstand« (¿æ{z) statt »Wesen« (¿Ù{z).
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Weisheit [erhellt hast]10: Ist denn nicht11 deutlich und klar, dass du nicht wie ein Schüler, der unterrichtet werden muss, sondern vielmehr wie ein Lehrer und ein Erleuchtender Fragen vorbringst und wie einer12, der auf Red und Antwort drängt? 1,8 So hat auch unser Herr an einer Stelle gefragt: »Wo bist du, Adam?« (Gen 3,9), an einer anderen Stelle: »Was sagen die Leute über mich, wer ich sei?« (Mt 8,27 par Lk 9,18, vgl. Mt 16,13), [wieder] an einer anderen Stelle: »Wieviele Brote habt ihr?« (Mt 15,34 par Mk 8,5), einmal: »Wo habt ihr ihn13 hingelegt?« (Joh 11,34), ein andermal: »Habt ihr etwas zu essen?« (Lk 24,41), nicht, als wüsste er es nicht — denn wie sollte er es nicht wissen können, er, der Gottes Weisheit und Kraft ist und in dem alle Schätze der Kraft und Weisheit und Erkenntnis verborgen sind —, er wusste alles genau, bevor es noch geschah, denn er wusste, was im Menschen ist, und hatte es nicht nötig, dass ihm jemand über jeden [beliebigen anderen] Menschen Zeugnis ablegte, wie uns die göttlichen Worte lehren. 1,9 Ebenso haben auch die Heiligen nicht gefragt, als ob sie es nicht gewusst hätten, denn sie hatten es aus der Fülle unseres Herrn empfangen, insofern als unser Herr wie irgendein Meer von Licht ohne Ende und ohne Grenze ist.14 Sie sind wie gewisse Leuchten und Lampen des Lichts.15 1,10 Derart seid ihr16, und derart fragt ihr17, wir aber antworten das, was auch euch offensichtlich und klar ist.18 1,11 Denn der selige Apostel Paulus sagt, ja sogar unser Herr Christus [sagt], der durch Paulus spricht19, ja, auch bis jetzt durch ihn spricht, damals zu [bestimmten] 10 Hier ist offensichtlich ein Verb ausgefallen. BRAUN (Textus, S. 5 Anm. 1) vermerkt das Fehlen des Verbs und übersetzt: »docuisti« (Versio, S. 2). 11 Ich konjiziereÎàstatt{sin Anlehnung an die Übersetzung von BRAUN (Versio, S. 2), der übersetzt: »Nonne manifestum et evidens est…?« (»Ist es nicht deutlich und klar…?«) Der überlieferte Text liesse sich allerdings übersetzen (»Ja, es ist deutlich und klar…«). 12 Die Elias-Redaktion konjiziert »ein Bruder« (¿Ðs) statt »einer« (¿çÙs). Man beachte das nahezu identische Schriftbild. 13 Gemeint ist der verstorbene Lazarus. 14 Vgl. Gott als unendliches und unbegrenztes Meer des Seins (πέλαγος οὐσίας ἄπειρον καὶ ἀόριστον) Greg Naz or 38,7 Z. 6f, SC 358, S. 114; vgl. auch Platon Symp 210d: τὸ πολὺ πέλαγος τοῦ καλοῦ, und dazu »wie ein unendliches Meer ohne |231| Begrenzung des Seins, wie ein gewisser Heiliger gesagt hat« (Jakob von Edessa, Enchiridion 230f), und »das Meer seiner Güte« (Jakob von Edessa, Hexaemeron 45a). 15 BRAUN (Versio, S. 2) verkürzt: »quasi lampades lucis«. 16 Damit ist Bischof Salomon von Ḥedattā angesprochen. 17 BRAUN (Versio, S. 2) verkürzt: »Taliter vos interrogatis«. 18 BRAUN (Versio, S. 2) übersetzt verkürzt und sehr frei: »quod et vos dare scitis«. 19 Die Redewendung auch in ep 35,9,14. Der Text lässt sich problemlos übersetzen, > doch würde man angesichts der Fortsetzung eine Vergangenheitsform (âáãoderâáäã À{z) erwarten (»der sprach und auch bis jetzt … spricht«). A
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Leuten, jetzt aber zum ganzen Erdenrund |6| insgesamt wie folgt: »Denn es ist ein Herr und ein Glaube und eine Taufe und ein Gott, der Vater von allen und über alle und durch alle und in allen.« (Eph 4,5 ो) 1,12 Treffend hat er stufenweise die Worte verwendet, dieser himmlische und göttliche Apostel20, als er zuerst [den Ausdruck] »ein Herr«, danach »ein Glaube«, dann wiederum »eine Taufe« setzte und uns danach gleichsam zur Ursache und höchsten Vollendung von allem zur [Formulierung] »ein Gott, der Vater von allen« emporführte. 1,13 Er setzte nämlich zuerst [den Ausdruck] »es ist ein Herr« als den, durch dessen Hilfe und Vermittlung wir uns von der Furcht vor den Dämonen entfernen und uns dem Glauben der Wahrheit annähern, dann fügt er »ein Glaube« hinzu als denjenigen, durch den wir uns der Taufe nähern — denn wenn wir nicht glauben, sind wir auch nicht getauft worden —, und danach geht er weiter zu »eine Taufe« als derjenigen, welche in der vielfachen Anrufung der trinitarischen Gottheit vollzogen wird, und als derjenigen, durch welche wir durch die Gnade als Gottes Söhne eingeschrieben werden, jetzt nämlich teilweise durch Anleihe am heiligen Geist21, dann aber in der höchsten und vollständigsten Vollendung22, dann, wenn wir »den alten Menschen [wie ein Kleid] ausziehen und den neuen anziehen, der durch das Wissen gemäss dem Gleichbild seines Schöpfers23 erneuert wird« (Kol 3,9f). 1,14 Er verwendete auch die Präposition24 treffend, das heisst, die Voranstellung »ein«25, die bei einem jeden dieser [vier Substantive] vorangestellt ist, denn wie der Herr einer ist und nicht zwei Herren und [wie] der Glaube einer ist und nicht zwei oder 20 Die Worte »dieser himmlische und göttliche Apostel« fehlen in der Übersetzung von BRAUN (Versio, S. 2). 21 Vgl. 2 Kor 1,22 und 5,5, ferner auch Eph 1,14. 22 Vgl.ÁĀÚã¿ÚáãÎýbereits vorher in 1,11 und oben in 1,2. 23 BRAUN (Textus, S. 6 Anm. 1) erwägt die Konjektur ÍÙ{üÂx, aber die einhellig bezeugte FormÍÙüÂxentspricht dem Peschittatext. 24 Hier steht »Präposition« (syrisch prōtesīs, vgl. gr. πρόθεσις) nicht im Sinne unseres grammatikalischen Begriffs »Präposition«, sondern im allgemeineren Sinne von »vorangestelltes Wort« auch für das Zahlwort »ein«. Sonst steht ëÚé{üò bei Timotheos zur Bezeichnung von Präpositionen (wobei er bei nicht zwischen Akkusativzeichen und Präposition unterscheidet): ep 36,2,11 (uund ), ep 41,8,35 (èã) sowie ep 42,6,43.45.49 (). Dabei steht ëÚé{üò auch in ep 42,6,43 wie hier im Wechsel mit dem syrischen Terminus¿ćäÚéÎäÙËúÂ(»Voranstellung«, Vorwort«). 25 In den Handschriften ist der Satzanfang doppelt abgeschrieben, wie sich bereits an > zeigt. Allerdings sind die doppelt abgeschriebenen Teile dem zweifachen »einerseits« (èã) nicht identisch. Wörtlich übersetzt lautet der Abschnitt: »Treffend einerseits gebraucht er stufenweise die Voranstellung, treffend einerseits gebraucht er auch die Präposition, das heisst, die Voranstellung…« Möglicherweise ist die Verwirrung durch eine unklare Korrektur entstanden, die am Rand einer Vorgängerhandschrift notiert war. Mir scheint der Text des zweiten Teils vertrauenswürdiger, und ich ediere dementsprechend.
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mehrere und [wie] die Taufe eine ist und nicht zwei oder mehrere, so ist auch Gott Vater einer und nicht zwei oder mehrere. 1,15 Gesetzt den Fall also, dass es mehrere Götter gibt, |7| dann gibt es notwendigerweise auch mehrere Taufen. Wenn es mehrere Taufen gibt, [gibt es] notwendigerweise auch mehrere Glauben. Wenn es aber mehrere Glauben [gibt, gibt es] notwendigerweise auch mehrere Herren aufgrund dessen, was gefolgert wird. Wenn es somit also mehrere Götter gibt, dann gibt es auch mehrere Herren.26 1,16 Wenn es aber nicht mehrere Herren gibt — der Herr ist ja einer — und es auch nicht mehrere Glauben gibt — der Glaube ist ja einer — und es nicht mehrere Götterväter gibt — denn Gott ist einer, der Vater aller —, dann ist klar und offensichtlich, dass es nicht mehrere Götter und Herren gibt. 1,17 Denn wer die eine Taufe in zwei oder beliebig viele Taufen aufspaltet, der spaltet notwendigerweise auch zwingend27 den einen Herrn in zwei Herren auf, den einen Glauben in zwei [Glauben] und den einen Gott in zwei oder beliebig viele Götter. 1,18 Wenn man aber den einen Gott nicht in zwei aufspalten kann, den einen Glauben nicht in zwei und den einen Herrn [nicht] in zwei, dann kann man folglich auch die eine Taufe nicht in zwei aufspalten. Denn die Hinzufügung von »ein« bei einem jeden dieser [vier Substantive] — bei Herr, bei Glaube, bei Taufe und gleichermassen auch bei Gott — ist richtig. 1,19 Und wie man dieses »ein« bei Gott nicht aufspalten kann, so auch nicht bei der Taufe, die in seinem Namen vollzogen wird. Denn 〈auch〉28 die Erkenntnis und die Unterscheidung der Personen werden durch die Einzahl des Namens, der Natur und der Wirksamkeit geeint. 1,20 Gesetzt also den Fall, dass dieser eine Gott in einen anderen verändert werden kann, dann kann auch diese eine Taufe in eine andere verändert werden, und wenn »der eine Gott« niemals in einen anderen Gott verändert werden kann, dann kann so29 auch die eine Taufe niemals in eine andere Taufe verändert werden. |8| 1,21 Und wenn der, welcher der eine Herr ist, in einen anderen Herrn verwandelt werden kann, dann kann auch diese eine Taufe in eine andere Taufe verwandelt werden, und wenn der Herr nicht in einen anderen Herrn verwandelt werden kann, dann kann auch die Taufe nicht in eine andere Taufe verwandelt werden, denn sie alle sind miteinander verkettet wie mit einer Art goldener 26 Vgl. zu einem (logisch nicht stringenten) Folgern von einem Begriff zum anderen auch disp 7,25–30. 27 Auch im Syrischen ist »notwendigerweise auch zwingend« doppelt ausgedrückt. 28 Konjektur BRAUN (Textus, S. 7 Anm. 1; vgl. auch DERS., Versio, S. 3 Anm. 3). Die Handschriften lesen »auch nicht«. 29 Im Syrischen ist der Konditionalsatz mit einem Vergleichssatz verquickt (»Wenn …, so…«). Der Text lässt sich so übersetzen, ist möglicherweise aber beschädigt.
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Kette. 1,22 Wenn das Eine sich in eine Zweizahl auflöst, dann lösen sich auch die anderen in eine Zweizahl auf, und wenn sich sie alle nicht in eine Zweizahl auflösen können, dann kann sich auch nicht eine [einzige] von ihnen in eine Zweizahl auflösen. 1,23 Halte also wie den einen Gott und den einen Herrn und den einen Glauben so [auch] die eine Taufe fest!30 2,1 Auf welche Dreiheit und welchen Namen sind denn diejenigen getauft, welche erneut getauft und getaucht worden sind? 2,2 Wenn auf den Namen einer geschaffenen Dreiheit — das sei ferne! —, ist es vielmehr ein [blosses] Tauchen31 als eine Taufe. 2,3 Denn wenn sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft wurden — und das heisst: des einen ewigen Gottes, der Ursache und Schöpfer von allem ist, der als dreifach in den Individualitäten und Eigentümlichkeiten und als einzigartig im Wesen und in der Natur verehrt und geglaubt wird32, und das ist der allgemeine Glaube der ganzen Christenheit —, dann machst du etwas Überflüssiges, wenn du die eine und selbe Geburt im einen und selben Namen und in der einen und selben Anrufung der Trinität33 wiederholst und ein zweites Mal [vollziehst]34. 2,4 Doch gesetzt den Fall, es ist so:35 Was sollte uns hindern und davon abhalten, dass wir wie bei den Taufen der Juden uns täglich taufen und reinigen? 2,5 Aber das ist unmöglich. Diejenigen, die einmal zur Taufe hinabgestiegen sind und in Gestalt des alten Menschen mit Christus gekreuzigt worden und gestorben sind, können nicht »wiederum den Gottessohn [ans Kreuz] heften und schmähen« (Hebr 6,6), das heisst, |9| bei einer erneuten, zweiten Taufe, wie uns der himmlische und göttliche Apostel lehrt. Denn eine wiederholte, zweite Taufe ist eine zweite Schmähung des Christus. 2,6 Genügt denn zur Auflösung der Sünde und des Todes nicht eine Kreuzigung und Anheftung des Christus36, deren Abbild durch die Taufe geformt und gebildet worden 30 Präziser wäre: »Halte also wie Gott als den einen und den Herrn als den einen und den Glauben als den einen so [auch] die Taufe als die eine fest!« 31 Man beachte hier ¿ðÂÎÓ zur Bezeichnung des blossen Eintauchens, später hingegen das Katalipomenon¿ðÃÓzur Bezeichnung der Taufe als Siegel (1,4,5–9). Vgl. ferner auch »in Schlaf getaucht« in ep 2,6,12. 32 Vgl. zur Formulierung auch ep 41,2,2f und disp 17,12. 33 BRAUN (Versio, S. 3f) verkürzt: »nativitatem in eodem nomine et invocatione Trinitatis«. 34 Das zweite Verb zur Verdeutlichung für den im Deutschen zweideutigen syrischen Ausdruck »zweimal wiederholen«, »ein zweites Mal wiederholen«. 35 Dieser Teilsatz fehlt bei BRAUN, Versio, S. 4. 36 BRAUN (Versio, S. 4) verkürzt: »una crux Christi«.
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ist37, das heisst, bei jener ersten [Taufe], bei der wir richtigerweise getauft worden sind? 2,7 Müssen wir dieser Kreuzigung und Anheftung eine weitere hinzufügen und den Gottessohn wiederum kreuzigen und schmähen, das heisst, durch diese zweite Taufe oder Eintauchung? 2,8 Achten wir somit darauf, dass [die Worte] »sie kreuzigen und schmähen wiederum den 〈Gottes〉sohn38« (Hebr 6,6) der göttliche Apostel über die zweite Taufe sagt, das heisst, diese solle auch nicht mit dem gewöhnlichen Namen der Taufe gewürdigt werden. 2,9 Denn während er die erste eine Taufe nannte — »es können nicht diejenigen, die einmal zur Taufe hinabgestiegen sind«39 (Hebr 6,4) —, nennt er die erneute, zweite nicht eine Taufe, sondern vielmehr eine Kreuzigung und Schmähung des Gottessohnes. 2,10 Dann ist es folglich absurd, nach der ersten Taufe ein zweites Mal40 zu taufen. Denn wenn die Taufe ein Abbild des Todes und der Auferstehung ist und wir den Tod und die Auferstehung ein [einziges] Mal sterben und auferstehen müssen, dann müssen wir folglich auch ein [einziges] Mal mit der Taufe getauft werden. 3,1 Wenn wir ferner aufgrund der Taufe unseres Herrn getauft werden und unser Herr einmal und nicht zweimal getauft wurde, dann müssen wir Folgendes untersuchen: Hat jemand die Taufe, mit der er getauft wurde, von einem Christen oder von einem Nichtchristen41 empfangen? 3,2 Wenn jemand von einem Nichtchristen [getauft wurde], darf man es auch gar nicht als Taufe benennen und bezeichnen.42 3,3 Wenn jemand 〈von〉43 einem Christen [getauft wurde], welches von beidem [gilt dann] wiederum: [Hat] er die Taufe von einem [empfangen], der die Chirotonie und Handauflegung empfangen hat, oder von einem, der 〈ohne〉44 Chirotonie und Auflegung war. 3,4 Wenn von einem, |10| der keine Chirotonie empfangen hat, dann sage auch ich, dass er unbedingt [nochmals] getauft werden 37 BRAUN (Versio, S. 4) strafft und verkürzt: »quae adumbratur per illud primum baptisma«. 38 Konjektur Braun, vgl. dazu auch vorher in 1,2,5. 39 Die Syntax ist auch im Syrischen elliptisch. 40 Im Syrischen: »eine erneute [Taufe]«. 41 Auch im Syrischen steht das zusammengesetzte Substantiv »Nichtchrist«. 42 BRAUN (Versio, S. 4) verkürzt: »non est dicendum«. 43 Konjektur Heimgartner in Analogie zum vorangegangenen Satz 1,3,2. 44 Konjektur Heimgartner »der ohne« statt »der keine«. Der syrische Text hat im Folgenden das Verb »war« (À{z), wo man wie soeben »empfangen hat« (âÃù) erwartet. Mit der KonjekturÎàx〈x〉 stattÎàxxkann der überlieferte Text mit minimaler Veränderung beibehalten werden. BRAUN (Versio, S. 4) übersetzt »accepit«, ohne das Problem zu signalisieren.
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muss. Denn jener hat auch gar keine Gnadengabe verliehen, er konnte das nämlich gar nicht, noch hat wiederum dieser eine Gnadengabe erhalten, er wurde nämlich gänzlich leer und durstig entlassen. 3,5 Wenn er aber von einem getauft wurde, der eine Chirotonie und Auflegung empfangen hat, [dann muss man] wiederum [fragen]45, welches von beidem [gilt]: Ist er von einem Orthodoxen oder einem Häretiker [getauft worden]? 3,6 Wenn von einem Orthodoxen, dann ist er folglich nicht einer zweiten Taufe bedürftig. 3,7 Wenn er von einem Häretiker getauft wurde, [muss man] wiederum [fragen]46: Welche von folgenden [Varianten] gilt: [Ist er] von Häretikern [getauft worden], welche das Gottsein des Christus bekennen, aber sein Menschsein leugnen wie zum Beispiel Simon, Mani, Markion und deren Anhänger47, oder von denjenigen, welche die Natur seines Menschseins bekennen, aber das Gottsein des Christus leugnen wie zum Beispiel Paul [von Samosata]48, Photinos und Markell [von Ankyra]49, welche an der jüdischen Anschauung erkrankt sind? 3,8 Wenn sie von denjenigen, welche auf eine dieser Weisen krank sind, getauft worden sind, was gar keine Taufe ist, dann bezeuge auch ich, dass das keine Taufe ist.50 Denn wir wurden nicht durch einen Gott erlöst, welcher der Vereinigung nach kein Mensch ist, und auch nicht durch einen Menschen, welcher der Vereinigung nach kein Gott ist, sondern durch einen Gott, der Mensch geworden ist, und durch einen Menschen, der in der Jungfrau Gott geworden ist51, sind wir erhöht worden. 3,9 Denn in gleicher Weise und in gleichem unteilbarem Vorgang haben beide stattgefunden, ich meine die Fleisch- und Menschwerdung52 der [Gott-]Rede und die Vergottung und Erhöhung des Fleisches. 3,10 Denn es fanden nicht entweder der Abstieg der menschgewordenen Rede oder die Erhebung des vergotteten Fleisches stufenweise und voneinander abgetrennt statt, sondern beide fanden zugleich statt, wie [soeben] gesagt wurde, ohne Abtrennung und in gleichem Vorgang Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 4. Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 4. 47 Vgl. zur Formulierung auch unten ep 2,8,6. 48 Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 4. 49 Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 4. 50 BRAUN (Versio, S. 4f) übersetzt verkürzend; es fehlen die Satzteile »welche auf eine dieser Weisen krank sind« und »was gar keine Taufe ist«. 51 Vgl. dazu Greg Naz ep 101,21 (SC 208, S. 44): »wobei in der Jungfrau Gott Mensch und der Mensch Gott wurde« — θεοῦ μὲν ἐνανθρωπήσαντος ἐν τῇ παρθένῳ, ἀνθρώπου δὲ θεωθέντος, wobei ἐν τῇ παρθένῳ nur von Handschrift Marcianus graecus 70 hinzugefügt wird, vgl. Apparat in SC 208, S. 44 zur Stelle sowie S. 31 zur Handschrift. — Die Stelle wird wörtlich in ep 38,16 sowie ep 41,3,20 und 42,6,12 zitiert. 52 BRAUN (Versio, S. 5) übersetzt verkürzend (nur »incarnatio Verbi«). 45 46
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der Vereinigung.53 |11| 3,11 Darin besteht nämlich unsere Erlösung, nicht in einem Gott, welcher sich der Purpurgewänder des Menschseins entledigt hätte, und auch nicht in einem Menschen, welcher die Natur der Gottheit [wie ein Kleid] ausgezogen hätte, sondern in dem einen und selben Gottessohn, der seinem Gottsein nach aus dem Vater jenseits der Zeiten und seinem Menschsein nach aus Maria am Ende der Zeiten geboren wurde. 3,12 Wenn [der Betreffende] somit von jenen getauft wurde, welche das Gottsein unseres Herrn leugnen, aber sein Menschsein bekennen, oder von jenen, die [es] umgekehrt [machen]: die nämlich sein Gottsein bekennen und sein Menschsein leugnen, dann muss er notwendigerweise getauft werden.54 Denn das ist ja auch gar keine Taufe, was von solchen 〈vorgetäuscht wird〉55, sondern [es sind] leere Gleichbilder und sinnlose Erscheinungen. 3,13 Wenn er aber von jenen getauft wurde, welche das Gottsein und das Menschsein unseres Herrn Christus bekennen und ein und denselben Sohn seinem Gottsein und seinem Menschsein nach bekennen, aber einander gegenseitig verleumden und bekämpfen, wobei die einen eine Person des natürlichen Sohnseins in zwei Naturen und Individualitäten [bekennen], andere eine Individualität in zwei oder aus zwei Naturen und wieder andere eine Person und Individualität und Natur bekennen — 3,14 ihr Streit betrifft nicht das Gottsein und das Menschsein, sondern vielmehr die Vereinigung des Gottseins und des Menschseins; sie streiten nicht über die Wesen und Naturen, sondern nur über die Beschaffenheit und Art der Vereinigung56 —, was bewirkt das für die Taufe? 3,15 Denn wie man nicht, weil sie den einen Gott bekennen, das Bekenntnis zum einen 53 Vgl. dazu auch ep 34,1,9: »Das Fleisch jedoch existierte niemals — nicht einmal während dem ganz kleinen In-Bewegung-Setzen des Werdens — im Sinne der Individualität, ohne dass es [bereits] vergöttlicht worden wäre, sondern das Werden des Fleisches geschah durch Gott, sodass das Fleisch nicht [etwa] zuerst im Sinne der Individualität zu Fleisch wurde, nachher aber im Sinne der Vereinigung zu Gott wurde, um sich gleichsam über bestimmte Stufen zur Vergöttlichung hin zu entwickeln, sondern sofort Fleisch und sofort Fleisch Gottes, sofort beseeltes Fleisch und sofort beseeltes Fleisch Gottes [wurde].« Ebenso auch ep 41,3,18: »…denn [es ist] nicht [so, dass], wie die Rede zeitweise Gott, nicht aber Mensch war, genauso auch Christus zeitweise Mensch, nicht aber Gott ist — [Gott] bewahre! das soll nicht geschehen! —, [sondern] die Rede [ist] sofort Fleisch und sofort Fleisch Gottes, sofort beseeltes Fleisch und sofort beseeltes Fleisch der Gott-Rede.« 54 Hier lässt Timotheos offensichtlich »erneut« bewusst weg. 55 BRAUN (Textus, S. 11 Anm. 1) konjiziert »vorgetäuscht« (¿ÙËÂĀã ; in Übersetzung »fingitur« [Versio, S. 5]) statt »geschaffen (¿ÙüÂĀã). 56 Vgl. dazu auch Brief 26,21: »Denn unser Streit, den wir miteinander [haben], bezieht sich auf die Art und Weise der Vereinigung und auf nichts anderes.« HAINTHALER
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Gott zurückweisen muss — denn sie bekennen mit uns und wie wir57 treffend den einen Gott — und [wie] wir nicht, weil sie die Dreiheit der [göttlichen] Individualitäten bekennen, deswegen58 diese leugnen oder andere als diese bekennen müssen und [wie] wir nicht, weil sie das Gottsein und das Menschsein des Christus bekennen, |12| deswegen nicht dies bekennen dürfen — sie bekennen diese [beiden] richtig wie wir und mit uns —, so müssen wir auch nicht, weil sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes taufen, deswegen die Taufe aufheben, welche auf die 〈Weise〉59, wie unser Herr befahl, vollzogen wurde. Sie vollziehen sie nämlich richtig und mit uns zusammen und wie wir. 3,16 Denn bei ihnen wird nicht ein anderes Gottsein und [eine andere] Trinität als bei uns bekannt und verehrt, und somit wird durch die Anrufung und Nennung der ersten [Taufe] die letztere Taufe zerstört und durch die Anrufung der letzteren [Taufe] wird Erstere aufgelöst und verwirrt. Denn [es ist] ein und dieselbe Gottheit, die in der Trinität 〈verehrt〉60 wird, und [es ist] die gleiche Taufe unter uns und bei ihnen.61 3,17 Denn wie wir im Bekenntnis der Einzahl von Gottsein und Trinität übereinstimmen, [wie] wir im Bekenntnis des Gottseins und des Menschseins unseres Herrn übereinstimmen, [wie] wir in der grossen Hoffnung auf die Auferstehung vom Haus der Toten übereinstimmen, [wie] wir in der Herrlichkeit des Himmelreiches und dem künftigen Gericht übereinstimmen, [wie] wir bei der Verehrung des Zeichens des lebensschaffenden Kreuzes62 übereinstimmen und [ebenso] darin, dass wir in Richtung Osten das Licht der Wahrheit verehren63, so stimmen wir alle auch bei den Taufen miteinander überein, mit denen wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft werden und taufen. 3,18 Jene also, die mit uns und wie wir in richtiger Weise 〈reden〉64, wollen wir nicht tadeln, vielmehr wollen wir diejenigen korrigieren und zurechtweisen, die nicht in richtiger Weise reden, (Christus, S. 198) meint dazu: »Eine so klare und eindeutige Benennung des Streitpunkts kenne ich sonst kaum.« 57 Timotheos wechselt von der unpersönlichen Konstruktion mit Infinitiv zur persönlichen mit Objektsatz und Verb der 1. Person Plural. 58 Die hypertrophe Formulierung hier und im Folgenden wie im Syrischen. 59 Konjektur BRAUN (Textus, S. 12 Anm. 1): »dass auf diese Weise« (¿æÏÂx) statt »dass zu dieser Zeit« (¿çÂÏÂx). 60 Konjektur BRAUN (Textus, S. 12 Anm. 2). 61 Das Syrische variiert die Präpositionen (xsund Îà). 62 Vgl. dazu auch disp 9,1–13 und ep 40,9,8–17. 63 Vgl. zur Gebetsrichtung nach Osten auch disp 6,1–18 sowie ep 1,7,8; 2,5,8 und ep 26,12. 64 Konjektur BRAUN (Textus, S. 12 Anm. 3).
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sondern anders und verkehrt. 3,19 Denn unser Streit mit ihnen65 und ihr [Streit] mit uns erstreckt sich nicht auf die Taufe, auch nicht auf das Gottsein und die Trinität oder die Trinität im Gottsein, auch nicht ferner auf das Gottsein und das Menschsein des Christus, unseres Herrn, sondern auf die Vereinigung des Gottseins und des Menschseins |13| sowie auf das Leiden und den Tod, die sie der Natur nach auf die Gottheit beziehen.66 3,20 Wir wollen somit diese [Aussagen]67 zurückweisen, korrigieren und widerlegen. 3,21 Und wie wir sie nicht wegen der Einzahl der Gottheit und nicht wegen der Trinität tadeln dürfen, nicht wegen der Verehrung noch wegen des Bekenntnisses zur Auferstehung vom Haus der Toten, nicht wegen des Bekenntnisses des Gottseins und des Menschseins unseres Herrn, nicht wegen der Einzahl der Person der naturgemässen Sohnseins und [des naturgemässen] Herrseins68 — denn all dies bekennen sie treffend mit uns und wie wir —, so dürfen wir sie auch nicht wegen der Taufe rügen, die im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes vollzogen wird, denn sie vollbringen sie treffend wie wir und mit uns. 3,22 O dass sie doch auch in den anderen [Punkten] mit uns übereinstimmen würden wie in dem! 3,23 Wenn du also irgendein Arzt wärst und zu einem Kranken oder Gebrechlichen kämst, der bald an der Leber, bald an den Nieren leiden würde, würdest du ihm dann wegen seines Leberund Nierenleidens auch für die Augen und das Hirn, die unversehrten und gesunden Körperteile, ein Heilmittel bringen? Würdest du [das Heilmittel] einerseits den kranken [Körperteilen] bereiten, womit du sie heilen würdest69, andererseits [auch] den gesunden [Körperteilen] als solchen, die unbedürftig sind?70 3,24 So berichtige freilich ebenso den Begriff der 65 Gemeint sind also die in 1,3,18 zuerst Genannten, die in 1,4,6 als Chalkedonenser und Severianer bezeichnet werden. 66 Vgl. dazu oben 1,3,14 mit Anm. 56. 67 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 6 (»sententias«). 68 BRAUN (Versio, S. 6) übersetzt glatter, indem er alle Objekte als Genitive von »Bekenntnis« und »Verehrung« abhängen lässt. 69 In den Handschriften ist ein Stück des Satzes doppelt abgeschrieben (nämlich: »die unversehrten und gesunden Körperteile, ein Heilmittel? Würdest du [das Heilmittel] einerseits den kranken [Körperteilen], wobei du sie heilen würdest«; im Syrischen stehen die Verben an anderer Stelle als im Deutschen). Möglicherweise handelt es sich um genau eine ganze Zeile einer Vorgängerhandschrift von Bagdad 509, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 644, S. XVI–XVII. > > 70 BRAUN (Textus, S. 13 Anm. 2) konjiziertüúï(»ausreissen«) stattËÃï(»machen«) und übersetzt (Versio, S. 6): »Würdest du etwa die freilich kranken Körperteile heilen, doch die gesunden, welche keines Heilmittels bedürfen, ausreissen?« (Im lateinischen Original: »Num forte membra quidem aegrota sanares, sana autem medela non indigentia extirpares?«) Vom Kontext her überzeugt die Konjektur m. E. nicht.
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Vereinigung, an dem manche krank sind, [und] korrigiere [sie], indem du sie von der zwingenden und naturgemässen [Vereinigung] zur willentlichen und wohlgefallenden [Vereinigung] führst, nicht im Sinne von voneinander entfernten Wesenheiten, sondern im Sinne einer erhabenen und unauflöslichen [Vereinigung]. 3,25 [Führe sie] von der Individualität und [all] dem zur Individualität Gehörenden zur Person und [all] dem zur Person Gehörenden, vom Übertragenen und aus Gnade [Erfolgenden] zum Genauen und Eigentlichen, das sich im naturgemässen Sohnsein der [Gott-] Rede zeigt. 3,26 Lehre |14| sie, wie alles Hohe und Erhabene der Natur nach zur menschgewordenen Rede [gehört], der Vereinigung nach und der Wirksamkeit nach und 〈im übertragenen Sinn〉71 sofort auch zum Menschen der [Gott-]Rede [gehört], und wie [alles] Niedrige und Geringe am Menschen der [Gott-]Rede72 der Natur nach zum vergotteten Fleisch [gehört], der Vereinigung nach und im übertragenen Sinn — wie vom Abbild auf dessen Urbild [bezogen]73 — auch zur Rede gehört, die Mensch geworden ist.74 3,27 Denn wie, wenn das Eisen ins Feuer geworfen wird, nicht das Eisen dem Feuer die Kälte und die Schwärze gibt, sondern vielmehr das Feuer dem Eisen die Helligkeit und die Wärme gibt, oder, wenn 71 Ich konjiziere gemäss der zweiten Satzhälfte. Die Handschriften lesen »der Natur nach«. 72 Das Textstück »und wie [alles] Niedrige und Geringe am Menschen der [Gott-] Rede« fehlt unglücklicherweise in beiden Vorlagen von Braun (V und offenbar auch C). BRAUN (Versio S. 7) hat zwar sinngemäss richtig »[humilia autem et abiecta]« konjiziert, aber er hat den Gesamtsinn des Satzes nicht richtig erfasst, wenn er übersetzt: »Doce eos omnia excelsa et sublimia, quae in natura Verbi incarnati sunt, per unionem realiter et naturaliter esse iam in natura hominis Verbi: [humilia autem et abiecta], quae in natura deificatae carnis sunt, per unionem et sublimiore sensu, quasi a typo ad archetypum relata, et > ipsius Verbi incarnati esse.« Dabei übersetzt BRAUN auch die Satzteile mitèÙx...èãnicht parallel, sondern verfährt freier. Allerdings erschwerte ihm nicht nur die genannte Textlücke seiner Handschriften das Verständnis, sondern auch der Textfehler »der Natur nach« (vgl. dazu die vorhergehende Anm. 71). Um das zugrunde liegende »hermeneutische Schema« (vgl. dazu gleich unten Anmerkung 74) zu erkennen, hätte er die Briefe 41 und 42 kennen müssen, wo es breit entfaltet wird. 73 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 7. 74 Hier liegt das »hermeneutische Schema« des Timotheos zugrunde (vgl. dazu HEIMGARTNER, Fragmente, S. 200f), welches in den Briefen 41 und 42 vollends entwickelt wird: Das Gottsein einerseits kommt dem Logos der Natur nach und dem Menschen Jesus Christus der Vereinigung nach zu, das Menschsein andererseits kommt dem Logos der Vereinigung nach und dem Menschen Jesus Christus der Natur nach zu (41,3,20). Dementsprechend gilt auch: Die Hoheitsaussagen einerseits kommen dem Logos der Natur nach und dem Menschen Jesus Christus der Vereinigung nach zu, die Niedrigkeitsaussagen andererseits kommen dem Logos der Vereinigung nach und dem Menschen Jesus Christus der Natur nach zu (41,3,28; 42,6,53). Vgl. dazu ferner auch ep 35,3,9–11; 36,1,6f; 36,1,25f; 36,1,49; 36,1,53; 36,1,62f; 41,3,36; 41,7,2–8; 41,7,49–57; 42,6,8.23.32.
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du möchtest, wie nicht der Körper der Seele die Leblosigkeit und Denksprachlosigkeit gibt, sondern vielmehr die Seele dem Leib Lebendigkeit und Denksprachfähigkeit verleiht — und dabei ist im Feuer und im Eisen eine [einzige] Helligkeit und nicht zwei und wiederum in der Seele und im Leib eine [einzige] Lebendigkeit und Denksprachfähigkeit und nicht zwei —, so hat auch nicht das Menschsein dem Gottsein Leiden und Tod gegeben, sondern das Gottsein hat ihrem [d. h. dem der Gott-Rede] Menschsein Leidenslosigkeit und Unsterblichkeit und alles Erhabene geschenkt — und dabei ist eine [einzige] Person des naturgemässen unaufteilbaren Sohnseins sowohl in der [Gott-]Rede als auch im Fleisch sichtbar und erkennbar, und es ist ein Sohn und Christus, und es sind nicht zwei Söhne und Christusse. 3,28 Entferne mit diesen und [anderen] derartigen Worten und Heilmitteln die Krankheiten [sowohl] der Leidensfähigkeit des Gottseins [als auch] der Vereinigung, indem 〈du〉75 sie mild und sanft76 beschwörst. 3,29 Die Sache mit der Taufe lasse mit Freuden fahren! Denn sie [d. h. die Taufe] ist ein gesunder Körperteil, der keiner Heilung bedarf. Denn »nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern jene, welche jeweils an Übeln leiden« (Mk 2,17)77. »Tue du desgleichen!« (Lk 10,37) 3,30 Wie solltest du denn, wenn die Fundamente eines Hauses sicher sind, aber das Dach 〈des〉78 Hauses eingerissen ist, mit dem Dach auch die Fundamente niederreissen, die völlig sicher und überhaupt nicht eingerissen |15| sind, 3,31 oder wenn das menschliche Auge eine Störung hat, nicht nur den Augen79, sondern auch den Füssen ein Heilmittel zubereiten, die überhaupt nicht krank sind noch eine Schwäche haben? 75 Ich konjiziere »du« (Āæs) stattÿæsin den Handschriften, welches diese als »man« verstehen, wie die Linea occultans über demsverrät. Man könnte die Form als Imperativ Af‘el (von ÿæ »träge machen«) im Sinne von »betäube!« verstehen, was einen recht > passenden Sinn ergäbe. Allerdings fehlt im Nebensatz (ÿÑàËÝ) das beim Partizip übliche > Pronomen »du« (vgl. dazu auch 1,3,24, wo die Handschriften TM richtigĀæsËÆæËÝ lesen), das durch die Konjektur leicht hergestellt werden kann. Damit sind auch die folgenden beiden Adverbien syntaktisch stimmig in den Nebensatz eingeordnet. 76 BRAUN (Versio, S. 7) übersetzt verkürzend mit nur einem Adverb (»suaviter«). 77 Vgl. auch Lk 5,31 und Mt 9,12. 78 Ich konjiziere »des Hauses« (ÀĀÚÂx) statt »im Haus« (ÀĀÚÃÂ) in den Handschriften, was sich zwar übersetzen liesse (»das Dach am Haus eingerissen ist« oder »das Dach ins Haus eingerissen ist«). Die Konjektur scheint mir jedoch einfacher und plausibler. 79 Der syrische Text wechselt hier in allen Handschriften zum Plural, der dann aber mit Relativpronomen und Verb im Singular weitergeführt wird (im Deutschen nachgeahmt etwa: »was [alles] überhaupt nicht krank ist«). Braun löst das Problem, indem er den Relativsatz verkürzend »pedi sano« übersetzt. — Vgl. zum ungewöhnlichen Singular ähnliche Konstruktionen in ep 14,53 und 26,6.
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3,32 Wenn somit [der Betreffende] nicht im Namen der Trinität getauft worden ist, sondern die Taufe des Johannes empfangen hat, die ohne den heiligen Geist [vollzogen wurde], sondern die Vergebung der Sünden durch Busse mit sich brachte, dann sei ein zweiter Paulus80: Taufe erneut im Namen unseres Herrn, lege die Hand auf und verleihe den heiligen Geist, wie es damals der Apostel bei denen in Ephesus [tat]. 3,33 Wenn [der Betreffende] jedoch im Namen der Trinität oder im Namen unseres Herrn getauft worden ist — das ist nämlich bei der heiligen Taufe gleich —, weshalb solltest du das gute Gold als Fälschung bezeichnen, weshalb die Perle wegen der Muschel tadeln? 3,34 Denn wie die Perle ein und dieselbe Schönheit besitzt, egal, ob sie in der königlichen Krone oder in der Muschel ist — ihre Schönheit besteht nämlich der Natur und nicht dem Ort nach81 —, oder, wenn du möchtest, wie eine grosse hell leuchtende Lampe dasselbe Strahlen und Glänzen82 des Lichts aussendet, egal, ob sie in den Händen eines Mitglieds des Hauses oder in den Händen eines Fremden ruht, so ist auch die vorzügliche Taufe, die mit dem ewigen Licht strahlt, ein und dieselbe sowohl bei uns als auch bei den anderen, welche dieselben 〈Anordnungen〉83 empfangen haben und dieselben Feste unserer Erlösung mit uns vollbringen. 4,1 Dies ist auch aus unseren heiligen Vätern und ihren Synodalversammlungen ersichtlich. Denn als in der Zeit der Verfolgung durch die Heiden einige Leute die Taufe des Geistes leugneten, haben unsere Väter es nicht gestattet, dass diejenigen nochmals erneut84 getauft wurden, die [in die Kirche] zurückkehrten, denn sie wussten, dass es keine zweite Taufe gibt, sondern sie ordneten die Busse zur bekannten festgesetzten Zeit an. 4,2 Gewisse Leute aber, die es gemäss ihrer [eigenen] Meinung noch genauer nahmen und, so sage ich, mehr |16| Mangel an Menschenliebe hatten, liessen nicht nur keine zweite Taufe zu, sondern verliehen auch 80
Vgl. dazu auch ep 34,5,31: »Werde du ein Petrus, Jakobus oder Johannes…!« Vgl. dazu ep 40,9,5: »Ich aber sage ihm: ›»Fleisch« ist etwas anderes als »im Fleisch«. Jenes bezeichnet nämlich die Individualität, dieses den Ort oder die Stelle dort. Wie kannst du nur in sophistischer und verführerischer Weise »Individualität« und »Wesen« auf die Kategorie des Ortes oder Platzes übertragen und vermengen!‹« — »Natur« wird hier wie oft im Syrischen als Synonym für »Wesen« verwendet. 82 Im Syrischen zwei Pluralformen. 83 Die Handschriften bieten die kontaminierte Form ÎùĀÙËà (vgl. διαθήκη). Ich ? konjiziereëÚêÞÔÙËà(vgl. gr. διάταξις, so auch BRAUN, Versio, S. 8 Anm. 1). Vom Schrift? bild her könnte man auch anëÚézĀÙËà(διάθεσις) denken, mir scheint erstere Variante aber näher zu liegen. 84 Die Übersetzung ahmt das Syrische nach, welches ebenfalls zwei Adverbien verwendet. 81
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keine Vergebung nach der Taufe, und deshalb wurden sie als Unbarmherzige von der Kirche abgespalten.85 4,3 Denn wenn wir diejenigen, welche [den Glauben] willentlich leugneten, nicht durch eine erneute Taufe, sondern allein durch die Absolution und durch Salbung mit Salböl an diesen zurückführen, um wieviel mehr also müssen wir jene, die [den Glauben] nicht verleugnet haben, nicht durch eine wiederholte Taufe, die es gar nicht gibt, sondern eher durch die Versöhnung und Bezeichnungen durch Salbung mit Salböl zu Hausgenossen des Christus und der katholischen Kirche machen. 4,4 Denn wie wir nur einmal und nicht zweimal aus dem Mutterschoss und [durch die Auferstehung]86 aus der Erde87 geboren werden — denn es gibt niemanden, der zweimal aus der Mutter noch ferner zweimal zum unsterblichen Leben geboren wird —, so werden wir auch aus dem geisthaften Mutterschoss der Taufe [nur] einmal und nicht zweimal geboren. 4,5 Und wie es ein und derselbe Mutterschoss ist, der den König, den Diener und den Tagelöhner geboren hat88 — denn aus Gründen des Wesens unterscheiden sich der König in überhaupt nichts vom Diener und der Diener vom Tagelöhner, dem Wesen nach sind sie nämlich dieselben89, dem Königtum und dem Dienertum nach sind sie nicht dieselben —, oder, wenn du willst, wie ein und dasselbe königliche Bild oder Siegel in den drei Materialien90 Gold, Silber und Erz ist und [dabei] das Bild und Siegel ohne Unterschied dasselbe ist, die Materialien aber weder untereinander dieselben sind noch [dieselben] wie das königliche Bild in ihnen, so sind auch der Mutterschoss des Geistes und das königliche Bild der Taufe, welches durch die Anrufung und den Namen der Trinität geformt und gebildet wird, ein und dasselbe |17| ohne Unterschied sowohl bei uns Orthodoxen als auch bei den Chalkedonensern und den Severianern. 4,6 Das königliche Siegel bei uns [allen] ist dasselbe, wir sind jedoch — obwohl wir der Natur nach dieselben sind — der Beschaffenheit der Orthodoxie und der Häresie nach nicht dieselben, insofern wir im reinen Gold des rechten [Gottes-]Lobes, sie aber im verworfenen Silber und Erz das Siegel des [himmlischen] Königtums haben. 4,7 Und wie in Sem, Ham und Jafet Gottes Abbild und Gleichbild als [ein und] dasselbe, die Beschaffenheit und Art nicht als [ein und] dieselbe angesehen 85 86 87 88 89 90
Er meint wohl die Novatianer, vgl. unten 1,7,10f, ferner auch ep 9,49. BRAUN, Versio, S. 8 Anm. 4. Ich folge BRAUN, Versio, S. 8, gegen DERS., Textus, S. 16 Anm. 1. Hier im Syrischen für einmal auch das Af‘el vonËáÙin der Femininform(Ëà{s)! Nämlich Menschen. — Das Syrische formuliert hypertroph »dieselben zueinander«. Syrisch hūlās, vgl. gr. ὕλη.
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werden können, sondern der eine für die Überschattung und Gegenwart Gottes, der andere für die Ausbreitung und Verbreitung, der dritte für die Dienerschaft und Unterwerfung bestimmt war, so ist auch das königliche Siegel der heiligen Taufe in uns und in den Melkiten und in den Severianern ein und dasselbe: Das königliche Abbild ist ein [einziges], der Glanz und die Pracht und die Herrlichkeit [sind] jedoch nicht dieselben. 4,8 Und wie das Licht der Sonne ein [einziges] ist, egal, ob es sich auf Gold, Stein oder Holz ergiesst, so ist der durch das Licht verursachte Glanz nicht ein und derselbe, sondern auf dem Gold verströmt sie [d. h. die Sonne] den Glanz ihres Lichts mehr, auf dem Stein und auf dem Holz weniger, und [wie man] bei den Materialien einen grossen Unterschied, beim Sonnenlicht [selbst] aber überhaupt keinen Unterschied sehen kann, so ist auch das königliche Siegel der versöhnenden Taufe ein [einziges]: Bei uns Orthodoxen [ist es] wie in Gold, bei jenen anderen wie in Stein und Holz [eingeprägt]. 4,9 Der Glanz und das Strahlen ebendieses Siegels ist nicht ein und dasselbe bei uns allen, sondern bei uns funkelt es in reiner und heller Weise, weil wir rein sind aufgrund des Leidens und des Todes des Unsterblichen, bei den Streitsüchtigen91 und den Frechen ist sein Glanz weniger zu sehen wegen der Verunreinigung |18| und Verschmutzung der Lästerung, ich meine die Vereinigung der Naturen und Individualitäten92, welche gezwungenermassen die Unsterblichkeit zum Tode und die Leidenslosigkeit zum Leiden und das Unzusammengesetzte zur Zusammengesetztheit des Geschaffenen93 führt. 5,1 Aber vielleicht mag jemand dagegen einwenden und sagen: »Was soll uns somit denn hindern, wenn es ein und dieselbe Taufe ist, dass auch wir von ihnen die Taufe empfangen?« 5,2 Dagegen sagen wir erstens94: Wenn es in der ganzen Kirche der Orthodoxen keinen Priester gibt, keinen Presbyter, keinen Bischof, keinen Metropoliten, keinen Patriarchen, dann musst du dich mit aller Notwendigkeit von den Streitenden taufen lassen und deinen Fuss unablässig von Tür zu Tür und von Haus zu Haus lenken und von Fremden um Brot und Wasser bitten statt Hungers oder Durstes zu sterben. 5,3 Wenn es aber viele Kirchen der Orthodoxen gibt und die Priester und Oberpriester dichtgesät, mannigfach und glänzend wie die Sterne am Himmel sind95, sie, die mit Rechtgläubigkeit glänzen 91 92 93 94 95
Zu¿ÚÙüÐvgl. auch BRAUN, Versio, S. 9 Anm. 1. Im Syrischen entsprechen »der Naturen und Individualitäten« zwei Adjektive. BRAUN (Versio, S. 9) übersetzt: »in compositionem peractam«. »Danach« folgt in 1,6,1. Vgl. auch ep 42,1,2.
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und mit der theoretischen Betrachtung96 und einem vorzüglichen Lebenswandel strahlen97, welche Notwendigkeit bringt dich da dazu, den eigenen Reichtum zu verlassen und auf den der Fremden zu blicken, den Tisch im Haus der Väter verschmähen, der reich an reinen und vorzüglichen Broten98 ist, und wie ein Bedürftiger am Tisch der Fremden zu liegen, dessen Brote überhaupt nicht rein von Sand sind, der [einem] die Backenzähne zerbricht, aber keine Nahrung oder nur in schlechter Weise gibt? 5,4 Mache doch nicht dich selbst notleidend, wo du doch reich bist, und mache dich nicht zum Bedürftigen bei einem anderen, wo du doch Fülle hast! 5,5 Er sollte somit vielmehr an deinem Tisch statt du am Tisch von ihm liegen! Er sollte von deinem Krug statt du von seinem Trank trinken. 5,6 Er sollte nämlich zu dir zurückkehren wie der verlorene99 Sohn zum Haus seiner Väter |19|, und nicht du solltest zu ihm zurückkehren. Er sollte nach der Nahrung des Hauses der Väter verlangen, die lebendiges und lebensschaffendes Brot ist, statt dass du nach den Johannisbrotfrüchten der Schweine [verlangst]100. 5,7 Weshalb verlangst du nach dem Tisch und dem Trank von Fremden, wo du doch an einem Tisch in einer Trinkrunde liegst, die deine Seele erquickt? 5,8 Weshalb schmückst du dich mit dem Kleid von Fremden, wo du doch prachtvolle königliche Gewänder hast, welche dich wie auch die Fremden schmücken? 5,9 Brich du dein vorzügliches Brot für jenen Hungrigen! Kleide du mit deinem prachtvollen Gewand jenen Nackten! Gib du jenem Dürstenden geisthaften Trank! 5,10 Es ist zuhöchst absurd und völlig unvernünftig, dass du, obwohl du Reichtum und Fülle hast und jener bedürftig und notleidend ist, deinen geisthaften Reichtum und deine [geisthafte] Fülle verlassen willst und hingehen, dich zu Boden werfen und an seiner Tür stehen willst wie ein notleidender und bedürftiger Landstreicher und von einem Fremden und Auswärtigen101 [etwas] erbitten, du, der du in noch reichlicherer und vollerer Weise alles besitzt und reich bist! 5,11 Es ist absurd, dass du, obwohl du an der Quelle der Lebenswasser liegst, einen solchen Trank verlassen, hingehen und aus den Quellen voller Blutegel oder von versalzenen und untrinkbaren Wassern trinken willst! 5,12 Denn wie deine 96 Im Syrischen tē’ōrīyā, vgl. gr. θεωρία (so auch oben 1,1,7 und unten 1,8,8 sowie ep 41,2,25). 97 Vgl. zum verlorenen Sohn (Lk 15,11–32) auch unten 1,6,14 sowie ep 26,34. 98 Vgl. ep 33,4: »Denn das Gerstenbrot wird niemals benötigt, wo sich die reinen Weizenbrote finden.« 99 Syrisch asūṭā, vgl. gr. ἄσώτος. 100 Vgl. Lk 15,16. 101 Syr. aksenāyā, vgl. gr. ξένος.
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gesetzliche Ehe rein ist und wiederum auch die gesetzliche [Ehe] deines Nachbarn, aber für dich die seine nicht rein ist und umgekehrt für ihn die deinige nicht rein [ist]102, so ist auch der Quell der reinen Taufe von uns allen rein, aber für dich ziemt es sich nicht, dich mit seiner [Taufe] zu taufen, wo du doch die göttliche und geisthafte103 Waschung hast, die gänzlich frei von Worten der Lästerung und des Murrens ist, 5,13 doch er muss notwendigerweise vom Seinigen zum Deinigen hinüberlaufen wie von etwas, in das er nicht von einem Reinem und nicht in reiner Weise eingeweiht worden ist, zum Allerreinsten und Allerhellsten und -herrlichsten. 6,1 Danach wollen wir aber auch Folgendes untersuchen: Hast du dich von ihnen abgesondert oder |20| haben sie sich von dir abgesondert? 6,2 Wenn du ihre Wahrheit verlassen hast, solltest eher du zu ihnen zurückzukehren als sie zu dir. Wenn aber sie die Wahrheit verlassen haben, dann ziemt es sich eher, dass sie von dir die Taufe empfangen als du von ihnen. 6,3 Aber vielleicht sagst du, dass das sehr wohl kontrovers und umstritten ist. Sie sagen: »Ihr habt die Wahrheit verlassen«, und wir sagen das Umgekehrte. 6,4 Aber um diesen unseren Streit zu lösen und um zu verstehen, wer die Wahrheit der Kirche verlassen hat, wollen wir wie vor den Richterstuhl des Christus vor sein Evangelium treten und ebenso auch vor sein Altes Testament, und wenn wir im 〈Alten〉104 und im Neuen Testament finden, dass Gott aus einer Jungfrau geboren worden ist, dass Gott gelitten hat und gestorben ist und gekreuzigt worden ist, dass Gott begraben worden und von den Toten auferstanden ist — wenn wir es also so im Neuen und im Alten [Testament] finden, dann ist klar, dass wir das Fundament der Wahrheit verlassen haben und sie unerschüttert auf den Worten der Schrift stehen. 6,5 Wenn solche Worte aber in der Schrift des Geistes überhaupt nicht zu finden sind, sondern [es so steht], wie vielmehr wir sagen, dass der Sohn aus einer Jungfrau geboren wurde, dass Christus gelitten hat und gekreuzigt wurde, dass der Menschensohn begraben worden und auferstanden ist — denn so steht es im Neuen und im Alten [Testament] —, dann ist klar und offenkundig, dass wir auf dem Fels unserer Meinung stehen, auf den unser Herr seine Kirche zu bauen verheissen 102 Die reziproke Formulierung bedeutet streng genommen, dass die ostsyrische Kirche für Chalkedonenser — objektiv — unangemessen ist! Mit 1,5,13 durchbricht er die Reziprozität wieder. 103 Im Syrischen einmal mit Adjektiv und einmal mit Substantiv im Genetiv formuliert (»die göttliche und dem Geist [zugehörende] Waschung«). 104 Konjektur BRAUN (Textus, S. 20 Anm. 1).
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hat, dass wir wie Gold, Edelsteine und Perlen in das Fundament der Wahrheit des Evangeliums eingefügt sind (vgl. 1 Kor 3,11) und dass sie erschüttert worden und schwach geworden und ausgeglitten sind105 und das Fundament der Wahrheit des Glaubens verlassen haben. 6,6 Es müssen vielmehr sie zur Wahrheit zurückkehren, die sie verlassen haben, und zu uns [umkehren], welche niemals Betrug |21| in die Wahrheit gemischt haben und keinen Betrug106 an Gottes Worten begangen haben, und [es müssen] nicht wir zu ihnen umkehren. 6,7 Also müssen nicht wir von ihnen aufgenommen werden, sondern vielmehr sie 〈von uns〉107. Es müssen nicht wir von ihnen getauft werden, sondern sie von uns. Es müssen nicht wir in ihre Götzenhäuser eintreten, sondern dass sie in unsere Tempel eintreten, ist angemessen. 6,8 Sie haben die Begriffe und Worte der Lästerung über den Glauben neu erschaffen und nicht wir. 6,9 Arius, Eunomius, Makedonios und Apollinaris haben an den Worten der Schriften selbst kein Unrecht begangen, [nur] am Sinn ebendieser Worte haben sie in grossem Mass gefrevelt. In übler Weise haben sie sie verstanden, und in noch üblerer Weise haben sie sie ausgelegt. 6,10 Den Körper und die äussere Form haben sie unerschüttert bewahrt, doch den inneren Sinn und Gehalt haben sie gänzlich erschüttert und zugrundegerichtet. 6,11 Die Severianer aber haben selbst die Termini108 und deren Sinn gleichermassen zugrundegerichtet und verdreht, wie 〈aus dem folgenden [Zitat]〉109 ersichtlich ist: »Denn er hat ohne Gott für einen jeden den Tod gekostet« (Hebr 2,9), und aus folgendem [Zitat]: »Er nahm nicht [einen] aus den Engeln an, sondern [einen] aus der Nachkommenschaft Abrahams nahm er an.« (Hebr 2,16110) 6,12 Diese [Zitate] haben sie nämlich verändert, und anstelle des ersten sagten sie: »Denn er, Gott, hat in seiner Gnade für einen jeden den Tod gekostet«, und statt des zweiten schrieben sie: »Denn er hat nicht über Engel dem Tod Macht gegeben, sondern über den Samen Abrahams hat er dem Tod Macht gegeben.«111 6,13 Wenn auch nicht viele, so haben sie dennoch [einige] wenige [Stellen] verdreht und verwirrt. 6,14 Wegen diesen und [anderen] derartigen [Dingen] müssen nicht wir zu ihnen zurückkehren, sondern es müssen vielmehr sie sich zu 105 Im Syrischen mit Assonanz: wamra‘ wašra‘, nachzuahmen etwa »verirrt und verwirrt«. 106 Im Syrischen kepāle‘ūtā, vgl. gr. καπηλεύω. 107 Konjektur BRAUN (Textus, S. 21 Anm. 1). 108 Im Syrischen steht das griechische Lehnwort leksīs, vgl. gr. λέξις. 109 Konjektur Heimgartner in Anlehnung an Konjektur BRAUN (Textus, S. 21 Anm. 3). 110 Das Zitat auch in ep 41,3,11. Vgl. dazu auch BROCK, Hebrews. 111 Vgl. zu den veränderten Bibelstellen auch Cto 17f.
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uns zurückwenden wie der verlorene Sohn zum Haus seines Vaters.112 6,15 Denn wie die Natur des Wasser eine ist, aber sich in der Erde verändert und anders wird |22| — an einem Ort ist es süss und trinkbar, an einem anderen Ort salzig, wieder woanders bitter, wobei nicht seine Natur und [sein] Wesen, sondern vielmehr seine Beschaffenheit und [sein] Geschmack verändert werden —, 6,16 so ist auch die Taufe eine [einzige] sowohl bei uns als auch bei den Chalkedonensern und den Severianern, aber hinsichtlich ihrer [d. h. der Taufe] Werkzeuge113 und Diener sind die Orthodoxen wie Erde und Wasser rein, die Chalkedonenser und Severianer salzig und bitter. 6,17 Freilich meinen wir nicht die Taufe — denn sie wird im Namen der verehrungswürdigen und naturgleichen Trinität vollzogen —, sondern deren Vermittler, welche in sie einweihen114, denn sie sind Lästerer der grossen Herrlichkeit der Gottheit. 7,1 Aber es mag jemand einwenden: »Wie meinst du, dass nicht wir mit einer [erneuten] Taufe jene aufnehmen dürfen, welche sich von der Häresie abwenden? Sowohl in den durch Clemens von Rom [überlieferten] Synodalkanones115 als auch in denen von Cyprian von Karthago in Afrika116 112
Vgl. dazu oben 1,5,3.6 (dort aber Plural). ? BRAUN (Textus, S. 22 Anm. 1) konjiziert »Werkzeuge« (¿çÅy{s, vgl. gr. ὄργανα) ? statt »Purpurgewänder« (¿æÎÅys) in den Handschriften. 114 Vgl. dazu auch oben 1,5,13. 115 Zu Beginn des ostsyrischen Synodenbuches (vgl. dazu Selb, Kirchenrecht, Bd. 1, S. 59–71 sowie 175f und 183–186; Kaufhold, Rechtssammlung, S. 24–32; Brakmann, Elias, S. 593f) stehen zwei Reihen von Apostelkanones mit 27 resp. 83 Kanones (dazu SELB, Kirchenrecht, Bd. 1, S. 59f; 103f; 108), dabei ist die zweite als »durch Clemens« bezeichnet (ebenda, S. 104). Da eine Edition der Originalkanones noch aussteht, »wird man sich derzeit freilich mit deren Wiedergabe in den späten nestorianischen Kompendien zufrieden geben müssen« (ebenda, S. 67). Gemeint sind hier wohl die Apostelkanones 45 und 46, erhalten in der Epitome des ‘Abdīšō‘ (MAI, SVNC, Bd. 10, syrischer Text S. 179 l. Sp., lateinische Übersetzung S. 12 r. Sp.) und im westsyrischen Synodicon (VÖÖBUS, Synodicon, syrischer Text S. 64f, englische Übersetzung S. 77f). Diesen entsprechen im Fiqh des Ibn aṭ-Ṭayyib die Kanones 44 und 45 (HOENERBACH/SPIES, Fiqh, Bd. 1, arabischer Text S. 2, deutsche Übersetzung S. 2), wobei hier in Kanon 44 der Text verderbt ist (»der Bischof, der einen Häretiker tauft oder ihm die … Eucharistie … reicht« statt der passiven Formulierung »der Bischof…, der die Taufe oder die Darbringung von den Häretikern empfangen hat« an den beiden vorher genannten Stellen). 116 Damit ist ein Corpus gemeint, das aus einer im Jahr 686/687 gemachten syrischen Übersetzung einer Synode von 256 in Karthago (die sog. Sententiae LXXXVII episcoporum) sowie der Cyprianbriefe 70, 71 und 64 besteht (der lateinische Text dieser Briefe in CChr.SL 3B, S. 418–425; 501–515; 516–522). Der lateinische Text der im Protokoll erhaltenen Synode von 87 Bischöfen, die sich am 1. September 256 in Karthago versammelten, ist ediert bei VON SODEN, Sententiae, S. 247–277. Die syrische Übersetzung der Sententiae sowie der drei Cyprianbriefe ist syrisch publiziert bei LAGARDE, Reliquiae, S. 62–98), wobei Brief 70 (S. 63–70) verschachtelt in die Sententiae (S. 62 und 67–88) eingefügt ist, während sich die Briefe 71 und 64 anschliessen (ebenda, S. 88–93 resp. 93–98). Das Datum der 113
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als auch wiederum in jenen, die in Laodizea117 festgesetzt wurden, steht 1 geschrieben, dass diejenigen keinesfalls ohne Taufe aufgenommen werden, welche sich von den Häresien der katholischen Kirche zuwenden.« 7,2 Dazu sagen wir: Achte auf deine Worte, du sehr Weiser118, und bedenke die Zeiten und die Ereignisse in den Zeiten! Es gab damals weder Seve- 5 rianer noch Melkiten. 7,3 Weder in den Tagen des Clemens von Rom noch in den Tagen des Afrikaners Cyprian noch wiederum an der Synodalversammlung in Laodizea war eine von diesen Arten und Weisen von Häretikern und Häresieanhängern119 in irgendeiner Weise ihnen allen gemeinsam bei dem, worüber sie stritten.120 7,4 Die Häretiker damals waren zum 10 Übersetzung der syrischen Sammlung (998 der seleukidischen Ära, also 686/687 n. Chr.) findet sich im Kolophon (S. 98). Vgl. zu der syrischen Sammlung auch VON SODEN, Sententiae, S. 295–297, sowie SCHWARTZ, Geschichte, S. 315 (dort S. 311–316 zum Inhalt der betreffenden Handschrift insgesamt). In den Sententiae passim die Forderung der Wiedertaufe. — Von den Sententiae (Synode von 87 Bischöfen, die sich am 1. September 256 in Karthago versammelten) existiert eine nicht edierte Kurzfassung, welche von einer afrikanischen Synode mit 84 Bischöfen redet (vgl. SELB, Kirchenrecht, Bd. 1, S. 110). Dabei sind aus den protokollierten Voten der Bischöfe 20 »Kanones« geworden. Der Text findet sich etwa in der Handschrift Vaticanus Borgia 82, S. 164–171 (CERSOY, Manuscrits, S. 369). Leider ist der als Digitalisat über Internet zugängliche Mikrofilm von so erbärmlicher Qualität, dass sich ausgerechnet die Überschriften der Kapitel (Kanones) nicht lesen lassen: https://digi.vatlib.it/view/MSS_Borg.sir.82 (abgerufen am 8. Oktober 2019). Bei Ibn aṭṬayyib (HOENERBACH/SPIES, Fiqh, Bd. 1, arabischer Text S. 74–77; deutsche Übersetzung S. 67–69) ist die Struktur in 20 Kanones erhalten. Im westsyrischen Synodikon (VÖÖBUS, Synodicon, syr. Text S. 183–185; engl. Übersetzung S. 173–175) ist die afrikanische Synode auf 5 Kanones zusammengeschrumpft. 117 Zur Synode von Laodizea am Lykos in Phrygien siehe SELB, Kirchenrecht, Bd. 1, S. 87. — Zur vorliegenden Thematik vgl. Laodizea, Kanon 7 und 8 (VÖÖBUS, Synodicon, syr. Text S. 116f; engl. Übersetzung S. 120) sowie die von Timotheos selbst genannten Stellen unten in 1,7,11 und 1,7,12. 118 Zu ähnlichen Vokativen vgl. »du Weiser« (ep 34,6,46), »du Wunderbarer« (ep 34,6,6 und 34,7,33), »du Guter« (ep 34,6,9), »du klügster und schlauster aller Menschen« (ep 34,6,9), »du Wunderbarster und Wundervollster aller Menschen« (ep 39,22), ferner auch »du Bester« (ep 41,7,16 im Zitat Greg Naz ep 101,48). 119 Syrisch hereṭīqū und heresiōṭē (in den vokalisierten Handschriften T und M hārṭīqū resp. harṭīqū und harsiōṭē), vgl. gr. αἱρετικός und αἱρεσιώτης. Schon BRAUN (Versio, S. 12 Anm. 8) verweist auf die Unterscheidung der beiden Gruppen in der Kanonessammlung des Marutha von Maipherkat: »Denn obwohl die Häretiker in vielen menschlichen [Dingen] rechtgläubig sind, sind sie, weil sie gegen [die göttlichen Dinge] streiten, dennoch grössere Übeltäter als die Häresioten, welche in den menschlichen [Dingen] streiten.« (syrischer Text bei VÖÖBUS, Canons, S. 11 Z. 9–11; engl. Übersetzung S. 8 Z. 15–18; vgl. auch die ältere Übersetzung von BRAUN, Synodo, S. 40). 120 Vermutlich ist der Text beschädigt. Bei »gemeinsam mit« (ÀÎÅx) erwartet man eher die Präposition x statt âï (vgl. etwa ep 34,2,70; 36,3,20; 41,8,4). Auch BRAUN (Versio, S. 12f) ergänzt einige Satzteile, um dem Text einen Sinn abzugewinnen: »…gab es eine Art…, die etwas Gemeinsames mit allen [Kirchen] hatte, wie auch immer [sich] jene [Art] bei dem [verhielt], worüber…« (im lateinischen Original: »ulla species … erat,
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grossen Teil nicht einmal im Namen der Trinität getauft, andere |23|121 waren zwar getauft, aber nicht im Namen der natur- und wesensgleichen Trinität getauft, sondern einer nichtwesensgleichen und nichtnaturgleichen. 7,5 Andere wiederum [waren] auf den leeren Namen einer Trinität [getauft], die, wie sie sagten, nicht in drei Individualitäten, sondern in einer Individualität besteht. Nochmals andere wiederum leugneten wie die jüdische Anschauung die Trinität gänzlich und bekannten Christus als einen blossen Menschen. 7,6 Andere wiederum benannten im Gegensatz zu diesen Christus allein als Gott wie vorher gesagt, wobei sie auch die Schriften beschädigten und verwirrten. 7,7 Über diese und [andere] derartige Häretiker haben die heiligen Väter sehr wohl zu Recht festgesetzt, dass [die Betreffenden] nicht ohne die Reinigung der Taufe in die Kirche aufgenommen werden dürfen. Denn entweder waren sie überhaupt nicht getauft, oder sie waren nur auf einen leeren blossen122 Namen getauft. 7,8 Die nach diesen folgenden Häretiker jedoch, welche die Synode der Dreihundertachtzehn123 und die [Synode] der Hundertfünfzig124 aufnahmen, welche deren Bestimmungen aufnahmen, die alle Häresien verfluchen, welche beide Testamente annehmen, das Gottsein und das Menschsein des Christus bekennen, mit uns den Gott der drei Individualitäten im Zeichen des Absolution schaffenden Kreuzes und mit Antlitz gegen Osten anbeten und an Leib und Blut des Gottessohnes Anteil nehmen: Wie oder aus welchem Grund sollte man sie [erneut] taufen können, nachdem sie ein [einziges] Mal gemäss dem Befehl unseres Herrn auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft worden sind? 7,9 Denn [die Väter] stellte〈n〉125 nicht über diejenigen den Kanon auf, dass [die Betreffenden] durch die Taufe gereinigt werden sollen, sondern über diejenigen, die entweder die Taufe überhaupt nicht empfangen haben oder sie zwar empfangen haben, aber nur in einem sinnlosen Namen, wie wir gesagt haben. 7,10 Denn siehe, die dreihundertachtzehn Väter |24| ordneten im achten Kanon ihrer Synode an, dass die 〈Novatianer〉126, die quae aliquid commune cum omnibus ecclesiis haberet, quemadmodum se habet species illa in eis de quibus…«). 121 Bei BRAUN, Versio, ist der Seitenwechsel zu S. 23 zwei Zeilen zu tief angezeigt. 122 Im Syrischen mit Assonanz: srīqā wa-spīqā. 123 Vgl. zu dieser Bezeichnung der Synode von Nizäa auch ep 1,7,10; 3,6; 9,6; 12,13; 41,7,18; 41,8,10; 47,35. 124 Die Ökumenische Synode von Konstantinopel 381, vgl. ep 41,7,18; 42,7,13. 125 BRAUN (Textus, S. 23 Anm. 1) konjiziert »stellten … auf« statt »stellte … auf« in den Handschriften. 126 Konjektur BRAUN, Textus, S. 24 Anm. 1; vgl. »Novatus« im Folgenden (textkritisch einwandfrei).
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auch Katharer127 genannt werden, nur durch ein Gebet und eine Salbung mit Salböl, nicht durch eine [erneute] Taufe in die katholische Kirche eintreten sollen.128 Denn Novatus und seine Nachfolger irrten und verfehlten sich nicht in Sachen der Theologie129 und der Menschwerdung130, sondern in der Lebensführung, wie ich vorher gesagt habe. 7,11 Ebenso sagen131 auch jene, welche sich danach in Laodizea versammelt haben — siebter Kanon132 —, dass die [Angehörigen] der Häresien133 der Photinianer, der Novatianer und der Quartadezimaner134 nicht durch Taufe, sondern durch Verfluchung der Oberhäupter ihrer Häresien sowie aller anderen Häresien und nach der Lehre des Glaubensbekenntnisses und nach der Bezeichnung mit dem Salböl der Salbung in die Ordnung der katholischen Kirche aufgenommen werden.135 7,12 Im achten Kanon aber setzten sie fest, dass jene, welche von der Häresie der Phrygier waren — und zwar die Grossen wie auch die Kleinen unter ihnen als solche, die sowohl in der Theologie als auch ebenso in Sachen der Menschwerdung gefrevelt haben —, nicht bloss durch Gebet und Absolution, sondern in Syr. qātārū, vgl. gr. καθαροί. Nach BRAUN (Versio, S. 13 Anm. 2) ein Fehler: Gemeint ist Kanon 7 der Synode von Konstantinopel (griechisch bei BRUNS, Canones, Bd. 1, S. 23, oder MANSI, Collectio, Bd. 3, Sp. 564 mit lat. Übersetzung Sp. 563). In den syrischen Sammlungen fehlt dieser Kanon. — Zum 8. Kanon der Synode von Nizäa im Syrischen vgl. die 73 Kanones des Marūthā von Maipherkat, überliefert in der Synodalsammlung des Patriarchen Elias. Sie sind vollständig nur in deutscher Übersetzung zugänglich bei BRAUN, Synodo, 61– 112, der 8. Kanon S. 68 (übersetzt nach der Handschrift Vatikan, Syrus Borgia 82, früher K VI 4, vgl. dazu CERSOY, Manuscrits, S. 368). In der syrischen Edition ausgewählter Kanones bei VÖÖBUS, Documents, S. 119–149 (mit Einleitung S. 115–118), ist Kanon 8 nicht enthalten. 129 Syr. te‘ōlōgīyā, vgl. gr. θεολογία. 130 Damit sind Trinitätslehre und Christologie gemeint, vgl. auch ep 41,2,1. 131 Extrem gesperrte Syntax: Das finite Verb steht im Syrischen ganz am Schluss von 1,7,11. 132 Die Formulierung mit absolutem Nominativ entspricht dem syrischen Text (vgl. zur Konstruktion auch ep 16,11; 37,7; 43,12: »…Dionysios — Übersetzung des Athanas oder Phokas — …«). BRAUN (Textus, S. 24 Anm. 2) schlägt die Konjektur »im … Kanon« (¿æÎçúÂ) vor. 133 Das Syrische setzt den Singular. 134 Syr.ÎÓËùËúésüêÓ, vgl. gr. τεσσαρεσκαιδεκατίται. Die Handschriften [VTM verstehen das Fremdwort nicht und notieren ÎÓËùËúé ÁüêÓx{ in zwei Worten und ohne Vokale. Richtiger wäre die Orthografie mit ÎÔÓ- statt ÎÓx-, wie sie sich bei SCHULTHESS (Kanones, syr. Text S. 88, Z. 10ÎÔÚÔùx¾úésüé¾LÓsowie Z. 20 ? ? ÎÔÚÔùËúéÌêÓ) resp. VÖÖBUS (Synodicon, syr. Text S. 116, Z. 28ÎÔÚÓ¾úÙËúéÌêÚÓ) findet. 135 Vgl. Laodizea, Kanon 7 bei SCHULTHESS (Kanones, syr. Text S. 88f) resp. Kanon 8 bei VÖÖBUS (Synodicon, syr. Text S. 116; engl. Übersetzung S. 120), ebenso ferner Kanon 7 bei Ibn aṭ-Ṭayyib (HOENERBACH/SPIES, Fiqh, Bd. 1, arabischer Text S. 66; deutsche Übersetzung S. 60). 127
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vollumfänglicher Weise durch die Taufe selbst aufgenommen werden sollten. Soviel dazu.136 7,13 Die Häresien in unseren Tagen hingegen streiten nur über die Weise der Vereinigung [von göttlicher und menschlicher Natur in Christus]137, doch über die Einzahl der Gottheit in der Trinität oder über die Trinität in der Einzahl der Gottheit und über die Menschwerdung des Gottessohnes aus der menschlichen Natur, [die Menschwerdung]138, die beim Annehmen von Intellekt, Seele und Leib erworben worden ist, über den Vollzug der Feste und über das Annehmen der beiden Testamente gibt es keinerlei Streit zwischen ihnen und der katholischen Kirche, wie 〈wir sagten〉139. 7,14 Wenn wir die Taufe zurückweisen, |25| 〈in welche sie eingeweiht werden〉140, und ihre Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes vollzogen wird, dann erstreckt und bezieht sich die Sache der Zurückweisung auf die Trinität selbst. 7,15 Wenn wir die anbetungswürdige Trinität zurückweisen und auch wir selbst mit der Trinität ins Geheimnis eingeweiht werden und es vollziehen, dann weisen wir doch 136 Vgl. Laodizea, Kanon 8 bei SCHULTHESS (Kanones, syr. Text S. 89) resp. Kanon 10 bei VÖÖBUS (Synodicon, syr. Text S. 117; engl. Übersetzung S. 120), ebenso ferner Kanon 8 bei Ibn aṭ-Ṭayyib (HOENERBACH/SPIES, Fiqh, Bd. 1, arabischer Text S. 66; deutsche Übersetzung S. 60). 137 Vgl. dazu oben 1,3,14 mit Anm. zur Stelle. 138 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 14. 139 Konjektur mit BRAUN (Textus, S. 24 Anm. 4). 140 Die Stelle ist in Bagdad 509 offensichtlich beschädigt. Die Elias-Rezension liest ? die Feminin-Plural-Form des Partizips (
|y¾ćãx) und konjiziert vorangehend den Plural »Taufen« statt des Singulars (so in den Handschriften V und M), wohl um das Partizip in den Text einbinden zu können. Vorerst sprechen bereits die Formulierungen in 1,1,15.17 eher gegen den Plural »Taufen«, den Timotheos sonst nur in 1,3,17 verwendet, wo es um die Taufen der verschiedenen Konfessionen geht. Zudem scheint mir die Maskulin-Plural-FormèÙ|¾ćãxin Handschrift M näher zu liegen: Aus den überlieferten Textbausteinen lässt sich die logische Struktur des Syllogismus rekonstruieren: »Zurückweisung kommt ihrer Taufe zu. Trinität kommt ihrer Taufe zu. Also kommt Zurückweisung der Trinität zu.« In den beiden Vordersätzen müssen die Prädikationen also auf dasselbe Subjekt angewandt werden: Es muss »ihre« Taufe sein. Daher konjiziere ich »in welche sie eingeweiht werden«. Diese Lösung wird durch den folgenden Syllogismus 1,7,15 bestätigt, wo Timotheos den Gedanken auf »unsere« Taufe anwendet: »Zurückweisung kommt der Trinität zu. Trinität kommt unserer Taufe zu. Also kommt Zurückweisung unserer Taufe zu.« Dabei ist zu beachten, dass rein formal der Schluss »A kommt B zu. C kommt B zu. A kommt C zu.« in 1,7,14 logisch nicht schlüssig ist. Solche falschen Schlussformen finden sich allerdings häufig bei Timotheos, vgl. etwa ep 40,2,18 mit HEIMGARTNER, CSCO 674, S. 7 Anm. 31 zur Stelle. — BRAUN (Textus, S. 25 Anm. 1) schlägt für die Lücke die Konjektur ĀÙ¾ÚÝx (»in reiner Weise«) vor und übersetzt (Versio, S. 14) »baptismata [rectum] mysterium habentia«. Dazu verweist er (Textus, S. 25 Anm. 1) auf die Stelle oben in 1,5,13 (er meint wohl S. 19 Z. 29 seiner Edition statt irrtümlich Z. 19).
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[unsere eigene] Taufe zurück!141 7,16 Wir beten jedoch den anbetungswürdigen Namen der Trinität an und verehren ihn, und in der Trinität wird auch die Taufe der Melkiten und Severianer vollzogen. Dann wollen wir folglich auch ihre Taufe nicht zurückweisen, wenn doch die Einweihung ins Geheimnis in demselben Namen und [derselben] Kraft der Trinität erfolgt. 8,1 »Das Wasser ist bitter142«, sagst du jedoch, »wie das von Mara (vgl. Ex 15,22–25) und gleich dem der Stadt der Prophetenjünger (vgl. 2 Kg 2,19–22), doch uns sind 〈auch〉T143 jetzt Mose und Elisa nahe, welche mit Holz und mit Salz das Wasser 〈süss machen〉144. 8,2 Wir hatten [schon immer] auch Priester und Oberpriester, welche statt mit dem bitteren Holz145 mit dem Holz des lebensschaffenden Kreuzes und statt mit dem Salz mit dem Salböl der Salbung die Bitterkeit der Häretiker 〈süss machten〉146. 8,3 Die Natur des Geistes und des Wassers ist eine [einzige] sowohl bei uns als auch bei ihnen, die Beschaffenheit ist jedoch nicht ein und dieselbe wie nämlich auch beim Wasser nicht. 〈Glaube〉147 hingegen, dass sich der Geschmack und die Beschaffenheit durch die Handauflegung und durch das Zeichen des lebensschaffenden Kreuzes und durch die Salbung mit Salböl verändert! Denn dieses148 beseitigt und entfernt sowohl die Befleckung der Lästerung als auch den Schmutz des Frevels149, wenn denn auch irgendeiner Gnadengabe von Seiten unreiner Vermittler und sehr wohl befleckter und besudelter Ratgeber150 [etwas] widerfahren kann.«151 141 Im Syrischen mit rhetorischem Fragesatz formuliert: »…wie sollten wir dann nicht [unsere eigene] Taufe zurückweisen?« Ich übersetze freier. Zum Problem der Übersetzung rhetorischer Fragesätze vgl. HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXI. 142 Vgl. zum bitteren Wasser auch oben 1,6,15f. 143 Ich lese »auch« (s{) mit Handschrift T (wohl Elias-Redaktion) statt »obwohl« (èòs{) in den Textzeugen VBM. 144 Konjektur BRAUN (Textus, S. 25 Anm. 3, und Versio, S. 14 Anm. 6). Statt »süss machten« (èÚáÑã) lesen die Handschriften »salzten« (èÚÑáã). Die Lesart ist offensichtlich durch Konsonantenvertauschung im Syrischen entstanden. 145 Im Rahmen der geradezu predigthaften Rhetorik wird plötzlich das Adjektiv »bitter« mit dem Holz statt mit dem Wasser kombiniert! 146 Konjektur BRAUN (Textus, S. 25 Anm. 3, und Versio, S. 14 Anm. 6) wie vorher, vgl. Anm. 144. 147 Konjektur BRAUN (Textus, S. 25 Anm. 4). 148 Damit ist offenbar das Salböl gemeint (mit BRAUN, Versio, S. 14, der in seiner Übersetzung »oleum« in Kursivschrift ergänzt). 149 Vgl. zu »Befleckung der Lästerung« und »Schmutz des Frevels« auch die ähnlichen Formulierungen in ep 26,11.23.28.29, ep 34,5,17 sowie Cento 6. 150 Im Syrischen snē’grē, vgl. gr. συνήγοροι. 151 BRAUN (Versio, S. 14) trennt in seiner lateinischen Übersetzung anders ab (auf Deutsch etwa: »…den Schmutz des Frevels. 8,4 Wenn also irgendeine Gnadengabe von
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8,4 Ich aber sage: Wie bei der Sonne und dem königlichen Siegel |26| Erstere von der Materie152 überhaupt nichts annimmt, sondern vielmehr die Kraft des Erhelltseins und die Ähnlichkeit mit ihr soweit möglich schenkt, und [wie] Letzteres vom Wachs153 und dem Gold und dem Lehm überhaupt nichts weiter annimmt, sondern vielmehr die Ähnlichkeit mit dem Bild und der Gestalt verleiht, so nimmt auch die Kraft und die Gnadengabe der Taufe vom Mittler überhaupt nichts an, sondern verleiht und gibt vielmehr die Ähnlichkeit mit dem Gottsein und die Herrlichkeit, soweit die ans Fleisch Gefesselten mit Geist gereinigt werden können. 8,5 Dass es aber keine zweite Taufe gibt, lehrt Gregor der Theologe offenkundig in der Rede über die Taufe. 8,6 Er sagt nämlich Folgendes: »Es gibt keine zweite erneute Geburt noch eine erneute Formung noch eine erneute 〈Wiederherstellung〉154 des früheren [Zustandes], so sehr wir dies auch mit vielen Seufzern und Tränen erstreben, aus denen die Vernarbung mit Mühe gemäss meiner Bestimmung und Norm entsteht. Denn wir glauben auch, dass sie entsteht.« (Greg Naz or 40,8)155 8,7 Dies sagt er über die Busse und die Tränen. 8,8 Es lehrt aber auch der Patriarch Ḥenānīšō‘ der Grosse156 — der mit der theoretischen Betrachtung157 und der Orthodoxie geschmückt und mit der Herrlichkeit des tugendhaften Lebenswandels gekrönt war158 und eine Zunge und Lippen von Gold hatte, in den [Briefen], welche er an bestimmte Seiten unreiner Vermittler und sehr wohl befleckter und besudelter Ratgeber [etwas] erleiden kann, so sage ich dennoch: Wie bei der Sonne…«). M. E. ist jedoch das »Ich aber sage« in 1,8,4 die übliche deutliche Markierung des Wechsels der sprechenden Person nach einem Einwand, vgl. dazu vorher 1,5,2 und 1,7,2. 152 Syr. hyūlās, vgl. gr. ὕλη. 153 Syr. kīrūtā, vgl. gr. κηρός. 154 Konjektur BRAUN (Textus, S. 26 Anm. 1). 155 SC 358, S. 212 Z. 19–23: Καὶ ταῦτα οὐκ οὔσης δευτέρας ἀναγεννήσεως οὐδὲ ἀναπλάσεως οὐδὲ εἰς τὸ ἀρχαῖον ἀποκαταστάσεως κἂν ὅτι μάλιστα ἐπιζητῶμεν ταύτην ἐν πολλοῖς στεναγμοῖς τε καὶ δάκρυσιν, ἐξ ὧν συνούλωσις μὲν ἔρχεται μόγις κατὰ γε τὸν ἐμὸν ὅρον καὶ νόμον — ἔρχεται γὰρ καὶ πιστεύομεν. »Und das, obwohl es keine zweite Wiedergeburt noch Wiederentstehung noch Wiederkehr zum früheren [Zustand] gibt, auch wenn wir diese so sehr mit vielen Seufzern und Tränen erstreben, durch welche nach meiner Definition und Bestimmung mit Mühe eine Vernarbung zustandekommt. Sie kommt nämlich zustande, und wir glauben es.« — Vgl. dazu auch die Übersetzung von Johann RÖHM in BKV1, Gregor von Nazianz, Bd. 1, S. 53f. 156 Ḥenānīšō‘ I., Katholikos ab 685/86, zum Rücktritt gezwungen 691/692, gefangengenommen und ins Gebirge verschleppt, überlebt aber bei Hirten und zieht sich ins JonasKloster bei Mossul zurück, wo er 700 verstirbt (vgl. TAMCKE, Henanischo‘). 157 Im Syrischen tē’ōrīyā, vgl. gr. θεωρία (so auch oben 1,1,7 und 1,5,3 sowie ep 41,2,25). 158 Vgl. dazu auch oben 1,5,3.
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Häretiker schrieb nach dem Exil159, das vor Gott und vor den Menschen sein Ansehen wiederherstellte160 und das Ansehen der ihm böse Gesinnten beschämte161 — wie folgt: 8,9 »Wer ist es, der beim Betrachten der erhabenen [Dinge] unseres Glaubens, welchen 〈wir und sie〉162 als ein und denselben haben — ich meine die heilige Trinität und die neue Taufe, die mit der Kraft des Geistes vollzogen wird, die Opferung des Einziggeborenen und die Süsse der Schrift und [alles] |27| Übrige, um nicht alles aufzulisten —, diese Vereinigung der Verachtung und [nur] geringer Fürsorge würdig hält, 8,10 und [dies] wegen einigen aus diesen [entstandenen] niedrigen [Dingen]163, aus denen ein bis jetzt [andauernder] Streit entstanden ist, weil in vielem, ja sozusagen in allem, was zur Erlösung und zum Glauben an diese [gehört], wir gleichermassen Teilhaber sind? 8,11 Wenn sich auch Kleinigkeiten bei uns finden, welche Unstimmigkeit hervorbringen, so müsst ihr doch [all] das Unsere als Eures betrachten wie auch wir das Eure [als Unseres].« 8,12 Siehe also, dieser grosse Lehrer des Erdkreises, der zu jedem Leseabschnitt der Schriften gelehrt hat und in der Orthodoxie genau und sicher war, lehrte bei jedermann dieselbe im Geist vollzogene Geburt und dasselbe Opfer und [dieselbe] Süsse der Schrift, sowohl bei uns als auch bei jenen, die mit uns wegen des unerkennbaren Geheimnisses der Menschwerdung streiten. 8,13 Wir müssen also jene, die von den Häretikern zu uns zurückkehren, nur mit der Absolution, dem Gebet und der Salbung mit Salböl und nicht durch eine erneute Taufe aufnehmen. 8,14 Denn wie es eine Anmassung ist, die Heiligung zweimal zu vollbringen164 und zu vollziehen, so verstehe ich es auch als Anmassung, wenn jemand, nachdem er die Taufe ein [einziges] Mal vollzogen hat und [durch sie] eingeweiht worden ist, dann erneut in demselben Namen und [derselben] Kraft der Trinität getauft und gereinigt wird. 8,15 Denn wenn sowohl wir als auch sie in der Trinität, der Herrin aller guten Dinge, getauft wurden und werden und [wenn dabei] nicht wir in der Trinität, sondern vielmehr die Trinität uns eine Gabe verleiht, und [wenn] die Trinität ewig und göttlich ist und sowohl bei uns als auch bei euch ein und dieselbe ist und als solche anbetungswürdig ist, dann ist Syr. eksōryā, vgl. gr. ἐξορία; der Begriff begegnet auch in ep 14,70. Syrisch »Enthüllung des Gesichts bereitete«. 161 Syrisch »Beschämung des Gesichts bereitete«. 162 Konjektur Heimgartner. Der syrische Text setzt die 3. Person Feminin Plural. Braun erwägt die Konjektur »wir« oder »sie« (m.). 163 Derselbe Begriff ¿Þã, der in 1,3,26 für die Niedrigkeitsprädikate des Christus verwendet wurde. 164 Im Syrischen mit figura etymologica: »die Heiligung zweimal zu heiligen«. 159 160
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folglich sowohl bei uns als auch bei euch die Taufe eine [einzige], denn auch der Herr ist einer, durch den sie uns geschenkt worden ist. 8,16 Drittens165 bezeugt |28| auch der berühmte Amphilochios unsere Worte, der die Gedanken des grossen Basilius aufnahm und in reiner Weise die Kirche von Ikonion verwaltete. Er sagt nämlich gegen die Arianer in seinem Traktat über »Mein Vater, der mich gesandt hat, ist grösser als ich« (Joh 14,28) Folgendes166: 8,17 »Wir sind Brüder und nicht Feinde. Eine [einzige] Taufe hat uns geboren, auch wenn ihr die Wehen eurer Mutter schmäht. 8,18 ›Die Sünder sind vom Mutterleib an entfremdet worden und irren vom Mutterschoss an herum, sie, die Lügen reden.‹ (Ps 57,4 LXX) Ja, sie sind nämlich von der Waschung der Taufe an wie vom Mutterschoss an erschienen.167 8,19 Ihr habt der Güte Unrecht getan, indem ihr Lügen gegen Christus redetet, und euer Versprechen habt ihr nicht gehalten. 8,20 Zur Taufe auf den Vater und den Sohn und den heiligen Geist habt ihr euch bekannt. Nach der Taufe habt ihr euch Götter gebildet, einen grossen und einen kleinen und einen noch kleineren als der kleine. 8,21 Damit ihr also nicht auch die Wehen eurer Mutter entehrt und die gute Abkunft168 eurer Brüder leugnet, wollen wir in brüderlicher Weise die Aussage darlegen169, dass170 wir Diener eines [einzigen] Königs sind und nicht von vielen [Königen], welche zum Krieg rüsten.« Soweit der berühmte Amphilochios. 8,22 Nun wollen wir prüfen, wie er die Taufe eine [einzige] Mutter, einen [einzigen] Mutterschoss und Mutterleib und die Orthodoxen und die häretischen Arianer Brüder nennt, die aus ein und 165
Nämlich nach Gregor von Nazianz (1,8,5) und Ḥenānīšō‘ (1,8,8). Der syrisch erhaltene Text dieser Homilie (CPG 3241) ist herausgegeben von MOSS (Amphilochius, syrischer Text S. 330–343; englische Übersetzung S. 344–358). Weitere griechische, lateinische und syrische Fragmente (ebenda, S. 359–364, sowie SCHWARTZ, Sammlungen, S. 100 [frgm 25]) stammen aus dem edierten Text. Allerdings fehlen am Anfang der Homilie in der Handschrift zwei Seiten (dazu MOSS, Amphilochius, S. 317). Das hier in Brief 1,8,17–21 von Timotheos zitierte Textstück findet sich nicht im bisher bekannten Text; es könnte also aus dem verlorenen Anfang der Homilie stammen. Moss ist es bei seiner Sammlung der Fragmente entgangen. Für die Amphilochius-Fragmente aus Theodorets Eranistes (ehemals PG 83,100.196.301–304) vgl. nun die kritische Ausgabe von Gerard ETTLINGER, Theodoret, 1,56 (S. 107), 2,55 (S. 170f), 3,51 (S. 242). 167 BRAUN (Versio, S. 16) ergänzt: »et eos alloquitur«. 168 Vgl. zu ¿ćãzÎÓ (»Stamm«, »Sippe«, »Familie«, »Verwandtschaft«, »Menschengeschlecht«) auch ep 34,7,29 und 36,2,36, ferner auch als Äquivalent zu »Gattung« ep 34,4,22.23.55. > 169 Aufgrund des ähnlichen Schriftbildes konjiziere ich ÍÚïËæ (»erklären wir«) statt > des wohl korrupten ÍÚýËæ(mit BRAUN, Versio, S. 16 mit Anm. 3; er übersetzt »comprobemus« mit Verweis auf den Kontext). 170 Ich konjiziere ein zusätzliches x und lese »dass … eines« (ËÐxx) statt »eines« (ËÐx). 166
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derselben Taufe — welche er Mutter, Mutterleib und Mutterschoss nennt — geboren sind. 8,23 Und wenn, wie der Lehrer sagte, es eine Taufe ist — die unsere und die der Arianer —, welche die göttliche Wesensgleichheit in frevelhafter Weise in eine Ungleichheit aufgespalten haben und gelästert haben, [dass es] einen kleinen und einen noch kleineren als den kleinen in der Gottheit gibt, und [wenn] er sie zudem Brüder nennt, weil sie aus derselben geisthaften Taufe geboren sind, um wieviel mehr |29| müssen dann auch wir erkennen171, dass unsere [Taufe] und die der Melkiten und die der Severianer eine [einzige] ist, wir, die wir in vielen grossen [Dingen] gleicher [Meinung] sind und uns nur in geringen [Dingen] unterscheiden, wie jener Stern, der grosse Katholikos Ḥenānīšō‘ sagt.172 8,24 Denn wie die Lebendigkeit ein und dieselbe im Menschen und im Pferd und im Esel ist und sie sich in Bezug auf die Lebendigkeit überhaupt nicht unterscheiden, sie aber bezogen darauf Unterschiede zueinander besitzen, dass der eine lebendig, denksprachfähig und sterblich ist, das andere lebendig, denksprachlos und sterblich ist und wiehert173 und das dritte lebendig, denksprachlos 〈und sterblich ist und [»I-ah«] schreit〉174, so ist auch die Taufe ein und dieselbe bei uns und bei ihnen: 8,25 Bei der Taufe unterscheiden wir uns durch gar nichts; wir unterscheiden uns aber darin voneinander, dass wir ein einziges Abbild der Person des Sohnseins175 bekennen, bezogen auf das und bei dem alles zur Gottheit und Menschheit Gehörende in einer unverstehbaren und unaussprechlichen Einheit in zwei [selbständig] bestehenden wesenhaften Naturen versammelt ist, sie aber eine Natur und Person in zwei Naturen und aus zwei Naturen bekennen 171 BRAUN (Versio, S. 17) scheint versehentlich die Verbwurzeln ËÙ und ÁËÙ zu verwechseln und übersetzt »profiteri«. 172 Vgl. oben in 1,8,11. 173 Vgl. Wiehern als Eigentümlichkeit des Pferdes in Porph Is 12,20–22: »Wenn [etwas] ein Pferd ist, kann es wiehern, und wenn [etwas] wiehern kann, ist es ein Pferd.« (ebenda 12,21f). Ebenso bei Paul Pers Handbuch 8 (vgl. auch ebenda 3). 174 Im Gegensatz zu den beiden vorangehenden Beispielen kann der Esel durch die in den Handschriften angegebenen Prädikate »lebendig, denksprachlos und klein« nicht definiert werden. Entweder ist Timotheos im rhetorischen Schwung argumentativ sehr sorglos, oder der Text ist beschädigt. Unumgänglich scheint mir die Ergänzung des Prädikats »sterblich«, welches auch bei Mensch und Pferd steht. Zu bedenken wäre, ob ursprünglich »wiehert und klein ist« dastand. Noch naheliegender scheint mir aber,¿ùÎï|stattÁÎï| zu lesen und als »[I-ah] schreit« zu verstehen. 175 Zur »Person des Sohnseins« vgl. 34,2,76: Durch den heiligen Geist wurde der Tempel seines Menschseins geformt, und durch die Individualität seines Gottseins wurde die Individualität seines Menschseins geprägt, [und zwar] in der natürlichen Person des Sohnseins. »In ihr wohnt die ganze Fülle des Gottseins in körperlicher Weise.« (Kol 2,9) Vgl. ferner auch ep 36,2,11; 41,3,26; 41,5,25; 41,8,38.
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und verehren. 8,26 Denn der Unterschied von derartigen Eigenheiten und 1 Dogmen bewirkt niemals einen Unterschied und eine Veränderung der Taufe. 9,1 Soviel haben wir dazu festgesetzt. Denn vielleicht mag deine Ehrwürdigkeit auch bei [all] dem, was von den Lesern für beschwerlich 5 gehalten wird, [all] das annehmen, was gut und in richtiger Weise gesagt ist. 9,2 [All] das, was nicht gut und [nicht] in richtiger Weise gesagt ist: Berichtige du es gemäss dem Gesetz der Liebe des Christus, welche dich und uns stärken möge, seinen Willen zu vollbringen! Amen. Zu Ende ist mit der Hilfe unseres Herrn der Brief, der vom Ehrwürdi- 10 gen Gottes, dem Katholikos Timotheos, an Bischof Salomon von Ḥedattā in Angelegenheit der Taufe darüber geschrieben wurde, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen darf. |30|
CENTO ZU BRIEF 1 Wiederum schreibe ich einige Fragen über die Taufe, gesammelt aus den 1 Briefen von Gottes Ehrwürdigem, Mār Timotheos, Katholikos-Patriarch des Ostens, darüber, ob man die Jakobiten und Markianiten1 [erneut] taufen soll oder nicht. 1 Ein Kapitel2 darüber, dass gemäss der beweisenden Rede des ehrwürdigen Mār Timotheos, des Kirchensterns und des Lehrers des Erdkreises3, 5 die Jakobiten und die 〈Markianiten〉4 unbedingt5 durch ein besonderes Gebet und passende Eröffnungsverse6 und Antiphonen7 versöhnt und [mit dem Kreuz] bezeichnet werden sollen — [durch] einen [ganzen] Kanon und eine ganze [Liturgie-]Ordnung8, und [zwar durch] das Gebet der Handauflegung, das über den zu Versöhnenden [gesprochen wird]9, und dann 10 durch die Bezeichnung mit dem heiligen Salböl der Salbung auf der Stirn mit dem Daumen von unten nach oben und von der rechten [Seite der Stirn] des zu Versöhnenden zur linken [Seite]10, wobei der Priester Folgendes 1 Mit BRAUN (Versio, S. 18 Anm. 2) sind damit die Chalkedonenser gemeint, benannt nach Kaiser Markian (450–457), syrisch Marqyānōsāyē (so nur die Handschriften VM in der Überschrift; in den übrigen Textzeugen und in Cto 1 vermeintliche Korrektur zu verschiedenen Formen von »Markioniten«). Der Begriff »Markianiten« kommt nur hier und im ersten Satz des Textes vor. Er ist den Briefen des Timotheos fremd. Für die Jakobiten verwenden Überschrift und Unterschrift von Brief 1 ebenso wie Cto 2 den Begriff »Kyrillianer«. Später verwendet der Cento die Begriffe »Severianer und Chalkedonenser« (Cto 11), offensichtlich in Anlehnung an den dort zugrunde liegenden referierten Text von Timotheos. 2 Hier das syrische rīšā im Sinne des gr. κεφάλαιον. 3 Im Syrischen folgt das Adverbiale (»gemäss…«) erst nach der langen Parenthese. Um klar zu stellen, dass es zu beiden Nebensätzen gehört (»dass … bezeichnet werden sollen« und »dass … getauft werden sollen«), stelle ich es voran. 4 Konjektur Heimgartner gemäss Überschrift. Die Handschriften lesen »Markioniten«, vgl. hier oben Anm. 1. 5 Zur Wiedergabe des absoluten Infinitivs (Intensivierung), vgl. auch zweite Satzhälfte. 6 In der ostsyrischen Liturgie bezeichnet šurāyā »a few verses of the Psalms introducing an anthem or a clause from the Psalter prefixed to a verse of an anthem« (PAYNE SMITH, Dictionary, S. 568 r. Sp.). BRAUN (Versio, S. 18) übersetzt »praefationibus«. — Vgl. dazu unten Cto 24. 7 Vgl. unten Cto 26. 8 Ich verstehe die beiden Substantive »Kanon« und »Ordnung« als Synonyme, die sich gegenseitig präzisieren. 9 Vgl. unten Cto 29. 10 Vgl. unten Cto 30.
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spricht: »Bezeichnet, erneuert, geheiligt und vollendet ist N. N. im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes«11, — und sie keinesfalls12 [erneut] getauft werden sollen. 2 Aus dem Brief dieser Leuchte des Lichts, des ehrwürdigen Mār Timotheos, den er zuhanden13 von Bischof Salomon von Ḥedattā schrieb, dessen Überschrift lautet: »Über die Taufe, dass man die Kyrillianer nicht [erneut] taufen soll«14, dessen Anfang lautet: »An die gerade Richtschnur und Definition«15 [und] dessen Ende jetzt vor deinen Augen [ist].16 3 Nach vielem anderen, was er gesagt und gezeigt hat, folgert17 er Folgendes: »Wenn es solche sind, die von irgendeiner Häresie getauft worden sind, welche das Gottsein unseres Herrn bekennt usw., aber sein Menschsein leugnet, dann müssen sie [erneut] getauft werden.«18 |31| 4 Und wiederum setzt er auch umgekehrt den Gebrauch fest: »Wenn [sie] von irgendeiner [Häresie] getauft worden sind, welche zwar sein Menschsein bekennt, aber sein Gottsein leugnet«, setzt er fest, dass sie erneut getauft werden müssen.19 5 Wenn [sie] aber von einer Häresie [getauft worden sind], welche beides leugnet, so ist es angemessen, dies nicht als Häretikertum, sondern als Heidentum und eher als leere [Götzen-]Furcht zu benennen.20 6 Wenn sie aber von irgendeiner [Häresie sind], welche zwar beides bekennt, aber sagt, dass die Vereinigung in einer anderen Art nach und in einem verborgeneren Sinn der Natur oder der Individualität nach21 [besteht], aber 11
Vgl. unten Cto 31. So zur Wiedergabe des absoluten Infinitivs (Intensivierung); vgl. dazu auch die erste Satzhälfte. ? 13 So auch SyrischËÙ¾ćà(»zu den Händen«). 14 Vgl. die Briefüberschrift oben S. 3, ebenso auch die Briefunterschrift oben S. 32. 15 So oben wörtlich in der Inscriptio von Brief 1. 16 Der Verfasser des Cento hat den Text also offenbar auf die jetzige Stelle in der Briefsammlung hin konzipiert. 17 Der Verfasser des Cento versteht also die folgenden Ausführungen als logische Schlussfolgerung. Sie wird nicht syllogistisch erarbeitet, sondern durch doppelte Diärese: 12
Bekenntnis zum Gottsein: Bekenntnis zum Menschsein: Keine erneute Taufe, da Taufe gültig (Severianer und Chalkedonenser; Cto 6). Leugnen des Menschseins: 18
Leugnen des Gottseins: Erneute Taufe, da Taufe ungültig (Cto 4).
Erneute Taufe, da Taufe ungültig Keine Taufe (Heiden, (Cto 3). Götzendiener; Cto 5).
Das Zitat Cto 3 ist relativ frei aus ep 1,3,7 und 1,3,12 zusammengezogen. Relativ freies Zitat aus ep 1,3,12 (vgl. auch 1,3,7) . Das Wort »umgekehrt« steht auch in 1,3,12; hier (Cto 4) ist es kontextuell anders eingebaut. 20 Recht freies Referat von ep 1,3,1f. 21 Der syrische Text ist mit Adjektiven formuliert, auf Deutsch etwa: »naturgemässe oder individualitätsgemässe [Art]« — Vgl. auch die Formulierungen unten in 2,2,25 und 2,3,26. 19
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nicht dem Willen und der Person nach, wie die Orthodoxen [es sagen], so ist deren Taufe eine [wahre]22 Taufe, auch wenn die Befleckung des häretischen Glaubens und der Schmutz der Vereinigung im Sinne der Natur oder der Individualität sie verdunkelt.23 7 Denn unser Streit und unsere Entfernung voneinander besteht und existiert nicht in Bezug auf die heilige Trinität, auch nicht in Bezug auf die verehrungswürdige Einheit der Natur, sondern vielmehr in Bezug auf die Art der Vereinigung und in Bezug auf deren Unterschied und Beschaffenheit und Art haben wir Diskussion und Streit.24 8 Und wenn er nach vielen Kontroversen und Disputationen zu seinem Kanon und [seiner] Entscheidung kommt, sagt er Folgendes: »Wir müssen jene, welche von den Häretikern zu uns kommen, durch Versöhnung, Gebet und Salbung mit heiligem Salböl der Salbung und nicht durch eine erneute Taufe aufnehmen.«25 9 Dies legte dieser Oberpriester in seinem Brief an Bischof Salomon von Ḥedattā fest. So [steht es] nämlich auch im zweiten [Brief], den ebenderselbe an dieselbe Person, Bischof Salomon von Ḥedattā, richtete. 10 Einen Entscheid und Beschluss über ebendieselbe Angelegenheit fasste er ferner auch in seinem Brief an Bischof Johannes von Ḥedattā, der nach den beiden vorherigen [geschrieben wurde]. 11 Eine Ergänzung [findet sich] ferner auch im vierten Brief26, den er an Bischof Māranzekā |32| von Ninive27 schrieb, in dem er in hochstehender Weise sowohl disputiert und beweist, dass wir die Severianer und Chalkedonenser nicht [erneut] taufen Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 19. Vgl. ep 1,3,13. 24 Vgl. ep 1,3,14.19. 25 Cto 8 zitiert praktisch wörtlich ep 1,8,13. Es fehlen das »also« und das »nur«, statt »zurückkehren« steht »kommen«, und statt »Salböl der Salbung« steht hier das hypertrophe »Salbung mit heiligem Salböl der Salbung«. Vgl. aber bei Timotheos »Salbung mit Salböl« in 1,4,3 (2×); 1,7,10; 1,8,3; 1,8,13. 26 Unsicher ist, ob hier »der vierte« von mehreren Briefen an Māranzekā von Ninive gemeint ist oder ob sich »ein vierter« auf die Aufzählung der Briefstellen hier im Text bezieht, wo nach den beiden Briefen an Salomon von Ḥedattā sowie dem Brief an Johannes von Ḥedattā nun als vierter der Brief an Māranzekā genannt wird. Meine Übersetzung folgt der ersten Option. — Zu Māranzekā vgl. die folgende Anmerkung 27. 27 An Māranzekā von Ninive richtet sich Brief 26. Die Stelle findet sich dort aber nicht, es sei denn, es würde hier in ganz freier Weise auf ep 26,7–11 angespielt. Der Wortlaut hier im Cento legt jedoch nahe, dass eine präzisere Aussage gemeint ist. Ob sich Brief 51 (»Wiederum ein Brief von Katholikos Mār Timotheos an Rabban Māranzekā, als dieser Lehrer in Nisibis war; durch diesen [Brief] berief er ihn zum Bischofsamt von Bēt Nuhadrān.«) an dieselbe Person richtet (so BRIQUEL CHATONNET ET AL., Lettre, S. 3), ist unsicher (vgl. dazu auch BERTI, Grazia, S. 226, und DERS., Vita, S. 54f). Ich halte es für wahrscheinlich, vgl. dazu oben in der Einleitung. S. XXVII–XXVIII. — Wenn BRAUN, Versio, S. 19 Anm. 1 auf Brief 25 (statt 26) verweist, so folgt er dabei noch seiner ursprünglichen Briefzählung, welche die Briefe 13 und 14 noch als Einheit betrachtete. 22 23
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sollen, als auch, dass sie notwendigerweise mit dem heiligen Salböl der Salbung bezeichnet werden sollen, und zwar nach einem besonderen Gebet, [nach] Reue und der gesamten Versöhnung, die vom Priester vollzogen wird. 12 Mir scheint [damit] auch das [übereinzustimmen]28, dass sie [= die Severianer und Chalkedonenser] 〈erneuert〉 werden müssen29, wenn diese Leute das vollkommene Wissen der Kirche haben30 und wenn es Männer sind, welche sich ihrer eigenen Rede würdig erweisen31, welche die Häupter ihrer Häresie verfluchen und sich mit Mund und Lippen zur heiligen orthodoxen Kirche und zu den mächtigen Häuptern ihres Bekenntnisses und Glaubens bekennen. 13 Und wenn dieser Heilige32 als wahrhaftig grosser Lehrer und Vater dies nicht so festgesetzt und bestimmt hätte, würde es sich ziemen, auf das [zu verweisen]33, was die Leute des Cyprian in zwanzig Kanones bestimmt und festgesetzt haben34, dass [nämlich] überhaupt alle — von welcher Häresie auch immer sie zur Kirche kommen — [erst] nach unserer Taufe aus unseren Händen aufgenommen werden dürfen, wobei jedoch der heilige Mār Timotheos sehr wohl35 gezeigt hat, dass die Synode der Leute des Cyprian beim heiligen Patriarchen Dionysios von Alexandrien angenommen wurde, aber nicht beim ehrwürdigen Patriarchen Stefanus von Rom angenommen wurde.36 14 Dieser sagte nämlich: »Man darf nicht zur Aussage der Alten einen neuen Beschluss hinzufügen, ich meine nämlich, zur ökumenischen Synode, welche befiehlt, dass diejenigen, welche von irgendwelchen37 Häresien zu uns zurückkehren, durch Gebet und Versöhnung aufgenommen werden sollen.«38 28 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 19, dort allerdings ohne Kennzeichnung durch Kursivdruck. 29 BRAUN (Textus, S. 32 Anm. 1, und Versio, S. 19 Anm. 2) konjiziert »erneuert werden müssen« (
{ËÐĀæx) statt »ergriffen werden müssen« (
{ËÐĀæx) in den Handschriften. Im Syrischen wird dabei nur ein Buchstabe umgestellt. 30 Im Syrischen wörtlich: »wenn diese Leute vollkommen im Wissen der Kirche sind«. 31 Im Syrischen wörtlich: »wenn es der Rede würdige Männer sind«. 32 Man beachte, dass Timotheos hier explizit als »Heiliger« (¿þÙËù) bezeichnet wird. 33 Auch BRAUN, Versio, S. 19, ergänzt ein Verb (»rediremus«). 34 Vgl. dazu oben 1,7,1–7. — Vgl. zum syrischen Corpus aus Sententiae LXXXVII episcoporum und den Cyprianbriefen 70, 71 und 64 sowie der Kurzfassung in 20 Kanones oben Anm. 116 zu ep 1,7,1. 35 So mit BRAUN (Versio, S. 19: »Sed bene…«) für ÄÓ ËÝ. Dieser spezifische Sprachgebrauch (vgl. auch Cto 15) ist Timotheos fremd. 36 Diese Stelle scheint wie das folgende Zitat aus einem uns nicht erhaltenen Brief des Timotheos (vgl. dazu oben Cto 10f) genommen zu sein. 37 Für einmal erscheint hier das Indefinitpronomen im Plural:èÚæ? zxèÚáÙs. A 38 Das Zitat von Bischof Stefan von Rom ist erhalten bei Cyprian, Brief 74,1,2: »si qui ergo a quacumque haeresi uenient ad uos, nihil innouetur nisi quod traditum est, ut manus
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15 Dabei haben sie sehr wohl39 die Bestimmung und den Kanon zur Erkenntnis der Sache festgesetzt, dass »jene, welche keine Feste verändert und die Schriften nicht zugrundegerichtet haben und die Gewohnheit der Taufe wie diese festhalten, aufgenommen werden müssen.«40 16 Aber dies sagten sie, wo dasselbe [Salb-]Öl vorhanden war oder wo kein Öl |33| für den Sterbenden vorhanden war.41 Aber bei uns ist in offensichtlicher Weise erkennbar, dass jene zwei Häresien das apostolische Öl nicht besitzen. 17 Und dass die Jakobiten die Schrift verändert haben, ist daraus erkennbar, dass sie »Denn er, Gott, hat in seiner Gnade für einen jeden den Tod gekostet« (Hebr 2,9)42 sagen und dass sie 〈statt〉43 »Er nahm nicht [einen] aus den Engeln« (Hebr 2,16) sagen: »Nicht über Engel hat er dem Tod Macht gegeben.« (Hebr 2,16)44 18 Und eine andere Verbindung, welche sie in törichter Weise nennen, [lautet]: »Er aber redete über den Tempel seiner Kirche«45, Annahmen, welche dem Syrischen und dem Griechischen fremd sind. 19 Dies sagte ich nämlich nicht, als wollte ich versuchen, mich gegen den starken Mann zu erheben, der mit der Waffe der göttlichen Erkenntnisse bekleidet ist, der wahrhafte Oberpriester und Lehrer von uns allen, sondern um die Angelegenheit zu zeigen, damit ein jeder weiss, dass sie sehr weit von der heiligen Kirche entfernt und ihr fremd sind. 20 Weil aber dieser Heilige wollte, dass die Besonderheit denen gegenüber geschaffen würde46, welche sich von jenen her zur Kirche umwenden, dass die Angelegenheit der Umkehr ihnen weiter erleichtert und dafür Vorsorge getroffen illis inponatur in paenitentiam, cum ipsi haeretici proprie alterutrum ad se uenientes non baptizent, sed communicent tantum.« (CChr.SL 3B, S. 564) Der Text wird hier sehr frei zitiert. Möglicherweise enthielt die oben in Anm. 116 zu ep 1,7,1 genannte Sammlung von Sententiae und Cyprianbriefen vom Jahr 686/687 auch Brief 74. DEKKERS/GAAR (CPL, S. 15) wissen nichts von einer syrischen Fassung von Brief 74. — Zum Ketzertaufstreit insgesamt vgl. Cyprian von Karthago, Briefe 70–74, sowie Eus HE 7,2–5. 39 Vgl. dazu oben Anm. 35 zu Cto 13. 40 Vgl. zu den Festen oben ep 1,7,13 und zu den Quartadezimanern 1,7,11. 41 BRAUN (Versio, S. 20 Anm. 1) interpretiert den Sinn dieser dunklen Stelle wie folgt: »So sprachen sie, weil damals die Häretiker und die Orthodoxen bei der Taufe dasselbe Öl verwendeten, aber wenigstens nicht das Öl der Kranken[-Salbung].« (»ita locuti sunt, quia tunc haeretici idem ac orthodoxi oleum adhibebant in baptismo, aut saltem non oleum infirmorum«). 42 Das Zitat wörtlich auch oben in ep 1,6,12, wobei der CentoâïxstattôáÐliest. Vgl. dazu auch BROCK, Hebrews. 43 Konjektur Heimgartner gemäss Übersetzung BRAUN (Versio, S. 20: »pro«). 44 Das Zitat fast wörtlich auch oben in ep 1,6,12 (dort ein zusätzliches »denn« [üÚÅ]). 45 Dieses Zitat fehlt in ep 1. Es ist mit BRAUN (Versio, S. 20 Anm. 5) varia lectio von Joh 2,21. Es könnte aus einem der in Cto 10 genannten Texte stammen. 46 BRAUN (Versio, S. 20) übersetzt: »ut ratio haberetur eorum«.
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wird, und weil er den alten Kanones folgte, vor deren [Erlass] die Häresien 1 mit der Kirche vermischt waren, und [weil] die Väter wollten, dass die Heilung bei uns leicht und einfach sei, um sie zu den Herden der Kirche hinzuzufügen, meine ich, dass wir [ihm] auch in dieser Diskussion glauben müssen und, weil er ein [Kirchen-]Oberhaupt ist, seine Aussage annehmen 5 [müssen], und weil er ein Lehrer ist, seine Entscheidung festen Bestand haben [muss]. 21 Ferner eine [Liturgie-]Ordnung der Versöhnung. Wie die Ordnung der Versöhnung in folgender Weise zu handhaben, zu vollführen und zu vollziehen ist: 22 Wenn es im Kanon am Ende der Eucharistie heisst: »Einer [ist] der heilige Vater«, soll der Diakon nicht sagen: »Heilige!«, sondern das Volk soll schweigen, und der Priester, der zelebriert hat, soll hinausgehen — wenn er ein Oberpriester ist, [zusammen] mit den übrigen Priestern und Diakonen mit Ausnahme von jenen Zweien, die am Altar dienen — bei der Schwelle der untersten Stufe |34| vor der Apsis47. 23 Und der Diakon48 soll mit [klar] hörbarer Stimme sagen: »Wir wollen beten: Friede [sei] mit uns!«, wobei der Diakon hinter dem zu Versöhnenden steht und der Priester mit [laut] hörbarer Stimme das Gebet betet: »Versammle uns in deinem Pferch49« oder ein anderes passendes. 24 Und [dann]50 soll er mit weinerlicher Stimme mit dem Eröffnungsvers51 beginnen: »Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele«. 25 Und er soll dazu sein Qālā52 hinzufügen: »Herr, mein Licht und mein Erlöser« und es zu Ende bringen. 26 [Dann]53 soll er beten und die Antiphon beginnen: »Auf dem Fundament des Felsens«, er soll sie rezitieren und den Lobpreis sprechen: »Auf den Sünder, der Busse tut« oder: »Sohn, du hast mich gerufen« oder ein anderes passendes Qālā. 27 Und der Diakon soll entweder den Nokturn-Kanon »In der Menge der Schulden« beginnen mit dem Psalm: »Erbarme dich meiner, Gott, nach deiner Gnade!« (Ps 51,1)54 oder »Neige, Herr, dein Ohr!« (Ps 86,1), »Christus liebt die Büsser« und als Lobpreis »Pforte Syrisch qānkē, vgl. gr. κόγχη. Hier das Katalipomenon ¿þäý im Unterschied zum sonst üblichen ¿çþäþã (so gleich im folgenden, mit »wobei« [ËÝ] angeschlossenen Nebensatz). 49 Vgl. Joh 10,16 sowie auch Cto 20. 50 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 21. 51 Vgl. dazu oben Cto 1 mit Anm. 6. 52 Eine bestimmte Art Hymnus. 53 Die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 21. 54 Vgl. den ersten Vers von Ps 51 in ep 47,22 als Bezeichnung für diesen Psalm. 47 48
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der Rechtschaffenheit« oder »Strecke, Herr, deine Rechte aus« oder »Dich wollen wir bekennen und verehren«. 28 Eine Anrufung nach der Zelebration ist unangemessen, vielmehr sollen sie das »Heilig« dreimal mit leiser Stimme in gewohnter Weise sprechen, und der Priester soll [noch] zwei Gebete sprechen55 und nicht mit der letzten Segnung aufhören. 29 Und der zu Versöhnende soll niederknien und sich [dann] erheben. Und er [= der Priester] soll über ihm die »Handauflegung für die Versöhnung« rezitieren, welche in den [Liturgie-]Büchern56 geschrieben steht. 30 Und der Priester soll, wenn [jener] die Proskynese beendet hat, seine Hand auf den Kopf des zu Versöhnenden auflegen und ihm den Kopf57 mit dem Zeichen des Kreuzes bezeichnen; er soll ihn mit Salböl der Salbung auf seiner Stirn mit seinem rechten Daumen bezeichnen von unten nach oben und von der rechten [Seite der Stirn] des zu Versöhnenden zur linken [Seite]. 31 Und der Priester soll sagen: »Bezeichnet, gesegnet, geheiligt und vollendet ist N. N. im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes in Ewigkeit. Amen.« Und sie antworten: »Amen.« 32 Und der Priester entlässt ihn an der Tür zur Apsis an der Stelle, wo er [mit dem Kreuzeszeichen] bezeichnet wurde, und der Priester kehrt zurück von ebendieser grossen Tür und vollendet seinen Dienst, und wenn er das Heilige austeilt, gibt er ihm zuerst wegen der Würde der Bezeichnung. Und der Priester sagt nach der Zelebration ein paar passende Worte. 33 Bete für mich! |35|
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Im Syrischen figura etymologica. Syrisch penqīyātā, vgl. gr. πινακίς resp. πινακίδιον. Genauer die Stirn, vgl. oben Cto 1.
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BRIEF 2 Wiederum von demselben Ehrwürdigen Gottes, Katholikos Mār Timotheos, 1 an Rabban Bōktīšō‘, Diakon und Arzt1 des Königs.2 An den Christus liebenden Rabban Mār Bōktīšō‘, der voller Einsicht und reich an Weisheiten ist — all denen der Natur und all denen der Schrift3 —, den Diakon des Christus und Oberarzt4 des siegreichen Königs5. Timotheos 5 der Schwache, der geringe Diener unseres Herrn, grüsst dich. 1,1 Wie auch immer ein jedes ist, du Christus liebender Herr, es ist, wie man bekennt, entweder in der Glaubensaussage oder in der [intellektuellen] Erkenntnis oder in den Sinneswahrnehmungen. Anders oder in anderer Weise6 ist es den Geschöpfen nicht möglich, wie es mir scheint, 10 zum Erfassen [der Dinge] zu gelangen, wie auch immer sie sind. 1,2 Nun erhalten wir durch den Glauben die Erkenntnis, die sich auf Gott bezieht und sich auf Gott erstreckt.7 1,3 Denn weil unsere Erkenntnis erschaffen ist und alles, was erschaffen ist, auch sehr wohl endlich ist, ist somit also klar und offensichtlich, dass auch unsere Erkenntnis einem 15 Ende unterliegt. 1,4 Und wenn unsere Erkenntnis einem Ende unterliegt, Gott aber in jeder [Hinsicht] gänzlich unendlich ist, und [wenn] das Unendliche vom Endlichen niemals dem Wesen nach erfasst werden kann, dann ist folglich klar und offensichtlich, dass diese ewige Natur8 auch niemals von der Erkenntnis der Geschöpfe dem Wesen nach erfasst 20 werden kann. 1
In der unmittelbar folgenden Inscriptio wird er als »Oberarzt« bezeichnet. In den Handschriften WL, welche die Abschrift der Timotheosbriefe erst mit Brief 2 beginnen, lautet die Briefüberschrift: »Mit Gottes Hilfe schreiben wir den Brief von Gottes Ehrwürdigem, Mār Timotheos, Katholikos Mār Timotheos, an Rabban Bōktīšō‘, Diakon und Arzt des Königs.« 3 Vgl. »Natur und Schrift« in disp 2,10f. 4 Syrisch arkīyaṭrōs, vgl. gr. ἀρχιατρός. 5 Zu diesem Prädikat vgl. HEIMGARTNER, CSCO 632, S. 3f Anm. 20. 6 Vgl. zur plerophoren Redeweise oben in der Einleitung S. XLVIII. 7 Im Syrischen wörtlich »Erkenntnis auf Gott und über Gott« (es stehen die beiden PräpositionenâÔãundâïohne Verben). Zur plerophoren Redeweise vgl. oben in der Einleitung S. XLVIII. 8 »Natur« wird hier wie oft im Syrischen sozusagen als Synonym für »Wesen« verwendet. Vgl. dazu auch im Folgenden die Varianten »der Natur nach« (2,1,6) und »dem Wesen nach« (2,1,9). 2
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1,5 Wenn es nun möglich wäre, dass sie sehr wohl erfasst werden könnte, würde sie entweder gänzlich oder teilweise erfasst. 1,6 Wenn sie teilweise der Natur nach erfasst würde und [wenn] alles, was Teile besitzt, auch die Zusammensetzung der Natur nach besitzt und man kein einziges |36| Zusammengesetztes als etwas Einfaches bekennt, würde folglich, wenn sie also zu einem Teil erfasst würde und zu einem anderen Teil nicht erfasst würde, bestritten, 〈dass〉9 Gott auch aus dem Einfachen [bestünde]. 1,7 Wenn man aber bekennt, dass Gott gänzlich einfach ist, und [wenn] kein einziges Einfaches zusammengesetzt ist, dann ist folglich offensichtlich, dass Gott unzusammengesetzt ist. 1,8 Was aber unzusammengesetzt ist, von dem sagt man auch nicht, dass es Teile besitzt. Dann ist Gott folglich ohne Teile. 1,9 Was aber ohne Teile ist, von dem sagt man auch überhaupt nicht, dass es zu einem Teil erfasst wird und zu einem anderen Teil nicht erfasst wird. Dann wird Gott folglich dem Wesen nach nicht teilweise erfasst. 1,10 Wenn man aber sagt, dass er dem Wesen nach nicht teilweise, sondern gänzlich erfasst wird und [wenn zweitens] der, der gänzlich erfasst, erhabener ist als der, der gänzlich erfasst wird, dann ist folglich die Vernunft, die Gottes Wesen und Natur gänzlich erfasst, erhabener als Gottes Wesen, das gänzlich erfasst wird, insofern als die Vernunft mit dem Erfassen Gottes Wesen einschliesst und Gottes Wesen von der Vernunft eingeschlossen wird. 1,11 Wenn diese [Überlegungen] jedoch töricht sind und Gottes Natur ohne Ende und ohne Zusammensetzung ist, dann ist folglich klar, dass Gottes Natur weder gänzlich noch teilweise erfasst wird. Es gibt ja in ihr weder ein Ganzes noch einen Teil, und sie darf auch überhaupt nicht mit dem prädiziert werden, was sie [gar] nicht ist. 1,12 Dann darf Gott folglich nur im Glauben angebetet werden und nicht, indem man ihn durch [vernunftmässiges oder wahrnehmungsmässiges] Erfassen erforscht.10 1,13 Durch das Erkennen erforschen wir die [vernunftmässige] erkennbare Natur und die [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge]. Durch die Sinne erkennen wir alle [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge], nicht aber auch die [sinnlich] nicht wahrnehmbaren [Dinge]. 1,14 Nun sind die Sinne fünf, und fünferlei sind auch alle [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge].11 Denn Ich folge der Konjektur von BERTI (Au-delà, S. 178 Anm. 544) und lese »dass« (x) statt »und« ({). 10 Im Syrischen substantivisch: »durch Erforschungen des Erfassens«. 11 Gemeint ist also: was man sehen, hören, betasten, richen und schmecken kann. Das Syrische formuliert hier und im Folgenden sehr hart mit der blossen Zahl: »Fünf sind alle 9
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wenn es nicht mehr [sinnlich] wahrnehmbare [Dinge] als die fünf [Arten] gibt, dann ist folglich offensichtlich, |37| dass es auch nicht mehr Sinne gibt als die fünf. 1,15 Und wenn es nicht mehr Sinne gibt als die fünf, dann ist folglich offensichtlich, dass es auch nicht mehr [sinnlich] wahrnehmbare [Dinge] gibt als die fünf [Arten]. 1,16 Aber man muss wissen, dass einerseits alle [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge] durch sich selbst von ihrer Existenz, ihrer Washeit und ihrer Wieheit12 Zeichen geben13 — denn sie bedürfen niemals irgendeines anderen Vermittelnden ausser dem Sinn, durch den und vermittelst dessen14 sie erfasst werden —, 1,17 dass andererseits aber alle [geistig] erkennbaren [Dinge] von ihrer Existenz und ihrer Washeit15 nicht durch sich selbst Zeichen geben, sondern durch irgendein anderes Vermittelndes. 1,18 Denn wenn alle [geistig] erkennbaren [Dinge] der Natur nach unsichtbar sind und jedes unsichtbare [Ding] der Natur nach an seiner Wirkung erkannt wird und jede Wirkung durch irgendein Vermittelndes stattfindet, dann ist folglich offensichtlich, dass jedes [geistig] erkennbare [Ding] auch nicht durch sich selbst oder durch sein Wesen, sondern durch die Wirkung durch irgendein anderes Vermittelndes erfasst und erkannt wird. 1,19 Nun sind von den [sinnlich] wahrnehmbaren [Dingen] manche mit dem Sehen und manche mit dem Hören, manche mit dem Riechen und dem Schmecken und manche mit dem Tasten erfassbar.16 1,20 Denn Wahrnehmbaren«, u. ä. Um der Verständlichkeit willen übersetze ich »fünferlei« und ergänze im Folgenden den aristotelisch-porphyrianischen Begriff »Arten«, der nicht im syrischen Text steht. 12 Da der Abschnitt philosophiegeschichtlich wichtig ist, gebe ich die syrischen Termini ÀÎÚçã(»Washeit«) undÀÎÚçÞÙs(»Wieheit«) so wörtlich wie möglich wieder. Hier in Brief 2 wird die später so bedeutsame Differenzierung von Essenz und Existenz in aller Deutlichkeit fassbar und damit verbunden auch die terminologische Entwicklung, welche auch das Arabische betrifft, vgl. etwa »Dassheit« (annīya) und »Washeit« (mā’iya) bei Ḍirār ibn ‘Amr (VAN ESS, Theologie, Bd. 5, S. 241). Für »Existenz« verwendet Timotheos hier das syrische Wort À{ĀÙs. Die Differenzierung von Essenz und Existenz findet hier in Brief 2,1–3 ausgehend von den vier wissenschaftlichen Fragen in der Zweiten Analytik des Aristoteles (2,1 89b,24f) statt, wie sie in den neuplatonischen Isagogekommentaren aufgegriffen werden, so etwa David 1,14f: »dass man bei fast jedem Ding nach den folgenden vier Punkte fragen muss: ob es ist, was es ist, was für eines es ist und weswegen es ist«. Da Timotheos für Existenz, Essenz (»Washeit«), Qualität (»Wieheit«) und — so in 2,3,18 — Ursache nicht nur substantivische Begriffe verwendet (2,1,16.17.20.26; 2,2,19), sondern auch verbale Formulierungen gebraucht (2,1,27; 2,2,1. 2.14.15; 2,3,2f sowie besonders prägnant 2,3,18 und 2,3,31), ist die sachliche Differenzierung von Essenz und Existenz gesichert. 13 Zur Formulierung »Zeichen geben« vgl. auch 2,1,17.26 und 2,4,2. 14 Vgl. zur plerophoren Redeweise oben in der Einleitung S. XLVIII. 15 Nun Einschränkung auf Existenz und Washeit, vgl. sogleich auch 2,1,20. > > 16 Interessante Strukturierung mitèÙx...{...èã...èÙx...è ãim Syrischen.
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indem alle [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge] in den Sinnen abgebildet werden, werden sie so zur Erkenntnis hinaufgebracht, die sie prüft und erforscht; sie beurteilt und prüft ein jedes auf die Aussage17 der Existenz und der Washeit hin, und sie folgert aus den individuellen [Merkmalen] eine klare Definition der Existenz und der Washeit, wobei sie die Akzidenzien von den Wesen wegnimmt18 und zu den Sinnen [zurück-]sendet und die Existenz nackt und ohne Vermischung mit ihnen [= den Sinnen] betrachtet. 1,21 Zum Beispiel sehen die Sinne, dass Sokrates, sagen wir [etwa], gross oder klein19 ist, weiss oder schwarz20 oder verschiedenfarbig, Vater 〈oder〉21 Rhetor oder Philosoph22 und alles andere Derartige, welches die Aussage des Akzidens enthält. |38| 1,22 Nun bringen aber die Sinne sozusagen mit den Akzidenzien zusammen den Sokrates [selbst] der Vernunft nahe. 〈Die Vernunft〉23 gibt, wie wir sagten24, die Akzidenzien wie eine Hülle den Sinnen [zurück], tritt an das Erfassen der Natur und ans Erkennen des Wesens25 heran und erkennt, dass [Sokrates] irgendeine wesenhafte Individualität ist, die für sich selbst26 subsistiert und 17
Vgl. demgegenüber die Aussage des Akzidens unten in 1,21. Im Syrischen wörtlich: »die Wesen der Akzidenzien entkleidet«. — Vgl. dazu ep 42,4,1: »Der Philosoph sagt nämlich, während er aus den Eigentümlichkeiten irgendwelche Definitionen des Wesens bildet…« 19 Syrisch wörtlich: »lang oder kurz«, vgl. zu diesem Gegensatzpaar Kat 5 3b,30 und Kat 6 5b,15–6a,9. 20 Vgl. zu diesem Gegensatzpaar Aristoteles Kat 5 4a,15.19f.32, Kat 6 6a,3 u. ö. sowie Herm 9 18b,21. (»schwarz/weiss«). In Herm 7–12 (passim) dienen Sätze wie »Der Mensch ist weiss«, »Der Mensch ist nicht weiss«, »Jeder Mensch ist weiss« etc. als Beispielsätze, ebenso in Herm 7 17b,28f und 18a,2f die Sätze »Sokrates ist weiss« und »Sokrates ist nicht weiss«. Was ZEKL (Kategorien, S. XXXIII–XXXV) und andere über die Problematik solcher und ähnlicher Sätze des Aristoteles anmerken, ist durchaus bedenkenswert. Allerdings ist auch darauf hinzuweisen, dass gemäss Metaphysik Δ 30 (1025a,19f) der Gebildete (μουσικός) in der Regel gerade nicht weiss (= blass?) ist: »Ein Gebildeter kann weiss sein, aber weil dies weder aus Notwendigkeit noch meistens geschieht, nennen wir es nebenbei zutreffend.« 21 Ich konjiziere »oder« für »und« in den Handschriften. Die alternativen Begriffe sind hier sonst stets mit »oder« beigeordnet, die Begriffspaare oder -gruppen mit »und« (im Deutschen mit Komma wiedergegeben). 22 Im bisher publizierten Text von BRAUN (Textus, S. 37) lautete die Stelle kürzer: »gross oder klein ist, weiss oder schwarz, Rhetor oder Philosoph…« (in der lateinischen Übersetzung von BRAUN, Versio, S. 23: »…longus est aut brevis, albus aut niger, aut rhetor aut philosophus…«). 23 Aus dem enklitischenèÙxist ersichtlich, dass hier ein Wort ausgefallen ist. BRAUN (Versio, S. 23 Anm. 1) konjiziert¿æ{z. Theoretisch könnte es auch ein Pronomen wie > {zoder¿æzsein. 24 Der Begriff¿æ{zhier entspricht offenbar¿ïËãin 2,1,20. 25 Man beachte hier die auch sonst bei Timotheos übliche synonyme Verwendung von »Natur« (¿çÚÝ) und »Wesen« (¿Úé{s). 26 Vgl. zu zĀÚàauch zĀÚÂ(»durch sich selbst«) oben in 2,1,16.17.18. 18
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ferner auch für die Akzidenzien Ursache des Subsistierens ist. Denn an ihr [d. h. der Individualität] besitzen sie Subsistieren, und ohne sie können sie niemals entstehen und [bestehen] bleiben. 1,23 Und sie [d. h. die Vernunft] wiederum erfasst, dass [Sokrates] ein bestimmtes Lebendiges, Denksprachfähiges und Sterbliches ist. Und aus diesen [Merkmalen], die sie als etwas [Bestimmtes] an einer [bestimmten] eigentümlichen Subsistenz findet, folgert sie auch jene [Merkmale], die sich am Allgemeinen insgesamt finden — denn es ist auch jeder Mensch lebendig, denksprachfähig und sterblich27 —, denn sie [d. h. die Vernunft] sieht mithilfe dieser individuellen [Eigenheiten] jene allgemeinen [Eigenheiten].28 1,24 Auf diese Weise29 erfasst die Vernunft diese [sinnlich] wahrnehmbaren [Dinge] durch die Sinne. 1,25 Die [geistig] erkennbaren unkörperlichen Naturen jedoch erfasst sie nicht durch sie [= die Sinne] selbst, wie wir sagten — sie können ja auch niemals unter einen der Sinne fallen —, sondern sie erkennt und erfasst sie durch ein Vermittelndes und durch irgendeine Wirkung von diesen [= den Sinnen]. 1,26 Denn wenn deren Natur sichtbar und sinnlich wahrnehmbar wäre, wäre sie durch ein jedes [Merkmal]30 leicht erfassbar, denn sie würde durch sich selbst Zeichen von ihrer Existenz und ihrer Washeit geben, wie gesagt wurde. 1,27 Nun ist aber deren Natur unsichtbar und gänzlich ohne [sinnliche] Wahrnehmbarkeit und ohne Erfassbarkeit durch die Sinne, sodass notwendigerweise durch ihre Wirkung erfasst und erkannt wird, dass sie existiert. 2,1 Wenn nun die Seele31 eine [geistig] erkennbare unkörperliche Natur ist und bei jeder [geistig] erkennbaren unkörperlichen [Natur] durch ihre Wirkung erfasst und erkannt wird, dass sie existiert, dann ist offensichtlich, dass bei der Seele durch ihre Wirkung erkennbar und erfassbar ist, dass sie existiert. 2,2 Nun wollen wir zuerst erforschen, was die Wirkung der Seele32 ist, dann, ob sie existiert und was |39| sie ist. 2,3 Wir sagen, dass es die Wirkung der Seele ist, dass sie den Leib belebt und als Denksprachfähigen33 27
Vgl. dazu die Definition des Menschen bei Porphyrios Is 10,12f. Vgl. dazu auch ep 42,4,1–10 (insbesondere 42,4,1: »während er aus den Eigentümlichkeiten irgendwelche Definitionen des Wesens bildet«) sowie ferner 42,4,17. 29 Das Syrische beginnt solche resümierenden Sätze gerne mit einem »aber« (¿ćàs), das im Deutschen unübersetzt bleibt; vgl. dazu auch 2,2,14. 30 BRAUN (Versio, S. 24) übersetzt »in omnibus«, BERTI (Au-delà, S. 183) »dans toutes les choses«. 31 Hier begegnet zum ersten Mal im Text das Stichwort »Seele«, das weder in der Überschrift noch in der Inscriptio genannt ist. 32 Vgl. oben 2,1,17. 33 Das Syrische formuliert mit Adverb. 28
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bewegt. 2,4 Welches34 von beiden [ist richtig]: Lebt und bewegt sich der Leib durch ihm eigenes Leben oder durch das Leben der Seele? 2,5 Wenn der Leib durch ihm eigenes Leben lebt und sich bewegt und [wenn] alles, was durch ihm eigenes Leben lebt und sich bewegt, unsterblich ist, dann ist folglich der Leib unsterblich. 2,6 Aber nun ist der Leib nicht unsterblich, alles jedoch, was durch ihm eigenes Leben lebt und sich bewegt, ist unsterblich. Dann lebt und bewegt sich der Leib folglich nicht durch ihm eigenes Leben und in ihm eigentümlicher Weise, sondern durch das Leben der Seele. 2,7 Wenn nun der Leib durch das Leben der Seele lebt und sich bewegt und [wenn] alles, durch dessen eigenes Leben und Sich-Bewegen 〈ein anderes〉35 lebt und sich bewegt, mit jeglicher Notwendigkeit existiert, dann bekennt man, dass die Seele, die den Leib belebt und schnell bewegt36, mit jeglicher Notwendigkeit existiert. 2,8 Sie könnte nämlich den anderen auch [gar] nicht schnell bewegen und beleben, wenn ihre Natur nicht in existenzialer Weise existieren würde. Dann existiert die Seele folglich dem Wesen nach37, wenn sie den Leib, der dem Wesen nach existiert, belebt und bewegt. 2,9 Wenn aber jemand sagt, dass die Seele nicht dem Wesen nach existiert, [dann] ergibt sich, dass das, was nicht [dem Wesen nach] existiert, für das, was [dem Wesen nach] existiert, Ursache ist. 2,10 Zum Beispiel: Der Leib lebt und bewegt sich aufgrund der Seele. Die Seele existiert nicht dem Wesen nach. Folglich bewegt sich38 der Leib, der dem Wesen nach existiert, aufgrund von etwas, was nicht dem Wesen nach existiert. 2,11 Das ist aber töricht. Somit kann das, was dem Wesen nach existiert, sich nicht aufgrund von etwas bewegen, was nicht dem Wesen nach existiert. 2,12 Der Leib bewegt sich aber aufgrund der Seele. Folglich ist die Seele ein Wesen. Dann ist folglich sie das, was für etwas anderes Ursache der Bewegung und der Lebendigkeit ist. 2,13 Wenn ferner |40| das Leben des Leibes eine Wirkung der Seele ist, jedes Wirken aber aus einer Fähigkeit entsteht, jede Fähigkeit aber zu einem Wesen [gehört] und aus einem Wesen stammt, jedes Wesen aber in [selbständig] bestehender Weise existiert, dann existiert die Seele folglich, BRAUN (Versio, S. 24) übersetzt etwas ungenau »ex duabus unum«. Mit Hinweis auf den Anfang von 2,2,8 konjiziert BRAUN (Textus, S. 39 Anm. 3) die (hier neutral verstandene) Maskulinform ¿æüÐs, welche auch zu den folgenden Verbformen passt, während die Handschriften einhellig die FemininformÀüÐslesen. 36 Vgl. zur »schnellen Bewegung« auch ep 41,9,5. 37 Also hat ’ītūtānā’īt (»in existenzialer Weise«) dieselbe Bedeutung wie be‘ūsīyā (»dem Wesen nach«). 38 Man möchte um der Konsequenz willen »〈lebt und〉 bewegt sich« ergänzen, aber auch im Folgenden (2,2,11) beschränkt sich Timotheos auf die Bewegung. Er versteht hier offenbar Bewegung und Leben sozusagen als Einheit. 34 35
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denn sie ist ein [selbständig] bestehendes Wesen. 2,14 Durch die Wirkung der Seele erfassen wir erstens, dass sie existiert. 2,15 Nun wollen wir auch untersuchen, was sie dem Wesen nach ist. Wir können nämlich auch dies aus ihrem Wirken im Leib folgendermassen erkennen: 2,16 Wenn die Seele den Leib lebendig macht und [wenn] der Leib lebendig, denksprachfähig und sterblich ist und er lebendig und denksprachfähig aufgrund der Vereinigung mit der Seele ist, sterblich aber aufgrund seiner [eigenen] Natur ist, dann ist folglich auch die Natur der Seele in höherem Mass »lebendig« und »denksprachfähig«. 2,17 [Sonst] könnte sie nämlich niemals den Leib beleben und im Sinne der Denksprachfähigkeit bewegen, wenn sie nicht der Natur nach lebendig, sich bewegend und denksprachfähig wäre. 2,18 Wenn die Seele mit dem Leib vereint ist und der Leib durch die Vereinigung lebt, denksprachfähig ist und sich bewegt, dann [ist es so, dass]39 die Seele folglich der Natur nach lebt, denksprachfähig ist40 und sich bewegt, der Leib aber der Vereinigung nach lebt, denksprachfähig ist und sich bewegt.41 2,19 Wenn ferner die Seele dem Leib durch ihr Hinzukommen Leben, Bewegung und Denksprachfähigkeit zuteil werden lässt, durch ihr Weggehen ihn leblos, bewegungslos und denksprachlos macht, [und wenn] der Leib der Seele weder durch sein Hinzukommen zu ihr noch durch sein Wegtreten von ihr jemals ihrem Leben, ihrer Bewegung und ihrer Unsterblichkeit etwas wegnehmen oder hinzufügen kann, [und wenn] man von dem, welches anderen [Dingen] durch sein Hinzukommen Existenz und durch sein Wegtreten Nichtexistenz zuteil werden lässt, weit mehr bekennt, dass es existiert, als von dem, 〈welches〉42 durch sein Hinzukommen und durch sein Wegtreten einem anderen niemals etwas hinzufügt oder wegnimmt, dann ist die Seele folglich |41| dem Wesen nach etwas Lebendiges, Sich-Bewegendes und Denksprachfähiges. 2,20 Denn sie könnte niemals einem anderen geben, was sie nicht dem Wesen nach und der Natur nach besässe. 39
Die Ergänzung um der deutschen Syntax willen. Ich folge nicht der Konjektur von BERTI (Au-delà, S. 186 Anm. 548). Es handelt sich hier um verbal verstandene Partizipien und nicht um Adjektive. Solche folgen jedoch in 2,2,19 (»leblos, bewegungslos und denksprachlos«). 41 Hier klingt das »hermeneutische Schema« des Timotheos an (vgl. dazu HEIMGARTNER, Fragmente, S. 200f), vgl. dazu oben Anm. 74 zu 1,3,26. — Der Gedanke ist m. E. so stimmig, dass ich gegen BERTI (Au-delà, S. 258 Anm. 2) eine Duplizierung der vorangegangenen Zeile für ausgeschlossen halte. 42 Ich folge der Konjektur BRAUN (Textus, S. 40 Anm. 1), die »welches durch sein statt »es durch sein Hinzukommen« (zÎÃÙüúÂ{z) Hinzukommen« (zÎÃÙüúÂx{z) liest. 40
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2,21 Ferner müssen wir verstehen, dass die Seele zwei Dinge hat, ich meine das Wesen und die auf das Wesen bezogenen [Merkmale]: 2,22 Nun ist das Wesen beispielsweise »lebendiger unkörperlicher einfacher Geist« oder irgendetwas anderes, was diese Bezeichnung hat; die auf das Wesen bezogenen [Merkmale sind] beispielsweise Lebendigkeit, Sich-Bewegen, Denksprachfähigkeit. 2,23 Und wie das Feuer dem Eisen, das sich mit ihm vereinigt, seine Fähigkeit, das heisst, seine Wärme und seine Helligkeit gibt, ihm aber nicht sein Wesen und seine Hypostase geben kann — denn das Eisen würde sich niemals [so] schnell in vielfachem Hin-und-Her bewegen wie das Feuer43 —, so gibt auch die Seele dem Leib, der sich mit ihr vereinigt, durch die Vereinigung ihre Fähigkeiten und ihre Wirkungen — das heisst, ihr Leben, ihr Bewegtsein und ihre Denksprachfähigkeit —, doch ihr Wesen und [ihre] Natur44 kann sie ihm nicht geben, denn der Leib, wie [er] jetzt [ist], kann nicht unkörperlich, Leben, Geist in beständigem Bewegtsein und Unsterblichkeit werden. 2,24 Und wenn der Leib durch die Vereinigung Leben, Bewegtsein und Denksprachfähigkeit hat, die Seele diese [Eigentümlichkeiten] aber naturgemäss und dem Wesen nach hat — und der Leib und die Seele sind zugleich durch diese definiert, er freilich aufgrund der Vereinigung, sie aufgrund der Natur —, dann sind diese mehr eine Definition der Seele der Natur nach als eine des Leibes der Vereinigung nach. 2,25 Dann muss folglich die Seele definiert werden, dass sie eine bestimmte erkennbare, lebendige, denksprachfähige, bewegte, unsterbliche und unsichtbare Natur ist, die im Leib aus dem Nichts durch den Willen Gottes geschaffen wird |42| zur Vervollkommnung und Zusammensetzung des einen Menschen im Sinne der Natur und der Individualität45, die sich danach vom Leib trennt und sich mit dem Leib [wieder] vereint46 und mit ihm durch die Kraft des heiligen Geistes auf ewig unauflöslich [verbunden] bleibt.47 Vgl. dazu auch ep 41,9,5 und dazu HEIMGARTNER, CSCO 674, S. 101 Anm. 263 zur Stelle. 44 Beachte die Asymmetrie im Vergleich: Beim Feuer und Eisen ist von Wesen und Hypostase die Rede, hier von Wesen und Natur. 45 Der syrische Text ist mit Adjektiven formuliert, auf Deutsch etwa: »naturgemässe und individualitätsgemässe Vervollkommnung« — Vgl. die Formulierung auch unten in 2,3,26, ebenso »im Sinne der Natur oder der Individualität« in Cto 6 (2×). 46 Das Syrische formuliert verschachtelt: »die sich danach vom Leib und mit dem Leib trennt und [wieder] vereint«. 47 Die Definition wird bei Moše bar Kēfā, Buch von der Seele 15, modifiziert aufgegriffen: »Die Definition der Seele ist folgende: ein lebendiges, unsterbliches, verständiges, denkendes, erkennendes, mit Erinnerung begabtes, sich selbst bewegendes, leuchtendes, 43
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3,1 Erstes Kapitel: Wie die Seele beschaffen ist und warum sie ist.48
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3,2 Mithilfe dieser [Ausführungen] erfahren wir, dass die Seele ist und was sie ist49. 3,3 Wir wollen [nun] aber auch untersuchen, wie sie beschaffen ist. Ist sie denn sterblich oder unsterblich? Ist sie vergänglich oder unvergänglich? 3,4 Wenn die denksprachfähige Seele somit50 sterblich 5 und vergänglich ist [und wenn] jedes Sterbliche und Vergängliche auch ein Körper ist, [und] jeder Körper auch zusammengesetzt ist, dann also ist jede denksprachfähige Seele zusammengesetzt.51 3,5 Es ist aber keine denksprachfähige Seele zusammengesetzt. Jedes Zusammengesetzte ist aber auch ein Körper. Also ist auch keine einzige denksprachfähige Seele 10 klares, feines, denksprachfähiges, unsichtbares Wesen, das sich mit dem Leib verbindet, alsbald sich von ihm trennt und sich wieder mit ihm in [nunmehr] untrennbarer Weise verbindet.« (Übersetzung nach Handschrift Vaticanus syrus 147, Blatt 36a; vgl. auch die Übersetzung von BRAUN, Moses, S. 64) 48 Zur Form der Überschrift (indirekter Fragesatz ohne lam) vgl. Einleitung S. XIII. 49 Bei Timotheos finden sich oft zusammenfassende Abschlussformulierungen am Ende eines Kapitels, welche den folgenden Einleitungen des neuen Kapitels gegenüber> und èÙx gestellt sind (z. B. ep 42,3,41 u. v. a.). Die dabei verwendeten Partikeln èã kennzeichnen die beiden Sätze als eine auf einander bezogene Einheit. Bei der Gliederung der Übersetzung in Kapitel und Abschnitte stellt sich dabei die Frage, ob die Abschlussformulierung noch dem vorhergehenden oder bereits dem neuen Kapitel resp. Abschnitt zuzuteilen ist (vgl. etwa unten 2,4,28/29 oder ep 41,2,25/3,1). Aufgrund der Gliederung durch Kapitelüberschriften stellt sich dieses Problem auch dem syrischen Text: Hier teilt Timotheos die Abschlussformulierung des vorangehenden Abschnitts bereits dem neuen Kapitel zu, in 2,3,31 hängt er sie noch an das vorangehende erste Kapitel an. 50 Die Konjunktion »somit« (âÚÝz), welche Timotheos praktisch immer in folgerndem resp. zusammenfassendem Sinne verwendet, steht hier unvermittelt im Text und lässt vermuten, dass vor 2,3,4 ein Stück ausgefallen ist. Denselben Eindruck erweckt die (wiederum mit »somit« eingeleitete) Zusammenfassung unten in 2,3,15, welche sichtbare körperliche zusammengesetzte Seelen und unsichtbare körperlose unzusammengesetzte Seelen einander gegenüberstellt: Erstere sind auflösbar, sterblich und vergänglich, Letztere sind unauflösbar, unsterblich und unvergänglich. Der überlieferte Textabschnitt 2,3,4–14 beschäftigt sich aber nur mit der denksprachfähigen Seele der Menschen (sic in 2,3,16). Offenbar fehlt im Text vor 2,3,4 ein Stück über die denksprachlosen sichtbaren Seelen der Tiere (vgl. 2,3,16). Damit wird auch der erste Satz von 2,3,6 (»Jede Seele, die stirbt und vergeht, ist ein Körper.«) als Rückbezug verständlich. Schon BRAUN (Versio, S. 26 Anm. 1) hat zu Recht bemerkt, dass man hier »Seele« tilgen möchte, aber der Text erkläre sich durch das später in 2,3,15f zur Seele der Tiere Gesagte. Schliesslich fehlt auch in 2,3,7 ein Gedankenelement in der logischen Abfolge, das ich dort in Anlehnung an Berti konjiziere (vgl. sogleich unten Anm. 53). 51 Man beachte, dass Timotheos hier und im Folgenden inhaltlich falsche (2,3,4.7.9) und richtige (2,3,8.11) Syllogismen aufeinander folgen lässt. Dabei analysiert er die falschen Prämissen und Folgerungen (vgl. etwa 2,3,5), um zu gültigen Aussagen zu gelangen. Alle Syllogismen sind dabei gleichermassen im Indikativ formuliert (im Sinne von: »Gesetzt den Fall, dass…«). Eine Formulierung, welche für die falschen Prämissen und Folgerungen Konjunktive verwenden würde, wäre für uns freilich leichter verständlich.
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ein Körper. 3,6 Jede Seele, die stirbt und vergeht, ist ein Körper.52 Dann stirbt und vergeht folglich auch keine einzige denksprachfähige Seele. 3,7 Es ist aber kein einziges Sterbliches und Vergängliches ohne Körper. 〈Wenn jede denksprachfähige Seele sterblich und vergänglich ist und kein einziges Sterbliches und Vergängliches ohne Körper ist〉53, dann ist folglich keine einzige denksprachfähige Seele ohne Körper. 3,8 Wenn aber jede denksprachfähige Seele ohne Körper ist [und] alles, was ohne Körper ist, notwendigerweise unsterblich und unvergänglich ist, dann ist folglich jede denksprachfähige Seele unsterblich und unvergänglich. 3,9 Wenn ferner jede denksprachfähige Seele sterblich ist und vergeht [und] jedes Sterbliche und Vergängliche aus den Elementen54 zusammengesetzt ist, dann ist folglich jede denksprachfähige Seele aus den Elementen zusammengesetzt. 3,10 Es ist aber kein einziges aus den Elementen [Bestehendes]55 denksprachfähig. Dann ist folglich keine einzige |43| Seele denksprachfähig. 3,11 Wenn [aber] jede denksprachfähige Seele erkenntnisfähig ist, aber kein aus den Elementen [Bestehendes] denksprachfähig ist, dann besteht folglich auch keine 〈einzige〉E denksprachfähige Seele aus den Elementen. 3,12 Doch jedes Sterbliche und Vergängliche besteht aus den Elementen. Dann ist folglich keine einzige denksprachfähige Seele sterblich und vergänglich.56 3,13 Denn wenn sie ihrem Wesen nach sterblich und vergänglich wäre, könnte sie nicht den Leib durch die Vereinigung mit ihr lebendig und denksprachfähig machen. 3,14 Nun macht sie aber den Leib durch die Vereinigung mit ihr lebendig und denksprachfähig. Dann ist folglich offensichtlich, dass sie ihrer Natur57 nach unsterblich und unvergänglich ist. 52
Damit sind die Tierseelen gemeint, vgl. die vorhergehende Anm. 50. Konjektur Heimgartner in Weiterführung der Ergänzung von BERTI (Au-delà, S. 191), der allerdings nur eine Prämisse ergänzt (»si chaque âme rationelle était mortelle et corruptible«). Aus der Conclusio von 2,3,7 und dem folgenden Syllogismus 2,3,8 lassen sich jedoch zwei Prämissen erschliessen. Die zweite Prämisse repetiert zudem den ersten Teilsatz von 2,3,7. Damit erklärt sich auch, wie das Auge des Abschreibers abgeirrt ist. — BRAUN (Versio, S. 26) fügt keinen Nebensatz ein, konjiziert dafür im Folgenden »jede« statt »keine einzige«, um dem Satz einen Sinn abzugewinnen. 54 Syrisch ‘esṭūksē, vgl. gr. στοιχεῖον. 55 So mit BERTI (Au-delà, S. 191): »(qui provient) des éléments«. Demgegenüber liest BRAUN (Versio, S. 26): »nullum elementorum«. 56 Nur B liest hier »ihrem Wesen nach sterblich und vergänglich«. Diese Lesart ist wohl vom folgenden Satz beeinflusst. 57 Beachte die gleichbedeutenden Formulierungen »ihrem Wesen nach« (2,3,13) und »ihrer Natur nach« (2,3,14). 53
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3,15 Somit sind von allen Seelen manche sichtbar, manche Seelen unsichtbar58, manche körperlich und zusammengesetzt, manche ohne Körper und unzusammengesetzt, und die zusammengesetzten [Seelen sind] auflösbar59 und die unzusammengesetzten [Seelen] unauflösbar, die auflösbaren [Seelen sind] sterblich und vergänglich und die unauflösbaren freilich unsterblich und unvergänglich. 3,16 Folglich sind die denksprachfähigen Seelen der Menschen, die unsichtbar sind, sowohl unsterblich als auch unvergänglich, die sichtbaren Seelen der Tiere60, die denksprachlos sind, folglich sowohl sterblich als auch vergänglich. 3,17 Es lehrt aber auch unser Herr Christus über die Seele, dass sie nicht stirbt und sich nicht auflöst, indem er zu den Jüngern Folgendes sagt: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten! Die Seele vermögen sie nicht zu töten!« (Mt 10,28) 3,18 Somit haben wir erstens gelernt, ob die Seele überhaupt existiert, dann was und wie beschaffen die Seele ist. Nun aber müssen wir auch lernen, weshalb sie existiert. 3,19 Wir sagen somit, dass sie nicht einfach um ihrer selbst willen geschaffen wurde wie [beispielsweise] irgendein Engel oder Cherub. |44| Wenn nun jemand einen Engel oder einen Seraphen61 oder irgendeinen anderen von den himmlischen Mächten nennen will, so ist ein jeder um seiner selbst willen geschaffen worden und nicht um irgendetwas anderen willen. 3,20 Die Seele jedoch wurde nicht um ihrer selbst willen, aber auch nicht um des Leibes willen geschaffen, sondern beide wurden zur Vervollkommnung des einen Menschen geschaffen und gegründet, und deshalb ist der Mensch weder die Seele [für sich] allein noch der Leib [für sich] allein, sondern der Mensch ist beide zugleich und aus beiden [zugleich]. 3,21 Denn die Seele wird nach dem Willen Gottes aus dem Nichts62 im Leib drin geschaffen, in welchem sie nach der Vervollkommnung von all dessen Formen wohnt. 3,22 Sie konstituiert sich nämlich nicht wie der Leib und mit dem Leib zusammen durch Einströmen 58 Vgl. zu einem vermutlich ausgefallenen Textstück vor 2,3,4 oben Anm. 50 zur Stelle. 59 Hier und im Folgenden die Syntax mit Braun gegen Berti. 60 Hier heisstÀÎÚÐfür einmal »Tier«, während dieses Wort oben in 2,2,12.22.24 »Lebendigkeit« bedeutete. Wieder anders dientÀÎÚÐin ep 42,4,5.8.9 als Oberbegriff »Lebewesen«. — Vgl. dazu auch »animal« resp. »animale« im Französischen und Italienischen. 61 Man beachte das Vergnügen an der Variation. 62 Die syntaktische Stellung am Satzende überrascht, der Inhalt ist aber durch die Wiederholung in 2,3,22 (Ende) gedeckt.
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und Einträufelung — denn sie ist unkörperlich und ohne Teile, wie gezeigt wurde63 —, und deshalb ist sie anders als die Körper64 auch ohne Einströmen und ohne Abspaltung, und sie geht ferner dem Körper auch nicht voran — wie die Meinung der Manichäer und des Origenes [lautet] —, sondern nach der Vervollkommnung aller Formen des Körpers wird sie in ihm drin aus dem Nichts nach dem Willen Gottes geschaffen. 3,23 »Und er schuf den Geist des Menschen drinnen in ihm« (Sach 12,1), sagt der Prophet Sacharja. 3,24 »Drinnen in ihm« sagt er, und nicht »ausserhalb von ihm« noch »mit ihm zusammen« noch »aus ihm«, 3,25 und weil sie65 drinnen in ihm geschaffen wurde und nicht ausserhalb von ihm, besitzt sie deshalb66 in ihm und mit ihm zusammen und durch ihn alle Erkenntnisse und alle Einsicht. Denn sie wird durch seine Sinne wie durch Instrumente unterwiesen, wie gesagt wurde.67 3,26 Den Leib aber besitzt sie nicht als Instrument, sondern vielmehr als Teil68 im Hinblick auf die Vervollkommnung des Menschen im Sinne der Natur und der Individualität69, der aus beidem70 vollendet und vervollkommnet wird. 3,27 Wie die heiligen Engel, 〈die〉71 in dieser Welt drin und mit dieser Welt zusammen zu Beginn aus dem Nichts erschaffen und konstituiert wurden, mit diesem All zusammen und mithilfe dieses Alls72 alle Erkenntnisse sammeln, aber ohne dieses All keine einzige Erkenntnis der Wirklichkeit nach haben — denn wenn sie von diesem All |45| abgetrennt wären, blieben sie wie in altem Schweigen73 —, 3,28 [oder], wenn du willst, wie das Licht, das am Anfang in diesem All drin aus dem Nichts erschaffen und gegründet 63
Vgl. oben 2,2,1. Die syrische Formulierung ist für westliche Ohren zweideutig: »… und deshalb ist sie auch ohne Einströmen und ohne Abspaltung wie die Körper«. 65 Im Syrischen ist dieser Übergang viel glatter, da sowohl »Seele« wie auch »Geist« dem grammatikalischen Geschlecht nach feminin sind. 66 Die Übersetzung ahmt die hypertrophe Formulierung des Syrischen nach (»weil…, … deshalb«). 67 Vgl. dazu oben 2,1,13–24, wo allerdings von der Vernunft und nicht von der Seele die Rede ist. 68 »Teil«, weil der Mensch aus Leib und Seele besteht, vgl. das unmittelbar Folgende. 69 Der syrische Text ist mit Adjektiven formuliert, auf Deutsch etwa: »naturgemässe und individualitätsgemässe Vervollkommnung« — Vgl. die Formulierung auch oben in 2,2,25, ebenso »im Sinne der Natur oder der Individualität« in Cto 6 (2×). 70 Nämlich Leib und Seele. 71 Konjektur in Analogie zum Folgenden (vgl. Anfang 2,3,28). 72 Vgl. zu dieser Entsprechung von »Welt« und »All« auch unten 2,4,15. 73 Vgl. zu dieser Redewendung auch das »pythagoräische Schweigen« in ep 8,10. — BRAUN (Versio, S. 28 Anm. 1) verweist ferner auf nestorianische Belege für die Vorstellung, Gott habe die vier Elemente, den Himmel und die Engel zu Beginn des ersten Schöpfungstages in Schweigen und Finsternis erschaffen, in DERS., Synhados, S. 351f Anm. 1. 64
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wurde, in diesem All der Wirklichkeit nach, ausserhalb dieses Alls der Möglichkeit nach seine 〈Eigenheit〉C74 besitzt, so wurde auch die Seele in diesem Leib drin und mit ihm zusammen aus dem Nichts geschaffen, und deshalb hat sie in ihm und mit ihm zusammen alle Erkenntnisse und hat sie ohne ihn und getrennt von ihm keine einzige Erkenntnis der Wirklichkeit nach. 3,29 Nun besitzt sie die materiale und die bewirkende Ursache von allen Erkenntnissen in sich [selbst], die instrumentale und formale Ursache hat sie sozusagen durch den Leib oder mit dem Leib zusammen.75 3,30 Und deshalb hat sie mit ihm zusammen in formaler und instrumentaler Weise alle Erkenntnisse, ohne ihn und getrennt von ihm jedoch hat sie der Vervollkommnung der Wirklichkeit nach keine einzige Erkenntnis, der materialen 〈und bewirkenden〉76 Ursache nach alle Erkenntnisse. 3,31 Dies wurde gesagt auf die Frage77 hin, welche lautete: »Was ist die Seele?« Wir haben nämlich dargelegt, dass sie ist, was sie ist, wie sie ist und weshalb sie ist.78
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4,1 Zweites Kapitel: Wo die Seele ist.79 4,2 Wir sagen, dass das Wort »wo« einen Ort oder eine Stelle bezeichnet80. 4,3 Ort und Stelle werden bei Körpern ausgesagt. Dann hat folglich [das Wort] »wo« bei Körpern und im Zusammenhang mit Körpern einen 20 Platz81. 4,4 Die Seele ist jedoch unkörperlich und unzusammengesetzt, wie gezeigt wurde.82 Dann hat folglich [das Wort] »wo« bei der Seele keinen Platz. 4,5 Wenn aber von der Seele ausgesagt wird, [dass sie] an 74
Handschrift C konjiziert scharfsinnig »seine Eigenheit« (zÎÚáÙx) statt »seine Geburt« (z{ËÚáÙx) in den übrigen Handschriften. 75 Schon BERTI (Au-delà, S. 258 Anm. 7) weist darauf hin, dass in der Physik des Aristoteles (194b,16–35) nur die formale Ursache genannt ist. Von einer instrumentalen Ursache sprechen jedoch Galen, De causis procatarcticis (6,55–67; 7,68–72.76–81; BADONG, CMG.S Bd. 2, S. 14–20) und Simplicius, Physikkommentar zu Phys 194b,29 (CAG 9, S. 315,15–18; engl. Übersetzung FLEET, S. 72f) und zu Phys 194b32 (316,8–14; FLEET, S. 73f) sowie zu 195a,3 (316,22–26; 317,23–25; 318,18–20; FLEET, S. 74.75.76). 76 Konjektur Heimgartner. 77 Syrisch wörtlich: »die Frage, die fragte, was…«. 78 Vgl. dazu David 1,15. 79 Zur Form der Überschrift (indirekter Fragesatz ohne lam) vgl. Einleitung S. XIII. 80 Im Syrischen in umständlicherer Formulierung: »von einem Ort oder einer Stelle Zeichen gibt« (vgl. dazu oben Anm. 13 zu 2,1,16). 81 Im Syrischen steht dasselbe Wort Ás (»Ort«) wie soeben in 2,4,2.3, nun in anderer Bedeutung. Die Übersetzung ist hier klarer als das Original (vgl. zu diesem Problem oben S. XLVII–XLVIII in der Einleitung). 82 Vgl. oben 2,2,1.
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einer Stelle und an einem Ort [ist], Stelle und Ort aber 〈drei〉83 Dimen- 1 sionen haben84, dann muss sie [d. h. die Seele] folglich drei Dimensionen haben. 4,6 Denn alles, was durch eine Stelle oder durch einen Ort umschlossen wird, hat drei Dimensionen. 4,7 Alles, was drei |46| Dimensionen hat, ist ein Körper.85 Dann ist die Seele folglich nicht unkörper- 5 lich. 4,8 Doch es wurde gezeigt, dass sie unkörperlich ist. Dann ist sie folglich ohne Ort und ohne Stelle. 4,9 Sie wohnt und ist jedoch im Leib, aber nicht wie an einem Ort oder an einer Stelle — denn keine von den unkörperlichen Naturen nimmt einen Ort oder eine Stelle ein86 —, sondern als eine vielmehr unkörperliche Natur im Leib. 4,10 Denn wie die 10 83
Konjektur Heimgartner. Die Handschriften lesen einhellig »zwei Dimensionen«. Schon BRAUN (Versio, S. 28) hat am Text festgehalten und dazu »Sic codd.« angemerkt (ebenda, Anm. 3). BERTI (Au-delà, S. 258f Anm. 9) verteidigt und erklärt diese Lesart: Alles, was sich auf der zweidimensionalen Fläche des Ortes befindet, ist dreidimensional. Dazu verweist er auch auf eine Stelle des Kategorienkommentars von Sergios von Reš‘ainā: »Der Ort ist die Begrenzung und die Fläche von allem, was er umfasst, in Bezug auf das, was von ihm umfasst wird. Denn jeder beliebige Körper hat eine Grenze und eine Fläche, welche seine äussere Begrenzung ist.« (British Library Additional 14658, Blatt 104b,11– 14, vgl. auch die Übersetzung bei FURLANI, Trattato, S. 168) — So gelehrt und fundiert diese Erklärung auch ist, überzeugt sie mich dennoch nicht. 2,4,5 ist formal ein Syllogismus. Mit der vorgeschlagenen Konjektur ist er schlüssig: Dreidimensionalität kommt Ort zu; Ort kommt Seele zu; Dreidimensionalität kommt Seele zu. Geht man von der Zweidimensionalität des Ortes aus, ist der Syllogismus falsch und überflüssig. Stattdessen hängt dann die ganze Argumentation an 2,4,6f, dass alles von einem zweidimensionalen Ort Umschlossene dreidimensional und somit ein Körper ist. Dass auch 2,4,6 keine gültige Prämisse ist, zeigt 2,4,11, wo Timotheos sagt, dass auch der (seiner Anschauung nach eindimensionale) Punkt und die (zweidimensionale) Linie an einem Ort sind. Seine ganze Argumentation zielt darauf ab, dass die Seele weder drei- noch zwei- noch eindimensional, sondern unkörperlich ist und daher »nicht wie Körper« (vgl. 2,4,14.18), sondern nur »im übertragenen Sinn« (so explizit in 2,4,29) an einem Ort ist. So scheint es mir plausibler, dass innerhalb dieses Argumentationsgang 2,4,5 ein stimmiger Syllogismus ist. Zudem sind auch die im Text genannten Beispiele für »Orte« durchaus dreidimensional, nämlich der Leib (2,4,9f), das All (2,4,10.15.18), die Luft (2,4,15.19), das Herz und das Paradies (2,4,29). Auch die klassischen Beispiele des Aristoteles für einen »Ort«, nämlich das Lykeion und den Markt (Kat 4 2a,1f), wird man sich wohl kaum als nur streng zweidimensionale Fläche vorstellen dürfen. 84 Vgl. dazu auch Athanas, Logikhandbuch (720f): »Die Linie ist somit eine Grösse, die eine Dimension hat. Sie hat nämlich nur Länge. |721| Ihre Mittelgrenze, an welcher sich ihre Teile berühren, ist der Punkt. Fläche ist das, was nur Länge und Breite hat. Die gemeinsame Grenze, an der sich ihre Teile berühren, ist die Linie. Körper ist das, was drei Dimensionen hat: Länge, Breite, Tiefe. Seine gemeinsame Grenze, an der sich seine Teile berühren, ist die Fläche. Auch der Ort hat eine gewisse Mittelgrenze, an der er den Körper umfasst. Der Ort ist also die Begrenzung von dem, was er umfasst, mit welcher er das Umfasste umfasst.« 85 So auch Athanas, Logikhandbuch 721 (siehe vorhergehende Anm.). > 86 Ich versteheÁsËÐshier wie in 2,4,20 im Sinne von »einen Ort einnehmen«. So verstehen es in 2,4,20 auch BRAUN (Versio, S. 29: »locum … teneat«) und BERTI (Audelà, S. 201: »occuper … un espace«, während sie beide hier in 2,4,9 Subjekt und Objekt
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himmlischen Mächte in diesem All sind, aber nicht wie an einem Ort und nicht wie an einer Stelle, sondern wie unkörperliche Naturen in Körpern, so ist auch die Seele im Leib nicht wie an einem Ort oder wie an einer Stelle, sondern als eine unkörperliche Natur in einem Körper. 4,11 Nun besitzt alles irgendwie Derartige irgendeine Ausdehnung87, und auch wenn es wie irgendeine Linie oder wie ein Punkt88 ist, ist es notwendigerweise auch an einem Ort und an einer Stelle.89 4,12 Alles aber, was überhaupt keine Ausdehnung hat, von dem sagt man auch nicht, dass es an einem Ort oder an einer Stelle ist. 4,13 Nun sagt man aber von der Seele nicht, dass sie wie eine Linie oder ein Punkt eine Ausdehnung hat. Was aber keine einzige Ausdehnung besitzt, von dem sagt man, dass es auch an keinem Ort und an keiner Stelle ist. Dann sagt man folglich auch von der Seele, dass sie an keinem einzigen Ort oder an [keiner einzigen] Stelle ist. 4,14 Was aber nicht an einem Ort oder an einer Stelle ist, von dem sagt man auch überhaupt nicht aus, wo es ist. Dann sagt man folglich von der Seele nicht wie bei einem Körper aus, wo sie ist. 4,15 Denn wenn man auch vom Licht nicht sagt, dass es in der Luft wie an einem Ort und wie an einer Stelle ist — und dies, obwohl es zwei Körper sind —, oder, wenn du willst, wenn man auch von diesem All — welches das [selbständige] Bestehen dieser Welt ist90, das heisst: das geschaffene Ende von Himmel und Erde —, nicht sagt, dass es wie an einem Ort |47| und wie an einer Stelle ist: 4,16 Wie sollte man also von der Seele, die unkörperlich ist, sagen, dass sie im Leib oder ausserhalb des Leibes wie an einer Stelle oder wie an einem Ort ist? 4,17 Denn weil man sagt, dass etwas auf elf Arten »in« etwas [sein kann]91 und diese gemäss Überlegungen über vertauschen und den Satz im Sinne von »kein Ort enthält resp. umschliesst Unkörperliches« auffassen (BRAUN, Versio, S. 28; BERTI, Au-delà, S. 199). 87 Syrisch wörtlich: »Grösse«. 88 Im Syrischen das griechische Lehnwort ¿ćäÆÚÔé (στίγμα resp. στιγμή, so auch Arist Kat 6 5a,2), während er sogleich in 2,4,13 das genuin syrische WortÀÏùÎæ verwendet. 89 Vgl. zu Linie, Punkt und Ort auch die Reflexionen des Aristoteles zu Kontinuität und Diskretion von Quantitäten in Kat 6 4b,20–5a,14. Die entsprechende Stelle im Logikhandbuch des Athanas (720f) ist oben in Anm. 84 zitiert. 90 Vgl. zu Welt und All auch oben 2,3,27. 91 Schon BERTI (Au-delà, S. 260f Anm. 11) hat darauf verwiesen, dass Aristoteles acht Arten von »etwas in etwas« unterscheidet (Physik IV,3 210a,14–24), die neuplatonischen Kommentatoren jedoch elf wie hier (Ammonios, Kategorienkommentar 29,5–17; Johannes Philoponos, Kategorienkommentar 32,7–26). Von besonderem Interesse für die syrische Tradition ist die entsprechende Stelle im Kategorienkommentar von Sergios von Reš‘ainā (British Library Additional 14658, Blatt 78b,11–19: »Aber man muss wissen, dass »etwas in etwas sein« auf insgesamt elf Arten gesagt werden kann: 1. wie in der Zeit, 2. wie an
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Körper aufgefasst werden, muss man 〈folglich〉92, weil die Seele unkörperlich ist, von ihr auch sagen, dass sie auf keine dieser elf Arten »im« Körper ist, wie folgt: 4,18 Wenn die Seele unkörperlich ist und [wenn] kein [einziges] Unkörperliches in körperlichen Begrenzungen fassbar ist, dann ist folglich offensichtlich, dass auch keine [einzige] Seele durch körperliche Begrenzungen und auf körperliche Weisen fassbar ist, sondern wie die heiligen Engel, obwohl sie nicht wie ein Körper in der Welt sind, dieses All bewegen und zum Gedeihen bringen, 4,19 [oder], wenn du willst, wie das Licht in der Luft ist, so belebt und bewegt auch die Seele, wenn sie im Leib drinnen ist, den Leib nicht wie an einem Ort und nicht wie an einer Stelle [und bringt ihn] zum Gedeihen. 4,20 Und wie die Sonne im Sinne ihrer Individualität93 am Himmel ist, aber mit der Fähigkeit ihres Leuchtens und ihrer Wärme allem nahe ist und [alles] erhellt und wärmt, obwohl sie nicht einen Ort oder eine Stelle in einem Körper einnimmt94, so nimmt auch die Seele ihrer Individualität nach keinen einzigen Ort oder [keine einzige] Stelle in einem Körper ein. 4,21 Und so nimmt auch die Seele ihrer Individualität nach keine einzige Stelle oder [keinen einzigen] Ort im Leib ein, obwohl sie in ihm drinnen durch einen göttlichen Wink erschaffen, gefesselt und begrenzt wurde. 4,22 Doch mit ihrer Kraft und mit ihrer Wirksamkeit ist sie dem ganzen Leib nahe und belebt und bewegt ihn und verleiht [ihm] Denksprachfähigkeit. 4,23 Aber dagegen erhebt sich jemand mit folgendem [Einwand]: »Wenn alles Begrenzte durch einen Ort und eine Stelle |48| begrenzt ist, bei der Seele aber gezeigt wurde, dass sie weder durch einen Ort noch eine Stelle begrenzt ist, dann ist die Seele folglich grenzenlos, was töricht ist.« 4,24 Dazu sagen wir: »Begrenzend« und »begrenzt« wird auf zwei einem Ort, 3. wie in einem Gefäss, 4. wie die Teile in dem, dessen Teile sie sind, 5. wie etwas Ganzes in seinen Teilen, 6. wie die Arten in den Gattungen, 7. wie die Gattungen in den Arten, 8. wie die Formen in der Materie, 9. wie die Führung [all] dessen, was durch die Hand von jemandem geführt wird, in dem, der es führt, 10. wie in der Vervollkommnung oder 11. wie das Akzidens im Wesen.« — Vgl. dazu auch die Übersetzung von FURLANI, Trattato, S. 153. Diese Elfzahl findet sich auch in den entsprechenden Abschnitten bei Theodor bar Koni (Scholienbuch 6,15f; syr. Text S. 14f, frz. Übersetzung S. 8f) und bei Pseudomichael dem Übersetzer (Buch der Definitionen und Divisionen 20; syr. Text S. 38 Z. 3–5, italienische Übersetzung S. 108 Z. 8–4 von unten). Zu den Abweichung dieser Elferlisten siehe BERTI, Au-delà, S. 260f Anm. 11. 92 Konjektur Heimgartner; Lücke in den Handschriften. 93 Im Syrischen mit Adverb formuliert, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXV. 94 Die Handschrift M hat eine Textdoppelung erkannt, welche alle übrigen Handschriften übernommen haben (»so nimmt auch die Seele ihrer Individualität nach keinen einzigen Ort oder [keine einzige] Stelle in einem Körper ein«). Sie ist mit BRAUN zu streichen (Textus, S. 47 Anm. 2; anders BERTI, Au-delà, S. 261f Anm. 13).
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Arten ausgesagt: sowohl wie »einschliessend« und »eingeschlossen« — was allein einem Körper eigentümlich ist — als auch wie das, was bei seinem Werden einen Beginn und ein Ende hat, was sowohl einem Körper als auch einem Unkörperlichen zukommt. Somit hat die Seele bei ihrer Erschaffung einen Beginn und ein Ende. 4,25 Alles aber, was bei seinem Werden einen Beginn und ein Ende [hat], ist nicht unbegrenzt. Dann ist folglich die Seele nicht ohne Ende, wenn denn das Werden ihrer Entstehung einen Beginn und ein Ende hat. 4,26 Wenn aber wiederum95 die Seele ohne Ende ist und alles, was ohne Ende ist, keinen Beginn und kein Ende hat, dann hat folglich die Seele beim Werden ihrer Erschaffung keinen Beginn und kein Ende. 4,27 Aber die Seele hat bei ihrer Erschaffung einen Beginn und ein Ende. Was aber einen Beginn und ein Ende hat, ist in doppelter Weise endlich. Also ist die Seele in doppelter Weise endlich, das heisst, ihre Natur ist dem Beginn ebenso wie dem Ende unter[worfen]. 4,28 Aber wenn jemand vielleicht Folgendes sagen mag: »Der Schöpfer hat bei der Formung ihres Werdens weder begonnen noch geendet«, [dann] ist das jedoch töricht. Dies [sagen wir] im genauen Sinn der Natur der Dinge. 4,29 Doch im übertragenen Sinn und gemäss dem [üblichen Sprach-] Gebrauch, sagt man, dass [die Seele], solange sie im Körper ist, im Herzen wohnt, dann aber [den Körper] auf Gottes Geheiss verlässt: Wenn sie Tugenden praktiziert hat, wohnt sie [dann] im Paradies, wenn sie Bosheiten geliebt hat, in Orten ausserhalb des Paradieses. 4,30 Dies lehrte unser Herr, als er zum Räuber Folgendes sagte: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lk 23,43), nicht [in dem Sinne], als würden die [Seelen] der Gerechten sich im Paradies erquicken und die der Ungerechten an einem Ort ausserhalb des Paradieses gequält werden — denn was für eine Erquickung sollten die Seelen, die doch unkörperlich sind, von den Früchten |49| körperlicher Bäume und Blumen haben? —, sondern die Unterscheidung der [Aufenthalts-]Orte — dass die einen ins Paradies, die anderen ausserhalb des Paradieses versetzt sind — ist ein bedeutsamer Wink im Hinblick auf die Unterscheidung der Orte, der sich bei der Auferstehung von den Toten ereignen wird. 4,31 Denn wie für die Seelen der Guten und der Bösen, nachdem sie den Körper verlassen haben, nicht ein und derselbe Ort [bereitsteht], so [steht] auch nach der Auferstehung vom Haus der Toten nicht ein und derselbe [Ort] für die Bösen und die Guten 95
Hier begegnet der seltene Fall, wo im syrischen Text vor beiden Prämissen des Syllogismus ein »wenn« steht, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XLVI.
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[bereit], sondern für die einen ist das Himmelreich, für die anderen die 1 Unterwelt bewahrt und bereitet. 4,32 Und wie bei den beiden Paradiesesbäumen durch den des Lebens die zukünftige Welt und durch den der Erkenntnis von Gut und Böse diese Welt dargestellt wurde, so wird auch durch das Paradies und durch den Ort ausserhalb von diesem das 5 Himmelreich und die Unterwelt abgebildet. 4,33 Soviel zur zweiten Frage. 5,1 Drittes Kapitel: Darüber, wo sie [d. h. die Seele]96 hingeht, wenn sie sich vom Leib loslöst.97 5,2 Nun sagen manche Leute, dass sie ebendiesen Elementen, aus denen ihr Leib zusammengesetzt war, auch nach ihrem Weggehen von ihm innewohnt. 5,3 Denn weil sie durch die Liebe des Leibes [mit ihm] verbunden sei, sagen sie, als eine, die in ihm wuchs und mit ihm unterrichtet wurde, der Leib aber nach seiner Auflösung zu den Elementen zurückkehrt, deswegen, so sagen sie, wohnt auch die Seele nach ihrer Trennung denjenigen Elementen ein, in welche sich der Leib aufgelöst hat, bis zum Tag, da sie sich erneut mit ihm bekleidet, wenn er aufrichtig, gesegnet98 und gottgleich [ist].« Diese Meinung hatten sie nämlich. Andere wiederum sagten anderes. 5,4 Mir aber scheint, dass am wahrsten sein Spruch zum Räuber ist: »Heute wirst du mit mir im Paradies sein.« (Lk 23,4399) |50| 5,5 Nun hat Gott, als er Adam erschuf, ihn ins Paradies gesetzt, und das Paradies trug auf Erden das Bild des Himmelreiches. Also hat Gott, als er Adam erschuf, ihn als Bild und Modell100 ins Himmelreich gesetzt. 5,6 Doch wegen der Übertretung des Gebots [[wurde Adam verstossen]]101, und weil wir zuerst durch die [Dinge] hier versucht werden sollten und erst danach zu jenen über alles erhabenen [Dingen] 96 Die Formulierung mit Pronomen »sie« statt des Substantivs »die Seele« scheint aus der Anfrage von Bōktīšō‘ übernommen zu sein. — Handschrift T ergänzt das Substantiv. 97 Zur Form der Überschrift (indirekter Fragesatz ohne lam) vgl. Einleitung S. XIII. 98 BRAUN (Textus, S. 49 Anm. 1) schlägt die Konjektur üÃã{ statt üÃã{ vor (DERS., Versio, S. 31: »fulgens«, ebenda Anm. 1 der Hinweis auf rabbinische Parallelen). Die Konjektur halte ich mit BERTI (Au-delà, S. 262 Anm. 16) für unnötig. 99 Das Zitat bereits vorher in 2,4,30. 100 Vgl. zu diesem Motiv auch disp 6,5, ep 14,70, ep 26,41 und ep 36,4,7. Zur Formulierung »das Bild tragen« vgl. auch ep 41,1,12. 101 Die Ergänzung mit BRAUN (Versio, S. 31: »Adam expulsus est«). BERTI (Au-delà, S. 262 Anm. 18) hält die Ergänzung nicht für zwingend nötig. Allerdings ist der Satz offensichtlich doch beschädigt, vgl. dazu im Folgenden Anm. 104.
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[[gelangen sollten…]]102, aber damit uns [dennoch]103 das Geschenk der Menschenliebe Gottes, des Allherrn, nicht ohne Wahrnehmung und nicht ohne genaue Erkenntnis zuteil würde, deshalb wollte Gottes Sohn, als er gemäss seinem Heilsplan zu uns herabstieg, uns auch jene [Dinge] nahebringen, die er uns zu Beginn versprochen hatte.104 5,7 Deshalb hat er von Anfang an unsere Natur der bildlichen Gestalt105 der Himmelsherrschaft nahegebracht, das heisst: dem Paradies, und ging er durch seine Seele an den Ort ein, von dem Adam weggegangen war, und liess er ferner mit sich den Räuber eingehen, ebenso liess er auch Henoch und Elia und alle Seelen der Gerechten mit sich eingehen, damit dadurch in uns die Hoffnung auf das Himmelreich erneuert würde, die er [schon] ewig bei sich als Ziel des Heilsplans unseres verehrungswürdigen Gottes im Blick hatte. 5,8 Denn auch deshalb richten wir den Blick und die Anbetung nach Osten106, gleichsam zum ersten Erbteil, das dem Stammvater gegeben wurde, in dem wie in einem Bild das Himmelreich abgebildet ist. 5,9 Also müssen wir fest glauben, dass die Seele, nachdem sie sich vom Leib abgetrennt hat, wenn sie Tugend vollbracht hat, an den angenehmen Ort des Paradieses kommt, wenn sie jedoch Böses vollbracht hat, an einen Ort ausserhalb des Paradieses weggeht auf Gottes Befehl und dort bis zum Tag der Auferweckung ist. 5,10 Dies sei zur dritten Frage gesagt. 102 Die Ergänzung mit BRAUN (Versio, S. 31: »accederemus«). Vermutlich ist zudem der Hauptsatz ausgefallen, vgl. dazu im Folgenden Anm. 104. 103 Die Ergänzung mit BRAUN (Versio, S. 31). 104 Nimmt man den Text von 2,5,6, wie er überliefert ist, so wirkt die Konstruktion mit Kausaladverbiale, Kausalsatz (mit finalem Grund) und Finalsatz sehr überladen und disparat, obwohl sich der Satz einigermassen übersetzen lässt: »Doch aufgrund der Übertretung des Gebots, und aufgrund dessen, dass wir zuerst durch die [Dinge] hier versucht werden sollten und erst danach zu jenen über alles erhabenen [Dingen gelangen sollten], dass uns aber … zuteil werden sollte«. Im Syrischen wirkt die Konstruktion zwar glatter, weilâÔã{...âÔã x im Hauptsatz mit ¿æz âÔã aufgenommen wird. Man mag auch argumentieren, dass der finale Kausalsatz (»weil wir versucht werden sollten«) einem Finalsatz entspricht (»damit wir versucht werden«) und so durchaus zum folgenden Finalsatz passt. Inhaltlich jedoch wollen diese drei disparaten Gründe resp. Absichten nicht wirklich stimmig zum Hauptsatz (»deshalb wollte Gottes Sohn…«) passen. Zudem erwartet man nach 2,5,5, dass die Ausführungen mit Adam weitergehen. Daher hat schon BRAUN (Versio, S. 31) nach »Übertretung des Gebots« nicht unpassend als Hauptsatz »wurde Adam verstossen« ergänzt. Mir scheint, dass auch nach »erhabenen« zusammen mit dem ebenfalls von Braun ergänzten »gelangen sollten« ein Hauptsatz ausgefallen ist. Die genaue Form können wir nicht rekonstruieren. Ich setze daher die entsprechenden ergänzten Textstücke in doppelte eckige Klammern. 105 Vgl. zu diesem Motiv auch disp 6,5 sowie ep 26,41 und ep 36,4,7. 106 Vgl. zur Gebetsrichtung nach Osten auch disp 6,1–18 sowie ep 1,3,17; 1,7,8 und ep 26,12.
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6,1 Viertes Kapitel: »Welche Kenntnisse bleiben bei ihr, nachdem sie 1 weggegangen ist?«107 6,2 In der Tat teilen diejenigen, |51| welche beständigen Umgang mit der Philosophie haben, der Seele vier Fähigkeiten zu, ich meine den Verstand, den Zorn, die Begierde und den Willen. 6,3 Von diesen vier Fähigkeiten nun gehören Verstand und Willen zur Natur der Seele, Zorn und Begierde nicht zur Natur der Seele, sondern sie hat sie, so sagen wir, aus der Vereinigung mit dem Leib. 6,4 Also muss man wissen, dass jene, die ihrer Natur in individueller Weise zuteil sind, mit ihr weggehen und nie von ihr ablassen, und jene, die zur Natur des Leibes gehören, mit dem Leib zusammen von ihr ablassen, d. h. der Zorn, die Begierde und alle Leidenschaften, die ihnen unterworfen sind. 6,5 Auf diese Weise besitzt sie auch diejenigen, die mit ihr weggehen und zu ihrer Natur gehören, teilweise aktuell, teilweise nur potenziell. 6,6 Aktuell [besitzt] sie die Lebendigkeit — die Seele ruht nämlich nie von der Bewegung ihrer Lebendigkeit, denn sie ist jederzeit eine aktuell lebendige und bewegte Natur —, potenziell jedoch besitzt sie ihren Verstand und ihren freien Willen. 6,7 Nun sind der Verstand108 und der Wille zwar potenziell in ihre Natur eingeprägt, aktuell aber besitzt sie diese [beiden] nur [in Verbindung] mit dem Leib. 6,8 Denn wenn sie nur um ihrer selbst willen erschaffen worden wäre und nicht um der Vervollkommnung irgend einer anderen Natur109, würde sie all das, was ihr eigen ist, aktuell als Natur der geistigen [Entitäten] besitzen. 6,9 Da sie nun aber nicht um ihrer selbst willen erschaffen worden ist, wie wir vorher gesagt haben110, hat sie all diese, die ihr eigen sind, [nur] so lange aktuell, wie sie mit ihrem Gefährten111 zusammen ist. 6,10 Nachdem sie aber vom Leib weggegangen ist und der Mensch, der aus diesen beiden bestanden hatte, aufgelöst worden ist, sind dann auch die Fähigkeiten aufgelöst worden, soweit sie aktuell waren. 6,11 Somit bleibt nach dem Weggehen vom Leib aktuell bei ihr die Fähigkeit der Lebendigkeit und 107
Die vierte Frage enthält wie die siebente Frage ein Lam citationis. Sie scheinen wörtlich die Formulierung aus der Anfrage von Bōktīšō‘ wiederzugeben, vgl. dazu Einleitung S. XIII. 108 Im Syrischen nunÀĀáãgegenüberÀÎáÚáãin 2,6,2.3.6.11. 109 Vgl. 2,2,25: »die im Leib aus dem Nichts durch den Willen Gottes geschaffen wird zur Vervollkommnung und Zusammensetzung des einen Menschen im Sinne der Natur und Individualität«. 110 Vgl. oben 2,2,25. 111 D. h. mit dem Leib.
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des Bewegtseins, die der Freiheit und der Denksprachfähigkeit hat sie nur potenziell, nicht aber aktuell. 6,12 Die des Zornes und der Begierde |52| bleiben weder potenziell noch aktuell bei ihr, sondern sie hat — wie [dann], wenn sie neun Monate im Leib im Mutterschoss ist, oder, wenn 〈du〉112 willst, wie [dann], wenn sie im Leib ist, wann [immer] er in Schlaf getaucht ist — ihre Lebendigkeit eigentlich und aktuell, doch die Freiheit und ihre Denksprachfähigkeit — oder wenn du es ihre Erkenntnis nennen willst — besitzt sie nicht aktuell, sondern potenziell, und obwohl sie ihrer Natur nach lebt, nimmt sie nichts wahr, auch wenn sie in der Welt ist. 6,13 Ebenso besitzt sie nun auch, wenn sie von ihrem Leib weggeht, ihre Lebendigkeit aktuell, ihre Denksprachfähigkeit und ihren Willen potenziell, weil sie keine Wahrnehmung hat, auch wenn sie in der Welt ist. 6,14 Das ist das, was unser Herr im Gleichnis von den zehn Jungfrauen sagte: »Alle diese Jungfrauen schliefen und schlummerten ein.« (Mt 25,5)113 6,15 Denn der Tod ist zur Herrschaft über unsere ganze Natur gekommen, sowohl über den Leib als auch über die Seele, aber im Leib bewirkt er eine Auflösung, in der Seele jedoch ein Verstummen der Aktualitäten und der Potenzialitäten: 6,16 »Denn die Scheol lobt dich nicht noch preist dich der Tod«, sagt der Prophet, »noch hoffen auf deine Rechtschaffenheit diejenigen, die in die Grube hinabsteigen« (Jes 38,18), 6,17 und David sagt114: »Weil es im Tod kein Gedenken an dich gibt, wer sollte dich in der Scheol loben?« (Ps 6,6) 6,18 und: »Lobe den Herrn, meine Seele« (Ps 146,1), und: »Ich will meinem Gott singen, solange ich bestehe« (Ps 146,2b), 6,19 und wenig später: »Sein Geist[-hauch]115 entweicht, und er kehrt zu seiner Erde zurück, und an jenem Tag werden all seine Pläne zunichte.« (Ps 146,4) Dann sind sie [nur] potenziell, nicht aber aktuell. 6,20 Und Salomon wiederum sagt: »Denn es gibt keine Weisheit und Erkenntnis und Einsicht in der Scheol, in welche du dahingehst.« (Koh 9,10116) 6,21 Diese [Dinge] seien wegen der vierten Frage gesagt.
Konjektur mit BRAUN (Textus, S. 52 Anm. 1). Vgl. zum Gleichnis mit den den zehn Jungfrauen auch ep 35,3,50. 114 BERTI (Au-delà, S. 211) stellt »David sagt« inhaltlich geschickt vom Ende von 2,6,19 um an den Anfang von 2,6,17. Damit wird klar, dass die Aussage auf alle Psalmzitate 2,6,17–19 bezogen ist. 115 D. h. sein Atem, vgl. dazu oben in der Einleitung S. XLIX. 116 Zur abweichenden Lesart vgl. BERTI, Au-delà, S. 263 Anm. 25. 112 113
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7,1 Fünftes Kapitel: Ob sie jetzt, nachdem sie [vom Leib] weggegangen 1 ist, etwas wahrnimmt, was sie getan hat, als sie |53| im Leib wohnte, und ob sie [jetzt], nachdem sie [aus dem Leib] ausgegangen ist, etwas von den guten oder von den schlechten [Dingen] erkennt, die im Leib, ihrer Wohnstätte, vollbracht wurden.117 5 7,2 Wenn sie [d. h. die Seele] Wahrnehmungen hat, dann nimmt sie auch wahr. Die Meldung der Wahrnehmung wird von der Wahrnehmung, die in den Sinnen wohnt, empfangen. Wenn sie nun aber keine Sinne hat, wie sollte sie denn folglich wahrnehmend genannt werden? 7,3 Drei Dinge konstituieren somit die Wahrnehmung: der wahrnehmende [Sinn], das Wahrgenommene und das Wahrnehmen.118 Die Wahrnehmung und das Wahrnehmen wohnen in den Sinnen. Die Sinne aber werden mit dem Leib zusammen aufgelöst und zerstört. 7,4 Folglich werden auch die Wahrnehmung und das Wahrnehmen mit dem Leib zusammen aufgelöst und zerstört. Denn wie die Begierde und der Zorn mit dem Leib zusammen aufgelöst werden, so werden auch das Wahrnehmen und die Wahrnehmung mit den Sinnen zusammen aufgelöst. 7,5 Ebendiese Wahrnehmung also, welche die Seele hat, wenn sie im Leib neun Monate im Mutterschoss drinnen ist, die hat die Seele auch, nachdem sie aus dem Leib weggegangen ist. 7,6 »Wahrnehmende« oder »Wahrnehmender« im eigentlichen Sinn darf also keineswegs die Seele, sondern [nur] der Leib genannt werden. Denn wir nennen die Engel nicht Wahrnehmende, aber Erkennende. 7,7 Wir benennen nämlich nicht nur Menschen als Wahrnehmende, sondern auch vernunftlose Tiere wie auch119 die Purpurschnecken oder die Schwämme. Als Erkennende und Verstehende jedoch bezeichnen wir die Seele und die himmlischen Mächte, und so nennen wir auch den Menschen wegen der Seele einen Erkennenden und Verstehenden. 7,8 Wenn man aber von der Seele sagt, dass sie wahrnimmt, dann sagt man das von ihr nur so lange, wie sie im Leib ist, und wegen des Leibes, und zwar sagt man das von ihr nicht im strengen Sinn, sondern im uneigentlichen und übertragenen Sinn, wie wir auch über den Leib sagen, dass 117
Zur Form der Überschrift (indirekter Fragesatz ohne lam) vgl. Einleitung S. XIII. Vgl dazu ep 40,3,5: »Ein jeder von diesen genannten Termini kann auf drei Arten verstanden werden. … Erstens die Individualität [d. h. Person], die ›hörend‹ ist, dann das Gehörte und schliesslich dazwischen das Hören. Das Hören ist nämlich zwischen dem Hörenden und dem Gehörten, das Sehen zwischen dem Sehenden und dem Gesehenen, das Erkennen mitten zwischen dem Erkennenden und dem Erkannten und das Wissen zwischen dem Wissenden und dem Gewussten.« 119 So die redundante Formulierung im Syrischen mit zweimaligem »auch«. 118
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er nicht durch sich selbst erkennt und versteht, sondern aufgrund |54| der Vereinigung mit der Seele. 7,9 Dann nimmt die Seele folglich jene [Dinge], die sie getan hat, als sie im Leib wohnte, nicht wahr und120 weiss sie nicht, jetzt, nachdem sie aus dem Leib hinausgegangen ist. 7,10 Denn wenn sie alles wüsste, was sie im Leib getan hat, dann würde sie auch die Vergeltung wissen, die für das bereitstünde, was sie im Leib getan hat. 7,11 Und wenn sie aufgrund des Wissens von den guten Taten, die sie getan hat, und ferner aufgrund des Wissens von den Vergeltungen für die guten Taten, die [ihr] bereitstehen, wüsste, dass sie eine gerechte Seele wäre, würde sie bereits jetzt in der Seligkeit des Himmelreiches wohnen. 7,12 Wenn aber die Seele ungerecht gewesen wäre, wäre sie aufgrund des Wissens von [all] dem Bösen, das sie getan hat, sowie ferner durch das Wissen von der Qual, die für [all] das Böse bereitsteht, bereits jetzt in der Qual, die sie künftig erleiden sollte. 7,13 Wie sollte das gerecht sein, dass solchen, die miteinander gesündigt und recht gehandelt haben, nicht miteinander vergolten wird, sondern die einen teils die Hoffnung geniessen, teils gequält werden, jene anderen aber — d. h. die Leiber, die aufgelöst worden und zugrunde gegangen sind — überhaupt keine Wahrnehmung haben und — so sage ich — auch keine Seligkeit noch Qual [haben]? 7,14 Wie sollte somit gesagt werden, dass sie [= die Seele] Wahrnehmung und Wissen von [all] dem hat, was sie im Leib getan hat, oder von [all] dem, was am Leib getan wird, nachdem sie irgendwie aus ihrem Leib ausgegangen ist, 7,15 sie, die auch, als sie die ganze lange Dauer ihrer Tage und Jahre in ihrem Leib wie in einem Tempel war und wohnte, erstens weder sich selbst121 noch eine andere Seele ihrer Gattung noch einen Engel je dem Wesen nach gesehen und erkannt hat, dann aber auch bei ihrem Tempel beziehungsweise Leib auch nicht ein [einziges] der inneren Organe noch die Knochen noch deren Mark der Substanz nach gesehen und erkannt hat? 7,16 Denn auch die Anschauung und die Erkenntnis, die sie über jene inneren Widerfahrnisse besitzt, werden ihr aus jenen [Sinneswahrnehmungen] zuteil, |55| die sich auf die Augen des Leibes erstrecken. 7,17 Und weil ihr nicht nur die Erkenntnis, Wahrnehmung und Anschauung ihrer selbst, sondern auch die der inneren Organe ihres Leibes fehlt, bedarf sie eines Arztes, der ihr [all] das interpretiert und erklärt, was in ihr drin verborgen und versteckt ist. 7,18 Sie also, die, solange sie im Leib ist, [all] das in ihrem Leib Verhüllte und Verschlossene weder 120
Im Syrischen: »oder«. Im Syrischen wörtlich: »ihre eigene Individualität«, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 701, S. XXXVII–XXXVIII. 121
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sieht noch wahrnimmt noch erkennt: Sollte man von ihr sagen und glauben, dass sie [all] das erkennt und wahrnimmt, was an ihrem Leib getan worden ist oder getan wird, nachdem sie aus ihrem Leib ausgegangen oder ausgezogen ist? 7,19 Sie hat somit keine Wahrnehmung oder Erkenntnis von [all] dem, was von ihr an ihrem Leib getan worden ist oder [was an ihm] getan wird, nachdem sie aus ihm ausgegangen ist. 7,20 Wenn aber ferner die Seele nach ihrem Hinausgehen aus dem Leib aktuell Erkenntnis besitzt, dann besitzt sie also auch den Willen aktuell. Denn jedes denksprachfähige Lebewesen besitzt auch den Willen aktuell. 7,21 Wenn sie aber den Willen aktuell besitzt, dann wählt und verwirft sie also auch. 7,22 Wenn dies aber so ist, dann wählen also die Seelen der Gerechten nach ihrem Herausgehen aus dem Leib aufgrund ihrer Erkenntnis und Freiheit entweder die guten [Dinge] und weisen die bösen [Dinge] zurück oder sie wählen umgekehrt dazu die bösen [Dinge] und weisen die guten zurück. 7,23 Ebenso wählen auch die ungerechten Seelen entweder die bösen [Dinge] und weisen die guten [Dinge] zurück oder sie wählen in dazu umgekehrter Weise die guten [Dinge] und weisen die bösen [Dinge] zurück. 7,24 Wenn dies aber [so] ist: Wie sollten denn Abels Leib und Seele gleiche Vergeltung und Krönung erhalten, wo doch Ersterer ungefähr dreissig Jahre Tugend geübt hat und Letztere siebentausend Jahre Tugend geübt hat? 7,25 Und wie sollte wiederum Kains Leib und Seele ein [und dieselbe] Vergeltung und Qual zuteil werden, wo doch Ersterer, um es so zu sagen, tausend Jahre Böses vollbracht hat und Letztere während der siebentausend Jahre der ganzen Zeit [allerlei]122 Böses verübt hat? 7,26 Dann aber: Wegen ihrer Freiheit kann es vielleicht geschehen, |56| dass sich die Seelen der Guten zum Bösen und die der Bösen umgekehrt zum Guten neigen: Wie sollte wiederum auch hier [in diesem Fall] Abel die gleiche Vergeltung und Krönung [zuteil werden], ihm, der hier dreissig Jahre gerecht gehandelt hat, dort aber siebentausend Jahre Unrecht tut? Und Kain, der hier tausend Jahre Unrecht getan hat, dort aber siebentausend Jahre gerecht handelt? 7,27 Wie sollte da Gerechtigkeit bewahrt werden und wie nicht, wenn sie die früheren oder späteren Taten zerstört? 7,28 Denn es ziemt sich für den gerechten Richter nicht, jene, die miteinander gesündigt und gerecht gehandelt haben — ich meine die Seele und den Leib —, nicht miteinander selig zu machen und zu quälen123, sondern einen jeden separat und getrennt von seinem Gefährten. 7,29 Damit also nicht so diese 122
Die Ergänzung zur Wiedergabe des syrischen Plurals. Man beachte die chiastische Wortstellung: »…jene, die miteinander gesündigt und gerecht gehandelt haben … nicht miteinander selig zu machen und zu quälen…« 123
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Absurditäten entstehen, soll niemand sagen oder meinen, dass die Seele 1 nach ihrem Hinausgehen aus dem Leib aktuell Erkenntnis hat, sei es von jenen [Dingen], die sie in ihrem Leib getan hat, sei es von jenen [Dingen], die ihr bei ihrer Vergeltung zustossen werden, sei es ferner von jenen [Dingen], die hier mit ihrem Leib geschehen. 5 7,30 Dies zur fünften Frage. Nun gelangen wir zur sechsten. 8,1 Sechstes Kapitel: Ob für sie [= die Seele] aus dem Gedenken am Altar unseres Herrn eine gewisse Hilfe, Erquickung oder Seligkeit124 bewirkt wird.125 8,2 Dies müssen wir so erörtern: Christus als allgemeines126 Opfer um einer jeden von ihnen [d. h. der Seelen]127 willen brachte einem jeden [Menschen] einen Gewinn, als er geopfert wurde, sowohl für die Ersten als auch für die Mittleren als auch für die Letzten. 8,3 Oder sollte er etwa [nur] den Mittleren Gewinn bringen und den Ersten und Letzten keinen Gewinn bringen? 8,4 Wenn er aber einem jeden auf diese Weise einen Gewinn brachte, sowohl den Toten als auch den Lebenden — denn die Gnade ist allgemein und für die ganze Welt —, dann ist klar und offensichtlich, dass das Opfer von Gottes lebendigem Lamm nicht ohne Gewinn und nicht ohne Nutzen ist, [des Lammes,] |57| das die Sünde der Welt wegnimmt und aufhebt (vgl. Joh 1,29), wann [immer] es für die Verstorbenen und Lebenden dargebracht wird, weswegen auch der Täufer nicht sagt: »das die Sünde der Welt weggenommen hat«, insofern er wusste, dass es die Sünden der Welt jederzeit beständig wegnimmt und vergibt. 8,5 Denn wenn die im Gesetz enthaltenen denksprachlosen Opfer — ich meine: Lämmer, Ziegen, Kälber, Turteltauben und junge Tauben — nicht ohne Gewinn und nicht ohne Nutzen gemäss dem Gesetz für die Sünder dargebracht wurden, sondern die Sünden reinigten und wegputzten, wenn 124
Zu¿ćäéÎÂvgl. 2,7,11.13 sowieåêÃæin 2,7,28. Zur Form der Überschrift (indirekter Fragesatz ohne lam) vgl. Einleitung S. XIII. — Schon BRAUN (Versio, S. 35 Anm. 2) hat darauf hingewiesen, dass Timotheos II. in seiner Schrift De septem ecclesiae sacramentis 6 das folgende Kapitel nahezu vollständig zitiert (nämlich 2,8,2–7.9f) und Moše bar Kēfā in seinem Buch von der Seele (Kap. 41) dasselbe Thema aufgreift. 126 Hier sieht man, dass ¿ÚæÎÅ (2,8,2) und ÀÎÅx (2,8,4) synonym verwendet werden. 127 BRAUN (Versio, S. 35) übersetzt glatter »pro singulis hominibus«, als ob hier eine Maskulinform stünde. BERTI (Au-delà, S. 219) folgt der überlieferten schwierigeren Lesart mit der Femininform. 125
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auch nicht vollständig und nicht immer — denn es waren [nur] Abbilder oder Gleichbilder von Gottes Lamm, das die Sünde der Welt wegnimmt —, um wieviel mehr kann dann Gottes lebendiges Lamm [selbst] die Sünden der Lebenden und der Toten reinigen! 8,6 Und wenn wegen des, ich sage, alten Gesetzes der Väter irgendwelche Kämpfer und Heerführer, das heisst, Judas Makkabäus und seine Anhänger128, nach ihrem Tod und Fall die Sünden ihrer Volksgenossen sühnten, obwohl diese an der Verehrung von Götzen erkrankt waren (vgl. 2 Makk 12,39–45), wie sollte man nicht viel mehr von unserem Herrn Christus glauben, dass er, als er geopfert wurde, die Sünden der Toten und der Lebenden sühnte? 8,7 Bei alledem also ist das Opfer von Gottes Sohn eine Hilfe, wann [immer] es dargebracht wird. 8,8 Und die Hilfe aus einem solchen Opfer wird nicht in dieser Zeit an Seele und Leib erkannt, sondern sie wird nach der Auferstehung vom Haus der Toten und nach der Auferweckung erkannt, dann, wenn das Mass der Sünden deutlich erkannt wird, aber auch das Ausmass129 von [Gottes] Menschenliebe in der Vergebung erkannt wird130, die aus dem Opfer von Gottes Sohn [hervorgeht], der um unseretwillen dahingegeben wurde. 8,9 Denn auch wenn die Sünden nicht gänzlich und nicht vollständig vergeben werden — denn derjenige, der dahingegangen ist, nahm nicht zu Busse noch zu Tränen Zuflucht, wie lange auch immer |58| er hier Souveränität und freien Willen hatte —, [so geschieht es] aber [dennoch] insofern, als 〈die Vergebung〉131 sehr gross ist und [in ihr] meistens [Gottes] Menschenliebe erscheint.132 Denn dies ist eher eine Wirkung der Gnade und der Güte und nicht des Willens. 8,10 Also ist es gewinnbringend und sehr hilfreich, dass Gottes Lamm beständig um unseretwillen geopfert wird, und zwar sowohl für diejenigen, die am Geheimnis seiner Opferung Anteil haben, als auch für den, um dessentwegen und dessentwillen es vollzogen und vollbracht wird. 128
Vgl. zur Formulierung auch oben ep 1,3,7. Timotheos variiert die Begriffe: vorher¿ćáÚÝx(»Mass«), jetztÀĀÐÎþã(»Ausmass«). 130 Die beiden Teilsätze über das Ausmass der Sünden und das Mass der Menschen> liebe sind parallel (èÙx ... èã). Daher kann nicht der zweite als Hauptsatz zum ersten aufgefasst werden (gegen BRAUN, Versio, S. 36, und BERTI, Au-delà, S. 221). 131 Die Konjektur gemäss Übersetzung von BRAUN (Versio, S. 36), der jedoch die Syntax anders auffasst. > 132 BRAUN (Versio, S. 36) versteht die Syntax anders: Er scheint mit »in ea« Í wiederzugeben, wofür ich in Bezug auf¿çúÂÎýeher ¿æÍÂerwarten würde. Ich ver> stehexÍÂals Nebensatzkonjunktion (»insofern als«, »in dem Mass als«), wobei ich wie Braun mit einem ausgefallenen oder in Gedanken zu ergänzenden Hauptsatz (»so geschieht es … dennoch«) rechne. 129
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9,1 Siebtes Kapitel: »Verlässt die Seele den Leib auf einen bestimmten 1 Befehl hin oder durch Zufall und durch Krankheit?«133 9,2 Dazu sagen wir Folgendes: Wenn wir Gottes Vorherwissen in Betracht ziehen, bei dem er sich in keinem Punkt je irrt, weder bei den vergangenen und gegenwärtigen noch den zukünftigen [Geschehnissen], dann 〈verlässt〉134 nicht nur die Seele [den Leib] nicht ohne Gottes Befehl, sondern »es fällt nicht einmal ein einziges Haar vom Kopf noch ein Sperling in die Falle« ohne Befehl dessen, der alles verbunden und geordnet hat. (Mt 10,29f)135 9,3 Wenn wir aber kein Vorherwissen in Betracht ziehen, sondern den Blick auf die Dinge selbst und auf unsere Freiheit richten, dann sagen wir, dass die Seele ohne Gottes Befehl aufgrund von Leiden wie auch Schicksalsschlägen und Krankheiten [den Leib] verlässt, denn Gott hat unsere Natur zwar als sterbliche erschaffen, aber nicht bestimmt und beschlossen, dass der Mensch soundsoviele Jahre [auch tatsächlich] lebe. 9,4 Gott weiss nämlich, wieviel [Zeit] ein jeder lebt, er hat aber nicht beschlossen und festgesetzt, dass er eine solche Menge [auch tatsächlich] lebt. Er wusste nämlich die Menge der Jahre, die ein bestimmter [Mensch] gemäss seinem Temperament136 und seiner natürlichen Fähigkeit lebt, aber er hat gemäss seinem Wissen nicht beschlossen, dass der Mensch soundsoviel [davon auch tatsächlich] lebt. 9,5 Denn wenn er es gemäss seinem Wissen beschlossen hätte, könnte [die Seele] niemals den Leib verlassen, bevor Gott der Wirkung den Beschluss befohlen hätte, |59| welchen er festgesetzt und beschlossen hätte. 9,6 Denn unser Herr und unser Gott137 wusste damit zusammen auch, welche anderen Ursachen von aussen zustossen138 würden — Krankheit oder Freiheit, von uns oder von anderen her. 9,7 Denn all dies wusste er gleichzeitig und ebenso im Voraus, aber er beschloss nicht und setzte nicht fest, dass auch nur eines von diesen geschehen würde. 9,8 Denn wenn er festgesetzt hätte, dass die Seele bis zu einer bestimmten Zeit nicht hinausgehen würde, würde die Freiheit zunichte und der Wille aufgehoben. Wenn aber der Wille aufgehoben 133 Die siebente Frage enthält wie die vierte Frage ein Lam citationis. Sie scheinen wörtlich die Formulierungen aus der Anfrage von Bōktīšō‘ wiederzugeben, vgl. dazu Einleitung S. XIII. 134 Konjektur BRAUN (Textus, S. 58 Anm. 1). 135 Das Zitat auch unten 2,11,3; wohl varia lectio von Mt 10,29f auf dem Hintergrund von Am 3,5. 136 Vgl. die »ausgeglichene Mischung des gesamten [Organismus]« in ep 58,5. 137 Vgl. Joh 20,28. 138 Im Syrischen dieselbe Wortwurzel (ËÅ), welche auch dem »Akzidens« zugrundeliegt!
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würde, dann wäre es nicht möglich, dass uns Lob oder Tadel zuteil würde. 9,9 Aber damit wir nicht wie die denksprachlosen Lebewesen sind, entschied er, dass für uns die Freiheit gut sei, und damit139 unsere Freiheit der Wirkung nach sichtbar wird, hat er es für unsere Natur nicht für gut bestimmt und beschlossen, dass das Leben [genau] abgegrenzt sei. 9,10 Weil er bei den unkörperlichen Mächten bestimmt und beschlossen hat, dass sie unsterblich sind, können sie auf keinerlei Weise sterben. Weil er aber bei uns Menschen den Tod für unsere Natur beschlossen und bestimmt hat, können wir in jederlei Weise sterben.140 9,11 Deshalb strahlten auch die Freiheit und die Sterblichkeit unserer Natur sogleich und direkt vom Anfang der Dinge an offensichtlich auf: ihre Freiheit in Kain, dem ersten Mörder141, und ihre Sterblichkeit in Abel, dem Gerechten. 9,12 Denn wenn Gott bestimmt und beschlossen hätte, dass Kain töten und Abel getötet würde, dann hätte weder Kain das Urteil verdient, das über ihn erging, noch hätte die Stimme von Abels Blut vom Erdboden schreien dürfen, denn es wäre nicht eine Tat der Freiheit gewesen, sondern vielmehr eines Beschlusses. 9,13 Denn wenn das Urteil über Kain zu Recht gefällt wurde und auch Abels Blut zu Recht vom Erdboden schrie, dann ist Kain offensichtlich aufgrund der Freiheit und nicht aufgrund von Gottes Beschluss über ihn und Abel zu einer derart grässlichen und schrecklichen Tat gelangt. 9,14 Wenn aber Kain seinen Bruder Abel getötet hat und dadurch, dass er |60| Abel tötete, dessen Seele den Körper verliess, und [wenn] jede Seele auf Gottes Befehl hin [den Körper] verlässt, dann hat folglich Kain seinen Bruder Abel auf Gottes Befehl hin getötet und war als Helfer von Gottes Bestimmung über Abel mehr des Segens als des Fluches würdig. 9,15 Denn wer Gottes Beschluss und Befehl ausführt, führt seinen Willen aus. Wer aber seinen Willen ausführt, ist der Krone würdig. Also war Kain, wenn er Gottes Beschluss über seinen Bruder Abel ausgeführt hat, eher der Krone als der Verurteilung würdig — wie Pineas, der den Israeliten und die Midianiterin142 tötete (vgl. Nu 25,6–13) —, es sei denn, Kronen passen nicht zum Dienst an Gottes Willen. 9,16 »Nun bist du verbannt vom Erdboden hinweg«, heisst es, »der seinen Mund geöffnet hat und das Blut deines Bruders aus deinen Händen aufgenommen hat. Wann [immer] du auf dem Erdboden arbeitest, wird 139 140 141 142
Der erste Finalsatz ist mitx, der zweite mitx¿çÞÙskonstruiert. Im Syrischen kunstvolle Syntax. Syrisch: »dem erstgeborenen Mörder«. BRAUN (Versio, S. 38) übersetzt irrtümlich: »Moabitidem«.
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er dir fortan nicht mehr ihre Kraft geben. Zitternd wirst du auf dem Erdboden hin- und herwanken.« (Gen 4,11f) 9,17 Dies sind aber eher [Worte] der Verurteilung als einer Krönung. Also hat Kain nicht Gottes Beschluss ausgeführt, indem er Abel tötete. 9,18 Wenn er aber nicht Gottes Beschluss ausgeführt hat, dann ist folglich offensichtlich, dass die Seele den Körper ohne Gottes Befehl verlässt. 9,19 Dass nämlich die Seele durch den Tod den Körper verlässt, das geschieht auf Gottes Befehl hin, denn er hat festgesetzt, dass unsere Natur sterblich ist, wie wir sagten.143 9,20 Wann sie aber [den Leib] verlässt, auf welche Weise und wie144 und wodurch, das geschieht bald auf Gottes [Befehl] hin, bald nicht auf Gottes Befehl hin. 9,21 〈Nun geschieht es bald auf Gottes Befehl hin〉145 wie zum Beispiel146 bei den Tugendhaften wie Adam147, Noah148, Abraham149, Mose150 und den anderen Derartigen einerseits und bei den Bösen und Frevelhaften wie denen bei der Sintflut151, den Sodomiten152, dem Pharao und den Ägyptern153, bei Korach, Datan und Abiram154 andererseits, bald geschieht es nicht auf Gottes Befehl hin wie zum Beispiel bei den Tugendhaften und Guten wie bei Abel155, 〈beim〉156 Volk der Hebräer, |61| bei Josia157, bei Jesaja158, bei Johannes dem Täufer159 und bei anderen solchen einerseits und bei den Bösen und Sündern wie bei Kanaan, bei Esau, bei Jerobeam160, 143
Vgl. oben 2,9,5.10. Im Anschluss an BRAUN (Versio, S. 38) konjiziert Berti ¿ÞÙs{ (»und wo«) statt èÞÙs{(»und wie«). Dies scheint mir unnötig. Die Doppelung »auf welche Weise und wie« begegnet auch in 2,9,34 und ist typisch für den Stil des Timotheos (vgl. oben Einleitung S. XLVIII). 145 Konjektur Heimgartner gemäss zweiter Satzhälfte in Anlehnung an die fast identische Konjektur von Handschrift M (ohneüÚÅ). Ebenso ergänzt die Übersetzung von BRAUN (Versio, S. 38 Anm. 3: »[Aliquando Deus imperavit]«). Auch BERTI (Au-delà, S. 264 Anm. 42) schlägt eine nahezu identische Konjektur mit anderer Wortstellung und ohneüÚÅvor. 146 BRAUN (Versio, S. 38) übersetzt: »Quomodo?« 147 Vgl. Gen 5,5. 148 Vgl. Gen 9,29. 149 Vgl. Gen 25,7–11. 150 Vgl. Dtn 34,1–8. 151 Vgl. Gen 7,21–23. 152 Vgl. Gen 19,23–25. 153 Vgl. Ex 14,27–30. 154 Vgl. Nu 16,23–35. 155 Vgl. Gen 4,8. 156 Konjektur BRAUN (Textus, S. 60 Anm. 1) . 157 Vgl. 2 Kg 23,29f. 158 Martyrium des Jesaja 5 (KAUTZSCH, Apokryphen, Bd. 2, S. 126f). 159 Mk 6,14–29 parr Mt 14,1–12 sowie Lk 9,7–9. 160 Vgl. 1 Kg 14,19f. 144
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dem Sohn des Nebat, und bei anderen solchen andererseits, die nicht infolge einer Bestrafung, sondern auf natürliche Weise aus dem Leben geschieden sind. 9,22 Gottes Wissen [davon] geht in jedem einzelnen [Fall] voran, sein Wille jedoch geht und schreitet nicht mit der Bosheit, sondern vielmehr mit dem Gutsein einher. 9,23 Ferner muss man begreifen, dass es drei Materien der Dinge und der Aussagen161 gibt: notwendig, möglich und unmöglich.162 Notwendig wie zum Beispiel: »Jeder Mensch ist ein Lebewesen.« »Jedes Kamel ist vierbeinig.« Möglich wie zum Beispiel: »Ein [gewisser] Mensch ist Redner.« »Ein [gewisser] Mensch ist Grammatiker163.« Unmöglich wie zum Beispiel: »Jeder Mensch ist ein Stein.« »Jedes Kamel ist ein Vogel.«164 9,24 Weil es sich damit nun so verhält, finden wir vor, dass zuerst Gott, der Allherrscher, dann [auch] die allgemeinen Vorstellungen der Menschen weder über das Notwendige noch über das Unmögliche, sondern nur über das Mögliche Gesetze aufstellen, die geschehen oder nicht geschehen. 9,25 Denn niemand hat je ein Gesetz aufgestellt, dass der Mensch atmen oder nicht atmen soll oder dass er zweifüssig sein soll oder nicht noch dass ein Kamel zwei Flügel haben soll und ein Mensch vier Füsse, denn Erstere sind notwendig und Letztere beide unmöglich und fallen niemals in den Bereich der Freiheit und des Willens. 9,26 Ein Mensch kann nämlich unmöglich nicht atmen oder nicht zweibeinig sein, denn jeder Mensch atmet und jeder Mensch ist notwendigerweise zweifüssig, und es gibt auch kein zweifüssiges Kamel noch einen vierfüssigen Menschen; das kann nämlich unmöglich geschehen. 9,27 Dass aber ein Mensch Redner ist oder nicht und |62| Schriftkunde lehrt oder nicht und tötet oder nicht und stiehlt oder nicht, das kann möglicherweise geschehen, und deshalb konnten und 161
Vgl. zu »Dingen« und »Aussagen« ep 40,2, insbesondere 40,2,5–12. Vgl. zu den drei Modalitäten (das Syrische sagt »Materien«) Notwendigkeit, Möglichkeit und Unmöglichkeit auch Paul Pers Handbuch 18 und Paul Pers Herm 13. 163 Im Syrischen grammātīqā, vgl. gr. γραμματικός. Unten in 2,9,27 steht dafür das genuin syrischeÁüóéôà¾æ(»lehrt Schriftkunde«). 164 Vgl. zu den Beispielsätzen auch bei Paul dem Perser: »Unmöglich heisst etwas, was nicht ist und auch nicht sein kann 〈wie zum Beispiel〉, dass der Löwe ein Schwein ist oder der Mensch von Natur aus vierfüssig ist oder dass zwei und zwei zehn sind.« (Paul Pers Herm 13) Vgl. ebenso den Beispielsatz »Der Vogel ist vierfüssig.« (Paul Pers Handbuch 18) Unmögliche oder absurde Aussagen nennt Timotheos auch in ep 41,9,5: »Sonst [ist es], wie wenn man sagen würde: ›Der Leib ist ein unsichtbarer Geist‹, und: ›Das Gold vollzieht sein Werden in vielfachem Hin-und-Her und in schneller Bewegung.‹« Ebenso nennt er in ep 34,3,15–20 Aussagen, welche nicht über Christus prädiziert werden: »›Also ist das Licht der Wahrheit Finsternis.‹ Oder: ›Der Wahrhaftige ist ein Lügner.‹ ›Der gänzlich Unvergängliche ist vergänglich.‹ Oder vielleicht: ›Das seiende Sein ist nicht.‹ ›Das Quadrat ist ein Kreis.‹ Oder: ›Zwei und zwei sind vierzehn.‹« Das letzte Beispiel dürfte wiederum auf Paul Pers Herm 13 (siehe oben) zurückgehen. 162
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können alle Gesetze nur darüber, was möglicherweise geschehen kann oder165 nicht, aufgestellt werden. 9,28 Denn darüber, was Gott beschlossen und bestimmt hat, dass es so sein soll und dass es notwendigerweise so sein soll, wie nämlich 〈darüber〉166, dass das Feuer warm oder der Schnee kalt sein soll oder die Sonne tagsüber leuchten soll und der Mond abwechselnd zunehmend und abnehmend erscheinen soll oder wie [über all] das, bei dem Gott beschlossen hat, dass es [gar] nicht [erst] entstünde und deshalb überhaupt nicht sein kann, wie ein Auge, das hört und ein Ohr, das sieht, oder ein Fuss, der atmet, und eine Nase, die umhergeht, über diese und derartige [Dinge] wurde und wird überhaupt nie ein Gesetz aufgestellt, insofern die einen aus Notwendigkeit [sind], die anderen niemals sein können, egal ob ein Gesetz über sie aufgestellt wird oder nicht. 9,29 Über diejenigen jedoch, bei welchen Gott nicht beschlossen und bestimmt hat, ob ein [jedes] von ihnen entweder sein oder nicht sein soll, sondern beides ebenso geschehen kann oder nicht geschehen kann, nur darüber hat er das Gesetz erlassen und festgesetzt, dass [die betreffenden Dinge] entweder geschehen oder nicht geschehen sollen, denn [nur] über [Dinge], die wir tun können oder nicht und die von uns vollzogen werden können oder nicht: [nur] über diese sind Gesetze erlassen, dass [die betreffenden Dinge] entweder geschehen oder nicht geschehen sollen. 9,30 Beispielsweise befiehlt das Gesetz: »Lege über deinen Nächsten kein falsches Zeugnis ab!«167 (Ex 20,16 par Dtn 5,20) 9,31 Es ist [nun] offensichtlich sowohl möglich, Zeugnis abzulegen, als auch möglich, kein Zeugnis abzulegen, denn wenn es notwendig wäre, Zeugnis abzulegen, wäre es unmöglich, kein Zeugnis abzulegen. 9,32 Oder wenn es völlig unmöglich wäre, Zeugnis abzulegen, |63| wäre es überflüssig, ein Gesetz zu erlassen, dass man nicht Zeugnis ablegen solle über etwas, das notwendigerweise geschehen würde, oder über etwas, das überhaupt nicht geschehen könnte. 9,33 Wenn man also falsches Zeugnis ablegt, legt man das ausserhalb von Gottes Willen und Befehl ab. Wenn man aber nicht [falsches Zeugnis] ablegt, handelt man gemäss Gottes Gesetz und gemäss Gottes Befehl. Beides tut man in der Freiheit des eigenen Willens.168 9,34 [Es ist] wie bei der Zunge: Sie ist uns von Gott der Natur nach gegeben worden, doch in welcher Weise oder wie sie redet, das stammt nicht von Gott, sondern von unserem Willen, denn wenn wir wollen, [sagen wir] das Wahre, 165
Syrisch: »und«. Konjektur BRAUN, Textus, S. 62 Anm. 1. 167 Im Syrischen mit figura etymologica formuliert. 168 Hier wird also aus dem Gebot und den Modalitäten (die Syrer würden sagen »Materien«, vgl. oben 2,9,23) die Willensfreiheit abgeleitet. 166
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und wenn wir wollen, sagen wir das Falsche. Genauso ist auch, dass wir Zeugnis ablegen, von Gott [gegeben], aber wie [wir es ablegen], stammt von unserem Willen.169 9,35 Ebenso befiehlt Gott im Gesetz: »Brich nicht die Ehe!« (Ex 22,14 par Dtn 5,18) 9,36 Auch hier befiehlt er über etwas, das geschehen und nicht geschehen kann, denn beides wird durch die Macht unserer Freiheit bewirkt, und es ist offensichtlich, dass, wenn jemand die Ehe bricht, er ausserhalb von Gottes Willen und ausserhalb von dessen Gesetz handelt. 9,37 Und deshalb wird er auch vom Gesetzgeber zur Strafe verurteilt sowohl als einer, der etwas ausserhalb von Willen und Befehl des Gesetzgebers getan hat, als auch als einer, der nach seinem Willen und seiner [eigenen] Freiheit das Gute verworfen hat und das Böse gewählt und geliebt hat.170 9,38 Wenn er aber die Ehe nicht bricht, hat er offensichtlich nach dem Willen und Befehl Gottes gehandelt. 10,1 »Wenn Ehebruch eine Gesetzesübertretung ist«, [mag einer einwenden]171, »und [wenn] aus dem Ehebruch eine Schwangerschaft entsteht und aus der Schwangerschaft sich die Zusammensetzung der Seele mit dem Leib vollzieht, dann erweist sich der Ehebruch klar und offensichtlich als Ursache für die Zusammensetzung von Seele und Leib. 10,2 Der Ehebruch jedoch ist und geschieht offensichtlich ausserhalb von Gottes Befehl. Folglich vollzieht sich gemäss dieser Logik auch die Zusammensetzung der Seele mit dem Leib ausserhalb von Gottes Befehl.« 10,3 Wir sagen aber: Der Geschlechtsverkehr vollzieht sich gemäss Gottes Befehl, denn |64| Gott hat es zu Beginn so angeordnet, dass in der [geschlechtlichen] Verbindung des Männlichen mit dem Weiblichen die Zusammensetzung der Seele mit dem Leib entsteht, welche Mensch ist und heisst. 10,4 Der Ehebruch wird aber nicht gemäss Gottes Befehl vollzogen, und es ist der Geschlechtsverkehr, der den Menschen vollbringt und zustandebringt172, und nicht der Ehebruch. 10,5 Und deswegen wird der Mensch nicht aufgrund des Geschlechtsverkehrs, sondern aufgrund des Ehebruchs verurteilt. Den Geschlechtsverkehr vollzieht die Natur, den Ehebruch der böse Wille. 10,6 Und wie das Feuer von Gott geschaffen wurde, dessen Gebrauchsweise173 jedoch 169
Man beachte die Unterscheidung von Faktizität (»dass«) und Qualität (»wie«). Vgl. dazu auch Jes 7,15f und Ps 45,8. 171 Die Ergänzung zur Kennzeichnung des Einwandes, der im Syrischen mit der Zitationspartikel lam gekennzeichnet ist. BRAUN (Versio, S. 40) ergänzt: »Objectio.« 172 BRAUN (Versio, S. 40) setzt nur ein einziges Verb (»perficit«). 173 Im Syrischen mit zwei Substantiven formuliert, wörtlich etwa: »dessen Gebrauch und die Weise [von dessen Gebrauch]«, dabei die Ergänzung mit BRAUN, Versio, S. 40 (»usus autem eius et ratio utendi«). 170
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in unserer Macht steht, um es in guter oder schlechter Weise zu gebrauchen, oder, wenn du willst, wie das Auge uns von Gott naturgemäss gegeben wurde, doch in welcher Weise wir damit sehen — das heisst, in unziemlicher oder keuscher Weise —, in unserer Macht steht, so ist auch der Geschlechtsverkehr von Gott geschaffen worden, dessen Weise und Gebrauch jedoch ist [Sache] unseres Willens, und deshalb wird nicht der Geschlechtsverkehr, sondern die Weise von dessen [Vollzug]174 verurteilt oder gekrönt. 10,7 Ursache der Zusammensetzung der Seele mit dem Leib ist also der naturgemässe Geschlechtsverkehr. Ursache des naturgemässen Geschlechtsverkehrs jedoch ist Gott. Dann ist folglich Gott die Ursache der Zusammensetzung der Seele mit dem Leib. 10,8 Die Ursache des Ehebruchs ist der böse Wille. Die Ursache des bösen Willens ist nicht Gott. Dann ist also nicht Gott Ursache des Ehebruchs. 10,9 Ebenso hat Gott im Gesetz befohlen: »Töte nicht!« (Ex 20,13; Dtn 5,17) Und offensichtlich hat Gott aus folgendem Grund befohlen, dass wir nicht töten sollen: weil wir töten und nicht töten können. 10,10 Denn wenn er selbst befohlen und bestimmt hätte, dass wir töten sollen, wie hätte er dann gegen seinen Beschluss ein Gesetz erlassen können, dass wir nicht töten sollen? 10,11 Er würde nämlich im Widerspruch zu sich selbst ein Gesetz gemäss dieser Logik erlassen und würde sich selbst zu widersprechen scheinen. 10,12 Und wenn wir überhaupt nicht töten könnten, wäre es überflüssig, ein Gesetz |65| über etwas zu erlassen, was überhaupt nicht geschehen kann. 10,13 Doch Gott hat nicht beschlossen und bestimmt, dass der eine töten und der andere getötet werden soll, denn er hat nicht ein Gesetz im Widerspruch zu seiner Bestimmung und seinem Beschluss erlassen 10,14 – ferner wäre es [dann] auch gar nicht unmöglich, dass der eine töten soll und der andere getötet werden soll —, das Gesetz »Töte nicht!« erschiene nämlich überflüssig, wenn es überhaupt nicht möglich wäre, zu töten. 10,15 Er hat aber das Gesetz »Töte nicht!« für den Willen erlassen, der beides in gleicher Weise tun könnte. 10,16 Wenn [jemand] nicht töten würde, würde er den Willen und Befehl Gottes vollbringen. Wenn er jedoch töten würde, würde er ausserhalb von Gottes Befehl handeln, und deshalb würde er getötet als einer, der Gottes Befehl übertreten hat. [Dann] hat er seinem Willen gemäss das Gute gehasst und das Böse geliebt.175
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Im Syrischen kürzer formuliert: »seine Weise«. Vgl. dazu Ps 45,8: »Du hast die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehasst.« (so zitiert in ep 34,3,55 und 34,5,5.13) sowie ferner auch Jes 9,15f. 175
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10,17 »Wenn aber«, [so mag einer einwenden]176, »der Mord Vernichtung der Lebendigkeit ist und aus der Vernichtung der Lebendigkeit die Trennung der Seele vom Leib geschieht, dann bewirkt also der Mord die Trennung der Seele vom Leib. 10,18 Doch der Mord geschieht ausserhalb von Gottes Willen und Befehl. Dann kann also gemäss dieser Logik die Seele sich ohne Gottes Befehl vom Leib loslösen.« 10,19 Auch dazu sagen wir: Dass die Loslösung der Seele vom Leib stattfindet, hat Gott angeordnet, egal ob ein Mord stattfindet oder keiner stattfindet, wann immer sich die Seele notwendigerweise vom Leib loslöst. 10,20 Doch dass ein Mord stattfindet, hat Gott nicht angeordnet. Daraus ist klar, dass der Mörder des Mordes schuldig ist. 10,21 Denn wenn er den Willen Gottes ausgeführt hätte, wäre er nicht würdig, getötet zu werden, sondern vielmehr gekrönt zu werden. 10,22 Nun aber, da er getötet werden soll, weil er getötet hat, ist offensichtlich, dass er Gottes Willen nicht ausgeführt hat, und er wird nicht wegen der Loslösung der Seele vom Leib bestraft, [die er verursacht hat] — denn wann auch immer dies [geschieht], geschieht es notwendigerweise, wie wir sagten177 —, sondern wegen |66| der Vernichtung von Gottes Gleichbild, die das bewirkt hat, was Mord ist und heisst.178 10,23 Deshalb müssen wir sagen: Dass die Seele den Leib verlässt, in welcher Weise auch immer es geschieht, geschieht auf Gottes Befehl, denn Gott hat bestimmt, dass das geschieht, dass [nämlich] die Seele den Leib verlässt. 10,24 Die Weisen jedoch, auf welche die Seele den Leib verlässt, geschehen nicht durchwegs gemäss dem Befehl Gottes und gemäss seinem Willen, sondern manche geschehen gemäss seinem Willen, manche nicht gemäss seinem Willen. 10,25 [Es ist] wie bei der Empfängnis: Sie wird gemäss Gottes Befehl vollzogen, ich meine, durch Zusammensetzung des Leibes mit dem Entstehen der Seele in ihm aus dem Nichts, was aber die Weise der Empfängnis betrifft, sagen wir, wenn es gesetzesgemäss geschieht, es geschehe gemäss Gottes Befehl; wenn es jedoch nicht gesetzesgemäss geschieht, sagen wir nicht, es geschehe gemäss Gottes Befehl. 10,26 Genauso sagen wir, es geschehe gemäss Gottes Befehl, dass die Seele den Leib verlässt, denn so hat Gott es zu Beginn bestimmt, was aber die Weise dieses Verlassens betrifft, sagen wir, wenn es naturgemäss und179 gesetzesgemäss geschieht, es geschehe gemäss Gottes 176 Die Ergänzung zur Kennzeichnung des Einwandes, der im Syrischen mit der Zitationspartikel lam gekennzeichnet ist. BRAUN (Versio, S. 40) ergänzt: »Objectio.« 177 Vgl. dazu 2,9,5.10.19 sowie mit dem Stichwort »notwendigerweise« 2,10,19. 178 BRAUN (Versio, S. 42) übersetzt: »quam operatur is, qui est et dicitur occisor«, womit er allerdings¿ćàÎÔùstatt¿ćáÔùin den Handschriften liest. 179 Das Syrische setzt »oder«.
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Befehl und Willen, doch wenn es nicht naturgemäss und nicht gesetzesgemäss geschieht, sagen wir nicht, dass es gemäss Gottes Befehl geschieht. 10,27 [Es ist] wie bei der Erde: Sie wurde gemäss Gottes Befehl erschaffen und empfing auf Gottes Befehl hin die Fähigkeit, wachsen zu lassen, die Weise aber, wie sie bearbeitet und bepflanzt und [wie] auf ihr angesät wird, entspricht, wenn es gesetzesgemäss und gerechterweise geschieht, dem Willen Gottes, wenn es aber nicht gesetzesgemäss und nicht gerechterweise geschieht, dann entspricht es nicht dem Willen Gottes, denn sei es so, sei es so, jedenfalls wird die Fähigkeit, wachsen zu lassen, die in ihr ist, gemäss Gottes Befehl die Wirkung hervorbringen. 10,28 [Oder] wenn du möchtest: [Es ist] wie bei der Brennkraft des Feuers: Sie entspricht |67| Gottes Befehl — denn Gott hat es als heiss und brennend erschaffen —, doch was die Weise betrifft, wie es brennt, so sagen wir — wenn es in richtiger und gerechter Weise geschieht —, dass es sehr wohl dem Willen Gottes entsprechend brennt, denn Gott hat es für den Gebrauch durch die Menschen erschaffen —, wenn es aber nicht richtigerweise und [nicht] gerechterweise geschieht — denn oftmals plündern Leute Häuser, Äcker und Menschen, um sie mit ihm niederzubrennen180 —, dann brennt es überhaupt nicht gemäss Gottes Befehl. 10,29 Genauso [ist es] auch beim Geschlechtsverkehr und wenn die Seele den Leib verlässt: Wenn es in gerechter, gesetzesgemässer und natürlicher Weise geschieht, sagen wir, es geschehe gemäss Gottes Befehl und Willen, wenn es aber nicht in gerechter und gesetzlicher Weise geschieht, sagen wir nicht, dass es gemäss Gottes Befehl geschieht. 10,30 Doch wie wir sagten181, finden der Geschlechtsverkehr und dass die Seele den Leib 〈verlässt〉182 sehr wohl notwendigerweise statt. 10,31 Es gibt eine Bestimmung von Gott über die Natur, 〈dass〉183 〈der Geschlechtsverkehr〉184 und der Weggang der Seele sich vollziehen185, egal ob Geschlechtsverkehr und Tod gesetzesgemäss 〈und naturgemäss〉186 [stattfinden] oder nicht gesetzesgemäss stattfinden. 10,32 Doch wenn 〈die 180 BRAUN (Versio, S. 42) übersetzt das kausative Af‘el passivisch: »saepe enim in eo domus, agri et homines insidiose comburuntur«. Ihm folgt auch BERTI, Au-delà, S. 241. 181 Siehe oben 2,10,3, vgl. auch 2,10,25. 182 Konjektur von BRAUN (Textus, S. 67 Anm. 1) und Handschrift T2 (Darmo). 183 Ich konjizierex(»dass«) statt{(»und«). 184 Konjektur von BRAUN (Textus, S. 67 Anm. 2) und Handschrift T2 (Darmo). 185 Die Konstruktion mit Singularverb im Syrischen ist möglich, könnte aber auch mit den Textschäden in diesem Abschnitt im Zusammenhang stehen. 186 Konjektur von BRAUN (Textus, S. 67 Anm. 3). Die Abfolge von mehreren Lücken dürfte auf Schäden am Blattrand einer Vorgängerhandschrift von Bagdad 509 zurückgehen, vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 644, S. XVI–XVII.
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Weise〉187 des Geschlechtsverkehrs und des Weggehens gesetzesgemäss und naturgemäss vollzogen wird, wird sie gemäss Gottes Befehl [vollzogen], wenn sie nicht gesetzesgemäss und nicht naturgemäss stattfindet, dann sagen wir nicht, dass sie gemäss Gottes Befehl vollzogen und vollbracht wird. 11,1 Wir wollen aber [den Umstand] erörtern, dass denjenigen, welche das Gesetz einhalten, vom Gesetzgeber kein bald darauf erfolgender Lohn188 zuteil wird, denjenigen jedoch, die es nicht einhalten, in dieser Welt sofort umgehend das Urteil gefällt wird und in der kommenden [Welt] eine nicht vergehende Qual [zuteil wird] als Zeichen und leuchtender Beweis189 dafür, dass es nicht ein Beschluss und Entscheid von Gott ist, dass die bösen [Dinge] geschehen. 11,2 Wenn die Seele den Leib ohne Gottes Befehl verlässt, wird |68| die Vorsehung aufgehoben und die Freiheit aufgerichtet, wenn jedoch [die Seele den Leib] nicht [ohne Gottes Befehl] verlässt, dann wird umgekehrt die Freiheit aufgehoben und die göttliche Vorsehung aufgerichtet. 11,3 Wenn aber die göttliche Vorsehung aufgehoben wird, wo bleibt dann der [Spruch]: »Es fällt kein einziges Haar vom Kopf noch ein Sperling in die Falle ohne euren Vater im Himmel«? (Mt 10,29f)190 11,4 Wenn aber die Freiheit aufgehoben wird, wo bleibt dann die Logik der Gesetzgebung und191 wo die Vergeltung da und dort, ich meine, die im Himmelreich und in der Unterwelt? 11,5 Wenn aber die göttliche Vorsehung nicht aufgehoben wird — denn Gott prägt der Natur die Empfängnis und den Tod ein192, der Erde die Fähigkeit, wachsen zu lassen, und dem Feuer die [Fähigkeit, etwas] zu verbrennen, und die übrigen derartigen Fähigkeiten, welche der Natur in naturgemässer Weise entsprechen bis zum Ende —, wird aber wiederum auch die Freiheit und der Wille unseres Verstandes nicht aufgehoben, sondern wir gebrauchen diejenigen [Fähigkeiten], welche von Gott naturgemäss erschaffen worden sind gemäss der Macht unserer Freiheit. 11,6 Wir haben Geschlechtsverkehr mit Frauen, und wenn [wir es] gesetzesgemäss [tun], vollziehen wir Gottes Befehl, und wenn [wir es] nicht gesetzesgemäss Konjektur von BRAUN (Textus, S. 67 im Text). Im Syrischen wörtlich »naher Lohn«; vgl. dazu auch unten 2,11,24 sowie die »näher liegende [Ursache]« und die »entferntere [Ursache]« in ep 48,8. 189 Vgl. die Formulierung »leuchtender Beweis« auch in ep 41,3,6. > 190 Das Zitat bereits oben in 2,9,2 nahezu wörtlich gleich, nur steht hier¿Ñó¿ćáóæ und oben ¿ćáóæ> ¿Ñó in umgekehrter Wortstellung, ferner hier ¿ćáòs ... ¿ćáòs und oben¿ćà{...¿ćà{. 191 Syrisch: »oder«. 192 Vgl. zur Konstruktion vonñÃùHEIMGARTNER, CSCO 662, S. XXXVII. 187
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[tun], vollbringen wir den Befehl nicht, und deshalb werden wir auch wegen der Gesetzesübertretung hier als auch drüben gezüchtigt.193 Denn die Empfängnis wird jedenfalls gemäss der Fähigkeit vollzogen, welche Gott zu Beginn der Natur eingeprägt hat. 11,7 Ebenso zünden wir auch das Feuer an, und wenn wir es gemäss dem Gebrauch der Natur anzünden, befolgen wir Gottes Befehl, denn dazu wurde es von Gott erschaffen, wenn wir es aber zum Schaden der Menschen gebrauchen, indem wir bald Häuser und194 Menschen, bald Äcker, Weinberge und Städte anzünden, dann vollbringen wir mit ihm nicht Gottes Befehl. 11,8 Aber wenn wir das Feuer gebrauchen und wie auch immer, vollzieht es von Natur aus das, was Gott ihm der Natur nach eingeprägt hat, und es werden nicht die Taten als solche beurteilt, sondern deren Weisen |69| und die Absicht, mit der [etwas] getan wird. Je nachdem [diese] entweder gut oder schlecht [ist], geschieht es gemäss Gottes Willen oder nicht gemäss Gottes Willen, und [so] sagt man es [auch]. 11,9 Denn siehe, auch Pineas tötete (vgl. Nu 25,6– 13), und auch Herodes tötete (vgl. Mk 6,17–29 parr Mt 14,1–12 und Lk 9,7–9). Die Tat des Tötens ist ein [und dieselbe], die Absicht und die Weise jedoch sind nicht ein und dieselbe, und deshalb wurde Pineas gekrönt und Herodes verurteilt. 11,10 Ferner haben auch David und Hosea Unzucht getrieben (vgl. 2 Kg 11,1–27 und Hos 1,2–9), und die Tat des Geschlechtsverkehrs ist ein [und dieselbe], die Absicht jedoch ist nicht ein [und dieselbe], und deshalb wurde Ersterer gerichtet, Letzterer aber überhaupt nicht. 11,11 Somit beseitigt weder Gottes Vorsehung unsere Freiheit noch hebt wiederum unsere Freiheit Gottes Vorsehung auf195, sondern Gottes Vorsehung läuft jederzeit mit allem mit, unsere Freiheit jedoch gebraucht alles und jederzeit gemäss der Macht unseres Willens. 11,12 [Es ist]196 wie damals bei Josefs Brüdern und später bei den Juden: Erstere verkauften nämlich ihren Bruder in die Sklaverei, Letztere gaben Christus, unseren Herrn, dem Tod am Kreuz in der Bitterkeit ihres Willens preis. Unser allerweisester und -gütigster Gott jedoch hat Josef durch die Sklaverei eine Krone auf sein Haupt geflochten und Christus, unserem 193 Vgl. dazu oben 2,11,1: Anders als die Belohnung findet die Bestrafung sowohl bereits in dieser Welt als auch in der kommenden Welt statt. 194 Entsprechend zu 2,10,28 lesen die Handschriften VWLTM »und« ({) statt »von« (x) in der Edition von BRAUN (Textus, S. 68). 195 Spiel mit der WortwurzelâÔÂ(im Qal »aufhören« und »sorgen für«): mbaṭṭelā le-baṭṭīlūtēh d-alāhā (»hebt Gottes Vorsehung auf«; so auch unten 2,11,14). 196 Ich entschränke den langen Vergleichssatz 2,11,12–14. Der Hauptsatz folgt unten in 11,14. — Braun übersetzt »Et ita…« und lässt den Vergleichssatz erst mit 11,13 beginnen.
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Herrn, durch den Tod am Kreuz alle Macht im Himmel und auf Erden zubestimmt und ihm das ewige Diadem des Gottseins über alles in angemessener Weise geflochten, denn in [all] dem Genannten wurde sowohl die Freiheit der Menschen geoffenbart als leuchteten auch die Strahlen von Gottes Heilsplan und Vorsehung 〈vor jedes Menschen Auge〉T hell auf, wobei beide ungehindert laufen wie eine Kutsche197 oder ein Wagen, welche mit Rossen bespannt sind, die einander widerstreiten, aber von einem weisen und starken Wagenlenker198 gelenkt werden.199 11,13 [Es ist auch] wie bei der Sonne und dem Mond: Erstere vollführt ihren Lauf beständig ohne Zunehmen und Abnehmen, |70| Letzterer aber [den seinigen] mit Wachsen und Abnehmen, wobei weder die Sonne den Mond von seinem Weg und seinem Lauf und seinen Phasen abhält noch der Mond die Sonne von ihrem Lauf ablenkt. 11,14 So [ist es auch mit] Gottes Vorsehung über alles und der Freiheit der vernünftigen [Wesen]: Sie laufen [gleichmässig] parallel200, wobei weder Gottes Vorsehung und [sein] Heilsplan die Freiheit und den Willen der Vernünftigen mit Zwang leitet noch wiederum die Freiheit und Selbstmächtigkeit der Vernünftigen je Gottes Vorsehung und Heilsplan aufhebt201, sondern soundsooft202 [geschieht es, dass] aus den [Dingen], welche einander besonders entgegenstehen, die eine wunderbare, wundervolle und allerschönste Schönheit von Gottes Vorsehung sich vollzieht, vollendet und aufrichtet. 11,15 Es erhebt aber jemand dagegen Einspruch mit folgenden Worten: »Wenn die Macht über Ägypten aus der Sklaverei und die Sklaverei aus dem Neid von Josefs Brüdern entstand, dann hat folglich der Neid die Macht über Ägypten hervorgebracht. Die Macht ist erwünscht, begehrt und gut, der Neid jedoch ist zu verachten und zu verschmähen. Dann ist folglich dieses Böse Ursache von jenem Guten.« 11,16 Ebenso erhebt jemand [Einspruch] wegen des Erlösers des gesamten [Alls]203 wie folgt: »Wenn die Herrschaft über Himmel und Erde aus dem Kreuz, das Kreuz aber aus dem bitteren Starrsinn der Juden [entstand],204 ist folglich die Syr. qārūkā, vgl. gr. καροῦχα von lat. carruca. Syr. hēnīōkā, vgl. gr. ἠνίοχος. 199 Vgl. dazu auch ep 17,3: »wie irgendwelche tüchtigen Fohlen gleichen Laufes, die in der platonischen Zusammensetzung angeschirrt sind«. ? 200 Vgl. zuĀÙ¾ÙÎýèÙxyauch HEIMGARTNER, CSCO 662, S. 84 Anm. 407. 201 Bei »Gottes Vorsehung aufheben« Spiel mit der WortwurzelâÔÂ(im Qal »aufhören« und »sorgen für«): lambaṭālū baṭīlūtēh d-alāhā (»Gottes Vorsehung aufheben«; so auch oben 2,11,11). 202 ZuèÚçÂ|¿ćäÝvgl. auch unten 2,11,28. 203 Die Ergänzung um der Geschmeidigkeit des Deutschen willen. 204 Die Verblosigkeit erinnert an Aristoteles. 197 198
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Herrschaft des Christus über alles aus dem bitteren Starrsinn der Juden entstanden. 11,17 Und wenn der bittere Starrsinn der Juden Ursache des Kreuzes und das Kreuz Ursache des Todes und der Tod Ursache der Auferstehung und die Auferstehung Ursache des Himmelreiches und das Himmelreich das allererhabenste und -erhöhteste Gute ist, dann ist folglich der bittere Starrsinn der Juden Ursache des allerruhmreichsten Guten. 11,18 Bitterer Starrsinn ist aber etwas Böses, und man bekennt ihn als solchen. Also ist folglich [etwas] Böses |71| Ursache von [etwas] Gutem].« 11,19 Dagegen 〈sagen wir〉E: Wenn zuerst bei Josefs Brüdern und nachher bei den Juden Erstere ihren Bruder Josef zuerst205 an die Fremden in die Sklaverei verkauften, damit er über Ägypten 〈herrsche〉206, und Letztere Christus, unseren Herrn und unseren Gott (vgl. Joh 20,28), deswegen dem Tod am Kreuz und dem 〈Leiden〉207 auslieferten, damit er mit Gottes ewiger Krone über alles gekrönt werde und in dem Göttlichen angemessener Weise208 über alles regiere und herrsche, dann wären zuerst Josefs Brüder und später die Juden wahrhaftig vielmehr des Lobpreises als des Tadels würdig, und das [jeweilige]209 Böse würde sich als Ursache des [jeweiligen] Guten erweisen. 11,20 Wenn aber bei Josefs Brüdern und auch bei den Juden Erstere Josef nicht in die Sklaverei verkauften, damit er über Ägypten herrsche und regiere, sondern vielmehr, damit er von einem freien [Mann] zu einem Diener und Bediensteten würde, und Letztere Christus, unseren Herrn, nicht zum Tod am Kreuz verurteilten, damit ihm alle Herrschaft im Himmel und auf Erden gegeben werde und er über alles herrsche und mit der Krone gekrönt werde, wie es für Gott passend ist, sondern weil sie [ihn] gänzlich aus dem Leben tilgen und210 zugrunde richten wollten, und [Erstere] vielmehr aus Neid und [Letztere] aus bitterem Starrsinn und nicht aus Menschenliebe und Güte dazu kamen: Wie sollten sie denn nicht der Qual und der Verurteilung würdig sein? 11,21 Denn nicht für das, was aus den Taten hervorgeht, sondern vielmehr für die Taten selbst empfangen sie Vergeltung [oder noch] mehr für die Absicht ihres bösen Willens und Neides, denn211 [es ist] nicht [so, 205
Die repetitive Formulierung entspricht dem syrischen Text. Konjektur BRAUN, Textus, S. 71 Anm. 1, und DERS., Versio, S. 44 Anm. 3. 207 Konjektur BRAUN, Textus, S. 71 Anm. 2, und DERS., Versio, S. 45 Anm. 1. BERTI (Au-delà, S. 249 mit Anm. 58 auf S. 265) folgt dem überlieferten Text. 208 Vgl. die unterschiedlichen FormulierungenĀÙsÍàsÎÙ¾ò(mit KonstruktusVerbindung) hier in 2,11,19,ÀÍà¾ćàÀ¾òxßÙs(mit Nebensatz) unten in 2,11,20 und ÀÍàsÀ¾ò(mit Partizipialkonstruktion) unten in 2,11,23. 209 So zur Wiedergabe der Plurale im Syrischen. 210 Syrisch: »oder«. 211 Der Rest des Satzes ab hier fehlt in der Übersetzung von BERTI, Au-delà, S. 249. 206
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dass]212 ihr böser Wille das Gute hervorgebracht hat. 11,22 Denn wenn das Gute und das Böse Gegenteile sind und [wenn] Gegenteile einander aufheben und eher nicht Ursachen [voneinander] sind, dann sind das Gute und das Böse nicht Ursachen voneinander, sondern beseitigen einander und heben |72| einander auf. 11,23 Der böse Starrsinn213 der Juden 〈und der Neid von Josefs Brüdern〉214 ist etwas Böses, die Herrschaft über alles und über Ägypten ist etwas Gutes. Doch das Gute und das Böse heben einander, wie gezeigt, auf. Also heben der böse Starrsinn und die Bitterkeit der Juden 〈sowie der Neid von Josefs Brüdern〉215 sowohl die zu Gott passende Herrschaft des Christus über alles als auch die Verwalterschaft216 des Josef über Ägypten auf und beseitigen sie. 11,24 Also ist nicht das [jeweilige]217 Böse Ursache des jeweiligen [Guten] noch sind der Neid [von Josefs Brüdern]218 und der bittere Starrsinn der Juden Ursache der Herrschaft unseres Herrn Christus über alles und 〈Ursache〉219 der Regentschaft des Josef über das Land Ägypten, sondern sie haften einander an wie ein bald darauf erfolgendes220 Ergebnis, nicht aber wie einander bedingende Ursache und Verursachte. 11,25 Denn Josef ist nicht, weil er verkauft wurde, zur Herrschaft über Ägypten gelangt noch ist er wiederum, weil er zur Herrschaft über Ägypten gelangt ist, verkauft worden, denn nicht jeder, welcher zur Herrschaft über Ägypten gelangt ist, ist verkauft worden noch ist jeder, der verkauft worden ist, zur Herrschaft über Ägypten gelangt.221 11,26 Er wäre aber zur Herrschaft 212 Die Ergänzung um der deutschen Syntax willen: Die Negation bezieht sich auf den gesamten Satz und nicht nur auf das Verb oder einen Satzteil. 213 Man beachte den Wechsel in der Begrifflichkeit (»böser Starrsinn« gegenüber »bitterer Starrsinn« oben in 2,11,16–18.20.23 und unten in 2,11,24) und die hypertrophe Formulierung (»böser Starrsinn ist etwas Böses«). Möglicherweise ist der Text hier beschädigt, vgl. die notwendigen Textergänzungen im Folgenden. 214 Konjektur Heimgartner um der Satzlogik willen. 215 Konjektur Heimgartner um der Satzlogik willen. 216 HierÀÎæüÂËãfür einmal in weltlicher Bedeutung! 217 Die Ergänzung hier und im Folgenden zur Wiedergabe der Plurale im Syrischen. 218 Die Ergänzung in Anlehnung an BRAUN (Versio, S. 45: »fratrum«); anders BERTI, Au-delà, S. 251. 219 Konjektur BRAUN (Textus, S. 72 Anm. 1) 220 Im Syrischen wörtlich »nahes«; vgl. dazu auch oben 2,11,1 sowie die »näher liegende [Ursache]« und die »entferntere [Ursache]« in ep 48,8. 221 In 2,11,25–27 werden die möglichen Kausalitätsverhältnisse reziprok durchgedacht (so auch richtig BRAUN, Versio, S. 45). BERTI (Au-delà, S. 251) übersetzt jedoch die Kausalsätze teilweise final, so »pour avoir le pouvoir« (statt »weil er zur Herrschaft … gelangt ist«) in 2,11,25 und »pour régner sur tour« (statt »weil er zur Herrschaft über alles gelangte«) in 2,11,27. — Das Problem der wechselseitigen Kausalität scheint Timotheos
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über Ägypten gelangt, wann [immer] Gott es befohlen hätte, auch wenn er von seinen Brüdern nicht verkauft worden wäre. 11,27 Ebenso ist auch Christus nicht, weil er gekreuzigt wurde, zur Herrschaft über alles gelangt noch wurde er, weil er zur Herrschaft über alles gelangte, gekreuzigt, denn nicht jeder, welcher gekreuzigt wird, gelangt zur Herrschaft noch wird wiederum jeder, welcher zur Herrschaft gelangt, gekreuzigt, sondern die einen [Geschehnisse] sind eine Bewegung der Freiheit der Menschen, die anderen [eine Bewegung] des göttlichen Heilsplans, welche alles zu dem bewegt und führt, was angemessen ist. 11,28 Und deshalb vollbringt der göttliche Heilsplan seinen Willen soundsooft222 mithilfe der Freiheit der Denksprachbegabten, [und zwar] auch durch [all] das, was aus deren Autonomie und Freiheit entsteht, ohne dass er jemals durch Zwang oder Gewalt leitet. 11,29 Auch empfangen sie die Vergeltung nicht für Gottes Heilsplan, sondern vielmehr für ihre Freiheit und für die Absicht ihres Willens. |73| 11,30 So vollbringt auch die Autonomie und Freiheit der Vernünftigen dessen [d. h. des göttlichen Heilsplans] Willen und zeigt dessen Herrschaft223 diese [Dinge] an [all] dem auf, was zum göttlichen Heilsplan gehört. 11,31 Und weil sie [d. h. die Autonomie]224 diese [Dinge] nicht gemäss der Absicht von Gottes Heilsplan, sondern vielmehr gemäss der Absicht der eigenen Freiheit und des eigenen Willens gebraucht, muss sie deshalb eher in entgegengesetzter Weise als 〈für〉 die Absicht225 von [all] dem, was zu Gottes Heilsplan [gehört], Kronen und Vergeltung erhalten, wenn der Absicht [von Gottes Heilsplan]226 durchwegs auch das [von den Denksprachfähigen]227 Vollbrachte entspricht. Wenn sie einander aber nicht entsprechen, ist durchwegs klar, dass auch das von ihnen Vollbrachte nicht [mit Gottes Heilsplan] übereinstimmt. 11,32 Um es zusammengefasst zu sagen: Bei diesen beiden [Dingen] hat Gott gemäss seiner Bestimmung befohlen, dass sie geschehen sollen: [erstens], dass die Menschen durch Geschlechtsverkehr in diese Welt generell beschäftigt zu haben, vgl. auch ep 46,4 mit den entsprechenden Verweisen auf Arist 2 An 2,12.16.17 in HEIMGARTNER, CSCO 645, S. 61 Anm. 292 und 293. 222 ZuèÚçÂ|¿ćäÝvgl. auch oben 2,11,14. 223 BRAUN (Versio, S. 46) bezieht das Possessivpronomen anders und übersetzt: »voluntatem suam … potestatem suam«. 224 BRAUN (Versio, S. 46) ergänzt »libertas«. 225 BRAUN (Versio, S. 46) hält den Text für korrupt und unvollständig. M. E. genügt die Konjektur vonxvor »Absicht« (vgl. vorher in 2,11,29). Es ist aber gut möglich, dass der Satz ursprünglich länger und geschmeidiger war. 226 Ergänzung mit BRAUN (Versio, S. 46: »divinae dispensationis«). 227 Ergänzung in Anlehnung an BRAUN (Versio, S. 46: »actionum creaturae«).
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eintreten, und [zweitens], dass sie diese 〈Welt〉T2 durch den Tod verlassen und in jene andere kommende [Welt] hinübergehen. 11,33 Doch wie oder auf welche Weise sie [in die Welt] eintreten und [sie] verlassen, weiss er genau. Denn er irrt sich dabei, wie wir sagten, in keinem [einzigen] Punkt. 11,34 Er hat aber als Beschluss und Bestimmung durch die Rede der Gesetzgebung Folgendes genau beschlossen und bestimmt:228 »Töte nicht!« sagt er, und »Brich nicht die Ehe!«, und dadurch hat er seinen Willen gezeigt, dass er es überhaupt nicht mag, dass die Menschen mithilfe von Unzucht durch die Geburt in diese Welt eintreten noch dass die Menschen mithilfe von Mord durch den Tod in die künftige Welt hinausgehen, sondern [nur] in gesetzesgemässer und naturgemässer Weise entsprechend der Festsetzung und dem Gesetz, wie er es festgesetzt hat. 11,35 Nicht weil das der Tatsache nach unmöglich sei, hat er bestimmt und beschlossen, dass das nicht geschehen soll — denn in Derartigem verschwindet die Freiheit und Autonomie, und damit verschwinden auch die Kronen und Vergeltungen —, vielmehr hat er seinen Willen durch das Gesetz gezeigt. 11,36 Ob aber der Sachverhalt selbst geschieht oder nicht geschieht, hat er der Freiheit überlassen, denn die Freiheit gebraucht die Gesetze, die Gott der Natur eingeprägt hat, gemäss ihrem Willen, wobei sie die Weise |74| und nicht die Natur der Sachverhalte verändert229, denn unsere Freiheit verändert nicht den Tod, sondern nur die Weise des Todes, und aus der Weise der Natur kehrt sie ihn um zur [Weise] des Zwangs und des Mordes, und sie verändert nicht den Geschlechtsverkehr, sondern die Weise des Geschlechtsverkehrs, und von der gesetzlichen und natürlichen Weise bringt sie ihn zur ungesetzlichen [Weise] ausserhalb der Natur. 11,37 Und deshalb sind wir für die Vollbringung [alles] Gesetzlichen und Natürlichen des Lobpreises und für [alles] Gesetzlose und in verdrehter Weise [Vollbrachte] gänzlich der Verurteilung würdig. 11,38 So viel zu [all] dem, was…230 11,39 Ein Testament, das von den Versterbenden gemacht wird, soll, wenn es in jedem [Punkt] gemäss Gottes Willen geschrieben wurde, unverändert bestätigt werden. Wenn es aber nicht richtig angeordnet wurde, soll es abgeändert werden. Denn in allen Angelegenheiten der Toten 228 Beachte die zwei- und dreifache figura etymologica:¿çúéÎòxßÙsèÙxûêóã ûêò{ üÐ ... ¿çùÎÐ{ — auf Deutsch ungefähr so: »… hat er als Beschluss und Bestimmung den Beschluss beschlossen und bestimmt«. 229 Hier wohl¿æ|im Sinne von »Modus« im Unterschied zu¿ýxsim Sinne von »Art«, »Spezies«. 230 Lücke im Text.
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und der Lebenden muss mehr der Wille Gottes vollbracht werden als der Wille der Menschen.231 12,1 Dies habe ich somit deiner grossen Erkenntnis geschrieben, du unser Bruder, nicht wie an einen, der nichts wüsste, und nicht wie an einen, der bedürftig wäre, belehrt zu werden — denn du bist ein Gotteslehrer, und das wird dir von allen bezeugt —, sondern wie an einen, der vielmehr kundig ist, und wie an einen, der verständiger als alle ist. 12,2 Ich habe es jedoch im Gehorsam auf den edlen Befehl deiner grossen Weisheit geschrieben, denn es scheint mir angemessen, dass deine Verständigkeit die Fähigkeit und Möglichkeit [all] des Meinigen kennt, damit du, wo doch ein schlagender Beweis232 gemäss den [Möglichkeiten und Fähigkeiten] meiner Schwäche vorliegt und vorhanden ist233, nicht etwa in der Meinung über mich mit vielen [anderen]234 in die Irre gehst, enttäuscht wirst und sich dir erneut derartige [Fragen]235 aufdrängen. 12,3 Denn wenn ich deiner Seligkeit überhaupt nicht geantwortet hätte, hätte ich zwei Widrigkeiten236 für meine Wenigkeit erworben: den Ungehorsam gegenüber deiner Liebe und einen gewissen Anschein, der einen |75| Verdacht auf Erkenntnis anzeigt. 12,4 Nun aber, da ich so und so ähnlich237 schreibe, befreie ich meine Wenigkeit vom entgegengesetzten Verdacht238 und entferne mich zudem vom Ungehorsam. 12,5 Berichtige also [all] das, was mangelhaft ist, mit deiner grossen Erkenntnis und würze es gemäss deinem guten Geschmack und deiner angenehmen Klugheit und blicke dabei 231 Schon BRAUN (Versio, S. 47 Anm. 2) verweist auf die entsprechenden Bestimmungen im Rechtsbuch des Timotheos (§ 59), welches er damals in der lateinischen Übersetzung von LABOURT (Timotheo, S. 75) las: »Soll jedes Testament, wie der Verstorbene es gemacht hat, bestätigt werden oder nicht? Wenn es von einem gesunden, im Vollbesitz der Geisteskräfte befindlichen Manne gemacht ist, sich auf alles das, worüber er verfügen kann, bezieht, und wenn es gerecht und korrekt gemacht ist, soll es unter allen Umständen bestätigt werden. Wenn das Testament dagegen nicht von einem gesunden, im Vollbesitz seiner Geisteskräfte befindlichen Manne gemacht ist, dazu weder gerecht noch korrekt, und wenn es sich nicht auf sein Eigentum bezieht, dann sollen gerechte Richter es nicht bestätigen, sondern verwerfen, und sollen in Gerechtigkeit und Gottesfurcht entscheiden (wie über die Erbschaft zu verfügen ist). Denn lebend wie sterbend sollen die Menschen die Gottesfurcht hochhalten.« (Übersetzung SACHAU, Rechtsbücher, Band 2, S. 99) 232 Figura etymologica im Syrischen.ÀĀÚçÙÎÑãÀĀÙÎÐauch in disp 9,97. 233 Vgl. zu den folgenden Bescheidenheitstopoi auch ep 38,2f.42–44; 42,2,1–10; 48,9. 234 Die Ergänzung mit BERTI, Au-delà, S. 255. 235 Die Ergänzung mit BERTI, Au-delà, S. 255. 236 BRAUN (Versio, S. 47) übersetzt »delicta«, BERTI (Au-delà, S. 255) »deux choses malheureuses«. 237 Vgl. dazu auch »dies und Ähnliches« in ep 51,8 und 54,5. 238 Gegen BRAUN (Versio, S. 47: »suspicione maligna«) und BERTI (Au-delà, S. 257: »du soupçon de m’opposer«).
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mit Liebe und Mitgefühl auf es. 12,6 Möge es von deiner grossen Erkennt- 1 nis anerkannt werden wie Gelalle239 von Knaben, das von den Eltern mehr als die Worte der Weisen und Philosophen geliebt wird. 12,7 Bete für den Frieden der Welt und die Ruhe der Kirche wie auch für meine Armseligkeit, dass ich nicht verurteilt werde vor dem Richterstuhl des Christus!240 5 Zu Ende ist das Exemplar des Briefes241, welchen der ehrwürdige Katholikos Mār Timotheos an den Diakon Bōktīšō‘, den Arzt des Königs, schrieb.242
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Das Wort ist auch im Syrischen lautmalerisch: lūglāgē. Vgl. dazu auch 2 Kor 5,10. 241 Die auffällige Betonung des »Exemplars« des Briefes klingt, als würde hier eine redaktionelle Naht im Briefcorpus sichtbar. Zur Redaktion der Sammlung der Briefe siehe oben in der Einleitung S. XVI–XLVI. 242 Nach Brief 2 folgt in den Handschriften VWLM die Disputation mit dem Kalifen al-Mahdī (vgl. auch BRAUN, Textus, S. 75 Anm. 1). In den Handschriften der Elias-Rezension folgt Brief 3. Die Disputation ist dort an den Schluss der Sammlung umgestellt (vgl. dazu HEIMGARTNER, CSCO 632, S. XIX). BIDAWID (Lettres, S. 42f) hat sie deshalb als Brief 59 gezählt. 240
KORRIGENDA ZU DEN FRÜHEREN BÄNDEN CSCO 632: ? ? S. XIII Anm. 16: »¿ïy|x« statt »ÁÌï|x«. S. 10, disp 3,13: »Zunge« statt »Sprache« (passim Zeilen 1–6).1 S. 10 Anm. 47 Zeile 3 von unten: »dieser« statt »diesen«. S. 11, disp 3,21–23: »der Vereinigung nach« statt »im übertragenen Sinn« (5x).2 S. 16, disp 4,10: »wir beginnen« statt »wir lösen uns auf« (Dank an Hubert Kaufhold3). 1 Diese Übersetzung wurde mir erst aus der Parallelstelle in ep 40,8,29 (CSCO 674, S. 44) deutlich, wo es heisst, dass die Gott-Rede »körperlich wird und sich mit der Zunge bekleidet«. Damit erledigen sich auch etliche Bedenken, die ich in CSCO 632, S. 10 Anm. 47, geäussert habe. Damit wird auch Anm. 51 auf S. 11 überflüssig, und Anm. 46 auf S. 9 ist entsprechend zu modifizieren. 2 Hier liegt das hermeneutische Schema zugrunde, das ich erst in meinem Aufsatz zu Diodor und Timotheos erkannte (HEIMGARTNER, Fragmente, S. 200f), vgl. dazu oben Anm. 74 zu ep 1,3,26. 3 Hubert Kaufhold, [Rezension zu] Martin Heimgartner, Timotheos I. ostsyrischer Patriarch: Disputation mit dem Kalifen al-Mahdi. Oriens Christianus 99, 2016, S. 248f, hier S. 249. — Falsch referiert mich Kaufhold zur Frage, ob die Disputation tatsächlich stattgefunden habe: Ich behaupte nicht, dass es sich »nicht um ein Gedächtnisprotokoll« handelt, wie er ebenda, S. 249, schreibt, sondern dass es sich »nur um ein Gedächtnisprotokoll« handelt (CSCO 632, S. XLII). — Falsch ist ferner seine Übersetzung von 4,5: Er hat hier nicht verstanden, dass meine etwas freie Übersetzung zum Ziel hatte, den überlangen Vergleichssatz syntaktisch korrekt wiederzugeben. Das mache ich mit den Textstücken »Es ist wie…« und »Genauso ist es…«. Er interpretiert hingegen 4,5 als einen vollständigen Vergleichssatz und übersetzt das beiordnende {mit »so«, als würde es den Hauptsatz einleiten: »Und wie unser gottliebender König einer ist mit seiner Rede und seinem Geist, es aber nicht drei Könige sind, so gibt es niemanden, der seine Rede und seinen Geist von ihm trennen könnte, und keinen, der ihn König nennen könnte ohne seine Rede und seinen Geist.« (ebenda, S. 249) Das ¿çÝzfolgt aber erst zu Beginn von 4,6. Seine Übersetzung ergibt auch inhaltlich keinen guten Sinn. Ich verkürze um der Deutlichkeit willen: »Wie der König einer ist, so kann man auch nichts von ihm abtrennen.« Das müsste man, wenn schon, nicht als Vergleichssatz, sondern als Kausalsatz formulieren (»Weil der König einer ist, kann man nichts von ihm abtrennen.«). Gemeint ist aber (ich übersetze wieder verkürzend): »Wie der König einer ist und man nichts von ihm abtrennen kann, 4,6 so ist auch Gott einer und man kann nichts von ihm abtrennen.« Die Satzteile sind parallel. Ich hatte das Problem der überlangen Vergleichssätze auf Seite XLVI ausführlich besprochen. — Falsch ist schliesslich Kaufholds Bemerkung (ebenda, S. 248), dass auch die Handschrift Trichur 65 die Disputation enthalte. Er verweist dazu auf seinen eigenen Katalog, aber dort schreibt er (KAUFHOLD, Handschriften, S. 41), dass die Disputation in dieser Handschrift gegenüber der Vorlage ausgelassen sei.
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CSCO 644: S. XVII Zeile 8: »befunden haben« statt »befinden haben« S. 69, ep 44,1 (B 718b Zeile 32): »ÎЫ statt »ÀÎЫ (Dank an J. F. Coakley4). ? ? S. 95 (B 724a Zeile 34): »¿òÎúêÚòs{« statt »¿òÎúêÚòs« ? und dazu im Apparat (Zeile 5 von unten): »¿òÎúêÚòs{ B: ? ? ? ¿òÎúêòs{C« statt »¿òÎúêÚòsB: ¿òÎúêòsC«. S. 124, ep 53,4 (L 319a Zeile 15): »zÎÃÚÓ« statt »ÍÓÎÃÚÓ« (Dank an J. F. Coakley5). S. 138 Zeile 6: Lies åáý mit TO statt Îäáý mit VLM. CSCO 645: S. LIII Zeile 4 von unten: »von Ninive« statt »von Nisibis«. S. LXXV Zeile 6 sowie S. 64 Anm. 304 und S. 115 Anm. 596: »prapsiṭa« statt prapsita«. S. 80, ep 50 Überschrift: »Kanones, die vom ehrwürdigen« statt »heiligen Kanones, die vom heiligen« und »ehrwürdigen Mār Aprem« statt »heiligen Mār Aprem«.6 S. 95 Zeile 1 von unten: »von Damaskus« statt »ēon Damaskus«. S. 96 Anm. 487: »von Ninive« statt »von Nisibis«. S. 132 Titel von Abschnitt F: »Kommentare« statt »Kommentar«. CSCO 661: S. XIV Zeile 6 von unten: »in V« statt »in B«. S. XXIV Anm. 115: »nur sind sie nicht in die Nummerierung der Briefe miteinbezogen.« statt »nur stehen sie wie die Disputation am Schluss der Handschrift und sind nicht in die Nummerierung der Briefe miteinbezogen.« S. XXV Anm. 123: »35,5,43« statt »356,5,43«. S. XXVIII Zeile 5: »undk¿þäý« statt »undj¿þäý«. S. 136 Zeile 8: »1,58èÙËã{z¿Ùüã« statt »èÙËã1,58{z¿Ùüã«. 4 J. F. Coakley, [Rezension zu] Martin Heimgartner, Die Briefe 42–58 des ostsyrischen Patriarchen Timotheos I, in Hugoye Journal of Syriac Studies 18,1, 2015, S. 277–279, dort S. 278. 5 J. F. Coakley, ebenda. 6 Vgl. zu ep 50 auch den Nachdruck meiner Edition in: The Synod of Timotheos I — 782, in: Melloni, Alberto (Hg.), Corpus Christianorum Conciliorum Oecumenicorum Generaliumque Decreta 5/2: The Councils of the Church of the East, Turnhout 2021 (im Druck). Ich habe den Nachdruck um die Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France, Fonds syriaque 332 erweitert.
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CSCO 662 S. 39 5. Textzeile »XXX« delendum. S. 81 Zeile 10 von unten: »Ex 4,22« statt »Ex 4,22f«. S. 94 Zeile 2 von unten, ep 35,6,17: »gleicht« statt »unterscheidet sich von«. S. 116, ep 36,1,57f: »vom Namen »Herr« [syr. Maryā] her. 1,58 Also ist Christus auch vom Namen derer her, die ihn geboren hat, Herr« statt »vom Namen »Maria« [syr. Maryam] her. 1,58 Also 〈ist〉 Christus auch vom Namen derer her, die ihn geboren hat, 〈Herr〉« (Dank an Joachim Jakob). Anm 600 ist entsprechend zu tilgen. S. 164 zweite Spalte zu Röm 9,5: »27« statt »28«. CSCO 673 S. XII im Stemma bei Bagdad 512: »Deir as-Sayyida 170« statt »Deir as-Sayyida 169«. S. XXXIV Zeile 10 von unten: »und k ¿þäý« statt »und j ¿þäý«. CSCO 674 S. XXXVII: »[Scher, Addai,]« statt »[Nau, François,]« und umstellen auf S. XXXVIII. CSCO 700 S. XI, vierter Absatz: »b)« statt »c)«. CSCO 701 S. 77 (Briefüberschrift): »Von demselben« statt »Von demselben an demselben«. S. 81 (Briefüberschrift): »Von demselben« statt »Von demselben an demselben«.
STELLENREGISTER A)
Altes Testament Gen 3,9 Gen 4,8 Gen 4,11f Gen 5,5 Gen 7,21–23 Gen 9,29 Gen 19,23–25 Gen 25,7–11 Ex 14,27–30 Ex 20,13 Ex 20,16 Ex 22,14 Nu 16,23–35 Nu 25,6–13 Dtn 5,17 Dtn 5,18 Dtn 5,20 Dtn 34,1–8 1 Kg 14,19f 2 Kg 11,1–27 2 Kg 23,29f Jes 7,15f Jes 9,15f Jes 38,18 Hos 1,2–9 Am 3,5 Sach 12,1 2 Makk 12,39–45 Ps 6,6 Ps 45,8 Ps 51,1 Ps 57,4 LXX Ps 86,1 Ps 146,1 Ps 146,2b Ps 146,4 Koh 9,10
5 69 68 69 69 69 69 69 69 73 71 72 69 68, 77 73 72 71 69 69 77 69 72 73 61 77 67 52 66 61 72, 73 38 30 38 61 61 61 61
BIBLISCHE SCHRIFTEN Neues Testament Mt 5,13 Mt 8,27 Mt 9,12 Mt 10,28 Mt 10,29f Mt 14,1–12 Mt 15,34 Mt 16,13 Mt 25,5 Mk 2,17 Mk 6,14–29 Mk 6,17–29 Mk 8,5 Lk 2,32 Lk 5,31 Lk 9,7–9 Lk 9,18 Lk 10,37 Lk 15,11–32 Lk 15,16 Lk 23,43 Lk 24,41 Joh 1,29 Joh 3,16 Joh 10,16 Joh 11,34 Joh 14,28 Joh 20,28 1 Kor 2,10 1 Kor 3,11 2 Kor 1,22 2 Kor 4,6 2 Kor 5,5 2 Kor 5,10 Eph 1,14 Eph 4,5 ो
4 5 15 51 67, 76 69, 77 5 5 61 15 69 77 5 3 15 69, 77 5 15 19 19 57, 58 5 65 65 38 5 30 67, 79 4 21 6 3 6 83 6 X, 6
90
M. HEIMGARTNER
Kol 2,9 Kol 3,9f Hebr 2,9 Hebr 2,16 Hebr 6,4 B)
31 6 21, 37 21, 37 9
Hebr 6,6
8, 9
Apokryphe Schriften Mart Jes 5 6
CHRISTLICHE AUTOREN DES ORIENTS IN SYRISCHER UND ARABISCHER SPRACHE
‘Abdỉšō‘ bar Brīkā (Ebedjesus) Epitome Edition: MAI, SVNC 10 Apostelkanon 45 22 Apostelkanon 46 22 Anonymus (= Sergios von Elam?) Cento (überliefert im Anschluss an Timotheos, Brief 1) Edition: HEIMGARTNER, CSCO 702 IX, XI–XII, XIV, XVI, XVIII, XIX, XXII, XXIII, XXVI, XXVII, XXXIII, XXXVII, XLIII, XLVII, L, 33–39 1 IX, XII, 33, 38, 39 2 IX, XII, XV, XXVII, 33 2–8 XI, XXVII 3 34 4 34 5 34 6 27, 34, 48, 52 8 35 9 XII, XV, XXVII, XXVIII 9f XI, XXXIII, XLII 9–11 XLIV 10 XV, XXVII, XXVIII, 3, 37 10f 36 11 IX, XI, XII, XV, XXVII, XLI, XLIII, 33 13 37 13f XI 15 XI , 36 16 XI 17 IX 17f XI, 21 19 XII 20 XII, 38
21 21–32 21–33 22–28 24 26 29 29f 30 31 32
XII XI XXVII XII 33 33 33 XII 33 34 XII
Athanas von Balad Logikhandbuch Edition: FURLANI, Introduzione alla logica; Übersetzung: FURLANI, Introduzione di Atanasio (zitiert nach Seiten der Edition von Furlani) 720f 54, 55 721 54 Ibn aṭ-Ṭayyib Recht der Christenheit (Teil 1) Edition: HOENERBACH/SPIES, CSCO 161 zitiert nach Seiten bei HOENERBACH/SPIES 2 22 66 25, 26 74–77 22 Jakob von Edessa Enchiridion Edition: FURLANI, Ἐνχειρίδιον 230f 5 Jakob von Edessa Hexaemeron Edition: CHABOT, CSCO 92; Übersetzung: VASCHALDE, CSCO 97 45a 5
STELLENREGISTER
Michael Bādōqā Erklärung der Definitionen Edition: FURLANI, Libro (zitiert nach Seiten und Zeilen der Edition von Furlani) 38,3–5 56 Moše bar Kēfā Buch von der Seele Übersetzung: BRAUN, Moses 15 48 41 6 5 Nestorius von Bēt Nuhadrān Apologie (Nest Ap) Edition: HEIMGARTNER, CSCO 644 IX, XVIII, XXI, XXII, XXIII, XXIV, XXXVI, XXXVII, XLI Paul der Perser Hermeneutikkommentar Edition: HUGONNARD-ROCHE, Lecture 13 70 Paul der Perser Logikhandbuch Edition: LAND, Otia 3 31 8 31 18 70 Sergios von Reš‘ainā Kategorienkommentar (zitiert nach der Handschrift British Library Additional 14658) 78b,11–19) 55 104b,11–14 54 Theodor bar Koni Scholienbuch Edition: SCHER, CSCO 2,65/2,66; Übersetzung: HESPEL, CSCO 431/432 6,15f 56 Timotheos I. Disputation mit dem Kalifen al-Mahdī (disp) Edition: HEIMGARTNER, CSCO 631 IX, XIII, XV, XVI, XVII, XVIII, XIX, XXII, XXIII,
2,10f 4,55 6,1–18 6,5 7,25–30 9,1–13 9,97 17,12 18,38 19 19,44 20f 20,1
91 XXVI, XXX, XXXI, XXXIV, XXXVII, 83 41 4 12, 59 58, 59 7 12 83 8 XLIX XXXVIII XXIX , XLII XL, XLII XXIX
Timotheos I. Briefe (ep) Editionen: ep 1–2: HEIMGARTNER, CSCO 702 ep 3–29: HEIMGARTNER, CSCO 700 ep 30–39: HEIMGARTNER, CSCO 661 ep 40– 41: HEIMGARTNER, CSCO 673 ep 42–58: HEIMGARTNER, CSCO 644 1 IX–X, XI, XII, XIV, XV, XVI, XVII, XVIII, XIX, XXII, XXIII, XXIV, XXVI, XXVII, XXXVII, XLVI, XLVII, L, 3–32, 33, 37, 83 XXII, XXIV, XXXVI, 1–disp XXXVIII, XLII 1–disp 19 XL 1–39 XIV 1 inscr 34 1,1 IX 1,1,5 XLVIII 1,1,7 XLIX, 19, 28 1,1,9 XLVII 1,1,10 XLVII 1,1,11 X 1,1,15 26 1,1,17 XLVIII, 26 1,2,3 XLVII 1,2,5 9 1,3,1f 34 1,3,2 9 1,3,7 34, 65 1,3,12 34
92 1,3,13 1,3,14 1,3,17 1,3,19 1,3,24 1,3,26 1,4,1 1,4,3 1,4,5 1,4,5–9 1,4,7 1,5,1 1,5,2 1,5,3 1,5,6 1,5,13 1,6,1 1,6,12 1,6,14 1,6,15f 1,6,16 1,7,1 1,7,1–7 1,7,2 1,7,3 1,7,8 1,7,10 1,7,10f 1,7,11 1,7,12 1,7,13 1,7,14 1,7,15 1,7,16 1,8,1–3 1,8,3 1,8,4 1,8,5 1,8,6 1,8,8 1,8,9–11 1,8,11 1,8,13 1,8,17–21 1,8,23 1,9,1–2 2
M. HEIMGARTNER
35 26, 35 26, 59 35 15 29, 47 XLVIII 35 IX 8 IX X 27 XLIX, 4, 22, 28 22 20, 22, 26 18 XI, 37 19 27 IX X, 36 36 IX, 27 XLVI 12, 59 24, 35 17 23, 25, 37 23 XI, 37 26 XLVIII, 26 IX X 35 27 30 X XLIX, 4, 19, 30 X 31 35 X, 30 IX X IX, XII–XIII, XIV, XV, XVI, XVII, XVIII, XIX,
2,1 2,1–3 2,1,1 2,1,2 2,1,6 2,1,9 2,1,13–24 2,1,16 2,1,17 2,1,18 2,1,20 2,1,21 2,1,26 2,1,27 2,2 2,2,1 2,2,2 2,2,8 2,2,11 2,2,12 2,2,14 2,2,15 2,2,19 2,2,22 2,2,25 2,3 2,3–8 2,3,2 2,3,2f 2,3,4 2,3,4–14 2,3,5 2,3,6 2,3,7 2,3,8 2,3,9 2,3,11 2,3,13 2,3,14 2,3,15 2,3,15f 2,3,16 2,3,18 2,3,22 2,3,26
XXII, XXIII, XXIV, XXVI, XXXIV, XXXVII, XLVI, XLVII, L, 41–84 XIII 43 XLVIII XLVIII 41 41 52 XIII, XLVIII, 43, 44, 53 43, 44, 45 44 43, 44 44 43 43 XIII XIII, XIV, 43, 52, 53 43 46 46 51 43, 45 43 43, 47 51, 51 XIII, 34, 52, 60 XIII XIII XIII 43 49, 51 49 49 49 49, 50 49, 50 49 49 50 50 49 49 49 43 51 34, 48
STELLENREGISTER
2,3,27 2,3,28 2,3,31 2,4,2 2,4,3 2,4,5 2,4,6 2,4,6f 2,4,9 2,4,9f 2,4,10 2,4,11 2,4,13 2,4,14 2,4,15 2,4,18 2,4,19 2,4,20 2,4,28 2,4,29 2,4,30 2,5,5 2,5,6 2,5,8 2,6,1 2,6,2 2,6,3 2,6,6 2,6,11 2,6,12 2,6,17 2,6,17–19 2,6,19 2,7,11 2,7,13 2,7,28 2,8,2 2,8,2–7 2,8,4 2,8,5 2,8,6 2,8,7 2,8,9 2,8,9f 2,9,1 2,9,2 2,9,5 2,9,10
55 52 XIII, 43, 49 43, 53 XLVIII, 53 54 54 54 54 54 54 54 55 54 52, 54 54 54 54 49 49, 54 58 59 XLVI, 59 12 XIII 60 60 60 60 8 61 61 61 65 65 65 65 XIV, 65 65 XIV XIV, 10 XIV XLVI XIV, 65 XIII 76 69, 74 69, 74
2,9,19 2,9,21 2,9,23 2,9,27 2,9,34 2,10,3 2,10,19 2,10,25 2,10,28 2,11,1 2,11,3 2,11,11 2,11,12–14 2,11,13 2,11,14 2,11,16–18 2,11,19 2,11,20 2,11,23 2,11,24 2,11,25 2,11,25–27 2,11,27 2,11,28 2,11,29 2,12,1 2,12,1–6 2,12,2f 3 3–8a
3–13 3–29 3–33 3–41 3–58 3,6 4 5 5–7 5,4 5,12 6 6,10 7 8
93 74 XV, XLVII 71 70 69 75 74 75 77 76, 80 67 78 XLVIII, 77 77 77, 81 80 79 79, 80 79, 80 76, 80 80 80 80 78 XLVIII, 81 XLVIII XIII XII, XIII XVIII, XIX, XXVI, XXXII, L, 83 XXIX, XXX, XXXVII, XXXVIII, XL, XLI, XLII, XLIII, XLIV XVII, XXIX, XXXII IX XXIX L XXX, 83 XXVII, 24 XVI, XIX, XXXII, XXXIII XIX, XXXII XXXII XXXIII XXXII XIX, XXXII XXXII XIX XVII, XIX
94 8a 8b
8b–9a
8,10 8,28–30 8,30 9 9a
9b
9b–13
9,6 9,49 10 11 11,13 12 12,13 13
13,27f 13,41 14
14–20
14,50 14,53 14,70
M. HEIMGARTNER
XVII, XXVIII, XXX, XXXI, XXXII, XXXVII, XLI, XLII XVI, XVII, XXIX, XXVIII, XXX, XXXI, XXXII, XXXIV, XXXV, XXXVI, XXXVII, XLI, XLIII XXIX, XXX, XXXI, XXXII, XXXIII, XXXIV, XXXV, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLI, XLII, XLIII, XLIV, XLV 52 XXXIV XXXV XIX, XXIX, XXXII, XXXIV XVI, XXVIII, XXX, XXXI, XXXII, XXXIV, XXXVI, XXXVII, XLI, XLIII XVI, XXVIII, XXIX, XXX, XXXI, XXXII, XXXIII, XXXVII, XLI, XLII, XLIII XXIX, XXX, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLI, XLII, XLIII, XLIV, XLV 24 17 XVI, XIX, XXXII, XXXIII XX, XXXII XXXIII XVI, XX, XXXIII 24 XVII, XX, XXVIII, XXIX, XXX, XXXI, XXXII, XXXIII, XXXVII, XLI, XLII, XLIV, 35 XXXII XXIX XVI, XVII, XX, XXIX, XXV, XXVIII, XXX, XXXII, XXXIV, XXXV, XXXVII, XXXVIII, XL, XLII, XLIII, XLV, 35 XVII, XXX, XXXII, XXXIII, XXXIV, XXXV, XXXVIII, XL, XLII, XLIII, XLIV XXV 15 29, 58
14,94–96 14,97 14,105 15 15–20 16 16,11 16,11–13 16,12 17 17,3 18 18,9f 19 20 21 21–25 21–26 21,1 21,4 22 22,10 22,10f 23 24 24,8 24,9 25 26
26,1–46 26,6 26,7–11 26,11 26,12 26,21 26,23 26,28 26,29 26,34 26,41 26,46 27
XXV XXV XXV XX, XXIII, XXIV, XXV, XXXV, XXXVI XXXVII XX 25 XXXV XXXV XX 78 XX XXXVII XX XX, XXX XX, XXX, XXXII, XXXIII XVII, XXX, XXXVII XXXII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLI, XLII, XLIV, XLV XXVII, 3 3 XX, XXXII, XXXIII 3 XXVII XX XX, XXXIII XXXIII XXV, XXXVI XX, XXXIII, 35 XII, XVI, XVII, XX, XXVIII, XXIX,XXX, XXXI, XXXIII, XXXVII, XXXVIII, XLI, XLII, XLIII, XLIV, 35 XXXIII 15 35 27 12, 59 11 27 27 27 19 58, 59 XXXVII, XXXIX XX, XXXIV, XXXIX, XL, XLIII, XLV
STELLENREGISTER
27–33
27–43 28 29 30 30–33 30,2f 30,6 31 31,8–10 32 33 33,2 33,4 34 34–36
34,1,9 34,2,70 34,2,76 34,3,15–20 34,3,55 34,4,12f 34,4,22 34,4,23 34,4,55 34,5,5 34,5,13 34,5,17 34,5,31 34,6,6 34,6,9 34,6,46 34,7,29 34,7,33 35 35,2,22f 35,3,9–11 35,3,50 35,9,14 36 36,1,6f
XVII, XXIX, XXX, XXXIV, XXXV, XXXVII, XXXVIII, XL, XLII XL, XLII, XLIV, XLV XX, XXIV XX XX XXV, XXXIV, XXXVI XXXVII XXXVII XX XXXVII XX XX XXXVII 19 IX, XVI, XX, XXII, XXIII, XXV XVII, XXIII, XXIII, XXV, XXXVI, XXXVII, XXXVIII, XLIX, XLII 11 23 31 70 73 3 30 30 30 73 73 27 16 23 23 23 30 23 XVI, XX, XXII, XXIII, XXV, XLIII 3 14 61 5 IX, XVI, XX, XXII, XXIII, XXV, XLIII 14
36,1,25f 36,1,49 36,1,53 36,1,62f 36,2,11 36,2,36 36,3,20 36,4,7 37 37–39 37–40 37–43 37–44a 37–48 37,1 37,2f 37,7 38 38,2f 38,16 38,42–44 39 39,22 40 40–41 40–42 40,2 40,2,5–12 40,2,18 40,3,5 40,7,5f 40,7,7 40,9,5 40,9,8–17 40,11,4 41 41–43 41,1,12 41,2,1 41,2,2f 41,2,8 41,2,25 41,3,1 41,3,6 41,3,11 41,3,18
95 14 14 14 14 6, 31 30 23 58, 59 XXI, XXV, XXXIV, XXXVI XVII, XXXVII XXXIV XXXV, XXXVIII, XLII XXIX, XXX, XXXIV XXIX XXXVII XXV 25 XXI, XXV, XXXIV 83 10 83 XXI, XXXIV 23 IX, XV, XXI, XXIII, XXXIV, XXXVI XVII, XXXVI XXIII, XXXIV, XXXVII 70 70 26 62 XLIX XLIX 16 12 XVI IX, XIII, XVI, XXI, XXIII, XXXIV, XXXVI, XLIX XXIX, XXX 58 25 8 XLIX 4, 19, 28, 49 49 76 21 11
96 41,3,20 41,3,26 41,3,28 41,3,36 41,5,25 41,7,2–8 41,7,16 41,7,18 41,7,49–57 41,8,4 41,8,10 41,8,35 41,8,38 41,9,5 42
42–44 42–58 42,1,2 42,2,1–10 42,3,41 42,4,1 42,4,1–10 42,4,5 42,4,8 42,4,9 42,4,17 42,6,8 42,6,12 42,6,23 42,6,32 42,6,43 42,6,45 42,6,49 42,6,53 42,7,13 43 43,12 44 44a
44b
M. HEIMGARTNER
10, 14 31 14 14 31 14 23 24 14 23 24 6 31 46, 48, 70 IX, XIII, XV, XVI, XXI, XXIII, XXV, XXXIV, XXXVI, 14 XVII IX, XVII 18 83 49 44, 45 45 51 51 51 45 14 10 14 14 6 6 6 14 24 XVI, XXI, XXXIV, XXXV, XXXVI, XXXVII 25 XVII, XXI XVII, XXIX, XXVIII, XXX, XXXI, XXXII, XXXIV, XXXV, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLII, XLIII, XLIV XVI, XVII, XXIX, XXVIII, XXIX, XXX, XXXI, XXXII,
44b–48
44,10 45 45–48 46 46–48 46,4 47 47,22 47,35 48 48,8 48,9 49 49–51
49–51 50 50,21 51
51,8 52 52–58
53 53,1–4 53,4 54 54,5 55 55,7–10 55,10 56 57 58 58,5
XXXIII, XXXVII, XXXVIII, XLI, XLIV, XLV XXX, XXXII, XXXIII, XXXVII, XXXVIII, XXXIX, XL, XLI, XLII, XLIV XXIV XVI, XXI, XXXIII XVII XXI XXXIII 80 XIV, XV, XXI 38 24 XXI, XXIV, XXXIX, XLI 76, 80 83 XXI, XXII, XXIII, XXIV, XXXVII XVII, XXII, XXIII, XXIV, XXXIII, XXXVI, XXXIX, XL, XLI, XLII, XLIV XXXVIII IX, XVI, XVIII, XXI, XXII, XXIII, XXIV, XXXVII XVIII XII, XVI, XVIII, XXII, XXIV, XXVII, XXVIII, XXXVII, XLI, XLIII, 35 83 XXII, XXIV, XXVI XXXIX, XLIV XVII, XXIX, XXX, XXXII, XXXIII, XXXVII, XXXVIII, XL, XLI, XLII, XLIV, XLV XXII XXXIII XXXIII XXII, XXXII 83 XXII, XXXIII XXXIII XXXIII XVI, XXII, XXXIII XXII, XXXII XXII, XXVI, XXXIX 67
97
STELLENREGISTER
Timotheos I. Rechtsbuch Edition: SACHAU, Rechtsbücher, Bd. 2 zitiert nach Seiten bei SACHAU 59 82
C)
CHRISTLICHE AUTOREN DER RÖMISCH-BYZANTINISCHEN WELT
Cyprian von Karthago Briefe Edition: DIERKS, CChr.SL 3B–3E 64 22, 36 70 22, 36 70–74 36 71 22, 36 74 36 74,1,2 36 Euseb von Caesarea (Eus) Kirchengeschichte (HE) 7,2–5 36 Gregor von Nazianz (Greg Naz) Orationes (or) D)
Timotheos II. De septem ecclesiae sacramentis Edition: ASSEMANI, BOCV 3/1 zitiert nach Seiten bei ASSEMANI 6 65
or 38/40: MORESCHINI/GALLAY, SC 358 38,7 5 40,8 28 Gregor von Nazianz (Greg Naz) Briefe (ep) Epistulae (ep) Edition: GALLAY/ JOURJON; SC 208 101,21 10 101,48 23 Johannes Philoponos Kategorienkommentar Edition: BUSSE, CAG 13/1 32,7–26 55
NICHTCHRISTLICHE AUTOREN DER RÖMISCH-GRIECHISCHEN ANTIKE
Ammonios Kategorienkommentar Edition: Busse, CAG 4/4 29,5–17 55 Aristoteles (Arist) Kategorien (Kat) Edition: MINIO-PALUELLO, Categoriae 4 2a,1f 54 5 3b,30 44 5 3b,33–4a,9 3 5 4a,15 44 5 4a,19f 44 5 4a,32 44 6 4b,20–5a,14 55 6 5a,2 55 6 5b,15–6a,9 44
6 6a,3
44
Aristoteles (Arist) Hermeneutik (Herm) Edition: MINIO-PALUELLO, Categoriae 7–12 44 7 17b,28f 44 7 18a,2f 44 9 18b,21 44 Aristoteles (Arist) Analytiken (An) Edition: ROSS, Analytica 2 An 2,1 XIII 2 An 2,1 89b,24f 43 2 An 2,12 80 2 An 2,16 80 2 An 2,17 80
98
M. HEIMGARTNER
Aristoteles (Arist) Metaphysik (Met) Edition: JAEGER, Metaphysica Δ 30 (1025a,19f) 44
Platon Symposium (Symp) Edition: BURNET, SCBO 210d
Aristoteles (Arist) Physik (Phys) II,3 (194b,16–35) II,3 (195a,3) IV,3 (210a,14–24)
Porphyrios Isagoge Edition: BUSSE, CAG 4/1 Porph Is 10,12f 45 Porph Is 12,20–22 31 Porph Is 12,21f 31
53 53 55
David Isagogekommentar Edition: BUSSE, CAG 18/2 David 1,14f 43 David 1,15 53 Galen De causis procatarcticis Edition: BADONG, CMG.S 2 6,55–67 53 7,68–72 53 76–81 53 E)
Simplicius Physikkommentar Edition: DIELS, CAG 9 315,15–18 (zu 194b,29) 316,8–14 (zu 194b32) 316,22–26 (zu 195a,3) 317,23–25 (zu 195a,3) 318,18–20 (zu 195a,3)
5
53 53 53 53 53
SYNODENSAMMLUNGEN UND ANONYME RECHTSSAMMLUNGEN
Synode von Laodizea Editionen: SCHULTHESS, Kanones / VÖÖBUS, Synodicon (zitiert nach Seiten der Editionen) – / 7f 23 7/ 8 25 8 / 10 26
Synode von Konstantinopel Edition: Bruns, Canones, Bd. 1 / Mansi, Collectio, Bd. 3 Kanon 7 25
Marūthā von Maipherkat 73 Kanones Edition: VÖÖBUS, Canons, Übersetzung: BRAUN, Synodo (zitiert nach Seiten der Edition resp. Übersetzung) – / 68 (Nizäa, Kanon 8) 25 40 / 15–18 23
Synodicon Orientale Edition: CHABOT, Synodicon; Übersetzung: BRAUN, Synhados Aba I., Kanon 13 XXVII Ezechiel, Kanon 24 XXVII Joseph, Kanon 3 XXVII Joseph, Kanon 5 XXVII
Synode von Karthago im Jahr 256 (Sententiae LXXXVII episcoporum) Edition: VON SODEN, Sententiae 2, 36
Westsyrisches Synodicon Edition: VÖÖBUS, Synodicon (zitiert nach Seiten der Edition von Vööbus) 64f 22 183–185 22
Synode von Nizäa Edition: SCHULTHESS, Kanones Kanon 15 XXVII
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS Es werden nur Namensnennungen von Personen, Orten (Städte, Gebiete, Länder), Sprachen, Häretikergruppen, Philosophenschulen u. ä. sowie deren Derivate (etwa »Aristoteliker«, »aristotelisch«) verzeichnet. Nicht berücksichtigt sind Stellen, wo »der Täufer«, »die Jungfrau«, »der Apostel«, »der Evangelist« etc. aufgrund des Kontextes eindeutig identifizierbar sind. Aufgeführt werden jedoch die Bezeichnungen »Königsstadt« (für Bagdad resp. Konstantinopel) und »Katholikatsstädte« (für Seleukeia-Ktesiphon). Angehörige von Gruppen und Bewohner von Städten und Gebieten (Ländern) werden in der Regel unter der Pluralform aufgeführt (also »der Grieche« unter »Griechen«). Nicht berücksichtigt sind ferner »Gott«, »Herr«, »Christus«, »Jesus«, »heiliger Geist«, die passim begegnen. Für genauere Angaben hiezu verweise ich auf die geplante Lemmatisierung in GREgORI (www.gregoriproject.com). Aufgeführt sind alle Stellen in der Disputation (disp) und den Briefen (ep) des Timotheos (mit deren Überschriften [tit], Adressen [inscr] und Unterschriften [subscr]) sowie der Apologie des Nestorius von Bēt Nuhadrān (Nest Ap) und dem nach ep 1 folgenden Cento (Cto). Aaron ep 14,43 Ābā (I., der Grosse; Patriarch) ep 47,33.35; 50,6.22.23.24; 53,6 Ābā (Kirchenmann) ep 18,9 Ābā (Aufrührer) ep 11,16; 45,2.4.5 ‘Abdalāhā (Kirchenmann) ep 19,24; 31,1.11; 32,1 ‘Abdīšō‘ (Bischof von Kepar Zamrē) Nest Ap 23 ‘Abdīšō‘ (Bischof von Margā) Nest Ap 23 Abel ep 2,7,24.26; 2,9,11.12.13.14.15.17.21 Abiram ep 2,9,21 Abraham (Erzvater) disp 6,12; 10,46.48; 15,12; ep 2,9,21; 26,37.41; 34,2,24; 34,4,56; 34,7,29; 35,8,16; 36,2,32; 36,4,17; 40,8,6; 40,9,15.16; 41,3,11. 17; 41,7,26; 41,8,35; Nest Ap 5 Abraham (Bischof von Gāi) ep 3,2.15 Abraham (der Übersetzer) ep 9,59; 14,43. 49; tit 15; 20,6; inscr 42; tit 49; 49,3 Abraham (Mönch) ep 50,1 Abū Nūḥ ep 43,1 Adam (siehe auch Neuer Adam und Zweiter Adam) disp 2,10.11; 6,7.13.14; 9,68. 69.70.73.74; 13,23; 16,46; 17,25; ep 1,1,8; 2,5,5.7; 2,9,21; 9,34.35; 34,2,1.2.3.4. 5.6.7.8.9; 34,3,42; 34,4,18.53; 34,6,45;
34,7,29; 35,3,8.10; 35,4,1.6.7.12.17; 35,5,23.24.26.27.63.65.66; 35,6,12.18. 19.26; 35,9,2; 36,1,21.45.46.50.51.52. 53.54.55; 36,2,25.32; 40,7,12; 40,8,6; 41,1,17; 41,3,26; 41,6,35; 41,7,57; 41,8,25; 42,6,37.38.43.45 Adiabenite (auch aus der Adiabene) ep 35,8,4.7 Ādōršābūr (Bischof von Gāi) ep 21,13; 22,20; 54,1 Afrika ep 1,7,1 Afrikaner ep 1,7,3 Ägypten disp 9,107.108; 10,29; 21,8.15; ep 2,11.15.19.20.23.24.25.26; 22,17 Ägypter disp 21,8; ep 2,9,21; 14,46; 20,1; 38,22; 39,10; 41,10,10 Ahasveros disp 8,26 Ahaz disp 19,16 Alāhāzakā (Mönch) ep 44,19 Alexander (der Grosse) ep 35,6,6 Alexander (von Aphrodisias) ep 19,20 Alexandrien Cto 13 Alexandriner ep 36,2,21; 38,22; 39,9.25; 41,2,8 ‘Alī (Sohn von Kalif al-Mahdī) disp 21,13 Ambrosius (von Mailand) ep 19,20; 39,36; 41,10,8
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Amīd ep 41,11,5.6 Ammoniter disp 10,51 Amphilochios ep 1,8,16.21; 19,20; 41,10,8; 42,7,13 Antiochien ep 51,13 Apollinaris ep 1,6,9; 19,20; 38,7; 39,42.43; 41,3,19; 41,7,9.11.18.29.38.41.43.44.46. 47.48; 41,10,18; 42,5,2.3.6.10.12.17.20. 23.25.43; 42,7,9.10.11.12.13 Apollinaristen (auch Apollinarier) ep 42,5,17. 19.23.28; 42,6,61 Apollo (1 Kor 3,5) ep 9,56 Aprem (Metropolit von Elam) ep 13,31; 47,34; tit 50; inscr 50; subscr 50 Aquila ep 47,5.13 Araber disp subscr; Nest Ap inscr Arabisch (Sprache; auch Sprache der Araber; siehe auch Ismaelisch) ep 43,1.2; 47,17; 48,10 Arbēl ep 50,25 Ardašīr (Sassanidenkönig) ep 35,5,41 Arianer ep 1,8,16.22.23; 19,21; 38,4.26. 37; 39,24.51; 41,7,32.37; 41,10,13.14; 42,5,18.19.30; 42,6,10.32.57.61 Arianisch ep 39,24; 41,2,10 Aristoteles ep 40,2,1.12; 42,2,10; 42,3,8. 15.21.22.23.24.25.26.27.28.29.34.38; 43,1.10 Aristoteliker ep 42,3,9.10.13.15.16.19.20 Aristotelisch ep 40,3,6 Arius ep 1,6,9; 34,5,17.18; 36,2,21; 38,26. 28.29; 39,1.2.3.4.9.24.42.43; 41,2,8; 41,7,18 Arzūn ep 50,44; 57,2.4 Assur ep 41,8,16 Athanas (von Balad) ep 16,11; 22,16; 33,5; 37,7; 38,36; 43,8.12; 48,4.10 Athanasius (von Alexandrien) ep 19,21. 23; 34,1,10; 39,36.50; 41,3,19; 41,7,29. 42.43.46.47.48; 41,10,4.8.20; 42,5,12. 39.40.41.44; 42,7,1.2.8.9.11.12 Athenisch ep 9,63 Atōr ep 57,4; Nest Ap 23 Atōräer ep 5,12 Attikos (Patriarch von Konstantinopel) ep 41,10,20 Attisch ep 9,63 ‘Āun (Gläubiger) ep 21,16; 22,14
Bābāi (Kirchenmann) ep 13,14.15.17; 23,1 Bābāi (Klostervorsteher [=Bābāi von Persien?]) ep 48,11; 52,2 Bābāi (von Persien [= Bābāi der Klostervorsteher?]) ep 58,3 Bābāi: siehe auch Herberge des Bābāi Bābegāš: siehe Bēt Begaš Babel/Babylon disp 8,31; ep 41,8,16; 47,26 Babylonier disp 8,28.31 Bagdad: siehe Königsstadt/Stadt des Königtums Balad ep 47,31; Nest Ap 23 Bar Dāiṣan ep 19,18 Bar Maryām (Schreiber) ep 21,9 Barsāhadē (Bischof von Hōrmīzd Ardašīr) ep 56 tit; 56 inscr Baruch ep 47,24 Basilius ep 1,8,16; 9,7.8.9.10.13.14.15.17. 22.23.24.25.29; 14,77; 38,14.16; 41,10,8; 42,5,39.40.41.44; 42,7,1.3.4.5.6.8.9.11. 12 Baṣra ep 8,34; 13,10.14.15; 30,2; 31,7; 34 tit; 34 inscr; 44,13; 50,11 Bēlāpāṭ: siehe Bēt Lāpāṭ Benjamin (Bischof von Balad) Nest Ap 23 Berīk Bārōyēh (Bischof von Kaškar) ep 46,1; 50,37 Bēt ‘Ābē: siehe unter Klöster Bēt Begaš (auch Bābegāš) ep 8,37; 17,21; 51,12 Bēt Būrē ep 17,17 Bēt Dārāyē ep 50,41 Bēt Dīlōmāyē ep 47,31 Bēt Hūzāyē (= Elam; siehe auch dort) ep 54,12 Bēt Lāpāṭ (auch Bēlāpāṭ) ep 6 tit; 7,3; 10 inscr; 10,4; 12,6; 45,5; 47,3; 50 inscr; 50,25 Bet (Mār) Mattai: siehe unter Klöster Bēt Nūhadrān (auch Leute von Nūhadrān) ep 28,3.5; 44,10; 47,31; 51 tit; Nest Ap inscr; Nest Ap 1 Bēt Qālē Nest Ap 23 Bēt Tūptāyē (= Tibet) ep 41,8,16; 47,31 Bēt Turkāyē (= Turkestan) ep 41,8,16; 47,31 Bet Hindūyē (siehe auch Indien) ep 41,8,16 Bet Sīnāyē (siehe auch China) ep 41,8,16 Bīrō (Archidiakon) ep 50,46
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS
Bōktīšō‘ ep 2 tit; 2 inscr; 2 subscr; 3,8; 45 tit; 45 inscr Caesarea ep 47,33 Chalkedon Nest Ap 7 Chalkedonenser ep 1,4,5; 1,6,16; 43,7; Cto 11 China (siehe auch Bet Sīnāyē) ep 13,10.40 Christen disp 8,1; 13,41.45; 14,12; 16,21; 18,37.38; ep 1,3,1.3; 4,4; 22,9; 26,1.2; 35,2,1; 41,10,4.5; 47,20; 56,3 (vgl. auch Nichtchristen) Christenheit/Christentum disp tit; ep 1,2,3; 4,4.6.7; 12,12.18; 21,22; 25,14; 26,10. 34.35.38; 41,10,7; 41,11,11; 47,16; 50,28. 29; Nest Ap 22 Christlich ep 41,10,3.5; 56,4 Chrysostomus: siehe Johannes Chrysostomus Clemens (Bischof von Rom) ep 1,7,1.3; 9,5.7; 12,11 Cyprian (Bischof von Karthago) ep 1,7,1.3; Cto 13 Cyprian (von Arzūn) ep 54,9; 57,2 Dādīšō‘ (Patriarch) ep 21,9 Dādīšō‘ (wohl Mönch) ep 8,31 Damaskus ep 3,8; 13,38; 47,21; Nest Ap 23 Daniel (Prophet) disp 8,36; 8,47; 9,31; 19,42; ep 34,7,29; 35,3,12.13; 36,1,33 Daniel (Bischof von Bēt Dārāyē) ep 50,41 Dareios disp 8,26.28.30.31 Dāsen ep 47,31 Datan ep 2,9,21 David (König) disp 4,25.28.31; 7,47; 9,27; 10,62; 12,4.6.7.9.10; 13,32; 16,74.80.82; 18,29.33.52; 19,9.10.12.14.15.32.34; 21,9; ep 2,6,17; 2,11,10; 11,7; 26,37; 34,2,24.27.40.42; 34,3,50; 34,4,15; 34,5,13; 34,6,18.19; 35,3,12.43.44. 46.47; 36,1,22.61; 36,2,1.8.15.19; 40,7,4; 40,8,25; 41,6,10; 41,7,26; 47,23; Nest Ap 5 David (Bischof von Ḥenīta und Ḥebtōn) Nest Ap 23 Davididen ep 36,2,17 Diodor ep 9,7.8.9.10.11.12.13.14.15.17.19. 21.22.24.25.27.28.29; 14,77; 34,5,17;
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41,10,8; 41,11,14; 42,5,1.2.4.7.8.9.19. 20.23.26.38.39.40.41.42.43.44; 42,7,1.3.4.5.6.11.12.13.15 Dionysios (= Pseudodionysios Areopagita) ep 16,11; 33,5; 37,7; 43,12 Dionysios (Patriarch von Alexandrien) Cto 13 Dūraq (siehe auch Sūraq) ep 53,5.6.7; 55,9; 56,7 Eden ep 26,35.39; 58,3 Edomiter disp 10,47.49 Elam (siehe auch Bēt Hūzāyē) disp 8,26. 27.30.33.35.38; ep 3 inscr; 3,20; 4 inscr; 5 tit; 5 inscr; 6 inscr; 6,16; 7 inscr; 8 inscr; 11 inscr; 12 inscr; 13 inscr; 13,36; 21 inscr; 22 inscr; 23,10; 24 inscr; 25 inscr; 46 inscr; 47 inscr; 48 inscr; 49,5; 50 tit; 50 inscr; 50,11. 12.14; 50 subscr; 52 inscr; 52,1.2; 53 inscr; 54 inscr; 54,11; 55 inscr; 57 inscr; 58 inscr Elamiter disp 8,35.36.37.41; ep 4 tit; 5,4; 10 tit; 11,1.13; 12 tit; 12,6; 13,1; 52,11 Eleazar ep 22,10 Eli ep 31,4 Elia (Prophet) disp 9,104; 13,7.14.15.22.23; 21,9; ep 2,5,7; 14,43; 34,2,43.61.66; 34,6,27 Elia Bar Parrūkzād (auch nur Elia) ep 16,12; 44,1.6 Elisa disp 21,9; ep 1,8,1; 14,43; 34,2,43. 61.66 Elisabeth disp 13,10 Emanuel (Bischof von Ṣūšterīn) ep 56,1 Ephektiker (siehe auch Skeptiker) ep 42,3,9. 26 Ephesos ep 39,14 Esau disp 10,47; ep 2,9,21 Esra ep 47,3.26 Esther ep 47,3 Eunomianer ep 39,24; 42,5,18.19; 42,6,10. 32.61 Eunomius ep 1,6,9; 39,24.42.43 Euseb (von Caesarea) ep 3,25; 13,31; 47,12. 33 Eusebios (wohl Mönch) ep 8,31 Eustathios ep 19,20; 39,51
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Eutyches ep 41,8,23 Eva disp 2,11; ep 34,4,53 Ezechiel (Prophet) ep 34,7,29; 40,8,6; 41,1,5 Ezechiel (Kirchenmann) ep 13,25 Flavian ep 9,27.28; 19,20 Gabriel (Engel) disp 6,17; 13,2.9.10; 19,41; ep 9,38 Gabriel (Bischof von Arzūn) ep 50,44 Gabriel (Kämmerer) ep 3,8; 13,23; 21,16. 22; 22,3.11.14.21; 24,7; 47,2.3.14.21; 53,4; 54,10; 57,4 Gabriel (von Bēt Qālē) Nest Ap 23 Gad Ḥapar ep 47,21 Gāi ep 3,2.8.10.12.14.15.18.19.20.21; 21,13; 22,20; 54,1.8 Galater (auch Leute in Galatien) ep 35,5,48.51 Galatien Nest Ap 6 Gangra ep 36,4,19 Gāukāi ep 22,13; Nest Ap 23 Georg (Kirchenmann) ep 21,14; 23,9 Goliath ep 34,4,15 Gregor (Bischof von Zābē) ep 50,39; Nest Ap 23 Gregor (von Nazianz) ep 1,8,5; 17,30; 18,9; 20,8; 21,19; 22,16; 36,4,17; 38,1; 39,10.11.28.30.39; 41,3,20; 42,2,1.2.10; 42,5,1.7.12.17.19.20.26.38.39; 42,6,1.5. 13.57.58; 42,7,12.13.14.15; 43,8 (siehe auch gleich folgend die drei Gregors) Gregor (von Nyssa) ep 3,25; 13,33; 39,50; 42,7,13 (siehe auch gleich folgend die drei Gregors) Gregor der Wundertäter ep 9,7 (siehe auch gleich folgend die drei Gregors) die drei Gregors / die Gregors (= von Nazianz, von Nyssa, Thaumaturg) ep 14,77; 41,10,8 Griechen disp 19,23; ep 26,42; 36,1,34; 36,2,2; 42,6,13.14; 48,10; 50,6 Griechisch (Sprache, Text) ep 19,4; 24,7; 41,7,14; 43,2.8; 47,9.10; 48,10; Cto 18 Grosses Kloster: siehe unter Klöster Gūrgān ep 47,31 Ḥabbībā (Metropolit von Rāi) ep 21,4 Hagar ep 34,2,24
Ham ep 1,4,7 Ḥannānā (Nonne) ep 7,3.5 Harēw ep 22,13; 25,8.18 Hārūn disp 19,4.8.23.27; 21,13 Hebräer disp 13,35; ep 2,9,21; 34,3,54; 34,8,2; 36,2,9.10; 47,23.26.27.28 Hebräisch (Sprache; Text) ep 36,1,8.25; 47,22 Ḥebtōn Nest Ap 23 Ḥedattā ep 1 inscr; 1 subscr; 21,1.4; 22,10; Cto 2.9.10 Ḥenānā (der Adiabenite; aus der Adiabene) ep 35,8,4.7.9 Ḥenānīšō‘ (I., der Grosse, Patriarch) ep 1,8,8. 23 Ḥenānīšō‘ (II.; Patriarch) ep 50,7.8 Ḥenānīšō‘ (Kirchenmann) ep 5,12; 6,10; 13,27 (unsichere Identität) Ḥenānīšō‘ (von Ninive) ep 22,13 Ḥenānīšō‘ (von Sarbāzyā) ep 13,5 Ḥenīta Nest Ap 23 Henoch disp 9,104; ep 2,5,7; 34,2,43 Herakles ep 17,7 Herberge des Bābāi ep 21,17; 22,14 Herodes ep 2,11,9; 40,1,5 Ḥesnā ‘Ebrāyā ep 27,1 Himmlisches Jerusalem ep 14,47 Hiob disp 16,95; ep 34,7,11 Hiob (der Chalkedonenser) ep 43,7 Hippolyt (von Rom) ep 41,10,8 Ḥīrtā ep 27,2; 50,38 Homer ep 32,2 Horeb disp 13,6 Hōrmīzd Ardašīr (auch Hōrmšīr) 48,11; 53,5.6; 55,2.4; 56 inscr; 56,5 Hosea disp 18,52; ep 2,11,10 Huballat ep 13,10.14.15.17.21; 34 tit; 34 inscr Ḥulwān ep 21,5 Ḥūmānšāh (Kirchenmann) ep 5,11 (hier Schreibweise Kūmānšāh); 6,15; 7,9; 11,9; 13,37; 30,2; 31,7 Ignatios (von Antiochien) 9,65 Ikonion ep 1,8,16; 42,7,13 Inder ep 58,8 Indien (siehe auch Bet Hindūyē) ep 13,10
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS
Isaak disp 6,12; 10,47.48; 34,4,56; 34,7,29; 36,4,17; 40,9,15 Isai ep 34,3,28; 34,4,15; 36,1,31 Ismael disp 10,48.52; ep 34,2,24 Ismaelisch (Sprache; = Arabisch, siehe auch dort) ep 19,4 Ismaeliten disp 10,45.46.47.50.51.54; 13,65. 66.74 Īšō‘barnūn (Bischof von Ramhōrmīzd) ep 21,2; 22,1.9.10; 53,5; 54,9; 57,1.5 Īšō‘raḥmeh ep 6,10.14; 52,3 Īšō‘sabran (Kirchenmann) ep 5,12; 6,10. 13; 52,3 Īšō‘sabran (Kirchenmann; wohl vom vorhergehenden zu unterscheiden) ep 21,15.19; 22,14.15; 24,12 Īšō‘zekā (Bischof von Mādāi) ep 22,13 Īšō‘zekā (Kirchenmann) ep 29,1 Israel (siehe auch israelitisches Volk) disp 9,8; 10,29.30.44.45.49.52; 13,6.13; 15,9; 16,94; 19,16; ep 11,7; 34,4,15; 35,4,15; 47,21 Israeliten (siehe auch israelitisches Volk) disp 10,46.47.50.51.62; 21,8.9; ep 2,9,15; 20,1 Israelitisches Volk ep 34,4,56 Jafet ep 1,4,7 Jairus ep 34,2,51 Jakob (Erzvater) disp 6,12; 8,45; 10,47; 19,41; ep 34,3,28; 34,7,29; 35,3,12; 36,4,17 Jakob (von Dāsen) ep 47,31 Jakob (von Nisibis) ep 22,11 Jakob (Kirchenmann) ep 14,49 Jakobiten disp 20,3.8; Cto inscr; Cto 1.17 Jakobus ep 34,5,31 Jambres disp 21,15 Jannes disp 21,15 Jefunnes ep 12,8 Jeremia disp 9,30; 10,28; ep 47,24 Jericho ep 47,16 Jerobeam ep 2,9,21; 11,7 Jerusalem (siehe auch Himmlisches Jerusalem) disp 6,1; 8,47; ep 13,38; 47,19 Jesaja disp 4,31; 8,24; 9,29; 13,32; 16,91; 18,33; 19,16.17; ep 2,9,21; 34,3,59; 34,7,29; 40,7,19; 40,8,6; 41,6,23; 41,9,11
103
Joel (Prophet) disp 10,34 Joel (Bischof von Ḥīrtā) ep 50,38 Johannes (Täufer) disp 6,9; 8,49; 13,2.10. 17.23; ep 1,3,32; 2,9,21; 34,1,13; 35,6,10; 35,8,8; 36,2,31 Johannes (Jünger und Evangelist) disp 10,9; 13,9; ep 26,43; 34,1,10; 34,5,31; 34,8,5; 35,3,1; 41,3,1.2 Johannes Chrysostomus (auch nur Johannes) ep 20,1.3.4; 41,10,4.8.20; 42,5,39.40.41.44; 42,7,8.11.12; 49,1.3 Johannes (von Bēt Rabban) ep 9,29 Johannes (Boktīšō‘) ep 45 inscr Johannes (Bischof von Gāukāi) Nest Ap 23 Johannes (Bischof von Ḥedattā; Metropolit von Nisibis) ep 21,1; 22,10; 57,2; Nest Ap 23; Cto 10 Johannes (Bischof von Pērōz Ṣābūr) ep 50,40 Joksan disp 10,48 Jona (von Gad Ḥapar) ep 47,21 Jona (von Harēw) ep 25,8 Jona (Kirchenmann) ep 22,13 Jordan disp 6,9; 21,9; ep 34,2,24; 35,4,20; 36,2,31 Josef (Erzvater) disp 9,107.110; ep 2,11,12. 15.19.20.23.24.25; 34,4,43.48 Josef (Mann der Maria) ep 9,38; 26,24.25 Josia ep 2,9,21 Josua (Sohn des Jozadaq) ep 35,6,11 Josua (Sohn des Nun) disp 10,62; 21,9; ep 12,8; 22,10; 34,2,61.65 Jovinian (Kaiser) ep 41,3,19 Jozadaq ep 35,6,11 Juda disp 8,45; 10,29; ep 34,4,15 Judas ep 41,10,20 Judas Makkabäus ep 2,8,6 Juden disp 8,1.2.10.12; 9,49.50.51.53.54. 56.57.58.59.62.63.76.77.78.87.89.92.93. 94.113.117; 10,48; 13,40.41.42.43.45. 46.65.66.67.68.71.73; 19,25.26.28.30; ep 1,2,4; 2,11.12.16.17.19.20.23.24; 26,30; 34,2,27.34.35.39; 34,4,20; 35,5,7; 40,1,2.4.5; 40,7,11; 41,8,26; 47,16.19. 20; Nest Ap 6 (siehe ferner auch Neue Juden) Jüdisch ep 1,3,7; 1,7,5; 35,5,7; 36,1,18; 41,6,17; 41,8,13; 42,5,25.31
104
M. HEIMGARTNER
Judith ep 47,3 Julian (Kaiser) ep 9,25; 42,7,6 Julian (Häretiker) ep 27,2; 41,11,13; 42,6,34 Justin (Apologet) ep 41,10,8 Kain ep 2,7,25.26; 2,9,11.12.13.14.15.17 Kaleb (Sohn des Jefunnes) ep 12,8 Kanaan (Enkel Noahs) ep 2,9,21 Kanaanäer ep 34,2,24 Kandake (Königin) ep 6,7.8 Kappadokier ep 42,5,44; 42,7,5 Karkā (de Ledan) ep 13,1 Karkā de Bēt Slōk ep 50,25 Karthago ep 1,7,1 Kaškar ep 25,8; 50,11.37 Katharer ep 1,7,10 Katholikatsstädte (auch Städte; = Seleukeia und Ktesiphon) ep 44,18; 50 inscr; 50,11.12.14.17.25.26.27 Kepar Zamrē Nest Ap 23 Ketura disp 10,46.48 Kledonius ep 38,1.19; 39,10; 41,3,20; 41,7,2; 42,6,12.15 Klöster: Bēt ‘Ābē ep 30,8; 47,31 Bēt Rabban (= Schule von Nisibis) ep 9,29 des Cyprian ep 49,3 Dabnōg (in Bēlāpāṭ) ep 7,3 Grosses Kloster ep 21,3; 22,6; 46,8 Mār Gabriel (auch Mār Abraham) ep 6,14; 8,35; 13,25; 14,102; 15 tit; 42 tit; 42 inscr; 49 tit Mār Jona (bei Mossul) ep 8,36; 18,12 Mār Mārōn: 41 tit; 41 inscr Mār Mattai ep 16,12; 33,5; 39,50; 43,6 Mār Pētīōn ep 8,33 Mār Yōzādaq Nest Ap 1 Mār Zīnā ep 19,19 Neues Kloster (bei Bēlāpāṭ) ep 3,14; 13,41 von Qaṭā ep 8,25 des Ṣlībā ep 16,10 Kōkē ep 50,28 Kolosser ep 36,2,9.12 Königsstadt/Stadt des Königtums (= Bagdad) ep 3,6.8; 4 inscr; 6,10; 10 inscr; 12 inscr;
13,7.10.13.21; 25,5.6.13; 35,2,21.22; 41 inscr; 42,2,7; 46 inscr; Königsstadt/Kaiserstadt (= Konstantinopel): ep 41,7,18 Konstantin (der Grosse) ep 41,10,3.4 Konstantinopel (siehe auch Königsstadt/ Kaiserstadt) disp 19,23; ep 41,7,18 Konstantius (Kaiser) ep 41,10,3 Korach ep 2,9,21 Korinther ep 34,3,54; 34,5,36; 35,5,52 Kōsrāw (Kirchenmann) ep 31,3 Ktesiphon: siehe Seleukeia und Ktesiphon und Katholikatsstädte Kūmānšāh: siehe Ḥūmānšāh Kyriakos (von Bēt ‘Ābē) ep 47,31 Kyrill ep 38,22; 39,10.13.19.20.24.25.29. 33.35; 41,10.10.12.14.18.20; 41,11,14; 42,5,42.44; 42,6,34; 42,7,12 Kyrillianer ep 1 tit; 1 subscr; Cto 2 Kyros disp 8,26.31 Laodizea ep 1,7,1.3.11; 41,3,19; 41,7,9 Lazarus ep 34,2,52 Levi ep 35,8,16; 41,3,17 Libanius ep 42,7,9.11 Lukas disp 10,9; ep 14,43; 26,43; 35,8,7; 39,7 Lybien ep 41,2,8 Mādāi ep 22,13 Magier disp 16,21; ep 4,4.6; 9,52; 41,10,5 Mahdī/al-Mahdī disp tit; disp subscr Maipharkat ep 41,11,4 Māišan (auch Leute von Māišan) ep 25,1. 6.7.8.9.11 Makedonios ep 1,6,9; 41,7,18 Makkabäer ep 34,3,64; 35,6,11 Makkabäus: siehe Judas Makkabäus Makrina ep 39,50 Maleachi disp 13,2.5 Mani ep 1,3,7; 36,3,8; 41,8,23 Manichäer ep 2,3,22; 26,32; 35,6,26; 35,7,10; 36,1,28; 41,8,22; 42,5,11.13.29; Nest Ap 6.8 manichäisch ep 41,6,17 Mara ep 1,8,1 Māranzekā (Bischof von Bēt Nūhadrān [= Bischof von Ninive?]) ep 51 tit; 51 inscr
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS
Māranzekā (Bischof von Ninive) ep 26 tit; 26 inscr; Cto 11 Mardānšāh ep 5,14; 6,17; 7,8; 11,15; 13,36; 44,19 Margā ep 20,6; 28,2.3.5; 49,3; Nest Ap 23 Maria disp 2,7.8.11.12; 3,1.2.3.9.20.25.26; 6,17.24.33; 11,14.16.18; 20,4; ep 1,3,11; 26,24.25.26; 34,2,52; 34,6,39; 35,3,12; 36,1.48.55.56.61 (zu 36,1,57 siehe oben S. 87); 41,3,13.14.16.17; 41,6,2.3. 7.9.10.14.18.20.21; 41,7,16.22.24.26; 41,8,10; 41,11,17; Nest Ap 5 Markell (von Ankyra) ep 1,3,7; 39,10.22. 40; 42,5,30 Markianiten Cto inscr; Cto 1 Markion ep 1,3,7; 41,8,23 Markioniten 26,32; 35,7,10; 36,1,28; 42,5,29; Nest Ap 6 Markus disp 10,9; ep 14,43; 26,43 Martha ep 34,2,52 Marutha (von Maipharkat) ep 41,11,4.5 Masabadān ep 25,17 Matthäus disp 10,9; ep 26,43 Meder disp 8,26.27.28.30.33.35.36.37.38.41 Medien disp 8,30 Meletius ep 41,10,20; 42,7,13 Melkiten disp 20,3.8; ep 1,4,7; 1,7,2.16; 1,8,23; 26,9; 48,10 Mesallianer ep 9,27; Nest Ap 8 Messalianismus ep 50,21; Nest Ap inscr Methodius ep 41,10,8 Michael (Verwandter des Kämmerers Gabriel) ep 22,21 Midianiterin ep 2,9,15 Moabiter disp 10,51 Mohammed disp 7,2.15.24.25.26.27.28.29. 30.31.32.33.34.35.36.38.40.42.46.47.48. 49; 8,1.3.9.12.13.39.40.43; 10,26.45.55. 57.58.59; 13,1.26.64; 14,11; 15,1.2.4.5. 6.7.9.12.17; 16,77; disp subscr Mose disp 6,12; 10.33.43.44.45.49.52.55. 57.58.59.60.61.62; 13,6; 14,10; 15,9; 16,77. 91.94; 19,9; 21,8.15; ep 1,8,1; 2,9,21; 9,34; 12,8; 13,2; 14,43; 26,43; 34,2,21. 22.43.61.62; 34,7,29; 34,8,2; 35,4,6.7; 36,2,32; 40,7,3.6.8; 40,8,6 Mose (Bischof von Tāimānā) Nest Ap 23 Mose (Kirchenmann) ep 3,8
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Mossul ep 42 tit Mūsā (Sohn von Kalif al-Mahdī) disp 19,4. 8; 21,13 Muslime (siehe auch Neue Juden) disp 10,48; 14,11; ep 41,10,5 Naǧrān ep 27,2; 41,11,13 Narsai ep 35,8,11; 47,34; 54,11 Naṣr ep 35 tit; 35 inscr; 36 tit; 36 inscr; 36 subscr; 37,2 Nazaräer ep 47,21 Nebat ep 2,9,21 Nebukadnezar disp 8,37 Nemesios (von Emesa) ep 43,11 Neocaesarea ep 9,6.7; 12,13 Nestorius (Bischof von Konstantinopel) ep 9,17; 14,77; 34,5,1; 35,8,1; 38,22.30; 39,1.4.5.9.13.14.17.20.21.22.23.25.28. 29.30.34.35.39; 41,10,4.7.8.9.11.12.18. 19.20.22; 41,11,14; 42,6,34 Nestorius (Bischof von Bēt Nuhadrān) ep 44,10; Nest Ap inscr; Nest Ap 1 Nestorius (Metropolit von Ātōr) ep 13,38; 17,18; Nest Ap 23 Nestorius (von Rādān) ep 47,31 Nestorius der Finstere ep 57,2 Neue Juden (= Muslime) ep 24,9; 26,30; 40,1,5; Nest Ap 6 Neuer Adam ep 42,6,35.36.41.43.45.46.52 Neues Kloster: siehe unter Klöster Nichtchristen ep 1,3,1.2 Nimrod ep 26,41 Ninive ep 22,13; 26 tit; 26 inscr; 28,10; 49 tit; Cto 11 nisibenisch ep 47,2 Nisibis (siehe auch Ṣōbā) ep 21,20; 22,1; 51 tit; 54,9; 57,2.4.5; Nest Ap 23 Nisibiten ep 54,9; 57,3 Nizäa ep 36,4,19.20; 41,7,18 Noah disp 6,12; ep 2,9,21; 40,8,6; 53,1 Novatianer ep 1,7,10.11 Novatus ep 1,7,10; 9,49 Nūhadrān: siehe Bēt Nūhadrān Nun disp 10,62; 21,9; ep 12,8; 22,10; 34,2,61.65 Nyssa ep 3,25; 13,33; 39,50; 42,7,13 Olympias (Nonne) ep 20,6; 49,1
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M. HEIMGARTNER
Olympiodor ep 19,20 Origenes ep 2,3,22; 3,25; 13,31; 47,12.33
Qayūmā (Patriarch) ep 41,11,4 Quartadezimaner ep 1,7,11
Pabak ep 35,5,41 Palästina ep 14,46 Pamphilus ep 47,12 Pāpā (Katholikos) ep 21,9.10 Paul (von Samosata) ep 1,3,7; 34,1,7; 38,26.28.29; 39,10.21.22.40; Nest Ap 6 Paul (von Zypern) 22,16; 38,36; 43,8 Paulus (Apostel) ep 1,1,10; 1,3,32; 4,5; 9,2.3.5.56.63; 12,2.11; 14,43; 26,28.35. 43; 34,1,1; 34,2,21.75.79; 34,3,54; 34,5,9. 14; 34,8,2; 35,5,48.63; 35,9,14; 36,2,9. 17.33.35; 39,7.8; 41,1,18; 41,3,1.10; 41,6,8.10.27.33; 41,7,18; 41,9,7; 42,7,5 Paulus (Kirchenmann) ep 22,13 Pērōz Ṣābūr ep 50,40 Perser disp 8,26.27.30.33.35.36.37; 15,13. 14; ep 13,14.15; 26,42; 41,11,8 Persien disp 8,35; ep 41,8,16; 47,35; 58,3 Pētīōn (Lehrer in Mossul) ep 8,28.30; 9 tit; 9 inscr; 14,43.49; 16,12; 17,6.22; 43 tit; 43 inscr Pētīōn (Bote) ep 27,1 Petrus (Apostel; siehe auch Simon [Kephas]) ep 9,2.3.5; 14,43; 26,40; 34,5,15.31.44. 45; 41,7,18.40 Philipper ep 41,6,32 Phokas (Übersetzer) ep 16,11; 33,5; 37,7; 43,12 Photinianer ep 1,7,11 Photinos ep 1,3,7; 38,26.28.29; 39,10.21. 22.40; 42,5,30; Nest Ap 6 Phrygier ep 1,7,12 Pilatus: siehe Pontius Pilatus Pineas ep 2,9,15; 2,11,9; 22,10 Platon ep 42,3,8 Platoniker ep 42,3,9.12.13.14.15.17.19 platonisch ep 17,3; 35,8,10; 43,9 Pontius Pilatus (auch nur Pilatus) ep 40,1,5; 41,7,27 Porphyrios ep 42,2,10; 42,3,1 Prāt de Māišan (auch nur Prāt) ep 50,25.36 Ptolemaios (König) ep 47,27 Pyrrhon ep 42,3,7
Rādān ep 47,31 Rāi ep 21,4.5; 47,31 Ramhōrmīzd ep 53,5.6.7; 55,9; 56,7 Rhomäer (siehe auch Römer) disp 15,13. 14; 19,27; ep 26,42; 41,11,4.7; 48,1 Rom disp 21,16; ep 1,7,1.3; ep 26,40; Cto 13 Römer (siehe auch Rhomäer) ep 35,5,7 sabellianisch ep 41,2,10 Sabellius ep 41,2,8 Sabrīšō‘ (Patriarch) ep 35,8,5 Sabrīšō‘ (Bischof von Nīhāwand) ep 50,45 Sabrīšō‘ (Kirchenmann) ep 13,27 Sacharja (Prophet) disp 9,32; ep 2,3,23 Sacharia (Priester) ep 36,1,59 Sahdā (Kirchenmann) ep 33,2 Ṣalīṭā (von Damaskus) Nest Ap 23 Salomon (König) ep 2,6,20; 34,3,61 Salomon (Bischof von Ḥedattā) ep 1 tit; 1 inscr; 1 subscr; Cto 2.9 Samosata ep 34,1,7; 38,26; Nest Ap 6 Samson ep 34,4,56 Samuel disp 10,62; ep 34,4,15 Sarbāzyā ep 13,5.14.17.19 Sāsān ep 35,5,41 Saul ep 34,4,15; 39,19 Seleukeia und Ktesiphon (Seleukeia-Ktesiphon; siehe auch Katholikatsstädte) ep 26,40; 41,11,4 Sem ep 1,4,7 Ṣēnā ep 50,43 Sergios (Lehrer in Mossul; Metropolit von Elam) ep 3 inscr; 4,26; 5 tit; 5 inscr; 6 tit; 6 inscr; 7 tit; 7 inscr; 8 inscr; 8,10. 11.12.15.16; 11 tit; 11 inscr; 12,7; 13 tit; 13 inscr; 14,94; 15 tit; 15 inscr; 16 inscr; 17 inscr; 18 inscr; 19 inscr; 20 inscr; 21 inscr; 22 tit; 22 inscr; 23 inscr; 24 tit; 24 inscr; 25 tit; 25 inscr; 27 tit; 27 inscr; 28 tit; 28 inscr; 29 inscr; 30 inscr; 31 inscr; 32 tit; 32 inscr; 33 inscr; 37 tit; 37 inscr; 38 tit; 38 inscr;
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS
39 inscr; 40 tit; 40 inscr; 44 tit: 44 inscr; 46 tit; 46 inscr; 47 tit; 47 inscr; 48 tit; 48 inscr; 49 tit; 49 inscr; 52 tit; 52 inscr; 53 tit; 53 inscr; 54 tit; 54 inscr; 55 inscr; 57 tit; 57 inscr; 58 tit; 58 inscr Sergios (von Rēš‘āinā) ep 19,20 Sergios (Metropolit von Prāt de Māišan) ep 50,36 Sergios (Kirchenmann) ep 25,16 Sergios (unklare Identifikation) ep 35,8,10 Serubbabel ep 34,3,60; 35,6,11 Seth ep 34,4,53; 35,6,19.26; 41,6,35 Severianer ep 1,4,5.7; 1,6,11.16; 1,7,2.16; 1,8,23; 22,9; 25,18; 26,9; Cto 11; Nest Ap 7 Severus ep 42,5,1.3.7.9.42.44; 42,6,31.33. 34; 42,7,13 Sīharzūr ep 47,31 Simon (Kephas; siehe auch Petrus) disp 21,16; ep 34,2,25 Simon (der Magier) disp 21,16; ep 1,3,7; 41,8,23 Simon (Bischof von Bēt Begāš) ep 8,37 Simon (Bischof von Māišan) ep 25,1.6. 12.14 Simon (Bischof von Zābē) ep 25,11.13. 15 Sinai disp 10,58 Skeptiker (siehe auch Ephektiker) ep 42,3,37 Skythen ep 48,7.8 Ṣlībā ep 44,19 Ṣlībāzekā (Patriarch) ep 41,1,12 Ṣlībāzekā (Bischof von Ṭrīhān) ep 50,42; Nest Ap 23 Ṣōbā (= Nisibis; siehe auch Nisibis) ep 21,1. 2; 22,5.6.9.12; 57,2 Sodomiten ep 2,9,21 Sokrates ep 2,1,21.22.23; 40,3,8.9 Stefan (Neuplatoniker) ep 19,20 Stefan (von Damaskus) ep 3,8 Stefanus (Bischof von Rom) Cto 13 Šūbḥālīšō‘ (von Bēt Dīlōmāyē) ep 47,31 Šūbḥālmāran (Bischof von Ṣēnā) ep 50,43 Šubḥalmāran (Metropolit von Damaskus) ep 47,21 Sunamiterin ep 34,2,68
107
Sūraq (siehe auch Dūraq) ep 53,6.7; 57,5 Susa ep 44,13 Susanna ep 47,3 Šūšterīn (auch Leute von Šūšterīn) ep 3,2. 3.5.6.8.10.21; 13,32; 56,1 Symmachos ep 47,5.13 Syrer ep 50,6 Syrisch (Sprache, Text) ep 19,2; 24,7; 36,1,40; 41,7,14; 43,1.2.5.8; 48,10; Cto 18 Tabor ep 34,2,24; 34,5,30; 35,4,20 Tāimānā Nest Ap 23 Theodor (von Mopsuestia) ep 9,17.19.26; 14,77; 20,1.3.5; 34,5,1; 35,5,21.27.49; 35,8,1; 41,10,8; 41,11,14 Theodor (von Rāi) ep 47,31 Theodorus (Mönch) ep 20,2 Theodosius (I., der Grosse; Kaiser) ep 41,10,4 Theodosius (II., der Kleine; Kaiser) ep 41,10,4 Theodotion ep 47,5.13 Thomas Nest Ap 15 Tibet: siehe Bēt Tūptāyē Timotheos (Paulusschüler) ep 14,43 Timotheos disp tit; disp subscr; ep 1 tit; 1 inscr; 1 subscr; 2 tit; 2 inscr; 2 subscr; 3 inscr; 4 inscr; 5 inscr; 6 inscr; 7 inscr; 8 inscr; 9 inscr; 10 inscr; 11 inscr; 12 inscr; 13 inscr; 15 inscr; 16 inscr; 17 inscr; 18 inscr; 19 inscr; 20 inscr; 21 inscr; 22 inscr; 23 inscr; 24 inscr; 25 inscr; 26 inscr; 27 inscr; 28 inscr; 29 inscr; 30 inscr; 31 inscr; 32 inscr; 33 inscr; 34 inscr; 35 inscr; 36 inscr; 37 inscr; 38 inscr; 39 inscr; 40 inscr; 41 inscr; 42 inscr; 43 inscr; 44 inscr; 45 inscr; 46 inscr; 47 inscr; 48 inscr; 49 inscr; 50 tit; 50 inscr; 50,35; 50 subscr; 51 tit; 51 inscr; 52 inscr; 53 inscr; 54 inscr; 55 inscr; 56 inscr; 57 inscr; 58 inscr; 58 subscr; Nest Ap inscr; Nest Ap 1; Cto inscr; Cto 1.2.13 Ṭrīhān ep 50,42; Nest Ap 23 Türken ep 41,11,11
108
M. HEIMGARTNER
Turkestan: siehe Bēt Turkāyē Tyros ep 42,7,2 Valens (Kaiser) ep 9,25; 42,7,6 Yezdegerd (Sassanidenkönig) ep 41,11,4.6 Zābē ep 25,11; 50,39; Nest Ap 23 Zacharias disp 13,2.9.10.17
Zacharias (Bischof von Kaškar) ep 25,8.11 Zarathustra ep 4,6 Zeus ep 17,7 Zimran disp 10,48 Zion disp 19,10; ep 36,1,30 Zīstaq (Arzt) ep 13,24 Zweiter Adam ep 42,6,38 Zypern ep 43,8
INHALTSVERZEICHNIS VORWORT .
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V
VORBEMERKUNG.
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VII
EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Zum Inhalt der Briefe 1 und 2 sowie des Cento . . . . . 1.1. Brief 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2. Der Cento . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Brief 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Zur Rezeption bei späteren syrischen Autoren und zur Forschungsgeschichte in der Neuzeit . . . . . . . . . . . . . 3. Zur Datierung der Briefe 1 und 2 . . . . . . . . . . 4. Zur Gesamtredaktion der Briefe des Timotheos . . . . . 4.1. Lange und kurze Briefüberschriften: die Erweiterungsredaktion . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2. Die Umstellungsredaktion . . . . . . . . . . . 4.2.1. Die Nahtstellen . . . . . . . . . . . . 4.2.2. Die Mossul- und die Elamblöcke . . . . . . 4.2.3. Die Rekonstruktion des Elamregisters . . . . . 4.2.4. Die Rekonstruktion des Mossulregisters . . . . 4.2.5. Die rekonstruierte Briefsammlung des Sergios . . 4.2.6. Die Umstellungen . . . . . . . . . . . 5. Zu den Schwierigkeiten der Edition, Übersetzung und Interpretation . . . . . . . . . . . . . . . . . .
IX IX IX XI XII XIV XVI XVI XVIII XXVIII XXVIII XXIX XXXII XXXIV XXXVI XXXVII XLVI
LITERATURVERZEICHNIS
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LI
ÜBERSETZUNG . .
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1
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3 33 41
KORRIGENDA ZU DEN FRÜHEREN BÄNDEN .
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85
STELLENREGISTER .
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89
NAMENREGISTER ZU SÄMTLICHEN BRIEFEN DES TIMOTHEOS
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99
INHALTSVERZEICHNIS .
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Brief 1 Cento . Brief 2
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PRINTED ON PERMANENT PAPER
• IMPRIME
SUR PAPIER PERMANENT
N.V. PEETERS S.A., WAROTSTRAAT
• GEDRUKT
OP DUURZAAM PAPIER
50, B-3020 HERENT
- ISO 9706