Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen in betriebswirtschaftlicher Sicht [1 ed.] 9783428424207, 9783428024209


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Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen in betriebswirtschaftlicher Sicht [1 ed.]
 9783428424207, 9783428024209

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FRIEDRICH WILHELM SELCHERT

Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen in betriebswirtschaftlicher Sicht

Betriebswirtschaftliche Schriften Heft 49

Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen in betriebswirtschaftlicher Sicht

Von

Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Selchert

DUNCKER &

HUMBLOT I BERLIN

Alle Rechte vorbehalten & Humblot, Berlin 41 Gedruckt 1971 bei Berliner iBuchdruckerel Union GmbH., Berlln 61 Printed in Germany

© 1971 Duncker

ISBN 3 428 02420 6

Inhaltsverzeichnis Fragestellung und Gang der Untersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

11

1. Abschnitt

Die Funktionen in der Betriebswirtschaft A. Die abgeleitete Betriebswirtschaft als Objekt der Untersuchung

B. Die betriebswirtschaftliehen Funktionen im allgemeinen und die Leistungsfunktionen im besonderen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Begriff der betriebswirtschaftliehen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . II. Arten betriebswirtschaftlicher Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Dimensionen der betriebswirtschaftliehen Leistungsfunktionen . . . IV. Zusammenhänge zwischen den Leistungsfunktionen und deren Verbindung mit den übrigen betriebswirtschaftliehen Funktionen a) Beziehungen zwischen den Leistungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . b) Beziehungen zwischen Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13 16 16 20 30 40 40 46

2. Abschnitt

Die Ausgliederung betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen A. Begriff und Wesen der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Motive und Anlässe der Ausgliederung von Leistungsfunktionen . . . . C. Formen der Ausgliederung von Leistungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbemerkung: Die formbestimmenden Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

50 55 60 60

I. Die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft als Bestimmungselement der Ausgliederungsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 a) Die einzelnen Gruppen von funktionsübernehmenden Betriebswirtschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 1. Tochterunternehmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

2. Funktionsgemeinschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3. Beteiligungsunternehmungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4. Sonstige Vertragspartner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Ketten funktionsübernehmender Betriebswirtschaften . . . . . . . .

63 67 76 79 82

6

Inhaltsverzeichnis II. Der Grad der Funktionsausgliederung als Bestimmungselement der Ausgliederungsform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

D. Die Ausgliederungsfähigkeit betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91

3. Abschnitt

Wirkungen der Ausgliederung betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen auf die ausgliedemde Betriebswirtschaft Vorbemerkung: Das System der Wirkungsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Wirkungen der Funktionsausgliederung auf die Kosten der ausglie-

dernden Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

97 98

I. Kostentheoretische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 a) Einflußfaktoren der internen Kostenwirkungen . . . . . . . . . . . . . . 98 Modell1 1. Kennzeichnung des Modells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 2. Die Wirkungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 (A) Die Konstellation des Organs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (I) Die Leistungsfaktoren des Organs ... .. .. . ....... . (II) Die Kombination der Leistungsfaktoren . . . . . . . . . . (III) Der Auslastungsgrad des Leistungsvermögens . . . .

100 100 103 105

(B) Der Grad der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . 107 (C) Art und Ausmaß der Anpassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109

(I) Die Anpassungsformen und die durch sie realisierbaren Kostenänderungen ... . . ............ . ...... (a) Anpassung an quantitativ verminderte Leistungsanforderungen .. .. ............. . ...... (1) Anpassungen ohne Änderung des Leistungsvermögens .......... .. ........ . .. .. ...... (~) Intensitätsmäßige Anpassung .. .. ...... (ß) Quantitative Anpassung .... .. .. . ...... (y) Zeitliche Anpassung . . .. . .. .. ..........

110 111 111 111 114 117

(2) Anpassungen mit Änderung des Leistungsvermögens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 120 (~)

Abbau von Potentialfaktoren . . . . . . . . . . 120

(ß) Faktorsubstitutive Anpassung . . . . . . . . . . 124 (b) Anpassung

an qualitativ verminderte Leistungsanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

Inhaltsverzeichnis

7

(c) Organisatorische Umgestaltung als Voraussetzung für die Realisation von Kostenwirkungen 130 (li) Das Ausmaß der Anpassung an die Funktionsaus-

gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

Modell2 1. Kennzeichnung des Modells

133

2. Die Wirkungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (A) Gültigkeit der Aussagen des Modells 1 bei mehreren Leistungsfunktionen und mehreren Organen . . . . . . . . . . (B) Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung aufgrund informationsbedingter Beziehungen zwischen den Funktionen ..... . . .. ........... . .... . ............. .... .... (C) Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung aufgrund gütermäßiger Beziehungen zwischen den Funktionen . . (D) Kostenwirkungen aufgrund der durch Funktionspartner bedingten Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen (E) Der Grad der Funktionsausgliederung als Wirkungsfaktor ........ . ................. . ............. . . . ... .

134

Modell3 1. Kennzeichnung des Modells . .. . .... ... ........... .. . .. ... 2. Die Wirkungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (A) Generelle Kostenwirkungen in den Nicht-Leistungsfunktionen .. . .... . .. .. .. . . . . ... . . ... . . ... . . ... . . . . .. . (B) Spezielle Kostenwirkungen in den Nicht-Leistungsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (I) Kostenwirkungen in den verwaltungswirtschaftlichen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (li) Kostenwirkungen in den finanzwirtschaftliehen Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . (III) Kostenwirkungen in den Leitungsfunktionen . . . .

134

135 138 146 147 149 149 149 150 150 153 154

Modell4 Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen bei der Analyse der Kostenwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Einflußfaktoren der externen Kostenwirkungen . .. ....... .... 1. Kennzeichnung der externen Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Analyse der Einflußfaktoren externer Kosten . . . . . . . . . . . . . . (A) Einflußfaktoren des Entgelts für die Funktionsausübung

156 159 159 161 161

(1) In der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft entstehende Kosten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 (II) Der Abhängigkeitsgrad des Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung in der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft ... . .......... 169

8

Inhaltsverzeichnis (11I) Die Verhältnisse auf dem für die Funktionsausübung relevanten Markt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 (B) Einflußfaktoren des externen Faktorverbrauchs . . . . . . 177 3. Einflüsse zukünftiger Entwicklungen auf die externen Kosten ....... . ... . .............................. .... .... 178 11. Kostenrechnerische Probleme der Funktionsausgliederung . . . . . . a) Erfordernis kostenrechnerischer Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . b) Die Gestaltung des Kostenkalküls der Funktionsausgliederung c) Die Ermittlung der einzelnen Größen des Kostenkalküls .. . .. . 1. Kostenrechnerische Ermittlung der internen Kostenwirkungen .............. . . .. . ......... .. ............... .. . . . .... 2. Kostenrechnerische Ermittlung der externen Kosten . . .. ..

179 179 180 182. 183 187

B. Wirkungen der Funktionsausgliederung auf die Umsatzerträge der ausgliedernden Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188 I. Die Ertragswirkungen der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . 189 a) Kumulative Ertragswirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 b) Alternative Ertragswirkungen ................ . ...... .... .... 194 1. Im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung hervor-

gerufene Ertragssteigerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 2. Im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung hervorgerufene Ertragsminderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 c) Kombinierte Ertragswirkungen und Ertragseinflüsse in der Zukunft .......... .. ............ . ....... . ............. . ..... 197 11. Integration der Ertragswirkungen in den Erfolgskalkül . . . . . . . . . . 199 C. Einfluß der Funktionsausgliederung auf das Vermögen der ausgliedernden Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 I. Erfordernis der Analyse von Vermögenswirkungen der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 II. Einflußmöglichkeit der Funktionsausgliederung auf das Vermögen a) Vermögensänderungen aufgrund intensitätsmäßiger, zeitlicher oder quantitativer Anpassung des Einsatzes vermögenswerter Potentialfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Vermögensänderungen aufgrund von Bestandsänderungen vermögenswerter Leistungsfaktoren und sonstiger Vermögensteile 1. Bestandsänderungen vermögenswerter Potentialfaktoren . .

202

202 205 205

2. Bestandsänderungen vermögenswerter güterlieber Repetierfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 3. Sonstige Vermögensänderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211 III. Integration der Vermögenswirkungen in den Kalkül der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Inhaltsverzeichnis

9

D. Wirkungen der Ausgliederung von Leistungsfunktionen auf die Liquiditätslage der ausgliedernden Betriebswirtschaft ........... . .... .... 218 I. Die Einflußmöglichkeiten auf die Liquiditätslage der ausgliedernden Betriebswirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . a) Beeinflussung der Liquiditätslage durch Vermögensänderungen und durch die Änderung des Verhältnisses von Kosten zu Ausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . b) Beeinflussung der Liquiditätslage durch Erfolgsänderungen .. c) Beeinflussung der Liquiditätslage durch veränderte Finanzierungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

219 221 229 232

II. Integration der Liquiditätsbeeinflussung in den Gesamtkalkül der Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234 E. Funktionsausgliederung bei unsicheren Erwartungen . . . . . . . . . . . . . . . . 235 I. Risiko und Chance der Betriebswirtschaft und deren Beeinflussung durch die Funktionsausgliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236 II. Gesamtkalkül der Funktionsausgliederung bei unsicheren Erwartungen ................ . . ................... . .. . ...... . .. ... . .. 241

Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245 Literaturverzeichnis . . . ...... . . . ... . ....... . . . .. .. . .. .. . ..... . . . . .. . ... 247

Fragestellung und Gang der Untersuchung Mit immer stärker werdendem Wettbewerb und dem damit verbundenen Trend zur Spezialisierung rückt die Frage der Ausgliederung von Funktionen aus Betriebswirtschaften in den Vordergrund des Interesses sowohl der Wirtschaftspraxis als auch der Wissenschaft. In der zu diesem Problembereich vorhandenen Literatur fehlt bisher eine umfassende Behandlung der Ausgliederung von Leistungsfunktionen aus der Sicht der ausgliedernden Betriebswirtschaft!, also eine Erörterung der Frage: Welche Überlegungen sind seitens der ausgliedernden Betriebswirtschaft hinsichtlich der Ausgliederung von Leistungsfunktionen anzustellen? Zur Bearbeitung dieser Frage ist es unumgänglich, zunächst auf die Funktionen in der Betriebswirtschaft einzugehen, und zwar sowohl auf ihre Art und die Dimensionen ihrer Ausübung als auch auf die zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge. Dabei muß auch die Betriebswirtschaft selbst bestimmt werden, aus deren Sicht die Überlegungen über die Funktionsausgliederung anzustellen sind. Um aus einer Betriebswirtschaft einzelne Leistungsfunktionen auszugliedern, bedarf es eines Beweggrundes. Motive und Anlässe bilden somit neben den Formen einer Funktionsausgliederung und der Frage nach der Ausgliederungsfähigkeit von Funktionen einen zweiten Pro1 Überwiegend werden die Ausgliederung einer ausgewählten Funktion, die FUnktionsausgliederung in bestimmten Arten von Betrieben, die gemeinschaftliche Funktionsausübung oder das etwas anders gelagerte Problem der Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug erörtert. Vgl. u. a. Renate Spintler: Die Problematik der Ausgliederung der betrieblichen Werbefunktion. Diss. München 1'!162, Adolf Sclunidli: Die Ausgliederung der betrieblichen Personalaufgaben. Diss. Zürich 1956, Reinhard Hölscher: Die Ausgliederung betrieblicher Funktionen auf Handelsgenossenschaften und ihre Konsequenzen für die Mitgliedsbetriebe. Diss. Münster 1965, Dieter Wolfrum: Die Ausgliederung und gemeinschaftliche Zusammenfassung betriebswirtschaftlicher Funktionen im Großhandel der Schuhwirtschaft zur Erhaltung und Förderung seiner Wettbewerbsfähigkffit. Diss. München 1953, Jens Meier: Industrielle Gemeinschaftsforschung. Grundlagen, Erscheinungsformen und Entwicklungstendenzen, aufgezeigt an den Verhältnissen in der Bundesrepublik Deutschland. Diss. Kiel 1961, Ernst Freuding: Die Gemeinschaftswerbung und die Möglichkeit einer notwendigen Ausweitung. Diss. München 1962, Wolfgang Männel: Die Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug. Herne, Berlin 1968 und Heinz Rasch: Die Wahl zwischen Selbstherstellung und Fremdbezug als Einkaufs- und Investierungsproblem in der industriellen Unternehmung. Berlin 1968.

12

Fragestellung und Gang der Untersuchung

blembereich. Von zentraler Bedeutung ist die im dritten Abschnitt durchzuführende Untersuchung der Wirkungen einer Funktionsallsgliederung auf die ausgliedernde Betriebswirtschaft; denn die Entscheidung über die Funktionsausgliederung wird vor allem durch die zu erwartenden Wirkungen bestimmt. Von den wegen ihrer Vielfalt kaum vollständig erlaßbaren Wirkungen sollen jedoch nur die Kosten- und Ertragswirkungen sowie die Wirkungen auf das Vermögen und die Liquiditätslage als die bedeutsamsten der Analyse unterzogen werden. Dabei erweist es sich als zweckmäßig, die Wirkungsanalyse zunächst unter der Prämisse sicherer Erwartungen durchzuführen und erst im Anschluß daran den Aspekt unsicherer Erwartungen zu berücksichtigen. Wegen der allgemein betriebswirtschaftliehen Behandlung des Themas mußte auf eine tiefergehende Untersuchung vor allem von 1. rechtlichen Fragen der Funktionsausgliederung, 2. Organisationsproblemen, die durch die Funktionsausgliederung aufgeworfen werden, 3. volkswirtschaftlichen Problemen, besonders auch Fragen der Wettbewerbsordnung und 4. Problemen der Besteuerung

als Teilaspekten des Problems verzichtet werden. Sie sind nur in dem Maße einbezogen, wie es für die grundlegende Erörterung des Themas erforderlich ist.

1. Abschnitt

Die Funktionen in der Betriebswirtschaft A. Die abgeleitete Betriebswirtschaft als Objekt der Untersuchung In allen Arten von Einzelwirtschaften - also sowohl in privaten Haushalten als auch in Handwerks-, Handels- und Industriebetrieben, Genossenschaften usw. - werden Funktionen ausgeübt, so daß für sie alle die Möglichkeiten einer Funktionsausgliederung geprüft werden könnten1 • Um die Untersuchung aber nicht mit den durch die Eigenart der Einzelwirtschaften gegebenen Besonderheiten zu belasten, ist es erforderlich, einerseits das Untersuchungsobjekt einzuengen und andererseits von den individuellen Ausprägungen der Einzelwirtschaften zu abstrahieren. So sollen zunächst die Haushalte (als ursprüngliche Betriebe) außer acht bleiben. Auch die verbleibenden abgeleiteten Betriebe sind noch keineswegs homogen, sondern durch eine Fülle von Eigenheiten gekennzeichnet, wie etwa durch die Art der erstellten Leistungen oder die Art und Weise der Leistungserstellung. Wird von diesen Besonderheiten abstrahiert, so gelangt man zu dem gedanklichen Gebilde der (abgeleiteten) Betriebswirtschaft, die gleichsam als Modell allen konkreten abgeleiteten Betrieben zugrunde liegt. Die abgeleitete Betriebswirtschaft ist als Objekt der Untersuchung dadurch gekennzeichnet, daß in ihr Leistungen für andere erstellt werden. Dabei verfolgt jede abgeleitete Betriebswirtschaft ein ökonomisches2 Ziel (= hat einen ökonomischen Zweck)3 • Es ist ihr von ihren 1 Zum Funktionsbegriff vgl. B. I. und zum Begriff der Funktionsausgliederung S. 50 ff. 2 Die Existenz nicht-ökonomischer Zielsetzungen in der Betriebswirtschaft, z. B. Macht soziale Geltung usw., wird zur Kenntnis genommen, ohne darauf jedoch näher einzugehen. Damit ist keineswegs gesagt, daß nicht auch eine Erörterung der Funktionsausgliederung unter dem Blickwinkel a'Ußerökonomischer Zielsetzungen von Interesse wäre. 3 In der betriebswirtschaftliehen Literatur wird gelegentlich von einem Zielbündel der Betriebswirtschaft anstelle eines einzelnen Ziels gesprochen. So kennzeichnet z. B. Heinen ein Zielsystem der Unternehmung, das Gewinnstreben, Umsatzstreben, Wirtschtrieben. Berlin 1958. 92 Ganz anders, und zwar mit Hilfe betrieblicher Kategorien, werden die Zilllammenhänge van Hasenack erfaßt. Siehe u. a. Wilhelm Hasenack: Betriebliche Kategorien. In: HWB, Bd. II, 3. Alufl., Stuttgart 1958, Sp. 3088 ff. Im Anschluß daran stellt auch Gregor Hake, a.a.O., S. 101, innerhalb des F\mktionsgefüges "Grundbeziehungen . . . (fa;t), die nach Gleichlauf, Spannung und Indifferenz zu unterscheiden sind". Siehe auch Ludolf von Boehn: Wesen und Auf~ben der betrieblichen Kategorien. In: BFuP, 8. Jg. 1956, S. 159 ff. Auf diese Art der BeziehUill~analyse wurde hier vor allem wegen ihres hohen Abstraktionsgrades verzichtet, der der Untersuchung von WirkUillgen einer evtl. Funktionsausgliederung nicht zuträglich wäre. 93 In diesem Sinne vgl. Erich Schäfer: Die Unternehmung, a.a.O., S. 174. 94 Vgl. zu dem Begriff der Teileinheit des Organs S. 103.

42

1. Abschnitt:

Funktionen in der Betriebswirtschaft

wirtschaft sind, somit also auch Partner in der Ausübung der Einkaufsfunktion (Gegengeschäfte). Durch die Funktionspartner bedingte Beziehungen zwischen leistungswirtschaftlichen Teilfunktionen bestehen darüber hinaus bei dem Verkauf verschiedenartiger Objekte an dieselben Käufer, wenn sich also die nach der Objektart unterschiedenen Teilfunktionen des Verkaufs an dieselben Partner wenden. Der mögliche Umfang solcher Beziehungen differiert insofern, als sämtliche oder nur einzelne Arten von Funktionspartnern einer Leistungsfunktion zugleich auch Partner in der Ausübung einer anderen sein können. Der Kreis der Funktionspartner zweier Funktionen divergiert beispielsweise, wenn der Verkauf sowohl an Weiterverarbeiter als auch an Großhändler erfolgt, aber nur die Großhändler zugleich an die Betriebswirtschaft liefern. Innerhalb einer Art von Funktionspartnern kann zudem noch eine zahlenmäßige Diskrepanz bestehen, indem etwa nur einzelne der abnehmenden Großhändler auch Lieferanten der Betriebswirtschaft sind. - Verfahrensbedingte Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen Verfahrensbedingte Beziehungen bestehen vor allem in folgender Weise: 1. Zwei oder mehr Leistungsfunktionen stehen insofern miteinander in Beziehung, als sich die Methode der einen Funktion nach dem Verfahren einer oder mehrerer anderer Funktionen richtet. Liegt dem Verfahren der Teilfunktion TF1 die Faktorkombination FKu zugrunde und dem Verfahren der Teilfunktion TF2 entsprechend die Kombination FK21, so kann eine Änderung von FKn in FK12 eintreten, wenn die Funktion TF2 nicht mehr ausgeübt wird oder aber nach einem anderen Verfahren auf der Grundlage der Faktorkombination FK22. Beispielsweise enthalten beide Kombinationen (FKu und FK21) einen bestimmten Rohstoff R1. Durch den Verzicht auf den Einsatz von R1 in der Kombination FK21 vermindert sich der Verbrauch dieses Rohstoffes. Entfallen wegen der Verbrauchsminderung andernfalls erzielbare Mengenrabatte im Einkauf, so steigt der Preis des noch eingesetzten Rohstoffes R1, und entsprechend ändert sich hinsichtlich des Wertes der eingesetzten Leistungsfaktoren die Faktorkombination von FKn in FK12- Dieser Zusammenhang zwischen den Leistungsfunktionen kann als faktorkombinationsbedingte Beziehung bezeichnet werden95• us Besonders deutlich ist der Zusammenhang zwischen Funktionen, wenn mehrere, durch eine Teilung in der Dimension Objektzahl gebildete Teilfunktionen von einem Organ ausgeübt werden. Entfällt eine Teilfunktion, so kann eine Anpassung hinsichtlich der verbleibenden Teilfunktionen durch eine veränderte Faktorkombination erfolgen (z. B. bei intensitätsmäßiger Anpassung). Daraus folgt aber zugleich, daß die organbedingten Beziehungen nur einen Sonderfall der faktorkombinationsbedingten Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen darstellen.

B. Betriebswirtschaftliche Funktionen

43

2. Zwei oder mehr Funktionen oder Teilfunktionen stehen in verfahrensmäßiger Beziehung, weil sie die Bestandteile eines übergeordneten Ganzen, etwa einer leistungswirtschaftlichen Grundfunktion bzw. einer Leistungsfunktion sind und gleichsam als deren Stufen aufeinander folgen96 • Diese Aufeinanderfolge besteht: a) in der Weitergabe von Informationen, d. h. von "zweckorientiertem Wissen" 97 , b) in der Weitergabe von materiellen Gütern98, c) in der Weitergabe von immateriellen Gütern. Zu a): Die durch eine Weitergabe von Informationen bestehenden informationsbedingten Beziehungen zwischen Funktionen beruhen darauf, daß zur Ausübung einer Funktion Kenntnisse auch über die Ausübunganderer Funktionen erforderlich sind99 • So gibt das Verkaufsorgan Plangrößen u. a. an die Bereiche Verkaufslagerung, Fertigung, Einkauf, Beschaffungsmarktforschung weiter. Umgekehrt erhält der Verkauf Informationen u. a. von der Beschaffungsmarktforschung über neu angebotene Stoffe oder vom Einkauf über Lieferungsverzögerungen durch die Lieferanten1oo, 101. 96 In diesem Sinne vgl. auch Walter Schramm, a.a.O., S. 14. StefanicAllmayer spricht von einem "Fiunktionsablauf", den er allerdings nur als ,.zeitliche Reihenfolge" betrachtet. Vgl. Karl Stefanic-Allmayer: Allgemeine Organisationslehre. Wien, Stuttgart 1950, S. 26. 97 Waldemar Wittmann: Unternehmung und unvollkommene Information. Köln- Opladen 1959, S. 14. 98 Wenn Wlach Kontakt, Kontrolle, Instruktion \lJlld Materialfluß als ,.Verbindungslinien" zwischen den Funktionen unterscheidet, so kommt dies der hier gewählten Unterteilung nahe, weil die ersten drei ,.Verbindungslinien" als Sonderfall der Informationsweitergabe zu betrachten sind. Vgl. Fritz Wlach: Darstellung von Beziehungen kompositorisch oder im Netz. In: Zeitschrift für Organd:sation, 6. Jg. 1932, Nr. 4, S. 175. 99 Al:s Informationsarten lassen sich mit Bleicher unterscheiden: "Impulsinformationen" (sie geben den Anstoß zur Ausübung einer Funktion), ,.Zielinformationen" (nach den hier gewählten Bezeichnungen wären sie a:ls Leistungssoll-, Vorgabe- oder Anforoerungsinformation zu bezeiclmen) und ,.Ergebnisinformationen" über die durch die Ausübung einer Funktion erstellten Leistungen. Vgl. Knut Bleicher: Zentralisation und Dezentralisation von Aufgaben in der Organisation der Unternehmung. Berlin 1006, S.160. 100 Gerade auf die informationsbedingte Zusammenarbeit, die zwischen dem Einkauf und dem Verkauf besteht, wird in der Literatur wiederholt hingewiesen, so von Werner Kroeber-Riel, a.a.O., S. 11 und Edmund Sundhoff: Grundlagen und Technik der Beschaffung von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Essen 1958, S. 67. 1o1 Zur weiteren Untersuchung und zur Darstellung dieser wechselseitigen direkten und indirekten Zusammenhänge bedienen sich betriebwirtsChaftliche Autoren zunehmend der Graphentheorie. Vgl. dazru z. B. Adolf Gerhard Coenenberg: Die Kommunikation in der Unternehmung. Wiesbaden 1966, S. 89 ff. Für die hier zu beleuchtende Fragestellung ist es jedoch nicht erforderlich, näher auf diese Zusammenhänge einzugehen.

44

1. Abschnitt: Funktionen in der Betriebswirtschaft

Die Informationsweitergabe verlangt, daß die keineswegs nur räumlich, sondern auch institutionell zu verstehende Informationsdistanz und der ihr inhärente Informationswiderstand102 überwunden werden. Eine solche Weitergabe von Informationen erfordert einen Faktoreinsatz, was nicht zuletzt für die Wirkungen der Funktionsausgliederung sehr wesentlich ist. Die Informationsweitergabe von einer Funktion an eine andere, genauer: von dem die Funktion ausübenden Organ zu dem entsprechenden anderen, entfällt, wenn beide Funktionen von demselben Organ ausgeübt werden. Die dem Organ angehörenden Personen können ihre Kenntnisse der einen Funktion dann unmittelbar für die Ausübung der anderen verwerten. Zu b): Der Zusammenhang von Leistungsfunktionen durch die Weitergabe von materiellen Gütern(= gütermäßige Beziehungen). Die Weitergabe von materiellen Gütern kann gleichfalls einen Funktionsbereich mit einem oder mehreren anderen verbinden, wenn etwa Güter vom Einkauf zum Teil in das Einkaufslager, zum Teil direkt in den Bereich der Fertigungsfunktion, andere unmittelbar in das Verkaufslager gelangen oder sogar ohne Lagerung sofort wieder abtransportiert werden. Die gütermäßige Beziehung zwischen Leistungsfunktionen, die sich in einem - wenn auch u. U. mehrfach ,a ufgespaltenen - Materialfluß niederschlägt103 und die nicht zwischen allen Leistungsfunktionen besteht (z. B. nicht zwischen der Werbung oder der Marktforschung und anderen Leistungsfunktionen), läßt sich unter mehreren, für die Frage der Funktionsausgliederung wichtigen Aspekten betrachten. Die Güterweitergabe ist eine Frage: der Raumüberbrückung, und zwar von dem Standort, an dem die eine Funktion ausgeübt wird, zu dem der nachfolgenden Funktion (ausgenommen die Ausübung beider Funktionen erfolgt an demselben Ort), so daß ggf. zwischen den beiden Funktionen die Transportfunktion unumgänglich ist. - der Zeit, d. h. der Zeitdauer, die zwischen dem Abschluß einer Funktion (also dem Zeitpunkt, in dem die Leistung erbracht wird) und der Übernahme der Güter durch die Folgefunktion liegt. Zwischen zwei Funktionen kann somit eine Lagerung notwendig werden, die bei kontinuierlichem Güterfluß entbehrlich ist. -

1o2 Der Informationswiderstand besteht darin, daß das informierende Organ das weiterzugebende Wissen mit Hilfe des gesprochenen oder geschriebenen Wortes u . a. erst in eine Form bringen muß, die eine Weitergabe erlaubt; er liegt in der Übermittlung selbst und schließlich darin, daß das informationsempfangende Organ die erhaltenen Mitteilungen aufnehmen muß. 1oa Vgl. u. a. K.arl Klinger : Der Einkauf im Industriebetrieb. Essen 1950, S. 99, der von einem "Güterstrom" spricht.

B. Betriebswirtschaftliche Funktionen

45

- des Güterwertes. Durch die Ausübung der Funktionen wird der Wert der Güter104 erhöht. Somit steigt der Wert der weiterzugebenden Güter von Funktion zu Funktion. - des Gütersortiments. Das gilt insofern, als ein Funktionsbereich Güter in einem bestimmten Sortiment zur Verfügung stellt und der nachfolgende Funktionsbereich wiederum ein bestimmtes Gütersortiment benötigt. Dabei kann sich zwischen zwei Funktionen im Hinblick auf Abweichungen dieser Sortimente durchaus ein Spannungsverhältnis ergeben1os. - der Güterbeschaffenheit. Durch die evtl. erforderliche Zeit- und Raumüberbrückung zwischen zwei Funktionsbereichen ist es möglich, daß sich die weiterzugebenden Güter in ihrer Beschaffenheit verändern, etwa erkalten, austrocknen, quellen, sich zersetzen usw. Die Änderung der Güterbeschaffenheit ist im Einzelfalle dadurch bestimmt, wie die aufeinanderfolgenden Funktionen in räumlicher und zeitlicher Hinsicht zueinander in Beziehung stehen1os. Zu c): Der Zusammenhang von Leistungsfunktionen durch die Weitergabe von immateriellen Gütern. Ein solcher Zusammenhang besteht u. a. zwischen den beiden Funktionen Werbung und Verkauf, weil durch die Werbefunktion eine Leistung ( = die W erbewirkung) als immaterielles Gut entsteht, die dann wiederum eine Grundlage für die Durchführung des Verkaufs bildet, also an diesen Funktionsbereich "weitergegeben" wird.

3. Zwei oder mehr Leistungsfunktionen können insofern in verfahrensmäßiger Beziehung zueinander stehen, als sie durch technische Erfordernisse zu einem Ganzen integriert sind. Das gilt in besonderem Maße für die "Kuppelproduktion". In ihr ist die Herstellung verschiedenartiger Erzeugnisse, d. h. die durch eine Teilung in der Dimension Objektart entstehenden Teilfunktionen der Fertigung, aufgrund vor allem chemischer Gegebenheiten miteinander verbunden. 104 Wert hier im Sinne des Kostenwertes als AusdTU:ck des bei der Funktionsausübung durch den Einsatz von Leistungsfaktoren entstandenen Werteverzehrs. tos Vor allem auf das Spannungsverhältnis zwischen der Fertigung und dem Verkauf, aber auch zwischen der Fertigung und dem Einkauf wird in der Literatur häufig hingewiesen, so von Konrad Mellerowicz: Die Beziehungen zwischen Produktions- und Vertriebspolitik. In: Sozialökonomie in politischer Verantwortung. Festschrift für Joachim Tihurtius. Hrsg. Olaf Triebenstein, Berlin 1964, S. 319 f., Hans Blohm: Die Koordinierung der Vertriebs- und Fertigungsplanung mit Serien- und Sortenfertigung. In: BFuP, 10. Jg. 1958, S. 440 und Erich Schäfer: Stufen der Rationalisierung im Bereich der Absatzwirtsch·aftt. In : ZfhF, 2. Jg. 1950, S. 8. 1os Zur Frage der in der eisenschaffenden Industrie möglichen Ausübung mehrerer aufeinanderfolgender Fertigungsstufen "in einer Hitze" siehe v. a.: Theodor Beste: Die Entflechtung der Ei:sen schaffenden Industrie. KölnOpladen 1949, S. 17.

46

-

1. Abschnitt:

Funktionen in der Betriebswirtschaft

Durch die übrigen Dimensionen der Funktionsausübung bedingte Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen

Die verbleibenden Dimensionen des Raumes, der Zeit, der Objektart und -menge lassen im Hinblick auf die Thematik keine wesentlichen Berührungspunkte zwischen Leistungsfunktionen erkennen, die nicht bereits in den behandelten Zusammenhängen enthalten wären. So ist es zwar möglich, daß sich zwei oder mehr Funktionen auf dasselbe geographische Gebiet erstrecken; hinsichtlich einer evtl. Funktionsausgliederung und ihrer Folgen ist das jedoch nur von Interesse, wenn diese Funktionen von einem einzigen Organ ausgeübt werden (organbedingte Beziehung) und/oder auf dieselben Funktionspartner gerichtet sind (durch Funktionspartner bedingte Beziehungen). Daß zwei oder mehr Funktionen evtl. dieselben Objekte zum Gegenstand haben, ist nur bedeutsam, wenn diese Objekte selbst oder aber Informationen über die Funktionsausübung im Rahmen verfahrensbedingter Beziehungen weitergegeben werden. Durch diese Weitergabe kann auch eine Verbindung vor allem zwischen Teilfunktionen mit unterschiedlichen Objekten bestehen, und zwar dann, wenn die Objekte einer Funktion (Teile, Rohstoffe usw.) in die Objekte der nachfolgenden Funktion eingehen.

b) Beziehungen zwischen Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen Bevor auf die Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen einerseits und den finanzwirtschaftlichen, verwaltungswirtschaftlichen und Leitungsfunktionen andererseits107 im einzelnen eingegangen wird, läßt sich generell feststellen: a) Wie innerhalb der Leistungsfunktionen, können auch zwischen diesen und den übrigen Funktionen organbedingte Beziehungen bestehen, indem einzelne Organe zugleich Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen ausüben oder zumindest daran mitwirken. b) Zwischen den Leistungs- und den Nicht-Leistungsfunktionen besteht eine Fülle informationsbedingter Beziehungen. Das wird besonders im Hinblick auf den Umfang deutlich, in dem sich die mit Leistungsfunktionen betrauten Organe Informationen aus dem Rechnungswesen beschaffen müssen. Soweit erforderlich, läßt sich die spezifische Beziehung zwischen den Leistungsfunktionen und jeder der drei Arten der übrigen Funktionen wie folgt kennzeichnen: 107 Beziehungen zwischen den finanzwirtschaftlichen, verwaltungswirtschaftlichen und Leitungsfunktionen seien konstatiert, aber nicht weiter untersucht.

B. Betriebswirtschaftliche Funktionen

47

Die Verbindung von Leistungsfunktionen mit den finanzwirtschaftliehen Funktionen

Die Leistungsfunktionen sind insofern mit den finanzwirtschaftliehen Funktionen verbunden (d. h. wirken auf sie ein oder werden von diesen beeinflußt), als zu ihrer Ausübung Leistungsfaktoren erforderlich sind, für deren Bereitstellung durch die finanzwirtschaftliehen Funktionen die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. So ist das benötigte Kapital zu beschaffen und evtl. wieder zurückzuerstatten; es sind aber auch die vereinbarten Zinsen, Arbeitsentgelte, Mieten usw. zu zahlen. Dabei beeinflußt der Umfang, in dem Leistungsfaktoren für die Leistungsfunktionen benötigt werden, die finanzwirtschaftliehen Funktionen sehr wesentlich. Umgekehrt ist durch die finanzwirtschaftliehen Funktionen, besonders bei nicht ausreichend beschaffbarem Kapital, ein Rahmen für das Ausüben der Leistungsfunktionen abgesteckt. Die Funktionen Einkauf und Verkauf stehen zudem in einer eigenen Beziehung zu den finanzwirtschaftliehen Funktionen, weil durch sie unmittelbar (gleichzeitig oder mit zeitlicher Verzögerung) Zahlungsvorgänge ausgelöst werden (Begleichen von Rechnungen bzw. Zahlungseinzug). Die Verbindung von Leistungsfunktionen mit den verwaltungswirtschaftlichen Funktionen

Mit der personalwirtschaftlichen, als einer der verwaltungswirtschaftlichen Funktionen, sind die Leistungsfunktionen dadurch verbunden, daß zu deren Ausübung menschliches Leistungsvermögen unentbehrlich ist. Um dieses Leistungsvermögen bereitzustellen, werden im Rahmen der personalwirtschaftlichen Funktion Arbeitskräfte angeworben und eingestellt, während ihrer Zugehörigkeit zur Betriebswirtschaft betreut und ggf. wieder entlassen oder anderweitig eingesetzt. Wie stark der personalwirtschaftliche Funktionsbereich durch die einzelnen Leistungsfunktionen beansprucht wird, ist abhängig von der Art und Zahl der benötigten Arbeitskräfte sowie von der Dauer ihrer Zugehörigkeit zu dem jeweiligen Organ. Unterschiedlich intensiv sind die Leistungsfunktionen auch mit der anlagenwirtschaftlichen Funktion verbunden. Der Zusammenhang ist bei denjenigen Leistungsfunktionen vergleichsweise unbedeutend, die nur in geringem Maße Anlagen (Gebrauchsgüter) erfordern, wie i. d. R. die Absatz- und Beschaffungsmarktforschung, häufig aber auch der Einkauf und die Werbung. Er ist dagegen besonders zwischen der anlagenwirtschaftlichen und der Fertigungsfunktion bei der Anwen-

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1. Abschnitt: Funktionen in der Betriebswirtschaft

dung anlageintensiver Fertigungsverfahren evident. Kann das die anlagenwirtschaftliche Funktion ausübende Organ die benötigten Anlagen nicht vollständig oder nicht rechtzeitig bereitstellen oder nur mit unzureichender Einsatzbereitschaft, so müssen sich zwangsläufig negative Folgen für die Fertigungsfunktion ergeben. Daraus ist jedoch keineswegs auf eine einseitige Abhängigkeit der Leistungsfunktionen von der anlagenwirtschaftlichen Funktion zu schließen. Vielmehr gehen auch umgekehrt von den Leistungsfunktionen Impulse auf die anlagenwirtschaftliche Funktion aus, wenn sie z. B. anlagenerhaltende (Reparaturen) oder anlagenerneuernde Maßnahmen auslösen. Schließlich sind die Leistungsfunktionen mit dem Rechnungswesen verflochten, indem die mit ihnen verbundenen Vorgänge und Daten, je nach der Art der zu erfassenden Größen, in der Buchhaltung, der Kostenrechnung und/oder in der Betriebsstatistik ihren Niederschlag finden. Darüber hinaus kann die Planung in den einzelnen Funktionsbereichen zu einer dem Rechnungswesen zuordenbaren Vorschaurechnung (Planungsrechnung) führen. Das Rechnungswesen liefert seinerseits den Organen der Leistungsfunktionen eine Fülle von Daten, die diese zur optimalen Aufgabenlösung benötigen. Das wird besonders am Beispiel des Verkaufs deutlich, der ohne die in der Kalkulation errechneten Größen stets in der Ungewißheit erfolgen müßte, ob die für die abgesetzten Leistungen erzielten Erträge den entstandenen Werteverzehr decken108 oder übersteigen. Die Verbindung von Leistungsfunktionen mit den Leitungsfunktionen

Die Leitungsfunktionen Vertretung und Rechenschaftslegung (Verantwortung), Koordination und eng damit verbunden, die Initiativfunktion runden das betriebswirtschaftliche Funktionsgefüge ab. Die Vertretung der Betriebswirtschaft Dritten gegenüber betrifft dabei die Betriebswirtschaft als Ganzes mit allen in ihr ausgeübten Funktionen. Deshalb bestehen keine nennenswerten speziellen Beziehungen zwischen einzelnen Leistungsfunktionen und der Funktion der Repräsentation109• Durch die Koordinationsfunktion sollen die aus der Eigengesetzlichkeit einzelner Funktionsbereiche erwachsenden Spannungen ausgeglichen werden. Einer solchen Koordination bedarf es nicht, soweit sich die einzelnen Funktionsbereiche selbst abstimmen und auf ein optimales Niveau einpendeln. Verbleiben aber Spannungen, divergieren beispielsweise die Vorstellungen hinsichtlich des Objektsortiments der Ferti1os Vgl. zu dem Zusammenhang von Rechnungswesen und Beschaffung u. a. Edmund Sundhoff: Grundlargen und Technik, a.a.O., S. 225. 109 Allenfalls der Ein- und Verkauf können verlangen, daß das Leitungsorgan die Betriebswirtschaft häufiger gegenüber Dritten (Lieferer bzvi. Abnehmer) vertritt, als dies bei anderen Funktionen erforderlich ist.

B. Betriebswirtschaftliche Funktionen

49

gungsfunktion und des vom Verkauf benötigten Leistungssortiments oder stehen mehrere Funktionsbereiche in intensiver Konkurrenz um knappe Leistungsfaktoren, so hat das mit der Leitung betraute Organ eine optimale Abstimmung zwischen den Funktionsbereichen herbeizuführen. Dabei verlangt eine Leistungsfunktion um so eher koordinierende Eingriffe, je stärker ihre Eigengesetzlichkeit im Vergleich mit den übrigen Funktionen ausgeprägt ist. Im Zusammenhang mit einer solchen Koordination kann es nicht zuletzt erforderlich werden, daß das Leitungsorgan im Hinblick auf einzelne Funktionsbereiche eine Initiative entwickelt; denn in jeder Betriebswirtschaft gibt es Funktionen, deren Organe aufgrund mangelnder Eigeninitiative solcher Impulse bedürfen. Daneben bestehen zumeist aber auch Funktionsbereiche (häufig etwa der Bereich der Beschaffungs- oder Absatzmarktforschung), die durch Informationen an das Leitungsorgan solche Initiativen auslösen, sich also auf diese Weise in enger Berührung mit dem Leitungsorgan und seinen Funktionen befinden. Die vielfältigen wechselseitigen Zusammenhänge zwischen den Leistungsfunktionen sowie zwischen diesen und den übrigen Funktionen bilden die Grundlage für Überlegungen über die Ausgliederung von Leistungsfunktionen; denn die Wirkungen, die eine solche Ausgliederung für die ausgliedernde Betriebswirtschaft hat, müssen in ihrer Art und Intensität wesentlich von diesen Beziehungszusammenhängen und ihren Veränderungen mit bestimmt werden. Vor einer Analyse dieser Wirkungen muß aber die Funktionsausgliederung selbst erörtert werden.

2. Abschnitt

Die Ausgliederung betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen A. Begriff und Wesen der Funktionsausgliederung Es ist nunmehr die Möglichkeit einer Funktionsausgliederung zu prüfen, d. h. die Frage, ob und ggf. wie sich eine oder mehrere Leistungsfunktionen aus dem Ganzen der Betriebswirtschaft herauslösen lassen. Zur Kennzeichnung des Begriffes der Funktionsausgliederung ist dabei unmittelbar an die Abgrenzung des Funktionsbegriffes anzuknüpfen. Die Funktion wurde bestimmt als die zu einer Leistung führende Tätigkeit eines Organs, die dieses Organ ausführt, um die ihm gestellte Aufgabe zu lösen. Hinsichtlich der Ausübung einer solchen Funktion lassen sich in Anlehnung an Eisfeld1 drei Erscheinungsformen feststellen: 1. die Selbstausübung, 2. die Nichtausübung, 3. die Fremdausübung. Selbstausübung liegt vor, wenn der Aufgabenträger die zur Aufgabenlösungerforderlichen Verrichtungen selbst ausführt. Nichtausübung einer Funktion bedeutet, daß diese Verrichtung weder innerhalb der Betriebswirtschaft noch außerhalb für sie ausgeübt wird. Das gilt etwa für eine Betriebswirtschaft, welche die Fertigungsfunktion t EiJSfeld unterscheidet die .,Selbstausübung", die .,Übertragung auf andere" und die .,Nichtausübung" von Funktionen, wobei er diese Erscheinungsformen als Phasen bezeichnet. Vgl. Curt Eisfeld: Zur Lehre von der ~staltung der Unternehmung. In: ZfhF, 3. Jg. 1951, S. 313 f. Weil jedoch die Übertragung auf andere nicht im Sinne eines Vorganges, sondern als Zustand des Übertragenseins zu verstehen ist, wird hier der Begriff Fremdausübung gewählt. Nach Bidlingmaier besteht eine Alternative zwischen "der Aufgabenbewältigung im eigenen Unternehmen (.Aufgabenintegration), der Übertragung von Aufgaben auf fremde Institutionen (Aufgabenamlagerung) und der gemeinschaftlichen Aufgabenerfüllung durch mehrere Unternehmungen (Aufgabenkooperation)". Vgl. Johannes Bidlingmaier: Begriff und Formen der Kooperation im Handel. In: Absatzpolitik und Distribution. Festschrift für Karl Christian Behrens. Hrsg. Johannes Bidlingmaier, Helmut Jacobi und Edgar W. Uherek. Wiesbaden 1967, S. 353.

A. Begriff und Wesen der Funktionsausgliederung

51

nicht ausübt, sondern lediglich von anderen Güter einkauft und nach evtl. Lagerung wieder verkauft. Der Begriff der Fremdausübung einer Funktion beinhaltet, daß die entsprechende Aufgabe durcllaus einem Aufgabenträger der Betriebswirtschaft zur Lösung gestellt ist, dieser sich aber zur Aufgabenlösung eines fremden, also nicht der Betriebswirtschaft zugehörenden Organs bedient. Damit besteht eine Trennung von Aufgaben- und Funktionsträger bzw. funktionsausübendem Organ. Dem betriebsfremden Organ kann der Aufgabenträger jedoch nicht die Verantwortung für die Aufgabenlösung überlassen, denn in diesem Falle würde er seinen Charakter als Aufgabenträger verlieren, und vom Standpunkt der betrachteten Betriebswirtschaft wäre die Nichtausübung der Funktion gegeben. Im Hinblick auf seine Verantwortung kann der Aufgabenträger auch nicht darauf verzichten, zumindest die Entscheidung über die Leistung zu treffen, die zur Aufgabenlösung erbracht werden soll, und selbst zu prüfen, ob die erstellte Leistung der verlangten Aufgabenlösung genügt. Wird die Funktion in die Phasen Planung, einschließlich (organisatorischer) Anordnung (und zwar bezogen auf die zu erstellende Leistung sowie auf die Funktionsdurchführung), Durchführung und Überwachung (und zwar das Gegenüberstellen von Ist-Durchführung und Durcllführungsplan, Ist-Leistung und Soll-Leistung sowie IstLeistung und Aufgabe) zerlegt und die erste Phase nochmals in Info.nnationsgewinnung, Bildung von Alternativen, Entscheidung und Anordnung unterteilt, so müssen dem Aufgabenträger davon also auch im Extremfall der Fremdausübung einer Funktion zumindest die Entscheidung über die zu erstellende Leistung und die Gegenüberstellung von Ist-Leistung und Aufgabe verbleiben. Zwischen diesem Extrem der Fremdausübung und dem anderen der Selbstausübung einer Funktion liegt eine Spanne, in der in unterschiedlichem Umfang Funktionssegmente dem entsprechenden Organ der betrachteten Betriebswirtschaft vorbehalten sein können. In diesen Erscheinungsformen der Funktionsausübung ist ein Wechsel möglich, wobei sich im wesentlichen unterscheiden lassen: 1. Übergang von der Selbstausübung zur Fremdausübung = Funktionsausgliederung2 (d. h. die Funktion wird vollständig3 oder teilweise einem betriebsfremden Organ übertragen), 2 Vgl. zum Begriff der FUnktionsausgliederung u. a. Heinz Kleinen: Die Beurteilung der Funlclionsübertragung an GroßzusammeiliSchlüsse im Handel. In: Mitteillungen des !IliStituts für Handelsforschung an der Universität zu Köln. 20. Jg. 1968, Nr. 9, S. 110, der die FUnktionsausgliederung als Sonder-

4*

52

2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

2. Übergang von Selbstausübung zu Nichtausübung = Funktionseinstellung4, 3. Übergang von Fremdausübung zu Nichtausübung = wie unter 2. Funktionseinstellung, nur daß es sich um die Einstellung einer ausgegliederten Funktion handelt, 4. Übergang von Nichtausübung zu Fremdausübung Funktionsangliederung, 5. Übergang von Fremdausübung zu Selbstausübung = Funktionseingliederung, 6. Übergang von Nichtausübung zu Selbstausübung Funktionsaufnahme. Die FunktionsausgliederungS stellt also eine der Möglichkeiten im Wechsel von Erscheinungsformen der Funktionsausübung dar, und zwar den Übergang von der Selbst- zur Fremdausübung von Funktionen, wobei hier lediglich die Ausgliederung von Leistungsfunktionen zur Diskussion steht. Die Beschränkung auf die Funktionsausgliederung ist dadurch begründet, daß allen anderen funktionsbezogenen Maßnahmen eine durchaus spezifische Problematik eigen ist6 • fall der Funktionsübertragung behandelt. Siehe auch: Klaus v. Wysocki: Rationalisierung durch A'Wlgliederung von Betriebsaufgaben. In: ZfB, 31. Jg. 1961, Nr. 1, S. 30. Er spricht nicht von Funktions-, sondern Aufgabenausgliederung. 3 Wird im folgenden von der vollständigen A'Wlgliederung einer Funktion oder Teilfunktion gesprochen, dann schließt dies - wie abgeleitet - auch im Extremfalle nicht die Entscheidung (ggf. in Form der Mitentscheidung) über das Leis1nmgssoll und die Überwachung der Ist-Leistung im Hinblick alU.f die Aufgabe mit ein. Zumindest dieses Funktionsrudiment muß in der ausgliedemden Betriebswirtschaft verbleiben, wenn es sich nicht um den Übergang zur Nichtausübung handeln soll. 4 Rößle trennt in "Funktions~W~Ssonderung" im Sinne der Funktionseinstellung oder des Fremdbezugs und "F1unktionsübertragung". Bei der Funktionsübertragung im Sinne der Funktionsausgliederung übt die übernehmende Betriebswirtschaft die "F'unktionen im Auftrag und Interesse der ihr angeschlossenen Mitglieder" aus. Vgl. Karl Rößle: Die Übertragung betriebswirtschaftlicher Funktionen auf Gemeinschaften. In: Zeitschrift für Handelswissensch~ft und Handelspraxis, 22. Jg. 1929, Nr. 3, S. 77. 5 Sie wird hier als Folge einer autonomen Entscheidung der ausgliedernden Betriebswirtschaft verstanden, was allerdings nicht ausschließt, daß diese Entscheidung durch äußere Einflüsse induziert werden kann. Sölter spricht anschaulich von "autonomer Funktiorusausgliederung". Vgl. Arno Sölter: Funktionsausgliederung und Funktionskoordination als Kernproblem der modernen Wettbewerbswirtschaft In: Unternehmung im Strukturwandel der Wirtschaft. Bd. II, Markt und Marktstrategie. Hrsg. Deutsche Gesellschaf\!; für Betriebswirtschaft, Berlin 1967, S. 71. & Dagegen stellt Giersch fest: "Eine Ausgliederung an sich gibt es nicht, sie ist stets mit der Eingliederung der betreffenden Prozesse in bereits bestehende Betriebe oder Zweige oder mit ihrer Verselbständigung zu neuen Betrieben bzw. Zweigen unmittelbar verbunden." Dieter Giersch: Zu einigen Problemen der Ausgliederung und Zentralisation von Produktions- und Arbeitsprozessen in der sozialistischen Landwirtschaft der DDR. In: Wirt-

A. Begriff und Wesen der Funktionsausgliederung

53

Die Funktionsausgliederung ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, daß die ausgliedernde Betriebswirtschaft auch nach vollzogener Übertragung der Funktion zumindest das Funktionsrudiment der Entscheidung über die zu erstellende Leistung und das des Gegenüberstelleng von Ist-Leistung und Aufgabe behält, die entsprechende Aufgabe also einem Organ der Betriebswirtschaft noch gestellt ist7. Damit verbleibt die auszugliedernde Funktion im Einflußbereich der ausgliedernden Betriebswirtschaft. In dem Maße, in dem allerdings die Einflußnahme der ausgliedernden Betriebswirtschaft auf die Funktionsausübung abnimmt, handelt es sich um den Übergang zur Nichtausübung der Funktion oder aber wiederum - wenn auch in veränderten Dimensionen - zur Selbstausübung; denn die ursprünglich funktionsübernehmende Betriebswirtschaft wird dann zum Funktionspartner. Verkauft ein Mitglied einer Absatzgenossenschaft dieser die von ihm produzierten Güter, ohne auf die Ausübung der Verkaufsfunktion innerhalb der Genossenschaft Einfluß zu nehmen, so handelt es sich um die Selbstausübung der Verkaufsfunktion durch das Mitglied, wobei die Genossenschaft als Funktionspartner auftritt8 • Im Falle der FunktionsallSgliederung fixiert die ausgliedernde Betriebswirtschaft zumindest das Leistungssoll. Dieses in qualitativer wie quantitativer sowie ggf. in zeitlicher und räumlicher Hinsicht bestimmte Leistungssoll bildet schaftswissenschaft, 1967, Nr. 7, S. 1112. Ohne dieser Argumentation zu widersprechen, ist aber festzustellen, daß Aus- und Eingliederung spezifische Fragen aufwerfen, die einer gesonderten Untersuchung zugänglich sind. 1 In diesem Sinne wenn auch bezogen auf die Handelsbetriebe schreibt Hans Georg Worpitz: Probleme der Flunktionseinengung im mittelständischen Ha~ndel unter besonderer Berücksichtigung des mittelständischen Einzelhandels. Diss. Frankfurt 1958, S. 18: "Man kann sogar sagen, daß in allen Fällen der Funktionsausgliederung . . . die Delegation von Aufgaben unmöglich ist. Gleichviel, wer die Tätigkeiten im einzelnen ausübt, bleibt der gewählte Aufgabenbereich des einzelnen Händlers bestehen. Wird etwa die Transportfunktion an einen Spediteur übertragen, so besteht für den Händler nach wie vor die Aufgabe, für die Durchführung des Transportes zu sorgen. Ob er ihn nun selbst durchführt oder nicht, unabhängig davon bleibt ihm die Au:l\gabe und zumindest . . . ist . . . ein Teil der dispositiven Leistung - die Auftraggerteilung - vom Händler selbst zu erbringen." s Ohne die Frage der Einflußnahme aruf die FUnktionsausübung nach vollzogener Funktionsausgliederung hervorzuheben, schreibt Draheim zu dem Unterschied von Sel X) ausgliedert. Ein weiteres Einteilungskriterium bildet die Abhängigkeit der Ausübung einer Funktion von den Leistungen einer anderen Funktion. Vereinfacht lassen sich unterscheiden: - Funktionen, die nicht auf den Leistungen der anderen Funktionen basieren, wie etwa die Beschaffungsmarktforschung oder die Forschung und Entwicklung; - Funktionen, die auf den Leistungen aus der Ausübung anderer Funktionen aufbauen, wie etwa der Verkauf, der von der Werbewirkung und den eingekauften oder hergestellten Gütern ausgeht. Dabei wäre von einer Ausgliederung höheren Grades zu sprechen, wenn eine Funktion der zweiten statt einer der ersten Gruppe ausgegliedert würde 43 • Schließlich könnte eine Gradeinteilung danach erfolgen, wieweit sich die Ausübung einer Funktion nach anderen Funktionen richten muß. Daraus resultiert eine Stufenfolge, ausgehend von der Engpaßfunktion 43 Dies entspricht in etwa auch der in der Literatur genannten Reihenfolge, wonach Funktionen ausgegliedert werden sollen, um stufenweise von einer Kooperation geringeren, zu einer Kooperation höheren Intensitätsgrades zu ge}angen, und zwar der Reihe: Absatz- und BeschaffJUngsmarktforschung, Forschung und Entwicklung, Werbung, Verkauf, Einkauf usw. Vgl. dazu u. a. Arno Sölter: Kooperation, a.a.O., S. 250, der vorschlägt, "von der Marktfront 2'JUß1 Produktionskem" vorzudringen. Demgegenüber stellt Richter fest: "Der Gemeinschaftsvertrieb ist zweifellos die Krönung aller Kooperationsformen." Wolfgang Richter: Zusammenarbeit, Verbund, Kooperation - warum und wie? In: Holz-Zentralblatt, 91. Jg. 1965, Nr. 110, S. 1904.

C. Formen der Funktionsausgliederung

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(Minimumsektor), an der sich alle anderen Funktionen orientieren müssen, bis hin zu den Funktionen, die den größten Leistungsspielraum aufweisen44 • Zu 2.: Gradunterschiede hinsichtlich der Dimensionen der Funktions-

ausübung.

Wird nur ein Teil (eine Teilfunktion) einer oder mehrerer Leistungsfunktionen auf eine and~re Betriebswirtschaft übertragen, so lassen sich nach den auszugliedernden Funktionsteilen in Relation zu der jeweiligen Gesamtfunktion ebenfalls Gradunterschiede der Funktionsausgliederung feststellen. Zur Abgrenzung dieser Funktionsteile sind die Dimensionen der Funktionsausübung heranzuziehen, und zwar: Die Dimension der Objektart Hat eine in der Betriebswirtschaft ausgeübte Leistungsfunktion oder haben mehrere Leistungsfunktionen die Objektarten Ot ... On zum Gegenstand, dann kann man davon u. U. die Teilfunktionen mit den Objektarten Ot, 02 usw. abtrennen und ausgliedern. So überträgt etwa ein Einzelhändler den Einkauf von Backwaren einer Einkaufsgenossenschaft, während er den Einkauf der übrigen Lebensmittel selbst vornimmt45. Wie in der Breite ist die Aufteilung des Objektsortiments aber auch in der Tiefe möglich. Die Dimension der Zahl der Objekte je Objektart Eine Funktionsteilung nach der Objektzahl innerhalb einer Objektart liegt z. B. vor, wenn eine Betriebswirtschaft nur einen Teil der Objekte einer Art von einer anderen Betriebswirtschaft fertigen läßt. Allerdings braucht sich die Aufteilung keineswegs auf eine Objektart zu beschränken; sie kann vielmehr quer durch das gesamte Objektsortiment gehen. Die Dimension der Art der Funktionspartner Analog zur Teilung nach Objektarten läßt sich eine auf die Funktionspartner Pt ... Pn gerichtete Funktion so unterteilen, daß die sich an die Partner Pt, P2 usw. wendende Teilfunktion ausgegliedert wird, was wiederum zu unterschiedlichen Ausgliederungsgraden führt. Erstreckt sich die Beschaffungsmarktforschung einer Betriebswirtschaft auf Industrie-, Handwerks-, Großhandels- und Einzelhandelsbetriebe, so kann ein Marktforschungsinstitut Teile davon, wie die Markt44 Von ökonomisch untergeordneter Bedeutung wäre die Gradeinteilung danach, inwieweit die einzelnen Funktionen charakteristisch für die ausgliedernde Betriebswirtschaft sind, wenn damit nicht zugleich auch etwas über die Höhe der Kosten usw. ausgesagt wird. 45 Vgl. Paul Riebel: Formen, a.a.O., S.107, der solche Gradabstufungen in der Realität analysiert hat.

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2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

forschung hinsichtlich der Einzelhandelsbetriebe oder zusätzlich auch der Großhandelsbetriebe usw. übernehmen. Die Dimension der Zahl der Funktionspartner einer Art Teilfunktionen nach der Zahl der Funktionspartner sind ebenso wie die nach der Zahl der Objekte zu bilden, und es lassen sich entsprechende Gradabstufungen der Funktionsausgliederung unterscheiden. Allerdings ist die Funktionsteilung ausschließlich nach der Zahl der Funktionspartner und die Ausgliederung einer so entstehenden Teilfunktion mit der Gefahr verbunden, daß sich die Ausübung der ausgegliederten und die der verbleibenden Teilfunktionen überschneiden, indem einzelne Funktionspartner sowohl von dem betriebsinternen als auch von dem externen Organ erfaßt werden46 • Um solche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es erforderlich, ein weiteres Einteilungskriterium hinzuzuziehen, etwa das Gebiet, in dem die Funktionspartner ihren Standort haben. Die Dimension des Raumes Von dem Gesamtgebiet, auf das sich die Funktionsausübung erstreckt, lassen sich Teilgebiete abspalten und die darauf gerichtete Teilfunktion ausgliedern. Bezieht sich die Beschaffungsmarktforschung einer in Norddeutschland gelegenen Betriebswirtschaft auf Europa und Amerika, so ist davon die Beschaffungsmarktforschung in Amerika (Ausgliederung 1. Grades), im Ausland (Ausgliederung 2. Grades), im Ausland und in Süddeutschland (Ausgliederung 3. Grades) usw. auf eine andere Betriebswirtschaft übertragbar. Die Dimension der Zeit Angenommen, eine Funktion wird permanent ausgeübt (laufende Werbung), in einem feststehenden Rhythmus verstärkt (Werbekampagne zum Saisonbeginn) und daneben auch arhythmisch wahrgenommen (Werbefeldzüge als Einführungswerbung neuer Produkte), so lassen sich hiervon wiederum einzelne Teile ausgliedern (etwa die Einführungswerbung und/oder die Werbung zum Saisonbeginn und/ oder die laufende Werbung) und entsprechende Ausgliederungsgrade unterscheiden. Die Dimension des Verfahrens Gradunterschiede hinsichtlich des Verfahrens der Funktionsausübung sind insofern feststellbar, als von dem Gesamtverfahren eine unterschiedlich große Zahl von Verfahrensstufen zur Ausgliederung gelangt, z. B. aus der Funktion Forschung und ·Entwicklung die Grundlagenforschung und/oder die Zweckforschung usw. 46

Vgl. in diesem Sinne Dieter Ibielski, a.a.O., S. 90.

C. Formen der Funktionsausgliederung

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Die hinsichtlich der Dimensionen aufgezeigten möglichen Gradunterschiede der Funktionsausgliederung können durch die Unterteilung zugleich mehrerer Dimensionen noch verfeinert werden. Zumeist47 berührt sogar die Aufspaltung innerhalb einer Dimension auch andere Dimensionen. Wird der Verkauf in einem Teilgebiet, etwa der Export, ausgegliedert, so ergibt sich eine Unterteilung in den Dimensionen Raum, Objektmenge, evtl. auch Objektart, wenn nur bestimmte Arten von Objekten im Ausland abzusetzen sind. Naturgemäß eignen sich die bei einzelnen Funktionen nur rudimentär ausgeprägten Dimensionen, wie die Objektmengen-Dimension bei den Funktionen Absatzund Beschaffungsmarktforschung, Forschung und Entwicklung sowie Werbung kaum für Gradabstufungen der Funktionsausgliederung. Die Gradunterschiede einer Funktionsausgliederung nach den Dimensionen der Funktion sind für die Ausgliederungsform insofern bedeutsam, als eine Funktion häufig nicht als Ganzes, sondern sukzessive in einzelnen Teilen ausgegliedert wird48 • Begründet ist dieses Vorgehen dadurch, daß die Wirkungen der Funktionsausgliederung für die ausgliedernde Betriebswirtschaft zuweilen nicht befriedigend erkennbar sind, so daß erst Erfahrungen gesammelt werden müssen. Darüber hinaus läßt sich die in der ausgliedernden Betriebswirtschaft erforderlich werdende Umstellung evtl. leichter in kleineren Schritten als durch eine einmalige Änderung der Gegebenheiten durchführen. Zu 3.: Gradunterschiede hinsichtlich der Phasen der Funktionsaus-

übung

Jede Leistungsfunktion und jede leistungswirtschaftliche Teilfunktion vollzieht sich in den Phasen Planung (Informationsgewinnung, Analyse von Alternativen und Entscheidung, und zwar für die zu erstellende Leistung wie auch für die Funktionsdurchführung), Durchführung und Überwachung (Gegenüberstellung von Ist-Durchführung und Durchführungsplan, von Ist-Leistung und Soll-Leistung sowie von IstLeistung und zu lösender Aufgabe). Abgesehen von der Entscheidung über die zu erbringende Funktionsleistung und der Gegenüberstellung dieser Leistung mit der zu lösenden Aufgabe, die bei einer Funktionsausgliederung in der ausgliedernden 47 Eine Ausnahme bildet die Aufteilung innerhalb der Dimension Objektmenge, die nicht zwangsläufig auch zu Teilungen in anderen Dimensionen

führt.

48 Vgl. in diesem Sinne u. a. Bundesverband der Deutschen Industrie (Hrsg.): Kooperationsfibel, a.a.O., S. 120.

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2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

Betriebswirtschaft verbleiben müssen, lassen sich auch hinsichtlich der Phasen der Funktionsausübung mehrere Ausgliederungsgrade unterscheiden, wie: Die Ausgliederung 1. Grades. Ausschließlich die Durchführung einer oder mehrerer Funktionen oder Teilfunktionen wird einer anderen Betriebswirtschaft übertragen49 • Die gesamte Planung und Überwachung verbleiben der ausgliedernden Betriebswirtschaft. Die Ausgliederung 2. Grades. Die Durchführung der Funktion sowie der Vergleich der effektiven mit der geplanten Durchführung (als Teil der Überwachung) werden ausgegliedert. Die restlichen Funktionsphasen übt die ausgliedernde Betriebswirtschaft selbst aus, usw. Daß die Ausgliederung nicht sämtliche Phasen einer Funktion erlaßt, kommt nicht zuletzt darin zum Ausdruck, daß die ausgliedernde Betriebswirtschaft auch nach vollzogener Ausgliederung ein Organ für den verbleibenden "Funktionsrest" behält, welches in der Form eines "Verbindungsmannes" oder einer "Verbindungsstelle" auch in der Literatur behandelt wird50• Zu 4.: Gradunterschiede hinsichtlich der Dauer der Ausgliederung

In bezug auf die Ausgliederungsdauer sind zu unterscheiden51 : 1. die Funktionsausgliederung, die von vornherein zeitlich fixiert ist, z. B. auf einen Monat, ein Jahr usw., wodurch sich entsprechende Grade bilden lassen; 2. die unbefristete, allerdings unter Einhaltung einer Kündigungsfrist zu beendende Funktionsausgliederung, wobei die Länge der Kündigungsfrist für eine verfeinerte Gradabstufung heranzuziehen wäre.

Endgültig läßt sich über die effektive Dauer der Funktionsausgliederung erst nachträglich, nicht aber von vornherein etwas sagen; denn einerseits können Ereignisse eintreten, die eine unvorhergesehene Wiedereingliederung der Funktionen erfordern (wie die Auflösung der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft, wenn sich andere Betriebswirtschaften zur Funktionsübernahme nicht anbieten), andererseits ist es denkbar, daß die Fremdausübung auch nach Ablauf der 49 Nach Hake ist eine Beschränkung auf die reine Durchführung bei Funktionsgemeinschaften nicht möglich, weil sich die Mitglieder "auch hinsichtlich der übrigen Funktionsglieder (= -phasen) verständigen" müssen. Gregor Hake, a.a.O., S. 29 f. 50 Vgl. z. B. Friedrich Romig: Theorie der wirtschaftHeben Zusammenarbeit. Berlin 1966, S. 200, der ein solches Rudiment aber auch mit der erforderlichen "Transformierung der vom Verband hereingenommenen Leistungen auf die eigenen Betriebsbedürfnisse" begründet. 51 Hälseher bestimmt in ähnlicher Weise eine "kontinuierliche" und eine "diskontinuierliche Ausgliederung". Reinhard Hölscher, a.a.O., S. 8.

D. Die Ausgliederungsfähigkeit

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zunächst vereinbarten Ausgliederungsdauer beibehalten bleibt. Ex ante ist also nur eine Aussage über die geplante Zeitdauer der Ausgliederung möglich. Faßt man die möglichen Gradunterschiede zusammen und berücksichtigt darüber hinaus die verschiedenartigen Ausprägungen der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaften sowie ihr Verhältnis zur ausgliedernden Betriebswirtschaft, so wird deutlich, wie differenziert sich eine Funktionsausgliederung gestalten läßt. Diese individuellen Formen der Funktionsausgliederung müssen zwangsläufig auch spezifische Wirkungen in der ausgliedernden Betriebswirtschaft auslösen.

D. Die Ausgliederungsfähigkeit betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen In den bisherigen Ausführungen wurde davon ausgegangen, daß die Leistungsfunktionen sowie die mit Hilfe der Dimensionen zu bildenden Teilfunktionen ausgegliedert werden können. Jetzt ist zu fragen, welche Leistungsfunktionen und leistungswirtschaftlichen Teilfunktionen ausgliederbar sind, wobei die Ausgliederungsfähigkeit unter drei Aspekten gesehen werden kann: 1. vom Standpunkt der Funktion selbst und ihrer Integration in das Funktionsgefüge,

2. vom Standpunkt der potentiellen funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft, 3. unter dem Gesichtspunkt des Zieles der ausgliedernden Betriebswirtschaft. Zu 1.: Die Funktion und deren Integration in das Betriebsganze als

Aspekte der Ausgliederungsfähigkeit

a) Ausgliederungsfähigkeit und Wesen der Funktion. Die Funktion wurde als die Tätigkeit gekennzeichnet, die zur Lösung einer Aufgabe auszuüben ist. Entsprechend übt bei einer Funktionsausgliederung der Aufgabenträger die Tätigkeit nicht selbst aus, sondern bedient sich dazu eines fremden Organs. So gesehen, ist jede Leistungsfunktion und jede leistungswirtschaftliche Teilfunktion ausgliederungsfähig; denn es gibt keine Leistungsfunktion, die unabdingbar vollständig von dem Aufgabenträger und damit in der ausgliedernden Betriebswirtschaft ausgeübt werden müßte52 • s2 Die gleiche Auffassung u. a. bei Hans-Kar! Zachert: Die überbetriebliche Delegierung von Aufgaben in mittelständischen Produktionsbetrieben. In: BF'uP, 16. Jg. 1964, S . 90. Vgl. auch Erwin Grochla: Zur Organisation des Verbandbetriebes. In: Neue Betriebswirtschaft, 13. Jg 1960, Nr. 6, S. 118.

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2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

Eine andere Auffassung vertritt u. a. Spintler, wenn sie die "isolierte Existenzfähigkeit" oder "Eigenständigkeit" einer Funktion als Voraussetzung für deren Ausgliederungsfähigkeit feststellt53 • Sie sieht diese Existenzfähigkeit bei den "Hauptfunktionen54 als abgerundete(n), in sich geschlossene(n) Gebilde(n)" 55 überwiegend gegeben. Nun sind aber nicht nur die leistungswirtschaftlichen Hauptfunktionen, sondern auch die Leistungsfunktionen durch ihr einheitliches Verrichtungsgepräge56 abgerundete Gebilde. Wieweit dies darüber hinaus für die Teilfunktionen gilt, hängt davon ab, in welcher Weise auf den einzelnen Dimensionsskalen Abschnitte gebildet werden können. Dabei ist allerdings festzustellen, daß diese Skalen keinen kontinuierlichen Verlauf, sondern Segmente {besonders deutlich bei den Stufen eines Verfahrens) aufweisen, so daß sich Teilfunktionen nicht beliebig bilden lassen57• Sind sie aber gegeneinander abgegrenzt, so können sie, vom Wesen der Funktionen her gesehen, auch ausgegliedert werden. Die Eigenständigkeit der Funktion als Voraussetzung für ihre Ausgliederungsfähigkeit könnte daneben im Sinne der organisatorischen Selbständigkeit verstanden werden, also der Zuordnung dieser Funktion zu einem Organ, das keine weiteren Funktionen auszuüben hat. Zweifellos wäre die Ausgliederung einer organisatorisch bereits verselbständigten Funktion einfacher; wenn aber die erforderlichen organisatorischen Maßnahmen durchgeführt werden, ist auch jede andere Leistungsfunktion ausgliederungsfähig. Schließlich setzt Spintier einen "Mindestumfang" der Funktion für deren Ausgliederungsfähigkeit voraus58 • Dabei ist durchaus denkbar, daß eine Funktion für die ausgliedemde Betriebswirtschaft eine zu geringe Bedeutung besitzt, als daß ihre Ausgliederung erwogen würde. Das ist allerdings eher eine Frage der Ausgliederungswilligkeit als der Ausgliederungsfähigkeit. Findet sich - wegen des geringen Umfanges der Funktion - keine Betriebswirtschaft zu deren Übernahme bereit, so liegt die mangelnde Ausgliederungsfähigkeit in den potentiellen Renate Spintler, a.a.O., S. 66 ff. z. B. Absatz, Produktion, Beschaffung. 55 Renare Spintler, a.a.O., S. 67. 56 Begriff nach Wilhelm Hasenade Funktionenlehre, a.a.O., Sp. 2096. 57 Beispielsweise ist eine Aufteilung der fertigungstechnisch bedingten Kuppelproduktion in Teilfunktionen nach den verschiedenen Produktarten nicht möglich, soweit die voll:ständige Trennung der Produkte erst in der letzten Verfahrensstufe erfolgt. Vgl. zu den technischen Voraussetzungen einer solcllen Funktionsteilung: Ernst Feuerbaum: Die Zubringer- und die Montageindustrie. Eine Form industrieller Arbeitsteilung. Berlin 1956, S. 18. ss Renate Spintler, a.a.O., S. 69. 53 54

D. Die Ausgliederungsfähigkeit

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funktionsübernehmenden Betriebswirtschaften, nicht aber im Wesen der Funktion begründet. b) Ausgliederungsfähigkeit und funktionsausübendes Organ. Bedingung für die Ausgliederungsfähigkeit von Funktionen ist nach Spintler, daß bei den Personen, die bis zur Ausgliederung die Funktion ausüben, nicht "das Gefühl der Zurücksetzung" sowie Mißtrauen aufkommen59 • Soziale Folgen dieser Art können zweifellos mit einer Funktionsallsgliederung verbunden sein; sie betreffen aber nicht das Ausgliedernkönnen, sondern die Wirkungen der Ausgliederung. c) Ausgliederungsfähigkeit und Erhaltung der Art der ausgliedernden Betriebswirtschaft. Einige Funktionen sind mehr als andere geeignet, das arteigene Gepräge einer Betriebswirtschaft zum Ausdruck zu bringen. Das gilt für die Transportfunktion in Transportbetrieben, für die Fertigungsfunktion in Industriebetrieben usw. Soll die Art der Betriebswirtschaft erhalten bleiben, so sind diese Funktionen nicht ausgliederungsfähig60. Aber auch hier handelt es sich wiederum indirekt um eine Frage der Ausgliederungswilligkeit; denn wenn der Entscheidungsträger bereit ist, eine entsprechende Veränderung der Art der Betriebswirtschaft zu akzeptieren, läßt sich auch die "artbestimmende" Leistungsfunktion ausgliedern. d) Ausgliederungsfähigkeit und Erhaltung des verbleibenden Funktionsvollzugs. Die Ausgliederung einer Funktion darf nach Ansicht Spintiers nicht dazu führen, "daß ... das ganze Funktionsgefüge eine Beeinträchtigung erfährt" 61 • Ausgehend von der oben durchgeführten Untersuchung der Beziehungen zwischen den Funktionen kommt man jedoch zu dem Ergebnis, daß zwischen allen Funktionen enge wechselseitige Zusammenhänge bestehen. Daraus folgt, daß die Ausgliederung jeder Leistungsfunktion oder leistungswirtschaftlichen Teilfunktion die Ausübung der verbleibenden Funktionen tangiert, was wiederum eine Frage der Ausgliederungswirkungen, nicht aber der Ausgliederungsfähigkeit wäre. Immerhin können diese Wirkungen so schwerwiegend sein, daß sich die verbleibenden Funktionen nicht mehr hinreichend ausüben lassen. Das gilt etwa für eine vollständige Ausgliederung der Lagerung, also auch jeglicher Zwischenlager, wenn aufgrund der nunmehr notwendigen An- und Abtransporte nicht mehr gewährleistet ist, daß die z. B. für die einzelnen Teile der Fertigungsfunktion benötigten Leistungsfaktoren rechtzeitig zur Verfügung stehen. Insofern ist die Lagerungsfunktion in bestimmten, durch die individuellen Verhältnisse der Betriebswirtschaft festgelegten Teile nicht ausgliederungsfähig. Renate Spintler, a.a.O., S. 70 f. 60 In diesem Sinne aruch Curt Eisfeld, a.a.O., S. 313 f. 61 Renate Spintler, a.a.O., S. 66 f.

59

94

2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

Zu 2.: Die potentiellen funktionsübernehmenden Betriebswirtschaf-

ten als Aspekt der Ausgliederungsfähigkeit62

Eine Funktion ist dann ausgliederungsfähig, wenn sich eine geeignete Betriebswirtschaft zur Funktionsübernahme findet. Diese für eine Funktionsübernahme in Betracht kommende Betriebswirtschaft muß übernahmewillig, übernahmefähig und übernahmewürdig sein. Nicht in jeder Betriebswirtschaft besteht ein Interesse daran, Funktionen für andere auszuüben, selbst wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind. Gründe für eine solche ablehnende Haltung sind u. a.: -

-

-

Die durch eine Funktionsübernahme drohende Abhängigkeit von der ausgliedernden Betriebswirtschaft. Das Festhalten an der Eigenverantwortlichkeit, was bei der Funktionsausübung für Fremde schon deshalb nicht in vollem Umfange möglich ist, weil sich diese eine Einflußnahme vorbehalten und auf die FunktionsauSübung auch effektiv einwirken. Der Umfang der zu übernehmenden Funktion kann so gering sein, daß es für eine Betriebswirtschaft nicht lohnt, sich mit ihrer Ausübung zu befassen. Die Art der Funktionsausübung. Eine Betriebswirtschaft kann von ihren Eigenkapitalgebern in der Weise festgelegt sein, daß sie die Funktion nur in einer bestimmten Art und Weise ausüben darf, und zwar so, daß alle Träger gleichermaßen daraus Nutzen ziehen. Das gilt vor allem für Funktionsgemeinschaften, die evtl. kein Interesse daran haben, eine Funktion zu übernehmen, wenn diese in einer anderen Weise ausgeübt werden soll63 • Eine emotionale Abneigung gegen die Zusammenarbeit mit bestimmten Betriebswirtschaften.

Zur Übernahmewilligkeit muß die Übernahmefähigkeit hinzukommen. Sie wird vor allem bestimmt durch: - Die vorhandenen freien und freizustellenden und ggf. die beschaffbaren Leistungsfaktoren. Dabei ist von entscheidender Bedeutung, wieweit die ausgliedernde Betriebswirtschaft selbst solche Leistungsfaktoren zur Verfügung stellt. - Den Standort der Betriebswirtschaft. Liegen der Standort der ausgliedernden und der für eine Funktionsübernahme in Frage kommenden Betriebswirtschaft so weit auseinander, daß die erforder62 "Das Vorhandensein geeigneter Funktionsträger" als Voraussetzung für die Ausgliederungsfähigkeit von Leistungsfunktionen behandelt ausführlich, wenn auch mit anderen Schwerpunkten, Renate Spintler, a.a.O., S. 58 ff. 63 Vgl. dazu u. a. Dieter Wolfrum, a.a.O., S. 23 ff., Günther Koberstein: Unternehmrungszusammenschlüsse. Essen W55, S. 22 und Bundesverband der Deutschen Industrie (Hrsg.): Kooperationsfibel, a.a.O., S. 72.

D. Die Ausgliederungsfähigkeit

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liehen Transportkosten, -zeiten und -unsicherheiten ins Gewicht fallen und eine hinreichende Koordination der verbleibenden und auszugliedernden Funktionen nicht mehr gewährleisten, so kann die Funktionsausgliederung daran scheitern. Auch eine übernahmewillige und -fähige Betriebswirtschaft kann der ausgliedernden Betriebswirtschaft ungeeignet erscheinen. Sie ist vor allem dann nicht übernahmewürdig, wenn mit unzuverlässiger Funktionsausübung gerechnet werden muß. Mangelnde Übernahmewürdigkeit liegt aber auch dann vor, wenn sich der ausgliedernden Betriebswirtschaft keine hinreichende Möglichkeit der Einflußnahme (etwa wegen des ungünstigen Standortverhältnisses) bietet oder die Gefahr des Verlustes von Wettbewerbsvorteilen droht. Diese Gefahr besteht insbesondere, wenn die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft die zum Zwecke der Funktionsausübung erhaltenen Informationen selbst auswerten kann (weil sie z. B. in Substitutionskonkurrenz zur ausgliedernden Betriebswirtschaft steht) oder für andere nutzen bzw. an diese weitergeben könnte64 • Fehlt eine geeignete Betriebswirtschaft für die Funktionsübernahme, so ist es der ausgliedernden Betriebswirtschaft u. U. immer noch möglich, eine solche allein (Tochteruntemehmung) oder gemeinsam mit anderen (Funktionsgemeinschaft oder Beteiligungsunternehmung) zu gründen. Bei einer derartigen Betriebswirtschaft kann die Übernahmewilligkeit und -Würdigkeit unterstellt werden. Ob sie auch übernahmefähig ist, hängt von ihrer Ausstattung mit Leistungsfaktoren ab. Hinsichtlich der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft werden al~n Grenzen der Ausgliederungsfähigkeit deutlich, die prinzipiell für alle Leistungsfunktionen und leistungswirtschaftlichen Teilfunktionen gelten. Diese Grenzen sind allerdings nicht konstant, sondern können im Zeitablauf durchaus Schwankungen unterliegen. Zu 3.: Die Zweckmäßigkeit als Aspekt der Ausgliederungsfähigkeit

Geht man davon aus, daß in der Betriebswirtschaft alle Vorgänge dem Ziel und der Zielbedingung dienen sollen, dann ist die Ausgliederungsfähigkeit nur gegeben, wenn sich die Ausgliederung positiv auf das Ziel und die Zielbedingung auswirkt. Die Ausgliederungsfähigkeit einer Funktion ist demnach entscheidend nach den Wirkungen zu beurteilen, die sich durch die Ausgliederung in der ausgliedernden Betriebswirtschaft ergeben. 64 Auf diese Gefahren weist u . a. Krüger hin. Vgl. Gerhard Krüger: Pl-anung des Erzeugnisprogrammes. In: Industrielle Produktion. Hrsg. Klaus Agthe, Hans Blohm und Erich Schnaufer. Baden-Baden und Bad Hornburg 1967,

s. 111.

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2. Abschnitt: Ausgliederung von Leistungsfunktionen

Insgesamt hängt die Ausgliederungsfähigkeit von Leistungsfunktionen also davon ab, daß eine übernahmewillige Betriebswirtschaft gefunden wird und aus der Ausgliederung positive Wirkungen im Hinblick auf das Ziel und die Zielbedingung zu erwarten sind; denn alle anderen Momente, auch die Übernahmefähigkeit und die Übernahmewürdigkeit der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft kommen letztlich in den Wirkungen für die ausgliedernde Betriebswirtschaft zum Ausdruck.

3. Abschnitt

Wirkungen der Ausgliederung betriebswirtschaftlicher Leistungsfunktionen auf die ausgliedernde Betriebswirtschaft Vorbemerkung: Das System der Wirkungsanalyse Weil eine Funktionsausgliederung nur dann vertretbar ist, wenn sie positive Wirkungen auf die Eigenkapitalrentabilität als dem verfolgten Ziel und auf die Sicherung des Bestandes der Betriebswirtschaft als Zielbedingung hervorruft, muß die Wirkungsanalyse von einem Vergleich der Rentabilität1 und der Sicherheit des Bestandes bei Selbstausübung mit derjenigen bei Funktionsausgliederung und der sich daraus ergebenden Fremdausübung ausgehen2 • Zunächst muß für die Durchführung dieses Vergleichs unterstellt werden, daß hinsichtlich der einzelnen, sämtlich zukunftsbezogenen Größen sichere Erwartungen bestehen. Zudem wird die Zielbedingung ( = Bestandssicherung) erst einmal ausgeklammert, um den Vergleich auf einen Ergebnisvergleich (Rentabilitätsvergleich) zu reduzieren. Läßt man auch das Eigenkapital als Bezugsgröße zunächst unberücksichtigt, so verbleibt noch ein Erfolgsvergleich (Gewinn- bzw. Verlustvergleich). Wegen ihrer primären Bedeutung werden dabei nur die Umsatzerträge und der leistungsbezogene Aufwand (Kosten) in die Untersuchung einbezogen, so daß sich der Erfolgsvergleich in einen Kostenund in einen Umsatzertragsvergleich auflösen läßt. Aufgrund dieser Überlegungen sollen zuerst die Wirkungen der Funktionsausgliederung auf die Kosten und die Erträge erörtert werden, um dann sukzessive 1 In gleicher Weise stellt Hölscher die Frage nach den Konsequenzen, wie sie sich bei einer Ausgliederung betrieblicher Funktionen auf Handelsgenossenschaften für die einzelne Mitgliederwirtschaft ergeben. Vgl. Reinhard Hölscher, a.a.O., S. 78. 2 U. a. nennt Westermann für die Entscheidung über "Fremdbezug" oder "Eigenfertigung" eine Reihe anderer Faktoren, die sich jedoch auf die hier behandelten zurückführen lassen. Vgl. Herbert Westermann: Gewinnorientierter Einkauf. Ein Weg zur Erfolgssteigerung durch Kostenersparnis. Berlin 1963, S. 17 f. Vgl. auch Heinz Rasch, a.a.O., S. 46. Er betont: "Die rechnerische Analyse darf . .. nicht überbewertet werden. Sie ist nur Ausgangspunkt und Kern der Überlegungen", in die aber auch noch eine Reihe von Imponderabilien einbezogen werden müssen

7 Selchert

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

98

auch die zunächst ausgeklammerten Größen in die Untersuchung mit einzubeziehen. A. Wirkung der Funktionsausgliederung auf die Kosten der ausgliedernden Betriebswirtschaft Die Kostenwirkungen einer Funktionsausgliederung differieren von Betriebswirtschaft zu Betriebswirtschaft, in unterschiedlichen Zeitpunkten selbst innerhalb einer Betriebswirtschaft und auch in einem Zeitpunkt bei der Ausgliederung verschiedener Funktionen. Deshalb ist es erforderlich zu prüfen, wodurch die Kostenwirkungen im Einzelfall beeinflußt werden. Die Analyse muß sich also darauf richten, die Einflußfaktoren der Kostenwirkungen festzustellen. Insoweit handelt es sich um eine kostentheoretische Untersuchung. Der kostentheoretischen Analyse müssen sich Überlegungen in bezug auf die Möglichkeit anschließen, die Kostenwirkungen auch rechnerisch zu erfassen. Die kostentheoretische Untersuchung geht von dem Vergleich der Kosten bei Selbstausübung und Fremdausübung aus. Dabei werden die gesamten Kosten im Falle der Selbstausübung als "interne Kosten" bezeichnet, d. h. als Kosten, die in der Betriebswirtschaft selbst anfallen. Demgegenüber entstehen bei der Funktionsausgliederung nach wie vor interne Kosten, und zwar durch die Ausübung der verbleibenden Funktionen, daneben aber auch "externe Kosten" 3 • Die Funktionsausgliederung ist unter Kostengesichtspunkten dann vorteilhaft, wenn die sich in der ausgliedernden Betriebswirtschaft ergebenden Kostenminderungen höher sind als die Kosten, die durch die Fremdausübung der auszugliedernden Funktionen entstehen. I. Kostentheoretische Analyse

a) Einflußfaktoren der internen Kostenwirkungen Die Problematik der Kostenwirkungen einer Funktionsausgliederung ist selbst dann noch vielschichtig, wenn man nur die internen Kostenwirkungen betrachtet. Das zeigt sich allein daran, daß Kostenwirkungen wegen der wechselseitigen Verflechtung der Funktionen in einer Betriebswirtschaft auch in allen verbleibenden Funktionsbereichen auftreten können. Deshalb ist es erforderlich, von der Vielfalt der realen Gegebenheiten zunächst zu abstrahieren und von vereinfachenden Prämissen auszugehen, also Modelle zu bilden. 3

Zur näheren Bestimmung der externen Kosten s. S. 159 ff.

AI. Kostentheoretische Analyse

99

Modell 1 1. Kennzeichnung des Modells

Aus einer Betriebswirtschaft wird gedanklich ein Organ isoliert, das - so sei unterstellt - keinerlei Verbindung mit anderen Organen aufweist. Es soll nur eine Leistungsfunktion ausüben. Das Modell umfaßt zudem nur die "gegenwärtige Situation" des Organs, läßt also zu erwartende Entwicklungen außer acht. Ist die Ausgliederung auf einen Teil der Leistungsfunktion beschränkt, so sei angenommen, daß die verbleibende Teilfunktion nicht intensiviert wird. Femer bleiben die ggf. zwischen den Teilfunktionen bestehenden informationsbedingten oder gütermäßigen Beziehungen außer acht. Auch Verbindungen über die Funktionspartner seien hier ausgeklammert. Zu prüfen ist, welche Ansatzpunkte ein so gestaltetes und für jedes mit der Ausübung von Leistungsfunktionen betraute Organ geltendes Modell bietet, um die Faktoren der Kostenwirkung einer Funktionsausgliederung erkennen zu können. Einmal bestimmt der durch eine mögliche Zerlegung der Leistungsfunktion bedingte Ausgliederungsgrad die Kostenwirkung; denn je größer der Funktionsteil ist, den das Organ nicht mehr auszuüben braucht, um so geringer sind die an das Organ gestellten Leistungsanforderungen. Weil Kosten nicht von selbst anfallen, sondem aufgrund von Entscheidungen (Gestaltungen) entstehen, sind Kostenwirkungen nur durch Anpassungen möglich, und zwar durch Anpassungen im Einsatz der zur Verfügung stehenden Leistungsfaktoren. Art und Ausmaß dieser Anpassungen sind deshalb ebenfalls als Faktoren der Kostenwirkungen zu betrachten. Zuerst aber ist das Organ selbst ein solcher Wirkungsfaktor; denn das Organ ist es, das an die geänderte Funktionsausübung angepaßt werden muß. Die Anpassung und die dadurch realisierbaren Kostenänderungen hängen wesentlich davon ab, aus welchen Leistungsfaktoren das Organ besteht und wie sie miteinander kombiniert sind. Femer bestimmt der Grad, in dem das Leistungsvermögen des Organs durch die Funktionsausübung ausgelastet ist, die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung. Es sind also die Wirkungsfaktoren: -

Konstellation des Organs, Grad der Funktionsausgliederung, Art und Ausmaß der Anpassung,

auf die im folgenden näher einzugehen ist4• 4 Diese Wirkungsfaktoren sind wechselseitig miteinander verbunden, so daß es sich nicht vermeiden läßt, bei der Analyse eines Wirkungsfaktors teilweise auch die noch nicht erörterten zu berücksichtigen.

7*

100

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung 2. Die Wirkungsfaktoren (A) Die Konstellation des Organs (I) Die Leistungsfaktoren des Organs

Die durch Anpassungen an eine Funktionsausgliederung realisierbaren Kostenänderungen hängen sowohl von der Art als auch von der Zahl der Leistungsfaktoren des anzupassenden Organs ab. Von den die Art der Leistungsfaktoren5 bestimmenden Merkmalen ist aufgrund der dadurch bedingten Anpassungsmöglichkeiten und damit verbundenen unterschiedlichen Kostenwirkungen hervorzuheben, daß einige Leistungsfaktoren ein Leistungspotential aufweisen, das durch ihren Einsatz genutzt wird, während andere mit dem Einsatz vollständig verbraucht werden. Mit Reinen lassen sich demzufolge Potentialfaktoren und Repetierfaktoren unterscheiden6 • Den Potentialfaktoren sind zuzurechnen: das menschliche Leistungsvermögen (die Betriebsangehörigen stellen im Rahmen der Arbeitsverträge ihre Leistungsfähigkeit der Betriebswirtschaft zur Verfügung, die diese Leistungsfähigkeit einsetzen kann) und die Betriebsmittel im Sinne Gutenbergs7 , also Maschinen und maschinelle Anlagen, Gebäude usw. (= Gebrauchsgüter), die ebenfalls ein nutzbares Leistungspotential besitzen. Die Potentialfaktoren weisen unterschiedliche Eigenschaften auf, die nicht zuletzt die möglichen Anpassungen u. U. einengen und somit auch die realisierbaren Kostenwirkungen beeinflussen. Zu unterscheiden sind Eigenschaften, die den Umfang des Faktoreinsatzes (= einsatzmengenbestimmende Eigenschaften) und solche, die die Art (Qualität) des Faktoreinsatzes bestimmen (= einsatzqualitätsbestimmende Eigenschaften). Von den einsatzmengenbestimmenden Eigenschaften interessieren im Hinblick auf die erforderlichen Anpassungen primär diejenigen, die einen zeitlich und intensitätsmäßig varüerten Einsatz ermöglichen. In bezug auf den zeitlichen Einsatz existieren Potentialfaktoren, die keinerlei Modifikation zulassen, die - wie der Hochofen - ständig oder aber für einen langen Zeitraum nicht im Einsatz sind, und daneben solche, deren ·E insatz sich innerhalb einer zeitlichen Spanne gestalten läßt. Ist das Organ mit Potentialfaktoren der ersten Gruppe ausges Vgl. das System von Leistungsfaktoren (dort als produktive Faktoren bezeichnet) bei Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 11 ff. Gutenberg behandelt u. a. auch "dipositive Faktoren", zu denen er die Planung rechnet. Wenn die Plammg wie hier aber als Phase der Funktionsausübung behandelt wird, stellt sie nicht zugleich auch einen Leistungsfaktor dar. 6 Edmund Heinen: Betriebswirtschaftliche Kostenlehre. Bd. I, Begriff und Theorie der Kosten. 2. Aufl., Wiesbaden 1965, S. 223. 7 Vgl. Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 70 ff.

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101

stattet, so scheiden zeitliche Anpassungen an die Ausgliederung einer Teilfunktion aus. Erlauben die Potentialfaktoren dagegen zeitliche Einsatzschwankungen innerhalb einer Spanne von 1-24 Stunden oder auch nur von 1 bis zu einer etwa vertraglich oder durch technische Erfordemisse (z. B. die Notwendigkeit des Erkaltens) festgelegten Höchststundenzahl, dann besteht im Hinblick auf diese Faktoren durchaus die Möglichkeit, den durch eine Funktionsausgliederung bedingten Anforderungsänderungen durch einen zeitlich variierten Faktoreinsatz zu folgen. Die Intensität des Faktoreinsatzes wird i. d. R. durch die Zahl der erstellten Leistungseinheiten je Zeiteinheit, z. B. je Stunde, ausgedrückt; ihr entspricht etwa die Laufgeschwindigkeit (Umdrehungszahl) von Motoren wie auch die Arbeitsgeschwindigkeit des Menschen. In bezug auf intensitätsmäßige Einsatzvariationen sind gleichfalls Potentialfaktoren feststellbar, die keinen Spielraum aufweisen. Das gilt etwa für Motoren und Aggregate, bei denen nur die Altemative besteht, sie mit einer festgelegten Umdrehungszahl oder überhaupt nicht laufen zu lassen. Statt dessen kann das Organ auch mit solchen Potentialfaktoren ausgestattet sein, die innerhalb einer festgelegten Spanne von 1 bis x oder von 1 + n bis x Umdrehungen in der Minute usw. einen intensitätsmäßig unterschiedlichen Einsatz erlauben8 • Die Möglichkeit intensitätsmäßig unterschiedlichen Einsatzes hängt von faktorimmanenten Merkmalen der Potentialfaktoren (von der technischen Ausstattung der Betriebsmittel, der Veranlagung und Übung des Menschen usw.), evtl. aber auch von den Leistungsfaktoren ab, mit denen sie kombiniert sind. Die einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften der Potentialfaktoren, welche Art und Qualität der von den Potentialfaktoren abzugebenden Leistungen festlegen, sind außerordentlich vielfältig. Gutenberg faßt als solche Eigenschaften die technischen Gegebenheiten von Betriebsmitteln in der sog. z-Situation der Betriebsmittel zusammen9 • Im Hinblick auf die Anpassungsmöglichkeiten sind davon besonders hervorzuheben: die Kombinationsmöglichkeit mit anderen Leistungsfaktoren (etwa die Möglichkeit, ein Aggregat auch von angelemten oder ungelemten, statt von Fachkräften bedienen zu lassen, damit mehrere Arten von Rohstoffen verarbeiten zu können usw.) und die Eigenschaft, für nur eine oder für mehrere Arten von Verfahrensstufen oder Objektarten simultan oder alternativ einsatzfähig zu sein (Spezialisierungsgrad). Von den einsatzquantitäts- und qualitätsbestimmenden Eigenschaften der Betriebsmittel abgesehen, ist ihre Pflegebedürftigkeit s 9

die Beispiele bei Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 350 ff. Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 318.

Vgl.

102

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

während der Stillstandszeiten für die Kostenwirkungen von Anpassungsmaßnahmen aufgrund der Funktionsausgliederung wesentlich. Ebenso vielfältig wie bei den Betriebsmitteln sind die einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften des Potentialfaktors menschliches Leistungsvermögen. Sie kommen insbesondere in den Kenntnissen und Fähigkeiten zum Ausdruck, z. B. in Sprachkenntnissen, der Kenntnis spezieller geographischer Gebiete oder einzelner Arten von Funktionspartnern, in der Fähigkeit, bestimmte Arbeiten ausführen und verschiedenartige oder nur bestimmte Betriebsmittel bedienen oder Rohstoffe verarbeiten zu können. Diese Eigenschaften wirken sich auf die Verwendungsfähigkeit des Potentialfaktors menschliches Leistungsvermögen aus, die nicht zuletzt eine Frage seiner Spezialisierung ist. Die Eigenschaften der Potentialfaktoren des Organs können nun nicht nur einzelne Anpassungsformen ausschließen, sondern auch insofern auf die realisierbaren Kostenänderungen einwirken, als die durch den Faktoreinsatz verursachten Kosten unter anderem10 von diesen Eigenschaften abhängen. Auch die Repetierfaktoren, denen die Werkstoffe im Sinne Gutenbergs11 einschließlich der Kräfte (wie Strom) zuzurechnen sind und die mit dem Einsatz verbraucht werden, weisen unterschiedliche Eigenschaften auf. Diese Eigenschaften sind nicht einsatzmengenbestimmend, weil die Repetierfaktoren mit dem Einsatz völlig verbraucht werden und ein nur "teilweiser" Einsatz ausscheidet, wohl aber einsatzqualitätsbestimmend. So hängt die Einsatzfähigkeit der Repetierfaktoren wesentlich von ihrer Beschaffenheit ab, etwa von der Biegsamkeit, Brennbarkeit, dem Gehalt an bestimmten Stoffen (Metallgehalt des Erzes) usw. Für die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung ist die Art der in einem Organ eingesetzten Repetierfaktoren zum einen bedeutsam, weil diese die Spannweite der intensitätsmäßigen Einsatz- und damit Anpassungsfähigkeit einer Reihe von Potentialfaktoren festlegen. Zum anderen kann unterstellt werden, daß sich die Eigenschaften auch der Repetierfaktoren in der Höhe ihres Preises und damit in den durch ihren Verbrauch anfallenden Kosten niederschlagen. Abgesehen von der Art der Leistungsfaktoren des anzupassenden Organs spielt auch deren Menge für die interne Kostenwirkung der Funktionsausgliederung eine Rolle. Das gilt besonders für die Potentialfaktoren, weil beim Vorhandensein mehrerer gleichartiger oder doch zumindest substituierbarer Leistungsfaktoren (z. B. Maschinen) die 10 Die aru:fgrund der Eigenschaften der Potentialfaktoren zu erwartenden Preis- und daraus wiederum abzuleitenden Kostenunterschiede können durch die gegebenen Verhältnisse auf dem Beschaffungsmarkt der Potentialfaktoren weitgehend ausgeglichen werden. u Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 121 ff.

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Möglichkeit besteht, bei der Ausgliederung nur eines Teils der Leistungsfunktion einzelne stillzulegen, sich also quantitativ anzupassen. Neben den Potential- und Repetierfaktoren sind als Spezifikum der Einkaufsfunktion finanzielle Mittel als Leistungsfaktor zu nennen. Auch sie werden hier eingesetzt, um die Funktionsleistung - den Erwerb der benötigten Güter und Dienstleistungen - zu erbringen. Die finanziellen Mittel haben insofern den Charakter von Repetierfaktoren und lassen sich auch wie diese behandeln, als sie mit dem Einsatz verbraucht werden; sie weisen dagegen eine spezifische einsatzqualitätsbestimmende Eigenschaft auf, indem nur sie sich für die Regulierung des beim Einkauf vereinbarten Kaufpreises eignen12• (li) Die Kombination der Leistungsfaktoren

Die Leistungsfaktoren des Organs stehen nicht beziehungslos nebeneinander; sie sind vielmehr zum Ganzen des Organs integriert. Dabei ist denkbar, daß es sich bei dem Organ um eine Faktorkombination handelt, die nicht in Teileinheiten zerfällt, in der vor allem keine Arbeitsteilung interpersoneller oder intermaschineller Art besteht. Das gilt aber im wesentlichen nur für kleine Organe, die u. U. lediglich mit einem Aufgabenträger ausgestattet sind. In größeren Organen ist es dagegen die Regel, daß sich innerhalb des Organs mehr oder minder scharf abgegrenzte und häufig auf Teilfunktionen spezialisierte Teileinheiten (= Teilkombinationen von Leistungsfaktoren) finden. Diese Teileinheiten müssen keineswegs als organisatorisch selbständig, z. B. als Stelle oder "Büro" auftreten, wenngleich sie in dieser Form am besten zu erkennen sind. Das Organ kann nach einer Reihe von Prinzipien strukturiert, d. h. in Teilkombinationen zerlegt sein, z. B. 1. nach der Art oder Zahl der Objekte einer Funktion

(Beispiel: Innerhalb der Abteilung Verkauf bestehen mehrere Stellen, denen jeweils die Veräußerung von Gütern unterschiedlicher Art obliegt); 2. nach der Art oder Zahl der Funktionspartner (eine Stelle verkauft nur an Großhändler, eine andere nur an Weiterverarbeiter usw., oder die Verkaufsabteilung ist nach Namensgruppen der Abnehmer gleicher Art aufgegliedert); 3. nach dem Raum, auf den sich die Funktionsausübung erstreckt (z. B. Aufteilung der Verkaufsabteilung nach den Ländern, in die exportiert wird); 12

Von der Möglichkeit des Gütertauschs ist dabei abgesehen.

104

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

4. nach der Zeit der Funktionsausübung (es besteht z. B. eine Stelle für fortlaufend durchgeführte Werbung und eine weitere für zeitlich begrenzte Werbekampagnen); 5. nach Verfahrensstufen der Funktionsausübung (eine Stelle führt die Rohstoffbearbeitung, eine andere die Teilefertigung durch usw., oder im Falle der Werkstattfertigung besteht eine Gießerei, Dreherei usw.); 6. nach den Phasen der Funktionsausübung (es besteht z. B. je eine Teileinheit für Planung, Durchführung und Überwachung). Darüber hinaus sind weitere, die Struktur eines Organs bestimmende Momente denkbar, insbesondere die Eigenart der eingesetzten Leistungsfaktoren, nicht zuletzt auch personelle Zufälligkeiten13 • Die Teileinheiten des Organs können durchaus nach mehreren dieser Prinzipien abgegrenzt sein. Durch die Kombination der Leistungsfaktoren innerhalb des Organs oder seiner Teileinheiten sind auch die Eigenschaften der Leistungsfaktoren zu einem Ganzen integriert, wobei sie einander stimulieren oder hemmen können. Aus dieser Integration ergeben sich die Eigenschaften des jeweiligen Organs oder der Teileinheit. Somit weist das Organ oder die Teileinheit als Ganzes ebenfalls einsatzmengen- wie einsatzqualitätsbestimmende Eigenschaften auf. Die einsatzmengenbestimmenden Eigenschaften des Organs bzw. der Teileinheiten sind die zeitliche Einsatzfähigkeit, die intensitätsmäßige Einsatzfähigkeit und- weil nunmehr die Existenz mehrerer gleichartiger Leistungsfaktoren innerhalb des Organs bzw. der Teileinheit mit berücksichtigt werden muß die quantitative Einsatzfähigkeit. Die Art und Weise, in der die Leistungsfaktoren zum Ganzen des Organs bzw. der Teileinheiten kombiniert sind, beeinflußt insofern die Kostenwirkungen, als die Funktionsausgliederung eine Anpassung in der gesamten Faktorkombination erfordert. Weiche Anpassungsmöglichkeiten sich dabei bieten und welche Kostenänderungen realisierbar sind, hängt nicht zuletzt auch davon ab, wieweit die Abgrenzung etwa einer auszugliedernden Teilfunktion mit der Abgrenzung einer entsprechenden Teileinheit des Organs übereinstimmt. 13 Vgl. dazu die Prinzipien der Abteilungsbildung bei Knut Bleicher: Aufgabengliederung, a.a.O., S. 216 ff.

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(III) Der Auslastungsgrad des Leistungsvermögens Die Leistungsfaktoren des Organs bestimmen sein Leistungsvermögen, d. h . die Leistung, die das Organ innerhalb einer festgelegten Periode unter vollem Einsatz aller Leistungsfaktoren erbringen kann. Die Höhe des Leistungsvermögens ist für die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung bereits insofem wichtig, als die zur Aufrechterhaltung des Leistungsvermögens erforderliche Bereitschaft der Leistungsfaktoren Kosten verursacht, die durch die Funktionsausgliederung verändert werden können. Bedeutsamer ist aber das Ausmaß, in dem das Leistungsvermögen für die Funktionsausübung in Anspruch genommen wird. Dabei stellt die Relation der effektiven Auslastung des Leistungsvermögens zum Leistungsvermögen selbst seinen Auslastungsgrad dar. Dieser Auslastungsgrad beeinflußt die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung, weil er einzelne Formen der Anpassung ausschließen kann. So scheidet die intensitätsmäßige Anpassung an verminderte Leistungsanforderungen aus, wenn die Leistungsfaktoren des Organs ohnedies intensitätsmäßig minimal eingesetzt sind. Zudem ist jeder Auslastungsgrad eines Leistungsvermögens mit einer ihm eigenen Kostensituation (Kostenhöhe und -Zusammensetzung) verbunden; denn Auslastung des Leistungsvermögens bedeutet Einsatz der Leistungsfaktoren und damit Werteverzehr. Der Auslastungsgrad des Leistungsvermögens läßt sich von der Ausbringungsseite, also der Leistungsseite, und von der Seite des Faktoreinsatzes her betrachten. Er erscheint demzufolge als: 1. Leistungsgrad

effektive Leistung des Organs höchstmögliche Leistung des Organs

2. Faktoreinsatzgrad

effektiver Einsatz der Leistungsfaktoren höchstmöglicher Einsatz der Leistungsfaktoren

Beide sind eng miteinander verbunden. Sie stellen zwei Seiten derselben Sache dar. Ändert sich eine Seite, so muß die andere angepaßt werden. Eine solche Änderung ist die Funktionsausgliederung, und zwar vermindert sich die von dem Organ verlangte (= effektive) Leistung und entsprechend auch der Leistungsgrad. Daraus resultiert die Notwendigkeit, den Faktoreinsatz anzupassen, wodurch dann Kostenwirkungen eintreten. Der Zusammenhang, wie er zwischen den Änderungen des Leistungsgrades und den durch Faktoreinsatzgradänderungen realisierten Kostenänderungen erkennbar wird, legt es nahe zu prüfen, inwieweit hier eine mathematisch-funktionale und damit quantitative Verbindung besteht. Dabei genügt es für den Fall unveränderten Leistungsvermögens, lediglich die Veränderungen der effektiven Leistung des Organs dem

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3. Abschnitt:

Wirkungen der Funktionsausgliederung

effektiv variierten Einsatz der Leistungsfaktoren und den daraus resultierenden Kostenänderungen gegenüberzustellen. Erforderlich ist dazu, die effektive Leistung wie den FaktaTeinsatz zu quantifizieren. Die Leistung des Organs ist aber nicht a priori etwas Quantitatives. Sie stellt vielmehr eine komplexe Erscheinung dar, die sich ebenso wie die Funktionsausübung in den Dimensionen Objekt (Art und Zahl), Funktionspartner (Art und Zahl), Raum, Zeit und Verfahren ausdehnt. Sie ist etwa eine W erbewirkung, die für bestimmte Objekte, bei einer bestimmten Zahl von Personen verschiedener Personengruppen, innerhalb eines Gebietes, in festgelegtem zeitlichen Rhythmus und nach einer ausgewählten Methode erzielt wurde. Hinzu kommt, daß die Leistung des Organs nicht nur die Funktions-Durchführung, sondern auch die Planung und Überwachung impliziert. Eine derart komplexe Leistung ist nicht quantifizierbar, weil eine Mengeneinheit fehlt, mit der sie vollständig zu erfassen wäre. Sie ist zudem für die Untersuchung der Zusammenhänge von Leistungs- und Kostenminderung auch wenig operational. Eine größere Operationalität läßt sich nur durch Zugeständnisse im Hinblick auf das vollständige Erfassen der Leistung erreichen, indem die Leistung etwa lediglich durch die Objektmenge zum Ausdruck gebracht wird. Die übrigen Dimensionen der Leistung bleiben dabei außer acht, was aber nicht heißt, daß sie völlig vernachlässigt werden dürfen. Selbst wenn zunächst mit der Objektmenge gearbeitet wird, um mathematischfunktionale Abhängigkeiten zwischen Funktionsausgliederung und Kostenwirkung feststellen zu können, müssen die dadurch gewonnenen Aussagen auch im Hinblick auf die ausgeklammerten Dimensionen überprüft werden. Die Objektmenge birgt aber als (repräsentatives) Ausdrucksmittel für die Leistung selbst noch eine Reihe für die Analyse wesentlicher Probleme in sich: 1. Problematisch ist es, die Objektmengen der evtl. unterschiedlichen Objektarten gleichnamig zu machen, wenn sie auf differierenden Mengeneinheiten (Stück, Kilogramm, Meter usw.) beruhen. Hierbei handelt es sich allerdings um eine generelle und nicht nur für Fragen der Funktionsausgliederung und deren Kostenwirkung relevante Schwierigkeit. Zunächst sei die Möglichkeit unterstellt, einen gemeinsamen Nenner (= Einheit für die Mengen verschiedener Objektarten) zu finden. 2. Die Objektmenge besitzt nicht für alle Arten von Leistungsfunktionen und die dadurch erstellten Leistungen hinreichende Aussagefähigkeit. Die erforderliche Aussagekraft der Mengeneinheit läßt sich bei einzelnen Funktionsleistungen durch die Verwendung einer weiteren Dimension erreichen. Das gilt etwa für die Leistung des An- und Abtransports, wenn außer der Objektmenge auch die Transportentfer-

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nung (als Ausdruck der Raumdimension) in die Mengeneinheit einbezogen wird, woraus die Einheit Tonnenkilometer (Objektmenge in Tonnen X Entfernung in Kilometern) resultiert. Die Lagerleistung ließe sich entsprechend in "Tonnentagen" (Objektmenge in Tonnen X Tage der Lagerung) o. ä. ausdrücken und wie die Objektmenge behandeln. Bei anderen Funktionen, wie der Werbung oder der Beschaffungsund Absatzmarktforschung, ist die Objektmengendimension so wenig ausgeprägt, daß für eine mathematisch-funktionale Analyse statt dessen die Zahl der Funktionspartner als Ausdruck der Funktionsleistung verwendet werden muß. Schließlich gibt es Funktionen, für deren Leistung keine Mengenangabe eine hinreichende Aussagefähigkeit besitzt. Das gilt z. B. für die Forschung und Entwicklung, je nach Art der Funktionsausübung aber auch für die Marktforschung. Bezüglich dieser Funktionen können mathematisch-funktionale Zusammenhänge zwischen Funktionsausgliederung und Kostenwirkung nicht untersucht werden. Sie lassen sich erst mit erfassen, wenn es darum geht, die aus der mathematisch-funktionalen Analyse gewonnenen Ergebnisse im Hinblick auf die ausgeklammerten Dimensionen zu überprüfen. Der Faktoreinsatz ist als die intensitätsmäßige, zeitliche und quantitative Nutzung der Leistungsfaktoren sowie die Inanspruchnahme ihrer einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften definiert. Als Ganzes läßt er sich lediglich über die ("Hilfs"-)Größe der Kosten oder aber in bezug auf jeweils eine einsatzquantitätsbestimmende Eigenschaft (repräsentativ) ausdrücken. Diese Probleme der Quantifizierung bestehen nun nicht nur hinsichtlich der effektiven Leistung und des Faktoreinsatzes, sondern auch bei der höchstmöglichen Leistung sowie dem höchstmöglichen Einsatz der Leistungsfaktoren, damit also generell beim Auslastungsgrad. (B) Der Grad der Funktionsausgliederung Die Ausgliederung der Leistungsfunktion oder auch nur eines ihrer Teile bewirkt eine Verminderung der Leistungsanforderungen. Die Art und der Umfang dieser Verminderung hängt von dem Grad der Funktionsausgliederung ab. Solche Gradunterschiede bestehen entsprechend den bisherigen Ausführungen hinsichtlich funktionsimmanenter Kriterien (Dimensionen und Phasen der Funktionsausübung14) 14 Es wäre zu fragen, ob nicht die oben genannte Art und Zahl der Leistungsfunktionen zur Bestimmung des Ausgliederungsgrades herangezogen werden sollten; denn es treten u. U. andere Kostenwirkungen ein, wenn statt der Werbefunktion die Verkaufsfunktion ausgegliedert wird. Weil das hier zugrunde gelegte Modell jedoch nur von einer Leistungsfunktion ausgeht und so abstrakt gestaltet ist, daß es für jede Leistungsfunktion gilt, kann die

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

und in bezug auf die Zeitdauer der Ausgliederung. Sie wirken auf die durch eine Funktionsausgliederung verursachten Kostenänderungen, weil sich die zu solchen Kostenänderungen führenden Anpassungsmaßnahmen im Faktoreinsatz hinsichtlich ihrer Art und ihres Umfanges unmittelbar nach der Variation der Leistungsanforderungen richten. Für die mathematisch-funktionale Analyse des Zusammenhanges zwischen Funktionsausgliederung und Kostenänderung ist dabei von Interesse, wieweit sich die Ausgliederungsgrade in der Menge der von dem Organ verlangten Leistung niederschlagen. Das hängt zunächst davon ab, nach welchen Dimensionen die Funktionsteilung erfolgt. Wird innerhalb der Dimension Objektmenge oder Zahl der Funktionspartner unterteilt oder gar die Funktion als Ganzes ausgegliedert, so ist der quantitative Niederschlag offenkundig. Die Aufteilung innerhalb einiger Dimensionen wirkt sich indirekt in dem durch die Zahl der Objekte, Funktionspartner o. ä. ausgedrückten Quantum der verlangten Leistung aus. Wenn der Verkauf in ein bestimmtes Teilgebiet (etwa Übersee) oder an eine bestimmte Abnehmerart (Einzelhändler) ausgegliedert wird, so vermindert sich zugleich die Menge der zu verkaufenden Objekte. Problematisch ist es, die quantitative Seite von Gradunterschieden nach dem Verfahren der Funktionsausübung festzustellen, wenn auf den einzelnen Verfahrensstufen unterschiedliche Objektarten und damit in differierenden Einheiten ausgedrückte Objektmengen vorhanden sind. Ist allerdings das Problem - auf verschiedenen Mengeneinheiten basierende Mengen auf einen Nenner zu bringen gelöst, so wirkt sich die Ausgliederung einer Verfahrensstufe gleichfalls vermindernd auf die verlangte Leistungsmenge aus. Daneben sind auch Gradabstufungen der Funktionsausgliederung nach Dimensionen möglich, die sich nicht in den mengenmäßig ausgedrückten Leistungsanforderungen niederschlagen. Wird etwa die Werbefunktion nach dem zeitlichen Rhythmus ihrer Ausübung aufgeteilt und die Durchführung unregelmäßig wiederkehrender Werbekampagnen ausgegliedert, so ist damit nicht zwangsläufig eine Verminderung der Zahl der Funktionspartner verbunden. Derartige Gradunterschiede in der Funktionsausgliederung lassen sich in der mathematisch-funktionalen Untersuchung der Kostenwirkungen nicht berücksichtigen. Sie sind ebenso wie alle neben den mengenmäßigen Anforderungsminderungen bestehenden, nicht quantifizierbaren Anforderungsänderungen nur in einer kausalen Analyse zu erfassen. Dasselbe gilt für Gradabstufungen nach den Phasen der Funktionsausübung, weil sie sich nicht quantitativ erfassen lassen. Art der Leistungsfunktion lediglich in der Form berücksichtigt werden, daß die Dimensionen der Leistung - je nach Funktion - unterschiedlich ausgeprägt sind.

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Zu nennen wäre schließlich noch die Gradeinteilung nach der Dauer der Funktionsausgliederung. Sie ist insofem indirekt in die mathematisch-funktionale wie auch kausale Kostenwirkungsanalyse einbezogen, als die Auswahl der Anpassungsformen wesentlich von der erwarteten Dauer der Funktionsausgliederung abhängt1 5 • Bei einer nur vorübergehenden Ausgliederung kommt etwa eine quantitative Anpassung häufig nicht in Frage, wogegen eine langfristige Funktionsausgliederung sogar die Verminderung des Leistungsvermögens nach sich ziehen kann. Damit wird wiederum die Anpassung (Art und Ausmaß) als dritter Wirkungsfaktor angesprochen, durch den die bisher genannten Faktoren erst ihre Bedeutung für die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung erhalten. (C) Art und Ausmaß der Anpassung

Mit der Ausgliederung der Leistungsfunktion oder leistungswirtschaftlicher Teilfunktionen ist unmittelbar eine Reduzierung der Anforderungen an das Leistungsvermögen des Organs verbunden. Diese Anforderungs- und Leistungsminderung verlangt eine Anpassung innerhalb des Organs, die sich in Kostenänderungen niederschlägt. Auf diese Weise realisierbare Kostenänderungen hängen von der Art (Form) der Anpassung wie von dem Ausmaß ab, in dem die Anpassung durchgeführt wird. Zunächst ist der Einfluß der Anpassungsform auf die Kostenwirkungen zu untersuchen, und zwar bei einer Anpassung an quantitativ verminderte Leistungsanforderungen, wobei eine mathematisch-funktionale Analyse des Zusammenhangs von Funktionsausgliederung und Kostenwirkung möglich ist. Danach wird die Untersuchung auf Allpassungen an nichtquantifizierbare Anforderungsminderungen sowie auf das Ausmaß der Anpassung als Einflußgröße der Kostenwirkungen ausgedehnt. Die Anpassungsformen sind danach zu unterscheiden, ob sie das Leistungsvermögen des Organs bzw. der relevanten Teileinheit unberührt lassen und nur dessen Inanspruchnahme variieren oder auch dieses Leistungsvermögen ändem. Eine solche Unterteilung ist insofem berechtigt, als bereits das Aufrechterhalten des Leistungsvermögens (= die Bereitschaft der Leistungsfaktoren) Kosten (= Bereitschaftskosten) verursacht und Anpassungsformen, die ein verändertes Leistungsvermögen zur Folge haben, deshalb andere Kostenwirkungen hervorufen als Allpassungen mit unverändertem Leistungsvermögen. ts Ähnlich unterscheidet Männel die Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug als Disposition auf kurze und lange Sicht. Wolfgang Männel, a.a.O., S. 49 ff. und S. 112 ff.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Die letzteren führen lediglich zu Änderungen der Nutzungskosten16 • Während die Nutzungskosten in ihrer Höhe davon abhängen, wie stark das Leistungsvermögen in intensitätsmäßiger, quantitativer und zeitlicher Hinsicht eingesetzt (genutzt) ist, fallen die Bereitschaftskosten auch ohne Inanspruchnahme des Leistungsvermögens an17• Die Bereitschaftskosten entsprechen den von Pack als "kalenderzeitabhängig" benannten Kosten18, wozu vor allem Mieten, Pachten, zeitraumbezogene Abschreibungen, Löhne und Gehälter zu rechnen sind. Inwieweit Löhne und Gehälter Bereitschaftskosten im hier verstandenen Sinne darstellen, ist nicht von der Lohnform abhängig. Vielmehr ist dies eine Frage des mindestens zu zahlenden Entgelts, damit die Arbeitskräfte nicht ihre Mitarbeit einstellen und somit das Leistungsvermögen des Organs vermindern. Die Bereitschaftskosten können aus der Untersuchung der Anpassungsformen ohne Änderung des Leistungsvermögens ausgeklammert werden; sie bilden einen durch diese Anpassungen unbeeinfl.ußten "Kostensockel", der erst bei einer Änderung des Leistungsvermögens in die Analyse einbezogen werden muß. (I) Die Anpassungsformen und die durch sie realisierbaren Kostenänderungen Die hier zu behandelnde Problematik überschneidet sich weitgehend mit der Frage des Einflusses von Beschäftigungsschwankungen auf die Kosten der Betriebswirtschaft. Dennoch ist es nicht erforderlich, sämtliche in der umfangreichen Literatur19 getroffenen kostentheoretischen Aussagen zu dieser Frage zu berücksichtigen und die Zusammenhänge von Anforderungs- (= Mengen-20) und Kostenänderung mit der in der 16 Die Nutzungskosten sind nicht zu verwechseln mit den Nutzkosten. Unter Nutzkosten versteht Gutenberg die Kosten "der jeweils genutzten Kapazität". Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 336 ff. Unter Nutzungskasten werden hier dagegen die Kosten verstanden, die erst durch den Einsatz von Leistungsfaktoren anfallen und ohne diesen Einsatz nicht entstünden. Männe! spricht in diesem Zusammenhang von "Leistungskosten". Wolfgang Männe!, a.a.O., S.115. 17 Der mit der Bereitschaft von Leistungsfaktoren verbundene Werteverzehr ist trotz der mangelnden unmittelbaren Beziehung zur Leistungserstellung als leistungsbezogen, und damit als Kosten zu bezeichnen, weil er nur in Kauf genommen wird, um die Bereitschaft zur Leistungserstellung zu sichern. 1s Vgl. Ludwig Pack: Die Elastizität der Kosten. Wiesbaden 1900, S. 131. Die von Pack als Beispiel auch genannten Zinsen werden im Zusammenhang mit den finanzwirtschaftliehen Funktionen behandelt. 19 Die folgende Untersuchung der Anpassungsformen geht primär von den Ausführungen Erich Gutenbergs: Die Produktion, a.a.O., S. 286 ff. aus. Siehe aber auch die DarstelLungen zur Kostentheorie u. a. von Edmund Heinen: Kostenlehre, a.a.O., S. 165 ff. und Wolfgang Kilger: Produktions- und Kostentheorie. Wiesbaden 1958, S. 21 ff. 2o Betont sei nochmals, daß es sich bei der (Leistungs-) Menge (m) als der unabhängigen Variablen und deren Änderungen nicht nur um die Objekt-

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Kostentheorie gebotenen Ausführlichkeit darzustellen. Es reicht vielmehr aus, die wesentlichen kostentheoretischen Aussagen auf die zur Diskussion stehende Frage der Funktionsausgliederung zu übertragen. (a) Anpassung an quantitativ verminderte Leistungsanforderungen (1) Anpassung ohne Änderung des Leistungsvermögens (a.) Intensitätsmäßige Anpassung

Die Potentialfaktoren lassen sich (das menschliche Leistungsvermögen immer, die Betriebsmittel je nach den technischen Gegebenheiten) mit unterschiedlicher Intensität zur Funktionsausübung einsetzen. Enthält das anzupassende Organ bzw. enthalten seine relevanten Teileinheiten keine Betriebsmittel, die nur einen in intensitätsmäßiger Hinsicht fixierten Einsatz zulassen oder die bereits vor der Funktionsausgliederung intensitätsmäßig minimal genutzt werden, so ist es möglich, auf eine durch die Funktionsausgliederung bedingte Verminderung der Leistungsanforderungen mit einem intensitätsmäßig verminderten Faktoreinsatz zu reagieren (= intensitätsmäßige Anpassung). Die intensitätsmäßige Anpassung kommt vor allem in Betracht, wenn die Leistungsanforderungen an das Organ oder seine Teileinheiten durch die Funktionsausgliederung nicht vollständig entfallen, sondern nur sinken. Sind die Teileinheiten etwa nach dem Kriterium der Objektart gebildet und ist die auszugliedernde Teilfunktion nach der Art der Funktionspartner von anderen Teilfunktionen abgegrenzt, so werden evtl. alle Teileinheiten entlastet, aber keine wird entbehrlich. Die intensitätsmäßig verminderte Nutzung der Potentialfaktoren innerhalb einer Faktorkombination ist mit einem anderen Werteverzehr (Kosten) der Potentialfaktoren und einem veränderten Verbrauch an Repetierfaktoren verbunden. Den so bestehenden Zusammenhang zwischen dem Werteverzehr und der erstellten Leistung hat Gutenberg für die Produktion (= Fertigungsfunktion) eingehend untersucht, wobei er die bei intensitätsmäßig unterschiedlich genutzten Betriebsmitteln technisch bestimmten Verbrauchsfunktionen herausstellt21 • Diese geben zunächst den rein faktormengenmäßigen Verbrauch in Abhängigkeit von der Leistung an, lassen sich aber durch die Multiplikation der jeweiligen Verbrauchsmengen mit den entsprechenden Werten (evtl. Preisen) in Kostenfunktionen transformieren. Im Prinzip existieren solche Verbrauchsfunktionen nicht nur für Betriebsmittel und den menge, sondern - je nach der in dem Organ a Ks) erreicht. Schließlich brauchen die Teileinheiten keineswegs gleichartig zu sein. Sie können aufgrundihrer Ausstattung mit unterschiedlichen Leistungsfaktoren abweichende Gesamtkostenkurven aufweisen und sich auch zur Erstellung unterschiedlicher Leistungen eignen. Außerdem kann ihr Auslastungsgrad differieren. Welche Kostenwirkungen die Funktionsausgliederung bei intensitätsmäßiger Anpassung in einem solchen Falle hervorruft, hängt davon ab, in welchen Teileinheiten die Anpassung vollzogen wird. Bei freier Wahlmöglichkeit ist davon auszugehen, daß für die Anpassung die Teileinheiten herangezogen werden, welche die höchsten Kosteneinsparungen zulassen. (ß) Quantitative Anpassung

Sie geht von einem feststehenden intensitätsmäßigen und zeitlichen Einsatz mehrerer Potentialfaktoren in ggf. mehreren Teileinheiten des Organs aus und erfolgt in der Weise, daß einzelne Teileinheiten oder nur einzelne Potentialfaktoren27 aus dem Leistungsprozeß herausgelöst werden, so daß die durch sie erstellten Leistungen entfallen. Soll die quantitative Anpassung nicht mit einer Änderung des Leistungsvermögens des Organs verbunden sein, kann es sich dabei nur um die Stillegung der Potentialfaktoren des Organs handeln28 • Diese Anpassungsform bietet sich vor allem an, wenn eine auszugliedernde Teilfunktion so abgegrenzt ist, daß sie allein den Tätigkeitsbereich einer organisatorisch isolierten Teileinheit des Organs bildet, die also durch die Funktionsausgliederung freigesetzt wird (z. B. Dreharbeiten, für die bisher eine eigene Dreherei eingesetzt war, werden ausgegliedert). Aus einer quantitativen Anpassung ergeben sich im einzelnen folgende Kostenwirkungen: 21 Gehören einer Teileinheit mehrere Potentialfaktoren gleicher Art (z. B. Maschdnen) an, so kann für einen oder mehrere andere Potentialfaktoren innerhalb der Teileinheit (etwa das Bedienungspersonall eine intensitätsmäßige Anpassung erforderlich werden, wenn hinsichtlich der Maschinen die quantitative Anpassung erfolgt. 2s Vgl. zum Problem der Stillegung ausführlich: Wilhelm Hasenade Stilllegung. In: HWB, 3. Aufl., Bd. III, Stuttgart 1960, Sp. 5215 ff., v. a. Sp. 5231 f.

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1. Da eine Stillegung von Potentialfaktoren das Leistungsvermögen unbeeinflußt läßt, bleiben die Bereitschaftskosten unverändert als "Kostensockel" bestehen. 2. Es vermindern sich die Nutzungskosten, also die unmittelbar durch die Leistungserstellung verursachten Kosten. Die Höhe der Kostenminderung hängt dabei von dem intensitätsmäßigen und zeitlichen Einsatz der stillzulegenden Potentialfaktoren sowie von dem Kurvenverlauf ab, den die mit ihnen verbundenen Kostenarten (Abschreibung von Betriebsmitteln, Materialverbrauch usw.) in Abhängigkeit von dem zeitlichen und intensitätsmäßigen Einsatz der Potentialfaktoren aufweisen. Weil die quantitative Anpassung in den Potentialfaktoren zugleich auch einen geringeren Verbrauch an Repetierfaktoren zur Folge hat, können sich hier wiederum die Kosten der weiterhin zu erstellenden Leistungen erhöhen, wenn die Verbrauchsminderung zu Preis- und, daraus abgeleitet, zu Wertsteigerungen der eingesetzten Repetierfaktoren führt. 3. Durch die Stillegung können zusätzlich zu den Bereitschaftskosten Stillegungs-, Stillstands- und - bei Wiedereingliederung der Funktionen - Anlaufkosten entstehen, die bei ununterbrochener Inanspruchnahme der Teileinheit bzw. der Potentialfaktoren nicht anfallen. Die Stillstandskosten, z. B. für die Pflege eines Aggregates, hängen von der Zeitdauer des Stillstandes ab und können deshalb als für mehrere Perioden gleich hoch angenommen werden. Im "'nterschied dazu richten sich die Stillegungskosten (z. B. für die Reinigung des Aggregates) und die Anlaufkosten (etwa für das Anheizen) nach der Häufigkeit der Stillegung; für die Zeit der Funktionsausgliederung fallen sie also nur eirunal an. Werden sie auf die Perioden der Funktionsausgliederung verteilt und den Stillstandskosten zugerechnet, so sinkt der Periodenanteil an diesen Kosten mit zunehmender Dauer der Funktionsausgliederung. Diese Kostenänderungen lassen sich in folgenden Modellen graphisch darstellen: 1. Es sei ein Organ mit drei gleichen Teileinheiten gegeben, die neben einem bestimmten zeitlichen Einsatz einen intensitätsmäßigen Einsatz von 75 Ofo des möglichen Einsatzes aufweisen. Von Stillstandseinschließlich Stillegungs- und Anlaufkosten ist abgesehen. Erfolgt die quantitative Anpassung durch die Stillegung der Teileinheit TEs, so vermindert sich die Leistung von ms auf m2, und die Kosten sinken von Ks auf K2. Eine Gesamtkostenkurve der drei Teileinheiten läßt sich wegen der bei quantitativer Anpassung gegebenen sprunghaften Kostenveränderung nicht darstellen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

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Abb. 5. Kostenwirkung der quantitativen Anpassung ohne Stillstandskosten

2. Durch die zusätzliche Berücksichtigung der Stillstandskosten ergibt sich folgende Darstellung: Wird die Anpassung an die Mengenänderung von ms zu m2 wiederum durch Stillegung der Teileinheit TEa vollzogen, so kommen zu den verbleibenden Nutzungskosten in Höhe von K2 Stillstandskosten in Höhe von K~1- K2 (= AB) hinzu, so daß die Kosten von K3 nur auf K~ 1 sinken. Entsprechend wären die Stillstandskosten bei der Stillegung weiterer Teileinheiten (CD bei der Stillegung von TEa und TE2 bzw. FO bei der Stillegung aller ~rei Teileinheiten) zu erfassen.

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Abb. 6. Kostenwirkung der quantitativen Anpassung mit Stillstandskosten 29 m 1max = die bei intensitätsmäßiger Volla'l!Slastung der Teileinheit TE1 erstellbare Leistungsmenge. Entsprechend ließe sich auch die VoHauslastung der Teileinheiten TE2 und TE3 darstellen. so Bei dieser Geraden handelt es sich lediglich um eine Hilfslinie, welche die Punlde A, B und C (= den Kostenbetrag beim Einsatz von TE1 bzw. TE1 und TE2 bzw. TEl> TE2 und TE3) verbindet.

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3. Schließlich ist denkbar, daß die Teileinheiten nicht gleich geartet sind, sie also unterschiedliche Mengen erstellen und aufgrund dessen und/oder wegen des unterschiedlichen Verlaufs ihrer Gesamtkostenkurve verschieden hohe Nutzungskosten aufweisen und auch in unterschiedlichem Maße oder evtl. überhaupt keine Stillstandskosten verursachen. In einer solchen Situation muß bei einer Funktionsausgliederung die stillzulegende Teileinheit ausgewählt werden, wobei im Falle freier Wahlmöglichkeit wiederum anzunehmen ist, daß die Teileinheit stillgelegt wird, die zu den größten Kosteneinsparungen führt. Die Wahlmöglichkeit besteht allerdings nur, soweit die stillzulegenden Teileinheiten genau die Mengen erstellen, um welche die Leistungsanforderungen sinken. (Y) Zeitliche Anpassung Bei der intensitätsmäßigen wie bei der quantitativen Anpassung wird unterstellt, daß die Zeit des Faktoreinsatzes (Arbeitszeit) unverändert bleibt. Eine Anpassung an Anforderungsminderungen ist aber - bei unveränderter Menge der eingesetzten Potentialfaktoren und gleichbleibendem Intensitätsgrad ihres Einsatzes - auch durch eine verminderte Einsatzzeit möglich. Diese zeitliche Anpassung scheidet bei den Potentialfaktoren aus, die ununterbrochen eingesetzt werden müssen, weil eine Unterbrechung des Einsatzes unverhältnismäßig große technische Schwierigkeiten und Kostensteigerungen mit sich brächte (wie etwa beim Hochofen) 32 • Lassen die Potentialfaktoren aber eine zeitliche Anpassung zu und wird sie effektiv vollzogen, so ist bei unverändertem quantitativem und intensitätsmäßigem Faktoreinsatz festzustellen, daß sich die erbrachte Leistungsmenge proportional zur Zeit des Faktoreinsatzes ändert33• In gleicher Weise hängt auch die Höhe der Nutzungskosten von dem zeitlichen Faktoreinsatz ab, allerdings mit folgenden Ausnahmen: 1. Bei einzelnen Potentialfaktoren steigt (sinkt) im Falle des vermehrten (verminderten) zeitlichen Einsatzes von einer zumeist ver31 Die Linie OA' stellt den nur :zru.r Verdeutlichung der Zusammenhänge zwischen den Anpassungsformen eingezeichneten Verlauf der Kostenkurve bei intensitätsmäßiger Anpassung dar. 32 Vgl. dazu die Beispiele bei Edmund Reinen: Kostenlehre, a.a.O., S. 415. 33 Daß zwischen zeitlichem und intensitätsmäßigem Einsatz ein Beziehungszusammenhang besteht, sei hier lediglich erwähnt. Im Einzelfall kann etwa die Arbeitsintensität bei einer Verlängerung der Arbeitszeit (z. B. während der Überstunden) nachlassen, bzw. die Menge der erbrachten Leistung nimmt (etwa bei steigendem Ausschuß) nur noch in geringerem Maße zu. Ebenso ist denkbar, daß die Arbeitskräfte und teilweise auch die Betriebsmittel zuerst eine gewisse "Einarbeitungszeit" benötigen, während der die Leistung vergleichsweise gering ist. Dieser Sachrverhalt ließe sich in einem entsprechend gekrümmten Verlauf der Kurve 7 in Abb. 7 berücksichtigen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

traglieh bestimmten Grenze an der Kostenwert des Faktoreinsatzes, weil höhere (niedrigere) Preise zu zahlen sind. Das gilt ebenso für Arbeitskräfte, die zu ihrem Entgelt für geleistete Überstunden einen Überstundenzuschlag erhalten, wie für gemietete Maschinen, die nur während einer bestimmten Zeit genutzt werden dürfen und bei denen sich der zu zahlende Mietzins durch längere Nutzung erhöht. Die Kostensteigerung bei zeitlich erhöhtem Faktoreinsatz kann in der Form eintreten, daß die Nutzungskosten in Abhängigkeit von der Zeit von einem bestimmten Zeitpunkt an stärker zunehmen (Kurve 1 in Abb. 7 als Beispiel für eine Lohnkurve34) oder daß zu den Bereitschaftskosten alternativ ein zeitabhängiger (Kurve 2 in Abb. 7) oder ein zeit-

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Abb. 7. Kostenwirkung bei zeitlicher Anpassung 34 Die Zahlung der Überstundenlöhne erfolgt bei einem tü übersteigenden zeitlichen Einsatz. Die bei einem tb unterschreitenden zeitlichen Einsatz zu leistenden Lohnzahlungen werden den Bereitschaftskosten zugerechnet.

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unabhängiger Betrag hinzukommt (Kurve 3 in Abb. 7 als Beispiel dafür, daß die jährliche Miete für eine Maschine bei täglich achtstündiger Nutzung x DM, bei zwölfstündiger Nutzung x + y DM beträgt) 35• 2. Bei zeitlich unterschiedlichem Einsatz der Potentialfaktoren differiert der mengenmäßige Verbrauch an Repetierfaktoren. Führt diese Verbrauchsänderung, z. B. durch das Erzielen bzw. den Verlust von Mengenrabatten zu Wertänderungen der eingesetzten Repetierfaktoren, dann ändern sich entsprechend die betreffenden Kosten in Abhängigkeit von der Zeit (Kurve 4 in Abb. 7). Zusätzlich müssen die Kosten berücksichtigt werden, die sich proportional zur Zeitdauer des Faktoreinsatzes verhalten (Kurve 5 in Abb. 7), um schließlich alle Kosten des Organs bzw. einer seiner Teileinheiten (durch die Kurven 1, 2, 4 und 5 dargestellt) in einer Kurve zusammenfassen zu können (Kurve 6 in Abb. 7). Die Gesamtkostenkurve 6 läßt sich nun über die Mengenkurve 7, also unter Berücksichtigung der Mengen, die je Zeiteinheit erstellt werden3 o, von der Zeit- auf die Mengenebene transponieren. Daraus resultiert die Kostenkurve 8, die angibt, wie sich die Kosten bei zeitlicher Anpassung an unterschiedliche Leistungsanforderungen ändern. Vermindert sich die Leistungsanforderung durch die Ausgliederung einer TeilfWl.ktion von mmax auf m1, so sinken die Kosten bei dem angenommenen Verlauf der Kostenkurve 6 entsprechend der Kurve 8 durch zeitliche Anpassung von K max auf K1. Welche der drei behandelten Anpassungsformen bei einer FWl.ktionsausgliederung im Einzelfall realisierbar ist, hängt von den Gegebenheiten des Organs bzw. der Teileinheit, insbesondere von dessen Ausstattung mit Leistungsfaktoren nach Art und Zahl sowie von dem Grad der Funktionsausgliederung ab. Lassen sich mehrere Formen der Anpassung anwenden, so kann diejenige ausgewählt werden, welche die größten Kostenvorteile mit sich bringt. Daneben ist es wiederum bedingt durch die jeweilige Konstellation des Organs und durch den Grad der Funktionsausgliederung - evtl. möglich, die verschiedenen Anpassungsformen zu kombinieren. In einer Teileinheit wird etwa quantitativ, in einer anderen intensitätsmäßig und in einer dritten sowohl intensitätsmäßig als auch zeitlich angepaßt, wobei naturgemäß auch die isoliert abgeleiteten Kostenwirkungen verbunden auftreten. 35 Bei den in Kurve 3 dargestellten Kosten handelt es sich strenggenommen allerdings nicht um Nutzungs-, sondern um Bereitschaftskosten, weil durch eine zeitliche Ausweitung der Einsatzfähigkeit die Bereitschaft zur Leistungserstellung erhöht wird. Sie weichen von den ausgeklammerten Bereitschaftskosten jedoch insofern ab, als sie erst aufgrund des erhöhten zeitlichen Einsatzes des relevanten Potentialfaktors entstehen. so Vgl. zur Frage des Verlaufs dieser Kurve Fußnote 33.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung (2) Anpassungen mit Änderung des Leistungsvermögens

Ist der Grad der Funktionsausgliederung hinsichtlich der Ausgliederungsdauer so gestaltet, daß es nicht geraten erscheint, das Leistungsvermögen des Organs in vollem Umfang aufrechtzuerhalten, so kommen Anpassungsformen in Betracht, die zu einer Verminderung der Leistung und zugleich auch des Leistungsvermögens führen. Es handelt sich dabei im wesentlichen um den Abbau von Potentialfaktoren des Organs, d. h. deren Beseitigung aus der Betriebswirtschaft37, und die faktorsubstitutive Anpassung, wobei bisher verwandte Leistungsfaktoren durch solche ersetzt werden, deren andersartige Eigenschaften (geringere Fähigkeiten) ein vermindertes Leistungsvermögen des Organs bzw. der Teileinheit zur Folge haben. (IX) Abbau von Potentialfaktoren

Beim Abbau von Potentialfaktoren verzichtet die funktionsausgliedernde Betriebswirtschaft darauf, diese Leistungsfaktoren auch nach der Funktionsausgliederung zur Verfügung zu halten. Im wesentlichen kann sich der Abbau vollziehen indem: 1. Arbeitskräfte entlassen, Betriebsmittel veräußert und Verträge über die Nutzung solcher Betriebsmittel (Miet- oder Pachtverträge für Grundstücke und Gebäude, Maschinen usw.) gekündigt werden; 2. die abzubauenden Potentialfaktoren von einer anderen Betriebswirtschaft, insbesondere der funktionsübernehmenden, übernommen werden, wenn diese in die bestehenden Arbeits-, Miet- oder Pachtverträge eintritt und/oder Betriebsmittel erwirbt. Diese Form des Abbaus von Potentialfaktoren wird vor allem dann praktiziert, wenn die Betriebswirtschaft durch die Gründung einer Tochterunternehmung außer einer Funktion das funktionsausübende Organ in Form der rechtlichen Verselbständigung ausgliedert. Die unter 1 und 2 genannten Formen lassen sich miteinander kombinieren, indem einzelne Potentialfaktoren an die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft übertragen, andere aber durch Kündigung usw. abgestoßen werden. Einen Sonderfall des Faktorabbaus stellt schließlich der Verzicht auf die Ersatzbeschaffung von Potentialfaktoren dar, die erforderlich wären, um das Leistungsverhältnis aufrechtzuerhalten. Die Voraussetzung für die Anpassung durch einen Faktorabbau istabgesehen davon, daß die Funktionsausgliederung für einen längeren Zeitraum erfolgen muß - identisch mit der einer quantitativen Ana1 Gutenberg spricht vom Fall A der quantitativen Anpassung. Vgl. Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 368.

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passung: die abzubauenden Potentialfaktoren müssen vollständig freigesetzt sein; denn die Anpassung durch einen Faktorabbau unterscheidet sich von der quantitativen Anpassung nur dadurch, daß die Potentialfaktoren nicht stillgelegt, sondern aus der Betriebswirtschaft entfernt werden. Die dadurch hervorgerufenen Kostenwirkungen sind: 1. (Wie bei der quantitativen Anpassung) die Ersparnis der Nutzungskosten (einsatzabhängige Abschreibungen, Material- und Energieverbrauch usw.). Denkbar ist dabei die Funktionsausgliederung in einem Zeitpunkt, in dem die Funktion entsprechend ihrem Rhythmus nicht ausgeübt wird, so daß die abzubauenden Potentialfaktoren gerade nicht eingesetzt sind. In diesem Falle würden Nutzungskosten erst in der Periode eingespart, in der die Funktion hätte ausgeübt werden müssen. 2. Die Vermeidung von Stillstandskosten, die bei nur temporär eingesetzten Potentialfaktoren anfallen und auch bei quantitativer Anpassung entstünden. 3. Ersparnis der Bereitschaftskosten, die von den abzubauenden Leistungsfaktoren bei weiterer Zugehörigkeit zur ausgliedernden Betriebswirtschaft verursacht würden. In welchem Maße die Bereitschaftskosten sinken, richtet sich nach der Art der Potentialfaktoren, weil davon die Höhe der von ihnen im einzelnen verursachten Bereitschaftskosten abhängt, sowie nach dem Umfang des Faktorabbaus. Bei den so zu ersparenden Bereitschaftskosten handelt es sich um Mindestlöhne ausscheidender Arbeitskräfte, kalenderzeitabhängige Abschreibungen der zu veräußernden Maschinen, Gebäude u. ä., Mietzahlungen aufgrundder zu kündigenden Mietverträge usw. Die Verminderung von Bereitschaftskosten kann insofern mit Schwierigkeiten verbunden sein, als es vertragliche Vereinbarungen (z. B. Kündigungsfristen) und/oder geschäftliche resp. soziale Bindungen sowie ggf. der Mangel an geeigneten Abnehmern d er Betriebsmittel evtl. nicht zulassen, die abzubauenden Potentialfaktoren uno actu mit der Funktionsausgliederung aus der Betriebswirtschaft zu entfernen. Dadurch verzögert sich die Verringerung der Bereitschaftskosten, so daß abbaufähige Bereitschaftskosten zumindest befristet auch nach vollzogener Funktionsausgliederung noch anfallen. 4. Das Entstehen von Stillegungs- und Ausbaukosten sowie sonstigen Werteverzehrs aufgrund des Herauslösens der Potentialfaktoren aus der ausgliedernden Betriebswirtschaft. Wie bei der quantitativen Anpassung können Kosten für die Stillegung von Maschinen und maschinellen Anlagen anfallen. Indem die Potentialfaktoren aber aus der Betriebswirtschaft entfernt werden, ist bei einigen auch mit Kosten für den Abbau, Ausbau oder Abbruch zu rechnen, die wie Stillegungskosten bei der Funktionsausgliederung nur einmal anfallen. Ein weiterer

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

einmaliger Werteverzehr, der zusammen mit den Stillegungs- und Ausbaukosten zu den "Übergangskosten" zählt, kann beim Abbau von Potentialfaktoren daraus erwachsen, daß vermögenswerte Leistungsfaktoren (vermögenswerte Potentialfaktoren, aber auch in der Betriebswirtschaft nicht anderweitig verwertbare und daher abzubauende Bestände an Rohstoffen, unfertigen Teilen usw.) nur mit einem Veräußerungsverlust abgegeben werden können. Der Veräußerungsverlust tritt ein, wenn sich die Vermögensteile nur zu einem geringeren Betrag veräußern lassen als sie in der Betriebswirtschaft bewertet sind; er stellt somit einen durch die Funktionsausgliederung ausgelösten Werteverzehr dar38 • Dem Veräußerungsverlust entsprechend kann naturgemäß durch einen, den Wertansatz der zu veräußernden Vermögensteile in der Betriebswirtschaft übersteigenden Preis auch ein Veräußerungsgewinn entstehen, der als ein Positivum der Funktionsausgliederung zu betrachten wäre. Der in Verbindung mit den Bereitschaftskosten genannte zeitliche Aufschub der Kostensenkung und der "Veräußerungsverlust" lassen sich vermeiden, indem mit der Funktion zugleich auch das sie ausübende Organ bzw. die entsprechende Teileinheit an die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft übertragen wird, diese also in bestehende Verträge eintritt bzw. die Vermögensteile zu dem Betrag erwirbt, mit dem sie in der ausgliedernden Betriebswirtschaft bewertet sind39• Angenommen, die abzubauenden Potentialfaktoren werden im Zeitpunkt (n2) der Funktionsausgliederung ohne dadurch entstehende Stilllegungs- oder Stillstandskosten stillgelegt40 und erst mit einer zeitlichen Verzögerung (in n4 und n6) abgebaut, wobei dann allerdings Übergangskosten anfallen, so lassen sich die aufgezeigten Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung im Zeitdiagramm wie in Abb. 8 darstellen. 38 Zu fragen ist, inwieweit es sich bei diesem Werteverzehr um Kosten, d. h. um leistungsbezogenen Werteverzehr handelt. Man kann davon ausgehen, daß der Werteverzehr auch eingetreten wäre, wenn die zur Ausgliederung anstehende Funktion weiterhin in der ausgliedernden Betriebswirtschaft ausgeübt worden wäre. Indem mit der Funktionsausgliederung die Leistungserstellung auf andere Weise, und zwar durch die Fremdausübung der Funktion erfolgt, wird der auch bei der Selbstausübung eintretende (und - wenn auch mittelbar - insofern ebenfalls leistungsbezogene) Werteverzehr vorweggenommen. 39 Im übrigen läßt sich die zeitliche Verzögerung in der Ersparnis der Bereitschaftskosten dadurch vermeiden, daß der Abbau der Potentialfaktoren rechtzeitig eingeleitet wird, also Verträge bereits vor der Funktionsausgliederung zu deren Stichtag gekündigt werden. Zu berücksichtigen ist dabei allerdings, daß unter solchen Vorkehrungen die Funktionsausübung bis zur Ausgliederung erheblich leiden kann. 40 Der Anpassung durch Abbau von Potentialfaktoren geht hier also eine zeitlich befristete, quantitative Anpassung voraus.

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pro Periode Ubergangskosten

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Ersparnis der Nutzungskosten 1 - - - - - - 1 I L}.'::=~ :Ersparnis eines Teils 1der Bereitschaft*osten I I I

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AusUbung der verbleibenden Teilfunktion Ausgliederung einer Teilfunktion

Abb. 8. Kostenwirkungen des Faktorabbaus (Zeitdiagramm) Um auch die Beziehung zwischen Mengen- und Kostenänderung zum Ausdruck bringen zu können, muß eine dritte Koordinate (m) eingezeichnet werden, auf der sich die durch eine Funktionsausgliederung bedingte Mengenminderung in n2 von ma auf m2 durch den Abbau der Teileinheit TEa abtragen läßt. K

Kosten pro Periode nach Abbau von

TEJ

Abb. 9. Kostenwirkungen des Faktorabbaus (Zeit-Mengen-Diagramm) Durch die Mengenminderung ergibt sich in n2 eine Verschiebung der zeitabhängigen Kostenkurve AD um BC (nach vorn). Aufgrund dieser Verschiebung kann anschließend die Kostenminderung (Nutzungskosten AE und Bereitschaftskosten FG) in Abhängigkeit von der Mengenminderung ma- m2 auf das Koordinatensystem K/m projiziert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

werden. Die so entstehende Kurve AF gibt die bereits bei der quantitativen Anpassung dargestellte Änderung der Kosten je Periode an41 • Hinzu kommt der Kurvenabschnitt FG, der die Verminderung der periodenbezogenen Bereitschaftskosten durch den Faktorabbau zum Ausdruck bringt, sowie der Abschnitt FH, der die in n4 und nn einmalig anfallenden Übergangskosten widerspiegelt. Selbst wenn die graphische Darstellung (Abb. 9) von gleichartigen Teileinheiten des Organs (Mengenminderung um 1/3 und ebenso Kostenminderung um 1/3) ausgeht, so können doch auch im Falle der Anpassung durch Faktorabbau unterschiedlich geartete Teileinheiten vorhanden sein, wie sie im Zusammenhang mit den übrigen Anpassungsformen bereits festgestellt wurden. Bei einer solchen Konstellation richtet sich die Auswahl der abzubauenden Teileinheit - von dem Verhältnis der Leistung einzelner Teileinheiten zur Anforderungsminderung sowie von den Nutzungskosten abgesehen - nicht zuletzt nach der Höhe der einzusparenden Bereitschaftskosten. (ß) Faktorsubstitutive Anpassung

Fehlt die Voraussetzung für eine Anpassung durch Faktorabbau, nämlich das völlige Freiwerden der abzubauenden Potentialfaktoren, so kommt die Faktorsubstitution als Anpassungsform in Frage. Die bis zur Funktionsausgliederung eingesetzten Potentialfaktoren, evtl. aber auch Repetierfaktoren werden dabei durch solche ersetzt, die aufgrund ihrer Eigenschaften eine geringere Leistungsmenge erbringen. Bei den Bestimmungsgründen für die Kostenwirkungen einer Faktorsubstitution ist zu berücksichtigen, daß der Faktorabbau einen Teilaspekt der Faktorsubstitution darstellt. Die Faktorsubstitution verlangt zunächst einen Faktorabbau, wobei sich die für diese Anpassungsform herausgearbeiteten Kostenwirkungen ergeben. Dem Faktorabbau folgt jedoch bei der Substitution der Einsatz andersartiger Leistungsfaktoren. Das bedeutet, daß an die Stelle der eingesparten Nutzungs- und evtl. Bereitschaftskosten die entsprechenden Kosten der neu eingesetzten Leistungsfaktoren treten, wodurch die beim Faktorabbau erreichten Kostenwirkungen korrigiert werden. Unverändert bleiben die beim Faktorabbau entstehenden (einmaligen) Übergangskosten, zu denen bei der Substitution von Potentialfaktoren evtl. noch Einbau-, Aufbauund Anlaufkosten hinzukommen. Werden lediglich die bis zur Funktionsausgliederung eingesetzten Repetierfaktoren durch solche Faktoren ersetzt, die zu der erforderlichen 41 Vgl. dazu S. 116. Dabei soll die Verminderung des Verbrauchs an Repetierfaktoren nicht mit einer Kostensteigerung der für die verbleibende Teilfunktion benötigten Repetierfaktoren verbunden sein.

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geringeren Leistungsmenge führen, so bleiben die Bereitschaftskosten des Organs bzw. der Teileinheit unverändert, und es ergibt sich nur eine Verschiebung der Kurve der Nutzungskosten (z. B. von I auf II in Abb.lO). Nutzungskosten

~--------------~--~------m 0 m2 ml

Abb. 10. Kostenwirkungen einer Substitution von Repetiertakteren Würde bei der in Abb. 10 angenommenen Situation auf die durch eine Funktionsausgliederung hervorgerufene Mengenminderung (von m1 auf m2) mit einer intensitätsmäßigen Anpassung reagiert, so ergäbe sich eine Kostenverminderung von Ku auf K12· Die Substitution der Repetierfaktoren und die damit verbundene Verschiebung der Kostenkurve hätte dagegen eine stärkere Kostenminderung von Ku auf KII2 zur Folge. Wenn außer den Repetierfaktoren oder statt derer Potentialfaktoren substituiert werden, ist neben einer Verschiebung der Kurve der Nutzungskosten auch mit veränderten Bereitschaftskosten zu rechnen, was in Abb.ll durch die Verschiebung der Gesamtkostenkurve (Nutzungs- einschließlich Bereitschaftskosten) von I in III oder IV zum Ausdruck kommt. Während eine intensitätsmäßige Anpassung bei Gültigkeit der Kurve I mit einer Kostenminderung von Ku auf K12 verbunden ist, bringt die Faktorsubstitution eine Kostensenkung von Ku auf Km2 bzw. K1v2 mit sich. Daß Repetier- wie Potentialfaktoren mit geringeren Fähigkeiten auch verminderte Nutzungs- bzw. Bereitschaftskosten verursachen, ist insofern anzunehmen, als sich ihr Preis - abgesehen von den jeweiligen Marktverhältnissen - wesentlich nach ihren Eigenschaften richtet42. 42 Auch die Anpassung durch Faktorsubstitution ist mit anderen Anpassungsformen kombinierbar. Bediente bisher eine Arbeitskraft sechs Aggregate und werden davon drei Aggregate durch die FunktionsaUISgliederung entbehrlich und demzufolge abgebaut (= Anpassung durch Faktorabbau), so kann nunmehr eine Arbeitskraft eingesetzt werden, die lediglich imstande

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung K

Kll K12 - - - - - - - - - - - - - KIII2 __________ - - - KIV2 _____ _

0~----------------~------~--------m m2 ml

Abb. 11. Kostenwirkungen einer Substitution von Potentialfaktoren (b) Anpassung an qualitativ verminderte Leistungsanforderungen

Die Verminderung der qualitativen Leistungsanforderungen umfaßt alle die Änderungen der zu erstellenden Leistungen, die sich in der Mengenbetrachtung der Leistung nicht hinreichend niederschlagen können. Sie zu berücksichtigen, ist vor allem aus folgenden Gründen erforderlich: 1. Bei einer Funktionsausgliederung, die nicht die Funktion als Ganzes betrifft, stellt eine ausschließlich nach der Objektmenge oder der Zahl der Funktionspartner, also nach der Leistungsmenge vorgenommene Funktionsteilung (ohne daß auch andere Dimensionen der Funktionsausübung berührt werden) einen in der Realität seltenen Grenzfall dar. 2. Für die Funktion Forschung und Entwicklung ist die Objektmengendimension wie die Dimension der Zahl der Funktionspartner ohnedies nur rudimentär ausgebildet, besitzt also keine Aussagefähigkeit. 3. Bei der Untersuchung der Anpassungsformen an quantitative Anforderungsminderungen wurde die Leistungsmenge als homogene Größe unterstellt. Diese Annahme hält einer Verifikation jedoch selten Stand. Insbesondere gibt es kaum eine befriedigende Möglichkeit, Unterschiede in den Objektarten, der Art der Funktionspartner usw. durch Äquivalenzziffern zum Ausdruck zu bringen. 4. Die nach den Phasen der Funktionsausübung zu unterscheidenden Grade der Funktionsausübung lassen sich in einer quantitativen Betrachtung nicht erfassen. ist, drei Aggregate zu bedienen und aufgrund ihrer geringeren Fähigkeiten dann einen niedrigeren Lohn erhält.

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Wollte man sich auf die mathematisch-funktionalen Zusammenhänge zwischen der durch eine Funktionsausgliederung hervorgerufenen Mengenminderung und der realisierbaren Kostenminderung beschränken, so würden auf diese Weise die häufig dominierenden nicht quantifizierbaren (= qualitativen) Verminderungen der Leistungsanforderungen vemachlässigt. Die qualitativen Anforderungsminderungen lassen sich nach ihrer Relation zu den quantitativen Anforderungsminderungen unterteilen in: 1. qualitative Anforderungsminderungen, die zu quantitativ verminder-

ten Anforderungen hinzukommen (das gilt etwa für eine Verminderunig der Objektarten oder der Arten von Funktionspartnem, indem die Differenzierung - als qualitatives Moment - der Leistung abnimmt); 2. qualitative Anforderungsminderungen, die eigenständig, also nicht in Verbindung mit einer quantitativen Anforderungsminderung auftreten. Als Beispiel dafür ist die Ausgliederung der Informationsgewinnung als Teilphase einer Funktion zu nennen, wobei die quantitative Leistung evtl. unverändert bleibt oder - wie bei der Forschung und Entwicklung - überhaupt nicht existiert. Für die erste Art qualitativer Anforderungsminderung kommen als Anpassungsformen in Betracht43 : a) die Freisetzung (= Übergang von der Nutzung zur Nichtnutzung) von einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften der Leistungsfaktoren, b) die Substitution und - als deren Sonderfall - der Abbau von Leistungsfaktoren. Beide Anpassungsformen sind auch für die eigenständigen qualitativen Anforderungsminderungen relevant; allerdings kann zusätzlich zu der Freisetzung einsatzqualitätsbestimmender Eigenschaften eine Änderung in der Nutzung der einsatzquantitätsbestimmenden Eigenschaften erforderlich werden. Auf a) die Freisetzung von einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften, b) die Änderung in der Nutzung von einsatzquantitätsbestimmenden Eigenschaften und c) die Substitution sowie den Abbau von Leistungsfaktoren ist vor allem in bezug auf die Kostenwirkungen näher einzugehen. Zu a): Die Freisetzung einsatzqualitätsbestimmender Eigenschaften erfolgt dadurch, daß diese zwar erhalten, aber nach vollzogener Funktionsausgliederung nicht mehr oder nur noch in geringerem Umfang in 43 Sie treten also neben die Allpassungen an quantitative Anforderungsminderungen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Anspruch genommen werden. Indem Mitarbeiter, die neben der deutschen z. B. die englische und französische Sprache beherrschen, nach der Ausgliederung des Exports lediglich ihre deutschen Sprachkenntnisse einsetzen können, bleibt ein Teil ihrer einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften ungenutzt. Einsatzqualitätsbestimmende Eigenschaften lassen sich je nach den individuellen Gegebenheiten bei allen Leistungsfaktoren freisetzen, z. B. bei einer Maschine, die in ihrer Arbeit einen bestimmten Genauigkeitsgrad zu erreichen vermag, der nach vollzogener Funktionsausgliedenmg nicht mehr verlangt wird, oder bei einem Aggregat, das sich für die Umstellung auf mehrere Objektarten eignet, wobei diese Eigenschaft wegen der Vermindenmg der Objektarten nicht mehr in vollem Umfang benötigt wird. Die Freisetzung einsatzqualitätsbestimmender Eigenschaften erlaubt häufig nur geringe Kostenminderungen. Hinsichtlich der Löhne und Gehälter gilt das vor allem deswegen, weil diese schon für die Bereitstellung der einsatzqualitätsbestimmenden Eigenschaften vereinbart wurden und oftmals nur unwesentlich von deren Inanspruchnahme abhängen44 • Wollte man wegen der verminderten Inanspruchnahme die Löhne ändern und auf diese Weise die Kosten senken, so wäre häufig damit zu rechnen, daß die entsprechenden Arbeitskräfte aus der Betriebswirtschaft ausscheiden. Dadurch würde entweder das Leistungsvermögen beeinträchtigt oder es entstünden für die Ersatzbeschaffung zusätzliche Kosten. In gleicher Weise lassen sich die durch Mieten und Pachten entstehenden Kosten durch eine verminderte Inanspruchnahme der einsatzqualitätsbestimrnenden Eigenschaften der entsprechenden Gegenstände zumeist nicht verringern. Dagegen sind u. U. die durch Betriebsmittel verursachten Kosten nennenswert zu senken, indem die Eigenschaften der Betriebsmittel, u. a. auch ihre Umstellungsfähigkeit, nicht in vollem Maße genutzt werden und sich dadurch ihre Lebensdauer verlängert bzw. der Werteverzehr vermindert. Schließlich entfallen ggf. Umstellungskosten selbst, und zwar in dem Maße, in dem sich die Zahl der Objektarten, der Arten von Funktionspartnern, der Verfahrensstufen usw., also die Häufigkeit der Umstellungen verringert. Zu b): Eine veränderte Nutzung von einsatzquantitätsbestimmenden Eigenschaften ist in gleicher Weise möglich, wie dies im Zusammenhang mit der Anpassung an quantitative Anforderungsminderungen herausgearbeitet wurde, und zwar durch intensitätsmäßige, quantitative und zeitliche Anpassung. Allerdings weisen diese Formen einer Anpassung an qualitative Anfordenmgsminderungen insofern ein eigenes 44 Für den Fall, daß einsatzqualitätsbestimmende Eigenschaften nicht in Anspruch genommen werden, spricht Gutenberg von "nicht genutzter qualitativer Kapazität". Vgl. Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 391.

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Gepräge auf, als sich ein mathematisch-funktionaler Zusammenhang zwischen Anforderungs- und Kostenminderung nicht mehr aufstellen läßt. Die Anforderungsminderung ist nämlich quantitativ nicht mehr faßbar; sei es, weil eine Maßeinheit für die Leistung (bzw. Leistungsminderung) überhaupt fehlt oder weil die Leistung nur in einzelnen Teilen mit verschiedenartigen Einheiten gemessen werden kann. Allenfalls ist ein mathematisch-funktionaler Zusammenhang zwischen der Anpassung (also einer Änderung der Inanspruchnahme der einsatzquantitätsbestimmenden Eigenschaften) und den Kostenwirkungen zu konstatieren. Am besten wird dieser Zusammenhang bei der zeitlichen Anpassung sichtbar. Kann beispielsweise das mit der Forschung und Entwicklung betraute Organ aufgrund einer Ausgliederung der Grundlagenforschung von neun- zu achtstündiger Tätigkeit übergehen, so vermindern sich dadurch die Kosten, und zwar (bei den entsprechenden Annahmen) nach Kurve 6 im I. Quadranten der Abb. 7. Die Kurve 6 über die zeitabhängige Mengenkurve (7) in eine mengenabhängige Kostenkurve (8) zu transformieren, ist aber bei qualitativen Anforderungsminderungen ausgeschlossen; denn eine solche zeitabhängige Mengenkurve gibt es nicht. Weil die qualitative Anforderungsminderung oftmals nicht exakt und zugleich vollständig zu fixieren ist, kommt es für die Kostenwirkungen wesentlich darauf an, welche zeitliche Einsatzminderung die zuständige Entscheidungsinstanz (z. B. das Organ der Leistungsfunktion selbst oder das Leitungsorgan) als geeignet für eine Anpassung an die Funktionsausgliederung ansieht. Zwischen der Funktionsausgliederung (bzw. Anforderungsminderung) und deren Kostenwirkungen steht folglich eine mathematisch nicht zu begründende Entscheidung. Dasselbe gilt für den quantitativ (Stillegung) und intensitätsmäßig verminderten Faktoreinsatz als Anpassungsform. Allerdings fehlt beim intensitätsmäßig verminderten Faktoreinsatz sogar die Möglichkeit, zwischen dieser Anpassung und den Kostenwirkungen einen mathematischfunktionalen Zusammenhang festzustellen, wenn sich die intensitätsmäßige Einsatzminderung nicht quantifizieren läßt (z. B. ein weniger hektisches, aber nicht meßbares Arbeiten der Personen eines Organs). Dagegen ist bei quantitativ vermindertem Faktoreinsatz, also der Stilllegung von Potentialfaktoren und dem damit entfallenden Einsatz der mit ihnen kombinierten Repetierfaktoren, durchaus eine mathematischfunktionale Aussage über die Kostenminderung möglich. Sie entspricht im Prinzip derjenigen bei einer quantitativen Anpassung an mengenmäßig verminderte Leistungsanforderungen (Abb. 5 und 6), weil in beiden Fällen die stillzulegenden Leistungsfaktoren vollständig freiwerden müssen, wenngleich die unabhängige Variable (m) eben nicht mehr quantitativ zu verstehen ist. 9 Selchert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Zu c): Die Substitution wie der Abbau von Leistungsfaktoren ist im Gegensatz zu den unter a) und b) erörterten Anpassungstonnenmit einer Beeinträchtigung des Leistungsvennögens verbunden. Beide Anpassungsfonnen kommen sowohl für eigenständige als auch für die mit quantitativen Verminderungen der Leistungsanforderungen verbundenen qualitativen Anforderungsminderungen in Betracht.

Wie bereits erwähnt, setzt der Faktorabbau das völlige Freiwerden der entsprechenden Leistungsfaktoren (Potentialfaktoren) voraus, und zwar hinsichtlich der qualitativen46 und ggf. quantitativen Leistungsanforderungen. Ergeben sich durch die Funktionsausgliederung qualitative neben quantitativen Anforderungsminderungen und werden aufgrund dessen Leistungsfaktoren abgebaut, so entstehen dieselben Kostenwirkungen wie im Falle des Faktorabbaus bei quantitativen Anforderungsminderungen (vgl. Abb. 9); denn die qualitative Anforderungsminderung erfüllt lediglich die Voraussetzung für das völlige Freiwerden der abzubauenden Leistungsfaktoren. Die Aussagen über die realisierbaren Kostenwirkungen gelten aber auch für eigenständige Anforderungsminderungen, wobei der (in Abb. 9 eingezeichnete) Übergang von ms auf m2 allerdings nicht mengenmäßig, sondern als eine nichtquantifizierbare Änderung gesehen werden muß. Bei der Faktorsubstitution als Anpassung an qualitative Anforderungsminderungen werden die bis zur Funktionsausgliederung eingesetzten Leistungsfaktoren (Potential- und/oder Repetierfaktoren) durch solche ersetzt, die in ihren einsatzqualitäts- wie einsatzquantitätsbestimmenden Eigenschaften den venninderten Leistungsanforderungen entsprechen. In bezug auf diese Leistungsfaktoren, die nur geringeren qualitativen Anforderungen genügen, gilt ebenso wie für solche mit geringerem quantitativem Leistungsvennögen, daß der für sie zu zahlende Preis und damit die durch ihren Einsatz entstehenden Kosten niedriger liegen als bei den zu ersetzenden Leistungsfaktoren. Hinsichtlich evtl. Übergangskosten ergeben sich keine prinzipiellen Unterschiede gegenüber der Faktorsubstitution als Anpassung an quantitativ venninderte Leistungsanforderungen. (c) Organisatorische Umgestaltung als Voraussetzung für die Realisation von Kostenwirkungen Die quantitative Anpassung setzt wie die Anpassung durch den Faktorabbau voraus, daß die stillzulegenden bzw. abzubauenden Leistungsfaktoren durch die Funktionsausgliederung vollständig freigesetzt 45 Mitarbeiter können nach vollzogener Funktionsausgliederung so lange nicht entJ.assen werden, wie sie noch die - nicht quantifizierbare - Planungs- und Überwachungsleistung erbringen müssen.

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werden. Sind diese Leistungsfaktoren nach vollzogener Funktionsausgliederung noch erforderlich, um verbleibende Teilfunktionen oder Funktionsphasen auszuüben, so kommen lediglich die intensitätsmäßige und zeitliche Anpassung sowie die Anpassung durch Faktorsubstitution oder Freisetzung qualitativen Leistungsvermögens, nicht aber die Stillegung und der Faktorabbau in Betracht. Insofern hängt die Art der anwendbaren Anpassungsformen wesentlich von der organisatorischen Zuordnung der Teilfunktionen oder Funktionsphasen und Teileinheiten des Organs bzw. einzelnen Leistungsfaktoren ab. Weil diese Zuordnung aber die Gestaltung der Betriebswirtschaft betrifft. liegt es nahe, im Rahmen der Funktionsausgliederung die Teileinheiten des Organs und die ihnen zugeordneten Teilfunktionen ggf. so umzugestalten, daß eine quantitative Anpassung bzw. eine solche durch Faktorabbau möglich ist. Als Beispiel dafür kann ein Organ gelten, das sechs Objektarten fertigt. Das Organ ist nach Verfahrensstufen in drei Teileinheiten (z. B. Büros oder Stellen) aufgeteilt. Wird aus der Gesamtfertigung die Fertigung zweier Objektarten ausgegliedert, dann ist jede Teileinheit geringer belastet, aber keine völlig frei. Folglich sind die quantitative und die Anpassung durch Faktorabbau zunächst nicht durchführbar. Gelingt es aber durch organisatorische Umgestaltungen, die verbleibende Fertigung einschließlich der verbleibenden Phasen (z. B. Planung und Überwachung) der ausgegliederten Teilfunktion auf zwei Teileinheiten zu konzentrieren, so läßt sich die freigesetzte Teileinheit stillegen oder - bei entsprechend langfristiger Funktionsausgliederung - abbauen. Eine andere Form der organisatorischen Umgestaltung ermöglicht keine Anpassungsformen, verstärkt aber deren Kostenwirkung. Sie besteht darin, daß in einer Teileinheit freigesetzte Leistungsfaktoren aus dieser herausgelöst und - statt sie aus der Betriebswirtschaft zu entfernen bzw. vollständig oder teilweise stillzulegen - in anderen Teileinheiten des Organs eingesetzt werden, wo sie bisher genutzte Leistungsfaktoren ersetzen. Daraus resultiert eine im Vergleich zum Abbau bzw. zur Stillegung der ursprünglich freigesetzten Leistungsfaktoren verstärkte Kostenminderung, wenn sich durch den Abbau bzw. die Stillegung der substituierten Leistungsfaktoren in größerem Umfang Nutzungs- und/oder Bereitschaftskosten einsparen lassen. Einen ebensolchen Effekt bewirkt u. U. der Austausch teilweise freiwerdender Leistungsfaktoren gegen solche aus anderen Teileinheiten, so daß die Leistungsfaktoren des Organs insgesamt gleichmäßiger ausgelastet und die anfallenden Kosten damit niedriger sind. Schließlich können in einer Teileinheit vollständig oder teilweise freiwerdende Leistungsfaktoren für die Ausübung einer der verbleibenden Teilfunktionen eingesetzt werden, wodurch sich die entsprechende (Teil-) g•

1!32

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Funktionsleistung erhöht. Unter der Prämisse unveränderter Umsatzerträge ist diese Leistungssteigerung jedoch nur von Interesse, wenn sie statt zu Ertragssteigerungen zu Kostenminderungen in anderen Teilfunktionen führt, und zwar zu stärkeren Kostenminderungen, als sie durch den verminderten Einsatz der primär freiwerdenden Leistungsfaktoren erreichbar wären. Bei derartigen innerbetrieblichen Faktorsubstitutionen dürfen allerdings die evtl. entstehenden Kosten der Stilllegung, des Ab- und Aufbaus oder des Umbaus und Anlaufs als Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung nicht unberücksichtigt bleiben. (II) Das Ausmaß der Anpassung an die Funktionsausgliederung Die theoretisch erkennbaren, durch die möglichen Anpassungen an die Anforderungsminderungen realisierbaren Kostenänderungen treten in der Praxis der Funktionsausgliederung keineswegs zwangsläufig ein. Ihre Realisierung stößt durchaus auf Schwierigkeiten46 • Sie verlangt einmal, alle Anforderungsminderungen vollständig zu erkennen47 , was zumindest bei der Verminderung der qualitativen Anforderungen problematisch sein kann, und zum anderen, den Faktoreinsatz kostenoptimal, d. h. nach der bestgeeigneten Form und in vollem möglichen Umfang anzupassen. Weil sich aber der Verlauf der Kostenkurven überwiegend nur schätzen läßt, ist die Anpassungsform mit der effektiv stärksten Kostensenkung im voraus nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Zudem erschweren Variationen der qualitativen Anforderungen, die Anpassung genau so vorzunehmen, daß der Faktoreinsatz den veränderten Anforderungen entspricht. Nicht zuletzt hängen die effektiv erzielten Kostenminderungen davon ab, wie schnell die Anpassung durchgeführt wird; denn in dem Umfange, 4& Die gemeinhin als Kostenremanenz bezeichnete Erscheinung, daß die Kosten bei zurückgehender Beschäftigung in geringerem Maße oder zumindest langsamer sinken als sie bei zunehmender Beschäftigung steigen, ist auch im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung festzustellen. Vgl. zu den Ursachen der Kostenremanenz Erich Strube: Kostenremanenz und Beschäftigungsschwankungen. In: ZfhF, 30. Jg. 1936, S. 525 ff., Karl Erich Albustin: Probleme der Kostenremanenz. Diss. Köln 1954, S. 36 ff., Helmut Weber: Kostenremanenz. Einflüsse und Probleme der Kostenremanenz. In: Kostenrechnungs-Praxis, 1968, Nr. 2, S. 53 ff. und Walther Busse von Colbe: Kostenremanenz. In: HWB, 3. Aufl., Bd. II, Stuttgart 1958, Sp. 3463. 47 Das gilt vor allem für die Anforderungen an den Faktor menschliches Leistungsvermögen und die durch deren Änderung möglichen kostenwirksamen Anpassungen. Bei einem Verzicht auf solche Anpassungen ist damit zu rechnen, daß sich evtl. freiwerdende Personen anderweitig beschäftigen. Vgl. in diesem Sinne z. B. Wemer Traub: Probleme bei der Ausgliederung von Ferti~gsbereichen. In: Vordringliche Probleme der Unternehmensorganisation. Hrsg. Deutsche Gesellschaft für Betriebswirtschaft. Berlin 1961, s. 54.

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in dem die Anpassung Zeit erfordert (weil z. B. einer sofortigen Änderung des Faktoreinsatzes vertragliche oder andere Verpflichtungen entgegenstehen), verzögert sich der Abbau der Kosten. Das bedeutet vor allem für die abbaufähigen Bereitschafts-, aber auch für die Nutzungskosten, daß sie bis zur Anpassung des Faktoreinsatzes in unveränderter Höhe anfallen, sich also in dieser Zeit keine Kostenminderungen ergeben. Um solche Verzögerungen der Kostenminderung zu vermeiden, ist es erforderlich, die Anpassung- soweit das die betriebsindividuellen Gegebenheiten gestatten - durch evtl. Vertragskündigungen bereits vor dem Vollzug der Funktionsausgliederung einzuleiten. Es sind also

1. die Konstellation des Organs (Ausstattung mit Leistungsfaktoren, deren Kombination in Teileinheiten und die Auslastung), 2. der Grad der Funktionsausgliederung und 3. Form und Ausmaß der Anpassung,

von denen die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung abhängen, wenn nur ein Organ mit einer Leistungsfunktion gegeben ist, die in Teileinheiten bzw. Teilfunktionen zerfallen, und wenn nur faktorkombinationsbedingte Beziehungen zwischen den Teilfunktionen berücksichtigt werden. Modell 2 1. Kennzeichnung des Modells

Anhand des ersten, sehr abstrakten Modells sollten die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung herausgearbeitet werden, wie sie in dem bis zur Ausgliederung einer Leistungsfunktion mit deren Ausübung betrauten Organ auftreten. Um die Analyse der Realität anzunähern, ist das erste durch ein zweites Modell zu ergänzen. Dieses zweite Modell sei folgendermaßen gestaltet: 1. Es wird eine Betriebswirtschaft mit mehreren Leistungsfunktionen (entsprechend dem obigen Schema) und mit mehreren Organen unterstellt.

2. Sind im ersten Modell lediglich die faktorkombinationsbedingten Beziehungen zwischen Teilfunktionen erlaßt, so ist im Modell 2 zu berücksichtigen, daß die Leistungsfunktionen zudem stets im Verhältnis von Verfahrensstufen innerhalb der leistungswirtschaftlichen Grundfunktionen zueinander stehen48 • Folglich geht das Modell 2 von der 48 Solche Beziehungszusanunenhänge bestehen auch zwischen leistungswirtschaftlichen Teilfunktionen, aber nur, soweit diese auf einer Spaltung innerhalb der Dimension der Methode basieren.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Existenz informationsbedingter und gütermäßiger Beziehungen zwischen den Leistungsfunktionen aus; es dient der Analyse der auf diesen Beziehungen beruhenden Kostenwirkungen einer Funktionsausgliederung. Darüber hinaus soll die zwischen einzelnen Leistungsfunktionen bestehende Verbindung über die Funktionspartner in das Modell 2 einbezogen werden. Wie für das erste gilt auch für das zweite Modell die Prämisse unveränderter Umsatzerträge. 2. Die Wirkungsfaktoren (A) Gültigkeit der Aussagen des Modells 1 bei mehreren Leistungsfunktionen und mehreren Organen Dem ersten gleicht das zweite Modell insofern, als auch die Leistungsfunktionen Teil(-funktionen), und zwar der leistungswirtschaftlichen Grundfunktionen und ebenso die Organe der Leistungsfunktionen (z. B. Einkaufs- oder Werbeabteilung) Teil(-einheiten) des Gesamtorgans der Betriebswirtschaft sind. Weil aber das Modell 1 nicht an eine bestimmte Leistungsfunktion gebunden ist, besitzen seine Aussagen gleichermaßen Gültigkeit für die leistungswirtschaftlichen Grundfunktionen, die in Leistungsfunktionen und wiederum in Teilfunktionen zerfallen, wie auch für die Betriebswirtschaft als Gesamtorgan, das aus den ggf. in Teileinheiten zerlegten Organen der Leistungsfunktion besteht. Die im ersten Modell festgestellten Kostenwirkungen sind also analog auch für das Modell 2 gültig. Aufgrund des Vorhandenseins mehrerer Leistungsfunktionen im zweiten Modell ist allerdings zweierlei zu ergänzen:

1. Die mathematisch-funktionale Analyse der Kostenwirkungen ist, im Vergleich zu nur einer Leistungsfunktion, bei mehreren Leistungsfunktionen weitaus problematischer, weil es nahezu ausgeschlossen ist, eine allen Funktionen gemeinsame, auch nur einigermaßen aussagefähige Mengeneinheit zu finden. Das ändert zwar nichts daran, daß sich bei intensitätsmäßig, quantitativ usw. geringerem Einsatz der Leistungsfaktoren die Kosten vermindern; diese Kostenverminderungen lassen sich aber nicht mehr mathematisch-funktional aus quantitativ erlaßbaren Anforderungsänderungen, sondern nur noch kausal ableiten. 2. Der Grad der Funktionsausgliederung als Kosteneinflußgröße muß nunmehr auch hinsichtlich der Zahl und Art der auszugliedernden Leistungsfunktionen bestimmt und deshalb erneut in die Untersuchung einbezogen werden. Zunächst seien aber die hier dominierenden Zusammenhänge zwischen den Leistungsfunktionen als Wirkungsfaktoren der Kostenänderungen analysiert.

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(B) Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung aufgrund informationsbedingter Beziehungen zwischen den Funktionen Um eine Funktion ausüben zu können, müssen die funktionsausübenden Personen über ausreichende Informationen in bezug auf die anderen Funktionen verfügen, weil u. a. die Weitergabe der jeweils erbrachten Leistungen die Funktionen miteinander verbindet. So benötigt das Einkaufsorgan Informationen über die Höhe der Lagerbestände und der geplanten Lagerabgänge. Der Bedarf an solchen Informationen verlangt einerseits ein ,,Sich-Informieren" (= Informationsgewinnung), setzt andererseits aber auch voraus, daß jedes Organ eigene Informationen als Nachrichten an andere Organe der Betriebswirtschaft weitergibt. Den Gegebenheiten des Einzelfalles entsprechend ist die Informationsgewinnung in folgender Weise möglich: 1. Der Informationsinteressent stellt den Sachverhalt, über den er Informationen benötigt, selbst fest, z. B. durch eine Besichtigung des Lagerbestandes. 2. Der Informationsinteressent läßt sich- in diesem Fall als {Nachrichten-) Empfänger- die benötigten Informationen von einem anderen ( = Sender) geben. 3. Der Informationsinteressent läßt sich die Informationen von einem anderen (= Informationsmittler) übermitteln, der sie selbst wiederum von einem weiteren Sender erhält. Die Weitergabe von Informationen, sei es im Rahmen ihrer Beschaffung oder ihrer Abgabe, kann sich in verschiedenen Formen vollziehen, z. B. mündlich, fernmündlich oder schriftlich49 • Von dieser Form der Informationsweitergabe (Kommunikation) wie auch von der Art des Nachrichtensenders bzw. Empfängers hängen die Kosten ab, die dem .f unktionsausübenden Organ für die Informationsgewinnung resp. Informationsabgabe entstehen. So erfordert eine mündliche Informationsgewinnung, bei der Rückfragen, Erklärungen und Ergänzungen leicht möglich sind, u. U. einen geringeren Faktoreinsatz - sie ist also billiger - als beispielsweise eine schrütliche, für die erst Anfragen, aber auch evtl. Rückfragen formuliert und schriftlich fixiert werden müssen. Allerdings ist ebenso denkbar, daß eine mündliche Informationsgewinnung höhere Kosten verursacht als die schriftliche, wenn etwa eine längere Anreise zu dem Informationsgeber erforderlich ist50 • 49 Coenenberg unterscheidet als Kommunikationsformen die "mündliche, schriftliche und demonstrierende Kommunikation". Adolf Gerhard Coenenberg: Die Kommunikation in der Unternelunung. Wiesbaden 1966, S. 40. so Bisher fehlen sowohl empirische als auch theoretische Untersuchungen über die "unterschiedlichen Kosten für alternative Kommunikationssysteme". Vgl. ebenso Jürgen Berthel: Zur Organisation der Kommunikation in der Unternelunung. In: ZfB, 38. Jg. 1968, S. 427.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Auch über die Relation zwischen den Kosten originärer Informationsgewinnung (z. B. durch Besichtigung, Zählen oder Messen) und der durch Kommunikation sind keine generell gültigen Aussagen möglich. Nach dem Kommunikationspartner (Sender bzw. Empfänger) richten sich die Kosten der Informationsgewinnung resp. Informationsabgabe insofern, als dieser mehr oder minder qualifiziert sein kann, genau die benötigten Informationen vollständig zu geben, ohne daß diese erst durch eine umfangreiche (kostenverursachende) Auswertung mitgeteilter Daten gewonnen werden müssen, bzw. daß er in der Lage ist, die ihm gegebenen Informationen richtig zu verstehen und auszuwerten. Steht zwischen dem Sender und Empfänger ein Informationsmittler, so werden die Kosten nicht zuletzt durch dessen Fähigkeit bestimmt, die Informationen weiterzugeben, sie evtl. zu filtern und in einer für den Empfänger geeigneten Weise aufzubereiten. Vergegenwärtigt man sich diese Aspekte der informationsbedingten Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen, so wird deutlich, daß sich durch die Funktionsausgliederung in der Ausübung der verbleibenden Funktionen Kostenwirkungen ergeben können, indem sich die Art der Informationsgewinnung oder -abgabe, die Kommunikationsform und/ oder die Kommunikationspartner ändern. Bis zur Funktionsausgliederung konnten die Träger der verbleibenden Funktionen die über die ausgegliederte Funktion benötigten Informationen etwa durch Einsicht in die Pläne oder Besichtigung der Objekte ggf. leicht (= mit niedrigen Kosten) gewinnen. Nach der Funktionsausgliederung ist das evtl. erschwert (u. U. erforderlich werdende Reisen erhöhen die Kosten) oder sogar unmöglich, so daß sich die Informationsgewinnung auf dem Wege der Kommunikation (mit der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft) vollziehen muß. Aus dieser Kommunikation, insbesondere dem damit u. U. verbundenen Schriftverkehr, können aber den Organen der verbleibenden Funktionen erhöhte Leistungsanforderungen erwachsen. Weitere Anforderungssteigerungen ergeben sich, wenn diese Organe die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft über Daten der verbleibenden Funktionen informieren müssen. Demgegenüber sind Anforderungsminderungen denkbar, wenn statt eines Organs der ausgliedernden, die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft die benötigten Daten, z. B. einen Lagerbestand, ermittelt und die verbleibenden Organe die entsprechenden Mitteilungen nur noch aufzunehmen brauchen. Die Anforderungen an die verbleibenden Organe ändern sich ferner durch einen aufgrund der Funktionsausgliederung evtl. erforderlichen Wechsel der Kommunikationsform; es wird etwa die mündliche durch die schriftliche Informationsgewinnung ersetzt. Aber selbst bei konstanter Kommunikationsform sind Anforderungsänderungen nicht aus-

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zuschließen, vor allem, wenn ein Informationsmittler zwischen den Sender und den Empfänger tritt, etwa die in der ausgliedernden Betriebswirtschaft verbleibende Stelle für die Planung und Überwachung der ausgegliederten Funktion. Werden solche Funktionsrudimente (z. B. die Planung und Überwachung der von einer anderen Betriebswirtschaft durchzuführenden Werbung) von einem Organ übernommen, dem eine verbleibende Funktion obliegt (etwa von der Verkaufsabteilung), so können aufgrund dieser Funktionsintegration die Kosten der Informationsgewinnung sinken, wie umgekehrt besonders dann mit erhöhten Leistungsanforderungen zu rechnen ist, wenn die auszugliedernde zusammen mit einer verbleibenden Funktion bzw. Teilfunktion von einem Organ ausgeübt wurde. Bei der Integration mehrerer Funktionen bzw. Teilfunktionen in einem Organ ist es nämlich möglich, daß die Personen des Organs ihre Kenntnisse aus der Ausübung einer Funktion zugleich für die ihnen übertragenen anderen Funktionen oder Teilfunktionen verwenden, während die erforderlichen Informationen bei organmäßig getrennten Funktionen erst gewonnen werden müssen. Schließlich ist die durch eine Funktionsausgliederung bedingte Änderung der Kommunikationspartner geeignet, die Anforderungen an die verbleibenden Organe zu variieren. Der neue Kommunikationspartner, also die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft, ist möglicherweise aus Unkenntnis der Eigenheiten der ausgliedernden Betriebswirtschaft weniger als der bisherige geeignet, die benötigten Informationen zu geben bzw. die mitgeteilten Nachrichten aufzunehmen und auszuwerten. Die in der ausgliedernden Betriebswirtschaft verbleibenden Organe sind deshalb evtl. gezwungen, aus den erhaltenen Mitteilungen die benötigten Informationen erst herauszufiltern bzw. die abzugeben, den Informationen mit umfangreichen Erläuterungen zu versehen. Beides bewirkt erhöhte Anforderungen an ihr Leistungsvermögen. Die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft kann für die Informationsaufnahme bzw. -abgabe aber auch in höherem Maße als ein betriebseigenes Organ qualifiziert sein, weil sie auf die Ausübung der übernommenen Funktion spezialisiert ist. Entsprechend vermindern sich dann durch die Funktionsausgliederung die Anforderungen an die Organe der verbleibenden Funktionen. Die durch eine Funktionsausgliederung aufgrund der informationsbedingten Beziehungen zwischen den Funktionen veränderten Anforderungen an die verbleibenden Organe schlagen sich je nach der gewählten Anpassung des Faktoreinsatzes in den Kosten nieder. Weil diese Anforderungsänderungen i. d. R. nicht hinreichend meßbar sind, kommen von den im Modell 1 aufgeführten Anpassungsformen nur die

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Anpassungen an qualitativ verminderte Leistungsanforderungen in Betracht. Dabei erfolgt die Anpassung an erhöhte Leistungsanforderungen, mit denen hinsichtlich der informationsbedingten Beziehungen überwiegend gerechnet werden muß, in entgegengesetzter Richtung, ist also mit Kostensteigerungen verbunden. Wie stark sich die Kosten in den verbleibenden Organen ändern, hängt im wesentlichen ab von: -

der Häufigkeit der Informationsweitergabe sowie der Zahl und dem Umfang der weiterzugebenden Informationen,

-

den durch Kommunikationsform- und Kommunikationspartneränderung bedingten Variationen der Anforderungen an das Leistungsvermögen der verbleibenden Organe,

-

der Ausstattung der verbleibenden Organe mit Leistungsfaktoren, deren Kombination und Auslastung und

-

Form und Ausmaß der Anpassung im Faktoreinsatz der verbleibenden Organe. (C) Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung aufgrund ·gütermäßiger Beziehungen zwischen den Funktionen

Bei der Untersuchung der zwischen den Leistungsfunktionen bestehenden Beziehungen wurde festgestellt, daß zwar nicht alle, aber doch eine Reihe von Funktionen durch die Weitergabe von (materiellen) Gütern (z. B. Rohstoffen, Fertigteilen usw.) von einem Funktionsbereich in den nachfolgenden miteinander verbunden sind. Die Güterweitergabe weist dabei die Komponente 1. 2. 3. 4. 5.

der Raumüberbrückung, des Zeitpunktes des Güterausstoßes und der Güteraufnahme, des Güterwertes, der Güterbeschaffenheit und des Sortiments der abzugebenden bzw. der benötigten Güter

auf. Auch die so gearteten gütermäßigen Beziehungen zwischen den Funktionen geben Anlaß zu der Frage, wie sich die Funktionsausgliederung in den verbleibenden Funktionsbereichen kostenmäßig auswirkt. Zu 1.: Kostenwirkungen aufgrund der Raumkomponente gütermäßi-

ger Beziehungen

Werden mehrere Funktionen an unterschiedlichen Orten ausgeübt, so besteht die Notwendigkeit, die weiterzugebenden Güter zu transportieren. Dieser Transport kann dem jeweils funktionsausübenden Organ übertragen oder aber zu einer Funktion mit eigenem Organ

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verselbständigt sein. Die Ausgliederung einer Leistungsfunktion oder leistungswirtschaftlichen Teilfunktion51, z. B. der TF1 aus der Reihe Teilfunktion 1 Teileinheit 1 des Organs

---+

Teilfunktion 2 Teileinheit 2 des Organs

---+

Teilfunktion 352 Teileinheit 3 des Organs

vermag nun die (Transport-)Anforderung an das Leistungsvermögen der verbleibenden Organe bzw. Teileinheiten zu ändern53• Das geschieht vor allem auf folgende Weise: - Die Transportanforderungen ergeben sich erst mit der Funktionsausgliederung, wenn die Funktionen bis zu diesem Zeitpunkt an einem Ort ausgeübt und erst durch die Ausgliederung einer Funktion bzw. Teilfunktion räumlich getrennt werden und wenn die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft diese Transporte nicht durchführt. Sie sind bei der Ausgliederung von TF2 höher als bei der von TF1, weil zu dem Abtransport von der übernehmenden Betriebswirtschaft der Transport zu ihr hinzukommt. - Die Transportanforderungen erhöhen sich, wenn vor der Funktionsausgliederung zwar Transporte durchzuführen waren, danach aber eine größere Entfernung zu überbrücken ist. - Vermindert sich durch die Funktionsausgliederung die Transportentfernung54 oder führt die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft diese Transporte durch, so sinken die Transportanforderungen an die verbleibenden Organe bzw. entfallen völlig. - Die Transportanforderungen bleiben unverändert, wenn die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft die Funktion auch weiterhin an dem bisherigen Ort ausübt (z. B. im Falle der rechtlichen Verselbständigung eines Funktionsbereiches). Aufgrund der sich ergebenden Änderungen der Leistungsanforderungen an die verbleibenden Organe sind wiederum Anpassungen des Faktoreinsatzes nach den im Modell 1 behandelten Formen erforderlich, 51 Dabei ist vorausgesetzt, daß die Transportfunktion nicht selbst den Gegenstand der Ausgliederung bildet. Bei der Ausgliederung der Transportfunktion kann die Raumkomponente gütermäßiger Beziehungen nicht nochmals isoliert berücksichtigt werden, weil sie in der Transportfunktion bereits zum Ausdruck kommt. 52 z. B. Rohstoffbearbeitung, Teilefertigung und Endmontage. 63 Vgl. zu den Transportanforderungen und damit Transportkosten u. a. Leodegar Rösli, a.a.O., S. 97. 64 Die Transportanforderungen können sich z. B. bei der Ausgliederung der Verkaufsfunktion auf eine Funktionsgemeinschaft auch dadurch vermindern, daß die F1unktionsgemeinschaft von den Abnehmern erhaltene Bestellungen so auf die Mitglieder verteilt, daß diese vergleichsweise geringe Abtransporte durchführen müssen. Vgl. in diesem Sinne u. a. Fritz Wilhelm Hardach, a.a.O., S. 90.

140

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

wobei im Falle erhöhter Anforderungen anstelle der Kostenminderungen Kostensteigerungen eintreten. Zu 2.: Kostenwirkungen aufgrund der Zeitkomponente gütermäßiger

Beziehungen

Die Zeitkomponente gütermäßiger Beziehungen bezeichnet den zeitlichen Abstand zwischen dem Güterausstoß eines Funktionsbereichs und der Aufnahme dieser Güter durch den nachfolgenden Bereich. Entsteht in diesem zeitlichen Ablauf durch die Funktionsausgliederung eine Unterbrechung, so muß die nachfolgende Funktion wegen des verzögerten Beginns mit höherem Faktoreinsatz ausgeübt werden, um deren Leistung nicht zu beeinträchtigen. Eine solche Anpassung in dem verbleibenden Organ kann in den Formen des erhöhten intensitätsmäßigen, zeitlichen, u. U. sogar quantitativen Faktoreinsatzes55 erfolgen und entsprechend zu Kostensteigerungen führen56 • Abgesehen von diesen Kostensteigerungen kommt die Zeitkomponente gütermäßiger Beziehungen wesentlich in den zwischen den Funktionsbereichen zu bildenden (Zwischen-)Lagern zum Ausdruck57• 58 • Der Güterausstoß einer Funktion kann wie die Güteraufnahme kontinuierlich, rhythmisch oder arhythmisch verlaufen, wobei der Rhythmus und der arhythmische Verlauf durch die auf einmal aufgenommene bzw. abgegebene Gütermenge und durch den Zeitpunkt der Aufnahme bzw. Abgabe gekennzeichnet sind. Zwischen aufeinanderfolgenden Funktionen sind Zwischenlager entbehrlich, wenn der Güterausstoß der einen und die Güteraufnahme der nachfolgenden Funktion kontinuierlich (wie im Falle der Fließfertigung) oder in genau übereinstimmenden Abständen erfolgen59 • Sie müssen dagegen bei kontinuierlichem Güterausstoß und rhythmischer Güteraufnahme (Abb. 12 a) bzw. umgekehrt (Abb. 12 b) sowie bei arhythmischem Güterausstoß und/oder arhythmischer Güteraufnahme eingerichtet sein und darüber hinaus, wenn der Rhythmus von Güterausstoß und Güteraufnahme in zeitlicher (Abb.12 c) oder zeitlicher und mengenmäßiger Hinsicht (Abb. 12 d und e) differiert. 55

Die Allpassungen durch Faktorsubstitution und Faktoraufbau scheiden

i. d. R. aus, weil sie sich zumeist über eine lange Zeitdauer erstrecken.

56 Insgesamt tritt eine Kostensteigerung dann ein, wenn der Kostenzuwachs durch den stärkeren Faktoreinsatz höher ist als die Kosten, die durch das zeitweilige Nichtausüben der Funktion (= Verzögerung) erspart werden. 57 Vgl. zu der durch eine Funktionsausgliederung notwendig werdenden Lagerung und zu den Lagerkosten u. a. Leodegar Rösli, a.a.O., S. 98. ss Um die Kostenwirkungen erörtern zu können, die sich aufgrund der Zeitkomponente gütermäßiger Beziehungen durch die F\mktionsausgliederung ergeben, sei zunächst unterstellt, daß die Lagerfunktion selbst nicht ausgegliedert wird. 59 Von Reservelagern für den Fall eines Leistungsausfalls einmal abgesehen.

141

AI. Kostentheoretische Analyse L r--

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11

II

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(a)

L

(b)

(c) 1: GUterausstoß (Lageraufbau) II : GUteraufnahme (Lagerabbau)

(d)

(e)

Abb. 12. Modelle der Lagerbildung

In dieser Weise ist die auszugliedernde Funktion oder Teilfunktion evtl. mit einer (bei der Ausgliederung von TF1 oder TFa in dem Güterfluß TFr+TFrTFa) oder mit mehreren verbleibenden Funktionen (TF1 und TFa bei der Ausgliederung von TF2) verbunden. War zwischen den Funktionen vor der Funktionsausgliederung wegen des kontinuierlichen Güterflusses ein Zwischenlager entbehrlich, so wird ein solches Lager durch die Funktionsausgliederung zumeist schon wegen der Eigenart der einzusetzenden Transportmittel (Lastkraftwagen, mit der Bahn oder mit Schiffen zu befördernde Container usw.) erforderlich, weil die Güteraufnahme (im Falle des Abtransports) und die Güterabgabe (nach dem Antransport) bei solchen Transportmitteln nicht kontinuierlich, sondern allenfalls rhythmisch sind. Auch wenn die Rhythmen von Güterabgabe und -aufnahme durch die Funktionsallsgliederung weiter auseinanderfallen, erhöhen sich die (Lager-)Leistungsanforderungen an die verbleibenden Organe. Nähern dagegen die bei einer Funktionsausgliederung erforderlichen Transporte den Rhythmus der Güteraufnahme und/oder -abgabe der auszugliedernden Funktion dem Rhythmus der Güteraufnahme der nachgelagerten bzw. demjenigen der Güterabgabe der vorgelagerten Funktion an, dann vermindern sich die (Lager-)Leistungsanforderungen. Von der Eigenart der Transportmittel abgesehen, können Anforderungsänderungen dadurch eintreten, daß sich die Transporte verzögern oder u. U. bereits vor dem gepl-anten Zeitpunkt durchgeführt werden sollen, um bereitstehende Transportmittel nutzen zu können. Insofern

142

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

sind auch hier durch die Funktionsausgliederung zumeist höhere Lagerbestände unumgänglich. Rhythmusänderungen in der Güteraufnahme und/oder -abgabe können bei der auszugliedernden Funktion auch auf einen anderen Modus der Funktionsausübung durch die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft zurückgehen. Das gilt insbesondere für eine Ausgliederung des Einkaufs. Weil der Einkauf wegen der Mengenrabatte zu Großabschlüssen neigt, die nachfolgende Fertigung bzw. der Verkauf die Güter dagegen eher kontinuierlich oder zumindest in kleineren Partien aufnimmt, ergibt sich der Zwang zur Lagerhaltung (vgl. Abb. 13 a). Wird der Einkauf nun an eine Funktionsgemeinschaft ausgegliedert, so hat diese durch die Kumulation des Einkaufs für mehrere Mitglieder u. U. die Möglichkeit, den Rabatt auch dann zu erhalten, wenn die einzelne Mitgliederwirtschaft häufiger kleinere Partien als vor der Funktionsausgliederung aufnimmt. Durch den häufiger vorgenommenen Einkauf kleinerer Mengen lassen sich der durchschnittliche Lagerbestand wie der Höchstbestand senken (Abb.13 b). L

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1: Logeraufbau

II : Logerobbou

(b)

Abb. 13. Wirkung einer Ausgliederung des Einkaufs auf den Lagerbestand Entsprechend ändern sich auch die Anforderungen an das (Lager-) Leistungsvermögen der verbleibenden Organe. Diese Änderungen verlangen wiederum Anpassungen im Faktoreinsatz60 , die ihrerseits zu Kostenwirkungen führen. Wird die Lagerfunktion nun selbst zum Gegenstand der Ausgliederung, so gelten für die sich daraus ergebenden Kostenwirkungen im so Es sind dies: die quantitative Anpassung (durch Stillegung bzw. Ingebroochnahme von Lagerräumen u. a.), die intensitätsmäßige Anpassung (die Regale werden z. B. mehr oder weniger vollgestellt, und das Füllen und Entleeren geht unterschiedlich schnell vor sich), die zeitliche Anpassung (indem etwa das Lagerpersonal eine längere oder kürzere Arbeitszeit hat), die Faktorsubstitution (beispielsweise werden Lagereinrichtungen ausgetauscht) und der Faktorauf- bzw. Faktorabbau (durch den Erwerb benötigter bzw. Verkauf vorhandener Lagerräume usw.).

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Prinzip die im Modell 1 für die Ausgliederung jeder Leistungsfunktion getroffenen Aussagen. Die Zeitkomponente gütermäßiger Beziehungen kann unberücksichtigt bleiben, weil sie sich in der Lagerfunktion niederschlägt. Allerdings ist es möglich, daß die Ausgliederung der Lagerfunktion und ihre Ausübung an einem betriebsfremden Ort wegen des dann erforderlichen Transports in der ausgliedernden Betriebswirtschafterneut eine Lagerung, wenn auch in evtl. geringerem Umfang, verlangt. Das heißt, daß sich die Lagerung in einem solchen Falle nicht vollständig ausgliedern läßt und entsprechend auch nur in geringerem Maße Lagerkosten einzusparen sind. Zu 3.: Kostenwirkungen aufgrund der Güterwertkomponente güter-

mäßiger Beziehungen

Die Güter, die ein Funktionsbereich (in dem sie wiederum Leistungsfaktoren darstellen) von dem vorangehenden übernimmt, haben einen bestimmten Wert. Dieser Wert (= Kostenwert) entspricht dem Werteverzehr, der bereits bis zur Übernahme der Güter entstanden ist61 • Er erhöht sich mit jeder weiteren, an den Gütern ausgeübten Funktionen, und zwar um den Werteverzehr aus den übrigen, in dem Funktionsbereich eingesetzten Leistungsfaktoren62 • Wenn nunmehr die Kosten für die Ausübung einer Funktion (etwa des Einkaufs) aufgrund der Ausgliederung und der sich daraus ergebenden Fremdausübung sinken63 , die benötigten Güter also billiger zu &1 Es ist deshalb nichit möglich, die Gesamtkosten der Betriebswirtschaft durch eine Addition sämtlicher Kosten in den einzelnen Funktionsbereichen zu ermitteln. Eine solche Addition hätte bei der hier gewählten Betrachtungsweise zur Folge, daß z. B. der durch den Rohstoffeinsatz verursachte Werteverzehr mehrfach erfaßt würde, weil die mit den Rohstoffen erstellte Leistung ihrerseits wieder eingesetzt wird. Um das zu vermeiden, müssen jeweils die Kosten in den einzelnen Funktionsbereichen bei der Ermittlung der Gesamtkosten der Betriebswirtschaft unberücksichtigt bleiben, die bereits in anderen Funktionsbereichen erfaßt sind. 62 Auf diesen Aspekt der gütermäßigen Beziehungen ist es zurückzuführen, daß die Kosten für die Ausübung einer Funktion variieren, wenn in der Ausübung einer der vorgelagerten Funktionen eine Änderung eintritt (etwa in geringeren Mengen eingekauft wird und damit Mengenrabatte entfallen). Solche Veränderungen in vorgelagerten Funktionsbereichen (z. B. im Bereich der Lagerung, des Transports oder des Einkaufs) kann u. a. die Ausgliederung einer Leistungsfunktion oder leistungswirtschaftlichen Teilfunktion (etwa eines Teils der Fertigung) zur Folge haben, wenn die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft sämtliche, für die F'unktionsausübung erforderlichen Leistungsfaktoren selbst bereitstellt. Die ausgliedernde Betriebswirtschaft braucht dann weniger Güter zu lagern, zu transportieren resp. einzukaufen, wodurch sich entsprechend den in diesen Funktionsbereichen durchgeführten Anpassungen Kostenwirkungen ergeben. Diese Kostenänderungen schlagen sich aufgrund der Wertkomponente gütermäßiger Beziehungen in den nachfolgenden Funktionsbereichen nieder. 63 Für diese Betrachtungsweise ist es allerdings erforderlich, im Vorgriff bereits die externen Kosten zu berücksichtigen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

beziehen sind, so folgt daraus, daß auch in der Fertigung geringere Kosten anfallen, weil die entsprechenden Leistungsfaktoren einen niedrigen (Kosten-)Wert haben, und daß sich schließlich auch der Wert der im Verkauf eingesetzten Güter vermindert. Durch die Übertragung von Wertänderungen der weiterzugebenden Güter von dem durch die Funktionsausgliederung unmittelbar betroffenen Organ in nachfolgende Funktionsbereiche kann sich in diesen zudem eine Verfahrensänderung als zweckmäßig erweisen, und zwar in der Art, daß die "verbilligten" Leistungsfaktoren auch mengenmäßig stärker eingesetzt werden, um teurere zu substituieren. Damit setzt sich der Prozeß der Kostenminderung als Folge der Funktionsausgliederung von dem primär berührten Funktionsbereich weiter fort. Zu 4.: Kostenwirkungen aufgrund der Komponente der Güterbe-

schaffenheit

Bisher wurde unterstellt, daß sich die Beschaffenheit der weiterzugebenden Güter durch die Funktionsausgliederung nicht ändert. In dem Maße, in dem die Funktionsausgliederung allerdings zusätzliche Transporte und Lagerung erfordert, beeinflußt sie auch die Güterbeschaffenheit. Metall kann erkalten und erstarren. Andere Güter zersetzen sich, trocknen aus, erhöhen ihren Feuchtigkeitsgehalt usw., während bei interner Funktionsausübung die Verarbeitung u . U. "in einer Hitze", unter gleichbleibendem Feuchtigkeitsgehalt usw. möglich ist, die Güter also so schnell von einem in den anderen Funktionsbereich gelangen, daß sich ihre Beschaffenheit nicht ändert. Die ggf. bei externer Funktionsausübung vor allem auf dem Wege von der übernehmenden in die ausgliedernde Betriebswirtschaft eintretenden Wärmeverluste, die Erhöhung des Feuchtigkeitsgehaltes usw. erfordern in der ausgliedernden Betriebswirtschaft, den Wärmeverlust durch erneutes Erhitzen auszugleichen, die Güter zu trocknen o. ä. Damit sind zwangsläufig erhöhte Leistungsanforderungen verbunden. Sie verlangen wiederum Allpassungen im Faktoreinsatz nach den im Modell 1 behandelten Formen, wenn auch in umgekehrter Richtung, also einen verstärkten Einsatz, woraus Kostensteigerungen resultieren64• In diesem Zusammenhang sind noch Kostenwirkungen innerhalb der verbleibenden Funktionsbereiche zu erwähnen, die auf eine in der 64 Vgl. Theodor Beste: Die Entflechtung, a.a.O., S.17, der dazu wenn auch für eine über 50 Jahre zurückliegende Zeit - anschaulich feststellt: "Zu Beginn des ersten Weltkrieges schätzte man die Ersparnis, die ein mit einem Hochofen kombiniertes Stahlwerk dadurch erzielte, daß es das Roheisen nicht kalt :?JU beziehen und erst aufzuschmelzen brauchte, auf 5 bis 10 Ofo des Erlöses je t Roheisen. Beim Auswalzen des Stahls in einer Hitze, dem Vorteil eines gemischten Hüttenwerks, das Hochofen-, Stahl- und Walzwerk umfaßt, gegenüber einem reinen Walzwerk, belief sich die Ersparnis auf weitere 2 bis 3 Ofo des Erlöses je t Rohstahl."

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übernehmenden Betriebswirtschaft veränderte Ausübung der ausgegliederten Funktion mit entsprechend modifizierter Leistung zurückgehen. Eine solche Leistungsänderung - die nicht zwingend den hier noch immer ausgeklammerten Ertrag beeinflussen muß - kann nämlich bewirken, daß für die nachfolgende Funktion in der ausgliedemden Betriebswirtschaft je nach der Art der Leistungsänderung höhere oder geringere Kosten anfallen. Wird beispielsweise die Rohstoffbearbeitung ausgegliedert und durch die übernehmende Betriebswirtschaft so vorgenommen, daß die von ihr aufbereiteten Rohstoffe besser geeignet sind, als sie es vor der Funktionsausgliederung waren, so lassen sich in der nachfolgenden Teilefertigung etwa die Verarbeitungszeiten, der Verschleiß der eingesetzten Aggregate usw. vermindern, also Kosten einsparen. Umgekehrt steigen die Kosten bei einer geringeren Leistung der ausgegliederten Funktion. Zu 5.: Kostenwirkungen aufgrund der Sortimentskomponente gütermäßiger Beziehungen

Die gütermäßigen Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen sind schließlich dadurch gekennzeichnet, daß die Güter in einem bestimmten Sortiment weitergegeben werden. So gehen nach dem obigen Schema nur die Güter - sie allerdings vollständig - in die Teilfunktion TF2 ein, welche die Teilfunktion TF1 abgibt. Umgekehrt muß die Teilfunktion TF1 das abgeben, was für die Teilfunktion TF2 benötigt wird. Hinsichtlich dieses Sortiments entstehen zwischen den Funktionen Spannungen, wenn aufgrund von Kosten- oder Leistungsgesichtspunkten in einem Funktionsbereich die Tendenz besteht, ein anderes Gütersortiment abzugeben, als es der nachfolgende Funktionsbereich verlangt. Spannungen dieser Art ergeben sich häufig zwischen dem Bereich der Fertigung (tendenziell schmales und flaches Sortiment) und dem Verkauf (tendenziell breites und tiefes Sortiment). Wird eine in solchem Spannungsverhältnis befindliche Leistungsfunktion ausgegliedert, so vermindern sich die Spannungen, wenn die Anforderungen an das Gütersortiment der vorgelagerten Funktion dadurch sinken. Das gilt etwa für die Ausgliederung des Verkaufs an eine Funktionsgemeinschaft, die das benötigte Verkaufssortiment aus der Vielzahl der Mitgliederwirtschaften zusammenstellen kann. Für die einzelne funktionsausgliedernde Betriebswirtschaft ergibt sich dadurch die Möglichkeit - je nach den Bedingungen der Funktionsübertragung evtl. sogar der Zwang -, sich zu spezialisieren, d. h. die verbleibenden Funktionsbereiche so anzupassen, daß das Gütersortiment verkleinert wird. Das bedeutet, daß einzelne (nach der Objektart abgegrenzte) Teilfunktionen eingestellt werden. Einer solchen Leistungsverminderung folgt i. d. R. eine mengenmäßige Leistungssteigerung 10 Selchert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

der verbleibenden Funktionsbereiche, um die Gesamtleistung durch die Spezialisierung nicht zu beeinträchtigen. Die als Folge der Funktionsausgliederung eintretenden Kostenwirkungen der Spezialisierung, die sich, ausgehend von dem "spezialisierten" Funktionsbereich (etwa der Fertigung), auch in anderen (im Transport, im Einkauf, in der Lagerung usw.) fortsetzen, hängen im wesentlichen wiederum davon ab, in welcher Form die Anpassungen durchgeführt werden. Einige Leistungsfunktionen einer Betriebswirtschaft stehen nicht durch die Weitergabe materieller, sondern durch die Übertragung immaterieller Güter oder Leistungen in einem Zusammenhang. Zu denken ist dabei an die Werbung, deren Leistung ( = die Werbewirkung) eine Grundlage für die Durchführung der Verkaufsfunktion bildet, an die Forschung und Entwicklung, deren Leistungen z. B. in die Fertigung eingehen, oder an die Marktforschung, deren Leistung dem Einkauf, Verkauf u. a. dient. Auch aufgrund dieser Verbindungen können sich durch die Ausgliederung einer Funktion Kostenwirkungen in den verbleibenden Funktionsbereichen ergeben. Wird etwa die Werbefunktion auf eine Funktionsgemeinschaft übertragen und von dieser anders als von der ausgliedernden Betriebswirtschaft ausgeübt (z. B. mit dem Schwergewicht in einem anderen Gebiet), so muß sich demzufolge auch der Verkauf der ausgliedernden Betriebswirtschaft umstellen und anpassen - also in das entsprechende Gebiet eindringen - , um Ertragseinbußen zu vermeiden. Auch solche Anpassungen haben, sofern sie einen veränderten Faktoreinsatz verlangen, Kostenänderungen zur Folge, deren Höhe und Verlauf (Minderung oder Steigerung) von den Gegebenheiten des Einzelfalles und den gewählten Anpassungsformen abhängen. (D) Kostenwirkungen aufgrund der durch Funktionspartner bedingten Beziehungen zwischen Leistungsfunktionen Von den informationsbedingten und gütermäßigen Beziehungen abgesehen, können Leistungsfunktionen auch dadurch miteinander verbunden sein, daß sie auf denselben oder annähernd kongruenten Kreis von Funktionspartnern gerichtet sind. Für die aus einer Funktionsausgliederung resultierenden Kostenwirkungen sind dabei zwei Konstellationen bedeutsam: 1. Zwei oder mehr Funktionen resp. Teilfunktionen (z. B. der Verkauf mehrerer Teilsortimente) wenden sich an dieselben Funktionspartner. Wird davon eine Teilfunktion ausgegliedert, so ist denkbar, daß die Abnehmer nicht mehr oder nur noch zu einem niedrigeren Preis bereit sind, das verbleibende Teilsortiment abzunehmen, weil sie nur durch die ausgegliederte Teilfunktion an die Betriebswirtschaft gebunden

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waren. Ebenso wäre bei der Ausgliederung eines Teils des Einkaufs möglich, daß die Lieferer nicht mehr oder nur noch zu einem höheren Preis bereit sind, das verkleinerte Sortiment zu liefern. Die Kostenwirkungen aus einem solchen Verhalten der Funktionspartner entsprechen denen der zweiten Konstellation. 2. Die Abnehmer der Betriebswirtschaft treten hierbei auch als deren Lieferer auf. Gliedert die Betriebswirtschaft bei einer solchen Konstellation beispielsweise den Verkauf aus, so lockert sich zugleich die Verbindung zu den Abnehmern ihrer Leistungen, vor allem, wenn die ausgliedernde Betriebswirtschaft durch die Ausgliederung auf dem Absatzmarkt anonym wird. Die Lockerung der Verbindung kann wiederum zur Folge haben, daß die Abnehmer nicht mehr bereit sind, an die funktionsausgliedernde Betriebswirtschaft zu liefern oder ggf. nur noch zu einem höheren Preis65• Eine solche Reaktion ist vor allem zu erwarten, wenn die Funktionspartner als Anbieter eine monopolähnliche Position innehaben und bis zur Ausgliederung des Verkaufs nur deswegen an die ausgliedemde Betriebswirtschaft gebunden werden konnten, weil sie selbst auf die Belieferung durch diese Betriebswirtschaft angewiesen waren. Die eintretenden Preissteigerungen wirken unmittelbar kostenerhöhend. Versucht die ausgliedemde Betriebswirtschaft, solchen Preissteigerungen oder gar einem Lieferungsstop zu entgehen, indem sie sich um andere, evtl. weiter entfernte Lieferer bemüht, so können damit einmalige wie laufende Kostensteigerungen in anderen Funktionsbereichen verbunden sein, z. B. bei der Beschaffungsmarktforschung und dem Antransport. Mit ähnlichen Kostenwirkungen ist zu rechnen, wenn der Einkauf ausgegliedert wird und aufgrund der dadurch ggf. gelockerten Beziehungen zu den Lieferem diese ihrerseits keine Leistungen der Betriebswirtschaft mehr abnehmen oder nur noch zu einem geringeren Preis. Um entsprechend der geltenden Prämisse die Umsatzerträge zu erhalten, ist die ausgliedemde Betriebswirtschaft bei einem solchen Verhalten der Abnehmer gezwungen, mit kostensteigernder Wirkung in höherem Maße Absatzmarktforschung und Werbung zu betreiben sowie den Verkauf zu intensivieren, d. h. verstärkt (z. B. qualifiziertere und damit auch teurere) Leistungsfaktoren einzusetzen. (E) Der Grad der Funktionsausgliederung als Wirkungsfaktor Die Ausführungen im ersten Modell über den Grad der Funktionsausgliederung als Kosteneinflußgröße sind zunächst dahingehend zu 65 Vgl. in diesem Zusammenhang auch Herbert Westermann: Beschaffung oder Selbstanfertigung. In: Kostenrechnungs-Praxis, 1008, Nr. 4, S. 169.

10•

) 48

~.

Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

ergänzen, daß die Kostenwirkungen auch nach dem Ausgliederungsgrad differieren, der sich hinsichtlich Art und Zahl der auszugliedernden Leistungsfunktionen unterscheiden läßt; denn die Kostenwirkungen sind stärker, wenn statt nur einer, zwei oder mehr Leistungsfunktionen ausgegliedert werden. Im Hinblick auf die erörterten Zusammenhänge zwischen den Funktionen läßt sich darüber hinaus feststellen, daß die kostensteigernde Tendenz der Funktionsausgliederung nicht proportional, sondern eher unterproportional zu dem steigenden Ausgliederungsgrad verläuft. Das sei am folgenden Beispiel verdeutlicht. Verlangt die Ausgliederung der Teilfunktion 2 des obigen Schemas, daß nach der Teilfunktion 1 und vor der Teilfunktion 3 ein Lager eingerichtet (= Lagerkosten entstehen) und der Transport zur übernehmenden Betriebswirtschaft bzw. nach Ausübung der Teilfunktion 2 der Rücktransport durchgeführt wird (= Transportkosten fallen an), so setzt sich die Kostensteigerung nicht in gleichem Maße fort, wenn die übernehmende Betriebswirtschaft auch die Teilfunktion 3 ausübt. In diesem Falle ist nämlich weder ein zusätzlicher Hin- oder Rücktransport, noch ein zusätzliches Lager erforderlich; denn das Lager vor der Teilfunktion 3 kann erforderlichenfalls vor die nachfolgende Teilfunktion 4 verlegt werden. Schließt sich der Teilfunktion 3 unmittelbar der Verkauf an und wird auch dieser ausgegliedert, dann entfallen sogar der Rücktransport der Güter in die ausgliedernde Betriebswirtschaft wie auch das vor der Teilfunktion 3 einzurichtende Lager.

Somit lassen sich bei einem niedrigeren Ausgliederungsgrad anfalende Kosten durch einen höheren Ausgliederungsgrad vermeiden. Das gilt aber nicht nur aufgrund der Raum- und Zeitkomponente gütermäßiger Beziehungen, sondern auch für die übrigen Beziehungen, vor allem die informationsbedingte Verbindung der Funktionen. Die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft kann, wenn ihr mehrere Funktionen übertragen sind, einen Teil der für die Ausübung einer Funktion benötigten Informationen aus den von ihr übernommenen weiteren Funktionen gewinnen. Anband des zweiten Modells läßt sich also feststellen, daß die Ausgliederung einer Leistungsfunktion oder leistungswirtschaftlichen Teilfunktion nicht nur Kostenwirkungen aufgrund verminderter Anforderungen an das bis zur Ausgliederung mit der Funktion betraute Organ zur Folge hat. Vielmehr werden in einer Reihe verbleibender Funktionshereiche wegen der zwischen den Funktionen bestehenden Zusammenhänge Anforderungsänderungen hervorgerufen, die kostenändernde Anpassungen im Faktoreinsatz verlangen. Dabei verstärkt ein zunehmender Ausgliederungsgrad nicht nur die Kostenänderungen,

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sondern er schwächt auch kostensteigernde Einflüsse der Ausgliederung von nur einer Teilfunktion oder Leistungsfunktion ab. Modell 3 1. Kennzeichnung des Modells

Um die Betrachtung weiter den realen Gegebenheiten anzunähern, müssen nun auch die Nicht-Leistungsfunktionen berücksichtigt werden, selbst wenn nur die Ausgliederung von Leistungsfunktionen Gegenstand der Untersuchung ist; denn alle Funktionen bilden gemeinsam ein Funktionsgefüge, und auch zwischen den Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen bestehen vielfältige Beziehungen. Im Modell 3 ist folglich zu prüfen, wie die Ausgliederung von Leistungsfunktionen die Nicht-Leistungsfunktionen (verwaltun.gs- und finanzwirtschaftliche sowie Leitungsfunktionen) beeinflußt und wodurch die ggf. entstehenden Kostenwirkungen bestimmt sind. 2. Die Wirkungsfaktoren (A) Generelle Kostenwirkungen in den Nicht-Leistungsfunktionen Zunächst sind zwischen Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen insofern Zusammenhänge denkbar, als einem Organ Funktionen oder Teilfunktionen beider Arten ül:lertragen sein können. Das ist der Fall, wenn eine "Beschaffungsabteilung" außer Verbrauchsgütern zugleich Personal oder auch finanzielle Mittel beschafft. Bestehen aber solche organbedingten Zusammenhänge zwischen Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen, so resultiert daraus für die Ausgliederung von Leistungsfunktionen, daß nicht alle der im ersten Modell behandelten Anpassungsformen für das Organ in Frage kommen. Weil die Leistungsfaktoren nicht völlig freigesetzt, sondern für die Nicht-Leistungsfunktionennoch benötigt werden66 , scheiden z. B. die quantitative Anpassung und der Faktorabbau aus. Unabhängig von der gewählten Anpassungsform bewirkt die Anpassung für die Nicht-Leistungsfunktionen eine Verfahrensänderung, indem sich die Relation der eingesetzten Leistungsfaktoren verschiebt. Diese Modifikation wird besonders im Falle der intensitätsmäßigen Anpassung deutlich. Allerdings kommen bei einer Kombination von Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen in einem Organ wegen der mangelnden Quantifizierbarkeit der Leistung des Organs und entsprechender Anforderungsänderungen zumeist nur die Formen der Anpassung an qualitativ verminderte Leistungsanforde66 Auf die Möglichkeit organisatorischer Umgestaltungen sei auch hier verwiesen.

150

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

rungen in Betracht, weshalb der mathematisch-funktionalen Kostenwirkungsanalyse hierbei enge Grenzen gesetzt sind. Besteht zwischen der auszugliedernden Leistungsfunktion und den Nicht-Leistungsfunktionenkeine organbedingte Verbindung, so können bei diesen dennoch Kostenänderungen eintreten, wenn durch die Funktionsausgliederung freiwerdende Leistungsfaktoren anstelle teurerer in dem Bereich der Nicht-Leistungsfunktionen eingesetzt werden67 • Auf diese Weise kann sich (wie im Modell 1 für leistungswirtschaftliche Teilfunktionen festgestellt) die primär realisierbare Kostenwirkung nunmehr in den Bereichen der Nicht-Leistungsfunktionen verstärken68• Zwischen den Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen bestehen schließlich informationsbedingte Beziehungen. So bedarf u. a. das die Leitungsfunktion ausübende Organ umfangreicher Informationen aus allen Bereichen der Leistungsfunktionen, um insbesondere optimal koordinieren zu können. Umgekehrt müssen zahlreiche Informationen an die mit Leistungsfunktionen betrauten Organe gegeben werden. Solche Verbindungen bestehen gleichermaßen zu den finanz- und verwaltungswirtschaftlichen Funktionen. Werden eine oder mehrere Leistungsfunktionen ausgegliedert, so sind ebensolche Modifikationen der informationsbedingten Beziehungszusammenhänge möglich, wie sie im Modell 2 innerhalb der Leistungsfunktionen erörtert wurden. Die in diesem Zusammenhang getroffenen Aussagen, lassen sich ohne Einschränkung auf die Nicht-Leistungsfunktionen übertragen. Außer den generell für alle Nicht-Leistungsfunktionen in Betracht kommenden Kostenwirkungen, sind einige auch aus dem spezifischen Zusammenhang der Leistungsfunktionen mit einzelnen Nicht-Leistungsfunktionen abzuleiten. (B) Spezielle Kostenwirkungen in den Nicht-Leistungsfunktionen (I) Kostenwirkungen in den verwaltungswirtschaftlichen Funktionen In dem Maße, in dem sich der Einsatz an Arbeitskräften sowie der Gebrauchsgüter und darüber hinaus der Umfang des zu verarbeitenden Zahlenmaterials in den Bereichen der Leistungsfunktionen aufgrund der Anpassungen ändert, werden durch die Ausgliederung von Leistungsfunktionen die verwaltungswirtschaftlichen Funktionen (Personalwirtschaft, Anlagenwirtschaft und Rechnungswesen) beriihrt. 67 Daß sich in Nicht-Leistungsfunktionen durch die Funktionsausgliederung insofern Verfahrensänderun~n ergeben, als einzelne Leistungsfaktoren durch den geringeren Verbrauch teurer werden, ist kaum anzunehmen oder spielt nur eine untergeordnete Rolle. 68 Übergangskosten spielen bei einer solchen Faktorsubstitution eine vergleichsweise geringe Rolle, weil es vor allem um eine Versetzung von Personal geht tmd dafür allenfalls eine Umschulung erforderlich ist. -

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Hinsichtlich der personalwirtschaftlichen Funktion ergeben sich Anforderungsänderungen vor allem durch den modifizierten Personaleinsatz in den Organen der Leistungsfunktionen. Liegt dort intensitätsmäßige, zeitliche oder quantitative Anpassung vor, so wird die personalwirtschaftliche Funktion kaum tangiert69 • Vorübergehend stärker erhöhte Anfo~derungen an das Leistungsvermögen des die personalwirtschaftliche Funktion ausübenden Organs sind dagegen mit dem Faktorabbau bzw. Faktoraufbau oder mit der Faktorsubstitution durch die notwendig werdenden Entlassungen und/oder Einstellungen bzw. Versetzungen verbunden. Davon abgesehen können auch nach vollzogener Anpassung in den Bereichen der Leistungsfunktion für die personalwirtschaftliche Funktion veränderte Leistungsanforderungen bestehen. Es sind verminderte Anforderungen, wenn der Personalbestand insgesamt verkleinert oder so in seiner Zusammensetzung geändert wurde, daß das Personal weniger Betreuungsarbeit und aufgrund geringerer Fluktuation - weniger Entlassungs.. und Ersatzbeschaffungsarbeit verursacht7°. Umgekehrt sind aber auch anforderungssteigernde Einflüsse nicht auszuschließen. Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen wirkt u. U. außer auf die personalwirtschaftliche auch auf die anlagenwirtschaftliche Funktion. Das mit der anlagenwirtschaftlichen Funktion betraute Organ muß die erforderlichen Gebrauchsgüter beschaffen, sie warten, erhalten und ggf. aus der Betriebswirtschaft wieder entfernen. Erlaubt nun die Ausgliederung von Leistungsfunktionen einen Abbau von Gebrauchsgütern, verlangt sie deren Substitution oder auch die Anschaffung neuer maschineller Aggregate, Gebäude usw., so ergeben sich daraus für die anlagenwirtschaftliche Funktion zunächst vorübergehend erhöhte Leistungsanforderungen. Permanente Anforderungsänderungen können folgen, wenn sich der Anlagenbestand erhöht oder vermindert (und damit mehr oder weniger Ersatzbeschaffungen, Reparaturen usw. erfordert) oder wenn sich dessen Zusammensetzung (etwa durch den Einsatz nicht so pflegeintensiver Aggregate) ändert. Aber auch andere Anpassungsformen sind geeignet, die Anforderungen an das Leistungsvermögen des Organs der Anlagenwirtschaft zu modifizieren. Das gilt für den intensitätsmäßig wie zeitlich oder gar quantitativ variierten Einsatz der Gebrauchsgüter, der ihre Abnutzung und damit ihre Lebensdauer (mit der Folge einer entsprechend anderen Häufigkeit der Ersatzbeschaffung) sowie den Umfang von Reparaturen usw. berührt71. Allenfalls wird die Berechnung von Überstundenlöhnen überflüssig. Eine hohe Personalfluktuation in einem Funktionsbereich und die damit verbundenen Schwierigkeiten der Ersatzbeschaffung von Personal können seLbst Beweggrund der Funktionsausgliederung sein. n Werden Gebrauchsgüter der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft 69 70

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Erkennbar wird die Ausgliederung von Leistungsfunktionen ferner im Rechnungswesen. Allerdings beeinflußt diese Wirkung die Leistungsanforderungen an das entsprechende Organ so lange nicht, als lediglich andere Zahlenbeträge zu erfassen sind. Die Anforderungen vermindern sich dagegen, wenn die Menge der zu erfassenden und zu verarbeitenden Zahlen abnimmt - es muß z. B. nicht mehr jeder einzelne Verkauf verbucht werden, weil der Verkauf als Ganzes ausgegliedert ist oder wenn sich die Aufbereitung der Zahlen vereinfacht72 • Von den einmalig bei der Funktionsausgliederung entstehenden höheren Leistungsanforderungen (Ausbuchen von Gebrauchsgütern, Umstellungsarbeiten, Durchführung von Kosten-, Ertrags- und Vermögensvergleichen usw.) abgesehen, ist aber auch nicht auszuschließen, daß die Funktionsausgliederung anforderungssteigernde Einflüsse mit sich bringt, indem etwa die von der übernehmenden Betriebswirtschaft benötigten Zahlenangaben nicht rechtzeitig und/oder nur unvollständig aufbereitet zu erhalten sind. Den Anforderungsänderungen entsprechend- wie sie sich in den mit verwaltungswirtschaftlichen Funktionen betrauten Organen ergeben sind in diesen Organen Anpassungen im Faktoreinsatz erforderlich. Dafür kommen im wesentlichen die Formen einer Anpassung an qualitativ veränderte Leistungsanfordel"Uil!gen in Betracht, wie sie im Modell! erörtert wurden; denn die Anforderungsänderungen lassen sich kaum quantifizieren. Weil in den verwaltungswirtschaftliche Funktionen ausübenden Organen zumeist der im intensitätsmäßigen und zeitlichen Einsatz leicht variierbare Faktor menschliches Leistungsvermögen dominiert, vollzieht sich die Anpassung primär durch eine veränderte Arbeitsintensität der eingesetzten Personen, allenfalls noch durch eine Variation der Arbeitszeit. Für eine quantitative oder faktorsubstitutive Anpassung sowie für einen Faktoraufbau oder -abbau sind die Anforderungsänderungen dagegen i. d. R. nicht umfangreich genug. Besonders bei einer Veränderung der Arbeitsintensität und der Arbeitszeit in den Organen der verwaltungswirtschaftlichen Funktionen ist es aber sehr schwierig, diesen Anpassungen und damit der Funktionsausgliederung überhaupt zuordenbare Kostenwirkungen festzustellen. Deshalb und wegen der zuweilen geringen Bedeutung von Kostenwirkungen im Bereich der verwaltungswirtschaftlichen Funktionen ist es mitunter ratsam, solche Kostenänderungen bei den Überlegungen zur Ausgliederung von Leistungsfunktionen auszuklammern. für die Funktionsausübung zur Verfügung gestellt, so wirkt dies zumeist erschwerend auf die Ausübung der anlagenwirtschaftlichen Funktion; vor allem, wenn aufgrund der gelockerten informationsbedingten Beziehungen die genaue Überwachung der Gegenstände beeinträchtigt ist und darüber hinaus häufiger Ersatzbeschaffungen erforderlich werden. 12 Vgl. dazu u. a. Karl Klinger: Zulieferung und Zulieferer in betriebsWirtschaftlicher Sicht. In: Der Betrieb, 12. Jg. 1959, S. 1230.

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(li) Kostenwirkungen in den finanzwirtschaftliehen Funktionen

Die finanzwirtschaftliehen Funktionen umfassen sämtliche Zahlungsvorgänge einschließlich der Beschaffung und evtl. Rückzahlung von Krediten und Eigenkapitalbeträgen. Sie werden folglich durch die Ausgliederung von Leistungsfunktionen in dem Maße beeinflußt, in dem sich daraus Veränderungen in den Zahlungsvorgängen und in dem erforderlichen Kapital ergeben. Dabei ist es im Hinblick auf die realisierbaren Kostenänderungen weitgehend unbedeutend, ob sich aufgrund eines geänderten Personalbestandes, eines modifizierten Einsatzes an Gebrauchs- und Verbrauchsgütern usw. Anzahl und Höhe der Zahlungsvorgänge ändern. Dagegen können nennenswerte Anforderungsminderungen bereits bei einer Ausgliederung des Ein- oder Verkaufs eintreten, wenn die eingekauften bzw. verkauften Güter in einem Betrag oder in wenigen Summen an die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft bezahlt resp. von dieser vergütet werden73• Führt die Ausgliederung des Verkaufs von Ziel- zu Barverkäufen, so vermindern sich die Leistungsanforderungen selbst bei fortgesetztem Zahlungseinzug durch die ausgliedemde Betriebswirtschaft, weil Zielverkäufe oftmals ein eigenes Mahnwesen erfordern. Entscheidend für die finanzwirtschaftliehen Funktionen ist allerdings, daß die Ausgliederung von Leistungsfunktionen eine Änderung des Bestandes vermögenswerter Leistungsfaktoren mit sich bringen kann, z. B. durch den Abbau maschineller Anlagen oder den Aufbau von Lagerbeständen. Bewirken diese Maßnahmen nicht nur eine Verschiebung innerhalb des Vermögens (z. B. Verminderung des Bestandes an Maschinen, dafür Erhöhung von Beständen an unfertigen oder fertigen Erzeugnissen), so sind sie zugleich mit einer Änderung des Kapitals verbunden. Insofern ist es mitunter erforderlich, zusätzliches Kapital zu beschaffen oder aber Kredite zu tilgen und Eigenkapital zurückzugeben. Welcher Art (Eigen- oder Fremdkapital) das zu beschaffende bzw. zurückzuzahlende Kapital ist, hängt im wesentlichen von den Finanzierungsmöglichkeiten und der gegebenen Zusammensetzung des Gesamtkapitals der Betriebswirtschaft ab. Durch die Tilgung von Krediten werden Fremdkapitalzinsen und damit Kosten erspart, im Unterschied zu einer Rückerstattung von Eigenkapital, die sich kostenmäßig nicht unmittelbar auswirkt14• 75• Geht man vom Ziel der höchst73 Das bedeutet aber, daß :z,ugleich mit der Ausgliederung der Leistungsfunktion die Ausübung eines Teils der finanzwirtschaftliehen Funktionen in der ausgliedernden Betriebswirtschaft entfällt. 74 Dabei ist vorausgesetzt, daß die "Eigenkapitalzinsen" nicht als Kosten, sondern als Gewinnbestandteile betrachtet werden. 75 Die Frage der Kapitalkosten im Zusammenhang mit den finanzwirtschaftliehen Funktionen und nicht unmittelbar mit den Leistungsfunktionen zu behandeln, ist insofern berechtigt, als sich die Kapital,arten nicht den

154

3. Abschnitt:

Wirkungen der Funktionsausgliederung

möglichen Eigenkapitalrentabilität aus, so müßte rein rechnerisch das zu beschaffende (zurückzuerstattende) Kapital die Form von Eigenkapital und das zurückzuerstattende (zu beschaffende) Kapital die Form des Fremdkapitals haben, wenn das Fremdkapital mit einem höheren (niedrigeren) Satz- verglichen mit der für das Eigenkapital erzielten Rendite - zu verzinsen wäre. Die spezielle Frage der Finanzierung, insbesondere auch die der Verwendung freiwerdenden Eigenkapitals, soll hier jedoch nicht weiter erörtert werden76• Von dem durch die Fremdfinanzierung verursachten Werteverzehr und seiner Veränderung aufgrund der Funktionsausgliederung abgesehen, sind in dem mit finanzwirtschaftliehen Funktionen betrauten Organ Anpassungen an die veränderten Leistungsanforderungen (variierter Umfang an Zahlungsvorgängen sowie mehr oder weniger zu beschaffende Kapitalbeträge) möglich, wobei es sich um Anpassungen an qualitativ veränderte Leistungsanforderungen handelt. Die dadurch realisierbaren Kostenänderungen sind hinsichtlich ihrer Erkennbarkeit und ihres Ausmaßes in gleicher Weise zu beurteilen, wie die in den verwaltungswirtschaftlichen Funktionsbereichen. (III) Kostenwirkungen in den Leitungsfunktionen Da die Leitungsfunktionen (Repräsentation, Koordination und Initiative) alle anderen Funktionsbereiche umspannen, muß sich die Ausgliederung von Leistungsfunktionen auch in ihnen niederschlagen. Gering sind dabei die Anforderungsänderungen hinsichtlich der Repräsentationsfunktion. Das Leitungsorgan vertritt die gesamte Betriebswirtschaft (z. B. gegenüber den Kapitalgebem), unabhängig davon, ob eine Funktion ausgegliedert ist oder nicht. Allenfalls bei einer Ausgliederung des Ein- oder Verkaufs sind merkliche Anforderungsminderungen zu erwarten, weil das Leitungsorgan die Betriebswirtschaft nicht mehr gegenüber Lieferern resp. Abnehmern zu repräsentieren hat. Statt dessen wird die Vertretung der ausgliedemden gegenüber der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft erforderlich, die zu erhöhten Leistungsanforderungen an leitende Persönlichkeiten vor allem dann führt, wenn diese Mitglied in einem der Gremien der übernehmenden Betriebswirtschaft sind. einzelnen Vermögensgegenständen und damit den Leistungsfunktionen, denen sie dienen, zuordnen lassen. 76 Vgl. dazu insbesondere: Ludwig Pack: Rationalprinzip, Gewinnprinzip und Rentabilitätsprinzip. In: ZfB, 35. Jg. 1965, S. 534 ff., Herbert Hax: Rentabilitätsmaximierung als unternehmerische Zielsetzung. In: ZfhF, 15. Jg. 1963, S. 339 und Hans-Ferdi Jennihsen: Gewinnmaximierung und Rentabilitätsmaximierung als Ziel erwerbswirtschaftlich orientierter Unternehmungen und die Erreichung dieses Zieles durch optimalen Einsatz des Eigenkapitals. Köln- Opladen 1967, S. 67 ff.

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Inwieweit die Ausgliederung von Leistungsfunktionen die Koordinationsfunktion beeinflußt, kommt im wesentlichen auf die Stellung der auszugliedernden Funktion innerhalb des Funktionsgefüges an. Ordnet sich die auszugliedernde Funktion hinsichtlich der benötigten Leistungsfaktoren und der erstellten Leistungen so in das Funktionsgefüge ein, daß nennenswerte koordinierende Eingriffe seitens des Leitungsorgans unnötig sind, dann wirkt sich die Ausgliederung dieser Funktion nicht anforderungsmindernd auf das Leitungsorgan aus. Disproportionalitäten sind u . a. aber insofern möglich, als die kostenoptimale, d. h. mit minimalen Kosten je Leistungseinheit verbundene Ausübung der Funktion Leistungsfaktoren verlangt, die in dem benötigten Umfang nicht verfügbar sind (Abstimmung mit anderen Leistungsfunktionen sowie mit der finanz- und personalwirtschaftlichen Funktion), oder die es nicht erlaubt, bereitgestellte Vorprodukte vollständig aufzunehmen (Engpaß). Ebenso kann die kostenoptimale Leistung des Funktionsbereichs im Hinblick auf die nachfolgenden Funktionen überoder unterdimensioniert sein. In solchen Fällen ist das Leitungsorgan u. U. gezwungen, ständig zu koordinieren. Wird eine derart disproportionale Funktion ausgegliedert, so kann dies eine wesentliche Entlastung für das Leitungsorgan bedeuten77• Andererseits schließt eine Funktionsausgliederung die Notwendigkeit einer solchen Koordination nicht aus. Die Koordination wird sogar noch erschwert, wenn die ausgliedernde Betriebswirtschaft keinen hinreichenden Einfluß auf die Funktionsausübung in der übernehmenden Betriebswirtschaft auszuüben vermag, etwa weil sie an der Willensbildung nur neben anderen teilhat. Schließlich sind in bezug auf die Initiativfunktion bei der Ausgliederung solcher Leistungsfunktionen, die des ständigen Anstoßes durch das Leitungsorgan bedürfen, entsprechend starke Anforderungsminderungen festzustellen; Voraussetzung dafür ist, daß die Eigeninitiative der übernehmenden Betriebswirtschaft ein ausreichendes Äquivalent darstellt. Genügt die Eigeninitiative dagegen nicht, so ist aufgrund der Funktionsausgliederung damit zu rechnen, daß sich die Anforderungen an das Leitungsorgan noch erhöhen, wenn es darum geht, nötige Impulse durchzusetzen. Positive wie negative Anforderungsänderungen sind zudem bei der Ausgliederung solcher Funktionen (vor allem Forschung und Entwicklung sowie Beschaffungs- und Absatzmarktforschung) möglich, die durch ihre Leistungen (Informationen) erst Initiativen des Leitungsorgans auslösen. Werden diese Informationen verbessert, dann ist die Initiativfunktion leichter durchzuführen; verschlechtern sie sich aber, so bedarf es erhöhter Anstrengungen, um die Initiativfunktion unverändert auszuüben. 77 Auf die sich zumeist vermindernden Koordinationsanforderungen aufgrund einer in der Struktur vereinfachten Betriebswirtschaft weist u. a. Rösli hin. Vgl. Leodegar Rösli, a.a.O., S. 95.

156

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Auch die variierten Anforderungen an das Leitungsorgan verlangen eine Anpassung, wie dies bereits für die übrigen Funktionsbereiche deutlich wurde. Allerdings kommen von den hier allein relevanten Anpassungsformen an qualitative Anforderungsänderungen der Faktorab- bzw. Faktoraufbau, die Faktorsubstitution sowie der quantitativ veränderte Faktoreinsatz kaum in Betracht; denn durch die Ausgliederung von Leistungsfunktionen werden selten Faktoren des Leitungsorgans vollständig freigesetzt bzw. zusätzlich erforderlich, wie i. d. R. auch keine anderen, genau den veränderten Anforderungen genügenden Leistungsfaktoren zur Verfügung stehen. Es verbleiben somit eine Anpassung durch die Freisetzung bzw. Inanspruchnahme einsatzqualitätsbestimmender Eigenschaften, vor allem der dem Leitungsorgan angehörenden Personen, sowie deren intensitätsmäßig oder zeitlich modifizierter Einsatz78 • Hinsichtlich der Bestimmung der sich daraus ergebenden Kostenwirkungen bestehen dieselben Probleme, die bereits im Zusammenhang mit den finanz- und verwaltungswirtschaftlichen Funktionen erörtert wurden, so daß es im Einzelfall ratsam sein kann, auch Kostenwirkungen in den Leitungsfunktionen aus den Überlegungen zur Ausgliederung von Leistungsfunktionen auszuklammern. Modell 4 Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen bei der Analyse der Kostenwirkungen

I~ den Modellen 1 bis 3 wurden die bei einer Funktionsausgliederung entstehenden Kostenwirkungen und deren Bestimmungsfaktoren auf der Grundlage der im Zeitpunkt der Ausgliederung gegebenen Situation untersucht. Weil die Funktionsausgliederung aber vom Ausgliederungszeitpunkt in die Zukunft reicht, ist es unumgänglich, auch Situationsänderungen in die Überlegungen miteinzubeziehen. Mit solchen, alle Faktoren der Kostenwirkungen betreffenden Änderungen muß mit zunehmender Dauer der Funktionsausgliederung in immer stärkerem Maße gerechnet werden. Insbesondere ist es bei einer längerfristigen Betrachtung ungerechtfertigt, davon auszugehen, daß unverändert bleiben: - die Ausstattung des - bei einem Verzicht auf die Funktionsausgliederung mit der Funktion betrauten - Organs oder der übrigen Organe mit Leistungsfaktoren, 78 Daß einie Verlagerung der Leitungstätigkeit in den verbleibenden Leistungsfunktionen zu Kostenminderungen (z. B. aufgrund initiierter Rationalisierungsmaßnahmen) führen kann, muß zur Kenntnis genommen werden. Allerdings dürfte es im Einzelfall schwierig sein, den Kausalzusammenhang zwischen der FUnktionsausgliederung und diesen Kostenwirkungen zweifelsfrei festzustellen.

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die Kombination der Leistungsfaktoren, die Auslastung der Organe durch die nicht zur Ausgliederung gelangenden Funktionen oder Funktionsteile, die Ausübung der zur Ausgliederung anstehenden Funktion und die Beziehungszusammenhänge der ausgegliederten Funktion mit den übrigen Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen.

Ergeben sich bei diesen Faktoren im Zeitablauf aber Änderungen, so muß dies zwangsläufig die internen Kostenwirkungen beeinflussen. Das sei an einem Beispiel mit intensitätsmäßiger Anpassung verdeutlicht. Den Ausgangspunkt bildet ein Organ (z. B. eine Abteilung), dem die Fertigung der Objektarten 01 ... On übertragen ist. Bei gegebener Ausstattung des Organs mit Leistungsfaktoren, gegebener Faktorkombination (d. h. also bei Kostenfunktion KF1 in Abb. 14 und bei gegebener Auslastung mit der Menge m1) fallen Kosten in Höhe von Ku an. Wird die Fertigung von On ausgegliedert, so vermindert sich die Leistung des Organs auf mz, und die Kosten sinken bei intensitätsmäßiger Anpassung um Ku-K21 auf K21. Für die Folgezeit sei angenommen, daß sich Änderungen der eingesetzten Leistungsfaktoren und deren Kombination, damit aber auch Verfahrensänderungen vollziehen (z. B. durch Änderung des Entgelts für das Personal oder eine Substitution des Faktors menschliches Leistungsvermögen durch sachliche Mittel), so daß in der folgenden Periode die Kostenkurve KF2 und in der darauffolgenden Periode KFs usw. (Abb. 14) anzunehmen ist.

K .. : 'I

i =Menge; j = Kostenfunktion

Abb. 14. Kostenwirkungen einer Verfahrensänderung Bei unveränderten Mengenverhältnissen ergeben sich folglich durch die Funktionsausgliederung und die damit verbundene Mengenänderung von m1 auf m2 in der

158

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung 1. Periode Kostenersparnisse von Ku - K21, 2. Periode Kostenersparnisse von K12 - K22, 3. Periode Kostenersparnisse von K13- K23 usw.,

wobei alle drei Kostendifferenzen unterschiedlich groß sein können. Verändern sich in der Folgezeit die Mengen der Objektarten Ot ... On-1, sinken sie z. B. insgesamt von m2 auf ma (in Abb. 15), so bedeutet dies, daß sich auch die durch eine Funktionsausgliederung in den nachfolgenden Perioden erreichbaren Kostenminderung ändert, und zwar von Ku- K21 auf K41- Kat in Abb. 1579• Desgleichen ergeben sich andere Kostenunterschiede, wenn sich die Menge der auszugliedernden Funktion oder Teilfunktion ändert. Sinkt sie etwa in der Zeit nach dem möglichen Ausgliederungszeitpunkt und vermindert damit die bei einem Verzicht auf die Ausgliederung zu erstellende Leistung des Organs von m1 auf ml. (Abb. 16), so verringert sich auch die in den folgenden Perioden erreichbare Kostenwirkung der Funktionsausgliederung von Ku- K21 auf Kit- K21 (die unveränderte Menge m2 und gleichbleibende Kostenkurve vorausgesetzt).

I

KF1

I

I

I

I

I

:

Kll - - - - - - - - - - - - - KFl Kll - - - - - - - - - -- --

K21 - -- - - - - - - -

:

~

o~---------m-3~-m~2~m-4~m-1 m

Abb. 15. Kostenwirkungen einer Änderung der verbleibenden Funktionen

Abb.16. Kostenwirkungen einer Änderung der auszugliedernden Funktionen

Naturgemäß sind mehrere solcher Veränderungen zugleich möglich, die dann entweder kumulierend oder einander ausgleichend die durch eine Funktionsausgliederung realisierbaren Kostenwirkungen beeinflussen. Die zeitbedingten Unterschiede in der Ersparnis interner Kosten können darüber hinaus ebenso bei den anderen genannten Anpassungsformen auftreten und dabei ggf. auch die Bereitschaftskosten und deren Veränderung betreffen. Nicht zuletzt ist davon auszugehen, daß sich das Verhältnis der auszugliedernden zu den verbleibenden Leistungs- und Nicht-Leistungsfunktionen auch bei einem 79 Vorausgesetzt ist dabei ein gleichbleibender Verlauf der Kostenkurve sowie eine unveränderte Menge der auszugliedernden Funktion.

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Verzicht auf die Funktionsausgliederung änderte (z. B. wenn die über die Funktionspartner bestehenden Beziehungszusammenhänge zwischen Leistungsfunktionen aufgrund von Marktveränderungen ohnedies Wandlungen unterworfen wären). Die Ausgliederung von Leistungsfunktionen führt also während mehrerer Perioden der Fremdausübung zu unterschiedlichen internen Kostenwirkungen8°. Bisher blieb unerwähnt, daß die Ausübung der auszugliedernden Funktion im Zeitablauf Wandlungen unterliegen kann, und zwar nicht nur leistungsmengenmäßig, sondern auch hinsichtlich der Art der Leistung, des Verfahrens der Leistungserstellung usw. Diese, z. B. durch den Mode- und Geschmackswandel der Leistungsabnehmer ausgelösten Änderungen verlangen Umstellungen in der Funktionsausübung, die besonders im Hinblick auf den Aspekt "zukünftiger" Kostenwirkungen der Funktionsausgli~derung von Bedeutung sind; denn die Zahl solcher Umstellungen erhöht sich mit zunehmender Zeitdauer der Funktionsausgliederung. Derartige Umstellungen verursachen Kosten, vor allem, wenn sie den Umbau von Gebrauchsgütern voraussetzen. Diese Kosten bewirken aber (mit unverkennbarem Einfluß auf die Umsatzerträge) eine gewisse Starrheit der Betriebswirtschaft, weil sie nur zu unvermeidlichen Umstellungen bereit ist81 . Nach vollzogener Ausgliederung einer solchen Umstellungen ausgesetzten Leistungsfunktion kann die ausgliedernde Betriebswirtschaft eigene Umstellungskosten vermeiden oder doch zumindest verringern und auf die übernehmende Betriebswirtschaft verlagern. Damit ist zugleich eine höhere Elastizität für die ausgliedernde Betriebswirtschaft verbunden, nicht zuletzt dadurch, daß sie falls es möglich und erforderlich ist - die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft wechselt. Auch die Häufigkeit erforderlicher Umstellungen und die Höhe der mit einer Umstellung verbundenen Kosten sind also als Einflußgrößen für die internen Kostenwirkungen einer Ausgliederung von Leistungsfunktionen zu betrachten.

b) Einflußfaktoren der externen Kostenwirkungen 1. Kennzeichnung der externen Kosten

Durch die Ausübung der ausgliedernden Funktion in der übernehmenden Betriebswirtschaft entstehen Kosten. Davon ist aus der Sicht der ausgliedernden Betriebswirtschaft nur der Werteverzehr von Interesse, der sich in ihrem Erfolg niederschlägt; er wird im folgenden als 80 Dabei wird von dem Sachverhalt ganz abgesehen, daß einzelne Kosten (z. B. Bereitschaftskosten) evtl. ohnehin erst nach einer gewissen Frist abgebaut werden können, was im Modell 1 bereits behandelt wurde. 81 Vgl. die ausführliche Erörterung der Frage der Elastizität im Falle von Selbstherstellung und Fremdbezug bei Heinz Rasch, a.a.O., S. 143 ff.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

"externe Kosten" bezeichnet. Die externen Kosten umfassen einmal das Entgelt, das die ausgliedernde der übernehmenden Betriebswirtschaft für die Funktionsausübung zu entrichten hat. Sie fallen außerdem an, wenn die ausgliedernde der übernehmenden Betriebswirtschaft Leistungsfaktoren (Materialien, Modelle, Spezialmaschinen usw.) zur Verfügung stellt, die dort für die Funktionsausübung eingesetzt werden und somit leistungsbezogenen Werteverzehr verursachen (= externer Faktorverbrauch). Um das zu entrichtende Entgelt näher kennzeichnen zu können, ist es zweckmäßig zu unterscheiden: die Ausgliederung der Verkaufsfunktion, die in der übernehmenden Betriebswirtschaft zu Einnahmens2 führt, und die Ausgliederung anderer Leistungsfunktionen, deren Resultat eine nichtgeldliche Leistung darstellt. Bei der Ausgliederung der Verkaufsfunktion ist nicht generell anzunehmen, daß für die externe Funktionsausübung ein gesonderter Betrag gezahlt wird. Vielmehr sind i. d. R. die an die ausgliedernde Betriebswirtschaft weiterzuleitenden Einnahmen (und damit die Umsatzerträge) so bemessen, daß mit ihnen die Funktionsausübung durch die übernehmende Betriebswirtschaft bereits abgegolten ist. Diese Nettoeinnahmen bzw. der Nettoertrag sind also nichts anderes als eine Verrechnung des zu entrichtenden Entgelts mit dem bei der Funktionsausübung erzielten Ertrag83. Den Nettoertrag kann die ausgliedernde Betriebswirtschaft- wie im Zusammenhang mit den Formen der Funktionsausgliederung abgeleitet - in einer Summe am Jahresende (evtl. mit vorherigen Abschlagszahlungen) oder aber laufend in Verbindung mit den von ihr abgegebenen und zu verkaufenden Leistungen erhalten. Bei der letztgenannten Möglichkeit ist es zulässig, von einem Preis für diese Leistungen zu sprechen, der den Charakter eines Verrechnungspreises aufweist, wenn die ausgliedernde Betriebswirtschaft am Jahresende noch Gewinnanteile erhält oder zur Verlustdeckung der übernehmenden Betriebswirtschaft beizutragen hat. Dabei ist es unerheblich, ob die Ergebnisanteile zu einem Transfer von Geldbeträgen führen oder nur mit dem von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zur Verfügung gestellten Kapital verrechnet werden. 82 Es sei unterstellt, daß die übernehmende Betriebswirtschaft auch den Zahlungseinzug durchführt. Ist dies nicht der Fall, so besteht hinsichtlich der externen Kosten kein Unterschied zwischen der Ausgliederung der Verkaufsfunktion und der aller übrigen Lei.stungsfunktionen. 83 Trotz der noch immer geltenden Prämisse unveränderter Erträge können rein rechnerisch entstehende Ertragsunterschiede, die darauf zurückzuführen sind, daß die von der übernehmenden Betriebswirtschaft (gleichbleibend) erzielten Erträge um Entgelte (= Kosten) vermindert wurden, nicht außer acht bleiben.

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Bei der Ausgliederung anderer Leistungsfunktionen fallen diese, allerdings leichter erkennbaren Entgelte ebenso an, und zwar als Preise, die von der ausgliedernden Betriebswirtschaft für erhaltene Leistungen zu zahlen sind (ggf. wiederum nur als Verrechnungspreise mit anschließender Ergebnisbeteiligung) oder als "Kostenumlage" am Jahresende mit evtl. Abschlagszahlungen. Dieser "Preis" kann auch als ein Globalbetrag, bezogen auf die Periode statt auf die Leistungseinheit, fixiert sein (z. B. bei einem Werbe-, Marktforschungs- oder ForschungS- und Entwicklungsetat), wenn keine hinreichenden Leistungseinheiten abgrenzbar sind. Naturgemäß ist für die Bestimmung der externen Kosten nur der Nettopreis von Interesse, also das zu entrichtende Entgelt abzüglich aller Nachlässe. Es ist nun zu klären, welche Faktoren auf die durch eine Funktionsausgliederung anfallenden externen Kosten in der Form des zu entrichtenden Entgelts84 und des externen Faktorverbrauchs einwirken. 2. Analyse der Einflußfaktoren externer Kosten (A) Einflußfaktoren des Entgelts für die Funktionsausübung Im wesentlichen sind es drei Faktoren, die das Entgelt für die Funktionsausübung bestimmen und denen sich alle anderen erkennbaren Einflüsse unterordnen lassen. Die Kosten, die in der übernehmenden Betriebswirtschaft für die Funktionsausübung anfallen, bilden hierbei das eine Extrem, während die Gegebenheiten auf dem für die Funktionsausgliederung relevanten Markt das andere Extrem darstellen. Zwischen beide einzuordnen ist der Abhängigkeitsgrad des Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung in der übernehmenden Betriebswirtschaft. (I) In der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft entstehende Kosten Wird das Entgelt so bemessen, daß es genau die Kosten deckt, die in der übernehmenden Betriebswirtschaft für die Funktionsausübung entstehen, wie dies - abweichender Regelungen im Einzelfall ungeachtet - für eine Ausgliederung an Tochterunternehmungen oder Funktionsgemeinschaften typisch ist, so sind es diese Kosten, welche die Höhe der externen Kosten der ausgliedernden Betriebswirtschaft bestimmen. 84 Weil kein prinzipieller Unterschied zwischen den direkt entrichteten und den mit Erträgen verrechneten Entgelten besteht, seien diese beiden Möglichkeiten gemeinsam erörtert.

11 Selchert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Anders als in der ausgliedernden Betriebswirtschaft ist es in der übernehmenden erforderlich, die übernommene Funktion in das bestehende Funktionsgefüge einzuordnen und auszuüben. Insofern ergeben sich eine Reihe der für die ausgliedernde Betriebswirtschaft festgestellten Kostenwirkungen in der übernehmenden Betriebswirtschaft in entgegengesetzter Richtung, wenn auch durch dieselben Wirkungsfaktoren bestimmt. Kostenwirkungsunterschiede bestehen dabei vor allem in der Höhe der Kostenänderungen. Ausgehend von der Analyse anhand des ersten Modells sind für die Kosten, die in der übernehmenden Betriebswirtschaft durch die Ausübung der übernommenen Funktion anfallen, als Bestimmungsfaktoren zu nennen: 1. Die Konstellation des Organs, das die Funktion ausüben oder zusätzlich zu anderen übernehmen soll, und zwar die Konstellation in bezug auf - die Ausstattung des Organs mit Leistungsfaktoren (nach Art und Zahl), - die Kombination der Leistungsfaktoren, - den Auslastungsgrad des Organs. Trotz dieser identischen Bestimmungsfaktoren sind Kostenwirkungsunterschiede möglich (vor allem in der Form, daß in der ausgliedernden Betriebswirtschaft stärkere Kostenminderungen eintreten als in der übernehmenden Kosten entstehen), weil in der ausgliedernden und in der übernehmenden Betriebswirtschaft das entsprechende Organ mit anderen, anders kombinierten und ausgelasteten Leistungsfaktoren ausgestattet ist. Hinsichtlich der Ausstattung der Organe sind die ihnen angehörenden Personen insofern von Bedeutung, als sie ihre Leistungsabgabe nicht nur nach den an sie gestellten Anforderungen ausrichten. Vielmehr entwickeln die Mitarbeiter von sich aus eine unterschiedliche Initiative und Sorgfalt bei der Funktionsausübung, die zum einen Ausdruck ihrer Eigenschaften sind, zum anderen aber auch davon abhängen, in welcher Situation diese Personen eingesetzt werden. Dabei ist insbesondere bedeutsam, wieweit sich ihr Einkommen nach ihrem Einsatz richtet. Das ist zwar primär eine Frage der Lohnform und evtl. des Anteils am Erfolg, insofern aber auch eine Frage der Betriebsgröße, als ein Wachsturn der Betriebswirtschaft häufig mit erhöhter Einkommenssicherung für den einzelnen Mitarbeiter verbunden ist85• 86• Initiative und Sorgfalt 85 Im Hinblick darauf spricht z. B. Roeper von der Tendenz zur Verbeamtung der Mitarbeiter, womit er die Vorstellung eines geringeren Arbeitseinsatzes verbindet. Vgl. Hans Roeper: Dezentralisierte Produktion. Existenzproblem der gewerblichen Klein- und Mittelbetriebe. Wolfenbüttel 1951, S. 18. 86 Allgemeingültige Aussagen sind in diesem Zusammenhang allerdings

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werden darüber hinaus durch die soziale Stellung der Mitarbeiter, d. h. vor allem durch ihre Stellung in der Hierarchie der Betriebswirtschaft bestimmt, was wiederholt als Argument für die rechtliche Verselbständigung von Funktionsbereichen genannt wurde87, 88. Von dem Moment der Initiative und Sorgfalt der Arbeitskräfte abgesehen, sind es insbesondere zwei Gründe, auf die sich eine unterschiedliche Ausstattung mit Leistungsfaktoren und darüber hinaus deren differierende Kombination zurückführen lassen: die Spezialisierung auf die Ausübung der Funktion und der Umfang der Funktionsausübung89 . Die in der übemehmenden Betriebswirtschaft oftmals größere Spezialisierung auf die zu übemehmende Funktion kommt darin zwn Ausdruck, daß der entsprechende Funktionsbereich hinsichtlich Zahl und Art der eingesetzten Leistungsfaktoren sowie der erstellten Leistungen, verglichen mit den anderen Funktionsbereichen, im Vordergrund steht und die übrigen Funktionen an ihm ausgerichtet sind. Infolgedessen können die eingesetzten Leistungsfaktoren besser auf die Leistl,!ngsanforderungen abgestimmt werden, als dies etwa in der ausgliedernden Betriebswirtschaft möglich ist, wenn die dort vorhandenen Leistungsfaktoren auch für die Ausübung anderer Funktionen eingesetzt sind und deshalb in ihren Eigenschaften ein nicht voll nutzbares oder mit erhöhtem Werteverzehr verbundenes Niveau aufweisen müssen. Ebenso ermöglicht die Spezialisierung u. U., solche Verfahren anzuwenden und die Funktionsausübung so übersichtlich zu gestalten, daß im Vergleich zur ausgliedemden Betriebswirtschaft geringere Kosten anfallen. Auch in der übemehmenden Betriebswirtschaft erforderliche Umstellungen lassen sich evtl. leichter, d. h. mit niedrigeren Kosten als in der ausgliedemden Betriebswirtschaft durchführen90, weil die übemehmende Betriebswirtschaft mit ihrer Spezialisierung auch auf Umstellungen in der Funktionsausübung eingerichtet ist. nicht möglich, zumal eine Betriebswirtschaft durch ihr Wachstum evtl. erst in die Lage versetzt wird, qualifizierte Mitarbeiter einzusetzen, die die Funktion dann mit größerer Initiative und Sorgfalt ausüben. 87 Auf diesen Ansatzpunkt verweist u. a. Hans Roeper: Dezentralisierte Produktion, a.a.O., S. 19. Auch der Arbeitskreis Krähe sieht in der größeren Arbeitsfreude ein Argument für eine rechtliche Verselbständigung des Verkaufsbereichs: .,Die G€schäftsführer sind - besonders wenn sie am Gewinn beteiligt sind - arbeitsfreudiger und verantwortungsbewußter als Abteilungsleiter." Arbeitskreis Krähe: Konzernorganisation, a.a.O., S. 102. 88 Auch hier lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen treffen, weil aufgrundeiner Höherstellung der Mitarbeiter die durch das Aufstiegsstreben bedingte Initiative und Sorgfalt nachlassen, aber ebenso forciert werden können. 89 Vgl. dazu u. a. Hans Rühle von Lilienstern: Ausgliederung von Betriebsfunktionen an Service-Unternehmen? In: Der Betrieb, 20. Jg. 1967, Nr. 40,

S.1685.

uo In diesem Sinne u. a. Hans Roeper: Teile- und Montage-Industrie, a.a.O., S. 560, Leodegar Rösli, a.a.O., S. 93 und Theodor Beste: Fertigungswirtschaft und Beschaffungswesen. In: Handbuch der Wirtschaftswissenschaften, Bd. 1, 11*

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Eng verbunden mit der Spezialisierung ist der Umfang der Funktionsausübung als Ansatz für Kostenwirkungsunterschiede91 ; denn durch die Spezialisierung ergibt sich zumeist auch ein größerer Umfang der Funktionsausübung. Übt die übernehmende Betriebswirtschaft die Funktion aber in relativ (d. h. im Vergleich zur ausgliedernden Betriebswirtschaft) großem Umfang aus, so ermöglicht dies den Einsatz von Leistungsfaktoren, durch welche die einzelne Leistungseinheit mit geringeren Kosten erbracht werden kann. Die Funktion wird also in der übernehmenden Betriebswirtschaft wie im Falle stärkerer Spezialisierung nach einem anderen Verfahren ausgeübt, etwa durch den Einsatz von Automaten anstelle der Handarbeit. Die unterschiedliche Ausstattung der Organe mit Leistungsfaktoren und deren andersartige Kombination wird in entsprechend divergierenden Kostenkurven evident. Diese Abweichungen und die daraus resultierenden Kostenwirkungsunterschiede lassen sich am Beispiel intensitätsmäßigeF> Anpassung in der ausgliedernden und in der übernehmenden Betriebswirtschaft wie in Abb. 17 darstellen.

K4 --- - --------~ KJ --- ~: I

I

I

I

I I

0~------~3~00~----5~00~---m

(a) Ausgliedernde Betriebswirtschaft

I I

L-~------J-----~-----m

0

2200

2400

(b) Übernehmende Betriebswirtschaft

Abb. 17. Kostenwirkungsunterschiede intensitätsmäßiger Anpassung in der ausgliedernden und übernehmenden Betriebswirtschaft Betriebswirtschaft. Hrsg. Karl Hax und Theodor Wessels, 2. Aufl., KölnOpladen 1966, S. 138. 91 Vgl. E. A. G. Robinson: Betriebsgröße und Produktionskosten. übersetzt von Josef Steindl. Wien 1>936, S. 25, der aus dem Erfordernis, einzelne Funktionen in großem Umfang auszuüben, damit eine kostenoptimale Ausübung gewährleistet ist, für bestimmte Produktionsprozesse (= Teilfunktionen innerhalb der Fertigungsfunktion) die Tendenz ableitet, "sich von der Hauptindustrie loszulösen". Vgl. ebenso Ernst Feuerbaum, a.a.O., S. 30, aber auch die einschränkenden Ausführungen von Lenel, der schreibt: "M. E. ist es keineswegs ausgemacht, daß ein durch das Syndikat zentralisierter Vertrieb überhaupt grundsätzlich billiger ist als der dezentralisierte Vertrieb der Syndikatsmitglieder. Denn die an sich möglichen Einsparungen durch die bessere Ausnutzung des Vertriebsapparates können durch Mehrkosten ausgeglichen werden, die durch die geringere Übersichtlichkeit und Bürokratisierung entstehen." Hans otto Lenel: Syndikate als Mittel der Rationalisierung. In: Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik. Bd. 175, 1963, S.125f.

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Die Kostenkurve verläuft für die übernehmende Betriebswirtschaft flacher (= geringere Kosten je zusätzlicher Leistungseinheit) und gilt für eine größere mengenmäßige Leistung. Während in der ausgliedernden Betriebswirtschaft durch die Leistungsverringerung von 500 auf 300 Mengeneinheiten die Kosten von K1 auf K2 sinken, führt die entsprechende Leistungssteigerung von 2 200 auf 2 400 Mengeneinheiten in der übernehmenden Betriebswirtschaft "nur" zu einer Kostenerhöhung von K3 auf K4. Handelt es sich bei dem gewählten Beispiel um die Ausgliederung der Einkaufs- oder Verkaufsfunktion, so kann auch die andersartige Marktstellung der Betriebswirtschaften (aufgrund von Unterschieden in der Menge der einzukaufenden bzw. zu verkaufenden Güter und im angebotenen Gütersortiment) den unterschiedlichen Verlauf der Kostenkurven bedingen. Denkbar ist sogar, daß die übernehmende Betriebswirtschaft durch die zusätzliche Funktionsausübung ihre Marktstellung noch verbessert und auf diese Weise niedrigere Einkaufspreise bzw. höhere Verkaufspreise erzielt92 • Damit ändert sich ihre Kostenkurve noch zu ihren Gunsten. Der Auslastungsgrad der Organe ist für die Kostenwirkungsunterschiede dann von Bed~utung, wenn die ausgliedernde Betriebswirtschaft durch die Anpass:Ir..j aus der Zone der Kostenprogression herauskommt und diese Zone in der übernehmenden Betriebswirtschaft noch nicht erreicht wird, wie dies in den Abb.18 a und b (intensitätsmäßige Anpassung vorausgesetzt) verdeutlicht ist.

K

(a) Ausgliedernde Betriebswirtschaft (b) Obernehmende Betriebswirtschaft Abb. 18. Einfluß des Auslastungsgrades auf die Kostenwirkungsunterschiede 2. Der Grad der Funktionsübernahme als Bestimmungsfaktor für die in der übernehmenden Betriebswirtschaft entstehenden Kosten. Er ist dem Grad der Funktionsausgliederung analog, nach Art und Zahl der Leistungsfunktionen, den zu bildenden Teilfunktionen sowie Funktions92 Höhere Verkaufspreise bewirken, daß für unveränderte Umsatzerträge weniger Güter (= Leistungsfaktoren) eingesetzt werden müssen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

phasen und nach der Dauer der Funktionsübernahme zu differenzieren, kann sich aber vom Ausgliederungsgrad insofern unterscheiden, als ggf. mehrere Betriebswirtschaften Funktionen oder Funktionsteile übernehmen. Die in der einzelnen übernehmenden Betriebswirtschaft anfallenden Kosten werden vom Grad der Funktionsübernahme beeinfl.ußt, weil die zusätzlichen Leistungsanforderungen durchaus davon abhängen, wieviele und welche Funktionen oder Teilfunktionen und ob davon wiederum nur die Durchführung oder auch Teile der Planung usw. übernommen werden. Nicht zuletzt richten sich auch in der übernehmenden Betriebswirtschaft die realisierbaren Anpassungen nach der Dauer der Funktionsübemahme. 3. Die Anpassungsform als Bestimmungsfaktor für die in der übernehmenden Betriebswirtschaft entstehenden Kosten. In Betracht kommen alle bereits erörterten Anpassungsformen, wenn auch in entgegengesetzer Richtung, also statt einer intensitätsmäßigen oder zeitlichen Verminderung des Faktoreinsatzes der erhöhte Einsatz usw. Dabei ergeben sich im Gegensatz zu den internen Kostenwirkungen in der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft durchweg Kostensteigerungen, und zwar sowohl Erhöhungen der Nutzungs- als auch (je nach Anpassungsform) der Bereitschaftskosten93 • In ihrer Höhe unterschiedliche Kostenwirkungen in der ausgliedemden und der übernehmenden Betriebswirtschaft sind - neben den bereits genannten Einflüssen vor allem auf divergierende Anpassungsformen in beiden Betriebswirtschaften zurückzuführen. Das wird besonders bei einem Vergleich der Anpassung durch Faktorabbau (in der ausgliedemden Betriebswirtschaft) mit der intensitätsmäßigen Anpassung (in der übernehmenden Betriebswirtschaft) deutlich.

K

0

(a) Ausgliedernde Betriebswirtschaft (b) übernehmende Betriebswirtsc-haft Abb. 19. Einfluß der Anpassungsform auf die Kostenwirkungsunterschiede ua Die in der übernehmenden Betriebswirtschaft anfallenden Bereitschaftskosten sind für die ausgliedernde Betriebswirtschaft aber nicht leistungsunabhängig, wenn sie zu deren Deckung durch den für die Funktionsausübung zu zahlenden Preis beiträgt. In dieser Situation entfallen auf die aus-

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Während in der ausgliedernden Betriebswirtschaft duch den Faktorabbau (von Abbaukosten usw. abgesehen) eine Minderung der Nutzungskosten um K2 - K1 und der Bereitschaftskosten um K1 eintritt, erhöhen sich die Kosten (Nutzungskosten) in der übernehmenden Betriebswirtschaft von K3 auf K4. Umgekehrt entstehen bei einer Anpassung durch Faktoraufbau der übernehmenden Betriebswirtschaft (weil diese z. B. erst zum Zwecke der Funktionsübernahme gegründet wird) neben den Nutzungs- auch Bereitschaftskosten; bei einer intensitätsmäßigen Anpassung in der ausgliedernden Betriebswirtschaft würden aber nur Nutzungskosten erspart. Darüber hinaus können wie in der ausgliedernden auch in der übernehmenden Betriebswirtschaft "tlbergangskosten" anfallen. Hierbei handelt es sich dann um Anlaufs- und Aufbaukosten94, aber auch um Kosten, die dadurch entstehen, daß das erforderliche Leistungsvermögen bereits vor der Funktionsübernahme gebildet werden muß (z. B. durch die Einstellung gerade verfügbarer Arbeitskräfte), um die Funktion nach der Übernahme sofort auszüben zu können95• Im Hinblick auf die zwischen den Funktionen bestehenden Zusammenhänge ergeben sich Einflüsse folgender Art auf die Kosten der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft: 1. Wegen der auch nach der Funktionsausgliederung noch vorhandenen Verbindung zwischen den ausgegliederten und den verbleibenden Funktionen entstehen in der übernehmenden Betriebswirtschaft Leistungsanforderungen und damit Kosten, die ohne diese Zusammenhänge nicht gegeben wären. Zu denken ist u. a. an die Notwendigkeit, wegen der Zeit- und Raumkomponente gütermäßiger Beziehungen sowie der Komponente der Güterbeschaffenheit eine Lagerung und (evtl. alternativ zur ausgliedernden Betriebswirtschaft) An- und/oder Abtransporte bzw.

gliedernde Betriebswirtschaft Bereitschaftskosten nur entsprechend der Inanspruchnahme der übernehmenden Betriebswirtschaft (von Erfolgsanteilen einmal abgesehen). Marre spricht deshalb von der "Proportionalisierung" der fixen Kosten (= Bereitschaftskosten) durch die Ausgliederung von Funktionen, indem er annimmt, daß in der ausgliedernden Betriebswirtschaft Fixkosten durch die Aufgabe der "Funktionsbereitschaft" abgebaut werden. Vgl. Heribert Marre, a.a.O., s. 96. 94 In diesem Zusammenhang ist auf "einmalige Kosten anläßlich der Gründung" der übernehmenden Betriebswirtschaft zu verweisen, die anfallen "für 1. Notarakt, Registereintragung und Bekanntmachung, 2. Gesellschaftssteuer, 3. Gründungsprüfung bei Sachgründung einer AG". Vgl. Bemhard Hartmann: Verbundene Produktion. In: HWB, 3.Aufl., Bd. IV, Stuttgart 1962, Sp. 5641. 95 Insbesondere die zuletzt genannte Art von Übergangskosten der übernehmenden Betriebswirtschaft entfällt, wenn außer einer Funktion auch das sie ausübende Organ (etwa durch die rechtliche Verselbständigung) ausgegliedert wird.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

eine Güteraufbereitung durchzuführen. Zudem benötigt die übernehmende Betriebswirtschaft zur Funktionsausübung eine Reihe von Informationen, die sie von der ausgliedernden Betriebswirtschaft beschaffen muß, wie sie umgekehrt verpflichtet ist, die ausgliedernde Betriebswirtschaft zu informieren. Die aus den informationsbedingten Beziehungszusammenhängen resultierenden Leistungsanforderungen und Kosten wären zumeist geringer, wenn die Betriebswirtschaft die Funktion in eigener Regie ausübte. Dabei gilt nicht nur für die ausgliedernde, sondern auch für die übernehmende Betriebswirtschaft, daß mit zunehmender Zahl der einer Betriebswirtschaft übertragenen Leistungsfunktionen, Teilfunktionen und Funktionsphasen die auf die Beziehungen zwischen den Funktionen zurückzuführenden Anforderungen und damit auch die entstehenden Kosten nur unterproportional steigen. Die Beziehungen können dann in immer stärkerem Maße innerhalb der übernehmenden Betriebswirtschaft selbst aufrechterhalten werden. So lassen sich etwa für die Ausübung einer Funktion benötigte Informationen zu einem Teil aus anderen Funktionen, also "intern" gewinnen. Bezieht sich die Funktionsausgliederung auf den Einkauf oder Verkauf, so ist für die Kostenwirkungen in der übernehmenden Betriebswirtschaft nicht zuletzt bedeutsam, daß sich in ihr {über die Funktionspartner) Beziehungen zwischen Ein- und Verkauf ergeben können. Beispielsweise sind Gegengeschäfte zwischen ihr und ihren Funktionspartnern möglich, wenn sie den Einkauf von Gütern übernimmt, deren Lieferer zugleich Abnehmer ihrer eigenen Erzeugnisse sind. Das kann auf die ausgliedernde Betriebswirtschaft insofern kostenmindernd wirken, als sich die zu zahlenden Einkaufspreise ggf. senken lassen, wenn dem Lieferer daran gelegen sein muß, von der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft selbst beliefert zu werden. Erhöht die übernehmende Betriebswirtschaft aufgrund ihrer verbesserten Marktstellung bei Gegengeschäften die Verkaufspreise, so hängt die Kostenwirkung für die ausgliedernde Betriebswirtschaft davon ab, ob die erhöhten Erträge vollständig oder teilweise dazu verwandt werden, die Kosten zu decken, die durch die Ausübung der übernommenen Einkaufsfunktion anfallen. 2. Die Ausübung der übernommenen Funktion kann Rückwirkungen auf alle übrigen Funktionen der übernehmenden Betriebswirtschaft haben und auch dort Kostenwirkungen hervorrufen. Bei der Übernahme eines Teils der Fertigungsfunktion ist es beispielsweise erforderlich, die dafür benötigten Materialien - soweit sie nicht von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zur Verfügung gestellt werden - zu beschaffen (mit Wirkung auf die Beschaffungsmarktforschung, den Einkauf usw.). Evtl. müssen auch Arbeitskräfte angeworben und nach ihrer Einstellung betreut werden, was wiederum die personalwirtschaftliche Funktion beeinflußt. Ein derartiger Faktoraufbau erstreckt sich aber -

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vor allem in der erst zum Zwecke der Funktionsübernahme gegründeten Betriebswirtschaft- auch auf den personalwirtschaftlichen Funktionsbereich selbst sowie auf den Bereich des Rechnungswesens, den der finanzwirtschaftliehen und nicht zuletzt auch der Leitungsfunktionen. Durch den Faktoraufbau entstehen neben den Nutzungs- auch Bereitschaftskosten. Entsprechend den Aussagen des vierten Modells ist für die Kostenwirkungen in der übernehmenden Betriebswirtschaft bedeutsam, daß 1. die durch die Ausübung der übernommenen Funktion entstehenden

Kostenwirkungen sich im Zeitablauf ändern können und 2. in dem Maße, in dem die übernommene Funktion Änderungen, z. B. dem Modewechsel, unterworfen ist, Umstellungen erforderlich werden und damit Umstellungskosten entstehen96 •

Die Kostenwirkungen in der übernehmenden Betriebswirtschaft richten sich schließlich danach, ob diese die übernommene Funktion selbst ausübt oder ihrerseits wieder ausgliedert, so daß es zu einer Kette funktionsübernehmender Betriebswirtschaften kommt. In diesem Falle entstehen auch der primär übernehmenden Betriebswirtschaft externe Kosten, die von denselben Faktoren wie die externen Kosten der primär ausgliedernden Betriebswirtschaft bestimmt werden. (II) Der Abhängigkeitsgrad des Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung in der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft Zwischen die Kosten der Funktionsausübung und die Marktverhältnisse als Bestimmungsgrößen des Entgelts ist der Abhängigkeitsgrad des Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung in der übernehmenden Betriebswirtschaft einzuordnen. Er wird einmal durch die Markt- und damit Machtstellung der ausgliedernden gegenüber der übernehmenden Betriebswirtschaft bestimmt. Zudem ist aber auch die Möglichkeit bedeutsam, daß die übernehmende Betriebswirtschaft von den Kosten in positiver Weise, also durch eine Verminderung des von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zu entrichtenden Entgelts, abzuweichen vermag. Ebenso kann sich allerdings auch die Notwendigkeit ergeben, daß das zu entrichtende Entgelt die Kosten übersteigt. Der Abhängigkeitsgrad des Entgelts von den Kosten der übernehmenden 96 Die übernehmende Betriebswirtschaft, besonders eine Funktionsgemeinschaft, kann allerdings sokhe Umstellungen - je nach der Zusammensetzung des Kreises ihrer MitgHeder - vermeiden oder doch zumindest vermindern, wenn sich die Variationen in der Ausübung der Funktionen für die verschiedenen Mitglieder kompensieren oder wenigstens teilweise ausgleichen.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Betriebswirtschaft ist vor allem für das Entgelt wichtig, das an Funktionsgemeinschaftenund Beteiligungsunternehmungen zu entrichten ist, aber auch an Tochterunternehmungen, wenn diese außer den von der Muttergesellschaft übernommenen Leistungsfunktionen andere in eigener Regie ausüben. Die Ausübung zusätzlicher Leistungsfunktionen kann als erste Ursache eines Abweichens des Entgelts für die Funktionsausübung von den dadurch entstandenen Kosten gelten. Die übernehmende Betriebswirtschaft übt evtl. neben den übernommenen Leistungsfunktionen und den dafür erforderlichen weiteren Leistungs- und Nkht-Leistungsfunktionen aufgrund eigener Aufgaben zusätzliche Funktionen aus. Zuweilen besteht der Sinn z. B. einer rechtlichen Verselbständigung von Funktionsbereichen gerade darin, daß die so entstehende Tochterunternehmung (das gilt in gleicher Weise aber auch für Funktionsgemeinschaften) zusätzliche Leistungsfunktionen ausüben soll, um kostenoptimale Verfahren anwenden und die eingesetzten Leistungsfaktoren bestmöglich auslasten zu können97• Wird das Entgelt nach den so entstehenden (optimalen) Kosten bemessen, dann weicht es positiv von dem ab, das für die Kostendeckung bei einem Verzicht auf die Ausübung der zusätzlichen Leistungsfunktionen zu entrichten wäre. Zudem entsteht der übernehmenden Betriebswirtschaft aus der Ausübung solcher zusätzlichen Funktionen möglicherweise noch ein Gewinn. Er führt zu einer weiteren positiven Abweichung des zu entrichtenden Entgelts von den durch die Ausübung der übertragenen Funktion verursachten Kosten, wenn er zumindest teilweise dazu dient, diese Kosten zu declcen. Entsteht dagegen ein Verlust und muß die ausgliedernde Betriebswirtschaft diesen Verlust allein (bei einer Tochterunternehmung) oder gemeinsam mit anderen Mitgliedern (bei einer Funktionsgemeinschaft) tragen, so nähern sich die Entgelte jenen, die bei einem Verzicht der übernehmenden Betriebswirtschaft auf die zusätzlichen Leistungsfunktionen zu zahlen wären oder übersteigen diese sogar. Eine weitere Ursache für das Abweichen des zu entrichtenden Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung ist die Notwendigkeit der Selbstfinanzierung der übernehmenden Betriebswirtschaft. Nicht jede für eine Funktionsübernahme in Betracht kommende Betriebswirtschaft ist in einem solchen Maße mit Eigenkapital ausgestattet, daß es für die Beschaffung der zur optimalen Funktionsausübung benötigten Leistungsfaktoren ausreicht. Vielmehr geht - besonders bei Tochterunternehmungen und Funktionsgemeinschaften - das Bestreben der ausgliedernden Betriebswirtschaft häufig dahin, die auszugliedernde Funk97 Vgl. zu den Motiven für Nichtmitgliedergeschäfte von Genossenschaften u. a. Johannes Stupka: Objekte und Leistungen der genossenschaftlichen Verbandsprüfung. Tübingen 1962, S. 32.

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tion mit einem minimalen eigenen Kapitaleinsatz ausüben zu lassen. Zudem erscheint es oftmals zweckmäßig, Reserven zu bilden, um damit aus Wagnissen im Rahmen der Funktionsausübung resultierende Verluste ausgleichen zu können. Die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft ist deshalb zur Sicherung und ggf. Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit gezwungen, Selbstfinanzierung zu betreiben, d. h. ceteris paribus höhere und somit einen Selbstfinanzierungsbeitrag enthaltende Entgelte zu verlangen. Diese Selbstfinanzierung bleibt für die externen Kosten der ausgliedernden Betriebswirtschaft dann unerheblich, wenn ihr - wie primär bei Tochterunternehmungen - entsprechend den durch die Selbstfinanzierung einbehaltenen Beträgen Kapitalbeteiligungsansprüche zuwachsen. Die Selbstfinanzierungsbeiträge stellen für sie dann keinen Werteverzehr, sondern lediglich die Bereitstellung von Eigenkapital dar. Anders muß die Selbstfinanzierung in der Funktionsgemeinschaft bwrteilt werden, wenn das einzelne Mitglied (wie typischerweise in der Genossenschaft) keinen Anteil an dem durch die Selbstfinanzierung angesammelten Vermögen erhält. Hier gehen der ausgliedernden Betriebswirtschaft die in den Entgelten enthaltenen Selbstfinanzierungsbeträge verloren. Wieweit Selbstfinanzierungsbestandteile des Entgelts bei Beteiligungsunternehmungen den Charakter externer Kosten haben, hängt davon ab, in welchem Maße der ausgliedernden Betriebswirtschaft aufgrund ihrer Kapitalbeteiligung ein Anteil daran zuwächst98. Weil nicht nur die im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme der übernehmenden Betriebswirtschaft vereinbarten Preise, sondern ebenso die Anteile an ihrem Erfolg die insgesamt zu entrichtenden Entgelte bestimmen, ist auch die Höhe der Kapitalbeteiligung der ausgliedernden an der übernehmenden Betriebswirtschaft für den Abhängigkeitsgrad der Entgelte von den Kosten der Funktionsausübung bedeutsam, wenn der Erfolg nach der Kapitalbeteiligung aufgeteilt wird. Folglich entsprechen die Entgelte bei der Ausgliederung an eine Tochterunternehmung wegen der 100 °/oigen Kapitalbeteiligung der ausgliedernden Betriebswirtschaft vollständig den Kosten der Funktionsausübung - von den anderen genannten Abweichungsmöglichkeiten abgesehen. Differenzierter ist der Einfluß der Kapitalbeteiligung auf die externen Kosten bei einer Funktionsausgliederung an Beteiligungsunternehmungen oder Funktionsgemeinschaften. Um die Bedeutung der Kapitalbeteiligung für die Abhängigkeit des Entgelts von den Kosten der Funktionsausübung in einer Beteiligungsss Sonstige Vertragspartner können unberücksichtigt bleiben, weil sich die an sie zu zahlenden Entgelte ohnedies nach den gegebenen Marktverhältnissen richten und die ausgliedernde Betriebswirtschaft keinen Anteil an dem von ihnen angesammelten Kapital hat.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

unternehmung99 herauszuarbeiten, sei zunächst unterstellt, daß diese in einem solchen Umfang Funktionen für die ausgliedernde Betriebswirtschaft ausübt, daß ihre übrigen Tätigkeiten unberücksichtigt bleiben können. Wenn nun für die Funktionsausübung ein unmittelbar bei Inanspruchnahme von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zu zahlender und an den Marktverhältnissen orientierter Preis vereinbart ist, der über (unter) den Kosten der Funktionsausübung liegt, so entsteht in der Beteiligungsunternehmung ein Gewinn (Verlust). Wird der Gewinn bzw. Verlust nach der Kapitalbeteiligung auf die Eigenkapitalgeber der Beteiligungsunternehmung verteilt, so fließt der ausgliedernden Betriebswirtschaft ein in der Höhe ihrer Kapitalbeteiligung entsprechender Gewinn zu, bzw. sie hat einen Beitrag (evtl. auch auf dem Wege einer Verminderung des bereitgestellten Kapitals) zur Verlustdeckung zu leisten. Dadurch werden die zunächst in Form der Preise vereinbarten Entgelte für die Funktionsausübung nachträglich den Kosten angenähert, und zwar um so mehr, je höher die Kapitalbeteiligung der ausgliedernden Betriebswirtschaft ist. Die Entgelte weichen auch nach einer solchen Erfolgsverteilung von den Kosten der Funktionsausübung noch insofern ab, als die übrigen Eigenkapitalgeber der Beteiligungsunternehmung entsprechend ihrem Kapitalanteil ebenfalls an dem Gewinn partizipieren bzw. zur Deckung des Verlustes beizutragen haben. Diese Aussagen gelten auch für den Fall, daß die Beteiligungsunternehmung zur Lösung eigener Aufgaben weitere Funktionen ausübt. Durch diese Tätigkeiten können ebenso Gewinne oder Verluste entstehen, die den Erfolg aus den übernommenen Funktionen steigern, kompensieren oder überkompensieren können100• Selbst bei einer rein theoretischen Analyse der Kostenwirkungen darf nicht unberücksichtigt bleiben, daß die Ermittlung der in der übernehmenden Betriebswirtschaft durch die Funktionsausübung verursachten Kosten in ihrer exakten Höhe schwierig ist. Deshalb muß diese häufig darauf verzichten, den für die Funktionsausübung zu zahlenden Preis genau nach den entstandenen Kosten zu bemessen, aber oftmals auch darauf, eine exakte Korrektur dieser Preise durch die Erfolgsverteilung vorzunehmen. Es sind also verrechnungstechnische Ursachen, die für ein Abweichen der Entgelte von den Kosten der Funktionsausübung genannt werden können. 99 Für eine FUnktionsgemeinschaft gelten die Ausführungen ensprechend, soweit dort die Ergebnisverteilung nach den Kapitalanteilen erfolgt. too Auf die Frage, ob der Anteil an diesen Gewinnen oder Verlusten noch der Funktionsausgliederung und den dadurch entstehenden externen Kosten zuzurechnen ist oder ob es sich dabei nicht vielmehr um einen Kapitalbeteiligungserfolg handelt, sei hier nicht näher eingegangen.

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Funktionsgemeinschaften, bei denen das Problem der kostengerechten Preisgestaltung besonders akut ist, weil sie von ihrem Zweck her darauf gerichtet sind, von den Mitgliedern für die Funktionsausübung nur kostendeckende Preise zu verlangen, vermeiden nicht zuletzt aus diesem Grunde häufig eine der Kostenverursachung entsprechende Preisermittlung, indem sie (u. a. bei unterschiedlicher Auftragshöhe oder Auftragshäufigkeit) Durchschnittspreise verlangen bzw. von den erzielten Erträgen durchschnittlich ermittelte Beträge zur Kostendeckung einbehalten. Sind statt dessen die Preise nach der Auftragshöhe, dem Zeitpunkt der Auftragserteilung, dem Gesamtumfang der Inanspruchnahme usw. differenziert, so wird auf diese Weise versucht, die von den Mitgliedern für die Funktionsausübung zu entrichtenden Entgelte nach den verursachten Kosten zu bemessen. Wenn in der Funktionsgemeinschaft - u. U. trotz Preisdifferenzierung- Gewinne oder Verluste auftreten, ließen sich theoretisch noch nachträglich die Entgelte an die Kosten durch eine geeignete Erfolgsverteilung annähern. Wegen der damit in gleicher Weise verbundenen verrechnWlgstechnischen Schwierigkeiten werden aber auch für die Erfolgsverteilung überwiegend einfachere Verteilungsschlüssel verwendet, z. B. die Zahl der Mitglieder, die Höhe der Kapitalbeteiligung, der Umfang der Funktionsgemeinschaft usw., selbst wenn dabei das Moment der Kostenverursachung weitgehend außer acht bleibt. Schließlich können die zu entrichtenden Entgelte von den durch die Funktionsausübung verursachten Kosten dadurch abweichen, daß die übernehmende Betriebswirtschaft für die Funktionsausübung von dritter Seite eine Unterstützung in Form von Subventionen erhält. Zwar besitzen Subventionen bei längerfristiger Betrachtung zumeist keine nennenswerte Bedeutung, aber sie können doch - soweit sie gewährt werden- zur teilweisen Deckung der Kosten dienen101 • (III) Die Verhältnisse auf dem für die Funktionsausgliederung relevanten Markt Von der Möglichkeit abgesehen, daß sich das von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zu entrichtende Entgelt ausschließlich nach den durch die Funktionsausübung in der übernehmenden Betriebswirtschaft verursachten Kosten richtet, ist denkbar, daß dieses Entgelt entsprechend den gegebenen Marktverhältnissen als Marktpreis für die Funktionsausübung ausgehandelt wird102• Das gilt primär bei einer Ausgliederung 1o1 Vgl. zu der Frage der betriebswirtschaftliehen Auswirkungen von Subventionen v. a. Karl Alewell: Subventionen als betriebswirtschaftliche Frage. Köln - Opladen 1005, S. 190 ff. 102 Vgl. ebenso Heinz Rasch, a.a.O., S. 94 ff.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

an sonstige Vertragspartner. Der für das Entgelt bedeutsame Markt ist dabei das Zusammentreffen einerseits des Angebots von Betriebswirtschaften, die die betreffende Leistungsfunktion oder mehrere Funktionen für andere auszuüben (also das Angebot freien Leistungsvermögens), und andererseits der Nachfrage solcher Betriebswirtschaften, die an einer Ausgliederung interessiert sind (d. h. der Nachfrage nach freiem Leistungsvermögen). Die Verhältnisse auf dem für die Funktionsausgliederung relevanten Markt als Wirkungsfaktor der externen Kosten lassen sich durch 1. die Intensität des Angebots, 2. die Intensität der Nachfrage und 3. die Übersichtlichkeit des Marktes kennzeichnen. Zu 1.: Die Intensität des Angebots. In ihr kommt die Stärke zum Ausdruck, mit der die für eine Funktionsübernahme in Frage kommenden Betriebswirtschaften mit ihrem Angebot freien Leistungsvermögens auf den Markt drängen. Dabei ist eine zunehmende Intensität des Angebots einmal an sinkenden Preisforderungen, zum anderen aber auch an einem vergrößerten Angebot von Leistungsvermögen zu erkennen, die beide in wechselseitiger Abhängigkeit stehen.

Das angebotene Leistungsvermögen ist um so größer, je geringer die Auslastung der potentiellen übernehmenden Betriebswirtschaften durch ihre eigenen Aufgaben ist, je weniger das freie Leistungsvermögen durch die übernahme anderer als der betreffenden Funktionen genutzt werden kann und je höher der für die Ausiibung übernommener Funktionen erzielbare Preis ist; denn bei steigendem Preis sind in zunehmendem Maße Betriebswirtschaften bereit, ihre eigenen Aufgaben zugunsten dieser Funktionen zurückzustellen. Von diesen Einflußgrößen abgesehen, kann der Umfang des angebotenen Leistungsvermögens im Zeitablauf auch durch hinzukommende Anbieter (wozu auch durchaus von funktionsausgliedernden Betriebswirtschaften gegründete Funktionsgemeinschaften zählen) oder durch das Ausscheiden bisheriger Anbieter variieren. Je mehr nun die einzelne, für eine Funktionsübernahme geeignete Betriebswirtschaft über freies Leistungsvermögen verfügt, um so eher wird sie bereit sein, ihre Preisforderung zu senken, um durch die Übernahme von Funktionen das Leistungsvermögen auszulasten und damit ggf. zur Deckung der Bereitschaftskosten beizutragen. Muß die anbietende Betriebswirtschaft nicht oder kaum mit einer Angebotskonkur-

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renz rechnen, so braucht sie sich in der Preisforderung lediglich an dem Preisgebot der an einer Funktionsausgliederung interessierten Betriebswirtschaften zu orientieren. Allerdings ist davon auszugehen, daß die Preisforderung nicht unter die Kosten sinkt, die zusätzlich durch die Funktionsausübung entstehen1o3 • Besteht dagegen eine Angebotskonkurrenz, so können sich die Konkurrenten zumindest kurzfristig so stark unterbieten, daß die dadurch entstehenden Kampfpreisforderungen die Kosten nicht mehr decken, wenngleich auch hier die Anbieter langfristig bestrebt sein müssen, wenigstens die durch die Funktionsausübung zusätzlich verursachten Kosten auszugleichen. Somit bilden diese Kosten langfristig die Preisuntergrenze und folglich auch im Falle einer Funktionsausgliederung an sonstige Vertragspartner die Untergrenze der externen Kosten einer ausgliedernden Betriebswirtschaft. Die Preisforderung und damit auch die Preise werden nicht zuletzt dadurch bestimmt, wie sich das Angebot auf die einzelnen anbietenden Betriebswirtschaften verteilt. Gibt es wenige, relativ große Anbieter oder nur einen großen Anbieter neben einer Vielzahl kleinerer, so kann kurzfristig (als Kampfpreis) wie langfristig mit geringeren Preisforderungen gerechnet werden als bei einem gleich großen Angebot durch viele kleine Anbieter104, und zwar aus zwei Gründen: a) die großen Anbieter können eine größere Substanz im Rahmen von Kampfpreisen einsetzen, b) sie unterscheiden sich von den kleineren Anbietern überwiegend dadurch, daß sie im Vergleich mit diesen geringere variable und dafür höhere fixe Kosten haben. Daraus folgt, daß bei ihnen durch die Funktionsübernahme weniger zusätzliche Kosten entstehen als bei den vergleichsweise kleinen Anbietern1os. Die Angebotsstreuung ist noch unter einem anderen Aspekt für die Höhe des Preises der Funktionsübernahme bedeutsam: Sollen aus einer Betriebswirtschaft mehrere Leistungsfunktionen ausgegliedert werden, dann verfügt i. d. R. ein Anbieter, der sämtliche Funktionen übernehmen kann, über eine bessere Marktstellung - und vermag folglich auch den Preis stärker zu beeinflussen - als solche Anbieter, die nur zur Übernahme einer Leistungsfunktion in der Lage sind. Das ist vor 103 Zur Frage der Untergrenze von Preisforderungen vgl. im einzelnen Hans Raffee: Kurzfristige Preisuntergrenzen als betriebswirtschaftliches Problem. Köln- Opladen 19tH, S. 97 ff. 104 Dabei ist für alle Betriebswirtschaften der gleiche Auslastungsgrad unterstellt. 105 Allerdings darf nicht übersehen werden, daß mit sinkender Zahl der Anbieter auch zunehmend die Neigung zu Absprachen über die Preisforderung besteht, was wiederum preiserhöhend wirkt. Vgl. in diesem Sinne Eberhard Kantzenbach: Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs. 2. Aufl., Göttingen 1967, v. a. S. 90.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

allem darauf zurückzuführen, daß die ausgliedernde Betriebswirtschaft im Hinblick auf ihre internen Kosten ceteris paribus die Zusammenarbeit mit nur einer funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft derjenigen mit mehreren Betriebswirtschaften vorzieht106• Zu 2.: Die Intensität der Nachfrage. Entsprechend der Angebotsintensität wird eine zunehmende Nachfrageintensität in steigenden Preisgeboten für die Fremdausübung von Funktionen und in dem erhöhten Interesse an einer Funktionsausgliederung evident. Bei fehlender Nachfragekonkurrenzkann die ausgliedernde Betriebswirtschaft den Preis107 und damit die zu entrichtenden Entgelte im Extremfalle auf die niedrigsten Preisforderungen der Anbieter herunterdrücken, die für die Funktionsausgliederung in Anspruch genommen werden108• Mit zunehmender Nachfragekonkurrenz erhöht sich aber der Preis109, weil die konkurrierenden Nachfrager ggf. bereit sind, für die Ausübung der von ihnen auszugliedernden Funktionen einen höheren Preis zu zahlen, als ihn die ausgliedernde Betriebswirtschaft als Alleinnachfrager erreichen könnte. Diese preissteigernde Tendenz ist wirksam, bis der Preis eine Höhe erreicht, bei der den Nachfragern die Selbstausübung der Funktionen zweckmäßiger erscheint. Wann dies der Fall ist, von welchem Punkt an also auch für die hier betrachtete Betriebswirtschaft die externen Kosten nicht mehr steigen, wird entscheidend von der Art der konkurrierenden Betriebswirtschaften bestimmt, insbesondere von ihrer Fähigkeit, die Funktion selbst auszuüben, und der Höhe der dabei anfallenden Kosten. 10& Allerdings ist nicht zu übersehen, daß die Funktionsausgliederung an nur eine Betriebswirtschaft für die ausgliedernde Betriebswirtschaft mit erhöhten Risiken verbunden sein kann. 101 In dieser Situation kann die ausgliedernde Betriebswirtschaft außer dem Preis auch die sonstigen Vertragsbedingungen weitgehend in ihrem Interesse bestimmen, etwa den Zeitpunkt der Entgeltzahlung und die Bindung zwischen den beiden Geschäftspartnern (z. B. Lieferzwang für die übernehmende, aber kein Abnahmezwang für die ausgliedernde Betriebswirtschaft). Auf die Höhe der externen Kosten wirkt sich eine solche Bindung dann aus, wenn die übernehmende Betriebswirtschaft innerhalb einer bestimmten Frist auch bei für sie ungünstigen Preisentwicklungen die Funktion zu dem bei Vertragsabschluß fixierten Entgelt ausüben muß, die ausgliedernde Betriebswirtschaft sich aber durchaus einer anderen Betriebswirtschaft bedienen kann, die die Funktionsausübung für ein geringeres Entgelt übernimmt. Vermag die ausgliedernde Betriebswirtschaft dagegen die Vertragsbedingungen nicht autonom zu bestimmen, so kann sie sehr leicht in ein Abhängigkeitsverhältnis zur funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft geraten. 1os Insofern ist auch in diesem Fall der Umfang der Nachfrage nach einer Nutzung des Leistungsvermögens anderer Betriebswirtschaften für den Preis wesentlich, denn es müssen mit höherer Nachfrage Anbieter mit ungünstigeren Angeboten einbezogen werden. 109 Zugleich wird auch die Chance der alUsgliedernden Betriebswirtschaft geringer, die übrigen Vertragsbedingungen zu diktieren.

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Zu 3.: Übersichtlichkeit des Marktes. Der für die Funktionsausgliede-rung relevante Markt ist nun keineswegs vollständig transparent. Vielmehr hat die einzelne Betriebswirtschaft zumeist nur die Übersicht über einen Marktausschnitt. Sie kennt etwa das Angebot einzelner übernehmender Betriebswirtschaften, aber evtl nicht oder nur unvollständig die konkurrierende Nachfrage. Um die daraus resultierenden Nachteile in der Preisgestaltung zu vermeiden, muß sie bemüht sein, durch eine möglichst weitgehende Marktübersicht solche Betriebswirtschaften zu finden, die gegen ein vergleichsweise niedriges Entgelt die Funktionsausübung übernehmen. Ob dabei Institutionen, wie etwa Auftragsbörsen, die generell zu einer erhöhten Markttransparenz führen, in der einzelnen ausgliedernden Betriebswirtschaft mindernd oder erhöhend auf die externen Kosten wirken, hängt davon ab, wie umfassend ihre Marktübersicht auch ohne diese Einrichtungen im Vergleich zu anderen Marktteilnehmern ist. (B) Einflußfaktoren des externen Faktorverbrauchs Über das von der ausgliedernden Betriebswirtschaft zu entrichtende Entgelt hinaus ist es möglich und in Einzelfällen auch unumgänglich, daß die ausgliedernde der übernehmenden Betriebswirtschaft für die Funktionsausübung erforderliche Leistungsfaktoren zur Verfügung stellt, z. B. Muster und Modelle, Rohstoffe oder Maschinen. Diese Leistungsfaktoren werden folglich extern ( = in der übernehmenden Betriebswirtschaft) eingesetzt und verursachen externen Faktorverbrauch. Ein derartiges Bereitstellen von Leistungsfaktoren ist vor allem durch folgendes begründet: 1. In der Bereitstellung von Leistungsfaktoren (z. B. von Modellen oder Mustern) kommt die planende Einflußnahme der ausgliedernden Betriebswirtschaft auf die Funktionsausübung zum Ausdruck. 2. Die auszugliedernde Funktion kann nur unter Verwendung solcher Objekte ausgeübt werden, die Gegenstand von Funktionen in der ausgliedernden Betriebswirtschaft waren, z. B. gewonnene Rohstoffe oder hergestellte Teile. 3. Es soll gewährleistet bleiben, daß nur Leistungsfaktoren bestimmter Art eingesetzt werden. 4. Die ausgliedernde Betriebswirtschaft will eine kostensteigemde Wirkung in den verbleibenden Funktionsbereichen vermeiden, die etwa durch den Wegfall von Mengenrabattenaufgrund des geringeren Verbrauchs eintreten würde. 5. Die ausgliedernde Betriebswirtschaft kann die Leistungsfaktoren billiger beschaffen als die übernehmende. 12 Selchert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

6. Die übernehmende Betriebswirtschaft kann die Leistungsfaktoren (z. B. Spezialmaschinen) nicht zur Verfügung stellen. Der externe Einsatz von Leistungfaktoren der ausgliedernden Betriebswirtschaft führt zu einem Werteverzehr, dessen Höhe bestimmt wird durch: 1. Art, Zahl und Wert der extern eingesetzten Leistungsfaktoren, 2. Art und Zahl der von der übernehmenden Betriebswirtschaft eingesetzten Leistungsfaktoren, 3. den Grad der Auslastung des so geschaffenen Leistungsvermögens und der eingesetzten Leistungsfaktoren. In gleicher Weise wie bei internem Faktoreinsatz wirken die Art der zur Verfügung gestellten Leistungsfaktoren sowie deren Wert und deren Zahl als Einflußfaktoren des externen Faktorverbrauchs (Werte.. verzehrs). Sie werden aber- je nach Art und Umfang der von der übernehmenden Betriebswirtschaft eingesetzten Leistungsfaktoren unterschiedlich in Anspruch genommen resp. verbraucht, so daß sich die Höhe der externen Kosten auch danach richtet. Beispielsweise hängt von der Qualifikation des Personals der übernehmenden Betriebswirtschaft der Verbrauch des gelieferten Materials, aber auch die Behandlung und damit die Wertminderung bereitgestellter Gebrauchsgüter, wie Maschi... nen oder Werkzeuge, ab. Ebenso wird die Abnutzung der Gebrauchsgüter durch die Art der ggf. von der übernehmenden Betriebswirtschaft eingesetzten Verbrauchsgüter (z. B. den Härtegrad des verwandten Materials oder die Qualität der Schmier- oder Kühlmittel für Maschinen) sowie deren Einsatzmenge bestimmt. Einen Einfluß auf den externen Faktorverbrauch hat schließlich der Grad, in dem die zur Ausübung der ausgegliederten Funktion eingesetzten Leistungsfaktoren der ausgliedernden und der übernehmenden Betriebswirtschaft ausgelastet sind, und zwar in zeitlicher wie intensitätsmäßiger Hinsicht. 3. Einflüsse zukünftiger Entwicklungen auf die externen Kosten Wie bei der Analyse der internen Kostenwirkungen muß auch im Hinblick auf die externen Kosten berücksichtigt werden, daß deren Einflußfaktoren im Zeitablauf Veränderungen unterliegen. Beispielsweise kann die Auslastung des Leistungsvermögens einer Funktionsgemeinschaft durch eine veränderte Mitgliederzahl und/oder Inanspruchnahme seitens der Mitglieder oder durch Nichtmitgliedergeschäfte so variieren, daß die Ausübung der von der einzelnen Mitgliederwirt... schaft übernommenen Funktion gegen ein geringeres oder höheres Ent-

A II. Kostenrechnerische Probleme

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gelt möglich wird. Ebenso ist denkbar, daß auf dem für die Funktionsausgliederung relevanten Markt neue, leistungsfähige Anbieter oder Nachfrager auftreten bzw. bisherige aus dem Markt ausscheiden, was dann wiederum zu veränderten externen Kosten führt. Variationen in den externen Kosten ergeben sich durch solche Entwicklungen allerdings nur, wenn sich die ausgliedernde Betriebswirtschaft nicht für längere Zeit unter Vereinbarung eines in dieser Frist unveränderlichen Entgelts an eine übernehmende Betriebswirtschaft bindet. Die Kostenänderungen im Zeitablauf sind für die ausgliedernde Betriebswirtschaft insofern von Bedeutung, als sie zwar grundsätzlich die Möglichkeit hat, die ausgegliederte Funktion nach einiger Zeit wieder einzugliedern (von vertraglichen Vereinbarungen, welche die Wiedereingliederung verzögern, einmal abgesehen), aber dem stehen vor allem dann Schwierigkeiten entgegen, wenn bei länger dauernder Fremdausübung der Funktion das für die Funktionsausübung in der ausgliedernden Betriebswirtschaft erforderliche Leistungsvermögen abgebaut ist oder doch zumindest eine andere Verwendung gefunden hat. Verursacht der Wiederaufbau des benötigten Leistungsvermögens erhebliche Kosten, erfordert er zudem noch schwer beschaffbare Kapitalbeträge und eine relativ lange Zeitspanne, so ist die ausgliedernde Betriebswirtschaft möglicherweise gezwungen, fortgesetzt oder doch wenigstens vorübergehend die erhöhten externen Kosten zu tragen. II. Kostenrechnerische Probleme der Funktionsausgliederung

a) Erfordernis kostenrechnerischer Überlegungen Die kostentheoretische Untersuchung hatte die durch eine Ausgliederung von Leistungsfunktionen entstehenden Kostenwirkungen sowie deren Einflußfaktoren zum Gegenstand. Dabei wurde deutlich, daß sich Kostenwirkungen nicht nur in dem Organ ergeben, dem die Ausübung der auszugliedernden Funktion bis zu deren Ausgliederung übertragen war, sondern daß sie sich aufgrund der zwischen den Funktionen bestehenden Beziehungen in anderen Funktionsbereichen fortpflanzen - von den externen Kosten einmal abgesehen. Diese kostentheoretischen Ergebnisse sind jedoch noch keine hinreichende Grundlage für eine Entscheidung über die Ausgliederung von Leistungsfunktionen. Sie bilden lediglich eine Vorstufe, von der ausgehend im Einzelfall die sich in den verschiedenen Funktionsbereichen der ausgliedernden Betriebswirtschaft ergebenden Kostenänderungen sowie die entstehenden externen Kosten zusammengestellt werden müssen, um zu prüfen, ob sich insgesamt eine Kostenerhöhung oder -minderung ergibt. Der dadurch bedingte kostenrechnerische

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·3. Abscimitt: Wirkungen der Furikt'ionsausglledel'W'lt

Aspekt der Funktionsausgliederung ist deshalb auch nicht im Sinne einer Zurechnung bereits entstandener Kosten auf bestimmte Objekte oder Stellen zu verstehen. Es geht vielmehr um die hypothetische, d. h. als Planung durchzuführende Rechnung vor der Funktionsausgliederung, um die Aufstellung eines Kostenkalküls der Funktionsausgliederung. Dieser Kalkül wäre für den Fall, daß die zu wählenden Anpassungsformen in den einzelnen Organen, der Grad der Funktionsausgliederungt, die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft usw.2 noch nicht bestimmt sind, alternativ für diese Modalitäten aufzustellen. Derartige Alternativen bleiben im folgenden außer acht; statt dessen sollen die grundsätzlich bei dem Erfassen der Kostenwirkungen auftretenden Probleme erörtert werden.

b) Die Gestaltung des Kostenkalküls der Funktionsausgliederung Soll die Entscheidung über eine Funktionsausgliederung nach den dadurch erreichbaren Kostenwirkungen getroffen werden, so ist es erforderlich, die Kosten der ausgliedernden Betriebswirtschaft im Falle der Selbstausübung und der Fremdausübung der entsprechenden Funktionen gegenüberzustellen, also die Kosten bei Selbst- und bei Fremdausübung, oder was zum selben Ergebnis führt3, die internen Kostenwirkungen mit den externen Kosten zu vergleichen. Ein solcher Vergleich ist sowohl für die auf eine Abrechnungsperiode bezogenen Kostenänderungen als auch für die Kostenänderungen je Leistungseinheit möglich4• Der Vergleich der Kostenänderungen je Leistungseinheit bleibt hier jedoch unberücksichtigt, weil er im Ergebnis zu keinen anderen Aussagen führen kann als der Vergleich der Gesamtkostenänderungen und weil er zudem nur bedingt durchführbar ist. Er scheidet nämlich bei der Ausgliederung solcher Funktionen aus, bei denen sich keine aussagefähigen Leistungseinheiten abgrenzen lassen. t Siehe auch Walter Ferner, Klaus Lindner und Harald Sträßer: Eigenfertigung oder Fremdbezug - ein Praxisfall, gelöst mit linearer Programmierung. In : ZfB, 38. Jg. 1968, 1. Erg. Heft, S. 50 ff., die einen Kostenvergleich mit Hilfe der linearen Progranunierung für mehrere Objektarten und mehrere Teileinheiten innerhalb der Fertigung durchführen. 2 Siehe z. B. zur Wahl des Ausgliederungszeitpunkts u. a. Bernhard Hartmann: Die Verselbständigung verbundener Produktionen. In: ZfB, 25. Jg. 1955, s. 207 ff. 3 Zu diesem Ergebnis gelangt man auch durch einen Vergleich der Kostenerhöhungen mit den Kostensenkungen, wie ihn Spintier erörtert. Vgl. Renate Spintler, aa.O., S. 103 ff. 4 Vgl. Wolfgang Lücke: Selbstanfertigung, a.a.O., S. 71 f., der einen Kosten(= durch die Selbstausübung der Funktion entstehende Kosten) Ausgabenvergleich (Ausgaben = zu entrichtende Entgelte im Sinne der hier gewählten Terminologie) durchführt. Vgl. auch ders.: Wirtschaftlichkeitsrechnungen im Werkverkehr. In: ZfB, 26. Jg. 1956, Nr. 3, S. 170 ff.

A Il. Kostenrechnerische Probleme

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Schließlich bleibt zu berücksichtigen, daß die Gegenüberstellung der durch die Funktionsausgliederung verursachten internen Kostenwirkungen und der externen Kosten - beschränkt sie sich lediglich auf die Abrechnungsperiode, in der die Ausgliederung vollzogen wird - zu einem unvollständigen Bild führen kann. Ein solcher Vergleich reicht aus, wenn anzunehmen ist, daß die Ausgliederung nur für diese Periode erfolgt oder bei einer Ausgliederung über mehrere Perioden die internen Kostenänderungen und die externen Kosten gleichbleiben. Schwanken die internen Kostenwirkungen und/oder die externen Kosten aber im Zeitablauf, so läßt der Kostenvergleich die kostenmäßigen Vor- und Nachteile der Funktionsausgliederung erst dann vollständig erkennen, wenn sich die Berechnung auf die gesamte Dauer der Funktionsausgliederung erstreckt. Evtl. ergeben sich nämlich erst nach mehreren Abrechnungsperioden für die ausgliedernde Betriebswirtschaft Kostenvorteile5 • Das läßt sich anhand folgender graphischer Darstellung verdeutlichen: K intern ersparte Kosten

~~~~6)

externe Kosten

Abb. 20. Kostenänderungen im Zeitablauf Die interne Kostenersparnis liegt dabei in den Perioden T1 und T2 unter den anfallenden externen Kosten. Von der Periode Ta an sollen Bereitschaftskosten in Höhe von ADCF je Periode eingespart werden können, wodurch die interne Kostenersparnis in den Perioden T4 und T5 höher ist als die anfallenden externen Kosten. In der Periode Ta so sei unterstellt - fallen Abbaukosten in Höhe von BECF an, die einen Kostenvorteil in dieser Periode noch verhindern. Schließlich könnten s Bei einer solclJ.en Konstenation ergibt sich die Frage, weshalb die Ausgliederung wegen der anfänglichen Kostennachteile nicht zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Dagegen spricht einmal die Gefahr, dann keine geeignete funktionsübernehmende Betriebswirtschaft mehr zu finden. Hinzu kommt, daß sich evtl. auch die Kostennachteile nur zeitlich verlagern. Läßt sich z. B. die Kündigung von Arbeitskräften erst im Zeitpunkt der Ausgliederung durchführen, weil ·bei einer früheren Kündigung die Gefahr einer nicht ordnungsgemäßen Ausübung der Funktion bis zur Ausgliederung besteht. wird auch der Abbau von Bereitschaftskosten zeitlich hinausgeschoben. s Die schraffierte Fläche verdeutlicht Kostenvorteile (ab T4) bzw. die Kostennachteile (bis T 4).

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

bei fortgesetzter Selbstausübung von der 6. Periode an z. B. höhere Löhne zu zahlen sein, was sich erhöhend auf die Kurve der intern ersparten Kosten auswirkt; aber ebenso ist denkbar, daß sich wegen der Lohnsteigerungen auch die externen Kosten erhöhen. Fraglich bleibt, wieviel Perioden in den Kostenvergleich einbezogen werden sollen. Bei befristeter oder erwartungsgemäß zeitlich begrenzter Funktionsausgliederung erstreckt sich die Berechnung zweckmäßigerweise auf die fixierte oder erwartete Zeitspanne. Wird überhaupt nicht mehr mit der Selbstausübung der Funktion gerechnet, so ist der Kostenvergleich unter der noch immer geltenden Prämisse sicherer Erwartungen zeitlich unendlich auszudehnen. Weil aber in der Realität unsichere Erwartungen gegeben sind, die eine Änderung des Vergleichs nur bis zu einem noch näher zu bestimmenden Planungshorizont erlauben, kann diese Möglichkeit hier außer acht bleiben. Soweit sich der Kostenvergleich auf mehrere Abrechnungsperioden erstreckt, ist es erforderlich, den Zeitpunkt, in dem Kosten erspart bzw. zusätzliche Kosten verursacht werden, mit zu berücksichtigen7 • Um den jeweiligen Zeitpunkt der Kostenersparnis bzw. des Entstehens zusätzlicher Kosten zu erfassen, lassen sich die internen Kostenänderungen und die externen Kosten jeder Periode auf einen Stichtag, und war zweckmäßigerweise auf den Tag der Funktionsausgliederung, diskontieren. Damit werden die in ferner Zukunft liegenden Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung geringer gewichtet als die der Ausgliederung unmittelbar folgenden. Die Gewichtung hängt wesentlich von dem gewählten Abzinsungsfaktor ab; er beeinflußt somit das Ergebnis des Kostenvergleichs. Die Wahl dieses Faktors stellt ein grundlegendes Problem der Wirtschaftlichkeitsrechnung dar. Hinsichtlich der Bestimmungsfaktoren seiner Höhe sei deshalb auf die umfangreiche Literatur verwiesene.

c) Die Ermittlung der einzelnen Größen des Kostenkalküls In dem Kostenvergleich sind die beiden Größen: interne Kostenänderung und externe Kosten gegenüberzustellen, und es ist zu fragen, welche Möglichkeiten bestehen, sie zu erfassen und welche Probleme mit dieser Ermittlung verbunden sind9 • 7 Das Erforoernis, den Zeitfaktor in den Kostenvergleich mit einzubeziehen, ist ein generelles Problem der Wirtschaftlichkeitsrechnung, auf dessen Begründung hier deshalb nicht weiter eingegangen wird. Vgl. dazu u. a. Hermann Sabel: Die Grundlagen der Wirtschafllichkeitsrechnungen. Berlin 1965, S. 186 und Heinz Rasch, a.a.O., S. 52 f. s Vgl. die Übersicht der Meinungen zur Höhe des Zinsfußes bei Hermann Sabel, a.a.O., S. 190 ff. 9 Der bei einer Funktionsausgliederung anzustellende Kostenvergleich ist in der Literatur vor allem im Zusammenhang mit der Frage Eigenfertigung

A II. Kostenrec.'merische Probleme

183

1. Kostenrechnerische Ermittlung der internen Kostenwirkungen Die Frage nach den Möglichkeiten und Problemen einer kostenrechnerischen Ermittlung der internen Kostenwirkungen weist zwei Aspekte auf, den der originären (d. h. unmittelbar von dem Faktoreinsatz ausgehenden) Erfassung der Kostenwirkungen und den der Verwendbarkeit vorhandener Kostenrechnungsunterlagen. Das originäre Erfassen der Kostenwirkungen stößt insbesondere auf die Schwierigkeiten: (1) die Kostenwirkungen überhaupt zu erkennen, was bei den einzelnen Anpassungsformen unterschiedlich schwierig ist, (2) die in · allen Funktionsbereichen möglichen Kostenwirkungen zu berücksichtigen, (3) nur solche Kostenänderungen zu erfassen, die sich eindeutig der Funktionsausgliederung zuordnen lassen. Darüber hinaus sind der originären Ermittlung der Kostenwirkungen dadurch Grenzen gesetzt, daß sie selbst dem Grundsatz der Wirtschaftlichkeit genügen muß; denn die Kostenerfassung verlangt einen Faktoreinsatz und verursacht damit Kosten. Diese Kosten sind in ihrer Höhe ungerechtfertigt und die Methode der originären Kostenerfassung in dem entsprechenden Umfang nicht mehr tragbar, wenn sie in keinem angemessenen Verhältnis zur Entscheidung über die FunktionsallSgliederung stehen. Insofern muß sich die Durchführung des Kostenvergleichs nicht zuletzt nach dem Grad der Funktionsausgliederung richten. Die mit einer Ermittlung der Kostenwirkungen verbundenen Schwierigkeiten hängen wesentlich von der gewählten Anpassungsform ab. So sind die Kostenwirkungen noch relativ einfach zusammenzustellen, wenn der Funktionsausgliederung ein Abbau von Potentialfaktoren folgt. Hierbei werden sämtliche Kosten eingespart, die durch diese oder Fremdbezug, die sich allerdings nicht vollständig mit dem Problem der Funktionsausgliederung deckt, bereits ausführlich behandelt worden. Deshalb seien hier ledigHch die Grundprobleme dieses Kostenvergleichs eröJ:1ert; im übrigen wird auf die einschlägige Literatur verwiesen, u. a. Arnold Schmitt: Vergleich von SelbstherstelLung und Fremdbezug. In: BFuP, 3. Jg. 1951, S. 550 ff., Wolfgang Fassbender: Betriebsindividuelle Kostenerfassung und Kostenauswertung. Diss. Frankfurt 1964, 5.114 ff. J. Wardenberg: Das Problem der Wirtschaftlichkeitsrechnung bei der EI?.tscheidung zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug. In: Kostenrechnungs-Praxis, 1967, Nr.1, S. 6 ff., Edmund Sundhoff: Grundlagen und Technik, a.a.O., S. 73 ff., Gerhard Coenenberg: Möglichkeiten des Wirtschaftlichkeitsvergleichs zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug von Vorratsgütern. In: ZfB, 37. Jg. 1007, Nr. 4, S. 270 ff., S. Gahse und F. Lütticken: Praktische Entscheidungshilfen für Make-or-Buy-Probleme mit Hilfe der elektronischen Datenvera'I"beitung. In: Computer-Praxis, 2. Jg. 1969, Nr. 2, S. 26 ff., Wolfgang Everling: Eigenfertigung oder Fremdbezug? In: Der Betrieb, 18. Jg. 1965, Nr. 41, S. 1491 ff.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

selbst, aber auch durch die mit ihnen verbundenen Repetierfaktoren bei fortgesetztem Einsatz verursacht würden, worüber zumeist recht konkrete Vorstellungen bestehen. Auch die Übergangskosten (Stillegungskosten, Abbaukosten u. a. 10) lassen sich verhältnismäßig leicht in die Berechnung einbeziehen. Ähnlich ist es bei einer Anpassung durch Stillegung von Potentialfaktoren, wenngleich hier nur die Nutzungskosten, diese aber vollständig, vermieden werden können. Allerdings besteht besonders bei einem quantitativ verminderten Personaleinsatz das Problem, die Bereitschafts- und Nutzungskosten gegeneinander abzugrenzen, d. h. konkret: das Arbeitsentgelt zu fixieren, das zur Erhaltung des Leistungsvermögens nicht unterschritten werden darf. Größere Schwierigkeiten bereitet es im allgemeinen, die Kostenwirkungen eines Faktoraufbaus und einer Faktorsubstitution zu ermitteln, wenn über die neu einzusetzenden Leistungsfaktoren noch keine hinreichenden Kenntnisse in bezug auf die von ihnen verursachten Kosten vorhanden sind. Ebenso stößt die Ermittlung der Kostenänderungen eines intensitätsmäßig variierten Einsatzes einer Reihe von Potentialfaktoren auf erhebliche Schwierigkeiten. Zwar wurde bei der kostentheoretischen Analyse mit Kostenkurven gearbeitet, welche die Kostenhöhe in Abhängigkeit vom Einsatz der entsprechenden Potentialfaktoren zum Ausdruck bringen; aber für sie bestehen nur bei den Potentialfaktoren Anhaltspunkte, die technisch bedingte Verbrauchsfunktionen aufweisen. In allen übrigen Fällen ist auch die Ermittlung hinreichend aussagefähiger Kostenkurven problematisch. Ein wesentliches kostenrechnerisches Problem ist zudem darin zu sehen, daß sich Kostenwirkungen nicht nur in dem Organ, dem die Ausübung der Funktion bis zur Ausgliederung übertragen ist, sondern durch die Verbindungen zwischen den Funktionen auch in allen anderen Funktionsbereichen ergeben. Diese müssen sämtlich erfaßt werden, damit sich ein vollständiges Bild der Kostenwirkungen ergibt, wobei die Streuung der Kostenwirkungen über mehrere Funktionsbereiche naturgemäß ihre Ermittlung erschwert. Wegen der wechselseitigen Verflechtung der Funktionen können außerdem Kostenwirkungen aus einem Funktionsbereich in einen anderen übertragen werden, woraus die Gefahr eines wiederholten Erfassens der Kostenwirkungen erwächst. Um solche Kostenwirkungen nicht mehrfach in den Kalkül einzubeziehen, ist es unumgänglich, bei jeder festgestellten Kostenwirkung zu prüfen, ob sie nicht bereits in anderen Funktionsbereichen erlaßt wurde, und ggf. einen Teil dieser mehrfach auftretenden Kostenwirkungen gegeneinander aufzurechnen. 10 Die Schätzung der Verkaufspreise und damit möglicherweise verbundener Verkaufsverluste für zu veräußernde Güter stößt vor allem dann auf Schwierigkeiten, wenn für diese Güter kein Markt (ggf. kein Markt für gebrauchte Maschinen u. ä.) besteht.

A II. Kostenrechnerische Probleme

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Schließlich sind nicht alle erfaßten Kostenänderungen eindeutig der Funktionsausgliederung zuzuordnen, selbst wenn zwischen beiden eine theoretische Verbindung besteht. Diese Schwierigkeit tritt auf, wenn die Funktionsausgliederung nicht allein die Kostenwirkungen verursacht, sondern daneben in einzelnen oder allen Funktionsbereichen Rationalisierungsmaßnahmen durchgeführt werden. Auch wenn sich der durch die Funktionspartner bedingte Zusammenhang zwischen Einund Verkauf lockert, wobei diese Lockerung sowohl auf die Funktionsausgliederung als auch auf Marktänderungen zurückgeht, können Kostenwirkungen entstehen. In solchen Fällen lassen sich die Kostenwirkungen nach ihren Ursachen rechnerisch kaum trennen. Nach der erörterten originären Ermittlung von Kostenwirkungen bleibt zu prüfen, ob nicht die in der ausgliedernden Betriebswirtschaft vorhandenen Kostenrechnungsunterlagen, und zwar der Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung, verwendbar sind, um die für den Kostenvergleich benötigten Größen zu gewinnen. Bei einer solchen Verwendung ließen sich die Kostenänderungen mit einem geringeren Arbeitsaufwand ermitteln. Allerdings wPi~Pn die Kostenrechnungsunterlagen in den einzelnen Betriebswirtschaften eine unterschiedliche Qualität auf, d. h. sie sind unterschiedlich genau, vollständig, detailliert und aktuell. Davon abgesehen, besitzen die vorhandenen Unterlagen je nach ihrem Zweck für den anzustellenden Kostenvergleich eine unterschiedliche Aussagefähigkeit. In der Kostenartenrechnung werden die Kosten nach bestimmten, ihnen immanenten Kriterien als Löhne und Gehälter, Abschreibungen, Materialverbrauch usw. für die Betriebswirtschaft als Ganzes erlaßt und geordnet, weshalb diese Unterlagen keine Rückschlüsse auf die durch die Ausübung einer einzelnen Funktion verursachten bzw. aufgrund ihrer Ausgliederung ersparten Kosten zulassen. Der Kostenstellenrechnung obliegt die Zurechnung von artmäßig erfaßten Kosten auf als Kostenstellen bezeichnete Einheiten innerhalb der Betriebswirtschaft. Diese Einheiten können rein räumlich gegeneinander abgegrenzt sein (Platzkostenrechnung), entsprechen aber überwiegend den organisatorischen Einheiten Abteilung, Büro usw. Ob sich die einer Kostenstelle zugerechneten Kosten für den durchzuführenden Kostenvergleich eignen, hängt im wesentlichen davon ab, - in welchem Verhältnis die Kostenstellen zu der auszugliedernden Funktion stehen und - inwieweit den Kostenstellen auch Kosten zugerechnet sind, die unabhängig von der Funktionsausgliederung anfallen11 • u Vgl. die Ausführungen von Wolfgang Männel, a.a.O., S. 43 ff. zur "Eignung der Vollkostenrechnung als Entscheidungsgrundlage für die Wahl zwischen Eigenfertigung und Fremdbezug", die in gleicher Weise für den Kalkül der Funktionsausgliederung gelten.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Bei einer, den Organen der einzelnen Funktionen adäquaten Abgrenzung der Kostenstellen bilden die Unterlagen der Kostenstellenrechnung eine wertvolle Quelle für die Größen des Kostenvergleichs. In dem Maße, in dem bei der Abgrenzung der Kostenstellen aber außer funktionalen Gesichtspunkten auch andere berücksichtigt werden, sinkt die Aussagefähigkeit der Kostenstellenrechnung hinsichtlich des anzustellenden Kostenvergleichs11• Weil jedoch auch eine vorwiegend durch die Funktionen bestimmte Kostenstellenrechnung13 primär dazu dient, die entstandenen Kosten den Leistungen der Betriebswirtschaft zuzurechnen, werden u. a. solche Kosten auf die Kostenstellen verteilt, die bei einer Funktionsausgliederung (je nach der gewählten Anpassungsform) nicht wegfallen. Es sind dies die Bereitschaftskosten, z. B. in Form von Mindestlöhnen oder zeitraumbezogenen Abschreibungen. Folglich müssen selbst von den Kostenbeträgen funktional abgegrenzter Kostenstellen erst diejenigen getrennt werden, die sich durch die Funktionsausgliederung verändern. In der Kostenträgerrechnung werden die Kostenstellenkosten den erbrachten Leistungen zugerechnet. Bei diesen Leistungen kann es sich 12 In diesem Zusammenhang sei auf die Bemühungen von Küspert und Hessenmüller verwiesen, die industriellen Vertriebskosten sog. ,.Funktionsstellen" zuzurechnen. Bei diesen Funktionsstellen handelt es sich um Kostenstellen, die nach den in der Betriebswirtschaft auszuübenden Funktionen abgegrenzt sind. Vgl. Erich Küspert, a.a.O., S. 28 sowie den VertriebskostenErmittlungsbogen S. X; Bruno Hessenmüller: Erfassung und Auswertung, a.a.O., S. 159 ff., der die Kosten den ,.Funktionsstellen" zurechnet und auf diese Weise "Funktionsstellenkosten" bestimmt. Siehe auch ders.: Kostenund. Erfol·g srechnung im individuellen Vertrieb. Baden-Baden, Bad Hornburg 1966, S. 46 ff. sowie die Kostengliederung nach Funktionen u. a. bei Herbert Bloy: Zur Terminologie und Systematk der funktionellen Kosten in den Betrieben der Seeschiffahrt. In: zm, 25. Jg, 1955, Nr. 2, S. 114 f. und Eberhard Gau: Die Kalkulation der Vertriebskosten. 2. Aufl., Stuttgart 1960,

S.40.

Der Vollständigkeit halber ist auf den Versuch funktionaler Kostenzuteclmung von Oberparleiter zu verweisen, der hier aber nicht von Interesse ist, weil Oberparleiter mit einem grundlegend anderen Funktionsbegriff arbeitet. Vgl, Karl Oberparleiter: Funktionale Kostenzurechnung im Handel. In: Der Österreichische Betriebswirt, 2. Jg. 1952, S. 65 ff., ders., Funktionen und Risiken, a .a.O., S. 90 ff. 13 Vgl. zu den Mö~lichkeiten der Abrechnung funktional determinierter Kostenstellen innerhalb der Fertigung: Fritz Henzel: Methoden und Schlüssel zur VerteU.ung der Gemeinkosten in Fertigungsbetrieben. In: ZfB, 7. Jg. 1930, S. 590 f., der drei Methoden unterscheidet: .. ~) Jede Unterstelle oder Teilfunktion rechnet nur ihre Eigenleistung mengen- und wertmäßig ab, nicht den Einsatz. Nur der Wertverlust am Einsatz wird abgerechnet, z. B. Ausschuß ... ß Jede Unterstelle oder Teilfunktion rechnet vollständig mit ihrem Einsatz ab wie ein seLbständiges Unternehmen. Jede folgende Stelle bezieht von der vorhergehenden zu Selbstkosten und liefert ihre Erzeugnisse zu Selbstkosten· als Einsatz für die folgende Stelle... r Jede Unterstelle oder Teilfunktion rechnet ab, bezieht ihre Kosten jedoch nicht auf die eigene Mengenleistung, sondern auf diejenige Fertigleistung, die mit ihrer eigenen Mengenleistung hergestellt werden kann."

All. Kostenrechnerische Probleme

187

um die abzugebenden "Endleistungen", aber ebenso um Zwischen~ Ieistungen handeln. Die Verrechnung der Kosten einer Stelle erfolgt auf die nach Objektart, Objektmenge usw. gebildeten Teiliunktionen, was das Feststellen von Kostenwirkungen - wie sie v. a. bei der Aus~ gliederung solcher Teilfunktionen entstehen- erleichtert. Allerdings enthält auch die Kostenträgerrechnung Kosten, die bei einer Ausgliederung der entsprechenden Funktion nicht entfallen. In der Literatur werden deshalb in den- vor allem im Zusammenhang mit der Frage Selbstausübung oder Fremdbezug - vorgeschlagenen Kalku~ lationsschemata nur Positionen aufgeführt, bei denen sich durch die Funktionsausgliederung .Änderungen ergeben14• Alle Teile der Kostenrechnung beziehen sich als Ist-Rechnung auf bereits vergangene Zeitabschnitte. Sie können dem zukunftsbezogenen Kostenvergleich dann nur insofern dienlich sein, als sie eine Schätzung~ grundlage bilden. ln der Zukunft zu erwartende Kostenänderungen kommen lediglich in einer Plankostenrechnung zum: Ausdruck, die deshalb besser geeignet ist, um die für den Kostenvergleich benötigten Größen zu gewinnen. Die bei einer Funktionsausgliederung veränder~ liehen Kosten weist i. d. R. jedoch auch die Plankostenrechnung nicht gesondert aus, so daß eine Aufspaltung der einzelnen Positionen erforderlich wird. 2. Kostenrechnerische Ermittlung der externen Kosten Die Möglichkeiten und Probleme des Erfassens der externen Kosten sind wesentlich durch die Art der funktionsübernehmenden Betriebs~ wirtschaft sowie den Modus bestimmt, die ausgliedernde Betriebs~ wirtschaft mit Kosten zu belasten. Am einfachsten lassen sich die Kosten dann ermitteln, wenn {etwa mit einem sonstigen Vertrags~ partner) ein langfristig geltender Preis vereinbart wurde, ohne daß ein Anteil am Erfolg der übernehmenden Betriebswirtschaft oder externer Faktorverbrauch besteht. Der Preis gibt dann unmittelbar (als Global~ größe pro Abrechnungsperiode) oder durch Multiplikation mit einer die Inanspruchnahme der übernehmenden Betriebswirtschaft ausdrücken• den Größe die externen Kosten an. Mit zunehmender Auflösung der für den einfachsten Fall genannten Prämissen wird aber auch das Erfassen der externen Kostenwirkungen immer problematischer. Ist der Preis nur für eine kurze Frist fixiert, so gilt es, ihn für die Zeit nach Ablauf dieser Frist zu schätzen und dazu die Entwicklung der preisbestimmenden Faktoren zu prognostizieren. Wenn das Entgelt überhaupt nicht fixiert ist, sondern sich nach den Kosten der Funktions~ 14

Vgl. u. a. Gerhard Coenenberg: Möglichkeiten, a.a.O., S. 272.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

ausübung und evtl. anderen Größen (wie Erfolg aus eigener Tätigkeit der übernehmenden Betriebswirtschaft) richtet, dann müssen auch diese Größen geschätzt werden. Die Schätzung dieser Kosten- und ggf. Erfolgsentwicklungen der übernehmenden Betriebswirtschaft gestaltet sich i. d. R. noch schwieriger als diejenige der internen Kostenänderungen, weil der erforderliche Einblick zumeist fehlt. Allerdings sind besonders Tochterunternehmungen und Funktionsgemeinschaften häufig bestrebt, die Verrechnungspreise ebenso wie die Erfolgsanteile konstant zu halten und Kostenänderungen intern auszugleichen, was vereinfachend auf die Ermittlung der externen Kosten wirkt. Die Ermittlung der aus dem externen Faktorverbrauch resultierenden Kosten bereitet dieselben Schwierigkeiten, wie sie bereits bei den internen Kostenwirkungen genannt wurden. Erschwerend kommt aber noch hinzu, daß der externe Faktorverbrauch von Gegebenheiten (z. B. den Leistungsfaktoren) in der übernehmenden Betriebswirtschaft abhängt, die - vor allem in ihren evtl. Änderungen - die ausgliedernde Betriebswirtschaft oftmals kaum zu überblicken vermag. Die kostentheoretisch erkennbaren Wirkungen der Funktionsausgliederung lassen sich also mit einem hinreichenden Grad der Vollständigkeit nur unter erheblichem Arbeitsaufwand rechnerisch feststellen, wobei die nicht generell zu lösende Schwierigkeit besteht, erwartete Kostenänderungen eindeutig der Funktionsausgliederung zuzuordnen, wenn auch andere Ursachen mitwirken. Sind die Kostenwirkungen erfaßt und auf einen Vergleichsstichtag diskontiert, so läßt sich der erforderliche Kostenvergleich leicht durchführen und die Entscheidung über die Funktionsausgliederung auf der Grundlage dieses Kalküls treffen. B. Wirkungen der Funktionsausgliederung auf die Umsatzerträge der ausgliedernden Betriebswirtschaft In der bisherigen Analyse der durch die Ausgliederung von Leistungsfunktionen hervorgerufenen Wirkungen wurde unterstellt, daß sich die Umsatzerträge durch die Funktionsausgliederung nicht ändern. Diese Prämisse ist insofern unrealistisch, als die Kosten eng mit den durch die Funktionsausübung erstellten Leistungen verbunden sind (denn die Kosten werden nur im Hinblick auf die Leistung in Kauf genommen) und diese wiederum mit den Umsatzerträgen der Betriebswirtschaft, d. h. mit dem Wertezufluß aufgrundder verwerteten (von Kunden abgenommenen) Leistungen (Marktleistungen). Deshalb ist die Frage berechtigt, inwieweit die Funktionsausgliederung auch zu Ertragswirkungen, und zwar primär zu Änderungen der Umsatzerträge, führt. Denkbar sind Ertragsänderungen, die zu den Kostenwirkungen hinzukom-

13. ·Ertragswirkungen

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men, ohne diese zu berühren (= kumulative Ertragswirkungen), sowie Ertragsänderungen, die erst durch eine Modifikation der eintretenden Kostenwirkungen erreicht werden (:::::: alternative Ertragswirkungen). Die Ertragswirkungen sind bei der Entscheidung über eine Funktionsausgliederung neben den Kostenwirkungen zu berücksichtigen. Sie brauchen in ihrer Bedeutung keineswegs hinter den Kostenwirkungen zurückzustehen, sondern können im Einzelfalle sogar der ausschlaggebende Beweggrund für die Funktionsausgliederung sein. I. Die Ertragswirkungen der Funktionsausgliederung

a) Kumulative Ertragswirkungen Ertragswirkungen aufgrund des Einsatzes leerkostenverursachender Leistungsfaktoren Bei einzelnen Anpassungsformen an verminderte Anforderungen wird - wie gezeigt - das Leistungsvermögen von Potentialfaktoren weniger oder überhaupt nicht mehr in Anspruch genommen, ohne daß sich dies in einer Verminderung der Bereitschaftskosten auswirkt. Eine nur teilweise Nutzung des Leistungsvermögens solcher Potentialfaktoren bedeutet aber, daß auch nur der adäquate Teil der Bereitschaftskosten genutzt wird (Nutzkosten im Sinne Gutenbergs). Die verbleibenden Kosten stellen "Leerkosten" 1 dar, denen die Bereitschaftskosten nicht eingesetzten Personals, ungenutzter Räume, Maschinen u. a . zuzurechnen sind bzw. der entsprechende Anteil an den Bereitschaftskosten der nicht voll ausgelasteten Potentialfaktoren. Auch wenn wegen erhöhter Leistungsanforderungen (z. B. für Transporte oder Lagerung) zusätzliche Potentialfaktoren in die Betriebswirtschaft eingefügt, jedoch aufgrunddieser Leistungsanforderungen nicht vollständig ausgelastet werden, fallen Leerkosten an. Die Annahme aber, das auf diese Weise vorhandene freie Leistungsvermögen der Potentialfaktoren bliebe effektiv ungenutzt, ist zumeist ungerechtfertigt. Vielmehr werden diese Potentialfaktoren mit ihrem freien Leistungsvermögen nach Möglichkeit zur Ausübung anderer Funktionen herangezogen, um dort Kostenminderungen und/oder Ertragssteigerungen zu erreichen. Dabei bietet es sich an, bisher bereits ausgeübte Funktionen zu intensivieren oder Funktionen neu aufzunehmen, etwa die Forschung und Entwicklung. In welchem Ausmaß sich Potentialfaktoren, die als Folge der Funktionsausgliederung Leerkosten verursachen, mit ihrem freien Leistungsvermögen zur verstärkten oder zusätzlichen Ausübung anderer Funktionen einsetzen lassen, hängt wesentlich ab: 1

Erich Gutenberg: Die Produktion, a.a.O., S. 336 f.

190 -

-

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

von der Art der nicht oder nicht voll ausgelasteten Leistungsfaktoren sowie von deren Zahl; von der bestehenden organisatorischen Gestaltung in der Betriebswirtschaft und der Möglichkeit ihrer Änderung (wird z. B. eine Arbeitskraft in einer Abteilung teilweise freigestellt, so bereitet es u. U. Schwierigkeiten, sie mit ihrem freien Leistungsvermögen in einer allein schon räumlich entfernt liegenden Abteilung einzusetzen); von der Art und der Ausübung der Funktion, für die der Faktoreinsatz erwogen wird, also von der Eignung der Faktoren für diese Funktion.

Durch die Nutzung des freien Leistungsvermögens von Potentialfaktoren werden Leerkosten in Nutzkosten transformiert, ohne daß sich an der Höhe der Bereitschaftskosten etwas ändert. Inwieweit dieser Einsatz auf der andereiJ. Seite zu Ertragssteigerungen führt, bestimmt -der Umfang, in dem eine oder mehrere Funktionen intensiver bzw. überhaupt erst ausgeübt werden, - der Zusammenhang, der zwischen der durch die Funktionsausübung erstellten Leistung, vor allem zwischen dem Leistungszuwachs und dem Umsatzertrag bzw. dem Erträgszuwachs besteht. In welchem Maße sich dabei wiederum die Leistung der Funktion erhöht, für die das freie Leistungsvermögen der Potentialfaktoren eingesetzt wird, hängt von der Art dieser Potentialfaktoren und dem Umfang ihres Einsatzes ab. Handelt es sich um Faktoren, die bei der Ausübung der entsprechenden Funktion besonders knapp sind (Engpaßfaktoren), so kann man mit einer Leistungsänderung entsprechend dem ertragsgesetzlichen Kurvenverlauf rechnen.

--7------

Leistung, .B.in Stück 2 )

Ll

t

·1 I

-----

I

L2

!

--- -- : Foktoreinsatz, z. B. ausge•-------'------'-----drückt durch in Nutzkosten 0 F1 F2 transformierte Leerkosten

Abb. 21. Abhängigkeit der Funktionsleistung vom Faktoreinsatz 2 Bei nicht quantiflzierbaren Leistungen und Leistungsänderungen ist ein solcher Kurvenverlauf nicht nachweisbar, wenngleich auch in diesem Falle mit einer ähnlichen Leistungsänderung gerechnet werden kann.

B. Ertragswirkungen

191

Der von F1 auf F2 erhöhte Faktoreinsatz ergäbe somit eine Leistungssteigerung von L1 auf L2. Bei einem Einsatz anderer Potentialfaktoren richtet sich dagegen die Leistungssteigerung danach, wieweit die Engpaßfaktoren den zusätzlichen Faktoreinsatz noch gestatten. Eine Leistungssteigerung in einem. Funktionsbereich bietet aber noch keine Garantie dafür, daß sich die Umsatzerträge in gleichem Maße oder überhaupt erhöhen3 • So steigt die Werbeleistung durch einen vermehrten Faktoreinsatz, indem das Werbeobjekt besser bekannt wird. Damit ist jedoch noch nicht zwangsläufig ein höherer Umsatzertrag verbunden. Der Ertragssteigerung steht etwa von Seiten der potentiellen Abnehmer ein Mangel an Kaufkraft bzw. seitens der Betriebswirtschaft ein Mangel an Lieferbereitschaft (mangelnde Einkaufsleistung oder Fertigungsleistung) und/Oder Verkaufsbereitschaft (mangelnde Leistung des Verkaufsorgans) entgegen. Umsatzerträge sind also nicht auf die Ausübung einer einzelnen Funktion zurückzuführen, sondern stellen ein auf der Grundlage sämtlicher Funktionsleistungen erzieltes Ergebnis dar'. Bestehen zwischen diesen Leistungen Disproportionalitäten, so führt der erhöhte Faktoreinsatz in dem den Engpaß bildenden Funktionsbereich (also die Erhöhung der entsprechenden Leistung) wiederum nach dem ertragsgesetzlichen Kurvenverlauf zunächst zu überproportionalen Ertragssteigerungen, bis ein oder mehrere andere Funktionsbereiche (bzw. die in ihnen erbrachten Leistungen) zum Engpaß werden, wodurch sich bei zunehmendem Faktoreinsatz nur noch unterproportionale Ertragssteigerungen ergeben. Liegt der En:gpaß anfangs beispielsweise in der Verkaufsleistung, so wirkt eine Erhöhung dieser Leistung durch zusätzlichen Faktoreinsatz so lange überproportio3 Diese Zwangsläufigkeit besteht nur, wenn die Funktionsleistung wie dies bei der Verkaufsfunktion möglich ist - statt in nichtgeldlichen Einheiten (z. B. als abgesetze Menge) mit Hilfe der Umsatzerträge ausgedrückt wird. 4 Die Umsatzerträge lassen sich deshalb nicht auf die einzelnen Funktionen oder Teilfunktionen aufteilen. Vgl. in diesem Sinne auch Paul W. Meyer: Ertrags- und Funktionsanalyse als Mittel betriebswirtschaftlicher Kontrolle. In: ZfbF, 17. Jg. 1965, S. 253, Heinz Heger: Die Beschaffung -unter besonderer Berücksichtigung ihrer Abhängigkeit vom Absatz- und Beschaf~ungs­ markt. Nürnberg 1957, S. 55 f., Wilhelm Hasenack: Ertragsbildungs-Analyse und Erfolgsspaltung als betriebswirtschaftliche Probleme. In: BFuP, 6. Jg, 1954, S. 279, Karl Klinger: Der Einkauf im Industriebetrieb. Essen 1950, S. 23, Paul Riebel: Die Deckungsbeitragsrechnung als Instrument der Absatzanalyse. In: Absatzwirtschaft. Hrsg. Bruno Hessenmüller und Erich Schnaufer. Baden-Baden 1964, S. 604. Dagegen vertritt Hake die Auffassung, daß Ertragsanteile zuweilen einzelnen Funktionen zugeordnet werden können. Vgl. Gregor Hake, a.a.O., S. 92. Diese Ansicht ist insofern unbegründet, als der Umsatzertrag eine Folge u ..a. der integrierten Funktionsleistungen ist. Im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung ist lediglich eine Marginalbetrachtung möglich.

192

3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

nal ertragssteigernd, bis sich der Engpaß etwa in die Fertigungsfunktion verlagert, so daß es zu Lieferschwierigkeiten kommt. Die verzögerten Lieferungen könnten dann die Abnehmer veranlassen, bei Konkurenten zu kaufen, wodurch der Umsatzertrag zurückginge. Allerdings handelt es sich hierbei wiederum um eine Modellbetrachtung; denn es wurde unterstellt, daß der Einsatz andernfalls leerkostenverursachender Potentialfaktoren zu einer Ertragssteigerung führt, ohne daß zugleich die Nutzungskosten erhöht werden, z. B. durch den verstärkten Einsatz von Repetierfaktoren. Soweit Ertragsänderungen jedoch mit zusätzlich anfallenden Kosten verbunden sind, liegen alternative Ertragswirkungen vors.

Ertragswirkungen aufgrund der Beurteilung der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft durch die Abnehmer Die Abnehmer der ausgliedernden Betriebswirtschaft verbinden häufig mit der funktionsübernehmenden Betriebswirtschaft bestimmte Vorstellungen hinsichtlich der Qualität der erstellten Leistungen, der Zuverlässigkeit usw., die ihr Verhalten gegenüber der ausgliedernden Betriebswirtschaft beeinflussen können. So ist für die Umsatzerträge bedeutsam, wie die Abnehmer die Ausübung der betreffenden Funktion durch die übernehmende Betriebswirtschaft beurteilen. Die Ausgliederung kann von ihnen als eine Verbesserung, aber auch als eine Verschlechterung angesehen werden. Effektive Leistungsunterschiede in der Funktionsausübung brauchen dabei nicht einmal zu bestehen6 • Auf diese Weise ist es der ausgliedernden Betriebswirtschaft möglich, den ggf. "guten Ruf" der übernehmenden Betriebswirtschaft zu nutzen7• Führt die Funktionsausgliederung deshalb zu einer erhöhten Nachfrage nach den Leistungen der ausgliedernden Betriebswirtschaft, so wirkt das erstragssteigernd. Ebenso ist aber auch eine verminderte, mit Ertragseinbußen verbundene Nachfrage möglich, weil die Abnehmer aufgrund der Funktionsausgliederung qualitativ beeinträchtigte Leistungen, unzuverlässige Lieferungen usw. 5 Zwar werden hier primär die Änderungen in den Umsatzerträgen untersucht, aber es soll zumindest erwähnt werden, daß nichtgenutzte Potentialfaktoren auch zur Erzielung nicht durch die erstellte Leistung bedingter Erträge eingesetzt werden können, sei es durch die Vermietung freiwerdender Räume und Maschinen oder durch die "leihweise Überlassung" von Arbeitskräften. s Vgl. in diesem Sinne auch: GerhaTd Krüger: Betriebswirtschaftliche Überlegungen zur Frage Eigenfertigung oder Fremdbezug von Leistungen. In: Gegenwartsfragen der Unternehmensführung, Festschrift zum 65. Geburtstag von Wilhelm Hasenack:, Hrsg. Hans-Joachim Engeleiter. Herne, Berlin

1966, 1

s. 488.

Vgl. u. a. die Beispiele bei Heinz Rasch, a.a.O., S. 134.

B. Ertragswirkungen

193

erwarten. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, daß die Umsatzerträge völlig unberührt bleiben, weil den Abnehmern die Funktionsausgliederung überhaupt nicht bekannt wird, oder sie dieser gegenüber indifferent sind.

Ertragswirkungen aufgrund veränderter Funktionsausübung durch die funktionsübernehmende Betriebswirtschaft oder der Weitergabe von Betriebsgeheimnissen Die Ausübung der ausgegliederten Funktion muß in der übernehmenden Betriebswirtschaft nicht unbedingt zu gleichen Leistungen führen wie bei der Selbstausübung. Vielmehr ist es möglich, daß die Funktion von der übernehmenden Betriebswirtschaft evtl. nur in einer, durch die eingesetzten Leistungsfaktoren, die Wünsche anderer ausgliedernder Betriebswirtschaften usw. bedingten und von der Selbstausübung abweichenden Art und Weise ausgeübt werden kann. Die unmittelbare Folge davon wäre eine Mehr- oder Minderleistung resp. eine andersartige Leistung, ohne daß die ausgliedemde Betriebswirtschaft eine Alternative zwischen Kosten- und Leistungswirkungen der Funktionsausgliederung hätte. Derartige Leistungsänderungen bestehen etwa, wenn die in der übernehmenden Betriebswirtschaft hergestellten Teile eine höhere Qualität aufweisen als die der eigenen Fertigung oder bei einer erhöhten oder verringerten Werbewirkung. Die Leistungsänderungen können sich, wenn sie nicht in den verbleibenden Funktionsbereichen zu Kostenänderungen führen8, ebenso auf die Umsatzerträge auswirken, wie dies im Zusammenhang mit dem Einsatz von andernfallsLeerkosten verursachenden Potentialfaktoren abgeleitet wurde. Unabhängig von den Kosten der Funktionsausgliederung sind nicht zuletzt dadurch Ertragsminderungen möglich, daß die übernehmende Betriebswirtschaft Informationen, die sie zum Zwecke der Funktionsausübung erhält, den Konkurrenten der ausgliedemden Betriebswirtschaft zugänglich macht oder für diese auswertet. Auf diese Weise weitergegebene Betriebsgeheimnisse können von den Konkurrenten ungeachtet der sich daraus ergebenden vertraglichen oder rechtlichen Folgen so verwandt werden, daß sie ihre eigene Marktstellung verbessern, d. h. Abnehmer der ausgliedemden Betriebswirtschaft gewinnen und somit deren Umsatzerträge mindern.

s Kostenwirkungen könnten beispielsweise in der Endmontage eintreten, weil die Ausschußquote aufgrund der höheren Qualität der Teile sinkt, so daß die unveränderte Leistung mit einem geringeren Faktoreinsatz erreichbar ist. · 13 Selchert

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

voraussichtlich im Falle der Funktionsausgliederung und der fortgesetzten Selbstausübung ergeben werden. Einen ggf. bis zu der bereits fixierbaren Wiedereingliederung der Funktion reichenden Zeitraum einzubeziehen, ist insofern begründet, als sich die ausgegliederte Funktion bei späteren Ertragsminderungen, je nach der gewählten Anpassungsform und der evtl. vertraglich vereinbarten Dauer der Fremdausübung, nicht sofort wieder eingliedern läßt, wodurch dann zumindest für eine bestimmte Zeit Ertragseinbußen unvermeidlich wären. Erstreckt sich die Betrachtung auf einen längeren Zeitraum, dann ist hinsichtlich der Ertragswirkungen der Funktionsausgliederung zweierlei zu erkennen: 1. Einige Einflüsse auf die Umsatzerträge kommen nicht sofort mit der Funktionsausgliederung, sondern erst mit zeitlicher Verzögerung zur Wirkung, weil die Leistungen der einzelnen Funktionsbereiche in einer bestimmten Zeit erbracht und Leistungsänderungen erst nach Ablauf dieser Zeitspanne sichtbar werden. Aber auch die so eingetretenen Leistungsänderungen führen nicht uno actu zu veränderten Umsatzerträgen. Erhöhte Leistungen, z. B. in der Werbung oder Absatzmarktforschung, bewirken erst dann höhere Umsatzerträge, wenn sie sich in eine gestiegene Nachfrage nach den Leistungen der Betriebswirtschaft und in Geschäftsabschlüsse umgesetzt haben, was wiederum Zeit erfordert. Andererseits haben Leistungsminderungen oder die Gefahr der Lieferstockung rückläufige Umsatzerträge zur Folge, wenn sie den Abnehmern bewußt geworden sind und diese deshalb zu Geschäftsbeziehungen mit konkurrierenden Betriebswirtschaften übergehen. Es ist also denkbar, daß die Umsatzerträge nach der Funktionsausgliederung zunächst nicht von denjenigen abweichen, die auch bei Selbstausübung erzielt worden wären, und sich erst im Zeitablauf ändern. Umgekehrt kann man aber auch nicht ausschließen, daß unmittelbar nach der Funktionsausgliederung Ertragsminderungen oder -Steigerungen eintreten, weil die Abnehmer als Folge der Funktionsausgliederung eine Leistungsminderung (z. B. Qualitätsminderung) oder Lieferstokkung befürchten bzw. mit Leistungssteigerungen rechnen. Derartige Ertragsänderungen brauchen im Zeitablauf nicht konstant zu bleiben; sie können sogar in die entgegengesetzte Richtung umschlagen, wenn sich die Befürchtungen oder Erwartungen der Abnehmer als unbegründet erweisen. Die Funktionsausgliederung kann also in bezug auf die Umsatzerträge ebenso mit "Anfangserfolgen" (nur vorübergehenden Ertragssteigerungen) wie mit "Anlaufschwierigkeiten" (nur vorübergehenden Ertragsminderungen) 11 verbunden sein.

u Solche Anfangsschwierigkeiten sind häufig ein Grund dafür, die Funktionsausgliederung in Zeiten günstiger Ertragslage vorzunehmen, in denen vorübergehende Ertragsminderungen leichter ausgeglichen werden können.

B. Ertragswirkungen

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2. Bereits im Zusammenhang mit den Kostenwirkungen wurde festgestellt, daß die ausgliedernde Betriebswirtschaft durch die Funktionsausgliederung evtl. ihre Elastizität erhöht. Es ist ihr ggf. möglich, kurzfristig die übernehmende Betriebswirtschaft zu wechseln, wenn diese ungeeignet ist, sich im erforderlichen Maße in der Funktionsausübung umzustellen. Die erhöhte Umstellungsfähigkeit wirkt sich positiv auf die Umsatzerträge aus. Indem die Betriebswirtschaft schneller als bei Selbstausübung der Funktion die von den Abnehmern verlangten (geänderten) Leistungen anbieten kann, sind die Voraussetzungen dafür geschaffen, verstärkt die Nachfrage auf das eigene Angebot zu lenken, was zweifellos nicht nur während des so gewonnenen zeitlichen Vorsprungs, sondern fortgesetzt den Ertrag erhöht. II. Integration der Ertragswirkungen in den Erfolgskalkül

Lassen sich schon die Kostenwirkungen der Funktionsausgliederung rechnerisch nur mit einem erheblichen Arbeitsaufwand hinreichend erfassen, so bereitet die rechnerische Ermittlung der theoretisch erkennbaren Ertragswirkungen noch weit größere Schwierigkeiten12 • Das ist vor allem darauf zurückzuführen, daß die Umsatzerträge nicht in demselben Maße wie Kosten Unternehmerischen Entscheidungen zugänglich sind. Sie werden vielmehr wesentlich von dem Verhalten der effektiven und potentiellen Abnehmer bestimmt, worauf die Betriebswirtschaft nur einen begrenzten Einfluß hat. Vergleichsweise leicht lassen sich noch die Leistungsänderungen in den Funktionsbereichen als Folge der Funktionsausgliederung feststellen. Dafür, wie sich solche Leistungsänderungen in den Umsatzerträgen niederschlagen, bestehen jedoch für eine rechnerische Ermittlung, und zwar für die dazu durchzuführende Schätzung, kaum hinreichende Anhaltspunkte. Selbst wenn grundsätzlich ein ertragsgesetzlicher Zusammenhang zwischen Leistungs- und Umsatzänderung konstatiert wird, ist der im Einzelfall der Leistungssteigerung oder -minderung gültige Verlauf der Umsatzertragskurveapriori nicht bekannt. Um sich über diesen Kurvenverlauf und damit über die Ertragsänderung als Folge der Funktionsausgliederung Kenntnisse zu verschaffen, bietet es sich ggf. an, die Ertragswirkungen früher vorgenommener oder auch durch andere Betriebswirtschaften durchgeführter Funktionsausgliederungen als Schätzungsgrundlage zu verwenden. 12 Vgl. in diesem Sinne auch Fritz Wilhelm Hardach: Werkseigene Vertriebsgesellschaften, a.a.O., S. 81, der feststellt, " . . . die Ertragsseite ist zahlenmäßig kaum zu erfassen. Deshalb könnte man zwar ... mathematische Formeln für die Mehr- und Minderkosten, die Mehr- und Minderleistungen aufstellen, aber es ist schwer, wenn nicht überhaupt unmöglich, die Formeln durch Zahlen im konkreten Fall auszufüllen".

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

Zu 11.): Daß der Faktoreinsatz in stärkerem Maße gesenkt wird, als die Funktionsausgliederung Anforderungsminderungen mit sich bringt, ist vor allem dann bedeutsam, wenn diese lediglich eine intensitätsmäßige und/oder zeitliche Anpassung im Faktoreinsatz erlaubt, weil die Leistungsfaktoren zugleich auch der Ausübung verbleibender Funktionen dienen. In einer solchen Situation bietet es sich an, diese Leistungsfaktoren, selbst wenn sie nicht vollständig frei werden, aus der Betriebswirtschaft herauszunehmen, um dadurch auch Bereitschaftskosten einzusparen. Daraus folgt, daß die verbleibenden Funktionen, für die diese Faktoren ebenfalls eingesetzt sind, nicht mehr im bisherigen Umfang ausgeübt werden können und sich die entsprechenden Leistungen vermindern. Das Ausmaß der Leistungsminderung wird durch dieselben Momente bestimmt, die für eine Leistungssteigerung bei erhöhtem Faktoreinsatz genannt wurden. Die Leistungsminderung wirkt wiederum ertragsmindernd, wobei sich auch das Ausmaß der Ertragsminderungen nach den Faktoren richtet, wie sie in Verbindung mit Ertragssteigerungen aufgrund erhöhter Leistungen behandelt wurden. Wenn der Funktionsbereich, in dem durch den Faktorabbau Leistungsminderungen eintreten, keinen Engpaß bildet, kann im Verhältnis zu den eingesparten Kosten mit unterproportionalen Ertragsminderungen gerechnet werden9 • Zu ß): Die Funktionsausgliederung führt in einzelnen der verbleibenden Funktionsbereiche u. U. zu erhöhten Leistungsanforderungen, was evtl. den zusätzlichen Einsatz von Leistungsfaktoren verlangt, um nicht die Umsatzerträge zu beeinträchtigen. Das gilt z. B. für eine zusätzliche Lagerung und/oder für Transporte, . aber auch für eine erschwerte Informationsgewinnung usw.

Verzichtet die Betriebswirtschaft darauf, ein Lager einzurichten, womit etwa durch Transportunsicherheiten hervorgerufene Stockungen in der Ausübung anderer Funktionen zu vermeiden wären, so lassen sich zwar Kosten (Lagerkosten) einsparen, aber die dann eintretenden Stockungen führen möglicherweise zu Lieferschwierigkeiten, die je nach der gegebenen Situation auf dem Absatzmarkt die Abnehmer veranlassen, die von ihnen gewünschten Leistungen anderweitig zu beziehen, so daß Umsatz- und Ertragsrückgänge eintreten. Sind um ein anderes Beispiel zu nennen - die zur Ausübung der verbleibenden Funktionen eingesetzten Personen nicht imstande, die erforderlichen Informationen auch unter den durch die Funktionsausgliederung ggf. erschwerten Bedingungen zu gewinnen, so besteht für die ausgliedernde Betriebswirtschaft evtl. nur die Alternative, besser geeignete, aber Ein Abbau von Leistungsfaktoren in dem Funktionsbereich, der den der Betriebswirtschaft darstellt, braucht nicht erwogen zu werden, weil dadurch die Engpaßsituation noch verstärkt würde. 9

Engpaß

B. Ertragswirkungen

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damit evtl. auch teurere Arbeitskräfte einzusetzen oder die bisherigen zu belassen und wegen unzureichender Funktionsleistung Ertragsminderungen zu akzeptieren. Ein erhöhter Faktoreinsatz wäre - um die Umsatzerträge zu halten - ebenfalls erforderlich, wenn durch die Ausgliederung der Einkaufsfunktion die über die Funktionspartner bestehenden Beziehungen zur Verkaufsfunktion gelöst wird und die ausgliedernde Betriebswirtschaft auf dem entsprechenden Beschaffungsmarkt eine vergleichsweise starke, auf dem Absatzmarkt aber eine schwache Position hat. In diesem Falle muß sie erhöhte Verkaufsanstrengungen unternehmen, um die Abnehmer nicht zu verlieren, die sie bis zur Ausgliederung des Einkaufs durch ihre eigene Abnahme an sich binden konnte. Verzichtet die ausgliedernde BetriebsWirtschaft auf die erhöhten, mit Mehrkosten verbundenen Verkaufsanstrengungen, so treten zwar keine Kostensteigerungen, dafür aber Ertragsminderungen ein.

Zu y): Abschließend sei noch auf die Möglichkeit verwiesen, die externen Kosten zu Lasten der durch die ausgegliederte Funktion zu erstellenden Leistung niedrig zu halten, wobei sich auch diese Leistungsminderung ertragsverringernd auswirkt. In der Realität besteht allerdings eher der Trend zur Überbetonung der ausgegliederten Funktion10 als zu einer Verminderung der Funktionsleistung, die zur Sicherung der Umsatzerträge erforderlich ist. c) Kombinierte Ertragswirkungen und Ertragseinflüsse in der Zukunft Die kumulativen und die alternativen Ertragswirkungen - und bei ihnen wiederum die Ertragserhöhungen und -minderungen - müssen keineswegs isoliert auftreten, sondern sind häufig miteinander verbunden. Das wurde bereits ·daraus ersichtlich, daß der Einsatz andernfalls Leerkosten verursachender Potentialfaktoren zugleich den Einsatz von Repetierfaktoren und insofern erhöhte Kosten verlangt, um Ertragssteigerungen zu erreichen. Andererseits können diese ertragssteigernden Einflüsse vermindert, kompensiert oder sogar überkompensiert werden, wenn die aufgrund erhöhter Anforderungen benötigten Leistungsfaktoren nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Ob also die Umsatzerträge durch die Funktionsausgliederung insgesamt zurückgehen, steigen oder unverändert bleiben, hängt davon ab, welche dieser Einflüsse dominieren. Auch hinsichtlich der Ertragswirkungen ist es für die Entscheidung über die Funktionsausgliederung zweckmäßig, nicht lediglich von der im Zeitpunkt der Funktionsausgliederung gegebenen Situation auszugehen, sondern zu berücksichtigen, welche Ertragsentwicklungen sich to

In diesem Sinne vgl. Renate Spintler, a.a.O., S. 140 f.

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3. Abschnitt: Wirkungen der Funktionsausgliederung

b) Alternative Ertragswirkungen 1. Im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung hervorgerufene Ertragssteigerungen

Zumindest in einem bestimmten Rahmen hat die ausgliedernde Betriebswirtschaft häufig eine Alternative zwischen Ertrags- und Kostenwirkungen. Sie kann beispielsweise auf - bei gleicher Funktionsleistung und gleichem Ertrag - realisierbare Kostenvorteile verzichten, um dadurch Ertragssteigerungen zu erreichen. Solche alternativen (also kostenwirkungsalternativen) Ertragssteigerungen lassen sich vor allem erzielen: 11.) indem die ausgliedernde Betriebswirtschaft die durch verminderte

Leistungsanforderungen freiwerdenden Leistungsfaktoren nicht abbaut, diese vielmehr für die intensivere oder zusätzliche Ausübung anderer Funktionen einsetzt;

ß) indem die ausgliedernde Betriebswirtschaft nicht nur auf eine mögliche Kostenverminderung verzichtet, sondern darüber hinaus zusätzliche Kosten durch die intensivere Ausübung der verbleibenden Funktion in Kauf nimmt;

Y) indem das Bestreben nicht darauf gerichtet ist, die externen Kosten (bei gleicher Leistung wie im Falle der Selbstausübung) so niedrig wie möglich zu halten, sondern höhere externe Kosten akzeptiert werden, um dadurch eine Leistungssteigerung und als deren Folge eine Steigerung der Umsatzerträge zu realisieren. Zu 11.); Die durcll eine Funktionsausgliederung vollständig oder teilweise freiwerdenden Potentialfaktoren lassen sich ebenso wie die Repetierfaktoren für andere Funktionen einsetzen. Die Folgen davon sind einerseits Leistungssteigerungen, die sich - je nach ihrem Verhältnis zu den übrigen Funktionsleistungen - in Ertragssteigerungen auswirken. Andererseits entstehen die durch den Einsatz dieser Leistungsfaktoren verursachten Kosten auch nach der Funktionsausgliederung, so daß also auf mögliche interne Kostenwirkungen verzichtet wird. Zu ß): Als unmittelbare Folge der Funktionsausgliederung ist denkbar, daß nicht nur die zunächst freiwerdenden, sondern vielmehr noch zusätzliche Leistungsfaktoren für die Ausübung von Funktionen innerhalb der ausgliedernden Betriebswirtschaft eingesetzt werden. Dieser zusätzliche Faktoreinsatz und die damit verbundenen Kosten sind durch zweierlei motiviert: Zum einen sollen die intern erstellten Funktionsleistungen so erhöht werden, daß die von der übernehmenden Betriebswirtschaft erbrachte Leistung stärker zu Ertragssteigerungen führen

B. Ertragswirkungen

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kann. Beispielsweise wird das Leistungsvermögen der Verkaufsabteilung erhöht, um die von der übernehmenden Betriebswirtschaft erreichte Werbewirkung nicht wegen der mangelnden Verkaufsbereitschaft der ausgliedernden Betriebswirtschaft ungenutzt zu lassen. Zum anderen sind verbleibende Funktionsteile mit der Wirkung erhöhter Kosten evtl. zu intensivieren, um die vor allem von einer Funktionsgemeinschaft erbrachten Leistungen erst hinreichend für sich nutzbar machen und damit die Umsatzerträge steigern zu können. Das gilt dann, wenn eine Funktionsgemeinschaft für alle Mitglieder Artikelwerbung, Grundlagenforschung usw. betreibt und jedes Mitglied versuchen muß, durch Individualwerbung einen Teil der so erreichten Werbewirkung auf sein Angebot zu lenken bzw. die Forschungsergebnisse für seine Zwecke auszuwerten. Zu y): Eine Alternative zwischen Kosten- und Ertragswirkungen ist auch dann gegeben, wenn man die auszugliedernde Funktion von der übernehmenden Betriebswirtschaft wie bei der Selbstausübung, aber auch in anderen Dimensionen, z. B. mit erhöhter Leistung, ausüben lassen kann. Bei höherer Leistung sind gleichermaßen höhere externe Kosten zu erwarten. Wie stark die Kosten durch solche Leistungssteigerungen anwachsen, bestimmen die Faktoren, die grundsätzlich für die Höhe der externen Kosten genannt wurden. Inwieweit sich die Leistungssteigerung in höheren Umsatzerträgen der ausgliedernden Betriebswirtschaft niederschlägt, hängt von den übrigen, für das Erzielen der Umsatzerträge erforderlichen Funktionsleistungen ab.

2. Im Zusammenhang mit der Funktionsausgliederung hervorgerufene Ertragsminderungen Ebenso wie Steigerungen der Umsatzerträge kann die Funktionsausgliederung auch Umsatzertragseinbußen zur Folge haben. Diese werden von der ausgliedernden Betriebswirtschaft u. U. in Kauf genommen, um so verstärkt Kostenvorteile realisieren zu können. Hierfür bieten sich drei Möglichkeiten:

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