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German Pages 168 [169] Year 2010
EDITION MANAGEMENT
Thomas Schleicher
Achtung Pensionsgefahr ! Optimierung und Auslagerung von Pensionslasten aus betriebswirtschaftlicher Sicht
Verlag Wissenschaft & Praxis
EDITION MANAGEMENT
Thomas Schleicher
Achtung Pensionsgefahr! Optimierung und Auslagerung von Pensionslasten aus betriebswirtschaftlicher Sicht Ein Lösungsbuch mit praktisch erprobten Anwendungsbeispielen!
Verlag Wissenschaft & Praxis
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d‐nb.de abrufbar. ISBN 978‐3‐89673‐553‐9 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2010 D‐75447 Sternenfels, Nussbaumweg 6 Tel. +49 7045 930093 Fax +49 7045 930094 verlagwp@t‐online.de www.verlagwp.de © Einbandbild: Alexey ‐ Fotolia Alle Rechte vorbehalten Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis Worum geht es in diesem Buch? .................................................................................. 7 KAPITEL 1: Was bisher geschehen ist – und warum .................................................. 11 KAPITEL 2: Fehler im System ..................................................................................... 17 KAPITEL 3: Folgen aus den Fehlentwicklungen.......................................................... 23 KAPITEL 4: Veränderungen der Rahmenbedingungen für Bewertungsansätze – und somit des Kapital‐ & Finanzierungsbedarfs ...................................... 27 4.1 Fiskalische Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung (Heubeck‐Barwert)............................................................................ 29 4.2 Aktuarische Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung (Versichererbarwert)......................................................................... 32 4.3 Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung nach internationalen Bilanzierungsstandards (IFRS/IAS‐Bewertung) .......... 34 4.4 Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung nach nationalen Bilanzierungsstandards ab 2010 (BilMoG‐Bewertung).... 37 4.5 Vergleichsmatrix unterschiedlicher Bewertungsmethoden .............. 40 4.6 Checkliste Fragen‐Antworten zur Selektion der richtigen Lösung..... 41 KAPITEL 5: Lösungswege ........................................................................................... 43 5.1 Interne Lösungen – Die Pensionszusage und ihre eigenen Möglichkeiten............................................................... 52 5.1.1 Ausfinanzierung und Saldierung............................................. 52 5.1.2 Abfindung ............................................................................... 58 5.1.3 Verzicht und fehlende Werthaltigkeit .................................... 65 5.1.4 Treuhandlösung CTA (Contractual Trust Arrangement) ......... 73 5.2 Externe Lösungen – Auslagerung der Pensionsverpflichtung auf einen Dritten ............................................................................... 80 5.2.1 Liquidations‐Direktversicherung ............................................ 81 5.2.2 Der Pensionsfonds.................................................................. 85 5.2.2.1 Pensionsfonds mit Versichererkalkulation ................ 86 5.2.2.2 Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation................ 91
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5.2.2.3 Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation................ 96 5.2.3 Die Unterstützungskasse ...................................................... 101 5.2.3.1 Die rückgedeckte Unterstützungskasse................... 102 5.2.3.2 Die freie (pauschal dotierte) Unterstützungskasse.. 110 5.2.4 Sondergesellschaften (Rentner‐Gesellschaft) ...................... 118 5.2.5 Vergleichsmatrix aller Lösungsansätze................................. 124 KAPITEL 6: Berechnungsbeispiele aus der Praxis (Bilanz, GuV, Ratingkennzahlen). 125 KAPITEL 7: Aus der Not eine Tugend machen – warum in den kommenden Jahren handeln ...................................................................................... 157 KAPITEL 8: Innovatives aus Europa – wie wird aus einem Fluch ein Segen ............. 161 Resümee, Wunsch des Autors & Dank...................................................................... 165 Abkürzungs‐ und Erläuterungsverzeichnis ................................................................ 167
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Worum geht es in diesem Buch? Vielen Dank, dass Sie dieses Buch erworben haben. Es wird Ihnen als Ratgeber und Arbeitsbuch zugleich von Nutzen sein bei der Frage, wie man betriebliche Rentenver‐ sprechen der 70er, 80er und 90er Jahre an (aktive und ehemalige) Mitarbeiter oder Unternehmer mittels Pensions‐/Direktzusagen „entschärfen“ kann. Um von Beginn an die richtige Basis zu schaffen, möchte ich die richtigen Er‐ wartungen bei Ihnen erzeugen. Die betriebliche Altersversorgung besteht im Wesent‐ lichen aus Arbeitsrecht, Betriebswirtschaft und Mathematik. Selbstverständlich be‐ steht sie auch aus den weitläufig bekannten Fragen der Auswahl des Versicherungs‐ partners, der Verzinsung der eingezahlten Gelder und den regularischen Rahmen‐ bedingungen von Staat und Kapitalanlagegesellschaften. Letzteres sind aber eher sekundäre Fragen. Dieses Buch beschäftigt sich ausschließlich mit dem Wesentlichen, das im unter‐ nehmerischen Alltag oberste Priorität hat – nämlich mit Betriebswirtschaft und Mathematik. Viel wichtiger als die Frage nach dem Versicherer, ist es, zu verstehen, welche Mechanismen innerhalb des Profit‐Centers Betriebsrente wirken – und bereits in den vergangenen Jahrzehnten gewirkt haben. Nur so wird plausibel, warum vielerorts aus Pensionslust Pensionsfrust geworden ist und wie man diesen Frust lö‐ sen kann. Die Liste der betroffenen Unternehmen ist genauso lang wie prominent. Alleine rd. 400.000 Unternehmer in Deutschland haben eine eigene, vom Betrieb an den Ge‐ schäftsinhaber versprochene Betriebsrente. Jeder 5. Betriebsinhaber in Deutschland ist damit betroffen. Dazu gesellen sich sog. kollektive Pensionsversprechen, Ver‐ sprechen der Betriebe an die (aktuellen und ehemaligen) Mitarbeiter. Vor allem deutsche DAX‐Konzerne und Mittelständler – die sog. “Old Economy“ – sind in der Bringschuld einer vom Unternehmen zugesagten Betriebsrente. Erhebungen des Jahres 2005 zu Folge wurden rd. 250 Mrd. Euro an Betriebsrentenvolumen durch diese Traditionsunternehmen versprochen. Und der Schrecken geht weiter: Die Er‐ hebungen basieren auf einer Bewertungsvorschrift, die – spätestens durch das neue Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz – überholt ist. Tatsächlich bewegt sich das Volumen bei der heutigen Lebenserwartung schätzungsweise im Bereich von 350 ‐ 450 Mrd. Euro. Dieses Buch liefert den geschichtlichen Hintergrund, warum sich Unternehmen diese Hypothek aufgeladen haben und dieses vermeintliche Finanzgeschenk völlig aus dem Ruder geraten ist. Es beleuchtet die Veränderungen der gesellschaftlichen und glo‐ balwirtschaftlichen Entwicklung und welche Fehler aus heutiger Erfahrung in der Kal‐ kulation begangen wurden. Anschließend erfahren Sie, aus welchen Blickwinkeln die
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Pensionslast heute bewertet werden kann und zu welchen Ergebnissen diese unter‐ schiedlichen Einschätzungen führen. Denn: Das Wissen um die eigene Einschätzung sowie die Einschätzung des Marktes dient als Basis, um zu einer Entscheidungsgrund‐ lage für den zukünftigen Umgang mit Pensionslasten aus der Betriebsrente zu ge‐ langen. Ist der persönliche Geschmack des Betroffenen erst einmal bekannt, bietet ein bunter Strauß an Lösungen Abhilfe in vielfältig denkbaren Ausgangssituationen. Sowohl die Lösungen der Versicherungsbranche als auch der freien Finanzdienst‐ leistung werden nach einem festen Kriterienkatalog wünschenswerter Ergebnisse ab‐ gearbeitet. Für diesen Prozess – Problemerkenntnis, Problembewertung, Problembewältigung – ist es nicht zwingend notwendig, über den betriebswirtschaftlichen und mathema‐ tischen Teil hinaus mit fachlich trockenen Gesetzen, Urteilen, Verordnungen usw. – ich möchte es als „Fachchinesisch“ bezeichnen – zu arbeiten. Vielmehr stand für mich bei der Ausarbeitung des Buches im Vordergrund, ein grundlegendes Verständnis des Problems und der Lösungen für jedermann, der sich damit beschäftigen muss, zu er‐ reichen. Wer die Mechanismen begreift, hält den Schlüssel in Händen, aus dem viel‐ fältigen Angebot an Optimierungs‐ und Lösungsmöglichkeiten die richtige Wahl für sich und das Unternehmen zu treffen. Mir geht es darum, Ihre Zeit und Konzentration auf das Wesentliche zu binden und mit einfachen Worten den Kern auf den Punkt zu bringen. Durch Grafiken, Zusammenfassungen und Schnellübersichten eröffnet sich Ihnen die Möglichkeit, den Kern des Buches innerhalb kürzester Zeit zu erfassen. Wie ich zu diesen „Zeitturbos“ komme, können Sie im Text nachlesen. Für diejenigen, denen das elementare Drumherum nicht ausreichend ist, empfehle ich gerne auf Nachfrage entsprechende Literatur, um tiefer in das Fachchinesisch ein‐ tauchen zu können. Eine Grundregel gilt es bei allem zu beachten: Es gibt Dinge in der betrieblichen Altersversorgung, die kann man einfach nicht ver‐ ändern. Dazu gehört z. B., dass bereits an den Mitarbeiter versprochene Leistungen auch erfüllt werden müssen, oder, dass dem Mitarbeiter ein Angebot zum Aufbau ei‐ ner eigenen Betriebsrente unterbreitet werden muss. Für alles andere gilt mein Wunsch für Sie: Entdecken Sie wieder den Spaß an der (bereits existierenden sowie neu zu erschaffenden) Betriebsrente! Ich verspreche Ihnen, dass Sie sich mit Ihrem Unternehmen – gleich welche wirtschaftliche Ausgangssituation – willkommene Wettbewerbsvorteile verschaffen werden. Bevor Sie einsteigen, möchte ich betonen, dass dieses Buch Ihnen die Basis gibt, um aus einer Vielzahl von Lösungen einen gangbaren Weg für Ihre Betriebsrente zu er‐ arbeiten. Viele Beispiele und Berechnungen sind plakativ zu verstehen. Sie bürgen nicht für den Anspruch auf finale Exaktheit, sondern für den Anspruch auf prinzipielle
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Logik und Verständlichkeit. Bei der Fülle an Individualität (Rahmenbedingungen der Pensionszusage, Pensionärs‐ und Mitarbeiterstruktur, Gesellschaftsform, Risikoprofil des Unternehmens usw.) dieses Themas ist es unmöglich, eine pauschale, allgemein verbindliche Lösung für jedes Unternehmen zu präsentieren. Für die Umsetzung der Lösungen ist es unablässig, mit einem versierten Steuerbe‐ rater und/oder Wirtschaftsprüfer sowie einem Fachmann der betrieblichen Altersver‐ sorgung zusammenzuarbeiten. Das Buch hilft Ihnen, Ihre Ziele zu formulieren und zielsicher mit den Fachleuten den für Sie richtigen Weg in die Tat umzusetzen. Es er‐ setzt keine Beratung, eine Umsetzung von Lösungen ohne fachliche Begleitung ist fahrlässig. Viel Spaß beim Lesen & stets zu Ihrer Verfügung Ihr Thomas Schleicher
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KAPITEL 1: Was bisher geschehen ist – und warum Wissen Sie eigentlich, warum die gesetzliche Rentenversicherung 1889 in Deutsch‐ land eingeführt wurde? Sicher haben Sie eine Ahnung. Bismarck führte 1889 die gesetzliche Rentenversicherung ein, um die Teile der Be‐ völkerung, die mindestens 70 Jahre alt oder invalide waren, mit einer staatlichen Unterstützung zu versorgen. Geschuldet war dies der historischen Literatur zu Folge den seit Jahrzehnten anhaltenden Unruhen in der Bevölkerung. Um also Alte und Er‐ werbsunfähige zu versorgen, mussten alle Erwerbstätigen – Arbeiter und Angestellte – ab 1889 1,7 % des Arbeitslohnes in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Wie heute auch die eine Hälfte vom Unternehmer, die andere Hälfte vom Mitarbeiter. Um als Einzahlender selbst in den Genuss einer staatlichen Rente zu kommen, musste neben dem Renteneintrittsalter 70 noch die Hürde gemeistert werden, mindestens 30 Jahre lang eingezahlt zu haben. Die Frage nach der Ernsthaftigkeit einer solchen staatlichen Altersversorgung ist nur schwer zu beantworten, sofern man weiter in den Geschichtsbüchern blättert: Denn, die damalige durchschnittliche Lebenserwartung eines Arbeiters betrug 40 Jahre. Nur 2 % der Bevölkerung wurden älter. So gesehen besteht der Verdacht, dass der Sinn der gesetzlichen Rentenversicherung nicht in der Versorgung der breiten Bevölkerung bestand. Wie Sie sich unschwer vorstellen können, produzierte diese gesetzliche Renten‐ versicherung in ihren Anfängen erfreuliche Überschüsse. Auf der einen Seite zahlte jeder Erwerbstätige ein, auf der anderen Seite erhielt ein verschwindend kleiner Bruchteil der Bevölkerung eine Versorgung. Sicher füllte sich die „Kriegskasse“ rasch in erquickliche Dimensionen. Nun, mindestens die Nazis erkannten, welch willkommenes Finanzierungspotenzial im globalen Wettstreit der Nationen in der gesetzlichen Rentenversicherung zu fin‐ den war und plünderten diese „Kriegskasse“ nachweislich zur Verfolgung ihrer Ziele. Denn auch zu Zeiten des Dritten Reichs war die Lebenserwartung eines Arbeiters nicht schlagartig auf das „zu erreichende“ Rentenalter von 70 Jahren angestiegen. Gewinnt man den Eindruck, die gesetzliche Rentenversicherung war nicht nur ihrem Altersversorgungszweck geschuldet, dann bekommt dies natürlich einen ganz ande‐ ren Anstrich. Die Ökosteuer auf Kraftstoffe heute dient ja schließlich ebenfalls nicht nur ausschließlich ökologischen Zielen, sondern hilft vielmehr, die aktuellen Löcher der gesetzlichen Rentenversicherung zu stopfen. Es ist den Machthabern um Bis‐ marck sicher genauso gut wie unseren aktuellen Politikern zuzutrauen, in der Frage nach Finanzierungsmöglichkeiten des Staates die gleiche Kreativität besessen zu haben.
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Die gesetzliche Rentenversicherung und ihre Rahmenbedingungen – wie oben be‐ schrieben – haben sich in rd. 120 Jahren nicht grundlegend verändert. Sicher, der Bei‐ tragssatz verändert sich leider immer wieder, das zu erreichende Rentenalter ebenso, der begünstigte Personenkreis (insbesondere zu Zeiten des Wirtschaftswunders sowie nach der Öffnung der Grenzen) auch. Aber dem Grunde nach zahlen immer noch die Erwerbstätigen und ihre Arbeitgeber prozentual auf das Einkommen einen Beitrag. Nach 45 Jahren Erwerbsleben gibt es dann heutzutage die versprochene Rente, die die nachfolgenden Generationen im Sinne eines Umlageverfahrens be‐ dienen. Menschlich „glücklicherweise“, aber rentenmathematisch „leider“ hat sich die Lebenserwartung unserer Bevölkerung in den letzten 120 Jahren, im Unterschied zu der grundlegenden Finanzierungssystematik, dramatisch verändert, ja quasi völlig umgekehrt. Fast jeder Mensch in Deutschland erreicht heute das rentenfähige Alter. Verstirbt heute ein Mensch im Alter von 40 Jahren, erregt dies mehr Aufmerksamkeit wie das Ableben eines älteren Menschen, z. B. mit 80 oder 85 Jahren. Vor 12 Jahr‐ zehnten war dies sicher völlig umgekehrt. Dazu haben wir zu wenig Kinder, die nach‐ rücken, um die Rentenansprüche, die sich die älteren Menschen verdient haben, heute bezahlen zu können. Die Zeiten kinderreicher Familien mit bis zu 13 ‐ 14 Kindern sind der Familienentwicklung mit heute durchschnittlich einem Kind gewichen. Auch hier haben sich die Vorzeichen völlig umgekehrt. Am Problem der sog. „demografischen“ (Fehl‐)Entwicklung kaut die heutige gesetz‐ liche Rentenversicherung schwer – das weiß natürlich längst jeder. Zumindest dafür darf man in gewisser Weise dankbar sein, über diese Fehlentwicklung Bescheid zu wissen. Und Fehler passieren schließlich nur einmal – sollte man meinen. Bedauerlicherweise saßen auch die Unternehmen nach dem Wirtschaftswunder der 60er Jahre derselben Fehleinschätzung auf – wie Bismarck. Der Unterschied: Die Un‐ ternehmen hatten die Wahl, die gesetzlich Rentenversicherten nicht. Die Wahl, den Beschäftigten des Unternehmens eine Betriebsrente zuzusagen, war nicht von betrieblichen Unruhen getrieben, sondern von der Aussicht, Steuern zu sparen. In Zeiten, wo Milch und Honig im Sinne von wirtschaftlichem Erfolg flossen, gediehen nach der ersten Wohlstandssättigung der 60er Jahre Überlegungen, wie von den Profiten etwas im Unternehmen behalten werden könnte. Ein damals höchst elegantes Angebot zum „Steuersparen“ war die Betriebsrente. Denn: Für das Ver‐ sprechen einer lebenslangen Betriebsrente an einen Mitarbeiter durften Gewinne ge‐ schmälert werden und somit Steuerzahlungen ausbleiben.
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Dies erfolgte über die sog. Pensions‐/Direktzusage, die – wie die gesetzliche Renten‐ versicherung – heute so nach wie vor in ihren Grundfesten existiert und für 60 % aller Betriebsrentenansprüche in Deutschland den Systemrahmen darstellt: Das System Betriebsrente mit Innenfinanzierungseffekt vor der Rentenphase 2
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Das Unternehmen verspricht dem Mitarbeiter eine Betriebsrente zum Renteneintritt
Gewinn- und Verlustrechnung 4
Das Unternehmen bildet für das Versprechen der Betriebsrente Pensionsrückstellungen in der Bilanz
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Die Pensionsrückstellungen wirken wie Materialeinkauf oder Löhne als gewinnmindernder Aufwand
Bilanz
Je geringer der Gewinn desto niedriger die Steuerzahlung: Pensionsrückstellungen sorgen für Steuereinbehalte im Unternehmen die zu einem Liquiditätspolster führen
Durch die Rentenversprechen duften die Unternehmen sogenannte Pensionsrück‐ stellungen bilden (c+d). Pensionsrückstellungen haben, wie eigentlich alle Arten von Rückstellungen, eine steuerlich veranlagte Motivation. Deshalb reguliert auch die staatliche Finanzbehörde, unter welchen Voraussetzungen und in welcher Höhe Rückstellungen gebildet werden dürfen (um Missbrauch und zu hohe Steuerausfälle zu verhindern). Die Definition einer Rückstellung stellt sich ganz allgemein wie folgt dar: Rückstellungen werden in der Bilanz für ungewisse Verbindlichkeiten gebildet. Sie sind hinsichtlich dem Grunde (ob?), dem Auszahlungszeitpunkt (wann?) oder der Höhe nach (wie viel?) im Zeitpunkt der Bilanzerstellung noch nicht genau bestimmt. Bei der Pensionsrück‐ stellung ist das „ob“ bereits durch das Rentenversprechen erfüllt. Lediglich das exakte „wann“ und „wie viel“ ist zum Bilanzstichtag noch unklar.
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Rückstellungen allgemein haben also die schöne Seite der Medaille, dass Sie in der Gewinn‐ und Verlustrechnung eines Unternehmens einen Aufwand darstellen (e), der den Gewinn fiktiv mindert, ohne dass dafür tatsächlich zunächst Geld die Firma verlässt. Durch die den Gewinn mindernde Pensionsrückstellung wurden die Steuer‐ zahlungen also reduziert. Es blieb quasi sofort Steuergeld im Haus (f), das auf dem Bankkonto („Betriebsrentenkonto“) der Firma schlummerte. Das eigentliche Pensi‐ onsversprechen war erst viele Jahre später einzulösen, wenn der Mitarbeiter das Rentenalter von z. B. 65 Jahren vollendet und alle Hürden übersprungen hatte. Die damals „rentenmathematisch günstige“ Lebenserwartung des Mitarbeiters war – genau wie zu Bismarcks Zeiten – überschaubar und mit den zurückbehaltenen Steuer‐ mitteln mehr als tragbar. Hinzu kam, dass die Hürden für den Mitarbeiter – um letzt‐ lich auch in den Genuss der versprochenen Betriebsrente zu kommen – ziemlich hoch waren. Dazu gehörte z. B. die Frage nach der notwendigen Betriebszugehörigkeit, die sogenannte Unverfallbarkeitsfrist. Bis 1974 waren Unverfallbarkeitsfristen von 35 Jahren Betriebstreue an der Tagesordnung (sog. goldene Fessel). Praktisch bedeutete dies, dass der Pensionsbegünstigte (der Mitarbeiter) 35 Jahre ununterbrochen im selben Betrieb arbeiten musste, um in den Genuss der versprochenen Betriebsrente zu kommen. Schaffte er dies aus irgendwelchen Gründen nicht (Arbeitslosigkeit, Be‐ triebswechsel, Krankheit) waren seine Ansprüche weg, die Steuergelder aber noch da. Zugegeben, in den 60er und 70er Jahren war es wenigstens sehr häufig so, dass ein Mitarbeiter bei ein und demselben Unternehmen sein Leben lang beschäftigt war – sozusagen von der Lehre bis zur Rente. Wie auch bei der gesetzlichen Rentenversicherung erwirtschaftete das „System“ Be‐ triebsrente zu Beginn Jahr für Jahr Kapitalmittel, ohne dass es tatsächliche Mittel‐ abflüsse in größerer Summe gab. Durch die für das Unternehmen günstigen Rahmen‐ bedingungen der Betriebsrente und die Annahmen zur Lebenserwartung des Mitarbeiters waren das Risiko und die Zahlungsverpflichtung für das Unternehmen stark begrenzt. So ist es aus heutiger Sicht mehr als nachvollziehbar, dass es lukrativ erschien, die angesammelten Mittel im Unternehmen zu investieren und die Steuer‐ ersparnisse aus dem „Betriebsrentenkonto“ zu entnehmen. Auch das Selbstbewusstsein, in Zeiten kontinuierlich steigender Gewinne und profi‐ tabler Unternehmensrentabilitäten trug sicher einen Teil dazu bei, dass Unternehmen die Gelder in Geschäfte investierten, statt die Gelder separat anzusparen. Betriebs‐ wirtschaftlich ist der Glaube, durch den Rückfluss könnten die Renten „locker“ be‐ dient werden, mehr als nachvollziehbar. Die Kehrseite der Medaille zeigte sich verstärkt ab den 90ern, als die Mitarbeiter immer häufiger das Rentenalter erreichten:
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Das System Betriebsrente mit Innenfinanzierungseffekt nach Renteneintritt
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Das Unternehmen zahlt dem ehemaligen Mitarbeiter die versprochene Betriebsrente Gewinn- und Verlustrechnung 1
Das Unternehmen nimmt zur Bezahlung der Betriebsrente Gelder aus dem Liquiditätspolster aus Steuereinbehalte
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Die Betriebsrente ist wie Lohnund Gehaltszahlungen betrieblicher Aufwand und mindert den Gewinn
Liquiditätspolster
In der Summe ist vorstellbar, dass damals der Glaube vorherrschte, dass sich das Ge‐ schäft quasi von selbst bezahle und normalerweise noch ordentlich „übrig bleiben“ müsse. Nur so erklärt sich, warum Unternehmen heute oftmals keine liquiden Geld‐ mittel besitzen, um die Betriebsrenten zu finanzieren. Das Geld steckt – im wahrsten Sinne des Wortes – im Betrieb fest oder wurde anderweitig ausgegeben. An den Ab‐ schluss von Versicherungen oder Sparverträgen, wie z. B. die Rückdeckungs‐ versicherung für Pensionszusagen, dachte man erst wesentlich später. Vorwiegend im Bereich der Geschäftsführer‐ und Unternehmensinhaberversorgung kam dies vor rd. 20 Jahren in Mode, als die Finanzbehörden die Frage der Ernsthaftigkeit „des Sys‐ tems“ auch daran festmachten, ob für die zu leistende Pension auch entsprechend vorgesorgt wird. Im Bereich der kollektiven Mitarbeiterversorgung finden sich ent‐ sprechende Sparverträge äußerst selten. Aus dieser Entwicklung heraus erklärt sich möglicherweise auch ein zusätzliches Missverständnis, nämlich, dass die Unternehmer dachten, durch den Abschluss einer Rückdeckungsversicherung wäre die Versicherung in der Pflicht, die versprochene Rente zwanghaft zu übernehmen. Dieser Trugschluss kam in den vergangenen 10 Jahren so richtig zur Blüte, als die ersten Betriebsrentner und Unternehmer ihre Rente beanspruchten und die Rückdeckungsversicherung nicht das ausschütteten, was eigentlich erwartet worden war. Sei es, weil die Versicherer nicht die Renditen ausschütten konnten, die bei Abschluss angenommen wurden, oder auch deshalb, weil die Personen, die sich für die Einführung der Betriebsrente verantwortlich zeigten, den Kern einer solchen Zahlungsverpflichtung nicht voll und ganz verstanden hatten.
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Genauso wie die Tatsache, dass Pensionsrückstellung und Liquiditätsbedarf für die Verpflichtung die berühmten zwei Paar Stiefel sind. Die Erwartung war vielerorts, dass die Betriebsrente eine äußerst günstige Finanzie‐ rungsmöglichkeit war, quasi ein Geschenk, das sich von selbst bezahlt und noch et‐ was übrig lässt.
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KAPITEL 2: Fehler im System Nun, die Zeiten haben sich verändert. Nicht dass Sie meinen, ich würde die damalige Vorgehensweise in irgendeiner Form kritisieren. In gewissem Maße war es für Unter‐ nehmen äußerst lukrativ, dieses vermeintliche Geschenk anzunehmen. Die Ausmaße der Veränderung unserer Bevölkerungsstruktur waren vor rd. 40 Jahren sicher nicht täglich auf dem Diskussions‐ und Nachrichtenplan, wie dies heute der Fall ist. Den‐ noch hat diese demografische Veränderung mit dazu geführt, dass die Ausgangslage in Bezug auf den Finanzbedarf für die Betriebsrente heute völlig anders aussieht. Hin‐ zu kommt, dass sich auch die Rechte der Betriebsrentner seit Einführung des Be‐ triebsrentenrechts 1974 massiv zugunsten der begünstigten und ehemaligen Mit‐ arbeiter verändert hat. Um dies zu verdeutlichen einige Vergleiche: GESETZLICHE RENTENVERSICHERUNG (GRV) Eintrittsalter Regelaltersrente Lebenserwartung Endalter männlich/weiblich Kinder pro Familie Beitragssatz GRV aufs Einkommen Mindesteinzahlungsjahre zum Erwerb eines Altersrenten‐ anspruchs Rentenvolumen p. a. Erwerbstätige Arbeitnehmer
Jahr 1889 70 Jahre 37/40 4,0 1,7 % 30 Jahre
Jahr 2009 67 Jahre 77/82 1,3 19,9 % 5 Jahre
265.000 RM 19,6 Mio.
23.740.000 € 35,7 Mio. (5,8 Mio. Ost)
Jahr 1970 67/73 65 35 Jahre 22,2 Mio.
Jahr 2009 77/82 65 5 Jahre 35,7 Mio. (5,8 Mio. Ost)
Quelle: eigene Recherchen, Internet
BETRIEBSRENTE Lebenserwartung Endalter männlich/weiblich Renteneintritt (ohne Anpassung Regelaltersgrenze) Unverfallbarkeitsfrist (benötigte Betriebszugehörigkeit) Erwerbstätige Arbeitnehmer
fQuelle: eigene Recherchen, Internet Wie sich alleine aus der Lebenserwartung bei der Betriebsrente zwischen 1970 und heute erkennen lässt, müssen Betriebe heute bereits 5mal länger Betriebsrente be‐ zahlen als damals. Die sog. goldene Fessel wurde 1974 abgeschafft, die Unverfallbar‐ keitsfristen wurden deutlich (damals auf 12 Jahre, 2002 auf 5 Jahre) gesenkt. Nun könnte man zum Schluss kommen, dass sich alles zwar etwas ungünstig ent‐ wickelt hat. Es ist länger Rente zu bezahlen, die Unternehmenssteuersätze (und somit die Steuerersparnisse) sind gesunken, die maximal zulässigen Rückstellungshöhen
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wurden ebenfalls eingegrenzt, die Unternehmensrentabilitäten sind gesunken, aber: Nach wie vor hilft der Staat, den benötigten Finanzbedarf aufzubringen. Es bleibt eben nichts mehr übrig, gegebenenfalls muss das Unternehmen etwas zuschießen. Ein großer Fehler besteht aber darin, dass das vermeintliche Steuergeschenk keines ist. Man erkennt dies durch Betrachtung des Verlaufs einer Pensionsrückstellung auch nach dem Renteneintritt:
f1.000€ Altersrente, 60 % Witwenrente, keine Waisenrente, keine Rentenanpassungen Die Pensionsrückstellung baut sich zu Beginn des Betriebsrentenversprechens Stück für Stück bis zum Renteneintritt auf. Sie führt dazu, dass das Unternehmen jedes Jahr einen Teil der Verpflichtung als Pensionsrückstellung in die Bilanz und GuV einbucht. Der Aufbau der Pensionsrückstellung in jährlichen Raten rührt daher, dass die zu‐ gesagte Betriebsrente an das Erreichen des Rentenalters geknüpft ist und der Mit‐ arbeiter sich Jahr um Jahr „ein Stück“ dieser Gesamtrente erarbeitet (erdient). Da der Mitarbeiter zwischendurch auch aus dem Unternehmen ausscheiden könnte, ist die genaue Höhe der Pensionsschuld (der erdiente Teil) erst zum Renteneintritt klar. Und solange eine Verbindlichkeit der Höhe (und dem Zeitpunkt) nach ungewiss ist, wird sie als (Pensions‐)Rückstellung geführt um schon „vorsorglich“ zukünftige Ausgaben „anzusparen“. Aus der Ansparphase heraus rührt auch die Annahme, es handelt sich um ein Ge‐ schenk. Denn die Pensionsrückstellung führt dazu, dass der eingestellte Rückstel‐ lungswert (der „Anfangswert“ + die jährlichen Teilbeträge) als Aufwand in die Ge‐ winn‐ und Verlustrechnung einfließt. Dieser Aufwand mindert den Gewinn und spart
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Steuern, obgleich in den Jahren bis zum Renteneintritt keine Gelder an den Mit‐ arbeiter fließen. In der gesamten Zeit bis zum Renteneintritt des Mitarbeiters spart das Unternehmen somit peu à peu Steuern durch die Schmälerung der Gewinne. Die Rechnung der 60er, 70er und 80er Jahre, als dieses Modell seine Hochphase hat‐ te, war demnach sehr simpel: Erteile dem Mitarbeiter ein Betriebsrentenversprechen. Spare aus den Rück‐ stellungen die Steuer. Die gewonnene Liquidität (die einbehaltenen Steuern) kann im Unternehmen arbeiten oder wird separat angespart. Mit einer gewissen Verzinsung auf dieses Geld ergibt sich eine Kapitalsumme/ein betriebliches Vermögen. Aus dieser Kapitalsumme/‐vermögen bezahlt man die Rente. Was übrig bleibt, gehört der Firma. Ein kleines Rechenbeispiel dazu: Betriebsrentenversprechen von 1.000 € mtl. Rente an einen männ‐ lichen 40‐jährigen Mitarbeiter = Gesamtrückstellung, zu bilden in Teil‐ beträgen bis Rentenalter 65 = daraus gewonnene Liquidität* über die Laufzeit (Steuervorteil) + 6 % Zinsen auf die zu bildenden Teilbeträge (interner Zins) = Gesamtkapitaltopf zur Versorgung des Mitarbeiters
157.328 € 62.931 € 105.618 € 168.549 €
* damaliger Unternehmenssteuersatz überwiegend 40 %
Diese Kapitalsumme hätte dem Unternehmen nun zur Verfügung gestanden um die Rente von jährlich 12.000 € zu decken. Ohne Verzinsung auf das Kapital ab Renten‐ beginn wären dies 168 Monate (14 Jahre) gut gegangen. Mit Verzinsung von z. B. bei 3 % verlängert sich dies auf 218 Monate (18 Jahre + 2 Monate), bei 6 % Zinsen auf 357 Monate (27 Jahre + 9 Monate). Mit rd. 7,12 % Verzinsung würde das Kapital nicht aufgebraucht werden. Die Frage, ob für das Unternehmen etwas übrig bleibt oder nicht, hängt somit stark von der Lebensdauer des Pensionärs sowie der Verzinsung des Kapitals ab. Voraussetzung dafür wäre aber, dass es einen Kapitaltopf gibt. Die Praxis sieht oft‐ mals anders aus. Die Gelder sind in den Betriebsprozess geflossen, selten aber wieder heraus. Es wurden Substanzwerte geschaffen, für die Bedienung der Renten wurden diese aber eher nicht reserviert. Dazu kommt, dass die Unternehmen nicht immer Gewinne verzeichnet haben über eine so lange Periode, somit das „Geschenk“ nicht jedes Jahr auch zum Tragen ge‐ kommen ist. Auch die Unternehmenssteuersätze wurden seit Anfang des neuen Jahr‐ tausends gesenkt, was das „Geschenk“ um rd. 25 % kleiner ausfallen lässt als an‐ genommen. Alles in allem ist aber das größte Problem, dass die Rückstellungen auch wieder ab‐ gebaut werden müssen. Das bedeutet: Das Unternehmen muss zum Todeszeitpunkt des Pensionärs das Geschenk (ganz oder teilweise) wieder abgeben (die Pensions‐
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rückstellung auflösen). Genauso, wie Pensionsrückstellungen den Gewinn mindern, wenn man sie bildet, erhöhen sie den Gewinn, wenn man sie wieder auflöst. Schauen wir uns dazu nochmals die Grafik an:
f1.000€ Altersrente, 60 % Witwenrente, keine Waisenrente, keine Rentenanpassungen Wie zu erkennen ist, fällt die Pensionsrückstellung ab dem Rentenalter 65 wieder. Die Verpflichtung ist Realität geworden und wird nun Monat für Monat (mittels Renten‐ zahlung) abgebaut. Da nicht bekannt ist, wann die Verpflichtung endet (wann der Be‐ triebsrentner und ggf. seine Witwe versterben), baut sie sich ganz langsam ab. Der vollständige Abbau der Pensionsrückstellungen zieht sich dabei bis zum Lebensalter 120 hin. Das bedeutet in der Praxis: Am Anfang werden nur kleine Teile der Pensions‐ rückstellung abgebaut, je älter der Pensionär wird, je größer werden die aufzu‐ lösenden Teilbeträge. Man kann dies vergleichen mit einer Gebäudefinanzierung, welche Zins und Tilgung in einer gleichbleibenden Rate beinhaltet. Am Anfang ist der Zinsanteil der Gesamt‐ rate relativ hoch und der Tilgungsanteil gering. Im ersten Drittel der Laufzeit wird kaum getilgt, man zahlt viele Zinsen. Je weiter die Finanzierung fortgeschritten ist, desto größer wird der Tilgungsanteil bis zum Schluss kaum noch Zinsen anfallen und die Rate nahezu aus Tilgungsanteilen besteht. Was bedeutet das für unsere Pensionsrückstellung? Nun, der „Finanzierungsplan“ einer Pensionsrückstellung ist mit einer Laufzeit von 55 Jahren sehr lang. Der Zins der Pensionsrückstellung beträgt 6 % jährlich. Wenn man davon ausgeht, dass nach 1/3 der Laufzeit kaum getilgt wurde, dann ist nach ca. 18 Jahren (1/3 von 55 Jahren) noch relativ viel übrig von der Pensionsrückstellung. Zu 20
diesem Zeitpunkt ist der Pensionär 83 Jahre alt. Stirbt der Rentner und ggf. seine Witwe (die einen Witwenrentenanspruch besitzt) nach 18 Jahren, dann wurden 18 Jahre lang Rente bezogen. Hätte die Firma ein Kapitalkonto aus dem sie die Rente fi‐ nanziert, und berücksichtigt man keine Zinsen, dann wäre das Konto nach 14 Jahren aufgebraucht, die Firma hätte 4 Jahre „drauf“ gelegt. Bei entsprechenden Zinsen auf das Kapitalkonto (siehe Berechnung S. 19) hätte das Kapitalkonto länger gereicht. Bei 3 % Zinsen würde die Firma gerade pari aus dem Geschäft herauskommen, bei 6 % Zinsen bleibt ordentlich was übrig. Als Sahnehäubchen kommt nun das eigentliche Problem hinzu: Die übrig gebliebene Pensionsrückstellung ist in voller Höhe im Jahr des Todes des Pensionärs Gewinn er‐ höhend aufzulösen. Geht man davon aus, dass der Pensionär mit 83 Jahren verstirbt, bleiben noch rund 62 % der Pensionsrückstellung übrig. Die Firma löst in vor‐ stehendem Fall eine Pensionsrückstellung in Höhe 97.205 € Gewinn erhöhend auf. Darauf ist dann aktuell eine Steuer in Höhe von rd. 30 % fällig, also rd. 29.161 €. Dies bedeutet im vorstehenden Fall: Durch die Steuerbelastung der aufzulösenden Pensionsrückstellung ist das Kapitalkonto um 2 (29.161 € Nachzahlung ./. 12.000 € Rente = 2 Jahren + 5 Monaten) früher ausgeblutet. Dieses sog. Auflösungsrisiko kann neben der nicht fest stehenden Lebenserwartung des Pensionärs (sog. Langlebigkeitsrisiko) als die tickende Zeitbombe im Zusammen‐ hang mit tatsächlichen Pensionsverpflichtungen verstanden werden. An der Lang‐ lebigkeit kann niemand etwas ändern. Sehr wohl aber an der Frage, ob die Pensions‐ rückstellung nach Renteneintritt noch im Unternehmen tragbar ist – oder eben nicht. Um die Reihe der schlechten Nachrichten noch etwas aufzufüttern, kommt hinzu, dass im Zeitalter der globalisierenden Finanzmärkte und Basel II die Pensionsverbind‐ lichkeiten beim Rating in die Verschuldung eingerechnet werden. Zum reinen Bilanz‐ wert wird vermehrt der Unsicherheitsfaktor „Wie hoch ist die Pensionsverpflichtung wirklich“ in die Kreditbepreisung einkalkuliert. Diese Unsicherheit der „wahren Ver‐ pflichtung“ behindert die Aufnahme frischen Kapitals resp. die Umschuldung beste‐ hender Finanzierungen. Berechtigterweise fragen sich Geldgeber, in was für ein „Spektakel“ diese sich da einkaufen. Die „wahre“ Bewertung der bestehenden Pensi‐ onsverbindlichkeiten wird erst jetzt, mit Einführung des Bilanzrechtsmodernisierungs‐ gesetzes (kurz: BilMoG) für die Mehrzahl der Betroffenen für Adrenalinschübe sor‐ gen. Denn: Der bisherige Ausweis in den Bilanzen eines Mittelständlers ist ein rein steuerlicher (fiskalischer) Ansatz. Dass dieser, genau wie die ursprünglichen Erwar‐ tungen der Unternehmen an das „Geschenk“ Betriebsrente, aus der Welt der Realität geglitten ist, werden Sie im Kapitel 4 erkennen. Die Unternehmen, die sich seit wenigen Jahren mit der Bilanzierung nach internationalen Kriterien beschäftigen (müssen), können ein Lied von dem, was auf die meisten nun zukommt, singen. Die Verteuerungen, die diese „Aufforstung“ der Pensionsverbindlichkeiten zur Folge
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haben wird, wurde bis dato in der Praxis nicht real gemessen. Sicher waren die von der internationalen Bilanzierung betroffenen Unternehmen bereits damit zufrieden, wenn durch die veränderten Bilanzierungsvorschriften allgemein dieser höhere Aus‐ weis von Pensionsverbindlichkeiten durch ebenfalls verbesserte Bewertungen von z. B. stillen Reserven kompensiert wurde und man im Rating nicht „zurück“ fiel. Um‐ gekehrt bedeutet dies: Hätte man den höheren Ausweis der Pensionsverbindlich‐ keiten verhindert und gleichzeitig vorhandene Vermögenswerte höher bewertet, hätte man einen Ratingvorteil gehabt. Daran war aber vor vier Jahrzehnten bei Installation des Systems Betriebsrente beim besten Willen nicht zu denken. Zusammenfassung: durch die demografische Veränderung der Bevölkerungsstruktur hat sich der Finanzbedarf eines Unternehmens aus heutiger Sicht zur Bezahlung einer Be‐ triebsrente verfünffacht durch die weitere Steigerung der Lebenserwartung wird sich der Finanzbedarf eines Unternehmens zur Bezahlung einer Betriebsrente weiter erhöhen je größer die tatsächliche Rentenbezugszeit ist, desto weniger bleibt vom „Kapi‐ talkonto“ zur Bezahlung der Betriebsrente übrig, bzw. die Bezuschussung steigt das jährliche „Geschenk“ zugunsten des Kapitalkontos ist seit der Unternehm‐ enssteuerreform um 25 % geringer ausgefallen die Auszahlungsdauer des Kapitalkontos verringert sich bei Anwendung aktuel‐ ler Lebenserwartungen durch die aufzulösende Pensionsrückstellung bei Tod des Pensionärs die meisten Unternehmen besitzen kein Kapitalkonto, sondern bezahlen die Pensionen aus dem normalen Geschäftsbetrieb. Dies bringt Nachteile beim Ra‐ ting sowie eine Belastung des Cash‐Flow Pensionsrückstellungen werden im Rating der Unternehmen als Verschuldung bewertet. Dies führte zu Ratingverschlechterungen durch die Ratingverschlechterungen sowie die Frage, „wie hoch sind die Pen‐ sionsverbindlichkeiten wirklich?“ entstanden und entstehen schlechtere Ver‐ handlungspositionen bei Aufnahme neuer Finanzierungen, Verlängerung von Finanzierungen, strategischer Trennung von Unternehmensteilen, Unterneh‐ mensnachfolge, usw. Unternehmen, die bereits auf internationale Bilanzierung umgestellt haben, haben ohne Gegenmaßnahmen zur Vermeidung von Bilanzsprüngen bei den Pensionsrückstellungen Ratingverbesserungen verschenkt 22
KAPITEL 3: Folgen aus den Fehlentwicklungen Im vorangegangenen Kapitel haben wir folgende Erkenntnisse gewonnen: 1.) Das Geschenk ist kein (vollständiges) Geschenk. Die Steuervorteile der Pensi‐ onsversprechen sind nur geliehen. Die Pensionsrückstellungen müssen ab Ren‐ tenbeginn wieder aufgelöst werden. Sie kosten zusätzlich zur Rentenzahlung Steuern. 2.) Die verbliebenen Rückstellungen müssen bei Tod des Pensionärs ohne Auf‐ schub vollständig aufgelöst werden. Spätestens dort ist der Rest des Ge‐ schenks wieder abzugeben. 3.) Die Lebenserwartung ist deutlich gestiegen und wird weiter steigen. Das führt zu höheren Rentenausgaben als gedacht und erhöht das Risiko einer Unter‐ finanzierung durch die geliehenen Steuervorteile nachhaltig. 4.) Die wenigsten Unternehmen haben aus den geliehenen Mitteln Rücklagen ge‐ schaffen. Die zu bezahlenden Renten werden aus dem operativen Cash‐Flow bedient. Das bringt Ratingnachteile. 5.) Zur Cash‐Flow‐Belastung aus dem operativem Geschäft gesellen sich weitere finanzielle Nachteile, resultierend z. B. aus einer Ratingabwertung durch den Schuldencharakter der Pensionsrückstellungen Nun sind ja Rückstellungen nicht erst aufzulösen, sofern der Betriebsrentner ver‐ stirbt. Ein Teil der Pensionsrückstellungen wird – wie im Schaubild in Kapitel 2 zu se‐ hen ist – bereits in der Phase ab Rentenbeginn bis zum Tod (also in den 18 Jahren Rentenzahldauer gemäß Bsp.) aufgelöst. In meiner beruflichen Praxis ist mir immer wieder entgegen gehalten worden, dass die aufzulösenden Rückstellungen ja so lange zu keiner Gewinnerhöhung führen, so lange Rente bezahlt wird. Die Betriebsrente stellt Aufwand in der Gewinn‐ und Verlustrechnung dar und kompensiert somit die Rückstellungsauflösung. Betrachtet man dies so isoliert, ergibt sich aus dieser These z. B. folgende Rechnung: Zahlbare Rente p. a. ./. aufzulösende Pensionsrückstellung zum Renteneintritt 65 (für das eine Jahr) = restlicher Aufwand der Rentenzahlung, die den Gewinn mindert
12.000 € 2.338 € 9.662 €
Nun, zugegebener Maßen kann man dies auf das erste Jahr so isoliert betrachten. Das bedeutet, dass 12.000 € an liquiden Mitteln abgeflossen sind, aber nur 9.662 € dieses faktischen Abflusses (als Rente) an der Gewinn‐ und Verlustrechnung teilnehmen, al‐ so eine betrieblich veranlasste Ausgabe nur zu 4/5 auch wirklich betriebswirtschaft‐ lichen Einfluss auf die Erfolgsrechnung eines Unternehmens hat.
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Meiner Ansicht nach macht man aber mit dieser Rechnung wieder denselben Fehler wie damals, als man das Geschenk haben wollte: Man denkt nicht langfristig. Denn würde man dies so isoliert betrachten, dann müsste man zeitgleich zur Erkenntnis kommen, dass der Teilbetrag der aufzulösenden Pensionsrückstellung für diese Ra‐ tenperiode viel zu gering angesetzt ist. Denken Sie noch einmal daran, dass sich die Pensionsrückstellungen aus Unkenntnis darüber, wie lange tatsächlich Rente bezahlt werden muss, über 55 Jahre langsam abbauen. Sie bauen sich in einer Zeit ab, die nicht mit der realen Welt stimmig ist. In Zahlen spiegelt die Pensionsrückstellung von 157.328 € eine Verpflichtung wider, die reell gesehen so nicht zur Lebenserwartung passt, sondern eigentlich höher sein müsste (siehe dazu auch Kapitel 4). Würde man die Pensionsrückstellung durch die tatsächliche Lebenserwartung teilen, würde man in unserem Beispiel bereits auf eine Auflösung (Tilgung) von 8.740 € (157.328 € Pensionsrückstellung / 18 Jahre Lebens‐ erwartung) kommen – ohne einen Zinsanteil eingerechnet. Zahlbare Rente p. a. ./. aufzulösende Pensionsrückstellung ohne Zins = restlicher Aufwand der Rentenzahlung, die den Gewinn mindert
12.000 € 8.740 € 3.260 €
Rechnet man zur Auflösung (Tilgung) der PZ noch den Zinssatz von 6 % (den das Fi‐ nanzamt unterstellt) dazu, würde man zu folgendem Ergebnis kommen: Zahlbare Rente p. a. ./. aufzulösende Pensionsrückstellung mit Zins = Ertrag der Rentenzahlung, die den Gewinn erhöht
12.000 € 13.836 € 1.836 €
Was bedeutet dies konkret? Es bedeutet, dass die Zahlung dieser Pension in der Rentenphase – entgegen der landläufigen Argumentation – keinen betriebswirtschaftlichen Effekt in Summe hat. Dadurch, dass die Pensionsrückstellung wieder aufgelöst werden muss, entsteht nebst eigentlicher Pensionszahlung eine Steuerbelastung, die den betrieblichen Auf‐ wand der Rente größtenteils oder gar vollständig aufzehrt – im schlimmsten Fall so‐ gar übersteigt. Als „Gegenleistung“ hat sich das Unternehmen dafür eine lebenslange Rentenverpflichtung mit unkalkulierbarer Lebenserwartung aufgeladen, welche nebst steuerlichem Nachteil auch Rating und Bonität verschlechtert. Positiv bleibt einzig die Anschubfinanzierung in der Anwartschaftsphase. Wurden mittels Anschubfinanzie‐ rung keine Rücklagen oder Vermögenswerte geschaffen, und reichen Letztere nur teilweise oder einen lediglich begrenzten Rentenzeitraum aus, mutiert die Betriebs‐ rente zum Null‐ oder Minusgeschäft mit enorm hohem Risiko. Aus dieser Erkenntnis rührt die in den vergangenen Jahren stark anwachsende Moti‐ vation der Unternehmen, die o. g. Nachteile (z. B. Rating, steuerliche und bilanzielle Schwierigkeiten mit der Pensionsrückstellung) zu eliminieren und eine Optimie‐ 24
rung/Auslagerung der Verpflichtungen vorzunehmen. Schafft es das Unternehmen, den steuerlichen Nachteil der aufzulösenden Pensionsrückstellung beiseite zu schaf‐ fen, den zu betreibenden Pensionsaufwand tatsächlich von der Steuer abzusetzen sowie Ratingnachteile umzuwandeln, sieht das Bild der Betriebsrente gleich wieder wesentlich freundlicher aus. Tun betroffene Unternehmen nichts, könnte man zynisch sagen, der Unternehmer hat sich seine eigene gesetzliche Rentenversicherung geschaffen, mit der er heute gegen die gleichen Probleme ankämpft wie die gesetzliche Rentenversicherung selbst. Nur hat er dies freiwillig getan und er kann – im Gegensatz zur staatlichen So‐ zialversicherung – nicht einseitig die zugesagten Leistungen ändern, kürzen, Zusatz‐ beiträge einfordern oder sonstige artfremde Kompensationen betreiben. Das ist nicht besonders schön, trifft die Wahrheit aber sehr exakt; und Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zu Besserung. Hätte der Unternehmer einfach 100 € für seinen Mitarbeiter in einen beliebigen be‐ trieblichen Sparvertrag gesteckt und diese Kosten abgesetzt, wäre wohl für den Mit‐ arbeiter das gleiche Ergebnis herausgekommen. Den Unternehmer hätte die Pension nach Steuern 60 % von dem, was er eingezahlt hat, gekostet, dafür aber ohne die auf‐ gezählten Risiken. Zweifelsfrei hatte er den Vorteil, hier nicht in einen Sparvertrag einzahlen zu müssen, sondern Steuervorteile liquide auf dem Konto zu haben, mit denen gearbeitet werden konnte. Die Rechnung damals war aber leider zu kurzatmig und nicht über das Renteneintrittsalter des Betriebsrentners hinaus bedacht. Hier steckt das berühmte Teufelchen im Detail. Durch Basel II, den globalen Wettbewerb und die gerade andauernde Wirtschafts‐ und Finanzkrise wird diese Problematik zu‐ sätzlich weiter verschärft.
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KAPITEL 4: Veränderungen der Rahmenbedingungen für Bewertungsansätze – und somit des Kapital‐ & Finanzierungsbedarfs In den Kapiteln 2 und 3 haben wir die Grundlagen zur Problemerkenntnis gelegt. Um den Kern der Lösungsalternativen zu verstehen, beleuchten wir nun die Problem‐ bewertung; denn für die Bewertung des Problems gilt folgende Kernaussage: Die Bewertung der Pensionsverbindlichkeit hängt von der Sichtweise des Betrachters ab! So manches Unternehmen, das sich um eine Lösung des Pensionsproblems bereits bemühte, hat folgende Erfahrung gemacht: Fragen Sie 7 Leute, Sie werden 8 Meinun‐ gen erhalten. Wen könnte man bei der Frage, wie viel die Betriebsrente kosten wird, alles Fragen? Fragen Sie das Finanzamt, wie eine vorliegende Verpflichtung zu bewerten ist, dann werden Sie immer den niedrigsten Wert erhalten (logischerweise, weil aus der Höhe der Verpflichtung auch der anfängliche Steuerausfall bemessen wird, al‐ so getreu dem Motto: Anreize schaffen, aber in Maßen!). Fragen Sie ein Versicherungsunternehmen, wie ein und dieselbe Verpflichtung zu bewerten ist, dann werden Sie immer den höchsten Wert erhalten (auch logischer‐ weise, weil der Versicherer Reserven einbaut und etwas verdienen möchte für das Risiko). Fragen Sie einen Unternehmer, der das Unternehmen verkaufen möchte, wie ein und dieselbe Verpflichtung zu bewerten ist, dann wird dieser eher zur Ein‐ schätzung des Finanzamts kommen (sofern es nicht seine eigene, persönliche Be‐ triebsrente ist). Fragen Sie einen Unternehmer, der das Unternehmen kaufen möchte, wie ein und dieselbe Verpflichtung zu bewerten ist, dann wird dieser eher zur Einschätzung des Versicherers kommen (weil er den Wert – und somit den Kaufpreis – des Un‐ ternehmens belastet sieht). Fragen Sie einen Pensionär, wie ein und dieselbe Verpflichtung zu bewerten ist, dann wird dieser eher zur Einschätzung des Versicherers kommen (aus Sicher‐ heitsaspekten der langfristigen Zahlbarkeit). Fragen Sie die Bank wie ein und dieselbe Verpflichtung zu bewerten ist, dann wird diese eher zur Einschätzung des Versicherers kommen (logischerweise, denn je höher die Verpflichtung, desto höher die Margen auf Kredite und deren Be‐ sicherung).
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Fragen Sie einen neutralen Außenstehenden (z. B. den Steuerberater, den Wirt‐ schaftsprüfern, den Gutachter, den Anwalt) werden Sie am wahrscheinlichsten keine Aussage erhalten, die alle Interessen berücksichtigen und dadurch auf einen gemittelten Wert kommt. Da die Diskrepanzen, die zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Wert liegen, teilweise dramatisch differieren (teilweise im Verhältnis 1:2,5), ist der erste Schritt zu einer Antwort das Verständnis, aus welchen Bestandteilen die Bewertung einer Pensionsverpflichtung überhaupt besteht. Im Einzelnen sind dies: 1.) 2.) 3.) 4.) 5.)
Pensions‐/Rentenhöhe Lebenserwartung (wie lange muss die Rente gezahlt werden) Zinssatz des benötigten Kapitals Kosten für das Management der Versorgung Trends, die einkalkuliert werden müssen (Rentenanpassung, Inflationsausgleich etc.)
Grundsätzlich ergibt sich bei der Frage „Wie viel Kapital benötige ich für die Zahlung einer lebenslangen Rente“ zunächst folgende vereinfachte Basisformel: Rentenhöhe x Lebensdauer. Lässt man die zusätzlichen mathematischen Parameter Nr. 3 ‐ 5 be‐ wusst außen vor, ergibt sich folgendes Bild:
Kapitalbedarf Basis 250000
Tsd. Euro
200000 150000
Kapitalbedarf Basis weiblich
100000
Kapitalbedarf Basis männlich
50000 0 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 Endalter
f1.000 € Rente, 60 % Witwenrente, keine Anpassungstrends, keine Kosten, keine Zinsen
Wie man aus der Grafik erkennen kann, hängt der Kapitalbedarf existenziell davon ab, wie lange ich die Rente zahlen muss. Legt man die aktuelle Lebenserwartung zu‐ grunde, dann ergibt sich für Männer ein durchschnittliches Endalter von 77 Jahren, bei Frauen von 82 Jahren. Für Männer bedeutet dies 12 Jahre Rentenzahldauer ab 65, bei Frauen 17. Legt man eine Rente von 1.000 € monatlich zugrunde, ergibt sich ein Kapitalbedarf von 144.000 € (12.000 € Rente p. a. x 12 Jahre) für Männer, 204.000 €
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(12.000 € x 17 Jahre) für Frauen. Mit dieser kalkulatorischen, durchschnittlichen Le‐ benserwartung lässt sich je nach Geschlecht eine erste, grobe Richtung für den‐ jenigen, der die Rente bezahlen muss, definieren. Dass die kalkulatorische (durch‐ schnittliche) und die tatsächliche Lebenserwartung von weit mehr als nur vom Geschlecht abhängig ist, dürfte jedem klar sein. Entscheidend für die Lebensdauer eines Menschen sind z. B. die sozialen Verhältnisse, die finanziellen Möglichkeiten, die Ernährung, der Konsum von Alkohol und Tabakprodukten, die berufliche Tätigkeit, die familiären Gegebenheiten, der Wohnsitz oder auch die Krankenversicherung, um nur einige zu nennen. Aus dieser Aufzählung lässt sich erkennen, dass die Rechnung bei Weitem nicht so einfach ist, wie sie scheint. All diese Faktoren münden in sog. Wahrscheinlichkeiten, die den Kapitalbedarf beeinflussen. Diese Wahrscheinlichkeiten sind in Sterbetafeln eingearbeitet, welche die nachfolgenden Bewertungsmöglichkeiten als Grundlage haben.
4.1 Fiskalische Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung (Heubeck‐Barwert) Die fiskalische Bewertung ist die Sichtweise des Finanzamts – abgeleitet von „Fiskus“. Wie der Aufzählung (S. 28) zu entnehmen ist, beeinflussen die Bedarfsrechnung auch Zinsen, Anpassungstrends sowie Kosten. Die beiden letztgenannten Parameter kennt die Betrachtung des Fiskus nicht (sog. Heubeck‐Berechnung). Zur Ausgangs‐ betrachtung ist bei der Bewertung des Finanzamts somit nur noch der Faktor Zins einzuflechten. Dieser beträgt 6 % fest p. a. Dies führt zu folgendem Ergebnis:
Kapitalbedarf Basis vs. Heubeck Kapitalbedarf Heubeck weiblich
Tsd. Euro
250000 200000 150000
Kapitalbedarf Heubeck männlich
100000
Kaptalbedarf Basis weiblich
50000
Kapitalbedarf Basis männlich
0 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 Endalter
1.000 € Rente, 60 % Witwenrente, keine Anpassungstrends, keine Kosten, 6 % Zins
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Bei der Bewertung des Finanzamts wird unterstellt, dass der durchschnittliche Pensi‐ onär mit 82 ‐ 87 Jahren definitiv verstirbt (nach den sog. Heubeck‐Sterbetafeln 2005G, welche mit gewissen Wahrscheinlichkeiten arbeitet, je nachdem ob Mann oder Frau). Dies ergibt eine Lebenserwartung von 17 ‐ 22 Jahren. Man benötigt also für eine Rente von 12.000 € ein Kapital mit der Lebenserwartung nach Heubeck zwi‐ schen 204.000 € (Männer) und 264.000 € – ohne Zinsen. Das Finanzamt geht natürlich nicht davon aus, das der benötigte Geldbetrag praktisch unter dem Kopfkissen liegt, sondern sich in irgendeiner Form verzinst. Dabei gilt: Je mehr Zinsen das Kapital in den 17 ‐ 22 Jahren Laufzeit erwirtschaftet, desto weniger wird vom ursprünglichen Kapital verbraucht. Möchte man nun aber, dass am Ende der Laufzeit nichts übrig bleibt, sondern die Rechnung exakt „Null auf Null“ ausgeht, lege ich bei hoch angesetzten Zinsen eben von vornherein weniger an. Auch das ist logisch. Der Zins beim Finanzamt wird mit 6 % angesetzt. Es haben sich bereits so manche Be‐ teiligte in dieser Thematik darüber geäußert, ob 6 % Zins in der heutigen Zeit zu hoch ist. Geht man nach den Fakten, dann war die Umlaufrendite (für Rentenpapiere) die vergangenen 10 Jahre weit unter 6 %. Geht man aber, wie z. B. die internationale Bi‐ lanzierung, vom aktuellen Zinssatz der 10‐jährigen Industrieanleihe aus, so beträgt diese aktuell 6,7 %, also über der Bemessung des Finanzamts. In dieser Frage kann trefflich diskutiert werden, führt aber zu nichts. Fakt ist, dass bei 6 % statt 204.000 € – 264.000 € ein Kapital von 157.328 € nach Maßgabe des Finanzamts be‐ nötigt wird. Nicht mehr und nicht weniger. Dieses vom Finanzamt bemessene Kapital soll theoretisch, wie festgestellt, reichen, um 17 ‐ 22 Jahre Rente bezahlen zu können. Ist das Ende der Laufzeit der Bewertung erreicht, ist der Geldtopf schlicht leer und der Rentner hat (statistisch) zu sterben. Kosten für das Management des Kapitalbetrags werden nicht berücksichtigt. Auch ein Rententrend (eine Rentenanpassung) ist ohne besonderen Wunsch erst einmal nicht vorgesehen. So einfach ist dies. Hier zeigt sich deutlich, dass Pensionsrückstellung und Liquidität nicht zwingend etwas miteinander zu tun haben. Bitte verwechseln Sie dies nicht mit der Laufzeit der Auflösung der Rückstellung. Am Ende dieser vom Finanzamt festgelegten Größe sind, wie in Kapitel 3 beschrieben, noch rd. 62 % der Rückstellung übrig. Diese sind erst mit 120 Jahren vollständig ab‐ gebaut. Durch die Verschiebung der Altersgrenzen des Renteneintritts von 65 auf 67 verkürzt sich zukünftig die kalkulatorische Laufzeit des Finanzamts um 2 Jahre was bedeutet, das 2 Jahre weniger Rente zu bezahlen sind und der benötigte Geldbetrag geringer ausfällt als bisher von Finanzamtsseite angenommen.
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Dass dies in der Praxis nicht wirklich der Fall sein wird, sollte uns dabei bewusst sein. Es ist davon auszugehen, dass die Mitarbeiter nicht 2 Jahre länger arbeiten werden (können). Die Anhebung der Renteneintrittsgrenze ist eine Rentenkürzung der gesetz‐ lichen Rente, weil durch das „frühere“ Ausscheiden mit 65 dann Abschläge erfolgen und damit weniger gesetzliche Rente bezahlt werden wird. In der Pensionsbewertung (der Pensionsrückstellung) muss diese fiktive Arbeitszeitverlängerung (und somit kür‐ zere Rentenzahldauer) zwar abgebildet werden, praktisch wird dies aber keine Rele‐ vanz für die Betriebsrente haben. Die betrieblichen Altersvorsorgeversprechen sind arbeitsrechtlich meist auf das Rentenalter 65 versprochen, daran ändert sich deshalb nichts. Eine Veränderung kann, im Gegensatz zur gesetzlichen Rente, bei einer Be‐ triebsrente nicht (mehr) einseitig vom Unternehmen beschlossen werden, sondern erfordert die Zustimmung des Mitarbeiters. Dass dieser zustimmt, für seine volle Be‐ triebsrente länger zu arbeiten bzw. Abschläge in Kauf zu nehmen, wenn er mit 65 – wie ursprünglich versprochen – in Rente geht, ist eher unwahrscheinlich. In Summe bewirkt diese Verschiebung der Regelaltersgrenze, dass die Bewertung der Pensionsverpflichtung – aus Sicht des Finanzamts betrachtet – geringer ausfallen wird. Dadurch wird das „Geschenk“ kleiner, weil ein geringerer Pensionsrückstel‐ lungswert gebildet wird, was zu weniger Steuervorteilen führt. Zusammenfassung Bewertung Pensionsrückstellung durch das Finanzamt Die Lebenserwartung wird mit 82 (Männer) resp. 87 Jahren (Frauen) angesetzt Die Verzinsung des Kapitalbetrags, der für die Bezahlung der Betriebsrente be‐ nötigt wird, ist mit 6 % p. a. statistisch eher zu hoch Der aus der Laufzeit der Betriebsrente auf Wahrscheinlichkeiten (gemäß Heu‐ beck‐Tafeln), der Höhe der Betriebsrente sowie der Verzinsung ermittelte Kapi‐ talbetrag spiegelt die fiskalisch bewertete Sichtweise der Pension bis zum Tod des Rentners wider (die Pensionsrückstellung) Der Abbau der Pensionsrückstellung erfolgt nicht im selben Verhältnis zur kalkulierten Lebenserwartung. Sie baut sich über einen 3mal so langen Zeit‐ raum Gewinn erhöhend ab Kosten des Handlings, der Kapitalanlage, der Insolvenzsicherung etc. werden nicht einbezogen Anpassungstrends, wie z. B. eine Rentensteigerung, werden nicht berücksichtigt
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4.2 Aktuarische Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung (Versichererbarwert) Unter einer aktuarischen Bewertung versteht man die mathematische Berechnung einer Verpflichtung durch einen Sachverständigen. Meist sind dies Akteure einer Ver‐ sicherungsgesellschaft. Sie haben die Aufgabe, sicher zu stellen, dass mit den ein‐ genommenen Prämien alle eingegangenen Verpflichtungen erfüllt werden können. Im Gegensatz zur Sichtweise des Finanzamts betrachtet der Autor in seiner Sicht‐ weise alle 5 angegebenen Parameter. Er hinterlegt dabei eigene Annahmen, z. B. bei Zins und Lebenserwartung.
Kapitalbedarf Basis vs. Versicherer 350000
Tsd. Euro
300000 250000
Kapitalbedarf Versicherer unisex
200000
Kapitalbedarf Basis weiblich
150000 Kapitalbedarf Basis männlich
100000 50000 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99 101 103 105
0 Endalter
1.000 € Rente, 60 % Witwenrente, keine Anpassungstrends, 11 % Kosten, 2,25 % Nominal‐Zins, Effektivzins 2,00 %
So wird bei der Bewertung von ein und derselben Verpflichtung durch ein Versiche‐ rungsunternehmen unterstellt, dass der durchschnittliche Pensionär eine Lebens‐ erwartung von 92 ‐ 97 Jahren hat (nach den sog. DAV‐Sterbetafeln 2004, je nachdem ob Mann oder Frau). Zur Anwendung der DAV‐Sterbetafeln 2004 sind die Versicherer gezwungen. Kalkuliert ein Versicherer nun noch ein Sicherheitspolster mit ein, ergibt dies schnell eine Lebenserwartung bis zum Endalter 100, also von 35 ‐ 40 Jahren. Man benötigt somit für eine Rente von 12.000 € ein Kapital zwischen 420.000 € und 480.000 € – ohne Zinsen. Dies ist die Grundlage des sog. Versichererbarwert. Auch bei der Versicherung liegt der benötigte Geldbetrag nicht unter dem Kopfkissen, sondern verzinst sich garantiert mit 2,25 % zzgl. Überschüssen – und vor Kosten. Die Kosten sollten mit 10 ‐ 15 % angesetzt werden, ohne Berücksichtigung von Risikobau‐ steinen wie z. B. Todesfallabsicherung.
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Wie Sie sich unschwer vorstellen können, kommt hier – entgegen der Bewertung des Finanzamts von 157.328 € – ein bedeutend höherer Kapitalwert zusammen, um das‐ selbe „Projekt“ Betriebsrente zu finanzieren. Unter den angenommenen Aspekten ergibt dies folgendes Bild: Die Versicherung erhebt in unserem Fall ein Kapital von rd. 331.821 € – also dass 2,11‐fache. Der Einfachheit halber bin ich von einem sog. Unisextarif und keinen Überschüssen ausgegangen. Unisex‐Tarife sind für Männer wie Frauen gleichermaßen kalkuliert. In der Praxis wendet man dabei die Kalkulation der Frauen auch für die Männer an. Projiziert man dies wieder auf unsere nach fiskalischer Sicht realistische Lebenserwartung von 17 ‐ 22 Jahren, so hätte der Versicherer 174.493 € Puffer, die „mehr eingezahlt“ worden wären. Bei der Betrachtung der Versichererkalkulation darf man nicht den Fehler machen, zu vergessen, dass die Versicherer verpflichtet sind, die DAV‐Sterbetafeln 2004 zu ver‐ wenden. Dies ist der langfristigen Sicherheit geschuldet, auch in 30 Jahren (mit er‐ neut gestiegenen Lebenserwartungen) noch über ausreichend Kapital zu verfügen, um die Rente bezahlen zu können. Man muss dies den Versicherern zugutehalten. Die Frage ist nur: fördert dieser Umstand das Geschäft oder schreckt es eher ab? Auch das Thema Zins ist eine Vorgabe, zu der die Versicherer reglementiert sind. Zu‐ dem sind deutsche Lebensversicherer gezwungen, mindestens 70 % des Kapitals in mündelsichere Kapitalanlagen zu investieren. Das Thema Umlaufrendite der vergan‐ genen 10 Jahre ist ein eher trauriges Thema. Am Rentenmarkt war insgesamt wenig zu holen. Sicherlich kritisch beleuchtet werden muss die Tatsache, dass viele Versicherer die vergangenen Jahre Kredit bei den Kunden verspielt haben, durch eine oftmals in‐ transparente Vertragsinformationspolitik und schlechte Gesamtanlageergebnisse. Auch am Thema Kosten könnte so mancher Versicherer zugunsten des Kunden Ver‐ besserungen vornehmen. Zudem verhindert das Thema Risikoausgleich, dass zu viel eingezahlte Kapitalbeträge für einen Betriebsrentner wieder an den einzahlenden Kunden (das Unternehmen) zurückfließen, sollte die Lebenserwartung von der Kalku‐ lation abweichen. Hier verzeichnen die Lebensversicherer einen „netten“ Überschuss, weil am Ende des Lebens des (Betriebs‐)Rentners meist noch einiges an Kapital übrig ist. Diese sog. Sterblichkeitsgewinne wandern aktuell fast immer in die Töpfe des Ver‐ sicherers. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist dies unvernünftig. Aus diesem Blickwinkel ergibt sich, möglicherweise trotz eines kosteneffizienten Versicherers, zwangsläufig die Überlegung, ob solche (zwingenden) Voraussetzungen überhaupt dafür taugen, aus dieser Betrachtung eine Lösung für das Unternehmen zu definieren. Denn: Besäße ein Unternehmen mit einer Pensionsverpflichtung tatsächlich die von der Versicherung
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kalkulierte Summe, dann wäre es betriebswirtschaftlich mehr als ein leichtes, die Rente bis zu einem hohen Endalter des Betriebsrentners selbst zu finanzieren. Grundsätzlich traue ich jedem Unternehmen zu, mit Geld eine Rendite von 2,25 % zu erwirtschaften und damit in der Lage zu sein, 30 ‐ 40 Jahre Rente auszubezahlen. Denn dadurch wäre auch gewährleistet, dass die „Sterblichkeitsgewinne“ des Ver‐ sicherers in der eigenen Hand blieben und tatsächlich nur so viel ausgegeben wird, wie auch für die Rente benötigt wird. Aus meiner Sicht bietet die Versicherungsbetrachtung nur den Vorteil, dass durch die Versicherergarantie wirklich final alle Pensionsverpflichtungen abgegolten sind und gleichzeitig die bilanziellen Nachteile eliminiert sind. Der Preis dafür ist aber sehr hoch. Zusammenfassung aktuarische Bewertung durch Versicherer Die Lebenserwartung wird mit 92 (Männer) resp. 97 Jahren (Frauen) zzgl. Sicherheitspuffer angesetzt Die Verzinsung des Kapitalbetrags, der für die Bezahlung der Betriebsrente be‐ nötigt wird, ist nur mit 2,25 % p. a. final ermittelbar, da Überschüsse nicht garantiert sind In die Bewertung fließen in der Praxis Rentenanpassungen sowie Kosten des Handlings mit ein, was zu einer weiteren Kapitalerhöhung führt Durch die überdurchschnittlich hoch kalkulierte Lebenserwartung existiert eine hohe Wahrscheinlichkeit, zu viel Prämie zu zahlen/Kapital einzusetzen
4.3 Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung nach internationalen Bilanzierungsstandards (IFRS/IAS‐Bewertung) Als erste „Alternativbetrachtung“ gilt die Sichtweise nach internationalen Bilanzie‐ rungsregeln. Diese veranschlagt in den Bewertungsregeln für die Lebensdauer einen „realistischen“ Ansatz, der argumentativ vertretbar sein muss. Bei der Zinsbemessung orientiert sich die internationale Methode am Zinssatz der 10‐jährigen Industrie‐ anleihe des jeweils zu betrachtenden Wirtschaftsjahres. Anpassungstrends fließen mit ein, Kosten des Handlings bleiben außen vor. Unter Berücksichtigung dieser An‐ nahmen ergibt sich folgendes Bild:
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Kapitalbedarf Basis vs. IFRS 250000
Tsd. Euro
200000 Kapitalbedarf IFRS weiblich
150000
Kapitalbedarf IFRS männlich Kapitalbedarf Basis weiblich
100000
Kapitalbedarf Basis männlich
50000
65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99
0 Endalter
1.000 € Rente, 60 % Witwenrente, 2 % Rententrend, keine Kosten, 6,7 % Zins
Bei der Bewertung von ein und derselben Verpflichtung durch einen Wirtschafts‐ prüfer oder im Ausland ansässigen Unternehmer, unter Zuhilfenahme einer inter‐ nationalen Bewertungsmethode, erhält man ein höheres Ergebnis, als aus Sicht des Finanzamts, allerdings aber auch eine wesentlich geringere Bewertung als bei der Sichtweise des Versicherers. Als Zins wird, wie bereits schon zu Beginn des Kapitels erwähnt, ein kapitalmarkt‐ orientierter Zins gewählt, mit Basis der 10‐jährigen Industrieanleihe. So ergibt sich immer ein Ergebnis, dass der aktuellen Lage der Geschehnisse am Kapitalmarkt (eher) gerecht wird. Aktuell profitieren Unternehmen, die nach den internationalen Vor‐ schriften bewerten, von der Kapitalmarktentwicklung der vergangenen 18 Monate, denn die als Basis fungierende 10‐jährige Industrieanleihe rentierte im Durchschnitt mit 6,7 % (2008). Wie bereits festgestellt, gilt: je höher der Zins, desto niedriger die Bewertung. Der „Ermessensspielraum“ bei der Lebenserwartung lässt einen gewissen Handlungs‐ spielraum – je nach Ziel des Unternehmens – zu. In der Regel wird aber tendenziell eher mit kürzeren Lebenserwartungen gerechnet. Wie Sie erkennen, bietet die alternative Bewertung die Möglichkeit, mit aktuellen sowie eigenen Parametern zu arbeiten. Für unser Rechenbeispiel ergibt sich somit – sollte z. B. ein betroffenes Unternehmen der Ansicht sein, die Sterbetafel DAV 2004 ist die sinnvollste Basis (weil eine eigene Erhebung zu kostspielig wäre und die Heu‐ beck‐Tafeln nur die aktuelle Lebenserwartung widerspiegeln) – eine kalkulatorische Lebenserwartung von 30 Jahren für Männer und 35 Jahre für Frauen. Zudem ist in die Bewertung – entgegen der Annahmen des Finanzamts – ein Rententrend (Anpassung der Rente) zu unterstellen. Ich habe einfach mal 2 % p. a. unterstellt.
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Damit ergibt sich eine Bewertung des Pensionsversprechens von 12.000 € Rente p. a. in Höhe von 196.092 € für Männer (Info: ohne Trend wären es nur 159.078 €) bis 209.905 € für Frauen (ohne Trend = nur 166.424 €). Im Verhältnis zur steuerlichen Be‐ trachtung ergibt sich hier eine Abweichung von Faktor 1,40 bis 1,51. Da diese Bewertung stark von der Aktualität getrieben ist, ist diese, um zu einem rea‐ len Ergebnis zu kommen, sicher ebenfalls mit etwas Skepsis zu genießen. Durch den hohen Anleihezins wird die Bewertung stark beeinflusst. Da es sich um eine lang‐ fristige Verpflichtung handelt, macht es Sinn, beim Zins etwas defensiver zu agieren. Reduziert man den Zins z. B. auf 5,5 %, ergibt sich eine Bewertung in Höhe 224.750 € (Männer) bis 244.669 € (Frauen). Dies entspricht einem Faktor 1,64 bis 1,73 von der bisher bilanzierten, steuerlich getriebenen Bewertung der Pensionsverpflichtung. Gleich, welchen Zins man wählt, ob defensiver oder offensiver, mit der kalkulierten Sterbetafel DRV 2004R auf welche auch die Versicherer aufsetzen, ist bereits eine sicherheitsgetriebene Basis gelegt. Das Obligo zwischen bisheriger, aus Finanzamts‐ sicht bewerteten Pensionsverpflichtung und der eigenen Prognose ist nicht allzu groß, aber dennoch an realitätsnahe Parameter angelehnt. Ein entscheidender Parameter bei der alternativen Bewertung sind die einzu‐ arbeitenden Trends, wie Einkommens‐, Renten‐ sowie Fluktuationstrend. In die Be‐ wertung fließt somit ein, dass sich die Rente jährlich erhöht (was den Anforderungen des Betriebsrentenrechts gerecht wird) sowie, dass nicht jeder auch die Betriebsrente in voller Höhe erreichen wird (durch Arbeitsplatzwechsel). Die Erhöhung der Rente erhöht die Bewertung logischerweise etwas, die Fluktuation senkt die Bewertung wieder leicht, wobei Renten‐ und Einkommenstrends Letztere deutlich überwiegen. Es bleibt also festzuhalten, dass die alternative Bewertung durch die internationale Sichtweise ein Vielfaches reeller sowie an der Aktualität orientiert ist, als die Ver‐ sicherer‐ oder Finanzamtsvariante. Natürlich ist dies aber für manches Unternehmen ein schwacher Trost, weil die Verpflichtung real betrachtet ebenfalls höher ist als das, was seither in den Büchern geführt wurde. Zu beachten ist, dass ein einmal eingeschlagener Bewertungsweg nicht ohne Weite‐ res verlassen werden darf. Legt man sich auf eine optimistischere Bewertung fest, so ist diese im Folgejahr nicht unmittelbar durch eine konservative, total er‐ gebnisverändernde Bewertungsmethode änderbar. Zusammenfassung Bewertung nach internationalen Bilanzierungsstandards Die Lebenserwartung wird nach eigenem Ermessen – in vertretbarem Maße – angesetzt
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Die Verzinsung des Kapitalbetrags, der für die Bezahlung der Betriebsrente be‐ nötigt wird, ist auf die aktuellen Kapitalmarktzinsen 10‐jähriger Industrie‐ anleihen abgestellt In die Bewertung fließen Rentenanpassungen mit ein, Kosten des Handlings bleiben außen vor Durch die hohe Individualität bei der Auswahl der Bewertungsmethode und de‐ ren Parameter Lebenserwartung und Zins ergibt sich – je nach Zielsetzung des Unternehmens – ein beeinflussbares Erstergebnis
4.4 Bewertung einer betrieblichen Pensionsverpflichtung nach nationalen Bilanzierungsstandards ab 2010 (BilMoG‐Bewertung) Als zweite „Alternativbetrachtung“ ergibt sich die Sichtweise mit nationalen, han‐ delsbilanziellen Bilanzierungsregeln nach dem Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) ab 2010. Diese veranschlagt für die Lebensdauer ebenfalls einen „realis‐ tischen“ Ansatz, der argumentativ vertretbar sein muss. Bei der Verzinsung gibt zu‐ künftig die Deutsche Bundesbank vor, mit welchem Zinssatz zu rechnen ist. An‐ passungstrends fließen mit ein, Kosten des Handlings bleiben außen vor. Unter Berücksichtigung dieser Annahmen ergibt sich folgendes Bild:
Kapitalbedarf Basis vs. BilMoG 300000
Tsd. Euro
250000
Kapitalbedarf BilMoG weiblich
200000
Kapitalbedarf BilMoG männlich
150000
Kapitalbedarf Basis weiblich
100000
Kapitalbedarf Basis männlich 50000 0 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99
Endalter
1.000 € Rente, 60 % Witwenrente, 2 % Rententrend, keine Kosten, 4,8 % Zins
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Die BilMoG‐Bewertung lehnt sich prinzipiell an die internationale Bewertung an. Für jedes deutsche Unternehmen ab 500.000 € Umsatz und 60.000 € Gewinn wird es den Zwang mit sich bringen, zukünftig eine zusätzliche Handelsbilanz aufstellen zu müs‐ sen. Das neue Bilanzrecht schafft eine völlig neue Welt der Bilanzierung für mittel‐ ständische Unternehmen in Deutschland. Ab Geschäftsjahren, die mit oder nach dem 01.01.2010 beginnen, müssen Steuerbilanz und Handelsbilanz getrennt aufgestellt werden. Grundsätzlich verfolgten die Unternehmen in Deutschland bis dato das Prin‐ zip der Erfolgsrechnung des vorsichtigen Kaufmanns. Dies mündete meist in einer sog. Einheitsbilanz, in der beide „Bilanzen“ (Steuerbilanz fürs Finanzamt, Handels‐ bilanz für Kapitalgeber und Banken) zusammengefasst wurden. Die Bewertungs‐ hoheit hatten dabei die steuerlichen Ansätze. Dieses Prinzip des vorsichtigen Kauf‐ manns, der sich nicht reicher rechnen darf, als er ist, wird künftig nur noch bei der Steuerbilanz übrig bleiben. Bei der Handelsbilanz wird es völlig über Bord gekippt. Ziel ist es, über das Vermögen sowie die Schulden des Unternehmens eine aktuelle, reali‐ tätsnahe Sicht zu ermitteln. Plakativ lässt sich dies sehr leicht auf der Vermögensebene (der Aktivseite der Bilanz) mit den sog. „stillen Reserven“ erklären. Diese dürfen zukünftig „aufgedeckt“, also der Vermögensgegenstand (z. B. eine Immobilie) mit dem tatsächlichen Wert aus‐ gewiesen werden. In der Steuerbilanz steht dieser bis dato immer mit dem ent‐ sprechend dem Fortschritt der Abschreibung verbleibenden Restbuchwert in den Bü‐ chern, unabhängig davon, was der Vermögensgegenstand tatsächlich wert wäre. Ist ein Vermögenswert bei aktueller Bepreisung mehr wert, als er als Buchwert in den Büchern steht, liegt bis heute eine sog. „stille Reserve“ vor. Genauso verhält sich dies auf der Schuldenseite z. B. mit den Pensionsrückstellungen. Diese werden, genauso wie nach internationalen Bewertungsvorschriften, zukünftig zu einem „realitäts‐ nahen“ Wert ausgewiesen werden. Nach allem, was bisher veröffentlicht wurde, wird die neue Handelsbilanz zukünftig einen sog. Erfüllungsbetrag als Pensionsrückstellung ausweisen. Es gibt keine fest vorgeschrieben, allgemeingültigen Bewertungsverfahren für alle. Der Begriff „Er‐ füllungsbetrag“ gibt zu verstehen, dass zukünftige Gehalts‐ und Rentensteigerungen bei der Bewertung zu berücksichtigen sind. Grundsätzlich könnten als Basis das steuerlich übliche Teilwertverfahren (die Sicht des Finanzamts) als auch die inter‐ national übliche Projected‐Unit‐Credit‐Methode (die Sicht des international Außen‐ stehenden) angewendet werden. Was der Gesetzestext vorsieht, ist eine einheitliche Verzinsung, die wiederum ab‐ weichend von allem ist, was wir bisher kennengelernt haben. Anders als nach inter‐ nationaler Methodik wird kein Stichtagszins verwendet, sondern der Durchschnitt der Zinssätze der vergangenen sieben Jahre hochklassiger deutscher Industrieanleihen, welchen die Deutsche Bundesbank monatlich und allgemeingültig veröffentlicht. Da‐
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mit werden zufällige Schwankungen von Jahr zu Jahr – wie bei der internationalen Methode – abgemildert. Für die Praxis bedeutet dies, dass, anders als bei der internationalen Methode mit Stichtagszins, ein geglätteter Zins angewandt wird. Aktuell ist davon auszugehen, dass der erste Zins auf dem Niveau 4,5 bis 5,0 % sein wird. Für unser Rechenbeispiel be‐ deutet dies auf Basis der Lebenserwartung der DAV‐Sterbetafel (30 Jahre Männer, 35 Jahre Frauen) und mit 4,8 % Zins, dass sich die Bewertung in einer Größenordnung mit einem 2%igen Rententrend zwischen 244.577 € (Männer) bis 269.289 € (Frauen) bewegt. Dies entspricht dem Faktor 1,80 bis 1,88 zur bisher bilanzierten Pensions‐ rückstellung nach fiskalischen Grundsätzen. Auch bei der BilMoG‐Bewertung gilt, dass ein einmal eingeschlagener Bewertungs‐ weg nicht ohne Weiteres verlassen werden darf. Bei der Entscheidung, wie man die Bewertung vornimmt, sollten durchaus auch langfristige Überlegungen in die Ent‐ scheidung mit einbezogen werden. Zusammenfassung Bewertung nach nationalen Bilanzierungsstandards (ab 2010) Die Lebenserwartung wird nach eigenem Ermessen – in vertretbarem Maße – angesetzt Die Verzinsung des Kapitalbetrags, der für die Bezahlung der Betriebsrente be‐ nötigt wird, ist auf einen 7‐jährigen Durchschnittszinssatz 10‐jähriger, hoch‐ wertiger Industrieanleihen abgestellt, den die Deutsche Bundesbank veröffent‐ licht In die Bewertung fließen Rentenanpassungen mit ein, Kosten des Handlings bleiben außen vor Je nach Zielsetzung kann bei der Auswahl der Bewertungsmethode und deren Parametern ein auf die Zielrichtung des Unternehmens abgestimmtes Erst‐ ergebnis beeinflusst werden
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4.5 Vergleichsmatrix unterschiedlicher Bewertungsmethoden Im Vergleich lässt sich folgende Matrix aus den Ergebnissen ableiten:
fiskalische Bewertung
aktuarische Bewertung
Rentenhöhe Basis Lebens‐ erwartung
12.000 € Heubeck‐ Sterbetafel 17 ‐ 22 Jahre
12.000 € DAV‐Sterbetafel 2004 mind. 30 ‐ 35 Jahre
Zins
6 % p. a.
Trends
keine
2,25 % p. a. (zzgl. Überschüsse 1 % Rentenan‐ passung
Kosten einkalkuliert Barwert
Nein
Ja
157.328 €
331.821 € (Unisex)
Faktor
1,00
2,22 bis 2,56
internationale Bewertung (IFRS/IAS) 12.000 € Heubeck, DAV und eigene mög‐ lich (realitätsnah) z. Zt. 6,7 %
nationale Bewertung (BilMoG) 12.000 € sowohl Heubeck als auch DAV möglich (reali‐ tätsnah) z. Zt. 4,8 %
Einkommens‐, Renten‐ und Fluk‐ tuationstrend Nein
Einkommens‐, Renten‐ und Fluk‐ tuationstrend Nein
196.092 € (m) 209.905 € (w) (DAV‐Basis) 1,40 bis 1,51
244.577 € (m) 269.289 € (w) (DAV Basis) 1,80 bis 1,88
Im grafischen Direktvergleich sieht dies für die Männerwelt wie folgt aus:
Kapitalbedarf Vergleich Männer
Tsd. Euro
350000 300000
Kapitalbedarf Versicherer Unisex
250000
Kapitalbedarf BilMoG männlich
200000
Kapitalbedarf IFRS männlich
150000 Kapitalbedarf Heubeck männlich
100000
Kapitalbedarf Basis männlich
50000 0 65 68 71 74 77 80 83 86 89 92 95 98 101 104 Endalter
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Bei den Frauen ergibt sich folgendes Gesamtbild:
Kapitalbedarf Vergleich Frauen 350000
Tsd. Euro
300000 250000 Kapitalbedarf Versicherer Unisex Kapitalbedarf BilMoG weiblich
200000
Kapitalbedarf IFRS weiblich
150000
Kapitalbedarf Heubeck weiblich Kapitalbedarf Basis weiblich
100000 50000 0 65 67 69 71 73 75 77 79 81 83 85 87 89 91 93 95 97 99101103105
Endalter
Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass jedes Verfahren seine eigenen, voneinander abweichenden Ergebnisse liefert. Dies ist insofern wertvoll, weil durch die aktive Be‐ schäftigung des betroffenen Unternehmers mit dieser Materie die Einschätzung ge‐ schaffen wird, was er selbst für realistisch hält. Je nachdem, zu welcher Einschätzung der Unternehmer kommt, kann er anschließend aus den Lösungsalternativen des Ka‐ pitels 5 die für ihn geeigneten Optimierungsmöglichkeiten ermitteln.
4.6 Checkliste Fragen‐Antworten zur Selektion der richtigen Lösung Aus den Erkenntnissen lassen sich nun folgende Grundlagen und Fragen ableiten, die – im Sinne einer Checkliste – für die Vorselektion einer Optimierungslösung abgear‐ beitet werden können: 1. Fragen zum Betriebsrentenbestand (hilfreiche Unterlage: § 6a‐Gutachten) 1.1. Wie ist das Verhältnis von Anwärtern sowie Rentnern in meinem Betriebsren‐ tenbestand? 1.2. Wie hoch ist das Durchschnittsalter meines Rentnerbestandes, der heute schon Rente bezieht? 1.3. Wie hoch ist die jährliche Rente an alle bereits Rente beziehenden Betriebs‐ rentner?
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2. Fragen zur Bewertung der Pensionsverpflichtung (hilfreiche Unterlagen: Matrix Kapitel 4, ursprüngliche Pensionsverträge sowie interne Erhebungen) 2.1. Welche Laufzeit bzw. Lebenserwartung erscheint am realistischsten für mei‐ nen Pensionsbestand? 2.2. Welche Verzinsung erscheint realistisch? 2.3. Gibt es Anpassungstrends, die berücksichtigt werden müssen? 2.4. Welche Kosten werden durch Handling (für Abrechnung, Pensionsgutachten, PSV‐Gebühr, etc.) verursacht? 2.5. Welcher Bewertungsansatz – und damit Kapitalbedarf – erscheint in Summe der Realistischste?
3. Fragen zur finanziellen Situation im Unternehmen sowie den eigenen Motiven (hilfreiche Unterlagen: Bilanz und GuV, interne Überlegungen, Rückdeckungs‐ und Betriebsrentensparverträge) 3.1. Gibt es für die Pensionsverbindlichkeiten Rückdeckungsmittel (Lebensversich‐ erungen, Immobilien, Fonds, sonstige Anlagen)? 3.2. Wie hoch sind die Pensionsrückstellungen im Verhältnis zur Bilanzsumme? 3.3. Wie hoch sind die Pensionsrückstellungen im Verhältnis zum Eigenkapital? 3.4. Wie stark werden die Pensionsrückstellungen durch neue Bewertungsmetho‐ den steigen (auf der Basis §6a‐Gutachten ein indikatives BilMoG/IFRS‐Gutach‐ ten machen lassen)? 3.5. Wie ist die aktuelle Gewinn‐ und Verlustsituation im Unternehmen? 3.6. Gibt es Verlustvorträge? 3.7. Sind Ratingnachteile durch die Neubewertung der Pensionsrückstellungen zu erwarten? 3.8. Was ist mein Hauptmotiv bei der Frage der Optimierung/Entschärfung der Be‐ triebsrente? Die Checkliste steht für Sie auch auf meiner Homepage unter http://www.thomas‐ schleicher.com/publikationen/neues‐buch‐2010.html zum Download zur Verfügung. Mit dem Ergebnis aus den hier aufgelisteten Fragen kann nun aus dem bunten Blu‐ menstrauß an Lösungen im folgenden Kapitel 5 die passende Optimierungslösung zur Entschärfung der Pensionsprobleme ausgelotet werden.
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KAPITEL 5: Lösungswege Durch die Aufbereitung der Problembewertung in Kapitel 4 haben wir ein wichtiges Zwischenziel erreicht! Sie haben nun den Kern des Problems gemeistert. Mit den Antworten auf die aufgeworfenen Fragen halten Sie Ihre individuelle Checkliste in Händen, um eine eigene Einschätzung zur Bewertung der Betriebsrente/n zu treffen, um damit die Welt der Lösungen zu betreten. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Lösungen: Die internen Lösungen (Verbesserungsmöglichkeiten der Pensionszusage selbst) Die externen Lösungen (Ausgliederung der Pensionszusage auf externe Versorger) Die internen Lösungen sind die Lösungen, bei denen das Pensionsversprechen inner‐ halb der Unternehmung verbleibt und vor Ort optimiert wird. Im Einzelnen sind die internen Lösungen: Ausfinanzierung und Saldierung Abfindung Verzicht Treuhandlösung (sog. CTA: Contractual Trust Arrangement) Die externen Lösungen sind die Lösungen, bei denen das Pensionsversprechen auf ei‐ nen externen Träger übergeht und dieser mit der Abwicklung der Betriebsrente be‐ auftragt wird. Durch die Übertragung findet ein Outsourcing mit entsprechenden be‐ triebswirtschaftlichen Effekten statt. Externe Träger, die eine Betriebsrente über‐ nehmen, können sein: Liquidationsdirektversicherung Pensionsfonds versicherungsfrei (sog. fiskalische Kalkulation) Pensionsfonds versicherungsförmig (sog. Versichererkalkulation) Pensionsfonds teilversicherungsförmig (sog. gemischte Kalkulation) Unterstützungskasse versicherungsförmig (sog. kongruent rückgedeckte) Unterstützungskasse versicherungsfrei (sog. pauschal dotierte) Sonder‐Gesellschaft Dem Grunde nach ist die Suche nach einer Lösung zunächst relativ einfach: Es exis‐ tiert ein zu bewertendes Pensionsvolumen. Dieses Pensionsvolumen hat einen Kapi‐
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talbedarf, aus dem sich die Betriebsrenten finanzieren (Zinsen und/oder Entnahmen). Diesen Kapitalbedarf decke ich aus eigenen Mitteln oder finanziere diesen. Finanziere ich diesen, ist es von enormer Wichtigkeit, dass überschüssiges Kapital, das nach Tod eines Pensionärs möglicherweise übrig bleibt, nicht verloren ist, weil die Finanzierung ja am Ende des Tages zu 100 % zurückzuführen ist. Vor allem bei Lösungen der ver‐ sicherungsgestützten Bewertungsmethode ist dieser Aspekt von enormer Wichtig‐ keit. Wäre dies nicht gewährleistet, bezahlt die Firma die Betriebsrente in gewisser Weise zweimal (Kapitalbedarf für Rente über die Laufzeit sowie Tilgung und Rück‐ führung des aufgenommenen Kapitals bis Finanzierungsende). Um eine Vergleichbarkeit der Lösungswege zu schaffen, stellt man einen Katalog an Parametern auf, die aus Sicht eines Unternehmers bei der Auswahl einer Optimie‐ rungslösung von Interesse sein müssen. Die Bewertung dieser Parameter erfolgt nach einem Bewertungssystem (Eigenschaft trifft zu, trifft nicht zu, trifft eingeschränkt zu), die zu einem Gesamtbild führen. Diese Kriterien sind: 1.) Bewertungsbasis 2.) Benötigter Kapitalbedarf 3.) Auswirkungen auf die Bonität des Unternehmens unter Ratinggesichts‐ punkten 4.) Bilanzneutralität 5.) Auswirkungen auf die Gewinn‐ und Verlustrechnung 6.) Uneingeschränkter Personenkreis der Betriebsrentner optimierbar 7.) Nachschussverpflichtung 8.) Betriebswirtschaftliche Sinnigkeit 9.) Flexibles Handling von Sterblichkeitsüberschüssen 10.) Kalkulierbarkeit der Kosten 11.) Gesamtkosten der Lösung 12.) Insolvenzschutz der Anlagegelder im Sinne des Betriebsrentners 13.) Einfluss auf die Kapitalanlage 14.) Anlagemöglichkeit in Sachwerte 15.) Einfluss auf die Bewertung der Betriebsrente/n 16.) Zustimmung des Betriebsrentners erforderlich Anhand der einzelnen Parameter ist es nun möglich, sich die Lösungen auszusuchen, die zu der in Kapitel 4 erarbeiteten, eigenen Einschätzung passt. Je nach Ausgangs‐ situation können dies zu Beginn auch mehrere Varianten sein. Zusammengefasst lässt sich aus der Verknüpfung zwischen Parametern und Lösungs‐ ansätzen folgende Matrix ableiten:
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Interne Lösungswege
Lösungsweg/ Parameter
Externe Lösungswege
SALD
ABF
VERZ
CTA
LIQ‐ DV
PF RDV
PF FREI
PF TRDV
UK RDV
UK FREI
R‐ GMBH
Bewertungsgrundlage
Kapitalbedarf
Bonität/Rating
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
GuV‐Neutralität
gesamter Pensionärs‐ kreis
Nachschuss
BWL‐Sinn
Flexibilität Überschüsse bei Tod
Kostenkalkulierbarkeit
Gesamtkosten
Insolvenzschutz Guthaben
Einfluss Kapitalanlage
Sachwertanlage
Einfluss Bewertungs‐ verfahren
Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
Um die einzelnen Parameter, und deren Hintergründe besser zu verstehen, einige Er‐ läuterungen zu jedem Punkt: 1.) Bewertungsbasis Dieser Aspekt verschafft einen schnellen Einstieg, welche Bewertungsgrund‐ lage existiert, um eine Optimierung anzustoßen. Existiert z. B. als Bewer‐ tungsbasis die Kalkulation des Finanzamts, ist die Lösung zunächst eine eher günstige Variante mit leichtem Hang zur Unterkapitalsierung. Aus einer Un‐ terkapitalisierung könnten Risiken (aber auch Chancen) entstehen, wie z. B. eine Nachschussverpflichtung, sollte der Kapitalstock nicht reichen. Je nach‐ dem, ob man als Unternehmer offensiver oder defensiver veranlagt ist, wird man eine eher niedrige oder höhere Bewertung als Grundlage für eine Opti‐ mierung wählen.
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2.) Benötigter Kapitalbedarf Der benötige Kapitalbedarf resultiert aus der unter Punkt 1.) beschriebenen Bewertungspraxis. Orientiert sich eine Lösung an einer Bewertungspraxis z. B. des Finanzamts, ist mit einem Kapitalbedarf in ungefährer Höhe der Pensi‐ onsrückstellungen nach fiskalischem Ansatz für die Optimierung zu rechnen. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob der Kapitalbedarf aus eigenen oder fremden Mitteln bestritten wird. Als Unterpunkt des Parameters könnte noch die Frage aufgeworfen werden, ob der Kapitalbedarf in liquider oder illiquider Form erbracht werden kann. Zusätzlich ist zur Bewertungspraxis noch das Thema Kosten einer Transaktion oder Optimierung in den Kapitalbedarf ein‐ zubeziehen. Die Bewertung „trifft zu“ zielt darauf ab, dass ein eher geringer Kapitalbedarf zu einer positiven Bewertung führt und umgekehrt. 3.) Auswirkungen auf die Bonität des Unternehmens unter Ratinggesichtspunkten Die Auswirkungen einer Optimierung der Betriebsrenten auf die Bonität, resp. des Ratings, des Unternehmens ist sicherlich einer der zentralsten As‐ pekte der Zukunft. In den kommenden Jahren wird dieser Punkt bzw. das Motiv, die Bilanzkennzahlen mit einer Optimierung der Pensionslasten zu verbessern, eine Haupttriebfeder der Unternehmen werden, um etwas zu verändern (und verändern zu müssen!). Allerdings gilt hier, wie auch in Zei‐ ten, als die Unternehmen sich die Hypothek der Betriebsrente aufluden: Ge‐ nau hinschauen, abwägen und vor allem weiterdenken. Die Bereinigung der Passivseite in Bezug auf Pensionsrückstellungen ist wichtig, aber nicht um je‐ den Preis. Was nützt es einem Unternehmer, Pensionsrückstellungen auf ei‐ nen externen Träger mit Versichererkalkulation zu verlagern, wenn dafür das doppelte an Kapital aus dem Unternehmen fließt und damit die Substanz des Unternehmens nachhaltig und unwiderruflich geschwächt wird? Und was nutzt es, wenn dieser Kapitalbedarf möglicherweise mit Fremdkapital finan‐ ziert wird? Dann hat man statt Pensionsschulden Bankschulden. Für das Ra‐ ting und die Bonität hilft das nicht. Deshalb ist die Bewertung dieses Punktes so gestaltet, dass Bonitäts‐ und Ratingverbesserungen als positiv gewertet werden und umgekehrt. 4.) Bilanzneutralität (unter Gesichtspunkten z. B. von BilMoG und somit auf die Handelsbilanz) Die Bilanzneutralität bemisst, ob sich das Unternehmen nachhaltig und somit final von den Auswirkungen der Pensionsrückstellungen befreit. Je nach Lö‐ sungsansatz ist dies unterschiedlich. Manche Lösungen führen nach aktuel‐ lem Bilanzierungsstandard zur völligen Bilanzbereinigung. Andere Lösungs‐ wege lediglich in eingeschränktem Maße. Dort führen Restverpflichtungen aus Unterdeckungen oder das generelle Einstandsgebot des Unternehmers 46
(sog. Subsidiärhaftung) dazu, dass im Bilanzposten Pensionsrückstellung oder im Anhang noch ein Wert erwähnt bleibt. Es gilt zu betonen, dass über diesen Punkt teilweise trefflich gestritten wird. Generell hat der Arbeitgeber eine Einstandspflicht, sollte das zur Abwicklung der Pensionen benutzte Vehikel seinen Zahlungsverpflichtungen aus irgendwelchen Gründen nicht in der Lage sein, die Pensionen zu bedienen. Dies könnte, nach den jüngsten Erfahrungen in der Finanzmarktkrise, auch bei Unternehmen der Fall sein, die für eine ge‐ wisse Verzinsung und die Übernahme des Risikos „garantiert“ haben (wie z. B. Versicherer). Deshalb gilt bei der Bewertung: Je „Bilanzneutraler“ die Lö‐ sung, desto positiver die Bewertung und umgekehrt. 5.) Auswirkungen auf die Gewinn‐ und Verlustrechnung (GuV) Die Auswirkungen einer Optimierungslösung auf die Gewinn‐ und Verlust‐ rechnung sind wichtig. Entscheidend ist, welche Ergebnissituation im Unter‐ nehmen in einem Optimierungsjahr vorliegt. Liegt ein Gewinn vor, wird man möglicherweise daran interessiert sein, diesen durch eine Auslagerung etwas zu optimieren. Liegt ein Verlust vor, wird man bedacht sein, nicht noch einen zusätzlichen Fehlbetrag z. B. durch eine Auslagerung zu produzieren. Die Be‐ wertung dieses Parameters erfolgt vom Ansatz der GuV‐Neutralität aus, d. h., eine negative Bewertung hat eine belastete GuV als Basis und umgekehrt. 6.) Uneingeschränkter Personenkreis der Betriebsrentner optimierbar Interessant ist dieser Aspekt deshalb, weil so mancher Lösungsweg nur für eine bestimmte Gruppe von Betriebsrentnern lukrativ ist. Mit dem Ansatz, Wege miteinander zu kombinieren, die ihre Stärken jeweils in anderen Pensionärssegmenten haben, lassen sich oftmals interessante Varianten kre‐ ieren. Die Bewertung erfolgt aber grundsätzlich danach, ob alle Gruppen (An‐ wärter, Ausgeschiedene, Rentner) über diesen Weg betriebswirtschaftlich sinnvoll verbessert werden können oder nicht. 7.) Nachschussverpflichtung Eine Nachschuss“verpflichtung“ wird meines Erachtens oftmals falsch im Zu‐ sammenhang mit dem Thema Optimierung der Pensionslasten dargestellt. Si‐ cher, in 15 oder 20 Jahren nochmals zur Kasse gebeten werden zu können vermeidet man gerne. Der Parameter bekommt aus betriebswirtschaftlicher Sicht aber einen neuen Anstrich, wenn man sie beispielsweise als Nach‐ schusschance versteht. Verlagere ich heute eine Pensionslast auf einen ex‐ ternen Versorger, der dafür den geringstmöglichen Kapitaleinsatz benötigt, gewinne ich Zeit, um für eventuelle Fehlbeträge in der Zukunft vorzusorgen. In dieser Zeit kann aus den in Zukunft verdienten Ergebnissen etwas zur Seite gelegt werden, nicht bereits heute. Zudem muss nur nachgeschossen wer‐ den, sofern der Nachschuss auch wirklich gebraucht wird. Im Unterschied zu
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den versichererkalkulatorischen Varianten wird hier nicht bereits im Jahr 1 die Langlebigkeit und Kapitalmarktbasis finanziell abgegolten, sondern erst dann, wenn auch tatsächlich Kapitalmärkte und Lebensdauer ungünstig ver‐ laufen. Eine Nachschussverpflichtung wird somit zu einem betriebswirtschaft‐ lich interessanten Ventil. Bei der Bewertung ist der Nachschuss aber – getreu dem Volksmund – als Risiko und somit die „drohende Zahlungsverpflichtung“ negativ bewertet.
8.) Betriebswirtschaftliche Sinnigkeit In diesem Aspekt liegt meines Erachtens nach der Grund, warum eine Vielzahl an Unternehmen bisher eher eine interne als eine externe Lösung verfolgt haben. Für Optimierungen haben Unternehmen bisher Lösungen auf Basis der aktuarischen Kalkulation der Versicherer betrachtet. Der notwendige Kapitaleinsatz, wie festgestellt teilweise mehr als das doppelte, warf nicht nur die Frage auf, wer das bezahlen soll (und kann), sondern auch berechtigter‐ weise, ob mit diesem Kapitalbedarf die Pensionen nicht selbst langfristig vom Unternehmen finanziert werden können. Genau in diese Kerbe schlägt die Bewertung, nämlich, ob die Wirtschaftlichkeit aus Sicht des Unternehmens gegeben ist – oder eben nicht. 9.) Flexibles Handling von Sterblichkeitsüberschüssen Grundgedanke dieses Bewertungspunktes ist, ob Überschüsse entstehen und durch das Unternehmen zurückerlangt werden können sowie die Flexibilität, den Rückflusszeitpunkt als Unternehmen selbst in Händen zu halten. Der As‐ pekt leitet sich aus der Auflösung der Pensionsrückstellung zum Zeitpunkt des Todes des Betriebsrentners ab. In Kapitel 3 haben wir festgestellt, dass zur kalkulierten Todeswahrscheinlichkeit noch ein vermeintlich hoher Betrag an Pensionsrückstellungen übrig bleibt. Diese dann sofort und zwingend im Jahr des Todes aufzulösende Rückstellung beeinträchtigt die GuV des Unter‐ nehmens. Das Unternehmen kann dies auch nicht steuern, also in ein Jahr vortragen, in dem dieser Effekt passen könnte. Durch die Verlagerung der Be‐ triebsrenten auf einen externen Versorger können Überschüsse entstehen, weil der Rentner möglicherweise zu früh verstorben ist. Sind diese Über‐ schüsse prinzipiell wieder zurück zu erlangen, ist es ein zusätzlich interessan‐ ter Steuerungsaspekt, diese Überschüsse zu dem Zeitpunkt zurückzutransfe‐ rieren, in denen sie am meisten gebraucht werden – in Verlustjahren. Durch den Umstand, dass Überschüsse externer Versorger bei Rückübertragung zu versteuernde Gewinne sind und die Liquidität in dieser Zeit gut zu ge‐ brauchen ist, ergibt sich ein interessanter „Puffer“, der in die Überlegungen einfließen kann. So einen Puffer, der in guten Jahren angelegt wurde, hätten sicher viele Unternehmen aktuell gerne im Zugriff. Bei der Bewertung des
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Parameters ist deshalb die Fähigkeit von rückübertragbaren Überschüssen und deren flexiblem Abruf positiv bewertet und umgekehrt.
10.) Kalkulierbarkeit der Kosten Durch das BilMoG muss das Unternehmen eine zusätzliche Bilanz erstellen. Für diese zusätzliche Bilanz benötigt es zum bisherigen § 6a‐Gutachten zu‐ künftig auch ein BilMoG‐Gutachten. Zudem sind nach dem neuen Ver‐ sorgungsausgleichsgesetz zukünftig die Ansprüche von geschiedenen Ehe‐ gatten separat zu ermitteln und ggf. auszuweisen. Dies, aber auch weitere Kostenaspekte, sind für Unternehmen nur schwer kostenseitig kalkulierbar. Durch eine entsprechende Lösung erfahren Unternehmen Kostentransparenz und Kostenkalkulierbarkeit für die Zukunft. In manchen Fällen erreichen Unternehmen auch Kostenentlastungen, wie z. B. beim Pensionsfonds, der bei der Frage der PSV‐Gebühr (gesetzliche Insolvenzversicherung) mit 80 % Rabatt bevorteilt ist. Ist eine Lösung kostenseitig klar kalkulierbar, fällt die Bewertung positiv aus und umgekehrt. 11.) Gesamtkosten der Lösung In den Gesamtkosten der Lösung spielt nicht nur das Verhältnis zwischen bis‐ herigem Aufwand (Abrechnung der Pensionen, Gutachten, Beratungs‐ leistungen, PSV) und zukünftigem Aufwand (Transaktionsgebühren, Ver‐ waltungsgebühren der Lösung) eine Rolle, sondern auch der Gesamtkapital‐ bedarf für die Pensionslasten an sich. Es wäre unfair, eine Lösung, die einen optimalen Kapitalbedarf für die Abwicklung der Pensionszahlungen vorweist, nur deshalb negativ zu beurteilen, weil die Abwicklungskosten höher als bei anderen Modellen sind. Hinter diesem Bewertungspunkt steckt das Ziel, eine Grobrichtung der Totalbetrachtung abzuleiten und nicht einzelne Gebühren‐ positionen miteinander zu vergleichen. Deshalb erfährt die Lösung eine positive Bewertung, welche möglicherweise bei den Gebühren nicht die günstigste ist, im Totalvergleich aber günstig ausfällt. 12.) Insolvenzschutz der Anlagegelder im Sinne des Betriebsrentners Eine der wichtigsten Fragen in der praktischen Umsetzung von Optimie‐ rungen bei der Betriebsrente ist der Aspekt, ob für die Pensionäre bei einer Veränderung die gleiche Sicherheit wie vorher Gültigkeit besitzt. Diese Frage hängt sehr stark auch an der Frage, wie die bereitgestellten Gelder und Ver‐ mögen der Unternehmen, die die Betriebsrente finanzieren, angelegt und abgesichert werden. Dieser Bewertungspunkt gibt Aufschluss, in welchen Lö‐ sungen eine vergleichbare Sicherheit existent ist und wo ggf. genauer hin‐ geschaut werden muss.
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13.) Einfluss auf die Kapitalanlage Für die Haltbarkeit des Kapitalbedarfs, den ein Unternehmen für die Finanzie‐ rung der Betriebsrente zur Verfügung stellt, ist das Thema Rendite ein wichti‐ ges Thema. Durch die Finanzmarktkrise sind nicht nur Risiken mit hohen Ren‐ diten offenbart worden, sondern auch Chancen, sich neu in lukrative und seriöse Anlagesegmente mit guten Renditen zu investieren. Wie in Kapitel 2 zu lesen ist, ist die Haltbarkeit eines Kapitals ab 7 % Rendite p. a. teilweise ausreichend, um eine langfristige Finanzierung der Pensionen aus Zinsen zu erreichen. Bin ich als Unternehmen dazu gezwungen, dort anzulegen, wo kein Einfluss geltend gemacht werden kann und nicht viel zu holen ist, erfährt die‐ ser Bewertungspunkt ein eher negativeres Urteil als umgekehrt. 14.) Anlagemöglichkeit in Sachwerte Speziell die Pleite der Lehmann Brothers Corp. hat vielen Anlegern wieder einmal deutlich gemacht, dass die Sicherheit von Renditezusagen an den sich verbürgenden Unternehmen selbst hängt – und an der Frage: Was steht bei einem Kollaps zur Verwertung zur Verfügung. Bisher dominierten im Markt der Anlage von betrieblichem Altersvorsorgevermögen die Geldwerte. Die Vor‐ und Nachteile von Geld‐ oder Sachwerten sollten in eine heutige An‐ lageentscheidung mit einbezogen werden. Deshalb bewertet dieser Aspekt, ob eine Anlage auch grundsätzlich in Sachwerten und somit in reellen und materiellen Werten erfolgen kann. 15.) Einfluss auf die Bewertung der Betriebsrente/n Unter Punkt 1.) haben wir die grundlegende Basis des Bewertungsverfahrens der einzelnen Lösungen festgehalten. Interessant erscheint in diesem Zu‐ sammenhang – wenn auch nur sehr sekundär – die Möglichkeit, in die Be‐ wertung in gewisser Form selbst mit eingreifen zu können. Sei es bei der Frage, ob der aus der Bewertung ermittelte Kapitalbedarf in betriebswirt‐ schaftlich optimierten Teilbeträgen geleistet werden kann oder die einzelnen Parameter, die in die Kalkulation mit einfließen, selbst (mit‐)bestimmt werden können. Ist die Bewertung grundsätzlich durch den Unternehmer in einer Form beeinflussbar, ergibt sich eine positive Bewertung. Kann in die Kalkulation (so gut wie) nicht eingegriffen werden, um Handlungsspielräume zu erlangen, erfolgt eine negative Bewertung.
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16.) Zustimmung des Betriebsrentners erforderlich Der letzte Punkt ist ein in der Praxis ebenfalls oftmals brisanter Punkt. Am liebsten – und auch am einfachsten – ist es Unternehmen, wenn ehemalige Betriebsangehörige nicht zuerst gefragt werden müssen, ob sie einer Opti‐ mierung der Versorgung durch das Unternehmen zustimmen. Dies hat man‐ nigfaltige Gründe, wie z. B. administrativer Aufwand oder auch die Tatsache, dass die Pensionäre sicher kaum die Muße besitzen, sich intensiv mit den un‐ ternehmenspolitischen Überlegungen zu befassen. Selbstverständlich ist es legitim – ja sogar empfehlenswert – die Sorge der Betriebsrentner um deren Rente durch irgendwelche Veränderungen zu entkräften und die ehemaligen und aktiven Mitarbeiter zumindest zu informieren. Solange sich für die Be‐ triebsrentner nichts verschlechtert, ist auch mit keiner größeren Aufklärung aufzuwarten. Wichtig ist aber sicher jedem Unternehmen, in letzter Instanz die Entscheidungsgewalt zu besitzen und über mögliche Risiken Bescheid zu wissen. Ist juristisch unbedenklich, eine Verbesserung herbeiführen zu kön‐ nen ohne vorherige Zustimmung oder Information des Betriebsrentners, er‐ fährt die Alternative deshalb eine positive Bewertung und umgekehrt. Wie sind die nachfolgenden beschrieben Lösungswege anhand der erläuterten Be‐ wertungsparameter nun praktisch anzuwenden? Das Motiv eines Unternehmens könnte z. B. die Anforderung sein, dass mit dem ge‐ ringsten Kapitaleinsatz eine Bilanzneutralität erzielt werden soll. Mit einer Lösung, die als Basis die Kalkulation eines Versicherungsunternehmens aufweist, ist dies schwer‐ lich möglich. Gesellt sich aber zu den beiden Anforderungen Bilanzneutralität und ge‐ ringer Kapitaleinsatz, dass auch niemals Nachschüsse erbracht werden sollen, bleiben nur die Lösungen mit einer Versichererkalkulation übrig, weil alle anderen Möglich‐ keiten einen geringeren Kapitaleinsatz zulasten eines möglichen Nachschusses ab‐ federn. Zudem sind weitere mögliche Nachteile damit verbunden, die es abzuwägen gilt. Klar ist, dass jede Lösung ihre Vor‐ aber auch Nachteile besitzt (die, z. B. beim Thema Nachschuss, auch positiv gewertet werden können). Stellt dieser Unternehmer fest, dass das Nachschussrisiko auf die Haltbarkeit des Geldes (also auf die Langlebigkeit) begrenzt ist und er bei der Kapitalanlage selbst am Steuer der Entscheidung sitzt, kommt er möglicherweise zum Schluss, dass er mit diesem Nachteil durchaus gut le‐ ben kann. Für diesen Unternehmer würde praktisch z. B. die externe Lösung ver‐ sicherungsfreier Pensionsfonds oder die freie Unterstützungskasse infrage kommen. Was die einzelnen Lösungen für Grundzüge sowie Vor‐ und Nachteile, bezogen auf den Kriterienkatalog haben, wird auf den folgenden Seiten erläutert. Da so manche Optionen mehrere Varianten kennen (z. B. Pensionsfonds), empfiehlt es sich, das ganze Kapitel zur Lösungsvariante anzuschauen.
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5.1 Interne Lösungen – Die Pensionszusage und ihre eigenen Möglichkeiten Bekanntermaßen sind die eigenen Lösungen ja immer die günstigsten. Dem kann man sicher Glauben schenken. Genauso ist aber auch bekannt, dass die günstigste nicht immer die beste Lösung ist. Auch diesem Denkansatz entspringt einiges an Wahrheit. Fakt ist, dass man die aus dem Ruder geratenen Pensionsversprechen selbst zunächst einmal kritisch und offen beäugen sollte. Nicht immer ist es so, dass bei jedem Pensi‐ onsvertrag dem Betrachter das Entsetzen ins Gesicht geschrieben steht. Zugegeben, es ist eine kleine Anzahl an Fällen, in denen mit den vorhandenen Gegebenheiten be‐ reits ein optimales Ergebnis erzielt werden kann. Aber solange eine Chance darauf besteht, „glimpflich“ durch einige wenige Handgriffe das Thema in eine ordentliche Bahn zu bekommen, sollten diese ergriffen werden. Grundvoraussetzung für jede der internen Lösungen ist, dass der Pensionsvertrag wirksam eingerichtet wurde, sprich, also alle Formerfordernisse eingehalten wurden. Ist dieser Punkt abgearbeitet, sollten die Formulierungen des Vertrages auf Aktualität überprüft werden. Einige Punkte lassen sich durch eine Heilung oder Optimierung des Pensionsvertrages bereits abarbeiten und auf eine Lösung hin verbessern. Ist der Pensionsvertrag in einwandfreiem Zustand und auf der Höhe der Zeit, können die nachfolgenden Optionen geprüft werden.
5.1.1 Ausfinanzierung und Saldierung Dieser Lösungsansatz fängt dort an, wo das Problem letztlich entstanden ist: am Pen‐ sionsvertrag selbst. Der Pensionsvertrag gewährt dem Betriebsrentner die Pension. Für die Erfüllung dieses Versprechens wurde entweder kein Sparvertrag oder eben doch eine sog. Rückdeckung eingerichtet. Wurde keine Rückdeckung abgeschlossen, weist der Pensionsvertrag eine 100 %ige Finanzierungslücke aus, egal auf welcher Bewertungsbasis. Für diesen Fall sieht die Lösung vor, eine Rückdeckung einzurichten. Denn damit wird diese Finanzierungslücke sofort oder sukzessive geschlossen, je nachdem, wie das Unternehmen in der Lage ist, Gelder zur Seite zu legen. Ist bereits ein Sparvertrag eingerichtet, ist die Finanzierungslücke logischerweise geringer. Bewertungsbasis Die Finanzierungslücke – und somit auch das Sparziel – ergibt sich aus der Auswahl der Bewertung. Als Bewertungsoptionen stehen, je nachdem welche Bilanzen das Unternehmen aufstellen muss, handelsbilanziell die BilMoG‐Methode und/oder die internationale Methode nach IFRS/IAS als Basis zur Verfügung. Ist die Pensionsver‐ pflichtung nach diesen Methoden bewertet, gilt es, die bereits vorhandenen Spargut‐ haben gegenüberzustellen. Die Differenz stellt dann die Finanzierungslücke sowie den Kapitalbedarf dar. 52
Kapitalbedarf, Bonität/Rating Von der Finanzierungslücke hängt somit der benötigte Kapitaleinsatz ab. Ist das Un‐ ternehmen liquide genug, um einen Sparvertrag zu finanzieren, hat dies beim Blick auf die Bonität und das Rating die Auswirkung, dass zwar das Bankkonto (also die flüssigen Mittel des Umlaufvermögens) geringer werden. Auf der anderen Seite wird der Sparvertrag, in den die Mittel geflossen sind, aber wiederum im Anlagevermögen ausgewiesen (Aktivwert oder Rückdeckungsguthaben), sodass in der Summe kein bi‐ lanzieller Vermögensabfluss stattgefunden hat (sog. Aktiv‐Tausch). Das Unternehmen ist in der Vorher‐Nachher‐Betrachtung bilanziell – bis auf die Kosten des Sparver‐ trages – keinen Cent ärmer. Auf der Handelsbilanzebene tritt nun dafür folgender Effekt ein: Ist der Sparvertrag an den Pensionär verpfändet (was gleichzeitig die In‐ solvenzsicherheit des zurückgelegten Rentenvermögens steigert), ist das Unter‐ nehmen berechtigt, nach den neuen BilMoG‐Kriterien (übrigens auch bei der inter‐ nationalen Betrachtung) die bewertete Pensionsverbindlichkeit (in Form der Pen‐ sionsrückstellung) mit dem dafür vorgesehenen „Rentenguthaben“ (sog. Plan‐Assets) zu saldieren. Je nachdem, wie hoch der Ausfinanzierungsgrad resp. die Finanzierungs‐ lücke ist, ist nur noch die „nicht gedeckte“ Pensionsrückstellung auszuweisen. Das bedeutet praktisch, dass z. B. bei einer Finanzierungslücke von 30 % auch nur noch dieser „nicht gedeckte Wert“ in der Bilanz auftaucht, was das Bild schon deutlich ver‐ bessert. Dadurch steigt die Eigenkapitalquote des Unternehmens (kleiner Rating‐ exkurs: EK‐Quote = EK durch Bilanzsumme/Gesamtkapital) weil die Bilanzsumme kleiner wird und das durch die Saldierung nicht beeinflusste Eigenkapital damit im Verhältnis zum Gesamtkapital mehr wird. Und gerade die Eigenkapitalquote ist in deutschen Ratings eine eher ausbaufähige Größe. GuV‐Neutralität Bei der GuV‐Neutralität ist entscheidend, welche Wahl im Bereich der Anlage ge‐ troffen wird. Entscheidet sich das Unternehmen z. B. für eine Rückdeckungsver‐ sicherung, so ist, temporär betrachtet, mit einer Aufwandsbelastung der GuV durch den Beitrag zur Rückdeckungsversicherung sowie der Pensionsrückstellungen für Be‐ triebsrentner in der Anwartschaftsphase zu rechnen. Bei der Versicherervariante spielt diesem Effekt die Bilanzierung des Versicherungsguthabens (der Aktivwert) entgegen. Dieser Aktivwert ist ein zu aktivierendes Vermögen und führt zu einer Ge‐ winnerhöhung, genau wie die aufzulösenden Pensionsrückstellung für bereits in Ren‐ te befindliche Betriebsrentner. Diese Effekte laufen der Belastung der GuV durch Bei‐ träge zur Rückdeckungsversicherung sowie Pensionsrückstellungen für Anwärter entgegen. Per Saldo ist in dieser Ausgestaltung aber eine (teils deutliche) GuV‐ Belastung zu erwarten. Anders verhält sich dies bei der Anlage der Gelder z. B. in ei‐ nem Publikumsfonds oder einer Unternehmensbeteiligung. Diese sind zwar auch zu bilanzieren, führen aber zu keinem Ertragszufluss durch Aktivierung sowie Aufwand durch Beitragszahlung zulasten der GuV. Hier handelt es sich um einen klassischen
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Aktivtausch, in dem Vermögen des Umlaufvermögens (der Beitrag, der vom Bank‐ konto in die Anlage bezahlt wird) in Anlagevermögen (die Bilanzierung der Geld‐ anlage) „umgeschichtet“ wird. In dieser Variante berühren lediglich die Pensionsrück‐ stellungen der Anwärter und Rentner noch die Gewinn‐ und Verlustrechnung, analog zur Situation vorher. Pensionärskreise Mit dieser Variante lassen sich alle im Unternehmen befindlichen Betriebsrentner‐ gruppen (aktive Anwärter, ausgeschiedene Anwärter, Invalidenrentner, Altersrent‐ ner, Witwenrentner) einbeziehen. BWL‐Sinn Betriebswirtschaftliche Sinnigkeit ist mit dieser Lösungsvariante zunächst absolut ge‐ geben. Kapitalressourcen werden optimal – sprich so wie sie benötigt werden – ein‐ gesetzt. Es wird kein Euro zu viel ausgegeben. Die Renten werden vom Unternehmen „lebensgenau“ bezahlt, keinen Tag länger. Selbstverständlich aber auch kein Euro zu wenig und keinen Tag kürzer. Die administrativen Aufgaben wachsen sicher weiter in der Zukunft, was auf die Betriebswirtschaft schlägt. Dies könnte möglicherweise ein Grund sein, sich von den Betriebsrenten trennen zu wollen. Beispiel sind die so‐ genannten Kleinstrenten. Kostet die Verwaltung mehr als die eigentliche Rente, liegt der Schluss nahe, hier schnell eine Veränderung herbeiführen zu müssen. Nachschuss Selbstverständlich ist jederzeit, sollte das Kapital nicht ausreichen, ein „Auffüllen“ des Sparvertrages/ des Kapitalkontos (Nachschuss) möglich, um bei einem Ungleich‐ gewicht von Pensionsverpflichtung und Kapitalbedarf auszugleichen. Daraus ergibt sich auch, dass die Lösung betriebswirtschaftlich absolut sinnig ist, weil nur das Geld aufgebraucht wird, was auch tatsächlich benötigt wird. Flexibilität Überschüsse bei Tod Großes Manko dieser Lösung ist, dass die Pensionsrückstellungen, die nach Ver‐ sterben des Pensionärs noch übrig sind, sofort und ohne Umschweife sofort ergeb‐ niserhöhend aufzulösen sind. Dies führt zu einer Steuerzahlung, das Geschenk muss nun wieder zurückgegeben werden. Eine flexiblere Handhabung dieses Themas im Zusammenhang mit dieser Lösung verbietet die Gesetzgebung. Kostenkalkulierbarkeit Zusammen mit dem Punkt „Flexibilität der Überschüsse bei Tod“, zeigt sich auch beim Thema Kostenkalkulierbarkeit, dass bei einem betriebsinternen Pensionshandling die damit verbundenen Kosten nur schwerlich kalkulierbar sind. Mit den Kosten ist schließlich nicht nur die nackte Pensionszahlung an den Betriebsrentner verbunden, sondern auch alles, was darum geschieht, wie z. B. Lohnabrechnung, SV‐Meldung,
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Einzug der Lohnsteuerkarten, Einkauf mathematischer Gutachten (zukünftig nach BilMoG bis zu 4 Stück pro Versorgung), temporäre Beratungsdienstleistung durch Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rentenberater, Kapitalkosten wie Zinsen bei Fremdfinanzierung und dergleichen. Auch die Kosten der Insolvenzsicherung durch den PSV sind nicht vorhersehbar. Auch hier kann man sich nur auf Erfahrungswerte zurückziehen und einen Durchschnitt ermitteln. Sicher ist in dieser Angelegenheit nur: Der Aufwand, so etwas zu bewerkstelligen, wird in Zukunft deutlich steigen, denken Sie alleine an die Gutachten oder die Vielzahl der Unternehmenspleiten, die einen Anstieg des Umlagebeitrags zum PSV zur Folge haben. Gesamtkosten Bei der Frage der Gesamtkosten ergibt sich grundlegend ein Bild einer günstigen Lö‐ sung. Für die Zahlung der Pensionen wird nur das ausgegeben, was auch wirklich bis zum Versterben des Pensionärs benötigt wird. Das Bild trübt sich durch unkalkulier‐ bare Kosten ein, wie vorstehend beschrieben. Insgesamt darf man aber festhalten, dass die Lösung von der Gesamtkostenseite zu den günstigen zählt. Insolvenzschutz Beim Insolvenzschutz der Anlagegelder aus Sicht des Betriebsrentners ergibt sich kei‐ ne Veränderung zu vorher. Das Unternehmen zahlt pflichtig Beiträge an den PSV, ob es eine Rückdeckung besitzt oder nicht. Bei Verpfändung einer Kapitalanlage erhöht sich die Insolvenzsicherheit. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Das Unternehmen hat selbstredend Einfluss auf die Anlagestrategie und somit auch auf die Rentabilität der Anlage. Seit der Pleite von Lehman ist der Fokus bei der Geld‐ anlage eher wieder Richtung Sachwert und weg von Geldwerten gewandert. Sollte dies ein Interesse des Unternehmens sein, ist dies hier ebenfalls einbindbar. Grund‐ sätzlich entscheidet das Unternehmen, welche Anlage für die Finanzierung der Be‐ triebsrenten gewählt wird. Zustimmungspflicht Pensionär Eine Zustimmung des Betriebsrentners ist nicht gefragt, es bleibt bei der ursprüng‐ lichen Vertragsform. Das Unternehmen wird in der Regel eine Rückdeckung ein‐ richten, die es an den Pensionär – zwecks Saldierung – verpfänden wird. Bei einer Verpfändung eines Sparvertrages zu seinen Gunsten wird man sicherlich seine Zu‐ stimmung erhalten können, auch wenn es nicht notwendig ist, zu fragen. Einfluss Bewertungsverfahren Auf die Bewertung der Pensionsverpflichtung kann ebenfalls aktiv Einfluss genommen werden. Je nachdem, welche Unternehmensgröße vorliegt, muss zur neuen BilMoG‐ Bilanz eine zusätzliche, internationale Bilanz erstellt werden. Innerhalb der Be‐
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wertungsverfahren kann mit den Parametern Zins, Lebenserwartung und An‐ passungstrends in den vorgegebenen Rahmenbedingungen jongliert werden. Den‐ noch ist zu beachten, dass die Bewertung der Pensionsverpflichtung nicht jedes Jahr beliebig nach Gusto völlig verändert werden kann. Grundlegend ist sie ebenfalls von externen Faktoren, wie der Kapitalmarktentwicklung oder dem Nettolohnindex, ab‐ hängig. Über viele Jahre bedeutet diese Flexibilität ein erhebliches Maß an Mühen, jedes Jahr den Kapitalbedarf mit der Bewertung der Pensionsverpflichtung ab‐ und auszugleichen. Bilanzneutralität Eine Bilanzneutralität ist durch die internen und externen Einflüsse auf die Ermittlung der Pensionsverpflichtungen damit zweifelsfrei nicht dauerhaft zu erreichen. Deckt das Rückdeckungsvermögen die Pensionsrückstellungen exakt ab, ist sowohl die Aktivseite der Bilanz, auf der das Plan Asset zu Hause ist, sowie die Passivseite der Bilanz, auf der die Pensionsrückstellungen zu finden sind, bereinigt. In Anbetracht der Individualität der Bewertungsparameter von Pensionsrückstellungen sowie der zu bewertenden Vermögen ist es eher unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen stets 1:1 ausgleichende Positionen zu saldieren haben wird. Wahrscheinlicher ist, dass die beiden schwankenden Werte zu einer Über‐ oder Un‐ terdeckung führen. Herrscht eine Überdeckung, sind keine Pensionsrückstellungen mehr zu finden, aber das überschüssige Vermögen auf der Aktivseite. Bei Unter‐ deckung ist kein Plan Asset auf der Aktivseite ausgewiesen und nur der ungedeckte Teil der Pensionsrückstellungen auf der Passivseite zu finden. Am Beispiel von Aktien ist dies sehr schnell zu verdeutlichen. Hat ein Unternehmen ein Aktienpaket zur Finanzierung der Renten im Jahr 01 im Wert der Pensionsrück‐ stellung erworben, gleichen sich beide Positionen aus. Fallen die Aktien im Jahr 02 um 50 %, sind wieder 50 % der Pensionsrückstellungen auf der Passivseite zu bilanzie‐ ren. Wären die Aktien nicht gefallen, sondern gestiegen, wäre der überschüssige Teil des Aktienvermögens auf der Aktivseite im Anlagevermögen zu finden.
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FAZIT Insgesamt fördert diese Lösung überwiegend die genannten Kriterien. Voraussetzung ist, das Unter‐ nehmen verfügt über die nötigen finanziellen Mittel, kann diese entbehren oder kann diese zu ver‐ nünftigen Kosten finanzieren. Genau hier liegt das grosse Aber. Den meisten Unternehmen ist es unmöglich, gerade aktuell, Gelder für die Betriebsrente dem Geschäftsbetrieb zu entziehen oder gar fremd zu finanzieren. Zudem ist das Handling sehr aufwendig und erfordert ständige Kontrolle, Voraussicht und Beratung. Der Verwaltungsaufwand wird in Zukunft stark steigen, bei gleichzeitig überwiegend unkalkulierbaren Kosten.
QUICK‐CHECK SALDIERUNG Bewertungsgrundlage
Internationale oder nationale Sicht
I,B
Kapitalbedarf
Je nach Bewertungsergebnis höher oder niedriger
+/‐
Bonität/Rating
bei Ausfinanzierung Ratingverbesserung durch Saldierung
+
schwankend, je nachdem wie sich die Bewertung und Finanzierung verändert
(+)
Anlage in Versicherungen schlechter, in Fonds oder Beteiligungen besser
+/‐
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar
+
Nachschuss nicht zwingend, aber wenn Kapital aufgebraucht oder Auffüllung von Kapitalanlagedefiziten bei gewünschter Bilanzneutralität
+
BWL‐Sinn
Je nach Kapitalanlage und Kostenbelastung sehr gut
+
Flexibilität Überschüsse bei Tod
steuerpflichtige Auflösung der Restrückstellung nicht vermeidbar
‐
Kostenkalkulierbarkeit
nur teilweise möglich
‐
eher positiv durch eigene Kalkulation und Anlagewahl
+
durch Verpfändung darstellbar
+
freie Kapitalanlagewahl
+
alle Vermögenswerte möglich
+
Einfluss durch eigene Einschätzung möglich
+
keine, arbeitsrechtlich ergibt sich keine Veränderung
+
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärskreis Nachschuss
Gesamtkosten Insolvenzschutz Guthaben Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.1.2 Abfindung Die Abfindung ist in gewissen Situationen ein probates Mittel, um dem Schlamassel ein schnelles Ende zu setzen. Voraussetzungen dafür sind, dass der Pensionsvertrag überhaupt eine Abfindungsklausel besitzt oder das Betriebsrentenrecht die Abfind‐ ung zulässt, der Pensionär abgefunden werden möchte sowie genügend finanzieller Spielraum im Unternehmen vorhanden ist, die Abfindung auch leisten zu können. Die Abfindung ist meist sehr kapitalintensiv. Sind Rückdeckungsmittel vorhanden, wird es einfacher, die Abfindung zu stemmen. Ist keine Rückdeckung vorhanden, muss der Kapitalbedarf aus dem laufenden Geschäftsbetrieb heraus gedeckt oder fremdfinanz‐ iert werden. Die Abfindung ist ein probates Mittel bei sog. Kleinstrenten (Renten, die vor dem 01.01.2005 zugesagt wurden) oder im Bereich der Gesellschafter‐Geschäfts‐ führer. Grundsätzlich gilt: Ist keine Abfindungsvereinbarung im Pensionsvertrag vorhanden und bietet das Betriebsrentenrecht kein Ventil, scheidet diese Lösung aus. Ist eine Abfindung möglich, sollte die Abfindungshöhe im Vorfeld exakt definiert und frist‐ gerecht im Pensionsvertrag geregelt sein. Aus der Praxis ergibt sich die Erfahrung, dass alle sinnig notwendigen Parameter für eine Abfindung eher selten zu finden sind sowie die Zustimmung des Betriebs‐ rentners von der steuerlichen und gesundheitlichen Situation der Person abhängen. Bewertungsbasis Grundsätzlich sind alle Bewertungsverfahren erlaubt, also sowohl die Sichtweise des Finanzamts, die des Versicherers oder eine eigens festgelegte Bewertungsmethodik wie z. B. dem Kapitalwert des unverfallbaren Anspruchs (sog. m/n‐tel‐Anspruch). Die Sichtweise des Finanzamts stellt in der Praxis von den Werten her aber eine Mindest‐ größe dar, die den günstigsten Fall fürs Unternehmen darstellt. Alle anderen Bewert‐ ungen kommen in der Praxis immer zu einem höheren Ergebnis. Wichtig ist, wie be‐ reits gesagt, dass das anzuwendende Bewertungsverfahren vorher klar und deutlich geregelt wurde. Im Bereich der Gesellschafter‐Geschäftsführer galt dafür eine Nach‐ holfrist bis 31.12.2005. Kapitalbedarf, Bonität/Rating Erfüllt der Pensionsvertrag die Kriterien einer Abfindungsvereinbarung, so ergibt sich der Kapitalbedarf nach den im Pensionsvertrag o. g. Bewertungsverfahren. Auf das Rating hat dies unterschiedliche Auswirkungen. Zum einen verringert sich das Vermö‐ gen des Unternehmens durch die Barauszahlung der Abfindung. Zum anderen dürfen aber die Pensionsrückstellungen vollständig aufgelöst werden, was, wie bei der Sal‐ dierung, der Eigenkapitalquote entgegen kommt. Durch die Bilanzverkürzung ist da‐ von auszugehen, dass eine Ratingverbesserung eintritt, sofern eine Abfindung zum Bewertungsansatz des Finanzamts erfolgt. Erfolgt die Abfindung zu einer der beiden 58
anderen Bewertungen, hat dies auch indirekt Folgen für das Eigenkapital. Bekann‐ termaßen wird der Jahresüberschuss der GuV ebenfalls in das Eigenkapital über‐ tragen. Fällt dieser durch die Abfindung niedrig oder sogar verlustreich aus, fällt wiederum das Eigenkapital des Unternehmens. Ein fallendes Eigenkapital verringert den Effekt der Bilanzverkürzung. Bei der Abfindung ist also sehr genau darauf zu achten, welche Folgen dies wirklich auf das Rating haben kann. GuV‐Neutralität Ist die Form der Abfindung wählbar, ist als nächstes der Blick auf die GuV‐Auswir‐ kungen zu lenken. Der Einfluss auf das Jahresergebnis hängt faktisch davon ab, wel‐ ches Bewertungsverfahren – und somit die Höhe der Abfindung – zum Tragen kommt. Wird die Abfindung zum Beispiel nach der Sichtweise des Finanzamts bemes‐ sen, ergeben sich in der GuV keine oder nur marginale Ergebniseinflüsse. Denn: Wird die Betriebsrente zum in der Bilanz ausgewiesenen Pensionsrückstellungsbetrag ab‐ gefunden, werden die Pensionsrückstellungen auf einen Schlag Gewinn erhöhend aufgelöst (weil die langfristige Verpflichtung durch die Abfindung nun entfällt, der Rückstellungsgrund ist nicht mehr gegeben) und setz diesem außerordentlichen Ge‐ winn den tatsächlichen Abfindungsbetrag als betrieblichen Aufwand (über die Perso‐ nalkosten) entgegen. Sind beide Werte aufgrund der getroffenen Abfindungsverein‐ barung identisch, hat dies praktisch keine Auswirkungen auf das Jahresergebnis. Wurde als Abfindungswert aber z. B. die Versichererbewertung getroffen, hat die Ab‐ findung sehr wohl Auswirkungen auf die GuV, nämlich, dass ein höherer Aufwand entsteht, als Pensionsrückstellungen dagegen aufgelöst werden. Ein Beispiel: Finde ich zum Versichererbarwert ab, habe ich einen einmaligen Aufwand, der, wie in Kapi‐ tel 4 festgestellt, 2,0 bis 2,5 mal so hoch ist im Verhältnis zur Pensionsrückstellung. Dies bedeutet, dass ich pro 100.000 € Pensionsrückstellung einen Aufwand zwischen 200.000 und 250.000 € habe. Der Mehraufwand beeinflusst den Gewinn selbst‐ verständlich. Eine Abfindung kann bei entsprechenden Größenordnungen durchaus einen maßgeblichen Teil des Gewinns auffressen – sofern man in diesen Zeiten welchen hat. Pensionärskreise Abfindungsfähig sind grundsätzlich – unter Berücksichtigung der am Anfang genann‐ ten Rahmenbedingungen – alle Betriebsrentnergruppen. Praktisch ist zu erwarten, dass noch in der Anwartschaftsphase, aktive oder ausgeschiedene Beschäftigte eher der Abfindung gegenüber offen sein werden als bereits in Rente befindliche Pen‐ sionäre. Letztere beziehen diese Leistung ja schon und haben diese entsprechend in ihre Altersruhestandsfinanzierung mit einkalkuliert. Sicher werden bereits in Rente befindliche Betriebsrentner der Abfindung offener gegenüberstehen je schwieriger es um deren Gesundheitszustand bestellt ist und je verbundener diese mit ihrem ehe‐ maligen Arbeitgeber sind.
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Nachschuss, Flexibilität Überschüsse bei Tod, Insolvenzschutz Das Thema Nachschuss stellt sich bei der Abfindung logischerweise nicht. Ist einmal abgefunden und dies im Rahmen des Pensionsvertrages sauber und ordentlich ge‐ laufen, sind alle Ansprüche erfüllt. Auch das Thema flexibles Handling bei der Auflös‐ ung der Pensionsrückstellung bei Tod des Pensionärs stellt sich bei der Abfindung nicht mehr, weil ja bereits alles aufgelöst wurde. Genauso verhält es sich mit der In‐ solvenzsicherheit des Kapitalkontos (sofern es da ist, wurde es über die Abfindung bereits außer Haus gegeben). Den Kapitalbetrag hält nach der Abfindung der Be‐ triebsrentner in Händen. Je nachdem, wie dieser die Gelder anlegt, ist die Anlage si‐ cher oder unsicher. Vom wirtschaftlichen Schicksal des Unternehmens, welches die Betriebsrente schuldet, ist die Aufrechterhaltung der Altersversorgung nunmehr nicht mehr abhängig. BWL‐Sinn Bei der Frage nach dem betriebswirtschaftlichen Sinn dieser Lösung ist zu differenz‐ ieren. Besitzt man die nötigen Mittel für die Abfindung und kann die lebenslange Ren‐ te durch einen Abfindungswert zu fiskalischen Konditionen bewerkstelligen, ist die Sinnigkeit absolut gegeben. Ist der Betriebsrentner gesund und die steuerliche Rele‐ vanz nicht zu groß, ein für beide Seiten akzeptables Geschäft. Besitzt man die nötigen Mittel nicht oder nur teilweise, müsste diese finanzieren und zu einem Abfindungs‐ wert zu Versichererkonditionen vornehmen, ist die betriebswirtschaftliche Sinnigkeit dahin. Auch bei sehr weit fortgeschrittenem Alter oder entsprechendem Gesund‐ heitszustands des Betriebsrentners ist eine Abfindung – verzeihen Sie die fehlende Pietät – eher unsinnig. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Hat das Unternehmen die Betriebsrente erst einmal abgefunden, hat es keinen Ein‐ fluss mehr darauf, wie sicher und wie rentierlich das Abfindungsguthaben angelegt wird. Selbstredend ist es auch nicht mehr die Aufgabe der Unternehmung, für eine möglichst lang anhaltende Altersversorgung des ehemaligen Mitarbeiters zu sorgen. Kostenkalkulierbarkeit Aufgrund der im Vorfeld klar und eigenständig nachvollziehbaren Faktenlage zur Ab‐ findungshöhe ist die Kostenkalkulierbarkeit dieser Lösung vollständig gegeben. Letzt‐ lich mündet die Abfindung in einen einmaligen Kapitalabfluss, mit dem keine weiter‐ en Folgekosten mehr verbunden sind, die von der Bewertungsauswahl abhängig sind. Zum eigentlichen Abfindungswert gesellen sich möglicherweise noch Beratungs‐ und Gutachterkosten, welche sich aber – je nach Abfindungshöhe – in moderatem Ver‐ hältnis bewegen. Ist die Abfindungsbemessung etwas aufwendiger und in Rück‐ sprache mit dem Betriebsrentner zu ermitteln, fallen zu den fix kalkulierbaren Be‐ standteilen noch Zeitaufwendungen an, die – z. B. bei Abfindung eines größeren Kollektives – durchaus bedeutend ins Gewicht fallen können. 60
Gesamtkosten Bei der Frage nach den Gesamtkosten ist, wie bei einigen anderen Punkten, die Frage der Bewertung entscheidend. Bei Abfindungsmöglichkeit zu Konditionen des Finanz‐ amts kann dies bei der richtigen Zielgruppe und vorhandenem Kapitalbedarf eine günstige Möglichkeit sein. Bei allen anderen Bewertungen sind die Kosten eher zu hoch. Gewiss hat man im Normalfall nur noch einmal Kosten damit. Diese können aber, z. B. bei der Versichererkalkulation, den Rahmen dennoch deutlich sprengen. In Summe bleibt festzuhalten, dass – sollte eine Abfindung zur Bewertungspraxis des Fi‐ nanzamts möglich und dies ohne erheblichen Recherche‐ und Abklärungsaufwand verbunden sein – die Gesamtkosten für diese Lösung eher günstig für das Unter‐ nehmen einzustufen sind. Zustimmungspflicht Pensionär Bei einer evtl. Zustimmung zur Abfindung durch den Betriebsrentner ist für jeden Fall ein Blick ins Gesetz notwendig. Liegen z. B. Betriebsrenten aus bereits laufende Pensi‐ onszahlungen (Leistungsempfänger) oder unverfallbar ausgeschiedene (zukünftige) Betriebsrentner unter 25,30 € mtl. (Höchstwert 2009 für Betriebsrenten ab 2005) kann grundsätzliche ohne Zustimmung des Pensionärs abgefunden werden. Lag der Rentenbeginn vor 2005 können auch bereits laufende Betriebsrenten über 25,30 € mtl. (Höchstwert 2009) abgefunden werden, allerdings mit Zustimmung des Betriebs‐ rentners. Grundsätzlich ist das Einverständnis des Betriebsrentners empfehlenswert. Warum? Erhält der Betriebsrentner statt einer Rente ein einmaliges Kapital, muss er dieses so‐ fort und unmittelbar komplett versteuern. Er hat zwar (aktuell noch) eine steuerliche Vergünstigungsmöglichkeit, aber je nach Renten‐ und somit Abfindungshöhe wird ihn diese Besteuerung mehr oder weniger hart treffen. Es gilt folgender Leitsatz: Je ge‐ ringer die Steuerbelastung auf die Abfindung, desto eher die Zustimmung des Be‐ triebsrentners. Je höher die Steuerbelastung, desto unwahrscheinlicher die Zu‐ stimmung. Sicher macht es keinem Pensionär Spaß, 1.000 € mtl. Betriebsrente, die bei ihm steuerlich kaum relevant sind und der Haushaltskasse Monat für Monat eher ungekürzt zur Verfügung stehen, einzutauschen in 100.000 € oder 150.000 € Ab‐ findung, von der, je nach Situation beim Betriebsrentner, 50‐70 % nach Abzügen übrig bleiben. Einfluss Bewertungsverfahren Selbstredend wird es zunächst Ziel des Unternehmens sein, eine eher niedrigere Be‐ wertung anzusetzen. Stark beeinflusst wird diese Frage automatisch dadurch, welche Kapitalmittel (aus Rückdeckungen, aus laufendem Betrieb, über eine Finanzierung) vorhanden sind. Sind genügend Finanzmittel vorhanden, kann man damit etwas groß‐ zügiger Verfahren. Sind keine da (und leider ist dies in 4 von 5 Fällen Realität), wird man sich auf das beschränken, was man leisten kann oder mindestens zu leisten ver‐
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pflichtet ist. Der Pensionär wird dies garantiert immer von der anderen Seite aus be‐ trachten, unterstellt, er ist darüber in Kenntnis, dass es mehrere Betrachtungsweisen gibt. Sicher wird er eher aus der Versichererbetrachtung an diese Sache rangehen. Entscheidend bei der Frage, was anzuwenden ist, ist, wer die Abfindungsbewertung bestimmt. Und damit ist es, wie leider oft in der Welt des Arbeitsrechts. Grundsätz‐ lich entscheidet der Arbeitgeber, wie ein Pensionsvertrag ausgestattet wird. Ist die Abfindung konkret geregelt, ist davon auszugehen, dass es keine Probleme und Ein‐ wände gibt, solange nicht gegen den Vertrag und dessen Zustandekommen verstoßen wurde (gesetzliche Mindestvorgaben, Formerfordernisse, gute Sitten, betriebliche Übung etc.). Ist nichts Konkretes geregelt (der häufigste Fall) gilt das Gesetz. Das Gesetz regelt, dass eine Abfindung im Rahmen zwischen Finanzamtsbetrachtung und Versichererbe‐ trachtung zulässig ist und dafür auch der Betriebsausgabenabzug genehmigt wird. Da‐ mit obliegt es Unternehmen und Betriebsrentner, im Zweifel die richtige Summe aus‐ zuloten. Wird man sich nicht einig, klärt dies ein Arbeitsgericht (wie in normalen Ab‐ findungsstreitigkeiten auch). Erfolgt eine Abfindung vom Unternehmen einseitig, setzt es sich der Gefahr aus, dass die Abfindung durch ein Arbeitsgericht nicht als Er‐ füllung der Leistung anerkannt wird und das Unternehmen die Pensionsverpflichtung wieder wie einen Bumerang zurück geschleudert bekommt. Dies zieht auch alle ver‐ bundenen Konsequenzen nach sich, nämlich wiederaufleben der Pensionsrückstel‐ lung, Wiederaufnahme der Rentenzahlung (ab dem Zeitpunkt, zu dem die Renten‐ zahlung eingestellt wurde), Rückforderung des Abfindungsbetrages (sofern möglich) und vielerlei mehr an Schauergeschichten. In diesen Ausführungen zur Bewertung und Zustimmung ist zugegebenermaßen sehr viel Theorie verarbeitet. In der Praxis gilt: Geht es gut, ist es Recht. Geht es nicht gut, war es ein Risiko mit schlechtem Ausgang. Zumindest sollte man als Unternehmen wissen, welche Chancen und Risiken darin bestehen. Nämlich gewinnen oder verlier‐ en. Leider ist die praktische Rechtsprechung bei genau solchen Prozessen bisher zu‐ lasten der Unternehmen ausgegangen. Dies ging sogar soweit, dass die Abfindungs‐ beträge nicht zurück erstattet, die Renten aber wieder in voller Höhe an den Betriebsrentner ab dem Abfindungszeitpunkt aufgenommen werden mussten. Dies ist wiederum der klassische Fall, in dem das Unternehmen die Pension zweimal ge‐ zahlt hat. Ob dies ein hohes oder geringes Risiko ist, vermag jeder Beteiligte selbst zu beurteilen. Eine Meinung ist, dass die Renten die nächsten Jahre nicht mehr werden, somit die Konfliktbereitschaft der Bedürftigen steigen wird und die Zunft der Rechts‐ helfer dies als Zielgruppe erkennen könnte.
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Bilanzneutralität Ist die Abfindung einmal vollzogen, ist die Bilanz auf alle Fälle wieder sauber. Eine dauerhafte Bilanzneutralität ist damit erreicht. Bei der Abfindung sind grundsätzlich zunächst alle Betriebsrentnergruppen einbeziehbar. Bei den sog. Anwärtern (noch nicht in Rente befindlichen Betriebsrentnern) ist allerdings darauf zu achten, dass die‐ se, sollten diese unter die Bestimmungen des Betriebsrentengesetzes fallen (alle Ar‐ beitnehmer, die keine Anteile am Unternehmen besitzen) unter die Höchstabfind‐ ungsgrenzen fallen. Was die betriebswirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Abfindung angeht, ist, wie in al‐ len Fällen, eine Frage der Höhe des Kapitaleinsatzes. Finde ich beispielsweise zum Versichererbarwert ab, stellt sich die Frage, ob ich diese Wette gewinnen oder ver‐ lieren werde. Letzteres scheint eher wahrscheinlich. Denn dass die Mehrzahl der Be‐ triebsrentner, die z. B. heute bereits Rente beziehen, aus aktueller Sicht die Marke von 92 bis 97 Jahren nicht erreichen werden, ist wahrscheinlicher, als dass sie diese Marke erreichen oder sogar überschreiten werden. Bei der Generation, die heute 40 oder 50 Jahre alt ist, ist die Wahrscheinlichkeit dagegen eher größer. Gebe ich das Kapitalkonto bereits heute über die Abfindung außer Haus und der Rentner verstirbt morgen, habe ich als Unternehmen, verzeihen Sie die rein faktische Sichtweise, ein schlechtes Geschäft gemacht. Stirbt er allerdings mit 110 Jahren, war es ein gutes Ge‐ schäft. Die Sinnhaftigkeit aus Sicht des Unternehmens ergibt sich also zwangsläufig daraus, welche Generation Betriebsrentner ich gerade betrachte. Bei der Generation, die heute 40+x verzeichnet, könnte es betriebswirtschaftlich sinnig sein, bei der Generation, die heute 60+x Jahre alt ist, eher nicht.
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FAZIT Insgesamt fördert diese Lösung teilweise die genannten Kriterien, die Einsatzmöglichkeit ist exakt zu prüfen. Bei sogenannten Kleinstrenten ist die Abfindung ein attraktives Mittel. Voraussetzung ist, dass der Pensionsver‐ trag diese Option zulässt und der Betriebsrentner dem im Zweifel auch zustimmt. Die Abfindungsklausel muss klar und eindeutig auf das zu wählende Bewertungsverfahren abzielen. Das Unternehmen muss den aus‐ zuzahlenden Abfindungsbetrag in der Schatulle haben oder diesen zu vernünftigen Kosten finanzieren können. Das Unternehmen, aber auch der abgefundene Betriebsrentner, gehen eine Wette ein, bei der einer der Parteien gewinnen wird. Dabei gilt: Je niedriger der Abfindungsbetrag, desto größer die Chancen für das Unternehmen, die Wette zu gewinnen. Aus Sicht des Betriebsrentners ist dies natürlich umgekehrt. Eine Ab‐ findung zur Bewertung des Versicherers ist betriebswirtschaftlich nicht zu empfehlen. Das Handling ist i. d. R. einfach und, bei exakter Abarbeitung der Prozesse, endlich. Die Kosten sind klar kalkulierbar und im Vorfeld ermittelbar.
QUICK‐CHECK ABFINDUNG Bewertungsgrundlage
üblicherweise fiskalische oder aktuarische Bewertung
F,V
Kapitalbedarf
Je nach Bewertungsergebnis hoch oder niedrig
+/‐
Bonität/Rating
bei Abfindung Ratingverbesserung durch Wegfall Pensionsrückstellung (aber: finaler Verlust des Abfindungswertes als liquides Vermögen)
+/‐
Bilanz ist final bereinigt
+
bei Abfindung mit fiskalischer Bewertung ja, bei Abfindung zu aktuarischer Bewertung merkliche GuV‐Belastung
+/‐
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (Grenzen des BetrAVG`s bei Anwärtern beachten)
(+)
Nachschuss ausgeschlossen
+
zu fiskalischer Bewertung sinnvoll, zu aktuarischer Bewertung nicht
+/‐
nach Abfindung sind keine Überschüsse aufgrund vorzeitigem Tod mehr generierbar
o
exakt möglich
+
Gesamtkosten
günstig bei fiskalischer Bewertung, teuer bei aktuarischer Bewertung
+/‐
Insolvenzschutz Guthaben
nach Abfindung nicht mehr notwendig
o
Einfluss Kapitalanlage
nach Abfindung nicht mehr notwendig
o
Sachwertanlage
nach Abfindung nicht mehr notwendig
o
Einfluss auf Bewertung der Abfindung über Pensionsvertrag, nach Abfindung nicht mehr notwendig
o
innerhalb vertraglicher oder gesetzlicher Grenzen keine Zu‐ stimmungspflicht, außerhalb Zustimmung des Pensionärs notwendig
+/‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärs‐ kreis Nachschuss BWL‐Sinn Flexibilität Über‐ schüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit
Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.1.3 Verzicht und fehlende Werthaltigkeit Der Verzicht auf ein bestehendes Pensionsversprechen stellt, je nachdem welchen Personenkreis man betrachtet, sicherlich die eher unrealistischste Variante, die man wählen kann, dar. Sicher ist es ein bedeutender Unterschied, ob man bei einem Ver‐ zicht auf die Betriebsrente von einem normalen Arbeitnehmer, einem leitenden An‐ gestellten, einem Fremdgeschäftsführer/Vorstand oder dem Unternehmer selbst ausgeht. In diesem Zusammenhang ist, auch bei der Ermittlung der steuerlichen Kon‐ sequenzen, immer folgende Frage zu beantworten: Warum sollte ich als Betriebs‐ rentner aus wirtschaftlichen Gründen auf meine Pension verzichten? Es ist zu bezweifeln, dass ein normaler Arbeitnehmer, der 30 bis 40 Jahre gearbeitet hat und seine aufs Konto fließende Betriebsrente benötigt, einfach so – oder aus alter Verbundenheit – auf ein passives Einkommen verzichtet. Die Zeiten heute sind bei den meisten „passiven Arbeitnehmern“ nicht so, dass man dies als Pensionär ohne Zweifel verkraften könnte. Er hat sich diese Zusatzrente (v)erdient. Sicherlich könnte man als Unternehmen versuchen, die Moral auszublenden und aus der alten Verbun‐ denheit heraus erwägen, den Betriebsrentner zu einem solchen Schritt zu motivieren. Die Erfolgsaussichten fürs Unternehmen tendieren aber realistisch gesehen gen null. Grundsätzlich dürfte dies auch nicht anders aussehen bei der Gruppe der leitenden Angestellten und Fremdgeschäftsführer/Vorstände. Zwar ist denkbar, dass Letztere bei Missmanagement und persönlichem Versagen auch persönlich zur Rechenschaft gezogen werden. Über den Aufbau von Druck von innen sowie den Medien ist es si‐ cher denkbar, dass der ein oder andere auf seine Pensionsbezüge verzichten könnte. Beharren aber Manager und Führungskräfte auf geltendem Recht, ist ihnen die Pen‐ sion nicht streitig zu machen. Auch eine Klausel in den teilweise hoch dotierten Ma‐ nagerverträgen ist sicher ein arbeitsrechtliches Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Führungskraft somit auf seine Betriebsrente ver‐ zichtet, ist grundsätzlich ähnlich einzuschätzen wie die Wahrscheinlichkeit, dass er auf eine Abfindung verzichtet. In den vergangenen Jahren waren hohe Abfindungen für Manager und deren Entgegenkommen bei eigenem Versagen häufig Thema hitzi‐ ger Debatten. Die Erfolgsaussichten fürs Unternehmen tendieren hier realistisch ge‐ sehen ebenso gen null. Deutlich öfter thematisiert wird der Verzicht im Bereich der Gesellschafter‐Geschäfts‐ führer, also der Unternehmer selbst. Dort ist der Verzicht immer wieder eine disku‐ tierte und in Erwägung gezogene Alternative. Für einige Unternehmer erschien es bis‐ lang als einfachste Lösung, auf die Pension zugunsten der Firma zu verzichten, schließlich ist er Schuldner und Gläubiger der Betriebsrente in Personalunion. Ob er nun die Firma damit belastet oder sich selbst, spielt für ihn kaum eine Rolle. Auch ar‐ beitsrechtlich muss er kaum Hindernisse überwinden, kann entsprechende Regelung‐ en und Beschlüsse oftmals selbst herbeiführen. Aus Sicht des Unternehmens ist also
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der Verzicht des Gesellschafter‐Geschäftsführers selbst eine durchaus denkbare Vari‐ ante zur Lösung des Problems. Da ein Verzicht in der Praxis also am ehesten für die Betriebsrente des Unternehmers selbst als Lösung in Frage kommt, soll dieser Lösungsansatz primär für diese Pensionärsgruppe weiter bewertet werden. Zugegeben: Es klingt verlockend, das Pensionsproblem einfach dadurch zu lösen, in dem man darauf verzichtet. Langlebigkeit, Unterfinanzierung, Zins‐ und Bewertungs‐ problematik, Rating und Bilanzierung, usw. lassen sich durch einen einzigen Hand‐ streich eliminieren – und kostet noch nicht einmal etwas. Es wird kein Kapital zur Aus‐ finanzierung einer Geldanlage benötigt, es erfolgt keine Abfindung, es findet keine Rentenzahlung statt. Traumhafte Zustände – eigentlich. In der Praxis setzt das Finanzamt dem Traum leider einen Riegel vor. Längst haben sich die Finanzbehörden diese „elegante Lösung ohne Kosten“ für ein nettes, steuer‐ liches Zubrot auserkoren. Denn: Verzichtet ein Gesellschafter‐Geschäftsführer auf die ihm zugesagte Betriebsrente – ohne dass es dafür einen triftigen wirtschaftlichen Grund gibt (z. B. drohende Insolvenz) – stellt das Finanzamt den Verzicht einer priva‐ ten Bereicherung gleich und erhebt auf diese fiktive Bereicherung die persönliche, ganz reale Einkommenssteuer. Das Zauberwort heißt „Fremdvergleich“. Das Finanz‐ amt unterstellt, dass er, wäre er nicht der Geschäftsinhaber, sondern ein Fremder, diesen Verzicht niemals ausgesprochen hätte. Somit „bereichert“ er sich quasi als Ge‐ sellschafter der Firma, weil er dem Unternehmen eine Schuld ohne Gegenleistung für ihn als Arbeitnehmer (Geschäftsführer) erlässt. Somit verursacht der Verzicht auf Ebene des Unternehmens eine verdeckte Einlage, auf privater Ebene des Gesellschafters führt er zu einem fiktiven Einkommen aus sei‐ nem Gesellschafterverhältnis. In der Konsequenz hat dies zur Folge, dass er den Wert des Pensionsversprechens auf privater Ebene voll zu versteuern hat. Auf Ebene des Unternehmens (meist GmbH) erhöht es die Anschaffungskosten seiner Unter‐ nehmensanteile, was zunächst steuerlich ohne ad‐hoc‐Folgen bleibt. Betrachten wir zunächst die private Ebene: Zentrales Übel bei den Mechanismen des Verzichts ist, dass der fiktive Zufluss auf pri‐ vater Ebene, obwohl es sich um eine Hürde des Finanzamts handelt, hier nicht nach dem sonst gültigen (günstigeren) Bewertungsverfahren des Finanzamts (also der Pen‐ sionsrückstellung nach fiskalischer Bewertung) bewertet wird, sondern zu einem sog. Wiederbeschaffungswert. Dieser errechnet sich aus dem Durchschnitt der Ver‐ sichererbewertung von mind. 3 unterschiedlichen Versicherungsunternehmen. Der fiktive Wert des Verzichts, der dem Unternehmen geschenkt wurde, ist also ein Durchschnitt aus der höchstmöglichen aktuarischen Bewertungsvariante.
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Dieser Wiederbeschaffungswert stellt dann den privat – mit persönlicher Ein‐ kommenssteuer – zu versteuernden Betrag dar. Um die Tragweite dieses Ent‐ schlusses deutlich zu machen ist gesondert zu erwähnen, dass dem Unternehmer seitens des Unternehmens kein Kapital dafür zugeflossen ist. Er bezahlt diese Last also aus seiner privaten Vermögensschatulle. Mit persönlicher Einkommenssteuer – statt der bisher für die Pensionsrückstellung geltenden, günstigeren Unternehmens‐ steuer. Auf der Bewertungsbasis des Versicherers – statt der bisher für die Pensions‐ rückstellung gültigen Bewertung des Finanzamts. Zwischenfazit private Ebene Wiederbeschaffungswert, auf den persönliche Einkommenssteuer anfällt, er‐ rechnet sich aus der höchstmöglichen Bewertungsvariante – der Versicherer‐ variante Bisheriger Steuervorteil über die Pensionsrückstellung ermittelte sich aus niedrigster Bewertungsvariante – der Finanzamtsvariante Wiederbeschaffungswert wird mit persönlicher Einkommenssteuer versteuert – also bis 42 % (+ Soli + Kirchensteuer) ab entsprechender Verzichtshöhe Förderung auf die verzichtete Pension erfolgte auf Basis der fiskalischen Pensionsrückstellung mit Unternehmenssteuersatz, derzeit rd. 28 ‐ 32 % Die Unternehmensebene Auf Unternehmensebene führt der Verzicht zur verdeckten Einlage. Diese erhöht die Anschaffungskosten der Unternehmensanteile. Beim Verkauf der Unternehmensan‐ teile bringt dies möglicherweise – sofern der Kaufpreis hoch genug ist – einen steuer‐ lichen Vorteil, der das private Opfer des Unternehmers wieder lindern kann. Denn der Unternehmer darf diesen Wiederbeschaffungswert bei einem Verkauf des Unter‐ nehmens auf den Kaufpreis steuerlich anrechnen, d. h., den Betrag bekommt er steu‐ erfrei. Dies mindert zwar manchmal den negativen Effekt des oben beschriebenen Ver‐ zichtes, da nun weniger Steuern auf die Unternehmensveräußerung zu zahlen sind. Er reicht aber meist bei Weitem nicht aus, um die negativen Folgen eines Verzichts aus‐ zugleichen, da der Veräußerungserlös bei vielen mittelständischen Unternehmen oft niedriger ist als die verdeckte Einlage. Damit bleibt der Steuerspareffekt durch Grund‐ kapitalerhöhung meist weit unter der Steuerzahlung auf den Wiederbeschaffungs‐ wert. Weiterhin unterliegen Unternehmensveräußerungen der Abgeltungssteuer, während die Pensionsabfindung der privaten Einkommenssteuer unterliegt. Diese beiden unterschiedlichen Steuerbelastungen nähren weiter die Schwierigkeit, den negativen Effekt des Verzichtes auszugleichen.
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Würze bekommt dieses Thema, sollte der Geschäftsinhaber im Privaten steuerliche Verluste gegen dieses fiktive Einkommen setzen können. In seltenen Fällen besitzen Privatleute solche Verluste, die sich dann mit diesem fiktiven Einkommen verrechnen ließen, allerdings müssen diese aus der gleichen Einkunftsart stammen (Arbeitsein‐ kommen). Verluste bei Immobiliengeschäften oder Kapitalvermögen helfen hier ebenfalls nicht weiter. Zudem ist es denkbar, als Gesellschafter‐Geschäftsführer zu verzichten, sofern es sich noch um eine „junge Rente“ handelt, die erst wenige Jahre (bis zu 5 Jahre interessant) besteht und damit noch gering an Rückstellung sowie (v)erdienter Rente ist. Eine gewisse Brisanz besitzt der Verzicht, sofern das Pensions‐ versprechen nicht werthaltig ist. Ein Pensionsversprechen ist nicht werthaltig, wenn das Unternehmen durch seine Vermögensausstattung in keinem Fall in der Lage wäre, die Betriebsrente wirklich bezahlen zu können. Das bedeutet, das Unter‐ nehmen würde, müsste es die Betriebsrente wirklich leisten, insolvent werden. In Fachkreisen spricht man solchen Pensionsversprechen die Finanzierbarkeit ab. Mit diesem Tatbestand erlaubt es die Finanzverwaltung, auf die Pension zu verzichten, ohne die oben beschriebenen negativen Folgen im privaten Bereich des Ge‐ sellschafters, womit die Gesellschaft gerettet werden kann. Genau an diesem einen Punkt ist die Lösung des Verzichts anzuwenden und höchst interessant. Dies von Beginn ab der Überlegungen in enger Abstimmung mit dem Finanzamt durchzuführen empfiehlt sich. Zugegeben ist es als Unternehmer nicht angenehm, ein Unternehmen in Schieflage zu besitzen. Sich dann noch die eigene Altersvorsorge abzugraben, erscheint ebenfalls zunächst als kontraproduktiv. Ist das Unternehmen aber grundsätzlich überlebens‐ fähig und zusammen mit Gläubigern sowie Mitarbeitern in die Erfolgsspur zurückzu‐ bringen, ist der Verzicht auf diese Last sowohl ein materiell als auch kommunikativ wichtiger Beitrag. Das Unternehmen ist die Last los, den Gläubigern und Mitarbeitern kann dies als „Beitrag“, den man selbst geleistet hat, signalisiert werden. Und für den Neuaufbau der Altersversorgung in besseren Zeiten hat man an Erfahrung gewonnen. Für die einzelnen Bewertungsparameter ergibt sich beim Verzicht so folgendes Bild: Bewertungsbasis Bewertet wird der Verzicht auf Basis des „Wiederbeschaffungswertes“. Dieser hat die Versichererkalkulation als Grundlage und führt zu einem deutlich höheren Be‐ wertungsvolumen als bisher mittels Pensionsrückstellungen ausgewiesen. Kapitalbedarf Das Unternehmen hat keinen Kapitalbedarf, wohl aber der Gesellschafter‐Geschäfts‐ führer im privaten Bereich, und zwar massiv. Ein fiktives, also nicht wirklich geflossen‐ es Einkommen zusätzlich zu den sonstigen Einkünften voll zu versteuern, macht bei 6‐ stelligen Summen in der Regel nur einem Spaß: dem Finanzamt. Allein die daraus re‐ sultierende Steuerbelastung würde vermutlich zu weiten Teilen ausreichen, um damit 68
eine Rückdeckung für die existierende Pensionsverpflichtung zu ermöglichen (für die Einlage der Gelder in die Unternehmung gibt es verschiedene gute Möglichkeiten). Bonität/Rating Die Pensionsrückstellung verschwindet und stärkt somit das Rating. Dies ist grund‐ sätzlich ein sehr willkommener Aspekt. Da auch kein Kapital abfließt, wird die Sub‐ stanz des Unternehmens nicht geschmälert, was sich ebenfalls positiv auf die Kenn‐ zahlen auswirkt. Bilanzneutralität Eine vollständige sowie nachhaltige Bilanzneutralität auf Unternehmensebene wird erreicht. Die Pensionsrückstellungen sind aufzulösen. Sie müssen nicht mehr neu be‐ wertet werden, versinken im Abwicklungsprozedere vollständig. Ein Aktivvermögen ist i. d. R. nicht vorhanden, sofern doch, wird dies frei und kann vom Unternehmen weiter verarbeitet werden. GuV‐Neutralität Die aufzulösende Pensionsrückstellung führt zu einem Gewinn innerhalb der GuV, der allerdings außerbilanziell wieder herausgerechnet wird, sodass es auf Ebene der GmbH nicht noch einmal zu einer Steuerbelastung (neben der möglichen, privaten Steuer auf den fiktiven Einkommenszufluss) kommt. Pensionärskreise Auf seine Pension verzichten kann grundsätzlich jeder, sowohl Arbeitnehmer als auch Unternehmer. Letztere Gruppe kommt sicher nur wirklich in die Betrachtung. BWL‐Sinn Betriebswirtschaftlich ist der Verzicht sehr attraktiv. Beschränkt man diese Lösung auf die Sichtweise des Unternehmens, gibt es quasi kaum etwas Besseres als den Ver‐ zicht. Er kostet kein Kapital, die Pensionsrückstellungen werden aufgelöst, das Rating verbessert sich. Das Unternehmen befreit sich von langfristigen Zahlungsverpflich‐ tungen ohne Gegenleistung. Nachschuss Das Thema Nachschuss stellt sich bei einem Verzicht aus der Logik heraus nicht mehr. Wurde auf die Pension verzichtet, kann sie nicht mehr in eine Unterdeckung geraten. Flexibilität Überschüsse bei Tod Das flexible Handling beim Auflösungsprozess der Pensionsrückstellung bei Tod des Betriebsrentners und die Erhaltung von Finanzierungsüberschüssen stellt sich beim Verzicht nicht. Hatte die Firma eine Rückdeckung, so wäre es vermutlich nie zum Ver‐ zicht gekommen. Hier können somit keine Überschüsse entstehen. Da auch nicht neu finanziert wird, ist auch nichts flexibel wieder auflösbar zu halten. Die Pensionsrück‐
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stellung wird beim Verzicht auf einen Hub aufgelöst, auch hier ist nichts weiter zu be‐ achten. Kostenkalkulierbarkeit Die Kalkulierbarkeit der Kosten ist verhältnismäßig einfach. Kommt ein Verzicht in‐ frage, sind es überwiegend Beratungskosten sowie behördliche Gebühren, die als Aufwand zu Buche schlagen. Eine verbindliche Auskunft beim Finanzamt sollte immer zwingend vor der Durchführung erfolgen um Rechtssicherheit zu schaffen. Die Ge‐ bühren dafür berechnen sich nach der Verzichtshöhe und können vorher abgefragt werden. Die Beratungskosten für Steuerberater, Anwalt und Pensionsberater sind i. d. R. ebenfalls überschaubar und im Vorfeld mittels Angebot taxierbar. Gesamtkosten Die Gesamtkosten eines Verzichts sind logischerweise äußerst günstig. Neben Ge‐ bühren und Honoraren fällt praktisch keine weitere Zahlung auf Ebene des Unter‐ nehmens an. Bei Gesellschafter‐Geschäftsführern ist im Hinterkopf zu behalten, dass bei gegebener Werthaltigkeit die Versteuerung des Wiederbeschaffungswertes dafür stark aufs Portemonnaie drückt. Insolvenzschutz Auch an den Insolvenzschutz eines Guthabens muss nicht mehr nachgedacht werden, denn: Wo keine Betriebsrente mehr zu bezahlen ist, da ist auch nichts gegen In‐ solvenz zu schützen. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Einfluss auf eine Kapitalanlage sowie die Möglichkeit, in Sachwerte anzulegen, ist ebenfalls kein Thema beim Verzicht. Wo keine Rente, keine Rückdeckung, kein Kapi‐ taleinsatz ist, gibt es auch nichts in puncto Anlagemöglichkeiten und Anlagefreiheit zu überlegen. Einfluss Bewertungsverfahren Einen Einfluss auf das Bewertungsverfahren hat der Unternehmer nur in sehr be‐ grenztem Maße. Der Wiederbeschaffungswert bemisst sich nach dem Durchschnitt von mind. 3 Angeboten aus der Versicherungswirtschaft. Diese 3 kann der Unter‐ nehmer beeinflussen, um hier gezielt Anbieter zu finden, die eine möglichst günstige Bewertung abliefern. Da aber alle Versicherer zunächst die gleichen Rahmenbeding‐ ungen haben und es weit mehr als 100 Versicherungsgesellschaftern gibt, ist diese Suche sehr aufwendig. Über einen gewissen Toleranzbereich hinaus sind signifikante Abweichungen nicht zu erwarten. Zustimmungspflicht Pensionär Das Kriterium Zustimmung durch den Betriebsrentner braucht nicht weiter be‐ leuchtet werden, ohne Zustimmung gibt es gar keinen Verzicht. 70
Durchaus denkbar sind auch immer wieder Modelle, in denen der Verzicht mit an‐ deren Lösungen kombiniert wird. Hier ist dann von einem Teilverzicht die Rede, z. B. auf den zukünftig noch zu (v)erdienenden Teil eines noch nicht in Rente befindlichen Mitarbeiters. Die Chancen, dass sich ein Mitarbeiter darauf einlässt, sind – je nach Lebenssituation – möglicherweise etwas realistischer. Dennoch muss dies immer von Fall zu Fall abwogen werden. Man kann durchaus zu folgenden Thesen gelangen: Je Jünger der Mitarbeiter und je kleiner die Betriebsrente, desto wahrscheinlicher ein Verzicht. Je älter der Mitarbeiter und je größer die Betriebsrente, desto unwahrscheinlicher ein Verzicht. Je schlechter die wirtschaftliche Situation des Unternehmens, desto eher die Wahrscheinlichkeit, keinen Wiederbeschaffungswert als Unternehmer versteuern zu müssen.
Ein ganz großes „Aber“ hat diese Lösung bei allen Anwendungsproblemen zusätzlich: Verzichtet der Pensionär auf seine Betriebsrente, hat er seine Altersversorgung ganz oder teilweise über Bord gekippt. Ist es der Unternehmer selbst, hat er zwar kein be‐ triebliches Pensionsproblem mehr. Dafür möglicherweise ein generelles Altersvor‐ sorgeproblem. Bei Gesellschafter‐Geschäftsführern, die nicht verpflichtet waren, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen und stattdessen eine Betriebsrente gewählt haben, ein sehr ernst zu nehmendes Problem.
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FAZIT Insgesamt fördert diese Lösung viele der genannten Kriterien, die Einsatzmöglichkeit geht aber gen Null und nur in der speziellen Gruppe der Gesellschafter‐Geschäftsführer ist sie praktisch umsetzbar. Können privat zuzurechnende, fiktive Einkommen mit privaten Verlusten der gleichen Einkommens‐ art aufgefangen werden, kann es interessant sein zu verzichten. Ebenfalls, sofern der Verkaufspreis eines Unternehmens den Wiederbeschaffungswert um mehr als das 2‐fache übersteigt. Eigentlich kann ein Verzicht nur ernsthaft in Erwägung gezogen werden, sofern die Werthaltigkeit des Pensions‐ versprechens widerlegt wird.
QUICK‐CHECK VERZICHT Bewertungsgrundlage
aktuarische Bewertung (Wiederbeschaffungswert)
V
Kapitalbedarf
fürs Unternehmen gering (ACHTUNG GGF: privater Steueraufwand extrem hoch)
(+)
Bonität/Rating
Ratingverbesserung durch Wegfall Pensionsrückstellung
+
Bilanz ist final bereinigt
+
GuV‐Belastung durch aufzulösende Pensionsrückstellung wird durch außerbilanzielle Korrektur entlastet
+
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar
+
Nachschuss ausgeschlossen
+
sehr sinnvoll
+
nach Verzicht nicht mehr notwendig
o
exakt möglich
+
sehr günstig
+
Insolvenzschutz Guthaben
nach Verzicht nicht mehr notwendig
o
Einfluss Kapitalanlage
nach Verzicht nicht mehr notwendig
o
Sachwertanlage
nach Verzicht nicht mehr notwendig
o
Bewertung Wiederbeschaffungswert kann kaum beeinflusst werden
‐
Zustimmung des Pensionärs notwendig
‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärskreis Nachschuss BWL‐Sinn Flexibilität Überschüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit Gesamtkosten
Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.1.4 Treuhandlösung CTA (Contractual Trust Arrangement) Prinzipiell sind sich die Fachwelt sowie auch der Gesetzgeber noch nicht einig, ob die Treuhandlösung, meist CTA (Contractual Trust Arrangement) genannt, eine interne Lösung ist oder einen externen, rechtlich selbstständigen Versorgungsträger darstellt. Denn es verkörpert beides. Bei einem CTA umschließt eine weitere Zweckunter‐ nehmung mit eigener Rechtsform das von den Betriebsrenten betroffene, operative Unternehmen. Dabei werden ein Pensionsvermögen irgendwelcher Art (Plan Assets) und die Pensionsverbindlichkeiten vom Rest der Unternehmenswerte rechtlich ge‐ trennt. Man könnte dies als „Ummantelung“ der Rentenversprechen und des dafür vorgesehenen Finanzierungsvermögens bezeichnen. Durch diese Ummantelung, die mehrheitlich in der Rechtsform des eingetragenen Vereins umgesetzt wird, bereitet das betroffene, operative Unternehmen den Boden, um vor allem bilanziell positive Effekte zu erzielen. An den Pensionsversprechen an sich wird dabei grundsätzlich nicht gerüttelt. Sie bleiben unverändert fortbestehen, was der Lösung den Charakter einer „internen“ Optimierung des Pensionskomplexes verleiht. Da das CTA als Zweckgesell‐ schaft nur diesen einen Zweck zu erfüllen hat, ist es zunächst vom operativen Unter‐ nehmen nach wie vor mit zu bilanzieren, sowohl die Pensionsrückstellungen als auch das zur Finanzierung zur Verfügung stehende Vermögen (Plan Asset). Ist der „Mantel“ um die betroffene, operative Unternehmung gelegt, übernimmt ein Treuhänder die Abwicklung der Pensionen. Die Abwicklung kann dabei sowohl offizi‐ ell im Namen des Treuhänders als auch im Namen der eigentlichen, operativen Un‐ ternehmung erfolgen. Je nach Wunsch des Unternehmers kann hier so quasi nach außen der Eindruck vermittelt werden, dass sich nichts für den Pensionär verändert hat (wie z. B. ein stilles Factoring), obwohl ein Outsourcing des Handlings der Pensi‐ onslasten auf einen Treuhänder stattgefunden hat. Neben dem Verlagern der Administration und Abwicklung der Betriebsrenten auf den Treuhänder wird ihm auch ein Treuhandvermögen zur Verfügung gestellt. Dieses Treuhandvermögen ist praktisch unwiderruflich aus der Verfügungsgewalt des ur‐ sprünglichen, operativen Unternehmens entzogen und wird in der Regel auch zu‐ gunsten der Betriebsrentner verpfändet. Durch diesen Vorgang erreicht der Unter‐ nehmer nun ein entscheidendes Ziel, das er mit dem CTA verfolgt: eine Saldierung von Pensionsrückstellungen mit dem Vermögen (Plan‐Asset). Diese Saldierung führt dazu, dass nur noch die evtl. vom Vermögen nicht gedeckten Pensionsverpflich‐ tungen auszuweisen sind. Dies führt zu einer Bilanzverkürzung resp. Bilanzsummen‐ minderung. Da das Eigenkapital des operativen Unternehmens durch diesen Vorgang nicht geschmälert wird, sehr wohl aber die Pensionsrückstellungen (die bekannter‐ weise zu den Schulden gezählt werden), steigt das Eigenkapital im Verhältnis zum Gesamtkapital – und damit die Bonität des operativen Unternehmens. Die Zielsetzung des CTA ist somit mit der Saldierung vergleichbar.
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Bewertungsbasis Als Bewertungsbasis dient bei diesem Lösungsansatz die Sichtweise der nationalen und/oder internationalen Bewertungsmethode. Da die Verpflichtungen nicht final ausgelagert werden, sondern um die betroffene, operative Unternehmung ein „Man‐ tel“ gelegt wird, erfolgt die Bilanzierung nach wie vor nach gewohntem Muster. Je nachdem, wie die kalkulatorischen Parameter gewählt werden, ergibt sich ein leicht erhöhter bis hoher Ausweis der Verpflichtungen. Kapitalbedarf, Bonität/Rating Der Kapitalbedarf für das CTA ist aufgrund der anzusetzenden Bewertungsmethoden höher als die ursprüngliche Sichtweise des Finanzamts. Große Stärke des CTAs ist es, dass der Kapitalbedarf neben liquiden Mitteln auch in illiquiden Vermögensgegen‐ ständen gedeckt werden darf. Hier unterscheidet sich das CTA von der Lösung Saldie‐ rung. So kann z. B. eine bezahlte, abgeschriebene Immobilie als Vermögen heran‐ gezogen werden. Eine Veräußerung der Immobilie – und so die steuerliche Hebung stiller Reserven – ist nicht notwendig. Mit der „Ummantelung“ der betroffenen, ope‐ rativen Unternehmung bewirkt dies, dass das zur Verfügung stehende Vermögen – sofern es unwiderruflich dem Zugriff von Gläubigern und dem operativen Unter‐ nehmen entzogen wurde – mit den Schulden verrechnet werden darf. Damit sinkt zu‐ nächst die Verschuldung des betroffenen, operativen Unternehmens. Diese redu‐ zierte Verschuldung ist nun nur noch beim operativen Unternehmen zu bilanzieren. Da bei diesem Vorgang das Eigenkapital nicht berührt wird, aber die Bilanzsumme durch die Reduzierung der Pensionsrückstellungen fällt, ergibt sich eine verbesserte Eigenkapitalquote. Diese wirkt sich positiv auf das Rating und damit die individuelle Bonität des operativen Unternehmens aus. GuV‐Neutralität Durch das CTA wird die Gewinn‐ und Verlustrechnung – und damit schlussendlich das Geschäftsergebnis und das Eigenkapital – nicht berührt. Lediglich die mit der Trans‐ aktion entstehenden Kosten schlagen im operativen Unternehmen zu Buche und be‐ lasten das Ergebnis. Pensionärskreise Grundsätzlich sind alle Pensionärskreise, Anwärter und Rentner, mit dieser Lösungs‐ variante optimierbar. Der Saldierung von Pensionsrückstellungen mit einem zweck‐ gebundenen, verpfändeten Vermögen (Plan Asset) ist es gleich, ob die Pensionsrück‐ stellung für einen bereits in Rente befindlichen, ehemaligen Mitarbeiter gebildet wurde oder für einen nach wie vor aktiv in Lohn und Brot stehenden Beschäftigten. BWL‐Sinn Betriebswirtschaftliche Sinnigkeit ist mit dieser Lösungsvariante ebenfalls absolut ge‐ geben. Kapitalressourcen werden optimal – sprich, so wie sie selbst bemessen und 74
benötigt werden – eingesetzt. Zudem werden die eingesetzten Kapitalressourcen vom eigentlich Wohl und Wehe der operativen Unternehmung abgetrennt. Durch die kollektive Verpfändung des eingesetzten Kapitals kann schnell die Saldierung von Ak‐ tivvermögen sowie Pensionsrückstellungen erzielt werden. Vor allem bei vielen ein‐ zelnen Betriebsrenten ein Vorteil, der auch betriebswirtschaftlich Sinn macht. Es ist darauf achtzugeben, dass die Verwaltung des CTA kostenseitig den eigentlichen Pen‐ sionsaufwand gerecht wird. Sind nur wenige Renten zu verwalten und abzuwickeln, stehen die Einrichtungs‐ und Beratungskosten in einem ungünstigen Verhältnis, die den betriebswirtschaftlichen Sinn gefährden. Nachschuss Da beim CTA kein externer Risikoträger mittels Garantiezusagen sämtliche Risiken übernimmt, verbleiben sämtliche Risiken beim ursprünglichen, operativen Unter‐ nehmen. Reicht die Rendite aus dem zur Verfügung gestellten Vermögen nicht für die Bedienung der Betriebsrenten aus, ist das operative Unternehmen zur Auffüllung verpflichtet. Die Verknappung von Vermögen und Erträgen kann dabei unterschied‐ liche Gründe haben. Z. B. könnte neben einer steigenden Lebenserwartung – und der damit verbundenen längeren Finanzierungslaufzeit – auch der wirtschaftliche Verlust der Kapitalanlage ein Nachschussgrund sein. Erleidet das CTA mit der Anlage des Zweckvermögens einen Totalverlust, so fällt nicht nur der benötigte Zinsertrag aus, sondern auch das saldierungsfähige Plan Asset. Ist der Wert‐ sowie Ertragsverlust von Dauer, muss das operative Unternehmen ein neuerliches Vermögen zur Verfügung stellen, um die Betriebsrenten vollständig zu bedienen. Flexibilität Überschüsse bei Tod Umgekehrt zum Nachschuss gilt, dass überschüssiges Vermögen für die operative Un‐ ternehmung nicht verloren ist. Erzielt die Treuhandlösung einen signifikanten Ver‐ mögenszuwachs, weil Pensionäre vor dem kalkulierten Sterbezeitpunkt sterben, so steht dieser Überschuss grundsätzlich zunächst dem Treuhandvermögen zur Masse‐ stärkung zur Verfügung. Sieht der Treuhandvertrag vor, dass in solchen Fällen über‐ schüssiges Vermögen aus dem Zweckvermögen ans operative Unternehmen zurück erstattet werden darf, kann das betroffene Unternehmen diese Überschüsse für sich abschöpfen. Dabei gilt: je konservativer die Bewertung der Lebenserwartung gewählt wurde, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, solche Vermögensüberschüsse zu er‐ zielen. Kostenkalkulierbarkeit Die Kostenkalkulierbarkeit ist ein wechselseitig zu bewertender Punkt. Einerseits ist die Anbieterlandschaft in den vergangenen Jahren stark gewachsen, was Aus‐ wirkungen auf die Preispolitik der Wettbewerber zur Folge hat. Die Einrichtung einer Treuhand mit all seinen Facetten schafft in der Regel eine fest kalkulierbare Kosten‐ rechnung. Andererseits ist sowohl durch Schwankungen der Vermögens‐ und Ver‐
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pflichtungsbewertung und deren periodische Ermittlung als auch durch den Wandel der Gesetzgebung ein permanenter Anpassungsbedarf existent, welcher kostenseitig nur schwer erfassbar ist. Letzteres erfordert Schätzungen aus Erfahrungswerten und Statistiken. Zumindest Erfahrungen reichen aber oftmals kaum mehr als 5 Jahre zurück und spiegeln somit ein weniger zuverlässiges Bild. Gesamtkosten Es ist davon auszugehen, dass die Fixkosten einer Treuhandlösung mit die höchsten sind, die das gesamte Lösungsspektrum zu bieten hat. Dies rührt vor allem daher, dass die Anbieter dieser CTAs vorwiegend auf große Unternehmen mit großen Pensionärsbeständen fokussiert sind. Bei großen Kollektiven verteilen sich Berater‐ honorare und Implementierungskosten auf viele Betriebsrenten, was diese Lösung dann bezahlbar macht. Für Kollektive mit geringeren Stückzahlen an Betriebsrenten sind die Fixkostenanteile für eigens konzipierte Einzel‐CTAs zu hoch. Selbstredend hat dies die Branche der Lösungsanbieter dieses Mediums nach einer ersten Ab‐ schöpfungsphase bereits erkannt und einzelne Akzente gesetzt. So sind durchaus An‐ bieter am Markt zu finden, die eine Betriebsrente bereits ab 0,99 € pro Monat und Stück in sogenannten Gruppen‐CTAs abwickeln. Durch die Bündelung von Unter‐ nehmen in Gruppen können Fixkosten auf mehrere Schultern verteilt werden. Somit können auch kleinere Kollektive zu bezahlbaren Preisen abgewickelt werden. Aller‐ dings hat das Gruppen‐CTA einen entscheidenden Nachteil: Es verliert seine Individu‐ alität, was die Einbringung von Vermögen sowie dessen Anlagemöglichkeiten angeht. Mehr dazu unter „Einfluss Kapitalanlage“. Insolvenzschutz Durch die Treuhandlösung ergibt sich für die anspruchsberechtigten Pensionäre eine höhere Sicherheit für deren Rente bei Insolvenz des Unternehmens. Denn: Das Un‐ ternehmen schuldet nach wie vor im selben Verhältnis wie zuvor die Rente und muss diese beim Pensionssicherungsverein auch weiterhin versichern. Für die Abwicklung aber bedient sich das Unternehmen einer externen Treuhänderstruktur. Diesem Treuhänder hat das Unternehmen ein zweckgebundenes Vermögen zur Verfügung gestellt, auf das nur der Treuhänder zugreifen kann. Dieses Vermögen ist dem Unter‐ nehmen unwiderruflich entzogen. Höchstens auf Vermögensüberschüsse kann zu‐ gegriffen werden. Wäre dies nicht so, dürfte das betroffene Unternehmen die Pensionsrückstellungen nicht mit dem Wert des Vermögens verrechnen, was den kompletten Effekt und Sinn des CTA zerstören würde. Geht das betroffene Unter‐ nehmen nun in die Insolvenz, so steht das Vermögen ausschließlich dem Treuhänder zu. Damit ist die Fortführung der Betriebsrenten in der Regel gesichert. Es wirft sich allerdings die Frage auf, ob es sich hierbei nicht sogar um eine doppelte Be‐ sicherung handelt, zusätzlich zu dem Treuhandvermögen sind die Betriebsrenten beim PSV weiterhin gesichert. Laut gültigem Gesetz sind Pensionsverpflichtungen bei In‐ 76
solvenz des operativen Unternehmens auf den Pensionssicherungsverein zu übertragen. Dafür bezahlt das operative Unternehmen den Umlagebeitrag. Steht bei Insolvenz des Unternehmens ein Treuhandvermögen zur Finanzierung der Rente zur Verfügung, so ist die Übertragung auf den Pensionssicherungsverein zunächst faktisch überflüssig. Das Gesetz sieht hier eigentlich vor, dass nebst Pensionen auch das verpfändete Zweckver‐ mögen auf den PSV e.V. übergeht. Wird dies in der Praxis nun so bestätigt werden (durch die Arcandor‐Insolvenz ist der erste Präzedenzfall geschaffen), wäre der eigentliche Sicherungsgedanke des CTAs bei Insolvenz des betroffenen, operativen Unternehmens ad absurdum geführt. Wozu soll man Vermögen zur Insolvenzsicherung der Betriebs‐ renten abstellen, wenn der PSV zwingend das Ruder übernimmt und diese Übernahme mittels Beitragszahlung bereits abgegolten wurde? Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Wie bereits bei der Bewertung des Kapitalbedarfs erläutert, ist die flexible Auswahl der Kapitalanlage ein ganz großes Plus dieser Lösung. Beim betroffenen Unter‐ nehmen kann eine „Schuldenverrechnung“ mit den Pensionsrückstellungen auch mit Vermögen erzielt werden, welches nicht in flüssigen Mitteln existiert und auch nicht zunächst zu flüssigen Mitteln gemacht werden muss. Besitzt das betroffene Unter‐ nehmen die bereits angesprochene, bezahlte und abgeschriebene Immobilie, kann sie diese dem Treuhänder „überschreiben“, ohne dass es zunächst zu einem – steuer‐ lich wirksamen – Verkauf mit Veräußerungserlösen (Hebung stiller Reserven) bedarf. Mit diesem Vorgang sind die Voraussetzungen für die Saldierung geschaffen. Mit den Mieteinnahmen kann der Treuhänder nun wiederum die Betriebsrenten bezahlen. Reichen die Mieteinnahmen nicht aus, schießt das betroffene, operative Unter‐ nehmen den Fehlbetrag zu oder überstellt ein weiteres Plan Asset, mit dem der Treu‐ händer die Pensionen bedienen kann. Ganz nach eigenem Geschmack, Anlagephilosophie sowie finanziellen Vermögens‐ verhältnissen kann hier das betroffene Unternehmen agieren. Hier ist ein Höchstmaß an Individualität sowie Flexibilität vorzufinden. Bei einer Gruppen‐Treuhand wird allerdings die Individualität und Flexibilität be‐ grenzt. Denn beim Gruppen‐CTA entscheidet die Gruppe, wie die Vermögen ein‐ gebracht und angelegt werden. Dem Kostenvorteil steht somit ein Verlust an Ent‐ scheidungsfreiheit der Kapitalanlage gegenüber. Zustimmungspflicht Pensionär Dadurch, dass die Einschaltung der Treuhandlösung weder zu einer Verschlechterung der Versorgungssituation noch des Versorgungsschuldners führt, ist eine Zustimmung seitens der Betriebsrentner nicht existent. Im Gegenteil: Den Pensionären müsste die Ummantelung der betroffenen Unternehmung mit einem CTA und dem damit ver‐ bundenen Abstellen eines zur Sicherung der Pensionen unwiderruflich zur Verfügung gestellten Vermögens eine willkommene Verbesserung der Gesamtsicherheit sein.
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Einfluss Bewertungsverfahren Auf die Bewertung der Pensionsverpflichtung kann das Unternehmen aktiv Einfluss nehmen. Je nachdem, ob es einen BilMoG‐ und zusätzlichen IFRS/IAS‐Abschluss er‐ stellen muss, können unterschiedliche Parameter einzeln nach eigener Einschätzung des betroffenen Unternehmens vorgegeben werden. Was der Schwankungsbreite der einzelnen, in Kapitel 4 aufgezählten Bewertungsparameter an Positivem abgewonnen werden kann, hat allerdings auch eine Kehrseite an negativen Aspekten: die Be‐ wertung der Pensionsverpflichtung kann nicht jedes Jahr beliebig nach Gusto völlig verändert werden. Ebenfalls ist sie von externen Faktoren, wie der Kapitalmarktent‐ wicklung oder dem Nettolohnindex, abhängig. Über viele Jahre bedeutet diese Flexibilität ein erhebliches Maß an Mühen, jedes Jahr den Kapitalbedarf mit der Be‐ wertung der Pensionsverpflichtung ab‐ und auszugleichen. Bilanzneutralität Durch die Saldierung der Pensionsrückstellung mit dem Treuhandvermögen erreicht das betroffene, operative Unternehmen eine – je nach Wert des Vermögens und der Pensionsrückstellungen – mehr oder minder ausfallende Bilanzneutralität. Je nach Situation kann das Vermögen die Pensionsrückstellungen exakt abdecken sowie unter‐ oder überschreiten. Deckt das Vermögen die Pensionsrückstellungen exakt ab, ist sowohl die Aktivseite der Bilanz, auf der das Plan Asset zu Hause ist, sowie die Passivseite der Bilanz, auf der die Pensionsrückstellungen zu finden sind, bereinigt. In Anbetracht der Individualität der Bewertung von Pensionsrückstellungen sowie der zu bewertenden Vermögen ist es eher unwahrscheinlich, dass ein betroffenes Unternehmen stets 1:1 ausgleichende Positionen zu saldieren haben wird. Wahrscheinlicher ist, dass die beiden schwankenden Werte zu einer Über‐ oder Un‐ terdeckung führen. Herrscht eine Überdeckung, sind keine Pensionsrückstellungen mehr zu finden, aber das überschüssige Vermögen auf der Aktivseite. Bei Unter‐ deckung ist kein Plan Asset‐Überschuss auf der Aktivseite ausgewiesen und nur der ungedeckte Teil der Pensionsrückstellungen auf der Passivseite zu finden. Am Beispiel von Aktien ist dies sehr eindrücklich zu verdeutlichen. Hat ein be‐ troffenes Unternehmen ein Aktienpaket zur Finanzierung der Renten im Jahr 2001 im Wert der Pensionsrückstellung erworben, gleichen sich beide Positionen aus. Fallen die Aktien im Jahr 2002 um 50 %, sind wieder 50 % der Pensionsrückstellungen auf der Passivseite zu bilanzieren. Wären die Aktien nicht gefallen, sondern gestiegen, wäre der überschüssige Teil des Aktienvermögens auf der Aktivseite im Anlagever‐ mögen zu finden.
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FAZIT Insgesamt fördert diese Lösung überwiegend die genannten Kriterien. Voraussetzung ist, das Unter‐ nehmen verfügt über die nötigen finanziellen Mittel und kann diese entbehren. Eine Fremd‐ finanzierung macht aus dem Hauptmotiv, sich zu entschulden, keinen Sinn. Ratingverbesserungen sind auch für kollektive Bestände aller Rentnergruppen einfach realisierbar. Die GuV wird nicht belastet, Nachschüsse sind zu leisten, sofern Sie gebraucht werden. Das Modell ist sehr flexibel mit Über‐ schüssen sowie der Kapitalanlage. Größter Vorteil ist, auch illiquide Vermögenswerte wie Immobilien einbringen zu können. Größter Nachteil ist, dass sich die Lösung aufgrund hoher Kosten hauptsächlich für große Konzerne eignet.
QUICK‐CHECK CTA Bewertungsgrundlage
Internationale oder nationale Brille
I,B
Kapitalbedarf
Je nach Bewertungsergebnis höher oder niedriger
+/‐
Bonität/Rating
bei Ausfinanzierung Ratingverbesserung durch Saldierung
+
schwankend, je nachdem wie sich die Bewertung und Finanzierung verändert
(+)
GuV‐neutral bei 1:1 Saldierung
+
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar
+
Nachschuss, sofern Kapital aufgebraucht/unterdeckt ist
‐
Je nach Kapitalanlage und Kostenbelastung sehr gut
+
steuerpflichtige Auflösung der Restrückstellung nicht vermeidbar
‐
nur teilweise möglich
+/‐
Gesamtkosten
rentabel überwiegend bei großen Beständen, bei kleinen Beständen zu teuer
+/‐
Insolvenzschutz Guthaben
durch Verpfändung darstellbar
+
freie Kapitalanlagewahl, auch eigenes mobiles und immobiles Ver‐ mögen einbringbar (Ausnahme: Anlagevorschriften Gruppen‐CTA)
+
Sachwertanlage
alle Vermögenswerte möglich, auch eigene
+
Einfluss Bewertungs‐ verfahren
Einfluss durch eigene Einschätzung möglich
+
keine, arbeitsrechtlich ergibt sich keine Veränderung
+
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärs‐ kreis Nachschuss BWL‐Sinn Flexibilität Über‐ schüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit
Einfluss Kapitalanlage
Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2 Externe Lösungen – Auslagerung der Pensionsverpflichtung auf einen Dritten Als echte Alternative zu den eigenen Möglichkeiten haben sich Auslagerungen auf ex‐ terne Unternehmen oder Einrichtungen, sog. Versorgungsträger, mittlerweile etab‐ liert. Vor allem durch die Schaffung der steuerrechtlichen Rahmenbedingungen im Einkommenssteuergesetz für den Pensionsfonds 2002 sowie deren Ergänzungen 2007 ergaben sich Überlegungen bei betroffenen Unternehmen, die Last der Be‐ triebsrente auf einen anderen Träger zu übertragen. Die Rechnung dafür ging, so die überwiegende Erfahrung der Unternehmen, zu Be‐ ginn aber nicht auf. Denn der externe Träger steht nicht nur als neuer Schuldner für die Verpflichtung ein, er möchte dafür auch eine ausreichend hohe Kapitaldecke er‐ halten. Da externe Träger zu Beginn des 21. Jahrhunderts fast ausschließlich ver‐ sicherungspolitisch orientiert waren – und somit selbstverständlich die Übernahme einer Betriebsrente auch nach Maßstäben der aktuarischen Kalkulation erfolgen sollte – kamen Auslagerungstranskationen kaum zustande. Logischerweise – denn die meisten der betroffenen Unternehmen besaßen nicht die nötige Kapitalausstattung für eine Übergabe der Verpflichtung an einen Dritten – und hätten sie diese gehabt, hätten sie das Problem selbst lösen können. Somit stellten sich beim Pensionsfonds zu Beginn die gleichen Erfahrungen wie bei der versicherungsrückgedeckten Unter‐ stützungskasse ein, nämlich, dass mit ausreichend Kapital der Schaden in jenen Fällen selbst zu großen Teilen behoben werden kann, in denen kein gesellschaftsrechtlicher Zwang des Unternehmens (z. B. durch einen in‐ oder ausländischen Investor) oder im Zuge einer Unternehmensnachfolge zur Auslagerung bestand. Vor allem in kleinen, mittelständischen und familiengeführten Betrieben war dies der Fall. Die Variante der freien Unterstützungskasse, welche den ältesten Versorgungsweg der be‐ trieblichen Altersversorgung darstellt, war zum Zeitpunkt der Einführung des Pensions‐ fonds im Dornröschenschlaf. Sie wurde fast ausschließlich von einer eingefleischten Ge‐ meinde an spezialisierten Anbietern noch am Leben erhalten. Durch die Durchbrechung der eintönigen Bewertungsverfahren, z. B. durch BilMoG, ist diese mittlerweile wieder er‐ wacht und erfreut sich größerer Aufmerksamkeit, ja gar einer Renaissance. Insgesamt gesehen hat die Schaffung des Pensionsfonds 2002 eine erfreuliche Bewe‐ gung in Gang gesetzt, von der Unternehmen wie Anbieter mittlerweile in selbigem Maße profitieren. Es ist ein Wettbewerb entfacht worden, der dem Markt sehr gut tut. Alte Strukturen und Denkweisen wurden überdacht, die wechselseitigen Möglich‐ keiten und Ansprüche eruiert, und teilweise ergänzen sich an manchen Stellen die einzelnen Lösungsansätze miteinander. Dies schafft für den betroffenen Unter‐ nehmer eine Vielfalt an Möglichkeiten, mit denen er – je nach Bedarf und Möglichkeit – optimal gestalten kann. Dass dabei Flexibilität und Anpassungsmöglichkeiten der
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Lösung weiter ausgebaut und verfeinert werden müssen, lässt auch in Zukunft weitere Verbesserungen vermuten.
5.2.1 Liquidations‐Direktversicherung Die Liquidations‐Direktversicherung hat, wie einige bisher beschriebenen Lösungen, ebenfalls nur einen sehr begrenzten Einsatzradius. Sie kann nur dort zum Tragen kommen, wo Unternehmen liquidiert werden sollen und noch bestehende Pensions‐ verbindlichkeiten dies verhindern. Praktisch muss man sich dies so vorstellen: Ein Un‐ ternehmen besitzt keinen Geschäftsbetrieb mehr. Es verwaltet „übrig“ gebliebene Vermögen, z. B. eine Rückdeckungsversicherung sowie Schulden, z. B. Pensionsrück‐ stellungen. Um das Unternehmen auflösen zu können, ist es notwendig, sämtliche Pensionsverpflichtungen auf einen externen Versorger (ein anbietendes Ver‐ sicherungsunternehmen) zu übergeben und die Gesellschaft mittellos und schulden‐ frei zu machen. Das dafür zur Verfügung stehende Vermögen kann diesen Transfer von Pensionsverbindlichkeiten mittels Einzahlung in Form eines Versicherungsbei‐ trags finanzieren. Den Beitrag einer Liquidations‐Direktversicherung fremd zu finanzieren würde dem Motiv, die Gesellschaft mittel‐ und schuldenlos zu stellen, widersprechen und kommt somit nicht infrage. Und eine Voraussetzung muss eben‐ falls gegeben sein: Es muss genügend Barvermögen vorhanden sein, um den Ver‐ sicherungsbeitrag gemäß Pensionsbewertung auch bezahlen zu können. Bewertungsbasis Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Lösungsform, die der Welt der Versicherungsunternehmen entspringt. Da es Sinn und Zweck der Liquidations‐Direkt‐ versicherung ist, das Pensionsversprechen ohne Wenn und Aber zu übernehmen sowie eine dauerhafte Rentenzahlung zu gewährleisten, kennt diese Lösung lediglich die aktuarische, sprich Versichererkalkulation. Kapitalbedarf Beim benötigten Kapitalbedarf ergibt sich aufgrund der Bewertungsbasis ein be‐ deutend höherer Wert, als die Pensionsrückstellung ausweist. Durch den ermittelten Kapitalbedarf ist das Unternehmen garantiert von der Verpflichtung erlöst. Bonität/Rating Da das Unternehmen anschließend aus dem Leben getilgt wird, erübrigt sich die Fra‐ ge nach Bonität‐ und Ratingauswirkungen. Bilanzneutralität Bei Transfer der Pensionsverbindlichkeit auf ein Versicherungsunternehmen wird die Bilanz vollständig sowie ohne Wenn und Aber bereinigt. Der Liquidation des Unter‐ nehmens aus Pensionssicht ist damit der Weg geebnet.
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GuV‐Neutralität Beim Blick auf die Gewinn‐ und Verlustrechnung ergibt sich dasselbe Bild, wie bei der Abfindung nach Bewertung mit Versichererkalkulation. Auch hier wird ein höherer Kapitalbetrag als Beitrag in die Versicherung eingezahlt, als Pensionsrückstellungen aufgelöst werden. Dies führt zu einem höheren Aufwand, was der Gesellschaft ver‐ mutlich in ihrem letzten Jahr des Bestehens einen Verlust bescheren wird. Ob dieser Verlust zu steuerlichen Vorteilen führt, ist von der Gesamtsituation des Unter‐ nehmens und deren Eigentümer abhängig. Möglich ist aber, dass ein solcher Verlust steuerlich gesehen noch einen kleinen Subventionsbeitrag für das Geschäft liefert. Pensionärskreise Grundsätzlich sind alle Betriebsrentengruppen, Anwärter wie Leistungsempfänger, in eine solche Liquidations‐Direktversicherung übertragbar. BWL‐Sinn Die Frage der Wirtschaftlichkeit ist bei dieser Lösung recht schnell beantwortet. Selbstverständlich ist es betriebswirtschaftlich genauso wenig sinnvoll wie in den vo‐ rangegangenen Lösungen, ein i. d. R. mehr als doppelt so hohes Vermögen im Ver‐ hältnis zur bilanzierten Verpflichtung aus der Hand zu geben, um die Ansprüche los zu werden. Allerdings ist das Motiv, dies zu tun, ein anderes. Die Gesellschaft soll liquidiert werden. Um diesen Zustand zu erreichen, ist die Frage nach dem betriebs‐ wirtschaftlichen Sinn sekundär. Nachschuss Eine Nachschussverpflichtung ergibt sich logischerweise nicht. Das Unternehmen hat auf Kalkulation des Versicherers ausgelagert, damit ist eine schuldbefreiende Über‐ nahme erfolgt. Außerdem gibt es nach Auslagerung auch keine Gesellschaft mehr, die einen Nachschuss leisten könnte, weil diese liquidiert wurde. Es ist daher nach‐ vollziehbar, dass der Versicherer seine Kalkulation auf maximale Sicherheit auslegen wird, weil er weiß, dass, sollte das Geld zu knapp bemessen sein, keiner mehr da ist, der mit in die Bresche springt. Flexibilität Überschüsse bei Tod Durch die Liquidation der Gesellschaft können zukünftige Folgen aus dem weiteren Lebensverlauf des Betriebsrentners nicht eintreten. Würde die Gesellschaft weiter existieren, wären weitere Effekte zudem ebenfalls nicht möglich. Durch die Über‐ tragung der Pensionsverpflichtung auf den Versicherungsvertrag erfolgt eine voll‐ ständige Auflösung der Pensionsrückstellung. Steuerzahlungen aus restlichen Pen‐ sionsrückstellungen bei Tod des Betriebsrentners kann es damit nicht geben. Kapitalüberschüsse, die der Versicherer evtl. bei früherem Tod des Betriebsrentners erzielt, fallen dafür ebenfalls in die Obhut des Versicherers.
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Kostenkalkulierbarkeit Die Kosten einer solchen Transaktion sind klar kalkulierbar. Sowohl der Kapitalbedarf des Versicherers als auch die damit verbundenen Beratungsleistungen sind im Vor‐ feld exakt ermittelbar. Gesamtkosten Insgesamt hat diese Lösung einen hohen Preis, wie man anhand der Bewertung nach aktuarischer Kalkulation schon ablesen kann. Zur Bewertung des zu übernehmenden Pensionsversprechens schlägt der Versicherer seine Kosten auf das benötigte Kapital auf, was den „Kaufpreis“ der Versicherung nochmals nach oben schiebt. Dabei mit 10 % zu rechnen ist sicherlich ein vernünftiger Ansatz. Deshalb sind die Gesamtkosten bei dieser Lösung mit die höchsten, auch wenn hier der Versicherungsanbieter frei gewählt werden kann. Insolvenzschutz Beim Insolvenzschutz des Guthabens für den Pensionär ergibt sich eine Verlagerung der Sichtweise vom eigentlichen Schuldner – dem Unternehmen – hin zum neuen Schuldner – der Versicherungsgesellschaft. Der Betriebsrentner ist in dieser Frage so‐ mit zukünftig von der Finanzkraft und dem Erfolg des Versicherers abhängig, nicht mehr vom abgebenden Unternehmen. Ob dies zu einem guten Gefühl beim Betriebs‐ rentner reicht, hängt sicher stark von der Wahl des Versicherers ab. Bei der Auswahl des Versicherers hat er keine Zustimmungsrechte. Er muss nehmen, was kommt – nämlich die Rente. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Einen Einfluss des Unternehmens auf die Kapitalanlage ist nicht möglich. Der Ver‐ sicherer investiert gemäß seiner Vorschriften, was überwiegend mündelsicher und i. d. R. in Geldwerten erfolgt. Einfluss Bewertungsverfahren Ein Einfluss des Unternehmens auf die Bewertung der Pensionsverpflichtung durch den Versicherer ist nicht möglich. Zustimmungspflicht Pensionär Wie festgestellt, sind grundsätzlich alle Betriebsrentengruppen, Anwärter wie Leis‐ tungsempfänger, in eine solche Liquidations‐Direktversicherung einbringbar. Aller‐ dings ist zu berücksichtigen, dass die Versteuerung der Auszahlung (also der Rente aus dem Versicherungsvertrag) beim Betriebsrentner steuerlich etwas schlechter be‐ handelt wird als die direkte Betriebsrente vom Unternehmen. Dem Betriebsrentner bleibt demnach, unter der Voraussetzung, er bezahlt im Rentenalter überhaupt Steu‐ ern, etwas weniger nach Steuern von der Versicherungsrente übrig als vorher. Dies stellt arbeitsrechtlich eine Verschlechterung beim Betriebsrentner dar, welcher dieser
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grundsätzlich zustimmen muss. Eine einseitige Veränderung durch das Unternehmen, ohne Zustimmung des Pensionärs, könnte wieder arbeitsrechtliche Auseinander‐ setzungen zur Folge haben. Dies lässt sich praktisch vermeiden, indem man eine etwas höhere Versicherungsrente durch eine leicht höhere Einzahlung „provoziert“. Damit kann man davon ausgehen, dem Nachteil einer stärkeren Besteuerung gerecht geworden zu sein und somit kein explizites Zustimmen des Pensionsrentners ein‐ fordern zu müssen.
FAZIT Insgesamt fördert diese Lösung nur eingeschränkt die genannten Kriterien und die Einsatzmöglichkeit ist auf Unternehmensschliessungen begrenzt. Zudem ist ein hoher Kapitalbedarf durch die Versicherer‐ kalkulation von nöten, welcher nicht beeinflussbar ist. Durch die anschliessende Liquidation des Unter‐ nehmens besitzen Kriterien wie Bonitäts‐ und Ratingeffekte keine Bedeutung. Betriebswirtschaftlich ist der Kapitaleinsatz im Verhältnis zur „erkauften“ Rente eher ungünstig. Eine Zustimmung vom Betriebs‐ rentner sollte auf alle Fälle sicherheitshalber eingeholt werden. Die Kosten sind klar kalkulierbar und im Vorfeld ermittelbar.
QUICK‐CHECK LIQUIDATIONS‐DIREKTVERSICHERUNG Bewertungsgrundlage
Versicherungskalkulation
V
Kapitalbedarf
hoch
‐
Bonität/Rating
keine praktische Relevanz
o
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
keine praktische Relevanz
o
GuV‐Belastung durch hohen Kapitalbedarf
‐
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar
+
Nachschuss
kein Nachschussrisiko
+
BWL‐Sinn
eher weniger sinnvoll
‐
keine Flexibilität von Überschüssen
‐
exakt definierbar
+
hoch bis sehr hoch
‐
durch Sicherungsmechanismen der Versicherer
+/‐
kein Einfluss
‐
eher Geldwerte
‐
kein Einfluss
‐
sofern sich Betriebsrentner steuerlich verschlechtert
+/‐
GuV‐Neutralität gesamter Pensionärskreis
Flexibilität Überschüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit Gesamtkosten Insolvenzschutz Guthaben Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer) 84
5.2.2 Der Pensionsfonds Als Lösungsweg mit einem breiten Einsatzspektrum erreicht der Pensionsfonds mitt‐ lerweile mehr Zulauf als noch zu seiner Geburtsstunde 2002. Hauptsächlich ver‐ antwortlich dafür ist eine Lockerung der Bewertungskriterien von Pensionsver‐ pflichtungen durch den Pensionsfonds im Jahr 2007. Als Kind der Versicherungsbranche fristete der Pensionsfonds von 2002 bis 2007 ein tristes Schattendasein. Denn bis ins Jahr 2007 war es einem Pensionsfonds als kollek‐ tives „Pensionsabwicklungsvehikel“ lediglich erlaubt, Pensionsverpflichtungen mit der Kalkulation des Versicherers zu bewerten, was ihm und der Versicherungsbranche insgesamt wenig Beifall und Zuspruch bei den potenziellen Kunden einbrachte. Diese zurückhaltende Reaktion zeigt unter anderem, dass die Kalkulation der Versicherer betriebswirtschaftlich schwer vertretbar ist. Denn mit dem nach aktuarischen Maß‐ stäben benötigten Kapitaleinsatz kann das Unternehmen die Renten selbst über viele Jahrzehnte finanzieren, bewegt einen ähnlichen Kostenapparat und hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass auf dieser Kalkulationsbasis Gelder übrig bleiben, welche bei der Versicherung weg wären (Stichwort: Sterblichkeitsgewinne). Zudem konnten sich dies schlicht und ergreifend eine hohe Zahl der betroffenen Unternehmen so nicht leisten, für ein solches Problem diese Summen aus dem Hause zu geben oder dies so‐ gar fremd zu finanzieren. 2007 drehte sich dieses Rad dann in attraktivere Bahnen, nachdem dem Pensionsfonds seitens des Gesetzgebers erlaubt wurde, auch etwas mehr Risiko eingehen zu dürfen. Als Pfand musste aber eingebaut werden, dass zur Sicherheit des Pensionsfonds, sollten die Gelder am Ende des Tages nicht reichen, das Unternehmen nachschießen muss. An dieser Stelle möchte ich beim Thema „Nachschuss in der betrieblichen Altersver‐ sorgung“ ganz allgemein eine neue Sichtweise einbringen. Oftmals wird dies als Argu‐ mentation mit negativen Touch verwendet, wenn man etwas nachschießen „muss“. Sicher kann man historisch gesehen zur Vorstellung gelangen, dass eine Nachschuss‐ klausel Skepsis verursacht, weil diese die Verantwortung für falsche Versprechen, un‐ ternehmerisches Risiko oder kriminelle Misswirtschaft beim Kunden sucht. Beim Thema der Betriebsrente kann eine solche Nachschussmöglichkeit dagegen ein ausgesprochener Segen sein. Eine Nachschussklausel ermöglicht es dem Unter‐ nehmen heute, Pensionsverpflichtungen zu vernünftigen Bewertungsmaßstäben – und somit bezahlbarem Kapitalbedarf – auf einen Pensionsfonds oder andere Ver‐ sorger zu übertragen. Damit werden u. a. bilanzielle Probleme behoben und Rating‐ verbesserungen erzielt. Gelder dann nachzuentrichten, wenn diese auch tatsächlich benötigt werden, erscheint wesentlich sinnvoller, als diese bereits im Jahr 1 aus der Hand zu geben. Zudem kann eine auf mittel‐ und langfristige Sicht latente Unter‐ finanzierung über einen wirtschaftlich vernünftigen Zeitraum erwirtschaftet werden.
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Und letztlich inkludiert eine Nachschussklausel die positive Möglichkeit, zu viel ein‐ gezahltes Kapital auch wieder zurück zu erhalten! Es stellt sich durchaus die Frage, ob es, nach all den Erkenntnissen der vorangegangenen Kapitel, sogar der Schlüssel ist, den es bei der Lösung der Hypothek der Betriebsrente zu finden galt. Denn für alle, die die aktuarische Kalkulation nicht überzeugt, führt dieser ei‐ ne Aspekt in ein betriebswirtschaftlich und lösungsspezifisch optimales Gestaltungs‐ umfeld, in dem man seine eigenen Annahmen (größtenteils) mit einfließen lassen kann. Natürlich ist alles nicht ganz so einfach, wie es sich nun anhört. Aber dem Grunde nach kommen wir damit dahin, wo wir wirklich hinwollen: Nämlich zu bezahlbaren Lösungen, die möglichst viele Probleme lösen, flexibel sind, einen eigenen Einfluss zu‐ lassen und Zeitpuffer schaffen, um möglicherweise zu wenig vorhandenes Kapital über einige Jahre noch zu erwirtschaften. Der Pensionsfonds, aber auch andere Lösungen schaffen diesen Spagat. Mittlerweile ist der Pensionsfonds in 3 verschiedene Kategorien einteilbar: 1.) Pensionsfonds mit aktuarischer Kalkulation (Versichererkalkulation) 2.) Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation (Finanzamtskalkulation) 3.) Pensionsfonds mit Mischkalkulation (Mischung aus Versicherungs‐ und fiskali‐ scher Kalkulation) 5.2.2.1 Pensionsfonds mit Versichererkalkulation Der Pensionsfonds mit Versichererkalkulation ist der erste Typus Pensionsfonds, der 2002 auf dem Markt angeboten wurde. Nachdem die Übertragungsparameter er‐ mittelt wurden, übernimmt der Pensionsfonds das Altersvorsorgeversprechen und wird dafür mit dem ermittelten Kapitalbetrag ausgestattet. Durch die steuerrecht‐ lichen Rahmenbedingungen ist diese Übertragung auf einen Dritten für den Pensions‐ berechtigten steuerfrei. Sie führt zu keinem Lohnzufluss, der Pensionär versteuert weiterhin die ihm zufließende Rente. Der Pensionsfonds wird in dieser Transaktion Rechtsnachfolger des Arbeitgebers. Der Betriebsrentner richtet nun seine Ansprüche gegen die Pensionsfondsgesellschaft. Bewertungsbasis Er bedient sich bei der Bewertung der Pensionsverpflichtung der Kalkulation des Ver‐ sicherers. Es ergibt sich das bekannte Bild, dass die Bewertung der Betriebsrente durch den Pensionsfonds die bisherige, fiskalische Bewertung bei Weitem über‐ schreitet. Auch hier klafft eine große Lücke zwischen bisheriger interner und externer Bewertung. Kapitalbedarf Durch die Bewertung nach Versichererkalkulation ergibt sich wiederum ein hoher Ka‐ pitalbedarf. Exakt wie bei der Liquidations‐Direktversicherung übernimmt der 86
Pensionsfonds dafür sämtliche Risiken, wie Zins, Langlebigkeit, Kosten und An‐ passungen. Die Verpflichtung ist ausfinanziert, es gibt keine Hintertürchen. Bonität/Rating Die Bonität des Unternehmens sollte aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Zu‐ nächst gibt das Unternehmen einen hohen Kapitalbetrag aus der Hand, welcher selbstverständlich auf die freie Liquidität und Vermögenslage des Unternehmens drückt. Durch diesen Kapitaltransfer wiederum baut das Unternehmen Pensionsrück‐ stellungen ab, was positiv auf die Eigenkapitalquote wirkt. Die Folge dieser Eigen‐ kapitalstärkung sollte eine Ratingverbesserung nach sich ziehen. Bilanzneutralität Dies führt zu einer vollständigen Bilanzbereinigung mit den bekannten Merkmalen bei versicherungskalkulatorischen Modellen (z. B. Abfindung, Liquidations‐Direktver‐ sicherung). Damit erreicht man die Bilanzverkürzung durch vollständige Auflösung der Rückstellungen. GuV‐Neutralität Beim Blick auf die GuV ergibt sich zwar zunächst das bekannte Bild der Lösungen mit Versichererkalkulation. Die Pensionsrückstellungen werden vollständig aufgelöst und erhöhen den Ertrag. Dagegen stellt sich der Einmalaufwand (die sog. Dotierung), wel‐ che an den Pensionsfonds zu leisten ist. Allerdings ergibt sich eine steuerliche Be‐ sonderheit, was den Beitragsteil angeht, der oberhalb des Pensionsrückstellungs‐ wertes (also der Sichtweise des Finanzamts) liegt. Der Beitragsanteil, welcher die Pensionsrückstellungen übersteigt, darf aufwandstechnisch nur über 10 Jahre gleich‐ mäßig verteilt als Betriebsausgabe abgesetzt werden. Dies ist auf der einen Seite ein großes „Aber“ beim versicherungstechnisch kalkulierten Pensionsfonds, weil das Unternehmen eine Menge Liquidität auf einen Schlag einbringen muss, diese Liquidi‐ tät aber nur teilweise sofort geltend machen darf. Auf der anderen Seite mindert es die etwas negativ behafteten Folgen für die GuV in einer solchen Transaktion. Denn anders, als bei anderen Modellen, wird die GuV im Übertragungsjahr nicht auf‐ wandsseitig mehr belastet als dagegen Ertrag aus der Auflösung der Pensionsrück‐ stellung entsteht. Es bleibt also das vollständig operativ erzielte Ergebnis der GuV ohne Sondereinflüsse. Das Ergebnis – und in Folge das Eigenkapital – wird damit nicht weiter belastet. Zum Rechnen ist dies relativ simpel. Je 100.000 € Pensionsrückstellung wird be‐ kanntermaßen bei dieser Variante der Kalkulation das 2,0 bis 2,5‐fache Kapital be‐ nötigt. Im Falle des Pensionsfonds bedeutet dies, dass ein Dotierungsanteil bis zur Pensionsrückstellungshöhe 100.000 € sofort im Jahr der Übertragung geltend ge‐ macht werden darf, die restlichen 100.000 ‐ 150.000 € in 10 gleichen Jahresraten zu je 12.000 ‐ 14.000 €.
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Pensionärskreise Der Pensionsfonds ist in der Lage, grundsätzlich alle Betriebsrentnergruppen aufzu‐ nehmen. Einzig etwas schwieriger ist es bei Anwärtern, die bisher nur einen Teil der Be‐ triebsrente (v)erdient haben. Den Teil, den der Mitarbeiter bereits erreicht hat, nennt man den Vergangenheitswert (sog. Past‐Service). Den Teil, den er noch bis zum Renten‐ eintritt hinzu (v)erdienen kann, nennt man den Zukunftswert (sog. Future‐Service). Die Komplikation ergibt sich daraus, dass man als Betriebsausgabe für den Zukunftsteil ma‐ ximal 4 % der Beitragsbemessungsgrenze GRV West pro Jahr (2009: 2.592 €) an den Pensionsfonds ausgabenwirksam aufwenden darf. Wäre z. B. für den Zukunftsteil ein Beitrag in Höhe 10.000 € p. a. notwendig, so dürften 2009 nur 2.592 € in der GuV ab‐ gesetzt werden, der Rest wäre nicht absetzbar. Hier bedient man sich praktischerweise einer „Ventillösung“, in dem man entweder die für den Zukunftsteil notwendigen Bei‐ träge erst zum Renteneintritt an den Pensionsfonds leistet (als sog. Nachdoteriung) oder auf den Lösungsweg Unterstützungskasse für den Future‐Service ausweicht, bei dem keine grundsätzliche Begrenzung des Beitragsaufwands besteht. Aus diesem Beispiel können Sie erkennen, dass es lohnt, lösungsübergreifend zu denken und die eine Lösung mit einer anderen durchaus zu kombinieren. Auch aus Sicht der Liquidität (des be‐ nötigten Kapitalbedarfs) ergeben sich hier interessante Ansätze. BWL‐Sinn Die betriebswirtschaftliche Seite lässt wiederum Fragen nach dem Sinn entstehen. Faktisch wird, wie bei allen Lösungen auf Basis der Versichererkalkulation, viel Geld aus dem Haus gegeben, welches, sollten Überschüsse übrig bleiben, nicht wieder zu‐ rückgewonnen werden können. Nachschuss Dadurch, dass der Pensionsfonds sämtliche Risiken und Garantien übernimmt, ist er für alle Zeiten bilanzneutral und benötigt keine Nachschussklausel. Flexibilität Überschüsse bei Tod Das Kriterium flexible Auflösung der Pensionsrückstellung bei Tod des Betriebs‐ rentners stellt sich durch die versichererkalkulatorische Bewertung nicht. Durch die Übertragung der Pensionsverpflichtung auf den Pensionsfonds erfolgt eine voll‐ ständige Auflösung der Pensionsrückstellung. Steuerzahlungen aus restlichen Pen‐ sionsrückstellungen bei Tod des Betriebsrentners kann es damit nicht geben. Kapital‐ überschüsse, die der Pensionsfonds evtl. bei früherem Tod des Betriebsrentners erzielt, fallen dafür ebenfalls in die Obhut des Pensionsfonds. Kostenkalkulierbarkeit Die Kosten einer solchen Transaktion sind klar kalkulierbar. Sowohl der Kapitalbedarf des Pensionsfonds als auch die damit verbundenen Beratungsleistungen sind im Vor‐ feld exakt ermittelbar. 88
Gesamtkosten Die Gesamtkosten der Lösung sind mit die höchsten, die sich in einer Lösung additiv er‐ geben können, weil der Pensionsfonds zum benötigten Kapital die internen Kosten mit einrechnet. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass der Pensionsfonds aber etwas günstiger ist als ein Versicherungsvertrag, weil sich hier eine Art „Kollektiv“ oder „Gruppenvertrag“ ergibt. Der Pensionsfonds ist spezialisiert auf die Abwicklung von Be‐ triebsrenten, kennt nur diesen einen Geschäftszweig und hat daher viele gleich‐ gesinnte Kunden. Dies schafft Kostenvorteile für jedes einzelne Mitglied. Die Effektiv‐ kosten dürften bei 7 ‐ 8 % liegen. Insolvenzschutz Der Pensionsfonds ist, genau wie die Betriebsrente mittels Pensionszusage/Direktzu‐ sage über den PSV abgesichert. Allerdings ergibt sich hier ein interessanter Vorteil. Der Pensionsfonds ist beim PSV beitragsbegünstigt. Alle beim PSV eingebrachten Ver‐ sorgungen sind mit 80 % Rabatt versehen. Dies ist, im Hinblick auf die angekündigte, drastische Verteuerung des PSV‐Beitrags in den kommenden Jahren durch die Wirt‐ schaftskrise, ein ebenfalls lohnenswertes Argument. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Bei der Frage nach dem Einfluss auf die Kapitalanlage ergibt sich beim Pensionsfonds mit Versichererbewertung kein zusätzlicher Vorteil. Die Kapitalanlage erfolgt klassisch nach den Vorgaben für die Versicherungsbranche. Wie bereits beschrieben ist zwingend, 70 % der Gelder in mündelsichere Anlagen anzulegen. Mit attraktiven Renditen ist dort des‐ halb nicht zu rechnen. Zudem verhindert dies eine überwiegende Anlage der Mittel in Sachwerte. Einfluss Bewertungsverfahren Möchte man keinen Einfluss auf die Bewertung vornehmen, wählt man den ver‐ sicherungskalkulierten Pensionsfonds. Es kann beim Pensionsfonds allerdings sehr wohl auch Einfluss auf die Kalkulation genommen werden, wie es an den Pensions‐ fonds‐Varianten, die in den folgenden Kapiteln beschrieben werden, zu sehen ist. Sofern man Einfluss nehmen möchte, entscheidet man sich für einen dieser beiden anderen Wege. Ein Wechsel des Bewertungsverfahrens innerhalb des Pensionsfonds nach der Übertragung ist abhängig von der Pensionsfondsgesellschaft und in der Regel nur von einer der beiden anderen Varianten auf die Variante mit Versicherer‐ kalkulation möglich. Zustimmungspflicht Pensionär Die Zustimmung des Betriebsrentners wird beim Pensionsfonds in der Regel benötigt, da, wie bei der Liquidations‐Direktversicherung, die Art der Besteuerung der Renten‐ leistung verändert wird.
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FAZIT Der Pensionsfonds mit Versichererkalkulation erfüllt nur einige Kriterien, die meisten fallen eher zu Ungunsten des Unternehmens aus. Man könnte in der Summe zu dem Ergebnis kommen, dass er sich von der Liquidations‐Direktversicherung nur dadurch unterscheidet, dass der Geschäftsbetrieb weiter läuft, die Aus‐ wirkung auf die GuV neutralisiert werden kann und ein veränderter Umgang mit in Anwartschaft befindlichen Betriebsrenten möglich ist. Er bietet sich überall dort an, wo betroffene Unternehmen über ausreichend Gelder aus der eigenen Substanz verfügen, für ein und alle mal mit dem Thema abschließen wollen und keinen Wert auf mögliche Überkapitalisierungen legen. Auf Ebene des Ratings und der Bilanzneutralität besitzt er zweifelsfrei Stärken. Die Verteilung der oberhalb der Pensionsrückstellung liegenden Kapitalbeträge auf 10 Jahre bietet einen Vorteil im Transferjahr, weil das operative Ergebnis nicht negativ beeinflusst wird (im Ver‐ gleich zu anderen, versicherungskalkulatorischen Lösungen). Die Zustimmung der Betriebsrentner könnte in der Praxis ein Hindernis sein.
QUICK‐CHECK PENSIONSFONDS MIT VERSICHERERKALKULATION Bewertungsgrundlage
Versicherungskalkulation
V
Kapitalbedarf
hoch
‐
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt, Kapitalabfluss schwächt Liquidität
+/‐
Bilanzneutralität wird vollständig erreicht
+
GuV‐Neutralität
GuV‐Mehr‐Belastung durch 10‐Jahres‐Verteilung gemindert
+
gesamter Pensionärs‐ kreis
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (erdiente Ansprüche) Achtung: Future‐Service Anwärter
(+)
Nachschuss
kein Nachschussrisiko
+
BWL‐Sinn
eher weniger sinnvoll
‐
keine Flexibilität von Überschüssen
‐
exakt definierbar
+
Gesamtkosten
hoch bis sehr hoch
‐
Insolvenzschutz Guthaben
vollauf erfüllt (PSV mit 80% Rabatt)
+
kein Einfluss
‐
eher Geldwerte
‐
kein Einfluss
‐
sofern sich Betriebsrentner steuerlich verschlechtert
‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
Flexibilität Über‐ schüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit
Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2.2.2 Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation Der Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation wird seit Ende 2008 auf dem Markt an‐ geboten. Genau wie die Ausgangsvariante übernimmt der Pensionsfonds das Alters‐ vorsorgeversprechen nachdem die Übertragungsparameter ermittelt wurden. Dafür wird der Pensionsfonds mit den vertraglich verabredeten Kapitalmitteln ausgestattet. Durch die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen ist diese Übertragung auf einen Dritten für den Pensionsberechtigten steuerfrei. Sie führt zu keinem Lohnzufluss, der Pensionär versteuert weiter die ihm zufließende Rente. Der Pensionsfonds wird in dieser Transaktion Rechtsnachfolger des Arbeitgebers. Der Betriebsrentner richtet seine Ansprüche gegen die Pensionsfondsgesellschaft. Durch die günstigere Bewert‐ ung, und somit geringere Kapitalausstattung, bleibt das Unternehmen in der Nach‐ haftung, sollten die Finanzierungsmittel nicht ausreichen (sog. Subsidiärhaftung). Bewertungsbasis Der fiskalische Pensionsfonds bedient sich bei der Bewertung der Pensionsver‐ pflichtung einer abgewandelten Kalkulation des Finanzamts. Während die Lebens‐ erwartung nach den Heubeck‐Sterbetafeln 2005G (Lebenserwartung 17 ‐ 22 Jahre) berechnet wird, wird beim Zins mit einem „kapitalmarktnahen“ Zins zwischen (aktuell) 4,5 und 5 % gerechnet. Dies führt bei der Ermittlung des Kapitalbedarfs i. d. R. zu einer Bewertung, welche rd. 10 ‐ 20 % über der Bewertung des Finanzamts liegt. Dies macht diese Art des Pensionsfonds zu einer günstigen Alternative. Kapitalbedarf Durch die günstige Bewertung sinkt das benötigte Kapital auf einen Wert nahe der bisherigen Betrachtung des Finanzamts. Durch den leicht niedrigeren Zins sowie Kos‐ ten erreicht der Pensionsfonds einen Mehrbetrag von rd. 10 ‐ 20 % der bisherigen Pensionsrückstellung. Diesen Kapitalbedarf erlauben manche Pensionsfonds zusätz‐ lich über einen abgekürzten Finanzierungsplan zu stemmen. Zur Variante „100 % auf einmal“ bieten diese Pensionsfonds exemplarisch an, die benötigte Summe in 5 gleichen Raten zu je 20 % zu leisten, um die Liquiditätsbasis des Unternehmens zu schonen. Bonität/Rating Beim Blick auf die Bonität sowie die Ratingergebnisse ergibt sich ein optimales Bild. Die Pensionsrückstellungen werden vollständig abgebaut. Dadurch gewinnt die Eigen‐ kapitalquote an Kraft. Die GuV wird kaum durch über die Pensionsrückstellung hin‐ ausschießende Einmalbeiträge belastet. Die 10 ‐ 20 %, die vorherrschen, sind auf 10 Jahre wieder gleichmäßig zu verteilen. Über die Finanzierungsoption kann die Liquidi‐ tätsbasis aufrecht erhalten werden. Fehlbeträge im Auslagerungsjahr können in den folgenden 5 Jahren erwirtschaftet werden. Alle Details zusammen ergeben ein aus Bonitäts‐ und Ratinggesichtspunkten erstrebenswertes Bild.
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Bilanzneutralität Durch den Transfer der Pensionsverpflichtung auf den Pensionsfonds erreicht man eine Bilanzbereinigung mit den Effekten der Bilanzverkürzung. Dies führt zu ge‐ wünschten Ratingverbesserungen. Allerdings ist die Bilanzbereinigung nur solange von Dauer, wie der Pensionsfonds wirklich mit genügend Kapital ausgestattet ist. Fällt das Vermögen des Pensionsfonds, z. B. durch fallende Kapitalmarktzinsen unter den Verpflichtungswert, ist davon auszugehen, dass nach neuem Bilanzrecht BilMoG die‐ se Unterdeckung als Fehlbetrag wieder in der Bilanz auszuweisen ist. Hier spricht man von einer temporären wirtschaftlichen Unterdeckung (Schwankung). Diese kann so‐ wohl durch die Erholung der Kapitalmärkte wieder aufgeholt als auch durch einen freiwilligen Nachschuss an den Pensionsfonds ausgeglichen werden. Ein Nachschuss ist bei wirtschaftlicher Unterdeckung von freiwilliger Natur. Fällt das Pensionsfondsvermögen allerdings durch mehrere Einflüsse so stark, dass sich das Vermögen unter keinen Umständen wieder erholt, liegt eine aufsichtsrecht‐ liche Unterdeckung vor. Diese muss das Unternehmen zwingend durch einen sofort‐ igen Nachschuss ausgleichen, um die Finanzierung der Renten zu sichern. Als Be‐ triebsrenten zählen dabei nur die bereits in der Leistungsphase befindlichen Betriebs‐ renten. Ist der Pensionsfonds immer im Limit – sprich, geht die Kalkulation auf – kann man ihn als durchaus dauerhaft bilanzneutral einstufen. GuV‐Neutralität Beim Blick auf die GuV ergibt sich ein äußerst erfreuliches Bild. Wie üblich werden die Pensionsrückstellungen Gewinn erhöhend aufgelöst. Dem steht als Aufwand der Kapitalbedarf des Pensionsfonds gegenüber. Da der Kapitalbedarf nur geringfügig höher ist, als die Pensionsrückstellungen, muss nur der 10 ‐ 20 % übersteigende Teil auf 10 Jahre verteilt werden. Damit ergeben sich, wie beim Pensionsfonds mit Ver‐ sichererbewertung, keine negativen Auswirkungen auf die GuV im Transferjahr und der auf 10 Jahre zu verteilende Aufwand ist sehr gering. Zum Rechnen ist dies eben‐ falls simpel. Je 100.000 € Pensionsrückstellung werden bei dieser Variante der Kalkulation das 1,1 bis 1,2‐fache Kapital benötigt. Dies bedeutet, dass ein Dotierungs‐ anteil bis zur Pensionsrückstellungshöhe 100.000 € sofort im Jahr der Übertragung geltend gemacht werden darf, die restlichen 10.000 ‐ 20.000 € in 10 gleichen Jahres‐ raten zu je 1.000 ‐ 2.000 €. Erfreulich ist zudem, dass bei Einsatz einer Finanzierungs‐ option (z. B. 5 x 20 %) ebenfalls keine GuV‐Relevanzen entstehen. Normalerweise müsste man ja davon ausgehen, dass bei Verlagerung der gesamten 100 % Pensions‐ verpflichtung und Zahlung von 20 % des benötigten Kapitals im 1. Jahr, eine Lücke von 80 % zugunsten der Erträge entsteht. Wäre dem so, würden 80 % der Pensions‐ rückstellung zu einem Ertrag führen – und in Gewinnjahren somit zu einer Steuer‐ belastung. Dadurch, dass im 1. Jahr eine definierbare Verbindlichkeit an den Pensionsfonds entsteht, die in 5 Jahresraten abgetragen wird, ist der steuerliche Tat‐ bestand erreicht, über eine Erfüllungsrückstellung die GuV dennoch im 1. Jahr schad‐ 92
los zu stellen. Es wird im 1. Jahr die volle Verbindlichkeit als Aufwand eingebucht, wodurch die Auflösung der Pensionsrückstellung voll ausgeglichen wird. Über einen passivischen Posten „Erfüllungsrückstellung“ wird dann der Liquiditätsabfluss der Jahre 2 – 5 gesteuert. Pensionärskreise Auch diese Variante des Pensionsfonds ist in der Lage, grundsätzliche alle Betriebs‐ rentnergruppen aufzunehmen. Das Problem mit dem Future Service der Anwärter aber bleibt. Hier bietet sich auch eine Kombination mit der Unterstützungskasse an. BWL‐Sinn Die betriebswirtschaftliche Seite ist eine völlig andere als bei der aktuarischen Variante und äußerst interessant. Durch die Ausstattung des Pensionsfonds mit Kapital in Größenordnung der Pensionsrückstellungen sowie der Nachschuss‐ “möglichkeit“ kann der Pensionsfonds so dosiert werden, wie es der tatsächliche Kapitalmarktverlauf sowie die Lebensdauer der Betriebsrentner verlangt. Zudem vermeidet man von Beginn an, Verluste durch Überkapitalisierung des Pensionsfonds vor zu programmieren. Die Rückführung von überschüssigem Kapital ist ein weiterer Pluspunkt. Nachschuss Dabei lässt sich der Pensionsfonds (gezwungenermaßen) die Hintertür offen, Nach‐ schüsse zu verlangen, sollte die Kapitalmarktentwicklung und/oder Lebenserwartung schlechter sein als kalkuliert. Die Vorzüge eines Nachschusses in diesem Kontext wur‐ den bereits zu Beginn des Pensionsfonds thematisiert. Sicher ist es ein Liquiditäts‐ und betriebswirtschaftlicher Vorteil, Gelder erst dann einzusetzen, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. Andererseits sollte man als betroffener Unternehmer aus der demografischen Vergangenheit lernen und für Entwicklungen, die man nicht selbst beeinflussen kann, noch etwas ansparen. Flexibilität Überschüsse bei Tod Durch die Auslagerung wurde das Risiko aus aufzulösenden Pensionsrückstellungen bei Tod des Betriebsrentners entschärft. Die Verpflichtung wurde fiskalisch aus den Büchern getilgt. Verstirbt ein Rentner und es kommt zu Überschüssen, parken diese zunächst im Vehikel des Pensionsfonds. Damit ist ein wichtiges Kriterium, die plötz‐ lichen Folgen aus einer sich lange abbauenden Pensionsrückstellung durch Tod des Pensionärs, eliminiert. Die monetären Überschüsse sind, sofern sie im Pensionsfonds nicht benötigt werden, vom Unternehmen abrufbar. Spätestens nach dem letzten Pensionär werden überschüssige Mittel wieder frei. Kostenkalkulierbarkeit Die Kosten dieser Lösung sind im Vorfeld überwiegend klar und transparent. Den Kapitalbedarf ermittelt der Pensionsfonds, seine Kosten kalkuliert er in die Kapital‐
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ermittlung mit ein. Beratungskosten und Gebühren sind im Vorfeld greif‐ und er‐ mittelbar. Einzig schwer zu kalkulieren sind Nachschüsse oder Überschüsse. Gesamtkosten Die Gesamtkosten der Lösung sind durch die günstige Bewertung sowie die Dosier‐ barkeit von Nachschüssen optimal. Es wird tatsächlich so viel Kapital ausgegeben, wie auch tatsächlich für Pensionszahlungen benötigt wird. Exakt wie bei der Pensions‐ zusage selbst, produziert das Unternehmen nicht mehr Betriebsrentenausgaben wie tatsächlich anfallen. Die Kosten des Pensionsfonds als Einrichtung sind vor dem Hin‐ tergrund der Ratingvorteile und PSV‐Gebührenersparnis (80 % Rabatt) mit effektiv 7 ‐ 8 % auf das Gesamtkapital durchaus attraktiv. Insolvenzschutz Insolvenzschutz ist durch Absicherung der Leistungen beim PSV gleichfalls voll ge‐ geben. Das Fondsguthaben ist als Sondervermögen gegen Insolvenz des Pensionsfonds selbst geschützt. Der Rabatt von 80 % auf den PSV‐Beitrag ist dabei bei der abzu‐ sehenden Entwicklung des PSV‐Beitragssatzes in den kommenden Jahren ein Vorteil. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Bei einer Kapitalanlage dieser Variante ist ein Einfluss möglich. Der Pensionsfonds bietet i. d. R. eine vorselektierte Auswahl an Publikumsfonds sowie Spezialfonds an. Diese reichen von Aktienfonds bis zu speziell entwickelten, gemanagten Mischfonds. Je nachdem, welche Fondsanlage gewählt wird, verringert oder vergrößert sich das Risiko von Unterdeckungen und somit von Nachschüssen. Bei Wahl eines auf Bedürf‐ nisse des Pensionsfonds abgestimmten Spezialfonds (z. B. Garantiefonds) ist eine Unterdeckung eigentlich ausgeschlossen. Ab entsprechendem Volumen ist eine indi‐ viduelle Kapitalanlage nach Gusto des Unternehmens ebenfalls möglich. Interessant ist dies unter anderem unter dem Gesichtspunkt von Anlagewünschen in Sachwerten. Einfluss Bewertungsverfahren Über die Wahl der Pensionsfondsalternativen ist zunächst die grundsätzliche Kalkulation beeinflussbar. Entscheidet man sich für die Variante fiskalischer Pensionsfonds, ist nach den dort gültigen Kriterien zu schauen. An den Heubeck‐Sterbetafeln gibt es nichts zu rüt‐ teln, sie sorgen für eine günstigst mögliche Lebenserwartung. Beim Aspekt Kapitalver‐ zinsung sollte nicht zu optimistisch gerechnet werden. Die Anbieter von Pensionsfonds geben eine marktrealistische Verzinsung vor, der gefolgt werden sollte. Die Kosten sollten offen gelegt und marktgerecht sein. Mit einem guten Mix aus allen Kriterien lässt sich die Bewertung – und somit der Kapitalbedarf – aktiv beeinflussen. Zustimmungspflicht Pensionär Die Zustimmung des Betriebsrentners wird beim Pensionsfonds, wie bereits be‐ schrieben, in der Regel benötigt.
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FAZIT Der Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation erfüllt fast alle Kriterien positiv. Er bietet sich überall dort an, wo betroffene Unternehmen über limitierte Gelder aus der eigenen Substanz verfügen oder diese Gelder auf vernünftigem Level fremdfinanzieren möchten. Durch die günstige Bewertungsmöglichkeit und eher punktgenaue Dosierung der Mittel ist nicht zu befürchten, dass bei einer Fremdfinanzierung den Unternehmen bei „zu frühem“ Versterben des Betriebsrentners eine Doppelfinanzierung entsteht. Die Ratingvorteile sind in voller Höhe erzielbar und werden durch keine GuV‐Effekte geschmälert. Die Gesamtkosten sind optimal und langfristig kalkulierbar. Bei defensiver Kapitalanlagestrategie sind Nach‐ schüsse eher unwahrscheinlich. Die Zustimmung der Betriebsrentner könnte in der Praxis ein Hindernis sein. Das Unternehmen muss zudem damit zurechtkommen, dass es externen Einflüssen des Kapital‐ marktes in Bilanzierung von Fehlbeträgen oder Nachschüssen Rechnung tragen muss. Dadurch benötigt es einer regelmäßigen Absprache mit dem Pensionsfonds.
QUICK‐CHECK PENSIONSFONDS MIT FISKALISCHER KALKULATION Bewertungsgrundlage
Basis Finanzamtskalkulation mit eigenem Zins
(F)
Kapitalbedarf
gering, Kapitalabfluss kann Liquiditätsoptimiert erfolgen
+
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt
+
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
Bilanzneutralität wird überwiegend erreicht
(+)
GuV‐Neutral durch 10‐Jahres‐Verteilung (steuerlich)
+
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (erdiente Ansprüche) Achtung: Future‐Service Anwärter
(+)
Nachschussrisiko vorhanden
‐
sehr sinnvoll
+
Flexibilität von Überschüssen voll gewährleistet
+
exakt definierbar
+
eher gering, finale Kosten stehen erst am Ende der Laufzeit fest
+/‐
vollauf erfüllt (PSV mit 80% Rabatt)
+
Einfluss durch Auswahl ausgesuchter Fonds und eigene Anlagen ab größeren Volumen
+
je nach Fonds und Volumen
(+)
Einfluss kann in gewissem Maße ausgeübt werden
+
sofern sich Betriebsrentner steuerlich verschlechtert
‐
GuV‐Neutralität gesamter Pensionärs‐ kreis Nachschuss BWL‐Sinn Flexibilität Überschüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit Gesamtkosten Insolvenzschutz Gut‐ haben Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2.2.3 Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation Der Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation ist eine Kombination zwischen dem Pensionsfonds mit aktuarischer und fiskalischer Bewertung. Auch er kam Ende 2008 auf den Markt. Dem Grunde nach ist er aufgebaut wie der fiskalische Pensionsfonds, mit Ausnahme des Risikofaktors Langlebigkeit. Anders als beim fiskalischen Bruder wird die Langlebigkeit nicht nach Heubeck, sondern nach den Versicherersterbetafeln DAV2004R kalkuliert. Wie bei den beiden anderen Varianten übernimmt der Pensionsfonds das Altersvor‐ sorgeversprechen, nachdem die Übertragungsparameter ermittelt wurden. Auch hier wird der Pensionsfonds mit vertraglich verabredeten Kapitalmitteln ausgestattet. Die steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für die Übertragung auf einen Dritten sind für den Pensionsberechtigten ebenfalls steuerfrei. Sie führt zu keinem Lohnzufluss, der Pensionär versteuert weiterhin die ihm zufließende Rente. Auch hier wird der Pen‐ sionsfonds Rechtsnachfolger des Arbeitgebers. Die Ansprüche des Betriebsrentners richten sich zunächst gegen die Pensionsfondsgesellschaft. Durch die günstigere Be‐ wertung und somit geringere Kapitalausstattung bleibt das Unternehmen in der Nachhaftung, sollten die Finanzierungsmittel nicht ausreichen (sog. Subsidiär‐ haftung). Bewertungsbasis Der Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation bedient sich bei der Bewertung der Pensionsverpflichtung einer Mischkalkulation. Die Lebenserwartung wird anhand der Sterbetafeln DAV2004R kalkuliert, der Zins aktuell mit einem „kapitalmarktnahen“ Zins zwischen 4,5 und 5 % gerechnet. Dies führt bei der Ermittlung des Kapitalbedarfs i. d. R. zu einer Bewertung, die rd. 40 ‐ 60 % über der Bewertung des Finanzamts liegt. Auch hier lässt sich der Pensionsfonds die Hintertür offen, Nachschüsse zu verlangen, sollte die Kapitalmarktentwicklung schlechter sein als kalkuliert. Kapitalbedarf Wie bei der fiskalischen Variante begünstigt die Bewertungspraxis das benötigte Ka‐ pital. Der Kapitalbedarf übersteigt die Pensionsrückstellungen im Normalfall um 40 ‐ 60 %. Damit kommt diese Lösung in die Region der nationalen oder inter‐ nationalen Bewertungsansätze nach BilMoG oder IFRS/IAS. Auch diesen Kapitalbedarf erlauben manche Pensionsfonds über einen Finanzierungsplan (z. B. fünf gleiche Raten) zu stemmen, um die Liquiditätsbasis zu schonen. Bonität/Rating Beim Blick auf die Bonität sowie die Ratingergebnisse ergibt sich ein fast optimales Bild. Die Pensionsrückstellungen werden vollständig abgebaut. Dadurch gewinnt die Eigenkapitalquote an Kraft. Die GuV wird nicht zusätzlich belastet durch über die Pen‐ sionsrückstellung hinausschießende Einmalbeiträge, da diese auf 10 Jahre gleich‐ 96
mäßig zu verteilen sind. Über die Finanzierungsoption kann die Liquiditätsbasis eben‐ falls aufrecht erhalten werden. Fehlbeträge im Auslagerungsjahr können wiederum in den folgenden 5 Jahren erwirtschaftet werden. Alle Details zusammen ergeben ein aus Bonitäts‐ und Ratinggesichtspunkten stimmiges Bild. Bilanzneutralität Durch den Transfer der Pensionsverpflichtung auf den Pensionsfonds erreicht man zunächst eine Bilanzbereinigung mit den Effekten der Bilanzverkürzung. Auch hier ist die Bilanzbereinigung nur so lange von Dauer, wie der Pensionsfonds auch wirklich mit genügend Kapital ausgestattet ist. Fällt das Vermögen des Pensionsfonds unter den Verpflichtungswert, so ist auch hier diese Unterdeckung nach BilMoG als Fehlbe‐ trag wieder in der Bilanz auszuweisen und das Unternehmen in speziellem Fall zum Nachschuss verpflichtet. Für die Unterdeckung und deren Folgen gilt dasselbe wie beim Pensionsfonds mit fiskalischer Bewertung. Allerdings ist davon auszugehen, dass Schwankungen durch die höhere Anfangs‐Kapitalisierung länger ausgefedert werden können. Insgesamt ist bei normalen Kapitalmarktentwicklungen davon aus‐ zugehen, dass hier kaum Korrekturen vorzunehmen sind. GuV‐Neutralität Beim Blick auf die GuV ergibt sich ein ebenso erfreuliches Bild. Die Pensionsrückstel‐ lungen werden Gewinn erhöhend aufgelöst. Dem steht als Aufwand der Kapitalbedarf des Pensionsfonds gegenüber. Da der Kapitalbedarf höher ist als die Pensionsrück‐ stellungen, muss der 40 ‐ 60 % übersteigende Teil auf 10 Jahre verteilt werden. Im Verhältnis zum Pensionsfonds mit fiskalischer Bewertung ergibt sich ein kleiner Nach‐ teil, weil ein etwas höherer Aufwand über 10 Jahre verteilt werden muss. Im Ganzen liegt dies aber in einem dennoch angenehmen Rahmen, im Gegensatz zur Variante mit Versichererkalkulation. Rechnerisch sieht dies folgendermaßen aus: Je 100.000 € Pensionsrückstellung wer‐ den bei dieser Variante der Kalkulation das 1,4 bis 1,6‐fache Kapital benötigt. Dies bedeutet, dass ein Dotierungsanteil bis zur Pensionsrückstellungshöhe 100.000 € sofort im Jahr der Übertragung geltend gemacht werden darf, die restlichen 40.000 ‐ 60.000 € in 10 gleichen Jahresraten zu je 4.000 ‐ 6.000 €. Für die Finanzierungsoption gilt dasselbe wie beim fiskalischen Pensionsfonds. Pensionärskreise Auch diese Variante des Pensionsfonds ist in der Lage, grundsätzliche alle Betriebs‐ rentnergruppen aufzunehmen. Das Problem mit dem Future‐Service der Anwärter bleibt ebenfalls. Die Kombination mit der Unterstützungskasse bietet sich wieder an.
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BWL‐Sinn Die betriebswirtschaftliche Seite ist trotz leicht höherer Bewertung interessant und verspricht ein eher ruhiges Handling. Durch die Ausstattung des Pensionsfonds mit etwas mehr Anfangskapital ist der Pensionsfonds mit Mischkalkulation leicht über‐ kapitalisiert, was aber wiederum Anlageschwankungen und die weiter fortschrei‐ tende Lebenserwartung der Betriebsrentner bereits vorwegnimmt. Über die Nach‐ schuss“möglichkeit“ kann der Pensionsfonds zudem aufgefüttert werden, sollte ein Bedarf entstehen. Etwaige Überkapitalisierungen werden seitens des Pensionsfonds nicht zurück erstattet, sondern als Risikoprämie für das übernommene Langlebig‐ keitsrisiko für alle angeschlossenen Mitgliedsunternehmen verwandt. Eine punkt‐ genaue Dosierung ist somit nicht gegeben. Nachschuss Auch diese Variante des Pensionsfonds lässt sich (gezwungenermaßen) die Hintertür offen, Nachschüsse zu verlangen, sollte die Kapitalmarktentwicklung schlechter sein als kalkuliert. Für eine steigende Lebenserwartung wurde aber bereits vorgesorgt. Da dieses Risiko abgegolten ist, kann der betroffene Unternehmer ruhig schlafen. Für Schwanken des Kapitalmarktes bietet es sich an, im Lauf der Zeit Reserven anzulegen. Flexibilität Überschüsse bei Tod Hier gilt dasselbe, wie beim fiskalischen Pensionsfonds. Die Pensionsrückstellungen wurden entschärft. Die Verpflichtung wurde steuerlich aus den Büchern getilgt. Über‐ schüsse werden im Vehikel geparkt. Im Gegensatz zum fiskalischen Pensionsfonds können diese aber nur zur Sicherung des Bestandes eingesetzt werden. Ein Abruf durch das Unternehmen ist nicht möglich. Bleiben Gelder nach dem letzten Betriebsrentner übrig, kommen diese dem Pensionsfondskollektiv, also der Gesamtheit, zugute. Kostenkalkulierbarkeit Die Kosten dieser Lösung sind im Vorfeld gleichfalls klar und transparent. Den Kapital‐ bedarf ermittelt der Pensionsfonds, seine Kosten kalkuliert er in die Kapitalermittlung mit ein. Beratungskosten und Gebühren sind im Vorfeld greif‐ und ermittelbar. Einzig schwer zu kalkulieren sind Nachschüsse, Überschüsse fallen nicht an. Gesamtkosten Die Gesamtkosten der Lösung sind durch die vorherrschende Bewertung sowie die Möglichkeit von Nachschüssen durchaus akzeptabel. Im Optimalverlauf wird etwas mehr Geld ausgegeben, wie tatsächlich benötigt wird. Die Kosten des Pensionsfonds als Einrichtung selbst sind vor dem Hintergrund der Ratingvorteile und PSV‐ Gebührenersparnis (80 % Rabatt) mit effektiv 7 ‐ 8 % auf das Gesamtkapital durchaus attraktiv.
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Insolvenzschutz Wie bei den beiden Vorgängern ist Insolvenzschutz der Renten durch Absicherung der Leistungen beim PSV vollauf gegeben. Die Fondsguthaben sind als Sondervermögen gegen Insolvenz des Pensionsfonds selbst geschützt. Der Rabatt von 80 % auf den PSV‐Beitrag kommt auch dieser Lösung entgegen. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Für den Einfluss der Kapitalanlage gelten dieselben Bestimmungen wie für die fiskali‐ sche Variante. Der Pensionsfonds bietet eine vorselektierte Auswahl an Publikums‐ fonds sowie Spezialfonds an. Diese reichen von Aktienfonds bis zu speziell ent‐ wickelten, gemanagten Mischfonds. Je nachdem, welche Fondsanlage gewählt wird, verringert oder vergrößert sich das Risiko von Unterdeckungen und somit von Nach‐ schüssen. Bei Wahl eines auf die Bedürfnisse des Pensionsfonds abgestimmten Spezi‐ alfonds ist eine Unterdeckung quasi ausgeschlossen. Vermischt mit dem Aspekt der gesicherten Langlebigkeit ergibt sich eine in sich ruhende Lösung. Ab entsprechenden Volumina ist eine individuelle Kapitalanlage nach Gusto des Unternehmens ebenfalls möglich. Interessant ist dies unter anderem unter dem Gesichtspunkt von Anlage‐ wünschen in Sachwerten. Einfluss Bewertungsverfahren Auch hier ist über die Wahl der Pensionsfondsalternativen zunächst die grundsätz‐ liche Kalkulation beeinflussbar. Entscheidet man sich für die Variante gemischter Pen‐ sionsfonds, ist nach den dort gültigen Kriterien zu schauen. An den DAV‐Sterbetafeln gibt es nichts zu rütteln. Möchte man eine günstigere Lebenserwartung kalkuliert ha‐ ben, muss man zum fiskalischen Pensionsfonds wechseln. Beim Aspekt Kapitalver‐ zinsung sollte nicht zu optimistisch gerechnet werden. Die Anbieter von Pensions‐ fonds geben eine marktrealistische Verzinsung vor, dieser sollte man folgen. Die Kosten sollten offen gelegt und marktgerecht sein. Mit einem guten Mix aus allen Kriterien lässt sich die Bewertung aktiv beeinflussen. Zustimmungspflicht Pensionär Die Zustimmung des Betriebsrentners wird beim Pensionsfonds, wie bereits be‐ schrieben, in der Regel benötigt.
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FAZIT Der Pensionsfonds mit Mischkalkulation erfüllt viele Kriterien. Er bietet sich dort an, wo betroffene Unternehmen über ausreichend Gelder aus der eigenen Substanz verfügen oder diese Gelder fremdfinanzieren möchten. Durch die leicht erhöhte Bewertung und die eher nicht punktgenaue Dosierung der Mittel ist eher wahrscheinlich, dass bei einer Fremdfinanzierung das Unternehmen bei „zu frühem“ Versterben des Betriebsrentners eine leichte Doppelfinanzierung erfährt. Die Ratingvor‐ teile sind in voller Höhe zu erzielen und werden durch keine GuV‐Effekte geschmälert. Die Kosten sind gut und langfristig kalkulierbar. Bei defensiver Kapitalanlagestrategie sind Nachschüsse un‐ wahrscheinlich. Die Zustimmung der Betriebsrentner könnte in der Praxis ein Hindernis sein. Das Unternehmen muss zudem damit zurechtkommen, dass es externen Einflüssen des Kapitalmarktes in Bilanzierung von Fehlbeträgen oder Nachschüssen Rechnung tragen muss. Das Handling ist sicher in der Praxis eher ruhig. Dennoch empfiehlt sich, die Entwicklung des Pensionsfonds in regelmäßigen Abständen zu besprechen.
QUICK‐CHECK PENSIONSFONDS MIT GEMISCHTER KALKULATION Bewertungsgrundlage
Basis nationale oder internationale Bewertung
I,B
Kapitalbedarf
leicht erhöht, Kapitalabfluss kann Liquiditätsoptimiert erfolgen
(+)
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt
+
Bilanzneutralität wird faktisch erreicht, minimales Restrisiko bleibt
(+)
GuV‐Neutral durch 10‐Jahres‐Verteilung (steuerlich)
+
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (erdiente Ansprüche) Achtung: Future‐Service Anwärter
(+)
Nachschussrisiko vorhanden
‐
sinnvoll (leichte Überkapitalisierung wahrscheinlich)
(+)
Flexibilität Überschüsse bei Tod
Flexibilität von Überschüssen eingeschränkt und nur im eigenen Kollektiv nutzbar
(+)
Kostenkalkulierbarkeit
exakt definierbar
+
Gesamtkosten
leicht erhöht, finale Kosten stehen erst am Ende der Laufzeit fest
+/‐
Insolvenzschutz Guthaben
vollauf erfüllt (PSV mit 80% Rabatt)
+
Einfluss durch Auswahl ausgesuchter Fonds und eigene Anlagen ab größeren Volumen
+
je nach Fonds und Volumen möglich
(+)
Einfluss kann in gewissem Maße ausgeübt werden
+
sofern sich Betriebsrentner steuerlich verschlechtert
‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärs‐ kreis Nachschuss BWL‐Sinn
Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2.3 Die Unterstützungskasse Die Unterstützungskasse ist eine der ältesten Einrichtungen der betrieblichen Alters‐ versorgung überhaupt. Im Gegensatz zum Pensionsfonds nahm sie nach den Ge‐ schichtsbüchern bereits vor rd. 160 Jahre ihre Anfänge. Konzerne wie Siemens ge‐ hörten Mitte des 19. Jahrhunderts zu den Pionieren mit eigenen Versorgungswerken. Dabei ist der Name Programm: Unterstützungskassen sind soziale Einrichtungen, die unterstützen sollen. Meist werden sie in der Rechtsform des eingetragenen Vereins (e.V.) oder der gemeinnützigen GmbH (gGmbH) geführt. Die Unterstützung ist bilateral: Zum einen versorgen sie Menschen mit Leistungen aus einem sozialen Ansatz heraus, zum andern unterstützen und entlasten sie die (meistens) initiativen Unternehmen mit dem Handling dieser Angelegenheit. Unterstützungskassen sind im Bereich der Betriebskrankenkassen und der betrieblichen Altersversorgung als Durchführungsweg der Betriebsrente zu finden. Wir beschäftigen uns hier nur mit Letzterem. Die Unterstützungskasse ist als zwischengeschaltetes, verwaltendes Instrument zwi‐ schen Unternehmen, Betriebsrentner und einer Kapitalanlage(‐gesellschaft) in die Al‐ tersversorgung involviert. Sie hat einige, sehr interessante und attraktive Merkmale. Zum einen ist sie als soziale Einrichtung von der Steuer befreit, solange sie ihren sozi‐ alen Zweck erfüllt und nicht gewerblich tätig wird. Praktisch bedeutet dies: Sie kann steuerfrei in sämtliche denkbaren Kapitalanlagen mit ihrem Vermögen investieren, die keine Erträge aus Gewerbebetrieb abwerfen und gewährleistet ist, dass dem Ver‐ sorgungsgedanken ausreichend Rechnung getragen wird. Zum anderen ist die Unterstützungskasse in der Wahl der Kapitalanlage ihrer zur Ver‐ fügung stehenden Mittel völlig frei. Beliebtes Beispiel in diesem Zusammenhang zum besseren Verständnis ist, dass die Unterstützungskasse theoretisch in Warentermin‐ geschäfte wie Schweinebäuche investieren dürfte – und dies steuerfrei! Selbstver‐ ständlich ist es schwer vorstellbar, dass dies in der Praxis vorkommt. Für das Ver‐ ständnis der Unterstützungskasse ist es aber von enormer Bedeutung, wie wir später noch sehen werden. Grundsätzlich tut eine Unterstützungskasse, sofern sie vernünftig geführt wird, nichts, ohne sich mit dem Unternehmen, für das sie tätig ist, abzustimmen. Dies be‐ gründet sich aus einem weiteren wichtigen Aspekt, nämlich dass die Unterstützungs‐ kasse keinen Rechtsanspruch auf eine Leistung gewährt. D. h., sollte die Unter‐ stützungskasse nicht in der Lage sein, ihren Auftrag zu erfüllen, verweist sie auf das initiierende Unternehmen. Schon aus diesem Grund ist es eher undenkbar, dass ein seriöser Unterstützungskassenvorstand mit dem Geld seines Auftraggebers un‐ abgesprochen mit Schweinebäuchen zockt, um sich später bei ihm verantworten zu müssen. Denn bei einem eingetragenen Verein ist der Vereinsvorstand bei Untreue oder Missbrauch seiner Amtsgewalt persönlich haftbar, auch im Rahmen der gesamt‐
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schuldnerischen Bürgschaft. Gibt es also mehrere Kassenvorstände, hält jeder für die Versäumnisse des anderen den Kopf hin – bei entsprechenden Volumina kann dies sehr schmerzlich werden. Deshalb wird jede seriöse Unterstützungskasse sich immer mit dem entsprechenden Unternehmen abstimmen. Im „fehlenden“ Rechtsanspruch steckt eine weitere wichtige Botschaft: Die Unter‐ stützungskasse kann nicht insolvent werden. Solange diese in der Lage ist, ihren Auf‐ trag zu erfüllen, muss sie dies gesetzlich tun. Ist sie nicht in der Lage, verweist sie an das ursprüngliche Unternehmen. Hier liegt ein großer Sicherheitsfaktor für alle Be‐ triebsrentner, die von einer Unterstützungskasse Rente beziehen (oder beziehen sol‐ len). Zudem ist sie, genau wie das eigentliche Pensionsversprechen mittels Pensions‐ zusage/Direktzusage oder Pensionsfonds verpflichtet, die Leistungen beim Pensions‐ sicherungsverein (PSV) zu versichern. Für einen Betriebsrentner gibt dies maximale Sicherheit. Für die Unternehmen stellt die Unterstützungskasse ein sehr flexibles Abwicklungs‐ vehikel mit bilanziellen Vorteilen dar, welches zusätzlich eine hohe Rechtssicherheit besitzt. In den vielen Jahrzehnten, seit es Unterstützungskassen gibt, wurden bereits alle Möglichkeiten und Randbereiche ausgelotet – man weiß heute, wie weit man ge‐ hen darf, und wie weit nicht. Im Hinblick auf die sich immer wieder wandelnde Recht‐ sprechung bei der betrieblichen Altersversorgung ein zusätzlicher Wohlfühlfaktor. In der Regel kennt die Unterstützungskasse zwei verschiedene Anlageformen: zum einen die Anlage der erhaltenen Gelder in Versicherungen (sogenannte rückgedeckte Unterstützungskasse) und zum anderen die freie Anlage der Gelder (sogenannte pau‐ schal dotierte oder polsterfinanzierte Unterstützungskasse). Zunächst betrachten wir die Variante mit der Versichererkalkulation, danach die freie Variante. 5.2.3.1 Die rückgedeckte Unterstützungskasse Die rückgedeckte Unterstützungskasse wird als die „klassische“ Variante bezeichnet. Da klassisch immer den Hauch von „zuerst da“ hat, möchte ich mit diesem Vorurteil zunächst aufräumen. Sie wurde von der Versicherungsbranche erst weit nach der freien Variante entdeckt, vor allem als Möglichkeit, um größere monatliche Spar‐ beträge von Mitarbeitern in Altersversorgung zu transportieren. Diese Aufgabe erfüllt sie seit mehr als 35 Jahren bravourös. Im Beitragssegment bis 220 € monatlich steht sie in der Breite allerdings im Schatten der ab 2002 geschaffenen Möglichkeiten zur Mitarbeiterversorgung über Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds. Bei Versorgungen für Besserverdiener, wie leitende Angestellte, Geschäftsführer, Ge‐ sellschafter‐Geschäftsführer, Vorstände etc., zeichnet sich die rückgedeckte Unter‐ stützungskasse allerdings nach wie vor aus. Sie ermöglicht somit einen wichtigen,
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steuerlich geförderten Beitrag zur persönlichen Altersversorgung der Besserver‐ dienenden. Dadurch, dass sie in der Einzahlungshöhe nicht begrenzt ist, sondern lediglich im Rhythmus und in der Auszahlungshöhe, ist sie für Beschäftigte, die mit den normalen Fördersätzen von aktuell 220 € monatlich (2010) keine ausreichende Altersversorgung erreichen, eine nach wie vor sehr attraktive Variante. Der Einsatz einer rückgedeckten Unterstützungskasse beim Thema Verlagerung von Pensionsversprechen ist allerdings nicht zwingend ihr Steckenpferd. Verlagert ein Unternehmen die Betriebsrentenlast auf eine Unterstützungskasse, geht die gesamte Administration rund um die Betriebsrente auf die Unterstützungs‐ kasse über. Der zur Verfügung gestellte Kapitalbetrag wird in einer (Rückdeckungs‐) Versicherung angelegt. Aus dieser Kapitalanlage in eine Lebensversicherung wird dann die benötigte Rente gezahlt. Die Unterstützungskasse leitet die Rente netto – nach Abzug von Steuer und Sozialabgaben – an den Pensionär weiter. Bewertungsbasis Genau wie beim Pensionsfonds mit Versichererkalkulation greift die rückgedeckte Unterstützungskasse bei der Bewertung eines Pensionsversprechens auf die Be‐ wertung des Versicherers zurück. Logischerweise, schließlich legt sie den eingenom‐ menen Beitrag wieder in einer (Rückdeckungs‐)Versicherung an. Kapitalbedarf Durch die Bewertungsgrundlage erzeugt sie einen hohen Kapitalbedarf. Der Kapital‐ bedarf wird als sogenannte Dotierung/Zuwendung an die Unterstützungskasse per Einmalzahlung bei Leistungsempfängern sowie durch ratierlich konstante Zahlungen bei Anwärtern bis zum Renteneintritt an die Unterstützungskasse transferiert. Bonität/Rating Die Bonität des Unternehmens kann wieder aus zwei Blickwinkeln betrachtet werden. Denn genau wie bei der Variante Pensionsfonds mit Versichererkalkulation gibt das Unternehmen einen hohen Kapitalbetrag aus der Hand, welcher selbstverständlich auf die freie Liquidität des Unternehmens drückt. Durch diesen Kapitaltransfer wiede‐ rum baut das Unternehmen Pensionsrückstellungen ab, was positiv auf die Eigen‐ kapitalquote wirkt. Die Folge dieser Eigenkapitalstärkung sollte eine Ratingver‐ besserung nach sich ziehen. Bilanzneutralität Die Verlagerung eines Betriebsrentners auf eine rückgedeckte Unterstützungskasse führt zu einer vollständigen Bilanzbereinigung mit den bekannten Merkmalen bei ver‐ sicherungskalkulatorischen Modellen (z. B. Abfindung, Liquidations‐Direktversiche‐ rung, versicherungsförmiger Pensionsfonds). Auch hier erreicht das Unternehmen die Bilanzverkürzung durch vollständige Auflösung der Rückstellungen. Durch die Ver‐
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sichererkalkulation werden wiederum sämtliche Risiken auf den Versicherer der Unterstützungskasse verlagert. Ausnahme bildet die Übertragung eines in Anwartschaft befindlichen Betriebs‐ rentners. Ist die bisher (v)erdiente Versorgung dieses Anwärters durch die ratierliche Einzahlung in die Unterstützungskasse – und somit den Versicherungsvertrag – nicht kongruent (also nicht 1:1 deckend), muss die Unterdeckung im Anhang bilanziert werden. Nach neuem Bilanzrecht BilMoG ist im schlimmsten Fall davon auszugehen, dass diese Unterdeckung auch in der Bilanz als ungedeckte Pensionsverpflichtung auszuweisen ist. GuV‐Neutralität Eine Verlagerung der Pensionsverpflichtungen auf eine rückgedeckte Unterstützungs‐ kasse erscheint überwiegend für bereits in der Leistungsphase befindliche Betriebs‐ rentner (Leistungsempfänger) sinnvoll. Dies liegt am oben bereits beschriebenen, be‐ triebsausgabenwirksam zulässigen Einzahlungsprozedere, die das Unternehmen vor‐ nehmen darf. Während bei den noch nicht in Rente befindlichen Betriebsrentnern (Anwärtern) nur gleichbleibende oder steigende, sog. laufende (in einem festen Rhythmus fließende) Beiträge auch in der Gewinn‐ und Verlustrechnung Anerkennung finden, dürfen Ein‐ malbeiträge nur bei Übertragung von bereits in Rente befindlichen Leistungsem‐ pfängern geltend gemacht werden. Praktisch bedeutet dies Folgendes: Übertrage ich einen Betriebsrentenanwärter auf eine Unterstützungskasse, wird die für den Anwärter gebildete Pensionsrückstellung sofort Gewinn erhöhend aufgelöst. Da ich nur einen z. B. monatlich/jährlich gleich‐ bleibenden Beitrag bis Rentenbeginn absetzen darf, würde hier bei Übertragung ein Auflösungsgewinn aus dieser Transaktion in der GuV entstehen. Möchte das Unter‐ nehmen genau dies erreichen, ist es selbstverständlich interessant, über eine Aus‐ lagerung der Anwärter nachzudenken. In allen anderen Fällen erscheint dies wenig sinnvoll. Eine Beispielrechnung dazu: Für den Anwärter, welcher aktuell z. B. mit einer Pensi‐ onsrückstellung von 100.000 € zu Buche steht, dürfen – wie erwähnt – an die rück‐ gedeckte Unterstützungskasse nur gleichbleibende, rhythmische Ratenbeiträge ge‐ zahlt werden. Errechnet z. B. der Versicherer, dass für diesen Anwärter ein Beitrag bis zum Renteneintritt des Anwärters von jährlich 10.000 € Beitrag benötigt wird, so darf der Gewinn erhöhenden Pensionsrückstellung auch nur diese Beitragsgröße betriebs‐ ausgabenwirksam entgegnet werden. Übertrage ich also den Anwärter auf die Unter‐ stützungskasse, so sind 100.000 € Pensionsrückstellung Gewinn erhöhend aufzulösen. Die Unterstützungskasse erhält nun dafür jedes Jahr einen Beitrag in Höhe von 10.000 €. Im Auslagerungsjahr bleiben somit 90.000 € Auflösungsgewinn übrig. 104
In wirtschaftlich erfolgreichen Zeiten ist dies sicher eher weniger gern gesehen. In Zeiten von Verlusten möglicherweise aber ein willkommener Effekt. Dem willkom‐ menen Effekt ist ein zusätzliches „Aber“ hinzuzufügen. Denn Auflösungsgewinne aus aufzulösenden Pensionsrückstellungen dürfen bis zu einer Höchstgrenze von maximal 1.000.000 € im Jahr mit Verlusten verrechnet werden. Insofern ist die betriebs‐ wirtschaftlich sinnige Einsatzmöglichkeit dieser Variante zum Abbau von Verlustvor‐ trägen nur in einzelnen oder wenigen Fällen möglich. Zudem existiert in der Unterstützungskasse in einem solchen Fall eine Unterfinan‐ zierung, die zu dem bilanziellen Ausnahmetatbestand führt, welcher unter dem Punkt Bilanzneutralität beschrieben ist. Überträgt man hingegen einen bereits im Rentenbezug befindlichen, ehemaligen Mitarbeiter, auf die Unterstützungskasse, darf der benötigte Kapitalbetrag, den die Versicherung kalkuliert, auf einen Schlag betriebsausgabenmäßig abgezogen werden. Da die Kalkulation des Versicherers die Kalkulation der Pensionsrückstellung (also die Sicht des Finanzamts) in der Praxis um Längen übersteigt, führt dies im Aus‐ lagerungsjahr zu einem erhöhten Aufwand. In Verlustjahren wird dies sicher wenig in‐ teressant sein, in Gewinnjahren dafür schon eher. Wie bei der Abfindung, versicherungsförmigem Pensionsfonds oder Liquidations‐ Direktversicherung werden die Rückstellungen hier vollständig aufgelöst und somit in den Ertrag gestellt. Dagegen stellt sich der Einmalaufwand (die sog. Dotierung), wel‐ che an die Unterstützungskasse zu leisten ist. Der Beitragsanteil, welcher die Pensi‐ onsrückstellungen übersteigt, ist aufwandstechnisch als Betriebsausgabe im Aus‐ lagerungsjahr vollumfänglich abzusetzen. Dieser überschießende Aufwand schmälert den Gewinn oder vergrößert einen existenten Verlust. Hier wird also keine Verteilung des über die Pensionsrückstellungen hinausgehenden, überschüssigen Kapitalein‐ satzes vorgenommen wie beim Pensionsfonds. Dies unterscheidet im Wesentlichen die Variante Unterstützungskasse vom Pensionsfonds. Gibt ein Unternehmen den großen Kapitalbedarf für die aktuarisch kalkulierte Auslagerungsvariante aus, dann darf es den Liquiditätsaufwand auch sofort und vollständig geltend machen. Für das Rechenbeispiel bedeutet dies: Je 100.000 € Pensionsrückstellung wird be‐ kanntermaßen bei der Kalkulation des Versicherers das 2,0 bis 2,5‐fache Kapital be‐ nötigt. Lagere ich eine Pensionsverbindlichkeit mit Pensionsrückstellung in Höhe 100.000 € aus, dotiere ich an die Unterstützungskasse ein Kapital von 200.000 bis 250.000 €. Die saldierte Differenz von 100.000 bis 150.000 € mindert im Jahr der Ver‐ lagerung auf die Unterstützungskasse den Gewinn um diesen Betrag. Um eine GuV‐Neutralität bei der Auslagerung von Pensionsverpflichtungen zu er‐ zielen, ist – je nach Pensionärsstruktur – denkbar, eine ausgewogene Mischung zwi‐ schen Anwärtern und Rentnern auf die Unterstützungskasse auszuloten.
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Pensionärskreise Grundsätzlich ist die Unterstützungskasse in der Lage, alle Betriebsrentnergruppen aufzunehmen. Wie aus der GuV‐Betrachtung aber deutlich wird, ist zumindest die Übertragung der Anwärter genauestens abzuwägen, um keine bösen Überraschungen in Form von zusätzlichen Steuerzahlungen zu erleben. Insofern eignet sich die rück‐ gedeckte Unterstützungskasse eher für die bereits Rente beziehenden Pensionäre. Positiv ist, dass die Unterstützungskasse – wie oben bereits erwähnt – keine maximal abzugsfähigen Höchstbeiträge kennt. In Kombination mit dem Pensionsfonds ist sie somit für die Übertragung des im Pensionsfonds beschriebenen „Future‐Service“ (zu‐ künftig noch zu (v)erdienender Teil), für den noch keine Pensionsrückstellungen ge‐ bildet wurden, Teil eines attraktiven Tandems. Sie muss lediglich darauf achtgeben, dass das Verhältnis der zu versorgenden Betriebsrentner ein gesetzlich definiertes Verhältnis an abzuwickelnder Rentenhöhen nicht überschreitet (sog. 88/8/4‐Regel). BWL‐Sinn Die betriebswirtschaftliche Seite wirft bei der rückgedeckten Unterstützungskasse als Auslagerungsinstrument aber – wie auch die anderen Versichererlösungen – Fragen nach dem Sinn auf. Der enorme Kapitalbedarf führt zu einem hohen Kapitalabfluss aus dem Unternehmen. Ist dieses Kapital tatsächlich für die Auslagerung vorhanden, so stellt sich legitimerweise die Frage, ob das Unternehmen mit dieser im Besitz be‐ findlichen Liquidität die Pensionen nicht selbst bedienen kann. Zudem können wiede‐ rum Überschüsse, die aus der sicherheitsorientierten Kalkulation des Versicherers entstehen, nicht wieder zurückgewonnen werden. Nachschuss Durch die Garantien sowie Risikoübernahme des Versicherers wird kein Nachschuss benötigt, die Versorgungsverpflichtung ist für alle Zeiten ausfinanziert. Flexibilität Überschüsse bei Tod Das Kriterium flexible Auflösung der Pensionsrückstellung bei Tod des Betriebs‐ rentners stellt sich durch die versichererkalkulatorische Bewertung auch bei der rück‐ gedeckten Unterstützungskasse nicht. Durch die Übertragung der Pensionsver‐ pflichtung auf die Unterstützungskasse erfolgt eine vollständige Auflösung der Pensionsrückstellung. Steuerzahlungen aus restlichen Pensionsrückstellungen bei Tod des Betriebsrentners kann es damit nicht geben. Kapitalüberschüsse, die die Ver‐ sicherung evtl. bei früherem Tod des Betriebsrentners erzielt, fallen in die Obhut des Versicherers. Würden die Überschüsse in die Obhut der Unterstützungskasse fallen, wären diese an das Unternehmen wieder ausschüttbar. Kostenkalkulierbarkeit Beim Thema Kostenkalkulierbarkeit ist man bei der Unterstützungskasse im sicheren Hafen. Die Kosten einer solchen Transaktion sind klar kalkulierbar. Sowohl der Kapi‐ 106
talbedarf der Unterstützungskasse, die Handlingkosten der Unterstützungskasse (Ein‐ richtungs‐ und Verwaltungsgebühren) als auch die damit verbundenen Beratungs‐ leistungen sind im Vorfeld exakt ermittelbar. Gesamtkosten Allerdings sind die Gesamtkosten der Lösung wiederum mit die höchsten, die sich in einer Lösung additiv ergeben können. Die Versicherer, die der Unterstützungskasse die Kalkulation vorgeben, rechnen interne Kosten und Provisionen mit ins benötigte Kapital ein. Auch hier ist davon auszugehen, dass der Versicherungsvertrag effektiv ab 8 % Kosten aufwärts liegen wird. Zudem finanziert sich die Unterstützungskasse über Gebühren, die separat in Rechnung gestellt werden. Für die Auslagerung wer‐ den i. d. R. gewisse Einmalgebühren für die Analyse und Aufbereitung des Pensionärsbestands berechnet. Für die laufende Verwaltung kommen pro Betriebs‐ rentner am Markt bis zu 300 € p. a. zusammen. Von Stückkostenkalkulation „je Be‐ triebsrentner“ bis variable Kalkulation „nach Rentenvolumen“ ist hier alles zu finden. Die Stückkostenkalkulation ist aber dominanter. Insolvenzschutz Die Unterstützungskasse muss, genau wie die Betriebsrente mittels Pensions‐ zusage/Direktzusage oder Pensionsfonds, die Renten über den PSV absichern. Anders als beim Pensionsfonds ist hier keine Rabattierung vorgesehen. Zumindest ist es aber auch nicht teurer als vorher. Warum die rückgedeckte Unterstützungskasse PSV‐ pflichtig ist, ist vielen Experten ein Rätsel. Da die Unterstützungskasse in einen Lebensversicherer investiert, welcher wiederum in entsprechenden Sicherungsvor‐ richtungen abgesichert ist, herrscht hier eine Belastung der Unternehmen mit PSV‐ Beiträgen, die Unverständnis aufwirft. Zudem gewährt die Unterstützungskasse keinen Rechtsanspruch, was bedeutet, dass bei einer Versichererpleite und evtl. daraus resultierenden Kapitalverlusten das Unternehmen einzuspringen hat. Mit der Pflicht zum Schutz der Versorgungen beim PSV stellt die Unterstützungskasse eine Bastion der Sicherheit für alle Betriebsrentner, die stärker nicht sein könnte. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Bei der Frage nach dem Einfluss auf die Kapitalanlage ergeben sich bei der rückge‐ deckten Unterstützungskasse mit Versicherer‐Vertrag keine großen Handlungsspiel‐ räume. Unterstützungskassen sind, wollen sie dem Kriterium der rückgedeckten Vari‐ ante genügen, zur Anlage in Lebensversicherungstarife mit jährlich festgeschriebenen Überschusszuweisungen gebunden. Fondsgebundene Tarifvarianten scheiden daher aus. Die Kapitalanlage erfolgt klassisch nach den Vorgaben für die Versicherungsbran‐ che. Wie bereits beschrieben ist bei deutschen Anbietern zwingend, 70 % der Gelder in mündelsicheren Anlagen anzulegen. Mit attraktiven Renditen ist dort deshalb nicht zu rechnen. Zudem verhindert dies eine Anlage der Mittel in Sachwerte.
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Eine Alternative dazu können angelsächsische Lebensversicherer sein. Diese paaren nach aktuellen Gesichtspunkten die Anforderungen der Unterstützungskasse mit der Aussicht, einer etwas renditereicheren Kapitalanlage. Diese Mixtur könnte für den etwas risikobewussteren Unternehmer eine willkommene Handlungsoption dar‐ stellen. Einfluss Bewertungsverfahren Ein Einfluss auf die Bewertung ist praktisch, wie auch bei den anderen aktuarischen Varianten, nicht gegeben. Beeinflussbar ist lediglich, welchen Versicherer man sich aussucht. In diesem Auswahlprozess kann man selbstredend die Kosten verhandeln und sich den Versicherer herauspicken, der den günstigsten Kapitalbedarf ermittelt. Der zunehmende Wettbewerb kann hier für jedes Unternehmen von Vorteil sein. Zustimmungspflicht Pensionär Die Zustimmung des Betriebsrentners wird bei der Unterstützungskasse in der Regel nicht benötigt, solange der Betriebsrentner nicht schlechter als vorher gestellt wird. Bisherige Rechtsprechungen regeln dies zweifelsfrei. Die Einkunftsart ändert sich für den Betriebsrentner nicht, auch sonst genießt er alle gesetzlichen Vorzüge wie bisher. Die Unterstützungskasse ist in ihrer Funktion als soziale Einrichtung einfach ein ex‐ terner Dienstleister, der auf Anweisung des Unternehmens handelt und dafür keine eigene Gewähr übernimmt.
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FAZIT Die rückgedeckte Unterstützungskasse erfüllt insgesamt nur recht wenige Kriterien, die zu Gunsten des Unternehmers wirken. Sie bietet sich dort an, wo genügend Kapital vorhanden ist, hohe Gewinne erzielt werden, (fast) ausschließlich bereits laufende Pensionen bezahlt werden und das Interesse der Betriebswirtschaftlichkeit im Hintergrund stehen. Sie greift beim Transfer aktiv in die Erfolgs‐ rechnung des Unternehmens ein, überwiegend gewinnbelastender Art. Unternehmer, die das Thema ein für allemal abschließen möchten und alle Nachteile bewusst tragen, könnten diesen Weg wählen. Auf Ebene des Ratings kann die rückgedeckte Unterstützungskasse zu einem willkommenen Lösungs‐ weg werden. Die nicht existente Zustimmungspflicht der Betriebsrentner ist von Vorteil. Als Baustein eines Gesamtlösungskonzeptes kann sie sicher eher ihre Stärken mit einbringen (wie z. B. beim Future‐Service in Kombination mit dem Pensionsfonds).
QUICK‐CHECK RÜCKGEDECKTE UNTERSTÜTZUNGSKASSE Bewertungsgrundlage
aktuarische Bewertung
V
Kapitalbedarf
hoher Kapitalabfluss
‐
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt, Kapitalabfluss schwächt Liquidität
+/‐
Bilanzneutralität wird final erreicht (Achtung Anwärter!)
+
GuV‐Neutralität
GuV‐Belastung durch Auflösungsgewinne (Anwärter) oder Dotierungsaufwand (Rentner)
‐
gesamter Pensionärskreis
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (praktisch nur Rentner oder noch nicht erdiente Ansprüche sinnig)
‐
kein Nachschussrisiko
+
wenig sinnvoll
‐
Flexibilität Überschüsse bei Tod
Flexibilität von Überschüssen nicht vorhanden
‐
Kostenkalkulierbarkeit
exakt definierbar
+
hohe Gesamtkosten
‐
vollauf erfüllt, (PSV ohne Rabatt)
+
kaum Einfluss
‐
normalerweise eher Geldwerte
‐
kein Einfluss
‐
keine, sofern sich Betriebsrentner nicht verschlechtert
+
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
Nachschuss BWL‐Sinn
Gesamtkosten Insolvenzschutz Guthaben Einfluss Kapitalanlage Sachwertanlage Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2.3.2 Die freie (pauschal dotierte) Unterstützungskasse Die freie – sogenannte pauschal dotierte – Unterstützungskasse ist der älteste Durch‐ führungsweg der betrieblichen Altersversorgung. Der Geschichte zu Folge taucht sie in der Mitte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal auf und wäre damit rd. 160 Jahre alt. So manchem Unternehmer – vor allem der sog. Old Economy – ist sie als firmen‐ eigene Bank oder als Polster‐Unterstützungskasse bekannt. Noch mehr als die ver‐ sicherungsrückgedeckte Variante fristet sie heute ein Schattendasein bei der Durch‐ führung der Betriebsrente für Mitarbeiter und Unternehmer und wird vorwiegend von der unabhängigen Beraterschaft propagiert. Im Unterschied zur Versicherungs‐ variante wurde sie aber bereits seit Einführung des Betriebsrentenrechts 1974 in den Hintergrund gedrängt. Ihr Reiz liegt – neben der Möglichkeit, eine der Höhe nach höhere Versorgung als bei Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds steuerlich gefördert zu be‐ kommen – vor allem darin, dass die angesammelten Gelder meist im Unternehmen des Betriebsrentners selbst – quasi beim Ursprung – angelegt werden. Sie zählt damit – wie die Pensionszusage – zu den sog. innenfinanzierten Durchführungswegen, in denen die Liquidität bis zum Renteneintritt sowie darüber hinaus im Unternehmen verbleiben kann. In aller Regel findet dieser Anlagevorgang der Unterstützungskasse im Unternehmen über die Gewährung eines verzinslichen Darlehens statt. Mit der zur Verfügung gestellten Liquidität der Unterstützungskasse kann das Unternehmen un‐ abhängiger von Geldgebern agieren und z. B. teure, kurzfristige Kredite vermeiden oder Skonti nutzen. Man könnte dies mit einer indirekten Beteiligung des Betriebs‐ rentners am Unternehmen vergleichen – durch Anlage der Gelder im eigenen Unter‐ nehmen. Dies macht nicht nur den Arbeitsplatz sicherer, sondern bietet oftmals eine weit höhere Verzinsung als dies in Sparprodukten der Lebensversicherung der Fall ist. Wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben, hat die Unterstützungskasse vorwie‐ gend in der Auszahlungshöhe und im Einzahlungsrhythmus Reglementierungen zu beachten. Anders als die rückgedeckte Variante hat die freie Variante dabei für An‐ wärter keinen regelmäßig festen Beitrag, welcher von der Steuer abgesetzt wird. Die Aufwendungen, die durch das Unternehmen geltend gemacht werden, werden nach einem pauschalen Verfahren ermittelt. Der Beitragssatz beträgt maximal 2,5 % p. a. aus dem fest zugesagten Altersversorgungskapitals. Hat ein Mitarbeiter z. B. Anspruch auf 1.000 € monatliche Rente, dann beträgt das Altersvorsorgekapital die 10‐fache Jahresrente, also 120.000 €. Daraus 2,5 % (3.000 €) können an die Unterstützungs‐ kasse betriebsausgabenwirksam abgeführt werden. Diese Zahlung nennt man eine Dotierung. Da diese Dotierung nach einem pauschalen Verfahren ermittelt wird, um zum Renteneintritt die benötigte Kapitalsumme zu erreichen – d. h. also unabhängig davon, auf wie viel Gehalt ein Mitarbeiter z. B. zugunsten der Altersversorgung mittels Entgeltumwandlung verzichtet hat (z. B. 100 € monatlich/1.200 € p.a.) und auch
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unabhängig davon, was aus Sparsicht an einem Sparbeitrag benötigt wird – spricht man hierbei von der pauschal dotierten Unterstützungskasse. Dadurch, dass die Dotierungen in einem Jahr auch höher sein können, wie der dem gegenüberstehende Lohnverzicht oder die benötigte Sparsumme (Beitrag 1.200 € vs. 3.000 € Dotierung), erzielt das Unternehmen bei maximaler Ausschöpfung in den ersten Jahren einen höheren Betriebsausgabenabzug als bei der rückgedeckten Variante. Zudem kann das Unternehmen selbst steuern, wann es dotieren möchte, und wann nicht. Diese Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Dotierung bezahlt die pauschal dotierte Unterstützungskasse mit dem Nachteil, dass die maximalen Be‐ triebsausgaben nicht nur auf eine jährliche Summe maximiert sind, sondern auch in der kumulativen Gesamthöhe der Dotierungen bis zum Renteneintritt des Mit‐ arbeiters. So dürfen von Beginn der Betriebsrentenzusage bis zum Renteneintritt maximal 20 % der Altersvorsorgesumme betriebsausgabenwirksam dotiert werden. Bei 120.000 € Kapitalsumme sind dies 24.000 € (somit 8 Jahre je 3.000 €) bis zum Renteneintritt. Die restlichen 96.000 € darf das Unternehmen erst zum Renteneintritt als Einmalzahlung (sog. Nachdotierung) oder über Zinsen für ein Unterstützungs‐ kassendarlehen peu à peu betriebsausgabenwirksam in die Unterstützungskasse ein‐ bringen. Durch diese Reglementierung der Betriebsausgaben während der Anwartschafts‐ phase, in der der Betriebsrentner noch keine Rente bezieht und im aktiven Arbeits‐ leben steht, erleidet die pauschal dotierte Unterstützungskasse gegenüber anderen Varianten in der Sparphase eine Verkomplizierung, die den Unternehmer, der den Reiz der betrieblichen Altersversorgung kaum verspürt, eher zurückschrecken lässt. Bei der Auslagerung einer Betriebsrente eines Betriebsrentenanwärters, für den Pen‐ sionsrückstellungen gebildet wurden, ist der Weg der pauschal dotierten Unter‐ stützungskasse damit – wie bei rückgedeckter Unterstützungskasse – eher wenig ge‐ eignet. Denn lagert man die Pension auf eine pauschal dotierte Unterstützungskasse aus, muss die Pensionsrückstellung genauso wie bei der Schwesterlösung Gewinn er‐ höhend aufgelöst werden. Dieser Gewinnerhöhung darf nun, analog der rück‐ gedeckten Variante, nur der pauschal höchstzulässige Dotierungsbetrag entgegen‐ gestellt werden. Löst das Unternehmen z. B. 50.000 € Pensionsrückstellung Gewinn erhöhend auf und darf, wie in o. g. Beispiel, nur 3.000 € pauschale Dotierung betriebs‐ ausgabenwirksam vornehmen, verzeichnet das Unternehmen einen Gewinn von 47.000 € im Auslagerungsjahr. Diesen Gewinn hat das Unternehmen zu versteuern. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht macht diese Variante wiederum nur dann Sinn, wenn das Unternehmen Verluste macht oder Verlustvorträge besitzt und somit keine Steuer anfällt. Auch hier gilt die Obergrenze bei Verrechnung von Verlusten in Höhe von 1.000.000 € p. a.
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Bei den bereits in Rente befindlichen Betriebsrentnern sieht dies um einiges erfreu‐ licher aus, weshalb vorwiegend die Auslagerung bereits in Rente befindlicher Be‐ triebsrentner weiter bewertet wird. Bewertungsbasis Den Nachteil, den die pauschal dotierte Unterstützungskasse im Bereich der Anwart‐ schaftsphase hat, steht ein Vorteil in der Rentenphase im Zusammenhang mit der Auslagerung der Betriebsrente aus einer Pensionszusage gegenüber. Denn die Be‐ wertung der Dotierung, also des notwendigen Kapitalbedarfs für die Auslagerung, erfolgt ebenso pauschal wie in der Anwartschaftsphase. So darf für einen 65‐jährigen Mann, der das o. g. Pensionsversprechen mit 1.000 € monatliche Rente besitzt, bis zum 11‐fachen der Jahresrente an die Unterstützungskasse auf einmal, und voll be‐ triebsausgabenberechtigt, dotiert werden. Das 11‐fache der Jahresrente stellt einen pauschalen Vervielfältiger dar, der einer Tabelle des Einkommensteuergesetzes zu entnehmen ist und sich nach Alter der Person sowie Geschlecht des Betriebsrentners richtet. Damit erreicht man i. d. R. – wie beim fiskalisch kalkulierten Pensionsfonds – eine Pensionsbewertung – und somit einen Kapitalbedarf –, die sich an der fiskalischen Bewertung des Finanzamts orientiert. Je nach Alter und Geschlecht des Betriebsrentners kommt es manchmal sogar zu leicht geringeren Bewertungen im Verhältnis zur Pensionsrückstellung. Kapitalbedarf Im Unterschied zu Auslagerungsmöglichkeiten, die als Basis der Bewertung kein pau‐ schales Verfahren, sondern die Regeln der Versicherungsbranche haben (versicher‐ ungsförmiger Pensionsfonds, Liquidationsversicherung, rückgedeckte Unterstützungs‐ kasse) macht die pauschal dotierte Unterstützungskasse diesen Umstand zu einer zunächst absolut bezahlbaren Lösung (wie auch fiskalischer Pensionsfonds). Der Einmalbeitrag als Dotierungsgröße bei der pauschal dotierten Unterstützungskasse bewegt sich durch den Vervielfältiger in der Regel +/‐ 10 % der Pensionsrückstellung. Dies macht diesen Lösungsansatz im ersten Zuge für eine Auslagerung extrem günstig, zumal die ermittelte Bewertungsgröße einen Maximalbetrag darstellt. Auf‐ grund der hohen Flexibilität ist es bei der pauschal dotierten, freien Unterstützungs‐ kasse ebenfalls möglich, weniger zu dotieren oder die Dotierung auf mehrere Jahre zu verteilen. Bonität/Rating Beim Blick auf die Bonität sowie die Ratingergebnisse ergibt sich ein sehr ordentliches Bild. Die Pensionsrückstellungen werden vollständig abgebaut. Dadurch gewinnt die Eigenkapitalquote an Kraft. Die GuV wird kaum durch über die Pensionsrückstellung hinaus schießende Einmalbeiträge belastet. Die +/‐10 %, die vorherrschen, sind für viele Unternehmen leicht verkraftbar. Eine gewisse Steuerbarkeit ist zudem vor‐ handen. Unterdeckungen müssen im Anhang der Bilanz ausgewiesen werden, sofern 112
diese vorhanden sind, was Einfluss auf das Rating haben könnte. Alle Details zu‐ sammen addiert ergeben ein aus Bonitäts‐ und Ratinggesichtspunkten optimales Bild. Bilanzneutralität Wie bei der rückgedeckten Unterstützungskasse führt die Verlagerung eines Betriebs‐ rentners auf eine pauschal dotierte Unterstützungskasse normalerweise zunächst zu einer vollständigen Bilanzbereinigung. Auch hier erreicht das Unternehmen die Bi‐ lanzverkürzung durch vollständige Auflösung der Rückstellungen. Durch die Kalkula‐ tion auf Finanzamtsniveau werden zunächst sämtliche Risiken auf die Unterstüt‐ zungskasse verlagert. Die Bilanzneutralität ist so lange gewährleistet, wie die Unter‐ stützungskasse mit ausreichend Kapital versorgt ist. Gerät die Unterstützungskasse in die Unterkapitalisierung, ist die Differenz im Anhang der Handelsbilanz (bei HGB‐ Bilanzierern) auszuweisen. Durch das neue Bilanzrecht könnte es im schlimmsten Fal‐ le dazu kommen, dass Unterdeckungen in der Bilanz direkt auszuweisen sind. Hat die Unterstützungskasse das Kapital aufgebraucht und sieht sich noch Rentenverpflich‐ tungen gegenüber, ist das Unternehmen zum Nachschuss aufgefordert. Bei Bilanzierung nach internationalen Standards (IFRS, IAS) bleiben die Pensionsrück‐ stellungen vollständig auf der Passivseite erhalten. GuV‐Neutralität Beim Blick auf die GuV bei Auslagerung der Betriebsrenten auf eine pauschal dotierte Unterstützungskasse werden deren Vorteile richtig sichtbar. Denn sind für eine Be‐ triebsrente z. B. Pensionsrückstellungen in Höhe von 120.000 € gebildet, und der Unterstützungskasse kann bei Übertragung dieser Betriebsrente eine einmalige Do‐ tierung in selber Höhe betriebsausgabenwirksam dotiert werden, ergibt sich eine er‐ gebnisneutrale Auslagerung. Zudem verzeichnet das Unternehmen im Gegensatz zu den versicherungsförmigen Varianten einen nicht so enormen Liquiditätsabfluss und somit Substanzverlust. Pensionärskreise Grundsätzlich ist die Unterstützungskasse wie die rückgedeckte Schwester in der La‐ ge, alle Betriebsrentnergruppen aufzunehmen. Wie aus den Eingangserläuterungen deutlich wird, ist zumindest die Übertragung der Anwärter genauestens abzuwägen, um keine bösen steuerlichen Überraschungen zu erleben. Insofern eignet sich die freie Unterstützungskasse eher für die bereits Rente beziehenden Pensionäre. Einen spannenden Ansatz liefert die freie Unterstützungskasse im bereits skizzierten Tandem mit dem Pensionsfonds, speziell dem fiskalisch kalkulierten Pensionsfonds. Ist für einen Anwärter ein zukünftig noch zu (v)erdienender Pensionsteil („Future‐ Service“) auszulagern sowie zu finanzieren, eignet sich dafür – genau wie die rück‐ gedeckte Variante – auch die freie Unterstützungskasse. Für diesen Teil der Betriebs‐ rente wurden keine Pensionsrückstellungen gebildet. Somit kann es bei einer Ver‐
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lagerung des „Future‐Service“ zu keinen negativen Auswirkungen in der GuV kommen. Die Kombination zwischen fiskalisch kalkuliertem Pensionsfonds für den „Past‐Service“ und pauschal dotierter Unterstützungskasse für den „Future‐Service“ eignet sich daher besonders für Unternehmer, die eine liquiditätsschonende Aus‐ lagerung von Betriebsrentenanwartschaften bei maximaler Anlagefreiheit suchen. Für Unternehmer, die selbst gerne mit der Kapitalanlage arbeiten, ein enorm potenzial‐ reiches Gespann. BWL‐Sinn Die betriebswirtschaftliche Seite der pauschal dotierten Unterstützungskasse als Aus‐ lagerungsinstrument ist – anders als Versichererlösungen – eine absolut sinnige Lö‐ sungsmöglichkeit. Der geringe Kapitalbedarf führt zu einem geringen Kapitalabfluss aus dem Unternehmen. Das an die Unterstützungskasse dotierte Kapital kann nach Gusto und Risikobereitschaft des Unternehmens angelegt werden, auch im ursprüng‐ lichen Unternehmen selbst. Zudem können Überschüsse, die aus dem Abschmelzen des Pensionärsbestands durch Todesfälle oder erzielte Mehrerträge aus der Kapital‐ anlage entstehen, jederzeit durch das Unternehmen im Rahmen der gesetzlichen Be‐ dingungen abgerufen werden können. Dadurch erreicht das auslagernde Unter‐ nehmen, dass es für die Bedienung der Pensionen über die Unterstützungskasse denselben Aufwand hatte wie auch bei der ursprünglichen Pensionszusage – bei vie‐ len Bilanz‐ sowie Ratingvorteilen. Ganz klar liegt das Risiko insgesamt nach wie vor beim Unternehmen. Die Auslagerung erfolgt mit geringstmöglichen Mitteln, die Geldanlage kann frei gestaltet werden, Überschüsse fließen zurück ans Unter‐ nehmen, Nachschüsse werden geleistet, wenn sie auch tatsächlich benötigt werden. All diese Vorteile gibt es bei den versicherungsförmigen Varianten nicht, sondern „lediglich“ die Gewissheit, dass der Versicherer nun das Risiko trägt. Nachschuss Ist die freie Unterstützungskasse nicht mehr kapitalisiert, aber nach wie vor mit Ren‐ tenverpflichtungen belastet, sind Nachschüsse durch das Unternehmen zu erbringen. Diese Nachschüsse erfolgen i. d. R. monatlich, so wie das Geld benötigt wird. Dies rührt daher, dass bei „ausgebluteter“ Unterstützungskasse keine neuerlichen Einmal‐ dotierungen geleistet werden dürfen, die gleichzeitig auch Betriebsausgaben dar‐ stellen. Da die Betriebsausgabe der Pensionsmittel eine primäre Angelegenheit ist, wird auf die monatliche Nachreservierung ausgewichen. Flexibilität Überschüsse bei Tod Zusätzliches Plus der pauschal dotierten Unterstützungskasse ist, dass das Unter‐ nehmen nicht nur Überschüsse, z. B. durch Tod eines Betriebsrentners, wieder zurück erhält, sondern diese Rückführung auch zeitlich selbst bestimmen kann. Grund‐ sätzlich sind Überschüsse, die eine Unterstützungskasse erzielt, steuerfrei. Ist die Kas‐ se überkapitalisiert, wird sie steuerpflichtig, allerdings lediglich auf den Zinsertrag des 114
überkapitalisierten Teilvermögens (sog. partielle Steuer). Das Kapital an sich bleibt steuerfrei. Diese sog. partielle Steuerpflicht ist absolut günstig (25 ‐ 30 % Steuer auf Zinsertrag des steuerpflichtigen Teilvermögens) und daher eher vernachlässigbar. Die partielle Steuerpflicht der Unterstützungskasse könnte dadurch verhindert werden, in dem das Unternehmen überschüssiges Vermögen wieder zurückholt. Diese Rücküber‐ tragung ins Unternehmen ist steuerpflichtig. Macht das Unternehmen Verluste, kann es diese Überschüsse steuerfrei ins Unternehmen zurücktransferieren. Macht das Un‐ ternehmen Gewinne, lässt es die Überschüsse so lange in der Unterstützungskasse steuerfrei oder partiell steuerpflichtig stehen, bis sich eine günstige Gelegenheit er‐ gibt. Damit behält sich das Unternehmen eine schöne Reservemasse für schlechte Zeiten, solange überschüssiges Vermögen in der Unterstützungskasse vorhanden ist. Kostenkalkulierbarkeit Beim Thema Kostenkalkulierbarkeit ist man auch mit der pauschal dotierten Unter‐ stützungskasse überwiegend im sicheren Hafen. Grundsätzlich sind alle Kostenpara‐ meter bekannt: Dotierung, Beratungskosten, Einrichtungs‐ und Verwaltungskosten der Unterstützungskasse, PSV‐Beitrag. Unbekannte ist, ob das Kapital ausreicht und sofern nicht, ob Nachschüsse geleistet werden müssen. Dieses Schicksal teilt sich die freie Unterstützungskasse mit seinem ebenfalls freien Artgenossen und muss, wie be‐ reits festgestellt, nicht zwingend negativ sein. Gesamtkosten Die Handlingkosten der Lösung sind, verglichen mit den anderen Varianten, sehr an‐ genehm und transparent. In der Regel liegen diese durchschnittlich bei 5 ‐ 7 % auf die eingesetzte Summe. Die Gebühren werden zumeist separat abgerechnet und nicht in die zu dotierende Kapitalsumme eingerechnet. Dies schafft völlige Kostentrans‐ parenz. Für die Auslagerung werden i. d. R. gewisse Einmalgebühren berechnet. Für die laufende Verwaltung kommen pro Betriebsrentner am Markt bis zu 300 € p. a. zu‐ sammen. Von Stückkostenkalkulation „je Betriebsrentner“ bis variable Kalkulation „nach Rentenvolumen“ ist hier alles zu finden. Die Stückkostenkalkulation ist aber dominanter. Für die Flexibilität sowie Bilanz‐ und Ratingvorteile, die sich ein Unter‐ nehmer mit der freien Unterstützungskasse einkauft, sind die Gesamtkosten bei normaler Rentenhöhe durch den Kapitalbedarf auf Finanzamtsniveau und den moderaten Handlingkosten eine günstige Angelegenheit. Insolvenzschutz Das Kriterium Insolvenzschutz für die Betriebsrentner ist schnell beantwortet. Als Unterstützungskasse muss die pauschal dotierte Variante, genau wie die Betriebs‐ rente mittels Pensionszusage/Direktzusage, die rückgedeckte Unterstützungskasse oder der Pensionsfonds, die Renten über den PSV absichern. Anders als beim Pen‐ sionsfonds ist hier keine Rabattierung vorgesehen. Zumindest ist es aber auch nicht teurer als vorher.
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Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Mit der Dotierung auf Augenhöhe der Bewertung des Finanzamts ist die Unter‐ stützungskasse in der Lage, die Betriebsrenten auszubezahlen. Von Vorteil ist hier gegenüber allen anderen Varianten, dass das Unternehmen stark darauf einwirken kann, wie das Geld angelegt wird. Durch eine geschickte Kapitalanlage erzielt die Unterstützungskasse im besten Fall hohe Erträge, die den Kapitalstock nur langsam aufbrauchen lassen. Für in der Kapitalanlage erfahrene Unternehmer mit höherer Ri‐ sikobereitschaft ist dies zur sicherheitsorientierten Variante der Versicherer eine will‐ kommene Alternative. Zudem kann das Vermögen auch ganz oder teilweise im Un‐ ternehmen investiert werden, aus dem es stammt, sofern dies rentierlich genug ist. Einfluss Bewertungsverfahren Ein Einfluss auf die Bewertung und somit den Kapitalbedarf ist gegeben. Denn das Unternehmen kann entscheiden, ob es der Unterstützungskasse die maximale Dotie‐ rung zuwendet, oder Teile zeitlich versetzt, sowie peu à peu, z. B. monatlich, die Unterstützungskasse bedient. Etwas nachteilig erscheint, dass der Anbietermarkt durch die Verdrängung der Versicherer seit 1974 eher ausgedünnt ist. Die Auswahl an potenziellen Partnern ist daher sehr begrenzt. Zustimmungspflicht Pensionär Die Zustimmung des Betriebsrentners wird auch bei der freien Unterstützungskasse in der Regel nicht benötigt, solange der Betriebsrentner nicht schlechter als vorher gestellt wird. Die Einkunftsart ändert sich für den Betriebsrentner nicht, auch sonst genießt er alle gesetzlichen Vorzüge wie bisher. Die Unterstützungskasse ist in ihrer Funktion als soziale Einrichtung einfach ein externer Dienstleister, der auf Anweisung des Unternehmens handelt und dafür keine eigene Gewähr übernimmt.
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FAZIT Die pauschal dotierte Unterstützungskasse erfüllt eine hohe Zahl an Anforderungen zu Gunsten des pensionspflichtigen Unternehmens. Besonders dort, wo der Kapitaleinsatz zur Auslagerung der Be‐ triebsrenten in Maßen gehalten werden soll, bietet sie sich durch ihre günstige, pauschale Be‐ wertungsmethode auf Augenhöhe des fiskalischen Ansatzes an. Ihre hohe Flexibilität ermöglicht es, den Kapitalbedarf selbst zu steuern und nur so viel auszugeben, wie auch wirklich benötigt wird. Zudem kann die Kapitalanlage nach Risikobereitschaft des Unternehmers gewählt werden, was sich positiv auf die Haltbarkeit des Kapitals auswirken kann. Sie sorgt für Ratingvorteile und übernimmt das Handling der Betriebsrenten. Insgesamt gesehen ist sie betriebswirtschaftlich ein optimales Instrument zur Auslagerung von bereits in Rente befindlichen Pensionären. Die praktisch nicht existente Zustimmungspflicht der Betriebsrentner ist von Vorteil. Schwächen hat die pauschal dotierte Unterstützungskasse bei der Auslagerung von noch in der An‐ wartschaft befindlichen, zukünftigen Betriebsrentnern. Für diesen Teil der Pensionslasten eignet sie sich nur in Verlustjahren sowie im Tandem mit dem Pensionsfonds.
QUICK‐CHECK FREIE UNTERSTÜTZUNGSKASSE Bewertungsgrundlage
auf Niveau der fiskalischen Bewertung
(F)
Kapitalbedarf
gering, Kapitalabfluss kann Liquiditätsoptimiert erfolgen
+
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt
+
Bilanzneutralität wird überwiegend erreicht (ACHTUNG IFRS!)
(+)
GuV‐Belastung minimal
+
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar (praktisch nur Rentner oder noch nicht erdiente Ansprüche sinnig)
‐
Nachschussrisiko vorhanden
‐
absolut sinnvoll
+
Flexibilität Überschüsse bei Tod
Flexibilität von Überschüssen voll gewährleistet, sowohl bei Pensionsrückstellungen, als auch Zins‐ sowie Vermögensüberschüssen
+
Kostenkalkulierbarkeit
exakt definierbar
+
eher gering, finale Kosten stehen erst am Ende der Laufzeit fest
+
vollauf erfüllt, (PSV ohne Rabatt)
+
Einfluss Kapitalanlage
vollständiger Einfluss gewährleistet
+
Sachwertanlage
Anlage in Sachwerte vollauf möglich
+
Einfluss stark möglich
+
keine, sofern sich Betriebsrentner nicht verschlechtert
+
Bilanzneutral (BilMoG, HB) GuV‐Neutralität gesamter Pensionärskreis
Nachschuss BWL‐Sinn
Gesamtkosten Insolvenzschutz Guthaben
Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
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5.2.4 Sondergesellschaften (Rentner‐Gesellschaft) Immer wieder thematisiert die Auslagerung von Pensionsverpflichtungen das Feld der Sondergesellschaften, auch Rentner‐Gesellschaften genannt. Zu den Sondergesell‐ schaften gibt es immer wieder geteilte Meinungen in den Expertenkreisen. Während diese Alternative arbeitsrechtlich mittlerweile immer mehr zur Akzeptanz gelangt, stellt sie steuerrechtlich nach wie vor ein zum Teil streitbares Vehikel dar. So macht z. B. die fiskalische Rechtsprechung nicht davor Halt, ein und denselben Tatbestand in unterschiedliche Rechtsfolgen zu gießen. Beispielhaft sei hier folgender Musterfall erwähnt: Ein Gesellschafter‐Geschäftsführer einer GmbH möchte sein Unternehmen ver‐ äußern, ist also der Verkäufer. Der Käufer des Unternehmens möchte alles über‐ nehmen, nur die Pensionsverpflichtung nicht. Er möchte mit der Pension, heute wie in Zukunft, nichts zu tun haben. Der Verkäufer gründet eine neue GmbH zum Zwecke der Pensionsabwicklung, damit die alte GmbH keine großen Veränderungen und Marketingmaßnahmen durchführen muss. Trotz des Tatbestandes, dass nach arbeitsrechtlicher Rechtsprechung die neue GmbH mit „angemessenem“ Kapital ausgestattet wird, führt diese Überführung beim Verkäufer zu einem Lohnzufluss – und zwar in Höhe des „angemessen“ bemessenen Kapitals, und obwohl die neue GmbH ihm als Rechtsnachfolger die Rente schuldet. Gründet der Käufer eine neue GmbH, welche sämtlichen Assets, (Maschinen, Ge‐ bäude, Forderungen), Schulden (Kredite, sonstige Verbindlichkeiten) sowie das Humankapital (die Mitarbeiter) übernimmt, womit bei der alten GmbH nur noch die Pension übrig bleibt, führt dies zu keinem steuerlichen Zufluss beim Verkäufer. Das „angemessene“ Kapital spielt hier gar keine Rolle. Der Käufer muss aber eine neue GmbH vermarkten, was enorm Geld und Zeit verschlingen kann. Auf Ebene der alten Gesellschaft entsteht eine „Zufalls‐GmbH“. In beiden Fällen bleibt das Gleiche übrig: Eine Gesellschaft, in der der Verkäufer die Gesellschaft hält, einen Pensionsanspruch gegen diese Gesellschaft besitzt, und ein „angemessenes“ Vermögen zur Deckung der Pensionsansprüche verbleibt. Warum es im einen Fall zu lohnsteuerlichem Zufluss kommt, im anderen nicht, wird uns hoffent‐ lich die Rechtsprechung die kommenden Jahre plausibel erklären. Sicher ist vorstellbar, dass es Unternehmen gibt, die sich durch Verlagerung der Pen‐ sionsansprüche auf einen andere, meist juristische, Gesellschaft auf Kosten der Be‐ triebsrentner frei von diesen Altlasten machen möchten. Der Gedanke des Ge‐ staltungsmissbrauchs, in der man die neue Gesellschaft absichtlich unterkapitalisiert, um diese dann in die Zahlungsunfähigkeit laufen zu lassen, ist moralisch nicht korrekt und würde auch beim Pensionssicherungsverein kein gutes Gefühl hinterlassen.
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Exakt in diesem Zusammenhang ist es aber höchst erstaunlich, dass es steuerlich zu solch unterschiedlichen Ergebnissen kommt. Denn das Bundesarbeitsgericht hat Grundlagen gelegt, in dem es eine Anerkennung der Rechtsnachfolge solcher „Zweckgesellschaften“ nur gibt, sofern eine „angemessene“ Kapitalisierung vorhanden ist. Ansonsten droht dem abgebenden Unternehmen, in die Nachhaftung genommen zu werden (es ist so‐ zusagen ein Nachschussrisiko gegeben). Mit einer gesetzlichen Definition, was „ange‐ messenen“ ist, und was nicht wäre aus dem Verständnis vieler Experten bereits einem Missbrauch beizukommen sowie eine seriöse Plattform für diese Variante möglich. Solange keine einheitliche, vernünftige Rechtsprechung herrscht, kann diese Lösung nur vereinzelt eingesetzt werden. Plant ein Käufer sowieso, dem gekauften Unternehmen einen neuen Namen und Auftritt zu verschaffen, fallen derlei Rahmenbedingungen nicht ins Gewicht. Besonders aber bei kleinen, mittelständischen, traditionsreichen Unter‐ nehmen, bei denen auch vom „guten Namen“ profitiert wird, erschwert dies die ohnehin schon teils mühsame Suche nach einem Nachfolger zusätzlich. Deshalb werden die beiliegenden Bewertungspunkte, so weit möglich, auch un‐ abhängig von Szenarien und steuerlichen Fallstricken sowie allgemeingültig bewertet. Bewertungsbasis Im Eingangstext wurde die Bewertung des Pensionsversprechens bei der Rentner‐ GmbH mit dem Begriff „angemessen bemessenes Kapital“ bereits gestreift. Es wurde in Anführungszeichen gesetzt, weil das Bundesarbeitsgericht (BAG) zu unseren Be‐ wertungskriterien aus Kapitel 4 noch eine weitere Sichtweise liefert, wie ein Kapital‐ bedarf in Sachen Betriebsrente zu ermitteln ist. Das BAG kam 2008 zum Schluss, dass ein ausreichend bemessenes Kapital auf Basis der Sterbetafeln der Versicherer, mit einem Zins deutlich unterhalb von 5,5 % sowie Rentenanpassungen gemäß Betriebs‐ rentengesetz kalkuliert ist. Als Standardwert für einen Zins werden aktuell 3 % heran‐ gezogen, um ganz sicher zu gehen. Diese Parameter führen zu einer Bewertung, die nur wesentlich unter der aktuari‐ schen Bewertung liegt. Im erweiterten Sinne bedeutet dies, dass die Rentner‐ Gesellschaft als Bewertungsbasis die aktuarische Bewertung zur Grundlage hat. Interessant zu beobachten wird sein, wie das BAG auf die ab 2010 herrschenden, durch die Bundesbank für das neue Bilanzrecht allgemeingültigen Zinssätze reflek‐ tieren wird. In Expertenkreisen wird erwartet, dass sich der BilMoG‐Zinssatz zwischen 4,5 und 5,0 % für 2010 bewegen wird. Schließt sich das BAG an dieses allgemein‐ gültige Verfahren an, wird es seine Einschätzung, den Zins „deutlich“ unterhalb 5,5 % zu wählen, revidieren müssen. Wird es sich nicht anpassen, führt dies zu einem weiteren Kuriosum: Zwei öffentliche Stellen, das höchste Arbeitsgericht sowie die Deutsche Bundesbank, werden für die Bewertung unterschiedliche Größen vorgeben. Bewahrheitet sich dieses Szenario, bleibt die berechtigte Frage offen, wem der Unternehmer seinen Glauben überhaupt noch schenken darf.
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Kapitalbedarf Aus der aktuell vorherrschenden Bewertungspraxis ergibt sich momentan ein hoher Kapitalbedarf für diese Variante. Der ermittelte Kapitalbedarf steht der Sondergesell‐ schaft zur Finanzierung des Pensionsversprechens zur Verfügung. Durchaus denkbar ist, dass dieser Kapitalbedarf nicht nur in monetären Mitteln erbracht wird, sondern auch in Sachwerten, wie z. B. Immobilien (ähnlich CTA). Bonität/Rating Die Bonitätsfrage ist nur aus Sicht des befreiten Unternehmens zu betrachten. Die Pensionsrückstellungen werden aus der Bilanz getilgt, damit ergibt sich eine Stärkung des Eigenkapitals. Allerdings belastet die Aktivseite den Verlust eines Assets, ob be‐ weglich oder unbeweglicher Vermögenswert. Dies beeinflusst das Rating. Insgesamt ist aber mit einer deutlichen Ratingstärkung durch die Bilanzverkürzung zu rechnen, da die EK‐Quote steigt. Bilanzneutralität Nachdem Pensionsverpflichtung und somit Pensionsrückstellung sowie das Asset aus den Büchern des Unternehmens getilgt wurden, ist eine völlige Bilanzneutralität zu verzeichnen. Diese wird auch durch mögliche Schwankungen beim Vermögensgegen‐ stand oder der Pensionsrückstellung innerhalb der Rentner‐GmbH nicht mehr tan‐ giert. Es kann von einer vollkommenen Bilanzbereinigung ausgegangen werden. Vorstellbar ist, dass, sollte sich das befreiende Unternehmen einer Nachhaftung oder einem Nachschuss gegenüber den Pensionären verpflichtet haben, bei entsprech‐ enden Unterdeckungen im Anhang der Bilanz oder der Bilanz selbst, eine Unter‐ deckung auszuweisen hat. Klarheit wird hier durch das neue Bilanzrecht BilMoG in den nächsten Jahren erst vollständig entstehen. GuV‐Neutralität In der GuV kommt es zu den bekannten Effekten aus aktuarisch bewerteten Lösungen. Die Pensionsrückstellungen werden Ergebnis erhöhend aufgelöst. Der Kapitalbedarf führt zu einer Betriebsausgabe, welche den aufgelösten Pensionsrückstellungen ent‐ gegenzusetzen sind. Aufgrund der Bewertungspraxis wird dies zu einem saldierten Auf‐ wand führen, der die Ergebnisse der GuV merklich belastet. Besonders sorgfältig gilt es zu sein, sofern statt monetärer Kapitalausstattung ein ande‐ res Vermögensgut, z. B. eine Immobilie, zur Finanzierung der Pensionen zur Verfügung gestellt wird. Insbesondere Restbuchwert sowie stille Reserven können die Transaktion gravierend beeinflussen. Gleichzeitig könnte eine gehobene stille Reserve den saldier‐ ten Aufwand aus aufgelöster Pensionsrückstellung sowie die Zuführung des benötigten Kapitalbedarfs mindern.
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Pensionärskreise Grundsätzlich sind alle Pensionärskreise, Anwärter und Rentner, mit dieser Lösungs‐ variante optimierbar. Der Bewertung von Anwärtern sowie bereits Rente beziehen‐ den Pensionären sind dieselben Kalkulationsgrundlagen zu unterstellen. BWL‐Sinn Betriebswirtschaftlich gesehen ist die Lösung Rentner‐Gesellschaft eher ungünstig. Das Asset, welches aus den Händen gleitet, ist im Verhältnis zur Pensionsverpflich‐ tung überkapitalisiert. Je nachdem, wie der Übergabe‐/Übernahmevertrag aufgelegt ist, sind Überschüsse leicht, schwer oder gar nicht verwertbar. Es stellt sich die üb‐ liche Frage, ob mit dem Asset die Pensionsverpflichtung nicht weiterhin selbst auf‐ recht erhalten werden kann. Nachdem die Intention der Rentner‐Gesellschaft i. d. R. kein Optimierungsgedanke, sondern ein Trennungsgedanke ist, sind betriebs‐ wirtschaftliche Ansätze eher zu vernachlässigen. Nachschuss Grundsätzlich ist aufgrund der aktuellen Bewertungssituation davon auszugehen, dass das eingesetzte Kapital mehr als ausreichend bemessen ist und es somit zu kei‐ ner Nachhaftung, sprich Nachschüssen kommt. Dies hat das BAG so 2008 auch an‐ gedeutet. Flexibilität Überschüsse bei Tod Je nach Vertragsgestaltung und Intention sind Überschüsse für das abgebende Unter‐ nehmen wieder greifbar. Die Frage ist eng mit dem zu versorgenden Personenkreis verbunden. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass, sollten Überschüsse entstehen und diese wieder rückführbar sein, auch eine Nachhaftung vertraglich existent ist. Lagert ein Unternehmen ein ganzes Kollektiv auf eine Rentner‐Gesellschaft aus, ist eher davon auszugehen, dass das Unternehmen auch einspringt, sollte das Geld später nicht ausreichen. Da die Kapitalisierung eher hoch angesetzt ist, ist das Risiko eher klein, nachschießen zu müssen. Dafür ist die Chance, Überschüsse zurückzu‐ transferieren, deutlich größer. Handelt es sich um einen ehemaligen Gesellschafter‐ Geschäftsführer, ist eher davon auszugehen, dass das abgebende Unternehmen mit der Pension nichts zu tun haben möchte, sowohl im schlechtesten als auch besten Fall. Hier ist der Hang zu flexiblen Überschüssen eher gering. Kostenkalkulierbarkeit Die Kalkulierbarkeit der Kosten einer Rentner‐Gesellschaft ist eher schwierig einzu‐ schätzen. Auch mit verlagerten Pensionslasten müssen die Pensionszahlung an den Betriebsrentner abgerechnet werden sowie alles, was rundum geschieht. Aufwand für Lohnabrechnung, SV‐Meldung, Einzug der Lohnsteuerkarten, Einkauf mathe‐ matischer Gutachten (zukünftig nach BilMoG bis zu 4 Stück pro Versorgung), temporäre wiederkehrende Beratungsdienstleistung durch Steuerberater, Wirt‐
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schaftsprüfer, Rentenberater, Kapitalkosten wie Zinsen bei Fremdfinanzierung und dergleichen fallen nach wie vor an. Auch die Kosten der Insolvenzsicherung durch den PSV fallen bei Kollektiven weiter an. Wie bereits an anderer Stelle schon signalisiert, wird der Aufwand, so etwas zu bewerkstelligen, in Zukunft deutlich steigen. Gesamtkosten Die Gesamtkosten sind eher hoch einzuschätzen. Zum hohen Kapitalbedarf fallen eine Vielzahl an Kosten an. Für das Handling der Betriebsrenten sind eine Vielzahl an Aufwendungen notwendig. Zudem muss für eine zweite Gesellschaft ein Abschluss erstellt werden. Insolvenzschutz Die Versorgungen sind nach wie vor beim PSV gegen Insolvenz zu schützen. Dies muss in den Kapitalbedarf mit eingerechnet werden. Eine Rabattierung wie beim Pensions‐ fonds ist nicht existent. Einfluss Kapitalanlage, Sachwerte Der Einfluss auf die Kapitalanlage ist sehr groß. Das Unternehmen kann praktisch aus der Fülle aller bestehenden Möglichkeiten auswählen. Grundsätzlich entscheidet das Unternehmen, welche Anlage für die Finanzierung der Betriebsrenten gewählt wird. Diese Anlage kann sowohl in Geldwerten als auch Sachwerten oder einer Mischung aus beidem erfolgen. Zusätzlich erscheint der Aspekt interessant, bereits bestehende Vermögenswerte als Kapitalanlage mit einzubeziehen. Einfluss Bewertungsverfahren Einen Einfluss auf die Bewertung besitzt das Unternehmen nur in begrenztem Maße. Durch die Rechtsprechung des BAG sind die Rahmenbedingungen vorgegeben. Lediglich beim Zins sind eigene Annahmen möglich. Für diese gilt: Je optimistischer diese an‐ gesetzt werden, desto größer die Gefahr, dass der Lösung die Anerkennung versagt bleibt. Auf allzu großzügige Betrachtungen sollte daher aktuell besser verzichtet werden. Zustimmungspflicht Pensionär Grundsätzlich hat das BAG entschieden, dass es den Unternehmen frei steht, aus un‐ ternehmenspolitischen Überlegungen heraus die Pensionsverpflichtungen auszu‐ sondern. Sind die Auflagen erfüllt (ausreichende Kapitalausstattung, keine Benachtei‐ ligung des Pensionärs) ist eine Zustimmung nicht erforderlich. Insgesamt birgt diese Lösung dennoch viel Klärungspotenzial. Es ist aber sehr gut denkbar, dass sie größeren Zuspruch erfahren wird, sollten steuerliche Fallstricke so‐ wie Fragen rund um den Faktor Zins final und allgemein verbindlich geklärt werden. Ist dieser Zustand erreicht, kann man sie als echte Alternative zum CTA – vor allem auch für kleine Unternehmen – etablieren.
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FAZIT Die Rentner‐Gesellschaft hat nur einen eingeschränkten Anwendungskreis. Die Bewertung, welche zum Kapitalbedarf führt, ist eher ungünstig und kann kaum beeinflusst werden. Bonität und Rating des abgebenden Unternehmens profitieren, Bilanzneutralität lässt sich final erreichen. Die Aus‐ wirkungen auf die GuV sind – vor allem bei Einbringung von unbeweglichen Assets – exakt zu be‐ trachten. Es sind alle Gruppen von Betriebsrentnern übertragbar, für die Nachschuss und Über‐ schussreglements vertraglich geregelt werden können. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist die Lösung eher weniger interessant, auch aus Kostengründen. Der Insolvenzschutz ist standardmäßig. Die Anlagefreiheit ist vollständig gegeben. Zustimmung der Betriebsrentner ist nicht einzuholen.
QUICK‐CHECK RENTNERGESELLSCHAFT Bewertungsgrundlage
Anlehnung an aktuarische Bewertung
(V)
Kapitalbedarf
hoher Kapitalabfluss
‐
Bonität/Rating
EK‐Quote wird gestärkt, Kapitalabfluss schwächt Liquidität oder Ver‐ mögenslage
+/‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
Bilanzneutralität wird, je nach Vertragsgestaltung, final erreicht
(+)
GuV‐Belastung durch überschüssigen Aufwand
‐
alle Pensionärsgruppen einbeziehbar
+
je nach Vertragsgestaltung Nachschussrisiko ausschließbar
+/‐
je nach Vertragsgestaltung eher weniger sinnvoll
+/‐
je nach Vertragsgestaltung Flexibilität von Überschüssen vereinbar
+/‐
eher schwierig
‐
Gesamtkosten
hohe Gesamtkosten
‐
Insolvenzschutz Guthaben
vollauf erfüllt (PSV ohne Rabatt)
+
Einfluss Kapitalanlage
Einfluss vollkommen gewährleistet
+
Sachwertanlage
Geldwerte und Sachwerte möglich
+
minimaler Einfluss
‐
keine, sofern sich Betriebsrentner nicht verschlechtert
+
GuV‐Neutralität gesamter Pensionärs‐ kreis Nachschuss BWL‐Sinn Flexibilität Über‐ schüsse bei Tod Kostenkalkulierbarkeit
Einfluss Bewertungs‐ verfahren Zustimmungspflichten
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
123
5.2.5 Vergleichsmatrix aller Lösungsansätze Abschließend lässt sich aus den zuvor ausführlich erläuterten Lösungsansätzen fol‐ gende Vergleichsmatrix ableiten:
Interne Lösungswege
Lösungsweg/ Parameter
Externe Lösungswege
SALD
ABF
VERZ
CTA
LIQ‐ DV
PF RDV
PF FREI
PF TRDV
UK RDV
UK FREI
R‐ GMBH
Bewertungsgrundlage
I,B
F,V
V
I,B
V
V
(F)
I,B
V
(F)
(V)
Kapitalbedarf
+/‐
+/‐
(+)
+/‐
‐
‐
+
(+)
‐
+
‐
Bonität/Rating
+
+/‐
+
+
o
+/‐
+
+
+/‐
+
+/‐
Bilanzneutral (BilMoG, HB)
(+)
+
+
(+)
o
+
(+)
(+)
+
(+)
(+)
GuV‐Neutralität
+/‐
+/‐
+
+
‐
+
+
+
‐
+
‐
gesamter Pensionärs‐ kreis
+
(+)
+
+
+
(+)
(+)
(+)
‐
‐
+
Nachschuss
+
+
+
‐
+
+
‐
‐
+
‐
+/‐
BWL‐Sinn
+
+/‐
+
+
‐
‐
+
(+)
‐
+
+/‐
Flexibilität Überschüsse bei Tod
‐
o
o
‐
‐
‐
+
(+)
‐
+
+/‐
Kostenkalkulierbarkeit
‐
+
+
+/‐
+
+
+
+
+
+
‐
Gesamtkosten
+
+/‐
+
‐
‐
‐
+/‐
+/‐
‐
+
‐
Insolvenzschutz Gut‐ haben
+
o
o
+
+/‐
+
+
+
+
+
+
Einfluss Kapitalanlage
+
o
o
+
‐
‐
+
+
‐
+
+
Sachwertanlage
+
o
o
+
‐
‐
(+)
(+)
‐
+
+
Einfluss Bewertungs‐ verfahren
+
o
‐
+
‐
‐
+
+
‐
+
‐
Zustimmungspflichten
+
+/‐
‐
+
+/‐
‐
‐
‐
+
+
+
Legende: + = eher gut o = neutral ‐ = eher schlecht +/‐ = je nach Situation und Gestaltung (+) = eher gut, mit Einschränkungen F = §6a Bewertung (Finanzamt) I = IFRS‐Bewertung B = BilMoG‐Bewertung V = aktuarische Bewertung (Versicherer)
Die Vergleichsmatrix liefert einen schnellen und praktischen Überblick, welche Lö‐ sung welche Eigenschaften aufweist. Zusammen mit einer eigenen Einschätzung, wel‐ ches Bewertungsverfahren und welche Bewertungspunkte für den betroffenen Un‐ ternehmer am wichtigsten sind (Checkliste Kapitel 4), lassen sich nun die nahe‐ liegendsten Lösungen ermitteln.
124
KAPITEL 6: Berechnungsbeispiele aus der Praxis (Bilanz, GuV, Ratingkennzahlen) Um die beschriebenen Lösungen für die Praxis greifbarer zu machen, bietet sich ein Musterfall an. Grundsätzlich ist dabei zu berücksichtigen, dass jede Ausgangslage im betroffenen Unternehmen anders ist und das aufgezeigte Beispiel nur Wirkungs‐ weisen aufdeckt. Die aufgeführten Berechnungen und Veränderungsszenarien liefern exemplarische Ergebnisse vor und nach der Maßnahme, sind somit reine Ver‐ änderungsbetrachtungen! Dies ist Sinn und Zweck um die Effektivität der einzelnen Lösungsvarianten im Ansatz erkennbar und logisch nachvollziehbar machen. Es wird vorzugsweise das handelsbilanzielle Bild im Hinblick auf BilMoG betrachtet. Eine steuerliche Betrachtung wird nicht angestrengt. AUSGANGSLAGE: Ein betroffenes Unternehmen bilanziert bisher nach gängigem HGB und sieht sich vor der Veränderung, zukünftig nach Kriterien des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) bilanzieren zu müssen. Das Unternehmen besitzt im Ausgangsjahr GJ01 ins‐ gesamt Pensionsrückstellungen in Höhe von 800.000 €. 25 % der Pensionsrück‐ stellungen entfallen auf noch nicht in Rente befindliche Pensionsanwärter (aus‐ geschiedene und aktive Mitarbeiter), die weiteren 75 % auf bereits im Rentenbezug befindliche Leistungsempfänger (aktive Betriebsrentner). Der aktuelle Pensionsauf‐ wand an die Rentenempfänger beträgt 66.000 € p. a. Das Unternehmen besitzt Rück‐ deckungsversicherungen mit einem aktuellen Guthaben von 150.000 € zur Deckung der Pensionsansprüche. Insgesamt betrachtet ist die Vermögenslage des Unter‐ nehmens eher typisch für deutschen, traditionsreichen Mittelstand. Die Eigenkapital‐ quote ist auf ausbaufähigem Niveau. Die Fremdverschuldung bewegt sich auf respektablem Niveau, die Pensionsverpflichtungen nehmen massiven Raum ein. Die Mittelverwendung ist stark von Anlagevermögen geprägt. Die Liquidität ist gut. Insgesamt ergibt sich folgendes Bilanzbild:
125
Ausgangsbasis Musterfall Bilanz zum 31. Dezember GJ 01 Handelsbilanz alt vor BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG -
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
B. Umlaufvermögen I. Vorräte
Handelsbilanz alt vor BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
400 150 150 700
20,0 7,5 7,5 35,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
300
15,0
300
13,1
500
25,0
500
21,7
Handelsbilanz alt vor BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital
300
15,0
600
II. Kapitalrücklage
0
0,0
0
0,0
III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag
0
0,0
-327
-14,2
IV. Genussrechtskapital
0
0,0
0
0,0
300
15,0
273
11,9
800 200 600 0 0 0 800
40,0 10,0 30,0 0,0 0,0 0,0 40,0
1.127 308 819 0 0 0 1.127
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0 49,0
600 200 0 100 900
30,0 10,0 0,0 5,0 45,0
600 200 0 100 900
26,1 8,7 0,0 4,3 39,1
0
0,0
0
0,0
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
500 1.300
25,0 65,0
500 1.300
21,7 56,5
0
0,0
0
0,0
B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C. Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote D. Rechnungsabgrenzungsposten
2.000
100,0
2.300 100,0
%
Handelsbilanz neu nach BilMoG Passivseite 31.12.GJ 01 % Tsd. €
2.000 100,0
26,1
2.300 100,0
Diese Ausgangslage stellt die Grundlage aller betrachteten Veränderungen dar. Durch die neuen Bilanzierungsregeln des BilMoG werden vor allem die Pensionsrück‐ stellungen sowie die Bewertung des Anlagevermögens verändert. Wie in der blauen Spalte zu erkennen ist, schwellen die Pensionsrückstellungen um rd. 40 % an. Dies führt – bei einer reinen Veränderungsbetrachtung (ceteris paribus) – dazu, dass die Gewinn‐ und Verlustrechnung mit zusätzlichen Pensionsrückstellungen in Höhe von 327.000 € belastet wird. Deutlich wird dies bei der Betrachtung der Gewinn‐ und Ver‐ lustrechnung – vor und nach neuem Bilanzrecht:
126
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) vor und nach BilMoG GuV HB alt vor BilMoG
GuV HB neu nach BilMoG
GJ 01 Tsd. €
GJ 01 Tsd. €
1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
39.700 -550
0 0 39.150
0 0 39.150
4. Materialaufwand
12.800
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung
16.200 0 0
16.200 327 0
0
0
500
500
10.350 39.850
10.350 40.177
700 0 700
700 0 700
10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
0
-327
11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
0
0
0
-327
6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen
Eine Verteilung dieses Unterschiedsbetrages der Pensionsrückstellungen auf 15 Jahre ist linear möglich, aus Gesichtspunkten der von Rating und Gesamtverschuldungs‐ ermittlungen geprägten Sichtweise aber bewusst außen vor gelassen. Einem Investor oder Finanzierer wird es bei einem finanziellen Engagement schließlich nicht darauf ankommen, ob eine Verschuldung auf 15 Jahre verteilt werden kann oder nicht, so‐ lange sie faktisch vorliegt. In gleichem Atemzug werden Immobilien und technische Anlagen nicht nach ab‐ geschriebenem Restbuchwert, sondern nach realem Verkehrswert bilanziert. Dies führt zu einer Bilanzsummenerhöhung in Höhe 300.000 €, welche zugunsten des Eigenkapitals läuft. Dennoch bleibt nach diesen Veränderungen ein um 27.000 € geringeres Eigenkapital übrig – bei gleichzeitiger Erhöhung der Bilanzsumme. Dies hat zur Folge, dass die Eigenkapitalquote sinkt (von 15 % auf 11,9 %) und die Gesamt‐ fremdkapitalquote steigt (von 85 % auf 88,1 %). Für das Rating grundsätzlich schlechte Voraussetzungen.
127
SALDIERUNG Wie in Kapitel 5 beschrieben, können in der neuen Welt des BilMoGs Vermögens‐ gegenstände zugunsten der Betriebspensionäre verpfändet werden, was zur Folge hat, dass diese Guthaben mit den Pensionsrückstellungen verrechnet (saldiert) werden dürfen. Bezogen auf das Ausgangsbeispiel wird unterstellt, dass die Im‐ mobilie (und deren Erträge) sowie die vorhandene Rückdeckungsversicherung (und deren Auszahlungen sowie Erträge) an die Pensionäre im Folgejahr GJ02 verpfändet werden. Durch diesen Vorgang verändert sich das Bilanzbild als reine Veränderungs‐ betrachtung wie folgt: Musterfall SALDIERUNG Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit Saldierung
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit SALDIERUNG 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 16,1 0,0 16,1
300
13,1
300
19,3
500
21,7
500
32,3
500 1.300
21,7 56,5
500 1.300
32,3 83,9
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz nach SALDIERUNG Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
17,6 0,0
-327
-14,2
0
0,0
0
0,0
0
0,0
273
11,9
273
17,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
377 308 69 0 0 0
24,3 19,9 4,4 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
377
24,3
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
38,7 12,9 0,0 6,5
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
58,1
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.550 100,0
2.300 100,0
1.550 100,0
Durch die Saldierung verringert sich das Anlagevermögen sowie die Pensionsrück‐ stellungen um 750.000 €. Um denselben Betrag verringert sich die Bilanzsumme auf 1.550.000 €. Da die Gewinn‐ und Verlustrechnung bei der Saldierung keine Ver‐ änderung erfährt, bleibt das Eigenkapital unverändert. Durch die geringere Bilanz‐ summe erhöht sich die Eigenkapitalquote und sinkt die Fremdkapital‐ sowie Pensionsrückstellungsquote. Die GuV bleibt durch die Saldierung unverändert.
128
ABFINDUNG Die Höhe der Abfindung ist davon abhängig, was im Pensionsvertrag geregelt ist. Grundsätzlich kann eine Abfindung von der fiskalischen Kalkulation (Heubeck‐ Barwert) bis zur aktuarischen Kalkulation (Versichererbarwert) erfolgen. Diese Aus‐ gangsbasis sorgt für völlig unterschiedliche Wirkungsweisen auf die Finanzlage des Unternehmens. Der juristische Korridor, in welcher eine Abfindung zulässig ist und zu keinen negativen sonstigen Folgen bei allen Beteiligten führt, ist in der Praxis recht eng gelegt. Für die folgenden Beispiele gehen wir vom Optimalfall aus, dass die Abfindung betrieblich veranlasst und auch im Rahmen des Betriebsrentenrechts zulässig ist. Zunächst wird die Abfindung auf fiskalischer Kalkulation zum Heubeck‐Barwert be‐ trachtet. Ausgangslage ist, dass die Abfindung in Höhe der Pensionsrückstellungen nach Heu‐ beck erfolgt. Diese sind in der „Ausgangsbilanz alt vor BilMoG“ mit 800.000 € an‐ gegeben. Finanziert wird die Abfindung durch das Guthaben der Rückdeckungsver‐ sicherung (150.000 €), dem Bankguthaben (500.000 €) sowie einer anteiligen Verflüssigung von Forderungen (z. B. mittels Factoring, 150.000 €). Auf die Bilanz hat dies folgende Auswirkungen: Musterfall ABFINDUNG HEUBECK Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit Abfindung (Heubeck)
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit ABFINDUNG 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
600 250 0 850
40,0 16,7 0,0 56,7
300
13,1
300
20,0
500
21,7
350
23,3
500 1.300
21,7 56,5
0 650
0,0 43,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz nach ABFINDUNG Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
18,2 0,0
-327
-14,2
327
21,8
0
0,0
0
0,0
273
11,9
600
40,0
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
40,0 13,3 0,0 6,7
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
60,0
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.500 100,0
2.300 100,0
1.500 100,0
Das Ergebnis in Bezug auf die Finanzkennzahlen nach Abfindung hat sich bedeutend verbessert. Die Eigenkapitalquote ist auf 40 % angestiegen, die Pensionsrück‐ stellungen sind eliminiert. Allerdings hat das Unternehmen auch sämtliche Barmittel zur Bewältigung der Abfindung eingesetzt. In der Praxis würde dies sicher zu Schwie‐ rigkeiten führen, weshalb vor Abfindung zu prüfen wäre, ob die 500.000 € aus Bar‐
129
mitteln nicht anderweitig zu generieren wären, z. B. mittels Factoring der gesamten Forderungssumme oder den Verkauf der Immobilie (z. B. Sale‐and‐Lease‐back). Der Anstieg der Eigenkapitalquote hängt auch mit dem Umstand zusammen, dass zwar 800.000 € abgefunden werden, welche die GuV als Aufwand belasten, im Ge‐ genzug aber auch die kompletten Pensionsrückstellungen in Höhe 1.127.000 € als Er‐ trag aufgelöst werden. Dieser Überschuss an Erträgen in Höhe 327.000 € führt zu ei‐ ner Gewinnerhöhung, welche sich positiv auf den handelsbilanziellen Jahresüber‐ schuss auswirkt. Gut zu erkennen ist dies in der GuV in den Positionen 3. und 5d). Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit ABFINDUNG (Heubeck) GuV HB BilMoG ABF (1)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550 1.127 0 40.277
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung
16.200 0 0 800
6. Abschreibungen
500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 40.650 700 0 700 327 0 327
Die Betrachtung einer Abfindung mit Basis der Versichererkalkulation hingegen führt im Musterfall – entgegen der sehr positiven Effekte der Abfindung zu fiskalischer Kal‐ kulation – zu völlig anderen Ergebnissen. 130
Ausgangslage ist, dass die Abfindung in Höhe des Versichererbarwertes erfolgt. Der Einfachheit halber wurde mit dem Faktor 2,00 bezogen auf den Heubeck‐Barwert ge‐ rechnet. Die Abfindung beträgt somit 1.600.000 €. Finanziert wird die Abfindung durch das Guthaben der Rückdeckungsversicherung (150.000 €), dem Bankguthaben (500.000 €), der Verflüssigung der Immobilie (Verkauf, Sale‐and‐Lease‐back, 600.000) sowie einer anteiligen Verflüssigung von Forderungen (z. B. mittels Factoring, 350.000 €). Auf die Bilanz hat dies folgende Auswirkungen: Musterfall ABFINDUNG VERSICHERERBARWERT Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit Abfindung (Versicherer)
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit ABFINDUNG 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 35,7 0,0 35,7
300
13,1
300
42,9
500
21,7
150
21,4
500 1.300
21,7 56,5
0 450
0,0 64,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz nach ABFINDUNG Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
39,0 0,0
-327
-14,2
-473
-67,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
-200
-28,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
85,7 28,6 0,0 14,3
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900 128,6
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
700 100,0
2.300 100,0
0
0,0
700 100,0
Wählt das Unternehmen die Abfindung mittels Versichererbarwert als Lösung, ist sie nicht nur faktisch an Liquidität ausgeblutet, sondern auch bilanziell überschuldet. Durch die negativen Auswirkungen der Abfindung auf die GuV im Abfindungsjahr ent‐ steht eine Ergebnisbelastung von 473.000 €, welche das Eigenkapital aufzehrt und mit einem Minus von 200.000 € belastet. Die Belastung der Gewinn‐ und Verlust‐ rechnung resultiert aus der zunächst ertragserhöhenden Auflösung der Pensionsrück‐ stellungen mit 1.127.000 €. Dieser steht die Zahlung der Abfindung mit 1.600.000 € als Aufwand gegenüber. In der reinen Vergleichsbetrachtung (ceteris paribus) führt dies zu einem Verlust von 473.000 €, welcher in der Praxis aus Überschüssen des Jah‐ resergebnisses der operativen Tätigkeit kompensiert werden müsste.
131
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit ABFINDUNG (Versicherer) GuV HB BilMoG ABF (2)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung
16.200 0 0 1.600
6. Abschreibungen
1.127 0 40.277
500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 41.450 700 0 700 -473 0 -473
Insgesamt betrachtet ist es kaum vorstellbar, dass ein Unternehmen, welches finan‐ ziell nicht über die Maßen gesund ist, dies als einen gangbaren Lösungsweg wählen wird. Eine Fremdfinanzierung der Abfindung wäre zwar denkbar, würde aber die Ver‐ schuldungssituation des Unternehmens noch negativer beeinflussen und damit jeg‐ liche Ratinggedanken zerstören.
132
VERZICHT Der Lösungsansatz Verzicht ist ein in der Praxis extrem komplizierter Vorgang, der meist viele zusätzliche Schwierigkeiten mit sich bringt. In der Regel ist klar festzu‐ halten, dass der Verzicht als letzte Bastion zu betrachten ist (ultima ratio) und andere Lösungen deutlich mehr Umsetzungsfähigkeit besitzen. Aufgrund seiner vermeint‐ lichen Attraktivität auf Ebene des Unternehmens findet er aber immer mehr Be‐ achtung und füllt zunehmend die Fachliteratur, was die Einsatzzahlen der Zukunft aber dennoch nicht erhöhen wird. Für unser Beispiel gehen wir davon aus, dass alle – zugegebenermaßen nur selten anzutreffenden – Voraussetzungen für einen Verzicht aufgrund fehlender Werthaltigkeit gegeben sind, dieser betrieblich veranlasst ist und die Betrachtungsweise seiner Auswirkungen auf den verzichtenden Mitarbeiter oder Unternehmer nicht weiter verfolgt werden. Für die Bilanz ergeben sich vor und nach Verzicht folgende Bilanzbilder: Musterfall VERZICHT Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit Verzicht
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit VERZICHT 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
300
13,1
300
13,1
500
21,7
500
21,7
500 1.300
21,7 56,5
500 1.300
21,7 56,5
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz nach VERZICHT Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
11,9 0,0
-327
-14,2
1.127
49,0
0
0,0
0
0,0
273
11,9
1.400
60,9
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
39,1
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
2.300 100,0
2.300 100,0
2.300 100,0
Wie der Bilanz zu entnehmen ist, verändert sich die Liquiditätssituation des Unter‐ nehmens logischerweise nicht. Das Eigenkapital steigt sprunghaft durch die ertrags‐ erhöhende Auflösung der Pensionsrückstellung in der GuV. Dieser Ertrag schlägt sich mittels Jahresüberschuss in den Bilanzgewinn nieder. Die Eigenkapitalquote ver‐ bessert sich auf traumhafte 60 %. Die Rückstellungen sind weg. Das Gesamtbild dieses Unternehmens stellt sich nach durchgeführtem Verzicht enorm positiv dar. Die Gewinn‐ und Verlustrechnung gliedert sich wie folgt:
133
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit VERZICHT GuV HB BilMoG VERZICHT
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung
16.200 0 0 0
6. Abschreibungen
1.127 0 40.277
500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 39.850 700 0 700 1.127 0 1.127
Wie bereits erwähnt, erfreut sich der Verzicht – möglicherweise gerade durch die äu‐ ßerst positiven Auswirkungen auf die Liquidität und die Bilanzkennzahlen – einer immer größer werdenden Aufmerksamkeit in der Praxis. Es kann allerdings deutlich darauf hingewiesen werden, dass die Rahmenbedingungen, die ein solches Ergebnis ermöglichen, sehr selten vorzufinden sind. Wird der Verzicht als verdeckte Einlage gewertet, verändert dies die bilanziellen Veränderungen wieder und hat zur Folge, dass der Verzichtende auf privater Ebene in exorbitantem Ausmaß die Zeche zu be‐ zahlen hat. Der skizzierte Musterfall würde einen Verzicht aufgrund fehlender Wert‐ haltigkeit nie ermöglichen, da die finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Unternehmens das genaue Gegenteil darstellen.
134
CONTRACTUAL TRUST ARRANGEMENT (CTA) Wie bei der Saldierung ist der Vorteil des CTA, keine Vermögensgegenstände ver‐ äußern oder aus der Hand geben zu müssen, um eine Verbesserung beim Ausweis der Pensionsrückstellungen erreichen zu können. Das CTA wird i. d. R. als ein‐ getragener Verein wie ein „Mantel“ um die Unternehmung gelegt. Zusätzlicher Aspekt im Vergleich zur Saldierung ist, dass das CTA als Treuhand zusätzlich in der Lage ist, das gesamte Handling auf einen externen, spezialisierten Partner auszu‐ lagern. Damit ist das Unternehmen nicht nur die Pensionsrückstellungen los, sondern auch den administrativen Aufwand. In unserem Beispiel gehen wir davon aus, dass zugunsten des CTA die Immobilie (600.000 €), die Rückdeckungsversicherung (150.000 €), sowie ein Teil der Forderun‐ gen (377.000 €) an das CTA verpfändet werden. Dadurch ist das Unternehmen jetzt berechtigt, die Pensionsrückstellungen mit den abgetretenen Vermögen zu saldieren. Das Bilanzbild ändert sich dadurch wie folgt: Musterfall CONTRACTUAL TRUST ARRANGEMENT (CTA) Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit CTA
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit CTA 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 21,3 0,0 21,3
300
13,1
300
25,6
500
21,7
123
10,5
500 1.300
21,7 56,5
500 923
42,6 78,7
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz nach CTA Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
23,2 0,0
-327
-14,2
0
0,0
0
0,0
0
0,0
273
11,9
273
23,2
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
51,2 17,1 0,0 8,5
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
76,8
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.173 100,0
2.300 100,0
1.173 100,0
Das Unternehmen verbessert durch das CTA seine Eigenkapitalquote von 11,9 % auf 23,2 %. Die Pensionsrückstellungen sind Null. Die Bilanz ist insgesamt sehr schlank, obwohl keine Vermögenswerte veräußert oder liquidiert werden mussten. Die Cash‐ Situation hat sich nicht verschlechtert. Auch die Gewinn‐ und Verlustrechnung ist, genau wie bei der Saldierung, von der Transaktion selbst unberührt geblieben.
135
LIQUIDATIONS‐DIREKTVERSICHERUNG Die Betrachtung der bilanziellen Auswirkungen der Liquidations‐Direktversicherung ist unsinnig, da es nach Übertragung der Pensionsverpflichtungen auf ein Ver‐ sicherungsunternehmen zur Auflösung des Unternehmens kommt. Insofern ist das Interesse einer Bilanzveränderung irrelevant. PENSIONSFONDS MIT VERSICHERERKALKULATION Der Pensionsfonds mit Versichererkalkulation deckt sich von den Ergebnissen mit der Abfindung nach Versichererbarwert. Genau wie bei der Abfindungslösung wendet das Unternehmen zur Auslagerung der Pensionsverpflichtungen einen Einmalkapitalbe‐ trag auf um das Problem für alle Zeiten zu eliminieren. Anders aber als bei der Abfin‐ dung unterliegt die Auslagerung der Verpflichtungen auf den Pensionsfonds nicht jen‐ en strengen Regularien, z. B. des Betriebsrentenrechts, welches eine Abfindung meist schwierig sowie unlukrativ für den abgefundenen Betriebsrentner oder gar unmöglich macht. Bei der Darstellung der Effekte dieser Variante ist unterstellt, dass die aktuarische Kalkulation des Einmalbeitrags durch den Pensionsfonds mit dem Faktor 2,00 zur Pensionsrückstellung nach fiskalischer Bewertung (800.000 €) ermittelt wurde. Somit ergibt sich ein Einmalbeitrag an den Pensionsfonds von 1.600.000 €. Für die Zahlung des Einmalbeitrags werden die Vermögenswerte Rückdeckungsversicherung (150.000 €), Erlös aus Verkauf der Immobilie (600.000 €), das Bankguthaben (500.000 €) sowie eine anteilige Verflüssigung der Forderungen (350.000 €) benötigt. Damit zeichnet sich beim Blick auf die Ergebnisse dasselbe Bild wie bei an‐ gesprochener Abfindungsvariante: Musterfall PENSIONSFONDS mit VERSICHERERBARWERT Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 35,7 0,0 35,7
300
13,1
300
42,9
500
21,7
150
21,4
500 1.300
21,7 56,5
0 450
0,0 64,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz mit PF Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
39,0 0,0
-327
-14,2
-473
-67,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
-200
-28,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
85,7 28,6 0,0 14,3
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900 128,6
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
700 100,0
2.300 100,0
136
0
0,0
700 100,0
Auch bei dieser Variante ist das Unternehmen nicht nur faktisch an Liquidität aus‐ geblutet, sondern auch bilanziell überschuldet. Durch die negativen Auswirkungen der Auslagerung auf die GuV im Auslagerungsjahr entsteht eine Ergebnisbelastung von 473.000 €, welches das Eigenkapital aufzehrt und mit einem Minus von 200.000 € belastet. Die Belastung der Gewinn‐ und Verlustrechnung resultiert aus der zunächst ertragserhöhenden Auflösung der Pensionsrückstellungen mit 1.127.000 €. Dieser steht die Zahlung der Einmalzahlung an den Pensionsfonds (externer Träger) mit 1.600.000 € als Aufwand gegenüber. In der reinen Vergleichsbetrachtung (ceteris paribus) führt dies zu einem Verlust von 473.000 €, welcher in der Praxis aus Über‐ schüssen des Jahresergebnisses der operativen Tätigkeit kompensiert werden müss‐ te. Dies zeigt deutlich die GuV: Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit PENSIONSFONDS (VERSICHERER) GuV HB BilMoG PF (1)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550 1.127 0 40.277
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung
16.200 0 1.600 0
6. Abschreibungen
500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 41.450 700 0 700 -473 0 -473
137
Beim Blick auf die handelsbilanziellen Effekte – welche letztlich für die Bonitäts‐ beurteilung sowie das Rating eines Finanzierungspartners oder Auftraggebers resp. Lieferanten entscheidend sind – muss man den Fehler vermeiden, steuerrechtliche Maßgaben einer Auslagerung von Pensionsverpflichtungen auf einen Pensionsfonds mit in die Betrachtung zu ziehen. Steuerrechtlich führt die Auslagerung der Pensions‐ verpflichtung auf einen Pensionsfonds nämlich zu keiner Belastung der GuV. Das Steuerrecht sieht vor, dass die Beitragsaufwendungen, welche die Pensionsrück‐ stellungen nach Heubeck überschreiten (800.000 €, siehe Ausgangsbilanz), auf 10 Jahre linear gleichmäßig zu verteilen sind. In der Praxis bedeutet dies, dass vom Einmalbeitrag 1.600.000 €, welcher bereits im Auslagerungsjahr GJ02 vollständig ge‐ flossen ist, 800.000 € sofort als Aufwand in die GuV fließen, der restliche Beitragsan‐ teil in die folgenden 10 Jahre zu je 80.000 € eingestellt werden muss. Selbstverständlich ist es denkbar, das Problem der Belastung der handelsrechtlichen GuV mit einem hohen Einmalaufwand bei der bilanziellen und ergebnisrechtlichen Verarbeitung mit einem kreativen und fachkundigen Steuerberater zu lösen. Insgesamt betrachtet ist aber zunächst festzuhalten, dass sich dieser Lösungsansatz wiederum nur bei Unternehmen, welche finanziell äußerst gesund sind, als gangbarer Lösungsweg anbietet – von der betriebswirtschaftlichen Sinnigkeit einmal völlig ab‐ gesehen.
138
PENSIONSFONDS MIT FISKALISCHER KALKULATION Beim Pensionsfonds mit fiskalischer Kalkulation ergibt sich – im Unterschied zum Pensionsfonds mit Versichererkalkulation – ein Ergebnis, dass dem der Abfindung zu fiskalischer Bewertung nach Heubeck ähnelt. Wie in Kapitel 5 beschrieben orientiert sich der Pensionsfonds mit freier Kalkulation an den Sterbetafeln der fiskalischen Bewertung, den Heubeck‐Sterbetafeln. Als Kalku‐ lationszins verwendet er einen marktüblichen Zins, aktuell zwischen 4,5 ‐ 5,0 %. Dies ergibt in der Praxis einen Einmalbeitrag in Höhe 110 ‐ 120 % der Pensionsrück‐ stellungen nach Heubeck. Im Beispiel sind 110 % unterstellt, somit ist eine Zahlung in Höhe 880.000 € an den Pensionsfonds von Nöten. Diese könnte sich in der Praxis zu‐ sammensetzen aus dem Erlös der Immobilie (600.000 €), der Rückdeckungsver‐ sicherung (welche auch als weiterhin bestehender Vertrag mit eingebracht werden könnte, 150.000 €) sowie aus einem Teil des Bankguthabens (130.000 €). Damit er‐ gibt sich folgendes Bilanzbild: Musterfall PENSIONSFONDS mit HEUBECKKALKULATION und Finanzierungsoption 100 Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 17,6 0,0 17,6
300
13,1
300
21,1
500
21,7
500
35,2
500 1.300
21,7 56,5
370 1.170
26,1 82,4
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit PF Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
19,2 0,0
-327
-14,2
247
17,4
0
0,0
0
0,0
273
11,9
520
36,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
42,3 14,1 0,0 7,0
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
63,4
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.420 100,0
2.300 100,0
1.420 100,0
In der Betrachtung ist davon ausgegangen, dass die eigentliche Unterdeckung des Pensionsfonds nach BilMoG (Pensionsrückstellung nach BilMoG = 1.127.000 €, Kapi‐ talausstattung Pensionsfonds = 880.000 €, Unterdeckung = 247.000 €) nicht in den Pensionsrückstellungen ausgewiesen wird. Diese Unterdeckung könnte in der Praxis gleichwohl dort stehen, genauso gut im Anhang oder nirgends. Die Fachwelt der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer wird sicherlich schon bald Klarheit schaffen, in welchem Ausmaß es sich hier um eine Unterdeckung handelt (im Sinne des Pensions‐ fonds handelt es sich hier nämlich weder um eine aufsichtsrechtliche noch eine wirt‐ schaftliche Unterdeckung) und diese als Fehlbetrag in der neuen BilMoG‐Bilanz ausge‐ wiesen werden muss oder nicht. Insofern stellt dies aktuell das Best‐Case‐Szenario dar.
139
Unterstellt man dies als Grundlage einer Bewertung des Ergebnisses, dann zeichnet sich ein durchaus positives Bild. Die Cash‐Positionen wurden weitestgehend erhalten. Die Pensionsrückstellungen wurden vollständig abgebaut. Durch den Abbau der Pen‐ sionsrückstellungen und deren ertragserhöhenden Auswirkung sowie durch die Bi‐ lanzsummenverkürzung steigt die Eigenkapitalquote deutlich an. Die Rückstellungen betragen in diesem Szenario Null. Der Blick auf die GuV verrät, dass durch die Aus‐ lagerung ein positiver Überschuss von 247.000 € verbleibt: Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit PENSIONSFONDS (HEUBECK mit FinOption 100) GuV HB BilMoG PF (2)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen
1.127 0 40.277
16.200 0 880 0 500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 40.730 700 0 700 247 0 247
Insgesamt betrachtet ist die Lösung des freien Pensionsfonds eine Lösung, die von al‐ lem etwas hat: betriebswirtschaftliche Sinnigkeit, bezahlbare Auslagerungsprämie, bi‐ lanzielle Bereinigung (Best‐Case), Verbesserung der Finanzkennzahlen, Nachschuss, sofern dieser gebraucht wird, um nur einige zu nennen. Was den freien Pensionsfonds zusätzlich attraktiv macht, sind Finanzierungsoptionen, die es ermöglichen, den errechneten Einmalbeitrag auf die Liquiditätssituation anzu‐ passen. Eine der Finanzierungsoptionen ist beispielhaft, statt der sofortigen Einmal‐ 140
prämie von 880.000 € die Zuwendung an den Pensionsfonds in 5 gleichbleibenden Jahresraten von je 176.000 € pro Jahr zu entrichten. Damit werden Vermögenswerte erhalten und die benötigten Mittel für den Pensionsfonds können in einem an‐ gemessenen Zeitraum aus dem Geschäftsergebnis ganz oder teilweise gespeist werden. Aufsetzend auf das bereits genannte Beispiel ergibt sich bei Nutzung einer Finanzierungsoption folgendes Bilanzbild im Auslagerungsjahr: Musterfall PENSIONSFONDS mit HEUBECKKALKULATION und Finanzierungsoption 20 (5x20%) Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
600 250 0 850
28,2 11,8 0,0 40,0
300
13,1
300
14,1
500
21,7
500
23,5
500 1.300
21,7 56,5
474 1.274
22,3 59,9
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit PF Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
12,9 0,0
-327
-14,2
247
11,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
520
24,5
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 704
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 33,1
1.127
49,0
704
33,1
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
28,2 9,4 0,0 4,7
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
42,3
0
0,0
0
0,0
2.300 100,0
2.124
99,9
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
2.124
99,9
Durch die Nutzung der Finanzierungsoption 20 (5 x 20 %) bleiben dem Unternehmen bei Einsatz der Rückdeckungsversicherung noch 26.000 € im Erstjahr als Liquiditäts‐ einsatz. Bilanziell führt die „Stundung“ der Beiträge der Jahre 02 – 05 zur Bildung einer Erfüllungsrückstellung (B3). Die Erfüllungsrückstellung verschlechtert das Bilanz‐ bild und lässt die Eigenkapitalquote zunächst weniger stark steigen. Sie baut sich in den Folgejahren mit jeder Zahlung ab. Nach 5 Jahren ist die Bilanz „sauber“ und weist die gleichen positiven Ergebnisse auf wie bei sofortiger Einmalzahlung. Für die GuV ergibt die Finanzierungsoption nur marginale Änderungen bei der Bu‐ chung des Aufwands:
141
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit PENSIONSFONDS (HEUBECK mit FinOption 20) GuV HB BilMoG PF (3)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
1.127 0 40.277
16.200 704 176 0 500 10.350 40.730 700 0 700 247 0 247
Der Einsatz einer Finanzierungsoption ist sicherlich ein absolutes Highlight in der Liste der Vorzüge des Pensionsfonds.
142
PENSIONSFONDS MIT GEMISCHTER KALKULATION Der Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation – Sterbetafel nach DAV 2004R (Ver‐ sicherer) und Verzinsung marktorientiert bei 4,5 ‐ 5,0 % – reiht sich bei der Be‐ trachtung der Veränderungen zwischen die beiden bisher beleuchteten Varianten ein. Durch die länger zu kalkulierende Lebenserwartung weist er logischerweise einen höheren Einmalbeitrag aus als die Variante des fiskalisch kalkulierten Pensionsfonds. Zeitgleich weist er durch die marktnahe Verzinsung aber auch weniger Beitrags‐ volumen aus als die rein aktuarisch kalkulierte Variante der versicherungsgestützten Lösung. Für unser Beispiel gehen wir davon aus, dass für die Auslagerung der Pensionsver‐ pflichtungen auf den teilversicherungsgestützten Pensionsfonds ein Einmalbeitrag von 1.200.000 € (+ 50 % zum Heubeckwert) benötigt wird. Diesen finanziert das Un‐ ternehmen über die Verflüssigung der Immobilie (600.000 €), den Einsatz der Rück‐ deckungsversicherung (150.000 €) sowie den verbleibenden Rest (450.000 €) über das Barkapital bei der Bank. Unter diesen Annahmen ergibt sich folgendes Bilanzbild: Musterfall PENSIONSFONDS mit TEILVERSICHERERBARWERT mit Finanzierungsoption 100% Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 22,7 0,0 22,7
300
13,1
300
27,3
500
21,7
500
45,5
500 1.300
21,7 56,5
50 850
4,5 77,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
%
Handelsbilanz mit PF Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
24,8 0,0
-327
-14,2
-73
-6,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
200
18,2
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
54,5 18,2 0,0 9,1
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
81,8
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.100 100,0
2.300 100,0
1.100 100,0
Bei dieser Lösung ist zu erkennen, dass die Cash‐Seite erheblichen Abbau erfährt, was zu einem Engpass beim Unternehmen führen kann. Da nur 50.000 € der Barmittel bei der Bank übrig bleiben, sollte darüber nachgedacht werden, z. B. die Forderungs‐ bestände zu mobilisieren, um die Liquidität des Unternehmens stärker zu schützen. Auf der Passivseite ergibt sich ein etwas freundlicheres Bild bei der Eigenkapital‐ quote, auch wenn diese sich nicht in dem Maße verbessert als bei der fiskalischen Pensionsfondsvariante. Beim Ausweis der Pensionsverpflichtungen ergibt sich dafür kein Diskussionspunkt. Bei verlagerten Pensionsverpflichtungen im Rückstellungs‐
143
volumen 1.127.000 € und einem eingesetzten Kapital von 1.200.000 € besteht definitiv keine Unterdeckung. Evtl. ist es denkbar, dass das die Pensionsrückstel‐ lungen nach BilMoG übersteigende Kapital (1.200.000 € Vermögen ./. 1.127.000 Pensionsrückstellungen = 73.000 € Überkapitalisierung) bei Klärung der vielen of‐ fenen BilMoG‐Bilanzierungsfragen im besten Fall auf der Aktivseite als zusätzliche Vermögensposition (bei den Finanzanlagen) ausgewiesen werden kann. Dies steht analog zu der Frage, ob der fiskalische, nach BilMoG unterfinanzierte Pensionsfonds eine Unterdeckung ausweist. Wäre dem so, müsste man logisch schlussfolgern, dass eine Überdeckung ebenfalls zu einer Bilanzierung nach BilMoG führt. Das Eigenkapital wird bei dieser Betrachtung mit 73.000 € belastet. Dies rührt genau aus dem gleichen Terminus, dass mehr Einzahlung an den Pensionsfonds aufwands‐ wirksam geleistet wurden, als Pensionsrückstellungen ertragswirksam aufgelöst wur‐ den. Ein Blick in die GuV erzeugt folgendes Bild: Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit PENSIONSFONDS (TEILVERS mit FinOption 100) GuV HB BilMoG PF (4)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
4. Materialaufwand 5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
39.700 -550 1.127 0 40.277 12.800 16.200 0 1.200 0 500 10.350 41.050 700 0 700 -73 0 -73
144
Als Zwischenfazit ist beim Pensionsfonds mit gemischter Kalkulation zu ziehen, dass die betriebswirtschaftlichen Effekte dem Kapitaleinsatz eher nachteilig gegenüber‐ stehen. Das Unternehmen setzt zwar deutlich weniger Kapital ein als bei der reinen, versicherungskalkulierten Pensionsfondsvariante, dennoch schmälert das Unterneh‐ men seine Vermögensbasis bedeutend. Diesen Einsatz bekommt das Unternehmen zwar mit einer Verbesserung der Eigenkapitalquote honoriert, insgesamt ist dies aber sicher ausbaufähig. Als Lösungsansatz könnte bei dieser Variante des Pensionsfonds ebenfalls wieder die Finanzierungsoption in die Bresche springen. Denn wie bei der fiskalisch kalkulierten Pensionsfondsvariante ist auch beim teilversicherungsförmigen Pensionsfonds der Einsatz einer Finanzierungsoption möglich. Wählt das Unternehmen wiederum die Option mit 5 gleichen Jahresraten belastet dies die liquiden Mittel nach Einsatz der Rückdeckungsversicherung im Auslagerungsjahr mit 90.000 €. Alle weiteren Ver‐ mögenswerte bleiben unangetastet. Dies verändert das Bild folgendermaßen: Musterfall PENSIONSFONDS mit TEILVERSICHERERBARWERT mit Finanzierungsoption 20 (5x20%) Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG nach PF
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit PF 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
600 250 0 850
29,1 12,1 0,0 41,2
300
13,1
300
14,6
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
500
21,7
500
24,3
500 1.300
21,7 56,5
410 1.210
19,9 58,8
0
0,0
0
0,0
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen nachrichtlich: a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit PF Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
13,2 0,0
-327
-14,2
-73
-3,5
0
0,0
0
0,0
273
11,9
200
9,7
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 960
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 46,6
1.127
49,0
960
46,6
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
29,1 9,7 0,0 4,9
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
43,7
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
2.060 100,0
2.300 100,0
2.060 100,0
Wie bei der Finanzierungsoption 20 beim fiskalisch kalkulierten Pensionsfonds wird auch hier der „gestundete“ Beitragsteil der Jahre 02 ‐ 05 über eine Erfüllungsrück‐ stellung (B3) bilanziert. Dies hat zur Folge, dass zwar die Vermögensseite deutlich besser dasteht als vorher. Durch die Einstellung der Erfüllungsrückstellung allerdings verringert sich die Eigenkapitalquote nochmals im Vergleich zur Ausgangssituation von 11,9 % auf 9,7 %. In der Praxis könnte dies einen Nachteil bedeuten, der zu Beginn der Überlegungen genau umgekehrt anvisiert wurde, nämlich eine Ver‐ besserung der Finanzkennzahlen. Allerdings ist die Eigenkapitalverschlechterung nur temporärer Natur, schon im Jahr 02 mit der nächsten Zahlung des 2. Fünftels fällt die
145
Erfüllungsrückstellung um 240.000 €, was eine Verbesserung der Eigenkapitalquote mit sich bringt. Insgesamt betrachtet ist die Finanzierungsoption bei dieser Lösungsvariante zunächst mit einer Kröte versehen (EK‐Quote), die es zu schlucken gilt. Allerdings wiegt sich dies in den Folgejahren 02 – 05 auf die positive Seite und die Einzahlungen in den Pensionsfonds können ganz oder teilweise aus operativ erwirtschafteten Erträgen fi‐ nanziert werden und schonen damit die Vermögenslage des Unternehmens. Für die GuV ergibt die Finanzierungsoption wiederum nur marginale Änderungen bei der Buchung des Aufwands, im Ergebnis verändert sich im Auslagerungsjahr nichts: Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit PENSIONSFONDS (TEILVERS mit FinOption 20) GuV HB BilMoG PF (5)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
4. Materialaufwand 5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
39.700 -550 1.127 0 40.277 12.800 16.200 960 240 0 500 10.350 41.050 700 0 700 -73 0 -73
Abschließend betrachtet bietet der Pensionsfonds mit Teilversicherungskalkulation eher mehr negative Züge als positive Verbesserungen. Selbst mit einer Finanzierungs‐ option ist der Aufwand nicht einfach zu stemmen. Für Unternehmen, die weniger of‐ fensiv mit der Bewertung der Pensionsverpflichtungen – und damit dem benötigten Kapitaleinsatz zur Finanzierung – umgehen, kann er aber idealer Ansatz zur Lösung des Problems sein. 146
RÜCKGEDECKTE UNTERSTÜTZUNGSKASSE Die Auswirkungen einer Auslagerung der Pensionsverpflichtungen auf eine rück‐ gedeckte Unterstützungskasse führen zu denselben Ergebnissen, welche bei der Variante des Pensionsfonds mit Versichererkalkulation entstanden sind. Unterschiede bestehen in der Ermittlung des Einmalbeitrages bei Rentenanwärtern. Während beim Pensionsfonds mit Versichererkalkulation für Rentenanwärter ein Einmalbeitrag für den erdienten Teil der Betriebsrente, den sog. Past‐Service, eingezahlt werden dür‐ fen, können bei der Unterstützungskasse für eine bereits teilweise erdiente Betriebs‐ rente nur gleichbleibende oder steigende Beiträge bis zum Renteneintritt eingezahlt werden. Dies verringert die Einmalzahlung in der Praxis in aller Regel (je nach Zu‐ sammensetzung zwischen Rentenanwärtern und Rentenempfängern ist der Unter‐ schied marginal), verkompliziert allerdings auch etwas die Bilanzierung und die Aus‐ wirkungen auf die GuV. Um es an dieser Stelle so wenig wie möglich zu verkomplizieren, wurde bei der Dar‐ stellung der Effekte derselbe Einmalbeitragsaufwand wie beim Pensionsfonds mit Versichererkalkulation gewählt. Durch den Faktor 2,00 zur Pensionsrückstellung nach fiskalischer Bewertung (800.000 €) ergibt sich ein Einmalbeitrag an die Unter‐ stützungskasse von 1.600.000 €. Für die Zahlung des Einmalbeitrags werden die Ver‐ mögenswerte Rückdeckungsversicherung (150.000 €), Erlös Immobilie (600.000 €), das Bankguthaben (500.000 €) sowie eine anteilige Verflüssigung der Forderungen (350.000 €) benötigt. Beim Blick auf die Bilanzveränderung ergibt sich damit das identische Bild wie beim Pensionsfonds mit Versichererkalkulation:
147
Musterfall UNTERSTÜTZUNGSKASSE mit VERSICHERKALKULATION Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit UK
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit UK 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 35,7 0,0 35,7
300
13,1
300
42,9
500
21,7
150
21,4
500 1.300
21,7 56,5
0 450
0,0 64,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit UK Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
39,0 0,0
-327
-14,2
-473
-67,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
-200
-28,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
85,7 28,6 0,0 14,3
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900 128,6
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
700 100,0
2.300 100,0
0
0,0
700 100,0
Auch bei dieser Variante ist das Unternehmen nicht nur faktisch an Liquidität aus‐ geblutet, sondern auch bilanziell überschuldet. Durch die negativen Auswirkungen der Auslagerung auf die rückgedeckte Unterstützungskasse auf die GuV im Auslagerungsjahr entsteht eine Ergebnisbelastung von 473.000 €, welche das Eigen‐ kapital aufzehrt und mit einem Minus von 200.000 € belastet. Die Belastung der Ge‐ winn‐ und Verlustrechnung resultiert aus der zunächst ertragserhöhenden Auflösung der Pensionsrückstellungen mit 1.127.000 €. Dieser steht die Zahlung der Einmal‐ zahlung an die Unterstützungskasse (externer Träger) mit 1.600.000 € als Aufwand gegenüber. In der reinen Vergleichsbetrachtung (ceteris paribus) führt dies zu einem Verlust von 473.000 €, welcher in der Praxis aus Überschüssen des Jahresergebnisses der operativen Tätigkeit kompensiert werden müsste. Dies zeigt auch die GuV bei dieser Variante deutlich:
148
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit UNTERSTÜTZUNGSKASSE (VERSICHERERRÜCKGEDECKT) GuV HB BilMoG UK (1)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen
1.127 0 40.277
16.200 0 1.600 0 500
7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
10.350 41.450 700 0 700 -473 0 -473
Genau wie seine Schwesterlösung Pensionsfonds mit Versichererkalkulation ist dieser Weg zur Auslagerung der Pensionsverpflichtungen nur für jene Unternehmen ge‐ eignet, welche über die nötige Finanzstärke und Solvenz verfügen.
149
FREIE (PAUSCHAL DOTIERTE) UNTERSTÜTZUNGSKASSE Die freie, sog. pauschal dotierte Unterstützungskasse, reiht sich im Fundus der mög‐ lichen Auslagerungsmöglichkeiten weit vorne bei der Beliebtheit der Unternehmen ein. Dies hängt sicher auch damit zusammen, dass Pensionslasten zum günstigsten „Tarif“ aus den Büchern ganz oder teilweise getilgt werden können (sowie ihrer enormen Flexibilität). Wie im Kapitel 5 beschrieben wird der maximale Zuführungs‐ betrag für die freie Unterstützungskasse aus einer pauschalen Berechnung – deren Wurzeln im Steuerrecht zu finden sind – ermittelt. Für bereits Rente empfangende Betriebsrentner ermittelt sich der maximale Einmalbeitrag für die Auslagerung durch Multiplikation eines altersabhängigen Faktors mit der jährlichen Betriebsrente. Bei noch in der Anwartschaftsphase befindlichen (ausgeschiedenen und aktiven) Mit‐ arbeitern darf das Unternehmen bis 2,5 % aus der 10‐fachen Jahresrente oder Kapitalleistung als jährlich zulässigen Zahlungsbeitrag einzahlen. Zudem ist die Ein‐ zahlung für die sog. Anwärter auf max. 20 % der 10‐fachen Jahresrente oder Kapital‐ leistung bis zum tatsächlichen Renteneintritt limitiert. Durch diese Limitierung bei den Anwärtern macht es in der Praxis nur wenig Sinn, in Anwartschaft befindliche An‐ spruchsberechtigte auf die freie Unterstützungskasse zu übertragen. Bezieht man diese in eine Auslagerung mit ein entstehen fast immer steuerrelevante Überschüsse aus der Auflösung der Pensionsrückstellung für die nur das Finanzamt dankbar ist. Denkbar ist, Anwärter mit einzubeziehen, sofern das Unternehmen Verluste oder Verlustvorträge besitzt, welche steuerliche Relevanz haben. Wir beschränken uns bei der Betrachtung der Effekte deshalb nur auf die in der Praxis meist sinnige Situation, die Verlagerung der bereits in Rente befindlichen Betriebsrentner vorzunehmen. Für unser Beispiel gehen wir davon aus, dass das Durchschnittsalter der bereits Rente empfangenden Betriebsrentner 70 Jahre beträgt. Da für Männer und Frauen unter‐ schiedliche Multiplikatoren beim Alter 70 bestehen, beschränken wir uns beim Faktor der Einfachheit halber auf die Männer. Laut Anlage 1 des §4d EStG darf für 70‐jährige Männer das 10‐fache der Jahresrente an die Unterstützungskasse geleistet werden. Für Betriebsrentenempfänger zahlt das Unternehmen aktuell 66.000 € pro Jahr. Aus diesen beiden Größen ergibt sich eine (aus steuerrechtlicher Basis heraus) maximale Einmalzahlung von 660.000 €. Diese wird finanziert über die Rückdeckungsver‐ sicherung (150.000 €) sowie dem Bankguthaben (500.000 €) und einer kleinen Ver‐ flüssigung der Forderungen (10.000 €). Damit verändert sich das Bilanzbild wie folgt:
150
Musterfall UNTERSTÜTZUNGSKASSE mit PAUSCHALER DOTIERUNG Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit UK
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit UK 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
600 250 0 850
36,6 15,2 0,0 51,8
300
13,1
300
18,3
500
21,7
490
29,9
500 1.300
21,7 56,5
0 790
0,0 48,2
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit UK Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
16,6 0,0
-327
-14,2
0
0,0
0
0,0
0
0,0
273
11,9
273
16,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
467 298 169 0 0 0
28,5 18,2 10,3 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
467
28,5
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
36,6 12,2 0,0 6,1
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900
54,9
0
0,0
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
1.640 100,0
2.300 100,0
1.640 100,0
Wie zu sehen ist, bauen sich die Pensionsrückstellungen bei den Rentner in der BilMoG‐Bilanz nicht vollständig ab, sondern nur in der Größenordnung des Einmalbei‐ trags 660.000 €. Genau wie beim Pensionsfonds gibt es zur Bilanzierung von „Unter‐ oder Überdeckungen“ auch bei der freien Unterstützungskasse noch offene Fragen. Sicher ist, dass die Differenz zwischen Einmalbeitrag und BilMoG‐Pensionsrück‐ stellung eine bilanzielle Erwähnung findet. Diese könnte sowohl im Anhang als auch in den Pensionsrückstellungen der Bilanz zu finden sein. In unserer Betrachtung gehen wir davon aus, dass die „Unterdeckung“ im Lösungsweg freie Unterstützungs‐ kasse in der Bilanz auszuweisen ist, was somit einer Worst‐Case‐Situation entspricht. Im gewählten Szenario ist der Einsatz sämtlicher Bankguthaben vorgesehen. Um die Liquidität zu sichern, könnte selbstverständlich auch eine Verflüssigung der Immobilie oder der Forderungen stattfinden. Genauso denkbar ist es, die Flexibilität der freien Unterstützungskasse bei der Ausstattung derselben zu nutzen und Zahlungen in meh‐ reren Schritten zu leisten. Denn die Zahlung an die Unterstützungskasse von 660.000 € ist eine Maximalzahlung, aber keine zwingende Voraussetzung der Trans‐ aktion. So könnte das Unternehmen alle Leistungsempfänger auf die Unterstützungs‐ kasse verlagern, die 660.000 € aber beispielhaft in 2 Jahresraten von je 330.000 € vornehmen. Zu achten ist dabei auf steuerliche Nachteile durch die höhere Auflösung der Pensionsrückstellungen im Verhältnis zu der tatsächlich geleisteten Zahlung an die Unterstützungskasse. Zudem bauen sich die Pensionsrückstellungen der Handels‐ bilanz nur so ab, wie auch Beitrag an die Unterstützungskasse geflossen ist. Wie beim Pensionsfonds mit Finanzierungsoption würde somit nur eine schrittweise Verbesse‐ rung des Bilanzbildes und damit der Finanzkennzahlen erreicht werden. Diese machen sich bei Betrachtung der Bilanz im Verhältnis zu anderen Lösungen im Worst‐Case
151
weniger stark bemerkbar. Bei Auslagerung der Pensionäre und voller Nutzung der Maximalzahlung verbessert sich die Eigenkapitalquote dennoch von 11,9 % auf 16,6 %. Diese eher zurückhaltende Verbesserung der Eigenkapitalquote ist unter anderem dem eigentlichen Vorteil geschuldet, bei der handelsrechtlichen Gewinn‐ und Verlust‐ rechnung keinerlei Ergebnisauswirkungen mit dieser Lösung zu verzeichnen. Denn wie bereits beschrieben, wurde angenommen, dass Pensionsrückstellungen nur in dem Maße handelsrechtlich aufgelöst werden, wie auch an die freie Unterstützungskasse Beiträge fließen. Dies führt zu einem Einklang, welcher sich beim Blick auf die GuV final verdeutlicht: Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit UNTERSTÜTZUNGSKASSE (PAUSCHAL DOTIERT) GuV HB BilMoG UK (2)
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
4. Materialaufwand 5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen
39.700 -550 660 0 39.810 12.800 16.200 0 660 0 500 10.350 40.510 700 0 700
10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
0
11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
0 0
Schlussendlich ist festzuhalten, dass die freie Unterstützungskasse viele Vorteile be‐ sitzt, wie z. B. die hohe Flexibilität (Beitragszahlungsmodi, Kapitalanlage), den ge‐ ringsten Kapitalbedarf für eine Auslagerung oder auch die GuV‐Neutralität. Die Vor‐ teile auf Ebene des Ratings und der Bereinigung der Bilanz wirken sich in der Worst‐ Case‐Annahme eher zurückhaltend aus. 152
RENTNER‐GMBH Die Rentner‐GmbH liefert bei der Betrachtung des Musterfalles Lösungen in viel‐ fältiger Ausprägung. Entscheidend dabei ist, um welche Pensionärsgruppen es sich handelt. Je nachdem, ob aktive Anwärter, ausgeschiedene Anwärter, bereits Rente beziehende Betriebsrentner, Angestellte oder Gesellschafter‐Geschäftsführer er‐ mittelt sich das geforderte Sicherungsvermögen – und damit der Kapitalbedarf, den das abgebende Unternehmen zu leisten hat – in unterschiedlicher Höhe. Dabei gilt: Handelt es sich um fremde Arbeitnehmer, ist bei der Kalkulation des Kapitalbedarfs eher auf die Versicherungskalkulation abzustellen. Handelt es sich um Versorgungen der Betriebsinhaber selbst, kann bei der Bemessung des Kapitalbedarfs auch bis zur fiskalischen Berechnung abgewichen werden. Speziell für letztere Gruppe gilt aber, dass vor einer Transaktion auf eine Anfrage beim zuständigen Betriebsstättenfinanzamt nicht verzichtet werden sollte. Die An‐ erkennung der Rentner‐GmbH ist maßgeblich von der Akzeptanz des Finanzamts ab‐ hängig. Wird ihr diese Anerkennung – z. B. aufgrund zu geringer oder zu hoher Ver‐ mögensausstattung – versagt, kann dies auch bei der bilanziellen Bewertung zum Kollaps führen. Deshalb wird bei der Betrachtung dieser Lösung von einer betrieblichen Veranlassung ausgegangen, in dem der Segen der Finanzbehörden vorliegt, die Transaktion recht‐ lich abgesichert ist und es sich mehrheitlich um fremde Arbeitnehmer handelt, wel‐ che auf eine Rentner‐GmbH verlagert werden sollen. Für die Gruppe der fremden Ar‐ beitnehmer ist seitens der Unternehmung auf Versichererkalkulation das Versor‐ gungskapital – und somit der benötigte „Einmalbeitrag“ – zu berechnen. Um die Transaktion durchzuführen, bedarf es zunächst der Schaffung einer Rentner‐GmbH, auf welche die Pensionslasten übertragen werden. Ist dies vollzogen, muss die Rentner‐GmbH mit Vermögen und/oder Kapital zur Finanzierung der Pensionen aus‐ gestattet werden. Wie bei unseren anderen Lösungsbeispielen mit dieser Kalku‐ lationsbasis bedienen wir uns für die Berechnung des Kapitalaufwands der Einfach‐ heit halber des Faktor 2,00 zu den steuerlichen Pensionsrückstellungen. Dies ergibt einen Kapitalbedarf von 1.600.000 €. Dieser wird aus dem Immobilienvermögen (600.000 €), aus der Rückdeckungsversicherung (150.000 €), aus dem Barvermögen (500.000 €) sowie einem Anteil aus den Forderungen (350.000 €) generiert. Damit er‐ gibt sich – wie bei versicherungsförmigem Pensionsfonds oder rückgedeckter Unter‐ stützungskasse – ein bereits bekanntes Bilanzbild nach Transaktion:
153
Musterfall RENTNER-GmbH Bilanz zum 31. Dezember GJ 02 Handelsbilanz neu nach BilMoG - Handelsbilanz neu nach BilMoG mit R-GmbH
Aktivseite
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände II. Sachanlagen Immobilien technische Anlagen und Maschinen III. Finanzanlagen (Rückdeckungsversicherung)
Handelsbilanz neu nach BilMoG 31.12.GJ 01 % Tsd. €
Handelsbilanz neu nach BilMoG mit R-GmbH 31.12.GJ 02 % Tsd. €
0
0,0
0
0,0
600 250 150 1.000
26,1 10,9 6,5 43,5
0 250 0 250
0,0 35,7 0,0 35,7
300
13,1
300
42,9
500
21,7
150
21,4
500 1.300
21,7 56,5
0 450
0,0 64,3
0
0,0
0
0,0
Handelsbilanz nach BilMoG 31.12.GJ 01 Tsd. €
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital II. Kapitalrücklage III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
SUMME EIGENKAPITAL / EK-Quote B. Rückstellungen nachrichtlich: 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen (Erfüllungsrückstellung)
%
Handelsbilanz mit R-GmbH Passivseite 31.12.GJ 02 % Tsd. €
600
26,1
273
0
0,0
0
39,0 0,0
-327
-14,2
-473
-67,6
0
0,0
0
0,0
273
11,9
-200
-28,6
1.127 308 819 0 0 0
49,0 13,4 35,6 0,0 0,0 0,0
0 0 0 0 0 0
0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0
1.127
49,0
0
0,0
Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten
600 200 0 100
26,1 8,7 0,0 4,3
600 200 0 100
85,7 28,6 0,0 14,3
SUMME FREMDKAPITAL / FK-Quote
900
39,1
900 128,6
0
0,0
SUMME Pensionsrückstellungen / PR-Quote C.
D. Rechnungsabgrenzungsposten 2.300
100,0
700 100,0
2.300 100,0
0
0,0
700 100,0
Wie bereits bei den beiden weiter oben dargestellten Lösungen gesehen, ist auch hier das abgebende Unternehmen stark an Liquidität und Vermögen ausgeblutet. Die Im‐ mobilie muss – im Gegensatz zu den beiden anderen Lösungen – nicht zwingend ver‐ äußert werden, sie kann auch in Form eines Sachvermögens in die neue Rentner‐ GmbH überführt werden. Auch die Forderungen sowie die Rückdeckungsver‐ sicherungen könnten in bestehender Form übertragen werden, um ungewünschte Nebeneffekte aus deren Verflüssigung zu vermeiden. Faktisch ist aber davon auszu‐ gehen, dass die Vermögenswerte über kurz oder lang flüssig sein müssen, um die Be‐ triebsrenten auch auszahlen zu können. Handelsbilanziell hat das abgebende Unternehmen in diesem Beispiel zudem die Hürde, überschuldet zu sein. Dies rührt aus den negativen Auswirkungen der Aus‐ lagerung auf die Rentner‐GmbH in der GuV her. Im Auslagerungsjahr entsteht eine Ergebnisbelastung von 473.000 €, welches das Eigenkapital aufzehrt und mit einem saldierten Minus von 200.000 € belastet. Der zunächst ertragserhöhenden Auflösung der Pensionsrückstellungen mit 1.127.000 € ist die Übereignung der Vermögenswerte als Aufwand in gewohnter Weise mit 1.600.000 € gegenüberzustellen. In der reinen Vergleichsbetrachtung (ceteris paribus) führt dies zu einem Verlust von 473.000 €, welcher in der Praxis aus Überschüssen des Jahresergebnisses der operativen Tätig‐ keit kompensiert werden müsste. Die handelsrechtliche GuV bildet dies über die be‐ kannten Positionen ab:
154
Muster-GuV Handelsbilanz (HB) nach BilMoG mit RENTNER-GmbH GuV HB BilMoG R-GmbH
GJ 02 Tsd. € 1. Umsatzerlöse 2. Bestandsveränderungen 3. sonstige betriebliche Erträge /Auflösung Pensionsrückstellungen
39.700 -550
4. Materialaufwand
12.800
5. Personalaufwand a) übriger Personalaufwand b) Zuführung zu Pensionsrückstellungen / Erfüllungsrückstellung c) Zahlung an externen Träger d) Abfindungszahlung 6. Abschreibungen 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen 10. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag
1.127 0 40.277
16.200 0 1.600 0 500 10.350 41.450 700 0 700 -473 0 -473
Festzuhalten bleibt, dass auch die Lösung Rentner‐GmbH nur einen sehr ein‐ geschränkten Einsatzkreis in der Praxis einnehmen wird. Bei Betriebsrenten von Unternehmern selbst sind die Hürden zur Anerkennung hoch. Sind diese Hürden zu nehmen, stellt sich die Frage, welcher Kapitalbedarf seitens des Finanzamts zu unter‐ legen ist. Dies hat aktiven Einfluss darauf, ob die Transaktion attraktiv und betriebs‐ wirtschaftlich sinnig ausgestaltet werden kann. Bei der Gruppe der fremden Mit‐ arbeiter ist die gesamtrechtliche Sachlage klarer. Sie führt zu einer Bemessung des Kapitalbedarfs auf Kalkulation des Versicherers. So lange sich an den Kalkulations‐ grundlagen nichts zugunsten der Unternehmen verändert, ist der Einsatz dieser Lösung nur auf sehr vermögende Unternehmen beschränkt.
155
KAPITEL 7: Aus der Not eine Tugend machen – warum in den kommenden Jahren handeln Gewiss ist die Frage erlaubt, ob, seit Finanz‐ und Wirtschaftskrise die Unternehmen weltweit in Atem halten, ein Ausweg aus der Sackgasse „Betriebsrente“ überhaupt möglich ist. Die zunehmende Unverbindlichkeit in Wirtschaft und Politik führt immer mehr dazu, dass sich Entscheider fragen, ob sie in Sachen „Betriebsrente von ges‐ tern“ die Zuständigkeit – mit Verweis auf die schwierige Lage – nicht einfach an ande‐ re weiter geben. Einige Mitglieder der Bankenwelt haben vorgemacht, wie man sich aus der Verantwortung von Fehlentwicklungen zieht, ohne dabei selbst einen Soli‐ darbeitrag leisten zu müssen. Dass mancher Unternehmenslenker diese Frage bereits für sich beantwortet hat (oder beantworten musste), spiegelt sich an der Beitragsentwicklung des Pensions‐ sicherungsvereins 2010 wider. Aber ist das die eine, „elegante“ Lösung für eines der Altersvorsorgeprobleme unserer Gesellschaft? Lässt man die Geschichte Revue passieren, ist dies – wie schon öfters – zu kurz gedacht. Die nachteilige demografische Entwicklung ist nicht erst seit wenigen Jahren bekannt. Dass z. B. die gesetzliche Rentenversicherung bereits Mitte der 70er Jahre ein Finan‐ zierungsproblem nur aufgrund der „demografischen Fehlentwicklung“ haben würde, wusste bereits unser erster Kanzler Konrad Adenauer. Und er war es immerhin, der das Rentensystem erst so richtig zur breiten Versorgung der Bevölkerung im Ruhe‐ stand ausweitete. Dass die Bevölkerungsentwicklung auch bei der Hypothek der Be‐ triebsrente nicht haltmachen würde, wird erstaunlicherweise (bis heute) immer noch kaum thematisiert. Von Gegenmaßnahmen ganz zu schweigen. Auch die Entwicklung der arbeitsrechtlichen Rahmenbedingungen zugunsten der Beschäftigten ist keine sensationelle Neuigkeit. Sie hat bereits mit der Einführung des Betriebsrentenrechts BetrAVG 1974 begonnen. In der Mehrzahl der Fälle wurden Unternehmer nicht dazu gezwungen, sich die Last der betrieblichen Altersversorgung aufzuzwängen. Dies geschah aus freien Stücken, weshalb es recht und billig ist, darauf zu pochen, dass Unternehmen ihre Zusagen auch einhalten. Im Laufe der Jahrzehnte ist ein enormes Vertrauenskapital ent‐ standen, das es jetzt zu bewahren gilt, auch wenn es mancherorts schwerfällt. Die Finanzkrise hat dieses Vertrauen bereits genügend ramponiert – das Unternehmen sollte es vermeiden, in die gleiche Kerbe zu schlagen. Und zu allen Steinen, die derzeit auf dem Weg liegen, gesellt sich nun das neue Bi‐ lanzrecht, welches für kleine und mittelständische Unternehmen zur „Wundertüte“ wird. Sich damit erst 2011 zu befassen – zum ersten Bilanzabgabetermin für das Ge‐
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schäftsjahr 2010 – wird ein neuerlicher Fehler sein, dessen Begehung ein Unter‐ nehmer vermeiden sollte. Die Zeiten sind also unruhig, die Wirtschaft ist im Umbruch. Die Unternehmen sind dazu aufgefordert, sich neu zu sortieren. Es bleibt zu raten, aus der Geschichte zu ler‐ nen und aktiv zu werden. Denn, wie so vieles besitzt die Betriebsrentenchance der Vergangenheit – und vor al‐ lem auch der Zukunft – zugleich eine zweite, sehr positive Seite der Medaille. Wie aus den Lösungsansätzen des Kapitels 5 sowie den Berechnungsbeispielen aus Kapitel 6 deutlich zu sehen ist, bietet die Betriebsrente Möglichkeiten in wirtschaftlichen Not‐ lagen, die das Unternehmen nachhaltig stärken. Stellvertretend dafür steht die Vari‐ ante „Verzicht“ eines Gesellschafter‐Geschäftsführers auf seine Pension. Aus der Neuausrichtung der Finanzierung eines Unternehmens bei wirtschaftlicher Schieflage, Kompensation von Unternehmensverlusten, Schaffung von Liquidität durch Ver‐ flüssigung einer möglicherweise überflüssigen Rückdeckungsversicherung sowie die unternehmenspolitische Vermarktungsmöglichkeit eines solchen Verzichts lassen sich Impulse für eine bessere Unternehmensperspektive gewinnen. Es ist vorstellbar, dass ein solches Opfer eines Unternehmers bei Gläubigern und Geldgebern eine neue Verhandlungsposition schaffen und auch der Unternehmer guten Mutes einen Sanie‐ rungsbeitrag seiner Bank oder Gläubiger einfordern kann. So gesehen kann die Betriebsrente auch als ein unternehmenswichtiges Potenzial be‐ trachtet werden, welches in guten Zeiten für schlechtere geschaffen werden kann. Dafür spricht auch die deutliche Tendenz der Unternehmen, Mitarbeiterversorgun‐ gen mittels Entgeltumwandlung sowie die Umwidmung von ineffizienten Lohnkosten (z. B. vermögenswirksame Leistungen) wieder mehr in die eigenen Hände zu nehmen und die Kapitalanlage im Unternehmen zu verwalten. Diese Tendenz wird natürlich auch von den Renditeergebnissen der Lebensversicherungsbranche der vergangenen 10 Jahre weiter vorangetrieben. Sicher gibt es viele Unternehmer, die sich zutrauen, bei einwandfreien Grundstrukturen und unternehmerischer Vernunft, das Kapital eines Mitarbeiters ansprechend zu verzinsen und daraus auch fürs Unternehmen Profite zu erzielen. Die Betriebsrente wird so zu einer Spielmasse, die einem Unternehmen Freiheiten und Stabilität verschafft. Denkt man darüber nach, dass die Betriebsrente bis auf ei‐ nige arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen frei vom Unternehmer gestaltbar ist, fragt man sich, warum die Unternehmen nur langsam aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, um die Betriebsrente als aktives Profit‐Center einzusetzen. Schließlich gibt es immer mehr nennenswerte Beispiele, die in der Wirtschaft Schule gemacht haben, es seien nur die Versorgungswerke von Konzernen wie Porsche, Mahle oder Würth genannt.
158
Für den aufmerksamen Unternehmer eröffnet sich hier eine Chance, die eine nähere Betrachtung durchaus Wert ist. Denn: Hat der Unternehmer seine Pensionslasten aus früheren Tagen sortiert und adressiert sowie die Potenziale, die die Entgeltum‐ wandlung der aktuellen Belegschaft mit sich bringt lokalisiert, dann ergeben sich aus beiden Teilbereichen mancherorts einfache Antworten auf die Frage, wie eine Ver‐ besserung oder Auslagerung der Betriebsrentenhypothek der Vergangenheit (zwischen‐)finanziert und aus Überschüssen abgebaut werden kann. Je mehr man sich mit der Betriebsrente beschäftigt, desto mehr Ideen und Möglich‐ keiten – die auf die Spezifika der Unternehmen hin maßgeschneidert werden können – lassen sich daraus gewinnen. Getreu dem Motto einer deutschen Kultband „Wenn nicht jetzt, wann dann“ bleibt inständig zu hoffen, dass betroffene Unternehmer die Potenziale heute erkennen und das Spielfeld der Betriebsrente gänzlich nutzen. Kaum eine andere Geldquelle kann so stark vom Unternehmer selbst gestaltet werden wie die betriebliche Altersversorgung. Möglich wird dies im besten Fall zu einem günstigsten Kredit mit langfristiger Tilgung, der Eigenkapital stärkt, permanent Liquidität schafft, eine günstige Risikoausfallprämie kostet, Arbeitsplätze sichert und vor allem eines – allen Beteiligten viel Spaß machen kann. Ein spezielles Beispiel aus der Praxis, wie aus dem Fluch Betriebsrente wieder ein Segen ungeahnten Ausmaßes werden kann, lesen Sie in Kapitel 8.
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KAPITEL 8: Innovatives aus Europa – wie wird aus einem Fluch ein Segen Wie schnell aus einem Fluch ein Segen werden kann, zeigt sich an innovativen Kon‐ zepten, die internationale, neue Trends mit altbewährten Systemen kombinieren. Eine oftmals entscheidende Frage bei Auslagerung einer Betriebsrentenhypothek der Vergangenheit ist, wer diese finanziert. Selbstverständlich denkt man zu erst an das Unternehmen selbst – schließlich sind es deren Pensionsverpflichtungen. Dass es – neben der Möglichkeit eines Verkaufs von Assets – für Finanzierung von Betriebsmit‐ teln und das Unternehmen generell auch andere Möglichkeiten neben klassischen Kreditfinanzierungen gibt, zeigen in Deutschland seit 2003 standardisierte Verbrief‐ ungsprogramme in sog. Off‐Shore‐Staaten. Angefangen von alternativen Fremdkapi‐ talfinanzierungen (z. B. Schuldscheindarlehen), über eigenkapitalersetzende Genuss‐ scheine, der Verflüssigung von materiellen sowie immateriellen Wirtschaftsgütern über Sale‐and‐Lease‐back (Immobilien, Fuhrpark, Patente & Lizenzen, etc.) sowie in den aktuellen Krisenzeiten kometenhaft ansteigenden Umlaufvermögenfinanzierung‐ en wie z. B. Factoring eröffnen interessante Möglichkeiten in Verbindung mit der Op‐ timierung von Pensionsverpflichtungen. Sicher: verbriefte Kredite und mezzanine Finanzierungsstrukturen haben seit der Lehman‐Pleite und dem Offenbarungseid internationaler Banken enorm an Dynamik und Reputation verloren. Dennoch ist es nicht nur eine Frage des „Lernens aus Fehlern der Vergangenheit“, sondern vielmehr die Frage nach sinnvollem und um‐ sichtigen Umgang mit Kapital, die einer solchen geplatzten Kreditblase vorangehen, wie wir sie aktuell erleben. Die Überzeugung, dass eine Wiederbelebung des Ver‐ briefungsmarktes stattfinden und sich weiter in deutschen Unternehmen etablieren wird teilen Politik, Wirtschaft und Consultingbranche gleichermaßen. Bereits heute sind wieder erste, vereinzelte Nachfragen zu verzeichnen. Genau auf diese Erholung setzt ein – in zwingender Verbindung mit der Auslagerung der Pensionsverpflichtungen der bereits Rente beziehenden Leistungsempfänger – aufgesetztes Eigenkapitalprogramm eines luxemburgischen Verbriefungsfonds. Die‐ ser Fonds gewährt einer ausgesuchten Klientel deutscher Unternehmen – ins‐ besondere inhabergeführten Mittelstandsunternehmen mit mehr als 1 Mio. € Pensionsverpflichtung und geringer Eigenkapitalausstattung – handelsbilanzielles Eigenkapital in Form von Genussscheinen oder Bonds mit der Mittelverwendungsvor‐ schrift, das zugeführte Kapital in eine Auslagerung der Pensionsverpflichtungen in‐ vestieren zu müssen. Besonders elegant dabei ist, dass durch diesen Vorgang Ver‐ bindlichkeiten in Form von Pensionsrückstellungen abgebaut sowie handelsbilanzi‐
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elles Eigenkapital aufgebaut wird – sozusagen ein Tausch von Verbindlichkeiten in Eigenkapital. Dass dies einen enormen Schub für die Bilanzkennzahlen sowie das Rating des Unter‐ nehmens verursacht wird schnell klar. Zugleich wird die Liquidität geschont, denn das Unternehmen hat nach Abzug der Kosten für Auslagerung, Vertragsgestaltung sowie Beratung kaum einen faktischen, einmaligen Liquiditätsabfluss. Die laufende Ver‐ zinsung für das Eigenkapital bewegt sich auf leicht erhöhtem Niveau im Verhältnis zur ehemaligen Pensionszahlung an die verlagerten Betriebsrentenbezieher. Diese Kom‐ bination – ratingsteigernd sowie liquiditätsschonend – spiegelt den Bedarf von be‐ troffenen Unternehmer der beschriebenen Couleur optimal wider. Dabei erfolgt die Auslagerung auf einen externen Träger zur günstigst möglichen Be‐ wertung – der freien Unterstützungskasse. Der benötigte Kapitalbedarf ist somit auf Niveau der Kalkulation des Finanzamts ausgerichtet. Damit ergeben sich im Ver‐ lagerungsjahr keine unerwünschten Einflüsse auf die Gewinn‐ und Verlustrechnung des Unternehmens, Überkapitalisierungen – und somit Überfinanzierungen – sind damit zunächst ausgeschlossen. Die freie Unterstützungskasse hat zudem die Chance, Gelder höherverzinslich anzulegen, um eine längst mögliche Haltbarkeit des ein‐ gesetzten Kapitals zur Rentenfinanzierung zu erreichen. Gleichzeitig bietet die freie Unterstützungskasse die Sicherheit, Überschüsse aus der Kapitalanlage (aus Rendite oder Sterbefällen) dem Unternehmen zur Tilgung des Eigenkapitals zurückführen zu können. Zusammengefasst ergeben sich auf den ersten Blick folgende Vorteile Abbau der Verschuldung durch Auflösung der Pensionsrückstellungen für die übertragenen Pensionsverpflichtungen Stärkung des Eigenkapitals durch Finanzierung der Auslagerung mittels handels‐ bilanziellem Eigenkapital Verbesserung des Ratings durch den Passiv‐Tausch und somit Kreditkostenein‐ sparungen sehr geringe Belastung der Einmal‐Liquidität zum Auslagerungszeitpunkt sehr moderate Mehrbelastung der laufenden Liquidität durch Bepreisung des Zinsaufwandes für das Eigenkapital auf Basis der ausgelagerten Rentenver‐ pflichtungen Kapitalbedarf für Auslagerung und Refinanzierung auf Niveau der fiskalischen Kalkulationsbasis Rückvergütung von Zins‐ und Sterblichkeitsüberschüssen aus der Unter‐ stützungskasse Verlagerung des Handlings der Betriebsrentenverwaltung und ‐abrechnung auf einen spezialisierten Abrechnungspartner
162
Eine Vorher‐Nachher‐Betrachtung in einer Musterbilanz macht die Vorteile schnell sichtbar: Handelsbilanz HGB mit Wertansätzen nach BilMoG vor Transaktion Bilanz zum 31. Dezember GJ 00
Aktivseite Tsd. €
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände
Anteil in %
Tsd. €
1.250
5,5
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital
II. Sachanlagen
2.300
10,2
II. Kapitalrücklage
III. Finanzanlagen
15 3.565
0,1 15,8
Tsd. €
III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag IV. Genussrechtskapital
B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
9.250
40,9
8.100
35,8
1.600 18.950
7,1 83,8
100
0,4
B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
nachrichtlich:
Passivseite Anteil in Veränderung %
425
1,9
1.000
4,4
-1.855
-8,2
0
0,0
-430
0,0 -1,9
12.555 4.768 7.787 0 65 2.500 15.120
55,5 21,1 34,4 0,0 0,3 11,1 66,9
6.000 1.000 175 750 7.925
26,5 4,5 0,8 3,3 35,1
-2.955
2.955
C. Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten D. Rechnungsabgrenzungsposten 22.615
100,0
0
0,0
22.615
100,0
Durch die Neubewertung der Pensionsrückstellungen nach BilMoG erfährt das Unter‐ nehmen zunächst einen Anstieg derselben um 2.955.000 € und rutscht damit in die bilanzielle Überschuldung. Handelsbilanz HGB mit Wertansätzen nach BilMoG und Transaktion Bilanz zum 31. Dezember GJ 00
Aktivseite Tsd. €
A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögensgegenstände
Anteil in %
Tsd. €
1.250
5,6
A. Eigenkapital I. gezeichnetes Kapital
II. Sachanlagen
2.300
10,2
II. Kapitalrücklage
III. Finanzanlagen
15 3.565
0,1 15,9
III. Bilanzgewinn / Verlustvortrag
9.250
41,1
8.100
36,0
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten
C. Rechnungsabgrenzungsposten
1.340 18.690
6,0 83,1
255
1,1
B. Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen a) Anwartschaften b) Rentner c) ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 3. Sonstige Rückstellungen
Passivseite Anteil in Veränderung %
425
IV. Genussrechtskapital B. Umlaufvermögen I. Vorräte
Tsd. €
nachrichtlich:
1,9
1.000
4,4
-1.960
-8,7
6.200
27,5
5.665
25,1
6.355 4.768 1.587 0 65 2.500 8.920
28,3 21,2 7,1 0,0 0,3 11,1 39,7
6.000 1.000 175 750 7.925
26,7 4,5 0,8 3,3 35,3
6.200
-6.200
C. Verbindlichkeiten 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 2. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen 3. Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen und Beteiligungsunter 4. Sonstige Verbindlichkeiten D. Rechnungsabgrenzungsposten 22.510
100,0
0
0,0
22.510
100,0
Im betrachteten Beispiel lagert das Unternehmen nun 6.200.000 € Pensionsverbind‐ lichkeiten aus und finanziert diese mit einem Eigenkapital‐Genussschein in selbiger Höhe. Die Eigenkapitalquote verbessert sich von vormals ‐1,9 % (bilanzielle Über‐ schuldung) auf 25,1 % nach Transaktion. Sicher ist, dass eine solche Transaktion unternehmensspezifisch geprüft und auf de‐ ren Tauglichkeit für die vorhandenen Verhältnisse im Unternehmen betrachtet wer‐
163
den muss. Wie beschrieben, werden nur Pensionsverpflichtungen von bereits in Ren‐ te befindlichen Betriebsrentnern mit Eigenkapital finanziert. Besitzt ein Unternehmen nur einen geringen Anteil an sog. Leistungsempfängern, erübrigt sich diese Über‐ legung möglicherweise schon. Genauso unsinnig könnte die Durchführung bei Unter‐ nehmen sein, die nur einen geringen Anteil an Pensionsrückstellungen im Verhältnis zur Bilanzsumme aufweisen oder bereits eine hohe Eigenkapitalquote besitzen, was somit keine merkliche Verbesserung der Ratingkennzahlen nach sich zieht. Ob letzt‐ genanntes Kriterium immer das ausschlaggebende Kriterium einer Auslagerung ist, kann ebenfalls infrage gestellt werden. Dennoch sollen Sie, lieber Leser, an diesem Beispiel erkennen, welche Möglichkeiten und Potenziale in der Betriebsrente von gestern stecken. Macht die oben grob be‐ schriebene Transaktion für ein Unternehmen Sinn, so kann diese einen enormen Ef‐ fekt und Schub für das Unternehmen bedeuten. Diesen Schub‐ und Wettbewerbsvor‐ teil sollten Unternehmen prüfen und wahrnehmen, bevor das BilMoG schmerzhaft zuschlägt.
164
Resümee, Wunsch des Autors & Dank Oftmals waren steuerliche Anreize die Triebfeder, Belegschaften oder Unternehmern großflächig Betriebsrenten zu versprechen. Genau wie im Bereich der geschlossenen Beteiligungen – z. B. in Schiffen, Immobilien, Filmfonds, Windparks, etc. – wurde be‐ dauerlicherweise das Augenmerk mehr auf die kurzfristigen Steuervorteile gelegt als auf den Kern der Materie selbst. Was nützen all die schönen Steuervorteile auf eine Ka‐ pitalanlage, wenn diese Kapitalanlage selbst floppt. Sie kennen die Antwort. Die Annahme, dass deshalb alle Kapitalanlagen dieser Gattung falsch und unsittlich sind, entspricht einer Frustreaktion aus der Enttäuschung heraus. Weil die Er‐ wartungshaltung falsch geprägt wurde, wird das ganze System in Zweifel gestellt. Gleiches wie bei Kapitalanlagen gilt auch für die Betriebsrente. Nur mit einem gravie‐ renden Unterschied: Kapitalanlagen schließt jeder für sich selbst ab. Blockiert der Un‐ ternehmer die Einführung und Durchführung einer Betriebsrente, schadet er nicht nur sich selbst durch entgangene Profite, sondern vor allem auch seinen Betriebs‐ angehörigen beim Aufbau der Altersvorsorge. Sicher ist die Betriebsrente oftmals zu einer Belastung geworden, die man als Unter‐ nehmer nicht ein weiteres mal eingehen möchte. Liegt das aber an der Betriebsrente selbst oder an den Umständen, die sie zum Flop gemacht haben? Ich wünsche mir, dass die Leser dieses Buches erkannt haben, dass das System funktio‐ niert, das es Mut zur Korrektur bedarf sowie Engagement bei der Nutzung verdient. Es sind die Nutzer, die für die Fehlentwicklungen verantwortlich sind. Und es sind auch die Nutzer, die eine Veränderung hervorrufen und die verloren geglaubten Vorteile wieder zum Leben erwecken können. Machen Sie Gebrauch davon. Ich verspreche Ihnen, dass Sie dabei Spaß haben werden. Danken möchte ich einigen Menschen, die mich zu diesem Buch inspiriert und moti‐ viert haben sowie mir eine Fülle an Unterstützung zuteilwerden haben lassen. Chro‐ nologisch abgehandelt danke ich als erstem Herrn Hermann Scherer, der den Funken der Idee zu einem lodernden Feuer entfacht hat und mit wertvollen Tipps die rasche Realisierung des Werkes in weniger als sieben Monaten unterstützt hat. Steuer‐ beraterin Frau Angelika Löbich, die mir von der ersten Stunde an als fachliche Spar‐ ringspartnerin zur Verfügung stand und beharrlich Verbesserungswünsche vor‐ getragen hat. Herrn Lutz Schnabel, der mir die Grundlagen zur Skizzierung der Heubeckschen Pensionsrückstellungen zusteuerte sowie fachlicher Austauschpartner zu gutachterlichen sowie mathematischen Fragen war. Besonderen Dank auch mei‐ nem Verleger, Herrn Dr. Detlef Jürgen Brauner, der von Beginn an großes Interesse und Engagement bei der Realisierung des Buchprojektes bewies.
165
Des weiteren möchte ich den „Sparringspartnern“ Andreas Liebig und Tobias Rieger danken, welche als völlig Branchenfremde wertvolle Impulse zum optimalen Ver‐ ständnis für Jedermann zusteuerten. Und last – but not least – den größten Dank meiner Frau und meinen Kindern, dass sie die Zeit der letzten Urlaube opferten, in denen das Manuskript entstand, mich nach Kräften walten ließen und zur richtigen Zeit Impulse setzten, wenn es manchmal an Antrieb fehlte.
166
Abkürzungs‐ und Erläuterungsverzeichnis Abkürzungen BAG BilMoG CTA DM EStG GRV GuV RM €
Bundesarbeitsgericht, Erfurt Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (seit 01.01.2010) Contractual Trust Arrangement (sog. Treuhandlösung) Deutsche Mark Einkommensteuergesetz Gesetzliche Rentenversicherung, Deutsche Rentenversicherung Bund Gewinn‐ und Verlustrechnung Reichsmark Euro
Erläuterungen Anwärter Abgeltungssteuer Betriebsrentner DAV 2004R (Sterbetafel)
Future‐Service
„Goldene Fessel“
Heubeck 2005G
Leistungsempfänger Old Economy
Profit‐Center
In der „Sparphase“ befindliche Mitarbeiter, die eine Betriebsrente erhalten werden. Anwärter unterteilen sich in ausgeschiedene und aktive Anwärter. Die Abgeltungsteuer ist eine Quellensteuer auf Kapitalerträge. Überbegriff für Anwärter und Leistungsempfänger einer Betriebsrente. Diese Sterbetafel ist die Ausscheideordnung, die die Grundlage darstellt, wie sich ein fiktives Kollektiv bei einem Versicherungsunternehmen von Personen aus einer bestimmten Personengruppe durch Tod erwartungs‐ gemäß verringert. Der Future‐Service stellt den Anteil der Betriebsrente dar, den der Mit‐ arbeiter zukünftig noch durch weitere Betriebszugehörigkeit zu erarbeiten (erdienen) hat. Synonym für sehr lange Unverfallbarkeitsfristen (zum Teil 35 Jahre Be‐ triebszugehörigkeit) zur Erreichung der Betriebsrente, welche bis zur Ein‐ führung des Betriebsrentenrechts (Gesetz zur Verbesserung der betrieb‐ lichen Altersversorgung) 1974 üblich waren. Diese Sterbetafel ist die Ausscheideordnung, die die Grundlage darstellt, wie sich ein fiktives Kollektiv bei aktueller Lebenserwartung von Personen aus einer bestimmten Personengruppe durch Tod erwartungsgemäß ver‐ ringert. In der „Auszahlungsphase“ befindliche, ehemalige Mitarbeiter, die eine Be‐ triebsrente bereits erhalten. Die Bezeichnung steht vor allem für Unternehmen aus den klassischen, tra‐ ditionellen Industriebereichen wie z. B. Maschinenbau, Chemie‐ und Auto‐ mobilindustrie. Das Profitcenter ist ein organisatorischer Teil eines Unternehmens, für den ein eigener Periodenerfolg/Ertrag ermittelt wird.
167
Pensions‐/ Direktzusage
Plan‐Asset
Past‐Service
Wirtschaftswunder
168
Bei einer Pensions‐/Direktzusage (unmittelbare Versorgungszusage) zahlt das Unternehmen die Versorgungsleistungen unmittelbar an den Be‐ rechtigten, so dass es hier grundsätzlich nach allen Regelwerken eine Rück‐ stellung bilden muss. Sie zählt zu den Durchführungswegen mit interner Liquiditäts‐ sowie Kapitalanlageansammlung (sog. Innenfinanzierungs‐ effekte). Ein betriebliches (Versorgungs‐)Vermögen, das nur der Erfüllung der Ver‐ sorgungszusagen dient und im Insolvenzfall nicht den Gläubigern zur Ver‐ fügung steht. Der Past‐Service stellt den Anteil der Betriebsrente dar, den der Mit‐ arbeiter bereits seit Beginn der Pensionszusage durch seine bisherige Be‐ triebszugehörigkeit erarbeitet (erdient) hat. Als Wirtschaftswunder werden der schnelle Wiederaufbau und der lange andauernde ökonomische Aufschwung der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs und Japans nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu Beginn der 1970er Jahre bezeichnet.