Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen: Teil 4 [6., unveränd. Aufl. Reprint 2020] 9783112345924, 9783112345917


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German Pages 564 [555] Year 1905

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Deutsches Lesebuch für höhere Mädchenschulen: Teil 4 [6., unveränd. Aufl. Reprint 2020]
 9783112345924, 9783112345917

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Deutsches Lesebuch für

höhere Mädchenschulen herausgegeben

von

Kart Kesset.

Vierter Leit.

€r$te Abteilung: Gedichte.

Stdrfte, UHveriaderte Huflage.

Aon« 1905. A. Marcus und E. Webers Verlag.

Aus öern Worwort zuv fünften Auflage. Der vierte Teil dieses Lesebuches ist für das achte, neunte und zehnte Schuljahr höherer Mädchenschulen be­ stimmt. Der wichtigste Teil der hier beigegebenen Metrik, und zwar von den Worten ab „die klassische Dichtung des Altertums" bis zu den Worten „Goethes Kunst weihte sie aufs neue" ist von Herrn Geheimrat Professor Dr. Wil­ ma n n s zu Bonn für die erste Auflage dieses Buches eigens verfaßt worden, wofür ich wiederholt dem gefeierten Ger­ manisten meinen verbindlichsten Dank ausspreche. Die Poetik ist nach Wilhelm Scherers Grundsätzen ausgearbeitet. Einige nötig erscheinende Erläuterungen sprachlicher und sachlicher Art samt Hinweisen auf die verbreitetsten Kommentare und auf ähnliche französische und englische Stoffe sind vor den Inhaltsverzeichnissen zusammengestellt; diese Einrichtung, in Verbindung mit dem Inhalt II, der in chronologischer Anordnung Übersichten über die Dich­ tungen und Prosastücke sämtlicher vier Teile dieser Samm­ lung bietet, hat es ermöglicht, daß aller störende Zwischen­ druck wie auch die Fußnoten wegfallen konnten. Sämtliche Stücke sind nach denjenigen Quellen ab­ gedruckt, die in dem Quellennachweis verzeichnet sind. Et­ waige Abweichungen vom Originaltexte sind daselbst genau angegeben. Die Zeichensetzung ist einheitlich geregelt und zwar nach folgenden Grundsätzen: 1) Vor Sätzen mit „und" steht ein Komma, sobald diese Sätze vollständig sind, d. h. ein eigenes Subjekt und Prädikat haben; eine Ausnahme tritt ein

[IV]

AuS dem Borwort zur fünften Auflage.

zwischen zwei Imperativsätzen, falls die beiden Imperative innerlich zusammengehören (nimm und iß). 2) Bor In­ finitiven mit zu und um zu steht ein Komma, wenn die Infinitive als verkürzte Sätze betrachtet werden müssen; wenn jedoch der Infinitiv ohne Zusätze steht oder nur ein sehr kurzer Zusatz ihm vorangeht, ist das Komma wegge­ lassen. 3) Vor Vergleichungen, die keinen eigenen Neben­ satz bilden, steht nur zuweilen der Deutlichkeit zuliebe ein Komma. 4) Nach Heischesätzen steht in der Regel ein Aus­ rufezeichen. 5) Ein Doppelpunkt (:) steht außer vor direkter Rede auch da, wo das Folgende als eine Folgerung des Vorhergehenden erscheint, besonders wenn ein dies andeu­ tendes Bindewort fehlt. 6) Die direkte Rede ist meist in Anführungszeichen (Gänsefüßchen) eingeschlossen. Der Apostroph blieb auf solche Fälle beschränkt, wo die richtige Auffassung des Wortsinnes durch das Vorhandensein eines Apostrophs erleichtert wird.

Koblenz.

Dr. Marl Hessel, Direktor der Hildaschule.

[IV] 1

1. Mrrr Vichtaugru.

Aus dem 16. Jahrhundert und später.

(Dartin Luiker (usb—15461. 1. Krau Musika (1538). Borrede auf alle guten Gesangbücher.

5

10

15

20

Für allen Freuden auf Erden Kann niemand kein feiner werden. Denn ich geb mit meim Singen Und mit manchem süßem Klingen. Hie kann nicht sein ein böser Mut, Wo da singen Gesellen gut. Hie bleibt kein Zorn, Zank, Haß noch Neid, Weichen muß alles Herzeleid. Geiz, Sorg, und was sonst hart auleit, Fährt hin mit aller Traurigkeit. Auch ist ein jeder des wohl frei. Daß solche Freud kein Sünde sei. Sondern auch Gott viel baß gefällt. Denn alle Freud der ganzen Welt: Dem Teufel sie sein Werk zerstört Und verhindert viel böser Mörd. Das zeugt David, des Kön'ges Tat, Der dem Saul oft gewehret hat Mit gutem, süßem Harfenspiel, Daß er in großen Mord nicht fiel.

2 PV)

Luther.

Sachs.

Zum göttlichen Wort und Wahrheit Macht sie das Ipcrg All und bereit: Solches hat Elisäus bekannt. Da er den Geist durchs Harfen fand. 25 Die beste Zeit im Jahr ist mein. Da singen alle Bögelein, Himmel und Erden ist der voll, Biel gut Gesang da lautet wohl. Boran die liebe Nachtigall 30 Macht alles fröhlich überall Mit ihrem lieblichen Gesang, Des muß sie haben immer Dank, Vielmehr der liebe Herre Gott, Der sie also geschaffen hat, 35 Zu sein die rechte Sängerin, Der Musiken ein Meisterin. Dem singt und springt sie Tag und Nacht, Seins Lobes sie nichts müde macht: Den ehrt und lobt auch mein Gesang 40 Und sagt ihm ein ewigen Dank.

Sans Sachs 2.

(1494—1576).

Johannes mit dem Jüngling (1535). Im Hofton Peter Zwingers.

1. Eusebius Beschreiben ist, Wie Johannes Evangelist Kam in der Frist Bei Patmos in ein Stätte, Stärket darin die Christen schwach. Allda er ein Jüngling ersach. Den er darnach Fleißig befehlen täte

Sach«. Eim Bischof, daß Er ihn fürbaß Väterlich sollt verwalten. Der ihn zog auf. Nach denk die Tauf Empfing auch von dem Alten; Doch fort wen'g Achtung auf ihm hätt, Der Jung Leibs Wollust suchte Und sich zu böser Gsellschast tät, Würd ganz arg und verruchte,

2. Und ein Hauptmann der Mörder war, Mördet und raubt etliche Jahr. Als nun kam dar Johannes in die Statte Und wieder nach dem Jüngling fragt, Als ihm der Bischof solches sagt. Weinet und klagt. Zuhand Johannes hatte Allda begehrt Ein gsattelt Pferd Und ritt hin in den Walde. Der Mörder Häuf Fing ihn bald auf, Da sprach er: „Weist mich balde Zu euerm Hauptmann!" und darnach Kam er zu der Höhl endlich; Bald nun der Jüngling ihn ersach, Da floh er vor ihm schändlich.

3. Johannes aber ihm nachritt. Schrie: „O Sohn, fleuch dein Bater nit. Das ist mein Bitt, Du ärmster aller Armen! Dein Sünde will selb büßen ich, Christum hab ich beten für dich, Genädiglich Wird er sich dein erbarmen."

[IV] 3

4 [IV]

Sachs.

Volkslieder.

Der Jung unwert Fiel auf die Erd, Bekennt fein Sünd und Schulde, Im Seufzen lag Mit Wein'n und Klag. Johannes Gottes Hulde Den Jüngling wieder leibet ein, Der sich wohl hielt aufrichtig. Drum keim Sünder die christlich Gmein Versage die Buß tüchtig.

3. «olkslieder. I. Mai««» 1. Herzlich tut mich erfreuen die fröhlich Sommerzeit, All mein Geblüt verneuen; der Mai viel Wollust geit. Die Lerch tut sich erschwingen mit ihrem hellen Schall, Lieblich die Bögelin singen, voraus die Nachtigall. 2. Der Kuckuck mit feint Schrein macht fröhlich jedermann. Des Abends fröhlich reihen die Meidlin wohlgetin; Spazieren zu den Brunnen pflegt man in dieser Zeit, All Welt sucht Freud und Wunne mit Reisen fern und weit. 3. Es grünet in den Walden, die Bäume blühen frei. Die Röslin auf den Felden, von Farben mancherlei. Ein Blümlin steht im Garten, das heißt Bergißnichtmein, Das edle Kraut Wegwarten macht guten Augenschein. 4. Ein Kraut wächst in der Auen, mit Namen Wohlgentut, Liebt sehr den schönen Frauen, darzu Holunderblut. Die weiß und roten Rosen hält man in großer Acht, Kann Geld darum gelosen, schön Kränz man daraus macht. 5. Darumb lob ich den Summer, darzu den Maien gut. Der wendet allen Kummer und bringt viel Freud und Mut, Der Zeit will ich genießen, dieweil ich Pfennig hab, Und den es tut verdrießen, der fall die Stiegen ab! 2. Ihnen Hipparch, der Zwingherrschcr der Stadt, erlag. 4. Unvergänglicher Ruhm ist euer Erbteil, O Harmodios und Aristogiton, Da von eurer Hand fiel der Tyrann Und ihr dem Volk Athens Freiheit und Recht erkämpft. III. Das lecke Staats schiff. Bon AlkäoS aus LeSboS.

1. Nicht mehr zu deuten weiß ich der Winde Stand, Denn bald von dorther wälzt sich die Wog heran Und bald von dort, und wir inmitten Treiben dahin, wie das Schiff uns fortreißt, 2. Mühselig ringend wider des Sturmes Gewalt: Denn schon des Masts Fußende bespült die Flut, Und vom zerborstnen Segel trostlos Flattern die mächtigen Fetzen abwärts. IV. Ode an Fuscus. Von Horaz (Integer vitae).

1. Wer in Unschuld wandelt und rein von Frevel, Ter bedarf nicht Maurengeschoß und Bogen, Noch, geschwellt von giftigen Pfeilen, Fuscus, Braucht er den Köcher.

229 [IV] .

.Geibel.

Kinkel.

2. Mög er durch umbrandetc Syrien, mög er Durchs Geklipp kaukasischer Wildnis schweifen, Oder wo durch Märchengebiet den Flutschwall Wälzt der Hydaspes. 3. Denn cs floh mich jüngst im Sabinerwalde, Als ich sorglos Lavagen sang und singend Weit vom Pfad abschweifte, den Unbewehrten Floh der Gebirgswolf. 4. Führt mich hin, wo über erstarrten Fluren Nie ein Baum aufschauert im Hauch des Frühlings, Wo die Welt mit ewigem Nebel traurig Jupiter zudeckt, 5. Oder wo, dicht unter dem Sonnenwagen, Uns versagt ist, Hütten zu bauen: immer Werd ich dich, süßlächelnde, süßberedte Lalage, lieben.

Gottfried Rinke! (1815—1882). 210. feilt geistlich Abendlied. 1. Es ist so still geworden, verrauscht des Abends Wehn, Nun hört man aller Orten der Engel Füße gehn; Rings in die Tale senket sich Finsternis mit Macht — Wirf ab, Herz, was dich kränket, und was dir bange macht! 2. Es ruht die Welt im Schweigen, ihr Tosen ist vorbei. Stumm ihrer Freude Reigen und stumm ihr Schmerzens­ schrei. Hat Rosen sie geschenkt, hat Dornen sie gebracht — Wirf ab, Herz, was dich kränket, und was dir bange macht! 3. Und hast du heut gefehlet, o, schaue nicht zurück: Empfinde dich beseelet von freier Gnade Glück! Auch des Verirrten denket der Hirt auf hoher Wacht — Wirf ab, Herz, was dich kränket, und was dir bange macht! 4. Nun stehn im Himmelskreise die Stern in Majestät; In gleichem, festem Gleise der goldne Wagen geht. Und gleich den Sternen lenket er deinen Weg durch Nacht — Wirf ab, Herz, was dich kränket, und was dir bange macht!

Wolfgang Müller.

[IV] 22fr

Wolfgang Müller (1816—1874). 211. Nächtliche Erscheinung zu Sveier. 1. „Wach auf!" erklingt's in des Schiffers Traum, „Wach auf, du Wächter am Strome!" Und über ihm rauschet der Lindenbaum, Und zwölfe schlägt es vom Dome. Groß vor ihm steht einer im dunkeln Gewand, Der Schiffer bringt ihn hinunter zum Strand, Halb schlafend, halb wachend, wie trunken. 2. Und während er träge löset den Kahn, Beginnt es um ihn zu leben, Viel riesige hohe Gestalten nahn, Er sieht sie nicht schreiten, nur schweben. Es tönet kein Wort, es rauschet kein Kleid, Wie Nebel durchziehn sie die Dunkelheit, So steigen sie all in den Nachen.

3. Er sieht sie mit Staunen, mit Schrecken an. Stöbt schweigend und fürchtend vom Lande, Kaum braucht er zu rudern, es flieget der Kahn, Bald sind sie am andern Strande. „Wir kommen zurück, da findst du den Lohn."' Gleich Wolken verschwinden im Felde sie schon. Fern scheinen ihm Waffen zu klirren. 4. Er aber rudert sinnend zurück Durch der Nacht ernstfriedliche Feier, Wo sich die Heimat hebet dem Blick, Das dunkeltürmige Speier, Sitzt wach bis zum Morgen am Lindenbaum^ Und war es Wahrheit, und war es ein Traum, Er hüllet es tief in den Busen. 5. Und sieh, es ruft ihn die vierte Nacht Als Wächter wieder zum Strome. Wohl hält er schlaflos heute die Wacht, Ta schlägt es zwölfe vom Dome.

280 [IV]

Wolfgang Müller.

„Hol über!" ruft es vom andern Strand, „Hol über!" Da stößt er den Kahn vom Land In stiller, banger Erwartung.

6. Und wieder ist es die düstre Schar, Die schwebend den Nachen besteiget. Der Kahn zieht wieder so wunderbar. Doch jeder der Dunkeln schweiget. Und als sie stoßen zu Speier ans Land, Gibt jeder den Lohn ihm behend in die Hand; Er aber harret und staunet.

7. Denn unter den Mänteln blinken voll Schein Viel Schwerter und Panzer und Schilde, Goldkronen und funkelndes Edelgestein Und Seiden- und Samtgebilde; Dann aber umhüllt sie wieder das Kleid, Wie Nebel durchfliehn sie die Dunkelheit Und schwinden am mächtigen Dome. 8. Doch wachend bleibt er am Lindenbaum Mit sinnendem, tiefem Gemüte; Ja, Wahrheit war es, es war kein Traum. Als blendend der Morgen erglühte: Er hält in den Händen das lohnende Geld; Drauf glühen aus alter Zeit und Welt Viel stolze Kaiserbilder.

9. Wohl sah er manchen Tag sie an In forschenden, stillen Gedanken, Ta riefen sie drüben um seinen Kahn, Das waren die flüchtigen Franken. Geschlagen war die Leipziger Schlacht, Das Vaterland frei von des Fremdlings Macht: Der Fischer verstand die Erscheinung. 10. „Und löstet ihr, Kaiser, die Grabesnachr And die ewigen Todesbande Und halft in der wilden, dreitägigen Schlacht Dem geängsteten Vaterlande,

Wolfgang Müller.

Herwegh.

[IV] 231

Steigt oft noch auf und haltet es frei Bon Sünden und Schmach und Tyrannei, Tenn es tut not des Wachens!"

Georg ßerwegb

.

212. Strophe« aus der Fremde. 1. Ich möchte hingehn, wie das Abendrot Und wie der Tag mit seinen letzten Gluten — O, leichter, sanfter, ungefühlter Tod! — Mich in den Schoß des Ewigen verbluten. 2. Ich möchte hingehn, wie der heitre Stern, Im vollsten Glanz, in ungeschwächtem Blinken; So stille und so schmerzlos möchte gern Ich in des Himmels blaue Tiefen sinken. 3. Ich möchte hingehn, wie der Blume Duft, Der freudig sich dem schönen Kelch entringet Und auf dem Fittich blütenschwangrer Luft Als Weihrauch auf des Herren Altar schwinget. 4. Ich möchte hingehn, wie der Tau im Tal, Wenn durstig ihm des Morgens Feuer winken; O, wollte Gott, wie ihn der Sonnenstrahl, Auch meine lebensmüde Seele trinken; 5. Ich möchte hingehn, wie der bange Ton, Ter aus den Saiten einer Harfe dringet Und, kaum dem irdischen Metall entflohn, Ein Wohllaut in des Schöpfers Brust erklinget. — 6. Du wirst nicht hingehn, wie das Abendrot, Du wirst nicht stille, wie der Stern, versinken, Du stirbst nicht einer Blume leichten Tod, Kein Morgenstrahl wird deine Seele trinken. 7. Wohl wirst du hingehn, hingehn ohne Spur, Doch wird das Elend deine Kraft erst schwächen; Sanft stirbt es einzig sich in der Natur, Das arme Menschenherz muß stückweis brechen.

IV.

Dichtungen aus der Weiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Aböls Graf von Schack (isib-ism). 213. Beim Siegeseinzug in Berlin (1871).

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15

20

Steig empor, Herrlichste der Sonnen, Die über Deutschland geleuchtet; O, den Tag, den du bringst, Ganz und voll zu genießen. Ist es genug nicht des Glücks für ein Leben? Den sterbenden Greis Laß das Auge nicht schließen. Bevor er ihn erblickt; Und in der Wiege dem Säugling Offne des Geistes Sehkraft, Daß sein Gedanke ihn fasse Und er einst noch den Enkeln künde: Ich habe den großen Tag erlebt! Horch! Trommelwirbel Und Fall von hunderttausend Tritten! Sie sind es, sie nahen. Die durch den Donner der Schlachten Über stürzender Brüder Leichen dahin Deutschlands Banner getragen! Noch scheinen ihre Lanzen

Schack.

[IV] 233

Vom Wirbelsturm des Kampfes zu zittern. Doch „Hoch!" erschallt es, „Hoch!" Durch des Volkes wogende Reihen, 25 Und mit dem Grün des Friedens bekränzt. Wallen durchs Tor die Siegesfahnen. Gen Himmel flackert Im Sonnenlichte der Glanz Der wogenden Helme und Waffen, 30 Wie durch die geschmückten Straßen Der Zug der Krieger sich wälzt — Und Fanfarengeschmetter nun Und Jubelruf von Millionen! Sie kommen, die glorreichen Führer, 35 Die Lieblinge des Ruhmes, Tie noch nach Jahrtausenden In ungeborner Völker Gesängen leben werden! Aus ihrer Mitte hervor, 40 Wie Orion unter den anderen Sternen, Leuchtet der Herrliche, Der Retter Deutschlands! Laßt Platz für sein Roß, Ihr Weiber, die mit euern Kleinen 45 Heran ihr euch drängt, Um, seine Knie umklammernd, ihm zu danken. Daß er euch Haus und Herd Vor Schande geschützt! Wohl mehr als des Krieges Gewühl 50 Liebt er, Kinder um sich spielen zu sehen; Aber noch einmal heut, zum letzten Male, Eh zur Pflugschar das Schwert sich wandelt, In seines Heeres Mitte Mit den krachenden Feuerschlünden 55 Muß er Zwiesprach halten:

Horch! das sind die ehernen Stimmen, Er kennt sie. Die ihn in zwanzig Siegesschlachten umdonnert.

234 [IV]

Schack.

Vor denen hundert Festen (i() Und ein Reich in Trümmer gesunken. Von allen Türmen die Glocken fallen ein, O! und weiter, dahin durch den Blumenregen,. Der von Fenstern und Dächern niederstäubt. Zieht er — achtlos vorüber an uns, 65 Denen an der Wimper die Freudenträne zittert. Während die Lippe verstummt Und nur des Herzens Klopfen Dank ihm stammelt. Daß er uns ein Vaterland geschenkt.

214. Im Grase. 1. Um mich schwärmender Bienen Gesumm; Fernerher Singen von Schnittern; Sommerlüfte, die heiß ringsum Über der Wiese zittern! 2. Hoch aus dunkelndem Himmelsblau, Drin die Wolken verschwimmen. Quillt es und rinnt hernieder wie Tau, Säuselt wie liebe Stimmen, 3. Gaukelt und lacht mir hinweg das Leid, Hebt die Erdengewichte, Bis die Seele, gelöst, befreit, Schwärmt in dem himmlischen Lichte.

215. Aus der Heimat. 1. Hier ist es, wo ich als Kind gestreift Und die Beere gepflückt, die am Abgrund reift; Still war's, wie jetzt, im Laube; Fernher nur hört ich durch Rankengeflecht Die Schläge der Axt und den pickenden Specht Und das Girren der wilden Taube. 2. O, Träume, schön, wie Märchen der Feen. Umschwebten mich dort, wenn beim Abendwehn Ich ruht am Felsenhange;

Schack.

[IV] 235-

Weber.

Und vor mir lag, wie im Traum ich's sah, Voll goldener Schlösser das Leben da — So lange das her, so lange! 3. Aus der Welt da draußen nun kehr ich zurück; Wie Märchen alles dahin: das Glück Und Hoffen nnd Lieb und Glaube! Im Walde lieg ich, wie einst ich lag, Und höre von ferne der Äxte Schlag Und das Girren der wilden Taube.

Sriebrid) Wilhelm Weber

(1813—1894),

216, Sprüche. V Gottessegen Die Welt ist voll von Gottessegen, Willst du ihn haben, er ist dein: Du brauchst nur Hand und Fuß zu regen. Du brauchst nur fromm und klug zu sein.

2. Greif jn! Der Tag hat seine Mühe; greif zu, sei fest und wach. Das Schwerste tu am ersten, leicht folgt das Leichte nach. Hab viel Geduld mit andern, mit dir hab nie Geduld: Tie ungetane Arbeit ist unbezahlte Schuld.

5. Nur rNutt Und soll es sein, und muß es sein. Da hilft kein Zieren und Flennen: Greif in die Nesseln frisch hinein. So werden sie dich nicht brennen.

4. Entsagen. Entsagen ist ein armes, bittres Kraut, Jn wenig Gärten wird's abseits gebaut. Doch allerorten breit und üppig sprießen Unkräuter zwei: Begehren und Genießen.

5. Hell anst Schau hell hinein in den Sonnenschein Und laß dir den Lenz behagen.

236 [IV]

Weber.

Storm.

Denn ob du lachst, und ob du weinst, Ter Winter kommt, eh du es meinst. Mit seinen traurigen Tagen.

tbeoöor Storm

(1817—isss).

217. Abseits. 1. Es ist so still; die Heide liegt .Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale; Die Kräuter blühn; der Heideduft Steigt in die blaue Sommerluft.

2. Laufkäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelheide Glöckchen; Die Vögel schwirren aus dem Kraut — Die Luft ist voller Lerchenlaut. 3. Ein halbverfallen niedrig Haus Steht einsam hier und sonnbeschienen; Der Kätner lehnt zur Tür hinaus. Behaglich blinzelnd nach den Bienen; Sein Junge auf dem Stein davor Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.

4. Kaum zittert durch die Mittagsruh Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; Dem Alten fällt die Wimper zu. Er träumt von seinen Honigernteu. Kein Klang der aufgeregten Zeit Drang noch in diese Einsamkeit.

218. Im Walde. 1. Hier an der Bergeshalde Verstummet ganz der Wind;

Storm. Dohm.

[IV] 237

Die Zweige hängen nieder, Darunter sitzt das Kind. 2. Sie sitzt in Thymiane, Sie sitzt in lauter Duft: Die blauen Fliegen summen Und blitzen durch die Luft. 3. Es steht der Wald so schweigend. Sie schaut so klug darein; Um ihre braunen Locken Hinfließt der Sonnenschein. 4. Der Kuckuck lacht von fern«. Es geht mir durch den Sinn: Sie hat die goldnen Augen Der Waldeskönigin.

Ernst Dobm

(isi9—is83).

219. Die Schlacht von Metz

(am 14., 16. und 18. August 1870).

Tas war eine Schlacht! Drei Tage lang, Vom Morgen bis zur sinkenden Nacht, Ter männermordende Donner kracht 5 Und des Todes mähende Sichel klang. Das war eine Schlacht! Zwischen Kampf und Kampf Hat der Tod je einen Rasttag ^gemacht. Umnebelt vom schwebenden Pulverdampf, 10 Satt und übersatt Des Blutes, das er zu gierig trank. Vom blutigen Mähen so müd und matt, Daß dem knöchernen Arm die Sichel entsank. Das war eine Schlacht! 15 Und als des dritten Tages Gestirn Zur Rüste ging und von der Berge Firn Ihren Schattenschleier senkte die Nacht, Hessel, Lesebuch IV. Gedichte. 16

298 (IV]

Dohm.

Da lagen Freund und Feind, An die dreistigtausend! vereint, 20 Im stummen Tode friedlich gesellt — Ein unabsehbar Leichenfeld. Und auf das klaffende Bölkergrab Lächelt der Mond vom Sternenzelt Schweigend des Todes Frieden herab. Das war eine Schlacht! Die ihr, das Vaterland Zu schützen vor Gewalttat und Schänd, Euch selber zum blutigen Opfer gebracht — Ihr treuen Toten, du und du, 30 Die im Gefecht Mit dem Leben besiegelt Deutschlands Recht, Niedergemäht von des Todes Mahd, Ausgesät als des.Friedens Saat, Fahrt wohl, zur ewigen Ruh!

25

Das war eine Schlacht! Des Feindes Plan, so keck erdacht. Zu schänden gemacht. Zerrissen, zerschlissen, wie sein Heer! Er selbst nach knirschender Gegenwehr 40 Zurückgeworfen in die Feste Metz! Dort fest umsponnen mit ehernem Netz, Mit eiserner Klammer regungslos. An den Fels geschmiedet bewegungslos. Aller Hilf und alles Entrinnens bar, 45 Ausbäumend in ohnmächtigem Schmerz — Und der deutsche Aar Stückweis ihm zerhackend das zuckende Herz!

35

Das war eine Schlacht! Westwärts in wehender Fahnen Pracht, 50 Mit klingendem Spiele, dran und drauf. In nimmer aufgehaltenem Lauf, Weit, weit übern Rhein Nach Frankreich hinein Deutschlands Banner tragend, sein Recht und Ehr,

Dohm.

Keller. Lingg.

[IV] 239

55 Im Sturmmarschtritt,

Im Siegesschritt Wälzt gen Paris sich das deutsche Heer.

Gottfried Keller

(1819-1890).

220. «aldlied. Arm in Arm und Kron an Krone steht der Eichenwald verschlungen; Heut hat er bei guter Laune

mir sein altes Lied gesungen. Fern am Rande fing ein junges Bäumchen an sich sacht zu wiegen; Und dann ging es immer weiter an ein Sausen, an ein Biegen;

6 Kam es her in mächtgem Zuge,

schwoll es an zu breiten Wogen;

Hoch sich durch die Wipfel wälzend,

kam die Sturmesslut gezogen.

Und nun sang und pfiff es graulich in den Kronen, in den Lüften,

Und dazwischen knarrt und dröhnt es unten in den Wurzelgrüsten. Manchmal schwang die höchste Eiche

gellend ihren Schaft alleine:

10 Donnernder erscholl nur immer drauf der Chor vom ganzen Haine! Einer wilden Meeresbrandung

hat das schöne Spiel geglichen.

Alle- Laub war, weißlich schimmernd, nach Nordosten hingestrichen. Also streicht die alte Geige

Pan, der Alte, laut und leise.

Unterrichtend seine Wälder in der alten Weltenweise. Ib Jn den sieben Tönen schweift er unerschöpflich auf und nieder.

In den sieben alten Tönen,

die umfassen alle Lieder.

Und es lauschen still die jungen

Dichter und die jungen Finken,

Kauernd in den dunklen Büschen

Germann Lingg

sie die Melodiken trinken.

(geboren 1820).

221. Heimkehr. 1. In meine Heimat kam ich wieder. Es war die alte Heimat noch. Dieselbe Luft, dieselben Lieder,

Und alles war ein andres doch 2. Die Welle rauschte wie vorzeiten.

Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,

Von fern erklang ein Abendläuten,

Die Berge glänzten aus dem See.

240 11 V |

Lingg

Meyer.

3. Doch Vvr dem Haus, wo uns vor Jahren Die Mutter stets empfing, dort sah Ich fremde Menschen fremd gebaren; Wie weh, wie weh mir da geschah! 4. Mir war, als rief es aus den Wogen: Flieh, flieh! und ohne Wiederkehr! Die du geliebt, sind fortgezogen Und kehren nimmer, nimmermehr!

Konrad Serdinand (Dever

(1325-1398).

222. Der Gesang des Meeres. 1. Wolken, meine Kinder, wandern gehen Wollt ihr? fahret wohl! auf Wiedersehen! Eure wandellustigen Gestalten Kann ich nicht in Mutterbanden halten. 2. Ihr langweilet euch auf meinen Wogen? Dort die Erde hat euch angezogen? Küsten, Klippen und des Leuchtturms Feuer? Ziehet, Kinder! geht auf Abenteuer! 3. Segelt, kühne Schiffer, in den Lüften! Sucht die Gipfel! ruhet über Klüften! Brauet Stürme! blitzet! liefert Schlachten! Traget glühnden Kampfes Purpurtrachten! 4. Rauscht im Regen! murmelt in die Quellen! Füllt die Brunnen! rieselt in den Wellen! Braust in Strömen durch die Lande nieder — Kommet, meine Kinder, kommet wieder!

223. Mit zwei Worte». 1. Am Gestade Palästinas, auf und nieder. Tag um Tag, „London?" frug die Sarazenin, wo ein Schiff vor Anker lag. „London?" bat sie lang vergebens, nimmer müde, nimmer zag.

Bis zuletzt an Bord sie brachte eines Bootes Ruderschlag.

2. Sie betrat das Deck des Seglers, und ihr wurde nicht gewehrt. Meer und Himmel. „London?" frug sie, von der Heimat abgekehrt.

Meyer.

[IV] 241

Scheffel.

Suchte, blickte, durch des Schiffers ausgestreckte Hand belehrt. Nach den Küsten, wo die Sonne sich in Abendglut verzehrt. . .

3. „Gilbert?" fragt die Sarazenin im Gedräng der großen Stadt,

Und die Menge lacht und spottet, bis sie dann Erbarmen hat. „Tausend Gilbert gibt's in London!" Doch sie sucht und wird

nicht matt. „Labe dich mit Trank und Speise!" Doch sie wird von Tränen satt.

4. „Gilbert!" — „Nichts als Gilbert? weißt du keine andern

Worte? nein?" „Gilbert!" . . „Hört, das wird der weiland Pilger Gilbert Becket sein, Den gebräunt in Sklavenketten glüher Wüste Sonnenschein, Dem die Bande löste heimlich eines Emirs Töchterlein!" 5. „Pilgrim Gilbert Becket!" dröhnt es, braust es längs der Themse Strand. Sieh, da kommt er ihr entgegen, von des Volkes Mund genannt. Über seine Schwelle führt er, die das Ziel der Reise fand. Liebe wandert mit zwei Worten gläubig über Meer und Land.

Viktor Joseph von Scheffel

(i826—lsse).

224. Lied des Trompeters von Säckiugen. 1. Alt-Heidelberg, du feine, Tu Stadt au Ehren reich. Am Neckar und am Rheine Kein andre kommt dir gleich. 2. Stadt fröhlicher Gesellen, An Weisheit schwer und Wein, Klar ziehn des Stromes Wellen, Blauäuglein blitzen drein. 3. Und kommt aus lindem Süden Der Frühling übers Land, So webt er dir aus Blüten Ein schimmernd Brautgewand. 4. Auch mir stehst du geschrieben Ins Herz gleich einer Braut, Es klingt wie junges Lieben Dein Name mir so traut.

242 [IV]

Scheffel. Eichrodt.

5. Und Geb Und

Und stechen mich die Dornen, wird mir's draus zu kahl. ich dem Roß die Spornen reit ins Neckartal.

Ludwig eicbrofct

(I827-1889).

225. Die Kameraden. 1. Tief im Gebirg, auf sonnigem Grund, Da liegen zwei Genossen, Alle beide auf den Tod verwundt, Alle beide ins Herz geschossen. 2. Von ferne toset das Gefecht Herauf zum düstern Walde, Die Schüsse knattern so regelrecht Und säubern Trift und Halde. 3. Die beiden aber liegen im Moos Und schauen treuen Blickes In des Himmels dunkelblauen Schoß Und harren ihres Geschickes. 4. Sie liegen sich viel Schritte fern — Das schmerzt mehr als die Wunde, Sie wären beieinander so gern In der bittern Todesstunde! 5. Und mit unendlicher Liebesmüh Rücken sie näher und näher: „O Bruder, stirb mir nicht zu früh. Ich sterbe sonst so eher!" 6. Sie haben sich mit stiller Glut In ihre Arme geschlossen. Und ihre Tränen und ihr Blut In eins zusammen flössen. 7. Sie küssen sich und schauen sich an. Der eine und der ander. Und lächeln freundlich dann und wann Und sterben miteinander.

Hamerling.

[IV] 243

Robert ßamerling (lsso—isso). 22«. Baterlandslied. i. 1. Vaterland, du starkes, Vom Elbstrom hundert Städte Wo von den Alpenhängen bis Viel tausend Brüder wohnen —

2. Wo Wo Und

wo blühn im Sonnenschein bis an den grünen Rhein, an den Nordseestrand Gott segne dich, du starkes Land!

Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn, hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn, sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land!

3. Vaterland, du k ü h n e s, wo eichenlaub-umkränzt Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo noch verborgen glänzt Das Schwert der Hohenstaufen, und wo deutsche Hand Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land!

4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug, Indes doch Lieb und Treue, rein wie Opferbrand, Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land! 5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern, An welches treu gebunden hält ein festes Band Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land! 6. Vaterland, du heilges — wohlauf im Morgenrot! Für dein Banner gehn wir freudig in den Tod, Wenn es allgemeinsam weht am Nordseestrand Und von den Alpen flattert — Gott segne dich, du heilges Land! II.

1. Vaterland, geliebtes! umströme dich Glück und Heil! Was Bestes bringen die Zeiten, es werde dir zuteil! Nur, fleh ich, nie mißachte, in neuen Strebens Drang, Was deutschen Namens Ehre gewesen ein Jahrtausend lang!

2. Entfache des Geistes Leuchte zu niegesehnem Glanz, Doch pflege du das Herz auch! pflege den keuschen Kranz

244 [IV]

Hamerling.

Tiefinniger Gefühle!

wahre duftig zart

Die Blume deutschen Gemütes

Heyse.

im frostgen Hauch der Gegenwart!

3. Was Wirklichkeit dir immer Mein Volk, der 'Ideale

für goldne Kränze flicht,

Bilder stürze nicht!

du walle noch dahin!

Stehn ihre Tempel öde,

sich ewig jung der deutsche Sinn!

In ihrer Sternglut bade

4. Und weil es dir vertraut ward,

das Banner des Ideals,

So halt es hoch im Schimmer

des ewigen Sonnenstrahls!

Hoch halt es unter den Völkern

und walle damit voran

Die Pfade der Gesittung,

der Freiheit und des Rechtes Bahn!

5. Ruhmvoll ist deutsche Treue, So bleibe, mein Volk, denn ewig Wem ist, wie dir, entbehrlich

Wer ist, du größtes der Völker,

6. Herzensadel bleibe

des ewigen Rechtes Hort,

Raub, Unrecht oder Trug?

so sehr wie du sich selbst genug?

des deutschen Namens Ruhm,

Recht und Wahrheit bleibe

Auf diese starken Säulen,

Gründe für alle Zeiten

hoch gilt Germanenwort:

sein Palladium; vom Wandel der Zeit umkreist. dein Weltreich dir, o deutscher Geist!

POUl Bevfe

(geboren 1830).

227. über ein Stündlein. Dulde, gedulde dich fein! Über ein Stündlein Ist deine Kammer voll Sonne. Über den First, wo die Glocken hangen, 5 Ist schon lange der Schein gegangen. Ging in Türmers Fenster ein. Wer am nächsten dem Sturm der Glocken, Einsam wohnt er, ost erschrocken. Doch am frühsten tröstet ihn Sonnenschein. 10 Wer in tiefen Gassen gebaut, Hütt an Hüttlein lehnt sich traut, Glocken haben ihn nie erschüttert, Wetterstrahl ihn nie umzittert. Aber spät sein Morgen graut.

Heyse.

[IV] 245

15

Höh und Tiefe hat Lust und Leid. Sag ihm ab, dem törichten Neid! Andrer Gram birgt andre Wonne. Dulde, gedulde dich fein! Über ein Stündlein 20 Ist deine Kammer voll Sonne.

228. Das Tal des Esvingo. 1. Sie zogen zu Berg, an den Bächen dahin, Maurisches Volk, reisig und stolz. Auf Kampf mit den Franken stand ihr Sinn, In Fähnlein ging's an den Bächen dahin, Drin Schnee der Pyrenäen schmolz.

2. In der feuchten Schlucht ihre Mäntel wehn. Scharf von den Höhn tönet der Wind. Ihre Lanzen drohn, ihre Augen spähn — Kein baskischer Hut in den Klippen zu sehn, Und die Baskenpfeile, die fliegen geschwind.

3. Sie reiten über den ganzen Tag Traurigen Pfad, hastigen Ritt. Endlos dünkt sie der Tannenhag, Und das Maultier braucht schon der Geißel Schlag, Und das schnaufende Roß geht müden Schritt. 4. Ta neigt sich der Weg. Aus den Klüften wild, Plötzlich gesenkt, führt er zutal. Ta liegt zu Füßen, ein schimmernd Bild, An die Berge geschmiegt das weite Gefild, Falter fliegen im Sonnenstrahl. 5. Ter Abend, wie lau! und die Wiesen, wie grünt Ulmengezweig wieget die Luft. Jasmin und gelbe Narzissen blühn. Und die Halden entlang die Rosen glühn — Die Näh und Weite schwimmen in Duft. 6. Ta wird den Mauren das Herz bewegt. Seliger Zeit gedenken sie. Wo sie Haurans schlanke Gazellen erlegt.

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Heyse. Trojan.

Wo sie Märchen gelauscht und der Liebe gepflegt Und die Rosen gepflückt von Engadi. 7. Und sie steigen hinab, und es löst sich das Heer. Liebliche Luft säuselt sie an! Wie in Rosenhainen um Bagdad her. So die Schwüle lindert der Hauch vom Meer, So haucht aus dem Grunde der See heran. 8. Ihre llugen Sorgen — wie bald sie vergehn! Waffen und Wehr werfen sie ab. Ihre Sinne berauscht, wie von Wiedersehn! Sie schweifen umher, wo die Rosen stehn. Sie tauchen zum Bad in den See hinab. 9. O Heimatwonne! die Wachen im Zelt Lauschen mit Neid dem Jubel umher. So friedlich dünkt sie die schöne Welt; Es lockt sie hinaus in das duftige Feld, Und die wachen sollen — sie wachen nicht mehr. 10. Sie wachen nicht mehr! Es wacht in der Nacht Tücke, der Nacht lauerndes Kind. Sie schleicht sich hervor aus der Waldung sacht. Sie kriecht zu den Zelten — habt acht, habt acht I Tie Baskenpfeile, sie fliegen geschwind. 11. Zu spät! zu nah die grause Gefahr: Waffenentblößt, unter Rosen rot Zu Boden sinken sie Schar um Schar. O, seliger.Traum, der so tückisch war! O Heimatwonne, du brachtest den Tod!

Jobannes Crojan

(geboren iss?).

229. Drei R»se«-Srte«. 1. Ein Rosengarten im Tale Erblüht gar wunderbar. Es schließen dem Sonncnstrahle Sich auf die Rosen klar.

Trojan. Greif. 2. Darüber auf Bergeswarten In unnahbarer Höh Blüht auf ein Rosengarten Aus Sonnenglanz und Schnee. 3. Hoch über den Zacken droben Erblüht in reinster Luft Ein Rosengarten, gewoben Aus Morgenlicht und Duft. 4. Drei Rosengärten über Einander — wie das erglüht! Mir ahnt es, daß darüber Noch einer, der schönste, blüht.

(Dortin Greif

(geboren i839).

230. Frühling der Heide.

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Auch die Heide blühet Jahres einmal. Und es ist kein Leben so trostlos. Daß ihm die Freude nicht nahet Einmal. Sommer ist 'Frühling der Heide, Blumig liegt sie, die starr erst, Bienendurchsummt, in genesener Frische, Keine Strecke ist ihr öde mehr. Alle grünen. Aufgebrochen ist die Blüte, Die sie eigen erziehet, Und mit ihrer rosenroten Glocken Lieblicher Anmut, Auf dem zierlichen Stengel genährt, Schmücken sich Bräute selbst. Lieblicher noch als jene. Auch was sonst sie an Zierden trägt. Ob auch spärlich. Zeigt sein kräftig Dasein In der fröhlich derben.

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248 [IV]

Greif.

Lebhaft leuchtenden Farbe. Scharlach wechselt zumeist ihr Mit tief gelbem Schmelze. Dicht hin stehen die Sträucher so, 25 Alle lieben sich Und verschlingen innig Ihre tausend Wurzeln. Auch die Heide blühet Wahres einmal. Und es ist kein Leben so trostlos, 30 Daß ihm die Freude nicht nahet Einmal.

231. Am Wafferfa«. 1. Junger Fluß, mach dich bereit: Dort hinab! Auf, und saus mit Mächtigkeit In dein Grab! 2. Daß es dich hinuntertreibt, Fühlst du wohl. Bist schon im Gewölk zerstäubt. Brausest hohl. 3. Sieh, da kommst du schon herfür. Grün und weiß, Gehst noch lang wie außer dir. Dampfend heiß.

232. Das erste Sommergras. 1. Ich weiß es nicht, was es wohl ist, Tas mir zu Herzen geht, Seh ich das erste Sommergras Bom Schnitter hingemäht. 2. Wohl sprießt das neue bald ihm nach. Und Sommer bleibt noch lang. Doch wird mir gar so trüb dabei. Hör ich der Sichel Klang.

Greif.

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233. Die einsame Wo«e. 1. Sonne warf den letzten Schein, Müd im Niedersinken, Eine Wolke nur allein Schien ihr nachzuwinken. 2. Lange sie wie sehnend hin-. Ferne den Genossen, Als die Sonne unterging. War auch sie zerflossen.

234. Hochsommernacht. Stille ruht die weite Welt, Schlummer füllt des Mondes Horn, Das der Herr in Händen hält. Nur am Berge rauscht der Born — Zu der Ernte Hut bestellt. Wallen Engel durch das Korn.

235. Rachtgefühl. 1. O, stille Nacht, O, Nacht der Stille, Zur Ruh gebracht Der ganze Wille — 2. Zum Schlaf bereit Das Herz voll Sorgen. O, schöne Zeit Bis an den Morgen!

236. Die Bergföhre 1. Ich wär ein hoher Baum geworden. Jedoch des Schneees Last, Der Föhn aus Süd, der Sturm aus Norden Begruben früh mich fast. 2. So ward ich vom Geschick gezwungen. Zu werden, wie ich bin, Wer nie mit harter Not gerungen, Versteht nicht meinen Sinn.

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Greif.

Ambrosius.

237. Auf dem Schlachtfeld von Wörth (1870). 1. Auf stillen Trauerwegen Geh ich am Wanderstab, Wohl möcht ich Blumen legen Auf jedes junge Grab. 2. Verflogene Briese melden Manch Liebeswort dem Wind, Ich denk an all die Helden, Die hier gefallen sind. 3. Tornister bei Tornister, Von Freund und Feind zugleich. Als wären sie Geschwister, Seit sie im Himmelreich — 4. Als wären sie zu finden Wie Klee im Roßgestampf, Als müßt sich keiner winden Im letzten Todeskampf. 5. Was ist in solchen Zeiten Ein armes Mutterkind? Die Toten ruhn zur Seiten, Wie sie gefallen sind.

238. Wunsch am Abend. Sturm, gestillt zu leisem Hauch, Welch ein Abendfrieden — Wär einst meinem Leben auch Solch ein End beschieden!

Jobanna Ambrosius

(geboren 1854).

239. Was ich liebe. 1. Ein stets blauer Himmel Wäre nicht schön. Es müßten die Blümelein Alle vergehn.

Hart würde der Boden Vor Sonnenglut, Und das tut den Blümelein Doch niemals gut.

Ambrosius. 2. Und immer int Glücke Möcht ich nicht stehn, Fand nie die Brücke Zum Schlafengehn. Und leert ich die Freude Auch Zug um Zug, Ich dürstete immer Und hätt nie genug.

3. Ich liebe die Wolken, Tie Wolken grau. Die bringen der Erde Den kühlen Tau, Ich liebe die Schmerzen Mit allem Weh, Sie tragen die Herzen Zur lichten Höh.

240. Herbstbild. 1. Still und traumhaft rings umher Gelbe Blätter langsam fallen; Wie ein endlos wogend Meer Auf und ab die Nebel wallen. 2. Wie der Vogel müde zieht Heim mit schwachen Flügelschlägen! Ach, kein einzges süßes Lied Will die Brust ihm froh bewegen. 3. Und der Weg ist kalt und naß. Und so traurig still die Erde, Und die Sonne, ernst und blaß. Lugt durch graue Wolkenherde. 4. Schwarz der Wald und schwarz die Reiser, Tie entlaubt zum Himmel sehn! Beten sie in ihrer Weise Wohl zu Gott um Auferstehn? 5. Ja, sie beten! — Lausch dem Amen, Menschenherz, in der Natur! Tief im Busen Hoffnungssamen, Legt zur Ruhe sich die Flur.

241.

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Sehnsucht.

1. Tropfen aus der Menschenseele Trägst du in den weißen Rosen, Die dein Mondscheinkleidchen schmücken, Stumme Sehnsucht. 2. Blaß wie matter Sternenschimmer Schaut dein todestraurig Antlitz

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Ambrosius. Ritter.

Aus den blauen Schleierfalten Auf gen Himmel. 3. Ohne Anfang, ohne Ende Ziehst du durch des Weltalls Räume, Deine brennend heißen Flügel Ewig schlagend.

ttnna Ritter

(geboren 1865).

242. Sturinlied. 1. In Meerestiefen, Auf altem Turm, In Felsenhöhlen, Da schläft der Sturm. Die Haare fallen Ihm ins Gesicht, Die Glieder starren, Er merkt es nicht — Er schläft und schläft. 2. Da kommt Von ferne Verworrner Klang, Wie Ächzen tönt es. Wie Schlachtgesang; In scheuer Eile Zieht's schwarz herbei, Dazwischen klingt es Wie Jubelschrei: Hussa! Hussa! 3. Hei, wie der Alte Vom Boden springt! Gell pfeift er, daß es Die Luft durchdringt. Er schwingt sich wild Auf sein wiehernd Roß, Und um ihn drängt s ich Der Wolken Troß — Hussa! Hussa!

4. Nun wahr dich, Erde! Nun wahr dich, Meer! In Lüften brauset Der Sturm daher. Nun beugt euch, Wälder! Nun kniee, Saat! Springt an, ihr Wogen! Ein König naht — Heil! Heil! 5. Ihr Menschen, flüchtet Und kriecht ins Haus! Tie Flammen löscht nun, Tie Feuer aus. Daß nicht des Herdes Geweihte Glut Empört sich wende Und zehr das Gut. Gnade! Gnade! 6. Die Höhen brausen. Es wankt der Grund, Die Glocken beten Mit ernstem Mund: Empor die Augen, Der Sturm ist da! In Sturm und Wetter Der Herr ist nah — Hallelujah!

[IV1 253

Das Wichtigste aus der Poetik und Metrik. I. Poetik. Die Poetik ist die Lehre von der Poesie oder Dichtkunst. Das Dichten ist ein allgemeines Gut, welches der Schöpfer dem Menschengeschlecht zur Erhöhung seiner Freuden, zum Trost und zur Minderung seiner Schmerzen mit ins Leben gegeben hat. Darum hat sich die Dichtkunst überall auf Erden nach den­ selben Gesehen entwickelt: die Dichtungen ungesitteter Völker geben uns Aufschlüsse über die einstigen Anfänge der Dichtung bei den Kulturvölkern. Die Fröhlichkeit des Naturmenschen, des sogenannten Wilden, äußert sich und wird gesteigert durch rhythmisch bewegtes Springen und Jubeln: Tanz und Chor­ lied. Letzteres versichert entweder einfach, daß Freude herrscht, oder ruft die Ursachen der Freude ins Gedächtnis oder gaukelt der Phantasie bevorstehende Freuden vor, schildert z. B. eben bestandene Kämpfe oder malt die bevorstehende Wonne der Opferschmäuse, der Rache, des friedlichen Wohnens zu Hause. Alles das wird den bloß zuschauenden Stammesgenossen zur Erhöhung ihres Vergnügens noch weiter versinnlicht durch nach­ ahmende Gebärden und Worte, die teils die Sieger rühmen, teils die Feinde verspotten. Aber es wird nicht immer getanzt, man sitzt auch im Kreise und lauscht dem Erzähler, der von den jüngsten Kämpfen berichtet oder von früheren Heldentaten der Vorfahren, der ab und zu die fröhliche Stimmung wohl noch hebt durch spaßhafte Vorgänge aus dem Leben der Menschen oder der umgebenden Tierwelt, die so vielfach das Menschen­ leben abspiegelt. Oder man gibt sich ergötzliche Rätsel auf, den Scharfsinn zu üben. Wo religiöse Vorstellungen feste Gestalt gewonnen haben, wo Gesetze die Glieder des Stammes zu­ sammenbinden, da kleidet man zu größerer Weihe und zu leich­ terem Behalten auch die wichtigsten Lebensvorschriften in rhyth­ mische Melodie. Und was die Gesamtheit getan hat, das übt auch der einzelne in der Einsamkeit: er jubelt in gegenwärtigem Glück, klagt im Leide und sehnt sich nach Lust und Freude, Hessel, Lesebuch IV. Gedickte.

17

254 [IV]

Poetik.

und das alles wird ihm zu Rhythmus und Gesang. Er singt, wie der Kogel singt, dem inneren Drang des Herzens folgend. Ost findet er willige Zuhörer, die bestätigend einstimmen. Da­ mit sind die Keime aller Arten der Poesie gegeben, die wir danach gliedern dürfen in Vortragende Erzählung vergangener Zustände oder Epik, in gemeinsame oder auch rein persönliche Schilderung der Gegenwart und Ausmalung der Zukunft oder Lyrik, in nachahmende Dichtung oder Dramatik, in lehr­ hafte Poesie oder Didaktik. Es kann also nicht wohl von einem ursprünglichen Bor­ rang einer Dichtungsart über die andere geredet werden, auch nicht wohl der oder jener ein höheres Alter zugesprochen werden, höchstens dürfte man sagen, daß diejenigen Gattungen später seien, die sich von Tanz und Gesang losgelöst haben, also Di­ daktik und Prosaerzählung. Ob etwas Poesie ist oder nicht, dafür ist im allgemeinen die Form maßgebend, d. h. der Um­ stand, ob die betreffenden Sprachkunstwerke rhythmisch sind oder nicht; doch ist dies kein entscheidendes Merkmal, da didaktische, epische und dramatische Dichtung sich schon sehr früh vom Rhythmus befreit haben, d. h. also in Form der Prosa ver­ faßt sein können, ohne darum aufzuhören Dichtung zu sein. Feste Grenzbestimmungen innerhalb der Gattungen können nicht gezogen werden, da die Gattungen überall ineinander über­ gehen: die Dichter schaffen eben Gedichte, ohne sich um die Poetik und ihre Einteilungen zu kümmern, so daß oft ein und dasselbe Gedicht mit gleichem Rechte zu dieser oder zu jener Gattung gerechnet werden kann. Bei der Gleichwertigkeit der Gattungen ist es auch gleichgültig, in welcher Reihenfolge wir sie besprechen.

I. Vie Le-rößchtrrng -der Vidaktik will auf Verstand und Willen der andern einwirken, durch Be­ lehrung, durch Vorführung wirklicher oder erfundener Geschichten, durch Beispiele, durch Aufstellung von Lebensgrundsätzen.

1. Die Kabel ist ein solches Beispiel aus einem andern Gebiete des Lebens und zwar so, daß die auftretenden Weser:, wer sie auch sein mögen, in jedem Fall als sprach- und ver­ nunftbegabt erscheinen. Die Fabeln enthalten eine Wahrheit oder eine Lehre, oft beides, auch wo es nicht ausdrücklich hinzugefügt ist. Es gibt auch Prosafabeln (Lessing); Lessing ver­ langt von der Fabel Kürze, es gibt aber auch breit ausgemalte Fabeln (Gellert), ebenso solche, die einfach Vorgänge des Tier­ lebens schildern, ohne daß sie als Beispiele für Lebensregeln

Poetik.

[IV] 255

gedacht sind (Hey). Auch die einem Drama zugrunde liegende Handlung nennt man Fabel.

2. Gleichnis; Parabel; Allegorie. Sehr verwandt mit der Fabel ist die Parabel (Gleichnis); dieselbe steht insofern höher, als sie Vorgänge des höheren Seelenlebens, besonders religiöse Dinge veranschaulichen will und zwar durch Vor­ führung ähnlicher Vorgänge aus andern Lebensgebieten. Bei dieser Erklärung ist besonders an die biblischen Parabeln oder Gleichnisse gedacht, z. B. das vom Säemann. — Allegorie ist eine Erzählung, die streng genommen auch ein Beispiel ist, aber so, daß man neben dem Wortsinn einen tiefern, verborgenen Sinn annehmen muß, welcher im Grunde erst den beabsichtigten, eigentlichen Sinn darstellt. Je mehr die Allegorie bereits in sich verständlich ist, so daß der tiefere Sinn nur für die tiefer schauende Erkenntnis vorhanden ist, für desto vollendeter gilt sie (Mahomets Gesang; einfacher Sinn: Leben eines Stromes, tieferer Sinn: Wirken eines Religionsstifters). Diese Dichtungs­ art tritt auch in Prosa auf.

3. DaS Rätsel ist nur eine Abart der Allegorie, manch­ mal ist die Auslösung in dichterischer Fassung beigefügt, meist jedoch fehlt sie; das Rätsel tritt auch in Prosaform auf.

4. Die Spruchvichtung gibt Lebensweisheit ohne Um­ schweif; ist bildliche Rede vorhanden, so ist sie doch nicht wesent­ lich, nicht einmal beim Sprichwort (Einigkeit macht stark), wie­ wohl das Sprichwort meistens allerdings bildlich redet, da­ durch daß es ein Beispiel, einen Einzelfall gibt in Ähnlich­ keit vieler andern Fälle (Steter Tropfen höhlt den Stein). Sprüche und Sprichwörter kommen sowohl in poetischer wie in prosaischer Form vor. Epigramm heißt Aufschrift, z. B. auf ein Denkmal, Haus, Buch u. dgl., muß also mit wenig Worten bedeutsamen Sinn ausdrücken. Man nennt so auch sonstige sinnreiche und kurze Sprüche, besonders auch witzige und tadelnde, gegen Personen oder Unsitten gerichtete (GoetheSchillers Lernen).

II. Vie erzählende Vichtnng (Epik) schildert einem wirklichen oder gedachten Zuhörerkreise Vergangenes, und zwar Wirkliches oder Erdachtes. Daraus erhellt, daß die meisten didaktischen Dichtungen im Grunde auch episch sind. 1. DaS Epos (Epopöe) oder Heldengedicht ist eine so lange Erzählung, daß sie nur in Abschnitten (Gesängen) vorgetragen werden kann. Im Deutschen heißen die einzelnen Abschnitte auch Abenteuer oder Aventüren, d. h. Begebenheiten. Mit Ende

256 [IV]

Poetik.

des Mittelalter- wurden diese langen Heldengedichte in Prosa umgesetzt, das ist der Anfang des Romans.

2. La- Marche« ist eine kleine Mär oder Erzählung, zum Zeitvertreib und zur Ergötzung vorgetragen, einerlei, ob er­ funden oder wirklich geschehen. Später verstand man unter Märchen eine erfundene, meist wunderbare Geschichte. Das Märchen kann auch belehrend sein (Der Arme und der Reiche), es kann auch sagenhafte Züge bergen (Dornröschen), in diesem Falle jedoch namenlose Sage, also keine echte Sage; das Märchen zeigt meistens prosaische Form. 3. Die Sage ist ein nur mündlich fortgepflanzter geschicht­ licher Bericht, der deshalb unzuverlässig geworden ist, ins Wun­ derbare und Märchenhafte gezogen. Die Sage haftet stets an bestimmten Ortern oder Personen: sie ist meistens sehr kurz, ursprünglich Prosa, erst von den Dichtern ausgesponnen und oft erst aus Dichtermunde in Allgemeinbesitz des Volkes über­ gegangen (Barbarossa).

4. Legenden sind fromme Sagen, Beispiele christlicher Tugendübung. Das Wort bedeutet „Lese", d. h. die zum Lesen be­ stimmte erklärende Beischrift zu gemalten Heiligenhistorien. Bon kirchlichen Schriftstellern schon frühe und gerne fest ausgeprägt, sind die Legenden meist in ausführlichen Fassungen überliefert mit Häufung des Wunderbaren. Da die Legenden erziehlich wirken sollten, so sind sie zugleich als didaktische Dichtungen anzu­ sprechen. Sie kommen poetisch und prosaisch vor. 5. Ballade und Romanze. Der Name Ballade ist durch Percys Sammlung altenglischer und schottischer ballads oder Bolksgesänge (1750), seit Herder auch in Deutschland üblich ge­ worden, und zwar für erzählende Gedichte von einer gewissen, doch nicht zu großen Ausführlichkeit; gleichzeitig kam auch für solche Dichtungen die Benennung Romanze auf, nach der in Südeuropa, besonders in Spanien üblichen Bezeichnung. Bürger, Goethe, Schiller, Uhland u. a. nannten ihre erzählenden Dich­ tungen Balladen, manchmal auch Romanzen; ein allgemein gültiger Unterschied zwischen Ballade und Romanze kann nicht angegeben werden. In Prosadichtung entspricht beiden die Novelle. 6. Geschichtliche Erzählung oder Rhapsodie nennt man poetische Schilderungen hervorragender geschichtlicher Begeben­ heiten. Auch die alten Balladen und historischen Volkslieder gehören meistens hierher, da sie ursprünglich als bloße Er­ zählung geschichtlicher Begebenheiten gedacht sind.

Poetik.

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7. Die poetische Erzählung und der Schwank sind gleichfalls nichts viel anderes als Märchen, Balladen oder No­ vellen, deren Stoss jedoch dem wirklichen Leben entnommen ist,

so daß die erzählte Begebenheit sich sür eine wirklich geschehene, nicht erdachte ausgibt. Unter Schwank versteht man die Schil­ derung lächerlicher Begebenheiten, das Lachen ist manchmal harmloses Lachen über eine komische Lage, meist jedoch Schaden­ freude und Spott über einen Gefoppten. 8. Idyll heißt Bildchen (Jdyllion). Nach dem Vorgang des griechischen Dichters Theokrit nennt man so Darstellungen friedlichbehaglicher Zustände im engen Kreise bürgerlichen oder bäuerlichen Daseins (Boß).

III. Die GefLHI-dichtuu- oder Cyrlf. 1. Das Lied ist der ursprünglich einsam erdachte und ge­ sungene Ausdruck des gegenwärtigen Seelenzustandes des Dichters, seiner Hoffnungen und Befürchtungen für die Zukunst. Natur, Vaterland, Liebe, Hingebung an den Beruf, Trauer, Klage, Freude, Wunsch, Sehnsucht, Hoffnung, Bitte, Spott, alles das und noch vieles mehr ist Gegenstand des Liedes. Die Ge­ fühle des Liedes können auch als Gefühle vieler Gesinnungs­ genossen gedacht sein (Chorlied), überhaupt wendet sich das Lied auch an alle Gleichgestimmten. 2. DaS BottSlied. Nach Herders Vorgang nennt man so die in früheren Jahrhunderten entstandenen deutschen Lieder, welche mangels schriftlicher Aufzeichnung sich in stets wechseln­ der und mannigfacher Fassung erhalten haben und besonders im Ausdruck dadurch sehr verallgemeinert und abgeschliffen (einfach) geworden sind. Neuere Dichter haben oft an Volks­ lieder angeknüpst (Es zogen drei Bursche wohl über den Rhein). Volkstümliche Lieder nennen wir Lieder von bekannten Ver­ fassern, die in weiten Volkskreisen gesungen werden (Lorelei). 3. DaS geistliche Lied. Ode. Hymne» Geistliche Lieder sind teils zum kirchlichen Gebrauche gedichtet, teils zur außer­ kirchlichen Erbauung. Ode ist das griechische Wort für Lied. Wir bezeichnen damit seit Klopstock hauptsächlich deutsche Lieder in griechischen Strophensormen, während noch Opiy nach Vor­ gang französischer Dichter (Ronsard! auch Lieder in ganz ein­ fachem Versbau so genannt hatte. Hymnen nennen wir vor­ zugsweise die altchristlichen kirchlichen Gesänge und danach auch andere feierlich gehaltene Loblieder (Heil dir im Siegerkranz). Lyrische Gedichte, die ein Erlebnis des Dichters schildern, sind dadurch zugleich auch episch, um so mehr dann, wenn es

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Poetik.

im Grunde nicht der Dichter selbst ist, der in der ersten Person zu uns spricht (Schillers Pilgrim und Sehnsucht); Anrufungen einer anderen Person, sowie Gebete, sind eigentlich dramatisch, zumal das Gebet, welches als ein Gespräch mit Gott aufgesaßt werden mutz.

IV. Vie dramatische Vicht««-. Bon einer selbst noch so kurzen Kennzeichnung des Dramas mutz an dieser Stelle abgesehen werden; nur das sei hervor­ gehoben, daß im Drama der Dichter völlig zurücktritt, nicht er redet zu uns, sondern andere Personen; darum rechnen wir zu dieser Gattung jede Dichtung, die in Form einer Wechsel­ rede gehalten ist, ohne zwischenliegende Erzählung, ja auch solche Dichtungen, die als Monolog behandelt sind, ohne daß der Dichter selbst der Redende ist (Luthers Frau Musika; Platens Pilgrim vor St. Just).

Für die Erkenntnis und Beurteilung einer Dichtung kommt es wesentlich auf drei Punkte an: Erfindung (Invention), Anordnung (Disposition) und Darstellung (Elocution). Was die Erfindung, d. h. den Inhalt anlangt, so müssen wir drei Stoffgebiete unterscheiden, denen die Dichtung entnommen sein kann, und zwar 1. die innere Welt (Goethe nennt es: die sittliche Welt); 2. die äußere Welt (physische Welt); 3. die Welt der Phantasie, die überirdische Welt (Religion, Wunder, Aberglauben re.). Bei der Anordnung handelt es sich besonders um Mo­ tive. So nennt man jede Einzelhandlung in einer Dichtung, weil jede solche das Motiv, d. h. das Treibende, die Ursache für alles Folgende ist. Goethe sagt in einem Aussatz über epische und dramatische Dichtung: „Der Motive kenne ich fünfer­ lei Arten: 1. vorwärtsschreitende, welche die Handlung fördern, deren bedient sich vorzüglich das Drama; 2. rückwärtsschreitende, welche die Handlung von ihrem Ziel entfernen; deren bedient sich das epische Gedicht fast ausschließlich; 3. retardierende, welche den Gang aufhalten oder den Weg verlängern; dieser bedienen sich beide Dichtarten mit dem größten Vorteil; 4. zurückgreifende,

durch die dasjenige, was vor der Epoche des Gedichts geschehen ist, herausgehoben wird; 5. vorgreisende, die dasjenige, was nach der Epoche des Gedichtes geschehen wird, antizipieren; beide Arten braucht der epische, sowie der dramatische Dichter, um sein Gedicht vollständig zu machen." Bor allem aber ist zu unterscheiden zwischen Hauptmotiv und Nebenmotiven. Ersteres heißt auch die Idee oder der Grundgedanke.

Poetik.

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Bei der Darstellung unterscheiden wir deren innere und äußere Form. Unter ersterer verstehen wir die Art der Auffassung des Dichters; diese kann naturalistisch sein, d. h. die Natur wird mit allen Zufälligkeiten nachgeahmt, gleichsam photographiert, oder realistisch-typisch (vorbildlich) sind, d. h. die ihrer ganzen Gattung gemeinsamen Züge tragen (Hermann und Dorothea), oder endlich idealistisch, wie Iphigenie. Die Dar­ stellung kann außerdem entweder objektiv sein, den Gegenstand möglichst so darstellend, wie er an und für sich ist, oder sub­ jektiv, die Dinge so wiedergebend, wie sie sich in der eigentümlich gefärbten Seele des Dichters spiegeln. Die äußere Form der dichterischen Darstellung zeigt vor allem drei wesentliche Merkmale: Personifikation (Be­ lebung), sinnlich-konkreten und bildlichenAusdruck. Vom Dichter sagt Schiller:

„Er kommt aus dem kindlichen Alter der Welt, Wo die Völker sich jugendlich freuten,"

d. h. er steht der Natur näher als andere Menschen; er ist gewissermaßen ein Kind, ein Mensch im Naturzustände, er be­ urteilt alles nach seinem eigenen Innern, darum ist ihm die ganze Außenwelt belebt und menschenähnlich; weil er reden kann, so meint er, alles um ihn her müsse auch reden, denken, wollen und fühlen können, darum wird alles von ihm ange­ redet, ist ihm alles Person. Die deutsche Sprache ist, wie überhaupt die Sprachen in ihrer Urgestalt, von Haus aus sinn­ lich, d. h. auch anscheinend ganz geistige Begriffe sind im Grunde als sinnlich wahrnehmbare Dinge gedacht und benannt — so ist das Wort „Begriff" selbst Eigentlich das, rpas mit den Händen umgriffen, befühlt werden kann: dem Dichter paßt des­ halb die Sprache besser in ihrer alten, der Natur näher stehenden Form, er gebraucht mit Vorliebe Worte und Wendungen, die sinnlich klar und greifbar, also konkret sind, liebt sprachlich ver­ altete Formen und Ausdrücke, lehnt dagegen das Abstrakte, All­ gemeine, Neugebildete ab: beeinflussen, inbetrachtdessen, be­ ziehungsweise u. dgl. sind unpoetische Wörter. Aber auch wo die Sprache selbst keine unmittelbaren Bilder darbietet, schafft der Dichter durch gewisse Wendungen und Vergleiche sich Bilder: er ist ein Seher, ein Schauer, auch denken will er nur durch und im Schauen; was er innerlich schaut, kleidet er in Worte, diese sind seine dichterische Sprache: daher liebt der Dichter die bildliche Rede. Seit dem Altertum hat man die Verschiedenartig­ keit des Bilderschmucks der Rede untersucht, geordnet und fest

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Poetik.

benannt. Wir beschränken uns darauf, die bekanntesten dieser Ausdrücke kürz zu erklären. Gewöhnlich unterscheidet man Figuren und Tropen und zwar so, daß die Tropen als eine Unterabteilung der Figuren gelten: Figuren, so sagt man, ändern nicht die Vorstellung, sie schmücken und verdeutlichen sie nur, wogegen, der Tropus, zu deutsch: die Wendung, die Vorstellung selbst ändert (wendet). Die üblichen Erklärungen jenes Unterschiedes weichen übrigens sehr voneinander ab und sind ost willkürlich und unbestimmt. Kigrrren sind: 1. Das Epitheton ornans oder schmückende Beiwort, ein im Hauptbegriff liegendes, also über­ flüssiges, nur schmückendes Adjektiv (fleißige Landleute, grüne Wiesen), zu unterscheiden von dem bestimmenden Adjektiv, das eine nicht im Begriff des Wortes liegende Eigenschaft nennt (aus­ wandernde Landleute, abgemähte Wiesen). 2. Die Umschreibung nennt die Dinge nicht bei ihrem Namen, sondern gibt rätselartige weitläufigere Beschreibungen (Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?). 3. Vergleichung und Gleichnis (Wie der Bienen dunkelnde Geschwader ... so goß sich eine Kriegswolke aus. Jung­ frau von Orleans, Prolog, 3. Austritt). 4. Anspielung oder Allusion ist eine Vergleichung mit bekannten Personen oder Dingen, wo der eigentliche Ver­ gleich durch einen bloßen Hinweis ersetzt ist (Argusaugen, Hiobs­ botschaft). Tropen. 1. Metonymie, Vertauschung oer Begriffe (Der Wald singt, d. h. die Vögel im Walde singen; Thron statt Herrschaft, Stahl statt Schwert, Themsestadt für London). 2. Wortspiel (Das römische Reich sollte jetzt heißen römisch Arm. Wallensteins Lager). 3. Metapher (Übertragung) nennt man jedes nur an­ gedeutete Gleichnis (Es donnern die Höhen; des Lebens Mai; der Sturm heult; der silberne Bach; lachende Fluren): es ist dies das häufigste aller Redebilder; die Sprache besteht im Grunde fast nur aus Metaphern, da fast allen Berben ein Bild zu Grunde liegt (begreifen, überwinden). 4. Anrede oder Apostrophe (Sei mir gegrüßt, mein Berg). 5. Historisches Präsens (Da legt sich die wilde Gewalt). 6. Übertreibung (Hyperbel), kann sowohl erhaben als lächerlich wirken. (Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt ; Zur Rechten sieht man und zur Linken einen halben Türken heruntersinken).

Poetik.

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7. Ironie ist eigentlich eine erheuchelte Unwissenheit in Dingen, die man recht wohl weiß, sodann die absichtliche Be­ hauptung des Gegenteils dessen, was man denkt, besonders zum Zweck der Verspottung und Herabsetzung (Brutus ist ein ehren­ werter Mann). 8. Euphemismus ist schonende Bezeichnung dessen, waS man nicht nennen mag (Gottseibeiuns statt Teufel). 9. Asyndeton (Unverbunden): Fehlen der Bindewörter (Der König sprachs, der Page lief, der Knabe kam, der König rief.) 10. Polysyndeton (Bielverbunden) ist die Häufung von Bindewörtern (Und es wallet und siedet und brauset und zischt). 11. Steigerung (Gradation, Klimax) entweder aufwärts­ gehend (Verbannung, Kerker, Tod ergriff den Schuldigen. Goethes Tasso II, 4) oder abwärtsgehend (Wenn wir gut sind, so sind wir es überall, auf dem Throne, im Palast, in der Hütte). 12. P a r a d o x i e ist ein Ausspruch, der anscheinend dem gesunden Verstand widerstreitet, aber doch sinnvoll.ist. (Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme. Bergpredigt). 13. Tautologie sind mehrere verbundene Ausdrücke, die eigentlich dasselbe sagen (Art und Weise, Hohn und Spott); das Deutsche liebt derartige Doppelbegriffe sehr, besonders wenn sie durch Stabreim gebunden sind (Leib und Leben, Haus und Hos). Verwandt ist der Pleonasmus, doppelte Bezeichnung des­ selben Begriffs (alter Greis, toter Leichnam); so zu reden gilt als fehlerhaft, nicht als Schmuck der Rede. 14. Wiederholung, richtig gebraucht, ist in der poeti­ schen Sprache häufig und oft sehr wirkungsvoll. (Es kann nicht sein, kann nicht sein, kann nicht sein. Wallenstein). Bei jeder Strophe wiederkehrende Schlußzeilen heißen Kehrverse oder Kehr­ reime, Refrain (Heidenröslein). 15. Anakoluthie nennt man die besondere Art falschen Sahbaus, wo das Ende des Satzes dem Anfang nicht entspricht (In Hermann und Dorothea zu Beginn des 7. Gesanges: Wie der wandernde Mann wohin er die Blicke nur wendet). 16. Archaisnrus ist ein altertümlicher und unmoderner Ausdruck (sintemalen, insonderheit). 17. Sentenz (griechisch Gnome, deutsch Meinung) ist ein kurzer Spruch allgemeineren Inhalts. Alliteration, Assonanz und anderes, was sich auf Rhythmus und Versmaß bezieht, wird im folgenden Abschnitt zur Sprache gebracht.

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Metrik.

II. Metrik. Der Versbau ist im Deutschen an sehr einfache Gesetze ge­ bunden, da er sich lediglich nach der Betonung richtet, wohin­ gegen die Metrik der Griechen auf Messung der Silbenlänge beruhte, d. h. der Zeitdauer, die eine Silbe zur Aussprache er­ forderte. Der Vortrag der griechischen Dichtungen war auf Ge­ sang oder doch mindestens auf taktgemäße Begleitung von Flöten berechnet, wir hingegen denken zunächst nur an das Sprechen. Trotzdem hat man seit Opitz versucht, griechische Bersgesetze auf deutsche Dichtkunst anzuwenden. Es wird dies jedoch weder im Ganzen noch im Einzelnen jemals gelingen können, weil eben die Grundlage des Versbaues bei beiden Völkern von Haus aus verschieden ist. Doch ist man nach dem Vorgang von Opitz still­ schweigend übereingekommen, daß man die Länge der Silben, wie die griechische Verslehre sie kennt, gleich achten wolle der Betonung, wie das Deutsche sie kennt, und die Kürze der Silben der Tonlosigkeit oder auch der schwächern Betonung. Man hat ferner die griechische Bezeichnung „Hebung" (was dort die Hebung des Fußes bedeutete beim Angcben des Taktes) gleich­ gesetzt mit „Betonung", und mit dem Ausdruck „Senkung" (was im Griechischen das Stampfen mit dem Fuß zur Taktangabe be­ deutete) hat mail die Tonlosigkeit bezeichnet, indem man sich einredete, Hebung solle die Hebung der Stimme, d. h. Betonung ausdrücken, Senkung aber die Senkung der Stimme, also Ton­ losigkeit. Damit wäre angenommen, daß jedesmal die betonten Silben hoch gesprochen würden, was manchmal zutrifft, manchmal nicht, da es doch ganz auf den Sinn der Worte ankommt, ob die Stimme in die Höhe geht oder sich senkt. Hören wir nunmehr, wie die griechischen Verstakte oder Verssüße — so genannt nach dem Fußstampfen zum Takt — in deutschen Gedichten sich ausnehmen. Wir nennen also nach Vorbild der Griechen einen Jambus die Aufeinanderfolge einer unbetonten und einer betonten Silbe, wie in „gewiß". Die Worte: „es klingt ein heller Klang" sind demnach drei Jamben. Eine jambische Zeile beginnt unbetont; der jambische Gang der Verse heißt auch „steigender Rhythmus". — Umgekehrt ist ein Trochäus die Folge einer betonten und einer

Metrik.

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unbetonten Silbe, z. B. „König". Die Worte „Preisend mit viel schönen Reden" sind vier Trochäen; der trochäische Gang der Verse wird auch „fallender Rhythmus'" genannt. — Der jambische Gang erscheint hüpfender, wenn zlvei unbetonte Silben der betonten voraufgehen, wie in „General", ein solcher Takt heißt Anapäst; „an den Höfen erscholl der Gesang" sind drei Anapäste; in jambischen Bersgang werden oft Anapäste einge­ streut, z. B. „zu tauchen in diesen Schlund". — Ähnlich erscheint der trochäische Rhythmus bewegter, wenn der betonten Silbe zwei unbetonte folgen; der so veränderte Takt oder Versfuß heißt Daktylus, z. B. „lieblicher". Die Worte „die ihn so lieblich bescheint" sind zwei Daktylen mit einer Nachschlagsilbe. Eine Langzeile von sechs Daktylen, die aber beliebig mit Trochäen vertauscht sein können, ist der Hexameter. Wohlge­ merkt: der deutsche Hexameter, denn der echte griechische Hexa­ meter zeigt Daktylen mit Spondeen gemischt, d. h. mit Vers­ tatten von zwei langen Silben, was im Deutschen zwei betonten Silben gleichzusetzen wäre. Da dies aus mancherlei Gründen im Deutschen nicht gut tunlich ist, so gestattet man sich anstatt dessen, je nach Wahl auch Trochäen anzuwenden. Der Hexameter ist der erzählende Vers der Griechen, der Vers Homers. Er zerfällt in zwei ungleiche Hälften, deren erste betont, die zweite aber unbetont beginnt, denn der Vers hat eine Pause (Einschnitt, Cäsur) im dritten oder auch im vierten Takt, man beachte: im Takt, nicht nach dem Takt! Ist die Pause im vierten Versfuß, dann ist auch im zweiten Takt eine kleine Pause, so daß die Vers­ zeile dann in drei Teile zerfällt. Beispiele der ersten und zweiten Art: Himmlischer! sucht nicht dich !! mit ihren Augen die Pflanze, Streckt nach dir || die schüchternen Arme || der niedrige Strauch nicht? (Hölderlin: an den Äther.) Der fünfte Takt des Hexameters darf nur sehr ausnahms­

weise zweisilbig sein, der sechste jedoch muß es sein. Die zwei letzten Takte des Hexameters für sich allein heißen der adonische Vers; in solchen bewegt sich Lenaus: Primula veris. Wird dem Hexameter eine kürzere Berszeile beigesügt, die im Grunde nur die zweimalige Setzung der ersten Hälfte des Hexa­ meters ist und Pentameter heißt (Fünfmaß), so nennt man dies das elegische Versmaß; je zwei solcher Zeilen heißen ein D i st i ch o n (Mehrzahl: die Distichen, d. h. Zweizeilen). Ein Gedicht in diesem Versmaß hieß eine Elegie; in Distichen bildete man auch gern kurze Sprüche (Epigramme, d. h. Aufschriften^, so auch Schiller.

264 [IV]

Metrik.

Künstliche Strophen des griechischen Altertums sind unter andern die alkäische Strophe des Dichters Alkäos und die sapphische Strophe der Dichterin Sappho. Das Schema der alkäischen Strophe ist:

V±V.LV|±„V±!^±

Das

Schema der

sapphischen Strophe:

±«l±w|±vw|±w|±w

±w|±w|±ww|±^| jlZ

± w w Oft haben jambische oder trochäische Verse eine überzählige Nachschlagsilbe oder, richtiger gesagt, eine Silbe zu wenig; in Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Wert und Zahl besteht die erste Zeile aus vier Trochäen, die zweite gleichfalls aus vier Trochäen, aber mit einer fehlenden Silbe; an ihre Stelle tritt eine Pause. Von Versen mit unbetonter letzter Silbe sagt man: sie haben weiblichen Ausgang, wogegen männlicher Ausgang vor­ handen ist, wenn die letzte Silbe der Zeile betont ist. Auch Reime unterscheidet man gleichermaßen in männliche und weibliche, z. B. Dieb — lieb ist ein männlicher, Diebe — Liebe ein weiblicher Reim. „Die klassische Dichtung des Altertums kennt den Reim nur zufällig, nicht als Versgesetz, erst das lateinische christliche Kirchen­ lied hat aus der Volksdichtung der Römer den Reim ausgenommen. Die ursprünglich nationaldeutsche, heidnische Dichtungsform ist der Stabreim (Alliteration), d. h. der mehrmals wiederkehrende An­ fangslaut der sinnschweren Worte, z. B. Geld und Gut, Wehr und Waffen. Dieser Anfangsreim steckt uns noch tief im Blute, und er wird noch immer mehr oder weniger absichtlich sehr häufig in Poesie und Prosa angewandt. Die christliche Zeit brachte den End­ reim, d. h. den Gleichklang der Endwörter je zwei aufeinander­ folgender Zeilen von dem letzten betonten Vokal an. In jeder Vers­ zeile wurden vier Silben durch stärkere Betonung über die anderen erhoben. Auf diese Silben — wir nennen sie auch Hebungen — kam es vorzugsweise an: ihre Zahl war bestimmt, nicht so die der unbetonten Silben oder Senkungen. Die Hebungen konnten unmittelbar aufeinander folgen oder durch Senkungen getrennt sein; vollends gleichgültig war es, ob der Vers mit einer betonten Silbe

Metrik.

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anfing, oder ob der "ersten Hebung noch eine oder mehrere unbetonte Silben (Auftakt) vorangingen. Jedoch ist von Anfang an das Be­ streben wahrzunehmen, Hebungen und Senkungen regelmäßig ab­ wechseln zu lassen, und immer mehr wurde die alte Freiheit im Ge­ brauch der Senkungen eingeschränkt. Man nennt diese Verse auch kurze Reimpaare; sie sind die weitaus häufigste Form der erzählenden Dichtung des Mittelalters. Einige epische Gedichte jedoch sind in Strophen abgefaßt, vor allem das Nibelungenlied. Die N i b e l u n g e n st r o p h e ist die berühmteste Strophenform der Zeit geworden. Sie besteht aus vier paarweis durch den Reim gebundenen Langzeilen; jede Langzeile ist durch einen Einschnitt (Pause, Cäsur) in zwei Teile von je drei Hebungen zerlegt, nur die letzte Halbzeile hat deren vier. Die Reime sind männlich, die Aus­ gänge vor dem Einschnitt jedoch weiblich. Die spätere Zeit führte auch Binnenreime an der Cäsurstelle ein, so wie sich dies bei der Eingangsstrophe des Nibelungenliedes selbst findet, setzte auch das Maß der letzten Halbzeile auf das der übrigen herab. Diese Abart, auch Hildebrandston genannt, ward außerordentlich beliebt und hat alle Stürme der Zeit überdauert; besonders dem protestan­ tischen Kirchengesang (Paul Gerhardt: Befiehl du deine Wege) verdanken wir das Fortbestehen dieses Hildebrandstones. Von größter Bedeutung für die Entwickelung des Versbaues zur regelmäßigen Abwechselung betonter und unbetonter Silben hin war das Erblühen einer vielgestaltigen Lyrik im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts. Die enge Verbindung der Poesie mit der Musik, die regelmäßige Wiederkehr derselben Weise (Ton, Melodie) in mehreren Strophen verlangte eine bestimmte. Silbenzahl für den ein­ zelnen Vers, und so führte die Rücksicht auf die Betonung einerseits, auf die Silbenzahl andrerseits zu einem regelmäßigen Wechsel von Hebung und Senkung. An den Auftakt stellte man weniger strenge Forderungen, doch soviel ist unverkennbar, daß man auch ihm gegen­ über nicht gleichgültig war: es gibt viele Lieder, in denen Verse mit und ohne Auftakt nach bestimmtem Gesetz miteinander wechseln, so daß der steigende und fallende (jambische und trochäische) Rhyth­ mus jenem Zeitalter keine durchaus unbekannte Sache war. Ja, auch daktylische Rhythmen sind der mittelalterlichen Lyrik nicht völlig fremd (Walther v. d. Vogelweide: Wohl mir der Stunde, da ich sie erkannte). Die Strophenformen, welche der Minnegesang hervorgebracht hat, sind sehr mannigfaltig; die meisten sind dreiteilig gebaut, d. h. mtf zwei metrisch und musikalisch sich völlig entsprechende Teile — die beiden Stollen oder der Aufgesang — folgt ein dritter von ihnen verschiedener Teil: der Abgesang.

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Metrik.

Die gefällige Bersform, welche die mittelhochdeutsche Lyrik all­ mählich herausgebildet hatte, hielt sich leider nicht lange. Die Rück­ sicht auf die Silbenzahl hatte sich anfangs mit der älteren Rücksicht auf. die Zahl der Hebungen glücklich vereinigt, allmählich ritz jedoch der jüngere Grundsatz die Herrschaft an sich, und wo überhaupt Re­ gelmäßigkeit im Versbau erstrebt ward, da ließ man sich daran ge­ nügen, die Silben zu zählen. So ist es im Meistergesang, so ver­ fuhr auch der berühmteste Meistersänger, Hans Sachs. Dadurch entstanden Verse, welche für unser Gefühl nichts sind als Knittel­ verse; wir vermissen in ihnen die Rücksicht auf die Sprachbetonung und empfinden die Regelmäßigkeit, die in der Gleichheit der Silben­ zahl liegt, gar nicht als solche. Es ist nun zwar nicht zu.verkennen, daß manche Dichter, durch ein natürliches Gefühl geleitet, in ihren Versen einen ziemlich regelmäßigen Wechsel zwischen Hebung und Senkung eintreten ließen, wie die alten Minnesänger, aber als Ge­ setz war dieser Wechsel nicht anerkannt. Es ist das große Verdienst von Martin Opitz, daß er es klar aussprach: „Nachmals ist auch ein jeder Vers entweder ein jambicus oder trochaicus; nicht zwar, daß wir auf Art der Griechen und Lateiner eine gewisse Größe der Silben können in acht nehmen; sondern daß wir aus den Accenten und dem Tone erkennen, welche Silbe hoch und welche niedrig gesetzt werden soll. Ein Jambus ist dieser: Er­ halt uns, Herr, bei deinem Wort, der folgende ein Trochäus: Mitten wir im Leben sind." Neben dem Jambus und Trochäus, auf welche Opitz hinweist, wird von jetzt ab am häufigsten daktylischer, auch anapästischer Rhythmus gebraucht. Für die Literaturperiode, die Opitz eingeleitet hat, ist der A l e x a n d r i n e r der charakteristische Vers, ein sechsfüßiger Jam­ bus mit einer Pause nach dem dritten Fuß, der französischen mittel­ alterlichen Dichtung (Alexanderlied) entstammend. Der sechsfüßige Jambus der antiken Dramen (Senar), den auch Schiller zuweilen verwandt hat, hat Pause im dritten oder vierten Berstakt. Seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts tritt j)er Alexandriner ganz zurück: vergeblich suchten später Dichter wie Rückert und Freiligrath ihn wieder zu Ehren zu bringen. Obwohl der Alexandriner nur durch eine einzige Silbe |idj von unserm Hildebrandston unter­ scheidet, ist gerade dadurch sein Charakter ganz anders; für unser Ohr hat der Alexandriner etwas Eintöniges. Dagegen wurden um die Mitte des 18. Jahrhunderts neue Formen ausgenommen: für das Drama seit Lessings Nathan der fünffüßige reimlose Jambus (der Blankvers der Engländer), der eine Nachbildung des elfsilbigen italienischen Verses ist, für das

Metrik.

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Epos nach Klopstocks mächtigem Beispiel der Hexameter. Der letzt­ genannte Dichter suchte auch die künstlichen lyrischen Strophen der Alten neu zu beleben, aber obwohl es ihm nicht an Nachfolgern fehlte, sind diese Strophen doch nie recht heimisch geworden. Neben diesen neueren Maßen wurden auch die alten Skimpaare nicht ganz vergessen, wenn sie auch in der gelehrten Literatur gering geachtet wurden. Goethes Kunst weihte sie aufs neue/* Als man dann dem deutschen Mittelalter ein liebevolles Stu­ dium zuwandte, lebten auch andere Formen wieder auf: besonders wurde seit Uhland, Arndt, Rückert rc. die Nibelungen st rophe ein beliebtes Maß, entweder in der Abart des Hildebrandstones, oder mehr der ursprünglichen Form angenähert (Hamerling, Vater­ landslied), auch vielfach dadurch verschleiert, daß die Dichter gerne je zwei Langzeilen zu einer Strophe von vier Kurzzeilen zusammen­ stellen, so schon Goethe im König von Thule, Heine in der Lorelei rc. Schreibt man solche Gedichte in Langzeilen, wie es in vorliegender Sammlung öfters geschehen ist, dann wird es auch für das Auge deutlich erkennbar, wie häufig diese echt nationale Strophenart noch immer angewandt wird. Auch die dreiteilige Strophe ist nicht ausgestorben, wenngleich sie verhältnismäßig selten auftritt. Das Volkslied hat schon in früheren Jahrhunderten eine An­ zahl einfacher zweiteiliger Strophen geschaffen, die im Grunde nur Abänderungen der kurzen Reimpaare sind: sie haben in jeder Zeile vier oder drei Betonungen und bestehen meist aus vier oder sechs oder acht Zeilen mit mannigfacher Abwechselung in der Anordnung der Reime. Solche Strophen hat mit Vorliebe und Erfolg besonders Uhland erneuert, sie finden sich bei ihm, bei Wilhelm Müller, Hoff­ mann von Fallersleben, Eichendorfs Heine und andern als das weitaus überwiegende Versmaß, meistens jambisch, manchmal auch trochäisch gebildet. Seit dem 18. Jahrhundert sind auch italienische Versmaße be­ liebt worden; die Italiener haben meist elfsilbige Verszeilen mit fünf Betonungen, in jambischem Gange: da die italienische Sprache, ähnlich wie die französische, betonte Flexionsendungen hat, so ist es sehr leicht, in dieser Sprache zu reimen; infolgedessen liebt die italienische Dichtung künstliche Reimverschlingungen: Das Sonett hat 14 Zeilen, zu 2 Strophen von je vier und 2 Strophen von je 3 Zeilen geordnet, mit zwei Gruppen verschlungener Reime, deren erste die beiden ersten Strophen beherrscht, die zweite die dritte und vierte Strophe. — Die Terzinen, die Strophe Dantes, sind dreizeilige Strophen, wo jedes Reimwort dreifach wiederkehrt, und zwar so, daß die erste und letzte Zeile jeder Strophe aus die mittlere Zeile der vorhergehenden Strophe reimt; der aller-

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Metrik.

erste Steint kommt demnach nur zweimal vor, und der letzten Strophe wird noch eine Zeile zugefügt, um der Mittelzeile derselben doch wenigstens einen Reim zu geben. — Die Stanze (Ottaverime) ist eine achtzeilige Strophe von elfsilbigen oder zehnsilbigen Zeilen, von denen 1, 3, 5 und 2, 4, 6 miteinander reimen, 7 und 8 aber ein Reimwort für sich besitzen. Verse mit fünf Betonungen klingen im Deutschen durchweg etwas schwer, feierlich und fremdartig, sie werden darum nicht sehr häufig angewandt. Im Drama liegt die Sache anders, da der fehlende Reim dort die Sprache der Prosa nähert. Die Spanier lieben vierzeilige Strophen, deren jede Zeile aus vier reimlosen Trochäen besteht, die durch Gleichklang der Vokale (Assonanz) verbunden sind. Herder, Scheffel im Trompeter von Säckingen und andere haben solche Verse gebildet. Dem Orient ist das von Rückert und Platen besonders ge­ pflegte G a s e l entliehen, d. h. Gedichte, deren beide ersten Zeilen sich reimen, und wo dieser selbige Reim durch das ganze Gedicht hindurch sämtlichen geraden Zeilen gegeben wird, während die ungeraden Zeilen reimlos bleiben. Noch von anderer Seite hat der Orient aus die Form unserer Dichtung eingewirkt. Die althebräischen Dichtungen der Bibel, besonders die Psalmen, zeigen einen eigentümlichen freien rhyth­ mischen Gang, der in Luthers deutscher Bibelübersetzung frei wieder­ gegeben ist, z. B.: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen" (vgl. Prosa, Seite 1). Diese biblischen Rhythmen haben Macpherson um 1760 an­ geregt, feine Ossianlieder zu dichten, in Deutschland Klopstock zu schwungvollen Oden, den jungen Goethe zu prächtigen Gesängen begeistert. In seinen Fußtapsen sind dann viele gewandelt, von Heine an (Nordseelieder) bis zu Martin Greif (Frühling der Heide). Diese freien Rhythmen finden sich auch in ganz freien Reimen entfaltet, nach dem arabischen Vorbild der Makamen, sic bekommen dann leicht etwas Scherzhaftes, wie in Rückerts und Gulls Kindermärchen. Die nach dem Rhythmus -u betonenden Silben müssen auch beim Lesen betont werden, wenn der Sinn es irgend gestattet; oft sogar ist der Rhythmus ein Fingerzeig für die richtige Betonung. Z. B. bei Uhland: Das Blühen will nicht enden, wo zu betonen* sind die Silben: Blüh- will end-; das Wort nicht aber tonlos ist. Erlaubt jedoch der Sinn durchaus nicht, eine bestimmte Hebung zu betonen, dann ist sie doch wenigstens etwas mehr hervorzuheben, als der Sinn es eigentlich verlangt, wohingegen die dem Sinne nach zu betonende Senkung etwas schwächer gesprochen werden muß,

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Metrik.

als sie es verdiente. Dies nennt man „schwebende Betonung". In Versen verfaßte Dramen liest man besser völlig nach dem Sinn, ohne Beachtung der Bersenden, damit die Rede natürlicher erscheine; das regelmäßige Schaukeln der Jamben macht sich schon ganz von selbst für das Ohr geltend. Man möge auch nicht — und das gilt für alle Arten Gedichte — die einzelnen Berstakte durch Pausen trennen (skandieren); dies klingt leicht wie Geklapper. Also nicht: Herrlich, | sprach der | Fürst von | Sachsen |, sondern: Herrlich, | sprach > der Fürst | von Sachsen. | Nach jeder DerS-eile soll eine kleine Pause gemacht werden; greift der Sinn in die andere Zeile über, so muß diese Pause sehr kurz sein, darf unter Umständen sogar ganz unterdrückt werden.

Zuletzt noch eine Bemerkung über die Reime. Sie sind ein Gleichklang, der dem Ohr schmeicheln und zugleich dem Verstand sagen soll, daß die gereimten Zeilen eng zusammen gehören; es muß aber dem Gefühl des Dichters überlassen bleiben, zu entscheiden, wie weit er im Gleichklang gehen will: mit Unrecht spricht man darum da, wo der Gleichklang nicht völlig ist, von „unreinen" Reimen. Wirkliche Dichter leiden nicht an Reimnot, wo sogenannte unreine Reime vorliegen, sind sie beabsichtigt; z. B. bei Heine: Leise zieht durch mein Gemüt; Gleichklang wird nur für das Ohr, nicht fürs Auge verlangt; heimwärts — Herz ist ein reiner Reim. Manchmal kehrt statt des Reims dasselbe Wort wieder, es ist das gegen die Regel, findet sich aber bei den besten Dichtern.

Hesset, Lesebuch IV.

Gedichte.

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LrbmsabrH da Dichter. Ambrosius Johanna, geb. 3. August 1854 zu Lengwethen in Ostpreußen als Tochter eines Handwerkers. Sie genoß nur Bolksschulunterricht, verheiratete sich im Alter von 20 Jahren mit einem jungen Bauer, namens Voigt, und lebt zu GroßWersmeninken in bäuerlichen Verhältnissen. Arndt Ernst'Moritz, geb. 26. Dezember 1769 zu Schoritz auf Rügen, unter schwedischer Herrschaft, f 29. Januar 1860 zu Bonn. Er studierte Theologie und Philosophie, durchreiste Deutschland, Ungarn, Italien und Frankreich und ließ sich 1800 als Lehrer der Geschichte an der Universität Greifswald nieder. Während der Unterdrückung Deutschlands durch die Franzosen lebte er wiederholt in Schweden. Unter fremdem Namen zurück­ gekehrt, trat er mit Blücher, Scharnhorst, Gneisenau u. a. in Verbindung und ging 1811 nach Petersburg, wo er Sekretär des früheren preußischen Ministers von Stein wurde. Mit diesem reiste er 1813 nach Deutschland und arbeitete an der Erhebung des Volkes eifrig mit, besonders durch Schriften und Lieder. 1818 erhielt er eine Professur der Geschichte an der neu gegründeten Universität Bonn, ward aber wegen angeblicher politischer Um­ triebe 1820 seines Amtes enthoben. Friedrich Wilhelm IV. setzte ihn 1840 in seine Stellung wieder ein; 1854 legte er sein Lehramt wegen hohen Alters nieder. von Chamisso Adelbert, geb. 31. Januar 1781 auf Schloß Boncourt in der Champagne, t 21. August 1838 zu Berlin. In der Revolution floh er mit seinen Eltern, ward Page am Hof Friedrich Wilhelm II. von Preußen, später Leut­ nant, ging 1810 nach Frankreich, kehrte aber 1811 wieder nach Berlin zurück. 1815 bis 1818 machte er auf dem russischen Schiffe „Rurik" eine Weltumseglung mit. Er hat sich als Natur­ forscher ausgezeichnet und war lange Kustos des botanischen Gartens zu Berlin. Claudius Matthias, geb. 15. August 1740 zu Reinfeld in Holstein, t 21. Januar 1815 zu Hamburg. Sein Vater war Pfarrer, er studierte Jurisprudenz, wohnte kurze Zeit als Be­ amter in Darmstadt, seit 1777 in Wandsbeck bei Hamburg als Privatmann. Seine Stellung als Bankrevisor nahm wenig Zeit in Anspruch. Er gab die Zeitung „der Wandsbecker Bote" heraus, in der ein großer Teil seiner Werke, aus kleinern Aufsätzen und Gedichten bestehend, erschien. Seine Tochter Christiane starb im Alter von 20 Jahren. Dach Simon, geb. 29. Juli 1608 zu Memel, f 15. Avril 1659 zu Königsberg. Er war Professor der Dichtkunst an der Universität zu Königsberg. Der Große Kurfürst schätzte ihn hoch.

Lebensabriß der Dichter.

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Dohm Ernst, geb. 24. Mai 1819 zu Breslau, t 5. Febr, 1883 zu Berlin. Er studierte Theologie und Philosophie, widmete sich aber ganz schriftstellerischer Tätigkeit, leitete insbesondere seit 1849 die Herausgabe des „Kladderadatsch". von Droste-Hülshoff Annette, geb. 12 Jan. 1798 zu Hülshoff bei Münster, t 24. Mai 1848 zu Meersburg am Bodensee. Ihre dichterische Begabung entwickelte sich sehr frühe, wurde jedpch von ihren Angehörigen wenig unterstützt. Ihre letzten Lebensjahre brachte sie auf dem Schlosse Meersburg am Bodensee zu, welches dem Gemahl ihrer Schwester, dem als Sprachforscher bekannten Freiherrn von Laßberg, gehörte. Die Sammlung „Das geist­ liche Jahr", wurde erst nach dem Tode der Dichterin veröffentlicht, von Eichendorff Joseph, geb. 10. März 1788 zu Lubowitz in Oberschlesien, t 26. November 1856 zu Neiße. Er studierte Rechtswissenschaft, machte den Freiheitskrieg in Lützows Frei­ schar mit und wurde später Geheimer Rat im Ministerium in Berlin. Außer Romanen und Erzählungen ist er durch seine Gedichte berühmt, welche in den einfachen Formen des Volks­ liedes geschrieben sind. Eichrodt Ludwig, geb. 2. Februar 1827 zu Durlach, t 2. Februar 1892 zu Lahr in Baden. Er lebte seit 1871 als Oberamtsrichter in Lahr und zeichnete sich besonders als humo­ ristischer Dichter aus. Seine gesammelten Dichtungen umfassen zwei Bände. von Feuchtersleben Ernst, geb. 29. April 1806 zu Wien, t 3. September 1849 ebenda. Er war Arzt in seiner Vaterstadt und veröffentlichte außer verschiedenen Dichtungen zahl­ reiche wissenschaftliche Werke. Besonders bekannt ist seine „Diäte­ tik der Seele". Fleming Paul, geb. 17. Oktober 1609 zu Hartenstein im Erzgebirge, t 2. April 1640 zu Hamburg. Er studierte in Leipzig Medizin und machte dann als Arzt Gesandtschastsreisen nach Rußland und Persien mit. In Reval verlobte er sich und wollte sich als Arzt dort niederlassen. Doch starb er, ehe er diesen Plan ausführen konnte. Freiligrath Ferdinand, geb. 17. Juni 1810 zu Det­ mold, t 18. März 1876 zu Kannstatt. Sein Vater war Lehrer; er selbst erlernte die Kaufmannschaft. Sein Beruf führte ihn nach Amsterdam, Soest, Barmen. Die Unterstützung Friedrich Wilhelm IV., der seine Dichtungen hochschätzte, erlaubte ihm, ganz der Poesie zu leben. In das Parteigetriebe der vierziger Jahre verwickelt, floh er ins Ausland, lebte in der Schweiz, Belgien, England, bis er 1866 wieder nach Deutschland kam iutb in Kannstatt bei Stuttgart wohnte. Auch als Übersetzer ist er berühmt. G e i b e l Emanuel, geb. 18. Oktober 1815 zu Lübeck, t 6. April 1884 daselbst, war der Sohn eines Pfarrers, studierte in Bonn und Berlin, ward Erzieher in Athen und veröffentlichte, zurückgekehrt, 1840 seine Gedichte. Friedrich Wilhelm IV. ge­ währte ihm ein Jahrgehalt. König Max II. von Bayern gab ihm eine Professur für deutsche Literatur in München; doch

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Lebensabriß der Dichter.

hat (Seibel nur selten Vorlesungen gehalten. Er lebte seit 1868 als Ehrenbürger in seiner Vaterstadt. Besonders begeisterte ihn der Gedanke eines mächtigen deutschen Kaiserreiches. Seine ge­ sammelten Dichtungen umfassen acht Bände. Gerhardt Paul, geb. 12. März 1607 zu Gräfenhainichen, t 7. Juni 1676 zu Lübben. Bon seinem Bildungsgang ist nur bekannt, daß er Theologie studiert hat; er erhielt aber erst nach dem 30jährigen Kriege 1651 eine Anstellung als Pfarrer in Berlin. Er verlor 1666 sein Amt infolge von Zwistigkeiten mit dem Großen Kurfürsten. Der Herzog von Sachsen gab ihm eine Stelle in Lübben. Die Zahl der von ihm gedichteten Lieder beträgt gegen 130. von Goethe Johann Wolfgang, geb. 28. August 1749 zu Frankfurt a. M., f 22. März 1832 zu Weimar. Sein Vater war kaiserlicher Rat; er erhielt seinen Unterricht vom Vater selbst und von einzelnen Lehrern, studierte von 1765 bis 1771, mit Unterbrechung durch längere Krankheit, in Leipzig und Straß­ burg die Rechte. Nachdem er den Sommer 1772 über beim Kammergericht in Wetzlar gearbeitet, lebte er bis 1775 als Ad­ vokat in seiner Vaterstadt. Am 7. November 1775 kam er auf Einladung des Herzogs Karl August nach Weimar, wo er, nach und nach verschiedene hohe Ämter bekleidend, zuletzt Mi­ nister, bis zu seinem Tode verblieben ist. Er machte wieder­ holt größere Reisen, besonders 1786—1788 nach Italien. Goethe war in erster Linie lyrischer Dichter, aber auch in allen andern Dichtungsarten Meister, besonders im Drama (Götz von Berlichingen, Egmont, Iphigenie, Tasso, Faust) Epos (Hermann und Dorothea, Balladen), in der Prosadichtung (Werther, Wahrheit und Dichtung u. a.). Greif Martin, geb. 18. Juni 1839 zu Speier. Sein eigentlicher Name ist Friedrich Hermann Frey. Bon 1859 bis 1867 war er bayrischer Offizier, seitdem aber lebt er ganz seinen dichterischen Neigungen in München. Außer Gedichten hat er auch viele Dramen geschaffen, deren Stoffe meist der deutschen Geschichte entnommen sind. von Grimmelshausen Christoph, geb. um 1625 zu Gelnhausen, t 17. August 1676 zu Renchen im Schwarzwald. Bon seinen Schriften fand der „Simplicissimus" die weiteste Ver­ breitung, die Geschichte eines Abenteurers, worin die Zustände während des 30jährigen Krieges geschildert sind. Hamerling Robert, geb. 24. März 1830 zu Kirchbach am Wald in Niederösterreich, f 3. Juli 1889 zu Graz. Er stu­ dierte Philologie, lebte als Gymnasiallehrer in Graz und Triest, seit 1866 aber ausschließlich seinem dichterischen Berufe in Graz. Außer lyrischen Gedichten ist besonders sein Roman „Aspasia" berühmt geworden. Hauff Wilhelm, geb. 29. November 1802 zu Stuttgart, t 18. November 1827 daselbst. Er studierte Theologie, widmete sich bald ausschließlich schriftstellerischer Arbeit und starb als Herausgeber des „Morgenblattes". Er ist berühmt als Erzähler (Lichtenstein, Märchen).

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Heine Heinrich, geb. 13. Dezember 1797 zu Düsseldorf, t 17. Februar 1856 zu Paris. Bon jüdischen Eltern geboren, besuchte er das Gymnasium seiner Vaterstadt bis zur Prima, wurde erst Kaufmann, dann studierte er, von seinem reichen Oheim unterstützt, zu Bonn, Göttingen und Berlin Rechtswissen­ schaft. Um eine Anstellung als Jurist erhalten zu können, trat er 1825 zum Christentum über. Er zog es aber vor, nur Äs Schriftsteller tätig zu sein. Nach der Julirevolution siedelte er 1831 nach Paris über, wo er nach neunjährigem Kranken­ lager starb. Hensel Luise, geb. 30. März 1798 zu Linum in Branden­ burg, t 18. Dezember 1876 zu Paderborn. Tochter eines Pfar­ rers, trat sie später zur katholischen Konfession über und wirkte lange Jahre als Erzieherin im Kloster Nonnenwerth bei Ro­ landseck. Sie hat sich durch zahlreiche fromme Lieder bekannt gemacht. von Herder Johann Gottfried, geb. 25. August 1744 zu Mohrungen in Ostpreußen, f 18. Dezember 1803 zu Weimar, Sohn eines Lehrers, studierte er zu Königsberg Theologie, ward Prediger in Riga, machte dann Reisen durch Europa; in Straß­ burg ward er mit Goethe befreundet, der damals dort studierte. Als Hofprediger kam er nach Bückeburg und durch Goethes Vermittelung 1776 als Generalsuperintendent nach Weimar. Herder lenkte die Aufmerksamkeit zuerst nachdrücklich auf die Bolkspoesie (Stimmen der Völker); unter seinen Dichtungen zeichnen sich besonders die Legenden aus. Auch der „Cid" ist allgemein bekannt. Herwegh Georg, geb. 31. Mai 1817 zu Stuttgart, f 7. April 1875 zu Baden-Baden. Er studierte Theologie in Tü­ bingen, ging aber bald zu ausschließlich schriftstellerischer Tätig­ keit über. In die politischen Umtriebe der vierziger Jahre ver­ wickelt. lebte er lange im Auslande, beteiligte sich 1849 am badischen Aufstande, mußte fliehen, kehrte aber später wieder nach Deutschland zurück. H e y s e Paul, geb. 15. März 1830 zu Berlin, lebt zu München. Sein Vater wie sein Großvater sind als deutsche Sprachforscher wohlbekannt. Er selbst studierte Philologie und wurde 1854 vom König Maximilian nach München berufen, um dort ganz als Schriftsteller wirken zu können. Er ist be­ sonders hervorragend als Erzähler. Hoffmann von Fallersleben August Heinrich, geb. 2. April 1789 zu Fallersleben bei Hannover, t 19. Januar 1874 zu Corvey an der Weser. Er studierte Sprachwissenschaft, lebte als Universitätslehrer in Breslau, verlor aber sein Amt infolge der politischen Verhältnisse, so daß er seit 1841 ohne feste Stellung an verschiedenen Orten lebte. Zuletzt war er Biblio­ thekar zu Corvey. Hölderlin Friedrich, geb. 29. März 1770 zu Lauffen am Neckar, t 7. Juni 1842 zu Tübingen. Er studierte Theo­ logie in Tübingen, ward Hauslehrer in Frankfurt a. M. und lebte dann eine Zeitlang in Jena, wo er mit Schiller befreundet

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Lebensabriß der Dichter.

ward. Darauf ging er als Hauslehrer nach Bordeaux. In Frankfurt bereits hatte er seinen Roman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland" vollendet, der im modernen Griechen­ land spielt. Die lyrischen Gedichte Hölderlins sind alle in an­ tiken Bersformen gedichtet. Die Neigung des Dichters zur Schwermut steigerte sich nach und nach zum Wahnsinn. Zer­ rüttet kam er 1802 nach Deutschland zurück und lebte als Geisteskranker noch viele Jahre in Tübingen. Hölty Ludwig Heinrich Christoph, geb. 21. Dezember 1748 zu Mariensee bei Hannover, t 1- September 1776 zu Han­ nover. Sein Vater war Geistlicher. Er studierte zu Göttingen Theologie, schloß sich dem Hainbünde an und blieb nach voll­ endeten Studien in Güttingen. Nach jahrelangem Leiden starb er an der Schwindsucht. Keller Gottfried, geb. 19. Juli 1819 zu Glattfelden bei Zürich, t 15. Juli 1890 zu Höttingen bei Zürich. Er bildete sich erst als Landschaftsmaler aus, studierte dann Philosophie und tat sich vielfach als Schriftsteller hervor (Der grüne Hein­ rich, Die Leute von Seldwyla). Bon 1861—1876 Züricher Staatsschreiber, lebte er seitdem ganz seinen schriftstellerischen Arbeiten. Kerner Justinus, geb. 18. September 1786 zu Ludwigs­ burg, t 23. Februar 1862 zu Weinsberg. Er war seit 1819 Arzt in Weinsberg. Mit Uhland und anderen schwäbischen Dichtern war er eng befreundet, sein Haus wegen seiner Gast­ lichkeit berühmt. Im Leben war er heiter, doch seine Gedichte sind meist schwermütig. Kinkel Gottfried, geb. 11. August 1815 zu Oberkassel bei Bonn, t 13. November 1882 zu Zürich. Er studierte Theo­ logie, war sodann Universitätslehrer in Bonn, bis er sich 1848 an der Revolution beteiligte und infolgedessen in Spandau ein­ gekerkert wurde. Er entfloh und lebte lange in England, seit 1866 aber als Professor der Kunstgeschichte in Zürich. K l o p st o ck Friedrich Gottlieb, geb. 2. Juli 1724 zu Qued­ linburg, t 14. März 1803 zu Hamburg. Er besuchte die Schule zu Schulpforte, studierte in Jena und Leipzig Theologie und schrieb als Student die drei ersten Gesänge des „Messias". Diese wurden 1748 in den „Bremischen Beiträgen" gedruckt. Bodmer in Zürich lud den jungen Dichter zu sich ein, konnte ihn aber nicht in der Schweiz festhalten. Der König von Däne­ mark gab ihm ein Jahrgeld, damit er in Ruhe den Messias vollenden können. Er zog nach Kopenhagen, 1754 nach Ham­ burg, wo er sich mit Meta Moller vermählte, die jedoch schon 1758 starb. Von 1763—1771 lebte Klopstock in Kopenhagen, von da ab wieder in Hamburg. 1792 vermählte er sich noch­ mals. — Klopstock hat in die deutsche Poesie die antiken Vers­ formen eingesührt; nur in Kirchenliedern wandte er den Reim an. Körner Karl Theodor, geb. 23. September 1791 zu Dresden, t 26. August 1813 bei Gadebusch in Mecklenburg. Sein Vater war der bekannte Freund Schillers; Theodor studierte Dergwissenschaft in Freiburg, Leipzig und Berlin; 1811 ging

Lebensabritz der Dichter.

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er nach Wien und wurde dort zum Hostheaterdichter ernannt. Am 19. März 1813 trat er in das Lützowsche Freikorps. Er fiel als Adjutant Lützows in einem Gefechte. Die Sammlung seiner vaterländischen Lieder, die sein Vater später herausgab, heißt ,Leier und Schwert". Seine zahlreichen Dramen sind als Jugendwerke zu betrachten. Lenau Nikolaus, geb. 13. August 1802 zu Csatad in Süd­ ungarn, t 22. August 1850 bei Wien. Sein eigentlicher Name war Nikolaus Niembsch Edler von Strehlenau. Seine Jugend verbrachte er an verschiedenen Orten Ungarns, studierte zuerst Philosophie, dann Rechtswissenschaft, dann Landwirtschaft zu Preßburg und Wien, später Medizin in Heidelberg. 1832 unter­ nahm er eine Reise nach Amerika und lebte von 1833 ab bald in Wien, bald in Württemberg, wo er sich enge an die schwä­ bischen Dichter anschloß. In seinen Dichtungen herrscht das Schwermütige durchaus vor. Seine düstere Seelenstimmung ging von 1844 db in unheilbaren Wahnsinn über. Lingg Hermann, geb. 22. Januar 1820 zu Lindau arp Bodensee. Er war bis 1851 bayrischer Militärarzt, lebt aber seitdem nur seinem dichterischen Berufe in München. Luther Martin, geb. 10. November 1483 zu Eisleben, t 18. Februar 1546 daselbst. Der Reformator gilt auch als Begründer der neuhochdeutschen Sprache. Nicht als ob er diese Sprache geschaffen hätte, allein er hat sie mit Bewußtsein stu­ diert, beherrscht und in seinen zahlreichen Schriften festgelegt. Besonders seine Bibelübersetzung wurde tonangebend. Während seines Aufenthaltes auf der Feste Koburg, zur Zeit des Augs­ burger Reichstags 1530, bearbeitete er, ausdrücklich zum Zwecke des Jugendunterrichts, eine Anzahl äsopischer Fabeln. Er hat über 30 Kirchenlieder gedichtet, auch mancherlei andere ge­ legentliche Poesien, so das Lob der Musika. Meyer Konrad Ferdinand, geb. 12. Oktober 1825 zu Zürich, t 28. November 1898 zu Kilchberg bei Zürich. Er studierte Philologie, lebte aber seit 1858 nur schriftstellerisch tätig zu Kilchberg. M ö r i k e Eduard, geb. 8. September 1804 zu Ludwigs­ burg, t 4. Juni 1875 zu Stuttgart. Er studierte Theologie, war in verschiedenen Orten Württembergs Pfarrer, von 1851 bis 1866 Lehrer am Katharinenstift zu Stuttgart. Müller Friedrich, geb. 13. Januar 1749 zu Kreuznach, t 23. April 1825 zu Rom. Er lebte seit 1776 als Maler in Rom, widmete sich aber mehr und mehr dem Studium der römischen Altertümer. Müller ist als Dichter berühmter ge­ worden wie als Maler: man rechnet ihn zu den Dichtern der „Sturm- und Drangperiode": er dichtete pfälzische Idyllen, auch Dramen (Faust, Niobe, Genovefa). Müller Wilhelm, geb. 7. Oktober 1794 zu Dessau, t 30. September 1827 daselbst. Er studierte zu Berlin Philologie, machte als Freiwilliger den Befreiungskrieg mit und wirkte von 1819 ab als Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt. Seine

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Lebensabriß der Dichter.

zahlreichen Gedichte sind in der einfachen Art der Volkslieder ge­ halten. Biele Lieder widmete er dem Freiheitskampfe der Griechen. Müller Wolfgang, geb. 5. März 1815 zu Königswinter, f 29. Juni 1893 zu Neuenahr. Er lebte als Arzt in Düsseldorf und Köln und hat mit Vorliebe rheinische Sagen dichterisch gestaltet. Novalis (Friedrich von Hardenberg), geb. 2. Mai 1772 zu Wiederstedt bei Mansfeld, f 25. Marz 1801 zu Weißenfels. Er studierte Jurisprudenz und erhielt eine Anstellung bei den Salinen in Weißenfels. Zur Erlangung der dazu nötigen bergmännischen Kenntnisse besuchte er die Bergakademie in Freiberg. Er erfuhr 1797 den Schmerz, seine Braut durch den Tod zu verlieren. Bald darauf ergriff ihn selbst ein Brustleiden, dem er auch erlegen ist. Er gilt als das Haupt der romantischen Schule. Besonders be­ rühmt ward sein Roman „Heinrich von Ofterdingen", wie seine geistlichen Lieder. Opitz Martin, geb. 23. Dezember 1597 zu Bunzlau, f20. August 1639 zu Danzig. Er studierte an verschiedenen Hochschulen, lebte in Holland, Holstein und Siebenbürgen, darauf in Liegnitz als herzoglicher Rat. Im Jahre 1624 erschien sein Büchlein „von der deutschen Poeterei", welches umwälzend aus die ganze deutsche Lite­ ratur gewirkt hat. Kaiser Ferdinand II. gab ihm den Lorbeerkranz als Dichter und erhob ihn in den Adelstand. Nach vielen Reisen trat er zu Danzig in die Dienste des Königs von Polen. Dort starb er an der Pest. Seine Gedichte erlebten zahlreiche Auflagen. P l a t e n August, Graf von Platen-Hallermünde, geb. 24. Ok­ tober 1796 zu Ansbach, f 5. Dezember 1835 zu Syrakus. Er machte als bayrischer Offizier den Feldzug gegen Napoleon mit, studierte dann Philosophie und hielt sich von 1826 ab dauernd in Italien auf. Platen suchte, ähnlich wie früher Klopstock, die antiken Vers­ formen auf deutsche Dichtungen anzuwenden. R e i n i ck Robert, geb. 22. Februar 1805 zu Danzig, t 7. Fe­ bruar 1852 zu Dresden. Er lebte als Maler in Berlin und Düsseldorf, hielt sich von 1838—1841 in Italien auf, von 1844 ab in Dresden. Ritter Anna, geb. 23. Februar 1865 zu Koburg; ihr Familienname ist Nuhn; sie verlebte ihre Jugend in Kassel und verheiratete sich dort 1884 mit dem Assessor, späteren Regierugsrat Ritter; seit 1893 Witwe, lebte sie mit ihren Kindern an verschiedenen Orten, jetzt in Stuttgart. Rückert Friedrich, geb. 16. Mai 1788 zu Schweinfurt, t 31. Januar 1866 zu Neuseß. Er studierte erst die Rechte, wandte sich jedoch bald der Sprachwissenschaft zu. Rückert wurde in Erlangen 1820 Professor der orientalischen Sprachen. Der König von Preußen berief ihn 1840 nach Berlin, doch legte er 1847 sein Amt nieder und zog sich auf das Gut Neuseß bei Koburg zurück, wo er bis an sein Ende literarischem Schaffen lebte. Er entnahm die Stoffe zu seinen Dichtungen größtenteils dem Orient, doch ist er auch als vaterländischer Sänger berühmt. Das Haupt­ werk seines Lebens ist die „Weisheit des Brahmanen", eine Sammlung von beinahe 2000 kurzen Lehrgedichten, in denen er seine Lebenserfahrungen niedergelegt hat.

Lebensabriß der Dichter.

[IV] 277

Sachs Hans, geb. 5. Nov. 1494 zu Nürnberg, t 19. Ja­ nuar 1576 daselbst. Er war Schuhmacher und in seiner Vaterstadt hochgeehrt als Meistersänger, er schrieb zahllose Meistergesänge, Schwänke, Fastnachtsspiele usw., so daß er der fruchtbarste Dichter seiner Zeit war. Hans Sachsens Dichtung wirkte besonders auch auf den jungen Goethe ein. Schack Adolf, Gras v., geb. 2. Aug. 1815 zu Brüsewitz bei Schwerin, f 14. April 1894 zu Rom. Er studierte Rechtswissenschaft, bereiste wiederholt Südeuropa und den Orient, zum Teil als preuß. Legationsrat. Der deutsche Kaiser erhob ihn 1876 in den Grafenstand. Nachdem Schack sich durch Übersetzungen bekannt gemacht hatte, veröffentl. er seit dem 60er Jahre eigne Dichtungen, von Scheffel Viktor Joseph, geb. 26. Februar 1826 zu Karlsruhe, t 9. April 1886 das. Er studierte Rechtswissenschaft, war Beamter in Säckingen, darauf Bibliothekar in Donaueschingen, lebte dann aber nur seinem Dichterberufe, teils am Bodensee, teils in Karlsruhe. Sein Roman Ekkehard und sein Epos „Der Trom­ peter von Säckingen" sind die bekanntesten seiner Werke. v. Schenkendorf Max, geb. 11. Dezbr. 1783 zu Tilsit, t 11. Dezbr. 1817 zu Koblenz. Er studierte in Königsberg die Rechte, machte trotz einer lahmen Hand 1813 den Feldzug mit, ward nach dem Frieden Regierungsrat in Koblenz, und zwar auf seinen Wunsch, da er eine besondere Borliebe für den Rhein hatte. Doch starb er schon nach zwei Jahren. Seine vaterländischen Gedichte machen ihn zu einem der hervorragendsten Freiheitssänger. v. Schiller Friedrich, geb. 10. Nov. 1759 zu Marbach am Neckar, t 9. Mai 1805 zu Weimar. Sein Vater war Haupt­ mann. Nachdem er seine Jugend an verschiedenen Orten Württ. verlebt, nahm ihn Herzog Karl Eugen in die Karlsschule auf, wo er Medizin stud. Dieser Beruf entsprach seiner Neigung nicht, eben­ sowenig die strenge Aufsicht in der Karlsschule. So bildete sich eine glühende Sehnsucht nach Freiheit in ihm aus, die als Grundgedanke seine größeren Dichtungen durchzieht. Er wurde Regiments­ chirurg in Stuttgart; da er ohne Urlaub der Aufführung seines Trauerspiels „Die Räuber" in Mannheim beiwohnte, mußte er dem Herzog geloben, nur noch medizinische Schriften drucken zu lassen. Dieser Zwang war ihm so unerträglich, daß er 1782 entfloh. Er ging nach Mannheim als Theaterdichter, dort schuf er den „Fiesko" und „Kabale und Liebe". Auf Einladung Körners, der sich ihm brieflich genähert hatte ging er 1785 nach Leipzig und lebte bis 1787 bei diesem in Dresden. Er vollendete dort den „Don Karlos", entsagte dann völlig der Dichtkunst und studierte eifrig Philosophie, besonders das Kan­ tische System und Geschichte, um sich eine gesicherte Lebens­ stellung zu schaffen. 1789 ward er Professor der Geschichte in Jena und verheiratete sich mit Charlotte von Lengefeld. 1791 zeigten sich die ersten Anfänge des Brustleidens, dem er später erlag. Den Sommer 1793 brachte er in seiner Heimat zu. 1794 schloß er enge Freundschaft mit Goethe und begann auch wieder zu dichten, angeregt durch Goethe und Wilh. von Hum­ boldt. Er schuf zunächst viele philosophische Gedichte, dann den

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Leben-abriß der Dichter.

„Wallenstein", an dem er bis 1799 dichtete, und zwischendurch zahlreiche Balladen. Er siedelte 1799 ganz nach Weimar über. Rasch nacheinander schrieb er „Maria Stuart", die „Jungfrau von Orleans", die „Braut von Messina" und „Wilhelm Tell". Er ward 1802 geadelt. Mitten in der Ausarbeitung des „De­ metrius" starb er. Schwab Gustav, geb. 19. Juni 1792 zu Stuttgart t 4. Nov. 1850 daselbst. Er studierte Theologie, war Gym­ nasiallehrer in Stuttgart, später Pfarrer. Er hat eigene Dichtungen geschaffen, viele Übersetzungen verfaßt die Sagen des klassischen Altertums, die deutschen Volksbücher für die Jugend erzählt. von Spee Friedrich, geb. 1595 zu Kaiserswerth, t 7. Aug. 1635 zu Trier. Aus altadeliger Familie stammend, trat er in den Jesuitenorden. Er machte sich verdient als erster An­ kämpfer gegen die Hexenprozesse. Seine Sammlung geistlicher Lieder erschien nach seinem Tode unter dem Titel Trutz­ nachtigall. Stöber Adolf, geb. 7. Juni 1810 zu Straßburg, t 8. Nov. 1892 zu Mühlhausen im Elsaß. Er studierte Theo­ logie in seiner Vaterstadt, wurde 1840 Lehrer, dann Pfarrer in Mühlhausen, zuletzt Konsistorialpräsident. Sein Vater Ehren­ fried Stöber, wie sein älterer Bruder August Stöber sind gleich­ falls als Dichter bekannt. Stolberg Friedr. Leopold, Graf von, geb. 7. Nov. 1750 zu Bramstedt in Holstein, f 5. Juli 1819 zu Sondermühlen. Er studierte Rechtswissenschaft in Göttingen, wo er mit seinem Bruder Christian, Boß und andern Mitbegründer des Hain­ bundes ward. Später trat er und sein Bruder in enge Freund­ schaft zu Goethe. Stolberg lebte dann als Regierungspräsident zu Eutin in Holstein, seit 1800 zu Münster und Osnabrück. Storm Theodor, geb. 14. Sept. 1817 zu Husum, t 4. Juli 1888 zu Hademarschen bei Hanerau. Er. studierte Rechts­ wissenschaft, war Rechtsanwalt in seiner Vaterstadt, dann Richter in verschiedenen Orten Preußens, seit 1864 in Husum als Amtsrichter. Er zog sich 1880 nach Hademarschen zurück. Storm hat Gedichte und viele Novellen veröffentlicht. T i e ck Ludwig, geb. 31. Mai 1773 zu Berlin, f 28. April 1853 daselbst. Er studierte Geschichte und Altertumswissenschaft, widmete sich aber ausschließlich schriftstellerischer Tätigkeit. Seine Werke bestehen in Gedichten, Novellen, Dramen, Übersetzungen (Shakespeare) und kritischen Arbeiten. Bon 1819 bis 1840 lebte er in Dresden, von da ab in Berlin und Potsdam. Trojan Johannes, geb. 14. Aug. 1837 zu Danzig. Er studierte Medizin und Philologie zu Göttingen, Bonn und Ber­ lin, widmete sich dann der schriftstellerischen Tätigkeit und ist gegenwärtig Schriftleiter des „Kladderadatsch" in Berlin. Uhland Ludwig, geb. 26. April 1787 zu Tübingen, t 13. Nov. 1862 daselbst. Er studierte in seiner Vaterstadt die Rechtswissenschaft, machte 1810 eine Studienreise nach Paris, war eine Zeitlang Advokat, dann im Württemberger Landtag

Lebensabritz der Dichter.

Erläuterungen.

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hervorragend tätig, 1830—1833 Professor der Literaturge­ schichte in Tübingen. Er nahm seine Entlassung, da ihm der Urlaub zur Teilnahme am Landtag verweigert wurde, und ent­ faltete nun eine ausgedehnte Tätigkeit als Politiker wie als Gelehrter. Eine Erkältung, die er sich bei der Begräbnisfeier seines Freundes, des Dichters Kerner, zugezogen, führte seinen Tod herbei. Die Stoffe seiner Balladen entnahm er mit Bor­ liebe dem Mittelalter. Uhland hat zwei Dramen geschrieben: „Ernst von Schwaben" und „Ludwig der Baier": beide ver­ herrlichen die Treue. Auch als literarhistorischer Forscher hat Uhland Bedeutendes geleistet. Boß Johann Heinrich, geb. 20. Febr. 1751 zu Sommers­ dorf in Mecklenburg, f 29. März 1826 zu Heidelberg. Er studierte Philologie in Göttingen, wo er sich dem Hainbünde anschloß. Als Rektor in Eutin gab er die berühmte Über­ setzung des Homer heraus, welcher viele andere Übertragungen antiker Dichter folgten. Er dichtete auch Idyllen, so Luise und den 70. Geburtstag. Bon 1805 ab war Boß Professor in Heidelberg. Weber Friedr. Wilh., geb. 16. Dez. 1813 zu Alhausen in Westfalen, f 5. April 1894 zu Nieheim bei Höxter, wo er als Arzt gewirkt hatte. Berühmt ist sein Epos - Dreizehn­

linden.

(ßriimtmnjgm. Man findet Gedichte dieser Sammlung u. a. in folgenden Werken erläutert: Dietlein und Pollack (DP), Aus deutschen Lesebüchern, Leipzig, 1901—1905 — 1. Bd. 5. Ausl., 2. Bd. 6. Ausl., 3. Bd. 6. Ausl. — Götzinger (Gö), .Deutsche Dichter, 2 Bde., 5. Ausl., Aarau, 1876—77. — Gude (Gu), Erläuterungen deutscher Dichtungen, 5 Reihen, Leipzig, 1881, 7. Ausl. — Leimbach (Sb), Ausgewählte deutsche Dichtungen, erläutert, Leipzig, Kesselring, 1880 bis 1896, bis jetzt 10 Bde. erschienen. — Lüben und Nacke (LN), Einführung in die deutsche Literatur, 3 Teile, Leipzig, 1882—83, 9. Auflage. — Verwandte französische und englische Stoffe bei Kühn (K) franz. Lesebuch, Mittel- und Oberstufe. Belhagen und Klasing, 4. Ausl. 1899 und bei Bietor und Dörr (VD) Englisches Lese­ buch, Unterstufe, 6. Ausl. Teubner, 1900. Man bergt auch Sieboff (Goethes und Schillers Ge­ dichte erläutert); Düntzer (Kommentar zu Goethes und Schillers Gedichten); Hassen st ein (Ludwig Uhland, Leipzig, 1887); Hessel (Dichtungen von Heine, ausgewählt und erläutert, Bonn, Weber, 1887) u. a.

7: DP 2, 708; LN 1, 303. 9: DP 2, 599; LN 1, 289. 11: DP 2, 601.

13: LN 1, 332. 19: DP 2, 542: Gu 1, 369; Lb 1, 154.

Lebensabritz der Dichter.

Erläuterungen.

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hervorragend tätig, 1830—1833 Professor der Literaturge­ schichte in Tübingen. Er nahm seine Entlassung, da ihm der Urlaub zur Teilnahme am Landtag verweigert wurde, und ent­ faltete nun eine ausgedehnte Tätigkeit als Politiker wie als Gelehrter. Eine Erkältung, die er sich bei der Begräbnisfeier seines Freundes, des Dichters Kerner, zugezogen, führte seinen Tod herbei. Die Stoffe seiner Balladen entnahm er mit Bor­ liebe dem Mittelalter. Uhland hat zwei Dramen geschrieben: „Ernst von Schwaben" und „Ludwig der Baier": beide ver­ herrlichen die Treue. Auch als literarhistorischer Forscher hat Uhland Bedeutendes geleistet. Boß Johann Heinrich, geb. 20. Febr. 1751 zu Sommers­ dorf in Mecklenburg, f 29. März 1826 zu Heidelberg. Er studierte Philologie in Göttingen, wo er sich dem Hainbünde anschloß. Als Rektor in Eutin gab er die berühmte Über­ setzung des Homer heraus, welcher viele andere Übertragungen antiker Dichter folgten. Er dichtete auch Idyllen, so Luise und den 70. Geburtstag. Bon 1805 ab war Boß Professor in Heidelberg. Weber Friedr. Wilh., geb. 16. Dez. 1813 zu Alhausen in Westfalen, f 5. April 1894 zu Nieheim bei Höxter, wo er als Arzt gewirkt hatte. Berühmt ist sein Epos - Dreizehn­

linden.

(ßriimtmnjgm. Man findet Gedichte dieser Sammlung u. a. in folgenden Werken erläutert: Dietlein und Pollack (DP), Aus deutschen Lesebüchern, Leipzig, 1901—1905 — 1. Bd. 5. Ausl., 2. Bd. 6. Ausl., 3. Bd. 6. Ausl. — Götzinger (Gö), .Deutsche Dichter, 2 Bde., 5. Ausl., Aarau, 1876—77. — Gude (Gu), Erläuterungen deutscher Dichtungen, 5 Reihen, Leipzig, 1881, 7. Ausl. — Leimbach (Sb), Ausgewählte deutsche Dichtungen, erläutert, Leipzig, Kesselring, 1880 bis 1896, bis jetzt 10 Bde. erschienen. — Lüben und Nacke (LN), Einführung in die deutsche Literatur, 3 Teile, Leipzig, 1882—83, 9. Auflage. — Verwandte französische und englische Stoffe bei Kühn (K) franz. Lesebuch, Mittel- und Oberstufe. Belhagen und Klasing, 4. Ausl. 1899 und bei Bietor und Dörr (VD) Englisches Lese­ buch, Unterstufe, 6. Ausl. Teubner, 1900. Man bergt auch Sieboff (Goethes und Schillers Ge­ dichte erläutert); Düntzer (Kommentar zu Goethes und Schillers Gedichten); Hassen st ein (Ludwig Uhland, Leipzig, 1887); Hessel (Dichtungen von Heine, ausgewählt und erläutert, Bonn, Weber, 1887) u. a.

7: DP 2, 708; LN 1, 303. 9: DP 2, 599; LN 1, 289. 11: DP 2, 601.

13: LN 1, 332. 19: DP 2, 542: Gu 1, 369; Lb 1, 154.

280 [IV]

Erläuterungen.

20: DP 2, 687; ®u 1, 364; Lb 1,149. VD 69 My Father’8 Hessing. 26: Gö 1, 230; LN 2, 211. 30: DP 3, 596; 1, 462; Lb 3, 40; LN 2, 53. 31: DP 2, 138; Lb 3, 25; LN 2, 58. 32: DP 3, 428; Lb 3, 38; LN 2, 65. 36: ®u 3, 213. 37: ®ö 1, 549. 39: DP 2, 557; LN 2, 375. 40: DP 2, 524 und 550; Gö 1, 550; ®u 1,319; LN 2,347. 41: ®ö 1,586; K315: Ronchaud, Sur la cime des monts. 42: DP 3, 430; Gö 1, 580.; LN 2 323 44: DP 3, 423; Gö 1, 590: Gu 1, 147; LN 2, 333; K 316 Deschamps, Le roi des aunes. 45: DP 3, 9; Gö 1, 607; Gu 1, 297; LN 2, 339. 46: DP 3, 166; Gö 1, 624; Gu 3, 221; LN 2, 343. 47: DP 2, 162. 49: DP 3, 437: Lb 2, 152. 51: DP 2, 89. 52: DP 2, 724. 58: DP 2, 724. 65: DP 3, 593 ; Gö 2, 158; Lb 4, 171. 66: Gö 2, 62. 67: Gö 2, 255. 68: DP 3, 361; Gö 2, 167; Lb 4, 29; LN 2, 499. 69: DP 3, 376; Gö 2, 190; Gu 1, 170; LN 2, 513. 72: Gö 2, 327. 74: DP 3, 14; Gö 2, 351; Gu 1, 278; Lb 4 1; LN 2, 589. 75: LN 2, 115. 77: Gö 2, 403. 78: Gö 2, 389; Lb 3, 55. 83: DP 2, 515; VD 141 Longfellow, The rainy day. 85: DP. 2, 644; Lb 1, 1. 86: DP. 2, 149; Gö 2, 571; Gu 4, 130; LN 3, 225. 88: DP 3, 232. 89: DP 3, 190. 93: DP 3, 235; Gu 4, 74; Lb 3, 157.

DP 2, 256. DP 1, 350; Gu 1, 313. DP 2, 358; Gu 4, 172. DP 2, 333; Lb 4, II, 271. DP 2, 369; Gu 3, 342. DP 2, 401. DP 1, 438; Gu 4, 187; LN 3, 328; K 319, MarcMonnier, L'höte. 110: DP 2, 361; Gu 1, 242. 115: DP 3, 28; Gö 2, 446; Gu 1, 287; Lb 4, II, 306; LN 3, 367. 116: DP 2, 444 ff. 117: DP 3, 23; Gö 2, 469; Gu 3, 270; Lb 4, II, 315. 120: DP 2, 2J6; Gö 2, 528; Gu 4, 176; Lb 3, 83. 199» Qfi Q QQ 124: DP 2, 346; Gö 2, 515; Gu 4, 157. 125: Lb 3, 250. 131: VD 146 Longfellow, The bridge. 134: DP 2, 499. 135: DP 3, 271. 136: DP 2, 198. 137, I: DP 3, 241. 138: DP 3, 242. 139: DP 3, 135. 141: VD 86 Longfellow, The open window. 142: VD 144 How happy 111 be. 143: DP 2, 395. 147: DP 3, 148. VD 141 Hood, Fast and present. 151, I: DP 2, 123. 152: DP 2, 173; Gu 4, 283; Lb 3, 272; LN 3, 469. 153: DP 2, 208; Gu 4, 285; Lb 3, 286; LN 3, 471. 156: DP 2, 624. 159: DP 2, 701. 161: DP 2, 523. 163: VD 152 Hernans, A dirge. 166: DP 2, 453; Gu 4, 148. 167: DP 2, 373; Gu 3, 252; LN 3, 434. 168: DP 3, 227; Lb 3, 241; LN q 4qo 170: DP 3, 471. 172: DP 3, 124; 2, 515. 173, III: DP 2, 445. 182: DP 2, 595; Gu 3, 231; Lb 1, 99; LN 3, 227.

94: 96: 97: 98: 103: 106: 109:

Erläuterungen.

183: DP 3, 8. 184: DP 2, 150; Gö 2, 579; Lb 1, 126; LN 3, 236. 185: DP 3, 183; LN 3, 647. 188: DP 2, 443 und 455. 189: DP 2, 554. 190: DP 2, 628; Lb 6, 40; VD 86 Hernans, The graves of a Household. 191: DP 2, 641; Lb 3, 72. 192: DP 2, 670; Gu 2, 295; Lb 1, 227. 193: DP 2, 564; Lb 1, 258; LN 3, 554. Wildschur ist ein Wolfspelz, eigentlich ein polnisches Wort.

[IVJ 281

196: DP 2, 631; LN 3, 547; VD 143 Mackay, Today and to morrow. 198: DP 3, 529; Lb 1, 268; LN 3, 551. 200: K 290 Hugo, Lorsque l’enfant parait. 202: DP 2, 622; Gu 4, 327; LN 3, 578. 206: DP 3, 73. 210: Lb 3, 93. 221: DP 3, 181; Lb 3, 232. 226: Lb 3, 191. 227: DP 2, 721. 232: Lb 6, 469. 238: Lb 6, 470.

1: Elisäus, auch Elisa genannt, Schüler des Elias, vgl. 2. Könige, 3, 15. 2: Eusebius, der „Vater der Kirchengeschichte", lebte von 270 bis 340. Johannes war auf die öde Insel Patmos verbannt, die Geschichte mit dem Jüngling ereignete sich jedoch nicht dort, sondern nach seiner Rückkehr aus der Verbannung, in Ephesus. 3: 1: geit — gibt; Wegwarten (Wegerich) ward früher gegen Augenentzündung gebraucht; Wohlgemut ist der wohlriechende Dosten. 5: Trummen — Trümmer. 6: Die Bach sagt man mundartlich noch in dem größeren Teil von Deutschland. — Ohne Geist und Sinn d. h. Geist und Bewußtsein ausgenommen. — Die Ode ist nach Ronsard frei übertragen (Oden 2, 18); der französische Text ist S. 285 abgedruckt. 10: Das Lied ist 1657 auf die Hochzeit der Anna Neander mit Johann Portatius, einem Freunde des Dichters, verfaßt, und zwar niederdeutsch, die vorliegende hochdeutsche Übersetzung ist von Herder. 14: Gö 1, 171. Das Metrum ist in griechischer Art, jedoch vom Dichter frei erfunden; die Betonungen sind folgende: ± ~ | ± w _ | i w . ± _ ■ ± w -L v | -L _

; ±

-L V w j J- V u J-

16: Gö 1, 178. Vom Metrum gilt das zu 14 gesagte. Die Be­ tonung ist: wwl|wl|wl|vwl .

lvl|lvwl|lwl

Preisler war Professor an der Malerakademie -u Kopenhagen,

282 [IV]

Erläuterungen.

dort ist auch diese Ode entstanden; Kothurn —der hohe Schu­ ber griechischen und römischen Schauspieler. 17: Gö 1, 182; ®u 2, 248; Lb 3, 113; LN 1, 474. Metrum wie 14. lv|lvU|Wl

luiiaiiviiu J-Vv|-Lw^-L|-Lww-i-

Metrum wie in 14.

18: Gö 1, 183; Gu 2, 250; Lb 3, 114. Betonung: ww-L«-|ww-Lv|Vl_.

±

-L

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1.

1

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I v u

24: DP 2, 457. Es ist dies das letzte Gedicht Höltys, kurz Dor seinem Tode verfaßt. In Strophe 2 ist das Wort „Scheide­ wege^ zu betonen, der Sinn ist: Die Freude bringt uns sogar dann noch Kränze, wenn wir bald sterben müssen. 27: Gö 1, 251; Gu 1, 86; Lb 4, II, 350; LN 2, 223. Postille — Predigtbuch; Kalmank — glänzender Wollenstoff; Maililien — Maiblumen; Feuerkieke — Wärmepfanne für die Füße; Desem — Schnellwage; Posen — Federkiele für das Mundstück der Tabakspfeifen. 35: LN 2, 312. Richtiger: Gesang an Mahomet, für ein vom Dichter entworfenes Drama „Mahomet" bestimmt, als Wechsel­ gesang zwischen Fatema, Mahomets Tochter, und Ali, deren Gatten und späterem Nachfolger des Propheten. 43: Gö 1, 582. Als Einlage in einen Brief an Frau v. Stein, am 9. Oktober 1779 aus Lauterbrunn geschrieben (IV. Prosa, Nr. 13). 46, I: Man vgl. Schiller, Sehnsucht (Nr. 66), wo derselbe Grund­ gedanke allegorisch ausgeführt ist. 48: Gö 1, 640. Der geflügelte Löwe ist das Sinnbild des Evangelisten Markus und darum das Wappen Venedigs, woselbst in der Markuskirche die Gebeine dieses heiligen Mannes beigesetzt sind; Utopien, wörtlich Nirgendsland. 54: Gö 1, 639. Als Arie für eine von Goethe geplante Oper bestimmt, die den Titel führen sollte „Der Groß-Kophta". 64, 1: Autochthone—Ureinwohner, wörtlich: aus der Erde geboren. 64, 3: Eigentlicher Sinn: Der Dichter hat seinen Widerwillen gegen das Sonett, als eine allzukünstliche Gedichtgattung, verloren. 70: DP 3, 42, Gö 2, 207; Gu 1, 261; Lb 4, 104; LN 2, 533. Ein Lied des Jbhkus sehe man bei Geibel, (Nr. 209,1 dieses Bandes). 71: DP 3, 78; Gö 2, 300; Gu 2, 200; Lb 4, JL81; LN 2, 665; K 314 Amiei, La cloche. — Die lateinische Glockeninschrift lautet zu deutsch: Lebende rufe ich; Tote beklag ich; Blitze zerschlag ich.

Erläuterungen.

[IV] 283

84: Arndts Gattin starb im Jahre 1801. Er vermählte sich 1817 zum zweiten Male, mit einer Schwester Schleiermachers. 90: DP 2, 675; Lb 3, 327. In Strophe 4 haben manche Samm­ lungen Trauben in Veilchen geändert; der Dichter meint aber natürlich nicht, daß man die Trauben jetzt, im Frühling, breche, sondern umschreibt nur dadurch das Wort „Trauben­ hügel". In Strophe 5 sind die dort genannten Untugenden nicht allgemein zu deuten, sondern politisch, als das, was dem neuzugründenden Kaisertum widerstrebt, dasselbe, was dann „alte Sünden" genannt wird. 95: Gu 3,255; Lb 3,163; LN 3,192. Das Schwertlied hat Körner wenige Stunden vor seinem Tode in sein Taschenbuch geschrieben. 104 :Lb 3, 277. Im Mittelalter waren bildliche Darstellungen, wo der Tod unerwartet erscheint und mit Leuten tanzt, besonders beliebt (Holbeins Totentanz). 113: DP 2, 615. Geheime Kunden — Geheimkünste, als welche genannt werden Nekromantik (Geisterbeschwörung) und Alchymie d. h. Chemie in der früheren abergläubischen Form der Goldmacherkunst; solches Wissen glaubte man an strenge Formeln (Zaubersprüche) gebunden. 119: Die hier geschilderte Begebenheit trug sich im Oktober 1830 zu (Baumgarten, Geschichte Spaniens, 3. Bd. S. 93). 123: Gedichtet zur Widerlegung der Behauptung, als gäbe es eine schwäbische Dichterschule, als deren Meister Uhland zu gelten habe. 130: DP 2, 603; Gu 2, 257; LN 3, 485. Das Gedicht schildert ein Reiseerlebnis des Dichters, als er von Stuttgart nach Balingen fuhr. Der Kirchhof ist der des Dorfes Steinhofen. 132: Primula veris — Erstling des Frühlings, lateinischer Name der Primel. 155: Parabasen hießen in der altgriechischen Komödie gewisse ein­ geschobene, nicht zum Stück gehörende ernstere Ansprachen des Chorführers an die Zuschauer. — Die Quellendichtungen des Nibelungenliedes sind schon in der karolingischen Zeit entstanden. 171, I: Im Jahre 401 v. CH. Geb. erreichten die 10000 Mann griechischer Hilfstruppen unter Tenophons Führung, nach be­ schwerlichen Irrfahrten, vom Euphrat her kommend, das schwarze Meer. Als sie es zuerst von einem Berge aus er­ blickten, begrüßten sie es, jubelnd sich zujauchzend: Thalatta! Thalatta! (Meer! Meer!). 171, II: Auf Norderney gedichtet, dessen Strand nach Westen schaut. 174, I: In der Normandie entstanden; die deutsche Nordseeküste hat keine Runensteine. 176: Am 19. April 1824 starb Lord Byron, der Dichter des Childe Harold, der Sänger des Meeres, zu Missolungi in Griechenland. Seine Leiche wurde zu Schiffe in die Heimat geführt. 178: Die Kriegsdrohung Frankreichs, das 1840 die Rheingrenze begehrte, rief außer diesem Gedicht auch Beckers Rheinlied

284 [IV]

Erläuterungen.

(Teil III) und Schneckenburgers Wacht am Rhein (III) hervor. 179: Firdusi lebte von 960—1030 n. Chr., als Schach Mahomet über Persien zu Gasna herrschte. Ansari war Hofpoet des Schaches. Heines Darstellung ist streng geschichtlich. In III ist nach den Worten: „Ein sanft geheimnisvoller Gesang" nochmals II: „Hätt er menschlich ordinär " wieder­ holt zu denken; Odaliske^Haremsklavin. Die damaligen Perser waren Mohamedaner, doch versehen uns Firdusis Dichtungen in die Zeiten der altpersischen Feuerreligion. Als Heine Firdusi dichtete, hatte er selbst gerade Ähnliches erlebt, indem sein reicher Oheim ihm eine jährliche Unter­ stützung gewährt hatte, die nach dessen Tode seine Erben dem Dichter schmälerten. 180: Gö 2, 571; LN 3, 233; Gu 4, 130. Diese Sage ist von der elsässischen Dichterin Frau Engelhardt aufgefunden und zuerst dichterisch bearbeitet worden (III. Gedichte). Nideck liegt westlich von Straßburg, nördlich vom Breuschthal. 181: DP 3, 172; Gu 4, 251; Lb 1, 40; LN 3, 235; K 318 Pariselle, Le chäteau de Boncourt. Chamisso hat dies Gedicht ohne die letzte Strophe selbst ins Französische über­ setzt. Wir drucken es S. 285 ab. 201: DP 2, 438; Lb 1, 309; LN 3, 582. Da Geibel das Lied unter seine politischen Gedichte ausgenommen hat, so ist es als Allegorie anzusprechen, aber auch als Frühlingslied ver­ ständlich. 204: Am 17. November 1857 gelang es Sir Campbell, Lucknow zu entsetzen, das in dem großen Aufstand in Ostindien von den Eingeborenen lange Monate hindurch belagert war. Die in der Ballade erzählte Begebenheit beruht auf Wahrheit. Der berühmte schottische Marsch: „The Campbeils are coming, oho, oho" hat denselben Rhythmus, wie das obige Gedicht von Geibel. Max Bruch hat die Ballade mit Be­ nutzung der Marschweise komponiert. — Pibroch ist der Dudelsack der Schotten; Rohrseld — Zuckerrohr. 205, I: Der kydonische Apfelbaum — Quittenapselbaum (Quitte ist aus Kydonia entstanden; Kydonia war eine Stadt auf Kreta). 207: Geibel hat dies Lied auf den Tod seiner Gattin gedichtet. 209, II: Skolion nennt man die unsern Volksliedern zu ver­ gleichenden altgriechischen Gesänge, die im Chor gesungen wurden. 209, III: Betonung der alkäischen Strophe s. S. 264. 209, IV: Die noch jetzt gern gesungene Komposition dieser Ode von Fleming (lebte im 18. Jahrh, als Arzt zu Berlin) legt eine jambische, mithin unrichtige Betonung zugrunde, ebenso das Kirchenlied von Johann Heermann: Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen. Die Betonung der sapphischen Strophe s. S. 264. Die Mauren in Nordafrika waren be­ rühmt als Bogenschützen; der Hydaspes ist Nebenfluß des Indus; Horaz hatte ein Landgut bei Tibur im Sabiner-

Erläuterungen.

[IV] 285

gebirge, jetzt Tivoli genannt. Der Sinn ist: ein Lied auf meine Lalage wirkt wie ein schützendes Zaubermittel. 211: Lb 3, 256. Es ist dies eine echte Sage, wonach in ge­ fährlichen Zeiten die in Speier begrabenen Kaiser mit­ kämpfen, ähnlich wie der Ritter von Rodenstein. 217 : DP 2, 481. Der Kätner ist der Bewohner eines Katens oder Kottens (ländliche Hütte). 223: Nach einer Begebenheit aus dem Mittelalter. Der Sohn aus dieser Ehe war Thomas Becket, der berühmte Kirchenlehrer, der als heiliger Thomas v. Canterbury bekannt ist.

Zu Nr. 6. Ronsard, Ödes 2, 18: A son Laquais. 1. J'ay l’esprit tout ennuye D'avoir trop estudie Les Phenomenes d'Arate: II est temps que je m’esbate Et que j'aille aux champs jouer. Bons dieux! qui voudroit louer Ceux qui, collez sur un livre, N'ont jamais soucy de vivre? 2. Que nous sert l'estudier, Linon de nous ennuyer Et soing dessus soing accrestre, A nous qui serons peut-estre, Ou ce matin, ou ce soir, Victime de l’orque noir, De l'orque qui ne pardonne, Tant il est fier, ä personne? 3. Corydon, marche devant; Sqache oh le bon vin se vend. Fais apres ä ma bouteille Des feuilles de quelque treille,

Un tapon pour la boucher Ne m’achete point de chair, Car, tant soit-elle friande, L’este je hay la viande. 4. Achete des abricös, Des pompons, des artichös, Des fraises et de la creme: Cest en este ce que j'aime, Quand, sur le bord d'un ruisseau, Je les mange au bruit de l’eau, Estendu sur le rivage Ou dans un antre sauvage. 5. Ores que je suis dispos, Je veux rire sans repos, De peur que la maladie Un de ces jours ne me die, Me happant ä l'impourveu: „Meurs, gallant: c'est assez beu."

Zu Nr. 181: Le chäteau de Boncourt. 1. Je reve encore ä mon jeune äge Sous le poids de mes cheveux blancs; Tu me poursuis, fidele image, Et renais sous la faux du temps. 2. Du sein d’une mer de verdure S’eleve ce noble chäteau! Je reconnais et sa toiture, Et ses tours avec ses creneaux; 3. Ces lions de nos armoiries Ont encore leurs regards d'amour! Je vous souris, gardes ebenes, Et je m’elance dans la cour. Hessel, Lesebuch IV. Gedichte.

286 [IV]

Nachweis der Quellen.

4. Voilä le sphinx ä la fontaine, Voilä le signier verdoyant; La s'epanouit Fombre vaine Des premiers songes de Fenfant 5. De mon aieul, dans la chapelle, Je cherche et revois le tombeau; Voilä la colonne ä laquelle Pendent ses armes en faisceau. 6. Ce marbre que le soleil dore, Et ces caracteres pieux, Non, je ne puis les lire encore, Un volle humide est sur mes yeux. 7. Fidele chäteau de mes peres, Je te retrouve tont en moi! Tu n'es plus! superbe nagueres, La charrue a passe sur toi! 8. Sol que je cheris, sois fertile, Je te benis d'un coeur serein; Benis, quel qu'il soit, Fhomme utile, Dont le soc sillonne ton sein!

WcrcHweis der Hu eilen. Ambrosius: Gedichte, Königsberg, Beyer, 16. Auflage, 1896. 2. Bd., 3. Auflage 1899. Arndt: Gedichte, Leipzig, Weidmann, 1840 (Nr. 85 um eine Strophe, Nr. 87 um zwei Strophen gekürzt). Chamisso: Werke, 6 Bde., Leipzig, Weidmann, 1836—39. — Die Übersetzung S. 285 aus Schönermark, Anthologie lyrique, Halle, Gesenius 1878. Claudius: Sämtliche Werke, 8 Teile, Wandsbeck, 1774—1812, beim Verfasser. Dach: Gedichte, herausgeg. von Oesterley, in: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts, von Gödecke und Tittmann, 9. Bd., Leipzig, Brockhaus, 1876 (Nr. 9 um eine Strophe gekürzt). Nr. 10 aus Herders Werken, Ausg. von Suphan, Berlin, Weidmann, 1885 Bd. 25 (um 14 Zeilen gekürzt). Dohm: Kladderadatsch 1870, Nummer 40 (28. August), Berlin, Hofmann. Droste-Hülshoff: Gesammelte Schriften, herausgegeben von L. Schücking, Stuttgart, Cotta, 1878, Bd. 1 und Bd. 4. Eichendorff: Sämtliche Werke, 9. Aufl., Leipzig, Günther, 1875 (Nr. 161 um eine Strophe gekürzt). Eichrodt: Gesamm. Dichtungen, Stuttgart, Bonz, 1890, 8b. 1. Feuchtersleben: Sämtliche Werke, herausgeg. von Friedr. Hebbel, 7 Bde., Wien, Gerold, 1851—1853, Bd. 1. Fleming: Deutsche Dichter des 17. Jahrhunderts, von Gödecke

Nachweis der Quellen.

[IV] 287

und Tittmann, 2. Bd., Leipzig, Brockhaus, 1870 (Nr. 11 mit Weglassung der letzten Strophe). Freiligrath:Ges. Dichtungen,6Bde.,Stuttg., Göschen, 1871. Geibel: Gesammelte Werke, 8 Bde., Stuttgart, Cotta, 1883 (Nr. 208 um eine Strophe gekürzt). Gerhardt: Geistliche Lieder, herausgeg. von PH. Wackernagel, 3. Ausl., Stuttgart, Liesching, 1861 (Nr. 7 ist gekürzt). Goethe: Werke in 36 Bden., herausgeg. von Gödecke, Stuttgart, Cotta, o. I. Die Verteilung der Textworte in Nr. 35 (Mahomets Gesang) und Nr. 43 (Gesang der Geister) an zwei Per­ sonen ist nach Biehoff, Goethes Gedichte, Stuttgart, Conradi, 1870, Bd. 2 und nach Götzinger, Deutsche Dichter, 5. Ausl. Aarau, Sauerländer, 1876, Bd. 1; Nr. 48 ist gekürzt. Greif: Gedichte, Leipzig, Amelang, 1895, 6. Auflage. Nr. 237 ist in der Fassung der 5. Auflage (1889) abgedruckt. Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicius Simplizissimus, Leipzig, Wigand, 4. Auflage 1875. Hamerling:Ein Schwanenlied d.Romantik,Hamburg,Richter, 4. Ausl., 1873 (die Einteilung in I und II, wie die kleine Textänderung in der ersten Zeile des 2. Liedes ist vom Dichter persönlich so gewünscht worden). Hauff: Prosaische und poetische Werke, 12 Bde. Berlin, Hempel, o. I., Bd. 1. Deine: Werke, herausgeg. von Elster, Leipzig, bibliographisches Institut, o. I., Bd. 1 und 2. Hensel: Lieder, Paderborn, Schöningh., 6. Ausl. 1887. Herder: Sämtliche Werke, herausgeg. von Suphan, Berlin, Weidmann, 1885—88, Bd. 29, 28 und 25. Herwegh: Gedichte eines Lebendigen, 7. Ausl., Zürich und Winterthur, Literarisches Komptor, Bd. 1. Het> se: Gedichte, Berlin, Hertz, 1872. Hoffmann v. Fallers leb en: Ged., Halle, Gesenius, o. I. Hölderlin: Sämtliche Werke, herausgeg. von Theodor Schwab, 2 Bde., Stuttgart und Tübingen, 1846 (Nr. 78 mit Weg­ lassung der ersten 18 Distichen). Hölty: Gedichte, herausgeg. von Halm, Leipzig, Brockhaus, 1869 (Nr. 24 um eine Strophe gekürzt). Keller: Gesammelte Gedichte, 2. Aufl., Berlin, Hertz. Kerner: Ausgew. Poet. Werke, 2Bde., Stuttg., Cotta, 1878. Kinkel: Gedichte, Stuttgart, Cotta, 1843. Klop stock: Werke, herausgeg. von Boxberger, Berlin, Hempel, o. I., Bd. 5. In Nr. 15 sind die ersten 44 Zeilen fortge­ lassen, außerdem noch 2 Zeilen, auch die Verse hier und da anders nbgeteilt, als im Original. Körner: Werke, vollständigste Ausgabe, Berlin, Hempel, o. I. — Tagebuch und Kriegslieder. Nach der Originalhandschrift von Peschel, Freiburg, Fehsenfeld, 1893. Lenau: Gedichte, 2 Bde., Stuttgart, Cotta, 1857; Bd. 1. — Dichterischer Nachlaß, herausgeg. von Anast. Grün, Stuttgart, Cotta, 1858 (Nr. 131). Lingg: Gedichte, 2. Ausl, Stuttgart, Cotta 1855.

288 [VD

Nachweis der Quellen.

Luther: Dichtungen in gebundener Rede, herausgeg. von Georg Schleusner; Wittenberg, Wunschmann, 1892. Meyer: Gedichte, 5. Ausl., Leipzig, Hässel, 1892. Mörike: Gedichte, 12. Aufl., Stuttgart, Göschen, 1897. Müller Friedrich: Werke, Heidelberg, Mohr, 1825, Bd. 2. Müller Wilhelm: Ged., herausgeg. von Max Müller, Leipzig, Brockhaus, 1868 (in Nr. 168 ist die Schreibweise Munkacs in Munkatsch geändert worden). Müller Wolfgang: Lorelei, 4. Ausl., Leipzig, Brockhaus, 1873. Novalis: ©ebidjte, herausgeg. von W. Beyschlag, 3. Ausl., Leipzig, Böhme, 1886. Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, herausgeg. von Österley, Berlin und Stuttgart, Spemann, o. I. Platen: Gesammelte Werke, Stuttgart, Cotta, 1839 (Nr. 155, I ist aus der Parabase am Schlüsse des Lustspiels: Der roman­ tische Ödipus; II aus der am Schlüsse des 1. Aktes des Lust­ spiels : Die verhängnisvolle Gabel). R ei nick: Märchen-, Lieder- und Geschichtenbuch, Bielefeld, 1884. Deutscher Musenalmanach für das Jahr 1837, herausgeg. von Adelbert von Chamisso, Leipzig, Weidmann (Nr. 188). Ritter: Gedichte, Stuttgart, Cotta, 6. Aufl. 1900. Rückert: Gesammelte Ged., 6 Bde., Erlangen, Heyder, 3. Aufl., 1838—39. — Gedichte. Neue Auswahl. 22. Aufl., besorgt von Huyssen, Frankfurt, Sauerländer, 1886. — Weisheit des Brah­ manen, 10. Aufl., Leipzig, Hirzel, 1878 (die Überschr. fehlen int Orig.); 4 zweizeilige Sprüche, W. d. Br. S. 564, sind bei uns den angereihten Perlen als Nr. 12—15 angefügt). — Kindertotenlieder, aus dem Nachlasse, Frankfurt a. M., 1872. Sachs: abgedruckt aus Schauenburg und Hoches Deutschem Lesebuch, 1. Teil, 2. Aufl., Essen, Bädeker, 1874. Schack: Gesammelte Werke, 6 Bde., Stuttgart, Cotta, 1883, Bd. 4 und Bd. 1. Scheffel: Der Tromp. v. Säckingen,200. Aufl., Stuttg., 1892. Schenkendorf: Gedichte, 3. Ausl., herausgeg. von Hagen, Stuttgart, Cotta, 1862. Schiller: Werke, herausg. v. H. Kurz, Leipz., bibl. Jnstit., o. I. Schwab: Gedichte, Leipzig, Rellam, 1882. Spee: Trutz Nachtigal oder geistlichs-poetisch Lustwäldlein, 4. Aufl., Cöllen (Köln), in Verlag Wilh. Friessems Buchhdln. im Erb-Engel Gabriel in der Tranckgassen, Anno 1672 (Nr. 4 ist um 10 Strophen, Nr. 5 um 2 Strophen gekürzt). Stöber: Gedichte, Hannover, Hahn, 1845. Stolberg: Gedichte, herausgeg. von Boie, Karlsruhe, 1783. Storm: Gedichte, 10. Aufl., Berlin, Pätel, 1894. Tieck: Gedichte, Dresden, Hilscher, 1821, Bd. 1. Trojan: Für gewöhnl. Leute, Berlin, Freund u. Jeckel, 1893. Uhland: Gedichte und Dramen, 3 Teile, Stuttgart, Cotta, 1885, herausgeg. von Holland. Volkslieder: Uhland, alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder, 1. Bd. Liedersamml. Stuttgart, Cotta, 1844. — G. Scherer, Jungbrunnen, Berlin, Hertz, 3. Aufl. 1875. — A. v. Arnim u.

Inhalt I.

[IV] 289

Klein. Brentano: Des Knaben Wunderhorn, Alte deutsche Lieder, neu bearbeitet von Ant. Birlinger und Wilh. Crecelius, Wiesbaden, Killinger, 1874, Bd. 1. — Herder: Stimmen der Völker, Stuttgart, Cotta, 1846. Boß: Bon den 3 Bearbeitungen des 70. Geburtstages ist hier die 2. gewählt, abgedruckt aus PH. WackernagelS Auswahl deutscher Gedichte, Berlin, Duncker und Humblot, 1832. Die 1. Bearbeitung hat 95 Zeilen, die 3. deren 232. Weber: Gedichte, Paderborn, Schöningh., 1899, 23. Ausl.

Inhalt I. Zusammenstellung gCeic^artiger KeöicHte.

(Die Zahlen sind die Nummern der Gedichte.)

A. Nach dem Inhalt. I. Fie Walur. 1. Frühling.

209 Geibel, Frühlingsgesang des Jbykus. — 173 Heine, Aus dem neuen Frühling. — 80 Hölderlin, Der gefesselte Strom. —15 Klopstock, Frühlingsfeier. —130,132 Lenau, Der Postillion; Primula veris. — 128Mörike, Er ist's. — 166 Müller, Morgenlied. — 188 Reinick, Frühlingsglocken. — 107, 116 Uhland, Märznacht: Frühlingslieder. 2. Sammer.

7 Gerhardt, Sommergesang. — 230, 232, 234 Greif, Frühling der Heide; Das erste Sommergras; Hochsommernacht. — 172 Heine, Aus dem Buch der Lieder. — 17, 18 Klopstock Die frühen Gräber; Die Sommernacht. — 214 Schack, Im Grase. — 4 Spee, Lob Gottes aus der Schöpfung. — 217 Storm, Abseits. 3. Herbst-

240 Ambrosius, Herbstbild—175 Heine, Der scheidende Sommer. — 83 Tieck, Herbstlied. — 109 Uhland, Einkehr. 4. Winter.

201 Geibel, Hoffnung. — 16 Klopstock, Der Eislauf. - 27 Boß, Der siebzigste Geburtstag. 5. Morgen

Tag.

161 Eichendorfs, Morgengebet. — 227 Heyse, Über ein Stündlein. — 127 Mörike. In der Frühe. — 166 Müller, Morgenlied. — 217 Storm, Abseits. — 96 Uhland, Schäfers Sonntagslied. 6. Abend.

Rächt.

19 Claudius, Abendlied. — 157, 160, 162 Eichen­ dorfs, Sehnsucht; Mondnacht; Der Einsiedler. — 208 Geibel, Nachts am Meer. — 40, 41 Goethe, Wanderers Nachtlied. — 234, 235, 238 Greif, Hochsommernacht; Nachtgefühl; Wunsch am Abend. — 13 Grimmelshausen, Einsiedlers Abendlied.

290 [IV]

Inhalt I

— 125 Hauff, Soldatenliebe. — 171, 2 172 5, 6 Heine, Abenddämmerung; Aus dem Buch der Lieder. — 77 Hölderlin, Die Nacht. — 210 Kinkel, Abendlied. — 17, 18 Klopstock, Die frühen Gräber; Die Sommernacht. —130,133,134 Lenau , Der Postillion; Bitte; Schilflied. — 139 Rückert, Abendlied. 7. Tierwelt.

186 Droste, Heidebilder. — 194 Freiligratb, Schwalbenmärchen. — 51 Goethe, Die Frösche. — 13 Grimmelshausen, Einsiedlers Abendlied. — 151, Y Rückert, Ursprung der Rose. — 217 Storm, Abseits. — 83 Tieck, Herbstlied. 8. Pflanzenwelt.

Wald.

156 Eichendorff, Abschied. — 193 Freiligrath, Die Tanne. — 34, 47 Goethe, Das Veilchen; Gefunden. — 232, 236 Greif, Das erste Sommergras; Die Bergföhre. — 220 Keller, Waldlied. — 132, 134 Lenau, Primula veris: Schilflied. — 169 Müller, Der Lindenbaum. — 151 , Rückert, Ursprung der Rose. — 218 Storm, Im Walde. — 109 Uhland, Einkehr. 9. Luft nnd Berge.

Waffer und Meer.

233 Greif, Die einsame Wolke. — 79 Hölderlin, An den Äther. — 220 Keller, Waldlied. — 15 Klopstock, Früh­ lingsfeier. — 82 Novalis, Bergmannslied. — 242 Ritter, Sturmlied. — 75 Schiller, Berglied. — 103 Uhland, Des Knabe. Berglied. — 185,186 Droste, Der Knabe im Moor; Heide­ bilder. — 208 G e i b e l, Nachts am Meere. — 35, 37, 39, 42, 43 Goethe, Mahomets Gesang; Auf dem See; Meeresstille; Der Fischer; Gesang der Geister. — 231 Greif, Am Wasserfall. — 171, 174, 176 Heine, Aus den Nordseeliedern; Aus Seraphine; Childe Harold. — 80 Hölderlin, Der gefesselte Strom. — 1631 Lenau, Blick in den Strom. — 222 Meyer, Gesang des Meeres. — 167, 170 Müller, Der kleine Hydriot; Bineta. — 189 Reinick, Der Strom. — 26 Stolberg, Der Felsen­ strom. — 108 Uhland, Das Schifflein.

II. 'gtaterCand und Jvemde. 10. Deutsches Land und Bolt.

85 Arndt, Des Deutschen Vaterland. — 226 Hamerling, Vaterlandslied. — 178 Heine, Deutschland. — 191 Hoffmann, Das Lied der Deutschen. — 185, 186 Droste, Der Knabe im Moor; Heidebilder. — 192, 197 Freiligrath, Die Auswanderer; Am Baum der Menschheit. — 206 Geib el, Ich fuhr von St. Goar. — 78 Hölderlin, Der Wanderer. — 215 Schack, Aus der Heimat. — 224 Scheffel, Lied des Trompeters von Säckingen. — 90, 91 Schenke ndorf, Frühlingsgruß an das Vaterland; Das Lied vom Rhein. — 103 Uhland, Des Knaben Berglied. 11. Deutsche Geschichte und Sage.

HO Uhland, Siegfrieds Schwert. — 14 Klopstock, Hermann und Thusnelda. — 136 Rückert, Barbarossa. —

[IV] 291

Inhalt I.

120 Kerner, Der reichste Fürst. — 8 Gerhardt, Dank­ lied für die Verkündigung des Friedens. — 202 Geibel, Sanssouci. — 88 Schenkendorf, Auf den Tod der Königin Luise. — 92, 93 Körner, Vor Rauchs Büste der Königin Luise; Aufruf. — 137 Rückert, Geharnischte Sonette. — 211 Müller, Nächtliche Erscheinung zu Speier. — 203 Geibel, Lied des Alten im Barte. — 237 Greis, Auf dem Schlachtfeld von Wörth. — 198 Freiligrath, Die Trompete von Bionville. — 219 Dohm, Die Schlacht von Metz. — 213 Schack, Beim Siegeseinzug in Berlin. 12. Deutsche FrrtheitSkämpfe und FreihritSsänger.

85, 86 Arndt, Des Deutschen Vaterland; Wer soll der Hüter sein? — 93—95 Körner, Ausruf; Abschied vom Leben; Schwertlied. — 137, 138 Rückert, Geharnischte Sonette; Körners Geist. — 89—91 Schenkendorf, Freiheit; Frühlingsgruß an das Vaterland; Das Lied vom Rhein. — 114 llhland. An das Vaterland. — 219 Dohm, Die Schlacht von Metz. — 198 Freiligrath, Die Trompete von Bionville. 18. Charakterbilder deutscher Männer und Frauen.

202 Geibel, Sanssouci. — 92 Körner, Bor Rauchs Büste der Königin Luise. — 88 Schenkendorf, Auf den Tod der Königin Luise. — 137 Rückert, Geharnischte Sonette. — 86 Arndt, Wer soll der Hüter sein. — 213 Schack, Beim Siegeseinzug in Berlin. 14. Charakterbilder deutscher Dichter.

Poefte.

Deutsche Dicht««-: 155Platen, Parabasen. — Goethe: 202 Geibel, Sanssouci. — 64 Goethe, Der Dichter über sich selbst und seine Kunst. — Körner: 137, 138 Rückert Geharnischtes Sonett; Körners Geist; — Schenkendorf: 86 Arndt, Wer sott der Hüter sein. — Rückert: 151, 11, 12, Rückert, Aus der Weisheit des Brahmanen. — Schwäbische Dichter: 123 Kerner, Die schwäbische Dichterschule. — Lbamisso: 181 Das Schloß Boncourt. — Geibel: 206 Geibel, Ich fuhr von St. Goar. — Poesie: 183 Chamisso, Frisch gesungen. — 205 Geibel, Das vergessene Lied. — 122 Kerner, Poesie. — 65 Schiller, Das Mädchen aus der Fremde. — 135 Stöber, An Dichter und Leser. — 113, 115, 117 Uhland, Freie Kunst; Des Sängers Fluch: Ver­ trau de Born. 15. Ferne Zeiten und ferne Lande.

209 Geibel, Aus dem klassischen Liederbuch. — 154 Platen, Pindars Tod. — 101 Uhland, Die sterbenden Melden. — 152 Platen, Das Grab im Busento. — 228 Heyse, Das Tal des Espingo — 179 Heine, Der Dichter Firdusi. — 117 Uhland, Bertran de Born. — 153 Platen, Der Pilgrim vor St. Just. — 5 Spee, Franz Lavier. — 194, 195 Freiligrath, Schwalbenmärchen; Ammonium. — 204 Geibel, Schön Ellen. — 177 Heine, In der Fremde. — 167, 168 Müller, Der kleine Hydriot; Alexander Ppsilanti. — 118, 119 Uhland, Der Waller; Die Bidassoabrücke.

292 [IV]

Inhalt I.

m. 16. Gsttverttauen.

ettteßette LebeuSveiSheft.

239 Ambros ins. Was ich liebe. — 20—23 Clau­ dius, Bei dem Grabe meines Vaters; Der Tod; Die Liebe; Wohltaten. — 187 Droste, Der verdorrte Feigenbaum. — 161, 162 Eichendorfs, Morgengebet; Der Einsiedler. — 12 Fleming Gottvertrauen. — 196, 199 Freiligrath, O, lieb, so lang du lieben kannst; Das bessere Land. — 43. 51—64 Goethe, Gesang der Geister; Spruchdichtungen. — 29, 30 Herder, Sprüche aus dem Morgenland; Das Kind der Sorge. — 227 Heyse, Über ein Stündlein. — 121 Kerner, Sehnsucht. — 131 Lenau, Blick in den Strom. — 126, 127 Mörike, Gebet: In der Frühe. — 145, 146, 148—151 Rückert, Spruchdichtungen. — 66, 67, 76 Schiller, Sprüche; Distichen. — 4 Spee, Lob Gottes aus der Schöpfung. — 112 Uhland, Die verlorene Kirche. 17. Kinderleben.

167 Müller, Der kleine Hydriot. — 188 Reinick, Frühlingsglocken. — 141, 147 Rückert, Kindertotenlieder; Aus der Jugendzeit. 18. Familienleben.

Krauenleben.

84 Arndt, Los der Schönen. — 182 Chamisso, Die alte Waschfrau. — 20 Claudius, Bei dem Grab meines Vaters. — 9, 10 Dach, Lied der Freundschaft; Annchen von Tharau. — 225 Eichrodt, Die Kameraden. — 11 Fleming, Das treue Herze. — 200 Freiligrath, Sobald das Kind sich zeigt. — 207 Geibel, Wenn sich zwei Herzen scheiden. — 46, 48, 50 Goethe, Aus Wilhelm Meister; Episteln; Trost in Tränen. — 125 Hauff, Soldatenliebe. — 172, 173, 175 Heine, Aus dem Buch der Lieder; Aus dem neuen Frühling; Der scheidende Sommer. — 14, 17 Klopstock, Hermann und Thusnelda; Die frühen Gräber. — 92 Körner, Bor Rauchs Büste der Königin Luise. — 140 Rückert, Aus dem Liebesfrühling. — 88 Schenkendors, Auf den Tod der Königin Luise. 19. Feste.

159 Eichendorfs, Sonntag. — 96 Uhland, Schäfers Sonntagslied. 20. Heimat.

Abschied.

Wanderschaft.

Heimat: 181 Chamisso, Das Schloß Boncourt. — 228 Heyse, Das Tal des Espingo. — 121 Kerner, Sehnsucht. — 221 Lingg, Heimkehr. — 147 Rückert, Aus der Jugend­ zeit. — 215 Schack, Aus der Heimat. Abschied: 156 Eichendorff, Abschied. — 192 Freilig­ rath , Die Auswanderer. — 175 Heine, Der scheidende Som­ mer. — 164 Hensel, Scheidegruß. — 28 Müller, Soldatenabschied. — 169 Müller, Der Lindenbaum. Wanderschaft: 157, 158 Eichendorff, Sehnsucht; Die Stille. — 193, 194 Freiligrath, Die Tanne; Schwalben-

Inhalt I.

[IV] 293

Märchen. — 33, 37, 41—46 Goethe, Der Wandrer; Auf dem See; Jägers Abendlied; Meeresstille und glückliche Fahrt; Wanderers Nachtlied; Ein gleiches; Mignon. — 171, 172, 174, 177 Heine, Aus den Nordseeliedern; Aus dem Buch der Lieder; Aus Seraphine; In der Fremde. — 78 Hölderlin Der Wanderer. — 127 Mörike, In der Frühe. — 145 Rückert, Reisegesellschaft. — 119 Uhland, Die Bidassoabrücke. 21 Tod.

Grab.

Ewigkeit.

84, 86, 87 Arndt, Los des Schönen; Wer soll der Hüter sein: Grablied. — 20, 21 Claudius, Bei dem Grab meines Vaters; Der Tod. — 163 Eichendorfs, Auf meines Kindes Tod. — 225 Eichrodt, Die Kameraden. — 190 Feuchtersleben, Nach altdeutscher Weise. — 196, 198, 199 Freiligrath, O, lieb, so lang du lieben kannst; Die Trompete von Bionville; Das bessere Land. — 207 Geib el Wenn sich zwei Herzen scheiden. — 44, 46, Goethe, Erl­ könig; Mignon. — 237 Greif, Auf dem Schlachtfelde von Wörth. — 176 Heine, Childe Harold. — 32 Herder, Erlkönigs 'Tochter. — 212 Herwegh, Strophen aus der Fremde. — 24, 25 Hölty, Aufmunterung zur Freude; Auf­ trag. — 17 Klopstock, Die frühen Gräber. — 94 Körner, Abschied vom Leben. — 152 Platen, Das Grab im Büsento. — 138, 141 Rückert, Körners Geist; Kindertotenlieder. — 88 Scbenkendorf, Auf den Tod. der Königin Luise. — 124 Schwab, Das Gewitter. — 99—102, 104, 105, 115, 118 Uhland, Der Schäfer; Die Bätergrust; Die sterbenden Helden; Der König auf dem Turme; Der schwarze Ritter; Der Wirtin Töchterlein; Des Sängers Fluch; Der Waller. — 3 3 Volkslied, Schlachtgesang. — 28 Müller, Soldaten­ abschied.

B. Nach Gattungen der Dichtkunst. I. cSeßröic^tung (Didaktik) 22. Fabel.

51

Goethe,

Die Frösche.

23. Gleichnis.

Parabel.

Allegorie.

241 Ambrosius, Sehnsucht. — 187 Droste, Der ver­ dorrte Feigenbaum. — 201, 209, 3 Geibel, Hoffnung; Das lecke Staatsschiff. — 35, 39, 43, 47, 49, 64 s Goethe, Mahomets Gesang; Meeresstille und glückliche Fahrt; Gesang der Geister; Gesunden; Der Schatzgräber; Natur und Kunst. — 231, 236 Greif, Am Wasserfall; Die Bergföhre. — 172, 178 Heine, Ein Fichtenbaum steht einsam; Deutschland. — 165 Hensel, Die Kinder in der Fremde. — 30 Herder, Das Kind der Sorge. — 95 Körner, Schwertlied. — 1 Luther, Frau Musika. — 170 Müller, Bineta. — 189 Reinick, Der Strom. — 142 Rückert, Das Meer der Hofsnung. — 112 Uhland, Die verlorene Kirche.

Inhalt I.

294 [IV]

24. Stittfct (vgl. Gedichte I—III). 25. Spruchdichtung. Epigramm.

21—23 Claudius, Sprüche. — 12 Fleming, Gott­ vertrauen. — 51—64 Goethe, Spruchdichtungen. — 29 Herder, Sprüche. — 81 Novalis, An einen Freund. — 149—151 Rückert, Spruchdichtungen. — 66, 67, 76 Schil­ ler, Sprüche; Distichen. — 216 Weber, Sprüche.

n. ArzLykende Dichtung (Kpik). 26. Märchen.

194 Freiligrath, Schwalbenmärchen. — 48, iGoethe, Epistel. — 151 Rückert, Ursprung der Rose. 27. Sage.

180 Chamisso, Das Riesenspielzeug. — 32 Herder, Erlkönigs Tochter. — 211 Müller, Nächtliche Erscheinung zu Speier. — 152 Platen, Das Grab im Busento. — 136 Rückert, Barbarossa. 28. Fromme Sage (Legende).

184 Chamisso, Die Kreuzschau. — 31 Herder, Der gerettete Jüngling. — 2 Sachs, Johannes mit dem Jüng­ ling. — 5 Spee, Franz Lavier. 29. Ballade und Romanze.

204 Geibel, Schön Ellen. — 36, 42, 44—46, 49 Goethe, Der König im Thule; Der Fischer; Erlkönig; Der Sänger; Mignon I; Der Schatzgräber. — 179 Heine, Der Dichter Firdusi. — 228 Heyse, Das Tal des Espingo. — 120 Kerner, Der reichste Fürst. — 223 Meyer, Mit zwei Worten. — 129 Mörike, Schön Rohtraut. — 211 Müller, Nächtliche Erscheinung zu Speier. — 152, 153 Platen, Das Grab im Busento; Der Pilgrim vor St. Just. — 68—70, 74 Schiller, Der Taucher: Der Handschuh; Die Kraniche des Jbykus; Der Graf von Habsburg. — 124 Schwab, Das Gewitter. — 98—102, 104, 106, 115, 117—119 Uhland, Das Schloß am Meere; Der Schäfer; Die Vätergruft; Die sterbenden Helden; Der König auf d'em Turme; Der schwarze Ritter; Die Rache; Des Sängers Fluch; Bertran de Born; Der Waller; Die Bidassoabrücke. 30. Geschichtliche Erzählung (Rhapsodie).

219 Dohm, Die Schlacht von Metz. — 198 Freilig rath, Die Trompete von Vionville. — 168 M filier, Alexander Ppsilanti. 31. Poetische

Erzählung.

225 Eichrodt, Die Kameraden. — 192 Freiligrath. Die Auswanderer. — 130 Lenau, Der Postillion. 32. Launige Erzählung.

Schwank.

48 i Goethe, Epistel. — 69 Schiller, Der Handschuh. 33. Idylle.

182 Chamisso, Die alte Waschfrau. — 186 Droste, Heidebilder. — 195 Freiligrath, Ammonium. — 206

Inhalt I.

[IV] 295

(Seibel, Ich fuhr von St. Goar. — 33 Goethe, Der Wandrer. — 27 Boß, Der siebzigste Geburtstag.

m. Kefühtsdichtung (Lyrik). 34. Lied.

85, 87 Arndt, Des Deutschen Vaterland: Grablied. — 19 Claudius, Abendlied. — 9, 10 Dach Lieder. — 156 bis 159 Eichendorfs, Lieder. — 190 Feuchtersleben, Nach altdeutscher Weise. — 11 Fleming, Das treue Herze. — 201, 203, 209 (Seibel, Lieder. — 34, 38, 40, 41 Goethe, Lieder. — 226 Hamerling, Baterlandslied. — 171—178 Heine, Lieder. — 191 Hoffmann, Das Lied der Deutschen. — 220 Keller, Waldlied. — 210 Kinkel, Ein geistlich Abendlied. — 95 Körner, Schwertlied. — 82 Novalis, Bergmannslied. — 6 Opitz, Ode. — 242 Ritter, Sturmlied. — 224 Scheffel, Lied des Trompeters. — 71, 75 Schiller, Das Lied von der Glocke; Berglied. — 83 Tieck, Herbstlied. — 96, 97, 103, 105, 109—111, 116 Uhland, Lieder. 35. Volkslied.

50 Goethe, Trost in Tränen. — 125 Hauff, Sol­ datenliebe. — 32 Herder, Erlkönigs Tochter. — 28 Mül­ ler, Soldatenabschied. — 105 Uhland, Der Wirtin Töchter­ lein. — 3 Volkslieder. 36. Geistliches Lied.

Ode.

Hymne.

Geistliches Lied: 87 Arndt, Grablied. — 19 Clau­ diu s, Abendlied. — 187 Droste, Das Gleichnis vom Feigen­ baum. — 160—162 Eichendorfs, Mondnacht; Morgen­ gebet; Der Einsiedler. — 12 Fleming, Gottvertrauen. — 7, 8 Gerhardt, Sommergesang; Danklied. — 13 Grim­ melshausen, Einsiedlers Abendlied. — 165 Hensel, Die Kinder in der Fremde. — 210 Kinkel, Ein geistlich Abendlied. Ode: 209 Geibel, Aus dem klassischen Liederbuch. — 80 Hölderlin, Der gefesselte Strom. — 14—18 Klop stock, Oden. — 6 O p itz, Ode. — 26 Stolberg, Der Felsenstrom. Hhmne: 85 Arndt, Des Deutschen Vaterland. — 203 Geibel, Lied des Alten im Bart. — 35,40,43 Goethe, Mahomets Gesang; Wandrers Nachtlied; Gesang der Geister. — 191 Hoffmann, Das Lied der Deutschen. — 77, 79 Hölder­ lin, Die Nacht; An den Äther. — 93 Körner, Ausruf. — 89 Schenkendorf, Freiheit. — 96 Uhland, Schäfers Sonntagslied. IV. 3>ratnatt|cße Sichtung. 37. Dialog

Monolog

Stücke aus Dramen.

Dialog: 85, 86 A r n d t, Des Deutsch. Baterl.; Wer soll der Hüter sein. — 199 Freiligrath, Das bessere Land. — 33,35, 43, 50 Goethe, Der Wandrer; Mahomets Gesang; Gesang der Geister über den Wassern; Trost in Tränen. —123 Kerner,

296 [IV]

Inhalt I.

Die schwäb. Dichterschule. —14 Klopstock, Hermann u. Thus­ nelda. — 95 Körner, Schwertlied. — 98, 101 Uhland, Das Schloß am Meere; Die sterbenden Helden. Monolog: 186 Droste, Kinder am Ufer. — 162 Eichen­ dorfs, Der Einsiedler. — 46 Goethe, Mignon. — 165 Hensel, Die Kinder in der Fremde. — 1 Luther, Frau Musika. — 167 Müller, Der kleine Hydriot. — 153 Platen, Der Pilgrim vor St. Just. — 71 Schiller, Das Lied von der Glocke. — 5 Spee, Franz Lavier. AuS Dramen: 155 Platen, Parabasen.

C. Nach Formen der Dichtkunst. I. Deutsche Isorrnen.

38. Kurze Reimpaare.

23 Claudius, Wohltaten. — 10 Dach, Annchen von Tharau. — 199 Freiligrath, Das bessere Land. — 44 Goethe, Erlkönig. — 179 Heine, Der Dichter Firdusi. — 95 Körner, Schwertlied. — 1 Luther, Frau Musika. — 140 Rückert, Aus dem Liebesfrühling. — 105, 106, 110 Uhland, Der Wirtin Töchterlein: Die Rache; Siegfrieds Schwert. 39. HtldebrandSton.

Nivelungenstrophe.

180, 181, 183 Chamisso, Das Riesenspielzeug; Das Schloß Boncourt; Frisch gesungen. — 9 Dach, Lied der Freund­ schaft. — 156—158,160,163 Eichendorfs, Lieder. -^Ger­ hardt, Danklied. — 36 Goethe, Der König in Thule. — 226 Hamerling Vaterlandslied. — 210 Kinkel, Abendlied. — 167, 169 Müller, Der kleine Hydriot; Der Lindenbaum. — 136, 138, 139 Rückert, Barbarossa; Körners Geist; Abendlied. — 4 Svee, Lob Gottes aus der Schöpfung. — 98, 100, 115 Uhland, Das Schloß am Meere; Die Vätergruft: Des Sängers Fluch. — 3 Volkslieder, Mailied; O Straßburg. 40. Dreiteilige Strophe (Zwei Stollen und ein Abgesang).

85, 87 Arndt, Des Deutschen Vaterland; Grablied. — 182 Chamisso, Die alte Waschfrau. — 185, 187 Troste, Der Knabe im Moor; Der verdorrte Feigenbaum. — 11 Fleming, Das treue Herze. — 207 G e i b e l, Wenn sich zwei Herzen scheiden, — 39—41, 45,46 Goethe, Meeresstille und glückl. Fahrt; Wan­ derers Nachtlied; Ein gleiches: Der Sänger; Mignon I. — 127 Mörike, In der Frühe. — 211 Müller, Nächtliche Er­ scheinung zu Speier. — 2 Sachs, Johannes mit dem Jüngling. — 124 Schwab, Das Gewitter. — 217 Storm, Abseits. — 101 Uhland. Die sterb. Helden. — 3 Volkslied, Schlachtgesang. 41. MundartticheS. Siehe Gedichte III.

II. Irernde formen. 42. Altgriechische Formen.

Hexameter: 48 G o e t h e, Epistel. — 77, 79 Hölderlin, Die Nacht; An den Äther. — 27 Boß, Der 70. Geburtstag. —

Inhalt I.

[IV] 297

Distichen: 78 Hölderlin, Der Wanderer. — 76 Schiller, Distichen. — 107 Uhland, Märznackt. Alkäische Strophe: 209 3 Geibel, Das lecke Staatsschisf. — 80Hölderlin, Der gefesselte Strom. — 25 Hölty, Auf­ trag. — Sapphische Strophe: 209 4 Geibel, Ode von Horaz. — Griechische Strophe«: 14—18 Klopstock, Hermann und Thusnelda; Frühlingsfeier; Der Eislauf; Die frühen Gräber; Die Sommernacht. — 26 Stolberg, Der Felsenstrom. — Aporrischer Berä: 132 Lenau, Primula veris. 48. Mattmtsche Formen.

Sonett: 64 z G 0 e t h e, Natur u. Kunst. — 92,94 K ö r n e r , Bor Rauchs Büste der Königin Luise; Abschied vom Leben. — 154 Platen, Pindars Tod. — 137,148 Rückert Geharnischte Sonette; Der Himmel. — Stanzen: 197 Freiligrath Am Baum d. Menschheit.—93 Körn er, Aufruf. — Terzinen: 184 Chamisso, Die Kreuzschau. 44. Französtfche Form (Alexandriner).

200 Freiligrath, Sobald das Kind sich zeigt. — 202, 206 Geibel, Sanssouci; Ich fuhr von St. Goar. — 121 Kerner, Sehnsucht. — 149, 151 Rückert, Angereihte Perlen; Aus der Weisheit des Brahmanen. 45. Englische Form (Blankvers). Bergt. Teil III. 46. Morgenläudtsche Formen.

Gosel: 146 Rückert, Der Schmuck der Mutter. — Freie Rhhthmen: 33, 35, 43 Goethe, Der Wandrer; Mahomets Gesang; Gesang der Geister. — 230 Greif, Frühling der Heide. — 171 Deine, Aus den Nordseeliedern. — 213 Schack, Beim Siegeseinzug in Berlin. 47. Andere angeeignete Formen.

Trochäen: 179 Heine, Der Dichter Firdusi. — 29, 31 Herder, Sprüche aus dem Morgenland; Der gerettete Jüngling. — 220 Keller, Waldlied. — 120,122,123 Kerner, Der reichste Fürst; Poesie; Die schwäbische Dichterschule. — 133, 134 Lenau, Bitte; Schilslied. — 223 Meyer, Mit zwei Worten. — 168, 170 Müller, Alexander Ppsilanti; Bineta. — 152, 1552Platen, Das Grab im Busento; Parabase. — 5 Spee, Franz Lavier. Anapästen: 155 x Platen, Parabase.

Gedichte des Kanons der Unter- und Mittelstuse, die in diesem Teil nochmals abgedruckt sind: 180—182 Chamisso, Das Riesenspielzeug; Schloß Bon­ court; Die alte Waschfrau. —19 Claudius, Abendlied. — 192, 198 Freiligrath, Die Auswanderer; die Trompete von Bionville. — 201 Geibel, Hoffnung. — 47 Goethe, Ge­ funden. — 191 Hofsmann, Das Lied der Deutschen. — 120 Kerner, Der reichste Fürst. — 166, 167 Wilhelm Müller, Morgenlied; Der kleine Hhdriot. — 188, 189 Reinick, Früh­ lingsglocken ; Der Strom. — 136 Rückert, Barbarossa. — 124 Schwab, Das Gewitter. — 96, 97, 98, 103, 106, 109, 110 Uhland, Schäfers Sonntagslied; Die Kapelle; Das Schloß am Meere; Des Knaben Bergl.; D. Rache; Einkehr; Siegs. Schwert.

Inhalt II.

298 [IV]

Inhalt II.

(alle vier Teile dieses Lesebuches umfassend). Die mit ♦ bezeichneten Gedichte sind im 4. Teile nochmals abgedruckt.

I. Älter« Dichtungen.

Aus -em

Jahrhundert und später.

Luther (1483—1546). IV: 1 Frau Musika. SachS (1494—1576). IV: 2 Johannes mit dem Jüngling. Volkslieder I: Unter der Überschrift „Verschiedenes" etwa 12 Lieder und Sprüche. II: Spinnerlied: Rätselfragen; Vorn Wasser und vom Wein ; Das Federspiel; Wachtelwacht; Inschriften; Die Schwalben. III: Nachtwächterlied; Prinz Eugenius vor Belgrad; Die Prager Schlacht; Altes Soldatenlied. IV: 3 Mailied; O Straßburg; Schlachtgesang; Der Flug der Liebe; Gruß.

Ans -em

Jahrhundert.

Spee (1591—1635). IV: 4, 5 Lob Gottes aus der Schöpfung; Franz Xavier. Opitz (1597—1639). IV: 6 Ode. Gerhardt (1607—1676). IV: 7, 8 Sommergesang; Danklied für die Verkündigung des Friedens. Dach (1608—1659). IV: 9, 10 Lied der Freundschaft: Annchen von Tharau. Fleming (1609—1640). IV: 11, 12 Das treue Kerze; Gottvertrauen. Grimmelshausen (1625—1676). IV: 13 Einsiedlers Abendlied. Aus -er v Halste -es |8. Jahrhunderts.

Hagedorn (1708—1754). II: Der Hahn und der Fuchs. Gellert (1715—1769). I: Der Bauer und sein Sohn. II: Der Tanzbär; Die Geschichte von dem Hute. III: Die Ehre Gottes aus der Natur. Lichtwer (1719—1783). I: Die Katzen und der Hausherr. Gleim (1719—1803). II: Die Gärtnerin und die Biene; Die Milchfrau. III: Der Fischreiher; Siegeslied nach der Schlacht bei Prag. Pfeffel (1736—1809). II: Die zwei Hunde.

II. Aus der 2. Hälfte des \8< Jahrhunderts.

Alspftoek (1724—1803). IV: 14—18 Hermann und Thusnelda; Aus der Frühlings­ feier; Der Eislauf; Die frühen Gräber; Die Sommernacht.

Ve* SSttinger Vichtertrels.

Llaudius (1740—1815). I: Der Esel. II: An einem Maimorgen; Abendlied eines Bauersmanns. III: *Abendlied; Die Sternseherin Life; Christiane.

Inhalt II.

[IV] 299

IV: 19—23 Bei dem Grabe meines Vaters; Der Tod; Die Liebe: Wohltaten. Bürger (1747—1794). II: Die Schatzgräber; Trost. III: Das Lied vom braven Mann. Hölth (1748—1776). III: Der alte Landmann an seinen Sohn; Frühlingslied; Das Feuer im Walde. IV: 24, 25 Aufmunterung zur Freude; Auftrag. Miller (1750— 1814). III: Zufriedenheit. Stolberg (1750—1819). IV: 26 Der Felsenstrom. Botz (1751—1826). IV: 27 Der siebzigste Geburtstag. Sturm und Drang. Müller Friedrich (1749—1825). IV: 28 Soldatenabschied.

Herder (1744—1803).

IV: 29—32 Sprüche aus dem Morgenland; Das Kind der Sorge: Der gerettete Jüngling; Erlkönigs Tochter. Goethe (1749-1832). I: *Gefunden; Heidenröslein. II: Die wandelnde Glocke. III: Der getreue Eckart; Legende vom Hufeisen; Schweizerlied; Geistesgruß; Der Zauberlehrling. IV: 33—64 Der Wanderer; Das Veilchen; Mahomets Gesang; Der König in Thule; Auf dem See; Jägers Abendlied: Meeresstille und glückliche Fahrt; Wandrers Nachtlied; Ein gleiches; Der Fischer; Gesang der Geister über den Wassern: Erlkönig; Der Sänger; Aus Wilhelm Meister; Episteln; Der Schatzgräber: Trost in Tränen; Spruchdichtungen.

Schiller (1759-1805). I: Der Schütz; Rätsel. II: Fischerknabe; Alpenjäger; Alpenhirt: Rätsel; Pförtners Morgenlied. III: Hoffnung; Der Alpenjäger; Rätsel; Hektors Abschied; Der Ring des Polykrates; Die Bürgschaft; Pompeji und Herkulanum. IV: 65—76 Das Mädchen aus der Fremde; Sprüche des Consucius; Hoffnung: Der Taucher; Der Handschuh; Die Kra­ niche des Jbykus; Das Lied von der Glocke; Sehnsucht; Der Pilgrim; Der Graf von Habsburg; Berglied: Distichen.

Schiller nahestehend. Hölderlin (1770—1842). IV: 77—80 Die Nacht; Der Wanderer; An den Äther; Der gefesselte Strom. Brachmann (1777—1822). III: Kolumbus. III. AHßs der

Hölfte des