C. M. Wielands Sämmtliche Werke: Band 9/10 [[Erstausg.]. Reprint 2020 ed.] 9783111565385, 9783111194011


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German Pages 646 [689] Year 1839

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C. M. Wielands Sämmtliche Werke: Band 9/10 [[Erstausg.]. Reprint 2020 ed.]
 9783111565385, 9783111194011

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E. M Wielan-s

sämmtliche Werke.

Neunter Band.

Leipzig. Verlag von Georg Joachim Göschen.

1839.

Geschichte des

weisen Danischmend. Von

C. M. Wieland.

Leipzig. Verlag von Georg Joachim Gösche«.

1839

Inhalt.

Seit«

Keine Dorrede.....................................................................................................

einanderkommen..................................................................................

Danischmend läßt sich in Kischmir nieder.

Zweite- Cap.

Hauswesen.

Ein

neue- Bedürfniß..........................................

Sechste- Cap.

.

17

Bedarf keiner Ueberschrifr.........................................

22

Worin Danischmend

die Schwachheit hat,

einem Kalender über hLu-liche Glückseligkeit Siebente- Cap.

Neuntes Cap. Zehnte- Cap.

SilsteS Cap.

mit

zu dtsputiren

2*

Wer dieser Kalender war, und wie ein Kalender

aussieht.........................................................................

Achtes Cap.

8

13

WaS Danischmend den Leuren in- Ohr sagte

Fünfte- Cap.

1

Sein

Drittes Cap.Mysterien —

Dterre- Cap.

IX

Wie der Sultan Gcbal und Danischmend an­

Erste- Capitel.

.



.

27

Geschichte der drei Kalender.....................................

52

Ein Dialog -wischen dem Leser und dem Autor

SB

Schutzrede de- Kalenders füt seinen Stand .

41

Ein

.

ehevertrauliches Gespräch zwischen Dänisch,

wend und Perisade-.........................................................................

*8

VI

Zwölftes Eap. Fortsetzung der Geschichte de- ersten KalenderDreizehnte- Eap. Der Kalender sagt Dani schm enden im Ver­ trauen , was er von der menschlichen Gattung denke . .

DierzehnteS Eap.

WaS Danischmend

Fünfzehnte- Cap.

Ein Familien stück

Achtzehnte- Eap.

56

dazu sagt

72

77

Sechzehnte- Cap. Morin Danischmend seinem Herzen Luft zu machen anfLngr

Siebenzehnteö Cap.

si

si

Geschichte der Sultanschaft

85

Schutzrede für die Menschheit

91

Ein Intermezzo von drei Fakirn ....

94

Zwanzigste- Eap. Warum rS bei Allem dem noch ganz leidlich in der Weit hergeht

99

Neunzehnte- Eap.

Etnundzwanzigstes Eap. Eine seltsame Begebenheit. die Leser, ernsthaft zu seyn

Man bittet

Zweiundzwanzigste- Eap.

Entwicklung und Ende der Tragödie

.

in

Dreiundzwanzigste- Eap.

Schließliche Nutzanwendung

.

114

Dierundzwanzigste- Eap.

Natürliche Folgen

gegangen war

dessen,

.

.

wa- vor­

.......................................................114

FünfundzwanzigsteS Eap. Eine moralische Betrachtung von wich­ tigem Belang, weit fc den Schlüssel zu vielen andern enthält Sech-undzwanzigste- Eap. Danischmend -um Zman aufzuwerfen

hat den Einfall,

125

Siebenundzwanzigstes Eap. Beantwortung einer Frage, die dem Leser -eigefallen seyn könnte Achtundzwanzigfleö Eap.

119

sich

Don zwei Menschen auf einer Planke

129

.

136

Neunundzwanzigfies Eap. Ueber gewisse Eigenheiten im Eharakter Danischmend-, die ihm von der Welt schlimmer auegclegt wurden, al- er e- verdiente

143

Dreißigste- Eap. lernen

Worin wir den Kalender immer näher kennen ......................................................................147

Einunddreißigste- Eap.

Ruhe der Zemaliter

Erster Versuch

de- Kalender- auf die .

151

vn AweiunddrelßtgsteS Cap. Danischmend lernt Körbe machen Dreiunddreißigftes Cap. Glücklicher oder unglücklicher Erfolg der Reise Feriduns nach der Stadt Kischmir

461

463

VierundLreißigstcs Cap. Danischmend und der Kalender Alhafi entzweien sich Fünfunddreißigstes Cap. Eine neue Erscheinung in Jemal, und ein Gespräch darüber zwischen Zeineb und Perisadeh . .

468

Sechsunddreißigstes Cap. Die ersten Faden eines Anschlags, der sich gegen Danischmend entspinnt .

472

Siebenunddretßigstes Cap. Der alte Kalender trennt sich von Dautschmend. Bewegungen, welche die Erscheinung der Vayadere in Jemal verursachte, nebst den Folgen, die für Dänische mend daraus entstehen, und einer traulichen Unterredung zwischen ihm und Perisadeh

475

Achtunddreißigsteö Cap. Worin sich die Absichten und Entwürfe des alten Kalenders völlig entwickeln .....

185

Neununddreißigstcs Cap. Wie Danischmend den Plan deS alten Kalenders zu Wasser macht

193

Vierzigstes Cap. Wie Danischmend sich in seinem neuen Aufent­ halt einrichtet, und waS für Gelegenheit er bekommt, sich bei Schach-Gebal wieder in Erinnerung zu bringen . .

197

EinundvierzigsteS Cap. Danischmend zieht in die Nähe pon Dehly und ernährt sich und die Seinlgen mit Korbmachen . .

207

ZwetundvierzigsteS Cap. Schach-Gebal stattet dem Körbchenmacher einen Besuch ab .

212

Drelundvierzigstes Cap. Noch ein ehcvcrtraulicheS Gespräch.zwischen Danischmend und Perisadeh Dierundvierzigstcö Cap. Schach-Gebal entdeckt Danischmenden sein geheimes Anliegen . . Fünfundvierzigstes Cap. Wie Danischmend feinen Auftrag an Sadik auörichtkt, und was daraus erfolgt .... Sechöundvierzigstes Cap. Was für ein Pflaster der getreue Kerim auf die Wunde seines Herrn legt. Der Sultan entschließt sich, Danischmenden wieder zu entfernen .....

466

219

225 242

vm Stile Siebenundvierzlgste- Cap.

Eine

unvermutete Zusammenkunft

und Rachrichten auS Zemal

AchtundvierzlgsteS Cap.

.

Glücklicher Erfolg -er Audienz,

.

.

Faruck bei dem Sultan erhielt

Neunnndvlerzigste- Cap.

baren

Mittel,

wie

274

Einige Aufschlüsse, nebst einem unfehl­ man

die Sultane

von phantastischen

Leidenschaften curirt

Fünfzigste- Cap. Ankunft in Iemal und Beschluß dieser Geschichte

Anmerkungen

260

welche

278 287

Keine Vorrede. Eine Vorrede vor ein Weck, wie die Geschichte deS Philosophen Danischmend? — Nein, bei Allem, was gut ist, ich werde keine Borrede daz« machen, eS erfolge auch daraus, was will! Für den verständigen Leser würde die kürzeste zu lang sey«: und dem »uverständige« Hilst keine Borrede, und wenn sie dreimal länger wäre, als daS Werk selbst. Es gibt Leute, sagte mir einer meiner Freunde (m der weiter« Bedeutung des Wortes), die hinter Ihre« Sultanen und Bonzen ganz waS Andree suche« — „Als Sultane und Bonze«? — Da habe« die Leute Unrecht, Freund!" Aber es gibt nun einmal solche Leser, gegen die man sich sehr kategorisch erkläre« muß, wenu man Unheil ver­ hüte« will. Ich dächte, Sie wären'S sich selbst sch«ldig, diese« Leut« ei» für alle Mal so deutlich, als uur immer möglich ist, zu sagen, wie Sie verstände« sey« wollen.

Dieß ist längst geschehe«,

Wie kan«

erwiederte ich.

ich mich deutlicher erklären, att ich's im „goldnen Spiegel"

nicht versteht,

gethan habe? Wer nun

will nicht, —

befindet sich im Falle des ehrlichen Mannes,

oder

alle Brille« ei«eö ganzen Ladens prvbirte, Buchstabe» sich's,

dadurch

lesen

zu

können;

am

ohne

der

einen

Ende zeigte

daß der Mau« weder mit noch ohne Brille lesen

konnte. Schaffe mir Kinder,

Jakob, ihrem Manne.

oder ich sterbe, sagte Rahel zu Bin ich denn Gott?

antwortete

der Erzvater. — Dieß ist gerade der Fall eines ehrlichen Autors,

den unverständige Leser zwingen wolle«,

ihnm

Verstand zu geben.

Licht ist nur Licht für deu Sehende«:

der Bliade

wandelt im Souuenschei« und dünkt sich im Finstern.

Also keine Vorrede I —

Erstes Capitel. Wie der Sultan Gebal und Danischmend aus einander kommen. Schach-Gebal, ein durch gute und böse Gerüchte bekann­ ter Sultan, hatte, neben manchen gleichgültigen Eigenschaften,

die Schwachheit — wie es seine Tadler nannten — daß er über Niemand, dem er einmal hold gewesen war, lange zür­ nen konnte. Wahr ist's, in dem Augenblicke, wo man in

seine Ungnade fiel — welches leicht begegnete — waren zwei

oder drei hundert Prügel auf die Fußsohlen das Wenigste, womit er den Unglücklichen, den dieser Zufall traf, bedrohte. Aber seit die Sultanin Nurmahal von ihm erhielt, daß der­

gleichen Züchtigungen nie anders als in seiner Gegenwart vollzogen werden durften, hat man kein Beispiel, daß er's bis zum zehnten Streiche hätte kommen lassen.

Er ließ sich, nach der Weise der Sultane seiner Brüder,

bei solchen Anlässen große Complimente über seine Mildher­ zigkeit machen. Allein das Wahre an der Sache war, daß er, trotz seiner Sultanschaft, sich nicht erwehren konnte, bei jedem Streich ein unangenehmes Zucken in seinen Nerven

zu fühlen.

Der Gedanke, ich bin auch ein Mensch, denkt

ihr—Aber dieß war es nicht.

Wieland, Danischmend.

Armer Schach-Gebal! du

1

s warst »n sehr und zu lange Sultan, um so etwas auS dir

selbst zu denken.

Aber die Natur, die Natur! die treibt ihr

Werk ohne Ansehen

Bettler.

der Person,

im Monarchen wie im

Die mitzitternde Nerve wird beim Anblick des Lei­

dens eines Menschen an deni vermeinten Halbgotte zum Ver-

räther; er fühlt, daß er auch Fußsohlen hat.

Um es eiligst

wieder zu vergessen, übt er eine seiner hohen Vorzüglichkeiten aus und ruft: Gnade!

Wie dem auch war, gewiß ist, daß der Philosoph Danischmend, als er, ohne recht zu wissen, wie ihm geschah, in des

Sultans Ungnade fiel, weit leichter davon kam, als es seine guten Freunde, die Fakirn, gehofft hatten. Diese gutherzigen Seelen würde» mit den drei hundert Prügeln auf die Fuß­

sohlen, die ihm Schach-Gcbal in der ersten Hitze seines Zorns versprach, als einer noch ganz leidlichen Vergütung

aller Unbilden, die sie von ihm erlitten zu haben Vorgaben, allenfalls zufrieden gewesen seyn.

Aber der Sultan

fand

nach kälterer Ueberlegung diese Strafe für ein Verbrechen, welches sein ehemaltzcr Jtimadulet nur erst in Gedanken begangen hatte, doch ein wenig zu hart und besann sich so lange auf eine gelindere, bis ihm die Lust zu strafen gar verging. Danischmend lag indessen in einem Gefängnisse, wo etliche

Spannen Himmel seine ganze Aussicht, und ein paar Fliegen seine ganze Gesellschaft ausmachten.

Cr fing bereits an zu

glauben, daß nun weiter nicht mehr die Rede von ihm seyn

würde, als ihn der Sultan, in einer von seinen guten Lau­

nen, holen ließ.

3 Danischmend, sagte der Sultan, als er ihn mit seinem

langen Barte (der inzwischen gute Zeit zum Wachsen gehaht hatte) ansichtig wurde: — wenn einem Menschen wie du zu rathen wäre, so würd' ich dir rathen, wie du hier stehst, die

Philosophie abzuschwören und — ein Santon zu werden. Den Bart dazu hättest du schon, wie ich sehe; und an Entbehrungen solltest du, denk' ich, auch gewöhnt worden seyn, seitdem sie dich zwischen vier Mauern eingekuffert haben. Ich sehe wenigstens kein andres Mittel, dich mit den Der­

wischen und Fakirn auszusöhnen, die dir, wie ich höre, soherzlich gram sind, daß ich eine Empörung besorgen müßte^

wenn ich darauf bestehen wollte, dich gegen sie in Schutz zu. nehmen. Ein Santo», ich habe der Sache oft nachgedacht^ ein Santo» ist das glücklichste Wesen in der Welt. Wen» ich nicht mein Wort gegeben hätte, Sultan zu seyn, ich wüßte

nicht, was mich hindern sollte, heute noch Santon zu werden,

Santo»? — versetzte Danischmend.

Die Sache mag ihr

Gutes haben; aber — ich wollte wohl darauf schwören, daß ich niemals einen erträglichen Santo» machen würde.

Ich

habe gewisse Bedürfnisse, von denen ich mich unmöglich los machen kann —

Bedürfnisse,

Bedürfnisse,

die sind immer das

Ich

habe

ein

häßliches,

keine

Bedürfnisse

verächtliches

zu haben.

Unter uns,

denn,

denen

machen?

von

fiel Schach-Geb«!

dritte Wort

du

und

Ding,

bei

bin Sultan! so

ein —

euch Philosophen,

Es

ist

viele Bedürfnisse

was für Bedürfnisse wären es nicht

Lust

hättest

dich

los

zu

4 Sire, Sie werden über mich lachen, versetzte Danischmend: