Briefe: Band 4 Dokumente zur Lebensgeschichte 9783110830170, 9783110032178


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German Pages 627 [632] Year 1957

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Table of contents :
Vorwort
1. Beilagen zu den Briefen; Entwürfe zu Sendschreiben; Ankündigungen: Nr. 1—10
2. Briefentwürfe und Zweifelhaftes: Nr. 11—30
3. Briefe an Winckelmann: Nr. 31—71 a
4. Briefe über Winckelmann: Nr. 72—102
5. Lateinische Carmina. Seehausen 1743—1748. — Tagebuch. Rom, Juni bis Oktober 1759. — Collectanea zu meinem Leben. Rom, 1767: Nr. 103, 1—3
6. Erinnerungen an Winckelmann und Gespräche: Nr. 104—135
7. Briefe und amtliche Berichte zu Winckelmanns letzten Lebenswochen und zu seinem Tod: Nr. 136—205 a
8. Gedichte auf Winckelmanns Tod: Nr. 206—208
9. Urkunden und Zeugnisse zu Winckelmanns Lebensgeschichte: Nr. 209—233
10. Verschiedenes: Nr. 234—239
Nachträge zu den Briefen und Dokumenten
Kommentar
Erläuterungen
Nachträge zu Band I—III
Verzeichnis der im Kommentar verwerteten zeitgenössischen Briefe mit Erwähnungen Winckelmanns: 1755—1789
Corrigenda zu Band I—III
Register
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Briefe: Band 4 Dokumente zur Lebensgeschichte
 9783110830170, 9783110032178

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J. J. W I N C K E L M A N N . B R I E F E IV

JOHANN JOACHIM WINCKELMANN

BRIEFE In V e rbindung mit H ans Die polder herausgegeben v o n Wa It he r Re hm

VIERTER BAND Dokumente zur Lebensgeschichte

1957

WALTER DE G R U Y T E R & CO. rormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung · J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung Georg Reimer · Karl J. Trübner · Veit & Comp.

B E R L I N W 55

Kritisch-Hist or is ehe Gesamtausgabe Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Deutschen Archäologischen Instituts

A-chiv-N'. H80S7 Satz: Walter de Gruyter & Co., Berlin W35 Druck: Otto von Holten, Berlin W3S Printed in Germany

Vorwort Der letzte Teil der Briefausgabe, der sogenannte Anhang, sammelt alle Zeugnisse und Dokumente zur Lebensgeschichte Winckelmanns und zur Geschichte seiner Werke, soweit sie dem Herausgeber bekannt geworden sind. Das sehr verstreute, teilweise auch sehr versteckte und auf weite Strecken hin bisher unveröffentlichte Material soll auf diese Weise in bequemem Abdruck und 'in ausreichender Kommentierung der Forschung wieder vorgelegt und nutzbar gemacht werden. Dabei ist, mit der erwähnten Einschränkung, der Grundsatz einer annähernden Vollständigkeit maßgebend gewesen. Der erste Abschnitt umfaßt einige Beilagen zu Briefen, weiterhin, aus dem Nachlaß in Paris und Montpellier, Entwürfe zu sog. Sendschreiben, die den Charakter des eigentlichen Briefs überschreiten, und Ankündigungen der Werke, aus der Feder des Autors. Der zweite Abschnitt vereinigt alle überlieferten Briefentwürfe, nicht nur zu Schreiben, deren endgültige Fassung zur Zeit nicht mehr nachweisbar ist, sondern auch zu solchen, deren endgültige Fassung sich erhalten hat. Im dritten Abschnitt werden alle noch vorhandenen Briefe an Winckelmann abgedruckt, unter ihnen, dank einem Fund J. Kreitmaiers im Archiv der Universitas Gregoriana zu Rom, eine größere Anzahl zum erstenmal: Briefe von Hagedorn, Stosch, Weisse, Mengs u. a. Die insgesamt vierzig Briefe sind natürlich nur ein Bruchteil der an Winckelmann gerichteten Schreiben; ihr Verlust im ganzen ist oft empfindlich spürbar; denn manche Fragen sind nur an Hand der Gegenbriefe genauer zu beantworten. Doch kann das Erhaltene eine ungefähre Vorstellung vom wissenschaftlichen und künstlerischen Zusammenhang geben, in dem Winckelmann lebte. Er verdeutlicht auch, etwa in dem redseligen Schreiben seines ehemaligen Seehausener Kollegen Paalzow (Nr. 62) oder in dem seines Freundes Berendis (Nr. 54), die enge, etwas dumpfe und gedrückte Welt, der Winckelmann entronnen war und der er doch immer wieder, gerade auch noch in Rom, eine neugieriganhängliche Anteilnahme entgegenbrachte.

VI

Vorwort

Der vierte Abschnitt enthält alle wichtigeren, dem Herausgeber bekannt gewordenen Briefe, in denen sich die Freunde und unmittelbaren Zeitgenossen Winckelmanns über diesen äußern, mit Ausnahme derjenigen Stücke, die im sechsten Abschnitt zu finden sind oder die im Kommentar zu allen vier Bänden herangezogen werden, aber aus Raumgründen nicht noch einmal abgedruckt werden können; über diese unterrichtet die Übersicht am Schluß des Bandes. Zusammengenommen bieten diese Briefe einen wesentlichen Beitrag zum Bild Winckelmanns im Spiegel seiner Zeit, zu seiner Wertschätzung und auch zu seiner oft sehr kritischen Beurteilung: angefangen vom Schreiben Archintos an Bianconi (Nr. 72) bis zu den Äußerungen des Freundes Francke in dessen ungedruckten Briefen an den Freiherrn von Fritsch in Weimar, deren Erhaltung der Sorgfalt Goethes zu verdanken ist. Staunen, aufrichtige Bewunderung, Neid, Mißgunst und Angst halten sich in diesen Dokumenten die Waage. Man spürt die Widerstände, mit denen Winckelmann zeit seines Lebens zu ringen hatte. Der fünfte Abschnitt bringt, außer den lateinischen Garmina noch aus der Seehausener Zeit, das kurze, sehr bald wieder abgebrochene Tagebuch Winckelmanns vom Sommer 1759 (Nachlaß in Paris) und die für die Erkenntnis Winckelmanns und die Art seiner Selbstdeutung höchst charakteristischen „Collectanea zu meinem Leben" (Nr. 103, 3), wohl aus dem Jahr 1767 (Nachlaß in Savignano, Biblioteca accademica). Die Edition dieses Stückes einschließlich der Übersetzung ist Wolfgang Schadewaldt [und Inge Sudoma (Tübingen)] zu verdanken1. Im sechsten Abschnitt werden alle Erinnerungen der Freunde und Bekannten Winckelmanns vereinigt und, soweit dies möglich war, seine „Gespräche" wiedergegeben: diese entweder auf Grund entsprechender Aufzeichnungen oder auch aus Briefen, die in Rom selbst im unmittelbaren Umgang mit Winckelmann niedergeschrieben und deshalb von den im vierten Abschnitt vorgelegten Briefen getrennt wurden (wobei die Trennungslinie nicht in jedem Fall scharf gezogen werden konnte). Naturgemäß überwiegen hier die Stimmen der Jugendbekannten. Uden, Genzmer, Kleinow, Paalzow, Boysen wollten nach dem frühen und gewaltsamen Tod ihres einstigen Mitschülers, Kommilitonen oder Mitarbeiters nicht darauf verzichten, ihre Erinnerungen an den inf 1 Schadewaldt hat inzwischen die Bedeutung dieser „Collectanea" beleuchtet in der Festschrift für B. Schweitzer (Neue Beiträge zur klassischen Altertumswissenschaft, Stuttgart 1955, 8.391—409: Winckelmann als Exzerptor und Selbstdarsteller; mit Faksimile der Handschrift auf Taf. 89—91).]

Vorwort

VII

zwischen zu so ungeahntem Ruhm emporgestiegenen Altertumsforscher niederzuschreiben und bezeichnende Züge oder Anekdoten mitzuteilen, die auf die spätere Lebensleistung ihres einstmaligen Freundes vordeuteten oder vorzudeuten schienen. Aber auch Oeser und Lippert und vor allem die Männer, die Winckelmann während seiner italienischen Jahre kennengelernt hatte, gleichaltrige oder jüngere, wie L. Usteri, H. Füssli, Erdmannsdorf, Wilkes, Duclos, Weinlig und Mannlich, äußerten sich, entweder privat oder öffentlich. Auch Casanova brachte später in seinen Memoiren einige charakteristische Seiten. Das Tagebuch des Herrn von Berenhorst (Nr. 132) zeigt Winckelmann besonders anschaulich inmitten der jungen deutschen Adligen und Fürstlichkeiten, denen er als Cicerone und Mentor zu helfen suchte. Die Erinnerungen, die B. Cavaceppi, der Begleiter auf Winckelmanns verhängnisvoller Reise nach dem Norden, unmittelbar nach seiner Rückkehr nach Rom niedergeschrieben und 1769 veröffentlicht hat, leiten zum folgenden Abschnitt über; er stellt die Briefe und die amtlichen, meist unveröffentlichten Berichte über Winckelmanns letzte Lebenstage und über seinen Tod zusammen. An Hand dieses siebenten Abschnitts läßt sich der Weg Winckelmanns von Wien nach Triest verfolgen, mit der Aufnahme des Gelehrten in Wien, mit den Auszeichnungen, die er seitens des kaiserlichen Hofs erfuhr, dann mit der Kunde seines Todes und mit deren Echo im Kreis seiner Freunde und in der gelehrten Welt. Die Erschütterung war groß, die Trauer echt. Die Berichte des Podestä und des Magistrats von Triest an den Staatskanzler, Fürst Kaunitz, und an Kardinal Albani, der Briefwechsel Albanis mit Kaunitz und den Triestiner Behörden, die verschiedenen Berichte Reiffensteins, das Tagebuch Willes, die Briefe Lessings, Klotzens, Schubarts, Gleims, Weisses, Wallmodens, die Erinnerungen Goethes, die Äußerungen Lipperts und Franckes, der lange Brief Genzmers (wohl an Nicolai), die Relazionen über den Hergang des Mordes und über die letzten Stunden Winckelmanns machen diesen Tod und seine Rückwirkung, bis hinein in die Todes-Carmina (im achten Abschnitt), nach allen Seiten hin beklemmend deutlich. Auch wird man in den ausführlichen Berichten des Triestiner Magistrats und in den Anordnungen von Kaunitz die Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt schätzen lernen, mit der der Verwaltungsapparat des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation den Todesfall des zunächst unbekannten, dann als europäische Berühmtheit erkannten Reisenden aktenmäßig behandelte, nach den Weisungen der Wiener Hof- und Staatskanzlei „aufarbeitete",

VIII

Vorwort

den gesamten, auch den literarischen, freilich inzwischen nicht mehr greifbaren Triestiner Nachlaß sicherstellte und ihn, soweit notwendig und möglich, dem von Winckelmann bestimmten Erben, Kardinal Albani, zustellen ließ1. Der neunte Abschnitt faßt die Urkunden und Papiere zu Winckelmanns Lebensgeschichte im engeren Sinn zusammen: von der Ahnentafel und den Aufzeichnungen des Vaters, über die Hallenser Matrikel, verschiedene Stammbucheinträge, das Theologische Abgangszeugnis von Halle und andere Papiere bis hin zu der Ubertrittsurkunde, zu Pässen, Ernennungs- und Mitglieds-Diplomen, schließlich zu Testament, Totenregister, Leichenbefund und Nachlaßverzeichnis. Dieses vermerkt, von dem weit umfänglicheren, hier nicht aufgenommenen Generalinventar abgesehen, alles, was Winckelmann auf seiner letzten Reise an Wäsche, Kleidern, Preziosen, Geld, Büchern, Briefen und Handschriften mit sich geführt hat. Der zehnte Abschnitt rundet das Material ab und bringt, neben anderem, als Ersatz für die von Winckelmann geplante, aber nie ausgeführte, weil in den „Monumenti antichi inediti" von 1767 aufgegangene Beschreibung der Villa Albani, eine Schilderung dieser seiner Wirkungs- und Forschungsstätte aus der Feder einer Französin, der Madame du Boccage, und aus der des Deutschen J. J. Volkmann, der 1758 Winckelmann auf der Reise nach Pästum begleitet und auch später mit ihm noch durch einige Jahre hin Briefe getauscht hat. Bis auf die wenigen, von Winckelmann selbst stammenden Schriftstücke werden die Texte des Schlußbandes durchweg in Antiqua gegeben. Die rund 250 Nummern des Dokumentenbandes bilden im gesamten die quellenmäßige und urkundliche Untermauerung der Lebensgeschichte Winckelmanns. Zusammen mit den Briefen, können sie der genaueren Erkenntnis seiner menschlichen und geistigen Gestalt dienen. München, im September 1942. 1

W. R.

Von einem Wiederabdruck der zusammenfassenden Auszüge aus dem schon seit Mitte des vorigen Jahrhunderts in Triest verschollenen Kriminalakt bei Rossetti-Böttiger, Joh. Winckelmanns letzte Lebenswoche, Dresden 1818 (italienisch bei D. Rossetti, II Sepolcro di Winckelmann in Trieste, Venezia 1823, S. 59—125; 309—317) mußte, mit Rücksicht auf den Umfang des vorliegenden Bandes, abgesehen werden. Nur ein kurzer, aber sehr bezeichnender Abschnitt aus dem Verhör des Mörders wurde aufgenommen: Nr. 2053.

Vorwort

IX

Fast anderthalb Jahrzehnte sind vergangen, seit das Vorwort zu diesem letzten Band der Briefedition niedergeschrieben wurde. Ein paar ergänzende Sätze sind daher notwendig. In der Zwischenzeit sind dem Herausgeber noch mehrere, teils ungedruckte, teils an entlegener Stelle veröffentlichte Dokumente bekannt geworden, die nachträglich in die Sammlung der Texte und Urkunden aufgenommen werden mußten. Anhaltende Lektüre, ebenso anhaltendes Suchen, Erweiterung des Rahmens, vor allem auch freundliche Hilfe und wertvolle Hinweise haben die Sammlung vervollständigt. Herr Dr. Zeller in Zürich steuerte, neben anderen Stücken (Nr. 58, 197 a, igSd, iggb), vor allem die Auszüge aus den Briefen L. Usteris bei; sie werden nicht im vierten, sondern im sechsten Abschnitt (als Nr. i2^b, i2$b) jeweils geschlossen abgedruckt, da sie unter dem unmittelbaren Eindruck Winckelmanns geschrieben wurden und sehr oft den Gesprächscharakter durchscheinen lassen. Herr Dr. Lukas Wüthrich in Basel, der Verfasser einer ausführlichen, demnächst im Druck erscheinenden Monographie über Christian von Mechel, teilte Nr. ig8c mit, Frau Dr. E. Hulshoff Pol in Leiden, außer dem in III, 556 zu Nr. 917 abgedruckten Briefkonzept, den zweiten Teil von Nr. 99 b, Herr Oberstudiendirektor i. R. Arthur Schulz in Stendal Nr. 209, 3, 2i7a und 2i8a—d. Herr Professor Dr. F. A. Pottle (Yale University), der Herausgeber von Boswells Tagebüchern, stellte 1952 die sich auf Winckelmann beziehenden Einträge in Boswells (inzwischen, 1955, teilweise veröffentlichtem) italienischem Tagebuch zur Verfugung und erwirkte von McGraw-Hill Book Company, Inc., New York die Erlaubnis zum Abdruck (Nr. I28a). Herr H.A. Stoll (Parchim, Mecklenburg) steuerte einige Berichtigungen und Ergänzungen zum Kommentar von II und III bei und wies das bisher verschollene Exemplar zu Anhang Nr. 229 nach. Eine systematische Durchsicht der zahlreichen italienischen historischen Provinzzeitschriften, teils in Freiburg, teils in Rom, ergab nur wenig. Das liegt wohl nicht so sehr am Zufall der Auswahl der in jenen Zeitschriften edierten italienischen Gelehrtenbriefe, als vielmehr an der Tatsache, daß Winckelmann während seiner römischen Jahre in diesen Kreisen, die durch einen vielfältigen Briefwechsel miteinander verbunden waren (was er, zumindest 1761/62, nicht zu wissen schien; s. II, 123), trotz allem ein Fremder geblieben ist. Winckelmann hat das später wohl auch selbst gespürt und nicht zuletzt deswegen sein großes Werk, die „Monumenti antichi inediti", in italienischer Sprache herausgegeben. Wahrscheinlich hätte ihm, bei längerem Leben, das Erscheinen der beiden Folianten (1767)

X

Vorwort

auch in der italienischen Gelehrtenwelt eine stärkere Beachtung verschafft.1 Da Durchzählung und Bezifferung aller Texte der vier Bände, mit Rücksicht auf die Kommentarverweise, schon 1942, vor Beginn der Drucklegung der Ausgabe, vorgenommen werden mußten, konnten die nachträglich aufgefundenen Stücke im Dokumentenband zumeist nur mit Unterziffern eingereiht werden. Der Herausgeber bittet, diesen Schönheitsfehler zu entschuldigen. Trotz vielfacher Bemühungen ist es auch in der letzten Zeit nicht gelungen, aller Handschriften der Briefe Winckelmanns habhafc zu werden. Hoffentlich werden in späteren Jahren zur Zeit nicht mehr nachweisbare Brieforiginale durch Zufall oder Finderglück an den Tag kommen, etwa die Originale der Schreiben an Heyne, Walther und der übrigen, einst von Dassdorf 1777 und 1780 veröffentlichten Briefe. Der Kommentar, der zusammen über 600 Seiten in Kleindruck umfaßt, weist noch einige Lücken auf. Spezialisten werden sie vielleicht schließen. Die Herausgeber haben sich keine Mühe verdrießen lassen, den fraglichen Dingen auf den Grund zu kommen. — Mit einem Gefühl der Erleichterung, aber auch mit der Empfindung des Dankes gegenüber all denen, die meine Bemühungen um Winckelmanns Briefwerk seit 1938 unterstützt haben, verabschiede ich mich von dieser Edition. Mein Dank gilt an dieser Stelle nochmals dem Verlag, der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Deutschen Archäologischen Institut in Berlin und dem Leiter der Winckelmann-Sammlung in Stendal, Herrn Oberstudiendirektor i. R. Arthur Schulz. Vor allem gilt er dem Freund Hans Diepolder und seiner Mitarbeit am Kommentar und an der Herstellung der Register. Herrn Professor Dr. Karl Büchner und Herrn Dozenten Dr. V. R. Giustiniani (Freiburg) danke ich für freundliche Beratung bei den lateinischen und italienischen Texten. Zuletzt aber danke ich meiner Frau für ständige, unermüdliche Hilfe. Freiburg, im September 1956.

W. R.

f1 Vgl. dazu neuestem H.Rüdiger, Winckelmann und Italien, Krefeld 1956, S. 14 ff.]

Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort 1. Beilagen zu den Briefen; Entwürfe zu Sendschreiben; Ankündigungen: Nr. i—10 2. Briefentwürfe und Zweifelhaftes: Nr. u—30

3. Briefe an Winckelmann: Nr. 31—71 a 4. Briefe über Winckelmann: Nr. 72—102

V i 49

65 113

5. Lateinische Carmina. Seehausen 1743—1748. — Tagebuch. Rom, Juni bis Oktober 1759. — Collectanea zu meinem Leben. Rom, 1767: Nr. 103, i—3 149 6. Erinnerungen an Winckelmann und Gespräche: Nr. 104—135 165 7. Briefe und amtliche Berichte zu Winckelmanns letzten Lebenswochen und zu seinem Tod: Nr. 136—2O5a 263 8. Gedichte auf Winckelmanns Tod: Nr. 206—208 355 9. Urkunden und Zeugnisse zu Winckelmanns Lebensgeschichte: Nr. 209—233 369 io. Verschiedenes: Nr. 234—239 393 Nachträge zu den Briefen und Dokumenten 409 Kommentar 417 Erläuterungen (419) — Nachträge zu Band I—III (584) — Verzeichnis der im Kommentar verwerteten zeitgenössischen Briefe mit Erwähnungen Winckelmanns: 1755—1789 (589) — Corrigenda zu Band I—III (595) — Register (597)

1. Beilagen zu den Briefen Entwürfe zu Sendschreiben Ankündigungen: Nr. l—10

Wlnckelmann- Briefe IV.

I An Albani [Beilage zu Nr. 266]

[Rom, 6. Februar 1759.]

I Ghalcedoine. Othryade de Sparte avec un autre Soldat blesse comme lui dans un combat contre les Argiens, se tire la fleche de la poitrine, et ecrit en meme tems avec son bouclier, qui est devant lui, la parole Grecque NIKAI, «a la Victoire», sous entendu, «dedie ou consacre» en Dialecte Dorique, qui otoit aussi celui des Spartans, au lieu du commun NIKHI ouviKT|. Une jambe duNi ne comparoit plus; on n'en voit que v, et l'Heros commence a tracer le Kappa, qui n'y est pas encore; mais l'intervalle entre le premier Jota et l'Alpha indique qu'il y devroit etre. II faut remarquer que cette parole est ecrite, commensant de la main droite vers la gauche, selon que Γόη pratiquoit des tems anciens, ainsi:

1 A\IV Les Spartans et les Argiens dans la guerre causee par la ville Thyrea enlevee ceux-ci par les Spartans, etoient convenu qu'on choisiroit trois cens personnes de part et d'autre qui eussent a combattre ensemble pour decider leurs differens, sans en venir aux mains avec toute la Nation. De six cens personnes ne restoient que deux de la part des Argiens et Othryade seul des Spartans, lequel quoique blesse mortellement, fit tous ses efforts pour depouiller les ennemis et de leurs armes il fit un trophde. Gette guerre arriva environ au tems de Croesus. C'est ainsi qu'1 Herodote racconte ce fait memorable. D'2 autres disent qu'il ecrivit en meme tems sur son bouclier et 3 Plutarque pretend qu'il y ecrivit les deux paroles: ΔΙΙ ΤΡΟΠΑΙΟΥΧΟ)!, c'est a dire, «auJupiter qui emp rte les Trophdes» qui etoit le meme que «Jupiter Feretrius» chez les Romains. Si Γόη se peut tenir ce que dit Plutarque, notre Graveur s'est dispense en cela de la verite de Γ histoire, manquant d'espace a cette inscription, et s'est contente d'y mettre une parole qui donne la meme idee.

ι L. I. c. 82. Lucian. Gontemplant. c. 24. p. 523. ed. Rcitz. Eiusd. Rhet. praecept. c. 18. p. 20. 3 Parallel. 545. 2. 2

I*

4

Februar 1759

Si nous considerons qu'aucun autre Heros de Pantiquite a finie sa vie d'une maniere semblable et que la mort d'Othryade s'est rendu celebre par tous les siecles tellement que1 sa statue etoit meme a Argos; qu'il n'y ait done ici represents autre sujet qu'Othryade, cette supposition plus que probable nous peut fournir quelques idees qui influent sur la connoissance de l'Art de PAntiquite. II faut avertir le Lecteur que la Gravüre est finie avec beaucoup de soin; il n'y manque l'expression, et on y reconnoit plus de proportion qu'il n'y a dans les Gravures Etrusques du meme stile, de sorte que 1'on voit que celui qui 1'a faite, ne savoit pas faire mieux. Et quand meme le Graveur eut ete des mediocres, l'essentiel du dessein et les maximes generales d'un certain periode se reconnoissent toujours meme dans les Ouvrages inferieurs. Le dessein a toutes les marques de la plus haute antiquite, et il est tout a fait semblable au stile Etrusque. Le dessein est plat et sec, les contours sont droits et roides, l'attitude des figures est genee et sans grace: mais l'idee de la tete d'Othryade est plus belle que celles des cinq Heros centre Thebes, de gravure Etrusque, dans notre Cabinet. Othryade etoit contemporain de Croesus et de Cyrus, on peut fixer son terns entre la cinquantieme et la soixantieme Olympiade. Phidias fleurit dans Olymp. LXXXIII. Othryade done vecut environ un siecle avant Phidias qui sublima le stile dans la Sculpture. Supposons que la mort heroique d'Othryade ne devenoit d'abord un sujet pour les Artistes, leur dessein etoit encore tres imparfait quelque tems apres Croesus, et si nous convenons que le progres de l'art en Grece a devance celui des Etrusques, le Tydee de notre Cabinet qui est beaucoup plus superieur en dessein et en Pintelligence de l'art a POthryade, seroit en consequence de date posterieure, et il est probable que Tydee n'a ete grave que peu de tems avant Phidias, ou peut-etre apres lui: car tout ce [que] nous trouvons des Ouvrages Etrusques ne peut lui etre compare, et comme j'ai dit ailleurs, Part des Etrusques tomba avec leur Republique environ au tems d'Alexandre le Grand. Les Caracteres du nom de Tydee ne seroient done des plus anciens. Le stile d'Othryade etoit done le stile du tems d'Anacreon contemporain de Croesus. Mais Part ne commenga pas ä marcher d'un pas egal avec la Poesie, et le peintre ä qui Anacreon va dieter tous les traits du portrait de Bathylle qu'il lui demandoit, n'aura pu repondre aux idees du Poete. 1

Pausan. L. II. p. 156.

F e b r u a r 1759

5

II faut done se figurer l'Art plus imparfaite encore du tems d'Homere qui vecut jusqu' deux siecles avant Anacreon, et l'imagination du Poete nous aura peint sur le Bouclier d'Achille ce qu'il croioit possible, et non pas ce qu'on pouvoit alors executer en ouvrage. Mais il y a des pierres gravees et plusieurs meme dans notre Cabinet que Γόη ne peut ranger que sous le titre general des Ouvrages du premier stile de l'Art, et qui sont beaucoup plus parfaites en dessein et en ouvrage qu'Othryade, on ne laisse par pourtant d'y remarquer une secheresse des contours et des parties ressenties plus qu'il ne convient l'idee du siecle de Phidias, lesquelles seront d'Ouvrages faits quand l'Art commenca prendre son dernier essor. En conformite de l'Epoque suppose ci dessus, l'Art a faite en Grece pendant l'espace d'un siecle ce que la Tragedie fit tout d'un coup. Des pieces peu reglees d'Eschyle et d'une phrase trop chargee, la Tragedie fut elevee par Sophocle meme du vivant d'Eschyle au plus haut point de s perfection. Le progres de l'Art n'etoit pas si rapide; eile est passee dans le siecle avant Phidias par tous les degres jusqu'au sommet de s grandeur. II

1) Sardoine. Un jeune homme nud qui court et fait rouler un cercle qui s'appelloit Τροχός, Trochus, au quel est attache quelque chose qui a la forme du Croissant, mais qui est une sorte de Sonnette, comme je vai[s] dire en apres. 2) Sardoine. Le meme sujet. Le jeune homme touche le Trochus avec un instrument crochu, et un autre semblable il tient de l'autre main. 3) Hyacinthe. Un Vase aux cotes du quel il y a le Trochus avec trois anneaux qui vont autour de son cercle, et une palme. Ces trois pierres sont les seuls monuments en gravure, autant que je sache, qui nous peuvent expliquer clairement ce qu'on trouve du Jeu de Trochus chez les anciens Auteurs: car ce que Mercurialis nous enseigne d'un 1 Trochus sur un Monument antique ne pouvoit etre soutenu par un autre Monument parallele. Le bas-relief dont Mercurialis n'a pris que le Cercle, se trouvoit mis un2 sepulcre antique de Marbre dans une vigne sur le chemin qui va Tivoli, le quel servit du logement pour le Vignole. Mr.le Cardinal 1 2

de Gymnast. L. III. c. 8. p. 218. seq. ed. Amst. Bellori Sepolcr. ant. tav. 48.

6

Februar i 759

Alessandro Albani fit acquisition de ce sepulcre sur l'idee de le faire transporter tout entier dans s Villa. Mais ayant mis main a 1'ouvrage et voyant que les masses de Marbre etoient d'une grosseur enorme, on les fit scier, conservant seulement le has relief qui fut restaure et mis dans la Villa de Mr.le Cardinal. Je peux done donner la veritable description du Trochus sur les lumieres tirees des trois pierres marquoes ci-dessus. Trochus etoit un Cercle rond de bronze:3 les jeunes gens s'y divertissoient. II y avoir non seulement des anneaux qui rouloient autour du Cercle pour faire du bruit Garullus in laxo cur annulus orbe vagatur Cedat at argutis obvia turba trochis M rt. L. XIV. epigr. 169. mais encore une ou peut-etre plusieurs sonnettes attachdes au Cercle, comme l'on en voit au Trochus de la Villa Albani, et celui de la premiere pierre. On touchoit les anneaux et les sonnettes avec un instrument crochu appelle Clavis Increpat et versi Clavis adunca trochi Propert. L. III. Eleg. 12. Sur une empreinte de la grande Collection des Souffres de notre Cabinet il y a un Trochus mis au pied d'un Herme, et une figure tient la main le Clavis crochu et une sonnette qui pend d'une petite chaine ou de quelque chose semblable. Meursius4 qui n'etoit pas informe du Trochus chez Mercurialis ou qui ne trouva pas son gre Pexplication que l'autre en a donnee, s'en est formte une fausse id e. 3

παίδες ώ$ OTTO Τροχών πεπαυμένοι. un passage d'Aristophane dont je ne me souviens pas l'endroit et qui n'est pas remarque par personne qui ait parle de ce jeu. 4 de Ludis Graecor. ν. Τροχός.

la Anmerkungen aus dem Stossischen Museo [Entwurf] [Florenz, Februar 1759.]

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Februar 1 7 5 9

7

t>on liefern SRufeo gegeben Ijabe, Νείφεο ein 9#ann gefammlet fiat, ber $ur ( iijre be 6eutfen Jlamen in Stalten lebete. 2?φ will ιηίφ in btefen 2inmerBungen blo auf 2(iterilj mer einf^tenfen, unb btefe furj mit iljren SJeweifen, toeld^e bte rid&tige Tfnf fjrung bet ©Reiften tfl, auf weldje ίφ ιηίφ gr nbe. Die Tiltett^um sSeud^e bie ifco meljr αϊο t>or* maljte im «Sd^wange gel>et, ^ t @ciften jut S ett gebracht oon benen oiele gef(i>n)inbe rote bie Srbfcfyro mme anwarfen, anbere ijtfben i^re 35erfa et mit ©d^merjen wie 3upttec bte ?)αίίαό geborten : fie finb aber fafl aUe acm bet) i^ten SRetcijt^um/ unb Wenn fie je autueilen entfdjetben, gefc^te^et e ηίφί e^ec alo bt fie ben £efer, roeldjer 3«it 3U oettie^ren ^at, eine «Stunbe mit 3iu fci>n)etfungen unterhatten» 2)a Seben, SiJietn £efer, ifl oiel ju iurj al$ £»a tmt e ber einem S5udi)e oom 2iitert^um af t bei Tiltert^um tfi btefe ηίφί tt>ert^/ weil wir wenn wir fefa gelehrt werben, ηίφία wt en/ αίό wa anbere getfjan ober gebaut ^aben : berjentge welcher ίίφ entf^ulbigte/ ba er nidjt 3ett gehabt ^ tte £ rjer ju fcbretben, fannteben2Bert^ oon bergietc^enSJ c^er. 2 a id) ^ier mtiiljetle, tfl mit me^r (Ur nben unb 25eroetfen auogef ^ret in otoienter [?] 3«t oon feci) tOionaten/ bte bem Herren 95eft^er btefe @φα^6ό unb mir erlaubt waren retbung btefe 3)?ufet J?on 3500@t cf ju oerwenben. din gro er S oraug btefe 3D?ufet befielet in ber Solge ber gabeln unb ©efcfricfyten. 3φ werbe bret) Tibfdjnttte machen. I. oon ben ^»eiligen Tittert^ mer. II. oon i»enen bte nfie unb S tffenfci>aften betreffen. III. bte berhaupt jum S3 rgeriic^en Seben geh ren, 35er Srfle Tibfc^nttt. Soon Reuigen Tittert^ mem unb ber g bet I A. « on egt)ptίfφen unb 90?ο^€ηϊαηΜίφ6η. fange an mit ben (£gt)pttfφem 2 tr finben bte δgt)pttfφen ©ott^etten fe^r oft auf on i>en ^totemäern in Ägypten eingefü^ret roorfeen. Saturn. [L. I. c. VII. p. 179.] 5) ®ie Sigur einer SCRumie ifi ntemoijlö unter i>te fettigen Seinen &er Sgt)pter aufgenommen rooröen, roo man aber einliefe, e ^tguren unter tljren Hieroglyphen finfcet/ ftni> fie oor balfamtrte SSögel ^u falten, roelcfye1 ?)ocoife oorgefleliet i»at. 53ier foldje 53ögel rourben oor feie2 Sßadje beö ©otteo ^empta ober Grmet angefe^en. 1 2

Descript. of the East. T. I. p. 233. Wits. Aegypt. c. IX. p. 46.

6) So ftnben fid? SOfännltcfye ©p^inr rote ber 25art unb bcr llnterfd^ieb beö ©ef(i)ieci)tö anjeigen, roeld^eö1 SWontfaucon leugnen , unb wenn 2 ^^itemon betjm 3(t^enäuö oon bergleici>en ©p^inr rebet, foii man t feiner Meinung nia)t genau bem 2Bort nehmen. 1 8

Ant. expl. T. II. P. II. p. 316. et dans l'Exposit. de Pignor. Lat. L. XIV. c. 22. p. 659. 1. 18.

et KK.

II unter ben ©riefen, Struriern unb Slömern Sleligion ber ©riechen unb 0lömer tfi reifer an übrig gebliebenen alfo auci> an 9iac&.ric&,ten.> I

1) Sett 2iiten gefiel eö i^re ©ötter su öertrieifaittgen/ roeld^eö nia)t attein, fo ju reben, burd) bte 1 melen Flamen gefd^e^en bie fie tljnen gaben/

F e b r u a r 1759

9

fonbern man ftnbet witdlid) auf (Steinen jroeen 3uptterö neben ein* anber gefteliet fo rote fte 2 jroeen SJleptunuö Ratten, 1 2

Aristoph. Thesmoph. v. 327. Callim. hym. in. lov. v. 7. et Spanh. ad. h. 1. p. 129. Aristoph. Plut. v. 397. Catul. Epigr. 32.

2) Unter sielen ©ottijetten mit klügeln tfl btö t£o nod) Bein Suptter ets föienen. ßtne alte 9)afle t>or alterö oon einem ^etmrtfc^en ©teine Qt* nommen if? fo mel weiß, baö einzige befannte Send? mal roeldjeö tljn alfo uorflellet. So tfl beEletöet/ uni» um uni) um mit £)onner£etien umgeben/ um tfjn ju bilben rote er in fetner Jperrltcftfett sur ©emele fommt, roeldf)e beitetbet geilrecit ju feinen güfjen lieget. 3) 3iuf £>er ^)afie oon einem ©tetne genommen roelc&er e^ema^Iö im Cabinet oon1 Srojat roar mit oem -Kamen oeö Äünillerö NEICOY crfcremet ein Suptter o^ne 95art mit bem Sonner in ber ^>anb/ ben Tibier unb einen @df>tlbe neben ftd?. Daö mercfroürbtgfie tfl Ijter fein 2iegiöx roofer beßen S5eJ?na^me $ fommt. Stefer 3iegtö tfl ber 91 beö2 fyetos botuä g et förmtg. Sie Golfer in Stjbien, faget er, fletbeten in 3tegenfetle /: Atyis, 2iegiö ^et§t eine 3iege:/ oon roe er ^ bie 9lteme roomit fte gebunben rourben, in folgenber $eit in @ langen oerroanbeit rourben. $ter fielet man btefeö Seil auf bem itnien 3irm Jufammengef oben unb eö Rängen bte Stiemen umljer. 1 2

Descr. des Pier. grav. du Gab. de Crozat p. 43. Melpom. c. 187.

II

4) 9) e^etnet in bem (Streite ber ©ötter mit ben Titanen mit einem 93ferbe auf t^rem @ ^ : btefeö gef a^e oor ben sperfeuö oon vodü)em bie ©öttin ben abgehauenen Äopf ber 50iebufa beiam unb t^n auf t^rem @ ^ fe^ete: eö ^aben aüe aXte Äünflter bte 3d* erroogen bte ber 3[fZtnert>a in btefem ©trette einen @ 6 mit ber üttebufa gegeben ^aben. Tiber roaö bebeutet baö ^)ferbe? So ifi entroeber ^>egafuö ben ^Jallaö ja^m gema et/ ober jtelet rote tfjr 1 95etjname ^tppta, Equestris auf eine unbefannte Söbel an. 1

Schol. Find. Od. 4.

5) Sine (Statue ber ^Jaüaö ijteil SD^uftca/ oon bem Älang ben bie @ angen an tijrem Tiegtö geben: eine feltene 93orfMiung berfelben auf einem

ίο

Februar 1759

©tetn wo fte jtt>o gib" ten fyalt f nnte unter eben bem 9lamett beaetdjmet werben» Un unb lehrte fte tie Jjecate fpielen. 1 2

Plin. L. 34. p. 655. 1. io. Antigon. Hist, mirab. c. 12. Conf. Meurs. Gecrops c. 32.

III

6) £)ίαηα unb bte $ ictorta ftnb on allen G ttinnen bte emsigen feie #aare oben auf ben S trbel gebunben Ijaben, wie man btefe auf 1 SER njen feljen ?ann. SHefe 3(rt oon $aarpu£ ^ie€ κορυμβοζ unt> wat unoerijeiratijeten 3Jidbgen0 eigen. Seucippu ba er fidfj in Kleibern jur Sap^ne eittfci)ie{di)en wo te/ bani» fid? crtfo i)ie wie 9}aufama berietet, un& eben fo war 2 9 olt#ena gema^Iet. (iben t>iefe © ttin ft^et jrotfd?en jWeen Dd^fen, l eine Seutung auf t^re SJeljnaijmen ταυρεία, ταυρόπολο$/ unb ^ctlt eine 9)ettfd)e in bet ^>anb/ weldje ηίφί fe^r befannt tjlj tetietcfyt auf bte ©ei elung on tfjren geflen jit beuten, rote ju3 ©parta gefd)a^e: benn bte S ereljimng biefet © tttn oetlangete 95Iut. 1

Beg. Thes. Br. T. I. p. 429. Vail. Farn. Aem. n. 22. Caris. 16. Claud. 2. * [Lib. VIII, c. 20.] 3 Emm. de. Repl. Lac. p. 472. B. in Gron. Thes. A. Gr. T. IV.

gtofjer 95otjug btefe Saufet beileget in o fMttbigen gotgen ju einer @efd)td)te/ wie bte oom ^rojontf^en -Krieg unb oon ber ?)ft)d)e etc.)

im Tiuf einem Sarntol tft eine $une im £ouf mit fttegenben paaren unb einem Doid? in ber ^>anb oorgejie ei; ein ungero ijnitdje S5ilb berfelben. 3n s gemein ftefjet man fte mit1 gacfeln; unb 2 Sanier ^at unred)t, roenn er uorgtebet ba§ ftdi> Bein S3tlb berfelben auf alten 25encf malen erhalten ^at. €ben btefe giebet ber neue3 «Oitjt^ologu oor oon ben Careen. 3n unferem SCRufeo flehet fte b^alb nadfenb mit ber ©pinbel in ber .Spanb, unb auf einer bekannten4 Urne im Gamptboglto tji fte eben fo beutltcb,. 1

Dempst. Etrur. tab. 86. Gori Mus. Etr. T. L tab. 151. Seguin. sei. Num. p. 180. Cfr. Senec. Agam. v. 757. 2 Mem. de l'Acad. des Inscr. T. V. p. 48. 8 1. c. p. 31. * Bartoli Admir. tab. 66. fig. 11.

Februar i 759

ii

V €tn Suptbo mit ber £ roenljaut unb ber $eule be ^»ctoclc frfjeinet ©cfyl fjel on einem1 9ltnge ju tragen, al ein κληδοϋχος Gla tger, roeldje ba 2 2imt unb bte Benennung t>on ^tteflennnen einiget ©ottijettett war: aber ba er fefir ferner traget f nnte e ergltd&en mit 6er Sradfrt be £eracle auf Clavos trabales et cuneos gebeutet werben. Te semper anteit saeva necessitas Clavos trabales et cuneos manu Gestans aena — H r. L. I. Od. 35. v. 17. Sroeen SHebe C^ tter/ einer mit einer umgeieijrten gacfel alo ein S5ilb ber Trauer ber 33erftorbene/ tt?eidi>e umgefe^rte «Spie e bet) ©olbaten unb umgefe^rte fafce in Sftom ber einen @onful ooriie et; ber anbere aber reicht jenem ein Xrtncfgefa' , roeid^e auf bie fr ltd&e SWa^ijett ηαφ ber 23eerbtgung /ίπεριδει-πνον νεκροδει-ιτνον, τάφο?3 in ©ried?. unb pappe im 9)Iattbeutfd;>en:/ beuten fann. 1

conf. Bellori Lucern. P. II. fig. 23. Spanh. Obs. in Callim. hymn, in Cer. v. 45. p. 694. * conf. Potter Archaeol. Gr. T. II. eh. 8. p. 230. (£nfll. 3

VI (itne junge Stoetbltcfye beBIeibete 3tgur/ bie auf einem fletmgten ©runb fi^et uttb ben $opf auf t^r er^obene ttnfe Ante geteget bat in eben ber «Ste e rote eine oermetnte Praefica beym1 Sieger. SSor ttjr ^e^et ber Sre^fu^ be Τίροίίο ergaben. Die ^tjt^ia tft e ntd^t: aber e Bann bte $^emi fet)na voela)e 3U £)elpijo bte roei agenben 5(u fpr di)e gab (e$e fte on 3ίροίίο au bem S5eftfe gefe^et), roelc^e t^r3 im $raum iamen, fo n>ie fte tjter ft^et. Der Reifen worauf fte ftfcet beutet οίβίίβίφί an, ba Sijemto unb bte ( rbe4 eben btefelbe©ottbeit roar, unb bte ( rrbe rourbe oor bte 3Kutter ber5 Traume gebalten ; ja 3ίροΙίο fetbfl roar ber6 bte Sr ume gefegt. 1

Thes. Br. T. i. p. 140. * Eurip. Iphig. v. 1259. 3 Ibid. v. 1271. 4 Aeschyl. Prometh. v. 208. 6 Eurip. Hecub. v. 70. 6 Sophocl. v. 427.

VII 25acdiw erfcfyetnet oon bem ©entu be Siupiter begleitet, roeld^er wie bte or feinen eigenen ©entuä2, 2lcratuö genannt, 3U galten tft» 1 2

Mus. Flor. T. II. tab. 77. n. 4. Pausan. L. I. p. 7. 1. 12.

VIII (Jine 9tymplje mit einem $ljnrfo unb ein 5o«n fielet an einen 95runnen, beßen ßtnfa^ung runb wie ein 2lltar ifi, ttne man fie auö bem £erculano ju ^ortici fielet/ ttnb ber Söun brevet an ein Slab über bem S5runnen. Sie 9lt)mp^en unb gaune ftnb anjufe^en aU , 9lac^baren, 1 tt)elci>eö 2Bort Ijerfommt oon $/ ber S5runnen/ alö btejenigen bie einen 25runnen gemeinfcfyaf ^aben. So follte umgeEeijrt fet)n: ber gaun füllte ben Sljtjrfuö tragen unb bte 9lt)mplje 5Ba^er sieben: aber eä [ifl] ^ier ein $aufci> beßen roaö betjben eigen ifl/ fo wie eine 5ßern)eci)felung ber $Baffen jn){fci)en ©laucuö unb Dtomebeö/ aber fein eigener Sinfall beö Äünfllerö: benn ber ©attjr unter roelcfye Benennung bte ©riechen audfj bte gaune begriffen faget in einer2 Snfctyrift; 3 gab Sßa§er e^e man 5ßein fcf>encfete unb ^abe mit ben -iJtympljen gleic^fam einen 1 2

Casaub. Not. ad Aristoph. Equit. v. 255. Anthol. L. IV. Epigr. 96. 97.

IX ^ßrtapuö mit einem «Stab beö SOZercurii erinnerte ber 3lbgefanbten auö (Sparta betjm1 Tirtflop^aneö/ welche bet) ben 9Betber[n] in 3lt^en bte fiel? empöret Ijatten wtber bte Scanner, alö Mittler am ftdjerften ©e^ör au ftnben glaubeten/ rcenn fte baöjenige oorjetgeten rooburc^ 9>rtapuö fennts tfi. ©n anberer ^riapuö ^at baöjentge am J?alfe fangen n?aö tyens plectomeneö betjm 2 ^)lautuö bem 93erfü^rer feiner grau/ wenn er ilm et* tappen toürbe/ abfdfjnetben unb alo ettoaö womit bte Ätnber fpielen, am $alfe Rängen wollte. 1

Lysistr. v. 1075. * Mil. glor. Act. V. v. 5. 6.

X [Abbruch d&y Textes]

Sommer 1759

13

lb Unterricht f r die Deutschen von Rom [Entwurf] [Rom, Sommer 1759.] 9#etn greunb. 3φ berfcfncfe Sftnen einige Betrachtungen bte benenjentgen welche bte Steife ηαφ Storn tijun wollen ηΰ^ίίφ fet?n l nnten. 9Jian tft in Seutfd^Ioni) fo woiji al in anberen ia'nbern ηίφί genug unterrichtet oon bem wa btefe ©tobt benen bie fte f ernten, fci) ^bor machet: benn bie ϋΐαφηφίεη ber Sletfenbett, bie ftd? ber 3 S onai ηίφί in Slotn aufholten ifi ju feijr mangels ijaf i unb unjuoeria' tg; unb gebo^rne Si mer in Seutfdjianb ober anbers n?ert ftnb entroeber ηίφί in ben Sauren ober Umfl nben gemefen i^r boater« lonb reci>t fennen ju lernen; fte w rben aud? n?enn fte ftd? ηίφί oon 9lom entfernet Ratten ju ber ^enntnt§ a e be§en, n?o ein 9ietfenber fudjen foti ni )t gelanget fet)n; t^eil weil wir gegen ba roa un befl nbig oor 2Cugen tfl/ gletci) g ltig werben, tijetl weil oiel 2Bt§enfci)aft baju geh ret. 3(uo biefem legten ©runbe w re e berhaupt fciiiec^t angewanbt einen Unters rtdftf ju fci>retben/ 3lom rec^t ηΰ^ϊίφ ju fe^en: benn su btefer 3ibftci>t geh ret eine S orbereitung oon otelen Sauren/ ein langer 2iuffent^att an biefem £>rt, a e S3equemlic^feit ju unterfudjen unb ju fiubiren/ ber Umgang mit ben beflen unb gr ten beuten in 9lom unb ein unerm beter $ld%. 9Kein gute ©i cf ^at mir a e btefe S ortfje e genie en la en, unb ίφ f nnte 9Ίaφrtφten geben bie n)ίφtίger ftnb al au bem J!ei) ter. $ers @te mir mein ungeneigte Urt^eil oon ben Steifen biefe gefφ ^ten . So ifl bao beile 25υφ in feiner 3irt toa wir unb anbere Nationen : aber wa e oon 3lom f teibet ^atte er jum t^eil in ^»annooer ober in @5artau[?] wi en f nnen, benn er fjat bie elenbeflen 95ύφβΓ al ben SRercuriu auόgefφrίeben: ba brige tft au bem SCRunbe be 2intis quarii gefio en, we^e fieute ftnb, bte ηίφί oiel wi§en ηοφ τεφί wi en i nnen. 3φ rebe oon biefem ^φε, weil e unfere Steifenbe mit ^φ f hren unb in 3tom lefen. Ertauben @te mir aber ba ίφ fo wafjr fφreίbe, αΐό ίφ gebencfe: benn ίφ bin gewohnt worben in 3lom bte 5 a^r^eit fo ιι^βίφβηί su fagen, ba ίφ fte gegen feinen (Earbtnal jur cl^alten w rbe. SOlan rebet ^ter au er ber Sieligton, αηφ oon bem 9)abfl fo bel man wi , man mag 3Ϊ€φί ^aben ober ηίφί: e fann ηαίφ niemanb fr nfen. @te muffen αυφ feine feljjr ilrenge Drbnung oon mir forbern: e tfl ein S3rtef unb fein 0lom tfl ein Ort weϊφer anfά'ngϊίφ ηίφί gefa' t,

14 2 An Barthelemy [Beilage zu Nr. 369]

Juli 1760 [Rom, 15. Juli 1760.]

In esecuzione de' Commandi riveritissimi di V. P. Rivmo sottopongo al suo savio intendimento le seguenti notizie richiestemi, pregandola di compatirle,nonpermettendo lostato della salute miadi fare lunghigiri. II Peperino e la prima sorte di Pietra messa in opera alle fabbriche pubbliche de'primi tempi de'Romani, quali sono la Cloaca Massima, l'Emissario di Castello fatto poco tempo dopo, e quello del Lago Fucino. Nell'istessa Pietra i Romani tramandarono alia posteritä le prime memorie; el'I[s]crizionediLucio Scipione Barbato, coeva del monumento di G. Duillio, era incisa nel Peperino: essa e commentata da Giac. Sirmondo e d'Aleandro [„Vetustissima Inscriptio qua L.Corn.Scipionis elogium continetur, Romae, 1617, 4."] ma non si trova piu. L'Iscrizione di C. Duillio sarä stata anch'essa in Peperino. Un Monumento eretto al piu degno uomo d'etä sua/: elogio dato a Scipione nelFIscrizione : / suppone ehe il Travertino non fosse adoperato ancora; il marmo certamente non sarä stato lavoratoä Roma in que' tempi. II Peperino non fu abbandonato dopo; ne sono rimaste Fabbriche alzate ne'tempi de'Cesari, v. g. il Foro transitorio di Nerva, le cui pietre sono tagliate a uso di Diamanti, e il Tempio di Antonino e di Faustina. Tanto il Peperino quanto il Travertino sono tagliate in gran masse quadre ed oblonghe, commesse senza calce; lo ehe si vede piu distintamente di qualch'altra Fabbrica, a un'antico tempietto poco cognito al Lago di Pantano, per la strada da Tivoli a Frascati, di 60 palmi di lunghezza, e di 30 di larghezza. Questo Tempio era Dorico prostilo con colonne scanellate di 4 p. di diametro, parimente di Peperino conforme i frammenti ehe sene vedono buttati attorno. Le facce delle pietre combaciano l'una colFaltra per ogni verso cosi esattamente ehe la commissura non altro ehe un sottilissimo filo. Si stenterebbe di arrivare a Commissure cosi esatte nel marmo per via della sua durezza ehe non riceve una superfizie liscia se non a forza di ruotarlo, ma la morbidezza del Peperino cede con facilitä al ferro e allo scarpello. Si trovano ancora per la campagna di Roma fondamenti di grandissimi Peperini quadrati, e ne ho vedute io di Otto palmi per lo lungo, segate poi in scalini per'uso della Villa del Sig™ Cardle Aless. Albani. Di Travertino sono fabbricati il Teatro di Marcello, l'Anfiteatro Flavio, e il Portico di Metello era di questa pietra, come ci fan indizio i Pilastri rimasti in Piazza Montanara.

Frühjahr 1762

15

Tutta l'antica Sustruzione del Campidoglio di Peperino quadrate, e sene vedono ancora per la salita dal CampoVaccino Cinque Strati, de' quali molte pietre hanno 5% palmi di lunghezza. La fabbrica stessa era di Travertine conforme lo dimostra quel membro o sia fascia delFArchitrave Dorica, su di cui pendono1 le goccie. Quest'avanzo dell'Architrave si vede dalla parte di dietro dell'abitazione del Senatore, e si stende sopra le stalle per lungo di tutto l'edifizio. Non composto di lunghe travi di pietra, ma di pezzi di due palmi incirca. Del fregio o del membro co' triglifi non ' rimasto vestigio. Alia fascia suddetta dell'Architrave restano attaccati Otto Gapitelli Dorici lavorati di un pezzo solo coll'Abaco suo, il quäle non ha tanto di progettura quanto gli Abaci a'tempj di Pesto. L'intervallo de'Capitelli l'uno dall'altro in ugual distanza fa vedere chiaramente ehe sempre in mezzo a due Capitelli ne manchi uno, di modo ehe vi dovrebbero essere Sedici, per quanto vi resta visibile il membro delF Architrave. Se gPAntiquarj abbino con dovuta attenzione osservato quest'avanzo, io non lo so. Si scorge nella composizione dell'Architrave di tante piccole pietre la sobrietä de' tempi della Repubblica, ed io resto persuaso, ehe quello ehe si vede, sia del Campidoglio in tempo di Tito Livio. Quanto al rivestimento dell'Aggere di Tarquinio, non ne so nulla, e dubito ehe chi ne ha mottivato, lo sappia da ispezione oculare.

3 An Lippert [Entwurf]

[Rom, Frühjahr 1762.}

©enbfd&retben an J?emi fitppert Setdjenmetfter bet Gtafcetö @r. Äontgl. SJiaju in 9)oljlen. SHein greunb! Da @ucfy enbltcf» meine SBefcfymbung fcer ttefgefdjmttenen @teme beö ©tofju fcfyen SDtofet ju J?cmben gekommen tfl, fo, glaube id), werbet 3fl>r auö fctefer Arbeit felbfl urteilen fönnen/ ob ed roafc feo, waö fyett Olatter, berühmter r/tt)elert^o in #ollanb t^/ aUent^alben oorgtebt/ t>a£ roenig*

i6

Fr hjahr i 762

flen bie £ lfte ber befci)rtebcnen gcfc^mttcnen «Steine neu unb gr ten* tljeil oon tljm felbfl gearbeitet fet). 3φ glaube ηχίφ her ber gegen Qua), unb 6ucci) (&ιφ gegen anbere rechtfertigen ju Bonnen; unb ba J?err Blatter bereito oor jwet) Sauren,rtoci)t>emmeine SSefcfyreibung in Sngelanb begannt werben, wo er ficb bamaljl auffielt, wiber ιηίφ ju fc^reiben unternehmen wollen, weWfre / fo oiel ίφ wei ηοφ ηίφί gefc^e^en, fo f nnte iljm oiel* leicht eine n here ©eiegen^eit ba^u gegeben werben. 35a Vorgeben btefe ber hmten nfiler tft fo tt)o^I £>em r ^mlid^en Tin&enfen be ^>errn t>on @ίοίφ/ οίο mir oornemlicfr, nac^t^etlig: fcenn e befcijuibtget bet)&e einer 23etrtegeret)/ unb mi ) m befonbere ber Unttngen* ^ett. 2Bo ben ehemaligen (Sammler unb S5eft^er biefer gefc^nittenen ©teine betrifft/ fo fann ίφ ber biefe S5efφuϊbίgung iel ^unbert ^ erfonen »on ^o^en ©tanbe unb oon Srfa^rung, bie i^n genau gefannt ^aben/ ju 3e\i$en rufen. 3rren ^ tte er (ίφ f nnen, ba er breiig 3a^r oon 9lom abwefenb gewefen unb befi nbig in giorens geiebet, η)εΙφεό ηίφί ber £>rt ju einer tt>etil ufiigen $enntntf$ in biefer 2irt tfl; aber bie meijreften ©teine womit er fein SOflufeum in glorenj ermefjret ^at/ finb entWeber oon @r. ©minenj bem ^)errn Sarb. 2iteranber 2flbani beforget werben/ ober boφ burφ be en ^>anbe gegangen. Dtefe wirb idf)te be irojanifdfjen rtege faji unentbe^riid^; ber 9tame be ^ nflier aber tfl getreulich am gef nbiget. 4 An Francke [Entwurf]

[Rom, 1762.]

@enbfcft,retben 93on ber 9letfe eine ©ele^rten ηαφ Statten unb tn befonbere ηαφ 9lom an .£errn Wl. Sranfen. Diejenigen 3tetfenbe oon jenfeit ber ©eb rge bie ju meiner %eit in gelehrten 5(bfici)ten ηαφ 3Hom geEommen tjatten entroeber bie g ^igieit ηίφί, ober ηιφί ben rechten Sntjrotci. S3on ber erflen 3irt m r ein junger D ne/ t eldjer au SranUreid? ^ier^er fam bie ^roce^^^nung /:ιυαό beucht «Sie:/ ju lernen/ mit au br cBltcfyer Srfi rung feiner Unaci)tfamfeii auf ba Titters t^um. Dtefer fam ηαφ einem fecfy Monatlichen t>ertt>orrenen unb oerirreten Tiuffent^ait einen Sag t>or feiner 3ibreife su mir/ unb oertangete bte Olamen ber geac&,teflen ^ieftgen ©ele^rten ju nn en/ bte ίφ t&m ίφηίίϊίφ gab, unb mit btefen Flamen/ oijne wettere ϋΐαφπφί οοη ben 9)erfonen/ gieng er au 9lom ab. 53on ber jnjeoten 3irt w rbe ein ®eutfφer ^rofefTor fet)n/ welfyet οοη ηίφίο αϊο oon einer neuen Tiu gabe be ^orattu mit alten m g^en i artanten rebete. # tte btefer ba ©t cB ηαφ Statten ju ge^en/ fo ro rbe btefe feine einaige S5efφ fίtgung fet)n m ^en/ unb er tt) rbe glauben ben iff ber beflen i elt bu^ feine Arbeit ju er^ ^en. 93on gίetφem @φtage ίφ 3tetfenbe in 9tom gefannt/ unb btefe/ ηίφί jene/ finb ju belehren. Der 50?t| erilanb ber Steifen btefer jungen ©eletirten ^at jroo erflίtφ tt>etl fte me^r jumfieberenat sum fiernen fommen/ unb weit fte ηΐφί υηίβΓίφε^εη/ roa ber 91αφη)εΙί to rbtg t^/ ober ηίφί. Sene mu man fφίte en au bem roa fte fatfyen, «»είφεο Arbeit tft/ n{φt Unter* nti)t, unb wenn fte e ftnben, mu folg^ alte i^re Seit hierauf erroenbet Werben. Denn man jte^et eine S^einung in ber 2Bett mit einer gebrucften @φrtft ben feltenen ΟΊαφΓΐφίεη t>or/ bte man t>on oteten ^erfonen, o^ne Sofien unb SR ije fammten ?ann: 59ίαη gefjet mit ooίίgefφrίebenen ©t en, aber mit leerem i erjlanbe jur cf. Die swe^te ΙΐΓίαφ offenbaret ίίφ in ttirer S5efφ fίtgung/ »είφε oietma^t iaum ba (SφreίbersSo^n oerbtenet. Winckelmann-Briefe IV·

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©lauben @te nidjt/ baß id) nut oon ben erft angeijenben ©eleijrten unb oon jungen ©cfyofjltngen rebe; bte 2lrbett beö berühmten tyfyl. b'£>roille Ijter sum 35et)fptel anführen. Stefer SSJiann gteng jwet? bio bret) Saljjre inn* burd) ailc SEKorgen nadj ber Sßattcana weldjeö oon ber ©egenb wo er wolimete/ bret) Sotertel ©tunben Ijtn unb eben fo mel jurucf tfi/ un6 er arbeitete in btefer 3eit oomemlidi) on i>er ©rtecijifc^en 3int^ologte/ &er alten fd^rift auö ber Ji>et&elbergif(^en 95ibliot5ec. Siefer ©ele^rte würbe t>om übereitet in feinem Sfnfdtfage einer neuen Auflage ber 2intijologte; unb ber 9lu^en auö biefer befd^werltd^en 3irbeit finb ntdfjt seljen ©innfc^riften in feinen Srftärungen beö (J^aritonö. Senn waö außerbem in ben gebrucften Anthologien tfi/ finb unfaubere Boten/ bte in ewiger Sßergefen^eit Ratten bleiben foüen; 3Hu^nfen aber/ Welcher biefelbe oon b'Droitie erhalten, fid) mit S3efanntmadjung einiger berfelben unb trieueicijt ber wotien öerbient madden. braubarfie oon »orljer ungebrucBten ©inn* fd^riften war berettö oon Sucaö ^>oifletn in feinen flöten über ben ©te* pljanuö/ oon Subotf Äüfler in befcen ©utbaö unb 2irtiiop^aneö unb oort anberen angebrad;i. 3d) tann baoon mit attben gehabt ^abe. Sie 2ibftc&.t atier ©ele^rten Unterfud^ungen unb 35emüljungen foüte fet>n ber aligemeine unb befonbere Unterricht/ unb wo btefe ju erhalten ifl, jie^e bie ^)anb ab oom Sßerfe unb opfere eö ber £atona; benn eö tfl ber 9lad)Welt nid?t würbig. 9 biefem ©runbfa^ aber/ wirb man fagen/ iönnte ein junger Sletfenber (^eleljrie fd^werlid; mit etwaö ^eroortreten, wa$ er in 95ibliot^efen gefammlet; unb biefeö ge^e^e ) ju unb wäre iljm beffer« Sie tung feineö 2öi§enö Bommen/ o^ne ein öffentlicher ©crtbent ju fe^n/ unb wer eö ^ter tfi/ wirb eö aud? an anberen Orten in Stalten/ weil SRom ber SOttrtel* punct tfi/ werben fönnen unb feijn. SSiele bte weife finb/ begnügen ftd) mit btefer Tldjtung/ unb ba bte wenigen ftd; in einer fremben ©prad?e fertig auöbrücBen fönnen, fo ifl t^re 95efanntfd;aft für flüd;ttge 9tetfenbe/ unb btefe ntd?t für jene, ©ie genießen bte §reunbfd;aft unb

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ber (Großen, unb einige ftunben gieid^fom in einer 93rübe^oft mit gebadeten €arbmal ^Paßiottet, oon tuelcfyer ein efjrroürbtgeö [?] SEftitglteb war, unb man genoß auf feinem (iremo, oberhalb $rafcatt, baö £anbleben mit eben bet oöih'gen gre^eit, bie man ftd? tt)o man auf eigene Äofien lufftg feijn roili, nut trgenb ju nehmen gewohnt tfh ju 2(benb fpeifete man mit etß. 3Da nun biefe ben e^elofen ©tanb befteljlei unb baö (SItma felbfl bte 50?a'ßtg£ett lehret/ fo ifi baö waö anber* toertö ?aum notljbürfttg wäre iiter ^tnretdi>enb, juma^t ba bie SOienge ber öffentltd^en SBüdjerfäle unb ber fiünbltdi)e Stntritt su einigen berfelben einem ©ele^rten bte größten $often erleid^tert. SSiele oon ben Ijtefigen ©ele^rten leben aifo in ber ©tiiie/ genießen ftd? feibfi unb bte 3D?ufen; finb alfo roal^re ^^ttofop^en, ofjne eö ju fd^etnen. 5DZan fann alfo oon ber 5D?enge ber ©djrtften bie jenfett ber ©ebürge ^ artö £ treten, unb oon ben wenigen bte in 0lom gebrudft «»erben feinen © auf bte größere ober geringere Übung in ben SBtffenfdjaften machen. @o rote in Seutfd^lanb außer ben berühmteren neuem 2Betfdijen Stcfyiern, Tirioflo, $affo, Marino, roentge anbere befannt finb, eben fo oerljätt eö in gerotffer 5D?aße mit ben ©ele^rten. Tiber fo rote !aum ber 9lame beö größten fiijrtfc^en Dic^terö TClejt* ©utbt jenfeit ber ©ebürge gehöret roorben, fo roürbe man bafelbfl au oon ©raotna roißen, roenn er anberö feine Ragion poetica in 9Setfer ©pradje gef r eben ^atte, roe e 95 in überfe^t ju fetm oerbienete. ®er junge Sleifenbe aber lernet btefe 2öerfe fo roenig rote anberroertö fennen, fonbern an ftatt ^ter baö ^ ^aflorale, ben (5nbt)mton gemelbeten D^tero ju lefen, liefet er ben SRomatt beo Sloußeau. 3iuo bemjentgen roaö gefagt ^abe, roerben @te oon felbfi gef oßen Ijaben, baß bte ^ebanterie unter ben ©eleljrten in 9lom feltener alö anber* roertö fetjn müße. SMefe ^angt otelen an an Orten, roo fie ntemanb über fufy fe^en, unb roo fie oon einer unerfafcnen 2)Zenge berounbert roerben, rote auf ben Unioerfttäten jenfett ber ©ebürge, unb roe^er eö tfi, föeinet eö ^uroetlen. Senn baö Seben an Orten mela)e oon i>öfen entfernet unb oljne ijroße 53eranberung finb, in einem Umgang nur mit feineö g e en ober mit jungen Beuten, in beftänbtger Arbeit unb in ©orgen ber 9la^rung, ( ben (Seift ein, unb bte $8erljältniße in roe^e man flehet, ertauben 3irt ber Sugenb ju fetjn. Sa^er oer^üüet ^ baö

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aor ber Seit in ( rrnftijafttgEeit, bie @tirn leget ftd? in Slunjeln unb bie ©pmc^e felbfl rotrb ©entenjenm tg. Sn Slom Hingegen unb berhaupt in Stalten fcfyetnet ber Einflu be .^tmmel , welcher ^οΐίφ&ίί roirfet, rotber bie 9)ebanterte ju ertt>o^ren. 5 [An Berg (Entwurf)]

[Gastel Gandolfo, 2. H lfte Juni 1762.]

S on 6er Steife ηαφ Stalten. 6 tfi mit Steifen, rote mit J?et?ratijen ; e ftnb ©tunfce jum fru^ un£> jum fp t $et)raiijen t te jur Steife in £>er Sugenb un& in mehreren Sauren/ e

unterbleibt aber aud? £»a Steifen in fremfee £ ni>er n>te t>a ^etjrat^en, wenn e bet)&e ntd^t in £>er 3ugen£> gefd^ie^et ; e ifi nur fetefer llnterfd^tet»/ ba un ba $et)rattjen in betjben g en gereuen fann, aber nur bao Steifen in ber Sugenb ηίφί in reiferen Sauren. 3φ bin aber ntdjt gefonnen einen Tin^ang ju bem nnber 2)erbtenfl gefc^a'^ten S3uci>e be 95aubelot oon ber 9l ^Ii(i>feit ber Steifen ju machen, ίφ totli nur oon ber Steife in ba jemge £anb reben/ welc^e ίφ fenne. Die me^refien ^aben feinen eigentlichen Qnt%wed unb fangen in Stom an rote einer ber ficf) an einer mit unja'^lbaren ©peifen berlabenen $afel fe^et/ oon a en e en roollte unb bu^ ben Tinblicf ber SWenge felbfi gieici)fam einen @(fel befommt. £a Stempel oon R. jum (Samptboglto gef hrt. So tft nur ein einziger 2 eg roelc^er sum ©uten f hret, aber otele f hren sum S3 fen, unb jener tfl ntdjt ailejett ^ίφί ju ftnben» SOten befuφe ©efellfφaften roo ηίφίο su feljen tfl. Sie 20?a^ler fe^en bie @αφεη auf eine 3irt unb 6βηηοφ mahlen fte btefelbe oerfφίeben einer oor bem anbern. Um al ein gro er ^rtnj ju erfφeίnen, fagte jemanb, bratet man nur ein mittelm iger 90^ηίφ %u fetjn. In tutti i corpi la forza attrattiva έ tanto piu grande quanto il corpo έ piu piccolo.

Sie Steife ηαφ Stalten gletφet einer 2ίιιόίίφί auf eine roeite unb gro e Sbene etc.

Die meijrefien bemerken nur mit 2iugen unb mit #anben unb roentg mit ber Vernunft. tntge bemerken in btefer gro en £anbfφaft einen 31αηφ ober ©taub roe^er aufzeigt ober einen Sfeltretber mit feinem Spiere e^er al ein fφ neό

fianb^au ,

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6 Anmerkungen für Berg und Werthern

[Rom, Sommer 1762.]

Annotazioni sopra le Statue di Roma. Sonnetto fatto da Franc. Albani, poi Papa Glementi XI. Ghiunque Sei ch'hai di goder vaghezza Stato di vita awenturoso e degno, A diventar felice, ecco t'insegno E t'addito il sentier d'ogni grandezza Fa d'uoppo aver d'ogni saper contezza, A tempo usar, non affettar ingegno Servir senza speranza e senza impegno Stimar chi stima, non curar chi sprezza. Goder del bene, e non smarir ne'guai Pensarsi avanti e non pentirsi poi, Meritar sempre, e non pretender mai Non ricercar quel ehe saper non vuoi Non palesar quel ehe bramando vai, E non bramar quel ehe ottener non puoi. Annotazioni sopra le Antichitä di Roma. Nel Campidoglio. S i vedono Statue Egizzie di due Epoche; quattro di Granito scuro o nero e rosso dello Stile piu antico, e si riconoscono alle simplicitä del disegno, ed al non esservi accennati ne muscoli, ne vene, e quelle ehe sono vestite non hanno altro indizio del panneggiamento, ehe un orlo, ehe spunta un tantino in fuori alle gambe, e con un altro risaltino sopra il pretto al collo: il resto del panneggiamento bisogna idearselo. Le statue Egizzie delFEpoca posteriore variano tanto nelle fatezze del volto, scorgendovisi piu idea del Bello, dove in quelle prime non e altro, ehe la simplice imitazione della conformazione Egizzia, quanto nel panneggiamento, il quäle tiene giä della maniera greca, e si manifesta apertamente in esse Fimitazione dell'opera de Greci. Vi e una terza sorte di statue, ehe pajono Egizzie, e non sono ehe imitazioni del piu antico stile (prescindendo dalle teste) fatte in tempo d'Adriano, nella cui Villa ä Tivoli son trovate tutti. La maggiore parte di queste sono di marmo nero, ma una delle piu riguardevoli e di marmo

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bianco al quanto piu grande del vero, ed e Antinoo favorite d'Adriano, effigiato all'Egizzia, essendo egli dalPImperadore deificato, e il culto suo introdotto in Egitto come altrove. Gli sta accanto nella terza stanza la qu le e la sala del Museo Capitolino, la statua dell'istesso Antinoo all'uso Greco. Le quattro Statue piu grandi dell'antichissimo stile sono scoperte nel principio di questo Secolo nella Vigna Verospi verso la Porta Salara nel sito medo dove erano anticamente gli Orti Sallustj, ehe divennero le delizie degl'Irnperatori, Glemente XI. le fece risarcire. Le altre statue Egizzie del secondo stile e quelle ehe sono imitazioni fatte sotto Adriano sono trovate nella sua Villa vicina Tivoli. Fra queste ultime έ una donna vestita di marmo bigio, la qu le e stimata dal Sigr* Conte Caylus a Parigi la piu antica statua Greca, quando il disegno de Scultori di questo Nazione rassomigliava ancora alia Scultura Egizzia. Ma non avendo ehe un disegno mal fatto, non ne potea rendere un esatto giudizio. La testa e moderna. La vera testa antica fu trovata dopo, e il Card1" Polignac la compro, il cui Museo acquisto il Re di Prussia: in modo ehe la statua sta a Roma, e la testa si trover a Charlottenburg, se ella έ scappata al guasto ehe gli Austriaci e i Sassoni hanno datto a questo Museo. Tutte le altre statue imitate e lavorate all'uso Egizzio sono di marmo nero, ό (per parlare con termini d'arte) di Bigio morato, tollone due mezzo Colossali ehe stanno al Vescovato di Tivoli, e sono di Granito rosso. Queste due statue ehe tengono piu d'ogn'altra dello stile Egizzio sono pero in quanto alle teste di maniera Greca tanto nelParia quanto nello stile, e tutte due rassomigliano perfettamente all'Antinoo Favorito d'Adriano, e sono simili a quell'Antinoo Egizzio ehe sta in Campidoglio di marmo bianco. Quelle due servirono di Cariatidi, cioe, erano in cambio di colonne, lo ehe έ evidente da un paniere ehe portano in capo. Questa distinzione di tre spezie di figure Egizzie non έ fatta da nessun'Antiquario; ma senza quella non si pote mai combinare tanti stili diversi, sapendosi da Platone e da altri Scrittori, ehe gli Scultori Egizzi erano obbligati a non uscire da una certa formula, e ehe tutte le statue erano simili nello stile dell'arte l'una all'altra. II tempio della Villa d'Adriano in cui erano collocate queste Statue, si chiamava Canopo, e la maggior parte ne resta ancora in piedi. II piu bei busto d'Antinoo, il qu le έ colossale, sta nella Villa Mondragone a Frascati, e si suppone ehe sia ritrovato nella Villa

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d'Adriano. No vi e busto rimasto dall'Antichitä da paragonarsi con questo. L'Antinoo Greco ehe sta accanto a quell'Egizzio e molto equivoco e non gli rassomiglia molto. Nella medisima stanza si trova il famoso Gladiatore moribondo, a cui Michel Agnolo ha ristorato il braccio mancante. II Gladiatore era anticamente nella Villa Ludovisi. Non e statua de'piu bei tempi dell'Arte. II gran Gorno, come un corno da caccia buttato sulla base della statua, non s'e potuto ancora spiegare. Uno dei bei Fauni, con due altri nel palazzo Ruspoli puo rifiutare 1'idea della forma di questa Deitä, ehe Watelet vuol insegnarsi nel suo componimento sopra la Pittura. Un Fauno simile e ugualmente bello sta nel S alone del Palazzo Giustiniani. Vi sono ivi due Tavolini di egregio musaico, ehe servirono di pavimento nella Villa d'Adriano. Questi tavolini con tutti quanti ehe sono sparsi per tante Case di Roma cavati di li, erano pavimenti di Villa Adriani, e il pezzo insigne delle Colombe del Gardinale Furietti era incastrato nel pavimento d'una stanza di questa Villa. Nella quarta stanza de Busti de Filosofi e d'altri personaggi celebri sta la Statua grande al vero di Psiche con un ginocchio in terra e con ale di farfalla, ehe si sono conservate come il resto della statua. Nel Sallone sta una bella figura panneggiata ehe porta un vaso con ambedue le mani, e si crede ehe ella rappresenti Psiche col vaso pieno d'acqua del fiume infernale Cocyto. Venere le impose questa fra altre pene per placare 1'ira sua. Fra i Busti sono cinque Omeri, un'Archimede col nome antico rassomigliante al suo bei Busto, ma i nomi greci di Ferone e di Platone posti a due Busti sono apocrifi e moderni, e il Gommentatore del Museo Gapitolino ha preso uno Sbaglio credendogli antichi. Nella quinta stanza degl'Imperadori la qual serie e compita e racolta dal Sign. Gardinale Alessandro Albani, i piü belli sono Germanico, Marco Aurelio Giovane, e Commodo Giovane. In questa Stanza sono i bei bassorilievi con figure poco meno di grandezza naturale; 1'uno rappresenta Perseo e Andromeda 1'altro PEndimione ehe dorme. Vi e la bella testa di Giove, chiamata della Valle dal sito dove stava prima, cioe, sopra il Portone del Palazzo della Valle, e poi una delle

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piu belle Statue di Roma e la Flora, grande al vero, e trovata nella Villa d'Adriano. La bella Faustina minore esibita tempo fa alia Corte di Dresda per 80 Scudi, e trascurata, fu pagata dal Papa defunto per 100 Scudi. Nel mezzo di questa Stanza sta la bella Venere piu Donna di quella di Firenze, e non cede per altro in bellezza ne a questa, ne a quella ritrovata recentamente Roma col nome dell'artifice Greco Menofanto, (questa Venere fu scoperta tre anni fa in una Vigna vicina alPArco di Constantino) il qu le la copio secondo l'iscrizione da una celebre Venere, ehe stava a Troade. Quella del Campidoglio e la piu conservata di tutte le Veneri del mondo non mancandole altro ehe le punte di qualche dito, le quali pero sono rimesse. II Papa Clemente XII. la compro dalla Casa dove stava per 1000 Scudi. Nella sesta stanza il monumento piu· raro έ un Vaso di bronzo scannellato, il qu le fu donnato e dedicato daH'ultimo Re di Ponto Mitridate Eupatore in un Ginnasio fondato da Lui. Cio insegna l'iscrizione Greca, messo intorno all'orlo, o sia labbro del Vaso in lettere punteggiate. Oltre l'iscrizione in lettere grandi e quadrati vi sono due parole in Greco cursivo ευφα διασώζε, ehe vuol dire: Conservato pulito; ευφα συφα e abbreviate in vece di ευφαλαρον. Da cio si prova l'Antichit del carattere cursivo, il qu le, secondo ehe si e creduto sin'ora, veniva in uso del Secolo decimo. Dopo s'e trovato un Versicolo d'Euripide depinto sul muro nell'antico Ercolano in caratteri simili e cursivi. Fu scoperto nel Porto d'Anzio, ed era probabilmente fra la preda ehe Lucullo, o dopo di Lui Pompeo magno riportassero dopo la vittoria riportata sopra questo Re celebre. Nel Belvedere del Palazzo Vaticano. Qui sono radunati gli stupori dello scarpello greco. II piu sublime Ideale si vede in Apollo. L'Apollo fu trovato a Porto d'Anzio (l'antico Antium) sulle sponde del mare insieme col preteso Gladiatore di Borghese, ma questo molto tempo dopo quello. L'Ideale combinato coll'espressione nel famoso torso communemente detto di Michel Agnolo, il qu le e un Ercole troncato di testa, di braccia, e di gambe, ma un Ercole deificato, e deposta, per dir cosi, la spoglia delPUmanit . Era rappresentato non in atto di filare, come ha preteso Bernino sequitato in cio dalla plebe degl'Antiquar], ma riposando nel consorzio degli Dei in commemorazione delle sue prodezze, e gesta, e nel godimento della ricompensa de suoi travagli, in possesso della Divinit .

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La natura inalzata coll'espressione si vede in Laocoonte, e rimmagine di un Eroe nel piu sensibile patimento col quäle combatte collo spirito superior e al dolore. Laocoonte fu scoperto nelle Terme di Tito, ove si vede ancora in oggidi il gran Nicchione mezzo sotterato, dove stava collocato. Questo maraviglioso Gruppo e opera del Padre e de'due figli suoi: Agesandro si chiamava il Padre, il quäle ha scolpito la figura principale, e Apollodoro e Atenodoro lavoravano a'due figli di Laocoonte. Questi Scultori erano dell'Isola Rodo. II preteso Antinoo di Belvedere non rassomiglia in nessuna maniera a quel celebre Favorito d'Adriano, e sarä un Meleagro o un altro Eroe dell'Antichitä. I due fiumi quasi Colossali nel mezzo del Cortile sono stimati tra le piu belle Statue dell'Antichitä. L'uno e il Nilo con sedici putti ehe si sono arrampiccati sino sulle spalle, per significare Paltezza di sedici piedi, sin dove avea da crescere il Nilo per fecondare il terreno. Villa Borghese o Pinciana. La statua piu celebre e il preteso Gladiatore col nome dell'Artifice greco di Agasia d'Efeso. E un commune errore degPAntiquari di battezare la maggior parte delle figure ignude, ehe hanno qualche mosso, per gladiatori: La statua, di cui si parla rappresenta con piu fondamento un Guerriero, ehe s'e disiincto in qualche assedio atteso ehe guarda in Alto (cosa ehe ripugna alia mossa di Gladiatore) come per ripararsi da un colpo ehe gli veniva portato da in giü. La testa e un ritratto, e tutta la figura par preso dal vero della natura. In questa Stanza sono due Colonne di porfido cannellate lavorate di un solo pezzo co'loro capitelli di ordine lonico. Nella stanza contigua sta il bei Fauno o Satiro ehe tiene in braccio Bacco bambino. Nel Sallone verso il giardino sono due teste mezzo Colossali di Lucio Vero e di Marco Aurelio di perfettissima conservazione, trovate quattro miglie lontano di Roma, nel risarcire la strada ehe va verso Firenze. Una gran bella Urna cineraria d'Alabastro Orientale coll'iscrizione del defunto. Nella Stanza contigua Apollo e Dafne di Bernino. La piu bella Statua in quanto all'Ideale, dopo quella d'Apollo di Belvedere e un Genio allato, di grandezza naturale di un giovane di venti anni. La testa e dotata di una bellezza piu pura ancora di quella di Apollo, la

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quäle in questa Deitä e alterata aliquante coll'espressione d'ira, d'alteriggia e di disprezzo. II Genio pare un Angelo sceso dal Paradiso, la testa e vergine in tutte le sue parte. In quanto al Lavoro, e alia finezza di scarpello e il colmo delParte in una Staiua di Giunone di porfido, con testa e piedi di marmo bianco. II panneggiamento di porfido ha un garbo di piegha inimitabile, le quali in questa pietra durissima sono lavorate col fiato. II panneggiamento d'una Statua di marmo nel Palazzo Barberini rassomiglia perfettamente a quello di porfido, in modo ehe l'uno potrebbe parere copiato dall'altro. In una Stanza del secondo Apartemento sta una piccola Venerina ehe posa il piede dritto su una conchiglia detta Citeriaca o di Venere, la quäle rassomiglia alia natura delle femmine. II Sileno, ehe porta nelle braccia Bacco bambino aliquanto piü grande del vero, stimato per la bella forma delle gambe, e il Gentauro con un Amorino in groppa una delle figure, ehe sono finite col solo scarpello senza pomice, e piombo, come il Laocoonte, il preteso Gladiatore, il Marsia di Villa Medicis. Uno de monumenti piu singolari di questa Villa il bei Vaso di Marmo con un bei Baccanale di rilievo intorno. Villa Medicis. Questa Villa si puo vantare di possedere una dell'Opere de scultori greci, la quäle con la Statua di Laocoonte era celebre appresso gPAntichi medesimi. Questa il Gruppo di Niobe. Questo Gruppo fu trovato in una Vigna fuori la porta S. Giovanni. Si vedono diverse copie antiche di qualche figura, nella Galleria della meda Villa, in Campidoglio, et anche a Dresda, ove e uno de'figliuoli ferito e steso per terra. £ da notarsi ehe i busti quasi di tutte queste figure sono giä anticamente insiti o incastrati, anche la testa della bella Pallade di Villa Albani e lavorata separamente dalla Statua e incastrata. Plinio resta dubbioso se si debba attribuire a Scopa o a Prassitele, ma la sua esitanza non ci del trattenere dalPinclinare piu tosto dalla parte di Scopa coetaneo di Fidia. Imperoche vi si trovano tutti i segni di maggior etä di quella di Prassitele, tanto nel disegno stesso, quanto nel panneggiamento, il quäle e di una simplicitä, nelle Figliuole di Niobe, ehe non si puo combinare con quel brio, e con quella grazia per la quäle Prassitele si rese il primo celebre. Le teste della madre, e delle due Figliuole piuGiovani sono l'idoe piu sublimi di bellezza, ehe possa idearsi.

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L'idea piu sublime di bellezza del nostro sesso si trova nella Statua di un Bacco in questa Villa, e in quanto alle finezze di Scarpello insigne la testa di Giulia di Tito particolarmente nell'intrecciatura mirabile de' boccoli. L'Apolline in etä tenera e una delle Statue piu volte copiate da Scultori moderni. II fregio della Galleria e il bei Vaso di marmo, in cui di rilievo e effigiato il sagrifizio d'Ifigenia. Per chi sa apprezzare la fatica, e la destrezza dello scarpello e memorabile un torso di Basalte duro al pari dell'acciajo, il quale e il non plus ultra in questo genere. Ho taccato gia di sopra il Marsia sospeso ad un'Albero, e tralasciar non si dee il Mercurio di Bronzo in atto di volare spinto da Borea sopra di cui testa sta la figura colle punte delle dita di un piede. £ opera di Giovan Bologna Fiamingho, il quale ha copiato in bronzo il sopra riferito Sileno di Villa Borghese, e fatto un Marte barbuto d'invenzione sua, preso per antico da Montfaucon.

Villa Ludovisi. La gioja di questa deliziosa Villa e il Gruppo, ehe passa sotto nome di Papirio giovane colla madre datogli dall'ignoranza degl'Antiquari, ehe non considerano, ehe il Scultori greci non avevano bisogno di mendicare sogetti nella Storia Romana in quella Ricchezza della loro Mitologia e Storia, e senza Valerio Massimo nulla si saprebbe di questo Papirio. Questo Gruppo rappresenta Fedra Madrigna d'Ippolito e Moglie di Teseo, la quale entra in discorso d'amore illecito coPFigliastro suo, attegiata di un volto pieno di tenerezza, e di passione. Ippolito il piu bei nudo d'etä giovanile ehe sia prodotto dall'arte ascolta con stupore in sentirsi sollecitare all'amor di quella ehe gli era in Luogo di Madre. La Statua di Marte seduto e il piu bei Marte d'Antichitä, e un nuovo argomento della poca perizia di Watelet. Vuole questo autore ehe in Marte ogni muscolo, e nervo sia in moto, l'idea ehe gl'Antichi si erano concepita delle Divinitä e tutto il contrario. Una testa colossale di Giunone e un oggetto d'attenzione per li Dilettanti. L'opposto della Veritä dell'idea di bellezza del decoro, e del Sapere degFAntichi si vede in questa Villa nel Gruppo del Ratto di Proserpina del celebre Bernino, in cui Plutone comparisce un furibundo, e Proserpina una forsenata.

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Villa Farnese. Coniiene la piu bella Giunone e il piu bell'Esculapio, ehe ci siano rimaste. Piu celebre e la Statua d'Agrippina sedente in atto mesto. Palazzo Farnese. L'Ercole Farnese di Glicone Scultore Ateniese e l'opposto del Torso d'Ercole deificato in Belvedere. In questo e una dolcezza di parti armoniosa ehe s'insinuano l'una nelPaltra come le onde quiete di un märe in calma, quando in quello tutti i Muscoli sono in agitazione per dipingere quest'Eroe nel corso della vita sua laboriosa, e in combattimento co'mostri. La Flora, celebre per il panneggiamento undo, e sottile, ha la testa, e i piedi aggiunti da Giac. della Porta Scolare di Michel Agnolo, e fanno vedere quanto poco accorda l'antico col moderno. La Venere col soprannome di belle chiappe e mediocre, e con la testa moderna. Fra le teste sono le piu insigni quella di Omero, e di Garacalla. Villa Mattei. Che sta nel piu bei sito di Roma puo pregiarsi di due statue insigni d'Antonino Pio, ignudo e piu grande del vero, e di Livia in figura della Musa Melpomene col coturno sotto i piedi. Villa Negroni. Ha le piu belle statue d'uomo panneggiate, l'una di un Comico, chiamato Posidippo, l'altra di un Senatore, ambedue seduta sopra la sua sedia antica e d'intiera conservazione. Singolari sono due statue donnesche panneggiate, e con un Ganestro in testa, le quali servirono di Cariatidi, cioe portarono qualche corniccione di fabbrica o di Stanza. Nel Palazzo di questa Villa si vedono due putti de'quali l'uno fa paura all'altro con una Maschera, e questo cade spaventato in terra. Questo pezzo insigne e d'intera conservazione sopra l'antico suo zoccolo scorniciato. Vi e un bellissimo Apollo grande, quanto quello di Villa Medicis, colla testa di ritratta, ma sua e non staccata. Due altre Statue donnesche grande al vero egregiamente panneggiate.

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Villa Albani. La raccolta, ehe il Gardinale Alessandro Albani ha fatto in questa Villa, fabbricata da Lui e stupenda. Ne'Portici, nel Palazzo e nel Giardino sono messe in opera piu di 180 Golonne di Granito, di Alabastro, di Porfido, e di marrno, e quasi tutte di solo fuso, fra le quali due di giallo antico attraggono gl'occhi di tutti, e sono le piu belle nel mondo. II Palazzo ha un gran Portico lastricato di quadrelli di marmo bianco e nero, nei cui gran Nicchioni sono disposte statue de' Cesari, e la piu rara e unica e de Domiziano scoperta quatri anni fa. Ne'Portici, ehe fiancheggiano il Palazzo sono parimente statue nelle Nicchie, e incontro busti di Capitani celebri da una parte, e di Filosofi e Poeti antichi dall'altra. In contro al Palazzo e un Portico mezzo circolo con una loggia in mezzo fatta a volta lutta d'intorno ornato di statue Egizzie, e in mezza sta seduta una Deitä Eggizzia di Alabastro Tebaico piu grande del vero. Nella galleria del Palazzo e nel soffitto e il stupendo Parnasso con due ovati laterali depinto a fresco del celebre Mengs. I pilastri sono di musaico e di commesso alternativamente diposti con capitelli di marmo dorato, e dorato e tutto il fregio, e la cornice ehe gira attorno. Ne' vani fra le finestre sono incastrati Bassorilievi con figure di grandezza quasi naturale, e nei due Nicchioni opposti, il cui fondo e di Cristallo, sono due delle piu belle Statue donnesche, e panneggiate di tutta PAntichitä. L'una e Pallade la cui testa e con quella della Niobe la piu idea di bellezza. II Gabinetto d'Antichitä con tutti ornamenti dorati e pieno di teste di marmo con Busti antichi d'Alabastro, di statue e di figure di Bronzo, e di Vasi d'Alabastro e Porfido. Fra le figure di Bronzo tiene il primato lo stimato Apollo col Mercurio di bronzo a Portici, sopra tutte le altre figure di Metallo. L'Apollo sta insidiando una Lucertola, ed copiato da un consimile Apollo di Prassitele, cognominato dagl'Antichi Sauroctonon (ehe amazza una Lucertola). Due altre statue di Apollo nel medesimo Atto si vedono in Villa Borghese e l'una e bellissima, e di perfetta conservazione. In un tempietto jonico di quatro Colonne composto di pezzi antichi sta una Dia Efesia. Palazzo Barberini. Di tutti Palazzi di Roma questo e il piu fornito d'Antichitä di tutti gli altri. Le cose piu memorabile sono un Fauno ehe dorme, senza braccia

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pero, e gambe, ritrovato nel fosso del Castello Sant'Angelo in tempo di Urbano VIII. ed era una di quelle statue ehe i Romani assediati nella mole d'Adriano buttarono giü sopra i Goti. Li fu anche trovata la Statua di bronzo di Settimio Severo l'unica di Statue imperatorie in piedi di bronzo. La finezza dell' arte si amira in due candelabri triangulär! di marmo, trovati nella Villa d' Adriano a. Tivoli, nella cui Base sono di rilievo sei Deitä, tre per uno, e nella testa di un Eroe, i cui capelli sono senza paragone. (NB. Questa testa maravigliosa e venduta ad un Inglese.) II maggior lustro danno a questa Galleria due pitture antiche grandi al vero, una pretesa Venere, ehe si piglerebbe per un Tiziano. La testa mancante fu supplita da Carlo Maratta, il quäle vi aggiunse tre Amorini. L'altra Pittura e una Roma sedente. Palazzo Rospigliosi. Nel soffitto ' depinta la celebre Aurora di Guido. Delia bella Pallade con un mostro marino a piedi ho parlato nella prefazione alia descrizione delle pietre intagliate di Stosch, come anche della bellissima testa di Scipione Africano in Bassalte. „Questa testa fu presa per un debito di 3000 Scudi." Palazzo Albani. NelFapartemento del Cardinale Alessandro Albani vi e la piu bella testa di Fauno in marmo chi essiste. Ella era del celebre Conte Luigi Marsigli, il quäle la lascio al institute di Bologna, donde la ebbe il Cardinale per cambio d'altre curiositä. Un Busto di bronzo d'un Tolomeo e un altro di Bronzo di un Fauno. Ma il Re di tutti i Busti puo dirsi una testa di Donna ideale di Basalte verdigno, durissimo, e di vero Stile greco, col Busto di Porfido. Una bella statua di un Fauno di Basalte nero grande al vero con una mano messa al fianco, e con l'altra scherza colla sua codetta. Nella Galleria di casa vi e il Sbozzetto della trasfigurazione di Rafaello finito o dal lui medesimo o da Giulio Romano, in una maniera ehe reca stupore a chi ehe sia, e si puo dire uno de'piu bei quadri di Roma. Palazzo Verospi. Nel Cortile sotto una loggia ehe risponde al Portone sta seduta Giove in sembianza maestosa, e questa e la piu grande, e la piu bella statua del Padre degli Dei, ehe ci sia rimasta, dall'una e dalPaltra parte sta

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un bei Apollo e una Pallade grandi al vero. II soffitto della Loggia e depinto da Francesco Albano. Palazzo Spada. Nella sala sta la statua mezzo Colossale di Pompeo Magno trovata nel suo Teatro a piedi della qu le credesi ehe sia amazzato Giulio Cesare. Nella Galleria έ il bei Quadro di Didone, la Lucrezia, il Ratto d'Elena del Guercino. 7 An Riedesel [Entwurf]

[Rom, Sommer oder Herbst 1763.]

©enfcfcfyretben 93on ber SRetfe etne Stebijaber ber nfie ηαφ 3lom an #errn 25aron »on ttebefel. @ f nnie ηαφ bem @prtcfytt»ort ber 2ilten eine 3Ita ηαφ £>em £omeru (Deinen/ ein @enbf (^reiben an @te $u richten jum \lntemd)t einer SKetfe ηαφ 9lom, we^e @ie mit oteier vorl ufigen Είηίίφί unb gro en 9lu£en gemalt ^aben. SSJieine 2ίbfίφt aber f r @ie tft Erinnerung ηίφί fie^re, uttb anbem η?εϊφε su belehren finb, ^abe ίφ ba Vergn gen ηίφί nehmen rootien, eigene 35emerEungen in 9lom su Γηαφεη, ba^er tfi biefer Entwurf fein g ljrer unb Begleiter fonbern ^οφ^ηο nur ein 3Begn>eifer/ unb aroar f r bteienigen beren 3ett feljr eίngefφr n(ft tfl. Sie jungen £>€ΐιί(φεη &ttft& ^erren/ bie ein ganje 3a^r in 9Hom su flehen/ oerbunben ftnb/ ^aben bίefenUnterrίφt ηίφί n ttytg. ie ber 2Btnb in ben Drgels pfeifen, unb ent; fernt oon ^ier/ wie ber 2 tnb oor^er roar/ auf betjbe Wirten ^abe ίφ eben* fatfe ηίφί gebaφt/ fonbern auf btejemgen/ bie tt>ie @te fo feijen, αϊο tt)enn or einer etleucfyteten 33erfammiung SRefyenf aft bat>on ju geben w re/ unb bie Siebe ju 3tom unb ju ben nften unterhalten. 9lom beren enntnt gϊeίφfam eine befonbere 2Βί(Τεηίφαίί αυοηιαφεί/ warb wie bie ©ηεφίίφε ©ρΓαφε fφwerer im Sortgange al im Anfange; man fielet atlererfi ηαφ einiger 3eit wie oiel man n tijtg ^at, biefe anb reφt ju fenrten. S me^reiie ifi abgebilbet unb befφr{eben/ gtebt aber ηίφί mel me^r 25egrtff οίο berjenige tfi weϊφen ίφ einem @^ϊίίφ€η Sorb, ben @te fennen/ in 9lom felbfl »on 2toolt gab auf fein 25efragen ob e$ ber 3)i ^e oerto^ne ba^tn su ge^en. 3itte dauern fagie ίφ f nnen @te

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(ίφ oorflellen unb 28afferf lle werben unb am Ufer be 91ίϊο im Saufe trinHt/ bem n>trb e gejetget, rote er fielet. 93om (Jamptboglio, roelc^e in gemein in einer «Stunbe gefe^en rotrb/ ro 're ein ganjer SOionat ju reben. 2)enn I>ter gilt ηίφί, roa juroeilen roaljr tfi, bog ber ftcf) in ieintgBeiten einl t/ bte gro en Tibficfyten oerlte^ret: in ber unfl til nicfyto flein/ fo roentg at in bem geringfien Snfecte ηαφ ben 2(bfiottfa)et © ulen; roetter tfl ηίφίό οοη btefer Orbnung brig/ roetl btefelbe αηφ J?or 2ilter an roetttg Rempeln angebraφt roar» $ on ber 3οηίίφεη Drbnung ifl ein Heiner ίφϊεφίεΓ »terecfigter Tempel/ t£o bie Armenier ^«φε/ brig/ aber S ulen/ auf roe^e 3οηίίφβ @aptt ier gefe^et ftnb, ftnben ίίφ in SPienge/ unb bte gr ten unb ίφοηΐΐβη ftnb ^u @. SJZarta in $rafiet>ere unb ju Sorenjo au er 9lom. Sn btefer $ύ*φε Bann man ba feltene Kapital mit ber Srjbere unb bem δ^οίΦε bemerBen/ «είφεο bte ©tjmboi^e 53orflellung sroet>er @^φ. 35aum. @auru unb S5atr. til. ber bie @ormti)^e Drbnung iil ηίφίό befonber anjumerBen/ ba aber bte meijreilen unb gr ten © ulen Sortnί^tfφe ftnb/ fo oerbtenen bte gr ten unter benfelben beobaφtet ju roerben. Sie Sierrat^en unb beren berflu an 95afen ber ©aulen unb an bem ©eb lBe jeugen oon ber Seit ber $at)fer/ unb je erfφroenbertfφer biefelben ftnb/ beilo fp ter tii bte $eit berfelben/ η>εΙφε rotr au jenen o^ngefe^r ans geben Bonnen. 2)a ©ebalB in ben Ώύκίείίαηίίφεη S5abern, roe^e ba fp tefte ^l mtfφe ©eb ube ftnb/ lijat bte me^reilen ^ierratb^en unter anberen ; benn e iil gan£ unb gar bamit bebeciet. Sie befonberen unb bet) ben Tllten fonberltφ beliebten Tlrten oon 3terratijen/ al bte fo genannten S attbn auf langen «Streifen/ unb auf 25afen/ bte ber runbe pfe gefloφtenen jroei? 25anber/ bte ra'nje t>on Stφenlaub u. f. f. ftnb befonber ju bes Unter ben SOtatertalten ftnb bie Siegel bte lijauftgilen unb αηφ biefe unb bte 3irt be ©emaur Ijaben 3«ίφεη ba 3llte ju unte^etben. Senn bte Siegel au ben beilen Seiten ber atjfer rote an bem ^Jantijeon unb ju ben SiBaffeti lettungen ftnb gro unb b nn/ unb je b nner fte ftnb/ beilo lter til ba 3*

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Sie Stegein 311 ben t>on 2iureltanu aufgef hrten «StabtsSKauren finb ηίφί fo gro unb b nner tote jene. Ueber S erfe ber neueren 25auiunft tfl o gemetn oon trd^en unb oon tyali l ften ju reben. Sa $aupt unb bie @rone alter Α«φβη tft olijnejroetfel @. speier/ unb wenn bte Eilten e oor ein Ungt cE fetten/ ben Tempel be £)tt)mptfen 3uptier ηίφί gefeljen ju ^aben, fo f nnte btefe ηοφ e^er oon @. ^Jeter gefaget werben. Senn btefe ©eb ube tfl gr er αίο alie Tempel ber @rted^en unb Sl mer, unb mtrb aud) an SSaufunft unb an ^Γαφί jene atte bertreffen, 3φ ge^e ntema^I ijin/ o^ne ©ott ju pretfen ba er ηηφ fo gl rf^ geirrt ^at btefe 2 unbertt»er? su feijen unb otel Sa^re au feijen unb fennen ju lernen. Sie (£θΓηίίφε unter bem ©em lbe/ auf tt>eίφe jween ^)erfonen fe^r bequem unb enge auφ bret) neben etnanber ge^en Bonnen, ϊαηη αϊο ein SRaa fiab ber inneren ©r e bienen. 9Ba Campbell in feinem 25«ίαηηίίφ€η S3ttruoiuo oor Sezier angtebt/ finb bi ber roe^e geroi er tfi/ ίφ roerbe ^φεη Tibenb gegen eine ^albe ©tunbe in ber ίϊΐαφί betj Sinnen ju fet>n.

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Mattel. II sostegno di una Statua /:la quäle pero manca:/ ehe consiste di un panno gettatovi e di una spada ehe vi e appesa. La Musa Tragica Melpomene, communemente chiamata Livia, ed incontro ad essa la Musa Comica Talia, la quäle si riconosce al suo panneggiamento costante ed uniforme in tutte le sue figure. La testa Golossale di Plutone. Una grande Cassa sepolcrale con le figure delle nove Muse, ehe vi si distinguono con attributi particolari. Villa Casali, vicina a Villa Mattei. Una bellissima Statua di Antinoo, raffigurato da Bacco. Villa Farnese. La piu bella Statua di Esculapio ehe sia a Roma. Bella Statua di Giunone. La Statua di un giovine in atto di legarsi il diadema intorno al capo, ehe sta sopra la balaustrata. Due Stanze sotterranee del Palazzo de'Cesari, nelle quali vedesi il soffitto dipinto. Villa Negroni nell'Orto. Due Statue sedenti, l'una di un Senatore, l'altra del Comico Posidippo col suo nome sul zoccolo. Due Cariatidi col calato in capo. Un Mercurio con la lira a'piedi. La Statua di un'auriga ne'giuochi Circensi, nel risarcirla trasformata in un Giardiniere, a cagione del coltello fermato sotto le fascie del suo corpo. Quattro Bassirilievi compagni. nel Palazzo. Due Statue di donne egregiamente panneggiate. La Statua di un'Apollo giovane con la testa di ritratto. Una figurina di Pallade, col fulmine in mano. La testa di un Paride. Due belli Amorini ehe scherzano.

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Villa Ludovisi neü'Orto. Una Statua Sanatoria col nome dello Scultore Greco Zenone scolpito nel lembo del panneggiamento. Una figurina d'Iside senza testa ehe posa un piede sopra una Nave. La bellissima testa Golossale alPingresso della Villa. nel Palazzo. La bella e conservatissima Statua di Apollo il Pastore, ehe si riconosce al pedo pastorale. Un bassoril. ehe rappresenta Elena e Paride nelPatto d'imbarcarsi. La piu bella Statua di Märte ehe esiste. II bei gruppo di Fedra e d'Ippolito. nel Palazzino. Due soffitti dipinti da Guercino. Una bella testa di Giunone per la Scala. Paesi dipinti nel fregio di una Stanza, di Domenichino. Villa Papa Giulio, fuori la Porta del Popolo. Bei Stucchi copiati dall'antico dal Vignola. Un gran Sfinge in granito rosso. Achille e Pentesilea, in una Cassa sepolcrale. La Villetta Spada sul Palatino. Una Loggia dipinta da'Scolari di Raffaello. La Villetta Olgiati fuori la Porta Pinciana. Stanze dipinte dalla Scuola di Raffaello. L'Orto dietro il Palazzo Farnese. Un bellissimo Bacco piu grande del naturale, appoggiato sopra il suo Genio. Due belle Veneri con teste di ritratto. Un'Iside di rnarmo bigio. Mercurio ehe abbraccia una fanciulla. L'Orto Pontifizio sul Quirinale. La Statua sedente di Giunone ehe alatta Ercole. Una bella Musa.

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Villa Aldovrandini. La Pittura antica, detta le Nozze Aldrov. Belli bassiril. Palazzi Palazzo Vaticano. La Gapella Sistina dipinta da Michele Angelo Buonarroti, a riserva delle pareti dipinte da Pietro Perugino. La Sala Geografica. Palazzo Pontifizio a Monte Cavallo. Le Stanze appresso la Gapella, ripieni di Quadri de'primi Pittori. Palazzo Barberini. Le cose piu insigni sono La Statua quasi Colossale di una Giunone. Una Musa dell'istessa grandezza del tempo avanti Fidia, come spero di averlo dimostrato nelle Osservazioni sopra l'Istoria dell'Arte. Due Candelabri di Marino. Un Ragazzo ehe morsica una mano ehe tiene un'astragalo. II Fauno dormiente. Due Pitture antiche; la Venere e la Roma. Una piccola Leda. Due Gasse sepolcrali, delle quali l'una rappresenta la morte di Agamennone, e l'altra la favola di Protesilao. Nell'orto di questo Palazzo vedesi una Tavola di granito rosso, di cui ho raggionato nel Gatal. di Stosch. Palazzo Giustiniani nella Galleria. La Statua della Pallade. negli Apartamenti. Quadri. Un Cristo di Michel Angelo da Caravaggio. Un S. Gio. di Domenichino. Gli Apostoli di Albano. nel Cortile. La morte di Agamennone. Bassoril. La morte di Penteo. Bassoril.

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Juli i 766 Per la Scala.

Giove bambino allevato dalla Ninfa Adrastea. Bassoril. Una Statua colla testa di Domiziano. Un Apollo. Bassoril. Stimato antico, ma e moderno. Palazzo Colonna. La Galleria de'Quadri. L'Europa di Albano. II Ganimede ehe si dice di Tiziano. Due Angeli ehe piangono un Cristo morto di Albano. Paesi di Glaudio di Lorrena, di Pussino e di Salvatore Rosa. Una bellissima Venere di Paolo Veronese. Un Cristo morto di Guercino. Adamo ed Eva di Domenichino. Un Sagrifizio di Augusto di Carlo Maratta. La Pittura e la Scultura di Guercino. nella Lib[r]eria. La celebre Apoteosi di Omero. Bassoril. commentate e spiegato da molti Autori. Palazzo Borghese. Galleria de' Quadri. La Madonna ehe calpesta il Drago da Caravaggio. II Bagno di Diana del Domenichino. II ritratto di Machiavello, ehe dicono di Tiziano. II celebre Ritratto di Tiziano, cognito sotto il nome di Maestro di Scuola. Una piccola Maddalena di Annibale ed il celebre S. Antonio nell'eremo

del medesimo. Uno de'migliari Quadri di Roma ehe rappresenta la sepoltura di Christo, e ehe io stimo di Raffaelle, e delle migliori opere sue. II piccolo disegno di Raffaelle. Anchise portato da Enea dalPincendio di Troja del Barocci. Palazzo Farnese. la Sala. Un Apollo simile a quelli di Villa Medicis, ma piu bello ancora; la testa e di una bellezza trascendente.

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Due Statue del primo Stile Greco, cio ehe riconoscesi alle fattezze della testa e a'capelli, ed a'peli delle genitali. Palazzo detto la Farnesina. La pretesa Agrippina. Tre teste di Euripide di cui Tuna ha il suo nome scritto in Greco. Un bei gruppo di Ercole ed Omfale. Una bellissima testa di quelle ehe sono cognite sotto nome di Platone. Una Figurina di Polluce, trasformata in Paride. Due Eroi morti e feriti con una donna compagna, la quäle credo ehe sia Deianira, Gonsorte di Ercole, la quäle morl combattendo accanto al suo marito, ferita nella mammella destra. La piu celebre testa di Omero. Una testa di Apollo simile nell'acconciatura de'capelli alia Statua di questa deita nella Villa Belvedere a Frascati. P a l a z z o C o r s i n i v a veduto per la rara Raccolta de'Quadri, fra'quali sono piü rari e celebre II Ritratto di Giulio II. di Raffaelle Un S. Giovanni, se non m'inganno, o sia una sagra famiglia, di Fra Bartolomeo L'Erodiade di Guido Un bellissimo Barocci, anzi due. Palazzo Mattei. Due Bassiril. nel Cortile e per la scala, ehe rappresentano lo Sposalizio di Peleo e Tetide. Nel Cortile un Bassoril. di Basalte verdigno, ehe raffigura quattro figure Egizzie, ma di Scultura Greca. Nel Palazzo. La celebre testa di Cicerone col nome suo antico, ed un bei Quadro di Pietro da Cortona, ehe raffigura Cristo e l'Adultera. Palazzo Santa Croce. Due bellissimi Quadri di Guido. I bei freggi nel Cortile sono di Scultura moderna. Palazzo Falconieri. Per la scala. Una bella Pallade ehe rassomiglia a quella di Villa Albani. Palazzo Boccapaduli. I sette Sagramenti di Pussino.

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Palazzo Chigi al Corso. II piu bei Quadro di Benvenuto Garofalo, ehe sia cognito, e rappresenta un'Ascensione. Quattro Quadri ovati di Albani. Diana ed Endimione di Bacicci. Palazzo Pamfili, al Corso, contiene la piu gran Galleria di Quadri a Roma. Palazzo Rondinini al Corso, ove il Padrone medeshno mostra li marmi ed i Quadri a chi viene in mio nome. Fra i Quadri trovasi uno Schizzo di Guido, il quäle e un capo di opera nella Pittura e rnerita annoverarsi fra le piu belle cose di Roma. Palazzo Spada. Quadri. La Lucrezia e la Giudita del Guido. II Ratio di Elena del medmo e la Didone del Guercino. II Sagrifizio d'Ifigenia di Pietro Testa e due Paesi di Claudio di Lorrena. II fregio d'una Stanza dipinta da Giulio Romano. Marmi. La Statua di Pompeo e Otto grandi Bassirilievi sceleratamente risarciti, fra' quali e il Dedalo, il Ratto di Elena, Ulisse e Diomede nel portar via il Palladio, Bellerofonte col Pegaso etc. Palazzo Altieri. Due Paesi di Claudio di Lorrena, fra'quali stimo ehe l'uno sia il piu bello nel mondo di questo Pittore. Palazzo Rospigliosi. L'Aurora di Guido e due Quadri del Domenichino. Chiesa al Gesü. La Stanza di S. Ignazio piena di Quadri insigni. a S. Gregorio sul monte Celio. II non plus ultra nel Colorito puo dirsi il S. Gregorio di Annibale Caracci. Chiesa Nuova. La presentazione della Madonna del Barocci. II Cristo di Caravaggio. S. Isidoro. Tre Quadri di Maratta fra'i quali l'uno e celebre.

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S. Silvestro a Monte Cavallo. II soffitto di una Gapella dipinta egregiamente dal Domenichino. 9 Voranzeigen der Monument! antichi inediti [Rom, 1763—1767] i 1763

Per fare cosa grata al Pubblico, si e creduto dovergli notificare, ehe sta per comparire alia luce unOpera scritta in lingua Italiana, intitolata: MONUMENTI ANTICHI SPIEGATI ED ILLUSTRATI; cioe, Pitture, Gemme intagliate, Camei, Statue, e moltissimi Bassirilievi. L'Autore e il Sig. Abbate Gio. Winckelmann, Sovrintendente alia conservazione delle Antichitä di Roma, e Bibliotecario dell' Emo Sig. Card. Alessandro Albani. La medesima Opera contiene duecento Monumenti incirca, lutti inediti, a riserva di quattro o cinque, e la maggior parte sono di difficile spiegazione, ehe illustrano di molto l'Antichitä, e molti passi degli antichi Scrittori, li quali per difetto di questi Monumenti non sono stati bene intesi. Ella e divisa in quattro Parti, la Mitologia, o la Storia favolosa degli Dei, la Mitologia profana, la Storia antica, ed i Riti e Costumi de' Greci e de' Romani. Quesd Monumenti sono delineati in piü di cento cinquanta rami, molti de' quali contengono piü d'un soggetto: il disegno de' predetti rami e del Sig. Gio. Casanova, e l'intaglio di varj artefici, eseguito con tutta l'esattezza ed imitazione di stile, per quanto stato possibile. Alle spiegazioni viene premesso un Discorso, del quäle una parte tratta dello stile dell'Arte degli Egizj, degli Etrusci, e particolarmente dei Greci. Questo Libro sarä stampato in foglio, a spese dell'Autore, in carta scelta, e con tutti quegli ornamenti ehe lo possono fare gradire dal Pubblico, e farä utile non meno a'Letterati ehe a'Professori delle tre belle Arti. II prezzo e di tre Zecchini Romani, e chi vorrä provvedersene, puo indirizzarsi agli sotto nominati Signori Librari. In Roma . .

dal Sig. Bouchard e Gravier, al Corso vicino a S. Marcello. (dal Sig. Nicola Tilliard, Quai des Augustins, e (dal Sig. Briasson, Rue Saint Jacques. In Haya dal Sig. Nicola van Daalen. In Amsterdam dalli Sigg. Arkstee e Merkus. In Lione dal Sig. Pietro Duplain Vaine. In Leiden dal Sig. Wetstein. In Dresda dal Sig. Walther.

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3n 9lom fommt binnen einen SRonot ein longfl: erwartetet 2Ber£ an ba$ £id)t unter bent $ttel: Monumenti antichi inediti, spiegati ed illustrati, n>eld?eo in jtoeen 9?anben in groß folio an 220 Äupfer enthält, unter benen »erfdjiebene meljr alö bretjßtg gtguren enthalten/ unb baljer einen ganjen S5ogen einnehmen. Ser Söerfaßer biefeö 2Ber?o tfi ber 21. SBindfelmann, 9)raTtbent ber Tiltertljumer in Stftom, uni) 9)rofefTor 6er ©rted^tfd^en ©pradje bet) bet 53attcontfei)te bte i>tflortfd)e «OZnt^oiogie bio auf bte Sftudttunft beo Ultjffeo nad? 3t^acaj ber Dritte begreift bte 35enrfmaie ber ®rted)ifd)en unb 9lomifd)en ©efd)td?te/ unb ber Vierte/ bie ©ebräudje/ ©itten unb Äünfle. 93or ben Sriicirungen btefer alten £>ene^te ifl ein Slegifler beö 3n^alto, unb baö Dritte ber Orte,TOOin unb außer 3lom alle sur Srilarung angeführten alien 2Ber!e beftnbltd; ftnb, Sn SSerfaßung btefer Arbeit tfl bie öorne^mjie Siegel, nebfi ber Ueutltd)Eett, bte Äürje gett)efen, unb aud) biefe su erreid?en, ftnb fe^r feiten, alö n>o eö unumgängltd? nöt^tg geroefen, bie eigenen 3öorte ber ©crtbenten, bie man jum 95ett)etfe genommen, angefüijret, unb man ^at ftdj auf eine ganj ge* naue citation etngefd&rent'et. 53ermtttelfl biefer großen 2lnjaljl unbekannter Tiltert^ümer ifi ber Sßerfaßer im fianbe gen?efen, feljr otele neue Sntberfungen fo n?oljl in ben Tilter« t^ümern inöbefonbere, alö aud? in ben übrigen feilen ber ©ele^rfamfeit ju madjen, unb eö finb einige Ijunbert «Stellen alter ©cribenten, bte btötyer unuerfidnbltd) getcefen, auö alten Dendhnalen mit größerer 3werlaßtgBett, alö auö alten ^>anbfd)riften gefd;e^en fann, erfia'ret; unter btefen ©teilen ftnb »erfdjtebene felbfl au^ bem Jjomer.

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Der Drucf tfi auf Sofien beö Sßerfaßerö, ofyne subscription, unb in ^Betrachtung bet 9lüfeltd??ett jo ber Ototljroenbtgfett etneö foldjen 2BctEö glaubet man, e$ tt>erbe 6er ?)rete beöfelben, weicher auf 4 Guinea's

gefe^et tfl, ben £iebljabern £>er fünfte unb Sßtffenfcfyaften fdjemen.

unbttitg

3 Ende 1766 3n Sflom ifl ein lärtgft erisarteteö 2öer5 an baö £ getreten, unter bem $itel: Monumenti antichi inediti spiegati ed illustrati,ttJelcfyeöin jioeen 25änben in gro§ folio an jtt>et)5unbert unb jwanjig Äupfer enthalt, unter benen öerfcfyiebene me^r alö bre^iig giguren enthalten, unb ba^er einen ganjen 25ogen einnehmen. Der SSerfaßer biefeö SEBerfö ijl ber 3 . 3 ^« Sßincfelmann, ^ra'ftbent ber Tiitert^ümer in Slom, unb ^)rofefTor ber (Urtec^tfd^en «Sprache bet) ber canifcfjen SJtbltotljec. Die 2tbftci)t biefer Tirbeit geijet fonberlidi) auf jenigen/ btöljer unbeianntert Dencfmate beö 3iitert^umö, bie t^eiiö ju erflären finb, t^eilö oon anberen ©eie^rten alö unaufiößlid^e angegeben roorben ; unb aüe biefe 9Berfe, bie fidf) in Slont erhalten ijaben, finb naä) i^ren Originalen feijr genau gejeic^nei/ anbere aber finb auö 3etdi>nungen genommen, bie fid? in ber SSattcantfdjen 55ibliot^ec ober in bem 3CRufeo beö $rn. ßarb. 3iler. 2ilbant beftnben. Um baö 2Berci ft)fiemattfdi> ju machen, ftnb bte barin erilärten DencBmale in oier ^eile gebraut, unier roeldjen ber erile bte SDfytijoIogie ber ©ötter enthält; ber 3tr>et)te bte i>tfiortfo bie ^»erculanίfφen 3iltertb mer ftnb auf gehalten/ unb bin ηαφ Neapel jur cl gegangen um [H: unb] bie bHeftgen @φα^β su feljen; in (einigen) 8 ober 14 Sagen gebe ίφ ηαφ 3lom jur dE oon ba ίφ roettl ufttger f veiben werbe. 3br(e) @φ«&βη i|i gelefen unb berounbert oon einem ber ro rbigflen ^Οϊεηίφεη unferer Elation/ ^>rn. (trafen oon gtrmian/ atjf. fein 95itb unb werbe ein e Secember roerbe jur c! fei?n. 35enn &a ίφ fctefen 20ΐοηαί roentgs fien bte Steife bto Stoorno t^un roo te/ fo roer&e ίφ oaron roegen bet eingefoiienen ialten unb unfreunb^en 2 ttterung ge^tnbert/ unb tigen 3D?onat roerbe ίφ me^renfien auf einigen Suftfj ufetn um jubringen. S r S. ^oφδbeIgeb, iflbie ^roetjte 3iuf tage meiner @φ«ίί benimmt: benn bie @aφe ifl ju roeitl uftig αίο ba ίφ atfe ftnben unb erfφ pfen tonnte, unb ba meine Umfi nbe ηίφί erlauben 3είφηυ^εη unb Tupfer mcifyen ju lafien unb bergl. Tirbett not^roenbig meine ©egens roart erforbert, fo ijabe ίφ oieie m en jur cf tagen, um ηίφί oijne upfer unoerfl nb^ ju bleiben. Sie Unab5ά'ngίtφfetί aber unb ber fretfe ©tanb, roeίφen meine Unίerfuφungen erforbern reimen (ίφ ηίφί mit einem @5i afi e in bem S5efi^e berfelben SOioral lehret biefelbe ηίφί, aber bie i>ei>ben beteten fte an unb bie gr ten Zfyattn be 3iltert^um finb burc^ biefelbe οοίίί bracht, Sin einziger 5CRonat S^re oerl ngerten 2iuffentijaiio in 9tom, unb me^r SCRufje mit Sinnen ( fter atiein) mein Srcunb befonber ju fpred^ien, w rben biefe greunbfdi)aft auf einen unberoegitcfyen ©runb gefe^et ^aben unb atte meine 3ett w re S^nen getwbmet gen?efen> Sem o^ngead^tet ^atte ia) mi ) fia'rfer(n) unb in fd^riftiicb unau fprec&iid^ett SBortert erfla'rt [H : erii ren w rben]/ wenn ίφ ηίφί gemerrfet/ ba ίφ 3ijnen in einer ungew ^niie^en i nnen. (Sie i nnen alfo glauben/ ba ίφ ηίφί wo e mit ®elbe on S^nen besohlet fet)n; 3fjre g tige Meinung aber be^ tt, o^ne fte ftatt finben ju ia en/ a en t^ren SSert^ unb ίφ fu e S^nen bie ^> nbe/ wie f r einen gro en Weίφen @te mir Ratten f enien wotten. 3n (Ermangelung eine wie @ie mir Ratten fe^n f nnen [H·: w rben]/ ^abe ίφ bie S rfttgiett greunbin bie τηίφ beh tet etwa ju bege^en/ wof r ίφ rotfc werben m te. 3φ w rbe STjnen ein ^)rebtger ber δ^Μ^φαίί werben, aber biefe ©timme ftnbet in ber gegenw rtigen impfmbl^fett gegen bie Siebe ηίφί flatt: ber (Ueniu ber greum^^aft wirb S^nen ηοφ t>on ferne naφfoϊgen bi 9)art in bem @t^e ber tfj rtgten au * gela enen S fie/ wo er @te oeria en wirb, ^>ier aber wirb Sfjr 25tlb mein ^eiliger fet)n. 9J?ein Siebfier l Sijr emvftnblid)e$ i>erj gegen bie Siebe (wirb) tft e αηφ gegen bie δ^η^ίφαίί/ ofeer in geringerem (Drabe unb wirb atiejeit fφw φer ju btefer fettn je mefjr @te jener naφ^ ngen/ we^e ίφ meljr αϊο ίφ w nfφte befugte. Sitten ein 9>reb{ger ber greunbfcfyaft fetm. Sefen @te beö Sucianuö Sopariö ober oon ber Sreunbs fcfyaft < welche) in beßen SßerBen oon 2iblancourt überfeijt, unb alöbenn ben sptjäbruö beö ^Plato, welket aber niemaljlö im Sranjöfifcfyen überfe^t ifl, tefeä ©efpräc^ iefen @te mefc alö einma^l mit großer Sluije unb Betrachtung. So iji nebft &er 93ert^etiitgung i>eö ©ocrateö £>aö fd^önfie t»aö btefer gro^e SOiann un& jtt»ar im swanjigfien 3a^re gef r eben. 3Jiit liefen Stnftc^ten fcfyließen ©ie nur 5reunbfdi>aft biefer 3irt /:t»enn αΐίφ ber getwfje bekannte @ad)en benfen. S ie tt>enige 2ier£te werben rotten/ tt»a ein Ijectifcfye Sieber ijetfjt.Galenus erfi ret έκτικοΰς -πυρετούς, δτι την εξιν του σώματος αυτήν κατειλήφασιν. "Εξις, ούτω γαρ εϊώθασιν όνομάζειν τα στερεά τοις Ογροϊς άντιδιαιρούμενα. 5· 3u einigen 9ίαφπφίεη tfi fdjtoer 311 gelangen. Die 2irt 6te Seigen reif* jumadjen. Jiperob. berichtet eben t>te 2irt oon ben Dolmen in SSabttfon. Athen. Deipn. L. 14. c. 18. p. 651. C. των yap φοινίκων ους άρσενας καλέουσι, τούτον τον καρπόν περιδέουσι τησι βαληνοφόροισι των φοινίκων, ίνα πεπαίνηταί σφι ό ψήν τον βάλανον έσδύνων, και μη άττορρείη ό καρττός του φοίνικο5. ψήνας γαρ δη φορέουσιν εν τω καρπω οί άρσενεζ, καθάττερ οι δλυνθοι. 6. Nicandrum appellat Athen. L. 3. φιλάρχαιον και ττολυμαθη. 7- Πολυμαθημοσύνη$ της ου κενεώτερον ουδέν. ap. Athen. Deipn. L. 13. p. 610 B. 8. Aristot. (Ethic. ad. Nicomach.> Politica. L. 7. c. 8. p. 196. πολλών οργάνων δεϊται το ζην. g. Ibid.L. 7. c. 9. p. 197. δει γαρ σχολής και προς την γένεσιν της αρετής. ίο. Ibid. L. 2. c. 2. p. 28. lin. 4. εν δε ττόλει την φιλίαν άναγκαΐον υδαρή γίνεσθαι δια την κοινωνίαν. 4- Galenus, [Opera omnia, Basil. 1538, Vol. 5, fol.] De differentiis febrium 1, c. 9: . . . hectische Fieber, weil sie die Beschaffenheit, Hexis, des K rpers selbst angegriffen haben. Hexis, so n mlich pflegt man das Feste zu nennen, das dem Fl ssigen entgegengesetzt ist. 5. Herodot, [Historia ed. Henr. Stephanus, Francof. 1570, fol.] I, c. 193. — Athenaeus, Deipnos. [Libri XV, ed. Is. Casaubonus, Basil. 1657—1664^0!. 2, fol.] XIV, 651 C: Diejenigen Palmen, die sie m nnliche nennen, deren Frucht binden sie an die datteltragenden Palmen an, damit die Gallwespe hineinkriecht und ihnen die Datteln reif macht und damit die Frucht der Palme nicht abfallt. Denn die m nnlichen tragen Gallwespen in ihrer Frucht, so wie auch die wilden Feigenb ume. 6. Athenaeus III 126 B, c. 100: Den Nikander nennt Athenaeus einenAntiquar und Vielwisser. 7. Athenaeus XIII, 610 B, c. 91: . . . der Vielwisserei, des Hohlsten, was es gibt. 8. Aristoteles, Politik VII 8, 1328 b, 6: Das Leben bedarf vieler Hilfsmittel. 9. Aristoteles, Politik VII9, 1329 a, i : Denn es bedarf der Mu e zum Entstehen der T chtigkeit. 10. Aristoteles, Politik II 4, i2 2b, 15: Im Staat mu die Freundschaft notwendig w sserig werden, wenn alle f r alle Freunde sein sollen.

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u. πολλών χαλινών έργον οΐάκων θ' άμα. ΐ2. την άδοξίαν κατά τον Αντισθένη αγαθόν καΐ Ισον τ φ πονώ. 13. — nescis Dominae fastidia Romae Martial. L. 14. ep. ι. 14. Plutarch. πώς αν τις υπ' εχθρών ώφέλοτο ρ. 154· *· ι&· Ό Αντισθένης εΐττεν δτι τοις μέλλουσι σώζεσθαι, ή φίλων δει γνησίων ή διαπύρων έχθρων. 15. Ibid. ρ. 166. 1. 8. το του σοφιστοο Χίλωνος αληθές, προς τον είττοντα μηδένα εχειν έχθρόν, "Εοικας, Ιφη, συ μηδέ φίλον εχειν. 16. Id. περί Τύχης ρ. iji.l. ig. βραχέα σοφφ τύχη παρεμπίπτει. 17. Plutarch πώς αν τις αίσθ. ε. πρ. έπ. αρ. ρ. 136. — λόγους, ων κατά τον Αίσωπον, εϊσω μάλλον ή Ιξω τα ίχνη τέτραπται. 18. Aristot. Rhet. L. 2. c. 14. — ακμάζει δε το μεν σώμα από των τριάκοντα ετών, μέχρι των πέντε και τριάκοντα, ή δε ψυχή, περί ενός δεϊν πεντήκοντα.

ig. $ on fcer Sretj&eit mit n>eld)er ίφ in meinen @d)rtften gerebet« 11. Sophokles, Fragment 785 N; Plutarch, Leben Alexanders 627 F: Es ist ein Werk f r viele Z gel zugleich und Steuerruder. 12. Diogenes Laertius [ed. Aeg. Menagius, Amstelod. 1692, Vol. 2, 4°] VI, ι, 11: Die Ruhmlosigkeit ist, nach Antisthenes, ein Gut und gleicht darin der M he. 13. Martial I, 3: ... du kennst nicht den Hochmut der Herrin Roma. 14. Plutarch, [Opera, ed. Henr. Stephanus, (o. O.) 1572, Vol. 6, 8°] Von dem Nutzen, den uns unsere Feinde verschaffen, 89 B: Antisthenes hat gesagt, da , wer vor Schaden bewahrt bleiben will, entweder echte Freunde braucht oder hitzige Feinde. 15. Plutarch, ber die Freundschaft mit vielen, 96 A: Wahr ist, was der weise Chilon zu einem gesagt hat, der keinen Feind zu haben behauptete: „Du scheinst auch keinen Freund zu haben." 16. Plutarch, ber den Zufall, 99 B: Wenig kommt dem Weisen der Zufall dazwischen. 17. Plutarch, Wie man seine Fortschritte in der Tugend bemerken kann, 79 A: . .. Reden, in denen, wie Aesop sagt, die Spuren mehr nach innen als nach au en gehen. 18. Aristoteles, [Opera, ed. F. Sylburg, Francof. 1584—1587, Vol. 5, 4°] Rhetorik II, 14, i3gob: Es steht in seiner h chsten Kraft der K rper vom 30. bis zum 35. Lebensjahre, die Seele aber um das 49.

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20. Plutarch. πως αν τις διακρ. τον κολ. τ. φίλ. ρ. ιοί. 1. 23. Καρνεάδης δε έλεγε δτι πλουσίων και βασιλέων παίδες ίππεύειν μόνον, άλλο δε ουδέν ευ καΐ καλώς μανθάνουσι. 21. Plut. Ibid. ρ. 102.1.16. ώσπερ εν κωμωδία Μενάνδρου Ψευδηρακλής πρόεισι ρόπαλον κομίζων, ου στιβαρόν ούδ' ίσχυρόν, άλλα χαυνόν τι πλάσμα και διάκενον. 22. Plutarch, περί του άκούειν p. ji.l. 17. ΜελάνΘιος περί της Διογένους τραγωδίας ερωτηθείς, ουκ εφη κατιδεϊν αυτήν υπό των ονομάτων επιπροσθουμένην. 23. Plut. περί δεισιδαιμ. ρ. 288.1. 27· — μόνον έδωκαν ήμΐν οί θεοί προίκα τον Οπνον. 24. Plutarch, περί της Άλεξ. τύχ. λογ. α. ρ. 584-1· 29· °ύδέ Πυθαγόρας εγραψεν ουδέν, ούδέΣωκράτης, ουδέ Άρκεσίλαος, ουδέ Καρνεάδης, οί δοκιμώτατοι των φιλοσόφων. 25. Plut. περ. Άθην. κατά πόλ. ή κατά σοφ. ένδοξ. ρ. 619. l. 3°· Κορίννη [Πινδάρω] γελάσασα, εκείνη τη χέρι δεϊν εφη σπείρειν, άλλα μη όλω τω θυλάκω. 26. Id. δτι διδακτ. ή ά ρετή ρ. 782. 1. \. άμαθίαν Ηράκλειτος φησι κρύπτειν άμεινον. 2Ο. Plutarch, Wie der Schmeichler vom Freunde zu unterscheiden, 58 F: Karneades pflegte zu sagen, da die S hne der Reichen und der K nige nur das Reiten, sonst aber nichts gut und richtig lernten. 21. Plutarch, Wie der Schmeichler vom Freunde zu unterscheiden, 59 G: So wie in einer Kom die des Menander Pseud-Herakles auftritt mit einer Keule, die weder fest noch stark, sondern irgend ein schwammiges und durch und durch hohles Gebilde ist. 22. Plutarch, ber das H ren, 41 C: Als man Melanthios ber die Trag die des Diogenes befragte, antwortete er, er k nne sie nicht recht erkennen, so w re sie von ihren Worten verdeckt. 23. Plutarch, Vom Aberglauben, 116 B: Allein den Schlaf haben uns die G tter ohne Entgelt gegeben. 24. Plutarch, ber das Gl ck Alexanders, 328 A: Auch Pythagoras hat nichts geschrieben und auch Sokrates nicht und auch nicht Arkesilaos und auch nicht Karneades, die angesehensten unter den Philosophen. 25. Plutarch, ber den Ruhm der Athener im Krieg und in der Weisheit, 348 A: Korinna lachte Pindar aus und sagte: mit der Hand soll man s en, nicht mit dem ganzen Sack. 26. Plutarch, Von der Lehrbarkeit der Tugend, 439 D: Unwissenheit, sagt Heraklit, soll man lieber verbergen.

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27. Id. περί ευθυμίας ρ. 847.1. penult. — της Πινδαρικής γηροτρόφου ελπίδος. 28. Ibid. p. 841. L 4 έκαστος εν έαυτώ τα της ευθυμίας καί δυσθυμίας έχει ταμεία, και τους των αγαθών και κακών πίθους, ουκ εν Διός οΰδει κατακειμένους, αλλ' εν τη ψυχή κείμενους. 29· Σπάρτην έλαχες, τούτον κοσμεί. 30. Plutarch, περί Ευθυμίας ρ. 834· 1· 221. [469 D] Αντίπατρος ό Ταρσεϋς προς τω τελευταν, ων ετυχεν αγαθών αναλογιζόμενος, ουδέ την εύπλοιαν παρέλιπε την εκ Κιλικίας ούτω γενομένην εις Αθήνας. 3ΐ. Id. περί άοργησίας ρ. 824. 1. ι. ό δε Σοφοκλής λέγων ότι τα πλείστα φωρών αισχρά φωράσεις βροτών, άγαν εοικεν ήμϊν έπεμβαίνειν και κολούειν. 32. Id. περί φιλαδελφ. ρ. 850. 1.16. Άναξαγόραν τον παλαιόν εν ταϊς χερσΐν αϊτίαν τίθεσθαι της ανθρωπινής σοφίας και συνέσεως. 33- 2>er SS eife wirb bewegt aber wie ein @d?tff ba oor 2inBer liegt — ως έπ' αγκύρας της φύσεως σαλεύει. Plut. περί της εις τα εκγονα φιλ. ρ. 876. 1. 6. 34- Plutarch, περί άδολεσχίας ρ. g10· 1· 9· "Αμας άπήτουν, οί δ'άπηρνουντο σκάφας. 27· Plutarch, ber die Heiterkeit, 477 B; Pindar, Fragment 214: . . . die das Alter n hrende Hoffnung Pindars. 28. Plutarch, ber die Heiterkeit, 473 B: Jeder tr gt in sich selbst die Vorratskammern der Heiterkeit und des Mi muts und die F sser des Guten und B sen, die nicht auf dem Fu boden des Zeus aufgestellt sind, sondern in der Seele stehen. 29. Plutarch, Von der Heiterkeit, 472 D: Dir ist Sparta zugefallen, das ordne! 30. Plutarch, ber die Heiterkeit, 469 D: Als Antipatros von Tarsos vor dem Tode alles Gute nachrechnete, das ihm widerfahren war, berging er auch nicht die gute Fahrt, die ihm von Kilikien nach Athen geworden war. 31. Plutarch, ber die Zornlosigkeit, 463 D/E: Wenn aber Sophokles sagt, da du, wenn du den menschlichen Dingen aufsp rst, meist H liches aufsp ren wirst, so scheint er uns gar zu sehr herunterzudr cken und zu verkleinern. 32. Plutarch, ber die Bruderliebe, 478 D/E: Es habe der alte Anaxagoras in die H nde die Ursache der menschlichen Weisheit und Verst ndigkeit gelegt. 33. Plutarch, ber die Liebe zu den Nachkommen, 493 D: ... wie am Anker der Natur schwankt er im Wogengang. 34. Plutarch, Von der Geschw tzigkeit, 512 E: Um Seile bat ich, und sie verweigerten mir Beile.

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35- Plutarch, περί πολυπραγμοσ. ρ. 924. 1. ι. ta&ett auf i>em 2 ege He 3fnfd)riften auf ©r fcern ju tefett, roeil man fudjt, fagt er/ n?a un tricfyt angebet. Siefe erfjalt ftdj tfco anber . 36. Ibid. περί δυσωπίας p. 238. 1. 7. — ούτω δη και ττάθη ψυχής εστίν ου χρηστά, χρηστής δε φύσεως οίον εξανθήματα. 37· Ibid. ρ. 942. των Αθηναίων ώρμημένων Άρπάλω βοηθεΐν και κορνσσομένων έττΐ τον Άλέξανδρον, εξαίφνης επιφανή Φιλόξενος ό των επί θαλάττη πραγμάτων Αλεξάνδρου στρατηγός, έκττλαγέντος δε του δήμου, και σιωπώντας δια τον φόβον, ό Δημοσθένης, Τί ποιήσουσιν, εφη, τον ήλιον Ιδόντες, οί μη δυνάμενοι προς τον λύχνον άντιβλέπειν. 38. Ibid. ρ. 945· I"1· penult, την Σιωπήν ό Ευριπίδης φησΐ τοις σοφοϊς άπόκρισιν είναι. 39· Ibid. p. 94^· Πλάτων Έλίκωνιτω Κυζικηνω διδοΰς προς Διονύσιον έπιστολήν, έπήνεσεν αυτόν ως επιεική και μέτριον. είτα προσέγραψε τη επιστολή τελευτώση, Γράφω δε σοι ταύτα περί ανθρώπου, ζώου φύσει εύμεταβόλου. 40. Ut homo qui erranti comiter monstrat viam, Quasi lumen de lumine accendat, facit Ut nihil ominus ipsi luceat cum accenderit. Ennius. 35. Plutarch, Von der Vielgesch ftigkeit, 520 D/E. 36. Plutarch, ber die falsche Scham, 528 D: ... So sind denn auch die Leidenschaften der Seele nichts T chtiges, doch gleichsam die Sch linge einer t chtigen Natur. 37. Plutarch, ber die falsche Scham, 531 A: Als die Athener sich aufmachten, um dem Harpalos zu Hilfe zu kommen, und gegen Alexander r steten, erschien pl tzlich Philoxenos, der Seebefehlshaber Alexanders. Als das Volk dadurch in Schrecken versetzt wurde und vor Furcht stumm war, sagte Demosthenes: Was werden sie erst tun, wenn sie die Sonne sehen werden, wo sie nicht einmal imstande sind, eine lfunzel anzublicken. 38. Plutarch, ber die falsche Scham, 532 F: Das Schweigen, sagt Euripides, sei Antwort den Weisen. 39. Plutarch, ber die falsche Scham, 533 B/G: Als Platon dem Helikon aus Kyzikos ein Empfehlungsschreiben an Dionysios mitgab, lobte er ihn in dem Brief als einen trefflichen, ma vollen Mann. Dann aber schrieb er am Ende des Briefes dazu: Dies schreibe ich dir von einem Menschen, n mlich einem von Natur leicht ver nderlichen Wesen. 40. Ennius [P. Ennii Fragmenta, ed. Fr. Hesselius, Amst. 1707,4°], ine. trag, et com. Fragm. XVII Vahlen; Cicero, de officiis 1,51: Der Mann, der einem Irrenden freundlich den Weg weist, l t ihn gleichsam ein Licht an seinem Licht anz nden. Nicht weniger leuchtet es ihm selbst, indem es jenem Licht gibt.

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41. Quibus divitias pollicentur ab iis drachmam ipsi petunt. Id. 42. Plutarch, περί δυσωπείας p. 951. ό Άντισθένειος Ηρακλής παρήνει τοΐξ ιταισί, μηδενΐ χάριν ?χειν έπαινοϋντι αυτούς.

43. &em ©cfyiofe αϊο bem greunbe 6er Stufen w rbe jugieid;» mit btefen geopfert auf einem 2fltor ju iroejene« Pausan. L. 2. p. 184. 1. 15. 44. 9Bie eine ©efelifcfyaft t>on (ingel nbern bie ben (ben) Mont Cenis auf bem @cb,nee eilf mafji herunter fufjren/ weil tljnen bie eine Sto&rt immer be§er al feie anbere gefiel. 45. Sie fOienfrfjen ftn6 oft rote einige Comici roeld^e wie ^ϊαίοϊφαο fagt/ feufaen, wenn fie applaudirt werben, weil fte glouben man wotte fte allein Hiermit bejahen, περί τοόν ύττό του Θείου βρ. τιμ. ρ. 987.1. 6. 46. SOZan ?ann oon einigen ©cribenten bie wie einige gl e unter ber rbe Anlaufen unb an einem anbern Orte IjeroortOmmen, urteilen/ ob fte au |ίίφ feibfl ober au anbern fcfaetben. 47. Ratten jtoetj @t c?e opn einem o titg erhaltenen bassoril. mit &e£en Cornice unter einen Raufen serbrocftener Riegel ge« roorfen/ roetcfce id) fan£> un£> rettete» So ifl glaublidj bafj 6a an* bere brige bereit mit an&ern Siegeln weggegangen. 55. Plutarch, περί της Ηροδότου κακοηθείας ρ. 157°· ή δε Ηροδότου κακοήθεια λειότερα μεν εστίν αμελεί και μαλακωτέρατής θεοπόμπου, καθάπτεται δε καΐ λυπεί μάλλον, ώσπερ οί κρυφά δια στενοϋ παραπνέοντες «άνεμοι των διαχυμένων. 56. Ptolem. Hephaest. Var. hist. 1. 5. ap. Phot. Biblioth. p. 250. 1. 31. ed. Aug. Vind. 1601. Κικέρων Μήδειαν Εύριπείδου άναγινώσκων εν φορεί ω φερόμενος άποτετμήθη την κεφαλήν. 5ΐ. Plutarch, ber die Verbannung, 603 A; Aischylos, Fragment 159: [Mein Schicksal .. . fallt zu Boden] und sagt zu mir: Lerne die Menschendinge nicht zu sehr ehren. — Wir h ngen uns nicht an die T ren des Gebietenden (604 G). 52. Ovid, Sappho-Brief, Vers 82: Und meinem Leben ist ein hartes Gepr ge gegeben. 53. Scholien zu Aristophanes Ritter, Prolegom., vgl. Schol. Wolken 510. 530 D: Von den ,Rittern' ab ist Aristophanes zuerst in eigenem Namen aufgetreten, es war aber ein Gesetz, da niemand auftreten und sprechen durfte, der noch nicht 40 Jahre alt war, oder, wie einige sagen, 30. 55. Plutarch, ber die Bosheit des Herodot, 855 A: Die Bosheit des Herodot ist freilich glatter und geschmeidiger als die des Theopompos, trifft und verletzt aber mehr, sowie die Winde, die insgeheim durch eine Enge hereinwehen, schlimmer sind als die voll daherst rmen. 56. Photios, Bibliothecae, ed I. Bekker, Berol. 1824, I, 151, 18: Dem Cicero wurde, w hrend er die ,Medea' des Euripides las, in der S nfte der Kopf abgeschnitten. Winckelmann-Brtefe IV.

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1767 57. II cherissoit des occasions de rendre services, au point d'avoir de la reconnoissance pour ceux qu'il obligeoit. II etoit tout ce que tant d'autres affectent de paroitre. 58. Ευκλειαν ελαβον ουκ άνευ πολλών πόνων. Eurip. Andromed, 59· 2δύ t>etad)ten tn gemetn nxr »it mdjt etileljen. Cic. de offic. L. i. c. i. — Eodemque modo de Aristotele et Isocrate judico, quorum uterque suo studio delectatus, contemsit alterum. 60. Ennius ap. Cic. de Offic. L. i.e. 12. Nee mi aurum posco, nee mi pretium dederitis. 61. Ibid. L. i.e. 15. Quodsi ea, quae utenda acceperis, maiore mensura si modo possis, jubet reddere Hesiodus: quidnam beneficio provocati facere debemus? 62. 35αό SRetfen etc. ber mefoeften gremben ifi (tft), roa ©otiufitu fagt, Vitam sicut peregrinantes transegere. 63. Pausan. L. i. p. 104. 1. 2. ό θεό$ Ιχρησεν, Μεγαρέας ευ πράξειν, ην μετά των πλειόνων βουλεύσωνται. 64. Polyaenus porte une Inscription elevee en Phonneur de Semiramis et traduite de la Langue Assyrienne dans laquelle cette Reine — L. 7. c. 25. — „Elle finit: Malgre toutes les occupations Lmportantes j'ai trouve du terns pour mes amusemens et pour ceux de mes amis." 58. Euripides, Andromeda Fragment 134; Stob. 29, 20: Ruhm gewann ich, nicht ohne viele M hen. 59. Cicero, ber die Pflichten I i: Ebenso urteile ich ber Aristoteles und Isokrates, von denen jeder, von seiner eigenen Sache eingenommen, den ndern verachtet hat. 60. Ennius bei Cicero, ber die Pflichten I 12: Weder fordere ich f r mich Gold, noch w rdet ihr mich bezahlen. 61. Cicero, ber die Pflichten I 15: Wenn man das, was man zu seinem Gebrauch empfangen hat, wom glich in gr erem Ma e zur ckgeben soll, wie Hesiod fordert: Was m ssen wir dann erst tun, wenn wir durch eine Wohltat herausgefordert werden. 62. Sallust, Catilina c. 2: ... was Sallustius sagt, [indocti incultique] vitam sicut peregrinantes transegere. 63. Pausanias I 43, 3: Der Gott weissagte, da es den Megarern gut gehen w rde, wenn sie mit der Mehrheit Rat pflegen w rden. 64. Polyaenus [Stratagemata, ed. P. Maasvicius, Lugd. Bat. 1690, 1691, 8e]VIII, c. 26 Melber.

1767 65. < fc pfleget ηοφ t£o ju gefdjefjen, ba£ felbft btejenigen welche n dj 2iiterrtj mer groben em Suptter. @o rote in ielen £dni>ern un& felbft in fttcmdteia) Raufet oon ©conit gebauet werben unb ©trogen gepfioflert Werben/ o^ne ju tt)i§en, bafj e biefer ©tetn tft« v. Hist, de l'Acad. des Scienc. l'an 1751. p. 14. 66. Χείλων ερωτηθείς, Τί δύσχολον; Το τα απόρρητα σιωττήσαι, καΐ σχολήν ευ διοττίΟεσθσι. 67. Conosco ora essere ben vero, ehe in lodare altrui, spesso resta Puomo ingannato in biasimarlo non mai.

66. Diogenes Laertius I 3: Als man Chilon fragte: Was ist schwierig, antwortete er: Das Geheime zu verschweigen und die Zeit gut anzuwenden.

II'

6. Erinnerungen an Winckelmann und Gespräche: Nr. 104-135

104 Uden [1733—1754] Johann Joachim Winckelmann ist im J. 1717 den 12 ten Dec. in Stendal geboren. Sein Vater war ein Schumacher und bewohnte ein kleines Häusgen in der Lehmstraße, woselbst er sich mit Schueausbessern ernährte: entweder weil er seiner Profession nicht gewachsen war, oder keinen Verlag hatte. Dieser armseligen Umstände ohnerachtet, wollte er seinen Sohn zu seiner Profession anhalten, welcher aber keine Lust dazu bezeigte, sondern studiren wollte. Er ließ sich im Anfange bei den Currende-Knaben mit aufnehmen, wobey er in die unterste Classe zu sitzen kam, sich aber bald durch seinen Fleiß in die höheren Classen herauf schwang. Weil es seinem Vater schwer wurde, ihn zu erhalten, so schaffte er sich Freitische an. Hier fügte es das Schicksal unseren würdigen alten Rector Esaias Wilhelm Tappert mit einer Blindheit heimzusuchen, wobey er nur etwas weniges konnte schimmern sehen. Er mußte deswegen jemand haben, der ihn auf der Straße bey seinem Ausgehen führete, und zu Hause etwas vorlas. Die Wahl fiel auf Winckelmann, welchen er zu sich ins Haus nahm und freie Stube gab. Dieser mußte ihm außer den Schulstunden etwas vorlesen, und die Zeit welche ihm übrig blieb, wendete er zum unablässigen Studiren an. Hiedurch machte er solche Fortschritte, daß er in der Lateinischen und Griechischen Litteratur allen seinen Mitschülern zum Muster vorgestellet wurde. Ao. 1733, da ich in die Stendalsche Schule allhier kam, saß er in Mittel Prima und hatte die Aufsicht über die in einen Schrank verschlossene kleine Schulbibliothek, in welcher außer schönen Ausgaben Lateinischer Classischer Schriftsteller auch einige Bände von dem neu eröffneten Adelichen Ritterplatz verwahret wurden. In diesen letzteren las er sehr fleißig, und dadurch wurde in ihm die erste Idee von den berühmten Kunstwerken der Mahlerey und Bildhauerkunst erreget. Er setzte dabey sein Studiren in der Lateinischen und Griechischen Litteratur emsig fort, und weil er wegen seiner vorhin gemeldeten Umstände Unterstützung bedurfte, so bemühete er sich seinen Mitschülern äußerst gefällig zu seyn. Er ging mit ihnen zur Winterzeit, wenn sie ihre Eißpromenaden

1733—1754 vorhatten, als ihr Vorgesetzter an dem Ufer eines kleinen Flusses spazieren, und nahm geschriebene Hefte, worin Lateinische und Griechische Vocabeln aufgezeichnet waren, dabey mit, die er dann seinem Gemüthe fest einprägte. Hierdurch bekam er eine außerordentliche Fertigkeit in beyden Sprachen. Um seinen Unterhalt etwas zu verbessern, ging er mit ins Chor, und dieses Geld wendete er zu seinen Bedürfnissen an, da ihm sein Vater mit nichts helfen konnte. So lebte er allhier 1733. 34. und 35. da er von hier nach Berlin auf das Cöllensche Gymnasium ging und bey dem Rect. Backe ein Hospitium bekam. Hier besuchte er bey Gelegenheit die Vorlesungen in der Academic der schönen Wissenschaften. Nun bekam er Nachricht, daß in Hamburg die berühmte Fabriciussische Bibliothek sollte verauctioniret werden, in welcher unter ändern prächtige Ausgaben von Römischen und Griechischen Schriftstellern vorhanden waren. Er bezeigte ein großes Verlangen, einige davon zu besitzen. Er wollte deswegen eine Reise nach Hamburg thun, es fehlte ihm aber an Geld. Um dieses zu erhalten ging er unterweges bey Adelichen, Predigern und Beamten und bat sich von ihnen einen Zehrpfennig aus [, weil er wegen seiner Größe nicht konnte unter dem Militär gebraucht werden, und als ein Officier-Bedienter nicht wollte angesetzet werden. Da er aber Neigung zum Studiren hatte, so sähe er sich genöthiget, aus dem Wege zu gehen]. Hiedurch kam er nach Hamburg und wendete das so mühsam erworbene Geld an, sich die schönsten Lateinischen und Griechischen Schriftsteller zu erstehen. Diese trug er mühsam wieder nach Berlin, und im Jahr 1737 kam er wieder nach Stendal zurück. Um Ostern 1738 ging er nach Halle zur Universität und genoß ein kleines Stipendium, welches aber nicht hinreichend war ihn zu erhalten. Er mußte deswegen sich der Unterstützung seiner Landsleute bedienen und ging mit ihnen auf die Dörfer, auch wohl in der Stadt in sehr verdächtige Häuser, allwo er, ohne an ihren unerlaubten Zeitvertreiben Theil zu nehmen, sich in einen Winkel setzte und den Aristophanes las. Auf solche Art blieb er in Halle 1738 und 39. Im Anfange des Jahres 1740 wurde bei ihm die Begierde Rom zu sehen rege, und um dahin zu gelangen, ging er von einem katholischen Kloster zum ändern und gab vor, daß er die Religion verändern und in Rom sein Glaubensbekenntniß ablegen wollte. Da er auf diese Weise bis nach den Elsaß gekommen war, mußte er wieder umkehren, weil eine starke Französische Armee im Anmarsch nach Beyern war, und alle junge Leuthe wegnahm. Er kam daher wieder zurücke in sein Vaterland und wurde Hofmeister in Heimersieben beim Oberamtmann Lamprecht. Hier bot er seine Dienste

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dem damaligen Abt Steinmetz in Kl. Bergen an, welcher ihn aber nicht annahm; er verließ seine Condition in Heimersieben, und ging, ich weiß nicht unter was für Vorwand nach Hamburg, und kam nach Salzwedel zurücke, allwo er bey der dortigen Einrichtung der Schule eine Stelle zu erwarten hoffte, so ihm aber fehlschlug. Er kam endlich nach Seehausen, allwo er bei der dortigen Schule Conrector wurde, und sich Freytische ausmachte. Das hiedurch ersparte wenige Geld wendete er theils zur Unterstützung seines im Hospital ohne Präbende befindlichen Vaters, theils zur Kleidung und zur Anschaffung schöner Englischer und Italiänischer Bücher an. Im Jahr 1 747 da er den Winter über Englisch vor sich gelernet hatte, reisete er in den Osterferien von Seehausen zu Fuße nach Halle, um die Englische [Aus-] Sprache von einem dortigen Sprachkundigen zu erlernen, und kam in 8 Tagen von Halle wieder zurücke nach Seehausen ; in welcher Zeit er sich alle Mühe gegeben hatte seinen Endzweck zu erreichen. Da ich zu der Zeit mich in Osterburg i Meile von Seehausen aufhielt, besuchte ich meinen alten Schulfreund, der sehr vergnügt über meine Ankunft war. Sein ehemaliger Untergebener Lamprecht aus Heimersleben, war von seinem Vater zu ihm geschickt, und schlief in der Kammer wo auch Winckelmann sein Bette stehen hatte. Dieser war aber den gantzen Winter hindurch mit keinem Fuße ins Bette gekommen, sondern saß in einen Lehnstuhl in einen Winkel vor einen Tisch; auf beyden Seiten stunden 2 Bücher Repositoria. Den Tag über brachte er mit der Information in der Schule zu, und nachher mit dem Unterricht seines Lamprechts. Um 10 Uhr ging dieser zu Bette und W. studirte für sich bis um 1 2 Uhr, da er seine Lampe auslöschte, und bis um 4 Uhr auf seinem Stuhle feste schlief. Um 4 Uhr wachte er wieder auf, zündete sein Licht an und studirte für sich bis um 6 Uhr; da sein Unterricht mit dem jungen Lamprecht wieder anging, bis zur Schule. So traf ich ihn an, und so hat er die Zeit, die er in Seehausen zubrachte, angewandt. Im Jahr 1 749 schrieb Winckelmann an den Hrn. Grafen v. Bünau und offerirte ihm seine Dienste als Bibliothekarius. Er erhielt in der Geschwindigkeit ein Antwortsschreiben von demselben, worin ihm gemeldet wurde, daß die Stelle eines Bibliothekarii durch einen Nahmens Francke besetzet wäre; wenn ihm aber mit dem Titel eines Secretärs und 80 Rthlr. Gehalt gedienet wäre, so möchte es es melden, und er würde alsdenn das Reisegeld erhalten. Hierauf schrieb W. wieder zurücke und schickte Zeugnisse von dem Gen. Superint. Nolten, dem Magistrat in Seehausen und Inspect, daselbst. Das Zeugniß des Gener.

1733— Superint, lautete sehr vortheilhaft in lateinischer Sprache und enthielt folgendes: Vorzeiger dieses Johann Joachim Winckelmann bisheriger treu fleißiger Conrector der Schule zu Seehausen, hat in der Griechischen Litteratur mehr als gemeine Kenntnisse erlangt, welche einer bessern Belohnung wären werth gewesen, wenn man sie in hiesigen Gegenden hätte ertheilen können. Ich freue mich deswegen recht sehr, daß es ihm gelungen, sich die Gewogenheit Sr. Excell. des Hrn. Grafen von Bünau zuwege zu bringen, und ich zweifle nicht, mein lieber Winckelmann werde bey seiner Ankunft noch mehr leisten, als ich durch dieses Zeugniß versichern kann. Eben so vortheilhaft waren die beyden ändern. Diese Zeugnisse schickte er in einem Briefe an den Hrn. Grafen nach Nötenitz, worin er meldete: daß Se. Excell. aus diesen Zeugnissen ersehen würden, daß nicht das Bewußtsein begangener Uebelthaten, sondern alleine die Liebe zu den Wissenschaften ihn genöthiget, seine Stelle bey der Schule niederzulegen. In diesem Briefe gab er ferner zu erkennen, daß er der Französischen, Englischen und Italienischen Sprache mächtig wäre, und daß er nunmehro mit Flügeln eilen würde seine Devotion persöhnlich zu bezeugen. Er bekam hierauf das Reisegeld und nun kam er mit allen seinen Sachen zu mir nach Stendal. Er überließ mir seine sämtlichen so mühsam erworbenen Bücher, und bat mich, dieselben so gut zu verkaufen als möglich. Von dem daraus gelösten Gelde sollte ich seinem alten Vater wöchentlich ein gewisses auszahlen, und wenn er sterben sollte ihn begraben zu lassen; wenn dieses alles geschehen wäre, möchte ich von dem Ueberreste Wäsche verfertigen lassen, und ihm solche nach Nötenitz übersenden. Nun reisete er ab, und kam wohlbehalten in Nötenitz an. Er schrieb von dort sogleich an mich, und bezeugte mir mit dem größten Vergnügen seine Aufnahme und seinen Zustand. Hier legte er eine Probe ab von seiner dankbaren Gesinnung gegen einen Universitätsfreund, der ihm viele Wohlthaten erwiesen hatte. Winckelmann s>ahe ein, daß der Hofmeister des jungen Grafen seiner Stelle nicht gewachsen war; es wurde also derselbe zu einem Pfarramte befördert, und der nachmahlige Gammer Rath Berens kam an seine Stelle als Hofmeister. Damit nun dieser seinem Amte möchte gewachsen seyn, unterrichtete ihn W. des Nachts in der Lection mit dem jungen Grafen auf den folgenden Tag. Mittlerweile geschähe es, daß der Hr. Graf als Stadthalter nach Eisenach gesetzet wurde. Er ging mit der Familie und dem

1733— Hofmeister dahin ab und W. und der Bibliothekarius blieben in Nötenitz. Bey einer zuweilen müßigen Zeit machte er einen Spaziergang nach dem benachbarten Dresden und sähe den Arbeiten eines geschickten Italienischen Mahlers in der Königl. Gallerie zu. Einsmahls fugte es sich daß der Graf von Wackerbardt auch hereintrat und fragte, wer er wäre? ich bin Winckelmann war seine Antwort; aber wie ist es möglich, antwortete der Graf, daß ein Mann, der den Kopf voll lauter griechischer Würmer hegt [hat], an den subtilen Strichen eines Mahlerpinsels Vergnügen finden kann. Winckelmann antwortete darauf sehr munter, welches dem Grafen so wohl gefiel, daß er ihn nöthigte öfters dahin zu kommen. Bey dieser ferneren Bekanntschaft wurde ihm endlich die Stelle eines Lehrers bey der Churprintzl. jungen Herrschaft angetragen, welches aber nicht zu Stande gekommen. Er gab mit der Zeit ein kleines Tractätchen in deutscher Sprache heraus: Gedanken über die Nachahmung der Neuern in der Mahlerey und Bildhauerkunst der alten Griechen und Römer. welches er dem König von Fohlen zueignete. Sein Schicksal kriegte hierauf eine andere Wendung. Er sollte mit einem Gehalt von 200 Ducaten nach Rom reisen, sich in der Mahlerey und Bildhauerkunst feste setzen, und bey seiner Wiederkunft die Aufsicht über das Königl. Cabinet und Bildergallerie erhalten. Er meldete mir dieses geschwinde und reisete ab. Unterweges schrieb er an mich aus Nürrenberg, Augsburg, Trient, Venedig und Rom. Aus Rom meldete er, wie er von denen Cardinälen und sonst von ändern wäre aufgenommen worden. Von hier aus trat er eine Reise nach Florenz an, allwo er dem Erben des daselbst verstorbenen Freyherrn v. Stosch ein Verzeichniß seiner geschnittenen Edelgesteine verfertigte. Er reisete auch von Rom nach Neapel und Herculanum und besah allenthalben das Merckwürdige. Von allen diesen gab er mir eine ausführliche schriftliche Nachricht in vielen Briefen. Hier muß ich leider beklagen, daß ich aus übertriebener Gefälligkeit manches und auch viele [all diese] Briefe von W. unserem hiesigen damaligen Rector Walter anvertrauet. Was derselbe damit gemachet und wie er es gebrauchet oder wohin er solches gesandt, habe ich aller Mühe ohnerachtet nicht erfahren können. Der plötzliche Todt des Mag. Walter benahm mir die Gelegenheit davon Erkundigung einzuziehen. Sein unruhiger Geist ließ ihn nicht länger in Rom, und er ging auf eine Zeit lang nach Deutschland, allwo er den Hertzog von Braunschweig und den Fürsten von Dessau besuchen wollte, welche er bey ihrem Aufent-

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halte in Rom als sogenannter Cicerone geführet hatte. Der König von Preußen wollte ihn zu seinem Vorleser machen, und ihm mit dem Geh. Raths Titel ein mäßiges Gehalt an haaren Gelde aussetzen, welches aber für W. zu wenig war, und deshalb diese Stelle ausschlug. Er ging über Wien nach Italien wieder zurücke. In Wien wollte ihn die Kayserin als Lehrer bey der dortigen Universität mit einem schönen Gehalte ansetzen. Sie beschenkte ihn sehr reichlich. Er reisete mit der Post von Wien über Triest nach Italien zurücke, um seine Sachen daselbst in Rom in Ordnung zu bringen und nach Wien wieder zurückzukehren. Auf der Post hatte er einen Reisegefährten, einen Italiäner, den er nicht kannte. Seine Offenherzigkeit bewog ihn, diesem gantz unbekannten Menschen von den in Wien erhaltenen Geschenken Meldung zu thun, und er hatte die Unvorsichtigkeit mit diesem habsüchtigen Italiäner in Triest auf einer Stube zu logiren, allwo er diesem seine in Wien erhaltenen Schätze zeigte. Unterdessen er sich bückte, warf ihm dieser Bösewicht eine Schlinge um den Hals, um ihn zu erwürgen, welches aber Winckelmann durch Vorhaltung zweyer Finger verhinderte, worauf ihm der wüthende Italiäner mit einem Messer 24 tödtliche Stiche gab. Der Italiäner wurde arretiret und wegen dieses Meuchelmordes gerädert. Winckelmann machte noch vor seinem Tode ein Testament. Seine Verlassenschaft, die hauptsächlich in Büchern und Manuscripten bestand, vermachte er dem Cardinal Alexander Albani. Und so starb mein Freund Winckelmann, welcher eines längern Lebens und eines schönern Todes würdig gewesen wäre. [Er war überhaupt sehr gleichgültig gegen alle Religionen; und dies hatte er dem Lesen Englischer freigeisterischer Schriftsteller, sonderlich des Tindals zu danken, daß er so leicht die katholische Religion angenommen, weil er seinen Vortheil dabei sähe. Sein Character war überhaupt gut; denn er war gegen Hohe und Niedere gefällig, freundschaftlich und bieder.] 105 Huber [1741] . . . Le desir de voyager, si naturel aux jeunes gens d'un temperament ardent, fut toujours une passion chez lui [Winckelmann]. S'etant mis un peu en fonds, il forma le projet d'aller ä Paris. Plus jeune encore il avoit voulu faire le voyage d'Egypte, deguise en Pelerin, pour contempler les fameuses ruines de ce pays. Ce fut une lecture de Cesar qui lui fit naitre le dessein de voyager en France. Soutenu par son seul courage, il partit

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ä pied en 1741 dans l'intention de se rendre ä Paris. II avoit pousse sa course jusqu'ä Geinhausen pres de Francfort, lorsqu'il sentit la temerite de son entreprise et I'lmpossibilite de execution, rendue plus difficile encore par les troubles de la guerre qui venoient d'eclater de ce cote-lä. En revenant de son voyage manque, il lui arriva une aventure qu'il a racontee ä plusieurs amis. Se trouvant sur le pont de Fulda dans un equipage assez delabre, il voulut se rajuster un peu avant d'entrer dans la ville, et surtout se faire le barbe. Au moment qu'il portoit le rasoir ä son visage, il entendit jetter de grands cris: c'etoient des Dames qui venoient en voiture ä l'autre bout du pont, et qui, voyant l'action de Winkelmann, croyoient qu'il vouloit se couper la gorge. Arrivees pres de lui, elles font arreter leur voiture et lui demandent ce qu'il vouloit faire. II leur raconte naivement le mauvais succes de son entreprise et 1'etat dans lequel il se trouvoit. Leur curiosite satisfaite, elles le prierent d'accepter quelque argent, afin qu'il put continuer plus commodement sa route. 106 Genzmer an Bailenstedt [1739—1744]

Stargard, [Sommer] 1768.

Winkelmann ist zu Stendal in der Altemark geboren, wo sein Vater im Hospitale starb. Er frequentirte die Schule zu Stendal unter dem zuletzt blind gewordenen Rector Tappert, dessen Lector er war; nachher auch das cöllnsche Gymnasium zu Berlin, unter dem Rector Baken, welche Schule er aber bald wieder verließ. Letzterer hatte ins Schulbuch bey seinem Namen geschrieben: homo vagus et inconstans! — Dieses ließ ich mir vor einem Jahre vom Rector Damm schriftlich geben und schickte ihm solches Document nach Rom. — Er ließ sich dafür durch den Prinz Georg von Strelitz bedanken und mir sagen: das wäre wahr, — und auch recht gut! — Denn wäre er das nicht gewesen, so säße er gewiß noch zu Seehausen bey den Barfüßern und lehrte sie a b, a b u. s. w. Er studirte mit mir in Halle 1739 und 40, hielt aber kein Collegium ganz aus, außer Alexand. Gottl. Baumgartens Publicum, worin er die Encyclopädie vortrug; und dieses wegen der Bücherkenntniß, die dabey vorkam. Des Vormittags studirte er fleißig in zusammengeborgten Büchern, und des Nachmittags war er meistens in Gesellschaft von lockern Burschen, — die seine Landsleute und Bekannte waren, und welche ihre Gesellschaft für unvollkommen hielten, wenn er nicht dabey war. Denn er war immer aufgeräumt, scherzhaft, gesprächig, belesen und konnte tausend Schnurren aus alten und neuen Zeiten erzählen.

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1739—1744

Des Abends war er meistens auf dem Rathskeller und unterredete sich mit alten ehrbaren Bürgern von ihren Wanderschaften, und zeichnete sich aus ihren Erzählungen mehr als eine Reiseroute nach Paris auf, um alle Abend von Erfurt an ein Kloster zu erreichen, worin er freyes Quartier finden konnte. — Denn Paris und Rom wollte er sehen. — Endlich verkaufte er alle seine Bücher und Sachen, schaffte sich für das daraus gelöste Geld einen capuzinergrauen säubern Rock, ein Paar gute Stiefel, und einige weiße Wäsche, wie auch den Rysselschen Catalogue an, und trat damit zu Fuß seine Reise nach Paris an. Aber in keinem Kloster wollte man ihn beherbergen; weil er nicht arm, sondern gar zu gut gekleidet wäre, und als er nahe an Frankfurth kam, wo er die Krönung K. Carl's VII. mit ansehen wollte, so war sein Geld alle; er kam blutarm nach Halle zurück und nahm eine Condition auf dem Amte zu Hadmersleben im Magdeburgschen an. — Von hieraus reisete er einmahl nach Halle, um eine Stelle aus den Memoires der pariser Academic nachzuschlagen, welches Buch er in Baumgarten's Bibliothek antraf. Dieser befahl seinem Famulo, dem nachmahligen Superintendenten Masch zu Neustrelitz, ihn mit auf die Bibliothek zu nehmen und das verlangte Buch zum excerpiren ihm vorzulegen; und bekam ein Verlangen, einen Menschen zu sprechen, der, um eine Stelle nachzuschlagen, von Hadmersleben nach Halle gelaufen kam; eben wie jener Engländer, der bey der Verschiedenheit der Reisebeschreiber in Angebung des Maßes der Pyramiden rabbelköpfig wurde und nach Aegypten reisete, um sie selbst zu messen. — Er sprach ihn und fand bey ihm große Belesenheit, weitläufige Bücherkenntniß, eine richtige Beurtheilungskraft und nicht gemeine Gelehrsamkeit. Er suchte ihn zu bereden, sich der Academic zu widmen, nach Halle zu kommen und Magister zu werden, und versprach ihm allen möglichen Vorschub. Aber Haud facile emergunt, quorum virtutibus obstat Res angusta domi. — Er bedankte sich und ging zurück in seine Condition. — Nach einem oder anderthalb Jahren ward er Conrector zu Seehausen in der Altemark, wo ich zu Havelberg Gelegenheit hatte, die alte Bekanntschaft und Freundschaft zu erneuern, dergleichen ich auch mit seinem Vorfahren, Boysen, gepflogen. Hier breche ich ab, weil ich schon auf der letzten Seite meines Briefes bin. In dem altonaer gelehrten Mercur von 1764 ist sein Leben in 2 bis

August 1743

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3 Stücken von seinem Collegen, dem Rector Paalzo[w] in Seehausen, beschrieben, der die hamburger Vergnügungen des Geistes herausgab. Doch ist Winkelmann mit diesem seinen Biographen gar nicht zufrieden; wiewohl das Meiste wahr ist, was von ihm gemeldet wird. — Es gibt aber auch eine lieblose Wahrheit. — 107 Boysen an Gleim [Heimersleben-Seehausen, 1743—1745] Magdeburg, den 10. August 1743. . . . Da ich nach Magdeburg zurückreisete, fand ich im Kruge von Heimersieben einen Kandidaten, der Winkelmann heißt, und der sich damals bey dem Herrn Oberamtmann Lamprecht in Heimersieben in Condition befand. Er hat mit uns in Halle studirt, und Sie müssen ihn auf den öffentlichen Bibliotheken oft gesehen haben. Weil er sehr dürftig ist, konnte er sich keine Bücher anschaffen. Daher besuchte er den Büchersaal auf dem Waisenhause, bey der Universität und Marktkirche, und las daselbst die Schriften der alten Griechen. Er war aber, da ich ihn wider alles Vermuthen auf dieser Rükreise nach Magdeburg fand, so schlecht bekleidet, und von einem alten Kummer dergestalt entstellt, daß ich ihn kaum noch kannte. Mit einer Wehmuth, die mein ganzes Herz durchdrang, entdeckte er sich mir, und bat mich, ihn nach Seehausen zu meiner Stelle zu empfehlen, weil man ihm geschrieben hätte, daß ich mit der Vollmacht, einen geschikten Nachfolger auszusuchen, wäre versehen worden. Ich nahm mich seiner, nachdem er mich durch bewunderungswürdige Proben von seinen großen Talenten, und von der Stärke in der griechischen Litteratur überzeugt hatte, aus allen Kräften an, und ich habe es dahin gebracht, daß er mein Nachfolger im Amte geworden ist. Was meynen Sie aber? Jedermann glaubt in Seehausen, daß ich mehr für Winkelmannen als für die Schule gesorgt hätte, und verschiedne meiner Freunde haben mir die bittersten Verweise gegeben. Der neue Gonrector kann nicht predigen; es mag ihm auch wohl an der äußren Lehrgabe fehlen, und vielleicht ist ihm die Bühne zu eng; kurz die Zahl der Schüler hat sich merklich verringert, und Winkelmann hat mich mündlich und schriftlich ersucht, ihn anderwärts unterzubringen. Zu meinem großen Glüke hat ihm Herr Nolten das vortrefflichste Zeugnis ertheilt, ich würde sonst noch schärfere Straf briefe erhalten haben. Denn dies Zeugnis schüzt mein Urtheil von ihm, und erhält mir das Lob, welches mir mein Gewissen giebt, daß ich redlich gehandelt habe. Die Merkwürdigkeit muß ich Ihnen noch von Winkelmannen melden, daß

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er den Herodot nicht nur übersezt, sondern diesen Schriftsteller auch, als ob ein Genius ihn inspirirt hätte, erklärt. Leben Sie wohl. Magdeburg, den 8. April 1745. . . . Winkelmann, den ich nach Berlin nicht habe befördern können, will so lange in Seehausen bleiben, bis er sich ein kleines Capital gesammlet hat, und dann nach Egypten gehn, um bey den Pyramiden die Kunst der Alten zu studiren. 108 Boysen [Seehausen, 1743—1748] . . . Ich wünschte mir aus Dankbarkeit gegen die gute Stadt Seehausen einen Nachfolger, der mich, nicht nur an Wissenschaften, sondern auch an der Gabe des Vertrags, das ist, wie ich immer gesagt habe, und noch sage, an der Geschicklichkeit den Gemütern beyzukommen, welches eine Haupteigenschaft der mündlich Lehrenden ist, übertreffen möchte. Und Gott ist mein Zeuge, daß ich diesen pflichtmäßigen und rechtschaffnen Sinn auch bey meinen beyden nachherigen Amtsveränderungen an meiner Kirche in Magdeburg gehegt, und durch die Erfahrung bewahrheitet habe. Denn die beyden vortrefflichen und begabten Prediger Dellbrück und Schulze sind von mir, da ich meine Aemter an dieser Kirche erledigte, wie man in Magdeburg durchgängig wußte, in Vorschlag gebracht worden, und zur Erwählung der beyden berühmten Prediger an der Heiligen Geist- und Katharinenkirche, Götze und Orlich, die zu jener Zeit noch keinen schriftstellerischen Ruf hatten und die ihr Leben in Hamburg geendiget haben, bin ich thätig beförderlich gewesen, ohne mich von ihren Vorzügen von meinen Wünschen und Bestrebungen schrecken zu lassen. Diese historische Bemerkung stieß mir jetzt auf, da mir das mißfällige Urtheil einfallt, welches einige von der Ernennung Winkelmanns an meine Stelle zu der Zeit in Umlauf brachten, als hätte ich bey diesem Vorschlage mehr für meinen Lehrruhm, als für die Aufnahme der Schule, gesorgt. Da Winkelmann, welcher Hauslehrer in Heimersieben bey dem Amtsrath Lamprecht war, im Posthause erfahren hatte, daß ich durch diesen Ort reisen würde, näherte er sich mir in dem Wirtshause, der Drachenkrug genannt, mit Urbanität, die nachher weder zu Seehausen, noch zu Dresden, noch in Rom, wie bekannt, sein Charakter gewesen ist, welches man immer von einem Manne vermuthen kann, der weit mehr als der morose Schurzfleisch, gewesen, und durch kolossalische Werke sich ein Andenken erworben hat, um dessen

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Vertilgung Italiäner und Franzosen bisher umsonst gearbeitet haben. Diesen Winkelmann in Rom und Dresden muß man von jenem, der zu Seehausen in der Schule gearbeitet hat, wohl unterscheiden. In dem Gasthofe, wo er auf mich gewartet hatte, eröffnete er mir, daß die Ursach seiner Gegenwart der Wunsch wäre, ihm in meine Stelle zu verhelfen, und daß er dazu von dem Rektor Tappert in Stendal, welcher es wüßte, daß ich vom Senat wäre ersucht worden, einen Nachfolger in mein Amt in Vorschlag zu bringen, wäre aufgemuntert worden. Das Aeußere dieses Mannes nahm mich wenig für ihn ein, gewaltig aber seine griechische Gelehrsamkeit, und noch mehr der religiöse Sinn, den er mir dadurch zu erkennen gab, daß er sich meine Nachfolge auch darum wünschte, weil die Nähe der Stadt Seehausen ihm den Vorsatz erleichterte, seinem armen Vater, der ein Schuster in Stendal sey, an die Hand zu gehen. Im Ebräischen war Winkelmann ganz zurück, im Lateinischen, in welcher Sprache ich mit ihm redete, mittelmäßig, desto mehr Stärke aber besaß er in der römischen Geschichte und Alterthumskunde. Ich gab sofort den Vorsatz, mich nach Halle zu wenden, auf, blieb bey Winkelmannen stehen, schlug ihn nach meinem Gewissen vor, unterstützte ihn zu der Reise nach Seehausen thätig, und bot alle meine Kräfte auf, diesen überall von Menschen verlassenen Mann das Glück, welches er in Seehausen suchte, durch den Beystand meiner warmen dasigen Freunde, zum Glücke zu machen; und das that ich um so viel willfähriger, jemehr ich jetzt und nachher sähe, daß ihm die Gabe, die Herzen der Menschen zu gewinnen, entweder von der Natur, oder von der kläglichen Erziehung, die er empfangen hatte, war versagt worden. Er war von der in Seehausen gefundenen Versorgung zufrieden, die Seehauser aber waren es nicht von ihm. Zu meinem Glücke hatte Nolten von seiner Prüfung bey dem Magistrat ein vortreffliches Zeugniß abgelegt, und seinen Beruf an die ungemein blühende Schule als einen sichtbaren Beweis der göttlichen Providenz über dieselbe angegeben; sonst würde ich bey Unverständigen allen Kredit verloren haben, als welche auf die Meinung geriethen, als wenn ich durch diesen Vorschlag das Andenken an mich zur Unsterblichkeit hätte erhöhen wollen. Bey der ehrlichen Absicht, die ich gehabt hatte, der Schule noch erheblichere Vortheile zu verschaffen, als ich ihr zu geben vermögend war, kränkte michs nicht wenig, daß sich bald nach der Einführung meines Nachfolgers Schüler aus der Schule verlohren; einige wandten sich nach Perleberg, andre nach Magdeburg, theils ins Bergische Pädagogium, theils in das Stadtgymnasium. Die mich besuchenden durchreisenden Kaufleute zuckten Winckelmann-Briefe IV.

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die Achsel, Paalzow schwieg: zum Predigen hatte der neue Konrektor kein Geschick, und nicht viel zum Vortrage in der Schule. Kurz, in den sieben Jahren, da dieser große Literator zu Seehausen gewesen ist, hat er kein Blatt drucken lassen; es ist, weder von ihm noch von dem Rektor, eine Redübung, am wenigstens aber eine Disputation gehalten worden, und bey seinem Abgange nach Dresden, den Herr Berends, ein guter Freund von mir, auf sein dringendes Anhalten bewirkte, soll die Schule sich in einem schlechten Zustande befunden haben. Nach einer in einer Zeitschrift excerpirten Anekdote soll Winkelmann sein Daseyn in Seehausen Jahre seiner Wildheit genannt und dabey versichert haben, daß, wenn er in seiner Schulbedienung zu Seehausen die Kinder hätte buchstabiren lassen, er bey dem Anblick der mit dem Ausschlage übersäeten Köpfe an Homers Verse, zu seiner Beruhigung, gedacht hätte. Ist das wahr, welches ich nicht glauben kann, daß es von ihm gesagt worden ist, so muß die Schule schon zu seiner Zeit in einen fast rettungslosen Abgrund hinabgesunken seyn. Einen guten Theil der Zeit hat er mit Reisen zugebracht und ich habe ihn nicht selten in meinem Hause gesehn und zu seinem Wohlgefallen freundschaftlich bewirthet. Nur um meinetwillen kam er jährlich zweymal nach Magdeburg, sprach außer mir keinen, besuchte keinen, auch nicht einmal das Bergische Pädagogium, wo er Augen- und Seelenweide würde gefunden haben, er kam nicht von meinem Studirzimmer, excerpirte auf demselben, sprach nie von seiner Lage in Seehausen und äußerte über seine Entwürfe und Erwartungen mehr nicht, als daß er gesonnen wäre, nach dem Tode seines Vaters nach Aegypten einen Zug zu thun, und daselbst die Pyramiden zu studiren. Die Reise zu mir that er allemal zu Fuße und vollendete, bey der Hurtigkeit seiner Füße, die elf ziemlich langen Meilen, ohne müde zu werden, binnen anderthalb Tagen. Auch in seinen Briefen an mich, die er nie in lateinischer Sprache abfaßte und deren ich eine ziemliche Anzahl habe, schwieg er von den Schicksalen der Schule, die ihm doch hätten unangenehm seyn müssen; hingegen hörte er gern, wenn ich ihn von dem Wohl, welches mir in Seehausen zu Theil geworden war, unterhielt; wie ich denn nicht sagen kann, daß er sich über seine Vorgesetzten und Amtsgehülfen je, weder mündlich, noch schriftlich, beschweret hätte. Man hat mir zu wiederholtenmalen seine Briefe abkaufen und sie herausgeben wollen, und ich bin dazu überaus witzig aufgefordert worden. Allein ich habe Bedenken getragen, Briefe, die nicht an die Welt, sondern an mich gerichtet waren, und die überdem einen unerheblichen Inhalt hatten, in das Publikum zu bringen. Daß er

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sich nach seiner Entfernung von Seehausen meiner noch mit Wohlwollen und Beyfall erinnert hat, weiß ich durch sichere Nachrichten aus Dresden; ja selbst aus Rom. Hätte er seine Reise nach Deutschland vollendet, würde er mich von Dessau aus gewiß besucht haben, worüber ich eine bestimmte Anzeige besitze und ich würde diesem großen Manne die ihm schuldige Ehrerbietung in Quedlinburg öffentlich, ohne Prahlerey und aus einer reineren Seele, als andre, die mit ihm wichtig thaten und ihn nicht kannten, zu erkennen gegeben haben. Von der Mittelmäßigkeit seines Glücks in Rom, welches mit demjenigen, welches ihm in Berlin zugedacht wurde, nicht zu vergleichen ist, habe ich sichrere Nachrichten, als gewisse Plauderer, die, ich weiß nicht warum? ihm eine geistliche Hochwürdigkeit und eine politische Excellenz beygelegt haben. Und nicht wenig hat michs befremdet, daß unter seinen Panegyristen in Deutschland kaum einer ist, der Winkelmann persönlich gekannt hat, und doch sind Anekdoten von ihm ausgebreitet worden, unter welchen sein eigentlicher Ruhm erliegen müßte. Leider haben einige seiner Lobredner, die brausend um seine Asche herumgeschwärmt haben, nicht an Juvenals Bitte gedacht: Ne laedas manes meos. Wie hat z. E. der Brief, in welchem Winkelmann die niedrigsten Ausfälle auf das große Originalgenie, Lessing, that, der ihm an Geist und Gelehrsamkeit weit überlegen war, ohne Beleidigung des Verfassers in die Welt geschrieben werden können? Und eben das Urtheil ist von mehreren herausgekommenen Briefen wahr und erweislich, die er in einer üblen Laune mag aufgesetzt haben. Noch muß ich hinzufügen, daß die Transsubstantiation, zu welcher er sich in Dresden dem Munde nach bekannt hat, das Vehikel zu der Transsubstantiation geworden ist, die ihn in die literarische Größe verwandelt hat, durch welche sein Name in der Republik der Gelehrten eine nicht geringe Stelle erhalten hat. Winkelmanns ganzes literarisches Verdienst, zu welchem er in Dresden den Grund legte, und es zu Rom vollendete, besteht darin, daß er die antiquarische Wissenschaft, die in Deutschland von der Philologie getrennt war, mit derselben vereinigt, den Geist der alten Dichter in den Werken der alten Künste, die er dort in Augenschein nehmen konnte, aufgefunden und Homers Sprache von den ältesten Bildhauern gelernt und also einen herrlichen Theil der Gelehrsamkeit, der einige Jahrhunderte in Ruinen gelegen, hervorgezogen und ans Licht gestellt hat. 12'

1736—1751 109 Kleinow [d. A.] an Gurlitt [1736—1751] [Salzwedel, den 26. October 1797.] Alle Personen, dieWinckelmann hier [in Salzwedel] in seinen Schuljahren gekannt haben, sind todt, bis auf den Buchdrucker, Herrn Schuster sen., welcher 1726 gebohren ist, und mir erzählt hat, daß im loten Jahre seines Alters Winckelmann als ein hiesiger Schüler bei seinem Stiefvater, dem Buchdrucker Heller, wöchentlich zwei Freitische gehabt und ihn dafür privatim unterrichtet habe. Hiermit stimmt das Schulbuch genau überein, wenn in der Reihe der im Jahr 1736 aufgenommenen Schüler geschrieben steht: D. XV Nov. Jo. Joachimus Winkelmann natus annos XIX. Die Zeit aber, da er unsere Schule verlassen hat, ist nicht angemerkt. Von seinen akademischen Jahren habe ich zwar ehemals aus den Erzählungen seines contubemalis in Halle, des zu Langendorf in meiner Inspection verstorbenen Predigers Franck, vieles gehöret, aber nichts so behalten, daß ich jezt davon etwas gewisses und ordentliches melden könnte. So geht es mir auch mit vielen ändern Dingen, daß ich zweifelhaft bin, ob ich sie von ihm selbst, oder von ändern gehört habe, z. B. daß seine Lust zum Studiren und besonders zur griech. Sprache dadurch erweckt sei, daß der Obergerichtsrath Goldbeck in Stendal einen Schüler verlangt, der zur Ermunterung des Fleißes seiner Söhne ihrem Privatunterrichte beiwohne, und der Rector Tappert ihn dazu empfohlen habe. Mit Gewißheit aber kann ich melden, daß, als er im Winter 1751 zur Wiederherstellung seiner Gesundheit sich in Stendal aufhielt, und mir so viele Proben einer außerordentlichen Fertigkeit im Griechischen gab, er auf meine Frage zur Ursach anführte, daß bei seinem mühseligen Schuldienste in Seehausen er den Vorsaz gefaßt hätte, nach England zu gehen, um bei einer Buchdruckerei Corrector zu werden. Aus diesem Grunde mag es ihm auch wol 1747 nicht sonderlich um die Beförderung zum hiesigen Conrectorat zu thun gewesen seyn. Denn als er zu einer Probelection eingeladen worden, so kam er zwar u. s. w. [Hier folgt die von dem Sohne des Superint. Cleinow mitgetheilte Nachricht.] Wenn Sie recht viele Nachrichten von Winckelmann haben wollen, so kann Ihnen solche niemand besser, als der 8ojährige Doctor der Arzneikunst, Herr Uden, mittheilen, als welcher sein ältester und bester Freund war, und noch aus Italien von ihm Briefe erhielt. — Einen Umstand aber kann ich hier nicht mit Stillschweigen übergehn. Winckelmann war im Jahr 1751 bei einem Besuche bis zur Mitternacht bei mir, und ich mußte, nach Gewohnheit, ihn in sein Quartier be-

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gleiten. Weil es nun eine gar helle und stille Nacht war, so gingen wir auf dem Marien-Kirchhofe hin und her, und er klagte viel über seine Schwachheiten, besonders über seine Schlaflosigkeit. Ich ermunterte ihn zum fleißigen Gebrauch aller nöthigen Hülfsmittel, und sezte hinzu, daß, wenn er darin säumig seyn würde, er noch hier in Stendal den Todten würde beigefügt werden, auf deren Gräbern wir jezt herumgingen. Diese Worte waren noch nicht völlig ausgesprochen, so fiel er mir um den Hals und sprach: Ach Freund; sagen Sie mir davon nichts: und als ich erwiederte: Sie haben ja wol nach dem Tode, wie Ihre Meinung zu seyn scheint, nichts zu furchten, noch zu hoffen; so sezte er hinzu, daß unsere Freundschaft ein Ende haben würde, wenn ich noch weiter ein Wort davon redete. Das Andenken von dieser geäußerten Todesfurcht hat mir hernach die erste Nachricht von seiner Ermordung vollends recht schreckhaft gemacht. — Seinen geschriebenen Commentar über den Juvenal soll Ihnen mein Sohn, der Lehrer auf der Ritteracademie zu Brandenburg, dessen Eigenthum er jezt ist, ehestens mit den beiden mir noch übrigen Winckelmannschen Briefen übersenden. Vor einigen Jahren hörte ich sagen, daß Jemand in der hiesigen Provinz noch ein Winckelmannsches Manuscript von größerem Werthe besize; allein ich kann mich jezt so wenig auf den Namen des Besizers, als den Inhalt des Buchs besinnen. Salzwedel, den 26. October 1797.

Gleinow.

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[Burgbrandenburg den 14. October 1798.] Diese Briefe spielen auf besondere Umstände an, ohne deren Kenntniß man sie nicht verstehen kann: ich nehme mir daher die Freiheit, Ihnen dasjenige mitzutheilen, was mir davon durch meinen verstorbenen Vater bekannt geworden ist. In dem ersten Briefe vom i. Mai 1751 sagt Winckelmann, nachdem er auf seine ehemalige traurige Lage zu Seehausen gekommen ist: haerentque infixi pectore vultus, quibus nos insultavit homo suberis (subere) levior etc. Der Mann, über den Winckelmann in dieser Stelle seinen Unwillen ausläßt, war der damalige Inspector und Ephorus der Schule zu Seehausen. Winckelmann war als Gonrector verpflichtet, alle Sonntage in der Kirche gegenwärtig zu seyn und die Predigt des Inspectors anzuhören: dieß ward ihm bald lästig, vorzüglich da der Redner so weit hinter jenen Mustern zurückblieb, die er kennen gelernt hatte. Winckelmann äußerte sich hierüber gegen verschiedene

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Männer, und suchte sich am Ende dadurch schadlos zu halten, daß er statt des Gesangbuchs den Homer oder andere griech. Schriftsteller einsteckte und sich wärend der Predigt daraus zu erbauen suchte. Nicht nur hievon ward der Inspector benachrichtigt, sondern es hatten sich gute Freunde gefunden, die ihm Winckelmanns Urtheil über seine Predigt hinterbracht hatten. Es konnte nicht fehlen, daß der Inspector dem Conrector Winckelmann nicht die heftigsten Vorwürfe darüber gemacht haben sollte, und daß er ihn nicht das ganze Gewicht des Ephorats hätte fühlen lassen. Wegen des Verhältnisses, worin beide lebten, blieb dem leztern nichts übrig, als durch solche Ausfalle, wie sich in diesem Briefe finden, sich schadlos zu halten. Am Ende des Briefs wünscht Winckelmann meinen Vater in Nötheniz zu sehen: dieß ist kein flüchtiger Gedanke Winckelmanns, sondern mein Vater war wirklich Willens, eine Reise dahin zu unternehmen. Als mein Vater die Universität verlassen hatte, war es das einzige Ziel seiner Wünsche als Bibliothekar des Grafen v. Bünau in Nöthenitz angestellt zu werden, und, wenn ich nicht irre, so ließ er sich auch deswegen mit dem Grafen in Unterhandlungen ein; allein, da die Sache beinahe zur Richtigkeit gekommen war, mußte er, auf Verlangen seines Vaters, zurücktreten. Da mein Vater also seinen Wunsch nicht erfüllt sehen konnte, flößte er seinem Freunde Winckelmann den Gedanken ein, die Stelle für sich zu suchen, und ward dadurch eine mittelbare Ursache, daß Winckelmann nach Italien kam. Meinem Vater blieb nachher nichts als der Wunsch übrig, Nöthenitz zu sehen, der durch seinen Freund Winckelmann unterhalten ward; indeß ist dieß nur ein frommer Wunsch geblieben. In dem folgenden Briefe von 1752 wünscht Winckelmann meinem Vater zu der erhaltenen Feldpredigerstelle bei dem jezigen Borsteischen, damals Bredowschen Cürassier-Regiment Glück: er kommt dabei auf Salzwedel, erinnert sich viele Freunde daselbst zu haben und gesteht, daß sie ihm einen blauen Dunst vorgemacht hätten. Dieß bezieht sich auf folgende Anecdote. In den Jahren 1747 oder 1748 war das Conrectorat des Salzwedelschen Lyceums vacant, welches der Magistrat wieder besezen wollte. Winckelmann war entweder von seinen Freunden dazu vorgeschlagen, oder er hatte sich auf Anrathen seiner Salzwedelschen Freunde dazu gemeldet, genug, er und ein gewisser Stein, aus Salzwedel gebürtig, der als dritter Prediger an der Marienkirche zu Salzwedel gestorben ist, wurden von dem Magistrate zu Probelectionen eingeladen. Winckelmann kam am bestimmten Tage zu Pferde in Salzwedel an, und

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hatte nichts angelegentlicheres, als bei seinem Wirthe über die Lage der Sache nähere Erkundigungen einzuziehen. Dieser bedauert ihn, daß er um des Conrectorats willen eine Reise nach Salzwedel unternommen habe: er fügt hinzu, daß sich außer ihm noch der Candidat Stein, ein Stadtkind, gemeldet Habe, und dieser würde ohnfehlbar die Stelle erhalten, da ihm der ganze Magistrat wohl wollte. Kaum ist Winckelmann hievon unterrichtet, so läßt er sein Pferd satteln und kehrt nach Seehausen zurück, ohne die Probelection gehalten zu haben. Der Wirth hatte nicht unrecht; denn der Candida* Stein ward zumConrector gewählt... Gleinow. Burgbrandenburg den 14. October 1798. Ill Paalzow / Kurzgefaßte Lebensgeschichte und Character des Herrn Präsidenten und Abt Winkelmanns in Rom. 1764. [Seehausen, 1743—1748] Vorrede. Geneigter Leser! Diese merkwürdige Nachricht von dem berühmten Herrn Präsident Winkelmann zu Rom, ist aus dem altonaischen gelehrten Mercur, hier in einem ganzen Zusammenhange, um denen Liebhabern der Gelehrten- und Kirchenhistorie bekannter zu machen, im Druck erschienen. Der Verfasser derselben ist der gelehrte Herr Rector Paalzow in Seehausen, welcher es zum Einrücken in gedachtes gelehrtes Blatt eingesandt hat. In dem igten Stücke des gelehrten Mercur sind zugleich ein paar Anmerkungen zu mehrerer Berichtigung derselben aus der Vorrede des Herrn Winkelmanns zu seinen Anmerkungen über die Baukunst der Alten beygebracht worden; nemlich, daß die Abreise des Herrn Präsidenten nach Italien nicht 1758, sondern im Jahre 1755 müsse geschehen seyn; daß das Sendschreiben über die herculanischen Alterthümer nicht die erste Schrift sey, welche die gelehrte Feder des Herrn Abts Winkelmann geliefert hat. Und daß sein Uebergang zur Römischen Kirche, nach aller Muthmaßung, schon zu Dresden bey dem damaligen Königl. Beichtvater geschehen sey etc. Der Herr Präsident und Abt hat sich bisher, durch seine gelehrte Schriften, in der gelehrten Welt großen Ruhm und Ansehen erworben, und nicht nur in der Absicht dessen, daß gleichsam das ganze gelehrte Europa seine Augen auf ihn richtet, sondern auch wegen seiner Apostatic von der evangelischen Kirche, ja selbst wegen seines geringen Herkommens und Beförderung zur hohen Würde eines Präsidenten in Rom, sind diese Nachrichten von denselben merkwürdig. Sie füllen eine Lücke in der Gelehrten- und Kirchenhistorie, und dem deßwillen hat man vor gut befunden, sie bekannt zu machen. Der itzt zu Rom lebende Präsident der Alterthümer und Abt, Herr Johann Joachim Winkelmann, macht allerdings Deutschland Ehre; dennoch aber seinem Vaterlande nicht die gewünschte Freude. Aber welches ist sein Vaterland?

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wer sind seine Eltern? welches sind die Umstände seines vorigen Lebens? Wodurch hat er sich solcher Römischen Würde iahig gemacht? So werden nothwendig manche Leser fragen, welche die Nachricht von dessen Erhebung im gelehrten Mercur Stück 26. S. 208. und von der Ehre, die ihm durch die Zueignung eines kostbaren Buches St. 37. S. 317. wiederfahren, gelesen haben. Da ich nun mit diesem gelehrten Manne ehemals in der engesten Verbindung und Bekanntschaft gestanden habe, so mache ich mir ein Vergnügen daraus, denjenigen gelehrten Lesern, welche diesen Character, Geburtsort und andere Umstände möchten wissen wollen, eine authentische kurze Nachricht von allen zu ertheilen. Hier setze ich aber veste, daß eben der Herr Johann Joachim Winkelmann ehemaliger Gonrector der Schule in Seehausen, auch der itzige Präsident der Alterthümer und Abt, Herr Johann Joachim Winkelmann zu Rom sey. Dieß aber erhellet aus folgenden: i) Es ist meines Wissens kein anderer Winkelmann, als der ehemalige Conrector nach Italien gegangen, davon ein ausdrückliches Schreiben von daher ein Zeugniß ist. 2) Eben er ist es, welcher das Sendschreiben über die Herculanischen Entdeckungen verfertiget hat, davon er seinen Freunden Exemplare zugeschicket. 3) Es hat kein anderer durch solchen Canal zur Würde eines Präsidenten der Alterthümer, als unser Herr Winkelmann, steigen können. 4) Es hat auch eben derselbe seine Erhöhung wirklich einigen Freunden in seinem Vaterlande bekannt gemacht. Folglich ist er derjenige Herr Winkelmann, dessen Leben und Character ich kürzlich schildern will. Herr Johann Joachim Winkelmann sähe das Licht der Welt im Jahr 1717. zu Stendal, in der Hauptstadt der Altemark. Er ward von ehrlichen aber armen Eltern gezeuget. Er war der einzige Sohn seiner Eltern, und sein Vater Johann Winkelmann war ein armer Schuster, welcher endlich wegen Schwachheit und Alter in das Stendalische Hospital zu St. George aufgenommen wurde. Alles dieses war keine Hinderung, sondern vielmehr ein Triebrad, dadurch unser Herr Winkelmann angetrieben wurde, sich durch Erlernung der Wissenschaften groß und nützlich zu machen. Es gereicht also die Armuth und Niedrigkeit der Eltern ihm bloß zur Ehre. So lange der alte Vater noch arbeiten konnte, gab er dem Sohne zu seinem Vorhaben alles, was ihm möglich war. Er aber suchte von Zeit zu Zeit durch den Genuß beym Singechor, durch Unterricht kleiner Kinder und auf andere Weise, sich Bücher und alles Nöthige anzuschaffen. Er genoß in diesen Umständen des getreuen Unterrichts und der väterlichen Vorsorge des gelehrten und redlichen Rectoris, Herrn Tapperts des altern, der, da er im Alter sein Gesicht verlor, ihn zu sich ins Haus nahm, um ihn in seinen gelehrten Beschäftigungen, mit Schreiben, Vorlesen, Bücheraufschlagen und dergleichen, die nöthige Handreichung zu thun. Hierbey genoß unser Herr Winkelmann nicht allein seine Privatunterweisungen und seines häuslichen ganz besondern Unterrichts vorzüglich; sondern er hatte auch einen freyen Zutritt zu dem schönen Bücherschatz dieses unsterblichen Schuhlmannes. Er nutzte denselben nach seinen damaligen Fähigkeiten also, daß er sich frühzeitig eine ziemliche Bücherkenntniß erwarb, und sich vornemlich mit den alten lateinischen Schriftstellern bekannt machte, und was er nach seinem Geschmack schönes darin antraf, sorgfältig auf hüb, und solchen Schatz darin zu haben vermeynete, über dessen Besitz er sich mehr, als über alle Bibeln und theologische

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Compendia, freuete. Schon in seinem jugendlichen Alter spürte man an ihm Proben einer gänzlichen Gleichgültigkeit gegen alle höhere Wissenschaften, aber einen desto stärkern Hang zu den Sprachen, zu alten Büchern, und zur Sammlung alter Todtenköpfe. Er pflegte öfters zur Sommerzeit seine Mitschüler zu ermuntern, die Sandberge vor den Thoren der Stadt Stendal mit ihm durch zu wühlen, um alte Scherben von zerbrochenen Urnentöpfen aufzusuchen, die er dann als ein Heiligthum aufs sorgfältigste verwahrete, und auch die dasige Schulbüchersammlung damit beehrete. Von diesem seinen Fleiße hat auch die Seehausische Bibliothek noch ein Paar Urnen aufzuweisen. Die Schulstunden, die der Geschichte, der Erdbeschreibung, den Sprachen und der Erklärung der Glassischen Schriftsteller gewidmet waren, hatten ihn ganz; aber in keiner war er ein unaufmerksamerer Zuhörer, als in den theologischen Stunden. Denn es war nichts seltsames, daß Herr Winkelmann in solchen Stunden sich gemeiniglich mit einem alten lateinischen Schriftsteller heimlich beschäftigte, und aus demselben Redensarten auszog, woran er mehr Geschmack fand, als an allen theologischen Definitionen. Sein alter Lehrer merkte das an ihm, und bestrafte ihn darüber zuweilen mit allem Ernste, und suchte diesen ausschweifenden Trieb auf alle Weise bey ihm einzuschränken; aber er konnte sich hierin nicht ändern, und es war nicht anders, als wenn er damals schon dunkel voraus gesehen hätte, daß er sich künftig mehr durch die Kenntniß der Sprachen und Alterthümer, als durch theologische Einsichten empor schwingen; die Religion hingegen ihm zur Erreichung seiner künftigen Absichten mehr hinderlich als förderlich seyn würde. Cicero war sein Element und dessen Reden waren die Muster, wornach er sich bildete. Um die Ausbesserung seiner Muttersprache war er wenig bekümmert, aber was nach der alten Römischen Beredsamkeit schmeckte, das nahm ihn ganz ein. Bey den Uebungen der Beredsamkeit in der Schule perorirte er mehrentheils in Römischer Sprache, und er wußte schon als ein junger Lehrling und Anfänger in der Beredsamkeit seine Uebungsreden mit Ciceronianischen Blumen und Perioden so schön auszuschmücken, daß er wie in den griechischen und hebräischen Sprachen, also auch im lateinischen Styl, allen seinen Mitschülern den Vorzug abgewann. Die Lust, fremde Oerter zu sehn, die ihm schon in seinen jungen Jahren beywohnte, ließ ihn in Stendal nicht lange ruhen, und weil er glaubte, daß große berühmte Städte ihm für seinen forschenden Geist mehr Nahrung verschaffen würden, so entschloß er sich im löten Jahre seines Alters nach Berlin zu gehen. Sein alter verdienter Lehrer gab ihm ein Empfehlungsschreiben an den damaligen Rector des cölnischen Gymnasii, Herrn Baaken, mit, der ihm die Aufsicht über seine Kinder anvertrauete, und ihn dafür ins Haus und an den Tisch nahm. Hier gieng er auf dem einmal angetretenen Wege unermüdet fort, suchte sich unter der Anführung der damaligen Cölnischen Lehrer in den schönen Wissenschaften, und sonderlich in den Sprachen, noch vester zu setzen. Aber nach Ablauf eines Jahres kehrte er, vermuthlich weil er in Berlin seinen hinlänglichen Unterhalt nicht fand, vornemlich aber aus Liebe für seine arme unvermögende Eltern, deren Herz ganz an diesem ihren einzigen Sohne hing, wieder nach Stendal zurück. Der alte verdiente Rector der dasigen Schule, der sein Lehrer und Vater zugleich war, nahm ihn willig wieder auf, und Herr Winkelmann bediente sich seines Bücherschatzes sowol als seines Unterrichts noch zwey Jahr. Er erwarb

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sich unter den Chorschülern, denen er zuletzt als Vorsteher fürgestellet war, seinen Unterhalt reichlich. Endlich gieng er, nachdem er solchergestalt für die hohe Schule hinlänglich zubereitet zu seyn schien, mit einigen wenigen Geldern, die ihm aus den Händen einiger gutthätiger Freunde und Gönner zugeflossen waren, im aisten Jahre seines Alters 1738 auf die Hallische hohe Schule. Kaum war er in Halle angekommen, so that er in Gesellschaft einiger seiner Landesleute eine Reise nach Dresden, um theils die Seltenheiten dieser berühmten Sächsischen Residenz zu sehen, theils aber und vornehmlich um die prächtigen Feyerlichkeiten, die damals bey Gelegenheit der hohen Vermählung der Chursächsischen Prinzessin mit dem Könige beyder Sicilien öffentlich angestellet wurden, in Augenschein zu nehmen. Mußte also Herr Winkelmann nicht gleichsam zum voraus diejenige Residenz und das Land besuchen, welches ihm den Canal nach Rom eröffnen sollte; und mußte er nicht zugleich diejenigen Italiänischen Großen zu sehen bekommen, in deren Gränzen er den Stoff zu seiner Altertumswissenschaft vermehren sollte? Jedoch, nach Stillung seiner Neubegierde, kehrete er nach Halle zurück. Seine Zeit wandte er seinen Absichten gemäß an, ohne sich an eine der höhern Facultäten zu binden. Er suchte sich solche Lehrer und Vorlesungen aus, die nach seinem Geschmack waren, und die ihm zur Vermehrung und Erweiterung seiner Einsichten in die Litteratur und in den Sprachen dienlich zu seyn schienen. Von einem weichlichen, wohllüstigen und gemächlichen Leben hielt er nichts, sondern er war gewohnt, sich alle Tage mit kalter Küche zu behelfen, und auch mit der schlechtesten Kost vorlieb zu nehmen. Oft gerieth er wegen seines Lebensunterhalts in Mangel und Noth; aber dieß konnte seinen Muth nicht schwächen, sondern er war auch, wenn es ihm an den nöthigsten Lebensbedürfnissen gebrach, dennoch immer aufgeräumt und vergnügt. Einige seiner Landesleute unterstützten ihn, und seine überall bekannte Ehrlichkeit und unverstellte Redlichkeit, wie auch seine gute Schreibart, verschafften ihm Gönner und Freunde. — — — Nach zurückgelegten akademischen Jahren dachte er auf Reisen in fremde Länder. Sein Sinn stand ganz nach Frankreich; und ob er gleich die Gabe hatte, ohne Geld zu reisen, so wollte er sich doch nicht mit ganz leeren Händen auf einen solchen weiten Weg machen, sondern er nahm zuerst bey einem Amtmann im Halberstädtischen die Stelle eines Hauslehrers an. Hier erwarb er sich etwas Geld zur Reise und Kleidung für einen Passagier zu Fuß. Er konnte sich aber nicht lange halten, sondern trat wirklich die Reise nach Paris an. Schon hatte er Frankfurt am Mayn hinter sich, und war bis nach Geinhausen gekommen, als ihn die starken Züge der französischen Kriegesheere in dem ersten Schlesischen Kriege nöthigten, seinen Sinn zu ändern und wieder in sein Vaterland zurück zu kehren. Herr Winkelmann ward darauf Hofmeister der jungen Herren von Grolmann, Söhne des Herrn Rittmeisters von Grolmann, welcher zu Osterburg im Standlager war. Als hiernächst das Conrectorat zu Seehausen, durch den Abzug des Conrectors Boysens, itzigen Hofpredigers in Quedlinburg, nach Magdeburg als berufenen Diaconi zu St. Johannis, erlediget wurde; so nahm Herr Winkelmann im Jahr 1742 den Ruf ak Conrector bey der Seehausischen Schule an. Hier war er ein emsiger Lehrer und ein begieriger Lehrling. Alle Stunden, die er außer dem Unterricht und der nöthigen Pflege in seiner Gewalt hatte, wandte er ganz unermüdet an, um in seiner Sprach- und Alterthums-

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Wissenschaft zu wachsen. Seine Geschicklichkeit im Excerpiren war so groß, daß er in weniger Zeit den großen Bayle in zwey geschriebenen Folianten vor sich sähe. Dieß war für ihn ein Schatz, den er täglich durchsuchte. Er besaß zwar die größte Fertigkeit in der hebräischen, griechischen, lateinischen und französischen Sprache; aber ihm fehlte die Kenntniß der italiänischen und englischen Sprache noch. Hier mangelte es ihm an Untericht; aber er ward bald sein eigner Lehrer. Er ließ sich die besten Sprachlehrer kommen, und brachte es in kurzer Zeit in der eignen Erlernung der italiänischen und englischen Sprache so weit, daß er nicht allein alle Schriften dieser beyden Nationen lesen und verstehen, sondern auch ändern darin Unterricht ertheilen konnte. Mit Ausforschung der Alterthümer der Griechen und Römer war er zugleich unermüdet beschäftiget; hingegen die theologischen und philosophischen Wissenschaften waren sein Werk nicht. Er ließ sich deshalb bey dem Unterricht der Jugend in keine andere Vorlesung und Erklärung ein, als die auf die Sprachen und Alterthümer giengen. In solcher unausgesetzten Bemühung, vornemlich nach seinen Plan immer mehr sich zu bilden, blieb der Herr Conr. Winkelmann bis ins Jahr 1748. In der Zeit war sein alter Vater in Stendal verstorben. Nun hatte er freye Hände, welche die Liebe zu seinem aufs möglichste zu versorgenden Vater gebunden hatte. Nun dachte er auf einen höhern Schritt, um durch einen sichern Canal in diejenigen Gränzen zu kommen, deren Sprache und Seltenheiten ihn ganz eingenommen hatten. Herr Winkelmann hatte bey des nunmehro wohlseligen Herrn Reichsgrafen von Bünau Excellenz einen Freund aus Seehausen, welcher die jungen Herren Grafen als Hofmeister in den Wissenschaften anführte. Dieser brachte es bey dem Herrn Reichsgrafen dahin, daß unserm Herrn Conrector Winkelmann die Aufsicht und Bearbeitung des herrlichen Bücherschatzes Sr. Reichsgräflichen Excellenz anvertrauet wurde. Hierzu hatte sich derselbe auch alle nöthige Geschicklichkeit gesammlet. Nachdem er nun von seinen hiesigen und ändern Freunden Abschied genommen, und sich mit nöthigen Farbekleidern versehen hatte, so gieng er vergnügt nach Sachsen ab. Als er zu Nöthenitz ankam, ward ihm von dem Herrn Reichsgrafen, als 2tem Bibliothekar, sein eigen Feld in der weitläuftigen Büchersammlung, zugleich aber ein ansehnlicher Gehalt und eine Stelle an der prächtigen ReichsgräflichenTafel angewiesen. Nun war er in seinem Elemente. Er brachte also durch seinen Fleiß diesen schönen Bücherschatz in noch schönere Ordnung, und vermehrte denselben durch Ankauf ganzer Bibliotheken, aus welchen aber nur die fehlenden und beträchtlichsten Schriften ausgelesen wurden. Herr Winkelmann genoß hierbey der vorzüglichen Gnade seines großen Gönners, und bekam jährlich ein vermehrtes Gehalt. Mit seinem Freunde, dem Herrn Hofmeister, aber lebte er in zärtlicher Freundschaft. Da nun aber der wohlselige Herr Reichsgraf Lust hatte, seinen vortrefflichen Bücherschatz noch mit Italiänischen Werken und Alterthümern zu vermehren, so bekam der Herr Bibliothekar Winkelmann Ordre, eine Reise nach Italien, etwa im Jahr 1758 zu thun, wozu ihm 100 Ducaten Reisegeld ausgezahlet wurden. Hier sammlete er nun alle dort befindliche Seltenheiten, und suchte für die gräflich Bünauische Büchersammlung solche Schriften, die derselben noch fehlten. Aber es verging ihm auch zugleich die Lust, wieder nach Sachsen zu gehen. Er war nunmehro in dem Römischen Gebiete, dessen Schönheit ihm so lange

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her in den alten Römischen Schriftstellern war vorgemahlet worden. Sonderlich aber reizten ihn die wieder gefundenen Herculanischen Seltenheiten, und die nach seinem Geschmack alles übertreffenden Schönheiten Italiens, wurden ein Magnet, der ihn fest hielt. Herr Winkelmann sammlete also eine Schrift, und gab sie unter dem Titul: Sendschreiben über die Herculanischen Seltenheiten, in den Druck, und dieß war die erste Schrift, welche er jemals aus seiner Feder fliessen lassen. Diese Schrift übersandte er vielen seiner Freunde in Deutschland, und sie ward in unterschiedlichen Sprachen nachmals übersetzt. Nun machte sich der Verfasser für Italien so unentbehrlich, daß ihm endlich im Jahr 1763, die in Rom befindliche Gesellschaft der Alterthümer, wegen seiner großen Kenntniß in diesem Stück der Gelehrsamkeit, zum Präsidenten der Alterthümer erklärte, und er mußte als Abt, an die Stelle des verstorbenen Abts Venuti, den Eid der Treue ablegen. Es kann hierbey nicht mit Gewißheit ausgemacht werden, ob, wenn und wo der Herr Präsident Winkelmann zur Römischen Kirche übergetreten. Da aber zur Erlangung solcher Römischen Würde der Uebertritt ganz unentbehrlich ist, und da auch des Herrn Präsidenten Winkelmanns Gleichgültigkeit in der Religion offenbar ist, so kann man den öffentlichen Beytritt zur Römischen Religion ganz sicher glauben. Um solches noch desto wahrscheinlicher zu machen, will ich noch kürzlich besonders dessen Gemüthscharacter schildern. Der Herr Präsident Winkelmann besaß von Schulen an in der Stille den größten Hang, sich bloß durch seine Wissenschaften empor zu schwingen. Er war friedfertig und leutselig gegen jedermann, aber ein Feind des ändern Geschlechts. Er besaß die größte Sparsamkeit, und lebte bey eingeschränkten Gehalt und Einkünften so enthaltsam, daß er, wie auf den hohen Schulen, in Ermangelung eines ordentlichen Tisches, mit kalter Küche und einem Trunk Wassers vorlieb nahm. Sonst war er gastfrey und bewirthete seine Freunde nach Ansehen und Verdienst. Seine Sparsamkeit war kein Geitz, sondern gründete sich auf zwey Ursachen. Vors erste hegte er gegen seinen alten noch im Hospital zu Stendal lebenden Vater, eine wahre kindliche Zärtlichkeit. Diese bewog ihn, sich selbst abzubrechen, und dankbar zu seyn. Denn wahrlich er besaß den höchsten Grad einer natürlichen Redlichkeit und Aufrichtigkeit gegen seine Freunde und Verwandte, Arme und Verlassene. Vors andere suchte er durch ersparte Gelder seinen Büchervorrath mit Schriften nach seinem Geschmack anzufüllen, ob sie gleich kostbar waren. Ohne Zweifel aber suchte er auch zu einer künftigen Reise sich in gehörige Bereitschaft zu setzen. So fleißig, aufrichtig und sparsam er war, so stark hatten dennoch sein Herz die eingesogenen Zweifel gegen die Wahrheit, und die Gleichgültigkeit gegen unsere allerheiligste Religion eingenommen. Nach seinem Geständniß, hatte er sich zwar alle Gewalt angethan, um dieselben zu bestreiten und sie zu überwinden; ja, wie er offenherzig bekannte, hatte er so gar Gott auf seinen Knien um Ueberzeugung der Wahrheit angerufen; er hätte aber solche niemals erlangen können. Allein vielleicht ward die wirkliche Ueberzeugung verhindert. Mußte nicht das beständige Lesen gegenseitiger und heidnischer Schriften, und hingegen ein von Jugend angewohnter Abscheu, an allen zur Wahrheit führenden Abhandlungen, das Herz in Gleichgültigkeit und in heimlicher Feindschaft gegen die Wahrheit erhalten? Konnte er wol im Umgange mit einigen dergleichen Religionshassern eine Liebe zur Wahrheit be-

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kommen? Und war auch wol der Trieb zur Ueberzeugung mit Ernst verbunden? Indessen machte der Herr Abt als Schüler, Student und öffentlicher Lehrer alle kirchliche Uebungen mit. Er genoß auch in Gesellschaft seiner Collegen, so oft man ihn dazu einlud, das heilige Abendmahl. Er war allemal fertig dazu. Er las aber in der Kirche gemeiniglich unter der Predigt Bücher nach seinem Geschmack. Sonst war er, wie fast alle dergleichen Leute, ein großer Liebhaber der Einsamkeit. Er war recht geitzig auf die Zeit. Um auch der Nacht und dem Schlaf nicht viel Stunden zu gönnen, ging er die meiste Zeit, sonderlich im Sommer, nicht ordentlich zu Bette, sondern er legte sich einige Stunden lang auf einen Ruhestuhl. Wenn er nun zeitig genug erwachte, stand er auf, bediente sich selbst des Rechts, Feuer und Licht anzuzünden, und alsdenn arbeitete er von neuen los, ohne dabey auf ein kostbar Frühstück zu gedenken. Dennoch war er immer aufgeräumt und freundlich, munter und zufrieden. Und ich glaube, daß er auch itzo, bey seiner erlangten Römischen Würde, einen gleichen Character des Gemüths, ohne hochmüthig und aufgeblasen zu werden, behalten habe. Indessen wünsche ich dem Herrn Präsidenten, nebst allen dessen redlichen Freunden in seinem Vaterlande, daß er dereinsten, nach abgelegter Römischen Würde, als ein Bürger jener Welt, mit wahrhafter Ueberzeugung eines höchsten Wesens, die frohe Ewigkeit betreten möge. 112 Walther / Leben und Charakter Johann Joachim Winckelmanns [Seehausen-Nöthnitz, 1743 — 1754] ... Da nun Winkelmann einmal dieses Amt angenommen, so glaubte er auch, daß es die Pflicht eines ehrlichen Mannes sei, alles, was dieses Amt von ihm foderte, mit dem gehörigen Ernst, Eifer und Lebhaftigkeit zu betreiben, ja noch mehr zu thun, als man von ihm fodern konnte. Seine ihm übergebene Lehrlinge waren noch nicht weit über die ersten Anfangsgründe der Sprache gekommen, und hatten kaum einen geringen Vorschmak von denjenigen Wissenschaften, die den Kopf eines Jünglings aufräumen, und sein Herz bilden sollen; allein Winkelmann fachte die Lust und Liebe, die er ihnen gleichsam wie durch eine Zauberrute beigebracht hatte, immer mehr und mehr an, und wußte sie durch die Munterkeit seines Vertrages, und durch sein liebreiches Wesen so zu unterhalten, daß sie endlich zu der höchsten Wißbegierde stieg, und er es täglich merken konnte, daß sie anfingen Geschmak an den Sprachen, Künsten und schönen Wissenschaften zu bekommen. Diesen glüklichen Zeitpunkt ließ er nicht ungenuzt vorbei, sondern wußte ihn geschikt zu gebrauchen, gleich einem erfahrnen Steuermann, der lange auf günstige Winde gewartet, und nun, da dieselben seine Seegel aufgeschwellet, seinem Schiffe die gehörige Richtung gibt, und es in diesem Gange zu erhalten weiß. So klein auch vielleicht der Schauplatz gewesen, auf welchem Winkelmann seine Rolle gespielet, so unbedeutend auch seine Bemühungen scheinen konnten, so werden sie doch dem Kenner einen geheimen Wink geben, daß dieser Mann würde vielmehr geleistet haben, wenn er ein größer Feld zu bearbeiten gehabt hätte. Winkelmann hatte unter ändern seinen Schülern auch einen Vorschmak von der griechischen Litteratur beigebracht, und er glaubte, daß wenn jemand die Meisterstüke der

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Alten studieren wollte, er vorhero den Schlüssel zu diesen Archiven, das ist: die Sprachen gehörig zu gebrauchen wissen müsse; er fing daher an, einige heidnische Schriftsteller mit seinen Untergebenen zu lesen: allein hier fanden sich Schwierigkeiten, die einen ändern leicht würden verleitet haben, sein Vorhaben aufzugeben, er wünschte nemlich seine Schüler zu den Heiligtümern der Griechen einzuweihen, allein sie hatten ihre Bücher nicht in Händen, was sollte er nun anfangen, um seine rühmliche Absicht zu erreichen? Man muß erstaunen über den Eifer den Winkelmann bewies, diesen jungen Leuten Geschmak an denjenigen Sprachen, in welchen die Götter und Helden des grauesten Altertums geredet, beizubringen, man kann sich auch der Verwunderung nicht enthalten, wenn man seine Zeitgenossen von ihm rühmen hört, daß er sich die Mühe gab, die auserlesensten Stellen aus den griechischen Schriftstellern eigenhändig abzuschreiben, um sie ihnen vorzulegen, und sie ihnen erklären zu können, und selbst die Art, wie er die auserlesensten Stellen zum Gebrauch seiner Untergebenen abschrieb, macht einen Kenner auf sein erfinderisches Genie aufmerksam. Winkelmann kannte die Flüchtigkeit junger Leute gar zu gut, und er wußte auch wohl, daß dieselbe oft ein Zeichen eines guten Kopfs sei, und nur einen Lehrer verlangte, der klug genug ist, diese Flüchtigkeit zur gehörigen Zeit einzuschränken, ihr die gehörige Richtung zu geben, und sie, ohne daß es junge Leute merken, im Zügel zu halten. Um diese löbliche Absicht zu erreichen, erwählte er folgendes Mittel; er schrieb nemlich diese so oft erwehnten Stellen aus den griechischen Schriftstellern mit so genannten Abbreviaturen, um dadurch seine jungen Leser immer in Aufmerksamkeit und Anstrengung ihrer Seelenkräfte zu erhalten. Dieses war also der erste Versuch, den Winkelmann machte, um seine Schüler zu den Heiligtümern der Musen einzuweihen, er ließ es aber nicht dabei bewenden, sie durch Erlernung der Sprachen in den gehörigen Stand zu setzen, um aus den Schriften der Alten das Beste und Feinste einzusaugen,und sich zu eigen zu machen;sondern er bemühete sich auch ihren Verstand zu schärfen, ihr Vermögen zu Urteilen zu schleifen, und ihren gesammleten Ideen die gehörige Bestimmung, Richtigkeit und Genauigkeit zu geben. Und was konnte, wohl dazu geschikter sein, als daß er mit ihnen die Mathematik trieb, und sie durch dieselbe denken lehrte. Er erreichte auch gar bald seine Absicht, denn der Geschmak, den seine Schüler an diesen Vorübungen der Mathematik bekamen, nahm bei ihnen gar bald zu, und sie wünschten auch einige praktische Uebungen mit der Theorie verbunden zu sehen. Dieses sähe Winkelmann als eine Auffoderung an, alles mögliche zu thun, um ihr Verlangen zu befriedigen. Er ließ es sich daher nicht verdrießen in Begleitung seiner Lehrlinge die Fluren von Seehausen zu durchwandern, Felder auszumessen, und Gegenden aufzunehmen, und da hierzu keine Instrumente vorhanden waren, und der Fond der Schule es nicht verstattete dergleichen anzuschaffen ; so nahm er die dankbare Mühe auf sich einige Gönner der Schule zu bitten, dergleichen Instrumente zu kaufen, und es gelang ihm, daß er in kurzer Zeit den nötigsten Vorrat zu diesen Übungen hatte. ... Winkelmann war einer von denjenigen wenigen Köpfen, die sich ihre Ausbildung größtenteils selbst zu verdanken haben, denn in seiner Jugend war er von allen Hülfsmitteln zu sehr entblößt, als daß er sich hätte in den neueren Sprachen, der Mathematik und ändern Künsten besondern Unterricht geben lassen können, er hat dieses alles

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seinem eigenen Fleiße zu verdanken. Ab er noch auf unserer Schule war, legte er sich aus eigenem Antrieb ohne Anweisung auf das Zeichnen, er kopirte die schönsten und vortrefflichsten Gemälde so genau und richtig, daß man seine Kopie mit dem Original ohne Bedenken hätte vertauschen können, er mogte auch unternehmen, was er wolle, das gelang ihm. Er hatte sich vorgenommen die französische Sprache zu erlernen, und er führte auch seinen Vorsatz glüklich aus, ja er nahm sich sogar vor, um sich eine rechte Fertigkeit im Reden zu verschaffen, nach Frankreich zu reisen, und er würde auch gewiß sein Vorhaben ausgeführt haben, wenn nicht gewisse Umstände, die hier anzuführen zu weitläuftig sein würden, es verhindert hätten. . .. Die meiste Zeit, da er von Schularbeiten frei war, widmete er seinem Studieren, und zwar so ununterbrochen, daß er sich kaum vier Stunden des Nachts zu seinem Schlafe vergönnte, ja damit er nicht, von der Süßigkeit des Schlafs bezaubert, die zu seinen Studieren bestimmten Stunden verschlafen mögte, so brachte er die meiste Zeit außer dem Bette zu, und wartete also nur wenige Stunden seinen Schlaf ab, so daß er vor seinem Tische und Büchern sitzen blieb, um seine gelehrten Arbeiten, so bald er seine Augen aufschlug, ohne Verzug fortsetzen zu können: ja man erzählet sogar von ihm, daß er einmal ein ganzes Jahr zugebracht habe, ohne sich der erquikenden Ruhe im Bette zu überlassen. Bei dem Bestreben unsere Winkelmanns aber sich in den meisten Sprachen und schönen Künsten festzusetzen: behielt doch die Neigung zu der griechischen Litteratur die Oberhand, ja er schien die ersteren nur darum zu erlernen, um die Werke der Alten mit den Neueren desto besser vergleichen zu können, er suchte daher alte griechische Schriftsteller, die er in den hiesigen Gegenden auftreiben könnte, auf, und las sie mit der größten Begierde, ja er hatte selbst ein Werk unter Händen, welches eine Sammlung der besten Stüke aus den griechischen Schriftstellern enthielt, und welches gewiß würde zu Stande gekommen sein, wenn ihm nicht anderweitige Aussichten, die er damals hatte, daran gehindert hätten. ... Er lebte ganz zufrieden, und äußerte sich anfänglich, daß er seinen Platz nicht gern mit einem ändern vertauschen würde, ja die Zufriedenheit über seine damaligen Umstände war so groß, daß er sogar eine vorteilhafte Stelle im Braunschweigischen, die er hätte erhalten können, ausschlug. . . Winkelmann hatte sich vorgenommen seine Stelle in Seehausen mit einer ändern zu vertauschen, und seine Lieblingsneigung zu befriedigen, und hierzu fand er gar bald Gelegenheit. Er unternahm nemlich von ohngefähr eine Reise nach Halle um sich daselbst einige Bücher einzukaufen, die er in der Alten Mark nirgends bekommen konnte. Hier hörte er nun von ohngefähr, daß der Graf von Bünau willens sei, seine fürtreffliche Bibliothek in Ordnung zu bringen, und davon ein Kritisches Verzeichnis zu machen, um es druken zu lassen. Sobald er davon einige Nachricht hörte, wurde die Lieblingsneigung unsere Winkelmanns in einer großen Bibliothek zu leben und zu sterben, die er schon lange mit sich herum getragen, und die er nach seinen Umständen nicht genug befriedigen konnte, immer mehr und mehr rege. Er dachte nun also darauf, wie er die Bekanntschaft dieses Mezenaten und Beförderers der Wissenschaften, in dessen Person Deutschland damals den größten Litterator verehrte, erhalten mögte, und dessen ganz fürtreffliche Sammlung von Büchern ein Beweis war von seiner ausgebreiteten Kenntnis und seinem feinen Geschmak. Die Ent-

743—1754 Schließung eines großen Geistes ist gleichsam die Sammlung verschiedener Sonnenstrahlen in einem einzigen Brennpunkt, die, sobald sie worauf geworfen werden, gleich zünden und in Flammen setzen; so hat Winkelmann kaum diesen Vorsatz gefaßt, als er auch augenbliklich sich fest vornahm, ihn auszuführen. Er reiste also mit dem Gedanken wieder nach Hause, seine Stelle aufzugeben, und seine Dienste dem Grafen von Bünau anzubieten. Er schrieb daher an denselben französisch, und zwar in solchen einnehmenden Ausdrüken, wodurch das Herz des Grafen mit einmal für ihn eingenommen wurde. Diese gütige Aufnahme seiner angebotenen Dienste aber, beförderte noch ein Umstand, den wir nicht aus der Acht lassen müssen. Der Hofmeister des damaligen Grafen von Bünau war ein geheimer Freund Winkelmanns, und dieser stellte ihn demselben auf einer so vorteilhaften Seite vor, daß er immer neugieriger wurde Winkelmannen kennen zu lernen. Die Empfehlung des Freundes unsers Winkelmanns war auch von gutem Erfolg, und der Graf sah leicht ein, daß er diesen Mann würde brauchen können, ohnerachtet er schon mit zwei Bibliothekären versehen war. Er schrieb daher gar bald an ihn, und bat sich vorzüglich auf einige Punkte Antwort aus, nemlich auf welche Teile der Beredsamkeit er sich besonders gelegt hätte; ob er schon sonst in einer großen Bibliothek gearbeitet, wie alt er sei, und andere dergleichen Dinge mehr. Er bot ihm zugleich die dritte Stelle eines Bibliothekars an, und meldete ihm, daß er ihn vorzüglich dazu brauchen wollte, daß er ihm Kollektanea sammlen sollte, welche er zur Verfertigung seiner Reichshistorie brauchen wolle, die er damals unter Händen hatte. Dieser Antrag war unserm Winkelmann willkommen, und recht nach seinem Geschmak. Er gab daher im Jahr 1748 seine Stelle auf, und begab sich nach Nöthenitz in die Dienste des obengemeldeten Grafen von Bünau. Hier brachte er die meiste Zeit damit zu, daß er Auszüge aus den größten und wichtigsten Werken machte, und seine Kenntnis immer mehr und mehr zu vermehren suchte. Sein Fleiß war so unermüdet und ununterbrochen, daß er sogar auch einige nachteilige Folgen für seine Gesundheit zu besorgen hatte: so daß er auch im Jahr 1750 im Herbst wieder nach unserer Alten Mark kam, um seine Freunde zu besuchen, und sich zu erholen. Die angenehmen Bescheftigungen, die er täglich in der Bibliothek vorgenommen, hatten viel zu viel anziehendes für ihn, als daß er sich länger hier hätte aufhalten sollen. Er reiste sobald als er sich erholt hatte, wieder zurück. So anpassend auch die Arbeiten, die er hier vornahm, seinem Genie waren, so war er doch auch in dieser Stelle mit der Lage seiner Umstende nicht zufrieden. Es sei nun, daß man dieses auf Rechnung seines veränderlichen Temperaments schreiben muß, oder, daß wie man aus seinen Briefen nicht unsicher schließen kann, die Verbindung davon Schuld gewesen, in welcher er mit seinen Mitarbeitern in der Bibliothek des Grafen stand, welche Leute nicht so völlig nach seinem Geschmak sein mogten, und die er auch an Geschmak und Einsichten, wenigstens den einen von denselben weit übertraf. Diese seine Ungewißheit ging so weit, daß er sogar ein Rektorat an einer unbedeutenden Schule angenommen hätte. Er hatte auch in der Tat einige Aussichten, ein Vorsteher und Lehrer des Gymnasiums zu Eisenach zu werden, aber die Sache zerschlug sich. Es ist leicht zu vermuten, daß der Graf von Bünau, der damals Statthalter von Eisenach war, unsern Winkelmann für seine Bibliothek ganz unentbehrlich hielt, es selbst hintertrieben. Es würde aber dieses gewiß ein

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neues Feld gewesen sein, welches Winkelmann hätte bearbeiten können, denn es würde ihm auch der einträglichste Dienst nicht so lieb gewesen sein, als wenn er sich hätte den Ruhm erwerben können, die von einer Schule gleichsam verwiesenen Schriftsteller aus dem Exilium zurükzurufen. In diesem Zeitpunkt ist nunmehr die Veranlassung zu suchen, die Winkelmann bekam, nach Italien zu reisen. Er hatte sich nemlich während der Abwesenheit des Grafen von Bünau, zu seinem Vergnügen nach Dresden begeben, und hier die vornehmsten Bibliotheken, die Schulen der Künstler, Bildhauer, Kupferstecher und Maler besucht, vorzüglich aber die seltensten Stüke des Altertums, als auch der neueren Zeiten in der königlichen Bildergallerie in Augenschein genommen. Er ließ sich mit den größten Meistern in Unterredungen ein, und seine über die Werke der Kunst gefällten Urteile und vorgelegten Fragen, erregten gar bald eine Aufmerksamkeit und erwarben ihm ihre Hochachtung. Es fügte sich von ohngefähr, daß er hier mit einem Grafen von Wackerbart bekannt wurde, und da dieser merkte, daß Winkelmann einen Geschmak an diesen Gemälden, und ändern Werken der Kunst bezeugte, so äußerte er seine Verwunderung, wie ein Mann, der sich wie er sich ausdrükte, bisher damit beschäftiget hatte, die Abstammung und Ableitung veralteter griechischer Wörter auszuspüren, wie ein solcher Mann, sage ich, an den feinen Pinselzügen eines Malers Vergnügen haben könnte? Allein Winkelmann suchte ihn gar bald von seiner Bewunderung zu befreien, indem er ihm zeigte, wie er bisher beim Lesen griechischer Autoren seine Aufmerksamkeit auf die Schönheiten des Altertums, und vorzüglich sehr auf die Schönheiten der Kunst gerichtet, um seinen Geschmak dadurch zu bilden, zu weichem er von Natur eine fürtreffliche Anlage hatte. Der Graf Wackerbart verwunderte sich nicht wenig, bei einem Manne, der so wenig versprach, eine so feine Kenntnis der Kunst und der Altertümer anzutreffen: so daß er ihn öfters nach Dresden bat. Er verschaffte ihm die Erlaubnis die Bildergallerie des Königs, die Schulen der berühmtesten Maler und ändern Künstler besuchen zu dürfen. Hier verglich er seine Theorie von dem Schönen, so er aus den Werken der Alten abstrahirt hatte, mit den fürtrefflichsten Meisterstüken. Winkelmann konnte nicht lange unbekannt bleiben, sondern er zog alle Aufmerksamkeit aller Kenner und Freunde der Wissenschaften auf sich, worunter vorzüglich der Beichtvater des Königs von Polen war: der es nicht unterließ ihn diesem Monarchen bestens zu empfehlen. Der König von Polen war eben damals um einen Mann bekümmert, den er nach Italien schiken wollte, um die besten und seltsamsten Stüke von Gemälden zu der Bildergallerie aufzukaufen. Er trat also wirklich mit einer ansehnlichen Pension in die Dienste des Königs von Polen, und übernahm diese Reise in ebengedachter Absicht 1758 wirklich.

113 Dracke an L. Usteri[?] [Halle, 1742—1744] [Dorf Hakenberg bey Fehrbellin, den isten Dez. 1782.] Hochedelgebohrner HErr, Hochzuverehrender HErr, Gleich anfangs muß ich um Entschuldigung bitten, wenn ich als ein Unbekannter etwa in der gehörigen Ehrenbenennung fehlen mag. Wie Wlnckelmann-Briefe IV.

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gerne verbessert man dies nicht künftig gegen einen solchen berühmten Nahmen. Ich eile also gleich zum Zweck dieses meines gehorsamen Briefes und theile Ihnen eine Nachricht mit, welche Ihnen vermuthlich, vielleicht künftig auch mehreren, nicht gantz unangenehm seyn wird, ob sie wohl eben nichts beyträgt zur Erweiterung gelehrter Kenntnisse. Man hört doch auch gerne von berühmten Männern, was sie in ihrer Entstehung gewesen, durch wie viele Unannehmlichkeiten sie sich haben emporwühlen müssen. Da ist gewiß der große Geist, wo niemand denken konnte, daß er seyn könnte; und ists, und wirds doch trotz aller ungünstigen Lage. So ist der HErr Präsident Winkelmann entstanden, den ich persönlich, nebst meinem älteren noch lebenden Bruder, gekannt und welcher mir nur noch kürtzlich hat wiederholen müssen, was er von ihm noch genauer wußte als ich. Es ist also höchst glaubwürdig, was ich Ew.HochEdelgebohren jetzt berichte. Im zweiten Stücke des siebenundvierzigsten Bandes der allgemeinen deutschen Bibliothek 1781 S. 594 ist angeführt das pädagogische Museum von August Christian Borheck, Rektor zu Salzwedel etc. 5**" Stück, vom Leben und Charakter des J. J. Winkelmanns. Der Hr. Rektor Paalzow in Seehausen hat von demselben in seiner kleinen vor Jahren herausgekommenen Schriften sehr viel angeführt, z. B. daß er in der Kirche schon als Schüler Zeitungen oder die lateinischen Dichter gelesen, Berge durchgraben, um Urnen zu finden etc. Es ist gantz gewiß, daß daraus vieles berichtigt werden müsse; und wundere ich mich, daß der Hr. Biograph diese schriftlichen Nachrichten nicht genützt. Fast muß ich glauben, daß sie ihm nicht haben unbekannt seyn und bleiben können, zumahl in der Altmark. Ich werde alles so anfuhren, wie es mir einfällt; sollte ich auch darüber etwas konfus scheinen. Hr. Winkelmann hat auf dem Amte im Dorf Hadmersleben im Magdeburgischen conditionirt; nie aber in Halberstadt, wie Hr. Borheck sagt. Mein Stiefvater hatte einen Gasthof vor Hadmersleben, wo ein gewisser Hr. Legationsrat Hansen, außer Diensten, nebst seinem Bruder, einem Cammerrath, und einem gewiß gelehrten Fiskal, Hr. Bennekendorf, ihn fast täglich mitbrachten, wenn sie sich im gedachten Gasthof einfanden, bloß sich daselbst zu unterreden, vornemlich des Abends. Bequemlichkeit war daselbst dazu; man konnte allein seyn, und auch auf der Strasse zwischen Halberstadt und Magdeburg viele vornehme und große Reisende kennen lernen. Jene wichtigen Männer schätzten ihn. Es war in den Jahren ohngefehr von 1742 bis 44. In Halle, wo ihn mein Bruder gekannt, hat er sehr viel ausgeschweift, und da ihn derselbe einst beym Stiefvater

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angetroffen, hat er nicht umhin gekonnt, gegen ihn zu gestehen, daß er in Halle ein verfluchtes Höllenkind gewesen — ich erzähle bloß — es war damals in Halle die Keller-Compagnie — auch er ist einer davon gewesen. Ich habe gehört, andere hätten ihn frey gehalten. Der Sage nach nahm man keine anders darin auf, als die jährlich 400 Reichsthaler zu verzehren hatten. Ich weiß es noch, daß diese keine Collegia besuchten, auch dazu nicht Zeit übrig hatten. Bey seinem Hrn. Oberamtmann bekam er 20 R.Th. jährlich. Die Menge der Kandidaten damals, und in dasigen Gegenden vornehmlich, machte ihnen das Unterkommen schwer. Ich weiß, daß bey denen hohen Gönnern in Halberstadt einige Kandidaten umsonst dienten, doch auf Hoffnung der Beförderung. Einst schickte die Frau Oberamtmannin Hrn. Winkelmann sauer Bier; dies schickt er zurück. Nun geht dieselbe zu ihm, und gibt ihm dieserwegen Maulschellen. Sein äußerliches fiel gar nicht in die Augen — er war sehr mittelmäßig groß — schlecht, nicht schwarz, gekleidet, trug damals sein eigen rares und unansehnliches Haar. Ich, damals ein Student, kam eben zum Besuch des Stiefvaters von Halle, als dies vorgefallen war, und habe damals gesehen, daß des Hrn. Winkelmanns Mutter in beregten Gasthof kam; daselbst schüttete sie ihre Klagen unter vielem Winseln und Thränen aus, daß es einem jeden nahe gehen mußte. Sein Vater war ein Altflicker. Ich erinnere mich noch der Worte, die mit vorkamen: nemlich sie und ihr Mann hätten gedacht, eine Stütze an ihm zu haben, und nun wäre die Hoffnung dahin; wenn er doch nur in seiner Station geblieben wäre: arme müßten sich doch alles gefallen lassen. Ich hätte sollen vorher anführen, daß HErr Winkelmann sich bey dem Hrn. Prediger im Dorfe Hadmersleben 14 Tage verborgen gehalten, bis endlich die HErrn Hansen und der Hr. Bennekendorf doch es wieder in die Wege geleitet, daß er ausgesöhnt worden mit seinem Hrn. Principal. Seine Mutter wußte nicht, daß er noch im Orte sich verborgen hielte; wenigstens nicht, wie ich sie sprach. Von dort aus muß er kurtze Zeit nachher des Hrn. Dr. Boysens in Quedlinburg Nachfolger geworden seyn, als Gonrektor in Seehausen in der Altmark, mit welchem er das gemeinsam gehabt, daß sie beide in Halle die Collegia nicht frequentiert und doch berühmt werden können. Es sey aber fern, hiemit einen Wink geben zu wollen, daß diese beiden Männer sonst noch was strafbares ähnliches gehabt. Dies gar nicht; denn ich kenne den Hrn. Boysen von Schulen her am meisten, und noch etwas von Halle her. In Seehausen muß sein Aufenthalt sehr kurtz gewesen sein; denn ich erinnere mich gelesen zu haben, daß er schon Anno 1744, da die Schlacht bei 13*

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Dettingen gewesen, habe nach Frankreich zu Fusse gehen wollen, aber wegen der Armeen nicht habe durchkommen können, folglich zurück nach Sachsen zum Grafen Bünau gegangen. Dieser schickte ihn folgend nach Italien, um daselbst für des Grafen Bibliothek etc. einzukaufen. Da hat er sich gefreuet, als ein Pilger zum heil. Grabe, daß er das Land betrat, wo Virgil und Horaz gelebt. Dies letzte führt Hr. Paalzow an... Verzeihen! Werden Sie, Verehrungswürdigster, wohl dies alles, was ich ausgekramet, verzeihen? Ich denke, daß die Nachrichten von Hrn. Winkelmann durch Sie vielleicht dahin gelangen können, bequem, wo davon Gebrauch gemacht werden könnte und mögte. Ich bin mit gebührender Hochachtung Ew. Hochwohlgebohren ganz ergebener Diener S. J. M. Dracke, Prediger des unterzeichneten Orts. Dorf Hakenberg bey Fehrbellin, den isten Dez. 1782. 114 Schultze / Fragmente aus dem Leben des berühmten Johann Joachim Winckelmann [1730—1748] Potest e casa vir magnus exire.1 Wer kennt ihn nicht, den großen Kenner und Forscher der Alterthümer und Kunstwerke, und wer wünscht nicht gern, mehr von ihm und seinem Leben zu erfahren? — Mit unbeschreiblicher Wonne sage ich es, daß er mein Landsmann war, daß er mit mir in Einer Provinz geboren wurde, und einen Theil seiner gelehrten Bildung in der Schule meiner Vaterstadt erhielt. Schon als Jüngling wallte mein Herz bei seinem Nahmen auf, und da ich das Glück hatte, mit einem seiner gelehrten Zeitgenossen bekannt zu seyn, der erst vor wenigen Jahren in hohem Alter starb, so ließ ich mir oft von dem unvergeßlichen Winckelmann erzählen, und sammelte für mich die Fragmente aus seinem Leben, die ich hier mittheile, und für deren Wahrheit ich Bürgschaft leiste. Johann Joachim Winckelmann wurde am 12. December 1717 zu Stendal, in der Altmark, geboren. Sein Vater war ein Bürger und Schuhmacher, ein rechtschaffener, aber dabei ganz armer Mann, der seinen Sohn zu nichts weniger, als zum Studieren bestimmte. Aber schon früh zeigte unser Winckelmann, daß die Vorsehung ihn nicht zum Werktische seines Vaters bestimmt hatte. Sein wißbegie1

Wer diesen Aufsatz mit dem Vollständigsten, was wir bis jetzt über Winckelmann's Leben haben: Gurlitt's biographische und literarische Notiz von J. W. (Magdeburg, 1797. 4.) vergleicht, wird finden, daß er mehrere nicht unbedeutende Zusätze und Berichtigungen zu dem Bekannten enthält. D. Redact.

1730— riger Geist begnügte sich nicht mit dem dürftigen Unterrichte, wie er in der Trivialschule seiner Geburtsstadt gegeben wurde; und so ließ er denn nicht ab, seinen Vater zu bitten, ihn in die dortige so genannte Lateinische Schule gehen zu lassen. Damahls waren noch die Zeiten, wo man glaubte, daß nur die Söhne der Gelehrten wieder Gelehrte werden müßten; wo man es einem Handwerker als Stolz auslegte, wenn er seinen Sohn in die Lateinische Schule schickte, und es als ein Wunder anstaunte, wenn der Sohn eines Handwerkers Theologie studierte. Der Überrest dieser arroganten Meinung hatte sich noch in meinen Jünglingsjahren in meiner Vaterstadt erhalten, wo man den Sohn eines Bäckers noch als den ersten nannte, der aus der Classe der Handwerker zum Studieren übergegangen sey. Dieser Gedanke machte nun auch unsers Winckelmann's Vater bedenklich, seinen Sohn einer höheren Bildungsanstalt anzuvertrauen; aber der junge Winckelmann achtete auf diese Vorstellung seines Vaters so wenig, als auf die andere: daß es nicht in seinem Vermögen sey, ihn auf dieser Schule, und noch weniger dereinst auf der Universität zu erhalten; und drang so lange in seinen Vater, bis er die Erlaubniß dazu erhielt. Das Schulgeld verdiente er sich sogleich dadurch, daß er in den Singechor trat; aber bald brachte er es auch so weit, daß er sich durch den Unterricht jüngerer Kinder so viel verdiente, als er zur Anschaffung der nöthigen Schulbücher bedurfte; und hiervon blieb mit der Zeit noch so viel übrig, daß er seinen Altern Etwas davon zu seiner anderweitigen Unterhaltung zu Hülfe geben konnte. Winckelmann zeichnete sich vor allen seinen Mitschülern durch beispiellosen Fleiß aus. Jugendliche Spiele waren seinen Neigungen ganz zuwider, und wenn er öfters von seinen Mitschülern in ihre Spiele hineingezogen wurde, so steckte er jedes Mahl ein Buch in die Tasche, und schlich sich davon, so bald er nur konnte, um seinem nach Kenntnissen durstenden Geiste Nahrung zu geben. Sein großes Genie, wie konnte es seinen Lehrern wohl lange verborgen bleiben? Und wie wäre ein solcher Jüngling, den die äußern Umstände so wenig begünstigten, nicht aller Aufmunterung und Unterstützung werth gewesen? Diese fand er denn auch bei dem gelehrten Rector Tappert, zu Stendal, der ihn in sein Haus nahm, ihm den freien Gebrauch seiner Bibliothek gestattete, und ihm außer den gewöhnlichen Schulstunden noch Unterricht gab. Hier legte Winckelmann den Grund zu seinen gelehrten Kenntnissen; hier sammelte er sich eine Kenntniß von guten Büchern, die bei ihm mehr, als bloße Nomenclatur war; hier weidete er sich an den Griechischen und Römischen Classikern, und brachte manche Nacht in ihrer einsamen Gesellschaft zu. Aber dabei vergaß er es nicht, seinem Lehrer und Gönner, der des Lichtes seiner Augen beraubt war, an die Hand zu gehen, ihm aus Büchern vorzulesen, und Bücher aufzuschlagen. Römische und Griechische Literatur, alte Geschichte und Geographie, Sprachen und hauptsächlich Alterthümer, waren seine Lieblingsbeschäftigung. Schon als Schüler suchte er Urnen in der benachbarten Gegend auf, von welchen die Schulbibliothek zu Stendal noch einige aufbewahrt; und schon in diesen Jahren hatte er ein Verlangen, Italien wegen seiner Alterthümer und Kunstwerke zu sehen. — In seinem 16. Jahre ging er auf das Cöllnische Gymnasium zu Berlin. Was Tappert ihm in Stendal gewesen war, das wurde ihm hier der Rector Bake, an den er von Tappert empfohlen war. Allein sein Berlinischer Aufenthalt dauerte nur Ein Jahr, und die Liebe zu seinen armen Altern führte ihn wieder nach

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Stendal zurück. Mit offenen Armen empfing ihn der alte ehrliche Tappert, und verschaffte ihm dadurch, daß er ihn zum Präfectus des Singechors machte, eine noch kräftigere Unterstützung. — Im 19. Jahre seines Alters, 1736, verließ er Stendal, — vielleicht, weil Tappert jetzt starb, — und bezog die Schule zu Salzwedel, wo damahls Scholle der erste Rector der eben vereinigten Alt- und Neustädter Schule war. Das dortige Schulbuch, worin auch mein unberühmter Nähme steht, meldet bloß seine Aufnahme unter die Zahl der Commilitonen der ersten Classe, aber nicht seinen Abgang zur Universität; daher es ungewiß bleibt, ob er von der Schule zu Salzwedel, oder von einer ändern nach Halle gegangen ist, wohin er sich im 21. Jahre seines Alters, 1738, begab. Winckelmann ging mit einer Vorliebe für die Griechische und Römische Literatur, und besonders für Alterthümer, auf die Universität, und hörte hier nur solche Vorlesungen, die mit seinem Lieblingsstudium in Verbindung standen. Sein sehnlicher Wunsch, Italien zu sehen, und die dort jetzt einem großen Theile nach ausgewanderten Alterthümer und Kunstwerke aus eigener Ansicht kennen zu lernen und zu beschreiben, erwachte in Halle mit neuer Stärke. Um den Vorschmack davon zu genießen, unternahm er von Halle zuerst eine Reise nach Dresden. Hier wurde er vollends begeistert, und sann, als er nach Halle zurück gekommen war, unaufhörlich darauf, wie es möglich zu machen sey, Italien und andere Länder zu besuchen. Nach einem Aufenthalt von drittehalb Jahre zu Halle nahm er eine Hauslehrerstelle bei dem Rittmeister von Grollmann in Osterburg an2, und in der Folge im Halberstädtischen3. Von dort aus trat er einmahl* eine Reise nach Frankreich zu Fuße an, und unter süßen Träumen hatte er schon Frankfurt am Main6 erreicht, als das damahls anrückende Französische Kriegesheer ihm umzukehren geboth. Ein angemessenerer Wirkungskreis fand sich einigermaßen für ihn, als ihm das Conrectorat in Seehausen angetragen wurde, welches er 1742 annahm. Aber auch dieses Amt war für einen Mann von so ausgebreiteten Kenntnissen noch nicht das rechte, und Winckelmann würde es nicht angenommen haben, wenn jetzt nicht sein alter Vater der Unterstützung so sehr bedurft hätte, die er ihm von der kleinen Einnahme dieser Stelle zufließen lassen zu können meinte. Winckelmann leistete hier mehr, als seine vertrauteren Freunde von ihm erwarteten, die seinen Hang zum Selbststudieren kannten, und deßwegen die Besorgniß gegen einander äußerten, daß er die Stunden des Unterrichts wohl nicht mit der Pünctlichkeit eines treuen Schulmannes abwarten würde; aber davor be2

Nach anderthalb Jahren bezog er die Universität Jena, um Medicin und höhere Geometrie zu studieren. Die Nothwendigkeit aber, für sein Auskommen zu arbeiten, hinderte ihn an der Errreichung seines Zwecks. Er lernte hier besonders die Italienische und Englische Sprache. Mit dem Gedanken, sich nach Berlin zu wenden, reisete er über Halle, wo ihm seine zweite Hauslehrerstelle angetragen ward. d. R. 3 Bei dem Oberamtmann Lamprecht zu Hadmersleben. Vergl. Winckelmann's Briefe, herausg. v. Dassdorf. i. Th. S. 9.f. d. R. * Durch Jul. Cäsar's Beschreibung des Gallischen Krieges veranlaßt. Gurlitt. S. 9. d. R. 6 Vermuthlich richtiger gibt Gurlitt Gellnhausen an. d. R.

1730—1748 wahrte ihn seine große Rechtschaffenheit. Bei'm Antritte seines Amtes fand er seine Schüler noch nicht weit über die Anfangsgründe der Griechischen und Lateinischen Sprache hinaus, und da sie vor ihm einen Orbilius plagosus, wie Horaz seinen Lehrer nennt, gehabt hatten, so fehlte es ihnen nicht nur an allem Geschmacke, sondern auch an aller Liebe zu den Wissenschaften. Aus diesem Schlummer weckte er sie durch seinen herrlichen Vortrag, und durch die humane Behandlung, woran es die Schulmänner um so weniger fehlen lassen sollten, da sie ja die Humaniora mit ihren Untergebenen treiben; und so wurde es ihm nun leicht, seine Schüler immer weiter zu führen, und ihnen immer nützlicher zu werden. Aber ein mächtiges Hinderniß trat ihm nun auf's neue in den Weg, als er die Bahn gebrochen hatte. Seine Schüler hatten die Alten nicht, die er mit ihnen lesen wollte. Und was that er, um sie in ihre Hände zu bringen? Er schrieb für Jeden die auserlesensten Stellen aus den Griechischen Schriftstellern mit eigener Hand ab, damit Jeder sein Exemplar vor sich hätte; und um ihnen dabei zugleich eine Vorübung im Lesen alter Handschriften zu geben, schrieb er zuletzt die Stellen mit Abbreviaturen und Unzialbuchstaben ab, wie sie in alten Handschriften gebräuchlich sind. — Um sie im Denken zu üben, trieb er mit ihnen recht fleißig die Mathematik, wovon sie so viel, als nichts, wußten, und verband damit die practische Geometrie, indem er die Gönner und Freunde der Schule ansprach, ihn zur Anschaffung des dazu nöthigen Apparats zu unterstützen. Eben so groß war auch sein Privatfleiß. Ohne alle Anweisung lernte Winckelmann die Mathematik und neuere Sprachen, worin er, seiner Dürftigkeit wegen, weder auf der Schule, noch auf der Universität, Unterricht nehmen konnte. Da er die Idee, Frankreich und Italien zu sehen, noch immer nicht aufgegeben hatte, so studierte er jetzt besonders die Sprachen dieser Länder, und brachte es darin in kurzer Zeit zu solcher Fertigkeit, daß er sie reden und schreiben konnte·. Im Zeichnen hatte er es schon als Schüler ohne alle Anweisung so weit gebracht, daß es selbst dem Kenner schwer wurde, Original und Copie von einander zu unterscheiden. Die Übung darin setzte er auch in Seehausen noch fort. Nur vier Stunden der Nacht widmete er dem Schlafe, und um ja nicht länger zu schlafen, ging er oft gar nicht zu Bette, sondern blieb in seinem Lehnstuhle vor seinen Büchern sitzen, um gleich bei seinem Erwachen wieder bei seinen Arbeiten zu seyn. Ein ganzes Jahr brachte er einmahl so zu, ohne in's Bette zu kommen, bis es ihm endlich von einem Freunde widerrathen wurde, der seinen nächtlichen Fleiß kannte, und ihn einmahl in solchen Stunden überraschte, wo er ihn im Bette vermuthen mußte, aber ihn im Lehnstuhle am Arbeitstische schlafend fand. Sein Hauptstudium blieb immer die Griechische Literatur, mit beständiger Rücksicht auf Alterthümer. Er las alle Griechischen Schriftsteller, deren er nur habhaft werden konnte, und machte weite Reisen zu Fuße, um sie herbei zu hohlen; ja, er ging selbst damit um, eine Griechische Chrestomathie und Anthologie heraus zu geben. Auch schrieb er hier einen Commentar über den Juvenal und Persius, den sein Freund, der erst vor wenigen Jahren zu Salzwedel verstorbene Superintendent Kleinow, von Winckelmann's eigener Hand « Doch noch sehr fehlerhaft. Vgl. Dassdorf's Sammlung, i. Th. S. 5 [Nr. 51]. d. R.

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geschrieben, besaß, und welcher jetzt in den Händen seines Sohnes, des Archidiaconus Kleinow in Salzwedel ist7. Ein Mann, wie Winckelmann, der zu seinem Unterhalte so wenig bedurfte, war, wie man leicht denken kann, mit seinem kleinen Amte zufriedener, als mancher mittelmäßige Kopf, der immer an der unrechten Stelle zu stehen meint, und immer schreiet, daß man ihm einen höheren Standpunct und größeren Wirkungskreis geben solle. Verschiedentlich wurden dem Conrector Winckelmann, der höchstens ein jährliches Einkommen von 250 Thalern hatte, bessere Stellen angetragen; aber er schlug sie alle aus, weil er seinem alten Vater, den er unterstützte, hier in der Nähe war, und gestand es seinen Freunden, daß er mit seiner Lage sehr zufrieden sey, und sich keine bessere Stelle wünsche. Als aber darauf sein Vater starb, und er einige Verdrießlichkeiten in Seehausen hatte, in die der beste Schulmann gar leicht gerathen kann, ohne von seiner Seite die geringste Veranlassung dazu zu geben, so wurde natürlich seine bisherige Zufriedenheit gestört, und er wünschte sich von Seehausen weg. Er reisete in dieser Zeit nach Halle, um Bücher zu kaufen, die in einer großen Bibliothek verkauft werden sollten. Hier erfuhr er, daß der Graf von Bünau, ein Polyhistor jener Zeit, ein kritisches Verzeichniß von seiner Bibliothek anfertigen lassen wolle. Sogleich entschloß er sich, dem Grafen seine Dienste dazu anzubiethen, und that dieß8 nach seiner Zurückkunft in einem Französischen Briefe, der bei dem Grafen ein so gutes Vorurtheil von seinen Kenntnissen erweckte, daß er, wiewohl schon mit zwei Bibliothekaren versehen, unsern Winckelmann zum dritten annahm, und ihm besonders die Sammlung von historischen Gollectaneen übertrug. Winckelmann legte also im Jahre 1748 sein Conrectorat zu Seehausen nieder, und zog zum Grafen von Bünau nach Nöthenitz. Noch eiserner, als sein Fleiß zu Seehausen, war sein hiesiger Fleiß, so daß er nach Verlauf von zwei Jahren zum Besten seiner wankend gewordenen Gesundheit sich einstweilen von seinen Arbeiten trennen, und Erhohlung bei seinen Freunden in der Altmark suchen mußte. Allein sein an Beschäftigungen gewöhnter Geist führte ihn früher nach Nöthenitz zurück, als er sich bei seiner Abreise vorgesetzt hatte. Im hohen Grade genoß er der Zufriedenheit des Grafen, und dieß mochte wohl vorzüglich den Neid Eines seiner beiden Collegen erwecken*. Winckelmann fühlte sich von der Zeit an in dieser Verbindung nicht mehr glücklich, und war im Begriff, ein Schulamt zu Eisenach anzunehmen; aber die Sache zerschlug sich, und wurde, wie man glaubt, vom Grafen selbst 7

Bloß Auszüge aus anderen Commentaren. Der Sup. Kl. war gesonnen, diese Handschrift der Salzwedelischen Schulbibliothek einzuverleiben. S. Gurlitt. S. 7. f. 8

d. R.

Eigentlich „pour copier les rares anecdotes, qui seront publiees, comme on dit", both er sich dem Grafen in dem der Dassdorfischen Sammlung (i. B. S. 5. f. [Nr. 51]) einverleibten Briefe an. d. R. • Zwischen W. und dem Bibliothekar Franke herrschte allerdings zu N. eine gewisse Kälte, und vielleicht einiges Mißtrauen; was aber Franke darüber (in der Dassdorfischen Sammlung, i. Th. S. 109. ff. [Anhang Nr. 115]) sagt, und der Briefwechsel nach ihrer Trennung zeigt, daß Fr. den ihm schon ehemahls öffentlich gemachten Vorwurf des Neides und der Unverträglichkeit nicht verdienet, d. R.

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hintertrieben, der eines solchen Mannes, wie Winckelmann war, nicht mehr entbehren konnte. So mußte er denn vor der Hand noch bleiben. Aus Liebe zu den Kunstwerken und Alterthümern unternahm er von hier aus abermahls eine Reise nach Dresden. Hier lernte er den Grafen von Wackerbarth kennen, der sich nicht wenig wunderte, bei einem Manne, dessen Äußeres so wenig versprach, eine so feine Kenntniß der bildenden Künste und Alterthümer anzutreffen, und gar bald den Ausdruck zurück nahm, dessen er sich bedient hatte, als er Winckelmann in der Bilder-Gallerie traf, und ihn die Gemähide und andere Werke der Kunst betrachten sah, wovon, wie er sich ausgedrückt hatte, ein Mann, der an Griechischen Wörtern klaube, unmöglich etwas verstehen könne. Aber Winckelmann überzeugte ihn bald, daß er in diesem Fache ein Kenner sey, und gelangte nun durch den Grafen von Wackerbarth zur Bekanntschaft mit den größten Männern in Dresden, unter ändern mit dem Beichtvater des damahligen Königs von Polen, durch den er dem Könige empfohlen wurde, der gerade jetzt einen Mann suchte, den er zum Ankaufe seltener Gemähldefür die Dresdener Gallerie nach Italien schicken könnte. Die Stelle wurde Winckelmann angetragen. Wie groß seine Freude war, läßt sich mit Worten nicht beschreiben. Ein größeres Glück, als dieses, konnte ihm die Vorsehung, zu der sein Vertrauen so groß war, nicht schenken; und hätte er sich Etwas von Gott erbitten dürfen, so wäre es dieses gewesen. Es war im Jahr 1755, da er dieses königliche Anerbiethen annahm, und seine Reise nach Italien antrat10. Winckelmann fühlte sich in ein Paradies versetzt, so bald er Italien betreten hatte, und sehnte sich nicht wieder nach Deutschland zurück; ja, im Taumel der Freude schien er selbst seiner Freunde vergessen zu haben, bis sein „Sendschreiben über die Herkulanischen Seltenheiten" sie davon überzeugte, daß er noch ganz ihr Freund war. — Diese Schrift war es zugleich, wodurch er seinen Beruf zum Ausleger der Antiken Italiens' der Welt documentierte. — In Rom erwarb er sich viele Gönner und Freunde, nahmentlich den großen Cardinal Albani, von dem er nicht nur sehr viel gelernt zu haben bekennt, sondern durch welchen er auch im Jahre 1763 zum Präsidenten der Akademie der Alterthümer zu Rom befördert wurde. 10

Der Hr. Verf. übergeht hier die Religionsveränderung Winckelmann's, worüber besonders ein Ungenannter in der Berlinischen Monathsschrift (1788. 12. B. S. 56. ff. [Anhang Nr. 120]) und Gurlitt authentische Nachrichten [Anhang Nr. 118] geben. Aus diesen erhellet, daß der Päbstliche Nuntius den guten W. mit der Hoffnung körnte, in Italien eine seiner Gesundheit und seinen Wünschen angemessenere Existenz zu haben, daß man aber eigentlich in ihm einen gelehrten Verfechter der Römisch-katholischen Kirche suchte, und, als er in diesen Plan nicht einging, ihn im Stiche ließ, daß W. sich beinahe ein Jahr nach seinem Abgange von Nöthenitz zu Dresden bei seinem Freunde Öser aufhielt, die Kunst studierte, dem Könige, nach erhaltener Erlaubniß, seine Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Mahlerei und Bildhauerkunst zueignete, von dem königlichen Beichtvater empfohlen ward, und eine kleine Pension erhielt. In dieses Jahr müßte die Bekanntschaft mit dem Grafen von Wackerbarth fallen, von welcher wir sonst nichts finden. Man vgl. auch W.'s eigene Briefe (bei Dassdorf, i. Th. S. 17-23 [Nr. ]). d. R.

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So war nun unserm Winckelmann, post tot discrimina rerum, sein Loos endlich auf's Lieblichste gefallen, und er stand am Ziele aller seiner Wünsche. Hier lebte er ganz unter Alterthümern, und arbeitete unermüdet an dem großen Werke, welches seinen Nahmen verewigen wird11. Um der Alterthümer, und nahmentlich um alter Münzen willen, unternahm er im Jahre 1768 eine Reise nach Wien. Mit ausgezeichneter Hochachtung wurde er am kaiserlichen Hofe behandelt, und selbst von der Kaiserinn Maria Theresia mit alten Münzen beschenkt. Mit himmlischer Freude trat er seine Rückreise nach Rom an; aber, leider! in Triest schon fand er sein Grab. Ein Italiener, der sein Reisegefährte geworden war, und dem er aus Offenherzigkeit seine aus Wien mitgebrachten Schätze gezeigt hatte, erstach ihn mit vielen Stichen12. So endigte Winckelmann sein merkwürdiges und thätiges Leben im 51. Jahre seines Alters; zu früh, ach! viel zu früh für einen Mann, der noch so viel leisten konnte und wollte. Ganz Deutschland und Italien fühlten seinen Verlust, und uns wird sein Nähme unvergeßlich bleiben.

115 Francke [Nöthnitz, 1748—1754] Ich glaube, es meinem eignen Herzen und meiner Denkungsart schuldig zu seyn, über vorstehenden Brief [Nr. 630], welchen ich mit Fleiß mit den eignen Worten meines Freundes abdrucken lasse, einige Erläuterung zu geben, welche ich auch mit meiner natürlichen Offenherzigkeit und Wahrheitsliebe geben will, und zu geben mich um so viel mehr verbunden erachte, da in einer gewissen Monatsschrift ausdrücklich gesagt worden: „Winckelmann wäre hauptsächlich deswegen von Nöthenitz abgegangen, weil er sich mit dem Bibliothekar Franken nicht hätte vertragen können." Die Sache verhielt sich, nach der Wahrheit, also: Als Winckelmann Ao. 1748 in Nöthenitz ankam und seine 11

Monument! antichi inediti spiegati ed illustrati da Giovanni Winckelmann, Prefetto delle Antichita di Roma. Volume primo e secundo. Roma, 1767, a spese dell' Autore. Er hat dieses Werk dem gelehrten und würdigen Cardinal Albani, dem er so viel zu danken hatte, dediciert. Es ist in Folio auf 5 Alphabet und 4 Bogen gedruckt, und enthält 21 Kupferstiche Theils auf ganzen, Theils auf halben Bogen, und 18 eingedruckte Vignetten. (In Italien gelten nur Folianten und Quartanten für Bücher; Octavbände, und wenn sie auch noch so stark sind, heißen nur Piecen oder Broschüren. Der Kupfer wegen konnte Winckelmann, wenn er sich auch nicht nach dem Geschmacke der Italiener hätte richten wollen, doch nicht füglich ein anderes Format wählen.) Diejenigen, die nicht Gelegenheit gehabt haben, es in großen Bibliotheken zu sehen, können es aus der alten Allgem. Deutsch. Biblioth. Bd. 7. i. und 2. Stück, näher kennen lernen, wo ein weitläuftiger Auszug daraus gemacht ist. 12 Noch jetzt tragen die Banditen in Italien einen nach Graden abgetheilten Dolch mit sich herum, und werden, wenn sie zum Meuchelmorde erkauft werden, nach den Graden bezahlt, bis zu welchen sie den Dolch in den Leib stoßen.

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Arbeit in der Bibliothek antrat, bezeigte er so gleich anfangs gegen mich, ich weiß nicht durch welche Veranlassung, eine gewisse Zurückhaltung und heimliches Wesen, daß ich leicht merken konnte, er müßte von einigen widrigen Begriffen gegen mich eingenommen seyn. Ich war also wiederum zurückhaltend, und wir begegneten einander zwar mit aller Höflichkeit, aber ohne Vertraulichkeit. Vielleicht hatte eine dritte Person, welche damals mit bey der Bibliothek unter meiner Aufsicht, arbeitete, etwas zu diesem kaltsinnigen Betragen unter uns beygetragen. Genug, wir lebten in diesen Verhältnissen unterschiedne Jahre unter einander, nicht als Feinde, aber auch nicht als vertraute Freunde. Auf einige Eingriffe in meine Rechte, da mir der seel. Herr Graf von Bünau die Direction bey der Bibliothek schon längst vor Winckelmanns Ankunft aufgetragen, hatte ich nicht Ursache etwa eifersüchtig zu seyn. Ich hatte die Direction, wie vorher, mit Zufriedenheit meines seel. Grafen. Auch war meine Arbeit völlig von Winckelmanns seiner abgesondert. Ich arbeitete, nebst einem Gehülfen, an dem nachgehends gedruckten Catalogo Bibliothecae, und Winckelmann mußte Auszüge zu dem nächst zu edirenden Theile der bekannten Bünauischen Reichs-Historie machen. Also stießen wir in unserer Arbeit nicht zusammen. Der seel. Graf war auch mit unserer beyderseitigen Arbeit gleich zufrieden. Endlich, da das zurückhaltende Wesen unter uns immer fortdauerte, ob wir schon täglich zusammen kamen, von Litterariis mit einander redeten, auch oft recht lustig waren, entdeckte ich mich einmal, bey guter Gelegenheit gegen meinen seel. Freund, offenherzig, da ich ihn wirklich schon wegen seiner weitläuftigen Gelehrsamkeit, und selbst wegen seines Herzens, zu lieben anfieng, daß ich nämlich nur wünschte, daß er gegen mich frey und ohne Zurückhaltung handeln möchte, weil sonst die unschuldigsten Handlungen unter uns zu Mißtrauen Gelegenheit geben könnten, und daß er sicher glauben könnte, daß mein Herz, so gut als das seinige, zur Freundschaft gemacht wäre. Es machte auch dieses einigen Eindruck bey ihm, und wir wurden vertrauter, so, daß er mir fast alles von seinen vorigen Lebensumständen erzählte. Nachgehends ereignete sich ein kleiner Umstand, der gewissermaßen eine neue Trennung unter uns verursachte. Wir hatten bishero, in Abwesenheit der Herrschaft, zusammen gemeinschaftlich auf meiner Stube gegessen. Ihm kam auf einmal in Kopf, daß ihm das Fleischessen ungesund wäre, und daß er künftighin nur Gartenfrüchte und Zugemüse essen wollte; dahero er denn separatam oeconomiam anfieng, und auf diese Art geraume Zeit allein auf seiner Stube speiste, wiewohl er doch nach einiger

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Zeit von seiner neuerwählten Lebensart abgieng. Indessen kann ich bey allem, was heilig ist, betheuern, daß alle diese Dinge nicht ein einzigmal auch nur zu einem Wortwechsel unter uns ausgebrochen sind, und daß wir sehr verträglich, obschon nicht vertraulich, lebten. Wir kannten beyde einander nicht genug, ob wir schon wirklich für einander gebohren waren, und der obstehende Brief zeuget, wir wir uns, nachdem wir uns besser gekannt, geliebet haben. Eine freundschaftliche Thräne, welche ich hier, auch in der Entfernung, dem Grabe und dem Andenken meines theuern Freundes opfere, sey Zeuge, wie sehr ich ihn geliebet und hochgeschätzet habe! 116 Unbekannt [Dresden, 1754—1755]

. . .Winckelmann war überaus hitzig und precipitant. Sobald er also vom dem Grafen [Bünau] weg war, und nicht gleich wußte, was er anfangen sollte, reiste er nach Dreßden, wandte sich an Bianconi, und ward plötzlich katholisch. Dies geschah 1754 im März oder April. Die Ursachen dieses Uebertritts waren also — ich weiß es von jemanden, der ihn genau gekannt — theils Precipitanz, theils seine Gleichgültigkeit nicht bloß gegen die theologischen Definitionen, sondern gegen die ganze geoffenbarte Religion. Da er entweder einen schlechten Unterricht in der Religion gehabt — dies scheinen mir die Definitionen zu verrathen — oder ihn nicht angenommen, so war er, wie es in dem Falle den Genies immer geht, ein Freygeist geworden. Ja er war sogar einer von den Unglücklichen, die keine Unsterblichkeit der Seele glauben. Doch entwickelte er seine Grundsätze nur in einem Zirkel vertrauter Freunde, und auch da nicht anders, als wenn er dazu aufgefordert wurde. Aeusserlich unterwarf er sich allen gottesdienstlichen Gebräuchen. In Dreßden zog er gleich in das Haus, in welchem damals Herr Oeser wohnte, den er schon bey dem Grafen Bünau hatte kennen lernen. Er blieb zwey ganzer Jahre bey demselben, bis zu seiner Abreise nach Italien, welche zu Ostern 1756 erfolgte. Dieser Umstand ist in seiner Geschichte desto wichtiger, da man von da an eigentlich die Epoche seiner Liebe zur Kunst rechnen muß. Oeser, ein so großer Freund, und unter den jetzclebenden Malern vielleicht auch der größte Meister der Allegorie, mußte sich freuen bey Winckelmann einen solchen Schatz nützlicher Kenntnisse zu finden; und Winckelmann, der kein größer Vergnügen kannte, als in seinem Lieblingsstudium Progressen zu machen, freute sich zu lernen, daß die Denkmäler des Alterthums auch noch einen ändern als chronologischen und antiquarischen Nutzen hätten.

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Sie waren also wie für einander bestimmt, und studierten oft Tage und Nächte mit einander. Herr Lippert hat schon Deutschland erinnert, wieviel es Oesern zu danken habe, da er ihm einen Winckelmann gebildet. Er sagt in der Vorrede zur Dactyliothek: „So ein fleissiger und belesener Gelehrter Winckelmann immer war, so würde er doch, wie viele andere, mit seiner weitläufigen Wissenschaft in Büchern kleben blieben seyn, wenn er nicht zuvor einige Zeit bey unserm gemeinschaftlichen Freunde Hrn. Oeser gelebt, seine Kenntnisse durch dessen guten Geschmack entwickelt, und sein Auge stark gemacht hätte." Wie wahr dies sey, mag folgende Anekdote bestätigen. Gleich damals kam Raphaels großes Gemälde, welches Winckelmann nachher (Ged. von d. Nachahm. S. 26. 27) mit so vieler Einsicht und Geschmack beschrieben, in Dreßden an. Drey Tage war Winckelmann schon auf die Gallerie gegangen, um es zu studieren, und immer konnte er die Schönheit desselben nicht finden, bis sie ihm Oeser zeigte. Oeser ermunterte Winckelmannen, etwas über die Kunst zu schreiben. Dieser weigerte sich aber lange, weil er stets sehr mißtrauisch gegen sich selbst war. Endlich ließ er sich überreden, und schrieb die Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke. Er eignete sie dem König zu, und erlangte dadurch eine monatliche Pension von acht Dukaten. Hierzu kam das Versprechen, daß er während seiner Reise zwölf haben sollte, und dies ist ihm nachher auch gehalten worden. . . Einige Tage vor seiner Abreise aus Dreßden ward Winckelmann Abbe. Von nun an bekam er nicht allein die versprochne Pension von zwölf Dukaten monatlich, sondern auch noch besonders Reisegeld. Die Merkwürdigkeiten seiner Reise hat er in Briefen an seinen guten Freund Oeser beschrieben, mit welchem er bis an das Ende seines Lebens einen fleißigen Briefwechsel unterhielt. Möchte ihn doch Herr Oeser der Welt mittheilen. ..! Wenn ich etwas in der Welt bedaure, so ist es, zwey Tage mit Cavaceppi an einem Orte zugebracht zu haben, ohne es zu wissen. Denn auf nichts wäre ich neugieriger, als mit was für Gesinnungen gegen die Religion Winckelmann gestorben sey. Von dem Schrecken, welchen WinckelmannsTod in der gelehrten Welt erregte, hätte auch etwas gesagt werden können. Wohl nie ist ein Schrecken so allgemein gewesen. WinckelmannsTod war vier Wochen lang der Stoff aller Gespräche, und man wollte ihn fast nicht glauben, bis eine nähere Bestimmung nach der ändern ankam... Er war kein Feind des ändern Geschlechts. Jedermann, der auch Winckelmann nicht gekannt, wird schon zweifeln, daß ein Mann, der so enthusi-

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astisch über die Schönheiten derNiobe schreiben können, gegen die Schönheiten der Natur unempfindlich gewesen sey. Aber ich kann geradezu versichern, daß es nicht wahr ist. Nur die großen Gesellschaften von beyderley Geschlechte floh er, und liebte die einsamen Spatziergänge. Doch gilt auch dies nur von seinem Auffenthalt in Deutschland. Denn in Italien hat er auch größre Gesellschaften ertragen gelernt. 117 Oeser [nach Geyser] [Dresden, 1754—1755]

. . .Ein weiterer Kreis eröffnete sich zugleich für Oeser durch den ihm gestatteten Zutritt in das Museum, welches der Graf von Bünau auf seinem Gute Nöthenitz, dem Sammelplatz der geistig hervorragendsten Männer, errichtet hatte. Hier war es, wo Oeser auch Winckelmann — damals Bibliothekar des Grafen — zuerst sah und wo zu dem vielbesprochenen näheren Verhältniß Beider der Grund gelegt wurde. Winckelmann hatte nämlich bald nachher (1754), um seinen Studien unausgesetzter sich widmen zu können, seine Stelle bei dem Grafen aufgegeben und sich zum Privatisiren nach Dresden gewendet. Zufällig traf er hier an einem Novembertage mit Oeser zusammen, und da er sich mit Unzufriedenheit über seine Lage und Einrichtung gegen diesen aussprach, erbot sich Letzterer sogleich zur Aufnahme Winckelmann's in seinem Hause, wo nun Beide in ununterbrochener geistiger Berührung und regem Gedankenaustausch über ein Jahr lang (bis Winckelmann's Abgang nach Italien im Januar 1756) zusammen lebten, indem Winckelmann seinem Freunde die reichen Quellen seines Wissens eröffnete, dieser aber jenem die Kenntniß des Praktischen in der Kunst beizubringen sich angelegen sein ließ, ja ihm sogar eigentlich Unterricht im Zeichnen ertheilte. Hierzu wurden, öfters zu Winckelmanns Verdruß, der die von seinem lebenslustigen Freunde nicht selten Volksfesten und anderen Belustigungen geopferte Zeit lieber für sich in Anspruch genommen hätte, nur die frühesten Morgenstunden angewendet» während die Mittagsund Abendzeit gewöhnlich unterrichtenden Gesprächen gewidmet ward. 117 a Oeser [Dresden, 1754—1755]

. . .Wir waren vertraute Freunde; ich kann wohl sagen, daß ich unter den Menschenkindern seinesgleichen nicht gefunden habe. Denn zur Gesellschaft, wo Verstand und Einsicht erfordert wurde, war er Bester, und wo Scherz und Freude, war er der Alleruntauglichste und sich selbst zur Last. Bei seinem fürtrefflichen Herzen wußte er gar nicht, was Miß-

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trauen war; sich zu verstellen war ihm ganz unmöglich. Er fand in nichts seine Zufriedenheit als seine Einsichten zu erweitern. Das Studium der Alten war sein Lieblingsgeschäft, und diesen opferte er alles auf. Er stand gemeiniglich früh um 4, höchstens 5 Uhr auf, nahm etwas Tee zu sich und griff nach seinen Freunden. Dieses waren Homer, Xenophon, Herodotus oder Thukydides, und las laut 2—3 Stunden beym Auf- und Abgehen darinnen. Alsdann nahm er erst andere Bücher zur Hand, die er etwan zu seinen Arbeiten in der Geschichte nötig hatte. Alles, was er unternahm, geschah mit einer männlichen Standhaftigkeit, welche ein auffallender Fleiß unterstützte. 118 Oeser [nach Gurlitt] [Dresden, 1754—1755] . . . Er [Winckelmann] hatte sich schon zu Seehausen so gewöhnt, daß ihm oft zwei bis drei Stunden zum Schlafe genügten. Traurig nur, daß der Körper den hohen Bestrebungen und der Spannkraft eines regen Geistes mit seinen Kräften nicht immer daurend entspricht. Auch Winkelmann mußte seinen nie zu tilgenden Durst nach Wissenschaften beinahe mit dem Leben büßen. Seine Lebensblüte fing sichtbarlich an zu welken und den Abfall zu drohen, sein Körper zehrte sich ab, anhaltende Nachtschweisse entkräfteten ihn. In dieser Zeit der Zerrüttung seiner Gesundheit besucht der Cardinal Archinto, der Päbstliche Nuntius am Sächsischen Hofe, die Bibliothek zu Nötheniz, er wendet sich an Winkelmann, bewundert seines Führers Gelehrsamkeit, aber fürchtet auch für ihn, als er von dem mit Wissenschaft so trefflich genährten Geiste seinen Blick auf den durch mühsame Arbeit ausgezehrten Körper hinwendet. Er rathet ihm seine Lage zu verändern, er schlägt ihm eine Reise nach Italien vor, er verspricht ihm, ihn mit sich dorthin zu führen, wo er seine Gesundheit wiederherstellen, und seine Kenntniß des schönen bildlichen Alterthums durch das Anschauen aufklären und erweitern könne. Winkelmann, der gute Winkelmann, dem es bei seiner Gelehrsamkeit und bei seinem Umgange mit den Verstorbenen in seiner Studierstube und in der Bibliothek, noch an Erfahrungskenntniß der lebenden Menschen gebrach, ahndete nichts; sah nichts, als das redliche Bemühen zu helfen. Er geräth für Freude außer sich, dies sey das Land, ruft er, wo er längst durch Anschauen zu lernen gewünscht, das Ziel seiner Wünsche; er geht in den vorgeblichen Plan des Cardinais ein. Der Cardinal wird immer herablassender, theilnehmender, er spricht: wir sind nun Freunde. Er ladet ihn öfters zu sich ein. Winkelmann folgt

I754—I755 der Einladung; er befindet sich an der Tafel des Gardinais immer in Gesellschaft einiger katholischen Geistlichen, die, wo ich nicht irre, von der sogenannten Gesellschaft Jesu waren; aber noch argwöhnt seine truglose Seele keine Nebenabsicht; noch hält er den verlangten Uebertritt zur katholischen Kirche nur für Bedingung eines sorgenfreien Aufenthalts in Italien. Er theilt sein Vorhaben, mit dem Cardinal nach Italien zu gehen, dem Grafen mit; dieser scharfsinnige Kenner des Menschen ahndet, argwöhnt, warm. Winkelmann überlegt und vermeidet den Cardinal an Jahr und Tag. Aber zu Ende des Winters 1754 wird der Gesundheitszustand des armen von der Arbeit entkräfteten Gelehrten wieder von Tage zu Tage gefährlicher, sein voriges Uebel, fast unerhörte Nachtschweisse, finden sich mit solcher Heftigkeit von neuen ein, er wird mit so lange anhaltenden Schwindeln befallen, daß ihm alles eine gänzliche Verzehrung zu drohen scheint. Er geht zum Cardinal, blos in der Absicht, sich über seinen Rücktritt zu entschuldigen und Abschied zu nehmen, ja, wenn es, ohne weiter zu gehen, möglich sei, sich den Weg nach Italien offen zu erhalten. Das Bezeigen des Cardinais war gütiger, als je; er suchte ihn durch Bitten und Versprechen zu bewegen, ihm zu folgen. Ihm zu folgen, schlug Winkelmann ab, und wandte seine unbeendigten Arbeiten in der Bibliothek des Ministers vor. Indessen bat er sich Bedenkzeit aus, und die Abreise des Nuntius ward aufgeschoben. Entschlossen war er bereits, sein Amt niederzulegen, weil seine zerrüttete Gesundheit es erforderte, und er der Beschäftigung mit blossen Sachen des Gedächtnisses müde war; aber er schwankt noch über den Ausweg. Er rechnet auf die Unterstützung zweier Freunde; er schreibt, aber sie können ihm zur Zeit noch nichts versprechen. Unterdessen werden die Einladungen des Cardinais häufiger, die Zuspräche und Ueberredung desselben und seiner Gehülfen werden andringlicher: ,,es bedarf bei einem Manne, wie Sie, nur einzig der Rückkehr in den Schoos der allgemeinen Kirche, um in Italien, dem Ziele seiner Wünsche, glücklich zu seyn: Gelehrte wissen ja, wie gleichgültig für innere Ueberzeugung und eigne Einsicht eine solche Veränderung sei; unbeschadet jener Ueberzeugung und Einsicht kann man in jedem Lande der herrschenden Kirche zugethan sein; dies fordert die Klugheit: changer la religion, c'est changer la table, mais non pas seigneur." So sprach man Winkelmannen zu, und er erwiederte endlich das ihnen erwünschte Ja, welches am nächsten Sonntage durch den Genuß des Abendmahls in der katholischen Kirche zu Dresden bestätigt ward. Der Schritt war nun einmal geschehen; aber Reue, Unruhe^ Angst folgten demselben. Er meldete

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dem Grafen seine Veränderung in einem rührenden Briefe (vom 17. Sept. 1754 [Nr. ]), den Abdruck des jetzigen Zustandes seines Herzens: tiefe Empfindung der Dankbarkeit gegen seinen großen Gönner wechselt in demselben mit quälenden Gefühlen der Reue, der Betrübniß und Schaam, welche sich endlich in das sanfte Flehen um Vergebung auflösen. Es ist der fünfte Brief im ersten Bande der Daßdorfschen Sammlung (S. 17. folg.). Der Graf erhielt den Brief, als er eben mit Oeser in Nöthenitz zu Tische saß. „Was gilt's, sprach er, als er Winkelmanns Hand auf dem Umschlag erkannte, was gilt's, Winkelmann hat die Thorheit begangen, auf die man es bei ihm längst abgesehen hatte: aber nach Italien wird er nicht kommen, er lerne die Menschen besser durchschauen." Oesern, den Freund Winkelmanns, schmerzt dieß, er widerspricht den Grafen, behauptet, Winkelmann werde auf diesem Wege nach Italien kommen; der Graf beharrt auf seiner Meinung; Oeser, im edlen Eifer für seinen Freund, verbürgt sich, wenn jener Weg trüge, dennoch solle Winkelmann Italien sehen. Der Graf weissagte richtig, und Oeser hielt Wort. Es war im Jahr 1754 im Anfange des Novembers, als Winkelmann von Nötheniz abgieng und nach Dresden zu Oeser zog. Hier lebte er unter seinen wenigen Freunden Oeser, Lippert, Hagedorn, und bereitete sich durch Studium der Kunst auf seine Reise nach Italien vor. Archinto hielt ihn lange mit Versprechungen hin, als aber seine Abreise sich näherte, stellten sich der Erfüllung jener allerlei Hindernisse und Vorwände in den Weg. Archinto reist endlich wirklich ab, und läßt Winkelmann unter Empfehlungen an den Pater Raufch] zurück. Archinto also scheidet von ihm, aber er läßt ihn ja unter der Obhut der katholischen Geistlichen; diese werden ihn sicherlich nicht verlassen. Sie laden ihn allerdings, wie zuvor, zu sich ein; aber einstmals thun sie den Vorschlag, — Wunsch nach Erfüllung begleitet denselben — er möge sich doch um die katholische Kirche durch Bestätigung ihrer Lehren aus den alten Kirchenvätern verdient machen: möge zu dem Ende diese fleißig lesen: ihm, einem des Griechischen so kundigen Manne, könne diese Lecture ja nicht schwer fallen. Winkelmann, an die reinere Nahrung des gesunden Verstandes und guten Geschmacks durch die Lecture der Griechen und Römer gewöhnt, eilt voll Unwillens ob der thörichten Zumuthung nach Hause, in die Arme seines Oeser, klagt über das ihn entehrende Ansinnen, und schwört diese Gesellschaft Jesu von nun an zu meiden. Winkelmann, der Mann voll Gefühl des Schönen und Edlen, soll die Kirchenväter lesen? soll sie nicht zur gelehrten Forschung für Wlnckelmann-Briefe IV.

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1754— »755 die Geschichte der christlichen und kirchlichen Lehren, sondern zur Auffindung und Bekräftigung dessen lesen, was andre ihm aufzufinden und zu bekräftigen gebieten? Die schlauen Absichten liegen vor den Augen beider Freunde enthüllt. Es hatte kurz vor Winkelmann's Uebertritt von einer partiellen christlichen Kirche zur ändern ein gewisser Rothfischer den ähnlichen Schritt von der päbstlichen Kirche zum Luthertum gethan. Dieser ängstigte die katholische Geistlichkeit mit Streitschriften gegen den Glauben ihrer Kirche. Sie trachtete nach einem Sachwalter und Rächer derselben; aber sie hatte leider! ihren Mann verfehlt. Nun ermunterte Oeser seinen Freund, etwas über schöne Kunst des Alterthums zu schreiben, es dem Könige von Polen zu widmen, um durch dessen Unterstützung zum erwünschten Ziele, dem Aufenthalt in Italien, zu gelangen. Eines Tages kam der Gelehrte von der Dresdner Gemälde-Gallerie zum Künstler zurück: er hatte den ihm angepriesenen Geist in einem der Gemälde — ich meine, es war ein Diedrich — nicht auffinden können. Oeser versprach das Gemälde gemeinschaftlich mit ihm zu betrachten; er that es und zeigte ihm den Geist und die Schönheiten desselben. Die Unterredung dabei gab die Veranlassung zu der ersten Schrift Winkelmanns, welche bald nachher erschien: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst; und welche so viel Beifall fand, daß sie in kurzem auch ins Französische (Oeser hatte sie sogleich an Wille nach Paris geschickt) und ins Italienische und Englische übersetzt ward. Die Dedication an den König von Polen, zu welcher Winkelmann die Erlaubniß erhalten, (denn um diese mußte in dergleichen Fällen bei jenem Könige immer erst durch einen dritten nachgesucht werden) begleitet, wie ich meine, von einer mündlichen Empfehlung des Verfassers der Schrift bei dem Könige durch den Pater Rau[ch], verschaffte Winkelmannen eine Audienz beim Könige selbst. Dieser Fisch, dieß waren des Königs Worte, nach einer kurzen Unterredung mit ihm, soll in sein rechtes Wasser kommen; und diese Worte wurden von der Zusage einer kleinen Pension begleitet, die ihm in den ersten Jahren einen sorgenfreien Aufenthalt in Italien versicherte. Winkelmann reiste darauf im September 1755 von Dresden ab und gelangte am 18. Nov. desselben Jahres zu Rom an. 118 a [Oeser(?)j | Dresden, 1754—1755]

. . . Winkelmann etoit de moyenne taille et d'une figure qui ne prevenoii en sä faveur. Un front bas, un nez pointu, de petits yeux noirs et enfonces, lui donnoient un air plus sombre qu'ouvert. S'il avoit quelque

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chose de gracieux dans sa physionomie, c'etoit la bouche, dont les levres pourtant avoienr trop d'elevation. Mais quand il etoit anime et de bonne humeur, toutes ces parties faisoient un ensemble qui plaisoit. 119 Lippert [Dresden, 1754—1755] . . . Herr Winkelmann wird, als ein deutscher Gelehrter, dieserwegen [wegen seiner Gelehrsamkeit] in Rom selbst bewundert. Er hat wirklich Rom in Rom gefunden, und vielen Italiänern Sachen gezeiget, die sie gesehen, ohne zu wissen, daß sie bey ihnen wären. Aber so ein fleißiger und belesener Gelehrter er auch immer ist, so würde er doch, wie viele andere, mit seiner weitläuftigen Wissenschaft in Büchern kleben blieben seyn, wenn er nicht zuvor einige Zeit bey unserm gemeinschaftlichen Freunde, Herr Oesern, der itzo als Professor und Direktor der Kunstakademie in Leipzig lebet, seine Känntniß durch dessen guten Geschmack entwickelt, und sein Auge stark gemacht hätte; welches er auch in seiner ersten Schrift selbst bekennet, so wie er es in Rom mit den beyden Mengs, Vater und Sohn, gethan. Und da er von allem Eigennutz frey ist, so bestrebet er sich auch nach allem Vermögen, uns als seinen Landesleuten recht nützlich zu werden; und er hat bishero schon mehr gethan, als viele Gelehrte in hundert Jahren, durch ihre sonst gute, aber lateinische Werke, noch nicht zuwege gebracht, weil unter den deutschen Künstlern sich gar wenige finden, die Latein verstehen. Wir hoffen auch noch mehr von ihm zu erhalten. 120 [Burscher (?)] Über Winckelmanns Religionsveränderung [Nöthnitz-Dresden, 1752—1754] . . . Die Geschichte von des berühmten Winckelmanns Bekehrung verhält sich auf folgende Art. — Winckelmann war ein wenig unzufrieden mit seiner Lage in Nöthenitz1: sei es, weil er der Arbeiten bei der Bibliothek zu viele hatte (er mußte Auszüge aus Geschichtschreibern für den Grafen von Bünau, zu dessen deutscher Geschichte, machen),oder weil er mit dem sei. Franke, seinem Vorgesetzten, überhaupt nicht stimmte; vielleicht nicht stimmte, weil dieser ihn nicht so behandelte, als er behandelt werden wollte, als er behandelt werden zu müssen glaubte. Wie sein Mißvergnügen zunahm, trug er kein Bedenken es 1

Der berühmte Graf Bünau hatte in Nöthenitz seine auserlesene und zahlreiche Bibliothek, an welcher Franke und Winckelmann als Bibliothekare standen. Franke war Direktor derselben, und Verfasser des bekannten Katalogs der Bünauischen Bibliothek. Man sehe, was dieser Mann selbst über seine Kälte gegen W. erzählt, in Dassdorfs Sammlung Winckelmannischer Briefe Th. L S. 109. f. [Anhang Nr. 115.] H*

1752—1?54 merken zu lassen, oder vielmehr, es ließ sich ihm abmerken: er klagte über die Beschränktheit seiner Lage, zeigte Unzufriedenheit über das wenige Ansehen, das er genösse2, u.d.gl.m. — Es kam hinzu, daß, bei seiner Vorliebe für die Alten, ihm der Wohnsitz der alten Größe, Rom, von je her wichtig gewesen war; und daß er, durch die Nähe der Dresdner Gallerie und den damals herrschenden Geschmack an Kunstwerken, und der Beschäftigung mit der Kunst, auch Geschmack an und in den Künsten gewann3. Er konnte aber nicht Geschmack für die Kunst gewinnen, ohne daß nicht die Sehnsucht nach Italien, in einem Manne von seinem Charakter, hätte sehr groß werden, und sich also auch äußern müssen. Nur dort waren die Antiken selbst, nur dort die großen Kunstwerke eines Raphael, eines Michel Angelo zu sehen; denn nur in ihren Freskogemälden ist ihr ganzer Geist, der ganze Umfang und die Größe der Kunst, wahrzunehmen. Nöthenitz liegt, wie bekannt, nicht weit von Dresden; Neugier, Müßiggang und die Bibliothek zogen viele Menschen, und auch katholische Geistliche, so wie den Hofrath Bianconi4, heraus. Und was war nun natürlicher, ab daß, wie Winckelmann seine Unzufriedenheit merken, Klagen sich entfallen ließ, die Sehnsucht, Rom zu sehen, äußerte; man ihm, gelegentlich, und nicht etwa gerade als Antwort darauf, sagte: „Schade, daß ein Mann, wie Sie, nicht in Rom lebt!" — Warum? Freilich wollte ich es wohl einmal sehen. — „O, Sie müssen dort leben. Wie würde man einen Mann von Ihren Kenntnissen, Ihren Einsichten, dort schätzen!" Meinen Sie? — „Der Zutritt zu Allem würde Ihnen offen stehen; die Großen, alle Kardinale, alle Fürsten, würden sich um Ihre Freundschaft bewerben, würden sich eine Ehre daraus machen mit Ihnen umzugehen, würden Sie aufsuchen." — Und ich würde also freie Hand in den Bibliotheken haben? — „Allerdings!" — Dieses, öfter wiederholt, von Verschiedenen gesagt, so ganz, dem Anschein nach, unabsichtlich gesagt, mit Anspielungen, und Blicken auf seine gegenwärtige Lage, auf seinen ganzen Aufzug, gewürzt, wirkte; so wie, von einer ändern Seite, seine Unzufriedenheit mit Franken diese Wirkung stärkte und vermehrte, und Jenes wiederum diese Un* In dem merkwürdigen Briefe, welchen Winckelmann selbst, gleich nach seiner Religionsveränderung, und zur Entschuldigung derselben, an seinen Wohltäter, den Grafen Bünau, schrieb (m. s. Dassdorfs Sammlung Winckelmannischer Briefe, Th. I. S. 17.f.) [Nr. ], finden sich auffallende romantische, aber auch ambitiöse Gesinnungen. Z. B. S. 18.: „Eine gewisse Art aber zu denken und zu handeln, von welcher ich schwerlich abgehen möchte, verbietet mir gleichsam, denen in der gewöhnlichen Ordnung mir zuträglichen Wegen zu folgen. Ich glaube, daß Ew. Excellenz in diesem Punkte von mir unterrichtet sind." 3 Mir sind hierüber eine Menge Anekdoten bekannt, welche, wie Winckelmanns Seele zur Kunst gebildet ward, sehr anschaulich machen; hier aber nicht her gehören. Nur so viel im Vorbeigehen: daß der Verfasser seines Lebens, vor der Wiener Ausgabe seiner Kunstgeschichte, sehr schlecht berichtet gewesen ist; wenn er unter ändern einem Manne ein Verdienst darum zuschreibt, der keines darum hatte; vielleicht nicht einmal darum haben konnte. Doch, dieser sonst schätzbare verdienstvolle Mann, ist todt. 4 Königlich Polnischen und Kurfürstlich Sächsischen Leibarzt.

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Zufriedenheit vergrößerte, und Veranlassungen zu Mißverständnissen herbei zog und beförderte. — Ob nicht auch auf Franken gewirkt, ob nicht auch dieser veranlaßt worden, sich übel gegen Winckelmann zu nehmen, lasse ich dahin gestellt sein; mir ist es wahrscheinlich genug: denn ich habe ähnliche Dinge erlebt. Doch das weiß ich nicht; wohl aber jene Gespräche aus dem Munde von Ohrenzeugen ! Genug, nun fing Winckelmann ernstlicher und bestimmter an, nach Italien sich zu sehnen; er erkundigte sich: wie man dort lebe? durch welche Mittel man zur Einsicht und Bekanntschaft mit allen Kunstwerken und Bibliotheken gelangen könne? welche Wege man einschlagen müsse? u.d.gl.m. Anfänglich hielt man ihn mit allgemeinen, unbefriedigenden Antworten hin; aber Winckelmann ward natürlich immer dringender; und nun sagte man ihm denn, daß freilich das bessere Mittel, Zutritt zu Allem und zu aller Zeit zu haben, eine Übereinstimmung in der Religion mit den Vorstehern und Besitzern jener Schätze sei. Winckelmann, wie Sie leicht denken können, stutzt; und nun protestiert man: daß man ihn nicht etwa gar bekehren wolle; daß nur von dem bessern sicherern Mittel, jene Schätze kennen zu lernen, die Rede sei; daß diese Schätze freilich wohl etwas werth seien; und nun — und bei allen schicklichen Gelegenheiten, eine Lobpreisung dieser Schätze und Herrlichkeiten. — Nun fing Winckelmann an, von diesem Schritte zu sprechen: daß er denn doch so mißlich sei, u.s.w.; und man erwiderte: „daß ein Mann, wie Er, ja doch schon wisse, wie man mit der Religion daran sei; daß eine äußere Veränderung doch wohl für ihn nichts so Bedeutendes sein könne." Dieses sind wirklich von seinen Bekehrern geäußerte Ideen; und sind dem, der die Gewandtheit und Schlauigkeit dieser Herren kennt, begreiflich genug; Andre mögen sie daraus kennen lernen. Endlich besucht der Nunzius Archinto selbst die Bibliothek, oder vielmehr Winckelmannen; dieser wird jenem, von seinen frühern katholischen Freunden, als der erste und größte Gelehrte Europens dargestellt. Der Nunzius erzählt, daß er von seinem Ruhme bereits gehört; geht so gleich auf die freundschaftlichste, herablassendste Art mit ihm um; bezeugt ihm seine Theilnehmung, so bald Winckelmann, nach seiner Natürlichkeit, sich es merken läßt, daß seine Lage ihm nicht gefällt; jener aber bringt ihn zu dieser Äußerung, indem er sich nach der Geschichte der Bibliothek, nach seinem Amte und seinen Beschäftigungen dabei u.d.gl. erkundigt; bezeugt seine Verwunderung, daß man einen Mann, wie ihn, so wenig zu schätzen scheine; bittet um seine Freundschaft, um die Ehre seines Besuchs. Ein paar Tage darauf wird Winckelmann bei ihm zu Tische geladen, und mit der größten Achtung empfangen. Von Rom, und den Schätzen Roms, und der Annehmlichkeit des dortigen Aufenthaltes, und der Freiheit und Ungezwungenheit dabei, und von der Ehre, welche die Gelehrten dort genießen, wird viel bei Tische gesprochen; aber, versteht sich, ohne alle Beziehung auf Winckelmann, und so, als ob man von seinen Wünschen nichts wisse. Diese werden nun immer größer; ein Anderer unterrichtet, dem Anschein nach, so ganz unabsichtlich, in seinem Beisein, bei einem der folgenden Besuche, den Nunzius davon, der sie anfänglich so ziemlich kalt anhört, dann ihn deswegen lobt, und hinzu setzt, daß Winckelmann freilich dort glücklicher leben, daß sein Verdienst, seine Kenntnisse dort mehr angesehen und geschätzt sein würden, u.d.gl.m. Nun brennt der gute Winckelmann: fort will

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er von Nöthenitz, hin nach Rom; nur seine Religionsveränderung — Wie er Bianconi seine Bedenklichkeiten äußert, und, ob denn keine Möglichkeit sei, ohne jenen Schritt, dort zu leben, verweist dieser ihn an den Nunzius selbst, nachdem er ihm vorher gelegentlich erzählt hat, wie sehr der Nunzius ihn (Winckelmann) schätze und liebe, und der Nunzius, durch das freundschaftlichste Betragen, des ehrlichen Deutschen ganzes Vertrauen gewonnen hat. Durch dieses wird er endlich dahin gebracht, den Nunzius selbst zu fragen: erst horcht er bloß bei ihm an; thut allgemeine Fragen, und die Antworten des Nunzius führen ihn endlich zum eigenen Geständnisse seines Wunsches. Hier hört er, was er vorher gehört hatte, daß, ohne Religionsänderung, seine Absichten schwerlich zu erreichen wären; und, wie Winckelmann Bedenklichkeiten äußert, die vorige Antwort, mit einem lächelnden Blicke: „ein Mann wie er, müsse ja längst wohl wissen, woran er sei; einem Manne wie ihm, könne dieser oder jener äußere Gebrauch doch wohl gleichgültig sein." Und wie Winckelmann von dem Aufsehen spricht, das die Sache machen könne, versichert ihm der Nunzius, daß Er selbst es sich für eine Ehre halten würde, ihn in seiner Hauskapelle (wie es auch geschehen) aufzunehmen, und bezeugt seine Verwunderung, daß Winckelmann durch dergleichen Bedenklichkeiten sich abhalten lassen wolle, Verdienste um die Welt und die Wissenschaften sich zu erwerben, und sein Glück zu machen; daß die Abschwörung der protestantischen und Annahme der katholischen Religion ja nur eine Ceremonie sei, u.d.gl. — Genug, die Ceremonie erfolgt, — und Winckelmann war Katholik8. Aber das Merkwürdige bei der Sache kömmt noch. Wir wissen alle, daß Winckelmann katholisch ward, um in Rom Wissenschaften und Künsten obliegen zu können; aber, wir wissen auch alle, daß er, nach seiner Bekehrung, noch eine lange Zeit* in Dresden blieb. Seinem Biographen scheint dies gar nicht aufgefallen zu sein; für mich war dieser Umstand Veranlassung, nach der Geschichte seiner Religionsveränderung mich genau zu erkundigen, wodurch ich denn das Vorhergehende, aus noch lebender Zeugen Munde, heraus gebracht habe; denn allerdings ist dieses sonderbar. Es versteht sich von selbst, daß man Winckelmann, ehe er den Schritt that, alle mögliche Empfehlung, alle mögliche Unterstützung zu seiner Reise, zu seinem Unterkommen in Rom versprach7; und bei seinem 8

Der oben angeführte Brief S. 21.f. [folgt Zitat: Ich gieng — Endlich erklärte ich mich; s. Nr. .] • Ein volles Jahr. Im September 1754 trat Winckelmann zur katholischen Religion über (der oft angeführte Brief ist vom 17. Sept.); er blieb hierauf noch bis zu Anfang Novembers in Nöthenitz, wo er dann wegging, und nach Dresden zog. In der letzten Hälfte des Septembers 1755 reiste er von Dresden nach Rom ab, wo er den 18. November ankam. Zwar hatte er, bei seinem Übertritt, sich selbst ausbedungen, bis Ostern in Sachsen zu bleiben; aber er blieb auf diese Art ein ganzes halbes Jahr länger, als er gerechnet hatte. Auch schrieb er schon im Anfang Juni 1755 aus Dresden dem Grafen (S. 24): „es sei nunmehr beschlossen, daß er, vielleicht in 14 Tagen, von hier nach Rom gehen solle, wo er mit einer sehr mäßigen Pension auf 2 Jahre ruhig leben und studieren werde [Nr. 113]." 7 In jenem Briefe S. 22 [Nr. ].

1752— Charakter war es sehr natürlich, daß er sogleich hätte abreisen müssen. Warum blieb er also sitzen? Und wie ging es zu, daß er in Dresden, in diesem Zeiträume, so kümmerlich lebte? Wie konnte man einen solchen Proselyten so dahin darben lassen, daß er größtentheils mit seiner eigenen Hand seine Kost sich zubereiten mußte? sich zuerst, wofern ich nicht irre, bei seinem Schneider, kümmerlich einmiethen mußte? — Zwar ist die Dankbarkeit der katholischen Kirche bekannt; man erinnere sich, unter ändern, nur an Rousseaus Confessions; auch wird sie Schritte dieser Art, und muß sie im Grunde, als Pflicht ansehen; wer zu ihr übergeht, denkt sie, thut nichts, als seine Schuldigkeit: was bedarf es da für Lohn? Allein aus den angeführten Gründen, erregt es denn doch Aufmerksamkeit, wenn ein Winckelmann nun nichts von dem anfänglich erreicht, was er durch Religionsveränderung erreichen will. Doch die Sache wird, durch den Verfolg, helle genug; und die Herren, welche sich das Ansehen gaben, mit der Religion bei dieser Sache bloß zu spielen — zu spielen, weil sie, auf diese Art, am besten dem guten Winckelmann beizukommen glaubten; — diese Herren waren, wenn nicht um der Sache selbst, um der Religion willen, doch vielleicht (wie es scheint) wegen des Politischen bei der Sache, ernstlich genug bei diesem Unternehmen. Fast sollte man glauben: Religion brauche, nach dem Dünken dieser Herren, kein Mensch in der Welt zu haben; aber katholisch sollte denn doch die ganze Welt, wo möglich, sein. — Denn, hören Sie nur. Kaum hatte Winckelmann den Schritt gethan, und ließ etwas von Unbehäglichkeit darüber merken, als man ihm schon sagte, daß dieser Schritt ja leicht zu rechtfertigen sei, und daß er ihn rechtfertigen solle; und endlich verlangt man, mit trocknen dürren Worten, von ihm: daß er zu Gunsten der von ihm angenommenen Religion schreiben, ihre Wahrheit, ihre Vortrefflichkeit erweisen — mit einem Worte, ein Werkzeug zur Ausbreitung des Katholizismus in Deutschland, und vorzüglich in dem Lande, worin er lebte, werden sollte. Dies ist eine reine Thatsache, die ich ganz zuverlässig weiß; obgleich ich nicht genau weiß: wer, ob einer allein, oder mehrere, ob nur der Hofrath Bianconi, oder auch sein Beichtvater, ihm dieses zugemuthet. Nur so viel weiß ich, daß man nicht gleich von dieser Zumuthung abstand, sondern in ihn drang. Verschlagen genug war dieses; ein Gelehrter, wie Er, der für die katholische Religion geschrieben hätte, würde, unter den damaligen Umständen, auf manche Schwachköpfe haben wirken müssen. Auch war die Wendung verschlagen, durch welche man ihn dazu treiben wollte: „er mußte sich ja rechtfertigen; es war ja billig, der Welt seine Gründe vorzulegen; sein guter Namen, seine Ehre hing ja an dieser Rechtfertigung; bei seiner Gelehrsamkeit und seinen Kenntnissen müsse ihm ja dieses eine Kleinigkeit sein" u.s.w. Daß Winckelmann diese Zumuthung mit Unwillen von sich stieß, darf ich nicht erst sagen; aber nun werden Sie auch begreifen, warum man ihn in Dresden schmachten und zappeln ließ? Man hatte von Anfang an, und gleich nach seinem Übergange, nicht viel für ihn gethan; vielleicht, um ihn in unmittelbarer Abhängigkeit zu erhalten, und dadurch zu nöthigen, daß er sich in allem vorschreiben lassen müßte; vielleicht wollte man ihn sogar zwingen, seine Bekehrer selbst zu fragen, was sie von ihm gethan haben wollten: aber nun, da er dem Winke, den Anmahnungen nicht Gehör gab, that man noch weniger. — Manches, in Winckelmanns folgender Geschichte, seiner burger-

I754—I755 lichen sowohl, als der Geschichte seines Geistes, und seiner Bildung zu dem, was er ward, läßt sich ganz augenscheinlich hieraus herleiten; doch die Zeit, seine Biographie zu schreiben, ist noch nicht da. So viel ist indessen gewiß, daß, ohne diesen Umstand, ohne seine Verzögerung in Dresden, Winckelmann allem Anscheine nach, nichts als ein Antiquar geworden sein würde, wie es die Antiquare gewöhnlich sind8. Nur eines Unistandes will ich noch erwähnen. Der Graf von Bünau erhielt die Nachricht von Winckelmanns Übergang zur katholischen Religion auf einem seiner Güter (mich dünkt, in Dahlen); und nachdem er, im Beisein Mehrerer seine Unzufriedenheit darübet, und daß ein Gelehrter, wie dieser, und welcher bei ihn in Diensten gestanden, und gerade in Sachsen, diesen Schritt gethan, bezeugt, sagte er einem der Anwesenden, welcher zu Winckelmanns Freunden gehörte, nach Tische: „daß er noch eine besondere Ursache habe, Winckelmanns Unbesonnenheit zu bedauern; denn er sähe zum voraus, daß man den guten Mann um keiner ändern Ursache willen zu fangen gesucht habe, als um aus ihm ein Werkzeug der Proselyterei zu machen, um durch ihn für die katholische Religion schieiben zu lassen"; — und Graf Bünau hatte Recht. — So gut kannte er seine Leute; und so konnte er sie doch nicht kennen, ohne ähnliche Beobachtungen und Erfahrungen gemacht zu haben. — Aber, haben denn nun auch nicht diejenigen Recht, welche Deutschland warnen? Ist es nicht Wohlthat für Deutschland, wenn man die oft sehr künstlich angelegten Plane der geheimen Bekehrer immer mehr und mehr ans Tageslicht zieht? Aus Sachsen.

121 [L. Usteri(?)] [Dresden, 1754—1755] Aus einem Brief aus Zürch vom 29. Jul. 1788. Die Geschichte von Winckelmanns Religionsveränderung habe ich, so wie sie in der Berlinischen Monatsschrift erzählt ist, zu mehrern malen von Winckelmann selbst erzählen gehört. Nur scheint jenem Verfasser ein Umstand unbekannt geblieben zu sein, der den guten Mann, da er eben entschlossen war, das Vorhaben einer Religionsveränderung aufzugeben, und ein Lutheraner bleiben wollte, mit Heftigkeit auf die andere Seite stieß. Ich habe ihn aus seinem eignen lieben Munde gehört, und erinnere mich noch sehr bestimmt der Lebhaftigkeit, mit der er seinen Unwillen gegen den „lutherischen Pfaffen" äußerte, der ihm diesen Streich gespielt. Winckelmann hatte sich nehmlich einer vorhabenden Religionsveränderung auch dadurch verdächtig gemacht, daß er ungewöhnlich lange nicht zur Kirche und Kommunion gegangen; es zog ihm dies Verdrießlichkeiten zu, und er ward von seinem gewöhnlichen Beichtvater 8

Nehmlich Winckelmann würde bloß ein Mann von Litteratur gewesen sein, ohne Kenntnisse der Kunst, welche er erst während dieses verzögerten Aufenthalts in Dresden erlernte.

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darüber erinnert. Er war damals, wie er mir bestimmt sagte, entschlossen, ein Lutheraner zu bleiben; er begab sich zu dem Prediger, der auf dem Lande war (ob zu Nötheniz, kann ich nicht sagen), wollte aber nicht, daß jemand darum wisse, wann er zur Beichte und dann zur Kommunion käme. Der Prediger sermonirte ihn bei der Beichte über das Aegerniß, daß er gegeben hätte; Winckelmann ließ sich das sagen, weil ihm doch versprochen ward, daß niemand etwas darum wissen sollte, wann er kommunizirte. — Winckelmann geht am Sonntag in die Kirche, mit dem festen Vorsatz zu kommuniziren; sieht aber zu seiner Befremdung auf der Emporkirche eben die guten Freunde, deren Neckereien und Spott er befürchtete, und die ihm aufsätzig waren. Dies machte ihn lange unschlüssig: ob er wieder weggehen solle. Er blieb aber dennoch bei seinem Entschluß, die Kommunion zu nehmen; als er nach der Predigt aus eben des Predigers Munde, der ihm das Stillschweigen versprochen hatte, hören mußte: daß er der Gemeine zur Fürbitte besonders empfehle „ein verirrtes Schaf, das auf Irrwege gerathen; und zur katholischen Kirche habe übergehen wollen, nun aber zu der wahren Kirche zurückkehre, und seine Rückkehr öffentlich bei dem H. Abendmahl zu bezeugen gesonnen sei." Das empörte Winckelmann, er ließ den lutherischen Geistlichen reden, und die auf der Emporkirche vergeblich seiner warten; und ging zur Kirche heraus — für ein- und allemal. 121 a

[G. L. Bianconi(?)] [Dresden, 1754—1755]

. . . Non sappiamo in qual'anno nascesse, ne dove, ma deve essere nato poco prima del 1710., ed in qualche oscuro luogo del Brandenburgo, perch£ non e a nostra notizia, ch'egli l'abbia mai detto chiaramente. E incerto pure chi fossero i suoi parenti, ma senza dubbio furono poveri, :1 dopo, ehe egli ebbe studiato l'Ebreo, ilGreco, ed il Latino simise a fare, non so in quäl piccolo luogo del Brandemburgo, il mastro di scuola. Tali studj, ehe in Germania si fanno facilmente anche dai poveri, e tale carriera, ehe colä serve per passare al Diaconato, e alle Parrocchie quando vengono vacanti, mostrano, ehe egli destinavasi al ministero ecclesiastico nella religione luterana, nella quäle aveva avuta la disgrazia di nascere. Annojato del suo penoso impiego, e forse anche defraudato delle sue speranze, passö in Sassonia a cercare fortuna, e si mise al servizio del Conte Enrico di Bünau di Seusliz dottissimo, e nobilissimo Cavaliere, autore di una storia Tedesca delFImpero accreditatissima. Avea raccolta questo Signore un'insigne Biblioteca di 70. mila Volumi

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tutti scelti, e tenevala alia sua Terra di Nöttnitz intanto, ehe egli aspettando il comodo di ritirarvisi a farne uso ne'suoi vecchj giorni, stava Governatore delle cittä di Eisenach, e di Veimar. Confide· il Conte questo suo letterario tesoro ad un certo Sig. Francke, ed al nostro Winckelmann, affinche inqualitä di Bibliotecarj lo ordinassero, e gliene facessero un ragionato Catalogo. Nottnitz benche lontano soltanto sei miglia italiane da Dresda e piantata in luogo solitario, e montuoso, ne vi sono vicini, ehe pastori, e lavoratori. I due Bibliotecarj in quel malinconico, e tetro palazzo senza servitü, e privi di comodi, vivevano nella piü intima unione, e benche spesso non si nutrissero, ehe di frutti secchi, di butiro, e di pane contadinesco, pure stavano contentissimi. Divennero dotti certamente, perche non facevano, ehe studiare, ma divennero a poco a poco anche ipocondrici, e taciturni. Tal malattia fece piü progressi nel Winckelmann, portatovi per natura. Cominciarono ad annojarsi reciprocamente, si divisero di tavola, si guardavano fissi in faccia senza salutarsi, e senza parlarsi, divennero sospettosi, e diffidenti, e finalmente, senza sapere perche, finirono per odiarsi cordialissimamente. Cosi successe, non gia. nella solitudine d'una campagna, ma in mezzo alia gran Londra anche a Gian Giacomo Rousseau, e a David Hume. Misera umanita, e a ehe non sei tu soggetta! II Francke pero distraevasi piü del suo compagno, perche occupavasi a stampare il bei Catalogo della sua Biblioteca. Ma questo Catalogo accrebbe anch'esso la gelosia fra i Bibliotecarj. Venne una notte improvisamente a piedi a Dresda il Winckelmann, e tutto riscaldato ando a svegliare un suo amico Cattolico, a cui disse, ehe voleva cangiar Religione, uscire dalla solitudine di Nöttnitz, ed in conseguenza, ehe aveva bisogno di sostegno. Questi a si fausta nuova gli procure dalla clemenza, e pietä del Re 300. Talleri affinche potesse portarsi, com'egli desiderava, in Roma, anzi ottenne, ehe tale sussidio gli durasse finche fosse proveduto d'altronde. Monsignor Archinto Nunzio allora a S. M. il Re Elettore gli promise d'impiegarlo in Roma, giacche finita appunto in quel tempo la sua ambasciata stava sul procinto di ritornare in Italia. Si vide, ehe Pispirazione era venuta dalPalto, perche in due, in tre giorni una si bella, e memoranda conversione fu compita. II dotto Winckelmann non avea bisogno d'imparare il nostro Catechismo, ne di disputare col Teologo istruttore. La sua docilitä fu degna del suo ingegno. L'anno 1755. fu 1'epoca di questa sua spirituale fortuna. Passo immediatamente il buon Proselita in Italia, e fu sommamente sorpreso dalla bellezza dell'antico, ehe andava incontrando nel suo viaggio.

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Un uomo cosl perito nella storia Romana riconoscea con gran piacere i luoghi nominati da Tito Livio, da Plutarco, e da Paolo Diacono quando per loro gli aweniva di passare. Si fermo in Bologna qualche settimana in una casa a cui il suo amico di Dresda avevalo indirizzato, e ando a vedere il Lavino in memoria del Triunvirato. Giunse finalmente in Roma ove ricevette infiniti favori da Monsig. Archinto, ehe gli fece ordinäre la sua bellissima Biblioteca,e dal Card. Passionei, ma molto maggiori furono quelli, ehe gli fece l'Eminentissimo Alessandro Albani, il quale subito ne conobbe il vero merito. Questi puo dirsi, ehe e stato il solo suo maestro nella beila antichita, e nelle bell'arti. II Winckelmann aveva studiati assiduamente i Greci da paziente indefesso tedesco, ma non conoscea ancora 1'antichita figurata, ehe non s'impara bene, ehe in Roma. II Card. Alessandro se lo attacco totalmente perch£ dopo avergli dato casa, e la custodia della superba sua Biblioteca, dopo averlo formato a modo suo lo fece Scrittore della Vaticana, e gli procure la Prefettura delle antichita di Roma. Lui felice se non si fosse, mai slontanato da si buon Mecenate, e maestro! Sedotto, non so da chi, voile fare un viaggio in Germania, si penti dietro la strada, e fu proditoriamente trucidato in Trieste da un perfid'uomo Pistojese, detto Francesco Arcangeli, con cui s'era accompagnato d'albergo, li 8. giugno 1768. 121 b G. L. Bianconi [Rom, 1755—1757] . . . Dopo di lui giunse a Roma sotto gli auspicj del suddetto Prelato [Archinto] anche il celebre Giovanni Winkelmann, e questi pure unissi strettamente con Anton Raffaele [Mengs]. Cominciarono a meditare insieme 1'antico, massime la bellezza delle semplici fisonomie nelle statue Greche, tanto lodate oggidl da tutt'i professori, e poi cosi poco da loro imitate. Siamo certissimi, ehe e alia penetrazione di Mengs, ehe quel 1'erudito tedesco debitore di molti di que' bei lumi ehe egli ha sparsi dappoi nella sua Storia delPArti, e nella dottissima prefazione ai Monumenti inediti. Bisogna pero confessare, ehe anche Anton Raffaele innamorossi della bella severitä nelle greche sculture, e della erudizione antiquaria per gFinsegnamenti del Winkelmann. I grand'ingegni non possono comunicarsi le loro idee senza reciprocamente arricchirsele, ed erudirsi. A loro si aggiunse la magistrate pratica, ehe aveva nell'antico il buon Gardinale Alessandro Albani, al quale solevano ricorrere amendue come al Paride della bellezza antica e moderna quando non s'accordavano ne'loro sentimenti. In somma Mengs, e Winkelmann si

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formarono reciprocamente, e se quest' ultimo si spoglio finalmente della scorza pedantesca, ehe aveva seco portata dalla solitudine di Netnitz, bene al Mengs, il quale non Paveva mai avuta, ehe egli n'e obbligato. Chi ha 1'onore di scrivere queste memorie si e trovato qualche volta presente a tali loro discorsi, e ne e testimonio vivente. 122 Gleichen an die Markgräfin Wilhelmine von Ansbach-Bayreuth [Rom, Mai 1756.] Herr von Stosch ist auf einige Wochen nach Rom gekommen und hat sich in der Via Giulia eingemietet. Ich habe Besuch bei ihm gemacht und ihm meine geschnittenen Steine zum Urteil vorgelegt. Er rät, sie zu kaufen- · - Bei ihm lernte ich einen deutschen Gelehrten namens Winckelmann aus Dresden kennen, der von dem sächsischen Hofmaler Herrn Mengs dem Antiquarius präsentiert wurde. Der Gelehrte will hier ein Werk über den Geschmack der Griechen schreiben, und sagte mir, daß er sich glücklich schätzen würde, wenn er seine Schriften in Bayreuth dedizieren dürfte. Er stellte mir seine Gelehrsamkeit für den Ankauf von Antiquitäten zur Verfügung. Rom, 21. Juni 1756. Herr Winckelmann hat mich auf Bronzen aufmerksam gemacht, die in der Nähe von Frascati ausgegraben wurden. Ich habe einen kleinen Antinous und eine etwas größere Venus gekauft. 122 a Im Collegio Romano [Rom, 1757] „Nachdem Ihr des größten Griechen in Rom [Giacomelli] Freund geworden, Signor Abate", fragte Winckelmann eines Tages der Pater [Contucci], „wollet Ihr nun nicht auch den ersten Lateiner Euch ansehen?" Der etwas gebückte Greis ging langsamen Schrittes voran, bis vor eine Tür, an der der Name P. Hieronymus Lagomarsini geschrieben stand. Ein untersetzter, wohlbeleibter Mann mit freundlichem Gesicht, lebhaften Augen und breiter Stirn trat ihnen entgegen. Der berühmte deutsche Gelehrte, hieß es nun u. a., hatte schon jenseits der Alpen von dem philologischen Monstre-Unternehmen vernommen, der auch dort schmerzlich erwarteten Cicero-Ausgabe. Bei Nennung dieses Namens verdüsterten sich Pater Girolamos Züge, und seufzend wies er ihn hin

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auf vierundzwanzig Folianten, in denen die meist in Florenz gemachten Kollationen zu diesem seinen Lebenswerk enthalten waren, das gleichsam die Bekrönung des jahrhundertelangen Cicerokultus seines Ordens hatte werden sollen! Von Jugend auf habe er nur zwei Passionen gehabt: in Codices dunkle, zweifelhafte Stellen aufzuschlagen und Ciceros Stil sich anzueignen, dessen Bücher über den Redner er zu dem Zweck dreimal abgeschrieben habe. So sei er auf jenen Plan gekommen. Er zeigte ihm eine Menge Kupferplatten mit den Charakteren mehrerer Handschriften, die für die Geschichte und Beschreibung von vierhundert Codices und angesehener Ausgaben bestimmt waren; er beschrieb, wie er beabsichtige, den Gronovschen Text (1692) groß abzudrucken und alle Varianten mit der Nummer der Codices in Parenthesen mit kleiner Schrift dahinterzusetzen. Aber nach so vielen vergeblichen Verhandlungen mit Genua, Padua, Venedig, Pesaro und Leiden sei er nun entmutigt. Man habe ihm viel versprochen, die Hälfte des Gewinnes, 10000 Scudi, aber niemand habe ihm auch nur 2000 vorschießen wollen für die Kopistenarbeit, ohne die er das Werk nicht für den Druck herstellen könne. „Sehen Sie, Padroni miei, ich bin ein armer alter Vater, und dieses da (auf die vierundzwanzig Folianten weisend) ist meine ebenso arme Tochter. An Freiern ist kein Mangel, sie wollen das Mädel sogar ohne Mitgift, ja sie versprechen dem Alten Tausende und Tausende. Er hingegen will arm bleiben, aber ein Teilchen jener Tausende bittet er, ihm vorauszugeben, damit er die Ärmste kleiden und anständig aus dem Vaterhause entlassen kann. Aber daran ist kein Gedanke — basta, discorriam di altro!" Er zeigte dann dem P. Contucci den Fortgang seiner großen Sammlung von lobenden Aussprüchen über ihre Familie, mit der er seinen Schmerz über deren zunehmende Anfeindung zu lindern suche. Er sehne sich wahrlich nach dem Himmel, besonders, weil er dort so glücklich zu sein hoffe, Perpinianus, Alvarus u. a. zu treffen, die einst durch Eleganz lateinischer Rede floriert haben. AlsWinckelmann seinem Freunde, dem P. Paciaudi, von diesen Jesuitenbekanntschaften erzählte, verhöhnte ihn dieser grimmige Hasser der Societät, indem er ihn ironisch schalt, daß er, dessen Enthusiasmus für Mathematiker ihm nicht unbekannt sei, nachdem er den größten Lateiner reveriert, nicht auch dem größten Geometer Italiens aufgewartet habe, der in demselben Museum gezeigt werde. In ihm werde er zugleich den langweiligsten Versemacher, den größten Träumer und breitspurigsten Schwätzer unter allen Astronomen Europas kennen. Er stamme aus Ragusa und nenne sich Roger Boscovich.

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123 J. J. Volkmann [Neapel-Rom, Frühjahr-Sommer 1758]

. . .Herr Volkmann lernte unsern Winckelmann bey dem damaligen Kaiserlichen Gesandten, Grafen von Firmian, kennen; der alle Künste und Wissenschaften, und vorzüglich die Alterthümer liebte, und einer der ersten gewesen, der die merkwürdigen Alterthümer und Reste zu Pesto besuchet, dahin bisher fast noch niemand gekommen war. Er ermunterte dahero diese beyden aufgeklärten und nach Erweiterung ihrer Kunstkenntnisse so eifrig strebenden Männer zu einer gemeinschaftlichen Reise nach Pesto, welches auch geschah. Sie machten im Jahre 1758 ihre ersten Ausmessungen von den dasigen Tempeln; und ihre gemeinschaftlichen Resultate wurden hernachmals von Winckelmann in seinen Anmerkungen über die Baukunst der Alten aufgenommen. Nach ihrer Zurückkunft nach Rom sahen sie sich fast täglich, weil ihre Neigung zu den Kunstwerken der Alten sie einander so werth und fast nothwendig machte. Winckelmann arbeitete damals schon an der Geschichte der Kunst, und sie giengen gemeiniglich früh um fünf Uhr in der Kühle in die Villen, um über die Antiken zu philosophiren, und seine Aufsätze nochmals mit den Originalien zu vergleichen. Herr Volkmann erinnert sich hierbey immer noch mit einem eigenen Vergnügen an den Enthusiasmus, womit ihm sein Freund die bekannte Beschreibung des Torso und des Apolls in Belvedere vorlas, so daß die Päbstlichen Aufseher immer mit offenem Munde ganz erstaunt da standen, und vielleicht dachten, daß die maParia ihm das Gehirn verrückt hätte. 124 Casanova [Rom, 176O—1761]

. . .Mon frere me conduisit chez Madame Cherubini [Cheroffini]. Je trouvai une maison du grand ton oü la dame me regut dans le goüt romain. Elle me parut engageante et ses filles encore plus; mais jejugeai trop nombreux les adorateurs de toute espece. Partout un luxe de clinquant qui m'impatientait; les demoiselles, dont l'une ^tait belle comme l'Amour, me semblaient trop polies envers tout le monde. On me fit une question interessante a. laquelle je repondis de fagon ä m'en faire une seconde: je fus trompe, mais j'y fus peu sensible. Je m'apercevais que la qualite de la personne qui m'avait presente nuisait ä mon importance, et ayant entendu un abbe qui disait: G'est le frere de Casanova, je me tournai vers lui en disant: L'expression n'est pas juste; il fallait dire que Casanova etait mon frere.

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Gela revient au m&ne. Nullement, monsieur 1'abbe. Le ton dont j'avais prononce ces paroles ayant attire 1'attention, un autre abbe dit: Monsieur a parfaitement raison; la chose ne revient pas au meme. L'autre abbe ne riposta point. Celui qui avait pris mon parti et avec lequel je Hai amitie des cet instant, etait 1'illustre Winckebnann, qui douze ans plus tard fut malheureusement assassine a Trieste. Pendant que je m'entretenais avec lui, le cardinal Alexandre Albani arriva. Winckebnann me presenta ä cette Eminence qui etait presque aveugle et qui me parla beaucoup sans rien me dire qui en valut la peine. Des qu'il sut que j'etais le Casanova echappe des Plombs, il fit la sottise de me dire d'un ton peu poli qu'il s'etonnait que j'eusse la hardiesse d'aller ä Rome, ou, a la moindre requisition des inquisiteurs d'etat de Venise, un ordine santissimo m'obligerait ä partir. Aigri par ce propos inconvenant, je lui repondis d'un ton de dignite: Ce n'est pas de mon apparition ä Rome que votre Eminence doit juger de ma hardiesse, puisqu'ici je n'ai rien a craindre; mais un homme de bon sens pourrait s'etonner beaucoup de la hardiesse des inquisiteurs, s'ils venaient a s'oublier au point de requerir un ordine santissimo contre moi; car ils seraient fort embarrasses de dire pour quel crime ils eurent l'infamie de me priver de ma liberte. Cette reponse verte fit taire I'Eminence. II etait honteux de m'avoir pris pour un sot, et de voir que je le declarais pour tel. Peu d'instans apres je sortis, et je n'ai plus remis les pieds dans cette maison. L'abbe Winckelmann sortit avec mon frere et moi, et m'ayant accompagne ä l'hötel, il me fit Phonneur de rester ä souper. Winckelmann etait le second volume du celebre abb£ de Voisenon. Le lendemain il vint me prendre et nous allämes ä Villa Albani pour voir le chevalier Mengs qui y demeurait alors, etant occupe ä peindre un plafond. Je trouvai Mengs ä la Villa Albani; c'etait un homme infatigable dans son art et grand original dans son metier. II me fit accueil et me dit qu'il etait heureux de pouvoir me loger ä Rome oü il esperait revenir en quelques jours avec toute sa famille. La Villa Albani m'etonna. Le cardinal Alexandre avait fait bätir cette maison ou, pour satisfaire ä son gout pour les antiquites, il n'avait voulu employer que des pieces antiques ; car, non-seulement les statues et les vases, mais encore les colonnes, les piedestaux, tout en un mot etait grec. II etait lui-meme un fin Grec

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et im connaisseur parfait; de sorte qu'il avait trouvo le moyen de depenser tres-peu d'argent, comparativement au chef d'oeuvre qu'il avait l'art de produire. II achetait au reste tres-souvent a credit, comme Damasippe, et de la sorte on ne pouvait pas dire qu'il se ruinait. Si un souverain avait fait bätir cette villa, eile lui aurait coüto cinquante millions, mais le cardinal sut en venir ä bout a bien meilleur compte. Quel plaisir d'avoir entendu un cardinal [Passionei] traiter le pape de coglione (sot), et de lui avoir vu preconiser Tamburini! Je ne perdis pas un instant de consigner cela dans mes capitulaires. C'etait un morceau trop precieux pour le negliger. Mais qui e"tait done ce Tamburini? Je n'en avais jamais entendu parier. Je le demandai ä Winckelmann qui vint diner avec moi. C'est, me dit ce philosophe, un homme respectable par ses vertus, son caractere, sä fermete, et par son esprit clairvoyant II n'a jamais deguise ses sentimens sur les jesuites, qu'il appelle les p£res de la fraude, de Pintrisrue et du mensonge: c'est ce qui fait que Passionei le preconise. Je crois comme lui que Tamburini serait un grand et digne pape. Rentre chez moi, reflechissant au caractere de ce cardinal bizarre, homme d'esprit, haut, vain et bavard [Passionei], je me determinai ä lui faire un beau present. C'etait le Pandectarum liber unicus que M. de F. m'avait donn£ ä Berne et dont je ne savais que faire. C'etait un infolio en beau papier, bien imprime, superieurement relie et d'une conservation parfaite. En sä qualite de grand bibliothecaire, ce present devait lui etre precieux, et d'autant plus qu'il avait une riche bibliotheque particuliere dont mon ami 1'abbd Winckelmann avait 1'inspection. En consequence je me mets a ecrire une courte lettre en latin que je mets dans une autre adressee a Winckelmann que je chargeais de presenter mon offrande ä l'Eminence. II me semblait quecet ouvrage rare valait bien son oraison funebre et j'esperais qu'une autre fois il ne se bornerait pas ä m'accorder les honneurs du tabouret. L'abbo Winckelmann etant venu me voir 1'apres-midi, me dit que j'avais le bonheur d'etre entierement dans les bonnes graces de son cardinal, que le code que je lui avais envoye etait un livre tres-pre"cieux, car il e"tait tres-rare et en bien meilleur otat que celui que conserve au Vatican. Je suis chargo de vous le payer. J'ai ecrit ä son Eminence que je lui en faisais present.

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II ne regoit pas des livres en present, car il veut votre code pour sa bibliotheque particuliere, et comme il est bibliothecaire de celle du Vatican, il craint la calomnie. C'est fort bien; mais je ne suis pas bouquiniste, et ce livre ne m'a coüte que la peine de l'accepter; je ne saurais le vendre qu'au meme prix. Dites, je vous prie, au cardinal qu'il me fera honneur en 1'acceptant. II vous le renverra. II en est le maitre, mais moi je lui renverrai son oraison funebre, car je ne veux pas de present de quelqu' un qui en refuse de moi. La chose se passa ainsi, le lendemain le bizarre cardinal me renvoya mon code, et moi a l'instant je lui renvoyai son oraison funebre, lui ecrivant que je 1'avais trouvee un chef d'oeuvre, quoique je l'eusse a. peine parcourue.

Le lendemain Mengs etant revenu a Rome, je soupai chez lui en famille. II avait une soeur fort laide, mais bonne et pleine de talent, eile avait etc eperdument eprise de mon frere, et on pouvait juger que sa flamme n'etait pas eteinte; mais lorsqu'elle lui parlait, ce qui arrivait le plus souvent qu'elle en trouvait 1'occasion, Jean ne la regardait pas. Elle peignait parfaitement la miniature et saisissait a merveille la ressemblance. Je crois qu'elle vit encore a Rome avec son mari nomme Maroni. Elle me parlait souvent de mon frere dont eile connaissait l'aversion, et eile me dit un jour qu'il ne la mepriserait pas, s'il n'etait le plus ingrat de tous les hommes. Je ne fus pas curieux de savoir quels etaient les droits qu'elle avait a. sa reconnaissance. L'epouse de Mengs etait jolie, honnete, tres-attachee ä ses devoirs, bonne mere, trfes-soumise ä son mari, quoiqu'il fut difficile qu'elle l'aimät, car il n'e"tait rien moins qu'aimable. Entete et cruel, quand il dinait chez lui, il ne sortait jamais de table sans etre ivre: dehors, il dtait sobre au point de ne boire que de l'eau. Sa femme avait la resignation de lui servir de modele dans toutes les nudites. Comme je lui parlais un jour de la peine qu'elle devait avoir se preter ä cette dure besogne, eile me dit que son confesseur lui en avait impose I'obligation; car, lui avait- il dit, si votre epoux prend une autre femme pour modele, avant de la peindre, il en jouira, et vous aurez ce peche ä vous reprocher. Winckelmann, apres souper, etant gris comme tous les convives males, fit des culbutes avec les enfans de Mengs. Ge savant philosophe n'avait Winckelmann-Brlefe IV.

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rien de pedant; il aimait l'enfance et la jeunesse, et son esprit jovial lui faisait trouver du charme dans les plaisirs. J'invitai Winckelmann ä venir manger la polenta chez l'abbe scopatore samissimo, chargeant mon frere de l'y conduire, puis j'allai faire ma visite au marquis Belloni, mon banquier. . . J'arrivai chez Momolo sur la brune et j'y trouvai Winckelmann et mon frere. 124a Jagemann an Murr [Florenz, Winter 1758—1759] Florenz, den 27. Jänner 1772. Was die Winkelmännischen teutschen Handschriften angehet, so habe ich schon durch meinen guten Freund in Rom gebeten, nachzuforschen. Ich habe den Herrn Winkelmann einigemal hier gesehen, und mit ihm gesprochen. Im Jahr 1762 war er hier, und da ich in der laurenzianischen oder mediceischen Bibliothek mit ihm zu sprechen die Ehre hatte, so zeigte er eine große Verwunderung über die Unwissenheit des Herrn Bibliothecarii Bandini in der griechischen Sprache. Er hatte die Güte, und überlas meine lateinische Übersetzung der Homilia S. Johannis Chrysostomi de Poenitentia Ninivitarum, welche gedruckt worden ist, und die Epistel des heil. Gregorii Nysseni de SS. Trinitate, die ich eben übersetzte, und noch nicht gedruckt ist. Er verbesserte in derselben einige Stellen. Ich kann versichern, daß er die griechische Sprache recht gut verstanden habe. Einer seiner Antagonisten, der noch Feuer und Flammen wider ihn speyet, war zu Rom, ein gewisser Abbate Bracci, der wie ein Ruffiano beschrien ist. Dieser hat den armen Winkelmann vergangenes Jahr in einem schlechten Buche sehr hart angegriffen . . . Er sagt, Winkelmann habe kein Antiquarius seyn können, weil er die Zeichnungskunst nicht verstanden habe, etc. Wie kann denn aber Hr. Bracci ein Antiquarius seyn, der kein einziges griechisches Wort versteht, und die meiste Zeit zu Rom mit Kupplerey zugebracht hat? 124b L. Usteri an J. M. Usteri

Rom, 10. Januar 1761.

. . .Ich bin gestern abends glüklich hier angelangt. . . Die erste Visite die ich hier mache, ist Winkelmann bestimmt.. . N. S. Ich habe diesen Brief. . . nur eröffnet um Ihnen zu sagen, daß Winkelmann mich ungemein freundschaftlich empfangen, mit ihm werd ich Rom sehen; seinen Bewunderungen nachsehen — und seine Anmerkungen hören.

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Rom, 12. Januar 1761. . . .Ich habe mir so viel von Hrn.Winkelmann versprochen, aber noch mehr erfüllt, ich bin gantz sein Schüler, er vertheilet meine Stunden und laßt mir kaum Zeit zu schreiben, mit ihm sehe ich die Werkstätte der Künstler. Durch ihn werde ich allenthalben wo ich will praesentieret, durch ihn werde ich auch Botaniker kennen lernen, denn er ist allenthalben in Rom bekannt und estimiert; ich hatte ohne ihn nicht die Hälfte von allen dem gelernt was ich in Rom lernen werde — Ich werde also nächstens an Hrn. Füssli selbst schreiben um ihm für seine Recommendation zu danken, denn er selbst rühmt allenthalben seine Generositet an, und er sagt, er seye um seinetwillen verbunden mir alles zu verschaffen was von ihm abhänge. Er ist danneben ein schlichter Mann ob er schon den Abbe-Kragen trägt; in Rom nimmt man das nicht so genau und man schämt sich nicht einmahl in der Antichambre des Cardinais zu lachen daß er so lange den Rosenkranz betet; Card. Passionei war überaus höflich gegen uns wie er gegen jede Fremde ist: und Card. Albani, noch viel mehr1. Dieser hat uns an den franz. Gesandten präsentiert, morgens wird er uns in die Gesellschaft bey seiner Maitresse einführen; und an andere Orte mehr. Rom, 26. Januar 1761. . . .Das Schiksaal vergönnt nicht jedermann, einen solchen Lehrer wie Winkelmann in Rom zu hören, wo jeder Lehrling in den Künsten hingewiesen wird. Rom, 4. Februar 1761. . . .Winkelmann und ich haben die ganze Zeit, die ich in Rom bin, gelaufen um dessen Schönheiten und Merkwürdigkeiten zu sehen, aber ich bin noch nicht so weit kommen; eben so \venig als Cabinete von Münzen und geschnittenen Steinen, oder Sammlungen von Handrissen und raren Kupferstichen: Rom ist ein Meer, worin man sich verliert, wenn man nur einen kleinen Grad von Liebe zu den Künsten hat; und dazu kommt noch daß je mehr man siehet, je unersättlicher rnan wird. Ich hatte Hoffnung, Winkelmann gehe zu gleicher Zeit nach Neapel, wo er mit königlicher Au tontet schon zuvor \var; das wäre herrlich für mich gewesen. Es ist schade daß er nachmittag nicht so verständig als vormittag ist: aber ich bitte Sie, lassen Sie diß niemand merken. Sie wissen wohl, wie es sich unter Personen ausstreuen würde, die es vielleicht mir übel ausdeuten würden: und sie hätten Ursach, denn ich habe so '5*

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viel gutes von ihm zu sagen, daß ich es in Zürich verschweigen lasse. Unsere Leute kommen seinem Cardinal wohl zu statten; was wir hin und wider neues oder Merkwürdiges finden, läßt er entweder wegbetteln ... oder er nimmt andere Zaubermittel zu Hand. Rom, 20. März 1761. .. . Man hat Winkelmann die Stelle eines Antiquarii an dem Hofe zu Breinschweig anerbotten, er weißt die Conditiones noch nicht, und also auch noch nicht ob er diese Stell annehmen wird. Seine Reis nach Zürich ist noch sehr ungewiß, sonderheitlich in Ansehung der Zeit, er projectiert allezeit noch eine Reis in Griechenland, und das Schiksaal des Kriegs entscheidet auch einen Theil der seinigen, aber wann er einmal nach Zürich kommen wird, worzu er große Lust hat, so werden das Festtage für die Liebhaber der Künsten seyn, und Füssly wird ihn im Triumpf umher führen können, denn er hat ihn in Zürich bekannt gemacht. Er hat auch Nachricht bekommen, daß ein gewisser Franzose sich wider ihn auflassen will, und seine Schriften sezieren; aber er ist darbey so gleichgültig wie der Low in der Fabel, da ihn eine Maus am Schlaaff störte. Mengs läßt sein Werk für Hrn. Füssly abschreiben, und ich werd es ihm etwan nach einem Monat übersenden können. Rom, 25. März 1761. ... Winkelmann ist wehrend meiner Abwesenheit sehr fleißig gewesen. Er hat einem Theil seiner Geschieht der Kunst die letzte Ausarbeitung gegeben, aber da wir widrum das erste mal mit einander im Gapitolio waren, so hat er verschiedne Beobachtungen an Aegyptischen Statuen gemacht, die ihm zu Verbesserung eben dieses Theils Anlaß gegeben und also seine Abschrifft unnütz gemacht. Die Mühe die er mit mir nimmt, ist ihm durch manche neue Entdeckung zum Theil widrum bezalt worden; sein Studium ist unendlich, je mehr man darin weißt, je mehr sieht man, das noch zu suchen übrig bleibt. Allerneust hat man nahe außer Rom Spuren eines Obelisques unter Erde entdeckt, man hält ihn daraus für einen von der ersten Größe, wahrere Nachrichten weiß man nicht, und auch diese sind ein Geheimniß; der Card. Albani lauert mit offnen Klauen darauf, und Winkelmann verspricht sich güldne Berg davon, er will der erste seyn, der ihn der Welt bekannt mache: und nach ihm, schmeichelt er sich, werde es niemand besser machen.

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Rom, 28. März 1761. . . .Mit Winkelmann bin ich bald böse, daß er den Brutus noch nicht gelesen hat, er ist dermalen gantz tief in der Laune sein Werk abzuschreiben, ich durchlise itzo seine Collectanea über die Künste, die mich vieles lehren; am End meines Aufenthalts in Rom machen wir eine kleine Reise nach Tivoli, Albano und Gastelgandolfo, wo die Landgüter der Römer sind, in welchen die Schatzkammer Petri viele schöne Gebäude angelegt, und mit vielen Schönheiten aus dem Alterthum bereichert; darneben soll die Schönheit der Gegend allein eine Reise dahin verdienen. Rom, ii. April 1761. . . . Sie werden auch ein Stük von Mengs Schrifft bekommen; daß ich also alles erfüllt habe, was ich Ihnen versprochen habe. Sie werden vermuthlich la Theorie des impots gelesen haben, ich lese dieses Buch mit wahrem Vergnügen auch wider Winkelmanns Wille, denn er will nicht daß ich etwas andres in Rom lese und thue als was zu den Künsten gehöret, doch als ich ihm einiche Stellen weis, wie er dem König frey zuredet, hatte er bald auch Lust bekommen es zu lesen. Rom, 15. April 1761. ... Ich bin mit Winkelmann in der Villa madama gewesen um petrefacta zu sammeln, diß ist ein Theil des Montemario, und man liset von diesen petrefactis schon bey Fabricius Peirescius, dessen Briefe Winkelmann ediren wird. . . Wir gehen, Winkelmann und ich, nach Albano, Tivoli, Castelgandolfo und die Orte um Rom, deren Lage und Seltenheiten einnehmend und entzükend seyn sollen. .. Ich hab es allerbest getroffen daß ich Italien zu durchreisen unternehme, und daß das Schiksaal Winkelmann zu meinem Vorläuffer machte. [Venedig, vermutlich Mitte Mai 1761.] .. .Mit Mengs Schrift ist es Ihnen und Gessner und Steinbrüchel ergangen wie mir; Winkelmann las sie mir das erste mahl in der Villa [Albani] vor, mit einem Entzüken als ob er eine Ode liest, Mengs war gegenwärtig; ich sagte ihm aber sogleich, er solle mir zu gut halten daß ich ihm meine Meinung nicht sagen könnte, weil ich wenig oder nichts verstund; er gäbe sie mir hernach nach Hauß in der Erwartung, ich sollte ihm meine Anmerkungen darüber machen; ich zerbrach mir man-

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ehe Nacht den Kopf darmit, daß ich den Sinn ausforschete; mich dünkte zu letzt, Mengs hatte wol die rechten ersten Begriffe von dem Schönen. . . allein confus, und daher habe seine Schafft viel Dunkelheit, um so viel mehr, da er sich nicht richtig auszudrüken gewußt, er verwechselt sogar oft Begriffe oder er bedeutet sie mit Worteren, mit denen wir andere gantz anderen Begriff verbinden; wenn ich eine Abschrifft bey der Hand hätte, so wäre es mir gar leicht einen Theil [?] davon zu geben und da ich oft mit ihm darüber raisonierte, so könnte ich seine Meinung erläuteren; aber ich müßte durch Dieselben daraus daran erinnert werden; Sie werden ihn übrigens gantz änderst finden, wo er nicht mehr von abstracten Begriffen handelt, er hätte vielleicht auch hierin stark werden können, wenn er irgend eine Anleitung gehabt hätte, dieses sind alles nur efforts seines eigenen Genies. Paris, 3. August 1761. . . . Ich gestehe, daß Winkelmann ungemein vieles für mich gethan hat aus Freundschafft und Dankbarkeit für [Caspar] F[üssli]. Übrigens darf ich mir schmeicheln, ich habe mir selbst auch bey Winkelmann eine geringe Achtung erworben. 125 Kauderbach [Neapel, Januar—Februar 1762] . . . In Neapel wurde ich nebst dem Grafen Heinrich Brühl, und meinem seligen Sohn dem König zwey mal durch den kaiserlichen Gesandten den Grafen Neuperg, vorgestellt, erhielt auch von ihm die Erlaubniß, die vorgefundenen Antiquitäten des Herculani in Portici zu sehen, und ohne mich würde Winkelmann, der in Neapel suspect und ein unangenehmer Gast war, und den ich zur Gesellschaft mit mir genommen hatte und frey hielt, von diesen Sachen nicht viel sicheres haben schreiben können. 125 a Graf Lynar [Tagebuch]

[Rom, Mai 1762.]

Den 8ten May früh fingen wir an mit den Abbe Winckelmann die hiesigen Antiquitaeten zu besehen, und sahen zuerst einige 50 Mahler nach einem academischen Modell zeichnen, mahlen und formen; von da sahen wir im Hof des Capitolii ... i, die Egyptischen Figuren von dreyerley Zeiten, 2, den hetrurischen Altar, 3, eine Statue von einer Amazonin, die beyde Brüste hatte, 4, eine schöne Statue so einen Fluß vorstellte, 5, auf der Treppe den Plan vom alten Rom, so wie er in der Erde gefunden worden; 6, oben im Saal bemerkten wir folgende Statuen von Marmor, Claudius, Agrippina sitzend, schön expri-

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mirt, Cupido, ein paar Kinder, Bachant, den sterbenden Gladiatorem, die bustes der Kayser, die bustes von verschiedenen anonymis, darunter ein schöner rother Stein befindlich, das übrige kann man im Keyssler weitläuftiger nachlesen. Von da fuhren wir alia Villa borghese, darinne wir das palais besahen, und sehr viel schöne Tische von spanischen Marmor, Statues von Porphyr, und andere von Marmor antrafen, darunter sonderlich die liegende eines Hermaphroditen vor ein Meisterstück passirt. Es sind auch einige Spielereyn darinne, dahin das Schlaraffen-Gesicht gehört, so auf einmal herausfährt, und einen erschreckt; wie auch ein Stuhl, daraus wenn man sich darauf sezt, auf den Seiten 2 Eisen hervorkommen, und einem die Beine einschließen, daß man nicht wieder alleine aufstehen kann. Abends hatten wir Concert bey uns, das wir wöchentlich 2 mal hielten, und so vom Abbe Poloni dirigiret wurde, er schaffte uns die Musicanten, Sänger, und sorgte vor die Bezahlung; es kostete uns jedesmal nur ein paar Sechini; und war immer starck besezt, es kamen fast alle Fremde von Adel dahin, so sich in Rom aufhielten. Den 9ten May früh presentirte uns Msr. Winckelmann bey dem Cardinal Alessandro Albani, der ein sehr gnädiger Herr und protecteur der Fremden ist, er ist auch ein Kenner und Beschützer der schönen Künste. Nach mittags fuhren wir in die Villa Negroni, so eine von den größesten ist in der Stadt, dabey ist zu verwundern, daß man in allen diesen schönen Gärten niemand spatzieren gehen sieht, sondern alles tod darinn ist, und die Eigenthümer selbst es nicht einmal genießen. Hernach fuhren wir zu einem Künstler, der ein Ciavier hatte, wenn man auf demselben spielte, so rührten sich und klangen zu gleicher Zeit die Claves auf 3 ändern Ciavieren, die in der Stube standen, und deren communication durch die Wand war, welches, wenn man es nicht wußte, sehr wunderbar schien, es hatte 8 Veränderungen, und war mit einem Pedal versehen und war sehr schwer und künstlich darauf zu spielen. Den i oten May früh fingen wir bei dem Abbe Bertolli unsre italiänischen Stunden an, und gaben ihm monathlich 4 Sechini vor uns alle. Von nun an stunden wir immer zwischen 6 — 7 Uhr auf, und besahen jeden Tag andere Merckwürdigkeiten, um 10—12 Uhr hatten wir Stunde, und um 12 Uhr aßen wir. Heute besahen [wir] den päbstlichen Pallast bey der St. Peters-Kirche il Vaticano . . . genannt und bemerkten i, oben in dem Saal ein an der Decke künstlich perspectivisch gemahltes Kreutz, 2, in der ändern Stube Petri Erlösung aus dem Gefängniß en fresco gemahlt, nebst ändern dergleichen schönen Gemälden; 3, hernach kamen wir in eine Gallerie von 500 Schritt, von da giengen wir in die Bibliothec, so ein schöner Saal von 100 Schritt ist, und nichts weniger als ein Bücher-Saal aussieht, indem die Bücher, deren Anzahl man ohngefähr auf looooo Volumina schäzt, alle in bunt bemahlten Schränken verwahrt sind, von da aber geht man in eine enfilade, von Zimmern von 450 Schritt, die alle voller Bücher stehen. Von Büchern und scriptis wurden uns folgende gezeigt, , Ein alter Virgil, 2, Terentius Evange, 3, den berühmten Codicem Vaticanum, 4, Historia Duci d'Urbiny, mit Gemälden en migniature von Julio Clovio, 5, Henrici VIII Briefe an Anna von Bolen und andre mehr vid. Keyssler, denn man pflegt Fremden niemahls mehr zu zeigen, als darinne angeführt worden. Unter den raren Büchern habe mit Verwunderung auch des Aretins Briefe und andere Wercke gefunden.

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November 1763 Zürich, ii. Oktober 1763.

. .. Eilen Sie um bald bey ihm [Winckelmann] zu seyn und umarmen Sie für mich diesen theuren lieben Freund und sagen Sie ihm daß ich mein Lebtag nicht vergessen werde, wie vielen Dank ich ihm schuldig bin für seinen Unterricht, die Tage die ich mit ihm zu gebracht habe, sind mir schöne Tage, sie glentzen unter den Tagen meiner Jugend, und wenn ich alt werde, so werden sie mich im Alter ergetzen. Lassen Sie mir durch einen guten Zeichner in Rom sein portrait zeichnen, nach dem Gemälde, das er in seinem Zimmer hangen hat, daß ich es in meinem Studierzimmer aufhange. Itzo wenn Sie bey diesem Manne sind, so hab ich Ihnen weiter bey nahe nichts mehr zu sagen. Und Ihre größte Sorge soll nur die seyn, daß Sie in der Menge von Gegenständen die Sie umgeben die Verwirrung vermeiden. Zürich, 12. November 1763. Mein lieber Freund, Sogleich beym Empfang Ihres letzten kurtzen Schreibens, ergriff ich die Feder, umlhnen zu antworten: — Um Sie in Winkelmanns Armen willkomm zu heißen: aus seinen Händen sollen Sie diesen Brief bekommen. Um wieviel wird er Ihnen angenehmer seyn müssen! Dieser theure Mann hat mich durch eine kleine Schrift über die Fähigkeit das Schöne zu fühlen, und die Mittel diese Gefühl bey jungen Leuten zu pflantzen gantz entzükt; in wenigen Bogen zeigt sich der gantze Mann, aber nur vor der Kenner Auge. Da siehet man die so seltene Vereinigung von psychologischer Kenntniß, von dem wichtigsten Geschenk in den Künsten und der so weit ausgedachten Gelehrsamkeit. Winkelmann ist in den Künsten eben das, was Rousseau in der Moral; und jener hatte auch große Vorurtheilen zu überwinden und zu bestreiten. Jetz lieber Freund folg ich Dir auf allen Schritten in Rom nach, wenn Du auf dem Capitolio die verschiedene Caractere der Künstler des Alterthums lernest, oder im Bellvedere der höchsten Schönheit Bewunderung und Erstaunen enpfenst [erferest?], wenn Du die großen Regien der Kunst, ihrem Geist, dem Wesen der Schönheit von Winkelmann geleitet inDenkmahlen suchest und findest, die der Pöbel als Steinhaufen verachtet, und an denen so mancher gelehrte Dumm-Kopf nur das Alter oder etwa ein besonderes Costume siehet; wäre nur auch Mengs noch in Rom! Ja, das Glück wollt ich Ihnen gönnen. Aber seine raphaellische Werk werden Sie sehen. . .

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Zürich, 26. Dezember 1763. ... Ja lieber Freund, wir können wohl sagen, viele haben gewünscht zu sehen, was wir sehen, und haben es nicht gesehen. Es ist auch unmöglich jemandem auszudrüken, welch ein Glück es ist, Rom zu sehen, der es nicht würklich gesehen hat. Sie werden es nun nicht mehr für eine Übertreibung halten /: wenn Sie es auch jemahl dafür gehalten :/ daß es außer Rom unmöglich ist, den wahren und großen Geschmak fühlen und kennen zu lernen. So ein Engel v. [Himmel] käme und euch ein ande[rs] Evangelium predigte usw. Aber was wäre nur Rom gewesen ohne Winkelmann ! Vieles ohne Zweifel, aber sehr wenig in Vergleichung dessen was es nur [nun?] mit ihm ist. Ich nehme an Ihrem Glük, denn das ist es würklich, einen so erlauchten Philosophen zum Lehrmeister in den Künsten zu haben, den lebhafftesten Antheil, mein eignes Vergnügen mit ihm gelebt zu haben, wird ganz seyn, und ich stelle es mir auf das lebhaffteste vor. Sie haben ihn natürlich geschilderet, er ist wahrhafftig das, seine richtige Denkungsart, die Ordnung, der Plan dem er in allen den kleinsten Theilen zu folgen weiß, die weitaussehenden hohen Gedanken von den Künsten und Nationen die sie cultivierten, welche er von so viel individuellen Begriffen abzuziehen gewußt hat, machen ihn so groß als den Jud Moses, und ich bewundere an ihm am allermeisten diese Eigenschafft, die ihn zum Gegenspieler aller anderen Antiquaren macht, die bis dahin nur Maulwürfe waren. Aber die unbegreifliche Belesenheit, die Gelehrsamkeit, die er besitzet, erhöhet seine Eigenschafft, weil man sie so selten gepaart findet und wormit soll ich sein feines Gefühl, sein richtiges Äug vergleichen, und seine ungemeine Deutlichkeit und Fasslichkeit im Ausdruck? Genießen Sie doch solange Sie können seines lehrreichen Umgangs, ich kann Ihnen aus meiner Erfahrung sagen und Sie sollen es ihm auch sagen, daß jeder Augenblik den ich versäumt habe mir tausend Schmertzen kostet, ich kann sonderheitlich nicht ohne beynahe schwehrmüthig zu werden daran gedenken, daß ich seinem Rath nicht gefolget habe und in Frankreich gegangen bin, da ich noch hätte in Rom bey ihm bleiben sollen. Gehen Sie nicht in Frankreich! Diese Leute sind viel zu klein für das — Große und Erhabene, das unsere Seele in allen Stüken zu empfinden fähig ist. Sie begnügen sich nur an dem Schein ohne sich um das Wesen zu bekümmeren. Doch es ist unnöthig Ihnen das zu sagen. Ja ich könnte Sie ganz unserem Winkelmann überlassen, der wird Ihnen alles sagen. Allein ich kann mich gleichwohl nicht enthalten Ihnen mehr Gedanken mitzutheilen, sie sind wie die Garricaturen, die man hernach einer Ausführung würdig findet oder verwirfft.

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126 H. Füssli an L. Usteri

Rom, 14. Dezember 1763.

Höher können meine Wünsche nicht mehr steigen; mein Glück ist vollkommen : Ich bin in Winkelmanns Armen! Noch bin ich wie bezaubert, ich wandle unter den Ruinen des alten Roms und mitten unter den Denkmahlen ihrer Helden, sie erfüllen meine Seele am Tage mit hohen Gedanken, und des Abends steigen sie vor mir im Traume auf. —· Wachend oder schlaffend wohne ich nur in Tempeln von Göttern, und Marmor predigt mir Weisheit. — Izt sitz ich an der Quelle alles dessen, was groß und schön ist, und Winkelmann erklährt mir ihr geheimnißvolles Murmeln. — Bald erklährt er mir mit philosophischer Deutlichkeit den verschiedenen Geschmack der Nationen, ihre verschiedenen Epochen, steigt von Gattungen zu Arten und von diesen zu einzelnen Dingen herunter, und ein Geist, schwächer als der seinige, folgt ihm dennoch, ohne sich zu ermüden, denn er weiß, in welcher Ordnung er vortragen muß, damit sich die häuffigen Ideen nicht verwirren und eine die andere zu gehöriger Zeit wieder erweke. — Aber nach und nach erhebt sich sein Geist und ergießt sich über sein gantzes Gesicht aus, seine Augen werden blinkender, und er scheint begeistert wie sein Schutzgott, der Vaticanische Apollo; und in diesen Entzückungen, worein ich mit hingerissen werde, irren unsere Augen auf idealischen Schönheiten herum, sehen aber nur das gröbste, das übrige empfindet die Seele. [Rom, Ende Januar oder Anfang Februar 1764.] . .. Immer wird mir Winkelmann theurer. — O mein Lieber, er hält sein Wort nicht, daß, wie er sich einst gegen Ihnen ausdrükte, Füssli in Genf unter seiner neuen Charge leiden müsse. Er thut mehr für mich, als Sie und ich selbst begreiffen kann. Sein Verstand ist groß, aber sein Hertz ist noch größer.

126 a H. Füssli an Vögelin [Rom, Frühjahr 1764] [Zürich, 1765.] Mein theurer Freund! Endlich hat mir einmal der stille Aufenthalt in meinem Elysium Muße verliehen, einige Anmerkungen über meine Reise durch Welschland niederzuschreiben, die Sie schon längst von mir gefodert haben. Meine Seele überfließt allemal von Entzüken, wenn ich an die glüklichen Tage zurük denke,

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die ich in diesem schönen Lande, besonders an diejenigen, welche ich in Rom an der Seite meines Lehrers und Freundes Winkelmanns zugebracht habe. Ich zähle sie unter diejenigen Tage meiner Jugend, in denen ich die meisten Früchte für die Zukunft gesäet, an die ich beständig ohne Reue zurüke denken darf, und von denen ich noch in den lezten Stunden meines Lebens Zufriedenheit einerndten kann. Winkelmann hat mit einer väterlichen Sorgfalt die wankenden Begriffe des Schönen, wie des Guten, des Geschmakes, wie der Tugend, in meiner jungen Seele festgesezt. Denn die Art, wie Winkelmann die Kunst lehrt, ist ein fruchtbarer Quell von vielen Kenntnissen. Er schließt immer von den Werken der Kunst auf die Menschen, und von diesen leztern auf jene. So entwikelt er den Charakter verschiedener Nationen, Roms und Griechenlands insbesonders, durch ihre verschiedene Epochen; die politische und moralische Grundsäze derselben leiten sich daraus her. Als ich noch in Genf war, schrieb Er mir den ersten freundschaftlichen Brief; einige Zeilen in demselben können allen jungen Leuten diesseits der Alpen, die sich mit dem Studieren der alten und neuen Kunst abgeben wollen, zur Erinnerung dienen. „Rom sey auf Ihrer ganzen Reise Ihr Hauptaugenmerk, und andre Orte nur Nebenzweke, die Sie von Ihrem großen Ziel entfernen!" . . . Ich gehe in die Villa Medicis, und athme da die reinste Luft. Ich lagere mich auf einen beblümten Rasen; Orangen-Schatten deken mich; da staun' ich ungestört ein Grupp der höchsten weiblichen Schönheiten an. Niobe, meine Geliebte, du schöne Mutter schöner Kinder; du schönste unter den Weibern, wie lieb' ich dich! Steh still Wandrer! lernensbegieriger Jüngling, steh mit Bewundrung stille! Das ist keine liebäugelnde Venus. — Fürchte dich nicht, sie will nicht deine Sinnen berauschen, sondern deine Seele mit Ehrfurcht erfüllen, und deinen Verstand unterrichten: Nimm wahr, die ernste Grazie auf ihrem Gesichte, die unnachahmliche Einfalt in den scharfen Formen der Köpfe ihrer Töchter. Kein Theil derselben ist von irgend einer Leidenschaft zuviel erhöht oder vertieft, ihre Augen sind nicht, von verliebter Trunkenheit, halb zugeschlossen, ihr Blik nicht schmachtend, sondern unschuldig, und heiter offen. Ihre jungfräulichen Brüste erheben sich sanft; keine als die kindliche Liebe hat sie jemals aufgeschwellt. Es ist dir vergönnt, Jüngling! athme bey diesem Anblik tiefer herauf, genieße einer reinen Wohllust, und kröne deinen Genuß mit dem stillen Wunsch, eine Gattin zu finden, die diesen Mädchen gleich sei. — Das wirst du beym ersten Anblik fühlen; aber tritt näher, betrachte mit kälterm Blut; und du wirst die wahre Ursache der Ruhe, welche auf diesen göttlichen Gesichtern ist, finden. Du kennst die Geschichte dieser Heldin und ihrer Kinder. Sie erklärt dir diese Ruhe. Es ist die höchste Stuffe des Leidens, das Abmatten einer schmerzhaften, aber würdigen Todes-Angst, welches sich endlich in einer rührenden Unempfindlichkeit verlieret. In ihrem betrübten, aber hohen Gesicht, sind die Leiden aller ihrer Kinder versammelt. Ihre reine Schönheit, von keiner, als der jungfräulichen Göttin, die über sie zörnt, übertroffen, erregt ein alle Augenblike von Ehrfurcht besiegtes Mitleid. Ergebung in das Verhängniß der unsterblichen Götter, welcher Majestät sie beleidigt hatte, blikt zwar aus ihren gen Himmel emporgerichteten Augen; aber ihre Hoheit rechtet, auch wider ihren Willen, mit den erzörnten Olympiern. Der würdige Schmerz

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der Mutter ist auch in ihre Kinder übergegangen, und der weise Künstler hat die verschiedene Wirkungen, der gleichen Ursache, auf Schönheiten verschiedenen Alters, in der höchsten Vollkommenheit, ausgedrükt. Eine der ältesten Töchter scheint weniger empfindlich, aber desto denkender. Ihr todter Bruder, der neben ihr verwundet liegt, scheint sie mehr, als ihre eigene, und ihrer übergebliebnen Blutsverwandten Gefahr, zu beschäftigen. Bey einem gemeinen Künstler hätte die jüngste Tochter sich ganz in den Schooß der Niobe verhüllt, oder die Mutter hätte das unschuldige Kind emporgehoben, um durch diesen Kunstgriff den Zorn der Götter zu entwaffnen; aber hier ist lauter Weisheit. Niobe denkt nicht wie gemeine Mütter ungetheilt bloß an ihre jüngste Tochter. Diese lehnt sich sanft an den Schooß der ersten; aber auch sie, obgleich die kleinste unter allen, sieht zurüke, ob noch mehrere Streiche auf sie warten, und sie scheint durch die sanfte Wendung ihres kleinen Arms einen Pfeil abzuhalten, oder ihr Antliz vor dem unausstehbaren Schimmer der gegenwärtigen Gottheiten zu verbergen. Ist es möglich, wie Richardson, den todten Sohn in dieser Gruppe vorzüglich zu bemerken? Allein fast ein jedes Wort in des gedachten Schriftstellers Beschreibung von diesem göttlichen Werk ist ein Irrthum. Mein Freund! Ich hasse alle Critic, wenn dieselbe nicht belehrend ist; ich hoffe, daß sie es dießmal seyn wird. Es ist lächerlich, wenn Richardson die Niobe gegen den Gladiator, und gegen den Hercules Farnese hält, weil das Ideal eines Fechters, (vorausgesezt, daß dieser Borghesische Fechter ideal wäre, welches er nicht ist,) und eines Helden, mit dem Ideal einer weiblichen Schönheit, eigentlich gar nicht verglichen werden kann. — Wenn aber Richardson sagen will, daß der Gladiator und der Farnesische Hercules in ihrer Art vortrefflicher seyen, ab Niobe in der ihrigen, so ist dieses Urtheil, in Ansehung der leztern, grundfalsch: Der Borghesische Fechter aber, und die mediceische Niobe sind beyde, in ihrer Art, gleich unnachahmlich; der höchsten möglichen Schönheit aber wird eine Frauens-Person immer fähiger bleiben, als ein Fechter. Ich weiß zwar freylich wol, daß der gemeine Haufe der Liebhaber und der Künstler eine ganz andre Sprache führt. Allein, woher kömmt es, daß der Pöbel im Reiche der schönen Künste, eine wolgerathene Nachahmung einer gemeinen oder gar einen ekelhaften Natur vorzüglich bewundert; woher kömmt es, daß sein Erstaunen fast nach dem Maaße zunimmt, nach welchem die Würde des Gegenstands abnimmt; woher, daß er den Künstler des so getauften Borghesischen Seneca mit dem Künstler des Vaticanischen Apollo in eine Linie sezt? Woher, daß ein ekelhafter junger französischer Künstler, aus der Academic dieser Nation in Rom, (einer Art von Leuten die von einem Apollo Croquis machen, wie von einem Baume) seinem Mäcenaten verhieß, demselben innerhalb sechs Monaten eine Copie dieses göttlichen Bildes zu liefern; da er sichs vielleicht nicht getraute, seine Kräfte an den Farnesischen Hercules zu wagen; woher, daß man in den Römischen Kirchen und Gallerien mehr Künstler antrifft, die nach Battoni, Caravaggio, Pietro di Cortona, Algardi und Bernini etc. als solche, die nach Raphael, Domenichino etc. und den Antiken studieren? — Woher kommt es endlich, daß Richardson selbst, und vermuthlich die meisten Menschen mit ihm, die Schönheit der mediceischen Venus der Schönheit der Niobe ungescheut vorziehen? — Alles dieses kömmt vermuthlich daher, weil der gemeine Haufe der Menschen mehr mit den Sinnen anschaut, be-

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tastet, u.s.f. als aber mit dem Verstand überlegt1; weil z. B. ekichte und gewaltsam ausgedrükte Theile eines nervigten Cörpers dem Gesicht mehr Abänderungen darbieten, als die runden Formen eines schönen Leibes; weil Künstler sich um so viel vortrefflicher bedünken, nicht je mehr sie anatomische Wissenschaft haben, sondern je mehr sie dieselbe in Verkürzungen u.s.w. zeigen; weil ferner, in der Natur, wie in der Kunst, der lüsterne Reiz einer Phryne den verdorbenen Haufen gemeiner Menschen mehr reizt, als eine sittsame Schönheit, die nur dem Jüngling gefallt, der ihr gleich ist, und mit ihrer Weisheit, mit einem einzigen hohen Blik, den unverschämten Schwärm unternehmender Lovelacen zurükescheuchen kann. Ich komme von meiner Ausschweiffung zurüke. Eben so wenig als die erstere Vergleichung Richardsons, paßt seine zweyte, welche er zwischen dem Laocoon und der Niobe anstellt. Laocoon muß dem Künstler eigentlich zum unnachahmlichen Muster des Ausdrukes, nicht der Schönheit, dienen. Er ist freylich einer schönen individuellen Schönheit fähig, nämlich der Schönheit eines cörperlichen Leidens. Da aber ein solches Leiden, je nachdem es sich sichtbarlich äußert, die Schönheit nothwendig entstellen muß, so ist überdas ein Greise, auch in der schönsten Ruhe, niemals vollkommen schön zu nennen, und Laocoon schon um desswillen, eines unendlich geringern Grades derselben fähig als Niobe, deren Schmerz sich für ein feines Äug freylich auch sichtbarlich zeiget, aber in einem so hohen Grade, welcher ihr alle Empfindung raubt, und die schönen Züge ihres Gesichtes nicht verwildert, sondern vielmehr auf ewig festspannt. Die Leiden der Niobe sind in allen Absichten weiser und würdiger als die Leiden des erstem; denn beym Laocoon erscheinen die Ursachen seines unausstehbaren Leidens, die Schlangen, selbst auf dem Schauplaz, und erregen ein vermischtes Gefühl von Größe und Abscheu. Hingegen sehen wir die Ursachen der Schmerzen der Niobe nicht, welche überdas Gottheiten und keine Schlangen sind; die Phantasie läßt uns freylich den tödenden Flug ihrer Pfeile hören, und ein empfindlicher Zuschauer liest denselben auf den Gesichtern der Unglüklichen, für die er bestimmt ist. Auch gebe ich zu, Laocoon kann künstlicher seyn, er kann mehr von der Wissenschaft des Künstlers, und seiner Kenntniß des menschlichen Cörpers, und der Wirkung der Leidenschaften auf denselben, zeugen, als der Vaticanische Apollo, oder die Niobe, aber die leztern zeugen hingegen von dem höhern Geist ihrer Urheber.

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Man verzeihe mir folgende historische Anmerkung: Aber sie ist Wahrheit, und eine Wahrheit, die zur Beleuchtung dessen, was ich gesagt habe, vieles beyträgt. „Keine Dame in Florenz, die sich sonst für Kennerinnen der Schönheiten beyder Geschlechter ausgeben, kannte den schönsten Jüngling von sechszehn Jahren, der dem Borghesischen Genius beynahe gleich kam; als zulezt eine unverschämt genug war, vielleicht wider die Wahrheit, mit einem verächtlichen Achselzüken zu behaupten, sie hätte die Reize dieses Knaben geprüft; aber (sezte sie hinzu,) wie kann man sich eine männliche Schönheit ohne ein bärtiges Kinn, eine bräunliche Farbe, starke Schultern und große Muskeln gedenken ?" Dieses hat mir einer meiner Freunden aus Welschland geschrieben.

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In der Galerie eben dieser Villa, ist der schönste Cörper von Bacchus2, welcher in Rom ist; wenn der Kopf mit dem übrigen Cörper übereinstimmte, so würde dieses eine der göttlichsten Statuen in Rom seyn. Ich schäme mich fast es meinen Landesleuten noch zu sagen, (obgleich diesen Unterricht viele von ihnen bedürfen können,) daß der Gott des Weins, einer hohen idealischen Schönheit fähig, und eben sowol einer ewigen Jugend theilhaftig sey, als ein Apollo; daß es eine Profanation seiner Gottheit sey, sich denselben als einen kurzen, fetten Wanst vorzustellen, dessen Bauch sich von Müßiggang blähet, und dessen Adern von Wein aufgeschwollen sind. Die Natur des Bacchus hat beydes von der Natur des Apollo und einer Venus an sich, und in gewissen Stellungen ist er oft schwer von beyden zu unterscheiden. Verschiedene Gliedmaßen seines Cörpers haben eine weibliche Fettigkeit und Rundung, sein Blik aber ist offner, unschuldiger, nicht so lüstern als Citherens, auf Eroberungen auszugehn. In eben dieser Galerie sind zwey Fechter die sich zum Streit rüsten; von denen der einte vorzüglich schön ist. Eine beständige Übung seines Cörpers hat seine Stellung unerschütterlich gemachet. Seine Muskeln sind nicht stark angemerkt, und sein ganzer Cörper zeugt von einer öftern, aber nicht gewaltthätigen Bewegung. Er ist zum Kampf gerüstet, und gießt mit seiner Rechten, aus einem Krug, öl auf seine Schultern; dieses strömt sanft seine hochgewölbte Brust herunter. Unter derselben sammelt er es mit seiner linken auf, um dasselbe auf seine Schenkel und übrige Glieder auszutheilen. An dem Stamm an welchem er ruht, hangen verschiedene Altyres, oder Gewichte von Bley, mit welchen sich die alten Fechter übten, um das Gleichgewicht zu bekommen. Nächst bey diesen sind drey Statuen des Apollo. Eine derselben scheint, besonders was den Kopf anbetrifft, eines der höchsten Idealen zu seyn. Bey zwoen von diesen Statuen steht sein Schwan neben ihm; er dient aber bey dem einten nur zur Basis, das zierlichste Gewand zu unterstüzen; und ist, wie alle andre Nebensachen in den Werken der Alten, wenig ausgearbeitet. Die berühmte schöne Vase, in dieser Galerie, auf welcher die Aufopferung der Iphigenia vorgestellt ist, giebt mir Anlaß zu bemerken, wie oft Künstler mehr gelehrt als weise seyen. Ein neuer Bildhauer ergänzte nämlich die Figur des Agamemnons auf derselben. Hier entlehnt er die schöne Idee des tragischen Dichters; aber anstatt das Gesicht des Helden anständig zu deken, verhüllt er dasselbe, wie alte Weiber im Winterfrost thun. So viel man von dem Gesichte des hochbetrübten Vaters entdeken kann, so ist es mesquin, und er trägt wieder das Costume einen Spizbart wie Calvin. In einem der Nebenzimmer dieser Galerie steht, den meisten Frömden unbewußt, eines der schönsten Werke des Guercino. Es stellt in einem Platfond, auf Tuch gemahlt, die Fabel des Leanders und der Ero vor. Der Künstler läßt wolbedacht seine Ero in einer ziemlichen Ferne herunter stürzen. Leander liegt 2

Ich will hier frühe anmerken, daß man in diesem Brief nicht immer ausführliche Beschreibungen von allen angezeigten Statuen und Gemählden finden wird. Oft hätte ich mich selbst, und, noch oft, Winkelmann und Webb wiederholen müssen. Da der erstre z. B. die Naturen der Götter und Menschen, und ihre Rang-Ordnung ausführlich beschrieben hat, so wird es mir oft genug seyn, einen Apollo, Bacchus, Faun etc. als schön in seiner Art anzuzeigen.

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todt am Ufer, und wird von den Gespielinnen seiner Geliebten betrauert. Guercino hat in diesem Werk Costume und Anstand, besser als in seinen übrigen Werken, beobachtet, und das Golorit ist schöner und stärker als in keinem derselben, und fällt nicht, wie es bey ihm öfters geschah, ins Violette. Ich kann diesem Gemähide ein anders, von eben diesem Meister, an die Seite sezen, oder vielmehr vorziehen, welches in der Galerie Colonna steht, und einen todten Christus vorstellt. Die Scene, in der Höhle seines Grabes, ist nur düster erleuchtet. Der H. Todte liegt auf dem Stein ausgestrekt, auf schöner Leinwand. Alle seine Freunde haben ihn verlassen. Seine Mutter, voll stiller Trauer, eilt auf ihn zu, ihn zu umarmen. Der Cörper des Erlösers ist edel, nicht abgemergelt und von einer himmlischen Natur. Durch eine kleine Öffnung entdekt man in einer grauen Ferne Golgatha. Dieses ganze Gemähide ist von großer Stärke, und daher auch von großer Wirkung und einer Carrachischen Festigkeit der Zeichnung, und ich zähle es unter die ersten Gemähide in Rom. In diesen beyden Werken des Guercino aber, herrscht eine ausgesuchte, selten gefundne erhabne Natur, welche bey ihm die Stelle des Ideals vertreten mußte. Wenn Guercino auch nicht die oberste Stuffe der Kunst erreicht hat, so bleibt er immer der bewundernswürdigste Künstler. Denn sein eignes Genie und nicht das Studium der Antiken leitete ihn, und ließ ihn, der ganzen Bolognesischen Schule zum Gegensaz, eine neue Bahn betretten, und Original seyn. Es sind in den zwey oberwähnten Gemählden wahrhafte griechische Schönheiten. Aber wie unsicher wandelt ein sich selbst überlaßnes Genie? Der gleiche Guercino fällt in die unverzeihlichsten Fehler, und läßt z. B. seine Dido, im Pallaste Spada, sich den Tod vermittelst eines so langen Degens geben, den sie sich durch den Leib stößt, daß derselbe am Rüken wieder eine Elle lang zum Vorschein kömmt, zum Gelächter, nicht zum Schreken des Zuschauers. — Und um noch einige Beyspiele von unwürdigen Vorstellungen zu geben; so sehe man die Statue der Gerechtigkeit, an dem Grabmal Paulus III. von Guilielmo della Porta. Wenn die ungereimte Fabel wahr wäre, daß ein Spanier mit derselben Unzucht getrieben hätte, so müßte das ein Kerl von unmenschlich-grobem Gefühl gewesen seyn. In der That, diese Gerechtigkeit saß ganz entblößt, in der unzüchtigsten Stellung, fett, wie eine gemeine Niederländische Meze, an dem heiligsten Ort der St. Peters-Kirche; bis ein züchtiger Papst einen ehernen Schleyer über ihren Schooß werfen, und künftigen Spaniern, nichts als die Schenkel, zur tiefsinnigen Betrachtung übrig ließ. Als ein zweytes Beyspiel sehe man in der obgedachten Galerie Colonna, den Tod des Regulus. Nur ein ungezähmtes, bösartiges Genie, so wie Salvator Rosa in seinen Gemählden, wie in seinen Gedichten erscheint, konnte den göttlichen Römer in dem Zeitpunkt seines schmählichen Leidens vorstellen; und nicht vielmehr wie er vor dem Römischen Senat seinen Tod der Schande seines Vaterlands, und seiner eignen, vorzieht. — Überhaupt herrscht in den meisten Werken der neuern Kunst von Carlo Maratta an, bis auf izt, Übelstand und ungesittete Frechheit. Bediente behorchen die Tetes-a-Tetes ihrer Herrschaft; ungestüme Bettler halten Helden auf der Straße auf, und allenthalben drängen sich Leute zu, die nach aller menschlichen Erwartung von einer Handlung entfernt bleiben sollten; sie umgeben die wirklich handelnden Figuren, wie Zuschauer das Gemähld selbst umgeben, und einander am Beschauen verhindern, und zerstreuen also die Aufmerksamkeit.

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Die größten Mahler haben die wenigsten Figuren angebracht; eine Menge derselben zeigt insgemein Mangel, nicht Reichthum, und daß der Mahler seinen handelnden Personen nicht genug Interesse zu geben gewußt habe. Eine Episode in einem Gemähide unterbricht überhaupt den Faden der Haupt-Handlung eher, als die Episode in einem Gedichte, weil wir in jenem beyde zugleich, in diesem aber eines nach dem ändern erbliken. Allein ich kehre von einer abermaligen Ausschweiffung zurüke. — In einer ändern Classe des Unwürdigen, welche von einem übertriebnen Ausdruk der Leidenschaften, und folglich vom Mangel eines feinen Gefühls und eines sichern Geschmakes, herrührt, fehlt Bernini unter allen Künstlern, die einige Aufmerksamkeit verdienen, am meisten. Dieser unglükliche Mann, der unter dem schönsten, was jemals die Kunst hervorgebracht hat, aufgewachsen ist, blieb dennoch für alle diese Schönheit unempfindlich, oder sein Gefühl blieb zum wenigsten immer dunkel. Er glaubte vielleicht die Natur und die Antiken in seinen Werken nachzuahmen; das erste that er, aber ohne Wahl; anstatt der Alten aber, ahmte er sich selber nach, d.i. er hatte eine Manier. Bernini hatte zwey Lieblings-Eigenschaften, die eine des Cörpers, die andre aber der Seele, welche er am liebsten ausdrükte; nämlich, die Mürbigkeit, (Morbidezza) und die Entzükung. Allein wie klein ist der Schritt von einer geistlichen Entzükung zur Schwermerey! Berninis Entzükung ist weniger Andacht, als eine Herrnhutische Ausgelassenheit, und ein geistlicher Muthwille. Eine Probe von dem was ich sage, ist sein überallgeprießnes, elendestes Werk in der Kirche St. Maria della Victoria. Die H. Theresia ist in einer solchen Stellung, ihre Gesichtszüge sind so verdreht, und ihr Blik so verwirrt, als wäre sie bereit von dem Engel, der neben ihr steht, die Frucht der Liebe zu kosten. Er verwundet ihr Herz mit einem Pfeile, (der göttlichen Liebe, vermuthlich,) und stellt so einen geistlichen Amorino vor. Indem besten Werk dieses Bidhauers, welches unstreitig die H. Bibiana, auf dem Haupt-Altar ihrer Kirche ist, wird diese Leidenschaft würdiger ausgedrükt. Auf dem Gesicht der Heiligen herrscht eine unschuldige Grazie, und sie ist anständig, schön, einfältig gekleidet. Wie unschiklich Bernini die Weichheit und Mürbigkeit ausgedrükt habe, will ich mit dem einzigen Beyspiel seiner Caritas, an dem Grabmal Alexanders VII. in St. Pietro, beweisen. Diese Statue hat lüderlich abhangende Brüste, und um die Morbidezza derselben anzuzeigen, ist die eine Brust, von der Wange des Kindes, welches saugt, ganz eingedrükt. Überhaupt sind die Brüste aller seiner weiblichen Figuren unedel, sie erheben sich nicht wie sanfte Hügel, sondern kleben kugelrund am Leib; diese Weichheit, von der ich eben geredt, brachte Bernini auch an den Kleidern an und verstekte daher auch seinen Heiligen in wollene Drapperien. Die vortreffliche Nachahmung der Natur an einer Matraze von weißem Marmor, welche er zu dem Borghesischen Hermaphroditen verfertigt hat, und in welche jeder Zuschauer kneippen möchte, hat mir oft den Wunsch ausgepreßt, daß gewisse Künstler sich an nichts als Matrazen wagen möchten. Seine idealische Schönheiten sind fast allemal unwürdig, oder vielmehr keine Ideale, sondern eine Natur, die Bernini für schön hielt. Sein David in der Villa Borghese, ist einem Mörder und keinem Gesalbten Gottes ähnlich, und damit man ihn zum wenigsten an den Zugaben kenne, so hat der Künstler Harffe und Harnisch zu seinen Füßen gelegt. Er beißt auf seine Lippen wie ein

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gemeiner Zürnender, anstatt daß sich der Zorn des Vaticanischen Apollo nur in den Nüssen seiner Nase bläht und die stolze Stirn hinauftrittet3. Es hat allemal sonderbare Gedanken in mir rege gemacht, wenn ich diesen David und den Apollo im Belvedere, welche ungefehr von der gleichen Leidenschaft, um einer ähnlichen Ursache willen, beherrscht werden, mit einander vergliechen habe. Raphaels feinem Gefühle ist diese Ähnlichkeit nicht verborgen geblieben; denn ich sehe in einem kleinen Kupferstük nach seiner Zeichnung, von M. A. Raimondi gestochen, daß er in einem David den Vaticanischen Apollo nachgeahmt hat. Wenn es wahr ist, daß sich Bernini selber in dem jungen David geschildert habe, so ist mir das Beweises genug, daß es ihm an Geschmak fehlte. Allein ich muß auch des berühmtesten Stüks dieses Meisters erwähnen, welches in eben dieser Villa steht, ich meyne seines Gruppos von Apollo und Daphne. Dasselbe ist zum wenigsten, in Rüksicht auf die Jugend seines Meisters merkwürdig, und außerdem ist es in meinen Augen, die obgedachte H. Bibiana ausgenommen, sein bestes Werk; beyde Köpfe sind schön gearbeitet, aber nichts weniger als idealisch, und da sich der Künstler des Laocoons, den Schmerz seines Helden, der doch cörperliches Leiden, und banges Ringen war, nur stumm vorzustellen getraute; wie unvorsichtig ist es dann, daß Bernini seiner Daphne den Mund, wie einer Maske, öffnet. Eine Daphne, wie Berninis, hätte die Liebe des schönsten Gottes nie verschmäht. Was ihr aber an Schönheit mangelt, das giebt ihr der Künstler am Wunderbaren; denn an den äußersten Theilen ihres Görpers fängt schon die bekannte Verwandlung an. Apollo ist schöner und mäßiger als man es vermuthet hätte, er umfängt mit Zittern die schon mit Rinden umkleideten Hüften, und verehrt seine Geliebte, ob sie gleich ein sterbliches Mädchen ist. Apollos rechtes Bein ist wunderbar schön, aber die Haare an beyden Köpfen sind Strike. Auch sind die Finger wie an den Händen des Bernini, und der meisten Neuern überhaupt, zu geschwollen, und der hintere Theil der Hände zu kurz. Und damit ich mir den Vorwurf gewisser unpartheyisch seynwollender Dunsen erspare, so will ich denselben zum Trost gestehen, daß, wenn der beruffne Antike Seneca in eben dieser Villa ein solcher ist, wie diese Herren behaupten, (und wenn sie auch den Märtyrer-Tod dieses Weltweisen darüber ausstehen müßten,) daß in diesem Falle diese antike Statue alle Kennzeichen der Unwürdigkeit an sich trage; seine Adern sind zu Striken aufgeschwollen, es hangen ihm Brüste herunter wie einer alten Furie, und überhaupt leidet er wie ein todeswürdiger Missethäter. Allein vielleicht halt' ich mich zu lange für Sie und mich bey diesen ekelhaften Gegenständen auf. Ich sollte Sie nun zu einigen von den schönsten Werken zurüke führen, welche jemals die alte Kunst hervorgebracht hat, und die in dieser Villa stehen; dieses kann schwerlich ohne einen entsezlichen, beleidigenden Sprung Ihrer Einbildungs-Kraft geschehen. — Die Alten wußten selbst einer niedrigem Classe von Figuren, als Götter und Helden sind, einen Adel mitzutheilen, der sie gleichsam über ihren Stand erhebt; der Gladiator in der Villa Borghese giebt mir einen Beweis hievon. Sein Cörper hat den völligen Wuchs männlicher Jahre; Ringen und Lauffen haben denselben schlank, nicht hager gemacht. Eine fette, durchsichtige Haut bekleidet die Hügel seiner Gebeine, und verstekt dieselben nicht; sie verlieren sich 3

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in einander wie Wellen eines sanftbewegten Meeres. Er hat sich nicht durch Unmäßigkeit geschwächt; sein Unterleib ist platt, und zeuget von einer Gesundheit, die aus der Mäßigkeit entspringt. Seine Brust ist von Gedanken auf Helden-Thaten geschwellt, und sein Arm mächtig dieselben auszuführen. Dieses Arms sicher, sieht er nicht auf den Streich, den er geben will, sondern auf den Feind, der denselben empfangen soll; die schrekliche Ruhe seiner Miene verkündigt den Tod. Diese göttliche Figur ist dem Künstler und dem Liebhaber, zum unnachahmlichen Beyspiel einer edelausgedrükten Stärke, aufgestellt. Izt aber führe ich Sie in ein anderes Zimmer, zu einem ändern Meisterstük, dessen Künstler die schwere Rolle auf sich genommen hat, die Wollust, in der Figur des weltberühmten Borghesischen Hermaphroditen vorzustellen. Diese Statue ist ein Muster des Ausdruks. Das war ein Zeitalter für die Kunst, so eisern dasselbe auch für die Tugend mag gewesen seyn, als der Cardinal Scipio Borghese, die Facade der Kirche St. Maria della Vittoria, für den Hermaphroditen aufbauen ließ. Das Bewundernswürdigste an dieser göttlichen Figur ist, daß der Künstler derselben ihr so idealische Schönheit gegeben hat, als es möglich war, um die Leidenschaft, welche in dem ganzen Görper wütet, ausdrüken zu können. Der schöne Hermaphrodit liegt, das Haupt auf seinem Arme ruhend, fast ganz auf dem Bauch, in der schönsten Schlangen-Linie. Die Kennzeichen beyder Geschlechter schweben zweifelhaft auf allen seinen Gliedmaassen. Hals und Augen sind Citherens; jener ist geschmeidig und lang, und diese nicht groß, und für eine hohe männliche Schönheit nicht tiefliegend genug; sein Rüken ist ebenfalls weiblich; allein der Bauch ist platt, wie eines gesunden Jünglings; und Priapus hat ihn mit seiner besten Gabe reichlich versehen. Er schläft nicht, aber seine Augen sind beschlossen, um nicht in seinen wollüstigen Gedanken zerstreut zu werden; sein ganzer Cörper ist erhizt, und diese Erhizung spannt so gar die Sehnen seiner Fußsohlen an. Mit seinem einten Fuß sperrt er gegen die Leinwand, auf welcher er ruht, an dem ändern sind die Zehen gekrümmt, und er reibt gleichsam ein Bein an dem ändern; hätte ihn Titian also gemahlt, so würde er erröthen. In einem ändern Zimmer dieser Villa ist der göttlich-schöne Genius, welchen Winkelmann zuerst, als eines von den herrlichsten Werken in Rom angegeben hat. Ich bin versichert, Liebhaber der Kunst, denen der Himmel ein gewisses Maaß von Empfindung für das Schöne verliehen hat, sind niemals ohne geheime Bewegung und Erstaunen bey diesem himmlischen Bilde vorüber gegangen. Allein ein viehischer Cicerone hat vielleicht viele Liebhaber von der nähern Betrachtung eines Bildes abgeschrekt, welches vermuthlich nicht, oder doch gewiß ohne Lobes-Erhebung, in seinem Mercurio errante steht. Götter sind, durch das Gefühl ihrer Allgenugsamkeit, ruhig; ihre Seele wird von keinen Leidenschaften bestürmt, weil sie höchst weise sind. Dieser Genius aber ist aus Unschuld ruhig. Kein Dichter, kein Künstler, hat jemals seine Seraphinen so schön gedacht, als der Künstler diesen Genius. Ohne auf irgend einen geborgten Reiz zu gedenken, steht er da, von der Natur mit der reinsten Grazie übergössen. Seine dünne Lippen öffnen sich zu keuschen Hymnen; seine Blike sind sanft, aber nicht liebäugelnd; ernsthaft, aber dieser Ernst ist nichts als Stille der Seele, und Ruhe aller der Leidenschaften, welche, wie Sturmwinde^

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die Kindheit zum Jünglings-Alter ungestüm übertragen. Er sieht auf die rauschenden Freuden der Welt, gleichsam aus der höhern Sphäre eines Geistes herunter; fürchtet dieselben nicht, und beneidet sie nicht. Er scheint von hohen Gedanken erfüllt; denn seine Brust ist gewölbt wie an Geschöpfen höherer Art. Seine Haare schlagen nicht ungestüm auf seinen Naken herunter; sie beleken denselben nur. Alle seine Glieder sind in einer sanften harmonischen Bewegung. Er scheint bereit, von Gott abgesandt, sich zu erheben, wegzufliegen, und sich als Schuzgeist, über einem Königs-Sohn, dem künftigen Heile seiner Völker niederzulassen; und seine ausgestrekte Arme zeigen die edle Begierde seiner Seele, denselben bey seiner Geburt zu umarmen.

127 H. Füssli [Rom, Frühjahr 1764] Seinem Äußern nach war Winckelmann von mittlerer Statur und festem Bau; er hatte eine bräunliche Gesichtsfarbe, lebhafte schwarze Augen, volle Lippen, eine zwanglose aber edle Haltung, und eine rasche Bewegung. Er schnupfte Tabak und war dabei sehr reinlich, jedoch ohne sichtbare Ängstlichkeit. Das Deutsche sprach er in sächsischer Mundart; er zog aber das Italiänische vor, wenn er damit jemand nicht in Verlegenheit sezte. Seine Stimme war nicht laut, aber rein und deutlich; die Rede floß schnell von seinen Lippen, außer wenn er lehrte, erklärte oder beschrieb. Er gerieth leicht in Heftigkeit, und bei Gegenständen seiner Bewunderung in das Pathos. 128 Wilkes [Rom, Frühjahr 1765] The Abbe Winckelman, secretary to the Vatican, and superintendant of all the antiquities of Rome, a gentleman of exquisite taste as well as sound learning, favoured Mr. Wilkes frequently with his company, and attended him to the wonders of Roma antica et moderna. He saw besides the most ridicolous of all sights to an Englishman, a horse race on a pavement, without riders, and between thousands of people of both sexes, and all ages. At the opera, as in the rest in Italy, he observ'd that the parts of women were perform'd by men, Florence always excepted. Corradini was of most of his parties. Abbe Winckelman had not the gaiety or gallantry of a lively French Abbe, but he had ease and good breeding with a sufficient knowledge of the world. He was therefore in attentive to the little eclipses the fair Italian made from time to time . . . This was the more obliging, because he must necessarily pass such an interval very ill with the mother of Gorradini, who had as little conversation as beauty, so that he had no other entertainment but the luxuriant ideas of a brilliant imagination. There is one circumstance alto16*

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gether extraordinary relative to this gentleman, undoubtedly the first antiquarian of our times. He was born a subject of the tyrant of Prussia, and had pass'd the greatest part of his life under the despotism of the Roman Pontifs; yet he has a heart glowing with the love of liberty, and sentiments worthy the freest republicks of antiquity, for, if I do not mistake, most of the modern republicks are degenerated into corrupt aristocraties. 128 a Boswell [Tagebuch] [Rom, Mai 1765.] Tuesday 7 May . . . See Winkelman. Ask for manuscfript] Anac[reon] . . Wednesday 8 May . . . This day home at 12 and write, after seeing Winkelman . . . Thursday 9 May. Yesterday morning Chocolade wt F. Bodkin, and saw Minerva Library. Then Cardinal Orsini, very lively and polite. Curious thoughts; all Clergy. Then Abbe Winkelman an hour. Fine and classical taste . . . Stay in Friday till 3 and compose. 3, Abbe Wink. Saturday 11 May. Yesterday morning, Picture. At 3 wt Abbe Winkelman at Card. Alex. Albani's Villa. House elegant, neg[ra] and bianc[a]. Porphyr, vases; gallery, all kinds of marb[le]. Apoll[o] and Muses,Minx. Garden like spread periwig. . . Tuesday 14 May . . . Abbe W. to dine Thur[sday]. 128 b Frisch an Nicolai Rom, den Pfingst heiligen abend [25. Mai] 1765. . . . Ich bin nun schon eine gantze Weihle in Rom und fange an dieses Land kennen zu lernen; vors erste habe ich hier den braven Herren Winckelmann angetroffen, der mir wahre Freundschafft erweiset. Ich habe die Erlaubniß ihn alle acht Tage ein paar mahl zu besuchen, er hat meines seeligen Vaters jüngsten Bruder in Halle spetziell gekannt wo sie zusammen studieret haben, und dann hat er mir viel Hochachtung vor meinen verstorbenen guten Großvater bezeuget; diese kleinen Umstände sind mir sehr interessant und vortheilhafft gewesen. Der Herr Abt Winckelmann ist eine sehr liebenswürdige Person, der in allen seinen

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Handlungen sehr klug und natürlich ist, ein großer Favorite des Printzen Albani, in dem Pallaste dieses Printzen magnivick logiret und den alles in Rom sehr hoch schätzet; verschaffet mir die Erlaubniß in denen Gallerien zu arbeiten und giebt mir allen möglichen guten Rath; ich habe von Ihnen erzehlet, und er lasset Ihnen sein vielfaches Compliment bestellen und er hat mir gesaget, daß er ehestens wird das Vergnügen haben, Ihnen einen Brief zu schreiben. Ich habe mir nach Herr Ewald erkundiget, er ist jetzo nicht in Rom und hat hier eine schlechte Rolle gespielet, er ist nach Rom gekommen ohne das geringste zu haben, sodann hat er hier seinen Glauben geändert, das war hinlänglich ihm ein gutes Päbstliches Almosen zu verschaffen . . . Der Herr Winckelmann beklagt sich daß ihm Herr Ewald vielen Verdruß und Unkosten verursachet, vor dessen spetziellen Freund er sich aller Orten ausgegeben . . . Hier ist noch ein gewisser Herr von Marschal aus Berlin der auch ein Päbstliches Almosen hat und nicht weit von mir wohnen soll, seine Umstände müssen wohl schlecht sein . . . Rom ist eine wahre Universität vor Mahler. Es herrschet hierselbst eine allgemeine Ruhe, welche denen die etwas erlernen wollen, so vortheilhafft ist; ein junger Mensch ist hier weniger dissipiret als an ändern Orten. Rom den i5ten December 1765. . . . Der Herr Abt Winckelmann befindet sich recht wohl; es ist mir sehr leid, daß die vorgehabte gute Sache wieder ist ins stecken gerathen; dieser vortreffliche Mann wünschete gewiß ernstlich sein Vaterland zu bauen, und ich glaube wenn er gleich anfanglich alle Bedingungen gewußt hätte, er währe itzo nicht weit mehr von Berlin; freilich müßte es ein Mann sein wie dieser, der da imstande ist Glück, ein sehr großes Ansehen und die Bewohnung eines irdischen Paradieses dem Vergnügen sein sandigtes Vatterland wieder zu betretten, aufzuopfern. Es hatte mir ein guter Freund gesaget, wenn Herr Winckelmann hätte wollen geistlich sein, so könnte er jetzo gewiß vermöge seines Credits und seiner Freunde auf einem CardinalsHute Ansprüche machen. Alles was ich Ihnen hier sage, bleibt unter uns beiden. 128c Longo an Beccaria

[Rome.] Ce 30 gbre 1765.

. . . J'ai parle assez au long a Mr. Winkelmann qui est au desespoir de ce qu'il a appris qu'on traduit son ouvrage PArt des Anciens; il craint

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avec raison que son ouvrage soit gate par une traduction peu exacte sur laquelle on le devait auparavant consulter pour s'assurer d'avoir bien saisi son sentiment. Probablement il n'ira pas a Berlin. II m'a entretenu sur une decouverte qu'il venait de faire d'une piece de marbre oü voyait grave une espece de navire dont Pexplication l'embarasse. La forme de ce vaisseau va ne lui coüter rien moins de peine que n'en a cause au grand Newton la decouverte des lois de la gravitation et l'analyse de la lumiere. 129 Erdmannsdorf [Tagebuch]

30. Dec. [1765.] Rom, Villa Albani.

La villa du Cardinal Albani est une des collections d'antiquites les plus curieuses et les plus rares, qu'un particulier ait fait jusqu'apresent en Italic. Le Cardinal Alexandre a employe sa vie ä acheter et a vendre des antiques, et il est parvenu enfin ä en acquerir un nombre tr£s considerable des plus choisis et en tout genre. J'attens encore les instructions du savant Abbe Winkelmann pour en faire le detail des plus remarquables. 17. Janv. [1766.] Villa Albani. Un grand bassin de marbre blanc avec des basreliefs representent les travaux d'Hercule. On voit a chacune des actions de ce heros la figure d'une femme qui paroit l'accompagner partout, et dont 1'Abbe Winkelmann a promis de donner Pexplication dans son nouvel ouvrage. 3. Avril [1766]. Tivoli. Nous descendimes peu ä peu cette montagne jusqu'au pont oü Pon repasse le Teverone. C'est avant d'y arriver qu'on trouve une fontaine que l'Abbe Winkelmann croit avoir etc le fonsBlandusiae. [Dazu Anmerkung:] Nous avons pense depuis qu'il est plus vraisemblable que ce soit Albunee. 17. Avril [1766]. Palestrina. . . . Au plus eleve qu'on voit dans un palais appartenant ä la Maison Barberini, un mosaique antique tres curieux. Pline raconte que Sylla fut le premier qui fit faire des mosaiques en Italic et qu'il les fit placer dans le temple de la fortune ä Preneste, ce qui fait aisement croire que cet ouvrage est le premier de.ce genre qu'on ait travaille dans ce pays, quoique sans doute il fut fait par les grecs . . . Quant au sujet qu'il represente il seroit tres difficile ä l'expliquer . . . L'Abbe Winkelmann

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qui ne cherche jamais les sujets des ouvrages antiques que dans la fable ou l'histoire des heros nous en donne l'idee suivante, quoiqu'il ne sait la fonder que sur quelque probabilite... 3. May [1766]. Rom, Palazzo Strozzi. Le Due Barb, possede encore une collection de pierres gravees et de ramees que Abbe Winkelmann qui les a vu, nous assure etre admirables et tres-curieux. Mais il est si difficile de pouvoir voir ce cabinet que Cardinal Alexandre Albani lui meme n'y a pas encore pu parvenir. 130 Erdmannsdorf an Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau

Rom, 26. April 1766. Monseigneur, Je n'ai pas voulu manquer de faire partir d'abord l'incluse que m'est venu d'Allemagne et j'y ajoute deux lettres de l'Abbe Winkelmann . . .

Rom, 3. Mai 1766. . . . Mon terns est employe ici tres regulierement. Je vais presque tous les jours avec l'Abbe Winkelmann et dans la compagnie du Prince de Mecklenbourg voir quelques nouvelles choses, ou revoir celles qu'on admire et qu'on goute toujours d'avantage plus on les contemple. Jusqu'apresent j'ai eu l'honneur de diner tous les jours ches le Prince oü boit souvent a Votre Sante. Tout le reste du matin et de la journee est employe ä dessiner ou a lire et je passe les soirs ches Glerisseau . . . Rom, 10. Mai 1766. . . . Je n'ais pas manque de remettre les incluses au Pr. de Mecklenbourg et j'aurai soin de faire presenter d'abord les autres. L'Abbe Winkelmann est alle pour quelques jours ä la Campagne, mais on l'attend incessamment de retour ä Rome . . . Je n'ai pas encore remis Vos quittances ä l'Abbe Winkelmann, et je les tiens encore toutes, ayant paye de l'argent que Vous m'aves laisse les bronzes et les ouvrages en Scaliola . . . 131 Erdmannsdorf an Huber [Rom, Frühjahr 1766]

[Dessau, 1780.] . . . Enfin je vous renvoie, avec beaucoup de remercimens, la vie de Winkelmann que vous avez bien voulu me communiquer. Je l'ai lue et

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relue avec le plus sensible plaisir. Cette lecture m'a remis sous les yeux le tableau des endroits charmans que nous avons vus si souvent en compagnie de votre Auteur, endroits que j'ai encore revus apres sä mort, mais jamais sans donner des larmes ä cet ami, dont la mömoire me sera toujours chere. Vous avez la bonte de me dire, Monsieur, que vous attendez de moi des observations qui me viendront en lisant votre manuscrit. Je vous assure que je 1'aurois fait, si j'y eusse trouvi des choses contraires a la connoissance que j'ai des circonstances de la vie et de la fagon de penser de Winkelmann. Vous avez puise dans les meilleures sources, et tirant la plupart des traits caracteristiques des ouvrages et des lettres de votre Auteur. Le soin que vous avez pris de vous instruire des moindres details, relatifs ä la vie de cet homme celebre, fait qu'on n'y peut rien ajouter. — Pendant les six mois que j'ai passes ä Rome en 1766 avec notre Prince, j'ai vu tous les jours Winkelmann. II venoit chez nous le matin vers les neuf heures, pour accompagner le Prince dans les courses que nous faisions pour voir cette multitude de chef-d'oeuvres si dignes de la curiosite des hommes. Vous concevez quel avantage c'e"toit pour nous d'avoir un pareil guide! Winkelmann etoit d'ailleurs infatigable: il jouissoit alors d'une sante beaucoup meilleure qu'il n'avoit fait les premieres annees de son sejour en Italic. Nous avons parcouru bien du pays avec lui, et toujours il parloit avec le meme feu de tous les objets de curiosite dignes de quelque attention. Nous poussions ordinairement nos courses jusqu'ä trois ou quatre heures de l'apres-midi; alors Winkelmann restoit avec nous, ou nous allions tous diner chez le Prince de Meklenbourg. Tr£s-souvent la conversation du dine etoit une r6petition des du matin. Quand je revois le journal que je fis alors ä la häte, j'y trouve mille choses interessantes sorties de sä bouche. D'ailleurs notre Prince, auquel, comme vous savez, il etoit tendrement attache, l'avoit mis tout-ä-fait ä son aise: de fa$on qu'il etoit toujours de la meilleure humeur du monde avec nous, et qu'il ne nous amusoit pas moins par ses vives reparties, qu'il ne nous instruisoit par ses savantes observations. Charme" de se trouver avec nous, il vouloit etre de toutes les parties de campagne que nous faisions dans les contrees delicieuses des environs de Rome, comme ä Tivoli, ä Frascati, ä Palestrine etc., mais il nous accompagnoit surtout aux maisons de campagne du Cardinal Albani, ä Castel-Gandolfo et a Nettunno, oü ce Prälat avoit la politesse de loger le Prince et de nous faire fournir toutes sortes de provisions. Winkelmann, qui etoit charge dans ces occasions de faire les honneurs de la maison, n'avoit pas de plus grand plaisir que de nous obliger. Vous

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sentez que tout cela devoit nous le rendre bien eher. II etoit d'ailleurs interessant par la bont6 de son coeur et par sa facon de penser simple et inginue. Plein de franchise, d s qu'il ne croyoit pas avoir raison de se difier, il etoit sans reserve avec ses amis et il se seroit sacrifie pour les servir. Ce n'est qu'apres sa mort qu'on a appris de plusieurs pauvres le bien qu'il leur faisoit d'apres des facultes. Les revenus de Winkelmann consistoit en une petite pension du Cardinal Alexandre Albani, en une autre du Cardinal Stoppani et en celle qu'il tiroit de sa place de Präsident des Antiquites du Capitole. En mettant tout cela ensemble, il ' pas encore fort riche; mais ayant toujours täche de ne pas augmenter ses besoins, il s'embarassoit peu des biens de la fortune. II ne connoissoit point d'autre ambition que celle de la gloire litteraire. Appuye comme il l'ötoit de puissans protecteurs, il n'auroit tenu qu'ä lui d'obtenir quelque benefice lucratif, s'il avoit pu se faire au metier de Pretre. Mais il aimoit trop sa liberte et il s'estimoit tr£s-heureux dans sa situation. A Rome il etoit löge dans le palais Albani oü il occupoit le dernier etage, comme il convient a un Homme de lettres, moins occupe de sa fortune que de sa gloire. Homere, Euripide et quelques autres Auteurs Grecs, composoient toute sa bibliotheque. Aussi n'en avoit-il aucun besoin, puisqu'il pouvoit se servir tout-ä-son aise de celle du palais Albani, dont d'ailleurs personne n'etoit curieux. Toute sa garderobe consistoit en deux habits noirs et une grande pelisse qu'il avoit apporte d'Allemagne, et dont il se servoit Phyver, parce qu'il s'etoit accoutume a ne jamais faire de feu chez lui, excepte pour faire son chocolat. II n'avoit personne pour le servir. II m'a dit lui meme que tout bon fils de PEglise Romaine qu'il etoit, il avoit contracte l'habitude de chanter le matin en preparant son dejeune (veuillent les Saints du Paradis le lui pardonner!) quelques uns de nos bons Cantiques Lutheriens. Son mobilier repondoit au reste, et il n'avoit de precieux qu'une belle tete de Faune antique, gravee dans ses Monumenti. A mon dernier voyage en Italic, j'ai revu cette tete conservee precieusement dans la chambre ä coucher du Cardinal ä la Villa Albani. Tout cela vous prouve assez qu'il itoit heureux et qu'il meritoit de l'etre. II aimoit Rome ä cause de la grande liberte qui y regne, surtout pour ceux qui n'ont point d'emploi et qui n'en briguent pas. II est vrai que Rome atoit l'endroit oü il devoit vivre et mourir, s'il vouloit poursuivre, comme il avoit fait, la carriere qu'il s'etoit ouverte, malgrö les ligues de ses petits ennemis qui le harceloient de tems en tems. Du reste il avoit peu adopte les moeurs Italiennes ä Rome, et il aimoit ä vivre ä sa guise. II etoit sincerement

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attache ä son pays, et il se faisoit un devoir d'obliger ses compatriotes. C'etoit toujours tres-affectueusement qu'il parloit des inteVets de PAllemagne, ainsi que des amis qu'il y avoit eus et qu'il y avoit encore. Un jour que je revenois seul avec lui de Nettunno et que nous nous entretenions sur cette partie de sä vie qu'il avoit passee en Saxe, il me dit qu'il se flattoit que ceux qui Pavoient connu alors, ne le soupgonneroient pas d'avoir embrasse la religion catholique par des vues d'interet, comme il convenoit que c'etoit le cas de la plüpart de ceux qui faisoient cette demarche. II m'avoua que si sa mere ou quelques uns de ses proches parens eussent encore vecu, il n'auroit jamais pu s'y resoudre, de peur de les chagriner; mais que, n'ayant plus personne qui s'intoressat vivement a ce qui le regardoit, il avoit cm devoir passer sur ce que le public diroit la-dessus a son desavantage, fermement persuade que c'etoit 1'unique moyen de parvenir ä son but. Aller a Rome et se livrer entierement a l'etude de 1'Antiquite, c'etoit la ou tendoient les plus chers de ses voeux. II avoit etc delicat sur un point relatif ä son honneur. Le Cardinal Archinto, alors Nonce du Pape ä Dresde, avoit fort desire en partant pour Rome de mener Winkelmann avec lui; mais il aima mieux y aller ä ses frais, de peur de faire sa premiere apparition dans cette capitale ä la suite du Nonce, comme un de ses proselytes. Eloigne de toute apparence d'hypocrisie, il ne vouloit etre que son propre proselyte. Le Cardinal Alexandre Albani 1'aimoit comme son fils. Bien que cette Eminence n'eut pas d'ailleurs le coeur des plus tendres, il ne m'a jamais parle de Winkelmann sans avoir les larmes aux yeux. On m'a raconte que son assassin avoit avou£ d'avoir eu intention de l'assassiner la veille qu'il commit ce meurtre, et qu'il avoit deja etc sur le point de se jetter sur lui, mais que Winkelmann 1'avoit invite avec tant de bonte ä partager son dejeune, que cela lui avoit ot£ tout le courage jusqu'au fatal lendemain. — Puisse-t-il vivre encore pour vous remercier de la peine que vous prenez pour rendre son ouvrage utile au reste de l'Europe! II auroit etc sincerement votre ami: vous 1'auriez console des chagrins que lui a cause la premiere traduction Fran$oise. J'attens avec impatience la publication de votre ouvrage. 132 Berenhorst [Tagebuch]

A Rome ce 16. Janvier 1766.

Nous sommes aussi bien loges qu'on sgaurait 1'etre dans ce pays-ci, ou 1'on ne doit pas s'attendre ni ä un plancher, ni ä des portes, ni ä des fenetres. Si cela vous effraye, vous n'aves qu'ä rabaisser un peu cette

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figure de rhetorique, eile signifiera alors ä peu pres que toutes ces choses la sont en assez mauvais etat, que les portes et fenetres ne ferment pas bien, que le plancher est de briques mal entretenues etc. Le Prince regnant avec Erdmannsdorf, habite le premier etage d'un Hotel garni situe au bout de la Place d'Espagne ä entree de la petite rue qui va vers la Villa Medici. Le Prince Jean George et moi, nous demeurons ä 150 pas de lä dans une autre maison appartenante au meme proprietaire. Pour aller du Prince regnant chez nous, on tourne autour du coin au bout de la rue ä main gauche, notre maison se presente alors en fa$e sous la figure d'un Corps de logis avec deux ailes. Apres avoir traverse une petite Avant-cour, on entre de plein pied dans notre appartement quoi que du cote du Jardin il fasse le premier etage ayant un rez de chaussee sous lui, par ce que la maison est batie sur le penchant de la Colline; immediatement au dessus de nous est la Villa Medici. Tous les matins je me leve ä 5 heures pour donner audience ä un Abbe qui m'apprend l'Italien. De 7 heures jusqu'ä neuf je fais le meme metier chez le Prince Jean George ä qui j'enseigne le Fransais le moins mal que je puis, car vous connaisses ma force dans la Grammaire. Puis nous nous habillons pour aller courir par cette Ville si fort remarquable. Rien n'echappe ä notre curiosite, et nos travaux doivent prosperer d'autant plus que nous etudions les Antiquites sous la direction du celebre Abbe Vinckelman Sous Bibliothecaire du Vatican. Pour Cicerone en sousordre, le Prince regnant s'est attache un certain Monsieur Reiffenstein natif de Koenigsberg en Prusse, qui fait ce metier lä aupres des etrangers de distinction; c'est un homme instruit qui possede bien la langue du pays, il a le titre de Conseiller de la Cour du Landgrave de HesseCassell. Je ne vous entretiendrai point de tous ces objets frappans, restes de la grandeur des maitres du monde, ni des chefs d Oeuvres de sculpture qui se sont conserves jusqu'ä nos jours. Je me tairai de meme sur les prodiges que la peinture a produits depuis les deux derniers siecles, comme sur tant d'autres choses dignes d'admiration et qui rendraient Rome remarquable quand meme eile n'auroit jamais etc puissante. Vous verres tout cela ä notre retour dans le Memoire que Monsieur d'Erdmannsdorf en fait. Pour reprendre le detail de notre journee je vous dirai que nous revenons ä 3 heures pour diner. Ayant employe le matin ä acquerir des idees neuves et variees, vous jugeres bien que la Conversation doit etre animee pendant le repas. Reiffenstein est commensal ordinaire, Vinckel-

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man vient fort souvent, d'autres Strangers encore y assistant de terns en terns, desquels il me suffit de vous nommer le Prince George Auguste de Meklenbourg-Strelitz, frere cadet de la Reine d'Angleterre, avec ses deux Gompagnons, le Conseiller Goessell, et le Gentilhomme de la chambre de Dewitz . . . A Rome ce 27. Janvier [i 766]. Je vous dis derru^rement comme nous ne frequentions aucune maison que celle du Cardinal Albani; depuis il s'y est joint encore celle de la Gomtesse Cheroffini, en liaison avec la premiere. Avant d'expliquer cela, je dois vous parier d'une autre connexion de cette Eminence, plus interessante pour nous, qui est PAbbe Vinckelman. Le Cardinal le löge dans son Palais et lui donne avec sa table une pension et encore sa confidence. Quant aux deux derniers articles, le Cardinal Stoppani en agit de m£me, procedi qui occasionne au sujet de ce Savant une espece de rivalito entre les deux Cardinaux qui leur fait honneur. Vinckelman tire encore quelque chose de son sous Bibliothecariat, ensorte que ses revenue peuvent se monter ä 400 scudi par an. Le Cardinal Albani a 80 et quelques annees, il est quasi aveugle, mais il a conserve encore asse"z de vivaciti melee d'une certaine rudesse plaisante. Dans sa jeunesse il a etc Capitaine de Grenadiers, lorsqu'en 1708. Le Saint Siege a fait 1'armement colebre centre les Troupes imperiales qui se saisirent de Ferrare et de Commachio. Antiquaire tres expert, il est en general Connaisseur et protecteur des beaux arts. A la premiere visite, ou nous fumes conduits par Vinckelman, il dit au Prince regnant: que parmi ceux hors du giron de PEglise, il preferait de beaucoup les Protestans ä ces malheureux fran9ais qui y tenaient et n'y tenaient pas, et au fond n'etaient que de francs Athees. . . . Les soirs il y a une mani£re d'assemblee chez lui; bien des personnes, surtout les etrangers y viennent. II joue alors au Trisset pour la plupart du terns avec la Comtesse Cheroffini son ancienne amie. G'est au sujet d'elle, que le defunt Pape Benoit XIV. a dit, la voyant avec une belle montre d'or a son cote",dont le Cardinal lui avait fait present, 1'offrande est sur 1'autel. . . Cette Comtesse a un fils et deux filles que le bon Cardinal cherit comme si c'ötaient ses propres enfans. Le fils est Enseigne dans les Gardes Avignonnaises. Des filles, Tainee est mariee ä un certain Marquis Lepri, et passe pour une des belles personnes de Rome. II n'en est pas tout a fait de m^me avec la Cadette, un peu plus que brune, il faut pourtant

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qu'elle aye du piquant, a cause que quelqu'un des notres, qui n'est n'y le Prince aine, n'y Erdmannsdorf, n'y moi la trouve tres fort ä son gre . . . A Rome ce 4. Fevrier [ 1766]. Nous avons echoue dans notre premiere entree chez les Dames, d'une fa$on si plaisante que je ne puis vous en epargner le recit. Ayant deja fourni un bon espace de notre Cours en beaux Arts, il fut juge a propos d'entamer un peu celui du beau monde avant notre voyage de Naples, fixe a la mi-fevrier. Tout le monde nous prevint d'eviter toute sorte de bonnes odeurs parce que les Romaines les avaient tellement en horreur, qu'elles preferaient de beaucoup les mauvaises qui ne leurs etaient pas si contraires; que la premiere chose dont elles s'informaient en voyant un etranger, etait: quel fumet il avait? et qu'avec elles on pouvait impunement puer, — pourvu qu'on ne fut point parfume etc. Personne de nous ne 1'etait hormis le Prince regnant qui avait un peu de poudre a la Mar6challe dans son Coffre. II donna ordre que pendant plusieurs jours on mit ses habits au grand Air, ensorte que n'y Vinckelman, n'y personne n'en sentit plus rien. [Rome,] Le 4. Mars [1766]. . . . II serait ä present bientot terns de parier d'Herculanum et du Musaeum de Portici, mais ces objets sont beaucoup trop connus pour que j'entreprenne d'en faire un rapport circonstancie. Laissant toute Erudition ä part, comme au dessus de ma portee, j'avertis, qu'avant de sortir de Naples pour voir ces curiosites, on fera bien d'aller chez le Marquis Gagliani, traducteur de Vitruve, pour se faire montrer le Mod£le qu'il a compose" du Theatre d'Herculanum; et de lire les deux Lettres de Abbe Vinckelman, addressees 1'une au Comte de Bruhl, l'autre ä Mr. Fuesli, touchant le Musaeum de Portici. Sans cette preparation, le profit qu'on tirera de ses recherches sera tres mediocre. [Rome,] Le iq. Mars [1766]. Le Cardinal Albani, ayant fait au Prince PofFre obligeante de ses Maisons de Campagne, nous partimes dans la Gompagnie du Prince Mecklenbourg Streelitz, de ses deux Compagnons de voyage, et de l'Abbe Vinckelman pour aller voir les environs de Rome du cote Meridional. Nous dirigeames d'abord notre route sur Frascati; cette petite Ville est ä 12 Milles de Rome au pied d'une partie des Montagnes qui d'un cote

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s'appellent Monte Cavo, et de l'autre Monte Artemisio. Cette Contree jadis pleine de Maisons de Campagne des gens les plus celebres de la Republique, n'en est point depourvue de nos jours. Gelles que nous visitames de ces Villa furent: La Taverna, Monte Dragone, des Jesuites, le Belvedere, et de Conti. Dans celle de Monte Dragone il y a une tete colossale d'Antinous, que Mr. Vinckelman ränge d'abord apres l'Appollon en egard a la beaute de l'art.. . Nous fumes de fort bonne humeur a Castello, entre autres il passa une scene burlesque entre le Prince de Mecklenbourg et Vinckelman. Ce dernier s'etant engage d'etre notre pourvoyeur, le Maitre d'hotel du Cardinal lui avait envoye deux änes avec des vivres. Le dernier jour il se trouva, que la voracite" allemande avait mis en defaut la sobre prevoyance italienne; au diner nous nous vimes a bout de nos victuailles et n'avions rien a souper. Vinckelman en fut tres fache et meme honteux, je ne sais pas si c'etait pour nous ou pour son Cardinal; il tächa cependant de dissimuler. Le Prince de Mecklenbourg s'en etant apper$u, et aimant ä le turlupiner, chagrin par dessus de se coucher a jeun, ne cessa pas d'en parier ec de faire des reproches ä Vinckelman. Celui ci s'impatienta bientot, et des paroles ils vinrent aux coup, qui, pour etre portes en riant, n'etaient pas du tout sans aigreur des deux cotes. [Porto d'Anzo,] Le 22. Mars [1766]. De Castello notre petite Societe se rendit ä Porto d'Anzo. En descendant de Castel Gandolpho on entre dans une plaine qui va jusqu'a la Mer. A main gauche reste Velletri au pied des Montagnes, dont la chaine s'allonge vers Terracina. C'est ici la Contreebasse avoisinant les Marais Pontins. Apres un chemin de 5 Milles on atteint une Foret qui communique aux dits Marais et de laquelle on ne sort plus que tout pres de Porto d'Anzo. Ici une autre Campagne de PHospitalier Albani tout aussi jolie que celle que nous venions de quitter, nous servit d'asile. Batie sur le rivage de la Mer, le petit Port devant eile, la vue dont on y jouit est admirable. A la droite s'etendent le long de la rive les ruines d'Antium et de son Mole, ä la gauche se presentent deux autres maisons de Campagne avec leurs Jardins, ainsi que la Villa de Nettuno. Tout cela fut visile et parcouru. En attendant les änes de Vinckelman dtaient revenus charges outre mesure; ilappella le Prince sonAntagoniste et nous tous, en nous demandant si nous etions contens, et si du moins nous ne mangerions pas les

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Porteurs? Pour l'en punir nous nous donnames le mot de faire notre possible afin de le mertre une seconde fois sec; mais il avait pour le coup si bien pris ses mesures que nos peines furent perdues. A Rome ce 2. Avrill [1766]. ... Depuis le retour Rome, notre maniere de vivre a change entierement de ίαςε. Avant ce terme uniquement a Vinckelman et aux etudes nous servimes d'exemple tous les etrangers qui se trouvent ici. Maintenant, Adieu les mines! On a entame le beau monde et cela va son train. Vous ne douteres pas que nous ne soyons mieux sur nos gardes touchant les parfums, moyennant quoi Γόη nous regoit fort bien partout selon la mode du pays, qui exclut diners et soupers. Voyage

Tivoli

[Tivoli,] Le 3. Avrill [1766].

L'Abbe Vinckelman avec un certain Mr. de Nisemanschell furent de la partie... Pour retourner dans la Ville il faut achever de descendre dans la Vallee. Sous deux Arcades Antiques on trouve ici une source d'eau receuillie dans deux grandes Auges de Travertino, o eile sert d'Abbreuvoir auxtroupeux; rien de plus clair de plus limpide que cette fontaine qui des Arbres surannes pretent une Ombre favorable. Vinkkelman est d'opinion qu'on pourrait, (non sans etre fonde,) la croire le Fons Blandusium d'Horace. On repasse ensuite le Teverone par un autre Pont, et remonte vers Tivoli sur le pave antique de la chaussee qui conduisit dans la Sabine que ΓΑηίο separe du Latium. La Villa Adriani est a 4 Milles de Tivoli, du cote de Palestrina dans la plaine. Des Vignes au pied des Monts en couvrent present les vastes mines. Si la chose n'^tait pas si bien constatee, on croirait trouver les restes d'une Cite considerable, mais cette grande etendue empeche en meme tems de se former la moindre notion du plan de cet immense Edifice. Sans parier des Portiques, Crypti-portiques, Salles, Bains et autres Appartemens, je me bornerai dire, qu'il y a trois Temples et deux Theatres, mieux conserves que la plupart de tant d'autres ruincs qu' onvoit ailleurs. Une grande Construction appellee le Cento Camerelle, peut avoir servi selon l'idee de Mr. Vinckelman, une espece de Cazerne pour les Gardes Pritoriennes; le grand nombre de Chambres sans communication entre elles rend cette conjecture tres vraisemblable.

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April 1766 A Rome ce 12. Avrill Γ1766!.

. . . L'Abbe Vinckelman m'a dit que le Saint Siege n'etait pas si riche qu'on le croyait parmi nous, et que ses revenue, la Daterie y comprise, n'excedaient point la somme de 2 Millions de Scudi... Vous voulis eher ami que je vous indique quelque traits du Caractere de 1'Abbe" Vinckelman: c'est un homme plein de feu qui ne parle guere avec quelque continuation sans s'animer. S'il avail moins de capacite on dirait qu'il cut le ton trenchant, mais un S$avant tel que lui, possede a bon titre le privilege de decider. II a cependant des prejuges qui sautent a des yeux aveugles en comparaison des siens; non obstant cela, je ne conseille pas de lui contredire, surtout a Table, ou en bon Allemand le Vin d'Orvieto, qu'il aime de preference, lui monte souvent a la Tete. II arriva dans une pareille occasion, que venant a parier du Roi de Naples il mesura peu les termes, disant tout net: c'est une bete. Monsieur Γ Abbe! lui dit le Prince de Mecklenbourg, qui dans ce moment se souvint peutetre d'avoir un Roi pour beaufrere, songes que vous paries d'une Tete couronnee, et que dans peu de jours ce jeune Roi sera declare majeur. Parbleu! s'ecria Vinckelman, ce sera alors une bete majeure. II ne me parait pas aime du Vulgaire; ses manieres brusques en peuvent etre une raison, en second lieu, Messieurs les Romains se trouvent honteux qu'un Vandale, comme ils disent vienne expliquer leurs Antiquites avec une Erudition qui surpasse toutes leurs connaissances, et qui les etonne. Vinckelman est de taille mediocre, assez maigre, le dos un peu voute; ses yeux sont gris et vifs, les os au dessous sortans; le ηέζ arque; il est marque de petite Ver le; sa demarche est vite et precipitee. A Rome ce 20. Avrill [1766]. Nous sommes presentement sur notre depart. Aim de couronner ses oeuvres, le Cardinal Albani a fait appreter un grand repas dans sa Villa oil nous avons mango le Paon et le Gigne, sans oublier les Maccaroni et encore moins les Granelli frittati. Ce diner avec un ou deux chez Monsignor Pergen Auditeur de R te, qui cependant est Allemand, sont les seuls que nous ayons remport£s, s'entend des Romains, car du reste les etrangers dinent fort souvent entre eux. Le meme Cardinal a fait prdsent au Prince regnant d'un Hercule yvre, Statue antique de 2 pieds de hauteur, tres estimo; et le Gouverneur Monsignor Piccolomini, lui a donne un beau Vernet: debbono esser paghi.

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Vous me demandes si je suis content de la Societe de ce pays-ci? — pas trop;elle n'est ni instructive ni gaye. Les hommes ne sont gu£re estimable, je leur prefe*re infiniment les femmes, et meme les Chatris s'il fallait; parmi lesquels il y en a que vraiment on ne peut pas mepriser. Ah! ecoutes-donc ce que Vinckelman dit 1'autre jour ä leur sujet: Questi sfortunatacci, muojono per la maggior parte del mal francese. G'est preuve, que d'un certain cote au moins, ils ne sont pas aussi infortunes qu'on presume. 132 a Duclos [Rom, Frühjahr 1767]

.. .On a beaucoup ecrit sur Herculane; mais personne n'a rien donne de si savant et de si instructif, que 1'abbe" Winkelman, le plus habile antiquaire que j'aie connu. II e"toit, en cette qualite, attache au Pape, et fort communicatif; je prenois, ä Rome, grand plaisir a converser avec lui. II avoit consent! ä une correspondance avec moi; et j'ai appris, avec la plus vive douleur, le crime qui nous 1'a enleve. L'lmperatricereine l'avoit appeld a Vienne pour y mettre en ordre un cabinet d'antiquites. Elle lui donna, a. son depart pour retourner a. Rome, des marques de sa g£nerosit6. Un scelerat, frere d'un eveque d'ltalie, proposa a Winkelman de l'accompagner et l'assassina dans une auberge a Trieste. Le malheureux fut arreto et roue; mais cette justice ne console pas de la perte d'un homme ge"neralement estime. 133 Amaduzzi an Brunelli

Roma n Febrajo 1767.

Amico Garissimo Mi ricorda benissimo il giorno dello scaduto Autunno, in cui trovandomi insieme con voi, e col Gh. nostro Sig. Dott. Giovanni Bianchi, cui eravate compagno nell'erudito suo viaggio per Roma, come il foste in quello di Napoli, e di Firenze, vi feci osservare fra gli altri innumerevoli avanzi della piii insigne antichitä, ehe adornano la magnifica Villa delI'Eminentissimo Sig. Card. Alessandro Albani, il raro monumento, in cui oltre la Statuetta del Greco Poeta Euripide trovasi pure un Elenco d'alcune Tragedie da lui composte. Mi ricorda pur anche il discorso, ehe avemmo in tale occasione su di questo Monumento coll'eruditissimo Sig. Abate Giovanni Winckelmann, il quale credeva inedito tutto quelPElenco di Tragedie, quando io pur l'asseriva stampato dal Celebre Antiquario Francesco Ficoroni nelle Memorie ritrovate nel Territorio della prima e seconda Cittä di Labico, ehe egli pubblico in Roma presso Winckelmann-Briefe IV.

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il Mainardi sin dalPanno 1745. E potea io pur bene cio affermare malgrado ogni opposizione, giacche io avea in quello stesso giomo, oltre molt'altre volte ancora, osservato il luogo, ove un tal Monumento si produce. 134 Weinlig an Stieglitz Rom, den 26. Dezember 1767. Endlich, mein Theuerster, habe ich auch den so berühmten Abt Winkelmann persönlich kennen lernen. Mit welchen ganz ändern Begriffen verbinde ich hier seine Schriften, als ich in Dresden zu thun fähig war! Gleich in den ersten Tagen meines hiesigen Aufenthalts gieng ich ihn zu sehen in den Pallast des alten Kardinals Alexander Albani. Ich ward in ein kleines Zimmer, sein Museum gebracht. Ein heiliger Anblick ! Alte Basreliefs, Büsten, Kupfer, Skripturen und Bücher lagen auf seinem Schreibetische und auf dem Bette herum. Ueber dem Schreibetisch hieng sein vom Herrn Maron gemahltes Portrait. Kurz darauf erschien er selbst. Stellen Sie sich einen Mann von mittlerer Größe, hagern Gesicht, und leutseligen Umgang vor! Die Art mit der er mich empfieng, nahm mich den ersten Augenblick für ihn ein. Er denkt ganz im alten Griechischen und Römischen Styl und geräth über die Neuern leicht in Eifer. Sonderlich aber sind ihm die unglücklichen Restaurationen alter Statuen ein Aergerniß. „Die Unbiegsamkeit der Künstler unsrer Tage, sagte er, hat mich dahin gebracht, daß ich keines Werkstatt mehr besuche, des einzigen Cavaceppi seine ausgenommen." Er tadelte den guten alten Vitruv, daß er sich bey der Entasis oder Verjüngung der Säulen nach einer krummen Linie so weitläuftig aufgehalten, da, außerdem, daß die wahre und bestimmte Art, selbige zu beschreiben, nirgends von ihm gelehrt worden, oder, weil er sie doch zu liefern versprochen, verlohren gegangen, diese Entasis sich an keiner einzigen Säule aus den guten Zeiten befände, und nach seiner Meynung dieser Bauch den Säulen keine Zierlichkeit gäbe. Hier gieng er zu den vielen Ungereimtheiten über, zu welchen diese Lehre Vitruvs die spätem Baumeister bey Verjüngung der Säulen verleitet hätte. ,,Das heißt, sprach er, nach seinem Tode noch sündigen." „Die angenommene Weise der Neuern, die Säulen bis zum dritten Theil von unten hinauf lothrecht zu machen und von da an erst die Verjüngung angehen zu lassen, kam ihm hart, wunderseltsam und ohne zureichenden Grund gehandelt vor." Beynahe bin ich in diesem letztern seiner Meynung, in welcher ich durch verschiedene Untersuchungen, die ich deswegen angestellt, bestärkt worden bin. So wohl an den Säulen in der Rotonda als an den ungemein

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schönen Säulen in S. Paolo und ändern Orten mehr, habe ich eine Art von Entasis bey einigen wahrgenommen, die Verjüngung aber bey allen diesen Säulen, gleich von unten anhebend, angetroffen. „Winkelmanns Geschmack nach, sollten die Dorischen Säulen niemals Basen haben. Doch wäre es nicht zu läugnen, daß an vier Säulen von Dorischer Ordnung eines übriggebliebenen Portals von einem Tempel zu Cori, in der Campagna von Rom, Basen gefunden würden. Dieser Tempel wäre, seinem Dafürhalten nach, von den Zeiten des Kaysers Tiberius. Außer diesen und zwo Säulen zu Pesto würden keine andre Dorische Säulen mit Basen angetroffen." Zuletzt fragte er mich, ob ich auch nach Neapel gehen würde, und erzählte mir die Ungelegenheit, welche ihm seine Sendschreiben über die Herkulanischen Entdeckungen, in Neapel zugezogen. ,,Er hätte sich freylich manches erlaubt, weil er in Teutscher Sprache geschrieben, und nicht vermuthet, daß es ins Französische übersetzt werden würde." Denn in dieser Uebersetzung ist es zuerst nach Neapel gekommen. „Anfangs wäre man deshalb so aufgebracht gegen ihn gewesen, daß ihm der Zutritt in das Museum gänzlich untersagt worden, vorjetzo aber hätte man von dieser Strenge nachgelassen." — Ich hielt mich ohngefehr eine Stunde bey ihm auf, und er war so gütig, mich auf den folgenden Tag in die Villa seines Kardinals einzuladen. Da ich Ihnen aber heute eine Beschreibung des Spanischen Platzes schuldig bin, so will ich die Erzählung von der Villa Albani bis auf den nächsten Brief aufheben. Rom, den 15. Januar 1768. Vor allen Dingen muß ich Ihnen, mein theurester Freund, eine Nachricht mittheilen, deren Gewißheit ich blos um Ihrent und unsrer lieben Landsleute willen mit so viel scheinbarer Gleichgültigkeit ertrage. Unser Winkelmann gedenkt dieses Frühjahr, in Gesellschaft des Bildhauers Kavaceppi, eine Reise nach Teutschland zu unternehmen. Er wird zuerst nach Wien gehen, und von da, nach einem kurzen Aufenthalt, Dresden, Berlin und Göttingen besuchen. Nach dem was er mir selbst gesagt, bat eine neue und sehr vermehrte Ausgabe seiner Geschichte der Kunst, mit welcher er nunmehro zu Stande gekommen, die erste Veranlassung zu dieser Reise gegeben. In Berlin will er unter eigner Aufsicht sein Werk in das Französische übersetzen und alsdenn in beyden Sprachen zugleich an das Licht treten lassen, weil er das für ein Mittel ansieht, einer ändern Französischen Uebersetzung zuvor zu kom17*

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men. Gegen den Uebersetzer der ersten Ausgabe ist er äußerst aufgebracht. Und Ihre Erzählung von der Villa Albani! —ja die bin ich Ihnen noch schuldig. Hier ist sie, wenigstens zum Theile. Auf Winkelmanns Einladung eilte ich gleich folgenden Tages in diese Villa, die ich vorher schon einige mal gesehen hatte. Er empfieng mich hier eben so freundschaftlich als vorher in der Stadt, und zeigte mir mit bewundernswürdiger Herablassung das viele Sehenswürdige dieses mit so viel Gelehrsamkeit als Geschmack eingerichteten Pallastes und Gartens. Da ich mich nur auf dasjenige einschränken muß, was diesen für mich wirklich merkwürdigen Nachmittag angeht, so mache ich Ihnen weder von einem noch dem ändern eine weitere Beschreibung. In Winkelmanns Gesellschaft sähe ich freylich vieles ganz anders als vorher. Wir besahen zuerst im Parterre die mit so vieler Wahl gemachte mehr als Königliche Sammlung von Statuen, Büsten und Gemählden, und ich empfand in Winkelmanns Begleitung ihre Schönheit doppelt. Seine mündlichen Erklärungen über verschiedene Stellen seiner Schriften, deren ich mich erinnerte, zogen den Schleyer hinweg, den viele Leute, theils aus Stolz, theils aus Unwissenheit, für Licht halten. Hier zeigte er mir die schöne Thetis, welche die schönsten Beine aller weiblichen Figuren in Rom hat; die Vermählung des Peleus und der Thetis auf einer Begräbnißume. — Wir kamen unter ändern auf die zwo herrlichen Figuren mit Körben auf dem Kopf in der Villa Negroni zu sprechen, und Winkelmann äußerte hierbey einen Zweifel, ob diese und ihnen ähnliche Figuren, wie er und andre bisher dafür gehalten, wirklich Kariatiden, das ist, tragende Figuren seyn sollten, und ob diese Körbe nicht vielleicht ein Hauptschmuck der Weiber gewesen seyn könne. Die Karyatiden an dem Tempel des Erechtheus in Athen haben eine Art von Dorischen Kapital über sich. In dem obern Geschoß erklärte er mir mit vieler Wärme den vortrefflichen Platfond von Mengs. Hier steht der göttlich schöne Apoll auf dem Parnaß von Musen umgeben. Und wie viel nicht genug zu betrachtende Wunder der Kunst enthält außer diesem Platfond, der unsern Begriffen ganz ungewöhnlich prächtige Saal. Hier sähe ich die schöne Pallas, deren in der Geschichte der Kunst so oft Erwähnung geschieht. — Von da führte er mich mit heiligen Ernst zu dem Hauptstück der ganzen Villa, zu dem Kopf des Antinous von weißen Marmor in Basrelief. Selbst einem Irokesen muß, dächte ich, die Schönheit dieses Bildnisses empfindbar seyn. Aber empfinden läßt sichs auch nur, und nur von Winkelmann

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beschreiben. Wie schön muß aber dieses ganze Basrelief gewesen seyn? Denn Winkelmann behauptet, daß dieses nur das obere Stück einer Vergötterung dieses schönen Bithyniers sey, welches nicht nur die ganze Figur desselben, sondern auch selbige vermuthlich auf einem Wagen stehend vorgestellet habe. Er schließe dieses, sagte er, aus den erhaltenen Händen, von welchen die rechte die Zügel, die linke aber deren andres Ende gefaßt zu haben schiene. Dieser letztem hat man im Ergänzen einen Blumenstrauß gegeben. Das Anschauen dieses herrlichen Werks hat mich ganz ungeduldig gemacht, einen Kollossalischen Kopf des Antinous zu sehen, welcher in der Villa Mondragone, über Fraskati, aufbewahret wird. Winkelmann setzte diesen Kopf gleich nach dem Apollo und Laokoon im Belvedere, und nannte diese beyden Bildnisse des Antinous die Ehre und die Krone der Kunst aller Zeiten. Zuletzt ließ er mir recht feyerlich ein über alle Beschreibung schönes Kabinet eröffnen, welches größtentheils mit den seltensten und kostbarsten Fragmenten aus dem Alterthum ausgeziert ist. Vermöge eines strengen Verbots soll dieses Kabinet keinem Menschen geöffnet werden. Dieses für jeden Kunstliebhaber traurige Gesetz hat man der Ungeschicklichkeit eines guten Kapuziners zu danken, der aus Versehen eine von Porphir außerordentlich schön und inwendig hohl gearbeitete antike Vase im Vorhergehen in so viele Stücken zerbrach, daß die Künste aller Restauratoren, Flicker und Konsorten sie nur mit Mühe und doch nicht ganz wieder herstellen konnten. Fußfällig bat der arme Pater den Kardinal um Vergebung, hatte es aber nur seiner geistlichen Würde zu danken, daß er nicht auf das übelste angelassen wurde. Zum Glück giebt es immer noch Wege, trotz dieses Verbots, zu diesem Heiligthum zu dringen, und ich selbst hatte schon einige mal vorher einen erwünschten Versuch gemacht, ließ mir aber natürlicher Weise gegen meinen ehrwürdigen Führer nichts merken. Ich hätte dem edeln Mann, der mit so viel Aufopferung seiner Zeit und mit solcher freundschaftlichen Wärme es mir zeigte, die Freude verdorben. Zugleich aber glaubte ich auch diese Zurückhaltung ändern Fremden nach mir, und demCustode selbst schuldig zu seyn. Der Kardinal Albani hat nach der Zeit eine der zerbrochenen völlig ähnliche Vase mit vielen Kosten von Porphir drehen lassen, welche sich nun an der Stelle wo die alte gestanden, befindet. Zum Beschluß führte er mich in die Werkstatt des Bildhauers, wo ein ansehnlicher Vorrath von alten verstümmelten Figuren befindlich ist, die unter Winkelmanns Aufsicht ergänzet werden sollen.

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Welche Quelle von Freuden wird diese Villa noch für mein Studium werden! Winkelmann schenkte mir wirklich den ganzen Nachmittag, und beantwortete meine Fragen, die, so sehr ich auch auf meiner Hut war, doch nicht alle gar zu unterhaltend für ihn seyn konnten, mit einer Nachsicht, die ich ganz fühlte. Doch von Winkebnann und von dieser Villa künftig mehr. Ich bin so bezaubert davon, daß ich meiner schreibseligen Feder wirklich ein Gebiß anlegen möchte, um diese Quelle von Künstlervergnügen für mich, nicht zu einer Quelle von Langerweile für Sie herab zu würdigen. Da ich mir selbst ein Gewissen machte Winkelmanns Freundschaft auf Kosten seiner Geschäfte zu nutzen, so freue ich mich, daß er auf mein Bitten mich einem alten würdigen Mann, dem Hessenkasselischen Rath Reiffenstein, empfohlen hat. Diese Bekanntschaft wird mir alle Tage schätzbarer, und ich unternehme selten etwas ohne den guten Rath dieses würdigen Mannes. Winkelmanns Empfehlung hat mir auch die Werkstatt des Bildhauers Kavaceppi, seine Sammlung von vortrefflichen Kopien nach den besten alten Statuen, und überdies sein Kabinet von Handzeichnungen der größten Männer, von Raphael an, von welchen dieser Mann eine unschätzbare und überaus reiche Sammlung besitzt, geöffnet. — 135 Mannlich [Rom, 1767—1768] . . . II nous arriva dans ce tems deux jeunes gens bien interessans ä Rome, Tun nomme Sergel, pensionaire du Roi de Su£de, Sculpteur plain de talent, l'autre Mr. Weinlig, pensionaire Architecte de l'Electeur de Saxe. Nous nous liämes d'amitie. Us se logerent dans le voisinage de l'academie pour nous voir souvent. G'est aveceux queje fis la connoissance de notre compatriote Winkelmann, qui nous re?ut tres bien et nous promit qu' a son retour de Allemagne, nous irions faire des courses dans les ruines de Rome et dans les riches collections d'antiqu^s de cette ville. Malheureusement il ne revint pas, ayant ete assassine ä Trieste par un scelerat son compagnon de voyage.

7. Briefe und amtliche Berichte zu Winckelmanns letzten Lebenswochen und zu seinem Tod: Nr. 136—205a

136 Cavaceppi [Reise nach Deutschland, April-Mai 1768] .. .Mi converrapuredi passaggiodire alcuna cosadelfunesto caso occorso nella persona del celebre Signer Abate Giovanni Winkelmann, ehe sebben pur troppo noto al Mondo tutto, non e forse palese con quella precisione, ehe posso io esporre, essendo stalo in sua compagnia da Roma fino a Vienna, ove egli separossi da me pochi giorni prima della sua morte. Ogni benche piccola particolaritä riguardo a un tal uomo credo debba interessare il Mondo letterario; e poiche s'impiega talora piü d'una penna a conservar memoria delle Persone di ragguardevol merito, spero ehe piü d'uno avrammi un giorno di tal diligenza, e di ofFicio si pio verso il perduto Amico buon grado. 10 mi partii dunque di Roma il dl io. Aprile 1768. insieme col predetto Signor Winkelmann, con animo di portarci ambidue in Germania. Egli per attender con piü quiete, e piü comodo alia traduzzione di una sua Opera daH'idioma Tedesco in altro piü comune, ed io per solo piacere di veder nuovi paesi, e nuove cose. Prendemmo dunque la via di Loreco, e giunti cola, doppo gli atti di religione, ci portammo insieme a veder la stanza de' Donativi, detta comunemente il Tesoro. Due uomini, de* quali uno era tutto immerso negli studj eruditi, e l'altro pensa soltanto alle bellezze dell'Arte ehe professa, poco piacere, e poca meraviglia concepirono alia vista di quel prodigioso numero di Diamanti, Perle, e simil cosa, ehe lä si conserva. Ma siccome in ogni luogo puo l' uomo trovar di ehe dilettarsi, quando sappia ben ricercare; Noi ci demmo entrambi a riguardare i mold belli Camei, ehe in detto Tesoro sono riposti. Essi meritano veramente la stima d'ogni Dilettante; ma convien awertire, ehe sebben sono quasi tutti di ammirabil artificio, pochi perö sono veramente gli Antichi. II mio Compagno, se fosse piü vissuto, avrebbe forse colla sua penna illustrate, e spiegato alcuno di essi: io, ehe non vaglio a far tanto, ristringomi ad illuminar i curiosi in quella parte, ehe la cognizione coll'arte acquistata mi suggerisce. Proseguendo 11 cammino dovemmo traversar Bologna, dove la Pittura, forse troppo superba di sue glorie, sembra aver discacciato lungi da se la Sorella Scoltura. Se si eccettua un bellissimo Gruppo moderne di Alessandro Algardi, io non ho trovato in quella Gittä cosa fatta in marmo, ehe meriti

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il nome di Scoltura. Ma giunti pochi di appresso a Venezia, trovammo in essa cibo assai piü largo per ristorarne dal lungo sofferto digiuno. Nella publicaLibreriadi quella Capitale sono molti, e molto belli avanzi di Antichitä di varj generi, ehe lungo, e tedioso sarebbe annoverarli. Sulla facciata di S. Marco sono quattro Cavalli di bronzo antichi portati di Grecia, di maniera eccellente, e nel Portico della sudetta Chiesa meritano grande attenzione, e stima le smisurate belle Colonne di bianco e negro antico. Quello pero ehe a mio credere di piü singolare si trova in essa Cittä, si e una Statua posta con qualche altra nel Cortile del Palazzo appartenente all' Eccellentissima famiglia Grimani, ehe rappresenta l'imagine di Marco Agrippa. Oltre ehe la maniera di una tale Statua e veramente sublime, essendo produzzione de' migliori tempi dell'Arte, essa era appunto quel Simulacro, ehe lo stesso Agrippa avea fatto porre sul Panteon di Roma, poich£ da lui fu o eretto, o ristorato, come ancor oggi si vede. Per accertarmi di quanto dico, io mi diedi a far varie osservazioni, confrontando la misura del Piedestallo, ehe e al Panteon colla pianta di quella Statua, e fin riscontrando i buchi de' Perni, ehe una all' altro congiungeano, e tutto trovai corrispondente a meraviglia. Tuttavia non ardirei asserir cio se non si fosse alia mia opinione unito l' erudito Gompagno con altre ragioni ancora da suo pari, ch' egli dicea voler co' suoi scritti far publiche. Da Venezia ci trasferimmo a Verona; e prima nostra cura fu andare a vedere il Museo tanto rinomato del fu Signor Marchese Maffei, e dalla sua dotta penna illustrato. A dir vero io non trovai cola, riguardo all' arte, cosa ehe meriti grande attenzione, e mi stupii anche di sentir chiamare antiche varie cose lavorate sicuramente da'moderni impostori; ma cio non ci rese meno aggradevole la dimora nostra in Verona. Nella Gasa posseduta dalla nobil famiglia Bevilacqua sono dodici Busti antichi, quasi tutti intatti di stupendo artificio; ed unFiglio morto diNiobe,che uguaglia in bellezza quello della Villa Medici di Roma. Passando dalla Camera ove e questo, ch'io ho detto, in una seconda, gustammo straordinario piacere in una serie numerosa di bellissime teste antiche, e fra l'altre una stupenda ve n'e di metallo rappresentante Nerone. In una terza Camera appresso questa sono quattro Puttine antiche, e nella incomparabile, e pastosa maniera di queste puo rawisarsi quanto sia falsa l'opmione di alcuni, ehe sostengono non avere gli antichi saputo giammai far bene i Putti come i moderni. In questa stanza medesima sta posato sopra un' Armario un sasso (sasso, e non altro pareva riguardato dal basso) ehe fatto da me calare, trovai essere un'Ermafrodita di sublime lavoro antico. Prima di partir

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da Verona io non volli trascurare di vedere il Signer Cignaroli celebre Pittore de' nostri tempi, ed in sua Casa godei una raccolta vaghissima di Bozzetti delle opere da lui fatte; ma volendo proseguire il cammino, convenne prender la via del Tirolo, attraversando prima il giogo delle Alpi. Inoltratomi dunque insieme col Winkelmann fralle montagne, veggo improvisamente ch'Egli si cangia d'aspetto, ed in tuono patetico mi dice: Guardate amico ehe orrori! ehe smisurata altezza di Monti! Poco doppo, essendo giä nelle terre di Germania, ripiglia a dirmi: 0 ehe sciocca foggia difabricare! osservate i tetti come sono acuti: e cosi parlando mostrava una smania, ed una aversione incredibile per tali cose. Credetti veramente da principio, ch'egli di me si burlasse; ma vedendo in fine ch'ei dicea questo seriamente, risposi, ehe l'altezza delle montagne aveva in se un certo ehe di grande, ond'io ne ricavava un motivo di piacere; circa poi l'acutezza delle Fabriche, seguitai a dire, ehe piü a me uomo italiano, ehe a lui tedesco dovea recar meraviglia. Per altro soggiunsi ehe si dovea piü discretamente su questo giudicare, mentre cola, tali foggie sono indispensabilmente necessarie a cagion del clima, ove cadono copiose nevi, e cose simili. Mi presi infine la libertä di awertirlo non esser conveniente ad un Filosofo qual'egli era si stomacosa delicatezza, rammentandogli per divertirlo quanto si burlasse Gatullo in alcuni suoi Epigrammi di certi umori si strani e nuovi; ma tutto indarno, ei diceva non trovar pace proseguendo piü oltre, ed invitavami a ripigliar la via d'Italia. Con questi nojosi fanciulleschi ragionamenti si giunse infine ad Augusta. Ivi feci conoscenza di Monsignor Canonico Bassi, persona molto erudita, ed amante dell' antichitä. Possiede egli un bei Cameo antico, ed incomincia a raccoglier de'monumenti di modo ehe forse molti curiosi Dilettanti in passar di lä troveranno un giorno presso di lui belle cose a vedere. Da questa Cittä fu seguito il viaggio verso Monaco, ed intanto non cessava il povero Compagno di contristarmi colla stessa sua malinconia, di modo ehe piü volte dubitai, ch'egli avesse in parte perduto il senno. Lo confortava, lo riprendeva ancora; ma senza pro. Altro ei non dicevami, se non: Torniamo a Roma: torneremo, io soggiungea; ma a suo tempo: Roma e bella sopra modo sospiriamola a guisa d' innamorati, ehe poi ne gusteremo piü dolce il possesso. Intanto eccoci a Monaco. Nella gran raccolta Ducale sono a centinaja le cose scolpite, e tutte belle. Veramente non tutte sono antiche; anzi queste sono la minor parte, ma non meritan poca stima le moderne opere di varj eccellenti Artefici del secolo decimosesto, ehe lä si conservano. E fra le antiche una testa di Pertinace e cosa singolarissima. Frattanto in Monaco rice-

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vette il Winkelmann onori corrispondenti al suo merito, ed ebbe in regalo un bello Intaglio antico, quäle a lui fu gratissimo. Non ostante tutto questo gli onori, e i present! non valsero a dissipar quella nebbia, ehe gli offuscava la mente, siccho sempre malcontento, ed infastidito lo strascinai meco a Ratisbona. Arrivati ehe noi fummo, l'infelice mio Compagno determinossi di lasciarmi, e rivolger indietro il cammino. lo dissi quanto seppi; ma tutto in vano: gli mostrai quanto egli mancava al dover suo, abbandonando un'amico, ehe per compiacer lui si era accinto a seguirlo in Paese lontano, vario di costumi, e di lingua, ove restando solo avrebbe dovuto incontrare grandi incomodi, e difficolta. Mi mostrai oßeso, e sdegnato per una tale mancanza; ma la risposta ch'io ritraevane era: ch'ei ben conosceva di far male, come io per l'appunto diceva; ma ehe sentivasi con tanta violenza spinto a far questo, ehe non era capace di resistere, e cambiar pensiero. In effetto domando nell' albergo da scrivere, e doppo scritte due lettere (fosse per turbazione di mente, o fosse, ch'ei cio facesse a bella posta) lasciommi agio di legger cio ch'egli avea scritto. Io (cercando medicar sempre Panimo suo infermo) non trascurai l'occasione di osservar que'fogli. II primo era diretto all'Eminentissimo Signor Cardinal Alessandro Albani, cui notificava il Winkelmann il suo ritorno, colli motivi giä addotti in voce ? me: il secondo era per un tal Signor Niccolo Mogalli incisore, e suo famigliare, al quäle scriveva di preparargli appartamento, e porgli in ordine le suppellettili, dovendo egli in breve esser nuovamente in Roma. Io volli veder tutto l'atto compito: lo accompagnai con disinvoltura alia Posta, e lo lasciai porre in essa le due lettere. Allora in aria molto seria, ed appassionata replicai ammonizioni, e rimproveri, spiegandomi esser a me ben noto cio ch'egli avea scritto, usando sempre tutto l'artifizio, o colla forza delle ragioni, o coll'impegno dellOnestä per rimuoverlo da quella intrapresa, ehe l' animo presagivami dover riuscir funesta. Tutto cio ehe ottener potei da un lungo discorso mescolato di amaro, di affettuoso, di serio, e ehe so io, fu ehe sarebbe venuto infino a Vienna, ma ehe assolutamente di la egli avrebbe ripigliato la via d' Italia, e di Roma. Siando dunque con animo ugualmente mesto, ed addolorato a Vienna, ove fummo ad inchinarci a varj Signori di quella Metropoli. Io destramente comunicai loro lo strano turbamento di spirito insorto nell'amico, e siccome fü da tutti biasimato, cosl concordemente promiser tutti di distornelo, e non mancarono in effetto di adoperarvisi con somma efficacia. Quest'ultima prova ancora del comune amore ando a vuoto, non potendosi da lui esigger altro, ehe la seguente secca

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risposta, indegna veramente di quel valent'uomo, ehe la pronunciava: so bene chefo male, ma non possofare a meno difar cost. Sento affacciarmisi le lagrime agli occhi allorche mi ricordo le savie, ed amorose parole di S. A. il Signer Prencipe di Kaunitz mentre cercando distorre il Winkelmann dal ritorno disse a lui: come avete cuore di abbandonare il vostro caro amico, ehe piü si affanna per voi, ehe per se medesimo? vedete ch'egli deve attraversare un vasto spazio di paese solo, senza saperne il costume, e senza intenderne il linguaggio? priegoii quanta posso ehe cangiate consiglio. Allor ehe lo vedemmo non solamente fermo, e risoluto a seguir la sua voglia, ma impallidito, e cogli occhi come quelli di un morto, tremante, ammutolito, e confuso, pensammo non piü infastidirlo: io lo presi per la mano, e quasi piangendo dissi a lui: Caro amico fate male; ma poiche cosi vi piace, abbiatevi cura, io vi raccommando a Dio. L'agitazione del suo spirito fu sl gagliarda, ch'egli tosto fü sopraffatto da febre, ehe lo ritenne qualche giorno in letto; dove io vedendo non poter far altro lo lasciai nella Gasa dell'Illustrissimo Sig. Giacomo Schmidtmayr per non essergli colla mia presenza piü lungo tempo molesto, ed incamminatomi verso la Boemia attraversai tutto quel Regno insieme colla sua Gapitale Praga; giungendo per fine nella Sassonia. Veduta Dresda io passai a Dessau ad inchinarmi a S. A. il Signor Prencipe di Anhalt, ehe mi accolse con umaniiä molto piü corrispondente al suo grand'animo, ehe al mio picciol merito. Egli volle esser da me ritrattato in Busto grande come il vero, e volle per compagno il ritratto della sua Sposa, ehe in gentilezza, e lodevoli maniere niente a Lui cede. Io vidi qui, e seguitai a veder in due altre gran Corti in appresso, ehe la cura delle armi lascia nelle gran menti un conveniente luogo all'amor delle Arti, e mi persuado, ehe la gloriosa Nazion Tedesca sia da Märte non meno ehe da Pallade amata, e protetta. Dopo compiacciuto, e servito i Sovrani di Anhalt de' Ritratti sudetti, e di qualche altro modellino di mio Capriccio, fatto per divertirli, mi trasferii a Potsdam ad inchinarmi a S. A. il Sig. Prencipe Giovan-Giorgio di Anhalt mio antico amorevolissimo Padrone. Qui soprawenne il di seguente il Signor Colonnello Quintus Sicilius [Icilius] a dirmi, ch'io dovea portarmi dal Sovrano ehe di me (per sua clemenza) facea premurosa ricerca. L' aspetto di questo Eroe parve ehe tramandasse in me con insolita forza qualche scintilla di coragio; ond'io potei senza sbigottirmi osservare con istraordinaria ammirazione un tal Personaggio, di cui il nome risuona per virtü, e per gloria. Sodisfatto ch'io ebbi agli atti di dovuta umiliazione, e riverenza comincio il Monarca a parlar di varie cose, fra le quali parteci-

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pommi l'assassinamento del Winkelmann seguito in Trieste per opera di uno scellerato, ehe pochi giorni innanzi erasi unito seco nel suo viaggio verso l'Italia. colpito quasi da un fulmine, e distratti i sensi in varie imagini, ehe in gran folia mi si destarono in mente, altro non seppi rispondere, se non ehe sentiva in me certa lusinga di amicizia e di tenerezza, la quäle mi tratteneva dal crederlo. Alle parole mie (forse troppo irriverenti) soggiunse con somma umanita. il Monarca, non sembrargli possibile ehe il suo Ministro di Vienna avesse a lui scritto una favola; indi volgendosi ad altri ragionamenti si diede a parlare delle antiche rare scolture di Roma, e della stupenda raccolta, ehe possiede l'Eminentissimo Signor Cardinal'Alessandro Albani, lodando con savie, e proporzionate maniere il bei genio di questo Porporato. Qualche giorno doppo, stando io a desinare insieme col giä nominato Signor Prencipe Giovan-Giorgio, e varj altri Signori, osservai discorrersi fra loro sommessamente di qualche cosa nuova, ehe a me voleva occultarsi. Indovinai subito cio ehe poteva essere, e dichiarando a tutti loro quel ch'io supponeva, mi fu detto esser venute da Vienna piü distinte notizie circa il mio povero amico. Egli essendosi da Vienna ricondotto in Trieste, mentre aspettava occasione d'imbarco conoscenza di un malvagio uomo, ehe si mostrava tutto attento per assisterlo. Questi intanto senti ehe il Winkelmann aveva ricev;uo in dono varie Medaglie di oro dagli Augusti Sovrani d'Ausiria, e forme· lo scellerato disegno di rubargliele, e per far cio sorpresolo nella di lui camera mentre egli era al tavolino, tento prima con un laccio di soffogarlo; ma non essendogli riuscito come pensava, con un coltello il ridusse a segno, ehe doppo sette ore di acerbissimo travaglio, pieno di sentimenti di pietä, e di generositä diede fine al suo vivere il giorno otto Giugno del 1768. Ogniuno puo ben capire (oltre le lagrime ch'io non potei trattenere) quanto nuovamente mi agitasse la ricordanza, bench^ inutile di que'moti antecedent!, ehe, senza saperne il perche, mi presagivan male, e m'inducevano a dissuader l'Infelice dal suo precipitoso ritorno in Italia. La mente umana mal puo giudicare in certi casi; percio conviene chinar il capo a quel supremo volere, ehe di tutto dispone. 137 Riedel [Wien, Mai 1768] Winkelmann wurde von den Majestäten [in Wien] reichlich beschenkt; der erste Minister erzeigte ihm alle Ehre, die man von dem Verhältnisse zwischen beyden erwarten konnte: zwischen dem großen geschmack-

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vollen Kenner und Protector der Künste, und zwischen dem Verfasser der Geschichte derselben. Der Graf Joseph von Kauniz wurde sein Freund. Unter ändern rühmte Winkelmann vorzüglich den Freyherrn von Sperges, welcher selbst, obgleich beladen mit Geschafften des Staates, die Altherthümer und die Kunst nicht nur schätzt, sondern studiert; dieser hatte die Ehre, den Geschichtschreiber der Kunst in dem Lustschlosse Schönbrunn der Kaiserinn Königinn Majestät und den durchlauchtigsten Erzherzogen und Erzherzoginnen vorzustellen. Fast bis zum Anfange des Brachmonats blieb Winkelmann in Wien, und sähe, mit den Augen eines Beobachters, die Kaiserliche Bibliothek, die Kaiserliche, Fürstlich Lichtensteinische und andere Bildergalerien, das Cabinet des Herrn Reichshofraths von Hess, welches bekannter unter dem Namen des de Francischen ist, überhaupt alles, was in sein Fach gehörte: seine häufigen schriftlichen Anmerkungen, von denen wir einige besitzen, und einige in die Geschichte der Kunst eingeschaltet haben, sind eben so viele Beweise, daß der Historiograph der Künste auch in Wien seine reichliche Erndte fand. 137 a P. Khell von Khellburg an Murr

[Vindobonae,] XI Cal. Junii [20. Mai] 1768. . . . Heri sane utilissimi mihi fuissent typi, ubi hospite Winkelmanno, Romano illo, an Germano eruditissimo, per tres horae quadrantes fruitus sum; multum disceptabamus de Pariorum numo vestro, sed quia nee quid Amor manu teneat, ramusne, corona an ventilabrum sit, nee quid infra sellam sedentis deae, an galea, an animal, vel ex charta dignosci commode potest, tota controversia adhaesit. 138 Kaunitz an Albani

[Vienna 23. Maggio 1768.]

Eminenza . . . Si trova qui il Sig.r Giovanni Winckelmann, ma con somma impazienza di restituirsi a Roma, cio non ostante l'abbiamo impegnato a differire la sua partenza per qualche giorno di piü. II conosciuto merito personale di questo Letterato lo qualifica abbastanza ad usargli tutte le attenzioni, e anche senza di questo l'essere Egli Bibliotecario di V.ra Em.za avrebbe bastato presso di me a distin-

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guerlo per effetto di quel perfetto e costante ossequio, con cui ho l'onorc di essere DiV.raEm.za Devotmo ed obmo Servitore Vienna 23. Maggio 1768. 139 Reiffenstein an Mechel

Kaunitz Rittberg. Rom den 25. May 1768.

. . . Sie werden unsern Freund Winckelmann in diesem Jahre in Basel zu sehen verhoffet haben, und nun hoffen wir ihn im Anfange des Junius wieder in Rom zu sehen, welches er von Regenspurg aus an seinen elenden Zeichner und Stecher Mogalli nach Hrn. Marons Aussage geschrieben habe. Ihren letzten Brief hatte ich ihm bereits nach Berlin geschicket. Gavaceppi ist anfänglich kranck gewesen, doch von München aus hat er seine ferneren Briefe nach Dessau und Berlin zu addressiren verlangt. Unser Freund ist etwas hitzig, ich fürchte, es seye ihme zur Last geworden, sich in Teutschland mit Cavaceppi, als einem Römischen WunderThier herumzuschleppen. 140 Kaunitz an Albani

Vienna 30. Maggio 1768.

. . . £ partito jeri da qui per restituirsi a Roma il Sig.r Giovanni Winckelmann, dopo di avere ricevuti in questa Cittä moltissimi atti di attenzione, e di finezze non solamente da chi in grado di riconoscere i meriti di un Letterato di tanta vaglia, ma anche dalla stessa M. S., e dalla R.le Sua famiglia, alia quäle io ho fatto presentarlo. 140a Reiffenstein an Mechel

Rom den i.Jun. 1768.

Ich schrieb Ihnen neulich, Winckelmann käme von Wien nach Rom zurück; er hat solches dem Cardinal Albani und dem Mogalli zuverlässig geschrieben, letztern Brief habe ich selbst gelesen . . . . ich weiß also [nicht], ob Winckelmann, wie ich wünsche, seinen letzten Entschluß wieder geändert habe. . . . Käme also Winckelmann demnach zu Ihnen, so ersuchen Sie ihn mit Ricciolini, der ein starker lateinischer Litterator ist, den Gatull in Basel durchzulesen und die Wahl der zu zeichnenden Monumente zu bestimmen.

J u n i 1768 141 Albani an Kaunitz [Entwurf]

273 Rom, 4. Juni 1768.

[Regest:] Albani dankt dem Fürsten Kaunitz für die seinem Bibliothekar von den Majestäten erwiesenen Auszeichnungen. „Nel detaglio ehe me ne fa lo stesso Winckelmann, molto piu nel cortesissimo cenno ehe me ne favorisce V.ra Ecc.za rilevo la grandezza delli suoi favori, e la gratitudine ehe debbo professarlene."

142 Albani an Fürst Liechtenstein

Rom, 4. Juni 1768.

[Regest:] Albani dankt dem Fürsten für die Winckelmann während seines Aufenthalts in Wien erwiesenen Aufmerksamkeiten.

143 Der Magistrat der Stadt Triest an Kaunitz

[Trieste li 10. Giugno 1768.] Altezza Signer Sig:re Prencipe Sig:re Sig:re Padrone Graziosissimo. Giunto da Vienna in questa Gittä il Signor Giovanni Winckelman, e qui tratenutosi per alcuni giorni nell'Osteria grande incontro amicizia con un forastiero dimorante nella stessa Osteria, ed li 8. del corrente giorno, in cui aveva destinata la sua partenza ed imbarco per Ancona, e di la passare ä Roma, resto in tempo, ehe stava scrivendo al Tavolino nella sua stanza, proditoriamente assalito dalP incognito forastiero, avendogli gettato un Lazzo al collo, e poi mortalmente lo ferri con sette colpi di coltello, munito questo de Santissimi Sacramenti, e fatta la brieve Testamentaria sua Disposizione pocche ore doppo spiro Anima. L'Ucisore trovata resistenza, e diffesa nel ferito, fugl subito nell'vicino stato Veneto senza aver'avuto campo di derubarlo. Questo Traditore assassino credesi esser un tal Francesco Arcangeli di proffessione Chocco, ehe avanti alcuni anni servendo in tal qualitä il Sig:r Conte Cataldi gl'aveva rubati, per quanto si dice, da 4000 £. fugi da Vienna, indi attrapato, ed arrestato in Lubiana, e di la ricondoto a Vienna resto ivi condanato per quatro anni nel Stockhaus; L'infelice Winckelman soltanto doppo tal orido misfatto per tale da Noi riconosciuto, prima di morire ci prego, ed raccomando di subito raportare l'infausta notizia ä Vostr'Altezza. Nel mentre dunque ehe per atto di Cristiana Caritä addempir dobbiamo le calde premure del moribondo nell'espore il presente ristretto detaglio, ci risserviamo alto onore di umilliare in seguito ä Vostr'Altezza Pulteriori circostanze si del crudele premeditato omicidio, come del fugito Traditore rillevabili dall'Inquisizione, ehe ordinatamente si vä facendo da questo Giudice Criminale. Suplicando umilmente l'Altezza Vostra dell'autorevole suo Patrocinio per questa Winokelmann-Briefe IV.

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fedelissima Cittä con ossequiosissimo rispetto, e profonda Sommissione inchinati ci rassegnammo. Di Vostr'Altezza Umill.ml Devot.mi Ossequios.1111 Servidori Giulio Gesare della Porta Giudice G.° Reg.'0 Antonio dell'Argento Giudice e Rettore Gioanni Stanislao de Kupfersein Giudice e Rettore. Trieste li 10. Giugno 1768. 143 a Der Magistrat der Stadt Triest an Albani [Entwurf] Eminenza tTrieste U '5- GiuS^0 1768·] Sig:re Sig:re Gardinale, e Prencipe Sig.re Sig.re Padrone Colend.mo Giunse da Vienna in questa Cittä un tal Sig.r Gio: Winckelman, e qui tratenutosi per alcuni giorni nell'osteria grande incontro amicizia con un forastiero dimorante nella stessa osteria, ed li 8. dell'corrente giorno in cui aveva destinata la sua partenza per Ancona per di la passare a Roma, resto proditoriamente assalito däll'incognito forastiero, da cui, in tempo ehe nella stanza stava scrivendo al Tavolino, gettatogli un Lazzo al Collo mortalmente lo ferri con sette Golpi di Coltello. Per la possibile diffesa fatta dal povero ferrito il crudel Traditore non ebbe campo di derubarlo, onde per non esser attrapato in istanti se ne fugi nel vicino stato Veneto. Sopravisse l'infelice Winckelman /: soltanto per tale riconosciuto doppo l' orrendo fatto : / da sei ore circa e pero munito de St:mi Sacramenti, e fatta la sua brieve Testamentaria Disposizione nello stesso giorno delli 8. corrente spiro l'anima sua. Questo sfortunato prima di morire ci prego, ed racommando di darne subito a Vostr'Eminenza l'infausta notizia. Nel tempo dunque, ehe per atto di Cristiana Caritä addempir dobbiamo alle calde premure del tradito Winckelman ci diamo nello stesso tempo alto onore di rassegnare in autentica Gopia il qui occluso diLui Testamente, molto piü, quanto ehe rilleviamo dal Medesimo aver Egli constituita in Vostr'Eminenza la libera Disposizione di quanto sopr' avanzasse della sua facoltä. Ora si vä facendo il specifico Inventario di quanto appo di Lui si e ritrovato, e non mancaremo in seguito, terminato ehe sia, di avanzarne la Copia ä Vostr'Eminenza, ä Cui intanto contestando ossequiosissimo nostro rispetto con profonda venerazione passiamo ä rassegnarci Di Vostr' Eminenza Trieste li 15. Giugno 1768.

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144 Der Magistrat der Stadt Triest an Kaunitz [Trieste li 17. Giugno 1768.] Altezza Signer Signer Prencipe Sig:r Sig:r Padrone Graziosiss :mo Doppo la fuga dell' Omicida Francesco Arcangeli nello stato Veneto da noi gia indicate ä Vostr'Altezza colPumillissimo antecedente rapporto, furono spedite opportune Requisitoriali, accio venisse collä fermato, siehe accortosi il Traditore di non esser sicuro nel Dominio veneto fatto il giro indiretto, e per strade impraticabili di quasi tutta l'Istria rivolse il suo Cammino nelli Boschi del Gragno per passare sconosciuto con'un Capoto di Marinaro nella Germania, e giunto fuori della Selva di Planina sü la strada, ehe conduce ä Lubiana incontro un Tamburine della Guardia Crovata poccho lungi esistente da cui corragiosamente interrogato /: considerandolo per un Disertore : / se era munito di Passaporto, gli rispose con'alteriggia di non aver'alcun Passaporto essendo egl'un Marinaro partito da Fiume, il Tamburino prendendolo maggiormente in sospetto, lo prevene, ed ando dal suo Officiale pocco distante, il quäle diede ordine di fermarlo, ed di condurlo ä Adelsperg, dove constituito, ed esaminato da quel Sig:r Gapitanio Circolare del Cragno Bar:e Brigido rillevo /: prevenuto della notizia dell'orrendo misfatto : / esser' egl' il crudele omicida, onde subito lo fece condure ben custodito ä Trieste, e qui capitato li 15. del corrente all'ore 3. doppo pranzo, e per tale riconosciuto, confesso egli medesimo d'esser quello stesso, ehe ammazzo l'infelice Winckelman, se gli diede subito il primo Constitute, e poi fü riposte in sicuro Garcere, prosseguendo con buon'ordine il Criminale Processo. Reputiamo ä Nostro dovere il rassegnare all'Altezza Vostra questo Umilissimo raguaglio, onde resti accertata del qui retento, e ben custodito Malfattore per esser sentenziato, e condanato a misura dell'enorme sue Delitto, nel mentre con profondissimo rispetto inchinati ci rassegnammo. Di Vostr'Altezza Umill.1"11 Devot.ml ed Osseq."* Servidori Giulio Gesare della Porta Giud.e Ret.re Ces.° Reg.0 Ant.° dell'Argento Giudice, e Rettore m. p. Gioanni Stanislao de Kupfersein, Giudice, e Rettore. Trieste li 17. Giugno 1768. 18*

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145 Rohd an König Friedrich II. von Preussen [Depesche] Wien, 18. Juni 1768. .. .Le fameux Antiquaire de Rome Winckelmann a eu le malheur de succomber ä son sort dans un cabaret de la ville de Trieste, oü ayant fait connoissance avec un malheureux, qui ne lui etoit rien d'ailleurs; celuici l'a assassine dans sä chambre, ä dessein de le voler, L'assassin s'est sauve sur le territoire de la republique de Venise, sans avoir eu le tems d'achever le vol, mais monsieur Winckelmann est mort cinq heures apres de plusieurs coups de couteau, qu'il eu avoit re$u. II venoit de passer ici quelques semaines dans l'intention d'aller ensuite a Berlin et ä Dresde. Mais se croyant deplace par tout ailleurs qu'ä Rome la passion d'y retourner, s'etoit tout d'un coup saisie de lui, et si fortement que malgre tout ce qu'on a pu lui dire, il y a cede enfin et a sa destinee en meme tems. 146 Kaunitz an Albani

[Vienna li 20. Giugno 1768.]

Eminenza! II piacere ehe ho avuto di conoscere personalmente durante il suo soggiorno in questa Cittä il Sig:re Winkelmann, Bibliotecario di V:ra Em:za, e la soddisfazione di avergli procurato 1'onore di presentarsi alia Maestä Sua ed a tutta Imperiale Famiglia, ehe ha distinto il di Lui merito, e stato troppo amareggiato dal funesto accidente, sopraggiuntogli in Trieste, come Em: Zft V:ra sarä giä intesa da altre parti. Non saprei esprimere a V:ra Em:za quanto io sia rimasto sensibile al fatale colpo di questo degnissimo soggetto, e posso assicurarla, ehe la stessa Maestä Sua, la quale faceva tutto il caso del merito di questo valent'uomo, vi ha preso molta parte, come ancora tutti quelli, ehe Phanno qui conosciuto, compassionando il fato infelice d'un cosi degno soggetto, nel quale la Repubblica Letteraria ha fatto una grande, e quasi irreparabile perdita. Io ho subito ingiunto al nostro Ambasciatore in Venezia di fare istanza presso quel governo, perche faccia usare diligenze per rintracciare l'assassino, ehe si suppone fuggito ne'Stati della Repubblica per arrestarlo e consegnarlo alle nostre forze. Ho avuto poi un piacere singulare, ehe il Winkelmann fra le altre virtu morali, ehe Pornavano, ha conservato fino negli ultimi momenti della sua vita, quella di una giusta e particolare gratitudine, avendo io per-

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inteso, ch'egli abbia disposto di tutto il suo a favore dell' Em:za V:ra, e non dubito punto, ehe fra le altre cose della sua lascita, vi saranno rimaste delle opere ben degne della celebritä dell'autore, e ehe accresceranno il decoro alia Biblioteca di V:ra Em:za E col solito costante ossequio mi confermo Di V:ra Eminenza Devot :mo ed Obbligat:mo Servitore Kaunitz Rittberg. Vienna li 20. Giugno 1768. 147 Kaunitz an den Podestä der Stadt Triest [Entwurf] Vienna 22. Giugno 1768. mo

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Ill. Sig. Sono tenuto a V. S. Ill.ma dell'attenzione meco praticata, con avermi sollecitante ragguagliato per parte di codesta Curia Pretoria dell'atroce caso costi accaduto al fu Sig.re Winckelmann, ehe mi ha riempiuto di rammarico per la stima ch'io facevo di questo valentuomo, mal corrisposto dalla sorte nel suo viaggio. Ne ho prevenuto la stessa M. S. ed anche delle diligenze Ordinate della Curia suddetta a fine di rintracciare il fugitivo Assassino per averlo nelle forze: AlPistesso effetto ho incaricato ancora il nostro Ambasciatore in Venezia relativamente a quelli Stati. V. S.Ill.ma mi farä cosa grata con comunicarmi la disposizione testamentaria fatta dal defunto, e con trasmettere a questa Cancelleria di Stato un piego, ehe deve ritrovarsi fra le Cose da esso lui lasciate, contenente il Diploma di Segretario Imp.le R.° per il Canonico Quarelli ehe il Winckelmann si era fatto carico di portare seco a Roma. Trattanto sono con sentimenti di cordialita, e stima DiV.S.Ill.ma Obbl.mo Serv.re 148 Kaunitz an Albani

[Vienna 23. Giugno 1768.]

Eminenza Riserbandomi di rispondere alle ultime venerate Lettere di V.ra Em.** non differisco pertanto di parteciparle con questa mia, ehe mediante un Awiso pervenutomi ieri dalla Curia pretoriale di Trieste, ho avuto la notizia, essersi scoperto li 14. di questo mese Francesco Archangel! di

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Pistoja, il quäle vi aveva commesso l'orrendo assassinate nella persona delFinfelice Winckelmann, e arrestato al Confine del Cragno, dove era arrivato ramingo per vie quasi impraticabili di ritorno dall'Istria Veneziana, nella quale esso non si stimo piü sicuro, attesi gli ordini giä precorsi di quel Governo per la di lui cattura. Egli ritrovasi presentemente nelle carceri di Trieste, ed avendo giä confessato il crime, vi attende il suo ben meritato supplicio: ne ho ragre za guagliato immantinente S.M. e pregando V. Em. di gradire questo atto di mia attenzione per Lei, col solito distinto ossequio mi confermo Di V.ra Em.za Devotmo ed Obmo Servitore Kaunitz Rittberg. Vienna 23. Giugno 1768. 149 Smitmer an Albani

[Vienna 23 Giugno 1768.]

.. .Devo nell'istesso tempo ringraziarla parimente d'una altra graziosissima lettera pervenutami questa mattina, colla quale Vostra Eminenza si degna rispondere all'avviso ehe ho avuto 1'onore di darle della partenza del Sig.r Abbate Winkelmann. Ed io La ne devo ringraziare tanto maggiormente, ehe non ho fatto e non avrei mai potuto al d.° Sig.r Abbate fare cosa, ehe potesse meritare simile dimostrazione di gradimento, ehe Vostra Eminenza mi fa per quel pocco ehe nella breve sua dimora gli ho prestato. Dio volesse, ehe a me potrebbe ritornare un altra volta 1'occasione, come ho avuto la speranza, di puoter qua nella nostra Casa per piu tempo servire un letterato tanto celebre e tanto caro a Vostra Eminenza. Oltre l'onor mio sarebbe questo ancora stato una fortuna per la nostra Gitta, perche si aveva giä proposto di dare alia luce varie rare e belle antichitä, ehe qua si conservano senza conoscere il loroprezzo ed raritä. Ma imprudenza di rinnovare a Vostra Eminenza il dolore per la perdita di questo fedelissimo suo e celeberrimo servitore. Bastera dunque, ehe me ne dolga e me ne condolga seco, il ehe fo con tutta quella amaritudine, ehe mi viene dal vero affetto della servitii mia, e dall'amicizia col defonto e dalla crudelta ed acerbezza dell'accidente. 150 Albani an Kaunitz

Roma 25. Giugno 1768.

. . .11 povero Ab.te Giovanni Winkelman tanto onorato dalla Sovrana, e beneficato da V.ra Ecc.za nella sua costä dimora ha terminato di vivere

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in Trieste il giorno otto corrente assassinate nell'osteria Grande da un Forastiero ehe tento di rubarlo. ne ho ricevuto il tragico rincontro a dal Magistrato di d. Cittä, e quantunque pensi ehe ne sarä giunta la lagrimevole notizia anche in cotesta Gapitale ad ogni modo mi sono creduto io in debito di recarne questo riverente cenno all'Ecc.za V.ra, assicurandola ehe una tal perdita, moltopiü ancora per la barbara maniera con cui e seguita, mi ha trafitto l'animo di dolore, essendo io stato affezionatissimo al povero defonto. 151 Albani an den Magistrat der Stadt Triest [Roma 25. Giugno 1 768.] Non poteva giungermi notizia piü disgustosa ed afflittiva di quella, ehe ricevo col compito foglio delle SS:rie W: Ill:me, ehe mi annunzia l'infausto awenimento accaduto al Sig:re Ab:te Giovanni Winckelman di gl: mem: avendo io perduto in esso un Domestico, ehe riguardava con stima, ed amore, ed avendo perduto la republica delle Lettere un'Uomo, ehe tanto lustro gli rendea coll'erudite sue produzioni; E quanto e da notarsi il pensiero, ehe ha avuto a me in mezzo allOrrore della piü barbara morte, ehe incontrar possa un'Uomo, tanto questo riflesso stesso fä maggiore il mio rammarico. Rendo alle SS:ne VV: Ill:me le piü distinte azzioni di grazie e per la Cristiana pietä, con cui hanno assistito questo infelice Galantuomo, e per l'attenzione, ehe data si sono di parteciparmi i suoi sentimenti, ed inoltrarmi la Gopia autentica del di Lui testamento. Io non dubito, ehe prenderanno Elleno cura della di Lui robba, e ehe vorranno favorirmene un'esatto Inventario, percio mi astengo di pregarnele; E disposto sempre a corrisponderle in tutte le occasioni, ehe vorranno farmi nascere di doverle servire, con pieno costante stima mi protesto Delle SS : rle VV: 111 :me A. Card. Albani. Roma 25. Giugno 1768. 152 Reifienstein an MecheJ

Rom den 25ten Jun. 1768.

Theurester Freund Ich habe Dero geehrtestes vom ioten dieses durch unseren wehrten Hamilton richtig erhalten. Ich war willens dasselbe heute zu beantwor-

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ten, allein der Inhalt meiner folgenden Zeilen wird mich bey Ihnen genugsam entschuldigen, daß ich diese Pflicht bis nächsten Posttag verschieben müssen; indessen hoffe Sie werden mein letzteres vom i8teD erhalten haben, worinnen ich Ihnen von Ricciolini glücklich erfolgter Abreise und mehreren Ihren Angelegenheiten Nachricht gab. Unser Freund Winckelmann, dessen Sie mit einigen Zeilen in Dero geehrtesten erwehnen, muß heute der einzige Inhalt meines Briefes seyn. Seine Reise von Rom über Augspurg bis Regenspurg war, so viel wir davon durch Cavaceppis Briefe an seine Frau erfahren konnten, glücklich zurückgeleget worden; von da schrieb er an den Card. Alex. Albani und an Mogalli, daß ihm die fernere Reise nach Deutschland immer eckelhafter würde und daß er von Wien nach Rom ohngesäumet zurückeilen würde. In Wien verschaffte ihm der dasige Hannoverisch-Englische Minister Graf Wallmoden, Fürst Kaunitz und Metastasio die Introduction bey Hofe. Ihre Majest. die Kayserinn nahm ihn gnädigst auf und beschenckte ihn mit güldenen Medaillen und einem eigenen Reisewagen, weil Sie erfahren, daß er damit nicht versehen wäre. Sein Auffenthalt in Wien war also länger und vergnügter, als er vermuthet hatte. Er trat endlich seine Rückreise an und kam glücklich bis Trieste woselbst er sich einige Tage aufhielt, um ein reisefertiges Schiff nach (Venedig) Ancona abzuwarten. Allein nach den letzten Nachrichten von da an den Cardinal dürfen wir uns nicht mehr mit der angenehmen und nahen Hoffnung schmeichlen, ihn hieselbst wieder so vergnügt zu umarmen, als wir ihn hier mit freundschaftlichen Thränen aus Rom begleiteten, weil es die unerforschlichen Wege der göttlichen Vorsehung gefüget, daß daselbst allen seinen Reisen und bishero der gelehrten Welt so nützlichen Arbeiten ein trauriges Ziel gesetzet worden. Meine Wehmuth, liebster Freund, die mich seit dieser betrübten Zeitung von einem Tage zum anderen sprachloser und unthätiger machet, hemmet mir itzo fast unwiederstehlich die Hand, Ihnen das tragische Ende unseres würdigen Freundes umständlich zu berichten, weil ich mich bey eigenem Mangel an Tröste außer Stande befinde, etwas zu Ihrer und mehrerer Freunde Beruhigung, denen ich verbunden bin diese Nachricht mitzutheilen, hinzuzufügen. Lassen Sie also, liebster Freund, die Zähren Ihrer und meiner Freundschaft ungehemmt auf die Asche unseres verklärten Freundes zusammen fließen und wenn dieses unsere beklemmte Brust einigermaßen erleichtert, so wird vielleicht die letzte Scene unseres Freundes Ihnen und mir im hören und schreiben weniger schrecklich werden. Er war biß Trieste in Gesellschaft eines florentinischen Edelmanns aus Arezzo,

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Arcangelo genannt, den er frey bis Ancona mitnehmen wollen, angelanget. Sein gutes Hertz hatte sich demselben mildthätig und freyrnüthig eröffnet, so daß er viel von seinen vorteilhaften Umständen wußte und in sein Zimmer freyen Aus- und Eingang hatte. An einem Vormittage trifft dieser Bösewicht unseren Freund an seinem Schreibtische und ersuchet ihn nach einer vertraulichen Anrede, ihm die güldnen Medaillen zu zeigen, womit er von Sr. Majest. der Kaiserinn wäre beschencket worden. Unser Freund willigte in dieses Begehren und bücket sich solche aus dem Coffre herauszunehmen, worauf der Mörder seinen Wohlthäter einen Strick um den Hals werffen [?] wollen, der aber über dem Gesichte hafften bleibet, so daß unser Freund denselben mit den Händen an fernerem Zuschnüren der Kehle verhindern und um Hülfe rufen können, worauf der teufelische Mörder ihn mit vielen Schnitten in den Händen und 7 Stichen in die Brust zu vollenden und seine Absicht zu erreichen geglaubet. Allein der Aufwärter läuft auf das angehörte Geschrey hinzu, der Mörder entflieht und unser zur Schlachtbanck so unwürdig und unschuldig gelieferte Freund bleibt den hinzugeeilten Hausleuten sterbend unter Händen, welche geistliche und weltliche Hülfe und obrigkeitlichen Beystand herbeyholen. Er wird verbunden^ beichtet und communiciret und nachdem er sich einiger maßen wieder erholet, in den 5 bis 6 Stunden, die er in allem noch gelebet, hat er seine letzten Augenblicke angewendet, um einen Bericht an S. E. den Card. Alex. Albani zu dictiren, worinnen er ihn ersuchet sein Erbe zu seyn und an seinen Zeichner und Kupferstecher Mogalli 350 Zech, und loo Zech, an den Corrector seines ital. Werks Abbate Pirmei, welche Summen er baar in Rom angewiesen, auszuzahlen und mit dem übrigen nach Gefallen zu disponiren. Außer diesem soll er seinen Hausleuten und den Waysen in Trieste ebenfalls einige Zecch. hinterlassen haben. So viel haben wir bis itzo aus dem von dem Magistrate zu Trieste an den Hrn. Card. Alex. Albani eingesandten ersten Berichte von dieser entsetzlichen Begebenheit erfahren können. Den vermißten Mörder hat man bald nach der That ertappet, er soll von guter Geburt und sein Bruder oder Oncle Bischof zu Pescia in Toscana seyn. Er wird hoffentlich itzo nicht dem Rade, so wie vor einigen Jahren dem Galgen in Wien entgehen, wozu er wegen einer bereits begangenen Mordthat verdammet gewesen und bey Gelegenheit der Vermählung des Groß-Hertzogs nebst anderen Gefangenen und Missethätern befreyet worden. So unwürdig hat dieser große Mann und unser lieber Freund sein berühmtes Leben zu einer Zeit enden müssen, da er täglich

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reicher an Ehre und Vermögen zu werden anfing und ein bequemes und ruhiges Alter erwarten konnte. Mehr, liebster Freund, lasset mich die Wehmuth nicht mehr hinzu fugen, welche bis in die späte Nacht noch rege genug werden wird, da ich noch heute Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Anhalt-Dessau und Pr. v. Mecklenburg diese traurige Nachricht zu melden mich schuldig befinde. Geben Sie doch ohnbeschwert Hrn. Usteri und Fuessli nebst meinem Gruß hievon Nachricht, da ich nicht Zeit habe, selbst zu schreiben. Gott erhalte Sie und Ihr Haus, liebster Freund. Ich bin und beharre lebenslang in aller Treue Dero verbundenster ReifFenstein. 154 Weisse an Klotz Leipzig, o. D. [Ende Juni 1768.] ... Eben da ich diesen Brief schreibe, erhalte ich Ihren Brief, der mir von Winkelmanns Tode Nachricht giebt. Ach! schon den 2i ten dieses habe ich diese traurige Botschaft von Prag und von Wien aus in etlichen Briefen zu gleicher Zeit erhalten. Der eine meldet mir alle traurigen Umstände dieses schrecklichen Mordes, die ich Ihnen der Länge nach abschrieb, wenn ich nicht vermuthete, daß Sie dieselben bereits wüßten. Was für ein neuer Verlust für Deutschland! und wenn zehn andere seine Fähigkeiten, seine Talente, seinen unermüdeten Fleiß, und Enthusiasmus für diese Art von Wissenschaften hätten, so haben sie nicht die Gelegenheit, die Sachen selbst zu sehen. Wie viel wichtige Projecte gehen mit ihm verlohren! ich habe nicht leicht einen Brief von ihm erhalten, worinnen er mir nicht von einem neuen Vorhaben geschrieben, wozu er die Materialien bereits liegen hätte. Ich wünschte sehr, daß seine Collectaneen und Handschriften an einen Mann, wie Sie, kämen, der sie für die Welt brauchbar machen, und ihm dadurch noch ein Denkmal nach seinem Tode setzen könnte. Besonders hat er mir viel von einem Gommentar über alte griechische Münzen gesagt, den er lateinisch zu schreiben gedachte. Er hat alles dem Jüngern Cardinal Franz Albani vermacht. 154a Weisse an Uz

[Leipzig, Ende] Juni 1768.

.. .Was haben Sie zu dem grausamen Morde unseres vortrefflichen Winckelmanns gesagt? Drei Briefe von Wien meldeten mir wenige Tage nach der That diese schreckliche Begebenheit. Noch habe ich mich von meinem Entsetzen nicht erholen können. — Ich will Ihnen von den Um-

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ständen nichts melden, da Sie sie ausfuhrlich in der Bibliothek lesen werden. Die Nachrichten sind desto sicherer, da sie zum Theil selbst die Relation des Magistrats von Triest enthalten. .. . Lessing ist der einzige, der Winckelmann ersetzen könnte. 154 b Schubart an Böckh Geisslingen, den 22 ten juni [bis Ende Juni] 1768. .. . Winkelmanns blutiges Ende hat mich sehr gerührt. Seine Vertraulichkeit gegen einen Fremden, die ein reisender Handwerkspursch nicht wagen würde, hat eine gar zu schrekliche Folge gehabt. So kann also die größte Schwachheit mit der entschiedensten Größe der Seele verbunden seyn! So kann Newton, der Confident des Schöpfers, den Finger der Prinzessin von Wallis in der Zerstreuung zum Tabaksstopfer gebrauchen, und sein Nebenbuhler Leibniz ohne Hosen in die Antichambre der Herzogin von Braunschweig gehen wollen!—Ein Genie scheint immer ganz in sich hineingezogen zu seyn, und eben diese Abstraction macht sie zu den gemeinsten Geschäften des Lebens, die jeder Dummkopf verrichten kann, untüchtig. Ein Winkelmann kann einem verloffenen Koche seine Pretiosen weisen! — welche Distraction! 155 Wille [Tagebuch]

[Paris, Ende Juni 1768.]

II y a peu de jours que je fus instruit de tous les honneurs, que le celebre antiquaire, president des antiquites de Rome, bibliothecaire du cardinal Alexandre Albani, Winckelmann, avoit regus ä Vienne de Pimperatrice et des princes et seigneurs autrichiens; qu'il devoit retourner ä Rome arranger ses affaires, et revenir ä Vienne pour s'y fixer, avec une pension considerable que l'imperatrice lui avoit Offerte. Elle lui avoit fait payer meme cent ducats pour hater son voyage; mais ä present les lettres de Vienne sont bien affligeantes pour moi et pour tous ceux qui estiment le merite. Winckelmann, etant arrive ä Trieste en Istrie, parla imprudemment des presents qu'il avoit regus, entre autres de grandes medailles d'or de I'imp^ratrice m≠ cela etoit dit ä table dans 1'auberge. II y fut assassine de cinq coups de stylet dans sa chambre. II ecrivit encore une lettre remplie de gratitude au prince de Kaunitz, fit le cardinal A. Albani son heritier et mourut ainsi miserablement. II etoit Prussien de naissance, et mon ami, je fus plus de douze ans en correspondance avec lui. Quelle affligeante nouvelle!

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156 Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau

[Dessau, Ende Juni 1768.] Der Fürst erhielt die Nachricht von Winckelmanns Tod in Wörlitz, er war tief erschüttert und sagte zu seiner Gemahlin: „Louise, ich habe einen einzigen Freund verloren, Du einen Anbeter, der nicht zu ersetzen ist — und Erdmannsdorff die Hand reichend: wir wissen, was wir an ihm verloren haben." Seine Verehrung gegen Winckelmann war rein und unvergänglich wie die eines dankbaren Schülers gegen seinen treuen Lehrer; er sprach am liebsten von ihm und mit einer Art frommer Begeisterung; poch in seinem Sterbejahre, wo er sich alt und lebenssatt nach Louisium zurückgezogen hatte, ließ er sich meistens aus Winckelmanns Schriften vorlesen und erzählte von ihm. . . Der Fürst schloß sich [1765—1766] Winckelmann ganz auf, theilte ihm alle seine Gedanken, seine Wünsche, Pläne und Entwürfe zur Verschönerung seines Landes mit, und dieser, Freudenthränen vergießend und sich Glück wünschend, einem solchen Fürsten nahegekommen zu sein, gab sich ihm ganz und mit unbefangener Offenheit hin. „Wir wurden so heiter und gesprächig, erzählte der Fürst, als wenn wir schon lange miteinander umgegangen wären." Sie blieben bis Mitternacht beieinander; sie wurden eins und schlössen einen Freundschaftsbund, dem die edelsten Motive zum Grunde lagen. 157 Goethe [Aus meinem Leben]

[Leipzig, Ende Juni 1768.]

.. .Es war damals in der Litteratur eine schöne Zeit, wo vorzüglichen Menschen noch mit Achtung begegnet wurde, obgleich die Klotzischen Händel und Lessings Controversen schon darauf hindeuteten, daß diese Epoche sich bald schließen werde. Winkelmann genoß einer solchen allgemeinen, unangetasteten Verehrung, und man weiß, wie empfindlich er war gegen irgend etwas öffentliches, das seiner wohl gefühlten Würde nicht gemäß schien. Alle Zeitschriften stimmten zu seinem Ruhme überein, die besseren Reisenden kamen belehrt und entzückt von ihm zurück, und die neuen Ansichten, die er gab, verbreiteten sich über Wissenschaft und Leben. Der Fürst von Dessau hatte sich zu einer gleichen Achtung emporgeschwungen. Jung, wohl und edeldenkend, hatte er sich auf seinen Reisen und sonst recht wünschenswerth erwiesen. Winkelmann war im höchsten Grade von ihm entzückt und belegte ihn, wo er seiner gedachte, mit den schönsten Beynamen. Die Anlage eines damals einzigen Parks, der Geschmack zur Baukunst, welchen von Erd-

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männsdorf durch seine Thätigkeit unterstützte, alles sprach zu Gunsten eines Fürsten, der, indem er durch sein Beyspiel den übrigen vorleuchtete, Dienern und Unterthanen ein goldnes Zeitalter versprach. Nun vernahmen wir jungen Leute mit Jubel, daß Winkelmann aus Italien zurückkehren, seinen fürstlichen Freund besuchen, unterwegs bey Oesern eintreten und also auch in unsern Gesichtskreis kommen würde. Wir machten keinen Anspruch mit ihm zu reden; aber wir hofften ihn zu sehen, und weil man in solchen Jahren einen jeden Anlaß gern in eine Lustpartie verwandelt, so hatten wir schon Ritt und Fahrt nach Dessau verabredet, wo wir in einer schönen, durch Kunst verherrlichten Gegend, in einem wohl administrirten und zugleich äußerlich geschmückten Lande bald da bald dort aufzupassen dachten, um die über uns so weit erhabenen Männer mit eigenen Augen umherwandeln zu sehen. Oeser war selbst ganz exaltirt, wenn er daran nur dachte, und wie ein Donnerschlag bey klarem Himmel fiel die Nachricht von Winkelmanns Tode zwischen uns nieder. Ich erinnere mich noch der Stelle, wo ich sie zuerst vernahm; es war in dem Hofe der Pleissenburg, nicht weit von der kleinen Pforte, durch die man zu Oeser hinaufzusteigen pflegte. Es kam mir ein Mitschüler entgegen, sagte mir, daß Oeser nicht zu sprechen sey, und die Ursache warum. Dieser ungeheuere Vorfall that eine ungeheuere Wirkung; es war ein allgemeines Jammern und Wehklagen, und sein frühzeitiger Tod schärfte die Aufmerksamkeit auf den Werth seines Lebens. Ja vielleicht wäre die Wirkung seiner Thätigkeit, wenn er sie auch bis in ein höheres Alter fortgesetzt hätte, nicht so groß gewesen, als sie jetzt werden mußte, da er, wie mehrere außerordentliche Menschen, auch noch durch ein seltsames und widerwärtiges Ende vom Schicksal ausgezeichnet worden. 158 Der Podestä der Stadt Triest an Kaunitz [Trieste primo Luglio 1768.] Altezza Sig:r Sig:r Prencipe Signer Sig:r Padrone Graziosissimo. Nel ricevere il graziosissimo foglio di Vostr'Altezza, ed in quello l'ossequiato Suo ulterior Commando, vanta questo Publico sommo onore. In umile addempimento qul occlusa rassegno ä Vostr'Altezza la copia autentica della Testamentaria Disposizione del defonto Winckelman, non meno ehe in Involto di tella cerata ben custodito il Diploma accenatomi di Segretario Imperiale Regio per il Sig:r Canonico Quarelli in Roma.

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Per ora non d'altro raguagliar posso in tal proposito l'Altezza Vostra se non, ehe da questa Curia Criminale con tutta solecitudine si va proseguendo il processo per dar quanto prima fia possibile al retento Malfattore quella giusta sentenza corrispondente all'attroce suo Delitto. Restami l'alto onore di poter'in tale incontro umilmente racomandarmi con questo Publico alia preggiatissima grazia, ed autorevole Patrocinio di Vostr'Altezza, e di consacrarmi con profondissmo rispetto. Di Vostr'Altezza Umill.mo Devot.mo ed Ossequios.mo Servidore Giulio Cesare della Porta. Trieste primo Luglio 1768. 159 Unbekannt an Mechel

Zuric ce ierjuill. 1768.

Rien de plus certain malheureusement que la Nouvelle affligeante de la fin funeste de notre eher et estimable Winkelmann. Mr. le Comte de Firmiani en a regu la nouvelle de Vienne et communiquee . Mr. Füssli, par oü (est) marque" que comble d'honneurs et presents Winkelmann est parti contre tous les avis des personnes de p.re distinction et ses Amys de Vienne pour Trieste, oü il a malheureusement fait une confidence malplacee des presents regues ä un scelerat qui sous titre de l'admirer est venu dans sä chambre et l'a massacre^ comme le dit votre gazette; il ne survecut a ses playes que 7 heures pendant les quelles il faisait son Testament en presence du Podesta de Trieste, recevait les S. Sacremens et mourut avec pleine resignation en la volente du ciel, voilä ce que nous scavons de cette Evenement tres tragique. Sy nous apprendrons autre chose je ne manquerais pas vous l'aviser. adieu. J. Mil. [?] 160 Klotz an Gleim

[Halle, d. iten Jul. 1768.]

In großer Bestürzung, mein Freund, melde ich Ihnen das betrübte Ende des vortrefflichen Winkelmanns. Er ist, auf seiner Rückreise nach Italien, in Triest von einem Meuchelmörder überfallen, und mit vielen Wunden getödtet worden. Dieses hat man mir gestern aus Wien und Dreßden geschrieben. Ich bin ganz außer mir. Gott erhalte Sie mir desto länger! Kloz. Halle, d. i*« Jul. 1768.

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161 Gleim an Klotz

Halberstadt den a**" Jul. 1768.

Von einer sehr angenehmen kleinen Reise kam ich zurück, und fand Ihren Brief! Welch eine Nachricht, theurester Freund! Winkelmann, der fürtreffliche Winkelmann! der satanische Mörder! Den ganzen Tag konnte ich mich nicht erholen, zu unserm Lichtwehr lief ich, zu allen, die nur einigermaßen es wissen, was an ihm verlohren gieng; endlich floh ich zu den Musen! Charitinnen, Liebesgötter, Venus, Herkules, Apoll! Aller schönen Gottheit voll Stirbt er. Mörder! alle Götter Sehn dich morden! oh ihr Götter! Ist kein Helfer? kein Erretter? Pallas, Herkules, Apoll, Stirbt er, eurer Gottheit voll, O so werd ich euer Spötter! Menschen! es sind keine Götter! Mehr läßt die Betrübniß über solchem Verlust selbst mit einem Patrioten nicht sprechen. Leben Sie, mein theurer Klotz, zu dem Vergnügen der Musen, die über der Urne des großen Mannes crauren! 162 Amaduzzi an Lami

Roma, li 2 Luglio 1768.

. .. il fine tragico del celebre Abate Giovanni Winckelmann Sassone Deputato per le Antichitä Romane, Scrittore di questa Biblioteca Vaticana, e Bibliotecärio dell'Eminentissimo Sig. Cardinale Alessandro Albani; il quäle in Trieste, essendo giä incamminato per Roma di ritorno da Vienna, dove di alcune Medaglie d'oro, e d'argento, era stato onorato dall'Augustissima Imperadrice Regina, fu da un tal Antonio Arcangeli Fiorentino, ehe era suo compagno di viaggio, assalito con un laccio, il quäle poich£ non si da colui ridursegli al collo per istrozzarlo, prese il barbaro partito di assalirlo da dietro con ferro tagliente facendoli sette ferite mortali, senza ehe pero potesse il malfattore rubargli il danaro, ne le Medaglie, come avea disegnato, per la gente ehe accorse a questo eccidio; siccome il malfattore medesimo fu ben tosto arrestato. L'infelice Letterato sopravisse cinque ore, nello spazio delle quali ricevere i Sagramenti della Chiesa, e disporsi alia morte da buon Cattolico, come da Luterano era addivenuto coll'aiuto della lettura fatta per se medesimo

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dell'opere de'Santi Padri Greci, e Latini, sulla foggia delPaltro gran Letterato Monsig. Luca Olstenio; siccome nel decorso di quelle poche ore pote fare testamento, in cui lascio vari legati, ed istitui erede universale di tutto quello, ehe egli avea acquistaro col suo studio, ed abilita, e delle sue stampe, e carte in ispecie, l'Eminentissimo Alessandro Albani suo insigne benefattore, e Mecenate, come Egli lo e stato sempre, per decoroso esempio a'suoi sirnili in pro delle Lettere, e dei Letterati tutti. 162 a A. Verri an P. Verri

Roma, a Luglio 1768.

.. .Vengo a qualche nuova. L'abate Winckelmann uomo di merito e giudizioso antiquario, autore delPArt des Anciens ed altre opere, tedesco di nazione, ehe abitava in Roma, e stato assassinato a Trieste da un fiorentino, ehe gli si fece compagno di viaggio nel suo ritorno da Vienna. 163 Albani an Kaunitz

Roma 2. Luglio 1768.

.. . Circa poi il povero Ab.te Winkelmann mio Bibliotecario non so esprimere alPEcc.za V.ra a quäl segno mi abbia rammaricato la di Lui morte per l'inumana tragica maniera, colla quäle e seguita. Siccome la perdita mi e stata sensibilissima, cosi ringrazio vivamente V.ra Ecc.za per la benignissima parte ehe si e degnata prendere nel mio dolore. Qui si era sparsa voce ehe l'infame Assassino fosse giä nelle forze della Giustizia, ma da quanto si degna significarmi l'Ecc.za V.ra, d'avere cio£ inculcate al R.° G.° ambasciatore in Venezia le piü esatte diligenze per il ritrovamento dell'iniquo reo, devo credere ehe non sussista il di lui arresto, ehe sarebbe desiderabile, per liberare qualche altro Galantuomo dalla di lui inumana barbaric. La gradtudine poi usatami dal povero Defonto lasciandomi arbitro della di Lui ereditä puo figurarsi l'Ecc.za V.ra quanto mi abbia obligate un tale suo amoroso pensiero negli ultimi fatali momenti della sua vita. Non so pero ancora in ehe possano precisamente consistere li di Lui interessi, giacche ignoro intieramente quello ehe possa aver'avuto presso di se in Trieste; e per altra parte so gli ajuti ehe ho dovuto dargli perche potesse condurre a fine la stampa dell'ultima gloriosissima sua Opera. Ad ogni modo credo ehe pagati circa Cinquecento Zecchini, de'quali esso dispone in varj legati del suo Testamento, suppongo ehe colla vendita delle d.e Stampe potro, senza mio dispendio, eseguire il pensiero ehe ho di erigergli una onorevole Memoria.

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In prima congiuntura poi mi daro l'attenzione di avanzare all'Ecc.za V.ra un Gorpo della detta Opera sicuro ehe si degnerä di gradirla, e ehe ne' pochissimi momenti di sollievo troverä nella lettura di essa un vasto pascolo alia sua erudizione. 164 Samstägige Frankfurter Kayserl.Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung 2. Julii 1768, Nr. 106. [Triest, vom 18. Junii] Der wegen seiner großen Känntniß der Alterthümer so berühmte Herr Abbe Winkelmann, welcher auf der Reise nach Rom von Wien zurück begriffen war, wo er sich einige Wochen aufgehalten und von dem höchsten Kayserlichen Hof und dortigem Adel viel Gnade genossen hatte, kam allhier in einem Gast-Hof mit einem ändern Reisenden in Bekanntschaft, der sich das Ansehen eines großen Liebhabers und Kenners von Alterthümern gab. Herr Winkelmann erzehlete ihm vieles von seinen zu Wien empfangenen Ehren und herrlichen Geschenken, die er auch dem unbekannten Schmeichler zeigte. Beyde schliefen in einem Zimmer beysammen; in demselben überfiel der Unbekannte den offenherzigen Herrn Winkelmann, und verwundete ihn mit 5 Stichen; es kam aber der Kellner dazu, da dieses schon geschehen war, der Thäter entwischte, ohne von dem gehofften Raub etwas zu erhäschen; dieses geschähe den 8ten Junii, und Herr Winkelmann ist an seinen Wunden zwey Tage hernach gestorben. An der Grenze von Grain wurde der flüchtige Thäter für einen Ausreißer angesehen und deswegen angehalten, sofort für den Mörder erkannt, und ist den 15tcn [Junii] der hiesigen Justitz überliefert worden. Er heißt Franz Archangeli, von Pistoja, aus dem Toscanischen gebürtig, und hat sogleich seine Missethat bekennet. 164a Gazetta di Bologna

Li 5 Luglio 1768, N° 27·

[Gorrispondenza da Roma del 25 Giugno] Non senza un preciso rammarico delle piü riguardevoli Persone si e intesa la disgrazia occorsa al Sig. Abate Gio. Winchelman Sassone Commissario sopra la conservazione delP antichita diRoma, Scrittore della Biblioteca Vaticana, e Bibliotecario dell' Eminentissimo Alessandro Albani, il quäle nel ritorno ehe faceva da un viaggio fatto nella Germania per le sue Letterarie applicazioni, ritrovandosi in Trieste per attendere l'imbarco per Ancona, nelP alloggio ove trattenevasi, ingannato da un Italiano Fiorentino nominato Francesco Arcangeli, ehe se gli espresse caduto in poverta, e perciö dal medesimo Winchelman, per atto di compassione accettato per compagno del viaggio per pura caritä, una mattina ehe finse aver genio di vedere alcune Medaglie, ehe esso seco aveva, condottolo al Baulle, nell'atto ehe lo apriva, gettandoli un cappio di corda al collo tento strozzarlo, il ehe intieramente non riuscitogli, e chiamando l'offeso soccorso, lo colpi in seguito, con molte ferite d'un coltello, per le quali dopo poche ore munito di tutti li Sagramenti della Chiesa, con esemplare rassegnazione rese lo Spirito al Signore. In seguito datosi alia fuga il Reo, benche gli fosse riuscito di sortire dalla Cittä, con le diligenze pero praticate da Ministri della Giustizia di quella tutta commossa Cittä per si atroce misfatto, gli sortl di sopragiungerlo in quelle Campagne, e condurlo in loro potere, per severamente punirlo. Winokelmann-Bricfe IV.

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290 165 Lessing an Nicolai

Juli 1768 Hamburg, d. 5. Jul. 1768.

... Wie ich aus den Zeitungen sehe, so bestätiget sich die Nachricht von Winkelmanns Tode. Das ist seit kurzem der zweyte Schriftsteller, dem ich mit Vergnügen ein Paar Jahre von meinem Leben geschenkt hätte. Das kömmt aber daraus, wenn man Kaiser besucht, und Schätze sammeln will. 166 Boden an Klotz

Wittenberg den G.Juli 1768.

.. .Wie sind Sie erschrocken, als Sie Winkelmanns Tod erfuhren? Ich bin einige Tage niedergeschlagen gewesen. Alle fünf Stiche habe ich gefühlt. So mußte der Mann durch seine Schwachheit umkommen? Er geht mir sehr nahe. Er war nicht so gut, als ihn Lippert abbildet; aber auch nicht so böse, als ihn Casanova zu schildern pflegt. Er hatte vorher erdrosselt werden sollen, aber er war noch so vorsichtig gewesen, den Daum zwischen den Strang zu stecken und die Erdrosselung zu verhindern. Hierauf war er erst mit Dolchstichen so gemißhandelt worden. Der Mörder ist in den Händen der Obrigkeit, Albani ist Winkelmanns Haupterbe und verschiedne Ordensleute sind Legatarii. Er ist vollkommen catholisch gestorben. Doch, was gehet das uns an? 167 Albani an Kaunitz [Entwurf]

Roma 6. Luglio 1768.

Nel venerato foglio favoritomi da V.a E.a sotto li 23 scorso ricevo un nuovo tratto della benignissima sua attenzione coll'awiso di essere poi stato effettivamente arrestato Francesco Arcangeli iniquo assassino del povero Winckelmann, ehe Dio abbia in pace. Rendo dunque al cortese pensiero di V.ra Ecc.za li dovuti ringraziamenti, e circa il reo sempre piü scorgo ehe la Prowidenza non permette ehe alcuna sorta di delitti restino impuniti a terrore di quegli inumani scellerati ehe insidiano, e robba e vita. < giacche V.ra Ecc.za ha pigliata tanta parte in questa orribile tragedia la supplicherei di avanzare li suoi ordini al magistrato competente di Trieste, affinche se l'intendesse meco per mandarmi le robbe trovate presso il Defonto, giacche dopo il primo awiso ricevuto con somma puntualita. da quei Signori non ne ho in seguito ricevuto altro rincontro, per il quäl motivo essendo affatto all'oscuro delle cose, non posso come vorrei cominciare ad eseguire la mente del d.a Winckelmann.>

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167 a Brandes an Heyne

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Hannover, 10. Juli 1768.

.. .Von dem ohnersetzlichen Verluste unsers Winckelmanns empfinden Dieselben alles was ich immer sagen möchte. Ich kann ihn nicht vergessen, noch aufhören, das traurige Schicksal zu beklagen, welches unsere schöne Litteratur dadurch betroffen hat. Welche Klotze, welche eckle Ausschmierer, welche dreiste Critickaster werden diesen Theil der Wissenschaften nun wieder in sein altes Chaos, in seine verdrießliche Nacht zurück führen! 167b Wreech an Raspe

[Geismar ce io.ejuillet 1768.]

Monsieur J'ai ete effraye, Monsieur, des recits que Vous m'avez envoyes, et qui detaillent l'abominable assassinat de notre ami Winckelmann; j'en suis d'autant plus afflige que je l'ai connü beaucoup, que nous avons vecu ensemble, que j'ai aime sä fa$on de penser et respecte ses connoissances. Avec des talens superieurs, il etoit bon, judicieux, plein de candeur et sans pretention; mais ce qui le rendoit eher, c'est qu'il possedoit ce rare merite parmi les s$avants: celui de la modestie. II nous reste qu'ä consacrer nos justes regrets ä sä memoire et d'arroser en idee ces cendres de nos larmes. Si au dela du Stix quelque chose pouvoit consoler Winckelmann du depart imprevü de ce monde, ce seroit sans doute Pinterret qu'un Scavant estime tel que Vous y prend. Quand un beau jour je prendrai le vol vers l'Empiree je ne desire que d'etre regrette d'amis qui Vous ressemblent, en attendant je tacherai de meriter votre ami tie par P estime distinguee, et Pattachement sincere avec lequel j'ai l'honneur d'etre, ä jamais Monsieur Votre tres humble und tres obelssant Serviteur BvWreech. e Geismar ce i o. Juillet 1768. 168 Lippert an Klotz

Dreßden [,vermutlich Juli 1768].

Endlich bin ich ein wenig besser, als vor 8 Tagen, so daß ich wieder lesen, aber wenig arbeiten kann; ich kann aber nicht länger anstehen, Ihnen für allen Dingen das klägliche Ende meines Freundes Winkelmanns, so wie es aus der Wiener Staats-Canzeley hierher berichtet worden, zu erzählen. Winkelmann kommt nach Wien, um sich in denen 19*

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Cabinets umzusehen, und hernach noch eine Tour an einige andere deutsche Höfe zu machen; allein da er sich länger in Wien aufhielt, als er willens war, mußte er wieder nach Rom. Die Kayserin Königin beschenkte ihn bey seiner Abreise ansehnlich; noch außer den lOoDucaten Reise-Kosten, gab sie Ihm eine goldene Medaille mit ihrem Portrait und noch 2 außerordentlich große silberne zum Andenken, und er mußte ihr versprechen, übers Jahr wieder zu kommen, um Ihre Gabinets in Ordnung zu bringen. Währender Zeit zeigte man ihm auch mein Buch und Abdrücke; er hat nicht allein alles gebilliget, sondern auch gesagt: daß ich einer seiner alten und besten Freunde sey, den er von Herzen liebe und hochschätze, und wenn er übers Jahr wieder käme, in Dreßden besuchen wolle; trägt auch unsern Ministre Resident den Hrn. von Pezoldt auf, mir dieses wissen zu lassen. Den 28ten May gieng er von Wien ab; wie er in Triest ankam, wünschte er einen Reisegefährten zu haben, und blieb 3 Tage im Gasthofe liegen, in welchem sich auch ein Fremder von gutem Ansehen befand, mit dem er, wie es in Wirtshäusern oft geschiehet, Bekanntschaft machte, und weil dieser auch nach Italien zu gehen vorgab, auf seine Stube des Abends einlud. Entweder aus Eitelkeit, oder der mir an Winkelmannen sonst bekannten Offenherzigkeit, erzählet er diesem seine Reise, und wie gnädig er von der Kayserin beschenket worden, der Fremde bittet ihm solche zu zeigen, welches er ihm auf Morgen beym Thee verspricht. Dieser stellet sich (war der 8te Juni) richtig ein, und da Winkelmann nach dem Coffre gehet, um die Medaillen zu holen, wirft ihm der Fremde eine Schlinge übern Kopf, die aber verfehlet, und da Winkelmann um Hülffe zu ruffen anfängt, giebt ihm dieser 5 Stiche mit einem Stilet oder Messer, daß er zu Boden fällt. Der Hausknecht kommt auf das Geschrey herzugelauffen, und siehet ihn im Blute liegen, bey welcher Gelegenheit der Mörder entwischt. Man holet sogleich einen Medicus und Chirurgus, die aber seine Wunden für tödtlich erkennen. Er machte also noch diesen Tag sein Testament, und man reichte ihm das Sacrament, worauf er noch den Abend verschied. Der Gouverneur von Triest hat sogleich eine Estaffette an die Kayserin geschicket. Sie hat sich gar sehr betrübt, und sogleich befohlen, alle Mühe anzuwenden, damit man den Mörder erwische. Dieses ist auch bald erfolget; denn auf der Crainischen Gränze hat man ihn als einen verdächtigen Menschen, und als einen Deserteur angehalten, aber auch gar bald für den Mörder erkannt. Den I5ten Juni aber der Justiz in Triest übergeben, da er so gleich seinen Mord bekannt hat. Dieser Bube heißet Archangeli und ist von Pistoja aus dem

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Toscanischen gebürtig, seiner Profession ein Koch; in Wien war er bey einem Ital. Grafen, wurde aber wegen Spitzbübereyen eingezogen. Als die Kayserin von ihrer letztern Krankheit genas, gab Sie alle Gefangene und auch diesen Buben loß, er mußte aber sogleich nach seiner Befreyung aus Wien gehen. Dieses ist die wahrhafte Nachricht; in den Leipziger Zeitungen ist solche ein wenig falsch. 168 a [fällt aus] 169 Albani an Kaunitz [Entwurf]

Roma 13. Luglio 1768.

... Giacche poi l'Ecc.za V.ra ha pigliata tanta parte nelPorribile tragedia del povero Winkelmann, ed ha risaltata pure la gratitudine dal med.mo usatami nel dichiarare a mio favore Pultima sua volontä, la supplicherei di avanzare li Suoi Ordini al Magistrate competente di Trieste, affinche se Pintendesse meco per trasmettermi le robbe trovate presso il Defonto. Dopo il primo awiso ricevuto con somma puntualitä da quei SS." Rettori sotto li 15. precorso giugno non ne ho in seguito ricevuto altro rincontro, per il quäl motivo mi trovo affatto all'oscuro delle cose, ed avendo giä pagati li due piü grossi di lui Legati collo sborzo di 450 Zecchini, non posso, come vorrei, Stabilire altri miei pensieri, ed in suffragio della di lui anima, ed in memoria della di lui vastissima erudizione. 169 a Graf Wallmoden an Hagedorn

a Vienne le 15 Juillet 1768.

Les details, que Vous me demandes, mon eher, du pauvre Winckelmann sont bien tristes. Un homme, rempli de droiture, de charito, de compassion, au moment de donner au public de nouvelles instructions et des lecons utiles, assassine en pleinjourdans une auberge, pour Pamour de quelques medailles d'or, par un scelerat, que son bon coeur lui avoit fait envisager comme un homme dont il n'avoit rien a craindre, voila le sort de mon digne defunt ami. Je joins ici un petit detail de Trieste, qui Vous en donnera une idee. Que les voyes de la destinee humaine sont tortueuses et inexplicables! Tout a du concourir, comme pour mener ce pauvre infortune dans cette afreuse fatalite. D'abord apres son arrivee ici, il de'claire qu'il ne sauroit plus continuer son chemin, sans pouvoir en alleguer aucune raison plausible que le degout du voyage, et Penvie insurmontable de se voir rendü ä Punique endroit qu'il regardoit comme fait pour lui, c'est ä dire, a Rome. Toutes les representations possibles

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repetees pendant plus de quinze jours, et par tous ceux, dont en toute autre occasion il auroit aveuglement suivi les conseils, furent inutiles. II sentoit que la partie incommode de son voyage dtoit faite, qu'il abandonnoit un homme [Cavaceppi] qu'il avoit lui seul persuade a ce voyage, qui ne sachant aucune langue que PItalien se trouvoit en Allemagne dans le plus grand embarras, qu'il perdoit tout le fruit d'un voyage de 300 Heues, en ne voyant ni sä patrie ni tous ses amis et protecteurs en Saxe, a Berlin, ä Dessau, ä Bronsvic, et a Hannovre. Tout cela ne faisoit aucun effet sur lui. Oblige de convenir que ces raisons etoient de plus fortes, il m'a dit plus de dix fois qu'un penchant insurmontable et un sentiment, dont il ne pouvoit rendre compte, lui otoit toute tranquillite, qu'il ne retrouveroit qu'au moment qu'il füt au retour ä Rome. Une maladie imprevue Parrete ici quatre jours audelä de ce qu'il vouloit, des circonstances, que nous ignorons, le portent ä passer ä Trieste, oü il ne vouloit pas aller, ayant pris ici des lettres pour aller en droiture par Goricia ä Venise, et pour surcroit de malheur, il prend ä Trieste la resolution de partir avec une barque pour Ancone, que des vents contraires et d'autres circonstances arretent asses long-terns, pour le faire prendre liaison avec un scelerat löge dans la meme auberge. Le pauvre Winckelmann, qui surement ne connoissoit ni le , ni la mechancete, et qui croyoit tout le monde aussi doux et charitable que lui, a l'imprudence de parier ä d'autres, ou peut-etre ä ce malheureux meme, de quelques medailles d'or que l'Imperatrice lui avoit donnies, et qui ont etö la cause innocente de sä mort. La valeur de tout n'a gueres pü aller au delä de 60 ä 80 Ducats; et il est d'autant plus triste pour l'humanite, qu'il puisse s'y trouver un sujet capable de se laisser aller par un appas pareil ä une action aussi noire. Je ne saurois Vous exprimer ä quel point j'en suis attriste, persuade, que Vous meleres Vos regrets aux miens, donnant au pauvre defunt le dernier souhait des anciens: sit tibi terra levis. 169 b Bachaumont [Tagebuch]

[Paris, 16. Juli 1768.]

Juillet 16. — Le celöbre M. Winckelmann, cet homme rare par son goüt et ses vastes connaissances, etait revenu de Vienne ä Trieste pour se rendre ä Rome, oü, depuis quelques annees, il faisait son sejour ordinaire. II a etc assassine dans 1'auberge par un etranger qui, apres plusieurs conversations, s'etait insinue dans l'esprit de ce savant. Un jour, sur les dix heures du matin, ce scelerat est entre dans la chambre

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de M. Winckelmann, et lui a demande a voir trois belles medailles d'or, dont l'imperatrice-reine lui avait fait present. Dans le moment oü il ouvrait son coffre, il lui a donne sept coups de poignard. Son domestique etant accouru au bruit, l'assassin l'a renverse sur le carreau d'un coup de poing et s'est sauve sans avoir rien empörte. Ge savant estimable a survecu de quelques heures ä ses blessures: il a eu le temps d'instituer son executeur testamentaire le cardinal Albani, et d'ecrire a ce prelat pour le prier de remercier l'imperatrice-reine de toutes les graces dont cette auguste souveraine avait daigne le combler, ainsi que le prince de Kaunitz et plusieurs autres seigneurs de la cour de Vienne. Le monstre qui occasionne aujourd'hui nos regrets est le nomme Archangely, de Pistoye; il a etc arrete dans sä fuite, et ramene a Trieste le 15 juin, 169 c Augspurgische Ordinari-Postzeitung von Staats-politischen und ändern Neuigkeiten. Num. 170. Montag, den 18. Julii Anno 1768. [Trieste, den 15. Junii.] Man hat nun eine ausführliche Erzehlung von dem Abt Winkelmann, und dem tragischen Tod, den er hier genommen. Er hatte, während seiner Anwesenheit in Wien von Ihrer Majestät der Kayserin Königin drey goldne Medaillen, eine mit dem Portrait dieser Monarchin, die andere mit des höchstseeligen Kayser Frantz und die dritte mit des regierenden Kaysers seinen, und noch ein Geschenk von 100 Ducaten erhalten, und war auch von Ihrer Majestät zum Lehrer der Alterthümer und Gustos des Antiquitätencabinets, mit einem Gehalte von 2000. Rthlr. ernannt worden, worauf er wieder nach Rom eilte, seine häuslichen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Bey seiner Ankunft in Trieste mußte er, weil er nicht gleich Gelegenheit fand, zu Schiff zu gehen, in einem Gasthofe verweilen, wo er einen ändern Reisenden antraf, welcher ihm viele Achtung bewieß, und durch allerhand zuvorkommende Höflichkeitsbezeichnungen das Zutrauen des Abts zu gewinnen suchte. Eines Tages, um 10 Uhr des Morgens, kam derselbe auf die Stube zu dem Abt, und verlangte die gedachten Medaillen zu sehen; Herr Winkelmann, der sich nichts böses vermuthete, wollte ihm darinnen willfahren; indem er aber den Coffre öffnete, um sie herauszunehmen, warf ihm der Fremde eine Schlinge über den Kopf, um ihn zu erwürgen. Der Strick blieb aber an dem Kinn hängen, und als der Mörder auf diese Weise seine Absicht vereitelt sähe, gab er ihm sieben Stiche mit einem Messer, darunter fünfe tödtlich. Auf den Lermen, welchen dieses alles verursachte, kam der Knecht vom Hause zugelaufen, und wollte sehen, was vorgieng. Der Mörder ergriff denselben aber bey der Kehle, und warf ihn mit solcher Gewalt zu Boden, daß dieser, ohnedieß schon durch den Anblick des vergossenen Bluts betäubte Mensch, von Sinnen kam, und ohne Bewegung liegen blieb. Unter dieser Zeit sprang der Thäter die Stiegen hinunter und entwischte. Der Abt hatte noch so viele Kräfte, daß er die Stubenthür erreichen, und um Hülfe rufen konnte. Man eilte auch herzu; allein, so viele Sorgfalt

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man anwandc, so war es doch ohnmöglich, ihm das Leben zu retten. Er starb gegen Abend, nachdem er ein Testament gemacht, wovon er die Vollziehung dem Cardinal Albani, seinen großen Beschützer aufgetragen, und die wenigen Stunden, die ihm noch übrig waren, darzu anwande, daß er ein rührendes Abschiedsschreiben an Ihro Majestät die Kayserin Königin und den Fürsten von Lichtenstein aufsetzen lassen, und die Umstehenden bat, seine Ehrfurcht und Erkenntlichkeit auch dem Fürsten von Kaunitz und ändern Personen, die ihm ihre Achtung und Freundschaft geschenkt hatten, auf ein oder die andere Weise, zu erkennen zu geben. So ein klägliches Ende nahm dieser Mann, welcher durch seine außerordentlichen Talente in dem Studio der Alterthümer sich die Achtung von ganz Europa erworben hat.

170 Mengs an Ghelli

[(Madrid,) 19 Luglio 1768.]

Stimatissimo mio Sig:re e Pad:ne Col:mo Ho avuto im dispiacere grandissimo nel sentir la disgraziata morte del Amico Winckelmann, ma sicome al fatto non vi e rimedio, ho cercato di consolarmi con la speranza ehe egli abbia fatto una bona morte e god era per consequenza la felicitä eterna, piu d'ogni altra cosa pregevole, poiche l'uomo comincia a morire pria ehe nasca, ed allora istesso ehe comincia a vivere, [gli] diviene inevitabile la morte; questa non deve spaventar tanto, ed inoltre credo ehe l'ora di questa sia determinata per ogniuno inevitabilmente; pote dunque solamente diferire nel modo, il quäle ancora poco importa, quando non noce al Anima ed al Onore, per cio non deve piangersi ehe quei ehe perdono la vita eterna. Se esaminassimo bene 1'eifetto, ehe ci fanno li acidenti ehe ad altri sucedono, conosceressimo forse, ehe piü le proprie miserie e le perdite nostre ehe le altrui si piangono nella morte delli Amici. Dalla funesta morte del mio Garo Amico sara risultata la Vaccante di Antiquario della camera, ehe suppongo si sara data al Sig:or Piranesi, ma sicome questi avea la promessa del posto di direttore della calcografia Camerale, in caso ehe vacasse, o la prima ehe [fosse stata vacantel, mi prega il Sig:or D: re Antonio Barbazza di vedere, se per mezzo di [quei] Sig:ri ehe mi favoriscono si potesse ottenere, ehe in caso al Sig:or Piranesi si abbia conferito la prima, gli sia promessa la seconda, essendo cosa della Sua Professione. La prego dunque farmi tanto favore di far il possibile per favorirlo, perche lo stimo per un honestissimo Uomo e bon amico mio, ma non posso qui fargli far la Sua fortuna, perche egli non e miglior Pittore de Professori del Paese, ed io non debo far ingiustizia. Suplico V: S: di dire alia mia amata Moglie, ehe perdoni, ehe questa notte non le scrivo, perche non ho tempo, parte [?] la corte io ho da

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fare; ho terminate e consegnato il quadro, il Re ne fu contento, mi ha regalato 20000. R.11 Ho consegnato quello del Principe, ed ha piaciuto molto. Tutti stiamo con salute. Mi ricomando alia di Lei Amicizia, e sono di Vero Guore Di V:S:

U.mo Dev.mo ed Obbl.mo Servitore Antonio Rafael Mengs. [Madrid,] igLuglio 1768. 171 Reiffenstein an Berg

Rom den 20. Jul. 1768.

Den von Ihnen an Winckelmann erhaltenen Brief hat Herr v. d. H. nicht abgeben können, weil derselbe damals auf seiner Reise nach Deutschland, oder vielmehr schon auf seiner Rückreise von Wien hieher begriffen war. Wir haben ihn, leider! nach dieser Zeit nicht wieder gesehen, und ich bin gewiß versichert, Sie werden durch die öffentliche Blätter sein tragisches Ende schon erfahren haben; wenigstens habe ich nie gewünscht, Ihnen eine so traurige Botschaft zu berichten, und da ich rund um mich diesen Fall so vielen gemeinschaftlichen Freunden melden müssen; so ist es mir fast nicht möglich gewesen, Ihnen sogleich in meiner ersten Erstarrung und Betäubung dieses unser gemeinschaftliches Leid zu klagen. Endlich überwindet die Pflicht meinen Unwillen und Abneigung, Ihnen, theuerster Freund, zu sagen, daß wir unsern würdigsten Freund gleichsam in dem ersten Jahre des Genusses seines berühmten und bequem gewordenen Lebens, und zwar auf eine höchstjämmerliche Art verlohren haben. Nach Vollendung seines großen Italienischen Werkes, wodurch er sich hier so wohl als bey der ganzen Welt berühmt und unsterblich gemacht, fand er sich mehr als jemals bewogen, den vielfältigen Einladungen verschiedener fürstlichen Personen, die ihn mit Achtung und Freundschaft begnadigten, so wie den Lockungen so vieler gelehrten Freunde endlich nachzugeben, und da ihn der gute Abgang seiner Werke dazu in den Stand gesetzt, die Reise durch Deutschland bis Berlin zu unternehmen. Er gieng von hier im April in des Bildhauers Cavaceppi Gesellschaft ab. Im May schrieb er bereits aus Regensburg, daß ihm seine fernere Reise zuwieder geworden, und daß er von Wien nach Rom zurück eilen würde. Von da meldete er Sr. Eminenz dem Card. Alex. Albani die gnädigste Aufnahme von Ihro Majestät der Kaiserin, die ihn mit gül-

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denen Medaillen, Reisewagen und ändern huldreichsten Gnadenbezeugungen beglückt hatte. In Triest war er im Begriff, den Tag seiner Abreise nach Ancona, und die Zeit seiner Ankunft in Rom hieher zu berichten; als ein Florentiner Namens Arcangeli aus Arezzo, den er aus Mitleiden bis Ancona mitzunehmen versprochen, ihn ersuchet, ihm die kaiserlichen Medaillen, die er in Wien bekommen, sehen zu lassen. Unser diesmal, leider! zu willige Freund bücket sich über seinen eröffneten Coffre, dieselben herauszulangen, und eilet dadurch selbst in den Strick seines verruchten Henkers, der ihm denselben um den Hals warf, um ihn damit zu erwürgen. Der Strick blieb aber am Kinne haften und gab unserm unglücklichsten Freunde Zeit, sich mit den Händen des Erwürgens zu erwehren, und um Hülfe zu rufen. Worauf sein teufelischer Mörder ihn mit verschiedenen Stichen in die Hände und in die Brust an beyden zu verhindern glaubte, als die herbeygelaufenen Hausleute ihn verhindern, seine Mordthat zu vollenden, und unserm fast völlig aufgeopferten Freunde wenigstens noch auf einige Stunden das Leben retten. Man holete geistliche und leibliche Hülfe, so wie obrigkeitlichen Beystand herbey, und in den 5 bis 6 Stunden, die unser Freund noch gelebet, hat er Zeit gehabt, zu beichten, zu communiciren, und an Sr. Eminenz den Cardinal Alex. Albani seinen letzten Willen aufsetzen zu lassen. Welchen er als seinen größten Wohlthäter zum Erben eingesetzt, und denselben ersuchet hat, seinem Zeichner und Kupferstecher Mogalli, der ihm übrigens viel persönliche Dienste erwiesen hat, von seinem baar angewiesenen Gelde 350 Zech, und dem Corrector seines Italienischen Werks Pirmei 100 Zech, auszahlen zu lassen; worauf derselbe unter solchen Schmerzen, die man sich leicht einbilden kann, verschieden. So traurig und unglücklich hat dieser große Gelehrte und unser theurer Freund sein Leben, welches der gelehrten Welt noch die wichtigsten Dienste versprach, endigen müssen. Sie können es leicht denken, theuerster Freund, wie mich dieser Fall niedergeschlagen haben müsse. Wir waren je länger je bessere und vertrautere Freunde geworden, und nach Sr. Eminenz des Cardinal Alex. Albani Ableben war unsere gemeinschaftliche Wohnung und völlige Vereinigung schon verabredet, um einige gemeinschaftliche Arbeiten unternehmen zu können. Doch alles dieses hat der göttlichen Vorsehung nicht gefallen. Dieselbe wird andere Wege wissen. Ich weiß gewiß, liebster Freund, Sie werden Ihre Thränen mit den meinigen auf die Asche unsers verklärten Freundes mitleidig zusammenfließen lassen, und ihn so herzlich beklagen, als er Sie redlich und zärtlich geliebt hat. Den Mörder hat ein junger Tambour einige

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Tage nach der That ergriffen, welcher Muth demselben von der Kaiserin Majestät mit 50 Ducaten belohnt worden. —· Quis desiderio sit pudor, aut modus Tarn cari capitis? Horat. 172 Der Podesta der Stadt Triest an Kaunitz [Trieste li 22. Luglio 1768.] Altezza Signor Sig:r Prencipe Sig:r Sig:r Padrone Grazioss:mo Terminato il Criminale Processo formato contro l'empio Omicida Francesco Arcangeli natto in Campiglio Villagio del Pistojese giä con li antecedent! raguagli umilissimamente indicate ä Vostr'Altezza, si rilleva dal medemo, ehe questo Mostro d'iniquitä avesse con premeditato dissegno determinate di privare di vita l'infelice Winckelman per impadronirsi delle sue monette, ehe pocchi giorni prima dalla Ces:a Reg:a Munificenza avea graziosamente aquistate; Onde sotto li y.Giugno prossimo scaduto comprato in una Bottega tre passa di spago sforzino, ed in un'altra un'affillato, e puntito Coltello non tardo molto di mettere in essecuzione il protervo dissegno, entrato dunque nel giorno seguente cioe li 8. del detto Mese verso l'ore 9. di mattina nella Camera del Winckelman, e con simulata, e finta amicizia seco Lui da qualche giorno contrata passegiando unitamente sü, e giü nella Stanza introdusse con facia ridente il discorso delle medaglie ehe il Winckelman giä prima gli l'aveva fatte vedere, indi postosi questo ä sedere al Tavolino, il traditore Arcangeli fattosi dietro alle Spale gli getto al Colo il Laccio, ehe aveva preparato nella Saccocia del Camisolino assieme col svaginato Coltello, nel mentre sentendosi il misero Winckelman improvisamente allacciato balzo dalla Sedia facendo diffesa, e resistenza procure« con'ambe le mani di svilluparsi dal Laccio, mä il barbaro assassino dando di mano al giä svaginato Coltello doppo una sanguinosa lagrimevole Lotta cadero ambi due ä terra restando pero al di sopra l'infame Traditore e con cio reso libero il coltello dalle Mani del tradito gli lo imerse ben per cinque volte profondamente nelle viscere, allo strepito della caduta vi accorse il Cameriere della Locanda, ehe stupido inoridl alia veduta di un si attroce sanguinoso Conflitto, non seppe proferir parola, ando ad avisare li Domestici accortosi il spietato Omicida d'esser scoperto lascio cadere di Mano il Coltello, e nel solo camisolino come spogliato in casa si ritrova senza cappello, e con la Camicia insanguinata si diede ä precipitosa fuga

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Indi accorsi li Domestic! dell'Osteria trovarono il povero Winckelman con il Laccio al Collo pieno di ferite grondanti di Sangue sü le Scale del secondo apartamento lo ricondussero cosi mal tratato alia stanza colocandolo nel letto facendolo subito visitare, e medicare da Medici, e Chirurgi munito de S: Sacramenti e fatta l'ultima sua Disposizione con eroica costanza, e Cristiana rassegnazione doppo 7. ore di Spasimi, ed acerbissimi dolori spiro l'anima Sua. Del fatto sopra descritto, ehe dal Reo omicida nel primo Constitute veniva paliato con circostanze tutto diverse, e mittiganti di preventiva rissa, ed offesa, resto poi convinto, e fü da esso Arcangeli intieramente confessato e contestato. Onde secondo il prescritto della Sovrana Legge da questo Criminale Assessorio emmano la Sentenza dover'esser arrotato vivo il Francesco Arcangeli, ed poi esposto il suo cadavere sü la ruota nel loco del Patibolo. Questa Sentenza fü al Delinquente intimata li 18. corrente Luglioj e con le debite formalitä eseguita il giorno 20. detto dal Carnefice di Lubiana trä le 9. ed 10. ore di mattina sopra un Palco fatto ergere appostamente nella Piazza di questa Citta dirimpeto alia Casa dell'osteria Grande, dove fü ordito, ed effettuato l'attroce omicidio La costante rassegnazione del Delinquente Arcangeli fin'aH'ultimo periodo di sua vita fü esemplare, ed mirabile, di maniera ehe prima di stendersi sul Palco per esser dal Carnefice ruotato con inteligibile voce domando perdono ä Dio, e a tutta la Citta per il commesso Misfatto, indi facendo piü d'un quarto d'ora con sentiment! di vero Catolico una morale Perorazione commosse al pianto il numeroso popolo. Sicome mi preggiai dell'alto onore di raguagliare l'Altezza Vostra del principio, cosi ho creduto mio indispensabile dovere d'umiliare anco il consumato fine di questo funesto avenimento, e qui con profondissimo rispetto inchinato mi rassegno. Di Vostr'Altezza Umill.mo Devot.mo Osseq.mo Serv.e Giulio Cesare della Porta Giudice Reg.0 Trieste li 22. Luglio 1768. 173 Weisse an Hagedorn

Leipzig, den 26. Jul. [1768.]

Ich bin Ihnen, mein allertheurester Freund, noch den Dank für die mitgetheilten Briefe den grausamen Tod des seel. Winkelmanns betreffend schuldig: ich hatte aber bereits eben diese Nachrichten durch unsern guten Heyne schon in Händen. Die Beschreibung desselbigen

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und die Nachricht davon habe ich vielleicht in Sachsen zu allererst erhalten, indem ich schon den i5ten Jun. von ein paar Jesuiten aus Wien die Relation mit der Versicherung der Zuverlässigkeit erhielt; ich habe sie auch wörtlich daraus in die Bibliotheck einrücken lassen, da die vom Hrn. General Wallmoden an den geh. Secretaire Brandes abgeschickte Nachricht größtentheils damic übereinstimmt: sollte etwas zuverlässigere darauf eingehen, so kann ichs allezeit noch ändern, oder wiederrufen. . . Mir thut es weh, daß Winkelmanns Handschrifften in Römischen Händen sind. Nach demjenigen zu urtheilen, was er mir sonst, da ich noch mit ihm im Briefwechsel war, gemeldet, müssen nothwendig noch eine Menge da seyn. Z. E. Ein Commentarius über griechische Münzen, eine Abhandlung über den heutigen Zustand der schönen Künste und Wissenschaften in Italien, eine Beschreibung des Pallasts des Cardinal Albani, nebst allen daselbst befindlichen antiquarischen Seltenheiten: eine poetische prosaische Beschreibung der schönsten antiken Bildsäulen, die noch in Italien befindlich sind, wovon er mir dazumal die Beschreibung des Torso als eine Probe zuschickte: Zusätze zu seiner Abhandlung über die Baukunst der Alten, von denen er mir meldete, daß sie schon 3 mal stärker, als das Buch selbst wären und andere solche Dinge mehr. Diese wünschte ich nebst den Collectaneen, die er sich auf der Bibl. im Vatican gemacht, in unsers Prof. Heyne Händen: aber wer wird sie ausliefern? 174 Kaunitz an Albani

Vienna 28. Luglio 1768.

. . . Qui acclusa troverä l'Em.2a V.ra Gopia della relazione, pervenutami in questo Ordinario daH'Orficio Criminale di Trieste, del Costituto, e supplicio subito dalPAssassino del buon Winkelmann, del quäle Ella mi ragiona in altra sua de' 13. dello stesso mese. La comunico a V.ra Em.za per tenerla al giorno di quanto e succeduto finora in questo tragico awenimento, e secondando la di Lei domanda mi fo carico di scrivere colla Posta Ventura allo stesso Officio Criminale di spedire le robbe trovate presso il defunto o addirittura all' Em.za V.Ia, o vero a me, giacche non mancano in questa Cittä delle congiunture piü frequenti, e piü sicure, per spiccarle alle di Lei mani. Mi consta, ehe fra le altre Opere del Winkelmann vi esiste la Storia delle Arti dell'Antichitä, scritta in lingua Alemana, ch'egli era intenzionato di far ristampare, accresciuta in due Tomi in quarto.

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Prendendo io tutta la parte all'eternitä del nome di questo Valentuomo, e credendo egualmente di far cosa grata all' Em.za V.ra, non ehe al mondo Letterario, inclinerei a farla stampare in questa Cittä, con avere tutta la Cura perch£ riuscisce di comune soddisfazione. Non dubito ehe V.ra Em.za sarä per gradire questa mia intenzione con permettermi di ritenere il Manoscritto, tutto giä compito, tanto piü ehe non ha niente di comune colli Monumenti inediti dello stesso Autore, i quali qualorche sortono alia luce sotto gli auspicj dell'Em.2* V.ra, accresceranno di non poco la gloria della Medesima. 174a Scheffner an Herder

[Königsberg,] den 28ten Jul. 1768.

• . . Meinhardts Denkmal von Riedein gefallt mir sehr, die Geschichte der Hypochondrie ist recht genau. Wer wird dem unglücklichen Winkelmann ein Ehrenmal aufrichten? Wer es thun sollte, das sind Sie, der die Kunst die Seele des ändern abzubilden, so trefflich versteht, der Winkelmanns Stil so vollkommen in seiner Gewalt hat. Vielleicht wäre Winkelmann jezt nach Griechenland gereist — wie viel hätte die Kunst gewonnen, 175 Reiffenstein an Mechel

Rom, den 3Oten Jul. 1768.

Theurester Freund, Sie haben durch Ihre Zärtliche Klagen über unseres theuren Winckelmanns grausame Aufopferung so wie ein anderer gemeinschaftlicher Freund aus Breßlau meinen Gram, den ich hier in meiner Einsamkeit doppelt füljle, erfrischet, aber auch durch den Antheil, den Sie mit mir daran nehmen, wiederum einiger maßen gemildert, weil ich in beyden Briefen Freunde gefunden, mit welchen ich mich wie gegenwärtig in Gedancken unterreden und unser gemeinschaftliches Leid klagen können. Hier habe ich diesen Trost nicht einmahl bey Maron finden können, zu dem ich gleich eilte, ihn auf dem Bette fand und von seiner Frauen ersuchet worden, ihn nicht zu stören. Er hat keinen Fuß zu mir gesetzet, ob er es mir gleich versprechen lassen, und ich habe theils aus Furcht, kein wircklich gerührtes Hertz zu erblicken, nachdem er in Tagen und Wochen darauf mich nicht sehen wollen, nicht wieder zu ihm zurück kehren wollen. Morgen gehe Ihrentwegen zu ihm um die Gopie seines Gemähides für Sie zu beschleunigen. Mogalli und Pirmei, seine beyde Erben, haben mich zuweilen besuchet. Allein ihre Seufzer und Thrähnen schienen ihnen als wohlbezahlt zu Gebote zu stehen und darum konnte

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ich keinen Trost für mich darinn finden. Vor ein paar Tagen schickte mir Barazzi die Nachricht, daß sein unmenschlicher Mörder ohngefehr vor 14 Tagen zu Triest vor dem Hause, wo er den abscheulichen Mord begangen, gerädert worden nebst einer Copie eines Aufsatzes von dem wirklichen Hergange dieser abscheulichen That nebst dem, so auf dem Todbette unseres Freundes vorgefallen. Diese Nachricht ist auf öffentliche Veranlassung in Triest aufgesetzet worden und soll gedruckt vermuthlich in den Zeitungen erscheinen. Vielleicht haben Sie solche schon gelesen. Ich habe mir dieselbe indessen abgeschrieben und gestern zur Maron geschickt, will auch übrigens alles sammlen, was diese traurigen Umstände unseres theuren Freundes betrifft. Diese öffentliche Nachricht trifft en gros mit der ersten, so ich Ihnen bereits gegeben, überein außer daß der Mörder nicht in Wien oder unterwegens in Gesellschaft genommen, sondern bereits in Triest in dem Gasthauße, so er eingekehrt, angetroffen habe, dessen schmeichlerische Dienstfertigkeiten er diesmahl leider gar zu viel Gehör gegeben. Die Relation ist sehr panegirisch, obgleich in Pfaffen Stil, indessen rühmen sie darinnen sein heroisch christliches Ende als ein Marter für die Nachwelt, indem er in sieben Stunden unter den größten Schmertzen weder weichliche Klagen noch Unwillen gegen seinen Mörder, dem er christlich verziehen, von sich hatte hören lassen. Indessen ist noch nichts von seinen bey sich gehabten Sachen zurückgesandt worden und der Card. Alexander Albani ist deßhalb sehr unruhig und unwillig, weßhalb er auch bereits nach Wien an den Fürsten Kaunitz geschrieben. Aus der Relation weiß man, daß er unter ändern Büchern auch seine Deutsche zur neuen Ausgabe doppelt vermehrte Geschichte der Kunst bey sich gehabt. Sollte dieses Werck verlohren gehen oder in unrechte Hände kommen, so wäre solches ein neuer Mord. Dieses Werck wollte er in Berlin französisch übersetzen lassen und in dieser Sprache herausgeben, welches eine Haupt-Absicht seiner Reise dahin war. Er hatte mir bereits eine ProbeÜbersetzung in des Barons Stosch Schreiben davon gewiesen, mit welchem alle Abrede deßfalls genommen, und mit dem Übersetzer, welchem schon Probbogen zugeschicket, war der Preiß bereits festgesetzet worden. Ich wage an meinen besonderen Verlust kaum zu denken. Sein Mund und hoffentlich auch sein Hertz hatte bey immer genauerem und vertrauterem Umgange mir die wichtigsten freundschaftlichen Dienste versprochen. Das hohe Alter des Hrn. Cardinal veranlaßte ihn öfters, seinen künftigen Auffenthalt und Wahl der Wohnung zu erwegen, und mehr als einmahl versicherte mich derselbe aus freyem Triebe, daß

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ein Hauß uns zu gemeinschaftlicher Wohnung und zu verschiedner Theilnehmung an seinen Arbeiten in Rom und dereinst im Vaterlande vereinigen sollte. Bey seinem Abschiede flössen die theuersten Versicherungen seiner Freundschaft und Achtung gegen mich fast bis zu meiner Beschämung, und ich war so glücklich von einem deutschen Gelehrten aus Stuttgard, der bey dieser Scene war, deßfalls freundschafftlich beneidet zu werden. Zu Berlin wollte er mit allem seinem Credit den Grund zu meinem Glücke legen, welches ich in seiner Vereinigung daselbst zu genießen wünschte . . . Eine andere freywillige freundschaftliche Erbietung war den ersten richtigen Verdienst und Gewinn von seinem großen Wercke dazu anzuwenden, mir Vorschuß Weise nicht allein zu meinen Versuchen behülflich zu sein, sondern hauptsächlich dazu anzuwenden, daß ich Hrn. Christian Dehn seine Schwefelformen an mich bringen könnte . . . Seit 8 biß 10 Tagen beschäftige ich mich Ihm ein Monument meiner Danckbarkeit und Freundschaft in einer Paste ohngefehr eines Palms hoch aufzurichten. Die Muse Clio umarmet seine auf einen Cippo ruhende und von ihr umlorbeerte Urne, an welcher sie zärtlich ihr trauriges Haupt neiget und die Asche desselben mit ihren Thränen zu netzen scheinet. Auf der Säule habe Virgils Worte über den Daphnis „Crudeli funere extinctum" eingegraben. Das übrige drückt die Action der Muse selbst aus. Auf der ändern Seite hängen die Attribute dieser Muse, ein Volumen und eine Flöte müßig über einem Ast eines Baumes wie die Harffen und Orgeln an den Weiden der Flüsse Babylons zum Zeichen der Trauer. Das Modell ist heute fertig geworden, wenn es gut gerät, so will ich [es] S. E. dem Card. Alex. Albani verehren und bitten, ob er demselben etwa einen Platz in seiner Villa einräumen wollen. 176 Wille an Mechel

Paris, 31. juillet 1768.

Vous avez sans doute ete non moins atterre que moi par l'irreparable malheur arrive ä Pillustre Winckelmann. Je venais d'apprendre seulement par des lettres de Vienne quels honneurs on lui avait rendus dans cette ville et voilä que peu apr£s je regois d'autres lettres m'annongant Phorrible assassinat. Quel evenement fatal! Que de bonnes et grandes choses cet homme eminent n'aurait-il pas fondees ä Vienne oü il comptait se fixer definitivement le printemps prochain. — Quelles merveilleuses decouvertes n'a-t-il pas faites en traversant le Tyrol, oü il a retrouve" les carrieres d'oü les anciens Romains tiraient leur porphyre — on avait

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chercho en vain depuis longtemps ces carrieres en Egypte, en Grece et dans d'autres contrees encore . . . Je m'arrete. Cette pensee m'est trop penible, d'autant plus quej'entretenais depuis longues annees üne correspondance amicale avec lui. J'ai intention d'ecrire a Vienne pour proposer qu'on eleve un monument au grand et infortune Winckelmann, sans cela il pourrait bien arriver que d'ici a quelques annees on ne sache plus ou repose sa depouille mortelle . . . PS. J'ai encore appris avant-hier par une lettre de Vienne que l'un de mes amis s'est donne toutes ses peines possibles pour mettre en sürete tous les manuscrits laisses par Winckelmann. G'est un grand bonheur pour le monde savant et cela fait beaucoup d'honneur au zele de mon ami. 177 Genzmer an Nicolai[?]

Stargard den i ten August 1768.

Hochzuehrender Herr, Sie hätten mir gewiß keinen bessern Trost bei meinem Harme über den viel zu frühen und gewaltsamen Tod unsers schätzbaren Freundes gewähren können, als durch die gütige Mittheilung des letztern Briefes desselben an Sie, geschehen ist, wofür ich den verbindlichsten Danck abstatte. Es hat mir solcher Todesfall manche Thräne abgelocket und mich anfänglich so beunruhiget, daß ich in einigen Nächten nicht schlafen konnte. Indessen ist mir dieser blutige Tod doch nicht so ganz unerwartet gewesen, sondern hat mir längst geahndet, denn er schrieb und sprach zu laut und dreist seine Meinung heraus, und es konnte nicht fehlen, er mußte sich dadurch Feinde machen; zumal da er so viele sich recht sehr groß dünckende Gelehrte übersähe, und ihre Fehler so freimüthig entdeckte. Als ich seine Schrift von den Herculanischen Entdeckungen gelesen und darinn mit Schaudern sähe, wie er den neapolitanischen Ingenieurlieutenant, der die Buchstaben vom Frontispicio des Theaters abgebrochen und in einem Korbe dem Könige zu Füßen gelegt, ohne vorher eine Abschrift zu nehmen, in welcher Ordnung sie gestanden, so sehr lächerlich machet: so warnte ich ihn vor Neapel, und stellte in meinem nächsten Briefe ihm vor, daß der Officier, wenn er das erführe, ihn entweder in Stücken zerhauen, oder einen Banditen auf ihn bestellen würde; allein er lachte mich in seiner Antwort aus, und schrieb mir wieder: „Närrchen! was machst Du Dir vor Vorstellungen von der öffentlichen Sicherheit in diesem Lande! Wenn der Mensch meine Schrift auch sähe: so versteht er ja doch kein Deutsch etc." Und Winc kelmann-Biiefe IV.

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ich glaube noch, und kann mirs auch nicht aus dem Kopfe bringen, dafr er nicht aus Haabsucht und Begierde, sich des Seinigen zu bemächtigen, sondern aus Rachsucht von einem dazu erkauften Banditen ermordet worden*). Ich müßte die Ital. zu wenig kennen, wenn ich mich darinn irren sollte. — Sie notus Ulysses? Wie giftig schrieb nicht vor einem Jahre ein Casanova in den Hallischen Zeitungen wieder ihn. Ich wollte dessen Aufsatz ihm überschreiben; allein der Hr. C. R. Gössel in Neustrelitz wiederrieth mirs, weil er sich darüber gewiß kranck ärgern würde, wo er nicht gar den Tod davon nähme; zumal da er sich das Ding schon so sehr zu Sinne gezogen, da ihm ein kurzer und summarischer Inhalt davon überschrieben worden, ohne die giftige Ausdrücke, womit er abgefasset ist; daß er gesagt: er wolle es nicht stecken lassen, sollte er sich auch deßfalls an Kaiser, Könige und Fürsten wenden. Wie gern hätte ich den Aufsatz wiederleget, wenn ich recht triftige und entscheidende Data hierzu hätte bekommen können. Ich las ihn einem Prinzen vor, der mit ihm über Jahr und Tag täglich umgegangen war, und viel von ihm gelernet hatte; allein dieser ward dabei blaß und roth, und ärgerte sich dabei so, daß seine Antworten stammelnd ausfielen, aus welchen doch nicht so recht was entscheidendes zu nehmen war. Ich steckte die Zeitung stillschweigend weg, und da mir eingestanden wurde, daß Casanova die meisten Zeichnungen zu den Monumenti antichi verfertiget habe: so fiel mir jener Prediger ein, der von seinem Superint, in puncto sexti in Ansprache genommen wurde, und ihm antwortete: Etwas ist dranb), mein Hr.Superint., aber lassen Sie sich dienen etc. Wegen des: Winkelmann delineavit, hatte ich ihn lange vorher in Ansprache genommen, und ihm angezeiget, wie ichs seinen großen und plumpen Händen gar nicht zutrauen können, einen so sanften und correcten Contour zu zeichnen; zumal da ers doch erst im Alter erlernet haben müsse; und er ward ordentlich böse darüber, und warf mir meine faule Beine vor, womit ich mich in Halle schleppen müssen. Mir wars ein besonderes Vergnügen, der erste zu sein, der seine Mon. antichi in der schwarzen Zeitung diesseits den Alpen umständlich recensiret hat; wo mir nicht etwa die göttingischen Anzeigen darinnen zuvorgekommen sind. Gedachter Prinz versicherte mich, wie er mit dabei gewesen, als Hr. Winkela

) Vielleicht ist er auch mit seiner Bevörderung in Wien jemanden in die Quere gekommen, der sich dazu Hoffnung gemachet hat und ihn dabei aus dem Wege schaffen lassen. b ) Nämlich an der Hauptsache der Beschuldigung, daß er den C. N. [Casanova] aus dem Antheile an der Ausgabe und dem Vortheile der M. a. verdrenget habe.

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mann die biremem auf der Tab. penultima gezeichnet. Sein radirtes Bildniß von der Kauftnanninn, ist weit weniger ähnlich, als der Kupferstich, von Casanova gezeichnet. Auf jenem ist er mit der Reißfeder in der Hand abgebildet, wie er ein altes Basrelief zeichnet. Nun er todt ist, bin ich schon von mehreren um einen Brief von seiner Hand angesprochen worden, welche gewußt, daß ich mit ihm dergleichen gewechselt habe. Wenn ich ihn mit dem Daniel Eremita0) in Vergleichung stelle: so denke ich, es sei besser, daß er so gewaltsamer Weise gestorben als jener in Livorno auf dem Bette. Von seiner Ängstlichkeit, daran er in seinem letztern Briefe gedenket, weiß ich nicht, ob ich sie einer Ahndung seines bevorstehenden betrübten Schicksales, oder einer Erschütterung seiner Seele wegen des ihm bestimmten neuen Amtes in Wien zuschreiben soll. Wenigstens ist mir bei einer Veränderung meines Amtes immer so zu Muthe gewesen, als wenn mir Himmel und Erde auf dem Halse gelegen; ob ich auch gleich versichert war, daß mirs an der nöthigen Geschicklichkeit zu dem neuen nicht fehlete. Und mir sind mehrere Beispiele von ähnlicher Ängstlichkeit bekannt geworden, wo solche bisweilen so gar bis zum Unsinne emporgestiegen ist. Doch ich will aufhören, unserm Freunde zu parentiren, der mir seiner Religionsveränderung'1) ungeachtet dennoch ewig schätzbar bleiben wird. In Absicht der letztern fället mir noch ein, daß er mir sein Lebetage von diesem wichtigen Schritte, (erlauben Sie mir immer, daß ich als ein Theologe ihn für wichtig ansehe) nicht ein Wort gemeldet, ob er mir gleich von Nöttenitz und Dreßden mehrmalen geschrieben, sondern mir solchen aus den Entwickelungen seiner Schicksale erst zu errathen überlassen hat; daß ich, auf seine Anzeige, daß er die für ihn so vortheilhaft scheinende Dienste des K. v. Pr. ausgeschlagen und verbeten habe, weil man ihn in Rom allzu sehr gefesselt, ihm geantwortet: dies befremde mich gar nicht, so sehr es mich auch schmerzte, der Hoffnung ihn näher bei mir zu sehen, und ihn wieder zur evangelischen Wahrheit und deren freimüthigem Bekenntnisse, wo möglich, zurückzubringen, mich beraubet zu sehen; weil vermuthlich die Magnates aulae romanae, iique emunctionis nasi sehr wohl einsehen müßten, daß er ganz gewiß in c

) Ein Schulmann hat dessen Bücher de vita aulica et civili ins Deutsche übersetzt: Wollten Sie die nicht um ein mäßiges von Erkenntlichkeit in Verlag nehmen? Soll ich einen Probeheft Ihnen zuschicken? d ) Wegen derselben habe ich ihm oft sehr derbe auf die Kolbe gegriffen; allein er hat niemals darauf sich einlassen oder antworten wollen, sondern es immer auf den folgenden Brief verschoben.

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Berlin mit eben der Leichtigkeit ein Naturalist oder gar Religionsspötter werden dürfte, mit welcher er in Dreßden ein christgläubiger Papist geworden. Und er habe sehr wohl gethan, daß ers diesseits der Alpen geworden; denn jenseits würde es gewißlich nicht geschehen sein. Diesen Punct aber hat er in seiner Antwort weislich unberührt gelassen. Ich übergehe andere, noch schärfere Hetzen, mit denen ers eben so gemacht. Als eine Kleinigkeit gedenke ich noch, daß mir durch seine Ermordung das Versprechen vereitelt und zu nichte gemacht worden, das er mir gethan, daß er mir bei dem mir zugedachten Besuche eine von seinen saubersten antiquen Gemmis zum Cachet, und einen eigenhändigen Brief vom D. Luthern mitbringen und zum Andenken schenken wolle; denn dergleichen wären in Rom gar nichts seltenes. Wie wenn Sie ihm ein Denkmal stifteten6). Sein Lebenslauf von 1739 bis 45 ist mir ziemlich bekannt; bei seinem Aufenthalte in Nöttenitz so wohl als Dreßden, (der doch nur kurz gewesen sein muß) finden sich bei mir einige Lücken, weil er seine damalige Briefe an mich mehr mit rebus ad literaturam pertinentibus, als von seinen Umständen anzufüllen pflegte. Ich wollte Ihnen gern mit Nachrichten dazu und mit allen mir noch übrigen Briefen von ihm, an die Hand gehen. Das im cöllnischen Gymnasienbuche aber bei seinem Namen von dem seel. Rect. Baken eingeschriebene Zeugniß, (welches ich ihm nach Rom nachgeschickt habe) müssen Sie nicht übergehen: Jo.Jac. Winckelmann, Stendal. Palaeomarchicus, introductus D. — homo vagus et inconstansf). Das von Casanova entworfene Bildniß müßten Sie copiren lassen und seines ehemaligen Collegen in Seehausen, des alten blinden Rect. Paalzows in den alton. gel. Mercur eingerückte Leben desselben zum Grunde legen; denn Gott weiß es, es stehet, so viel ich mich besinne, keine Lügen und Unwahrheit darinn. Seine Schicksale sind so sonderbar*), und bestättigen den in seiner Methodologie angebrachten Ausspruch des klugen Abts und Ganzlers Mosheim mehr denn zu sehr, daß ein Mensch vor seinem zwanzigsten Jahre zum öftern ein wahres Räthsel sei, und hernach erst anfange, sich zu entwickeln. e

) Wie dem seel. Abbt. Er verdient es fast noch mehr, als dieser.

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) Das ist er in seinem ganzen Leben geblieben; denn sein Treiben war wie das Treiben Josua [?], kurz ein rechter Wuschekopf (at sibilo).

8) Es thut mir leid, daß ich seine Hände, die ich so oft angefasset und wegen ihrer Größe bewundert habe, nicht abgezeichnet, um sie einem probaten Ghiromantisten vorzuweisen, ob nicht ein ^|= darinn stehe? Denn alle Linien in meinen Bratzen sagen, es werde jemand mich erschlagen.

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Falsch gegen Menschen war er in der Wahrheit nicht; ob aber gegen Gott, das will ich nicht beurtheilen. Ich habe mir in der That mehrmalen nachher selber die bittersten Vorwürfe gemacht, daß ich bei meinem persönlichen Umgange und mündlichen Unterredungen mit ihm nicht mehr mit ihm auf die Religion entriret habe, weil ich allemal vorausgesetzet, daß es hierinn seine völlige Richtigkeit habe. Aber das beruhiget mich einiger Maßen, daß er selber daran Schuld gewesen, und mich immer mit seinen tausend Fragen, worunter ich oft unter zehen nicht eine beantworten konnte, und mit Entdeckung seiner in dieser und jener Sache erlangten Einsichten, so sehr beschäfftiget, daß zu jener Erörterung kein Raum noch Zeit übrig bleiben konnte. Er war ein purus putus autodidactus, wenn ich etwa die Anfangsgründe des Lat. und Griech. ausnehme; hatte aber eine eiserne Natur, (adamantinus erat, et in studiis deinceps indefessus). Einsmals war er aus seiner Condition von Amt Hammerstädt im Halberstädtischen zu Fuße nach Halle gereiset, um eine Stelle in den Memoires de l'academie Fran9oise nachzulesen; er erfragte beim Antiquarius Feisten dieses Buch, daß es der seel. D. Bgrt. hätte; er bat sichs aus; ihm ward erlaubt, es auf seiner Bibl. nachzuschlagen und sich die Stelle abzuschreiben; D. Bgrt. wollte ihn sehen; und sprach eine halbe Stunde lang mit ihm. Dieser große Kenner der Genies suchte ihn zu überreden, in Halle zu bleiben; er schützte seine Armuth vor. Jener versprach ihm allen möglichen Vorschub; aber nein, er machte sich auf, und gieng zu Fuße nach Hammersleben oder Hadmersleben zurück; ward Conrector in Seehausen, hernach Unterbibliothecar zu Nöttenitz beim Gr. v. Bünau und weiter Titulärbibliothecar beim K. v. Fohlen, designirter Gustos des Münzund Antiqq. Gab. des Churprinzen, (wozu er gar zu großen Hang hatte; denn Sachsen lag ihm sehr am Herzen) weiter Soprastante etc. in Rom, hiernächst designirter Gustos der Antiqq. Cammer in Wien, und endlich ein blutiges Schlachtopfer — ich weiß nicht, ob der Raub- oder der Rachbegierde. Pfui! Was Sie schreiben, wie Ihnen zum Muthe sei, das ist einem alten Bekannten und Freunde von ihm in Neubrandenburg, aus Seehauser, seinem ehemaligen Discipel auch begegnet. Der, als er mir alle Zeitungen, die von seinem Tode Bericht ertheilen, gesammelt hatte, und mir mit Augen voller Thränen vorzeigete, noch immer sagte: Ei, es kann unmöglich wahr sein! Ach, leider! wahr genug! . . .

Genzmer.

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178 Kaunitz an den Podestä der Stadt Triest [Vienna 4. Agosto 1768.] m

re

Ill: °Sig. Ho gradito 1'attenzione meco praticata da VS. 111.111*, con avermi colla sua de'22. dello scorso mese informato del risultato del Processo Criminale contro l'assassino dell'Antiquario Winkelmann, non meno ehe del di lui supplicio, soddisfazione ben dovuta alia giustizia punitiva, benche non contribuisca nulla a mitigare la perdita d'un valentuomo. II Sig.r Card.6 Albani, Ministro delle MM. LL. in Roma, dopo essere stato informato delle diposizioni testamentarie, fatte dal defunto a di lui favore, mi ha spiegato il desiderio, perche gli effetti lasciati dal defunto gli vengano per il mio Canale inoltrati, giacche qul in Vienna sono piü frequenti, e piü sicure le congiunture per spiccarli alle di lui mam. Per secondare le giuste premure di detto Sig.r Gardinale, il quäle ha giä sborsati 450. Zecchini per soddisfare a parte de'Legati fatti dal defunto Winkelmann, VS. Ill.ma mi farä piacere inoltrandomi con sollecitudine tutto quello, ehe si ritrovato di ragione del medesimo, e in conseguenza della di lui testamentaria disposizione, ora appartenente al detto Ministro, sia in denaro, in Manoscritti, o in quälunque altro genere, come pure i pacchetti, o pieghi, de'quali egli si era caricato per portarli seco a Roma, e ehe devono essersi rinvenuti nel suo fardello. Dall'attenzione di VS. 111.111* io mi riprometto di cio la realizzazione e disposto a testificarle opportunamente il mio gradimento, passo a confermarle i sentimenti di cordiale stima, con cui sono Di VS. Ill.m* Obb: m °Ser: re Kaunitz Rittberg. Vienna 4. Agosto 1768. 178 a Der Magistrat der Stadt Triest an Albani [Entwurf] [Trieste li 9. Agosto 1768.] Eminenza Sig.re Sig.re Cardinale, e Prencipe Sig.re Sig.re Padrone Colend.mo Doppo ehe fü terminato il Criminale Processo del giä indicate empio omicida Francesco Arcangeli emmano da quest'assessorio Criminale la sentenza di Morte d'esser arrotato vivo, ed esposto il suo Cadavere sü la Ruota nel Luogho del Patibolo; questa sentenza sopra un Palco appostatamente fatto ergere nella Piazza grande di questa Cittä di rimpetto

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alPosteria dove resto ordito, e barbaramente effettuato 1'attroce omicidio fü dal Carnefice li 20. del prossimo scaduto Luglio verso le 9. e 10. di mattina esatamente eseguita, e dal Delinquente con esemplare rassegnazione, pentimento, e costanza sino al ultimo periodo pacientemente sostenuta. In quest'ordinario riceviamo grazioso aviso da Sua Altezza Sig.re Sig.re Prencipe Kauniz Rittberg di spedire ä Vienna tutti li effetti, danaro, manoscritti, e qualunque altro genere ritrovati doppo la morte del infelice Winckelman per esser poi da quel Canale inoltrati e fatti giungere a mani di Vostr'Eminenza seconda del Suo desiderio; onde preventivamente ci troviamo in debito, come avevimo gia. destinato, di umilmente occludere qui annesso il specifico integrale Inventario e Conscrizione di qualunque bench- minima cosa ritrovata doppo la di Lui morte, con la notta distinta delle necessarie ed indispensabili spese fatte per li funerali, ed altro come in quella apparisce. Grediamo di aver oninamente addempito ai Doveri del nostro Defontof?], e lusingandoci del1'alto benigno [?] aggradimento dell'Eminenza Vostra con profondo rispetto, e pari venerazione passiamo ä rassegnarci Trieste li 9. Agosto 1768. 179 Albani an Kaunitz

Roma 10. Agosto 1768.

, . . Ringrazio poi sommamente V.ra Ecc.8* per la degnazione ehe ha avuta di mandarmi Gopia della relazione del Costituto, e supplicio subito dall'Assassino dell'infelice Winkelmann, ed uguahnente obligate me le protesto per gli ordini avanzati a Trieste intorno alle robbe ritrovate presso il defonto, tanto piü ehe da cola, dopo il primo aviso, hanno meco fino al giorno d'oggi pratticato un silenzio ehe non so spiegare. com'ebbi 1'awertenza di accennarle. Circa le dette robbe, qualora non fossero gii state trasmesse all'Ecc.za V.ra, ma continuassero ad essere in Trieste, io gradirei, ehe a scanso di un giro piü longo, ed anche per minore di Lei incommode, mi venissero spedite per la via di Mare, dove frequenti e giornaliere sono le occasioni, in Ancona dirette a me con ricapito al Sig. Gonte Pietro Pironi Consolo Imperiale, residente in d.ft Citta d'Ancona, e gradirei pure moltissimo di avere intanto almeno un' Inventario di tutte le cose trovate appresso il Winkelmann, com'£ solito di praticarsi; eppero supplico l'Ecc.za V.r*, quando cosl le piaccia, e quando sia in tempo di rinnovare i suoi ordini, restringendoli all'accennata sollecita trasmissione per Mare, ed affinch£ mi venga communicate Inventario

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anche per sapere se sono stati sodisfatti li Legati da eseguirsi in Trieste, di venti Zecchini alia Cassa de'Poveri, di dieci Scudi per la soddisfazione di Messe, e di due Zecchini al Cameriere dellOsteria, in cui fu assassinate, mentre in caso diverse sono io pronto di mandare da Roma il denaro occorrente per il pronto adempimento de'rned.™1 Legati. Siccome poi ho present! tutte le obbligazioni mie verso I'Ecc.2* V.r*, cosi e Padrona di ritenersi il Manoscritto ehe mi richiede, e ehe contiene la Storia delle Arti dell'Antichitä. Peraltro intorno al pensiere ehe ha V.ra Ecc.za di far stampare Opera costä, io debbo awertirla ehe mi viene supposto essere nellOpera stessa citati varj Monument! da incidersi in rame, e inserirli opportunamente secondo le Citazioni, supponendomi sino 1'Incisore del Defonto, ehe se ne ritrovino giä incisi in rame cinque, o sei, e ehe gli aveva detto l'Autore, ehe sarebbero dovuti arrivare al numero di cinquanta, o sessanta; sieche io prima ehe sapessi il desiderio ehe coll'ultima sua rivertissima mi ha palesato V.ra Ecc.za, attendevo con impazienza il Manoscritto, essendo risoluto di pubblicare con ogni sollecitudine tale insigne Opera e di stamparla in due Lingue, cioe Alemanna, e Francese, e colla necessaria inserzione di tali Monument!, senza di quali ben vede V.ra Ecc.za quanto comparirebbe mancante; onde tutto cio le serva di lume, perche faccia bene esaminare Originale, e vedere, se li supposti rami siano citati, owero siano allusivi soltanto, e d'ornamento, dopo il qual'esame se vorra V.ra Ecc.*** darmi qualche comando puo essere persuasa, ehe verrä da me eseguito colla dovuta puntualitä. 180 Der Podesta der Stadt Tri